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PRAXIS.WISSEN
Günther Zimmermann
Texte schreiben – einfach, klar, verständlich Berichte, Präsentationen, Referate, Anleitungen, Mailings …
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Günther Zimmermann Texte schreiben – einfach, klar, verständlich Berichte, Präsentationen, Referate, Anleitungen, Dokumentationen…
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Günther Zimmermann
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Texte schreiben – einfach, klar, verständlich
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urhe-
Berichte, Präsentationen, Referate, Anleitungen, Dokumentationen … 2. Auflage (unveränderter Nachdruck) Göttingen: BusinessVillage, 2010 ISBN: 978-3-938358-06-1 © BusinessVillage GmbH, Göttingen
berrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigung, Übersetzung, Mikroverfilmung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Alle in diesem Buch enthaltenen Angaben, Ergeb-
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Layout und Satz Sabine Kempke
Bestellnummern PDF-eBook Bestellnummer EB-632 Druckausgabe Bestellnummer PB-632 ISBN: 978-3-938358-06-1
Inhaltsverzeichnis
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„In eigener Sache“..........................................................................................................3 Einführung..........................................................................................................................5 1. Können Sie meine Erfahrungen bestätigen? ................................................7 2. Textverständlichkeit geht uns alle an................................................................9 3. Warum schreiben Menschen so schwer verständlich?..........................15 4. Gibt es überhaupt so etwas wie „Textverständlichkeit“? Und: Wie verstehen wir Texte?...........................................................................17 5. Welches sind die Eigenschaften gut verständlicher Texte?.................27 5.1 Benutzen Sie Wörter, die Ihre Leser verstehen ........................................................29 5.2 Am besten schreiben wir unkomplizierte Sätze.........................................................37 5.3 Besonders wichtig: Unsere Texte müssen wir ordnen und gliedern .........................47 5.4 In der Kürze liegt die Würze......................................................................................68 5.5 Die Gefühle sind immer dabei (die „affektive“ Komponente).....................................69
6. Referate, Anleitungen & Co.................................................................................83 6.1 Das Referat...............................................................................................................83 6.2 Referat schreiben .....................................................................................................84 6.3 Referat halten............................................................................................................86
7. Ein Blick über den Tellerrand..............................................................................91 7.1 Textverständlichkeit und Usability (Gebrauchstauglichkeit, Nutzerfreundlichkeit)..... 91 7.2 Expertokratie = Demokratie?.....................................................................................92
Anhang...............................................................................................................................95 „Schlüssel“: Lösungsvorschläge zu den Aufgaben..........................................................95 Wenn Sie mehr wissen wollen …..................................................................................107
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Inhaltsverzeichnis
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„In eigener Sache“
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„In eigener Sache“ Ich bin „von Hause aus“ Sprachwissenschaftler. Bis zu meiner Emeritierung war ich ord. Professor an der Technischen Universität Braunschweig und hauptsächlich als Fachdidaktiker in der Französischlehrerausbildung tätig. Seit sechs Jahren bin ich Lehrbeauftragter für die Studienrichtung „Didaktik der technischen Texte“ im Institut für Fahrzeugbau der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel in Wolfsburg.
Tätigkeiten zu den Themen „Textverständlichkeit/ Textverstehen“:n Zahlreiche Vorlesungen und Seminare an der Universität und an der Fachhochschule n Forschungsarbeiten (zum Teil mit Mitteln des Stifterverbands für die deutsche Wissenschaft) seit 1980: Empirische Erhebungen zur Qualität von Schulbuchtexten, Mailings, Handbüchern, Reparatur- und Bedienungsanleitungen sowie elektronischen Service-Auskunftssystemen n Zahlreiche Veröffentlichungen n Vorträge im In- und Ausland n Interviews in Presse, Funk und Fernsehen n Umfangreiche Beratungstätigkeit und Schulungen in der Automobilindustrie
n Qualitätsanalysen, Evaluationen und Gutachten für Industrieunternehmen, für Banken und Versicherungen Für weitere Informationen siehe auch „Kürschners Deutscher Gelehrtenkalender“, „Who is Who“ und „Wer ist Wer“. Falls Sie Anregungen, Fragen oder Probleme haben, schreiben Sie mir! Prof. Dr. Günther Zimmermann Im Lehmkamp 12A 38110 Braunschweig Telefon: (0 53 07) 75 77 Telefax: (0 53 07) 54 88 E-Mail:
[email protected] Webpräsenz: www.linguaetMEDIA.de
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„In eigener Sache“
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Einführung
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Einführung Liebe Leserin, lieber Leser, wir alle sind in unserem Berufsalltag darauf angewiesen, Texte der unterschiedlichsten Art zu verfassen. Schreiben Sie in Ihrer Firma Geschäftsbriefe, manchmal auch Sitzungsprotokolle? Erstellen und versenden Sie Mailings für die Kunden? Müssen Sie Texte schreiben, die im Intranet der Firma abgelegt werden? Wickeln Sie einen Teil Ihrer internen und externen beruflichen Kommunikation über E-Mail ab? Schreiben Sie Vortragsmanuskripte für sich selbst oder Ihren Chef? Oder gar Bedienungsanleitungen für technische Geräte? Es könnte natürlich auch sein, dass Sie in der PISA-Epoche Ihrem Nachwuchs in den Sprachen auf die Sprünge helfen wollen. Welche Texte Sie auch immer schreiben: Sie sind darauf angewiesen, dass ihr Adressat Sie gut und rasch versteht, möglichst ohne Missverständnisse, ohne Rückfragen und damit Zeitverlust. Natürlich gilt dies auch für das Privatleben: die kurze und in Eile getippte Mitteilung an die Freundin, der Rundbrief für den Verein oder der Aushang an einem schwarzen Brett im Supermarkt oder in einem Forum im Internet oder gar der eigene Webauftritt – sie alle sollten gut strukturiert und leicht verständlich formuliert sein.
Ich habe mir vorgenommen, Ihnen diese Aufgabe zu erleichtern. Sie werden in diesem Buch lernen, n Gebrauchstexte auf ihre Verständlichkeit hin zu analysieren und n solche Texte gut verständlich zu schreiben. Dies ist nicht einfach ein Buch über das Schreiben verständlicher Texte, sondern ein Selbstlernkurs, mit vielen praktischen Beispielen, mit Tipps und anwendungsbezogenen Hilfen, aber auch selbst zu lösenden Testaufgaben. Im Anhang des Buches finden Sie einen Lösungsschlüssel, damit Sie jederzeit Ihren persönlichen Lernfortschritt überprüfen können. Das Buch bemüht sich also, eine Forderung moderner Lernkonzepte zu verwirklichen: mehr Eigeninitiative durch selbst gesteuertes Lernen. Dabei werde ich Ihnen nicht nur vordergründig Rezepte für verständlicheres Schreiben verraten, sondern Ihnen auch da, wo es nötig ist, Hintergründe aufzeigen. „Damit Sie wissen, was Sie tun“, und Ihre Entscheidungen auch begründen können. Im Übrigen hoffe ich, dass das Buch nicht nur ein Wegweiser ist, sondern auch selbst dahin geht, wohin es zeigt. So werde ich auf Fachwörter weitgehend verzichten, sie allenfalls für Interessierte in Klammern hinzufügen.
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Einführung
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Können Sie meine Erfahrungen bestätigen?
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1. Können Sie meine Erfahrungen bestätigen? Eine Diagnose In diesem Kapitel wollen wir uns zunächst einmal anhand typischer Beispiele die enorme gesellschaftliche Bedeutung der Textverständlichkeit vor Augen führen. Text 1 Wenn das Wetter kalt ist, wird die Puff Unterlage sich langsam puffen. Entrollen die Puff Unterlage und liegen auf ihr, dann wird sie von der Wärme Inflationen bekommen.
Mit solchen Beispielen von Übersetzungen fernöstlicher Bedienungsanleitungen werden öfter die Eigenschaften schwer verständlicher Texte karikiert. In dem Büchlein „Jetzt zieh den Zipfel durch die Masche. Das Buch der Gebrauchsanweisungen“ hat Jürgen H. Hahn solche zum Schmunzeln anregende schwer oder gar nicht verständliche Texte zusammengestellt. Die Texte vieler deutscher Autoren sind aber nicht grundsätzlich besser. Und sie sind das eigentliche Problem!
Text 2 (Aus einer Entscheidung des Düsseldorfer Oberlandesgerichts) StVO §§ 5 Abs 1, 42 Abs 6 Nr 1f. Wer auf einer Autobahn im Bereich von durch die Aufstellung von fahrstreifengegliederten Vorwegweisern eingerichteten Vorsortierräumen auf der durch eine breite Leitlinie abgetrennten Rechtsabbiegerspur an den auf den für den Geradeausverkehr bestimmten Richtungsfahrbahnen befindlichen Fahrzeugkolonnen rechts vorbeifährt und anschließend nach links in eine Fahrzeuglücke einschert, überholt nur dann verbotswidrig rechts, wenn er bei dem Rechtsvorbeifahren nicht beabsichtigt, die Autobahn an der Anschlussstelle zu verlassen.
Sicher ein kluger Mann, dieser Autor. Aber erreicht er wirklich „sein Ziel“? Sofern Sie Angeklagter sind: Verstehen Sie das? Glücklicherweise haben wir nicht alle ständig mit Gerichten zu tun. Doch schon die Texte des Alltags machen uns hinreichend zu schaffen.
So könnte es sein, dass Sie von einem deutschen Gericht folgendes Urteil zugestellt bekommen:
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Können Sie meine Erfahrungen bestätigen?
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Textverständlichkeit geht uns alle an
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2. Textverständlichkeit geht uns alle an Das gesamtgesellschaftliche Problem Viele Texte, die in unserem Land geschrieben werden, sind schwer verständlich, missverständlich oder gar unverständlich: n Meine Mitarbeiter und ich haben Untersuchungen mit über tausend Schülern in ganz Deutschland durchgeführt und festgestellt, dass die Schüler große Schwierigkeiten haben, ihre Schulbücher zu verstehen. Auch ihre Lehrer verstehen sie häufig nicht. Jeder 6. Schüler (im Grammatikunterricht) sagt, dass er die Erklärungen seines Lehrers nur ausreichend, mangelhaft oder ungenügend versteht, und über 20 % der Lehrer räumen ein, Schwierigkeiten mit der verständlichen Vermittlung zu haben. In der Erwachsenenbildung liegt der Anteil bei fast 40 %. Diese Zahlen untermauern die Erkenntnisse aus jüngsten Erhebungen wie PISA.
n Unsere Analysen in der Industrie, bei Banken und Versicherungen fielen nicht viel positiver aus. Besonders Bedienungsanleitungen und Reparaturhandbücher stoßen bei den Adressaten auf erhebliches Unverständnis. Wie formuliert der Journalist Harald Duin in einer Glosse? „Bedienungsanleitungen machen Millionen ratlos.“ Das wirkt sich natürlich auf die Qualität der auszuführenden Arbeiten aus, aber auch auf die Kundenzufriedenheit, und nicht zuletzt auf den Geldbeutel der Unternehmen selbst. Die Massenmedien kennen das Thema gut (siehe Abbildung 1). Sogar die Sprache der Kirche gilt manchen Kritikern als „weitgehend unverständlich“, sagt der Theologe und Buchautor Jörg Zink.
Kauderwelsch statt Anleitung
Bundesbürgern graut vor Behörden
Web-Design muss vor allem verständlich sein
Anleitungen kosten Geld und viele Nerven
Politik muss verständlich sein
Herzog: Recht muss verständlicher sein
Schlechte Noten für Kontoauszüge
Manchmal verstehen Lehrer nur Bahnhof
Gebrauchsanweisungen – Da hört der Spaß auf!
FACHTERMINI IN RUNDFUNKNACHRICHTEN – VERSTÄNDLICH FÜR DIE ALLGEMEINHEIT?
Beipackzettel sind tickende Zeitbomben!
Abbildung 1: Thema „Textverständlichkeit“ in den Medien
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Textverständlichkeit geht uns alle an
Und Mike Krüger parodiert die Schwerverständlichkeit der Bedienungsanleitungen in dem bekannten Hit der achtziger Jahre: Sie müssen nur den Nippel durch die Lasche ziehn und mit der kleinen Kurbel ganz nach oben drehn, da erscheint sofort ein Pfeil, und da drücken Sie dann drauf, und schon geht die Tube auf ... Wo liegen die Ursachen für diese Kommunikationsbarriere? Wir leben seit einigen Jahren am Ausgang des Industriezeitalters und in einer globalisierten Welt. Unsere Gegenwart ist die Informations- und Wissensgesellschaft. In dieser Zeit wächst die Zahl der Informationen in bisher nicht gekanntem Umfang. In diesem Umfeld werden wir alle zu Spezialisten, die immer mehr von immer weniger verstehen. Dieses Wissen können wir aber nicht für uns behalten, weil wir in einer arbeitsteiligen Welt leben, in der viele Menschen an einer Aufgabe arbeiten. Das bedeutet, wir müssen unser Wissen an andere Spezialisten oder an Laien weitergeben. Und das ist nicht einfach: 1. vom Spezialwissen, also der Sachkenntnis her, und 2. von der Spezialsprache her. Wir sind eigentlich alle mehrsprachig: Wir sprechen hochdeutsch und vielleicht einen Dialekt, eine Fremdsprache und mindestens eine Fachsprache, mit einem ganz speziellen Wortschatz und einer speziellen Grammatik, die nur von den Spezialisten verstanden wird.
Spezialwissen und Spezialsprache schaffen Wissensbarrieren. Diese Wissensbarrieren können nur überwunden werden, wenn wir Spezialwissen und Spezialsprache regelrecht übersetzen – wie aus einer Fremdsprache in die Muttersprache. Expertenwissen in Laienwissen übersetzen. Und weil das so schwer ist, funktioniert die Umwandlung der Spezialsprache in die Allgemeinsprache meist nicht zufriedenstellend. Dieses Übersetzen aus der Spezialsprache in die Allgemeinsprache funktioniert nicht von selbst; es muss gelernt werden. Das Problem ist noch komplizierter: Beim Übersetzen der Fachsprache in die Allgemeinsprache verändert sich die Sache. Prof. Liebert von der Universität Koblenz hat das in seiner Habilitationsschrift am Beispiel des Themas „Ozonloch“ verdeutlicht. Der Gegenstand der Wissenschaft („Ozonloch“) ist nicht mehr derselbe, wenn er „popularisiert“ wird. Das gilt sogar für seriöse Zeitungen oder Zeitschriften wie DIE ZEIT oder „Bild der Wissenschaft“. Das Problem „Textverständlichkeit“ ist übrigens seit langem bekannt. 1971 schreiben zwei Hamburger Psychologie-Professoren: „Vermutlich könnten jährlich Millionen Arbeitsstunden von Lehrern und Milliarden Arbeitsstunden von Schülern/Studenten eingespart werden, wenn Lehrer/Professoren ihre mündlichen und schriftlichen Informationen mehr an den Empfänger anpassten.“
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Textverständlichkeit geht uns alle an
Und das gilt genauso für Wirtschaft und Industrie. An den Schulen und in der Ausbildung künftiger Lehrer, Wirtschaftsfachleute, Juristen und Ingenieure ist das Thema „Textverständlichkeit“ bis heute Niemandsland.
Die Folgen für Wirtschaft und Bildungsinstitutionen „Textverständlichkeit“ ist in den letzten Jahren immer mehr in der breiten Öffentlichkeit diskutiert worden, weil es ein Dauerärgernis ist, sich mit unverdaulichen Texten auseinander zu setzen. Das gilt für die Schul- und Studienbücher und die Steuererklärungsformulare ebenso wie für die Allgemeinen Geschäftsbedingungen, die Behördenschreiben und die Bedienungsanleitungen. Die Verständlichkeit von Texten und die Gebrauchstauglichkeit von Geräten und Software werden in Zukunft an Brisanz noch gewinnen: n In einer Zeit immer kürzerer Innovationszeiten und der Zunahme von Informationen werden wir in Zukunft immer mehr Texte lesen und schreiben. Auch die Textinhalte werden komplexer. n Was bedeutet es volkswirtschaftlich und angesichts der PISA-Ergebnisse, wenn in unseren Erhebungen 22 % der Lehrer angaben, sie hätten Schwierigkeiten, bestimmte Lehrinhalte verständlich zu vermitteln? Von den vielen Lehrveranstaltungen in den Erwachsenenbildungsinstitutionen ganz zu schweigen. n Der Kunde von heute ist ein fordernder Kunde. Er wird zum „Smart Shopper“ mit ausgeprägtem Anspruchsdenken, der sich
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nicht auf Dauer an eine Firma binden will. Und Medienveröffentlichungen zeigen, dass die Entwicklung in Richtung einer „Konsumenten-Demokratie“ verläuft, in der sich der Konsument als mündiger Bürger versteht, der nicht mehr verführtes Opfer sein will, sondern einflussreicher Akteur. Sogar im Netz, wo sich Interessengruppen bilden und wo sich Informationen über Dienstleister in bisher nicht gekannter Geschwindigkeit herumsprechen. n Verbraucherverbände und auch Verbraucherinitiativen reagieren mit immer mehr „Aktionen“ auf schwer verständliche Texte. n Was kostet es die Unternehmen, wenn im After-Sales-Service Kunden die Dienste des Call Centers oder eines Beraters in Anspruch nehmen, weil sie die Allgemeinen Geschäftsbedingungen oder die Korrespondenz nicht verstehen? Und wenn sie eventuell auch dort keine kompetente Hilfe finden? Peter Berger (2004) hat ein Rechenbeispiel aufgemacht: „Eine Verwaltung verschickt 10.000 Bescheide im Jahr. Wenn nur bei jedem vierten Schreiben ein Bürger telefonisch nachfragt und jedes Gespräch zehn Minuten dauert, dann verbringen die Behörden-Mitarbeiter 55 Arbeitstage mit Anfragen …“ Und wenn durch schwer verständliche Bedienungsanleitungen und damit verbundene Bedienungsfehler Materialschäden, Unfälle und Maschinenausfall eintreten und als Folge davon Reklamationen und Garantieleistungsforderungen, sind die finanziellen Verluste weitaus größer.
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Textverständlichkeit geht uns alle an
n Nach den neuen EU-Richtlinien sollen Beratungen transparenter werden. Sie sind deshalb künftig zu dokumentieren. n Immer mehr Beratungsagenturen untersuchen in Deutschland die Dienstleistungsqualität von Unternehmen, Behörden und Bildungseinrichtungen. Und was diesen häufig fehlt, ist ein systematisches Dienstleistungsmanagement oder noch anspruchsvoller: eine entwickelte Dienstleistungskultur. n Nach den Planungen der Länderjustizminister sollen die Verbraucher vor missbräuchlichen Geschäftsbedingungen geschützt werden. So empfiehlt das Justizministerium des Landes Nordrhein-Westfalen den Verbrauchern, sich unklare, mehrdeutige, schlecht verständliche, in Juristendeutsch abgefasste Formulierungen genau erläutern zu lassen und eventuell auf Änderungen und Streichungen zu bestehen. Weiter heißt es dort: „Bei unklaren oder mehrdeutigen Klauseln gilt im Zweifel das Prinzip der den Verbraucherinnen und Verbrauchern günstigen Auslegung, da der Aufstellende … solcher Bedingungen sich klarer hätte ausdrücken können und müssen. … Sind Klauseln unklar oder unverständlich, dann sind diese Geschäftsbedingungen unwirksam.“ n Texte werden juristisch als Teil eines verkauften Produkts angesehen: Wenn Sie eine Heizungsanlage oder ein Auto kaufen und den Text der Bedienungsanleitung nicht verstehen, können sie das Produkt aus diesem Grund zurückgeben. Bei missverständlichen Texten haften die Hersteller für Sachschäden in unbegrenzter Höhe, für Personenschäden bis zu 80 Mio. Euro.
n Verständlichkeit ist auch eine Forderung in den deutschen und internationalen Normenlisten. Die DIN-Normen verlangen, dass Gebrauchanweisungen so einfach und so kurz wie möglich und ohne weiteres für Laien verständlich sein sollen. n Positiv gewendet: Gut verständliche Texte können als Visitenkarte eines Unternehmens betrachtet werden. Sie sind (als kundenfreundliche Unternehmensbotschaften) wichtiger Teil der Corporate Identity. Und können damit auch wirkungsvoll als Marketinginstrument eingesetzt werden. Unternehmen, Bildungsinstitutionen und Behörden täten also gut daran, sich um ein positives und vorbildliches Profil zu bemühen, mit all den Nachhaltigkeitsvorteilen und Wertschöpfungspotentialen, die damit verbunden sind. Das Bundesverwaltungsamt (2002) hat das Problem erkannt: „Eine bürgernahe Verwaltungssprache begünstigt das Verhältnis der Menschen zum Staat. Dadurch werden zahlreiche Widersprüche, Klagen, Dienstaufsichtsbeschwerden und Petitionen (Bittschriften, Eingaben) vermieden. Vielen Menschen bleiben Ärger, Aufregungen, schlaflose Nächte und gesundheitliche Beeinträchtigungen erspart.“ Übrigens: Nicht nur Menschen können Probleme mit Textverständnis und Gebrauchstauglichkeit haben, wie dieses Bild „beweist“.
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Textverständlichkeit geht uns alle an
„Ich krieg‘ den Videorecorder schon wieder nicht an, Herrchen!“ Abbildung 2: „Selbst Tiere haben Verstehensprobleme!“
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Textverständlichkeit geht uns alle an
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Warum schreiben Menschen so schwer verständlich?
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3. Warum schreiben Menschen so schwer verständlich? Hierfür gibt es mindestens zwei Gründe: n Wir alle gehen normalerweise davon aus, dass wir verständlich sprechen oder schreiben. Schon deswegen, weil wir uns für hinreichend intelligent halten und weil wir im Deutschunterricht gelernt haben, wie man Texte schreibt. Davon gehen auch hoch qualifizierte Techniker und Wissenschaftler aus, die komplizierte Produkte erfinden und auf den Markt bringen. Sie dürfen zu Recht annehmen, dass sie „ihr Produkt“ am besten kennen. Es wäre aber ein gewaltiger Trugschluss, anzunehmen, sie hätten damit auch die Gabe, ihr Produkt laienverständlich zu vermitteln. Unsere Gesprächspartner vermeiden es normalerweise, zuzugeben, dass sie nicht verstanden haben, weil Nicht-Verstehen in unserer Gesellschaft mit Mangel an Intelligenz, Verlust an Ansehen und langfristig mit Konsequenzen für das Selbstbild verbunden sein kann. Wenn ein Ansprechpartner sich tatsächlich dazu äußert, kann das so klingen wie bei einer unserer Versuchspersonen aus der Industrie: „Das is’ auch wieder so ’n geschwungener Satz, so ’n bisschen nich’ für ’n Normalverbraucher, wie ich es sage, geschrieben.“ So äußern sich Laien gegebenenfalls über die „Expertensprache“. Da die meisten Menschen bei Nicht-Verstehen aber nicht ihr Recht einklagen, geht es hier um ein Tabuthema, das normalerweise unentdeckt bleibt. Es wird von einem Verstehen ausgegangen, das gar nicht oder nur unzureichend stattgefunden hat. Darum ist das
Thema – abgesehen von den Spezialisten – noch gar nicht richtig „entdeckt“ worden. Hinzu kommt, dass wir mitunter unberechtigterweise annehmen, wir hätten verstanden. Erst später kommen wir zu der Einsicht: „Ach, so hast du das gemeint!“ Wir können also nicht davon ausgehen, dass, wenn wir etwas sagen oder schreiben, der Adressat es auch so versteht, wie wir es gemeint haben. Auch wenn er meint, er hätte verstanden, muss das nicht der Fall sein. Wie meine Versuchsperson Erik, ein sehr guter Gymnasialschüler, der einen Grammatiktext zum Futur im Englischen lernt, mehrere Regeln intelligent zu einer zusammenfasst und dann befriedigt feststellt: „Alles klar.“ Tatsächlich aber war die Regel, die er gefunden hatte, falsch. Er hatte den Grammatiktext missverstanden, ohne sich dessen bewusst zu sein. Er hatte sich nur seine individuellen Grammatikregeln „konstruiert“. n Schließlich müssen wir damit rechnen, dass viele Autoren auch in ihrer Sprache dokumentieren wollen, dass sie „Experten“ sind. Die Angelsachsen schreiben demgegenüber auch ihre Fachtexte wesentlich verständlicher. Sie sehen, es gibt mindestens zwei Gründe, für sich selbst dieses Tabu zu knacken und sich mit dem Thema „Verständlichkeit von Sprache“ zu beschäftigen. Wir sollten wenigstens als Autor alles Menschenmögliche dazu tun, um gutes Verstehen zu ermöglichen. Und darum wollen wir uns in den folgenden Kapiteln bemühen.
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Warum schreiben Menschen so schwer verständlich?
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Gibt es überhaupt so etwas wie „Textverständlichkeit“?
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4. Gibt es überhaupt so etwas wie „Textverständlichkeit“? Und: Wie verstehen wir Texte? Die erste Frage wird Sie (zu Recht) überraschen. Denn das ist doch das Thema dieses Buches. Sie werden sicher schon weniger überrascht sein, wenn Sie bedenken, dass juristische Texte für Juristen im Allgemeinen recht gut verständlich sind und Einführungen in Windows für Informatiker normalerweise kein großes Problem darstellen. Und auch Sie selbst werden sogar mit relativ schweren Texten Ihres Faches ganz gut zurechtkommen. Nur: Bei fachfremden Texten sieht das meistens ganz anders aus. Fazit: Es gibt keine „Textverständlichkeit an sich“. Verständlichkeit ist keine Eigenschaft von Texten allein. Ein Text, der für einen Entwicklungsingenieur bei VW leicht verständlich ist, kann für einen Mechaniker in einer Autowerkstatt sehr schwer verständlich sein und für einen Kunden der Firma total unverständlich. Eine Englischgrammatik ist für einen Lehrer möglicherweise eine hochinteressante Bettlektüre, für seine Schüler aber ein Horrortrip und ein Buch mit sieben Siegeln. Also: Textverständlichkeit hat immer auch mit dem Leser des Textes zu tun. Er muss den Text verstehen, und zwar angesichts seiner Leseziele, seiner Interessen, seiner Lesestrategien und seines individuellen Vorwissens.
Der Prozess des Textverstehens Wir wollen uns deshalb zunächst mit dem Prozess des Verstehens von Texten beschäftigen. Aber keine Angst! Sie werden dabei nicht nur eine Menge über das erfahren, was in Ihrem Kopf vor sich geht, wenn Sie Texte lesen. Sie werden sicher auch ein bisschen (Rätsel-)Spaß dabei haben. Hoffe ich …! Für den Erfolg des kleinen Experiments ist es wichtig, dass Sie zunächst die folgende Instruktion lesen und erst dann das Bild (auf der folgenden Seite) ansehen. So können Sie Ihren individuellen Verstehensvorgang am besten nachvollziehen. Alle Untersuchungen, die wir zu dem Thema durchgeführt haben, zeigen, dass die Aufnahme des Bildes durch den Betrachter ganz unterschiedlich verlaufen kann, je nachdem, wohin sein Blick zuerst fällt, welchen Leseweg er dann einschlägt, wie er das Problem, das sich ihm stellt, löst usw. n Welchen Leseweg gehe ich: Wie gehe ich vor? Wohin blicke ich zuerst? Wohin dann? n Wo stoße ich auf eine Verständnisschwierigkeit? Wie entsteht sie? n Wie löse ich das Problem? Also: nicht einfach das Bild ansehen! Sondern versuchen, die Verstehensabläufe zu registrieren!
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Gibt es überhaupt so etwas wie „Textverständlichkeit“?
