MIBA. Die Eisenbahn Im Modell 2012-05 (1)

March 21, 2017 | Author: Darcco Fakafel | Category: N/A
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MIBA. Die Eisenbahn Im Modell...

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05 12

Mai 2012 B 8784 64. Jahrgang

Deutschland € 6,90 Österreich € 7,60 Schweiz sFr. 13,80 Italien, Frankreich, Spanien € 8,95 Portugal (cont) € 9,00 Belgien € 8,05 Niederlande € 8,75 Luxemburg € 8,05

05| 2012

Schweden skr 96,– Norwegen NOK 89,–

www.miba.de

MODELLBAHN-PRAXIS GUT GERÜSTET MIT HOLZ | MODELLBAHN-ANLAGE STEBURG | MIBA-TEST V 36 K VON VEITH IN H0e, KIBRI-STOPFEXPRESS

„STEBURG“ MIT NEUEN BETRIEBSMÖGLICHKEITEN

IM MIBA-TEST: V 36 K VON VEITH

Kleinbahn-Prototyp

VON DER ZEICHNUNG ZUM MODELL

Brücke nach Pit-Peg

ZUR SACHE

I

have a dream!“ rief Martin Luther King am 28. August 1963 in seiner berühmten Rede, die er am Ende des „Marsches auf Washington für Arbeit und Freiheit“ hielt. Die flammende Ansprache wandte sich gegen Rassentrennung und die Unterdrückung der Schwarzen, deren Überwindung im Amerika der 60er-Jahre praktisch utopisch erschien. Und doch – weite Passagen seiner geschickterweise als Traum formulierten Forderungen haben sich inzwischen zur Realität gewandelt. Träume sind eben doch nicht immer nur Schäume. Selbst dann nicht, wenn sie noch so unwahrscheinliche Themen haben. Rüdiger Grube, seit 1. Mai 2009 Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG und in dieser Eigenschaft meist mit seinem zweiten Vornamen „Bahnchef“ im Gespräch, hatte Ende März auch einen Traum: den von der perfekten Bahn. Zwar hat er entgegen den sonstigen Gewohnheiten der Bahn auf unnötige Anglizismen („Mobility, Networks, Logistics“) verzichtet und seinen Traum in der Muttersprache formuliert, aber dennoch waren die beschriebenen Szenen kaum weniger utopisch als bei Martin Luther King vor fast einem halben Jahrhundert. Pünktliche, neue Züge, die zudem alle WLAN anbieten, Fahrten auf Neubaustrecken, die selbst von ihren heutigen Gegnern geliebt werden, mehr als 35 Prozent des verbrauchten Stroms aus erneuerbarer Ernergie und natürlich ein sagenhaft gesteigerter Umsatz

nebst ebenso sagenhaftem Gewinn – so sieht der bislang eigentlich nicht als Träumer bekannte Bahnchef Grube die DB AG in nur acht Jahren. Und weil das Ding einen griffigen Namen haben muss, nennt man dieses Programm „DB 2020“. Bedenkt man die Milliardenzuschüsse des Bundes allein für die Infrastruktur, auf dass Geschäftsreisende schneller ans Ziel kommen, in der Fläche aber immer langsamer gefahren werden muss, ist dieses Programm doch recht optimistisch …

Wir haben einen Traum Wir werden Herrn Grube – respektive seinen Nachfolger – in acht Jahren mal darauf ansprechen, bis dahin aber lieber unsere eigenen Ziele verfolgen: Die Nachgestaltung der Bahn zu einer Zeit, als Betrieb noch Vielfalt bei Fahrzeugen und Relationen bedeutete. Das alles natürlich mit bezahlbaren Modellen, die in der Detaillierung nicht zu grob und nicht zu empfindlich sind, deren Fahreigenschaften seidenweich sind und die mit Digitalfunktionen daherkommen, welche ohne Firlefanz den Spielwert erhöhen. Und das Eisenbahnbundesamt spendiert uns 50 Prozent der Investitionen in Lokmodelle und Gleispackungen … Vielleicht ist so eine Zukunft der Modellbahn nicht völlig utopisch – träumt Ihr Martin (Luther) Knaden

Schon vor Jahren berichteten Burkhard und Stephan Rieche über ihre Anlage Steburg. Jetzt konnte dieser Klassiker verlängert werden und erhielt auch gleich noch eine Auffrischung. Foto: Stephen Rieche Zur Bildleiste unten: Die V 36 K war eine Entwicklung der DR, um den kostenintensiven Dampfbetrieb auf Schmalspurgleisen zu verbessern – bekanntlich kam es nicht so weit. Anlässlich der Neuheit von Veith Modellbau stellen wir Vorbild und H0e-Modell vor. Thomas Mauer ließ sich von den anschaulichen Zeichnungen des Altmeisters PitPeg faszinieren und baute eine steinerne Brücke über Straße und Bach nach. Fotos: Archiv MIBA, Thomas Mauer MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

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Da

Manche mögen es etwas kleiner und feiner – und wenn es nur das Anschlussgleis einer Kohlenhandlung mit Umsetzmöglichkeit ist. Hans Hagner baute hier ein echtes Kleinod in der Nenngröße 0. Foto: gp

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Die kleine Brücke nach einer Zeichnung von Pit-Peg bietet mit ihren beiden Durchlässen ein reizvolles Modellbahnmotiv. Thomas Mauer baute sie auf einer Anlage ein. Foto: Thomas Mauer

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Endlich rollt der F 11 durch Ottersberg! Otto Humbach zeigt, ob sich das Warten auf die Wagenmodelle von L.S.Models gelohnt hat … Foto: Otto Humbach

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INHALT RUBRIK

MODELLBAHN-ANLAGE Klassische H0-Anlage aufgefrischt (1)

Steburg erweitert!

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Nur ein Anschlußgleis mit Umsetzmöglichkeit

Konzentration in 0

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Eine Kleinbahnanlage im Maßstab 0e

Auf dem Holzweg

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Ausstellungsanlage der MF Leutkirch in H0

Am Rande der Alpen

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Von

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VORBILD + MODELL Vorbild und H0e-Modell der V 36 K

Erfolg nur en miniature Die Ausstellungsanlage der Modellbahnfreunde Leutkirch bietet einen abwechslungsreichen Betrieb auf zwei Ebenen. Foto: Bruno Kaiser

Spät, aber nicht zu spät – ein Luxuszug wird nachgereicht

Die Stopfmaschine 09-3X von Plasser & Theurer sind effektive Geräte beim Bau von Bahnstrecken. Gideon Grimmel stellt das Funktionsmodell von Viessmann vor. Foto: Andreas Baßner

Im Expressgang

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Ein gutes Konzept verfolgt Arnold mit der Realisierung der Halberstädter Wagenfamilie – Franz Rittig erinnert an die Vorbilder, während sich Gerhard Peter den Modellen in der Baugröße N widmet. Foto: gp

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F 11 – „Nord-Expreß“

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Der Gleisstopfexpress 09-3X in Vorbild und Modell

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Durchdachtes Konzept in Vorbild und Modell

Halberstädter in N

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MODELLBAHN-PRAXIS Hausbau in H0 wie zur Wirtschaftswunderzeit

Gut gerüstet mit Holz

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Eine kleine Brücke in H0 nach Pit-Peg-Vorschlag

Über Bach und Straße

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Selbstgebaute Weichen

Weichen für Katzenzoll – Teil 2

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GEBÄUDE-MODELLBAU Epoche-I-Schmuckstück in H0 (Teil 2)

Ein EG von 1858

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AUSSTELLUNG Privatanlagen-Wettbewerb

Die Gewinner von Karlsruhe

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DIGITAL-PRAXIS Steuern mit iPad & Co

Streichel-Zoo

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RUBRIKEN Zur Sache Leserbriefe Veranstaltungen · Kurzmeldungen Bücher Neuheiten Kleinanzeigen Vorschau · Impressum MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

3 7 84 83 86 92 106

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LESERBRIEFE MIBA 3/2012, Rivarossi-Gmms 60

Richtigstellung

Service Leserbriefe und Fragen an die Redaktion VGB Verlagsgruppe Bahn GmbH MIBA-Verlag Am Fohlenhof 9a 82256 Fürstenfeldbruck Tel. 0 81 41/5 34 81-225 Fax 0 81 41/5 34 81-200 E-Mail: [email protected] Anzeigen VGB Verlagsgruppe Bahn GmbH MIBA-Anzeigenverwaltung Am Fohlenhof 9a 82256 Fürstenfeldbruck Tel. 0 81 41/5 34 81-151 Fax 0 81 41/5 34 81-200 E-Mail: [email protected]

In MIBA 3/2012 hatte ich zum Rivarossi Gmms 60 geschrieben, dass es der Überstoßpuffer bei einem G-Wagen nicht bedurft hätte. Diese Aussage möchte ich relativieren. Leider etwas zu spät für den Beitrag habe ich die Negative der Gmms 60 von Fritz Willke sichten können und dabei tatsächlich vereinzelte G-Wagen mit Überstoßpuffern entdeckt. Die Bilder lassen darauf schließen, dass die von Rivarossi zum Vorbild gewählten, von DWM 1964/65 gebauten Wagen (ohne Sprengwerk, mit einteiligem Obergurt und Stahlsteckdach) tatsächlich – zumindest teilweise – mit Überstoßpuffern abgeliefert wurden. Als Beleg ein Foto des Gs-60 175 256 von Fritz Willke vmtl. Anfang 1965 in Stuttgart aufgenommen (für den Gs-60 175 512 sind die Überstoßpuffer ebenfalls nachgewiesen). Hingegen erhielten die aus Altmaterial aufgebauten Wagen und damit der überwiegende Teil der Gmms 60 normale Hülsenpuffer, ebenso wie die meisten Gs 216. Stefan Carstens (E-Mail) MIBA 3/2012, Test der Fleischmann-Berg

ABONNEMENTS MZVdirekt GmbH & Co. KG MIBA-Aboservice Postfach 10 41 39 40032 Düsseldorf Tel. 02 11/69 07 89-985 Fax 02 11/69 07 89-70 E-Mail: [email protected]

BESTELLSERVICE VGB Verlagsgruppe Bahn GmbH MIBA-Bestellservice Am Fohlenhof 9a 82256 Fürstenfeldbruck Tel. 0 81 41/5 34 81-0 Fax 0 81 41/5 34 81-100 E-Mail: [email protected]

FACHHANDEL MZV GmbH & Co. KG Ohmstraße 1 85716 Unterschleißheim Tel. 089/3 19 06-200 Fax 089/3 19 06-194

Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder; im Interesse größtmöglicher Meinungsvielfalt behalten wir uns das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor. MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

Sounderlebnis Besten Dank für den hervorragenden Test der D VI „Nürnberg“, die zu Recht Bestnoten bekommen hat – ha, und das von einem Märklin-Bahner! Aber Sie sehen daran, es gibt auch Leute, die über den Tellerrand hinaus blicken. Zusätzlich möchte ich Ihnen diesen Tipp geben: Nehmen Sie sich die Zeit und testen Sie auch die Soundversion dieses Modells – es ist ein Erlebnis. Es zeigt nicht nur die technische Qualität der Zimo-Decoder; laut Zimo haben die „Fleischmänner“ die Soundabstimmung auch selbst gemacht – also kein Zimo-Werk – und das bedeutet im Ergebnis: Ich habe bis dato nichts besseres gehört!!! Zum Schluss: Danke für den Bericht über Wolfgang Besenhards Rangiermodul. Er ist und bleibt der Beste. Er war in den 80ern mein Idol und ist, so gesehen, ausschlaggebend dafür gewesen, dass ich mich 2003 im Kleinserienbereich selbstständig gemacht habe. Achim Grob (E-Mail) MIBA 4/2012, Baubericht O 02

Aufreibebeschriftungen Vielen Dank für die Baubeschreibung des O 02 von Schnellenkamp, zu der

ich eine kurze Anmerkung habe. Nach dem Bild scheint der Autor die Aufreibebeschriftung aufgebracht zu haben, ohne sie auf dem Modell zu fixieren und damit gegen Verrutschen zu sichern. Das ist bei mir immer schief gegangen. Seitdem fixiere ich die Beschriftung nach dem Ausrichten mit mattem Klebefilm, der nur schwach haftet und somit keinesfalls die Lackierung beschädigt. Diesen Film gibt es z.B. von Tesa oder 3M. Das geht mit etwas Zuschneideaufwand auch bei Modellen mit stark detaillierter Seitenwand wie dem Vh 14 von Addie. Auf die nächsten Spur-0-Berichte freut sich Andreas Manthey, Gifhorn MIBA 4/2012, Märklin-VT 75.9

Einsätze auch im Norden Etwas Lokalpatriotismus treibt mich an, Ihnen einen Leserbrief zu schreiben. Die Ankündigung Märklins, den VT 75.9 zu produzieren, freute mich sehr. Fuhr dieses Fahrzeug doch nach meinem Kenntnisstand auf meiner Lieblingsstrecke, dem „Haller Willem“ zwischen Osnabrück und Bielefeld, ehemals KBS 202. Nun schrieben Sie, genannte Fahrzeuge wären (scheints) nur im Raum Regensburg unterwegs gewesen. Dem ist nicht so. Die VT 75 909, 910, 911 und 912 waren von 12/1949 bzw. 1/1950 bis ca. 1955 im Bw Oldenburg beheimatet und auch auf dem „Haller Willem“ eingesetzt (vgl. Hülsmann, Der Haller Willem, 1984, Seite 77). Fotografien aus zitierter Schrift (Seiten 87, 142) belegen den Einsatz tatsächlich. Ein modellbahnerischer Einsatz ist also nicht nur im Bayerischen möglich, sondern auch im schönen Norddeutschland. Ansonsten vielen Dank für ein wiedermal gelungenes Heft! Ingo Henke (E-Mail) 7

Klassische H0-Anlage aufgefrischt (1. Teil)

Steburg erweitert! Der eine oder andere Leser erinnert sich vielleicht an die Anlage „Steburg-Ost“, deren erste Version in MIBA-Praxis „ModellbahnLandschaft“ vorgestellt wurde und über deren Entstehungsgeschichte ausführlich in MIBA-Spezial 82 berichtet wurde. Immerhin ist die Anlage mittlerweile über 20 Jahre alt, aber nach wie vor attraktiv. Nach dem Umzug in ein neues Domizil war ausreichend Platz für die Modellbahn vorhanden – und da stellten sich Stephan und Burkhard Rieche die Frage, ob man einen derart alten Bahnhof noch in eine neue Anlage integrieren sollte … 8

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ach dem Ausbau des Dachbodens konnten wir daran denken, das bisherige „Eisenbahnzimmer“ zu räumen und auf dem Dachboden eine neue Anlage aufzubauen. Es war sehr schnell klar, dass sie wieder eine eingleisige Nebenbahn zum Thema haben sollte. Dabei stellte sich nun die Frage, ob der Kern der alten Anlage – eben der Bahnhof „Steburg“ – hier wieder integriert werden sollte oder ob etwas ganz Neues entstehen sollte. Im neuen Dachraum standen nun sieben Meter Länge zur Verfügung, die allerdings durch einen unverrückbaren Dachpfosten optisch in zwei Sektionen von jeweils 3,5 m Länge geteilt werden. Natürlich wäre es trotzdem möglich geMIBA-Miniaturbahnen 5/2012

MODELLBAHN-ANLAGE

86 199 überquert mit einem Personenzug aus Donnerbüchsen und Langenschwalbachern den Bahnübergang am linken Ende von Steburg-West. Der Vorkriegs-Mercedes muss so lange warten – und der kleine Junge wagt sich ganz nah an die faszinierende Lokomotive heran. In der verkehrsschwachen Zeit übernehmen Triebwagen den Betrieb – hier ein VT 70, der aber wie auch die Dampfloks – wohl bald von modernen Schienenbussen abgelöst wird. Fotos: Stephan Rieche Unten: Bevor die Reisenden zum Bahnhof gehen können, müssen sie zunächst den durchfahrenden Güterzug abwarten. Dank der teils aktiven, teils auch edukativen Mithilfe von Modellbahnkollegen wie Horst Losacker, Dirk Meyer und Klaus Spörle ist endlich auch die Mehrzahl der eingesetzten Fahrzeuge gealtert – was deutlich zur realistischen Gesamtwirkung beiträgt.

wesen, hier einen größeren und vor allem längeren Bahnhof unterzubringen; die maximal nutzbaren Gleislängen von 1,2 Meter limitieren den alten Bahnhof doch sehr auf den „nebenbahnigen“ Betrieb. Nach einiger Überlegung entschieden wir uns aber, die Anlage zu verlängern und keinen neuen Bahnhof zu bauen. Dazu bekam Steburg zunächst eine kleine Verlängerung auf einem mehr oder weniger provisorischen Übergangsstück spendiert. Dieses Übergangsstück bildet nun auch den Übergang zur weiteren Verlängerung der Anlage, die in Form von Modulen erfolgt. Folgerichtig hat dieses Übergangsstück ein Fremo-kompatibles MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

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Endstück auf der dem Bahnhof abgewandten Seite. Der zur Verfügung stehende Platz ermöglicht nun eine Erweiterung der Anlage in U-Form. 3,5 Meter geht es zunächst einmal geradeaus, dann folgt der U-Bogen. Die Erweiterung nehmen wir nun Stück für Stück vor – pardon, es muss natürlich Modul für Modul heißen. Um auch während der Bauzeit immer einen betrieblichen Endpunkt zu haben, erhielt ein alter H0m-Schattenbahnhof neue normalspurige Gleise. Zwischen diesem und Steburg reihen

sich dann die Module ein. Momentan gibt es schon ein „halbes“ Modul mit einer Holzrampe. Es ist nur ein „halbes Modul“, weil es nur auf der linken Seite ein genormtes Fremo-Modulprofil hat,

das rechte Ende ist dagegen frei gestaltet. Beim Weiterbau wird dann das „halbe“ Modul um die zweite Hälfte ergänzt, und fertig ist das „ganze“ Modul. Warum dieses? Nun – Module sollten

Oben: Der Bahnhof Steburg liegt idyllisch an einem kleinen Fluss, an dem sich die Bahn entlangschlängelt und zu einem Endbahnhof hinauf in das norddeutsche Mittelgebirge führt. Rechts: Am Signal arbeitet eine Gruppe Bahnarbeiter. Der Mann mit der Druckluftfanfare rechts warnt dabei vor nahenden Zügen, denn Sicherheit wird bei der Bahn groß geschrieben. Aus dieser Perspektive werden die hohen Code 100-Gleise deutlich – aber der Bahnhof ist immerhin schon 20 Jahre alt, und bei der Überarbeitung wurden die Gleise belassen.

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unserer Auffassung nach nicht länger als 1,20 m lang sein, damit man sie noch bequem transportieren kann. Sieht man dabei für jede Trennung ein genormtes Modulprofil vor, ergibt sich so schnell ein sehr uniform wirkender Gesamteindruck. Durch das Zusammenfassen von mehreren Teilstücken zu einem „Großmodul“ wird dies vermieden, weil das Ganze dann aufgelockerter aussieht. Ebenfalls der optischen Auflockerung dient die Fortführung der Anlage in Form von leichten Bogenmodulen anstatt von schnurgeraden Modulen. Auf der bereits fertig gestellten Modulhälfte wurden für den zusätzlichen Rangierbetrieb zwei Gleisanschlüsse vorgesehen. Hinten gibt es eine Freiladerampe, die in erster Linie der Holzabfuhr dient, liegt sie doch geradezu idyllisch fernab von jedem Ort tief im dunklen Forst. Nach vorne soll der zweite Gleisanschluss vor das eigentliche Modul gesetzt werden; derzeit ist er aber noch nicht vorhanden. Es wird wahrscheinlich auf eine Fabrik (etwa die Fahrradfabrik Ferdi Frickelmann aus MIBA-Spezial 18) oder ein Kies-

Zweimal am Tag verkehrt ein ganz kurzer Zug, der Schüler nach Lindthal zu den weiterführenden Schulen bringt. Er besteht aus eher betagten Fahrzeugen, vor allem die Wagen machen einen entsprechenden Eindruck. Die Lok wird dagegen von ihrem Personal angenommenermaßen sehr gut gepflegt. Rechts: Ohne Preiser-Figuren gäbe es kein „Leben“ auf der Anlage – hier auf dem Bahnsteig ein letzter Schwatz vor dem Abschied.

Eine Kreuzung von zwei Güterzügen kommt nur außerplanmäßig vor, wenn viel Betrieb ist; sie ist daher auch nicht auf dem Fahrplan zu finden. Die BR 56 hat hier einen Holzzug am Haken, der zusätzlich eingelegt werden musste, weil nach einem Sturm viel Bruchholz abzutransportieren war. MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

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Blick über den linken Teil der Anlage mit dem Bahnhof Steburg. In die Fläche vorne rechts sollte seinerzeit das Stellpult eingebaut werden. Seit 10 Jahren hält sich aber ein zuverlässig funktionierendes Stellwerksprovisorium – und so dient die Fläche als Ablage für alles Mögliche. Sie wurde hier nur für das Foto aufgeräumt …

werk (wie in „Erwitten“ nach WLEVorbild, vergleiche MIBA 12/2010) hinauslaufen. An den „umgespurten“ Schattenbahnhof am rechten Ende wurde ein weiterer kurzer Kasten mit der RocoDrehscheibe angeflanscht. So eine Drehscheibe als Weichenersatz ist zwar keine billige Lösung, aber sie spart doch einiges an Länge. Und wer weiß, vielleicht wird es ja doch irgendwann einmal etwas mit dem großen Bahnbetriebswerk – allerdings wohl nicht im Zusammenhang mit Steburg! Unter

dem Bahnhof Steburg befindet sich wie bereits bei dem ursprünglichen Aufbau ein fünfgleisiger Schattenbahnhof mit Kehrschleife. Hier werden die Züge für eine Fahrplan-Sitzung aufgestellt und sind auch staubgeschützt. Interessant ist hier, dass die alten Messinggleise von Fleischmann aus unserer modellbahnerischen Anfangszeit wesentlich betriebssicherer sind als die im oberen Bahnhof eingesetzten FleischmannProfigleise. „Unten“ sind Entgleisungen extrem selten, „oben“ saßen insbesondere Vorlaufachsen öfter einmal neben den Schienen – aber dazu mehr im zweiten Teil dieses Artikels.

Der Betrieb Steburg-West „spielt“ in den Fünfzigerjahren. Allerdings haben wir bei der Gestaltung der Anlage Wert darauf gelegt, den Zeitraum nicht allzu sehr ein-

zuengen. Das Spiel erfolgt dabei, wenn nicht grade mal „frei nach Schnauze“ gefahren wird, nach dem auf Seite 15 abgebildeten Fahrplan. Der Fahrplanbetrieb sollte den typischen Nebenbahnbetrieb der Fünfzigerjahre darstellen. Doch was ist ein „ganz normaler Nebenbahnbetrieb“ in dieser Zeit? Das ist nicht ganz einfach zu beantworten, insbesondere, wenn man diese Zeit gar nicht selbst erlebt hat. Schließlich wurde damals nicht jede Bewegung der Lok xyz in Internet-Foren oder Fachzeitschriften dokumentiert … Wir mussten uns also ein Bild aus vielen zusammengesetzten Puzzleteilen machen. Da sind zum einen zeitgenössische Fotos; dazu gibt es bekanntlich viele Bildbände von namhaften Fotografen wie Bellingrodt, Hollnagel, Rotthowe und anderen. Zum anderen erzählen Fahrpläne und Kursbücher, zumindest einiges über den Personenverkehr. Auch zeitgenössische Publikationen wie die DB-Zeitschriften trugen ihren Teil dazu – und nicht zuletzt Gespräche mit Zeitzeugen, was natürlich immer schwieriger wird, denn jemand, der 1955 erst 20 Jahre alt war, zählt heute immerhin schon 77 Lenze. Aber mit etwas gutem Willen und Ausdauer erhält man mit der Zeit ein aussagekräftiges Bild, dabei können dann zusätzlich regionale und betriebliche Aspekte Berücksichtigung finden. Unsere Anlage sollte im leicht hügeligen südöstlichen Niedersachsen spie-

Rindviecher und Rundhölzer an der Ladestraße – während die Kühe mit „schlagenden Argumenten“ zum Einsteigen in den Wagen bewegt werden müssen, wartet das Langholz nur auf den passenden Flachwagen …

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Blick über den rechten Teil der Anlage mit dem offenen Schattenbahnhof und dem Holzrampen-Modul. Hier soll die Anlage in den nächsten Jahren weiter wachsen … Der Schattenbahnhof ist aus Platzgründen sehr kurz ausgefallen, er dient vor allem zum Wenden von Zügen. „Dauerhaft stationiert“ ist hier nur der Schülerzug mit der Weinert-93 und der im Vordergrund abgestellte Reinigungszug mit einem schon älteren Modell der 215 von Roco.

len. Hier gibt es kaum größere Städte, Dörfer und Kleinstädte prägen das Bild. Mit der Ausnahme von Salzgitter gibt es auch keine Schwerindustrie; es dominieren kleine und mittelständische Betriebe sowie die Land- und Forstwirtschaft. Eine erhebliche Rolle – auch aus verkehrstechnischer Sicht – spielt hingegen der Tourismus. Schließlich flog man damals noch nicht nach „Malle“, Geldbeutel und technische Möglich-

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Eine deutlich vom Betrieb gekennzeichnete 93 holt an der Holzrampe einen Wagen mit Langholz ab – die weiten Wälder in der Umgebung von Steburg führten zum Bau dieser an freier Strecke liegenden Ladestelle, die im Bild unten von einem Personenzug passiert wird.

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Die Loks der Baureihe 93 gehörten zu den unscheinbaren Arbeitspferden – zunächst bei der preußischen Staatsbahn, dann der Reichsbahn und schließlich auch noch bei der Bundesbahn. Der von Dirk Meyer gekonnt gealterten 93 720 sieht man den jahrelangen Einsatz an. Im Bild unten wird gerade der beladene Langholzwagen gegen einen unbeladenen ausgetauscht.

keiten beschränkten die Wahl des Urlaubsorts in der Regel auf einen Bereich von einigen hundert Kilometern um den Wohnort. Gerade für Stadtbewohner galt dazu die Devise „Hauptsache im Grünen“; ein Bedürfnis, dem die junge DB mit Touristen- und Sonderzügen entgegenkam. Betriebstechnisch dominierten noch Dampfloks, zu Anfang der Fünfzigerjahre noch mit hoher Typenvielfalt aus Einheits- und Länderbahnbaureihen. Ende der Fünfzigerjahre reduzierte

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sich die Vielfalt schon deutlich, mehr und mehr kamen Dieselfahrzeuge zum Einsatz. In diesem Zusammenhang sind die Schienenbusse der Baureihen VT 95 und 98 zu nennen, aber auch der eine oder andere Vorkriegstriebwagen ist noch auf den Gleisen zu sehen. Im Gegensatz zu heute gibt es neben den (Nahverkehrs-) Personenzügen auch viele Eilzüge, die längere Distanzen durchlaufen – oft auch mit interessanten Kurswagenverbindungen, die umsteigefreies Reisen ermöglichen. Für

das Äußere der Personenzüge ist der Wegfall der 3. Klasse im Jahre 1956 zu nennen. Wichtig für den Modellbetrieb ist auch noch, ob es sich um eine Durchgangs- oder Stichstrecke handelt. Prinzipiell bietet eine Durchgangsstrecke mehr Potential für Abwechslung, weil da mit der richtigen „betrieblichen Begründung“ (vulgo: Ausrede …) alles Mögliche durchfahren kann – bis zu umgeleiteten Schnellzügen, die dann auch schon einmal mit einer 03 auf der Nebenbahn unterwegs sein können. Aber da wir nur fünf Gleise im Schattenbahnhof unter Steburg zur Verfügung hatten, entschieden wir uns gegen solche Extravaganzen und für einen Stichstreckenbetrieb.

