Schenkel_Zur_Silbenstruktur_des_Aegyptischen_2009.pdf

December 20, 2017 | Author: Imhotep72 | Category: Rules, Linguistics, Linguistic Typology, Onomastics, Writing
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Egyptology...

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Originalveröffentlichung in: LtngAeg 17(2009), 259-276

Zur Silbenstruktur des Ägyptischen Wolfgang Schenkel, Tübingen

Abstract According to the traditional view, in Palaeo-Coptic, the Egyptian of the Old or Middle Kingdoms, two basic rules apply: (1) a stressed vowel is followed by one, two or three consonants, (2) every word form ends in a consonant. According to an alternative Solution formulated by Carsten Peust, the following rules apply: (1) every word form ends in a vowel, (2) the stressed vowel is followed by zero, one, two or three consonants. The two Solutions result in partially differing sequences in the consonants and vowels that follow the stressed vowel. The present contribution reaches the following conclusion: §2 shows that in certain cases the sequence of vowels and consonants must be different from the one the alternative Solution would lead one to expect. §3 demonstrates that the traditional Solution, according to which a consonant occupies the final position in every word form, cannot be correct. The correct Solution is to be found somewhere in the middle. The sequence of vowels and consonants required by the traditional Solution continues to be valid. On the other hand, in contrast to what the traditional Solution allows (and more frequently than required by previously suggested modifications to the traditional Solution), the last syllable of a word form can end in a vowel rather than a consonant.

1 Einleitung 1.1 Traditionelle und revidierte Silbenstruktur Im Urkoptischen, dem rekonstruierten vokalisierten Ägyptisch etwa des Alten oder Mittleren Reiches, folgen auf langen Tonvokal in der Regel genau zwei Konsonanten, auf kurzen Tonvokal entweder ein oder drei Konsonanten. Die traditionelle Erklärung dieses Befundes ist der Ansatz von drei möglichen Silbenstrukturen für Ton- und eventuelle Nachtonsilbe ägyptischer Wortformen: (1) "tTC# (2) ~C# (3) ~CC~C# Einem solchen Ansatz kreidet Carsten Peust seine Unnatürlichkeit an.1 Dass jede Wortform auf Konsonant endigt, sei unplausibel, da dies in den Sprachen der Welt kaum so vorkomme. Als Alternativansatz schlägt er drei Silbenstrukturen mit aus­ lautendem Vokal vor, die hier der besseren Vergleichbarkeit halber in schematischer Weise als Varianten des traditionellen Ansatzes dargestellt seien:2 (1) "CC# (2) ~C~# (3) ~C~CC#

* 1 2

Carsten Peust gilt mein Dank für die Lektüre von Entwürfen und unabgeschlossene Diskussionen. Peust (1999: 181 f.). Peust (1999: 182f., s. weiter 183-188, zu null Konsonanten s. 184); Simon Schweitzer nennt den Alternativansatz Peusts „invertierte Silbenstrukturregeln", s. zuletzt Schweitzer (2005: 18).

260

Wolfgang Schenkel

Dass jetzt Langvokal ausgerechnet in geschlossener Silbe auftritt und Kurzvokal in offener, ist natürlich unplausibel, ist auch tatsächlich nicht der Fall. Peust setzt nämlich statt der traditionellen Quantitätenopposition eine Qualitätenopposition an.3 Das ist kein grundsätzlich neuer Gedanke, er wurde auch schon im Rahmen des tradi­ tionellen Ansatzes der Silbenstrukturen erörtert und von manchen für gut befunden.4 Beispiele: traditionell: (1)

*}äp~t „Vogel"

(2) *wicT> „heil sein" (3) *häfi~w „Schlange"

revidiert: (1)

*iäpf

(2) *wicfr (3) *häfiW

„Vogel" „heil sein" „Schlange"

So weit der Kern der alternativen Ansätze. A u f weitere Details kann verzichtet wer­ den, da im Folgenden allein dieser Kern zu diskutieren sein wird.5 Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Ansätzen liegt darin, dass ers­ tens die Nichttonvokale an unterschiedlichen Stellen in der Konsonantenfolge stehen und infolgedessen zweitens jeweils andere Konsonanten unmittelbar benachbart sind. Beides ist unter Umständen überprüfbar. Die Position von Nichttonvokalen kann teilweise aus Nebenüberlieferungen erschlossen werden. So lässt sich etwa aus einem als Personenname keilschriftlich überlieferten ha-ti-ip auf ein ägyptisches Partizip *hätip schließen,6 was zu einer der traditionell angenommenen Silbenstrukturen, nämlich zu ~C~C#, passt, nicht aber zu einer der alternativen Silbenstrukturen. Läge dagegen ein *hätp~ vor, was zu einer der revidierten Silbenstrukturen, nämlich zu ~CC~ passen würde, wäre in der keilschrift­ lichen Wiedergabe ein *ha-at-pV zu erwarten.7 Denkbar wäre allerdings, dass zur Zeit der keilschriftlichen Wiedergabe der Auslautvokal abgefallen war, somit ein *hätp wiederzugeben war und kein *hätp". Dem soll hier nicht weiter nachgegangen werden. Gegenstand des ersten Hauptteils der vorliegenden Untersuchung (§ 2) ist der zweite Aspekt, die unmittelbare Nachbarschaft von Konsonanten. Genauer gesagt: Es geht um Lautveränderungen, die auf die unmittelbare Nachbarschaft von Konsonanten schließen lassen. Die Beobachtungsdaten, die für den traditionellen Ansatz der Silben­ strukturen zu sprechen scheinen, ergaben sich beim Studium der Graphien von Flexionsformen in den Sargtexten.

3 4

5

6 7

Peust (1999: 201-210). Peust (1999: 203f.); s. auch Reintges (1998; 91-100); ältere Literatur: Kuentz (1934: 5-7); Greenberg (1962: 23-29); M agnus (1969: 3-44); nicht als M öglichkeit in Rechnung gestellt ist der Ansatz in den kritischen Anmerkungen zur revidierten Silbenstruktur bei Quack (2003: 446f.) und Schweitzer (2005: 18f.). Verzichtet wird namentlich auf die Diskussion des Ansatzes weiterer Silbenstrukturen (-~C#, -~CC#) nach Schenkel (1963a: 193-201); die dort behandelte Frage der Pluralbildung bedarf im Übrigen nach den Diskussionsansätzen bei Satzinger (1999) und Quack (2007) einer erneuten Dis­ kussion. Osing (1976: 128). Vgl. Osing (1976: Anm. 587) zur keilschriftlichen Wiedergabe des auf Vokal auslautenden Subjunktivs.