Abbildung 3: Beispiel für Textverstehen
Mein Leseweg verlief folgendermaßen: Ich habe zuerst den Text links gelesen („Du schwarz“). Der sofort ins Auge fallende farbliche Unterschied der beiden Figuren und die Äußerung „Du schwarz“ rufen im Gedächtnis automatisch das Schema „Farbe“ auf. (Das Wort „Schema“ erläutere ich genauer auf Seite 22). Wenn der Schwarze sagt: „Ich weiß“, dann stelle ich nach dem Farbschema zunächst eine Diskrepanz fest; denn der Schwarze ist offensichtlich nicht „weiß“. Ich kann somit keinen Sinnzusammenhang herstellen. Äußerung und Bild sind also unvereinbar. Das führt zur „Suche“ nach einem anderen Schema, das die Unvereinbarkeit auflösen
und Sinn herstellen könnte. Das Schema „wissen“ löst das Sinnproblem auf und führt zur Erkenntnis des „Witzes“: „Ich bin nicht weiß, aber ich weiß, dass ich – wie du sagst – schwarz bin.“ Allein die Information, die in der Zeichnung gegeben wird, führt nicht zur Lösung. Um den Witz der Zeichnung zu verstehen, müssen wir aus dem Gedächtnis Sprachwissen und Weltwissen aufrufen, um einen Sinnzusammenhang herzustellen und damit die Zeichnung zu „verstehen“. „Sprachwissen aufrufen“ heißt hier: Die Form „weiß“ kann zwei Bedeutungen haben. Das Weltwissen, das wir brauchen, lautet: „Wie spricht manch schlichter Deutscher mit einem Ausländer?“
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Gibt es überhaupt so etwas wie „Textverständlichkeit“?
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Möglicherweise verlief Ihr Leseweg ganz anders. Es kann sogar sein, dass Sie den Witz nicht gleich verstanden haben. Das zeigt, dass wir offensichtlich nicht einfach Informationen aufnehmen und sie im Gedächtnis „ablegen“. Verstehen ist ein konstruktiver Prozess, den jeder Leser individuell „gestaltet“.
Wir haben gerade gesehen: Der Vorgang ist komplizierter. Wir haben unseren Text und das Kurzzeitgedächtnis der Person, die diesen Text liest. Eine direkte Verbindung zwischen Text und Kurzzeitgedächtnis besteht nicht in dem Sinne, dass der Inhalt des Textes im Kurzzeitgedächtnis einfach abgelegt würde wie auf einer Festplatte.
Hierzu noch ein Beispiel: Versuchen Sie bitte, folgenden Satz zu lesen. Es wird Ihnen sicher gelingen!
Sondern: Ihr Kurzzeitgedächtnis verarbeitet den Text aufgrund aller Daten, die in Ihrem Langzeitgedächtnis gespeichert sind: n Ihr Vorwissen und Ihre Erfahrungen n das Interesse, mit dem Sie den Text lesen n Ihre persönlichen Ziele und Erwartungen n und schließlich die Lesestrategien, mit denen Sie den Text aufnehmen und verarbeiten. Ob Sie ihn sehr gründlich lesen, sehr „tief“ verarbeiten oder nur überfliegen wie die vielen E-Mails, die Sie täglich erhalten. Um den Text verstehen zu können, muss unser Kurzzeitgedächtnis grundsätzlich auf die Daten des Langzeitgedächtnisses zurückgreifen. Und weil dieses Langzeitgedächtnis von einer Person zur nächsten ganz unterschiedliche Daten enthält, versteht jeder Hörer oder Leser einen Text anders. Eine Person kann einen Text gut verstehen, oberflächlich verstehen, missverstehen und sogar überzeugt sein, sie hätte verstanden, auch wenn das gar nicht der Fall ist. Ob und inwieweit unser Adressat verstanden hat, können wir nie mit Bestimmtheit sagen, ganz einfach,
Text 3 „Zux Bexspxel xanx icx jexen xrixtex Buxhsxabxn exnex Saxzex duxch xin x erxetxen xnd xerxtexe dxn Sxtz xroxzdxm“.
Diesen Satz verstehen Sie, weil Sie eben nicht nur die Buchstabenfolge auf dem Papier entschlüsseln, denn da steht etwas, das für sich genommen unverständlich ist. Sie verstehen ihn, weil Sie in Ihrem Gedächtnis Schemata von Wörtern und Wortfolgen gespeichert haben, die Sie konstruktiv mit dem verbinden, was auf dem Papier steht. Die landläufige Meinung zum Vorgang des Verstehens ist: Wir haben einen Text und eine Person, die diesen Text liest. Dabei wird der Inhalt des Textes automatisch im Gedächtnis der Person „abgelegt“. Wie wenn ich in den PC einen Text eingebe und dieser auf der Festplatte „abgelegt“, gespeichert wird. Das ist das so genannte „Paket-Modell“ von Kommunikation: Ein Informationspaket wird vom Sender zum Empfänger geschickt und von diesem aufgenommen.
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Gibt es überhaupt so etwas wie „Textverständlichkeit“?
weil wir nicht „in seinen Kopf hineinsehen“ können.
Eine sehr vereinfachte schematische Darstellung mag diesen Sachverhalt veranschaulichen:
Langzeitgedächtnis - Vorwissen - Interessen - Ziele - Strategien
Kurzzeitgedächtnis
Zeitungstext
Abbildung 4: Prozessmodell des Textverstehens
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Gibt es überhaupt so etwas wie „Textverständlichkeit“?
Danach ist klar, dass die verständliche Gestaltung von Texten diesen individuellen Konstruktionsprozess nur begleiten und unterstützen, ihn aber nicht herbeiführen kann. Insofern ist die Textverständlichkeit nur die eine Seite der Medaille. Aber sie ist sehr wichtig, weil eine gute Textverständlichkeit die Voraussetzung dafür ist, dass ein Hörer/Leser den Text schnell und möglichst unmissverständlich aufnehmen und verarbeiten kann.
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In diesen Wonnetagen meidet man die schönsten Wohnetagen, und selbst in der Versandabteilung beugt man sich über die Verandabrüstung. Vor allem der Talentförderung diente der Wettbewerb zur Talentwässerung durch Stauseen. Die Staubecken müssen gesäubert werden, am besten mit einem Staubwedel.
Was ist Ihnen beim Lesen aufgefallen? Hier noch ein Beispiel, das zeigt, wie beim Lesen bestimmte Schemata im Gedächtnis aufgerufen werden, die dann den weiteren Lesevorgang beeinflussen. Der folgende Text, den mir ein Student mitgebracht hat, führte dazu, dass ein Seminar ziemlich „aufgelockert“ verlief. Lesen Sie bitte den Text sehr schnell und ohne zu überlegen und registrieren Sie anschließend die auftretenden Lese-„Fehler“. Bitten Sie auch Verwandte und Bekannte, den Text (so schnell es ihnen möglich ist!!!) zu lesen. Sie werden sich alle miteinander köstlich amüsieren! … Text 4 Bindestriche bieten bei manchem Politikersatz Schreiberleichterung. Große Bilderfolge hatte der Textilingenieur mit seinen Textillustrationen zur Salonalbumserie.
Haben Sie vielleicht „Politik-Ersatz“ statt „Politiker-Satz“ gelesen? Oder „Talent-Wässerung“ statt „Tal-Entwässerung“? Wie dem auch sei: Das Lesen eines Wortes wie „Textil-Ingenieur“ ruft im Gedächtnis – wie man sagt – ein (allgemeineres) Schema auf (nämlich „alles, was mit „Textil“ zu tun hat). Dieses Schema spannt einen Erwartungsrahmen auf, der besagt, dass auch im Folgetext von „Textil“ die Rede sein könnte (da ein Text immer als zusammenhängend und sinnvoll gedacht wird). Wörter oder Sätze, die Sie anschließend lesen, werden in dieser Erwartung aufgenommen. Wenn nun – wie in diesem Text – die Erwartung durch den Text nicht erfüllt wird, muss ein anderes Schema aktiviert werden, in das der betreffende Text so eingeordnet werden kann, dass er „Sinn ergibt“. Dieses Schema ist im vorliegenden Fall das Wort „Text“ (statt „Textil“).
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Gibt es überhaupt so etwas wie „Textverständlichkeit“?
Denken Sie auch an die Erwartungen, die das Farbschema in der Abbildung 3 („Du schwarz …“) weckt. Viele Lesefehler oder Versprecher beruhen darauf, dass wir das Gelesene kaum noch wahrnehmen, weil wir aufgrund des aufgerufenen Schemas „eigentlich schon wissen, was kommt“ und deshalb nicht mehr das lesen, was genau im Text steht. Wir „pressen“ sozusagen das, was im Text steht, „in ein (häufig falsches) Schema“.
Was genau ist eigentlich ein „Schema“? Ich habe jetzt öfter den Ausdruck „Schema“ benutzt, ihn allerdings nur sehr kurz erklärt. Was haben wir uns darunter im Einzelnen vorzustellen? (Die folgende Darstellung hält sich eng an Ballstaedt u. a. 1981.) n Man muss sich das Wissen in unserem Gedächtnis als ein riesiges Netzwerk miteinander verbundener und hierarchisch geordneter Begriffe vorstellen. Eine solche Ordnung nennen wir „Schema“. Ein Schema ist ein relativ abgegrenztes begriffliches Teilsystem im Netzwerk. In diesem Teilsystem sind aufgrund von Erfahrungen typische Zusammenhänge eines Wirklichkeitsbereichs (z. B. Mode) repräsentiert. Beispiel: Jeder von uns verfügt in seinem Gedächtnis über ein Schema AUTO. In dem AUTOSchema sind alle Erfahrungen verallgemei-
nert, die wir mit diesem Gegenstand gemacht haben. So enthält das Schema „Auto“ das Wissen, aus welchen Teilen sich das Auto zusammensetzt, welche verschiedenen Autotypen es gibt, in welchen Handlungen es benutzt werden kann usw. Je mehr Erfahrungen mit Autos vorliegen, desto differenzierter ist das Schema. Ein Kfz-Mechaniker wird ein differenzierteres Auto-Schema besitzen als wir Laien. So verfügen Schüler in der Grundschule im Allgemeinen nur über sehr allgemeine und lückenhafte Schemata zum Realitätsbereich „Grammatik“, wobei Begriffe wie PARTIZIP und ATTRIBUT vielleicht als Fachwörter und als Kategorien völlig fehlen, während SprachlehrerInnen sie im Allgemeinen ziemlich vollständig besitzen. Schemata sind hierarchisch aufgebaut. Zum Beispiel enthält das Schema AUTO die Unterschemata MOTOR und STRASSE. Das Schema „Auto“ ist seinerseits in übergeordnete Schemata eingebettet, z. B. in das Schema VERKEHR oder WIRTSCHAFT. Ein Schema stellt keine „ruhende“ Wissensstruktur dar, sondern spielt eine aktive Rolle bei der Informationsaufnahme. Das Schema ruft nämlich bei der Informationsaufnahme bestimmte Erwartungen hervor. Wenn ich z. B. „Autounfall“ höre oder lese, weckt das dann im Gedächtnis aufgerufene UNFALL-Schema bestimmte Erwartungen: Tote, Verletzte, Sachschaden, Schuldfrage usw. Man sagt, das Schema enthält „Leerstellen“, die im konkreten Anwendungsfall ausgefüllt werden. Wenn Sie wissen, was ein Kochrezept ist, erwarten Sie beim Lesen eine bestimmte Anordnung des Textes, eine
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Gibt es überhaupt so etwas wie „Textverständlichkeit“?
bestimmte Reihenfolge des Ablaufs (z. B. dass beim Rezept erst die Zutaten genannt werden und dann die Zubereitung). Noch zwei „Rätselaufgaben“ zum Begriff „Schema“: Welche Schemata rufen Sie auf, um die beiden folgenden „Rätselaufgaben“ zu lösen?
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Versuchen Sie auch festzustellen, wo Sie Verstehensschwierigkeiten haben, wie Sie sie überwinden, und woran es liegt, wenn es Ihnen nicht gelingt. In einem Uniseminar haben es immerhin zwei von 70 Teilnehmern geschafft, das „Rätsel“ zu lösen. Text 7 (Lernmaterial aus einem Experiment von Bransford & Johnson)
Aufgabe 1: Text 5 Der Heuhaufen war wichtig, weil der Stoff riss. Ë1
!!! Der Pfeil und die Zahl dahinter bedeuten: „Um die Lösung zu finden, gehe zum Schlüssel im Anhang (Seite 95 ff.), und dort zu Nr. 1. Entsprechendes gilt für die folgenden Verweise in diesem Buch.
Aufgabe 2: Text 6 Der Mann sah sein Gesicht auf dem Dach. Ë2
Und welche Funktion haben Bilder beim Textverstehen? Der folgende Text ist eine Art „Rätselaufgabe“. Man versteht ihn nicht oder nicht gleich. Vielleicht schaffen Sie es, ihm einen Sinn zu geben. Übrigens auch wieder eine „dankbare“ Aufgabe für Freunde, Verwandte und Bekannte!
Wenn die Ballons platzen würden, wäre der Ton zu leise; das richtige Stockwerk wäre dann nämlich zu weit entfernt. Auch durch ein verschlossenes Fenster könnte der Schall nicht dringen, denn die meisten Gebäude sind ja recht gut isoliert. Da der gesamte Vorgang von der Erhaltung einer elektrischen Spannung abhängt, würde ein Bruch in der Mitte des Drahtes Schwierigkeiten bereiten. Natürlich könnte es der junge Mann auch mit seiner Stimme versuchen, aber die menschliche Stimme ist ja viel zu schwach für solche Entfernungen. Weiterhin könnte eine Saite am Instrument reißen; dann gäbe es keine Begleitung. Es ist klar: Bei der Verkürzung der Entfernung wäre das Risiko für ein Misslingen geringer. Am wenigsten könnte schief gehen, wenn die Beteiligten nahe beieinander wären.
Woran liegt es, dass dieser Text so schwer verständlich ist? Nun, es werden Vorgänge geschildert, die nicht zusammenpassen, die keinen rechten Sinn ergeben. Man spricht hier von mangelnder „Kohärenz“ (Sinnzusammenhang). Kohärenz ist für das Verstehen von Texten zentral. Wir werden uns mit diesem Begriff später noch ausführlicher beschäftigen.
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Gibt es überhaupt so etwas wie „Textverständlichkeit“?
n Wenn ein Ballon platzt, ist der Ton normalerweise nicht zu leise, sondern eher laut. Bereits der erste Satz des Textes scheint also keinen Sinn zu ergeben. n Auch zwischen diesem Satz und dem folgenden Stockwerk-Satz lässt sich kaum ein Sinnzusammenhang herstellen. Durch „dann nämlich“ wird eine Erklärung angedeutet, die aber nicht einsichtig ist. Denn was hat der zu leise Ton mit dem zu weit entfernten Stockwerk zu tun? Man könnte allerdings vermuten, dass der Ton der platzenden Ballons in einem bestimmten Stockwerk gehört werden soll, dass das aber wegen der zu großen Entfernung nicht möglich ist. Das heißt, wir konstruieren jetzt einen Sinn und stellen damit eine Kohärenz her, von der wir aber nicht wissen, ob sie richtig ist. Später wird sich herausstellen, dass sie falsch ist. n Der folgende Satz (verschlossenes Fenster) ist dann wieder kohärent angeschlossen. n Der nächste Satz (elektrische Spannung) ist nun wieder völlig unverständlich, und Kohärenz kann nicht spontan hergestellt werden. Bis hierher haben wir geglaubt, es gehe um den Schall platzender Ballons. Nun ist plötzlich von einer elektrischen Spannung die Rede und von einem Draht, der in der Mitte gebrochen ist. n Der folgende Satz (junger Mann) bringt wieder einen neuen Gedanken: Ein junger Mann tritt in Erscheinung, von dem so getan wird, als sei er bereits bekannt („der junge Mann“, nicht „ein junger Mann“). Wir erkennen keine unmittelbare Kohärenz zum vorhergehenden Text, wohl aber einen thematischen Zusammenhang: Es ist von
Stimme und Entfernung die Rede. Es geht also offensichtlich darum, dass ein bestimmter Ton/Schall nicht bis zu einem bestimmten Stockwerk eines Gebäudes dringen kann. n Auch zum folgenden Satz (Saite) besteht offenbar keine Kohärenz, denn es wird wieder ein Instrument als bekannt eingeführt („am“), von dem aber noch nicht die Rede war. Aber es ist immerhin von „Saite“ und „Instrument“ die Rede, die mit „Ton“ und „Schall“ zusammengebracht werden können. Bis hierher können wir kein Schema aufbauen, das alle Schlüsselbegriffe in einen vernünftigen Sinnzusammenhang bringen könnte, also Ballon, Schall, elektrische Spannung, Stimme, Instrument usw. Wir suchen nach einem Schema, aber wir finden keins. Die auf den Satz „Es ist klar“ folgenden Sätze sind nicht klar. Aber es zeigt sich, dass offenbar „die Entfernung zwischen Personen“ eine wichtige Rolle spielt. Bevor wir das Rätsel zu lösen versuchen: Die Versuchspersonen von Bransford & Johnson, die den Text einmal gelesen hatten, konnten nur etwa die Hälfte der Sätze dem Inhalt nach richtig wiedergeben. Sie stuften den Text als ziemlich unverständlich ein. Durchschnittswert: 2,3 auf einer Verständnisskala von 7 Stufen. Einer anderen Gruppe von Versuchspersonen erschien der Text gar nicht unverständlich: Einstufung: 6,1. Sie konnten auch fast alle Sätze dem Inhalt nach richtig wiedergeben. Warum? Sie hatten neben dem Text die Zeichnung erhalten.
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Gibt es überhaupt so etwas wie „Textverständlichkeit“?
Um die Frage unserer Überschrift zu diesem Kapitel zu beantworten: Ein Bild kann offensichtlich die Funktion haben, ein Schema (z. B. eine Situation) zur Verfügung zu stellen, das scheinbar sinnlose Satzfolgen sinnvoll macht. Und zwar dadurch, dass das Schema Zusatzinformationen einbringt und einen Zusammenhang aufzeigt, den der Text nicht herstellen konnte. Hier finden Sie die Lösung: Ë3.
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Welches sind die Eigenschaften gut verständlicher Texte?
5. Welches sind die Eigenschaften gut verständlicher Texte? Liebe deinen Leser wie dich selbst! (Wolf Schneider)
Wörter
Wir haben gesehen, dass die Verständlichkeit von Texten auch immer zugleich ein Problem des Verstehens von Menschen ist. Es stellt sich nun die Frage, welches denn generell die Merkmale gut verständlicher Texte sind. Versuchen Sie zunächst selbst, Merkmale schwer verständlicher Texte herauszufinden. Analysieren Sie daraufhin den folgenden Text aus der Straßenverkehrszulassungsordnung (den wir alle kennen und verstehen müssen, sofern wir einen Führerschein haben!).
Satzbau
Text 8 Die Anzeige der Geschwindigkeitsmesser darf vom Sollwert abweichen in den letzten beiden Dritteln des Anzeigebereiches – jedoch mindestens von der 50-km/ h-Anzeige ab, wenn die letzten beiden Drittel des Anzeigebereiches oberhalb der 50-km/h-Grenze liegen – 0 bis +7 vom Hundert des Skalenendwertes; bei Geschwindigkeiten von 20 km/h und darüber darf die Anzeige den Sollwert nicht unterschreiten.
Andere Eigenschaften
Notieren Sie bitte, welche Eigenschaften den Text so schwer lesbar machen: a. welche Wörter b. welche Eigenschaften des Satzbaus und c. vielleicht noch andere Eigenschaften.
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Welches sind die Eigenschaften gut verständlicher Texte?
Vielleicht haben Sie folgende Eigenschaften notiert: n ungeläufige Wörter wie „Geschwindigkeitsmesser“, „Sollwert“ „Skalenendwert“; „7 vom Hundert“; „unterschreiten“ n eine relativ abstrakte Art der Darstellung n ein langer verschachtelter Satz mit über 50 Wörtern und einer Vielzahl von Informationen n reine „Sachinformationen“, ohne dass der Leser in irgendeiner Form einbezogen würde.
Was hat sich geändert? Notieren Sie bitte, welche Eigenschaften des Ursprungstextes die Autoren verbessert haben.
Langer, Schulz von Thun und Tausch, Hamburger Psychologen, von denen ein Textverständlichkeitskonzept stammt (vgl. Langer u. a. 1993), haben den Text aus der Straßenverkehrszulassungsordnung verständlicher geschrieben:
Die Autoren nennen unter anderem folgende Eigenschaften ihres leichter verständlichen Textes: n einfache Sätze n geläufige Wörter n gut gegliedert n Verwendung eines Beispiels n kurze Sätze n anregend n übersichtlich.
Text 9 § 57 Straßenverkehrszulassungsordnung: „Um wieviel Prozent darf eine Tachometeranzeige von der tatsächlich gefahrenen Geschwindigkeit abweichen? n 1. Für den Bereich von 0 bis 20 km/h bestehen keine Vorschriften. n 2. Ab 20 km/h darf der Tachometer nicht weniger anzeigen. n 3. Für Tachometer, deren Skala bis 150 km/h reicht, gilt: Sie dürfen in den letzten beiden Dritteln des Anzeigebereiches höchstens um 7 % ihres Skalenendwertes mehr anzeigen. Beispiel: Ein Tachometer reicht bis 120 km/h. Von 40 bis 120 km/h darf er höchstens 7 % von 120 km/h (= 8,4 km/h) zu viel anzeigen. n 4. Wenn der Tachometer über 150 km/ h reicht, beginnt die 7 %-Regelung schon ab 50 km/h.“
Die Textverständlichkeitsforschung sagt: leicht verständliche Texte sind n einfach in Wortschatz und Satzbau n gut gegliedert bzw. strukturiert n kurz und prägnant und n affektiv (gefühlsmäßig) ansprechend.
Das sind noch ziemlich allgemeine, pauschale Charakterisierungen. Was bedeuten sie konkret und im Detail? In den folgenden Kapiteln wollen wir mit kleinen Texten experimentieren und auf diese Weise so weit wie möglich „spielerisch“ lernen, gut verstehbare Texte zu schreiben.
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Welches sind die Eigenschaften gut verständlicher Texte?
5.1 Benutzen Sie Wörter, die Ihre Leser verstehen Was meinen Sie? Was sind „einfache“ Wörter? Was sind „schwere“ Wörter? Wie würden Sie die folgende Liste in gut verständliche und schwer verständliche Wörter einteilen? Haus
downloaden
Fehlerauslesegerät
Atmosphäre
Sensor
booten
Ehre
Geschwindigkeitsmesser Tacho
Display
Garten
Objekt
bedürfen
Brauchtum
unter Zuhilfenahme von
Gut verständlich
analog
Schwer verständlich
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einfach. Hier handelt es sich um konkrete Wörter, die sicher jeder Deutsche kennt. Das gilt auch für ein Wort wie „Ehre“. Aber schon hier könnte man fragen: Wie gut „kennt“ „man“ dieses Wort? Und was versteht „jemand“ darunter? Was ist sein „Be-griff“ von „Ehre“? Was hat er davon „be-griffen“? Also für sich „greifbar“ gemacht? Gerade solche Wörter sind kulturell ganz unterschiedlich geprägt, und Missverständnisse können hier interkulturell zu schlimmen Folgen führen. Kennt jeder Computer-Nutzer die Ausdrücke „downloaden“, „booten“ und „Display“? Und wenn er sie „kennt“, wie genau? So, dass er sein Arbeitsziel erreicht, oder so, dass er auch die Vorgänge kennt, die sich im Rechner abspielen? Wenn wir solche Ausdrücke benutzen, müssen wir uns also fragen: Kennt mein Ansprechpartner dieses Wort überhaupt? Und wenn ja, so gut, dass ich mein Informationsziel erreiche? Wenn nicht, braucht er oder sie entsprechende zusätzliche Erklärungen? Hier ein gutes Beispiel für einen Satz, der viel zu abstrakt ist. Er stammt aus einem Prospekt einer bedeutenden Software-Firma: Text 10
Vielleicht ist es Ihnen gar nicht so leicht gefallen, die Wörter in „gut verständlich“ und „schwer verständlich“ einzuteilen. Bei „Haus“ und „Garten“ ist das noch ziemlich
Funktionales Verständnis umfasst die Fragen, mit welchen Daten welche Verfahren sinnvolle Aussagen erwarten lassen.
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Welches sind die Eigenschaften gut verständlicher Texte?
Dieser Satz ist – auch im Kontext – unverständlich. Viele Wörter dieses Satzes sind abstrakt: „funktional“, „Daten“, „Verfahren“, „sinnvoll“ usw. „Abstrakt“ heißt (nach dem Duden-Fremdwörterbuch) „vom Dinglichen gelöst“. Wir könnten auch sagen: hierarchisch zu hoch angesiedelt (wie das Wort „Möbel“ gegenüber „Stuhl“). Dass der Grad der Abstraktheit von Texten ein wichtiger Faktor der Schwerverständlichkeit ist, zeigt auch eine Untersuchung von Schmalen: Am häufigsten nannten die Versuchspersonen: „fehlende veranschaulichende Beispiele“. Beispiele sind konkret, „fassbar“, sie aktivieren die Erfahrungen und das Vorwissen des Adressaten, und sie motivieren gleichzeitig. Wolf Schneider hat gezeigt, wie aus einem aufgeblähten Fachjargon ein schlichter und gut verständlicher Text werden kann: Text 11 Im Mittelpunkt des Kongresses stehen drei Problemkreise: die technische Realisierbarkeit neuer, audio-visueller Kommunikationsmittel in ihrer jeweiligen Relation zur wirtschaftlichen Praktikabilität und zur kundenseitigen Akzeptanz.
Er vereinfacht den Text in vier Schritten: Beispielsweise werden „Problemkreise“ zu „Problemen“ oder „Fragen“. „Neue audiovisuelle Kommunikationsmittel“ zu „die Neuen Medien“. Die Nominalkonstruktionen werden aufgelöst. So wird aus „technischer Realisierbarkeit“ „was technisch machbar ist“, aus „wirtschaftlicher Praktikabilität“
wird „was die Wirtschaft praktikabel findet“, aus „kundenseitiger Akzeptanz“ „was die Kunden akzeptieren“. Die Endfassung lautet: Text 11 a Der Kongress will für die Neuen Medien klären, was die Technik kann, was die Wirtschaft will und was die Leute mögen.
Deutsche Wörter sind übrigens nicht immer verständlicher, wie das Wort „Geschwindigkeitsmesser“ zeigt. Wir benutzen hier im täglichen Umgang das Fremdwort „Tacho“, weil es geläufiger ist. Und wir sprechen selbstverständlich von „Vierzylindermotor“ und benutzen nicht den deutschen Ausdruck „Viertopf-Zerknalltreibling“. Und wir sprechen von „Mumie“, nicht von „Dörrleiche“. Das Wort „Fehlerauslesegerät“ enthält nur relativ leicht verständliche deutschsprachige Bestandteile. Als Ganzes ist das Wort ungeläufig. Es gehört der Fachsprache der Automobilindustrie an. Das Wort wird nur verstanden, wenn auch die „Sache“, also der Gegenstand und seine Funktionen bekannt sind: Das Fehlerauslesegerät wird an ein Steuergerät angeschlossen; es können dann Fehler am Auto auf einem Bildschirm angezeigt oder auf Papier ausgedruckt werden.
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Welches sind die Eigenschaften gut verständlicher Texte?
Das Wort „Veranlagung“ bedeutet alltagssprachlich „Begabung“, in der Fachsprache der Verwaltung aber „steuerliche Einschätzung“. In der Werbung spielen Fachwörter manchmal eine besondere Rolle. Wenn hier von „Airbag“, „Katalysator“ und einem „McPherson-Federbein“ die Rede ist, geht es nicht darum, dass diese Ausdrücke verstanden werden, sondern dass sie technische Qualität suggerieren, „Eindruck machen“ und darum Kaufinteresse wecken. Wörter können manchmal „unvorstellbare“ Bedeutungen annehmen: Das Wort „Unternehmen“ ist eigentlich ein leicht verständliches Wort, obwohl es – wie viele andere Wörter – mindestens zwei Bedeutungen annehmen kann, je nach Kontext: „Die Firma Siemens ist ein weltweit agierendes Unternehmen.“ Und: „Auf den Mount Everest steigen? Das ist ein waghalsiges Unternehmen.“ Was bedeutet eigentlich das Wort „Unternehmen“ in folgendem Kontext? In der Homepage eines Unternehmens lauten drei Buttons zum Anklicken:
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Versuchspersonen, denen ich die Wörter vorlegte, rätselten: Mit „Unternehmen“ könnten „größere Geschäftskunden“ gemeint sein. Gemeint ist tatsächlich: „Unser Unternehmen“, dass heißt „Wir über uns“ (die Firma stellt sich hier vor). Das Beispiel zeigt die Bedeutung des Kontextes: In welchem Zusammenhang wird ein Wort gebraucht, und ist es auch dort verständlich? Das Wort „Objekt“ zeigt, dass ein Ausdruck mehrere Bedeutungen haben kann, die erst in einem bestimmten Zusammenhang eindeutig werden (z. B. ein Grundstück; eine Antiquität, in der Grammatik eine Satzergänzung). Und selbst wenn ein Wort in einem eindeutigen Kontext steht, ist zu befürchten, dass unser Adressat die Bedeutung nicht oder nur unvollständig kennt. In unseren Erhebungen in der Schule konnten wir feststellen, dass knapp 90 % der Schüler einer 9. Klasse die Wörter „Subjekt“ und „Objekt“ nicht kannten. Wie wir bei Wörtern wie „booten“ gesehen haben, gehören auch Tätigkeitswörter zu den schwer verständlichen, weil ungeläufigen Wörtern.