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Der Fahrplan Also führt unsere Strecke angenommenermaßen in einen kleinen Ort im Harz oder im Solling. Hier existiert noch weniger Industrie, auch wenig Landwirtschaft, aber dafür viel Forstwirtschaft und Tourismus. Neben dem fahrplanmäßigen Grundgerüst aus dem obligatorischen Pendlerverkehr in die nahegelegene Kreisstadt und ein, zwei Nahgüterzügen gibt es daher also als Besonderheiten einen Holzzug zur Abfuhr von Langholz und einen Eilzug aus dem Norden des Landes, den die Hamburger, Bremer oder auch Hannoveraner bevorzugt für die angesprochene Fahrt „ins Grüne“ benutzen. Im Harz gab es solche Sonderzüge beispielsweise auf der Innerstetalbahn nach Altenau. Ein anderes Beispiel sind die bis in die Achtzigerjahre verkehrenden Eilzüge von Oberhausen oder Bielefeld in den Südharz nach Walkenried und Odertal. Nach einigem Hin und Her ergab sich der im Folgenden beschriebene Betriebsablauf. Er basiert darauf, dass die fünf Gleise im Schattenbahnhof folgendermaßen belegt sind: Gleis 1: VT 70, Gleis 2: BR 86 mit Personenzug, Gleis 3: VT 25 als Eiltriebwagen, Gleis 4: BR 93 mit Güterzug, Gleis 5: BR 50 oder 56.2 mit „Holzzug.“ Werfen wir nun einen Blick auf den Bildfahrplan und gehen den Betriebsablauf durch. Der Betrieb fängt mit einem „einfachen“ Personentriebwagen an, der angenommenermaßen im fiktiven Endbahnhof Lindthal „übernachtet“ hat und kurz nach fünf Uhr morgens die ersten Pendler in die Kreisstadt bringt. Damit dies ein weiterer Zug gegen sieben Uhr ebenfalls tun kann, muss er erst aus der Kreisstadt herkommen und in Lindthal Kopf machen. Interessant ist ein Personenzugpärchen gegen sieben Uhr, das nur zwischen Lindthal und Steburg verkehrt. Dieser Zug verdankt sein Dasein der Tatsache, dass ich ein Weinert-Modell der 93 mit einem gewissen Aufwand in die 93 526 – die letzte ihrer Gattung und 1968 in Hannover ausgemustert – umgewandelt hatte. Diese Lok über die alten Fleischmann-Weichen rattern zu lassen, war mir zunächst suspekt, das Risiko einer Entgleisung mit anschließendem Absturz aus 1,10 m Höhe schien mir doch etwas zu hoch. Zwar ist in den vergangenen 20 Jahren noch MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

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Der Ablauf an einem normalen Betriebstag in Steburg: Links sind die Gleise des verdeckten Schattenbahnhofes „Kreisstadt“ dargestellt, in der Mitte Steburg-West mit seinen beiden Gleisen, rechts der sichtbare Schattenbahnhof „Lindthal“. Von oben nach unten verläuft die Zeitachse, diagonal die im Laufe des Tages verkehrenden Züge.

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Güterzüge sind das betriebliche „Salz in der Suppe“: Für besonders schwere Züge kommt auch schon mal eine Lok der Baureihe 56.2 zum Einsatz. Rechts: Wäre es nicht hier fotodokumentarisch festgehalten, würde man die Größe des Fisches aus dem Steburger Bach wohl als reines Anglerlatein abtun …

nie eine Lok abgestürzt und auch die Weinert-86 läuft wie eine Eins über alle noch so schlecht verlegten Gleise. Aber um Murphy auch nicht den Hauch einer Chance zu geben, musste eine Begründung für einen nur im sichtbaren Bereich verkehrenden Zug her. Angenommenermaßen gibt es in Lindthal einige Schulen, zu denen die Schüler kurz vor acht gebracht werden müssen, mittags gibt es dazu ein Pendant, um sie wieder zurückzubringen. Dafür

wird also in Lindthal die 93 526 neben einigen betagten Personenwagen wie etwa Langenschwalbachern vorgehalten. Ob man tatsächlich in den Fünfzigerjahren für solche Zwecke in Endbahnhöfen noch Dampfloks stationiert hat, entzieht sich meiner Kenntnis, aber zumindest bei Privatbahnen verdiente sich der eine oder andere alte Triebwagen so noch sein Gnadenbrot. Nun folgt ein Nahgüterzug, der Wagen aus der „großen weiten Welt“

bringt. Er hat in Steburg einige Zeit Aufenthalt, um Güterwagen an die verschiedenen Ladestellen zu verteilen. Im Endbahnhof wird er von einem Triebwagen aus der Kreisstadt eingeholt. Da der Güterzug vor dem Triebwagen die Rückreise antritt, obwohl er langsamer ist, wird er auf der Rückfahrt in Steburg von diesem überholt. Nach der Mitttagsleistung des Schülerzuges folgt als „Vorzeigezug“ der schon erwähnte Eilzug aus der fernen Großstadt. Während man ihn auf der Hinfahrt „pur“ genießen kann, erfolgt auf der Rückfahrt eine Kreuzung mit einem Personenzug. Dabei kommt der Personenzug als erster an, damit der Eilzug nicht warten muss, sondern nur einen kurzen Aufenthalt hat. Er fährt auf Gleis 1 ein und bleibt dort stehen, damit auf diesem Gleis, das ja überquert werden muss, um auf den Bahnsteig von Gleis 2 zu kommen, keine Zugbewegungen stattfinden, während der Eilzug dort hält. Der Personenzug muss also bei diesem Manöver den Bohlenübergang über Gleis 1 freihalten; das Manöver funktioniert also nur mit einem relativ kurzen Personenzug oder einem Triebwagen. Den Rest des Tages geht es dann in ähnlicher Form wie am Vormittag weiter, es wechseln sich wieder einzelne Züge und Kreuzungen ab. Nachmittags verkehrt noch ein Nahgüterzug, um Der Star der Steburger Züge ist der mittägliche Eilzug mit einem Triebwagen aus der entfernten Großstadt; ähnliche Garnituren führen beispielsweise von Bielefeld in den Harz. Der VT 25 hat für diesen Zweck eigentlich zu viele 1.-Klasse-Plätze, aber da kein besseres Modell vorhanden ist, wird ein Auge zugedrückt. Nur die Alterung der Wagen muss noch nachgeholt werden …

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Wagen für die „große weite Welt“ abzuholen. Für jeden Güterzug hat man übrigens die Wahl zwischen den beiden im Schattenbahnhof auf Gleis 4 und 5 stehenden Garnituren. Kurz nach acht Uhr abends verlässt der letzte Personenzug Steburg – und die Bahnsteige könnten danach bis zum nächsten Morgen hochgeklappt werden … Soweit zu unserem Betriebstag in Steburg, wie er aus verschiedenen Vorbildsituationen zusammengebastelt wurde. Wie im richtigen Leben sind auch die Steburger mit dem Fahrplanangebot nicht ganz einverstanden. Allgemein wird über zu wenig Züge geklagt, besonders über die großen Lücken am Vormittag. Mal sehen, was davon zum nächsten Fahrplanwechsel berücksichtigt wird! Im Modell fahren wir nicht nach Uhr, sondern vom Zeitablauf losgelöst lediglich in der Reihenfolge des Fahrplanes. Mag sein, dass bei dem Modellfahrplan die eine oder andere historische oder betriebliche Unstimmigkeit hineingeraten ist, aber im Modell macht dieser Ablauf Spaß. Im zweiten Teil dieses Berichtes soll beschrieben werden, wie wir Steburg zu neuem Glanz verholfen haben. Stephan Rieche

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Zum Abstellen der auf der Anlage eingesetzten Züge dient der unterirdische Schattenbahnhof, der in einer Kehrschleife unterhalb von Steburg liegt. Da er von der Vorgängeranlage übernommen wurde, sind nur fünf Gleise angeschlossen, das sechste liegt dort funktionslos. Aber für den eher bescheidenen Betriebsablauf reichen auch fünf Gleise. Im Hintergrund ist die seitenverschiebbare Hintergrundkonstruktion zu sehen, auf die im zweiten Teil dieses Berichtes noch näher eingegangen werden soll.

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Vorbild und H0e-Modell der V 36 K

Erfolg nur en miniature Der ehrgeizige Versuch der Deutschen Reichsbahn in der DDR, zu Beginn der Sechzigerjahre des vorigen Jahrhunderts eine universell einsetzbare Schmalspurdiesellok zu beschaffen, erwies sich leider als Fehlschlag. Ganz anders lief es 50 Jahre später im Maßstab 1:87, denn mit seiner V 36 K in H0e hat Jürgen Veit 2012 ein exzellentes Triebfahrzeug aufgegleist. Ein Vorbild- und Modellbericht von Franz Rittig und Gideon Grimmel.

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n ihrem blauen Lack mit dem silberfarbenen Zierband, das an beiden Frontseiten zum beliebten „V-Design“ zusammenlief, wirkte V 36 4801 durchaus ansprechend. Die wenigen Zeitzeugen, die sie beim Hersteller und beim Testeinsatz sahen, erinnern sich an ein attraktives Erscheinungsbild. Das Äußere mit seiner nachhaltigen Wirkung mochte gelungen sein – über Konstruktion und Technik der intern „V 36 K“ genannten Lokomotive ließ sich Vergleichbares kaum sagen. Woran lag es?

Ein ehrgeiziges Projekt Die Idee einer schmalspurigen Diesellok, die auf 750-mm-Strecken einsetzbar sein sollte, entstand Mitte der 1950er-Jahre und war das Ergebnis wirtschaftlichen Drucks. Zu jenem Zeitpunkt herrschte in der Hauptverwaltung der Maschinenwirtschaft der DR

(HvM) Klarheit, dass an einen Verzicht auf die sächsischen Schmalspurstrecken nicht zu denken war. Zahlreiche Industriebetriebe der damaligen DDRBezirke Leipzig, Karl-Marx-Stadt und Dresden klagten über erhebliche Transportprobleme, deren Ursache sie in ihren schmalspurigen, ungenügend bedienten Fabrikanschlüssen sahen. Den Hauptteil des Lokomotivparks auf 750-mm-Gleisen bildeten Dampfloks der Reihen 9951-60 (ex IV K), 9964-71 (ex VI K) und 9973-76, wobei letztere aus dem Einheitslokprogramm stammten. Fast alle Maschinen, besonders die alten IV K, befanden sich in denkbar schlechtem Zustand. Einige waren älter als 60 Jahre. Von der VI K besaß die DR nur 27 Loks. Die damals große Bedeutung der Schmalspurstrecken Sachsens für den Berufsverkehr und die Bedienung zahlreicher Fabrikanschlüsse, aber auch MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

VORBILD + MODELL

Großes Foto links: Nicht ohne Staunen betrachteten einige altgediente „IV K-Männer“ die vermeintliche Ablösung, die als V 36 4801 im Frühjahr 1961 mit birkengrünem Maischmuck dekoriert wurde. Foto: Archiv MIBA Foto rechts: Probefahrt in den Frühling. Mit ihrer blauen Lackierung recht attraktiv, erwies sich die innovative V 36 (hier V 36 4801) als störanfällig, zu schwer und in der Unterhaltung zu teuer. Foto: Dipl-Ing. Hans Müller Skizze unten: Mit ihren gelenkig angesetzten Vorbauten folgte die Lok dem Grundsatz guter Bogenläufigkeit, dem bereits die IV K ihren Erfolg verdankte. Als weit weniger günstig sollten sich Gewicht und Höhe der Lok (3400 mm über SO) erweisen. Zeichnung: Dipl.-Ing. Werner Dietmann

für den wieder ansteigenden Urlauberverkehr, verlangte nach einer Generallösung. So kam man zur Ansicht, das Problem ließe sich zukunftsorientiert mit einer modernen Einheits-Diesellok lösen. Sie sollte, so der Wunsch als Vater des Entwicklungsgedankens, an die jeweils vorherrschenden betrieblichen und leistungstechnischen Verhältnisse der einzelnen Strecken anpassbar sein. Optimisten gingen davon aus, die neue Diesellok ließe sich mit variierbarer Leistung später wohl auch auf anderen 750-mm-Strecken, etwa in der Prignitz sowie auf Rügen, einsetzen. Angesichts der qualitativ sehr unterschiedlichen Oberbauzustände, enger Radien und starker Steigungen sowie konstruktiv abweichender Bremssysteme galt das Projekt einer universellen Schmalspurdiesellok von Anfang an als ehrgeizige, bei Dampflokprotagonisten gar als „tollkühne Idee junger Leute“. MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

Zuviel verlangt? Untersuchungen hatten einen Bedarf von etwa 100 Lokomotiven ergeben. Bereits 1956 begannen die Konstruktionsarbeiten. Während in den Werkhallen des VEB Lokomotivbau „Karl Marx“ in Babelsberg noch die ersten Neubauloks der Baureihe 2310 und 5040 der Fertigstellung harrten, standen junge Ingenieure an den Zeichenmaschinen und versuchten, all das unterzubringen, was das überfrachtete Pflichtenheft von der neuen Schmalspurlok forderte. Das Leistungsprogramm sah vor, Züge von 250 t in der Ebene mit einer Maximalgeschwindigkeit von 30 km/h und auf Steigungen von 1:30 Zuglasten von 100 t mit 11 km/h zu befördern. Die Konstruktionsarbeiten zogen sich hin. Hatte man zuviel verlangt? Die erforderliche Traktionsleistung ließ sich

angesichts der geringen Profilumgrenzung schmalspuriger Fahrzeuge beim damaligen Stand der Dieselmotortechnik in der DDR nur mit zwei Anlagen realisieren. Die Konstrukteure griffen auf den Motor 6 KVD 18 mit einer Volllastleistung von 180 PS bei 1500 Umin-1 zurück. Zwei dieser ursprünglich für die V 15 gedachten Motoren sollten die nötigen 360 PS liefern. In der Praxis mussten davon allerdings die notwendigen Lüfterantriebsleistungen subtrahiert werden, sodass für die Zugförderung nur 2 x 165 PS verfügbar waren. Für die anderen Nebenbetriebe sah man daher besondere Antriebsmotoren mit je 20 PS vor.

Zu schwer statt leicht genug Dass man zwei Motoren unterzubringen hatte, führte durch das mittig liegende Führerhaus zu einer optimal 19

Die Modellumsetzung der Lok überzeugt technisch und optisch in jeder Hinsicht. Modellfotos: Christian Danziger

anmutenden Lösung: Die symmetrische Anordnung bot die Chance, die V 36 als Gelenklok mit der Achsfolge B +B auszuführen. So konnte man die hervorragende Bogenläufigkeit der Meyer-Lok IV K nachvollziehen, was ja kein Mangel war. Dennoch ließ sich eine sehr gedrängte Bauweise nicht vermeiden, musste doch jedes der beiden vollkommen gleichen Fahrgestelle mit je einer kompletten Antriebsanlage ausgerüstet werden. Die Drehmomente der Motoren gelangten über Gelenkwellen zu den zwei Strömungsgetrieben, wo sie in je drei Wandler-Kupplungs-Kreisläufen umgewandelt wurden. An den Ausgangsseiten der Getriebe saßen Wendegetriebe aus Kegelradantrieben mit nachgeschalteten Stirnradantrieben. Die Antriebswellen der Stirnräder waren als Blindwellen ausgebildet, von denen die Antriebsleistung über je zwei an den Enden der beiden Blindwellen aufgekeilten Kurbeln mittels Kuppelstangen an die Treibachsen weitergegeben wurde. Diese theoretisch für tauglich befundene, praktisch aber sehr störanfällige Lösung ergab im Zusammenhang mit der brückenträgerartigen Konstruktion des Hauptrahmens ein hohes Gesamtgewicht. Hinzu kam die Zugheizanlage, für deren Kessel man nur noch auf dem Führerstand Platz fand. Schon bald 20

zeichnete sich ab, dass mit dieser Lok die auf den meisten Schmalspurstrecken zulässigen Achsfahrmassen von nur 9 t nicht einzuhalten waren.

Ernüchterndes Finale Die Baumuster V 36 4801 und V 36 4802 kamen im Dezember 1961 bzw. im Mai 1962 in die Rbd Dresden, wo sie auf den Strecken von Meißen über Wilsdruff nach Potschappel bzw. nach Lommatzsch sowie zwischen Freital-Hainsberg und Kipsdorf getestet wurden. Dabei stellten sich zusätzlich zur hohen Achslast wei-

loks konzentrierte, wurden die Prototypen zugunsten defekter V 15 ausgeschlachtet. Es blieb Heinz Kunicki als Fachautor vorbehalten, eine ernüchternde Bilanz zu wagen, die über Spezialistendebatten hinaus ging. Er schrieb: „Infolge der hohen Anforderung an die Ausrüstungen – zwei Bedienungsstände, Heizkessel, fünf Bremssysteme (Einkammerdruckluftbremse Knorr, Vakuumbremseinrichtung, Haspeleinrichtung für Heberleinbremse, Handbremse, Zusatzbrense) – sind in der Lokomotive, deren Abmessungen im Querschnitt durch das kleine FahrzeugbegrenDie Lok verfügt über einen rotweißen Lichtwechsel und eine Digitalschnittstelle nach NEM 651 im Bereich des Führerhauses.

tere, gravierende Probleme heraus, die einer Serienfertigung entgegen standen. Nachdem die HvM angesichts der kaum ermutigenden Versuche eine Weiterbeschaffung der V 36 K verwarf und sich auf die Rekonstruktion von Schmalspurdampf-

zungsprofil stark eingeschränkt sind, eine große Anzahl von Bauteilen auf engstem Raum untergebracht. Dadurch ist die Zugänglichkeit zu wichtigen, der ständigen Wartung unterliegenden Bauteilen sehr erschwert, sodass hohe Wartungskosten zu befürchten sind. Zum anderen ist die Lokomotive zu schwer, um universell eingesetzt werden zu können.“ Mit diesem wohl unvermeidliMIBA-Miniaturbahnen 5/2012

Messwerte BR V 36 K Gewicht Lok und Tender:

Maßtabelle Baureihe V 36 K in H0e von Modellbau Veith 230 g

Haftreifen:



Messergebnisse Zugkraft (Seilrolle) Ebene: 30 ‰ Steigung:

29 g 22 g

Vorbild

1:87

Modell

Länge über Puffer:

12 100

139,1

143,8

Lok-Pufferträger bis Kuppelkasten:

11 200

128,7

128,6

Pufferlänge:

450

5,2

7,5

Pufferhöhe über SO:

620

7,1

7,1

3 400

39,1

39,7

2 300

26,4

26,7

Längenmaße

Puffermaße Geschwindigkeiten (Lokleerfahrt) Vmax: 54,5 km/h bei 12,0 V VVorbild: 30 km/h bei 7,4 V Vmin: < 2 km/h bei 1,9 V Auslauf vorwärts/rückwärts aus Vmax: aus VVorbild: Stromaufnahme vorwärts/rückwärts Leerfahrt: Lichtaustritt:

64 mm 23 mm

Führerhaus: Breitenmaß Breite Führerhaus:

36 mA

ab < 2 km/h bei 1,7 V

Art.-Nr. 72012 uvP:

Höhenmaß über SO

€ 555,00

Achsstände Lok Gesamtachsstand:

8 000

92,0

92,0

Achse 1 zu Achse 2:

2 000

23,0

23,0

Achse 2 zu Achse 3:

4 000

46,0

46,0

Achse 3 zu Achse 4:

2 000

23,0

23,0

800

9,2

9,2



7,6

chen Urteil war das frühe Schicksal der schmalspurigen Diesellokomotive V 36 endgültig besiegelt. Franz Rittig

Raddurchmesser

Überzeugendes Modell

Radsatzmaße

Treibräder:

Radsatzinnenmaß:

Im Gegensatz zu den Vorbildlokomotiven überzeugt das neue Modell der V 36 K nicht nur optisch, sondern auch im Betriebsdienst voll und ganz. Die Fahreigenschaften, resultierend aus dem verwendeten Motor und der Getriebeübersetzung der Lok, ermöglichen eine stilechte Verwendung der Schmalspurlok in vorbildgerechten Einsatzbereichen. Die Zugkraft ist für typisch sächsische Schmalspur-Zuggarnituren zuzeiten der Deutschen Reichsbahn ausreichend bemessen. Der Antrieb der Lok wirkt über ein Messinggetriebe auf alle vier Achsen.

Blaues Wunder Die Modellumsetzung der V 36 K von Modellbau Veith ist optisch als äußerst gelungen zu werten. Zahlreiche angesetzte Teile wie Griffstangen, Scheiben-



Spurkranzhöhe:





0,9

Spurkranzbreite:





0,9

Radbreite:





2,4

wischer und Typhons bestätigen diesen sehr guten Eindruck. Die Lackierung der Lok ist tadellos umgesetzt, das herrliche Blau der Vorbildfahrzeuge gut wiedergegeben. Die Bedruckungsqualität darf als sehr ordentlich gelten, könnte im Bereich der Anschriften allerdings etwas trennschärfer ausfallen. Die Gravuren der seitlichen Gitter an beiden Vorbauten sind von adäquater Tiefe, die Kühlergitter an den Stirnseiten wurden per Druckvorgang in Schwarz angedeutet. Das „V“ auf der Stirnseite wird durch den Druck feinst unterbrochen, wodurch das Gitter eine gute optische Tiefe erreicht. Die Fenster des Führerstandes sind separat ein-

gesetzt, die Fensterrahmen teils blau bedruckt. Hinter den Fenstern lassen sich sogar die feinen Imitationen der beiden Bedientische ausmachen. Erwähnt werden muss die funktionsfähige Trichterkupplung der Lok. Sie ist optisch sehr gut gelungen und technisch durchdacht. So kann sie mit konventionellen Entkupplern entriegelt werden.

Fazit Ein attraktives Modell, das zum Glück nur optisch dem Vorbild entspricht und somit auf der Anlage eine gute Figur macht. Gideon Grimmel

Dank der Übernahme der Konstruktionsprinzipien der Vorbildmaschine ist auch das Modell in ausreichendem Maße kurvengängig. Aus der Vogelperspektive fallen besonders die vielen angesetzten Griffstangen sehr positiv auf. MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

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Hausbau in H0 – wie zur Wirtschaftswunderzeit

Gut gerüstet mit Holz Andreas Drühe hat eine Vorliebe für Wohnhäuser in allen möglichen Baustadien, dies zeigte schon sein ausführlicher Anlagenbericht in MIBA 8/2010. Jetzt folgte noch ein Haus, das gerade verputzt wird; die Besonderheit daran ist das Baugerüst, das – typisch für die Epoche III – noch aus hölzernen Gerüstleitern mit Sprossen und Rundeisen besteht.

A

uf dem neu gebauten Haltepunktmodul sollte eine weitere Baustelle die Verbindung zu dem bereits vorhandenen Neubaugebiet herstellen. Da dort bereits vier verschiedene Baustadien dargestellt waren, sollte hier ein nahezu fertiggestelltes Haus gerade seinen Außenputz erhalten. Das Angebot an Gebäudemodellen im Baustil der ausgehenden Epoche III ist leider schlecht, einigermaßen vorbildgerechte Gerüste aus dieser Zeit gibt es gar nicht. Also blieb nur der komplette

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Selbstbau. Auf den eigentlichen Gebäudebau möchte ich hier nicht weiter eingehen; er folgte den bekannten Methoden.

Kleine Gerüstkunde Bereits zu Beginn der Epoche III wurden die bis dahin noch üblichen Stangengerüste, bei denen die Gerüstleitern aus einzelnen hölzernen Stangen, die mit Ketten und Seilen verbunden waren, durch Leitergerüste aus vorgefer-

tigten hölzernen Gerüstleitern abgelöst. Eine solche Gerüstleiter bestand aus zwei halbrunden, etwa 12 bis 15 cm breiten Leiterholmen, die alle zwei Meter mit einer Sprosse verbunden waren. Unter den Sprossen eingebaute und von außen verschraubte Rundeisen gaben den Leitern den nötigen Halt. Ein Leiterholm überragte die letzte Sprosse um rund 30 cm und wurde zur Wand hin aufgestellt, der andere war etwa 1 m höher, um an der Außenseite die Rückenlehne tragen zu können. Die Gerüstleitern gab es in Längen für eine Höhe von bis zu vier Gerüstetagen, die Breite der Leitern betrug etwa 1 m.

Bekanntes Bastelmaterial Entsprechend diesen Maßen habe ich auf einer Arbeitspappe mit einem Maßstabslineal eine einfache Schneide- und Montagehilfe gezeichnet. Als Material kamen ausschließlich Polystyrolprofile von Evergreen zum Einsatz, die mit handelsüblichem Kleber verklebt werden. Die Gerüstleitern entstanden aus MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

MODELLBAHN-PRAXIS

1,5 mm breiten Halbrundprofilen für die Holme und 0,75 x 1 mm messenden Profilen für die Sprossen. Die Bohlenlage besteht aus 0,5 mm dicken Profilen mit 3,2 bzw. 4 mm Breite; Rückenlehnen, Bordbretter und Diagonalverstrebungen messen 0,25 x 1,5 mm. Zuerst habe ich anhand der Gebäudemaße und einem Vorbild-Leiterabstand von 3 bis 4 m die Anzahl der benötigten Gerüstleitern ermittelt. Dabei sollte man darauf achten, dass in der Giebelmitte keine Leiter steht, auch wenn es sich von der Gebäudebreite anbieten würde. Nachdem alle benötigten Profile zugeschnitten waren, konnte mit der Montage der Leitern begonnen werden. Entsprechend den Markierungen auf der Schablone habe ich kleine Klebertropfen auf die flache Seite eines Leiterholms aufgebracht und die Sprossenstücke dort angeklebt und ausgerichtet. Nachdem der Kleber hier fest war, konnte dies bei dem anderen Leiterholm wiederholt und die Leiter zusammengefügt werden; die Sprossen wurden dabei nach der Schablone ausgerichtet.

