Lectorium Rosicrucianum Dossier Rev 4

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Demaskierung einer Sekte - hinter den Kulissen...

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Demaskierung einer Sekte: Dossier über das Lectorium Rosicrucianum (LR) Revision 4

Anmerkungen zur Revision 4 des Dossiers (April 2006) Uns haben einige weitere, recht umfangreiche, Texte von Aussteigern des LR erreicht, die wir nun mit dieser Revision an Sie weitergeben. Bei dieser Gelegenheit wurde das Dossier leicht überarbeitet (aber aus Zeitgründen noch nicht optimal geordnet) und die PDF-Datei mit einem Hyperlink-Inhaltsverzeichnis ausgestattet, um die Navigation im Dokument zu erleichtern. Bezüglich der Emails, die uns als Reaktion auf unser Dossier erreichten, seien folgende Bemerkungen gestattet: •

Anfragen bezüglich Namensnennungen sind sinnlos: sie werden nicht beantwortet!



Für Anfragen bezüglich gewünschter Aussagen vor Gericht gegen das LR gilt dasselbe!



Wir bleiben in der 'feigen' Anonymität, weil wir weder Interesse an sinnlosen Streitereien haben noch fanatische Eiferer auf der Suche nach Vergeltung sind. Wer die von uns gesammelten Informationen und Berichte bzw. die Legitimität unserer Motive bezweifelt, möge das Dossier getrost ignorieren!



Schüler, die sich in ihrem „Schülertum“, d.h. ihrer selbst gewählten Gefangenschaft, destabilisiert fühlen, mögen sich selbst prüfen anstatt uns zu beschimpfen.



Wir wollen informieren. Ein eventueller Austritt eines Schülers aus dem LR ist eine Frage seines Informationsstandes, seines Urteilsvermögens und letztlich seiner Selbstautorität.



Dass wir uns vom LR gelöst haben, bedeutet nicht, dass wir alle reumütig in den Schoß irgend einer Mutterkirche zurückgekehrt sind bzw. von dieser triumphierend vereinnahmt werden dürfen! Die 'klassischen' Kirchen bzw. Religionsorganisationen aller Schattierungen haben allesamt genug Glaubwürdigkeitprobleme mit ihrer eigenen Geschichte und mit der auch ihnen eigenen Irrationalität!

Anmerkungen zur Revision 3 des Dossiers (Mai 2005) Um die typische verschleiernde, oft heilig-tümelnde Art der Lectoriumssprache sowie ihre subtilen Drohungsmechanismen zu verdeutlichen, wurde das Dossier um mehrere Originaldokumente dem Wortlaut nach erweitert. Es ist anzunehmen, dass im Laufe der Jahre die eine oder andere Änderung oder Anpassung der Texte stattgefunden hat, ohne dass dadurch ihr Tenor wesentlich verändert wird. Immer wird deutlich, dass jede Kritik und jeder Zweifel zu unterbleiben haben und Anzeichen für Verrat an der Seele, der Schule, der Bruderschaft, Gott, dem Geist usw. sind. Daß daraus schwerste innerseelische Konflikte und Schuldgefühle im Schüler erzeugt werden und u.U. ungesunde Folgen zeitigen, dürfte jedem klar sein.

Geleitwort (August 2004) Liebe Leserin, lieber Leser! Ihnen liegt hiermit eine Sammlung von Texten zu den sogenannten Rosenkreuzern, speziell der Sekte des Lectorium Rosicrucianum, vor. Sie soll den aus den verschiedensten Gründen an Sekten interessierten Menschen Hintergrundinformationen liefern, die bislang nicht oder nur schwer erreichbar waren. Vor allem aber auch ehemaligen, oft langjährigen, Schülern der "Internationalen Schule des Goldenen Rosenkreuzes" oder solchen, die sich mit dem Gedanken an einen Austritt plagen, könnte sie bei ihrem Ablösungsprozess helfen, Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen sich selbst und der sog. "Geistesschule" gegenüber abzubauen, indem sie nunmehr den Betrug eher durchschauen können, dem sie aufgesessen sind. Wir können Ihnen versichern, dass wir uns zur Veröffentlichung dieser von verschiedenen ehemaligen Schülern zusammengetragenen Texte nicht aus Rachsucht oder ähnlichen niedrigen Gründen entschlossen haben, sondern weil diese steuerlich als gemeinnützig anerkannte Organisation mit den sich ihr anvertrauenden Menschen im Namen des Geistes unseres Erachtens verantwortungslose spirituelle, psychische und finanzielle Ausbeutung betreibt. Die "spirituellen Führer" des streng hierarchisch aufgebauten Lectorium lassen die Schüler der unteren und mittleren Grade zwar viel Arbeit, Geld, Hoffnung und Zeit opfern, verschweigen ihnen aber weitestgehend die maroden Wurzeln desselben: -

Das (erste) Lectorium Rosicrucianum ist als nicht autorisierte Abspaltung u.a. durch den später als Großmeister inthronisierten Jan van Rijckenborgh aus der Rosicrucian Fellowship von Max Heindel entstanden. (Ein solches Vorgehen nennt man gemeinhin Verrat.)

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Das heutige Lectorium Rosicrucianum ist eine nicht autorisierte Fortführung der von Jan van Rijckenborgh begründeten Schule, indem man den von ihm eingesetzten Nachfolger, seinen Sohn Henk Leene, der schwarzen Magie bezichtigte und davonjagte. (Ein solches Vorgehen nennt man gemeinhin auch Verrat.)

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Die sogenannte Universelle Lehre der Rosenkreuzer ist ein Konglomerat aus dem unerschöpflichen Fundus des esoterischen bzw. religiösen Schrifttums dieser Welt mit theosophischen, anthroposophischen u.a. Vorstellungen. Darin werden die abstrusesten Theorien mit akzeptablen spirituellen Weisheiten und pseudonaturwissenschaftlichen Begriffen zu einem undefinierbaren Brei verkocht, der dann insgesamt die "Wahrheit" darstellen soll: ein alter Trick! Und nirgendwo wird soviel voneinander abgekupfert („geklaut“) wie in der sog. Esoterik, selbst wenn es der größte Blödsinn ist!

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Der Begriff "Rosenkreuzer" selbst ist höchstwahrscheinlich nur eine satirische Schöpfung von Johann Valentin Andreae, der sich darüber wunderte, dass man sie ernst nahm.

So muss man leider feststellen, dass die spirituelle Sehnsucht der nach reiner, wahrer Erkenntnis (Erleuchtung, Erlösung o.ä.) suchenden Schüler missbraucht wird, um sie unter den Geboten der Geheimhaltung, Kritiklosigkeit, unbedingter Dienstbarkeit und Spendenbereitschaft zu Blindheit und Gefangenschaft zu führen, indem sie mit schwülstiger, altmodischer und "schein"-heiliger Sprache in einen Kokon aus grundsätzlich unverständlichen Scheinzusammenhängen eingewickelt werden. Immerhin haben wir mit der erhellenden Erkenntnis, Betrügern aufgesessen zu sein, auch etwas wertvolles gelernt. Alle Beiträge wurden von maschinengeschriebenen DIN-A4-Blättern eingescannt. Die Seiteneinteilung kann sich dadurch gegenüber den Originalen verschoben haben. Auch sind inhaltliche Überschneidungen

der verschiedenen Beiträge möglich. Die Reihenfolge ist mehr oder weniger zufällig. Die Rechtschreibung wurde nicht verändert. Da die Beiträge älteren Datums sind, sind erwähnte Personen natürlich möglicherweise inzwischen verstorben. Einzelne Bestimmungen oder Regeln sind nach Jahrzehnten abgemildert worden, weil sie einfach zu offensichtlich gegen die Grundrechte des Einzelnen verstoßen (z.B. hinsichtlich Fernseh- und Zeitungsverbot, Homosexualität, Heirat).

Diese Textsammlung ist Freeware, die dem Leser so, wie sie ist, kostenlos überlassen wird! Sie darf nicht von anderer Seite verändert oder verfälscht werden! Obwohl die Texte nach bestem Wissen und Gewissen gesammelt und auf Glaubwürdigkeit überprüft wurden, kann keinerlei Gewährleistung übernommen werden!

Inhaltsverzeichnis 1.Übereinstimmungen zwischen dem LECTORIUM ROSICRUCIANUM und den Sekten............11 1.1.Kennzeichen der Sekten:..................................................... 11 1.2.Lectorium Rosicrucianum:.................................................... 11 2.Dr. Rudolf Steiner als Ehemann und Frauenheld....................................12 2.1.Steiners erste Ehe.......................................................... 12 2.2.Theosophische Abendarbeiten................................................. 12 2.3.Der Weiberherzog............................................................ 12 2.4.Steiners zweite Ehe......................................................... 12 2.5.Dr. Rudolf Steiner als Reinkarnationslehrer................................. 12 3.Die Legenden von Lemurien und Atlantis in der Lehre des LR (1978)................14 4.Die Verherrlichung der sogenannten klassischen Rosenkreuzer im LR................16 4.1.Die Rosenkreuzerbewegung des Johann Valentin Andreae in der Lehre des LR.... 16 4.2.Jan van Rijckenborghs Erläuterungen zu dem Buch FAMA FRATERNITATIS von Johann Valentin Andreae................................................................ 16 4.3.Jan van Rijckenborghs Erläuterungen zu dem Buch CHYMISCHE HOCHZEIT CHRISTIANI ROSENKREUTZ ANNO 1459 von J. V. Andreae......................................... 17 4.4.Die Rosenkreuzerbewegung des Johann Valentin Andreae in Wirklichkeit........ 18 5.Der Kult um A. Gadal in der Internationalen Schule des Rosenkreuzes (LR).........19 6.Die Pyramidenchronologie in der Lehre der Internationalen Schule des Rosenkreuzes21 7.Mitteilungen des Großmeisters des LR über die unterirdische Menschheit. .........24 7.1.Die angebliche Botschaft der Bruderschaft von Golas......................... 24 8.Prophezeiungen des Großmeisters der Internationalen Schule des Rosenkreuzes......26 8.1.Tibet....................................................................... 26 8.2.Der 5. Februar 1962......................................................... 26 8.3.Das Erscheinen der Bruderschaft............................................. 27 8.4.Die Umerziehung der Menschheit.............................................. 27 9.Die Großmeisterwürde im LR: Anspruch und Wirklichkeit............................28 9.1.Angaben des Lectorium Rosicrucianum......................................... 28 9.2.Anmerkungen zu den Personen................................................. 28 9.3.Schlußfolgerungen........................................................... 28 10.Herr Jan van Rijckenborgh und der Okkultismus...................................29 11.JAN VAN RIJCKENBORGH, DER FALSCHE PROPHET AUS HOLLAND...........................30 12.Die Aquarius-Konferenzen des LR: Wunschtraum und Wirklichkeit...................31 13.Monatlicher Studentenbrief der Rosicrucian Fellowship zur Abspaltung der Holländer ...................................................................................33 14.Auszug aus dem Monatlichen Studentenbrief der Rosicrucian Fellowship............35 15.Demaskierung....................................................................36

16.Übersetzung eines Briefes von Henk Leene betr. Ufos, unterirdische Bruderschaft usw................................................................................37 17.Brief an die Herren Leene und Borkowski betr. Ufos, unterirdische Bruderschaft usw................................................................................39 18.Brief an Herrn Meyer von Henk Leene betr. schlechter Strahlungen usw. im LR.....40 19.Begleitbrief der Ehepaare Lang und Boillat betr. Absetzung von Henk Leene.......41 20.Brief von Henk Leene betr. Vorwürfe der Schwarzmagie usw........................42 21.Brief von Henk Leene an Frau de Petri betr. Vorwürfe der Schwarzmagie usw.......43 22.Brief von Mia Leene an Frau de Petri betr. Vorwürfe der Schwarzmagie usw........45 23.Die Nachfolge des Großmeisters des LR - Pläne und Pleiten im Laufe der Jahre....48 24.Auswirkungen des Schülertums im Lectorium Rosicrucianum auf das Leben des Schülers ...................................................................................51 24.1.Wie das Lectorium Rosicrucianum seine Wirksamkeit einschätzt............... 51 24.2.Das vorbereitende Schülertum............................................... 51 24.3.Das Probeschülertum........................................................ 51 24.4.Das bekennende Schülertum.................................................. 51 24.5.Die HBS (Höhere Bewußtseinsschule)......................................... 52 24.6.Die Ecclesia............................................................... 53 24.7.Das Goldene Haupt.......................................................... 54 24.8.Der Rat der Ältesten....................................................... 55 24.9.Der siebente Grad.......................................................... 56 25.Die Schülerschar im psychologischen Griff der Internationalen Schule des Rosenkreuzes.......................................................................57 25.1.Was versprochen wird....................................................... 57 25.2.Der Gang in die Gebundenheit............................................... 57 25.3.Die Fesseln des bekennenden Schülertums.................................... 57 25.4.Geheimnistuerei in der HBS................................................. 58 25.5.Die Ecclesia............................................................... 58 25.6.Die Entmündigung der Schüler............................................... 58 26.Die Lehre des Lectorium Rosicrucianum in Kurzfassung............................60 26.1.Der Anspruch, den das Lectorium erhebt..................................... 60 26.2.Die drei grundlegenden Merkmale der Universellen Lehre..................... 60 26.3.Die zwei Naturordnungen.................................................... 60 26.4.Die Lehre vom Mikrokosmos.................................................. 60 26.5.Die Transfiguration........................................................ 61 26.6.Anmerkung.................................................................. 61 27.Die sieben Grade des Lectorium Rosicrucianum....................................62 27.1.ÄUSSERE GRADE:............................................................. 62 27.2.INNERE GRADE:.............................................................. 62 27.3.Anmerkungen................................................................ 62

28.Der Schwindel um die Gralsbruderschaft im Lectorium Rosicrucianum...............63 29.Irrige Auffassungen in der Lehre der Internationalen Schule des Rosenkreuzes....64 29.1.Schwerkraft und Magnetismus................................................ 64 29.2.Serpentarius und Cygnus.................................................... 64 29.3.Der planetare Motor im Herzen der Erde..................................... 64 30.Die seltsamen Auffassungen des LR über Ursachen und Heilung der Krebskrankheit..65 30.1.Großmeister Rijckenborgh über Krebs........................................ 65 30.2.Die Wirklichkeit im Lectorium Rosicrucianum................................ 65 31.Das falsche Weltbild der Internationalen Schule des Rosenkreuzes e. V...........66 32.Die angeblichen Kontakte des LR zur Gralsbruderschaft...........................68 33.Das Märchen vom Gnostischen Kraftfeld des LR....................................71 34.Widersprüchliche Angaben über wichtige Daten und Entwicklungsphasen des LR......72 34.1.Vorbemerkung............................................................... 72 34.2.Jan van Rijckenborgh; DER KOMMENDE NEUE MENSCH. Haarlem 1954............... 72 34.3.Jan van Rijckenborgh: ELEMENTARE PHILOSOPHIE DES MODERNEN ROSENKREUZES, Haarlem 1955.................................................................... 72 34.4.Jan van Rijckenborgh; ELEMENTARE PHILOSOPHIE DES MODERNEN ROSEN-KREUZES. Haarlem 1970.................................................................... 72 34.5.Jan van Rijckenborgh; DIE GNOSIS IN AKTUELLER OFFENBARUNG, 1956............ 73 34.6.Rosenhofbrief vom 24. August 1974.......................................... 73 34.7.Sonstige wichtige Daten.................................................... 74 34.8.Schlußbemerkung............................................................ 74 35.Zur Vereinsgeschichte der Internationalen Schule des Rosenkreuzes LR............75 35.1.Die Rosenkreuzer über sich selbst.......................................... 75 35.2.Über die Gründung des Lectorium Rosicrucianum.............................. 75 35.3.Catharose de Petri......................................................... 76 35.4.Erfolge und Rückschläge.................................................... 76 35.5.Kontakte zu Lichtbruderschaften und Erleuchteten........................... 76 35.6.Das Jahr 2001.............................................................. 77 36.Anmerkungen zur rosenkreuzerischen Theorie über das Atomfeuer in der Erde.......78 37.Die Schulliteratur des Gründers wird manipuliert................................80 37.1.Prophezeiungen über das Jahr 2001 und das Schicksal der Schule............. 80 37.2.Das Lectorium als Arche, die apokalytischen Aussagen....................... 80 37.3.Das magische Jahr 2001..................................................... 81 37.4.Warum mußten beim Herannahen des Jahres 2001 Texte aus der Literatur verschwinden? .................................................................. 81 38.Guru / Messias / Prophet / Gründer..............................................82 38.1.„Der befreiende Pfad des Rosenkreuzes" (Aquarius-Konferenz 4, Basel 1966) . 82 38.2.„Arbeit im Menschendienst", 1995 (70 Jahre Arbeit des Rosenkreuzes)........ 82

