Zusammenfassung C. G. Jung - Landkarte Der Seele

April 1, 2018 | Author: Brigitte Knaus-Mayer | Category: Unconscious Mind, Shadow (Psychology), Psyche (Psychology), Consciousness, Psychological Trauma
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C.G. JUNGS – LANDKARTE DER SEELE VON MURRAY STEIN EINE EINFÜHRUNG

1 Die Oberfläche (Ichbewusstsein)   

Zentrale Instanz des menschlichen Bewusstseins = ICH oder lateinisch „EGO“. Bewusstsein = Zustand der Wachheit in seinem Mittelpunkt befindet sich das ICH. Bewusstsein ist ein Feld

1.1 Die Beziehung des ICH/Egos zum Bewusstsein Bewusstseinsfeld

Erfahrung

Wollen/wünschen ICH/EGO

Agierens      

Denken



Das ICH/EGO ist ein Spiegel – indem Psyche sich selbst gewahr werden kann. Bewusstsein : Was wir wissen Unbewusstes : Alles was wir nicht „aktiv“ wissen. Augen sind ein Indikator des wachen Bewusstseins Entwicklung = Hinzufügen von spezifischen Inhalten Ichfunktionen = Denken, Erinnern, Bezeichnen, Sprechen, Erkennen von Bildern und Personen ICH : Kann verdrängen ICH : Kann Inhalt aus Unbewusstem holen, wenn keine blockierende Verdrängung stört ICH : Kann Inhalte aus Unbewusstem holen, wenn sie einmal verankert/erlernt sind ICH: Ordnet, steuert, priorisiert, reflektiert, entscheidet… ICH: Ort des freien Willens Menschliches ICH unterscheidet Mensch von anderen Geschöpfen der Natur Ein starkes ICH kann grosse Mengen bewusster Inhalte fassen und systematisch ordnen, Personen mit geschwächtem ICH sind rasch psychisch überfordert und reagieren eher impulshaft. ICH kann nur beschränkte Zeit ohne Emotionen in reiner Beobachtung bleiben. ICH kann durch Stimulus aktiviert werden: z.B. zu lieben, sich zu wehren, kreativ zu sein etc. Wachbewusstsein wird durch Bewegung erhöht! ICH verändert sich im kernhaften von Geburt bis Tod und wahrscheinlich danach (Reinkarnation) kaum! Die Suche nach dem inneren Kind ist die Sehnsucht das ICH wieder zu entdecken. Leben als Prozess in das eigene ICH hineinzuwachsen!



Entwicklungshüllen des ICH’s:

          

1

Persönlichkeit Nr. 1 = Kernschicht (z.B. eigenes Körperempfinden) Persönlichkeit Nr. 2 = Kulturell erworbene Schicht der Persönlichkeit durch Eltern, Schule etc. z.B. der Name

Eingebettet ins Bewusstseinsfeld

1.2 Die Lokalisierung des ICH

PPPFP Psyche

Aktives Bewusstseinsfeld ICH persönliches Unbewusste

Körperlichkeit (Psychosomatik) Fliessend, erst teilweise erforscht. Bezüge in allen Ebenen vermutet.

Kollektives Unbewusste

 

Dosierte „Zusammenstösse“ /Konflikte z.B. Trotzphase bei Kindern, stärken und fördern die Ich-Entwicklung und –wachstum! Traumatisierende Lebensereignisse hingegen (z.B. Missbrauch, Gewalt) können Entwicklung nachhaltig stören und zu Abwehrprozessen (Verdrängung, Angst, Dissoziationen) führen. Das ständige „Auf der Hut sein“, Selbstisolation, Depressionen können Anzeichen dafür sein, dass Autonomieprozesse nachhaltig gestört wurden.

1.3 Psychologische Typen 2 Einstellungen der Persönlichkeit:  Introversion = Persönlichkeit welche sich vornehmlich nach Innen orientiert  Extraversion = Persönlichk. welche sich vornehmlich nach aussen exponiert/orientiert

2



Vier Grundfunktionen der Persönlichkeit:  Denken  Fühlen  Empfinden  Intuition

Typus: Angeborene, genetische Tendenz, welche sich in einer individuellen Kombination obiger Merkmale ausprägen. Diese bilden dann die jeweiligen „Psychologischen Typen“. Beispiele:  Introvertiertes Kind mit Stärken im Denken: Dieses wird beispielsweise seine Disposition nutzen gewissenhaft wissenschaftliche Studien anzugehen, während ein extrovertiertes Kind mit starker Gefühlsseite naturgemäss z.B. eine SchauspielerAusbildung ins Auge fasst. Chancen und Risiken:  Bei Erziehung/Ausbildung ist es bedeutungsvoll die Unterschiedlichkeit der Kinder zu berücksichtigen um „typengerechte“ Wachstumsprozesse zu fördern.  Abwertung einzelner Typeneigenschaften oder nicht typengerechte Zwänge können Entfaltungsprozesse von Kindern/Jugendliche nachhaltig behindern. Abgrenzung  Nicht alle Aspekte des Verhaltens beziehen sich auf die psychologische Typologie  Wirkbereich der psychologischen Typen darf weder über- noch unterschätzt werden.

1.4 Persönliche Freiheit   

Freiheit des ICH ist begrenzt ! 1. Begrenzung durch Aussenwelt 2. Begrenzung: Innere psychische Prozesse entziehen sich der Kontrolle des ICHs

Zusammenhang: Das Unbewusste spielt hierbei ein bedeutende Rolle in folgenden Kapiteln.

2 Das bevölkerte Innere (Komplexe) Äussere Zusammenstösse:  Ich-Bewusstsein ist Irritationen und emotionalen Reaktion unterworfen, welche  Durch „Zusammenstösse mit der Umwelt entstehen.  Diese „Zusammenstösse sieht Jung als Chance zu Wachstum, wenn sie nicht zu heftig ausfallen. Innere Zusammenstösse:  Wenn kleinere Stimuli – starke, unverhältnismässige Stimuli auslösen. o Halluzinationen o Psychosen o „verrückt werden“ o Amok laufen o Irrational handeln

2.1 Tasten nach dem Unbewussten   

Das Unbewusste ist von Komplexen bevölkert Untersuchungen von Jung legten dar, dass Wörter starke Stimuli für das Aktivieren von Komplexen sind. Die spezifischen Reaktionen deutete er als Komplexindikatoren.

2.2 Die Komplexe 3

 

    

Reizwörter aktivieren unbewusste Inhalte, welche wiederum mit anderen unbewussten Inhalten assoziiert sein können. Stimulation erzeugt Netzwerk von assoziiertem Material aus o Verdrängen Erinnerungen o Phantasien o Bildern, Gedanken Stimulation löst Störung im Bewusstsein aus Komplex-Indikatoren sind lediglich Anzeichen der Störung Personen wussten oft nicht, welche Wörter die Störung auslöste Unbewusste Inhalte, welche die Störung auslöste nannte Jung „Komplexe“ Konstellation = Erwartbare Auslösung einer Komplex-Reaktion (z.B. Angst bei der Begegnung mit einem früheren, gewalttätigen Partner).

2.3 Ebenen des Unbewussten 



Unterscheidung der Komplexe: o Persönliche Komplexe o Familiäre Komplexe o Soziale/kollektive Komplexe (z.B. 9./11 USA) Besonderheiten o Ähnlichkeiten bei Familienmitgliedern z.B. Müttern-Töchtern o Verdacht auf „Weitergabe/Übertragung von Generation zu Generation? o Frühkindliche Komplexbildungen sind in Psyche am hartnäckigsten. (Anmerkung Verfasserin: Aus systemischer Sicht sind diese Aspekte von grosser Bedeutung!)

2.4 Psychische Bilder 

Entstehung der Komplexe (als Bild/Imago und inneres Objekt) o Traumata, familiäre Interaktions- und Verhaltensmuster, kulturelle Prägungen o In Kombination mit bestimmten angeborenen Elementen (den Archetypen) o Komplexe = Bodensatz in der Psyche nach Verarbeitung von Erlebtem und deren o Umwandlung in innere Objekte.



