Rockhard_Metal in Der DDR_2007_25. Jahrgang_Heft 247

January 1, 2018 | Author: BerlinBarabas | Category: Heavy Metal Music, British Styles Of Music, Pop Culture, Leisure, Entertainment (General)
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NUR HIER: vollständige LIVE-C vom ROCK HARD FESTIVAL 2007

Mit unveröffentlichten Live-Songs von Armored Saint · Bullet Death Angel · Paul DiAnno Hardcore Superstar Amon Amarth · Turisas Metal Inquisitor · Vader Korpiklaani • Hammerfall

HISTORY

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HEAVY METAL IN DER

trolliert, die ersten Platzverweise ausgesprochen, und hin und wieder gibt "seine Spontanverhaftung von

""""llll!illl•1111"'• besonders renitenten Krachhörern.

Arm wie Kirchenmäuse, stolz wie Spanier Vor 20 Jahren · die bis in ihre Knochen marode Deutsche Demokratische Republik steuerte unaufhaltsam auf ihren Untergang zu · befand sich die ostdeutsche Heavy-Metal·Szene auf ihrem absoluten Höhepunkt. Es war eine fanatische Szene mit Musikern und Fans voller leidenschaftlicher, manchmal auch verzweifelter Hingabe. Es war eine Szene, in der nahezu alles über Mund-zu-Mund-Propaganda lief, eine Szene, die von der Staatsmacht allerhöchstens geduldet, oftmals aber unerbittlich bekämpft wurde. An dieser Stelle möchten wir euch einen tieferen Einblick in den Heavy Metal „made in GOR" geben und euch an historischen Geschehnissen und Gedächtnisprotokollen teilhaben lassen.

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auptbahnhof der Kreisstadt Zwickau, Frühjahr 1987: Ein Bummelzug aus der 25 Kilometer entfernten Stadt Aue fährt ein, die Zugtüren fliegen auf, etwa 20 zumeist langhaarige Jugendliche springen heraus und skandieren lautstark: „Heavy! Meta!!" Namen von Bands werden nicht gebrüllt. Einfach nur: „Heavy! Meta!!" Das reicht völlig, denn nur darum geht es. Auf dem Bahnhofsvorplatz sammelt sich die Meute, Metalfans aus Zwickau stoßen hinzu, weitere Züge aus anderen Teilen des Landes kommen an. Und überall brüllen sie: „Heavy! Metall" Nietengürtel, obskurer Metallschmuck, Leder, Jeanskutten, Halsbänder so weit das Auge reicht. Nahezu alle Teile der Heavy-Metal-Uniforrnen sind selbstgebastelt, in mühseliger Kleinarbeit entstanden und ähneln Travestieshows, erinnern an die unmöglichen Outfits von Endzeitfilmen wie „Mad Max" sowie an Patchwork. Ärger mit der „Green Manalishi"

Die Farben des Moments sind allerdings nicht nur Schwarz wie Kunstleder und Blau wie Jeans, sondern auch Grün. Nicht nur wegen der grünen Flaschen des Zwickauer Ekelbieres, das die Maniacs kistenweise wegbechern. Eine schale Plörre und jede Menge Schwebeteilchen in den Pullen - brrr! Nein, auch massig Polizei ist da. Wir nennen die verhassten Gestalten spaßeshalber entweder Schälgurken oder „The Green Manalishi". Selbstgebastelte Gürtel werden beschlagnahmt, Personalausweise kon-

Die Reise ist noch nicht zu Ende: Nach halbstündiger Landfahrt mit dem Bus steigen wir irgendwo im Nirgendwo aus, in einem Dorf namens Ebersbrunn. Wir sind am Ziel. Hier ist er zu finden, der Heavy Meta!. Und zwar im Gasthaus „Zum Löwen". Argus spielen heute, aber wieder einmal stehen die Chancen, dabei sein zu können, nicht gut. Organisierten Kartenvorverkauf gibt es im ostdeutschen Meta! nicht. Das funktioniert anders: Irgendein Arbeitskollege von irgendeinem Kumpel erzählte, dass am Samstag Argus spielen werden, dies spricht sich herum wie ein Lauffeuer. Einer aus der Clique ruft in dem Gasthof an und bestellt gleich mal zehn Karten - und wird ausgelacht. Denn dummerweise sind bis dahin schon hunderte Tickets vorbestellt, alles vorn Gastwirt mit Bleistift auf einem Zettel vermerkt. Wer zuerst anruft, mahlt halt zuerst. Nach stundenlangem Warten in der Schlange, Bitten, Betteln, Tricksen und manchmal auch ein paar Mark extra für die Kaffee- oder Schnapskasse halten wir sie in unseren Händen: die Eintrittskarten. Oder besser: eine simple Abreißmarke mit Datumsstempel. Rein in die gute Stube! Mögen Argus mit uns sein. „Heavy! Meta!! Heavy! Meta!!" Argus 1985

