Sethe K. Vom Bilde Zum Buchstaben. Die Entstehungsgeschichte Der Schrift

January 17, 2017 | Author: Mikhail Chegodaev | Category: N/A
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Untersuchungen ZUR

Geschichte und Altertumskunde

Aegyptens BEGRÜNDET VON KURT SETHE HERAUSGEGEBEN VON

HERMANN KEES Zwölfter Band

o 1964 Georg Olms Verlagsbuchhandlung Hildesheim

Untersuchungen ZUR

Geschichte und Altertumskunde

Aegyptens BEGRÜNDET VON KURT SETHE HERAUSGEGEBEN VON

HERMANN KEES Zwölfter Band

o 1964 Georg Olms Verlagsbuchhandlung Hildesheim

Fine Arts

Repro grafischer Nachdrudt der Ausgabe Leipzig 1939 Mit Genehmigung des Verlages J. C. Hinridis, Leipzig Printed in

Germany

Herstellung: fotokop, Reprografisdier Betrieb

GmbH., Darmstadt

VOM BILDE ZUM BUCHS TA BEN DIE

ENTSTEHUNGSGESCHICHTE DER SCHRIFT VON

KURT SETHE MIT EINEM BEITRAG VON SIEGFRIED SCHOTT MIT 2TAFELN UND

24

AB B LD U N G E N IM TEXT I

o 1964

Georg Olms Verlagsbuchhandlung Hildesheim

Zur Einführung Als die Erben

Kurt Sethes mir im November

1937 die Betreuung seines wissen-

Verwertung des zur Herausgabe geeigneten Materials übertrugen, konnte eine Absiebt, die sehr wesentlich meinen Entschluß zur Fortführung von Sethes Untersuchungen" bestärkt hatte, Verwirklichung finden: Sethes

schaftlichen Nachlasses

und

die

,,

Lebensarbeit aus nachgelassenen

Tod

mehr

Werken abzurunden.

Allerdings lag bei seinem

was Sethes eigenen sehr strengen Anforderungen an eine Seine Kräfte mußten sich die letzten Jahre auf die Weiterführung des Kommentars zu den Pyramidentexten konzentrieren; außerdem veranlaßte ihn die Verpflichtung gegenüber der Preußischen Akademie seit 1931 eine Anzahl im Umriß vorhandene ältere Entwürfe auszuarbeiten und abzuschließen. Als wertvollste Nachlaßbestände ergaben sich einmal die Abschriftensammlungen nicht

viel vor,

druckfertige Arbeit genügt hätte.

thebanischer Tempelinschriften aus griechisch-römischer Zeit. Sethe selbst sah darin eine notwendige Ergänzung zu den von ihm bereits herausgegebenen Heften Urkunden griechisch-römischer Zeit" (1904/16), für deren endgültige Fertigstellung er nach seinen eigenen Worten (Vorbemerkung zum ,,Amun") auf die Unterstützung von H. Junker rechnete. Dazu kam eine sehr weitläufige Niederschrift über das berühmte Totenbuch Kap. 17 ,,die seit 1917 im wesentlichen fertig daliegt", wie Sethe 193 1 in seiner Antrittsrede vor der Preußischen Akademie anzeigte. Sie sollte an dem besonders lehrreichen Beispiel eines mehrfach umredigierten und erweiterten Textes eine Grundlage zur Alterseinstufung der Handschriften des Neuen Reiches liefern: Infolge der seitdem durchgeführten vollständigen Aufnahme aller Sargtexte", einschließlich der MR. -Fassungen des Totenbuches, durch Breasted, Gardiner und de Bück war aber eine Fülle neuen Materials zur Vorgeschichte des ,,

,,

Totenbuches Kap. 17 zugewachsen. Einzelnes daraus hatte Sethe durch Mitteilungen von de Bück kennengelernt, wohl auch in gelegentlichen Zusatzbemerkungen eine Verarbeitung begonnen, aber die notwendig gewordene Umarbeitung wesentlicher Teile des alten Manuskriptes durch Einbau des neugewonnenen Materials mußte er notgedrungen für eine Zeit größerer Muße zurückstellen, die er vielleicht nach Fertigstellung des Pyramidentextkommentars erhoffte. Eine unveränderte Ausgabe seiner Niederschrift von 19 17 hätte Sethe keinesfalls gebilligt. Das widersprach seinem, in

dem

ständig verbesserten und überprüften

Kommentar

der Pyramidentexte so ein-

dringlich bewiesenen Arbeitsethos.

Auch gewidmet.

geschichtlich-topographischen Untersuchungen hat sich Sethe stets gern Er, der in früheren Jahren förderliche Beiträge zu

Realenzyklopädie

beigesteuert

hatte,

Pauly-Wissowas

sammelte mancherlei Material zur alten

Geographie Ägyptens,

über die er mehrfach vielbewunderte Kollegs las, allerausgearbeitete Niederschrift zu denken. Einen bean eine zunächst ohne dings sonders reichhaltigen Teil, der wesentliche Ergebnisse aus Sethes thebanischem

Aufenthalt 1905

Beiträge zur Topographie von Theben und seines Gau-

sicherstellt,

gebietes, hoffen wir baldmöglichst in einer selbständigen Bearbeitung von Dr.

hard Otto

in

der Reihe

der

,,

Untersuchungen" herausbringen

Forschung nutzbar machen zu können. Schließlich heft Sethes über einen Gegenstand, die

Entstehung der Schrift,

dem

eines

seit

Eber-

und damit der

blieb ein ausgearbeitetes Kolleg-

Jahren seine besondere Liebe

der wenigen

Themen

übrigens,

galt,

über das

auch vor einem weiteren Zuhörerkreis äußerte. Es entsprach ganz einer besonderen Richtung seiner Arbeiten, die er etwa kurz vor Beginn des Weltkrieges aufnahm: geistige Leistungen des alten Ägyptertums, wie er es sich

Sethe

gerne

selbst ausdrückte,

,,sub

zu betrachten.

specie universi"

Neben der Entstehungs-

geschichte des Alphabets hat er in den folgenden Jahren das ägyptische Zahlen-

system (,,Von Zahlen und Zahlworten", Straßburg 191 6), sodann die ägyptische Zeit-

rechnung

(,,Die

Zeitrechnung der alten Ägypter im Verhältnis zu der der anderen

Völker" Nachr. Gott. Ges. 1919/20) in seiner eigenen geradlinig auf ein Ziel hinstrebenden Darstellungsart geschildert und entwicklungsgeschichtlich bewertet. So erschien es uns fast als eine Selbstverständlichkeit, auch diese letzte schriftgeschichtliche Arbeit, die bereits früher erschienene Darlegungen Sethes zu diesem erweitert

und

Thema

glücklich

und zwar inhaltlich unverändert, wie

ergänzt, zu veröffentlichen,

er sie 1933/34 zuletzt in Berlin vorgetragen hatte.

Damit nun

dieser echt Sethesche

Versuch einer systematischen Gesamtschau der

Schriftgeschichte völlig in seiner Eigenart gewahrt bleibe, gleichzeitig aber auch die

heutige Problematik der Dinge gezeigt werde, habe ich Herrn Dr. Siegfried in

Schott

Heidelberg gebeten, nicht nur die notwendigen Anmerkungen und Nachweise hin-

zuzufügen und zu ergänzen, sondern

in

einem eigenen Nachwort die angedeuteten

Gesichtspunkte klarzustellen. Ich glaube, daß Dr. Schott, der selbst

seit seiner

Dissertation schriftgeschichtlich

und mit Sethes Betrachtungsweise gut vertraut ist, diese nicht leichte Aufgabe mit Takt und Verständnis erfüllt hat. Ich möchte ihm auch an dieser Stelle dafür besonders danken. Den Herren H. Hommel, K. Preisendanz, F. Schachermeyr und W. v. Soden sind wir für mannigfache Hinweise zu Dank verpflichtet, ferner der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen dafür, daß sie die Mittel zur Auswertung des Materials gewährt hat. interessiert

Göttingen, im Herbst 1938

Hermann Kees

Inhaltsübersicht Seite

Vorwort von Hermann Kees 1.

Das Bild

Gedankenübermittler

als

Die Frage nach der Entstehung der Schrift geschichte der menschlichen Schrift für die

Huronen

bezeichnung

(5),

(2).

Jahresbezeichnung

als

Anfänge der Bilderschrift

bei

im Altertum

(i)

Das

für einen Inkafürsten

(3),

Seite

Zeichnungen

(4),

(5).

(i), in

Keim

Bild als ihr

Bilder zur

den Mexikanern

(9),

neuerer Zeit

(2).

Bild

und

(i).

Wiedergabe von Liedern

die Bilder des

in einer

bei den Hopi-Indianern, in Vandiemensland und auf den Palau-Inseln

Botenfrau und die Geräteliste eines eingeborenen Aufsehers

Knotenschnüre der Riu-Kiu-Inseln, Kerbstöcke

Bewertung 2.

(15), die

(14).

Versuch einer Entwicklungs-

(7),

von Sprichwörtern

Raum und

hinweg

(12).

(12),

Das Bestellbuch

(13).

Gesten (15) und Zeichen

Zeit

einer ostfriesischen

Quippu

(15).

Kauri- Muscheln der Yoruba-Neger und ihre phonetische

Seite

Die Bilderschriften der älteren Kulturvölker gegenüber den primitiven Bildverwendungen Piktographien

(18),

als

mexikanische Handschriften

Zwischenstufe: die Narmer-Palette

Bilderschriften von

Kamerun und Nordamerika

Ideogramme im Ägyptischen lehnung aus einer

in eine

(25).

(24),

der Osterinsel (23). Begriffszeichen oder

den Mexikanern

bei

Die Lesbarkeit einer Begriffsschrift

andere Sprache bei den Japanern und den Akkadern.

Neuen

(20), der Babylonier

(22),

(tscherokesische Schrift) (23).

im Chinesischen und Babylonischen

(24),

sammenstellung mehrerer Zeichen für einen Begriff

— 26

Bilder für jeden

(17).

der Ägypter

Die alten Bilderschriften (20)

(19).

17

zwei Inschriften des

(18),

der Chinesen (21), der Hethiter (21), der Kreter (22), des Diskos von Phaistos

Moderne

in Peru,

(16).

einzelnen Begriff (17).

Reiches

(8).

mexikanischen Bilderhandschrift

Die ideographische Bilderschrift

(21),

Namens-

Bilder als

(4).

mexikanischen Katechismus, das Glaubens-

bekenntnis(io), die zehn Gebote(io), Verewigung geschichtlicher Vorgänge(ii) über

Zusammenstellung von Einzelheiten zu einer fortlaufenden Reihe

— 16

Schrift ursprünglich dasselbe (3),

Verständigungsmittel

als

i

V

(25).

Vergleich mit

Zu-

(24).

Ihre Ent-

dem Vorgang

der Schriftübernahme bei den Persern (26). 3.

—41

Die Phonetisierung der Bilderschrift

Seite 26

Begriffszeichen werden Wortzeichen (26) im Ägyptischen (27), Herausstellung ihres lautlichen Wertes (27) bei

den Mexikanern (Akrophonie)

(28).

(28),

Umwandlung

der Bilderschrift in eine Lautschrift im

nach der Anfangssilbe

(29).

,,

Rebus"

(28),

nach dem Wortanfang

Die Silbenschrift der Babylonier, der Chinesen

(29), ihre

Klassen-

zeichen als Reste der Bilderschrift (30), Deutzeichen im Babylonischen (30). Verlust der Bildgestalt: Entstehung

der Keilschrift (31), der Tuschschrift der Chinesen (31), der hieratischen und demotischen Schrift der Ägypter, ihr Schreibstoff,

Papyrus

(32),

Leder, Ostraka und Scherben (32).

Stammeszeichen der ägyptischen Schrift

(34),

Denkmalschrift

Wortzeichen und

(33).

Herausbildung allgemeiner Deutzeichen

(34),

Konsonanten-

zeichen (36), Nichtbeachtung der Vokale im Ägyptischen (36). Stammeskonsonanten in den semitischen Sprachen

und im Ägyptischen (37), ihre

,,

als begriffstragend (37).

Buchstaben"

(38), ihre

Die Eigenart der lautlichen Bewertung

Entwicklung

(39), ihre

,

.historische" Orthographie (39)

Die Schreibweisen: die Schriftrichtung bei den Chinesen und Ägyptern einer rechtsläufigen Schreibweise durch

rechten

Kolumnen von

rechts

Drehung der

nach links

(41).

in der

(40), bei

Schriftzeichen (40).

ägyptischen Schrift

und Eigenart

den Babyloniern

(40).

(39).

Gewinnung

Ursache der Schreibweise

in senk-

4-

Die Entwicklung reiner Lautschriften Lautschriften nach Ausscheidung oder Einschränkung der Begriffszeichen

Silben-

(41).

schriften, die persische Keilschrift (42), die japanische Schrift (42), die zyprische Schrift

von Phaistos

(42), die Silbenschrift des

schrift

und

in der

Dewanägarl der Inder

Sikwaya

für das zyprische Griechisch (43),

(45).

Das

schriften (45), sein Auftreten (46), seine Ausbreitung über die

Asien 5.

keit eines

in der persischen Keil-

im Äthiopischen

(44),

Buchstaben der Griechen

(46),

über Afrika und

Seite 47

und Syrien zwischen zwei Kulturen

Zusammenhanges mit der

(47).

Das Alter der phönizischen Buchstabenschrift

Keilschrift (48)

Schrift: die gleichen Schreibmittel (49),

Papyrus

(52)),

Sinai

(53), ihre

und

Hebräer

die

Wort „Herrin"

Namen

(59).

Die Sinaischrift

Das Alter der

(59).

Hyksos als

(56).

Zusammenhänge mit der ägyptischen

die Keilschrift

als

Silbenschrift (52).

Anhaltspunkte für Ort und Zeit ihrer Entstehung

Der Fund der

Buchstaben

(62).

und Fraktur

Bindeglied zwischen den ägyptischen und den phönizischen Buch-

Inschriften (59).

—66

Seite 60

ihre Gestalt (61),

(60).

Die Herkunft der griechischen Buch-

Vokale und Zusatzbuchstaben

(61).

Die Herkunft der lateinischen

Die großen Buchstaben (Majuskeln) (62), die kleinen Buchstaben (Minuskeln) (63).

(63).

(55).

Sinai-Inschriften (56), ihre Zeichen (57), das

Die Verpflanzung der altsemitischen Schrift nach Süden und Norden

Namen,

(51)

Phönizische

Das Verhältnis der phönizischen Buchstabenbilder zu den

Die Verbreitung des Alphabets staben (60), ihre

Möglich-

und „innere" Form (Bezeichnung der Konsonanten

(54), ihre Eigenheit (55).

(55), die

(48).

(48).

—60

Tontafel und Papyrus auf babylonischen Bildern (49),

dem gegenüber

Tradition über die Erfindung der Buchstaben (53).

ägyptischen

und Bedenken

(49),

Bildgestalt der Buchstaben (50), Schreibweise (51)

und Nichtbezeichnung der Vokale

6.

die Schrift des Diskos

(46).

Palästina

staben

(44),

und Buchstaben-

semitische Alphabet als Quelle der Buchstaben-

Der Ursprung des Alphabets

Der

und

Bezeichnung von Konsonanten

(43).

im Japanischen und Chinesischen

Das Alphabet

(44).

—47

Seite 41

Worttrennung

(64)

und Buchstabenverbindung

(65),

ihre

Einwirkung auf

Antiqua

die Schrift-

gestalt (65).

7.

—68

Zusammenfassung Vereinfachung der Schrift und Stenographie

Seite 66 (66).

„Atomisierung" des Gedankens

besondere Rolle der ägyptischen (67) und der phönizischen Schrift Papier

(67).

zum Buchstaben

(66).

Die

Byblos, Bibel, Fibel, Papyrus

und

(68).

Nachwort von

Siegfried Schott

Abbildungsverzeichnis

— 83

Seite 69

Seite 84

Das Bild

I.

Wenn daß man sie

Gedankenübermittler

als

menschliche Einrichtungen

seit alter Zeit

eingebürgert sind,

ist

Je einfacher

und

so selbstverständlicher erscheinen sie uns.

Wir

benützt, ohne nach ihrer Entstehung oder Herkunft zu fragen.

um

zweckmäßiger diese Einrichtungen sind,

kommen überhaupt

nicht auf den

die Frage, weshalb sie so

und

es ihr Schicksal,

Gedanken, daß

sie

anders sein könnten, geschweige denn auf

nicht anders beschaffen sind. Selbst gegenüber wunderlichen

man

wie der Stundenzählung und der Bruchrechnung verhält

sich so,

obwohl

Dingen

doch zu einer

sie

solchen Fragestellung geradezu herausfordern. So gebraucht denn auch die Masse der

Menschen

unsere Schrift wie etwas von Gott gegebenes oder von der Natur bestimmtes, ohne sich zu ver-

gegenwärtigen, daß

sie

das Ergebnis einer langen Entwicklung darstellt, an der

Völker und Zeiten mitgearbeitet haben^. Unser Alphabet

Wenn man einem

in seinen

doch verhält

es sich aller

Untersuchung gezeigt werden. Er bezeichnet

staben".

möglichen

Gebildeten erzählt, die fast geometrischen Figuren der Buchstaben seien

aus den Hieroglyphen der alten Ägypter entstanden, so wird er ungläubig den

Und

alle

Grundformen der

Muster von Einfachheit und Klarheit der Linien

lateinischen Unzialschrift ein unübertreffliches dar.

stellt

in aller

Wahrscheinlichkeit nach Sie trägt

so.

Es

den schlagwortartigen

soll dies

Titel

Kopf

schütteln.

im Verlaufe unserer

,,Vom Bilde zum Buch-

Kürze den einzuschlagenden Weg, nach dessen Anfängen

freilich

über die ägyptischen Hieroglyphen hinaus gesucht werden muß.

Zwar

gilt

das Gesetz der selbstverständlichen

Geschichte der Schrift in vollem Maße.

und Geheimnisvolles, das

allezeit

Doch

liegt

Übernahme

des Altüberkommenen für die

im Wesen der

Schrift etwas

Wunderbares

auf nachdenkliche Menschen eine große Anziehungskraft

ausgeübt hat. Ebenso hat die gar nicht hoch genug zu schätzende Bedeutung dieser Erfindung

Entwicklung unserer geistigen und materiellen Kultur

für die ganze

kender Menschen auf die Frage nach

begnügte

daß

man

sich bald nicht

die Schrift

— wie

dem Ursprung

mehr mit der

der Schrift gelenkt.

alten auf ein

das durch Prometheus

allezeit

das Interesse den-

Schon im Altertum

Ignoramus hinauslaufenden Erklärung,

vom Himmel

geholte Feuer

— eine

Erfindung

der Götter, bei den Griechen des klugen Gottes Hermes, bei den Ägyptern des weisen Gottes

Thoth,

sei.

Jedoch

kam man damals

nommenen Buchstaben

der Griechen

über die Frage,

ob die von den Phöniziern über-

von diesen oder von einem anderen Volke des alten

Orients erfunden worden seien, nicht hinaus.

Die Frage nach

dem Wie

der Erfindung

ist

über-

haupt nicht aufgeworfen worden. In neuerer Zeit hat die Geschichte der Schrift natürlich vielerlei Behandlungen gefunden.

Vor allem

die

Frage nach der Urgeschichte unserer heutigen Schrift

rief eine schier

unüber-

sehbare Literatur hervor. Sie wird alljährlich durch zahllose wissenschaftliche und volkstümliche

1

[Vgl. K.

Sethe, Der Ursprung des Alphabets, Nachr. der K. Ges.

d.

Wiss. Göttingen, Mitt. 1916, S. 88.]

2

Das

1.

Bild als Gedankenübermittler

Sobald

Arbeiten aus berufenen und unberufenen Federn in allen Kulturländern vermehrt.

man

irgendwo im Osten bei Ausgrabungen eine neue Schrift entdeckt, wird die Frage aufgeworfen,

ob hier wohl der Ursprung des Alphabets zu suchen

noch lesbar

Schrift

ist,

und

die Zeichen nur in einzelnen

Oder wenn

Buchstaben des Alphabets aufweisen.

selbst

sei,

wenn

nichts von dieser neuen

Punkten eine gewisse Ähnlichkeit mit

Höhlen oder

in vorgeschichtlichen

malereien einzelne Zeichen gefunden werden, die den einfachen geometrischen

E und

lateinischen Buchstaben wie H,

M

gleichen, glaubt

gefunden zu haben. Diese Frage

ist

heute gebrauchten Schriften mit

Ausnahme

phönizischen Alphabet

auf

dem

längst gelöst.

An

Formen der großen

man, den Ursprung unserer

vom

Neuere Funde und Forschungen

Alten Ägypten, haben auch über die

daß

Vorgeschichte dieses phönizischen Alphabets Aufschluß gebracht,

so

Entwicklungsgeschichte unserer Schrift

Wir können

es, bis

an die natürliche Quelle

Hier unternimmt

aller

jetzt als gefüllt gelten dürfen.