Eigenschaften o Nicht hinterfragt bleiben Komplexe unverändert o Bei Reflexion mit ICH veränderbar! o Psychotherapie ist eine Form der Reflexion. o Wellenartiger Verlauf, langsam abebend bei erfolgreicher Therapie. o Jedoch sind Komplexe „nie“ ganz auslöschbar, die Heftigkeit der Konstellation verkürzt sich jedoch in Stärke und Länge.

2.5 Bruchstücke der Persönlichkeit 

Komplexe bedrohen graduell (Auflösungstendenz) die Integrität der ICHs in folgenden Formen: o Normale Spaltung o Ernsthafte, dissoziative Störung o Multiple Persönlichkeit (schwerste Form v.a. bei sexuellem Kindheitstrauma)

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2.6 Die Struktur von Komplexen Eine Kombination zwischen Trauma und Disposition:

Komplex Kernbild

Psychische Spur des ursprünglichen Traumas   

Archetypische (angeborene) Disposition

Trauma als Gewalterfahrung, Unfall, familiäre Interaktionen etc. Trauma aber auch als Folge inner-moralischer Konflikte wie Neurotischer Konflikt: (im Beispiel ein gesellschaftlich-moralischer)

z.B. sich verleugnen

z.B. sich verwirklichen wollen

2.7 Der Ausbruch von Komplexen       

Ausbruch beruht oft auf „unmerklichen“ Auslösern (z.B. winzige Kränkung) Im Mittelalter wurden ausgeprägte Komplexausbrüche als „Bessenheit“ bezeichnet. Graduelle Unterschiede der Heftigkeit Graduelle Unterschiede bezüglich der Schwächung des ICHs Aufbau im Unterbewussten „Erlöserkomplex“(Helferdrang) z.B. gründet in Verlassenheitserfahrung in Kindheit Komplexe lösen einander ab

3 Die psychische Energie (Libidotheorie) 3.1 Sexualität und Libido Nach C.G. Jung: Libido = Psychische Energie = dynamischer Aspekt der Psyche Nach Freud: Libido = Ursprung menschlicher Aktivität & Denkens, welches wesentlich durch sexuelle Energie bestimmt ist. Er stellt die Sexualität ins Zentrum menschlichen Handelns und Strebens. Sexuelle Konflikte bilden nach Freud die Ursache für Neurosen, Psychosen und sexuellen Konflikten. Jung relativierte das von Freud allbestimmende Primat der Sexualität und geriet darob in Konflikt mit Freud.

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3.2 Die Transformation psychischer Energie  

Mensch kann psychische Energie analog ausleben (nicht nur in Sexualität) Analogiebildung bedeutet Sublimierung der psychischen Energie in Kunst und Kultur etc.



Freud: Inzest (Ödipuskomplex) gleich tatsächlicher Wunsch nach sexueller Beziehung zu Mutter



Jung: Dies ist nur sinnbildlich zu verstehen: Psyche scheut sich vor Herausforderungen des Erwachsenwerdens und sehnt sich nach kindlichem Umsorgt werden zurück:



Jung folgert z.B. das Rückzug in Drogen und Alkohol Ausdruck dieser Sehnsucht nach „einlullender Wärme“ ist, da die Umwelt mit ihren Anforderungen bedrohlich erlebt wird.

Libido = Wille

1. Lebens-hälfte v.a.Wille zum Leben

2. Lebenshälfte v.a. Wille zum Tod (Freud spricht vom Todestrieb)



Entwicklungstheorie n. Jung:

geschützte Kindheit

"Opfer" natürlicher, angelegter Drang sich zu entwicken und geschütztes Umfeld zu verlassen

Entwicklung Wachstum Autonomie

3.3 Die Physik als Vorbild    



„Dynamis“ (= Kraft des Traumas ) dringt in Psyche ein und schädigt diese. Jung vergleicht dies mit der Physik (Anm. Verfasserin: Kinetik) Engerieüberfluss des Komplexes lässt diesen in das ICH-System einfluten (Anm. Verfasserin: Intrudieren/Intrusion) Energie im System ist in Stasis (Gleichgewicht) bis Impuls aus Umwelt Komplex aktiviert/konstelliert: Verfassung Psyche ist bedeutungsvoll, wenn sie bereits instabil ist wird sie durch die Aktivierung des Komplexes noch instabiler (Anm. Verfasserin: Dekompensationsgefahr) Empathische Haltung z.B. in Beratung sehr wichtig, da stabilisierend.

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Gefahr der Destabilisierung des ICH

Bewusstes ICH

Dyna mis Komplex

Unbewusstes

Dyna mis Komplex

Komplex

3.4 Die Quelle der Energie • • •

Jung: Komplexe sind unterschiedlich, energetisch geladen Energetische Aufladung der Komplexe durch: o o

• • • •

Energetisch flutet Energie (Dynamis) in’s bewusste ICH Die Stabilisierung ist von psychischer Gesundheit abhängig. Methoden des ICHs zur Stabilisierung: o o o

• • • • •

A. Neue Traumata (Anmerk. Verfasserin z.B. Retraumatisierung) B. Magnetkraft des Archetypischen Kerns (vergl. Abbildung 2.6.)  Dieser Kern bezieht seine Energie wiederum aus zwei Quellen  1. Dem Instinkt  2. Archetypen (angeborenen Eigenschaften).  Archetypen erhalten Impulse auch aus Kultur  Anderen Menschen  Aus dem Geist selbst

Ordnende Strukturen schaffen Grenzen ziehen Vorhaben gezielt einleiten

Reguläre sind psychische Systeme teilweise offen Pathologische psychische Systeme schliessen sich und erstarren (z.B. Schizophrenie) Im Verlaufe des Lebens besteht eine Tendenz zu Konservatismus mit Stasis. Dies erschwert Veränderungen Tendenz von höheren zu niedrigeren Energiestufen analog dem Wasser.

3.5 Die Messung psychischer Energie (von Komplexen) • • • •

Grundsätzlich möglich mittels Wort-Assoziations-Test Energie-Niveau kann mit Hilfe der Komplex-Indikatoren gemessen werden. Kollektive Komplexe rund um Sexualität, Religion, Geld & Macht können bei Provokation sogar zu Kriegen führen (z.B. Religionskriege) Bewusste Inhalte können gewählt und gesteuert werden – Unbewusste nicht!

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3.6 Die Einheit von Körper und Geist • • • • • • •

Psychische Energie = Unterkategorie von Lebensenergie Energie fliesst: Von einem Thema zum nächsten oder versickert im Unterbewussten Verknüpfung physischer und psychischer Bereich komplex, teilweise Prozesse tief im Unbewussten Psycho-Soma-Einheit ist KEIN absolut geschlossenes System! „Menge psychischer Energie kann von einem Objekt zu einem anderen fliessen (z.B. Interesse, Hobbys etc.) Bei Depression fliesst die psychische Energie ins Unbewusste – Jung spricht davon, dass sie in die Regression (schützendes kindliches Entwicklungs-Stadium) geflossen ist.

3.7 Energie, Bewegung und Richtung •

Regression & Progression = Richtungen des Energieflusses. o o o

Progression: Libidio/Energie wird für Anpassung an das Leben genutzt (positiv) Regression: Libido/Energie fliesst in entgegen gesetzte Richtung und verschwindet im Unbewussten, wo Komplexe aktiviert werden (z.B. bei Verlassenwerden durch Partner werden weitere Bilder von Verlust assoziiert) Gefahr, dass innerer Konflikt/Spannung entsteht, da Polaritäten die vormals verbunden waren, sich nun gegensätzlich darstellen.

o  

Ambivalenz-Situation Steigerung bis zum Stillstand, Bewegungsunfähigkeit.

Progres sion

Be Regres sion

• •



Entwicklung ist sowohl im „Progressiven“ Status (Anm. Verfasserin: Aktive Anpassung/Bewältigung) als auch im Regressiven Status möglich o Paradoxon: Auch Regression kann zu Entwicklung führen  aktiviert innere Welt  aktiviert Komplexe  Ergebnisse „innerer Arbeit am Unbewussten“ kann neue Entwicklung anstossen,  Fördert innerliche Auseinandersetzung  Manifestation im „Äusseren“ möglich  = Reifeprozess welcher wiederum in Progressionsrichtung weitergehen kann!

