tmp_9108-John C. Lilly - Im Zentrum des Zyklons - Eine Reise in die inneren Rеme-375892445.pdf

April 18, 2017 | Author: Susanne | Category: N/A
Share Embed Donate


Short Description

Download tmp_9108-John C. Lilly - Im Zentrum des Zyklons - Eine Reise in die inneren Rеme-375892445.pdf...

Description

Über dieses Buch

Der amerikanische Psychotherapeut und Gehirnforscher J. C. Lilly, weltweit bekannt geworden durch seine Forschungsarbeit über die »Sprache« der Delphine, erzählt hier die Geschichte seines inneren Weges. Von Anfang an an der Frage nach der Struktur des menschlichen Bewußtseins interessiert, führen ihn seine Untersuchungen über die herkömmlichen wissenschaftlichen Methoden hinaus zu ungewöhn­ lichen Selbstversuchcn in Isoliertanks unter Wasser, über LSD-Trips, bis er schließlich alle »esoterischen« Methoden zur Bewußtseins­ erweiterung erforscht und durch sie das überindividuelle, sog. »kosmische« Bewußtsein erlangt. Lillys wissenschaftlich neugierig-forschende Art, an die überlie­ ferten esoterischen Methoden und Techniken heranzugehen, sich of­ fen und vorurteilslos dem Selbstexperiment, das da gefordert ist, zu stellen, deutet eine neue, vielleicht die zukünftige Weise wissen­ schaftlichen Forschens an und wird alle die beeindrucken, die zu den als »asiatisch-fremd« und »religiös« apostrophierten Schulen bis­ her keinen Zugang finden konnten. Zudem erzählt Lilly spannend und einfach - diese Autobiografie liest sich wie eine ausgezeichnete Science fiction-Geschichte. Der Autor

John C. Lilly, Dr. med., wurde am 6. 1. 1915 in St. Paul in Minne­ sota geboren. Er absolvierte das California Institute of Technology und erhielt seinen Doktor der Medizin 1942 an der University of Pennsylvania. Er initiierte und leitete verschiedene Forschungspro­ jekte auf den Gebieten der Biophysik, Neurophysiologie, Elektronik und Neuroanatomie bis hin zu den ungewöhnlichen Experimenten, die in diesem Buch beschrieben sind. Bereits veröffentlichte Bücher des Autors: Man and Dolphin, The Mind of the Dolphin und Programming and Metaprogramming in the Human Biocomputer.

John C. Lilly

Das Zentrum des Zyklons Eine Reise in die inneren Räume

Fischer Taschenbuch Verlag

43—45- Tausend: April 1986 Ungekürzte Ausgabe Veröffentlicht im Fischer Taschenbuch Verlag GmbH, Frankfurt am Main, Juli 1976 Titel der amerikanischen Originalausgabe: »The Centre of the Cyclone. An Autobiography of Inner Space« Aus dem Amerikanischen von Ulli Olvedi Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main © Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1976 »The Centre of the Cyclone. An Autobiography of Inner Space.« Coypright © John C. Lilly, M. D. 1972 Umschlagentwurf: Jan Buchholz/Reni Hinsch Druck und Bindung: Clausen &: Bosse, Leck Printed in Germany 980-ISBN-3-596-21768-7 Scan & OCR von Shiva2012

Das Zentrum des Zyklons

Das Zentrum des Zyklons ist jener aufsteigende ruhige und spannungsfreie Ort, an dem man lernen kann, wie man ewig lebt. Überall außerhalb dieses Zentrums tobt der Sturm des eigenen Ego, das mit anderen Egos wett­ eifert im Rundtanz wütender Raserei. Verläßt man das Zentrum, so wird man vom Heulen des Sturmes um so heftiger betäubt, je mehr man bei diesem Tanz mit­ macht. Das zentrale Gedanken- und Gefühlswesen - die eigenen Satoris - ist nur im Zentrum zu finden, nicht außerhalb. Die hin und her gerissenen Gemütszu­ stände, die Anti-Satori-Art zu leben, die selbstgeschaf­ fenen Höllen sind außerhalb des Zentrums. Im Zen­ trum des Zyklons befindet man sich jenseits des Lebens­ und Schicksalsrades, dort erhebt man sich, um sich mit den Schöpfern des Universums, den Schöpfern unserer selbst, zu vereinigen. Hier erkennen wir, daß wir Jene geschaffen haben, die Wir sind.

Inhalt

Einführung ..................................................................................................... 1. Meine zwei ersten Trips: Das Erforschen der LSDRäume und der Projektionen......................................................... 2. Fast ein tödlicher »Unfall«: kein Experiment ist ein Mißerfolg .............................................................................................. 3. Rückkehr zu den zwei Wächtern: Tank plus LSD 4. Weitere Unterweisungen und Gehen mit dem Strom 5. Eine Fremdenführung durch die Hölle .... 6. Ein weiterer Blick auf die Mystik................................................ 7. Mehr Mystik: m e n t a t i o n s ............................................................ 8. Gruppen-Workshop in Kairos...................................................... 9. Gruppenrhythmus und Gruppenresonanz beim Workshop in Kairos.......................................................................... 1o. Meine erste Reise nach Chile: Oscar Ichazo . . . 11. Zweite Reise nach Chile: Definierte Stadien des Be­ wußtseins .............................................................................................. 12. Physische Barrieren gegen positive Stadien: Körper­ liche Übungen ........................................... ........................................ 13. Stadium 48: Der menschliche Biocomputer . . . 14. Stadium +24: Das grundlegende Berufs-Stadium 15. Stadium+12: Der glückselig teilende Körper . . 16. Stadium +6: Das Selbst als Punkt................................................ 17. Stadium +3: Klassisches Satori - die Essenz als einer der Schöpfer.............................................................................. 18. Dyadisches Satori: Einheit als Paar............................................. Epilog................................................................................................................ Empfohlene Literatur................................................................................. Danksagung....................................................................................................

11 16 34 46 68 93 115 125 131 140 147 153 161 167 177 181 200 207 215 219 222 223

Entdeckungen von großer Tragweite in der Mathematik oder anderen Fachrichtungen erweisen sich, wenn sie erst einmal gemacht sind, als außerordentlich einfach und selbstverständ­ lich und lassen jeden, einschließlich ihren Entdecker, als när­ risch erscheinen, weil sie diese Entdeckungen nicht schon längst gemacht haben. Es wird dabei allzuoft vergessen, daß das alte Symbol für den vorbewußten Zustand der Welt der Narr ist und daß Narrheit als ein göttlicher Status kein Zu­ stand ist, dessen man sich schämen müßte oder auf den man stolz sein könnte. Unglücklicherweise gibt es heutzutage Erziehungssysteme, die sich so weit von der reinen Wahrheit entfernt haben, daß sie uns jetzt lehren, stolz auf das zu sein, was wir wissen, und uns der Unwissenheit zu schämen. Das ist zweifach von Übel. Es ist nicht nur deshalb schlecht, weil der Stolz selbst eine Todsünde ist, sondern auch, weil das Lehren, daß man auf Wissen stolz sein soll, bedeutet, wirkungsvolle Barrieren ge­ gen jegliches Streben aufzurichten, das über das hinausgeht, was bereits bekannt ist, da es ja beschämend ist, über die Grenzen hinauszublicken, in die wir durch unsere Unwissen­ heit gezwängt sind. Jemandem, der bereit ist, sich ehrfurchtsvoll in das Reich dieser großen und universalen Unwissenheit zu begeben, wer­ den sich vielleicht die Geheimnisse des Seins erschließen, und das wird genau in Entsprechung zu seiner Freiheit von natür­ licher und angelernter Scham und gemäß seiner Ehrerbietung vor ihrer Offenbarung geschehen. Angesichts des starken und geradezu gewalttätigen sozia­ len Druckes, dem sie ausgesetzt sind, entstand nur in wenigen Menschen die Bereitschaft, sich dieser einfachen und befriedi­ genden Heilkur zu unterziehen. Und wer kann in einer Gesell­ schaft, in der ein berühmter Psychiater verkünden kann, daß er Newton - wenn er die Möglichkeit gehabt hätte - mit Elektro-Schock-Therapie behandelt haben würde, irgend je­

manden tadeln, wenn er sich vor der Heilkur fürchtet? Um zur einfachsten Wahrheit zu gelangen, was Newton wußte und praktizierte, bedarf es jahrelanger Kontemplation. Nicht der Aktivität. Nicht des Argumentierens. Nicht des Berechnens. Nicht des Geschäftigseins irgendwelcher Art. Nicht des Lesens. Nicht des Redens. Nicht der Anstrengung. Nicht des Denkens. Es bedarf lediglich dessen, das Ziel im Auge zu behalten. Zudem ist es so, daß jenen, die den Mut haben, die­ sen Weg zur echten Entdeckung zu beschreiten, nicht nur so gut wie keine Führung geboten wird, sondern sie werden auch noch aktiv entmutigt und müssen es geheimhalten, während sie vorgeben, sie seien emsig mit den rasenden Zerstreuungen befaßt und paßten sich den abstumpfenden persönlichen Mei­ nungen an, die ihnen ununterbrochen auf gedrängt werden. Unter diesen Umständen repräsentieren die Entdeckungen, die ein jeder machen kann, die Orte, an die er - ständig kon­ frontiert mit drohenden Psychosen - durch sein eigenes Vor­ antaumeln und seine ohne Hilfe unternommenen Anstren­ gungen zu seinem Heilsein zurückgekehrt ist. Auf schmerz­ hafte und vielleicht sogar gefährliche Weise. Aber immerhin zurückgekehrt, wie unbemerkt es auch geschehen sein mag. G . Spencer Brown*

* The Laws of Form. London: George Allen & Unwin 1969.

Einführung

Dies ist die Geschichte meiner ungefähr sechsundfünfzig Jahre dauernden Suche nach dem Sinn des Lebens, wie wir es ken­ nen. Gelegentlich habe ich in der psychoanalytischen Arbeit, in der Gehirnforschung, in der Einsamkeit, in zwischen­ menschlichen Versuchen einen Faden der Wahrheit und Wirk­ lichkeit und somit des Sinnes gefunden. Zuweilen war der Faden verloren, um dann in einem neuen Zusammenhang, an einer neuen Stelle, in einer neuen Dimension, in einem neuen Bewußtseinsstadium wieder aufzutauchen. Manches Mal wie­ derum hatte ich das Gefühl, als sei dieser Faden eine von mir selbst geschaffene Vorstellung, eine überreizte Ausgeburt mei­ nes Gehirns und ausschließlich mir, zugehörig. Manchmal fand ich Menschen, die ihrerseits völlig unabhängig denselben oder ähnliche Wahrheits-Fäden entdeckt hatten. Diese Bestätigun­ gen durch andere sind hilfreich und kostbar - ohne sie ist man allein und einsam. Ohne Übereinstimmung ist man unsicher, ist man verloren. Ich habe viel Zeit in ungewöhnlichen, unüblichen Zustän­ den, Räumen, Universen, Dimensionen und Wirklichkeiten verbracht, die von den jungen Amerikanern als »far out« be­ zeichnet werden. Im Fernen und Nahen Osten hat man ihnen eine Vielzahl von Namen gegeben - die Begriffe »Satori« und »Samadhi« tauchen häufig auf. Noch vor nicht allzu langer Zeit, als psychedelische Substanzen noch nicht als nützliche Werkzeuge, sondern eher als Alpdruckerzeuger oder esoteri­ sche Geheimingredienzen begriffen wurden, hätte ich dieses Buch nicht geschrieben. Ich verfügte zwar schon über den größten Teil der Informationen, aber die Zeit war noch nicht reif, sie niederzuschreiben. Jetzt will mir scheinen, daß die Zeit gekommen ist. Ich bin bereit, und es mag wohl eine auf­ nahmewillige Leserschaft vorhanden sein. Es gibt eine neue Naturwissenschaft, wie William James sie eingeleitet hat, und die gegenwärtig von Jüngeren wie Char­ les Tart und Carlos Castaneda weitergeführt wird. Den inne­ 11

ren Wirklichkeiten widmet man heute die rationale Erfor­ schung und fachmännische Überprüfung, die früher den äuße­ ren Realitäten Vorbehalten waren. Die naturforschende Annäherung an unsere eigene innere Natur macht Fortschritte. R. A. Monroes Journeys Out of the Body* ist ein talentierter Bericht eines inneren Naturforschers über die Fauna, Flora, Geografie und Landschaft einiger innerer Territorien. Ein an­ derer Bericht dieser Art ist Castanedas Eine andere Wirklich­ keit.* * Einige der Methoden dieser Wissenschaft und ihre Theorien werden von Charles T. Tart in seiner Schrift »On the scientific study of states of consciousness: toward an expanded methodology, and the development of state-specific sciences«*** dargestellt. Während der Zeit, in der ich dieses Buch schrieb, entdeckte ich mehrere neue Landkarten und mehrere neue Räume, von denen ich hier berichten will. Ich habe auch festgestellt, daß ich in den meisten jener größeren Räume gewesen bin, die in der östlichen mystischen Literatur beschrieben werden, wenn auch ohne deren intellektuelles »Gepäck« und ohne die detail­ lierten Sicherheitsmaßnahmen. Satori oder Samadhi oder Nirvana meinen, gewaltige Bereiche von Bewußtseinsstadien, die weit jenseits von allem liegen, was mit Worten beschrieben werden könnte. Jede Erfahrung auf einer dieser hohen Ebenen überzeugt einen von der Unermeßlichkeit des Selbst und des Universums, das vom Selbst auf unmittelbare Weise wahrge­ nommen werden kann. In diesem Buch spreche ich als einer, der auf der höchsten Stufe des Bewußtseins - oder von Satori-Samadhi - gewesen und der zurückgekehrt ist, um denen, die sich dafür interessie­ ren, Bericht zu erstatten. Manche, die zu diesen höchsten Sta­ dien gelangt sind, sind dort geblieben. Manche kehrten zu­ rück und lehrten. Manche, sehr wenige, kamen zurück und schrieben. Manche kamen zurück und blieben hier, zu scheu oder zu furchtsam oder sich zu unwürdig fühlend, um zu leh­ ren, zu berichten oder jemals dorthin zurückzukehren. Andere, die auf diesen hohen Ebenen nie gewesen sind, schreiben und schreiben über sie und wie man zu ihnen ge­ langt. Diese Schriften empfinde ich nicht als Hilfe; ich halte sie * Garden City, N. Y.: Doubleday 1971. ** Frankfurt/M.: Fischer Taschenbuch Verlag 1975 (Bd. 1616). *** Verteilt im Sept. 1971 bei einem Treffen der Association for Humanistic Psychology in Washington, D. C. 12

für irreführend. Meiner Meinung nach können nur diejeni­ gen, die dort gewesen sind, durch direktes Lehren, durch ihr Beispiel, durch Schreiben und durch Bestätigung Hilfen geben. Ich habe festgestellt, daß die Bestätigung durch andere mir bei meinem eigenen Trip geholfen hat. Erfahrungen, wie ich sie berichte, werden nach und nach üblicher, zum mindesten unter den jungen Leuten in den Ver­ einigten Staaten. Es gibt möglicherweise diverse ältere Leute, die schließlich ihre Anti-Satori-Programmierung überwunden haben und solche Erfahrungen mehr oder minder regelmäßig machen. Viele der jüngeren Generation haben es fertig­ gebracht, die Anti-Satori-Programmierungen zu beseitigen und die meiste Zeit in hohen positiven Stadien zu leben. Es ist meine feste Überzeugung, daß die Erfahrung höherer Bewußtseinszustände für das Überleben der menschlichen Spe­ zies unbedingt notwendig ist. Wenn ein jeder von uns wenig­ stens die niedereren Stufen von Satori erfahren kann, so be­ steht Hoffnung, daß wir den Planeten nicht in die Luft jagen oder das Leben, wie wir es kennen, auf andere Weise auslö­ schen. Wenn jeder Mensch auf unserem Planeten, vor allem diejenigen, welche die Macht in den Gesellschaften haben, möglicherweise hohe Ebenen oder Stadien wirklich erreichen kann, so wird der Planet mit relativ einfachem Aufwand und mit Freude funktionieren. Probleme wie Verschmutzung, das Niedermetzeln anderer Arten, Überproduktion, Mißbrauch natürlicher Quellen, Überbevölkerung, Hungersnot, Krank­ heit und Krieg werden dann durch die vernunftgemäße An­ wendung realisierbarer Mittel gelöst werden. Die höheren Ebenen des Bewußtseins und die Mittel, um sie zu erreichen, sind ein ökonomischer Faktor, der mehr Geld wert ist, als man ermessen kann. Eine Firma, die ihr Manage­ ment und ihre Mitarbeiter dazu ermutigt, die grundlegenden und höheren Stufen des Bewußtseins zu erlangen, wird wach­ senden Nutzeffekt, zunehmende Harmonie und Produktivität, verbesserte Geschäftstaktik und bessere Public Relations in­ nerhalb von wenigen Monaten aufweisen können. Wenn eine Firma erst einmal »Gruppen-Einheit« erlangen kann, so wird eine neue Art von Dasein jenseits der früheren Begrenzungen möglich sein. Wie Dr. Robert Waelder einmal ausgeführt hat, haben die Amerikaner die erste bewußte, erfolgreiche, nicht-tödliche Me­ thode entdeckt, um die Evolution-Revolution der menschlichen 13

Institutionen und Lebensformen kontinuierlich weiterzufüh­ ren. Die evolutionäre Methode liegt in ihrem Wirtschafts­ system und in ihrer Regierungsform. Der nächste Schritt in der Entwicklung der weiteren Evolution ist das Erlangen eines höheren Gruppen-Bewußtseins innerhalb der Vereinigten Staaten und danach in der ganzen Welt. Vereinigungen wer­ den wie üblich den Weg bereiten; die Regierung wird nachfolgen; das Erziehungssystem wird als letztes den neuen Weg aufnehmen. Die alten Theorien über die Tätigkeit des Gehirns, des Ver­ standes und des Geistes scheinen nicht zutreffend zu sein. Wir benötigen Fortschritte in unseren Anschauungsweisen, in un­ seren Theorien und in unseren Fakten, bevor wir die Wirkun­ gen spezieller Erfahrungen auf Individuen und Gruppen in der rechten Weise zu beurteilen vermögen. In diesem Buch präsentiere ich eine offene Meta-Theorie der über-bewußten Ebenen der erweiterten Wahrnehmung. Diese Arbeit mag zu­ künftigen Forschungen in diesen Bereichen als Richtungswei­ ser dienen. Es ist zu hoffen, daß sie als vorläufige Landkarte von Wert sein wird. Es scheint mir nötig, persönliche Erfahrungen mit LSD, mit der Methode der Isolation, mit veränderten Zuständen des Bewußtseins, mit persönlichem Satori und mit meinen LernExperimenten in negativen Stadien oder Räumen zu berich­ ten. Obwohl diese Berichte zur Zeit als Ausdruck einer gewis­ sen Überreiztheit erscheinen mögen, sind sie eigentlich nicht gar so einmalig. Viele der religiösen und mystischen Schrift­ steller berichteten von ähnlichen Erfahrungen (Johannes vom Kreuz, Theresa von Avila, Yogananda, Ramakrishna, Ramana Maharshi, Sri Aurobindo). Ich glaube, daß die konkre­ ten Beispiele die allgemeinverbindlichen Punkte innerhalb die­ ses Bereichs in wirksamer Weise illustrieren. Mystische Stadien, veränderte Zustände des Bewußtseins, Satori-Samadhi, LSD-Stadien, alle diese zwangen die Fach­ leute, ihre Theorien über die Funktionen des menschlichen Geistes und Gehirns zu überprüfen. Sie haben die Notwendig­ keit der Erweiterung unserer geläufigen Hypothesen deutlich gemacht, damit auch diese Zustände darin aufgenommen wer­ den können. In diesem Buch wird vorausgesetzt, daß das menschliche Gehirn ein riesiger Biocomputer ist, dessen Eigenschaften noch nicht aufgeklärt sind und noch nicht völlig verstanden 14

werden. Die Wechselbeziehung zwischen Biocomputem in der Gruppenaktion enthält ebenfalls noch eine Fülle unbekannter Faktoren. Bestimmte Eigenschaften können in begrenztem Umfang für einige Individuen und Gruppen spezifiziert wer­ den. Diese Art der Betrachtungsweise maßt sich nicht an, zu be­ haupten, daß alles erklärt werden könne. Es handelt sich nicht um ein geschlossenes Denksystem. Jene, die diese Technik des Denkens annehmen und sie zu einem Teil ihrer eigenen intellektuellen Ausrüstung machen können, vermögen sich damit von einer großen Menge intellektuellen Ballasts zu befreien. Jene, die für diese Betrachtungsweise reif sind und die über genügend Selbstdisziplin verfügen, können durch den Ge­ brauch geeigneter Techniken ihr Denken, ihr Fühlen und ihre Maschinerie der psychischen Abläufe erhellen und klären. Diese Biocomputer-Betrachtungsweise entwickelte sich im Laufe meiner eigenen Erfahrungen. Ich unternahm Experi­ mente mit mir selbst, um diese Theorie zu testen, sie zu ver­ ändern, sie in mich aufzunehmen, sie zu einem Teil meines eigenen Biocomputers zu machen. In dem Maße, wie die Theo­ rie in meine Denk- und Fühl-Maschinerie eindrang und sie neu programmierte, veränderte sich mein Leben rapide und radikal. Neue innere Räume öffneten sich; ein neues Verständ­ nis und neue Gemütszustände tauchten auf. Und eine neue Skepsis gegenüber den obengenannten Tatsachen breitete sich aus. »Meine eigenen Überzeugungen sind nicht überzeugend«, sagt eine neue Meta-Überzeugung. Ein Zitat aus dem Text: Im Bereich des Geistes ist das wahr oder wird wahr, was man für wahr hält, und zwar innerhalb von Grenzen, die empirisch und experimentell feststellbar sind. Diese Gren­ zen sind zukünftige Überzeugungen, die transzendiert wer­ den müssen. Im Bereich des Geistes gibt es keine Grenzen. Dies ist eine der hauptsächlichen Botschaften, die ich euch in bezug auf innere Reisen vermitteln möchte, ob sie nun mit Hilfe von LSD, Meditation, Hypnose, Gestalttherapie, Grup­ penarbeit, Traumstudium, Isolation oder mit welchen anderen Mitteln auch immer unternommen werden. Hiervon handelt dieses Buch. New York, Oktober 1971

J. C. L. 15

[1] Meine zwei ersten Trips: Das Erforschen der LSD-Räume und der Projektionen

In diesem Kapitel spreche ich zu denen, die jene Außen-InnenRäume, die Universen, die Körper-Trips erst noch erfahren müssen, die andere mit diesen oder jenen Mitteln bereits er­ fahren haben. Ich stelle diese Räume vor, indem ich zunächst einen Bericht aus erster Hand gebe. Ich zeige die Territorien, die ich erforscht habe. Manche erwiesen sich als Sackgassen, andere waren eine Hilfe für den eigenen Fortschritt. Als erstes sei gesagt: Ich bin in einem guten Raum. Es macht mir Freude, dir von mir, von meinen Erfahrungen zu erzählen. Ich fühle mich hier als Lehrer, aber als eine andere Art von Lehrer, als du sie in der Schule, im College, auf der Hochschule usw. hattest, aber dennoch ein Lehrer. Ich bin eine andere Art von Lehrer, weil ich »dort gewesen« bin. Ich habe es nicht aus Büchern. Es ist nicht aufgewärmte Literatur. Es kommt direkt aus mir selbst, und ich fühle mich nicht unbe­ dingt genötigt zu lehren, was ich weiß. Ich kann meine wissenschaftlichen und medizinischen Kol­ legen hören, wie sie gegen diese Einstellung als eine unwis­ senschaftliche Einspruch erheben. Aber die unter euch, die die­ ses Buch lesen, weil sie Hilfe suchen, werden wissen, was ich meine. Bevor ich zum ersten Mal tiefe und hohe Erfahrungen machte, hatte ich mehrere Jahre mit der Ausbildung zum Psy­ chotherapeuten verbracht und einige Jahre an der Neurophy­ siologie des Gehirns gearbeitet. Ich hatte die übliche medizi­ nische Ausbildung und eine gute grundlegende wissenschaft­ liche Ausbildung an der Technischen Hochschule erhalten. Ich hatte eine ganze Menge Zeit in Isolation mit dem Studium meiner selbst verbracht. Diese Experimente fanden in der Dunkelheit statt - in völliger Dunkelheit, in völliger Stille und bei neutralem statischem Auftrieb in einem Wassertank. Un­ ter diesen Bedingungen, »allein mit seinem Gott«, hat man keine Alibis. Im Rückblick hat sich dies als die bestmögliche Vorbereitung für meinen ersten far-out-Trip erwiesen. 16

In den frühen fünfziger Jahren hatte ich die Gelegenheit, LSD zu nehmen, aber ich tat es nicht, weil ich noch nicht be­ reit dafür war. Zu Anfang der sechziger Jahre fühlte ich mich genügend vorbereitet, und ich fand eine erfahrene, ausgegli­ chene Führerin, die mich ausreichend liebte, um die Sitzung leiten zu können. Damals kannte ich viele Leute, die eine LSDTherapie machten. Ich kannte viele Leute, die eine LSD-Thera­ pie hinter sich hatten. Ich las so gut wie alles, was über Acid und Acid-Trips veröffentlicht wurde. Ich erzähle das, um dir zu zeigen, wie sorgfältig ich vor­ ging, und auch, um dich in einige der Räume einzuführen, in die ich trotz all dieser Vorbereitungen geraten bin. Bei meinen ersten zwei Trips hatte ich einen Wächter, einen Führer, einen Helfer, jemanden, der während des ganzen Trips mit mir allein war. Wir wählten zu diesem Zweck mit aller Sorgfalt einen sicheren, geschützten Ort. Von der Arbeit im Isolationstank her wußte ich, daß so ein wichtiger Schritt wie ein erster Acid-Trip ohne »Interferenz« - wie etwa eine plötz­ liche Unterbrechung, eine Einmischung anderer oder der Klatsch der Kollegen und Freunde - unternommen werden mußte. Wie Freud siebzig Jahre zuvor gesagt hatte, als er eine Analyse seiner eigenen Träume vorlegte: »Bis zu einem be­ stimmten Grad ist man sich selbst gegenüber Diskretion schul­ dig«, und ich möchte hinzufügen, daß man diese Diskretion auch seinen Freunden schuldet. Eine Menge von dem, was ich hier sagen werde, mag indiskret erscheinen, aber ich glaube, wir haben im Laufe dieser siebzig Jahre einen weiten Weg zu­ rückgelegt. Heute gibt es mehr aufrichtige, wahrhaftige Dar­ stellungen der »inneren Geschehnisse«, als es zu Freuds Zei­ ten möglich war. Seine Arbeit eröffnete erst neue Räume der Aufrichtigkeit. Ich versuche, so wahrhaftig zu sein, wie ich kann. Es mag vielleicht Leute geben, die versuchen werden, die hier gegebe­ nen Informationen zu mißbrauchen, da wir unter einem natio­ nalen Negativ-Programm gegen LSD stehen. Doch befinden sich so viele in Gefahr, daß ich mich lieber der Kritik der Ge­ sellschaft aussetze als weitere Tragödien geschehen zu lassen, nur weil ich nicht gesprochen habe. Ich habe die Hoffnung, daß diejenigen, die dieses Buch lesen, vorsichtiger, informierter und befähigter vorgehen werden, wenn sie den Weg des LSD oder andere ähnliche Wege zu Satori-Samadhi-Nirvana gehen müssen. 17

Meine Führerin hatte Erfahrung. Sie war im Rahmen einer therapeutischen Situation durch eine lange Periode mit vielen LSD-Trips gegangen. Ihre Therapie hatte in den fünfziger Jahren stattgefunden, als Acid noch von Fachleuten im thera­ peutischen Milieu erforscht wurde. Alle ihre Sitzungen und Trips hatten in der Anwesenheit von Fachleuten stattgefun­ den, und sie hatten nur reines LSD-25 benützt. Damals konnte man von Sandoz in der Schweiz reines Lysergsäurediäthylamid erhalten. Das Material war das reinste, das es überhaupt gab, die isolierte Form des Lysergsäurediäthylamid ohne Beimengung von anderen Substanzen. Damals wußte man, was man bekam. Das war vor der Zeit des »StraßenAcid«, bevor betrügerische Ersatzstoffe für Acid hergestellt wurden, bevor mit Schwindel-Acid gehandelt wurde. In der Sprache von heute: Es war »reines Sandoz«. Ich kannte meine Führerin schon seit Jahren, ich vertraute ihr, würdigte ihre Erfahrung und wußte, daß sie mich auf je­ den Fall durch den Trip bringen würde, was auch immer ge­ schehen mochte. Ich wußte, daß sie mich gern hatte, mich ach­ tete und mir vertraute. Sie wählte ein Haus in einer abgelegenen Gegend am Meer. Wir hatten es so eingerichtet, daß uns achtundvierzig Stun­ den für den Trip zur Verfügung standen, in denen er ohne Unterbrechungen und ohne irgendwelche Verpflichtungen auf meiner oder ihrer Seite außerhalb des Trips durchgeführt wer­ den konnte. Vor dem Trip verbrachten wir einen Tag lang damit zu klä­ ren, wo meine inneren Schwierigkeiten lagen, was ich unter Acid tun wollte, welcher Art meine Ziele waren, wohin ich kommen wollte. Sie wies nachdrücklich darauf hin, daß ich in sehr unbekannten Räumen sein würde, daß sie mir jedoch möglicherweise vertraut werden könnten. Später erklärte sie, daß ich mich unter Umständen so weit wegbewegen könnte, daß ich nicht alle Erfahrungen würde festhalten können, daß aber die wichtigsten in meiner Erinnerung bleiben würden. Sie hatte volles Vertrauen darauf, daß sie fähig war, mit negati­ ven Emotionen, die von mir kamen, umzugehen, und hatte dies auch bereits demonstriert. Ich hatte meinerseits das nö­ tige Verständnis und den Einblick in das, was ich tun wollte. Und schließlich besaß sie die Fähigkeit, mich meinen eigenen Trip machen zu lassen, sobald er erst begonnen hatte. Sie hatte sich einverstanden erklärt - und nicht nur das, 18

sondern sogar vorgeschlagen -, daß sie im Hintergrund blei­ ben und mein »Leibwächter« sein sollte und nur dann einschreiten würde, wenn eine Anregung von ihrer Seite mir helfen konnte. Ich brauchte und wünschte keinen »Program­ mierer«, der spezifische Weisungen geben und mich in ver­ schiedene Richtungen manövrieren würde. Ich wollte keinen Therapeuten. Der Zweck dieses Trips war der, so viele Räume und Aus­ wirkungen des Acid auf mich zu erfahren, wie aus dieser Sit­ zung nur herauszuholen waren. Ich wollte mein ganzes Wis­ sen aus meiner Psychoanalyse, aus der Wissenschaft und aus jeder anderen Quelle einsetzen, um zu erfahren, was Acid bewirken kann. Später stellte ich fest, daß das meiste von dem, was ich wußte, durch das Experiment und die Erfahrung erst wirklich geboren wurde - das mathematische, logische, biologische und medizinische Wissen, das Wissen um den Me­ chanismus des Gehirns und um die Funktionsweise des Gei­ stes; ich brachte alles, was ich war, mit in diese erste Sitzung ein. Die Sitzung begann am Morgen nach einer gut durchschla­ fenen Nacht. Ich war gründlich ausgeruht, als ich das LSD nahm. Ich injizierte sorgfältig 1 cm3, der 100 Mikrogramm reines LSD enthielt, in den Oberschenkelmuskel. Innerhalb von zwanzig Minuten gelangte ich in die neuen und fremd­ artigen LSD-Räume. Ich befand mich während des ganzen Trips in einer gesam­ melten, bewußten, wachen Verfassung. Während der ersten zehn Minuten der Reise in diese Räume erkannte ich plötzlich, daß mein ganzes vorhergegangenes Training zu diesem Punkt hingeführt hatte, daß meine gesamten Vorbereitungen sich ge­ lohnt hatten. Ich wurde high und blieb acht Stunden lang high. Ich fühlte mich der Lage gewachsen, ich fühlte mich im Zentrum, und ich fühlte mich fähig, mich durch jeden Raum zu bewegen, den ich mir vorstellen konnte. Im Hinblick auf mein früheres Training im Isolationstank beschloß ich, auf diesem Trip keinerlei Kleidung zu tragen. Die Umgebung war solcherart, daß dies das klügste war, was ich tun konnte, um mich frei zu entfalten. Ich hatte meine Komplexe gegenüber der Nacktheit und der eingebildeten Not­ wendigkeit, Kleider zu tragen, überwunden und wollte mich in dieser Situation völlig frei und bequem fühlen können. Meine Führerin war damit einverstanden, und da sie ebenso 19

frei von solchen Komplexen war, blieb auch sie unbekleidet. Diese Freiheit erlaubte mir, verschiedene Durchbrüche zu un­ ternehmen, indem ich vielfältige Projektionen auf meinem und auf ihrem Körper sah. Als das LSD zu wirken begann, sagte ich plötzlich mit sehr lauter Stimme, wobei ich auf die Spitze einer Feile klopfte: »Jeder Psychiater, jeder Psychoanalytiker sollte gezwungen werden, LSD zu nehmen, um zu wissen, was hier los ist.« Was ich meinte, war, daß jeder, der etwas mit dem menschlichen Geist und seiner Heilung zu tun hat, mit diesen Räumen ver­ traut sein sollte. Es liefen die üblichen Dinge ab - die Dinge, die in der Lite­ ratur von Aldous Huxley und vielen anderen schon ausführ­ lich beschrieben worden sind. Die plötzliche Vergrößerung und Vertiefung aller Farben und Formen, die Transparenz aller realen Gegenstände, die offenbar lebendige Natur materieller Dinge - all das trat augenblicklich in Erscheinung. Es fing damit an, daß ich einen Marmortisch anschaute und die Maserung des Marmors lebendig, plastisch, beweglich wer­ den sah. Ich begab mich in die Maserung hinein und wurde ein Teil davon, ich lebte und bewegte mich in der Maserung des Marmors. Ich wurde lebendiger Marmor. Ich legte mich auf das Bett zwischen zwei Stereo-Lautspre­ cher und ließ mich von Beethovens Neunter Symphonie erfas­ sen. Die Musik drang in mich ein und bewirkte in mir eine tiefe religiöse Erfahrung. Dieser Erfahrung lag eine Program­ mierung und Erfahrungsmasse aus meiner frühesten Jugend zugrunde, als ich ein Mitglied der katholischen Kirche und Meßdiener war und mit der intensiven Inbrunst des Glaubens an alles glaubte, was ich in der Kirche lernte. Mit der Musik gelangte ich in den Himmel. Ich sah Gott auf seinem riesigen Thron sitzen, als einen gigantischen, weisen, uralten Mann. Er war von den Chören der Engel umgeben, von den Cherubim und Seraphim, und die Heiligen zogen in einer würdevollen Prozession an seinem Thron vorbei. Ich war im Himmel, betete Gott an, betete die Engel an, betete die Heiligen an im vollkommenen Hingerissensein der religiösen Ekstase. Meine Führerin berichtete später, daß ich auf dem Bett ge­ kniet und offenbar hinauf in den Himmel geschaut habe, die Hände zur betenden Geste erhoben. Innerlich kniete ich in­ nerhalb des Himmels und sah und fühlte und lebte die ganze 20

Szenerie. Später stellte ich fest, daß all dies während der ersten zwei Sätze und während des größten Teils des Chorus der Symphonie stattgefunden hatte. Der Chorus war jener, in wel­ chem die Engel Gott preisen und ihn anbeten. Später, als die Sopranstimmen zu grell und zu laut wurden, kam ich aus die­ sem Raum zurück und bat meine Führerin, die Musik auszu­ machen. Es war mir zuviel geworden, und ich war erschöpft. Ich hatte meinen Vorrat an Energie aufgebraucht. Ich legte mich dann auf das Bett und schlief ein wenig. Während des Schlafes wurde mein Bewußtsein zurück in den Raum des Zimmers versetzt. Ich wachte auf und ging ins Badezimmer. Ich war eben dabei, die Türe zu schließen, um zu urinieren, als ich plötzlich erkannte, daß das Schließen der Badezimmertür einer der Komplexe der Zivilisation ist. Ich ließ die Tür offen und ging pinkeln. Meine Führerin fragte, worüber ich gelacht habe. Ich war aber gerade auf dem Weg in andere Regionen und konnte die Frage nicht beantworten, und so bestand sie nicht darauf. Dann schaute ich in den Spiegel, schaute mein eigenes Ge­ sicht an und sah unzählige »Projektionen« auf meinem Ge­ sicht. Zuerst sah ich mich selbst, so wie ich zu der Zeit war, und dann ging es in sekundenschnell aufblitzenden Bildern durch meine Vorstellungen von mir selbst. Ich ging durch viele, viele meiner »Selbst-Bilder«, durch hunderte, und man­ che davon waren sehr alt, datierten bis in meine Kindheit zu­ rück. Manche von ihnen bewegten sich ganz offensichtlich vor­ wärts in der Zeit, zeigten mich, wie ich mit neunzig sein würde, ganz faltig, sehr alt und ausgetrocknet. Andere zeig­ ten mich krank, fleckige Bilder mit Purpur und anderen unan­ genehmen Farben auf meinem Gesicht. Manche Bilder waren solche meines idealisierten Selbst. Ich erschien mir zeitweise als Gott. Ein anderes Mal erschien ich als Krüppel. Positiv und Negativ flossen aus meinen Bewußtseinsspeichern in die Pro­ jektionen. Ich sah plötzlich, wie man aus dem Gedächtnis visuelle Bil­ der projiziert, wortwörtlich projiziert. Als ich soweit war, be­ schloß ich, diese Kraft einzusetzen und meines Vaters Gesicht auf mein eigenes zu projizieren, und dann das Gesicht seines Vaters. Ich ging noch weiter in die Vergangenheit zurück, mit einer Reihe von Gesichtem, von denen ich glaubte, daß es meine Vorfahren seien. Jede Sekunde erschien ein neues Bild. Ich trieb zurück durch schätzungsweise zweitausend Gene­ 21

rationen, und plötzlich erschien das Gesicht eines haarigen Anthropoiden auf meinem Gesicht. Da kam mein Humor zum Vorschein und ich sagte: »Oh, du kannst alles projizieren, in­ klusive Darwins Theorie vom Ursprung des Menschen.« Ich begann zu lachen, das Schauspiel machte mir Spaß. Plötzlich erschien das Gesicht eines säbelzahnigen Tigers anstelle des meinen, fünfzehn Zentimeter lange Fänge ragten aus seinem Maul; es war ein sehr freundlicher Tiger, aber nichtsdestowe­ niger ein sogenannter gefährlicher Säbel-Zahn. An diesem Punkt wurde mir plötzlich klar, daß man hier die Wahl der Interpretation hatte. Das konnte etwas sein, das aus meinem Unbewußten emporkam, irgend etwas Be­ drohliches aus der Vergangenheit. Oder es konnte meine Vor­ stellung sein von dem, was für den Anthropoiden eine Gefahr darstellte. Es konnte eine rassische Erinnerung sein, es konnte eine Einbildung aufgrund meines angelernten Wissens sein, für die es zur Zeit noch kein Modell der Erklärung gibt. Da ich high war, genoß ich die Erfahrung eingehend und entwickelte sie weiter. Ich hörte nicht auf, mir selbst zu er­ klären, was geschah. Ich sah es geschehen, und sobald ich an etwas Neues dachte, das geschehen konnte, da geschah es auch schon. Es war dies wirklich ein vergnüglicher Gebrauch mei­ nes Intellekts und meines Wissens. Ich stellte fest, daß ich einen recht großen Teil meiner Ener­ gie verbraucht hatte, und ging zurück zum Bett, legte mich auf den Rücken und schloß die Augen. Ich kam mit meiner Füh­ rerin zurück zur Gegenwart und begab mich dann auf eine Reise zurück durch die Erinnerung. Ich durchlebte viele Begebenheiten aus meiner Kindheit, glückliche, befriedigende Begebenheiten, das Spielen mit klei­ nen Spielgefährten, das Gestilltwerden von der Mutter; dann war ich wieder in der Gebärmutter, in einem wunderbaren, ekstatischen Raum schwebend, von Licht umgeben. Ich wurde kleiner und kleiner im Uterus, ich ging zurück in der Zeit, bis ich das befruchtete Ei war. Plötzlich war ich zwei. Ich war in einem Spermatozoon; ich war in einem Ei. Die Zeit drehte sich um und sie kamen plötzlich zusammen. Es gab eine phanta­ stische Explosion von Freude, von Vollbringung, von Voll­ endung, als ich eines wurde und zu wachsen begann, zurück durch alle embryonalen Stadien. Ich ging durch meine Geburt, erlebte den Schock, diesen wunderbar sicheren Ort zu verlas­ sen, herauszukommen und unfähig zu sein zum Atmen, keu­ 22

chend, erstickend an dem Pressen der Gebärmutter, die mich ausstieß. Als meine Führerin sah, woran ich litt, verstand sie, wo ich hindurchging und ließ mich gehen. Sie sagte später, daß ich meine Geburt wiedererleben und sie ganz verstehen mußte. Sie mischte sich nicht ein, als ich zu keuchen begann, aber sie beobachtete mich sehr genau. Sie beobachtete meine Farbe und vergewisserte sich, daß ich mich selbst nicht zu weit fortstieß. Als ich durch den Geburtskanal ans Licht kam, ließ ich einen gewaltigen Seufzer los. Alles Würgen, alles Drängen war vor­ bei und um mich war Klarheit. Ich ruhte aus, atmete ruhig und fühlte alle die neuen Gefühle, die von der Einwirkung auf meine Haut und auf meine Augen herrührten. Mit der Unterstützung meiner Führerin erlebte ich meine erste Stillerfahrung wieder. Ich öffnete meinen Mund, und etwas Warmes kam von etwas Sanftem von außerhalb in meinen Mund, eine wirklich wunderbare Erfahrung. Ich kam aus diesem inneren Raum zurück, kam in das Zimmer zurück, ich lag auf dem Bett und lächelte glücklich und friedlich nach diesem ganzen Sturm und Drama. Meine Führerin beschrieb mein Aussehen als friedlicher, als sie mich seit Jahren gesehen hatte. Der Trip dauerte ganz genau acht Stunden, denn das war meine Erwartung aufgrund der Literatur. Später stellte ich fest, daß meine Erwartung die Acid-Wirkung ganz präzise der erwarteten Zeit entsprechend abgeschaltet hatte. Damit lernte ich etwas mehr über die »Selbst-Metaprogrammierung«. Mit anderen Worten: Die eigene Überzeugung vorprogrammiert bis zu einem gewissen Grade das, was geschieht, wenn man unter Acid steht. Nach zehn Jahren Arbeit im Isolationstank hatte ich eine allgemeine Zusammenfassung meiner Erfahrungen im Tank aufgestellt. Ich will diese so einfach wie möglich darstellen: Was man für wahr hält, ist entweder wahr oder wird wahr im eigenen Geist, und zwar innerhalb der Grenzen, die von Experiment und Erfahrung determiniert werden. Diese Gren­ zen sind die Überzeugungen, die transzendiert werden müs­ sen. Dieserart ist die Situation, wenn man von den Einflüssen seiner Umgebung, von der Realität, die man um sich hat, be­ freit ist und alle gewohnten Formen und Reizmuster auf das geringste Maß reduziert sind. 23

Als ich mich Schritt für Schritt in die gewöhnliche, allge­ meinverbindliche Realität zurückbewegte, bedauerte ich fast, den LSD-Raum zu verlassen. Aber ich war müde von dem ge­ waltigen Verströmen der Energie. Es schien, als habe sich alles mit dem Zehnfachen der normalen Geschwindigkeit vollzogen. Jetzt brauchte ich Schlaf. In dieser Nacht schlief ich wie ein Baby zwölf gute Stunden. Ich wachte auf und fühlte mich völ­ lig allein und war damit beschäftigt, das, was ich erlebt hatte, festzuhalten und zu integrieren. »Das Grokken in seiner gan­ zen Fülle bedeutet Warten.«* Es ist absolut erforderlich, nach solch einem Trip minde­ stens einen ganzen Tag für sich selbst zu haben, um festzu­ stellen, was vor sich gegangen ist und, wenn möglich, das Geschehene aufzuschreiben oder zu diktieren, damit man sich später darauf beziehen kann, wenn man sich den ersten Trip vergegenwärtigen will. Dieses Aufschreiben oder Diktieren hat zwei hauptsächliche Vorteile. Der eine ist, daß einem eine Orientierung für die zweite Phase gegeben wird, die der ersten Phase der eigent­ lichen LSD-Wirkung folgt. Man braucht etwa drei Tage bis eine Woche nach einer Sitzung, um sie ganz in sich aufzuneh­ men, um sie »in ihrer Fülle zu grokken«, um sie zu einem Teil seiner selbst zu machen. Am zweiten Tag sollten alle Aktivi­ täten auf ein Minimum beschränkt werden. Es sollte keinerlei Verpflichtungen geben, so daß man verarbeiten kann, was während des Zustandes unter LSD geschehen ist. In gewisser Hinsicht kann man eine LSD-Sitzung metapho­ risch als eine Periode der »Verpuppung« bezeichnen. Die Raupe formt den Kokon, und in ihrer Form als Larve unter­ nimmt sie eine vollkommene Reorganisation ihrer selbst. Erst nach einer Zeit der scheinbaren Auflösung und der Neugestal­ tung kann sich der Schmetterling bilden. Nachdem der Schmet­ terling entstanden ist, muß er ausruhen und sein Sein als Schmetterling verwirklichen. Er ist aus einem krabbelnden Wesen zu einem fliegenden Wesen geworden, und bevor er fliegen kann, muß er trocknen und seine Flügel ausbreiten und sie sich selbst formen lassen. Die LSD-Sitzung selbst ist die Verpuppung, die Phase der organisierten Desorganisation, in welcher die Dinge sich mit einer Fluidität und Plastizität be­ wegen, die man normalerweise nicht erlebt. Solange in diesen * Robert A. Heinlein: Stranger in a Strange Land. New York: G. P. Putnam & Sons 1961. 24

Prozeß der Verpuppung keine Richtung gebracht ist, mag man voller Ungewißheit sein, wie man herauskommen wird: noch als Raupe oder als eine monströse Kombination von Raupe und Schmetterling oder als ein fertiger Schmetterling. Nach meiner Erfahrung ist der Tag nach der Sitzung ebenso wichtig wie die Sitzung selbst. Ein entsprechend ausgerichte­ tes, selbstdiszipliniertes Verhalten ist an diesem zweiten Tag sehr nötig. Wenn man zu den Menschen gehört, die bereit dazu sind, so ist es das beste, allein zu sein. Wenn nicht, so solltest du mit denen Zusammensein, die dir wohlwollen, die »ein Herz« für dich haben, die an dich glauben, denen an dei­ ner Entwicklung gelegen ist und die dir helfen können, dich zu entfalten. Am günstigsten ist es wohl, wenn der Führer am nächsten Tag verfügbar ist, damit du, wenn nötig, mit ihm über die Dinge reden kannst, über die du reden willst. Aber auch in diesem Fall leitest immer noch du die Sache, und der Führer sollte nicht der Leitende sein. Der Führer kann Hinweise ge­ ben, er kann dir ein »gerechter Zeuge«* sein, er kann dir In­ formationen geben über das, was im Äußeren geschehen ist, während du durch die inneren Räume gingst. Es ist sehr nütz­ lich und manchmal sehr notwendig zu wissen, was außerhalb geschehen ist, während du in einige dieser fremdartigen Räume geschleudert wurdest. Am zweiten Tag verbrachte ich viel Zeit mit freiem Asso­ ziieren und mit dem Versuch festzuhalten, woher die Erfah­ rungen gekommen waren. Ich hatte von den transzendentalen und mystischen Erfahrungen gehört, die in der LSD-Literatur zu finden sind! Demgegenüber war ich als Wissenschaftler und Forscher skeptisch, aber trotzdem bin ich selbst durch solch eine Erfahrung hindurchgegangen. Wie ließ sich das erklären? Wie paßte das zu mir, wie konnte es ein Teil von mir werden? Es war offensichtlich eine reale Erfahrung; ich war in einem wirklichen Himmel gewesen und hatte religiöse Inbrunst und Hingabe erlebt, etwas, was mir seit Jahren nicht mehr wider­ fahren war. * Der »gerechte Zeuge« ist eine Funktionsweise des Biocomputers, wobei der Selbst-Metaprogrammierer sich distanziert und objektiv verhält; er berichtet, was geschieht, ohne zu korrigieren oder zu zensieren; später wird der Bericht unkorrigiert und unzensiert nach Wunsch wiederholt. Jeder hat einen gerechten Zeugen; manche Leute müssen ihn allerdings erst ausgraben. 25

Am zweiten Tag war ich in der Lage, in der Erinnerung zu­ rückzugehen und in die Zeit meiner Kindheit zu gelangen, in der ich noch an die katholische Kirche geglaubt hatte. Plötzlich erinnerte ich mich, daß ich als kleiner Junge, als ich mich in einer dunklen Kirche auf die Kommunion vorbereitete, Visio­ nen gehabt hatte, die den LSD-Erfahrungen sehr ähnlich wa­ ren. Ich kniete vor dem Altar; eine einzige brennende Kerze stand auf dem Altar, und der Rest der Kirche war dunkel, nur ein klein wenig Licht drang von draußen durch die Fenster hoch herein. Plötzlich verschwand die Kirche, die Säulen tauch­ ten im Schatten unter, und ich sah Engel, sah Gott auf seinem Thron, und die Heiligen zogen in einem anderen Reich der Dimensionen durch die Kirche. Ich war erst sieben fahre alt und hatte bildliche Darstellungen von Gott gesehen, und so sah ich diese in der Vision. Ich sah auch seine Liebe, seine Fürsorge, und ich sah seine Erschaffung unserer selbst. Bei diesem Aufbrechen meiner Erinnerungen, die während meiner Jahre als Erwachsener, als ich eine wissenschaftliche und medizinische Karriere verfolgte, verdrängt worden waren, erkannte ich plötzlich, daß das, was ich mit LSD durchlebt hatte, eine energieerfüllte, außergewöhnlich positive Erfah­ rung war, die in meinem Erwachsenen-Leben irgendwie aus meiner Erinnerung herausgestoßen worden war. Ich stellte fest, daß es mir widerstrebte, die Erfahrung zu unterdrücken. Sie war voller Frische, sie war zuhöchst positiv, zuhöchst wert­ voll, und irgendwie war das ganz eindeutig als eine Art Lek­ tion für mich geschehen. Entweder hatte sich dies alles inner­ halb meines eigenen Gehirns abgespielt, und ich hatte mich lediglich an etwas erinnert, das in der Kindheit vorgefallen war, oder es war etwas anderes gewesen, etwas, das viel wei­ ter »draußen« geschah. Plötzlich bemerkte ich, daß ich das Kindheitserlebnis oder die LSD-Erfahrung nicht so recht zu beschreiben vermochte. Und auf einmal war ich davon befreit, an dieser Erfahrung zuviel herumerklären zu wollen. Ich er­ kannte deutlich, daß die Erfahrungen meiner Kindheit und die meines Erwachsenenalters so gut wie dieselben waren. Die Er­ fahrung war vermutlich vom Gedächtnis herangetragen und noch einmal erlebt worden, weil ich sie verdrängt hatte. Trotz­ dem schien noch mehr daran zu sein als nur das. Man kann natürlich das Kind von sieben Jahren insofern abwerten, als man sagt, daß es mit den Visionen von Heiligen, 26

von der heiligen Theresa von Avila programmiert worden war, daß die mystischen Aspekte der katholischen Kirche nachdrücklich in diesen jungen Menschen hineinprogrammiert worden waren und somit seine Visionen rein aus Projektio­ nen bestanden. Dann erinnerte ich mich, daß ich den Fehler gemacht hatte, einer Nonne zu bekennen, daß ich diese Vision gehabt hatte. Sie war entsetzt und sagte, daß nur Heilige Visionen hätten, und machte midi damit völlig fertig. Damals verdrängte ich die Erinnerung und diese Art von Erfahrung, aber bevor ich sie verdrängte, war ich wütend. »Also glaubt sie nicht, daß ich ein Heiliger bin.« Als ich mich wieder auf die Ebene des Erwachsenen zurück­ begab, lachte ich über diese Entdeckung; ich sah, daß ich aus meinem Speicher sogar ekstatische, transzendentale mystische und religiöse Erfahrungen projizieren konnte. Ich machte einen plötzlichen Sprung nach vorn und realisierte, was für ein herrlicher Mechanismus wir sind. Aber immer noch saß ich ohne brauchbare Erklärung da. Es gab keine befriedigende Erklärung, weder für die erste noch für die zweite dieser wieder heraufbeschworenen Erfahrungen. Ich versuchte sie in Freudscher Terminologie festzulegen, in­ dem ich sagte, daß die erste Vision die Konstruktion des Wunschdenkens kindlicher Imagination war und daß die zweite nichts anderes war als die Wiederbelebung des ersten Erlebnisses. Für einen bestimmten Bereich meines Denkens war das befriedigend. Für einen anderen war es das nicht. Ich hatte viermal in meinem Leben noch andere Erfahrun­ gen gehabt, als ich dem Tode nahe gewesen war, die mir alle sagten: »Dies ist nicht alles, was ist.« Als ich am nächsten Tag meine Arbeit des Integrierens und Explorierens fortsetzte, ging ich zurück zu einer dieser Erfah­ rungen in der Todesnähe. Als katholisches Kind wurde ich der Begegnung mit dem Tod ausgesetzt. Wenn ein Verwandter starb, so mußten wir den Leichnam anschauen gehen, am Be­ gräbnis teilnehmen und die üblichen katholischen Rituale ab­ solvieren, die mit dem Tod Zusammenhängen. Ich war ganz und gar vertraut mit der Anschauung, daß die Seele beim Tod den Körper des Menschen verläßt. Und ich hatte mir auch als kleiner Junge in dem privaten Reich meines Bettes vorgestellt, wie meine Seele hinweggenommen wurde und hinauf zu Gott in den Himmel flog. 27

Das erwies sich ebenfalls als eine Vorbereitung für diese erste LSD-Sitzung, als ich Beethovens Neunter Symphonie lauschte. Ich verließ wortwörtlich meinen Körper und kam in den Himmel, so, wie ich es mir als kleiner Junge gewünscht und es in Traumzuständen tatsächlich getan hatte. Ich blieb dabei, mich selbst daran zu erinnern, »daß im Be­ reich des Geistes das, was man für wahr hält, entweder wahr ist oder wahr wird, und zwar innerhalb der Grenzen, die man erfahrungsgemäß feststellt«. Später kam ich zu der Erkennt­ nis, daß die Grenzen der eigenen Überzeugungen die Grenzen der Erfahrung festlegen. An den Grenzen der eigenen schöpfe­ rischen Imagination (was immer das auch ist) muß eine ganze Reihe von Überzeugungen transzendiert werden. Der Lern­ prozeß verläuft auf einer unermeßlich langen Stufenleiter. Sobald man seine Grenzen kennenlernt, kann man diese Grenzen transzendieren. Dann sind die eigenen Überzeugun­ gen offen, und eine neue Reihe von Grenzen wird von den neuen, über die früheren hinausgehenden Überzeugungen ge­ bildet. Die ursprünglichen Überzeugungen sind als Teil darin miteinbezogen. Mein mathematisches Training in der ReihenTheorie begann zu wirken, und ich stellte fest, daß, auf wel­ cher Stufe des Lebens ich mich auch immer befand, diese im­ mer von meinen Überzeugungen, die ich gerade hatte, bedingt war. Jede Reihe solcher Überzeugungen wurde zu einem Teil in einer größeren Reihe, immer in dem Maß, in dem ich voran­ ging und mein Wissen und meine Erfahrung erweiterte. Während dieses zweiten Tages begann ich plötzlich, mich an Dinge zu erinnern, die im Trip geschehen waren, die ich aber vorher nicht aufgeschrieben hatte. Zum Beispiel erin­ nerte ich mich, daß ich auf meinen Körper im Spiegel ein Ge­ sicht projiziert hatte. Wenn man diese »korporale« oder Körper-Gesicht-Projektion sieht, so stellt man fest, daß man das als Kind ebenso gemacht hat. Wenn man vor einem großen Spiegel steht, in dem man den ganzen Körper sieht, so kann man sich vorstellen, daß kein wirklicher Kopf im Spiegel sei. Die Spitze des Körper-Gesichts wird von den Schultern gebil­ det, die Brustwarzen werden zu Augen, der Bauchnabel wird zur Nase, und das Schamhaar wird zum Mund. Beim männli­ chen Körper ist der hängende Penis die aus dem Mund heraus­ hängende Zunge, beim weiblichen ist die Zunge innerhalb. Man kann alles mögliche auf dieses Gesicht projizieren, wenn man es erst einmal sieht. Es kann aussehen wie das Gesicht 28

eines Idioten, wenn du hinsichtlich deines Körpers auf einem »down«-Trip bist. Es kann aussehen wie ein sehr glückliches Gesicht, wenn man mit seinem Körper einverstanden ist. Es kann aussehen wie ein sexuell erregtes wildes Tier, wenn man die eigene Sexualität unterdrückt, dabei aber sexuell erregt ist. Als ich das alles auf meinem eigenen Körper sah, drehte ich mich um und schaute meine Führerin an und sah auf ihrem Körper ebenfalls ein Gesicht. Die hervortretenden Augen wa­ ren die weiblichen Brüste, und dem Mund fehlte die Zunge. Als ich sie betrachtete, wurde sie plötzlich zu einer goldenen Göttin, zu einer wundervollen Schönheit. Als ich bei diesem Bild Entzücken und Sehnsucht empfand, veränderte es sich plötzlich, das Gefühl wandelte sich in Angst und Panik, und sie wurde zu einem blutgierigen weiblichen Gorilla, mit Haaren bedeckt, und ihre Genitalien troffen vor irrer, bestialischer sexueller Gier. Meine Führerin sah meine Angst und erkannte, daß ich etwas aus meinem dunklen, ne­ gativen Bereich auf sie projizierte. Als ich ihr erzählte, daß ich den weiblichen, blutgierigen Gorilla projizierte, hatte ich einen sehr dunklen Teil in ihr angerührt, und sie identifizierte sich mit meiner Projektion. Sie hatte auf meine Projektion mit ihrem eigenen hangup in dieser Sache reagiert und lud ihn auf mir ab. Sie war in meinen Trip hineingeraten und reflektierte meine Emotion mit Ärger darüber, daß ich auf sie, die ich liebte, ein so schreck­ liches Bild projizieren konnte. Wir begannen mit dem »Zwei-Spiegel-Pendel-Effekt«, bei dem ein jeder auf den anderen projiziert und wobei jede wei­ tere Projektion bewirkt, daß sie beim anderen mit negativer Verstärkung erscheint. Ich lernte, daß man sich mit den hangups seines Führers ebenso befassen mußte wie mit den eige­ nen. Ich mußte an diesem Punkt von der LSD-Ebene zurückkom­ men und mich mit dem Umkippen meiner Führerin befassen. Ich erinnerte sie daran, daß das meine Projektion gewesen war, nicht die ihre, und daß sie damit einverstanden gewesen war, sich nicht in meinen Trip einzumischen. Eine starke emo­ tionale Spannung entstand zwischen uns. Sie kam sehr schnell aus diesem negativen Zustand heraus, als ich ihr das andere Bild beschrieb, das ich auf sie projiziert hatte. Dann sprachen wir über diese Polarität in meiner Be­ 29

trachtungsweise der Frauen. Wegen der religiösen Erziehung in meiner Kindheit imaginierte ich Frauen entweder als ferne Göttinnen oder Engel ohne irgendwelches Geschlecht oder als gefährliche, sexuell aufreizende Tiere. Diese Spaltung in meiner Sicht der Frau wurde an diesem Punkt so augenscheinlich, daß ich am zweiten Tag eine Menge Zeit damit verbringen mußte, sie durchzuarbeiten. Schließlich setzte ich die Angelegenheit in Beziehung zu den Frauen in meinem Leben. Ich hatte immer damit begonnen, auf meine Frauen ein Götterbild zu projizieren und sie so zu mehr zu machen, als ihnen zu sein möglich war, oder als irgend jemandem zu sein möglich war, und das mit Begriffen wie Reinheit, Tugend und allen anderen positiven Qualitäten verbunden. Später, wenn ich den sexuellen Akt mit ihnen vollzogen und den Orgasmus mit ihnen erlebt hatte, erniedrigte ich sie vor mir selbst, als hätten sie sich an ihre animalische Natur hergegeben. Das kam geradewegs aus der Lehre der katholischen Kirche. Wieder handelte es sich um eine Projektion auf reale Situationen, die aus meiner Vergangenheit in das Jetzt transportiert worden war. Man hatte mich gelehrt, daß sexuelle Impulse, Wut usw. ein Teil der eigenen Tiernatur und sündhaft seien. »Fleischliches Verlangen« müsse man unterdrücken, kontrollieren, wenn man ein Heiliger werden wolle. Diese Spaltung war sehr früh in meinem Leben entstanden, und ich trug sie zur Zeit meiner LSD-Sitzung immer noch mit mir herum - trotz einer Menge analytischer Arbeit, die ich in meiner Analyse bei Robert Waelder vorgenommen hatte. Durch diese Analyse war genü­ gend Material freigelegt worden, so daß ich diese Spaltung während meines ersten Erlebnisses mit LSD zu erkennen ver­ mochte. Wahrscheinlich hätte ich ohne die Analyse nicht so viel Freiheit gehabt, und ich hätte mich möglicherweise mit den negativen Projektionen identifiziert und einen HorrorTrip erlebt. Ich konnte dank dieser Vorbereitung uneingeschränkt die Pole meiner Wünsche und meiner Ideale und die Pole meiner Angst und meines Schreckens erfahren. Zum erstenmal war ich in der Lage, den extrem positiven Pol und den extrem negativen Pol zu sehen, zwischen denen mein Leben hin- und herpendelte. In bezug zu Frauen pendelte ich zwischen der Göttin und dem Gorilla. Offensichtlich hatte ich sexuelle 30

Schwierigkeiten zu bearbeiten. Ich hatte Ideale, die in keiner Beziehung zur Realität standen, und ich hatte angsterfüllte Räume in mir, die auf Sex, Aggression und Bedrohung bezo­ gen waren. Später erkannte ich die bipolare Natur der Dichotomien in vielen anderen Bereichen meiner Existenz, meines Wesens und meines Wissens. Nach dieser Rückschau-Sitzung hatte ich das Gefühl, daß ich ein wenig von dem »Jenseits von gut und böse«-Konzept verstehen konnte. Mein »gerechter Zeuge« entwickelte sich. Jeder von uns trägt in sich einen »gerechten Zeugen« als Beobachter, der aufrichtig und objektiv alles auf­ nimmt und wiedergibt, was tatsächlich geschieht. Ich war an diesem zweiten Tag noch immer auf einem »Hoch«, und dieses »Hoch« hielt über einen Zeitraum von mehr als zwei Wochen an. Als ein Resultat dieses verlänger­ ten Trips unterlief mir noch ein anderer Fehler. In der Eupho­ rie dieser »ungeheueren Entdeckungen« und mit dem überwäl­ tigenden Selbstvertrauen, das ihr entsprang, geriet ich in eine der LSD-Fallen. Ich meinte, daß ich das Wissen, das ich in der LSD-Sitzung erlangt hatte, gemeistert hätte, aber wie sich herausstellte, war das nicht der Fall. Es gab noch bei weitem mehr negatives Ma­ terial, das ich aufzuarbeiten hatte, noch mehr Nonsens-Pro­ grammierungen in mir, die ans Licht gebracht werden mußten. Nach diesem Trip unternahm ich erstmals eine Reise nach Hawai. Ich verbrachte dort zehn Tage, immer noch auf dem Trip, und teilte mein neuerworbenes Wissen meinen Freun­ den dort mit. Das Erlebnis der tropischen Inseln steigerte mein Hochgefühl. Ich kam zurück und war ganz und gar bereit für einen zweiten Trip, und ich dachte, daß das Hochgefühl anhalten und ich immer in diesem Zustand bleiben würde. Ich unternahm meinen zweiten Trip mit derselben Führerin zwei Wochen nach dem ersten Trip an einem anderen Ort. Die Umstände waren diesmal nicht so günstig wie beim ersten Experiment. Nach der zweiten Sitzung mußte ich nach Hause in eine unglückliche familiäre Situation zurückkehren. Eben davon war die zweite Sitzung hauptsächlich bestimmt. Auf diesem Trip war ich ganz von meinen Problemen mit meiner Frau in Anspruch genommen. Ich ging im Zimmer hin und her, schimpfte erst mit ihr, schimpfte dann mit mir selbst und versuchte, ihre Persönlichkeit auf einen idealeren Nenner zu bringen. Als ich einsah, daß auch ich selbst meinen Idealen 31

nicht gerecht wurde, fiel ich während dieses Trips von meinem »Hoch« herunter und geriet in sehr düstere Regionen, die mit meinem Verhalten in meinen zwei Ehen und meinem Mangel an Integration des Familienlebens in mein Berufsleben zusam­ menhingen. Auf diese Weise lernte ich, daß Erwartungen auch dazu führen, eine Sitzung zu programmieren. Wohin du nach der Sitzung gehen willst, was du dann tun willst, das kann die Sitzung bis zu dem Punkt vor-programmieren, wo du be­ stimmte Erwartungen auslebst. Unter diesen Umständen kannst du tatsächlich auf einen Horror-Trip kommen. Ich ar­ beitete mich durch eine ganze Menge von sehr persönlichem Material hindurch, das mit meiner Frau und meinem Kind und mit meiner früheren Frau und deren Kindern zu tun hatte, und ich kam zu keiner Lösung, was die bestehende Situation betraf. Was ich mir auch vorstellte oder welche Theorie ich auch aufstellen mochte - die Tatsachen der Existenz, wie ich sie sah, ließen sich nicht ändern. Zudem war ich unter Druck, weil ich eine geplante Rede für eine wissenschaftliche Gesell­ schaft auf der anderen Seite des Kontinents vorbereiten mußte. Die zweite Sitzung fand nicht in der entspannten Atmo­ sphäre, die beim ersten Trip geherrscht hatte, statt. Ich stand unter Druck, und das wurde bei der Sitzung sichtbar. Ich war so sehr von diesen Dingen in Anspruch genommen und so sehr damit beschäftigt, darüber zu mir selbst auf ein Tonband zu sprechen, daß meine Führerin den Kontakt zu mir verlor, in das andere Zimmer ging und mich mein eigenes Schicksal durcharbeiten ließ. Ich kam in keinen der inneren far-out-Räume auf diesem Trip. Ich hielt mich bei meinem momentanen Problem auf und besprach es mit mir und mit halluzinierten wirklichen Perso­ nen, ließ sie ihren Standpunkt darlegen und legte meinen eigenen Standpunkt dar. Als ich diese Sitzung hinter mir hatte, fühlte ich mich ziemlich hoffnungslos, was meine Ehe oder irgendeine Möglichkeit, die Ansichten oder die Persön­ lichkeit oder das Wissen meiner Frau zu verändern, betraf. Ich hatte keine Zeit, die LSD-Erfahrung zu integrieren, sie zu rekapitulieren und sie »in ihrer Fülle zu grokken«, wie ich es in der ersten Sitzung getan hatte, denn am nächsten Tag flog ich über den Kontinent. In dieser Nacht hielt ich die Rede vor der wissenschaftlichen Gesellschaft. Nachdem ich die Rede beendet hatte, verließ ich den Festsaal und drückte auf den Fahrstuhlknopf, um in mein Hotelzimmer hinaufzugehen. Das 32

ist das letzte, woran ich mich erinnerte, als ich drei Tage später in einem Krankenhaus in jener Stadt wieder zu Bewußtsein kam. Inzwischen wäre ich fast gestorben. Ich befand mich annä­ hernd vierundzwanzig Stunden lang im Koma und war zwei Tage lang blind. Ich wußte buchstäblich nicht, was eine Woche lang passiert war. Ich lag in diesem Krankenhausbett und versuchte herauszubekommen, wie ich dahin geraten war. Ich konnte mich daran erinnern, die Rede gehalten zu haben, auf den Fahrstuhlknopf gedrückt zu haben - und von diesem Augenblick an war vollständiger Blackout über allem. Ich konnte mich an einiges aus der LSD-Sitzung erinnern, ich konnte mich auch an alles erinnern, was bis zum Augenblick des Knopfdrückens geschehen war, und so wußte ich, welche Arbeit ich zu erledigen hatte. Bis mein Sehvermögen wieder einsetzte, war ich nicht in der Verfassung, zu analysieren oder etwas zu unternehmen oder mich an etwas zu erinnern. Ich kämpfte um mein Leben, um mein Sehvermögen, um meine gan'ze Zukunft. Nachdem mein Sehvermögen wieder einge­ setzt hatte und ich wieder sehen konnte, hatte ich Zeit, sechs Wochen der Genesung lang Zeit, zu rekapitulieren, mich zu erinnern und alles zusammenzusetzen, was mit mir passiert war. In dieser Zeit war ich wieder einmal in der Lage zu sehen, daß ich durch eine weitere Erfahrung der Todesnähe gegangen war. Ohne die fachgerechte medizinische und neurologische Betreuung, die ich von seiten meiner ärztlichen Kollegen und Freunde erhielt, würde es mich heute nicht mehr geben. Mein Leben wurde durch den glücklichen Umstand gerettet, daß ein Freund mich in dem Hotelzimmer fand und mich in ein Kran­ kenhaus brachte, wo man mich kannte und wo man über ein ausgezeichnetes Wissen über Neurologie und die Gehirnfunk­ tionen verfügte.