Schriftentwicklung

es ein Vertreter der

aller

der chinesischen und der japanischen

Gebiete der Ägyptologie, der Wissenschaft

Schrift

— wie — aus dem

der Herkunft unserer Schrift

nicht der mindeste Zweifel möglich.

ist

in Fels-

Lücken der

die

sie,

so scheint

zurückverfolgen.

Ägyptologie, also einer Fachwissenschaft, nicht nur

diese Entwicklungsgeschichte unserer Schrift zu verfolgen, sondern ein viel allgemeineres

Thema

zu behandeln, das weit über die Grenzen seines Arbeitsgebietes hinausführt. Als Versuch einer

Entwicklungsgeschichte der menschlichen Schrift überhaupt kann dies seine Rechtfertigung

eben jenen Aufschlüssen finden, die in ägyptologischen Forschungen erbracht worden

einerseits in

sind.

Andererseits erscheint die Schrift der alten Ägypter vor allen anderen Schriftsystemen der

Welt geeignet zu

sein,

uns

in die natürliche

Entstehung einer Schrift und ihre Aufwärtsentwick-

lung zu einem brauchbaren Werkzeug hochstehender Kultur einen Einblick zu gewähren. unter

dem

Die

allgemeinen Titel einer Geschichte der Schrift oder der Geschichte der Schrift aller

Völker veröffentlichten Werke ^ betrachten die Schriften der einzelnen Völker für trotz der Klassifizierung, die sie dabei

einem großen Rahmen.

sich.

Sie bleiben

vornehmen müssen, im Grunde Einzeldarstellungen

Demgegenüber

soll hier eine

in

zusammenfassende Darstellung gegeben

werden, in der die Schriftsysteme der verschiedenen Völker in eine durch die ganze Menschheit

hindurchlaufende Entwicklungslinie eingereiht und im einzelnen nur insoweit betrachtet werden, als sie

wesentliche Knotenpunkte dieser Entwicklung bedeuten 2.

Wir können

überall

im Leben der Völker beobachten, daß gleiche Bedürfnisse und gleiche

Verhältnisse zu den gleichen Erfindungen gleicher

Weise

fort,

weil der

und Einrichtungen führen.

Mensch nun einmal

Sie entwickeln sich in

allüberall ein gleich organisiertes

Wesen

ist.

Dies zeigt sich auch in der Schrift, die sich an den verschiedensten Teilen der Erde in gleicher 1

[Sethe verweist auf Hans Jensen, Geschichte der

Inzwischen ,

ist

von diesem Werk 1935/36 unter dem

.umsichtig revidierte Neubearbeitung"

schnitte des

,,

(v.

Schrift (1925) als das .Jüngste

Titel ,,Die Schrift in

Bissing, Handbuch

S. 147) erschienen.

Handbuches der Archäologie" (Walter Otto) über

von Bissing, ,,Der Alte

Orient,

Kypros und Kreta" und A.

und empfehlenswerteste".

Vergangenheit und Gegenwart" eine

,,Die Schrift

und

Ergänzend sind

Rehm, Der griechisch-italische ,,

die beiden

die Schrifterzeugnisse": F.

Kreis,

in

W.

Die Inschriften"

heranzuziehen und schließlich D. Diringer, L'Alfabeto nella Storia della Civiltä (1937). Hingewiesen

schon auf die Stellungnahme H. Bauers

Ab-

sei

auch hier

seiner nachgelassenen Schrift ,,Der Ursprung des Alphabets" (Der Alte

Orient Bd. 36, Heft 1/2 (1937) zur Kernfrage.] 2 ,,Was ich Ihnen geben Zusatz).

will,

ist

also,

kurz gesagt, eine vergleichende Schriftgeschichte" (nachträglicher

und

Bild

Schrift

3

oder wenigstens in einer der allgemeinen Entwicklung entsprechenden Weise herausgebildet

und entwickelt

ob

hat, als

können wir diemenschliche

Schrift

gemeinsamen, sozusagen mit als

einem Naturgesetze

sie

demnach

folgte.

Von diesem Ablaufe

Gewächs^ nennen, das aus einem

ein

Wiege gelegten Keim erwachsen

in die

her betrachtet allen

Menschen

Sie läßt sich aber auch

ist.

eines betrachtet, nachdem wir heute ihre im wesentlichen abgeschlossen erscheinende Ent-

Baume

wicklung im Rückblick verfolgen können, mit einem gewaltigen, uralten

und Zweige

sich in zahllose Äste

Er hat

geteilt,

von denen

vergleichen.

schon abg -storben und ab-

viele

Nun ist er am Ende seines Wachstums angelangt, kaum noch zu erwarten^. Die Wurzel dieses uralten, über die mit dem anderen gebrauchten Bilde der dem Menschen ganze Erde verzweigten Baumes oder mit in die Wiege gelegten Keim ist das Bild, die zeichnerische Darstellung wahrnehmbarer gebrochen sind und andere noch grünen.

neue Schößlingen sind von ihm





Gegenstände und Vorgänge.

und

Bild

Man

ergänzen. oft

Schrift sind für uns heute zwei grundverschiedene Dinge, die sich gegenseitig

denke nur an die

umgekehrt durch ihn

Endzweck

erläutert wird^.

es

und

Bild

Sie sollen beide Vorstellungen

erfüllen.

durch das Auge übermitteln und

Dabei scheint

Illustration, die einen

ganz wesentlich zu

sein,

daß

hinweg geschehen kann, ob man nun durch

nachkommenden Geschlechtern

die

dies sie

nur zu

und Wahrnehmungen, Gedanken und Wissen oder Lesenden wiederentstehen lassen.

auch über die Schranken von

Raum und

Zeit

zu einem Freunde in der Ferne spricht oder

Vorgänge der Gegenwart vor Augen

Lehrer einem Schüler Kenntnisse übermitteln und überliefern

gebrauchen, hat einmal der Mensch das Bild verwandt.

Kunde von Begebenheiten geben

führt oder wie der

Ursprünglich sind diese

will.

beiden Geschwister, Bild und Schrift, eines und dasselbe gewesen.

oder der Nachwelt

soll, freilich

Schrift sollen so miteinander denselben

dem Schauenden

in

Text verdeutlichen

Wo

wir heute die Schrift

Wenn man sich Mitteilungen machen malte man das zu Sagende hin und

wollte,

bildete es ab.

Abgesehen von Gesten, verwendbar Zeichen

ist

sind,

für

die nur in direktem Gegenüberstehen

und von der Verwendung symbolischer Gegenstände zu Botschaften und

den primitiven Menschen die Zeichnung

der Gedankenübermittlung durch das Auge.

zum

ersten

Male

zu erzählen.

die

Huronen

— jener

durch die Lederstrumpferzählungen bekannt

hütte des

mußte

Stammes

in

der Tat der einzig vorstellbare

Die Missionare, die

ist



die Zauberkraft der Schrift der

Alsdann mußte

verlassen.

Bogen, ich schieße und

ein anderer Missionar

treflFe

mit

dem

ersten Schuß.

Missionar hereingerufen.

Zum

dem

Köcher, ich spanne meinen

Ich lade die Beute auf die Schultern, trage

größten Erstaunen der Indianer

,,Aus gleichartiger Wurzel erwachsene Gewächse" (Randvermerk).

2 [Hier findet sich der

dem

Kapitel vorangestellte Titel.]

„Wie das Laufbild im Kino".

nach dem Diktat eines

ein Stück Papier niederschreiben: ,,Ich

meine Hütte und mache für meine Freunde ein Festmahl davon."

3

Europäer

einer der unter ihnen wirkenden französischen Missionare die Beratungs-

gehe auf die Jagd, ich finde einen Hirsch, ich nehme einen Pfeil aus

1

lebenden Völkern

nordamerikanische Indianerstamm, der uns allen

ihm zuflüsternden Häuptlings folgende Erzählung auf

sie in

schriftlos

als

Weg

Wirksamkeit der Schrift darzutun hatten, wissen hierfür ergötzliche Beweise

So wollten

erproben. Hierzu

von Angesicht zu Angesicht

Nun wurde

las er die

der andere

Erzählung Wort für

A

i.

Wort, wie es

um

und

sie diktiert

um

worden war,

und fragten: ,,Wo

Hütte und das Festmahl gesagt!"

?

Das Bild

vor. ist

als

Gedankenübermittler

Kopfschüttelnd

nahmen

die Indianer das Papier, drehten

denn das Bild des Jägers, wo

Wir sehen

nichts

wo die dem Pater

der Hirsch gemalt,

ist

von alledem, und doch hat die Schrift

es

^.

Ähnlich wird von einem Inkafürsten berichtet, der von den Spaniern bei der Eroberung

Männer

Perus gefangen und eingesperrt zu bemerken glaubte, daß die weißen

Da ihm

durch Aufzeichnungen auf Papier Nachrichten übermittelten. glaublich erschien, wollte er sich

Daumen durch

dieser Sachverhalt

kaum

davon überzeugen. Er bat eines Tages einen seiner Wächter,

das Wort Gott (dios) auf seinen Daumennagel einzuritzen. steckte er den

sich beständig

die Gitterstäbe

und

Nagel sehe. Als der dann richtig ,,Gott" sagte,

Als die

Wache

fragte den neuen Wächter,

war der Inka

Abb. I. ,, Indianerzeichnung" (nach ,,Vel- Abb. 2. ,, Grabstein eines hagen und Klasing's Monatshefte" 18 (1904) Häuptlings" (nach ,,VelS. 548)hagen und Klasing's Mo-

in

abgelöst wurde,

was

er auf

seinem

höchstem Staunen, eben weil

Abb.

3.

„Ein Indianerbrief" (nach

Vom

Weule:

zum

Al-

Abb.

36).

Auch bei unseren Kindern können wir, wenn sie zum ersten Male mit Berührung^ kommen, das gleiche Vermissen des Bildes beobachten.

der

phabet

Kerbstock

(20. Aufl.)

S. 84,

natshefte" 18(1904) S. 548).

kein Bild dabei war 2. Schrift in

Zeichnungen, welche die gleichen Zwecke verfolgen wie bei uns die Schrift, finden wir

demgemäß

bei primitiven

Indianer auf

Völkern allerorten nicht selten

dem Kriegspfade gaben

als

Verständigungsmittel angewandt.

sich Nachrichten über die

Richtung des Marsches oder

über Art und Zahl ihrer Feinde durch mehr oder minder konventionelle Zeichnungen, die der

Eingeweihte richtig zu deuten oder z,

— man kann ruhig sagen — zu

B. eine auf einem Stück Birkenrinde an einem

kommenden Landsleuten einen Speer in der

So

sollte

i)

nach-

angebrachte Zeichnung^ (Abb.

sagen, daß hier an drei Feuern zwei Indianer (ohne Kopfbedeckung, (acht

Gewehre

bei

meinem Freunde

W. Lotz, Die Erfindung

den

Die Tiere unten sollen Jagdbeute bedeuten. Der Grabstein

Ph. Berger, Histoire de l'ecriture dans l'antiquite (1891) S. i8f.

2 Mitgeteilt von 3

lesen" verstand.

Hand) und vierzehn Weiße, unter ihnen acht Soldaten

acht oberen Leuten) gelagert haben.

1

Baum

,,

J.

H. Breasted.

der Schrift, Velhagen und Klasings Monatshefte Bd. 18 (1904) S. 548.

Zeichnungen

berühmten Häuptlings^ (Abb.

eines

dem

gehörte

Verständigungsmittel

als

2) enthält in

5

Bildern folgendes ausgedrückt: Der Verstorbene

Geschlecht des Hirsches an. Die umgekehrte Stellung des Tieres deutet das Gestor-

Kampf

bensein an, die drei Striche darunter drei schwere Verwundungen, der Elenkopf einen

Mannes

mit einem solchen Tier, die Symbole darunter den großen Einfluß des

Sehr eigenartig

ist

Mann"), der weit von ihm wohnte^ (Abb.

Namen

Sohne zu:

vom Munde ,,

Wir sehen

3).

Bedeutung entsprechend durch Bilder

ihrer

Die

sind.

Krieg und

Turtle-following-his-wife

der Brief des Cheyenne-Indianers

Schildkrötenmännchen, das seinem Weibchen folgt") an seinen Sohn Little

(,,das

in

Die waagerechten Striche sollen die Zahl der Kriegszüge angeben.

Frieden.

dargestellt, die mit ihren

Kleiner

(,,

Die dreiundfünfzig kleinen Kreise bedeuten:

,,

ihre

Köpfen verbunden

des Vaters ausgehenden Linien sollen Worte vorstellen.

Komme zu mir!"

man

Menschen, über ihnen

die beiden

Sie rufen

dem

Ich habe Dir dreiund-

Namen

fünfzig Dollar Reisegeld angewiesen." Die gleiche, recht eigenartige Weise, Bilder, welche

bezeichnen, mit den Bildern der zugehörigen Personen durch eine Linie zu verbinden, finden wir in

Codex Boturini

einem Bilde der berühmten Bilderhandschrift des

Amerikas angewandt^ (Abb.

Teile

4).

Dort

ist

die

Wanderung

Abb.

5.

,,

aus einem ganz anderen

der mexikanischen

Stämme

General Maynadier" (nach Mallery,

Picture-writing of the American Indians, 10 th

Abb.

4.

,,

Die mexikanischen Stämme" (nach Jensen,

Geschichte der Schrift

Aufl.)

S.

Die Fußspuren deuten

gestellt.

Gehen

(2.

durch ein Bild bezeichnet.

Abb.

Tezcacouacatl

2.

Quauhcouatl Apanecatl

4.

Chimalmau

sein

Name

das

mit einer Beischrift in der angeführten Weise

Bilde ein rohrgeflochtener Schild).

den nordamerikanischen Indianern begegnen wir dieser Andeutungsweise des

bei

in einer

(Abb.

statt

Weg und

Es sind die Stämme:

Zeichnung, die den

Namen

des französischen Generals

englischen Aussprache von den Indianern als soll^

S.

118).

Annual

Ethnology 1888/89 (1893) 569, Abb. 919). of

der bei den Mexikanern üblichen Weise den

= der am Wasser lebende. = der liegende Schild (im

3.

Report of the Bureau

= Spiegelschlange. = Adlerschlange.

1.

Namens

in

jedem Stamme* wird

an. Bei

Wieder

121,

dar-

5).

Er wird so „geschrieben":

ein

many Mann

deer

,,viel

mit einem

Maynadier, nach

der

Wild" gedeutet, wiedergeben

Hut

— was den Europäer kenn-

— und mit seinem Kopf verbunden zwei Hirschköpfe zur Andeutung seines Namens. Die Indianer nennen die einzelnen Jahre — wie das auch bei den alten Ägyptern und Babyloniern üblich war — nach bestimmten Ereignissen. Sie bezeichnen diese Jahre ihren Annalen zeichnen

soll

in

1

Lotz,

Abb.

2 (v.

Abb.

Gestalten als die

2 K.

ibd.

3 E. Seier,

Weule, Vom Kerbstock zum Alphabet,

S. 58 [dass. (20.

Auflage) S. 84, Abb. 36.]

Gesammelte Abhandlungen zur Amerikanischen Sprach- und Alterthumskunde Bd.

5a), [Jensen, Schrift (2. Aufl.) ,,vier

S. 121,

Abb.

118].

Führer, die die Azteken aus Aztlan führten"].

American Indians, loth Annual Rep. of the Bureau

4 [Seier erklärt Ges. Abh. Bd. 5 Garrick

of Ethnology 1888/89

2,

2, S. 35,

417 diese

Mallery, Picture-writing of the

(Washington 1893)

S. 596,

Abb. 919.

6

I.

Das Bild

durch besondere Bilder, die geeignet Gedächtnis zu rufen. dar, insofern sie den darstellen,

als

Gedankenübermittler

dem Kundigen

sind,

die betreffende

Bezeichnung

in sein

Diese Bilder stellen so eigentlich ein rein mnemotechnisches Hilfsmittel

Vorgang, von dem das Jahr den

Namen

trug, nicht direkt in

sondern ihn nur durch eine Einzelheit andeuten. So sah mein Freund

wie er mir erzählt hat, einst bei Theodore Roosevelt

J.

einem Gemälde

H. Breasted,

auf einer Büffelhaut die ganze Biographie

Symbole wiedergegeben,

eines nordamerikanischen Indianerhäuptlings derart durch Bilder oder 1800/01 DreiBig

1825/6 Viele ertran-

mnm

Dakota wurden von den Krähen-

ken bei einer

Überschwem-

Indianern ge-

mung

tötet.

(Kopfe der auf dem Wasser trei-

des Missou-

ri.

benden Ertrun1801/02 Viele etar-

kenen).

ben an den Pocken.

1802/3 Ein Dakota

n

stahl Pferde

mit

Dakota namens Hump-

Hufen

den

back

(bei

Indianern

1848/9 Ein

unge-

(,,d©r

Buckelige")

bräuchlich).

wurde durch einen Lanzenwurf ge'>

(Pferdehuf).

tötet.

1813/4 Eine Keuch-

husten- Epidemie

brach aus. 1853/4 Spanische

Decken wurden 1817/8

Ein

in

Kana-

das Land ge-

bracht.

dier baute ein

Handelshaus aus trockenem Holz. (Blätterloser

Baum).

**

1869/70 Eine Sonnenfinsternis

fand 8t«H. 1824/5

Einem

Häuptling wur-

den sämtliche Pferde getötet.

Abb.

6.

(nach

daß

Aus den Wintererzählungen des Jensen, Geschichte der Schrift

für jedes Lebensjahr des Häuptlings ein Feld

,,

Einsamen Hundes" Abb. 22).

S. 27,

von regelmäßiger Gestalt stand, das mit einem

oder mit mehreren solchen Bildern gefüllt war^. Diese Jahreslisten in Bildern nennen die Indianer

Wintererzählungen. Unter den uns bekannt gewordenen Wintererzählungen

und

interessantesten die des

Dakota-Indianers

,,

Einsamer Hund".

ist

Sie

am

berühmtesten

umfaßt

die Jahre

1800/ 1801 bis 1870/ 1871 spiralförmig von innen nach außen^ auf ein Büffelfell geschrieben^.

Für jedes Jahr oder handen, das 1

in der

— wie die

Indianer sagen

— für jeden

,

.Winter"

Ratsversammlung des Stammes ausdrücklich

ist

festgesetzt

ein Bildzeichen vor-

worden

ist

(Abb.

6).

Also ganz ähnlich den Jahresfeldern des altägyptischen Annalensteines zu Palermo [H. Schäfer, Ein

Bruchstück altägyptischer Annalen (Abhdlg. Pr. Ak.

d.

Wiss. Berlin 1902)].

2 „So, weil jeweils fortsetzbar. Anders der Diskos von Phaistos, bei 3 Mallery, Picture-writing S. 273ff. [Jensen

(2. Aufl.) S. 26,

Abb. 21

dem

ein solcher

(Phot.), S. 27,

Abb.

Grund 22,

nicht in Frage

kam."

Weule (20. Aufl.) S.

85].

Bilder als Jahresbezeichnung

Erwähnt werden mag noch das Bild

für das Jahr

7

831/1832, das zwei Europäer darstellt, von

1

denen der eine den anderen offenbar mit einer Pistole erschießt^. Die Erklärung

lautet: ,,Le

Beau

anderen Weißen Kermel."

tötete einen

Aus anderen

solchen Wintererzählungen seien noch folgende Proben mitgeteilt:

Aus Wolkenschilds Wintererzählung ^ (Abb.

7):

1858/1859: ,,Die Dakota kauften mexikanische Decken von John Richard, der viele

davon

den Mexikanern gekauft hatte."

bei

Decke)

rein

ist

,,

8):

Böser Bär starb auf der Büffeljagd."

Magen

einen

Die Darstellung (eine mexikanische

mnemotechnisch.

Aus Battista Goods Wintererzählung ^ (Abb. 1853/1854:

Wagen

Das Sterben wird

hier konventionell durch

mit zusammengezogenen Gedärmen, die Jagd durch einen indianischen

Schlitten bezeichnet.

Abb. Abb.

7.

Mallery, Picture-writing of the American Indians, loth Annual Report of the Bureau of Ethno-

Bemerkenswert

S.

569,

Abb.

Abb.

Mallery,

ibd.

Abb.

809).

S.

(nach Breasted, Ancient

324,

Times

410).

hierbei die isolierte Darstellung der einzelnen Begriffe

ist

9.

,,Ein Indianerbrief"

tererzählung" (nach

(nach

logy 1888/89 (1893)

8.

,,Aus Batista Goods Win-

,,Aus Wolkenschilds Wintererzählung"

S. 39.)

und der Gebrauch

konventioneller Zeichen, was sich schon mit einer Bilderschrift vergleichen läßt. Diese Winter-

erzählung verwendet ein solches Zeichen auch für einander die Hand. eines

In diesem

Alaska-Indianers* (Abb.