Privatkunden Geschäftskunden Unternehmen
Was denken Sie? Was ist der Unterschied zwischen „Geschäftskunden“ und „Unternehmen“?
Ein Satz wie „Sie bedürfen hierzu eines Ausweises“ entstammt einem gewählteren Sprachniveau. Es geht auch einfacher: „Sie benötigen hierzu einen Ausweis.“ „Unter Zuhilfenahme eines Bohrgeräts“ lässt sich einfacher ausdrücken durch „mit einem Bohrgerät“.
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Welches sind die Eigenschaften gut verständlicher Texte?
Vermeiden Sie ungebräuchliche Wörter und Phrasen, wie sie auch in der Juristen- oder Behördensprache noch anzutreffen sind: „Das dortseits angezogene Gutachten wird für unbehelflich erachtet“ statt z. B. „Das Gutachten, das Sie angeführt haben, klärt diese Frage nicht“ („Bürgernahe Verwaltungssprache“). Ein Sonderfall (oder schon Normalfall?) sind englische Wörter in der deutschen Sprache. Einerseits werden sie häufig nicht verstanden oder falsch verstanden; andererseits fällt es schwer, sie in der deutschen Sprache „organisch“ zu verwenden: heißt es „Ich habe die Datei gedownloaded“ oder „downgeloaded“? Und ist das noch akzeptables Deutsch? Wo doch „herunterladen“ viel unproblematischer wäre?
den Slogan nicht; andere glaubten, ihn zu verstehen, hatten ihn aber missverstanden. Zum Beispiel im Sinne von „Kommen Sie herein und finden Sie wieder heraus.“ Die Firma hat heute einen deutschen Werbespruch:„Douglas macht das Leben schöner.“ Den Siemens-Spruch „Be inspired“ verstanden nur 15 % der Befragten. Übersetzungen, die geliefert wurden: „Ich bin angeregt.“ „Verzaubert sein.“ „Inspiriert sein.“ Mitsubishis „Drive alive“ soll bedeuten „Wer einen Mitsubishi fährt, entdeckt ein völlig neues Lebensgefühl.“ Nur 18 % der Probanden haben den Spruch verstanden. Übersetzungen: „Fahre ein Leben“. „In Fahrt sein“. „Die Fahrt überleben“. „Leblos-Fahrer“.
Aber auch deutsche Texte können ziemlich Abbildung 5: Beispiel für missverständliche unpräzise ausfallen, Texte wie ein Schreiben des In der Werbung werden englische Wörter Bürgermeisteramts Langenbrücken beweist und Slogans häufig aus Prestigegründen (siehe Abbildung 5). verwendet. Sie kennen vermutlich die Douglas-Werbung „Come in and find out.“ Wie die Kölner Endmark AG bei einer Umfrage unter 1104 repräsentativ ausgewählten 14- bis 49-Jährigen festellte, verstanden viele Teilnehmer
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Welches sind die Eigenschaften gut verständlicher Texte?
Synonyme („Synonyme“ sind Wörter mit gleicher oder sehr ähnlicher Bedeutung, z. B. „Lehrer“ – „Unterrichtender“ oder „rennen“ – „flitzen“). In der Schule haben wir gelernt, in einem Text nicht immer ein und dasselbe Wort zu verwenden, sondern „abwechslungsreich“ zu schreiben. Zum Beispiel: „Ich habe gestern mit meinem Anwalt gesprochen; der Jurist meinte …“. In Sachtexten ist es demgegenüber wichtig, ein und dasselbe Wort beizubehalten, denn es ist zu befürchten, dass dem Adressaten das bedeutungsähnliche Wort (Synonym) nicht bekannt ist. Denken Sie bei den Homepages von Providern usw. an Wörter wie „Anschluss-Nummer, „Anschlusskennung“, „T-Online-Nr.“. Das Thema ist für Sie besonders wichtig, wenn Sie in einer Firma beschäftigt sind, die mit Fachwortschatz arbeitet. Dort gibt es häufig Synonyme, die aber von den Nutzern in der Firma und außerhalb nicht immer verstanden werden. Denken Sie an Ausdrücke wie „Motorhaube“/„Kühlerhaube“ in der Automobil-Industrie. Wörter, die nicht ausreichend verstanden werden, führen zu Rückfragen, jedenfalls aber zu Zeitverlust und unnötigen Kosten. Die internationalen Normungsorganisationen bemühen sich deshalb um eine so genannte „Terminologie-Normung“. Sie soll den Fachwortschatz möglichst eindeutig machen und von Doppel- oder Mehrfachbenennungen befreien. Diesen Anspruch können Sie zwar nicht realisieren, aber Sie können dafür sorgen, dass
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sich die Firma auf einen einzigen Ausdruck festlegt und damit Verständnisschwierigkeiten vermieden werden. Und Sie können bewerkstelligen, dass Fachausdrücke nach Verständlichkeitsgesichtspunkten gebildet werden, z. B. „Sicherungsblech“, aber nicht „Kennlinienauslegung“.
Im Dickicht der Abkürzungen Abkürzungen bestimmen immer mehr unsere Kommunikation: PC (personal computer) und EDV (elektronische Datenverarbeitung), WFS (Wegfahrsperre) und CD (Compact Disk) oder IWF (Internationaler Währungsfonds). Wir sind allzu oft von schwer verständlichen Abkürzungen umstellt. Das gilt besonders für die Internet-Kommunikation und deren Gruppensprachen. Hier finden sich Abkürzungen wie IMO („in my opinion“) oder BTW („by the way“), die den „newbies“, den Neulingen im Internet, nicht bekannt und deswegen auch nicht verständlich sind. Ähnliches gilt für die so genannten „Smileys“: So drückt ein Smiley wie :-) ein Lächeln oder freundliche Gesinnung aus. Wir sollten unter Verständlichkeitsaspekten auf Abkürzungen verzichten, sofern wir nicht mit Sicherheit davon ausgehen können, dass unsere Adressaten sie verstehen. Ansonsten sollten wir die Abkürzungen nur benutzen, wenn wir sie (zum mindesten einmal) erklärt haben. Das genügt aber nicht. Wenn eine Abkürzung mehrfach benutzt wird, kann es sein, dass der Leser die Abkürzung nicht mehr
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präsent hat. Deshalb empfiehlt es sich, am Ende eines Printtextes ein Abkürzungsverzeichnis anzubringen. Bei digitalen Texten wird die Abkürzung über einen Link geklärt. Bei bestimmten Textsorten empfiehlt es sich, der Abkürzung und der Vollform bei Bedarf eine hinreichend ausführliche Sacherklärung anzufügen.
Nominalstil Abschließend müssen wir noch auf ein Phänomen des Wortschatzes eingehen, das erheblich zur Schwerverständlichkeit von Texten beiträgt: der „Nominalstil“ und die „Hauptwörterei“. Was ist damit gemeint? Mit „Hauptwörterei“ meine ich, dass in einem Text viele Hauptwörter verwendet werden, die aus Tätigkeitswörtern abgeleitet wurden. Diese Hauptwörter werden an Stellen verwendet, an denen Tätigkeitswörter zum leichteren und besseren Verständnis führen würden, zum Beispiel: Hauptwörterei
Verbaler Ausdruck
Das Betätigen des Lenkrads ist uns nicht gelungen
Es ist uns nicht gelungen, das Lenkrad zu betätigen
Vor dem Ersetzen der Pflanzen …
Bevor Sie die Pflanzen ersetzen …
Das Verlassen des stehenden Fahrzeugs ist verboten
Es ist verboten, das stehende Fahrzeug zu verlassen
Unter dem „Nominalstil“ verstehe ich Konstruktionen wie die folgenden: Nominalstil
Verbaler Ausdruck
Die Notwendigkeit besteht nicht mehr
Es ist nicht mehr nötig
einer Prüfung unterziehen
prüfen
eine Anpassung vornehmen
anpassen
In Augenschein nehmen
sich ansehen
In Gleis 6 hält Einfahrt der ICE 536
fährt ein
Es geht also beim Nominalstil um folgende Art von Konstruktionen: Wir verwenden ein Hauptwort und zusätzlich ein Tätigkeitswort da, wo ein Tätigkeitswort allein genügt. Man spricht hier auch vom „typischen deutschen Kanzleistil“. Man hat in Untersuchungen festgestellt: Wenn wir Tätigkeitswörter zu Hauptwörtern machen, erschwert das das Verstehen und Lernen. Umgekehrt: Wenn wir Hauptwörter verbal ausdrücken, ist das dem Verstehen und Lernen förderlich. Der Nominalstil bringt ein weiteres Problem mit sich, das für ihn kennzeichnend ist:
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Text 12 Raub ist dasjenige Delikt, das jemand durch Entwendung eines ihm nicht gehörenden Gegenstandes unter Anwendung von Gewalt oder von Drohungen gegenüber einer anderen Person begeht, sofern die Intention der rechtswidrigen Aneignung besteht.
Sehr häufig bleibt es nicht bei der Nominalisierung eines Verbs, sondern es wird noch eine Genitivphrase angehängt: „eines Gegenstandes“, „der rechtswidrigen Aneignung“. Die Konstruktion wird weiter kompliziert durch eingebettete Satzteile: „ihm nicht gehörenden“. Schalten wir gleich eine kleine Übung ein? Ersetzen Sie bitte den Nominalstil in den folgenden Sätzen durch einen verbalen Ausdruck: n Die Auslieferung der Ware durch uns erfolgt am 01. März. Ë4
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n Das Projekt soll in den nächsten Tagen zur Ausführung gelangen. Ë6
n Der Antrag kommt heute im Stadtrat zur Abstimmung. Ë7
Es gibt natürlich kein „Gesetz“: „Nominalisierungen sind verboten!“. Es gibt Fälle, bei denen nominale Ausdrücke zu kurzen und prägnanten Formulierungen führen. Aber generell ist es angebracht, sich konkret und verbal auszudrücken. Und nun noch ein rätselhaft schwerer Satz „zur Erholung“: Können Sie diesen schönen Fachjargon-Satz in gutes Deutsch übersetzen? Text 13 Das Volumen der Solanum tuberosum
n Ihre Behauptung hat sie unter Beweis gestellt. Ë5
ist umgekehrt proportional zur intellektuellen Kapazität ihrer Kultivatoren. Ë8
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Zusammenfassung „Wortschatz“ n Wir brauchen eine einigermaßen gute Kenntnis unseres Ansprechpartners, um entscheiden zu können, ob er oder sie ein Wort ausreichend versteht. Vor allem: Wir müssen uns diese Frage überhaupt erst einmal stellen! Wir dürfen nicht schreiben, wie uns „die Feder gewachsen“ ist, sondern müssen, bevor wir schreiben, immer fragen: Wer ist mein Adressat? Wie gut versteht er aller Wahrscheinlichkeit nach das, was ich da schreibe? Das gilt natürlich auch für unsere mündliche Kommunikation. n Verwenden Sie Wörter, die Ihren Adressaten geläufig sind. Wenn Sie es mit zwei oder mehreren unterschiedlichen Adressaten zu tun haben, erklären Sie ungeläufige Wörter für die Laien in Klammern oder in einer Fußnote oder noch besser in einem Glossar oder Register am Ende eines Textes oder über einen Link beim Hypertext (einem digitalen Text). n Vermeiden Sie auch Abkürzungen, so weit das möglich und sinnvoll ist. n Vermeiden Sie im Allgemeinen den Nominalstil und die Hauptwörterei, die Ihre Texte unnötig aufblähen und schwerer verständlich machen. n In der Schule haben wir gelernt, in einem Text nicht immer ein und dasselbe Wort zu verwenden, sondern „abwechslungsreich“ zu schreiben, zum Beispiel: „Gestern hat er das Gutachten abgegeben. Der Text war sehr gut verständlich.“ In Sachtexten ist es demgegenüber wichtig, ein und dasselbe Wort beizubehalten, denn es ist zu befürchten, dass dem Adressaten das bedeutungsähnliche Wort (Synonym) nicht bekannt ist. n Wenn wir für unterschiedliche Leser schreiben, stellt sich das Problem der so genannten „Mehrfach-Adressierung“. Das heißt, Sie schreiben für unterschiedliche Nutzer, die das Thema, über das Sie schreiben, unterschiedlich gut kennen. Zum Beispiel Experten auf diesem Gebiet, aber auch Laien, die davon bisher nichts oder wenig gehört haben. Sie alle haben unterschiedliches Vorwissen, unterschiedliche Leseziele und Lese-Interessen. Hier ist es erforderlich, alternative Textangebote zu machen und den Lesern Auswahlhilfen und Orientierungen anzubieten, z. B. Farb-Leitsysteme, Logos und Piktogramme, ein unterschiedliches Layout mit unterschiedlichen Schriften, aber auch zusätzliche Erklärungshilfen in einer Anmerkung oder im Glossar.
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5.2 Am besten schreiben wir unkomplizierte Sätze Was heißt das? n Nicht zu lange Sätze n Schachtelsätze vermeiden n Die Zahl der Nebensätze reduzieren n „Versteckte“ Aufzählungen verdeutlichen n „Wer oder wen???“ n Achtung beim Passiv, der „leidigen Leideform“.
Nicht zu lange Sätze Entsinnen Sie sich noch, was wir zum Vorgang des Verstehens und zum Kurzzeitgedächtnis als „Schaltstelle“ zwischen Text und Langzeitgedächtnis gesagt haben (vgl. Seite 19 und Abbildung 4 auf Seite 20)? Zum Thema Kurzzeitgedächtnis müssen wir noch ein paar Informationen ergänzen: Das Kurzzeitgedächtnis ist ein relativ kleiner „Behälter“, in den nicht beliebig viele Informationen hineinpassen. Das merken Sie spätestens dann, wenn Sie sich eine längere Telefonnummer merken müssen. Man sagt, die Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses ist eng begrenzt.
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Nun stellt sich die Frage: Wie lang darf denn ein Satz sein, damit er leicht verstanden wird? Manchmal begegnet man „Faustregeln“ wie „Sätze von 14 bis ungefähr 20 Wörtern sind noch leicht verständlich“. Solche Feststellungen sind viel zu pauschal. Eine erhebliche Rolle spielt: n wie kompliziert der Satzbau ist n wie gut verständlich der Wortschatz ist, und zwar für einen bestimmten Leser, und n wie viele Informationen in dem Satz vermittelt werden bzw. wie groß die Informationsdichte ist. Wichtig sind auch das Vorwissen des Lesers bei dem Thema und sein Lese-Interesse. Auch kurze Sätze können schwer verständlich sein, wie uns Text 10 (auf Seite 29) zeigt (der Satz der Software-Firma). Hier ist es eine abstrakte Fachsprache, die das Verständnis erschwert. Um sicher zu sein, dass unsere Sätze möglichst leicht verständlich formuliert sind, wollen wir uns das jetzt etwas konkreter ansehen.
Das ist das Grundprinzip beim Bau von Sätzen, das für alle jetzt folgenden Erscheinungsformen von Sätzen gilt: Das im Kurzzeitgedächtnis zu verarbeitende Informationspaket eines Satzes darf nicht zu groß sein. Einen Satz wie den Juristentext (Text 2 auf Seite 7) können wir uns nach einmaliger Lektüre nicht merken.
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Schachtelsätze vermeiden
Mit diesem Text karikieren Langer u. a. (1993) den schwer verständlichen deutschen Wissenschafts- und Schachtelsatzstil.
Text 14 Kompliziertheit Mein Name, welcher sich als kontradiktorischer Gegensatz zu dem soeben vorgestellten Gegenpol ergibt, subsumiert all jene stilistischen Charakteristika, die die Rezeption auf der Wort- und Satz-Ebene behindern, wobei extrem verschachtelte Satzkonstruktionen ebenso wie die multiple Verwendung von Fremd-, Fach- und sonstwie esoterischen Wörtern zu einem (nicht selten auch Prestigezwecken dienenden) hoch-elaborierten Sprachmuster auf meist hohem Abstraktionsniveau beitragen.
Der Satz enthält 57 Wörter, darunter einige wenig geläufige Fach- und Fremdwörter. Diese Wörter sind wiederum mit Beifügungen wie „kontradiktorischer“, „soeben vorgestellten“ versehen. Der Satzbau ist komplex durch eingeschobene Nebensätze und einen Satzanschluss, in den noch ein Klammerausdruck eingefügt ist. Das Problem ist: Der Satzteil „Mein Name subsumiert bestimmte stilistische Charakteristika“ kann nicht als Gesamtgedanke aufgenommen werden, weil nach dem Satzteil
längste Zeit an ihn die gesehe her Schriftsteller in t, hat m c h n. s c t u a u t n e i e einen Satz d n i nn e e W en Ende des Sat im Mund. z-Oze an d e r erbum ans wieder V m r am e n i e t i e m auftaucht, s Bi Text 15
Ein typisch deutscher Satzbauplan: Der König zog [in die [reich] [mit [bunten] Fahnen] [geschmückte] Stadt ] ein.
Ein typisch französischer Satzbauplan: Le roi entra
dans la ville
richement parée
de drapeaux multicolores.
Der König zog ein
in die Stadt
reich geschmückt
mit bunten Fahnen
Text 16 (oben) und Text 17 (unten)
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„Mein Name“ bereits der Teilsatz „welcher sich“ usw. zu verarbeiten ist. An dessen Ende haben wir möglicherweise den Satzteil „der Name“ schon wieder vergessen. Der Schriftsteller Mark Twain hat den „typisch deutschen“ SchachtelsatzSchreibstil mit folgenden Worten persifliert (siehe Text 15). Und in der Tat: Der deutsche Schachtelsatz ist berüchtigt. Er entspricht einem typischen deutschen Satzbauplan (siehe Text 16). In den Satz „Der König zog ein“ wird ein Satzteil („in die Stadt“) eingeschoben. In diesen Satzteil wiederum wird der Ausdruck „geschmückte“ eingefügt. Und zusätzlich „mit Fahnen“. Die Fahnen wiederum werden näher bestimmt durch „bunten“. Der Gesamtausdruck „mit bunten Fahnen“ wird ergänzt durch das Wort „reich“. Die französische Sprache beispielsweise verfährt hier völlig anders (siehe Text 17). Man spricht hier von einem „Abperlen“ der Gedanken. Ein solcher Satz ist im Kurzzeitgedächtnis leichter zu verarbeiten und auch zu merken. Das gilt besonders dann, wenn gleichzeitig mehrere ungeläufige Wörter in dem Satz vorkommen. Das sollten wir auch bei unseren deutschen Sätzen beherzigen: Machen Sie Schachtelsätzen den Garaus! Verwenden Sie stattdessen Satzreihungen: ein Informationspäckchen nach dem anderen! Dann kön-
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nen sogar längere Sätze leichter verständlich sein. Versuchen Sie bitte, den deutschen Satz (Text 16) zu vereinfachen, das heißt die Klammerausdrücke weitgehend zu vermeiden: Ë 9
Dem so schwer verständlichen Satz oben, mit dem sich „die Kompliziertheit“ vorgestellt hat, stellen Langer u. a. „die Einfachheit“ gegenüber: Text 18 Einfachheit Bei mir kann man alles gut verstehen. Ich mache kurze Sätze und verwende bekannte Wörter. Fachwörter werden erklärt. Und ich bringe die Sachen anschaulich, so dass sich jeder was darunter vorstellen kann. Ich rede wie ein normaler Mensch, nicht wie ein Gelehrter.
Satz 4 von Text 18 zeigt: Gute Verständlichkeit bedeutet nicht, dass wir ausschließlich sehr kurze Sätze oder gar nur Hauptsätze verwenden müssten. Das würde zu einem auf die Dauer monotonen und schwer lesbaren Staccato-Stil führen. Besser ist es, wenn kurze Sätze mit etwas längeren abwechseln. Eine meiner Studentinnen hat mir folgenden Satz als ein schönes Beispiel für die Schachtelsatz-Struktur mitgebracht:
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Welches sind die Eigenschaften gut verständlicher Texte?
Text 19 Der, der den, der den Pfahl, der auf dem Weg nach Braunschweig stand, umgeworfen hat, anzeigt, erhält eine Belohnung.
Wollen Sie mal versuchen, diesen Satz leichter verständlich zu formulieren? Einfachere Versionen des Satzes finden Sie im Anhang. Ë10
Solche „Schachtelungen“ sind auch im Bereich der Präpositionen anzutreffen (Präpositionen sind Wörter wie auf, unter, an, wegen, trotz, zufolge). Diese scheinen vermehrt in die schriftliche Alltagskommunikation einzudringen: Text 20 …, um über durch in sich vernetzte Computer gefährdete Arbeitsplätze zu referieren.
Können Sie diesen Satz schnell mal vereinfachen? Ë11
Präpositionale Klammerausdrücke werden auch in folgendem Satz verwendet: Text 21 Die Melbos AG hat mit den an die in der Notiz genannten Firmen erteilten Aufträgen nichts zu tun.
Vorbemerkung: Um unsere Kompetenz zum nutzerfreundlichen Schreiben aufzubauen, wollen wir von jetzt an einen Dreierschritt verfolgen. Das erleichtert uns die Analyse neuer Texte, aber auch die Fähigkeit, Printtexte und digitale Texte planvoll und systematisch zu schreiben. Der Dreierschritt sieht so aus: n wir analysieren einen Text (Diagnose) n wir machen uns die Strategie klar, die generell angewendet werden kann, um einen Text verständlicher zu formulieren, und n wir schreiben eine verbesserte Fassung des Textes. Diagnose von Text 21: n Versuchen Sie, den Text selber zu analysieren: Isolieren Sie zunächst die einzelnen „Gedanken“ bzw. Kernaussagen, die in dem Text enthalten sind. Und versuchen Sie dann,
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diese neu zu kombinieren, und zwar so, dass kürzere Sätze entstehen. n Welche Möglichkeiten sehen Sie, den Satz zu vereinfachen? (Verbesserungsstrategien) n Schreiben Sie eine vereinfachte Version des Satzes Ë12.
Klammerausdrücke können wir schon bei sehr kurzen Aussagen vermeiden. Ein Satz wie der folgende lässt sich einfacher formulieren, indem wir die Klammer („wo immer es geht“) entfernen: Text 22 Vermeiden Sie, wo immer es geht, Schachtelsätze und Klammerausdrücke.
Entfernen Sie jetzt die Klammer: Ë13.
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merausdrücke.“ Die Einschränkung „wo immer es geht“ zerreißt den Zusammenhang. Die Schachtelung wirkt hier wegen der Kürze des Einschubs nicht sehr lese- oder verständniserschwerend, müsste also auch nicht beanstandet werden. Aber sie zeigt eben an einem einfachen Beispiel das Prinzip. Auch zweigliedrige Verben (wie „Er baute die Heizung aus“) bilden Klammern und können das Verständnis erschweren. Das ist bei Sätzen wie dem folgenden noch relativ harmlos: Er baute die Heizung, die schon zwanzig Jahre ihren Dienst getan hatte, inzwischen aber doch öfter Probleme bereitete, aus. Besser wäre es aber auch hier, die Klammer zu verkleinern und so zu formulieren: Er baute die Heizung aus, die schon zwanzig Jahre ihren Dienst getan hatte, inzwischen aber doch öfter Probleme bereitete. Oder: Die Heizung hatte schon zwanzig Jahre ihren Dienst getan, bereitete inzwischen aber öfter Probeme. Er baute sie deshalb aus. Probleme ergeben sich in anderen Fällen: Man forderte am folgenden Tag den Künstler zum Empfang des Preises, den er …
Wolf Schneider hat das SchachtelsatzProblem auf einen einfachen Nenner gebracht: „Zusammenlassen, was zusammen gehört.“ In Text 22 gehören zusammen: „Vermeiden Sie Schachtelsätze und Klam-
Kann man sagen: „zum Empfang eines Preises fordern“? Warum nicht z. B. „einladen“? Der Satz lautet vollständig:
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Man forderte am folgenden Tag den Künstler zum Empfang des Preises, den er sich durch seine mühevolle und hervorragende Mitarbeit an diesem großen Werk mit Recht verdient hatte, auf (Duden-Grammatik). Hier wird also im ersten Teil des Satzes die Bedeutung des Verbs verdunkelt, bis der Leser am Ende des langen Satzes das zweite Glied des Verbs („auf“) zu Gesicht bekommt. In solchen Fällen ist es besser, die Verbklammer möglichst schnell zu schließen, also so zu formulieren: Man forderte am folgenden Tag den Künstler zum Empfang des Preises auf, den er sich durch seine mühevolle und hervorragende Mitarbeit an diesem großen Werk mit Recht verdient hatte.
Nebensätze Beispiel 2 Text 24 Da sich gezeigt hat, dass diese Lösung nicht zu einem befriedigenden Ergebnis führt, waren wir gezwungen, einen Ausweg zu suchen.
Versuchen Sie bitte, aus diesem Satz mit zwei Nebensätzen zwei oder drei einfachere Sätze zu machen. Isolieren Sie zuvor wieder die Kernaussagen. Ë15
Die Zahl der Nebensätze reduzieren Text 23 Der Bericht stellt fest, dass die Erfahrungen, die mit dem Gerät XY, das an die Stelle der bisherigen Konstruktion trat, gemacht wurden, günstig sind.
Diagnose von Text 23: n Versuchen Sie, den Text selber zu analysieren: Wie viele Nebensätze gibt es in dem Satz? n Welche Möglichkeiten sehen Sie, die Nebensätze zu entfernen, um den Satz zu vereinfachen? (Verbesserungsstrategie) n Schreiben Sie eine vereinfachte Version des Satzes. Ë14
Versuchen Sie jetzt, den folgenden Satz in ähnlicher Weise zu vereinfachen: Text 25 Obwohl sich herausstellte, dass er das Verbrechen nicht begangen hatte, wurde er zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt.
Gehen Sie wieder so vor: 1. Diagnose 2. Strategie(n)
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n 3. Verbesserte Version Ë16
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„Wer oder wen???“
Meine Mutter würde meine Tante sofort anrufen.
„Versteckte“ Aufzählungen verdeutlichen Text 26 Sicherheits- und Funktionseinrichtungen sind vor Indienststellung, in angemessenen Zeiträumen sowie nach Änderungen oder Instandsetzungen auf sicheren und funktionsgerechten Zustand zu überprüfen.
Wie lässt sich dieser Text vereinfachen? n Diagnose: Welche sprachlichen Eigenschaften machen den Text schwer verständlich? n Welche Strategien können wir anwenden, um ihn leichter verständlich zu schreiben? n Schreiben Sie eine leichter verständliche Fassung des Textes! Ë17
Wer ist hier Subjekt, wer Objekt des Satzes? Würde meine Mutter meine Tante anrufen oder meine Tante meine Mutter? Wenn also das Objekt des Satzes (wen?) am Anfang steht, kann der Satz leicht missverstanden werden, weil am Anfang des Satzes normalerweise das Subjekt, der Urheber der Handlung, vermutet wird. Das ist aber nicht immer der Fall (wie das Beispiel von Wolf Schneider dokumentiert):
Die verbraucherfreundliche Entwicklung der Nahrungsmittelpreise in den vergangenen Jahren
(Hier würde man den Satz normalerweise so vervollständigen: „hält an“. „Die verbraucherfreundliche Entwicklung …“ ist also Subjekt des Satzes.). Der Satz ist aber vom Autor anders geplant: der Satz endet bei ihm so:
hebt das Institut der Deutschen Wirtschaft hervor.
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Hier ist „die verbraucherfreundliche Entwicklung …“ Objekt des Satzes.