Endmontage Für die Montage des Gerüsts habe ich zwei Leitern auf einem Hartschaumstück im vorgesehenen Abstand und rechtwinkelig zueinander mit Nadeln fixiert. Der kurze Leiterholm, der später an der Wand steht, liegt dabei unten, der lange oben. Jetzt konnten zuerst die abgelängten Profile für die Bohlenlage eingeklebt werden, danach diejenigen für die Rückenlehnen, Bordbretter und Diagonalstreben. Die Vorschrift verlangt hier in der ersten Gerüstetage nur eine Rückenlehne in maximal 1 m Höhe über der Bohlenlage; ab der zweiten Gerüstetage sind ein Bordbrett entlang der Bohlenlage sowie zwei Rückenlehnen vorgeschrieben. Daran hat sich bis heute nichts geändert; die Vorschrift ist auch unabhängig davon gültig, wenn das Gerüst wie heute meistens üblich mit Netzen oder Planen verdeckt wird. Die Bordbretter liegen innen entlang der Bohlen, die Rückenlehnen können dagegen innen oder außen angebracht sein. Sie wurden meist mit langen Gewindeschrauben durch Löcher in den Leiterholmen fest verschraubt. Die Diagonalverstrebungen sorgen für die seitliche Standfestigkeit des Gerüsts und waren immer außen angebracht. Dass diese Vorschriften besonders im privaMIBA-Miniaturbahnen 5/2012

So sahen die Baugerüste in den Fünfziger- und Sechzigerjahren meist aus: halbrunde Ständer, Querstreben und Gewindestäbe sowie die obligatorischen Rückenlehnen. Diagonalstreben steiften das Ganze aus. Viel Atmosphäre ergibt sich aus dem Zubehör drumherum; auch ein Blick auf die beteiligten Personen lohnt sich. Gar nicht so unüblich war das mühsame Hochschleppen von Wannen und Bottichen, entstanden doch damals viele der neu gebauten Häuser in Nachbarschaftshilfe ohne Baukran, dafür aber mit Muskelkraft. Der Knirps neben der Schubkarre ist übrigens der Autor …

Ausgangsmaterialien für die Gerüstleitern sind die Halbrundstäbe Nr. 241 und die Flachprofile Nr. 132 von Evergreen, die entsprechend der aufgezeichneten Schneidschablone abgelängt werden.

Mit einem Anschlag am unteren Ende und den aufgezeichneten Querstreben lassen sich die Profile mit handelsüblichem Plastikkleber schnell und ausreichend genau zusammenkleben.

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ten Wohnungsbau nicht immer so ganz genau genommen wurden, zeigt das Vorbildfoto aus dem Jahre 1968 … Nachdem das erste Gerüstfeld komplett montiert war, machte ich eine Stellprobe an der Giebelwand und ergänzte anschließend links und rechts die noch benötigten Gerüstfelder. Die beiden Gerüste an den langen Gebäudeseiten wurden entsprechend montiert, nur habe ich hier mehrere Leitern auf dem Hartschaumstück vorab fixiert. Die für alle vier Wände komplett zusammengebauten Gerüste erhielten mit der Spritzpistole einen Farbüberzug in einem hellen Holzton. Dunkelbraune Punkte an den Knotenpunkten der Rückenlehnen und Diagonalverstrebungen deuten die Schrauben an; Farbmarkierungen als Eigentumskennzeichen wurden danach angebracht. Abschließend konnte das gesamte Gerüst noch mit weißer und grauer Pulverfarbe weiter verschmutzt werden.

Aus weiteren Evergreen-Profilen unterschiedlicher Breite können nun auch Laufbohlen, Rückenlehnen und Diagonalstreben nachgebildet werden.

Einrüsten

Beim Verkleben hilft eine provisorische Fixierung mit Stecknadeln auf einem Styrodurblock. Nach dem Anbringen der Laufbohlen lassen sich die weiteren Seitenteile zunächst ohne weitere Fixierung ansetzen. Danach lässt sich das spätere Aussehen schon erahnen.

Die nunmehr schon in ihrer Endform zusammengeklebten Gerüstsegmente der Stirnseiten sind bereits holzfarben gestrichen sowie mit Eigentumsmerkmalen und Schraubenimitationen versehen.

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Jetzt konnten die Gerüste am Gebäude aufgestellt werden. Beim Vorbild wurden dazu Stahlanker in die Wände eingeschlagen und die Gerüstleitern daran festgebunden. Auf die Darstellung dieser Befestigung habe ich allerdings verzichtet. Wichtiger ist die Anpassung an das Gelände, um einen möglichst waagerechten Verlauf der Gerüstebenen zu erhalten. Grundsätzlich wurde jede Gerüstleiter auf eine kurze Bohle oder ein stabiles Brett gestellt, um das Einsinken im Boden zu verhindern. Sonst war vom Ausheben eines kleinen Grabens, über das Unterlegen von Mauersteinen oder Kanthölzern bis zum Verlängern der Leiterholme mit den Resten älterer Leitern fast alles möglich. Wer eine solche Verlängerung von Gerüstleitern benötigt, sollte das nach Möglichkeit bereits bei der Montage des Gerüsts berücksichtigen. An den Gebäudeecken bieten sich zwei Möglichkeiten an: Das Gerüst der einen Wandseite steht mindestens um die Gerüstbreite über und die Bohlen der anderen Seite liegen auf den Bohlen dort auf. Hier ist im Modell wie beim Vorbild die Befestigung der Rückenlehnen etwas schwierig. Bei der zweiten Variante beginnt das Gerüstfeld der zweiten Wandseite direkt mit einer Leiter; diese konnte beim Vorbild meist nur durch das Anbinden an die letzte Leiter der anderen Wandseite gesichert werden. MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

Abschluss Auch am Gebäude sollten einige Details nicht vergessen werden. Dazu gehören mit Folie abgedeckte Fenster, Lichtschächte für die Kellerfenster und Zugangstreppen ebenso wie demontierte Regenrohre. Manchmal wurden auch die Regenfallrohre so gedreht, dass sie außen am Gerüst befestigt werden konnten. Meine Baustelle sieht sehr aufgeräumt aus, was sich aus der dargestellten Situation ergab – der Grundputz ist aufgetragen und muss nun einige Tage trocknen, ehe der Deckputz aufgebracht werden kann. Nebenbei konnte ich auch nur eine Figur finden, die ohne größere Veränderungen für die Darstellung von Putzarbeiten geeignet war … Andreas Drühe

In der Nähe des Haltepunktes steht das gerade frisch verputzte neue Eigenheim der Familie Drühe. Der Anstrich lässt noch auf sich warten, teilweise gestrichene Wände würden sich aber auch gut machen. Beachtung verdient auch der Durchschlupf am Jägerzaun und der angedeutete Trampelpfad, eine gar nicht mal so selten anzutreffende Vorbildsituation.

Die fertig eingerichtete Hausbaustelle mit Baugerüst auf Stützen, abgedeckten Lichtschächten und abgeklebten Fenstern. Sogar die abgeriebenen Putzreste rund um das Haus wurden nicht vergessen! Fotos: Andreas Drühe (7), Horst Meier (3)

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Nur ein Anschlussgleis mit Umsetzmöglichkeit

Konzentration in 0 Die klassische, raumfüllende Anlage mit verdeckten Strecken und großen Bahnhöfen ist nicht jedermanns Traum. Manche mögens etwas kleiner und feiner. So auch Hans Hagner, der ein Kleinod in der Baugröße 0 schuf.

G

emäß dem Motto „Platz ist in der kleinsten Hütte“ beschäftige ich mich mit dem Bau von kleinen Dioramen in Modulbauweise. Die Dioramen müssen zwei Bedingungen erfüllen: Zum einen soll auf ihnen Fahr- bzw. Rangierbetrieb möglich sein, wenn auch in bescheidenem Umfang, und zum anderen sollen sie Raum für eine glaubhafte und detailreiche Gestaltung der Szenerie bieten. Mir geht es nicht darum, eine Originalszenerie akribisch umzusetzen. Das

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würde sich auch nicht mit meiner Philosophie, mit überschaubaren Platzverhältnissen auszukommen, vereinbaren lassen. Vielmehr möchte ich meiner Kreativität freien Lauf lassen und ein Thema in Abhängigkeit von dem zur Verfügung stehenden Platz umsetzen. Dabei soll die Szenerie später auf den Betrachter wirken, als ob es so hätte sein können.

Agl. Kohlenhandlung Vor ein paar Jahren enstand das hier vorgestellte Diorama mit dem Anschlussgleis einer Kohlenhandlung. Sie trägt meinen Namen – ein wenig augenzwinkernde Selbstdarstellung darf sein. Damit außer dem Zustellen von Güterwagen ein wenig Betrieb möglich ist, siedelte ich das Kohlenlager am Ende einer kurzen Industriestichstrecke an. Somit erscheint auch ein Umfahrgleis recht plausibel. Die Weiche am Eingang enstand aus dem Bausatz einer bayerischen Rangierweiche von Modellbau Wenz. Das Besondere an der Weiche ist die Original-Stellmechanik, deren Zusammenbau eine Elendsfummelei war. Jedoch hat sich die Mühe in optischer wie auch mechanischer Weise vollends gelohnt. Gestellt wird die Weiche über ein Gestänge vom Anlagenrand aus.

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MODELLBAHN-ANLAGE

Am Ende der Strecke habe ich aus Platzgründen eine Schwenkbühne eingebaut. Diese entstammt einem HenkeBausatz für Schmalspur, die ich auf Regelspur umbaute. Hier erfolgt das Stellen per Hand. Die wenigen Meter Gleis meiner „Kohlenbahn“ nagelte ich selbst. Das Material stammt wiederum aus dem reichhaltigen Sortiment von Modellbau Wenz. In Anbetracht der wenigen Gleise ist der Zeitaufwand durchaus überschaubar und das Ergebnis ohne Tadel. Damit auch Betrieb mit allen Umsetzvorgängen abgewickelt werden kann, wird an das linke Dioramenende ein Fiddleyard angesetzt. Hier hängt die Umsetzung, ob mit zwei Weichen oder einer Schiebebühne, von dem noch zur Verfügung stehenden Platz ab. Unsere britischen Modellbahnkollegen zeigen hier eine Vielfalt von Möglichkeiten, die auf diversen Ausstellungen in Aktion bewundert werden können.

Gestaltung Die wenigen Gebäude haben ihren Ursprung in den USA. Die Bausätze wandelte ich jedoch soweit um, dass die Gebäude durchaus auch hierzulande

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Zwei Gleise, ein Lagerschuppen mit kleinem Büro, eine üppige Flora sowie zahllose Details kennzeichnen das Diorama von Hans Hagner.

Kleine Dioramen bieten die Chance, auch feinste Details wie den Kohlenschuppen in einem überschaubaren Zeitrahmen zu gestalten. Fotos: gp

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Am Ende der Rangierfahrt durch das Industriegebiet wird noch ein mit Kohle beladener O 10 der Kohlenhandlung Hagner zugestellt.

Langsam rollt die Köf an dem realistisch verwitterten und verschmutzten Backsteingebäude vorbei. Beachtenswert sind Details wie Drahtesel, Ofenrohr, Wandlampe und dergleichen. Am Ende ihrer Zustellfahrt setzt die Köf über die Schwenkbühne am Streckenende um.

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angetroffen werden können. Der Holzschuppen entstand aus dünnem Balsaholz. Der eigentliche Aha-Effekt kam jedoch trotz detailreicher Gestaltung erst mit der farblichen Behandlung. Hier habe ich für mich eine spezielle Vorgehensweise ausgetüftelt, auf die ich noch eingehen möchte. In der Baugröße 0 spielt die Vegetation keine unerhebliche Rolle. Die klassische Grasmatte, Islandmoos und mit Schaumflocken beklebte Bäume sind tabu. Daher habe ich mich damals für das Belaubungsmaterial von Silflor entschieden, das es jedoch mittlerweile nicht mehr gibt. Das Material von miniNatur Rademacher ist aber gleichfalls gut geeignet, um Bodendecker, Buschwerk und Bäume zu gestalten. Büsche und Bäume entstanden übrigens auch in eigener Regie. Für die Bäume drillte ich Bindedraht, den es im Baumarkt auf der Rolle gibt. Nach dem Drillen strich ich die Baumrohlinge mit Weißleim ein und berieselte Stämme und Äste mit sehr feinem, fast mehlartigem Sand. Nach dem Trocknen erfolgte die Farbgebung mit Pulverfarben. Zu guter Letzt wurde die Belaubung nach Vorgabe des Herstellers auf das Astund Zweigwerk geklebt. Bei der Gestaltung der Vegetation habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, Material nur eines Herstellers zu verwenden. Das Mischen mit anderen Produkten sagte mir nicht zu. Unterschiedliche Strukturen und Farbgebungen wollten meines Erachtens kein homogenes Gesamtbild entstehen lassen. Da es ja nicht überall grünt, gibt es auch triste Flächen, wo gearbeitet und gelagert wird oder sonst etwas geschieht. Auch diese Bereiche bedürfen einer anspruchsvollen Ausführung. Keine Angst, nichts leichter als das. Da ich mein täglich Brot am Bau verdiene, ist es mir eine Leichtigkeit, an verschiedene Sande zu kommen. Hier habe ich jedoch einen kleinen Geheimtipp parat: Kehren Sie eine abgetrocknete Betonfläche ab und sieben das Zusammengekehrte durch, dann haben sie ein natürlich ausschauendes Streumaterial. Streuen Sie es auf die Anlage und bestäuben das Ganze mit einem Wasser-Spülmittel-Gemisch und nässen es danach mit verdünntem Weißleim, z.B. aus einer Pipette, ein. Meine Dioramen präsentiere ich in einem Schaukasten. Das machen unsere britischen Modellbahnfreunde bereits sehr lange und gern und haben MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

Gesamtübersicht über das Diorama „Kohlenhandlung mit Anschlussgleis“. Dank Schwenkbühne halten sich die Abmessungen von 180 x 50 cm sehr in Grenzen.

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auf Ausstellungen damit guten Erfolg. Den Schaukasten fertige ich aus 10 mm dickem Pappelsperrholz. Für den Hintergrund verwende ich Hartfaser, das in den Ecken ausgerundet in den Schaukasten geleimt wird. Die farbliche Gestaltung halte ich recht einfach und orientiere mich an einem eher bleigrauen Himmel. So erfolgt die Farbgebung des Hintergrunds in einem helleren Grauton.

Gestaltung mit Pulverfarben

Die Schwenkbühne entstand aus einem 0e-Bausatz von Henke, die auf Regelspur getrimmt wurde und eine Farbgestaltung mit Pulverfarben erhielt. Nun geht es als Leerfahrt nach links in Richtung Fiddleyard. Unten: Gelegentlich wird die Anschlussbahn auch mit einem VT 70.5 im Rahmen eines Museumsbetriebs befahren. Irgendein Alibi braucht man ja für den Einsatz eines VTs.

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Wie schon erwähnt kommen bei mir nur Pulverfarben zur Anwendung. Die Pulverfarben vermische ich mit Alkohol – keine Obstler! – und gebe etwas matten Acrylklarlack hinzu. Ich mische mir immer drei bis vier verschiedene natürliche Farbtöne, die zueinander passen und vom Farbton nicht zu sehr voneinander abweichen. Wichtig ist, die Farben soweit zu verdünnen, dass eine lasierende Wirkung erreicht wird. Die Lasur trage ich nass in nass auf und lasse sie anschließend gut durchtrocknen. Bei Bedarf kann man im Nachhinein noch eine weitere Schicht auftragen, falls der Farbton zu blass erscheinen sollte. Dieses Verfahren dauert zwar länger, man läuft jedoch nicht Gefahr, die Farbe zu dick aufzutragen und alles zuzukleistern. Hans Hagner

MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

einerzeit lange angekündigten Wagenmodelle von L.S. Models immer noch ein halbes Jahr warten mussten, war auch kaum ein brauchbares Vorbildfoto aufzutreiben, schon gar nicht aus dem Jahr 1956 und 32

bzw. oder für unseren Streckenabschnitt Bremen–Hamburg. Die fehlende Präsenz des F 11/12 im Werk der bekannten deutschen Eisenbahnfotografen wie Bellingrodt, Hollnagel u.a. ist eigentlich nicht nachvollziehbar, denn der Zug lief bei Tageslicht über deutsche Gleise und stellte schließlich als „Nord-Expreß“ einen bedeutenden Vertreter des „Goldenen Zeitalters“ der Eisenbahn dar, das allerdings in der Epoche III bereits am Vergehen war. Seine Jungfernfahrt machte der „Nord-Expreß“ unter der Zugnummer L 11/12 („L“ für „Luxuszug“) am 9. Mai 1896 unter der Regie der CIWL (Compagnie Internationale des Wagons-Lits)

auf der Relation Ostende/Paris–St. Petersburg. Umspurtechnik auf die russische Breitspur gab es damals noch nicht, und so mussten die Reisenden in Eydtkuhnen bzw. Wirballen umsteigen. Nach Unterbrechung durch den Ersten Weltkrieg und die daraus resultierenden politischen Umwälzungen in Russland war das neue Ziel des „NordExpreß“ Skandinavien. Ab der Fahrplanperiode 1926/27 lief der Zug über Berlin nach Warschau mit Kurswagen nach Riga und Kopenhagen. Nach der erneuten Unterbrechung durch den Zweiten Weltkrieg war der Eiserne Vorhang noch etwas weiter nach Westen gerückt. Die neue Route des L 11/12 (ab MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

VORBILD + MODELL

Da haben wir die süße Kleine nochmal, die bereits seit einem guten halben Jahr auf den „Nord-Expreß“ wartet. Walter Hollnagel fotografierte 1952 in Hamburg Altona. Ab 1953 nutzte der Zug den Abzweig Rainweg zwischen Hamburg Hbf und Altona, um das Kopfmachen im dortigen Endbahnhof zu vermeiden. Foto: Archiv Michael Meinhold Oben rechts: Knapp zwanzig Jahre später machte Sieghardt Rupp alias „Zollfahnder Kressin“ den Zug unsicher – pardon – sicher natürlich, denn er kämpfte im Tatort „Kressin stoppt den Nordexpress“ erfolgreich gegen allerlei Gesindel, das sich im Zug und auf der Lok – einer V 200! – breit gemacht hatte. Foto: WDR

1949 F 11/12) verlief ab 1946 von Paris/Ostende via Aachen, Bremen, Hamburg und Flensburg und mittels der Fährverbindung Nyborg–Korsör über den Großen Belt nach Kopenhagen (seit 1997 Eisenbahntunnel). Ab 1963 nutzte der Zug die neueröffnete „Vogelfluglinie“, 1997 wurde er eingestellt. Zugloks auf deutschem Gebiet waren in der frühen Epoche III vorwiegend Maschinen der Baureihe 03. In unserem Fahrplanspiel vom Sommer 1956 auf dem Streckenabschnitt Bremen–Hamburg (siehe MIBA 7/2011, S. 44 ff und MIBA 10/ 2011, S. 30 ff) sind allerdings bereits 01.10 vom Bw Osnabrück Hbf für den F 11 zuständig. Aus dem entsprechenden Wagenreihungsplan ergibt sich für den 6. September 1956 – den Tag unseres Spiels nach Fahrplan – folgende bunte Garnitur: Hinter der Lok läuft als erster Wagen ein 2.-Klasse-Liegewagen der Touropa (Bcüm), maßstäbliche Modelle dieses Wagens gibt es seit längerem von Roco bzw. Lima. Dann folgt bereits das erste „Problemkind“: Den AB der belgischen SNCB als Kurswagen von Ostende gibt es leider (noch) nicht als Modell. Die Firma L.S.Models hat zwar seit kurzem die schönen belgischen Wagen des Typs I2 im Angebot, diese Bauserie weist aber keinen AB-Wagen auf. Beim Vorbild dürfte vermutlich ein Wagen des Vorgängertyps I1 gelaufen sein, den L.S.Models vielleicht auch einmal in H0 verwirklichen will. So müssen Rechts: Der „Nord-Express“ im Kursbuch vom Sommer 1953. Die Fahrt von Paris nach Kopenhagen dauerte gut 24 Stunden. Anschlüsse gab es von bzw. nach London (via Ostende), Oslo und Stockholm. In alter „Nord-Express“-Tradition wird auch die historische östliche Route nach Berlin und Warschau mit einbezogen. MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

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Der Fährhafen von Korsör auf einer Postkarte aus den 60er-Jahren. MIBA-Archiv

Der nördliche Laufweg des F 11/12 mit dem Fährabschnitt Nyborg– Korsör. Diese Route befuhren neben dem „Nord-Expreß“ auch weitere bekannte internationale Schnellzüge wie beispielsweise der „Holland-Skandinavien-Express“. Die auch via Hamburg laufenden „Adria-Expreß“, „Alpen-Expreß“ und „Skandinavien-Italien-Expreß“ nutzten auf ihrem Weg nach Kopenhagen die bekanntere Fährverbindung Großenbrode– Gedser.

Rechts: Anfang der 50er-Jahre bereiste Toni Schneiders die Route Hamburg–Kopenhagen mit einem internationalen Expresszug. Ob es sich dabei um den „Nord-Expreß“ gehandelt hat, lässt sich leider nicht mehr rekonstruieren. Die bisher unveröffentlichten, aus dem Wagenfenster herausgeschossenen Aufnahmen des schweren Zuges mit der hart arbeitenden 03 bei der Anfahrt auf die Rendsburger Nord-Ostsee-Kanalbrücke dürften aber das Herz jedes Eisenbahnfreundes höher schlagen lassen. Fotos: Slg. Ulrike Schneiders

Unten: Schaubild des F 11 in 1:87 für den Streckenabschnitt Bremen– Hamburg im Sommer 1956. Zehn Wagen plus Lok ergeben die stattliche Länge von gut drei Metern.

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Ebenfalls in Rendsburg (4. Mai 1952) und nach Angabe des Fotografen definitiv der F 11 „Nord-Express“ mit 03 037. Foto: Carl Bellingrodt, Slg. Brinker

sich halt unsere Preiserleins aus Ostende mit der zweiten Klasse in dem B-Wagen vom Typ I2 begnügen. Für den folgenden WLAB (Schlafwagen 1.- und 2.Klasse) der CIWL passt das bestens gelungene neue Modell des Typs „Y“ aus dem Hause L.S.Models allerdings ganz genau. Ebenso perfekt fügt sich das nächste Modell in die Wagenschlange ein. Es zeigt einen 1.-Klasse-Wagen der französischen „Rapide-Nord-Serie“, auch seit kurzem bei L.S. erhältlich. Nach weiteren zwei WLABs vom Typ „Y“der CIWL folgt das zweite Problemkind. Für den im Reihungsplan angezeigten französischen Packwagen mit Seitengang musste in unserem Fall als Notnagel ein Uraltmodell der Firma Jouef herhalten. Der Fahrdienstleiter und Verfasser dieDer Wagenreihungsplan des F 11 vom Sommer 1956. Die den Streckenabschnitt Bremen–Hamburg am Tag unseres Fahrplanspiels durchlaufende Garnitur ist gelb markiert.

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Vormittags kurz vor halb zehn und bei strahlendem Sonnenschein durchfährt eine 01.10 vom Bw Osnabrück Hbf mit dem F 11 am Haken den kleinen Bahnhof Ottersberg. Als eine der ersten Maschinen ihres Bws hatte sie schon 1956 den „Keks“ bekommen. Auch der allgemein …

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… gute Zustand der Lok deutet auf eine erst kürzlich durchgeführte Hauptuntersuchung.

Die ersten Wagen des Zuges sind vorbeigerauscht. Hinter dem Touropa-Liegewagen läuft der „falsche“ B der SNCB, gefolgt von einem WLAB der CIWL und dem A der SNCF (Wagenmodelle Roco, L.S.Models, 3 mal).

Zur Abwechslung und für Epoche-III-Fahrer „mit 1.-Klasse-Streifen“ hier die Reihungen des F 11/12 aus der Bahnhofsfahrordnung von Hamburg Hbf für den Sommer 1958. Abb. Slg. Neumann

Vor dem am Zugschluss laufenden Speisewagen der CIWL (Rivarossi) reihen sich zwei B-Wagen vom Typ „Rapide Nord“ der SNCF (L.S.Models) ein, schließlich der problematische französische Pw von Jouef und zwei weitere Schlafwagen der CIWL (L.S.Models).

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ser Zeilen ist so ehrlich einzugestehen, dass er nicht weiß, ob dieser Wagen einigermaßen passt bzw. ob sein entsprechendes Vorbild – falls es das auch wirklich gab – überhaupt einen Seitengang hatte. Falls dem nicht so ist, kommen unsere armen belgischen Preiserleins, die sich schon mit der 2. Klasse begnügen mussten, zum Dinner nicht einmal in den Speisewagen am Zugende. Passende Ausrede: Das „Goldene Zeitalter“ der Luxuszüge war halt in der Epoche III schon vorbei! Dem problematischen Packwagen folgen zwei 2.-Klasse-Reisewagen, die wir wiederum und mit vergnüglicher Erleichterung mit Modellen aus dem neuen „Rapide-Nord“-Set von L.S.Models

darstellen können. Etwas ungewöhnlich ist die Platzierung des CIWL-Speisewagens am Zugende. Sie wird allerdings nachvollziehbar, wenn man den Reihungsplan etwas genauer betrachtet: Der Wagen wurde erst in Osnabrück rechtzeitig zum Mittagessen angehängt und verlässt den Zug wieder in Nyborg vor Erreichen der Fähre nach Korsör. Erstens wird dadurch der Zug kürzer, und zweitens dürfte der Nachmittagskaffee im dunklen Laderaum der Fähre auch keine besonders vergnügliche Angelegenheit gewesen sein. Als Modell kommt der schon etwas betagte Wagen von Rivarossi ans Zugende, aber bitte mit … genau: Schlusssignal! Otto Humbach 37

DIGITAL-PRAXIS

Apps für Smartphones und Tablets aller Marken ersetzen oder ergänzen in vielen Bereichen der Elektronik die altbekannten Fernbedienungen und halten zunehmend auch Einzug in die Modellbahnsteuerung. Dr. Bernd Schneider hat sich mit Apple-Geräten und deren Kopplung mit den in der Modellbahnsteuerung vorherrschenden Windows-Systemen beschäftigt und zeigt eine grundlegende Alternative zur spezialisierten Modellbahn-App auf.

Steuern mit iPad & Co

Streichel-Zoo D

er Benutzeroberfläche kommt bei technischen Systemen üblicherweise eine hohe Bedeutung zu. Sie entscheidet maßgeblich über die Akzeptanz und damit über den Erfolg in den Anwendungsszenarien. Berührungssensitive Oberflächen sind bei Laptops in Form der Touchpads seit langem Standard und dienen dort als Mausersatz. Aufgrund der dabei jedoch genauso wie bei der Bedienung per Maus erforderlichen AugeHand-Koordination wird berührungssensitiven Bildschirmen eine höhere Benutzerfreundlichkeit zugesprochen.