Mann

mit

zeichnet

leeren

Friedensschluß"

,,

Zusammenhang bemerkenswert 9):

Händen und

,,

,,

Nicht

Essen"

ist

Essen im Zelt", an

durch eine

ein in

ist

dem

den

in einer

Medizinmänner singen,

und gegliedert

um

Dann

ist

die

Walam Olum

folgt

die große

(,,

Hand

be-

Mallery,

3 Mallery,

S. 279, S. 324,

Kekinowin

und Zauberlieder wieder, welche

ist

Abb. 216.

H. Breasted, Ancient Times,

(2.

Delaware n.

zusammengefaßt

Sie beginnt mit der Erschaffung der

schließlich die vorgeschichtliche

durch ein Bild vertreten. Vers 2

Abb. 410 [Jensen

Straffer

wahrheitsgetreue Malerei") genannte, auf fünf Birken-

und

Flut

Geschichte des Stammes. Jeder Vers

J.

geführte

Zauberkraft zu gewinnen. Senkrechte Striche, welche die Reihe

rindenblätter geschriebene Chronik der

4

die Negation durch einen

Mund

der Zeichen unterbrechen, bezeichnen eine Pause in der Rezitation^.

1

geritzter Brief

Folge von Bildzeichen und Symbolen geben die sogenannten

der nordamerikanischen Ojibwa-Indianer magische Gesänge

Welt.

Holz

ist.

Ebenso

die

in

Zwei Krieger reichen

:

Mallery,

Aufl.) S. 25,

S. 569,

Abb. 809.

Abb. 20].

S. 39.

5 Jensen, Geschichte der Schrift S. 17/18

[ders. (2. Aufl.) S. 29f.].

1

1



und

die historische

13 des zweiten Blattes

8

I.

Das

gehört zu der Flutgeschichte ^ (Abb.

Bild als Gedankenübermittler

Es

lo).

ist

ein richtiger

Text mit feststehendem Wortlaut,

der aus diesen Bildern gelesen wird:

Vers

Vers

II

„Die großen Fische, die zahlreich waren, einige (der Menschen) fraßen

:

(Amangamek makdopannek alendyuwek metzipannek.) ,,Die geheimnisvolle Tochter mit dem Boote (die Mondfrau)

12:

kam

sie.

kam und

Sie

Vers

Nanabusch

13: ,,Nanabusch,

,Komml'

half allen."

mokol wichemap

(Manitodasin

half ihnen.

sie auf."

ist

palpal payat

wemichemap.)

payat

der Großvater Aller, der Großvater der Wesen, der Groß-

vater der Menschen, der Großvater des Schildkrötenstammes."

Nanabusch

CNanabusch

wemimokom wimimokom linnimokom tulamokom.)

ß^^^ ^I~7p0

Abb.

10.

„Die Flutgeschichte

der Delawaren"

Weule, Vom Kerbstock zum Alphabet S. 14, Abb. 6). (nach

Abb.

II.

,,

Sprichwörter der Ewe-Leute" (nach

AeZ

Bd. 49, Taf.

i

b).

Ähnlich bezeichnen afrikanische Stämme im Ewe-Lande bestimmte Sprichwörter, deren Wortlaut feststeht wie bei unseren Sprichwörtern, durch Bilder, die ihren Inhalt

in recht unvoll-

kommener Form andeuten 2. So deutet man das Sprichwort ,,Das Salz sagt nicht, daß es gut Eigenlob schmeckt, sondern der Mensch sagt, daß das Salz gut schmeckt" (mit dem Sinn ,,

stinkt") durch das Bild eines Stückes Steinsalz an (nicht in der Abbildung), das Sprichwort:

„Der Faden geht der Nadel nach"

(nicht voraus) (mit

dem Sinn Söhne ,,

gesprochen abi yome ka ngna, durch eine Nadel mit Faden (Abb.

Nadel näht großes Tuch" (mit dem Sinn:

das Sprichwort: ,,Die leisten"),

gesprochen abi

eto

,,

folgen

11,

i.

dem Vater

nach"),

Bild von links), oder

Kleine Dinge können Großes

avg gä, durch eine Nadel und ein aus handbreiten Streifen zusammen-

genähtes Tuch 3 (Abb. 11,2. Bild), oder das Sprichwort: ,,Zwei Gegner können nicht standhalten"

1

Weule, Vom Kerbstock zum Alphabet (20. Aufl.) S. 14 [Jensen Meinhof, Zur Entstehung der Schrift (ÄZ. Bd. 49 (1911)

2 Carl

3 [Dies Bild auch in

Jensen

(2. Aufl.) S. 31,

Abb. 29 und Weule

(2. Aufl.)

S. 30,

Abb.

28].

S. 4, Taf. ib).

(20. Aufl.) S. 75,

Abb.

30, i.]

Bilder für Lieder

(mit

dem

Sinn: „Zuletzt

durch zwei Gegner mit

Welt einen

Mann, der

muß

einer weichen"), gesprochen adikädotg eve tnatenu ang te

Pfeil

und Bogen^ (Abb.

Nuß

dies zwischen der wie eine

geblich versucht (Abb. ,,ich"

9

ii, 3.

awg nu

o,

Bild), oder endlich das Sprichwort: ,,Die

Affenbrotbaum" (mit dem Sinn: ,,Man kann die Welt nicht umspannen") durch

ist

ein

und Sprichwörter

Mann

durch einen

11,

dargestellten

Bemerkenswert

unten, Bild in der Mitte).

wiedergegeben wird, der die

Welt und dem Baume stehend ver-

Hand

ist

auf die Brust

auch, daß der Begriff

legt, also

auf sich

zeigt^.

Angehörige anderer afrikanischer Völker weisen durch bestimmte herkömmliche Zeichnungen,

Abb.

12.

,,Der Mexikanische Katechismus"

die sie zu Gericht treffen,

und

(nach Seier, Gesammelte Abhandlungen Bd.

gehend auf ihren Kragen malen, auf Tatsachen

die das Gericht berücksichtigen soll, so

Weges den Umstand, daß So wird

die Streitenden,

bei dieser primitiven

stimmter Begriff

als

Weule

Form

[Auch

2

Meinhof,

ibd. S. 4f. [nach

3

Meinhof,

S. 6.

(20. Aufl.) S. 75,

Abb.

ihm

289

ff.).

den Rechtsstreit be-

von einer Mutter geboren, uneins geworden sind'.

der Gedankenübermittlung oft nur ein einzelner beein Bild bezeichnet.

Sie geht meist

30, 2.]

(in

Abb.

11 unten,

i.

Bild von links) verzeichnet].

Hierzu die Bemerkung: „Es wird sich da

Prozeßurkunden des Altertums."

S.

durch das Zeichen eines sich gabelnden

Kern des ganzen Gedankens durch

1

hin, die

i,

um

einen Erbstreit handeln wie in den meisten

10

I.

Das

Bild als Gedankenübermittler

über den Charakter einer mnemotechnischen Andeutung nicht hinaus.

— nach seinen

das

einer

Mexikanern

weit vollkommenerer Ausgestaltung bei den alten

sie in

Vereinzelt finden wir

angewandt, einem Volke,

Bauten und sonstigen künstlerischen Leistungen zu urteilen

hohen Kulturstufe gestanden haben muß.

zur spanischen Eroberung und aus

— schon

auf

Die Bücher, die dieses Volk aus der Zeit

dem Jahrhundert danach hinterlassen

hat, enthalten

bis

im wesent-

lichen nur solche bildlichen Aufzeichnungen, die noch nicht den Charakter einer eigentlichen Schrift tragen.

man

die

Nur für die Namen

bereits als

Anfänge

Besonders lehrreich

ist

der dargestellten Personen und Orte verwenden

einer Bilderschrift ansehen

sie

Bildzeichen,

muß.

für uns unter diesen mexikanischen Bilderhandschriften ein Blatt

Agavenpapier, das Alexander von

Humboldt

nach Berlin gebracht hat^ (Abb.

das katholische Glaubensbekenntnis und die zehn Gebote in sieben sich

Bustrophedon folgenden Reihen von

Bildern eigenartigen Stiles in echt

in

12).

Es enthält

der Art des sogenannten

mexikanischer Denkweise

gezeichnet. Jedes Bild steht wie die einzelnen Jahresbilder in der Indianerbiographie von Roose-

einem abgegrenzten Felde. Die sieben Artikel des Christus betreffenden Hauptstückes

velt in

werden im vorletzten Felde der zweiten von rechts beginnenden Reihe

(gleich

3.

Bild von links

Der

der ersten Reihe) angekündigt: Christus angedeutet durch Kreuz und Marterwerkzeuge. erste Artikel handelt

von

,,

Gottes eingeborenem Sohn, empfangen

von der Jungfrau Maria." Hiervon wird

vom

dargestellt rechts die Zahl

des Papiers für Artikel, Gott an der eigentümlichen Krone und

i

Heiligen Geist, geboren

als

dem

Kreis neben

dem Kinnbart

Bild

kenntlich, über

ihm

der Heilige Geist als geierartiger Vogel, links die Mutter Gottes, Christus als Kind in ihrem Schoß.

Die

Reihe beginnt links mit

dritte

der dritte Artikel

daß

er zur

erlöste".

der

Weg

,,

dem

zweiten Artikel

und begraben", dann

niedergefahren zur Hölle" oder, wie der spanische Text lautet,

Dargestellt

ist

das Blatt Papier und die Zahl

durch Fußspuren angedeutet, wie wir

Untier gedacht

In

ist.

ihm

,

folgt

»glauben,

Christus das Kreuz tragend, vor

schon in

es

in

dem

Bilde von der

Im

ihm

Wanderung der

den aufgesperrten Rachen der Hölle, die

fünften Artikel

,,

soll,

glauben, daß er aufstieg

und

zum

dort sitzet zur Rechten Gottes des Vaters, des Allmächtigen" wird nach der Zahl

Christus nur durch den

Der Himmel

3,

befindet sich ein Herz, das die Seelen veranschaulichen

zwei Totenköpfe mit geschlossenen Augen.

Himmel und

ist

bestandteile des

Kopf angedeutet. Von ihm

göttlichen Allmacht berührt.

Gedankens im Bilde ausgedrückt

5

zum Himmel hinauf. Hand geht von ihm aus,

führt eine Strickleiter

wie ein Vorhang mit Sternen gestaltet, eine rechte

Symbol der

die das

.gekreuzigt

Unterwelt hinabstieg und die Seelen der heiligen Väter, die seine Ankunft erwarteten,

mexikanischen Stämme kennenlernten. Sie führen als

,

Man

beachte, wie hier wieder nur die

Haupt-

Weder das Glauben, noch das

Sitzen,

sind.

noch die Präpositionen sind zum Ausdruck gebracht^. Alle Einzelheiten sind jedoch miteinander in der

Zeichnung verbunden, so daß ein Gemälde entstanden

Das Gleiche 1

gilt

von den 10 Geboten. Sie beginnen

Seier, Ges. Abhandlungen, Bd.

i,

ist.

— unter Aufgabe des Bustrophedon —

Beiblatt zu S. 289 fF.

2 Solche Auslassungen der Präpositionen sind auch in den alten hieroglyphischen Inschriften der Ägypter der geschichtlichen Zeit noch zu beobachten und wohl als Überrest einer älteren Entwicklungsstufe anzusehen,

wie

sie

eben der mexikanische Katechismus

darstellt

tischen Mysterienspielen (Unters, zur Geschichte position.]

(s.

u. S. 17).

[v. z.

B. Sethe, Dramatische Texte zu altägyp-

und Altertumskunde Ägyptens Bd.

10) Sachregister S.

260 Prä-

Mexikanische Bilderhandschriften

wieder wie beim Glaubensbekenntnis links sollst"

noch das

,,du sollst nicht"

ist

beim ersten Gebot für

beim dritten Gebot

man

zweifeln könnte,

,,du sollst Gott lieben" Gott ein

,,du sollst

In ihnen wird weder das ,,du

der fünften Reihe).

ausgedrückt und eigentlich nur der Gegenstand des Gebotes

oder des Verbotes angedeutet, so daß

So

(in

II

was geboten oder verboten Herz

in der

den Feiertag heiligen" ein Mensch

in

Hand

der Kirche, beim vierten

Gebot ein Mensch, der seinen Eltern eine Frucht überreicht, beim fünften anderen ein Schwert hinhält, wogegen dieser wie abwehrend die Gebot, das rechts die sechste Reihe eröffnet,

Es war hier aber nichts weiter dargestellt die

Wie man

sieht,

13.

,,

Mann, der einem

Vom

erhebt.

sechsten

nur der Rest der Zahl 6 und eine Frau erhalten.

als die

Frau.

Sie sieht nicht begehrenswerter aus als sich

hinzudenken.

Beginn der Wanderung der Azteken" (nach Seier, Ges. Abhandlungen Bd. 2, S. 34).

hat auch diese merkwürdige Aufzeichnung des mexikanischen Katechismus

noch den Charakter eines mnemotechnischen Hilfsmittels. Es rufen, welche fest bestimmte in

Hand

ein

Das Ehebrechen und das Verbot muß man

Mutter im vierten Gebot.

Abb.

ist

sein soll.

haltend dargestellt,

Formel

er auszusprechen hat.

soll

dem Gläubigen

in

Erinnerung

In ähnlicher Weise sind in

Mexiko

den ersten Zeiten nach der Eroberung des Landes durch die Spanier unter anderem auch die

Klageschrift eines Eingeborenen gegen einen Spanier, der

nungen und Einnahmelisten

in

ihm Holz geraubt

Bildern dargestellt worden.

Auch

hat, sowie

geschichtliche

Rech-

Vorgänge

haben die Mexikaner so verewigt. So den Zug der Azteken aus ihrer Urheimat Aztlan (,,das weiße Land") nach ihrer späteren Heimat Colhuacan (,,der Berg mit der gekrümmten Spitze"),

wo

sie sich festsetzten,

ehe

wenige Generationen vor der Ankunft der Spanier die Stadt und

sie

das Reich Mexiko gründeten ^

dem

man auf Aztlan, offenbar einer Insel in dem blau gemalten Wasser, die Häuser der sechs Stämme um die Tempelpyramide und unten einen Mann und eine Frau sitzen. Auf der Pyramide ist der Name des Landes Aztlan angedeutet durch

In

Bilde (Abb. 13) sieht

ein dickes Schilfrohr 2 (aztapilin)

phonetischen Übertragung nach Rebusart der Bilderschriften.

Namens Colhuacan entsprechend 1

Codex

Boturini, persönlich

(20. Aufl.) S. 89,

Abb.

40].

gestaltet.

und Wasser Der Berg

(atl), bereits in einer ist

Fußspuren führen auf ihn

von Seier mir mitgeteiltes Bild

2 [Seier, Ges. Abh. Bd.

2, 46.]

[Seier, Ges.

der Bedeutung des zu.

Abhandlungen Bd.

In

ihm haust

2, S. 34,

Weule

12

Das

I.

Bild als Gedankenüberrnittler

der kolibrigestaltige Stammesgott der Azteken Uitzilopochtli in einer Höhle. Vor ihm finden

den Berg von außen eindringend,

sich wieder Fußspuren, über ihm, teils durch

hinausgehend, Bilder von Zungen, die bei den Mexikanern den Begriff hier offenbar Gebete der

Frommen und Weisungen,

,,

Datum

,,Jahr

i

nach außen

sprechen" bezeichnen,

Die

die ihnen der Gott gibt.

eingeschlossenen Zeichen in der Mitte des Bildes sollen das

teils

in ein

Viereck

des Feuersteinmessers**,

angeblich ii68 nach Christus, bedeuten.

Diesem

die uns als unerläßliche

zusammen

ganze Erzählung

Bilde, das eine

ersetzt, fehlt die Einheit

Bedingung für jedes Bild

dargestellt, die

räumlich und

Hier sind Dinge und Vorgänge

erscheint.

zeitlich so auseinanderliegen,

doch nur das wiedergegeben werden, was sich

allenfalls

dem

als richtige Bilder vorstellen,

und

selbst

nicht bloß dort.

Großvater die Großmutter nahm"^ zu finden bestellen, unter

,,Mar Er

Und

als ein

von echter Schrift In

Dunker aus dem Jahre

liengemälde" des Balthasar Anton

einem Maler ein Bild

vernünftigerweise

Merkmal angesehen

Vorstufe zur Schrift dienenden Bilde zukommt.

als

auch auf altägyptischen Bildern wieder, die

,,Als der

sie

von einem Menschen mit einem Blick

übersehen lassen könnte. Diese Eigentümlichkeit kann jedoch nicht

anderes

daß

zusammengefaßt werden können. Nach unserer Auffassung könnte

nicht in einem Gesamtbilde

werden, das ausschließlich

der Zeit und des Raumes,

dem

begleitet sind

läßt er

nichts

kuriosen Gedicht ,,Ein Fami-

1782, das in der bekannten

ist,

Sie kehrt

und

Sammlung

den reichen Bauer Grohl bei

anderem mit den Worten: das ganze Dorf

erst

die Kirche drinnen.

Michel führt ein Fuder Torf, Viele Weiber spinnen.

Hart

Wo

am

Kirchhof

liegt

das Haus,

wir gehen ein und aus,

Drauf

steht

Renovatum

Nebst dem Jahr und Datum. In der Kirch'

muß Sonntag

sein,

Wir kommunizieren. Draußen Mit

pflügt

mein Sohn

Wie am Werktag

Und

am Rain

vier starken Stieren.

in voller

mal' Er's da

Arbeit ja!

Meine Töchter

alle

Okkupiert im Stalle."

Was

uns jene mexikanischen Bilder

als

Gemälde

die

Umstände, unter denen

sie in

Andeutung des Weges durch ihre Teile.

aus

dem 1

[5.

als

etwas unserer Schrift Verwandtes und nicht einfach

schlechthin, ähnlich unseren historischen Malereien, erscheinen läßt, sind lediglich

Das

gilt

den Handschriften auftreten, vor allem ihre Symbolik wie die

die Fußspuren, der

Reden durch

die

Zungen und

vieler

Dinge durch

besonders auch von den Aufzeichnungen einer berühmten Bilderhandschrift

Jahre 1560, die den Friedenschluß zwischen Cortez und den Bewohnern der Stadt Auflage Leipzig 1922,

S. 286.]

Fortlaufende Bildreihen

Tlaxcallan an denen

betreffen

zusammen mit den

sich

13

daran anschließenden kriegerischen Ereignissen,

Bundesgenossen der Spanier teilnahmen. Diese Aufzeichnungen füllen ein

sie als

5

Ellen

langes 2 ^^ Ellen breites Stück Baumwollzeug in 86 Einzelbildern, die gewissermaßen die Para-

graphen des Büdnisvertrages darstellen^. nötigte, in

ihm etwas anderes

In jedem einzelnen dieser Bilder

als ein historisches

Gemälde zu

sehen.

ist

nichts,

was dazu

Erst die Zusammenstellung

der Einzelbilder zu einer fortlaufenden Reihe läßt uns das Ganze als eine Darlegung in Bildern erscheinen. Hierdurch rollen die einzelnen Punkte der

des Beschauers die sich

fast

Abmachungen nacheinander

14.

Auch

,,

die

Proklamation von Vandiemensland" (nach Berger, Histoire de

Hopi-Indianer

in

nacheinander

in ihrer

Zeremoniell, nach Bilderserie

Ordnung

dem

dargestellt oder angedeutet

sich die Leiter des Festes wie

haben sich gelegentlich auch Europäer

digung mit einem schriftunkundigen Volke bedient. So

in

S. 12).

denen jede einzelne Handlung

Das Ganze

ist.

des gegebenen Mittels zur Verstän-

als

erließ in der Mitte des 17.

wohner der nach diesem benannten großen australischen

Insel

eine Proklamation in Gestalt eines Bilderbogens ^ (Abb. 14). i,

S. isöff.]

2

bildet ein regelrechtes

nach einem Handbuch richten können.

unserer Zeitrechnung ein Gouverneur des holländischen Entdeckers

[Seier, Ges. Abhandlungen, Bd.

l'ecriture,

Neu-Mexiko und Arizona benutzen zur Aufzeichnung der

Kulthandlungen eines mehrtägigen Festes derartige Bildreihen,

1

dem Auge

nur durch den begleitenden Text davon unterscheiden.

Abb.

Der

vor

wie in einem Filme ab, ähnlich unsern guten alten Münchner Bilderbogen,

Van Diemen

an die Be-

Vandiemensland (Tasmania)

Das

Berger,

Jahrhunderts

erste Bild stellt

den Friedens-

Histoire de l'ecriture, S. 12.

