W. Scott-Elliot - Lemuria Und Atlantis

August 28, 2017 | Author: Ede Fant | Category: Continent, Island, Africa, Atlantis, Human
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Das einzige Werk über die beiden untergegangenen Kontinente früherer Menschheiten, das in allen Einzelheiten die geograp...

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W. Scott-Elliot

Lemuria Atlantis L.J

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& dquamati.n Vetl.a9

2. Auflage 2007 © Aquamarin Verlag GmbH Vogtherd 1 • D-85567 Grafing Neubearbeitete Auflage der Ausgaben von Max Altmann/Th. Grieben (Leipzig 1925) www.aquamarin-verlag.de Umschlaggestaltung: Annette Wagner unter Verwendung eines Gemäldes von IVOI I Bad Kreuznach (www.ivoi.de) ISBNlO 3-89427-334-8 ISBN13 978-3-89427-334-7 Druck: Bercker • Kevelaer

INHALT Vorwort ........................................................................................... 7 Das untergegangene Lemuria ........................................................ 9 Beweise, welche die Geologie und die Verteilung lebender und ausgestorbener Tiere und Pflanzen liefern ................. 9 Beweise aus archaischen Aufzeichnungen ................................. 19 Die wahrscheinliche Dauer des Weltteils Lemuria .................... 20 Die Karten .................................................................................. 21 Kriechtiere und Nadelwälder ..................................................... 28 Der Mensch ................................................................................ 29 Größe und Beschaffenheit des menschlichen Körpers ............... 31 Das Sehorgan ............................................................................. 33 Beschreibung des Lemuria-Menschen ....................................... 34 Arten der Fortpflanzung ................................................... ~ ......... 36 Lemurier, die gegenwärtig noch die Erde bewohnen .................. 39 Die Sünde der Verstandlosen ..................................................... 39 Ursprung der pithekoiden und anthropoiden Affen .................... 40 Der Ursprung der Sprache .......................................................... 41 Der erste Mord ........................................................................... 42 Die Künste ................................................................................. 43 Die Lehrer der Lemurier ........................................................... .44 Handwerkliche Fähigkeiten ....................................................... 46 Große Städte und Statuen .......................................................... .48 Religion ...................................................................................... 49 Der Untergang von Lemuria ....................................................... 49 Die Gründung der atlantischen Menschheit ............................... 52 Die Loge der Initiation ............................................................... 53 Teil 2 · Atlantis .............................................................................. 55 Vorwort ......................................................................................... 51 Einleitung ..................................................................................... 63

Bestätigende Zeugnisse ............................................................... 67 Geschichte der Atlantis ................................................................ 83 Die Völker von Atlantis ................................................................. 95 Schlusswort ................................................................................. 141

VORWORT

Das Ziel, welches dieses Buch verfolgt, ist nicht so sehr, neue, Aufsehen erregende Nachrichten von den verschollenen Weltteilen Lemuria und Atlantis und deren Einwohnern zu bringen, als vielmehr dasjenige, was die »Geheimlehre« und andere Schriften uns von diesen überfluteten Ländern berichten, durch Beweise zu bestätigen, die aus der Geologie, dem Studium über die Verteilung lebender und ausgestorbener Pflanzen und Tiere sowie aus dem physischen Entwicklungsprozess der unteren Naturreiche geschöpft sind.

DASUNTERGEGANGENELEMUruA

Es ist von der Wissenschaft allgemein anerkannt, dass das, was jetzt feste Erdoberfläche ist, einst Meeresgrund war, und was jetzt Meeresgrund ist, einst trockenes Land war. In einigen Fällen waren die Geologen sogar imstande, die Stellen der Oberfläche genau zu bezeichnen, auf denen diese Hebungen und Senkungen stattfanden. Trotzdem hat die Gelehrtenwelt bis dato dem untergegangenen Weltteil Atlantis nur geringen Glauben geschenkt, hingegen wurde von jeher angenommen, dass in vorhistorischer Zeit ein ausgedehnter südlicher Weltteil existiert habe, dem der Name Lemuria beigelegt wurde.

Beweise, welche die Geologie und die Verteilung lebender und ausgestorbener Tiere und Pflanzen liefern »Die Entwicklungsgeschichte der Erde zeigt uns, dass die Verteilung von Land und Wasser an ihrer Oberfläche sich in ewigem und ununterbrochenem Wechsel befindet. Überall finden infolge von geologischen Veränderungen des Erdinnern, vorzugsweise aber durch ausgedehnte Faltenbildung der oberflächlichen Erdrinde, Hebungen und Senkungen des Bodens statt, bald hier, bald dort stärker hervortretend oder nachlassend. Wenn dieselben auch so langsam geschehen, dass sie im Laufe des Jahrhunderts die Meeresküste nur um wenige Zoll oder selbst nur um ein paar Linien heben oder senken, so bewirken sie doch im Laufe langer Zeiträume erstaunliche Resultate. Und an langen, an unermesslich langen Zeiträumen hat es in der ,Erdgeschichte niemals gefehlt. Im Laufe der vielen Millionen

Jahre, seit schon organisches Leben auf der Erde existiert, haben Land und Meer beständig um die Herrschaft gestritten. Küstenländer und Inseln sind im Meer versunken und neue sind aus seinem Schoß emporgestiegen. Seen und Meere sind langsam gehoben worden und ausgetrocknet, und neue Wasserbecken sind durch Senkung des Bodens entstanden. Halbinseln wurden zu Inseln, indem die schmale Landzunge, die sie mit dem Festland verband, unter Wasser sank. Die Inseln eines Archipels wurden zu Spitzen einer zusammenhängenden Gebirgskette, wenn der ganze Boden ihres Meeres bedeutend gehoben wurde.« »So war einst das Mittelmeer ein Binnensee, als noch an Stelle der Gibraltarstraße Afrika durch eine Landenge mit Spanien zusammenhing. Noch früher, als auch Sizilien mit Tunis durch einen Landrücken verbunden war, bildete dasselbe sogar zwei geschlossene Seebecken, ein östliches und ein westliches; die Bewohner beider sind noch heute teilweise verschieden. England hat mit dem europäischen Festland selbst während der neueren Erdgeschichte, als schon Menschen existierten, wiederholt zusammengehangen und ist wiederholt davon getrennt worden. Sogar Europa und Nordamerika haben unmittelbar in Zusammenhang gestanden. Die Sundasee gehörte früher zum indischen Kontinent, und die zahlreichen kleinen Inseln, die heute in derselben zerstreut liegen, waren bloß die höchsten Kuppen der Gebirge jenes Kontinentes. Der indische Ozean existierte in Form eines Kontinents, der von den Sunda-Inseln längs des südlichen Asiens sich bis zur Ostküste von Afrika erstreckte. Dieser einstige große Kontinent, den der Engländer Sclater wegen der für ihn charakteristischen Halbaffen Lemuria genannt hat, ist vielleicht die Wiege des Menschengeschlechts gewesen, das aus anthropoiden Affen sich dort hervorbildete. 1 Ganz besonders interessant aber ist der wichtigste Nachweis, welchen Alfred Wallace mit Hilfe chorologischer Tatsachen geführt hat, dass der heutige malaysische Archipel eigentlich aus zwei ganz verschiedenen Abteilungen besteht. Haeckel hat ganz Recht, wenn er Lemuria für die Wiege des heutigen Menschengeschlechts hält, nur hat sich dasselbe keineswegs aus anthropoiden Affen entwickelt. Es wird späterhin von der wahren Stellung der Anthropoiden in der Natur die Rede sein.

Die westliche Abteilung, der indo-malaysische Archipel, umfasst die großen Inseln Borneo, Java und Sumatra und hing früher durch Malakka mit dem asiatischen Festland und wahrscheinlich auch mit dem eben genannten Lemuria zusammen. Die östliche Abteilung dagegen, den austral-malaysischen Archipel, Sulawesi, die Molukken, Neuguinea, die Salomons-Inseln usw. umfassend, stand früher mit Australien in unmittelbarem Zusammenhang. Beide Abteilungen waren vormals zwei durch eine Meerenge getrennte Kontinente, sind aber jetzt größtenteils unter den Meeresspiegel gesunken. Die Lage jener früheren Meerenge, deren Südende zwischen Bali und Lombok hindurchgeht, hat Wallace bloß aufgrund seiner genauen choralogischen Beobachtungen in der scharfsinnigsten Weise fest zu bestimmen vermocht. Noch heute bildet diese tiefe Meerenge, obwohl nur fünfzehn Seemeilen breit, eine scharfe Grenze zwischen den beiden kleinen Inseln Bali und Lombok; die Tierwelt des ersteren gehört größtenteils zu Hinterindien, diejenige des letzteren zu Australien.« 2 Wie oben angegeben, war es Sclater, der zuerst den Nam~n Lemuria aufbrachte, dazu durch die Annahme veranlasst, dass aller Wahrscheinlichkeit nach sich die Tiere des Lemuriden-Typus auf diesem Weltteil entwickelten. »Diese Voraussetzung«, schreibt A. R. Wallace, »ist berechtigt und höchst wahrscheinlich und zugleich ein Beweis, wie das Studium der Verteilung einer Fauna uns in den Stand setzt, die Geographie vergangeuer Jahrhunderte wieder herzustellen.«- »Dieser Weltteil war sicherlich eine zoologische Urregion zu einer weit entlegenen geologischen Epoche. Doch was diese Epoche war und wo sich die Grenzen dieser Region befanden, das sind wir nicht fähig anzugeben. Sollte man annehmen dürfen, dass alle Länder, in denen sich Lemuriden vorfinden, zu dieser Region gehörten, so müssten wir dieselbe von Westafrika bis Burma, Südchina und Sulawesi ausdehnen, ein Umfang, den der Weltteil wohl auch wahrscheinlich hatte.« 3 2 3

Haeckel: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Wallace: The Geographical Distribution of Animals, with a study of the relations of living and extinet Faunas as elucidating the past changes of the earth's surface.

»Wir hatten schon Gelegenheit«, schreibt er an anderen Orten, »einer Verbindung zwischen dieser Unterregion (der äthiopischen) und Madagaskar zu gedenken, zur Erklärung der Verteilung des Lemuridentypus und anderer interessanter Verwandtschaften dieser beiden Gegenden. Indiens Geologie bestätigt diese Ansicht, indem sie uns zeigt, wie Sri Lanka und Südindien meistens aus Granit und altem metamorphischen Gestein besteht, während die größere Hälfte der Halbinsel Tertiärformation mit wenig eingestreutem Sekundärgestein aufweist. Daraus geht deutlich hervor, dass während des größten Teils der Tertiärzeit4 Sri Lanka und Südindien im Norden von einem ausgedehnten Meer begrenzt wurden und wahrscheinlich zu dem großen südlichen Weltteil oder einer großen Südinsel gehörten. Die zahlreichen und merkwürdigen Fälle von Verwandtschaft mit Malaysia begründen wiederum eine engere Verbindung mit diesen Inseln, die wohl in einer folgenden Zeit stattfand. Als dann, bedeutend später, sich die großen Flächen und Ebenen Indiens bildeten und die reiche, hoch entwickelte Himalaya-chinesische Fauna dadurch eine ununterbrochene Landverbindung gewann, fand sehr bald eine Einwanderung neuer Arten statt, und viele der weniger entwickelten Formen von Säugetieren und Vögeln starben aus. Bei Kriechtieren und Insekten war der Kampf ums Dasein weniger scharf, oder die älteren Formen hatten sich zu sehr den Verhältnissen angepasst, um verdrängt zu werden, so dass diese Gruppen allein uns die Reste des überschwemmten Südkontinents bewahrten.« 5 Nach der Behauptung, dass während des ganzen Verlaufs der Tertiärzeit und während eines Teils der Sekundärperiode sich wohl die größte Ländermasse der Erdoberfläche auf der nördlichen Halbkugel befand, fährt Wallace folgendermaßen fort: »Es scheint, dass die südliche Hemisphäre drei bedeutende und sehr alte Landstriche besaß, die von Zeit zu Zeit ihre Ausdehnung wechselten, doch dabei immer getrennt blieben und mehr oder weniger durch unser heutiges Australien, Südafrika und Südamerika dargestellt sind. In diese 4

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Es ist ganz richtig, dass Sri Lanka und Südindien von einem großen Meer im Norden begrenzt waren, doch zu einer weit früheren Zeit als der Tertiärperiode. Wallace: The Geographical Distribution etc.

Lande ergossen sich nacheinander neue Lebenserscheinungen, wenn zeitweise bald der eine, bald der andere Teil mit den Nordlanden verbunden war.« 6 Obgleich Wallace, um wohl einige Folgerungen gegen Dr. Hartlaubs Kritik zu verteidigen, späterhin die Notwendigkeit der Annahme eines solchen Kontinents verneinte, berührt das doch keineswegs die Erkenntnis der Hebungen und eines großen Teils der Erdoberfläche, die er oben feststellte. Auch bleiben die Folgerungen bestehen, die er aus der anerkannten Verwandtschaft zwischen lebender und ausgestorbener Fauna zieht. Die folgenden Stellen aus einer höchst interessanten Broschüre E. F. Blandfords, die er in der Geologischen Gesellschaft vortrug, behandeln den Gegenstand noch ausführlicher? »Die Ähnlichkeiten zwischen den fossilen Überresten sowohl von Tieren als auch von Pflanzen der Beaufortgruppe in Afrika und den Panchets und Kathmis Indiens sind derart, dass sie eine frühere Landverbindung der beiden Länder voraussetzen lassen. Jedoch hört die Ähnlichkeit der afrikanischen und indischen Versteinerungen mit der permischen und Triaszeit durchaus nicht auf. Die Pflanzenlager der Vitenhagegruppe gaben uns elf Formen, von denen Tate zwei mit den indischen Rajmahalpflanzen identifizierte. Zwar warten die Jurafossilien Indiens, mit wenigen Ausnahmen, noch auf ihre Erforschung, jedoch wissen wir, wie sehr die Ähnlichkeit gewisser Versteinerungen von Cutch mit afrikanischen Formen Dr. Stoliczka in Erstaunen setzte; auch bewiesen Dr. Stoliczka und Griesbach, dass der größte Teil der Kreideversteinerungen des Umtafuniflusses in Natal (22 von 35 beschriebenen Formen) mit südindischen Spezies identisch sind. Die indischen Gesteinsschichten mit Pflanzenresten und die Schichten der Karoo und eines Teils von Uistenhage in Afrika sind aber aller Wahrscheinlichkeit nach Süßwasserniederschläge, und beide beweisen somit das Vorhandensein eines sie umgebenden ausgedehnten Festlandes, aus dessen Abgängen sich diese Nieder6 7

ebd. Blandford: On the age and correlation of the Planthearing series of India and the former existence of an Indo-Oceanic Continent.

schläge bildeten. War zwischen diesen beiden Regionen ununterbrochenes Festland? Kann irgendetwas in der physischen Geographie des indischen Ozeans eine Idee der Ausdehnung dieses Weltteils geben? Und ferner, welche Verbindung bestand zwischen diesem Land und Australien, das, wie wir annehmen müssen, auch schon zur permischen Periode existierte? Hat die Fauna und Flora Afrikas, Indiens und der zwischenliegenden Inseln Eigentümlichkeiten, die eine frühere Verbindung zwischen Afrika, Indien und den malaysischen Halbinseln voraussetzen lassen? Alle diese Fragen sind durchaus nicht neu, sie beschäftigten schon lange einige indische und europäische Naturforscher, von denen ich nur meinen Bruder Blandford und Dr. Stoliczka erwähnen will. Ihre Voraussetzungen gründeten sich auf die Verwandtschaft und teilweise Identität der Fauna und Flora der Vorzeit sowie auf die große Ähnlichkeit der jetzt existierenden Formen, welche Andrew, Murrah, Searles, B. Wood jun. und Pr. Huxley veranlassten, einen Weltteil anzunehmen, der in der Miozänzeit einen Teil des Indischen Ozeans ausfüllte. In dieser kleinen Abhandlung kann ich natürlich nichts weiter tun, als zu versuchen, einiges zur näheren Bestimmung der Ausdehnung und Existenz dieses Weltteils beizutragen.« »Was den geographischen Beweis betrifft, so zeigt ein Blick auf die Karte, dass nahe der Westküste Indiens bis zu den Seychellen, Madagaskar und Mauritius sich eine Reihe von Korallenriffen und Bänken hinzieht, einschließlich der Adasbank, der Lakkediven, Malediven, Chagosgruppe und der Saya de Mulha, welche alle erlauben, die Existenz überschwemmter Gebirgsketten anzunehmen. Darwin beschreibt z. B. die Seychellen, als lägen sie auf einem ausgedehnten, ziemlich ebenen, erhöhten Untergrund, der eine Tiefe von 30-40 Faden aufweist, so dass man sie trotz der sie umgebenden Risse als die richtige Fortsetzung dieser überschwemmten Gebirgssache ansehen kann. Weiter nach Westen zu sind die Cosmoledo und Comorogruppen aus Bänken und Inseln mit umgebenden Felsenriffen gebildet, die uns schon recht nahe zu den Küsten Afrikas und Madagaskars bringen. So ist sehr wahrscheinlich, dass wir in dieser Kette von Hebungen, Bänken und Grenzriffen die Lage angezeigt finden, welche

diese Gebirgskette der Vorzeit einnahm, die wohl als das Rückgrat eines spätprimären, sekundären und tertiären Landstriches angesehen werden kann und bei demselben die gleiche Rolle spielte wie das Alpen- und Himalaya-System im europäisch-asiatischen Weltteil und das Felsengebirge mit den Anden in Nord- und Südamerika. Da es wünschenswert ist, dieses Land der Sekundärzeit zu benennen, schlage ich vor, ihm den Namen lndo-Ozeania zu geben (doch wurde seitdem der Name, den Dr. Sclater vorschlug, nämlich Lemuria, so ziemlich allgemein angenommen). Pr. Huxley stützte sich auf eine paläontologische Basis, wenn er annahm, dass in der Miozänperiode eine Landverbindung in dieser Region (oder vielmehr zwischen Abyssinien und Indien) stattfand. Aus dem Dargelegten wird deutlich, dass ich seine Existenz weit früher annehme. 8 Wo seine Senkung lag, dafür haben wir nur eine Möglichkeit anzunehmen, die auf sein Nordende hinweist, und zwar schon nach den großen Basaltergießungen des Dekhan. Diese riesenhaften Schichten vulkanischen Gesteins liegen im Osten der Ghats- und der Sakyadrikette merkwürdig horizontal, aber im Westen derselben ziehen sie sich seewärts, so dass die Bombayinsel aus den oberen Teilen dieser Schichtung gebildet wird. Dies beweist nur, dass die westliche Senkung in der Tertiärzeit stattfand. Für diese Strecke ist Pr. Huxleys Annahme ganz im Einklang mit den geologischen Beweisen.« Nachdem nun der Autor recht ausführlich die nahe Verwandtschaft vieler Arten der Fauna in diesen Ländern beschrieben hat (Löwe, Hyäne, Schakal, Leopard, Antilope, Gazelle, Sandhuhn, indischer Habicht, einige Landmollusken und besonders die Lemuriden und geschuppten Ameisenfresser), fährt er folgendermaßen fort: »Paläontologie, physische Geographie, Geologie sowie die Beobachtung der Verteilung der lebenden Tiere und Pflanzen geben also zusammenwirkend Zeugnisse für die einstmalige engere Verbindung von Afrika und Indien, mit Einschluss der tropischen Inseln des Indischen Ozeans. Dieses Indo-Ozeanien muss wenigstens schon im Anfang der permischen Periode bestanden haben bis herab 8