Grundidee Die Grundidee besteht darin, ein Smartphone oder ein Tablet – also beides Geräte für den mobilen, kabellosen Betrieb, ausgestattet mit einem berührungssensitiven Bildschirm („Touchscreen“) – per Funk mit einem Computer zu verbinden, welcher der Steuerung der Modellbahn dient. Dabei können einzelne oder alle Programmfenster auf das mobile Gerät verlegt und dort quasi mit der Fingerspitze bedient werden. Dabei sind zwei Teilprobleme zu lösen: einerseits das Aufbauen der Verbindung zwischen Mobilgerät und Steuerungscomputer und andererseits das Finden und Einrichten einer geeigMIBA-Miniaturbahnen 5/2012

neten Software, die das Weiterreichen der einzelnen Fensterinhalte und die Bedienung per Touchscreen erlaubt.

Per WLAN-Zugangspunkt … Sowohl Smartphones als auch Tablets sind in der Regel mit einem sogenanten WLAN-Modul ausgestattet, das es den Geräten ermöglicht, drahtlos über einen vorhandenen WLAN-Zugangspunkt („Access Point“, „WLAN-Router“) Verbindung zu anderen Geräten aufzunehmen. Diese Art der Verbindung ist nicht mit dem mobilen Internetzugang über das Netz der Mobilfunkanbieter in Form vom GSM, GPRS, UMTS, HSDPA usw. zu verwechseln. Hierüber wird

zwar auch ein Netzwerkzugang ermöglicht, aber eben in das „globale“ Netzwerk des Mobilfunkanbieters und von dort weiter in das Internet. Demgegenüber erfolgt per WLAN i.d.R. der Zugang zu einem lokalen Netz – z.B. dem Netzwerk in der eigenen Wohnung (LAN steht für „local area network“). Demzufolge wird ein WLAN-Zugangspunkt benötigt, an dem der Steuerungscomputer angeschlossen ist. Dieser kann wahlweise per Funk oder Kabel angebunden sein. Entscheidend für den Aufbau einer erfolgreichen Verbindung zwischen Mobilgerät und Steuerungscomputer ist die Zuordnung beider Geräte im selben Netzwerk. Dies kann oft daran erkannt werden, dass beide Geräte IPAdressen aus demselben Adressbereich haben, sich also nur der letzte der vier Ziffernblöcke unterscheidet. Dies machen viele WLAN-Zugangspunkte – für den hier betrachteten Fall leider – standardmäßig anders, indem

Die Installation der Air Display-Software auf dem PC ist absolut problemlos. Nach erfolgter Installation nistet sich die Software im System-Tray rechts unten auf der Startleiste ein. Alle wesentlichen Funktionen lassen sich so leicht erreichen, inkl. Zulassen eines Endgerätes (hier: MBiPad) und Anordnung der Bildschirme.

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Einrichten eines Ad-hoc-Netzwerkes Das Einrichten eines Ad-hoc-Netzwerkes erfolgt in vier gut strukturierten Schritten. Ausgehend vom Netzwerk- und Freigabecenter (links oben: bei Windows Vista und Windows 7) wird die Option „Eine Verbindung oder ein Netzwerk einrichten“ gewählt. Im folgenden Dialog (unten) wird die Option „Hinzufügen“ ausgewählt.

Daraufhin kann im nächsten Dialog (links unten) der entsprechende Netzwerk-Typ – hier das Ad-hoc-Netzwerk – ausgewählt werden. Nach der Wahl eines treffenden Netzwerknamens (hier: Eisenbahn) muss noch ein Sicherheitstyp gewählt werden. Nach aktueller Lage ist hier WPA oder WPA2 empfehlenswert. Im dritten Feld muss das Kennwort („Passphrase“) hinterlegt werden, welches beim Aufbauen der Funkverbindung auf dem jeweiligen Mobilgerät einzugeben ist.

Der Autor verwendet zwei getrennte Funknetze, um zwischen den eigenen Endgeräten und „Gastgeräten“ trennen zu können. So wird für Gastgeräte grundsätzlich ein Ad-hoc-Netzwerk aufgebaut, welches für jeden Besuch bzw. Termin ein neues Kennwort erhält. Damit sind die eigenen Geräte universell verwendbar, ohne den Gastgeräten mehr Zugriffsmöglichkeiten als nötig zu verleihen.

sie z.B. per Funk Adressen aus einem anderen Bereich verteilen als das Netz, an dem sie kabelseitig angebunden sind: Der Steuerungscomputer weist dann beispielsweise eine Adresse auf, die mit 192 beginnt, während die Adresse des Mobilgeräts mit 10 beginnt. Die hier benötigte Option wird in den Menüs der WLAN-Zugangspunkte häufig mit „Bridging“ bezeichnet.

… oder per Ad-hoc-Netzwerk Wird der Steuerungscomputer ohne Netzwerkzugang genutzt oder besteht nur ein kabelgebundenes Netzwerk, so kann der Steuerungscomputer durch ein entsprechendes WLAN-Modul – zum Beispiel in Form eines WLANUSB-Sticks (schon erhältlich für unter 10 €) – erweitert werden, sofern er 40

nicht bereits über ein solches verfügt. Über das WLAN-Modul wird ein sogenanntes Ad-hoc-Netzwerk zwischen den beiden Geräten aufgebaut. Diese Art Netzwerk lässt sich sehr einfach einrichten und ist quasi isoliert vom übrigen Netz. Daher bestehen auch keine Wechselwirkungen zwischen den beiden Netzen.

Software Nach der Einrichtung des Netzwerkes stehen nun alle Möglichkeiten offen, die Modellbahn über eigene Software (App) auf dem Mobilgerät zu steuern. Interessanterweise finden sich häufig auch kostenlose Apps für verschiedene Aufgabenstellungen. Für den hier beschriebenen Fall wird eine App benötigt, die entweder einen Fernzugang

(„Remote Desktop“) zum Steuerungscomputer erlaubt oder die den Bildschirm des Mobilgeräts wie einen zweiten (oder dritten, vierten, …) Bildschirm am Computer behandelt. Programme für den Fernzugang sind zwar weniger anspruchsvoll, was den Netzwerkzugang angeht, aber aufgrund der zusätzlichen Monitorfläche und der in der Regel höheren Darstellungsqualität und Reaktionsgeschwindigkeit wird der zweitgenannten Lösung hier der Vorzug gegeben. Andernfalls wird der Inhalt eines Bildschirms des Steuerungscomputers auf den Bildschirm des Mobilgerätes übertragen und dort an die Auflösung des Bildschirms angepasst oder nur ein Ausschnitt angezeigt, was zu Verzerrungen oder einem Beschneiden des sichtbaren Inhalts führt. MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

Die Anordnung der Bildschirme kann sowohl über den Menüpunkt „Bildschirm-Anordnung“ in der Software „Air Display“ (rechts) als auch über den gewohnten Dialog „Anzeigeeigenschaften“ des WindowsBetriebssystems (links) vorgenommen werden. Bei mehreren angeschlossenen Bildschirmen verschluckt der Air Display-Dialog unter Umständen das neue Gerät – hier spitzt es links neben Bildschirm 3 gerade noch hervor. Durch Verschieben der Bildschirmsymbole mit der Maus kann die Anordnung verändert werden.

Die App „Air Display“

Auf dem Mobilgerät – hier ein Apple iPad der ersten Generation – wird das neue Netzwerk („Eisenbahn“) bereits angezeigt. Durch Anwählen wird zum Dialog „Verbinden“ (siehe unten) verzweigt. Hier muss der gleiche Sicherheitstyp (hier: WPA2) gewählt werden, der auch beim WLAN-Zugangspunkt bzw. bei der Ad-hoc-Verbindung gewählt wurde. Auch als Kennwort muss die Zeichenfolge gewählt werden, die zuvor beim WLAN-Zugangspunkt bzw. bei der Ad-hocVerbindung eingegeben wurde. Im dortigen Dialog wurde sie mit „Passphrase“ bezeichnet.

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Ist die Verbindung erfolgreich aufgebaut worden, so wird sie durch einen Haken davor kenntlich gemacht und in blauer Schrift dargestellt. Das Schloss symbolisiert dabei den vorhandenen Schutz gegen unerlaubte Zugriffe. Danach steht der Installation und dem Einsatz der App „Air Display“ nichts mehr im Wege: Sie ist für € 7,99 im App-Store erhältlich und installiert sich wie gewohnt selbsttätig.

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Auswahl und Installation

Kosten

Um das Steuerungsprogramm nicht nur auf dem Mobilgerät zu sehen, sondern von dort auch per Touchscreen bedienen zu können, reicht keine einfache „Bildschirmerweiterung“. Vielmehr müssen die Mausbewegungen und Mausklicks – ausgelöst durch Fingerbewegungen – auf dem Mobilgerät ausgewertet und an den Steuerungscomputer übermittelt werden. Dieser veranlasst dann die entsprechenden Maßnahmen auf der Modellbahn. Für Apple-Geräte (iPhone, iPod touch, iPad) werden mit den Apps „Air Display“ und „DisplayLink“ zwei Alternativen zur Erweiterung von WindowsComputern angeboten, die die oben genannten Anforderungen erfüllen. Die App „DisplayLink“ ist kostenlos erhältlich, erfordert aber einen Steuerungscomputer unter Windows und erlaubt nur den Anschluss eines einzigen Monitors am PC. „Air Display“ weist diese Einschränkungen nicht auf. Mit einem Preis von € 7,99 ist es zwar eine der teureren Apps, bleibt aber preislich immer noch im Rahmen, wenn man die damit neu gewonnenen Möglichkeiten betrachtet.

Auch wenn beim Hobby nicht jede Maßnahme in Euro und Cent bewertet werden sollte – ein grober Blick sollte trotz allem erlaubt sein. Die Preise für die Apps sind i.d.R. eher vernachlässigbar. Ein einfaches, für den hier beschriebenen Kontext mehr als ausreichendes WLAN-Modul ist schon für unter € 10 erhältlich. Selbst ausgewachsene WLAN-Router sind für unter € 40 zu haben. Dafür schlagen die Endgeräte umso mehr zu Buche: Der preiswerteste iPod touch kostet rd. € 175, ein vom Hersteller generalüberholtes iPad der ersten Generation liegt bei € 299. Für diesen Betrag erhält man anderswo schon zwei vollwertige, exakt auf das Digitalsystem zugeschnittene Handsteuergeräte bzw. fünf und mehr „Lokmäuse“ o.ä.

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Fazit Schick sind sie und für Aufmerksamkeit sorgen sie auch – egal ob Tablet oder Smartphone. Aber schick allein sollte nicht ausschlaggebend für den Erwerb und den Einsatz sein. Die geräte- und digitalsystemspezifischen Apps

bieten unterschiedliche Funktionsumfänge, verfügen aber zwangsläufig über eine andere Oberfläche als das gewohnte Steuerungsprogramm, kommunizieren direkt mit der Digitalzentrale und benötigen keinen PC zur Vermittlung. Grundsätzlich haben sie den Vorteil, dass mehrere der Mobilgeräte gleichzeitig eingesetzt werden können. Die hier vorgestellte Lösung ist sowohl unabhängig vom Digitalsystem als auch von dem auf dem Computer eingesetzten Steuerungsprogramm. Letztendlich sind alle Funktionen des Steuerungsprogramms auch auf dem Mobilgerät abrufbar. Computer und Mobilgerät teilen sich somit quasi eine Maus und eine Tastatur – daher können zwar mehrere mobile Geräte pro Computer in Betrieb sein, jedoch kann immer nur eines zur Bedienung der Anlage genutzt werden. Grundsätzlich ist zu bedenken, dass Geräte wie das iPad auf Dauer doch recht schwer sind und keine modellbahnerfreundliche Aufbewahrung bieten – da wünscht man sich schnell einen „Bauchladen“, auf dem das Gerät sicher und leicht bedienbar liegt, oder zumindest eine Ablage an der Modellbahn. Dr. Bernd Schneider

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Eine Kleinbahnanlage im Maßstab 0e

Auf dem Holzweg Eine besonders schön gestaltete Schmalspur-Anlage erbaute Werner Kamann auf seinem Dachboden. Mit einer bunten Auswahl an überarbeiteten Kleinbahnfahrzeugen von Fleischmann wurden hier Güter – insbesondere Holz – und Personen zwischen Wernhausen und Christheim transportiert. Wegen eines Umzuges musste die Anlage leider abgebaut werden. Ludwig und Lukas Fehr haben es jedoch geschafft, ihr zuvor einen Besuch abzustatten. Im Endbahnhof Christheim herrscht reges Treiben, da der nächste Regionalzug schon in der Einfahrt ist. Hinter den hohen Mauern im Hintergrund befindet sich im Übrigen die Bahnhofsumfahrung.

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A

uf der Strecke der Kleinbahn Christheim–Wernhausen, welche die beiden gleichnamigen Ortschaften miteinander verbindet, ist immer etwas los. Der kurze Weg, den die Bahn zwischen den beiden Städten zurücklegt, wird regelmäßig von Personen- und Güterzügen genutzt. Die in Wernhausen ansässige Holzverarbeitung „W. Kamann“ sowie ein lokaler Chemiebetrieb sorgen für eine stetige Nachfrage an Zügen, um ihre Waren an den Mann bringen zu können. Auch die Bewohner der zwei befreundeten Ortschaften wissen die Möglichkeit des Personentransportes zu nutzen. Sei es nun um den jeweils lokalen Wochenmarkt aufzusuchen oder bloß um einen Kaffee mit Freunden aus der Nachbargemeinde zu genießen. Möglich macht dies die bereits oben angesprochene Kleinbahn Christheim– Wernhausen, eine Schmalspurbahn, welche ausschließlich moderne Dieselfahrzeuge auf ihrer Engspurstrecke betreibt. Die Vielfalt der Fahrzeuge ist eine Folge des Beitritts zur „Rheinländischen Eisenbahn Gesellschaft“ (REG). Diesem Kleinbahnverband gehört unter anderem auch die Meckenheimer Kleinbahn an, welche nach ihrer Umspurung auf Meterspur eine DreierPersonenwagen-Garnitur an ihre Partnergesellschaft schickte. Diese Garnitur wurde dankend angenommen, auch wenn nun des Öfteren die graue Lok des Arbeitszuges im Personenzugdienst aushelfen muss. MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

MODELLBAHN-ANLAGE

Lokführer K. Amann hat bereits seine Lok aus dem Schuppen nebenan vor den kleinen Arbeitszug, welcher mit Kran und anderen nützlichen Dingen bestückt ist, gesetzt und wird jeden Moment zu seinem nächsten Einsatz fahren. Bis die Weichen gestellt sind, bräunt er sich noch kurz in der Frühlingssonne. Das Wernhäuser Trafohäuschen entstand in komplettem Eigenbau. Die Dachziegel wurden einzeln angefertigt und eingesetzt. Wie so manch anderer Bau auf der Anlage tarnt auch das Trafohäuschen einen an dieser Stelle liegenden Weichenmotor.

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Der Platz im Christheimer Güterschuppen wird allmählich eng. Der Anbau ist auch schon fast fertig, lediglich ein Stück Dachpappe fehlt noch.

Modellbau Eine für schwere Züge bestimmte MaK-Diesellok aus dem Hause Wedekind zieht eine neue Ladung Holz aus dem Werk. In den Silos im Hintergrund sind Sägespäne gelagert, welche im überdachten Bereich links verladen werden.

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Bei den Fahrzeugen handelt es sich großteils um Umbauten von Fleischmanns „Magic Train“-Modellen. So wurde beispielsweise aus einem Paar zweiachsiger Personenwagen ein mit Roco-H0-Drehgestellen ausgestatteter Vierachser gebaut. Derselbe Vorgang wiederholte sich auch bei den nun vierachsigen Rungenwagen. Die Personenwagen erhielten zudem die grün-beige Lackierung des REG-Verbundes, Güterwagen wurden mit braunen Holzwänden versehen. Als Kupplung verwendete Werner Kamann H0-Kadee-Kupplungen, welche sich dank der in FleischmannFahrzeugen standardmäßig verwendeten NEM-Normschächte sehr einfach einbauen lassen und durch ihre Funktion als Mittelpuffer einen gewissen Realitätsgrad vorweisen. Beim gesamten Gleismaterial wurde auf Pecos 0e-Gleis gesetzt. Die Weichenantriebe sämtlicher Weichen sind in kleinen Hütten, unter einem Holzstapel oder direkt im Bahnhofsgebäude versteckt. Die Gebäude sind alle in Handarbeit gefertigt. Die Dächer deckte der Erbauer mit einzelnen Holzziegeln, welche ebenfalls komplett selbst angefertigt wurden. MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

Ein Zug in Richtung Wernhausen begegnet auf seiner Bachüberquerung einem Angler. Ob dieser heute wohl Glück hat? Links: Im Holzbetrieb W. Kamann ist Mittagspause. Unten: Einige Autofreunde treffen sich hier regelmäßig. Daneben ein Müllcontainer, welcher gewisse Ähnlichkeiten mit einem Klappdeckelwagen hat.

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Legende       

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Schiebebühne Bf. Wernhausen Bahnsteig Sägespäne-Silo Stellwerk Holzhalle „W. Kamann“ Schienenlager Brücke über Bach Bf. Christheim Güterabfertigung mit Rampe Bahnsteige Wiegehaus Kopf-/Seitenrampe Trafohaus Tankstelle Lokschuppen alter Wasserturm Stellwerk Holzstapel optionaler Schattenbahnhof

Anlagenaufbau



Die Anlage wird an beiden Enden der U-förmig angelegten Strecke von einem Kopfbahnhof abgeschlossen, wobei das eine Bahnhofsende von Wernhausen durch eine einfache, praktische Schiebebühne ersetzt wurde. Nach der Hälfte des 180°-Bogens überquert die Strecke auf einer Stahlträgerbrücke einen kleinen Flusslauf mit angrenzendem Wäldchen, bevor sie hinter einer Kulisse verschwindet. Dort umfährt sie den Kopfbahnhof Christheim. Hier hätte durchaus ein kleiner Fiddleyard Platz gefunden. Dazu kam es jedoch nicht mehr, da die Anlage wegen eines Umzugs leider abgerissen werden musste.

Holzverarbeitung

Rechts: Eine Schiebebühne ist ein einfacher und platzsparender Helfer im Rangierbetrieb.

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Der Name Werner Kamann dürfte einigen Enthusiasten in Bezug auf Holzladegut durchaus ein Begriff sein, da er ein ausgezeichneter und begnadeter Ladegutbastler mit kreativen Ideen ist. Dies spiegelt sich unter anderem an dem großen Holzbetrieb, vielen gestapelten Holzgütern auf sämtlichen Laderampen und etlichen Flachwagen mit hölzernem Ladegut aller Art wider. Lukas Fehr MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

Die bereits erwähnte Garnitur der Meckenheimer Kleinbahn fährt in den Bahnhof Christheim ein. Früh am Morgen ist noch nicht viel los und Schaffner Werner hat genug Zeit, um an der offenen Tür des Packwagens etwas Fahrtluft zu schnuppern.

Wem wohl dieser Ford Capri gehört? Fotos: Lukas und Ludwig Fehr Unten: Ob die Kürbisse im Garten des Wernhausener Fahrdienstleiters wohl wegen des nahen Chemiewerks so gut gedeihen …

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Die Bahnhofseinfahrt am Rande der Altstadt (im Bild links) führt über eine mehrgleisige Brückenkonstruktion. Nebenan findet gerade ein Festumzug statt. Rechts ein Blick auf die im großen Bogen verlegten Bahnhofsgleise, die dazu noch überhöht verlegt sind. Die ganz leicht in die Kurve geneigten Züge der Epoche III sind für den eingefleischten Eisenbahnfreund, der den Originalbetrieb vielleicht noch selbst erlebt hat, ein faszinierender Anblick!

Ausstellungsanlage der MF Leutkirch in H0

Am Rande der Alpen Eine transportable Clubanlage sollte es werden, die auch auf Ausstellungen dem eisenbahninteressierten Publikum präsentiert werden kann. Die Modellbahnfreunde Leutkirch haben im Laufe der Jahre eine aus neun Segmenten bestehende L-förmige Anlage geschaffen, die sich an der Voralpenlandschaft ihrer Heimat orientiert und auf zwei Ebenen einen abwechslungsreichen Bahnverkehr bietet.

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er Club – die Modellbahnfreunde Leutkirch – hatte seine Geburtsstunde im Jahre 1989. Der Modelleisenbahnvirus führte die ersten Interessenten zusammen. Damals wurde in der Küche eines Gründungsmitglieds über die Gründung eines Vereins und dessen mögliche Ziele diskutiert. Eines der Ziele war der Bau einer transportablen H0-Modelleisenbahn, die bei verschiedenen Anlässen zur Schau gestellt werden sollte. Lange und hitzige Diskussionen wurden von den neun Gründungsmitgliedern über die Eckpunkte der Clubanlage geführt. Finanzierung, Größe, Lokalität usw. – das waren die üblichen Fragen. Eine wesentliche Frage aber zielte auf die Wahl des bevorzugten Systems: Zweileiter oder Mittelleiter? 50

Jedes System hatte seine Vor- und Nachteile. Entscheidend für einen typisch schwäbischen Club waren die Faktoren Kosten und die (damals noch gravierenden) Detaillierungsunterschiede zwischen den Zweileiter- und den Mittelleitermodellen. Wir entschieden uns also für das Zweileiter-Gleichstrom-System. Nach vielen Arbeitsstunden war es dann soweit, dass die erste Anlage dem Publikum gezeigt werden konnte. Anlass war das 100. Jubiläum der Strecke Leutkirch–Memmingen. Die Anlage war 1,00 x 1,50 m groß. Ein Noch-Fertiggelände wurde durch optische und technische Veränderungen aufgewertet, mit zahlreichen Details bestückt und der Öffentlichkeit präsentiert. Von Anfang an wurde viel Wert auf sorgfäl-

tige Verarbeitung und – den jeweiligen Talenten entsprechend – ideenreiche Gestaltung gelegt. Bald darauf folgte die nächste Anlage: eine zweiteilige Noch-Anlage (2,50 x 1,00 m). Bei einem Stadtfest in Leutkirch konnte sie dem Publikum vorgestellt werden. Inzwischen hatte man einen Clubraum zur Verfügung. Hier nahm der Plan zum Bau einer Anlage in Segmentform feste Gestalt an. Die damaligen Raumvorgaben waren die Eckpunkte der transportablen Clubanlage. Auf zwei Ebenen sollte ein abwechslungsreicher Bahnverkehr gezeigt werden. Und was die Landschaft anbelangt, so wollten wir unsere Heimat und den Alpenrand nachempfinden. Gleisplan und Geländegestaltung wurden in zähen Diskussionsrunden entwickelt und endlich wurde auch wieder gebastelt. Die Clubanlage besteht aus neun Segmenten (Länge der Modulkästen 1,00 bis 1,50 m, Breite zwischen 0,90 und 1,10 m). Aufgebaut ergibt sich eine Anlage in L-Form mit ca. 6,00 x 6,50 m Schenkellänge. Die Segmente bestehen ursprünglich aus einer massiven Sperrholzgrundplatte mit ausgeschnittenen Seitenteilen (Zugriffsmöglichkeit und Gewichtsersparnis) und einem abnehmbaren Sperrholzdeckel. An den Stirnseiten sind Metallbuchsen eingelassen. Gelagert werden die Segmente auf einer bettgestellähnlichen Konstruktion – dies ermöglicht einen relativ schnellen Anlagenaufbau. MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

Der Bilderbogen auf dieser Doppelseite verdeutlicht anschaulich, wie unterschiedlich die Motive sind, die auf der Schauanlage der Modellbahnfreunde Leutkirch zu entdecken sind. Von der mittelalterlichen Stadt über das Bw bis hin zur freien Landschaft und zum Gebirge spannt sich der Bogen des nachempfundenen Modellgeländes – ohne dass der Eindruck von Enge aufkommt.

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Auf den Rohsegmenten wurden ca. 150 m Roco-Gleis mit 2,5 mm hohen Schienenprofilen verlegt und von Hand eingeschottert. Verfahren wurde dabei nach der Holzleim-Spülmittel-Methode, Nachdem die Gleise verlegt waren, mussten sie auf Segmentlänge gebracht werden. Damit stellte sich uns eine wesentliche Frage: Wie soll der Gleisübergang von Segment zu Segment erfolgen? Bei den Übergangsverbindungen haben wir vor allem auf Betriebssicherheit MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

Wert gelegt und benutzen daher Passstücke an allen gut erreichbaren Stellen. Wir haben nur wenige starre Gleisübergänge (d.h., die Gleisenden sind auf einen Schraubenkopf gelötet) im schlecht zugänglichen Bereich. Danach wurden die vorgesehenen Höhenunterschiede mittels zweier Gleiswendeln hergestellt; bei dieser Gelegenheit wurden auch die ursprünglich geschlossenen Grundplatten der Segmente mit entsprechenden Zugriffsmöglichkeiten versehen. 53

Alle Gebäude des Bahnbetriebswerks entstanden im völligen Eigenbau. Fotos: bk Tiefe Einschnitte und hohe Stützmauern unterstreichen den Gebirgscharakter der Clubanlage. Die Geländegestaltung erfolgte mithilfe unterschiedlicher Techniken.

Der geländebauliche Teil zog sich beinahe sechs Jahre hin. Wobei die Anlage mit den bereits gestalteten und den Rohbau-Segmenten immer wieder bei Ausstellungen gezeigt wurde. Beim Geländebau kann man auf verschiedenen Anlagenteilen alte und neue Techniken erkennen. So zum Beispiel bei der Felsgestaltung: Die ersten Felspartien entstanden mit Spachtel und Bürste aus Gips, mit echten Steinen dazwischen. Später haben wir echte Steine abgeformt und die Abgüsse mit Plakafarbe und nassem Schwamm nachbearbeitet. 54

Bei der Begrünung kann man auf unserer Anlage geradezu Entwicklungsstadien anschaulich machen: Auf dem ersten Segment sind noch die bekanntberüchtigten „Flaschenputzer“-Bäume in großer Zahl verbaut, auf den nächsten Segmenten wurden mehr und mehr selbstgebaute bzw. selbstgedrehte und beflockte Kunststoffbäume „gepflanzt“. So bietet die Anlage an vielen Stellen für den Besucher in Bezug auf die Landschaftsgestaltung Entscheidungshilfen für seine individuelle Anwendung auf der heimischen Anlage.