14

Das

I-

zustand dar,

in

Bild als Gedankenübermittler

dem Schwarze und Weiße

miteinander leben

Das zweite

Aufnahme

aus,

daß jeder Schwarze, der einen Weißen

den umgekehrten

Auch In einem hier

Fall.

würden, nicht gewahrt.

ist

gehängt werden

tötet,

soll,

die Einheit der Zeit, wie wir sie

das vierte dasselbe für

von einem Bilde erwarten

Bilde sind zwei aufeinanderfolgende Ereignisse dargestellt,

daß der Mörder und der Ermordete beide

je

zweimal, einmal bei der Tat und einmal bei Voll-

ziehung der Strafe, nebeneinander dargestellt erscheinen. Ähnliche ebenso Bildaufzeichnungen von Begebenheiten, die

man

in

sehen.

man

zum

hierzu

in Zeilen eingeteilte

Vergleich herangezogen hat, findet

Holz geschnitzt auf den Palau-Inseln des Karolinenarchipels ^. Doch

gender Grund

zeigt die freund-

der danach handelnden Eingeborenen durch den Gouverneur. Das dritte spricht

liche

so

sollen.

vor, in diesen künstlerisch ausgeführten Bildern

Die Verteilung der Bilder

einer Schrift erfüllen.

in

,,

Register"

Sie findet sich in

kein zwin-

^

eben Bilder zu

als

noch kein Anzeichen dafür, daß

ist

Ägypten

etwas anderes

liegt

den Zweck

sie

den Wandbildern der Gräber und Tempel

bei

ganz allgemein.

Zu

diesen künstlerisch gestalteten

und

sorgfältig ausgeführten Bildern,

denen sich

in dieser

Hinsicht die angeführten mexikanischen Bilder an die Seite stellen lassen, stehen die indianischen

und afrikanischen roh und ungeschickt ausgeführten Zeichnungen halten sich zueinander wie eine sorgfältige Kalligraphie aus der

im täglichen Leben mit

eine gute Druckschrift zu einer

in

scharfem Gegensatz. Sie ver-

Hand

flüchtiger

angefertigte Niederschrift. Als ein merkwürdiges Beispiel der

eines Berufsschreibers oder

und ungeschickter Hand

Verwendung von Zeichnungen

als

Schriftersatz aus unseren Zeiten

und Landen mag

friesischen Botenfrau dienen.

Es zeigt ebenfalls die Erscheinungen einer flüchtigen Nieder-

schrift

eine Seite aus

dem

Bestellbuch einer ost-

von ungelenker Hand. Die Botenfrau war Analphabetin und mußte

Notizen des primitiven Mittels der Zeichnung bedienen^.

naturwahren Bildern

spielt die

Auch

sich deshalb für ihre

in diesen großenteils

Doch mußten

mnemotechnische Andeutung eine große Rolle.

auch für einzelne Begriffe ganze Szenen dargestellt werden, so etwa für ,,Wein" ein

Menschen

bei der Tätigkeit des Trinkens zeigte.

letztes Beispiel einer

stellt^.

Sie

stammt

gleichfalls aus

Herr Friedrich, dem wir

in

Deutsch-Ostafrika zur Seite ge-

Dokumentes verdanken,

hatte

dem Manne

Der Mann

Bleistift

aus und machte sich die

Gegenstände schlecht und recht einzeichnete unter Beifügung der

Stückzahl in europäischen Ziffern, die der im übrigen ganz schriftunkundige

Die erläuternden Beischriften

her, der einzelne Bilder nicht

1

Berger,

2

„Wenn

samen Dinge 3

4

ibd. S. i8

eine Reihe

sollte für sie ver-

— was ihm niemand verdenken kann — die Zahl der verschiedenen

Gegenstände nicht im Kopf behalten. Er bat sich Papier und

hatte.

sei als

unseren Zeiten, aber aus Afrika. Der leitende Ingenieur, ein

die Kenntnis dieses

Liste, in der er die einzelnen

den

als Schriftersatz die Geräteliste eines ein-

Us am bara -Eisenbahn

von Geräten übergeben, die beim Bahnbau gebraucht wurden. antwortlich sein, konnte aber

Bild, das

Diesem merkwürdigen Schriftstück

Verwendung der Bildzeichnung

geborenen Aufsehers beim Bau der

keineswegs

in

deutscher Sprache rühren natürlich von

Mann dem

gelernt

Ingenieur

erkennen konnte.

und Abb. auf

nicht in den rätselhaften

S. 19.

Symbolen des zweiten Feldes von oben

(drei

Frauenköpfe und die

selt-

links davon)."

Weule, Vom Kerbstock zum Alphabet Meinhof, ÄZ 49, S. 3, Taf. la.

(20. Aufl.)

S. 9,

Abb.

i

[Jensen

(2. Aufl.)

S. 27f.,

Abb.

24].

Andere Verständigungsmittel

I

5

Aus der Verwendung des gezeichneten Bildes zur Gedankenübermittlung, wie wir sie unter den verschiedensten Umständen in den verschiedensten Teilen der Welt und zu den verschiedensten Zeiten gefunden haben, ist allmählich die Schrift erwachsen. Auch dies geschah an verschiedenen Stellen der Erde unabhängig voneinander bei höherstehenden Kulturvölkern wie

nach einem Naturgesetz im wesentlichen

in gleicher

Weise

Bevor

in Gestalt einer Bilderschrift.

wir uns aber dieser Phase in der Entwicklungsgeschichte der menschlichen Schrift zuwenden,

man neben

wird es nötig sein, kurz noch auf einige andere Verständigungsmittel einzugehen, die der primitiven Bildverwendung

kaum

jedoch

gleichfalls als Vorstufen der Schrift bezeichnet hat.

auf eine gleiche Stufe

gestellt

Da

werden.

ist

Sie

können

zunächst die Geste zu nennen.

Auch

das Erheben des Taktstockes durch den Konzertleiter, das Schütteln des Kopfes, eine abwehrende

oder herbeirufende Handbewegung, das sich-an-die-Stirn-fassen und viele andere Zeichen der Mensch einem anderen Gedanken durch das Auge ohne

sind ja Mittel, durch die

nahme

des Ohres übermittelt.

Aber man wird

hier höchstens

kaum

über

Raum und

Es entstehen zwar Zeichen; aber

Zeit hinweg.

wirklich mit der Schrift vergleichen.

von einem Ersatz des gesprochenen,

Die Mitteilung erfolgt nicht wie beim Bilde oder

nicht des geschriebenen Wortes reden können. bei der Schrift

mehr

Zuhilfe-

Als Vorstufe der Schrift kann

nicht gut bezeichnen, weil sie sich ja neben ihr behaupten.

man

sie lassen sich

sie

aber deshalb

ganz

Sie gehören tatsächlich in einen

anderen Zusammenhang. Dasselbe dürfte auch von

all

den Zeichen gelten, die Gewerbe ankündigen wie die

Brille

den Optiker, der Hut den Hutmacher, der Becher den Gastwirt, der Pferdekopf einen Fuhrhalter, die

Becken einen Barbier

zu sehen

ist,

oder

dem

bis hin

zu der Kuh, die vielerorts im Schaufenster der Molkereigeschäfte

Stuhl mit übergebundener weißer Schürze, die das Feilbieten frischer

Wurst vor Fleischerläden anzeigen kann. Alle lich als

auf.

diese Figuren

und Symbole wird man

Vorstufen der Schrift anerkennen können, treten doch auch

Ähnlich steht

Fläche gesetzt und

es ,,

sagen"

dem Schauenden gewisse

Kennzeichen oder Warnungszeichen, wie etwa die

noch neben dieser

sie überall

auch mit Wappen und Abzeichen. Zwar sind

sie

nicht ernst-

wie die Schrift auf eine

Dinge. Sie bleiben jedoch lediglich Zeichen,

Eigentumsmarke auf einem Stück Vieh oder

der Totenkopf auf einem Giftschrank. Hierher gehören die Zeichen für den Straßenverkehr, das Sie verhalten sich zur

Posthorn, das Flügelrad der Eisenbahn und die vielen Warenzeichen. Schrift

und zur Bildverwendung, aus der

Mit besserem Recht hat

man

als

die einige schriftlos lebende Völker zu

diese hervorgegangen

ist,

wie ein Schrei zur Sprache.

Vorstufe der Schrift auch die Knotenschnüre angeführt,

Rechnungen und Zählungen verwandt haben und zum

noch jetzt verwenden. So fanden die Spanier die sogenannten des Landes ganz allgemein im Gebrauch.

Quippu

in

Peru

bei der

Teil

Eroberung

Sie sollen ähnlich noch heute von den dortigen Hirten

zur Zählung ihrer Tiere gebraucht werden^.

Auch

die

Bewohner der japanischen Riu-Kiu-

Inseln bedienten sich bis zur Einführung der Schrift solcher Knotenschnüre^.

Bei den

Quippu

der Peruaner wurden durch verschiedene Verknotung und durch andere Färbung der einzelnen

Schnüre sowohl die zu zählenden Gegenstände wie ihre Zahl ausgedrückt,

z.

B. lo durch einen

einfachen, loo durch einen doppelten, looo durch einen dreifachen Knoten, Gold durch gelbe,

1

Jensen, Geschichte der

2 E.

Schrift S. lo,

Simon, Asia Major Bd.

I

Abb. 2

(1924), S. ösyfF.

[ders. (2. Aufl.) S. 14,

Abb.

5;

Weule

(20. Aufl.) S. 81].

l6

I.

Das

Bild als Gedankenübermittler

Silber durch weiße, Getreide durch grüne

Zahlen

und Soldaten durch

— Hunderter, Zehner und Einer — wurden

bei

Die verschiedenen

rote Farbe.

den Japanern vor Einführung der Schrift

auch durch Knicken und Abbrechen der nadelartigen Blätter von Palmwedeln ausgedrückt.

Andere Völker haben

sich zu ähnlichen

Größe und Stellung der Kerben

Zwecken auch der Kerbstöcke

die verschiedenen

diese primitiven Ausdrucksmittel sind ihrem

unsern Knoten im Taschentuch verwandt. Das

E we-Neger

in

verhilft, sich

Man

Togo

Wesen nach mnemotechnischer Natur und mit gilt

Sprichwörter, mit denen er seine

auch schon von den Sprichwortzeichnungen der

reiht hierzu allerlei kleine

Rede schmücken

die Botschaften, die sich die

eine Kauri-Muschel

gestellt

werden kann.

Yoruba-Neger durch Übersendung von

das Gebiet der Symbolik 2.

in

Erinnerung zu bringen.

will, in

Gegenstände auf eine Schnur^, ein Verfahren, das den eben

besprochenen Verständigungsmitteln durchaus zur Seite

Dagegen gehören

denen Zahl,

Elemente der Rechnung bezeichnen. Alle

diesem Volke finden wir noch eine andere Art, die einem Redner

(S. 8 f.). Bei

Kauri-Muscheln geben,

bedient, bei

Es bedeuten

Trotz und Verweigerung,

:

zwei Kauri-Muscheln einander zugekehrt: Verwandtschaft, zwei Kauri-Muscheln einander abgekehrt: Feindschaft, zwei Kauri-Muscheln und eine Feder: Wiedersehen, so schnell wie möglich erwünscht.

Manches

derartige

Aroko

für uns unverständlich, so das Beispiel eines

ist

(Brief) der

Jebu im

Hinterlande von Lagos^r Schilfschnur, zwei Schilfknoten, vier Kauri-Muscheln, ein Stück Fruchtschale als Botschaft

Kranken:

eines

einzige

,,Die

Hoffnung

Sehr merkwürdig hinzutritt,

das

ist

nun

Wort

efa

,,

angezogen",

Sprache der

in der

Unsere

aber, wie bei diesen Kauri-Botschaften ein phonetisches

Element

Sie wird

mit der Schrift vergleichbar macht, so verschiedenartig auch äußer-

sie tatsächlich

lich die Mittel sind, die zur

das

immer sthlimmer.

Krankheit verläuft ungünstig.

steht bei Gott."

sechs Kauri-Muscheln,

gefesselt" als Liebeserklärung bedeuten, weil das Zahlwort

,,

Yoruba

Wenn

Verständigung gebraucht werden.

ebenfalls efa lautet, oder acht

einstimmend"



kampf", weil

die Zahlwörter ,,acht"

Kauri-Muscheln das Wort

— und vierzig Kauri-Muscheln ogoji

d. h. ,,ich willige ein"

und

,,

vierzig" ebenso lauten, so

,,

Erregung",

haben wir

hier

,,

ejo

sechs" ,,

,,

über-

Zwei-

im Wesen

nichts anderes als den Rebus, der in der Entwicklungsgeschichte der Schrift eine so große Rolle gespielt hat

(s.

S. 28).

Wir werden sehen, daß

er aus det* zunächst rein begrifflichen Bilderschrift

eine Lautschrift zu schaffen ermöglichte, die auch nicht darstellbare laubte.

Wenn man demnach

Dinge auszudrücken

zugeben kann, daß diese symbolischen Botschaften wie manche von

den besprochenen gegenständlichen Verständigungsmitteln sich gleichen lassen, so stehen sie doch alle

in

der Tat mit der Schrift ver-

im Gegensatz zum zeichnerischen

weiteres die Schrift hervorgehen konnte.

Keines

aller jener

einer solchen Entwicklung führen können. Zwischen ihnen

Bilde, aus

Meinhof, ÄZ 49, ii. Weule, Vom Kerbstock zum Alphabet

(20. Aufl.) S. 74f. [Jensen (2. Aufl.)

3

Weule

[Jensen

S. 74,

Abb.

29,

S. 75

(2. Aufl.) S. 16,

je

zu

Schrift gibt es keine unmittel-

2

(20. Aufl.)

dem ohne

Verständigungsmittel hätte

und der

bare Verbindung.

1

er-

Abb.

7].

S. i6f.].

17

Die ideographische

2. Wir haben

Verwendung

die

Bilderschrift

des zeichnerischen Bildes bei schriftunkundigen

überall als das gegebene Mittel zur Verständigung durch das

Wurzel für die Entstehung der

tatsächlich die

die Schrift überall,

wo

sie

Auge

Schrift zu erkennen

unbeeinflußt entstanden

ist,

geht daraus hervor, daß

Allen Schriftsystemen der

Auch

älteren Kulturvölker des Altertums liegt eine solche Bilderschrift zugrunde.

haben wir verschiedentlich

bei

Völkern

in

neuerer Zeit

Afrika und Amerika beobachten können, daß

in

in ihr

zuerst in Gestalt einer Bilderschrift auftritt,

deren Zeichen Bilder wirklicher Dinge sind.

also in einer Schrift,

Daß

angetroffen.

ist,

Menschen

sie sich

zunächst eine solche Bilderschrift zu schaffen versuchten, als infolge der Berührung mit Euro-

päern

ihnen das Bedürfnis nach einer Schrift entstand. Eine

in

tiefe

Kluft trennt diese wirklichen

man

Bilderschriften von allen jenen primitiven Bildverwendungen, die gleichfalls als Bilderschrift bezeichnet hat. in

der Regel noch

in

oft

wenig zutreffend

Gedankengang

Bei den Bildverwendungen war der

einem Gesamtbilde ausgedrückt. Dies Bild war

oft

von

fast derselben

Un-

zulänglichkeit wie Kinderzeichnungen. Es enthielt überhaupt nur einen mnemotechnischen Hin-

weis auf die zu sagenden Dinge oder bestand aus verschiedenen lose nebeneinandergesetzten

Elementen, deren Verbindung der Phantasie des Beschauers überlassen blieb, wenn ihm der Sinn der Bilder nicht schon durch konventionelle Regeln bekannt war.

Ganz anders verdient.

verhält sich dies allein in der richtigen Bilderschrift, die diesen

In ihr findet jedes einzelne Element des

Namen

wirklich

Gedankenganges meist ausnahmslos^ seinen

besonderen bildlichen Ausdruck, so auch die Negation, die im mexikanischen Katechismus (s.

S.

1

1)

unausgedrückt

blieb,

und zwar geschieht

dies in feststehender, bestimmter

Rücksicht auf den Gedankenzusammenhang der ganzen Aussage.

Rind

die Sätze „das

läuft", ,,der

Käfer

wenn von einem Rede

ist.

Für

,,

^ ,,die Frau steht" nicht mehr durch ein einziges den fliegenden Käfer, die stehende Frau ausgedrückt,

den einzelnen Begrifft. Hierbei verhält sich zum Beispiel

je eines für

Es

das Rind ganz neutral.

steht einfach da.

Dies Zeichen wird denn auch dann gebraucht,

liegenden, weidenden, kalbenden,

Gehen" finden

werden zum Beispiel

fliegt"

Bild, in diesen Fällen das laufende Rind,

sondern durch zwei Zeichen,

In ihr

Form ohne

kämpfenden oder geschlachteten Rinde

die

sich die menschlichen Beine als besonderes Zeichen, das überall

gebraucht wird, ob nun von einem Menschen oder von einem Tiere oder von Wasser oder von sonst etwas die Rede

ist,

daß

es gehe.

Ebenso wird das Fliegen auch beim Käfer durch eine fliegende

Ente, das Stehen auch bei der Frau

— die

selbst sitzend dargestellt

ist

— durch einen

das Schlagen der Wellen auch beim Wasser durch einen schlagenden

1

In der ägyptischen Schrift werden in älterer Zeit Präpositionen noch

mexikanischen Katechismus

Dramatische Texte

(s.

S. lo,

Anm.

2)

4

,,

Auslauf des Apis"

(ein Fest)

kommen diese Bilder noch gelegentlich vor. und dem Folgenden s. Sethe, Das hieroglyphische

(W.Wolf) Heft ,,

ausgelassen wie in

dem

S. 7, 8].

des Gottes von Edfu

3 [Zu diesem

manchmal

ausgedrückt*.

oder durch die Stellung der Zeichen zueinander ausgedrückt [Sethe,

2 In alten religiösen Ausdrücken wie der

Studien

Mann

Mann,

3),

S

und

,,der fliegende (Käfer)" als

Name

Schriftsystem (Leipziger Ägyptologische

12].

Diese Beispiele sind der ägyptischen Hieroglyphenschrift entnommen, die ich fürderhin in erster Linie

heranziehen werde, nicht nur, weil

nungen noch

am

klarsten

sie

am Tage

mir

am

liegen."

nächsten

liegt,

sondern auch, weil in ihr die ursprünglichen Erschei-

l8

Die ideographische Bilderschrift

2.

Demgemäß werden in der

Hände und

paarweise vorhandene Dinge wie die Augen, die

Regel mit zwei gleichen Augen, Händen und Kinnladen

und

linken Auge, einer rechten

Kinnladen

mit einem rechten und einem

Hand, einem Ober- und einem Unterkiefer geschrieben.

einer linken

Hand

Die Zeichen für das einzelne Auge und die einzelne

von rechten oder linken die Rede

statt

die

immer

bleiben sich

gleich,

ob nun

ist.

finden aber bei den alten Kulturvölkern, die eine solche Bilderschrift gehabt haben,

Wir

namentlich in älterer Zeit hin und wieder noch Erscheinungen, die wie Überreste einer früheren Entwicklungsstufe anmuten.

verwendung, die wir bei den

Sie scheinen eine Zwischenstufe zwischen der natürlichen Bildschriftlos

lebenden Menschen

Zonen beobachten konnten, und

aller

Es sind Piktographien oder

der regelrecht ausgebildeten Bilderschrift darzustellen.

gemälde, bei denen zwar sämtliche Elemente des Gedankens

Schrift-

wie in der Bilderschrift ihren

besonderen Ausdruck finden, aber nicht einzeln nebeneinander stehen, wie dies im allgemeinen gerade für die Bilderschrift eigentümlich

Bildwirkung selbst noch stark im Vordergrunde schichtlichen

So trägt eines der

steht, vereint.

die

ältesten ge-

Denkmäler Ägyptens, das wahrscheinlich von König Menes^, dem Begründer

(um 3000

des ägyptischen Einheitsstaates der geschichtlichen Zeit herrührt

dem

dem

Sie sind miteinander zu einem Bilde, in

ist.

man

wirklichen Bilde des Königs eine symbolische Darstellung, die

und

graphie, das heißt als Mittelding zwischen Bild

König erschlägt

in

dem

als eine solche Pikto-

Bilderschrift ansehen

ihm

wirklichen Bilde einen vor

muß (Tafel

I, a).

Knie gesunkenen Feind.

ins

neben

v. Chr.), rechts

Der

Hierzu

In der symbolischen Darstellung

finden sich Beischriften in echter hieroglyphischer Schrift.

führt der wie in der Hieroglyphenschrift durch einen Falken bezeichnete falkengestaltige Reichsgott

Horus dem König das

Wänden

auf den

dem

in

Papyruslandes" (Unterägypten) an der Nase

der ägyptischen Tempel dargestellt

Ähnlich finden wir

als

ist.

oft

genug

Dort steht er auf der gleichen Stufe

In unserem Falle findet er sich als Piktographie

Zwischenstufe beider.

in einer Inschrift des 16.

Worte htp dj niw't

ausgedrückt.

,,

entsprechender Weise in richtigen Bildern

Bilde des triumphierenden Königs.

neben Bild und Schrift

haften

Volk des

Vorgang, der

gefesselt zu, ein gedachter

mit

feindliche

für eine königliche

Jahrhunderts

Chr.^ an einer Stelle die formel-

v.