Achtung beim Passiv, der „leidigen Leideform“ Falls Sie mit der Grammatik auf Kriegsfuß stehen, hier zunächst ein paar Erläuterungen: Passivformen sind zum Beispiel „ich wurde geschlagen“, „Das Geld wird Ihnen per Brief zugeschickt“. „Die Arme wurde von ihrem Mann betrogen“. Kennzeichen von Passivformen sind also meistens eine Form von „werden“ + ein folgendes Verb, z. B. mit der Vorsilbe „ge“ oder „be“. Das Passiv hat einen schlechten Ruf. Besonders in Stil-Ratgebern. Der Unterschied zwischen Aktiv und Passiv sei der Unterschied zwischen Leben und Tod. Das Passiv soll nämlich die Verständlichkeit eines Textes erschweren. In einer Untersuchung mit 200 Testpersonen wurden aber keine bedeutsamen Unterschiede beim Verstehen festgestellt. Und in einer weiteren Erhebung mit 80 Personen wurde sogar festgestellt, dass etwas mehr Anweisungen im Passiv korrekt wiedergegeben werden konnten als aktivische. Der Grund? Schwer zu verstehen ist nur eine besondere Art von Passiv, das so genannte „umkehrbare Passiv“. Mit „umkehrbar“ sind Sätze gemeint wie „Klaus wurde von Jessica schlecht behandelt“ oder „Flocki wurde von Krümi gebissen.“ Bei diesen Sätzen könnte man sich ohne weiteres vorstellen, dass „Jessica von Klaus schlecht
behandelt wurde“ oder „Krümi von Flocki gebissen“ wurde. Solche Sätze sind schwer verständlich, weil es hier um ein Bedeutungsproblem (wer von wem?) geht, nicht um ein Problem des Satzbaus. Nicht umkehrbare Passivsätze hingegen sind leichter verständlich (z. B. „Krümi wurde von seinem Herrchen geschlagen“). Da ist der umgekehrte Fall (dass das Herrchen von seinem Hund geschlagen wurde) viel weniger wahrscheinlich. Und auch ein Satz wie „Klaus wurde vom Schicksal hart getroffen“ ist nicht in sinnvoller Weise umkehrbar. Das Passiv wird – besonders in technischen Texten – häufig verwendet, weil es als „sachgerecht“ angesehen wird. Das hat eine gewisse Berechtigung. So wird formuliert: „Anschließend wird die Schraube fest angezogen.“ In diesem Satz geht es aber um eine Aufforderung. Dementsprechend ist es hier viel besser, zu formulieren: „Ziehen Sie (bitte) anschließend die Schraube fest an.“ Also: Wo jemand etwas tun soll, bringen Sie das auch sprachlich zum Ausdruck, durch eine aktivische Form oder durch die Befehlsform („ziehen Sie“). Verwenden Sie das Passiv, wenn der Handelnde unwichtig oder nicht bekannt ist (z. B. „Bei dem Zusammenstoß der Autos wurden alle Insassen getötet“). Besonders verneinende Passivsätze und passivische Fragesätze sind schwer verständlich.
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Überhaupt sollten wir mit verneinenden Sätzen behutsam umgehen: Sie erschweren häufig das Verständnis. Zum Beispiel bei doppelter Verneinung, wie in dem folgenden Satz:
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Einfacher und verständlicher:
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Vielleicht sollten wir uns noch den Schwierigkeitsgrad unterschiedlicher Satztypen im Zusammenhang vor Augen führen. Hier ist die Rangliste (siehe Abbildung 6).
aktiver Aussagesatz
Ich komme heute.
Fragesatz
Kommst Du heute?
Passivsatz
Die Maschine wird morgen gewartet.
Negativsatz
Er kommt heute nicht.
negativer Fragesatz
Kommst Du heute nicht?
negativpassiver Satz
Die Maschine wird morgen nicht gewartet.
passiver Fragesatz
Wird die Maschine morgen gewartet?
negativpassiver Fragesatz
Wird die Maschine morgen nicht gewartet?
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Was ist eine „kontrollierte Sprache“? Wenn Sie in einer Firma regelmäßig Fachtexte schreiben, wird Sie das Thema vielleicht interessieren, denn in Zukunft wird kontrollierte Sprache bei Fachtexten eine größere Rolle spielen. Mit einer kontrollierten Sprache versucht man, vier Vorteile auf einen Schlag zu verwirklichen: die Texteigenschaft „Einfachheit“ auf wissenschaftlicher Grundlage n zu konkretisieren n zu standardisieren n maschinenlesbar n und maschinell übersetzbar zu machen (vgl. hierzu Göpferich 1998). Es geht hier um eine vereinfachte Form einer Sprache, die die Verständlichkeit technischer Texte durch Vereinfachung und strenge Normierung verbessern soll.
leicht verständliche Satzstruktur
schwer verständliche Satzstruktur
Abbildung 6: Schwierigkeitsgrad unterschiedlicher Satztypen: Rangliste
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„Kontrollierte Sprachen“ haben n einen begrenzten Wortschatz: a. den Grundwortschatz (z. B. 800 Wörter) und b. den Fachwortschatz. Die Bedeutung des Wortschatzes, seine grammatischen Formen und Verwendungsweisen sind genau festgelegt. Es werden nur die häufigsten und gebräuchlichsten Wörter aufgenommen. Ausdrücke, die leicht zu Missverständnissen führen, werden ausgeschlossen, ebenso Synonyme (ähnlich- oder gleichbedeutende Wörter) und Füllwörter (z. B. „ja“, „wohl“). n Auf der Satzebene werden bei kontrollierter Sprache nur genau festgelegte Satzbaumuster einbezogen, andere ausgeschlossen. Zum Beispiel: - Es dürfen keine langen Sätze verwendet werden: Handlungsanweisungen umfassen höchstens 20 Wörter, in Beschreibungen darf durchschnittlich einer von zehn Sätzen bis zu 25 Wörter lang sein. - Nur eine Aussage pro Satz. - Bei Instruktionen darf nur die Befehlsform verwendet werden. - Als Zeitformen sind zugelassen: Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft. Der Vorteil kontrollierter Sprachen: n Kontrollierte Sprachen sind leichter verständlich. So hat in einer Untersuchung von Nielsen schon die Verwendung einfacher und kurzer Sätze eine Textwiedergabe-Verbesserung von 27 % gegenüber einer Kontrollgruppe erbracht. n Die Zufriedenheit der Leser ist nachweisbar größer. n Das Sprachbewusstsein der technischen Autoren verbessert sich.
n Kontrollierte Sprachen sorgen für eine höhere Qualität der Ausgangstexte und sind dann optimal geeignet für Humanübersetzungen und für maschinelle Übersetzungssysteme. n Die fremdsprachigen Übersetzungen sind besser. n Die Herstellungs- und Änderungskosten von Texten und Übersetzungen können gesenkt werden und sind damit betriebswirtschaftlich von Belang. Humanübersetzungen können teilweise eingespart werden. Ein Vergleich der mittleren Übersetzungszeiten führte zu folgenden Ergebnissen (Lehrndorfer/Mangold): Sprachlich nicht kontrollierter Text
Text in kontrollierter Sprache
Verstehen des Textes
8 Minuten
1 Minute
Übersetzung des Textes
6 Minuten
2-3 Minuten
Gesamtübersetzungszeit
14 Minuten
4 Minuten
Inzwischen gibt es Tools wie MULTILINT, die es erlauben, Texte in kontrollierter Sprache zu erstellen und zu überwachen.
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Zusammenfassung „Satzbau“ n Möglichst nicht zu lange Sätze, wobei kurze und etwas längere abwechseln sollten n Nicht zu viele Informationen in einen Satz hineinpacken n Mit Nebensätzen sparsam umgehen n (Kurze) Klammerausdrücke – wenn überhaupt nötig – nur in kurzen Sätzen. n Aufzählungen sollten in Anweisungstexten isoliert und untereinander angeordnet werden n Umkehrbare Passivsätze vermeiden, ebenso verneinende Passivsätze n Verneinungen auf das Notwendige beschränken
5.3 Besonders wichtig: Unsere Texte müssen wir ordnen und gliedern Intuitiv könnte man annehmen, dass ein einfacher Wortschatz die wichtigste Eigenschaft gut verständlicher Texte sei. Untersuchungen zeigen aber, dass „Ordnung/Gliederung“ die für die Verständlichkeit eines Textes wichtigste Dimension ist. Erst dann folgt die Dimension „sprachliche Einfachheit“. Wenn Experten aufgefordert werden, ihre Texte leichter verständlich zu formulieren, tun das 84 % im Bereich „Einfachheit“, das heißt, sie ersetzen z. B. Fachausdrücke durch leichter verständliche Bezeichnungen. Sie ändern aber nicht die Struktur ihres Textes (Jucks 2001).
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Wir haben uns bisher mit einzelnen Sätzen beschäftigt und gesehen, wie man komplexe Sätze vereinfacht. In diesem Kapitel wollen wir uns mit satzübergreifenden Eigenschaften von Texten befassen. Mit Texten, die aus zwei oder mehr Sätzen, Absätzen, Abschnitten oder Kapiteln bestehen. Unter „Ordnung“ verstehe ich den Sinnzusammenhang in einem Text. „Sinnzusammenhang“ ist der entscheidende Faktor in einem Text. „textus“ heißt ja lateinisch „das Gewebte“. Wie ein Teppich durch seine zu einem Gewebe verflochtenen Fäden zusammenhält und ein in sich geschlossenes Ganzes ergibt, muss auch ein sprachlicher Text ein solches in sich geschlossenes (Sinn-) Ganzes bilden. Ergeben die Hauptüberschrift und die Unterüberschriften „vertikal“ ein sinnvolles Ganzes? Und „horizontal“: Folgt z. B. ein Satz logisch aus dem vorhergehenden? Ist der „rote Faden“ der Gedankenführung von einem Satz zum folgenden sichtbar? Von einem Abschnitt zum nächsten, von einem Kapitel zum folgenden? Oder gibt es Gedankensprünge, so dass die Sinnabfolge nicht mehr gewährleistet ist? In diesem Fall muss der Leser zeitaufwendige Suchprozesse im Langzeitgedächtnis starten, um die Beziehung zwischen den Sätzen herstellen zu können. Noch einmal: Der entscheidende Faktor in einem Text ist die Kohärenz, der Sinnzusammenhang, der an keiner Stelle reißen darf, wenn der Text vom Leser mühelos
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aufgenommen werden soll. Selbst wenn Sie die einzelnen Sätze eines Textes für sich genommen verstehen, nicht aber den Gesamtzusammenhang, gilt der Text als nicht verstanden. Ordnung kann bei einem Text auch „äußerlich“ hergestellt werden. Bei dieser äußeren Ordnung spreche ich von „Gliederung“. Gemeint ist das Layout einer Druck- oder einer Bildschirmseite. Welche Schrifttypen werden verwendet? Welche Schriftarten? Welche Abbildungen? Wie sind Text und Bild über die Seite hinweg verteilt? Wie viele Informationen befinden sich auf einer Seite? Wie sind sie angeordnet? Wie übersichtlich ist die Seite dann und wie leicht können die Informationen aufgenommen werden? Ordnung und Gliederung sind also die beiden Faktoren, die in einem Text Kohärenz schaffen. Und die Frage wird nun sein: Welche Kohärenz stiftenden Mittel gibt es? Ich zähle sie jetzt im Zusammenhang auf. Wir werden sie uns dann in den Details – wie immer, Schritt für Schritt – erarbeiten.
Ordnung Kohärenz stiftende Mittel sind n Sprachliche Ausdrücke n Zusätzliche Gedanken (Inferenzen) n Reihenfolge der Informationen (Sequenzierung) n Überschriften n Ein Thema
n Die Superstruktur eines Textes n Die Textfunktion n Hinweise zur Ordnung des Textes (Textstruktur-Kommentare) n Außertextuelle Mittel zur Herstellung von Ordnung/Kohärenz.
Die Ordnung von Texten Sprachliche Ausdrücke Text 27 Kennst Du die Universität Harvard? Sie gilt als eine der besten der USA.
Sie sehen: Die Ordnung, der Sinnzusammenhang in diesem Text (zwischen den beiden Sätzen) wird hergestellt durch die Beziehung zwischen „die Universität Harvard“ und „sie“. Das Wort „sie“ greift „die Universität Harvard“ im vorigen Satz wieder auf und stellt damit den Sinnzusammenhang mit dem vorigen Satz her. „Er“ oder „dieser“ statt „sie“ würde den Sinnzusammenhang zerstören, und es müssten Suchprozesse im Gedächtnis vollzogen werden, um eventuell doch noch einen Sinnzusammenhang herzustellen. Was aber in diesem Fall kaum gelingen dürfte. Der Texte wäre unverständlich. Text 28 Eines der schlimmsten Verbrechen wird dem 47-jährigen Düsseldorfer Rechtsanwalt J. O. vorgeworfen. Der Jurist soll die Entführung des Millionärs Aldi inszeniert und dessen Familie um sieben Millionen Mark erpresst haben.
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Wie wird Kohärenz in diesem Text hergestellt? Hier ist es der Bezug von „Rechtsanwalt“ und „Jurist“, der den Sinnzusammenhang gewährleistet. Bei beiden Wörtern geht es um dieselbe Person. Wodurch entsteht im folgenden Satz Kohärenz? Text 29 Heute Mittag haben wir Rehrücken gegessen. Wild esse ich besonders gern.
Hier geht es um eine Wiederaufnahme durch einen Oberbegriff: „Wild“ ist ein Oberbegriff von „Reh“ bzw. „Rehrücken“. In den Texten 27 und 28 wird ein Wort im ersten Satz durch ein Wort im zweiten Satz wieder aufgenommen. Das heißt, Kohärenz wird in diesen Texten durch die Wiederaufnahme eines Wortes im Folgesatz hergestellt. Wir nennen die Wörter „sie“ in Text 27 und „Jurist“ in Text 28 Proformen, weil sie für ein anderes Wort (im vorhergehenden Satz) stehen. Eine Proform ist also ein sprachlicher Ausdruck, der eine Sprachform in einem Satz oder Satzteil in dem folgenden Satz oder Satzteil wieder aufnimmt. Zum Beispiel „Ich habe das Buch gelesen. Es enthält gute Prognosen zur Zukunft unserer Wirtschaft.“ Die Sprachform „das Buch“ wird im folgenden Satz durch das Wort „es“ aufgenommen“.
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Mit Hilfe von Proformen wird Kohärenz zwischen zwei Sätzen oder Satzteilen hergestellt. Wir können jetzt also sagen: Ein Kohärenz stiftendes Mittel in Texten ist die Wiederaufnahme eines Wortes durch eine Proform. Das ist auch in folgenden beiden Texten der Fall: Text 30 Siehst du den da drüben? Der ist mein bester Freund.
„Der“ im zweiten Satz greift „den da drüben“ im ersten wieder auf. Text 31 Marlon wohnt in Berlin. Dort studiert er Medizin.
Wie wird Kohärenz in diesem Text hergestellt? („In Berlin“ wird durch „dort“ wieder aufgenommen. Kohärenz entsteht durch den Bezug von „in Berlin“ und „dort“.) Nun wird die Sache etwas komplizierter: Text 32 In Berlin wohnt Marlon. Dort studiert er Medizin.
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Wie steht es hier mit der Kohärenz? Hier ist das Wort „Marlon“ betont. Es folgt als erstes Wort „dort“, das sich aber auf „Berlin“ bezieht. Hier liegt ein Kohärenzbruch vor: Im Gedächtnis des Lesers wird aufgrund des Wortes „Marlon“ die Erwartung geweckt, es werde im Folgesatz mit „Marlon“ oder „er“ fortgefahren. Tatsächlich aber beginnt der Satz mit „dort“. Natürlich fällt es uns nicht sonderlich schwer, die Kohärenz zwischen diesen Sätzen herzustellen. Immerhin gibt es hier eine Barriere, und dieses weniger bedeutsame Beispiel verdeutlicht das Problem der Kohärenz in der Textverständlichkeit. Günstiger wäre es zu formulieren: „Marlon wohnt in Berlin. Dort studiert er Medizin.“ Oder: „In Berlin wohnt Marlon. Er studiert dort Medizin.“ Es ist also als günstig anzusehen, wenn hier eine Art „Stabübergabe“ erfolgt: Auf das letzte Wort eines Satzes folgt am Anfang des nächsten Satzes sofort das entsprechende Bezugswort (die Proform). Durch welche sprachlichen Mittel wird in folgendem Text Kohärenz hergestellt? Ë18 Text 33 Sie machte den Abwasch, reinigte die Wäsche und bügelte. Die Hausarbeit war für sie eine reine Freude. [Anmerkung von mir: Das soll vorkommen!]
Der folgende Witz aus einem Schüleraufsatz resultiert aus einem Kohärenzproblem:
Text 34 Wir gingen in den Zoo. Es waren große Affen im Käfig. Mein Onkel war auch dabei.
Wie würden Sie das Kohärenzproblem beschreiben? Ë19 Ein ähnlicher Fall in einem Brief an den Vorgesetzten: Text 35 Ich habe mich für drei Jahre zu den Soldaten verpflichtet. Jetzt werde ich Vater. Kann ich das noch rückgängig machen?
Im Deutschlandfunk konnte man vor kurzem folgenden Satz hören: Text 36 Das war unser Tipp von Rolf Winter, den Sie auch im Internet nachlesen können.
„Rolf Winter“ können wir sicher nicht im Internet nachlesen. Gemeint ist „der Tipp“, der aber von dem Wort „den“ zu weit entfernt steht. Wie interpretieren Sie die Beziehung zwischen den folgenden beiden Sätzen? Welche sprachlichen Verknüpfungsmittel würden Sie hier einfügen, um einen Sinnzusammenhang zwischen beiden Sätzen herzustellen? Text 37 Die Mutter schimpfte. Der Sohn spielte Klavier. Ë20
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Fazit: Um zeitaufwendige Suchaktionen im Gedächtnis möglichst zu vermeiden, sollten wir Zwischengedanken ausformulieren, damit Kohärenz und subjektiv Sinn entsteht.
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Übergänge von einem Satz zum folgenden sollten so klar ausgedrückt werden, dass keine Missverständnisse auftreten, wie im folgenden Text: Text 38
Also nicht:
Er kommt nicht. Er ist krank.
Hier müssen wir Kohärenz mit Hilfe unseres Weltwissens herstellen, das uns sagt, dass hier wohl eine Begründungsbeziehung vorliegt. Sicherer ist es – zumal in komplexeren Fällen – die Kohärenz sprachlich auszudrücken. Zum Beispiel
Er kommt nicht, da er krank ist.
Oder:
Er kommt nicht, denn er ist krank.
Ausformulieren empfiehlt sich, denn die Bedeutung könnte auch so zu verstehen sein:
Er legte an der Kasse 5 Euro hin. Sie wollte ihm 2,50 Euro geben, aber er weigerte sich, sie zu nehmen. Deshalb kaufte sie ihm, als sie hineingingen, eine große Tüte Popcorn.
Nach einer Untersuchung bereitete der Text den Versuchspersonen erhebliche Verstehensprobleme. Die meisten von ihnen dachten an eine Kino- oder Theaterkasse, an der „er“ 5 Euro hinlegt und die Kassiererin 2,50 Euro zurückgibt. Deshalb verwundert es, dass er sich weigert, das (Wechsel-)Geld zu nehmen und dass „sie“ (offenbar die Kassiererin und er) „hineingingen“. Des Rätsels Lösung: „sie“ ist seine Begleiterin, die ihre Eintrittskarte selbst bezahlen wollte und die ihm später dafür eine Tüte Popkorn bezahlt. Zu diesem Missverständnis führte wohl das übliche Skript (Ablauf-Schema), nach dem jemand an einer Kasse Geld hingibt und Wechselgeld zurückbekommt. Schon der Ersatz des Wortes „sie“ zu Beginn des zweiten Satzes durch „seine Begleiterin (seine Freundin, seine Frau …)“ hätte das Missverständnis verhindern können.
Er kommt nicht (in die Arztpraxis), obwohl er krank ist.
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Zusatzgedanken (Inferenzen) Gibt es eigentlich Kohärenz zwischen folgenden beiden Sätzen?
Im folgenden Beispiel sind schon mehr Zusatzgedanken und Weltwissen vonnöten, um die Sätze im Gedächtnis kohärent zu machen:
Text 39 Sie stellte den Topf auf den Herd. Als sie zurückkam, stand die Küche in Flammen.
Eigentlich stehen die beiden Sätze in keinem sinnvollen Zusammenhang. Was hat ein „Topf, der auf dem Herd steht“, zu tun mit „einer Küche in Flammen“? Ein Kind würde diesen Zusammenhang vielleicht gar nicht verstehen. Erst unser Weltwissen sagt uns, dass „sie“ den Herd angestellt hat, der sich dann erhitzte, dass irgendwelche Gegenstände Feuer fingen und irgendwann die ganze Küche in Flammen stand. Wir müssen also Zusatzgedanken in den Text einfügen, um ihn verstehen zu können. Das erschwert natürlich den Verstehensvorgang. Ein weiteres Beispiel: Text 40 „Cordelia hat mich zum Geburtstag eingeladen. Ob mein Sparschwein das aushält?“
Zusatzgedanken: Wenn man zum Geburtstag eingeladen ist, kauft man ein Geschenk. Ein Geschenk kostet Geld und muss bezahlt werden. Das Geld muss ich gegebenenfalls aus dem Sparschwein nehmen.
Text 41 Das Objekt war startbereit. Die Wissenschaftler und Generäle zogen sich zurück.
Hier ist die Kohärenz zwischen beiden Sätzen nicht sofort erkennbar. Wir müssen einen Sinnzusammenhang aufgrund unseres Weltwissens „konstruieren“. Zum Beispiel: Aus „startbereit“ folgern wir, es könne sich um ein „bewegliches“ Objekt handeln. Wenn die Wissenschaftler und Generäle sich zurückziehen, könnte es sich um ein „gefährliches“ Objekt handeln. Klarer wird der Sinnzusammenhang, wenn wir „Objekt“ durch „Rakete“ ersetzen. Aber auch dann sind die Sätze nicht kohärent. Es bedarf weiterer Zusatzgedanken. Für unser Thema ist wichtig, dass wir uns nicht darauf verlassen können, unser Adressat sei schon in der Lage, diese Zusatzgedanken selbst einzubringen. Besser ist es, wenn wir sie im nötigen Umfang sprachlich ausformulieren, wenn wir Zweifel daran haben, dass er das ohne Schwierigkeiten selbst kann.
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Reihenfolge der Informationen (Sequenzierung) Ein weiteres wichtiges Kriterium der Kohärenzbildung ist die Reihenfolge der Informationen: Informationen sollten grundsätzlich in der Reihenfolge angeordnet werden, wie der Anwender sie braucht. Also nicht: Text 42 Die abgespeicherten Fehler werden nach Einleitung der Fehleranzeige ausgegeben.
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tig sind („ohne Ihre Daten zu speichern“), erst später folgen, kann das unangenehme Folgen haben. Der vorliegende Satz sollte besser lauten: Text 43 a Wenn Sie Ihr Programm verlassen möchten, ohne Ihre Daten zu speichern, drücken Sie „ESC“.
Der folgende Text ist etwas umfangreicher. Auch hier stimmt die Reihenfolge nicht. Es geht „alles durcheinander“:
Auch nicht: Text 42 a Die abgespeicherten Fehler werden ausgegeben, nachdem Sie die Fehleranzeige eingeleitet haben.
Sondern: Text 42 b Leiten Sie die Fehleranzeige ein. Die abgespeicherten Fehler werden dann ausgegeben.
Text 44 Der Fuchs sieht aus wie ein Hund. Er lebt im Wald. Manchmal frisst er Fische. Er schläft auf dem Boden. Der Fuchs hat eine lange Schnauze. Er macht sich einen Unterschlupf in Büschen. Er frisst Kleintiere. Der Fuchs ist rot. Er fängt sich Vögel zum Fressen. Manchmal bewohnt er eine Erdhöhle. Er mag auch Obst.
Ordnen Sie bitte diesen Text. Ë21 Das Problem wird noch deutlicher bei einem Satz wie: Text 43 Drücken sie „ESC“, wenn Sie das Programm verlassen möchten, ohne Ihre Daten zu speichern.
Es gibt Anwender, die einen Satz nicht bis zum Ende lesen, sondern nur so weit, wie sie glauben, die gelesene Instruktion verstanden zu haben (im vorliegenden Fall bis „verlassen möchten“). Wenn nun Informationen, die für die Ausführung der Instruktion wich-
Denken Sie beim Schreiben bitte an folgenden Grundsatz: Gestalten Sie die Reihenfolge der Sätze, Absätze, Abschnitte und Kapitel so, wie sie den Informationserwartungen Ihrer Leser entspricht: bei Text 44 z. B. erst alle Sätze zum Aussehen des Fuchses, dann alle Sätze zum Aufenthaltsort usw. Aber auch jeder einzelne Satz weckt Erwartungen des Lesers an den folgenden Satz. Werden die Erwartungen erfüllt, bleibt der „rote Faden“ des Gedankenflusses gewahrt, erlebt der Leser den Text als folgerichtig, logisch. Er muss nicht „nachbessern“. Mit anderen
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Worten: Wir müssen an jeder Stelle des Textes den Informationsbedarf unserer Leser durch ein entsprechendes Informationsangebot bedienen. Dann ist die Sinnabfolge ungestört und der Text leicht verständlich.
Überschriften Überschriften kann man als „Zusammenfassungstexte“ bezeichnen. Sie sind ein wichtiges Element der „Ordnung“ in Texten und haben deshalb eine große Bedeutung für Verständlichkeit und Verstehen: n Die Gesamt-Überschrift gibt dem Leser einen Überblick über den Gesamttext n Unterüberschriften verdeutlichen dem Leser den thematischen Aufbau des Textes n Sie rufen ein Schema auf, das Erwartungen an den folgenden (Teil-)Text weckt n Sie ermöglichen den schnellen Zugriff auf bestimmte Textinhalte. Überschriften wirken wie Magneten, die thematisch passende Textteile „anziehen“. Texte, die durch Überschriften und Zwischenüberschriften strukturiert sind, lassen sich leichter verstehen und behalten, und Elemente solcher Texte sind im Gedächtnis leichter „wiederzufinden“. In einem Text mit Überschriften werden viel mehr Informationen aufgenommen als bei einem Text ohne Überschriften. Wie eine Überschrift einen sehr schwer verständlichen oder gar unverständlichen Text schlagartig verständlich machen kann, mögen Sie an folgendem (Rätsel-)Text erkennen. Lesen Sie ihn bitte durch, um das Thema bzw. die Überschrift zu finden. Falls
Sie die Lösung nicht finden: Sie steht im Anhang Ë22. Text 45 (Aus einem Experiment von Bransford & Johnson): Das Vorgehen ist eigentlich ganz einfach. Zuerst müssen Sie die Dinge in verschiedenen Gruppen anordnen. Natürlich kann auch ein Stapel ausreichen, denn es kommt darauf an, wie viel zu machen ist. Wenn Sie aus Mangel an Möglichkeiten woanders hingehen müssen, dann ist dies der nächste Schritt; sonst kann es losgehen. Es ist dabei wichtig, die Dinge nicht zu übereilen. Das heißt, es ist besser, zu wenige Dinge auf einmal zu tun, als zu viele. Kurzfristig gesehen mag das als nicht besonders wichtig erscheinen, aber es können leicht Komplikationen entstehen. Ein Fehler kann einen dabei teuer zu stehen kommen. Es wird Ihnen bald in Fleisch und Blut übergehen. Es ist dabei nicht vorherzusehen, ob diese Aufgabe in unmittelbarer Zukunft überflüssig sein wird, aber das kann man ja nie sagen. Wenn der ganze Vorgang abgeschlossen ist, muss man das Material wieder in verschiedene Gruppen sortieren; danach kann man sie zu ihren angestammten Plätzen tun. Irgendwann werden sie dann wieder gebraucht, so dass dann der ganze Kreislauf wiederholt werden kann.
Ein Thema Untersuchen Sie bitte den folgenden Werbetext auf seine Kohärenz hin. Ist der Sinnzusammenhang von Satz zu Satz gewahrt? Besonders vom Ende des ersten Satzes zum Beginn des neuen Satzes? Ist der Sinnzusammenhang sprachlich ausgedrückt? Gibt es also Proformen oder verbindende Wörter (z. B. „weil“, „obwohl“), die den Sinnzusammenhang verdeutlichen?