Ein paar „Zuckerle“ sollten die Anlage für Besucher sehenswert machen. So gab es schon 1991 eine beleuchtete Tropfsteinhöhle – eine Hommage an die Breitach-Klamm. Ein klarer Bergsee unterhalb des Gipfels trägt ebenfalls zur Landschaftsromantik bei. Ein weiterer „Hingucker“ ist der Festumzug in der Altstadt mit über 350 Miniaturfiguren. Das Verhältnis von Gelände zu Eisenbahn stellte die Zuschauer immer wieder zufrieden. Im Hinblick auf die beabsichtigten Reisen zu Ausstellungen etc. musste für die fertiggestellten Segmente eine Verpackungslösung für Transporte gefunden werden. Von einer ersten regalartigen Einschubvariante, bei der die Segmente ungeschützt durch die Gegend getragen werden mussten, kamen wir zur kompletten Umhausung jedes einzelnen Segments, um vor Schnee und Regen sicher zu sein. Für eine Digitalsteuerung haben wir uns frühzeitig entschieden, weil wir ganz einfach den Genuss langsamer Anfahrten erleben wollten. Bei uns fahren übrigens Modelle aller Hersteller, wobei mangels Oberleitung ausschließlich Dampf- und Dieselloks verkehren. MF Leutkirch/Jürgen Reiss MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

Die trutzige Burg entstand aus Resten vorhandener Bastelmaterialien, dazu ein bisschen Gips. Im Bild links die Tropfsteinhöhle.

Eine kleine Brücke in H0 nach Pit-Peg-Vorschlag (1)

Über Bach und Straße Auf den ersten Blick wirkt die kleine Brücke recht unspektakulär – dank ihrer interessanten Gestaltung mit unterschiedlichen Durchlässen stellt sie aber ein reizvolles Modellbahnmotiv dar. Thomas Mauer zeigt, wie er die Zeichnung von Pit-Peg auf der Anlage in die Realität umsetzte.

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Eine Straße und ein daneben verlaufender schmaler Bach werden von einer zweigleisigen Strecke überquert. Die Kombination der beiden unterschiedlich gestalteten Durchlässe macht die eigentlich unscheinbare kleine Brücke zu einem echten Blickfang.

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ie Zeichnungen von Pit-Peg sind eine wahre Fundgrube – beim Blättern durch die alten Broschüren entdecke ich immer wieder Motive, die ich ins Modell umsetzen möchte. Aus dem „Skizzen-Buch“ hatte es mir eine kleine Brückenkonstruktion besonders angetan, auf der eine zweigleisige Bahnstrecke eine Straße und einen Bach überquert. Rasch waren Zeichenbrett, Bleistift, Radiergummi und Zirkel bereitgelegt. Ein alter Brekina-Lkw diente dazu, die Dimension der Straßenunterführung einzuordnen. Beim Zeichnen der Seitenansicht mussten auch die Materialstärken wie z.B. die des Straßenbelags berücksichtigt werden, ebenso die Maße der Geländeplatten (Dämmstoffplatten in den Stärken 2

und 4 cm). Die Breite des Bauwerks ergibt sich durch zwei parallel verlaufende Gleise samt der Korkbettung und einem Randweg auf jeder Seite, hinzu kommt die seitliche Brüstung der Brücke. Das alles ist keine Hexerei – und die Zeichnung ist schnell erstellt. Vielleicht wundert sich der eine oder andere Leser, warum ich hier immer noch mit Bleistift und Lineal auf Millimeterpapier „herumkritzele“ – wenn es doch so schöne Zeichenprogramme gibt. Die Antwort ist einfach, denn diese Zeichnung bildet die Grundlage beim Basteln. Die Maße lassen sich ganz einfach aus der Zeichnung ablesen; dazu benötige ich kein Lineal, anhand der „Kästchen“ ist das gesuchte Maß auf einen Blick zu sehen. MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

MODELLBAHN-PRAXIS

Aber aus welchem Material soll die Brücke entstehen? Möglichkeiten gibt es da jede Menge – etwa eine Unterkonstruktion aus Polystyrol und einer Verkleidung aus Kunststoff-Mauerplatten, Gipsabgüsse mit selbst modelliertem Mauerwerk oder aber geschäumte Strukturplatten, wie sie im Sortiment von Noch zu finden sind. Die „Sandsteinmauer Profi-plus“ hatte ich noch in meinem Fundus, eine „kleine“ mit den Maßen 33,5 x 12,5 cm (Art.-Nr. 58074) und eine „große“ mit den Maßen 67 x 12,5 cm (Art.-Nr. 58075), zudem ein kleines Reststück von einem anderen Bauprojekt – das vorhandene Material sollte ausreichen. Also konnte es an die Arbeit gehen. Zunächst benötigen wir ein ordentliches Cuttermesser mit einer neuen Klinge, dazu ein Stahllineal als Anschlag für einen geraden Schnitt. Die ersten Wandteile sind auf diese Weise rasch zugeschnitten. Dabei ist auf den Fugenverlauf zu achten, damit die Fugen „um die Ecke“ gleichmäßig durchlaufen – auch wenn man dadurch etwas mehr Verschnitt erhält. Die Stoßkanten müssen auf Gehrung zugeschnitten werden. Dies gelingt bei Hartschaum mit einem scharfen Messer ohne Probleme; ein Anschlag in Form eines Holzklotzes verhindert das Wegrutschen. Trotzdem sollte man auf seine Finger acht geben! Der Schnitt erfolgt dabei zunächst nicht genau bis an die Kante des Werkstücks. Mit einer Feile arbeitet man sich danach in Richtung Kante vor, ehe das letzte Material auf einem flach aufgelegten Schleifpapier entfernt wird. Zwischendurch wird immer wieder die Passgenauigkeit überprüft, um eine möglichst kleine Naht zu erhalten. Für eine rasche Fixierung habe ich hier Heißkleber bevorzugt. Ein Metallwinkel oder aber ein einfacher Holzklotz dienten zum Ausrichten, sodass schon nach kurzer Zeit die Wandteile fest miteinander verbunden waren. Sicher ist sicher, dachte ich mir und strich zusätzlich noch Holzleim von hinten gegen die Nahtstellen. Nach dem Abbinden des Klebers konnten die Stoßkanten mit einem feinen Schleifpapier abgezogen und mit einer Feile die Steinfugen nachgearbeitet werden. Diente das linke Brückenwiderlager gewissermaßen zum „Aufwärmen“, wird es auf der rechten Seite ein wenig kniffliger. Hier musste nämlich noch der Bogen in die Mauerplatte geschnitten werden, was bei der Materialstärke MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

Nach bewährter Methode wurde zunächst eine maßstäbliche Zeichnung auf Millimeterpapier angefertigt. Vorteil dieser Vorgehensweise: Alle Maße lassen sich leicht aus der Zeichnung ablesen – man muss nicht immer nachmessen.

Für das Mauerwerk wurden Hartschaumplatten von Noch benutzt (hier die „Sandsteinmauern“, Art.-Nrn. 58074 und 58075); sie lassen sich mit einem scharfen Messer leicht zuschneiden. Die Stoßkanten müssen auf Gehrung geschnitten werden. Dies gelingt ebenfalls mit dem Messer ohne Probleme, ein Holzklotz als Anschlag verhindert das Wegrutschen. Trotzdem sollte man wegen der scharfen Klinge vorsichtig sein!

Mit einer Feile arbeitet man sich in Richtung Stoßkante vor, ehe das letzte Material an der Kante mit Schleifpapier entfernt wird. Die Wandteile können danach mit Heißkleber fixiert werden, ein Holzklotz oder ein Metallwinkel sorgt für Rechtwinkligkeit.

Wenn die Stoßkanten an den Wandteilen mit feinem Schleifpapier abgezogen worden sind, kann man mit einer Feile die durchlaufenden Fugen nacharbeiten.

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Ein Zirkel mit Reißnadel dient zum Markieren des Gewölbebogens; nach dem Ausschneiden musste das geschäumte Material für die Gewölbesteine um rund 3 mm abgetragen werden. Das Gewölbe entsteht ebenfalls aus einer Hartschaummauerplatte, deren Stärke auf 3-4 mm verringert wurde; durch vorsichtiges Erwärmen mit einem Föhn lässt sie sich leicht über einem Zylinder (hier einer Streumaterialdose) biegen, bis der gewünschte Kreisbogen erreicht ist.

Aus Resten der Mauerplatte, die auf eine Stärke von 3 mm gebracht worden sind, schneidet man sich einzelne Gewölbesteine zu. Mit Weißleim wurden unschöne Nahtstellen kaschiert – danach kann das Bauwerk erst einmal trocknen. Die Brückenteile erhielten einen neuen Grundanstrich mit Heki-Sandsteinfarbe; verdünnt mit wenig Wasser dringt die Farbe auch leicht in die Steinfugen.

Für das Brückenteil über der Straße wurden Kunststoffprofile von Vollmer (Art.-Nr. 5021) auf eine Kunststoffplatte geklebt. Zwei Holzleisten begrenzen die Platte zu den Widerlagern hin.

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der Platten nicht ohne weiteres aus der Hand gelingt. Wird zum Anreißen des Bogens ein Zirkel mit zwei Nadeln genommen, lassen sich die Kreisbögen leicht in den Hartschaum drücken und erleichtern so das exakte Ausschneiden mit einem scharfen Bastelmesser. Den Bogen habe ich zunächst grob ausgeschnitten und anschließend nach und nach kleinere Stücke abgeschabt. Dort, wo die Gewölbesteine eingefügt werden müssen, trägt man das geschäumte Material um gut 3 mm ab. Für das Gewölbe habe ich die Wandstärke der geschäumten Platte auf 3-4 mm verringert. Dies erfolgte durch Zuschneiden, Feilen und Schleifen. Jetzt benötigt man noch einen Haartrockner, mit dem die Mauerplatte für das Gewölbe erwärmt und dann zügig über ein passendes Rundmaterial gerollt wird (in meinem Fall eine Dose für Streumaterial). Die Noch-Platten vertragen übrigens recht gut Wärme, ohne dass sie sich gleich in Wohlgefallen auflösen. Der Vorgang muss unter Umständen mehrfach wiederholt werden, bis das Gewölbe im gewünschten Durchmesser fixiert ist. Die Seitenwände verklebte ich wieder mit Heißkleber; für das Gewölbe verwendete ich dagegen Weißleim und fixierte es bis zum Abbinden mit Nadeln. Auf diese Weise lässt es sich beim Einsetzen noch gut ausrichten. Jetzt fehlten außen noch die einzelnen Gewölbesteine; sie können ebenfalls aus Plattenresten zurechtgeschnitten werden, die auf eine Stärke von 3 mm gebracht wurden. Die einzelnen „Steine“ drückte ich nun in den satt mit Weißleim gefüllten Ausschnitt für den Gewölbebogen. Der Leim reduziert die Fugentiefe und kaschiert gleichzeitig unschöne Übergänge und Nähte. Nach dem Abbinden des Klebers kann man für die farbliche Gestaltung auf Abtönfarben zurückgreifen, mit denen nach Lust und Laune jeder gewünschte Farbton selbst gemischt werden kann. Ich habe hier die SandsteinFarbe von Heki (Art.-Nr. 7101) benutzt. Der Farbton wirkt zunächst, vorsichtig ausgedrückt, etwas „gewöhnungsbedürftig“ – er sollte daher nicht ohne eine zusätzliche Patinierung verwendet werden. Da mir aber aus anderen Projekten die endgültige Wirkung bekannt war, konnte mich der Grundfarbton nicht irritieren. Bei der Heki-Farbe ist übrigens das Verdünnen mit Wasser ratsam, um die Fugen nicht „zuzuschmieren“, außerdem läuft die Farbe MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

so auch wirklich in die kleinste Vertiefung. Jetzt fehlte noch der Überbau. Er besteht laut Pit-Peg „aus Stahlträgern und einer Massivdecke“. Die Decke habe ich aus einer Kunststoffplatte von Heki zugeschnitten, zwei Holzprofile begrenzen den sichtbaren Überbau. Für die Stahlträger sind abgelängte Kunststoffprofile aus dem Vollmer-Profilsortiment (Art.-Nr. 5021) geeignet. Holz und Kunststoff lassen sich gut mit einem Alleskleber verbinden. Aus Balsaholzstreifen entstanden die Randsteine für das Brückenbauwerk. Mit einer Feile habe ich die Fugen zwischen den Steinen in einem gleichmäßigen Abstand eingeritzt. Auch die massive Brüstung entstand aus Holz, in diesem Fall aus Kiefernleisten, deren obere Kante mit Hilfe von Schleifpapier abgerundet wurde. Auch hier wurden wieder senkrechte Fugen eingefeilt. Das Geländer ist im Faller-Sortiment zu finden. Die Löcher für die Geländerpfosten konnten mit einem Bohrer in das weiche Balsaholz „gedrückt“ werden. Rand- und Brüstungssteine habe ich noch farblich aufeinander abgestimmt. Jetzt fehlten noch zwei Trassenbrettchen für die beiden Widerlager, die ich aus Sperrholz anfertigte. Natürlich muss man gleich bei der Konstruktion der Seitenwände deren Höhe berücksichtigen! An den Wänden der Widerlager habe ich innen das geschäumte Material in der Stärke des Sperrholzes um mehrere Millimeter Breite abgetragen. Außen sieht man natürlich nichts davon, aber auf diese Weise erhält man genügend Auflagefläche für die Trassenbrettchen.

MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

Aus Balsaholzstreifen entstanden die Randsteine. Mit einer kleinen Dreikant-Feile setzt man die Steinfugen in gleichmäßigem Abstand. Die massive Brüstung entstand aus Kiefernleisten. Für die Wölbung am oberen Rand wurden die Leisten solange über das Schleifpapier gezogen, bis eine gleichmäßige Abrundung erreicht war. Das Geländer über der Straße stammt aus dem Faller-Sortiment.

Die Brückenelemente wurden nach der Fertigstellung mit Lasurfarbe von Heki behandelt. Die leicht mit Wasser verdünnte Farbe wird dazu mit einem breiten Pinsel aufgetragen und sorgsam in den Fugen verteilt. Mit einem nassen Schwamm wurde die Lasurfarbe danach sofort wieder von den erhabenen Flächen abgewischt.

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Finish mit Farbe Mit hellgrauer Acrylfarbe wurden die erhabenen Steinflächen hervorgehoben. Hier kommt ein flacher Borstenpinsel zum Einsatz. Die Flügelmauern wurden erst nach dem Einsetzen der Brücke in die Landschaft passend zugeschnitten; hier ist der Bahndamm samt Böschung bereits grob vorbereitet. Mit Messer und Feile wurde das Mauerwerk bearbeitet, bis beim Ansetzen keine Nahtstellen mehr erkennbar waren.

Zum Schutz des Bauwerks vor der Spachtelmasse sollten sämtliche Ränder sorgsam mit Malerkrepp abgeklebt werden.

Beinahe vergessen! Das Wasser aus dem Entwässerungsrohr hinterlässt mit der Zeit seine Spuren. Zur Nachbildung wurden stark verdünnte schwarze und braune Abtönfarben aufgetragen.

Das Mauerwerk wurde nach der Fertigstellung mit Lasurfarbe von Heki (Art. Nr. 7103) behandelt. Die leicht mit Wasser verdünnte Farbe habe ich mit einem breiten Pinsel aufgetragen und vor allem in den Fugen verteilt – da soll sie schließlich haften bleiben – und wischte mit einem nassen Schwamm die Lasurfarbe sofort wieder von den erhabenen Stellen ab. Dies sollte zügig erfolgen und den ganzen Baukörper umfassen, damit später keine Ansatzstellen mehr erkennbar sind. Der Schwamm muss außerdem immer wieder unter fließendem Wasser ausgewaschen werden. Je nach der Menge des Wassers lässt sich eine beachtliche Anzahl von Farbnuancen erzielen. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass für die Gesamtwirkung ein eher heller Farbton angestrebt werden sollte. Abschließend hellte ich die Mauersteine noch mit hellgrauer Acrylfarbe in der Graniertechnik auf. Dazu wird mit einem Borstenpinsel nur wenig Farbe aufgenommen, auf einem Stück Papier ausgestrichen und dann flach über die erhabenen Flächen gezogen. Diese wirklich simple Methode erzeugt eine verblüffende Tiefenwirkung! Das noch fehlende Entwässerungsrohr entstand einfach aus einem Stück Lutscherstiel, für das eine entsprechende Öffnung in die Hartschaumplatten gebohrt wurde. Für die Wasserspuren unterhalb des Rohrs verwendete ich stark verdünnte schwarze und braune Abtönfarbe. Die seitlichen Flügelmauern habe ich erst zugeschnitten, nachdem die Brücke in die Landschaft eingepasst und der Bahndamm mit Böschung bereits grob vorbereitet war. Dort, wo die Flügelmauern auf die Widerlager treffen, musste ich sie noch mit einer Feile nachbearbeiten, damit sie etwas schräg standen. Vor dem Modellieren der Geländehaut sollten die Mauern auf jeden Fall mit Malerkrepp abgeklebt werden, denn mögliche Gipsflecken sind nur äußerst mühsam wieder zu entfernen. Damit war jetzt zumindest die Brücke fertiggestellt – nun müssen noch Straße, Bach und Bahndamm gestaltet werden. Hierzu aber demnächst noch mehr … Thomas Mauer Als Motiv macht sich ein Straßenbogen auch immer recht gut. Zudem steigt die Straße direkt hinter der Brücke leicht an. Fotos: Thomas Mauer

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MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

Selbstgebaute Weichen

Weichen für Katzenzoll – Teil 2 Wurden im ersten Teil die theoretischen Grundlagen der Weichengeometrie und deren Umsetzung ins Modell behandelt, geht es nun an die praktische Ausführung. Peter Rau beschreibt seine Vorgehensweise und gibt hilfreiche Tipps, um den Selbstbau zu erleichtern. Wichtig sind Sorgfalt und Geduld, die am Ende dauerhaft belohnt werden.

S

icherlich kann man im Internet irgendwo Zeichnungen herunterladen. Bei Tillig gibt es unter der Best.-Nr. 09620 eine Planungsmappe für alle Elite-Weichen im Maßstab 1:1 für H0. Wenn aber unbedingt ganz was Bestimmtes entstehen soll, hilft es nur, schon bei der Zeichnung mit der „Eigenleistung“ zu beginnen. Ich ließ mir damals mithilfe einer „selbstgestrickten“ Software die Weichen nach Eingabe der zugehörigen Parameter vom Computer berechnen und die Schienenlage im Maßstab 1:1 für H0 auf einem Plotter ausgeben. Die Schwellenlage musste ich allerdings von Hand einzeichnen, hatte aber dann bereits meine Bauzeichnung. Heutzutage geht es auch mit CorelDraw oder auch anderen Grafik- oder CAD-Programmen. Man braucht dazu möglicherweise einen DIN-A3-Drucker. Ich habe das mal mit meiner Doppelweiche W1+W2 versucht, siehe dazu die Zeichnung auf S. 63 im N-Maßstab. Falls es auffällt: Wegen der Länge habe ich ein kleineres K als für die Rangier-

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weichen gewählt. Die Unterschiede sind aber trotzdem noch erkennbar. Für diesen Artikel habe ich eine weitere Weiche gebaut, um die einzelnen Bauzustände zu zeigen. Die Zeichnung dafür entstand mit CorelDraw (siehe Seite 64). Ohne Vorlage und ohne Computer: Zeichnen Sie auf einem quer gelegten DIN-A4-Blatt unten horizontal eine Gerade. Das soll die Mittelachse des Stammgleises sein. Dann machen Sie einen großen Zirkel mit Brett und Schraube und vorne dran einen Bleistift in Abstand von 1,20 m von der Schraube. Die drehen Sie im Abstand von 1,20 m von der gezeichneten Grundlinie in eine Arbeitsplatte ein und zeichnen dann die Mittellinie des Zweiggleises, an welcher die Mittellinie des Stammgleises eine Tangente bilden muss. Auf gleiche Art und Weise werden Sie die Darstellung der Schienen auch noch hinbekommen. Als Strichstärke ist die Schienenkopfbreite zu wählen. Wo die Achsen der beiden Gleise einen

Abstand von ca. 2 cm haben, ist die Weiche theoretisch zu Ende. Eine Darstellung der nicht anliegenden Zungenschiene, der Flügelschienen und der Radlenker ist für die weiteren Arbeiten nicht nötig. Es genügt, wenn man die Fluchten der Schienen hat. Damit hätten Sie eine eigene Zeichnung für eine Weiche des Typs 2, und zwar genau derjenigen, die auf Seite 64 abgebildet ist. Die können Sie kopieren, um ohne eine eigene Zeichnung schon mal mit dem Selbstbau beginnen zu können. Bauen Sie bitte keine Weichen mit deutlich mehr als 10° Herzstückwinkel, da ist schon der Gedanke daran es nicht wert, gedacht zu werden. Beim Zeichnen der Schwellenlage entsteht die Frage, wohin mit dem Zungengelenk (falls man es nicht unbedingt mit Federzungen versuchen will), weil hier eine Doppelschwelle liegen sollte. Beim Vorbild sind gelenkig gelagerte Zungen inzwischen wohl verschwunden, es hat sie aber gegeben. Zu kurze Zungen machen auch eine schlanke Weiche hässlich. Wichtig ist, das Gelenk so weit hinter den Weichenanfang zu legen, wo der lichte Abstand zwischen den Köpfen der Backen- und der Zungenschiene mindestens ca. 2,5 mm beträgt. Sonst kann es zu durch die Räder verursachten Kurzschlüssen zwischen anschließender Zwischenschiene mit ihrer wechselnden Polarität und der Backenschiene kommen. MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

MODELLBAU-PRAXIS

Zu beachten ist auch der geringste Abstand der Schienenköpfe der nicht anliegenden Zunge und der zugehörigen Backenschiene. Die NEM 124 schreibt hier als geringsten Abstand für H0 1,5 x F = 1,95 mm vor. Weniger, wenn möglich, sieht besser aus, weil je nach Lage des Zungengelenks und nach Radius des Zweiggleises der Abstand am Zungencm it r = 198 anfang zwangsfür Kreis m kt n u lp e Mitt läufig noch grö7° ßer wird (vgl. dazu Zeichnung unten). Meine Weichen haben am Zungenanfang einen Abstand von knapp 2 mm zwischen Zunge und Backenschiene. Bei Radien nicht unter 120 cm kriegt man das hin, ohne dass die Achsen (NEM) an der engsten Stelle klemmen. Ich habe die brauchbarste Lage des Gelenks zu Anfang durch Probieren mit Schienenresten auf der Zeichnung gefunden, später hat man genügend Erfahrung und legt den mit r = 198 cm Gelenkpunkt freihänMittelpunkt für Kreis dig fest.

Asymmetrische Doppelweiche für die Baugröße H0 in der 1:1 Darstellung fürdie Baugröße N. Maßangaben für die Baugröße H0 Zeichnungen: Peter Rau/Steinger

2.0

4,5

Hintere Schiene Vordere Schiene Schienen mit wechselnder Polarität

BE

Schienenplättchen mit Sonderlängen 2.0

Mittelpun BE

8,1°

kt für Kre

is mit r =

198 cm

12,1

14,0

HE H S V S

Bettungskörper und Schwellen

Formeltabelle

W2 198 - 1:8,20 K = 0,586 Winkel β = 7,0° Vorbild 500 - 1:14 V zul. = 65 km/h

Halbmesser: h = k² x H/m Tangentenlänge: t = k x T/m Steigung (tan β): n=kxN T = H x tan (α/2)

Mittelpunkt für Kre

12,1

is mit r = 198 cm

W1 Stellbrücke

HE HS V S

BA 14,0

7,45

Stellbrücke

realer Zungenanfang

198 - 1:7,03 K = 0,586 Winkel β = 8,1° Vorbild 500 - 1:12 V zul. = 65 km/h

BA = Bogenanfang = theoretischer Zungenanfang BE = Bogenende

BA

Mittelpunkt für Kreis mit r = 198cm

b = 1,95 mm

MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

t = h x tan (β/2)

Große Buchstaben = Maße Vorbild Kleine Buchstaben = Maße Modell

Die Weichenzeichnung (auf jeden Fall nur eine Kopie verwenden und die Originalzeichnung sorgfältig aufbewahren) muss auf einen geeigneten Untergrund geklebt werden. Nach früheren schlechten Erfahrungen mit realer Zungenanfang Sperrholz versuchte ich es mit Kork. Kork ist per se nicht wesentlich geräuschMittelpunkt für Kreis mit r = 198 cm dämmend. Wenn man ihn aber nicht auf harten Untergrund aufklebt, wird er sich beim Benetzen des Schotters mit Schotterkleber total vollsaugen und nach dem Trocknen „freiwillig“ nicht mehr in die Ausgangsform zurückkehren. Diese schrecklichen Überraschungen der übelsten Art kamen bei mir in heimtückischer Weise nach dem Schottern, weil ich im Bf Katzenzoll unter dem Kork noch ca. 20 mm etwas steiferen Schaumstoff zur Geräuschdämmung vorgesehen hatte.

Bei mir sind bei der Weiche W1 die Maße a = 1,2 mm und b = 1,95 mm, was deutlich zum guten Aussehen der Weiche beiträgt.

(m = 87)

a = 1,2 mm

Laut NEM 124 und 310 soll „a“ mindestens = 1,5 x Fmax = 1,5 x 1,3 = 1,95 mm sein. Zwangs läufig wäre dann das Maß „b“ noch größer.

63

Zusatz lä n g e 5,9 cm gerade (!)

Zusatzlänge 5,9 cm

Demo-Weiche für die Baugröße H0 (Abbildung 1:1), wie sie beispielhaft gebaut wird.

Theoretisches Weichenende

BE

Herzstückspitze

Zusatzlänge bis zu der Stelle, an der die Schwellen nicht mehr ineinander verschränkt sind. Das ermöglicht Steckbarkeit der anschließenden Gleise, falls eine andere Montageart nicht geht.

120 - 1 : 5,55 K = 0,741 Winkel β = 10.2° Vorbild 190 - 1 : 7,5 V zul. = 40 km/h

Theore ti Weiche sches n und Bo ende genend e

10,75

Formeltabelle 10,75

Halbmesser: h = k² x H/m (m = 87) Tangentenlänge: t = k x T/m Steigung (tg β): n=kxN T = H x tan (α/2)

t = h x tan (β/2)

Große Buchstaben = Maße Vorbild Kleine Buchstaben = Maße Modell

!

Achtung: Bei Formelbenutzung ergeben sich die Längen des Modells in Meter, wenn die Vorbildmaße in Meter eingeführt werden, d.h. immer in der gleichen Dimension!