38.3.Gedenkschrift 1968......................................................... 82 39.Mitteilung über die Aufnahme in das Probeschülertum.............................84 40.Fragebogen zur Aufnahme in das Probeschülertum..................................86 41.Begleitschreiben zur Übersendung der „Akte der Verbindung“......................88 42.Informationen für Probeschüler..................................................89 42.1.Rosa Mystica............................................................... 89 42.2.Rosenhof-Genesungswerk..................................................... 89 42.3.Sakramente................................................................. 89 42.4.Beitragszahlung............................................................ 90 42.5.Die Feuerbestattung........................................................ 90 43.Richtlinien für die Öffentlichkeitsarbeit.......................................92 43.1.Beseelung und Belebung der Öffentlichkeitsarbeit........................... 92 43.2.Die Ziele der Öffentlichkeitsarbeit sind:.................................. 92 43.3.Die Arbeitsweise der Öffentlichkeitsarbeit................................. 93 43.4.Einführungsbriefe (E-Briefe):.............................................. 94 43.5.Die Ankündigung der Veranstaltungen........................................ 94 43.6.Manuskripte................................................................ 95 43.7.Öffentliche Tempeldienste.................................................. 95 43.8.Der Weg zum vorbereitenden Schülertum...................................... 95 43.9.Organisatorisches.......................................................... 95 43.10.Koordinator für die Öffentlichkeitsarbeit................................. 96 44.Prinzipielle Hinweise zur Arbeit des Teams für Öffentlichkeits-Arbeit...........97 45.Das Bekennende Schülertum.......................................................99 45.1.Kapitel I (sich richtend an die Körpergestalt)............................. 99 45.2.Kapitel II ( sich richtend an die Seelen-Gestalt )........................ 100 45.3.Kapitel III ( sich richtend an die astrale Gestalt )...................... 103 46.Sakrament der Verbindung.......................................................105 47.Priesterliche Lebensregel Nr. 1 (der Ecclesia-Gruppe) .........................107 48.Priesterliche Lebensregel Nr. 2 (der Ecclesia-Gruppe)..........................108 49.Aussteiger des Lectorium berichten.............................................109 50.Faszination, Enttäuschung, Ausstieg nach 10 Jahren.............................111 50.1.Der Einstieg.............................................................. 113 50.1.1.Einleitung............................................................ 113 50.1.2.Rahmenbedingungen..................................................... 114 50.1.3.Der Einstieg über die 12 Informationsveranstaltungen.................. 115 50.1.3.1.Unsere Sehnsucht und der uralte Weg.............................. 115 50.1.3.2.Unsere „richtige“ Einstellung wird herausgefordert............... 116 50.1.3.3.Teammitglieder................................................... 116

50.1.3.4.Antwort auf alle Fragen.......................................... 116 50.1.3.5.Die Querulanten und „Wegbleiber“................................. 117 50.1.3.6.Ich bleibe....................................................... 117 50.1.3.7.Die Lehre........................................................ 117 50.1.3.8.Die Bibel........................................................ 118 50.1.3.9.Die Kirchen...................................................... 118 50.1.3.10.Jesus Christus.................................................. 119 50.1.3.11.Namhafte Autoren zeugen vom gnostischen Weg..................... 119 50.1.3.12.Das Gebet....................................................... 120 50.1.3.13.Wir werden vor die Entscheidung gestellt........................ 120 50.1.3.14.Meine Entscheidung für das Schülertum .......................... 121 50.1.3.15.Der 13. Abend................................................... 121 50.1.4.Die Konferenzen....................................................... 122 50.1.4.1.Der Samstag - Fahrt zur ersten Konferenz......................... 122 50.1.4.2.Das Programm..................................................... 123 50.1.4.3.Der 12 Uhr - Eröffnungsdienst.................................... 123 50.1.4.4.Das Innere des Tempels........................................... 124 50.1.4.5.Im Ess-Saal

(12.45 Uhr)........................................ 124

50.1.4.6.Die Mittagspause - unerwünschte Ausflüge......................... 124 50.1.4.7.Der Gesangdienst

(16.30 Uhr).................................... 125

50.1.4.8.Der Tempelschlaf................................................. 126 50.1.4.9.1. Tempeldienst ( 20.15 Uhr ).................................... 126 50.1.4.10.Das Abend- und Morgengebet...................................... 127 50.1.4.11.Der Sonntag..................................................... 127 50.1.4.12.Meine „Wahrnehmung“ verändert sich.............................. 127 50.1.4.13.Kleiderzwang?................................................... 128 50.1.4.14.Zusammenfassung................................................. 129 50.1.5.Der Schülerweg beginnt ............................................... 130 50.1.5.1.Rituelle Aufnahme................................................ 130 50.1.5.2.Anwesenheitspflicht bei Diensten................................. 130 50.1.5.3.Private „Untergruppen“ sind nicht erwünscht, stattdessen Kontaktrunden mit der Leitung zur Vertiefung des Schülerweges............. 131 50.1.5.4.Neue Aufgaben.................................................... 131 50.1.5.5.Wir haben einen Auftrag.......................................... 132 50.1.5.6.Die Aussteiger .................................................. 132 50.1.5.7.Begegnung mit einem Aussteiger................................... 132 50.1.5.8.Mein Leben verändert sich........................................ 133 50.2.Der Ausstieg.............................................................. 135

50.2.1.Erste Zweifel......................................................... 135 50.2.1.1.Die Gründer des LR sind göttliche Abgesandte..................... 135 50.2.1.2.Die Schulliteratur des Gründers wird manipuliert................. 136 50.2.1.3.Das Lectorium als Arche, die apokalytischen Aussagen, das Jahr 2001 .......................................................................... 136 50.2.1.4.Die Informationsveranstaltungen klärten nicht über die vollständige Lehre auf................................................................. 137 50.2.1.5.Verurteilung der Homosexualität.................................. 137 50.2.1.6.Ein Zentrumsnachmittag gibt Änderungen bekannt................... 137 50.2.1.7.Rational einsichtige Zweifel bleiben ohne Konsequenzen........... 138 50.2.2.Die Faszination bricht zusammen: das Blatt............................ 138 50.2.3.Ich will wach bleiben................................................. 139 50.2.4.Ich fühle mich manipuliert............................................ 140 50.3.Ablösungsversuche......................................................... 140 50.3.1.Eigene Anstrengungen.................................................. 140 50.3.2.Ich misstraue meiner Kritikfähigkeit.................................. 142 50.3.3.Einsamkeit unter den "Gruppenverbundenen"............................. 142 50.3.4.Keine Zeit zum eigenen Reflektieren .................................. 143 50.3.5.Mein letzter Sonderdienst............................................. 144 50.3.6.Letztes Zirkeltreffen................................................. 145 50.4.Der Ausstieg in zwei Schritten............................................ 145 50.4.1.Trauer und Wut........................................................ 145 50.4.2.Erster Schritt........................................................ 147 50.4.2.1.Das Dilemma einer Entscheidung................................... 147 50.4.2.2.Rechtfertigungsdrang............................................. 147 50.4.2.3.Gespräche mit Schülern........................................... 148 50.4.2.4.Kontaktaufnahme mit Aussteigern.................................. 149 50.4.2.5.Begegnung mit der Sektenlektüre.................................. 150 50.4.3.Zweiter Schritt....................................................... 150 50.5.Nach dem Ausstieg......................................................... 152 50.5.1.Verfolgungsängste..................................................... 153 50.5.2.Drohungen, Flüche, Erpressungen....................................... 153 51.Ausstieg nach über 20 Jahren LR-Zugehörigkeit .................................156 51.1.Vorbemerkung.............................................................. 156 51.2.Mein Weg ins Lectorium Rosicrucianum...................................... 157 51.3.Gedanken und Erfahrungen.................................................. 158 51.3.1.Psychische Probleme................................................... 158 51.3.2.Regeln................................................................ 159 51.3.3.Konferenzbesuche...................................................... 160

51.3.4.Tempelansprachen und "Geheimwissen"................................... 160 51.3.5.Stillezeiten.......................................................... 160 51.3.6.Öffentlichkeitsarbeit und Einführungskurse............................ 161 51.3.7.Widersprüche.......................................................... 161 51.3.8.Vertrauensmissbrauch.................................................. 161 51.3.9.Die Hierarchie........................................................ 162 51.3.10.Elitäres Denken und Machtansprüche................................... 162 51.3.11.Rassismus............................................................ 162 51.4.Mein Ausstieg............................................................. 162 51.4.1.Verantwortungsbewusstsein............................................. 163 51.4.2.Die Meinung über Aussteiger........................................... 163 51.4.3.Zusammenfassung....................................................... 164 52.Aussteigerbericht von einem Schüler zur Zeit des Gründers......................165 52.1.Wie ich zum Lectorium Rosicrucianum kam................................... 165 52.2.Erfahrungen als Schüler der Geistesschule................................. 165 52.3.Der Verschleiß an Führungspersonal und der Streit um die Nachfolge des Großmeisters Jan van Rijckenborgh.............................................. 167 52.4.Die gescheiterten Aquariuskonferenzen..................................... 168 52.5.Der Patriarch der Katharer................................................ 169 52.6.Wachsende Zweifel an der "Geistesschule".................................. 170 52.7.Die Legenden von Lemurien und Atlantis.................................... 170 52.8.Fälschungen in der Literatur der "Geistesschule" und das Geheimnis der Pyramidenchronologie........................................................... 171 52.9.Lug und Trug, aber keine Universelle Lehre................................ 172 52.10.Der Schwindel um die Gralsbruderschaft im Lectorium Rosicrucianum........ 173

1. Übereinstimmungen zwischen dem LECTORIUM ROSICRUCIANUM und den Sekten 1.1. Kennzeichen der Sekten: 1. "Der Glaube all dieser Sekten ist absolutistisch" (S. 27). 2. "Ihr Führungssystem ist totalitär" (S. 27). 3. "Eine der Bedingungen der Mitgliedschaft ist absoluter, unangezweifelter Gehorsam" (S. 27). 4. "Eine der wichtigsten, allgemein gültigen Besonderheiten solcher Sekten ist das Vorhandensein eines Führers, der auf die eine oder andere Weise besondere Machtbefugnisse für sich in Anspruch nimmt oder es auch zuläßt, daß man ihn als Messias ansieht. Solche Führer haben besondere, persönliche Fähigkeiten, einschließlich einer einmaligen Weltanschauung und einer besonderen Neigung, drastische Veränderungen im Denken und Verhalten ihrer Anhänger zu bewirken" (S. 27 - 28). 5. "Zahlreiche Verheißungen über Glück und Erlösung werden gegeben" (S. 30). 6. "Fast alle Sektenführer sind Endzeit-Propheten, sind Apokalyptiker" (S. 30- 31). 7. "Alle Kraft und alle Zeit sollen im Dienst der Gruppe eingesetzt werden" (S. 31). 8. "Ehe dieser Endzustand eintritt, scheinen sich die Sektenmitglieder als zwei Persönlichkeiten zu empfinden, die ursprüngliche und die aufgezwungene" (S. 32). 9. "Die Ernährung wird geändert" (S. 30). 10. "Wenn sie die Sekte aus irgendeinem Grund verlassen, durchlebt eine verhältnismäßig große Anzahl der Anhänger psychotische Symptome oder körperliche Krankheiten" (S. 37). (nach Eberhard Fuchs: JUGENDSEKTEN, München 1979, Goldmann Verlag).

1.2. Lectorium Rosicrucianum: 1. "Die Mysterien, mit denen die Rosenkreuzer vertraut sind, umfassen alles, was über Gott, die Natur und den Menschen gekannt werden kann" (Zeitschrift AQUARIUS, Juni 1970, S. 9). 2. Die Leitung kommandiert, der Schüler pariert. 3. "Der bekennende Schüler verpflichtet sich zu unbedingtem Gehorsam gegenüber der Geistesschule und ihrer Leitung" (Punkt 17 der 33 Punkte, die der bekennende Schüler unterschreiben muß). 4. "Noch im Jahre 1924- übernahm dann die Rosenkreuzerbruderschaft in der Person ihres Abgesandten, JAN VAN RIJCKENBORGH, selber die Initiative" (Zeitschrift AQUARIUS, Juni 1970, S. 7). 5. Das LECTORIUM verspricht das EWIGE LEBEN. 6. Jan van Rijckenborgh, DIE APOKALYPSE DER NEUEN ZEIT, 1963 - 19677. "Gruppeneinheit" ist die Losung des Lectorium. 8. "Von Stunde an, sagten wir, stehen Sie dann in dem Wesen der zwei Naturen: der einen Natur, die mit Johannes dem Täufer untergeht und der anderen Natur, die im Wachsen ist, der Natur des neuen Menschen" (Rijckenborgh, DER KOMMENDE NEUE MENSCH, 1954-, 3. 325). 9. Vegetarismus ist vorgeschrieben. 10. Viele, die sich aus der teuflischen Umklammerung des Lectorium Rosicrucianum lösen konnten, benötigen längere Zeit, um sich körperlich und seelisch zu erholen.

2. Dr. Rudolf Steiner als Ehemann und Frauenheld 2.1. Steiners erste Ehe In seiner Selbstbiographie läßt Steiner kaum etwas über sein Verhältnis zu Frauen verlauten. Er hat seine Gründe dafür. Anthroposophische Schriftsteller führen Steiners Schweigsamkeit auf "Bescheidenheit" zurück. Während seines Aufenthalts in Weimar lernte Steiner die wohlhabende Witwe Eunike kennen. Er heiratete sie und brachte sie schnell um Haus und Vermögen. Die Ehe ging zu Bruch. 1911 starb seine erste Ehefrau in bitterer Armut. 2.2. Theosophische Abendarbeiten Anfangs spottete Dr. Steiner zwar über die Theosophie, doch bald stieg er zum Generalsekretär der Theosophischen Gesellschaft in Deutschland auf. Der ehemalige Atheist entfaltete in Berlin eine rege okkulte Vortragstätigkeit. Immer öfter brachte Steiner eine Geistesfreundin mit in seine eheliche Wohnung. Seine Ehefrau spielte die Rolle einer Reinmachefrau und Köchin, die Stieftochter servierte. Als sich Steiner mit seiner Geistesfreundin zu "theosophischen Abendarbeiten" in Berlin— Schlachtensee zurückzog, schöpfte seine Stieftochter allmählich Verdacht. Sie fuhr nach Schlachtensee, schlich sich an das betreffende Haus, rückte einen Tisch unter das Fenster, bog die Holzlatten der Jalousie waagerecht und beobachtete, "daß die beiden (Steiner und Geistesfreundin), im Bett liegend, sich so benahmen, wie eben Mann und Weib in erotischer Weise zusammenkommen" 2.3. Der Weiberherzog Bei seinen häufigen Vortragsreisen für die Theosophie war Dr. Steiner stets von einem Schwärm schöner Frauen umgeben. Seine Vorliebe galt adligen Damen. Da die Verehrerinnen immer im gleichen Hotel wie Steiner wohnten, sprach man beim Hotelpersonal von Mormonenwirtschaft. Bei den übrigen Hotelgästen erregte der "Weiberherzog" unliebsames Aufsehen. Da mag auch der blanke Neid mitgesprochen haben. Steiner verstand es ausgezeichnet, den reichen Damen das Geld abzuknöpfen. 2.4. Steiners zweite Ehe Da schließlich niemand mehr an Steiners geistige Beziehungen zu den Verehrerinnen glauben wollte, sagte der Meister schlicht und ergreifend: "Nun - dann werde ich eben eine von euch heiraten." Die Auserwählte war eine langjährige Freundin aus den Zeiten seiner ersten Ehe. Die Heirat mit Fräulein von Sivers hielt Steiner lange geheim. Er redete seine Frau in der Öffentlichkeit mit Fräulein von Sivers an. Als die Angelegenheit ruchbar wurde, verteidigte er sich damit, er habe eine "Frau zum Reinemachen" nötig gehabt. Eine andere Geliebte beschwerte sich in einem Privatbrief, weil sie sich um die Ehe betrogen fühlte. Steiner warf sie kurzerhand aus der Anthroposophischen Gesellschaft! 2.5. Dr. Rudolf Steiner als Reinkarnationslehrer Die Reinkarnationslehre trieb in der Anthroposophie seltsame Blüten. Steiner "erforschte" auf okkultem Wege die früheren Erdenleben sehr vieler Persönlichkeiten. Steiner behauptete unter anderem, daß •

Hektor, der Held von Troja, als Hamlet wiederkehrte,



der Philosoph Empedokles als Dr. Faust wiedergeboren wurde,



Goethe und Schiller als die Söhne des anthroposophischen Zahnarztes Grosheinz wiederkehrten,



Friedrich der Große als Ita Wegmann, Leiterin der Klinik der Anthroposophischen Gesellschaft, wiedergeboren wurde.

Steiner gab sich als Wiederverkörperung von Aristoteles, Christus, Thomas von Aquino, Christian Rosenkreutz, Lessing und Goethe aus. Diese Aufzählung beweist, daß Dr. Steiner ein Betrüger sein muß; denn Goethe kann nicht zur gleichen Zeit als Rudolf Steiner und als Sohn des Zahnarztes Grosheinz reinkarnieren. Wie der Herr, so das Gescherr. Viele Anthroposophen glauben, sie seien in früheren Erdenleben berühmte Persönlichkeiten gewesen. Steiner selbst ließ darüber gelegentlich spöttische Bemerkungen fallen. Unter seinen Anhängern seien mindestens vierundzwanzig, die sich für eine Reinkarnation der Maria Magdalena hielten, sagte er einmal. Bei den Reinkarnationsspekulationen durfte natürlich auch der Graf von St. Germaine nicht fehlen. Steiner gab zu erkennen, daß er selbst eine Wiederverkörperung des geheimnisvollen Grafen sei. Okkulte Gegner vermuteten dagegen, Dr. Steiner sei eine Wiederverkörperung des Scharlatans Cagliostro. Nach Steiners Tod wollten die Anthroposophen natürlich gern wissen, was ihr Meister im Jenseits treibt. Albert Steffen äußerte sich dazu in der Zeitschrift GOETHEANUM vom 31. Januar 1926 auf Seite 37! Danach hält Steiner im Jenseits einen Hochschulkursus ab, und zwar in Gesellschaft von Hölderlin, Goethe, Schiller, Nietzsche, Ibsen und Strindberg. IST ES AUCH WAHNSINN, SO HAT ES DOCH METHODE!