Ein Blick auf unsere Karte zeigt uns, dass Blandfords Meinung die richtigere ist.

zum Ende der Miozänperiode (wie Pr. Huxley meint). 9 Südafrika und die Indische Halbinsel sind Überreste dieses Landes der Vorzeit. Es wird wohl nicht immer diese ganze lange Zeit hindurch im Zusammenhang bestanden haben. Die Kreidefelsen Südindiens und Afrikas sowie Marinschichten der Juraformationen dieser Länder bezeugen in der Tat, dass einige Teile derselben kürzere oder längere Zeit hindurch überschwemmt waren, doch scheinen solche Unterbrechungen der Verbindung nicht dauernd gewesen zu sein, denn Wallace's Forschungen im Osten haben gezeigt, welche unüberwindliche Schranke auch ein ganz schmaler Meeresarm der Verbreitung von Landtieren entgegensetzt. In ältester Zeit muss dieses Land mit Australien in Verbindung gestanden haben und in der Tertiärperiode mit Malayana, da die malesischen Formen den afrikanischen verwandt, aber in manchen Fällen von den indischen verschieden sind. Doch ist uns die Geologie der östlichen Halbinsel zu wenig bekannt, um bestimmen zu können, in welcher Epoche es mit lndo-Ozeanien verbunden war. Theobald hat die Anwesenheit von Trias, Kreide und Nummulithgestein in den arabischen Küstengebirgen nachgewiesen, und es ist bekannt, dass kohleführende Kalkfelsen sich südlich von Maulmein finden, während das Gebirge östlich vom Irawaddy aus Spättertiärgestein besteht. Hieraus scheint hervorzugehen, dass ein bedeutender Teil der malaysischen Halbinsel während des größten Teils der Sekundär- und Eozänperiode vom Meer eingenommen war. Felsen mit Pflanzenresten aus der Raniganj-Periode wurden in den Ausläufern des Sikkim-Himalaya angezeigt. Dieses Land der Vorzeit muss sich also bis zum Norden des heutigen Gangesdelta erstreckt haben. Kohle sowohl aus der Kreide- als auch aus der Tertiärzeit findet sich in den Khasihügeln und im oberen Assam, doch in beiden Fällen zugleich mit Meeresablagerungen, so dass es scheint, als hätten die Grenzen von Land und Meer zur Kreide- und Eozänzeit hin- und hergeschwankt Im Nordwesten Indiens beweisen die ausgedehnten Lagerungen von Kreide und Nummulithgestein, die sich weithin nach Belutchistan und Persien ziehen und zur Bildung 9

Einzelne Teile des Weltteils überleben zwar immer die Zerstückelung desselben, doch wird uns mitgeteilt, dass der Untergang Lemurias auf den Beginn der Eozänzeit fällt.

des Nordwesthimalaya beitragen, dass in der Mezolith- und Eozänzeit Indien mit Westasien nicht direkt verbunden war, während die Jurafelsen von Cutch, der Saltkette und des nördlichen Himalaya zeigen, dass in der vorhergehenden Periode das Meer einen großen Teil der Iudus-Niederung anfüllte. Trias, Kohle und bedeutend jüngere Seeablagerungen am Himalaya sprechen wiederum dafür, dass von alters her bis zur Erhebung dieses ungeheuren Gebirges ein großer Teil desselben Meeresgrund war. »Wollen wir also die Ansichten, die in dieser Schrift ausgesprochen sind, zusammenfassen, so finden wir: 1. Dass die pflanzenführenden Schichten indischer Gebirge eine ununterbrochene Landverbindung anzeigen, die mit Ausnahme nur einiger lokaler Fälle von der permischen bis zur späten Juraperiode bestand. Sie mag sogar schon viel früher vorhanden gewesen sein.« »2. Während der frühpermischen bis zur Nachpliozänzeit herrschte ein kaltes Klima selbst bis zu tiefen Breitengraden herab, und ich neige zur Meinung, dass ein Gleiches auf beiden Hemisphären stattfand. Mit Abnahme der Kälte verteilten sich die Flora und Reptilfaune der Permzeit auf Afrika, Indien und wohl auch auf Australien, doch mag die Flora schon früher in Australien bestanden haben und verbreitete sich nur alsdann.« »3. In der permischen Epoche hingen Indien, Südafrika und Australien durch den Weltteil Indo-Ozeania zusammen, und die beiden ersten Länder blieben, wahrscheinlich mit nur sehr kurzen Unterbrechungen, bis zum Ende der Miozänperiode verbunden. Während des letzten Teils dieses Zeitraums hingen sie auch mit Malayana zusammen.« »4. Gleich einigen Vorgängern bin ich auch der Meinung, dass die Lage dieses Landes durch die Reihe Korallenriffe und Bänke bestimmt wird, die sich heutzutage zwischen dem arabischen Meer und Ostafrika befinden.« »5. Bis zum Ende der Nummulithepoche bestand zwischen Indien und Westasien keine oder doch nur für sehr kurze Zeit eine dauernde direkte Verbindung.« In der Besprechung, welche dem Vortrag dieser Schrift folgte, war

Pr. Ramsey mit dem Verfasser einverstanden, was den Zusammenhang Afrikas, Indiens und Australiens in geologischen Epochen betraf. Woodward freute sich zu hören, dass der Verfasser neue Beweise aus der versteinerten Flora der indischen Sekundärschichten für die Existenz eines überschwemmten Weltteils der Urzeit geliefert habe, was die Ansichten Huxleys, Sclaters und anderer neu bestätigte, was ja auch schon Darwin bei seinen Erforschungen der Korallenriffe geahnt hatte. »Von den jetzt existierenden fünf Weltteilen«, schreibt Ernst Haeckel in seinem großen Werk der natürlichen Schöpfungsgeschichte, »kann weder Australien, noch Amerika, noch Eun~pa diese Urheimat oder das so genannte »Paradies«, die »Wiege des Menschengeschlechts«, sein. Vielmehr deuten die meisten Anzeichen auf das südliche Asien. Außer dem südlichen Asien könnte von den gegenwärtigen Festländern nur noch Afrika in Frage kommen. Außerdem schienen bis vor kurzem eine Menge von Anzeichen (besonders choralogische Tatsachen) darauf hinzudeuten, dass die Urheimat des Menschen ein jetzt unter den Spiegel des Indischen Ozeans gesunkener Kontinent sei, welcher sich im Süden des jetzigen Asiens (und wahrscheinlich mit ihm in direktem Zusammenhang) einerseits östlich bis nach Hinterindien und den Sunda-Inseln, andererseits westlich bis nach Madagaskar und dem südöstlichen Afrika erstreckte. Wir haben schon früher erwähnt, dass viele Tatsachen der Tier- und Pflanzen-Geographie die frühere Existenz eines solchen südindischen Kontinents sehr wahrscheinlich machen. Derselbe ist von dem Engländer Sclater wegen der für ihn charakteristischen Halbaffen Lemuria genannt worden. Wenn wir dieses Lemuria als Urheimat annehmen wollten, so ließe sich daraus am leichtesten die geographische Verbreitung der divergierenden Menschenarten durch Wanderung erklären.« In einem späteren Werk, »Die Abstammung des Menschen«, behauptet Haeckel, die Existenz Lemurias zu irgendeiner sehr frühen Zeit der Erdgeschichte sei eine unleugbare Tatsache. Der folgende Auszug aus Dr. Hartlaubs Schriften mag diesen Teil

der Beweise für die Existenz des untergegangenen Lemuria beschließen.10 »Vor 35 Jahren bemerkte Isidore Geoffrey St. Hilaire, dass, wenn man Madagaskar nur nach zoologischen Zeugnissen beurteilen wollte, ohne seiner geographischen Lage Rechnung zu tragen, es scheinen würde, als ob es weder zu Asien noch zu Afrika gehöre, sondern von beiden verschieden sei und sozusagen einen vierten Kontinent für sich bilde. Und die Fauna dieses vierten Kontinents würde viel verschiedener von dem so nahen Afrika sein als vom fernen Indien. Mit diesen Worten, deren Richtigkeit und Schärfe spätere Forschungen in immer helleres Licht stellten, wirft der französische Naturforscher zunächst das interessante Problem auf, für dessen Lösung in jüngster Zeit eine Hypothese vorgeschlagen wurde, die sich auf wissenschaftlicher Basis aufbaut. Denn dieser vierte Weltteil des Isidore Geoffrey St. Hilaire ist dasselbe wie Sclaters Lemuria- das versunkene Land, welches Teile von Afrika enthielt und sich östlich bis Südindien und Sri Lanka hinzog, dessen höchste Bergspitzen wir in den Vulkanen Bourbons und Mauritius und der mittleren Gebirgskette Madagaskars erblicken, - der letzte Zufluchtsort der Lemuriden, die es einst bevölkerten.«

Beweise aus archaischen Aufzeichnungen Die weiteren Zeugnisse für die Existenz Lemurias und dessen Bewohner schöpfen wir aus derselben Quelle und mit derselben Methode, die wir auch beim Schreiben der »Geschichte der Atlantis« anwandten. Auch in diesem Fall genoss der Verfasser wiederum den Vorzug, Kopien von zwei Karten zu erhalten, von denen die eine Lemuria und die anliegenden Länder während der Zeit seiner größten Ausdehnung darstellt. Die andere gibt die Umrisse dieses Weltteils nach den Katastrophen wieder, die ihn zu zerstückeln begannen, aber noch lange vor dem Enduntergang. Es wurde nie behauptet, dass die Karten der Atlantis unfehlbar wä10 Dr. B. Hartlaub: On the Avifauna of Madagascar and the Mascaren Islands.

ren und nicht Irrtümer bis zum Betrag eines Grades geographischer Länge und Breite sich einschleichen könnten. Im vorliegenden Fall waren die Schwierigkeiten, richtige Auskunft zu erlangen, bedeutend größer, darum muss denn gleich von vornherein bemerkt werden, dass diese Karten Lemurias noch weniger Anspruch auf tadellose Genauigkeit machen können. Im ersteren Fall konnten die Zeichnungen nach einer Erdkugel, einem guten Basrelief in Terracotta und einer wohl erhaltenen Karte auf Pergament (oder einer ähnlichen Tierhaut) hergestellt werden. Für die nunmehrige Aufgabe fand sich nur ein zerbrochenes Terrakotta-Modell und eine schlecht erhaltene und zerknitterte Karte vor, so dass es schwierig war, Einzelnes zu erkennen und natürlich auch die Zeichnungen danach herzustellen. Die Atlantis-Karten, sagte man uns, seien von mächtigen Adepten der Atlantischen Zeit verfertigt worden. Doch sind wir keineswegs sicher, ob die Karten Lemurias von einem der göttlichen Lehrer zur Zeit der Existenz Lemurias oder weit später in den Tagen der Atlantis hergestellt wurden. Doch glaubt der Kopist der archaischen Vorlagen, obgleich er vor zu großer Zuversicht in die vollständige Genauigkeit derselben warnt, dass sie in den Hauptlinien als annähernd richtig betrachtet werden können.

Die wahrscheinliche Dauer des Weltteils Lemuria Eine Periode von 4-5 Millionen Jahren in runden Zahlen wird wohl für die Dauer des Weltteils Atlantis anzunehmen sein, denn ungefähr so lange ist es her, dass die Rmoahals, die erste Untergruppe der vierten Menschheit, welche Atlantis bevölkerte, in einer Gegend des damals noch bestehenden Lemuria erstanden. Wenn wir nun in Betracht ziehen, dass im Prozess der Evolution die Zahl vier, ohne Ausnahme, sowohl den Nadir des Zyklus als auch seine kürzeste Periode bezeichnet, und dies sowohl in Betreff eines Schöpfungstages (Manvantara) als auch einer Menschheit, so muss man annehmen, dass die Lebensdauer Lemurias weit länger war als die von Atlantis, welche der Sitz der vierten Menschheit war. Doch können für Le-

muria keinerlei Zahlen angegeben werden, die auch nur annähernd richtig wären. Die geologischen Perioden, insofern sie der modernen Wissenschaft bekannt sind, werden ein besseres Mittel sein, um sich zu orientieren, und nur auf solche wollen wir uns beziehen.

Die Karten Den Karten können wir aber nicht einmal geologische Perioden zuweisen. Doch wenn wir aus dem Vorhergesagten Folgerungen ziehen dürfen, so scheint es wahrscheinlich, dass die ältere der Lemuriakarten die Erdoberfläche darstellt, wie sie zur Zeit der permischen Trias- und Juraepoche sich zeigte, während die zweite wohl die Kreideperiode und Eozänzeit vertritt. Aus der älteren Karte ersieht man, dass zur Zeit ihrer größten Ausdehnung Lemuria beinahe die ganze Erdkugel umzog, da sie ihren Anfang bei den heutigen Kapverdischen Inseln nahm, nur einige Meilen von der Sierra-Leona-Küste entfernt, und sich dann in östlicher Richtung durch Afrika, Australien, die Gesellschaftsinseln und alle dazwischenliegenden Meere hinzog bis zu einem Punkt, der wenige Meilen von einem großen Inselkontinent entfernt war, der, so groß wie ungefähr das heutige Südamerika, den Rest des Stillen Ozeans ausfüllte und das heutige Kap Horn und Patagonien einschloss. Auf der zweiten Karte ist die Länge und verhältnismäßige Enge des Meerkanals besonders auffallend, der die beiden großen Massen schied, in die der Weltteil sich damals gespaltet hatte. Es muss darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Meerenge, die sich heute zwischen Bali und Lombok hinzieht, mit einem Teil des Meeresarmes zusammenfällt, der die zwei Kontinente trennte. Man sieht auch dort, dass dieser Meeresarm _sich längs der Welt- und nicht, wie Haeckel voraussetzte, längs der Ostküste nach Norden wendet. Was die Verteilung von Fauna und Flora betrifft sowie der Formen derselben, die Afrika und Indien gemeinsam sind und die Blandford bezeichnete, wird man bemerken, dass zwischen Teilen Indiens und großen afrikanischen Landstrecken zur Zeit der ersten Karte eine direkte Landverbindung stattfand und diese Verbindung auch noch

teilweise zur Zeit der zweiten Karte bestand. Ein Vergleich wiederum zwischen den Karten von Lemuria und Atlantis legt dar, wie verschiedentlich bald hier, bald dort Landverbindungen existierten, dort, wo jetzt nur Wasser anzutreffen ist, so dass die jetzige Verteilung der Fauna und Flora in den beiden Amerikas, Europa und den Ostlanden, welche den Naturforschern ein so großes Rätsel war, sich dadurch leicht erklären lässt. Die große Insel, die auf der älteren Karte im Nordwesten der äußersten Spitze des Festlandes verzeichnet ist und sich westlich vom heutigen Spanien befand, war womöglich solch ein Zentrum, von dem die oben erwähnte Verteilung der Fauna und Flora lange Zeit hindurch stattfand. Denn dieses Eiland war, wie ersichtlich - und das ist eine sehr interessante Tatsache- der Kern, aus dem sich später der große Weltteil Atlantis entwickelte, und bestand von Anfang bis zum Ende. Schon in diesen ältesten Zeiten Lemurias existierte es bereits. In der Periode, auf die sich die zweite Karte bezieht, war es mit einem Landstrich verbunden worden, der früher zum großen Iemurischen Festland gehört hatte, und schon zu jener Zeit hatte sie einen solchen Zuwachs an Territorium erhalten, dass man sie eher für einen Kontinent als für eine Insel halten konnte. Zur Urzeit der Atlantis war es deren große Gebirgsregion, damals, als Atlantis die großen Länderstrecken inbegriff, die jetzt zu Nord- und Südamerika gehören. Während des Verfalls des Weltteils blieb es dessen Hochland und war es noch in der Ruta- und Daitya-Epoche. Zuletzt bildete es die Insel Poseidonis, den letzten Überrest des Weltteils Atlantis, der um das Jahr 9564 vor Chr. der Erdüberschwemmung unterlag. Ein Vergleich der zwei hier wiedergegebenen Karten mit den vier der Atlantis zeigt uns, dass Australien, Neuseeland, Madagaskar, Teile des Somalilandes, Südafrika und der südlichste Teil von Patagonien wahrscheinlich von den ersten Tagen Lemurias an alle Zwischenkatastrophen überdauerten. Dasselbe könnte von Südindien und Sri Lanka gesagt werden, doch mit einer Ausnahme, die Sri Lanka betrifft, das einer zeitweiligen Überschwemmung während der Ruta- und Daitya-Periode unterlag.