Zur Silbenstruktur des Ägyptischen

261

Ich werde der Peustschen Lösung nicht folgen können. Ich werde aber im zweiten Hauptteil meiner Ausführungen (§ 3) auf andere W eise seinem Anliegen Rechnung tragen, den generell konsonantischen Auslaut ägyptischer W ortformen -

ob nun

unnatürlich oder auch nicht - zu verwerfen. 1.2 A n n a h m e n zur Struktur der Vortonsilben Die vorgenannten Silbenstrukturen beziehen sich auf die W ortformen, beginnend mit dem Tonvokal und endend mit dem W ortformende. Sie geben keine Auskunft über die vor dem Tonvokal zulässigen Silbenstrukturen. Es geht also schon das Beispiel (2) *wici> (traditionell) bzw. *wiciJ~ (revidiert) „heil sein" mit der Rekonstruktion der Tonsilbe als mit einem Konsonanten anlautend und einer offenen Vortonsilbe über das soweit in Regeln Erfasste hinaus. Tatsächlich ist die Rekonstruktion korrekt. Es gelten nämlich nach der aktuellen Communis opinio Regeln für den W ortanlaut, die auch den Beispielfall (2) abdecken: (a) Keine ägyptische W ortform beginnt mit Doppelkonsonanz (**#CCV). (b) Keine ägyptische W ortform beginnt mit Vokal (**#V). Folglich beginnt jede ägyptische W ortform mit #CV. Regel (a) wird im Folgenden ohne erneute Überprüfung als vollgültig betrachtet, Regel (b), weil der graphematischen Realität Rechnung tragend, als praktikabel angewandt, auch wenn sie den Überlegungen im zweiten Hauptteil (§ 3) zufolge nicht gelten sollte. Eine weitere Annahme betrifft die Realisierung und graphematische Darstellung unmittelbar benachbarter gleicher Konsonanten in der Position vor dem Tonvokal. W ie in den semitischen Sprachen und bei der W iedergabe der Konsonanten in semitischen Alphabetschriften sollten diese generell, also auch in der Position vor dem Tonvokal, als Geminata realisiert sein und in der schriftlichen Darstellung als ein Konsonant wiedergegeben werden. Es würde also z.B. die Konsonantenfolge [nn], auch in der Position vor dem Tonvokal, als [n:] realisiert und als einfaches n geschrie­ ben.

2 Der Lautwandel w >y als Kontaktphänomen 2.1 D i e reduplizierende ("geminierende") Relativform der Verben ult.inf. i m maskulinen Singular nach dem Belegmaterial der Sargtexte 2.1.1 Beobachtungsdaten Die reduplizierende („geminierende") Relativform der Verben ult.inf. hat in den Sarg­ texten im maskulinen Singular entweder die Endung -w oder die Endung -y oder keine Endung. Die denkbaren Formen lauten also, veranschaulicht an tri „tun" als Para­ digmaverb, irr.w^/- „den macht", irr.y^/- „den macht" und irr.0^/- „den macht". Anmerkung: Im Hinblick darauf, dass im folgenden § 2.2 bei der Behandlung des maskulinen Plurals des reduplizierenden ("geminierenden") Partizips Aktiv neben den Verben ffl.inf.

auch die Verben II.gem. behandelt werden, sei festgehalten, dass für die

262

Wolfgang Schenkel

aktuell zu behandelnde Form als Verb Il.gem. nur wnn „sein" belegt ist und dieses nur mit der Endung -w (yvnn.w-) und ohne Endung (wnn.0-, wnn.0=i) a uftritt, nicht a ber mit der, wie noch zu sehen, in unserem Zusa mmenha ng speziell interessierenden Endung -y.

=/

Verb

Endung

"i

Mi „hera bsteigen"

0

1/1

k)i „hoch sein"

0

2/5

w

2/2

c

h i, jubeln"

y c

h i „erscheinen" hni „rudern" Iri „tun"

pri „hera usgehen"

y 0 w y

=sn

chi „sich freuen"

w

psi „kochen"

0

s:kti „fa hren"

w

0 rci „geben, veranlassen" w 0 Belege insgesamt I w

-0

IIA

n/i? 1/3 1/1 i/i

3/6

1/1

1/1

1/3

1/1

3/3

2/5

6/29

1/2 1/11 l/i

3/9 1/1?

VC

y 0

Belege insgesamt II

=c«

w

y 0 w

mri „lieben"

=5

i/i? 3/6

2/4

2/2

8/34

1/1

1/1

1/1?

3/4

1/3

5/9 1/1

4/4 2/15 3/5 1/2 1/2 0

1?

3

2/2

1/1

0

5

10/11 10

98

y 0

2?

0

4

1

0

0

1?

11

8

21

6

1

0

28

w

3+1?

15

y 0

5+2?

0

1?

46

1

28

98

Die drei Endungen sind, wie eine Sortierung der Belege na ch dem Subjekt zeigt, ziemlich ungleichmäßig a uf die verschiedenen Arten des Subjekts verteilt. Ma n ka nn beoba chten, da ss bei substa ntivischem Subjekt vorzugsweise -w steht, weit seltener Endungslosigkeit und nur ga nz a usna hmsweise -y. Ähnlich ist der Befund bei - weit seltener belegtem - zweikonsona ntigem Suffixpronomen. Hier steht ebenfa lls in der Regel -w, gelegentlich Endungslosigkeit, -y fehlt ga nz. Ga nz a nders ist der Befund bei einkonsona ntigem Suffixpronomen. Hier findet sich vorzugsweise Endungslosigkeit

Zur Silbenstruktur des Ägyptischen

263

und nicht ganz selten -y oder -w. In Anzahl der Belege ausgedrückt stellt sich der Befund zusammengefasst so dar: Subjekt

-w

-y

-0

1-kons. Suffixpronomen

3+1? 15 98

5+2? 0

46 1

1?

28

2-kons. Suffixpronomen substantivisch

Zur Beleglage im Einzelnen s. die Tabelle auf der gegenüberliegenden Seite (V erben alphabetisch sortiert nach dem reduplizierten Konsonanten; Zahlen: Anzahl der Text­ stellen / Anzahl der Bezeugungen). Belege zu den V erben, bei denen in dieser Tabelle die Endung -y auftritt (in Klammern Anzahl der Textstellen / Anzahl der Bezeugungen): -

tri „tun" (ob, wie hier vorgeschlagen, irr mit Reduplikation zu lesen ist, oder nicht vielmehr ir ohne Reduplikation, ist stellenweise unsicher): irr.w- (3/3 + { l / l } ) 8 ; irr.w=cn (1/3) 9 , irr.w^sn ( l / l ) 1 0 ; {eine Textstelle mit weiteren individuellen V ari­

anten) irr.w*f(V\)l\ -

irr. y *f(\l2)n,

irr.ehf(\l\

mri „lieben": mrr.w- (8/34) 14 , mrr.y - (l/l?) 1 5 , mrr.0- (5/9) 16 ; mrr.y d

(l/l?)'7,

mrr.ehi

mrr.y ^f

(3/6) 18 , mrr.w^k ( l / l ? ) 1 9 ,

mrr.0*k

( l / l ? ) 2 2 , mrr.0=/(3/4) 2 3 , mrr.y *s ( l / l ) 2 4 , mrr.0*s

-

8

l)13

Tfi,jubeln"?:

(2/4) 20 , mrr.w^f (2/2) 21 , (1/3)25

hcc.w- (2/2)26; hcc.y4 (l/l??) 2 7

CT II 375a (B1L [^>r(.t)-hrw" als Maskulinum konstruiert]); II 388b (S2P [wie vor]); IV 42i (SqlC [„(Ich bin ...) einer, den machte"); IV 380a (B9C [lies nach dem Sinn der Aussage und entsprechend der Graphie des vorangehenden Ir.w „Gestalt" die AR-sprachliche nicht-geminierte „Cleresche" Relativform ir.w).