3. Die Legenden von Lemurien und Atlantis in der Lehre des LR (1978) Der Großmeister van Rijckenborgh äußert sich zu Lemurien wie folgt: "Australien ist für Esoteriker ein wunderbares Land. Es ist nämlich ein Überbleibsel des gewaltigen lemurischen Weltteils, wovon die letzten Reste , mit Ausnahme von Australien, Madagaskar und der Osterinsel, ungefähr vor 850 000 Jahren in die Tiefe der Ozeane versanken. Die Lemurier waren nach ihrem grobstofflichen Bild abscheulich und abstoßend von Ansehen. Sie kamen in zwei Typen vor - eine ganz kleine zwergartige Form und eine von mehr als zwei Meter Länge. Die Körper waren stark behaart, wie Tiere, die Köpfe von gorillaähnlicher Art, Arm- und Beinformen ebenfalls wie die von Menschenaffen. Wenn Sie ferner an den eigenartigen, wackeligen Gang der Anthropoiden denken, dann haben Sie das stoffliche Bild des Lemuriers vor sich. Was den geistigen Aktionsradius und das geistige Vermögen betraf, war der Lemurier ein göttliches Wesen mit dem stofflichen Körper eines Tieres. Er baute ungeheure Städte, von seltsamen Formen, er baute aus Lavasteinen große Standbilder, welche die Monade vorstellen sollten" (Die australische Wüste, Zeitschrift AQUARIUS, Nr. 4, April 1977). Von Atlantis heißt es: "Vor unseren Augen findet eine Wiederholung des Dramas von Atlantis statt. Die Wiederverkörperung von Atlantis findet ihre Beweise im Streben der wissenschaftlichen Welt; auch die atlantische Welt ging durch einen Angriff auf die göttlichen Grundlagen der kosmischen Ordnung unter. Damals nicht durch die Wissenschaft, sondern durch eine Priesterschaft. Ais die atlantische Priesterschaft ihre höchsten Machtgesänge erklingen ließ, ging sie unter. Wir leben nun in der arischen Zeitepoche. Ein Teil der Menschheit lebt in dieser Periode durch die Sünde von Atlantis" (ELEMENTARE PHILOSOPHIE DES MODERNEN ROSENKREUZES, S. 97 - S. 101). Während der Aquarius-Konferenz 1965 in Bad Münder konnten die Zuhörer aus dem Munde des Großmeisters weitere Mitteilungen empfangen: "In den Tagen von Atlantis war die Atmosphäre unserer Erde viel schwerer und dichter, als das heute der Fall ist. Sie hielt die Mitte zwischen Luft und Wasser, und die Atmung, wie sie heute geschieht, war damals organisch absolut unmöglich. Der Wasserdampf, der damals mit dem Sauerstoff aufgenommen wurde, wurde durch zwei Organe, die mit der Schilddrüse zusammenarbeiteten und links und rechts am Halse lagen, eingeatmet, dann in Luft und Wasser getrennt, und so wurde dadurch das überflüssige Wasser aus dem System des Menschen entfernt. Die Lungen, die wir heute besitzen, waren damals noch nicht entwickelt und nur als Prinzipien eines neuen atemtechnischen Systems im Körper vorhanden. Erst als die irdische Atmosphäre sich änderte, viel dünner und feiner wurde und aufhellte und die Sonne zum ersten Mal durch die dicken Wolkenschichten hindurchbrach, wurde das Lungensystem notwendig, um sich in der neuen Atmosphäre halten zu können. Alle also, die sich nicht rechtzeitig der fundamentalen Veränderung der irdischen Atmosphäre angepaßt hatten, mußten untergehen, sie denaturierten jedenfalls. Die interkosmische Bewegtheit von Atlantis hatte unter anderem den Zweck, das Hauptheiligtum des Menschen freizumachen und vom überflüssigen Wasser zu reinigen, mit dem es, wegen der seinerzeitigen Bedingungen, reichlich gefüllt war. So wurde nach dieser Reinigung das Denkvermögen des Menschen freigemacht und wurde von jener Zeit an der Mensch sich immer mehr des Nadirs der Stofflichkeit bewußt. Als die ersten Flüchtlinge von Atlantis in Scharen zu den damals unbewohnten Festländern kamen, erreichte der Mensch prozeßmäßig den Tiefpunkt seines Niederganges, und er mußte sich dessen völlig bewußt werden" (Die Apokalypse der Neuen Zeit, 1965, S. 24 - S. 26). Der Großmeister bezeichnete die Spitzenwissenschaftler unserer Zeit als wiederverkörperte Atlantier. In diesem Zusammenhang wurde z. B. der Physiker Einstein genannt, der noch über das atlantische Wissen verfügt haben soll. In Konferenzen behauptete van Rijckenborgh, Atlantis sei durch eine Atombombenexplosion in großer Höhe untergegangen.

Nach umfangreichen wissenschaftlichen Untersuchungen steht mit Gewißheit fest: LEMURIEN UND ATLANTIS HAT ES NIE GEGEBEN! Alle Berichte über diese versunkenen Zeitalter sind Hirngespinste. Wer sich näher interessiert, kann z. B. folgende Bücher lesen: •

E. Thenius: MEERE UND LÄNDER IM WECHSEL DER ZEITEN, 1977



W. Sullivan: WARUM DIE ERDE BEBT, 1977

Tiefseebohrungen zeigten eindeutig, daß im Indischen Ozean kein Erdteil Lemurien versunken ist. Im Atlantik liegt auch kein untergegangener Kontinent Atlantis. Die Umrisse von Afrika und Südamerika zeigen auffallende Übereinstimmung. Diese Landmassen haben sich im Laufe von Jahrmillionen voneinander getrennt. Auch heute noch geht die Drift der Erdteile weiter, allerdings beträgt die Verschiebung im Jahr nur einige Zentimeter. Durch eine Atombombenexplosion in großer Höhe werden zwar die Strahlungsgürtel der Erde beschädigt, Kontinente gehen dadurch jedoch nicht unter. Erdteile versinken schon deshalb nicht ohne weiteres, weil sie aus spezifisch leichterer Masse bestehen, die auf dem Erdmantel "schwimmt". Nach rosenkreuzerischer Auffassung soll Lemurien vor 850 000 Jahren, Atlantis vor mehreren Jahrhunderttausenden existiert haben. Das Klima dieser Epochen ist der Wissenschaft ziemlich genau bekannt. Es handelt sich nämlich um das Zeitalter der Eiszeiten. In den Kaltzeiten lagen die Temperaturen um 8 — 12 Grad niedriger als heute, und weite Gebiete waren vergletschert. In den dazwischen liegenden Warmzeiten glichen die Temperaturen ungefähr der Gegenwart. Die neblige Atmosphäre von Atlantis ist eine Erfindung der Okkultisten. Die Menschen atmen seit Jahrmillionen mit Lungen. Das Rosenkreuz bietet seinen Anhängern nachweislich falsche Lehren als "Universelle Lehre" an. Man spekuliert auf Leichtgläubigkeit und niedrigen Bildungsstand der Gefolgschaft, wie bei Sekten üblich.

4. Die Verherrlichung der sogenannten klassischen Rosenkreuzer im LR 4.1. Die Rosenkreuzerbewegung des Johann Valentin Andreae in der Lehre des LR Im Lehrgebäude des Lectorium Rosicrucianum nehmen die Rosenkreuzer des 17. Jahrhunderts einen wichtigen Platz ein. Sie gelten als "gnostische Bruderschaft", als "klassische Rosenkreuzer". Johann Valentin Andreae ist demnach ein großer Eingeweihter, der der "Universellen Bruderschaft" angehört. In Tempeldiensten und Konferenzen wird häufig von den klassischen Rosenkreuzern gesprochen. Der Tempel in Calw heißt CHRISTIAN-ROSENKREUZ-TEMPEL. Der Großmeister Rijckenborgh behauptet, es existiere jetzt noch ein transzendenter Körper der Rosenkreuzer. "Aus dem KLASSISCHEN MAGNETISCHEN KÖRPER der alten Rosenkreuzer strömt uns die fundamentale Strahlung in sehr abgeschwächtem Maße entgegen, damit wir , als sterbliche Seelen, darauf reagieren können" (Jan van Rijckenborgh, DIE GNOSIS IN AKTUELLER OFFENBARUNG, 1956, S. 179 - 180). Während der Aquariuskonferenz 1964 in Calw verstieg sich der Großmeister zu phantastischen Erklärungen und Voraussagen! "Infolge der Rosenkreuzerarbeit wurde der Ätherleib des Christian Rosenkreuz von Jahrhundert zu Jahrhundert immer kräftiger und immer mächtiger. Dieser Ätherkörper wirkte nicht nur durch Christian Rosenkreuz, sondern auch durch alle, die seine Schüler wurden. Seit dem vierzehnten Jahrhundert ist Christian Rosenkreuz immer wieder inkarniert gewesen. So haben auch im neunzehnten Jahrhundert die Ausstrahlungen des Ätherleibes des Christian Rosenkreuz fortgewirkt. Durch die Hingabe der Schüler an den so mächtig gewordenen Ätherleib des Christian Rosenkreuz wird ihnen das neue Hellseher, gebracht werden und hohe spirituelle Kräfte zutage fördern. Aber das wird nur für diejenigen Menschen möglich sein, die richtig die Schulung des Christian Rosenkreuz befolgen. Das zwanzigste Jahrhundert hat nun die Aufgabe, diesen Ätherleib so mächtig werden zu lassen, daß er auch exoterisch wirken kann" (Rijckenborgh, DIE APOKALYPSE DER NEUEN ZEIT 1964, Haarlem 1965, S. 47 - 48). Doch damit nicht genug. Jan van Rijckenborgh kündigte ein direktes Eingreifen der Rosenkreuzerbruderschaft an. "Verschiedene Autoritätsgruppen, wie zum Beispiel Ministerräte, verschiedene andere politische Gruppen, Vereinigungen von wissenschaftlich gebildeter. Damen und Herren, die beschäftigt sind, ihre Aufträge in irgendeiner Weise auszuführen, die Generaldirektoren von Konzernen jeglicher Art, die bei Direktionsbesprechungen versammelt sind, all diese Gruppen der in unserer Welt führenden Menschen, werden einer sehr eigenartigen Situation gegenübergestellt. All diese Gruppen und Grüppchen von unverkennbar autoritärer Art sollen im psychologisch geeigneten Augenblick bei ihren Versammlungen von Angehörigen der Universellen Bruderschaft aufgesucht werden. Diese Angehörigen werden in ihren unsichtbaren, ätherischen Körpern erscheinen, während; dabei allein ihre Stimme deutlich zu vernehmen ist" (Rijckenborgh, DIE APOKALYPSE DER NEUEN ZEIT 1954, S. 51). 4.2. Jan van Rijckenborghs Erläuterungen zu dem Buch FAMA FRATERNITATIS von Johann Valentin Andreae "Genau 26 Jahre nach dem Erscheinen des ersten Druckes (kabbalistisch die Zahl 8, die Zahl des Saturn, in hochspirituellem Sinn der Bewacher der Pforte des Befreienden Lebens) ist es uns erlaubt, die FAMA FRATERNITATIS, den Ruf der Klassischen Bruderschaft des Rosenkreuzes, in neuer Übersetzung erscheinen zu lassen, die in der überarbeiteten Ausgabe des ersten Teiles der Geheimnisse der Rosenkreuzer Bruderschaft, den Kommentaren des verschleierten Geistigen Testamentes der Fratres Rosae Crucis, enthalten ist. Vieles von den, was im ersten Druck angekündigt oder angedeutet wurde, hat sich inzwischen vollzogen. Unterdessen ist der Aquarius-Einfluß in hohem Maße wirksam geworden und nimmt fortwährend an Kraft zu. Mehr als jemals zuvor ist denn auch die FAMA FRATERNITATIS ein sehr dringender Appell

der Lichtbruderschaft des Anderen Reiches, der an alle gerichtet ist, die in der Gegenwart die Zeichen der Zeit verstehen und einsehen, daß wir in den Tagen des Endes leben, dem Ende des heutigen Bestehenszyklus" (Jan van Rijckenborgh, DER RUF DER ROSENKREUZER BRUDERSCHAFT, 1967, S. 7). "Die Fama Fraternitatis des erhabenen Ordens des Rosenkreuzes darf man nicht nur so sehen, als sollte das Bestehen dieser Bruderschaft bekanntgegeben werden oder als sei sie eine kurze, aber sehr verschleierte Übersicht ihrer Geschichte, dazu bestimmt, von einer ausgewählten Anzahl Menschen angewandt zu werden, sondern diese Fama ist eine magische Kraftformel, eine Zusammensetzung magischer Kraftlinien, an denen entlang und mit deren Hilfe sich die Entwicklung von Welt und Menschheit vollzieht. Der authentische Text dieser Fama ist durch die Jahrhunderte hindurch, mit Ausnahme von einigen verhältnismäßig geringen Verstümmelungen, für uns bewahrt geblieben; und die Zeit scheint jetzt gekommen oder mehr oder weniger reif zu sein, um dieses großartige Geistige Testament der Rosenkreuzer Bruderschaft bekannter zu machen, seine wunderbaren Tiefen zu enthüllen und mit diesen magischen Kräften zu wirken, um die Pioniere der Menschheit für eine neue Aufgabe bereitzumachen" (Jan van Rijckenborgh, DER RUF DER ROSENKREUZER BRUDERSCHAFT, 1967, S. 53). Rijckenborgh weiß nun die seltsamsten Angaben der FAMA FRATERNITATIS zu deuten und füllt damit spielend ein ganzes Buch. Es ist deshalb angebracht, einmal nachzulesen, was Johann Valentin Andreae selbst über die FAMA FRATERNITATIS sagt: "Wohlan, ihr Sterblichen, ihr dürft auf keine Brüderschaft mehr warten. Die Komödie ist aus. Die Fama hat sie aufgeführt und auch wieder abgeführt" (Andreae, TURRIS BABEL, 1619, S. 69). Am 16.9.1629 bezeichnet Andreae in einem Brief an Comenius die FAMA als "Blendwerk". In einem Brief vor 27.6.1642 an den Herzog von Braunschweig spricht Andreae von dem "unwürdigen Gaukelspiel einer erdichteten Rosenkreuzer-Bruderschaft". 4.3. Jan van Rijckenborghs Erläuterungen zu dem Buch CHYMISCHE HOCHZEIT CHRISTIANI ROSENKREUTZ ANNO 1459 von J. V. Andreae "Es ist selbstverständlich, daß wir bei dem Entschluß, eine Erklärung des Buches: DIE ALCHIMISCHE HOCHZEIT VON CHRISTIAN ROSENKREUZ zu veröffentlichen, mit unseren Gedanken bei Johann Valentin Andreae weilen, dem Verfasser dieses Werkes der klassischen Rosenkreuzer. Andreae und seine Arbeit tragen das Kennzeichen eines Fackelträgers, dessen Licht auch jetzt noch nach allen Seiten strahlt. Und immer wenn ein neues Licht im Dienste des großen menschheitsbefreienden Werkes in die Welt hinausgetragen werden muß, wird es an der niemals verlöschenden Flamme des uralten Kandelabers entzündet und dieser hinzugefügt. Dieser Tatsache eingedenk, sind wir von inniger Dankbarkeit erfüllt, daß wir jetzt, da die Zeit gekommen ist, wahrscheinlich zum erstenmal in der Geschichte die Heilsbotschaft, der Johann Valentin Andreae in seinem Werk auf sinnreiche Weise Gestalt verlieh, ihrer Hüllen entledigen dürfen" (Jan van Rijckenborgh, DIE ALCHIMISCHE HOCHZEIT VON CHRISTIAN ROSENKREUZ, ERSTER TEIL, 1967, S. 5). "Doch wer den Pfad des Endura in einem vollkommenen Selbstopfer, in einer vollkommenen Selbstübergabe an den ursprünglichen Menschen in sich geht, wird durch das Feuer seines Kreuzweges alchimisch aufgenommen und in den neuen Menschen aufgelöst, der aus dem unvergänglichen Samen emporsteigt. Er stehe also auf in diesem Anderen. In ihm vollzieht sich eine wirkliche und vollkommene Alchimische Hochzeit, wie dies von C. R. C. beschrieben wird. Sein freiwilliger Untergang, sein Endura, ist also ein Tod zum Leben, eine Auferstehung in der Unvergänglichkeit, ..." (Jan van Rijckenborgh, DIE ALCHIMISCHE HOCHZEIT VON CHRISTIAN ROSENKREUZ, ERSTER TEIL, 1967, S. 386). Aus der verworrenen Erzählung der CHYMISCHEN HOCHZEIT entnimmt Jan van Rijckenborgh immer neue "Heilstatsachen", und er enthüllt den "gnostischen Pfad" des Lectorium Rosicrucianum. Mühelos