Noch heute existieren Überreste des weit älteren hyperboräischen Weltteils. Diese sind natürlich die ältesten bekannten Länder der Erdoberfläche. Es sind dies Grönland, Island, Spitzbergen und die nördlichsten Teile von Schweden, Norwegen und Sibirien. Japan ist der Karte zufolge bald Insel, bald Festland gewesen, seit der Zeit, die von der zweiten Karte Lemurias dargestellt wird. Seit damals hat gewiss auch Spanien existiert, welches also, mit Ausnahme Schwedens und Norwegens, wahrscheinlich das älteste Land Europas ist. Wenn unsere Behauptungen nicht bestimmt ausgesprochen sind, so rührt dies daher, dass wir wohl wissen, wie Senkungen und Hebungen verschiedener Teile der Erdoberfläche auch zwischen den Perioden stattfanden, die auf unseren Karten verzeichnet sind. So wird uns mitgeteilt, dass nach dem Datum der zweiten Lemuria-Karte die ganze malaysische Halbinsel überschwemmt war und lange Zeit unter Wasser blieb. Doch muss hier später eine Hebung vor der Zeit der ersten Atlantis-Karte stattgefunden haben, denn auf dieser erscheint das heutige Malaysia als Teil eines ausgedehnten Kontinents. Diesem ähnlich, fanden, unserer Heimat bedeutend näher, auch Hebungen und Senkungen in späterer Zeit statt, und Haeckel hat vollständig Recht, wenn er sagt, England sei öfter mit dem europäischen Kontinent verbunden gewesen und mehrfach von diesem wieder abgetrennt worden. Doch hätte er sich noch richtiger ausgedrückt, hätte er anstatt England Großbritannien und Irland gesagt, denn damals waren diese zusammenhängend. Um den Gegenstand klarer darzustellen, geben wir nachfolgend in Tabellenform eine Übersicht des Tier- und Pflanzenlebens auf unserer Erdkugel, die eine kurz gefasste Geschichte derselben ersetzen soll und mit den gleichzeitigen geologischen Schichten, wie Haeckel sie gibt, in Verbindung gesetzt sind. Zwei andere Spalten geben die gleichzeitigen Menschengruppen an und diejenigen der großen zerstörenden Fluten, die denjenigen bekannt sind, die sich mit esoterischer Philosophie befassen.

Kriechtiere und Nadelwälder Aus diesen Tabellen ersieht man, dass der Mensch in Lemuria zur Zeit der Reptilien und Nadelwälder lebte. Die Riesenreptilien und gigantischen Baumfarne der permischen Epoche gediehen damals noch in dem warmen und feuchten Klima. Plesiosaurier und Ichthyosaurier wimmelten in den warmen Sümpfen der Sekundärzeit Doch mit dem Austrocknen vieler Binnenseen wurden die Dinosaurier, die riesenhaften Landreptilien, allmählich vorherrschend. Indessen hatte der Pterodactylus, ein Saurier, Fledermausflügel entwickelt und konnte nicht nur auf der Erde kriechen, sondern sich auch in die Lüfte erheben. »Die kleinsten dieser Flugeidechsen hatten die Größe eines Sperlings, die größten aber, mit einer Klafterweite der Flügel von mehr als 16 Fuß, übertrafen die größtenjetzt lebendenVögel.«11 »Die Mehrzahl der Dinosaurier (Drachen) waren furchtbare Raubtiere von 40 bis 50 Fuß Länge.« Spätere Ausgrabungen ergaben sogar noch größere Skelette. Prof. Ray Lankester soll in einer Sitzung der RoyalInstitution im Januar 1904 auf einen Brontosaurus hingewiesen haben, dessen Skelett 65 Fuß lang war. Man hatte es in einer Eolithschicht im Süden der Vereinigten Staaten Amerikas aufgefunden. In den Stanzen des uralten Buches Dzyan steht Folgendes geschrieben: »Tiere mit Knochenbau, Drachen der Tiefe und fliegende Schlangen gesellten sich zu den Kriechenden. Die auf dem Boden krochen, erhielten Flügel. Die Langhalsigen des Wassers wurden zu Vätern der Geschöpfe der Luft.« Diese Behauptungen werden von der modernen Wissenschaft vollständig bestätigt. »Die Klasse der Vögel ist durch ihren inneren Bau und ihre embryonale Entwicklung den Reptilien so verwandt, dass sie zweifelsohne aus einem Zweig dieser Klasse ihren Ursprung genommen hat. - Die Abzweigung der Vögel von den Reptilien fand jedenfalls während der mesolithischen Zeit, und zwar wahrscheinlich während der Trias oder Antejurazeit statt.«12 Im Pflanzenreich verdrängten in dieser Periode Palmen und Nadelbäume allmählich die Riesenfarnkräuter. In der spätesten me11 Haeckel: Natürliche Schöpfungsgeschichte. S. 456. 12 ebd. S. 457.

solithischen Epoche erschienen erst die Säugetiere, jedoch finden sich die Überreste des Mammuth und Mastodont, die ersten Repräsentanten dieser Gattung, hauptsächlich in den folgenden Ablagerungen des Eozän und Miozän.

Der Mensch Ehe wir uns mit dem beschäftigen, was man selbst schon in jener Urzeit als Menschheit bezeichnen muss, wird es nötig sein festzustellen, dass niemand, der heutzutage Anspruch auf eine auch nur mittelmäßige geistige Kultur machen kann, in jener Epoche gelebt hat. Erst in den drei letzten Untergruppen der dritten Menschheit begannen die ersten Gruppen, und zwar die am wenigsten entwickelten der Mondpitris, sich zu inkarnieren, indes die weiter fortgeschrittenen nicht früher als in der ersten Untergruppe der Atlanter. In ihr muss der Ur-Lemurier in der ersten Hälfte der Existenz dieser Menschheit mehr als ein tierisches Wesen betrachtet werden, das bestimmt war, sich zum Menschen zu entwickeln, denn als .Mensch in unserem Sinne des Wortes. Denn obgleich während des Mondmanvantara die zweite und dritte Ordnung der Mondpitris, welche in den ersten vier Untergruppen Lemurias wieder auflebten, sich genügend entwickelt hatten, um sich vom Tierreich loszulösen, so hatten sie doch noch nicht den Gottesfunken empfangen, der ihnen Verstand und Individualität verleihen konnte, das heißt mit anderen Worten, sie zu Menschen machen sollte.

I Tiefeder

Gesteinsschichten

I Menschengruppen

I Kataklysmen

I Tiere

I Pflanzen

Schichten in Fuß Laurentische} Arehilitische Cambrische oder Silurische Urschichten

170000

Devonische } Paläolitische 142000 Kohle oder Permische Primärschichten Trias Jura Kreide

} Mesolithische oder Sekundärschichten

15000

Eozäne Milozäne Pliozäne

} Cenolithische oder Tertiärschichten

5000

Erste Menschheit, die keine Überreste hinterlassen konnte, da sie Astralkörper hatte.

IZweite Menschheit,

Schädellose Tiere

I

Wälder von Riesenalgen und anderen Seepflanzen

I Fische

I Farnwälder

ISchleicher oder

I Nadel- und Palmenwälder

die Ätherkörper besaß.

Dritte Menschheit, die Lemurier.

Lemuria, heißt es, sei vor Beginn der Eozänzeit untergegangen.

Vierte Menschheit, die Atlanter

Der Hauptkontinent der Atlantis wurde in der Miozänperiode, 800 000 Jahre zurück, zerstört. Die zweite große Kata-

Reptilien

ISäugetiere

IWälder von Bäumen, welche die Blätter wechseln

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·ie mongolische oder 7. Untergruppe scheint allein mit dem Mutltrkontinent gar keine Berührung gehabt zu haben. Sie stammt aus lll'll Ebenen der Tartarei (die Stelle ist in der Karte 2 mit 7 bezeich111'1), ungefähr aus der Gegend um den 63. Grad nördlicher Breite und 140. Grad östlicher Länge. Sie wurde direkt aus den Abkömmlingen d.,r turanischen Völker entwickelt, die sie allmählich über den gröt\c.'rcm Teil Asiens verdrängte. Die Mongolen vermehrten sich außerlll'llentlich, und sogar noch heute gehen viele Volksstämme auf diese "'Ir-Mongolen« zurück.

Staatliche Einrichtungen. In einer solch kurz gefassten Überlllkht wie dieser kann eine Beschreibung der weiteren Teilung der l Intergruppen in einzelne Nationen mit eigenem Typus und Charaktrr nicht gegeben werden. Es kann hier nur versucht werden, die verIIU.'hiedenen staatlichen Einrichtungen während der langen Perioden cl~r jeweiligen Menschheiten in breiten Umrissen zu skizzieren. WUhrend wir erkennen, dass sowohljede Untergruppeals auchjede Menschheit bestimmt ist, in gewissen Hinsichten auf höherem Nivcnu als die vorhergehende zu stehen, müssen wir auch die zyklische Nutur der Entwicklung berücksichtigen, welche die Menschheit wie nuch den einzelnen Menschen durch die verschiedenen Phasen der Kindheit, der Jugend und des Mannesalters wieder zurück zur Kindheit des Greisenalters führt. Schließlich bedeutet Entwicklung ja not wendigerweise Fortschritt, selbst wenn das sich Zurückwenden der aufsteigenden Spirale den Gang von Politik und Religion nicht hlol3 als Entwicklung und Fortschritt, sondern auch als Rückschritt und Verfall erscheinen lässt. Man muss daher bei der Erwähnung, dass die erste Untergruppe ~il.·h der vollkommensten Regierung erfreute, verstehen, dass sie die-

semehr den Notwendigkeiten ihrer Kindheit als den Verdiensten ihrer Mannesreife verdankte. Die Rmoahals waren unfähig, irgendeine geordnete Regierungsform selbst zu entwickeln; auch erreichten sie niemals eine so hohe Zivilisation, wie die der 6. und 7. lemurischen Untergruppe. Der Manu, der die Absonderung bewirkte, inkarnierte sich aber nicht, sondern herrschte als König; und selbst als er nicht mehr sichtbaren Anteil an der Regierung nahm, waren doch stets, wenn es die Umstände erheischten, Adepten oder göttliche Könige vorhanden, um für das noch in den Kinderschuhen steckende Gemeinwesen zu sorgen. Die Menschheit hatte damals noch nicht den Grad der Entwicklung erreicht, um vollständig initiierte Adepten hervorbringen zu können. Die oben erwähnten Könige, einschließlich des Manu selbst, müssen daher als aus einem anderen Weltsystem hervorgegangen angesehen werden. Die Tlavatli-Stämme zeigten in der Kunst des Regierens einige Zeichen des Fortschritts. Ihre verschiedenen Völker oder Nationen wurden von Häuptlingen oder Königen regiert, welche ihre Würde und Macht gewöhnlich durch Volksabstimmungen erhielten. Hierbei fiel die Wahl natürlich auf die mächtigsten Persönlichkeiten und streitbarsten Krieger. Ein bedeutendes Reich wurde schließlich von ihnen geschaffen, in welchem ein König dem Namen nach der Erste war, dessen Oberherrschaft aber eher in äußeren Ehren als in wirklicher Macht bestand. Die toltekischen Völker entwickelten die höchste Zivilisation; sie organisierten das mächtigste Reich unter allen atlantischen Völkern, und damals war es, dass das Prinzip der Erbnachfolge zum ersten Mal eingesetzt wurde. Anfangs war diese Welt in eine Anzahl kleiner, unabhängiger Königreiche unterteilt, welche beständig miteinander und mit den Lemuro-Rmoahals im Süden Krieg führten. Diese letzteren wurden nach und nach besiegt und unterworfen, viele ihrer Stämme in die Sklaverei geführt. Vor ungefähr einer Million Jahren vereinigten sich indessen diese getrennten Königreiche zu einem großen Bund mit einem von allen anerkannten Kaiser an der Spitze. Dies würde natürlich durch große Kriege herbeigeführt, die aber mit Frieden und Gedeihen für die Gesamtheit zum Abschluss kamen.

Man muss sich erinnern, dass der größte Teil der Menschheit damals noch psychische Fähigkeiten besaß, die Fortgeschrittensten sich der erforderlichen Übung in den esoterischen Schulen unterzogen und verschiedene Stufen der Initiation erreichten und einige sogar die Adeptschaft erlangt hatten. Der zweite dieser Kaiser war ein Adept, und die göttliche Dynastie beherrschte jahrtausendelang nicht allein alle Königreiche, in welche Atlantis aufgeteilt war, sondern auch die Halbinseln im Westen sowie den südlichen Teil des benachbarten Landes im Osten. Erforderlichenfalls wurde diese Dynastie seitens der Initiierten erneuert; doch in der Regel ging die Macht vom Vater auf den Sohn über, die alle mehr oder weniger qualifiziert waren. In einigen Fällen empfing der Sohn einen weiteren Grad aus den Händen seines Vaters. Während dieser ganzen Periode hielten diese initiierten Herrscher die Verbindung mit der Geistigen Hierarchie, welche die Welt regiert, aufrecht, unterwarfen sich ihren Gesetzen und handelten in Übereinstimmung mit ihren Plänen. Dies war das goldene Zeitalter der toltekischen Zivilisation. Die Regierung war gerecht und wohlwollend. Künste und Wissenschaften blühten und die auf diesen Gebieten Tätigen erzielten, da sie esoterisches Wissen besaßen, ungeheure Erfolge. Der religiöse G1aube und die Gebräuche waren noch verhältnismäßig rein - in der Tat hatte das Reich von Atlantis zu dieser Zeit seinen Höhepunkt erreicht. Nachdem dieses goldene Zeitalter ungefähr 100 000 Jahre gewährt hatte, setzten die Entartung und der Verfall ein. Viele der tributpflichtigen Könige und eine große Zahl der Priester und ihrer Anhänger härten auf, ihre Fähigkeiten und Kräfte in Übereinstimmung mit den Gesetzen zu gebrauchen, welche ihre göttlichen Herrscher, deren Vorschriften und Ratschläge jetzt missachtet wurden, ihnen gegeben hatten. Ihre Verbindung mit der Geistigen Hierarchie ging zu Ende. Mehr und mehr wurden persönliche Größe, Erlangung von Reichtum und Ansehen, die Erniedrigung und der Untergang ihrer Feinde die Ziele, auf welche sie ihre okkulten Kräfte richteten. Ihrem gesetzmä(3igen Gebrauch entfremdet und auf alle Arten selbstsüchtiger und böswilliger Zwecke angewandt, führten diese Kräfte unvermeidlich zu dem, was wir »Zauberei« nennen müssen. So sehr dies Wort auch vom

Odium belastet ist, das Leichtgläubigkeit einerseits und Betrug andererseits seit Jahrhunderten des Aberglaubens und der Unwissenheit immer mehr mit ihm verknüpft haben, so wollen wir die schrecklichen Wirkungen, die dieses Wort stets über die Welt bringt und den eigentlichen Sinn desselben hier doch einmal in Betracht ziehen. Teilweise durch ihre psychischen Fähigkeiten, welche in den Tiefen des Materialismus, zu welcher die Atlanter nachher herabsanken, noch nicht ausgelöscht waren, teilweise aber auch durch ihre wissenschaftlichen Errungenschaften während des Höhepunktes der atlantischen Zivilisation erlangten die Begabtesten und Tatkräftigsten von ihnen in das Wirken der Naturgesetze allmählich mehr und mehr Einsicht und über einige ihrer verborgenen Kräfte immer bessere Kontrolle. Die Entweihung dieses Wissens nun und sein Missbrauch zu selbstsüchtigen Zwecken ist das, was man unter Zauberei zu verstehen hat. Wie verderblich die Wirkungen sind, die einer solchen Entweihung folgen, das wird durch die schrecklichen Katastrophen, welche die Menschheit ereilten, zur Genüge dargetan. Nachdem die schwarze Kunst Eingang gefunden hatte, stand es fest, dass sie in immer weitere Kreise eindringen würde. Nachdem die spirituelle Führung sich ganz zurückgezogen hatte, erreichte das karnische (Begierden-)Prinzip, welches der Reihenfolge nach das vierte ist, während der vierten Menschheit natürlich seinen Höhepunkt und kam immer mehr zur Geltung. Wollust, Rohheit und Wildheit waren alle im Zunehmen begriffen, und die tierische Natur im Menschen war ihrer niedrigsten Ausdrucksform nahe. Die Frage der Moral schied von Anfang an die atlantische Menschheit in zwei feindliche Lager, und wovon sich in den Zeiten der Rmoahals nur Anfänge zeigten, das wurde in der toltekischen Ära in erschreckender Weise auf die Spitze getrieben. Die »Schlacht von Armageddon« wird immer und immer wieder in jedem Zeitalter ausgefochten. Die, welche den »schwarzen Künsten« oblagen, unterwarfen sich dem weisen Regiment der initiierten Kaiser nicht länger, sondern wurden aufständisch und setzten einen Gegenkaiser ein, der nach vielen harten Kämpfen den weißen Kaiser aus seiner Hauptstadt, der »Stadt der goldenen Tore«, vertrieb und sich selbst auf den Thron setzte.