9 10 11 12 13 14

15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27

CT VI 153a (B1 Bo, B2Bo, B4C). CTVII474h(BIBe). CTIV288-9a(TlC b ). CTIV288-8a(B9C a ,MlNY). CT IV 288-9a (BIP, SqlC, Sq7C [emendiert], M4C, M8C, M54C, L1NY, TIBe [emendiert], T2Be, M57C, Sq7Sq [S. 412]). CT I 69d (B3Bo, BIP); III 10b (B2Bo, B3Bo, B3C, B17C, B2La, B1C, BIBe); III 212d (T1L); III 220-la (S2Cb, T1L, B4C, B4Bo [Subjekt = NN.], B1L, B2L, B1C, Sq4C [ergänzt], SlCb); IV 42e (B3L, B1L); IV 53e (B3L); V 78c (TIC, SqlSq, Sq2Sq, SqlC, TIBe, M2C, T3L, Sq7Sq); V 122a (M3C, M6C [ergänzt], M5C); VI 269q (G1T). CT III 220-la (S2C [nach Raumverhältnissen ergänzt]). CT I 69d (B6C); III 10b (B4Bo [Kotext emendiert]); III 52e (B3C [nach R aumverhältnissen ergänzt); V 122a (G1T, G2T, A1C, T3L, M4C); VI 329a (B1L). CT III 220-la (pBerl. [mr'r'.y , y möglicherweise bei Korrektur fälschlich stehen geblieben; zur ursprünglichen Graphie mr.y vgl. Y1C, wo diese unkorrigiert stehen blieb]). CT III 52e (B1C, B2L); III 202c (B3L, B1L); V 199a (B9C, B10C). CT III 220-la (B2Bo [möglicherweise verderbt aus mrr.w NN., vgl. B4Bo]). CT I 68a (B1P, B6C); III 220-1 a (T9C?, M2NY). CT VI 89j (B3L? [emendiert]); VII 237u (pGard.II). CT VI 224o (B1C [unklar]). CT IV 51d (B3L); IV 53e (B3L); V 200d (B10C). CT VI I30a(M3C). CT VI 130a (M6C, M23C, M3Ann). CTIV61o(L2Li); VI270h(GlT). CT I 245h (B13C [sehr zweifelhaft, Kotext unklar]).

264 -

Wolfgang Schenkel

hni „rudern": hnn.0^1 {\l\~f,

hnn.y*f(\l\)29,

oi hnn.0*f(3/6) ,

hnn.0*s{\l\f

2.1.2 Denkbare Silbenstrukturen B e i der Rekonstruktion der Silbenstruktur hat man d a v o n auszugehen, dass die beiden gleichen K o n s o n a n t e n , da sie beide geschrieben werden, durch einen V o k a l v o n e i n ­ ander getrennt sind. Z . B . iri „tun": *irVr.w=f,

*ir\r.y^f,

*ir\r.0~f

„den er macht".

W a s die Endungen angeht, wird man für eine Rekonstruktion zunächst einmal die positiv bezeugten Endungen -w und -y in A n s c h l a g bringen, da

Endungslosigkeit

grundsätzlich mehrdeutig ist: Sie kann systematische G r ü n d e haben oder aber als „ D e f e k t i v s c h r e i b u n g " o h n e diagnostischen W e r t sein. Unter Zugrundelegung der tra­ ditionellen Silbenbildungsregeln ergeben sich aus den in § 2.1.1 erhobenen B e f u n d e n eine ganze R e i h e v o n grundsätzlich denkbaren L ö s u n g e n : •

Lösungsansatz 1:

A u f den reduplizierten K o n s o n a n t e n folgt stets ein V o k a l . In diesem Fall k o m m e n für die V e r b i n d u n g mit substantivischem Subjekt verschiedene L ö s u n g e n in Frage, für die V e r b i n d u n g mit ein- und z w e i k o n s o n a n t i g e m S u f f i x p r o n o m e n j e w e i l s nur eine: ( 1 . 1 ) 1-kons. S u f f i x p r o n o m e n :

*i'r'r~y/w'f

(1.2) 2 - k o n s . S u f f i x p r o n o m e n :

*/>>~w.rH

(1.3) Substantiv:

* t » ~ w , */>~Vw,

*fr~r~w~l

D i e s e L ö s u n g hat zwei N achteile: Erstens: D i e beiden gleichen K o n s o n a n t e n sind in V e r b i n d u n g mit den S u f f i x p r o ­ n o m i n a stets (in V e r b i n d u n g mit substantivischem Subjekt m ö g l i c h e r w e i s e ) durch einen unbetonten V o k a l voneinander getrennt. In diesem Fall wäre im Sog des nach­ folgenden T o n v o k a l s die S y n k o p i e r u n g des unbetonten V o k a l s zu erwarten und auch m ö g l i c h . Es könnte sich entwickelt haben: (1.2) 1-kons. S u f f i x p r o n o m e n :

*i~r~r~yAv~f>

(1.3) 2-kons. Suffixpronomen:

*i~r~r"ws~n >

*t~rr~y/Wf *i*rr*ws~n

In solchem Fall würden aber die beiden gleichen K o n s o n a n t e n als G e m i n a t a realisiert und als ein einziger K o n s o n a n t geschrieben werden. -

Dieses Problem betrifft in

gleicher W e i s e die revidierte Silbenstruktur: ( 1 . 2 ) 1-kons. S u f f i x p r o n o m e n :

*i~r~r~LyAvf >

(1.3) 2 - k o n s . S u f f i x p r o n o m e n :

*i~r~r~w~sri~ > *i~rr~~w~sri~

^rr'y/wf

Z w e i t e n s : D i e Silbenstrukturen entsprächen denen des Prospektivs. 3 2 D i e Distribution der Endungen indes entspräche nicht der b e i m Prospektiv beobachteten 3 3 (als V e r ­ gleichsmaterial dienen die B e l e g e der V e r b e n EQ.inf., für die eine E n d u n g n a c h w e i s ­ bar ist):

28 29 30 31 32 33

CT V 20c (SIOC). CT V 12c (TIC). CT V lOi (T1L); V 12c (B1C, B2L, TlL a ); V 20c (TIC, BSC). CT V 12c (B3Bo). S. Schenkel (2000). Schenkel (2000: 45f., Tabelle 1, Iwi bis kli).

Zur Silbenstruktur des Ägyptischen Verbalform Relativform

Prospektiv

=CC

-0

3+1?

15

98

5+2?

0

1?

0

46

1

28

IV

8

5

20

y

72

1

5

0

52

1

8

Endung

=c

w y

A u f A n h i e b z u erkennen ist die sehr unterschiedliche

265

H ä u f i g k e i t der E n d u n g

-y

g e g e n ü b e r der E n d u n g -w bei e i n k o n s o n a n t i g e m S u f f i x p r o n o m e n , die b e i m P r o s p e k ­ tiv in w e i t m e h r als der H ä l f t e der Fälle vorliegt ( 7 2 gegen 8), bei der R e l a t i v f o r m da­ gegen nur v e r h ä l t n i s m ä ß i g selten (allenfalls 7 g e g e n 4). Z u m m i n d e s t e n a l s o liegen bei e i n k o n s o n a n t i g e m S u f f i x p r o n o m e n unterschiedliche Silbenstrukturen v o r , es sei d e n n - w a s aber erst n o c h plausibilisiert w e r d e n müsste - , es spielen z u s ä t z l i c h V o ­ kalqualitäten eine R o l l e , die in der T a t bei R e l a t i v f o r m u n d P r o s p e k t i v unterschiedlich sein k ö n n e n . - L ö s u n g s a n s a t z 1 ist a l s o h ö c h s t w a h r s c h e i n l i c h z u v e r w e r f e n . • L ö s u n g s a n s a t z 2: Auf

den

reduplizierten

Konsonanten

folgt

in

allen

Fällen

unmittelbar

der

E n d u n g s k o n s o n a n t , der A k z e n t liegt in V e r b i n d u n g mit e i n - u n d z w e i k o n s o n a n t i g e m S u f f i x p r o n o m e n a u f derselben Silbe. In d i e s e m Fall k o m m e n für die V e r b i n d u n g m i t s u b s t a n t i v i s c h e m S u b j e k t v e r s c h i e d e n e L ö s u n g e n in Frage, für die V e r b i n d u n g mit e i n - u n d z w e i k o n s o n a n t i g e m S u f f i x p r o n o m e n d a g e g e n j e w e i l s nur eine: ( 2 . 1 ) 1-kons. S u f f i x p r o n o m e n :

*i~r~ry/w~f

(2.2) 2-kons. Suffixpronomen:

*i~r~rw~s~n

( 2 . 3 ) Substantiv:

*tr~rw~,

*/»w~?