 Tendenz:  Introvertierte  Extrovertierte

: Entwicklungsprozesse eher im Unbewussten : Entwicklungsprozesse eher im Ich-Bewusstsein

 Wandlungen, Phasen der Veränderung, sind im Laufe des Lebens erwartbar und werden als Transformationen bezeichnet. 8

3.8 Wandlungen und Symbole  Jung: Gradient = Natürlicher Lauf der Energie, ein Bahn in welcher sie fliessen kann.  Symbole sind Zeichen, welche sich als Analogien zu primären instinktiven Reizen (z.B. Mutterbrust) gebildet haben.  Symbole sind hoch-gradient und wirken stärker als Reize der primären Bedürfnisbefriedigung (wie z.B. Mutterbrust) o Beispiel: Gourmet-Menü als Symbol für ursprüngliche Befriedigung an Mutterbrust.  Symbole ziehen sehr viel Energie auf sich (z.B. christliches Kreuz) o Die anonymen Alkoholiker verwenden das Kreuz um die psychische Energie Betroffener auf etwas Attraktiveres zu lenken als den Alkohol.  Symbole sind Organisatoren der Libido.  Symbole öffnen für das „Geheimnis“ o Mystiker sprechen von Ekstase in der Vereinigung mit Gott als orgasmisches Erlebnis o Symbole vereinigen Körper und Seele zu Ganzheit o Symbole transformieren natürliche Energie in kulturelle und geistige Form  Freud: Libidinöse Wünsche können sublimiert werden o Reduktive Sicht: Sublimation ist Ersatz für den eigentlich Wunsch in frühe Kindheit, in Vater- und/oder Mutterfixierungen und ödipale Phantasien zurück zu kehren.  Jung: 3 Phasen

• Ursprünglich sucht Kind mütterliche Quelle um Überleben zu sichern

1. Phase

• Libido fliesst in sexuelle Kanäle um Fortpflanzung zu sichern

2. Phase

3. Phase

• • • •

Weitere Transformation der Libido auf Kultur Kultur = Erfüllung von Wünschen und Bedürfnissen Schaffung von Symbolen und Einbindung spiritueller und mentaler Inhalte

4 Die Grenzen der Psyche (Instinkte, Archetypen und das kollektive Unbewusste) Jung erforschte Bereiche, welche er als kollektives Unbewusste bezeichnete.  Archetyp o Primäre Quelle psychischer Energie und Formgebung o Ursprung psychischer Symbole, welche sich mit Energie aufladen, strukturierend sind und am Ende zur o Schaffung von Zivilisation & Kultur führen.  Archetyp & Instinkt o Zutieftst miteinander verwurzelt  Kollektives Unbewusste o Tiefste Schicht o Kombination aus universalen Mustern und Kräften (=Archetypen & Instinkten) o Universal da diese Muster und Kräfte auf dieser Ebene gleich sind. o Bildung und Weitergabe über Millionen Jahren menschlicher Entwicklung

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 Individualität o Produkt persönlichen Ringens um Bewusstsein über längeren Zeitraum o = Individuationsprozess

4.1 Archetypen (psychische Universalia) Jung erfuhr diese psychische Unisversalia in einem Traum, in welcher ihm die „Geschichte der Menschheit in Epochen“ als Haus mit mehreren Stöcken erschien.

Erdgeschoss - Gegenwart 1. UG = kürzere Vergangenheit 2. UG = mittlere Antike 3. UG = Prähistorische Vergangenheit

Jung erklärt die „duale Natur der Libido“ anhand eines Fallbeispieles. (S. 111)

1. 2. Lebenshälfte Lebenshälfte • Lebensenergie • Sexualität

• Todestrieb

Neigung des Menschen:  Sexuelle und andere Befriedigungen zu opfern und nicht-sexuellen Neigungen und Wünschen zu folgen. Weitere Archetypen nach Jung:  Der „Held“ die „Heldin“ befähigt Menschen das Opfer der „Mutter“ d.h. kindliches zu überwinden und Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Aktive Auseinandersetzung mit Realität und nicht mehr kindlich-phantasievolles Denken.

4.2 Das Unbewussste Jung fand Parallen in Bildern und Mythen von Individuen und Gruppen in voneinander unabhängigen geschichtlichen Perioden und Orten.  Seine Forschungsfrage: Gibt es einen gemeinsamen Ursprungspunkt für psychotische Bilder, Traumbilder und kollektive mythische und religiöse Bilder und Gedanken?  Vorgehen: Er liess Probanden nach individueller Neigung tanzen, zeichnen, modellieren, malen etc. 10

 Er bezeichnete diesen Prozess, welcher durch Kreativität erfolgt als o Individuationsprozess  Dieser Imaginationsprozess überführt unbewusste Inhalte in bewusste! 

Wiederkehrende Motive und Formelemente:  Chaos und Ordnung  Dualität  Gegensatz hell/dunkel  Oben/unten  Rechts/links  Einigung des Gegensatzes in einem Dritten  Quaterintät (Viereck und Kreuz)  Rotation (Kugel, Kreis)  Kreis und radiäre Ordnung (z.B. Mandala)  Zentrierung (nie überschrittener Höhepunkt, mit praktisch therapeutischem Effekt)

 

Die gefundenen Gestaltungsprinzipien sind unbewusst Hinweise auf weit zurück liegende Anfänge nicht persönlicher Art sondern kollektiver.  Als Beweis für die Existenz des Unbewussten führt Jung die Dissoziabilität der Psyche an:  Bei veränderten Bewusstseinszuständen trifft man auf  Subliminales Selbst, welches nicht das ICH ist aber  Intensionalität und Willen zeigt.  = zwei unterschiedliche Bewusstseinszentren

4.3 Instinkte  ICH wird durch Instinkte (auch körperliche) teilweise auch durch geistige Formen und Bilder in Bewegung gesetzt. o Instinkte wurzeln im Physischen durch o Impulse, Gedanken, Erinnerungen, Phantasie, Emotion o dringen sie in Psyche ein o Person wählt und steuert mit Willen bis o zu einem gewissen Punkt  Im oberen „bewussten“ Teil der Psyche sind Instinkte weniger bedeutsam  Instinkte werden von archetypischen Bildern gesteuert aber  Archetypen können sich auch wie Instinkte äussern und umgekehrt  Archetypische Bilder haben sowohl positive als auch negative Macht! (z.B, Mystik)

4.4 Verhältnis zwischen Archetypen und Instinkten Körper

instinktiver Pol der PSYCHE archetypischer Pol Materie



transzenter Geist

Man stelle sich eine Verbindungslinie zwischen instinktivem Pol und archetypischem Pol innerhalb der Psyche vor.

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Instinkt lädt archetypische Bilder mit Energie auf

Archetyp: verleiht Instinkt Gestalt

     

Instinkte & Archetypen sind gemischt – nie in Reinform Alle archetypischen Bilder sind enstammen „einer Quelle“, einer „Wesenheit“: Jung nennt diese das SELBST = Jungs Gottesbegriff (s. Kapitel 7) Archetypische Bilder welche das SELBST und das Ichbewusstsein verbinden bilden einen Mittelbereich, welcher Jung als Anima und Animus bezeichnen. Intuitionen, Visionen, Träume & Wahrnehmungen von instinktiven Trieben, Bildern, Emotionen und Ideen dringen ins Bewusstsein Das ICH muss sein Handeln ethisch mit diesen Invasionen aus dem inneren Raum abwägen/bearbeiten.

5 Das Enthüllte und das Verborgene in der Beziehung zur Aussenwelt (Persona & Schatten) Subpersönl ichkeit A

Subpersönl ichkeit C

Psyche

Subpersönl ichkeit B

Subpersönl ichkeit D

 Psyche mit Subpersönlichkeiten

Ich-Komplexe

Mutterkomplex

Vaterkomplex

Schatten = Abbild unseres Selbst

Persona = Gesicht nach Aussen/Maske

persönlicher Komplex A

Persönlicher Komplex B

Persönlicher Komplex C, etc.