Hintere Schiene 10,75

Vordere Schiene Schienen mit wechselnder Polarität Schienenplättchen mit Sonderlängen

Stellbrücke

realer Zungenanfang

BA = Bogenanfang = theoretischer Zungenanfang BE = Bogenende 16,5

BA

Mittelpunkt für Kreis mit r = 120 cm 6

64

MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

Auf die Empfehlung in einer Fachpublikation hin habe ich später bei den Weichen des Bahnhofs „KA-S-Bahn“ als Bettungskörper statt Kork Zellkautschuk mit einer Dicke von 6 mm genommen, auf den die Schwellen direkt aufgeklebt wurden. Das Material ist tragfähiger als normaler Schaumstoff, aber trotzdem weich, und daher sehr gut geräuschdämmend. Man erhält es in 1 x 1 m großen Stücken im sogannten Technischen Großhandel für Industrie. Keine Sorge, die Weichen werden mit dieser Methode stabil genug. Bei mir ist auch nach 15 Jahren Einsatz noch nichts kaputt gegangen. Auf der Weichenzeichnung werden die Kanten der Schwellen über deren Ende hinaus verlängert gezeichnet. Das Papier wird so ausgeschnitten, dass es an den Längsrändern bis zur Böschungskante des Oberbaus reicht und dann nur an den Rändern mit Kleber angeheftet wird. Danach wird der innere Bereich, in dem die Schwellen liegen, mit dem Cutter wieder herausgeschnitten (und ebenfalls sorgfältig aufbewahrt – wir brauchen ihn noch). Dadurch können die Schwellen mit Pattex o.ä. direkt auf den Untergrund geklebt werden, ohne dass ein womöglich als Membran wirkendes Papier dazwischen liegt. Die Schwellen werden nach den auf den Randstreifen sichtbaren Markierungen ausgerichtet. Nach Verlegung und vorsichtiger Bearbeitung der Gesamtoberfläche mit einem Schleifklotz zum Ausgleich von kleinen Höhendifferenzen ist die Übertragung der Schienenlage auf den Schwellenrost dran, bzw. war sie in Katzenzoll noch mit recht unzuverlässigen Methoden dran. Jetzt habe ich etwas wesentlich Einfacheres erfunden: Sie übertragen nur die Mittellinie des geraden Gleises auf die Schwellen und legen davon im richtigen Abstand die Lage der geraden Backenschiene fest – am Besten mit einem feinen Tuschestift. Aus dem herausgeschnittenen Innenteil der Zeichnung machen wir eine Schablone, indem wir noch mehr abschneiden, und zwar alles, was sich außerhalb der Innenkanten der Backenschienen befindet. Diesen Rest kleben wir auf dünnen Karton und schneiden den sauber entlang der Außenkanten ab. Für den Bogen geht es mit Schere und Ruhe besser als mit dem Messer. Dieses Teil gehört später zwischen die Schienenköpfe der Backenschienen. MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

Die ausgeschnittene Zeichnung wird mit wenig Klebstoff am Rand auf der Schaumstoffunterlage fixiert. Der Bereich der hell dargestellten Schwellen wird anschließend mit einem Cutter herausgetrennt (unten).

Zwischen den Papierstreifen können nun die Schwellen direkt auf die Unterlage geklebt werden. Die herausgetrennte Zeichnung (siehe oben) wird auf Karton geklebt, um daran später die Backenschienen ausrichten zu können; Ansicht der Schablone von unten.

Damit sie besser zu handhaben ist, kleben wir unter die Schablone noch einmal ein gut 1 mm starkes Stück Pappe, aber an den Längsrändern je 2 mm schmaler als die eigentliche Schablone. Damit liegt das Teil dann sicher auf den Schwellen auf und kann u.U. auch noch mit Klebestreifen gesichert werden. Die Schwellen entstanden aus abgelängten Holzleistchen von 3 x 2 mm.

Kleineisen Ich habe die Schienenplättchen aus 0,2-mm-Aluminiumblech zurechtgeschnitten und aufgeklebt. In der Zeichnung hatte ich diejenigen mit Sonderlängen vorher bereits schwarz angelegt, um bei der Ausführung nicht auch noch denken zu müssen. Besser und präziser wären für die Plättchen jedoch 65

90er-Jahre ein gehandelter Geheimtipp. Alle Räder nach NEM laufen darauf einwandfrei, auch wenn anderes behauptet wurde. Für den Weichenbau wurden die Profile aus dem Schwellenband herausgezogen. Heute gibt es die Profile auch einzeln. Man kommt mit feinen Feilen (Hieb 3) und normalem Lötkolben aus. Das Peco-Neusilbermaterial lässt sich ausgezeichnet bearbeiten und sehr gut löten. Bei nur 1,9 mm Profilhöhe ist der Arbeitsaufwand ohnehin schon deutlich geringer als z.B. bei 2,5 mm oder gar 2,7 mm vor 60 Jahren. Eins hatte ich mir ganz energisch zur „neusilbernen“ Regel gemacht (und auch zu 99 % beachtet): Die Oberfläche des Schienenkopfs darf nicht angetastet werden, insbesondere nicht zum Ausgleich von Verlege-Macken. Wenn man damit erst einmal anfängt, entstehen als Folge wieder neue Fehler, die sich optisch nach dem Lackieren unschön bemerkbar machen, weil die Oberfläche des Schienenkopfs durch das Befeilen breiter wird.

Nach Fixieren der auf Karton geklebten Weichenzeichnung wird erst die gerade Backenschiene angelegt und mit Sekundenkleber befestigt. Allerdings müssen zuvor die Backenschienen wie im Text geschildert im Bereich der Weichenzungen vorbereitet werden.

Backenschienen

Die gebogene Backenschiene wird so vorgebogen, dass sie spannungsfrei an der Schablone anliegt. Dann lässt sie sich auch problemlos aufkleben.

Die Backenschienen sind fixiert. Die Taschen in den Backenschienen für die Weichenzungen liegen exakt gegenüber. Nun folgen Herzstück, Zwischenschienen und Weichenzungen.

flache Evergreen-Profile mit 1,5 bis 2 mm Breite. Dann entfallen auch die Trennstellen in den Plättchen im Bereich hinter den Gelenken. Die Plättchen werden mit Sekundenkleber aufgeklebt. Erst später werden die „Nagellöcher“ gebohrt. Mit diesem Verfahren kommt es jetzt noch nicht auf die letzten Zehntel an. Bei fertigen Schienenplättchen würde ich die Schienen auf einzelnen Schwellen in größeren Abständen mit Drahtstiften seitlich 66

fixieren und so zunächst die Lage genau bestimmen. Dann kann man die Plättchen abschnittsweise festkleben und immer wieder mit Durchschieben des Schienenprofiles ausrichten.

Schienenbearbeitung Ein wichtiger Schritt zur eleganten Weiche ist ein niedriges Schienenprofil. Das Peco-Gleis mit Code-75-Profil (Profilhöhe knapp 1,9 mm) war Mitte der

Sinnvollerweise fängt man mit den Backenschienen an. Sie müssen im Bereich der Zungen flach eingefeilt werden. Man wird die Weiche aus konstruktiven Gründen auf jeden Fall ein Stück vor dem theoretischen Weichenanfang beginnen lassen. Im vorliegenden Beispiel (siehe Zeichnung auf S. 64) hatte ich dafür nur 6 mm Platz, weil sonst die Zeichnung nicht mehr auf die MIBA-Seite gepasst hätte. Den tatsächlichen Zungenanfang habe ich um 16,5 mm hinter den theoretischen Bogenanfang gelegt. Schon auf der genauen Computerzeichnung sieht man nämlich, dass sonst superfeine Zungenspitzen nötig wären. Wir fangen mit der geraden Backenschiene an und feilen zunächst die Zungenanlagefläche ein. Das Wichtigste ist, dass diese über die Profilhöhe senkrecht und nicht irgendwie gewölbt oder verdreht ist. Die Ebenheit lässt sich sehr gut kontrollieren, indem man die befeilte Fläche öfter so ins Licht hält, dass es sich darin spiegelt. Fehlbearbeitungen erkennt man durch die unterschiedliche Lichtbrechung sofort und sollte versuchen, bis zur endgültigen Feiltiefe wenigstens die ersten 3 bis 4 cm ab Zungenspitze in der gewünschten Weise hinzukriegen. Richtung Zungenende nimmt die Feiltiefe MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

natürlich ab, so dass man zum Schluss nur noch den Schienenfuß zu bearbeiten hat. Feiltiefe, wie tief ist das eigentlich? Am tiefsten Punkt gehe ich so weit, dass gerade noch die innere Fläche des Steges ein wenig entfernt wird. Das reicht, um sorgfältig bearbeitete Zungen aufzunehmen. Die fertig befeilten Backenschienen können nun eingezogen werden, sofern fertige Schienenplättchen verwendet werden. Eventuell ist das Profil gegen Längsverschiebung zu sichern. Bei meinem Verfahren mit den glatten Aluminium-Plättchen habe ich die Schienenprofile ausgerichtet, festgehalten und die Plättchen entsprechend der Schienenlage alle 5 cm von Hand vorgebohrt. Dann wurden die Nägelchen eingedrückt, was aber wegen des weichen Untergrunds zunächst einmal ziemlich nervig, zeitraubend und auch nicht sehr haltbar ist. Erst die spätere Vielzahl sorgt für Stabilität. Das habe ich bei den Weichen des Bahnhofs „KAS-Bahn“ ertragen, weil ich dachte, es seien für mich die letzten Weichen, die ich bauen würde. Auch bei der neuen Demo-Weiche habe ich so angefangen,

MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

man kann aber der geneigten Leserschaft einen solchen Vorschlag nicht zumuten. Wir nehmen einfach von Anfang an die Pappschablone her, welche wir aus der Zeichnung hergestellt haben, richten diese auf dem Schwellenrost durch Einmessen vom Schwellenende des Stammgleises her aus und befestigen sie an den freibleibenden Kanten mit Klebeband. Dann können wir – nur Mut – den Fuß der geraden Schiene des Stammgleises durchgehend mit Sekundenkleber erfreuen und die sich an die Schablone anschmiegende Schiene auf die Schwellen setzen. Weiter geht es mit der gebogenen Backenschiene und wie gehabt dem Einfeilen der Zungenanlagefläche. Jetzt übertragen wir entlang der Schablone mit dem Stift erst einmal die innere Schienenkopfkante, nach der sich dann die aufzuklebenden Schienenplättchen richten. Die Schablone erneut ansetzen und an den Enden und auf der geraden Seite mit Klebeband sichern. Nun die Backenschiene von Hand vorbiegen und so lange korrigieren, bis sie sich spannungsfrei an die gebogene Kante der Schablone legt. Und dann geht es

weiter wie mit der geraden Backenschiene. Aufpassen muss man in beiden Fällen, dass die eingefeilte Zungenanlagefläche sich in Längsrichtung an der richtigen Position befindet. Vorsichtshalber empfiehlt sich eine deutliche Markierung auf Schablone und Schienenkopf. Im kritischen Moment des Aufklebens kann man sich da leicht vertun. Schienenprofile und Schwellen bilden zusammen einen sogenannten Trägerrost, welcher als Ganzes auf dem weichen Untergrund liegt. Wenn man irgendwo draufdrückt, verteilt sich die Last. Vorbohren, Drahtstückchen einsetzen usw. geht alles wesentlich besser. Außerdem ist nach der Montage der Backenschienen alles weitere leicht über Schublehre und evtl. Spurlehren einzumessen, d.h. eine umfangreiche Übertragung der Bauzeichnung entfällt. Sie dient jetzt nur noch der Kontrolle und Übersicht. Mit dem Fixieren der Backenschienen ist quasi der Rahmen für die weiteren Bauschritte der Weiche gelegt. In der nächten „Runde“ geht es um Herzstücke, Weichenzungen und Zwischenschienen. Peter Rau

67

Der Bahnhof Landshut von 1858 – hier von der Straßenseite aus betrachtet.

Epoche-I-Schmuckstück in H0 (2. Teil)

Ein EG von 1858 Thorsten Hambusch baute das mehr als 150 Jahre alte ehemalige Empfangsgebäude des ersten Bahnhofs von Landshut nebst der großen Bahnhofshalle. Doch nicht nur das: Um das gesamte Diorama mit Leben zu erfüllen, war auch ein wenig Landschaftsbau und Detailgestaltung notwendig. In dieser zweiten Folge beschreibt der Erbauer das ganze Drumherum …

F

ür die Gesamtwirkung eines Gebäudes ist im Modell wie beim Vorbild die Umgebung durchaus wichtig. Daher sollte neben dem eigentlichen Empfangsgebäude und der großen Bahnhofshalle, deren Bau in MIBA 4/2012 gezeigt wurde, auch das Umfeld gestaltet werden. Dazu zählen neben den Gleisanlagen auch ein Park und vor allem Figürchen aus der Frühphase des Bahnhofs.

Hand-Drehscheibe Es gibt tatsächlich eine sehr schöne Epoche-I-Handdrehscheibe von Hapo. Doch diese war mir einfach zu teuer. Daher entschied ich mich für den Umbau einer einfachen, preiswerten Epoche-III-Spielzeugdrehscheibe von Fleischmann, die vom Durchmesser genau passt. 68

Die Drehscheiben der Gründerzeit liegen im Sand- und Schotterbett, ohne gemauerte oder betonierte Einfassung. Ich sägte also ein passendes Loch in die Grundplatte und versenkte die jeglicher Betonelemente beraubte Drehscheibe darin. Die Ränder spachtelte ich zu. Gitterroste wurden durch Bretter ersetzt, und die Beton-Gleissockel wandelte ich zu Backsteinen. Um den Handbetrieb darzustellen, baute ich ein Gehäuse, in das ich eine Kurbel aus gebogenem Draht steckte.

Landschaftsbau Bahnhöfe im 19. Jahrhundert waren kahle Sand- und Schotterflächen, wie zeitgenössische Fotos zeigen. Damit das Ganze nicht zu langweilig aussieht, habe ich Kletterpflanzen und Grünflächen hinzugefügt. Während das Halb-

rund mit Baum in ähnlicher Weise im Gleisplan zu finden ist, entspringt der Biedermeier-Park meiner Phantasie. Allerdings ist zu vermuten, dass die entsprechende Treppe der Veranda nicht auf eine Kuhweide führte. Außerdem war das Bahnhofsrestaurant damals ein beliebtes Ausflugsziel, sodass sich ein Park für einen Verdauungsspaziergang angeboten hätte. Für die Besandung nahm ich Sand aus Granit (über Conrad), der auf ein Holzleim-Wasser-Gemisch reichlich aufgetragen, angedrückt und nach dem Trocknen abgesaugt wurde. Für die Gartenanlagen verwendete ich 25 Jahre alte Bäume meiner alten Modelleisenbahn wieder. Die Staudenrabatten im Biedermeier waren durchaus dicht und wildwüchsig, was ich durch verschiedenfarbiges Islandmoos darstellte, eingerahmt von Buchs- und Hainbuchenhecken (Jordan). Als Schmankerl baute ich ein Preiser-Denkmal ein, welches z. B. den Erbauer des Bahnhofs, Paul Camille von Denis, darstellen könnte. Für Grasflächen kann ich Noch Wildgras-Foliage-Material sehr empfehlen, da dies sehr echt wirkt, selbst wenn es in Wirklichkeit einen halben Meter hoch wäre. Als Gleismaterial nahm ich flexible Gleise von Tillig, um die Biegung an der Drehscheibe darstellen zu können. Diese Gleise verfügen über Holzschwellen aus Spritzguss, die ich matt dunkelbraun lackierte. Wahrscheinlich bestand der Gleis-Unterbau des Originals MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

GEBÄUDE-MODELLBAU

im Jahr 1858 aus Granit-Blöcken, wie dies durch Funde bei München und durch die Literatur belegt wird. Auf die Darstellung von Granitblöcken habe ich jedoch mit Rücksicht auf das Verhältnis von Aufwand zu Wirkung verzichtet. Den Schotter habe ich von Hand eingebracht, indem ich eine Granitschotter-Holzleim-Wasser-Mischung mit Spatel und Fingern auftrug. Erstlingswerk eben. Natürlich ist es geschickter, den Schotter einzustreuen und erst dann mit dem Wasser-Holzleim-Gemisch zu tränken. So mache ich es beim nächsten Mal …

Details

Dreh- und Wendepunkt bei der Gestaltung der Außenanlagen ist – im Wortsinne – die Drehscheibe. Hier wurde eine Handdrehscheibe von Fleischmann modifiziert. Spachtelmasse sorgt für eine unverrückbare Lage. Der Schienenkranz scheint nun in einem eigenen Schotterbett zu liegen – genug Stabilität für die leichten Lokomotiven von damals!

Entlang der Eisenbahnlinien wurden üblicherweise auch die neuartigen Telegrafenleitungen verlegt, welche ein neues Zeitalter der Telekommunikation einläuteten. Da auf dem Grundriss von 1857 ein „Dienstraum des Telegraphen“ eingezeichnet ist, entschied ich mich für die Andeutung einer Leitung in Form von Masten (Auhagen) und Federdraht (Conrad). Da im Jahr der Einweihung des Bahnhofs die erste Gasanstalt Landshuts in Betrieb genommen wurde, habe ich auch eine Gasbeleuchtung mit Hilfe einiger Außen-Laternen (Viessmann, Busch) dargestellt. Die Innenbeleuchtung, die Bahnsteigbeleuchtung und die Zugbeleuchtung sind indirekt und unsichtbar ausgeführt. Hierfür verwendete ich z.T. MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

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alte Sockellampen von meiner früheren Modelleisenbahn sowie Mini-Glühbirnen von Conrad. Weiße Leuchtdioden kommen bei der Epoche I keinesfalls infrage!

Rollendes Material und Figuren

Das Diorama wurde belebt durch Figuren, die dem Zeitalter des Biedermeier (1815-1848) nachempfunden sind. Sie wirken auch 10 Jahre später – das Diorama „spielt“ schließlich ab 1858 – noch durchaus überzeugend. Die Eisenbahneruniformen sind jedenfalls stimmig.

Bei einem Diorama rollt das rollende Material naturgemäß nicht. Deshalb konnte ich Gleich- und WechselstromFahrzeuge mischen und günstig bei eBay ersteigern. Auf der Drehscheibe wird gerade eine sehr hübsch gearbeitete bayerische B VI SchlepptenderLokomotive von Märklin gewendet, mit Torfbefeuerung, wie sie im bayerischen Oberland üblich war, aber vermutlich nicht in Landshut. Das ließe sich aber leicht umbauen. Den Rauch der Lokomotive stellte ich mittels Stahlwolle in Windrichtung dar, die besser stehen bleibt als Watte und dank ihrer Durchsichtigkeit durchaus realistisch wirkt. Die erste Lokomotive im Original-Bahnhof war übrigens die Schlepptender-Lok „Landshut“ vom Typ Crampton mit der Achsfolge 2A-n3, gebaut von der Firma J. A. Maffei in München. Auf die Lok wartet an Gleis 3 ein passender Personenzug dritter Klasse mit Post-Wagen und Güterwagen von Roco. Ein zweiter, gleicher Zug wird von einer Nebenbahn-Tenderlokomotive von Trix gerade aus Gleis 1 gezogen. Alle Fahrzeuge haben das Design der Königlich-Bayerischen Staatsbahn und die charakteristischen Speichenräder. Originalfahrzeuge aus dieser Zeit kann man übrigens im Localbahnmuseum in Bayerisch-Eisenstein besichtigen. Sicherlich waren die Züge seinerzeit länger als dargestellt. Zur Inbetriebnahme des Bahnhofs z.B. fuhr ein Zug mit 20 Güterwagen und einem Personenwagen ein. Hier habe ich mir wieder die Freiheit genommen, ein zur verkürzten Einsteighalle passendes Ensemble zu wählen. Die Aussagekraft des Dioramas hat darunter wohl nicht gelitten.

Figuren Ein Diorama ohne Figuren ist kein Diorama. Um jedoch die Kosten für die handbemalten Figuren erträglich zu halten, habe ich einige wenige Szenen bewusst gestaltet, die das Leben rund um den Bahnhof andeuten. Hierzu verwendete ich Biedermeier-Figuren von Merten sowie bayerisches Bahnhofs70

MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

personal mit blauer Uniform (Preiser) und Zugpersonal in schwarzer Arbeitskleidung (Merten). Ergänzt wird das Personenensemble durch ein Fiaker von Noch als Taxi und durch ein Preiser-Pferdegespann als Lieferwagen. Denkbar wäre übrigens auch die Gestaltung der überlieferten Ankunft König Ludwigs II. im Jahr 1869 …

Werkzeug und Chemie Das Skalpell mit scharfen Klingen ist das zentrale Werkzeug, ergänzt durch ein Lineal mit Stahlkante und eine Schneideunterlage. Damit habe ich alle Zuschnitte gemacht. Nur bei 6x6-mmStäben nahm ich die Laubsäge. Manchmal reicht es, die Platten oder Stäbe zu ritzen und dann zu brechen, meistens muss es genauer sein. Spitzzange und Pinzette sind zum Positionieren sehr hilfreich. Zum Fixieren benötigt man Stecknadeln, Tesafilm oder Krepp-Klebeband. Sämtliche Polystyrolteile habe ich mit UHU plast ver-

Die Sandflächen wurden mit einem dicken Auftrag von Weißleim, in den Sand eingestreut wurde, gestaltet. Für das Gestalten der Schotterbettung wäre ein trockener Auftrag zweckmäßiger gewesen … Oben das Diorama im Überblick. Fotos: Thorsten Hambusch

Der Gleisplan der damaligen Bahnhofsanlagen. Die Gebäude sind nachgezeichnet.

klebt, der die beste Klebewirkung und Dosierbarkeit zeigte. Für das Finish, d.h., das Anbringen von Pflanzen, Personen, Kutschen, Zäunen usw., ist Ponal Express Holzleim die erste Wahl. Der klebt alles und trocknet durchsichtig-matt auf, ist also nachher nicht zu sehen. Zum Schließen von Fugen nimmt man fertige Spachtelmasse aus der Tube, z. B. von decotric, die schnell trocknet und sich dann gut abschleifen und lackieren lässt. Als Lack für alles benutzte ich matte Emailfarben von Revell, in wenigen naturnahen Farbtönen, z. B. ziegelrot für BacksteinMauerwerk, hellbraun für Holz, graugrün für sämtliche Gusseisen- und

Metallteile. Die Beschränkung bringt optische Ruhe ins Modell. Beim Lackieren erwies sich die „dritte Hand“ zum Halten einmal mehr als nützlich. Auch zwei Elektrowerkzeuge sind unverzichtbar. Mit einem Akkuschrauber lassen sich gut Löcher bohren, und ein Mini-Schleifer leistet hervorragende Dienste beim Egalisieren von Spachtelmasse, Einkürzen von Pfeilern usw. Denn im Gegensatz zu Feile und Schleifpapier, die natürlich auch zum Einsatz kommen, benötigt man beim Mini-Schleifer nur sehr wenig Anpressdruck. Zum Biegen von Polystyrolteilen, z.B. Regenrohren oder Flaggen, kann man einen Heißluftfön nehmen, eine Kerze funktioniert aber meist besser.

Fazit Dieser Landshuter Kopfbahnhof von 1858 ist mein Selbstbau-Erstlingswerk, ein Sprung ins kalte Wasser. Es gibt viele faszinierend perfekte Dioramen, die von unendlicher Hingabe der Modellbauer zeugen und von der Wirklichkeit kaum zu unterscheiden sind. Doch habe ich mich davon nicht entmutigen lassen, auch nicht vom großen Umfang dieses Werkes. Die Mühen und das Durchhalten über acht Monate haben sich dann auch gelohnt. Es ist etwas Einmaliges entstanden, das mich jeden Tag aufs Neue erfreut und Besucher immer wieder fesselt. Zur Nachahmung empfohlen! Thorsten Hambusch

Bezugsquellen für Baumaterial (Auswahl) • • • • • • •

www.modulor.de – Platten, geprägte Folien, Stäbe, Werkzeug, Kleber, Pinsel www.conrad.de – Platten, Stäbe, Lampen, Draht, Werkzeuge, Sand, Schotter www.preiser-figuren.de – Figuren von Merten, Preiser www.mkb-modelle.de – Lasergeschnittene Fenster www.modelleisenbahn-haertner.de – Hecken, Büsche www.ebay.de – Lokomotiven, Wagen, Tischbeine (gebraucht) www.plexiglas-shop.de – PMMA-Plattenzuschnitte, Kleber vom Hersteller

Literaturhinweise • Landshut im 19. Jahrhundert. Theo Herzog, Landshut 1969/1994. – Ein leicht lesbares, detailliertes und aufschlussreiches Buch mit Abbildungen und Quellenzitaten. Es gibt hervorragende Einblicke in das tägliche Leben zur Zeit des Bahnhofbaus • Die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen. Ihre Lokomotiven und Wagen in Wort und Bild Günther Scheingraber, Stuttgart 1975 – Mit zahlreichen technischen Zeichnungen bebildertes Nachschlagewerk. Taschenbuch • MIBA: Bahnhöfe und Haltepunkte, Sebastian Koch, Broschüre aus der Praxis-Reihe, Nürnberg 2002 • Eisenbahn-Journal: Gebäudemodellbau. Thomas Mauer, Fürstenfeldbruck 2005

Weblinks: • http://thorstensseiten.lima-city.de/landshut1858 – die Seiten zum Projekt • http://de.wikipedia.org/wiki/Alter_Bahnhof_Landshut – Daten und Fakten sowie Querverweise

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MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

So sieht „Eine betriebsintensive Endstation“ aus, wie sie beim Privatanlagen-Wettbewerb auf der „Faszination Modellbau“ in Karlsruhe den 1. Preis gewonnen hat. Entstanden ist der Endbahnhof einer elektrifizierten Nebenstrecke nach einem Entwurf des MIBA-Planungsspezialisten Norbert Josef Pitroff („Pit-Peg“) aus den 60er-Jahren. Der Erbauer, Günther Jirouschek (oben), freute sich über die von VGB-Verlagsleiter Thomas Hilge übergebene Siegerurkunde, die auch einen 300-Euro-Einkaufsgutschein zugunsten der Hobbykasse beinhaltet. Fotos: Gerd Peter (3), Alfred Kirst/Messe Sinsheim GmbH (2)

Privatanlagen-Wettbewerb mit neuen Ideen und bewährten Konzepten

Mit Pit-Peg an die Spitze Einmal mehr rückte der alljährliche Privatanlagen-Wettbewerb auf der „Faszination Modellbau“ in Karlsruhe wahre Schätze des Anlagenbaus ins Rampenlicht. Und brachte zudem ein Ergebnis mit überraschendem Hintergrund: Der Plan für die Siegeranlage ist ein halbes Jahrhundert alt – und stammt aus der MIBA.