D i e s e L ö s u n g hat einen gravierenden N a c h t e i l : Es ist unerklärlich, dass sich die E n ­ d u n g in der P o s i t i o n v o r d e m T o n v o k a l in F o r m e n m i t e i n - u n d z w e i k o n s o n a n t i g e m S u f f i x p r o n o m e n unterschiedlich verhält, v o r e i n k o n s o n a n t i g e m S u f f i x p r o n o m e n fall­ w e i s e z u y w i r d , v o r z w e i k o n s o n a n t i g e m S u f f i x p r o n o m e n d a g e g e n w bleibt - es sei denn -

w a s aber erst n o c h plausibilisiert w e r d e n müsste - , es spielen

zusätzlich

V o k a l q u a l i t ä t e n eine R o l l e . - D i e s e s P r o b l e m betrifft in gleicher W e i s e die revidierte Silbenstruktur: ( 2 . 1 ) 1-kons. S u f f i x p r o n o m e n :

*tr~ry/w~f

(2.2) 2-kons. Suffixpronomen:

*t~r~rw~sn"

ö s u n g s a n s a t z 2 ist also h ö c h s t w a h r s c h e i n l i c h z u v e r w e r f e n . • L ö s u n g s a n s a t z 3: D e r A k z e n t liegt nach M ö g l i c h k e i t z w i s c h e n den reduplizierten K o n s o n a n t e n , springt aber, w e n n dies nach den B e t o n u n g s r e g e l n des U r k o p t i s c h e n nicht m ö g l i c h ist, nicht a u f die nächste urkoptische S i l b e , sondern nur u m einen K o n s o n a n t e n weiter, d.h. a u f eine v o r - u r k o p t i s c h e S i l b e , die i m U r k o p t i s c h e n s y n k o p i e r t w u r d e :

266

Wolfgang Schenkel

(3.1) 1-kons. Suffixpronomen:

*i~r~ry/w"f

(3.2) 2-kons. Suffixpronomen:

*i'r"r~ws'n

( 3 . 3 ) Subst ant iv:

*i~r~fw

{

*i~rr~w~srr

*i~r~r~y/wf

W i e bei L ö s u n g s a n s a t z 3 bliebe d ann auch hier n o c h zu erklären, w a r u m i m Fall d es e i n k o n s o n a n t i g e n S u f f i x p r o n o m e n s d er L a u t w a n d e l w > y eintritt, i m Fall d es z w e i k o n s o n a n t i g e n S u f f i x p r o n o m e n s d a g e g e n nicht.

Zur Silbenstruktur des Ägyptischen

267

Resümee: Eine unproblematische L ösung für die traditionelle Silbenstruktur und nur für diese ist gefunden, diejenige des L ösungsansatzes 4. 2.1.3 Bedingung für das Auftreten der Endung als y im Status pronominalis mit einkonsonantigem Suffixpronomen Gilt die L ösung aus L ösungsansatz 4, so tritt die Endung -y nach dem schließenden Konsonanten der Tonsilbe und vor dem Vokal der Nachtonsilbe auf und in den For­ men mit Suffixpronomen auf jeden Fall nur in dieser Position: -

1-kons. Suffixpronomen:

-

2-kons. Suffixpronomen:

-

Substantiv:

*i~r~ry/w~f *tr~nv~s'n *i~r~rw~, *i~r~rw1

Es stellt sich somit die Frage, ob das Auftreten von y durch ein Element dieser Umgebung konditioniert ist. Nun lässt sich beobachten, dass y überhaupt nur dann mit Sicherheit auftritt, wenn der vorangehende Konsonant ein n oder r ist. Im einzelnen ergibt sich der Befund aus der Ausgangs-Tabelle, in der die Belege für y in Verbin­ dungen mit einkonsonantigem Suffixpronomen mit fetter Umrandung hervorgehoben sind. 2.2 D a s reduplizierende ("geminierende") Partizip A k t i v i m maskulinen Plural nach d e m Belegmaterial der Sargtexte Das reduplizierende Partizip des Aktivs hat im maskulinen Singular die Form Ill.inf. irr, H.gem. 1mm plus eine einkonsonantige Endung -w, -y oder -i, die meist un­ geschrieben bleibt: III. inf. irr.w/y/i/0,

H.gem. lmm.w/y/i/0.

Endung, wenn geschrieben, -w oder -yw: Ill.inf. irr.w/yw,

Im Plural lautet die II.gem. Imm.w/yw.

Im

einzelnen ist die Beleglage in den Sargtexten in der umseitigen Tabelle erfasst (Verben alphabetisch sortiert nach dem reduplizierten Konsonanten; Zahlen: Anzahl der Textstellen / Anzahl der Bezeugungen). Hieraus die dort fett umrandeten Fälle mit n und r: -

wnn „sein": wnn.w (3+l?/6+l?) 3 4 ; wnn.yw (2/3) 3S ; wnn.0 (1/3) 36

-

hni „rudern": hnn.w (3/6) 37 ; wnn.yw ( l / l ) 3 8 ; hnn.0 (1/3) 39

-

tri „tun" (ob, wie hier vorgeschlagen, irr mit Reduplikation zu lesen ist oder nicht vielmehr ir ohne Reduplikation, ist stellenweise unsicher): irr.w (ca. 43/99) 40 ; irr.yw (1 +1 II 1+2?)41; irr. 0 (1 /1 ) 42

-

ici „nehmen": itt.w (2/2) 43 ; itt.yw ( l / l + l ? ) 4 4 ; itt.0 (1/3) 45

34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45

CT II 121 d (TlL, S2C [ergänzt]); V 196a (B5C, B9C, B1OC); VI 315a (B1 Bo)?, 34Ij (B2L). CT V 208g (MIC); VI 412g (T6C, T10C). CT I 254h (B10Cb, B10CC, B4C). CT V 276b (S1C), 357 XVII (B9C, B5C, B6C, B3L); VI 39i (pGard.II). CT VII 17p (T3C). CT V 357 XVII (B1C, B1L, B2P). Passim. CT VII 197c (pGard.II [ir.yw}\ 520h (BIBe [irr.y], B5C). CT VI 94h (Bl Y). CT III 296b (G1T); V 265a (B1 Bo). CT III 296b (MIC [it.yw], T10C [ic.y]). CT VI 323t (LILi).

268 -

Wolfgang Schenkel rci „ n e h m e n " : cc.w (13/50) 4 6 ; cc.yw ( 2 + l ? + l [ e r g ä n z t ] ? / 3 + l ? + l [ e r g ä n z t ] ? ) 4 7 ;

-w

-yw

-0

m » „sehen"

11/14

fii „tragen"

3/6

1

hii „herabsteigen"

2/4

1/3?

k)i „hoch sein"

1/2

C)i „überqueren"

4/8

1/2

s'iu „schützen"

20+17/35+3?