5.1 Der Schatten des Ich      

Schatten = unbewusster, psychischer Faktor Gesellschaftlich eher unmoralische, eher nicht ehrbare Seite der Persönlichkeit Handeln aus dem Schatten, sind oft nur „teilbewusst“! Feedback einholen kann helfen eigene Schatten besser wahr zu nehmen (Anmerkung Verfasserin: z.B. Supervision) Integration des Schattens stellt enormes Persönlichkeitswachstum dar! Gefahr: Projektion eigener Schatten auf andere: So entsteht z.B. das „schwarze 12



Schaf“. Gefahr: Abwehr des eigenen Schattens und defensives Verharren: „Ich bin unschuldig!“

5.2 Die Bildung des Schattens

   

positiv und akzeptierte Inhalte & Züge

wird Teil des ICH und

der PERSONA

unvereinbare Inhalte & Züge

ICH-fremd

werden zu SCHATTENinhalten

Schatten will, was Persona nicht erlaubt! (Komplementäre Gegenpersona) Enantiodromie = Umerkehrung der Persönlichkeit n. Jung z.B. Faust umarmt Schatten wird eine zeitlang eins mit seinen Energien & Eigenschaften Menschliches Kernproblem: o Ohne Auseinandersetzung mit Schatten = Unvollständigkeit – o Mit Auseinandersetzung mit Schatten = zähes seelisches Ringen & Beflecken o Bei Gelingen: Höherer Grad der Ganzheit! Reife

5.3 Die Persona       

Persona = Person wie sie sich darstellt, nicht wie sie IST! Die Persona steht nicht unter völliger Kontrolle des ICH, sondern hat viel Autonomie (s.5.2.) Persona entsteht durch Erziehung/Anpassung an gesellschaftliche Umwelt (s. 5.2) Forschungsfrage Jung: Weshalb nimmt die Person soviel konventionelle, erwartete gesellschaftliche Rollen ein, statt sich in der eigenen Einzigartigkeit zu zeigen? Multiple Persönlichkeiten sind pathologische Muster Leichte Aufspaltungen zeigt jedoch jeder Mensch je nach umgebendem Milieu o z.B. Gassenengel, Hausteufel o oder energischer Geschäftsmann, liebevoller Familienvater etc. Einstellungen nach Jung: = Kombination von psychischen Faktoren oder Inhalten, welche das Handeln dieser oder jener bestimmten Richtung determinieren. Bei längerer Dauer werden sie zu Charakterzügen und Gewohnheiten.



Identifikation n. Jung: Fähigkeit des ICH mit äusseren Objekten, Einstellungen und Personen zu verschmelzen.



Funktionale Identifikation entspricht klarem Rollenbewusstsein (bewusst unterschiedliches Handeln in unterschiedlichen Rollen, Anm. Verfasserin)

5.4 Die beiden Quellen der Persona ICH (Wunsch nach Autonomie)

Persona (strebt nach Anpassung/Beziehung

Schatten (strebt nach Trennung/Individuation

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5.5 Die Entwicklung der Persona    

  

   

Konflikt zwischen Individuation/Abgrenzung und gesellschaftlicher Konformität schafft einen Grossteil der Grundängste des ICHs! Pupertätskonflikte und –Prozesse als Beispiel. Identifikation mit Persona ist geschieht beispielsweise in Hinblick auf o Position in Geschwisterreihe o Geschlecht Zwei mögliche Fehlanpassungen: o Überanpassung/Überidentifikation o Wenn Individuum extrem nach innen orientiert ist (Animus- & Animabesessenheit Aufgabe der Persona: Verhalten zu Objekten und Schutz des Subjekts, des ICHs. Extrovertierte weniger Probleme bei Entwicklung der Persona Introvertierte: Libidoenergie wander zum Objekt, kehrt dann zu Subjekt zurück o Bindung gestaltet sich problematischer o Eher ambivalent, schüchtern, unsicher o Ziehen kleine Personenkreise gegenüber Masse vor Je stärker Persona Ausdruck der Persönlichkeit ist desto echter ist sie. In Persona eingewoben können auch Komplexe wie „Elternkomplex“ Die frühe Jugend ist daher sehr prägend auf die Persona des Erwachsenen Freud: Übertragung = Der Alte Kontext (Eltern-Kind) wird auf neue Beziehungen übertragen (z.B. auf Arzt-Patient-Verhältnis).

5.6 Transformationen der Persona Transformationsschwerpunkte der Persona:

1. Übergang

Kindheit

Jugend 2. Übergang

Jugend

frühes Erwachsenenalter 3. Übergang

frühes Erwachsenenalter

mittlerem Erwachsenenalter 4. Übergang

mittleres Erwachsenenalter  

 

Alter

Mensch nimmt verschiedene Rollen im Laufe des Lebens an Menschen denken je nach sozioökonomischem Status anders über sich o Z.B. verheiratet oder nicht, Eltern sein oder nicht etc. auch abhängig o Alter, Peergroup, entsprechend o verschiedene Präferenzen bezüglich o Wohnen, Lebensstile, Mobilität, Äusserem etc. Teils archetypische Grundlage, teils kollektive Auch Persona hat archetypischen Kern z.B. Rollen o Das älteste Kind (verantwortungsbewusst) o Das schwarze Schaf (Dynamik: Oft von Familien & Gruppen zugewiesen) o Rollen werden oft lebenslang hartnäckig reproduziert

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  

Jung fragte sich weshalb? o Sie bieten psychosoziale Identifikation o Vertrautheit o Schützt vor Peinlichkeit als stärkstes Motiv da: Westliche Gesellschaften: Angst vor Schuld Östliche Gesellschaften: Angst vor Gesichtsverlust Die Stelle wo Persona endet und der Schatten beginnt o sitzt die Scham/die Schuld o fühlen wir uns befleckt

5.7 Die Integration von Persona und Schatten

Schatten Persona

Grad der Selbstannahme

= erfolgreiche Integration!     

Fallbeispiel S. 149: Individuum beobachtet sich Aufspaltung der Persona und Schatten vermindert Selbstakzeptanz „die Dinge sehen wie sie sind“



Durch solche „Individuationskrisen“ können Menschen wachsen, wenn es gelingt die gegensätzlichen Pole von Schatten und Persona zu integrieren!



Wenn Pole in bewusst in Spannung gehalten werden können entsteht Vakuum, welches kreative Lösungen aus dem UNBEWUSSTEN möglich macht!



Somit können neue Vorwärtsbewegungen entstehen, welche die Person über ihre Konflikte herauswachsen lässt. Dies geschieht sowohl im Rahmen der Lebensentwicklung oder in Form von Therapie.



Es gibt jedoch auch Personen, welche zu dramatische Schattenseiten beherbergen, hier ist u.U. eine psychotrope, medikamentöse Therapie notwendig.



Andererseits gibt es Personen, welche durch eine ICH-Schwäche nicht in der Lage sind ihre Impulsivität zu zügeln, so das transzendentale Funktionen von der Person nicht zugelassen werden können.

6 Der Weg ins tiefste Innere (Anima und Animus)    

Anima & Animus sind subjektive Persönlichkeit Repräsentieren eine tiefere Schicht als der Schatten Bei Männern: Eher weiblich = Anima Bei Frauen: Eher männlich = Animus

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6.1 Die Definition von Anima und Animus         

Anima/Animus nach Jung = Archetypische Gestalten der Psyche, gleichzeitig Ausserhalb der Psyche im Bereich Unpersönlicher geistiger Formen und Mächte Jenseits menschlicher Wahrnehmung Nur indirekt anhand von Manifestationen Sie prägen Individuen und Gesellschaften Sie befinden sich im Reich des kollektiven Unbewussten, dem Land der archetypischen Bilder, wo sich die Grenzen verwischen Abstrakt: Anima/Animus = Psychische Struktur, welche



A: komplementär zur Persona ist und



B: das ICH mit der tiefsten Schicht der Psyche verbindet (Bild & Erfahrung des Selbst)



Anima/Animus = Funktionaler Komplex, welcher die Anpassung an die innere Welt ermöglicht. Jung: Eine Brücke, ein Tor zu den Bildern des kollektiven Unbewussten.