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A

ls die MIBA gemeinsam mit der Messe Sinsheim GmbH vor inzwischen über zehn Jahren den „Privatanlagen-Wettbewerb“ aus der Taufe hob, war es das erklärte Ziel, in Bastelkellern und Hobbyräumen schlummernde Anlagen für wenige Tage einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Getreu der Devise „Großer Traum auf kleinem Raum“ zeigten inzwischen Dutzende von Teilnehmern, was unter den üblichen Platzzwängen in Etagenwohnungen und Reihenhäuschen möglich ist: Von der traditionellen Rechteckanlage über Schrank- und Regalanlagen bis zur Rundumanlage, von der Baugröße Z bis zur Spur-1-Anlage – alle Epochen und unzählige Betriebs-

konzepte gab es bisher zu sehen. Der Privatanlagen-Wettbewerb bot stets einen Querschnitt mit Bodenhaftung für Modellbahn-Normalverbraucher. Daran änderte sich auch auf der diesjährigen „Faszination Modellbau“ Ende März nichts. So baute Markus Michelbach in nur sechs Wochen eine romantisch-verschneite Alpenlandschaft mit einem kleine Endbahnhof in N. Albert Messerschmidt begeisterte das Publikum mit einer H0m-RundumAnlage, die in der ländlichen Westschweiz angesiedelt war und neben vielen detailreichen Szenen auch herrliche selbstgebaute Gebäude aufweist. Und „Privatanlagen-Routinier“ Ulrich Reiff bewies mit einer ebenso schön geMIBA-Miniaturbahnen 5/2012

AUSSTELLUNG

stalteten wie betriebsintensiven H0Anlage in L-Form, dass Zeit- und Platznöte keine Ausrede sind – in nur neun Monaten entstand seine aktuelle Zimmeranlage. Den dritten Preis der PrivatanlagenJury konnte Ulrich Grumpe einheimsen. Seine „Sendener Kreisbahn“ in H0, eine Privatbahn im Münsterland um 1965 mit dem fiktiven Bahnhof „Suchtrup“ im Zentrum, punktete mit wohnzimmertauglichen Abmessungen von 160 x 40 cm, mit einer bühnenreifperfekten Präsentation und Beleuchtung, mit liebevoll gestalteten Szenen und Details und letztlich auch mit dem beschaulich-nostalgischen Betrieb einer typischen Nebenbahn der 60erJahre. Ein überzeugendes Betriebskonzept und die vorbildliche Umsetzung eines US-Landschaftsthemas brachten Gerd Ziller und sein „Nantahala Valley“ in N auf den verdienten zweiten Platz bei den Juroren. Angelehnt an Vorbildsituationen in North Carolina und ausgeführt entsprechend den Fremo-Normen, werden entlang einer einleisigen Strecke verschiedene Anschließer bedient. Streng nach Fahrplan sowie mit Wagenkarten und Frachtzetteln arbeitet die kleine „Graham County Railroad“ hier publikumswirksam ihre Transportaufträge ab. „Eine betriebsintensive Endstation“ betitelte MIBA-Planungs-Altmeister Norbert Josef Pitroff aus Pegnitz – alias Pit-Peg – in den 60er-Jahren seinen Entwurf für eine 3,25 x 1,20 m kleine Kompaktanlage in H0 – und genau so nannte Günther Jirouschek auch seine 1:87-Umsetzung der 50 Jahre alten Planungszeichnungen. Eine elektrifizierte Nebenbahn in beschaulicher Mittelgebirgslandschaft und ein Endbahnhof, der dank Lokstation, Güterschuppen, Kopf- und Seitenrampe, Ladestraße und Gleisanschließern unerschöpfliche Betriebsmöglichkeiten bietet – das alles hob die Jury ganz oben aufs Siegertreppchen und belohnte den Erbauer mit einem 300-EuroEinkaufsgutschein der MIBA. Auf dieser Doppelseite sind nur wenige Bilder der kleinen Meisterwerke zu sehen. Aber in den nächsten Monaten wird die MIBA auf einige der Privatanlagen noch ausführlich zurückkommen. Ab sofort gilt jedoch der Grundsatz „Nach dem Anlagenwettbewerb ist vor dem Anlagenwettbewerb“. In diesem Sinne: Bis zum nächsten Jahr in Karlsruhe! th MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

Auf Gerd Zillers N-Modulanlage „Nantahala Valley“(2. Platz, oben) und Ulrich Grumpes „Sendener Kreisbahn“ in H0 (3. Platz) werden ausführliche MIBA-Berichte in den nächsten Monaten erneut zurückkommen. Gruppenbild mit Dame: Projektleiterin Claudia Kirst freute sich mit Eisenbahn-RomantikModerator Hagen von Ortloff (links) und VGB-Verlagsleiter Thomas Hilge (2.v.r.) über einen gelungenen Wettbewerb, zu dem (v.l.n.r.) Albert Messerschmitt, Ulrich Reiff, Ulrich Grumpe, Günther Jirouschek, Gerd Ziller und Markus Michelbach großartige Beiträge lieferten.

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Die Gleisstopfmaschine 09-3X in Vorbild und Modell

Im Expressgang Die Stopfmaschinen des österreichischen Marktführers Plasser & Theurer sind äußerst effektive Geräte bei Bau und Sanierung von Bahnstrecken. Ein solches Fahrzeug ist nun als motorisiertes Funktionsmodell von Viessmann erhältlich. Wir stellen es vor.

G

leisbau bei der Eisenbahn galt lange Zeit als äußerst personalintensives Unterfangen. Hunderte Personen waren unter schwersten körperlichen Bedingungen mit der Errichtung und Instandhaltung von Trassen und Oberbau beschäftigt. Doch schon in den frühen 50er-Jahren entwickelte die aus Linz stammende Maschinenbaufirma Plasser & Theurer die erste Gleisstopfmaschine – ein Meilenstein der Rationalisierung von Oberbau-Arbeiten. Heute sind Gleisstopfmaschinen vielseitige Arbeitsfahrzeuge die neben ihrer namensgebenden Tätigkeit zahlreiche weitere Aufgaben im Gleisbau übernehmen können. So verfügen sie teils über

Messtechnik, die Daten für die spätere Abnahme der Strecke erfasst, oder sind mit Einrichtungen für andere Arbeitsgänge des Gleisbaus kombiniert. Die Arbeitsschritte des Nivellierens und Schwellenstopfens erledigen die Maschinen in einem Arbeitsgang. Die Stopfmaschinen der Reihe 09-3X heben und richten in einem Durchlauf das neu verlegte Gleis und unterstopfen mit ihren beiden Dreischwellen-Gleisstopfaggregaten maximal 2.200 m in einer Stunde – etwa 30 % mehr als bei einer Zweischwellen-Stopfmaschine. Bei Bedarf können die Maschinen der Reihe 09-3X als Einschwellen-Stopfmaschinen eingesetzt werden.

Komponenten nach Bedarf Das Fahrzeug gliedert sich – je nach Ausführung – in zwei bis drei Baugruppen. In niedrigen Ausbaustufen besteht der 09-3X aus einer Hauptmaschine, die neben den drei Bedienständen einen großen Teil der notwendigen Versorgungstechnik beherbergt, darunter auch den 440 kW starken Motor von KHD. Die wichtigsten Werkzeuge zur Oberbaubearbeitung sind in einem separaten Aggregatrahmen untergebracht. Dieser stützt sich wie ein Schlitten in Arbeitsrichtung nach vorne verschiebbar auf der Hauptmaschine ab. Hinten liegt der Aggregatrahmen auf einem eigenen Drehgestell auf. Die Konstruktion ermöglicht es, dass das gesamte Fahrzeug eine Vorwärtsbewegung durchführt, während die Hebeund Stopfeinrichtung an einem Punkt verharrt. Wurde die Stelle bearbeitet, bewegt sich der Aggregatrahmen zügig nach vorne zum Stopfen der nächsten Schwellen. Als Option konnte das Fahrzeug mit einem zusätzlichen Materialwagen geordert werden. Die Ausführung des MaEin Stopfexpress aus der Reihe 09-3X der Baufirma Joseph Hubert am 19.8.2011 im Bereich des Rangierbahnhofs Nürnberg. Er wird im Fahrzeugregister unter der Nummer 97 40 71 507 17-8 geführt. Die ersten Maschinen dieses Typs wurden im Jahr 2001 ausgeliefert, weltweit sind fast 600 Exemplare der 09-Reihe im Einsatz. Foto: Andreas Baßner

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VORBILD+MODELL

Materialwagen

Skizze: Plasser & Theurer

Großraumkabine

Aggregatrahmen

terialwagens ist vom individuellen Kundenwunsch abhängig und reicht vom einfachen einachsigen Arbeitsanhänger bis zu angehängten Stabilisierund Verdichtmaschinen mit Endführerstand.

Funktionelles Modell Das Modell des Stopfexpress 09-3X basiert auf einer Konstruktion, die Viessman mit der Firma Kibri übernommen hat. Es stellt ein Grundmodell der Plasser & Theurer-Maschine dar, das ohne zusätzlichen Materialwagen auskommt und nur zum Stopfen und Richten dient. Zwar hält das Modell nicht alle Vorbildmaße exakt ein, der Wiedererkennungswert ist aber zweifelsfrei gewährleistet und der enorme Funktionsumfang des Modells rechtfertigt derartige Abweichungen. Betrachtet man den Viessmann-Stopfexpress, so lag der Entwicklungsaufwand klar in der Nachbildung des faszinierenden Arbeitsprozesses. Eine Herausforderung stellte sicher die Umsetzung des vorbildgerechten Bewegungsablaufes der Stopfmaschine dar.

Hauptmaschine

3-Schwellen-Stopfaggregate

Dieser setzt sich aus drei synchronen Bewegungen zusammen. Die Maschine fährt mit einer geringen konstanten Geschwindigkeit vorwärts, der Aggregatrahmen verharrt unterdessen über dem Gleis und senkt die Stopfwerkzeuge ab, um den Vorgang des Schotterverdichtens nachzuahmen. Danach werden die Stopfpickel wieder gehoben und der Aggregatrahmen bewegt sich unter der fahrenden Maschine in die vordere Endlage. Diese faszinierende

Kabine vorne

Hebe- und Richtaggregat

Funktion steht dem Modellbahner, laut Hersteller, im Analog- sowie im Digitalbetrieb zur Verfügung und kann in letztgenannter Betriebsart über die Taste F4 aktiviert werden. Wie der ausführlichen Anleitung zu entnehmen ist, müssen für die Stopffunktion im Analogbetrieb mindestens 14 V anliegen. Die Bewegungen des Stopfaggregats können im Digitalbetrieb mit den Tasten F8 bis F10 auch manuell gesteuert werden.

Eine Stopfmaschine von GBW in Hagenow am 8.9.2010. Foto: Thomas Welzel

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Das Dreischwellen-Stopfaggregat stützt sich rechts auf den Rahmen der Maschine ab, links läuft es auf einem eigenen Drehgestell. Foto: Plasser & Theurer

Auch wenn die aufwendige Mechanik der Maschine bei der Modellumsetzung natürlich vereinfacht werden musste, ist der Wiedererkennungswert enorm. Modellfotos: gg

Licht und Ton Der Unimat, ebenfalls aus der 09-Reihe, kommt beispielsweise im Weichenbereich zum Einsatz. Seine Stopfpickel sind schwenkbar. Foto: Thomas Welzel

Maßtabelle Stopfexpress 09-3X von Viessmann Vorbild

1:87

Modell

Längenmaß Länge über Puffer:

23 040

264,8

263,8

4 030

46,3

44,2

2 900

33,3

33,8

15 800

181,6

180,0

Drehgestell vorne:

1 800

20,7

21,6

Aggregatrahmendrehgestell:

1 500

17,2

17,1

Drehgestell hinten:

1 800

20,7

22,9

Höhenmaß über SO Aufbau: Breitenmaß Breite Fahrzeugkasten: Achsstände Gleisstopfmaschine Drehzapfenabstand:

Fazit Der Stopfexpress von Viessmann ist ein außergewöhnliches Fahrzeug, das mehr Betrieb auf die Anlage bringt als konventionelle Triebfahrzeuge. Die attraktive Modellumsetzung lebt von den vielen faszinierenden Funktionen, die das Fahrzeug mit Sicherheit zu einem Blickfang machen und über kleine Ungenauigkeiten im Bezug auf die maßstäblichen Abmessungen hinwegtrösten. Die Vorbildvielfalt und die Varianten des ursprünglichen Kibri-Modells könnten zukünftig eine große Modellvielfalt ermöglichen. gg

Kurz + knapp

Raddurchmesser Drehgestell:

920

10,6

11,0

Aggregatrahmendrehgestell:

730

8,4

9,0

• Stopfexpress 09-3X Baugröße H0 Art.-Nr. 26091

Radsatzmaße entsprechend NEM 310 (Ausgabe 2009)

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Neben den bewegten Funktionen verfügt der 09-3X von Viessmann über ein Soundmodul, das neben dem gut getroffenen Motorengeräusch auch das Verdichten des Schotters akustisch passend untermalt. Abgerundet werden die vielen Digitalfunktionen durch eine aufwendige Fahrzeugbeleuchtung. Neben dem inzwischen beinahe obligatorischen fahrtrichtungsabhängigen Lichtwechsel in den Farben Rot und Weiß, blinken die insgesamt sechs gelben Sicherungsleuchten auf dem Dach und an den Führerstandsfronten. Eine weiße LED erhellt zusätzlich den Arbeitsbereich des Stopfaggregats über die Taste F5 oder automatisch im Zusammenspiel mit dem Arbeitsmodus.

Radsatzinnenmaß:



14,4+0,2

14,5

€ 349,95

Spurkranzhöhe:



0,6+0,6

0‚75

• Viessmann

Spurkranzbreite:



0,7+0,2

1,0

Radbreite:



2,7+0,2

2,8

www.viessmann-modell.com • erhältlich im Fachhandel

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Ein gutes Konzept verfolgt Arnold mit der Realisierung der Halberstädter Wagenfamilie. Franz Rittig erinnert an die Vorbilder, während sich Gerhard Peter ausführlich den ersten Modellen aus dem Arnold-Sortiment widmet.

W

ie schon ihre Vorgänger, die zwar vierachsigen, aber recht kurzen Nahverkehrswagen der Gattung Bghw, bestimmten die hier vorzustellenden, ebenfalls vierachsigen Reisezugwagen der Gattung Bmh bis vor gar nicht allzu langer Zeit das Bild des Reiseverkehrs auf den Gleisen der einstigen Deutschen Reichsbahn in der DDR. Ihre Entwicklung und Konstruktion verlief von Anfang an in anderen Bahnen als etwa in westeuropäischen Ländern üblich. So war der Auftraggeber dieser Fahrzeuge, die DDR-Reichs-

Durchdachtes Konzept in Vorbild und Modell

bahn, zugleich auch ihr Produzent, denn sämtliche Bmh-Wagen kamen mit dem Reichsbahn-Ausbesserungswerk Halberstadt aus einem zur Deutschen Reichsbahn gehörenden Betrieb. Dieser hatte bereits ab 1958 wertvolle Erfahrungen in der Rekonstruktion alter und der Produktion neuentwickelter Reiszugwagen gesammelt. Als etwa das Rekonstruktionsprogramm Mitte der 1960er-Jahre auslief, waren insgesamt 3047 Reisezugwagen in Halberstadt grundlegend erneuert worden. Die Reisezugwagen der Gattung Bghw, zunächst das Resultat einer Rekonstruktion, wurden schließlich als komplette Neuanfertigungen in Serie hergestellt.

Halberstädter in N

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VORBILD + MODELL

Linke Seite: Prototyp des Bmh der DR in Türkisbeige. Foto: Michael Kratzsch-Leichsenring

Obwohl insgesamt bewährt, galt als einer ihrer Nachteile die geringe Länge von nur 18,70 m, die aus technologischen Zwängen beim Hersteller (Werkstattgröße) resultierte. Als man in Halberstadt schließlich über eine neue Werkhalle mit neuen Schiebebühnen verfügte, ließ sich ein neues Wagenkonzept verwirklichen. 1978 gelang die Fertigstellung eines Prototyps der neuen Gattung Bmh, der mit der stattlichen Länge von 26,40 m seinen Vorgänger bei weitem in den Schatten stellte. Die von Anfang an für hohen Fahrkomfort gedachte Konstruktion ließ lauftechnisch Geschwindigkeiten von 140 km/h zu. Für die

DDR war es von Bedeutung, dass sich der Materialeinsatz je Wagen der Serienfertigung um 3 t (!) gegenüber dem Prototypen senken ließ. Mit seinen drei Großraumabteilen (88 Sitzplätze) und zwei geräumigen Einstiegsbereichen bei insgesamt acht Drehfalttüren war der Bmh primär als Nahverkehrsfahrzeug definiert und folgte so den Überlegungen, die seinerzeit zu den „Silberlingen“ der DB geführt hatten. Die modifizierten Drehgestelle der Bauart „Görlitz V“ verliehen dem Wagen vergleichsweise sehr gute Laufeigenschaften. Die DR setzte die Bmh deshalb vorzugsweise im Schnellzugdienst ein, wobei auch grenzüber-

Skizze des Halberstädter Bmh im Maßstab 1:160

schreitende Relationen bedient wurden. Schnellzüge, die geschlossen aus „langen Halberstädtern“ bestanden und von den schweren Dieselloks der Baureihe 132 befördert wurden, dürfen zu Recht als Sinnbild des hochwertigen Reiseverkehrs in der DDR der 1980erJahren gelten. Später folgten auch Wagen mit Seitengang und sogar Speiseund Steuerwagen. Franz Rittig

Eine typische Garnitur (mit einer 132 von Minitrix) rollt in den Bahnhof ein. Modellfotos: gp

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Die Gravuren der Drehgestelle sprechen für das Modell. Spiralfedern, Schwingungsdämpfer und Bremsklötze in Radebene sind weitere Merkmale der Halberstädter Modelle.

Der Bmh im Modell Eine Bereicherung des Reisezugwagenangebots stellen sicherlich die neuen Halberstädter von Arnold dar. Angekündigt waren die sogenannten Mitteleinstiegswagen inklusive des zugehörigen Steuerwagens sowie die Seitengangwagen und auch Speise- und Halbgepäckwagen. Im Dreier-Set sind die Achttürer in ihrer ursprünglichen Ausführung im Handel, wie sie ab 1978 Einladend: Mehrfarbige Inneneinrichtung

Plastisch: Drehfalttüren mit silbern bedruckten Türdrückern

von der DR eingesetzt wurden und ein wenig an die Silberlinge der DB erinnern. Das Set beinhaltet drei 2.-Kl.Wagen mit unterschiedlichen Betriebsnummern in der Farbgebung der DR/Epoche IV. Das Erscheinungsbild der Wagen ist dank Umsetzung der korrekten Proportionen von Wagenkasten, Fensteröffnungen, Türen und dergleichen gut getroffen. Auch die Fensterrahmen verstärken mit ihrer Zierlichkeit und der sauberen Bedruckung diesen Eindruck. Hier sei auch noch der passgenaue Sitz der Fenster hervorzuheben, der auch die Fenster mit der Gummieinfassung in den Falttüren einbezieht. Die Gravuren im Türbereich hätten hingegen durchaus etwas zierlicher sein können. Durch die saubere aber etwas zu kräftige Lackierung werden die Strukturen etwas überbetont, was jedoch bei einem normalen Betrachtungsabstand den Waggons zugute kommt. Die Beschriftung ist randscharf aufgedruckt. Selbst das Zuglaufschild lässt sich unter der Lupe noch lesen –

o.k., bei den ganz winzigen Schriftzügen laufen die Buchstaben schon etwas ineinander. Die relativ großen Fenster bieten einen guten Einblick in das Waggoninnere und lassen die vorbildgerechte Einteilung auch der Einstiegsbereiche erkennen. Hervorzuheben ist auch die mehrfarbige Inneneinrichtung. Die Polster sind farbig angelegt und laden ein, Reisende Platz nehmen zu lassen. Kurzkupplungskinematik und Kupplungsnormschacht gehören heute zum Standard. Bereits mit der N-Standardkupplung ergibt sich ein fast geschlossenes Erscheinungsbild. Fazit: Die langen Halberstädter von Arnold sind ansprechend gelungen und eine Bereicherung jeder Sammlung. Ausführungen aktueller Farbgebung werden folgen. gp

Akkurat: Randscharfe Bedruckung auch der kleinsten Anschriften.

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BÜCHER

Im Musikwinkel Andreas W. Petrak (Hrsg.) 224 Seiten; ca. 320 Fotos; Format 23,2 x 16,4 cm; € 32,90; edition bohemica, Goldkronach Als „Musikwinkel“ gilt die Region zwischen Vogtland, Elstergebirge und Egergraben wegen der dort weit verbreiteten Musikinstrumenten-Industrie. Die wichtigsten Produktionsorte auf sächsischer Seite sind Markneukirchen (dort befindet sich ein Musikinstrumentenmuseum) sowie Klingenthal und in Böhmen Kraslice (Graslitz) und Luby (Schönbach). Das als Band 10 der Reihe „Durch Böhmens Hain und Flur“ erschienene Buch befasst sich mit den Bahnlinien Plauen–Adorf–Bad Brambach–Cheb (Eger), Adorf–Zwotental– Klingenthal–Kraslice (Graslitz)–Sokolov (Falkenau) und Trsnice (Tirschnitz)– Luby (Schönbach). Außerdem wird die abgebaute Stichstrecke Siebenbrunn– Markneukirchen–Erlbach behandelt und der nie verwirklichte Lückenschluss nach Schönbach erwähnt. Wie in der Buchreihe üblich, handelt es sich um eine ausgewogene Mischung aus Texten und mit sehr detaillierten Bildlegenden versehenen Fotos. Als Gastautoren trugen Joachim Piephans mit der „Winterreise über die Brambacher Grenze“ und Wilfried Rettig mit einem Aufsatz über die Schönbacher Lokalbahn zum Erfolg des Buches bei. Entstanden ist ein Werk zum Genießen, nichts für die eilige Lektüre. Dazu trägt vor allem die abwechslungsreiche Landschaft bei, die in höchster Bildqualität erscheint. Auch die moderne Bahn, mit neuen Verkehrsunternehmen wie der Vogtlandbahn und Viamont über offene Grenzen hinweg, spielt die ihr gebührende Rolle. Überdies kommen auch immer wieder Land und Leute ins Bild bzw. zu Wort. Ulrich Rockelmann

Güterverkehr auf der Modelleisenbahn. Planung, Bau und Betrieb Michael U. Kratzsch-Leichsenring 144 Seiten; 24 Schwarzweiß- und 137 Farbfotos; zahlreiche Gleispläne und Skizzen; Format 17,0 x 24,0 cm; € 19.95; Transpress-Verlag, Stuttgart Betrachtet man die Masse der Modellbahn-Heimanlagen, so fallen immer wieder die in der Regel (zu) kleinen GüMIBA-Miniaturbahnen 5/2012

terverkehrsanlagen auf. Das ist eigentlich schade, denn auch der Modellbahner sollte wohl davon ausgehen, dass der Güterverkehr eine zentrale Rolle im Schienenverkehr spielt. Für den Autor war genau diese Überlegung Anlass, leicht fassliche, fachlich tiefe Einblicke in die Materie von Gütertransport und Güterumschlag bei der Eisenbahn zu vermitteln. In der Organisation des Güterverkehrs moderner Eisenbahnverkehrsunternehmen persönlich nicht unerfahren, zeigt er anhand konkreter Abläufe, wie man den Güterverkehr auf der Modellbahn lebendig gestaltet: Da müssen Wagen rangiert sowie be- und entladen werden, Züge sind zu teilen und neu zu bilden, Übergaben bringen einzelne Waggons ans Ziel oder holen sie von dort wieder ab. Zahlreiche Skizzen und Beispiele zeigen, wie man die notwendigen Anlagen des Güterumschlags – Ladegleise, Güterschuppen, Rampen, nicht zuletzt einen kompletten Güterbahnhof – im Modell inszeniert. Der Autor hat gut daran getan, sich das für die Modellumsetzung dieser Themen notwendige Fotomaterial auf einschlägigen Messen und Ausstellungen zu beschaffen und so zu zeigen, dass und wie angemessener Güterverkehr im Grunde auf jeder Modellbahn möglich ist. Franz Rittig

Günther Scheibe – Dampflokfotos. Deutsche Reichsbahn 1970–1987 Günter Scheibe 96 Seiten; 102 Schwarzweiß-Fotos; Format 21,5 x 15,4 cm; € 19,95; Verlag Rockstuhl Bad Langensalza Spätestens seit den frühen 1970er-Jahren wurde die Dampflokfotografie auch in der DDR zu einer verbreiteten Leidenschaft unter Eisenbahnfreunden und Modellbahnern. Das rührte vor allem daher, dass sich auch auf den Gleisen der Reichsbahn der Traktionswandel vollzog und viele Lokomotiven aus Länderbahnzeiten bereits verschwunden waren. Günter Scheibe gehört ohne Zweifel zu jenen „Lichtbildnern“, denen die Zeichen der Zeit schon früher nicht verborgen geblieben waren. Mit seinem Einstieg in die Eisenbahnfotografie im Jahre 1969 hielt er Motive fest, die schon kurze Zeit später nicht mehr möglich gewesen wären. Obwohl auch er einen Lernprozess durchmachte, fand er von Anfang an seinen Stil, der geradezu unverkennbar macht,

wann man einen „echten Scheibe“ vor sich liegen hat. Günter Scheibes Fotomethodik gilt unter Insidern als geradezu legendär: Wo andere Fotofans beim Ringen um das beste Motiv bereits aufgegeben hatten, fand Günter Scheibe immer noch Mittel und Wege, Leitern und Worte, Argumente und Orte, um die schwarzen Zeugen der Technikgeschichte zu inszenieren. Wer all das nachvollziehen, ja nacherleben möchte, dem sei der nun vorliegende Band 1 der neuen RockstuhlEdition empfohlen. Auch wenn dem Kenner das eine oder andere Motiv nicht mehr ganz unbekannt vorkommen mag, so hat der Bildband doch insgesamt den nicht zu unterschätzenden Vorzug, 17 Jahre „Scheibe pur“ kompakt zu demonstrieren – exzellent gedruckt und mit trefflichen Bildunterschriften dokumentiert. Franz Rittig

Bahn im schroffen Fels. Die Geschichte der Mittenwaldund Außerfernbahn Angela Jursitzka / Helmut Pawelka 114 Seiten; 232 Schwarzweiß- und Farbfotos; Format 17,5 x 21,0 cm; € 22,00; Verlag Alba Publikationen Meerbusch Die Mittenwald- bzw. Karwendelbahn sowie die Außerfernbahn: Zwei namhafte Strecken, die den Autoren viele Fragen zur Beantwortung aufbürdeten. Drei Jahre sammelten und recherchierten sie, um zu ergründen, wie es zum Bau der Karwendelbahn kam, wie sich dieser Bau in die Eisenbahn- und Verkehrspolitik zu Beginn des 20. Jahrhunderts einordnete, wer der legendäre Bauingenieur Josef Riehl war und warum die Eröffnung der Strecke um Monate verschoben wurde. Die Karwendelbahn, kühnste Strecke Tirols und auch in ihrem bayerischen Abschnitt mit enormen Steigungen verbunden, stellte nicht nur höchste Ansprüche an ihre Erbauer, sondern auch an den Betrieb. So gehen die Autoren der Frage nach, wie der Bahnverkehr funktionierte, als Österreich 1902 die Vakuumbremse einführte, während Bayern auf die Druckluftbremse setzte. Sachlich exakt und stilistisch unterhaltend treten die Autoren den Nachweis an, warum man die Mittenwaldund Außerfernbahn im Jahre 2000 in ihrer Gesamtheit zum Technischen Denkmal erklärte. Franz Rittig 83