füllt er so zwei Bücher. Die Schüler der INTERNATIONALEN SCHULE DES ROSENKREUZES glauben, die UNIVERSELLE LEHRE aller Zeiten vor sich zu haben. In seiner Selbstbiographie äußert sich Andreae allerdings so: "Schon in den Jahren 1602 und 1603 fing ich zur Übung meiner Talente an, Aufsätze zu verfassen... Die 'Chymische Hochzeit', eine Posse voll abenteuerlicher Auftritte, erhielt sich. Zum Verwundern wurde sie von einigen geschätzt und durch feine Nachforschungen erklärt, da es ein unbedeutendes Werkchen ist und die unnützen Bemühungen der Neugierigen darstellt... Diese waren das Vorspiel meiner Schreibereien, in denen ich mich des Vorrats, in meiner mannigfaltigen Lektüre gesammelt, entledigte" (Andreae, Selbstbiographie, S. 16). Die Anhänger des LECTORIUM ROSICRUCIANUM ahnen nicht im entferntesten, wie sehr sie zum Narren gehalten werden! 4.4. Die Rosenkreuzerbewegung des Johann Valentin Andreae in Wirklichkeit Die Rosenkreuzerschriften FAMA FRATERNITATIS, CONFESSIO FRATERNITATIS und CHYMISCHE HOCHZEIT CHRISTIANI ROSENKREUTZ ANNO 1459 erregten in Deutschland seinerzeit gewaltiges Aufsehen. Als Verfasser dieser anonymen Bücher gilt der lutherische Theologe Johann Valentin Andreae. Die 1614 erschienene FAMA fordert die Generalreformation der Welt. In diesem Buch ist die Legende von Christian Rosenkreuz und seinem Orden geschildert. 1615 folgte die CONFESSIO, die einen Aufruf enthielt, sich der Rosenkreuzerbewegung anzuschließen. In der 1616 herausgegebenen CHYMISCHEN HOCHZEIT ist die Geschichte eines alten grübelnden Einsiedlers, des Bruders Christian Rosenkreutz, beschrieben. Als Echo auf FAMA, CONFESSIO und CHYMISCHE HOCHZEIT ergoß sich eine wahre Flut von Zuschriften und Büchern über Deutschland. Von einigen zustimmenden Äußerungen nimmt man an, daß sie von Andreae selbst verfaßt sind. Streitschriften gegen die Rosenkreuzer wurden von rechtgläubigen Lutheranern und Gelehrten, die den gesunden Menschenverstand als ihre Richtschnur ansahen, veröffentlicht. Alle Gesuche um Aufnahme in den Rosenkreuzerorder blieben unbeantwortet, obwohl die FAMA versichert hatte: "Auch wird jeder, der seinen Namen bekanntgibt, versichert sein können, daß er mit einem von uns, sei es mündlich oder - wenn er dagegen etwas einzuwenden hat - schriftlich in Kontakt kommt." Das ließ natürlich Zweifel an der Existenz des Rosenkreuzerordens aufkommen. Der französische Philosoph Descartes erklärte, daß er nirgends in Deutschland eine wirkliche Rosenkreuzerbruderschaft angetroffen habe. Wie Nachforschungen ergaben, bestand die sagenhafte Bruderschaft des Rosenkreuzes nur aus dem Tübinger Freundeskreis, dessen wichtigste Figuren der Universitätsprofessor Christoph Besold und Johann Valentin Andreae waren. Andreae bezeichnete die FAMA später als Gaukelspiel, die CHYMISCHE HOCHZEIT als Posse. In seiner Selbstbiographie behauptete er sogar, "daß ich des Märchens von der Rosenkreuzerei immer lachte und den Curiositätsbrüdern mich widersetzte" (S. 206). Nach dem Scheitern seiner Jugendträume suchte Andreae sein Seelenheil in seiner Kirche. Er starb als gläubiger Lutheraner. Christoph Besold trat 1630 zum Katholizismus über. 1636 starb er als gläubiger Katholik. Im 20.Jahrhundert muß es frei nach Andreae wohl heißen: WOHLAN, IHR SCHÜLER DES LECTORIUM ROSICRUCIANUM, IHR DÜRFT AUF KEINE BRUDERSCHAFT MEHR WARTEN. DIE KOMÖDIE IST AUS!

5. Der Kult um A. Gadal in der Internationalen Schule des Rosenkreuzes (LR) Der französische Prähistoriker A. Gadal stand jahrelang im Lectorium Rosicrucianum in hohem Ansehen. Er galt als "der altehrwürdige Diener der vorausgegangenen Bruderschaft, der Hüter der alten Heiligtümer von Ussat-Ornolac, der treue und unermüdliche Verkünder der Katharer-Mysterien." Manche Rosenkreuzer meldeten jedoch auch Vorbehalte an: "Der Gadal ißt ja Fisch und trinkt Wein!" Nach eigenen Angaben bekam Jan Leene, genannt Jan van Rijckenborgh, vom "Patriarchen der Katharer" die Großmeisterwürde verliehen. Frau de Petri erhielt angeblich die Archidiakonessenwürde. "Der Patriarch der vorausgehenden Bruderschaft, Herr A. Gadal, hat die Großmeister—Würde Herrn J. van Rijckenborgh zuerkannt und gutgeheißen und Frau Catharose de Petri die Archidiakonessen-Würde" (A. Gadal: Auf dem Wege des Heiligen Grals, S. 166). 1969 beschrieb Frau de Petri das Zusammentreffen mit A. Gadal als wichtiges Ereignis: " Der goldene Faden, der uns mit der Vergangenheit, mit dem Universellen Quell, mit dem letzten Glied der Universellen Bruderschaftskette verbindet, hat uns vor 21 Jahren zusammengeführt. Es ist der goldene Faden der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, der unsere Lebenswege zusammen und zu den alten Brennpunkten der Universellen Bruderschaftskette führte. Und durch dieses Zusammentreffen wurde die Jung-Gnostische Bruderschaft durch den Mund des alten Patriarchen Monsieur Gadal an die Universelle Kette angeschlossen, und zwar an die vorhergehende Bruderschaft des Mittelalters" (Zeitschrift AQUARIUS, Oktober 1969, S. S). So entstand also nach Aussage der Großmeisterin die Verbindung zwischen den Katharern des Mittelalters und den Rosenkreuzern der Gegenwart. A. Gadal ist danach ein wiederverkörperter Katharer, ein Vollkommener, ein Transfigurierter, der dem Rad von Geburt und Tod entstiegen ist. "Durch Herrn Gadal befinden wir uns auf klassischem Boden, sind wir mit dem Atem der vorangegangenen Bruderschaft verbunden und nicht minder mit dem großen, unauslöschlichen Blutsopfer von Tausenden. Der Bewacher, der Hüter, der Patriarch war ein freiwillig Zurückgekehrter, der das große dreimal-heilige Werk für die Menschheit so sehr liebte, daß er als Einsamer in die Orte der Fremdlingsschaft zu gehen wünschte. Jedoch, Sie wissen es: Wer so einsam ist, hat Gemeinschaft mit der Gnosis! Und darum danken wir dem Licht für seine wunderbare Gnade, daß auch wir den Patriarchen der vorangegangenen Bruderschaft in unserem Bruder und Freund Herrn Gadal begrüßen durften. Wir danken für das große Vorrecht, diesen unermüdlichen Erforscher und Beschirmer der Heiligtümer kennen und lieben gelernt zu haben. Herr Gadal war in seinem Leben ein lebendiger Repräsentant der Brennpunkte im Lande Sabarthez" (Zeitschrift AQUARIUS, März 1970, S. 8). In Schülerkreisen der Internationalen Schule des Rosenkreuzes erzählte man sich, Jan van Rijckenborgh habe im Mittelalter als Katharer-Graf in Südfrankreich gelebt, Catharose de Petri sei eine Katharer— Prinzessin gewesen. Auf Konferenzen im Juli und Oktober 1969 wurde den Angehörigen der Inneren Grade eine ungewöhnliche Standpauke gehalten! "Die Vorgänger in Ihrem Mikrokosmos haben den Pfad wohl gesehen, sie haben den Pfad gekannt, und sie haben sehr viel von diesem Pfad probiert. Ja, sie haben sogar sehr nahe beim Heiligen Gral gelebt, jedoch sie haben, aus welchen Gründen auch, die großen, ihnen geschenkten Möglichkeiten versäumt! Sie waren 'Berührte', die Gott und dem Mammon dienen wollten, Berührte, die, als die Verfolger kamen, von Angst und Furcht ergriffen wurden, Berührte, die flohen und ihre Brüder und Schwestern, die standhaft blieben, allein gelassen haben, Berührte, die das Licht verleugneten, als es darauf ankam, Berührte, die in einzelnen Füllen sogar in der Stunde der Gefahr Hand an ihre Brüder legten. Sehen Sie dieser unerbittlichen Wahrheit in die Augen! Mikrokosmisch waren wir es also, die unseren Herrn ans Kreuz schlugen in den Personen der von uns verratenen, verlassenen und verleugneten Brüder und Schwestern. Und darum ist ihr Blut, ihr schuldloses Märtyrerblut wie ein Feuer, das als ein

magnetischer Höllenbrand in uns brennt. Denn ein 'Berührter' verliert niemals das Blutszeichen einer solchen Schuld. Ein Berührter wird niemals von diesem Blutszeichen frei! Solche Berührte befinden sich jetzt in diesem Tempel" (Zeitschrift AQUARIUS, März 1970, S. 10 - 11). Schülern der Internationalen Schule des Rosenkreuzes wurde also sogar eine Blutschuld aufgeschwatzt, die aus einem früheren Leben stammen soll. A. Gadal zeigte in seinen letzten Lebensjahren kein Interesse mehr am Lectorium Rosicrucianum. Am liebsten wollte er Bruder Stratman nicht mehr empfangen; denn C. G. Stratman besaß nur sehr wenig Kenntnis vom Katharismus. 1962 starb Gadal an Krebs und wurde katholisch beerdigt. Die Delegation des Rosenkreuzes blieb der römisch-katholischen Bestattungszeremonie fern und legte nur einen Kranz am Grabe nieder. Unter der Schülerschar machte sich Beunruhigung breit. Die Leitung des Rosenkreuzes erklärte deshalb, der Patriarch sei dem Gelübde der Katharer treu geblieben und nicht aus dem Katholizismus ausgetreten. Die kirchliche Beerdigung gestatte dem Bruder Gadal, in die katholischen Jenseitsgebiete einzudringen. Dort werde er seine Arbeit bis zum Zusammenbruch der kirchlichen Hierarchie fortsetzen. Henk Leene, der Nachfolger des Großmeisters, schrieb in einem Brief vom 22.12.1970: "Den Schülern wurden so viele schöne Bilder vorgegaukelt, die alle auf einer Fata Morgana und auf Lügen beruhten, und es ist in einem Brief nicht möglich, Ihnen alle Tatsachen vorzulegen."

6. Die Pyramidenchronologie in der Lehre der Internationalen Schule des Rosenkreuzes In der Lehre des Rosenkreuzes spielt die Pyramidenchronologie eine wichtige Rolle. Jan van Rijckenborgh äußert sich dazu so: "Die Pyramide enthält nämlich eine Chronologie, die ungefähr 6 000 Jahre umfaßt. Diese Chronologie spricht von zwei Schicksalserfüllungen, nämlich dem Los der Menschheit im befreienden Sinn und dem Los der Menschheit im untergehenden Sinn, weil die gleichen interkosmischen Strahlungen zu verschiedenen Reaktionen Anlaß geben können, und zwar sowohl zu positiven als auch zu negativen Reaktionen. Es geht hier also um das Schicksal des Menschen, der Menschheit; um das Geschick derer, die sich bekehren und derer, die sich abkehren. Mit dem Abschluß dieses Jahrhunderts, genau gesagt, im Jahre 2001, endet die Zeitskala der Großen Pyramide. Dann ist sie nicht zur Vergangenheit geworden, kein Monument, an die Tage von einst erinnernd, sondern dann beginnt sie sogleich aufs neue von unten an; es gibt nämlich interkosmische Strahlungen, die eine Umlaufzeit von rund 6 300 Jahren haben. Wir sagten soeben, daß die Chronologie der Großen Pyramide deutlich das Jahr 2001 anzeigt. Die junge gnostische Bruderschaft hat also nur etwa 40 Jahre Zeit, um ihre Ernte in vollem Umfange einzuholen, ehe eine Veränderung der ganzen gesellschaftlichen und geologischen Situation der Erde eine lange Wartezeit für eine neue Gnosis erforderlich machen wird. Nach der Chronologie der Großen Pyramide, genau gesagt seit dem 20. August des Jahres 1953, befindet sich die Menschheit in der Periode des Untergangs dieser Zeitspanne von 2 100 Jahren, in der wir nun leben. Seit diesem 20. August des Jahres 1953 muß entweder der Aufstieg zur Befreiung sich beweisen, oder der Untergang nimmt seinen Anfang. Wir wissen, daß dieser Aufstieg sich in der jungen gnostischen Bruderschaft zu zeigen beginnt, der Untergang jedoch prozeßmäßig in der Welt. Die Erbauer der Pyramide dort am Nil waren solche Menschen mit einem Ewigkeitsbewußtsein. Sie haben das steinerne Monument gebaut und darin die Analyse einer kommenden Zeitspanne von 6 300 Jahren festgelegt. Durch Veränderungen in den Gesteinsarten, durch die Einrichtung und durch Abweichungen in Höhe, Länge und Breite bestimmter Gänge und Säle haben sie darin eine ganze Chronologie festgelegt. Sie haben alle Geschehnisse für eine Zeit von 6 300 Jahren, mit den Daten, in der Großen Pyramide festgelegt, ohne daß dabei auch nur die geringste Spekulation im Spiel war, denn sie haben in dieser Absicht, anhand einer Erforschung von Millionen Jahren, auf einer absolut wissenschaftlichen Basis das Monument erbaut" (Jan van Rijckenborgh: DEMASKIERUNG, 1957, S. 70 - 79). Der Großmeister behauptet, die Internationale Schule des Rosenkreuzes habe eine Entwicklung hinter sich, die genau der Pyramidenchronologie entspreche. In diesem Zusammenhang nennt er bestimmte Daten: 1924,September 1936, 20. August 1953, Dezember 2001. 1924 bezeichnet er als Gründungsjahr der "Geistesschule", und im Jahre 2001 soll die Arbeit abgeschlossen sein. "Wir sind nämlich in eine neue Periode eingetreten; um es genau zu formulieren, geschah dies, nach der Chronologie der großen Pyramide von Gizeh, am 20. August 1953. An diesem Tag hat die neue Periode begonnen, und sie wird bis zum Dezember des Jahres 2001 dauern. In der Periode, die hinter uns liegt, wurden die elektromagnetischen Möglichkeiten freigemacht. Sie stehen jetzt zu unserer Verfügung, und man kann sie nun anwenden. Die Periode, in welcher diese Möglichkeiten freigemacht wurden, dauerte von September 1936 bis zum 20. August 1953, also genau 17 Jahre. Sie wird bei den Pyramiden-Philosophen die Periode der Königskammer genannt. In diesen 17 Jahren hat die moderne Geistesschule ihre Arbeit vorbereitet und Gestaltung angenommen" (Jan van Rijckenborgh: DIE GNOSIS IN AKTUELLER OFFENBARUNG, S. 20 - 22 Die Ägyptologen beweisen jedoch: DIE CHEOPSPYRAMIDE ENTHÄLT KEINE CHRONOLOGIE!

Jan van Rijckenborgh hat seine Pyramidenchronologie von dem Okkultisten David Davidson abgeschrieben. Die Pyramidologie-Bewegung erreichte 1924 ihren Höhepunkt mit einer Buchveröffentlichung: David Davidson: THE GREAT PYRAMID: ITS DIVINE MESSAGE (DIE GROSSE PYRAMIDE: IHRE GÖTTLICHE BOTSCHAFT), London 1924 Davidson nannte folgende wichtige Daten: 1924, 16. September 1936, 20. August 1953 Die geschichtliche Entwicklung hat die Pyramidenchronologie schon in den vierziger Jahren endgültig widerlegt. Den Schülern des Rosenkreuzes aber wird der Unsinn heute noch als UNIVERSELLE LEHRE vorgesetzt. Ferner behauptete Davidson, •

es werde ein Krieg ausbrechen, der in einem Harmageddon ende,



die Große Pyramide sei eine göttliche Offenbarung, die die Wiederkunft Christi signalisiere,



das auserwählte Volk sei in zwei Gruppen unterteilt: das Haus Juda, das Volk, das wir als die Juden kennen, und die Israeliten, die "verlorenen Stämme", aus denen schließlich die Angelsachsen hervorgingen.

In den Büchern der Internationalen Schule des Rosenkreuzes kann man diese Gedankengänge wiederfinden. Jan van Rijckenborgh ergänzt diese Aussagen noch mit der Ankündigung des GROSSEN SPIELS, der scheinbaren Wiederkunft Christi. "Das Abendland ist: in große Gefahr gekommen. Der Tod des Abendlandes steht bevor. Es wird begreiflich sein, daß von der Welt nichts, aber auch gar nichts übrigbleiben wird, wenn in diesem Kampf, der schon begonnen hat, die modernen Vernichtungswaffen eingesetzt werden. Wenn Sie diese Situation nun gut vor sich sehen, haben Sie ein Bild vor HARMAGEDDON, dem großen Kriegsschauplatz, wo in diesem Moment alle Völker der Erde versammelt sind. Begreifen Sie gut die buchstäbliche Bedeutung dieser bildlichen Sprache! Aller Augen, die Augen der gesamten Welt sind auf das Mittelmeer gerichtet, auf den Kriegsschauplatz, wo der große Kampf aller mit allen und gegen alle ausgekämpft werden wird, und wo dieser Kampf, wie Sie wissen, inzwischen begonnen hat" (Jan van Rijckenborgh: DEMASKIERUNG, S. 92, 93, 98). "Darum muß die Siebenfältige Weltbruderschaft, die im Dienst der Christus-Hierarchie steht, im Namen und Auftrag Christi die Initiative für die Führung der Menschheit ganz und gar auf sich nehmen. Es wird eine Manifestation sein, die mindestens 24 Stunden dauern wird, und zwar in einem der feinsten stofflichen Gebiete, nämlich in der Luftsphäre, so daß jedes Auge es sehen, jedes Ohr es hören wird und alle Organe, die der Mensch besitzt, darauf reagieren werden: Eine Manifestation also der Siebenfältigen Weltbruderschaft für alle Menschen und für alle Rassen. Alle Bruderschaften, die an der sogenannten Universellen Kette teilhaben, werden daran mitwirken. Und gleichzeitig wird diese Manifestation verbunden sein mit einer ungeheuren Kraftausgießung durch elektromagnetische Strahlungen, die das ganze menschliche System angreifen und in jedem Menschen eine tiefe Reaktion zuwegebringen werden: Eine Reaktion nämlich, die eine gewisse Zeit im Hauptheiligtum eines jeden Menschen eine bestimmte Ordnung herstellen wird, die eine Ähnlichkeit mit dem Geistseelenzustand hat" (Jan van Rijckenborgh: DIE ALCHIMISCHE HOCHZEIT VON CHRISTIAN ROSENKREUZ, 1967, S. 376 ~ 379). "Diese alte semitische Wurzelrasse war in zwölf Stämme aufgegliedert, und diese zwölf Stämme verteilten sich auf zwei Königreiche: das Königreich Israel, das zehn Stämme der alten semitischen Wurzelrasse umfaßte, und das Königreich Juda, das aus zwei Stämmen dieser alten Rasse bestand. In einem bestimmten Moment war in der Geschichte das Königreich Israel verschwunden, total verschwunden.