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Text 46 „Jahreswagen von Volkswagen und Audi sind begehrt. Gebaut, gefahren und gepflegt von unseren Mitarbeitern, sind sie fast wie neu. Alle Typen, alle Modelle. Oft jünger als 12 Monate, geringe Kilometerleistung, individuelle Ausstattung, interessant im Preis und sofort lieferbar.“
Text 46 ist – formal gesehen – inkohärent: Auf den ersten Satz dieses Textes folgt die Aussage „Gebaut, gefahren und gepflegt.“ Es gibt also am Beginn dieses Satzes kein sprachliches Kohärenzsignal wie „sie“ (als Wiederaufnahme von „Jahreswagen“). Dieses Signal folgt erst viel später im zweiten Halbsatz („sind sie fast wie neu“). Zwischen Satz 2 und 3 und zwischen Satz 3 und 4 gibt es überhaupt kein Kohärenzsignal. Trotzdem ist dieser Text gut verständlich, und wir haben kein Problem, Sinnzusammenhang zwischen den Sätzen herzustellen. Wie kommt das? Das liegt einmal an der „Bedeutungsnähe“ von Wörtern: „Jahreswagen“ werden natürlich „gebaut“ und „gefahren“ und können auch „gepflegt“ werden. Bei den „Jahreswagen“ gibt es auch unterschiedliche „Typen“ bzw. „Modelle“ usw. In Zusammenhang damit steht das gemeinsame Thema von Sätzen in einem Text. Das gemeinsame Thema aller Sätze dieses Textes ist „Jahreswagen (von Volkswagen und Audi)“. Fazit: Kohärenz zwischen Sätzen und Satzteilen und in Texten kann hergestellt werden
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n durch sprachliche Mittel (Proformen) n durch verbindende Wörter zwischen den Sätzen n durch Überschriften und Zwischenüberschriften n durch gedankliche, begriffliche Nähe von Wörtern und Sätzen, und das heißt durch dasselbe Thema. Das wird noch deutlicher, wenn wir uns einen anderen kurzen Text ansehen: Text 47 Die Wetterlage in Europa hat sich in den vergangenen Tagen völlig verändert. Woher soll sie von wenig Geld eine Haushaltshilfe bezahlen? Allerdings will kein Meteorologe einen Pfennig darauf verwetten, dass wir nun auch von Juni an mit Sonne rechnen können.
Wie beurteilen Sie diesen „Text“ unter Kohärenzgesichtspunkten? In diesem „Text“ haben wir scheinbare Kohärenzmerkmale (nämlich „Geld“ und „Pfennig“). Sie sind aber nicht in der Lage, Kohärenz und damit Sinn zu stiften. Der mittlere Satz macht die Sätze zu einem „UnText“, zu einem „Nicht-Text“. Warum? Weil er thematisch nicht stimmig ist. Zwischen Satz 1 und Satz 3 gibt es zwar auch keine sprachlichen Kohärenzmittel, wohl aber ein gemeinsames Thema, nämlich das „Wetter“. Was also einer Folge von Sätzen Zusammenhang, Kohärenz verleiht, ist das gemeinsame Thema.
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Warum bilden auch die folgenden Sätze keinen Text?
Ein letztes Beispiel zur thematischen Kohärenz: Text 49
Text 48 Ich habe einen alten Freund in München getroffen. Dort gibt es einen weltbekannten Hersteller von PKWs. PKWs sind nützliche Fortbewegungsmittel.
Die Steine feinden Fenster grinst Verrat Äste würgen Berge Sträucher blättern raschlig Gellen
In diesem „Text“ wird „in München“ durch „dort“ im nächsten Satz wieder aufgenommen. Und auch „PKWs“ am Ende des zweiten Satzes wird zu Beginn des folgenden fortgeführt. Formal ist also Kohärenz gewährleistet. Der Kohärenzbruch entsteht durch den Themenwechsel, der den Sinnfluss unterbricht. Es ist kein gemeinsames, alle Sätze übergreifendes Thema zu entdecken, das allen Sätzen Sinn verleihen könnte. Zusätzlich können wir aus den beiden letzten Texten folgenden Schluss ziehen: Das Thema ist der nur sprachlichen Kohärenz überlegen. Entscheidend ist der Sinn, die Bedeutung, nicht der sprachliche Ausdruck. Diese Feststellung besagt aber umgekehrt nicht, dass der sprachliche Ausdruck gering zu schätzen wäre. Um Texte leichter und schneller verstehbar zu machen, sollten wir die Beziehungen sprachlich ausdrücken. Das ist unsere Verantwortung als Autoren für die Sinnfindung unserer Leser. Denn: „Einer muss sich plagen: der Schreiber oder der Leser“ (Ursula Kals).
Tod
Ist das ein Text??? Hier gibt es keine Proformen, die Kohärenz bewirken könnten. Gibt es ein gemeinsames Thema? Was macht diese scheinbar zusammenhanglose Ansammlung von Wörtern zu einem Text? Sehen Sie sich die Wörter in diesem Text an und versuchen Sie herauszufinden, ob sie eine gemeinsame Bedeutungsnuance aufweisen, eine Gemeinsamkeit der Wortbedeutungen, die Sinnzusammenhang schafft. Ë23
Die Superstruktur eines Textes Kohärenz wird auch hergestellt durch die Superstruktur des Textes. Das ist die Struktur, die den formalen Aufbau einer Textsorte, also eines „Briefs“ oder einer „Bedienungsanleitung“ oder eines „Romans“, festlegt. Die Superstruktur ist das formale Schema, nach dem wir Texte planen und schreiben. Beispiel: Ein Brief hat die Superstruktur „Anrede – Mitteilung – Abrede“. Am Beispiel einer Patentschrift lässt sich der Begriff „Superstruktur“ besonders gut erläutern, weil eine Patentschrift in der Art der
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Informationen und deren Abfolge eindeutig und starr festgelegt ist (Göpferich 1998): 1. Verwaltungstechnische Daten 2. Patentansprüche bzw. Gesuch um Patenterteilung 3. Beschreibung der Erfindung 3.1. Einordnung der Erfindung in ein Fachgebiet 3.2. Beschreibung des Standes der Technik 3.3. Kritik am Stand der Technik 3.4. Merkmale der Erfindung unter Angabe ihrer Vorteile 3.5. Beschreibung eines oder mehrerer Ausführungsbeispiele der Erfindung mit Bezug auf die Abbildungen am Ende 3.6. Zeichnungen Abbildung 7: Superstruktur einer Patentschrift
Es geht also bei der Superstruktur um die formale Struktur einer Textsorte. Die Superstruktur ist unabhängig vom Inhalt, vom Thema (z. B. eines Briefes). Eine Superstruktur ist sozusagen eine „Platzanweisungsvorschrift“, die festlegt, wo im Text welche Textabschnitte „Platz finden“. Wir fangen in einem Schulaufsatz nicht mit dem Schlussteil an, sondern mit der Einleitung.
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Welches ist denn die Superstruktur dieses Selbstlern-Buches? n Inhaltsverzeichnis n Vorwissen/Vorerfahrungen der Leser mobilisieren n Das Problem n Die „Sache“, der Lerninhalt (z. B. „Einfachheit in Wortschatz und Satzbau“) n Zusammenfassung der Inhalte n Einordnung des Themas in größere Zusammenhänge n Lösungsschlüssel n Literaturhinweise. In Untersuchungen hat man festgestellt, dass die Einhaltung einer Superstruktur, die dem Leser vertraut ist, das Verstehen, das Behalten und die Wiedergabe von Informationen erleichtert. So wurde eine Verbesserung der Wiedergabe-Leistung eines Textinhalts um 47 % festgestellt.
Die Textfunktion Wie sieht ein Koch- oder Backrezept aus? Text 50 Zitronensoße 2 Zitronen
Mehl
Salz, Pfeffer; Öl
Knochenbrühe
2 Eidotter
Muskatnuss
Mehl mit Öl anschwitzen, mit Knochenbrühe aufgießen, abgeriebene Schale und Saft von zwei Zitronen beifügen. Nach Geschmack mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss würzen, vor dem Servieren Eidotter darunterrühren.
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Bevor wir zur „Textfunktion“ kommen: Denken wir zunächst zurück an den Ordnungsfaktor „Superstruktur“. Welches ist eigentlich die Superstruktur eines Rezepts? Ein Kochrezept hat die Superstruktur „Zutaten – Zubereitung“ (siehe Text 50). Wie werden denn die Teiltexte „Zutaten“ einerseits und „Zubereitung“ andererseits sprachlich formuliert? Welche Sprachformen werden verwendet? n Zutaten
n Zubereitung
Bei den „Zutaten“ werden einfach die zu verwendenden Produkte aufgezählt. Es wird „informiert“, welche Produkte bei dem Rezept zu verwenden sind. Es geht also um eine Informationsfunktion. Bei der Zubereitung wird an den Leser appelliert, bestimmte Dinge zu tun, z. B. „anschwitzen“ oder „aufgießen“. Es könnte z. B. dort stehen: „Schwitzen Sie das Mehl mit Öl an!“ Die sprachliche Form wäre dann die Befehlsform: „Schwitzen Sie“. Stattdessen wird – aus ökonomischen Gründen – üblicherweise der Infinitiv, die Nennform verwendet: „anschwitzen“. Ob die sprachliche Form nun die Befehlsform oder die Nennform ist – die Sprachfunktion ist in
beiden Fällen dieselbe: der „Appell“ an den Leser, etwas zu tun. Es geht hier also um die Appellfunktion von Texten. Wir sehen, dass auch die Textfunktion „ordnende“ Wirkungen hat: Erst kommen alle Sätze mit Informationsfunktion, dann alle Sätze mit Appellfunktion. Die Textfunktion ist in einer weiteren Hinsicht von großer Bedeutung. So missverstehen Gerätehersteller manchmal die Funktion von Bedienungs- oder Gebrauchsanleitungen, indem sie dem Produkt eine „Gerätebeschreibung“ beifügen, wie das in dem folgenden Beispiel der Fall ist (siehe Seite 59). Wie Kösler an diesem und einem weiteren Beispiel nachweist, taugen Gerätebeschreibungen nicht zur Inbetriebnahme und zur Bedienung von Geräten. Es sind eben „Beschreibungen“ mit Informationsfunktion. „Gebrauchsanleitungen“ aber sollen die Bedienung eines Geräts Schritt für Schritt steuern. Hier ist die Appellfunktion ausschlaggebend. Wenn die Textfunktion nicht zum Ausdruck gebracht wird, ist ein Leser häufig desorientiert. Er weiß nicht, wie ein Text „gemeint“ ist. Beispiel 1 (aus einem Reparaturleitfaden): „Batteriespannung i. O.“. Ein Mechaniker in unseren Untersuchungen sagte: „O. k. Die Batteriespannung ist also in Ordnung.“ Gemeint war aber: „Prüfen Sie bitte, ob die
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Abbildung 8: Beispiel für eine Gerätebeschreibung statt einer Anleitung (Kösler 1992)
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Batteriespannung in Ordnung ist“. Die Textfunktion muss also (sprachlich!) zum Ausdruck gebracht werden, wenn der Adressat den Text ausreichend verstehen soll.
Hinweise zur Ordnung des Textes (Textstruktur-Kommentare) Damit meine ich Hinweise, die Sie dem Leser an bestimmten „Scharnierstellen“ des Textes geben. Hinweise zum Beispiel, die klären, wie der Text „geordnet“ ist. Lassen Sie zum Beispiel nicht zwei Abschnitte einfach ineinander übergehen, sondern verdeutlichen Sie deren Unterschied. Zum Beispiel: „Wir haben bis hierher über das Thema X gesprochen. Jetzt kommen wir zu dem Thema Y.“ Oder: „Wichtig an diesem Kapitel ist, …“ Oder: „Fassen wir zusammen: …“ Es geht also um Informationen über den Text, über seinen Aufbau. Der Leser soll erfahren, wie bestimmte Textteile logisch zusammenhängen oder welche Funktion ein Abschnitt oder ein Kapitel hat.
Außertextuelle Mittel der Herstellung von Ordnung/Kohärenz Sie alle sind „Kohärenzbildner“, die nicht im Text selbst vorkommen, sondern außerhalb des Textes platziert werden, um den Text leichter durchschauen und strukturieren zu können. Zu diesen „Ordnungswerkzeugen“ gehören
n Zielangaben: Sie eröffnen Leseperspektiven und richten die Aufmerksamkeit auf bestimmte Aspekte des Textes. Sie führen auch zu einer intensiveren Beschäftigung mit dem Text und demzufolge auch zu einem besseren Behalten von Textinhalten. n Zusammenfassungen: Sie werden am Ende eines Textes oder eines größeren Textabschnitts verwendet und heben noch einmal die wichtigen Begriffe (die „Schlüsselbegriffe“) des Textes und ihre Beziehungen zueinander hervor. Damit werden diese Begriffe nicht unverbunden, isoliert im Gedächtnis gespeichert, sondern vernetzt und darum auch leichter auffindbar. Zusammenfassungen bilden die Makrostruktur des Textes ab, das heißt, die Textbedeutung in einer knappen, konzentrierten Form. n Einführungstexte: Ein „Einführungstext“ ist ein Kurztext, der dem eigentlichen Text vorgeschaltet wird. Eine Art „VorwegZusammenfassung“ allgemeinerer Art. Der Einführungstext hat die Aufgabe, das Vorwissen des Lesers zu aktivieren, so dass der Folgetext leichter aufgenommen werden kann. Der Einführungstext unterscheidet sich von einer einfachen Zusammenfassung dadurch, dass er Begriffe auf einem allgemeineren, abstrakteren Niveau darbietet (also z. B. Fotografie). Auf diese Weise können die Begriffe des Haupttextes (z. B. Kamera, Film, Stativ) leichter aufgenommen und im Gedächtnis verarbeitet werden.
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Die Gliederung von Texten (Layout) Beim Layout geht es nicht um die inhaltliche Strukturierung (das haben wir „Ordnung“ genannt), sondern um den äußerlich sichtbaren Aufbau, das heißt um die Verteilung/ Anordnung von Text und Bild auf einer Seite. Aber auch um die Typographie, also Schriftarten, Absätze usw. Ordnung und Gliederung sind natürlich nicht unabhängig voneinander: Die gute Ordnung sollte sich in der übersichtlichen Gliederung, im Layout, spiegeln. Anders gesagt: Die Gliederung ist die typographische „Übersetzung“ der Text-Ordnung. An der Typographie des Textes sollte man ablesen können, wie der Text inhaltlich aufgebaut ist. Beide – Ordnung und Gliederung – sind Kohärenzbildungshilfen. Sie helfen dem Leser, den Sinn des Textes optimal aufzunehmen und zu verarbeiten. Den folgenden Text haben wir schon früher geordnet. Jetzt sollten wir ihn gliedern, und zwar so, dass die „gute Ordnung“ auch im Layout sichtbar wird. Text 51 Der Fuchs sieht aus wie ein Hund. Er lebt im Wald. Manchmal frisst er Fische. Er schläft auf dem Boden. Der Fuchs hat eine lange Schnauze. Er macht sich einen Unterschlupf in Büschen. Er frisst Kleintiere. Der Fuchs ist rot. Er fängt sich Vögel zum Fressen. Manchmal bewohnt er eine Erdhöhle. Er mag auch Obst.
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Gliedern Sie bitte den Text! So, dass er übersichtlich ist: mit Überschriften, Absätzen usw. Ë24
Der folgende Text aus einem Biologieschulbuch ist ungegliedert, unstrukturiert und darum schwer zu lesen und zu lernen. Es müssen viele Einzelheiten „auf einem Haufen“ registriert und gemerkt werden. Wenn Sie den Text gut gliedern, erhalten Sie ein übersichtliches „Bild“, das leicht überschaut und aufgenommen werden kann. Gehen Sie folgendermaßen vor: 1. Analysieren Sie die „Ordnung“ des Textes: Welches ist das Gesamtthema? Welches sind die Unterthemen? 2. Finden Sie auf der Basis von 1 eine Gesamtüberschrift und Unterüberschriften. Die Lösung finden Sie, wie immer, im Anhang Ë25
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Text 52 „Wasserflöhe besiedeln fast alle Arten von Gewässern. Tiefe Seen und Teiche werden ebenso bevorzugt wie flache Wassergräben. In schnell fließenden Gewässern können sie sich jedoch nicht halten. Verschiedene Wasserfloharten suchen bestimmte arteigene Lebensräume auf. Die unterschiedlichen Färbungen stellen eine Anpassungserscheinung an den jeweiligen Aufenthaltsort dar. Wasserflöhe des freien Wassers sind glasartig durchscheinend, die der flachen Tümpel und am Boden lebenden gelblich. Bei morastigen Teichgründen erscheinen sie oft rötlich. In der Lebensgemeinschaft der Gewässer haben sie als Nahrung für Fische und andere Wasserlebewesen große Bedeutung.“
„Gliederung“/Typographie Das Aussehen einer gedruckten Seite oder einer Bildschirmseite wird maßgeblich geprägt von der Typographie, also von der Größe der Seite, von der Zahl der Absätze, der Schriftgröße, aber auch dem freien Raum. Die Typographie soll dem Leser das reibungslose Lesen der Informationen erleichtern und damit auch das Verstehen. Wir unterscheiden zwischen Makrotypographie (Layout) und Mikrotypographie (vgl. im einzelnen Göpferich 1998). Zur Makrotypographie zählen wir z. B. n das Seitenformat (z. B. das DIN-A4-Format) n den Satzspiegel n Spalten und Absätze und n die Text- und Bildverteilung.
Zur Mikrotypographie gehören z. B. n die Schriftart und der Schriftschnitt n die Schriftgröße n die Zeilenabstände n die Zeilenausrichtung und n der Zeilenumbruch.
Makrotypographie Satzspiegel Der Satzspiegel ist die Anordnung und Größe von Text und Abbildungen auf einer Seite. „Nutzfläche“ und die Größe des Papierrandes sollen in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Text- und Bildverteilung auf einer Seite: Wenn der Text das Leitmedium ist, also die Hauptinformation liefert, ist er links vom Bild oder oberhalb des Bildes zu platzieren. Entsprechend ordnen wir das Hilfsmedium (das Bild) rechts vom Text oder darunter an. Wenn das Bild das Leitmedium ist, steht es entsprechend links vom Text oder oberhalb des Textes. Das gilt jedenfalls für unsere „westlichen“ Lesegewohnheiten. Die Anordnung („oben“ wichtiger als „unten“, „links“ wichtiger als „rechts“) gilt generell für eine Bildschirmseite. Die Aufmerksamkeitsverteilung und die Wahrnehmungsrichtungen lassen sich (in unserem Kulturkreis) folgendermaßen darstellen:
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35 %
25 %
25 %
15 %
Abbildung 9: Verteilung der Aufmerksamkeit und der Wahrnehmungsrichtungen (Probst)
Nach den Gestaltgesetzen ist das SeitenDesign so zu gestalten, dass gedankliche Einheiten geschaffen werden. Was inhaltlich zusammengehört, sollte daher n möglichst nah beieinander stehen und/oder n typographisch ähnlich gestaltet sein und/oder n durch Kästen beziehungsweise Linien zusammengefasst werden. Was inhaltlich nicht zusammengehört, sollte getrennt werden durch n räumliche Trennung n Unterschiede in der typographischen Gestaltung sowie n Einsatz von Trennlinien.
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sollte – besonders bei längeren Texten – nicht mehr als 45 bis 65 Zeichen (bzw. sechs bis zehn Wörter) betragen. Ein Absatz gibt einen inhaltlich zusammenhängenden Gedankengang wieder. Er ist also äußerliches Spiegelbild des Textinhalts. Insofern hängt die Länge des Absatzes ab von der Länge des wiederzugebenden zusammenhängenden Gedankengangs. Deshalb werden die Absätze im Allgemeinen nicht extrem kurz sein (z. B. ein oder zwei Sätze). Sie sollten aber auch nicht so lang ausfallen, dass die Lesemotivation darunter leidet.
Mikrotypographie Schriftart Schriften können nach der Schriftart eingeteilt werden in Serifenschriften und serifenlose Schriften. Serifen sind die „Striche“, besonders an den „Füßen“ der Buchstaben, die serifenlose Schriften nicht aufweisen: Serifenschriften
Serifenlose Schriften
Times
Arial
Courier
Verdana
Bookman
Lucida
Abbildung 10: Schriftarten
Spalten und Absätze Für die Lesbarkeit ist es wichtig, dass die Spaltenbreite/Zeilenlänge nicht zu groß ist. Hier fällt es dem Leser schwerer, mit den Augen vom Ende einer Zeile zum Anfang der nächsten Zeile zu springen. Die Zeilenlänge
Serifenschriften sind besser lesbar als serifenlose Schriften. Allerdings gelten serifenlose Schriften als „modern“ und werden häufig aus diesem Grund verwendet. Aber auch in Tabellen, in Abbildungen und am
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Bildschirm werden serifenlose Schriften den Serifenschriften vorgezogen. Man hat in Untersuchungen festgestellt, dass die Lesegeschwindigkeit von Texten auf dem Bildschirm zwischen 20 und 30 % geringer sein kann als auf Papier, abhängig von Bildschirmgröße, Auflösung, Kontrast und Leseabstand. Und nach Untersuchungsergebnissen der Ohio State University werden Texte auf dem Bildschirm auch als grundsätzlich weniger verständlich beurteilt als die gleichen Texte in Papierform. Mit „Schriftschnitt“ meint man Strichstärke (normal, fett), Schriftbreite und Schriftlage (z. B. kursiv). Normalschriften sind am besten lesbar. Kursivschriften werden langsamer gelesen und sollten deswegen nur in kurzen Textabschnitten verwendet werden. Bindestriche in zusammengesetzten Wörtern Wörter können durch ihre Schreibung zu Missverständnissen oder gar Nichtverstehen führen. Besonders bei Silbentrennungen am Zeilen-Ende: „Urin-stinkt“ (statt „UrInstinkt“), „Konsument-scheidung“ (statt Konsum-Entscheidung). Innerhalb eines einzigen Textes sollten zusammengesetzte Wörter standardisiert verwendet werden.
n Kühlmittelpumpenwechsel (in einem Wort) n Zahnriemen-Wechselintervall (in zwei Gliedern, getrennt durch Bindestrich. Übrigens eine falsche Schreibung: es geht nicht um das „Wechselintervall“, sondern um die „Intervalle beim Zahnriemenwechsel“ oder „des Zahnriemenwechsels“). Also „Zahnriemenwechsel-Intervall“. n Kühlmittelpumpen Lebensdaueruntersuchung (in zwei Wörtern, ohne Bindestrich. Demgegenüber sollten zusammengesetzte Wörter in zwei Fällen mit einem Bindestrich versehen werden: n wenn sie unübersichtlich oder missverständlich sind: der Streikende, das StreikEnde, Askese-Ideal, Mars-Erkundung, Quartal-Ende. n wenn sie mehr als drei Bestandteile umfassen: Kühlmittelpumpen-Wechsel. Besonders in diesem Fall ist es wichtig, den Bindestrich nach Sinneinheiten zu setzen: nicht „Sauerstoff-Flaschenhalterungsbügel“, sondern „Sauerstoffflaschen-Halterungsbügel“, nicht „Dreispeichenleder-Lenkrad“, sondern „Dreispeichen-Lederlenkrad“. Am besten ist es natürlich, wenn Sie mehrgliedrige Wörter „entschärfen“: statt „Kühlmittelpumpenlebensdauer-Untersuchung“ besser: „Untersuchung der Kühlmittelpumpen-Lebensdauer“.
In den Texten einer Firma wurden folgende Varianten bei den zusammengesetzten Wörtern festgestellt:
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Worauf sollten wir beim Schreiben für den Bildschirm besonders achten? Textmenge auf dem Bildschirm (Screen density) Es sollte nicht zu viel Text auf einer Bildschirmseite präsentiert werden. Deshalb: Genügend Freiräume einbauen; sie dienen der Übersichtlichkeit und bewirken, dass nicht jede Seite wie die andere aussieht. Freiräume verhindern ein rasches Ermüden des Lesers. In einer Untersuchung führte ein übersichtliches Layout, verbunden mit einem gut verständlichen Text, zu den besten Leseergebnissen. Und das heißt: längere Beschäftigung mit dem Text und ein besseres Textverständnis.
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Zeilenabstand Bildschirm-Designer empfehlen bei einer 12-Punkt-Schrift zwischen 19 und 25 Punkt Abstand, also einen etwa 1 ½- bis 2-zeiligen Abstand. Längere Zeilen benötigen einen größeren Abstand als kurze, weil es dem Leser schwerer fällt, den Anfang der nächsten Zeile zu treffen. Zeilenumbruch Besonders für das elektronische Textdesign gilt: Der Zeilenumbruch sollte möglichst mit dem Ende einer Sinneinheit zusammenfallen. Dadurch wird die Verarbeitung der Informationen erleichtert. Das gilt besonders für schlechte Leser.
Also nicht: Text 53 Die korrekt montierten Kompletträder sind nach Abschluss der Umbauarbeiten mit den oben genannten neuen Radschrauben spannungsfrei am freihängenden Fahrzeug mit 120 Nm zu verschrauben.
Sondern (z. B.): Text 53 a Die korrekt montierten Kompletträder sind nach Abschluss der Umbauarbeiten mit den oben genannten neuen Radschrauben spannungsfrei am freihängenden Fahrzeug mit 120 Nm zu verschrauben.
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Oder noch besser (nach Textoptimierung): Text 53 b Nach Abschluss der Umbauarbeiten gehen Sie bitte folgendermaßen vor: Verschrauben Sie die korrekt montierten Kompletträder mit den oben genannten neuen Radschrauben, und zwar spannungsfrei am freihängenden Fahrzeug und mit 120 Nm.
Scroll-Bewegungen: Gescrollter Text wird langsamer gelesen und bereitet Schwierigkeiten bei der inhaltlichen Organisation. Deshalb sollten Sie versuchen, inhaltlich zusammengehörige Textteile auf eine Bildschirmseite zu bringen. Es kann dann ein jump-mode beim Scrollen verwendet werden. Bei einem jump-mode wird eine ganze Bildschirmseite auf einmal weitergesprungen. Schriftgrad: Bei einem Vergleich der Schriftgrößen 6, 8, 12 und 14 Punkt mit einer 10-Punkt-Schrift wurde (bei Printtexten) festgestellt, dass letztere um ca. 6 % schneller gelesen wurde als die anderen Schriftgrade. Für den Bildschirm sind größere Buchstaben als für Print-Material erforderlich, also mindestens 12 Punkt, am besten 14 Punkt. Falls Sie Texte für Anleitungen verfassen, sollten Sie keine Schriftgrößen unterhalb von 8 Punkt verwenden! Eine 7-PunktSchrift gilt juristisch als „formaler Fehler“: „Ein Durchschnittskunde muss es ohne Lupe lesen können“, hat das Landgericht München festgelegt. Eine 7-Punkt-Schrift sei für „Kleingedrucktes“ zu klein.
Schriftbreite: Schmale Schriften werden schneller gelesen als breite. Schriftlage: Kursive Schriften sind vermutlich auch auf dem Bildschirm schwerer lesbar als normale Schriften. Sie sollten deshalb nur für sehr kurze Texte oder Hervorhebungen verwendet werden. Blinkende Wörter ziehen die Aufmerksamkeit sofort auf sich und lenken stark ab. Deshalb sollten sie selten eingesetzt werden. Zum Beispiel zur Signalisierung von Gefahr: „ACHTUNG!“, „VORSICHT!“ Schriften vor Hintergrund: Ein ungünstiger Kontrast kann die Leserlichkeit erheblich beeinträchtigen. Vermeiden Sie zu dunkle Farben. Ein zu geringer Kontrast zu den Buchstaben beeinträchtigt das Lesen. Also:
Nicht so!
Sondern so!