Gunstbezeugung durch

ein piktographisches Bild

Diese im übrigen mit den üblichen Hieroglyphen geschriebene Inschrift schreibt

für diese Formel, die

man damals

als ,,eine

Gabe, die der König gibt" deutete, das Bild des mit

der unterägyptischen Krone geschmückten Königs, der stehend eine Matte mit einem Brote

das hieroglyphische Bild des Wortes htp

gegenüber sähe.

König Ramses

II.

Tempels von Luxor eine

Teile des

,,

Opfer"

(13.

— darreicht,

Jahrhundert

v.

ob

als

er sich

Chr.) hat in

1

J.

E. Quibell, F.

ratur siehe:

B.

W.

So wird der Ehrenname des Königs Green,

Hierakonpolis Bd.

i,

,,

dem von ihm

erbauten

Siegesdenkmal eines Königs der

2 Sethe, Urkunden der 18. Dynastie, Bd.

i,

i.

S.

Dynastie

(ca.

Worte durch Bilder

5,

3200

2, S.

41/43 [Kairo 14716; Lite-

S. I93f.; v. v.

pikto-

Fremdvölker bändigt"

,,der die

Taf. 29, S. 10, Bd.

Porter, R. L. B. Moss, Topographical Bibliography, Bd.

wo Sethe von dem

einem Gotte opfernd

Inschrift anbringen lassen, die es geflissentlich unterläßt,

die üblichen Schriftzeichen zu gebrauchen^. Statt dessen gibt sie die

graphischer Art wieder.



Schriftsystem

S. 10,

Chr.)" spricht].

46 [Kairo 34003, P. Lacau, Steles du Nouvel Empire,

S. 7, Taf. 4; V. Schriftsystem S. lof.].

3 R. Lepsius, Denkmäler aus Ägypten und Äthiopien,

3.

Abtlg., Taf.

149b

[v.

Sethe, Schriftsystem S. 11

f.].

Piktographien

19

(w'f h^i-wt) mit einem Gemälde des in der Schlacht einen Feind bindenden Königs geschrieben,

wobei die Vertreter der Nachbarländer Ägyptens Sie

stehen.

wachsen jeder mit seinem Oberkörper aus einem Mauerring,

Hieroglyphen geschriebener der

— Nubien, Libyen, Syrien —

Tempelwände

Abb.

Name

dargestellt zu

15.

„Der

die

eingeschlossen

werden

ist,

gefesselt dahinter

den sein

in

in echten

hervor, gerade wie es in den Siegesbildern

pflegt (Abb. 15).

Fremdvölker bändigt" (nach Lepsius, Denkmäler.

Abtei-

3.

lung, Taf. 149 b).

Ganz ähnliche Verbindungen

mexikanischen

die in

zum

Teil in den wappenartigen Bildern entgegen,

Namen

Tributlisten^ (Abb. 16) die

der Städte bezeichnen.

Sie stellen

Ansätze zu einer Bilderschrift und darüber hinaus zu einer phonetischen Schrift

hier die ersten

Abb.

treten uns

Abb.

„Mexikanische Städte".

16.

17.

,,

Mexikanische Städte".

aus Bildern dar, zu deren weiterer Ausbildung es infolge der spanischen Eroberung nicht

gekommen

ist.

So wird der

Name Tepeyacac^

(Abb.

einen Berg {tepe-tl) mit einer Nase {yaca^tli) (rechts),

den Bergen" durch einen Berg mit einer Zahnreihe 1

[Vgl. Seier, Ges.

2 [Seier, Bd.

i,

Abhandlungen, Bd.

S. 408,

Abb.

5;

Weule

3 [Seier, Bd. 1,5.408, Abb. 2; Bd.

Weule

(20. Aufl.) S. 88.]

i,

16,

i),

Abb.

der Bergnase"

Tepetitlan (Abb.

{tlan-tli ,,Zahn"),

S. 407f.,

,,an

1/6,

16,

2)

,,

zwischen

Quauhnauac'(Abb.

zu den Tributlisten

s.

mehr durch

16,4)

ibd. Bd. 2, S. 514.]

(20. Aufl.) S. 88.]

2, S. 74,

Abb. 8,9,

S. 201,

Abb.

i,

5;

Jensen

(2.

Aufl.) S. 122,

Abb. 122;

20

2.

Bäume

den Bäumen" durch

,,an

„Mund") im Stamme und

Die ideographische Bilderschrift

{quaui'tl „Baum", „Wald") mit einem

Quauhtitlan^ (Abb.

schließlich

reihen {tlan-tli „Zahn") dargestellt.

Ortsnamen Miquiyetlan^ (Abb.

Ähnlich

Codex Mendoza^

haben") dargestellt durch einen Gefallenen, Miquetlan (Abb. eine

Mumie, Tochpan* auf dem Kaninchen ,,

(Abb.

17, 3)

zeichnet

ist,

das Element

/»ö:«

Göttin")

die

{toch -tli)" mittels eines

Kaninchens, auf dem einmal

17, 5)

,,

17, 4)

phonetisch durch eine

Tempel der Göttin"

{ciua-teo'tl

hingegen dasselbe Element pan „auf" nur durch die Stellung der Göttin zu der

Stufenpyramide, ihrem Tempel, ausgedrückt.

den Berg

(Abb. 17)

der dasselbe bedeutet, durch

17, 2),

wobei Fußtritt „auf" bedeutet, das andere Mal (Abb.

ist

mit zwei Zahn-

„auf" durch einen darübergesetzten Fußabdruck ideographisch be-

Fahne {pam-itP). In dem Namen Ciuatecpan (Abb. ,,

Bäume

{naua-tl

„Ort der Leichen" (eigentlich „derer, die den Tod

i)

17,

der

bietet

durch

i6, 3)

Mund

Ocelotepec (Abb.

17,6)

,,

am

Jaguarberge" zeigt

der üblichen Darstellungsweise mit einem Jaguarkopf.

in

Im Unterschied

zu allen diesen

zugleich mit seiner festgesetzten

Form

,,

Kompositionen" hat das Bild der echten Bilderschrift

völlige Selbstständigkeit erlangt.

jedem anderen Bilde stehen, ohne mit ihm gestempelten Münze, die im Verkehr von

in einen

Hand

zu

Es kann

neben

jederzeit

Bildverband zu treten. Es gleicht einer ab-

Hand

geht.

Für die alten Bilderschriften

ist

geradezu eigentümlich, daß die Schriftzeichen — wie bei uns im Buchdruck und in monumentalen Inschriften — getrennt nebeneinanderstellen und nicht — wie wir dies beim Schreiben tun — miteinander verbinden. Diese Eigentümlichkeit haben die alten Schriftsysteme im es

sie

all-

gemeinen beibehalten, auch nachdem

sie

längst zu Lautschriften umgestaltet waren, ja

sich ihre Bilder in Strichgebilde unkenntlicher

gehen

alle diese Schriftsysteme, die sich

alten Kulturvölker

nachdem

Art aufgelöst hatten. Mittelbar oder unmittelbar

vor Entdeckung der Buchstabenschrift im Besitze der

befunden haben, auf eine echte Bilderschrift zurück. Wir kennen zur Zeit

zehn Schriftsysteme, die einen solchen Ursprung haben und unabhängig voneinander entstanden sind oder sein können.

Sie

haben zum Teil

wieder zur Entstehung anderer Schriften

Es sind die Schrift der alten Ägypter, die der Babylonier, die der Chinesen,

geführt.

die der neuentdeckten Kultur des

die Schrift des sogenannten

der

ihrerseits

Mexikaner,

die

Industales,

die

derHethiter

DiskosvonPhaistos,die

in Kleinasien, die der

Schrift der

Kreter,

M a y a in Yukatan, die Schrift

— wie gesagt — durch die spanische Eroberung

in ihrer

brochen wurde, und die Schrift des Osterinsel, die ganz problematisch

Ausbildung unter-

ist.

Die Schrift der Ägypter^ nennen wir Hieroglyphen mit einem Ausdruck, den die Griechen für die auf den ,,

einmeißeln"

Denkmälern eingemeißelten bildhaften Schriftzeichen von

(yXvq^eiv)

Schriften übertragen.

geprägt haben. Sie

Er wird

jetzt

auf

alle

,,

und

heilig" (IsQÖg)

anderen aus Bildern bestehenden

wurde 1822 durch Frangois Champollion auf Grund der

drei-

vom

sprachigen Inschrift von Rosette, die ein Ehrendekret für König Ptolemaios V. Epiphanes

Jahre 196

v.

Chr. enthält, entziffert^ (Tafel

II).

Dies Dekret war auf mehreren in den Tempeln

des Landes aufzustellenden Denksteinen eingegraben,

[Kingsborough,

[Seier, Bd.

i,

S. 408,

Abb.

i.]

2

3 [Seier, Bd.

3,

S. 414,

Abb.

3.]

4 [Seier, Bd.

1

und zwar

3,

i.

in

,,

heiliger" Schrift

Antiquities of Mexico, Bd.

S. 414,

Abb.



in

den

1.]

6.]

dem Folgenden vgl. Set he, Schriftsystem S. 7ff.] Museum 960 (Nr. 24), abg. in Ai Erman, H. Ranke, Ägypten und Ägyptisches Leben im nach E. A. W. Budge, The Rosetta Stone (London 1913) Taf. i.]

5 [Zu

6 [British

tum

Taf.

I

Alter-

Die alten Bilderschriften

Hieroglyphen



Volksschrift,

dem

benennen, und

,

2. in ,,

der damals wirklich gebrauchten, aus den Hieroglyphen hervorgegangenen

Demotisch", wie wir

nach dem griechischen Ausdruck

sie

war.

3. in

Namen,

yga/ujuara

von phonetischen Schreibungen nicht

also

denen die ursprüngliche Bedeutung der Hieroglyphenzeichen verwischt

in

Heranziehung des Koptischen

Sie gelangte durch



der von den christlichen Ägyptern

gesprochenen, mit griechischen Buchstaben geschriebenen Sprache

Wörter zu

ötj/biortxä

griechischer Schrift und Sprache. Die Entzifferung ging aus von der Schrei-

bung der Königsnamen Ptolemaios und Kleopatra, ägyptischer

21

— bald auch dazu, ägyptische

Darbringung des Weines durch den König,

lesen, so die Beischrift zu der

die auf

den

Tempelwänden immer wiederkehrt. Die Schrift der alten Babylonier^ oder besser der Bewohner Mesopotamiens

ist

nicht in

ihrer ältesten Erscheinungsform, den hieroglyphischen Bildzeichen entziffert worden. Diese wurden erst später

bekannt und sind gerade

— persisch, elamisch und akkadisch — abgefaßten Inschrif-

Keilschrift" vor. Die in drei Sprachen

ten der persischen

Jahren bei tiefergehenden Ausgrabungen mehr

letzten

Zunächst lag nur die aus diesen Bildzeichen hervorgegangene

und mehr zutage gekommen. ,,

den

in

Achämenidenkönige ermöglichten

die Entzifferung, die wie bei

den ägyptischen

Hieroglyphen von den Königsnamen ausging und 1802 von Grotefend durchgeführt wurde. Die Schrift der Chinesen

einzige der alten aus einer Bilderschrift hervorgegangenen

ist als

Schriften noch heute in ihren jüngeren, aus den Bildzeichen hervorgegangenen

Formen im

Gebrauch.

hethitische

Die Sie

die

im

und Syrien

in Kleinasien

tritt

hunderten nach 1000 14.

Jahrhundert

rungen hatten und

v.

ist

dem Volke

v.

dem

Siegeln hethitischer Könige, so auf

Königs des Landes Mera^.

Trotzdem ziffern.

am Rande



[Jensen, Schrift

(2.

(Bemerkung zur Skizze des 2 [Jensen, Schrift

S.

in Keilschrift

sie

den Assyrern.

kennt mehrere zweisprachige Inschriften* auf

verschollenen

Namen und

des

silbernen Siegel

Königs

Titel des



Ausnahmen

mit wenigen

Tarkumuwa,

in

Aufl.) S. 58

von Kisch

ff.;

die

akkadischer Sprache.

teils

als

Deutzeichen gebrauchten

Ortsnamen Karke-

Königsnamen Muwatalli und Schupiluliuma'.

Diringer, Alfabeto,

ibd., Taf. 21, i.]

Eine

nicht gelungen, diese Schrift zu ent-

die teils als Wort-,

Gurguma und Hamat und

logie S. isoff., das Täfelchen

V.

Chr. erlagen

für Gott, König, Land, Stadt*, einige Silbenzeichen aus den

misch, Tyana,

W.

Man

v.

Es zeigt einige hethitische Zeichen zwischen Symbolen.

Zu den Ausnahmen gehören

Ideogramme

1

nennt

es bisher

ist

Bildern.

der Hethiter oder Chatti zuzuschreiben,

Chr. behaupteten. Gegen 700

Die Schrift wird bustrophedon geschrieben.

Umschrift

erkennbaren

großenteils

Chr. von Boghasköi in Kappadokien aus eine Großmachtstellung er-

1200

sie bis

180

etw^a

den letzten Jahrhunderten vor und den ersten Jahr-

in

Chr. auf^ und

V.

aus

besteht

Schrift ^

,,Die

S. io3ff.;v.

Form

Bissing im Handbuch der Archäo-

der späteren Tontafeln im Anfangsstadium"

Lichtbildes).

(2.

Aufl.) S. loi «., v.

Soden, Neue Untersuchungen über

die

Bissing, Handbuch

S. 158

ff".,

Diringer, Alfabeto S. 162

Bedeutung der Indogermanen (Göttinger

flf.;

nach

Gel. Anz. 1938, Nr. 5)

215 in Kleinasien schon vor 1500 bezeug^.] 3 [Zu älteren

Vorkommen

4 [Vgl. auch

V.

Bissing,

vgl.

Woolley Anm. 3.]

Ch. L.

S. 158,



Antiquaries Journal Bd. 19 (1939) No.

5 [Jensen, S. 104, Abb. 99; Diringer, S. 166, Abb. 79,

3.]

i.]

6 [Jensen, S. 104, Abb. 98.]

7 [Zu einem Worttrenner s.v. Bissing, ibd. S. 159; zur inzwischen wesentlich vorangeschrittenen Entziffe-

rung Diringer,

ibd. S. 168

ff.;

V.

Soden,

ibd. S. 215.]

22

Die ideographische Bilderschrift

2.

Diese Schrift

Zum

vor.

anscheinend wie die ägyptischen Hieroglyphen nur auf Denkmälern

kommt

Schreiben^ bediente

man

sich der Keilschrift.

Die Schrift der alten Kreter^ wird im

und

3.

dem Eindringen

Jahrtaysend auf der Insel Kreta und auf

2.

der Griechen gebraucht innerhalb der Kultur,

dem man nach dem sagenhaften König Minos ,,minoisch" griechischen Festland vor

die die

Ausgrabungen der

neten Bildern. Bilderschrift

bekanntgeworden und

letzten Jahrzehnte

Die

Inschriften unentzifFert geblieben.

älteste

bezeichnet,

Stil.

erst

durch

Ermanglung zweisprachiger

in

Ebensowenig wie

Typen

bei der hethitischen

Hieroglyphen erkennen 3. Wie

Der Typus, den man

vorliegt.

hauptsächlich in Rechnungen auf und

tritt

uns

auch aus dieser Bilderschrift im Laufe der Zeit eine

ist

Linearschrift hervorgegangen, die in zwei

B

ist

dieser Schrift besteht aus deutlich gezeich-

bei ihnen einen Einfluß der ägyptischen

aus den anderen alten Bilderschriften

schrift

Form

Sie zeigen einen durchaus eigenen

kann man

zu nennen pflegt. Sie

soll seit

Linear-

als

dem Anfang

der spät-

minoischen Periode allmählich den anderen Typus, die Linearschrift A, verdrängen.

kommt

gegen Ende der mittelminoischen Periode

Sie wird

in



waagerechten Zeilen

und hat schon ganz den Charakter



etwa

dem

seit

17.

von fünf Zeichen

liegt sie

vor.

Sund wall* von links nach rechts — geschrieben Schreibschrift. Man wollte sie deshalb vorübergehend

nach

einer

auch mit der phönizischen und der griechischen Schrift zusammenbringen. schrift

Diese



Jahrhundert

auch auf einer Vase aus Orchomenos

In einer kurzen In-

Ver-

in Boiotien vor^.

suche, diese kretische Schrift mit der hethitischen Bilderschrift® oder der zyprischen Silbenschrift'

zusammenzubringen, sind nicht überzeugend gelungen. Die siebente Bilderschrift der alten Welt in

Es

der

ist

nach innen

in einer Spirale

unterbrochen.

vielleicht

verlaufenden Inschrift. Sie

man

Jahrhundert

12.

den Philistern von König Ramses [Vgl. jedoch die „Briefe"

III.

in

eingedrückt.

Da

nur 45 ver-

vermuten, daß wir es hier mit einer Silbenschrift

Ägypten einzudringen versuchen, aber zusammen mit

abgeschlagen wurden.

auf Bleiröllchen aus Assur,

2 [Jensen, S. 88ff., v. Bissing, S. iSSff-,

3

[v.

4

s.

F.

Chapouthier

Bissing meint

Jensen

(2.

Aufl.) S. loi,

Abb. 93 nach W.

An-

J.

S. 94,

Abb.

86,

Diringer,

6 H. Th. Bossert, SantaS und

hält

W. Persson, Handbuch

Schrift

S. 157

S. I47ff.

Zu

einer in Mallia (Nord-Kreta) gefun-

„Die Anregung zur Bilderschrift

kretische Linearschrift (Jahrbuch des D. Arch.

The Swedish Cyprus Expedition, Bd. 7 A.

Diringer,

in Bul. de correspondance Hellenique Bd. 62 (1938) S. 104fr.]

hierzu (S. 155):

Sundwall, Die

5 [Jensen,

sing

Ton

Hettitische Inschriften auf Bleistreifen aus Assur (46. wiss. Veröff. d. D. O. G.).]

denen Steininschrift

sein".]

Abständen durch Trennungsstriche

Der eigentümliche helmbuschartige Schmuck des Männerkopfes und der Buckel-

Seevölkern hin, die im

drae,

in

den beiden Zeichen, mit denen die Inschrift beginnt, weisen auf Beziehungen zu den

schild in

1

ist

Ihre Bildzeichen sind mittels Stempel in den

schiedene Zeichen vorkommen, kann

zu tun haben.

uns ebenfalls auf Kreta entgegen, und zwar

vom kleinasiatischen Kontinent nach Kreta verschlagen sogenannte Diskos von Phaistos®, eine runde Scheibe mit einer von außen

einem einzigen Zeugnis, das

ist.

tritt

S. 150,

4)

74,

i,

Bd. 30 (1915) S. 41

über andere Festlandsfunde

s.

u. a.

A.

ff.)

S. 56.

W. Persson,

3 (1937), S. 610.]

Kupapa

und Sprache

(Anm.

Abb.

mag von Ägypten ausgegangen

Inst.

(Mitt. d. Altorientalischen Gesellschaft Bd. 6 (1932) Heft 3).

in Alt-Kreta (Upsala Univ. Arsskrift 1930, Progr. 3) [auch v.

eine Ableitung

schrift für wahrscheinlich.]

8 [Jensen, ibd. S. 89f., Abb. 78,

v.

Bissing,

Bis-

der zyprischen Silbenschrift aus der kretischen Linear-

S. 157,

Diringer,

S. iSSff.,

Abb.

78.]

Bilderschriften aus neuerer Zeit

23

Die Schrift der Osterinsel^ vor der chilenischen Küste

ist

ebenso wie die Steindenkmäler

Die gegenwärtigen Be-

dieser Insel ein völliges Rätsel.

Sie steht auf Holztafeln eingegraben.

wohner der

darüber und nennen die Tafeln „sprechende Hölzer".

Insel wissen nichts

Ihre

waagerechten Zeilen sind so angeordnet, daß die Zeichen, welche Pinguine, Eidechsen, Fische,

Keulen und Menschen darzustellen scheinen, Tafel

auf

in jeder zweiten Zeile

dem Kopf

Derartige Bilderschriften sind in neuerer Zeit wiederholt ganz original

Amerika entstanden. von

stehen.

Die

muß beim Lesen immer wieder umgedreht werden.

Bamun

erdacht.

Sie

wurden von einzelnen

Afrika und

Köpfen wie dem König Njoya

intelligenten

im Hinterlande von Kamerun^ und dem tscherokesischen Indianer Sikwaya'

Beide hatten die Europäer im Besitz der nützlichen Kunst des Schreibens gesehen

und wollten nun verstanden

für ihr

Volk

sie selbst nichts.

gleichfalls eine Schrift schaffen.

Sie gerieten hierbei auf denselben

von Jahren die alten Kulturvölker gekommen waren, des Bildes zur Schrift übergingen.

Man

notwendig

ergibt.