Wenn Sie sich die Landkarte von der Umgebung des Mittelmeeres vorstellen und an Kleinasien denken, wo das Königreich Israel sich befand, dann sehen Sie, daß die zehn verschwundenen Stämme, die durch die syrischen Landstriche in nordwestliche Richtung hinweggeführt wurden, sich auf diese Weise in der Richtung nach Westeuropa ausbreiteten. Daraus kann man schließen, daß wir mit vielen anderen Völkern Europas die Nachkommen der angeblich verschwundenen zehn Stämme sind" (Jan van Rijckenborgh: DEMASKIERUNG, 1957, S. 85 - 87). Das Rosenkreuz bietet okkulte Irrlehren als UNIVERSELLE LEHRE an!

7. Mitteilungen des Großmeisters des LR über die unterirdische Menschheit. 7.1. Die angebliche Botschaft der Bruderschaft von Golas Auf der Aquariuskonferenz 1967 in Toulouse kündigte der Großmeister die Sichtbarwerdung von geheimnisvollen Gebieten an, die unter der Erdoberfläche liegen: "So werden zum Beispiel die Bewohner der Gebiete, die unter der Oberfläche der Erde liegen, sichtbar und erkennbar werden, denn auch ihr Lebensweg wird durch die interkosmische Revolte, die uns angegriffen hat, völlig verändert werden. Dieses wird sich unter anderem durch eine Anzahl vulkanischer Ausbrüche vollziehen, die das Innere der Erde samt der äußeren Ansicht der Länder und Seen eingreifend verändern" (DIE APOKALYPSE DER NEUEN ZEIT, 1967, S. 57 - 58). Nach der Aquariuskonferenz in Toulouse unternahm der Großmeister eine Reise nach Brasilien. Er hatte dazu — nach eigenen Angaben - einen Auftrag der UNIVERSELLEN BRUDERSCHAFT empfangen. Das Strahlungsfeld des Rosenkreuzes sollte auch von der südlichen Halbkugel der Erde her belebt werden. Über die Südamerikareise hielt Jan van Rijckenborgh in Europa geradezu sensationelle Konferenzen. Silvester 1967 begann der Großmeister seine Konferenzansprache mit den Worten: "Was wissen wir schon über unseren Planeten?" Er äußerte ferner, die Naturwissenschaft sei nicht einmal in der Lage, die Entstehung des Polarlichtes zu erklären. Jan van Rijckenborgh befaßte sich sodann mit der Menschheit, die angeblich im Erdinnern beheimatet ist. Der Großmeister behauptete, die Menschen im Innern der Erde ... •

haben einen sehr hohen Wissensstand erreicht,



verfügen über eine erstaunliche Technik und besitzen fliegende Untertassen,



beobachten mit großer Sorge die Gefahren der Atomtechnik auf der Erdoberfläche,



leben in idealen gesellschaftlichen Verhältnissen,



bewohnen Höhlen, in denen ein besonderes planetarisches Licht herrscht.

In den unterirdischen Höhlenbezirken soll demnach eine angenehme Temperatur von 19 - 22 Grad Celsius herrschen. Der amerikanische Forscher Richard Evelyn Byrd habe in den Polargebieten solche Höhlen entdeckt, in denen Pflanzen wachsen und Tiere leben. Die US-Regierung habe die aufsehenerregenden Entdeckungen Jedoch geheimgehalten. Der Großmeister sprach nun von drei unterschiedlichen Sphären im Erdinnern: Agharta, Duad und Shamballah. In Agharta ist immer Tag, in Duad gibt es Tag und Nacht, und in Shamballah ist immer Nacht. Die überraschten Konferenzteilnehmer erfuhren noch, daß sich in Brasilien ein Zugang zur geheimnisvollen Welt im Erdinnern befindet. Zum Heil der unterirdischen Menschheit sei auch eine Lichthierarchie tätig, die Bruderschaft von Goias. Jan van Rijckenborgh erklärte, er habe eine Botschaft von der Bruderschaft von Goias erhalten. Aus diesem Brief zitierte er allerdings nur den einen Satz: "Wird es ein neuer Anfang oder das Ende sein?" Ergänzend hieß es, ein Abgesandter der unterirdischen Bruderschaft sei im Tempel des Rosenkreuzes erschienen. Herr Ritman habe sich mit ihm jedoch nicht verständigen können. Abends tauchte dann sogar eine fliegende Untertasse über der Residenz des Großmeisters auf. In der Folgezeit äußerte sich der Großmeister zur Enttäuschung seiner Schülerschar nicht weiter über die brasilianischen Geschehnisse. Die Tatsachen sehen nämlich so aus: 1. Die Botschaft der GNOSTISCHEN BRUDERSCHAFT VON GOIAS war der Brief einer okkulten brasilianischen Vereinigung.

2. Der geheimnisvolle Abgesandte im Tempel war ein neugieriger Journalist. 3. Bei der Ufo-Erscheinung blieb unklar, ob es ein Kunstflieger oder wirklich ein unbekannter Flugkörper gewesen ist. 4. Die Konferenzansprache über die unterirdische Welt ist zum Teil wörtlich aus zwei okkulten Büchern abgeschrieben worden: Bernard, Raymond: THE HOLLOW EARTH (DIE HOHLE ERDE), New York 10 Ossendowski, Ferdinand: TIERE, MENSCHEN UND GÖTTER, Frankfurt 1923 In Ossendowskis Buch heißt es über Agharta: "In ihm ist das Volk gegen das Böse geschützt. Verbrechen gibt es nicht innerhalb seiner Grenzen. Die Wissenschaft hat sich in ihm ruhig entwickelt, nichts ist in ihm durch Zerstörung bedroht. Das unterirdische Volk hat das höchste Wissen erreicht. In den Höhlen unter der Erdoberfläche herrscht ein besonderes Licht, dem es zu danken ist, daß dort Getreide und Pflanzen wachsen und die Menschen ein langes, von Krankheiten freies Leben führen können" (Ossendowski, TIERE, MENSCHEN UND GÖTTER, 1923, S. 346 - 347). Ossendowski wurde bereits 1924 in der Presse als Lügner entlarvt. Sven Hedin lehnte eine öffentliche Disputation mit ihm ab. Henk Leene, der Nachfolger des Großmeisters, schrieb in einem Brief vom 22.12.1970: "Da man nicht wünschte, die Schülerschar über die Lügen, die man ihr als eine spirituelle Erleuchtung übertragen hatte, aufzuklären, hat man sowohl die UNTERIRDISCHE BRUDERSCHAFT als auch die GRALSBRUDERSCHAFT totgeschwiegen. Den Schülern wurden so viele schöne Bilder vorgegaukelt, die alle auf einer Fata Morgana und auf Lügen beruhten, und es ist in einem Brief nicht möglich, Ihnen alle Tatsachen vorzulegen."

8. Prophezeiungen des Großmeisters der Internationalen Schule des Rosenkreuzes Seit Jahrzehnten werden die Anhänger des Rosenkreuzes mit Prophezeiungen überschwemmt. An einige Vorhersagen sei hier erinnert: 8.1. Tibet Nach dem rotchinesischen Einmarsch in Tibet erklärte der Großmeister u. a. : "Die vorhergehenden Auseinandersetzungen haben Ihnen Gelegenheit gegeben zu erkennen, wie sehr die Hochebene von Tibet ein mächtiges Bollwerk von erdgerichteten Kräften ist, und wie sehr diese Kräfte Welt und Menschheit in Leid und Schmerz gebunden halten. In der Entwicklung der Dinge wird nun dieses heillose Bollwerk angegriffen, wodurch die Konzentration der Kräfte, die uns an die Erde ketten und von denen wir sprachen, auseinandergerissen und zerstreut wird, ein Prozeß, der sehr viele und wichtige Folgen haben wird. In diesem großen Kampfe um das Dasein, der immer mehr den Charakter eines intensiven Selbsterhaltungskrampfes annehmen wird, wird nun die lamaistische Bruderschaft zuerst künstlich, mittels ihrer Magie, die nervöse Alarmstimmung, die schon so lange in der Welt herrscht, möglichst zur Fieberglut steigern, um am Ende die Menschheit zu unbesonnenen Handlungen zu verleiten, die sie später tief bedauern würde. Wenn dieser Versuch mißglückt - wir hoffen es und halten es für möglich, daß dies der Fall sein wird - wird sich in der lamaistischen Fieberkrise ein Verzweiflungszustand entwickeln, der sich in Verzweiflungsaktionen äußern wird. Diese werden sich als sehr starke Feuererscheinungen in der Atmosphäre offenbaren, als Begleiterscheinungen ungeheurer Willensanspannungen der Magier, die Menschheit zu zwingen, ihrem Willen zu gehorchen. Die Folge davon wird eine Kettenreaktion verschiedener Feuererscheinungen in der Atmosphäre sein, in den Mythen als ein Angriff von Millionen Salamandern bezeichnet, d. h. von Wesenheiten, die den widerspiegelnden Äther und den Lichtäther bewohnen. Diese Feuermanifestationen bewirken eine ganz andere Zusammensetzung der Atmosphäre, wovon sehr eigenartige Reaktionen der Menschheit die Folge sein werden. Der Zusammenhang innerhalb des gesamten kosmischen Lebens wird gestört werden, das Innere der Erde wird Feuer und Flammen speien, und viele andere Ereignisse werden stattfinden, die jedoch in dem kleinen Rahmen dieser Broschüre nicht besprochen werden können" (Jan van Rijckenborgh, LICHT ÜBER TIBET, 1954, S. 34.- 36). Inzwischen sind Jahrzehnte vergangen, aber die FEUERERSCHEINUNGEN IN DER ATMOSPHÄRE blieben aus. 8.2. Der 5. Februar 1962 Van Rijckenborgh erwartete vom 05.02.1962 gewaltige Umwälzungen. An diesem Tage standen Sonne, Mond, Venus, Mars, Merkur, Jupiter und Saturn im Sternzeichen Wassermann. In Erwartung dieses magischen Datums sagte 1960 der Großmeister zu Herrn Wohlfahrt, die Regierungen seien am Ende ihrer Kunst, sie wüßten keinen Ausweg mehr aus der verfahrenen Lage, in zwei Jahren seien die Rosenkreuzer in den Schlüsselstellungen des Staates. Bruder Stratman gar führte mit Gesten in einem Dienst in Calw eindrucksvoll vor, wie die Autoritäten dann entkleidet werden würden. Am 5. Februar 1962 passierte dann gar nichts, der Großmeister war astrologischen Spekulationen zum Opfer gefallen.

8.3. Das Erscheinen der Bruderschaft Auf der Jahreswechsel-Konferenz 1962/63 in Calw kündigte van Rijckenborgh an, daß während der Aquarius-Konferenz 1963 in Renova Wesenheiten der vorangegangenen Bruderschaften erscheinen und körperlich sichtbar sein würden. Aber die Bruderschaft erschien nicht. Den enttäuschten Schülern erklärte der Großmeister: "Und es ist sicher, daß Sie mehrmals, wenigstens wenn Sie ernsthafte Schüler sind, mit derartigen Brüdern und Schwestern in Berührung gekommen sind, ohne daß Sie sich Rechenschaft davon ablegten" (DIE APOKALYPSE DER NEUEN ZEIT, 1963, S. 110). 8.4. Die Umerziehung der Menschheit 1964 sprach der Großmeister von einer bevorstehenden Großaktion der Universellen Bruderschaft. "Verschiedene Autoritätsgruppen, wie zum Beispiel Ministerräte, verschiedene andere politische Gruppen, Vereinigungen von wissenschaftlich gebildeten Damen und Herren, die beschäftigt sind, ihre Aufträge in irgendeiner Weise auszuführen, die Generaldirektoren von Konzernen jeglicher Art, die bei Direktionsbesprechungen versammelt sind, all diese Gruppen der in unserer Welt führenden Menschen, werden einer sehr eigenartigen Situation gegenübergestellt. All diese Gruppen und Grüppchen von unverkennbar autoritärer Art sollen im psychologisch geeigneten Augenblick bei ihren Versammlungen von Angehörigen der Universellen Bruderschaft aufgesucht werden. Diese Angehörigen werden in ihren unsichtbaren, ätherischen Körpern erscheinen, während dabei allein ihre Stimme deutlich zu vernehmen ist. Alle, die sich widersetzen oder die empfangene Botschaft einfach negieren, werden, zum Zeichen, daß es großer und tiefer Ernst ist, in den darauffolgenden Tagen und Wochen, während einer geraumen Zeit körperlich und psychisch gleichsam neutralisiert werden. Ohne zu sterben. Es betrifft hier eine Neutralisation, die den Betreffenden vorher angekündigt wird" (Die Apokalypse der Neuen Zeit, 1964, S. 51 - 52). Bisher ist die "Umerziehung der gesamten Menschheit" ausgeblieben. Aber bereits 1964 beschwor der Großmeister die Zuhörer, "daß die Tage und die Stunden der Apokalypse uns jetzt nahegekommen sind".

9. Die Großmeisterwürde im LR: Anspruch und Wirklichkeit 9.1. Angaben des Lectorium Rosicrucianum "Der Patriarch der vorausgehenden Bruderschaft, Herr A. Gadal, hat die Großmeisterwürde Herrn J. van Rijckenborgh zuerkannt und gutgeheißen und Frau Catharose de Petri die Archidiakonessenwürde" (A. Gadal: Auf dem Wege des Heiligen Grals, S. 166). "Der Patriarch dieser vorangegangenen Bruderschaft und Hüter und Bewacher der Heiligtümer von Ussat-Ornolac, Herr A. Gadal, hat den Begründern der modernen Geistesschule, Herrn Jan van Rijckenborgh und Frau Catharose de Petri, die Würde eines Großmeisters und einer Großmeisterin verliehen" (Zeitschrift AQUARIUS, Oktober 1969, S. 6). 9.2. Anmerkungen zu den Personen Jan van Rijckenborgh, geboren am 16.10.1896 und gestorben am 17.07.1968, hieß mit bürgerlichem Namen schlicht JAN LEENE. Er bezeichnete sich als "Abgesandter der großen Lichtbruderschaft". Vorzuweisen hatte er allerdings nur einen Auftrag der ROSICRUCIAN FELLOWSHIP in Oceanside für das holländische Gebiet der ROSENKREUZER-GEMEINSCHAFT (Heindel-Rosenkreuz). Die Leitung dieser okkulten Gruppe war seinerzeit nach dem Tode Heindels hoffnungslos zerstritten. Zusammen mit seinem Bruder Z. W. Leene nutzte Jan Leene diese günstige Gelegenheit, den niederländischen Zweig der Rosenkreuzer-Gemeinschaft von der Zentrale abzuspalten. Catharose de Petri ist ein Pseudonym für die Holländerin H. STOK-HUYSER. Sie war mit Jan Leene so eng befreundet, daß Außenstehende fest davon überzeugt sein mußten, ein Ehepaar vor sich zu haben. Der französische Prähistoriker A. Gadal erforschte archäologisch geschichtsträchtige Pyrenäenhöhlen. Sein Interesse für den Katharismus brachte ihm Kontakt mit dem Lectorium Rosicrucianum. In seinen letzten Lebensjahren zeigte er jedoch kein Interesse mehr am Rosenkreuz. 1962 starb Gadal an Krebs und wurde katholisch beerdigt. 9.3. Schlußfolgerungen Nach der Lehre des Lectorium Rosicrucianum war Gadal ein wiederverkörperter Katharer, ein Vollkommener, ein Transfigurierter, der dem Rad von Geburt und Tod entstiegen ist. Ein solcher Perfekter hätte aber nach Rijckenborghs Theorie niemals Krebs bekommen dürfen; denn Krebs ist ja angeblich eine mißratene Transfiguration. Daraus muß man schließen: GADAL WAR KEIN TRANSFIGURIERTER! Die Ernennung des Jan Leene zum Großmeister erweist sich als Täuschung. Im März 1969 trat dann sogar der Nachfolger des "Großmeisters" aus dem Lectorium Rosicrucianum aus. Allen Mißgeschicken zum Trotz präsentiert man Frau H. Stok-Huyser weiterhin als GROSSMEISTERIN CATHAROSE DE PETRI!