33

[2] Fast ein tödlicher »Unfall«: kein Experiment ist ein Mißerfolg

Beim Gebrauch und Mißbrauch von LSD muß man sich be­ wußt sein, daß man, wenn man Programmierungen in sich hat, die selbstzerstörerisch sind, besonders sorgfältig darauf achten muß, daß man die geeignete Führung und die richtige Anleitung vor, während und nach den Sitzungen hat. Auf­ grund der befreienden Wirkung der Verpuppungsphase, die durch LSD verursacht wird, werden Programmierungen unter­ halb der Bewußtseinsebene freigelegt. Im gewöhnlichen Sta­ dium des Bewußtseins sind Gegenprogrammierungen vorhan­ den, die jenen entgegenarbeiten, die zum Tode drängen. Im LSD-Stadium sind die Verbindungen zwischen diesen Pro­ grammierungen, die das Überleben gewährleisten, gelockert. Während meiner zweiten LSD-Sitzung wurde eine große Menge von Hemmungen, Ärger und Schuldgefühlen freige­ legt. Ich hatte mit Erfolg meine emotionalen Bindungen an meine Frau in dieser Sitzung zerbrochen. Dies verursachte die Befreiung der tödlichen Programme, obwohl ich mir dessen nicht bewußt war, bis ich dann die Rede hielt und auf den Fahrstuhlknopf drückte. In den Wochen, nachdem ich aus dem Krankenhaus entlas­ sen worden war, gelang es mir, die Phase der Amnesie zu re­ konstruieren und das, was geschehen war, mir wieder zu ver­ gegenwärtigen. Offenbar war ich in meinem Hotelzimmer her­ umgegangen, extrem einsam und von Schmerz überwältigt, von Schuldgefühlen erfüllt und in den Klauen einer Program­ mierung, die ich nicht erkannte. Die LSD-Sitzung hatte viele meiner Schutzvorrichtungen gegen diese spezielle Program­ mierung aufgelöst. Es widerstrebt mir, in die Details dieser Episode zu gehen, eben weil man, wie Freud sagte, »sich selbst und seinen Freun­ den gegenüber bis zu einem gewissen Grade Diskretion schul­ dig ist«. Ich werde also die biologischen, organischen Einzel­ heiten ohne alle die persönlichen psychologischen Bedeutun­ gen mitteilen, um zu illustrieren, wie ein »Unfall« von einer 34

gespeicherten Programmierung verursacht werden kann, wenn diese die Herrschaft übernimmt. Als ich mir eine antibiotische Injektion gab, injizierte ich »aus Versehen« einen Reinigungsschaum unter meine Haut. In der Spritze war ein Reinigungsmittel zurückgeblieben, das ich auszuspülen vergessen hatte. Irgendwie waren die Schaumbläschen in meinen Blutkreislauf geraten, waren durch die Lungen transportiert worden, hatten - sich in meinem Gehirn festgesetzt und auf diese Weise die Zirkulation durch sehr kritische Bereiche meines Gehirns, einschließlich des vi­ suellen Cortex, unterbrochen. Ich fiel augenblicklich in Koma. Später kämpfte ich mich aus den Tiefen des Koma hoch, ging zum Telefon und rief die Telefonistin an, die mir den Haus­ detektiv heraufschickte. Ich fiel wieder in Koma. Als der Detek­ tiv kam, fragte er mich nach einem Freund im Hotel. Mit gro­ ßer Anstrengung konnte ich mich lediglich an einen Neurolo­ gen in Chicago erinnern. Währenddessen hämmerte es in meinem Kopf, und ich dachte, daß eine Ader in meinem Kopf geplatzt sein müsse. Es war der qualvollste Schmerz, den ich jemals erlebt habe. Ich fiel wieder in Koma, kämpfte mich hoch und nannte einen Freund, der sich im Hotel befand. Er er­ zählte später, daß ich, als er ins Zimmer kam, im Koma war und er sechs Stunden brauchte, bis er eine Ambulanz bekom­ men konnte. In der Zwischenzeit lag ich dort auf dem Hotel­ bett. Ich kann mich sehr gut an die inneren Erlebnisse erin­ nern, während ich mich im sogenannten Koma befand. Der donnernde Kopfschmerz, die Übelkeit und das Erbre­ chen zwangen mich, meinen Körper zu verlassen. Ich wurde zu einem konzentrierten Zentrum von Bewußtsein und reiste in andere Räume und traf andere Wesen oder Wesenheiten oder Bewußtheiten. Ich stieß auf zwei, die sich mir durch einen weiten, leeren Raum näherten und die sahen und fühlten und mir Führung und Belehrung vermittelten. Es ist sehr schwer, diese Erfahrung in Worte zu kleiden, denn es wurden keine Worte ausgetauscht. Reines Denken und Fühlen wurde vermittelt und von mir und diesen beiden Wesenheiten empfangen. Ich will versuchen, das, was sich da ereignet hat, in Worte zu übertragen. Ich befinde mich an einem weiten, leeren Ort mit nichts weit und breit darin als Licht. Es ist ein goldenes Licht, das den ganzen Raum nach jeder Richtung hin durchdringt, bis hin­ aus in die Unendlichkeit. Ich bin ein einzelner Punkt, der aus 35

Bewußtsein, aus Fühlen, aus Wissen besteht. Ich weiß, daß ich bin. Das ist alles. Es ist ein sehr friedlicher und ehrfurchtge­ bietender Raum, in dem ich mich befinde. Ich habe keinen Körper, ich habe kein Bedürfnis nach einem Körper. Ich bin einfach ich. Erfüllt von Liebe und Wärme und Strahlung. Plötzlich erscheinen in der Ferne zwei ähnliche Bewußt­ seins-Punkte, Quellen von Strahlung, von Liebe, von Wärme. Ich fühle ihre Anwesenheit, ich sehe ihre Anwesenheit, ohne Augen, ohne Körper. Ich weiß, sie sind da, also sind sie da. Als sie sich zu mir her bewegen, fühle ich mehr und mehr von beiden, und sie durchdringen mein ganzes Wesen. Sie vermit­ teln ermutigende, ehrfurchtgebietende Gedanken. Ich erkenne, daß sie Wesen sind, die hoch über mir stehen. Sie beginnen mich zu belehren. Sie sagen mir, daß ich an diesem Ort bleiben kann, daß ich meinen Körper verlassen habe, aber daß ich zu ihm zurückkehren kann, wenn ich möchte. Dann zeigen sie mir, was geschähe, wenn ich meinen Körper dort zurücklassen würde - ich kann mich entscheiden, welchen Weg ich gehen möchte. Sie zeigen mir auch, wohin ich gehen kann, wenn ich an diesem Ort bleibe. Sie sagen mir, daß es noch nicht Zeit für mich ist, den Körper für immer zu verlassen, daß ich noch ein Recht darauf habe, zu ihm zurückzukehren. Sie geben mir völliges und unbedingtes Vertrauen, völlige Gewißheit über die Wirklichkeit meines Seins in diesem Zustand. Ich weiß mit absoluter Sicherheit, daß sie existieren. Ich habe keine Zweifel. Es besteht keinerlei Notwendigkeit mehr für einen Akt des Glaubens; es ist eben so, und ich akzeptiere es. Ihre erhabene, tiefe, machtvolle Liebe überwältigt mich fast, aber schließlich lasse ich sie zu. Als sie näher herankom­ men, finde ich weniger und weniger von mir und immer mehr und mehr von ihnen in. meinem Wesen. Sie machen in einer bestimmten, für mich gerade noch ungefährlichen Entfernung halt und sagen mir, daß ich mich jetzt auf einer Entwicklungs­ stufe befände, auf der ich ihrem Druck nur innerhalb dieser bestimmten Entfernung standhalten könne. Wenn sie näher herankämen, so würden sie mich überfluten, und ich würde mich selbst als erkennende Wesenheit verlieren und mit ihnen verschmelzen. Sie sagten außerdem, daß ich sie in zwei tren­ nen würde, weil dies meine Art und Weise sei, sie wahrzunehmen, aber daß sie in Wirklichkeit eines seien in diesem Raum, in dem ich mich jetzt befände. Sie sagten, daß ich noch darauf beharren würde, ein Individuum zu sein und ihnen darum 36

eine Projektion aufzwänge, die sie als zwei erscheinen ließe. Sie teilten mir weiterhin mit, daß ich, wenn ich zu meinem Körper zurückginge und mich weiterentwickelte, möglicher­ weise die Einheit, die sie mit mir und vielen anderen bildeten, wahrnehmen könne. Sie sagten, daß sie meine Wächter seien, daß sie schon frü­ her in gefährlichen Momenten bei mir gewesen seien und daß sie eigentlich immer bei mir seien, daß ich aber üblicherweise nicht in dem Stadium sei, in dem ich sie wahrnehmen könne. Ich sei nur dann in einem Zustand, in dem ich sie sehen könne, wenn ich dem Tod des Körpers sehr nahe sei. ln die­ sem Zustand gibt es keine Zeit. Es gibt dann nur ein augen­ blickliches Gewahrsein der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft im jetzt. Ich blieb viele Stunden Erdzeit in diesem Stadium. Dann kam ich zurück in meinen Körper im Krankenhaus. Ich hatte wieder den Schmerz im Kopf, kam aus dem Koma und stellte fest, daß man mir etwas in die Halsschlagader im Nacken in­ jiziert hatte. Ich nahm augenblicklich wahr, daß sie nach einer Gehirnverletzung suchten, nach einer Blutung im Gehirn, in­ dem sie eine für Röntgenstrahlen undurchlässige Substanz in­ jizierten. Auf einmal war der Schmerz weg, ich fiel in das Koma zurück und geriet wieder zu den zwei Wächtern. Als ich das nächste Mal in meinen Körper zurückkehrte und aufwachte, befand ich mich in einem Krankenhauszimmer. Der Schmerz in meinem Kopf hatte aufgehört, aber ich konnte nicht sehen. Vor meinen Augen war plötzlich eine strahlend weiße Fläche von Licht, die mein ganzes Blickfeld ausfüllte. Ich konnte meinen Körper fühlen und die verschiedenen Teile be­ wegen. Ich stellte fest, daß ich nicht paralysiert war, daß ich sprechen und klar denken konnte, und somit war mir klar, daß der Schaden im Gehirn nicht so groß war, wie ich befürchtet hatte. Ich dachte: »Die Wächter haben recht. Ich kann in mei­ nem Körper bleiben - aber blind.« Ich erlebte eine Reaktion intensiven Schmerzes darüber, daß ich in einen blinden Körper zurückgekehrt war, aber ich ver­ traute auf die »Erklärung« der Wächter, daß alles gut werden würde. Ich lag im Krankenhausbett und überdachte mein Wis­ sen über die Neurologie und die Funktionsweise des Gehirns. Ich begriff, daß ich eher aufgrund eines Reizes als wegen einer zerstörerischen Verletzung im visuellen Cortex blind war. Die Wächter hatten recht. Ich mußte warten und sehen, wieviel 37

von meinem Sehvermögen übrigbleiben würde, wenn der Reiz aufhörte, wenn das blendende, weiße Licht verging. Als die Ärzte hereinkamen und mich wach fanden, sprachen wir über meinen Fall. Ich wußte noch nicht, was alles passiert war. Ich wußte, wer ich war, und als sie mir sagten, wo ich war, erkannte ich das Krankenhaus. Ein Augenarzt untersuchte meinen Augenhintergrund. Er sagte, daß keine sichtbare Verletzung zu finden sei. Das er­ leichterte mich sehr. Der Reiz befand sich nicht in der Netz­ haut, sondern im Gehirn. Wäre er in der Netzhaut gewesen, so hätte wenig Hoffnung auf Genesung bestanden. Während der Zeit des großen weißen Lichts vor meinen Augen erlebte ich einige Phänomene. Das erste war, daß ich kein Licht im Zimmer sehen konnte, daß ich nicht erkennen konnte, ob es Tag war oder Nacht. Das innere Licht war so hell, daß es völlig bedeutungslos war, was für Stimuli in meine Augen drangen. Als der Augenarzt meine Augen un­ tersuchte, konnte ich sein Licht, das sehr hell war, nicht sehen. Mein »zentraler Seh-Computer« brannte so stark, daß kein Reiz, der von außen in meine Augen trat, das Ergebnis zu beeinflussen vermochte. Der innere Beobachter war nur des­ wegen geblendet, weil die Information, die vom visuellen Cortex zu ihm kam (wer immer »er« auch sein mag), so stark war, daß keinerlei Stimulation von der Peripherie her von Be­ deutung war. Es waren dauernd alle Drähte belegt. Das zeigte mir, daß sich die Beobachtungssysteme meines großen Compu­ ters nicht im gestörten visuellen Cortex selbst befanden. Ich untersuchte das große weiße Licht; ich begann neue Phänomene zu sehen. Als ich dort in dem Bett im Kranken­ haus lag, traten verschiedene Arten von Erscheinungen auf. Plötzlich sah ich einen grünen Rasen, aber das Gras sah ausgesprochen künstlich aus, als sei es aus Plastik. In diesem Gras war ein Loch, aus dem eine Schlange hervorkam. Die Schlange erhob sich aufrecht aus dem Loch in die Luft. Plötz­ lich lachte ich, weil es eine gar so künstliche Schlange war. Die Schlange war aus einer Spiralfeder gebaut und mit Pa­ pier überzogen. Ihr Kopf bestand aus bemaltem Holz. Ihre Kiefer wurden von einem einzigen Nagel zusammengehalten. Von rechts kam ein hölzerner Vogel, schön bemalt, der schlug mit seinen hölzernen Flügeln und öffnete und schloß seinen hölzernen Schnabel. Die Schlange erhob sich und biß den höl­ zernen Vogel mit ihren hölzernen Kiefern. 38

Diese ganze Episode spielte sich ab, als ich in einem sehr entspannten Zustand war und einfach zusah, was da vor sich ging. Ich erinnerte mich, daß ich als Junge eine hölzerne Schlange und einen hölzernen Vogel wie diese besessen hatte. Ich erkannte, daß ein Teil meines Gedächtnis-SpeicherSystems gezündet und diese Bilder in den »visuellen Ausstel­ lungsraum« meines Computers transportiert hatte. Sobald ich begriff, daß dies eine Erinnerung aus dem Imaginations­ bereich meiner Kindheit war, begann ich zu lachen. Als ich lachte, verschwand sie. Ich entspannte mich dann, und ver­ schiedene andere Tiere aus Holz erschienen. Als ich zwei bis drei Jahre alt gewesen war, hatte ich eine hölzerne Arche Noah besessen. Die Tiere wurden lebendig und bewegten sich über das künstliche Gras. Ein Charakteristikum dieser Bewe­ gungen war ein Zögern und Wackeln, als ob das Kind diese Tiere sich bewegen ließe. Das Kind schuf diese Bewegungen in seiner Vorstellung, brachte das aber nicht allzu gut fertig. Die­ ses charakteristische Wackeln der Gebilde ist offenbar eine Eigenschaft des kindlichen Gehirns in frühester Zeit. Während der nächsten vierundzwanzig Stunden vermin­ derte sich die Helligkeit des weißen Lichts langsam. Die kind­ lichen Visionen verschwanden, und an ihre Stelle trat ein Schwarm von insektengleichen Punkten aus Licht und Dunkel­ heit, die sich über das Sichtfeld bewegten. Ich stellte fest, daß ich ihre Flugrichtung und Geschwindigkeit kontrollieren konnte. Wenn ich dachte, sie würden sich in eine bestimmte Richtung bewegen, so bewegte sich der Schwarm daraufhin in diese gedachte Richtung. Meine Programmierung bestimmte, was geschah. Ich konnte denken: »Jetzt werden sie sich nach rechts bewegen«, und innerhalb weniger Sekunden bewegten sie sich nach rechts. Man steckt ein Programm in den Computer, und der Computer führt das Programm aus und gibt das Resultat mit einer Verzögerung zwischen der Einfütterungszeit und der Zeit der Umsetzung heraus. Ich stellte später fest, daß dieser Prozeß bei einem sehr komplexen Programm bis zu drei oder vier Sekunden dauern kann. Als der diensthabende Neurologe während dieser Phase hereinkam, erzählte ich ihm von diesen visuellen Erscheinun­ gen, die ich sah. Er sagte: »Oh, Sie halluzinieren. Wollen Sie einen Psychiater?« Meine Antwort war: »Ich bitte Sie, das ist keine psychiatrische Angelegenheit. Das gibt uns lediglich In­ 39

formationen darüber, welche Teile des Gehirns gereizt wer­ den.« Ich dachte: »Ich sollte einen meiner französischen neu­ rologischen Freunde rufen lassen, die etwas von der Entste­ hung von visuellen Phänomenen durch Reizwirkung in ver­ schiedenen Teilen des Gehirns verstehen.« Diese veraltete Tendenz der Mediziner, Halluzinationen nur geistig Kranken zuzusprechen und die visuellen Phäno­ mene als Halluzinationen abzuwerten, ist mir seit Jahren auf die Nerven gegangen. Aber ich lernte meine Lektion und sprach nie wieder mit irgend jemandem vom Ärztepersonal über diese Dinge. Das strahlende weiße Licht verminderte sich stark, und nach achtzehn Stunden war ich soweit, daß Impulse von außerhalb meiner Augen zu mir durchdrangen. Das erstemal, daß ich sehen konnte, war mitten in der Nacht, als eine Schwester her­ einkam und mir eine Injektion gab. Es war nur ein einziges Licht im Zimmer, und durch den Nebel des zurückweichenden weißen Lichts sah ich zwei runde schwarze Kreise und ein ver­ schwommenes Gesicht dahinter. Ich sah der Schwester ins Ge­ sicht und sagte mit befreiendem Lachen zu ihr: »Sie sehen aus wie eine Eule.« Sie sagte: »Sie sehen also jetzt.« Ich sagte: »Ja«, und sie ging hinaus und bat einen der Ärzte, hereinzukommen und nach meinen Augen zu sehen. Innerhalb der nächsten vierund­ zwanzig Stunden kam mein Sehvermögen zurück und war fast völlig in Ordnung. Es blieben nur zwei kleine Flecken unter meinem Fixie­ rungspunkt, in jedem Auge einer, die nicht wieder aktiviert wurden. Nachfolgende Untersuchungen erlaubten eine genaue Ortung der zwei fehlenden Stellen in meinem Blickfeld. Sie stellten sich als sehr klein heraus. Der diensthabende Arzt sagte, daß sie sich innerhalb der nächsten paar Wochen zu­ rückbilden würden. Das erwies sich jedoch als unzutreffend, und in den darauffolgenden Jahren sind diese zwei Flecken geblieben und erinnern mich dauernd an die Gefahren, in die man sich mit dieser Art von Experimentieren begeben kann. Selbst heute noch, fünf Jahre später, habe ich Schwierigkeiten beim Lesen von vertikalen Zahlenreihen. Die Flecken liegen unterhalb des Fixierungspunktes; ich sehe die Zahlen nicht kommen, wenn ich vertikal lese. Doch kann ich recht leicht horizontal lesen. Man sagte mir, ich solle mich in den nächsten sechs Wochen 40

schonen, nicht viel lesen und meinem Nervensystem volle Er­ holung gönnen. Ich ging auf's Land und verbrachte die näch­ sten sechs Wochen damit, meine Kraft wiederzugewinnen. In dieser Erholungszeit analysierte ich das Geschehene. Ich erlangte den größten Teil meiner Erinnerung zurück und baute mich selbst, meine Meinung von mir selbst und meine Meinung darüber, wohin ich gehen wollte, wieder auf. Es stellte sich heraus, daß das Erlebnis mit den Wächtern das vierte Mal gewesen war, daß ich an diesen Ort gegangen war. Ich hatte meinen Körper zuvor dreimal verlassen, jedes­ mal unter tödlicher Bedrohung. Das erste Mal, an das ich mich erinnern kann, war, als ich sieben Jahre alt war und mir unter Äther die Mandeln heraus­ genommen wurden. Ich fürchtete mich schrecklich, als ich un­ ter Äther gesetzt wurde, und ich befand mich augenblicklich an einem Ort mit zwei Engeln, die ihre Flügel über mich brei­ teten und mich trösteten. Die Engelsgestalten waren eine kindliche Projektion auf die Wesenheiten, eine Projektion die einem Kind von sieben Jahren, das in der katholischen Kirche erzogen wurde, notwendigerweise entsprach. Beim zweiten Mal war ich zehn Jahre alt und hatte eine Krankheit, möglicherweise Tuberkulose, die mich sehr schwächte. Ich lag sechs Wochen lang oder noch länger im Bett. Ich wanderte, als ich hohes Fieber hatte, gerne hinaus in diese Regionen, wenn es still und niemand im Zimmer anwe­ send war. Beim dritten Mal war ich zweiundzwanzig Jahre alt, und vier Weisheitszähne wurden mir unter örtlicher Betäubung gezogen. Ich bekam große Angst, als der Zahnarzt einen Mei­ ßel genau auf mein Gehirn richtete. Der Schmerz und die Vor­ stellung von der Katastrophe, daß dieser Meißel ausrutschen und in mein Gehirn eindringen könnte, verursachten einen primären Schock. Ich schwitzte, wurde weiß und erbrach. Der Zahnarzt gab mir, als er das sah, Lachgas. Unter Lachgas begab ich mich in einen kreiselnden Raum, in eine totale Erfahrung von Kreiseln. Töne, Licht, mein Kör­ per, das ganze Universum kreiselte. Ich geriet aus diesem Raum plötzlich in den Raum mit den zwei Wächtern. Damals unterrichteten sie mich darüber, was ich tun wollte oder sollte, aber noch nicht getan hatte. Als ich aus dem Lachgas-Zustand zurückkam, waren meine Zähne gezogen, und ich empfand eine große und gewaltige Befreiung. Jetzt wußte ich, wohin ich 41

ging und was ich zu tun hatte. Es war damals, daß ich mich entschloß, Medizin zu studieren und mehr über mein und der anderen Überleben zu lernen. Diese Erinnerungen, die während der langen Periode der Selbstanalyse nach dem Unfall zurückkamen, zeigten mir die Kontinuität dieses Raumes und der zwei Wächter. Ich er­ kannte, daß dies ein Ort ist, zu dem ich und vermutlich auch andere unter bestimmten Umständen gelangen können. Wäh­ rend jener Wochen beschloß ich, zu diesem Ort zurückzukeh­ ren und zu versuchen, das ohne Bedrohung durch den Tod zu tun. Ich dachte an tiefe Trance-Zustände und an den Gebrauch von LSD, um diese Ebene des Bewußtseins zu erreichen. Ich rekonstruierte auch, wie der »Unfall« geschehen war. Ich erinnerte mich, daß ich im Zweiten Weltkrieg, als ich For­ schungen über Luftdruckkrankheiten betrieb (die Bildung von Gasbläschen, die im Blut freigesetzt werden, in großen Hö­ hen), entdeckte, daß der Schaum von Reinigungsmitteln töd­ lich sein kann. Damals versuchten wir, den Weg ausfindig zu machen, den die Gasbläschen von den Beinen zu den Lungen zurücklegen. Ich injizierte Schaum in die Beinvene eines Hundes und stellte fest, daß er durch die Lungen ins Gehirn gelangte. Die Bläs­ chen des Reinigungsschaums verringerten ihre Oberflächen­ spannung so weit, daß sie durch die kleinen Kapillaren der Lungen schlüpfen konnten, wanderten dann ins Gehirn und setzten sich dort in den Kapillaren fest. Bei den Luftdruckkrankheiten waren die meisten Gasbläs­ chen in den Lungen eingeschlossen und verursachten ein Syn­ drom, das man als »chokes« bezeichnete, bei dem die Person ein prickelndes Gefühl in der Brust hatte, zu husten begann und plötzlich ganz blau wurde, wenn der Blutstrom durch die Lungen zum Stillstand kam. Die Behandlung der »chokes« bestand hauptsächlich darin, den Druck um den Kranken so weit zu erhöhen, daß die Bläschen platzten. In der Hochdruck­ kammer verursachten wir Spannungsstürze, um die Bläschen zum Platzen zu bringen. Der wichtige Punkt ist dabei der, daß diese Information zwanzig Jahre zuvor in mir gespeichert worden war. Ich hatte »vergessen«, daß diese Information vorhanden war. Im Seelenschmerz des Kummers und der Schuldgefühle, die in der letzten LSD-Sitzung freigeworden waren, hatte ich offenbar den Schaum injiziert; etwas in mir wußte, daß das ein töd­ 42

licher Akt war. Das Furchterregende an dieser ganzen Epi­ sode war die Tatsache, daß ein Teil von mir in mir gespei­ cherte Informationen dazu benutzen konnte, den Rest von mir zu töten. Soweit ich mich erinnern konnte, hatte ich nicht be­ wußt versucht, Selbstmord zu verüben. Das war damals buch­ stäblich ein »Unfall«. Als mir klar wurde, daß ich solche tödlichen Programme in mir gespeichert hatte und daß sie mich zerstören konnten, wenn ich mich ihnen auslieferte oder wenn ich mir ihrer An­ wesenheit nicht bewußt war, entschloß ich mich, eine noch viel gründlichere Selbstanalyse vorzunehmen und diese Pro­ gramme auszurotten. Mein Analytiker hatte mich darauf hingewiesen, daß solche destruktiven Tendenzen in mir existierten. Offensichtlich hatte er sie wahrgenommen, während ich selbst nichts von ihnen wußte. Ich war nämlich vor dieser Episode so voller Angst gewe­ sen, daß ich meinen Analytiker angerufen und einen Termin für eben jenen Tag mit ihm ausgemacht hatte, an dem der Un­ fall passierte. Nach meiner Selbstuntersuchung und den sechs Wochen der Genesung stattete ich ihm einen Besuch ab und verbrachte zwei Stunden damit, an diesem Problem zu arbei­ ten, Ich erzählte ihm alles, woran ich mich erinnern konnte, und deckte bei ihm mit Hilfe des freien Assoziierens noch weitere Erinnerungen auf. Der einzige Grund, weshalb ich dieses ganze persönliche Material vorlege, ist der, daß ich ein allgemeinverbindliches Prinzip illustrieren möchte: Es können zusätzlich zum bewußten Selbst andere, verbor­ gene Kontrollsysteme des Organismus existieren, die das Fühlen und Handeln bis zur Zerstörung dieses bestimmten Organismus programmieren können. LSD kann diese Programmierungen freisetzen, kann sie stärken und das bewußte Selbst so weit schwächen, daß die Gefahr des Selbstmordes oder selbstzerstörerischer Aktivitä­ ten besteht. Darum prüfe dich selbst sehr sorgfältig. Unternimm eine sehr kritische Selbstanalyse und hole dir Hilfe bei jemandem, der dich sehr gut kennt. Wenn du irgendwelche Ahnungen von solchen Programmierungen hast, so versichere dich, daß du alle nur möglichen Vorsichtsmaßnahmen getroffen hast, um diese Programme daran zu hindern, unter LSD so weit 43

aktiviert zu werden, daß du deinen eigenen Körper gefähr­ dest. Mein Fehler lag darin, zwei LSD-Sitzungen zu kurz nach­ einander ohne adäquate Vorbereitung zur Analyse zwischen den beiden Sitzungen und nach der zweiten Sitzung zu unter­ nehmen. Die Tatsache, daß ich die Rede halten mußte, unter­ brach die Periode der Selbstanalyse nach der zweiten Sitzung. Wäre ich in der Lage gewesen, die Analyse in der Woche nach der zweiten Sitzung durchzuführen, so wäre es mir vielleicht möglich gewesen, diese fast tödliche Episode zu vermeiden. Ich nehme an, daß es diese Programme sind, die freigesetzt werden, wenn jemand unter LSD damit endet, daß er vom Balkon springt oder in ein Auto rennt. Ich glaube nicht, daß so etwas aufgrund von Illusion oder Täuschung, die auf die äußere Welt projiziert werden, geschieht, sondern daß es sich vielmehr um ein Freisetzen der selbstzerstörerischen Pro­ gramme handelt. In Zeiten intensiver Emotionalität, die durch andere Techniken, von denen später noch die Rede sein wird, ebenso aktiviert werden kann wie durch LSD, können solche Programme freigesetzt werden und das ganze System unter ihre Kontrolle bringen. So sind also die zerstörerischen Programme miteinbezogen in die Karten und Kartographien, die nötig sind zur erfolgrei­ chen Navigation in den inneren Räumen, ob man die Reise nun mit LSD oder mit Hilfe einer anderen Methode unternimmt. Man tut gut daran, diese gefährlichen Bereiche zu erforschen und sie nicht zu verdrängen. Erforsche sie sorgfältig und mit geeigneter Hilfe. Man braucht einen Führer in diesen Berei­ chen, der einen sehr gut kennt und einem einiges Verständnis darüber vermitteln kann, wodurch diese zerstörerischen Pro­ gramme daran gehindert werden, überhandzunehmen. Solch einen Führer hatte ich nicht, und den einen, der ver­ fügbar war, benützte ich nicht. Während der zweiten Sitzung hatte mich meine Führerin verlassen. Ich war in die negativen Räume geraten, ohne jemanden bei mir zu haben, der mich be­ aufsichtigte und die Dinge richtigstellte und mir zeigte, daß ich diese tödlichen Systeme aktiviert hatte. Ich hatte begrif­ fen, daß ich zu meinem Analytiker gehen mußte, aber die Epi­ sode ereignete sich, bevor ich dazu kam, es zu tun. Während der Planung von weiteren Experimenten mit LSD vergewisserte ich mich, daß ein geeigneter, zuverlässiger Mensch in unmittelbarer Nähe war. Immer, wenn eine Form 44

von negativem Denken auftrat, konnte ich zu diesem Men­ schen gehen und die Dinge klarstellen, bevor es so weit kam, daß ich sie nicht mehr kontrollieren konnte. Ich lernte aus dieser Episode; denn, wie man unter Wissen­ schaftlern sagt: »Kein Experiment ist ein Mißerfolg.« Ich hatte gelernt, daß der Tod nicht so schreckenerregend ist, wie ich ihn mir vorgestellt hatte, daß es eine andere Di­ mension gibt, einen sicheren Ort jenseits von dem, an dem wir uns jetzt befinden. Ich nahm Experimente vor, bei denen ich LSD im Isolations­ tank benützte, in Dunkelheit schwebend, befreit von allen Einwirkungen der äußeren Realität auf meinen Körper. Bei diesen Experimenten entdeckte ich andere Räume, fand andere »Landkarten« und entdeckte relativ sichere Mittel und Wege, an diese Orte zu gelangen, ohne die tödlichen Programme wieder allzu stark zu aktivieren. Glücklicherweise war ich in meiner Rolle als Forscher durch diese Lektion nicht beeinträchtigt, sondern eher bestärkt wor­ den. Ich sage »glücklicherweise«, weil ich überlebte. Ich fürchte die letzten Konsequenzen der negativen Programme nicht mehr. Meine Angst vor dem Tod oder vor dem Verlassen die­ ses Körpers verringerte sich. Es hatte sich das Gerücht verbrei­ tet, daß diese Sache damals als Folge der Einnahme von LSD passiert sei und daß das LSD mein Gehirn beschädigt habe. Im Krankenhaus war in meiner Aktentasche LSD gefunden wor­ den. Unverzüglich schrieb die Ärzteschaft die ganze Episode meiner vermeintlichen Einnahme von LSD im Hotel zu. Das stimmte aber nicht. Das Gerücht, daß mein Gehirn Schaden gelitten habe, verschwand wieder, als ich mich später einer neurologischen Untersuchung unterzog und festgestellt wurde, daß ich völlig in Ordnung war. Ich zählte meine LSDAmpullen und war überzeugt, daß ich keine davon im Hotel gebraucht hatte. Am Anfang, vor den zwei LSD-Sitzungen, waren es sechs Ampullen - eine volle Schachtel - gewesen, und nun waren vier übriggeblieben. Ich habe, soweit ich dazu in der Lage bin, die Tatsachen wiedergegeben, und ich habe meine Lektion gelernt. Madie dir diese Lektion zu eigen. Wiederhole dir den Bericht, geh durch ihn hindurch, als seiest du ich, nimm ihn in dich auf, »grokke ihn in seiner Fülle«. Er mag dir vielleicht behilflich sein, dich eines Tages auf einem Horror-Trip aus einer heiklen Situation herauszubringen. 45

[3] Rückkehr zu den zwei Wächtern: Tank plus LSD

Zuzeiten hört man Gerüchte, es gebe einen großen Mann, einen Guru, der erreichbar sei, der eine Schule leite, in der man sich zu neuen, höheren Ebenen hinaufentwickeln könne. Man hört von einem fernen Guru weit in Indien, irgendwo im Hi­ malaja, der eine Schule eingerichtet habe, um einem beizu­ bringen, wie man Samadhi erlangen könne, einen Zustand vollkommener Bewußtheit, einen Zustand in Übereinstim­ mung mit dem universellen Geist. Oder man kann Gerüchte hören über eine Sufi-Schule, in der die traditionelle esoterische Lehre und die Übungen der Sufis vermittelt werden. Man kann auch von der neuesten therapeutischen Schule hören, die ein Dr. Soundso erfunden hat. Zeitweise scheinen Freunde einen mit den neuesten Informationen über den letzten Mei­ ster, Guru oder Therapeuten zu überhäufen. Was sind die Ziele dieser Schulen? Wohin möchten die Leute gehen, die sich solchen Schulen anschließen? Bei meinem eigenen Kartographieren dieser Bereiche menschlichen Strebens, bei meinen eigenen Forschungen bin ich einer Reihe von Leuten begegnet, die sich solchen Gurus oder Meistern anheimgegeben hatten. Ich war beeindruckt von dem, was sie gelernt hatten und wie weit sie sich mit dieser Art von Hilfestellung entwickelt hatten. Ich war auch beein­ druckt davon, wie sie in der Öffentlichkeit ihren Guru oder Meister priesen und wieviel positive Übertragung, wie es in Freudscher Terminologie heißt, stattgefunden hatte. Dieser Zustand, in dem sie sich befanden, erinnerte mich sehr an den hyperenthusiastischen Zustand einiger Leute, die ihre ersten LSD-Trips gemacht hatten. Sie fühlen in diesem Stadium, daß sie die Antworten auf die Frage nach der Selbst-Evolution bekommen haben. Sie sind viel glücklicher als zuvor. Sie sind viel erfolgreicher. Sie strahlen Wärme und Liebe aus, und Anteilnahme an anderen Menschen. Damals schien das nicht mein Weg zu sein. Ich ziehe das Verstehen der Hingabe vor. Ich ziehe es vor, den Suchern zu 46

folgen und nicht den charismatischen Jüngern. Ich bin lieber in meiner eigenen Mitte, fest auf dem Boden, und helfe an­ deren, in ihre Mitte und auf den Boden zu kommen, als daß ich eine Gruppe aufbaue, die mich anbetet. In der Vergangen­ heit hatte ich Zeiten, in denen ich mein persönliches Charisma aufbauen wollte, um andere zu beeinflussen. Das scheint mir jetzt eine unrealistische, unwirksame Methode des Vermittelns von Wissen und Verständnis zu sein. Man kann viel erfolgreicher Vorgehen, indem man ist, was man ist, als statt dessen die Macht der Verführung und Überredung einzu­ setzen, um den Wahn zu nähren, man sei ein »großer Mann«. Anstatt ein Rattenfänger zu sein, möchte ich lieber ein er­ folgreicher Lehrer für jene sein, die auf der Suche nach dem Verstehen dessen sind, was es ist, das ich lehren will. Der Rat­ tenfänger versetzt die Kinder der Stadt in Verzückung und lockt sie mit sich fort in Gott weiß welcher Art von Mission. Wenn diese Kinder zurückkehren, was sollen sie dann tun? Sie haben nicht das Wissen, sie haben nicht das Begreifen, sie sind nicht so weit in der Mitte und auf dem Boden, wie es nö­ tig ist, um die Welt zu verstehen. Sie haben Sterne in ihren Augen, sie haben Charisma. Sie können eine Menge Leute in ihre Projekte mithineinziehen, aber sind diese Projekte es wert, daß man ihnen folgt? Ja, gewiß, es gibt seriöse esoterische Schulen, es gibt erfolg­ reiche Gurus. Ich wette, daß sie ihre Arbeit ohne jedes Trara und ohne Jünger anzustellen, die ihre Namen von den Dä­ chern schreien, ausführen. Augenscheinlich sollen diese Schu­ len nicht für jedermann zugänglich sein, und so werden sie Deckmäntel für ihre tatsächlichen Unternehmungen haben. Anders könnten sie gar nicht arbeiten. Sie würden von über­ enthusiastischen potentiellen Jüngern überrannt werden. Sie werden sich wohl schon lange mit dem Problem der Auslese ihrer Schüler befaßt haben - einer sorgfältigen Auslese ohne Trara und Publicity. Ohne einen direkten Kontakt zu solch einer Schule zu ha­ ben, wollen wir einmal ausführen, was wir hoffen können, daß solch eine Schule leisten würde. Das allein schon kann eine hilfreiche Übung sein beim Kartographieren unserer eige­ nen inneren Räume. Wir wollen uns einmal vorstellen, wie es wäre, die Art von Hilfe zu haben, die man haben möchte, um zu höheren Seinsebenen zu gelangen. Ich habe solch eine 47

Meta-Programmierung ausfindig gemacht, die mir bei meiner eigenen Entwicklung eine große Hilfe war. Noch einmal möchte ich betonen: »Was man für wahr hält, ist wahr oder wird wahr, und zwar innerhalb der Grenzen, die von Experiment und Erfahrung bestimmt werden. Diese Grenzen sind Überzeugungen, die transzendiert werden müs­ sen.« Bei meinen eigenen Far-out-Erlebnissen im Isolationstank mit LSD und bei meinen nahen Konfrontationen mit dem Tod hatte ich zufällig die zwei Wächter gefunden. Diese zwei Wächter können zwei Aspekte meines eigenen Seins auf der Ebene des Über-Selbst sein. Sie können Wesenheiten anderer Räume, anderer Universen als der unserer allgemeinverbind­ lichen Realität sein. Sie können hilfreiche Konstruktionen, hilfreiche Ideen sein, die ich für meine eigene zukünftige Evo­ lution benütze. Sie können Vertreter einer verborgenen esote­ rischen Schule sein. Sie können Vorstellungen sein, die in meinem eigenen Biocomputer auf der Ebene des ÜberMenschlichen am Werke sind. Sie können Angehörige einer Zivilisation sein, die hunderttausend Jahre Vorsprung vor der unseren hat. Sie können ein Funkstrom zweier Kommunika­ tions-Stationen einer Zivilisation jenseits der unseren sein, die Informationen in die Galaxis sendet. Welche dieser Möglichkeiten auch als die richtige erscheinen mag - wichtig ist, daß man etwas oder jemanden vor sich hat, in dem man das Ziel sieht, zu dem man hinstrebt. Mit solch einem Wissen, mit solchen Ideen, mit solchen Vorstellungen kann man sich selbst an den eigenen Stiefel­ laschen über das jetzige Sein hinausziehen. Wenn man daran glauben kann, daß man sich an eine Hilfe wenden kann, die größer ist als man selbst, so ist das schon sehr viel. Mit ande­ ren Worten: Man erhält Hilfe, um seine gegenwärtigen be­ grenzten Überzeugungen zu transzendieren. Diese Überzeu­ gung ist eine wertvolle Hilfe auf dem Weg zur Transzendenz. In meinem eigenen Fall hatte ich mich keinem menschlichen Meister oder Guru oder irgendwelchen menschlichen Führern anvertraut. Früh in meiner Kindheit war ich von Priestern, Nonnen und anderen betrogen worden, die vorgaben, über alles Wissen zu verfügen und eine direkte Verbindung mit Gott zu haben. Ich wurde skeptisch, als ich noch sehr jung war. Ich fand mehr aufrichtige Wahrheit in mir selbst, als ich je­ mals bei den Vertretern der Kirche gefunden hatte. Diese 48

Skepsis führte mich weg von den mystischen Aspekten der Kirche und hin zur Wissenschaft und zur medizinischen For­ schung auf meiner Suche nach neuem Wissen. Ich bin sicher, daß, wenn ich einen glaubwürdigen Men­ schen treffen würde, der eindeutig beweisen könnte, daß er die Kräfte besitzt, die er zu haben behauptet, ich weiterhin skeptisch bliebe, bis eindeutig bewiesen wäre, daß auch ich das lernen könnte, was er weiß, und daß ich dieselben Räume er­ reichen könnte wie er. Doch vorerst verfolge ich meinen eige­ nen Weg in meine eigenen inneren Räume und bleibe skep­ tisch gegenüber jeder Hilfe, die nicht zur obengenannten Art gehört. Ich habe zu viel falsche Anmaßung und Theatralik in mir selbst und in anderen gesehen, als daß ich an eine unmit­ telbare Erleuchtung durch den Kontakt mit einem Meister oder mit einem Guru glauben könnte. Ich will einige der Arten von Erfahrung darstellen, die von den esoterischen Schulen angeboten werden, indem ich einige meiner eigenen Trips im Isolationstank mit und ohne LSD beschreibe. Bei diesen Erfahrungen begegnete ich dem, was man als »Über-Selbst« und als »Über-Spezies-Meta-Programmierer« bezeichnen kann, die für mich außerhalb meiner selbst zu sein schienen und nicht in mir selbst verankert. Wenn man andere Sprachen, andere Terminologien benützt, kann man sie himmlische Gurus oder göttliche Lehrer oder Wächter nen­ nen. Ich geriet auch in Räume, wo die Energien und Kräfte so gewaltig waren, daß es keine vorstellbare Art und Weise der Vermittlung dieser Erfahrungen im Rahmen der Worte und dem eines Buches gibt. Die eindeutigste dieser Erfahrungen machte ich mit LSD im Isolationstank. Doch zuerst möchte ich den Zweck der ur­ sprünglichen Experimente, die ich im Tank vorgenommen hatte, auseinandersetzen. Als ich 1954 am National Institute of Mental Health in Bethesda in Maryland an der Neurophysiologie des Gehirns arbeitete, entwickelte ich eine neue Reihe von Experimenten. In Kürze: Frühere Neurophysiologen, einschließlich Professor Frederic Bremer aus Brüssel und Dr. Horace Magoun von der U.C.L.A., hatten die Hypothese aufgestellt, daß das Gehirn sich aufgrund äußerer Reize, die durch die Endorgane des Kör­ pers eindringen, im Wachzustand befinde. Mit anderen Wor­ ten, äußere Reize seien nötig, um das Gehirn im wachen Zu­ stand zu halten. Das naheliegendste Experiment war, das 49

menschliche Wesen von allen äußeren Einflüssen zu isolieren, soweit dies physikalisch möglich war, und dann zu sehen, welche Zustände sich dabei ergaben. Ich entschied, daß es das beste war, im Wasser zu treiben, wobei ich eine Kopfmaske zum Atmen benützte, und einen neutralen statischen Auftrieb im Wasser zu haben, um so die Wirkung der Schwerkraft zu verringern. Zugleich wurde die im Wasser treibende Person von jeglichem Geräusch abge­ schnitten, die Temperaturunterschiede waren so weit wie möglich ausgeglichen, es gab keinerlei Licht und keine Klei­ dung. Zufällig gab es im N.I.H. in einem kleinen Gebäude bereits einen Tank innerhalb eines geräuschisolierten Raumes. Die einzige Veränderung, die ich vornehmen mußte, war, ein Ven­ til zur Temperaturkontrolle des Wassers anzubringen und die Temperatur stetig auf 93 Grad Fahrenheit zu halten. Ich mußte einige Experimente durchführen, um diese bestimmte Temperatur ausfindig zu machen. Es ist dies die Temperatur, die man im Ruhezustand weder als heiß noch als kalt empfin­ det. Bei dieser Temperatur »verschwand« das Wasser, wenn ich mich nicht bewegte. Das Ergebnis war so, als würde man frei von Schwerkraft im Raum schweben. Da ich im Zweiten Weltkrieg Studien über die menschliche Atmung und über Sauerstoffmasken betrieben hatte, wußte ich einiges über die Bedingungen des Atemsystems. Ich pro­ bierte fünfzehn oder zwanzig Sauerstoffmasken aus, die bei der Marine verwendet werden, befand aber keine von ihnen als bequem genug. Darum war es nötig, meine eigene Maske aus elastischem Gummi zu erfinden, die den ganzen Kopf be­ deckte und am Hals abschloß. Zwei Atemschläuche führten zu Spezial-Ventilen an der Seite des Tanks, um eine ununter­ brochene Zufuhr von Luft zu gewährleisten und die ausge­ atmete Luft, die meine Lungen verließ, aufzunehmen, ohne daß sich das Kohlendioxyd ansammeln konnte und ohne daß ein Verlust von Sauerstoff im Atemsystem bewirkt wurde. Ich fand schnell heraus, daß mein Körper von verschiedener Dichte war, daß meine Beine und mein Kopf die Tendenz hat­ ten zu sinken. Das bedeutete, Tragevorrichtungen aus extrem weichem Gummi zu entwerfen, wie sie in der Chirurgie ver­ wendet werden, um meine Füße im Tank in einer Position zu halten, in der sie den Boden nicht berührten. Die Balance des Kopfes wurde durch eine entsprechende Luftansammlung in 50

der Kopfmaske justiert. Schließlich erreichte ich einen Zustand frei schwebender, neutraler Schwerelosigkeit knapp unter der Oberfläche des Wassers im Tank. Später hat man solche Erfahrungen und Experimente als »sensorische Deprivation« bezeichnet, »Entzug der Sinnes­ reize«. Doch zu keiner Zeit stellte ich irgendeine Entzugswir­ kung fest. Bei der Abwesenheit von Reizen stellte sich heraus, daß man sehr schnell eine Kompensation mittels extrem er­ höhter Wahrnehmungsfähigkeit und zunehmender Erfahrung in den Sinnesbereichen vornahm, wenn die bekannten Mittel der äußeren Stimulation fehlten. Innerhalb der ersten paar Stunden erwies es sich, daß ich ganz und gar keine Tendenz zeigte, einzuschlafen. Die ursprüngliche Theorie war falsch. Man brauchte keine äußeren Einflüsse, um wach zu sein. Nach einigen zehnstündigen Experimenten stellte ich Phänomene fest, die bereits einige Male in der Literatur beschrieben wur­ den. Ich ging durch traumähnliche Zustände, durch trance­ ähnliche Zustände, durch mystische Zustände. In allen diesen Zuständen war ich völlig in Ordnung, war gesammelt und da. Zu keiner Zeit verlor ich das Bewußtsein der Tatsachen des Experiments. Ein bestimmter Teil von mir wußte immer, daß ich in einem Tank in Dunkel und Stille im Wasser trieb. Ich ging durch Erfahrungen, in denen sich offenbar in die­ ser dunklen, stillen Umgebung andere Leute zu mir gesellten. Ich konnte sie wirklich sehen, fühlen und hören. Andere Male ging ich durch traumähnliche Sequenzen, durch Wachträume, wie sie heute genannt werden, in denen ich beobachtete, was geschah. Andere Male wiederum schloß ich mich anscheinend an Kommunikationsnetze an, die sich normalerweise unter unserer Bewußtseinsebene befinden, an Sendenetze von Zivi­ lisationen weit jenseits der unseren. Ich arbeitete stundenlang an meinen eigenen Beobachtungen, um mich selbst in meiner Lebenssituation zu verstehen. Ich verbrachte Stunden in Medi­ tation, Konzentration und Kontemplation, ohne zu wissen, daß es sich um diese handelte. Erst später stellte ich beim Le­ sen der entsprechenden Literatur fest, daß die Zustände, in die ich geraten war, denen glichen, die auch durch andere Techni­ ken gezielt erlangt werden. 1958 verließ ich das National Institute of Health und zog auf die Virgin Islands. Erst 1964 war es mir möglich, einen neuen Tank zu bauen und LSD in das Isolations-Experiment 51

miteinzubeziehen. Ich fand schnell heraus, daß der Gebrauch der Sauerstoffmaske unter LSD nicht mehr nötig war. Da Meerwasser zur Verfügung stand, verwendete ich dieses und stellte fest, daß ich auf der Oberfläche treiben konnte, wobei Mund und Nase und Augen aus dem Meerwasser ragten. Ich stellte fest, daß ich treiben konnte, wenn ich die Hände unter meinen Nacken verschränkte, wobei die Ellenbogen seitwärts unter Wasser waren. Ich ließ meine Beine von den Knien und Hüften ab im Salzwasser baumeln. Die erhöhte Dichte des Wassers erlaubte ein viel einfacheres Atmen und ein größeres Gefühl der Sicherheit. Dieser Tank war acht Fuß tief und acht Fuß breit. Damit hatte ich bei weitem mehr Platz als im vori­ gen Tank im N.I.H. Als der Tank fertiggestellt und mit den entsprechenden Temperatur-Kontrollsystemen, genügend Luft und völliger Dunkelheit ausgerüstet war, machte ich mich an einen Versuch mit LSD. Durch die Zusammenarbeit mit Kollegen vom Fach fand ich heraus, daß es damals legal war, LSD zu verwenden, wenn man eine Erlaubnis des National Institute of Mental Health hatte. Da ich einen Garantievertrag hatte, der für fünf Jahre gültig war, konnte ich durch entsprechende Verbindungen das LSD direkt von Sandoz beziehen. Ich schlug vor, LSD bei Del­ phinen auszuprobieren, um mehr über diese Substanz und die physiologischen Gefahren bei ihrem Gebrauch zu lernen. Die einzige Bedeutung dieser Experimente für den vorliegenden Bericht liegt darin, daß ich bald feststellte, daß keine Gefahr für das Atmen bei Säugetieren bestand, die im Wasser schwammen. Jeder der getesteten sechs Delphine hatte offen­ sichtlich einen sehr guten Trip ohne Probleme hinsichtlich sei­ ner Atmung, seiner Herztätigkeit oder seiner Schwimmfähig­ keit. Diese Experimente gaben mir das Vertrauen, weiterzu­ gehen und es selbst zu versuchen. Soweit ich aus der Literatur ersehen konnte, gab es keinen veröffentlichten Bericht von jemandem, der LSD allein ge­ nommen hatte, und noch viel weniger unter so strengen Be­ dingungen wie die der körperlichen Isolation. Ich erinnerte mich an ein Merkblatt aus den frühen fünfziger Jahren, das vom N.I.H. herausgegeben worden war und in dem die Be­ völkerung gewarnt wurde, LSD allein au nehmen, und das detailliert von einem Fall berichtete, der durch die Einnahme von LSD ohne die Anwesenheit anderer zu Paranoia geführt hatte. Der Betreffende hatte erlebt, daß das Tonbandgerät, das 52

er laufen ließ, um seine Eindrücke auf Band aufzunehmen, versucht hatte, ihn zu fressen. Das war eine schlechte Vorprogrammierung für das, was ich vorhatte. Ich mußte meine eigenen Ängste aufarbeiten, bevor ich es allein tun konnte. Ich erhielt Hilfe von einem Freund, der als Leibwächter fungierte und alle zufälligen Störungen der Experimente vom Laboratorium fernhielt. Niemand durfte das Laboratorium betreten, solange das Experiment im Gange war. In den folgenden zwei Jahren konnte ich zwanzig recht gute Experimente durchführen. (Diese Serie war durch das nationale Negativ-Programm zeitlich begrenzt, das 1966 gegen LSD eingesetzt wurde. Eine Arbeit wie diese konnte angesichts der neuen Verordnungen und Gesetze nicht mehr durchgeführt werden. Jeder Forscher wurde damals aufgefordert, sein LSD an Sandoz zurückzuge­ ben, was ich auch tat.) Wie ich oben andeutete, hatte ich große Angst im Hinblick auf meine ersten Erfahrungen. Zuvor hatte ich zwei Trips mit einem Führer gemacht. Ich hatte den Tod um Haaresbreite ge­ streift und empfand darum tiefen Respekt vor den Program­ men unterhalb der Bewußtseinsebenen, die einem so tödliche Schläge versetzen konnten. Allerdings hatte ich meine Angst vor dem Tod überwunden. Es war nicht der körperliche Tod, vor dem ich Angst hatte; ich hatte sie vielmehr davor, in Räume zu geraten, in denen ich die Kontrolle verlor und aus denen ich vielleicht nicht mehr würde zurückkommen können. Mit anderen Worten, es war mehr die Angst vor der Psychose als die Angst vor dem Tod, die mich damals bedrängte. Trotz dieser Zweifel und Ängste nahm ich 100 Mikro­ gramm und begab mich in den Tank. Beim ersten Experiment widmete ich den größten Teil meiner Zeit dem Erfinden einer grundlegenden Überzeugungs-Struktur, die meine zukünfti­ gen Experimente sicherer machen sollte. Ich verbrachte etwa eine Stunde im Tank und untersuchte, ob mein Herz und meine Atmung weitergingen, wenn ich meinen Körper verließ. Ich stellte bald fest, daß Herz und Atmung unter LSD auto­ matisch arbeiten, wenn man sich entspannen kann und es genießt, und man sich darüber keine Sorgen zu machen braucht. Ich erfuhr auch, daß, wenn ich meine Hände unter dem Nacken verschränkte und die Arme seitwärts hielt, keine Gefahr bestand, im Tank umzukippen. Außerdem erfuhr ich, daß einen, wenn man umkippt oder wenn man den Kopf zu 53

weit zurücklehnt, das Meerwasser, das in Augen oder Nase läuft, schnellstens aus jedem außer-körperlichen Zustand zu­ rück in den Tank befördert. Wenn irgendeine Gefahrensitua­ tion unter LSD eintrat, so wurden die Programme für den Notfall, die sogenannten »Überlebens-Programme«, aktiviert, und ich wurde heil in den Tank zurückgebracht, wo immer ich mich auch gerade befinden mochte. Das schuf ein grundlegen­ des Vertrauen in meine eigene Fähigkeit, überleben zu kön­ nen und die restlichen Experimente durchzuführen. Auf diese Weise konnte ich die folgende grundlegende Überzeugung aufbauen: Habe Vertrauen zu deinem Körper, daß er seine Funktionen aufrechterhält; laß ihn zurück und begebe dich in andere Räume; im Notfall wirst du zu deinem Körper zurückgebracht. Nach dieser einführenden Serie von Experimenten verlor ich meine Angst davor, die andere Serie, die far-out-Versuche, auszuführen. Bei der vorhergegangenen Reihe von Experimenten im Tank ohne LSD hatte ich entdeckt, daß ich, obwohl ich meinen Körper nicht sah, die Realität meines Körpers nicht verlor. Es gab andere Formen der Ermittlung meines Körpers als Hören und Sehen. Beim ersten Zwölf-Stunden-Experiment ging ich fünf- oder sechsmal in den Tank und wieder heraus und ver­ sicherte mich jeweils der völligen Wahrnehmung meines Kör­ pers und verstärkte meine bewußte Wahrnehmung der vita­ len Vorgänge. Lange vorher schon hatte ich etwas in Gang gebracht, was ich den automatischen Blasen-Effekt nennen will. Da das Was­ ser durch den Tank fließt, gibt es kein Problem mit dem Uri­ nieren. Man uriniert einfach. Bei den früheren Experimenten Anno 1954/58 hatte ich festgestellt, daß sich die Blase, wenn man sich dem Problem des Urinierens gegenüber völlig ent­ spannt, alle fünfzehn Minuten automatisch entleert. Wenn man unter diesen veränderten Bedingungen zum erstenmal das Urinieren erlebt, so ist das sehr angenehm. Es ist eine Empfindung von vollkommenem Vergnügen über den abflie­ ßenden Urin nach dieser erstmaligen Reaktion auf die Be­ freiung von den Zivilisationshemmungen. Schließlich bemerkt man es gar nicht mehr, daß die Blase sich entleert. Da ich zu der Zeit, als ich diese Experimente machte, eine sehr protein­ reiche Diät einhielt, gab es kein Problem mit dem Stuhl. Ich hatte zweckmäßigerweise Kohlehydrate und Stärke aus meiner 54

Diät beseitigt, um die Produktion von Stuhl und Gasen zu drosseln. Frühere Experimente, die ich als Student an der Technischen Hochschule in Kalifornien durchgeführt hatte, hatten mir gezeigt, daß eine proteinreiche Diät dem Körper große Mengen von Energie zuführt, biologische Energie, die in der Tank-Situation dem geistigen Bereich zur Verfügung steht. Während dieses ersten Erlebnisses mit LSD im Tank stellte ich bald fest, daß es sehr einfach war, den Körper zu verlassen und sich in andere Räume zu begeben. Es war viel einfacher als bei meinen zwei ersten Trips mit meiner Führerin. Der Mangel an ablenkenden Eindrücken erlaubte mir, jede Art von Trip zu programmieren, die ich mir nur denken konnte. Diese Freiheit von der äußeren Realität empfand ich als sehr positiv, nicht etwa als negativ. Ich konnte an jeden überhaupt vor­ stellbaren inneren Ort gehen. Wenn man davon überzeugt ist, daß man in Zuständen, über die man die Kontrolle verloren hat, von anderen Wesen oder Wesenheiten überwältigt werden kann, so wird dies ge­ schehen. Deshalb mußte ich mich auf dem ersten Trip mit mei­ ner Angst vor dem »Kontrollverlust« befassen. Ich entdeckte schnell, daß ein bißchen Angst eine ganz gute Sache ist. Wenn in diesen fremden und wunderbaren Räumen die Angst bis zu einem gewissen Grade anwuchs, so kam ich automatisch in meinen Körper zurück. Das Problem des Zurückkehrens war dadurch gelöst, daß ich wußte oder die grundlegende Überzeugung hatte, daß ich in meinen Körper zurückkehren konnte, wenn ich mich zu sehr ängstigte. So erhielt ich zwei grundlegende Postulate für die weiteren Trips. Das erste Postulat ist, daß der Körper auf sich selbst achten kann, wenn man ihn läßt. Das zweite Postulat ist, daß man in seinen Körper zurückkehren kann, wenn es draußen zu w i l d w i r d . Später fand ich heraus, daß ich, als meine AngstToleranz wuchs, länger in diesen Räumen bleiben konnte. Ich lernte auch, daß ich in einer Situation intensiver Angst nicht in meinen Körper zurückkehren mußte, sondern hindurchpre­ schen und mich in einen anderen Raum begeben konnte, ohne in den Körper-Raum zurückkehren zu müssen. In dem Maße, in dem meine Geschicklichkeit in der Navigation und Steue­ rung und mein Selbst-Training sich verbesserten, wurde ich fähiger, mich mit Hilfe der von der Angst induzierten Ener­ gie zu bewegen, indem ich sie in andere Arten von Energie 55

umsetzte. Schließlich war ich in der Lage, die Angst ganz aus­ zuschalten und mich ohne sie durch die Räume zu bewegen. Anstelle der früheren Phobien traten andere Motivationen. Die Energieumwandlung von negativ zu positiv wurde reali­ sierbar. Beim ersten Tank-Experiment mit LSD war der erste Raum, in den ich kam, vollkommen schwarz, vollkommen still, ein leerer Raum ohne Körper. Die Finsternis dehnte sich nach al­ len Richtungen bis in die Unendlichkeit aus. Die Stille reichte nach allen Seiten in die Unendlichkeit, und ich verharrte in einem einzigen Punkt des Bewußtseins und des Empfindens zentriert. Es gab buchstäblich nichts im Universum als mein Zentrum, mich, und die Finsternis und die Stille. Ich nannte dies kurz den »absoluten Nullpunkt«. Dieser wurde zu einem Bezugspunkt, zu dem ich zurückkehren konnte, wenn es in an­ deren Räumen zu chaotisch oder zu aufregend wurde. Das war der zentrale Kern meiner selbst, meine Essenz in einem Uni­ versum ohne Sterne, ohne Galaxien, ohne Wesenheiten, ohne Menschen, ohne andere Intelligenzen. Dies war mein sicherer Ort. Es ist sehr schwer zu sagen, wie lange ich - in Erdzeit ge­ messen - bei diesem ersten Trip in diesem Raum blieb. Ich war lange genug dort, um damit vertraut zu werden und mich seiner als Bezugspunkt zu versichern, zu dem ich zurückkeh­ ren konnte. Es war der Nullpunkt eines riesigen Koordinaten­ systems, das von diesem Punkt aus in n * verschiedene Rich­ tungen, in n verschiedene Dimensionen führte. Dieser Punkt schien das Ergebnis meines wissenschaftlichen Trainings zu sein. Ich mußte einen bezugsetzenden Nullpunkt haben, zu welchem ich immer zurückkommen konnte. Ich möchte ausdrücklich betonen, daß dieser Nullpunkt sich nicht im Körper befand; er war draußen in einem Universum, in dem es nichts gab außer Stille und Dunkelheit. Man kann ihn definieren als außerhalb des Körpers, außerhalb des Uni­ versums, das wir kennen. Wie ich später begriff, bedeutete die Illusion von Dunkelheit und Stille, daß ich noch an den üb­ lichen Wahrnehmungsräumen des Körpers festhielt. Ich hielt noch an der Vorstellung von Dunkelheit, an der Vorstellung von Stille, an der Vorstellung von einem zentralen Punkt der * n ist in der Mathematik eine beliebige Zahl, die im allgemeinen sehr hoch ist. n Dimensionen impliziert mehr als die drei Dimensionen des Raums. 56

Identität und des Bewußtseins fest. Später erwies sich dies als unnötig, außer in extremen Zuständen, wenn ich eine Pause benötigte. Bei solchen Gelegenheiten konnte ich zum Null­ punkt zurückkehren. Dieser Nullpunkt ist ein nützlicher Ort. Er bedeutet, nicht völlig von den vorgegebenen Vorstellungen getrennt zu sein, sondern nur die Trennung vom Körper. Es ist ein Raum, der auch die Dunkelheit und Stille des Tanks repräsentiert - doch mit nicht-existentem Körper. Nur das eigene Selbst existiert noch. Während dieses ersten Trips definierte ich auch andere Ar­ ten von Überzeugungen, mit denen ich experimentieren wollte. Ich wollte versuchen, in andere als unser allgemein­ verbindliches Universum zu gelangen, in Universen, an deren Existenz ich nicht notwendigerweise glauben mußte, aber die ich mir vorstellen konnte. Zunächst war das ein Test der Hy­ pothese, daß das, was man für wahr hält, wahr wird. Vor dem Trip glaubte ich nicht an diese Universen oder Räume, aber ich definierte sie als existent. Während des LSD-Trips im Tank akzeptierte ich dann diese Überzeugungen oder Anschauungen als wahr. Nach dem Trip löste ich mich wieder davon und betrachtete das, was geschehen war, als eine Reihe von Erfah­ rungen, eine Reihe von Konsequenzen der jeweiligen An­ schauung. Zum Beispiel nahm ich an, daß es Zivilisationen weit jen­ seits der unseren gäbe, daß es Wesenheiten in unserem Uni­ versum gäbe, die wir normalerweise nicht entdecken, die aber da sind und eine Realität haben, die außerhalb der unsrigen liegt. Plötzlich wurde ich in solche Räume geschleudert. Ich hielt mich selbst als einen zentralen Punkt des Bewußtseins, des Empfindens, des Aufnehmens zusammen. Ich bewegte mich in Universen, die Wesen enthielten, die bei weitem größer wa­ ren als ich, so daß ich ein Stäubchen war in ihrem Sonnen­ strahl, eine kleine Ameise in ihrem Universum, ein einziger Gedanke in einem ungeheueren Geist oder ein kleines Pro­ gramm in einem kosmischen Computer. Beim erstenmal, als ich in diese Räume eintrat, wurde ich fortgerissen, gestoßen, getragen, herumgewirbelt und in jeder Beziehung herumge­ schleudert von Prozessen, die ich nicht verstehen konnte, Pro­ zesse voller ungeheuerer Energie, voller phantastischem Licht und schreckenerregender Gewalt. Mein ganzes Wesen war be­ 57

droht, als ich von unermeßlichen Wesenheiten durch diese rie­ sigen Räume gestoßen wurde. Wellen eines Äquivalentes zu Licht, au Ton, zu Bewegung, Wellen intensiver Emotion ver­ liefen sich in Dimensionen jenseits meines Begriffsvermögens, Beim erstenmal, als das geschah, bekam ich extreme Angst­ gefühle und sprang zurück in meinen Körper. Dann wurde ich überaus heiter und kam in ein »Hoch«, wobei ich in meinem Körper blieb. Ich verließ den Tank und trat hinaus ins Sonnenlicht, schaute in den Himmel und ge­ noß die Tatsache, daß ich ein Mensch auf einem Planeten war. Zum erstenmal seit meiner Kindheit war das Leben köstlich; die Sonne, das Meer, die Luft, alles war köstlich. Mein Körper war köstlich. Meine Empfindung von Energie und von extre­ mer Heiterkeit hielt an. Ich saß und kontemplierte über das Wunder unserer Erschaffung, das Wunder der Schöpfung un­ seres Planeten. Etwa eine Stunde später kletterte ich in den Tank zurück und stürzte mich in andere Regionen. Ich hatte für eine Weile genug von den unermeßlichen Räumen und den unermeßlichen Wesenheiten. Jetzt machte ich mich daran, mit anderen Lebenssystemen Verbindung auf­ zunehmen, auf einer uns näheren Ebene, aber doch fremd für uns. Ich begab mich in eine Region von fremden Lebensfor­ men, weder über noch unter der menschlichen Ebene, jedoch fremde Wesen von fremder Gestalt mit fremdem Metabolis­ mus und fremden Gedankenformen usw. Diese Wesen erin­ nerten mich an einige der Malereien von tibetischen Gotthei­ ten, an alte Darstellungen griechischer Götter und an gewisse käferäugige Monstren aus der Welt der Science Fiction. Einige dieser Formen bestanden aus Flüssigkeit, andere aus glühen­ dem Gas, und andere wiederum waren festgefügte »Organis­ men«. Die ungeheuere Vielfalt von möglichen Lebensformen im Universum zog an mir vorbei. In diesem besonderen Raum hatten sie nichts mit mir und ich nichts mit ihnen zu tun. Ich war ein Beobachter, der ihnen auschaute. Sie nahmen mich an­ scheinend nicht wahr und waren mit ihren eigenen Angele­ genheiten beschäftigt, ohne mich zu stören oder mir irgend­ welche Beachtung zu schenken. Ich war ein beobachtender Punkt in ihrem Universum, völlig unbeteiligt und lediglich damit beschäftigt, von ihrer Lebensweise alles aufzunehmen, was ich aufnehmen konnte, und es irgendwie im Gedächtnis aufzuzeichnen. Von diesem Erlebnis kam ich mit großer Achtung vor der 58