VERANSTALTUNGEN

3. Europäischer Modellbauwettbewerb der Sächsischen Modellbahner-Vereinigung. Einsendeschluss: 14.09.2012. Info: Sächsische Modellbahner-Vereinigung e.V., Dr.-Külz-Str. 4, 01445 Radebeul, www.smv-aktuell.de

mitgearbeitet werden. Info: Eisenbahnmuseum Bochum, Tel. 0234/492516 (Di–Fr 10–17 Uhr), www.eisenbahnmuseum-bochum.de 17./18./19./20.05.2012 Bahnwelttage im Eisenbahnmuseum Darmstadt-Kranichstein, Steinstr. 7, 64291 Darmstadt, 10–18 Uhr. Info: Eisenbahnmuseum Darmstadt-Kranichstein, Tel. 06151/377600, www.bahnwelt.de 19.05.2012 Modellbahnausstellung in 36277 Schenklengsfeld. Info: Interessengemeinschaft Spur II e.V., www.spur-II.de 19.05.2012 „Theater im Zug“ mit der Neuensteiner Theatergruppe „Schlussapplaus“. Event zum 150. Jubiläum der Hohenlohebahn Heilbronn–Öhringen–Schwäbisch Hall. Abfahrt in Öhringen Hbf 18.40 Uhr. Info: Fax +49 (0) 7941/2642, www.hohenlohebahn.net

Sonderzug ab 01445 Radebeul nach Schwarzenberg, 7–23 Uhr. Info: Sächsische Modellbahner-Vereinigung e.V., geschaeftsfuehrer@ smv-aktuell.de, www.smv-aktuell.de 20.05.2012 Tag der offenen Tür im Schiefermuseum Obermartelingen/Luxemburg, 10–18 Uhr. Info: Modellbahnfreunde Luxemburg, Schiefermuseum Obermartelingen, Tel. +352/ 661710661, de.modellbahnfreunde.net 20.05.2012 Führerstandsmitfahrten im Eisenbahnmuseum Bochum. Info: Eisenbahnmuseum Bochum (Anschrift s.u.) 26.05.2012 Schienenkreuzfahrt durch das Ruhrgebiet ab Bochum-Dahlhausen. Info: RuhrgebietStadtrundfahrten, Tel. 0201/875956070, [email protected], www. ruhrgebiet-stadtrundfahrten.de, Anschriften: DGEG Bahnreisen GmbH, Postfach 102045, 47410 Moers, Tel. 02841/ 537216, Fax 02841/56012, [email protected], www.dgeg. de Eisenbahnfreunde Kahlgrund e.V., Johann-Knecht-Str. 5L, 63785 Obernburg, Tel. 06022/5938, www.eisenbahnfreunde-kahlgrund.de

Eisenbahnmuseum Bochum, Dr.-C.-OttoStr. 191, 44879 Bochum, Tel. 0234/492516 (Di–Fr 10–17 Uhr), Fax 0234/94428730, [email protected], www. eisenbahnmuseum-bochum.de Eisenbahnmuseum Heizhaus Strasshof, Sillerstraße 123, A-2231 Strasshof an der Nordbahn, Tel. +43 2287/3027-11, office@ eisenbahnmuseum-heizhaus.com, www.eisenbahnmuseum-heizhaus.com Eisenbahnmuseum Neustadt, Schillerstr. 3, 67434 Neustadt an der Weinstraße, Tel. 06321/30390, Fax 06321/398162, info@ eisenbahnmuseum-neustadt.de, www.eisenbahnmuseum-neustadt.de, www.dgeg.de Interessengemeinschaft BrohltalbahnSchmalspureisenbahn e.V., Kapellenstr. 12, 56651 Niederzissen, Tel. 02636/ 80303, Fax 02636/80146, [email protected], www. vulkan-express.de Verkehrsmuseum Dresden gGmbH, Augustusstr. 1, 01067 Dresden, Tel. 0351/ 8644131, Fax 0351/8644110, [email protected], www. verkehrsmuseum-dresden.de Zweckverband Deutsches Dampflokomotiv-Museum Neuenmarkt, Birkenstraße 5, 95339 Neuenmarkt, Tel. 09227/5700, Fax 09227/5703, [email protected], www.dampflokmuseum.de

19.05.2012 Konzert mit dem Titel „ Vom Zauber der Züge – Eine Reise durch die Nacht in Bildern, Blues und Boogie Woogie“ in A-2231 Strasshof an der Nordbahn Info: www.eisenbahnmuseum-heizhaus.com (Anschrift s.u.) 19.05.2012 Mit dem SMV-Jubiläumszug durch Sachsen. Sonderzug ab 01445 Radebeul nach Chemnitz-Hilbersdorf ins Sächsische Eisenbahnmuseum, 7–20 Uhr. Info: Sächsische Modellbahner-Vereinigung e.V., www.smv-aktuell. de 19./20.05.2012 Mit dem Jubiläumszug durch Sachsen. Sonderzufahrten mit Festveranstaltung in Chemnitz. Info: SMV e.V., Dr.-Külz-Str. 4, 01445 Radebeul, [email protected], www.smv-aktuell.de, www.doellnitzbahn.de 19./20.05.2012 und jeden 3. Sa/So 10–16 Uhr: Ausstellung „Von der Stromgewinnung zur Fahrleitung“ in 8755 Engi, Güterschuppen. Info: Sernftalbahn-Museum, Tel. +41/55/ 6406147, www. sernftalbus.ch 20.05.2012 Mit dem SMV-Jubiläumszug durch Sachsen. MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

Fotoausstellung „Klassiker der Bundesbahn“ im Miniland München Noch bis zum 29.7.2012 ist im Miniland München eine Ausstellung mit Bildern aus dem Buch „Klassiker der Bundesbahn“ von Otto Humbach zu sehen. In rund 30 großformatig wiedergegebenen Motiven lässt Otto Humbach die Lokomotiv- und Zuglegenden der ersten beiden DB-Jahrzehnte wieder aufleben. Seine authentisch arrangierten Modellszenen – belegt durch historische Bilder vom damaligen Bahnbetrieb – präsentieren berühmte Züge wie „Rheingold“ oder „Blauer Enzian“ ebenso wie die Dampflok der Baureihe 01 oder den Kult-TEE-Triebzug der Baureihe VT 11.5, aber auch unscheinbare Nebenbahn-Bummler und fleißige „Rangierböcke“. Das alles wird in einer fotografischen Perfektion gezeigt, die ihresgleichen sucht. Geöffnet ist die Ausstellung Mi–So von 10–18.30 Uhr. Miniland München, Hürderstraße 4, 85551 Kirchheim/Heimstetten (direkt an der S-Bahn-Haltestelle „Heimstetten“ der Linie S2.

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NEUHEITEN

Baureihe 54.15-17 mit einem Dom in 1:87 Die Reihe 54.15-17 existierte in zwei verschiedenen Varianten. Während die Maschinen mit höheren Ordnungsnummern einen Dampf- und einen Sanddom besaßen, waren bei den Loks mit niedrigeren Ordnungsnummern beide Einrichtungen in einen viereckigen Kasten integriert. Eine solche Lokomotive ist nun – basierend auf dem bekannten Modell – erhältlich. Sie ist in die frühe Epoche III einzuordnen und verfügt deshalb nur über ein Zweilicht-Spitzensignal. Im Gegensatz zu anderen Modellvarianten besitzt die Lok kein Rauchkammerschild, die Nummer ist einfach „aufgemalt“. Das Modell ist sauber lackiert und bedruckt, die Anschriften ordnen die Lok dem Bw Ansbach zu. Fleischmann • Art.-Nr. 414405 • € 329,– • erhältlich im Fachhandel

Bausatz der Kö I von Windhoff in drei Baugrößen Umfangreiches H0-Brückensystem in Lasercut-Ausführung Zur diesjährigen Spielwarenmesse hat die Firma Noch ein neues umfangreiches Brückensystem angekündigt. Dieses ist bereits lieferbar und besteht aus mehreren verschiedenen Elementen. Erhältlich sind zunächst eine Kastenbrücke, zwei Fischbauchbrücken, drei unterschiedliche Brückenfahrbahnen sowie ein kleiner Vorfluter. Alle Elemente ruhen auf Hartschaum-Brückenpfeilern in grauer Mauer-Optik. Das neue System ist mit den 2009 und 2010 erschienenen Brücken von Noch mittels Adapter kombinierbar.

Die bereits seit geraumer Zeit angekündigte maßstäbliche Windhoff-Kö I ist nunmehr als Ätzteil-Bausatz bei Schiffer-Design erschienen. Die kleine Verschiebelok, die im Vorbild ab 1936 gebaut wurde, kann für die Epochen II bis IV hergerichtet und beschriftet werden. Es handelt sich um ein unmotorisiertes, aber rollfähiges Modell mit feinen Speichenrädern und angedeuteter Bremseinrichtung. Schiffer-Design, Weyerstraße 4, D-50170 Kerpen, www.schifferdesign.info • Art.-Nr. H0-4003 • € 89,– • Art.-Nr. TT-4003 • € 86,90• Art.-Nr. N-4003 • € 79,90 • erhältlich direkt

Noch • Art.-Nr. 67023 ff • ab € 19,99 • erhältlich im Fachhandel

H0-Stadler-GTW in der aktuellen Lackierung der Usedomer Bäderbahn Im Jahr 2000 erhielt die Usedomer Bäderbahn – eine einhundertprozentige Tochter der Deutschen Bahn – die ersten 14 Fahrzeuge vom Typ Stadler-GTW. Inzwischen verfügt das Unternehmen über 23 dieser als Baureihe 646 geführten dreiteiligen Regionaltriebwagen. Piko bietet nun ein solches Fahrzeug in der aktuellen attraktiven Lackierung des Unternehmens an. Es handelt sich um eine sehr sauber umgesetzte Bedruckungsvariante des in der MIBA-Ausgabe 9/2011 getesteten Fahrzeuges. Piko • Art.-Nr. 59527 • € 209,99 • erhältlich im Fachhandel

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MIBA-Miniaturbahnen 4/2012

NEUHEITEN 52-Altbau der DR-Epoche IV im Maßstab 1:87 Roco baut das Sortiment an Lokomotiven der Reihe 52 kontinuierlich aus. Die neueste Variante ist eine Altbaulok mit einer Beschriftung der Epoche IV des Bw Dresden. Roco • Art.-Nr. 62276 • € 284,– • erhältlich im Fachhandel

Skoda 1000 MB und Volkswagen up! in H0

Als Bausatz bietet Manfred Lütke zehn Seifenkisten mit Strohballen zur Streckensicherung an. Beschriftungen sowie Start- und Zielflaggen liegen dem Bausatz bei.

Zwischen 1964 und 1969 entstanden die Heckmotor-Limousinen vom Typ Skoda 1000 MB. Mit einer Leistung von 42-52 PS erreichten die eleganten Fahrzeuge eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 125 km/h. Der Kleinwagen up! ist der jüngste Spross der Volkswagen-Familie. Er wurde auf der IAA 2011 der Öffentlichkeit vorgestellt und wird seit Dezember des gleichen Jahres produziert. Beide Fahrzeuge sind nun in ausgezeichneter Modellqualität von Herpa erhältlich.

Luetke Modellbahn, Zugspitzstraße 8, D-82140 Olching, www.luetkemodellbahn.de • Art.-Nr. 71402 • € 11,25 • erhältlich direkt

Herpa • Art.-Nr. 024716 (Skoda) • € 9,– • Art.-Nr. 034968 (VW) • € 10,50 • erhältlich im Fachhandel

Seifenkisten in Baugröße Z

Gr 20 mit Bremserhaus der Epoche III in 1:87 Der neue geschlossene Güterwagen mit Bremserhaus ist eine attraktive Formvariante des Gr 20. Er ist erstmalig mit Bremserhaus in einer Version der DB-Epoche-III erhältlich. Fleischmann • Art.-Nr. 533002 • € 29,90 • erhältlich im Fachhandel

Gleisstopfmaschine der DBG in Baugröße H0 Liliput hat die Gleisstopfmaschine der 07-Serie von Plasser & Theurer neu aufgelegt. Es handelt sich um eine motorisierte Maschine der Deutschen Bahn Gleisbau in Ausführung der Epoche V. Liliput • Art.-Nr. 136114 • € 89,50 • erhältlich im Fachhandel

MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

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NEUHEITEN Taurus der GySEV mit Sonderlackierung in 1:160 Anlässlich des zweihundertsten Todestages von Joseph Haydn im Jahr 2009 veranlasste Roco die Gestaltung einer Werbelok durch die Designerin Gudrun Geiblinger. Basierend auf dem bekannten Fleischmann-Modell im Maßstab 1:160 ist diese Maschine nun als Bedruckungsvariante erhältlich. Die aufwendige Beklebung des Vorbildfahrzeuges wurde dabei ausgesprochen gut getroffen. Mittlerweile ist die große 1047 504-4 wieder im normalen Farbkleid der GySEV unterwegs. Fleischmann • Art.-Nr. 731103 • € 159,– • erhältlich im Fachhandel

Trabant P50 Kombi in Baugröße H0 In Handarbeit entstehen bei Hädl PKW-Modelle des Trabant P50 Kombi sowie des P601 Kübel. Die Frontscheinwerfer der Modelle sind separat eingesetzt; Blinker, Türgriffe und Rückleuchten wurden farblich behandelt. Der P50 Kombi ist mit geschlossenem, geöffnetem und ganz ohne Schiebedach erhältlich. Hädl Manufaktur, Hauptstraße 47, D-18299 Laage, www.haedl.de • Art.-Nr. 222007-03, 222006-01 • je € 14,– • erhältlich im Fachhandel

Mercedes-Reisebusse in 1:160 Auf jeweils 3000 Stück limitiert sind die attraktiven Reisebusse von Minichamps. Beide Modelle sind aufwendig und sauber bedruckt, der O 6600 weicht im Bereich des Kühlergrills von der Katalogdarstellung ab. Minichamps • Art.-Nr. 169038080 (O 6600), 169031080 (O 321H) • je € 19,94 • erhältlich im Fachhandel

Motorisiertes Fahrgestell für die Porsche-Parkbahn H0-Donnerbüchsen der DR Epoche IV Erstmals sind die bekannten Fleischmann-Donnerbüchsen in einer Ausführung der DR Epoche IV erhältlich. Charakteristisch hierfür ist die hellgraue Farbgebung des Daches sowie die grün gehaltenen Fensterrahmen. Neben dem abgebildeten Traglastwagen Baaitr sind drei unterschiedliche Wagen der Gattung Baai erhältlich. Fleischmann • Art.-Nr. 507703 • € 36,90 • Art.-Nr. 507501 • € 38,90 • erhältlich im Fachhandel

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Schon bald nach Erscheinen der Porsche-Parkeisenbahn von VKModelle wurde der Wunsch nach einem motorisierten Modell laut. Diesen Wunsch haben nun die Olching-Antriebsspezialisten von SBModellbau erfüllt und ein neues Fahrwerk konstruiert. Für Vortrieb sorgt ein Maxon-Motor mit Schwungmasse, der über Schneckengetriebe auf beide Achsen des Fahrgestells wirkt. Die Parkbahn erreicht dadurch ausgezeichnete Langsamfahreigenschaften. SB-Modellbau • Art.-Nr. 43005 • € 130,– • erhältlich im Fachhandel

MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

NEUHEITEN Kleinserienmodell eines italienischen Spitzdachwagens der Rete Adriatica in H0 Um das Jahr 1900 entstanden in großer Stückzahl geschlossene Güterwagen in Italien. Diese Fahrzeuge zeichneten sich durch die markante spitze Dachform aus. In Kleinserie entsteht nun ein feines Messingmodell eines solchen Wagens. Er stellt den Zustand der Epoche I dar und gehört der 1905 verstaatlichten italienischen Eisenbahngesellschaft Rete Adriatica. GBmodell, Spinnereistraße 8, CH-9472 Grabs, www.gbmodell.ch • SFr 420,– • erhältlich direkt

Baureihe 64 der frühen Epoche III in 1:87 Exklusiv für Idee+Spiel hat Roco eine neue Variante der Baureihe 64 aufgelegt. Die Lok ist anhand des Ausrüstungsstandes und der stimmigen Beschriftung klar der frühen Epoche III zuzuordnen. Charakteristisch für die Maschine sind die genieteten Wasserkästen sowie das Führerhaus mit einfacher Dachentlüftung. Die Lok ist laut Beschilderung beim Bw Lübeck beheimatet. Roco • Art.-Nr. 62208 (DC) • € 240,– • 68208 (AC) • € 280,– • erhältlich exklusiv in Idee+Spiel-Fachgeschäften

Traktoren mit LED-Beleuchtung im Maßstab 1:87 Viessmann wertet die Modelle des MB-Trac und des Lanz-Schleppers mit einer LED-Beleuchtung auf. Während der Lanz nur über Frontscheinwerfer verfügt, besitzt der Mercedes auch LED-Rückleuchten.

VT 95 mit Sound Der in MIBA 4/2012 vorgestellte VT 95 ist nun mit Sound erhältlich. Dazu wurde die Inneneinrichtung der älteren Soundvariante übernommen, die Geräusche selbst sind jedoch völlig neu in den ZIMODecoder eingespielt. Jetzt ist auch das charakteristische Schaltgeräusch des mechanischen Getriebes zu hören. Wir haben für Sie dazu einen Film gemacht, den Sie unter http://www.miba.de/2012/05/vt95sound.mp4 oder über den unten gedruckten QR-Code aufrufen können. Der Beiwagen hat für das Schalten des Lichts übrigens einen separaten Decoder.

Viessmann • Art.-Nr. 22261 (MB-Trac) • Art.-Nr. 22267 (Lanz) • je € 29,95 • erhältlich im Fachhandel

Fleischmann • Art.-Nr. 440571 • € 359,– • erhältlich im Fachhandel

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NEUHEITEN Baureihe 641 im Maßstab 1:160

MB-Sprinter Rettungswagen und VW Caddy in 1:87

Die unter dem Spitznahmen „Walfisch“ bekannten Triebwagen der Baureihe 641 sind nun in der Baugröße N erhältlich. Die Vorbildfahrzeuge entsprechen weitgehend der Alstom Baureihe „Coradia A TER“ und sind auch bei der französischen Staatsbahn SNCF im Einsatz. Die luxemburgischen Triebwagen wurden mittlerweile ebenfalls an die SNCF abgegeben. Das gelungene Fahrzeug verfügt im Modell über eine Innenbeleuchtung in vorbildgerecht kaltweißer Lichtfarbe. Der Antrieb des 641 von Arnold wirkt auf ein Drehgestell und verhilft dem Zug zu adäquaten Fahrleistungen. Wir werden das Fahrzeug in unserer nächsten Ausgabe vorstellen.

Zwei Formneuheiten sind von Rietze erschienen. Es handelt sich um einen Rettungswagen auf dem Fahrgestell eines MercedesBenz Sprinters sowie um den Volkswagen Caddy mit langem Radstand (Caddy Maxi). Der Rettungswagen verfügt über eine Aufbau von GSF Sonderfahrzeugbau und ist mit dem Schriftzug der Technischen Universität München beschriftet. Die Modelle beider Fahrzeuge sind gut detailliert, die Klappen sowie das im Bild sichtbare Fenster des Rettungswagens sind nur aufgedruckt. Besonders positiv fallen die Gravuren der Kühlergrills beider Modelle ins Auge.

Arnold • Art.-Nr. HN2097 • € 169,90 • erhältlich im Fachhandel

Bausatz des Pwgs 44 im Maßstab 1:87 Der Güterzugpackwagen vom Typ Pwgs 44 ist als Bausatz wieder erhältlich. Die Einzelteile entsprechen jenen, die für die Serienfertigung montiert werden mussten. Neben den im Bild sichtbaren Baugruppen wie Rahmen und Wagenkasten sind einige Griffstangen sowie die Spindel der Handbremse anzubringen. Vorsicht ist beim Aufsetzen des Wagenkastens auf den Rahmen geboten: die vier Rastnasen sitzen sehr stramm und können bein unvorsichtiger Handhabung brechen. Geübte Bastler können den Wagen problemlos in einer halben Stunde montieren. Roco • Art.-Nr. 66447 • € 17,40 • erhältlich im Fachhandel

Rietze • Art.Nr. 11861 (VW) • € 9,90 • Art.-Nr. 61575 (Mercedes) • € 18,90 • erhältlich im Fachhandel

Doppelstockwagen der S-Bahn Zürich in 1:87 Die inzwischen rund 20 Jahre alten, von den Firmen SLM, ABB und SWP stammenden, Doppelstockpendelgarnituren der Züricher S-Bahn werden in nächster Zeit im Rahmen des sogenannten LION-Projektes („Lifting, Integration, Optimierung, Neugestaltung“) modernisiert. Dabei wird in jeder Zuggarnitur der bisherige 2.-Klasse-Wagen durch die neu gelieferten Doppelstockwagen mit tief liegendem Einstieg ersetzt. Gegenwärtig sind bereits etwa 20 Garnituren mit den neuen Wagen versehen. Passend zu den Züricher S-Bahn-Zügen anderer Modellbahnhersteller sollen demnächst die maßstäblich verkürzten Wagen von Hui erhältlich sein. Hui-Modellbau, Chasa Aual 153, CH-7546 Ardez, www.huimodellbau.ch • Preis nach Erscheinen • erhältlich direkt

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MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

VORSCHAU • IMPRESSUM

Was bringt die MIBA im Juni 2012?

MIBA-Verlag Am Fohlenhof 9a D-82256 Fürstenfeldbruck Tel. 0 81 41/5 34 81-225, Fax 0 81 41/5 34 81-200 www.miba.de, E-Mail [email protected] Chefredakteur Martin Knaden (Durchwahl -233) Redaktion Lutz Kuhl (Durchwahl -231) Gerhard Peter (Durchwahl -230) Dr. Franz Rittig (Durchwahl -232) Gideon Grimmel (Redaktionsassistent, Durchwahl -235) Petra Willkomm (Redaktionssekretariat, Durchwahl -225) Lukas Fehr (Praktikant) Ständige Mitarbeiter Bernd Beck, Thomas Becker, Ludwig Fehr, Bernd Franta, Hermann Hoyer, David Hruza, Otto Humbach, Rainer Ippen, Bruno Kaiser, Marie-Luise Knipper, Sebastian Koch, Thomas Küstner, Thomas Mauer, Horst Meier, Ingrid Peter, Manfred Peter, Burkhard Rieche, Stephan Rieche, Hermann Riedel, Ulrich Rockelmann, Dr. Bernd Schneider, Dipl.-Ing. Herbert Stemmler, Jacques Timmermans, Guido Weckwerth, Dr. Gebhard J. Weiß, Daniel Wietlisbach, HaJo Wolf, Bernd Zöllner

MIBA-Verlag gehört zur VGB Verlagsgruppe Bahn GmbH Am Fohlenhof 9a, 82256 Fürstenfeldbruck Tel. 0 81 41/5 34 81-224, Fax 0 81 41/5 34 81-200

Mit dem Krokodil in die Sommerfrische! Peter Schmidt aus Wien baute seine Modellbahn nach Vorbild der Bahnen am Arlberg. Die N-Anlage lädt ein zu einem Bummel durch die Berge und Schluchten am Alpenhauptkamm. Foto: Peter Schmidt

Geschäftsführung Werner Reinert, Horst Wehner Verlagsleitung Thomas Hilge Anzeigen Elke Albrecht (Anzeigenleitung, 0 81 41/5 34 81-151) Evelyn Freimann (Kleinanzeigen, Partner vom Fach, 0 81 41/5 34 81-152), seit 1.1.2012 gilt Anzeigen-Preisliste 61 Vertrieb Elisabeth Menhofer (Vertriebsleitung, 0 81 41/5 34 81-101) Christoph Kirchner, Ulrich Paul (Außendienst, 0 81 41/5 34 81-103) Ingrid Haider, Petra Schwarzendorfer, Karlheinz Werner (Bestellservice, 0 81 41/5 34 81-0) Vertrieb Pressegrosso und Bahnhofsbuchhandel MZV GmbH & Co KG, Ohmstraße 1, 85716 Unterschleißheim Postfach 12 32, 85702 Unterschleißheim Tel. 0 89/31 90 6-2 00, Fax 0 89/31 90 6-1 13 Abonnentenverwaltung MIBA-Aboservice, MZV direkt GmbH & Co KG, Postfach 104139, 40032 Düsseldorf, Tel. 0211/690789985, Fax 0211/69078970 Erscheinungsweise und Bezug Monatlich ein Heft à € 6,90 (D), € 7,60 (A), SFr. 13,80 Jahresabonnement inkl. Messe-Ausgabe € 79,80, Ausland € 94,– Abopreise sind inkl. Porto und Verpackung. Bezugsbedingungen für Abonnenten Rechnungsstellung immer nur für den Bezug eines Kalenderjahres. Schriftliche Kündigung spätestens acht Wochen vor Ablauf des Abonnements, ansonsten erfolgt automatische Verlängerung für ein weiteres Bezugsjahr. Ausnahme: Von vorne herein befristet bestellte Abonnements laufen zu dem gewünschten Termin ohne weitere Benachrichtigung aus.

Aus diesen gelaserten Kartonplatten lässt sich ein Eisenbahnerhaus nach Vorbild aus Frye bauen. Den präzise gefertigten Bausatz stellt Lutz Kuhl vor. Foto: lk

Weitere Themen:

• MIBA-Test: Die DHG 500 C von Hobbytrade und ihre vielen Vorbilder. • Modellbahn-Praxis: Gideon Grimmel bestückte die Märklin-V 80 mit Rückleuchten. • Elektrotechnik: Clever abgezweigt – eine LED als Grenzzeichen mit Sonderfunktion Aus Aktualitätsgründen können sich die angekündigten Beiträge verschieben.

MIBA 6/2012 erscheint am 25. Mai 2012 106

Bankverbindungen Deutschland: Deutsche Bank Essen, Konto 286011200, BLZ 360 700 50 Schweiz: PTT Zürich, Konto 807 656 60 Österreich: PSK Wien, Konto 920 171 28 Copyright Nachdruck, Reproduktion oder sonstige Vervielfältigung – auch auszugsweise und mithilfe elektronischer Datenträger – nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlags. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Anfragen, Einsendungen, Veröffentlichungen Leseranfragen können wegen der Vielzahl der Einsendungen nicht individuell beantwortet werden; bei Allgemeininteresse erfolgt ggf. redaktionelle Behandlung oder Abdruck auf der Leserbriefseite. Für unverlangt eingesandte Beiträge wird keine Haftung übernommen. Alle eingesandten Unterlagen sind mit Namen und Anschrift des Autors zu kennzeichnen. Die Honorierung erfolgt nach den Sätzen des Verlages. Die Abgeltung von Urheberrechten oder sonstigen Ansprüchen Dritter obliegt dem Einsender. Das bezahlte Honorar schließt eine künftige anderweitige Verwendung ein, auch in digitalen Onbzw. Offline-Produkten. Haftung Sämtliche Angaben (technische und sonstige Daten, Preise, Namen, Termine u.Ä.) ohne Gewähr. Repro Akkolade-Verlag-Service Hagen GmbH Druck Vogel Druck und Medienservice GmbH, Höchberg ISSN 1430-886X

MIBA-Miniaturbahnen 5/2012

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