Der weiße Kaiser, nach Norden vertrieben, ließ sich in einer Stadt nieder, welche ursprünglich von den Tlavatli auf der südlichen Ecke des Bergdistriktes gegründet worden, jetzt aber der Sitz eines der tributpflichtigen toltekischen Könige war. Dieser hieß den weißen Kaiser freudig willkommen und stellte die Stadt zu seiner Verfügung. Einige weitere der tributpflichtigen Könige blieben ihm ebenfalls treu; die meisten leisteten aber dem neuen, in der alten Hauptstadt regierenden Kaiser den Eid der Treue. Ihre Treue währte indessen nicht lange. Die tributpflichtigen Könige strebten beständig nach Unabhängigkeit, und fortwährend tobte der Krieg in verschiedenen Teilen des Reiches. Viele nahmen zur Zauberei ihre Zuflucht, in der Absicht, die Zerstörungsmacht ihrer Armeen noch zu verstärken. Diese Vorgänge spielten sich etwa 50 000 Jahre vor der ersten großen Katastrophe ab. Von diesem Zeitpunkt an wurde es immer schlimmer; die Zauberer bedienten sich ihrer Macht immer ungenierter und rücksichtsloser, und ein immer größerer Teil des Volkes erwarb sich diese schrecklichen »schwarzen Künste« und übte sie aus. · Dann brach die fürchterliche Vergeltung über sie herein; Millionen und aber Millionen kamen um. Die »Stadt der goldenen Tore« war zu einer wahren Lasterhöhle geworden, bis die Wellen sie überfluteten und ihre Bewohner begruben. Der »schwarze« Kaiser samt sein~r Dynastie ging unter, um nicht wieder zu erstehen. Sowohl der Kaiser im Norden als auch die initiierten, auf dem ganzen Kontinent verstreuten Priester sahen lange vorher die kommenden bösen Tage gcnau voraus, und die folgenden Seiten werden über die vielen von Priestern geleiteten Auswanderungen berichten, welche sowohl dieser als auch späteren Katastrophen vorausgingen. Der Kontinent war jetzt schrecklich zerrissen. Aber selbst das ganze untergegangene Gebiet stellte den angerichteten Schaden noch keineswegs vollständig dar; denn Flutwellen rollten über große Landstrecken hin und verwandelten sie in unbewohnbare Sümpfe. Ganze Provinzen wurden unfruchtbar und blieben Generationen hindurch in einem unbebauten, verwüsteten Zustand. Die übrig gebliebene Bevölkerung erhielt dadurch eine furchtbare

Warnung. Sie nahm sie zu Herzen, und Zauberei herrschte eine Zeit lang weniger unter ihnen vor. Lange Zeit verging, bis wieder eine neue, mächtige Regierung eingesetzt war. Wir finden in der »Stadt der goldenen Tore« schließlich eine semitische Dynastie von Zauberern auf dem Thron; die Tolteken jedoch gelangten während der Periode der Karte Nr. 2 nicht wieder zur Herrschaft. Zwar war die toltekische Bevölkerung immer noch beträchtlich; doch blieb nur ein kleiner Teil auf dem Mutterkontinent zurück. Auf der Insel Ruta kam jedoch während der Periode der Karte Nr. 3 eine toltekische Dynastie wieder zur Macht und beherrschte durch ihre tributpflichtigen Könige einen großen Teil der InseL -Diese Dynastie war der schwarzen Kunst ergeben, welche während aller vier Perioden immer mehr Übergewicht gewann, bis sie den Gipfelpunkt in der unvermeidlichen Katastrophe erreichte, welche die Erde größtenteils von diesem ungeheuren Übel befreite. Man sollte im Gedächtnis behalten, dass stets, selbst bis zum Untergang der Poseidonis, ein initiierter Kaiser oder König - oder wenigstens einer, der das »gute Gesetz« anerkannte- in einem Teil des Insel-Kontinentes herrschte. Er handelte unter der Führung der Geistigen Hierarchie, beaufsichtigte die bösen Zauberer, wo es möglich war, und leitete und unterrichtete die kleine Minderzahl, welche noch willens war, ein reines und heilsames Leben zu führen. Später wurde der Regel nach dieser »weiße« König von der Handvoll Priester, die dem »guten Gesetz« noch Folge leisteten, zum Herrscher erwählt. Über die Tolteken bleibt wenig mehr zu sagen übrig. Auf Poseidonis war die Bevölkerung der ganzen Insel mehr oder weniger gemischt. Zwei Königreiche und eine kleine Republik im Westen teilten das Land unter sich. Der nördliche Teil war von einem initiierten König beherrscht. Im Süden hatte man die Erbfolge abgeschafft, und es erfolgte die Wahl durch das Volk. Ausschließliche Dynastien gab es nicht mehr; aber Könige toltekischen Geblüts erhoben sich gelegentlich im Norden und im Süden zur Herrschaft. Das nördliche Königreich wurde beständig von seinem südlichen Rivalen bedrängt, welcher von dessen Gebiet immer mehr annektierte. Das Schicksal des toltekischen Volkes ist etwas ausführlicher be-

handelt worden. Bei den vier folgenden Untergruppen sollen uns die politischen Hauptvorgänge nicht lange beschäftigen; denn keine von ihnen erreichte eine so hohe Zivilisation wie die toltekische - in der Tat hatte der Niedergang dieser Menschheit seinen Anfang genommen. Es scheint eine Art feudalen Systems gewesen zu sein, welches die angeborene Neigung der turanischen Völker zu entwickeln anstrebte. Jeder Häuptling war auf seinem Gebiet unumschränkt, und der König war nur der Erste unter Gleichen (prirnus inter pares). Die Häuptlinge, welche seinen Rat bildeten, ermordeten gelegentlich ihren König und setzten einen der ihren auf den Thron. Die Turanier waren ein unruhiges und gesetzloses Volk- roh und grausam. Die Tatsache, dass zu gewissen Zeiten ihrer Geschichte Regimenter von Frauen mit-in den Krieg zogen, ist für die zuletzt genannten Charakterzüge bezeichnend. Von größtem Interesse in ihrer Geschichte ist der seltsame Versuch, den sie in sozialer Hinsicht anstellten, der wegen seines politischen Ursprungs allerdings besser bei den »Sitten und Gebräuchen« mitzuteilen wäre. Infolge ihrer fortgesetzten Niederlagen in den Kriegen mit ihren toltekischen Nachbarn befanden sie sich stark in der Minderzahl und wünschten daher vor allem Bevölkerungszuwachs. Sie erließen deshalb Gesetze, wonach jedem Mann die direkten Lasten des Unterhalts seiner Familie abgenommen wurden. Der Staat übernahm diese Lasten und sorgte für die Kinder, die als Staatseigentum ungesehen wurden. Dadurch erreichten die Turanier natürlich eine Zunahme der Geburten; doch die Zeremonie der Eheschließung kam in Misskredit. Die Bande des Familienlebens, die Gefühle elterlicher l.iebe, wurden natürlich zerstört, der Plan daher als verfehlt erkannt und endlich aufgegeben. Auch noch andere Versuche, ökonomische I •'ragen, die uns noch heute beschäftigen, sozialistisch zu lösen, wurden von diesem Volk gernacht und wieder verworfen. Die Urserniten, welche eine streitsüchtige, plündernde, aber enl~rgische Menschheit waren, neigten stets einer patriarchalischen llrl(ierungsform zu. Ihre Kolonisten, welche gewöhnlich ein Nomadnrleben führten, bekannten sich fast ausschließlich zu dieser Form;

sie errichteten aber, wie wir gesehen haben, in den Tagen der Periode der Karte Nr. 2 ein bedeutendes Reich und waren im Besitz der großen »Stadt der goldenen Tore«. Zuletzt mussten sie indessen doch der neu erstandenen Macht der Akkadier weichen. Während der Periode der Karte Nr. 3, vor ungefähr 100 000 Jahren, brachen die Akkadier endlich die Macht der Semiten. Die Akkadier oder die 6. Untergruppe waren viel gesetzliebender als ihre Vorgänger. Sie lebten als Händler und Seeleute in geordneten Gemeinwesen und wiesen eine ihren Neigungen entsprechende oligarchische Regierungsform auf. Als Besonderheit bei ihnen, für welche in neuerer Zeit nur Sparta ein Beispiel abgibt, können die Doppelkönige in einer Stadt genannt werden. Aus ihrer Vorliebe für Seefahrten ging wahrscheinlich das Studium der Gestirne hervor, zu dem sie in der Folge ganz besonders hinneigten. Ihre Errungenschaften in der Astronomie und Asttologie wareri bedeutend. Die Mongolen waren eine Veredelung ihrer unmittelbaren Vorfahren, der rohen Turanier. Auf den weiten Steppen Ostsibiriens geboren, haben sie niemals mit dem Mutterkontinent in Beziehung gestanden und wurden ohne Zweifel infolge ihrer Umgebung ein nomadisierendes Volk. Psychischer und religiöser als ihre Stammväter, die Turanier, neigten sie der Regierungsform mit einem Souverän an der Spitze zu, welcher sowohl oberster weltlicher Herrscher als auch Ober-Priester sein sollte.

Auswanderungen. Das Entstehen von Auswanderungen ist auf drei Ursachen zurückzuführen. Das turanische Volk war, wie wir gesehen haben, schon bei seinem Auftauchen vom Geist des Kolonisierens beseelt und brachte die Kolonisation auch auf eine beträchtliche Höhe. Die Semiten und Akkadier waren gleichfalls bis zu einem gewissen Grad kolonisierende Völker. Als im Laufe der Zeit die Bevölkerung immer mehr anwuchs und die Lebensmittel nicht mehr auszureichen drohten, machte sich in allen Menschheiten dieser Mangel fühlbar und zwang einen Teil derselben, nach einem Lebensunterhalt in weniger bevölkerten Gegenden zu suchen. Dazu muss man wissen, dass, als die Atlanter ihren Höhe-

punktwährend der toltekischen Ära erreichten, die Bevölkerungsdichtigkeit per Quadratmeile auf dem Kontinent Atlantis wahrscheinlich der heutigen in England und Belgien mindestens gleichkam. So viel ist sicher, dass zwar der für die Bebauung vorhandene nutzbare Raum in jenem Zeitalter viel größer war als in dem unsrigen, dass aber auch die Gesamtbevölkerung der Erde sich damals auf die sehr hohe Zahl von ungefähr zwei Milliarden bezifferte. Auch von Priestern geleitete Auswanderungen gab es; jeder Katastrophe, von denen es viel mehr gab als die angeführten vier großen, gingen sie voraus. Die initiierten Könige und Priester, welche dem ))guten Gesetz« gehorchten, wussten um die drohenden unglücklichen Ereignisse lange zuvor. Infolge der prophetischen Warnung, die von einem solchen ausging, wurde jeder ein natürlicher Mittelpunkt und schließlich der Führer einer Schar Kolonisten. Es sei hier hemerkt, dass die Beherrscher des Landes später diese von Priestern ungeführten Auswanderer sehr übel behandelten; da sie ihre Reiche urm zu machen und zu entvölkern drohten, mussten sie sich eines Nachts heimlich davonmachen. Wenn wir in rohen Umrissen die Wege der Auswanderung verllllgen, welche im Verlauf der Zeit bei jeder Untergruppe stattfand, mUssen wir zuletzt bei den Ländern anlangen, welche ihre späteren 1\hkömmlinge heute bewohnen. Zwecks Schilderung der frühesten Auswanderungen müssen wir wieder zu den Tagen der Rmoahals zurückkehren. Der Teil von ihnen, welcher die nordöstlichen Küsten bewohnte, lebte weitgehend INnliert. Durch die Tlavatli-Krieger im Süden gebrandschatzt und weitergenNorden getrieben, begannen sie nach dem benachbarten Lund im Osten und nach dem noch näheren Vorgebirge Gränlands uuszuwandern. In der Periode der Karte Nr. 2 blieben auf dem damnls verringerten Mutterkontinent keine ursprünglichen Rmoahals 1.urUck, sondern sie besetzten das nördliche Vorgebirge des damals Im Westen sich erhebenden Kontinents sowie das bereits genannte t!l'i\nländische Vorgebirge und die westlichen Ländereien der großen Nknndinavischen Insel. Auch in dem nördlich des zentralasiatischen Mrcrcs liegenden Land gründeten sie eine Kolonie.

Britannien und die Picardie bildeten damals einen Teil der skandinavischen Insel, während die letztere selbst in der Periode der Karte Nr. 3 ein Teil des auftauchenden Kontinents Europa wurde. In Frankreich sind jetzt Überbleibsel dieser Kultur in den Quaternär-Schichten gefunden worden, und der Brachycephale oder die rundköpfige Spezies, bekannt als der »Vierfußmensch«, kann als passender Durchschnittstypus der Atlanter in ihrem Verfall betrachtet werden. Als die zerstreuten und entarteten Überreste von ihnen, welche bald durch eine Eisperiode nach Süden, bald durch die Eroberungslust ihrer mächtigeren Nachbarn nach Norden getrieben wurden, können heute die Lappen angesehen werden, wenn freilich auch hier einige Vermischung mit anderen Völkern stattgefunden hat. Und so ist es denn gekommen, dass dieser Menschentypus der gerade Abkömmling jener Riesen ist, welche vor fast fünf Millionen Jahren in den Äquator-Ländern Lemurias das Dasein erblickte. Die Tlavatli-Kolonisten scheinen sich nach allen Himmelsrichtungen ausgebreitet zu haben. Während der Periode der Karte Nr. 2 waren ihre Abkömmlinge sowohl an den westlichen Gestaden des damals entstehenden amerikanischen Kontinents (Kalifornien) als auch auf seinen äußersten südlichen Küsten (Rio de Janeiro) ansässig. Wir finden sie auch auf den östlichen Gestaden der skandinavischen Insel; einige von ihnen durchschifften sogar den Ozean, umsegelten die Küsten Afrikas und erreichten Indien. Hier gingen sie mit den Iemurischen Ureinwohnern Mischehen ein und bildeten so die dravidischen Völker. Später vermischten sich diese mit der fünften Menschheit, woraus die mannigfaltigen Typen entstanden, wie wir sie heute in Indien finden. In der Tat haben wir hier ein sehr treffendes Beispiel, wie äußerst schwierig es ist, irgendeine Abstammung nur nach dem physischen Augenschein entscheiden zu wollen; denn es wäre leicht möglich, dass sich Egos der 5. Menschheit unter den Brahmanen, solche der 4. Menschheit unter den »niedrigeren« Kasten und einige Nachzügler der 3. Menschheit unter den Bergstämmen inkarnierten. Während der Periode der Karte Nr. 4 haben wir eine Tlavatli-Be-

völkerung im südlichen Teil Südamerikas, woraus zu schließen ist, dass die Patagonier in den alten Tlavatlis wahrscheinlich ihre Vorfahren hatten. Überbleibsel von ihnen sowie der Rmoahals sind in den QuaternärSchichten Zentraleuropas gefunden worden, und der dolichocephalische »Cro-Magnon-Mensch« kann als Durchschnittstypus jener Atlanter in ihrem Verfall betrachtet werden, während die »Pfahlbautenbewohner« der Schweiz ein noch früherer, aber nicht ganz reiner Sprössling derselben waren. 26 Völlig unvermischt stellen die Menschheit heute nur noch einige der braunen Indianerstämme Südamerikas dar. Betrachten wir jetzt die Tolteken. Diese wanderten hauptsächlich westwärts aus; die benachbarten Küsten des amerikanischen Kontinents waren in der Periode der Karte Nr. 2 von einer rein toltekischen Bevölkerung bewohnt, während die meisten auf dem Mutterkontinent zurückgebliebenen Tolteken sich sehr stark mit anderen Stämmen vermischten. Diese breiteten sich in Nord- und Südamerika aus und gelangten dort zur Blüte. Jahrtausende später entstanden in diesem Gebiet die mächtigen, in der Geschichte erwähnten oder mindestens durch Überlieferung bekannten Reiche von Mexiko und Peru, für deren Bestehen zahlreiche Überbleibsel großartiger Kunsthauten ein beredtes Zeugnis ablegen. Nebenbei bemerkt, erreichte das mexikanische Reich, wenn es auch jahrhundertelang nach un,\'t)ren Begriffen von Zivilisation groß und mächtig war, doch nie die Kulturstufe Perus unter der Herrschaft der Ur-Inkas vor ungefähr 14 000 Jahren; denn den allgemeinen Volkswohlstand, die gerechte und wohlwollende Regierung, die unparteiische Landverteilung und das reine religiöse Leben der Bewohner dieses Reiches könnte man uls ein wenn auch schwaches Wiederaufleben des goldenen Zeitaltcrs der Tolteken auf dem Mutterkontinent ansehen. ).(1

Geologen und Paläontologen wird es bekannt sein, dass Ihre Wissenschaften das Auftreten des >>Cro-Magnon-Menschen« früher ansetzen als das des >>Vierfuß-Menschen«; da wir aber sehen, dass die beiden ungeheure Zeiträume hindurch nebeneinander herliefen, so kann es sehr wohl sein, dass das einzelne »Cro-Magnon«-Skelett, obwohl der zweiten Menschheit zugehörig, Jahrtausende vor dem einzelnen Vierfuß-Menschen in den Quaternär-Schichten abgelagert wurde.