Mannigfaltigkeit der Lebensformen, die in diesem Universum existieren können, in meinen Körper zurück. Ich war von Ehr­ furcht ergriffen angesichts der Mannigfaltigkeit der Schöp­ fung, der Mannigfaltigkeit der Intelligenzen, die in unserem Universum anwesend sind. Mein nächster Trip führte in meinen eigenen Körper hin­ ein, in die verschiedenartigen Systeme der Organe, in die Zellverbände, in die ganze Struktur. Ich reiste durch Zellen und beobachtete ihre Tätigkeit, und es wurde mir klar, daß sich in mir ein großer Verband von lebenden Organismen be­ fand, deren Summe ich darstellte. Ich reiste durch mein Gehirn und beobachtete die Neuronen bei ihren Aktivitäten. Ich reiste durch mein Herz und beobachtete das Pulsieren der Muskelzellen. Ich reiste durch das Blut und beobachtete die Arbeit der weißen Blutkörperchen. Ich reiste hinab in meinen Darmtrakt und machte mich mit den Schleimhautzellen in den Wänden vertraut. Ich begab mich in meine Hoden und lernte die Gestaltung der Samenzellen kennen. Dann geriet ich in kleinere und kleinere Dimensionen, bis hinab zu den Quanten-Ebenen, und beobachtete das Spiel der Atome in ihren eigenen unermeßlichen Universen, in ihren weiten, leeren Räumen, mit den phantastischen Kräften, die jedem der ent­ fernten Kerne innewohnten, mit ihren orbitalen Wolken von Kraftfeld-Elektronen und den Primärteilchen, die von äußeren Räumen in dieses System eindrangen. Es war wirklich furcht­ erregend, die Tunnel-Effekte und die anderen Phänomene der Quanten-Ebene stattfinden zu sehen. Als ich von diesem Trip zurückkam, wurde mir klar, was für eine Menge von leerem Raum ich in mir hatte und welch unermeßliche Energien in der Substanz meines eigenen Körpers eingeschlossen waren. Nachdem ich vor meinen eigenen Augen die Kernzertrümme­ rung und das Freiwerden phantastischer Strahlungsenergien auf mikroskopischer Ebene hatte stattfinden sehen, empfand ich eine neue Achtung für das, was ich in mir herumtrug und was ich in einem gewissen Sinne auf diesen Ebenen des Den­ kens und Funktionierens war. Dann verließ ich den Tank wieder und ging ins Badezim­ mer. Mein Bauch fühlte sich voll und aufgeblasen an, als wäre ich schwanger. Ich wurde zu meiner eigenen Mutter, wurde schwanger, trug mich, mich selbst, in meinem eigenen Bauch. Plötzlich wurde mir klar, daß ich dabei war, mich selbst zu ge­ bären. Ich setzte mich auf die Toilette und hatte gewaltigen 59

Stuhlgang, und das war ich selbst. Plötzlich überfiel mich die Komik dieser absonderlichen Teilung meiner selbst, indem ich mich selbst gebar. Ich hatte eine ekstatische Erfahrung totaler Sexualität, des Seins von Mann und Frau zugleich in vollkom­ mener Verschmelzung, und dann gebärend, als das »Baby« in die Toilette fiel. Ich realisierte, daß nicht ich es war, daß da kein Baby war, und doch durchlebte ich zugleich mein Gebären meiner selbst, als sei ich meine Mutter. Ich erlebte meine Ge­ burt, wie sie sie erlebt hatte, als ein Ereignis größter Freude, dies neue lebende Wesen in die Welt zu setzen. Ich ging zu­ rück in den Tank und begab mich hinaus in andere Räume, weit weg von diesem Planeten. Später bemerkte ich, daß es einen eindeutigen, bestimmba­ ren Rhythmus gab, in dem ich den Körper verließ und wieder zu ihm zurückkehrte und aus der neuen Perspektive der ent­ fernten Räume Neues über den Körper lernte. Dieses Kom­ men und Gehen zwischen dem Fernsten und Nächsten war ein Rhythmus, in den ich auf ganz natürliche Weise hineingefun­ den hatte. Es schien meine Tendenz zu sein, mich so weit hin­ aus wie möglich und dann so weit hinein wie möglich zu be­ geben. Nach und nach lernte ich, daß das Ziel darin bestand, keines von beidem zu tun, sondern gleichzeitig so weit innen wie möglich und so weit außen wie möglich zu sein. Im Laufe der Jahre ging ich, was diese Räume betrifft, stu­ fenweise vom »entweder/oder« zu einem »beides« über. Ich bin zugleich ganz-draußen und ganz-drinnen. Nach den ersten paar Experimenten im Tank begannen sich die Dinge besser zu entwickeln. Meine Rolle als Forscher wurde deutlicher. Ich räumte vieles von dem, was mich behinderte, weg. Ich ent­ deckte, daß ich meine Hindernisse beseitigen mußte, um mir alles und jedes vorstellen oder es meta-programmieren zu können. Alles und jedes, das man sich vorstellen kann, exi­ stiert. Man schwingt tatsächlich im Kosmos mit all seinen un­ endlichen Erscheinungsformen mit. Als ich die grundlegende Überzeugung erlangt hatte, daß die Möglichkeit bestand, mich in jede der unendlichen Variationen im Universum einzustim­ men, entstand in mir ein außerordentliches Hochgefühl, ich wurde extrem heiter und stürzte mich in weitere Forschungen. Vor meinem zweiten Tank-Trip wurde ich plötzlich mit einem grotesken Hindernis konfrontiert. Ich hatte einen Mi­ gräneanfall, den ersten innerhalb der neun Monate seit mei­ nen ersten zwei LSD-Trips. Ich möchte kurz erläutern, was 60

eine Migräneattacke bei mir bedeutet. Ich hatte einen qualvol­ len Schmerz in der rechten Seite des Kopfes, der acht Stunden dauerte. In den letzten vierzig Jahren hatte ich diese Anfälle fast alle achtzehn Tage gehabt. Mein Denken war während dieser Anfälle sehr reduziert, so weit, daß ich zu einem über­ vereinfachten menschlichen Wesen wurde. In der Zeit, in der ich der Migräne-Schmerz war, konnte ich nicht effektiv und frei denken. Ich konnte nichts tun und mußte mich in einem verdunkelten Raum niederlegen. So kam ich zu dem ursprüng­ lichen negativen Anlaß, LSD zu nehmen. Ich wollte meine Migräne loswerden, sie auflösen, um, keinen weiteren Anfall mehr erleben zu müssen. Ich verließ zeitweise den Tank und versuchte, den Trip auf dem Bett liegend zu machen, wobei ich meine Migräne untersuchte. Die Fakten, die ich im Laufe einer dreijährigen Analyse zusammengetragen hatte, erschienen vor mir in einer ausgesprochen graphischen Form. Zuerst er­ schien ein Raum, in dem ein Abriß der neurologischen Schä­ digungstheorie der Migräneanfälle dargestellt wurde. Es gibt da ein sehr großes rotes Neuron, das die Migräne verursacht. Es ist ein Schmerz-Neuron, das feuern kann und dieses Feuern acht Stunden lang beibehält. Es gibt gelbe ver­ zweigte Endungen dieses Neurons, gelbe Neuriten, die von diesem Ort im Mittelhirn bis in den Cortex wandern. Das sind reizerregende gelbe Neuronen. An diesem Neuron gibt es eine weitere Reihe von Endverzweigungen, die blau sind. Das sind die Kontrollenden, welche die roten Neuronen am Feuern hin­ dern. Diese zwei, die gelben und die blauen, gehen in den ze­ rebralen Cortex. Jede dieser Gruppen hat jedoch Verbindungen mit anderen Teilen des Gehirns, die nicht unter der Kontrolle des Cortex stehen, etwa mit dem Archeo-Cortex, wo die ani­ malischen Überlebens-Programme gespeichert sind. Sie kön­ nen die Migräne hervorrufen, wenn ich überreizt bin. Ich lag da und untersuchte alle Schaltsysteme, alle Pro­ gramme, von denen ich mir vorstellen konnte, daß sie die Migräne verursachten, und andere Programme, die einen An­ fall vielleicht beenden konnten. Ich verbrachte längere Zeit damit, mich durch diese theoretische Struktur einer Erklärung der Migräne hindurchzuarbeiten. Dann ließ ich das hinter mir und begab mich in einen anderen Raum, der mit der Migräne zusammenhing. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich in der Seite meines Kopfes, in welcher der Schmerz aufgetreten war, ein »Loch« gebildet. Dieses Loch war ein Grenzbereich zwischen 61

unserem Universum und einem anderen, das fremde, dämoni­ sche Formen enthielt, die von ihrem Universum her in meinen Kopf einströmten. Ich kreischte vor Entsetzen, als sie heran­ kamen und in meinen Kopf eindrangen. Während des LSDTrips hatte ich eine fürchterlich reale Migräneattacke, als ich von diesen Dämonen angefallen wurde. Ich geriet in einen Raum panischen Entsetzens, stellte plötzlich fest, wo ich war, kam heraus und beendete das ganze Erlebnis damit, daß ich das Loch zu diesem anderen Universum verschloß. Dann ging ich durch eine lange Sequenz, in der Gott (»dort draußen«) mir die Migräne gegeben hatte, zur Warnung vor Übertreibung, zur Warnung vor dem Überschreiten der Gren­ zen des Wissens, als Strafe für eine Sünde. Das alles verhakte sich an meiner Sexualität, und ich durch­ lebte eine lange Sequenz, in der es um die Strafe dafür ging, daß ich die spirituelle Erleuchtung nicht erlangt hatte und daß ich mich in die animalische Welt des sexuellen Verkehrs bege­ ben hatte. Das erinnerte mich an den ersten LSD-Trip, in dem ich auf den Körper meiner Führerin die Göttin und den weib­ lichen Gorilla projiziert hatte. Daraufhin war ich in der Lage, die Irrationalität dieser früheren Programmierungen einzuse­ hen. Ich erkannte, daß sie immer noch aktiv waren, daß ich sie nicht würde auslöschen können, aber daß ich ihre Existenz anerkennen konnte. Die rechte Seite meines Kopfes füllte sich mit Freude, Heiterkeit und neuer Empfindungsfähigkeit. Nun zeitweilig von diesem alten Hindernis befreit, war es mir möglich, zu den Tank-Experimenten zurückzukehren. Mit meinem neuen Wissen gewappnet, wie in diesen schwierigen Räumen zu navigieren war, stürzte ich mich in eine Serie von acht Experimenten in den Räumen des Über-Menschlichen, des Über-Selbst. Eines der Hauptziele bestand darin, zu dem Ort mit den zwei Wächtern zurückzukehren, bei denen ich während des Koma im Krankenhaus unter der Bedrohung des Todes ge­ wesen war. Ich war damals in einen mit Angst und Furcht erfüllten Raum gedrängt worden und hatte heftige Schmerzen im Kopf gehabt. Das Ziel war diesmal, herauszufinden, ob ich in denselben Raum gelangen konnte, ohne daß die Todesdro­ hung über mir hing. Bei jedem der vorhergehenden Male, als ich meine zwei Wächter getroffen hatte, war ich in einem Zu­ stand der Angst gewesen, der Angst, das Leben zu verlieren. Irgendwie wappnete mich das Wissen, das mir die zwei Wäch­ 62

ter bei diesem letzten Vorstoß in ihre Region gegeben hatten, gegen die Angst vor dem Tod. Ihre Versicherung, daß ich zu jeder Zeit, wenn ich es nötig hatte, in ihre Region zurückkeh­ ren könne, und ihre Versicherung, daß meine Zeit noch nicht gekommen sei, meinen Körper für immer zu verlassen, gaben mir die Kraft und den Mut, das Experiment zu versuchen. Alle vorhergehenden Experimente hatte ich mit hundert Mikrogramm reinen Lysergsäurediäthylamids (Sandoz) vor­ genommen. Für dieses Experiment entschloß ich mich zu einer höheren Dosis. Ich begann mit hundert Mikrogramm, wartete eine Stunde, nahm weitere hundert und nach einer weiteren Stunde noch einmal hundert, also eine Gesamtdosis von 300 mg. Mit der Steigerung der Dosis hielt ich mich an die einschlägige Literatur. Die 300 mg waren verwendet worden, um tiefe religiöse Erfahrungen bei Alkoholikern hervorzuru­ fen. Ich wählte die Form der aufgeteilten Dosierung lieber als eine einmalige Gabe, so daß ich meine Fähigkeit zur Lenkung und Navigation aufrechterhalten konnte. Ich wollte in der Lage sein, mein Austreten aus dem Körper zu kontrollieren. In der ersten Stunde arbeitete ich an dem primären Steuerungs-Programm, den Körper zu entspannen und ihn seine vitalen Funktionen übernehmen zu lassen. Nach der zweiten Dosis begab ich mich an den Nullpunkt der unendlichen Dun­ kelheit und Stille. Am Ende der dritten Stunde war ich mit der dritten Dosis bereit für den Versuch, in den Raum der zwei Wächter zu gehen. Zuvor hatte ich versucht, herauszubekommen, wie ich in diesen Raum ohne Angst und Schmerzen hineinkommen konnte. Irgendwie hatten sie mir vermittelt, daß ich zu jeder Zeit zurückkehren konnte, wenn ich wollte. Darum war alles, was ich zu tun hatte, mich vollkommen zu entspannen und diesen Raum als den zu definieren, in den ich ging. Da ich zu­ vor schon dort gewesen war, erwies sich dies als das geeignet­ ste Vorgehen. Ich definierte mich selbst als in ihrem Raum, und plötzlich war ich in ihrem Raum. Ich wurde zu einem hellen, leuchtenden Bewußtseinspunkt, zu strahlendem Licht, zu Wärme und Wissen. Ich geriet in einen Raum von erstaunlicher Helligkeit, erfüllt mit goldenem Licht, mit Wärme und mit Wissen. Ich saß in dem Raum ohne Körper, aber mit allem, was ich war, ganz gesammelt. Ich fühlte eine phantastische Heiterkeit und hatte ein ausgeprägtes Empfinden von Ehrfurcht und Ver­ 63

wunderung und Ehrerbietung. Die Energie, die mich umgab, war von unausdenkbar hoher Intensität, aber ich stellte fest, daß ich ihr diesmal standhalten konnte. Ich konnte fühlen, sehen und wissen, dort draußen in der großen Unermeßlichkeit des leeren Raumes voller Licht. Langsam, aber sicher nä­ herten sich mir die zwei Wächter aus einer ungeheuren Ent­ fernung. Zuerst konnte ich sie nur gegen den Hintergrund des überaus intensiven Lichts ausfindig machen. Diesmal kamen sie sehr langsam näher. Als sie herankamen, wurde ihre An­ wesenheit immer gewaltiger, und ich bemerkte, daß mehr und mehr von ihnen in mich eindrang. Ihr Denken, ihr Fühlen, ihr Wissen strömte in mich ein. In dem Maße, in dem sie sich näherten, konnte ich ihr Denken, ihr Wissen und ihr Fühlen mit unglaublicher Schnelligkeit teilen. Diesmal konnten sie näher herankommen, bis ich das Gefühl bekam, von ihrer An­ wesenheit überwältigt zu werden. Sie machten genau in dem Augenblick halt, als es nahezu unerträglich wurde, sie noch um Weniges näher bei mir zu haben. Als sie anhielten, teilten sie mir mit: »Wir wollen nicht näher herankommen, da dies offenbar im Augenblick die Grenze deiner Annäherung an uns ist. Du hast Fortschritte gemacht, seitdem wir zuletzt beisam­ men waren. Wie wir dir sagten, kannst du jederzeit zurück­ kehren, sobald du die Wege kennengelernt hast. Wir sind ab­ gesandt worden, um dich zu unterrichten. Du hast nun noch x Jahre, während derer du deinen Körper bewohnen kannst. Wenn du jetzt hierbleiben willst, so kannst du das tun. Die Entdeckung deines Körpers im LaboratoriumsTank auf den Virgin Islands wird jedoch als eine gewisse Un­ annehmlichkeit Zurückbleiben, mit der sich andere dann be­ fassen müssen. Wenn du in deinen Körper zurückkehrst, so bedeutet das Kampf und eine große Menge Arbeit, um die Hindernisse zu überwinden, die du mit dir herumträgst. Du hast noch einige Unklarheiten zu erforschen, bevor du zu der Ebene gelangen kannst, auf der du im Augenblick bist. Du kannst kommen und für immer in diesem Stadium bleiben. Es ist jedoch zu empfehlen, daß du es durch deine eigenen An­ strengungen erreichst, solange du dich noch in deinem Körper befindest, so daß du zugleich hier und in deinem Körper exi­ stieren kannst. Deine Reisen hierher sind Ausflüchte vor der Notwendigkeit deines Trips auf deinem eigenen Planeten, wenn man es von der einen Seite betrachtet. Betrachtet man es von der anderen Seite, bist du ein Lernender, und deine 64

Fähigkeit, hierherzukommen, beweist, daß du auf diesem Weg weit fortgeschritten bist. Da du es jetzt ohne Schmerzen und ohne Angst geschafft hast, hast du eindeutig Fortschritte ge­ macht. Deine nächste Aufgabe ist, wenn du willst, dies durch deine eigenen Bemühungen und mit der Hilfe anderer zu erreichen. Zunächst hast du deine Experimente allein in der Einsamkeit unternommen und einige der Wege, die hierherführen, ken­ nengelernt. Deine nächste Aufgabe besteht darin, zu anderen wie du selbst Kontakt aufzunehmen, die diese Fähigkeit besit­ zen, ihnen zu helfen und von ihnen zu lernen, wie diese Art von Existenz verwirklicht werden kann. Es gibt verschiedene andere auf deinem Planeten, die fähig sind, dich zu unterrich­ ten und auch von dir zu lernen. Es gibt Ebenen jenseits derer, auf der du jetzt bist und auf der wir existieren, zu denen du durch geeignete Arbeit an dir gelangen kannst. Also besteht ein Teil deiner Aufgabe darin, während du in deinem Körper bist, deine Mittel und Wege zu vervollkomm­ nen, um mit dieser Region, mit diesem Raum, mit uns in Ver­ bindung treten zu können. Es gibt andere Methoden als LSD plus Einsamkeit, um das zu erreichen. Es gibt andere Mittel als Angst und Schmerz.« Sie gaben mir eine ganze Reihe zusätzlicher Informationen, doch wurden diese Informationen von ihnen mit einem Siegel versehen. Sie sagten, daß ich sie vergessen haben würde, wenn ich in meinen Körper zurückkam, bis zu der Zeit, da ich die Informationen benötigen würde. Dann stünden sie zu meiner Verfügung und ich würde, sie verwenden können, da ich mich an das »erinnern« würde, was sie in mich hineingelegt hatten. Ich kam von diesem Trip in vollkommener innerer Heiter­ keit zurück und hatte das Empfinden von völligem Vertrauen und dem sicheren Wissen, was ich zu tun hatte, aber es war da auch ein Gefühl der Traurigkeit über die Rückkehr, ein wenig Kummer darüber, daß ich noch nicht soweit war, in die­ ser Region zu bleiben. Ich verbrachte fünf Tage damit, das zu verarbeiten, was sie mir gesagt hatten. Ich stellte fest, daß sich mein zukünftiger Lebensplan ganz automatisch entfaltete. Ich mußte die Arbeit mit den Delphinen beenden und midi an die Arbeit mit Menschen machen. Ich mußte noch mehr von meinen Barrieren überwinden und mehr über meine Verdrän­ gungen herausfinden, um mit meiner Mission voranzukom­ men. 65

Ich machte weitere Experimente mit LSD im Tank und durchbrach viele meiner Hindernisse und entdeckte weitere Verdrängungen. Während dieser Experimente fühlte ich eine Art unsichtbarer Führung bezüglich dessen, was ich jeweils als nächstes zu tun hatte. Ich begann die Anwesenheit der Wäch­ ter zu spüren, ohne daß ich in ihre Räume ging. In jedem der neuen Universen, in die ich eindrang, fühlte ich ihre Anwe­ senheit, die mich vor den gewaltigen Wesen schützte, die diese anderen Räume bewohnten. Beim letzten dieser Experimente wurde mir das ganze Universum, wie wir es kennen, gezeigt. Ich befinde mich jenseits unserer Galaxis, jenseits der uns bekannten Galaxien. Die Zeit hat sich anscheinend zu hundert Billionen Zeiten beschleunigt. Das ganze Universum bricht in einem Punkt zusammen. Es gibt eine gewaltige Explosion, und aus diesem Punkt heraus kommen auf einer Seite positive Materie und positive Energie, die mit phantastischer Ge­ schwindigkeit in den Kosmos hinausschießen. Aus der gegen­ überliegenden Seite des Punktes kommt Antimaterie, die in die entgegengesetzte Richtung schießt. Das Universum expan­ diert zu seiner maximalen Ausdehnung, fällt wieder zusam­ men und expandiert dreimal. Bei jeder Expansion sagen die Wächter: »Der Mensch erscheint hier und verschwindet dort.« Alles, was ich sehen kann, ist eine dünne Scheibe für den Menschen. Ich frage: »Wohin geht der Mensch, wenn er ver­ schwindet, bis er bereit ist, wieder zu erscheinen?« Sie sagen: »Das sind wir.« Während dieses Erlebnisses war ich von Ehrfurcht, Ehrer­ bietung und einem phantastischen Gefühl von Kleinheit, von Bedeutungslosigkeit erfüllt. Alles ereignete sich in einem so unermeßlichen Ausmaß, daß ich lediglich ein Beobachter von mikroskopischer Größe war, und doch war ich auch wiederum mehr als das. Ich war Teil eines unermeßlichen Sendenetzes von ähnlichen Wesen, die alle miteinander verbunden waren und in irgendeiner Weise die Verantwortung trugen für das, was geschah. Ich hatte nur für zeitlich begrenzte Zwecke eine Individualität erhalten. Ich würde wieder von der Sendesta­ tion aufgesogen werden, wenn die Zeit dazu reif war. Nach diesem Experiment kam die Anweisung, daß LSD nicht mehr benützt werden durfte und daß alle Forscher ihren Vorrat an Sandoz zurückschicken sollten. Neue Gesetze wur­ den erlassen, die jeden weiteren Gebrauch von LSD als illegal erklärten, ausgenommen unter streng begrenzten Bedingun­ 66

gen. Ich konnte jetzt verstehen, warum man LSD fürchtete; ich konnte jetzt verstehen, warum es nötig erschien, den lega­ len Gebrauch von LSD zu unterbinden. Meine Interpretationen der oben beschriebenen Erfahrun­ gen variierten je nach meiner realen Situation auf diesem Planeten. Es gab Zeiten, in denen ich diese Erfahrungen leug­ nete, ihnen jegliche Gültigkeit absprach außer der meiner eige­ nen Einbildung. Es gab andere Zeiten, in denen ich fühlte, daß sie eine sehr sichere Realität besaßen, und in denen ich das Gefühl von Gewißheit über ihre Gültigkeit hatte. Die zwei Wächter hatten mich gewarnt, daß ich durch solche Phasen der Skepsis und des Zweifels würde hindurchgehen müssen. Eines, das hängenblieb, war das Gefühl der Realität, das die Erfah­ rungen immer begleitet hatte. Ich wußte, daß das zutraf. Bei anderen Gelegenheiten war ich nicht so sicher gewesen. Offen­ sichtlich befinde ich mich in einer Position des Wartens und Sehens. Inzwischen habe ich andere Versuche unternommen, um in dieselben Räume zu gelangen, nicht mittels LSD im Tank, sondern mit anderen Methoden wie Hypnose und Gruppenarbeit. Darüber berichte ich in einem späteren Teil des Buches.

67

[4] Weitere Unterweisungen und Gehen mit dem Strom

Mit der Beendigung der Experiment-Reihe von 1964/65 durch die neuen Gesetze gegen LSD wurde es sehr schwierig, die LSD-Forschung in den USA fortzusetzen. Von den ursprüng­ lich 210 Forschem blieben nur sechs übrig, die bereit waren und die Erlaubnis erhielten, die Arbeit fortzusetzen, ln der neuen Atmosphäre von Argwohn, Mißtrauen und Angst be­ schloß ich, diese Arbeit zu unterbrechen, bis die Atmosphäre sich gereinigt haben würde. Ich benützte diese Zwischenzeit, um den Unterweisungen der Wächter zu folgen und die unge­ klärten Details meines Lebens zu bereinigen. In ihrer Kommunikation mit mir hatten mir die Wächter sehr deutlich gemacht, daß es in meinem Leben viele unbe­ friedigende Aspekte gab, das heißt, daß ich sehr viel Verant­ wortung angehäuft hatte in Form von Berufskollegen, Ange­ stellten, Familie, Kindern. Bevor ich weitere Fortschritte machen und tiefer und in gründlicherer Weise in diese weit­ entfernten Räume eindringen konnte, würde es für mich nötig sein, die Probleme meiner an den Planeten gebundenen Ver­ pflichtungen zu lösen. Die an den Planeten gebundenen Verpflichtungen bestan­ den hauptsächlich aus dem ziemlich großen Delphin-Forschungsprojekt, das ich leitete. Meine Aktivitäten bestanden darin, sowohl selbst die Erforschung der Gehirnfunktionen und der Kommunikationsformen der flaschennasigen Del­ phine zu betreiben als auch andere zu diesen Forschungen anzuregen. Das Karma, das ich im Hinblick auf die Delphine angesammelt hatte, war von ganz besonderer Art. Ziemlich früh in der Delphin-Forschung, um 1955, hatte ich festgestellt, daß die Delphine ein sehr großes Gehirn haben und daß sie in einer seltsamen und andersartigen Weise viel weiter entwickelt waren als wir. Von 1959 bis 1966 hatte ich an dem Problem der Kommunikation mit diesen Wesen gear­ beitet. Zu diesem Zweck setzte ich die klassischen Methoden ein, die Delphine zu fangen und sie in die Beengtheit eines 68

Laboratoriums zu versetzen. Die Arbeit wurde von zwei Gruppen unternommen; die eine arbeitete in St. Thomas und die andere in Miami in Florida. Die Gruppe in Miami war hauptsächlich mit der Gehirnforschung befaßt. Die Gruppe in St. Thomas arbeitete vor allem an der Kommunikation. Während der LSD-Experimente im Tank auf den Virgin Islands von 1964 bis 1966 war ich auf die machtvollen Kon­ zeptionen vom »Gehen mit dem Strom«, vom Befolgen der Unterweisungen der Wächter und dem Erfühlen des Herz­ schlages des Universums hier auf dem Planeten Erde gekom­ men. Teilweise rührt das von innen her, aus dem eigenen Selbst, und teilweise aus anderen Quellen, die vorerst noch unbekannt sind. Die Unterweisungen der Wächter waren ein Auszug aus den unbekannten Quellen. Im Gefühl der Ehrfurcht, der Ehrerbietung und der Wunderbarkeit des Erforschens der vielen Räume, die in mir und im Universum gegenwärtig sind, wurde mir klar, daß ich eine mächtige Ethik entwickelte. Diese Ethik begann mein Leben, mein Verhalten, meine Beziehungen zu anderen und meine berufliche Karriere zu beeinflussen. Von dieser Ethik gab ich in The Mind of the Dolphin* eine gedrängte Darstellung, wo­ bei ich auch sagte, daß ich Erik Eriksons Neuformulierung der alten goldenen Regel übernommen hatte: »Was du willst be­ ziehungsweise nicht willst, daß man dir tu, das füge bezie­ hungsweise füge nicht den andern zu. >Die anderen< schließt auch andere Arten, andere Wesenheiten, anderes Sein in die­ sem Universum mit ein.« Ich beendete das Buch The Mind of the Dolphin im Jahre 1966; es wurde 1967 veröffentlicht. Zur Zeit der Veröffent­ lichung verfügte ich über alle Informationen, die nötig waren, um die Anweisungen der zwei Wächter auszuführen und die­ ser neuen Ethik Folge zu leisten. Das zu tun, kostete mich je­ doch eine Menge Unannehmlichkeiten, eine Menge Freunde, eine Menge Schmerzen und meine Familie. Ich wurde mir plötzlich klar darüber, daß ich die DelphinForschung aufgeben mußte. Sie ließ sich mit der neuen Ethik nicht mehr verbinden. Das, was ich tat und was ich in meinem Namen geschehen ließ, stand im Widerspruch zu dem, was ich erreichen wollte, und darum mußte es ausgeschaltet werden. Als mir mein Wunsch bewußt wurde, in diese Regionen, in * Garden City, N. Y.: Doubleday 1967. 69

diese neuen Räume vorzudringen und mit diesen neuen We­ senheiten in Verbindung zu treten, mußte das Delphin-Pro­ jekt ein Ende haben und gründlich überarbeitet werden. Die einzige Art und Weise, auf die ich das meines Erachtens wir­ kungsvoll erledigen konnte, bestand darin, das ganze dama­ lige Delphin-Projekt aufzugeben und einige Jahre zu warten, bis ein besseres Projekt geplant und ausgeführt werden konnte. Wie ich in The Mind of the Dolphin schrieb, beinhal­ tete der Plan eines neuen Projektes völlige Freiheit für die Delphine, zu kommen und zu gehen, wie sie wollten und nicht wie wir wollten. In diesem Buch machte ich den Vorschlag, ein Haus am Meer zu bauen. Ein Teil des Hauses sollte ins Was­ ser gebaut sein, so daß die Delphine hereinkommen und am Familienleben innerhalb des Hauses teilnehmen konnten. Margaret Howe (meine Mitarbeiterin) und ich kamen auf­ grund von Margarets Kommunikations-Bemühungen in den befluteten Räumen im Delphin-Laboratorium von St. Thomas zu diesem Schluß. Um den Weg für das neue Projekt, das auf völlig neuen Voraussetzungen beruhte, zu ebnen, wurden die laufenden Projekte abgeschlossen. An dem Tag, als ich diesen eindeutigen Entschluß faßte und bevor ich noch Gelegenheit hatte, ihn meinen Kollegen mitzu­ teilen, verweigerte einer der weiblichen Delphine im Labora­ torium von Miami die Nahrung. In der darauffolgenden Wo­ che verfiel sie trotz kräftiger medizinischer Hilfsmaßnahmen, um ihren Appetit wiederherzustellen, zusehends. Sie starb. In den nächsten drei Wochen begingen weitere drei Delphine Selbstmord durch Nahrungs- oder Atem-Verweigerung. Be­ vor die übrigen sich selbst umbringen konnten, beschloß ich, sie ins Meer zurückkehren zu lassen. Sie wurden in ein Gezeitenbecken freigelassen, das durch einen engen Kanal mit dem Meer verbunden war. Das älteste der drei Tiere war, wie wir vermuteten, etwa vierzig Jahre alt; die anderen waren sehr jung - drei oder vier Jahre. Bevor das älteste den zwei jüngeren erlaubte, ins Meer hinauszu­ schwimmen, trieb es sie im Becken herum und hielt sie unter Wasser. Sie wollten dauernd hochspringen, um in die Boote zu schauen und den Menschen, die ihnen winkten, zu ant­ worten. Aber das älteste wußte, daß dies im Meer ihren Tod bedeuten würde. Viele Leute haben Gewehre in ihren Booten und schießen auf alle Delphine, die sich blicken lassen. Mit 70

dieser Aufgabe befaßte sich der älteste Delphin etwa drei Stunden lang. Als er schließlich sein Ziel erreicht hatte, sie unten zu halten, verließen sie uns durch den Tunnel und schwammen ins Meer hinaus, und das war das letzte, was wir von ihnen sahen. Wir versteckten uns hinter einer Mauer, so daß sie uns nicht sehen konnten, sonst wären sie zurückgekommen und hätten sich bei uns herumgetrieben. Wir hätten beschlossen, die Sache ein für allemal abzubrechen, und darum versteckten wir uns, um zu sehen, was geschah. Die ursprünglichen Projekte in unserem Laboratorium hat­ ten sich auf die Prämisse gestützt, daß wir bevor wir nicht den wissenschaftlichen Beweis für die hervorragende Qualität und Größe des Delphin-Gehirns vor der wissenschaftlichen Gesell­ schaft erbracht hatten, niemandem eine Grundlage für unsere Überzeugung bieten konnten, daß es sich bei ihnen um hochentwickelte Wesen handelt. Sie sind auf eine fremde und eigenartige Weise dem Menschen ähnlich, wenn sie nicht gar höherstehen. Ich hatte mich mit den Neuro-Anatomikern ge­ einigt, zu Beginn des Projektes drei Delphine zu opfern, damit sie genügend anatomisches Material erster Qualität für ihre Gehirn-Anatomie-Demonstration zur Verfügung hatten. Schon damals kamen mir Zweifel an der ethischen Richtigkeit zu erlauben, daß so etwas gemacht wurde. Doch ich geneh­ migte es im Hinblick auf die Erschließung wissenschaftlicher Daten und damit der Propaganda für die Delphine, um durch­ zusetzen, daß sie als biologische Organismen erster Klasse anerkannt würden. Ich glaubte, daß diese Art von Anerken­ nung durch die wissenschaftliche Gesellschaft nötig war, um in der Zukunft die bestmöglichen Beziehungen zwischen uns und den Delphinen zu schaffen. Trotzdem hatte ich bei dieser Rechtfertigung ein unbehagliches Gefühl. Auf dem Höhepunkt der Delphinforschung arbeiteten drei­ ßig Leute an diesem Projekt. Es war meine ethische Pflicht, die Forschung in einer Weise abzuschließen, daß diese Leute nicht ohne Arbeitsplatz dastanden. Im Laufe des folgenden Jahres fanden sich neue Plätze für sie. Die Delphin-Gehirn-Gruppe iibersiedelte geschlossen in ein anderes wissenschaftliches La­ boratorium in Worcester, Massachusetts. Unser Computer wurde zum National Institute of Mental Health nach Bethesda, Maryland, zurückgeschickt. Die diversen wissenschaftlichen Apparaturen wurden zwischen der Gehirn-Forschungsgruppe 71

an ihrem neuen Arbeitsplatz und dem Psychiatrischen For­ schungszentrum von Maryland, zu dem ich umzog, um die LSD-Forschung unter legaler Zulassung weiterzuführen, auf­ geteilt. Während der Experiment-Reihe mit LSD von 1964-66 war die Beziehung zwischen mir und meiner Frau unerträglich ge­ spannt geworden. Beim darauffolgenden Rückzug von dem Delphin-Projekt trennten wir uns. Die angehäufte Spannung zwischen uns war so schmerzhaft geworden, daß es unum­ gänglich war, die Beziehung zu beenden. Im Sommer 1968 wurde der letzte der Delphin-Artikel un­ ter dem Titel ›Reprogramming the Sonic Output of the Bottlenosed Dolphin‹ in der Juli-Ausgabe des Journal of the Acoustical Society of America veröffentlicht. Dieser Artikel war eine Zusammenfassung dessen, was ich über den augen­ blicklichen Stand der Kommunikationsmöglichkeiten mit den flaschennasigen Delphinen wußte. Ich fügte wichtige techni­ sche Details zu dem hinzu, was ich in The Mind of the Dol­ phin geschrieben hatte, das im Jahr zuvor veröffentlicht wor­ den war. Die neuen Vorstellungen, die aus den LSD-Experimenten im Tank herrührten - das Konzept von der Programmierung und Meta-Programmierung des menschlichen Biocomputers wurden hier auf die Delphine angewandt. Anstatt mich in dem begrenzten psychologischen Rahmen der bedingten Re­ flexe, der negativen und positiven Verstärkung und der Reiz­ beantwortung zu halten, erarbeitete ich eine neue Reihe von Theorien und Verfahrensweisen, die sich auf die Theorie der »Reprogrammierung« stützten. Diese spezielle Theorie wird in diesem Buch an späterer Stelle noch ausführlich behandelt. Die grundlegende Voraus­ setzung ist die, daß der Delphin über einen sehr großen Bio­ computer verfügt, der aufgrund seiner natürlichen inputs und O u t p u t s in einer kontinuierlich ineinandergreifenden Feed­ back-Beziehung zum Menschen und seinem Biocomputer mit seinen natürlichen inputs und outputs «programmiert werden kann, was durch entsprechende instrumenteile Mittel unter­ stützt wird. Während der Übergangszeit, als ich die Delphin-Arbeit an andere weitergab, verfolgte ich einen bestimmten Effekt, den wir entdeckt hatten, als wir an den Kommunikations-Systemen der Delphine gearbeitet hatten. Um die humanoide Vo72

kalisation der Delphine zu untersuchen, nahmen wir das, was die Delphine sagten, auf eine Bandschleife auf. Dann ließen wir eine Gruppe von Leuten Vermutungen anstellen, was die Delphine gesagt haben mochten. Auf diese Weise erhielten wir eine Liste von etwa zehn verschiedenen Worten, von de­ nen angenommen werden konnte, daß sie von den Delphinen geäußert wurden. Um unsere Studie zu vervollständigen, nah­ men wir dann die Vokalisation von Leuten, die mit der Delphin-Vokalisation gut vertraut waren, auf eine Bandschleife auf. Wir stellten bald fest, daß ein in reinem, klarem Englisch wiederholtes Wort mehr Alternativen hervorbrachte als die Delphin-Aufnahme. Wenn man fünfzehn Minuten lang einer Bandschleife mit einem wiederholten Wort zuhört, so kann man bis zu dreißig verschiedene andere Wörter hören als das, was die Bandschleife wiedergibt. Wir unternahmen eine aus­ führliche Studie mit dem Wort »cogitate«. Wir setzten etwa 300 Personen diesem Wort über Zeiträume von fünfzehn Mi­ nuten bis zu sechs Stunden aus. Wir baten jede Versuchsper­ son, die Wörter, die sie gehört hatte, aufzuschreiben oder sie per Mikrophon auf einen anderen Kanal desselben Geräts zu sprechen. Von diesen 300 Versuchspersonen erhielten wir ungefähr 2300 verschiedene Wörter. 300 davon waren im Lexikon zu finden; der Rest waren Wörter, die wir üblicherweise nicht verwenden, das heißt, nicht-lexikalische Wörter, wie wir sie nannten. Bei dieser Arbeit hatte ich in Margaret Naesser, einer Linguistik-Studentin von der University of Wisconsin, eine begeisterte Mitarbeiterin. Margaret verfügte über gewaltige Energie und Initiative und führte die Untersuchung mit Hilfe des IBM-360-Computer-Systems an der University of Illinois durch, um unsere Ergebnisse zu analysieren. Dr. Heinz von Foerster am Biocomputer-Laboratorium war von unseren Re­ sultaten fasziniert und arrangierte es, daß wir den Computer benützen konnten. Die Computer-Analyse zeigte, daß der menschliche Biocom­ puter sich bei der Wiederholung bei jedem Klang-Akzent des Wortes »cogitate« dreht und wendet und andere Klänge selek­ tiert, die man dann hört, als kämen sie von dem stimulieren­ den Wort. Jeder dieser Klang-Akzente wird ein »Phon« ge­ nannt. Wir stellten fest, daß die Leute im Durchschnitt dazu tendierten, zwölf Phon-Akzente aus dem ursprünglichen sti­ mulierenden Wort »cogitate« herauszuhören. Die niedrigste 73

Anzahl der gehörten Klang-Akzente war drei, die höchste sechsundzwanzig. Die Anzahl der ersatzweise eingesetzten Klänge innerhalb der zwölf Klang-Akzente war verschieden. Für den ersten Klang-Akzent gab es dreizehn unterstellte Klang-Versionen. Für den zweiten wurden vierundvierzig verschiedene Klang-Versionen erbracht usw. Es erwies sich, daß dieser Wort-Wiederholungs-Effekt es möglich machte, einer Zuhörerschaft sehr schnell zu demon­ strieren, wie sie ihre eigenen Biocomputer-Vorgänge bewußt machen konnte. Aus diesem Grund setzte ich die Arbeit fort und stellte mittels des Wort-Wiederholungs-Effektes eine Ver­ bindung zwischen Mensch und Delphin her. Es war ein außer­ ordentlich geeignetes Vorgehen, um den Leuten ihre eigene Meta-Programmierung und die vielfältigen Planungen des Biocomputers deutlich zu machen. Im Zusammenhang mit dem Hören von alternierenden Wörtern bei der Konfrontation mit dem wiederholten Reiz eines bestimmten Wortes stellte ich fest, daß manche Leute ganz unterschiedliche Arten von Trips erlebten. Bei einer Zu­ hörerschaft von 200 Leuten war festzustellen, daß etwa zehn bis zwölf Prozent der Leute »davonreisten« und nichts von alternierenden Klängen berichteten. Als ich die Möglichkeit hatte, zwei dieser Leute zu fragen, was ihnen widerfahren war, beschrieben sie Trips, die denen sehr ähnlich waren, die ich im Isolationstank erlebt hatte. Zudem fanden wir heraus, daß wir die Alternierungen, die jemand hörte, auf verschie­ dene Weise programmieren konnten. Um die Programmierbarkeit der alternierenden Klänge, die gehört wurden, festzustellen, ließen wir die Versuchsperson eine Stunde lang das wiederholte Wort anhören und alle Alternierungen aufschreiben, die wir dann auf Karten schrie­ ben. Als nächstes hörte die Versuchsperson das Wort, während sie gleichzeitig auf je eine Karte schaute. Daraufhin entspannte sie sich, und als sie dann eine neue Karte aufnahm, hörte sie das alternierende Wort, das auf der Karte stand. Dieses Ex­ periment zeigte, daß ein visuelles input das, was gehört wird, programmieren kann. Wir stellten auch fest, daß das periphere Sehen, d. h. das Sehen, das außerhalb der Hauptlinie der Blickrichtung liegt, ebenfalls programmieren konnte, was gehört wurde. Wir schrieben alternierende Wörter in sehr großen Lettern auf 74

Karten und brachten sie in den peripheren Sehbereich der Ver­ suchsperson, während sie gleichzeitig auf das wiederholte Wort hörte. Dann berichtete sie laut, was sie hörte. Das Wort, das sich im peripheren Sehbereich befand, übte, obwohl es nicht gesehen werden konnte, einen programmierenden Effekt aus. Das war eine Programmierung, die stufenweise von dem fernsten Punkt der peripheren Sichtweite von 90 Grad zur optischen Achse bis hinein ins Blickzentrum der optischen Achse verlief. Genau bevor die Versuchsperson das Wort be­ wußt lesen konnte, d.h. wenn es sich gerade noch weit genug von der zentralen Achse entfernt befand, daß sie es nicht be­ wußt lesen konnte, programmierte das Wort 90 Prozent von dem, was sie hörte. Dieses Experiment zeigte, daß die Menschen dauernd unter­ halb der Ebene ihrer bewußten Wahrnehmung von der Peri­ pherie ihres Blickfeldes her programmiert werden. Es ist wahr­ scheinlich eine gute Sache, daß das tatsächlich so ist. Es erlaubt uns, in reibungsloser Weise ein Auto zu lenken und zu gehen und diverse andere Aufgaben zu erfüllen, ohne an alles den­ ken zu müssen, was rundherum geschieht. Der menschliche Biocomputer wird ständig unterhalb seiner bewußten Wahrnehmungsebenen durch seine Umgebung un­ unterbrochen auf einfache und natürliche Weise program­ miert. Wir bemerkten, daß manche Versuchspersonen durch diese Effekte, die sich ihrer unmittelbaren bewußten Kontrolle ent­ zogen, ganz aus der Fassung gerieten. Sie konnten die Tat­ sache nicht akzeptieren, daß ihr Gehirn unterhalb ihrer be­ wußten Wahrnehmungsebenen ein Wort las und die Bedeu­ tung dieses Wortes registrierte. Ungeachtet, wie nachdrücklich sie es auch versuchten, sie konnten das Wort nicht lesen, so­ lange sie nicht ihre visuelle Achse direkt auf das Wort richte­ ten und so das Experiment unbrauchbar machten. Um so et­ was zu vermeiden, setzten wir natürlich einen Beobachter ein, der auf ihre Augen achtete, und jeder Fall, in dem jemand seine Augen bewegte, wurde ausgeschieden. Diese Art von Verwirrung ließ sich leicht durch ein Weiterführen der De­ monstration korrigieren. Wenn eine Versuchsperson sich an solche Ergebnisse gewöhnte und sie akzeptierte, wurde sie nicht länger von den unbewußten Vorgängen in ihrem Bio­ computer aus der Fassung gebracht. Später benützte ich die­ sen Effekt, um in den Workshops im Esalen-Institute den 75

Leuten einige der Projektionsmedianismen in ihrem eigenen Biocomputer deutlich zu machen. Aus dem Wort-Wiederholungs-Effekt lernte ich einiges über das »Gehen mit dem Strom«, indem ich mich entspannte und den Unterweisungen, die von irgendwoher kamen, ge­ stattete, meinen Biocomputer zu lenken. Wenn man sich völ­ lig entspannt, während man auf das wiederholte Wort hört, kann man schnell alle Phänomene feststellen, die ich oben beschrieben habe. Wenn man jedoch verkrampft ist und sich weigert, es wirklich »gehen zu lassen«, obwohl man es gehen lassen möchte, so erscheinen diese Phänomene nicht so häufig. Meine weiteren Lektionen im »Gehen mit dem Strom« und dem Befolgen von Weisungen erhielt ich in Topeka, Kansas, von Dr. Ken Godfrey und seiner Mitarbeiterin Helen Bonny. Ich startete mit Ken und Helen eine Serie von Experimenten auf dem Gebiet der Hypnose. Ich wollte herausfinden, ob ich dieselben Zustände, die ich in der LSD-Experiment-Reihe von 1964-66 erreicht hatte, auch mit Hypnose erreichen konnte. Ich stürzte bei dieser Gelegenheit auch in einige gewaltige Er­ lebnisse im Bereich der Telepathie, die eine weitere Demon­ stration dessen waren, daß, wenn man sich in den Strom be­ gibt und den Weisungen der zwei Wächter folgt, diverse Dinge geschehen können, die auf allgemeinverbindliche wis­ senschaftliche Weise nicht erklärt werden können. In Topeka machten wir drei, Ken, Helen und ich, uns in einer sechsstündigen Sitzung erst einmal sehr gründlich mit­ einander vertraut, wobei wir im Hinblick auf das, was wir waren und was wir tun wollten, uns aller Einschränkungen entledigten. Diese Form einer vorbereitenden Zusammenkunft »in der Tiefe« ist sehr wichtig, damit man miteinander genü­ gend entspannt umgehen kann, um die programmierenden Wirkungen der »hypnotischen Trance« zu erzielen. Um genü­ gend Entspannung zu erreichen, damit man in diese besonde­ ren »Trance-Stadien« kommen kann, muß man die anderen erst sehr gut kennen und ihnen zutiefst vertrauen. Bei der ersten Sitzung beschlossen wir, daß ich den Versuch unternehmen wollte, tief hineinzugehen, während die anderen auf weniger tiefen Ebenen der Trance bleiben würden. Ich wollte versuchen, in die Region der zwei Wächter zu gelan­ gen. Ken war der Programmierer und Helen gab mir Unterstüt­ 76

zung, als ich tiefer ging. Beim ersten Experiment stieß ich auf diverse Hindernisse auf dem Weg zu den zwei Wächtern. Als ich in die Tiefe ging und versuchte, die Region des strahlen­ den goldenen Lichts zu erreichen, erschien das goldene Licht auf der linken Seite, aber auf der rechten Seite trat eine sehr finstere, bedrohliche Wolke auf. Ich fühlte, wie zutiefst Böses über Böses aus anderen Dimensionen auf der rechten Seite in mich eindrang. Die rechte Seite ist die Seite, auf der meine Migräne-Anfälle immer auftreten. Helen Bonny befand sich auf der rechten Seite, Ken auf der linken. Die Spaltung in meinem Wesen setzte das Gute auf die linke und das Böse auf die rechte Seite. Diese Spaltung wurde schließlich aufgehoben, als Helen an­ fing, die Wesenheiten und Kräfte, die von rechts kamen, zu bearbeiten. Hier war die Erfahrung sehr ähnlich jener, bei der ich mit LSD an meiner Migräne gearbeitet hatte. Dann öffnete sich ein »Loch« in meinem Kopf zu einem Universum, und böse Wesenheiten drangen in mich ein. Helen und Ken akzeptier­ ten diese meine Ablehnung auf dem Weg in die Tiefe und programmierten mich heraus. Plötzlich zog sich die böse Finsternis zurück, und das gol­ dene Licht breitete sich in meinem ganzen Wesen und Blick­ feld aus. Die zwei Wesenheiten oder Wächter erschienen nicht, aber ihre Anwesenheit war spürbar. Ich empfing ver­ schiedene Unterweisungen von ihnen über die Fortsetzung des Weges, den ich eingeschlagen hatte. Ich fühlte von ihrer Seite sehr großen Beifall für das, was wir taten, und eine große Befriedigung und eine Art von gesegnetem Zustand kamen über mich. Ich war im Strom und tat das Richtige, entspre­ chend ihrer früheren Weisungen. Das war eine sehr lohnende Erfahrung. In dieser Nacht ging ich nach dem Experiment in mein Ho­ telzimmer zurück. Ich dachte an meine menschliche Führerin in den ersten zwei LSD-Trips, bevor ich ins Bett ging. Im Bett geriet ich augenblicklich in tiefe Trance. Ich wurde zu einem zentralen Punkt von Bewußtsein, von Strahlung, von Liebe und Wärme, etwa zwei Fuß über dem Boden. Ich befand mich in einem Schlafzimmer, etwas entfernt vom linken Fußende eines Bettes. Ich konnte zwei Tischlam­ pen sehen, jede auf einer Seite des Bettes. Im Bett war nie­ mand. Auf dem Bett lag eine schöne Decke. Ich schaute an der 77

linken Seite des Bettes entlang. Ich war von Empfindungen der Liebe und der Wärme erfüllt. Plötzlich ging die Decke auf dem Bett auf der linken Seite nahe dem Boden in Flammen auf. Die Flammen wanderten hoch und begannen sich über das Bett auszubreiten. Ich roch Rauch und zog mich zurück und hatte ein Gefühl von Bedro­ hung. Ich kam zurück in das Hotelzimmer und wurde mir plötzlich bewußt, daß ich im Schlafzimmer meiner ersten LSDFührerin gewesen war. Ich rief sie an und sagte: »Was ist vor fünf Minuten los gewesen?« Sie sagte: »Ich war mit einer Menge Bücher in meinem Bett und las. Dann ging ich ins Badezimmer und kam zurück und konnte zwischen all den Büchern meine Brille nicht mehr finden und packte die Bettdecke und zog sie wütend weg und schmiß alle Bücher auf den Boden. Ich verlor kurz die Beherrschung. Dann fand ich die Brille und ging wieder ins Bett.« Daraufhin erzählte ich ihr, was ich erlebt hatte. Sie war ein­ verstanden, mir weiterhin zu berichten, was in den folgenden zwei Tagen geschehen würde. Sie stimmte auch zu, daß es bes­ ser war, daß sie mir zuerst erzählte, was los gewesen war, als umgekehrt, so daß keine kreuzweise oder parallele Program­ mierung möglich war. Bei diesen Experimenten wollte ich se­ hen, ob ich reisen und entdecken konnte, was bei ihr geschah. Diese Experimente hätten noch verbessert werden können, wenn wir einen dritten Beobachter gehabt hätten, dem jeder von uns berichten konnte, aber wir entschieden, daß wir es damals allein machen wollten. Am nächsten Tag wiederholten Ken, Helen und ich unser Experiment vom Vortage. Es fand eine weitere seltsame Wie­ derholung aus der Vergangenheit statt, und es schien so, als ob ich es vermeiden wollte, die zwei Wächter zu treffen. Als ich dieses Mal in tiefe Trance kam, war ich plötzlich auf einem anderen Planeten, nicht auf der Erde, in einer tiefen Höhle, einer sehr merkwürdigen vertikalen Höhle mit einem kugelförmigen Raum auf dem Grund. Irgendwie wußte ich nicht, wie ich aus dieser Höhle herauskommen sollte. Ich schaute durch den vertikalen Schacht nach oben und sah am fernen Ende des Tunnels ein blaues Licht. Ich fühlte mich durch den Umstand bedroht, daß sich an den Wänden des Schachtes etwas befand, das ich für »Lebensformen in festem Zustand« hielt, kleine kubische und rechteckige Kreaturen, die 78

irgendeine Arbeit, die ich nicht begriff, an den Wänden des Schachtes ausführten. Sie waren sehr beschäftigt und bedeck­ ten die ganze Oberfläche des Schachtes. Ich schätzte, daß kei­ ner von ihnen mehr als sieben oder zehn Zentimeter im wei­ testen Durchmesser maß. Irgendwie fühlte ich, daß ich in diesem kugelförmigen Raum gefangen war, und wagte nicht, in dem Schacht hochzu­ klettern, aus Angst vor etwas, das diese Kreaturen mir antun könnten. Es war vorgesehen, daß ich berichten sollte, aus den Tiefen der Trance berichten sollte, was geschah, und ich erzählte He­ len und Ken, was los war. Helen sagte sofort: »Ich werde dich durch den Schacht hochziehen, ohne daß du die Wände be­ rührst. Bleib bei mir. Erlaube mir, dich zu ziehen, und du wirst herauskommen.« Augenblicklich begann ich durch den Schacht hochzuschwe­ ben, kam durch die Öffnung auf die Oberfläche des Planeten und sah den gewaltigen blauen Himmel über meinem Kopf und die sehr seltsame Beschaffenheit des Planeten. Er war irgendwie von goldener Farbe, Grün gab es nicht. Es gab nichts, was ich mit irdischen Begriffen beschreiben könnte. Es war eine sehr seltsame Beschaffenheit, sehr glatt und ganz anders als jede irdische Landschaft, die ich je gesehen hatte.. Es gab einige andere Wesen auf der Oberfläche des Planeten, aber ich war nicht mehr daran interessiert, dort zu bleiben, und so kam ich zurück in das Zimmer, in dem wir drei arbei­ teten. Später am Nachmittag wollte Helen Bonny an dem WortWiederholungs-Experiment teilnehmen. An diesem Nachmit­ tag war sie als Versuchsperson vorgesehen. Wir arrangierten das Experiment in einem schalldichten Raum. Während sie auf das wiederholte Wort hörte, das aus dem Lautsprecher neben dem Kopfende der Couch, auf der sie lag, kam, lag ich auf einer Couch auf der anderen Seite des Zimmers und ent­ spannte mich. Wenn sie ein alternierendes Wort hören würde, wollte sie es laut in ein Mikrophon sprechen. Ich bemerkte, daß ich immer entspannter wurde und ebenfalls alternierende Wörter hörte. Ein merkwürdiger Effekt trat hinzu: Wenn sie ein alternierendes Wort sagte, so hörte ich ein anderes alter­ nierendes Wort als Reaktion auf das ihre. Die einzige Bedeut­ samkeit dieser Beobachtung liegt darin, daß ich sehr entspannt war. Ich ließ es gewähren und ging mit dem Strom. 79

Plötzlich bewegte sich die Quelle des wiederholten Wortes, des Klanges, von der linken Seite des Zimmers quer durch den ganzen Raum und drang in meinen Kopf, als trüge ich Kopf­ hörer. Der eine Teil von mir wußte, daß sich der Lautsprecher, aus dem das wiederholte Wort kam, auf der anderen Seite des Zimmers befand, aber ein anderer Teil wußte, daß er im In­ nern meines Kopfes war. Ich ging diesem Effekt nach, und dann wurde mir klar, daß ich mich in Trance befand und daß dies eine der Reprogrammierungen im Wahrnehmungsbereich war, die in diesem be­ sonderen Bewußtseinsstadium stattfinden können. Plötzlich sah ich, obwohl meine Augen geschlossen waren, in einen mit goldenem Licht erfüllten Raum. Ich sah einen riesigen Kronleuchter, einen unerhört schönen Kronleuchter, der von der Decke hing. Ich war erfüllt von warmen, liebevol­ len Gefühlen und einer Empfindung von kindlichem Entzükken und Verwunderung über die Schönheit dieses Kronleuch­ ters in dem goldenen Raum. Ich fühlte mich so wie in der Kindheit angesichts eines Palastes, wie in einem der Paläste, von denen in Märchen die Rede ist. Der Kronleuchter hatte Kristall-Prismen, Hunderte davon umgaben die Lichter des Kronleuchters. Das Licht, das davon ausstrahlte, war ein sanf­ tes, goldenes Glühen. Nachdem dieses Experiment beendet war, rief ich in Kalifor­ nien an und fragte meine frühere Führerin, was um drei Uhr nachmittags geschehen war. Sie sagte: »Um fünf Minuten vor drei schaute ich auf die Uhr und stellte fest, daß ich die Kinder von der Schule abholen mußte. Ich ging die Treppe hinunter und sah den Kronleuchter, der an der Decke der Halle hängt. Ein Gefühl von seiner ungeheuren Schönheit überkam mich, und ich empfand ein kindliches Entzücken daran, ihn zu be­ wundern und seine märchenhafte, palastartige Qualität in mich aufzunehmen. Ich hüpfte die Treppe hinunter und sah ihn im Gehen an und bewunderte ihn und genoß diese Erfah­ rung sehr gründlich.« Daraufhin erzählte ich ihr, was mir zur selben Zeit über eine Entfernung von 1200 Meilen hinweg widerfahren war. Sie war begeistert, und wir machten aus, daß wir uns zu weiterem Erfahrungsaustausch treffen wollten, wenn ich wieder in Kali­ fornien war. Diese zwei Experimente mit Telepathie zwischen mir und meiner Führerin zeigten mir, daß ich irgendwie in den Geist 80

des anderen Menschen miteinbezogen werden und an seinem Zustand beteiligt sein konnte. In beiden Fällen waren ihre spezielle Gefühlslage und ihre Emotionen auf mich übertragen worden, als wäre ich sie, wobei der Kronleuchter eine direkte Erfahrung, die ich selbst machte, darstellte und die brennende Bettdecke eine symbolische Vermittlung ihrer Wut bedeutete. Im letzteren Fall kann es sein, daß ich meiner eigenen Erfah­ rung von ihrer Wut, die sie empfand, auswich und die symbo­ lische Darstellung selbst kreierte. Beim dritten Experiment mit Helen und Ken ging ich viel tiefer und näherte mich der Region der zwei Wächter, aber ich war unfähig, dort wirklich einzudringen. Dann beendeten wir die Experiment-Reihe, und ich fuhr wieder nach Kalifor­ nien. Ich traf meine Führerin und besprach mit ihr die Ergebnisse dieser Experimente. Sie wollte die Bänder von der Induktion der hypnotischen Experimente hören. Ich legte ein Band auf, und wir lehnten uns zurück, um zuzuhören. In dieser Situation wußte ich, was jeweils als nächstes auf dem Band kam. Ich wußte, welcher von uns sprechen würde, Helen, Ken oder ich. Meine Führerin wußte es nicht. Ich geriet wieder in ein leichtes Stadium von Trance, und plötzlich ge­ schah ihr dasselbe, während wir noch dem Induktions-Ablauf zuhörten. Das Experiment dauerte etwa drei Minuten, und die übrige Zeit sprachen Ken, Helen und ich auf dem Band über das Experiment und über verschiedene andere Dinge. Plötzlich sagte meine Führerin: »Ich glaube, ich war dort bei dieser Sit­ zung von euch dreien.« Ich sagte: »Oh, wie konntest du dabei sein, du warst doch in Kalifornien.« Sie sagte: »Ich weiß ge­ nau, was als nächstes gesagt werden wird und wer sprechen wird.« Sie demonstrierte mir das; wenn einer zu sprechen auf­ hörte, nannte sie den nächsten und das, was er sagen würde. Während sie das tat, wurde mir plötzlich klar, was los war: Sie war in meinem Kopf und hörte die Erinnerung an das, was gewesen war. Sie tat dies etwa zwanzig Minuten lang, wobei sie genau berichtete, was als nächstes kam. Plötzlich brach sie ab und sagte: »Ich glaube nicht an Telepathie. Das kann nicht sein.« Ich sagte: »Na schön, aber es ist so! Du bist eindeutig in meinem Kopf, so, wie ich in dem deinen über eine Entfernung von 1200 Meilen war.« Diese Experimente und Erfahrungen zeigten mir, daß ich die Hypnose wirklich gründlicher erforschen sollte. Ich be­ 81

schloß, ans Laboratorium von Ernest Hilgard an der Stanford University zu gehen, das einzige Hypnose-Forschungs-Laboratorium an einer Universität, das ich kannte. Ich verbrachte in diesem Laboratorium zwei Wochen damit, die einschlägige Literatur zu lesen, mich mit der Sache vertraut zu machen und mich einigen Experimenten zu unterziehen. Zuerst waren sie daran interessiert, festzustellen, wie ich auf verschiedene ihrer Tests reagierte. Sie unterzogen mich dem »Hypnose-Empfänglichkeits-Test«, den ich später als den »Hypnose-Talent-Test« bezeichnete. Meine Punktzahl war sehr hoch im Vergleich zu einer Gruppe von High-SchoolStudenten, die sie kürzlich getestet hatten. Sie hatten die Fest­ stellung gemacht, daß im allgemeinen die Eignung zur Ent­ wicklung von Trance mit dem Alter abnahm. Denn dann war man weniger bereit, von einem äußeren Programmierer pro­ grammiert zu werden. Wenn man mit dem Strom geht und den Weisungen über die bewußten Stadien folgt, so ist es nicht wirklich problema­ tisch, jemandem außerhalb zu erlauben, diese Programmie­ rung vorzunehmen. Wenn man eine Programmierung von außen fürchtet und Angst hat, diese Person könnte einen aus­ nützen, oder wenn man sich grundsätzlich vor einer Program­ mierung von außen fürchtet, so kann man auf diese Weise nicht in tiefere Trance gelangen. High-School-Studenten eig­ nen sich besser als College-Studenten, und College-Studenten eignen sich besser als die älteren Gruppen für die Arbeit in Trance-Stadien. Offensichtlich war ich eine Ausnahme; ich war durch die Erfahrungen mit LSD und der Isolation hin­ durchgegangen, und ich konnte eine Programmierung von außen viel leichter akzeptieren. Ich war also toleranter gegen­ über dem Einsteigen in diese Zustände. Ich konnte die Trance mit viel mehr Vertrauen akzeptieren, als es bei den Leuten meiner Altersklasse üblich war. Ich hielt vor einer Gruppe im Hypnose-Laboratorium ein Seminar über den Wort-Wiederholungs-Effekt. Ich erinnere mich sehr gut, wie Professor Hilgard volle acht Minuten dar­ auf wartete, daß er das erste alternierende Wort hörte. Ein Lächeln strahlte auf in seinem Gesicht, als er sein erstes alter­ nierendes Wort hörte. Er sagte später, daß er bis zu diesem Augenblick nicht an den Effekt geglaubt habe - eine durchaus gute Einstellung. Man sollte skeptisch gegenüber diesen Din­ gen sein, bis man sie selbst direkt erfahren hat. Jedenfalls war 82

ich sehr froh, daß er bereit war, das Experiment durchzuführen und sein erstes alternierendes Wort zu hören. Die Schnelligkeit, mit der die Leute alternierende Wörter hörten, schien auch widerzuspiegeln, wie leicht sie zu hypno­ tisieren waren, ob sie Talent dafür hatten, sich zu entspannen und mit dem Strom zu gehen. Die jüngeren hörten alle sofort alternierende Wörter und gingen mit und hörten viel, viel mehr als die älteren Leute. Wir fanden eine Art von Wechselbeziehung zwischen der Fähigkeit, in Trance zu kommen, und der Fähigkeit, alternie­ rende Wörter zu dem wiederholten Wort zu hören. Ich lernte die Studenten der oberen Semester dieser Fakultät kennen und hörte viele Geschichten über ihre Experimente mit Trance und die verschiedenen Wirkungen, die sie damit erzielt hatten. Manche von ihnen waren recht talentiert und hatten die »Ausdem-Körper-Erfahrungen« und verschiedene andere Phäno­ mene der tiefen Trance erlebt. In diesem Laboratorium lernte ich viel über die Dimensionen der persönlichen Erfahrung, die in einen menschlichen Biocomputer hineinprogrammiert wer­ den können. Ich lernte, daß es viele verschiedene Zustände, viele, viele verschiedene Phänomene gibt, die man erleben kann und die unter dem Namen Trance-Phänomene zusam­ mengefaßt sind. Ich mochte die Terminologie der Hypnose nicht sonderlich gern, da sie etwas Spezielles implizierte, etwas, das von der gewöhnlichen Erfahrung abgetrennt wird und das nur den Fachleuten zugänglich ist. Meiner eigenen Erfahrung nach sind solche Zustände jedoch natürlich, einfach, leicht und völ­ lig offensichtlich - sobald man bereit ist, mit dem Strom zu gehen. Der menschliche Biocomputer ist zu vielen, vielen Zu­ ständen fähig und verfügt über ein ungeheueres Panorama von Stadien, die wir normalerweise nicht zulassen. Ich lernte, daß das, was ich unter LSD im Isolationstank erfahren hatte, nicht so fernliegend war, wie ich damals ge­ dacht hatte. Mit Entspannungs- und Konzentrationstechniken konnte man wahrscheinlich ähnliche, wenn nicht überhaupt die gleichen Resultate erzielen. Während ich in Stanford war, hörte ich vom Esalen-Institute und beschloß, an die Küste von Big Sur zu gehen und zu sehen, was in Esalen los war. An dem Wochenende, an dem ich mich dazu entschloß, wurde ein Symposium über »Psy­ chose als ein Erlebnis der Selbstentfaltung« abgehalten. Ich 83

wollte bei diesem Symposium dabei sein, weil ich für mich selbst Psychose anders definierte, als ich es viele Jahre zuvor getan hatte. Auf meinem eigenen Weg des Nachdenkens über Zustände des Bewußtseins war ich dazu gekommen, Psychose einfach als einen unüblichen Bewußtseinszustand zu betrach­ ten, in den man geriet und der irgendwie die anderen Leute störte, weshalb man dann eingesperrt wurde. Ich erkannte, daß der Begriff »Psychose« ebenso eine kul­ turell-soziale Benennung war wie jeder Terminus, der sich auf die inneren Zustände bezieht. Wie das vielen Leuten geht, wuchs meine Erkenntnis, als ich die Bücher zweier unkonven­ tioneller Psychiater las (Thomas Szasz: The Myth of Mental Illness* und Psychiatric Justice** und Ronald Laing: The Politics of Experience***). Die inneren Zustände, denen man in der Psychose begegnet, können sehr mannigfaltig sein. Bei diesem Symposium wurde des langen und breiten in diesen Termini über Psychose diskutiert, und die verschiede­ nen Redner reichten von einem polnischen und einem tsche­ choslowakischen Psychiater bis hin zu einigen Leuten vom Esalen-Stab. Sie kamen zu dem Schluß, daß die Psychose in der klassischen Definition wenig Sinn ergibt. Es sind die Sta­ dien des Bewußtseins und die Beschränkung, die zur Evolution des Selbst führen. Mehrere der Anwesenden hatten psychotische Episoden er­ lebt und berichteten, wie förderlich diese für ihr weiteres Le­ ben gewesen waren. Für mich war dabei von Interesse, daß diese Leute in der Lage gewesen waren, in bestimmte Zu­ stände des Bewußtseins einzutreten und tage-, wochen- oder monatelang darin zu bleiben. Das erschien mir als eine über­ raschende Begabung. Mit LSD oder dem Tank oder beidem und mit der Hypnose hatte ich diese Zustände nur für ein paar Stunden erreicht. Während dieser Zustände war ich mir völlig bewußt gewesen, daß, wenn sie über die Dauer des Experiments hinaus anhalten würden, dies meine nahen Ver­ wandten, meine Freunde und meine Kollegen in Verwirrung stürzen würde. Es war besser zurückzukommen, als in diesen Zuständen zu bleiben. Die essentielle Eigenschaft der Psychose scheint die zu sein, daß man in einen dieser speziellen Zu* New York: Harper & Row 1961; deutsch: Geisteskrankheit - ein mo­ derner Mythos? Olten/Freiburg: Walter-Verlag. ** New York: Macmillan 1965. *** New York: Pantheon 1967. 84

stände gerät und sich dann weigert zurückzukommen. Man kann wohl diesen Zustand sogar dazu mißbrauchen, seine Verwandten oder Freunde zu bestrafen, indem man sie zwingt, sich um das physische Selbst zu kümmern, so daß man in die­ sem Zustand bleiben kann. Später las ich die Biografie des Ramakrishna von Christopher Isherwood*; es war wohl in Indien wesentlich leichter, am Verbleiben in diesen speziellen Bewußtseinszuständen Ge­ fallen zu finden, als hier in den USA. Im Falle von Rama­ krishna war es so, daß er einen Tempel hatte, einen Gönner und eine ganze Menge von Helfern um sich herum, so daß er in einem dieser Stadien für Stunden, Tage oder Wochen blei­ ben konnte, ohne irgend jemanden damit zu stören. Statt des­ sen erleichterten sie ihm die Sache, da er als heiliger Mann galt. So lernte ich, daß die Dauer eines bestimmten Bewußt­ seinszustandes von der Gesellschaft bedingt wird, in der er auftritt, wie auch von der sozialen Umgebung, der Familie und von den Arrangements, die man für die Dauer des Zu­ stands mit der Außenwelt treffen kann. Bei den LSD-Experimenten im Tank hatte ich Glück gehabt. Sie waren auf einem entlegenen Teil einer entlegenen Insel im Karibischen Meer vorgenommen worden, wo keine Möglich­ keit einer Störung bestand. Ich hatte völlige Kontrolle über die Umgebung und über die Leute, die in der Umgebung waren, und so bestand keine Gefahr, daß sie mich störten oder das Wissen über mein Sein in solchen Zuständen mißbrauchten. Ich blieb die drei Seminar-Tage in Esalen und lernte die Leute und die speziellen Lebensbedingungen, die an der Küste von Big Sur geschaffen worden waren, kennen. Ich er­ fuhr einiges über die anderen Leute in Big Sur und über die Vorteile, die sich im Hinblick auf bestimmte Ziele daraus er­ gaben, dort zu wohnen. Nach Esalen ging ich nach Maryland, wo meine neue Arbeit am Psychiatrischen Forschungszentrum im Spring Grove State-Krankenhaus auf mich wartete. Mehrere meiner alten Freunde und Bekannten arbeiteten dort und hatten mich aufgefordert, zu kommen und mit ihnen an Forschungsprojekten auf dem Gebiet des LSD und der Iso­ lation zu arbeiten. Als ich in Maryland ankam, stellte ich fest, daß das Forschungszentrum noch nicht fertig war. Wir hatten viele Besprechungen und führten viele tiefgehende Gespräche * Ramakrishna and His Disciples. New York: Simon & Schuster 1965. 85