10. Herr Jan van Rijckenborgh und der Okkultismus Wie Sie als Schüler des "Lectorium" sehr gut wissen, ist diese "Schule" eine erklärte Gegnerin des Okkultismus. Der "Großmeister" weist immer wieder auf den "Transfigurismus" als die einzig wahre Lehre hin, was, wenn dieser Transfigurismus sich in der "Schule" realisieren ließe, wunderbar wäre. Aber lesen Sie doch einmal die Bücher der "Apokalypse der Neuen Zeit", in welchen die "Aquariuskonferenzen" abgedruckt sind und Sie werden "Prophezeiungen" finden, die so haarsträubend sind, daß sogar" mit Sicherheit die Endzeiterwartungen der "Zeugen Jehovas" dagegen verblassen. Lesen Sie die Broschüre "Die Demaskierung" und Sie werden eine Gänsehaut bekommen ob der Horrorgeschichten des "Großen Spiels". Der Gipfel des okkulten Rundumschlags des Herrn van Rijckenborgh alias Leene jedoch befindet sich in dem Buche "Die Gnosis in aktueller Offenbarung" auf den Seiten 20 bis 21. Hier, wird der Aufbau der "Schule" nach den Daten der sogenannten "Pyramidenchronologie" (Cheopspyramide) bekanntgegeben. Dazu muß man wissen, daß schon seit Jahrhunderten immer wieder Okkultisten und Zahlenmystiker in die Anordnung der Gänge und Kammern in dieser Pyramide eine Chronologie hineindeuten und hineinlesen, aus welcher der Ablauf geschichtlicher Ereignisse abzulesen sein soll. Nun hat der "Großmeister" die Schule, wie er selbst angibt, nach einer solchen "Chronologie" errichtet. 1924: Gründung der Gemeinschaft. 1936 bis 1953: Zubereitung für den Schritt an die Öffentlichkeit. 1953: Die "Schule" tritt an die Öffentlichkeit. September 2001: Der "Auftrag ist erledigt", die "Schule" verschwindet von der Bildfläche. Diese Jahreszahlen und Daten sind alle unbesehen von den okkulten Engländern Davidson und Smyth, die damit weltgeschichtliche Ereignisse verbinden wollten, ( "Das Geheimnis der Großen Pyramide" 1948 by Davidson & Smyth) abgeschrieben worden. Herr Rainer Püschel, Haberkamp 11, 3008-Garbsen 1, kann Ihnen hierüber nähere Angaben machen. In der Broschüre "Die Demaskierung" geht Herr van Rijckenborgh außer auf das Gruselkabinett des "Großen Spiels" noch einmal auf die "Pyramidenchronologie" ein und behauptet schlicht, in der Cheopspyramide hätten "Wissende" anhand einer Chronologie in Maßen und Winkeln die Ereignisse für eine kommende Zeit von ca. 6.300 Jahren aufgezeichnet, die im Jahre 2001 endet. Rechnet man vom Jahre 2001 an 6.300 Jahre zurück, gelangt man in das Jahr 4.300 vor Chr. Zu dieser Zeit existierte jedoch die Cheopspyramide noch nicht. Sie wurde erst im Jahre bzw. um die Zeit 2.700 vor Chr. errichtet. Urteilen Sie selbst, wie diese Fakten für sich sprechen. Durch die gesamte "Schulliteratur" ziehen sich ähnliche Widersprüche, Ungenauigkeiten, ja, auch direkte Schlampereien und Vernachlässigungen der schriftstellerischer Sorgfaltspflicht. Als einer unserer Freunde die "Landesleitung" einmal auf diese Schwachstellen hinwies und eine diesbezügliche Literaturanalyse vorlegte, hätte man ihn fast aus der Schule entfernt. Inzwischen hat er sich selbst entfernt, wohl wissend, was er da verließ. In der "Ägyptischen Urgnosis" Band III S.190 wird die Kosmologie der astronomischen Zyklen einfach von der Theosophie übernommen. Allerdings werden an anderer Stelle Steiner, Blavatsky und Heindel offen erwähnt. Nur: Sie werden falsch zitiert, wir befinden uns nach diesen Esoterikern mit dem "arischen Zeitalter" nicht im vierten, wie van Rijckenborgh auf S.190 schreibt, sondern bereits im fünften Zeitalter. (Er vergaß die polarische Epoche) Die Liste der "Irrtümer" ließe sich beliebig lang fortsetzen. DRUM PRÜFE, WER SICH EWIG BINDET..........!

11. JAN VAN RIJCKENBORGH, DER FALSCHE PROPHET AUS HOLLAND Jan Leene (alias Jan van Rijckenborgh) wurde im Lectorium Rosicrucianum zum großen Eingeweihten hochgejubelt. Er betätigte sich gern als erleuchteter Prophet. Nur leider ist von seinen Vorhersagen nichts eingetroffen! 1949 ließ Jan Leene das Buch "De Grote Omwenteling" (Die Große Umwälzung) vom Stapel. Darin ist die Sichtbarwerdung der Äthersphäre beschrieben. Doch 1983 merkt man noch nichts davon! Als Tibet von den Chinesen besetzt wurde, kündigte Jan Leene "Feuererscheinungen in der Atmosphäre" an, hervorgerufen durch die "Willensanspannungen der lamaistischen Priesterkaste". Aber die Feuererscheinungen fanden nur im Gehirn des Jan Leene statt l In den 50er Jahren prophezeite Jan van Rijckenborgh die "scheinbare Wiederkunft Christi". Auch Fehlanzeige! Vor dem 5. Februar 1962 äußerte Jan Leene, die Rosenkreuzer würden in 2 Jahren in die Regierung kommen. Fehlprognose! Silvester 1962 kündigte Jan Leene das Erscheinen der Bruderschaft während der Aquarius-Konferenz an. Die "Brüder" sollten dem Auge sichtbar sein. Es kam keine Bruderschaft! Juni 63 sprach der Großmeister von der "Schicksalswende in dieser. Sommer". Die Wende fand nur in der Phantasie statt! In der Aquarius-Konferenz 1964 in Calw prophezeite Rijckenborgh eine Intervention der Universellen Bruderschaft, um die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in der ganzen Welt zu ändern. Von Intervention keine Spur! In der Aquarius-Konferenz 1967 in Toulouse sagte der Großmeister, daß "die Bewohner der Gebiete, die unter der Oberfläche der Erde liegen, sichtbar und erkennbar werden." Fehlanzeige! Jan Leene teilte im Juni 1968 mit, er habe Kontakt zur "Gralsbruderschaft". Wörtlich hieß es: "Gewiß werden Mitglieder dieser Bruderschaft auch innerhalb kurzer Zeit in unserer Mitte erscheinen." Die Bruderschaft erschien nicht in unserer Mitte, aber Jan Leene ging aus unserer Mitte! 1963 legte sich der Großmeister dahingehend fest, daß die Sichtbarwerdung der Äthersphäre ein Prozeß sei, der in 18 - 20 Jahren abgeschlossen sein werde. Die Zeit ist da, aber nicht das, was prophezeit wurde! Da kann man sich nur Rijckenborghs Sohn anschließen, wenn er in einem Brief feststellt: "Den Schülern wurden soviel schöne Bilder vorgegaukelt, die alle auf einer Fata morgana und auf Lügen beruhten, und es ist in einem Brief nicht möglich, Ihnen alle Tatsachen vorzulegen." Die Tatsachen entlarven den falschen Propheten!.

12. Die Aquarius-Konferenzen des LR: Wunschtraum und Wirklichkeit 1962 teilte der Großmeister der Schülerschar mit, er habe von der Universellen Bruderschaft den Auftrag empfangen, insgesamt 7 Aquarius-Konferenzen abzuhalten. Die erste werde im August 1963 in Renova stattfinden. Auf der Neujahrskonferenz in Calw sagte van Rijckenborgh im Tempel, daß während des Aquariusfestes Wesenheiten der vorangegangenen Bruderschaften unter den Schülern weilen würden und nicht allein geistig gesehen werden könnten, sondern gleichzeitig körperlich sichtbar sein würden. Ein richtiges Wesakfest stehe bevor. In den Aquarius-Nachrichten Nr. l vom Februar 1963 schrieb der Großmeister von der ÄRA DER GROSSEN TRANSFIGURATION, die bevorstünde. Weiter hieß es: "Was einst nur für einen kleinen Kreis von Eingeweihten und ernsten Kandidaten vorgesehen war, wird nun in zunehmender Weise der gesamten Menschheit gereicht." In den Aquarius-Nachrichten Nr. 2 vom März 1963 las man: "Unser Gang auf dem Pfade der Schülerschaft ist ein immerwährendes Ausschauhalten nach dem Einen Großen, das einmal kommen wird. Und so ist nun in diesem Marsjahr da unser kommendes Aquariusfest. Und von den Stätten des Dienstes sind wir durch die Stimme unterrichtet worden, die uns wachruft und aufruft zum völligen Erwachen, denn NUN ERSCHEINT DER TAG! Die Glorie des einen Herrn der Ernte kommt nun zu den Seinen, die Ernte dieser Zeiten wird sich nun erkennen lassen. Bei vielen nimmt die geladene Sehnsucht täglich zu, und es gibt ein unaufhörliches Gebet, unterstützt durch ernsthaftes, aufrichtiges Bemühen im Leben, noch rechtzeitig, ehe sich das große Ereignis vollzieht, bereit zu sein." Dann ließ sich der Großmeister in den Aquarius-Nachrichten Nr. 3 vom Mai 1963 vernehmen: "Diese Situation beginnt nun in diesem Jahre kritisch zu sein, und zwar, um genau zu sein, ungefähr im August/September 1963. Ein gewisser Entwicklungsverlauf ist reif geworden, wurde voll und wird nun aufgehen und mögliche Resultate beweisen müssen. Wer mit uns zusammen in diesen Beginn eintritt, wird naturwissenschaftlich von Stund an dadurch mit einem Wesenszustand geschmückt, den das Evangelium symbolisch als den Besitz des Goldenen Hochzeitsgewandes bezeichnet." Im Juni 1963 äußerte sich van Rijckenborgh erneut in den Aquarius-Nachrichten Nr. 4: "Alle, die sich auf die Teilnahme am Aquarius-Erneuerungs-Fest vorbereiten, und somit der konkreten, unmittelbaren Kontakt mit der Bruderschaft des Rosenkreuzes suchen, werden deutlich erkennen müssen, daß diese Bruderschaft, ihrer Natur wegen, immer ausgerichtet ist auf das Suchen dessen, was verloren ist oder verlorenzugehen droht! Es sollte Ihnen zur Genüge bekannt sein, daß sich ein Krisenmoment in unserer Zeit nähert, den wir ungefähr im August/September d. J. in einem Anfangsprozeß erwarten. Die entsprechende Veranlassung ergibt sich aus einer bestimmten Konstellation der immer kreisenden 49 Ansichten unseres Sonnenkosmos (Man beachte den Artikel über die Pyramide von Gizeh in dieser Nummer)." In dem erwähnten Artikel "Schicksalswende in diesem Sommer!" hieß es u. a.: "Eine Messung, haargenau bis auf den Millimeter, läßt erkennen, daß diese Krümmung (des Pyramidenganges) nach dem Jahr 1962 kommt und in das Jahr 1963 fällt. Für die Untersucher bedeutet dies, daß DIE GROSSE WENDE im August/September dieses Jahres erwartet werden kann. In einem halben Jahr werden wir sehen, was die Pyramiden-Erbauer dachten." Mit ungeheuren Erwartungen fuhren die Schüler des Rosenkreuzes zur Aquarius-Konferenz 1963, und ... es geschah gar nichts! Die Bruderschaft erschien nicht, niemand erlangte das NEUE BEWUSSTSEINJ Trotzdem bewertete van Rijckenborgh das Geschehen so:

"Mit bezug auf unser Aquariusfest können wir Ihnen sagen, daß das Fest weit über unsere Erwartungen hinaus in vollkommenstem Sinn Erfolg hatte und das Wesakfest der alten Zeiten weit übertroffen hat. Damit wollen wir sagen, daß tatsächlich die vorangegangene Bruderschaft unter uns existierte. Vielleicht haben Sie neben einem solchen Bruder oder einer solchen Schwester gelegentlich eines Dienstes gesessen. Es ist auch möglich, daß hinsichtlich einiger von Ihnen gesagt werden kann: Ihre Augen waren gehalten, daß sie nicht sahen" (Apokalypse der Neuen Zeit, 1963, S. 109 - 110). So wurde versucht, einen glatten Fehlschlag in einen Erfolg umzumünzen. Eine Anzahl enttäuschter Schüler trat aus dem Rosenkreuz aus. Es fanden dann noch 4 weitere Aquarius-Konferenzen statt. Der Großmeister verstieg sich zu phantastischen Prophezeiungen. 1963 erklärte er, die Äthersphäre werde in 18 - 20 Jahren für alle Menschen sichtbar werden. 1964 sagte er, die Universelle Bruderschaft werde die Regierungen aufsuchen und Forderungen stellen. Eine Umerziehung der gesamten Menschheit stehe bevor. 1967 kündigte er an: "So werden z. B. die Bewohner der Gebiete, die unter der Oberfläche der Erde liegen, sichtbar und erkennbar werden. Bewohner anderer Planeten werden uns besuchen und uns viele Dinge lehren, von denen die Menschheit jetzt noch keine Ahnung hat. Wir nähern uns all diesen Dingen der nächsten Zukunft nur von der prophetischen Seite her" (Die Apokalypse der Neuen Zeit, 1967, S. 57 - 58). Alle Aquarius-Konferenzen endeten mit einem Fehlschlag: Die Bruderschaft erschien nicht, niemand erlangte das NEUE BEWUSSTSEIN! 1968 starb der Großmeister überraschend, die AquariusKonferenzen waren endgültig gescheitert.

13. Monatlicher Studentenbrief der Rosicrucian Fellowship zur Abspaltung der Holländer Oceanside den 1. November 1935 Lieber Freund Liebe Freundin! Wir bedauern von Herzen, daß Umstände uns zwangen, einen Brief diesen Inhalts zu schreiben, welcher sich entschieden nicht mit dem großen Werk, welches die Fellowship ausführt, verträgt. Max Heindel und die Schreiberin waren zu allen Zeiten bestrebt, zu allen Zeiten Gedanken der Liebe und Dienstbarkeit auszusenden niemals haben wir diese monatlichen Briefe dazu benützt, zu kritisieren oder niederzureißen. Doch diesmal müssen wir Erklärungen von Zuständen geben, welche uns von anderen aufgezwungen wurden, und wir hoffen, daß wir dies in einer freundlichen und konstruktiven Weise tun können. Es wird notwendig, dass wir frevelhafte Wirksamkeit bloßstellen, um die arglosen Studenten zu schützen. Eine Gruppe, die eine sehr kleine Minderheit der Studenten in Holland repräsentiert, hat es auf sich genommen, wie sie angibt, eine Rosicrucium Federation der Welt zu bilden. Sie sandten ihren Stellvertreter zum Hauptquartier mit selbstsüchtigen, persönlichen Ansuchen, welche den Wünschen der Mehrheit der Mitglieder in Holland direkt entgegengesetzt und ganz entschieden wider die Grundsätze der herrlichen Lehre waren. Diese Lehren sind für die Welt, doch drei Männer, welche versuchen, dieses Werk an sich zu reißen, haben heimlich und ohne Erlaubnis die Bücher in der holländischen Sprache gedruckt, und den Namen und das Emblem, ohne Einwilligung des Aufsichtsrates des Internationalen Hauptquartiers der Rosicrucian Fellowship in Oceanside, California, benutzt. Die Bücher und das Emblem, sowohl als der Name sind Copyright. Diese Männer haben sich die Adressen von Rosicrucian Fellowship Ortsgruppen und Studenten über die ganze Welt verschafft, an welche sie Rundschreiben aussandten, welche die unverschämtesten Unwahrheiten enthalten. Der Stellvertreter, welcher das ursprüngliche und einzige Hauptquartier besuchte, behauptet, die Einweihung in dem Heilungstempel empfangen zu haben. Es war ihm als Novize unseren Sitten gemäß erlaubt, unseren allabendlichen Andachten im Tempel beizuwohnen. Er war nur einer zwischen Anderen; doch wenn zu der Zeit irgendwelche außerordentliche psychische Demonstrationen stattgefunden hätten, so hätte die Schreiberin, welche gegenwärtig war, ermangelt, irgendetwas Ungewöhnliches zu fühlen oder zu empfinden. Diese Männer erkennen jedoch den Tempel in Oceanside und seine Kräfte an. Unglücklicherweise sammeln sie nicht nur Gelder von arglosen Studenten für die Errichtung eines anderen solchen Tempels in Holland, sondern schreiben auch an Patienten, die bei der Heilungsabteilung in Oceanside eingetragen sind, daß diese ihre Beiträge an das holländische Hauptquartier senden sollten. Diese Patienten schreiben uns und bitten um eine Erklärung. Hunderte von Klagen kamen zu uns von Studenten, Novizen und Jüngern überall in der Welt, mit der Bitte um Aufklärung. Viele sind sehr aufgebracht über die Angriffe und unfreundlichen Kritiken, die von dieser Gruppe ausgingen, welche behauptet, das wirkliche und einzige Hauptquartier zu sein. Sie sagen, dass die Rosicrucian Fellowship in Oceanside, welche doch die Quelle ihrer Kenntnisse war und noch immer ist, nichts Ursprüngliches oder Eigenes hat. Sie „beißen die Hand, die sie füttert". In dem Rundschreiben, welches diese Leute aussandten, listeten (benamten) sie eine Menge Adressen von Zentralen und Ortsgruppen, die angeblich unter ihrer Verwaltung gebildet wurden. Viele dieser „Zentralen" sind nur einzelne Personen; und da viele von ihnen treue Studenten und Novizen von Oceanside sind, verlangen sie, daß diese Leute bloßgestellt werden. Die Schreiberin wurde ebenfalls kritisiert. Um die ganze schändliche Handlungsweise zusammenzufassen: Diese Männer waren erfolglos in ihrem eigenen Geschäft (Beruf), und sind darauf aus, leichtes Geld zu gewinnen. Wir können sagen, daß die Rosicrucian Fellowship niemals erfolgreicher gewesen ist. In den letzten 12 Monaten mußten wir 25 neue Mitarbeiter einstellen. Die Sommerschule war eine der harmonischsten, glücklichsten und erfolgreichsten. Unser wunderschöner Stand in der San Diego-Ausstellung hatte viele Besucher angezogen. Eine treuere und geistesverwandtere Gruppe von Mitarbeitern hat das Hauptquartier noch nie gehabt. Daher fühlen

wir, daß die Opposition, welche wir jetzt von denen erfahren, die undankbar genug sind, zu vergessen, wo sie ihre Schulung herbekamen, nur ein Anzeichen von Wachstum ist. ERFOLG ERWECKT IMMER EINEN GEIST DER OPPOSITION UND IMITATION DES WIRKLICHEN IST SEHR GUTE PROPAGANDA. Jedoch: „Irret euch nicht! Gott läßt sich nicht spotten. Denn was der Mensch säet, das wird er ernten." (Galater 6,7) Im Dienste der Menschheit THE ROSICRUCIAN FELLOWSHIP gez. Mrs. Max Heindel