Persona: Anima/Animus:

Zielt ausschliesslich auf das Verhältnis des ICH zu Objekten. Zielt auf die Beziehung des ICH zum Subjekt

Subjekt:

Vage oder dunklen Regungen, Gefühle & Gedanken, welche uns aus der Kontinuität des bewussten Erlebens am Objekt zufliessen (Anm. Verfasserin: z.B. Vages Bauchgefühl zu einer Sache). Inhalte und Bilder auf der subjektiven Ebene unbewussten Ebene der Psyche

Imago:

Jung:

Wie Personen mit anderen Personen umgehen ist ersichtlich Der Umgang (liebevoll, kritisch, akzeptierend etc.) mit sich selbst nicht!  Die eigene Einstellung, das Empfinden sich selbst gegenüber ist charakteristisch für seine Anima/AnimusEinstellung und stellt einen eigenen inneren Funktionskomplex dar.  Anima/us = Innere Einstellung, welche das Verhältnis des Menschen zur inneren welt des Unbewussten regelt. Fallbeispiele, S.158: Launischer Mann, welcher leicht kränkbar seine Stimmungsschwankungen nicht kontrollieren kann. Anima ist nicht unterstützend sondern schwach ausgeprägt. Beziehungen leiden. Fallbeispiel, S. 159: Frau mit autonomien Ideen, welche sie emotional aufgeladen der Umgebung kommuniziert, so dass Beziehungen leiden. Dysfunktional, da das ICH gerne einfühlsam wäre, sie aber aufgrund aufschiessender Animuskraft schroff und hart reagiert. Jung:

Anima-Bessenheit bei Frau:

Animus-Bessenheit beim Mann:

Beide

Tendiert zum Angriff Sucht Partner, welche ihre „Inspirationen“ aufnehmen kann. Tendiert sich in Gefühle von Verletztheit zu vergraben. Sucht Partnerin, welche ihm hilft mit seinen Gefühlen umzugehen. Mangelnde Impulskontrolle Überflutung ICH-Schwächung

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Idealtypische Entwicklung nach Jung            

Bewusste und unbewusste Teile des psychischen Systems arbeiten in harmonischem Wechselspiel zusammen, welches sich z.T. zwischen Anima & Persona abspielt ICH wird nicht von innerem oder äusserem Material überflutet Libido fliesst in progressive Entwicklung und Aufgaben des Lebens ein Optimaler Zugang zu inneren Ressourcen Gute Fertigkeiten zur äusseren Anpassung Ausgewogene Haltung zur äusseren Welt Ausgewogene Haltung zur Inneren Welt Innere und äussere Welt sind gleichermassen entwickelt Fähigkeit stabile Beziehungen zu leben Innerlich ein wohldosierter, steter Zugang zur Quelle der Energie und schöpferischer Inspiration

Gründe für Abweichungen – und positive Wendungen  Ungleichmässige Entwicklung  Innerer Entwicklung wird (noch) zuwenig Aufmerksamkeit geschenkt.  Erst wenn z.B. in Lebensmitte (z.B. Midlife-Crisis, Burn-out etc.) Persona abgestreift oder in Frage gestellt wird und Anima/us Impulse den Menschen überfluten und im Konflikt fast zerissen werden, kann Bedürfnis nach innerer Entwicklung zum vordringlichen Thema werden. = Wunsch nach weiterer Individuation.

6.2 Geschlecht und Anima und Animus Jung: Kardinalsfrage zur eigenen Anima/us: Was für eine Seele habe ich, was für einen Geist? (Welche innere verborgene Persönlichkeitsseite habe ich als Mann, als Frau? Symbol Yin & Yang: Mann in der Regel: Weibliche Seele/Anima Frau in der Regel: Männliche Seele/Animus

    

Wenn der Mann sehr ausgeprägt männlich in seiner Persona erscheint, so besitzt er in der Regel eine weibliche, sentimentale, innerliche Anima Weibliche Frauen besitzen in der Regel eine männliche Animus, d.h. die äusserliche, gefühlsbetonte Art wird innerlich ergänzt durch Logik, Zielstrebigkeit etc. Es gibt dabei unterschiedliche Ausprägungen, z.B. wenig weibliche Personen, entwickeln eine eher schwach ausgeprägte männliche Innenseite Oder z.B. ausgeprägt männliche Männer eine eher starke weibliche, innere Anima Zt. Findet ist in der Gesellschaft eine Entwicklung zur Androgynität zu beobachten.

6.3 Die Entwicklung von Anmia/us  

Gerade schwach entwickelte Anima/us-Strukturen bieten ein hohes Potential zur Weiterentwicklung. Solange das ICH-Bewusstsein zu stark an seine Persona gekoppelt ist, besteht nur wenig Spielraum zur Entwicklung zu einem einzigartigen Individuum.

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Fallbeispiele auf S. 168 zeigen auf, dass Menschen, welche sich stark auf gesellschaftlich anerkannte Verhaltensweisen stützten, ihre unterdrückten Animus/Anima-Komplexe z.B. anhand von Phantasien etc. zeitweise in für andere unerklärbaren Projektionen ausleben. (z.B. konventioneller Mann verliebt sich über Massen in unkonventionelle Frau, als Ausdruck seiner ungelebten Anima-Sehnsucht etc.)  

Anima/us hat grössere Reichweite und Potenial als Schatten, da sie die Brücke aus dem Unbewussten zum Selbst schlagen kann. Jeder Mann und umgekehrt jede Frau trägt, dass Bild einer tatsächlichen Frau, bzw. das Bild eines tatsächlichen Mannes in sich: o Dieses Bild/Projektion ist Ursache der ewigen Missverständniss zwischen den Geschlechtern o Für die Projektion sind wir nicht verantwortlich, hingegen wenn wir sie  Nicht bewusst wahrnehmen  Nicht zurücknehmen  Nicht analysieren  Unsere Grundüberzeugung nicht in Frage stellen!  Und somit weiter in Verzerrungen leben. 

6.4 Wachsendes Bewusstsein und Anima/us-Erfahrung

Anima/us (auf archetypischen Strukturen basierend)

  

wird durch das psychische System gefiltert

nimmt somit Gestalt an und wird vom psychischen System wahrgenommen

Schatten löste Furcht und Bedrohung aus Anima/us wirkt jedoch belebend, anziehend und weckt Wunsch nach Vereinigung o Z.B. Charismatischer Funke bei grossartigen Rednern o Anima/us-Struktur ist eine verwandelnde Macht! Damit es zu psychischer Weiterentwicklung durch Anima/us kommt braucht es nach Jung die „Auseinandersetzung“ zwischen Ich-Bewusstsein & Anima/us. o Es geht um wachsendes Bewusstsein o Gewahrwerden der eigenen Projektionen o Hinterfragen unserer romatischten und bestgehütetsten Illusionen o Dies bedeutet die illusorische Welt der unbewussten Phantasie zu zergliedern o Sich selbst gestatten, die Höhen und Tiefen des eigenen geistigen Universums intensiv zu erleben.

 

Freud: Jung:

 

Schatten kann nur in Beziehung zum „Gegenüber“ realisiert werden. Anima/us nur in Beziehung zum Gegengeschlecht, weil ihre Projektionen nur dort wirksam sind.



Bewusstwerdung ist ein Prozess, welcher sich hauptsächlich nicht in der Isolation vollzieht! (Innenschau-Momente bedarf es zusätzlich)



Schatten wird erfahren, wenn wir uns bei anderen Menschen über Eigenheiten oder Verhalten besonders ärgern – dies hat mit unseren eigenen Schatten zu tun.