/

miteinander und lernten uns gründlich kennen, so wie damals mit Helen Bonny und Ken Godfrey. Nach einigen Wochen ergab es sich, daß ich die meiste Zeit mit Dr. Sandy Unger verbrachte. Wir sprachen viel darüber, wie wir die Experimente planen und durchführen konnten, durch die wir einige der Mechanismen der LSD-Wirkung auf­ decken wollten. Diese Gruppe war eine der übriggebliebenen sechs in den USA legal von den Regierungsstellen autorisierten Gruppen, die mit LSD-25 innerhalb bestimmter Grenzen arbeiten durf­ ten. Die Gruppe hatte bereits seit mehreren Jahren mit LSD-25 auf dem Gebiet der Behandlung von Alkoholikern gearbeitet. Sie hatten die schwersten Fälle von Alkoholismus im Umkreis von Baltimore ausgewählt und behandelten sie am Spring Grove Krankenhaus entsprechend der Methode, die Humphrey Osmond und Abram Hofer in Saskatchewan, Kanada, als er­ folgreich herausgefunden hatten. Die Methode besteht, kurz gesagt, darin, bei jedem Patien­ ten drei Wochen lang mindestens eine Stunde täglich eine in­ tensive individuelle Psychotherapie vorzunehmen. Das wurde dann übergeleitet zu einer intensiven psychotherapeutischen Erfahrung mit LSD-25, und nach der LSD-Sitzung erfolgte weitere zwei Wochen lang eine intensive Psychotherapie. Die Sitzung selbst war eine Energie-Programmierungs-Sitzung mit dem Psychotherapeuten, der die Programmierung vor­ nahm. Während der Sitzung wurde auch intensiv Musik ein­ gesetzt. Ich hatte bei mehreren dieser Sitzungen über einen Monitor zugesehen. Ich hatte alle Schriften gelesen, die sie über dieses Thema verfaßt hatten, und ich hatte die Resultate sorgfältig mit ihnen durchgesprochen. Im allgemeinen sprechen Alkoholiker in diesem hochgradig ernsten Zustand des Alkoholismus auf keinerlei Behandlung an. Jeder dieser Patienten hatte bereits viele Arten von The­ rapien durchlaufen, ohne den Alkohol aufgegeben zu haben. Es war sehr beeindruckend und begeisternd zu sehen, wie sie nach einer einzigen Behandlung dieser Art für Zeiträume von sechs Monaten bis zu fünf Jahren vom Alkohol abließen. Bei der Planung des Experiments mußte berücksichtigt wer­ den, daß nur für eine LSD-Behandlung pro Patient die Ein­ willigung gegeben wurde; die Resultate mußten über einen 86

langen Zeitraum hinweg ausgewertet werden. Um wissen­ schaftlich auswerten zu können, ob die einmalige Behandlung wirkungsvoll war, war es nötig zu vermeiden, daß während der Auswertungsperiode von mindestens drei bis fünf Jahren eine zweite Behandlung erfolgte. Vor der Psychotherapie wurde ein umfangreicher Test vor­ genommen, und dasselbe geschah in der auf die LSD-Sitzung folgenden Periode. Ich entschied, daß ich nicht wissen konnte, was sich bei einer solchen Behandlung ergab, solange ich mich nicht selbst einer solchen Sitzung unterzogen hatte. Ich hatte das Gefühl, daß ich keine wirkungsvollen Forschungsprogramme entwerfen konnte, wenn ich nicht selbst - als Behandelter - erlebt hatte, was die Patienten erlebten. Meine Rechtfertigung hierfür ist ein wissenschaftliches Gelöbnis, das ich schon lange vorher, bei meiner Arbeit als Medizinstudent H. C. Bazett an der Uni­ versity of Pennsylvania gegeben und in den nachfolgenden Jahren befolgt hatte. Das Grundprinzip der menschlichen phy­ siologischen und psychologischen Forschung ist etwa folgen­ des: Wenn man ein wissenschaftlicher Forscher ist, der mensch­ liche Versuchspersonen benützen will, ist es nötig, daß man J. B. S. Haldanes Maxime folgt: »Du wirst auf dem Wege der wissenschaftlichen Kontrolle das, was wichtig ist, nicht verste­ hen, wenn du nicht die erste Versuchsperson deiner Experi­ mente bist.« Professor Bazett brachte mir das unmißverständ­ lich bei. Als er herausfinden wollte, welcher Art die Endorgane (die sensitiven Endungen in der Haut) sind, nahm er psycho-physiologische Experimente mit kalten und heißen Wechselbädern vor, um die temperaturempfindlichen Endungen in der Vor­ haut seines Penis zu bestimmen. Er markierte sie mit Tinte, ließ sich beschneiden und stellte durch mikroskopische Sektion und Färbtechniken die Endorgane fest, die für die Empfin­ dungen verantwortlich sind, über die er berichtet hatte. Später, als es für ihn wichtig war, die Temperatur innerhalb des menschlichen Gehirns kennenzulernen, hatte er ThermoElemente durch seine Halsschlagader in seinen eigenen Kopf eingeführt. Er maß die Temperatur innerhalb des Gehirns und die des Blutstroms in seinem eigenen Gehirn. Er forderte nie­ mals jemand anderen auf, etwas zu tun, das er nicht bereits selbst getan hatte. 87

Dies war die wissenschaftliche Vorgehensweise, der ich folgte, als ich die Arbeit mit dem Isolationstank am National Institute of Mental Health und auf den Virgin Islands durch­ führte. Ich forderte keine andere Versuchsperson auf, etwas zu tim, bevor ich es nicht selbst getan hatte. Manchmal be­ nützt man keine weitere Versuchsperson, nachdem man etwas selbst getan hat, weil man erkennt, daß es entweder nicht not­ wendig ist, daß eine zweite Person das Experiment durchführt, oder daß es zu gefährlich ist, als daß man es einer zweiten Person zumuten sollte. In diesem Fall wartet man auf einen anderen geistig reifen wissenschaftlichen Forscher, der es an sich selbst vornimmt. Dieser Anschauungsweise folgte Walter Reed bei seinen Experimenten auf der Suche nach der Ursache des Gelbfiebers. Es war dies viele Jahre lang eine medizini­ sche und wissenschaftliche Forschungs-Tradition unter den äl­ teren, reifen Forschem gewesen. In den letzten Jahren gab es viel Gerede und viele Verord­ nungen in den National Institutes of Health und innerhalb ihrer Stiftungen medizinischer Ausbildungsstätten. Sie verbo­ ten es, menschliche Versuchspersonen einzusetzen, solange nicht eine Jury Gleichgestellter beurteilt hat, ob das Experi­ ment durchgeführt werden sollte oder nicht. Dies war die Ein­ schränkung, die den psychotherapeutischen Experimenten mit LSD am Spring Grove State-Krankenhaus auferlegt worden war. Das Protokoll der Experimente wurde mehreren Komi­ tees zu der Entscheidung vorgelegt, ob die Gruppe, die die Experimente vorschlug, die Erlaubnis erhalten sollte, sie durchzuführen. Ich sah die Protokolle der Vorschläge des Spring Grove State-Krankenhauses durch. In keinem Fall wurde vorgeschlagen, daß zuerst die Forscher selbst dem expe­ rimentellen Vorgang unterzogen werden sollten. Dieser Mangel an Bereitschaft, sich als die ersten Versuchs­ personen ihrer eigenen wissenschaftlichen Forschung zu unter­ ziehen, rührt von einer anderen Linie der Tradition her als jener, in der ich unterrichtet und geschult wurde. Die Recht­ fertigung der anderen Schule ist, wenn man so will, folgende: Der Patient hat eine Krankheit, sagen wir, Krebs. Der Forscher hat diese Krankheit nicht, und wenn er eine neue therapeuti­ sche Form zur Anwendung bringt, um diese Krankheit zu hei­ len, so kann er das nicht bei sich selbst tun, weil er diese Krankheit nicht bei sich heilen muß. Ich stimme mit diesem Argument ganz und gar nicht über­ 88

ein. Du solltest an keinem Patienten etwas tun, was du nicht bereit bist, auch an dir selbst zu tun. Du weißt nicht, ob du bereit bist, es an dir selbst zu tun oder nicht, solange du es nicht versucht hast. Selbst wenn du die betreffende Krankheit nicht hast, sollte das Verfahren, welches auch immer du vor­ schlägst, nicht so schädlich sein, daß es dich davon abhält, es an dir selbst durchzuführen. Ist es das, so sollte es nicht an anderen durchgeführt werden. Darum ist es besser, es nicht einzusetzen, bevor du nicht zu deiner vollen Zufriedenheit be­ wiesen hast, daß es für Tiere nicht schädlich ist, und bevor du nicht zu deiner Zufriedenheit bewiesen hast, daß es für dich nicht schädlich ist. In den fünfziger Jahren war es dieses Argument, das ich gegen das Einsetzen von Gehirnelektroden bei menschlichen Versuchspersonen anführte. Ich wußte von meinen Tierfor­ schungen her, daß, gleichgültig wie die Elektroden in ein Ge­ hirn eingesetzt wurden, bei der Einsetzungs-Prozedur immer eine Schädigung des Gehirns stattfand. Wenn man nicht be­ reit war, diese Tatsache der Schädigung durch das Einsetzen von Elektroden in das eigene Gehirn selbst in Kauf zu neh­ men, so gab es meinem Gefühl nach keine Rechtfertigung da­ für, die Elektroden in das Gehirn irgendeines anderen einzu­ setzen. Dies erwies sich als ein sehr triftiges Argument zur Verhinderung des Gebrauchs von Gehirn-Elektroden. Ich wandte nun dasselbe Argument auf die Arbeit mit LSD an. Ich stellte fest, daß im Spring Grove in Wirklichkeit nie­ mand psychotherapeutische Arbeit mit LSD vornahm, bevor er nicht selbst die LSD-Sitzung als Trainings-Vorgang mitge­ macht hatte. Darum war es, als ich zum Spring Grove kam, offensichtlich, daß sie sich nach derselben Ethik richteten, die ich bereits selbst trotz der offiziellen Verfügungen befolgte. Obwohl ich über umfangreiche Erfahrungen mit LSD im Isolationstank unter den besonderen Bedingungen, die ich für mich selbst auf den Virgin Islands geschaffen hatte, verfügte, hatte ich doch LSD noch nicht unter den Umständen genom­ men, wie sie im Spring Grove herrschten. Damals hatte ich sehr großen Respekt vor dem, was LSD bewirken konnte und wofür es wirkte oder was unter dem Einfluß von LSD geschah - was beträchtliche Variationen in Entsprechung zu dem auf­ weist, was in einem selbst vor sich geht, und zu dem, was gleichzeitig in der Umgebung vor sich geht. Darum konnte ich, solange ich nicht LSD genommen hatte, d. h. es nicht im Rah­ 89

men des psychotherapeutischen s e t t i n g , wie es für die Patien­ ten üblich war, genommen hatte, nicht wissen, was sich in die­ sen Patienten tatsächlich abspielte. Ich konnte nicht wissen, wie sich das auf ihre Beziehung zum Alkohol als einer Haupt­ stütze ihres Lebens auswirkte. Nach einigen Wochen der Vorbereitung entschieden Sandy und ich, daß ich soweit war, innerhalb der nächsten Woche eine Sitzung durchzuführen. Zu dieser Zeit war es sehr schwierig, Sitzungen mit der professionellen Belegschaft abzu­ halten, weil das nicht von allen beteiligten Stellen autorisiert war. Das riesige nationale Negativ-Programm gegen LSD war noch stark im Gange, und die Bestimmungen waren extrem einschränkend. (Später wurden die Übungs-Sitzungen er­ laubt.) Wir folgten der hohen medizinischen ethischen Tradi­ tion, daß der medizinische Wissenschaftler zuerst an sich selbst zu experimentieren habe. Wir hatten das Gefühl, daß die diversen Komitees und Verwaltungsstellen dieser An­ schauungsweise zugestimmt haben würden. Es gibt wirklich keinen anderen Weg, um die primären Informationen zu er­ halten, die man benötigt. Es war eine wissenschaftliche Not­ wendigkeit, die »Übungs-Sitzungen« durchzuführen. Der Grund für die Beschränkung des LSD-Gebrauchs durch das Fachpersonal war die Angst, daß LSD das Gehirn schä­ dige, und später die Angst, daß es die Chromosomen angreife. In den frühen sechziger Jahren schlug ich vor, das Problem der Hirnschädigung zu untersuchen, indem man Tieren hohe Do­ sen LSD über einen langen Zeitraum hin gab. Als dieses Pro­ jekt 1966 soweit war, daß man damit beginnen konnte, war die nationale Angst so groß geworden, daß die Durchführung unmöglich war. Diejenigen von uns, die LSD oft genommen hatten, wurden ausführlich untersucht, und es wurden keine Schädigungen des Gehirns festgestellt. Doch konnten diese positiven Daten in der hysterischen Atmosphäre, die von den nationalen Medien gegen LSD gezüchtet worden war, nicht vorgelegt und nicht akzeptiert werden. Es gab auch viele Gerüchte, daß wissenschaftliche Forscher LSD genommen hätten und entweder psychotisch geworden oder aus ihrem Beruf ausgestiegen seien. Ich ging einigen dieser Gerüchte nach und fand heraus, was mit diesen diversen Leuten geschehen war. Soweit ich feststel­ len konnte, hatten manche wirklich unhaltbare Positionen in bezug auf den Gebrauch von LSD eingenommen. Der berühm­ 90

teste Fall war Dr. Timothy Leary, der kein medizinischer For­ scher war, sondern ein Psychologe ohne medizinische Ausbil­ dung. Er bewegte sich nicht innerhalb der wissenschaftlichen medizinischen Tradition, was seine Darstellungen über eine Veränderung unserer Kultur oder die Einführung von LSD als eine Art Sakrament betraf. Immerhin gab es genügend Fälle dieser Art, um viele Komitees und leitende Beamte davon zu überzeugen, daß LSD innerhalb ihrer eigenen Organisation Schwierigkeiten verursachen konnte. Meine Haltung dazu war die, daß dies die erste Reihe von Forschern war, die die Sub­ stanz genommen hatte. Auf Grund der hohen Initial-Energie und der rapiden Veränderungen, die sie damit hervorriefen, hatten sie die Sache falsch beurteilt und brauchten Zeit, um das, was geschehen war, zu integrieren. Während meiner ersten Initial-Experimente hatte ich die­ selben Gefilde der hyperenthusiastischen Reaktion auf gewisse Arten von Erlebnissen im Tank durchlaufen. Ich hatte auch gelernt, daß es, ehe man nicht eine ganze Menge Zeit damit verbracht hat, hinterher über die Resultate nachzudenken, weiser ist, diese Resultate nicht an die Öffentlichkeit zu brin­ gen. Damals, .als ich die Experimente machte, hatten wir meh­ rere öffentliche Beispiele von Leuten, die den anderen Weg gegangen waren und denen dieser Irrtum unterlaufen war. Genaugenommen sollte ich nicht sagen, daß ihnen ein Irrtum unterlaufen ist. Sie gaben uns sehr wertvolle Lektionen. Hät­ ten sie nicht getan, was sie taten, so hätten wir nicht tun kön­ nen, was wir taten. Also schulden wir ihnen genaugenommen unseren Dank. Jeder von ihnen zeigte uns, welcherart die öf­ fentliche Reaktion sein würde, wenn wir uns auf einen ähn­ lichen Weg begaben, und so waren wir in der Lage, die Fallen zu umgehen und die Arbeit fortzuführen, bis das Gesetz es unmöglich machte. Was die Gehirnschädigung betrifft, so hatte ich, ebenso wie die anderen, die LSD genommen hatten, das Gefühl, daß es da keine Schädigung gab. Dem stand der Gedanke entgegen, daß wir keinen Einblick in die Schädigungen unseres eigenen Gehirns hatten. Wir waren jedoch der Meinung, daß das ein von Angst induzierter Unsinn war, und diese Meinung teil­ ten wir mit denen, die uns auf eine mögliche Gehimschädi­ gung hin untersuchten. Was die Chromosomen-Schädigung betrifft, so arbeiteten wir Experimente aus, um festzustellen, ob es sie gab. Das Er­ 91

gebnis war vollkommen negativ. Obwohl die Bestimmung der Schädigung von einem Mann durchgeführt wurde, der sehr gegen den Gebrauch von LSD eingenommen war, konnte er keinerlei Chromosomenschädigung durch LSD feststellen. Was eine mögliche Schädigung an Kindern betrifft, so verfüg­ ten wir über eine ganze Menge von Beispielen an Leuten, die mit LSD psychotherapeutisch behandelt worden waren und die Babies empfangen und gezeugt hatten, während sie LSD nah­ men. Ich kenne diese Kinder heute, und es sind reizende Men­ schen. Es gibt kein Zeichen für eine wie auch immer geartete Schädigung. Ich erinnere mich an eine Zeichnung, die damals im Cavalier-Magazine auf dem Höhepunkt der öffentlichen Auseinan­ dersetzung erschien: Ein langhaariger Junge betrachtet ein Poster und sagt: »Sie greifen nach jedem Strohhalm.« Das Poster ist ein Bild eines Jugendlichen, über dem groß geschrie­ ben steht: »LSD verursacht Akne.« Als das nationale Negativ-Programm seinen Höhepunkt er­ reichte, überwältigte die Begeisterung für die Beweisführung der Schädlichkeit des LSD die Vorstellungskraft vieler Wissen­ schaftler, und sie nahmen sich vor zu beweisen, daß es schäd­ lich war, ohne wirklich zu wissen, was sie taten. Nachfolgende sorgfältige Untersuchungen bewiesen, daß diese Leute über­ eifrig gewesen waren und ganz falsche Schlüsse gezogen hat­ ten. Wer hierüber etwas erfahren will, möge sich die Schriften ansehen, die am Spring Grove State-Krankenhaus von der LSD-Forschungsgruppe veröffentlicht wurden.* Dies ist also die Zusammenfassung meiner Übergangs­ periode von der Experiment-Reihe mit LSD im Tank von 1964-66 und dem zeitweiligen Rückzug meines Forschungs­ interesses am Studium der Delphin-Kommunikation.

* Die Arbeiten von Walter Pahnke, Stanislaf Grof, Charles Savage und von Albert Kurland vom Maryland Psychiatric Research Center, Catonsville, Ned. 92

[5] Eine Fremdenführung durch die Hölle

Anfang Januar 1969 fühlte ich den Drang, mit meinen eige­ nen Bestrebungen weiter voranzukommen - mit der Erfor­ schung der spirituellen Seite des Lebens und der speziellen Räume, in denen ich während der Experiment-Reihe von 1964 bis 1966 gewesen war. Unter diesem Druck entschloß ich mich, mit Jean Houston und Bob Masters zu reden, einem Paar, das früher mit LSD gearbeitet und ein Buch über dieses Thema geschrieben hatte und das jetzt die Hypnose und die Zustandsveränderungen des Bewußtseins untersuchte. Ich schätzte ihre Integrität, ihr In­ teresse, ihre Liebe und ihre Kompetenz im Umgang mit diesen Dingen. Ich rief sie an und fuhr die 250 Meilen zu ihnen hin. In den nächsten zwei Tagen verbrachten wir zwei achtstün­ dige Sitzungen damit, die grundlegenden Voraussetzungen in ihrer und meiner Arbeit durchzugehen. Im Laufe der Gesprä­ che erwähnten sie, daß sie einer Empfehlung von mir gefolgt waren. Bei der hypnotischen Induktion beschworen sie bei ihren schwierigsten Fällen die Hilfe von Wesenheiten, die grö­ ßer waren als das einzelne menschliche Wesen. Das rührte von meiner Erfahrung mit den zwei Wächtern her. Ich erkannte, daß die meisten Leute es nicht anerkennen wollen, von ihresgleichen programmiert zu werden. Wir mö­ gen es nicht, daß Leute uns programmieren, die wir für gleich­ rangig halten. Wir wissen so viel wie sie, und wir sind den Resultaten gegenüber ein wenig skeptisch. Im Falle der zwei Wächter erkannte ich, daß ich mich an Wesenheiten gewandt hatte (oder sogar Wesenheiten erschaffen hatte), die größer waren als ich selbst, und daß ich deshalb ihre Weisungen hatte akzeptieren können. Seit ich Jean und Bob das letztemal gesehen hatte, hatten sie versucht, diese Technik bei ihren fünfzehn schwierigsten Versuchspersonen anzuwenden. Die meisten dieser Versuchs­ personen waren nicht in der Lage gewesen, in tiefere Trance zu kommen. Mit dem neuen Programm fielen sie alle in tiefe 93

Trance, erhielten Unterweisungen und reorganisierten ihr Le­ ben entsprechend den neuen Richtlinien. Ich empfand diesen Kontakt mit Jean und Bob als sehr bele­ bend, und auf der Heimreise nach Maryland stellte ich fest, daß ihre Bestätigung nötig war, damit ich weitergehen und meine Forschungen fortführen konnte. Nach den Experimenten in Topeka waren Helen Bonny und ihr Mann nach Baltimore gezogen. Sobald ich wieder zu Hause war, rief ich Helen an und fragte sie, ob sie kommen und ein Hypnose-Experiment durchführen könne, das ich brauchte, um mit meinen Forschungen weiterzukommen. Zufällig war sie frei und konnte kommen. Die Zufälle häuften sich. Wenn sich Geschehnisse in schneller Folge zu deinen Gunsten häufen, so nenne ich das eine kontrollierte Serie von Zufällen. Der fol­ gende Bericht zeigt eine solche Serie. Mit unserer üblichen Induktions-Technik brachte mich He­ len in die Region der zwei Wächter. Gleichzeitig ging auch sie dorthin. Kaum war ich in dieser Region angekommen, da wurde mir auch schon mit großem Nachdruck gesagt: »Du hast unten auf dem Planeten eine Arbeit zu tun. Geh hinunter und tu sie.« Ich ging zurück zu meinem Körper, berührte He­ lens Schulter und erzählte ihr von der Botschaft. Sie kam zu­ rück, und wir arbeiteten an meinen Grundkonflikten, die von meiner Beziehung zu meiner Mutter in meiner Kindheit her­ rührten. Das war zeitweise eine recht trübe Gegend. Manches davon mußte noch weitere zwei Jahre ungeklärt bleiben. Da­ mals wußte ich das natürlich nicht. Als ich im Trance-Zustand war, hatte ich eine tiefe Empfindung von großer Nähe zur Mutter gehabt. Ich fühlte, daß die Erde Mutter war. An die­ sem Punkt geriet ich in einen Raum tiefen Schmerzes und weinte eine halbe Stunde. Dann klingelte das Telefon. Es war Sandy. Er fragte: »Hast du ein Paar Kopfhörer?« Das war eine Art Gruppen-Code für eine Übungs-Sitzung, da die Musik in den Sitzungen durch Kopfhörer gespielt wurde. Ich sagte: »Nein, aber ich habe ein wundervolles Paar Laut­ sprecher.« Dieser Telefonanruf überraschte mich. Sandy und ich hat­ ten nicht oft über die Übungs-Sitzungen gesprochen. Wir hat­ ten keine bestimmte Zeit ausgemacht, und es erschien mir in diesem Augenblick wie der »Zufall« einer Eingebung, daß er zu demselben Schluß gekommen sein sollte wie ich. Die Wäch­ ter hatten mir soeben gesagt, ich solle zurück auf den Planeten 94

gehen und die Sitzung durchführen. Das war die Arbeit, die ich zu tun hatte, die Erd-Trip-Arbeit. Dann erzählte ich Sandy von der Sitzung mit Helen, und er sagte scherzhaft: »Wenn du weinst, so bleibe bitte in deinem Körper und tu es nicht bei mir. In der Küche rinnt Wasser durch die Decke, ich muß das erst abstellen, bevor ich 'rüberkommen kann. Deine Tränen sind zuviel für meine Decke.« Helen ging, und eine Stunde später kam' Sandy. Wir ver­ brachten die nächsten sechs Stunden damit, die Übungs-Sit­ zung vorzuprogrammieren. Er sondierte umständlich, was ich während der Sitzung tun wollte, wohin ich gehen wollte, mit welchen Teilen meines vergangenen Lebens ich mich befassen wollte und was mich an meiner Lebensführung nicht befrie­ digte. Wir versuchten herauszufinden, wo eher unbewußte Bandschleifen statt der bewußten Entscheidungen meine Handlungen bestimmten. Wir unternahmen eine sehr ausge­ dehnte, tiefe, intensive Betrachtung meines Lebens. Das Hauptproblem kulminierte in dem, was wir meinen »Nirosta-Computer« nannten. Dieser funktionierte ohne Liebe in einer kalten und logischen Weise, ohne Hoffnung und ohne Beziehung zu einer geliebten Frau. Es war eine ent­ menschlichte Art von Funktionieren. Dann untersuchte er meine Impotenz-Angst und die Tatsache, daß ich nicht wußte, wie ich eine geliebte Frau finden sollte. Ich war auf der beses­ senen Suche nach einer solchen, von einer unbewußten Moti­ vation getrieben. Es gab nicht genügend Freude in meinem Leben, nicht genügend Gewahrsein der Heiterkeit. Das waren die Hauptpunkte, mit denen ich mich in den tiefen Regionen auseinandersetzen mußte. Bei dieser Übungs-Sitzung ging es nicht darum, meinen Körper zu verlassen und in ferne Räume einzudringen, son­ dern darum, auf der Planeten-Seite des Trips und bei meinen Unzufriedenheiten zu bleiben. Ich durfte das Reisen in ferne Räume nicht als Ausflucht vor der Fortsetzung meiner Selbst­ prüfung benützen. In dieser vorprogrammierten Sitzung trieb Sandy mich sehr weit, so, wie er die Alkoholiker-Patienten anzutreiben pflegte. Jedesmal, wenn er bemerkte, daß ich auswich oder um eine unangenehme Sache herumsteuerte, schleuderte er mich genau in ihre Mitte. Er unterlief meine Abwehr und überzeugte mich davon, daß es sehr wichtig für mich war, nachhaltig hinter meine eigenen Abwehrhaltungen zu kommen. 95

Das Zimmer, in dem wir arbeiteten, war so eingerichtet, daß ich mich auf den Boden auf einen bequemen Teppich zwi­ schen zwei Lautsprecher legen konnte. Ich wählte ein paar Platten aus, die Sandy auflegen sollte, während ich unter dem Einfluß von LSD stand, und stapelte sie sorgfältig neben dem Plattenspieler auf. Dieses Zimmer war schon zuvor hergerich­ tet worden und hatte Teppiche an den Wänden, die den Ton absorbierten, um Echos zu vermeiden, und die auch alles Licht von außen abhielten. Als Lichtquelle befand sich in dem Zim­ mer nur eine einzige Stehlampe. Die Ausstattung war so ge­ staltet, daß sie so wenig wie möglich störte. Bei dieser Sitzung lernte ich einige Dinge, die ich bei den Experimenten von 1964/66 auf den Virgin Islands nicht ge­ lernt hatte, obwohl ich mir über die Auswirkungen nicht völ­ lig klar war, die sich aus dem, was in dieser Sitzung stattfand, für die nächsten zwei Jahre (1970) ergaben. Wir hatten vorher abgemacht, die Technik der geteilten Do­ sis einzusetzen: erst hundert Mikrogramm und dann eine Stunde später zweihundert Mikrogramm. Das LSD war reines Sandoz. Während der ersten Stunde mit den hundert Mikrogramm setzten wir die Vorprogrammierungsarbeit fort, und nachdem ich die weiteren zweihundert Mikrogramm genommen hatte, legte ich mich auf den Boden zwischen die zwei Lautsprecher, um der Musik zuzuhören. Die Musik lief sehr laut. Plötzlich stürzte ich in etwas, das ich später den »kosmi­ schen Computer« nannte. Ich war lediglich ein kleines Pro­ gramm im riesigen Computer von jemand anderem. Phanta­ stische Energieströme gingen durch mich hindurch. Keiner davon ergab irgendeinen Sinn. Ich befand mich in totalem Entsetzen und Panik. Ich wurde programmiert von anderen, sinnlosen Program­ men, die über mir und über den anderen standen. Ich wieder­ um programmierte kleinere Programme unter mir. Die Infor­ mation, die hereinkam, war sinnlos. Ich war sinnlos. Dieser ganze Computer war das Ergebnis eines sinnlosen Tanzes be­ stimmter Arten von Automaten an einem bestimmten Platz im Universum, angereizt und getrieben von organisierten, aber sinnlosen Energien. Ich reiste durch den Computer als ein Programm, das durch andere Programme hindurchströmte. Ich ging bis an seine äußersten Grenzen. Überall fand ich Wesen wie mich selbst, 96

die Sklaven-Programme waren in dieser riesigen Verschwö­ rung, diesem kosmischen Tanz von Energie und Materie, der absolut keinen Sinn hatte, keine Liebe, keinen menschlichen Wert. Der Computer war vollkommen leidenschaftslos, objek­ tiv und schreckenerregend. Die Schicht der letzten Program­ mierer an seiner Außenseite waren Personifikationen des Bö­ sen selbst, und doch waren auch sie nur Programme. Es gab keine Hoffnung oder Chance oder Wahl, diese Hölle jemals zu verlassen. Ich befand mich in einem Zustand ungeheuerlichen Schmerzes und Entsetzens, eingebettet in diesen Computer für ungefähr drei Stunden Erd-Zeit, aber für eine Ewigkeit in Trip-Zeit. Plötzlich reichte eine Hand in den Computer hinein und zog mich heraus. Als ich draußen war, gelangte ich von mei­ nem Sein als Programm in einem sinnlosen Tanz der Atome zurück in einen menschlichen Körper in dem Zimmer bei Sandy. Ich erkannte, daß Sandy, als er meine Panik sah, nach meiner Hand gefaßt hatte, um mich zu trösten. Ich weinte vor Glück über diese wunderbare Befreiung, und plötzlich war ich wieder ein Baby in Vaters Armen, und er wiegte mich. Ich ging zurück nach innen. Diesmal beobachtete ich so, als wäre ich außerhalb des Computers. Ich sah zwei Programmie­ rer in menschlicher Form, die eine Roboter-Figur auf einer Plattform bei sich hatten. Der Roboter war ich. Einer von ihnen sagte: »Wenn dieser Mechaniker da drunten (er meinte Sandy) nicht etwas Liebe in dieses Modell reinbringt, werden wir es wegwerfen müssen.« Ich kam zurück, lachte und er­ zählte Sandy, daß er nichts anderes als ein Mechaniker für Roboter sei. Dann ging ich wieder in mich selbst zurück. Die zwei Programmierer redeten noch einmal über den Roboter, der ich war. Einer von ihnen sagte: »Der hier möchte einen erigierten Penis.« Der andere Programmierer nahm einen eri­ gierten Penis aus dem Regal und steckte ihn dem Roboter an. Ich kam zurück und lachte, und alle meine vergangenen Lie­ ben fluteten durch mich hindurch. Ich fühlte Mutter durch mein Wesen strömen, fühlte Vater durch mein Wesen strömen, und alle Frauen meines Lebens strömten, eine nach der anderen, durch mich hindurch, ganz Liebe, Wärme und Strahlung. Ich war erfüllt von Liebe und verschmolz mit der Vision der ganzen, vergangenen Geschichte meines eigenen Liebens. 97

Ich ging wieder zurück nach innen und beobachtete, wie ein funkelnder, Energie-gefüllter, Computer-geschaffener Irrgar­ ten auftauchte, der mit funkensprühenden Lichtem aus ver­ schiedenen Farben erfüllt war. Durch den Irrgarten bewegten sich in sinnlichem Wiegen äußerst attraktive weibliche Men­ schenwesen. Ich wußte, daß auch sie Roboter waren. Sie trugen glitzernde Gewänder, die ihre wollüstigen Körper eng um­ schlossen und ihre reizvollen Hüften und Brüste und schma­ len Taillen und die überaus schönen Gesichter zur Geltung brachten. Ich sah fünf oder sechs davon durch den Irrgarten schlendern. Ich hörte die Stimmen von zwei Programmierern, die über diese Szene und über mich redeten. Der eine Pro­ grammierer sagte zum anderen: »Wenn er alles tut, was wir wollen, so werden wir ihn mit der Liebe einer dieser Frauen belohnen.« Ich war entsetzt, weil ich erkannte, daß diese Frauen Roboter waren und nicht wirkliche menschliche We­ sen. Ich kam zurück zu Sandy und erzählte ihm, daß ich alle Programmierungen der zwei Wächter akzeptieren würde, nicht aber die von Sandy. Ich sagte das in einer lustigen, lachenden Weise, da mir klar war, daß unsere Vor-Programmierung am Wirken war. Zu diesem Zeitpunkt begann ich, aus dem LSD hochzukom­ men und mich wieder auf die normale Zeit einzustellcn. Diese Episoden hatten alle auf einer sehr hohen Energieebene und mit extremer Geschwindigkeit stattgefunden. Ich kann hier nur die Höhepunkte und jene Dinge berichten, die mich etwas Neues zu lehren schienen. Ich lernte, daß in meinem menschlichen Biocomputer be­ stimmte Grundvoraussetzungen eingelagert waren. Diese Voraussetzungen entstammten der allgemeinverbindlichen Wissenschaft, wie ich sie mir an der Technischen Hochschule und durch das Lesen angeeignet hatte. Voraussetzung Nr. 1 war die, daß der Ursprung des Uni­ versums, sei es nach der Theorie vom großen Knall oder nach der Theorie von der Neugestaltung der Materie im leeren Raum entstanden, lediglich eine Sache des Zufalls war. Es gab keinen Gott. Es gab keine organisierende Intelligenz gleich unserer eigenen. Es gab nur die Zufalls-Substanz von Mate­ rie, die in Staubwolken vereinigt war und die zu Sternen ver­ schmolz, und die Sterne waren in einer riesigen Anzahl zu Galaxien zusammengefaßt. Unser körperlicher Ursprung war das Ergebnis von bestimmten Arten von Molekülen, bestimm­ 98

ten Arten von Atomen, die an einem bestimmten Platz auf dem Planeten versammelt waren, dessen Atmosphäre wieder­ um das Ergebnis einer Reihe automatischer Prozesse war. Be­ stimmte Temperaturen, bestimmte Arten von Materie und Energie, Strahlung und eine bestimmte Entfernung von der Sonne erzeugten uns aus dem uranfänglichen Meer auf dem Planeten in einem langsamen, sehr langsamen Prozeß der Evolution. Als erst einmal lebende Verbindungen zustande­ gekommen waren, gewannen sie nach und nach Kräfte und entwickelten schließlich eine anthropoide Reihe von Organis­ men, deren Endergebnis wir waren. Das war der kosmische Computer, der uns entwickelte. Es gab keine Schöpfung durch Gott. Es gab keinen Gott. Es gab keine Schöpfung von irgend etwas. Die Materie setzte sich selbst zufällig in der richtigen Weise zusammen, um le­ bende Verbindungen von Materie zu entwickeln. Das waren meine grundlegenden Überzeugungen, die durch die LSD-Sit­ zung ans Licht gebracht worden waren. Um diese begrenzenden Überzeugungen loszuwerden, mußte ich sie in ein rationales Ganzes mit all den negativen Emotionen, die mit ihnen verbunden waren, einbauen. Wie ich später begriff, war dies ein wichtiger Verbrennungsprozeß meines Karma. Diese Episode war das, was die Sufis »in die Hölle gehen, um den Himmel zu erkennen« nennen. Bei der nachfolgenden Analyse stellte sich heraus, daß die zwei Wächter während des ganzen Erlebnisses anwesend ge­ wesen waren. Die zwei Wächter waren als die zwei Program­ mierer verkleidet. Die Aufgabe, zu der sie mich hierher zu­ rückgeschickt hatten, war schließlich gelöst worden. Mein letzter Rest Skepsis, der sich auf die begrenzende wissen­ schaftliche Ebene stützte, war schließlich aus mir herausge­ preßt worden. Von diesem extremen Tiefpunkt führte die ein­ zige Richtung hinauf zum Positiven, zur Liebe, zur Erleuch­ tung. Es gab keine andere Wahl. Ich war noch einmal durch das Tal des Todes gereist und ganz herausgekommen. Während der nächsten paar Tage erlebte und fühlte ich die Liebe in so großer Intensität, wie ich sie nur in meiner Kind­ heit empfunden hatte. Ich mußte durch kummervollen Schmerz und durch alle Arten von Gefühlen hindurchgehen, die ich blockiert und die zu erkennen ich mich aufgrund mei­ ner »wissenschaftlichen Erkenntnisse« geweigert hatte. Zum erstenmal begann ich darüber nachzudenken, daß Gott wirk99

lich in mir existierte und daß es im Universum eine leitende Intelligenz gibt. Die positiven Erfahrungen, die ich bei den Tank-Experimenten von 1964 - 66 gemacht hatte - mit intel­ ligenten Wesen, die höherstanden als ich, und mit den zwei Wächtern selbst - waren ein eigens organisierter Aspekt des Universums, sozusagen die Sendestation. Im Laufe der folgenden Monate konnte ich mir klar darüber werden, wie weit die negativen Aspekte meiner »Wissen­ schaftlichkeit« mich von der Humanität ferngehalten hatten. Ich hatte mich jetzt sehr nachdrücklich in den Erd-Trip ge­ stürzt. Ich erkannte, daß ich in gewisser Hinsicht die Delphine dazu benützt hatte, mich von meiner eigenen Spezies fernzu­ halten. Ich begann zu verstehen, daß ich weitere Hilfe benö­ tigte, um bei meinem Erd-Trip sicheren Boden unter die Füße zu bekommen und um mehr über mein Kneifen vor der Liebe zu lernen. Diese Übungs-Sitzung eröffnete einen ganz neuen Bereich der Erfahrung für mich. Ich wurde ruhiger, kontem­ plativer, meditativer und machte mir mehr Gedanken über meine Mitmenschen. Es ergab sich eine Gelegenheit, zu einer wissenschaftlichen Konferenz nach Kalifornien zu reisen. Ich nahm die Gelegen­ heit wahr, um einige Leute an der Westküste zu treffen, einige von denen, die etwas von LSD und den LSD-Räumen ver­ standen. Ich reiste in der Gegend von Berkeley-San Francisco und dem Menlo Park herum und landete schließlich im Esalen Institute in Big Sur, Kalifornien. Bei meinem Besuch in Esalen im vorhergehenden Sommer hatte ich Alan Watts getroffen und ein vierstündiges Gespräch über die tieferen Aspekte des Universums, über die Haupt­ religionen des Ostens und über die tiefere Bedeutung des Le­ bens als menschliches Wesen mit ihm geführt. Ich freute mich sehr, als ich feststellte, daß er an diesem Wochenende in Esalen ein Seminar hielt, an dem ich teilnehmen konnte. Ich war von Alans Sprachbeherrschung und dem ihm eigenen Fluß der Beschreibung einer mystischen Lebenshaltung tief beeindruckt. Ich blieb noch länger in Esalen und war immer mehr beein­ druckt von den dortigen Lebensbedingungen, den Leuten und der Möglichkeit meines Einzugs dort. In San Francisco hatte ich mit Dick Price und Mike Murphy, den Gründern von Esalen, über diese Möglichkeit gesprochen. Sie hatten es arran­ giert, daß ich im März einen Workshop in Big Sur abhalten 100

konnte. Die ersten Februar-Wochen verbrachte ich in Big Sur, und mit der Hilfe des Stabs begann ich damit, mich selbst und die Möglichkeiten einer weiteren Veränderung meiner Lebens­ führung zu untersuchen. Ich lernte Fritz Perls und die Leute um ihn kennen; Virginia Sutton war mir eine große Hilfe dabei, einige meiner Bandschleifen (hangups) unterhalb der Wahrnehmungsebenen am Werke zu sehen. Sie machte mir einige meiner Projektionsvorgänge - be­ sonders die gegenüber Frauen - unmißverständlich deutlich. Mit ihrer Hilfe arbeitete ich mich durch einige sehr schmerz­ hafte Bereiche hindurch, mit dem Ergebnis, daß ich meine Wahrnehmung bis zu meinem eigenen unbewußten Spiel mit einer Frau ausweiten konnte. Ich hatte da ein Spiel in Gang gebracht, in dem ich eine Frau scheinbar liebte, in Wirklichkeit aber unbewußt den Versuch unternahm, sie von einem ande­ ren Mann zu trennen. Dieses Programm reichte offenbar in meine sehr frühe Kindheit zurück, als mein jüngerer Bruder geboren wurde und ich eben zweieinhalb Jahre alt war. Das Kind dieses Alters hatte die Einstellung, daß der jüngere Bruder ihn bei der Mut­ ter verdrängte, was er ja auch tatsächlich tat; das führte zum Gefühl der Wut und war der Beginn dieses besonders ekel­ haften Spiels, die Mutter dauernd auf Kosten eines anderen männlichen Wesens zurückgewinnen zu wollen. Mit Virginias Hilfe war ich auch in der Lage zu sehen, daß mein Leben sich mehr in die Richtung der Lebensart von Esalen als in jene der Forschung am Spring Grove zu bewegte. Auf meiner Reise zurück zum Spring Grove festigte sich mein Entschluß, dort aufzuhören. Das war für meine Kollegen am Psychiatrischen Forschungszentrum eine große Enttäuschung. Doch kam die Entscheidung nicht völlig unerwartet. Ich hinterließ dem Zentrum alle wissenschaftlichen Appa­ raturen, die ich mitgebracht hatte. (Das ermöglichte später einem der Ex-Studenten aus Hilgards Laboratorium die Ein­ richtung eines hervorragenden Laboratoriums für Bio-Feed­ back und Hypnose.) Ich trat am 7. März 1969 zurück und zog nach Esalen, um mein neues Leben zu beginnen. Bei einer Besprechung mit Dick Price stellte er eine sechs­ wöchige Serie von Workshops zusammen, an denen ich teil­ nehmen sollte. In derselben Zeit sollte ich selbst einen ab­ halten. An meinem ersten Wochenende in Big Sur war ich in einem 101

Workshop mit Bill Schutz und fünfundneunzig anderen Leu­ ten. Dabei geschahen viele beeindruckende Dinge. Ich war er­ staunt, wie solch ein stiller Programmierer wie Bill die Leute dazu bringen konnte, Dinge zu tun, die sie zuvor nicht zu tun gewagt hatten, und sie sehr schnell zu tun, mit dem Ziel, eine größere menschliche Freiheit zu gewinnen. Zum Beispiel standen wir alle in einem ziemlich kleinen Raum. Sechzig Leute standen sehr nah beieinander. Bill hielt eine sehr ruhige achtminütige Rede, nach der alle im Raum, außer zwei Frauen, die Kleider ablegten. Eine der noch bekleideten Frauen, die in meiner Nähe stand, sagte: »Was soll ich denn jetzt tun? Wie soll ich denn bloß meine Kleider ausziehn?« Ich sagte ganz ruhig: »Zieh sie aus«, was sie dann auch tat. Die Einfachheit und Ruhe meiner Antwort schien sie von ihrem Widerstand zu befreien. Inzwi­ schen machte die andere einiges Getue, zog sich aber schließ­ lich ebenfalls aus. Dann gingen wir herum und sahen einan­ der an und berührten uns und gewöhnten uns nach und nach an die Nacktheit. Bei meinen früheren Reisen nach Esalen war ich der Nackt­ heit in den Bädern ausgesetzt gewesen. Es widerstrebte mir nicht allzusehr, unter diesen nun andersgearteten Umständen meine Kleider auszuziehen. Ich hatte schon lange die Lektion gelernt, daß Menschengruppen in der Nacktheit eine Ethik und Höflichkeit aufweisen, die wahrscheinlich eher größer und verbindlicher ist, als wenn sie bekleidet sind. Ich hatte auch gelernt, daß so gut wie jeder sich seines Körpers bewußt ist und daß die meisten Leute ihren Körper, so wie er aussieht, nicht mögen. Ich war keine Ausnahme. In der nächsten Woche war ich in einem Workshop, den Steve Stroud mit John Heider (zwei Gruppenleiter) als Assi­ stent leitete. Steve führte eine sehr intensive EncounterGruppe. Das war das erstemal, daß ich einem Encounter auf der Hochspannungsebene ausgesetzt war. Steve glaubte aus­ drücklich nicht an eine verbale Kommunikation (Kopf-Trip), die eine bestimmte Länge überschreitet. Er glaubte an den Ge­ brauch der non-verbalen Kommunikation auf einer hohen emotionalen Ebene. An einem bestimmten Punkt in dieser Woche erhielt ich eine weitere fundamentale Lektion. In der Gruppe befand sich Steves Bruder Bill, der eben aus Vietnam zurückgekommen war. Es gab zwischen den Brüdern eine kleine Rivalität darüber, welcher von ihnen den Work­ 102

shop eigentlich leitete. In dieser Woche hatte Bill einen Work­ shop bei John Heider beendet. Bill versuchte, Heiders Technik in dem Stroud-Workshop anzuwenden. Das führte schließlich dazu, daß Steve Bill herausforderte, zu erklären, wer denn nun der Leiter sei. In die Diskussion, die sich daraufhin zwischen Steve und Bill ergab, mischte sich ein junger Ringkämpfer aus Cornell. Sie entschieden schließlich, daß sie miteinander ringen wollten, erst Bill und Steve und dann der Sieger mit dem Ringer aus Cornell. Ich wurde ziemlich ungeduldig und zugleich ein wenig aufgeregt und schrie sie an: »Wenn ihr Typen endlich ent­ schieden habt, wer der Meister ist, dann können wir ja mit dem Workshop weitermachen.« Als unverzügliche Antwort kam von Steve: »Oh, du hast es also auch nötig zu kämpfen.« Ich lehnte das nachdrücklich ab, aber sie bestanden darauf. Nachdem Bill und Steve ihren Ringkampf beendet hatten und der junge Ringkämpfer gegen Steve angetreten war, war ich dran. Ich sollte mit dem Cornell-Ringer kämpfen. Ich stieg mit schrecklicher Angst in den Ringkampf ein. Ich fürchtete mich grundsätzlich davor, zu töten oder getötet zu werden. Meine Über-Reaktion auf die Situation förderte eine Fixierung aus meiner Kindheit zutage. Ich fürchtete mich vor der Wut, ich fürchtete mich davor, in den inneren Raum der Wut zu kommen, in den roten inneren Wut-Raum. Als ich acht Jahre alt war, hatte mein älterer Bruder mich gepiesackt. Wir reizten uns gegenseitig so lange, bis ich in den roten inneren Wut-Raum geriet. Ich warf eine Spielzeug-Ka­ none nach ihm und verfehlte seinen Kopf um Haaresbreite. Plötzlich erkannte ich, daß ich versucht hatte, ihn zu töten, und daß das ohne weiteres geschehen wäre, wenn die Kanone getroffen hätte. In diesem Augenblick entschloß ich mich, nie mehr die Beherrschung zu verlieren. Der Computer wurde ge­ gen diesen verbotenen Wut-Raum programmiert. Wir führten unseren Ringkampf im Rahmen all der Vor­ sichtsmaßnahmen durch, die in Steves Encounter-Gruppen üblich waren: auf der Matte bleiben, Leute zwischen uns und den Fenstern, den Wänden und Türen, so daß wir uns nicht verletzen konnten, auf den Knien bleiben, nicht auf­ stehen und nicht die Fäuste benützen. Wir erklärten uns ein­ verstanden, die Regeln einzuhalten. Bevor wir anfingen, bat Steve jeden von uns zu sagen, was er dem anderen in diesem Kampf geben könne. Ich sagte, ich könnte dem Jüngeren ein 103

wenig Verständnis und Weisheit geben, und er sagte, er könne mir Jugend und Kraft geben. Dann rangen wir miteinander. Ich war voller verzweifelter Angst und arbeitete deshalb extrem schwer und verbrauchte meine Kräfte sehr schnell. Der andere war viel entspannter und kämpfte in der typischen Art der College-Ringer bei genauer Beachtung der Regeln. In meinem verzweifelten Zustand wandte ich automatisch einen Judo-Griff an, gerade, als er dachte, er hätte mich in der Zange. Ich hielt seinen Arm fest genug, daß er aufgab; er war sehr überrascht - und ich auch. In den Regeln war nichts davon gesagt, daß man das, was man konnte, nicht anwenden durfte - wie Judo oder Jiujitsu, die ich im College gelernt hatte. Die ungeheuere Befreiung von dieser hemmenden Programmierung gegen den WutRaum machte mich total high, denn jetzt fühlte ich mich in der Lage, mit meinen energiegeladenen aggressiven Emotio­ nen umzugehen. Ich erkannte, daß es ein ganzes Spektrum von Reaktionen auf die eigene Wut gibt, die nicht notwendi­ gerweise aufs Töten hinauslaufen müssen. Ich war von der Fixierung, die sich im Alter von acht Jahren bei mir festgesetzt hatte, befreit. Ich dankte dem Ringer aus Cornell und Steve für eine sehr grundlegende Veränderung in meiner tiefsten Natur. In dieser Woche erlebte ich bei vielen Leuten viele tiefgrei­ fende Veränderungen. Zum Beispiel war da eine kleine Haus­ frau aus Florida, die zum erstenmal in einer EncounterGruppe mitmachte. Sie war Katholikin, hatte fünf Kinder, war fünfundvierzig Jahre alt und erwies sich als sehr begabt in einem bestimmten Bereich menschlicher Aktivität. Sie konnte automatisch in Trance fallen. Ich entdeckte das während eines Encounters, als jemand außerordentlich wütend über sie wurde; sie saß unbeweglich und irgendwie verschwunden auf dem Boden. Ihr Körper war da, ihr Geist aber offensichtlich nicht. Ich hielt die Tatsache fest, daß sie in Trance fiel, wenn sie sich fürchtete. Steve hatte uns außerhalb der Gruppenstunden in Dyaden (Zweier-Gruppen) eingeteilt, und beim nächsten Dyaden-Encounter mit ihr fragte ich sie, ob sie wisse, was sie tat. Sie beschrieb es sehr genau. Sie sagte, daß sie, wenn sie sich fürch­ tete, nach innen in einen kleinen grauen Raum ginge, indem sie auf irgendein helles Objekt im Zimmer schaute. Sie fixierte ihren Blick auf das helle Objekt und sprang aus ihrem 104

Körper heraus in den kleinen grauen Raum. Ich empfand das als ein sehr faszinierendes Manöver und fragte sie, ob sie das für mich wiederholen könne. Sie versuchte es, konnte es aber nicht. Ich sagte: »Offenbar mußt du dich fürchten, um das zu tun.« Das war der Schlüssel. Ich richtete es so ein, daß ich genügend Furcht in ihr erregen konnte, so daß sie den Sprung unternahm. Während sie in Trance war, wies ich sie darauf hin, daß es noch andere Mög­ lichkeiten gab, mit ihrer Furcht und ihrem Zorn umzugehen. Ich sprach mit ihr in ihrem kleinen grauen Raum. Sie ver­ traute mir. Wir bereiteten eine Reihe von Stufen außerhalb des kleinen grauen Raums vor, zehn Stufen anstatt des einen großen Sprungs; ich sagte: »Wenn du aus der Trance kommst, so wirst du Stufe für Stufe in die übliche, allgemeinverbind­ liche Realität zurückkehren. Unterwegs wirst du eine Reise ins Universum unternehmen und herausfinden, was sich auf den anderen Stufen befindet.« Sie erklärte sich bereit und ging los. Sie blieb außerhalb ihres Körpers, reiste ins Universum, kam zurück auf diesen Planeten, zurück in ihren Körper. Wir wiederholten das meh­ rere Male, und sie ging mehrmals die Stufen hinunter und kam mehrmals die Stufen herauf. Das alles dauerte etwa drei Tage. Am vierten Tag gestattete sie sich in der Encounter-Gruppe, auf einen großen, korpu­ lenten Mann wütend zu werden, der sich im Encounter sehr hochnäsig verhielt und darum gar nicht mitmachte. Sie entschied, daß er mitmachen sollte. Sie ließ ihre Wut hochkommen, rannte durch das Zimmer und rammte ihm den Kopf in den Magen und stieß ihn um. Dann blieb sie bei ihm und tröstete ihn, kümmerte sich um ihn und arbeitete wie ein Pferd mit der übrigen Gruppe daran, ihn zum Mitmachen zu bringen. Das war wirklich ein phantastischer Fortschritt für sie, fähig zu sein, ihre Angst-Energie und ihre Wut-Energie als Vehikel zu benützen, um damit eine wirkungsvolle Arbeit mit einem Menschen durchzuführen anstatt in Trance zu sprin­ gen und ihren Körper zu verlassen. In dieser Woche entdeck­ ten wir zwei weitere Leute, die in bedrohlichen Situationen etwas Ähnliches unternahmen. Anscheinend ist es eine ver­ breitete zivilisierte Reaktion auf Wut oder Angst, in Trance zu fallen, um den Konsequenzen dessen, was außerhalb ge­ schieht, zu entgehen. In der Woche, die der Stroud-Encounter-Gruppe folgte, 105

war ich in einem Wochenend-Workshop in Gestalt-Therapie mit Fritz Perls. Fritz war der Gründer und Altmeister der Gestalt-Therapie. Die Gruppe, mit der er arbeitete, saß auf Stühlen entlang der Zimmerwände. Neben ihm stand ein Stuhl, den man den »heißen Sitz« nannte. Wenn jemand »mit ihm arbeiten« wollte, setzte er sich auf den »heißen Sitz« neben Fritz. Ich beobachtete erst einige der erfahreneren Leute auf dem heißen Sitz, bevor ich es selbst damit versuchte. Ich begann zu begreifen, daß man in schmerzhafte oder nega­ tive Bereiche tauchte, in die man nicht gern hineinging, und daß man Fritz die Programmierung überließ, sobald man sich in einem emotionalen Raum befand. Das war damals meine Version der Grundlage, auf der die Arbeit mit Fritz stattfand. Das erste, woran ich arbeiten wollte, war ein Problem, das ich in meinem Berufsleben fast dauernd hatte und das ich »ich und mein Auditorium« nannte. Bei dieser spezifischen Aktionsweise meines Biocomputers befand ich mich inmitten einer Gruppe innerhalb meines Kopfes. Ich sprach zu dieser Gruppe, meinem Auditorium, und erwartete von ihr, daß sie in einer bestimmten Weise reagierte. Ich arbeitete etwas aus, das ich später ein Fernseh-Script nannte, das sich auf mein Auditorium bezog. Es war dies ein Zeit und Energie ver­ schwendendes Spiel, das ich da innerhalb meines Kopfes mit mir spielte. Als ich den heißen Sitz einnahm, erklärte ich Fritz, daß dies mein Problem sei. Er sagte: »Also gut, setz dein Auditorium auf diesen Platz und bleib auf deinem eigenen Stuhl. Und jetzt sprich zu deinem Auditorium.« Ich sagte: »Warum seid ihr immer da? Warum stört ihr mich? Warum sitzt ihr da und beobachtet und hört zu? Warum kriege ich keine Antworten von euch? Seid ihr wirk­ lich? Wozu brauche ich euch? Ich ärgere mich über euch.« Fritz sagte: »Okay, setz dich jetzt auf den anderen Platz und sei das Auditorium und erzähl John, was du von ihm hältst.« Als Auditorium sagte ich: »Du bist ein eingebildeter Idiot. Du stellst dich da hin und belehrst uns. Du erzählst uns, warum die Welt sich dreht. Du erzählst uns, was dich zum Handeln veranlaßt. Du bist so ein großer Analytiker, und trotzdem sind wir da. Hier sitzen wir und beobachten das alles, wir kritisieren dich, und du weißt überhaupt nicht, was das soll. Du bist ein egoistischer Fanatiker, der das Spiel mit der 106

Wissenschaft spielt, während du überhaupt nicht weißt, was läuft. Du kannst uns nicht verstehen. Du kannst nicht ver­ stehen, warum wir in deinem Kopf sind. Du weißt nicht mal, wie du uns loswerden kannst.« Fritz sagte: »Okay, setz dich rüber.« Ich ging zurück zu meinem Stuhl und wurde wieder John. Ich war jetzt sehr wü­ tend - als John - und ich sagte zu dem Auditorium: »Ich habe genug von eurer Widerrede. Ihr Typen seid in Wirk­ lichkeit ich selbst in einer Maske. Ich weiß, was ihr tut. Ihr spaltet mich in winzigkleine Kontroll-Systeme auf.« Dann schrie ich: »Ich scheiß auf euch!« Dann sagte Fritz: »Mach mit dem Auditorium, was du mit dem Auditorium machen willst.« Ich erhob meine Hände über den Kopf, ließ sie auf das Faß, das das Auditorium darstellte, heruntersausen und zerschlug den Deckel mit großer Wut und Befriedigung. Fritz sah dem allem zu. Er sagte: »Wie fühlst du dich?«, und ich sagte: »Großartig.« Er sagte: »Jetzt geh und mach die Runde in der Gruppe und sag jedem, was du wirklich zu ihm sagen möchtest.« Das tat ich und gab jedem einen sehr persönlichen und sehr direk­ ten Bericht über unsere jeweilige Beziehung. Das putzte mich für einige Zeit innerlich vollkommen aus, was mein Audito­ rium betraf. Einige Zeit später setzte ich mich wieder auf den heißen Sitz, diesesmal im Zusammenhang mit dem Tod meiner Mutter. Ich hatte da einige unerledigte Dinge in mir, was meine Schuld an ihrem Tod betraf, die eine ununterbrochene innere Band­ schleife verursachten, die unterhalb meiner Wahrnehmungs­ ebenen rotierte. Ich hatte sieben Jahre damit verbracht, sie am Leben zu erhalten, und dann, am Ende, als der Krebs sie schließlich tötete, beschuldigte ich mich, daß ich sie so lange mit künstlichen Mitteln am Leben erhalten hatte. Ich nahm den heißen Sitz ein, und Fritz sagte: »Okay, geh zurück zum Tod deiner Mutter.« Ich ging zurück zu diesem besonderen Tag und hörte ihr Sterben; ich bekam Angst und ging zurück zur Gruppe. Fritz sagte: »Geh zurück.« Ich ging wieder zurück und begann durch die Angst und den Schmerz und das Schuldgefühl, das mit den Ärzten und mit meiner eigenen Rolle dabei verbunden war, hindurchzugehen. Ich un­ tersuchte sehr sorgfältig das ganze Band, das mit ihrem Tod zusammenhing. Ich weinte. Ich fürchtete mich entsetzlich, ge­ riet in Panik, dann weinte ich vor Kummer wieder los. Drei­ 107

mal schickte Fritz mich durch und sagte schließlich: »Okay, du bist noch nicht ganz zu Ende damit, aber du hast das meiste geklärt.« Und er ließ mich vom heißen Sitz herunter. Ich verbrachte insgesamt zwei Wochen und ein Wochenende in seinen Workshops und lernte sehr viel über mich selbst und über andere und über seine Technik. Ich war von der Tatsache beeindruckt, daß er sich genau dort einschalten konnte, wo man sich befand, und einen dann dahin program­ mierte, noch viel weiter in den Raum hineinzugehen, der einem widerstrebte. Ich stellte fest, daß Fritz sich freute und man selbst Fortschritte machte, solange man bereit war, ihm zu gestatten, einen zu programmieren und wohin auch immer vorzudringen. Als nächstes war ich eine Woche lang Ida Rolf ausgeliefert. Ich erlebte meine ersten drei Stunden des sogenannten »Rolfing«. Ida hatte in einem Zeitraum von fünfundvierzig Jahren eine Technik des Arbeitens an den tieferen Muskeln, den Fas­ zien, und deren Verbindungen ausgearbeitet, und zwar in der Form, daß im Körper die strukturelle Integration wiederher­ gestellt wurde. Man steht, geht und bewegt sich genauso, wie man es als Kind getan hat, bevor das Trauma die Linie des Körpers ruiniert hat. Ida befreit den Körper durch das Deh­ nen der Faszien um die Muskeln. Das löst Schmerz aus, wenn man sich dem widersetzt, was sie tut, oder wenn die Muskeln selbst sich dem widersetzen, was sie tut. In der ersten Stunde arbeitete sie an meiner Brust; ich wi­ dersetzte mich und empfand intensive Schmerzen. Ich sah sie als eine Hexe mit einem großen schwarzen Hut und Fangzäh­ nen. Ich erzählte ihr das, und sie sagte: »Ich bin lediglich eine nette kleine grauhaarige alte Dame. Der Schmerz ist deiner. Nicht ich verursache den Schmerz. Du tust es.« In dieser Woche lernte ich, wie man in Muskelhaltungen Energie festhalten kann, die den Körper in bestimmten Hal­ tungen festlegt, als ein Ergebnis eines früheren Traumas in der Kindheit, das durch Gehirn-Feedback arbeitet und sie wie die Bandschleife jahrelang wiederholt. Zum Beispiel arbeitete sie an meiner linken Schulter. Plötz­ lich sah ich mich selbst als zwei, und eine Hälfte wurde von meinem Lieblingshund, einem Collie, der seine Zähne in meine linke Schulter geschlagen hatte, über den Rasen gezerrt. Ich geriet in Wut und Panik und hatte das Gefühl, von mei­ nem Lieblingshund verraten zu werden. Plötzlich, als der Er­ 108

wachsene, konnte ich mehr von der Szene sehen, und ich sah, daß der Hund mich von einer Mauer weggezerrt hatte, über die ich beinah gestürzt wäre. Auf einmal war ich in der Lage, dem Hund zu verzeihen und den Schmerz anzunehmen, und als Ida mit der Arbeit an der Schulter fortfuhr, hatte der Schmerz aufgehört. Auf diese Weise erkannte ich, daß der menschliche Bio­ computer auch die Muskelsysteme umfaßt und daß die Art und Weise, in der diese von zentralen Aktionsmustem des Nervensystems festgehalten werden, eine Funktion der Kind­ heitsfixierungen ist. Das Trauma bewirkt ein Verdrängen der Ursachen des Traumas und plaziert so eine Bandschleife ins zentrale Nervensystem, die ununterbrochen in Gang gehalten wird, bis sie entweder an der Gehirn-Endung oder an der Muskel-Endung durchbrochen wird. Wenn Ida in solch einen Bereich eindringt, findet sie die Muskeln, die angespannt sind, und drückt sehr fest auf sie, wobei die Faszien sich dehnen. Das verursacht Schmerzen, die dann das zentrale Nervensystem für diesen Bereich neu an­ ordnen und so die Bandschleifen unterbrechen. Es gab mir ein intensives Gefühl von Erleichterung, die Spannung in der rechten Schulter loszulassen, eine Spannung, von der ich nicht einmal gewußt hatte, daß sie existierte. Ida bewies mir, daß sie für solche Evidenzen eines Traumas ein Auge hatte, ein empfindsames Muster-Erkennungs-System. Sie konnte eines Menschen Körper anschauen und es fühlen und augenblicklich sagen, wo diese Punkte und diese Systeme saßen. Ich erkannte plötzlich, daß man nicht mit Ar­ thritis altern mußte, sondern daß man mit »Rolfing« jugend­ lich bleiben konnte. Damals hatte Fritz Perls mit fünfundsieb­ zig insgesamt fünfzig Rolfing-Stunden hinter sich und demon­ strierte das mit seinem jugendlichen, federnden Gang. Mit Hilfe von Rolfing entdeckte ich auch einige wichtige Fähigkeiten des Biocomputers. Als ich einundzwanzig war, war ich in den Wäldern bei Klamath Falls, Oregon und arbei­ tete mit einer Überlebens-Gruppe. Ich war erster Busch-Hauer. Als ich im Moor einen Pfad für die Überlebens-Gruppe schlug, glitt die Axt an einer feuchten Wurzel aus, traf meinen Fuß und schnitt tief ein. Ich wußte nicht, daß ich mich selbst ge­ troffen hatte. Ich dachte, ich hätte den kleinen Hund, der dem Leiter der Gruppe gehörte, getroffen, als ich das Blut zwischen den Blättern hochspritzen sah. Meinen Fuß konnte ich nicht 109

sehen. Ich fühlte keinen Schmerz, erkannte jedoch auf einmal, daß ich selbst es war, den ich getroffen hatte. Ich legte mich hin, erhob meinen Kopf und schrie nach der Gruppe. Sie ka­ men und brachten mich ins Krankenhaus, wo der Arzt einen Schnitt bis in die multiplen Schichten feststellte. Es gab eine Infektion, und ich mußte zwölf Tage im Krankenhaus bleiben. In der Rolfing-Woche hatte Peter Melchior begonnen, an meinem Fuß zu arbeiten, und stieß dabei auf diese Narbe. Ich warnte ihn, daß dies eine besondere Stelle an meinem Fuß war, an der die Nervenfasern auf eine merkwürdige Weise wuchsen und die sehr empfindlich war. Er sagte »Okay« und näherte sich der Stelle sehr achtsam. Wir arbeiteten in einem Raum hoch oben auf einer Klippe über dem Pazifischen Ozean. In dem Augenblick, als er begann, mit seinem Finger über die Narbe an meinem Fuß zu tasten, flog ein Jet über uns weg. Der Lärm des Jet ging von meinem Fuß in meinen Kopf, ge­ rade in dem Augenblick, als Peter über meine Narbe strich, und es befreite sich aus der Narbe eine gewaltige Energie. Der Lärm des Jet leitete diese Energie von meinem Fuß durch meinen Körper bis zu meinem Kopf und zur Spitze meines Kopfes hinaus. Währenddessen sah ich die Axt auf meinen Fuß niedergehen und sehr langsam die Haut durchschneidcn, dann die erste Schicht der subkutanen Lagen, die Faszien, die Ligamente, und dann in den Knochen eindringen. Diesmal fühlte ich den Schmerz des Eindringens der Axt, den ich beim ursprünglichen Geschehnis vermißt hatte. Als Peter die Arbeit fortsetzte, fühlte ich auch den Schmerz des chirurgischen Nä­ hens. (Peter berichtete danach, daß er dachte, ich hätte den Lärm gemacht, nicht ein Jet.) Plötzlich wurde mir bewußt, daß ich den Schmerz beim ur­ sprünglichen Erlebnis blockiert hatte. Die Narbe hatte das Potential dieses Schmerzes seit damals festgehalten. Sie hatte eine fundamentale traumatische Erinnerung, eine Bandschleife, die mit ihr verbunden war. Ich hatte diesen Fuß geschont, ich hatte besonders diesen Bereich des Fußes geschont und hatte das Loch nicht aufgefüllt, das in meinem Körperbild an dieser Stelle zurückgeblieben war. Das Rolfing machte es möglich, dieses Loch aufzufüllen, es erlaubte meiner Haltung, sich in bezug zu meinem Fuß zu verbessern, und der Schmerz ver­ ging. Inmitten dieser recht intensiven Workshops, an denen ich teilnahm, hielt ich selbst einen Wochenend-Workshop ab. Das 110

war meine erste Erfahrung mit der Methode, einer Gruppe in Workshops Material zu präsentieren. Es waren je Zwei-Stunden-Sitzungen für Freitagabend, Samstagmorgen, Samstag­ nachmittag und Sonntagmorgen festgesetzt. Meine frühere Erfahrung war mehr die mit Vorlesungen als die mit Workshops gewesen. Der Unterschied liegt in dem Umstand, daß man in einem Workshop sozusagen mit zum Publikum gehört. Das Publikum befindet sich auf derselben Ebene wie der Leiter, und es erwartet eher direkte Erfahrung als einen Vortrag über die Erfahrung. Bevor der Workshop begann, hatte ich eine Menge Zweifel und Ängste in bezug auf meine Fähigkeit, ihn durchzuführen. Das alles war sehr neu für mich, und es war eine gewaltige Umstellung vom Teil­ nehmer zum Leiter. Ich war in Esalen sehr damit beschäftigt gewesen, meine ganze Haltung gegenüber meinem früheren Leben und meiner früheren Identität so weit zu korrigieren, wie es mir möglich war. Als man mich in Esalen als »John Lilly, der mit den Del­ phinen gearbeitet hat« einführte, empfand ich das als einen »Hammer«, und ich nahm es übel, daß man meine Identitäts­ veränderung unterbrach, indem man eine ältere Identität her­ anzog. Der geplante Workshop drehte sich um »uns und die Delphine« und bestärkte das alte Image, mit dem ich mich gegenwärtig gar nicht wohlfühlte. In der ersten Sitzung sagte ich zu den Teilnehmern, daß ich nur am Freitagabend einen Vortrag über Delphine halten und Fragen beantworten wolle. Die übrigen Sitzungen sollten der Möglichkeit gewidmet sein, durch Erfahrung aus erster Hand selbst festzustellen, wie es sein mochte, sich wie ein Del­ phin zu fühlen, soweit sie dazu in der Lage waren. Ein Teilnehmer, ein Psychiater aus Los Angeles, erhob ener­ gischen Einspruch und sagte, er glaube nicht, daß aus diesem Wochenende ein Encounter werden würde. Ich sagte: »War­ ten wir ab.« Er blieb. Am ersten Abend hielt ich einen Vortrag über Delphine mit eingestreuter Diskussion. Wie ich versprochen hatte, war der übrige Workshop der direkten Erfahrung gewidmet, wie es sein würde, sich wie ein Delphin zu fühlen. Ich wies darauf hin, daß menschliche Wesen Landtiere sind, nackte Zweibeiner mit Händen, die Kleider tragen und Dinge herstellen und nicht sehr schnell schwimmen können. Um die Lage eines Delphins im Meer richtig einschätzen zu können, muß ein Mensch ihre 111