14. Auszug aus dem Monatlichen Studentenbrief der Rosicrucian Fellowship Oceanside, den 1. Mai 1936 .... Lasset euch niemand verführen in keinerlei Weise; denn er kommt nicht, es sei denn, daß zuvor Abfall komme und offenbart werde der Mensch der Sünde... der da ist der Widersacher und sich erhebt über alles, was Gott oder Gottesdienst heißt. (Thesalonicher) Die Aufgabe, dieses wundervolle Werk der Älteren Brüder auszuführen, war nicht leicht für die, welche all die schwierigen Probleme auszukämpfen hatten. Paulus hatte schwere Kämpfe zu bestehen, in seinem Bestreben, die christliche Religion aufzurichten, und wir können den Studenten in der Welt draußen versichern, daß es auch für die Leiter des Hauptquartiers nicht leicht gewesen ist, die Rosicrucian Fellowship vor Harm von denen zu schützen, welche von Zeit zu Zeit kommen, um sich als Diktatoren zu etablieren. Ganz gleich, wie unpraktisch ihre Ideen sind, wenn sie aus irgend einem Grund nicht akzeptiert werden können, beginnen sie sogleich Rundschreiben auszusenden (besonders an die Ortsgruppen, deren Anschriften sie durch die Zeitschrift ersehen können), den Verwaltungsrat, Frau Heindel und jeden, der irgendwelche Autorität hat zu kritisieren. Dieser Zustand existiert besonders seit der Zeit, in der die Gemüter der Menschheit durch die gegenwärtigen ätherischen Veränderungen so beunruhigt werden. Diese Veränderungen wirken sehr störend auf die Menschen, welche schwere Beschädigungen in ihrem Horoskop haben, besonders wenn Oppositionen und Quadrate zwischen Neptun, Uranus, Mars und Merkur vorhanden sind, diese reagieren sehr schnell auf den Einfluß zerstörender Kritik. Ihr Wunsch Änderungen herbeizuführen in Übereinstimmung mit ihren eigenen Idealen, verleitet sie häufig, ihre ruhelose Energie zu benutzen, Max Heindels Werk verbessern zu wollen. Der Verwaltungsrat und Frau Heindel werden dann kritisiert und angegriffen. Diese fürchten dies aber nicht und sind immer bereit zu vergeben, wissend, daß, wenn die planetarischen Beschädigungen vorbei sind, diese Menschen sich wiederfinden werden. Das Traurige ist, daß während der Zeit, in der sie alles durch eine dunkle Brille sehen, sie ihren Einfluß benutzen, andere zu beunruhigen. Es wurde oft die Frage gestellt, warum dies so sei. Wenn die Fellowship eine geistige Organisation ist, warum beschützen die Älteren Brüder und Max Heindel ihr Werk nicht? Die Schreiberin erinnert sich eines Vorfalls, wo sich Max Heindel in Verzweiflung an seinen Lehrer wandte und ihn fragte, warum die Älteren Brüder ihn an die Spitze der Bewegung gestellt haben und ihm dann nicht halfen, diese Zerstörer fernzuhalten. Der Lehrer antwortete ihm in der freundlichsten Weise und sagte, daß es unmöglich sei für sie, ihre wertvolle Zeit dafür herzugeben um materielle Dinge in Ordnung zu halten, daß sie Stellvertreter gewählt haben, welche, wie sie fühlten, stark genug wären, für die materielle Seite des Werkes Sorge zu tragen und daß sie Max Heindel vertrauten, daß er mit diesen physischen Dingen ohne ihre Hilfe fertig werden könnte. Er sagte auch, daß gerade durch diese Schwierigkeiten die Studenten gezwungen würden, die Lektionen von Treue und Standhaftigkeit zu lernen, daß dies sehr wertvolle Vorbedingungen zu geistiger Entwicklung wären, und dass sowohl die Studenten als auch die Leiter des Hauptquartiers wieder und wieder versucht würden, bis sie gelernt hätten, jeder Prüfung standzuhalten, denn nur durch diese Perioden der Prüfung würden sie Fortschritte machen, wenn alles glatt und leicht geht, findet kein geistiges Wachstum statt. Nur durch Mühe und Arbeit kann der menschliche Geist wachsen, stark und zuversichtlich werden. Die Fellowship hat unter ihren Mitgliedern..... gez. Mrs. Max Heindel

15. Demaskierung Anschließend an das unter mörderischer Hitze abgehaltene 5. Aquarius-Fest in Südfrankreich erhielten unsere Großmeister - nach eigenen Angaben - von der geistigen Hierarchie den Auftrag zu einer Reise nach Brasilien. Das Strahlungsfeld sollte auch von der südlichen Halbkugel her belebt werden. Ein Vergnügen ist eine solche Reise keineswegs. Man könnte hier etwa von einem Opfergang sprechen, denn es sollen 40 Grad Hitze geherrscht haben. Daß außer einem Dolmetscher noch einige weitere Begleitpersonen dabei sein mußten, wird jedermann einsehen. Unsere Großmeister haben aber auch schon sehr eigenartige Aufträge erhalten, z. B. jedes Jahr einen Tempel zu bauen, bis derer zwölf sind (!). Die geistige Hierarchie sah doch sicherlich auch die 6 Millionen Schulden, welche sowieso schon da waren und wird dem kleinen Häuflein Schüler bestimmt keine höhere Schuldenlast zumuten. Diese Reise nach Brasilien kam zustande und wie Sie vielleicht wissen, hat Herr von R. an Sylvester 1967 in Calw seinen letzten Vortrag gehalten. Er berichtete damals über diese Südamerikareise. Dieser Bericht war auch tatsächlich "Das Letzte" im wahrsten Sinne des Wortes; denn er trat hinterher nicht mehr in Calw auf. Seine seit Jahren zuvor schon stark angeschlagene Gesundheit führte bekanntlich im Sommer 1968 zu seinem Ableben. Was Ihnen von diesem Vortrag noch bekannt ist, soll Ihrem Erinnerungsvermögen oder, wenn Sie nicht anwesend waren, der Ehrlichkeit jener Freunde überlassen bleiben, welche Ihnen davon erzählen können. Auf jeden Fall kann ich mich noch genau entsinnen, wie von einer im Inneren der Erde wohnenden Menschengruppe erzählt wurde, von welcher die offizielle Wissenschaft überhaupt keine Ahnung habe -. Von diesen "Erdenbürgern des Inneren" habe er sogar einen Brief erhalten, aus welchem allerdings nur der eine komische Satz zitiert wurde: "Soll es das Ende oder ein neuer Anfang sein?" In welcher Sprache sich diese Menschen ausdrückten, wurde verschwiegen. Ferner wurde von einem mysteriösen Mann gesprochen, welcher ganz plötzlich im Versammlungsraum war und kein Wort gesprochen habe, so daß die Brüder und Schwestern den Eindruck bekommen mußten, dieser hätte sich dematerialisieren und wieder kristallisieren können. Um den mysteriösen Begleiterscheinungen vollends die Krone aufzusetzen, durfte schließlich auch das Ufo über der Residenz unserer Großmeister nicht fehlen. Als Zeugen dieser Ufo-Erscheinung nannte Herr von R. seinen treuen Gefolgsmann und Finanzminister Rittmann. Was sagen Sie, lieber Leser, zu dieser Geschichte und zu der beigefügten Demaskierung durch Herrn Henk Leene? Anmerkung: Die Geistes-Schule demaskiert sich durch ihre Spaltung von selber. Man braucht nur die ersten Nummern der von Henk Leene herausgegebenen Zeitschrift "Prometheus" zu lesen.

16. Übersetzung eines Briefes von Henk Leene betr. Ufos, unterirdische Bruderschaft usw.

(Abschrift)

Gemeinschaft R+C "Roseae Crucis" e.V.

Kassel, 22.12.1970

Rudolf-Schwander-Str. l 3500 Kassel Der von Herrn Borkowski übersetzte Brief des Herrn Henk Leene vom 22.12.1970 lautet in deutsch: "Wir können Sie eingehend aufklären betreffs der sogenannten fliegenden Untertassen, die einige Schüler des Lectorium Rosicrucianum gesehen haben wollen. Eines Abends draußen stehend, entdeckten zwei Schüler am Himmel einen sich bewegenden Gegenstand und waren der Meinung, daß es eine fliegende Untertasse sein könnte. Bis heute ist man sich noch nicht einig, ob es ein Kunstflieger oder eine "fliegende Untertasse" war. Der "Brief", den Herr van Rijckenborgh empfangen hatte, kam von einer okkulten Bewegung aus Brasilien, in englischer Sprache verfaßt. Da Herr van Rijckenborgh die englische Sprache nicht beherrscht, war er auf die Übersetzung und Auskünfte von Herrn Stratmann angewiesen. Die ganze Geschichte über die "unterirdische Bruderschaft" können Sie nachlesen in "The Hollow Earth" von Raymond Bernard, uitgegeven bij Fieldrest Publishing Co. Inc. 210 Fifth Avenue, New York 10 N.Y." Als Herr van Rijckenborgh entdeckte, daß er durch eine okkulte Bewegung als Wortführer gebraucht wurde, hat er das Thema nicht mehr weiter behandelt. So verhält es sich auch mit "Die Bruderschaft des Grals", vorüber Sie wahrscheinlich auch sprechen hörten, wobei die Worte: "Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen" verwandt wurden. Sie werden sich erinnern können, daß gesagt wurde, daß das Lectorium eine Bindung zur Grals-Bruderschaft herstellte und daß die Möglichkeit besteht, daß Abgesandte davon Konferenzen in Renova und Deutschland besuchen werden. Nach einiger Zeit hörten Sie darüber nichts mehr. Diese sogenannte Grals-Bruderschaft, die sich auch "Universelle Bruderschaft" nennt, ist ein getrennter Zweig der AMORC in Amerika. Der Leiter Swinburne Clymer war mit der Nachfolge in der Amorc nicht einig und trennte sich von Ihr. Herr Stratmann hat mehrere Bücher von Clymer gelesen und war davon begeistert. Er orientierte Herrn von Rijckenborgh darüber, denn auch diese Bücher sind in englischer Sprache geschrieben. Danach versuchte Herr Stratman, in Amerika mit Clymer junior in Kontakt zu kommen, um für das Lectorium Interesse zu wecken. Seine Versuche fielen jämmerlich zusammen, obwohl Frau de Petri plötzlich alle ihre Ritenbücher ins Englische übersetzen lassen wollte, da diese "Gralsbruderschaft" Interesse an diesen Riten zeigte. In Wirklichkeit war die Clymer-Bewegung an finanziellen Transaktionen interessiert und suchte überall in der Welt Kontakt mit religiösen okkulten Bewegungen zum Austausch von Literatur und bedeutenden Führenden. Der Ausspruch: "Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen" steht wörtlich in einem der Bücher von Clymer, sie sind rein Amorcs, da diese Bewegung sich auf Ichnaton fundiert. Die ganze ziemlich unsaubere Affaire rund um diese Gralsbewegung ist strikt geheim gehalten worden. Nach dem Mißlingen dieses Vorhabens durch das Entdecken der Wahrheit ist alles vertuscht worden, wie es auch mit der "Unterirdischen Bruderschaft" getan wurde. Die Aufklärung, die Herr von Rijckenborgh bekam, ließ viel zu wünschen übrig, und man phantasierte und mystifizierte, was man wollte. Die "geheimnisvollen Besucher", worüber man in der Brasilianischen Konferenz sprach, war niemand anders als ein neugieriger Journalist und sicher kein Abgesandter der "Unterirdischen Bruderschaft".

Glauben Sie wirklich, daß die, die unter der Erde leben, einen Erlösung weg gehen können? Sie können über diese unterirdische Welt in dem Buch: "Tiere, Menschen und Götter" von F. Ossendowski, in französischer Sprache erschienen bei Editions I bi Pu, 35 rue Mazarine, Paris VI, "Bête, Hommes et Dieux" nachlesen, worin Sie beinahe wörtlich einige Zitate aus der bewußten Konferenz finden werden. Die Menschen der "Unterirdischen Bruderschaft" suchen Kontakt via okkulter Leiter und Magier und machen sich verständlich in der englischen Sprache und gebrauchen alle Wörter, die in der okkulten Hierarchie bekannt sind. Da man nicht wünschte, die Schülerschar über die Lügen, die man ihr als eine spirituelle Erleuchtung übertragen hatte, aufzuklären, hat man sowohl die "Unterirdische Bruderschaft" als auch die Gralsbruderschaft totgeschwiegen. In gleicher Weise ist vor Jahren Michael Nemy und sein Buch "Mirdad" totgeschwiegen worden, da der Besuch von Herrn Stratman bei Nemy mit einem Fiasko endete. Herr Nemy zeigte kein Interesse an Herrn Stratman, noch am Lectorium und wünschte auf keine einzige Weise eine Verbindung. Danach wurde das Buch nicht mehr angepriesen, und die aus diesem Buch zitierten Rituale wurden plötzlich als, würdelos und unmagisch bezeichnet. Genau so, wie man seinerzeit plötzlich vergessen hat, daß der Herr Gadal in den letzten Jahren seines Lebens kein Interesse am Lectorium mehr hatte, und Herrn Stratman am liebsten nicht mehr empfing, und zwar deshalb, weil er nur sehr wenig Kenntnis vom Katharismus hatte und ihm die tiefere Erkenntnis vom Gnostizismus fehlte. Den Schülern wurden, soviel schöne Bilder vorgegaukelt, die alle auf einer Fata morgana und auf Lügen beruhten, und es ist in einem Brief nicht möglich, Ihnen alle Tatsachen vorzulegen. Wir hoffen aber, daß wir Sie betreffs der "Unterirdischen Bruderschaft" vollständig aufgeklärt haben. Mit freundlichen Grüßen"

17. Brief an die Herren Leene und Borkowski betr. Ufos, unterirdische Bruderschaft usw. 6.11.1970 An den Rosenkreuz-Verlag Kassel Leene & Borkowski 35 Kassel Rudolf-Schwander-Straße 1 Postfach 477 . Sehr geehrte Herren! Mit Interesse habe ich Ihren Aufruf an alle Anhänger des Herrn von Rijckenborgh gelesen. Bitte gestatten Sie mir, daß ich mich vertrauensvoll mit einigen Fragen an Sie wende. Als der Großmeister an Sylvester 1967 zum letzten Male in Calw war, berichtete er über seine Südamerikareise. Dabei wurde auch das mysteriöse Thema der Fliegenden Untertassen gestreift. Herr Rittmann und einige andere von der obersten Leitung wollen Fliegende Untertassen gesehen haben über dem Hause, in welchem der Gottesdienst gehalten wurde. Tatsache ist ja, daß die meisten Meldungen darüber aus Südamerika kommen. Der Großmeister begann seinen Vortrag mit den Worten: "Was wissen wir schon über unseren Planeten?" Er bemerkte dann, daß uns die Wissenschaft nicht einmal die Entstehung des Nordlichtes, erklären könne. Besonders spannend wurde dieser Vortrag, als der Großmeister über eine Menschengruppe berichtete, welche im Erdinnern wohnt und von welcher die übrige Menschheit keine Ahnung habe. Diese Menschengruppe beobachte mit größter Sorge die Atomversuche etc. und habe die dadurch heraufbeschworenen Gefahren erkannt. Nun sagte der Großmeister ferner, er habe von diesen, im Erdinnern wohnenden Menschen einen Brief erhalten. Vom Inhalt dieses Briefes wurde nur der einzige Satz zitiert: "Wird es ein neuer Anfang oder das Ende sein." Vergeblich wartet man seit jenem Sylvesterabend auf eine Fortsetzung dieses Themas, welches uns alle damals sehr überrascht hat. Hier ergeben sich doch zwangsläufig einige Fragen: In welcher Sprache drücken sich diese Erdlinge des Innern eigentlich aus? Außerdem: Müssen diese Leute nicht wenigstens (eventuell über Mittelspersonen) einen gewissen Warenaustausch mit der übrigen Menschheit pflegen? Papier und Briefumschlag müssen sie doch auch von irgendwo her haben. Es sei denn, sie hätten auch Papierfabriken in ihrem unterirdischen Bereich. Vielleicht habe ich auch den "Erhalt eines Briefes" zu wörtlich genommen. Es könnte auch sein, daß der Großmeister nur von einer erhaltenen Botschaft sprechen wollte. Eine solche könnte ja auch auf telepathischem Wege erfolgt sein. Für eine baldige Stellungnahme zu den obigen Fragen wäre ich Ihnen sehr dankbar. Freundliche Grüße