Sikwayas

ist,

Von

der europäischen Schrift

Weg, auf den

als sie

sieht hieraus deutlich,

Versuche der Schrifterfindung die gegebene Form

gehabt.

in

einst vor

Tausenden

von dem natürlichen Gebrauch

daß

die Bilderschrift für derartige

die sich als

Ausgangspunkt scheinbar

In beiden Fällen hat die neugeschaffene Bilderschrift kein längeres Leben Silbenschrift

wurde bald

als

zu umständlich empfunden und durch eine ein-

fachere Schrift nach europäischem Vorbild ersetzt.

das Vordringen europäischer Sprache und Schrift

a)

Beide Schriftsysteme waren zudem durch

zum Absterben

verurteilt.

Die ideographische Bilderschrift

2.

24

In der richtigen Bilderschrift bezeichnet zunächst jedes Bild unmittelbar eben den Gegen-

Derartige Zeichen, Begriffszeichen oder Ideogramme^, sind im

stand, den es selbst darstellt.

Ägyptischen auch

in geschichtlicher Zeit

Finger

wenn

in

in vielen Fällen

auch das Bild des Werkzeuges, mit dem die Handlung

So kann das Bild des Auges für ,,Auge" und für

für

,,

stellbare

Fahren", das des Tragens für

,

Sehen" gebraucht werden, ,,

,,

vielfach symbolisch durch andere darstellbare angedeutet, insofern zwi-

Dinge werden

So werden die Zeitbestimmungen Tag, Monat und

schen ihnen eine Ideenassoziation besteht.

Stunde durch Sonne,

,,

und für Sitzen", das des Schiffes für Schiff" »Tragen" und für ,,Last" (Abb. iSd). Nicht selbst dar-

das Bild des sitzenden Mannes für ,,Mann"

und

So be-

Gebrauch.

Bisweilen besteht zwischen diesen beiden Arten von Begriffszeichen kein

geschieht (Abb. i8c).

Unterschied.

in

durch ein Bild der betreffenden Handlung oder Eigenschaft bezeichnet

sie darstellbar sind,

(Abb. i8b), doch genügt

weitgehendem Maße

das Kind.(Abb. i8a). Ebenso werden Handlungen und Eigenschaften,

Mund steckt,

den

in

den Mann, ein auf dem Schöße sitzend zu denkendes Kind, das den

Mann

zeichnet ein sitzender

noch

Mond und

Stern bezeichnet, die Farben und die Trauer durch das Haar,

männlich und weiblich durch die betreffenden Geschlechtsteile, die Vielheit durch drei Striche

und

die Arbeit



in griechisch-römischer Zeit

Ganz entsprechend verfuhr auch

man im Chinesischen^ Menschen

für

,,

— durch

die babylonische

die Biene (Abb. iSe).

und

Kind mit dem Kopf nach unten

ein

Hand

Toter", eine rechte

für

,,

für

,,

neugeboren", einen liegenden

rechts", eine linke für

wird durch einen Punkt über einen Horizontalstrich, der Begriff unter ihn bezeichnet,

,,

So schreibt

die chinesische Schrift.

Der Begriff ,,oben"

,,

links".

,,

unten" durch einen Punkt

Mitte" durch einen Kreis, der durch einen senkrechten Strich halbiert

Symbolisch schreibt man Sonne über dem

Babylonischen^ werden

in dieser

,,Mann" und ,,Frau" durch

Horizont für

,,

ist.

Morgen", Hand mit Stock für ,, Vater". Im

Weise Himmel" und ,,Gott" durch einen achtzackigen Stern, ,,

die betreffenden Geschlechtsteile,

,,

hinzufügen" durch die Zahl

2 (zwei

nebeneinandergesetzte Striche), ,,groß" durch die Zahl 4 (vier nebeneinandergesetzte Striche),

und

,,

Fruchtbarkeit" durch einen Fisch angedeutet.

Die Anfänge der Bilderschrift der

Eigennamen gebrauchten, haben wir bungen schon

Auch

gestreift.

stand selbst darstellen wie (s.

S. 20)

Mexikaner,

bei Gelegenheit der

hier finden sich

bei

die sie namentlich zur

Besprechung piktographischer Schrei-

neben Bildern, die den zu bezeichnenden Gegen-

Namen

den

Bezeichnung von

Miquiyetlan und Miquetlan

auch rein symbolische Darstellungen. So schreibt

,,Ort

der Toten"

man den Eigennamen Lorenzo durch dem Rost erlitten haben soll, den

einen Rost, weil der heilige Laurentius den Märtyrertod auf

Namen Maria durch eine gesetztes weinendes

das Kreuz bei einem

den

teils

(S. lof.)

1

Auge

[v.

teils

hat (1922)".

bedeutet,

Set he, Schriftsystem,

stützen, der lange Jahre in

3 B.

der

Name der Himmelskönigin ist*. Namens

kann

S. 12

ich

als

daß der genannte verstorben

mnemotechnischen Andeutungen

nicht zu verkennen.

2 ,,Für das Folgende

es

bezeichnet die Trägerin des

Namen

symbolischen, ist

Krone, weil

in

Witwe, ähnlich wie bei uns ist.

Die Verwandtschaft mit

dem mexikanischen Katechismus

Dort fanden sich Fußspuren für ,,Weg", Kreuz und Marterff.]

mich auf freundliche Mitteilungen des Herrn Pastor

China gelebt und

Meißner, Die

Ein zu Frauennamen

ein chinesisches Schriftzeichen Wörterbuch

Keilschrift (2. Aufl.

4 Seier, Ges. Abhandlungen, Bd.

i,

S. 243/245.

1922) S. 19.

Hartmann

in Göttingen

im Manuskript vollendet

25

Begri ffszeichen

Werkzeuge für „Christus", Kreuz auf Postament für „katholischer Glaube" und Leiter für „aufsteigen".

werden auch Begriffe durch Zusammenstellung zweier Bilder ausgedrückt,

Bisweilen

wobei dann diese Bilder meist selbständig nebeneinander stehen, also nicht etwa sinngemäß zu einem Bilde zusammengefaßt werden. ,,

So schreibt man im Ägyptischen schon sehr früh

Monat" mit der Mondsichel über einem

— und

das Zeichen für Gehen ein

schrieb das

führt

die

Mensch und

,,



,,

,

weinen" Wasser und Auge, für

für

tot,

,,

waten" durch die menschlichen Beine ,

Wasser und Essen

»trinken" durch

löschen" durch Wasser und Feuer.

Mund und

von

die Bilder

,,

und Wasser, für

,,

das Wasser und später

Hand an den Mund Babylonische für essen"

Mann, der

Sterne,

Speise, für

,,

Schwert" groß und Dolch, für

Ebenso

Mund

trinken"

Regen" Wasser und Himmel,

,,

für

— —

,,

Leiche"

vermehren" groß und Fisch, für

,,sich

König" groß und Mensch^. Besonders das Chinesische hat dieses Mittel, nicht darstellbare Begriffe auszudrücken, gern angewandt. Mutter und Kind bezeichnet lieben". Ein Kind mit ,,

,,

setzung".

Man

— das Zeichen für .neugeboren" 24) — zusammen mit einer Schippe — Kindesausdas Zeichen für .wegwerfen" — bedeutet und zwei Händen schreibt — wie im Babylonischen — Wasser und Auge für Tränen", Sonne

und Mond

für

Glanz", ,,heH", Türe und Ohr für

dem Kopf nach unten aus Flechtwerk

und

,,

,,

schreiten" — für

,

,,

.Unglück", dreimal das Zeichen pflegt

im Ägyptischen bezeichnet

einem Querstrich oben bedeutet ,



vgl. ,,ein

und Glauben"

{sin)

,.

Mann,

ein

und

Kreuz

ein

Hand über

— das Baum

einen

Baum

Zweig", ,,Ende", ein

Mensch" Wort

laute,

was

Wort"

Ebenso

,,WaId".

stellt

man

— zusammen, um den Begriff

Namen Buddhas

bei gesonderter

ob

für ,,Ei" {tsch'un), als

es ,,noch nicht

,

nicht gerade" zu sprechen seien,

moderne Wort für Blitz

,,

Telegraph", das

und Faden geschrieben,

was

man als

,,

in

das

sie sich

die Zeichen für

Mann

Zuverlässigkeit", ..Treu

um

,,Hirt"zu schreiben,

In neuerer Zeit soll diese

buddhistischen Texten beliebt geworden



gesprochen fo

ob

,,

gewordenes Fleisch"

schief"



als

,

laute.

ob

er

,,

sein.

West-Reich-

Die üblen Eigenschaften

werden geschrieben,

als

ob

sie

so

und

nicht anders ausspricht,

es der Chinese

,,

,,

nicht gut",

Auch das wird mit dem Zeichen

in Wirklichkeit natürlich nicht der Fall

ist.

Blitzfaden" nennt.

Eine solche Bilderschrift drückt in ihrer ursprünglichen

und nicht Worte und Sätze

Maulbeerbaum"

,,

Lesung der einzelnen Schriftzeichen si-kwö-jen wäre, das

bezeichnenden Wörter für .schlecht" und ,,

über-

mit einem Querstrich unten

zu bezeichnen, die Zeichen für Rind und Schlag,

ihnen den

für

,,

,,

Art der Umschreibung von Begriffen namentlich in

Zeichen für

,

ohne daß dabei etwa die Worte für die Einzelbegriffe gelesen werden.

So schreibt man

Mann

hören", einen im Gefängnis sitzenden

— dreimal das Zeichen Mund — hierbei wird die Mehr— über einem Baum für Vogelgesang". Ein Baum mit

Bäume bedeuten

Wurzel", .Anfang", zwei

und Wort

,,

freundlich", eine Fallgrube

— an dem gepflückt zu werden ,,

,,

,

eine Schüssel für

zahl wie

S.

(s.

,

einer bestimmten Sprache aus.

Form nur

und Gedanken

Begriffe

Natürlich wird

sie

geschaffen hat, in seiner Sprache gelesen, denn denken ohne Worte

von dem Volke,

ist

nicht möglich.

Theoretisch sollte daher eine solche Begriffsbilderschrift in jede andere Sprache übertragen werden

können.

Was der Angehörige eines Volkes in dieser Schrift niedergeschrieben hat,

anderen Volke 1

B.

in dessen

Meißner, Die

sollte

von jedem

Sprache gelesen werden können, gerade wie unser Zeichen für

Keilschrift S. 20, ders. Die Kultur Babyloniens

und Assyrien (Kulturgeschichtliche

Bibliothek, Bd.

I,

4)

Bd.

2,

S. 339.

und Assyriens

S. 83,

,,ver-

ders. Babylonien

26

3-

Die Phonetisierung der Bilderschrift

sterben", das Kreuz, von allen christlichen Völkern gelesen werden kann, wobei es von jedem Freilich gehört hierzu die Kenntnis der konventionellen Setzungen,

anders gesprochen wird.

zu denen die betreffende Bilderschrift auf Grund besonderer Gedankengänge gelangt trifft

gerade

in

dem

In der Tat

ist

es

Falle des Grabkreuzes zu.

im Verlauf der Geschichte zu wiederholten Malen geschehen, daß

die Schrift eines anderen

übernahm und

die Schrift der Chinesen

von ihren Schöpfern gelesen wurden. So haben die

zusammen mit

freilich allmählich stark umgestaltet,

übernommen.

ihrer Kultur

Ebenso

zum Islam

sie

die rein lautliche Schrift der semitischen

ent-

— Babylonier und Assyrer —

Akkader

ganz andere Sprache besaßen.

die Schrift der eingesessenen Bevölkerung, der Sumerer, die eine

Ähnlich haben später noch die Perser, bevor

annahmen,

wurde dann

Sie

da ihre Sprache ganz anders geartet war.

lehnten die semitischen Einwohner Mesopotamiens, die

Schrift

Volk

ein

den entsprechenden Wörtern

die alten Schriftbilder mit

seiner eigenen Sprache las, also anders als sie

Japaner

Dies

ist.

übertraten und dabei die arabische

Aramäer auf

zum

ihre eigene

indo-

Aramäisch war im persischen

germanischen Sprachstamm gehörende Sprache übertragen.

Reich die allgemeine Verkehrssprache. Die Perser lasen die aus Buchstaben bestehenden Schrift-

Wörter mit den entsprechenden persischen Wörtern und schrieben

bilder der aramäischen hierfür, als

ob

es sich

das aramäische bisrä

um Ideogramme ,,

handelte.

So lasen

Fleisch" gust, das aramäische

sie

das aramäische lahmä ,,Brot" nän,

sie

malkä

,,

König"

säh^.

Man

nennt diese

aramäisch geschriebene, persisch gelesene Schrift Pehlevi. Ähnlich lesen übrigens auch heute die

Engländer

einige

Abkürzungen

lateinischer aus

drücke mit ihrer englischen Übersetzung, so e.g.



spiel"

and

so on.

mit for instance

,

i.e.



dem

Mittelalter

— abgekürzt

abgekürzt aus id

überkommener Aus-

aus exempli gratia ,,zum Bei-

est ,,das ist"



mit that

is

,

etc.

mit

Beidemal sind Elemente einer rein lautlichen Buchstabenschrift ganz nach Art der

alten Begriffsbilderschriften behandelt.

Lautliche Schreibungen sind Ideogramme geworden.

Es hat ein Rückfall der jüngsten Form der Schriftentwicklung

in die älteste stattgefunden.

Die Phonetisierung der Bilderschrift

3.

Die reine Begriffsschrift hatte sich aus dem ursprünglichen Gebrauch des Bildes zur Ver-

ständigung ganz natürlich entwickelt. Keine der alten Bilderschriften

Da

der

Mensch

in

Worten denkt, haben

sie sich

vielmehr

oder genauer zu einer Begriffslautschrift umgewandelt.

nun

hierbei stehengeblieben.

sehr früh zu einer Lautschrift

Die Bilder (Ideogramme) bezeichnen

nicht nur die Begriffe, die sie selbst darstellen oder andeuten, sondern auch schon Wörter,

die diesen Begriffen entsprechen.

Begriffe gedacht

und

wenn

es

Synonyma

Es sind die Wörter, mit denen

die Bilder gelesen werden.

automatisch zu Wortzeichen.

von

alle

ist

für den in

Sie erhalten einen bestimmten Wortlaut oder auch mehrere,

dem

Bilde dargestellten Begriff gab.

selbst einstellende Phonetisierung der Bilderschriften hat zu

[s.

Jensen,

Alfabeto, S. 447f.]

Sprache die

Die Bilder werden so aus Begriffszeichen

Entwicklung der Schrift geführt, der nicht so selbstverständlich 1

in der jeweiligen

Schrift (2. Aufl.) S. 301

ff.,

v.

Diese innerliche, sich ganz

einem weiteren Schritt

ist.

Er

stellt

in der

sich jedoch überall,

Bissing im Handbuch der Archäologie

S. 165,

Diringer,

Wortzeichen

Man kam dazu,

soweit wir sehen können, sehr früh ein.

ganz abzusehen und

von der eigentlichen Bedeutung der Bilder

entsprechend ihrem Lautwert

sie

Schriftzeichen zu verwenden. Hierbei zog teile

27

man

Wortzeichen nun

als

als rein

sie auch zur Schreibung solcher Wörter

Wort weder

heran, mit denen das in ihnen dargestellte

lautliche

und Wort-

noch etymologisch das

begrifflich

Geringste zu tun hatte.

Als Beispiel für diese Erscheinung

mögen

Schreibungen geläufiger

hier zunächst einige

Ausdrücke der ägyptischen Sprache dienen^. Sie sind so ausgewählt, daß in

diesen

(Abb.

beiden

Anwendungen

In der einen

19).

der alten

Anwendung

,,

„Schöpfer"

,,Herr des

(d.

(d.

(eig.

,,

i.

i.

,,

,,

König")

Abb.

19.

,

,,

also

pr wr

Palast")

Macher") der Erde

irj tB

Himmels"

viele

zwei Wörter

sB r*

nb p-t

„jedes Gebirgsland"

•/) ,,alle"

für

'z>;',,

machen",

und Eidechse

für 'sB

phonetisch.

dem von

der eigentlichen Bedeutung des Bildes abgesehen

hervorgegangen war.

sich die Schrift unwiederbringlich

Zugleich erlangte

sie eine

weit über das Bild als Verständigungsmittel hinaus hob. Erst jetzt

weder

,,

gleiche lautliche Verhältnisse zu zei-

für wr,, groß",

Wert unterschoben wurde, schied

dem

,,

darunter dasselbe Zeichen für nb

Erst mit diesem Schritt, in

und ihm

„Sonne", ,,Haus", ,,Erde",

anderen jedoch mit einem Bilde, zu

als die,

Diese Schreibung

,,viel".

— hier

5).

vom

Bedeutung, die

wurde

es ja

möglich,

noch durch Symbole andeutbaren Dinge zu bezeichnen und auch

bedeutungsgleiche Wörter voneinander zu unterscheiden, eine unerläßliche Vorbedingung für die schriftliche Fixierung einer Sprachkunst.

1

[Vgl.

Sethe, Schriftsystem

S. 16,

Tabelle

Dem 5.]

Bilde eines

Weges

allein

könnte

man

— wenn

28

3-

Die Phonetisierung der Bilderschrift

— nicht

wir diesen Sachverhalt in unsere Sprache übertragen ,,Rain" oder ,,

Jolle",

,,

,,Kopf",

,

,,

Straße" zu lesen

ist,

dem

eines Schiffes, ob ,,Kahn", ,,Boot",

Fähre" oder ,,Kanu" gemeint .Haupt" oder

,,

ist,

und dem

vielleicht,

Verwendung der

,,

Nachen",

Schiff",

,,

es als Schriftzeichen

alten Bilderzeichen, der wichtigste

der Schrift getan hat, stellt für die Bilder-

den die Entwicklung

einen völligen Bruch mit ihrem eigentlichen Wesen

schrift

ob

eineS Kopfes,

Schädel", im Lateinischen „caput" oder „testa'' bedeutet.

Dieser Schritt zur rein phonetischen

und einschneidendste

ansehen, ob es ,,Weg", „Pfad",

Die uns bekannten Bilderschriften

dar.

Den Ur-

der alten Welt haben ihn sämtlich schon vor ihrem geschichtlichen Hervortreten getan.

zustand der reinen Begriffs- und Begriffslautschrift können wir bei ihnen nur noch rückschließend

Wir

aus mannigfachen Überbleibseln wiederherstellen. nicht

mehr

Auch

an.

die in den ersten

und da schon den Zustand der

hier

Ortsnamen,

(S. 19 f.)

bung der Wörter

Namen

nische

tlan

,,

Die

Weise

in verderbter Gestalt steckten

und der Fahne {pam

Doch gab

es

Wie

2.

many

Lautkomplexe

man auch

deer ist

Zahl

dem Worte,

das

sie darstellen,

auf gleich-

An dem

Es

ist

dies

unsere Bilderrätsel, die sogenannten Rebus^, beruhen. In diesen Bilder-

dem

eines Haustores, das Zeitwort

dem ,,

Bilde eines menschlichen Armes, den

sieben" mit der Zahl

7,

das

Wort

,,ganz"

Bilde einer Gans schreiben. Oder wir können für ,, entzwei" das Bild einer Ente und die

2, für

für das

des

überall auf Erden in analoger

— ganze Wörter oder auch nur Wortteile — übertragen wurden.

„Tor" mit dem Bilde

dem

ob darin

Namen

dafür zwei Wege. Der natürlichere von den Ägyptern und den Chi-

rätseln können wir das Eigenschaftswort ,,arm" mit

mit

als

spa-

(S. 5).

Lautwerte, den ihnen das dargestellte Wort gegeben hatte, wurde nichts geändert.

das Verfahren, auf

verläßt

zur Schrei-

-itV)

ja auch Indianer den

Lautschrift

nesen eingeschlagene bestand darin, daß die Bilder von artige

-tli)

zwischen" und pan ,,auf" verwandt werden. So schreibt

er

Form

Beispiele hierfür sind die schon erwähnten

Begriffsschrift.

Maynadier so schrieben, als bedeute Umwandlung der Bilderschrift in eine

erfolgt.

Mexikaner

Bilderschrift der

— wie den Namen Matheo mit dem Bilde eines Armes {ma-itiy —

mexikanische Wörter Generals

Anfängen stehende

denen die Bilder der Zähne {tlan

in

jedoch in seiner reinen

treffen ihn

,,

zweifelhaft" dieselbe Zahl, ein Tierfell

Wort

„begegnen"

,,

Fetisch" eine Fee

ein

und einen im Gefängnis

sitzenden Menschen;

und einen Tisch hinmalen. Ein Engländer könnte

für meet

Stück Fleisch {meat), ein Franzose für sens ,,Sinn" oder sans ,,ohne" das Bild

eines Tropfens Blutes {sang) oder die Zahl 100 {cent) schreiben.

Den anderen Weg für

die Umwandlung einer Bilderschrift in eine lautHche Schrift

haben

die

zum Teil auch die Mexikaner eingeschlagen. Dem Bilde wird hierbei nicht der Lautwert des ganzen Wortes, welches das Bild darstellt, sondern nur der seines Anfanges gegeben^. Hätte man dabei nur den einzelnen Laut, mit dem das betreffende Wort Schöpfer der babylonischen Schrift und

1

Seier, Ges. Abhandlungen Bd.