Atemprogramme und vor allem die Tatsache, daß sie im Meer nur eine willkürliche Atmung haben, verstehen. Diese Tatsa­ che allein macht jeden Delphin von allen anderen Delphinen abhängig. Es ist ein gegenseitiges Voneinander-abhängig-sein, das bei weitem größer ist als unter menschlichen Wesen. Wenn ein Delphin aus irgendeinem Grund bewußtlos wird, hört er auf zu atmen und sinkt. Seine einzige Überlebens­ chance liegt darin, daß seine Mit-Delphine ihn an die Ober­ fläche bringen und ihn aufwecken. In dem Workshop demonstrierte ich, daß die Mitglieder des Workshops völlig voneinander abhängig sein mußten, um wie die Delphine zu sein. Sie mußten einander lieben, miteinan­ der spielen und die Gefahren des Schwimmens im Wasser mit­ einander erleben. Bei einem Kurs benützten wir die Bäder von Esalen, um diese Punkte zu illustrieren. Jedes Mitglied des Workshops, das an dieser Übung teilnahm, hyperventilierte im warmen Wasser, bis sein Bewußtsein sich veränderte. Während er das tat, wurde er von einem anderen beaufsichtigt. Sobald er be­ gann, durch die Hyperventilation verschiedene Erfahrungen zu machen, wurde ihm von den anderen Mitgliedern in viel­ fältiger Weise geholfen und er vor dem Sinken bewahrt. Nacheinander führte jeder einmal die Übung durch. Vor dieser Übung hatte ich ihnen auch gezeigt, wie ein Delphin atmet. Das ist eine gute Atemmethode für die Medidation.* Man liegt auf dem Rücken, bläst alle Luft aus den Lungen und füllt sie bis zur ganzen Fassungskraft und hält den Atem an, solange man kann. Das beruhigt die Atmung und ermöglicht einem, frei von der Atembewegung zu medi­ tieren. Wenn man die Luft nicht mehr halten kann, bläst man sie sehr schnell hinaus und saugt sie sehr schnell wieder ein, jeweils in einer kurzen, plötzlichen Weise. Eine solche Praxis an Land ist nötig, bevor man es im Was­ ser versucht. Im Tank liegt der Teilnehmer auf dem Rücken und atmet auf diese Weise. Sobald man seine Lungen ganz gefüllt hat, treibt man »auf der Luft der Lungen«. Wenn man den Sauerstoff verbraucht hat und das Kohlendioxyd sich sam­ melt, bläst man die Luft sehr schnell so weitgehend wie mög­ lich hinaus und zieht wieder Luft ein, bevor man sinken kann. Dieses schnelle Entleeren und Füllen bewahrt den Körper vor * Korrekt: für bestimmte selbstsuggestive Arten der Vorbereitung zur Meditation. Anm. d. Übers. 112

dem Sinken. Man ist nur für einen so kurzen Zeitraum schwe­ rer, daß man keine Zeit hat zu sinken. Das ist ein gutes Si­ cherheitsmanöver für den Fall, daß man über Bord fällt und vom Meer gefangen ist. Man kann sich auf diese Weise ent­ spannen und seine Kräfte zurückgewinnen und dann entschei­ den, was man tun soll. Es kann eine ausgezeichnete Lebensrettungshilfe sein. Man kann die Augen schließen und dieses Manöver im Tank ausführen und ebensogut eine Meditation im Wasser abhalten wie im physikalischen Isolationstank. Da man im Ohr Wasser am Trommelfell hat, ist die Lautstärke von äuße­ ren Klangreizen sehr reduziert. Wenn man die Hände unter den Nacken legt, so daß die Ellenbogen unter Wasser sind, sichert einen das gegen ein Zur-Seite-Kippen ab. In dreißig Zentimeter tiefem Wasser stützt man die Füße auf den Boden des Beckens, mit abgebogenen Knien und ausgestrecktem Kör­ per. Das ist im Süßwasser nötig, da der Unterkörper nicht leicht genug ist, um Beine und Füße zu tragen. Im Salzwasser dagegen ist die Schwimmfähigkeit groß genug, daß man ganz auf der Oberfläche treiben kann. Mit dieser Art von Meditationshaltung kann man wirklich »davontreiben«, hinaus aus dem Körper, und verschiedene Arten von Manövern im inneren Weltraum vornehmen, die ohne sie nicht möglich sind, wenigstens nicht am Anfang. Das ist die Technik, die ich in St. Thomas im Tank beim Gebrauch von LSD einsetzte. Als ich in Esalen mit dieser Technik ohne LSD arbeitete, war es mir möglich, in viele der Räume zurückzukehren, in denen ich früher gewesen war. Einige der Begabteren, die fä­ hig waren, in Trance zu fallen, taten das und gelangten zu sehr tiefen Erfahrungen. Wir mußten darauf bestehen, daß die Leute das im Tank nicht ohne die Anwesenheit eines ande­ ren Mitglieds oder ohne jemanden vom Esalen-Stab ausführ­ ten. Wenn man dabei in zu große Begeisterung geriet, konnte das leicht zu einem Unfall führen. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz in Esalen, daß jeder Teil­ nehmer, der dorthin kommt, die Verantwortung für sich selbst, für seine eigene Sicherheit übernimmt und nichts tut, wozu er sich nicht fähig fühlt. Das ist ein notwendiger Stand­ punkt, da man sich selbst über die üblichen Grenzen hinaus­ treibt und ein Risiko eingeht, das man normalerweise vermei­ det. Es ist absolut notwendig, daß man die Verantwortlichkeit 113

für die Fähigkeit, solche Risiken einzugehen, voraussetzt. Fritz nannte das die »Verantwortungs-Fähigkeit«. Ich war selbst durch einige solcher Risiko-Übernahmen hin­ durchgegangen und bat die Teilnehmer in diesem Workshop, dasselbe zu tun. Ein anderer Aspekt des Workshops war der, daß die Del­ phine einander nah waren, daß sie ununterbrochen ein frei­ bewegliches, fröhliches Leben miteinander führten und daß sie keine Gewissensbisse hinsichtlich ihrer Verdauungsfunktionen und ihres Geschlechtslebens empfanden. Ich deutete an, daß Menschen sehr wohl die Möglichkeit haben, diesen Lebensstil versuchsweise nachzuahmen. Manche Leute hatten das tat­ sächlich erreicht, und es zeigte sich in einem viel größeren Ausmaß an »göttlicher objektiver Liebe« in ihren Beziehun­ gen und in einer Art von leidenschaftsloser Direktheit, wie man sie bei den Delphinen findet. Wenn wir einander lieben würden, ob der andere es will oder nicht, so meine ich, könn­ ten wir auf unseren spirituellen Trips viel eher vorwärtskom­ men. Auch heute glaube ich immer noch, daß wir, würden wir den Delphinen nacheifern, viel schnellere Fortschritte darin machen könnten, einander zu lieben und uns am Leben zu freuen und die Spannungen abzubauen, die zwischen allen Menschengruppen zu finden sind. Ich hoffe, daß wir das inner­ halb der nächsten zehn Jahre erreichen können. Wenn wir genügend Menschen veranlassen können, in diesen Raum zu gehen, dann werden wir vielleicht in der Lage sein, auf die hohe Ebene der Delphine zurückzukehren. Mehrere vom Esalen-Stab waren mit in diesem Workshop und äußerten später ihre Begeisterung über das, was demon­ striert worden war und was sie selbst erlebt hatten. Die mei­ sten meiner Ängste verschwanden im Laufe des Workshops. Ich sah, wie viele Leute wirklich etwas über die Delphine und über sich selbst wissen wollten. Von da an hatte ich keine Pro­ bleme mehr damit, Workshops zu leiten, zumindest keine Pro­ bleme mehr in mir selbst. Ich hatte angefangen, die Mittel und Wege zu finden, wie ich den Leuten neue und ungewöhnliche Erfahrungen von neuem Format nahebringen konnte. Ich bot das Konzept vom menschlichen Biocomputer und die Mög­ lichkeiten des Umgangs mit sich selbst als eine Hilfe zur Na­ vigation im inneren Raum an. Bei diesem ersten Workshop erkannte ich die große Möglichkeit, die dieser Ansatzpunkt für zukünftige Workshops bot. 114

[6] Ein weiterer Blick auf die Mystik

Da ich sechs Wochen mit außerordentlich intensiven Work­ shops in Esalen verbracht hatte, war ich ein wenig müde und beschloß, mich auf der Gorda Ranch auszuruhen. In den Workshops hatte ich nicht gefunden, was ich suchte. Ich hatte auf meiner Suche nach Erklärungen für die Räume oder nach weiteren Zugängen zu den Räumen, von denen ich bei den Experimenten im Isolationstank mit LSD erfahren hatte, keine Hilfe gefunden. Ich hatte neue Räume im Zusammenhang mit dem Erd-Trip durch die Hilfe von Fritz Perls und anderen Lei­ tern in Esalen gefunden. Was ich vermißte, lag jenseits der Grenzen, welche die Esalen-Gruppe ihren eigenen Erfahrun­ gen bei der damals bestehenden Betonung des Hier-und-Jetzt und den Bemühungen um einen besseren Erd-Trip auf erlegte. Bei den Workshops, an denen ich teilgenommen hatte, war die mystische Seite ausgelassen worden. Dann ergab sich ein Zufall, der mir half, mit größerer Frei­ heit in die Richtung zu gehen, in der ich suchte. Baba Ram Dass kam für einen sechswöchigen Aufenthalt auf die Ranch. Ich traf ihn dort zum erstenmal. Ich hatte von ihm als von dem Harvard-Psychologen Dick Alpert gehört, der mit Timo­ thy Leary gearbeitet hatte, bis beide wegen ihrer Drogen-Experimente aus Harvard hinausgeworfen wurden. Dick war ein Mensch, der zuerst in der Drogenszene war, dann nach Indien ging und ein Jahr mit einem Guru verbrachte und Yoga lernte und dann als Baba Ram Dass in die USA zurückkehrte. Er hatte die meisten der strengen Disziplinen des Yoga auf dem Wege der Schule des Ashtangs oder achtgliederigen Yoga mitgemacht. Er hatte unter recht harten Bedingungen in seiner eigenen kleinen Hütte gelebt, jeden Morgen in einem eiskal­ ten Bergfluß gebadet und den größten Teil seiner Tage mit der Ausführung der Übungen verbracht, die ihm von seinem Guru auferlegt wurden. Durch Ram Dass' Beispiel und durch das Beobachten seiner Lehrweise erhielt ich eine Menge Informationen über Yoga 115

aus erster Hand. Er führte mich in die Schriften des Patanjali ein, in denen die Grundlagen des Yoga in einhundertsechs­ undneunzig einfachen Feststellungen (Sutras) dargelegt wer­ den und die zur Zeit des Aristoteles (400 n. Chr.) niederge­ schrieben worden sind. Innerhalb der nächsten paar Wochen besorgte ich mir zehn verschiedene Übersetzungen des Patan­ jali, einschließlich zweier Ausgaben in originalem Sanskrit. Die nützlichste davon war The Science of Yoga* von I. K. Taimni. Taimni ist ein Biochemiker in Indien, der vierzig Jahre lang Yoga studiert und ausgeübt hat. Ich begann mit meinen ersten Vorstößen in die verschiede­ nen Arten der Meditation. Ich versuchte es mit der Form der Konzentration / Kontemplation / saniyama nach Patanjali. Bei diesen Übungen konzentriert man sich auf ein einziges Objekt, das sich entweder außerhalb oder im eigenen Geist befindet, so lange und so aufmerksam, bis man schließlich mit dem Objekt verschmilzt, und der Sehende mit dem Gesehenen eins wird. Ich las auch Ramana Maharshi und seine Anleitun­ gen, in denen er sagt, man solle über die Frage: »Wer bin ich?« meditieren. Eine Antwort ist: »Ich bin nicht der Seher, ich bin nicht das Gesehene.« Indem ich den Richtlinien, die ich in The Human Biocomputer ausgeführt hatte, folgte, fand ich zu einer zusätzlichen Ausweitung der meditativen Praxis. Die neue, erweiterte Meditation verlief folgendermaßen: »Mein Gehirn ist ein ungeheuerer Biocomputer. Ich bin der eigene Meta-Programmierer dieses Computers. Das Gehirn wohnt in einem Körper. Der Geist ist der weiche Teil des Computers.« Das sind die Grundelemente, dargestellt in The Human Biocomputer. Der Schlüssel zur Meditation war: »Wer bin ich?« Antwort: »Ich bin nicht mein Körper, ich bin nicht mein Gehirn. Ich bin nicht meine Meinung über mich.« Später erweiterte sich das zu der kraftvolleren fünfteiligen Meditation: »Ich bin nicht der Biocomputer. Ich hin nicht der Programmierer. Ich hin nicht die Programmierung. Ich bin nicht das Programmierte. Ich bin nicht das Programm.« Plötz­ lich war ich fähig, mich vom Biocomputer, vom Programmie­ rer, der Programmierung, vom Programm und dem Program­ mierten freizumachen und mich daneben zu stellen - neben meinen Geist, mein Gehirn, meinen Körper - und ihnen bei ihrer Tätigkeit und Existieren getrennt von mir zuzusehen. * Wheaton, III.: Quest paperback, Theosophical Pub. 1967. 116

So erweiterte sich Patanjali für mich und ließ sich in eine moderne Terminologie umformulieren. Der alte »Seher« war ein Teil des Programmierers, das alte Gesehene war eine der Programm-Serien. Es gab manche Überschneidungen zwischen den Konzeptionen, aber die neue Konzeption umfaßte weit mehr als die alte. Das, was programmiert ist, und der Pro­ grammierungsprozeß selbst wurden in den Patanjali-Formen nicht dargestellt. Andere Meditationen von anderen Autoren, wie »das Beobachten des Gedankenflusses, das Beobachten des Denkprozesses und das Beobachten des Denkenden« sind eine stärkere, aber immer noch unvollkommene Annäherung an den neuen Blickwinkel. Die Betrachtungsweise der Program­ mierung (Meta-Programmierung) ist bei weitem kraftvoller als die älteren Anschauungsweisen. Sie hat den Vorteil, daß sie in modernen Computern für weitere Studien eingesetzt werden kann. Sie kann auch jedem, der etwas von Computern versteht, leichter vermittelt werden. Nachdem ich mehrere Workshops abgehalten hatte, ging ich weiter und schricb eine Reihe von Meta-Programmierungen in ungereimten Versen auf, in denen ich zusammenfaßte, wo ich damals stand und wo ich in Zukunft sein wollte. Ich dik­ tierte sie auf einem Berg über der Gorda Ranch früh am Mor­ gen nach der Dämmerung, und die Vögel sangen in der an­ regenden Umgebung von Big Sur. Der Rest dieses Kapitels präsentiert die Meta-Programmierung vom Sommer 1969.

Auf Bergen und Maulwurfshügeln Wo ein Berg ist, muß irgendwo drunter ein Maulwurfshügel sein. John Hammontree von Big Sur

Man hat oft das Gefühl, man steige auf einen Berg, wochen­ lang, monatelang, jahrelang; später stellt man fest, daß es nur ein Maulwurfshügel war. Man krabbelte am Boden ent­ lang; das Steigen war nur Einbildung. Man hat das Steigen gemacht. Der Berg war die eigene Vorstellung, die eigene Ar­ beitsanweisung. Wir machen aus unserem Leben eine Arbeit, um uns selbst gegenüber als tugendhaft zu erscheinen, um andere zu be­ schämen und aus Gründen des Geldes und der Kultur. Der Stolz, die Selbstgefälligkeit und die wertvolle Meinung von 117

dem, was man ist und was man wird durch das Bergsteigen, erschaffen die Neigung des Berges. Schau mich an - schau, wie weit ich den Berg hinaufgestie­ gen bin! Ich bin weiter oben als du. Wenn du weiter oben bist als ich, dann habe ich weiter unten als du begonnen und bin darum weiter gestiegen. Mein Berg ist der steilste. Sehen, daß alle Berge Maulwurfshügel sind; die ganze menschliche Kletterei, die Täuschung eines Traumes. Begib dich in die Planetenumlaufbahn und sieh, daß alle Berge Maulwurfshügel sind. Geh selbst hinauf und hinunter. Sieh selbst in die Vergangenheit zurück. Es gibt keine Berge, keine Maulwurfshügel. Es gibt nur einen Traum von früheren Begegnungen, Illusionen vergangener Bestrebungen, Traum-Abhänge einer geträumten Gegnerschaft. Gespeichert ist nichts anderes als Berichte vom Kriechen auf der Oberfläche eines kleinen Planeten. Warum also nicht die Wonne und das Entzücken genießen, während wir noch ein Passagier in diesem Körper, auf diesem Raumschiff sind? Diktiere deine eigenen Worte als Passagier. Die Transportgesellschaft hat ein paar Regeln, aber es kann sein, daß wir die Gesellschaft träumen und auch die Regeln. Es gibt nur inneren Frieden, innere Seligkeit, innere Ver­ wandlung von allem in Freude an dem einen Ort, an dem man wirklich lebt. Es gibt keine Berge, keine Maulwurfshügel... nur einen zentralen Kern meiner selbst und transzendente Seligkeit. Jenseits der Eitelkeit Wenn ich auf mein sichtbares vergangenes Leben zurück­ schaue, so finde ich falsche Bandaufnahmen in meinem Geist. Ich machte Aufnahmen, oder besser: jemand machte Aufnah­ men - wahrscheinlich sehr gute Aufnahmen. Ich kämpfte mit diesen Aufnahmen, redigierte sie, um sie an meine Erwartungen, die ich in mich setze, anzugleichen, eitel in meinem Stolz auf mich selbst; ich erschuf »das falsche Bild von mir«. Ich flickte und reparierte das gebrochene Selbst, obwohl es niemals gebrochen war, niemals repariert - sondern nur dieses Bild von mir. Meine ganze Arbeit war illusorisch. Die Werkbank, das Bild waren Einbildung. Ich bin immer ich gewesen, ich werde immer ich sein. Die richtigen Aufnahmen sind da, wenn ich sie so fühlen-erleben 118

will, wie sie wirklich sind; wozu zurückschauen in meine Nicht-Existenz, in alte Akten der Vergangenheit? Nur um zu­ rückzuschauen und zu wissen, daß irgend etwas gute Aufnah­ men gemacht hat? Aufnahmen wovon? Meine Zukunft - gibt es sie ohne Angst, ohne Schmerz, ohne Sorgen? Ohne weiteres Bearbeiten, ohne Reparaturen, ohne falsche Aufnahmen? Ist das alles, was ich tue . . . eine Wahrheit in etwas Falsches verzaubern? Ist das die Arbeit für diesen Trip? Ich lege die Aufnahmen der Falschheit neben die wahren Aufnahmen. Ich vergleiche sie. Ich leide bei dem Vergleich. Warum? Ich schätze das Bild, das ich von mir aufgestellt habe, zu hoch ein. Bei dem Vergleich wird aus dem großen Bild ein kleiner Mensch. Der kleine Mensch leidet. Das »große Ich« ist eine Wiederholung einer alten Aufnahme von der falschen Behandlung von Aufnahmen. Das Kleine verfälschen; es groß machen, es groß erscheinen lassen. Hier und jetzt und in den zukünftigen Hiers und Jetzts höre ich und weiß ich, h i e r e ich und j e t z t e ich - dann. Etwas anderes machte die guten Aufnahmen, die ich redi­ gierte. Warum läßt man mich nicht gute Aufnahmen machen, indem ich als Herausgeber/Mechaniker zurücktrete? Laßt mich einfach ich selbst sein - hier seiend und jetzt seiend - in glei­ cher Weise als wahr annehmend, was ist und was nicht ist. Jenseits von mir ist vieles, was ich mir noch niemals vor­ gestellt habe. Es ist immer jenseits von mir gewesen. Hier ist der fröhliche Weg, jenseits von hier und jetzt, der Weg zur Unendlichkeit, zur Nicht-heit der schöpferischen Leere.

Inspektion der Erwartungen - Ana- und Catastrophia Ich erwarte von dir, ich erwarte von dir zu tun, ich erwarte von dir zu sein - was? Du erwartest von mir, du erwartest von mir zu tun, du erwartest von mir zu sein - was? Ich erwarte von ihnen, ich erwarte von ihnen zu tun, ich erwarte von ihnen zu sein - was? Ich erwarte, du erwartest - was? Ich erwarte, sie erwarten - was? Ich erwarte, du erwartest, sie erwarten - was? 119

Wenn du erwartest, daß ich von dir erwarte, daß du erwar­ test, was sie erwarten - ich frage, warum erwarten? Ich antworte, weil ich auch erwarte. Ich bin hier, um meine Erwartungen mir selbst gegenüber zu erfüllen; bin ich? Aber welche sind meine Erwartungen mir selbst gegenüber? Sie erwarten von mir ... Tun sie das? Kümmern sie sich wirklich darum? Du erwartest von mir - tust du das? Erwartest du wirklich, kümmerst du dich wirklich darum? Sich um Erwartungen kümmern? Ein Beharren auf vergangenen Mustern erwarten? Meine, deine, ihre? Erwarten zu suchen? Suchen nach neuen Mustern? Neuen Erwartungen? Erwarten zu kämpfen? Kämpfen um die Flucht vor Erwar­ tungen ? Erwarten, alten Erwartungen auszuweichen? Meinen, dei­ nen, ihren? Ich erwarte von meinen Erwartungen, daß sie die Erwar­ tungen anderer sind, nicht die meinen. Ich stelle mir vor, welches deine Erwartungen sind. Und sehe voraus, daß es meine eigenen sind. Ich erwarte das, was ich über Erwartungen schreibe, ich er­ warte, wenn ich über das Erwarten schreibe, daß es Erwartun­ gen an mich hervorruft, in dir, in ihnen. Ich suche, ich schreibe und erwarte weitere Erwartungen. Warum suchen, warum schreiben, warum erwarten? Warum du? Warum sie? Warum ich?

Große Menschen, Erwartung, Meditation, Liebe und Levitation Gibt es wirklich so etwas wie einen großen Menschen? Sind wir nicht alle Mikroben auf einem Dreckball, der um einen Stern vom Typ G zwei Drittel Weges vom galaktischen Zentrum zum unendlichen Raum rotiert, in einer kleinen Ga­ laxie im Universum der Galaxien - was ist also ein großer Mensch, was ist ein Messias, ein Avatar, ein Erleuchteter? In der Vorstellung der Mikrobe gibt es eine Theorie, daß sie keine Mikrobe sei. Ihre Theorie besagt: »Es gibt Wesen, 120

die größer sind als ich, von denen ich ein Teil bin. Alles, was ich zu tun habe, ist, mein wahres Selbst zu erkennen, meine Seele zu sehen, mein Atman zu verwirklichen, am universel­ len Geist teilzuhaben, eins mit Gott zu werden, im Universum verteilt zu sein, das Irdische ins Göttliche zu transformieren, richtig zu leben und zu denken und mich mit Gott und den Engeln zu verbünden.« Gewiß, da sie nur eine Mikrobe auf einem Dreckball ist, warum soll sie nicht ihren mikrobischen Spaß haben am Su­ per-Spiel? Eine Gruppe von Mikroben sagt zu einer anderen: »Wir sind groß. Wir haben einen großen Menschen gefunden. Der große Mensch sagt uns, wie unsere wahre Natur zu verwirk­ lichen ist, wie wir erleuchtet werden können. Er sagt uns, daß jeder von uns groß ist, und Er wird uns den Weg zeigen, wie man die mikrobische Illusion, man sei eine Mikrobe, loswird.« »Mache mit - hier ist der Pfad - folge meiner Führung - Ich habe die Wahrheit - aber du mußt Disziplin haben - meine Disziplin. Das Universelle Gesetz ist durch mich offenbart. Erwarte alles durch mich. Meditiere - hier ist das Wie. Liebe und levitiere, wie ich es tat.« An etwas glauben Das Etwas, an das man glaubt - irgendwie, irgendwo, im in­ neren Raum oder außerhalb, im äußeren Raum - das Theorem der Existenz, »Es existiert«, muß positiv und ganzheitlich sein. Da, wo man jetzt ist, glaubt man, daß man den Glauben an etwas mittels eines Weges, eines Programmes erlangen könne. Wenn der Weg, die Richtung, das Programm sichtbare Ver­ änderungen im Selbst beinhalten, so ist eine weitere Überzeu­ gung die, daß man sich verändern könne. Man verändert sich dahingehend, daß man an etwas glaubt. Die Suche nach dem Etwas kann nicht unternommen wer­ den, ehe man nicht glaubt, daß Etwas existiert. Etwas, an das man glauben kann. Das Etwas, an das man glauben kann,.ist irgendwie größer als das gegenwärtige eigene Selbst. Es, Etwas kann das veränderte, zukünftige Selbst sein. Es kann etwas oder ein menschlicher Jemand außerhalb von einem selbst sein. Es kann etwas dort draußen sein, zwischen den Planeten, den Sternen. Es kann etwas überall sein . . . innen und außen. Etwas jenseits des Menschen. Etwas, von 121

dem du lernen und mit dem du kommunizieren kannst. Der Glaube an etwas - konzentriert, zweckvoll, bestimmend - ist schwer zu bekommen. Glaubt man erst einmal an etwas jen­ seits von einem selbst, dann kommt er leichter. Bhakti Karma Um zu unserer Sache zu kommen, laß uns in der Zweiheit sprechen, wir. Ich habe meine Sache, du hast deine Sache, wir haben un­ sere Sache. Unsere Sache ist nicht meine, nicht deine; unsere Sache ist unsere. Ich kenne meine Sache, du kennst deine Sache, wir kennen unsere Sache. Du kennst nicht meine Sache, ich kenne nicht deine Sache. Ich kenne meinen Anteil, du kennst deinen Anteil an unserer Sache, unsere Sache existiert nur in uns. Ohne uns gibt es nicht unsere Sache. Wir sind unsere Sa­ che ... nur wir. Um über unsere Sache, über uns hinauszukommen, laß uns von Ihnen, die über uns sind, sprechen. Stell dir ein menschliches Wesen vor, über dir, über mir. Stell dir ein nicht-menschliches Wesen über den mensch­ lichen Wesen vor. Stell dir Gott über allen Dingen vor, jedoch alle Wesen seiend und selbst seiend. Um auf unsere Sache zurückzukommen - auf uns. Für den kleinen Jungen in mir bin ich ein Gott, bist du eine Göttin. Für das kleine Mädchen in dir bist du eine Göttin, bin ich ein Gott. Für den Gott in mir bin ich ein kleiner Junge, und für die Göttin in dir. Für die Göttin in dir bist du ein kleines Mädchen, und für den Gott in mir. Für Gott sind wir zwei kleine Wesen, die von Ihm träumen. Für Gott sind wir eine kleine Ausweitung seines Wesens. So sind wir alle eins in Gott. Unsere Sache ist ein Teil von Ihm; unser kleiner Teil. Um zu uns zurückzukommen: Der kleine Junge liebt das kleine Mädchen liebt den kleinen Jungen. 122

Der Gott liebt die Göttin, liebt den Gott. Ich liebe dich, du liebst mich, wir lieben in Gott. Jnana - Stufe I Ich brauche nicht zu verstehen - ich weiß, sie lenken das Uni­ versum, und sie lenken mich. Meine Meinung von ihrem Job ist unwichtig; gut oder schlecht, sie machen weiter damit. Sie machen den Job, der ihnen von jenen über ihnen zugewiesen ist. Also mache ich den Job, den sie mir zuweisen. Wenn es nötig ist, sagen sie mir Bescheid. Ich höre ihnen zu, ich frage sie. Sie hören mich, sie helfen mir. Jnana-Stufe II Ich bin du, du bist ich, wir sind eins. Ich liebe mich, liebe dich, liebe den Einen. Du liebst dich, liebst mich, liebst den Einen. Der Eine liebt uns. Jnana - Stufe III Ich bin sie, du bist sie, ich, du, sie sind eins. Ich liebe sie, liebe dich, liebe den Einen. Du liebst sie, liebst mich, liebst dich, liebst den Einen. Der Eine liebt alle. Jnana - Stufe IV Du bist ich, sie sind ich, sie du ich sind eins. Sie lieben dich, lieben mich, lieben den Einen. Der Eine liebt sie, liebt uns. Der Eine ist Liebe. Transzendierte Grenzen der Überzeugung Zuerst werden die eigenen Grenzen von der Überzeugung gesetzt: »Ich habe mein Zentrum in meinem physikalischen Gehirn.« (Das, wovon man überzeugt ist, daß es wahr sei, ist wahr oder wird wahr, zuerst innerhalb der Grenzen, die man 123

experimentell feststellt. Diese Grenzen selbst sind die Über­ zeugungen, die transzendiert werden müssen.) Ich bin nicht durch die bekannten physikalischen Sinne, die bekannten physikalischen Signale, die von meinem Gehirn ausgesandt/empfangen werden, begrenzt. (Bei der Transzen­ dierung werden diese Grenzen zurückgelassen. Ich sende/emp­ fange Botschaften auf unbekanntem Wege an/von unbekann­ te(n) Wesenheiten, die größer sind als ich.) Jenseits der Transzendenz ist eine unendliche Vielfalt von Unbekanntem. (Ich gehe von meinem Gehirn aus in andere Universen und Räume, in andere Stadien des Seins. Einmal erlebt, sind diese Unbekannten nicht länger unbekannt.) In den anderen Universen, in den anderen Stadien des Seins gibt es Lehrer, Wächter. (Jenseits dieser Unbekannten, die jetzt bekannt sind, ist die vollkommene Wahrheit.) Die Wächter/Lehrer machen mich bewußt, helfen mir, ge­ wahr zu sein, helfen mir zu erfahren, wenn ich bereit dazu bin - Wirklichkeiten jenseits der Überzeugung, jenseits des Beweisens, jenseits des Zeigens, jenseits der Theorie, jenseits der Vorstellung zu erfahren. (Jenseits der Wahrheit, der völ­ ligen und vollkommenen Wahrheit, ist Unbekanntes.) Die Lehrer der Lehrer übernehmen den Unterricht. (Neues Unbekanntes wird bekannt. Der Kreislauf wiederholt sich. Wird dieses Unbekannte gemeistert, so ist es transzendiert.) Sutra I, Buch 4, Patanjali Vollkommenheiten entstammen der Geburt, den lichtenthal­ tenden Kräutern oder den Mantras oder der Selbstdisziplin oder dem Samadhi. Das Guyatri-Mantra OM, irdische, atmosphärische und himmlische Sphären, laßt uns den wundersamen solaren Geist des Göttlichen Schöpfers kontemplieren. Möge er unseren Geist führen. OM. Brahma Guyatri Shastra Mögen wir den höchsten Geist kennen. Laßt uns die höchste Wirklichkeit kontemplieren, und möge dieses Brahman uns führen. 124

[7]

Mehr Mystik: mentations

Im September 1969 trat ich eine Stelle am Zentrum für fort­ geschrittene Studien der Verhaltens-Wissenschaft in Palo Alto, Kalifornien, an. Meine Absicht war, hier genügend Zeit und die Hilfe des Sekretariats zu gewinnen, so daß ich ein Buch schreiben konnte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, mein Buch würde mit meinen Studien über Patanjali und dem, was dabei herausgekommen war, zu tun haben. Die Anfänge des vorlie­ genden Buches waren das Ergebnis dieser Zeit. Während ich am Zentrum war, schrieb mir mein Freund Dr. Lawrence Kubie, daß ein gemeinsamer Freund von uns seinen Sohn durch LSD verloren hatte. Die Geschichte war die, daß der Sohn unter einem Balkon in einem College tot aufge­ funden worden war. Eine Untersuchung des Blutes ergab, daß es LSD enthielt. Das förderte etwas zutage, was ich längst ge­ wußt hatte: daß viele Eltern die Probleme ihrer Kinder nicht verstehen und auch nicht versuchen, sie zu verstehen, beson­ ders jene Probleme, die mit Drogen zu tun haben, ln einer fast militärischen Weise lehnen sie es ab, die Wirkungen des LSD zu untersuchen. Die Literatur und Berichte aus erster Hand sind für alle Eltern leicht zugänglich, aber sie sind so sehr von dem nationalen Negativ-Programm gegen LSD be­ einflußt, daß sie die Realitäten hinter dieser Programmierung nicht sehen können. Währenddessen haben die jungen Men­ schen in diesem Land LSD mit großer Begeisterung aufgenom­ men und unter ihren Freunden Anhänger gewonnen. So entstand in mir der Entschluß, ein Buch zu schreiben und alles zu tun, was ich konnte, um den Eltern und den Jungen zu helfen, einander zu verstehen und LSD und andere Trips von positiven, negativen und objektiven Standpunkten her zu er­ fassen. Schließlich hatte ich mein Buch dort im Zentrum nahezu vollendet. Ich legte es für eine Weile beiseite, um darüber nach­ zudenken. Einige Monate später, als ich es wieder las, entschloß ich mich, alles außer den ersten drei Kapiteln wegzuwerfen. 125

Im Sommer und Herbst 1969 hörte ich durch Claudio Naranjo, einen Psychiater von der Westküste, der über eine be­ merkenswerte Kenntnis mystischer Disziplinen verfügte und ein Mitglied des Esalen-Stab war, von einem Sufi in Chile namens Oscar Ichazo. Claudio ging nach Chile und arbeitete zwei Monate lang, im Oktober und November 1969, mit Os­ car. Als er im Januar 1970 zurückkam, waren wir alle sehr neugierig, was er zu berichten hatte. Es stellte sich heraus, daß Oscar bereit war, eine Gruppe von fünfzig Amerikanern für ein zehnmonatiges Training zu übernehmen, das am 1. Juli 1970 beginnen sollte. Bevor ich mich entschloß, was ich selbst im Hinblick auf solch ein Training tun wollte, wollte ich sehen, was Claudio für Erfahrungen gemacht hatte. Er hatte mir einen Brief ge­ schrieben, in dem er berichtete, daß Oscar ihn in Räume ge­ bracht hatte, in denen er nie zuvor gewesen war, Räume, die er als sehr wünschenswert empfand. Er hatte tatsächlich dort bleiben wollen, aber Oscar hatte ihn aufgefordert, aus diesen Räumen auf die Erde zurückzukehren. Das klang so sehr nach den Räumen, in die ich mich mit LSD im Isolationstank auf den Virgin Islands begeben hatte, daß ich ganz begeistert war. Es schien so, als ob es hier einen Mann gab, der in der Lage war, einem zu zeigen, wie man ohne Tank, ohne LSD in neue Räume gehen konnte. Ich hatte zwei dieser Räume erfahren. Ich nannte sie den Messias-Raum und den Missionars-Raum. Damals hatte ich erkannt, daß ich auf sehr tiefe und sehr grundlegende Wahrheiten über jene Wirklichkeiten gestoßen war, die man gewöhnlich nicht erlebt. In der ersten Aufwallung ekstatischer Begeisterung hatte ich das Gefühl gehabt, ich müsse sie der Welt verkünden und den Leuten zeigen, wie sie in diese Räume gelangen und sie mit anderen teilen konnten. Das einzige, was mich davor bewahrt hatte, ein Messias oder ein Missionar zu werden, waren meine eigenen wissen­ schaftlichen Forschungsmotivationen gewesen, die solch einen Gebrauch des Wissens nicht zuließen. Ich konnte nicht ein leidenschaftsloser Forscher sein und zugleich die Wohltaten des Bereichs verkünden, den ich gefun­ den hatte. Es schien mir so, als sei hier nur für eine Rolle Platz - für die des Forschers im wissenschaftlichen Sinne. Wenn ich etwas anderes tat - einschließlich lehren -, so würde das dem, was ich bei den Forschungen entdeckt hatte, 126

schaden. Damals bestand mein Hauptanliegen darin, einen leidenschaftslosen, objektiven Standpunkt zu bewahren. Ich schrieb darüber in einem kleinen Buch mit dem Titel: The Hu­ man Biocomputer, Programming and Metaprogramming. * Um mehr über Oscars Methoden zu erfahren, machte ich bei einigen von Claudios Arbeitsgruppen mit. Bei dieser Gruppenarbeit, die auf Ichazos Programm, wie Claudio es interpretierte, beruhte, lernte ich die mentations, einige Mantras und einige Gebete. Ich verfolgte die menta­ tions weiter und begann sie zu benützen und in Workshops zu lehren. Sie haben sich als eine gute Hilfe für das eigene Denken und auch für das Lehren erwiesen. Sie können ein offenes Tor zu bestimmten neuen Räumen sein, sobald man sie gründlich genug erlernt hat, um mit ihnen zu arbeiten. Bei den mentations richtet man sein Bewußtsein plus eine bestimmte Vorstellung auf einen bestimmten Teil des eigenen Körpers in der folgenden Weise: In die Ohren setzt man die Vorstellung von Substanz (die gemeinsame objektive Realität von etwas, wie auch die Sub­ stanz einer Person); in die Augen die Form; in die Nase die Möglichkeiten (Alternativen); in den Mund die Bedürfnisse; in die Brust die Impulse (automatische Energien); in den Oberbauch den Prozeß der Annahme (Assimilation); in den Unterbauch den Prozeß der Beseitigung (Elimination); in die Genitalien die O r i e n t i e r u n g (entweder in Richtung auf die Evolution oder auf die Regression); in die Oberschenkel und Oberarme die Kapazität; in Knie und Ellenbogen das Charis­ ma; in die Unterschenkel und Unterarme die Mittel; in die Füße und Hände die Ziele. Wenn man mit den mentations gut vertraut ist, können sich neue Bereiche des Denkens erschließen. Wenn man sich in Schwierigkeiten oder in einer sehr negativen Sackgasse befin­ det, kann man die mentations einsetzen und Wege in neue Zustände entdecken. Ein Metaprogramm, an das ich mich ständig erinnere, ist, daß man in die mentations jederzeit automatisch einsteigen können muß, wann immer es außerhalb eine Bedrohung gibt, wann immer eine Notwendigkeit zum Überlegen auftritt, wann immer der Raum, in dem man sich befindet, unange­ nehm und unerwünscht ist, wann immer man daran denkt, * Wieder aufgelegt 1970 durch das Portola Institute, Whole Earth Catalog Division. Menlo Park, Calif. 127

Gebrauch von ihnen zu machen. Es geschieht so automatisch, daß ich, sobald ich down bin, das Metaprogramm einsetze. Wenn ich in die Lage komme, die Brauchbarkeit der m e n ­ t a t i o n s anzuzweifeln, beginne ich mit einer Serie von menta­ tions über die mentations selbst und bin so in der Lage des Meta-Programmierens, anstatt in die negativen Programme oder die Ego-Programme meines Biocomputers verstrickt zu werden. Als ich im Februar 1970 mit dem Rauchen aufhören wollte, benützte ich die mentations etwa folgendermaßen (diejenigen unter euch, die mit dem Rauchen aufhören wollen, können hierin eine brauchbare Vorlage finden, anhand derer sie selbst arbeiten können): Füße und Hände: »Welche Ziele verfolge ich mit dem Rauchen?« (Vergnügen und Ablenkung.) Unterschenkel, Unterarme: »Mit welchen Mitteln kann ich mit dem Rauchen aufhö­ ren?« (Aufhören.) Knie und Ellenbogen: »Welcherart ist meine Beziehung zu anderen, mein Cha­ risma, das mich rauchen läßt und das mich mit dem Rauchen aufhören läßt?« (Raucher vs. Nichtraucher.) Genitalien: »Welcherart ist meine Orientierung beim Rauchen?« (Of­ fensichtlich in Richtung auf Zerstörung durch ein temporä­ res Vergnügen. Meine Orientierung beim Aufgeben des Rauchens ist auf die Evolution meiner selbst, auf das Wach­ sen der physischen Gesundheit, gerichtet.) Unterbauch: »Was muß ich beseitigen, um mit dem Rauchen aufzuhö­ ren?« (Alle Programme, die mit dem Rauchen verbunden sind.) Oberbauch: »Was muß ich annehmen, um mit dem Rauchen aufzuhö­ ren?« (Einige Mittel und Wege, damit ich es aus meinem Leben herausprogrammiere und es als reales Programm gründlich entferne.) Brust: »Was muß ich tun, um meine Impulse in Übereinstimmung mit dem Nichtrauchen zu bringen?« (Den Impuls zu rau­ chen ausrotten, der ja eine künstliche, programmatische 128

Konstruktion ist, die aus dem Vergnügen am Eindringen des Rauches in meine Brust und der daherrührenden Sin­ nesempfindung entstanden ist - also ein künstlicher Im­ puls.) Mund: »Was brauche ich im Hinblick auf das Rauchen und auf das Nichtrauchen?« (Das Bedürfnis, der Geschmack im Mund, ist eine künstlich erworbene Gewohnheit und muß als künstliches Bedürfnis beseitigt werden. Die Notwendigkeit, Zigaretten zu haben und sie anzuzünden, muß beseitigt werden.) Nase: »Welche sind die anderen Möglichkeiten in bezug auf das Rauchen?« (Ich habe bis zu vier Schachteln pro Tag ge­ raucht. Ich habe die Möglichkeit zukünftiger Gesundheit ohne sie. Ich könnte auch mit dem Rauchen von Marihuana anfangen. Doch das würde ein anderes Bedürfnis an die Stelle dieses Bedürfnisses setzen. Also ist das keine Mög­ lichkeit.) Augen: Welches ist die Form des Rauchens?« (Die Form des Rau­ chens ist eine sehr oberflächliche Angelegenheit... nach einer Zigarette greifen, sie anzünden, tief inhalieren, und das immer wieder, den ganzen Tag lang.) Ohren: »Welches ist die Substanz des Rauchens?« (Es ist ein sehr giftiger, toxischer Zustand. Das Rauchen hat ganz und gar nichts mit meiner eigenen Substanz, mit meiner eigenen Essenz zu tun, und darum muß das Rauchen beseitigt wer­ den.) Als eine Konsequenz des Wirkens der mentations setzte ich folgendes kleine Programm ein, das weiteres Rauchen verhin­ derte: Wenn der Impuls zu rauchen aufstieg, ging ich (in mei­ ner Vorstellung) durch den ganzen Prozeß hindurch - eine Zigarette aus der Packung nehmen, sie anzünden, tief inha­ lieren, das aufsteigende Empfinden genießen; aber dann mußte ich weitermachen und in meiner Vorstellung fortfah­ ren, eine Zigarette nach der anderen zu rauchen, bis mir die negativen Aspekte des Rauchens bewußt wurden... Die Strafe, die nach der Belohnung kam. Mit diesem kleinen Ne­ benspiel, das schließlich zu einem sehr kurzen Programm wurde, das jedesmal nur wenige Sekunden dauerte, konnte 129

ich die Gewohnheit vollkommen beseitigen. Ich hörte am 14. Februar 1970 auf zu rauchen - ein Triumph für die men­ tations. In dieser Zeit dachte ich daran, nach Chile zu gehen, und dazu mußte ich ein bißchen Spanisch lernen. Mit Hilfe einer entzückenden Argentinierin namens Virginia Igonda lernte ich meine ersten spanischen Sätze: »Fumar es muy malo. No fumar es muy bueno.« Ich benützte diese Sätze als ein Mantra zusätzlich zu den anderen Übungen, die ich oben angeführt habe. Bald nach dieser Zeit begann das viermonatige Haustrai­ ning in Esalen, bei dem ich mitmachte. Ich erhielt Haustrai­ ning von den anderen Mitgliedern des Esalen-Stabs und gab ihnen meinerseits ebenfalls einige teachings.

130

[8] Gruppen-Workshop in Kairos

Während meines Aufenthaltes in Esalen hielt ich auch einen Fünf-Tage-Workshop in Kairos, in Rancho Santa Fe, in der Nähe von San Diego, Kalifornien. Achtzehn Leute mit ver­ schiedenen backgrounds waren in dem Workshop, dreizehn vom Kairos-Stab und einige aus den Esalen-Workshops, die ich zuvor gegeben hatte. Wir hatten Kairos ganze fünf Tage für uns allein, das ganze Wishing Well-Hotel stand zu unse­ rer Verfügung, ohne daß wir von anderen Gruppen unterbro­ chen wurden. Ich hatte gehört, daß Oscar Ichazo von jedem wünschte, daß er während der Arbeit in seiner Schule eine Protein-reiche Diät einhielt. Ich stimmte dieser Wahl zutiefst zu. Die Leute, die in der Küche von Kairos arbeiteten, waren bereit mitzumachen. Fünf Tage lang blieben wir bei dieser Diät von Käse, Fleisch, Eiern, Fisch und Sojabohnen, mit einem dazwischengeschalteten experimentellen Essen aus Koh­ lehydrat-reichen Stoffen. Ich war zum erstenmal 1936 als Student am Cal. Tech, auf diese Diät gekommen, als ich an der biochemischen Fakultät unter Dr. Henry Boorsook studierte, dessen Hauptarbeit darin bestand, das Minimum des täglichen Vitaminbedarfs für das National Research Council zu bestimmen. Um festzustellen, wie der Entzug von Protein sich auswirkte, wurde ich ver­ suchshalber für einige Zeit auf eine Protein-freie Diät gesetzt. Das Resultat war ein sehr energieloser Zustand. Wir konnten bald feststellen, daß man das im Körper vorhandene Protein innerhalb von vierundzwanzig Stunden verbraucht. Wenn man Protein von außen zuführte, schaltete man innerhalb von zwei Stunden von den körpereigenen Proteinen auf die äuße­ ren Proteinquellen um. Später, als ich Übergewicht hatte, ver­ suchte ich es mit einer reinen Protein-Diät; innerhalb von sechs Wochen verlor ich fünfzig Pfund. Für eine Mt. Everest-Besteigung wurde eine geeignete Diät ausgearbeitet. Angesichts der spezifisch dynamischen Wirkung 131

des Proteins entschied man sich dafür, die Everest-Diät sehr Protein-reich zu gestalten, um die nötige Energie zu gewähr­ leisten, mittels derer man die Kälte und dauernde Aktivität ertragen konnte. Jeder in der Gruppe erklärte sich bereit, mitzuteilen, was in den Zeitabschnitten außerhalb der eigentlichen Gruppensit­ zungen geschah - über Träume zu berichten usw. Wir began­ nen in der ersten Sitzung mit einer intensiven Bestandsauf­ nahme der Gruppenziele. Man einigte sich darauf, daß wir versuchen wollten, eine Integration jedes Gruppenmitglieds in die Gruppe zu erreichen, soweit dies möglich war. Am ersten Tag lernte die Gruppe die Methode der menta­ tions. Es wurden viele mentations-Übungen durchgeführt, so daß jedes Gruppenmitglied sie gründlich kannte und sie zu einem Teil seiner selbst machte. Die Ziele der mentations wur­ den im voraus für die ganze Gruppe aufgestellt. Jeder nahm die mentations auf seinem eigenen Trip vor, wobei das Ziel darin bestand, eine höhere Ebene als die des eigenen Selbst zu erreichen, die Über-Selbst-Ebene im eigenen Biocomputer. Die mentations wurden auch als Übung zur Entwicklung der Vor­ stellung von dem Unbekannten im eigenen Selbst eingesetzt. Dann wurden die mentations in dyadischen* Kombinatio­ nen durchgeführt. Zwei Personen sitzen einander gegenüber und gehen die mentations durch, finden ihre Ziele als Paar oder als Dyade. Dyaden-Ziele wurden auf die Meta-Programm-Ebene festgelegt, so daß jedes Mitglied dem anderen in der Dyade helfen konnte, ein höheres Bewußtseinsstadium zu erreichen, womit ein Uber-Selbst der Dyade erreicht wurde. Jeder kam mit jedem anderen einmal in einer Dyade zusam­ men, bis jeder siebzehn Dyaden (das Maximum bei einer Gruppe von insgesamt achtzehn Leuten) mitgeformt hatte. Nachdem diese Übung beendet war, kannten alle einander recht gut. Alle waren genügend motiviert, in dieselbe Rich­ tung zu gehen. Dann wurden die mentations anstatt für individuelle oder für dyadische Ziele für Gruppenziele eingesetzt. Die ganze Gruppe bewegte sich auf ein Gruppen-Über-Selbst zu ... mit einem Meta-Programm für Wesenheiten, die größer als die Gruppe waren und die der Gruppe mit ihrem Rat beistehen sollten. * Zweier- . . . 132

Indem wir Musik als primären Stimulus benützten, bezo­ gen wir den Gehörsinn mit ein, eine Übung, bei der Teile des Bolero in jedes der drei Zentren plaziert wurden: in das Bewegungszentrum, das Gefühlszentrum und das Denkzen­ trum. Bolero ist laut Idris Shah und auch nach Oscar Ichazo eine Sufi-Musik, die von der Chusti-Gruppe der Sufis kompo­ niert wurde, um bestimmte Bewußtseinsstadien hervorzuru­ fen. Die Töne der mittleren Lage (die Melodie) sind auf das Gefühlszentrum in der Brust bezogen. Die sehr hohen Töne beziehen sich auf das Denkzentrum im Kopf. Die sehr tiefen Töne beziehen sich auf das Bewegungszentrum im Bauch. Der größte Teil der Gruppe führte diese Übung vollständig aus. Später machten sie eine koordinierte Übung, bei der die men­ tations und der Bolero ineinandergefügt wurden. Wir gingen den Bolero mehrere Male in Verbindung mit den mentations durch. Ziemlich bald nahm er eine neue Be­ deutung an, die wir zuvor nicht erfaßt hatten. Der Körper be­ gann sich zu verändern, und es öffneten sich neue Wege des Denkens. In diesem Workshop setzten wir eine Bandschleife mit dem wiederholten Wort »cogitate« ein. Wir legten uns auf den Boden und hörten auf das »cogitate« fünfzehn Minuten lang bei je einer Wiederholung pro dreiviertel Sekunden. Jedes Gruppenmitglied sagte den anderen, was bei ihm passierte. Die meisten hörten alternierende Wörter zu »cogitate«. Drei bestanden darauf, daß sich die alternierenden Wörter auf dem Band befänden. Als sie die Berichte der anderen hörten und feststellten, daß die anderen Wörter hörten, die sich nicht auf dem Band befanden, ließen sie sich schließlich davon überzeu­ gen, daß ihr eigener Biocomputer diese Wörter hinzugefügt hatte. Es gab nur einen einzigen, der mit Angst auf diese Er­ fahrung reagierte. Sie löste sich durch ein Gespräch mit der übrigen Gruppe. Wir verwendeten noch andere Bandschleifen, wie »Deeper and deeper mother and I are fusing«.* Längere Satzlängen und weniger Wiederholungen pro Minute erforderten mehr Zeit, um die verschiedenen Variationen, die in den Satz projiziert wurden, zu hören. Es war auch mehr Zeit da, durch die psy­ chologischen Wandlungen, die sich beim Hören der Botschaft auf verschiedenen Ebenen ergaben, hindurchzugehen. Die * Tiefer und tiefer verschmelzen Mutter und ich miteinander. 133

Botschaft war sowohl für die Männer wie für die Frauen im Raum eine Bedrohung. Mit ihrer biologischen Mutter zu ver­ schmelzen, war zuviel für sie. Manche veränderten den Satz so, daß er nicht mehr die Bedeutung des Verschmelzens mit der Mutter hatte. Das kam dann heraus als: »Keep her deep, her mother and I are fusing*«, womit man sich vom Ver­ schmelzen mit der eigenen Mutter fernhält, und statt dessen mit der Mutter eines anderen verschmilzt. Es wurde auch die Vorstellung von der Mutter Erde benützt. Ich fühlte mich sicherer, wenn ich mit der Mutter Erde ver­ schmolz als mit der eigenen Mutter. Als einige mit der kos­ mischen Mutter verschmolzen, gerieten sie in einen ganz ekstatischen Zustand. Einige in der Gruppe machten den Satz: »Deeper and deeper, mother and I are fusing« zu einem festen Gesetz: »Deeper and Deeper, Mother and I«, und der Betreffende wollte alles zu einer körperlichen Einheit verschmelzen (»all fusing«). Des­ halb waren sie in der Lage, mit der biologischen Mutter zu »verschmelzen« und an diesem Trip tiefen Genuß zu finden. Diejenigen, die tatsächlich mit der biologischen Mutter ver­ schmolzen, wurden eins mit ihrer wirklichen Mutter und er­ kannten, daß sie sie in ihrem Kopf trugen und daß diese Mut­ ter im Kopf gar nicht ihre tatsächliche äußere Mutter war, son­ dern ihre eigene Vorstellung von ihrer Mutter, was sie bis zu diesem Augenblick geleugnet hatten. Immer mehr Personen aus der Gruppe sahen die Pointe die­ ser Übung, erkannten, daß sie innere Konflikte hatten, und setzten sich mit ihnen und der Notwendigkeit, damit klarzu­ kommen, auseinander. In den Gruppengesprächen fanden sie große Sicherheit darin, diese sehr seltsamen inneren Program­ mierungen, die miteinander in Konflikt standen, zu offenba­ ren. Mit Hilfe dieser Technik waren sie in der Lage zu sehen, wie ganz unabhängige Kontrollsysteme (Bandschleifen) sich in ihren Computer eingruben und zeitweise die Herrschaft übernahmen. In dem Maße, in dem jedes Individuum sich in der Zusam­ menarbeit mit der Gruppe für seine eigenen Computer-Pro­ zesse zu öffnen begann, geriet ein jeder in enge Verbindung mit den anderen, die da waren, und teilte mit ihnen die Daten des Vorgangs, insoweit sein eigener Biocomputer mit den an­ * Halte sie tief, ihre Mutter und ich verschmelzen. 134

deren zusammenwirkte. Die Struktur dieser Prozesse begann sich zu klären. Fast automatisch verband man sich mit den anderen und teilte mehr und mehr mit ihnen. Für jede Art von Meta-Programm besteht die Notwendig­ keit, daß es bei der Vorbereitung dazu, sich auf das ÜberSelbst zuzubewegen, in der Gruppe als Ganzes entwickelt wird. Man muß fähig sein, die eigenen Grundvoraussetzun­ gen in eine offenere Tendenz von Voraussetzungen umzuwan­ deln, eine Tendenz, die einen nicht daran hindert, in neue Räume vorzudringen. Ich fuhr fort, meine Annahmen über den menschlichen Bio­ computer und seine Funktionsweise und über das Über-Selbst darzulegen. Ich betonte, daß das eigene Selbst, das »Ich«, eine Einheit innerhalb des Biocomputers ist. Als Diskussionshilfe nennen wir diese Einheit den Seibst-Meta-Programmierer. Er funktioniert in einer Weise, die vom übrigen Biocomputer un­ abhängig zu sein scheint, soweit das möglich ist. Die Einheit, zu der man in einem anderen Menschen spricht, wenn man »du« sagt, ist auch die Einheit, die spricht, wenn man »ich« sagt. Diese sprechenden Einheiten werden in dieser Form sichtbar, wenn man bewußt wahrnimmt, daß das oben Ge­ sagte tatsächlich der Fall ist. Wenn man seine eigenen Abläufe bewußt wahrnimmt, kann man sagen, daß der Selbst-MetaProgrammierer an der Arbeit ist. Es kann andere unabhängige Kontrollsysteme im Biocomputer geben, die die Herrschaft übernehmen, und dann scheint der Selbst-Meta-Programmierer zu verschwinden. Das kann besonders in hochgespannten emotionalen Zuständen und in besonderen Streß-Situationen geschehen. Der Selbst-Meta-Programmierer kann sich zurück­ ziehen und anderen Systemen die Führung über den ganzen Biocomputer überlassen. Dann ist es so, als würde jemand anderer (aus der gegenwärtigen Umgebung oder aus der Ver­ gangenheit) in den Biocomputer einsteigen und ihn lenken. Es ist für den Fortschritt im spirituellen Sinne notwendig, diese Prozesse wahrzunehmen und Achtung vor dem Unbe­ kannten im eigenen Selbst und im eigenen Biocomputer zu entwickeln. Die nächste Übung war die Übung der »unbegrenzten Überzeugungen«, in der man versuchte, über die geläufigen Grenzen des Glaubens, der Überzeugungen hinauszugehen. Wir hörten ein Band, das in der Wiederholungsform program­ miert war (jedesmal fünf Wiedergaben), um die Aufnahme­ 135

fähigkeit zu vergrößern. Die Richtlinien für das Zuhören wa­ ren die, sich bei gedämpftem Licht bequem auf den Boden zu legen und die Meta-Programmierung in den Biocomputer eindringen zu lassen. Unbegrenzte

Überzeugungen

Im Bereich des Geistes ist das, was man für wahr hält, entweder wahr oder wird wahr innerhalb bestimmter Grenzen, die von Experiment und Erfahrung bestimmt werden. Diese Grenzen sind Überzeugungen, die transzendiert werden müs­ sen. Vor uns selbst versteckt, gibt es eine heimliche Gruppe von Überzeugungen, die das Denken, das Handeln und das Fühlen kontrollieren. Diese heimliche Gruppe von versteckten Überzeugungen ist die begrenzende Gruppe von Überzeugungen, die transzen­ diert werden müssen. Um die begrenzenden Überzeugungen zu transzendieren, baut man eine nach oben offene Gruppe von Überzeugungen über das Unbekannte auf. Das Unbekannte existiert in den Zielsetzungen der eigenen Veränderung, in den Mitteln zur Veränderung, in der Orien­ tierung auf die Veränderung hin, in der Ausschaltung der Behinderung der Veränderung, in der Annahme der Hilfen für die Veränderung, im Gebrauch des Impulses zur Verände­ rung, im Bedürfnis nach Veränderung, in den Möglichkeiten zur Veränderung, in der Form der Veränderung und in der Substanz der Veränderung und des Sichänderns. Das Unbekannte existiert in den Zielsetzungen des Sichänderns, in den Mitteln für diese Veränderung, im Gebrauch der anderen bei diesem Sichändern, in der Fähigkeit, sich zu ändern, in der Orientierung auf Veränderungen, in der Besei­ tigung der Behinderungen des Sichänderns, in der Annahme der Hilfen für dieses Sichändern, in den Impulsen, sich zu än­ dern und sich Veränderungen zu unterziehen, in den Bedürf­ nissen nach Veränderungen, in den Möglichkeiten zu Verän­ derungen, in der Form der Veränderungen und in der Sub­ stanz der Veränderungen und des Sichänderns. Es gibt Unbekanntes in meinen Zielen der Veränderung. Es gibt Unbekanntes in meinen Mitteln zur Veränderung. Es gibt Unbekanntes in meiner Beziehung zu anderen in der Ver­ 136

änderung. Es gibt Unbekanntes in meiner Fähigkeit zur Ver­ änderung. Es gibt Unbekanntes in meinem Annehmen der Veränderungen. Es gibt Unbekanntes in meinen Bedürfnissen noch Veränderung. Es gibt Unbekanntes in meinen Möglich­ keiten zur Veränderung. Es gibt Unbekanntes in der Form, in die mich die Veränderung bringen wird. Es gibt Unbekanntes in der Substanz der Veränderungen, denen ich mich unterzie­ hen werde, in meiner Substanz n a c h den Veränderungen. Mein Unglaube gegenüber all diesen Unbekannten ist eine begrenzende Überzeugung, die mich daran hindert, meine Grenzen zu transzendieren. Mein Unglaube gegenüber diesem Unbekannten ist eine Überzeugung, eine begrenzende Über­ zeugung, die mich daran hindert, meine Grenzen zu trans­ zendieren. Wenn ich es erlaube, gibt es keine Grenzen; keine Grenzen des Denkens, keine Grenzen des Fühlens, keine Grenzen der Bewegung. Wenn ich es erlaube, gibt es keine Grenzen. Es gibt keine Grenzen des Denkens, keine Grenzen des Fühlens, keine Grenzen der Bewegung. Das, was nicht erlaubt ist, ist verboten. Das, was erlaubt ist, existiert. Wenn man keine Grenzen erlaubt, gibt es keine Grenzen. Das, was verboten ist, ist nicht erlaubt. Das, was nicht erlaubt ist, ist verboten. Das, was existiert, ist erlaubt. Das, was erlaubt ist, existiert. Wenn man keine Grenzen er­ laubt, gibt es keine Grenzen. Das, was nicht erlaubt ist, ist verboten. Das, was verboten ist, ist nicht erlaubt. Das, was erlaubt ist, existiert. Das, was existiert, ist erlaubt. Sind keine Grenzen erlaubt, so gibt es keine Grenzen. Keine Grenzen er­ laubt - keine Grenzen existent. Im Bereich des Geistes ist das, was man für wahr hält, ent­ weder wahr oder wird wahr. Im Bereich des Geistes gibt es keine Grenzen. Im Bereich des Geistes ist das, was man für wahr hält, wahr oder wird wahr. Es gibt keine Grenzen. (Ende des Bandes »Unbegrenzte Überzeugungen«.) Es wurden der Gruppe auch einige Ideen vermittelt, wie man von einem Raum in den anderen gelangt. Der Prozeß des Reisens von dem Raum, in dem ich mich jetzt befinde, den wir Raum Nummer eins nennen wollen, in einen neuen Raum, Raum Nummer zwei, erfordert, daß Raum Nummer zwei exi­ stiert. Also besteht mein erstes Problem darin, Raum Nummer zwei, in den ich gehen will, zu finden. 137

Ich sitze in Raum Nummer eins und kontempliere Raum Nummer zwei. Wenn der Vorgang erfolgreich verläuft, finde ich mich plötzlich in Raum Nummer zwei wieder. Raum Num­ mer eins wurde zurückgelassen. Das zeigt, daß sich zwischen Raum Nummer eins und Raum Nummer zwei keine Barriere befindet, da ich der Definition nach von einem Raum in den anderen gelangt bin. Ich bin von einem Raum in den anderen gelangt. Es ist keine andere Energie erforderlich als die der Konzentration und der Kontemplation. Ich kann jedoch auch in Raum Nummer eins sitzen und un­ fähig sein, Raum Nummer zwei zu kontemplieren. In diesem Fall gibt es eine Barriere zwischen mir und Raum Nummer zwei, und gleichgültig, was irgend jemand mir erzählt, ich sehe diese Barriere und nicht den Raum. Anstatt Raum Num­ mer zwei zu kontemplieren, kontempliere ich die Barriere. Die Barriere kann ein Ego-Programm sein oder der Raum eines emotionalen Stadiums oder überhaupt alles andere, was mein Biocomputer konstruiert hat. Der Hauptpunkt ist der, daß die Barriere etwas ist, das ich im Biocomputer konstruiert habe. Ich muß die Verantwortung für die Existenz dieser Barriere übernehmen. Wenn ich diese Verantwortung nicht übernehme, so kann der Selbst-Meta-Programmierer die Barriere nicht abbauen oder entprogrammieren. Wenn ich sitze und die Barriere kontempliere, so erkenne ich plötzlich, daß es verschiedene Wege gibt, um in Raum Nummer zwei zu gelangen. Der eine besteht darin, genügend Energie zu entwickeln, so daß ich über die Barriere springen kann. Das kann durch emporsteigende Emotionen geschehen, durch die Einnahme von LSD, durch eine der unzähligen an­ deren Techniken, mit denen man Energie im ganzen System erzeugt. Diese Techniken ermöglichen es mir, Raum Nummer zwei auf einer sehr hohen Energieebene zu betreten. Eine andere Methode besteht darin, plötzlich zu sehen, daß die Barriere Löcher hat, die kommen und gehen. Wenn ich schnell bin, kann ich durch einen dieser »Tunnel« gehen. Die­ ser Tunnel-Effekt gilt für alle Barrieren, einschließlich der quantenmechanischen Barriere für Elektronen und andere Par­ tikel. Bei dieser Methode sitze ich und kontempliere die Bar­ riere, bis ein Tunnel erscheint, durch den ich gehen kann. Das erfordert weniger Energie als das Springen über die Barriere. Doch es erfordert mehr Energie als die erstgenannte Methode, 138

bei der man sich selbst als in Raum Nummer zwei befindlich definiert und sich dann dort wiederfindet. Die obengenannte Übung wurde benützt, um unsere Fähig­ keiten, über unsere versteckten Überzeugungen hinauszuge­ langen, zu erweitern. Barrieren gegen diese Bewegung bestan­ den aus einer Gruppe von begrenzenden Überzeugungen, die transzendiert werden mußten. Unter Umständen kann man mit diesen Techniken in den Raum des Supra-Selbst gelangen. Barrieren gegen die Bewegung von einem Raum in den ande­ ren in Richtung zum Supra-Selbst werden Ego-Programme ge­ nannt und als das definiert, was einen außerhalb des SatoriSamadhi-Supra-Selbst festhält. Die Gruppe in Kairos verbrachte mehrere Stunden damit, diese Ideen zu besprechen und zu praktizieren. Sie entwickelte diese Ideen weiter mit spezifischen Beispielen aus den Erfah­ rungen in den vorhergegangenen Übungen mit »cogitate« und »deeper and deeper«. Indem sie ihrer eigenen Überzeugungen und ihrer Manipulationen ihrer Überzeugungen bewußter ge­ wahr wurden, begannen sie sich loszulösen und waren in der Lage, in verschiedene Räume zu reisen.