Der beste Repräsentant der Tolteken ist heutzutage der Durchschnittsindianer Nord- und Südamerikas; mit dem hoch zivilisierten Tolteken während ihrer Blütezeit kann er aber natürlich nicht verglichen werden. Es ist hier notwendig, einen Bericht über Ägypten einzufügen, welcher weitgehende Aufklärung über dessen frühere Geschichte bringen wird. Die erste Niederlassung in jenem Land war zwar nicht im eigentlichen Sinn des Wortes eine Kolonie; die ersten Auswanderer, die sich mit den Ureinwohnern vermischten und sie zu beherrschen versuchten, waren aber Tolteken. Es war zunächst eine große lnitiiertenloge, welche dorthin verlegt wurde. Dies geschah vor ungefähr 400 000 Jahren. Das goldene Zeitalter der toltekischen Völker war längst vorbei. Die erste große Katastrophe hatte bereits stattgefunden. Ihre sittliche Entartung und die »schwarzen Künste« traten immer deutlicher hervor und nahmen immer größeren Umfang an. Die Weiße Loge brauchte reinere Umgehungen, und da Ägypten eine isolierte Lage hatte und dünn bevölkert war, wurde dieses Land zu einer Niederlassung ausersehen. Dieselbe erwies sich als zweckentsprechend, und die Initiiertenloge konnte ihr Werk dort fast 200 000 Jahre lang ungestört fortsetzen. Vor etwa 210 000 Jahren, als die Zeit dazu gekommen war, gründete die Loge ein Reich- Ägyptens erste »Göttliche Dynastie« -und begann mit der Belehrung des Volkes. Da erschien von Atlantis her der erste große Kolonistenzug, und irgendwann während der 10 000 Jahre vor der zweiten Katastrophe wurden die beiden großen Pyramiden von Gizeh erbaut, teils zwecks Gewinnung dauernder Initiationshallen, teils auch, um einem wichtigen Krafttalisman als Schatzkammer und Aufbewahrungsort während der den Initiierten als bevorstehend bekannten Überflutung zu dienen. Karte Nr. 3 zeigt Ägypten zu jenem Zeitpunkt als unter Wasser. Und es verblieb so geraume Zeit hindurch. Nach seinem Wiederauftauchen aber ward es sowohl wieder von Abkömmlingen mancher seiner alten Bewohner, die sich auf die abessinischen Gebirge zurückgezogen hatten (das Gebirge ist auf Karte Nr. 3 als Insel dargestellt), als auch von neuen Zuzügen atlantischer Kolonialisten aus verschiedenen Teilen der

Erde bevölkert. Der ägyptische Typus erfuhr damals durch in großer Anzahl eingewanderte Akkadier einige Änderungen. Dies geschah unter Ägyptens zweiter »Göttlicher Dynastie« - die Herrscher des Landes waren wieder initiierte Adepten. Die Katastrophe vor 80 000 Jahren setzte das Land abermals, doch diesmal nur vorübergehend, unter Wasser. Nach dem Zurückfluten der Gewässer begann die Herrschaft der dritten »Göttlichen Dynastie« - welche von Manetho erwähnt wird - und unter ihren ersten Königen wurden der große Tempel von Karnak und viele der älteren, jetzt noch in Ägypten vorhandenen Bauwerke geschaffen. Mit Ausnahme der beiden großen Pyramiden ist in der Tat vor der Katastrophe vor 80 000 Jahren kein Bauwerk Ägyptens entstanden. 27 Beim schließliehen Untergang von Poseidanis ging eine neue Flutwelle über Ägypten hinweg. Auch dies war zwar nur eine vorübergehende Kalamität, sie setzte aber den Göttlichen Dynastien ein Ziel; denn die Initiiertenloge war in ein anderes Land übergesiedelt. Die Turanier, welche in der Periode der Karte Nr. 1 die nördlichen Teile des unmittelbar im Osten von Atlantis liegenden Gebietes kolonisiert hatten, besetzten in der Periode der Karte Nr. 2 auch seine NUdlichen Gestade (welche das jetzige Marokko und Algerien einHchlossen). Wir finden die Turanier auch auf der Weiter-Wanderung nuch Osten, und sowohl die Ost- als auch die Westküsten des zentralUNiatischen Meeres wurden von ihnen bevölkert. Scharen derselben drangen zuletzt sogar noch weiter östlich vor, so dass ihrem Typus um Nächsten heute die Bewohner Innerchinas stehen. Eine merkwUrdige Fügung des Schicksals ist hinsichtlich eines ihrer westlichen Schößlinge zu verzeichnen. Viele Jahrhunderte hindurch von Ihren mächtigeren toltekischen Nachbarn beherrscht, war es doch noch einem kleinen Zweig des turanischen Wurzelstockes vorbehalten, das letzte große, von den Tolteken errichtete Reich zu erobern und zu ersetzen; denn in den rohen und dürftig zivilisierten Azteken lh,ss Thranier-Blut. Die semitischen Auswanderungen waren zweierlei Art: Erstens

n

Diese Zahlen weichen weit von denen der offiziellen Ägyptologie ab, doch muss in dieser Frage noch nicht das letzte Wort gesprochen sein. (Anm. d. Hrsg.)

solche, welche dem natürlichen Trieb der Völker selbst entsprangen; zweitens aber jene besondere Auswanderung, welche sich unter der direkten Führung des Manu vollzog. So sonderbar es auch klingen mag, nicht den Tolteken, sondern dieser gesetzlosen und unruhigen, wenn auch kräftigen und energischen Untergruppe wurde der zur Entwicklung unserer großen fünften Menschheit bestimmte Kern entnommen. Der Grund lag ohne Zweifel in der manasischen Eigentümlichkeit, mit der die Zahl 5 stets verbunden ist. Die 5. Untergruppe musste ihre physische Gehirnkraft und ihren Intellekt zur Entwicklung bringen, wenn auch auf Kosten des psychischen Wahrnehmungsvermögens. Besteht der Ruhm und das Ziel unserer fünften Menschheit doch eben darin, diese Entwicklung des Intellekts dereinst noch unendlich höher zu steigern. Bei der Behandlung der natürlichen Auswanderungen finden wir, dass in der Periode der Karte Nr. 2 die Semiten, noch mächtige Nationen auf dem Mutterkontinent zurücklassend, sich sowohl nach Westen als auch nach Osten ausgebreitet hatten - westlich nach den Ländern, die jetzt die Vereinigten Staaten bilden, was den in einigen IndianerStämmen gefundenen semitischen Typus erklärt-, und östlich nach den nördlichen Gestaden des benachbarten Festlandes, das damals alles, was von Europa, Afrika und Asien vorhanden war, umfasste. Der Typus der alten Ägypter ebenso, wie auch derjenige anderer benachbarter Nationen, wurde bis zu einem gewissen Grad durch diese Ursemiten modifiziert; die einzigen gegenwärtigen Repräsentanten eines verhältnismäßig unvermischten Volkes, abgesehen von den Juden, sind die heller farbigen Kabylen der algerischen Berge. Diejenigen Stämme, welche aus der durch den Manu zwecks Bildung der neuen Menschheit bewirkten Absonderung hervorgegangen waren, fanden schließlich ihren Weg zu den südlichen Gestaden des zentralasiatischen Meeres, wo auch das erste große arische Reich errichtet wurde. Die Akkadier, wenn auch nicht auf dem Mutterkontinent geboren, erlangten doch über ihn schließlich die höchste Macht. Sie entsprangen in der Periode der Karte Nr. 2 dem benachbarten Festland, welches heute teilweise durch das Mittelmeer bedeckt ist; die gegenwärtige In-

NCI Sardinien ist ungefähr ihre eigentliche Heimat. Von diesem Mittell'unkt aus verbreiteten sie sich ostwärts, besetzten das Land, welches 111chließlich die Küste der Levante bildete, und dehnten sich bis PerNien und Arabien aus. Wie gesehen, haben sie auch zur Bevölkerung Ägyptens einen Beitrag geliefert. Die frühen Etrusker, die Phönizier cl nschließlich der Karthager und der Sumero-Akkadier, waren Zweige der Akkadier, während die heutigen Basken wahrscheinlich mehr akkudisches als irgendein anderes Blut in ihren Adern haben. Ein Hinweis auf die früheren Bewohner des jetzigen Großbritan11 ien erscheint hier ganz angezeigt; denn zu Beginn des akkadischen Zeitalters, vor etwa 100 000 Jahl"en, landeten initiierte Kolonisten, welche Stonehenge gründeten, an diesen Gestaden - »diese Gestade« sind natürlich die Küsten des skandinavischen Teils des europUischen Kontinents, wie aus Karte Nr. 3 ersichtlich. Die initiierten Priester und ihre Nachfolger scheinen einem sehr frühen Zweig des nkkadischen Volkes angehört zu haben. Sie waren größer, schöner und langköpfiger als die Ureinwohner der Gegend, welche eine sehr r,tcmischte Gruppe waren, meistens nur einstige Rmoahals. Die Mongolen hatten nie mit dem Mutterkontinent irgendwelche Berührung. Da sie auf den weiten Steppen der Tatarei geboren waren, gewährten jene Gegenden ihren Auswanderungen lange Zeit ein weites Feld; mehr als einmal aber sind Stämme mongolischer Abstammung vom nördlichen Asien aus über die BeringstraBe nach Amerika hinübergeflutet Die letzte derartige Auswanderung - diejenige der Kitans vor etwa 1 300 Jahren- hat Spuren zurückgelassen, denen einige westliche Gelehrte zu folgen vermochten. Die mongolische Abstammung in einigen Stämmen der nordamerikanischen Indianer ist auch von verschiedenen Ethnologen erkannt worden. Die Interessanteste Tatsache der mongolischen Völker ist aber, dass seine letzten Verzweigungen sich noch in voller Kraft befinden -ja ihren Höhepunkt noch nicht erreicht haben-, und die Japaner werden der Weltgeschichte noch Stoff liefern. 28 Die Künste und Wissenschaften. Sicher hat unsere eigene Mensch2K Geschrieben am Anfang des 20. Jahrhunderts. (Anm. d. Hrsg.)

heit in beinahe jeder Richtung weit größere Resultate als die Atlanter hervorgebracht; doch gerade wo diese unsere Höhe zu erreichen verfehlten, sind die darüber vorhandenen Berichte als Zeichen ihrer hohen Kulturstufe von Interesse. Andererseits ist der Charakter der wissenschaftlichen Errungenschaften, in denen sie uns überholten, von so überwältigender Art, dass bei der Betrachtung solch ungleichmäßiger Entwicklung das Gemüt Verwirrung ergreift. Die Künste und Wissenschaften, wie sie bei den ersten zwei Untergruppen ausgeübt wurden, waren in ihren Äußerungen höchst unvollkommen. Wir wollen jedoch den Fortschritt, wie er vor sich ging, nicht bei jeder Untergruppe einzeln verfolgen. Die Geschichte der atlantischen wie der gegenwärtigen Menschheit zeigt Perioden des Fortschritts und dazwischen wieder Phasen des Verfalls. Zeitalter hoher Kultur wechselten ab mit solchen der Gesetzlosigkeit, während welcher jede künstlerische und wissenschaftliche Entwicklung verloren ging; auf diese folgte wieder ein Aufschwung der Zivilisation zu noch größerer Höhe als vorher. Die große toltekische Ära muss natürlich bei den folgenden Bemerkungen über die Kulturperioden in erster Linie behandelt werden. Baukunst und Bildhauerei, Malerei und Musik wurden in Atlantis sämtlich gepflegt. Die Musik jedoch war selbst zu ihren besten Zeiten roh, und die Instrumente von der primitivsten Art. Alle atlantischen Völker liebten die Farben; herrliche Farbschattierungen zierten deshalb sowohl die Innen- als auch die Außenseite ihrer Häuser. Als »schöne« Kunst aber war die Malerei niemals sehr angesehen, wenn auch später eine Art Zeichnen und Malen in den Schulen gelehrt wurde. Bildhauerei dagegen war weit verbreitet; sie wurde auch in den Schulen gelehrt, und man brachte es darin zu großer Vollkommenheit. Wie wir weiter unten bei dem Kapitel »Religion« sehen werden, wurde es für jedermann, der die Mittel dazu besaß, Brauch, in einem der Tempel sein eigenes Bild aufzustellen. Diese Bilder waren mitunter in Holz geschnitzt oder in harte, schwarze, basaltähnliche Steine gehauen; bei den Reichen war es aber Sitte, ihre Statuen aus· einem der kostbaren Metalle, Messing, Gold oder Silber, gießen zu lassen. Die Bilder glichen der darzustellenden Per-

Non gewöhnlich leidlich gut; manchmal waren sie sogar von verblüffender Ähnlichkeit. Die Baukunst hatte sich von allen Künsten am vollkommensten entwickelt. Die Bauten waren massiv und von riesigen Verhältnissen. Die Wohnhäuser in den Städten standen nicht, wie bei uns, in Stral.ien dicht nebeneinander, sondern befanden sich entweder wie Landhüuser in zugehörigen Gärten oder waren durch gemeinsame Stücke Gartenlandes voneinander getrennt; aber alle standen isoliert. Bei l~üusern von einiger Wichtigkeit umgaben vier Häuserblocks einen Inneren Hof, in dessen Mittelpunkt gewöhnlich ein Springbrunnen Nhtnd, wegen deren großer Zahl die »Stadt der goldenen Tore« den underen Namen »Stadt der Gewässer« erhielt. Ein Ausstellen von Waren in den Straßen zum Verkauf fand nicht statt, sondern alle Küufe und Verkäufe wurden in privaten Räumen abgeschlossen, aul\er bei den großen, zu festgesetzten Zeiten auf den freien Plätzen der Städte abgehaltenen Jahrmärkten. Ein an den toltekischen Häusern nngebrachter Turm verlieh ihnen ein charakteristisches Aussehen. I>er Thrm ragte an einer Ecke des Hauses oder aus dem Mittelpunkt der Häuserblocks empor. Eine Wendeltreppe führte an der AußenNeite zu den oberen Stockwerken, und in einen spitzen Dom verlief der Turm - diesen oberen Teil gebrauchte man sehr häufig als Observatorium. Wie bereits erwähnt, waren die Häuser mit herrlichen 1'urben bemalt. Einige waren mit Schnitzwerken geschmückt, andt~re mit Fresko-Gemälden bedeckt oder mit Mustern bemalt. Die l•'ensteröffnungen waren mit einem Material ausgefüllt, das unserem Cilas ähnlich, doch weniger durchsichtig als dieses war. Die InnenrUume waren nicht mit dem mannigfachen Detail unserer modernen Wohnhäuser ausgestattet; trotzdemjedoch war das gesellschaftliche l.eben auf seine Art hoch entwickelt. Die Tempel bestanden aus ungeheuren Hallen und glichen mehr uls irgendwo sonst den riesigen Bauten Ägyptens, waren aber nach noch erstaunlicheren Größenverhältnissen erbaut. Die Säulen, welche die Decke trugen, waren gewöhnlich viereckig, selten rund. Zur /',cit des Verfalls hatte man an den Chorgängen unzählige kleine Kapellen angebracht, welche die Bildnisse der bedeutenderen Einwoh1

ner enthielten. Die seitlichen von ihnen erreichten mitunter einen solch beträchtlichen Umfang, dass sie eine ganze Schar Priester, welche irgendein besonders hervorragender Mann für die zeremonielle Verehrung seines Bildes in seinem Dienst haben mochte, aufnehmen konnten. Gleich den Privathäusern waren auch die Tempel stets mit Türmen versehen, natürlich in entsprechender Pracht und Größe. Diese dienten zu astronomischen Beobachtungen und zur Sonnenanbetung. Die Edelmetalle gebrauchte man in ausgiebiger Weise zur Ausschmückung der Tempel; die Innenräume hatten oft nicht bloß Goldeinlagen, sondern waren sogar in der Regel ganz mit Gold plattiert. Gold und Silber standen hoch im Wert, wurden aber, wie wir später bei der Behandlung des Geldwesens sehen werden, nur zu künstlerischen Zwecken benützt, während ihre Verwendung zu Münzen unbekannt war. Zu ihrer Herstellung in großen Mengen verwendeten damals die Chemiker - oder, wie wir sie heute nennen würden, die Alchemisten- gewisse Edelmetalle. Diese Kunst der Umwandlung von Metallen war nicht allgemein bekannt, aber doch so weit verbreitet, dass gewaltige Mengen derselben erzeugt wurden. In der Tat kann man die Herstellung der gewünschten Metalle als eine der damaligen industriellen Unternehmungen betrachten, mittels deren jene Alchemisten sich ihren Lebensunterhalt verschafften. Gold wurde mehr bewundert als Silber und daher in viel größerer Menge hergestellt. Während der Periode der Karte Nr. 1 wurde allgemein toltekisch gesprochen, nicht nur auf dem ganzen Festland, sondern auch auf den westlichen Inseln und in jenem Teil des östlichen Kontinents, wo des Kaisers Regierung anerkannt wurde. Reste der Sprache der Rmoahals und Tlavatli lebten allerdings in abgelegenen Teilen weiter, gerade wie heute noch in Irland und Wales die keltische und cymbrische Sprache fortleben. Die Sprache der Tlavatli bildete die Grundlage bei den Turaniern, durch welche sie jedoch so verändert wurde, dass sich mit der Zeit eine vollständig neue Sprache daraus entwickelte. Die Semiten und Akkadier, für deren Sprache die tolte-