2/2

hci „jubeln"

2/2

sbi „gehen (lassen)"

2/5

w pi „ottnen

1 /I

hpi „(dahin)gehen"

1 /1 9 1/1 :

1/2

1/1

I D

ytntn „packen li'JIM Willi

cc.0

l/Z

-3+19/6+19

CPltl „bClll

gnn „schwach sein"

l/ö+1 f

ini „bringen"

7/9 1+19 / / Z i l l ;

hn i „rudern"

J / O

sni „abschneiden"

1 IZ

sni „umkreisen"

1 1/ in /

Li

1

j

n

LI J

1 /l 1/1

I II

1 i 10/1

2/2

II J

51 j

in „tun

ca.43/ca.99

pri „herausgehen"

6/12

1+17/1+2?

1/1?

( s.ysti „schießen

1/3

ici „nehmen"

HZ

wti „legen"

2/2

fti „ausreißen"

1/1

sti „nehmen"

3/11

s:kfi „fahren (lassen)"

7/10

rci „geben, veranlassen"

13/50

msci „hassen"

8/14

Es sei dahingestellt, w i e

1/1 +

1 .'

1/1

1/1

1/7 2+17/3+1?

die P l u r a l f o r m

ohne y

2/4

zu

rekonstruieren

ist. W a s

im

g e g e n w ä r t i g e n Z u s a m m e n h a n g allein interessiert, sind die F o r m e n m i t der E n d u n g -yw

( o d e r y{w}l)

und y

( o d e r y(w)l).

H i e r liegt n ä m l i c h ein B e f u n d v o r , der

d e m j e n i g e n der in § 2.1 behandelten reduplizierenden ( " g e m i n i e r e n d e n " ) R e l a t i v f o r m der V e r b e n

ult.inf.

pluralisches

Partizip

im

m a s k u l i n e n S ingular

irr.yw

analog

zu

einer

entspricht.

Beispielsweise

Relativform

mit

muss

ein

einkonsonantigem

S u f f x i p r o n o m e n *i~r~ry~f als *i~r~ry~w rekonstruiert w e r d e n , w e n n d e n n die R e l a t i v 46 Passim. 47 CT VI 354-5b (M54C, M I C [beide cc.y]), 3441 (M57C [komplett ergänzt]), 344q (M57C). 48 CT III 374e (SIC 0 , S 2 C , S lC b , S 3C); IV 254-5b (M4C).

Zur Silbenstruktur des Ägyptischen

269

f o r m nach § 2.1 ( L ö s u n g s a n s a t z 4 ) so z u rekonstruieren ist. A u f f ä l l i g ist dann aber, dass - w i e bei der R e l a t i v f o r m - y auch hier auftritt, w e n n der reduplizierte K o n s o ­ nant n oder r ist. H i n z u k o m m t allerdings, dass y j e t z t auch nach den A f f r i k a t e n c u n d c z u belegen ist. 2.3

Resümee

D e r L a u t w a n d e l w>y

findet sich nach den dentalen/alveolaren Sonoranten n, d.h. [n],

u n d r, d.h. [1], s o w i e - w e n i g e r gut n a c h w e i s b a r - nach den A f f r i k a t e n c und c, aber nach k e i n e m anderen K o n s o n a n t e n : -

nach r (1)

bei der R e l a t i v f o r m v o n iri „ t u n " und mri

(2)

„lieben"

b e i m pluralischen Partizip A k t i v v o n iri „ t u n "

-

nach n (1)

bei der R e l a t i v f o r m v o n hni „ r u d e r n "

( 2 ) b e i m pluralischen Partizip A k t i v v o n wnn „ s e i n " u n d hni „ r u d e r n " -

m ö g l i c h e r w e i s e nach c u n d c, n ä m l i c h (1)

b e i m pluralischen Partizip A k t i v v o n ici „ n e h m e n " und rci „ g e b e n "

A u f f ä l l i g ist das A u s b l e i b e n des L a u t w a n d e l s y > w nach

das bei der R e k o n s t r u k t i o n

seines L autwerts in K o n k u r r e n z z u r steht. Es ist daraus z u schließen, dass r e i n in u n s e r e m Z u s a m m e n h a n g relevantes M e r k m a l mit n g e m e i n s a m hat, nicht aber m i t i. 49 W a s die p h o n e t i s c h e R e a l i s i e r u n g v o n ny, d.h. * [ n j ] , u n d ry, d.h. * [ l j ] , angeht, k ö n n t e m a n an eine V e r s c h m e l z u n g in [p] und [X] d e n k e n oder besser n o c h , w e i l j a d o c h w o h l die Silbenstruktur zu erhalten w ä r e , in [pji] und [XX]. D a m i t ist die traditionelle Silbenstruktur bestätigt, da nur diese b e i drei a u f den T o n v o k a l f o l g e n d e n K o n s o n a n t e n die Silbenstruktur - ~ K K ~ K # zulässt. D i e alternative L ö s u n g für die Silbenstrukturen w ü r d e bei drei a u f den T o n v o k a l f o l g e n d e n K o n s o ­ nanten nur die Silbenstruktur - ~ K " K K ~ # zulassen, die in u n s e r e m Fall a u s z u s c h l i e ß e n ist.

3 Vokalischer Wortauslaut In der N o m i n a l b i l d u n g s l e h r e nach und i m A n s c h l u s s an J ü r g e n O s i n g gibt es n o m i n a ­ le A b l e i t u n g e n mit den h y p o t h e t i s c h e n E n d u n g e n *-aw, *häß.aw

*-uw und *-iw/i,

z.B.

„'Kriechender', Schlange"50

49 Zu L ösungsvorschlägen s. Peust (1999: 127f.). 50 Nominalbildungskiasse II 6, Osing (1976: 166), bestätigt bei Schenkel (1983b: 167).

270

Wolfgang Schenkel

*ia:tam.uw „'Der (noch) nicht Existierende'?, Atum" 51 *tih.iw/i „Verklärter" 52 . Hieroglyphenschriftlich werden die drei hypothetischen Endungen unterschiedlich behandelt: Die Endung *-aw wird oft - etwa in der Hälfte der Fälle - mit einem w geschrieben, die Endungen *-uw und *-iw/i dagegen bleiben gänzlich ungeschrieben. Das jedenfalls ist der Befund der Sargtexte. Ich will nicht ausschließen, dass sich in anderen Texten des älteren Ägyptisch gelegentlich Graphien mit w oder / finden lassen. In jedem Fall dürften sie wohl nur sporadisch auftreten. Mit Entschiedenheit ausschließen bei der Beurteilung der Endungen möchte ich aber nach-klassische Graphien, deren Wert grundsätzlich in Frage zu stellen ist. Angenommen also, die unterschiedliche graphematische Behandlung der Endung *-aw auf der einen Seite und *-uw und *-iw/i auf der anderen Seite hat einen tieferen Grund. Was liegt näher als die Annahme einer Realisierung der Endung als das unveränderte hypothetische *-aw, der Endungen *-uw und *-iw/i dagegen, wie ich dies vor langer Zeit schon einmal ins Gespräch gebracht habe, als die L angvokale *-ü und *-F?53 Es wären somit die beispielsweise gegebenen Wörter zu rekonstruieren als *häß.aw „'Kriechender', Schlange" *ia:täm.ü „'Der (noch) nicht Existierende'?, Atum" *tih.T „Verklärter". So befriedigend das Ergebnis auf den ersten Blick aussehen mag - und bislang auch aussah - : Mit dieser L ösung verwickelt man sich in Widersprüche. Zu bedenken ist dreierlei: Erstens stimmen dazu nicht die Graphien der Nisben, die ebenfalls die Endung *-i besitzen, bei denen diese aber fallweise mit i oder i geschrieben ist. Warum sollte man also nicht auch z.B. *HhÄ „Verklärter" als >hi oder M schreiben? Gut, nicht gerade als >h'i mit Dualstrichen, da dadurch eine L esung als Dual nahe läge, aber ihi mit Schilfblatt wäre denkbar. Zweitens stimmen dazu nicht die syllabischen Schreibungen, die insbesondere den Vokal u mit w wiedergeben. Warum sollte man also nicht auch z.B. *ia:täm.ü