139

[9] Gruppenrhythmus und Gruppenresonanz beim Workshop in Kairos

Das Hauptresultat der Gruppenübungen war der innere Zu­ sammenschluß der Gruppe. Jeder empfand eine viel größere Achtung vor jedem anderen in der Gruppe. Es war ein tiefes Teilen der Erfahrung und die Erkenntnis, daß jeder eine weit größere Tiefe und Höhe in sich trug, als man zu Anfang ge­ dacht hatte. Die gegenseitige Wertschätzung und die sich ent­ wickelnde Liebe zwischen den Gruppenmitgliedern führte zu einigen Experimenten, die später »Resonanz innerhalb der Gruppe« genannt wurden. Resonanz ist ein Begriff aus der Elektrotechnik, abgeleitet von den Radiowellen und den elektromagnetischen Wellen, die sich kreisförmig ausbreiten. Hat man einen schwingenden Stromkreis, einen sogenannten Oszillator, so kann man von dem Stromkreis aus Energie in räumlich getrennte Strom­ kreise, wie z. B. parallellaufende Drähte oder Leitungen über­ tragen, und dann auf abgestimmte Elemente wie auf eine große Antenne am anderen Ende der Leitung. Wenn die elektro-physikalischen Parameter des Systems - wie Kapazität und Drahtstärke - richtig eingestellt sind, so kann man Teile des Stromkreises »verstimmen«, um die elektrische Energie von einem Teil des Systems zum anderen zu übertragen. Zum Beispiel muß eine Leitung, die vom Oszillator zur Antenne führt, gegenüber der oszillierenden Frequenz verstimmt sein, um eine maximale Übertragung der Energie auf die Antennen zu gewährleisten. Die Antenne selbst muß abgestimmt sein; d. h. sie muß in bezug auf ihre Länge und ihre Entfernung vom Boden so be­ schaffen sein, daß auf ihr eine stehende Welle entsteht. Die Wellen auf der Antenne selbst müssen hinsichtlich Strom und Spannung still stehen, d.h. »stehende«, nicht »fortschrei­ tende« Wellen sein. Wenn sich auf der Antenne stehende Wellen befinden, so erregt das über die Antenne verteilte os­ zillierende Feld im umgebenden Raum wandernde Wellen, die wir Radiowellen nennen. Die Antenne »strahlt« dann. 140

Auf dieselbe Weise muß der Empfänger der Ätherwellen, die von der Antenne ausgestrahlt werden, seinerseits eine ein­ gestellte Antenne über dem Boden und möglichst entfernt von umgebenden Objekten haben sowie eine nicht abgestimmte Verbindung zum Empfänger, um die von der resonierenden Antenne auf der richtigen Frequenz empfangene Energie zu übertragen. Der Empfänger ist ebenfalls auf die richtige Fre­ quenz abgestimmt. Wenn man diese Schwingkreise mit ihren Sendeantennen und diese Empfänger mit ihren abgestimmten Empfangsantennen aufstellt, so erhält man ein Kommunika­ tionsnetz. Überall, wo sich ein menschlicher Empfänger und menschlicher Sender befinden, müssen auch elektromagneti­ sche Sender und elektromagnetische Empfänger in Form des vertrauten Radio- oder Fernsehgerätes oder anderer frequenz­ modulierter Geräte sein. Beide Schwingkreise, der des Senders und der des Empfängers, müssen sich in Resonanz befinden und auf maximalen Energiefluß eingestellt sein, damit eine optimale, ungestörte Kommunikation auf dem betreffenden Kanal erreicht wird. Ich übertrug diese Überlegungen auf menschliche Gruppen. Vermutlich gibt es Energien, auf die jedes menschliche Wesen anspricht, die wir jedoch mit Instrumenten nicht erfassen kön­ nen. In unseren Gehirnen und unseren Körpern befinden sich sehr empfindliche abstimmbare Empfänger für Energien, die wir innerhalb unserer Wissenschaft noch nicht kennen, die je­ doch jeder von uns unter den geeigneten Umständen und in einem entsprechenden Geisteszustand entdecken kann. Wir können unser Nervensystem und unseren Körper so einstel­ len, daß wir diese Energien empfangen. Wir können unser Nervensystem und unseren Körper auch ebensogut so einstel­ len, daß sie diese Energien aussenden. Vermutlich gibt es viele, viele Stadien der Einstellung für Sendung und Empfang. Es gibt viele, viele Bandbreiten der Energie, auf die wir uns einstellen können. Es gibt Bandbrei­ ten, die hauptsächlich von Menschen ausgestrahlt und von Menschen empfangen werden. Es gibt Bandbreiten, die von nicht-menschlichen Intelligenzen auf diesem Planeten gesen­ det und empfangen werden und auf die wir uns einstellen oder nicht einstellen können. Es gibt Bandbreiten, die von Wesenheiten gesendet und empfangen werden, die unendlich viel größer sind und die in anderen Teilen der Galaxis existie­ ren. Manches von dem, was wir empfangen, kann von der 141

Erde gesendet worden sein; manches kann von den Sternen kommen, von Sonnen, von Staubwolken usw.; manches kann von menschlichen Intelligenzen irgendwo in der Galaxis kom­ men, und manches kann von Apparaturen ausgestrahlt wer­ den, die von Zivilisationen konstruiert wurden, die tausend bis eine Million Jahre weiter in ihrer wissenschaftlichen Ent­ wicklung sind als wir. Manche dieser Sendungen können für uns sehr »lärmend« sein. Wir können vielleicht die darin enthaltene Botschaft nicht verstehen und erfassen sie dann nur als »Lärm« und schrei­ ben sie natürlichen, primitiven Quellen zu, wie etwa dem sich bewegenden Atmosphärengürtel diverser Planeten. Wir wer­ den auch sagen, daß so etwas wie »Pfeiftöne«, die in unserer Atmosphäre auftreten und die Blitzschlägen zugesprochen werden, nichts mit einem intelligenten Sendesystem zu tun haben. Solange sich ein System jenseits unseres Begriffsvermögens befindet, werden wir sagen, daß es ein von »natürlichen Ur­ sachen« bedingtes Phänomen sei. Es kann sehr gut sein, daß unsere Atmosphäre über dem ganzen Planeten Teil eines in­ telligenten Senders ist, dessen Code wir nicht entschlüsseln können und dessen Sendungen außerhalb unseres gegenwär­ tigen Wissens liegen. Es könnte sein, daß wir, wenn wir die Pfeiftöne mit den geeigneten Apparaten und den entsprechen­ den Entschlüsselungen empfingen, feststellen würden, daß es sich um eine besondere Art von Signalen zwischen Wesen handelt, die wir im Augenblick noch nicht verstehen können. Das ist vermutlich das, was unter den »natürlichen Ursachen« zu verstehen ist. Wir weisen jeden zurück, der versucht, solche Ereignisse als Vorgänge zu erklären, die von intelligenten Ur­ hebern herrühren. Ich erklärte diese Ideen der Kairos-Workshop-Gruppe und stellte die Hypothese auf, daß wir mittels geeigneter Gruppen­ aktivitäten Gruppen-Schwingkreise aufbauen könnten und daß jedes Individuum den Empfang und das Senden neuer Informationen erleben könne. Ich stellte die Hypothese auf, daß wir, wenn wir die Gruppe in der passenden physikalischen Anordnung arrangierten, auf einige dieser unbekannten Ener­ gien ansprechen könnten, daß wir neue Energie-Muster schaf­ fen könnten, die für jeden von uns erfaßbar waren, und auf diese Weise neue und alarmierende Arten von Informationen emp­ fangen könnten. Ich stellte des weiteren die Hypothese auf, 142

daß die Bedingungen, unter denen das am besten von jedem von uns gesehen und erfaßt werden könnte, für uns diejenigen wären, miteinander in einem physikalischen Arrangement in einem Zimmer in Resonanz zu kommen, so daß wir einen in Resonanz-Beziehung stehenden Schwingkreis bildeten. Wenn der Schwingkreis die richtige Anzahl von Personen enthielt, würde die Resonanz entstehen; im anderen Fall würde es wandernde Wellen geben, und keiner von uns würde in der Lage sein, sie ausfindig zu machen. Jede Person ist dann ein Element in einem oszillierenden Schwingkreis, und wenn man Elemente hinzufügt oder abzieht, erreicht man eine die Resonanz ermöglichende Zahl von Personen, wobei eine jede mit der anderen verbunden ist. Wenn man eine hinzufügt, nachdem man die Resonanz erreicht hat, mußte sich das Phä­ nomen in der Gruppe von einer stehenden in eine wandernde Welle verändern, so daß die Botschaften von jedem Mitglied der Gruppe nicht mehr so deutlich empfangen werden. Nur sich wiederholende, stehende Wellen, die Botschaften oszillie­ ren, werden aufgenommen, bis eine Person darin geübt ist, die nicht-wiederholten, wandernden Botschaften aufzufangen. Die Theorie setzt voraus, daß ein Individuum, das im Lotos­ sitz oder in einer ähnlichen Haltung sitzt und meditiert, sich selbst in Resonanz mit diesen Energien bringen und die Bot­ schaften verschiedener Wesen, menschlicher und nicht­ menschlicher, irdischer und nicht-irdischer, empfangen kann; aber das ist schwieriger, als wenn dasselbe Individuum in einer Gruppe arbeitet. Die Gruppe trägt in sich die Tendenz, sich auf die Resonanz auszurichten, indem sie die Individuen eng miteinander verbindet und sie auf die richtigen Frequen­ zen bringt. Außerdem mag ein bestimmtes Individuum besser senden können als ein anderes Individuum. Jemand kann ein besserer Empfänger als Sender oder ein besserer Sender als Empfänger sein. Diese Unterschiede können dadurch ausgeglichen wer­ den, daß die Gruppe einen Kreis bildet. Die starken Sender werden in bestimmten Abständen plaziert. Sie können im Kreis überallhin senden und die stehenden Wellenlängen auf einer hohen Energieebene entwickeln und so jeden auf die Schwelle des Aufnehmens versetzen. Da wir weder die Gesetze für Gruppenarbeit kannten noch wußten, wie wir die Gruppe zusammenstellen sollten, wollten wir es einfach geschehen lassen. Wir würden wahrscheinlich 143

eine Art Hinweis von unterhalb unserer Wahrnehmungsebenen erhalten (Gruppeneinstieg in die kosmische Sendesta­ tion). Wenn wir im Strom waren und es geschehen ließen, so konnte es schon beim erstenmal korrekt ablaufen. Dann würde es unser Problem sein, herauszufinden, was es war, das wir richtig machten. Bei meinen ersten Erfahrungen mit wissenschaftlicher La­ boratoriums-Arbeit hatte ich das als den üblichen Fall festge­ stellt. Wenn man die Eingebung für ein neues Experiment erhält und es durchführt, so wirkt das Experiment. Der Wis­ senschaftler verbringt dann Hunderte von Stunden und viele Wochen damit, bewußt herauszufinden, was es war, das er richtig gemacht hat, um das erste Ergebnis wiederherzustellen. Wir begannen damit, uns zu sensibilisieren und uns auf die Musik einzustellen. Jeder lag auf dem Boden und hörte auf ein Band mit »Switched On Bach« auf dem Moog Synthesizer. Ich hatte zuvor in Gruppen festgestellt, daß dieses Band in den Individuen Energien freilegte, wenn jeder der Musik erlaubte, durch ihn zu strömen. Dann machten wir eine Hör-Übung mit Ravels »Bolero«, indem wir die hohen Töne in den Kopf ver­ legten, die Melodie in die Brust und die tiefen Töne in den Bauch. Nach mehreren Stunden der Vorbereitung formten wir einen Kreis. Zufällig zählten wir achtzehn Personen. Die An­ zahl derer, die kamen und gingen, hatte im Laufe der Woche beträchtlich variiert, so daß es ein reiner Zufall war, daß wir die achtzehn beieinander hatten, die sich als die genau richtige Anzahl für die Gruppenresonanz erwies. Zuerst machten wir zusammen die mentations. Gruppenmentations bestehen aus der Konzentration unseres Bewußt­ seins in unsere Hände und Füße für unsere Gruppenziele; in unsere Unterarme und Unterschenkel für die Gruppen-Mittel; in unsere Ellenbogen und Knie für unsere Beziehung zu­ einander, unser Charisma. Die Leistungsfähigkeit der Gruppe war in den Oberschenkeln und Oberarmen. Die Gruppen­ orientierung war im Genitalbereich; die Gruppen-Elimination im Unterbauch; die Gruppen-Assimilation im Oberbauch; der Gruppen-Impuls in der Brust; die Gruppenbedürfnisse im Mund; die Gruppen-Möglichkeiten in der Nase; die GruppenForm in den Augen; die Gruppen-Substanz in den Ohren. Während wir das durchführten, konzentrierten wir uns nicht auf unseren individuellen Körper, sondern auf die eige­ 144

nen Körperteile plus die eines jeden anderen im Kreis. Dann legten wir uns auf den Rücken, wobei sich unsere Füße be­ rührten, jeweils der rechte den linken des angrenzenden Part­ ners, die Füße auf die Kreismitte gerichtet. Wir hielten die Hände der neben uns Liegenden. Auf diese Weise errichteten wir den »realen Schwingkreis« und den »programmierten Mo­ dell-Schwingkreis« der Gruppe. Der »Bolero« wurde angestellt, und wir imaginierten die Energie, die von unserer linken Hand zu unserer rechten Hand und von unserem linken Fuß zu unserem rechten Fuß durch den ganzen Kreis gesendet wurde. Jeder verteilte die Musik entsprechend der obengenannten mentations-Formel auf die entsprechenden Stellen in seinem Körper. Während der fünf­ zehn Minuten, die der »Bolero« dauerte, verhielt sich jeder in der Dunkelheit vollkommen still. Als die Musik zu Ende war, setzten wir uns alle hoch, und jeder teilte seine Erfahrungen der Gruppe mit. Es stellte sich heraus, daß die sechs ersten Erfahrungen alle verschieden waren. Die nächsten sechs glichen den ersten sechs, und die letzten sechs hatten wiederum Ähnlichkeit mit den anderen zwei Sechsergruppen. Wir entdeckten, daß jeder sechste dieselbe Erfahrung gemacht hatte, die lediglich mit un­ terschiedlichem Vokabular wiedergegeben wurde. Das bedeu­ tete, daß man in dem Kreis, wenn man ein Diagramm daraus macht, trigonale Gruppen von drei Personen sehen kann, die alle eine Erfahrung miteinander teilen. Das zeigte, daß es eine Resonanz-Struktur gab, die sich im Zimmer mit einer Reihe von Wellen entwickelt hatte, welche sich bei jeder sechsten Person wiederholten. Eine Dreiergruppe berichtete von gewaltigen Energieströ­ men durch ihre Arme und Beine, die von links kamen und nach rechts verliefen. Diese drei waren auf die Endpunkte eines gleichseitigen Dreiecks in unserem Kreis verteilt. Die nächste Dreiergruppe berichtete, sie habe im Dunkel des Zim­ mers eine leuchtende Energie um die Gruppe fließen sehen. Eine weitere Dreiergruppe berichtete von einer Energie-Säule in der Mitte der Gruppe, die sich in der Dunkelheit aufbaute und durch die Decke des Zimmers abfloß. In Wirklichkeit konnten wir in der Dunkelheit die Decke natürlich nicht se­ hen. Die nächste Dreiergruppe berichtete, sie habe im Zimmer achtzehn Lichter gesehen. Anscheinend befand sich über jedem der Liegenden ein Licht. Die Lichter oszillierten und wechsel­ 145

ten ihre Farbe in Übereinstimmung mit der Musik. Die fünfte Dreiergruppe sah voneinander getrennte Wesenheiten, die sich in einer Gruppe durch das Zimmer bewegten. Manche da­ von waren menschlich, manche nicht-menschlich, manche strahlend, manche dunkel. Die sechste Gruppe fühlte Wesen­ heiten durch die Gruppe streifen, sah sie aber nicht. Sie fühl­ ten die Anwesenheiten, ohne sie zu Visualisieren. Als jede Gruppe ihren Bericht gegeben hatte, ergaben sich bei jeder Dreiergruppe Erinnerungen an zusätzliche Dinge, die geschehen waren. Zum Beispiel hatten diejenigen, die von der Lichtsäule in der Mitte des Zimmers berichtet hatten, das Ge­ fühl, daß diese Säule eine intelligente Wesenheit war, die das steuerte, was im Zimmer vor sich ging. Alle von uns waren sehr aufgeladen von dem, was geschehen war. Einige empfan­ den erregtes Interesse, einige fürchteten sich ein wenig, aber alle stimmten darin überein, daß das Experiment erfolgreich gewesen war.

146

[10] Meine erste Reise nach Chile: Oscar Ichazo

Gegen Ende des Esalen-Hausprogramms fühlte ich, daß ich nach Chile gehen und Oscar Ichazo aufsuchen sollte, um zu sehen, was für ein Mensch er war, und um herauszufinden, ob ich mich diesem Training unterziehen wollte. Also verließ ich im Mai die Vereinigten Staaten und ging für eine Woche nach Arica in Chile. In dieser Woche fand ich in Oscar erstmals auf diesem Pla­ neten jemanden, der offensichtlich in denselben Räumen wie ich gewesen war, jemanden, der in intelligenter und objekti­ ver Weise über diese Räume sprechen konnte und der mich zugleich zu ermutigen wußte, meine eigenen Erfahrungen als wirklich zu akzeptieren. Unser Kontakt fand fast augenblick­ lich auf der Ebene von »Essenz zu Essenz« statt. Oscars physische Erscheinung entspricht auf den ersten Blick nicht der visuellen Erwartung von einem »heiligen Mann«. Er trägt moderne westliche Kleidung von sehr gutem Geschmack. Seine Garderobe ist abwechslungsreich. Er trägt bunte Rollkragenpullis zu passenden Hosen und Anzug mit Hemd und Krawatte, wenn es angemessen ist. Er hat außer­ dem besondere Kostüme für spezielle Riten und Zeremonien. Trotzdem kleidet er sich in einer Weise, die keine Aufmerk­ samkeit auf sich zieht. Er benützt die Farbe seiner Kleidung als einen Ausdruck der Energie des Tages. Er ist von mittlerer Größe, weder groß noch klein. Sein schwarzes Haar ist relativ kurz geschnitten und lichtet sich oben. Er hat einen schwarzen Schnurrbart. Seine Augen sind tief dunkelbraun und hervor­ stechend. Seine Züge sind sehr beweglich, wenn er sich mitteilt. Man fühlt, daß da in Gesicht und Körper ein echtes Bewußtsein des feedback mit anderen Personen ist. Es ist die Ökonomie des Fachmanns in der Bewegung, im Gebrauch seiner Energie, dem Gebrauch des Gesichts und des Körpers. In ihm ist eine Ruhe, eine meditative Gelöstheit, aus der heraus seine Bewegungen kommen. Sein Sprechen ist ähnlich 147

wirkungsvoll und kommt aus einem gesammelten inneren Zentrum, das des Zuhörers bewußtes Zentrum außerhalb re­ flektiert. Als ich erlebte, wie er mit anderen sprach, sah ich, daß er offensichtlich an das, was der andere war, angeschlossen war, und er gebrauchte die Sprache, den Ton und den Inhalt, die den Bedürfnissen des anderen entsprachen. Mit dem größten Teil seiner Kommunikation gibt er der positiven Seite Aus­ druck, indem er das Positive in oder hinter dem Negativen herausfindet. Viele Male zeigte er mir, daß meine negativsten Erfahrungen (wie ich dachte) notwendige Lernhilfen und darum positiv waren. Viele Male zeigte er mir, daß mein zeit­ weise negativer Standpunkt eben nur ein solcher war, meine eigene Schöpfung ohne notwendige objektive Realität. Erfahrungen wie diese mit Oscar zeigten mir die Nützlich­ keit seiner Grund-These: Das Erlangen von wünschenswerten Bewußtseins-Stadien ist teilweise eine Sache der Technik, em­ pirisch geprüft und bewiesen durch die eigene Erfahrung. Einmal führte er mich in eine Augen-Fixierung-Übung zu zweit ein, eine machtvolle zwischenmenschliche Programmierungs-Technik. Jeder schaut dem anderen in die Augen, wobei man stillsitzt und sich nicht bewegt. Wenn man das zehn Mi­ nuten bis zu einer Stunde macht, so ergeben sich viele Erfah­ rungen innerhalb der Wahrnehmung, des Gefühls und des Seins. Bei der ersten Demonstration dieser Technik mit Oscar schien ich mit ihm durch gemeinsame Erfahrungen vergange­ ner Leben zu gehen, -zig Leben an verschiedenen Orten auf diesem Planeten, einschließlich China, Arabien und im alten Europa. Ich gelangte auch in Räume voll großen Friedens, großer Ruhe und goldenem Licht. Mit Oscar waren alle diese Erfahrungen ganz vertraut, sicher und gewinnbringend. Ich verbrachte viel Zeit mit Steve Stroud und Linda und Bob Jolly und Nancy, die bei Oscar übten. Oscar hatte ihnen ge­ sagt, daß sie mir alles erzählen konnten, was sie machten. Er bat mich, diese Informationen nicht an die US-Gruppe, die kommen wollte, weiterzugeben. Er experimentierte mit diesen vieren, um festzustellen, welche Teile seiner eigenen Übungen für sie geeignet waren. Er gebrauchte sie sozusagen als Versuchskaninchen, als Musterbeispiele für Nord-Ameri­ kaner, um herauszufinden, was wir speziell im Training benötigten. 148

Sie demonstrierten die Gymnastik und die Reihe von beson­ deren körperlichen Übungen, die sie machten. Sie stellten mir einige der Lieder und Mantras vor und erzählten mir von ihren Beziehungen zu Oscar. Damals leistete Oscar eine Menge individueller Arbeit. Jeder Schüler hatte bei jeder Sit­ zung ein Tonbandgerät bei sich und nahm alles auf, was er sagte. Sie hatten damals einen ungeheuer intensiven Arbeits­ plan. Um acht Uhr morgens begannen sie, und etwa um Mitter­ nacht hörten sie auf. Sie wechselten einander bei den verschie­ denen Hausarbeiten, wie etwa Einkäufen und Kochen, jeweils ab. Das war ihre einzige freie Zeit. Sie erzählten mir auch von ihren Wüsten-Übungen, den sogenannten »Pampas«, die an den Sonntagen gemacht wurden. Im Laufe dieser Woche entschloß ich mich dazu, im Juli wie­ derzukommen. Ich verlor eine ganze Menge von dem, was ich gelernt hatte, bis die Schule im Juli begann. Ich wußte nicht, wieviel von dem, was diese Gruppe von vier Leuten gelernt hatte, in der neuen Gruppe angewandt werden würde, und darum schien es klüger, vorerst nicht damit weiterzumachen. Im weiteren Verlauf meines persönlichen Kontaktes mit Os­ car erzählte ich ihm von meinen früheren Begegnungen mit den zwei Wächtern am Rande des Todes und von den Räu­ men, in denen ich mit LSD gewesen war. Ich erzählte ihm meine Kindheitsgeschichte innerhalb der katholischen Kirche und von den visionären Erfahrungen in meiner Jugend. Oscar bestätigte mir diese Erfahrungen als sinnvoll und real. Sie waren wirkliche Teile meiner selbst, Realitäten, die ich außerhalb meiner selbst erforscht hatte, die sich aber offen­ sichtlich in mir selbst befanden, entsprechend Sidney Cohens Bezeichnung »das Jenseitige in uns«. Nachdem ich Oscar einen detaillierten Bericht von meinen Erfahrungen mit dem kosmi­ schen Computer (siehe Kapitel 5) gegeben hatte, sagte er: »Du hast mit diesen Erfahrungen eine gewaltige Ansammlung von Karma verbrannt.* Das ist eine Methode, Karma zu verbren­ nen, die für jene gilt, die das tun können, ohne dabei ihre Ver­ bindung mit dem Essentiellen zu verlieren. Du mußt Hilfe von anderen Ebenen erhalten haben, um fähig gewesen zu sein, durch diese Erfahrung hindurchzugehen.« Manche esoterische * Brennendes Karma macht dir die Konsequenzen deiner vergangenen Ta­ ten ohne ein Gefühl der Scham, der Angst, des Zornes oder der Wertung bewußt. 149

Schulen führen diese Übungen mit ausgewählten Schülern durch, aber sie empfehlen sie im allgemeinen nicht. Ich konnte die Tatsache bestätigen, daß ich Hilfe von ande­ ren Ebenen erhalten hatte. Ich erwähnte die zwei Wächter und die Programmierung von Helen Bonnie, bei diesem Experi­ ment zu den zwei Wächtern zu gehen. Ich sah auch ganz ein­ deutig Wege, auf denen ich bei dem Erlebnis mit dem kosmi­ schen Computer hätte kneifen können. Ich hätte zu jeder Zeit die Erfahrung abschalten können, anstatt sie in der Erinne­ rung zu behalten, einfach weil sie zu schmerzhaft war. Ent­ sprechend der esoterischen Tradition wäre das sehr schlecht gewesen, weil ich in diesem Fall die Erfahrung durchgemacht hätte, ohne ihrer Wohltaten teilhaftig zu werden, ohne die notwendige negative Verstärkung zu erhalten, die sie mit sich gebracht hatte. Um Karma zu verbrennen, muß man sehr wach sein, unge­ achtet, was einem widerfährt. In keinem Augenblick während einer entweder negativen oder positiven Erfahrung auf einer hohen Energie-Ebene kann man es sich leisten, das Bewußt­ sein auszuschalten. Wenn man durch eine rein negative Er­ fahrung hindurchgeht, so sollte man zulassen, daß die extrem negative Emotion diesem negativen Raum als Stempel aufge­ drückt wird, so daß der Selbst-Meta-Programmierer nicht hierher zurückkehrt. Nur die klarste negative Erfahrung kann als Wachtposten dienen, damit dieser Raum für alle Zukunft vollständig ausgelöscht wird. Mit Hilfe einer reinen Erfah­ rung, die in das Gedächtnis eingebaut ist, kann man, sobald dieser negative Zustand in einem zu arbeiten beginnt, das Nötige unternehmen, um in einen positiven oder neutralen Raum überzuwechseln. So erkannte ich mit Oscars Hilfe, daß das Verbrennen des Karma zumindest teilweise daraus besteht, verschiedene Er­ fahrungen mit einer starken negativen Prägung in das Ge­ dächtnis einzubauen, um ihre Wiederholung zu verhindern. Um es einfacher auszudrücken: Wenn man in positiven Räu­ men bleiben möchte, muß man ein automatisches Löschpro­ gramm für die negativen Zustände im Biocomputer eingebaut haben. Einmal eingesetzt, ermöglicht dieses dem Computer, auf der positiven Seite zu arbeiten. In ähnlicher Weise ist es, was hoch positive Zustände be­ trifft, notwendig, sich dieser Erfahrungen als positiv und nutzbringend zu erinnern, so daß sie einen automatisch in 150

diese Räume zurückziehen. Auch das ist Teil des eigenen Karma, in dem Sinne, daß man ohne wesentliche Erfahrungen in den hoch positiven Räumen große Schwierigkeiten hat zu wissen, wie man dorthin zurückkommen soll. Wenn man Er­ fahrungen mit den hoch positiven Räumen macht, so ist das so lohnend, daß man wünscht, dorthin zurückzukehren, und somit die Wege, die dorthin führen, kennenlernt. Es gibt ein fast automatisches Belohnungs-System, das in jeden von uns eingebaut ist, und zwar insofern, als wir im Uterus und in der Kindheit dauernd, wenn auch nicht unbe­ dingt bewußt, in positiven Stadien sind. Wir sind aus dem positiven Stadium herausgebracht worden, damit wir sehen, wo wir sind, damit wir erkennen, daß es schmerzvoll war, aus dem Positiven entfernt worden zu sein, und daß es lohnend ist, dorthin zurückzukehren. Kahlil Gibran drückte das so aus: »Um die Freude zu kennen, muß man das Leid kennen.« Oscar sagte, daß all jenes Karma sei, was uns aus den posi­ tiven Räumen herausbringe und uns außerhalb festhalte. Reine Panik, reiner Schrecken, reine Schuld können erlebt wer­ den und so als zukünftige Löschprogramme dienen. Mit dieser Art von wiederholtem Training, das durch unser biografisches Material in Bewegung gehalten wird, kann man schließlich eine andauernde positive Erfahrung oder Satori bewußt und in voller Reife erreichen, ohne die automatischen Talfahrten und ohne das automatische unbewußte Verweilen in den posi­ tiven Stadien, wo man nicht weiß, wo man war. Ein Gurdjieffscher Mensch, ein erwachter Mensch, ein Mensch auf einer höheren Ebene zu sein, bedeutet, wach zu bleiben, um positiv und negativ verstärkte Erfahrungen zu speichern. Es ist das Ziel des erwachten Menschen, letztlich in den höheren Stadien zu bleiben, die höheren Stadien in das gewöhnliche Leben zu integrieren. Diese Art und Weise, die Arbeit der spirituellen Entwick­ lung zu betrachten, ermöglichte mir schließlich den Entschluß, nach Chile zurückzukehren und an dem Kurs teilzunehmen. Oscars empirische Einstellung gegenüber der spirituellen Ent­ wicklung sprach mich an, da ich die Dinge ebenfalls in empi­ rischer Weise sah. Da Oscar nicht von mir verlangt hatte, etwas zu glauben, was ich nicht selbst erfahren hatte, war ich voller Interesse. Als wir über meine Rolle als Erforscher der fernen Räume sprachen, erwies es sich, daß dieser Empirismus genau die Haltung war, die ich im Training einnehmen sollte. 151

Ich konnte mit jeder Art von Überzeugungen beginnen und würde wahrscheinlich einige von ihnen, wenn nicht gar alle, im Laufe der Entwicklung wieder loswerden, aber das würde meine Angelegenheit sein. Oscar sagte, daß er nicht versuchen wolle, irgend jemanden zu überzeugen, es sei denn durch per­ sönliche Erfahrung der Phänomene. Ich empfand Oscars Pro­ gramm als völlig übereinstimmend mit dem, was ich tun wollte. Zudem war ich ganz persönlich von ihm beeindruckt. Diese Einstellung paßte zu meinen eigenen speziellen Ten­ denzen. Wie ich in The Human Biocomputer gesagt hatte, bin ich ein Forscher. Wenn ich versuche, mehr auszuwerten als zu forschen, so bin ich in meinen Forschungen beeinträchtigt. Jede Tendenz zu werten, vorprogrammiert alle Trips, die ich unternehme, und bringt bestimmte Phänomene dazu, immer wieder aufzutreten. Wenn man Wiederholungs-Programme unter der Ebene bewußter Wahrnehmung hat, so tendieren diese unter solchen Umständen dazu, sich zu wiederholen und einen daran zu hindern, neue Räume zu finden. So war ich nach dem einwöchigen Ausflug nach Chile in der Lage, etwas von der Struktur des Trainings zu sehen, das Oscar durchzuführen gedachte. Auch wenn ich nicht das ganze Panorama sehen konnte, hatte ich doch einen flüchtigen Ein­ blick in die Räume gewonnen, in die ich gehen wollte, wie auch in die, in denen ich gewesen war und zu denen ich zu­ rückkehren wollte. Ich hatte einige Zweifel, die ich bei mir behielt. Der Ge­ danke, in einer geschlossenen Gruppe zu sein, ob esoterisch oder sonstwas, gefiel mir nicht. Ich bin immer meinem eigenen Weg gefolgt und habe von jedem und überall, wo ich konnte, gelernt. Nach meiner Erfahrung verringert die innere »Poli­ tik«, die vielen Gruppenentscheidungen eigen ist, die Quali­ tät und Wirksamkeit der Aktionen. Das erfahrene, kluge, energische, intelligente Individuum, das in einer losen Verbin­ dung mit anderen in einem großen Sender zusammengeschlos­ sen und funktionsfähig ist, ist weit wirksamer, als es in einer straff organisierten Gruppe sein kann, oder zumindest kommt es mir so vor.

152

[11] Zweite Reise nach Chile: Definierte Stadien des Bewußtseins

Bei meiner zweiten Reise nach Arica verbrachte ich den ersten Monat bis zum 15. Juli in der Hosteria, bis ich ein kleines, brandneues Haus in der Nähe der Universidad del Norte an der Azapa Road fand. Unsere ersten Lektionen begannen schon vor dem 1. Juli. Marcus Llana (Oscars Mitarbeiter) brachte der Gruppe die gymnastischen Übungen bei. Die frühere Gruppe, Bob, Nancy, Steve und Linda, kannte diese Übungen bereits. Am ersten Juli trafen wir uns zum erstenmal im Schwestern-Unterrichtsraum des örtlichen Krankenhauses. Oscar eröffnete den Kurs offiziell mit einer Zeremonie und steuerte dann sofort auf das los, was wir vor uns hatten. Der Morgen-Plan bestand aus Körper-Übungen, »Gym« genannt, die täglich zwei Stunden an fünf oder sechs Tagen der Woche ausgeführt wurden. Dann hatten wir eine Stunde Vorlesungen, eine weitere Stunde Sin­ gen, eine oder zwei Stunden mentations der verschiedensten Art und schließlich, am Abend, Gruppenübungen mit Marcus und Iris, einer weiteren Mitarbeiterin von Oscar. Zu Beginn des Trainings trafen wir uns im Krankenhaus zum Unterricht und in einer verlassenen Fabrik zur Gymnastik, den Gruppen­ bewegungen und zu den Gruppensingen-Übungen. An den Sonntagen trafen wir uns in der Wüste an einem Platz, den Oscar schon früher benützt hatte und mit der chile­ nischen Gruppe weiterhin benützte. Diese Übungen wurden die »Pampas« genannt, ein spanischer Name, der »Wüste« be­ deutet. Das war eine sehr anstrengende Übungsreihe, die etwa zwei bis drei Stunden dauerte, je nach unserer körperlichen Konstitution. Sie beinhaltete das Gehen auf bestimmten Rou­ ten in bestimmter Weise, das Tragen von Steinen und Beten. Oscar erklärte seine eigene besondere Vorstellung von den »Satoris«*. Seine Satoris werden als positive Ebenen ( + 24, * Anmerkung zum Gebrauch des Wortes Satori: Der klassische traditio­ nelle Gebrauch des japanischen Begriffs scheint auf Oscars »plus drei« und höhere Stadien beschränkt zu sein. Oscar scheint es aus didaktischen Grün153

+12, +6 und +3) oder Bewußtseins-Stadien definiert. Os­ car benützte die Gurdjieffsehen Schwingungs-Zahlen*, um die Stadien des Bewußtseins zu spezifizieren. Auf Tabelle 1 sehen wir diese verschiedenen positiven und negativen Schwingungsebenen. Die positiven Ebenen sind +3, +6, + 12 und +24. Die neutrale Ebene ist 48. Die SchwingungsEbenen von 96, 192, 384 oder 768 entsprechen den (antiSatori-)Stadien von — 24, —12, —6 und —3. Fast jeder erfährt die meisten dieser Stadien auf spontane Weise irgendwann in seinem Leben. Die Erinnerung an solche Erfahrungen kann aktiviert werden, indem man eine 48erKarte ausarbeitet. Das ist ein Weg in diese Stadien. »Oh ja, da bin ich schon einmal gewesen« ist eine übliche Erkenntnis, die in Stadium 48 nach der Rückkehr aus anderen Räumen ge­ äußert wird. Ich möchte diesen Punkt betonen: Diese Stadien sind eindeutig ein Teil unseres menschlichen Erbes und den meisten von uns zugänglich. In den Lektionen, die Oscar uns über diese SchwingungsEbenen und Bewußtseins-Stadien gab, wurde es für mich deut­ licher, daß viele meiner vorhergegangenen Erfahrungen mit Hilfe dieser Konzepte kartografiert werden konnten. Zum Bei­ spiel hatte ich einen großen Abschnitt meines Lebens in 48 mit Lernen und Lehren verbracht. Einen weiteren großen Ab­ schnitt hatte ich in 24 gelebt, mit Laboratoriumsarbeit, Del­ phin-Forschung, Schreiben und ähnlichen Aktivitäten. Zeit­ weise rutschte ich, wenn ich mit diesen Dingen beschäftigt war, herunter in 96 (oder —24) und setzte die Arbeit trotz der Tatsache, daß sie nicht mehr angenehm war, fort. Mein erster LSD-Trip fand hauptsächlich in +12 statt, wobei ich vermute, daß ein Teil davon, die Episode im Himmel vor Gottes Thron, sich in +6 abspielte. Als ich 1964 dem Tode nahe im Koma lag, war ich in +3 und +6 gewesen. Die Episoden mit den Wächtern fanden alle in +6 statt. Der Hypnose-Trip lief in +6 ab. Meine +3-Episode war diejenige, in der ich aus dem Universum, wie wir es kennen, hinausgetragen wurde und eine Geschwindigkeit von den für »niedrigere« Stadien zu gebrauchen, um Stufen der vertrauteren Erfahrung in der positiven Richtung abzustecken. Ich empfand seine For­ mulierung als nützlich, doch gebrauche ich ein anderes Symbol (nämlich: + Stadien) für die vier Stadien von +3, +6, +12 und +24. * Zur weiteren Analyse der Gurdjieffschen Vibrationszahlen siehe P. D. Ouspensky: The Fourth Way. London: Routledge 1957 und Auf der Suche nad1 dem Wunderbaren. Weilheim/Obb.: O. W. Barth Verlag 1966. 154

Tabelle l:

Ebenen des Bewußtseins

Gurdjieffsche SchwingungsEbene

Bewußt­ seinsStadien Samadhis*

3

+ 3

6

+ 6

12

+ 12

24

+ 24

48

± 48

Beschreibung

Dharma-Megha Läßt den Ma'hdi entstehen. Klas­ sisches Satori. Verschmelzen mit Samadhi dem universalen Geist, Vereinigung mit Gott; einer der Schöpfer der Energie der Leere sein, im spiritu­ elIen Zentrum Ma'h über dem Kopf. Läßt den Buddha entstehen. Eine Sasmita-nir punktartige Quelle des Bewußt­ bija seins, der Energie, des Lichts und der Liebe. Punkt des Bewußtseins, astrale Reise, wanderndes Hellhö­ ren, wanderndes Hellsehen, Ver­ schmelzen mit anderen Wesenheiin der Zeit. In dem mentalen Zentrum Path im Kopf. Seliger Zustand, läßt den Christus Sananda entstehen, den grünen Qutub, die Realisation des Baraka, der Emp­ fang göttlicher Gnade, kosmischer Energie, erhöhtes körperliches Ge­ wahrsein, höchste Funktion des kör­ perlichen und irdischen Bewußt­ seins, in Liebe sein, in einem po­ sitiven LSD-Energie-Stadium sein, ln dem emotionalen Zentrum Oth in der Brust. Die Ebene des Berufs-Satori oder Vicara grundlegenden Satori. Alle nötigen Programme sind im Unbewußten des Biocomputers vorhanden, ar­ beiten reibungslos, das Selbst entäußert sich in angenehmen Aktivi­ täten, die man beherrscht und gerne ausführt. Im Bewegungszen­ trum Kath im Oberbauch. Das neutrale Stadium des Biocom­ Vitarka puters, der Zustand des Aufneh­ mens und Wiedergebens neuer Ideen; des Aufnehmens und Wie­ dergebens neuer Daten und neuer Programme; Lehren und Lernen mit höchster Leichtigkeit; weder in einem positiven noch in einem negativen Zustand, neutral. Auf der Erde.

* Diese entstammen dem Buch Science of Yoga , a.a.O., S. 38 u. 61. 155

96

— 24*

192

—12

384

—6

768



3

Negatives Stadium; Schmerz, Schuldgefühl, Angst; tun, was man tun muß, aber in einem Zustand von Schmerz, Schuldgefühl oder Angst; das Stadium von etwas zu­ viel Alkohol; einer kleinen Dosis von Opium; der ersten Stufe der Schlaflosigkeit. Extrem negatives Körper-Stadium, in dem man noch im Körper ist, wie bei einem intensiven MigräneAnfall, bei dem das Bewußtsein ge­ schrumpft und gehemmt ist und die Wahrnehmung sich nur auf die Anwesenheit des Schmerzes be­ zieht. Der Schmerz ist solcherart, daß man nicht arbeiten oder die gewöhnlichen Pflichten erfüllen kann. Man ist in Begrenzungen eingeschlossen, ist isoliert, ein übler innerer Zustand. Vergleichbar mit +6, nur, daß er extrem negativ ist. Eine Fegefeuerartige Situation, in der man nur eine punktartige Quelle des Be­ wußtseins und der Energie ist; Angst, Schmerz, Schuldgefühl im Extrem; überwiegend Sinnlosig­ keit. Wie in +3, wo man mit anderen Wesenheiten im Universum ver­ schmolzen ist, aber hier sind alle schlecht und man selbst ist schlecht und sinnlos. Das ist die Quintes­ senz des Bösen, die tiefste Hölle, die man sich vorstellen kann. Das kann ein extrem hohes EnergieStadium sein, das ewig dauert, ob­ wohl man nach irdischer Zeit nur ein paar Minuten dort ist. Keine Hoffnung, zu entfliehen. Man ist dort für immer (siehe Kapitel 5).

* Negative Räume haben keine reale Lokalisierbarkeit; jeder wird sowohl imaginiert als auch lokalisiert in der gleichen Region wie der entspre­ chende positive Raum.

hundertbillionenfacher Zeit erlebte. Es wurde mir das Univer­ sum in seiner Schöpfung, Ausdehnung und in seinem Zusam­ menziehen auf einen Punkt - in die Leere - gezeigt. Ich wurde von den Schöpfern dorthin gebracht, und ich wurde mir selbst als einer der Schöpfer gezeigt. 156

Meine Migräne-Anfälle hatten eindeutig auf der Ebene von —12 stattgefunden. Der Schmerz war so groß, daß ich von ihm völlig zusammengepreßt wurde, im großen Kontrast zu + 12, wo ich von Liebe und Energie ausgedehnt wurde. Ich stellte fest, daß ich bei der Erfahrung der Todesnähe 1964, als ich dachte, es sei zu Ende mit mir, geradewegs in —6 gegangen war und die zwei Wächter mich dann zur Ebene von +6 zu­ rückgebracht hatten. Beim Tank-Experiment mit LSD auf den Virgin Islands war ich in +6 und — 6. Ich geriet als Punkt in die Bereiche mit den unermeßlichen Wesenheiten, den »Er­ kenntnis-Raubtieren«, wie ich sie damals nannte. Zeitweise wurde ich sehr lange in einem Minus-Stadium festgehalten, wie in dem — 3-Trip »Eine Fremdenführung durch die Hölle« mit Sandy Unger im Spring Grove State-Krankenhaus. Oscars neue »Karten« machten es mir möglich, die Position der Räume zu bestimmen, in denen ich gewesen war, und lie­ ßen eine größere Ordnung zu, so daß ich alles systematisch speichern und in neuem Licht überdenken konnte. Zu unseren anderen Aktivitäten in der Schule gehörten auch die gemeinsamen Sitzungen mit Oscar, in denen er uns unterrichtete und uns Mantras, Gesänge usw. lehrte. Bei die­ sen Lektionen machten wir uns Notizen. Außerdem hatten wir noch ein weiteres Notizbuch, ein Tagebuch unserer inneren Vorgänge. Oscar belehrte uns über die »Ego-Abweichungen« und wie er sie in Verbindung zu den mentations und unseren astrolo­ gischen Tierkreiszeichen, wie sie sich von unserer Geburtszeit und unserem Geburtsort herleiteten, brachte. Astrologen ha­ ben sehr einfache Tabellen, um die Tierkreiszeichen abzulei­ ten. Wenn man sein Zeichen kennt, so kann man daraufhin die Abweichung der eigenen mentations ableiten, d.h. sehen, in welcher Weise das Ego abweicht und wie man zu gewissen Fehlem kommt, indem man bestimmte Ideen mit anderen Ideen oder verschiedene Geschehnisse mit anderen Gescheh­ nissen durcheinanderbringt. Jedes Zeichen außer Widder steht in Verbindung mit Ego-Abweichungen. Während dieser Lektionen wurde mein Unglaube gegen­ über der Astrologie im allgemeinen stark aktiviert. Mir war das Konzept von den Sternkonstellationen und der Position der Erde zur Sonne als primärer bestimmender Faktor für die Persönlichkeit und die vorprogrammierenden Kräfte, die auf den Verlauf des Lebens einwirken, immer irrelevant erschie­ 157

nen. Sternkonstellationen können exakt bestimmt werden, aber die veränderlichen Faktoren einer Persönlichkeit können nicht berechnet werden. Ich beschloß, Oscars Theorie vorüber­ gehend zu akzeptieren, um sie auszuprobieren und zu sehen, ob etwas daran war. Seine Theorie veranlaßte mich, bestimmte Ideen auf eine neue Weise zu betrachten. Das beweist nicht ihre »Wahrheit«; es zeigt lediglich ihre didaktische Brauchbar­ keit. Indem ich diese Ideen benützte, assoziierte ich neue Ver­ bindungen zwischen alten Geschehnissen und beseitigte ge­ wisse Blockierungen, damit ich mich in neue Stadien begeben konnte. Ich möchte hier soviel von Oscars Ideen ausführen, daß der Leser sehen kann, auf welche Weise ich dahin gekom­ men bin, wo ich hinkam. Um die Ego-Abweichungen zu bestimmen, die mit einem Nicht-Widder-Stemzeichen verbunden sind, suche die m e n t a ­ t i o n in Tabelle 2 heraus, die deinem eigenen Sternzeichen entTabelle 2: »Richtige«

Beziehung zwischen mentations und Tierkreiszeichen

Tierkreiszeichen Widder Stier Zwillinge Krebs Löwe Jungfrau Waage Skorpion Schütze Steinbock Wassermann Fische Tabelle 3:

Abweichende m e n t a t i o n s des Steinbocks

Tierkreiszeichen Widder Stier Zwillinge Krebs Löwe Jungfrau Waage Skorpion Schütze Steinbock Wassermann Fische 158

Richtige mentation Substanz Form Möglichkeiten Bedürfnisse Impulse Assimilation Elimination Orientierung Fähigkeit Charisma Mittel Ziele

Richtige mentation Substanz Form Möglichkeiten Bedürfnisse Impulse Assimilation Elimination Orientierung Fähigkeit Charisma Mittel Ziele

Abweichende mentation Charisma Mittel Ziele Substanz Form Möglichkeiten Bedürfnisse Impulse Assimilation Elimination Orientierung Fähigkeit

spricht. Zum Beispiel ist der Steinbock mein Zeichen und ent­ spricht dem Charisma. Forme eine dritte Kolumne in der Ta­ belle, indem du die m e n t a t i o n , die deinem eigenen Zeichen entspricht, der S u b s t a n z - m e n t a t i o n gegenüberstellst. In mei­ nem speziellen Fall steht, da Steinbock mein Zeichen ist, Cha­ risma in der dritten Kolumne der Substanz gegenüber. Setze die dritte Kolumne entsprechend dem Verlauf der zweiten Kolumne fort. Tabelle 3 zeigt die vollständige dritte Kolumne für das Zeichen des Steinbocks. Es gibt eine bestimmte Anzahl von Überschneidungen der richtigen m e n t a t i o n s in Kolumne 2 und der abweichenden m e n t a t i o n s in Kolumne 3. Zum Beispiel überschneidet in mei­ nem Fall die »Fähigkeit« die Mittel und Ziele. Bei meiner Ge­ burt zu einem bestimmten Zeitpunkt des Tages an einem be­ stimmten Ort hatte ich eine »falsche« Fähigkeit für die rich­ tigen Mittel und die richtigen Ziele mitbekommen. (Für diejenigen, die ein tieferes Interesse an diesen Überlegungen haben, gebe ich die genauen Daten: 7.30 h, 6. Januar 1915, St. Paul, Minnesota.) Jede der m e n t a t i o n s ist eine völlig unabhängige Variable. Die Substanz, die man hat, hängt zum Beispiel von nichts an­ derem ab als von ihr selbst. Sie ist wahrhaft einzigartig und völlig von allen anderen m e n t a t i o n s getrennt. Unsere Sub­ stanz reflektiert nicht notwendigerweise unsere Form, noch reflektiert unsere Form unsere Substanz. Selbst, Form, Mög­ lichkeiten, Bedürfnisse, Fähigkeit, Charisma, Mittel und Ziele sind alle völlig unabhängig voneinander. Im Falle der Abwei­ chung jedoch verwirren sich manche dieser Ideen mit anderen Ideen und es entstehen Abhängigkeitsbeziehungen, die nicht wirklich existieren. In meinem speziellen Fall war meine bedeutendste Abwei­ chung (nach Oscar) meine Verwirrung der Kraft oder Fähig­ keit mit meinen Mitteln und Zielen. Er sagte, daß ich eine falsche Fähigkeit, eine falsche Kraft aufbaute, die auf den Mit­ teln und Zielen beruhte, die ich wählte. Ich hatte das Gefühl, daß meine Kraft darauf beruhte, daß ich meine Ziele und meine Mittel festlegte. Ich mußte meine Mittel auf eine be­ stimmte Weise wählen, oder ich würde keine Kraft haben. Das ist natürlich Unsinn. Man hat eine bestimmte Kraft, die un­ abhängig ist von den Mitteln, die man wählt, oder von den Zielen, die man sich setzt. In der Woche im August begriff ich, wie diese Konfusions159

Schablonen die Wahl meiner Karriere, meiner Ehen usw. be­ einflußt hatten. Ich hatte zuvor an der Verwechslung jeder m e n t a t i o n mit der anderen gearbeitet. Ich hatte nahezu eine Woche damit verbracht, eine Tabelle auszuarbeiten und diese Art von Verwechslung tiefgehend zu reflektieren. Ich hatte mich mit der Verwechslung des Charisma mit der Substanz und der Substanz mit dem Charisma, meiner ersten abwei­ chenden m e n t a t i o n , befaßt. Ich tendierte dazu, anzunehmen, daß die Substanz eines Menschen von seinem charismatischen Selbst reflektiert würde, welches er auf mich projizierte. Das war ein besonders bedeutungsvoller Irrtum. Wenn ich die Substanz eines Menschen entdeckte, so hatte ich unmittelbar das Gefühl, daß er dies ausstrahle und daß dies sein Charisma sei. Ich war sprachlos, wenn ich feststellte, daß bestimmte Leute, deren Substanz ich sehen und spüren konnte, nicht ein­ mal wußten, daß sie eine Essenz besaßen oder ihre Substanz überhaupt nicht kannten und nicht realisierten, daß sie die Essenz ausstrahlten. Meine Verwirrung war eine doppelte: Wenn ich einen Menschen mit einem starken Charisma fand, so verwechselte ich das mit Substanz; wenn ich eine Essenz entdeckte, so setzte ich voraus, daß er Betreffende sich dessen bewußt war, wenn er es nicht wahr, als ob es »Charisma« sei. Dieser Irrtum unterlief mit sehr oft. Schließlich erkannte ich, was es war - Verwechslung von Charisma und Substanz. Ich arbeitete intensiv an diesen Gedanken. Ich stellte auch fest, daß ich in der Vergangenheit einige dieser Verwechslungen schon korrigiert hatte.

160

[12] Physische Barrieren gegen positive Stadien: Körperliche Übungen

Ida Rolf und Fritz Perls hatten mir beigebracht, daß man Bandschleifen aus frühester Kindheit mit sich tragen kann, die in Körper-Muskel-Gehirn-Kreisläufen wirken. Manche dieser Bänder sind fixierte Befehle, außerhalb der positiven Räume zu bleiben. Es sind Ego-Fixierungen oder d o w n e r - Be­ fehle im Biocomputer. Man kann einige dieser Befehle ab­ bauen, indem man von jemandem wie Ida mit der RolfingMethode physisch oder von jemandem wie Fritz mental be­ handelt wird. Über diesen Abbau hinaus braucht man einen reaktionsfähigen, energiegeladenen Körper für die höheren positiven Stadien - und darum die Übungen oder Gyms, wie wir sie nannten. Die erste große Barriere gegen die positiven Stadien von +24, +12, +6 und +3 ist die physische Kondition. Um diese erste Barriere zu überwinden, begannen wir das Trai­ ning mit den Gyms. Die Veränderungen in meinem Körper als ein Resultat der Gym-Übungen und der Pampas-Übungen in Verbindung mit den psychologischen Veränderungen be­ fähigten mich dazu, +3 zu erreichen (klassisches Satori oder dharma-megha-Samadhi). Was ist Gym? Es ist eine Reihe von körperlichen Übungen, die hauptsächlich auf Hatha-Yoga und Aikido basieren, wo­ bei jeder Muskel, jedes Gelenk des Körpers gebraucht wird und wobei die inneren Organe massiert werden; außerdem wird das Vestibulum im inneren Ohr gekräftigt und die ge­ samte Körper-Gehirn-Wechselbeziehung geordnet. Eine detaillierte Beschreibung dieser Übungen ginge über den Zweck, den ich hier verfolge, hinaus. Es genügt für jene, die daran interessiert sind, zu sagen, daß es dabei ein halbes Dutzend Hatha-Yoga-Stellungen gab (Sphinx, Kobra, Schul­ terstand, Kopfstand, Pflug), einige Air-Force-Übungen (Beine­ heben nach hinten, Schere, Radfahren etc.), einige abgewan­ delte Yoga-Bewegungen (ähnlich der Serie »Anbetung der Sonne«) und Tanz- und Ballettschritte. Es sind keine neuen 161

Bewegungen oder Haltungen. Ein neuer Aspekt ist vielleicht die Reihenfolge und zeitliche Abstimmung. Musik ist ein zu­ sätzliches Element in Form von Rhythmus und Geschwindig­ keit, das mir Vergnügen macht. Am Morgen ist Gym für mich eine Quelle der Energie. Ich begann mit etwa zwei Stunden täglich Gym; nach einem Jahr kann ich die ganze Folge in zwanzig bis dreißig Minuten absolvieren. Als ich mit den Übungen begann, geriet ich durch sie in einige sehr unangenehme Stadien, da mein Körper sich gegen die neuen Bewegungen und Haltungen wehrte. Am Anfang waren die Übungen selbst ein negatives Stadium - als Resul­ tat der anfänglichen Praxis der Übungen. Schließlich kam ich jedoch mit Gym in die +24- und +12-Stadien. Zwischen jeder Übung meditiere ich kurz in einer entspann­ ten Lage, bis der Nachhall der Erregung im Körper sich beru­ higt hat. Schließlich schien das Gym selbst zu arbeiten, während ich daneben stand und zusah, wie es sich in völliger Ruhe abwikkelte. Nach annähernd einem Monat dieser Gym-Übungen kam ich in mein erstes +12-Stadium und war in der Lage, wäh­ rend des Gym darin zu bleiben. Dann fand ich heraus, was diese Bewegungen tatsächlich waren. Ehe man nicht die GymÜbungen selbst ausführt und auf direkte Weise am eigenen Körper alle diese Bewegungen und allgemeinen Muster er­ fährt, die sich aus den individuellen Bewegungen und ihrer Beziehung untereinander entwickeln, kann man nicht Vorher­ sagen, was in einem geschehen wird (siehe Kapitel 15). Es scheint zu einer völligen Re-Programmierung des ganzen Körpers und Geistes zu führen, wenn man jeden Tag diese Bewegungen ausführt. Je älter man ist, desto wichtiger ist es, daß man sie jeden Tag macht. Ich stellte fest, daß die Zunahme der Steifheit gewaltig ist, wenn man sie einen Tag ausläßt. Jüngere Leute werden das nicht verstehen, wohl aber die äl­ teren. Eine der Fallen für die jungen Leute ist die, daß die reine Freude an der Bewegung sie in eine Art Ekstase bringt, die sie von dem Hauptpunkt der Arbeit ablenkt. Das kann für einen bestimmten jungen Menschen ein notwendiger Trip sein. Es sollte aber betont werden, daß das bei den meisten jungen Leuten geschehen kann und wahrscheinlich geschehen wird, 162

so daß sie darauf vorbereitet sind und trotz dieser Verlockung Weiterarbeiten. Der Rest des physischen Programms bestand aus den Pampas-Übungen, die am Sonntagmorgen vorgenommen wurden. Diese Übungen waren dafür gedacht, den ganzen Körper zu einer gesamten funktionalen Einheit aufzubauen, einschließ­ lich der Atmung, des Kreislaufs und des allgemeinen Metabo­ lismus. Dank der körperlichen Belastung durch diese Übungen durchbrach ich die negativen Stadien des Körpers und die To­ desängste - einige meiner negativen downer-Programme. Die Gruppe traf sich jeden Sonntag in den Pampas, und jedem wurde ein bestimmter Plan gegeben, dem er die sechs Übungen hindurch zu folgen hatte. Jede Übung beinhaltete ein Mantra oder ein Gebet, das mit den Bewegungen des Kör­ pers koordiniert werden mußte. Jede Übung wurde auf einer bestimmten, in der Wüste markierten Route ausgeführt. Die Pampas Die Ellipsen-Übung Diese Übung wird um eine Hügelspitze herum ausgeführt. Es ist ein konischer Hügel mit einer elliptischen Route, die um die schräg abfallende Basis abgeschritten wird. Zu Beginn die­ ser Übung - wie bei allen folgenden Übungen - singe ich ein OM, wobei ich die Hände falte und mich gegen die Hügel­ spitze verbeuge. Ich klettere so schnell ich kann auf die Spitze und mache die Übung des sich öffnenden Lotos dreimal, der Sonne zugewandt. In der Übung des sich öffnenden Lotos sind meine Hände über den Kopf erhoben, die Handflächen in einer Neigung von etwa 45 Grad der Sonne zugewandt, die Augen geschlossen; dann werden die Arme zur Brust zurück­ genommen, Unterarme aneinander, Handflächen aneinander, der Kopf über die Hände geneigt. Gleichzeitig sage ich: »Von Dir kommen wir; zu Dir kehren wir zurück.« Dann renne ich den Berg hinunter und folge der elliptischen abfallenden bez. ansteigenden Route um den Hügel. Dreimal mache ich diesen Weg im Uhrzeigersinn: einmal für Kath, einmal für Oth, ein­ mal für Path. Dazwischen geht es jedesmal geradewegs den Hügel bis zur Spitze hinauf. (Das Kath-Zentrum liegt vier Finger breit unter dem Nabel. Das Oth-Zentrum liegt in der Mitte der Brust. Das Path-Zentrum befindet sich am Haaran­ satz, in der Mitte der Stirn.) 163

Das war eine sehr anstrengende Übung. Wenn ich mich in guter Kondition befand, brauchte ich etwa fünfundvierzig Mi­ nuten dazu. Am Anfang dauerte es etwa anderthalb Stunden. In guter Kondition lief ich die ganze Route in einer sehr guten Zeit, bei schlechter Kondition ging es langsamer. Einige mei­ ner stärksten Bewegungs-Erfahrungen fanden auf der Ellipse statt. Die Kath-Hügel-Übung Vom Talboden hebe ich einen Stein auf, den ich später wieder­ erkennen kann. Ich wende mich dem Kath-Hügel zu, der etwa hundert Fuß hoch und um 45 Grad geneigt ist, und grüße ihn mit dem Stein. Ich projiziere das Kath-Zentrum auf den Hü­ gel, trage den Stein in der rechten Hand hinauf, und während ich den Hügel hinaufgehe, stelle ich mir vor, daß das Kath mich hinaufzieht. Wenn ich die Spitze erreiche, verlege ich mein Kath-Zentrum in den Stein. Ich werfe den Stein mit dem Kath darin den Hügel hinunter und laufe ihm nach; ich finde ihn und verlege das Kath-Zentrum wieder in meinen Körper. Das ist eine relativ kurze, aber wirksame Übung und trainiert einen bei der richtigen Anwendung der Kath-Energie für eine einheitliche Bewegung des gesamten Körpers. Ich empfand sie als ein interessantes »als ob«-Programm. Die Ich-höre-und-gehorche-Übung Ich begrüße die Ich-höre-und-gehorche-Bahn am Fuß des Hü­ gels und atme ein, wobei ich stillstehe. Beim Ausatmen mache ich sieben Schritte. Ich sage bei jedem Schritt eine Silbe, in­ dem ich »ich höre und gehorche« in sieben Silben aufteile. Nachdem ich die sieben Schritte beendet habe, halte ich an und meditiere und höre. Wenn die Route weniger steil wird, öffne ich meine Augen (es gibt eine Klippe am Rand unseres Hügels, die tausend Meter zum Pazifischen Ozean abfällt). Wenn ich oben bin, laufe ich oder gehe frei herunter. (Die Männer ma­ chen diesen Weg einmal und die Frauen dreimal. Der Grund, den Oscar dafür angab, war der, daß es den Frauen schwerer fiele, zuzuhören.) Diese Übung ist relativ entspannend und war nach den heftigeren Übungen sehr willkommen. Das Kugelstoßen Ich beginne mit einer Begrüßung auf dem unteren Anfang meines Weges. Ich hebe einen großen Stein von fünf bis zehn 164

Pfund auf. Ich gehe die Route entlang und benütze den rech­ ten Arm zum Kugelstoßen; ich komme wieder herunter und benütze den linken Arm. In dem Augenblick, wo ich den Stein aus Schulterhöhe werfe, entlasse ich die Luft mit einem lauten Geräusch wie »Oh«. Ich stoße meine ganze Antriebskraft durch den Hals hinaus. Ich mache eine Runde. Ich muß nach den anderen Ausschau halten, die dieselbe Route für die näch­ sten zwei Übungen nehmen, damit ich sie nicht treffe. Der Gewaltmarsch Ich beginne auf dem Talweg mit einer Begrüßung. Ich gehe den eine halbe Meile langen Weg dreimal herum. Ich koordi­ niere das Mantra »Hab Großmut« mit je einem Schritt pro Silbe. Ich atme bei den drei Schritten von »Hab Großmut« ein. Ich halte den Atem die nächsten drei Schritte lang an. Ich atme bei den nächsten sechs Schritten mit »Hab Großmut, hab Mitleid« aus. Ich mache diese Übung mit munter schwingen­ den Armen in einer bestimmten Weise bei einer bestimmten Marschgeschwindigkeit. Totes-Gewicht-Übung Diese Übung wird ebenfalls auf der Talroute gemacht. Ich wähle und begrüße einen sehr großen Stein, den ich bequem tragen kann. Ich halte den Stein brusthoch fünfzehn Zentime­ ter von meinem Körper entfernt auf meinen Handtellern in der Schwebe. Während ich drei Rundgänge mache, spreche ich dazu das Gebet: »Alles ist Dein.« Ich darf den Stein an die Brust drücken, wenn ich müde werde. Diese Übung war am Anfang recht ermüdend. Nach und nach wurde sie leichter. Ich konnte den Schwierigkeitsgrad er­ höhen, indem ich einen größeren, schwereren Stein nahm. Die Pampas-Übungen wurden etwa tausend Meter über dem Pazifischen Ozean etwa fünf Meilen von Arica entfernt aus­ geführt. Diese Übungen ließen die Woche mit einem großen Knall jeden Sonntag beginnen und gaben eine gewaltige Menge Energie, die während der Woche benötigt wurde. Als ich im Juli mit den Pampas-Übungen begann, hatte ich das Gefühl, ich würde zusammenbrechen, und erst nach vier Wochenenden, nachdem ich schließlich Stadium + 12 erreicht hatte, erkannte ich plötzlich, warum wir sie machten. Mein 165

Körper war in besserer Verfassung als die zehn Jahre zuvor. Offensichtlich ist eine hervorragende physische Kondition nö­ tig, um +12 zu erreichen. Während der Pampas ging ich durch mehrere Erfahrungen von »physischem Tod und Wiedergeburt«. Ich trieb mich selbst in Bereiche der Anstrengung hinein, die jenseits von dem lagen, was ich als meine Grenzen betrachtet hatte. Ich riskierte buchstäblich etwas, das ich für Überanstrengung hielt - mit Herzversagen als erwartetem Resultat. Dieses Herzver­ sagen blieb aus. Ich stellte fest, daß ich eine Angstbarriere in meinem Körper überwunden hatte und in einen neuen, ener­ giegeladenen Raum der physischen Funktionen gelangt war, der eine Vorbedingung für mich darstellte, um +12 zu er­ reichen. Um nach oben zu gehen, mußte ich das durchbrechen, was mich unten hielt - Angst vor dem physischen Tod -, eine unbewußte Komponente der rfowner-Programme oder, mit Oscars Worten, »Körper-Epo« oder Körper-Fixierungen des Ego.