kische als Grundlage diente, modifizierten diese nach ihrer eigenen Weise, und so entstanden aus der toltekischen zwei voneinander abweichende Sprachen. So gab es denn zuletzt auf Poseidanis mehrere aunz verschiedene, aber lauter agglutinierende Sprachen; denn die flektierende Sprache wurde erst während der fünften Untergruppe durch die Abkömmlinge der Semiten und Akkadier entwickelt. Die toltekische Sprache bewahrte all die Zeitalter hindurch weitgehend Ihre volle Reinheit, und dieselbe Sprache, welche man in Atlantis in den Tagen seines Glanzes härte, sprach man mit nur geringen Änderungen Tausende von Jahren später in Mexiko und Peru. Die Schulen und Gymnasien von Atlantis wurden sämtlich vom Staat unterhalten, sowohl während der toltekischen Ära als auch wUhrend der folgenden Kulturperioden. Die Elementarschulen hatte jedes Kind durchzumachen; die sich daran anschließende Erziehung war jedoch je nach den Umständen eine sehr unterschiedliche. I >ie Haltung in der Elementarschule entschied über die Zulassung 1.u den Hochschulen. Diejenigen, welche sich für das Studium als lllltglich erwiesen, wurden zu den Hochschulen zugelassen und. dort ungefähr vom zwölften Lebensjahr an zusammen mit den besser bea&nhten Kindern der herrschenden Klassen unterrichtet. Lesen und Schreiben wurde als bloße Vorbereitung betrachtet und hcreits in den Elementarschulen gelehrt, für die große Menge des Vc ,, kes jedoch nicht für notwendig gehalten, da diese ihr Leben lang lrdiglich mit den vom Gemeinwesen erforderten Garten-, Feld- und I handarbeiten beschäftigt war. Die meisten Kinder wurden daher 1mfort denjenigen technischen Schulen übergeben, für die sie sich nul·h ihren Fähigkeiten am besten eigneten. Unter diesen Schulen 1111hmen die Ackerbauschulen die erste Stelle ein. Auch in einigen l'.wcigen der Mechanik wurde Unterricht erteilt; in den außen liewrmlen Bezirken war natürlich der Unterricht in Jagd und Fischetri mit eingeschlossen. Auf diese Weise genossen alle Kinder den Ihnen dienlichsten Unterricht nebst entsprechender Erziehung. Die K Inder mit höheren Anlagen, welche lesen und schreiben lernten, ~·uapfingen eine viel sorgfältigere Erziehung. Die Eigenschaften der I'llnnzen und ihre Heilwirkungen bildeten einen hervorragenden Teil

ihrer Studien. Anerkannte Ärzte gab es damals nicht; jeder gebildete Mann war mehr oder weniger sowohl in der Arzneikunde als auch in magnetischen Heilkünsten bewandert. Chemie, Mathematik und Astronomie wurden auch gelehrt. Der Unterricht in solchen Fächern war dem unsrigen einigermaßen analog; aber das Streben der Lehrer galt in erster Linie der Entwicklung der psychischen Fähigkeiten und der Eröffnung des Verständnisses der Schüler für die verborgeneren Kräfte in der Natur. Sowohl die inneren Eigenschaften der Pflanzen, Metalle und Edelsteine als auch die alchemistischen Umwandlungsprozesse waren hierbei eingeschlossen. Im Verlauf der Zeit bildete aber die Entwicklung jener persönlichen Kraft, welche Bulwer Lytton »Vril« nennt und deren Benützung er in seiner »Kommenden Menschheit« ziemlich genau beschrieben hat, bei den für die höhere Erziehung der atlantischen Jugend bestimmten Gymnasien mehr und mehr den Gegenstand ganz besonderer Pflege. Der Verfall der Kultur kennzeichnete sich dadurch, dass für das Vorrücken zu den höheren Stufen des Unterrichts nicht mehr Verdienst und Fähigkeit entscheidend waren, sondern dass die sich mehr und mehr abschließenden herrschenden Klassen den Zugang zum höheren, so viel Macht verschaffenden Wissen nur noch ihren eigenen Kindern gestatteten. In einem solchen Reich wie dem toltekischen wurde dem Ackerbau natürlich viel Aufmerksamkeit geschenkt. Nicht nur erhielten die Arbeiter in technischen Schulen Unterweisungen in ihren Fachbereichen, sondern es wurden auch Seminare errichtet, wo die sich hierzu Eignenden in der Praxis von Kreuzungsversuchen bei Tieren und Pflanzen unterrichtet wurden. Wie bereits erwähnt, ist Weizen durchaus kein Erzeugnis der Erde. Er war vielmehr ein Geschenk des Manu, welcher ihn von einem anderen, nicht zu unserer Erdkette gehörigen Globus mitbrachte. Dagegen sind Hafer und einige unserer eigenen Getreidearten das Ergebnis von Kreuzungen zwischen Weizen und den von der Erde selbsterzeugten Gräsern. Die diese Resultate erzielenden Experimente wurden in den Ackerbauschulen von Atlantis angestellt. Solche Versuche waren natürlich von höherem Wissen geleitet. Am

hemerkenswertesten ist die den atlantischen Ackerbauschulen gelun"ene Erzeugung des Pisangs oder der Banane. In ihrem ursprüngli':hcn wilden Zustand glich sie einer verlängerten Melone mit kaum cl was Fleisch, doch voller Samen, wie eben eine Melone ist. Nur Jahrhunderte (wenn nicht Jahrtausende) lang fortgesetzte peinliche Züchhmg und Auswahl konnte die gegenwärtige samenlose Pflanze herv' lrbringen. Unter den toltekischen Haustieren befanden sich sehr kleine, tapi rtihnliche Geschöpfe. Sie nährten sich von Wurzeln und Kräutern und glichen den heutigen Schweinen in vielen Punkten. Sie waren nuch nicht allzu reinlich und fraßen alles, was .ihnen gerade in den Weg kam. Auch große katzenartige Tiere und die wolfsähnlichen Vorfahren der Hunde konnte man in den menschlichen Wohnungen untreffen. Die toltekischen Wagen scheinen von kleinen, den Kamelen ähnelnden Geschöpfen gezogen worden zu sein. Die heutigen pcruanischen Lamas sind wahrscheinlich ihre Nachkommen. Erzeugungs- und Kreuzungsversuche wurden fortwährend bei verschiedenen Tierarten gemacht, und so merkwürdig es uns auch Nl'heinen mag, wurde zur Unterstützung der Entwicklung künsiliche /Iitze allgemein angewandt, so dass sich die Ergebnisse der Kreu/.11 ng und Zwischenzeugung schneller zeigen konnten. Dabei wurden ln der Regel in den Zimmern, wo solche Versuche stattfanden, zur I ~rzielung verschiedener Resultate verschiedenfarbige Lichter verwendet. Diese Beherrschung und Umwandlung der Tierformen durch den nwnschlichen Willen führt uns auf einen recht überraschenden und Hehr mysteriösen Gegenstand. Über das vom Manu zu verrichtende Werk ist oben berichtet worden. Aus dem Geist des Manu nun ~ehen alle Verbesserungen des Typus und der in jeder Lebensform verborgen liegenden Fähigkeiten hervor. Um die Verbesserung der tierischen Formen aber zu bewerkstelligen, bedarf es der Hilfe und Mitwirkung des Menschen. Die damals im Überfluss vorhandenen umphibischen und reptilischen Formen hatten ihren Zyklus vollendet und waren bereit, in die fortgeschritteneren Formen der Vögel und Sllugetiere überzugehen. Diese Formen bildeten das erste, dem Men-

sehen zur Verfügung gestellte Material, und der Ton war zur Annahme jeder Form bereit, die des Töpfers Hände daraus formen künnten. Besonders mit Tieren in Zwischenstadien der Entwicklung stellte man viele der oben erwähnten Experimente an, und zweifellos sind die gezähmten Tiere, wie die Pferde, welche jetzt dem Menschen so große Dienste leisten, ein Ergebnis dieser damals von den Menschen unter Mitwirkung des Manu und der ihm Unterstellten gemachten Versuche. Die Mitwirkung dabei wurde den Menschen jedoch bald entzogen. Selbstsucht erlangte die Oberhand, und Krieg und Zwietracht führten das Ende des goldenen Zeitalters der Tolteken herbei. Als die Menschen, statt sich unter der Leitung ihrer initiierten Könige einer redlichen, einem gemeinsamen Zweck dienenden Arbeit zu unterziehen, einander zu bekriegen begannen, wurden die Tiere, welche allmählich unter der Pflege des Menschen mehr und mehr nützlichen und häuslichen Zwecken dienliche Formen hätten annehmen können, ihrem eigenen Instinkt überlassen und folgten natürlich dem Beispiel ihrer Beherrscher, indem sie einander gleichfalls nachzustellen anfingen. Einige waren in der Tat durch den Menschen schon wirklich dressiert und auf Jagdzügen verwendet worden; so wurden denn die oben erwähnten halbgezähmten katzenartigen Tiere die Vorfahren der Leoparden und Jaguars. Es scheint, dass der Löwe eine sanftere Natur und ein weniger wildes Aussehen hätte erhalten können, wenn die Menschen jener Tage die ihnen gestellte Aufgabe zu Ende geführt hätten. Mag er nun dazu bestimmt sein, »mit dem Lamm sich niederzulegen und Heu zu fressen wie der Ochse« oder nicht; sein dem Geist des Manu vorschwebendes Bild ist noch nicht verwirklicht worden. Dieses Bild war dasjenige eines gewaltigen, aber gezähmten Tieres- ein kraftvolles, geradrückiges Geschöpf mit großen, intelligenten Augen, dazu bestimmt, dem Menschen als starkes Zugtier zu dienen. Eine Beschreibung der »Stadt der goldenen Tore« und ihrer Umgebung muss der Betrachtung ihres merkwürdigen Wasserversorgungs-Systems vorausgeschickt werden. Die Stadt lag an der östlichen Küste des Kontinents, nahe am Meer und ungefähr 15° nördlich vom Äquator. Die Umgebung der Stadt bildete eine wunderschöne

bewaldete, parkähnliche Gegend. Die Villen der reicheren Klassen dehnten sich in dieser Gegend weit aus. Gegen Westen lag eine Reihe von Bergen, welche das Wasser zur Versorgung der Stadt lieferten. Die Stadt selbst war auf den Abhängen eines Hügels erbaut, welcher sich aus der Ebene ungefähr 500 Fuß erhob. Auf dem Gipfel dieses Hügels lagen der Palast und die Gärten des Kaisers. Inmitten der Gärten quoll aus der Erde ein unversieglicher Strom Wasser, der zuerst den Palast und di~ Springbrunnen der Gärten versorgte, sodann in vier Richtungen abfloss und kaskadenartig in einen Kanal oder Wassergraben fiel, der die Schlossgrundstücke umfasste und sie so von der unten auf beiden Seiten liegenden Stadt trennte. Aus diesem Kanal führten vier kleinere Kanäle das Wasser durch die vier Viertel der Stadt zu Kaskaden, welche ihrerseits einen anschließenden, zu einer niedriger gelegenen Fläche führenden Kanal versorgten. Es gab drei solcher Kanäle, welche konzentrische Kreise bildeten, deren äußerster und niedrigster sich noch über dem flachen Land befand. Ein vierter, aber ein Viereck bildender Kanal in der Tiefebene empfing das beständig fließende Wasser und ließ es seinerseits ins Meer abfließen. Die Stadt dehnte sich über einen Teil der Tiefebene bis zum Rand des großen äußersten Wassergrabens aus, welcher sie umgab und mit einer Reihe von ungefähr zwölf englische Meilen langen Wasserstraßen über zehn englische Quadratmeilen beschützte. Es ist somit ersichtlich, dass die Stadt drei große, je von einem Kanal eingefasste Gürtel bildete. Der direkt unter dem Palast liegende obere Gürtel hatte das charakteristische Aussehen einer kreisrunden Rennbahn mit großen öffentlichen Gärten. Die meisten Häuser der Hofbeamten lagen in diesem Gürtel, und hier befand sich auch ein Gebäude, zu dem die Parallele in neuerer Zeit fehlt. Der Ausdruck »Herberge« hat bei uns keinen guten Klang; diese aber war ein wahrer Palast, wo alle Fremden, welche die Stadt besuchen wollten, während ihres beliebig langen Aufenthaltes bewirtet und als Gäste der Regierung behandelt wurden. Die frei stehenden Häuser der Einheimischen und die durch die ganze Stadt zerstreuten verschiedenen Tempel füllten die anderen beiden Gürtel aus. Während der toltekischen Glanzperiode scheint wirkliche Armut dort unbekannt

gewesen zu sein- selbst die in den meisten Häusern gehaltenen Sklaven wurden gut genährt und gekleidet. Doch gab es immeFhin eine Anzahl verhältnismäßig armer Häuser, sowohl im nördlichen Teil des untersten Gürtels als auch außerhalb des äußersten Kanals dem Meer zu. Die Bewohner dieses Teiles gingen meistens der Schifffahrt nach, und ihre Häuser waren, wenn auch freistehend, doch enger zusammengebaut als in anderen Bezirken. Man ersieht aus dieser Schilderung, dass die Einwohner auf diese Weise nie Mangel an reinem, ständig durch die Stadt fließenden Trinkwasser hatten. Die oberen Gurtel und der Kaiserpalast waren durch eine Reihe von ringförmig gegen den Mittelpunkt ansteigenden Wassergräben geschützt. Es erfordert wohl nicht viel Kenntnisse in der Mechanik, um sich lebhaft vorstellen zu können, wie großartig diese zur Sicherung der Wasserversorgung notwendigen Anlagen gewesen sein müssen; denn zur Zeit ihrer Blüte betrug die Einwohnerzahl der »Stadt der goldenen Tore« innerhalb ihrer vier Kreise von Wassergräben über zwei Millionen. Kein solches Wasserversorgungssystem ist je in griechischen, römischen oder neueren Zeiten in Angriff genommen worden - und es ist wirklich sehr zweifelhaft, ob unsere geschicktesten Ingenieure selbst bei ungeheurem Geldaufwand ein solches Werk zustande bringen würden. Eine kleine Beschreibung seiner Hauptbestandteile dürfte nicht uninteressant sein. Ein zwischen den Bergen westlich der Stadt etwa 2 600 Fuß hoch liegender See speiste die Wasserleitung. Die Hauptleitung von ovalem Querschnitt, 50 Fuß breit, 30 Fuß hoch, führte unterirdisch zu einem ungeheuren herzförmigen Reservoir. Dieses lag tief unter dem Palast, genau auf der Basis des Hügels, auf dem der Palast und die Stadt erbaut waren. Aus diesem riesigen Wasserbehälter drang das Wasser in einem senkrechten, ungefähr 500 Fuß (150 m) hohen Schacht durch den harten Felsen empor und sprudelte in den Palastgrundstücken auf, von wo es durch die Stadt verteilt wurde. Aus dem Zentralreservoir führten auch mehrere Röhren in verschiedene Teile der Stadt, um Trinkwasser zu liefern und die öffentliehen Brunnen zu speisen. Schleusenanlagen waren zur Regelung

oder Absperrung der Wasserzufuhr in den verschiedenen Distrikten "leichfalls vorhanden. Hieraus wird es jedem einigermaßen in der Mechanik Bewanderten einleuchten, dass der Druck in der unterirdischen Leitung und dem Zentralreservoir, aus dem das Wasser ohne Anwendung von Hilfsmitteln zu d~m Bassin in den Palastgärten emporstieg, ganz enorm und die Widerstandsfähigkeit des verwendeten Materials folglich geradezu ungeheuer gewesen sein muss. Wenn schon das Wasserversorgungssystem in der »Stadt der goldenen Tore« bewunderungswürdig war, so müssen die Methoden der Fortbewegung in Atlantis als noch erstaunlicher bezeichnet werden. Das Luftschiff oder das Flugzeug war damals eine Tatsache 2 9 • Doch war es niemals ein allgemein gebrauchtes Transportmittel. Sklaven und Mägde sowie die breite Masse, die von ihrer Hände Arbeit lebten, waren auf die mühseligen Landwege angewiesen oder mussten in roh gebauten, mit festen Rädern versehenen, von seitHarnen Tieren gezogenen Karren reisen. Die Luftboote müssen, in Anbetracht der verhältnismäßig wenigen Leute, welche solche besa13en, als die damaligen Privatwagen oder besser Privatjachten gelten; denn ihre Herstellung muss immer schwierig und kostspielig gewesen sein. Sie waren in der Regel nicht zur Aufnahme vieler Personen gebaut. Viele konnten nur zwei, einige sechs oder acht Passagiere aufnehmen. Später, als Krieg und Streit das Ende des goldenen Zeitalters herbeigeführt hatten, wurden die Seekriegsschiffe in großer Anzahl durch Luftkriegsschiffe ersetzt, welche natürlich mit weit stärkeren Zerstörungsmaschinen versehen waren als erstere. Diese Luftschiffe konnten fünfzig, manchmal sogar bis zu hundert kämpfende Männer aufnehmen. Das zu den Luftbooten verwendete Material war entweder Holz oder Metall. Die ersten Luftboote wurden aus Holz erbaut - unter Benützung außerordentlich dünner Bretter, die aber mit einer Substanz getränkt wurden, welche das Gewicht nicht wesentlich erhöhte, ihnen aber ledergleiche Zähigkeit gab und die notwendige Vereini29 Auf eine merkwürdige Bestätigung einstiger Verwendung solcher Luftfahrzeuge macht der >> Vähan«, Dezember 1902, aufmerksam im Artikel: »Chinesische Felsengräber«.