Charakter ist Schicksal Anima/us-Instanz = Schicksal

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Anima/Animus-Erfahrung folgendermassen in der Triade:

bewusstes ICH mit männlichem Subjekt

archetypisches Bild der Anima des obigen Mannes

Partnerin mit bewusstem ICH

 

Obige Grafik bezieht sich auf einen Mann, analog stellt sie sich bei einer Frau dar, d.h. bei Ihr wäre es ein männlicher Partner und das archetypische Bild ihres Animus. Jung erweitert dies durch eine weitere Instanz aus dem transzendentem Bereich: o Bei der Frau durch die Chtonische Mutter-Figur o Beim Mann durch den alten Weisen

bewusstes ICH mit männlichem Subjekt

alter Weiser beim Mann chtonische Mutter bei der Frau

archetypisches Bild der Anima des obigen Mannes

Partnerin mit bewusstem ICH



Anima/us sind im psychischen Leben ewig aktiv (von Kindheit bis Alter)

6.5 Sexualität und Beziehung       

Es gibt Menschen, welche sich vor der Anima/us-Begegnung fürchten o Z.B. kleine Jungs, welche vor Mädchen weglaufen, da sie sich überfordert fühlen Ebenso bedrohen Anima-Begegnungen konventionelle Ehen von Männern und Frauen Anima-Begegnungen können Menschen in ungeahnte Leidenschaft und Vernichtung stürzen Anima-Begegnungen können Menschen, sofern sie diese Kräfte aushalten ebenso auf eine neue Stufe des Bewusstseins führen. Voraussetzung ist die transzendentale Erfahrung, welche als Maya eingeordnet werden kann, so wie sinnliche Erfahrungen der Materie zugeordnet werden. Anima-Begegnungen können als Via regia, Königsweg zum Selbst bezeichnet werden. Anima-Erfahrungen sind mit dem körperlich-physischen Instinkt vermählt, genau diese verleiht ihr, ihre starke psychische Komponente. 19



Jung fragte sich, weshalb wählen wir jeweils einen bestimmten Seelenpartner hierzu? o Die Anima-Projektion: Dies bedeutet, dass uns Personen anziehen, welche die unentwickelte Seite unserer Person repräsentieren z.B.  Z.B. starker Mann wird von schwacher, hilfloser Frau angezogen  Z.B. starke Frau wird von schwachem Mann, z.B. Alkoholiker angezogen. o Bei längerer Beziehungsdauer vermischen sich die Psychen und auch die unbewussten Teile, vor allem die Anima/us. o Bei Animus-Bessenheit bekämpfen sich Anima/us der Partner im Sinne eines Hunde-Katze-Verhältnisses o Während dieser Auseinandersetzung können nach emotionaler Beruhigung, transzendentale Wandlungen wahrgenommen werden und das Paar kann einen Entwicklungsschritt für je für sich aber auch gemeinsam konstatieren. o Jung beschrieb die Anima/us-Erfahrung als Führerin des Schicksals und als o Tiefste Erfahrung des Selbst wenn Anima/us die Leitfiguren dieser Vereinigung waren.

7 Der transzendente Mittelpunkt und die Ganzheit der Psyche (Selbst)  

Das SELBST den Schlüssel, den Kernpunkt seiner Vision dar. Das Selbst ist transzendent, d.h. o Es wird nicht durch den psychischen Bereich definiert und o Ist nicht in diesem enthalten o Es liegt jenseits des psychischen Bereichs und o Definiert ihn (den psychischen Bereich) o Das Selbst ist mehr als die eigene Subjektivität o Das Selbst bildet den Urgrund für die Gemeinschaft des Subjekts mit der Welt o Im Selbst sind Subjekt, Objekt, Ich und anderer in einem gemeinsamen Struktur- und Energiefeld miteinander verbunden o Das Selbst (Anmerkung Verfasserin: das höhere Selbst) steht über narzisstischen und egoistischen Aspekten) o Ichfreiheit ist erreicht, wenn das Selbst in Kontakt mit dem Ich im Austausch mit einer tieferen und weiteren Wirklichkeit gelangt.

7.1 Jungs Erfahrung des Selbst           

Jung entdeckte zwischen 1916/18, dass die Psyche auf einer fundamentalen Struktur ruht, welche auch bei Erfahrungen von Verlassenwerden und Enttäuschung, einem emotionale Stabilität darstellt. Jung erlebt selbst eine Phase der Destabilität und Verwirrung. Er drückte seine Empfindungen aus dem Unbewussten in Form von Bildern und Illustration in seinem „roten Buch“ aus und versuchte sie für sich zu deuten. Yoga-Übungen, Meditation, Spieltherapie, aktive Imagination und Malerei halfen ihm seinen Geist zu beruhigen. Er öffnete seinen Geist für Material aus dem Unbewussten und Zeichnete diese auf. Anschliessend bearbeitete er diese Inhalte fruchtbar innerhalb seiner wissenschaftlichen Arbeiten. Spontan hatte er den Drang Mandalas zu zeichnen und erkannte in Ihnen den Archetypus des Selbst, welches ordnende Funktion innehat. Das Selbst erkannte er als primären Archetypus aus welchem alle andern entspringen. Das Selbst bezeichnete er als Dynamik, welcher der Kompassnadel des ICHs die Richtung angibt.

7.2 Jungs Definition des Selbst  

Aion = Gott der Zeit aus dem antiken Mithraskult Aion = Hinweis auf Raum-Zeit-Kontinuum in welchem das Ich-Bewusstsein lebt 20

     

Aion = zentrale Schrift von Jung, wo er über unterschiedliche Kulturen die durchgehende Bedeutung den transzendenten Faktor (das Selbst) der Psyche beschreibt. Ganzheit und Selbst sind Äquivalente Ganzheit entsteht, wenn das (höhere) Selbst im Bewusstsein realisiert wird. Voraussetzung ist die Auseinandersetzung mit Anima/us. Der Prozess ist nie abgeschlossen, da im Lebensgang laufend neue Inhalte integriert werden müssen um in der Ganzheit zu bleiben. Das regelmässige Einüben von Ganzheit, dem Weg des Selbst wird auch (aus östlichen Weisheitslehren) das Leben im Tao genannt.



Archetypische Symbole des Selbst als Ganzheit sind Quaternitäts- und Mandalabilder (Quadrate & Kreise)



Die folgende Abbildung zeigt die Hierarchie an:

Selbst mit Abbildung des göttlichen in sich

Syzigenie von Anima/us

Schatten 

Nach Jung: o Wenn z.B. Patienten spontan Mandalas zeichnen, bedeutet dies dass eine psychologische Krise vorliegt und das Selbst versucht mittels dieser wieder eine dynamische, keine statische Ordnung wieder her zu stellen. o Ordnung oder Einigung des psychischen Systems heisst:  Es wird ausgeglichener  Einzelne Teile treten besser miteinander in Beziehung oder  Einzelne Teile werden besser integriert. o

Auch das ICH hat analog dem Selbst ordnende Funktionen  Das ICH kann ausgleichen, zentrieren und einen sofern  Die Komplexe und die Abwehrmechanismen dies zulassen 

Das ICH hat die Fähigkeit zu sagen: ICH, Ich bin, Ich weiss, dass ich bin, also eine Form von Selbstbewusstsein – es weiss, dass es ist.

o

Es deutet viel darauf hin, dass auch das Selbst ein selbstreflexives Bewusstsein besitzt.

o

Jung: Das ICH und das Selbst haben eine besondere Beziehung:

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(hohes) Selbst

• besitzt höchste Form des Selbstbewusssein im psychoiden Bereich = nicht psychischer aber ähnlicher Bereich • beeinflusst psychischen Bereich durch Bilder, geistige Inhalte, Offenbarungen

• zeigt sein Bewusstsein in den vertrauteren Regionen der der psychischen Welt

ICH-Bewusstsein

7.3 Symbole des Selbst 



Jung: Mögliche Bilder des Selbst, welche aus dem Unbewussten auftauchen sind: o Geometrische Strukturen wie Kreis, Quadrat und Stern  Z.B. im Traum sitzen 4 Leute um einen runden Tisch  Ausdruck des Selbst ist auch die 4 als Zahl und deren Vielfaches  Besondere Edelsteine wie Diamanten und Saphire  Schlösser, Kirchen  Schalen und Gefässe  Das Nabenrad  Höherstehende (höher als das ICH-Bewusstsein) Personen wie  Eltern, Onkel, Könige, Königinnen, Prinzen & Prinzessinnen aber auch  Tierfiguren wie Elefanten, Pferde, der Bulle, der Bär, der Fisch, die Schlange: Dies sind Totemtiere, welche dem eigenen Clan, oder Volksgruppe entspricht  Bäume und Blumen  Berge und Seen  Ebenso der Phallus o Das Selbst hat aber auch paradoxe Erscheinungsweisen, je nach Einstellung der Person: So Greis/Kind, männlich/weiblich, mächtig/hilflos Anhand von drei Modellen (S.193 & S. 194) zeigt Freud den hochkomplexen inneren Aufbau des Selbst in quaternitärer Formgebungen auf.