„'Der (noch nicht) Existierende'?, A t u m " als itmw

schreiben? Drittens stimmt dazu nicht, dass die Endung der 1. Person des Pseudopartizips, die *-ku/ü oder *-äku/ü lauten könnte, seit dem Mittleren Reich gerne als -kw geschrieben wird.54 Auch auf dem Hintergrund dieses Tatbestandes kann man sich fragen, warum nicht z.B. *ia:täm.ü „'Der (noch nicht) Existierende'?, Atum" als itmw geschrieben wird. Die hypothetische Nisbe-Endung lautet, wenn man sich an die Graphien und für die Vokalisation an die Verwandtschaft mit den Nisben der semitischen Sprachen hält, im maskulinen Singular kaum viel anders als die Endung der Nomina mit der Endung *-iw/i, nämlich ebenfalls *-iw/i oder, wegen der Graphie mit zwei Schilf­ blättern, statt *-iw auch *-fy. Im allgemeinen bleibt die Endung ungeschrieben, was dafür spricht, dass sie nicht anders als bei den Nomina mit der Endung *-iwA als *-l

51 Nominalbildungskiasse 118, Osing (1976: 184), bestätigt bei Schenkel (1983b: 173). 52 Nominalbildungsklasse II 9, Osing (1976: 193), bestätigt bei Schenkel (1983b: 176, korrigiere Il.gem. in 2-rad.). 53 S. Schenkel (1983a: 202f.) (die Frage der Pluralbildung im gegenwärtigen Zusammenhang ohne Belang). 54 Eine andere versuchsweise Erklärung dieses Phänomens bei Schenkel (1994: 170f.).

Zur Silbenstruktur des Ägyptischen

271

g e s p r o c h e n w u r d e , w i e dies auch die L a u t f o r m der N i s b e n in den semitischen S p r a ­ chen nahelegt. W a s es m i t der eher seltenen S c h r e i b u n g der E n d u n g der N i s b e m i t w a u f sich hat, sei dahingestellt. 5 5 W a s m e i n R e f e r e n z - T e x t k o r p u s der Sargtexte angeht, ist dreierlei z u beobachten: Erstens bleibt die N i s b e - E n d u n g in der w e i t ü b e r w i e g e n ­ den Z a h l der Fälle ungeschrieben. Z w e i t e n s w i r d sie a m ehesten geschrieben, w e n n die N i s b e v o n e i n e m W o r t mit der F e m i n i n e n d u n g -t abgeleitet ist oder der S t a m m der N i s b e als letzten K o n s o n a n t e n ein t hat w i e n a m e n t l i c h in hnt.i „ v o r n b e f i n d l i c h " ; in d i e s e m Fall tritt nicht selten das Z w e i k o n s o n a n t e n z e i c h e n ti auf. Drittens w i r d die E n d u n g z u n e h m e n d mit D u a l s t r i c h e n geschrieben. W a r u m aber sind dann die N o m i n a mit der E n d u n g *-iw/i,

w e n n sie auslauten w i e die N i s b e n , nicht gelegentlich e b e n s o

geschrieben, a l s o f a l l w e i s e m i t ti und f a l l w e i s e mit D u a l s t r i c h e n ? D i e A n t w o r t ist e i n f a c h : Z u m einen sind N o m i n a mit e i n e m entsprechenden t -

es k o m m t nur der

letzte K o n s o n a n t des S t a m m s in Frage - b i s l a n g in der N o m i n a l b i l d u n g s l e h r e nicht n a c h g e w i e s e n . Z u m anderen bestünde anders als bei N i s b e n bei N o m i n a die G e f a h r der V e r w e c h s l u n g mit d e m D u a l , g e n a u s o w i e bei N o m i n a m i t der E n d u n g *-aw

die

G e f a h r einer V e r w e c h s l u n g mit d e m Plural besteht u n d d e s h a l b n a m e n t l i c h W ö r t e r , bei denen der tatsächliche G e b r a u c h des Plurals in R e c h n u n g z u stellen ist, G r a p h i e n mit

Pluralstrichen

im

allgemeinen

nicht

zeigen. 5 6

Bei

den Nisben

ist die

Ver­

w e c h s l u n g s g e f a h r deutlich geringer, da sie o f t attributiv v e r w e n d e t w e r d e n , sich der N u m e r u s a l s o s c h o n aus der unmittelbaren U m g e b u n g ergibt. D a s P r o b l e m u n d seine L ö s u n g liegen i m R e k o n s t r u k t i o n s v e r f a h r e n . W o h e r w e i ß m a n überhaupt, w i e die E n d u n g e n , die als *-uw

u n d *-iw/i

angesetzt w e r d e n , tat­

sächlich lauteten? Z u n ä c h s t e i n m a l ist festzustellen, dass in k e i n e m e i n z i g e n Fall der V o k a l der E n d u n g direkt überliefert ist. Er ist erschlossen aus anderen F l e x i o n s f o r m e n des W o r t e s oder e n g v e r w a n d t e n W ö r t e r n , bei d e n e n an entsprechender Stelle der T o n v o k a l steht und als solcher direkt - genau oder n ä h e r u n g s w e i s e (meist nur bis z u d o p p e l d e u t i g e m *e) - z u r ü c k z u g e w i n n e n ist, oder aus L a u t g e s e t z e n zur E n t w i c k l u n g des N a c h t o n v o k a l s in V e r b i n d u n g mit d e m T o n v o k a l , so 5 7 • Akzentvarianten: -

A k z e n t v a r i a n t e eines W o r t e s , z . B . *hem-w.ew

„ S t e u e r r u d e r " , daneben *hem-w.ew

„ [ d t o . ] " ( K l a s s e A II 7

sücm.uw/

sucm.üWt) *hä)c.ew

„letzter, E n d e " , daneben *ha>c.ew „ [ d t o . ] " ( K l a s s e A III 4

säcm.ew/

sacm.eWi) *gänn.el -

„ w e i c h " , daneben *gann.ei

„ [ d t o . ] " ( K l a s s e A II 5

säcm.ii/sacm.ii~t)

Status p r o n o m i n a l i s eines W o r t e s (nur belegt aus d e m p r o b l e m a t i s c h e n p B M 10808)

-

Plural eines W o r t e s , z . B . *käch.ew

-

„ E c k e , W i n k e l " , Plural *kachiy~w

( A III 4 K l a s s e

säcm.ew/sacm.£w~f)

D u a l eines W o r t e s , s o *Hh.el „ V e r k l ä r t e r " , D u a l *tih.eiw~i

( K l a s s e A II 9

55 Edel (1955/1964: § 343). 56 Schenkel (2005: 165-170). 57 Daten aus Osing (1976), abgestimmt mit Schenkel (1983).

sacfm.ii/sacfm.w"t)

272

-

Wolfgang Schenkel

Femininum paradigmatisch neben Maskulinum, z.B. *gänn.ei „weich", Femininum *gann. &i~t (Klasse A III 4 säcm.ii/sacm.ltt)

• Wortbildung: -

Nisbe zu Substantiv, z.B.: *näbaw „Gold", davon *nabaw"t „'Die zum Gold(gebiet) gehörige (Stadt)', Ombos"

-

Femininum als parallele Nominalbildung zum Maskulinum, z.B. *tänt}.ew „Matte", feminine Parallelbildung *tam>.£y~t ,,[dto.]" (Klasse A III 4 säcm.

ew/sacm.ew~t)

• Syntaktische Akzentvariante, z.B. *mäsei „gebärend, geboren habend" aus der Verbindung *masi-s~ (keilschriftlich ma-se-sa) „der ihn geboren hat" • Lautgesetze, so -

*-äi u w,

k o p t . -ö/-ou ,

z.B.