166

[13] Stadium 48: Der menschliche Biocomputer

In diesem und den folgenden Kapiteln über die verschiedenen Stadien des Bewußtseins gebe ich die Beschreibung der Sta­ dien, wie ich sie kenne, in meiner eigenen Sprache. Trotz des Gebrauchs der dritten Person und der passiven Ausdrucksform bin das ich, der Wissenschaftler und Forscher, der dir diese Karten der von ihm erforschten Gebiete darlegt. In dieser Form lege ich meinen Kontext, den Hintergrund für die Be­ richte über meine eigenen Erfahrungen nieder, die dann in der ersten Person Singular gegeben werden. In einem gewis­ sen Sinn ist das, was ich unpersönlich formuliere, für mich eine Meta-Programmierung der Vergangenheit und für dich eine Meta-Programmierung in der Gegenwart, die zu dem Zwecke gegeben wird, damit du die persönlichen Beschreibun­ gen verstehen kannst. Für jene, die daran interessiert sind, ihre eigene Wahrneh­ mung zu erweitern, betrachte ich dieses Kapitel und die fol­ genden über die Stadien +24, + 12 +6 und +3 als Grund­ schritte. Jede der Behauptungen, Ideen oder Meta-Program­ mierungen beruht auf tiefer persönlicher Erfahrung und auf vielen Stunden der Konzentration, Kontemplation, Medita­ tion und des Denkens. In Gesprächen mit Oscar Ichazo führte ich ihn in die Inhalte meiner Monographie Programming and Metaprogramming in the Human Biocomputer ein. Er las die Monographie, und wir sprachen des langen und breiten darüber. Als Ergebnis dieser Gespräche definiere ich die Schwingungsebene 48 als das Sta­ dium des Bewußtseins, in dem der Biocomputer völlig rational arbeitet, ohne positive oder negative Emotionen. Die Emotio­ nen befinden sich in einem neutralen Zustand, wobei die Ener­ gie jedoch hoch sein kann. Auf dieser Bewußtseinsebene nimmt man Daten, Programme oder Meta-Programme auf. Man setzt neue Meta-Programme oder Ideen in die Speicher des Biocomputers ein. Man kann sich auch in 48 befinden, während man einem anderen neue Ideen vermittelt. Einer der 167

Wege, um zu prüfen, ob du in 48 bist, ist, deine Interaktion mit einer anderen Person zu beobachten. Wenn relativ keine Emotionen vorhanden sind, weder im positiven noch im nega­ tiven Sinne, dann ist man vermutlich auf der Ebene von 48, welche Qualität sie auch haben mag. Manchmal ist es schwierig, zu wissen, ob jene Teile des Biocomputers, die außerhalb der eigenen Wahrnehmungs­ ebene liegen, wirklich auf 48 am Werke sind. Wenn man sich im Griff bestimmter Ego-Programme befindet und sich mit ihnen identifiziert, so kann das Ego schreien: »Ich bin auf Ebene 48!«, während man in Wirklichkeit auf einer anderen Ebene, auf 96 oder tiefer ist. Um wirklich auf einer der Ebe­ nen von 48 bis +3 zu sein, muß man wahrhaftig dort sein und nicht nur so tun, als sei man dort. Ein reines 48 enthält nur wenig von solchem Ego-Abfall. Wenn getrennte Kontrollsysteme in einem abgesonderten, dissoziierten oder fragmentarischen Stadium in einem be­ stimmten menschlichen Biocomputer am Werke sind, so können die Teile des Biocomputers auf verschiedenen Ebenen sein. Ein Kontrollzentrum kann etwa auf 192 sein, ein anderes auf 96 und wieder ein anderes auf 48. Der Selbst-Meta-Programmierer kann sich um diese drei Kontrollsysteme herumbewegen oder er kann gleichzeitig mit jedem der drei identifiziert sein. In die­ sem Zustand hat der menschliche Biocomputer noch nicht den erforderlichen Grad von Einheit erreicht, um seinen Zustand in einer reinen, einheitlichen Weise bezeichnen zu können. Um in reinem 48 (neutrale Energie) zu sein, bedarf es der Vereinheitlichung und Integration getrennter Kontrollsyste­ me, so daß wenigstens der Hauptteil der Arbeitsmaschinerie eines Biocomputers unter dem einen zentralen Selbst-MetaProgrammierer zusammengefaßt ist. Um diese Einheitlichkeit zu erreichen, müssen sich Körper und Geist in ausgezeichneter Verfassung befinden, und der spirituelle Weg muß eindeutig definiert und akzeptiert sein. Wenn man weiß, was mit »ausgezeichneter physischer Kon­ dition« gemeint ist, dann ist dies das physische Ziel. Wenn man nicht aufgrund persönlicher Erfahrung weiß, was eine »ausgezeichnete physische Kondition« ist, so kann man nicht wissen, was eine reine, hohe 48er-Energie ist. In diesem Fall muß man körperliche Übungen in der Art wie Oscar Ichazos Gym-Training oder Hatha-Yoga machen und zusätzliche in­ tensive Körper-Streß-Übungen wie die Pampas-Übungen 168

oder intensiver Dauerlauf. Wenn man erst lernen muß, was eine »ausgezeichnete physische Kondition« ist, so hat man einen längeren, härteren Weg vor sich als jene, die dieses vor­ teilhafte Stadium des Körpers bereits erfahren haben. Warum ist dieser Zustand nötig, um eine einheitliche Ebene von 48 zu erreichen? Eine armselige physische Verfassung bedeutet, daß wir nicht genügend tägliche Übung gehabt haben, um den Biocom­ puter in einem kontrollierbaren, ruhigen, sanften Zustand auf einer Energie-reichen Ebene zu halten. In einer schlechten kör­ perlichen Verfassung gibt es Impulse, die man nicht unter Kontrolle hat und die einen ruhelos machen. Man rennt her­ um und unternimmt sinnlose Dinge, wobei unbekannte Wün­ sche zur unpassendsten Zeit die Herrschaft übernehmen. Da kann eine Menge geistiger Lärm im Kopf entstehen; man kann geradezu unablässig im eigenen Kopf mit sich selbst und mit anderen Leuten reden. Sobald die körperliche Verfassung sich bessert, tendiert diese impulsive innere und äußere Aktivität dazu, sich spürbar zu verringern. Die 48erEbene wird integraler, einheitlicher, und mehr von dem zu­ gänglichen Biocomputer wird nutzbar gemacht. Im allgemeinen führen disziplinierte körperliche Übungen dazu, die Kalku­ lationen, die Programmierung und die Impulse des Biocom­ puters nutzbar zu machen. Man wird mehr ein Ganzes. Man wird mehr man selbst und funktioniert weniger auf das Ge­ heiß der Unbekannten in einem selbst und in den anderen außerhalb. Innerhalb von wenigen Tagen, nachdem man mit einer Reihe von disziplinierten Übungen begonnen hat, die man täglich ausführt, kann man schon die Resultate dieser fast unbewußt verbesserten Kontrolle über den eigenen Bio­ computer sehen. Der Selbst-Meta-Programmierer eignet sich die Kontrolle über einen großen Teil des Biocomputers an. Das Paradoxon hierbei scheint zu sein, daß man sich einer Herrschaft oder Programmierung durch Übungen unterwirft, um Freiheit von dem Lärm in Körper und Kopf zu erlangen. In Chile stellte ich fest, daß mein innerer impulsiver Lärm sich in dem Maße verringerte, in dem meine physische Kondi­ tion sich besserte. Wenn sich die 48er-Ebene mit den körperlichen Übungen bessert, muß man andere Arten von Übungen aufnehmen, um den Biocomputer und seine Funktionsfähigkeit auf Ebene 48 weiter zu verbessern. Die Schwingungs-Ebenen 96 und tiefer 169

sind Stadien von trennenden Aktionen, die nicht der eigenen Kontrolle unterliegen. Auf diesen Ebenen kämpft etwas in einem gegen die offensichtlichen Gesetze der eigenen Natur und der Natur des Universums. Man tut Dinge - oder ist ihnen ausgeliefert -, die einen von der eigenen Essenz ab­ schneiden. Die eigene Essenz ist der höchste Ausdruck des universellen Gesetzes, wie es für den Menschen - für Persön­ lichkeit, Körper und Biocomputer - gültig ist. Um seinen Biocomputer so weit zu reinigen, daß man 48 als ein einheitliches Stadium mit einer einzigen, gut organi­ sierten Richtung erreicht, muß man sowohl geistige wie kör­ perliche Übungen ausführen. Es gibt Tausende solcher geisti­ gen Übungen. Manche werden im Jnana-Yoga angegeben, manche in den Schriften von Gurdjieff und seinen Nachfol­ gern wie Ouspensky und Orage. Manche sind unter Titeln wie »Christliche Gebete« zusammengefaßt, obwohl man ein­ wenden könnte, daß diese eher spirituelle als geistige oder in­ tellektuelle Übungen seien. Ich habe einige der geistigen Übungen, die mir am nützlichsten erschienen, in meinem Buch Programming and Metaprogramming in the Human Biocom­ puter und in meinen Workshops angegeben. Andere hilfreiche geistige Übungen, die auf Oscar Ichazos Lehren beruhen, sind die mentations und die Ego-Abweichungen der mentations. Ich gebe hier eine verbesserte Tabelle (4) aus The Human Biocomputer wieder, auf der die verschiedenen Stufen des Bio­ computers dargestellt sind. Diese Tabelle ist in sich selbst eine intellektuelle Übung, die einen dadurch befreien kann, daß man in Begriffen der modernen Wissenschaft und der moder­ nen Wissenschaftstheorie kartografiert, was man ist. Tabelle 4:

Schema des menschlichen Biocomputers

Strukturebenen 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

170

Das Unbekannte Die Essenz-Meta-Programmierung Die Selbst-Meta-Programmierung Die Ego-Meta-Programmierung Allgemeine Meta-Programmierung (ohne Bezugnahme auf das Kontrollsystem) Programmierung Gehirnaktionen Das Gehirn als physische Struktur Der Körper als physische Struktur Die äußere Realität in allen ihren Aspekten (einschließlich Körper und Gehirn)

In dieser Fassung stelle ich das Unbekannte an die Spitze. Das umreißt meine Position als die eines Forschers. Jenseits mei­ ner, jenseits von uns, jenseits unseres geläufigen Verständ­ nisses liegt das Unbekannte. Das Unbekannte existiert in uns, außerhalb von uns und zwischen allen unseren Ideen und Vorstellungen, die damit zu tun haben; darum ist das Unbe­ kannte überall im menschlichen Biocomputer und in seinen Betätigungen vorherrschend. Heutzutage verstehen wir, so schätze ich, weniger als ein Zehntel von einem Prozent von dem, was in unserem Körper, in unserem Gehirn oder Geist und in unserem spirituellen Bereich vor sich geht. In jedem bestimmten Augenblick kann ein bestimmtes menschliches Wesen ein Tausendstel von den Realitäten, die ihm innewoh­ nen, und von seiner äußeren Realität und von den anderen Menschen verstehen. Je mehr der Abstand von den bewußten Zentren wächst, desto weniger weiß man, und zwar in einer schnellen, asymptotischen, logarithmischen Verringerung des Wissens. Die Behauptung von dem Anwachsen der Unwissen­ heit mit dem Anwachsen des Abstands trifft natürlich nicht zu, wenn man sich auf kosmische Sender einstimmen kann und in einer bewußten, wirksamen Weise Teil dieser Sender wird. Das Verstehen ist begrenzt; aber das Bewußtsein kann über das hinaus ausgeweitet werden, wo man sich normaler­ weise im Konsensus der äußeren und inneren Realitäten, wie er von unserer Kultur diktiert wird, befindet. Die Essenz-Meta-Programmierung ist die, welche zu den höchsten positiven Stadien des Bewußtseins und des Satori, wie sie an anderer Stelle in diesem Buch beschrieben sind, führt. Im menschlichen Biocomputer gibt es, wenn man sich auf Ebene 48 befindet, Vorstellungen, die mit der Essenz, welche das Selbst entwickelt, verbunden sind und die das Selbst aus früherer Erfahrung kennt und die es mit Gewiß­ heit als eine absolute, objektive Realität empfindet. In einem bestimmten Biocomputer kann diese Ebene der Meta-Programmierung sehr schwach sein oder ganz fehlen. Ein Gedanke, den ich als nützlich empfand, ist der, daß man die Kraft des Essenz-Meta-Programmierers in einem Biocom­ puter durch sachliche, empirische technische Erfahrungen auf den positiven Ebenen verstärken kann. Dann kann sich dieser Biocomputer mehr und mehr den Stadien der Essenz und des Essenz-Meta-Programmierers nähern. Schließlich kann ein Biocomputer durch die Anstrengungen auf der Selbst-Meta171

5: Quantitative Beziehungen zwischen Selbst, Essenz und Ego-Meta-Programmen. (Das Selbst ist be­ weglich. Essenz und Ego sind feststehend.) Prozent des Ego

75%

100%

-6

-3

384

768

0 25% 50% +3 3

1oo % Essenz

75% Gurdjieffsdie Schwingungsebene oder Stadien des Bewußtseins 172

Prozent des Selbst

100%

»Reise« des Selbst

75%

50%

25% 0

50% 25% 0 25% 50% +72 +24 ±48 -24 -12 12 24 48 96 192

75% +6 3

100%

Prozent der Essenz

1oo % Ego

TABELLE

Programmierungs-Ebene Stadien der höchsten Ebenen auf­ bauen und erreichen und so in die Essenz eingehen und sich mit der Essenz selbst, mit ihrer Meta-Programmierung, iden­ tifizieren. Bevor jedoch ein Selbst-Meta-Programmierer - ein Biocomputer - den Speicher der essentiellen Meta-Program­ mierung nicht erreicht hat, kann er nicht auf die Ebenen der Essenz-Meta-Programmierung kommen. Die ersten paar Sprünge in die Essenz-Meta-Programmierung, die ersten paar Erfahrungen von Stadien hoher Positivität, eröffnen, wenn sie bewußt unternommen werden und genügend modifiziert und im Biocomputer gespeichert sind, einen Weg zurück zur Essenz-Meta-Programmierung. Die Selbst-Meta-Programmierungs-Ebene der Struktur und der Schwingungsebene von 48 ist die, auf der ich mich befinde, während ich für dich schreibe, und die, auf der du bist, wäh­ rend du liest, was ich geschrieben habe (siehe Tabelle 5). Die Ebene 48 ist charakteristisch für den Selbst-Meta-Programmierer in den besten Stadien. Es ist die Ebene, auf der man als neutraler Vermittler, als fairer Zeuge der geistigen Prozesse funktioniert, sie reorganisiert, neue Informationen zuführt und neue Informationen nach außen bringt. Wenn die Ebenen der positiven Stadien von dem Meta-Programmierer Besitz er­ greifen und man immer mehr Essenz wird, verschwindet der Selbst-Meta-Programmierer. Auf der strukturellen Ebene 9, der Essenz-Meta-Program­ mierung, hat man die Schwingungsebenen der Stadien +3, +6, +12 und +24. Auf 24 ist nur ein kleiner Bruchteil der Essenz vorhanden. In Stadium 3 sind etwa 99 Prozent Essenz vorhanden. Darum können wir auf Strukturebene 9 die Sta­ dien des Biocomputers, die bewußten Stadien des Selbst, in Näherungswerten zur Essenz in quantitativer Folge betrach­ ten: 99 % Essenz auf +3; 75 % auf +6; 25 % auf + 12; 5 % auf +24 und 1 % auf 48. In gewisser Hinsicht ist dies jedoch ein Durchgangsstadium des menschlichen Biocompu­ ters. Diese kleinen Bruchstücke sind die Initial-Stadien, wenn man beginnt, auf die Essenz zuzugehen. Wenn der Selbst-Meta-Programmierer sich für den Kurs entscheidet, den er einzuschlagen gedenkt, und beginnt, die Essenz-Meta-Programmierungs-Ebene aufzubauen, so be­ ginnt er sich die folgende Meta-Programmierung anzueignen: »Ich gehe auf die Essenz zu; ich plane mein Leben, um die wahre Realität der Essenz zu sehen; ich werde alles tun, was 173

nötig ist, um zur Essenz zu kommen.« Wenn das geschieht, so entfalten sich die positiven Stadien, der Selbst-Meta-Program­ mierer geht in den Essenz-Meta-Programmierer ein, und all die Fragen nach der nötigen Zeit, der Einteilung der Woche u. ä. wird zu der einen Frage, wieviel von der eigenen ewigen Gegenwart man in der wahren Essenz verbringen will. Das ist ein nüchternes, praktisches Problem, das vom Erd-Trip ab­ hängig ist; es kann auf 48 entschieden werden. Es wird als Über-Selbst-Meta-Programmierung auf Strukturebene 8 in den Biocomputer eingesetzt. Strukturebene 7, die Ego-Meta-Programmierung, beinhal­ tet die negativen Schwingungsebenen unter 48: —24, —12, — 6 und — 3. Die Ego-Ebene ist diejenige Ebene, auf der man die Einstellung hat, daß man ein mächtiges, unabhängiges Wesen sei und den Sender nicht benötige, die Essenz nicht benötige, keinerlei Gedanken an einen Schöpfer benötige, keine mystischen Stadien benötige. Die Liste ist endlos, aber hier ist eine Mustersammlung von Ego-Programmen (meine eigenen): »Ich ende mit dem Tod meines Körpers. Mein Ur­ sprung liegt in der Zufalls-Substanz der richtigen Moleküle im richtigen Teil des Universums zur richtigen Zeit. Es gibt keine Schöpfer; es gibt kein leitendes Prinzip; es gibt kein Gesetz, das uns formt. Es gibt keine Essenz, es gibt nur den thermischen Tanz, den ultimativen thermodynamischen Tod des Universums mit dem langsamen Anwachsen der Entropie. Es gibt keine Wiederkehr des Universums; letztlich läuft es sich tot. Es gibt kein Leben nach dem Tode; es gibt kein ewiges Leben für irgendeinen Teil des Bewußtseins. Es gibt keine Er­ klärung für unseren Ursprung oder den des Universums. Wir sind ein zweckloser Zufall.« Du kannst diesen Behauptungen beliebige weitere aus dei­ ner eigenen Liste hinzufügen. Alles, was dich herunter- und aus den Schwingungsebenen +48, +24, +12, +6 und +3 herausbringt, ist ein Ego-Programm. Jedes negative, unabhän­ gige Kontrollsystem über dir ist ein Ego-Meta-Programm. Es ist ein übliches Paradoxon, dieses Ego als im Wider­ spruch zu einem selbst zu verstehen. Das ist das Ego sowohl im Sinne der d o w n e r -Programme wie auch im Sinne des Wis­ sens und Fühlens, daß man ein unabhängiges, wollendes, wünschendes, mächtiges Wesen sei, das die kosmische Energie und das kosmische Gesetz im Dienste des eigenen Macht-Trips benützt. Kosmische Energie und kosmische Liebe sind absolut 174

unparteiisch und jenseits der Wahl. Sie können von einem Individuum (wie etwa Hitler) eingesetzt werden. Doch wenn sie so benützt werden, können die negativen Konsequenzen für dieses bestimmte Ego zerschmetternd sein. Im Gesetz le­ ben, im Strom leben, mit ihm gehen, zulassen, die Initiative den Satori-Ebenen, der Essenz, dem Sender der Essenz im Uni­ versum überlassen, ist das einzige Gegenmittel gegen die An­ häufung von Karma (für solche, die an das Karma glauben), das einen immer wieder und wieder und wieder, in Ewigkeit zerstören kann. Solange man am Glauben an das Ego als im Widerspruch zum Glauben an die Essenz befindlich festhält, steht man im Dienst der Selbstzerstörung, man befindet sich unter der Herrschaft der phobischen Kräfte, der echten Para­ noia, von den kosmischen Kräften verfolgt und gemartert zu werden. Die drei Stunden, die ich in —3 verbrachte, zeigten mir unmißverständlich durch die extreme Verstärkung, daß ich niemals wieder zu dem Glauben von —3 und zum Dasein auf dieser Ebene zurückkehren wollte. Das Entsetzen, die Panik, die Qual auf dieser Ebene waren so außerordentlich, daß mein Selbst-Meta-Programmierer sich niemals wieder diese Ebene des menschlichen Biocomputers aufbürden wird. Im Gegensatz dazu ist die Belohnung von +3, das Hingegebensein an den Strom auf +3 so groß, daß ich unvermeidlich in diese Rich­ tung gezogen werde. Die Kraft, die mich von —3 wegtreibt, und die Kraft, die mich zu +3 zieht, sind riesige Kräfte. Das ist der Beginn der Essenz-Meta-Programmierung in meinem menschlichen Biocomputer. Die Abstoßung von —3 und die Anziehung von +3 führt schließlich zur Identifikation des Selbst-Meta-Programmierers mit der Essenz. Die Todesangst ist —3; die Freude des ewigen Lebens ist + 3; die Spaltung, die hierin zum Ausdruck kommt, ist cha­ rakteristisch für den Selbst-Meta-Programmierer. In der Es­ senz gibt es keine solche Spaltung. Man kann —3 und +3 als identisch ansehen. Der einzige Unterschied liegt in der Haltung des Selbst-Meta-Programmierers, der auf die EssenzEbenen hochgehoben wurde. Offensichtlich weist die unbe­ fleckte, reine Essenz keine solche Spaltung auf. Kosmische Liebe bezieht keine Stellungen, sie lehrt durch ihre Vermitt­ ler, unzweideutig, ewig, unwiderruflich. In diesem Kapitel über Ebene 48 funktioniere ich auf Ebene 48, indem ich dir die für alle anderen Ebenen grundle­ 175

genden Ideen vermittle. Erklärende Belehrung ist eine BasisFunktion der Ebene 48. Indem ich die Schaltpläne mit beiden Enden des Spektrums der möglichen Stadien darlege und in­ dem ich auf die Kontrollsysteme hinweise, die ich in meinem eigenen menschlichen Biocomputer erfahren habe, hoffe ich, dir bei der Analyse der Funktion deines eigenen Biocompu­ ters zu helfen. Dein menschlicher Biocomputer kann diese und andere Gedanken aufnehmen und eine Integration für dich in deiner eigenen Sprache durchführen. Wenn deine Sprache nicht die ist, die ich verwendet habe, so möchte ich dir emp­ fehlen, T h e H u m a n B i o c o m p u t e r , P r o g r a m m i n g a n d M e t a ­ p r o g r a m m i n g und andere Bücher zu lesen, die dir die nötigen Konzepte liefern, um dieses Meta-Modell aufzustellen. Mein menschlicher Biocomputer sagt, daß es einen Weg zu Satori gibt, der ein Kopf-Trip, ein intellektueller Pfad, die Jnana-Yoga-Richtung ist, der Weg des Verstehens - im Ge­ gensatz zu dem Weg der Liebe, Bhakti-Yoga, dem Weg der Tat, Karma-Yoga, dem Weg der Energie, Tantra-Yoga, dem Weg der Meditation, dem Zen-Weg usw. Der Weg der Ebene 48 besteht darin, den menschlichen Biocomputer und die Ebe­ nen darüber und darunter zu reinigen, bis man einen klaren Standpunkt und eine überschaubare Reihe von Vermutungen hat, mit denen man arbeiten kann. Man kann dann damit be­ ginnen, die Kraft der Ego-Meta-Programmierung zu verrin­ gern, die Kraft der Selbst-Meta-Programmierung zu verstär­ ken und sich der Essenz-Meta-Programmierung zu nähern. Auf diese Weise spreche ich, spricht mein Selbst-Meta-Programmierer zu dir, zu deinem Selbst-Meta-Programmierer, und gibt dir etwas von meiner allgemeinen Meta-Programmierung - daraus besteht dieses ganze Buch, dieser ganze An­ näherungsversuch, um meinen Selbst-Meta-Programmierer und deinen Selbst-Meta-Programmierer in positive Stadien auf Ebenen über 48 zu bringen. Das Schreiben dieses Buches, das Beschreiben dieser Dinge für dich bringt mich in Stadium +24, das grundlegende Stadium des Berufs.

176

[14] Stadium +24: Das grundlegende Berufs-Stadium

Stadium +24, das dem Bewußtseinsstadium der Schwingungs­ ebene 24 entspricht, wird das positive Basis-Stadium genannt. Ich nenne es das »Berufs«-Stadium, weil man hier keine neuen Informationen benötigt; man braucht nur den eigenen Beruf auszuüben. Unter Beruf fasse ich alle menschlichen Betätigun­ gen zusammen, die man in seiner eigenen Weise sehr gut aus­ zuführen vermag und die man tun kann, ohne neue MetaProgramme, Programme oder Ideen zu schaffen. Ebene 48 ist die Ebene des schöpferischen Denkens. Sie ist die Ebene, zu der wir von den höheren Ebenen zurückkehren, um die Erfahrungen der höheren Ebenen zu integrieren. Wir integrieren, kartografieren und speichern auf Ebene 48. Auf Ebene +24 praktizieren wir; wir tun das, was wir am besten können. Keine neuen Programme sind nötig: wir geben unser Selbst in der Praxis auf. In unserer Kultur kann dies bei jedem Beruf geschehen. Wenn ein Rechnungsführer seine Zahlen schreibt, die er so gut kennt, wenn ein Buchhalter über seinen Büchern arbeitet, wenn jeder am Arbeitsprozeß Vergnügen findet und kein Ego oder Selbst mehr hat, wenn er völlig im Rahmen seines Vergnügens an seinem Beruf funktioniert, dann ist er in Stadium +24. Ein Schreiner, der seine Schrei­ ner-Arbeit macht, ein Künstler, der ein Bild malt, ein Ge­ schäftsmann in seinem Konferenzzimmer, ein Chirurg im Operationssaal, ein Ingenieur, der plant und baut, ein Politi­ ker, der mit seinem Kabinett zusammenkommt, Militärs im Pentagon - sie sollten alle Beispiele für Stadium +24 sein. Das Wichtige an +24 ist das Vergnügen und die automa­ tische Natur dessen, was man tut, plus die Abwesenheit von Selbst, von Selbstheit und die Abwesenheit von Ego-MetaProgrammierungen. In +24 hat man die Kontrolle über den Biocomputer an die Aufgabe abgetreten, was das auch immer in den Begriffen der Realität des Körpers, des Geistes und der Seele bedeuten mag. Ein Ski-Champion beim Wettlauf muß die Route eines Ab177

fahrtslaufs auf 48 kennenlernen und sie sehr sorgfältig vor dem Rennen in seinen Biocomputer einprogrammieren. Auf 48 findet die Vorprogrammierung des Abfahrtslaufes statt: die Schneeverhältnisse wahrnehmen; die möglichen Hinder­ nisse wahrnehmen - wie das Betreten der Rennbahn durch die Zuschauer, die Plazierung der Absperrungen, ob die Löcher aufgefüllt sind, wo gefährliche Hänge sind, wo er springen und sich vom Boden lösen muß, wo er hohe Geschwindigkeiten erreichen kann; errechnen, wie hoch seine Geschwindigkeit sein muß. Das Programm ist bereits vor dem Start in seinem Biocomputer niedergelegt, so daß er später auf +24 automa­ tisch das Richtige tun wird. Er wird sich in seinem Kath (in seinem Schwerkraftzentrum) aufhalten, hundert Yards dem Punkt voraus, auf dem seine Skier auf der Bahn sind. Er wird während des ganzen Weges den Berg hinunter in +24 blei­ ben. Sobald er auf 48 überwechselt, ist er in größter Gefahr; er kann sich selbst töten, indem er gegen einen Baum oder Felsen fährt oder schwer stürzt. Je schneller er ist, desto größer ist die Notwendigkeit seines Verweilens in +24. Wenn er den leisesten Zweifel an seiner Fähigkeit hat, so ist jedes EgoProgramm, das im Begriff ist, ihn von +24 herunterzubrin­ gen, unglaublich gefährlich. Gerade bei solchen Gelegenheiten wie einem Abfahrtsrennen auf Skiern, beim Autorennen oder Eisboot-Rennen oder Pferderennen muß man in völliger und äußerster Festigkeit auf +24 bleiben, um gefährliche oder tödliche Unfälle zu vermeiden. Die Ego-Programme werden von dem Profi, während er seine spezielle Sache ausführt, zurückgehalten, unterdrückt, beiseite gestellt. Je gefährlicher die Angelegenheit ist, um so größer ist die Notwendigkeit, die Ego-Programme beiseite zu legen, sich selbst aus dem Bild zu bringen und der automati­ schen Programmierung das Feld zu überlassen. Man muß Ver­ trauen in die automatischen Vorgänge haben, die unter sol­ chen besonderen äußeren Bedingungen erforderlich sind. Man überläßt sich selbst der Programmierung und setzt weder den Selbst-Meta-Programmierer noch die Ego-Programme auf die falsche Weise ein. Man befindet sich mehr auf der Seite der eigenen Essenz. Doch soll man unter diesen Umständen auch nicht von Sta­ dium +24 in das positivere Stadium +12 überwechseln. Tut man das, so ist das ebenso gefährlich, als würde man auf 48 oder gar auf 96 hinunterfallen. In Ekstase oder in ein Stadium 178

der »kosmischen Liebe« zu fallen, ist nicht gefragt, wenn man mit fünfzig oder sechzig Meilen pro Stunde auf Skiern den Berg hinunterrast, einen Rennwagen auf einer schwierigen Piste mit nasser Spur fährt, die erste Runde in einem GolfTurnier macht oder ein Eisboot bei einer Geschwindigkeit von siebzig Meilen pro Stunde lenkt. Hier liegt die Gefahr gerade im Gegenteil wie beim Über­ wechseln auf Ego-Programme. Hier würde man zuviel von der äußeren Realitäts-Programmierung verlieren, wenn man auf + 12 überwechselt. In +12 sind die Dimensionen, derer man sich erfreut, andere als die, die für den Erd-Trip erforderlich sind. Stadium +12 sollte spezifischen, kontrollierbaren Be­ dingungen Vorbehalten sein, wo es passend ist und wo für das körperliche Wesen nur minimale Gefahren bestehen. Die Kenntnis eines höheren positiven Stadiums hilft einem, die Satori-Ebenen unterhalb dieser Ebene zu verstehen. Im Gegensatz zu +24 steht die Ebene 96 oder Stadium —24. Auf Ebene 96 ist man gezwungen, das zu tun, was man gut kann, aber ein bestimmter Umstand in einem selbst macht das zu einer sehr negativen Angelegenheit. Anstatt lohnend zu sein, wie auf +24, ist es eine Strafe. Anstatt der positiven Verstärkung einer Verminderung des Ego ist man gezwunge­ nermaßen zutiefst im Ego selbst. Man kann auf einem negativen Trip mit Alkohol, Barbitu­ raten, Heroin, Morphium oder auf sonst einem schlechten Trip sein, der durch irgend etwas anderes verursacht wurde. Trotzdem ist man noch fähig zu handeln, man muß arbeiten und das tun, was man gelernt hat. Trotz des Selbst gewinnen negative Emotionen, negative Motivationen, negative Ver­ stärkungen, ein schlechter Trip die Oberhand. Man ist immer noch auf dem Erd-Trip. Es gibt bestimmte Bedingungen auf diesem Trip; man muß seinen Körper in gefährliche Situatio­ nen bringen. Man muß den schlechten Trip, die negative Ver­ stärkung akzeptieren, um zu verhindern, daß man noch wei­ ter auf der Skala der Stadien, die niedrigsten Schwingungs­ ebenen, hinabsinkt. Man ist sich des Ego und der Tatsache, daß man nichts dagegen unternehmen kann, brennend be­ wußt. Es scheint, als müsse man für immer auf Ebene 96 oder in Stadium —24 bleiben. Es ist so, als ob man nichts tun könne, um die Meta-Programmierung zu verändern, so daß man wieder auf 48, auf die neutrale Ebene zurückkommt. Zum Teil wird die Ewigkeit von — 24 durch die Tatsache 179

bedingt, daß man in Wirklichkeit Ebene 96 oder Stadium —24 gar nicht verlassen will. Es kann Vorkommen, daß man den Weg zurück nicht kennt, weil man sich selbst in diesem Sta­ dium als unwissend definiert hat. Es kann vom Ego ein Kontrollsystem für —24 eingesetzt werden, das zum Selbst-MetaProgrammierer sagt: »Du wirst nicht aus diesem Stadium hin­ ausgehen; es wird dir nur immer schlechter gehen; es wird dir nicht besser gehen.« In gewissen Aspekten der jüdischen, der christlichen, der katholischen und vor allem der calvinistischen Tradition ist beinhaltet, daß der Mensch auf 96 geboren wird und daß dies darum der Normalzustand sei, das Stadium der ewig Ver­ dammten, auf ewig der gerade darunterliegenden Hölle aus­ weichend. Der natürliche, einfache, leichte, einleuchtende und dauer­ hafte Zustand von Kindheit an ist der in den positiven Sta­ dien. Das sind Ebene +24 und darüber. Das, was entwickelt werden muß, ist ein gutes 48. Minus 24 oder 96 sind lediglich dazu da, zu vermitteln, was sich unter 48 befindet, so daß man genügend über die negativen Stadien unter 48 lernt, um auf 48 eine klare Übersicht über sie zu erhalten und zu wissen, daß die erste Direktive die ist, nicht in diese negativen Sta­ dien zu gehen, sondern auf 48 oder in den höheren positiven Stadien zu bleiben.

180

[15] Stadium +12: Der glückselig teilende Körper

Man kann sich ein Bild von der Ebene des +12-Stadiums in Beziehung zu anderen Stadien machen, wenn man die Tabelle der Stadien noch einmal vornimmt. Auf + 12 ist man im Kör­ per, führt aber keine Arbeit auf dem Erd-Trip aus. Die Merk­ male von +12 sind die kosmische Liebe, Baraka, die göttliche Gnade, die kosmische Energie. Man wirkt als Vermittler, als Schleuse, als Kanal für diese spezielle, erregende, herrliche Energie, für den Segen, für Ananda. Ich will +12 mit meinem Bericht über die Bereiche davon, die ich erfahren habe, illustrieren. Mein Bericht ist meinen persönlichen Aufzeichnungen und einer Tonbandaufnahme eines Gesprächs mit Oscar entnommen. Die Episoden, die hier beschrieben werden, unterscheiden sich sehr von denen, die ich mit LSD erlebte. Hier ist mein Bewußtsein wesentlich breiter und weniger »gelenkt«. Die erste Episode fand statt, nachdem ich mehrere bedeu­ tende Barrieren durchbrochen hatte: meine physischen Ängste und meine physische Kondition, mein Studium der kompli­ zierten Beziehungen zwischen den m e n t a t i o n s und der Ge­ schichte und den Problemen meiner Vergangenheit. In den ersten fünf Wochen des Trainings hatte ich große körperliche Schwierigkeiten. Ich war fünfundfünfzig Jahre alt und hatte in den vorhergehenden Monaten nicht viel körper­ liche Bewegung gehabt. Ich lebte in dem kleinen Hotel im Ort, und es war sehr kalt dort mitten im Winter, so daß es keine Möglichkeit der Erholung gab, wenn ich nach den neuartigen physischen Anstrengungen in mein Zimmer zurückkam. Ich rutschte tiefer und tiefer und bekam schließlich eine Virusin­ fektion und war gezwungen, einige Tage im Bett zu bleiben. Am 15. Juli ergab sich die Gelegenheit, in ein kleines Haus in einer Siedlung zu ziehen, und alles wurde besser. In den nächsten paar Wochen konnte ich den verlorenen Boden wie­ dergewinnen und kam in ein weitaus besseres Stadium. In der Zwischenzeit hatten meine Dyaden-Partnerin und ich eine 181

Schaukel-Situation durchlebt. Wenn ich hochkam, fiel sie hin­ unter. Wenn sie hochkam, war ich auf dem Abstieg. Irgend­ wie hatten wir ein unbewußtes Dyaden-Programm aufgebaut, das für uns beide sehr unbefriedigend war. Einmal kam ich so weit herunter wegen der Situation mit ihr, daß ich Oscar um Hilfe bat. Er setzte eine Besprechung mit ihr für den Dienstag um 11 Uhr fest. Ich kam Montag abend unten an und dachte, ich würde nie mehr hochkommen. Nachdem sie am Dienstag das Haus verlassen hatte, begann ich mit einer Analyse mei­ ner Ego-Abweichungen. Oscar hatte gesagt, daß immer noch ein wenig von den mit einer falschen Fähigkeit verwechselten Mitteln und Zielen vorhanden sei, und diese analysierte ich jetzt durch. Schließlich, nach einer halben Stunde, fand ich die Lösung meiner hauptsächlichsten Verwechslungen der Ideen in diesem Bereich. Ich hatte mit bestimmten Techniken - be­ stimmten Mitteln - und mit Hilfe verschiedener Zielsetzungen versucht, meine Kraft oder meine Fähigkeit zu vergrößern. Ich hatte den spirituellen Trip mit den Mitteln des spirituellen Trips verwechselt und mit meiner eigenen Fähigkeit durchein­ andergebracht. In Wirklichkeit waren die Mittel des spirituel­ len Trips die Ziele des spirituellen Trips und meine eigene Kraft und Fähigkeit, in neue Stadien und Räume vorzudrin­ gen, ganz unabhängige Faktoren. Plötzlich sah ich das, verstand es zutiefst und stieg hoch in ein spezielles Bewußtseins-Stadium, das ich auch unter LSD auf den Virgin Islands erlebt hatte. Ich betrat Stadium 4-12. Es war, als ob ein Schalter irgendwo in mir gedreht worden wäre, der mich in den neuen Raum beförderte. Es war wie ein Schrittwechsel, so plötzlich und abrupt, beim Hineingehen in diesen neuen Raum. Alles wurde funkelnd, strahlend und wunderbar. Ich wollte andere Menschen in dieses schöne, wonnevolle Stadium bringen. Ich sah funkelnde Dinge wie Champagnerblasen in der Luft. Der Schmutz auf dem Boden sah aus wie Goldstaub, der Gesang eines Vogels wurde zu einer durch den Kosmos schwebenden Stimme, die das galak­ tische Zentrum widerspiegelte, ebenso wie meine eigene, OM singende Stimme. Alles wurde transparent. Ich sah kosmische Energie in mei­ nen Körper einströmen und von meinem Körper zu den ande­ ren ausgestrahlt werden. Ich sah meine eigene Aura; ich sah die Aura von anderen. Ich fühlte mich vollkommen; nichts war falsch an mir, an der Erde, an ihren Menschen. Alles war 182

vollkommen; alle Dinge waren lebendig; alle Menschen wa­ ren kostbar und wundervoll. Als die Stunden verstrichen, fuhr ich im Taxi durch die Stadt, um mit der Gruppe zu gemeinsa­ men Übungen zusammenzukommen. Ich geriet in das »Land des glücklichen Idioten«. Ich lachte und weinte vor Freude. Nancy, eine aus der Gruppe, und ich hatten eine köstliche Art von Nonsens-Austausch-Kommunikation. Ich aß einen Apfel - sehr, sehr langsam, mit außer­ ordentlichem Genuß; ich spürte, wie die Energie des Apfels in mir in Energie zu meinem Nutzen und zum Nutzen der ande­ ren verwandelt wurde. Der Apfel war »gespeicherte kosmische Energie« für mich und die anderen. Ich empfand plötzlich ein gewaltiges Mitgefühl für alle Leute in der Gruppe, für alle Menschen in der Welt, und begab mich in neue Bereiche der Wertschätzung für meine Spezies. Nach neun Stunden der Wonne kam ich während der Sit­ zung plötzlich aus diesem Stadium heraus. Unverzüglich ge­ riet ich in ein Stadium des kummervollen Schmerzes, weil ich nicht mehr an diesem schönen Platz bleiben konnte. Am Mitt­ woch, dem 5. August, kehrte ich für vier Stunden zu + 12 zurück. Erst eine Woche später war es möglich, mit Oscar zusam­ menzukommen und über das zu sprechen, was geschehen war. Ich gebe hier die Bandaufnahme des Gesprächs zwischen Os­ car und mir vom 11. August 1970 über die ersten zwei Satori12-Erlebnisse* (am 3. und am 5. August) wieder: O: Nun, John, ich stehe zu Ihren Diensten. J: Letzten Dienstag vor einer Woche verbrachte ich neun Stunden in einem Zustand, den ich für Satori 12 halte. Ich weiß nicht, was 12 ist. Ich weiß nur, daß es höher als 24 war, und vielleicht war es etwas zwischen 24 und 12. Aber als ich noch höher zu gehen begann (als 12), war ich sehr vorsichtig. Plötzlich sagte jemand in mir, daß ich noch nicht bereit sei, dorthin zu gehen, daß ich nicht genügend vorbereitet sei, um die nächste Stufe zu betreten, 6 - ob­ wohl ich früher schon dort gewesen bin. O: Ja, das stimmt. J: Im Tank mit LSD. Ich war auf Satori 6 - ich glaube, Sie nannten es 6. * Siehe Fußnote S. 156 über den GebrauA des Begriffs »Satori« bei Oscar.

183

O: Ja. J: Das ist dort, wo das Universum, das ich das Dröhnen des kosmischen Motors nenne, mich überwältigt, und dann bin ich weg; es gibt mich nicht mehr. O: Ja. J: Also bin ich am Dienstag fast dorthin gelangt. Ich kam bis an den Rand davon und sagte: Nein, noch nicht, und blieb, wo ich war. Ich war in einem Zustand von extremer Freude und wunderbarer Wonne. O: Das ist 12. J: Mein Körper war transparent. Überall drang Energie in den Körper ein. Es war eine Flut von Energie, rauf und runter, aus dem Kopf, aus den Füßen, zu den Seiten hinein und hinaus. O: Das ist genau 12. J: Und ich war leuchtend, und auf allem war ein goldenes Funkeln, auf dem Schmutz am Boden, in der Luft. Dann kam ich runter, als mir am Abend beim Bewegungsunter­ richt kalt wurde. Ich wollte nicht runterkommen. Neun Stunden waren nicht genug. Ich wollte dort bleiben, und dann war ich unbeschreiblich enttäuscht und traurig - und müde. O: Vom Herunterkommen? J: Vom Rauskommen. Ich wollte nicht. O: Sie kamen zu 24 herunter; Sie kamen nicht auf 48. Genau in diesem Augenblick jetzt sind sie völlig in Stadium 24. J: Aber verglichen mit 12 ist 24 nicht das, wo ich sein möchte (ich lachte schmerzlich). O: Ja, ja, verglichen mit 24 und anderen Stadien. J: 48. O: Ja, 48. Nicht im höheren Stadium sein, aber zu sein und das höhere Stadium zu sehen, bedeutet, Enttäuschung zu empfinden. J: Ich wurde sehr ungeduldig, dorthin zurückzukehren. Aber warum bin ich ungeduldig (das kann meine eigene Ab­ weichung sein), ich bin ungeduldig, weil andere nicht mit mir dort hinaufkommen, weil sie die niederen Ebenen nicht verlassen wollen, weil sie nicht mit mir kommen wollen. Ich bin ungeduldig, weil meine Dyaden-Partnerin nicht kommen will, nicht dorthin gehen will, wo sie hin­ gehört, nicht zu 24 kommen und hierbleiben will. Sie bleibt dabei, auf 48 und manchmal auf 96 zu fallen. Ich 184

bin so ungeduldig, und ich mag das nicht an mir. Das ist Ego, wie Sie wissen. O: Nein, das ist es nicht, ich bin in diesem Punkt nicht Ihrer Meinung. Im Gegenteil, es ist Ihre unglaubliche Liebe in diesem Stadium, die der Grund dafür ist, daß Sie jeden hier haben wollen. J: Ja. O: Dieses Stadium ist so. Nicht egoistisch. Im Gegenteil, es ist versöhnlich. Sie möchten es mit jedem teilen. J: Am Mittwoch kam ich für vier Stunden zurück (zu 12) in der Ubungsklasse — beim Hören und Singen. Diesmal war es die ganze Gruppe, und ich war an jeden angeschlos­ sen. Jeder war ich; ich war jeder. Als wir Rama Krishna sangen, war ich Krishna, war ich Rama; sie waren ich ganz und gar. O: Ja, ja. J: Identität mit jedem überall, und dann schloß ich mich an meine Partnerin an - und brachte sie hoch. Ich konnte es fühlen, wie ich sie auf 12 hochbrachte. O: Ja, ja, aber ja. J: Und dann Marcus. Marcus kam hoch, und dann begann ich zu weinen vor Freude und Erleichterung - daß ich wieder dort war. Ich war draußen, im ändern großen Teil der Maschinerie. Marcus war dort. Er weinte, und wir trafen uns in 12, und das war unglaublich. Jemand ande­ ren a u c h in 12 zu sehen. Es ist so wunderbar. Die Gewiß­ heit, jemanden gerade gegenüber zu haben, von Ange­ sicht zu Angesicht. Ich möchte sofort wieder weinen, wenn ich daran denke, wie großartig es ist. O: Ja, das ist es. Die Sache ist die, John: Wir werden dieses Stadium öfter und öfter wiederholen. Sie können das tun. Aber wir müssen es gemeinsam tun. Die Sache ist näm­ lich die: Im Augenblick gibt es in unserer Gruppe nur drei Leute, die es können. Sie, Marcus und ich. Wir sind die drei einzigen, die es können, aber wir sind immerhin jetzt drei. J: Aber ich habe es noch nicht sehr oft gemacht. Ich habe es nur zweimal geschafft - neun Stunden und vier Stunden. O: Aber Sie haben es gemacht. J: Stimmt. Das erste Experiment ist immer erfolgreich. O: Das erste haben Sie. Sie werden so viel Zeit in dem Sta­ dium verbringen, wie Sie wollen. So müssen wir voran­ 185

gehen. Sie müssen ein wenig geduldig mit den anderen sein. Versuchen Sie nicht, sie allzusehr zur Eile zu treiben. Sie gehen alle mit der größtmöglichen Schnelligkeit voran. Ich kann nicht mehr Druck ausüben, ich weiß, daß ich das nicht kann. Viele von ihnen könnten zusammenbrechen, viele, viele von ihnen könnten zusammenbrechen. Ich kann sagen, daß vielleicht mehr als dreißig Prozent zusam­ menbrechen könnten. J: Das kann ich sehen. O: Siebzig Prozent sind bereits in einer recht guten Verfas­ sung. Nicht für Satori, nein, nein. So ist es nicht. Aber für 24 schon. Verstehen Sie, nach dem Schock (er bezieht sich auf die speziellen Schock-Tage der Woche - Dienstag und Donnerstag) ist fast jeder mehr oder weniger auf 24, je­ denfalls für eine kurze Zeit. Ich sage ihnen das nicht, weil ich es nicht sagen will. J: Sie könnten wirklich in 12 sein. O: Gewiß, die ganze Zeit, und dann werden wir das Stadium bestätigen. Die Position bestätigen. Das ist eine andere Arbeit - das Stadium bestätigen. Man muß sie auf 24, 24, 24 bringen. Danach besteht die Arbeit darin, sie aus 24 heraus und wieder herunterzubringen. So bekommen sie die Kraft, um zu bleiben. J: Man muß beide Richtungen kennen: hinein und hinaus. O: Ja. Die erste Richtung - hineinkommen. Die andere - her­ auskommen. J: Obwohl man dort bleiben möchte. O: Ja, aber indem man ihnen die Technik erklärt, wie man jederzeit in 24 sein kann. Die erste Sache ist die Abwei­ chung. Nach den Ego-Abweichungen besteht unser näch­ stes Training aus dieser Arbeit; als nächstes werden wir daran arbeiten, wie man jederzeit 24 erreichen kann. J: Ist das Proto-Analyse - oder sind das Abweichungen? O: Nein, Abweichungen, Abweichungen. Mit der Proto-Analyse sind wir soweit, zu 12 zu kommen. (Proto-Analyse ist die Zuordnung des eigenen Ego zu einem der neun Egotypen.) J: Gut. O: Vollständig 12. Was Sie betrifft, so haben Sie es vor der Proto-Analyse erreicht. Das bedeutet, daß Sie zufrieden sind. Für Sie geht es irgendwohin, um dort etwas zu se­ hen. Sonst nichts. 186

J: Aber ich möchte es fest haben, ich möchte es bewußt haben. O: Ja. J: Mit Ihren Worten scheint man das viel bündiger und kon­ kreter ausdrücken zu können, als ich das zuvor erlebt habe. O: Wenn Sie es lehren wollen, ist es besser, es zuerst zu ler­ nen, damit Sie es dann lehren können. Denn das ist die Methode, wie man unterrichtet wird. Es ist genau dieselbe Methode, die Sie in Ihrem Leben angewandt haben. Es kann keine andere für Sie geben. Aber diese hier geht Schritt für Schritt vor - sehr präzise; Schritt für Schritt. Das ist der einzige Unterschied, John, ich sagte Ihnen das. Sie gehen hier auf dieselbe Weise vor, wie Sie es schon früher getan haben. Aber diesmal werden Sie lernen, wie Sie es einem anderen zeigen können. J: Für mich ist dies das Wichtigste - die Tatsache, daß man es andere lehren kann. Sie können die Methode lehren; im anderen Fall ist es nichts wert. Sri Aurobindo, Ramakrishna und die anderen konnten nicht wirklich die Me­ thode lehren. O: Nein, das konnten sie nicht. Sie konnten dorthin gelan­ gen, aber sie konnten es nicht lehren. Sie sagten dauernd, wie sie es machten. Aber jeder war sein eigener Fall. Ja, jeder war sein eigener Fall. Ein sehr spezieller Fall. Und um dieser spezielle Fall zu sein, müßten Sie sein Leben haben - oder in Ihrem Fall müssen Sie Ihr Leben haben. Es ist für jemand anderen unmöglich (Ihren Weg zu ko­ pieren). Man kann dem mehr oder weniger nahekommen, aber ein exaktes Übernehmen ist unmöglich. Man kann es nicht wiederholen. Das ist ein sehr wichtiger Punkt, John. Wenn Sie in das Stadium 12 gelangen, haben Sie das Be­ dürfnis zu geben. Ganz und gar. Sie haben es nötig zu ge­ ben. Ganz und gar nötig. J: Ich weiß. O: Weil Sie irgendwie wissen, daß Sie im Geben mehr erhal­ ten. Das ist auch wahr. Denn es ist etwas, das wirken will. Es ist, als habe man einen Muskel, den man in ständiger Übung halten muß, um lebendiger zu werden. J: Ich denke, das ist es wohl, was mich in dieses Stadium ge­ bracht hat. Was mich am Dienstag auf 12 gebracht hat, war meine Sorge um meine Partnerin. Ich wollte, daß et­ was mit ihr geschah. Am Sonntag in den Pampas war sie 187

in einem sehr schlechten Zustand. Sie kam zurück und wollte sterben; sie war in einem schlimmen Raum. Dann kam ich in Tränen aufgelöst zu Ihnen und erzählte es Ihnen und bat Sie, mit ihr zu reden, und Sie waren einver­ standen. Das war eine ungeheuere Erleichterung, daß Sie mit ihr reden würden, daß Sie die Angelegenheit mit mir teilen würden. O: Ja, ja. J: Und daß ich sie mit Ihnen teilen konnte. Dann am näch­ sten Morgen, als ich aufwachte - innerhalb einer halben Stunde konnte ich meine Abweichung aufspüren - die letzte -, die Verwechslung der Leistungsfähigkeit mit den Mitteln und Zielen. Das war es. Und meine Partnerin voll mit mir drin. Bevor sie zu Ihnen ging, wußte ich nicht, was es war. Ich war in einer sehr hohen Region, und dann, als sie bei Ihnen war, kam ich höher und höher. Dann be­ gann der Lärm, und ich zog mich zurück, aber ich blieb dabei, innerlich mit ihr zu teilen, mit jedem zu teilen; je­ den hochzubringen. Aber insbesondere sie von ihrem tie­ fen Stadium wegzubringen. O: Sie kam wirklich aus einem sehr, sehr tiefen Stadium. Sie ging hui - bums. Aber Sie konnten an ihrem Gesicht se­ hen, wie sehr sie sich verändert hatte. Es war unglaublich. Trotzdem hat sie diese Zustände, wie Sie sehen. Plötzlich ist sie völlig geläutert; aber in der nächsten Sekunde be­ ginnt sie nachzudenken und kommt augenblicklich runter. J: Genau. Sie kann sich sammeln und ganz da sein, und ich spüre, wie sie zu 24 kommt und sich dann 12 nähert, und dann, päng, ist sie draußen. Aus 24 raus, und aus 1 2 raus. Genau so läuft es; sie kann für zehn oder fünf Minuten oder so in 24 sein. O; Am Anfang ist es so. J: Warum blieb ich dann neun Stunden lang drin? O: Das sind Sie. Sie sind kein passender Trainingsmaßstab in dieser Gruppe, John. J: Geht es bei den meisten Leuten so? Geht es bei den meisten so wie bei ihr? O: Ja. J: Mikro-Satori (kurze Episoden) ? O: Jeder hat Mikro-Satori; nur nicht immer. J: Ich war bei Steve Stroud, und er sagte, fünf Minuten war das Höchste, was er hatte. 188

O: Ja, Steve. Bei Linda ist es dasselbe, vielleicht ein bißchen länger aufgrund ihres Zustands - ihrer Schwangerschaft. J: Was für eine Weise, ein Baby zu bekommen. Was für ein Baby das sein wird! O: Das wird wirklich ein wunderbares Baby. J: Babies, die von Frauen in Satori geboren werden, müssen wunderbare Babies sein. O: Das Baby hat ihr viel geholfen; mehr noch, sie glaubt auch wirklich, daß es so ist. J: Das Baby berät sie. O: Immer innen; reines Leben, vollkommen neu, vollkom­ men ohne Sünde, keine Abweichungen, kein Ego, völlig rein. J: Genauso fühlte ich mich am Dienstag: vollkommen rein; wie ein Baby im Mutterbauch. Völlig ohne Abweichung oder Sünde; keine Verantwortlichkeit und doch für jeder­ mann verantwortlich. O: Ja, das ist es. J: Keine Widersprüche; in völliger Übereinstimmung mit dem Universum. Ich habe nie zuvor gewußt, was das bedeutet, in völliger Übereinstimmung mit allem - mit dem Kosmos und der Natur, mit allen anderen Menschen zu sein, abso­ lut auf derselben Wellenlänge. O: Wunderbar. J: Also, ich möchte dorthin zurück. Ich will nicht hier sein. O: Sie werden so oft zurückgehen, wie Sie wollen. J: Ich bin begierig danach. O: Seien Sie ein bißchen geduldig. Es ist nötig, daß die ganze Gruppe geht. Ich weiß das; ich sah das. J: Jetzt weiß ich, was für ein Karma ich hatte, über das Sie früher sprachen. Ich schaltete nicht ab, ich widerstand dem Schmerz; ich widerstand der Angst draußen in den äuße­ ren Bereichen des Kosmos mit Shaitan (Satan); ich blieb bewußt bei ihm und verlor niemals das Bewußtsein; ich blieb ganz bewußt dort. Und das ist es, was man lernt: Solange man nicht bewußt in die Tiefen des Shaitan ge­ hen kann, kann man auch nicht bewußt in die Tiefen oder Höhen des Satori 6 gehen (Schleuder-Effekt - der Rück­ stoß; der Schwung in die Tiefe, um hochzukommen; oder Trampolin-Eff ekt). O: Ja. J: Von dorther kommt die Kraft. Hier unten, weit, weit un­ 189

ten, wo Shaitan das völlig Schmutzige, das völlig Ekel­ erregende auf einen wirft, ohne daß man bewußtlos wird; ohne daß man »in Schlaf« fällt; ohne daß man vergißt. Und das ist es ja, weshalb man einschläft. Es ist zu qual­ voll, unter diesen Bedingungen wach zu sein. Die Qual kreuzigt einen; die Angst ist unglaublich. Der Schrecken und die Qual. Aber bevor man nicht dort unten in —6 und —12 wach bleiben kann, kann man auch oben in +6 und +12 nicht wach bleiben. O: Richtig. J: Okay. O: Sehen Sie, John, Sie sagen in diesem Augenblick genau das, was mit jemandem geschehen muß, der den Christus in sich entstehen läßt. Sie müssen in die Hölle hinabstei­ gen. Erinnern Sie sich daran, was in der Bibel gesagt wird: »Steige hinab in die Hölle.« Er ging hinab in die Hölle und dann hoch. Dasselbe, was Sie getan haben, als Sie in die Hölle hinabstiegen. J: Aber man muß bei Bewußtsein bleiben. O: Vollkommen. Im anderen Fall ist man verloren. J: Entweder ist man verloren, oder man wird zurück ins Un­ bewußtsein befördert. O: Ja, man muß dort bewußt bleiben und schauen. J: Die Art und Weise, wie ich es 1964-66 mit LSD gemacht habe, ist die, daß ich für mich selbst verantwortlich blei­ ben mußte. Ich stand in meinem eigenen Dienst. In kei­ nem anderen. Also mußte ich wach bleiben und die Vor­ stellung leiten. Ich muß mich selbst leiten, gleichgültig, wer ich bin. Gleichgültig, was für ein Raum es ist, ich habe standzuhalten und ein bewußtes Wesen zu sein. Das ein­ zige, was mich aufrecht hielt, war dieser Entschluß, das Bewußtsein niemals zu verlieren. Was die anderen be­ trifft: Sie kommen höher und höher, und plötzlich sind sie weg. Sie sind nicht in Verbindung; nicht in Verbin­ dung mit mir oder mit der Wirklichkeit um sie herum oder mit sonst etwas. Sie erinnern sich nicht an ihre Rück­ kehr. O: Richtig. Sie sind noch nicht soweit. J: Wenn ich dachte, sie seien dabei, zu 1 2 zu gehen, gingen sie zu 12 und schlossen sich dann irgendwie ab. Ich weiß nicht, wie Sie das nennen würden. O: Die Sache ist die: Weil sie unerfahren sind, bleibt ein Teil 190

des Ego bestehen; es ist nicht beseitigt. Sie benötigen mehr Willenskraft. J: Meinen Sie das, worüber Sie gestern in der allgemeinen Sitzung gesprochen haben? O: Diese Art von Willen. Das ist etwas sehr Präzises. Wir haben keine Definition für diesen Willen. Wir können sa­ gen, diese Energie ist der Wille. Es ist kein Wille, der der persönlichen Entscheidung unterliegt. Es ist ein Wille, der geht, geht; eine ununterbrochene Anspannung des Wil­ lens - Willens-Kraft. J; Das ist es, worüber ich vorhin sprach - mein Abstieg zu Shaitan. Das einzige, woran ich mich halten konnte, war »der Wille zu sein«. Sein wollen, gleichgültig, was pas­ sierte. O: Ja, genau dieser Wille. J: Der Wille zu sein, gleichgültig, was passiert. Okay, das ergibt einen Sinn. O; Sehen Sie, bei Buddha ist es genau dasselbe - Satori 3, weil er, wie Sie sich erinnern werden, in dem Augenblick an gar nichts glaubte. Aber er wußte vollkommen, ohne Willen - ohne Willen. Dieser Wille - es ist sehr schwer, ihn zu haben. Wir alle wissen, wie schwer es ist, diesen Willen zu haben. Weil er in diesem Augenblick an gar nichts glaubte. Nicht einmal an Gott. J: Reine Einsamkeit. O: Allein. Vollkommen, reine Einsamkeit. Dann kam der spi­ rituelle Geist über ihn. Er ging in einen anderen Raum und dann wieder in einen anderen Raum, bis er »den Buddha« erkannte. Danach ist er nicht immer in der Buddha-Position, im Buddha-Stadium geblieben. Er kam herunter auf sein 24er-Satori, auf sein 12er-Satori, auf sein 6er-Satori, so wie wir. Um zu leben, müssen wir, wie Sie sehen werden, in 12, 6 und 3 sein. Nicht dauernd in 3, nicht dauernd in 6, nicht dauernd in 12, nicht dauernd in 24. Wir müssen unser Leben auf die vier verschiedenen Ebenen, auf die vier verschiedenen Grade verteilen. Um unsere Verbindung mit der Erde nicht zu verlieren, kann man sagen. J: Ich sah das in 12 - ich sah es so deutlich -, Ihre Beharrlich­ keit. Zuallererst sah ich die Übungen: zum erstenmal be­ kamen die Übungen einen tiefen Sinn. Als ich die Sphinx machte, wurde ich der erste Wurm im Dreck, dem es ein­ 191

fiel, den Kopf zu erheben und die Sonne zu sehen. Als ich die Kobra machte, war ich die erste Schlange, die ihren Kopf aus dem Gras reckte und die Welt betrachtete usw. Ich war eine lebendige Ansammlung dessen, was C. G. Jung die Archetypen nennt. Ich war Evolution, ich war alle vergangenen Phasen der Evolution. Als ich den hori­ zontalen Armschwung machte, war ich ein Krieger, der die Köpfe seiner Feinde spaltet. Jede Episode war in sich voll­ kommen und abgerundet. Die erhabene Freude, das zu tun. Und plötzlich fühlte ich, daß alle Übungen darum herum angeordnet waren. Die Übungen sind das, was man in Satori 12 tut, weil es so großen Spaß macht und so zu­ tiefst bedeutungsvoll ist. Die Übungen sind nicht notwen­ digerweise das einzige, was man tun kann, um auf 12 zu kommen; es ist nur so, daß sie, wenn man in 12 ist, so viel Spaß machen. Bei den Übungen fühlte ich eine tiefe, freudige Schwingung im ganzen Körper. Das war eine un­ glaubliche Erfahrung. O; Sie geben mir so viel Glück, so viel Freude, John. J: Oscar, Sie haben wirklich etwas. O: Nein, Sie haben es bereits. All das, Sie wissen es. J: Ja, aber ich wußte es nicht; Sie mußten es mir sagen; ich mußte hierher, nach Arica in Chile, kommen und mir sa­ gen lassen, daß ich wußte. Er sandte mich zu Ihnen. O: So ist das immer, John. Die wirklichen Dinge - Satori 24, 12, 6 und 3 - sind für das Ego nicht wirklich. Sie, die Egos, sind an seinem Platz, an Satoris Platz, und sie sagen: »Was ist das?« Es ist unglaublich; sie sind drin und sehen es nicht. Wenn sie runterkommen, fühlen sie es nicht. Sie haben genau dieselben Gefühle, die Sie vorhin angespro­ chen haben, »in einem hübschen, wundervollen Raum, aber wie war das?« Wie kann er eine Beschreibung davon geben? In den meisten Fällen, in denen ich sie an diesen Platz gebracht habe, in Ihm, im Raum, wissen die Leute das nicht, nur die Essenz weiß es. Der Ego-Teil weiß nicht, wo er ist und wer ihm half, in die Essenz zu gelangen. J: Ich verstehe. In bestimmten Fällen umgehen Sie das Ego. O: Ja. J: Sie umgingen das Ego. O: Ja, ich umging das Ego, aber das Ego ist noch immer da. Es ist hinter dem Ego. J: Ich verstehe. 192

O: Diejenigen, die sehr viel gelitten haben, können unglaub­ lich stark vom Ego gereinigt sein. Mit diesen kann ich sehr, sehr schnell arbeiten. Manche glauben es im Augen­ blick nicht, aber sie kommen sehr schnell voran. Jeder ohne Ausnahme kommt sehr schnell auf 24. Sie werden das sehen. Der einzige Unterschied liegt darin, wie lange sie dort bleiben können. Wie Sie wissen, besteht eine Gruppe aus sehr unterschiedlichen Individuen. Nach und nach wird sie homogener. Jeder versteht jetzt, was ich sage. Ich glaube, daß das Verstehen nicht nur daher rührt, daß sie Baraka erlangt haben. Baraka ist zu jeder Zeit in­ nerlich vorhanden, und es ist für die Arbeit unbedingt notwendig. Für die persönliche Arbeit ist das Verstehen der Abweichungen absolut wichtig. Diese Arbeit wird viele, viele Jahre lang Teil ihres Lebens sein; eine lange Zeit. J: Es ist erstaunlich, was Sie in einer Stunde vollbringen, wenn Sie die Analyse der Abweichungen machen. O: Verstehen Sie recht - das bin nicht ich. Ich könnte nicht in all das eindringen. Deshalb bin ich auch jeden Abend sehr müde. J: Ja, das ist wirklich eine Belastung für Sie, Sie arbeiten wirklich hart. O: Ja. Es muß so sein; aber ich erhole mich jeden Tag mehr oder weniger. Heute ging ich hinaus, um meine Pampas (Wüsten-Übungen) zu machen; ich konnte es nicht, weil ich hier im linken Schenkel Schmerzen habe - von einem Unfall bei den kämpferischen Übungen am Sonntag. J: Ich möchte wirklich wissen, wie ich zu 12 zurückkommen kann. Ein Teil meiner Verwirrung kann eine Abweichung sein. War es am Dienstag nötig für mich, in 12 zu kom­ men, damit ich die Sache mit meiner Partnerin in Ordnung bringen konnte? O: Zwei Dinge: Es geschah im richtigen Augenblick für Sie. Ihre Partnerin ist der Schalter, der die Sache in Gang ge­ bracht hat. Aber es waren Sie; letztlich war nicht sie der Schalter. Plötzlich gehen Sie in 12; Sie empfinden diesen Wunsch zu helfen; dieses kosmische Stadium mit jeder­ mann zu teilen. Also könnte das die Erklärung sein. Alles hätte der Schalter sein können. Es hätte ein Vogel sein können. Wir wissen nicht, was Stadium 12 in Gang bringt. Wenn Sie an der Schwelle zu 12 usw. sind, bringt 193

das kleinste Ereignis Sie hinein. Sie haben auch, bevor sie in 12 einsteigen, diese Empfindung von Ausdehnung. J: Und von Bewegung. O: Ausdehnung und der Wunsch zu geben oder es auf ir­ gendwelche Weise für jemand anderen zu tun, genau wie Sie sagten, der Augenblick, in dem man ohne Ego ist. So kann alles dieser Schalter sein: eine Blume, ein Vogel, der Mond, ein Mensch. J: »Das Mondlicht auf dem Wasser, und ein kleiner Vogel singt«, wie Sie sagten. Es ist ein unglaublich tiefes, gutes Gefühl. Der kleine Vogel sang dort in der Hütte. Die Sonne auf meinen Augenlidern, das tosende Glühen der Sonne. Ich wurde die Sonne. Ich ging in sie hinein. Un­ glaubliche Kraft. O: Also sind Sie jetzt bereit, viele, viele Male zurück zu Sa­ tori 12 zu gehen, dessen bin ich sicher. Bei den Übungen, die wir machen, bin ich vollkommen sicher, daß Sie es wie­ der erreichen. Wir werden mit den m e n t a t i o n s üben. Dies­ mal wird sicherlich jeder von euch mit dem Training zu 12 kommen. Das ist sehr wichtig, weil Sie in jeder m e n t a ­ t i o n erkennen - Satori 12 - päng -, das wirst du sein! J: Es beruht also auf den m e n t a t i o n s . O : Nein, es beruht nicht auf den m e n t a t i o n s , sondern die m e n t a t i o n s werden fixiert wie ein Film. So wie man einen Film fixiert, so werden die m e n t a t i o n s in diesem Augen­ blick tatsächlich zu Engeln. Engel, die Ihrem inneren Mei­ ster jederzeit in völliger Übereinstimmung mit ihm hel­ fen - Ihrem inneren Meister mit Ihrer Essenz. J: Übrigens kamen die zwei (Wächter) am Dienstag. Erin­ nern Sie sich an die zwei Wächter, von denen ich Ihnen erzählte? Sie kamen von hinten an beiden Seiten, und sie blieben da. O: Wunderbar, John (er klatscht in die Hände). Das ist wirk­ lich wunderbar. J: Es war unglaublich gut. (Lange Stille auf dem Band. John ging in Satori 12.) O: Sie gehen (lacht). Die Veränderung in Ihnen innerhalb dieser Stunde ist etwas, das mich sehr beeindruckt. (Stille. John in 12, ohne zu schauen.) J: Ich bin zurückgekommen. Ich ging gerade (Stille) nach in­ nen. (Ein wenig Zurückhaltung wegen Oscars Anwesen­ heit.) Es ist immer noch was vom Ego da. 194

O: Nein, nein, John. J: Etwas ist da, was mich zurückhält. O: Vielleicht. Ich sage vielleicht. Es scheint, daß es in der Proto-Analyse ausfindig gemacht werden kann. Ich sehe es nicht. Aber Sie haben da eine Art Erinnerung. Denken Sie nach. Diese Erinnerung muß etwas sein, das noch da ist. Es ist nicht das Ego. Es sind kleine Stücke des Karma. Wir können sicher sein, John, daß es kleine Stücke sind. In einer Maschine können ganz kleine Teilchen die ganze perfekte Maschinerie anhalten. Ihre Maschine ist bereits sauber. Wir wissen es nicht; es könnte ein kleiner Nagel sein, der sie hemmt. Mit der Proto-Analyse können wir Sicherheit bekommen. Sie werden es sehr schnell sehen. J: Und es rausputzen. O: Rausputzen, aber sehr ordentlich. Dann werden Sie voll' kommen sicher sein, daß kein Karma mehr übrigbleibt. J: Am Dienstag, als ich in 12 war, fand ich heraus, was At­ men ist. Es ist in Wirklichkeit Energie, eine unglaubliche Energie. Ich atmete sie ein, und sie ging in meine Füße, in meinen Kopf und zu meinen Fingern hinaus. Dann auf dieselbe Weise wieder hoch. Ein fabelhafter Energiestrom. Die Gezeiten des Universums durch mich hindurch. O: Vollkommen, ganz und gar Baraka. J: Die Kraft, die damit verbunden war, war wunderbar sanft. Es gibt nicht mehr so etwas wie »Blitzschläge«. Unter LSD fürchtete ich mich ein wenig, weil es gelegentlich einen Knall gab, einfach so. Nichts davon am Dienstag. Es war ein sanftes, langsames Aufbauen. O; Es war ganz und gar Ihr eigenes Satori. J: Als ob ich irgendwo ein Ventil hätte und es kontrollierte. Nicht ich, sondern irgend jemand. So kam es sehr sanft und ohne Blitzschlag, nichts davon. Das, was ich gefürchtet hatte. Das ist es. Ich fürchtete mich vor dem, was ich am 7. Mai 1964 erlebt hatte, als ich fast starb; unbewußt hätte ich mich fast selbst getötet, weil ich in mir verleugnete, was ich getan hatte. Ich sagte: Nein, das habe ich doch mir selbst nicht antun können! Ich weigerte mich, mir dessen bewußt zu bleiben, was ich getan hatte. Ich ver­ weigerte das Wachsein. O: Das ist eine von Ihren Erinnerungen, eines Ihrer Sand­ körnchen im Getriebe. 195

J: Ich brauche Vertrauen zu mir selbst, wenn ich in Satori 12 gehe, ich brauche Vertrauen zu Ihnen, wenn ich in Satori 12 gehe. O: Aber sehen Sie, John, dieses Vertrauen entsteht ja gerade so. Sie vertrauen darauf, und Sie werden sehen, daß Ihre Essenz in Wirklichkeit ein Teil Gottes ist. Das ist die Wirklichkeit. J: Also liegt es nicht in meiner Verantwortung. Das ist das Wichtige. O: Nein. J: Es ist nicht mein Wille, es ist Sein Wille. O: Es ist Sein Wille. Er will es so, also brauchen Sie sich nicht anzustrengen dafür, sondern es einfach geschehen lassen. J: Wow! O: Zu diesem Zweck müssen Sie vollkommen rein sein, ohne das andere, ohne die Angst. J: (Atmet tief, geht erneut in Satori 12.) So vieles von dem, was Sie sagten, ist jetzt so offensichtlich für mich; so offen­ sichtlich; so einfach. O: (sehr leise) Ja, das ist gut. J: Während es vor diesem Erlebnis am Dienstag sehr schwer zu verstehen war. O: Die Wahrheit ist einfach. J: Es ist unglaublich. O: Wenn Sie in Ihrem Stadium dasselbe zu jemand anderem sagen, so muß er in Ihrem Stadium sein. Im anderen Fall müssen Sie wissen, wie Sie ihn auf seiner Ebene, auf sei­ ner Stufe ansprechen können. J: Ich ließ mich in vielen Workshops immer von den anderen auf ihre Ebene herunterbringen. Wenn ich weg war von den Gruppen, kam ich sehr hoch rauf. Aber wenn ich zu ihnen reinkam, sie in Gang brachte und ihre Ebene hob, so konnte es geschehen, daß sie mich auf die niedrigste Ebene herunterzogen, und dann war ich müde und entmu­ tigt und hätte aufgeben mögen. Hin und wieder begegnete ich jemandem, der hoch oben war, der durch unglaubliche Dinge hindurchging, um sich selbst hochzubringen; der Rest war nicht vorbereitet. O: Für etwas Bestimmtes, John, hat uns Gott dieses Leben zum Leiden gegeben. Zu leiden, zu lernen, und um die an­ deren zu demselben Platz kommen zu lassen. Ohne diese Entlohnung leiden wir und zahlen. Sie brauchen das nicht. 196

Ich glaube, so ist es. Wenn Sie Ihr eigenes Leben ange­ schaut haben, so ist das Beste, was Sie jetzt tun können, zu lehren. J: Einverstanden. O: Sie sind hier für mehr als nur für Sie selbst. Sie sind hier für eben das, für das Lehren. Deshalb erhalten Sie die Gnade. J: Ich sähe keinen Sinn darin, wenn ich' es nicht lehren könnte - die Wege zu 1 2 , 6 und 3 usw. Wenn Sie verste­ hen, was ich meine. O: Ich weiß, was Sie meinen. J: Ich kam schon früher zu dieser Überzeugung. Als ich Vivekananda, Ramakrishna und alle die anderen, die Hl. The­ rese, den Hl. Johannes vom Kreuz las, stellte ich fest, daß sie es nicht lehrten. Ich habe das Gefühl, als würde bei diesen Leuten irgend etwas fehlen. Sie vollzogen es, sie gaben ein Beispiel. Wir brauchen eine Methode, einen Weg. Und wir brauchen Lehrer dieses Weges, ohne dieses spezielle Geschäft, die Lehrer auf einen Thron zu setzen und sie anzubeten. Das ist ein großer Fehler, denn wenn man Menschen anbetet, kann man nicht dorthin gehen, wo sie sind; es ist eine falsche Anbetung. O: Da haben Sie recht. J: Es ist Ehrfurcht, Ehrerbietung am falschen Platz, und es ist so schwer, das denen zu sagen, die es nicht wissen. Hin und wieder ertappe ich sie, wie sie mich anschauen, und ich sage: »Nein, nein, tut das nicht. Wenn ihr das tut, so seht durch mich hindurch den, der hinter mir steht. Es bin nicht ich!« O: Genau. J: Und ich glaube nicht, daß sie es erkennen werden, bis sie nicht selbst dorthin gegangen sind und gesehen haben, daß es überall ist, daß es jeder ist, daß es das ganze Uni­ versum ist, dieses Baraka, diese göttliche Gnade. Das ist die wichtigste Lehre, die man von 12 erhält. Es handelt sich nicht um eine einmalige Person. O: Das stimmt. So ist es. J: Die Religionen haben das vergessen, nicht wahr? Sie haben das über ihren Machtkämpfen vergessen. O: Nun sehen Sie, John, daß wir tatsächlich beginnen, eine völlig neue Kultur aufzubauen. Die Methode ist wirklich eine neue Kultur. Nun ist diese Methode aber nicht ein 197

Kanal, durch den man es bekommt. Es ist nur ein Anfang, denn es ist Wissenschaft. Es ist für uns möglich. J: Eines, was mich beunruhigt, ist die Frage nach einem Na­ men für Ihre Methode. Jetzt ist es noch nicht so wichtig, wird es aber später sein, am Ende der zehn Trainings-Monate. Was für einen Namen wollen Sie ihr geben? Ist das eine Sufi-Sache oder etwas anderes? O: Wir nennen es immer »die Schule«. J: Die Leute wollen ein Etikett sehen. Der Sufi-Name hat in den Vereinigten Staaten großes Prestige, Karma oder was auch immer, bei den jungen Leuten, die zählen. Wir wol­ len etwas völlig Neues daraus machen. Ich weiß nichts ich stelle einfach Fragen. Ich will keine Antworten. O: Es ist besser für uns, John, wenn der Name neu ist. Wenn wir die Namen durcheinanderbringen, etwa mit Sufismus, so wird sich jeder darauf einstellen. Wir wollen lieber einen neuen finden. Ein Sufi, ein Derwisch, trug einen Flickenmantel. Man nahm an, er sei auf einer sehr hohen Ebene, nur weil er den Flickenmantel trug. Man sah nichts wirklich Besonderes. Als ich mit ihm sprach, sah ich nur eines. Ich sagte (über diesen Mantel): »Warum trägst du das?« Er sagte: »Weil ich in einem Zustand von vollkom­ mener Demut bin.« Da sagte ich zu ihm: »Warum zeigst du das?« (Ende des Bandes) In den nächsten paar Wochen setzte ich meine Arbeit an den Abweichungen meiner m e n t a t i o n s fort und folgte ganz allge­ mein der analytischen Philosophie, die Oscar aufgestellt hatte. »Positive Stadien sind natürlich, einfach und leicht, offensicht­ lich und dauerhaft. Alles, was einen aus Satori herausbringt, ist Ego.« Mit anderen Worten: Ego ist das, was die Liebe, die Freude, bewußtes Wahrnehmen vermindert. »Es ist eine wich­ tige Arbeit, das Ego zu vermindern.« Nach meinen ersten Erfahrungen in Stadium +12 begann ich mit der Arbeit, herauszufinden, wie ich in diese schönen Re­ gionen zurückkehren konnte. Ich fühlte an diesem Punkt, daß meine Arbeit endlich begonnen hatte. Da waren vielerlei Bar­ rieren und Ausflüchte, die in diese Problematik mit hinein­ spielten. Mein nächster bedeutender Vorstoß in das Land des Sta­ diums + 12 ereignete sich in der Wüste. Jedes Mitglied der 198

Gruppe hatte das Programm, eine Woche in der Wüste in einer kleinen Ein-Mann-Hütte zu verbringen. Ich verbrachte als erster fünf Tage und Nächte draußen, drei davon in einem für mich neuen Bereich von +12. Als ich am zweiten Abend den Sonnenuntergang betrach­ tete, sah ich plötzlich eine dreischichtige Wolkenformation von außerordentlicher Helligkeit und gewaltiger Schönheit mit einem vertikalen Strahl aus leuchtend weißem Licht. Die For­ mation bildete ein Drei-Balken-Kreuz. Ich begann zu weinen, zuerst allein, für mich. Ich ging mit dem Schmerz. Er verwan­ delte sich in eine Verbindung von Schmerz-Freude und bezog sich auf alle Menschen - zuerst auf diesem Planeten, dann in der ganzen Galaxis. Dieses -l-12-Weinen hielt drei Tage lang an, einschließlich eines Besuchs bei Oscar. Bei diesem Besuch unterdrückte ich das Weinen oder diese Schmerz-Freude nicht, sondern teilte sie mit ihm. Später nannte er das eine spezielle Region - »Das Entstehen des Christus«, das grüne Qutub, in Stadium +12.