7.4 Das Selbst als Mysterium der Psyche 

Jung: Kompensation = Progressive Entwicklung des Bewusstseins im Laufe des Lebens im Rahmen eines Individuationsprozesses.



Jung: Das Konzept des Selbst ist die bestmögliche Erklärung für eines der zentralsten Geheimnisse der Psyche: Ihre wunderbare Kreativität, ihre zentrierenden Kräfte und ihre tiefgreifenden Strukturen von Ordnung und Kohärenz.



Jung: Das Selbst liegt ausserhalb der Psyche und ist gleichzeitig ihr koordinierender Mittelpunkt, so wie die Sonne die Planeten in ihrer Bahn hält.

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8 Das Auftauchen des Selbst (Individuation) 

Der physische Körper wächst und entwickelt sich bis ca. zum 20. Lebensjahr, ist dann in der Lage sich zu reproduzieren, bereits um die Lebensmitte zeigen sich jedoch bereits die ersten körperlichen Abbauprozesse.



Während der Körper einen bogenförmigen Entwicklungsprozess durchläuft, entwickelt sich die Psyche auch in der zweiten Lebenshälfte immer weiter, so dass von einem fortlaufenden Entwicklungsprozess über die gesamte Lebensspanne gesprochen werden kann.

8.1 Der psychische Lebenslauf 

Die psychische Entwicklung folgt demnach bis zu einem gewissen Punkt der physischen und zwar bis zur Grenze der Lebensmitte. o

o o o o

Ein Kind entwickelt zunehmend die Fähigkeit sich als getrennte eigenständige Entität wahrzunehmen und als Individuum zu agieren. Affekte und Gedankenfluss zu steuern und sich den Anforderungen der Umwelt anzupassen. Es entwickelt eine Persona. Anpassung findet primär gestützt auf das archetypische Mutter-Kind-Bild statt. Zwischen Jugendzeit/Adoleszent findet die Loslösung aus der Herkunftsfamilie statt. Innerlich wird die Persona weiter ausgestaltet und eine Ich-Struktur aufgebaut. Trotz kultureller Unterschiede fordert jede Kultur von jungen Menschen die Entwicklung eines ICH und eine Anpassung.  Das Bild des Helden/der Heldin stellt dabei das Idealbild der Entwicklung dar.  Es gibt Kulturen, welche Ich- und Persona-Ausbildung mit der Adoleszent abschliessen, in modernen Gesellschaften mit endlosen Ausbildungsanforderungen ist diese Entwicklung mit Beginn des mittleren Lebensalters vollendet.

8.2 Individuation Jung: Individuation = psychische Entwicklung als Werden einer geeinten und zugleich einzigartigen, ungeteilten, integrierten Persönlichkeit.

1. Lebenshälfte = Bildung von ICH & Persona    

2. Lebenshälfte = Integration von Schatten und unbewussten Inhalten wie Anima/us

Jung konzentrierte sich vornehmlich auf die Begleitung von Patienten in der zweiten Lebenshälfte um sie in ihrem Individuationsprozess zu unterstützen, die Methode hierzu nannte er „Jungianische Analyse“ Entwicklungen dieses zweiten Lebensalters sind subtiler als in der ersten. Jung fragte sich: Gibt es psychische Kompensationen, die den physischen Verfall überwiegen und ein anderes Muster zeigen?

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1. Stufe

Kind spürt noch nicht wo es aufhört und wo Mutter beginnt Hohre Identifikatio n mit Familie & Materie

Entidealisierung von Personen Abgeklärter Orientierung an höheren Idealen

Radikale Austilgung aller Projektionen Leere Depression

Ellenbogenmentalität Nun Projektionen aufs eigene Ich: aufgebläht, wenig anpassungsfähig

2. Lebenshäfte: Wiedervereinigung Bewusstsein und Unterbewusstsein aktive Auseinand ersetzung mit sich und archetypisc hen Bildern anhand imaginieren etc. Ich & Unbewusstes verbinden

Jung: o 6. Stufe würde ein ökologisches Verhältnis zwischen Psyche und Welt einbeziehen. o Eine 7. Stufe evt. denkbar bei Meistern des Ostens (Kundalini-Yoga) o

Definition Individuationsprozess: = Prozess welche Person zu einem psychischen Individuum wird, d.h. zu einer eigenständigen ungeteilten, bewussten Einheit, einem spezifischen Ganzen.    



Ich und Bewusstsein und das ganze psychische System von Bewusstem und Unbewussten werden geeint. Ganzheit ist das Ziel des Bewusstseinsprozesses. Der Weg zum Unbewussten führt anfänglich über Gefühl & Affekt, welche zum Ich durchbrechen und einen aktiven Komplex anzeigen. Neurosen z.B. beruhen auf innerem Konflikt, welcher in die Einseitigkeit führt: Das Unbewusste wird unterdrückt: Abwehr verbrauchen diejenigen Energie, welche für Lebensmöglichkeiten gebraucht würden. Individuation = ein unzerstörbares Ganzes zwischen Hammer & Amboss (Auseinandersetzung zwischen Ich & Anima, zwischen Bewusstem und Unbewusstem.

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5. Stufe

.4. Stufe

3. Stufe

archetyp. Projektionen: Eltern als Helden. Eltern/Lehrer beeinflussen Enkulturation bei Heranwachsenden Verlieben als AnimaProjektion, Elternschaft

2. Stufe

8.3 Die fünf Stufen des Bewusstseins

8.4 Eine Fallstudie zur Individuation 55-jährige, Akademikerin, mit ausgeprägter Betonung des Animus auf der Suche nach ihrer weiblichen Seite: Anhand von Bildern (Ausdrucksmalen), welche das Unbewusste aktivieren beschreibt Jung den Entwicklungsprozess. In der Übertragung (die Klientin bewunderte die Intuition von Jung) wurde sie sensibilisiert für die weiblichen Anima-Qualitäten. Schritt um Schritt integrierte sie diese, nahm ihre Schatten wahr, so dass ihre Ganzheit, das schlafende Selbst prozesshaft erwachte.

8.5 Die Bewegung des Selbst  

  

Selbst hat sowohl strukturelle als auch dynamische Aspekte Archetypische Bilder des Selbst wandeln sich während des Lebens so o Göttliches Kind o Der Held o Der König, die Königin o Die Krone o Der alte Weise etc. Das Selbst wirkt auf die Psyche ein und bewirkt physische, psychische & geistige Veränderungen Das ICH erzeugt und steuert den Individuationsprozess NICHT, kann ihn aber durch Selbstbeobachtung unterstützen indem es sich dessen bewusst wird. Jung ergänzt diese Aussagen anhand einer hochkomplexen Darstellung auf S. 228.

Essenz im Hinblick auf das nächste Kapitel: Das Selbst als kosmische Enität, welche sich rotierend durch die Psyche erneuert. Vielleicht braucht es menschliche Individuen um sich in der dreidimensionalen Welt von Zeit und Raum zu inkarnieren, sich zu verjüngen und seine Existenz auszudehnen. Es wirkt über den körperlichen Tod hinaus. Genialität und Schönheit rechnen sich Menschen oft selbstüberschätzend dem eigenen an und verkennen damit die wirkliche Quelle.

9 Von Zeit und Ewigkeit (Synchronizität) Theorie der Synchronizität = Ganzheitliches Modell eines Systems, welches Materie und Geist vereint und eine Brücke zwischen Zeit und Ewigkeit schlägt.