4 [Hierzu bemerkt Prof. von

i,

S. 244.

Soden:

3 [Vgl. Sethe, Schriftsystem S. 16.]

2 Ibd. S. 2488".

Die hier vorgetragene Ansicht von der Entstehung der Silben-

zeichen in der babylonischen Schrift hat sich als unhaltbar erwiesen.

Tatsächlich gehen fast

Silbenzeichen auf (primär oder sekundär) einsilbige sumerische Wörter zurück.

den „Pfeil" (sumerisch

zum Zeichen für die silbigem Wortstamm

ti)

wird schon früh für sumerisch

Silbe

ti.

ti{l)

Beispiel:

alle

babylonischen

Das Bildzeichen

für

„leben" mitverwendet und wird dann schließlich

In späterer Zeit sind auch aus akkadischen

und

auf verschiedene Weise neue Silbenwerte abgeleitet worden.

sammenfall ursprünglich verschiedener Zeichen wurde dadurch die an sich schon

hethitischen Wörtern mit ein-

In Verbindung mit oft

dem Zu-

vorhandene Mehrdeutigkeit

(Polyphonie) der Keilschriftzeichen, die der Entzifferung besondere Schwierigkeiten bereitet,

immer

weiter gefördert].

Lautliche Zeichenbewertung

man

begann, berücksichtigt, wäre

wenn wir das

für

/und

eines

gekommen, dem Schluß- und Höhe-

zur Buchstabenschrift

Ein solches Prinzip hätte die Bilder akrophonisch

punkt der ganzen Schriftentwicklung. bewertet, wie

29

Baumes

Bild eines

Ohres für o gebrauchten. Dies

für

b,

das Bild einer

Hand

aber, wie wir sehen werden,

ist

für h, eines Fingers erst

verhältnismäßig

im Verlaufe einer längeren Kulturentwicklung, durch die kanaanäischen Semiten geschehen,

spät,

damit die Erfinder des Alphabetes geworden sind.

die

Die Völker, die bei der Umgestaltung ihrer Bilderschrift zu einer phonetischen Schrift anders

als die

Ägypter verfuhren, haben der Zeichenbewertung nicht den Anfangs laut sondern

Anfangssilbe des dargestellten Wortes zugrunde

die

licherweise nur in Silben

und nicht

Denn

gelegt.

die

Die Kenntnis der Einzellaute

in Einzellaute zerlegen.

Umwegen an anderer Stelle ist man jedoch so verfahren, wie wenn

Sonst

wir das Bild eines Tigers für

für na, eine Stufe für stu, eines Soldaten für sol, eines Adlers für

So schrieb zum Beispeil der

brauchten.

Puppe

die Silbe ne- mit einer

Mexikaner

ist erst

ihrem Wesen nach eine Silbenschrift schrift", in der teils

Tat der

für offene Silben wie ba, pii, ri

mit vokalischem Anlaut wie

al,

und du oder

im, ur

dem Personennamen

in

ist

für

letzteren Art,

nad auch na-ad

Silbenzeichen wie dur, bis

bei der

babylonischen

(S. 19 f.).

Schrift, der

,,

Keil-

rein vokalische wie «, teils für geschlossene Silben

zum

Beispiel dur,

Von

ihnen

das erste auf den Vokal dieser Silbe

Man schreibt also für und muß das vielfach tun in

und nad mangelt.

Die Lautschrift hingegen, die nach

bar, rih,

können auch durch Zusammensetzung

muß

die Silbe

dur auch du-ur,

den Fällen,

in

denen

es

für

bU

an einem

Alle Wörter der in Keilschrift geschriebenen

Sprachen (Sumerisch, Akkadisch, Hethitisch usw.) können so werden.

ge-

aus einer Bilderschrift hervorging, wird so

enden, das zweite mit ihm beginnen. bi-is,

i

Netlacahujl

und ut oder mit konsonantischem Anlaut wie

zweier Silbenzeichen geschrieben werden.

auch

eines Igels für

zwischen" verwandt fanden.

Wege

Das

sein.

ad und

Die phonetischen Zeichen dieser Schrift sind sämtlich Silbenzeichen,

Fall.

und dur. Silben der

,,

das Bild einer Nase

ti,

wieder mit den Zähnen {tlan-tliY, die wir

(nenetl), die Silbe tla-

den Piktographien von Ortsnamen für tlan

Die Lautschrift, die auf diesem letzten

lut

sich natür-

— wie wir sehen werden — bei den Ägyptern, gewonnen worden.

auf

in

Wörter lassen

dem

Prinzip

Silben zerlegt geschrieben

in

des Rebus entstanden

ist,

wird

nur dann gleichfalls zu einer Silbenschrift werden, wenn diese Sprache überhaupt nur noch aus einsilbigen Wörtern besteht, oder

wenn

zusammengesetzt

chinesischen Sprache der

hat.

Wörter, die heute in

Dies

dem

ist

bei der

sie ihre

längeren Wörter nur aus solchen einsilbigen Fall.

Sie kennt nur einsilbige

stark zersetzten Nordchinesisch überhaupt nur noch entweder mit

einem Vokal oder mit einem Nasal n oder ng endigen wie beispielsweise scha, schan und schang,

während das Südchinesische wenigstens noch p, k und t im Auslaut bewahrt hat Wiefat als Name des Buddha, der nordchinesisch nur noch/ö heißt ^. Die chinesische Schrift ist daher eine Wortsilbenschrift.

auch

in lai

,,

Sie schreibt zum Beispiel das Zeichen, das ursprünglich die Gerste" {lai) bedeutete, kommen" und lai geben" als ein rein phonetisches Zeichen mit dem. Werte lai. ,,

,,

Ebenso wird das Zeichen ,,Erde" 1

(tu)

Seier, Ges. Abhandlungen Bd.

i,

auch

in tu ,,Leib",

S. 267, vgl.

wieder auf die freundlichen Mitteilungen des Herrn Pastor 3

Das aus dem

Bild der

geworden, daß es selbst in

,

2

S. 407.

Hartmann"

Wolke hervorgegangene Zeichen

dem Wort .Wölke"

das der Wolke {yün) auch

(S. 24,

ist jetzt

,,

in >/««,, sagen" ^,

Für das Folgende

Anm.

stütze ich

mich

2).

so sehr zu einem reinen Lautzeichen

mit einem Determinativ versehen wird.

yün

30

Die Phonetisierung der Bilderschrift

3.

das der Zahl 6 (/«) auch in lu ,,Pilz" und lu „Erdklumpen" zur Andeutung der Laute dieser Wörter gebraucht.

Sie verbinden sich hierbei mit ideographischen Zeichen, welche die besondere

Bedeutung der gebrauchten Wörter erkennen

Ganz anders stand

lassen.

es mit der ägyptischen

Sprache, die der Schrift der Ägypter daher ein völlig anderes Gepräge gegeben hat, wie wir das weiterhin sehen werden.

Sowohl

die

chinesische wie

babylonische

die

Wir bezeichnen

unmittelbar hervorgegangen.

wieder aus ihnen abgeleiteten Silbenschriften Silbenzeichen haben

sie

zum

als

Silbenschrift sind aus alten Bilderschriften

zum Unterschiede von sekundär

deshalb

sie

primäre Silbenschriften. Neben den lautlichen

auch noch das Begriffszeichen

Teil

als

Überbleibsel und Zeuge

Im Chinesischen findet die Verwendung dieser Begriifszeichen sogar noch in ausgedehntem Maße statt. Man fügt sie in Gestalt von Deutzeichen als sogenannte Klassenzeichen oder Klassenhäupter dem lautlich geschriebenen Worte zu. des einstigen Urzustandes der Schrift erhalten.

Sie deuten die Begriffsklasse an, in die das betreffende

eigentlich ein Schiff darstellt

becken", das der Rede,

um

und

tschou

Wort

,,

Namen einer bestimmten man dem Lautzeichen lai, das

und

— wie schon erwähnt —

Pferd,

um

fo

,,

lai

,,

eines

geben" zu schreiben.

für Vogel,

um

solche Schreibungen auch bei etymologisch lassen.

lu

Erde gesetzt wird, ,,

um

lu

,,

um lu

ist es,

damit

um

,,

Wasser-

die gleich-

Gerste" bedeutet, das Zeichen für

Dem

Zeichen für

t'o

,,

t'o

gewölbt" benannt

zusammenhängenden Wörtern

Ganz anders

Deutzeichen für Sproß zugefügt wird, für

tschou

,,

t'o

,,

gewölbt"

wenn dem Zeichen

,,Pilz" zu schreiben,

Erdklumpen" und weiter

ist.



Buckel", das für

den Vogel Strauß zu bezeichnen, der wie

Wörter eben wegen seiner Gestalt mit jenem Worte

deutungen unterscheiden

,,

— wird das Zeichen für Krankheit zugefügt, um

Kamel", das

es

tschou, das

bestimmten Fisches zu bezeichnen. Ebenso

fügt

eigentlich Kobraschlange

um

Geschwätz", das der Pflanze oder des Fisches, Pflanze

um

und unterscheiden

bedeutet, das Zeichen des Wassers zu,

lautenden

Geld, eine Kaurimuschel, zu,

gehört,

So fügt man dem Lautzeichen

von gleichlautenden Wörtern anderer Bedeutung.

Man

alle diese

sieht,

wie

die verschiedenen Be-

für die Zahl 6 {lu) das

und dazu

als drittes

das Zeichen

ein viertes, das Zeichen für

Auge,

um

freundlich blickend" zu schreiben.

Zum

Schluß

sei

noch ein anderes Beispiel aus der chinesischen Schrift gegeben, das die

mannigfaltige Verwendung eines Lautzeichens in Verbindung mit den verschiedensten ideo-

Das Bild

graphischen Deutzeichen gut veranschaulicht.

Räume

eckigen

wähnt



sammen

eingeschlossen

ideographisch

,,

sitzt,

über

freundlich".

dem

eines Gefangenen, der in

Bilde einer Schüssel bedeutet

einem

vier-

— wie schon

er-

Als phonetisches Zeichen verwandt bezeichnet es zu-

mit einem Deutzeichen die folgenden Wörter:

Mit dem Deutzeichen ,,Mund"

das

Wort

für ,,sich räuspern".

Verlust der Bildgestalt

gestellt beigeschrieben.

den

Daneben hat

ganz

teils allein, also

in

Hand

in

Hand

und

stützt

Bildbedeutung

ihre

hand auch

Umwandlung der Bilderschrift äußere Wandlung der Schrift, die

verloren haben, verlieren im praktischen

ihre Bildgestalt.

aus einer BegrifTsschrift jene

Umwandlung

Sie lösen sich

beim Schreiben

Gebrauch durch

uns

wie des

in Stein

unter-

Menschen-

die

System von Strichen

in ein

nach der Natur des Schreibmaterials besondere Formen annehmen. Hierdurch

die je

für

Die Bilder, die ihren eigentlichen Gedankeninhalt,

gefördert wird.

sie

sumerisch-babylonische sie

teils in

mit der inneren

durch

Sie wer-

Verbindung mit Lautzeichen

ihnen ursprünglich unmittelbar dargestellt waren.

in

in eine Lautschrift vollzieht sich eine

ihrerseits

die Keilschrift aber auch noch viele Wortzeichen.

der ursprünglichen Weise,

die Gegenstände gebraucht, die

31

auf,

die alte

ist

Hieroglyphenschrift zunächst eine Linienschrift geworden. So liegt

eingegraben noch

in

den ältesten Inschriften derBabylonier, der semitischen Könige

Sargon von Akkad (um 2600

Da

Chr.)^ vor.

v.

die Schrift in der Praxis mit

einem Drei-

weichen Ton — das einzige Schreibmaterial, welches Mesopotamien bot — eingegraben

kant^ in

wurde, haben die Linien der ehemaligen Bilder früh die Gestalt von Keilen und Haken an-

genommen,

die sich schon in diesen alten Steininschriften vielfach anzeigen.

schrift entstanden.

Sie läßt

gestalt der Schriftzeichen,

die sowohl für Briefe,

für keilinschriftliche

wenn

er beschrieben

dem Obelisken Salmanassas HL,

Königs Jehu aus dem Jahre 841

griffels,

dessen

Ende zu

Sie

Ton-

die

literarische

Erzeug-

den weichen Ton

ein-

Tontafeln geschrieben verwandt,

in

in Stein

der unter anderem

eingegraben, so

zum

Beispiel

der Gesandtschaft des israelitischen

Chr. gedenkt^.

v.

alten Bilderschrift der Chinesen

welches jeder von uns kennt.

in

ist

Diese so entstandene Keilschrift wird

sondern mit denselben Formen auch auf den Denkmälern

Aus der

Aufzeichnungen

Die Schrift wird

gebrannt wird.

ist,

von den späteren Babyloniern und den Assyrern nicht nur

auf

die Keil-

lassen, schlechterdings nichts

Rechnungen, Aktenstücke und dergleichen wie für

nisse — Bücher und deren Teile — gebraucht wird.

gegraben, der,

ist

im Gegensatz zu den Steininschriften von der ursprünglichen Bild-

den diese hin und wieder noch ahnen

mehr erkennen. Das gewöhnliche Material tafel,

So

ist

das Strich- und Schnörkelgewirr geworden,

wurde mit schwarzer Tusche ursprünglich

mittels eines

einer Art Pinsel zerkaut wurde, auf Palmblätter, später mit

Rohr-

einem Haar-

Die natürlichen, rund und unregelmäßig verlaufenden Linien

pinsel auf Papier geschrieben.

der Bilder sind hier zu eckigen, meist geradlinigen Gebilden, die Punkte zu Linien umgestaltet.

Von

der einstigen Bildgestalt

ist

kaum

je

die Chinesen ihre

im Laufe der

Zeit äußerlich

Schreiben mit Tusche gebraucht.

die Babylonier

1

noch

am

[S.

v.

Chr.)*.

Diringer, Alfabeto

Er wurde auf der

S. 117,

Abb.

60, 4.

,,

dem

Silberinsel"

S.

W. Bushel, Chinese

Art (1909) Bd.

Boden

i.] i,

Denk-

im Jangtsekiang aufgefunden

Die bisher ältesten und daher den ursprünglichen Bildern (Zeit: vor

Bissing im Handbuch der Archäologie Taf.

3 [Abgebildet Diringer, S. 123, Abb. 66,

beim

berühmten Bronzedreifuß aus der

3200

Archaische Texte aus Uruk (Berlin 1936).]

4

Schrift nicht nur

Sie benützen sie eingegraben oder erhaben auf ihren

ähnlichsten Schriftformen auf babylonischem

2 [Abgebildet v.

und Assyrer haben auch

mehr und mehr umgestaltete

mälern aus Stein oder Metall noch heute ähnlich wie auf

Chu-Dynastie (um 800

Die wenigen Ausnahmen

noch etwas erhalten.

können nur von den Wissenden erkannt werden. Wie

Taf. 48.

22, 3.]

v.

Chr.) siehe A.

Falkenstein,

22

Die Phonetisierung der Bilderschrift

3-

und

ist

unter

dem Namen Wu-Chuan-Ting

lichen Arbeiten

Wu-Chuan

bekannt, eine Stiftung des Inspektors der öffent-

für Totenopfer zugunsten seines Vaters.

Auch bei der ägyptischen Schrift haben diese Vorgänge, die äußere wie die innere Umwandlung, stattgefunden. Wir müssen sie bei ihrer Bedeutung für die Vorgeschichte unserer eigenen Schrift genauer betrachten und werden hierbei ganz eigenartige Abweichungen von

den bisher beobachteten Vorgängen

Im

feststellen.

praktischen Gebrauch haben sich auch ihre

alten Bildzeichen, die Hieroglyphen, allmählich bis zur

vollkommenen Unkenntlichkeit

oder willkürlich scheinende Strichgebilde aufgelöst.

Der Schreibstoff war

in sinnlos

den Ägyptern

bei

der Papyrus, wie ihn später die Griechen nannten, viereckige, unseren Seiten gleichende Blätter

aus Fasern und

Mark

einer Sumpfpflanze {Cyperus papyrus). Sie wird heute erst tief

des Nilstromgebietes wieder angetroffen.

unserem Papier, das

ja

davon den

oder tiefbraun geworden.

An

Namen

So wie

hat.

Dauerhaftigkeit sind

Jahre

sie

sie

dem

uns vorliegen sind

sie

vor Alter gelb

Papier bei weitem überlegen, besitzen

bei geeigneter Behandlung noch heute schmieg-

wir doch eine ganze Anzahl gut erhaltener und

samer, auf Papyrus geschriebener

im Süden

Die Papyrusblätter gleichen im frischen Zustande

Dokumente aus dem

Ägypten, die viereinhalbtausend

alten

alt sind.

Als Ersatz für den Papyrus diente

als

kostbareres Material Ziegenleder, als gemeineres

das sogenannte Ostrakon: in älterer Zeit der Kalksteinsplitter, später die Topfscherbe aus ge-

branntem Ton. Diese Ostraka benützte man für vorübergehende Aufzeichnungen wie Notizen, Briefe,

Rechnungen, Listen, Quittungen, Entwürfe zu

mehr. Geschrieben wurde mit schwarzer und einer Palette angerieben wurde.

Man

roter Tusche, die mittels

übertrug

und dergleichen

literarischen Abschriften

sie mittels einer

Wasser

in zwei

Näpfchen

Binse oder eines Rohrgriffels mit

schräg geschnittenem Ende, später auch mittels einer gespaltenen Rohrfeder auf die Schreibfläche ^,

indem man

die Schriftzeichen auf

also

im wesentlichen

und

Papier.

den Papyrus oder auf dessen Ersatzstoffe malte. Es waren

die gleichen Schreibmittel, die

auch wir noch brauchen: Tinte, Feder

Die Schreibschrift (Abb. 20 2), die sich im Gebrauch dieser Schreibmittel früh ausbildete, hat sich bald nicht minder stark als die Keilschrift lichen Bildgestalt der Schriftzeichen entfernt. in

einem Zuge ohne Absetzen des

Formen, wie

wurde, nennen wir

Ausdrucks

sie

sie

Sichtlich

ist

Derrtotisch (Abb. 20) in ,,

von der ursprüng-

hierbei das Bestreben, möglichst viel

und

leitende

Motiv gewesen.

Zahlenzeichen deutlich sehen. In ihren jüngsten,

zur Zeit der Griechen-

drjfioriHä ygcLju/xara

als die chinesische Schrift

Griffels zu schreiben, das treibende

Man kann dies zum Beispiel bei den entstellten

und

und Römerherrschaft über das

Anwendung

am stärksten

Niltal gebraucht

des von den Griechen geprägten

volkstümliche Schriftzeichen", mit

dem

sie diese Schrift

von

den hieroglyphischen Bildzeichen unterschieden. Für die älteren Formen, deren Fortentwicklung die

,,

demotische" Schrift

gebrauchen wir wenig passend die Benennung

ist,

,,

Hieratisch",

die Clemens Alexandrinus zum Unterschiede von der demotischen Schrift — des täglichen üblich Texte neben Lebens und der profanen Literatur — für die zur Niederschrift ihr

religiöser

1

W. Schubart, Einführung

Taf. 19, Abb. 3 (Palette)

und Abb.

5

in

die

Papyruskunde

S. 43

[s.

v.

Bissing im Handbuch der Archäologie

(Schreibrohr).]

2 [Schon von Sethe, Schriftsystem S. 9 nach G.

Möller, Die Buchschrift der

Deutschen Vereins für Buchwesen und Schrifttum 1919 Nr.

7/8) abgebildet.]

alten

Ägypter

(Zeitschrift d.

Denkmälerschrift und Schreibschrift

gebliebenen älteren

über

Formen der

dem Demotischen ebenso

Sie erhielten dies jedoch erst

wie die Hieroglyphen in der Tat etwas „Hieratisches" an sich.

damals dem Demotischen gegenüber. Für die früheren Zeiten der

ebenso der lebenden Schrift, die

liche,

Diese älteren Formen hatten gegen-

Schreibschrift geprägt hat.

ägyptischen Geschichte paßt auf

die diese

33

sie dieser

man

Bezeichnung verdiente. Es

Ausdruck

eigentlich nicht.

Damals stand

bereits

Hieratisch nennt, eine besondere Schriftform gegenüber, ist

die hieroglypische Buchschrift (Abb. 20), eine altertüm-

den Hieroglyphen näherstehende Form der Schreibschrift, die aus den ältesten Zeiten

Hieroglyphen.

^ yO

«

rr

j""

*

der Bewertung derselben Bilder hat ihren natürlichen die eben dieselben zisch pe.

S. 58

(s.

Grund

Gegenstände verschieden benannte.

Die Bilder,

auf die — wie

im Ägyptischen

Abb. in

Namen

Ein solches, nämlich der ..Hilfsvokal" / (oder wie

,,sonantischen" Aussprache der Konsonanten vor.

man

2 [Sethe,

24).

r,

im Phönizischen

Diese Verschiedenheit in

der Verschiedenheit der Sprachen,

Der Mund, ägyptisch

wir oben gesehen haben

unverkennbar zurückgehen, stimmen mit den

1

Mund

der

n,



ro,

die semitischen

der Buchstaben überein.

heute zu schreiben pflegt

Ursprung des Alphabets

heißt phöni-

Buchstaben

Diese Namen,

auch

3) liegt

ja

S. loi,

Anm.

in der

2.]