[16] Stadium +6: Das Selbst als Punkt

Jedes der positiven Stadien, einschließlich + 6, kann am besten dadurch verstanden werden, daß man in das nächsthöhere Sta­ dium geht, und auch dadurch, daß man das nächstniedere Sta­ dium kennt. Wenn man in +3 war, kann man nicht in +6 kommen, wenn man es nicht kennt. In diesem Fall kann man meinen, +6 sei lediglich eine Erweiterung von +12. Wenn man die Erfahrung von +6 nicht gemacht hat, so ist es ver­ mutlich ein guter Gedanke, sich an die »Landkarte« von +6 zu erinnern und es von +12, +24 und +3 abzutrennen. Hier, über allen anderen Regionen, die wir bis jetzt bespro­ chen haben, kommt die Übung der unbegrenzten Überzeugun­ gen zur Anwendung. Ich leite diese Behauptungen von mei­ nen Erfahrungen im Tank ab, bei denen ich bis +6 gelangt bin. »Im Bereich des Geistes ist das, was man für wahr hält, wahr oder wird wahr innerhalb bestimmter Grenzen, die man durch Erfahrung und Experiment determiniert. Diese Grenzen sind weitere Überzeugungen, die transzendiert werden müs­ sen.« Wir wollen uns +6 noch einmal ansehen. Plus 6 ist das Stadium, in dem man sein Bewußtsein zu einem sehr kleinen Brennpunkt zusammenziehen kann. Wie klein der Punkt ist, ist eine Frage der Wahl, die man hinsichtlich der Region, in die man gehen möchte, trifft. Man vergewissert sich, daß man sein Gedächtnis, seine Gefühle, seine Denkprozesse, seine Kar­ ten dieser Orte und seine gesamte Wahrnehmung dessen, was um einen herum geschieht, mit in diesen Punkt hineinnimmt. Man nimmt alle 48er-Karten mit in diesen Punkt, ohne Worte, als richtungweisende Erfahrungen. Man läßt die Projektionsfläche von Worten, die man nor­ malerweise in 48 und +24 mit sich trägt und die man in +12 teilweise losgelassen hat, gänzlich hinter sich. Sobald man +6 erreicht, gibt es keine Worte, keine Sätze, keine Syntax, keine Grammatik, keine Sprache, keine Zahlen, keine quantitativen 200

Skalen, keine Kalkulationen, keine übliche Logik, kein ge­ wöhnliches Denken, keine gewöhnliche Realität mehr. Man ist vollkommen eingebettet in eine nicht-übliche Realität, in ein nicht-übliches Sein, in eine nicht-übliche Art von direkter Wahrnehmung, direkter Erfahrung und direkter Speicherung all dessen im Gedächtnis. Nach dem fast tödlichen Unfall beschrieb ich an früherer Stelle in diesem Buch, daß ich in Stadium +6 geriet, in einen spezifischen Raum aus goldenem Licht. Ich traf die zwei Wäch­ ter, die Bewußtseinspunkte waren, die Wärme, Liebe und Strahlung waren, genau wie ich selbst. Wir bedurften keiner verbalen Kommunikation, keiner Erd-Trip-Kommunikation, da jeder von uns eine direkte Wahrnehmung des Gefühlszu­ stands und der Denkprozesse des anderen hatte. Wir konn­ ten Informationen direkt von Geist zu Geist austauschen, ohne die Notwendigkeit der Vermittlung durch die üblichen physischen Mittel. Nach dieser Erfahrung auf Ebene 6 reka­ pitulierte ich die drei Male, an denen ich früher schon dort gewesen war, im Alter von zweiundzwanzig, sieben und fünf Jahren. Ich konnte Stadium +6 im Tank mit LSD damals bei den Experimenten von 1964-66 wiederholen. Wenn man in den Punkt eingetreten ist, wenn man der Punkt geworden ist, kann man sich im Körper herumbewegen, kann in den Kopf oder Körper anderer Leute eintreten oder sich über den Planeten hinaus, in andere Räume der Galaxis, in den Kosmos begeben. Solange man als eine einzige Identi­ tät, als ein einziger Punkt zusammenhält, bleibt man in Sta­ dium + 6, gleichgültig, wie weit hinaus oder tief hinunter man geht. Wenn man noch ein identifizierbarer Punkt ist, der für sich funktioniert, ist man selbst dann, wenn man von an­ deren Wesen programmiert wird, in Stadium +6. Ich emp­ fand dies als ein sehr geeignetes Mittel, +12 von +6 und + 6 von +3 zu unterscheiden. In +12 ist der Körper noch ge­ genwärtig, in +6 ist er das nicht. In +6 ist man mehr oder minder noch man selbst; in +3 verliert man dieses Selbst und wird Essenz, einer der universalen Führer von Fahrzeugen. Die alten psychologischen Texte gaben Anweisungen, wie man in +6 gelangen konnte, indem man einen astralen Kör­ per und ein astrales Verbindungsseil schuf, so daß man mit dem physischen Körper verbunden bleiben konnte. Das ist überflüssiger Ballast, den man nicht braucht. Das bedeutet, einen Teil der Kalkulationsmaschinerie in einer narzißtischen 201

Absicherung-Operation zu verbrauchen. Das wirksamere Mit­ tel, um auf diesen Ebenen zu reisen, ist der Punkt, ohne die künstliche Konstruktion eines nutzlosen Körpers (vgl. R. A. Monroes Bericht, Bibliographie). Dieselbe Überlegung gilt für die Wesen, die man in Sta­ dium + 6 trifft. Es bringt keinen Nutzen, sie mit Körpern von Engeln oder mit anderen Arten von menschlichen Projektio­ nen zu bekleiden. Das könnte einen Teil des Vorrats an Kal­ kulationsfähigkeit verbrauchen, der für wichtigere Aufgaben auf +6 benötigt wird. Es ist auf +6, wo man lernen kann, die eigene ewige Natur zu erkennen. Hier kann man seine früheren Leben entdecken. Man kann an Informationen über die Zukunft herankommen - wahrscheinliche Zukünftigkeiten - oder vielleicht an sicheres Wissen darüber, wie lange der eigene Körper, das eigene Ve­ hikel existiert und unter welchen Umständen er sterben wird. Hier ist es, wo man die reine kosmische Liebe mit all ihrem leidenschaftslosen Interesse und ihrer eindeutigen Wirksam­ keit erlebt. Bei den zwei Wächtern war ich mir ihrer wunder­ baren Kraft bewußt und ihres Einflusses auf mich, der mich dem Verständnis der universellen Gesetze des Universums einschließlich meines eigenen Seins näherbrachte. Ich empfand sie als sehr tolerante, aber absolut unbarmherzige Lehrer. Sie waren es, die mich zu — 3 (Schwingungsebene 768, siehe Ka­ pitel 5) geschickt hatten, um mir beizubringen, daß ich ganz und gar keine negativen Stadien brauchte. Sie brachten mich in das negativste aller denkbaren Stadien - negativer als alles, was ich mir in meinem eigenen Innern, in meinem Biocompu­ ter hätte vorstellen oder ausdenken können; doch wiederum nicht so negativ, daß ich mich nicht hätte erinnern können, was geschehen war, als ich zurückkam. Auf +6 kann man, wie du vielleicht schon vermuten wirst, Körper konstruieren, kann man alles herstellen, was man will. Wenn du dich an meinen Besuch in —3 (768) im Kapitel »Eine Fremdenführung durch die Hölle« erinnerst, so war ich, als ich auf die Roboter-Ebene zurückkehrte, in +6; ich war ein punktförmiger Beobachter, der die zwei Programmierer und die Roboter und den Computer-Irrgarten beobachtete. Hier wechselte das Vorzeichen, das motivierende Zeichen des Raums, von minus zu plus. Ich ging bei diesem Erlebnis von —3 zu +6. Bei dem Hypnose-Experiment mit Helen Bonnie und Ken 202

Godfrey in Topeka, als ich nach Kalifornien »reiste«, war ich in +6; die Episode mit dem Kronleuchter und der brennen­ den Bettdecke fanden beide in +6 statt. In jedem dieser Fälle war ich eine punktförmige Quelle, die beobachtete, was ge­ schah. Bei meinen ersten zwei LSD-Trips unternahm ich verschie­ dene Reisen durch meinen Körper. Auch damals war ich in +6, ein Beobachtungspunkt, der durch den Körper wanderte. Wenn die Erfahrungen mit + 6 sich weiterentwickeln, so entsteht ein größerer Raum, als man im ersten Augenblick angenommen hat. In Chile hörte ich während der Erfahrung in Stadium +12 das Dröhnen, das Vorkommen kann, wenn man von + 1 2 zu +6 geht. Ich zog mich zurück in +12 und blieb in meinem Körper, blieb ein völlig funktionsfähiger bewußter Körper, anstatt zu einem Punkt zusammenzuschrumpfen. Später hatte ich ein eindeutiges Erlebnis in +6. Unsere Anweisung für diesen bestimmten Tag war gewe­ sen, unsere Kapuzen zu tragen. Das waren typische Mönchs­ kapuzen aus braunem Stoff, die wir über den Kopf zogen und dazu benützten, uns visuell von unserer Umgebung zu isolie­ ren. Man kann aus ihnen nicht hinausschauen. Ich zog meine Kapuze über und ging hinaus auf ein Feld, um im späten Abendsonnenschein zu beten. Ich hatte zuvor mit Oscar über die Wirksamkeit des Gebets diskutiert, wobei ich sagte, daß ich als Kind gebetet, es aber inzwischen aufge­ geben habe. Er sagte einfach: »Versuchen Sie es.« Als ich auf dem Feld kniete und betete, allein in meiner Kapuze", erschienen plötzlich die zwei Wächter rechts und links von mir. Ein Strahl von Wärme, Strahlung und Liebe kam von der Sonne hernieder. Die zwei Wächter und ich ver­ schmolzen miteinander; das verschmolzene Wesen, das aus uns dreien bestand, erhob sich und schwebte dem Lichtstrahl der Sonne entgegen. Ich fühlte mich warm, fühlte mich er­ wünscht, identisch mit den Wächtern, vollkommen ins Uni­ versum einbezogen. Trotz dieser Verschmelzung behielt ich meine eigene Identität; ich ging in die Sonne hinein, und dann kam ich zurück in meinen Körper. Und doch hatte ich meinen * Die Kapuze ist ein Kunstgriff zur visuellen Isolation; die an anderer Stelle erwähnte Isolations-Box ist ein akustischer, visueller und taktiler Isolator; im Isolationstank ist alles ausgeschlossen, inklusive der Schwer­ kraft. 203

Körper niemals verlassen. Ich hatte das Bewußtsein, zugleich in +6 und in meinem Körper zu sein. Es war diese Art von Integration auf den verschiedenen Ebenen, die ich unter Oscars Anleitung anstrebte; das Auf­ rechterhalten des Körpers in Stadium +12, während ich gleichzeitig das punktartige Selbst in +6 erstehen ließ, war genau das, was ich erhofft und schließlich durch das Gebet auf dem Feld erreicht hatte. Wie von eigentlich jedem Autor, der versucht hat, die Er­ fahrungen von +6 zu beschreiben, berichtet wird, ist es sehr schwer, durch die Projektionsfläche von Worten zwischen +12 und +24 zurückzukommen und passende Beschreibungen mitzubringen von dem, was dort geschah. Der Vorgang des direkten Wissens ohne die vermittelnden Denkprozesse auf + 6 ist sehr schwer in Worten zu beschreiben, denn man be­ nützt die Projektionsfläche von Worten, um etwas zu be­ schreiben, was jenseits der Worte liegt. Ich vermute, daß der »totale Film« von William James genau das meint: eine Pro­ jektionsfläche von Worten, mit denen Denkprozesse beschrie­ ben werden, die innerhalb der anderen Realitäten völlig un­ zutreffend sind. Eine Übung, um über die Projektionsfläche der Worte hinaus und direkt und schnell in +6 zu kommen, ist folgende: »Ich bin nicht der Biocomputer; ich bin nicht der Programmierer; ich bin nicht das Programm; ich bin nicht die Programmierung; ich bin nicht das Programmierte.« Wenn man in die Konzeption der Prozesse des eigenen Biocomputers diese fünf Punkte miteinbezieht und wenn man diese Be­ hauptungen realisieren kann, kann man ganz schnell von der Projektionsfläche der Worte wegkommen, weg vom Körper, weg vom Biocomputer, weg vom Erd-Trip. Mit dieser Technik, so habe ich festgestellt, ist es relativ natürlich für mich, kurze Ausflüge in Stadium +6 zu machen. Ich habe festgestellt, daß es, wenn ich diese besondere Tech­ nik benütze, das beste ist, ganz nahe beim Körper zu bleiben und zu beobachten, was geschieht. Üblicherweise bleibe ich etwa ein bis drei Fuß hoch über meinem Kopf und beobachte den Biocomputer und den Selbst-Meta-Programmierer, wie sie das Spiel im Körper dort unter mir in Gang halten. Manch­ mal kann das eine ganz erheiternde Wirkung haben. Einmal unternahm ich bei meinem Chile-Aufenthalt eine Ego-Verminderung mit einem anderen Mann. Er hatte ein we­ nig von meinem Ego gefunden, und ich ging ganz automa­ 204

tisch in Satori + 6, hielt mich aber dabei in + 24 und +12 fest. Der Teil von mir, der in +6 war, schaute herunter und sah, daß ein Stück von ihm, dem anderen, in +6 hineinragte, was er aber nicht wußte. Ich kam zurück und berichtete ihm davon und ließ ein paar Worte darüber fallen, daß ich ihm in einem früheren Leben begegnet war. Er war sich offensicht­ lich weder des Teiles seiner selbst, der in +6 reichte, noch de­ rer in +12 und +24 bewußt. »Er« war in 48. Er wurde außerordentlich ärgerlich und kam augenblicklich auf 96, als er mich von früheren Leben reden hörte, an die sein SelbstMeta-Programmierer nicht glaubte; er brach unsere Beziehung ab. Ein anderes Mal machte ich nachts eine der Gruppenübun­ gen - sie wird Kine-Rhythmus genannt - und kam teilweise in +6, wobei ich die Verbindung mit meinem Körper immer noch aufrechterhielt. Das ist am Anfang eine recht schwierige Übung. Man sagt ein Mantra, bewegt die Hand in einer be­ stimmten Geste, bewegt die Energie des Körpers auf eine be­ stimmte Weise und schickt das Bewußtsein in einen Stein in der Hand. Während ich all das tat, fuhr ich plötzlich ab. Ich kam über meinen Körper. Ich sah dem Selbst-Meta-Programmierer zu, wie er den Körper in Gang hielt, und begriff, daß ich bei alledem überhaupt nichts zu tun hatte, daß alles ein wunderhübsches automatisches Programm war. Ich konnte da oben sitzen und konnte dem ganzen Programm zusehen. Ich fügte zu den fünf Dingen, die der Körper und der SelbstMeta-Programmierer gleichzeitig ausführten, noch weitere hinzu, bis es etwa fünfundzwanzig waren. Dieses Erlebnis zeigte mir, daß, je näher man der Essenz kommt, die der wahre Lenker des Vehikels ist, der Trip um so weniger kompliziert wird und es um so leichter ist, die Pro­ gramme, die für den Erd-Trip nötig sind, auszuführen. Die Essenz, als der wahre Lenker, ist in einer Position, in der sie sich an alle Kontrollbereiche des Selbst-Meta-Programmierers, des Biocomputers, des Körpers und aller äußeren Realitäten gleichzeitig anschließen kann. So erkannte ich plötzlich, daß man in Stadium +6 mit der Essenz identifiziert ist, wobei je­ doch der Selbst-Meta-Programmierer anwesend ist, wenn auch unter der Befehlsgewalt der Essenz. Dieses sanfte Übergehen des eigenen Bewußtseinszentrums vom Selbst-Meta-Programmierer in die Essenz, die den Selbst-Meta-Programmierer be­ obachtet, ist der Schlüssel zum Verständnis des Stadiums + 6. 205

Sobald das Bewußtseinszentrum in die Essenz übergegangen ist, kann man alles, was hinsichtlich des Körpers, des SelbstMeta-Programmierers, des Erd-Trips usw., geschieht, hinter sich lassen und irgendwo anders hingehen. Plötzlich erkannte ich, daß dort auf Ebene 6 alle Essenzen miteinander verbun­ den sind und in Kommunikation miteinander stehen, ob das eigene Selbst das nun weiß oder nicht. Sie teilen miteinander auch die vergangene Geschichte eines jeden Selbst. Es gibt kein Verstecken irgendwelcher Dinge vor den anderen Essen­ zen. Essenz ist ihrer Natur nach eine miteinander geteilte Ganzheit von Bewußtsein, Wärme, Liebe und Erinnerung. Die kosmische Energie fließt durch den biologischen Organismus und durch die Essenz als einer Schleuse für kosmische Liebe, kosmische Energie oder Baraka. Es ist außerordentlich wichtig, daß man seine innere Kon­ zeption in dieser Hinsicht klärt. Wenn man diese Einstellun­ gen geklärt hat, so sind auch die Wege zu +6 gereinigt und erleichtert. Je mehr die Maschinerie vervollkommnet wird, desto leichter kann man zu +6 gelangen. Wenn man diejeni­ gen Programme, die einen von +6 fernhalten, entkräftet und reduziert, so wird es leichter und leichter, dorthin zu kommen, wann immer es einem paßt. Die Grenzlinie zwischen +6 und +3 kann verstanden wer­ den als die Grenzlinie zwischen allen Essenzen und der eige­ nen Essenz. Wenn man mehr und mehr auf die eigene Essenz zugeht, entdeckt man plötzlich, daß es eine starke Verbindung der eigenen Essenz mit allen anderen Essenzen im Universum gibt. Beim erstenmal, da man diese Entdeckung macht, gelangt man ins nächste Satori, in +3, in das klassische Satori-Samadhi.

206

[17] Stadium +3: Klassisches Satori - die Essenz als einer der Schöpfer

Das Stadium +3 (das dem klassischen Gebrauch des Begriffs Satori entspricht) ist das am schwersten zu handhabende Sta­ dium, in dem Sinne, als es das am wenigsten vertraute und unserer verbindlichen Realität am fernsten stehende ist. Es ist der Raum, der dem Tod des Vehikels am nächsten ist. Es ist der Ort, an den zu gehen die Menschen sich fürchten, weil sie vielleicht nicht zum Körper zurückkehren könnten. Ich war nur ein- oder zweimal in meinen früheren Erfahrungen in +3 gewesen, und die Reise nach Chile machte ich deshalb, weil ich zu einem klaren, bewußten +3 gelangen und her­ ausfinden wollte, wie es dort war. Von Stadium +12 im August bis zum ersten Auftreten des Stadiums +3 im November mußte ich eine große Menge Ar­ beit auf der Seite des Erd-Trips hinter mich bringen. Ein gro­ ßer Teil davon war physischer Art, ein weiterer Teil war gei­ stiger Art, und wieder ein anderer Teil befand sich auf sozia­ ler und zwischenmenschlicher Ebene. Ich mußte fünf Tage und Nächte allein in der Wüste verbringen und für einen Zeitraum von zweiundsiebzig Stunden durch den Raum der SchmerzFreude hindurchgehen, wobei ich das Gefühlszentrum in mei­ ner Brust aufbrach. Ich mußte meine Differenzen mit meiner Dyaden-Partnerin beilegen. Wir einigten uns, als wir in 48 waren, schließlich darauf, daß sie umziehen und woanders wohnen sollte. Inner­ halb der vierundzwanzig Stunden, während derer wir zu dieser Einigung kamen, war es mir möglich, zu einem ersten wirklich festen, starken Kontakt mit Stadium +3 zu kommen. Ich zitiere aus meinen Notizen, die ich damals machte. Mitt­ woch, der 24. November 1970: »Das Chaos hat begonnen, es zog mein Wesen nach beiden Seiten in die äußeren Wirklich­ keiten und in die inneren Wirklichkeiten. Es war nötig, mich in der Isolations-Box* im Kath zu sammeln. * Eine Box, die zwei Fuß breit, zwei Fuß tief und sieben Fuß lang ist, mit 207

Plötzlich war ich für kurze Zeit in —3. Ich war im Griff der paranoischen kosmischen Verschwörung als ein kleines Programm im großen Computer, aber diesmal wußte ich, wo ich war. Ich brachte mich wieder zur Mitte zurück, indem ich mich als einen Teil des Universums, als einen Teil des Kos­ mos annahm. Plötzlich wurde ich zu einem der Programmie­ rer des kosmischen Computers, ein Gott, mit Göttern vereint unter Gott. Die Leere und das Jenseitige. Wir halten das Uni­ versum aller Wesen und Dinge in Gang, auch jene, die noch nicht erwacht sind. Im erwachten Zustand sind wir außerhalb des kosmischen Computers, nicht mehr in ihm. Wir sind seine Programmierer; wir sind nicht mehr Programme in ihm (wir sind »außerhalb des Lebensrades«). Ich habe ungeheuere Freude daran, mich mit den Führern zu verbinden und eng an ihren Sender angeschlossen zu sein. Der kosmische Computer ist dort oben. Hier oben lenken wir ihn. Wir wiederum wer­ den vom Willen Gottes, des höchsten Programmierers, inner­ halb dessen wir wirken, programmiert. Das ist ein hohes, in­ einandergreifendes Universum des Seins, ein goldenes Uni­ versum der Energie. Ich fühlte, sah, wußte einen Kristall, der die Programme der Essenz darstellte. Dieser Kristall war die eingefügten Pro­ gramme des kosmischen Computers, leuchtend von goldener Energie, und er beschrieb stetig die Grenzen der Fähigkeiten der Programmierer-Gruppe. Diese Programme waren fol­ gende. 1 »Heiliges Gesetz« umreißt die Grenzen, innerhalb derer wir arbeiten, denken, fühlen und sind; (es ist) eine leuch­ tende Programm-Grenzlinie um unseren Wirkungsraum. 2 »Vollkommenheit« ist der Computer, der die vollkomme­ nen Programme ausführt und der in vollkommener Weise alle Wesen, alle Dinge, jegliches Bewußtsein program­ miert. 3 »Heilige Arbeit« ist unsere Tätigkeit und unser Sein, Tä­ tigkeit und Sein der Schöpfer, der Programmierer. 4 »Freiheit« ist das Durchführen der Handlungen mit Freude und innerhalb unserer definierten Grenzen. Wir sind frei, vom Dasein innerhalb des Computers befreit, frei, die Programmierung auszuführen, frei, von Gottes Willen metaprogrammiert zu werden. einer Matratze und einer Decke darin. Man läßt den Deckel herunter, wenn man darin liegt, so daß man in Dunkelheit und Stille isoliert ist. 208

5 »Heilige Liebe« ist das, was wir erhalten, das, was wir ge­ ben, wenn wir unser vollkommenes Tun ausführen. So, wie wir miteinander verkettet sind, so sind wir geliebt und lieben - objektiv, verwirklicht, essentiell, rein. 6 »Allwissen« ist ein sicheres, transparentes Wissen um den ganzen transparenten Computer, der lenkt, der uns, die Gruppe, lenkt; Wissen um die Leere, aus der all dieses kam; die Verbindung mit der Leere. 7 »Nüchternheit« bei diesen Handlungen ist jener Zustand von Ehrerbietung, Liebe und Verharren innerhalb der be­ kannten Grenzen. Da gibt es keine Fantasien über die Wahrheit. Es ist ein direktes Wissen um die Wahrheit. 8 »Gelassenheit« ist ein sehr erhöhter Zustand, in dem al­ les in höchster Freude ausbalanciert ist und alle Funktio­ nen ebenmäßig in Einklang mit den anderen ausgeführt werden; die Kraft des Kosmos strömt durch uns. 9 »Heilige Wahrheiten« - dies alles plus Gott selbst ist die Wahrheit, die mit Gewißheit verbunden ist. 1o »Wahrhaftigkeit« - ich lebe meine Wahrheit vollständig und aufrichtig. 11 »Mut« - es gibt kein Anzeichen von Zweifel oder von Angst oder von —3; ich werde getragen von meiner Kraft, unserer Kraft. 12 »Loslösung« heißt, ein Programmierer außerhalb des kos­ mischen Computers zu sein, zu programmieren, soweit es nötig ist, zu programmieren, objektiv, realistisch, in Über­ einstimmung mit dem kreativen Strömen. 13 »Unschuld« - die Unschuld der Kindheit, die das, was ge­ schieht, mit Hingabe und ohne Frage annimmt - das Sein in der kosmischen Gruppe. Diese Beschreibung der Teile des eingebauten Programms des kosmischen Computers plus dem darüberstehenden Meta-Programmierer, mit dem zusammen die Gruppe der Programmie­ rer den kosmischen Computer lenkt, nannten wir den Kristall der Essenz. Oscar hatte uns diese Ideen in der Form neunsei­ tiger Figuren, sogenannter Eneagramme, gegeben, wobei jede Idee an einem Punkt des Eneagramms saß. Ich sah, wie alles dies im kosmischen Computer, in mir, in der Gruppe, die ihn lenkte, organisiert war. Als ich von +3 zurückkam, gab es dieses Mal viele, viele Möglichkeiten der Wahl. »Ich war über alle zurückführenden Wege verteilt, über zehn Millionen Wege. Dann zehntausend, 209

dann hundert, dann zehn, dann gab es ein Zusammenschmel­ zen zu einem Kanal, zu meinem früheren Körper, mit dem Empfinden, daß ich das zuvor schon viele, viele Male in ande­ ren Körpern, in anderen Leben, an anderen Orten im Univer­ sum getan hatte. Im kosmischen Computer sind alle Wiederholungen, alle Bandschleifen nötig, um den Kosmos in Gang zu halten; der Lärm, die Erscheinung, die Klänge, die Gefühle, die Rhythmen sind augenscheinlich und erfüllt. Ich ging dann durch eine andere Erfahrung. Ich sah mich selbst, mich, am 11. Januar 1969 in —3; ich sah mich, wie ich damals war, ein kleines Programm; eine gelehrte und gelernte Lektion. In diesem Computer, in dem Verschwörungs-Compu­ ter, ist alles böse, weil ich gezwungen bin, programmiert zu werden; alles ist sinnlos. Der wirkliche kosmische Computer, der auf +3, war ver­ wandelt in: ›Alles ist voller Bedeutung und Kraft für mich, ich fürchte mich nicht.‹ Als ich die Kraft empfing, wollte ich sie an die anderen weitergeben, die bei mir sind. Diese Erfahrung war einmalig für mich - integriert in Os­ car Ichazos Ideen und Karten. Plus 3 ist für mich kein fried­ licher Ort, aber es ist eine Erfahrung, die mit hoher Energie belohnt wird.« Etwa zehn Tage nach diesem Erlebnis machte ich eine Ent­ deckung, die mich sogar noch heftiger, noch gesammelter und mit größerer Kraft zu +3 zurückbrachte. Diese Entdeckung kann in einem allgemeineren Sinne als nur für meine eigenen Zwecke nützlich sein. Ich zitiere von Samstag, dem 5. Dezem­ ber, aus meinen Aufzeichnungen: »Ich bin nicht meine Meinung von mir selbst, ich bin nicht etwas, das ich mir selbst beschreiben könnte. Ich bin nur ein Teil eines riesigen Systems, das sich selbst nicht völlig be­ schreiben kann; darum entspanne ich mich und bin im Quell­ punkt des Bewußtseins, der Freude, der Beweglichkeit in den inneren Räumen. Es gehört nicht zu meinen Aufgaben, mich zu beschreiben noch eine Meinung über das System, in dem ich lebe, sei es das biologische oder das soziale oder das dyadische, zu haben. Ich lasse hiermit diese »Verantwortlichkeit fallen. Ich bin so viel mehr, als ich denken oder beurteilen kann. Alle negativen oder positiven Meinungen, die ich von mir habe, sind falsche Fronten, falsche Überschriften, begrenzte 210

und unnötige Programme, auf dünnes Papier geschrieben, da­ vongeweht und umhergetrieben in der Unermeßlichkeit der inneren Räume.« Wie G. Spencer Brown in T h e L a w s o f F o r m * , Seite 105, sagt: »Wir mögen annehmen, daß die Welt unzweifelhaft sie selbst ist (d. h. aus sich selbst nicht genau bestimmbar ist), aber bei jedem Versuch, sich selbst als Objekt zu sehen, muß sie gleichermaßen unzweifelhaft so tun, als unterscheide sie sich von sich selbst, und somit täuscht sie sich. In dieser Ver­ fassung wird sie sich immer teilweise sich selbst entziehen.« Und so geht es jedem von uns; »in diesem Sinne, um eine eigene Information über sich selbst zu bekommen, m u ß das Universum sich ausdehnen, um den Teleskopen zu entfliehen, durch die wir, die wir es selbst sind, es einzufangen versuchen, was wir ist«. Meine Aufzeichnungen fahren fort: »Darum, wenn ich mich schlecht oder euphorisch fühle, schreibe ich fälschlicherweise einem Teil des Systems eine Omnipotenz zu, als wisse er alles, was er jedoch nicht kann. Negative Gehirnsysteme sind nur ein Teil des Systems, in dem ich lebe, so, wie die positiven auch. Die Stimulationen des negativen Systems beengen mich durch Abhängigkeit. Das neutrale, Energie-erfüllte Stadium 48 erlaubt, da es weder positiv noch negativ ist, das Eindringen in unbekannte Räume ohne Abhängigkeit oder Abstoßung. Diese Anschauung scheint mit Stadium +3 (samadhi sananda) im Widerspruch zu stehen. Das ist jedoch nicht der Fall, wenn man die Erfahrung des positiven Stadiums zuläßt, o h n e i n A b h ä n g i g k e i t v o n i h m z u g e r a t e n . Wenn ich die Wie­ derholung von + 1 2 zulasse, ohne danach zu streben, bin ich nicht abhängig. Plus 12 ist ein natürliches, einfaches, leichtes, eindeutiges Stadium. Wenn ich außerhalb bin, urteile ich in gewisser Hinsicht, indem ich mich draußen halte; das Natür­ liche, Einfache, Leichte und Eindeutige flieht mich, wenn ich mich davon trenne. Wenn ich e s b i n , bin ich nicht getrennt. Wenn ich es jage, teile ich mich in den Jäger und in das Ge­ jagte. Wenn ich es bin, bin ich es und nichts anderes.« Mit dieser Vorbereitung kam ich am Sonntag, dem 13. De­ zember, zum zweitenmal in Stadium +3. Ich begann damit, durch die Körper-Kraft- und Körper-Sexualität-Räume zu rei­ * London: Allen & Unwin 1969. 211

sen, ohne mich einem davon zu überlassen. Ich ließ zu, daß das Äquivalent einer Inbesitznahme stattfand, während ich bei vollem Bewußtsein blieb. Irgendwie konnte ich diesmal diesem besitzergreifenden Vorgang besser standhalten, als es mir vorher möglich gewesen war. »Plötzlich sah ich mich selbst in der Ecke des Zimmers ge­ gen die universellen Gesetze ankämpfen, weil ich nicht inner­ halb der Grenzen leben wollte, die ich gefunden hatte. Auf einmal sah ich, daß das Shaitan (Satan) war, der in der Ecke kauerte. Mit anderen Worten, das Böse ist lediglich ich, der ich gegen die Gesetze des Universums kämpfe. Sobald ich das sah, wurde ich plötzlich in den Kraft- und Schöpfungs-Raum des Stadiums +3 geschleudert.« Meine Aufzeichnungen fahren fort: »Ich bin eine dünne Schicht aller Wesen auf 3, vereinigt, verbunden miteinander in einer sphärischen Oberfläche um das ganze bekannte Uni­ versum herum. Unsere Rückseite ist der Leere zugekehrt. Wir erschaffen Energie, Materie und Leben im Zwischenraum zwi­ schen der Leere und jeglicher bekannter Schöpfung. Wir sind dem bekannten Universum zugekehrt, erschaffen es, erfüllen es. Ich bin eins mit ihnen; verteilt in einer dünnen Schicht um die Sphäre mit einer kleinen, geringfügig größeren Konzen­ tration meiner selbst in einer kleinen Zone. Ich fühle die Kraft der Galaxis durch mich hindurchgehen. Ich folge dem Pro­ gramm, dem Austauschprogramm von Leere zu Raum, zu Energie, zu Materie, zu Leben, zu Bewußtsein, zu uns, den Schöpfern. Von Nichts auf der einen Seite zu dem erschaffen­ den Alles auf der anderen Seite. Ich bin der Schöpfungspro­ zeß selbst, unglaublich stark, unglaublich machtvoll. Diesmal gibt es kein Ausbrechen, kein Zurückziehen, kein Weglaufen, kein Unbewußtsein, kein Leugnen, kein Negieren, kein Kämpfen gegen irgend etwas. Ich bin ›einer der Jungs im Maschinenraum, der die Schöpfung aus der Leere in das be­ kannte Universum pumpt; vom Unbekannten ins Bekannte pumpe ich.‹ Es gibt keine Spur von —3, keinen Shaitan, keinen Tram­ polin- oder Sprungbrett-Effekt. Dieses Stadium, dieser Ort, dieser Raum, dieses galaktische Universum, diese Schale von +3 ist n-dimensional und vielschichtig und unterscheidbar. Ich komme zurück von Ebene +3. Es gibt eine Billion Wahlmöglichkeiten, wo ich absteigen will. Ich begebe mich bewußt und gleichzeitig auf allen Möglichkeiten nach unten. 212

Schließlich bin ich in meiner eigenen Galaxis mit weiteren Millionen Wahlmöglichkeiten, hunderttausenden in meinem eigenen Sonnensystem, zehntausend auf meinem eigenen Pla­ neten, hundert in meinem eigenen Land, und dann bin ich plötzlich auf zwei heruntergestiegen, von denen eine mein Körper ist. In diesem Körper schaue ich hoch, sehe den WahlBaum über mir, an dem ich herabgestiegen bin. Bin ich, diese Essenz, den ganzen Weg hier herunter zu die­ sem Sonnensystem, diesem Planeten, diesem Ort, diesem Kör­ per gekommen, oder kann dieser Körper nicht etwa ein Vehi­ kel für jede Essenz sein, die in ihn eintritt? Sind nicht alle Essenzen von Ebene +3 universal, gleich, anonym und glei­ chermaßen fähig? Instruktionen für dieses Vehikel sind für jede Essenz vorhanden, so daß sie sie beim Eintreten lesen und aufnehmen kann. Der neue Navigator liest seine gespeicher­ ten Instruktionen und übernimmt das Vehikel. (Das Instruk­ tionsbuch für dieses Vehikel ist im Handschuhfach.) So bin ich eine Kombination von Essenz plus Vehikel plus dessen Computer plus dem Selbst-Meta-Programmierer als eine Einheit. Die anderen Schöpfer auf Ebene +3 kommen von überallher im Universum, nicht allein vom Planeten Erde und aus dem Sonnensystem. Da jede eine austauschbare uni­ verselle Einheit, ein Anonymus ist, kann sie auf +3 oder in einem Erd-Trip-Vehikel oder sonst irgendwo im Universum nach Bedarf arbeiten, wobei sie immer mit allen anderen Es­ senzen verbunden bleibt. Das einzige, das mich daran hindert, meine Essenz jederzeit zu kennen, ist eine Projektionsfläche von Programmen, die mich am Sehen hindern.« Ich verbrachte etwa sechs Stunden bei dieser Arbeit in Sta­ dium +3. Das schien der Höhepunkt meiner Arbeit in Chile zu sein. Verschiedene Details klärten sich, und am 25., 26. und 27. Januar hielt ich ein dreitägiges Gebet in der Einsamkeit entsprechend Oscars Programm ab. Der Sinn hiervon war, wie er erklärte, göttliche Anweisung zu erhalten, ob wir die Arbeit in der Gruppe fortsetzen sollten oder ob etwas ande­ res für uns vorgesehen war. In diesen drei Tagen der Einsam­ keit und des Gebets erlangte ich schließlich ein klares Gefühl, gleich einer Instruktion, daß ich Oscar jetzt verlassen sollte; es gab in den Vereinigten Staaten etwas für mich zu tun. Es schien mir zu jener Zeit, daß eine der Arbeiten, die ich zu tun hatte, darin bestand, andere zu finden, die bereits +12, +6 und +3 kannten. Ich realisierte damals nicht, wie schwer 213

das ist. Ich wußte jedoch außerdem, daß ich zurückgehen und irgendwie meine weibliche Ergänzung finden oder zumindest suchen mußte. Am Tag, als ich zurückkam, am 7. Februar 1971, machte ich eine Reihe von Übungen und kam, in Zen sitzend, in ein sehr spezielles Stadium, das eine Integration von + 24, +12, +6 und +3 war. »Ich verharre mit Anstrengung gesammelt und geerdet im Kath und verlege das Kath in die Erde. Es gibt vielzählige Schichten des Seins, der Energie, die mit hoher Spannung meine vertikale Körperachse kreuzen. Ich bin in der knienden Zen-Haltung. Eine Linie in meinem Ma'h, meinem Path, mei­ nem Oth, meinem Kath kreuzt alle Schichten (die Skala der Schwingungsebenen). Ich fühle, daß ich, wenn ich mich ein kleines bißchen von dieser Linie wegbewege, in den einen oder anderen der vielen Räume fallen werde. Wenn ich die Linie vertikal halte und die wahre Mudra einhalte (die Handrücken auf den Knien, Zeigefinger und Daumen zu einem Kreis ge­ schlossen, die anderen drei Finger ausgestreckt), so bleibe ich im Zentrum. Zuerst tritt ein Rutschen auf andere positive und negative Ebenen auf. Dann, mit der Mudra, halte ich mich an der Linie fest. Wunderbare Energie peitscht durch mich hindurch; es bestehen direkte Verbindungen zu +6 und +3, gewußt und gefühlt, ohne den Körper zu verlassen. Das vordringlichste Gefühl ist: »Wenn ich gegen die Gesetze kämpfe, rutsche ich in das sinnlose Programm von —6, —3‹ - dann bin ich nichts als ein kleines Programm. Wenn ich die Gesetze an­ nehme, bin ich in göttlicher kosmischer Liebe. Ich kann die Energie aufnehmen und gesammelt auf der Linie bleiben. Unmittelbar danach erlebte ich ein flüssiges rotgoldenes Licht, das aus dem Kosmos auf mich nieder und in mich hin­ einströmte und mit ungeheurer Liebe und Dankbarkeit um jede meiner Zellen flutete. Ich wurde strahlend, erleuchtet und ungeheuer glücklich.« Zwei Wochen nach der Erfahrung der Multi-Ebenen, am Sonntag, dem 21. Februar, traf ich auf einer Party meine See­ lengefährtin, die andere (weibliche) Hälfte meiner Essenz so­ zusagen.

214

[18] Dyadisches Satori: Einheit als Paar

Durch das Training, das ich in Stadium +3 und auf Ebene —3 erhalten hatte, hatte ich erkannt, daß ich mich noch mit einer ganzen Menge Karma befassen mußte, das mit mei­ ner Beziehung zu einer Frau zusammenhing; zu meiner dyadischen Partnerin. Ich kam von Chile in die Vereinigten Staaten, um diese Arbeit hinter mich zu bringen. In Arica war es sehr unbefriedigend gewesen, in einer Dyade zu arbeiten. Die Gruppenarbeit und die individuelle Arbeit hatten mich so sehr gefordert, daß kaum mehr Zeit übrigblieb für die dyadische Arbeit. Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, als ob individuelle Arbeit, Gruppenarbeit oder dyadische Arbeit einen Vorrang voreinander hätten. Manche der Paare in Arica arbeiteten beim Training zugleich an allen drei Fronten. Ich bin heute sicher, daß ein Paar, wenn es gut zusammenspielt, das ganze Programm simultan und ohne die Separationen, die ich vor­ genommen hatte, ausführen kann. Mit der Verschmelzung auf +3 konnte ich die Verschmel­ zung auf dem Erd-Trip akzeptieren - eine Verschmelzung, ge­ gen die ich zuvor gekämpft hatte. Ich hatte das Gefühl gehabt, daß, wenn ich mich mit jemandem verschmolzen hätte, sie die Herrschaft an sich gerissen und ich meine Initiative verloren hätte. Das traf nun nicht mehr zu. Ich wußte, daß die Vehikel selbst, ihres und meines, ein jedes unabhängig waren und daß die Essenz bereits verschmolzen war. Die Arbeit, die von den Selbst-Meta-Programmierern in jedem der Biocomputer, dem männlichen und dem weiblichen, vollbracht werden mußte, war, sich zusammenzutun, sich glücklich zu vereinigen. In der Vergangenheit hatte ich immer angenommen, daß genitales Beisammensein alles war, was man als Paar errei­ chen konnte. Ich hatte einige wenige kurze, sehr kurze Erleb­ nisse des Beisammenseins mit Frauen gehabt, die höher als nur auf genitaler Ebene stattgefunden hatten. Ich hatte noch nicht die passende Frau gefunden. 215

Gerade bevor ich Antonietta (Toni) begegnete, hatte ich alle Hoffnung aufgegeben, jemals die richtige Frau zu finden. Sie hatte es ihrerseits aufgegeben zu hoffen, den entsprechen­ den Mann zu finden. An diesem Punkt begegneten wir uns. Uns hingebend, zulassend, nicht mehr für etwas kämpfend, es geschehen lassend, mit dem Strom gehend, so widerfuhr es jedem von uns. Die Begegnung fand statt in einem Haus auf den Hügeln bei Hollywood um 1.30 nachts. Ich war zu einer Party nach einer Alan-Watts-Lesung in diesem Haus eingeladen worden. Der Wagen, mit dem ich hinfuhr, hatte einen platten Reifen darum die späte Stunde. Alan hatte die Party bereits verlassen - genaugenommen waren nur noch wenige Übriggebliebene da. Als ich zur Haustür hereinkam, bemerkte ich eine dunkel­ haarige Frau, die in der großen Eingangshalle auf dem Boden saß. Nachdem ich den Hausherrn und die paar übriggebliebenen Gäste begrüßt hatte, ging ich zu ihr. Als ich näherkam, sah und fühlte ich ihre Aura von Liebe und wohltuendem Einfluß. Ihr Gesicht ist beeindruckend und ungewöhnlich: Ihre grauen Augen und die klassische Nase haben eine Adler-hafte Ausstrahlung - eine scharfe, durch­ dringende, leidenschaftslose, analytische Ausstrahlung; wach und mit lebendigem Interesse blickt sie um sich. Ich fühlte ihr gesammeltes, festes, vertrauensvolles, zufriedenes Wesen dort sitzen und mich betrachten, als ich mich näherte. Ich setzte mich zu ihr und sah sie direkt an, wie sie direkt auf mich und in mich hineinsah. Augenblicklich erkannte ich sie und sie erkannte mich. Wir gingen zusammen in eine strahlende kos­ mische Region der Liebe. Ich fragte nach ihrem Namen, ihrem Alter, ihren Verbindlichkeiten und all den nötigen 48er-Informationen, und sie tat dasselbe. Ich fühlte, daß wir schon in früheren Leben zusammenge­ wesen waren und sagte: »Wo warst du während der letzten fünfhundert Jahre?« Sie antwortete: »Im Training.« Wir hatten beide dasselbe Gefühl - unsere Leben waren für uns beide ein Training gewesen, um uns zu begegnen. Wir hat­ ten uns treffen müssen, um eine bestimmte Arbeit zusammen auszuführen - eine Arbeit, die noch definiert werden mußte. Vier Tage später ging ich zu einer Party in ihrer Wohnung. Wir begannen unsere neue Realität zu erkennen, eine wirklich gemeinsame Realität. Seither waren wir nicht länger als für ein paar Stunden getrennt. 216

Einmal wurde Toni von einem Freund gefragt, inwiefern sie sich verändert habe, seitdem wir unsere Dyade gebildet hat­ ten. Sie erzählte, daß sie (freudigen) Kummer empfand über ihr früheres Selbst, das sagte: »Sie war nicht so ohne, als sie allein war; jetzt, da sie in der Dyade ist, ist sie vollständig, ist sie Wir.« Die bedingungslose Natur der kosmischen Liebe (Baraka) war uns in unserer Dyade gezeigt worden. Kosmische Liebe liebt und belehrt dich, ob du es willst oder nicht; sie hat eine Unvermeidlichkeit, eine Vollständigkeit der Herrschaftsüber­ nahme, eine schicksalhafte, freudevolle Eigenart, die sich aus­ breitet und andere zu dir bringt und durch dich lehrt. Jeder von uns fühlt das jetzt mit aller Macht. Diese Begegnung mit meiner Seelengefährtin mit all ihren Obertönen von Freude, Annahme und Glück kündigte den Beginn eines Angriffs des Ego (Karma) an. Wie Oscar in Arica gesagt hatte: »Du hast den größten Teil deines Ego ge­ schafft. Es sind nur noch ein paar Sandkörner (und, so füge ich hinzu, Sandkörner von diamantener Härte) in der perfekten Maschine - jetzt ist alles, was du zu tun hast, die Maschine zu säubern, und sie wird glatt in Satori laufen.« Im Zusammensein mit Toni entdeckte ich, daß der Sand wieder in meinem Selbst war. Glücklicherweise waren wir beide stark genug, so daß wir gemeinsam daran arbeiten konnten. Dieses gegenseitige kooperative Wagnis, unsere Ma­ schinen miteinander zu säubern, ist die essentielle Natur un­ serer Dyade. Sie erlaubte mir, sie über viele Dinge zu belehren, die sie aus ihrer eigenen Erfahrung mit Satori bereits wußte. Ich brachte ihr die Gym und die m e n t a t i o n s bei. Sie und ich be­ gannen, in meinen Workshops andere Leute zu unterrichten. Sie hatte schon viele Freunde, als ich in Erscheinung trat; ich fühlte, daß ich mich ihrer »Gemeinde« anschloß. Sie hat ein erstaunliches Verständnis für die Menschheit als Ganzes. Ihre Freunde umfaßten ein weitaus größeres Spektrum von Persönlichkeitstypen, als ich das früher bei mir zugelassen hatte. Sie lehrte mich Toleranz, sie lehrte mich, daß hinter der Fassade des Fremden dasselbe grundlegende menschliche We­ sen steht. Sie lehrte mich, daß der Erd-Trip eine wunderschöne Sache ist, daß ein geteiltes +12 hoch über einem narzißti­ schen, einsamen +12 steht, daß ein dyadisches +6 sich in ein universelles +6 verwandeln und so in +3 münden kann. 217

Zwischen uns fanden wir neue Wege zu + 12, +6 und +3; sehr leichte, einfache, dauerhafte und eindeutige Wege, die ich noch nicht völlig artikulieren kann. Das Zentrum des Zyklons ist - der tiefsten Analyse nach, die ich bis jetzt vorgenommen habe - der stille und friedliche Treffpunkt für all jene von uns, die in dem kosmischen Netz­ werk der Essenzen zusammengeschlossen sind.

218

Epilog

Ich halte es für notwendig, eindeutig festzustellen, wo ich mich befinde - sowohl im Hinblick auf diese Autobiografie als auch auf den Zeitpunkt ihrer Fertigstellung. Ich bin über den Punkt hinausgegangen, an dem ich war, als ich die berichteten Dinge erlebte, und über den Punkt hinaus, an dem ich war, als ich über diese Dinge berichtete. Unvermeidlich bewegt man sich vorwärts. Nichts, was ich geschrieben habe, ist endgültig, fertig oder abgeschlossen. Wie ich in T h e H u m a n B i o c o m p u t e r festgestellt habe, bin ich ein wissenschaftlicher Forscher, nicht mehr, nicht weniger. Meine Treue gilt der objektiven Forschung, dem objektiven Experiment und wiederholbaren, überprüfbaren Beobachtun­ gen. Ich schätze über alles die verifizierbare, praktisch durch­ führbare Theorie, die einen Einblick gibt in die universelle Natur und in unsere innere Natur. Meine Tests sind sachlich und empirisch, mit nur geringer Notwendigkeit, an die Verall­ gemeinerungen anderer zu glauben. Ich verabscheue Dogmen und die dogmatische doktrinäre »einzige Wahrheit« der esote­ rischen Schulen. Ich habe keinen Platz für Eiferer oder Fanati­ ker oder die Tyrannei über das Individuum in einer abhängi­ gen Gruppierung. Die Zukunft des Menschen liegt in wachen, mutigen, infor­ mierten, intelligenten, erfahrenen Individuen in einem lose verbundenen, kommunizierenden, Forschung betreibenden Netzwerk. Solch ein Netz existiert und funktioniert wunder­ bar mit sanfter Wirksamkeit über diesem ganzen Planeten. Ich vermute, daß es sich weiter als nur über unsere Erde aus­ dehnt, aber das muß noch allgemein festgestellt werden, un­ zweideutig und jenseits der privaten Erfahrung meiner selbst und anderer. Meine eigene Skepsis ist intakt - bitte, behalte die deine. Skepsis ist ein notwendiges Instrument bei der Erforschung des Unbekannten. Humor ist noch nötiger, besonders was einen selbst betrifft und die eigenen Beobachtungen und Be­ 219

richte. Völlige leidenschaftslose Unabhängigkeit bedeutet die kosmische Komödie, in der jeder von uns ein vergnügter Spie­ ler ist. Kosmische Liebe ist unbarmherzig liebend; ob du es willst oder nicht, sie liebt dich, belehrt dich, spielt mit dir, überrascht dich. Es ist entschieden zu einfach, zu predigen: »Gehe mit dem Strom.« Das Hauptproblem besteht darin, herauszufinden, was der Strom ist, hier und jetzt. Ist es ein Denkmuster, daß ich denke, ich sehe den Strom, oder ist das meine begrenzte Überzeugung, die mit ungenügenden Daten arbeitet und einen falschen »Strom« daraus abstrahiert? Die eigenen Karten und Meta-Karten bemessen den Strom - der eigene Widerstand bemißt die Richtung und Geschwindigkeit. Ohne klare Karten kann man den Strom nicht einmal sehen, geschweige denn mit ihm gehen. Selbst wenn man wahrhaftig mit dem Strom geht, sollte man lieber gelegentlich die Stützen oder den Boden be­ rühren, um sicher zu sein, daß man nicht in die stagnierenden Gewässer sicherer Meinungen abgetrieben wird. Manchmal führt der Strom in Strömungen und Wirbel - in diesem Fall empfehle ich, dem Rat der Faltbootfahrer zu fol­ gen: Wenn das Boot in Strömungen umschlägt, so befreie dich davon und schwimme zum Licht. Gleichgültig, was pas­ siert, gleichgültig, wer welchen Rat auch immer geben mag, schwimme dem Licht deiner eigenen Wahrheit entgegen. In diesem Buch illustriere ich ein allgemeines Prinzip des Lebens und Seins. Es ist ein Prinzip, das ich in T h e H u m a n B i o c o m p u t e r beschrieben habe. Hier überarbeite und erweitere ich es. Bei einer wissenschaftlichen Erforschung jeder inneren Realität befolge ich die folgenden meta-programmatischen Schritte: 1. Untersuche, so gut du kannst, welcherart die neuen Räume sind und welche die grundlegende Überzeugung ist, die dich hierher geführt hat. 2. Nehme die grundlegende Überzeugung dieses neuen Be­ reichs als wahr an. 3. Gehe völlig wach in den Bereich hinein, mit hoher Energie, alles speichernd, gleichgültig, wie neutral, wie ekstatisch oder wie schmerzhaft die Erfahrung wird. 4. Komm hierher zu unserer besten aller allgemeinverbind­ lichen Realitäten zurück, wobei du zeitweilig jene grund­ legende Überzeugung des neuen Bereichs abstreifst und jene des Forschers annimmst, der ungeteilt leidenschaftslos 220

und objektiv die gesammelten Erfahrungen und Daten un­ tersucht. 5. Überprüfe deine gegenwärtigen Modelle dieser allgemein­ verbindlichen Realität. 6. Schaffe ein Modell, das diese Realität und die neue Reali­ tät in einer umfassenderen und bündigeren Weise bein­ haltet. Ungeachtet, wie schmerzhaft solche Revisionen der Modelle auch sein mögen, versichere dich, daß beide Rea­ litäten einbezogen sind. 7. Hüte dich davor, eine Person, eine Gruppe, einen Raum oder eine Realität anzubeten, zu verehren oder zu fürch­ ten. Ein Forscher hat keinen Platz für solches Gepäck. Ich benützte dieses System viele Male in meinem Leben; bei der früheren Arbeit mit der Isolation, bei der Arbeit im Tank mit LSD, bei den Esalen-Erlebnissen, bei der Arbeit in Chile. Jedesmal unternahm ich so viele Erkundungen, wie ich konnte, begab mich mit Begeisterung und so offen, wie es mir mög­ lich war, in den neuen Bereich, nahm die momentane Über­ zeugung als wahr an, erfuhr die Region mit Intensität und ging schließlich wieder hinaus, streifte die Überzeugung ab, prüfte kritisch die Daten und reprogrammierte meine Theo­ rien. Auf meinem eigenen Weg stellte ich fest, daß tiefes Verste­ hen für mich der beste Weg ins Unbekannte, in die »höchsten« Stadien des Bewußtseins ist. Ich erwarte unbedingt, daß ich auf diesem Pfad weitergehen werde. Ich betrachte alles, was ich geschrieben habe, als Übergangsstadium - wenn das For­ schen sich vertieft und erweitert, werden wir fähig sein, bes­ ser zu forschen, bessere Karten herzustellen. Da ich bis heute keine endgültigen Antworten gefunden habe, beabsichtige ich die Suche fortzusetzen. Bin ich lediglich der Führer von hundert Billionen verbundenen Zellen? Wenn ja, wer wählte mich zum Führer? Woher kommen die Zellen? Wenn ich mehr bin als nur die Netto-Summe von hundert Billionen Zellen, die in einer Kooperative leben, woher bin ich dann gekommen? Das Wunder besteht darin, daß das Universum einen Teil seiner selbst geschaffen hat, um den Rest seiner selbst zu stu­ dieren, und daß dieser Teil, indem er sich selbst studiert, den Rest des Universums in seinen eigenen, natürlichen inneren Wirklichkeiten findet. 221

Empfohlene Literatur

Britain, Dan: The Godmakers. New York: Bee-Line Book. Brown, G. Spencer: The Laws of Form. London: George Allen & Unwin. Castaneda, Carlos: Eine andere Wirklichkeit. Frankfurt/M.: S. Fi­ scher u. Fischer Taschenbuch Verlag (Bd. 1616). Die Lehren des Don Juan. Frankfurt/M.: S. Fischer u. Fischer Taschenbuch Verlag (Bd. 1457). Isherwood, Christophen: Ramakrishna and his Disciples. London: Methuen. Lilly, John C.: The Mind of the Dolphin. New York: Doubleday u. Avon Paperback. -: Programming and Metaprogramming in the Human Biocompu­ ter. Menlo Park, Calif.: Whole Earth Catalog. Merrell-Wolff, Franklin: Pathways through to Space: A Personal Record of Transformation in Consciousness. New York: Richard R. Smith. Mishra, Rammurti S.: The Textbook of Yoga Psychology. New York: Julian Press. Monroe, Robert A.: Journeys Out of the Body. New York: Doubleday. Ouspensky, P. D.: The Fourth Way. London: Routledge. Auf der Suche nach dem Wunderbaren. Weilheim: Barth Verlag. Pearce, Joseph Chilton: The Crack in the Cosmic Egg. New York: Julian Press. Stapledon, Olaf: Last & First Men; the Starmaker. New York: Dover. Taimni, I. K.: The Science of Yoga. London: Theosophical Publi­ shing House. Tart, Charles T.: Altered States of Consciousness. London: J. Wiley & Son. Van Neumann, John: The Computer and the Brain. New Haven: Yale Univ. Press. Watts, Alan: Natur - Mann und Frau. Köln: DuMont Schauberg -: This is It & Other Essays on Zen & Spiritual Experiences. New York: Pantheon. Whole Earth Catalogs and Supplements. Menlo Park, Calif.: Portola Institute. Yogananda, Paramahansa: Autobiografie eines Yogi. Weilheim: Barth Verlag. 222

Danksagung

Ich möchte jedem danken, der selbstlos das Seine zu den Er­ fahrungen beigetragen hat, die hier niedergelegt sind und die den Prozeß des Niederschreibens unterstützt haben. Gleich der kosmischen Liebe war die Produktion absolut unbarmherzig und rücksichtslos; meine Freunde gaben den nötigen unabläs­ sigen Nachdruck, damit die Arbeit getan wurde. Jean Houston und Bob Masters fanden den freundlichen und interessierten Verleger Arthur Ceppos. Larry Cubie gab den Anstoß für das Ganze mit einem Brief, in dem er von dem Sohn seines Freun­ des berichtete, der unter LSD starb. Meredith Wilson half bei den Anfängen. Dick Price und Mike Murphy kümmerten sich um die vielen nötigen Voraussetzungen. Claudio Naranjo schleppte mich mit sanfter Gewalt nach Chile und zu Oscar. Fritz Perls und Ida Rolf bestanden darauf, daß ich die festver­ schlossenen Kästen von Körper und Geist aufbrach und als sehr feuchter, des Fliegens unfähiger Schmetterling in Erschei­ nung trat. Oscar Ichazo trocknete den Schmetterling und zeigte ihm, daß er fliegen konnte. Antometta stellte ihn mit sanfter Eindringlichkeit auf die Beine und unternahm langsam und vorsichtig die ersten Flüge mit ihm. Joyce und Vance Norum redigierten unter arger Bedräng­ nis. Dr. Phil Halicki sprang in allen Notfällen ein.

FISCHER

TASCHENBÜCHER

Der faszinierende »Forschungsbericht» des bekannten amerikanischen Delphinforschers und Psychiaters J o h n C. L i l l y v o n s e i n e r » R e i s e i n d i e i n n e r e n R ä u m e « des menschlichen Bewußtseins. John Lilly glaubte nicht mehr an die alten Erklärungs­ modelle der Psychologie, Medizin und Philosophie vom Menschen; er erkannte sie als einengende Gren­ zen des Bewußtseins, die es zu überschreiten galt, denn »im Bereich des Geistes gibt es keine Grenzen«. Und so entdeckte er bisher unbekannte Räume und Dimensionen, andere Zustände des Bewußtseins, die uns allen prinzipiell zugänglich sind, die unserer Ent­ deckung harren und uns aus dem Gefängnis, das wir uns selbst geschaffen haben, befreien werden.

Deutsche Erstausgabe

ISBN 3-596-21768-7

View more...

Comments

Copyright ©2017 KUPDF Inc.
SUPPORT KUPDF