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Zusammenfassung „Ordnung/Gliederung“ Der entscheidende Faktor in einem Text ist die Kohärenz, der Sinnzusammenhang, der an keiner Stelle reißen darf, wenn der Text vom Leser mühelos aufgenommen werden soll: Ergeben die Hauptüberschrift und die Unterüberschriften „vertikal“ ein sinnvolles (hierarchisch geordnetes) Ganzes? Und „horizontal“: Folgt z. B. ein Satz logisch aus dem vorhergehenden? Ist der „rote Faden“ der Gedankenführung von einem Satz zum folgenden sichtbar? Von einem Abschnitt zum nächsten, von einem Kapitel zum folgenden? Oder gibt es Gedankensprünge, so dass die Sinnabfolge nicht mehr gewährleistet ist? Schaffen Sie in Ihren Texten „Ordnung“ durch n einen kurzen Einführungstext n Zielangaben n Zusammenfassungen nach jedem größeren Abschnitt oder am Ende des Textes n sprachliche Mittel (z. B. Proformen) n Sequenzierung („logische“ Abfolge der Informationen) n Vermeiden gedanklicher, thematischer Sprünge n Überschriften und Zwischenüberschriften n die Beachtung der Textfunktion und n der Superstruktur der Textsorte n Hinweise zur Ordnung des Textes (Textstruktur-Kommentare). Ordnung kann bei einem Text auch „äußerlich“ hergestellt werden. Diese äußere Ordnung haben wir Gliederung genannt. Gemeint ist das Layout einer Druck- oder einer Bildschirmseite. Schaffen Sie ein optimales Layout: a) in der Makrotypographie: - Nutzfläche und Papierrand in ein ausgewogenes Größenverhältnis bringen - Leitmedium links oder oben, Hilfsmedium rechts davon oder darunter - Gedankliche Einheiten auch im Layout zusammenfassen und „zum Ausdruck bringen“ - Spaltenbreite nicht zu groß b) in der Mikrotypographie: - Für Printtexte möglichst Serifenschriften, für den Bildschirm aber serifenlose Schriften verwenden. Und dabei weitgehend Normalschriften - Missverständnisse beim Zeilenwechsel vermeiden durch „Bindestrich-Management“. Zusammengesetzte Wörter mit mehr als drei Bestandteilen vermeiden oder mit Bindestrichen versehen Speziell bei Bildschirmtexten: n Bildschirmseiten nicht überladen n Mindestens 12-Punkt-Schriften. Eher schmale Schriften (wie Arial narrow) n Ausreichender Zeilenabstand n Zeilenumbruch möglichst nach Sinn- bzw. Satzteil-Einheiten n Inhaltlich zusammengehörige Texte möglichst auf eine Seite. Scrollen vermeiden n Dunkle Hintergründe vermeiden.
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5.4 In der Kürze liegt die Würze Eine dritte Dimension verständlicher Texte ist „Kürze/Prägnanz“. „Kürze/Prägnanz“ hat nichts mit kurzen Sätzen zu tun, wie manchmal vermutet wird. „Kürze/Prägnanz“ bedeutet: Texte dürfen keine überflüssigen Informationen enthalten, also Informationen, die vom Thema wegführen, die vom Thema abschweifen. Text 54 (aus Langer u. a. 1993) Was ist „Raub“? Ja, Raub, das darf man nicht machen. Raub ist ein verbotenes Verbrechen. Man darf es nicht mit Diebstahl verwechseln. Diebstahl ist zwar auch ein Verbrechen, aber Raub ist doch noch etwas anderes. Angenommen, jemand raubt etwas. Was heißt das? Das heißt: Er nimmt einem anderen etwas weg, was ihm nicht gehört, um es für sich zu behalten. Das ist natürlich nicht erlaubt. Jetzt muss aber noch etwas hinzukommen: Während der Verbrecher die Sache wegnimmt, wendet er Gewalt an gegenüber dem anderen. Zum Beispiel: Er wirft ihn einfach zu Boden oder er schlägt ihn bewusstlos, dass er sich nicht mehr wehren kann. Es kann aber auch sein, dass er nur droht, dem anderen etwas anzutun. Auch dann ist es Raub, und der Mann (oder die Frau) wird wegen Raubes bestraft.
Im Folgenden ein Beispiel aus der Broschüre „Bürgernahe Verwaltungssprache“. Die überflüssigen Passagen in der linken Spalte habe ich durchgestrichen:
Text 55 statt so
besser so
Ihr oben genanntes Schreiben, in dem sie ausführen, dass …, habe ich dankend erhalten.
Ihren Antrag, Sie vom 1. März 2004 an von der Rückzahlungsverpflichtung freizustellen, muss ich leider ablehnen.
Ich lehne Ihren Antrag auf Freistellung von der Rückzahlungsverpflichtung ab dem 01.03.2004 ab. Danach war zu entscheiden wie geschehen.
Beispielsweise ist es überflüssig, darauf hinzuweisen, dass ich den Brief erhalten habe. Ich könnte ja sonst den Antrag nicht ablehnen. Allerdings sollte ein Dank für den erhaltenen Brief wohl nicht fehlen. Auch die DIN-Vorschriften fordern: Die Benutzer-Informationen sollen sich auf das Wesentliche beschränken und nicht weitschweifig sein. Andererseits: Texte sollten aus folgenden Gründen auch nicht zu kurz gefasst sein: n Der Text muss eventuell mangelndes Vorwissen des Adressaten ausgleichen. Er wird dadurch zwangsläufig länger. Wenn es z. B. in einer Reparaturanleitung heißt: „Batteriespannung i. O.“, dann kann das zu kurz formuliert sein. Einige Mechaniker haben dann auch gesagt: „Gut, die Batteriespannung ist also in Ordnung.“
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Gemeint war aber: „Prüfen Sie bitte, ob die Batteriespannung in Ordnung ist!“ Also keine Informationsfunktion, sondern eine Appellfunktion, eine Aufforderung. Für manche Leser wäre es gut, auch noch die Voltzahl anzugeben, also so zu formulieren: „Prüfen Sie bitte, ob die Batteriespannung mindestens 12 Volt beträgt.“ n Beim Abfassen eines Textes sollte auch die affektive Komponente nicht zu kurz kommen, auch wenn der Text dadurch etwas länger wird (vgl. „Die Gefühle sind immer dabei“, siehe unten). Das Textmerkmal „Kürze“ gilt also nicht absolut, sondern ist in Abhängigkeit von anderen Formulierungsanliegen flexibel einzusetzen.
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„Dieses Merkmal bezieht sich auf anregende ¸Zutaten‘, mit denen ein Schreiber oder Redner bei seinem Publikum Interesse, Anteilnahme, Lust am Lesen oder Zuhören hervorrufen will. Zum Beispiel: Ausrufe, wörtliche Rede, rhetorische Fragen zum ‚Mitdenken‘, lebensnahe Beispiele, direktes Ansprechen des Lesers, Auftretenlassen von Menschen, Reizwörter, witzige Formulierungen, Einbettung der Information in eine Geschichte.“ Die Autoren stellen einen „sachlichen“ Text einem Text mit „anregenden Zusätzen“ gegenüber: Text 56 Nicht-anregende Fassung
5.5 Die Gefühle sind immer dabei (die „affektive“ Komponente) „Kurz und knapp“ und „sachlich“ lautet häufig die Devise. Besonders vielleicht bei manchen Technikern und Ingenieuren. Aber, wie es die Überschrift verrät: Die Gefühle sind immer dabei, und sie sollten auch „zum Ausdruck kommen“. Unter dem Stichwort „affektive Komponente“ werden mehrere Gesichtspunkte zusammengefasst, die die Gefühle des Lesers/Lerners, aber auch Aspekte der Motivation bzw. des Interesses betreffen.
Jemand nimmt einem anderen etwas weg. Er will es behalten, obwohl es ihm nicht gehört. Beim Wegnehmen wendet er Gewalt an oder er droht dem anderen, dass er ihm etwas Schlimmes antun werde. Dieses Verhalten (Wegnehmen mit Gewalt oder Drohung) heißt Raub. Raub wird mit Gefängnis bestraft.
In dem Konzept von Langer, Schulz von Thun und Tausch wurden unter dem Stichwort „Anregende Zusätze“ folgende Eigenschaften zusammengefasst:
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Text 56 a Anregende Fassung Nimm an, du hast keinen Pfennig Geld in der Tasche. Aber was ist das? Da geht eine alte Dame mit ihrer Handtasche über die Straße. Du überlegst nicht lange: Einkräftiger Schlag auf den Arm, und schon bist du mit der Tasche auf und davon. „Haltet den Dieb!“, ruft die Dame, weil sie es nicht besser weiß. Richtiger müsste sie rufen: „Haltet den Räuber!“, denn wenn man dabei Gewalt anwendet oder Drohungen ausstößt, dann ist es Raub. Und wie endet die Geschichte?
(Zinsen) sind natürlich „noch besser“ als Schokolade. n Vordergründig werden nur Informationen (Fakten) geschildert, unterschwellig aber wird (auf der Ebene der Textfunktion) ein Appell formuliert: „Legen Sie Ihr Geld gewinnbringend an!“ Ein weiteres Beispiel für diskrepante und damit Interesse weckende Informationen liegt in folgendem Werbeprospekt vor:
Nun, wie meistens: im Knast.
Ein Beispiel für „zusätzliche Stimulanz“ in der Werbung:
Abbildung 12: Beispiel für „diskrepante“ Werbeanzeigen
Die Aussage „Es gibt keinen Weihnachtsmann!“ ist unerwartet und überraschend, weil einerseits kein Erwachsener behaupten würde, dass es ihn gibt, andererseits aber alle vom Weihnachtmann reden und Kinder auch daran glauben.
Abbildung 11: Beispiel für „affektive“ Werbung
Bei dieser (gelungenen) Zeitungsanzeige werden didaktische Elemente mit psychologischen geschickt verbunden: n „Wieder nur Schokolade im Türchen?“ knüpft an beim (vertrauten und äußerst positiv empfundenen) Vorwissen der allermeisten Leser (Adventskalender). n Zugleich wird ein psychologisch bedeutsamer Konflikt, eine Diskrepanz, erzeugt: „nur“ Schokolade? Die Antwort: 4,50 %
Die Diskrepanz wird aufgelöst durch den folgenden Satz in dem Prospekt:
Ein gedanklicher Konflikt wird auch geweckt, wenn Sie einen bewussten Kohärenzbruch vollziehen. So habe ich neulich in einer E-Mail geschrieben: „Ich habe meinen Kollegen auf dem Handy angerufen, in der Erwartung, er befinde sich an seinem Schreibtisch. Er war aber außer Atem, und zwar auf der Piste im Skiurlaub …“ So kann
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man Texte „sprachspielerisch“ interessanter gestalten. Interesse weckend sind auch „Identifikationsangebote“ wie gemeinsame Erfahrungen oder die Einführung von Personen, die ein besonderes Maß an Sympathie wecken. Wie der kleine Pierre in unserer Französischgrammatik (auf Seite 77). Die Werbung hat – wie wir schon gesehen haben – die Gefühle längst entdeckt: „die zarteste Versuchung“ und „das grüne Band der Sympathie“ und „die Liebe zum Automobil“ sprechen für sich. Ansonsten ist das Thema „Emotion/Gefühle“ in mehrfacher Hinsicht belastet, wenn nicht gar tabuisiert: n In der Wirtschaft sind Leistung und Effizienz gefragt. Die Beschäftigung mit Gefühlen hat dort keinen Platz, auch nicht in den Texten. n In den Wissenschaften gehört das Thema „Gefühle“ seit langem nicht mehr zu einem privilegierten Diskussionsgegenstand. Auch wenn eine „emotionale Wende“ ausgerufen wurde und zahlreiche Publikationen ein Umdenken in Gang setzen (z. B. Golemans „Emotional Intelligence“). n Ein Gleiches gilt für die Bildungskontexte.
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Die Erkenntnisse der Neurobiologie Die hirnbiologische Forschung der letzten Jahre hat auch das Thema „Emotion“ stärker in den Mittelpunkt gerückt. Sie bestätigt: Eine ausschließlich „rationale“ Sprachaufnahme und Sprachverarbeitung ist eine Fiktion.
Wer mehr wissen will: Das liegt schlicht an unserer neurologischen Ausstattung: Daten, die wir über unsere Sinnesorgane aufnehmen, werden nicht allein in den Neo-cortex, unser „rational“ verarbeitendes Gehirnareal, weitergeleitet, sondern auch in den Mandelkern, den Teil des limbischen Systems, der für unsere Gefühle zuständig ist. „Rational-“ und „Emotionalgehirn“ arbeiten interaktiv zusammen. Oder schlichter: Fühlen und Denken („unsere zwei Seelen“, „Kopf und Herz“; Goleman) sind eng ineinander verwoben. Also: „Emotionen – mehr als Hintergrundmusik!“ (Höhler). Mehr noch: Es kann sein, dass das limbische System auf bestimmte Reize zuerst reagiert, noch bevor der Neocortex eingeschaltet wird. Dann kommen rationale Überlegungen erst gar nicht zum Zuge. Das impulsive Gefühl blockiert das Denken. Und das gilt nicht nur für emotionale Extremsituationen. Der Mandelkern wird gesehen als eine Art „psychologischer Wachposten, der jede Sekunde der Erfahrung, jede Situation, jede Wahrnehmung kritisch prüft, der aber nur eine Frage im Sinn hat, die allerprimitivste: Ist das etwas, das ich nicht ausstehen kann, das mich kränkt, das ich fürchte? Falls ja, reagiert der Mandelkern augenblicklich, wie ein neuraler Stolperdraht, und schickt eine Krisenbotschaft an alle Teile des Gehirns“ (Goleman).
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Welches sind die Eigenschaften gut verständlicher Texte?
In der Fremdsprachenforschung wurde hier von einem „affective filter“ gesprochen, der alle eingehenden Informationen daraufhin überprüft, welche Gefühle sie auslösen, bevor sie zur „rationalen“ Verarbeitung freigegeben werden.
Es ist danach einleuchtend, dass auch Texte nicht „rein rational“ aufgenommen werden, sondern immer durch die „affektive Brille“: n Ist der Text interessant oder langweilig? n Ist er für mich persönlich wichtig oder bedeutungslos? n Ist er gut oder schlecht verständlich? n Ist er auch im Layout attraktiv aufgemacht? n Welche Beziehung definiert der Autor zu seinem Adressaten? (dazu gleich mehr). Es spricht also viel dafür, dass wir unsere Texte in besonderer Weise gestalten: n Ausgehen vom vermutlichen Vorwissen unserer Leser n Alle genannten Eigenschaften der Textverständlichkeit berücksichtigen n soweit das akzeptabel ist, den Leser persönlich ansprechen und n seine Gefühle berücksichtigen, und schließlich n unsere Beziehung zu unserem Leser definieren.
Die „Vierseitigkeit“ der Kommunikation und die Beziehungsdimension Auch die Psychologie weiß, dass es eine „reine Sachinformation“ nicht gibt. Jede Äußerung hat immer vier Seiten (Schulz von Thun):
Appell Sachinhalt Äußerung Beziehung
Selbstkundgabe Abbildung 13: „Vierseitigkeit“ der Äußerung
n Die Sachseite, das, was ich „eigentlich“ mitteilen will n Die Selbstkundgabeseite, auf der ich – ob ich mir dessen bewusst bin oder nicht – etwas über mich, meine Person als Autor mitteile: über welches Wissen ich verfüge, wie verständlich ich schreibe, inwieweit ich den Leser einbeziehe usw. n Die Appellseite, mit der ich an meinen Adressaten „appelliere“, etwas zu tun. Ich habe dieses Buch geschrieben, weil ich etwas bei Ihnen, lieber Leser, bewirken will, z.B. einen Informations- bzw. Kompetenzzuwachs beim Thema „Verständlichkeit von Sprache“. n Die Beziehungsseite, auf der ich die Beziehungen zwischen mir und Ihnen als meinen Kommunikationspartnern definiere: was ich von Ihnen halte, wie ich zu Ihnen stehe. Die Beziehungsseite sagt etwas über unsere Beziehungen zueinander: Für diese Nachricht hat der Empfänger ein besonders
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Welches sind die Eigenschaften gut verständlicher Texte?
feines Ohr. Menschen haben besonders große „Beziehungsohren“ (Schulz von Thun). Um festzustellen, wie sie akzeptiert werden, ob sie von dem anderen bedroht, herabgesetzt oder freundlich, entgegenkommend behandelt werden, so dass sie sich „in Sicherheit wiegen“ können. Leider sind die Beziehungsbotschaften, die wir aussenden, häufig nicht so klar durchschaubar. Es ist manchmal schwer für den Empfänger zu sagen, ob jemand etwas wörtlich meint oder ironisch. Das hängt nicht nur von der Sprache ab, sondern (beim Sprechen) auch von Gestik, Mimik und Tonfall. Ein Beispiel: Fahrlehrer zu Fahrschüler: „Es ist wichtig, die Kupplung langsam und weich zu betätigen“ und „Lass das Kupplungspedal einfach los, das tut dem Getriebe sehr gut.“ Die erste Äußerung ist sachlich richtig. Die zweite ist sachlich falsch, aber sie ist richtig, wenn sie ironisch gemeint ist. Beide Informationen definieren zwei grundverschiedene Beziehungen zwischen Fahrlehrer und Schüler. Der zweite Satz kann eine gestörte Beziehung zwischen Fahrlehrer und Fahrschüler charakterisieren. Die zweite Äußerung könnte aber noch anders verstanden werden: Wenn der Hörer ein gesundes Selbstbewusstsein hat und der Sprecher lächelt, könnte die Botschaft auch als (gut gemeinter) Scherz aufgefasst werden und als Hilfe des Fahrlehrers. Der Hinweis auf das Lächeln des Fahrlehrers besagt, dass Hörer in einer Sprechsituation geneigt sind, Vermutungen über ihren Gesprächspartner
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anzustellen und das, was er sagt, zu interpretieren: Warum sagt er das jetzt? Welche Absichten verbindet er damit? Warum sagt er das gerade so? Wenn wir also Texte schreiben, sollten wir uns überlegen, wer unsere Leser sind, aber auch, welche Gedanken sie sich über uns und unsere Person, unsere Botschaft und unsere Absichten machen. Vier Beispiele für die unterschiedlichen Wirkungen der Beziehungsebene in Texten: Beispiel 1 Ein Vorkommnis in unseren Erhebungen war für mich ein „Eye-Opener“: Ein Mechaniker erhält einen (älteren) Anleitungstext, den er „laut denkend“ kommentieren soll: Text 57 Hinweis: Ist eine Beanstandung vorhanden und von der Eigendiagnose nicht erkannt worden, weitere Fehlersuche anhand der Störtabelle im Ordner Fehlersuche Motor durchführen.
Der Mechaniker liest den Text zweimal. Der Versuchsleiter (VL) unterbricht das laute Denken und fragt: „Sie haben das jetzt zweimal gelesen, warum?“ Proband (P): „Ja, also, eben, beim ersten Mal habe ich das nicht … äh … verstanden, weil das so ein bisschen ...“ VL: „Können Sie mal genauer sagen, wo die Schwierigkeit da liegt?“
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Welches sind die Eigenschaften gut verständlicher Texte?
P: „Ist eine Beanstandung vorhanden und von der Eigendiagnose nicht erkannt worden. So dann ‚weitere Fehlersuche anhand der Störtabelle im Ordner Fehlersuche Motor durchführen‘. Das ist alles so ’n bisschen komisch geschrieben. Also, das ist irgendwie nicht so einprägsam geschrieben. Das ist alles so geschrieben wie so ein (Pause). Weiß ich nicht. Man kann sich das nicht so schnell merken, diesen Satz. Der ist, also, weiß nicht, irgendwie nicht für Menschen geschrieben, so kommt mir das vor.“ Was der Proband hier sensibel registriert und auch einige seiner Kollegen beanstanden, ist folgende Tatsache: n Der Text ist unnötig schwer formuliert. n Besonders in wissenschaftlichen und technischen Texten geht es um die „Sache“. Die Gefühle werden ausgeklammert. Das scheint selbstverständlich zu sein. Die oben erwähnten Reaktionen des Mechanikers zeigen aber, dass diese Bewertung falsch ist: Auch relativ gut verständliche Texte können schwer verständlich sein, wenn der Leser z. B. nicht angesprochen wird, wenn seine Bedürfnisse außen vor bleiben. Wenn der Text „sach-logisch“ und nicht „psychologisch“ aufgebaut ist. Wenn er den Leser nicht einbezieht und ihn da abholt, wo er sich mit seinem Vorwissen, seinen Lesezielen und seinen Leseinteressen befindet. Das gilt für alle Textsorten, von den Werbebroschüren und Newsletters bis hin zu den „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“ (das „Kleingedruckte“). Der Text des Mechanikers könnte ja auch so formuliert werden:
Text 57 a Hinweis: Es ist offensichtlich ein Fehler vorhanden, die Eigendiagnose hat ihn aber nicht erkannt. In diesem Fall suchen Sie bitte den Fehler anhand der Störtabelle im Ordner „Fehlersuche Motor“.
Das Beispiel zeigt: Sie können Ihren Gesprächspartner auch im Rahmen eines Sachtextes persönlich ansprechen. Dadurch wird die Beziehung zwischen Ihnen positiv verändert. Denn auch für die Beziehungsseite gilt: Man kann nicht nicht kommunizieren. Sie können keine Sachinformation geben, ohne gleichzeitig Ihre Beziehung zum Ansprechpartner zu definieren, ohne etwas über sich selbst als Person preiszugeben und an den Angesprochenen zu appellieren. Wenn ich kommuniziere, dann zwangsläufig auf allen vier Seiten. Für alle vier Seiten gilt: „Man kann nicht nicht kommunizieren“ (Paul Watzlawick). Beispiel 2 Im Rahmen eines Forschungsprojekts bitten wir eine Hauptschülerin (15 Jahre), einen „typischen“ und deshalb schwierigen Grammatiktext (laut denkend) zu lernen. Sie beginnt nicht einfach, den Text zu lernen, sondern überfliegt ihn zunächst, und zwar auf vermutete Lernschwierigkeiten. Ihre Kommentare: „Is schwer.“, „Nich grad leicht.“, „Is nicht so schwer. Ich glaub’, das schaff’ ich, wenn ich noch mehr lern’.“, „Das versteh’ ich nit so richtig.“ Sie hat das Gefühl, einen schwer verständlichen Text lesen zu müssen, und beginnt deshalb nicht mit dem eigentlichen Lernen,
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Welches sind die Eigenschaften gut verständlicher Texte?
sondern mit einer „Analyse“ ihrer Gefühle: 34 Äußerungen beziehen sich auf ihre Gefühle beim Lesen des Textes. Eine solche Auseinandersetzung mit der „Lage“ ist in der Psychologie mit dem Begriff „Lageorientierung“ umschrieben worden, im Gegensatz zur „Handlungsorientierung“. Bei der Handlungsorientierung wählen Menschen Handlungen aus, um ein Problem zu lösen (Kuhl). Interessant ist nun, dass die Schülerin mit der Definition ihrer Lage auch ihre Lernstrategien festlegt: Der Text der Schülerin ist schwer. Sie hat deshalb geringe Selbstwirksamkeitserwartungen. Als Folge davon wählt sie einfache Lernstrategien wie „abschreiben“ und „auswendig lernen“. Strategien, die dann nicht zu einer „tiefen“ Verarbeitung und einem erfolgreichen Lernen führen, sondern zu „trägem“ Wissen. Träges Wissen ist auf den aktuellen Lerngegenstand begrenzt; es kann nicht auf andere Fälle angewendet werden. Die geringe Textverständlichkeit führt also dazu, dass sich diese Schülerin mit den eigenen Problemen beschäftigt, nicht aber mit dem Stoff. Und beim eigentlichen Lernen verlässt sie sich auf einfache Strategien und hat damit natürlich keinen Erfolg.
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Beispiel 3: Dies ist ein Beispiel für verheerende BankKundenbeziehungen. Welche Beziehungsbotschaft vermitteln Banken, deren Allgemeine Geschäftsbedingungen gesetzwidrige Klauseln enthalten? Das waren bei den österreichischen Banken, wie vor kurzem festgestellt wurde, insgesamt 55 Klauseln. Oder wenn Banken das Ausfüllen von Antragsformularen erst dann gestatten, wenn der Kunde seine persönlichen Daten preisgegeben und zugestimmt hat, dass diese zu Werbezwecken verwendet werden dürfen, also in eine Form von Nötigung eingewilligt hat? Wie wird mit dem Transparenzgebot umgegangen, wenn die Paragraphen der BankenAGB unverständlich abgefasst sind? Wenn ich diese Klauseln nicht verstehe, kann ich nur darauf „vertrauen“, dass „alles in Ordnung“ ist. Woher aber soll dieses Vertrauen kommen, wenn mir Texte zugemutet werden, die ich nicht verstehe? Und außerdem das Image der Banken in den letzten Jahren arg gelitten hat? (Da helfen auch keine Witze, die darüber verbreitet werden: Was ist der Unterschied zwischen der Bibel und den „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“? – Antwort: Die Bibel wurde ins Deutsche übersetzt!). In all diesen Fällen wird Sprache verwendet, aber eine Beziehung (verdeckt) definiert. Und zwar eine negative. Eben: Wer Emotionen wegdrückt, „reduziert die emotionale und soziale Intelligenz seiner Systeme und vermag niemanden mehr zu
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Welches sind die Eigenschaften gut verständlicher Texte?
überzeugen“. Was wir demgegenüber beherzigen sollten: „Markterfolg geht nur über das Joint-Venture von Kopf und Herz“ (Höhler). Beispiel 4 Ein positives Beispiel: Grammatiktexte gehören zu den am wenigsten beliebten Lesestoffen (Zimmermann). Was „leserorientiert“, anschaulich, interessant und emotional befriedigend bedeutet, lässt sich am Beispiel einer anwenderfreundlichen „didaktischen Grammatik“ erkennen. Es handelt sich um die Bestseller-Grammatik „Ça alors“, die im Mentor-Verlag erschienen ist. Hier sehen Sie den Einleitungs- und Begrüßungstext:
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Welches sind die Eigenschaften gut verständlicher Texte?
Abbildung 14: (Ça alors, Seite 5)
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Welches sind die Eigenschaften gut verständlicher Texte?
Dieser Text entstammt einer „Dienstleistungsgrammatik“ (so nenne ich das gern!): Im Mittelpunkt steht nicht das Regel- und Beispielarsenal der Grammatik, sondern der „User“, der Leser und Lerner. Wie haben die Autoren Ihrer Meinung nach versucht, in diesem Grammatiktext die „affektive Komponente“ zu realisieren? Charakterisieren Sie einige Eigenschaften des Textes und nennen Sie Beispiele. Ë 26
Im folgenden Text wollen wir uns einen Teil der eigentlichen Grammatik etwas näher ansehen:
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Welches sind die Eigenschaften gut verständlicher Texte?
Abbildung 15: (Ça alors, Seite 25)
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Wie wird die affektive Komponente in diesem Text verwirklicht? Ë27
Wie können wir also Texte affektiv zufrieden stellend gestalten (eine ausführlichere „Zusammenfassung“)? n Stellen wir den Inhalt unseres Textes, die „Sache“, zunächst in den Hintergrund und fragen wir uns: Wer sind eigentlich unsere Leser? n Warum sollen sie eigentlich meinen Text lesen? Was sind ihre Leseziele? Was erwarten sie von diesem Text? n Welches sind ihre Interessen, wenn sie sich mit dem Text beschäftigen? Wie kann ich das Thema als für sie persönlich bedeutsam kenntlich machen? n Welche Inhalte muss ich auswählen? Welche Informationen brauchen meine Leser wirklich? Welche sind eigentlich überflüssig? Welche brauchen sie zusätzlich, um die „Sache“ gut zu verstehen? n Wie sollte ich die Inhalte anordnen? Was kommt sinnvollerweise zuerst? Was dann? n Schreiben Sie Ihren Text leicht verständlich. Schwer formulierte Texte können bei Ihrem Leser auf der Beziehungsseite als eine Botschaft der Gleichgültigkeit oder gar Geringschätzung ankommen.
n Schreiben Sie Ihren Text möglichst interessant und anregend. In mehreren Studien konnte festgestellt werden, dass interessante Texte tiefer verarbeitet und besser behalten werden. Und die Ergebnisse des Lesens lassen sich leichter auf neue Situationen übertragen bzw. anwenden. n Entwickeln Sie das Thema nicht „sachsystematisch“, sondern rollen Sie es von den Interessen des Lesers her auf. Denken sie an unsere Französischgrammatik. Die beginnt nicht mit grammatischen Ausführungen, sondern mit einer Anknüpfung an vertraute Inhalte: ein bekanntes Kinderlied. n Welche Probleme können sich meinen Adressaten stellen? Wie kann ich sie – wenn möglich – von vornherein für sie lösen? Sie sind ja nicht persönlich anwesend und können nicht fragen. n Reden Sie Ihre Leser an (Sie-Ansprache), wenn immer es sachlich vertretbar ist. Dann nehmen sie den Text auch gefühlsmäßig besser an. Wenn Sie von Ihren Partnern etwas wollen, dann sollten Sie diese direkt ansprechen. Dann fühlen sie sich auch angesprochen. Das erhöht das Interesse am Text und erleichtert die Lektüre und anschließend die Arbeit. Sie signalisieren damit ServiceDenken und eine kooperative Einstellung. n Verwenden Sie eine adressatengerechte Sprache. Verwenden Sie also – so weit das vertretbar ist – die Sprache Ihrer Leser. n Lassen Sie die Sache lebendig werden, z. B. durch Beispiele oder Abbildungen, durch Provozieren eines „gedanklichen Konflikts“ (durch Neues, Ungewohntes, Überraschendes, Erstaunliches, Aha-Erlebnisse). Eine „nicht anregende Textgestaltung“ ist
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Welches sind die Eigenschaften gut verständlicher Texte?
die zweitwichtigste Ursache der Schwerverständlichkeit von Texten. n Scheuen Sie sich nicht, auch Ihre Person ins Spiel zu bringen (Selbstkundgabeseite). Wenn Sie in einem Referat oder bei einer Präsentation auch persönliche Erfahrungen zum Ausdruck bringen (wie Sie zu dem Thema gekommen sind, was Sie daran fasziniert hat), wird das im Allgemeinen auf Interesse stoßen und die Sache auch „in einem anderen Licht“ erscheinen lassen. Diese Verbindung von Sachvermittlung und Selbstkundgabe mag zwar in wissenschaftlichen Texten manchen Menschen „suspekt“ vorkommen; sie verkennen aber, dass auch jede wissenschaftliche Äußerung immer eine Selbstkundgabeseite hat, eine „Ich-Botschaft“ vermittelt. n Wenn Sie den Text geschrieben haben: Gestalten Sie ihn auch typographisch ansprechend. n Lassen Sie wichtige bzw. längere Texte, wenn es irgend möglich ist, von einigen „Klienten“ lesen und kritisieren, bevor Sie sie verschicken oder in Druck gehen lassen (Userfeedback/Nutzertest). Wenn es „drauf ankommt“, sollten Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, z. B. die Firma
[email protected] (bitte eingeben: linguaetmedia.de)
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Mit dieser Abfolge der Informationen habe ich bis hierher eine didaktische Anordnung (vom Einfachen zum Komplizierteren) gewählt. Beim Schreiben eines konkreten Textes folgen wir nun einer Anordnung, die am Schreibvorgang orientiert ist. Da beginnt man mit der Frage: Wer ist eigentlich mein Adressat, für den ich schreibe? Was sind seine Ziele und Erwartungen an meinen Text? Welche Inhalte muss ich daher auswählen? Wie gestalte ich die „Gesamt-Ordnung“ des Textes? In welche Reihenfolge bringe ich also meine Inhalte? Erst dann gehen wir über zu Fragen der Satzformulierung und der Verwendung eines bestimmten Wortschatzes. Dieser Anordnung werde ich auch folgen, wenn ich jetzt einen kurzen Leitfaden zusammenstelle (in Kapitel 6), der Ihnen beim Planen und Schreiben von Texten helfen kann. Dieser Leitfaden ist gleichzeitig eine Art Checkliste für die Analyse und Beurteilung von Texten. Der Leitfaden ist aber zugleich eine Zusammenfassung der Ergebnisse des Buches aus der Perspektive des Textschreibers.