3 Die ö-Laute der späteren ägyptischen Sprache gehen regelmäßig auf älteres a zurück, das noch zur Zeit des Assurbanipal unverändert war.

Wie der Name der Stadt

gegeben werden konnte, so hätte auch der

Name

Siut (kopt. ciooti) damals noch durch Sijautu wieder-

des Gottes Thoth (griechisch Ocov^, kopt. -eooTT) damals etwa

*Dahautu wiedergegeben werden müssen, was dem Taautos

{Tdavxoi;)

vollkommen

entspricht.

4 [Sethe, Ursprung des Alphabets S. I33f., ders., Die wiss. Bedeutung der Petrieschen Sinaifunde S. 34.]

Der Ursprung des Alphabets

5-

54

den Zeichen auch zu den Griechen wanderten

die mit

— Aleph

=

Alpha, Bet

==

Beta usw.



sind richtige kana'anäische Wörter, die eben die in den Buchstaben dargestellten Gegenstände

bezeichnen.

Auch

die

im einzelnen etwas abweichenden Namen der Buchstaben

in der süd-

semitischen Schrift gehen auf solche kana'anäischen (nordsemitischen) Wörter zurück, das für

Kana'anäer

die Priorität der

Erfindung des Alphabets bedeutsam

in der

ist.

Die Buchstaben haben ihren Lautwert von diesen kana'anäischen Wörtern nach akrophonischen Prinzip erhalten. Sie bezeichnen also denjenigen Laut, mit

Wort, ihr Name, begann. Dies geschieht demnach das Bild eines

Baumes

für b usw. schrieben. ^

Resch das

r,

Taw

dem

das

dem

Mem

a,

den Kon-

Wort begann, das des Kopfes

dieses

Die Buchstabennamen

/.

das betreffende

Bild eines Adlers für

So bezeichnet das Bild des Wassers

sonanten m, das des Auges Ajin den Kehllaut, mit das des Kreuzzeichens

wenn wir das

wie

so,

dem

demnach

stellen

ein für

den Ursprung des semitischen Alphabets und die Entstehung der Buchstaben ebenso bedeut-

sames Zeugnis dar wie die Buchstabenzeichen. Sie sind ein unantastbares Gut. Es geht deshalb

daß man

nicht an, ist

es

von namhaften Semitisten vorübergehend oder gelegentlich geschehen

— von diesen Namen absieht.

M. Lidzbarski bei

— wie

unter

So fragte sich der

dem Eindruck

um

die semitische Epigraphik hochverdiente

der kretischen Entdeckungen, ob das Alphabet nicht etwa

einem nichtsemitischen Volke entstanden sein könnte, etwa

den alten Kretern^. Indem

bei

er diese fälschlich einfach den Griechen, die später Kreta besiedelt haben, gleichsetzte, versuchte er,

aus

die in

dem

den Buchstaben dargestellten Bilder und die den Buchstaben zukommenden Lautwerte

Griechischen abzuleiten. Das Alphabet wäre so nicht von den Phöniziern zu den Griechen,

sondern umgekehrt von diesen zu den Phöniziern gekommen. Dies widerspräche sowohl den bei

Namen

den Griechen gebräuchlichen

der Buchstaben, wie

bets, als

deren Gestalt nicht ohne weiteres zu ihren

der Vokalbezeichnung,

für einzelne Buchstaben des Alpha-

hat

Namen gekommen sein Buchstabens Z^ö/^M dessen Name ,

wenig ähnlich

sieht,

,

.Türflügel" bedeutet

zusammen mit

»weibliche Brust" erklären.

So wollte Lidzbarski^

sollten.

seiner

Bewertung

worden.

entstellt

und der als

In Wahrheit beweist uns der

aus einem Türflügel entstanden sein muß. Seine Gestalt

Das südsemitische Zeichen

zeigt

Namen dem un-

passen schien, einen anderen

ursprünglich postuliert, ohne jedoch erklären zu können, wie diese Buchstaben zu

passenden

,

man Namen zu

Auch

wie auch der griechischen Überlieferung.

dem Fehlen

ist

in

d aus Name

die

Form

des phönizischen

der Tat diesem Gegenstande

einer älteren

Benennung död

Daleth, daß der Buchstaben

im Laufe der

Abnutzung

Zeit durch

uns auch wirklich noch eine ältere Form,

Entstehung anschaulich und glaubhaft machen kann.

die diese

Denselben Fehler machte nach der Entdeckung der die Rede sein wird — der Oxford

er Semitist

,,

Cowley^, indem

— von

der nachher

er die in dieser Schrift

vorkommen-

Sinaiinschrift"

den Zeichen des Fisches und eines scheinbaren Schießbogens auf Grund der hebräischen Wörter für diese

Dinge

Däg und

Keset mit den Anfangslauten

d und

k bewerten wollte, ungeachtet der

Tatsache, daß eben diese Laute im phönizischen Alphabet Daleth und 1

Jensen,

[M. Lidzbarski, Ephemeris für semitische Epigraphik Bd. Schrift (2. Aufl.) S. i86ff., v.

2 [Lidzbarski, ibd. Bd. 3 A. E. Inscriptions

Cowley, The

(JEA Bd.

i,

S. 131

f.,

vgl.

Bauer, Ursprung

origin of the Semitic Alphabet

15 (1929) S.

2, S.

371

ff.,

Bissing im Handbuch der Archäologie

200 ff.).]

Koph vgl.

heißen. Die Zeichen

Sethe, Ursprung

S. 160,

Anm.

S. 148

ff.,

5.]

S. 18.]

(JEA Bd.

3 (1916) S. 17

ff.).

[Ders.,

The

Sinaitic

Die Entstehung der phönizischen Schrift

entsprechen in Wahrheit (arabisch



wie wir sehen werden



den phönizischen Buchstaben Samech

Samak) „Fisch" und Schin „Zahn". Es wäre wohl zu

die nicht zu

den Formen der Buchstaben paßten, durch neue

man unpassende

aber nicht, daß

55

verstehen,

ersetzt

daß man

Namen, ist

an die Stelle älterer gesetzt hätte.

Die Buchstabenbilder, Buchstabennamen und Buchstabenwerte sind also bar miteinander verbunden. Sie können in dieser Verbindung nur aus

redenden Menschen entstanden

alte

— was auch geschehen —

sein,

nicht aus

dem

fest

dem Gehirn

eines Ägypters.

und untrenn-

eines semitisch

Hieraus

daß der

folgt,

phönizischen Schrift unbeschadet ihrer inneren Abhängigkeit von der ägyptischen Schrift, die ihr

Vorbild gewesen sein muß, hinsichtlich ihrer äußeren Gestaltung

— das heißt

in

der Aufstel-

— Selbständigkeit zuerkannt werden muß. Auch die Richtung der einzelnen Bilder — nicht der Schrift ihrer Gesamtheit — eine andere lung und Bewertung ihres Zeichenbestandes

in

bei in

den Ägyptern.

Ende der

In der phönizischen Schrift sehen sie nach links gegen das

der ägyptischen pflegen

sie

— wenn

der Text nicht

als

ist

,

.rückläufig" geschrieben

ist

Zeile,

— gegen

den Anfang zu blicken.

Für die Bestimmung von Ort und Zeit der Entstehung der phönizischen Schrift ergibt

dem Nebeneinander

sich aus

Die eine dieser Tatsachen

zweier schon mehrfach berührter Tatsachen ein Anhaltspunkt.

Mitte des dritten Jahrtausends

standen haben bis

daß die Länder des kana'anäischen Sprachbereiches

ist die,

tief in die Zeit hinein,

zu der die phönizische Schrift bereits fertig

schriftkorrespondenzen der kana'anäischen

Die andere Tatsache

durch die

in diesen

aufweist.

Sie

ist

daß

ist die,

Diese Einwirkung trat

auftritt.

Fürsten des

1

5. /14.

vielmehr

Punkten

in allen

und sogar den Keilschärfsten

die phönizische Schrift selbst keinerlei Beeinflussung

völlig entgegengesetzt

und

Keilschrift

schließt sich der ägyp-

tischen Schrift gerade auch in ihren Schwächen, der linksläufigen Schriftrichtung losigkeit,

in

am

Jahrhunderts

Dokumenten auf kana'anäischem Boden auftretende babylonische

ihr

der

Chr. unter starker Einwirkung der babylonischen Kultur ge-

v.

schon sichtlich abgenutzt an verschiedenen Stellen

hervor.

seit

und der Vokal-

an.

Hieraus ergibt sich mit großer Wahrscheinlichkeit der Schluß, daß der Erfinder der phönizischen Schrift die

Vorzüge der babylonischen

Auch wenn

ganz ohne Kenntnis dieser Schrift war, stand er jedenfalls unter dem über-

er nicht

Keilschrift nicht

gebührend zu schätzen wußte^.

wältigenden Einfluß der ägyptischen Schrift. Er wird so seine Erfindung schwerlich auf ka-

na'anäischem Boden gemacht haben können, wenn

Das

rücken

will.

(im

Jahrhundert

13.

liegt v.

zu weit von

dem

Chr.) entfernt.

zische Alphabet sei außerhalb

So

Kana'ans

in

man

sie

nicht über das Jahr 2500 hinauf-

ersten wirklichen Auftreten der phönizischen Schrift bleibt

denn nur der Ausweg anzunehmen, das phöni-

unmittelbarer Nachbarschaft Ägyptens oder in dessen

Grenzgebieten von einem semitischen Volke, vermutlich kana'anäischen Stammes, erfunden

worden.

Es müßte dort längere Zeit hindurch ansässig gewesen

schriftlos lebend bei

Hebräer,

die laut ihrer

im Grenzland Gosen Ägyptens von dort 2.

1

Ihre Gesetzgebung

ist

Schrift

selbst

Wer denkt

Stammessage nach längerem Aufenthalt

in ihre spätere

Heimat Palästina eingewandert

sein

durch Moses an das Sinaigebirge geknüpft. Moses selbst trug einen

[Zu diesem und dem Folgenden

deckung der

und dabei vorher

den Ägyptern die Vorzüge der Schrift kennengelernt haben.

dabei nicht sogleich an die

sollen

sein

s.

von Ras Schamra.]

Sethe, Ursprung,

S. 137, hierzu

Bauer, Ursprung,

2 [Sethe, Wiss. Bedeutung S. 35.]

S.

30 nach der Ent-

t6

5.

Namen und

ägyptischen

soll

Der Ursprung des Alphabets

von einer ägyptischen Königstochter erzogen worden

Sinaigebirge findet man, nach Lage der Dinge sicher richtig,

seit alten

benannten Sinaihalbinsel wieder. Die Einwanderung der Hebräer angesetzt worden. Sie

muß, wenn

identisch sind, spätestens

die in

Anfang des

Das

sein.

Zeiten in der danach

in Palästina

verschieden

ist

den Amarnabriefen genannten Habiru mit den Hebräern

14.

Jahrhunderts

v.

Es wäre

Chr. erfolgt sein.

Tat

in der

verlockend, in der Person des großen Gesetzgebers des hebräischen Volkes den Erfinder des

Eupolemos

phönizischen Alphabets zu suchen, wie das der jüdische Geschichtsschreiber (2.

Jahrhundert

v.

Chr.)^ geradezu behauptet hat.

Der sagenhafte,

in

seinem Kern gewiß geschichtliche Aufenthalt der Kinder Israel in

dem Zusammenbruch des Mittleren Reiches etwa im 18. Jahrhundert v. Chr. fielen die sogenannten Hyksos, ein semitisches Hirtenvolk anscheinend kana'anäischen Ursprungs 2, in Ägypten ein. Von Osten

Ägypten hat aber noch einen

aus der Wüste

im

bis sie

kommend

16.

sicher beglaubigten Vorläufer gehabt.

eroberten sie das Delta

Jahrhundert

in

und

Bald nach

hielten es länger als ein Jahrhundert besetzt,

mehreren Kriegen durch die ägyptischen Könige Amosis und

Thutmosis HI. nach Palästina vertrieben wurden. Dieser Einfall der Hyksos den jüdischen Geschichtsschreiber Josephus glaubt — mit der Niederlassung der Kinder unter Moses zusammengebracht worden.

Hyksos

bis zu



mit mehr Recht

vielleicht

wenn

Wunder

als

dauernden Gewinn mit

zu nennen,

sie

Sitte

sich

zur Zeit

die

angenommen. Es wäre

fast

das Nilland wieder verlassen hätten, ohne die Schreibkunst

sich zu

nehmen,

es sei

denn,

hätten die Kenntnis dieser Kunst

sie

kaum anzunehmen

schon vorher besessen, was bei einem Hirtenvolk der Wüste

haben

man

Ägypten haben

ihrer Herrschaft über

einem gewissen Grade ägyptische Kultur und

ein

als

Ägypten unter Joseph und ihrem Auszug

Israel in

Während

übrigens durch

ist

von diesen Hyksos weder

in

ist.

Ägypten noch außerhalb des Landes andere

Jedenfalls

als

ägyptisch

abgefaßte Inschriften gefunden.

Hat man

in

diese Schrift etwa

den Hyksos die Erfinder der phönizischen Buchstabenschrift zu sehen, so würde

im

16.

Jahrhundert nach Palästina

gekommen

sein.

Sie

müßte

sich dort

dann

allmählich neben der für die babylonische Diplomatensprache üblichen Keilschrift als Schrift für die kana'anäische Sprache ausgebreitet haben, bis sie uns

im

10.

Jahrhundert

v.

Chr. häufiger

und an verschiedenen Orten entgegenzutreten beginnt und nach dem Erlöschen des babylonischen Einflusses zur unbestrittenen Alleinherrschaft gelangt.

So stand im wesentlichen die Frage der Entstehung des phönizischen Alphabets',

als

im

Jahre 1916 neues Material bekannt wurde, das die hier entwickelten Schlüsse auf das Überraschendste bestätigte und die letzte Lücke in der Beweiskette schloß. Die Herkunftsstätte dieser

neuen Funde war die Sinaihalbinsel, eben jene

Stätte,

an welche die hebräische Sage die mo-

saische Gesetzgebung knüpft. Die Sinaihalbinsel erstreckt sich unmittelbar östlich

1

[Fragmenta historicorum graecorum (Müller), Bd.

von Ägypten

S. 220.]

3,

Fnh-w geHyksos-Frage W. Wolf,

2 Sie werden einmal geradezu als Phönizier bezeichnet und scheinen zu den damit identischen rechnet zu sein.

[Zu diesem und

Der Stand der Hyksosfrage

dem Folgenden

(ZDMG

vgl.

Sethe, Ursprung,

Bd. 83 (1929) S. 67 ff.), und zuletzt

Hyksos (Archiv für Orientforschung Bd.

11

(1937) S. 325

3 [Sethes Arbeit über den Ursprung des Alphabets 1916, Heft 2, S. 88

ff.)

erschienen].

S. I37f.,

v.

zu der

Bissing, Das angebliche Weltreich der

ff.).]

ist

1916 (Nachr.

d.

K. Ges.

d. Wiss.

zu Göttingen, Mitt.

Die Sinaischrift

von gewaltigen, zerklüfteten Granitmassen

als ein

Seit

erfülltes

den ältesten Zeiten der ägyptischen Geschichte wird

lagernden Schätze an Kupfermineralien (Türkisen)

dauernd

Mntj

der

57

indem

besetzt, •

viel

es

von den Ägyptern wegen der dort

besucht und war in besseren Zeiten

die landeingesessene Bevölkerung aus

w mit Waffengewalt niedergehalten

dem

semitischen Nomadenvolke

wurde. Dort auf der Sinaihalbinsel hatte im Jahre

1905 eine englische archäologische Expedition unter der

W. M.

Gebirgsdreieck in das Rote Meer.

Führung des bekannten Agyptologen

Sarbut

Flinders Petrie in den altägyptischen Tempelruinen von

Serabit

chadem,

el

stammen, und ägyptischen,

die aus

Jahrhundert

19.

den Überresten der

bei

in

der

v.

oder

Chr. und den folgenden Jahrhunderten

Nähe gelegenen

alten

Minen neben den

vielen echt

langem bekannten Denkmälern auch eine Anzahl nicht ägyptischer aber un-

seit

Denkmäler aufgefunden^.

ägyptisierender

zweifelhaft

dem

chadem

el

Inschriften mit einer beschränkten

Diese Denkmäler trugen fremdartige

Auswahl von Zeichen. Der glückliche Finder konnte

nur eine Buchstabenschrift vermuten, die er naturgemäß im

Geiste sogleich mit

dem

in

ihnen

späteren

phönizischen Alphabet in Verbindung brachte.

Mit der vereinzelten Probe, die Petrie von den neugefundenen Inschriften ließ sich nicht viel

öffentlichung von

beginnen. Erst seit dem Jahre 1916 liegen die gesamten Funde in einer VerGardiner und Peet^ vor. Der erstgenannte Gelehrte erbrachte zugleich in

bekanntmachte und weiterführte,

einer Untersuchung^, die ich 191 7 durch eine eigene Arbeit*

den Beweis, daß wir mit der ältesten

veröffentlichte,

Form

es in der

neuentdeckten Schrift in der Tat mit einer Vorstufe oder besser

des phönizischen Alphabets zu tun haben.

Sie

ist

ganz im Sinne der oben

gegebenen Ausführungen an die ägyptische Schrift anzuknüpfen und scheint frühestens im 19.

Jahrhundert

v.

Chr. wahrscheinlich aber erst nach

Reiches, also nach 1780

v.

dem Zusammenbruch

Die neue Sinaischrift, wie wir

Chr., entstanden zu sein.

Bilder

es

von Gegenständen, die

zeichen erinnern.

Zum

sie

der

In ihrer Mehrheit

Einfachheit halber nennen, besteht aus etwa 24 verschiedenen Zeichen^. sind

des Mittleren

ihrer Zeichenweise

an ägyptische Hieroglyphen-

Teil sind sie sogar mit ihnen identisch

und ohne Zweifel nach ihrem

in

Muster gebildet worden. Unter diesen etwa vierundzwanzig Schriftzeichen finden wir

in acht völlig klaren Fällen

gerade die Gegenstände wieder, die auch in phönizischen Buchstaben nach Ausweis ihrer

und

ihrer Gestalt dargestellt

1

W.

Fl.

gewesen

So haben wir auch

Petrie, Researches in Sinai (London 1906)

Entstehung der semitischen Schrift (Nachr. schaftliche

sind.

d.

Bedeutung der Petrieschen Sinaifunde

Denkmäler und neuere Expeditionen buch der Archäologie

S. 160

ff.,

in das

[s. a.

Göttinger Ges.

(ZDMG

Minengebiet

s.

hier

den von der Seite gesehenen

Sethe, Die neuentdeckte Sinai-Schrift und

d. Wiss., Mitt. 1917, S.

Bd. 80 (1926)

Jensen,

Bauer, Ursprung des Alphabets

Namen

437

S. 24ff.) S. 25f.

Schrift (2. Aufl.) S. 181

S. 23

ff.,

H.

Grimme,

ff.),

die

Sethe, Die wissen-

Über das Schicksal der ff.,

v.

Bissing imHand-

Altsinaitische

Forschungen

(Studien zur Gesch. u. Kultur d. Altertums Bd. 20, Heft 3) 1937]. 2 A. H.

Gardiner, T. E. Peet, The

3 A. H.

Gardiner, The Egyptian

ZDMG

inscriptions of Sinai (Egypt Exploration

origin of the Semitic Alphabet

(JEA Bd.

Fund

1917).

3 (1916) S.

i ff.),

deutsch in

Bd. 77 (1923) S.92ff.

4 Die neuentdeckte Sinai-Schrift und die Entstehung der semitischen Schrift (Nachr. d. Göttinger Ges. d. Wiss., Mitt.

1917 S. 437fr.).

5 Gardiner unterschied 32, von denen aber fünf sicher, drei weitere wahrscheinlich nur Varianten anderer

Zeichen sind. [Abb. 24 nach Sethe, Die neuentdeckte Sinaischrift S. 442/443, wie er

sie in

der Vorlesung zeigte.]

58

5.

Der Ursprung des Alphabets

Hand (Nr. 5), die Zickzacklinie des Wassers (Nr. 8), die Schlange (Nr. 10), das menschliche Auge (Nr. 11), den menschlichen Kopf (Nr. 13) und das Kreuz (Nr. 15). Sie treten hierbei meist in Formen auf, die sowohl mit dem ägyptischen Urbild wie mit dem entsprechenden semitischen Zeichen übereinstimmen oder aber derart Rindskopf (Abb.

24, Nr.

i),

Haus

das

(Nr.

2),

die

beschaffen sind, daß sich aus ihnen entweder die phönizische oder die südsemitische Zeichen-

i«y^.

?
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