9.1 Muster im Chaos Jung beobachtete die Gleichzeitigkeit von Phänomen, welche sich ohne kausalen Zusammenhang zwischen Psyche und Objektwelt wiederholt ereigneten: z.B. Erzählte eine Klientin ihren Traum von einem Skarabäus, als im selben Moment eine Skarabäus-Art versuchte am Fenster des Therapiezimmers empor zu klettern. Diese Gleichzeitigkeitsmuster nutzen z.B. Kartenleger oder Schamanen für Deutungen. Jung konstatiert: Die Psyche ist nicht nur im Inneren des Menschen, sondern auch im Kosmos. Es gibt eine Dimension in welcher Psyche und Welt aufs engste mit einander interagieren.

9.2 Die Entwicklung des Gedankens der Synchronizität   

Jung war zu Beginn seiner Laufbahn von Einsteins Relativitätstheorie inspiriert Als Höhepunkt seines Schaffens integrierte er die Theorie der Archetypen, des Selbst und die Theorie der Synchronizität zu einem einzigen Gedankengewebe Er bildete damit eine umfassenden Metatheorie, welche die engen Grenzen der 25

 

Psychologie, Physik, Biologie, Philosophie und Theologie damit in Frage stellte. Im Alter von 75 Jahren wagte er das Risiko mit dieser umfassenden Theorie an die kritische Öffentlichkeit zu treten. Als Kulminationspunkt betrachtete er die Idee von der Einheit des Selbst und des Seins als Ausdruck des Göttlichen.

9.3 Synchronizität und Kausalität     

Kausalitäten bzw. das Ursachen-Wirkungsprinzip sind in der Psychologie nur bedingt erkennbar, da ein bestimmtes oder Gefühl oder Verhalten aus unterschiedlichsten rational erkennbaren Gründen entstehen kann. Aus diesem Grund postulierte Jung, dass (vor allem Menschen im Westen) in der zweiten Lebenshälfte bemüht sein sollten, ihr rationales Ich-Bewusstsein mit dem nicht-rationalen kollektiven Unbewussten zu verbinden. Das heisst, eine Weltanschauung, eine persönliche Philosophie zu formulieren, welche rationale und irrationale Elemente verbindet. Jung versuchte damit das Bindeglied zwischen Wissenschaft & Religion herzustellen: Psyche ist nicht auf Zeit-Raum-Kontinuum festgelegt (Anm. Verfasserin: Für die Seele ist alles gleichzeitig und überall synchron).

Theorie der Religion

Wissenschaft

Synchronizität

9.4 Synchronizität und die Theorie der Archetypen  

Intuitionen und Gedanken steigen aus dem Unbewussten auf und sind nicht Resultate forcierter Denkanstrengungen (Anm. Verfasserin: Geschehen lassen können). Im Gegensatz zum Bewusstsein ist das Unbewusste regelmässig, vorhersagbar und kollektiv. Die Wirkungseinheiten des Unbewussten haben eine Natur, welche nicht psychisch ist.

9.5 Geist und Materie    

So wie ein Statiker mit reinen Berechnungen seines Geistes eine tragfähige Brücke planen kann so Dienen analog die Archetypen als Bindeglied zwischen der Welt der Psyche und der physikalischen Welt (z.B. Traum, welcher sich am Morgen in der physikalischen Welt tatsächlich ereignet). Am häufigsten treten Synchronisations-Phänomene, wenn die Psyche auf einer weniger bewussten Ebene arbeitet, z.B. im Traum oder Tagtraum. Zwei Definitionen von Synchronizität o o

o

Enge Definition = Synchronizitätsphänomen aufgrund Traumbild, einen Gedanken oder eine Intuition handeln Erweiterte Definition = Synchronitätsphänomen in herbeigeführtem AlphaZustand des Gehirns, wodurch Unbewusstes verstärkt mit Energie aktiviert wird, so dass Komplexe und Archetypen die Schwelle des Unbewussten überwinden und ins Bewusste aufsteigen. Gleichzeitigkeit bedeutet das Zusammenfallen von Wahrnehmungen und Ereignissen in zeitlicher Hinsicht (Stunden oder Tage).

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9.6 Absolutes Wissen    

Das Unbewusste besitzt ein apriorisches Wissen (d.h. ein erfahrungsabhängiges Wissen). Dies bedeutet, dass wir Dinge intuitiv wissen, zu welchen wir rational keinen Zugang haben. Wir wissen im Unbewussten vieles, von dem wir im Ich-Bewusstsein gar nicht wissen, dass wir es wissen (witziger Satz – nicht?) Hierzu einige Bedeutung von Mandalas & Zahlen: o Strukturen des Seins = Kreise und Quadrate o Der Kreis entspricht der 1 o Das Quadrat der 4 o Der Übergang zwischen 1 und 4 ist die 2 und die 3 o 4 bedeutet daher die Vollendung/Ganzheit. o Zahlen symbolisieren den Ablauf der Individuation und damit der Schaffung der Ordnung in der nicht-physischen Welt.

9.7 Ein neues Paradigma (Paradigma = grundlegende Weltsicht) 

Jung entwickelte den kühnen Gedanken neben der Raum, Zeit & Kausalität auch die Synchronizität als vierten Faktor in einem Paradigma zu erklären. Hierzu bezog er die menschliche Psyche, den Beobachter und das Element des Sinnes mit ein. Die wissenschaftlich korrekte Darlegung dieser Zusammenhänge waren für Jung dabei von grösster Bedeutung.



Das Aufsteigen von Mustern und Bildern aus den Tiefen des kollektiven psychoiden Unbewussten gibt der Menschheit Sinn – anders ausgedrückt:



Gott braucht uns um ins Bewusstsein zu kommen.



Historische Ereignisse z.B. wären dann zu deuten, dass der Archetyp die Ordnung der Geschichte so steuert, dass ein weiterer Fortschritt des Bewusstsein möglich wird. (Anm. Verfasserin: z.B. Fukushima und dessen Auswirkungen ermöglichen vielleicht die baldige Abkehr von Atomenergie). Raum Kausalität

Synchronizität Zeit

Um Phänomen zu verstehen, seinen Sinn deuten zu können:  Wo und wann hat Phänomen stattgefunden (Raum-Zeitachse)  Was zu ihm führte und was es bedeutet (KausalitätsSynchronizitätsachse).  Können diese Fragen beantwortet werden, so wird das Ereignis in all seinen Dimensionen verstanden. (Anm. Verfasserin: Es gibt keine Zufälle). 

Archetypen übersteigen die Grenzen der Psyche und der Kausalität, diese Eigenschaft nennt Jung „Transgressivität“



Dies bedeutet, dass wir manchmal den „höheren Sinn“ eines tragischen Ereignisses auch intuitiv nicht erkennen können.



Das Nachdenken, was sich hinter einem synchronistischen Ereignis verbirgt führt zu einer Bewusstwerdung tiefer, ja vielleicht zu den tiefsten Ebenen der Wirklichkeit.



Wenn archetypisches Feld konstelliert wird und das Muster 27

synchronistisch in der Psyche und in der objektiven, nicht-psychischen Welt auftaucht, bedeutet dies im TAO zu sein oder die göttliche Wirkkraft zu spüren, den göttlichen Willen zu spüren (Anm. Verfasserin: im Vater-unser gibt es die Stelle – wie im Himmel, so auf Erden…)

9.8 Kosmologie 

Letztlich erweiterte Jung seine Theorie und folgerte: o Wir Menschen haben im Kosmos eine Rolle zu spielen. o Unser Bewusstsein ist in der Lage den Kosmos in den Spiegel des Bewusstseins zu heben und zu spiegeln. o Dabei können wir folgende vier Wirk-Prinzipien erkennen: Unzerstörbare Energie

Konstanter Zusammenhang durch Wirkung (Kausalität

Inkonstanter Zusammenhang durch Kontingenz bzw. Gleichartigkeit oder Sinn (Synchronizität) Raum-Zeit-Kontinuum

  

Jedem Mensch sind die Ordnungsmuster im Universum zugänglich. Jeder Mensch kann dem Schöpfungswerk gleichsam von innen zuschauen, indem er seine Wahrnehmung auf das Bild und die Synchronizität richtet Der Archetyp ist nicht nur das Muster der Psyche er reflektiert ebenso die Grundstruktur des Universums. Wie oben so unten – wie innen so aussen.

ENDE

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