*mahäi.u w „Flüchtling" (Klasse A II 8 sacäm.uw/sacäm.w~t) -

*-Üew, kopt. -i, z.B. *s~hi).ew „Schreiben, Schriftstück" (Klasse A III 6 sucfm.ew/suclm.w"t)

Was die Akzentvarianten angeht, so lässt sich zwar mit Bestimmtheit sagen, dass der Nachtonvokal dem Tonvokal der Akzentvariante entspricht, möglicherweise auch ein­ mal der diesem entsprechende Kurzvokal war. Es lässt sich aber nicht mit Sicherheit darauf schließen, dass er zur Zeit der hieroglyphischen Graphien diesem in dieser Weise entsprach. Die gesamte Endung kann zu dieser Zeit durchaus bereits reduziert gewesen sein, der finale Konsonant geschwunden und der V okal lautlich reduziert. Z.B. könnten die V okale der Nachtonsilbe i und u in e zusammengefallen sein oder weitergehend zu einem [s] reduziert. Was die Lautgesetze angeht, so lässt sich mit Bestimmtheit sagen, dass die koptische Überlieferung teilweise eindeutige Reflexe des Tonvokals und des finalen Konsonanten zeigt, in keinem Fall aber direkte Reflexe des Nachtonvokals. Zu erken­ nen ist lediglich, dass die Nachtonvokale teilweise einen Einfluss auf die GesamtRealisierung von Tonsilbe und Nachtonsilbe haben:58 Nachtonsilbe *-aw

*-iw/i

*-u w

-öou

-ou i

-0 1 -ou

4>/i/w-

-eou 1 -iou

-el-i

-e?

-ü>/i/w-

-eou

-ei

-e

-äj/i/w-

Tonsilbe

Z.B. wird - horizontal *-ä>aw z u -öou *-äHw/i z u -ou i

*-ä?u w zu -ö oder ou oder - vertikal *-ä>aw z u -öou

*4)aw zu -eou oder -iou *-üiaw

z u -eou

58 Daten aus Schenkel (1979: 389).

Zur Silbenstruktur des Ägyptischen

273

In k e i n e m Fall lässt sich aus der G e s a m t l a u t f o l g e e x a k t b e s t i m m e n , w e l c h e r V o k a l in der N a c h t o n s i l b e stand. M i t Sicherheit lässt sich nur sagen, dass die N a c h t o n v o k a l e nicht alle g l e i c h w a r e n . I m m e r h i n lässt sich aus der T a b e l l e der L a u t g e s e t z e heraus­ lesen, dass in der N a c h t o n s i l b e , w i e in den h i e r o g l y p h i s c h e n G r a p h i e n , der K o n s o n a n t w erhalten bleibt, w e n n i h m der V o k a l a v o r a n g e h t ( z . B . in *-ä>aw > -öou *-ü>aw > -eou), d a g e g e n fehlt, w e n n i h m der V o k a l u v o r a n g e h t ( z . B . -*-äjuw o d e r > -ou0).

W e n i g e r klar liegen die D i n g e i m Falle der E n d u n g *-iw/i,

oder >

-50

bei der als

K o m p l i k a t i o n die Unsicherheit des A n s a t z e s des K o n s o n a n t e n h i n z u k o m m t

(dazu

W e i t e r e s unten). A n dieser Stelle ist n o c h e i n m a l a u f die N i s b e n z u r ü c k z u k o m m e n . D e r e n E n d u n g *-i, traditionell notiert als 4 oder -y (-j) ist nicht z u v e r w e c h s e l n m i t der E n d u n g *-iw/i. D e r U n t e r s c h i e d zeigt sich auch bei der B i l d u n g der entsprechenden F e m i n i n a . W ä h r e n d bei der N i s b e in der R e g e l der traditionell a n g e n o m m e n e K o n s o n a n t nicht in E r s c h e i n u n g tritt (das F e m i n i n u m hat d i e E n d u n g -t, a l s o *-it), bleibt i m F e m i n i n u m z u W ö r t e r n m i t der E n d u n g *-iw/i klassen II 5 s äcm.ii/s acm.ii't

der K o n s o n a n t erhalten. S. die N o m i n a l b i l d u n g s -

u n d II 9 s acTm.il/s acim.w~t.

D i e L a u t g e s e t z e lassen i m m e r h i n e r k e n n e n , dass es, der N o m i n a l b i l d u n g s l e h r e entsprechend, drei v e r s c h i e d e n e N a c h t o n s i l b e n g a b , w e n n diese a u c h nicht alle so realisiert w a r e n , w i e die N o m i n a l b i l d u n g s l e h r e dies erwartet. U n p r o b l e m a t i s c h ist nur die N a c h t o n s i l b e mit d e m V o k a l *a. W i e d a g e g e n g e n a u die N a c h t o n s i l b e n m i t d e m h y p o t h e t i s c h e n *u und d e m h y p o t h e t i s c h e n *i realisiert w a r e n , ist s c h w e r z u sagen. J e d e n f a l l s nicht m i t d e m A u s l a u t k o n s o n a n t e n w u n d nicht mit e i n e m L a n g v o k a l



b z w . *T. V i e l l e i c h t m i t K u r z v o k a l ? V i e l l e i c h t s c h o n m i t e? V i e l l e i c h t m i t [s]? D i e B e i s p i e l w ö r t e r w ä r e n dann z u rekonstruieren als *häß.aw

„'Kriechender', Schlange"

*ia:täm.u/e/[s ]'? *ith.i/e/[9\1

„ ' D e r ( n o c h ) nicht E x i s t i e r e n d e ' ? , A t u m "

„Verklärter".