Wir sind nun am Ende unserer Reise durch die vier Dimensionen der Textverständlichkeit: Einfachheit in Wortschatz und Satzbau, Ordnung und Gliederung der Texte, Kürze/ Prägnanz und affektive Dimension.
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Referate, Anleitungen & Co.
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6. Referate, Anleitungen & Co. Dieses Schlusskapitel hat zwei Funktionen: n Es soll zwei im Untertitel des Buches angesprochene Textsorten konkretisieren: das Referat und die Bedienungsanleitung. Es soll Ihnen eine „Wegbeschreibung“ an die Hand geben, die Ihnen die eigene Textproduktion erleichtert. n Die folgende Zusammenstellung von Kriterien für die Textproduktion kann als generelle Anleitung gelesen werden für die Frage: „Wie gehe ich beim Schreiben eines Textes vor?“ Allerdings muss dabei die Besonderheit der jeweiligen Textsorte berücksichtigt werden: Ein „Protokoll“ hat z. B. eine andere Superstruktur und eine andere Textfunktion als ein „Referat“ oder ein „Kochrezept“.
6.1 Das Referat Was ist ein Referat? Das Referat ist eine eigene Textsorte mit folgenden Eigenschaften: n „Es ist ein kurzer sachlicher Vortrag zu einem vorgegebenen oder selbst gewählten Thema“ (Knobloch). n Es geht um eine Sorte von Texten, die in der Wirtschaft, aber auch in zahlreichen Organisationen wie Schule und Hochschule, Parteien und Vereinen häufiger verwendet wird. n Das Referat wird im Allgemeinen aufgeschrieben, um anschließend (möglichst frei!) vorgetragen zu werden.
n Es wird in einer Sprache verfasst, die der gesprochenen Sprache ähnlich sein sollte. n Referate werden häufig als „langweilig“ und „schwer verständlich“ bezeichnet, zumindest in Schule und Hochschule. Kommentar: Eine Fragebogenerhebung in drei Universitätsveranstaltungen erbrachte folgende Ergebnisse für die relative Unbeliebtheit der Textsorte „Referat“: - zu große oder zu geringe Auswahl an Inhalten zum Thema. Damit verbunden mangelhafte Zeitplanung - unzureichende Sachkenntnis der Referenten - genereller Mangel an Strukturiertheit des Referats - mangelhafte sprachliche Ausarbeitung und zu geringe Verständlichkeit - das Referat wird abgelesen statt frei vorgetragen; deshalb auch mangelnde Hörerorientierung und schlechte Körpersprache - unzureichender Einsatz von Medien wie Overheadprojektor oder Beamer. Referate schreiben und halten erfordert also besondere Qualifikationen (die selten angemessen vermittelt werden). Wer berufliche Chancen nutzen will, sollte diese Qualifikationen aber beherrschen.
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Referate, Anleitungen & Co.
6.2 Referat schreiben Vorbemerkung In der Schreibprozessforschung werden die Abläufe bei der Erstellung eines Referats normalerweise in Phasen eingeteilt: Zum Beispiel: n Planen (bis zur Niederschrift des ersten Satzes). Hier stellt sich der Autor Fragen nach den Adressaten, der Textsorte, dem Textinhalt und dem groben Textaufbau. Diese Aktivitäten beeinflussen die Qualität des Textes erheblich. Schreiber, die hier mehr Zeit investieren, schreiben bessere Texte (Krings). Deshalb sollten Sie viel Zeit auf die Planung Ihres Textes verwenden. n Formulieren, also die Phase des Schreibens, vom ersten bis zum letzten Satz. n Überarbeiten. Gemeint sind alle Aktivitäten von der Fertigstellung der ersten Textfassung bis zur Abgabe des endgültigen Textes. Der Autor liest bisher geschriebene Textteile, korrigiert Sätze, stellt Textteile um und verbessert damit die Kohärenz usw.
1. Lesesituation/Arbeitssituation der Adressaten analysieren: Wer ist mein Adressat? Laie? Experte? Welches sind seine Ziele und Interessen bei diesem Thema? Welche Erwartungen hat er an meinen Text? Welches Vorwissen kann ich bei ihm voraussetzen? Wie (einfach) muss ich dementsprechend meinen Text schreiben und vortragen? Wie kann ich ihn für meine Adressaten attraktiv gestalten?
Die drei Phasen kommen natürlich nicht in dieser starren Abfolge vor. So können Sie schon beim Planen Notizen machen und Gedanken zum Gesamtaufbau entwickeln.
5. Materialbeschaffung (eigene Ressourcen, Informanten, Intranet des Unternehmens, Bibliotheken, Internet usw.)
Dasselbe gilt für den detaillierten Ablauf, den ich Ihnen jetzt vorschlage. Es ist ein Modell, das zwei Einschränkungen unterliegt: n Es ist ein Modell, kein genau so zu befolgender Stufenplan. n Das Modell ist entsprechend der Textsorte, die Sie bearbeiten, auszugestalten. Wenn Sie einen Text schreiben, können Sie nach folgenden Gesichtspunkten vorgehen:
2. Thema analysieren (z. B. Begriffsklärung) und eingrenzen, auch angesichts der Hörerziele/-interessen und zeitlicher Vorgaben 3. Eigene Interessen am Thema herausfinden. Wie kann ich dieses Interesse an die Hörer weitergeben? 4. Präzise Ziele und Teilziele des Referats festlegen
6. Sichtung und Auswertung der Informationen. Sachliche oder terminologische Wissenslücken klären 7. Die (für die Adressaten wichtigen) Inhalte auswählen. Frage: Was muss von dem gesamten Thema unbedingt ausgewählt werden, damit meine Adressaten ausreichend informiert sind? Welche Informationen brauchen sie nicht? Welche zusätzlichen In-
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formationen benötigen sie, um ein eventuell fehlendes Vorwissen auszugleichen? 8. Gesamtaufbau des Textes planen. Auch die Superstruktur der Textsorte berücksichtigen. 9. Die ausgewählten Informationen in eine sinnvolle Reihenfolge aufgrund von 8 bringen: Wohin gehört welcher Inhalt? Bei jeder Teilstruktur der Superstruktur fragen: Um welche Textfunktion geht es hier? Geht es z.B. um eine Beschreibung oder um eine Anleitung zum Handeln? Wie kann ich die Textfunktion optimal versprachlichen? 10. Systematik transformieren: Wie kann ich die Systematik der Originaltexte didaktisch (also lehrtechnisch) transformieren, also in eine Hörersystematik überführen? Sach-Logik in Psycho-Logik verwandeln. Das heißt auch, die Inhalte von den Erfahrungen und dem Vorwissen, den Zielen und Interessen der Hörer her aufrollen und strukturieren. Bei der Fach- und Sachsystematik gehe ich z. B. von den Bauteilen eines technischen Produkts aus. Bei der Verstehenssystematik gehe ich von der Aufnahmesituation meiner Anwender aus, von den konkreten Problemen, die sie lösen möchten. 11. Überschrift(en) des Textes und der Teiltexte formulieren 12. Absätze des Teiltextes festlegen und sie miteinander verknüpfen, so dass Kohärenz (Sinnzusammenhang) entsteht. Ein Absatz/ Satz soll „logisch“ aus dem vorhergehenden
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folgen. Gegebenenfalls sprachliche Ausdrücke (z. B. Proformen, vgl. Seite 49 ff.) verwenden, um leicht wahrnehmbare Kohärenz herzustellen. 13. Satzbau n Keine zu langen Sätze! Möglichst nicht mehr als einen Hauptsatz und einen Nebensatz. n Einfacher Satzbau! Klammerausdrücke/ Schachtelsätze vermeiden. n Nominalphrasen auflösen. n Möglichst aktive Verbformen! Umkehrbare Passivsätze und verneinende Passivkonstruktionen vermeiden. Passiv nur verwenden, wenn der Handelnde unwichtig oder nicht bekannt ist. n Verneinte Sätze, so weit möglich, vermeiden! Besonders doppelt verneinte. 14. Wortschatz n Möglichst gebräuchliche, den Adressaten geläufige Wörter verwenden („Tacho“, nicht „Geschwindigkeitsmesser“; „Getriebeöl-Zusätze“, nicht „Getriebeöladditivierung“). n Ungeläufige Fremdwörter vermeiden. n Fachwörter: Kennen meine Leser a. das Wort, den Ausdruck (z. B. „Inferenz“)? b. die „Sache“, die der Ausdruck bezeichnet? Kennen sie sie auch ausreichend? Wenn nicht: die Sache erklären. c. die Abkürzung? n In Sachtexten keine Synonyme verwenden! Entscheiden Sie sich für einen Ausdruck!
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15. Wo sind zur Erklärung von Sachverhalten und Vorgängen Abbildungen (Zeichnungen, Tabellen usw.) nötig? 16. Layout festlegen: n das Seitenformat n den Satzspiegel. Die Seite (besonders die Bildschirmseite) nicht „überfüllen“ n die Verteilung von Text, Bild und Freiräumen auf der Seite. Ist der Text, ist das Bild Leitmedium oder Hilfsmedium? Leitmedium links vom Hilfsmedium platzieren oder darüber n Kopf- und Fußzeilen (Kolumnentitel) n Spalten: Breite festlegen n Absätze: Länge entsprechend Inhalt festlegen n Makrotypographische Orientierungshilfen geben durch - Nummerierung (1., 1.1., 1.2, 2. usw.) - Absatzgliederung - Überschriften usw. n Schriften, Schriftgrößen und Schriftschnitte festlegen n Über Zeilenabstände, Zeilenumbruch und Zeilenausrichtung (Flattersatz/Blocksatz) entscheiden. 17. Das Referat in „Sprechsprache“ ausformulieren. Dabei alle Kriterien der Textverständlichkeit berücksichtigen 18. Text überarbeiten: Kohärenz, Satzbau, Wortschatz, Orthographie und Layout 19. Weiterführende Fragen/Gedanken zum Thema formulieren
20. Stichworte für den mündlichen Vortrag notieren 21. Medien vorbereiten, z. B. Textauszüge, Bilder, Charts. Der Gesamtaufbau des Referats kann den Adressaten als Folie, als Fotokopie, als Powerpoint-Präsentation oder Ähnliches zur Verfügung gestellt werden. 22. Nutzerfeedback einholen und eventuell „Probereferat“ nach den Stichworten halten. Dabei den Zeitbedarf überprüfen
6.3 Referat halten n Referat nicht ablesen, sondern frei halten nach Stichwortnotizen (nur so ist ständiger Blickkontakt mit den Zuhörern möglich). Blickkontakt statt Textkontakt! n Eigenes Interesse am Thema artikulieren n Den Sinn, den Nutzen, den Mehrwert für die Zuhörer verdeutlichen. Präzise Ziele angeben n Gesamtstruktur des Referats verdeutlichen, z. B. durch einen Überblickstext n Übergänge sprachlich markieren (z. B. „So weit a, jetzt kommt b“) n Sprechsprache verwenden (z. B. keine langen oder komplizierten Sätze) n Mediale Verständnishilfen anbieten n Sprechweise: nicht zu schnell, relativ flüssig, „überzeugend“, optimistisch. Hinreichend laut sprechen. Zwerchfellatmung, damit die Stimme „trägt“. Stimme variieren, um Spannung zu erzeugen (z. B. vor Wichtigem leiser sprechen), Pausen einschieben. Wichtiges wiederholen
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n Nach schwierigen Passagen den bisherigen Textinhalt zusammenfassen n Gesamtzusammenfassung am Ende des Referats n Nach dem Referat eine Interesse weckende (vielleicht kontrovers angelegte) Diskussion einleiten.
Die Bedienungsanleitung (eine kritische Analyse) Bedienungsanleitungen stehen seit langem im Kreuzfeuer der Kritik. Da sind nicht nur die Kunden, wir alle, betroffen. Auch Firmenchefs und Abteilungsleiter erweisen sich als unfähig, die eigenen Geräte zu bedienen. Die Kunden brüten über Texten, die es unmöglich machen, Produkte auch in ihren einfachsten Funktionen zu nutzen. Das ist nicht nur eine deutliche Missachtung der Kunden und ihrer Bedürfnisse, das ist auch ein Übel, das der Wirtschaft wie dem Verbraucher erhebliche Kosten verursacht: n Kunden verbringen unnötige Zeiten in den Warteschleifen der Hotlines, ohne dass ihnen – häufig genug – wirklich geholfen würde. Die Folge: Ärger, Verdruss, gerichtliche Auseinandersetzungen. n Die Unternehmen installieren personalintensive Kundenbetreuungsmaßnahmen, die das Budget belasten, eigentlich aber vermeidbar wären. Der Imageschaden ist beträchtlich und kurzfristig schwer zu beheben. Kundenbindung und Kundenloyalität schwinden.
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n Die Erfahrung zeigt: Die Komplexität der Produkte steigt, und damit die Schwierigkeiten, sie zu bedienen. Das wiederum erfordert vermehrte Anstrengungen, a. nutzerfreundliche Geräte herzustellen oder aber b. sie so zu beschreiben, dass sie mit angemessenem Leseaufwand sicher und effektiv und in all ihren Funktionen bedient werden können. Und das in einer Gesellschaft mit einem steigenden Anteil älterer Menschen, die häufig mit solchen Produkten ihre liebe Not haben. n Dieser Mangel hängt zusammen mit der generellen Geringschätzung der Kommunikation in Wirtschaft, Verwaltung und den Bildungsinstitutionen. Größen wie „Kommunikation“ und „Wissen“ sind so genannte soft factors (weiche Faktoren). Sie sind in ihren finanziellen Auswirkungen schwer zu fassen und werden darum als eher vernachlässigbare Größen gesehen. Allerdings zeigt sich seit Einführung der „balanced scorecard“ auch hier ein Wandel in der Bewertung. Bei der „balanced scorecard“ werden für die weichen Faktoren Kennzahlen vergeben, die Kosten transparent machen. Entsprechend dem Titel des Buches wollen wir das Thema „Anleitung“ nur in Bezug auf die Textdimension erörtern. Wer sich über die organisatorischen und rechtlichen Voraussetzungen informieren möchte, greife zu Publikationen wie Göpferich (1998), Kösler (1990) und Pötter (1994).
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Beispiele Beispiel 1 (der Text in Originalgröße!):
Abbildung 16: Anleitung für eine Armbanduhr
Analysieren Sie diesen Text nach den Kriterien, die wir in diesem Buch erarbeitet haben. Machen Sie stichwortartig Notizen! Meine Einschätzung finden Sie im Anhang. Ë28
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Beispiel 2: Analysieren Sie bitte die Kohärenz zwischen den Absätzen des folgenden Textes. Schlagen Sie anschließend eine Textverbesserung vor. Ich möchte gleich „gestehen“, dass es sich hier um eine „Aufgabe für Fortgeschrittene“ handelt. Immerhin geht es um einen tatsächlich existierenden Text, der nur in der Gerätebezeichnung geändert wurde. Text 58 (1) Das Melbos-Gerät für die elektrische Anlage ist mit einem Fehlerspeicher ausgestattet. (2) Treten Störungen in den überwachten Bauteilen auf, werden diese mit Angabe der Fehlerart im Fehlerspeicher gespeichert. (3) Die Ausgabe der abgespeicherten Fehler erfolgt nach Einleitung der Fehleranzeige auf Seite 7. (4) Dieser Fehlerspeicher muss nach der Fehlerbeseitigung gelöscht werden. (5) Fehler wie zeitweise auftretende Leitungsunterbrechungen oder Wackelkontakte werden wie folgt gespeichert und angezeigt: …
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Ein Blick über den Tellerrand
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7. Ein Blick über den Tellerrand Zum Schluss möchte ich unser Thema in größere Bezugsrahmen einordnen und damit vielleicht Perspektiven für die weitere Diskussion aufzeigen: n die Textverständlichkeit als Teil des umfangreicheren Gebiets der Nutzerfreundlichkeit und n Textverständlichkeit als Element der Kommunikationskultur in einer demokratisch verfassten Gesellschaft.
7.1 Textverständlichkeit und Usability (Gebrauchstauglichkeit, Nutzerfreundlichkeit) Ich möchte Sie kurz mit dem Begriff „Usability“ vertraut machen, n weil er als Problem des Medienzeitalters schon seit geraumer Zeit im Gespräch ist und in der Zukunft noch wichtiger werden wird und n weil er ein Oberbegriff zu „Textverständlichkeit“ ist und auch deswegen für unser Thema von Bedeutung. Wir haben schon einige Male gesprochen über all die vielen Geräte des täglichen Gebrauchs (wie Videorecorder, MP3-Player und Handys), die häufig schwer bedienbar sind. Erwähnt haben wir aber auch die Internetauftritte von Unternehmen, in denen man sich schwer zurechtfindet. Da gibt es bei den Geräten Knöpfe, Schalter und Anweisungstexte, die uns verzweifeln lassen, und Homepages mit komplexen Zeichen-
systemen aus Links, Buttons und Navigationsleisten. Aber auch Texte, die mehr Rätsel aufgeben als Lösungen anbieten. „Usability“ („Gebrauchstauglichkeit“, „Anwenderfreundlichkeit“) bezieht sich auf beides: n die gute Verständlichkeit von Sprache (unser Thema in diesem Buch) und n die leichte und angenehme Bedienbarkeit von Geräten und digitalen Anwendungen (wie das Handy und das Internet). Sie sehen: die Textverständlichkeit ist nur eine Komponente, ein Teilbereich von Usability. Die Usability-Kriterien sind in den ISO-Normen definiert worden. Das sind Normen der Internationalen Standardisierungsorganisation für Waren und Produkte. Nach der ISO-Norm 9241 ist die „Usability“ eines Produkts „das Ausmaß, in dem es von einem bestimmten Benutzer verwendet werden kann, um bestimmte Ziele in einem bestimmten Kontext effektiv, effizient und zufrieden stellend zu erreichen“. „effektiv“ heißt: Das Ziel muss überhaupt (vollständig und „akkurat“) erreicht werden können. „effizient“ heißt: die eingesetzten Mittel (z. B. der Zeitaufwand) sollen in einem günstigen Verhältnis zum erreichten Ziel stehen.
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Ein Blick über den Tellerrand
Einfachheit, Erreichen des Ziels und ein günstiges Verhältnis von Aufwand und Nutzen wiederum bewirken „Zufriedenheit“ beim Anwender. Ich habe in diesem Band nur das Thema „Textverständlichkeit“ behandelt. Warum? „Usability“ ist ein äußerst komplexes Phänomen des modernen Hardware- und Digitalzeitalters. Eine Einführung in dieses Thema hätte eine sehr umfangreiche Publikation erfordert. Mir ging es (zunächst) um die „Textverständlichkeit“ bei den so genannten Printmedien, also allen Informationen, die auf Papier festgehalten werden. Hier spielt die Bedienbarkeit kaum eine Rolle. Wenn Sie sich speziell für das Texten in digitalen Medien interessieren, sollten Sie den Band „Besser texten, mehr verkaufen auf Corporate Sites“ von Stefan Heijnk (in diesem Verlag) zu Rate ziehen.
7.2 Expertokratie = Demokratie? Usability (Nutzerfreundlichkeit) und Textverständlichkeit spielen eine besondere Rolle in der sogenannten Experten-LaienKommunikation: Man hat festgestellt, dass Experten – von Handwerkern über Ingenieure, Lehrer und Professoren bis hin zu den Politikern – offensichtlich große Schwierigkeiten haben, ihr Wissen laienverständlich zu vermitteln.
Wie kommt das? Je arbeitsteiliger, je differenzierter eine Gesellschaft ist, desto stärker bilden sich Sonderwissensgebiete heraus, die nur noch Spezialisten zugänglich sind. Die Soziologen sprechen von einer „Modularisierung des Wissens“. Experten formulieren ihre Erkenntnisse in Subsprachen (in Berufs-, Fach- und Wissenschaftssprachen), die Außenstehenden nicht mehr zugänglich sind. Das Problem dabei ist: Laien bleiben aus diesen Wissensdomänen ausgeschlossen. Sie können sich auch auf Gebieten, die sie unmittelbar angehen, kein Urteil mehr bilden. Die Wissensgesellschaft ist auf das Expertenurteil angewiesen. Da lauert die Gefahr der Expertokratie (der Herrschaft der Experten), eines Herrschaftswissens, das nur kleinen Wissenseliten zugänglich ist. Das heißt auch, das Wissen wächst, aber die Teilhabe an diesem Wissen nimmt ab. „Wo wir uns verstehen, wird nichts Wichtiges mehr verhandelt; wo Wichtiges verhandelt wird, verstehen wir nur noch wenig“ (Jäger). Aber wo in unserer Gesellschaft lebenswichtige Dinge verhandelt werden, wollen wir alle mitreden und die Entscheidungen nicht den Experten überlassen. Und da geht es um die grundsätzliche Frage von Demokratie: Haben wir noch die Möglichkeit, in allen Belangen, die uns angehen, mitzubestimmen, wenn wir nicht verstehen, was da über Kernkraft, Gentechnik und Stammzellenforschung verhandelt wird? Sind dann „die institutionell gesicherten Formen einer allgemeinen und öffentlichen
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Ein Blick über den Tellerrand
Kommunikation“ (Habermas) noch intakt? Es geht letztlich um „eine Krise des diskursiven Fundaments westlich-demokratischer Gesellschaften“ (Jäger). Die Philosophie spricht von einem „Kompetenzverlust des Common Sense“ (Lübbe). Und die Sprachwissenschaft beschwört eine Kommunikationskrise der Expertenkultur in unserer Wissensgesellschaft. Als eine Reaktion auf diesen Sachverhalt haben Sprachwissenschaftler vor kurzem eine Transferwissenschaft gegründet mit dem Ziel, den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zu befördern. Gravierend ist, dass die „Sache“, um die es geht, nicht mehr dieselbe bleibt, wenn sie aus der Wissenschaft in die Alltagswelt transformiert wird. Man kann nicht einfach „irgendwie“ popularisieren. Wissenschaftlich-technische Abläufe, aber auch geisteswissenschaftliche Phänomene müssen transformiert, übersetzt werden in die Alltagswelt, eine anspruchsvolle Aufgabe, die erforscht und organisiert werden muss. Was wir brauchen, ist eine Verständigungskultur der Experten. Das heißt, Ingenieure, Wissenschaftler, Lehrer usw. brauchen eine Verständigungskompetenz, die durch eine entsprechende Ausbildung sicherzustellen ist. Aus soziologischer Sicht: Die Experten brauchen die Fähigkeit zum Rollenwechsel: Im Öffentlichkeitskontakt müssen sich die Experten anderen Regeln unterwerfen denn als Fachleute im Gespräch mit den Kollegen.
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Ein Blick über den Tellerrand
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Anhang
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Anhang „Schlüssel“: Lösungsvorschläge zu den Aufgaben
Ë5 Ihre Behauptung hat sie bewiesen.
Ë1 Der Heuhaufen war wichtig, weil der Stoff des Fallschirms riss.
Ë6 Das Projekt soll in den nächsten Tagen ausgeführt werden.
Ë2 Der Mann sah sein Gesicht auf dem (Auto-) Dach.
Ë7 Über den Antrag wird heute im Stadtrat abgestimmt.
Ë3
Ë8 Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln. Ë9 Das Ergebnis könnte z. B. so aussehen: Der König zog in die Stadt ein, die reich mit bunten Fahnen geschmückt war. Oder noch einfacher: Der König zog in die Stadt ein. Sie war reich mit bunten Fahnen geschmückt. Ë10 Originaltext: Der, der den, der den Pfahl, der auf dem Weg nach Braunschweig stand, umgeworfen hat, anzeigt, erhält eine Belohnung.
Abbildung 17: Abbildung zum Experiment von Bransford & Johnson)
Ë4 Wir werden die Ware am 01. März ausliefern.
Verbesserte Version 1 (noch näher am Originaltext): Auf dem Weg nach Braunschweig stand ein Pfahl. Derjenige, der den, der ihn umgeworfen hat, anzeigt, erhält eine Belohnung.
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Anhang
Verbesserte Version 2 (leicht verändert, aber eleganter): Auf dem Weg nach Braunschweig stand ein Pfahl, der umgeworfen wurde. Derjenige, der den Täter anzeigt, erhält eine Belohnung. Ë11 … um über Arbeitsplätze zu referieren, die durch in sich vernetzte Computer gefährdet sind. Ë12 Zunächst einmal: Der Satz enthält einen sprachlichen Fehler: Man erteilt jemandem einen Auftrag, nicht an jemanden. Das vereinfacht den Satz schon erheblich. Die einzelnen „Kernaussagen“ lauten: n Es gibt eine Melbos AG. n Die hat mit bestimmten Aufträgen nichts zu tun. n In einer Notiz wurden bestimmte Firmen genannt. Die beiden Kernaussagen lassen sich sprachlich über einen Nebensatz zusammenführen: Die Melbos AG hat mit den Aufträgen, die den in der Notiz genannten Firmen erteilt wurden, nichts zu tun. Oder: Den in der Notiz genannten Firmen wurden Aufträge erteilt. Mit diesen Aufträgen hat die Melbos AG aber nichts zu tun. Oder: Die Firmen, die in der Notiz genannt wurden, haben Aufträge erhalten. Mit diesen Aufträgen hat aber die Melbos AG nichts zu tun.