gung von Leichtigkeit und Stärke herstellte. Bei der Verwendung von Metall war es allgemein eine Legierung - zwei weiße Metalle und ein rotes bildeten die Komposition. Das gewonnene Metall war weißfarbig, gleich dem Aluminium, aber noch leichter. Das rohe Rahmenwerk des Luftbootes wurde mit diesem Metall vollständig beschlagen und, wo erforderlich, elektrisch zusammengeschweißt. Die Außenseiten, sowohl bei der Verwendung von Metall als auch von Holz, waren dem Anschein nach fugenlos und vollkommen glatt; im Dunkeln glänzten die Boote wie mit einem hellleuchtenden Anstrich versehen. Ihre Form glich einem Wasserboot, aber sie waren beständig üb~r­ deckt; denn bei vollem Lauf war der Aufenthalt auf dem Oberdeck, selbst wenn man sich in gesicherter Stellung befand, nicht ratsam. Schraube und Steuer konnten von beiden Enden des Bootes aus in Gang gesetzt werden. Aber die interessanteste Frage dabei ist die nach der Antriebskraft. Anfangs scheint persönliches Vril die Antriebskraft geliefert zu haben; später aber wurde dieses durch eine Kraft ersetzt, welche, obgleich auf eine für uns unbekannte Weise erzeugt, nichtsdestoweniger durch bestimmte maschinelle Vorrichtungen arbeitete. Diese durch die Wissenschaft noch nicht entdeckte Kraft war in der Tat von ätherischer Natur. Wenn wir auch der Lösung ihres Geheimnisses nicht näher gekommen sind, so kann doch die Methode ihrer Anwendung beschrieben werden. Die maschinellen Vorrichtungen glichen sich ohne Zweifel in den verschiedenen Fahrzeugen nicht immer. Die folgende Beschreibung betrifft ein Luftboot, worin einmal drei Gesandte des über den nördlichen Teil von Poseidanis herrschenden Königs die Reise an den Hof des im Süden residierenden machten. Ein starker, schwerer Metallkasten in der Mitte des Bootes war die Kraftquelle. Von dort floss die Kraft durch zwei große biegsame Röhren, sowohl nach beiden Enden des Schiffes als auch durch acht Hilfsröhren, welche die Schiffslänge entlang an den Plankenbekleidungen befestigt waren. Diese hatten doppelte, senkrecht nach oben und unten gerichtete Öffnungen. Beim Antritt der Reise wurden die Ventile der acht nach abwärts gerichteten Planken-

Röhren geöffnet- alle anderen Ventile dagegen geschlossen. Der Nie durchfließende Strom stieß mit solcher Kraft auf die Erde, dass llus Boot aufwärts getrieben wurde, während die Luft selbst als der nt\tige weitere Stützpunkt diente. Sobald das Boot sich genügend erhoben hatte, wurde die biegsame Röhre an dem der Fahrtrichtung entgegengesetzten Ende des Schiffes in Aktion gesetzt, während der durch die acht lotrechten Röhren fließende Strom durch teilweise Schließung der Ventile auf die zur Festhaltung der erreichten Höhe erforderliche geringere Stärke vermindert wurde. Der jetzt durch die ubwärts gerichtete, zu dem Schiffshinterteil ungefähr einen Winkel von fünfundvierzig Grad bildende große Röhre geleitete Hauptstrom hulf einerseits, die erreichte Höhe festzuhalten und gab andererseits die große, zur Fortbewegung des Schiffes in der Luft erforderliche Triebkraft ab. Die Steuerung geschah durch den Ausfluss des Stromes aus dieser Röhre; denn der geringste Wechsel in ihrer Richtung verursachte sofort eine Kursänderung des Schiffes. Dennoch war beNI.ändige Aufsicht hierbei nicht erforderlich. Wenn eine lange Reise ~.u machen war, konnte die Röhre festgemacht werden, so dass fast hiszum Bestimmungsort eine Bedienung derselben nicht nötig war. Die größte erreichte Geschwindigkeit betrug ungefähr einhundert englische Meilen pro Stunde; die Flugbahn war niemals geradlinig, Nl>ndern immer wellenförmig, dem Erdboden bald näher, bald ferner. Die Flughöhe belief sich nur auf einige einhundert Fuß, so dass, wenn hohe Berge in der Fluglinie lagen, die Richtung gewechselt und der Berg umfahren werden musste,- die verdünntere Luft leistete nicht länger die nötige Unterstützung. Hügel von etwa eintausend Fuß Höhe waren das Höchste, was überfahren werden konnte. Das Mittel zum Anhalten des Schiffes an seinem Bestimmungsort oder uuch inmitten der Luft bestand darin, einen Teil des Stromes durch ll ie am vorderen Ende des Bootes angebrachte Röhre entweichen zu lussen, wobei der nunmehr vorn auf das Land oder die Luft aufstaUende Strom wie eine Bremse wirkte; gleichzeitig wurde durch das Schließen des Ventils hinten die vorwärts treibende Kraft allmählich vermindert. Der Zweck der acht von den Planken aufwärts gerichteten Röhren ist noch zu erläutern. Diese kamen namentlich beim

Luftkrieg in Anwendung. Die Kriegsschiffe, im Besitz einer so gewaltigen Kraft, richteten den Strom natürlich gegeneinander. Dieser konnte, wenn er das feindliche Luftschiff traf, sein Gleichgewicht stören und es umkippen, eine Lage, von der des Feindes Schiff profitieren konnte, um einen Angriff mit der Ramme zu machen. Dabei drohte bei nicht rascher Schließung und Öffnung der nötigen Ventile noch die weitere Gefahr, aus der Höhe herabgestürzt zu werden. In welcher Lage auch immer das Fahrzeug sich befinden mochte, stets musste natürlich der Strom durch die zur Erde gerichteten Röhren fließen, während die aufwärts gerichteten Röhren geschlossen sein mussten. Die Mittel zur Wiederaufrichtung und waagerechten Stellung des Kiels eines umgewendeten Schiffes bestanden einzig in dem Gebrauch der vier nur auf einer Seite des Schiffes abwärts gerichteten Röhren, während die vier an der anderen Seite geschlossen gehalten wurden. Die Atlanter hatten auch Seeschiffe, die durch eine der oben erwähnten ähnliche Kraft angetrieben wurden. Der hierzu schließlich als am wirksamsten erfundene Kraftstrom war aber dichter als der bei den Luftschiffen in Anwendung gebrachte. Sitten und Gebräuche. Es gab auf Atlantis in den verschiedenen Perioden seiner Geschichte zweifellos ebenso viele Unterschiede in den Sitten und Gebräuchen wie es deren unter den verschiedenen Nationen unserer Menschheit gegeben hat. Mit den folgenden Bemerkungen soll nur der Versuch einer Mitteilung der Hauptunterschiede zwischen ihren und unseren Gewohnheiten gemacht werden, und es sind in der Hauptsache die Gebräuche während der großen toltekischen Ära zu schildern. Vielweiberei herrschte zu verschiedenen Zeiten bei allen Untergruppen vor; aber zur Zeit der Tolteken hatte eine große Anzahl Männer, obgleich das Gesetz zwei Frauen erlaubte, doch nur eine. Die Frau wurde weder- wie dies heutzutage in Gegenden, wo Vielweiberei herrscht, geschieht - als minderwertig betrachtet noch im Mindesten unterdrückt. Ihre Stellung war der des Mannes ganz gleich, während die bei vielen von ihnen sich zeigende Fähigkeit zur

Erwerbung der Vril-Kraft sie vollends ebenbürtig, wenn nicht sogar dem anderen Geschlecht überlegen machte. Diese Gleichheit wurde tatsächlich schon von Kindheit an zugestanden, und eine Trennung der Geschlechter in den Schulen und Gymnasien fand nicht statt. Knaben und Mädchen wurden vielmehr gemeinsam unterrichtet. Es war Regel und nicht Ausnahme, dass in dem doppelten Haushalt vollständige Harmonie herrschte, und die Mütter lehrten ihre Kinder, bei ihres Vaters Frauen Liebe und Schutz in gleichem Maße zu suchen. Auch wurde den Frauen die Teilnahme an den Regierungsgeschäften gestattet. Mitunter wurden sie zu Ratsmitgliedern ernannt, gelegentlich sogar durch den Adept-Kaiser auserwählt, ihn in verschiedenen Provinzen zu vertreten. DieAtlanterschrieben auf dünne Metalltafeln mit weißer, porzellanartiger Oberfläche. Sie konnten das Geschriebene auch reproduzieren, indem sie eine andere dünne, vorher in eine Flüssigkeit getauchte Metallplatte auf die beschriebene Tafel legten. Der so auf die zweite Platte übertragene Text konnte nach Belieben wieder auf anderen Tafeln reproduziert werden. Eine große Zahl zusammengehefteter Tafeln bildete ein Buch. Die Auswahl an Nahrung war von der unsrigen sehr verschieden und muss zunächst durch Beispiele erläutert werden. Es ist ein unangenehmer Gegenstand, kann aber nicht wohl übergangen werden. Das Fleisch der Tiere warfen sie gewöhnlich weg, während sie die von uns als Nahrung gemiedenen Teile verzehrten. Auch das Blut tranken sie - oft noch heiß aus dem Tier - und bereiteten verschiedene Gerichte davon. Gleichwohl darf man nicht glauben, sie seien ohne eine leichtere und schmackhaftere Art der Nahrung gewesen. Die Seen und Flüsse versahen sie mit Fischen, deren Fleisch verspeist wurde, jedoch oft in einem solchen vorgerückten Zustand der Verwesung, dass wir uns davor ekeln würden. Die verschiedenen Getreidearten wurden gleichfalls allgemein angebaut und Brot und Kuchen davon bereitet. Sie genossen auch Obst, Milch und Gemüse. Eine kleine Minderheit der Einwohner nahm allerdings niemals die oben erwähnten uns widerstrebenden Gebräuche an. Dies waren

die Adepten-Könige und -Kaiser sowie die initiierte Priesterschaft im ganzen Reich. Sie waren vollständige Vegetarier; doch- obgleich viele von des Kaisers Ratgebern und die Hofbeamten sich den Anschein gaben, die reinere Kost vorzuziehen - frönten sie oft ihren gröberen Gelüsten im Geheimen. Auch große Trinkgelage waren in jenen Tagen nicht unbekannt. Gegorene Flüssigkeit von besonders starker Art war zu einer gewissen Zeit sehr beliebt. Ihr Genuss versetzte die Leute aber in eine so gefährliche Aufregung, dass ein Gesetz erlassen wurde, welches dieselbe gänzlich verbot. Die Kriegs- und Jagdwaffen unterschieden sich in den verschiedenen Epochen beträchtlich. Schwerter und Speere, Bogen und Pfeile genügten in der Regel den Rmoahals und Tlavatli. Die Tiere, die sie in jener sehr frühen Zeit jagten, waren Mammuts mit langem, wolligem Haar, Elefanten und Flusspferde. Sowohl Beuteltiere als auch überlebende Zwischentypen-einige halb Reptil, halb Säugetier, andere halb Reptil, halb Vogel- waren im Überfluss vorhanden. Der Gebrauch von Explosivstoffen war schon frühzeitig bekannt und wurde später sehr vervollkommnet. Einige scheinen durch Erschütterung zum Explodieren gebracht worden zu sein; andere explodierten nach Verlauf einer gewissen Zeit. In beiden Fällen aber scheint das Leben durch das Freiwerden eines giftigen Gases zerstört worden zu sein, nicht durch das Schleudern von Kugeln. Diese auf Atlantis gebrauchten Explosivstoffe müssen später von so verheerender Wirkung gewesen sein, dass das durch die Explosion einer dieser Bomben entwickelte schädliche Gas ganze Kompanien im Kampf vernichtet hat. Die Bomben explodierten über den Köpfen, wohin sie durch eine Art Hebebaum geworfen wurden. Wir kommen nunmehr zur Beschreibung des Geldwesens. Während der ersten drei Untergruppen war eine dem heutigen Geld ähnliche Einrichtung unbekannt. Kleine Metall- oder Lederstücke, mit einem gegebenen Wert gestempelt, wurden allerdings wie Münzen gebraucht. In der Mitte hatten sie ein Loch, wurden auf eine Schnur gereiht und gewöhnlich am Gürtel getragen. Aber jedermann war gleichsam sein eigener Münzmeister, indem er die Leder- oder Me-

lallmünzen selbst herstellte. Bei dem Austausch gegen einen empfangenen Wertgegenstand bildeten sie nur eine persönliche Anerkennung der Schuld, so wie es bei uns eine Schuldverschreibung tut. Niemand durfte eine größere Anzahl dieser Münzzeichen herstellen, als er durch die Verpfändung seiner eigener Güter einzulösen imstande war. Die Münzzeichen zirkulierten nicht wie unser Geld. Der Inhaber von Münzzeichen konnte durch seine bellseherischen Fähigkeiten, welche damals alle in größerem oder geringerem Grade besaßen, mit vollkommener Genauigkeit das Vermögen seines Schuldners abschätzen. Im Zweifelsfall wandte man dieselben augenblicklich an, um sich über den jeweiligen Vermögensstand des Schuldners zu vergewissern. Auf Poseidanis bestand indessen zuletzt ein unserem Geld ähn1iches System, und der von der großen südlichen Hauptstadt aus sichthure dreifache Berg wurde auf den vom Staat geprägten Münzen mit Vorliebe abgebildet. Das agrarische Lehenswesen war von großer Bedeutung. Bei den hauptsächlich von Jagd und Fischfang lebenden Rmoahals und Tlavutli kam diese Frage natürlich noch nicht in Betracht, obgleich zur Zeit der Tlavatli sich bereits Dörfer zu bilden begannen. Erst mit Beginn der toltekischen Periode- als die Bevölkerung zunuhm und die Zivilisation weitere Fortschritte machte- entbrannte der Streit um den Besitz von Land. Das System, das in den ersten unruhigen Zeiten bis zum Anbruch des goldenen Zeitalters herrschte, Nl ,II hier nicht geschildert werden. Aber die Geschichte jener Epoche hi ldet nicht nur für einen Staatsökonomen, sondern auch für alle, dl!ncn die Wohlfahrt der Menschheit am Herzen liegt, einen GegenHili nd von größtem Interesse und höchster Wichtigkeit. Die Bevölkerung war bekanntlich in steter Zunahme begriffen und hullc unter der Regierung der Adepten-Kaiser bereits eine sehr hohe 1'.11 hI erreicht. Trotzdem war Armut und Mangel damals unbekannt; 1111d dieser soziale Wohlstand war zweifellos teilweise dem Lehens"YNicm zu verdanken. Nicht bloß wurde alles Land samt seinen Erzeugnissen als dem K11 iscr gehörig betrachtet, sondern auch alle darauf lebenden Herden

und Rudel waren sein Eigentum. Das Land wurde in verschiedenl' Provinzen oder Distrikte geteilt; jeder Provinz stand ein vom Kaiser ernannter Hilfs- oder Vizekönig vor, welcher für die Regierung und die Wohlfahrt aller seiner Untertanen verantwortlich war. Diie Hälfte des Landes war aber seinen Bebauern zugewiesen, wel-

ehe die große Masse der Bevölkerung bildeten. In die andere Hälfte teilten sich der Inka und die der Sonnenverehrung obliegende Priesterschaft. Aus dem Ertrag dieses ihm besonders zugeteilten Landes hatte der Inka die Kosten der Armee, der Straßen des ganzen Reiches und des ganzen Regierungsapparats zu bestreiten. Der letztere wurde von einer besonderen Klasse geleitet, und die Verwaltungsbeamten waren alle näher oder.weiter mit dem Inka verwandt und stellten gegenüber der großen Masse des Volkes eine in Zivilisation und Kultur weit fortgeschrittene Klasse dar. Das noch übrig bleibende Viertel- »die Länder der Sonne«- war außer für die Priester, welche für das ganze Reich den öffentlichen Gottesdienst zu besorgen hatten, auch zur Bestreitung der gesamten Volkserziehung in Schulen und Gymnasien bestimmt sowie für alle Kranken und Schwachen und endlich für jeden Einwohner, der das 45. Lebensjahr überschritten hatte; denn mit diesem Alter war man aller harten Arbeit entbunden und konnte der Muße und dem Vergnügen leben. Nur die regierende Klasse war natürlich davon ausgenommen; ihre Mitglieder widmeten ihre Kräfte dem Staat bis an ihr Lebensende.

Religion. Der einzige noch zu behandelnde Gegenstand ist die Entwicklung der religiösen Ideen. Zwischen dem geistigen Streben eines rohen, aber naiven und den entarteten Riten eines intellektuell gereiften, doch spirituell erstorbenen Volkes gähnt ein Abgrund, den der Begriff Religion nur in seiner weitesten Bedeutung zu überbrücken vermag. Entstehen und Verfall ist nichtsdestoweniger der Prozess, den wir auch in der Geschichte der atlantischen Völker verfolgen können. Die Regierung, unter welcher die Rmoahals ins Dasein traten, wurde, wie man sich erinnern wird, als die denkbar vollkommenste bezeichnet; denn der Manu selbst war ihr König. Das Andenken an diesen göttlichen Herrscher wurde in ihren Annalen bewahrt, und mit der Zeit wurde er von diesem psychisch veranlagten Volk, das einen Schimmer von jenen, über den gewöhnlichen Wachzustand

hinausgehenden Bewusstseinszuständen hatte, als ein Gott angesehen. Da dieses kindliche Volk im Besitz jener höheren Eigenschaften weiter verblieb, ist es nur natürlich, dass es eine Religion annahm, die zwar ohne eine erhabene Philosophie, doch rein und edel war. Später entwickelte sich diese zu einer Art Ahnenkult. Die hergebrachte Verehrung und Anbetung des Manu ging auch a,uf die Tlavatli über; wurden sie doch außerdem von Adepten über die Existenz eines höchsten Wesens belehrt, als dessen Symbol die Sonne galt. So bildete sich eine Art Sonnenkult aus, der auf den Gipfeln der Hügel ausgeübt wurde. Dort errichteten sie große Kreise aufrecht Ntehender Monolithen; diese sollten symbolisch denjährlichen Sonnenkreislauf darstellen, wurden aber auch zu astronomischen Zwecken verwendet. Die Monolithen waren nämlich so aufgestellt, dass, vom Hochaltar aus gesehen, die Sonne beim Wintersolstitium gerade hinter einem dieser Monolithen aufging, beim Frühlingsäquinoktium hinter einem anderen und so weiter, das ganze Jahr hindurch. Diese steinernen Kreise dienten sogar zu verwickelteren astronomischen Beobachtungen, die mit den Stellungen der entfernteren Gestirne zusammenhingen. Später kehrten die Akkadier durch die Erbauung von Stonehenge zu dieser primitiven Errichtung von Monolithen wieder zurück. Trotz der größeren intellektuellen Entwicklung der Tlavatli war ihr Kult doch auch sehr primitiver Art. Unter den Tolteken bot sich dem Volk durch die ausgedehntere Verbreitung von Wissen und ganz besonders durch die spätere Einsetzung einer initiierten Priesterschaft und eines Adepten-Kaisers mehr Gelegenheit, einen wahreren Gottesbegriff zu erlangen. Die wenigen, die aus den dargebotenen Lehren vollen Vorteil zu ziehen wussten, wurden nach bestandener Probe zweifellos zu den Würden der damals eine große esoterische Bruderschaft bildenden Priester zugelassen. Mit denen, welche so das einfache Menschentum abgeschlossen hatten und zum Beschreiten des geistigen Pfades bereit waren, haben wir uns hier nicht zu beschäftigen; den Gegenstand unserer Untersuchung bilden lediglich die im Allgemeinen von den Bewohnern von Atlantis ausgeübten Religionen.