Irgendwo wars beim Egon in Berlin da sieht man sie in seiner Blechvitrine stehen. Sie mischt keinen Beton und auch keinen Zement und ist auch keine Waschmaschine für sein Hemd. Tagsüber sagt sie selten einen Ton, doch abends rührt sie dann mit 120 Phon. So mancher Nachbar hofft, dass sie ihn verschone, doch sie schnappt sich jede Wand wie "ne Kanone, wie ·ne Kanone. Der Rock mit Heavy-Mörtel-Mischmaschine, Fetzen fliegen in der Blechvitrine, sie rührt und scheppert, bis die Nachbarn klopfen, wem es zu laut ist, muss die Ohren zustopfen, Rock "n "Roll mit der Mischmaschine. Eines Tages steht vor Egons Tür die Polizei, der Nachbar freut sich: letzt ist es vorbei. Raus mit Egon und dem Trommelfellkiller, Prenzelberg wird etwas stiller. Leider wollt " die Polizei was anderes wissen, und aus war es mit dem Ruhekissen. Egon lud sie alle zu sich ein, jetzt rocken sie zu dritt: Eh, kann das sein, oder was? {MCB: 'Heavy Mörtel Mischmaschine')

1 Heavy Meta! live in der DDR - das war bedingungslose Liebe, s, Schikane, zuweilen Anarchie und funktionierte sehr oft dem Zufallsprinzip. Booking-Agenturen existierten nicht. mehr mussten die Bands mit den Veranstaltern alle alitäten abklären. Und dies geschah häufig per Brief oder vor Ort, denn private Telefonanschlüsse galten als Luxus, die gammeligen Münztelefone in der Nähe des Postgebäudes n garantiert kaputt. Je kultiger und undergroundiger die bo zu Werke ging, desto kleiner und unscheinbarer waren die , in denen die Konzerte stattfanden: Logisch, denn in den ern konnte man mit den jeweiligen Kneipen dealen, die häuser in den Städten waren hingegen fest in den Händen sozialistischen Einheitspartei oder der Jugendorganisation Je weiter man weg von den Kreisstädten Konzerte gab, desto er war die Chance, nicht von der Stasi und der Polizei behelzu werden. Doch je näher die DDR ihrem Ende kam, desto gischer ging der Apparat auch gegen die Metalszene vor. So ierte es uns z.B. etliche Male, dass wir Tagesreisen mit dem unternahmen, um dann vor Ort feststellen zu müssen, dass Konzert bereits abgesagt war. f LPs für ein Monatsgehalt

Bands reisten stets mit eigenen Fahrzeugen, eigener P.A., nen Technikern und eigener Lichtshow zu ihren Gigs. eihfirmen, Busunternehmen, Tourmanager - also all das, was tzutage für eine Tournee unabdingbar ist - gab es in der DDR t. Die teilweise beachtlichen Gagen, die die Musiker kassierwurden demzufolge überwiegend in Bühnentechnik und zeuge gesteckt. Nur: Gute Technik war in der DDR ebenso anzeige wie Fahrzeug-Sofortkäufe. Die Wartezeit für neue os belief sich auf acht bis zehn Jahre, Lastkraftwagen oder derchen waren ebenfalls nicht binnen Wochen erhältlich. Selbst ein lausiges Simson-Moped musste man vier Jahre lang warAus dieser Not situation heraus entstand in Ostdeutschland äußerst obskur anmutender Gebrauchtwagenhandel: Ein drei r vier Jahre alter Pkw war entweder genauso teuer oder sogar teurer als ein offiziell gekaufter Neuwagen. An dieser Stelle seien noch ein paar weitere Wirtschaftsen geliefert, um aufzuzeigen, wie sündhaft teuer sich das by „Musik" im Honeckerland gestaltete: Zwar waren Mieten Grundnahrungsmittel spottbillig, aber Leerkassetten kostean die 20 Ostmark, gebrauchte Kassetten gab es ab sieben k, ein Mono-Kassettenrekorder kostete 700 DDR-Mark aufs. Original-LPs aus dem Westen kosteten auf den arzmärkten sowie in Polen und Ungarn ab 160 Ostmark aufs. Der inoffizielle Umtauschkurs DDR-Mark/Westmark war günstigen Falle 10:1, oftmals aber 13:1. Ein Fabrikarbeiter in der verdiente monatlich zwischen 700 und i.200 DDR-Mark. ·eh: Etwa fünf Original-Schallplatten aus dem Westen entspran einem Monatsgehalt. Ein DDR-Farbfernseher kostete übris an die 6.ooo Ostmark... Aber genug des Jammerns. Schließlich gab es Meta!, Spaß und Menge Abenteuer zuhauf. Heavy-Metal-Konzerte - egal, um ehe DDR-Band es sich handelte - hatten zwei Dinge gemein. Erstens: Sie waren meist komplett ausverkauft, ob der Club 300 oder 2.000 Leute fasste. Zweitens: Obwohl nahezu alle ds auch Eigenkompositionen in ihrem Live-Repertoire hatten, zten die Fans natürlich vor allem nach Coverversionen von