W i e d e m auch sei: E s gibt o f f e n b a r , w i e dies Carsten Peust erwartet, V o k a l e i m A u s ­ laut. A n a l o g zur S c h r e i b u n g des A u s l a u t v o k a l s */ der N i s b e verhält sich m ö g l i c h e r w e i ­ se die S c h r e i b u n g des A u s l a u t v o k a l s * « der 1. P e r s o n S i n g u l a r des P s e u d o p a r t i z i p s , die m a n w i e die E n d u n g der N i s b e nach den V e r h ä l t n i s s e n der semitischen Sprachen als *-(ä)ku/ü a n z u s e t z e n geneigt ist. A u c h in d i e s e m Fall herrscht z u n ä c h s t e i n m a l die N i c h t s c h r e i b u n g v o r . D a n e b e n gibt es G r a p h i e n m i t i, a l s o -kl ( N B : e i n s c h l ä g i g sind hier nur s o l c h e , bei denen das G r a p h e m l w e d e r als P e r s o n e n d e t e r m i n a t i v zusammen

mit einem

folgenden

Personen-Graphem

noch

als P e r s o n e n d e t e r m i n a t i v

zu

verstehen ist). Seit d e m Mittleren R e i c h greifen G r a p h i e n mit w u m sich, a l s o -kw, s o w i e i m Mittleren R e i c h die S c h r e i b u n g der N i s b e - E n d u n g mit /', den D u a l s t r i c h e n , u m sich greift. Ich habe die V e r m u t u n g , dass l als N o t a t i o n des A u s l a u t v o k a l s , da für *i und *u benutzt ( f ü r *i in der N i s b e , für *u b e i m P s e u d o p a r t i z i p ) , für einen b e l i e b i g e n V o k a l i m A u s l a u t steht ( a l s o h y p o t h e t i s c h außer für *i u n d *u auch für *a). G e n a u e r gesagt: für einen b e l i e b i g e n L a n g v o k a l i m A u s l a u t , w e n n K u r z v o k a l e , w i e bei den N o m i n a l b i l d u n g e n m i t den h y p o t h e t i s c h e n E n d u n g e n *iw/i u n d *-uw

angenommen,

gerade nicht mit / g e s c h r i e b e n w e r d e n , sondern u n g e s c h r i e b e n bleiben. In beiden Fällen, bei der N i s b e u n d b e i m P s e u d o p a r t i z i p , w ä r e letzten E n d e s ein N o t a t i o n s -

274

W o l f g a n g Schenkel

verfahren benutzt w o r d e n , das auch bei der „ S y l l a b i s c h e n S c h r e i b u n g " a n g e w a n d t w i r d . W a s w angeht, ist die Situation geradezu p a r a d o x : D i e E n d u n g , die nie ein w hatte (1. Person Singular des P s e u d o p a r t i z i p s ) , w i r d mit w geschrieben. D i e E n d u n g d a g e g e n , die h y p o t h e t i s c h ein w gehabt haben sollte, w i r d nicht mit w geschrieben. Ich breche hier ab. D i e weitere K o n s e q u e n z der hier v o r g e s c h l a g e n e n

Inter­

pretation v o n i w ä r e die, dass es auch i m A n l a u t nicht für einen K o n s o n a n t e n steht, sondern einen v o k a l i s c h e n A n l a u t signalisiert, m ö g l i c h e r w e i s e aber auch einen glottalen V e r s c h l u s s l a u t oder auch e i n m a l das eine, e i n m a l das andere. In g e w i s s e r W e i s e v e r g l e i c h b a r ist das f r a n z ö s i s c h e „ h m u e t " . A m w e n i g s t e n klar sind m i r die m ö g l i c h e n S c h l u s s f o l g e r u n g e n , die sich für / in der P o s i t i o n i m W o r t f o r m i n n e r e n Vielleicht

steht es hier z w i s c h e n

zwei

Vokalen

als

Hiatustilger.

ergeben.

Schlussendlich

b e z e i c h n e t also /, anders als m a n g e w ö h n l i c h a n n i m m t , keinen K o n s o n a n t e n , z u m mindesten keinen

bestimmten,

sondern

signalisiert einen V o k a l

oder

aneinander

stoßende V o k a l e oder einen - w i e auch i m m e r b e s c h a f f e n e n - Hiatustilger. D e m w ä r e e i n m a l genauer n a c h z u g e h e n . Z u v e r g l e i c h e n w ä r e z . B . e i n m a l , w o r a u f m i c h Carsten Peust h i n w e i s t , A l e p h u n d A j i n i m N e u h e b r ä i s c h e n .

4 Eine Marginalie: Sti = „Seth"? 59 Z u m Z w e c k der Stützung der alternativen Silbenstruktur führt Peust aus den Sarg­ texten einen N a m e n Sti an, 6 0 der auch sonst o h n e B e d e n k e n als „ S e t h " interpretiert wird. 6 1 A n sich k ö n n t e m a n nach oben § 3 das finale / als N o t a t i o n eines v o k a l i s c h e n W o r t a u s l a u t s gelten lassen u n d d a m i t als Stütze für die alternative Silbenstruktur. E s spricht j e d o c h einiges d a g e g e n , dass überhaupt „ S e t h " z u lesen ist. D i e G r a p h i e Sti steht in mehreren T e x t z e u g e n z w e i m a l in kurzer F o l g e . In allen diesen T e x t z e u g e n w i r d aber „ S e t h " unmittelbar d a n a c h anders geschrieben, 6 2 u n d z w a r so, w i e er auch an anderen Stellen der betreffenden T e x t z e u g e n geschrieben ist. Ein G r u n d , w a r u m „ S e t h " hier unterschiedlich

geschrieben sein sollte, ist nicht ersichtlich.

Folglich

handelt es sich bei Sti nicht u m den G o t t „ S e t h " , sondern u m ein anderes göttliches W e s e n . S c h l i e ß l i c h ist z u beachten, dass einer der T e x t z e u g e n , nicht der schlechteste, anstelle v o n Sti ein Msti schreibt. A u c h in d i e s e m T e x t z e u g e n folgt ein in der bei i h m n o r m a l e n G r a p h i e geschriebener eindeutiger „ S e t h " . M ö g l i c h e r w e i s e ist a l s o Sti aus

59

N a c h Schenkel ( i m D r u c k , § 7).

60

Peust (1999: 184f.).

61

C T V 3 3 6 b und 337a ( B 9 C , B 5 C , B 6 C , B 1 C , B 3 L

[in 337a leicht z u emendieren], B 1 L ) . A l s

„ S e t h " interpretiert bei te V e l d e (1977: l f . ) (unter V e r w e i s nur a u f C T V 337b), Faulkner ( 1 9 7 3 1978: II, 9 0 ) unter V e r w e i s a u f eine eindeutig als Sts „ S e t h " zu lesende Graphie in einer T o t e n ­ b u c h - V e r s i o n der Textstelle (BD 224,5, d.h. T o t e n b u c h Kapitel 110 nach N u ) ; Barguet (1986: 76 mit Fußnote 3 7 ) ; Carrier (2004: II, 1102f.) (in 336b irrig sogar transkribiert als Sts, in 337a j e d o c h als Sttj); Interpretation als „ S e t h " in Erwägung gezogen bei van der M o l e n (2006: 570f.); nicht als „ S e t h " interpretiert bei Hannig (2006: 3 1 4 9 ) (eine A u s s a g e zu der gleich zu besprechenden V a r i a n ­ te Msd fehlt). - D i e T o t e n b u c h - V e r s i o n , a u f die Faulkner hinweist, ist als ein - eher misslungener - Versuch eines Schreibers zu verstehen, eine unklare Textstelle verständlich zu m a c h e n ; die T o ­ tenbuch-Überlieferung ist uneinheitlich (es findet sich sogar eine V e r s c h l i m m b e s s e r u n g in s.t „Frau"). 62

C T V 337b ( B 9 C , B 5 C , B 6 C , B 1C, B 3 L , B 1 L , B1 B o ) .

Zur Silbenstruktur des Ä g y p t i s c h e n

275

einem Msti verderbt - wenn nicht eine noch weiter gehende Textverderbnis vorliegt. Man sollte also in unserem Zusammenhang auf den Beleg Sti besser verzichten.

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276

Wolfgang Schenkel

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