Die Kraft, sich zu hohen philosophischen Gedanken zu erheben, fehlte damals dem gewöhnlichen Volk, wie dies auch heute noch bei der großen Mehrzahl der Erdbewohner der Fall ist. Der nächste von den bestbegabten Lehrern angestellte Versuch ging dahin, ihren Mitmenschen irgendeine Vorstellung von der namenlosen und alles durchdringenden Essenz des Kosmos beizubringen. Dies konnte jedoch nur in Form von Symbolen geschehen, und, wie dies ja nahe lag, wurde dafür als das ~rste Symbol die Sonne verwendet. Wie dies auch heute der Fall ist, so durchschauten die Gebildeteren und geistig Gesinnten auch damals das Symbol und vermochten sich manchmal auf den Schwingen der Anbetung zum Vater unserer Geister zu erheben, zu jenem »Schwerpunkt und Verlangen unsrer Seele, Dem Zweck und Zuflucht unsrer Pilgerfahrt«, während die breiten Volksschichten nur ein Symbol sahen und es anbeteten, wie es heute noch das katholische Europa mit der geschnitzten Madonna oder dem hölzernen Bild des Gekreuzigten tut. Die Anbetung der Sonne und des Feuers wurde also der Kult, zu dessen feierlicher Begehung man durch ganz Atlantis, zumal in der großen »Stadt der goldenen Tore«, prächtige Tempel errichtete. Den Tempeldienst versah eine zu diesem Zweck vom Staat eingesetzte Priesterschar. In diesen frühen Tagen waren Bildnisse der Gottheit verboten. Die Sonnenscheibe betrachtete man als der Gottheit einziges passendes Emblem, und eine solche war in jedem Tempel vorhanden; man stellte eine goldene Scheibe in der Regel so auf, dass beim Frühlingsäquinoktiumoder Sommersolstitium die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne auf sie fielen. Die japanischen Shinto-Zeremonien bilden ein interessantes Beispiel des beinahe unverändert erhaltenen Sonnenkultes. Jede andere Darstellung der Gottheit wird in dieser Religion als gotteslästerlich betrachtet, und sogar der runde, polierte Metallspiegel wird, ausge-

nommen bei feierlichen Gelegenheiten, den Blicken des gewöhnlichen Volkes entzogen. Anders als die prächtigen atlantischen Tempelverzierungen, ermangeln die Shinto-Tempeljedoch vollständigjeder Ausschmückung - den vorzüglich ausgeführten glatten Holzbau belebt keine Sch:'Jitzerei, keine Malerei, noch irgendein Anstrich. Die Sonnenscheibe blieb aber nicht immer das einzig gestattete Emblem der Gottheit. Das Bild eines Menschen- eines urbildliehen Menschen - wurde später in den Tempeln aufgestellt und als höchste Darstellung der Gottheit angebetet. Dies könnte man in gewisser Beziehung als eine Rückkehr zu der von den Rmoahals praktizierten Verehrung des Manu betrachten. Noch war die Religion verhältnismäßig rein, und die Geistige Bruderschaft des »Guten Gesetzes« tat natürlich ihr Äußerstes, um in den Herzen des Volkes das geistige Leben wach zu erhalten. Doch die bösen Tage kamen näher, als kein altruistischer Gedanke mehr übrig blieb, um die Menschheit vor dem Abgrund der Selbstsucht zu behüten, der sie verschlingen musste. Der Verfall der ethischen Gedanken bildete zum Untergang des Geistigen notwendig das Vorspiel. Jeder arbeitete nur im eigenen Interesse und nutzte sein Wissen nur zu selbstischen Zwecken, bis sich bei jedermann der festgegründete Glaube einnistete, es gäbe in der Welt nichts Größeres und Höheres als ihn selbst. Jedermann war sich selbst »Gesetz, Herr und Gott«, und die Anbetung in den Tempeln bestand nicht mehr in der Verehrung irgendeines Ideals, sondern nur noch in der Anbetung des Menschen, wie er leibt und lebt. Wie in den Stanzen des Dzyan geschrieben steht: »Da ward die Vierte mit Stolz gebläht. Wir sind die Könige, sagte man, wir sind die Götter... Sie bauten große Städte. Aus seltenen Erden und Metallen erba~ten sie dieselben, und aus den vulkanischen Glutmassen, dem weißen Stein der Berge und aus dem schwarzen Stein verfertigten sie ihre eigenen Bilder in ihrer Gestalt und Ähnlichkeit und verehrten sie.« Heiligenschreine wurden in Tempel eingebaut, worin jeder seine in Gold oder Silber getriebene, in Stein gehauene oder in Holz geschnitzte Statue selbst anbetete. Die Reicheren hielten sich ganze Scharen von Priestern für die Pflege und Unterhaltung ihrer Heiligenschreine; sogar geopfert wurde

diesen Statuen, wie Göttern. Weiter konnte die Selbstvergötterung nicht getrieben werden. Jeder wahre religiöse Gedanke, der in das Gemüt des Menschen Eingang fand, wurde ihm bewusst durch die göttlichen Unterweiser oder Initiierten der okkulten Loge eingegeben, welche alle Zeitalter hindurch die Hüter der göttlichen Mysterien und der Tatsachen der übersinnlichen Bewusstseinszustände gewesen sind. Das Menschengeschlecht ist im Allgemeinen nur langsam fähig geworden, sich einige dieser göttlichen Ideen anzueignen. Der Mensch scheint auch in der Tat nicht immer dazu geeignet gewesen zu sein, dass ihm das Licht der Gottheit, nämlich die den Symbolen zugrunde liegende wahre Bedeutung, anvertraut werden durfte; denn in den Tagen der turanischen Vorherrschaft wurde, wie wir gleich sehen werden, ein Teil dieses Wissens zu Unrecht unter die Leute gebracht. Wir haben gesehen, wie die Leben und Licht spendenden Eigenschaften der Sonne in frühen Zeiten als Symbol gebraucht wurden, um dem Gemüt des Volkes all das vor Augen zu bringen, was es von der großen ersten Ursache zu begreifen fähig war. Doch innerhalb der Priesterorden waren noch andere Symbole mit tieferer und realerer Bedeutung bekannt und gehütet. Eins derselben war der Begriff einer Dreiheit in der Einheit. Die höchst heilige Bedeutung der Dreieinigkeit wurde dem Volk niemals mitgeteilt; jedoch auf irgendwie unrechtmäßige Weise wurden die kosmischen Kräfte des Universums als Schöpfer, Erhalter und Zerstörer in den Tagen der Turanier öffentlich bekannt. Diesen Gedanken materialisierten die Ur-Semiten noch weiter und würdigten ihn zu einer geradezu anthropomorphischen Dreieinigkeit herab, die aus Vater, Mutter und Kind bestand. Eine weitere und fast noch schlimmere Entwicklung ist noch aus der Zeit der Turanier zu erwähnen. Bei der Ausübung der Zauberei war ein großer Teil der Bevölkerung auf das Vorhandensein mächtiger Elementale aufmerksam geworden - Geschöpfe, erzeugt oder wenigstens beseelt durch den starken Willen der Zauberer. Dieser, da er nur auf das Böse gerichtet war, rief natürlicherweise boshafte Elementale ins Leben. Nun ging die Entartung der menschlichen

(JcfUhle für Ehrerbietung und Verehrung damals so weit, dass die Menschen diese halb bewussten Geschöpfe ihrer eigenen bösen Gethm ken wirklich zu verehren begannen. Die hierbei angewendeten ( Jebräuche waren vom ersten Anfang an mit Blut befleckt, und naIUrlich trug jedes in ihrem Heiligenschrein dargebrachte Opfer zur Verstärkung der Lebenskraft dieser vampirgleichen Geschöpfe bei und zwar in solchem Maße, dass die durch den starken Willen dieser nllen atlantischen Zauberer geschaffenen Elementale noch heutigen 'Iuges in verschiedenen Teilen der Erde von harmlosen Dorfgemeinden ihren Tribut fordern. Obgleich diese blutigen Gebräuche durch die rohen Turanier einMefUhrt und in ausgedehntem Maße ausgeübt wurden, so scheinen •le doch niemals unter den anderen Untergruppen irgendeine weitere Verbreitung gefunden zu haben, obgleich Menschenopfer bei einiaen Zweigen der Ur-Semiten nicht ungewöhnlich gewesen zu sein ~echeinen.

In dem großen Tolteken-Reich Mexikos war die Sonnenanbetung Ihrer Vorfahren immer noch die National-Religion, während die Ihrer wohltätigen Gottheit, Quetzalcoatl, dargebrachten unblutigen Opfergaben nur aus Blumen und Früchten bestanden. Erst mit dem Auftreten der wilden Azteken wurden die harmlosen mexikanischen Gebräuche durch die Opferung von Menschenblut erweitert, welches die Altäre ihres Kriegsgottes, Huitzilopochtli, tränkte. Die Opferung der ihren Feinden auf dem Gipfel des Teocali aus dem Leib gerisNenen Herzen kann als die direkte Fortsetzung der Elemental-Verehrung ihrer turanischen Vorfahren in Atlantis betrachtet werden. Man sieht also, dass das religiöse Leben des Volkes, wie in unseren Tagen, die verschiedensten Formen des Glaubens und der Verehrung umfasste. Von der kleinen Minderheit, welche nach Initiation strebte und mit dem höheren spirituellen Leben Berührung hatte - welche wusste, dass Wohlwollen gegen alle Menschen, Kontrolle über das Denken und Reinheit im Leben und Handeln die notwendigen Vorbedingungen zur Erreichung der höchsten Bewusstseinszustände und des geistigen Schauens waren - führten unzählige Stufen abwärts durch mehr oder weniger blinde Anbetung kosmischer Mäch-

te oder anthropomorphischer Götter bis zu den entarteten, aber am weitesten verbreiteten Gebräuchen der Selbstanbetung ~:md der blutgetränkten Verehrung von Elementalen. Ma_n sollte nicht vergessen, dass unsere Beschreibung nur von der atlantischen Menschheit handelt und eine Bezugnahme auf die noch entartetere Fetisch-Anbetung der Zernurischen Völker nicht am Platz wäre. Die währendalldieser Jahrhunderte zur Feier der verschiedenartigen Gottesdienste bestehenden vielerlei Gebräuche sind bis zu dem schließliehen Untergang von Poseidanis fortgeführt worden, zu welcher Zeit bereits unzählige Scharen atlantischer Auswanderer die verschiedenen Arten der Gottesverehrung des Mutterkontinents in fremden Ländern eingeführt hatten. Den Anfang und Fortschritt der in historischen Zeiten so verschiedenartige und widerstreitende Formen zeitigenden archaischen Religionen im Einzelnen zu zeichnen und zu verfolgen, wäre ein Unternehmen von großer Schwierigkeit; aber die Aufklärung, die es über Gegenstände transzendenter Bedeutung bringen würde, kann einmal zu einem solchen Versuch die Veranlassung geben.

SCHLUSSWORT Die Darstellung der Geschichte der vielen verschiedenen Menschheiten und ihre Untergruppen kann nur als Leitfaden dienen. Das Herabsteigen des Geistes in die Materie- diese beiden Pole der Einen ewigen Substanz - bildet den Prozess während der ersten Hälfte eines jeden Zyklus. Die auf den vorhergehenden Seiten betrachtete Periode, während welcher die atlantische Menschheit ihre Bahn durchlief, bildete gerade den Mittel- oder Wendepunkt unseres jetzigen Manvantaras (Schöpfungstages). Der Entwicklungsprozess, welcher jetzt in unserer fünften Menschheit eingesetzt hat- nämlich die Rückkehr aus der Materie zum Geist -,ist in jenen Tagen nur in einigen wenigen Einzelfällen, den Vorläufern der Wiedererwachung des Geistes, zu Tage getreten. Das Problem aber, welches, wie alle, die dem Gegenstand einige Aufmerksamkeit schenkten, gefühlt haben müssen, noch der Lösung harrt, ist der überraschende Gegensatz in den Eigenschaften der atlantischen Menschheit. Denn Seite an Seite mit rohen Leidenschaften und entarteten, tierischen Neigungen erblicken wir psychische Fähigkeiten und eine gottähnliche Intuition. Die Lösung dieses scheinbar unlösbaren Rätsels liegt darin, dass das Schlagen der Brücke erst damals in Angriff genommen wurdeder Brücke des Manas oder des Verstandes nämlich, welche die aufwärts steigenden tierischen Kräfte mit dem sich abwärts senkenden Geist Gottes in der vollkommenen Persönlichkeit verbinden soll. Das heutige Tierreich stellt ein Feld der Natur dar, wo die Bildung dieser Brücke noch .nicht begonnen hat; und sogar bei den Atlantern war die Verbindung noch so schwach, dass die geistigen Eigenschaften die niedere tierische Natur nur wenig zu leiten vermochten. Was sie

an Verstand besaßen, genügte, um der Befriedigung der Sinne den Genuss hinzuzufügen; er reichte aber nicht dazu aus, die noch schlafenden spirituellen Fähigkeiten zu beleben, welche in der vollkommenen Persönlichkeit die absolute Herrschaft erlangen müssen. Obgleich schon während der zweiten Hälfte der dritten Menschheit und zu Beginn der vierten die Manasaputras (die solaren Botschafter des GEISTES) herabgestiegen waren, um die Masse der Menschheit, welche noch ohne den göttlichen Funken war, mit Geist zu begaben, so brannte das Licht während der ganzen atlantischen Periode doch nur so schwach, dass bloß von wenigen gesagt werden konnte, sie hätten die Fähigkeit, abstrakt zu denken, erlangt. Bei konkreten Dingen andererseits wussten sie ihren Verstand recht gut zu gebrauchen und erzielten in den praktischen Dingen des Alltagslebens, besonders wenn sie auch ihre psychischen Fähigkeiten darauf richteten, ganz bemerkenswerte und erstaunliche Erfolge. Kama (die Begierde), das 4. Prinzip, erreichte natürlich in der 4. Menschheit seinen Höhepunkt. Dies erklärt auch, warum sie in der tierischen Rohheit so tief gesunken war; denn bei der Annäherung der Runde an ihren Nadir muss sich diese abwärtsgehende Bewegung unvermeidlich äußern, so dass der allmähliche Verlust der psychischen Fähigkeiten, das Überhandnehmen der Selbstsucht und das Herabsteigen in den Materialismus eigentlich nicht überraschen darf. Eher ist alles dies als ein Teil des großen zyklischen Fortschritts im Gehorsam gegen das ewige Gesetz zu betrachten. Wir alle haben jene bösen Tage durchgemacht, und die damals angehäuften Erfahrungen bilden jetzt unseren Charakter. Jetzt scheint auf die gegenwärtige Menschheit eine heller strahlende Sonne herab, als die, welche den Pfad ihrer atlantischen Vorfahren erhellte. Weniger durch sinnliche Leidenschaften beherrscht und dem Einfluss der Vernunft zugänglicher, sind die Menschen unserer Zeit im Besitz eines zuverlässigeren Wissens und umfassenderer Verstandeskräfte. Der jetzt nach aufwärts gerichtete Bogen der großen manvantarischen Runde wird dem geistigen Pfad natürlich zahlreiche Jünger zuführen und den transzendenten Gelegenheiten, die er zur fortgesetzten Stärkung und Reinigung des Charak-

ters bietet, immer stärkere Anziehung verleihen. Nicht mehr wird diese Stärkung und Reinigung durch bloß stoßweise Anstrengung aelenkt und beständig durch auf Abwege führende Anziehungen unterbrochen, sondern jeder Schritt wird durch die Meister der Weisheit geleitet und bewacht werden, so dass der einmal begonnene Aufstieg nicht länger zögernd und unsicher sein, sondern vielmehr direkt zum glorreichen Ziel hinführen wird. Die psychischen Fähigkeiten und die gottähnliche Intuition, welche einige Zeit verloren gingen, doch immer noch das rechtmäßige Erbe der Menschheit sind, warten nur auf die zu ihrer Wiedererlangung zu machende persönliche Anstrengung und werden dem Betreffenden noch tiefere Einsicht und höhere Kräfte verleihen. So werden sich die Reihen der Adept-Lehrer- der Meister der Weisheit -immer mehr verstärken und ergänzen, und sogar unter uns muss es heute einige geben, die, nur an ihrer den Tod überdauernden Begeisterung erkennbar, als Meister der Weisheit der Menschheit noch vor Beginn des nächsten Weltzyklus bei ihrem Aufstieg helfen werden.

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