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Klassikern der angesagten internationalen Metalbands. Logisch, denn Iron Maiden, Judas Priest, Saxon oder Metallica spielten nicht in der DDR. DDR-Metalbands waren also einerseits kleine Götter, andererseits Ersatzdroge für jene Dröhnung, die wir so sehr liebten, aber nicht hautnah bekommen durften. Die Namen dieser Götter: Argus, MCB, Biest, Formel I, Hardholz, Titan, Babylon, Blitzz, Macbeth, Panther, Mephisto, Merlin, Feuerstein, Regenbogen, Rochus und und und. Diese Boten des Heavy Meta! gaben uns alles: NWOBHM, Hardrock, Speed Meta!, Thrash Meta!. Mal Motörhead, mal Iron Maiden, mal Metallica, mal Destruction, hier Celtic Frost, dort Running Wild. Entweder klangen ihre eigenen Songs verdächtig nach den Originalen, oder die Combos coverten sich durch die Backkataloge der großen Vorbilder aus der freien Welt. Und mit jeder neuen und immer härteren Strömung, die im Westen Fuß fasste und von dort aus zu uns herüberschwappte, wurden viele Ost-Bands auch härter. Argus starteten mit ' Breaking The Law·, 'The Trooper· und ' Bad Boys Running Wild ', und wenige Jahre später prügelten sie "Procreation Of The Wicked· {Celtic Frost), "The Ritual" (Destruction) und · Jump In The Fire · (Metallica). Blitzz orientierten sich 1987 am englischen Meta!, um kurz vor der Wende Heftigkeiten von Anthrax zu covern. Die thüringischen Hardholz verschrieben ihre Seelen den Scorpions und Iron Maiden - und entdeckten später Metallica für sich. Panther marschierten von Judas Priest und Running Wild direkt in brutale Thrash-Gefilde der Marke Kreator, Sodom und Destruction - und handelten sich prompt Spielverbot ein, weil sie ganz und gar „sozialismusfeindlich" vor der Melodie des „Deutschlandlieds" im Sodom-Klassiker "Bombenhagel" nicht Halt gemacht hatten. Ich erinnere mich noch heute an ein Konzert im „Tanztreffpunkt" in meiner Heimatstadt Aue, bei dem der Panther-Gitarrist diese Melodie anstimmte, mittendrin aufhörte - und hunderte Fans das „Deutschlandlied" mitjohlten. Wahnsinn. Gänsehaut pur. In jenem Moment ging es gar nicht unbedingt um die Landeshymne der BRD. Es ging vor allem darum, aufgeheizt und gruppendynamisch etwas Dreistes, Verbotenes und Gefährliches zu tun. Man durfte ja sonst nicht gefährlich sein.

Der Edelrocker Lemmy,ja, so ruft man ihn, kommt aus dem Pren zelberg, der Seele von Berlin. Trägt nur schwarzes Leder, mit Nieten reich bestückt. Die, die ihn kennen, sagen nur, der ist verrückt. In der Woche geht er knuffen und steht seinen Mann. Sein Boss, der vom Bau, sagt, Lemmy, der klotzt tierisch ran. Und abends, da ist Action, Lemmy, der zieht blank. Heavy Metal, Lederbräute, das ist seine Bank.

1

Pries!

Edelrocker Lemmy, der wohnt im Hinterhof, öfter mal · ne Fete, die Nachbarn stehen nicht druff, Musik viel zu laut, die unten machen Stunk. Mensch, Power muss doch sein, ihr wart doch alle selbst mal jung!

{Formel I: "Der Edelrocker')

Electnc Eye

3Pnest

MetalGOds

'Saxon

PoWer & glory

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turbo

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motorcycle man

7 Saxon

Sieht er auch stahlhart aus, hat er kein Herz aus Metall. Und auch im Kopf ist er glasklar, er liebt das Leben, ja doch, auf seine Art, auf keinen Fall so stinknormal.

Hellon

2 Priest

aAccept

;Pnest 10

strong arm of the !aw pnnces ofthe breaking the law

Saxon

every body up

11

Priest

to the highway

12

Saxon

broken heroes L--,

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PART2

1 Ossy

forever

21\
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