Ë13 Vermeiden Sie Schachtelsätze und Klammerausdrücke, wo immer es geht. Ë14 n Der Satz enthält neben dem Hauptsatz („der Bericht stellt fest“) drei Nebensätze („dass die Erfahrungen …“, „die mit dem Gerät …“ …, „das an die Stelle …“). n Den Hauptsatz und den ersten Nebensatz („dass …“) zu zwei Hauptsätzen machen. Der Gesamtsatz besteht dann nur noch aus zwei Hauptsätzen und zwei Nebensätzen. n „Der Bericht stellt (Folgendes) fest: Die Erfahrungen, die mit dem Gerät XY, das an die Stelle der bisherigen Konstruktion trat, gemacht wurden, sind günstig.“ Oder: (Das Tätigkeitswort „machen“ ist überflüssig. Es reicht, von den „Erfahrungen“ zu sprechen. Das verkürzt den Satz um einen Nebensatz („die gemacht wurden“). „Der Bericht stellt (Folgendes) fest: Die Erfahrungen mit dem Gerät XY, das an die Stelle der bisherigen Konstruktion trat, sind günstig.“ Oder: (Wir machen einen Nebensatz („das an die Stelle …“) zum Hauptsatz und setzen ihn an die erste Stelle im Satz. Es folgen zwei weitere Hauptsätze. Somit besteht der Ursprungssatz bei dieser Version aus drei Hauptsätzen.) An die Stelle der bisherigen Konstruktion trat das Gerät XY. Der Bericht stellt fest: Die Erfahrungen mit diesem (neuen) Gerät sind günstig. Oder:
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Anhang
(Wir verkürzen den Hauptsatz und machen ihn zu einer Präpositionalphrase. [Eine Präpositionalphrase ist ein Satzteil, an dessen Anfang eine Präposition steht, also ein Wort wie „wegen“, „trotz“, „zufolge“].) Dem Bericht zufolge sind die Erfahrungen mit dem Gerät XY, das an die Stelle der bisherigen Konstruktion trat, günstig. Oder: An die Stelle der bisherigen Konstruktion trat das Gerät XY. Dem Bericht zufolge sind die Erfahrungen mit diesem Gerät günstig. Ë15 (Die Kernaussagen: Es hat sich etwas gezeigt. Eine Lösung führt nicht zu einem befriedigenden Ergebnis. Wir waren zu etwas gezwungen. Einen Ausweg suchen. Wir vermeiden den konjunktionalen Nebensatz [„Konjunktionen“ sind Wörter, die Nebensätze einleiten, z. B. „da (sie keine Zeit hatte)“, „obwohl (er mich kannte)“, „wenn (das Wetter schön wäre)“, „als (wir in München ankamen)“] (da es sich gezeigt hat) und machen aus dem Nebensatz einen Hauptsatz. Die Konjunktion („da“) transportieren wir in den Folgesatz.) Es hat sich gezeigt, dass diese Lösung nicht zu einem befriedigenden Ergebnis führt. Wir waren deshalb gezwungen, einen Ausweg zu suchen. („deshalb“ ersetzt „da“ im vorhergehenden Satz.) Oder: (Zu einer weiteren Vereinfachung führt die Umwandlung des ersten Satzes in zwei Sätze.)
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Es hat sich gezeigt: Diese Lösung führt nicht zu einem befriedigenden Ergebnis. Wir waren deshalb gezwungen, einen Ausweg zu suchen. (Eine solche weitgehende Vereinfachung der Sprache ist natürlich nicht immer angebracht. Im Gegenteil: Sie kann auch monoton wirken. Sie kann außerdem die Wortabfolge im Satz ändern. Uns geht es hier aber darum, die Mechanismen zu durchschauen und gebrauchen zu lernen, die es erlauben, Sätze sprachlich einfacher zu formulieren.) Ë16 (Wir vermeiden (wie bei (15)) den konjunktionalen Nebensatz und machen aus dem Nebensatz einen Hauptsatz. Die Konjunktion („obwohl“) transportieren wir in den Folgesatz.) Es stellte sich heraus, dass er das Verbrechen nicht begangen hatte. Trotzdem wurde er zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Oder: Es stellte sich heraus: Er hatte das Verbrechen nicht begangen. Trotzdem wurde er zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Ë17 (Der Satz ist mit 21 Wörtern zwar nicht zu lang, aber er enthält zahlreiche Informationen, die ein Verstehen und Behalten erschweren. Es empfiehlt sich, diese Informationen in eine bestimmte Ordnung zu bringen, um mehr Übersichtlichkeit zu erzielen.) Zum Beispiel: Prüfen Sie bitte die Sicherheits- und Funktionseinrichtungen auf sicheren und funktionsgerechten Zustand:
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n vor der Inbetriebnahme n in angemessenen Zeiträumen und n nach Änderungen oder Instandsetzungen. (Gegen dieses Prinzip, Aufzählungen zu ordnen und damit weniger komplexe Sätze zu erzeugen, wird häufig verstoßen, besonders in technischen Texten. Die Vorteile der „Aufzählungsstrategie“ sind n kurze Informationseinheiten n bessere sachlogische Abfolge n übersichtlichere Darbietung und n leichteres Verstehen. Ë18 Die Tätigkeiten „Abwasch machen“, „Wäsche reinigen“ und „bügeln“ werden durch den Oberbegriff „Hausarbeit“ wieder aufgenommen. So wird ein Sinnbezug zwischen den beiden Sätzen hergestellt. Ë19 Der Eindruck, „mein Onkel“ sei ein „großer Affe“, entsteht durch die unmittelbare Nähe der letzten beiden Sätze zueinander. Auf die Information „große Affen im Käfig“ erwarten wir weitere Informationen hierzu. Es folgt dann die Information „Mein Onkel war auch dabei“, das heißt „im Käfig“. Satz 1 („Wir gingen in den Zoo“) ist zu weit von Satz 3 entfernt, als dass „mein Onkel“ auf „wir“ bezogen würde. Ein kohärenter Text (und die Zerstörung des Witzes) würde etwa so lauten: „Wir gingen mit meinem Onkel in den Zoo. In einem Käfig waren große Affen.“ Oder: „Wir gingen in den Zoo. Mein Onkel war auch dabei. In einem Käfig waren große Affen“. Diese letzte Version ist schon
nicht mehr so befriedigend, weil „Zoo“ und „Affen im Käfig“ durch einen Satz getrennt sind und darum das Kohärenzangebot schwächer ist. Wir sehen auch hier, dass die „logische“ Aufeinanderfolge von Sätzen wichtig ist, um dem Text „ununterbrochen“ Sinn entnehmen zu können. Ë20 n Die Mutter schimpfte, weil der Sohn Klavier spielte. n Die Mutter schimpfte; deshalb spielte der Sohn Klavier. Ë21 Der Fuchs Der Fuchs sieht aus wie ein Hund. Er hat eine lange Schnauze. Er ist rot. (Diese drei Sätze beschreiben, wie der Fuchs aussieht.) Der Fuchs lebt im Wald. Er macht sich einen Unterschlupf in Büschen. Manchmal bewohnt er eine Erdhöhle. Er schläft auf dem Boden. (Diese vier Sätze geben wieder, wo der Fuchs lebt.) Der Fuchs frisst Kleintiere. Er fängt sich Vögel zum Fressen. Manchmal frisst er Fische. Er mag auch Obst. (In diesen vier Sätzen wird geschildert, wie der Fuchs sich ernährt.) Ë22 Wäschewaschen. Ë23 Dem Text gemeinsam sind „negative“ Bedeutungsmerkmale in den Wörtern „feinden“ „grinsen“, „Verrat“, „würgen“,
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raschlig“, „gellen“, „Tod“. Sie bilden den gemeinsamen semantischen Nenner (Bedeutungsnenner). Den äußeren, situativen Rahmen des Textes nennt die Überschrift: „Patrouille“. Es handelt sich um ein Gedicht von August Stramm, einem Vertreter des Expressionismus, der diesen Text im ersten Weltkrieg (aufgrund eigenen Erlebens) geschrieben hat. Ë24 Der Fuchs Aussehen
Der Fuchs sieht aus wie ein Hund. Er hat eine lange Schnauze. Er ist rot.
Aufenthaltsort
Der Fuchs lebt im Wald. Er macht sich einen Unterschlupf in Büschen. Manchmal bewohnt er eine Erdhöhle. Er schläft auf dem Boden.
Ernährung
Der Fuchs frisst Kleintiere. Er fängt sich Vögel zum Fressen. Manchmal frisst er Fische. Er mag auch Obst
Abbildung 18: Textgliederung
Sie sehen hier, was Kohärenz bedeutet: Die Hauptüberschrift bringt den Gesamttext zum Ausdruck: Jeder einzelne Satz handelt vom „Fuchs“. Eine Hierarchiestufe niedriger sehen wir die drei Unterüberschriften: „Aussehen“, „Aufenthaltsort“ und „Ernährung“. Auf der niedrigsten Hierarchiestufe haben wir die konkretesten Textteile, beim „Aussehen“ z. B. „Der Fuchs sieht aus wie eine Hund“, „Er hat eine lange Schnauze“ und
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„Er ist rot“ usw. Dabei umfasst die Unterüberschrift „Aussehen“ alle zugehörigen Sätze, und ebenso ist es bei den beiden anderen Überschriften. Wenn wir die vertikale Kohärenz grafisch darstellen wollten, also in einer hierarchischen Darstellung, könnte das so aussehen (siehe Abbildung 19). Der umfangreichste Begriff (Fuchs) umschließt den ganzen folgenden Text. Die Unterüberschriften umschließen die jeweils folgenden Sätze. Die horizontale Kohärenz zeigt sich bei der Abfolge der einzelnen Sätze: Der Sinnzusammenhang zwischen den vier Sätzen beim Aufenthaltsort wird durch die Proform „er“ gewährleistet: Der Fuchs lebt im Wald. Er macht sich einen Unterschlupf in Büschen. Manchmal bewohnt er eine Erdhöhle. Er schläft auf dem Boden. Wichtig ist nun, dass die Ordnung des Textes (der Sinnzusammenhang, die Kohärenz) auch in der Gliederung, im Layout „zum Ausdruck kommen“ sollte. Dann wird der Text leichter lesbar, leichter verstanden, und er ist leichter zu merken. Beim Ursprungstext mussten wir uns viele Einzelheiten „auf einem Haufen“ und ungeordnet, durcheinander merken. Bei den verbesserten Texten brauchen wir uns beim Thema „Fuchs“ nur drei Fakten zu merken: Aussehen, Aufenthaltsort, Ernährung. Die dazu gehörenden Sätze sind dann relativ leicht ins Gedächtnis „einzuordnen“ und später abzurufen.
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Anhang
Der Fuchs
Aussehen
Aufenthaltsort
sieht aus wie ein Hund hat eine lange Schnauze ist rot
lebt im Wald Unterschlupf in Büschen machmal Erdhöhle schläft auf dem Boden
Ernährung
frisst Kleintiere fängt sich Vögel manchmal Fische mag auch Obst
Abbildung 19: Texthierachie
Schon hier ein Tipp für alle umfangreicheren Texte, die Sie schreiben wollen: Fangen Sie nie beim ersten (konkreten) Satz, der Ihnen einfällt, an. Beginnen Sie immer bei der obersten Überschrift (die auch der Titel sein kann). Steigen Sie dann in der Hierarchie herab zu den Unter- und Zwischenüberschriften, und schreiben Sie erst dann auf der untersten Hierarchie-Ebene den ersten Satz. Wenn Sie bei konkreten Sätzen, also auf der untersten Hierarchie-Ebene, anfangen, kann es Ihnen passieren, dass Sie mit Ihrem Text „irgendwo“ landen, nur nicht bei dem Ziel, das Sie sich gesetzt hatten. Dieser Hinweis gilt für Klassenaufsätze, Bekanntmachungen und Protokolle ebenso wie für Diplom- und Doktorarbeiten.
Ë25 Ordnung und Gliederung: Der Text besteht aus einem einzigen Block; er ist ungegliedert. Wenn man versucht, den Text zu ordnen, stellt man fest, dass er drei Unterthemen behandelt: n Die Überschrift zum Gesamttext könnte „Der Wasserfloh“ heißen. Die tatsächliche Überschrift in unserem Biologiebuch heißt „1. Das Mikroskop vermittelt Einblicke in Bau und Lebensweise des Wasserflohs“. n Der Teiltext von „Wasserflöhe besiedeln“ bis „Lebensräume auf“ hat zum Thema Lebensräume; n der Teiltext von „die unterschiedlichen Färbungen“ bis „rötlich“ handelt von den Farben der Wasserflöhe; n der restliche Teiltext beschäftigt sich mit dem Thema Bedeutung der Wasserflöhe. Wir stellen außerdem fest, dass der erste Teiltext aus zwei Themen besteht: n Wo Wasserflöhe ganz allgemein leben, und
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n Es gibt verschiedene Wasserfloharten, die jeweils arteigene Lebensräume bewohnen.
Bei morastigen Teichgründen erscheinen sie oft rötlich.
Was haben wir getan? Wir haben jeweils die Bedeutungen der Sätze/Absätze zusammengefasst und damit auf allgemeinere Bedeutungen reduziert. Wir können auch sagen: Wir haben den Text auf einer hierarchisch höheren Ebene in allgemeineren, abstrakteren Bedeutungen und sprachlich in UnterÜberschriften zusammengefasst.
In der Lebensgemeinschaft der Gewässer haben die Wasserflöhe eine große Bedeutung: Sie dienen nämlich Fischen und anderen Wasserlebewesen als Nahrung.
Das Ergebnis kann (einschließlich weiterer Veränderungen in anderen Dimensionen der Textverständlichkeit) folgendermaßen aussehen: Text 59 (Wasserflöhe) 1. Wo Wasserflöhe leben Zunächst einmal gibt es verschiedene Wasserfloharten, und jede bewohnt ganz bestimmte Lebensräume. Und zwar arteigene, das heißt Lebensräume, die für die betreffende Art am besten geeignet sind. Wasserflöhe gibt es in stehenden und langsam fließenden Gewässern, also z. B. in tiefen Seen, Teichen oder flachen Wassergräben. In schnell fließenden Gewässern (z. B. in Flüssen oder Bächen) können sie sich nicht halten. 2. Welche Farben haben Wasserflöhe? Abhängig vom jeweiligen Aufenthaltsort bzw. Lebensraum haben Wasserflöhe unterschiedliche Farben. Mit diesen unterschiedlichen Farben passen sie sich dem jeweiligen Aufenthaltsort an. Man nennt das „Anpassungserscheinung“. Zum Beispiel: Die Wasserflöhe des freien Wassers sind glasartig durchscheinend, die der flachen Tümpel und die am Boden lebenden sind gelblich.
3. Die Bedeutung der Wasserflöhe
Ë26 Die Lerngrammatik macht ernst mit dem in unserer Gesellschaft häufig geforderten, aber selten praktizierten Service-Denken: Der Lernende wird ernst genommen und in die Konzeption der Lernhilfe eingeweiht: n Die Begrüßung durch Pierre mit den Worten „Salut, cher ami“ („Hallo, lieber Freund“) schafft ein „persönliches“ Klima. n Pierre stellt sich vor, auch in seiner Eigenschaft als „Helfender“. n Die Autoren sprechen den Leser persönlich an. n Sie machen sich Gedanken über die Ziele ihres Adressaten („Vielleicht willst Du nur Deine Kenntnisse ein wenig auffrischen …“). n Sie schaffen ein positives Lernklima („ich finde es prima …“). n Sie schaffen Vertrauen („Lehrer mit einer ganzen Menge Erfahrung“ und „Lernen musst Du auch mit diesem Programm“, geben also keine unrealistischen Versprechen ab) n und versuchen, Angst zu reduzieren („ganz allmählich mit den Schwierigkeiten vertraut machen“, „damit Du nicht den Überblick verlierst“).
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n 8. Schließlich geben sie auf der Selbstkundgabe-Seite zu erkennen, dass sie dem Leser helfen wollen, den Stoff zu lernen. Ë27 Hier geht es nicht um Grammatik im herkömmlichen Sinne: n Der Leser wird da abgeholt, wo er sich (zunächst) am wohlsten fühlt: Bei der deutschen Sprache und bei einem Kuchenbacklied für Kinder, das die meisten Leser gut kennen. n Es ist Pierre, der ihm die französische Version „schmackhaft macht“. n Der Leser wird auch im eigentlichen Grammatikteil (nicht nur im Vorwort) persönlich angesprochen („Du siehst sofort …“). n Es werden (konkrete) Beispiele gegeben und sogar Bilder, die in der schon mehrfach erwähnten Hierarchie sehr niedrig angesiedelt sind. Damit wird der Text als „leicht“ empfunden. n Der Leser wird in seinen Lernvorgang aktiv eingebunden („Was siehst du hier?“), und ihm wird zugetraut, dass er die Aufgabe löst („Klar, ist ja nichts Neues für dich“). n Insgesamt wird didaktisch-methodisch viel getan, um ihm individuell zum Lernerfolg zu verhelfen. Und nichts ist erfolgreicher (und befriedigender!) als der Erfolg.
Ë28 Anleitung für eine Digital-Armbanduhr. n Das Dokument ist in Originalgröße abgedruckt, ohne Lupe also nur sehr schwer oder gar nicht lesbar. Die Seitengröße beträgt 85 x 55 mm, der Satzspiegel 73 x 35 mm. Die Schriftgröße liegt weit unter den 8- bis 12-Punkt-Größen, die Erwachsene unter normalen Lesebedingungen (normale Augenkapazität, günstige Lichtverhältnisse, normaler Leseabstand) gut lesen können. Wie wir gesehen haben (vgl. Seite 66), hält die Rechtsprechung schon 7 Punkt für zu klein. Anleitungen dieser Schriftqualität sind für jeden Kunden eine Zumutung! n Vorbemerkung: Dem Text dieser Seite (es ist die zweite Seite der Anleitung) geht kein Text voraus, der Vorwissen zu dieser Seite vermittelt. n Die Überschrift im oberen Teil des Textes ist verkürzt und daher unverständlich, soll wohl „Zeitnehmungsmodus“ heißen. Was der Ausdruck „Zeitnehmungsmodus“ bedeutet, ist zunächst nicht klar. n Der erste Satz ist keine Anleitung, die zu konkreten Lösungen führt: Wie verwende ich den Zeitnehmungsmodus, um die aktuelle Zeit und das Datum einzustellen? Der Satz ist im Grunde überflüssig. Stattdessen sollte sofort gezeigt werden, wie Zeit und Datum eingestellt werden können. n Der Ausdruck „das letzte Signal“ im zweiten Satz ist dem Leser nicht bekannt. Damit ist auch dieser Satz unverständlich. n Die Ausdrücke „Empfangsdatum“ und „Empfangszeit“ sind gute deutsche Wörter, aber ihr Sinn bleibt in diesem Kontext verborgen: Was heißt hier „empfangen“?
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Der Ausdruck „Empfangsindikator“ ist Fachchinesisch, für Laien ungeläufig und dürfte von vielen Nutzern nicht verstanden werden. Auch das Wort „PM-Indikator“ ist unverständlich. Über ihr Vorwissen können Erfahrene „post meridiem“ erschließen und – sofern sie Latein können – Indikator als „Anzeiger“ interpretieren. Der Klammerausdruck „(zweite Tageshälfte)“ wird nicht ohne weiteres auf „PM“ bezogen. Und die Zeit „10:08“ schon gar nicht. n Der erste Satz im unteren Teil des Textes ist unverständlich, zumal der Leser nicht weiß, was ein „Zeitkalibrierungssignal“ ist. n Die Wörter „manuell“ und „spezifizieren“ sind nicht jedermann bekannt. Die Ausdrücke können ohne „Wertverlust“ ins Deutsche übersetzt werden. n Der Terminus „Digitalzeit“ setzt voraus, dass der Leser weiß, dass es auch eine „Analogzeit“ gibt, die per Zeiger auf dem Zifferblatt angezeigt wird. n Die drei Verweise in dem Abschnitt „Einstellung der aktuellen Zeit“ unterbrechen den Lesevorgang und damit den „roten Faden“ der Gedankenabfolge. Das Verstehen wird dadurch erschwert. Zu viele Querverweise gelten in der technischen Dokumentation als „typischer“ Fehler. n Der Text knüpft in keiner Weise beim Vorwissen des Nutzers an und ist schon deswegen schwer zu verstehen. So sollten Anleitungen nicht geschrieben werden.
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Ë29 Text 60 Ordnung (I) (Melbos-Gerät) (1) Das Melbos-Gerät für die elektrische Anlage ist mit einem Fehlerspeicher ausgestattet. (2) Treten Störungen in den überwachten Bauteilen auf, werden diese mit Angabe der Fehlerart im Fehlerspeicher gespeichert. (3) Die Ausgabe der abgespeicherten Fehler erfolgt nach Einleitung der Fehleranzeige Seite 7. (4) Dieser Fehlerspeicher muss nach der Fehlerbeseitigung gelöscht werden. (5) Fehler wie zeitweise auftretende Leitungsunterbrechungen oder Wackelkontakte werden wie folgt gespeichert und angezeigt: …
(1/2) Das Melbos-Gerät für die elektrische Anlage ist mit einem Fehlerspeicher ausgestattet. Welche Erwartung haben wir nun an den Folgesatz? Dass jetzt etwas über den Fehlerspeicher gesagt wird. Stattdessen ist von „Störungen in den überwachten Bauteilen“ die Rede. Wenn wir eine Beziehung zum ersten Satz herstellen wollen, können uns zunächst folgende Zusatzgedanken (Inferenzen) einfallen: n „Störungen“ hat wohl etwas mit „Fehlerspeicher“ im ersten Satz zu tun n „Überwachte Bauteile“ bezieht sich wohl auf das „Melbos-Gerät“ n Erst im zweiten Teil des zweiten Satzes taucht das Wort „Fehlerspeicher“ wieder auf. Diese Überlegungen nach Satz 1 führen dazu, dass der störungsfreie Gedankenfluss unterbrochen ist. Es ist schwer, den Sinn-
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zusammenhang (Kohärenz) wieder herzustellen. Mit Beginn von Satz 2 kann das Schema „Fehlerspeicher“ nicht aufrechterhalten werden. Mit „Störungen in den überwachten Bauteilen“ tritt ein Schemawechsel ein. Das Verständnis von Satz 2 wird zusätzlich erschwert: Das Wort „diese“ bezieht sich auf „Bauteile“; gemeint sind aber die „Störungen“. Satz 2 sollte besser mit „wenn“ beginnen: „Wenn Störungen in den überwachten Bauteilen auftreten, …“ Bis hierher könnte der Text dann leichter verständlich so formuliert werden:
Das Melbos-Gerät für die elektrische Anlage ist mit einem Fehlerspeicher ausgestattet. Dieser (Fehlerspeicher) speichert Störungen in den überwachten Bauteilen (des Geräts), und zwar mit Angabe der Fehlerart.
Oder:
Das Melbos-Gerät für die elektrische Anlage ist mit einem Fehlerspeicher ausgestattet. Welche Funktion hat dieser Fehlerspeicher? Treten Störungen in den überwachten Bauteilen auf, speichert er die Störungen als Fehler und gibt gleichzeitig die Fehlerart an.
Oder:
Das Melbos-Gerät für die elektrische Anlage ist mit einem Fehlerspeicher ausgestattet. Welche Funktion hat dieser Fehlerspeicher? 1. Störungen in den überwachten Bauteilen werden als Fehler gespeichert. 2. Außerdem gibt er die Art des Fehlers an.
(3) Die Ausgabe der abgespeicherten Fehler erfolgt nach Einleitung der Fehleranzeige Seite 7. 4 Mängel in Satz 3: 1. Nominalstil „Die Ausgabe erfolgt“ 2. Nominalstil „nach Einleitung der Fehleranzeige“. 3. Chronologie stimmt nicht: erst Einleitung der Fehleranzeige und dann Ausgabe der Fehler! 4. Die Sprachfunktion stimmt nicht: hier Informationsfunktion. Klarer ist die Appellfunktion: Wenn Sie sich die (gespeicherten) Fehler ausgeben lassen wollen, leiten Sie bitte die Fehleranzeige ein (Seite 7). (4) Das Wort „dieser“ in „Dieser Fehlerspeicher“ ist unangemessen, weil in Satz 3 von einem Fehlerspeicher nicht die Rede war. Hier liegt also ein Kohärenzmangel vor, bewirkt durch eine falsche sprachliche Führung durch den Textautor. Besser: Nach der Fehlerbeseitigung müssen Sie den Fehlerspeicher löschen.
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(5) Fehler wie zeitweise auftretende Leitungsunterbrechungen oder Wackelkontakte werden wie folgt gespeichert und angezeigt: … Dieser Satz ist falsch platziert: Hier geht es um Speicherung. Die kann nicht erst nach dem Löschen des Fehlerspeichers behandelt werden. Also zwischen 2 und 3 anordnen! Satz 5 gehört zum Thema „Speicherung“ und ist daher dort zu platzieren. Der Text könnte also verbessert so lauten: Text 60 a (1) Das Melbos-Gerät für die elektrische Anlage ist mit einem Fehlerspeicher ausgestattet. Welche Funktion hat dieser Fehlerspeicher? 1. Störungen in den überwachten Bauteilen werden als Fehler gespeichert. 2. Der Fehlerspeicher gibt die Art des Fehlers an. (2) Fehler wie zeitweise auftretende Leitungsunterbrechungen oder Wackelkontakte werden wie folgt gespeichert und angezeigt: … (3) Wenn Sie sich die (gespeicherten) Fehler ausgeben lassen wollen, leiten Sie bitte die Fehleranzeige ein (Seite 7). (4) Nach der Fehlerbeseitigung müssen Sie den Fehlerspeicher löschen.
Die „Ordnung“ des Textes sieht also so aus: n Information über Gerät und Fehlerspeicher n Die Speicherung von Fehlern a. generelle Störungen b. zeitweilige Störungen und Wackelkontakte n Die Ausgabe der Fehler n Das Löschen der Fehler.
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Wenn Sie mehr wissen wollen ...
Wenn Sie mehr wissen wollen … Ballstaedt, Steffen-Peter; Mandl, Heinz; Schnotz, Wolfgang und Tergan, SigmarOlaf Texte verstehen, Texte gestalten München, Wien, Baltimore: Urban & Schwarzenberg, 1981 Baumert, Andreas Professionell texten München, Deutscher Taschenbuchverlag, 2003 Berger, Peter Flotte Schreiben vom Amt – eine Stilfibel Köln, Berlin, München: Carl Heymanns Verlag KG, 2004 Blaß, Bettina; Teufel, Stefanie Texte schreiben fürs Web München, Markt + Technik Verlag, 2003
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Göpferich, Susanne Interkulturelles ‚Technical Writing‘. Fachliches adressatengerecht vermitteln. Ein Lehrund Arbeitsbuch Tübingen, Gunter Narr Verlag, 1998 Heijnk, Stefan Textoptimierung für Printmedien. Theorie und Praxis journalistischer Textproduktion Opladen, Westdeutscher Verlag, 1997 Heijnk, Stefan Besser texten, mehr verkaufen auf Corporate Sites. Schreibtipps und Textdesign für Unternehmen im Internet Göttingen, Business Village, 2003 Jucks, Regina Was verstehen Laien? Die Verständlichkeit von Fachtexten aus der Sicht von Computer-Experten Münster, Waxmann, 2001
Bundesverwaltungsamt Bürgernahe Verwaltungssprache Köln, 2002
Kösler, Bertram Gebrauchsanleitungen richtig und sicher gestalten Wiesbaden, Forkel-Verlag, 2. Auflage, 1992
Christmann, Ursula; Groeben, Norbert „Textverstehen, Textverständlichkeit – Ein Forschungsüberblick unter Anwendungsperspektive“ in: Wissenschaftliche Grundlagen der Technischen Kommunikation (S. 129–189) von Krings, Hans P. (Hrsg.) Tübingen, Gunter Narr Verlag, 1996
Krings, H. P. „Schwarze Spuren auf weißem Grund – Fragen, Methoden und Ergebnisse der Schreibprozessforschung im Überblick“ in: Krings, H.P. und G. Antos Textproduktion. Neue Wege der Forschung Trier, Wissenschaftlicher Verlag, 1992
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Wenn Sie mehr wissen wollen ...
Langer, I.; Schulz v. Thun, F. und Tausch, Reinhard Sich verständlich ausdrücken München, Ernst Reinhardt Verlag, 1993 Pötter, Godehard Die Anleitung zur Anleitung. Leitfaden zur Erstellung technischer Dokumentationen Würzburg, Vogel Buchverlag, 1994 Reese, Uwe Verständliche Textgestaltung Renningen, Expert-Verlag, 2004 Schneider, Wolf Deutsch fürs Leben. Was die Schule zu lehren vergaß Reinbek bei Hamburg, Rowohlt, 1994 Schnotz, Wolfgang Aufbau von Wissensstrukturen. Untersuchungen zur Kohärenzbildung bei Wissenserwerb mit Texten Weinheim, Psychologie Verlags Union, 1994
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