18. Brief an Herrn Meyer von Henk Leene betr. schlechter Strahlungen usw. im LR MIA en HENK LEENE Hedastraat 36 2023 EW Haarlem telefoon 023 261990 Haarlem den 26/11.79 Lieber Herr Meyer, Heinz Borkovsky hat Ihren Brief an uns weiter geleitet und wir waren ganz und gar nicht erstaunt vom Inhalt. Wir sind damals genau wegen diesen Gründen aus dem Lektorium getreten, also nur aus spirituellen Gründen. Die schlechten Strahlungen fingen an als mein Vater( J. v. R) gestorben war, wiewohl es während seiner Krankheit schon anfing, weil Frau de P. die Führung übernahm und ich weiss, dass sie mit schlechten okkulten Kräften arbeitet. Sie verstehen, dass ich hinter den Kulissen viel gesehen habe und ich konnte schon damals vor meinem Gewissen nicht verantworten was passierte. Was Ihre Gesundheit betrifft; ich rate Ihnen geistig eine Fastenzeit zu befolgen, d.h. sich nur zu beschäftigen mit Entspannung, damit dieses okkulte Gift aus Ihrem Blut geht. Weiter können sie auch körperlich einen Diät befolgen; nur reine, lebende Ernährung nehmen. Dann können Sie auch noch hieran denken: Wenn wir nicht mitarbeiten mit dem Bösen kann uns NICHTS passieren. Sie müssen wieder Widerstandskraft aufbauen und so etwas fängt im Mentalen an. Löse alle Bande mit dem Lektorium, auch im Gedanken. Sie müssen sich wirklich total abschliessen! Dann passiert nichts. Nehmen Sie zum Beispiel einen stärkenden Gedanken als eine mentale Stütze:"Der Geist ist gross - Er heilt und beschirmt mich!" Dieser universelle Geist ist nämlich nicht der Besitz des Lektoriums, im Gegenteil. Er hilft uns wenn wir wieder Kontakt mit Ihm aufnehmen. Vertraue auf diesen Geist und wisse dass mit Ihm NICHTS unmöglich ist! Wir wünschen Ihnen Alles Gute und seien Sie davon Überzeugt dass das Licht der Lichter diejenigen hilft, die schreien in der Not! Wenn Sie von mir noch Hilfe nötig haben, bin ich natürlich gerne dazu bereit. Mit freundlichen Grüssen Henk Leene

19. Begleitbrief der Ehepaare Lang und Boillat betr. Absetzung von Henk Leene 10. April 1969 Liebe Schüler der Geistesschule, Dankbarkeit erfüllte einst unseren Grossmeister, Herrn Jan v. Rijckenborgh, als er in mehreren Konferenzen "bekanntgab, es sei ihm noch vergönnt, seinen Nachfolger zu ernennen. Gerade deshalb, so führte er weiter aus, dass beim Ableben des jeweiligen Gründers einer Geistesschule kein Nachfolger bestimmt war, sind gnostische Schulen zugrunde gegangen. Noch muss es in Euren Ohren klingen, wie Herr v. Rijckenborgh uns Schülern seinen Sohn Henk Leene als Nachfolger nannte. Diese Ernennung, so sagte der Grossmeister, entspringe keiner Familienpolitik, sondern dem ausdrücklichen Wunsche der Bruderschaft, von welcher Henk Leene jahrelang für diesen Auftrag vorbereitet worden sei. Bei dieser Bekanntgabe sagte der Grossmeister noch, dass Henk Leene bei seiner schweren Aufgabe unser aller Unterstützung bedürfe und wir uns voll Liebe um ihn scharen sollen. Wir werden dies tun. Wir haben erkannt: Die gnostische Schule besteht dort weiter, wo Henk Leene wirkt. Den drei beiliegenden Uebersetzungen der Briefe von Herrn Henk und Frau Mia Leene können Sie entnehmen, wie die Leitung der Schule den Wunsch des Grossmeisters missachtet, während sie gleichzeitig versucht, die Konferenzen mit dessen Diensten zu beleben. So kann es Ihnen deutlich werden, warum Herr und Frau Leene diesen Schritt tun mussten. Es ist uns ein inneres Bedürfnis, Euch, Schülern der Geistesschule, diese Briefe der eigenen, freien Beurteilung zu überlassen. Dieses Schreiben trägt untenstehende Namen, um nicht anonym zu sein; sie zeichnen für viele Gleichgesinnte. Alois Lang, prakt. Arzt, u. Uta Lang

Manfred u. Marthe Boillat

Akazienstrasse 6

Oberwilerstrasse 86

4142 Münchenstein

Schweiz

4000 Basel

Schweiz

P.S. Teilen Sie den Inhalt dieser Briefe solchen Freunden mit, die wir in Ermangelung der Adressen nicht erreicht haben.

20. Brief von Henk Leene betr. Vorwürfe der Schwarzmagie usw. Haarlem, den 26. März 1969 An Freunde und Mitarbeiter zur Verantwortung

Beste Freunde, Die beigelegten Briefe werden Euch wahrscheinlich schockieren und leidtun. Vergebt mir, ich konnte und mochte nicht mehr anders handeln. Der Augenblick, in dem ich sprechen muss, ist gleichzeitig mit dem Verkauf von Galaad gekommen. Die Herren der Internationalen Spirituellen Leitung nennen mich geringschätzig "den Katharer" und beschuldigen mich deshalb, "fremde" und "a-gnostische" Kraft in der Schule frei zu machen. Darum wird mir nun das Arbeiten verboten. Als erstes wurde mir die Wochenkonferenz abgesagt, gerade diese Wochenkonferenz, welche meinem Vater kurz vor seinem Tode solch grosse Freude gab und worüber er sagte, dass wir jedes Jahr eine halten sollten. Stattdessen forcierte Herr Stratmann eine viertägige Konferenz für Mitglieder der inneren Schule Ferner wird mein Anteil an Konferenzdiensten so sehr eingeschränkt, dass es mir unmöglich wird, eine Folgeserie der Pistis-Sophia-Dienste fortzusetzen, die mein Vater mir auftrug zu halten. Zum dritten sind auch die Weisse-Rose-Dienste verboten (Dieser Plan soll "der guten Ordnung wegen" abgeschafft werden). Zum Schluss wies man mich auf meinen Onkel Z.W.Leene, der in der Spiegelsphäre verblieben sei um zu arbeiten, so dass seine Kraft nicht die richtige sei. Die Beleidigung meinem Onkel und gleichfalls meinem Vater gegenüber, den durch ihn gewählten Nachfolger naturmagischer und selbst schwarzmagischer Kraft zu beschuldigen, kann ich nicht akzeptieren. Ich kann und mag mich nicht, diesen Herren gleich, wie eine Grammophonplatte betragen (wie sie das gerne hätten), denn ich muss den Auftrag vollbringen, den ich empfangen habe. Dass dies innerhalb des Apparates des Lectorium Rosicrucianum nicht mehr möglich ist, ist für mich ein Beweis, dass weder mein Vater noch mein Onkel länger im Feld der Schule anwesend sind. Nur der tote Buchstabe ist geblieben. Ich bitte, dass es mir bald gegeben sei, eine Gemeinschaft zu gründen, in der Harmonie, Liebe und die Verwirklichung der Lehre meines Vaters ausgetragen werden, wie er gehofft hat. Die Wochenkonferenz 1968 hat bewiesen, dass dies möglich ist. Ich danke Euch darum für Eure Freundschaft und wünsche Euch "den tiefen Frieden von Bethlehem". Der "Katharer" entzieht sich seinen Inquisitoren und geht auf Suche nach den Rittern und ihrer beschirmenden Burg. Er wird diese sicher finden. Euer Henk Leene

21. Brief von Henk Leene an Frau de Petri betr. Vorwürfe der Schwarzmagie usw. Haarlem, den 22. März 1969 Sehr geehrte Frau de Petri, Nach der Zusammenkunft vom 15. März, der ich mit Ihnen und den Mitgliedern der internationalen spirituellen Leitung beigewohnt habe, hat mich eine Traurigkeit befallen, die mit Worten nicht zu beschreiben ist, und die nur begriffen werden kann durch jene, die meinen innerlichen Ruf zur Arbeit verstehen. Seinerzeit habe ich aus den Händen von Herrn von Rijckenborgh das Erbe meines Onkels Z.W.Leene während einer sehr ergreifenden Unterredung empfangen. Mein Vater wusste, dass ich allzeit einen sehr innigen Kontakt mit meinem Onkel unterhalten habe und immer noch unterhalte. Das Empfangen des Erbes war das logische Resultat nach jahrelanger Vorbereitung. Sie werden sich erinnern, da Sie und verschiedene Mitarbeiter dieser Unterredung beiwohnten, dass Herr von Rijckenborgh sehr gerührt war. Es war eine Rührung, welche ich niemals früher bei meinem Vater wahrgenommen habe. Wie er erzählte, hatte sich ihm des Nachts sein Bruder Z.W.Leene genähert, um mich, tatwirklich mit dem Auftrag und der Arbeit zu verbinden, die sie, vor vielen Jahren, zusammen für mich bestimmt hatten. Wie Sie wissen, hat Herr von Rijckenborgh auch bei meiner Eheweihe darauf hingewiesen. Das Gelübde, welches mein Vater am Sterbebett seines Bruders abgelegt hatte, musste nun eingelöst und die Kraft von Z.W.Leene wiederum in der Schule freigemacht werden. Ich habe nach Ehre und Gewissen und in vollkommener Harmonie mit Jenen die hinter mir stehen, meine Arbeit getan. Viele Schüler haben dies erfahren und die hievon ausgehende Freude gefühlt. Aus Erfahrung und Gesprächen mit meinem Vater weiss ich, dass er bis zu seinem Hingang in engem Kontakt mit Z.W.Leene stand, so dass ich meine, dass auch nun die beiden Kraftimpulse nicht geschieden werden können. Die Berührung der beiden Kraftimpulse habe ich am Sterbebett meines Vaters sehr deutlich erfahren, und diese Aufnahme in ihre Lichtkraft bleibt für mich ein unvergessliches Erleben. Ich habe meinen Entschluss sehr lange erwogen und weiss nun, ich handle in Uebereinstimmung mit jenen, wenn ich mich der Abweisung Z.W.Leenes durch meine "Brüder" von der internationalen spirituellen Leitung nicht füge. Ich kann deren Angriff vergeben, weil sie nicht wissen können, worüber sie sprechen; ich aber spreche aus innerer Erfahrung, die ich nicht zu verleugnen vermag. Dass die Kraft, die ich austrage, nicht die "Kernkraft" der Schule sei, ist für mich unglaubwürdig. Ich ziehe daraus die Konsequenzen und sehe darum, um Streit zu vermeiden, von einem weiteren Arbeiten in der Schule ab. Ich bin mir aber des Auftrages, der mir erteilt wurde, sehr wohl bewusst. Ich weiss auch, dass dieses Zurückziehen aus dem Werkfeld ausserhalb des Auftrages steht, den Z.W.Leene wie J.v.Rijckenborgh mir gegeben haben. Für mich ist die erlösende Hilfe, die mir durch die universelle Bruderschaft verliehen wird, nicht an irgendwelchen Apparat gebunden! Und ich bin davon überzeugt, Herr von Rijckenborgh und sein Bruder Z.W.Leene haben sich in ihrer spirituellen Arbeit im kosmischen Gebiet vollkommen gefunden, während ihnen zugleich aus ferner Vergangenheit ein Bruder beisteht.

Dies ist für mich ein innerliches Wissen, gegen das ich in keiner einzigen Weise sündigen kann. Zu oft schon habe ich meine Prinzipien der "Einheit" zuliebe zur Seite geschoben. Nun ist für mich die Grenze erreicht. Ich darf darin nicht weitergehen, so haben sie mich alle gewarnt. Im Antwortbrief an Dr. Lang ist von einer "Prüfzeit" von drei Jahren die Rede. Persönlich habe ich darüber nie etwas von Herrn von Rijckenborgh vernommen, aber ich finde, meine Prüfzeit hat bereits länger denn drei Jahre gedauert! Aufgewachsen in der Schule, dicht in meines Vaters Nähe, sah ich allerlei geschehen. Auch was sich nun abspielt, ist für mich keine Ueberraschung. Ich stärke mich mit den Worten, die er zu mir gesprochen hat: "Wenn es soweit kommt, Junge, sollst du aufs neue beginnen." So sei es! Diesen Brief schreibe ich nach langer Einkehr und in Harmonie mit jenen, die hinter meiner Arbeit stehen. Die klassische und raffinierte Weise, wie der Angriff auf mich geführt wird, und die Person, die das Schwert gegen mich gezogen hat, bekunden offensichtlich, was sich in den Reihen der Schule abspielt. Ich will mich dadurch nicht schlachtopfern lassen; ich kann mich weder vor meinem innerlichen Tribunal noch vor jenen, die mir den Auftrag gaben, verantworten. Für meine spirituelle Ueberzeugung opfere ich alles, und ich weiss, ich habe nun erst den Auftrag wahrlich empfangen. Alle Beschirmung, alle materielle Sicherheit und alle meine eventuellen Aengste vor der Zukunft gebe ich preis und stelle mich unter die Obhut derer, an die ich glaube und die mich allzeit auf meinem schweren Wege gestärkt haben. So stehe ich vollkommen allein mit jenen, und so muss es auch sein. Ich fühle mich nun rein und unbefleckt, um den Weg zu gehen, auf dem sowohl mein Vater wie auch mein Onkel in Einsamkeit gerungen haben. Sie allein können den Inhalt dieses Briefes begreifen. Alle die andern handeln in Unwissenheit. Mögen diese nie den Ernst und das Unrecht ihrer Handlungsweise einsehen, denn ihr Gewissen müsste ihnen zur Folter werden. Und so Sie mich einer "Spiegelsphärenbindung" beschuldigen, kann meine Antwort nur ein trauriges, vergebendes Lächeln sein. Sie werden verstehen, dass mich dies alles sehr angegriffen hat, obwohl ich es vorausgesehen habe. Ich glaubte, dass Sie, Frau de Petri, und ich einander in den letzten Wochen stets näher kamen, aber ich weiss auch, dass einige diesem Näherkommen um jeden Preis zuvorkommen wollten. Auf der Reise nach Calw haben diese dann ihren Schlag ausgeführt. Ich beuge mein Haupt unter das Kreuz, das mir auferlegt wurde, und ich werde dieses Kreuz weitertragen bis Golgatha. Mit Hochachtung Ihr Henk Leene

22. Brief von Mia Leene an Frau de Petri betr. Vorwürfe der Schwarzmagie usw. 24. März 1969 Geehrte Frau de Petri, Als mein Mann nach der Zusammenkunft mit seinen "Brüdern" von der Int. Spirituellen Leitung am 15. März dieses Jahres zu Tränen gerührt und total gebrochen und am Rande eines Nervenzusammenbruches nach Hause kam, begriff ich, dass der bestimmte Moment endlich gekommen war. Hier konnte und durfte ich eine vermittelnde Rolle, die ich allzeit gespielt habe, nicht mehr spielen. Die Grenze war erreicht. Darum will ich jetzt, so gut es mir möglich ist, in diesem für mich so ergreifenden Augenblick, zum letzten Mal mein bürdevolles Gemüt blosslegen vor Ihnen, die ich während 30 Jahren als meinen geistigen Leitstern anerkannt habe. Der Angriff, der aus der obersten Leitung der Schule auf meinen Mann gerichtet ist, ist von solch raffinierter Schlauheit, dass es mich, "die Katharerin", wie unser Beiname lautet, trifft wie eine Jesuitenmethode. Der Beiname "Katharer" erfüllt mich mit Freude, doch dass Rosenkreuzer diesen Namen als Geringschätzung gebrauchen, ist für mich der Beweis, dass die, welche dies tun, nicht wissen, worüber sie sprechen. Dass dieser bestimmte Moment beschleunigt wurde durch einen Mann, der "spirituell beschädigt ist" (wie Herr v.Rijckenborgh uns einmal versicherte), stellt dessen Beschuldigung, dass Henk "fremde", naturmagische und selbst schwarz-magische Kräfte freimacht, in ein sehr bedenkliches Licht. Dass sich an die Seite dieser Person derjenige stellt, von welchem Herr J. v. R. einmal sagte, "er darf niemals mein geistiges Erbe in die Hände bekommen!" macht alles umso zweifelhafter Es sind im Laufe von 30 Jahren Schülerschaft und Arbeit so viele Dinge geschehen, dass es mir Mühe kostet, ein konkretes Bild aus dieser Vielheit zu gestalten. Das aber, was jetzt geschieht, war vorauszusehen. Rückschauend begreife ich jetzt auch, warum es so sein muss, und verstehe ich auch die Signatur, dass zur gleichen Zeit mit dem Verkauf von "Galaad" wir, die Katharerketzer, aus der Schule getrieben wurden. Wenn ich meinen Weg in Einfachheit, Reinheit, Wahrheit und Liebe vollbringen darf, gleich wie die Katharer, werde ich Gott dankbar sein. Ich weiss, dass es Schüler gibt, die meine Arbeit voll Misstrauen beobachtet haben, aus Angst, dass ich mir eine Machtposition erobern werde. Nun, wie der Wirt ist, so vertraut er seinen Gästen! Ihr mögt wissen, dass ich mir niemals eine solche Position zugedacht, noch sonst Ruhm und Ehre erwartet habe. Ich habe mich all die Jahre an der Seite meines Mannes völlig in seinen Schatten gestellt und versucht, seine schwere Aufgabe zu erleichtern. Dafür habe ich Familie, Gesundheit und alle persönlichen Belange, auch meine persönlichen Gefühle, beiseite geschoben. Ich glaube, dass ich dies, nach so vielen Jahren getaner Arbeit, wohl sagen darf. In meinem Herzen habe ich vermutet, wie schwer mein Weg an der Seite von Henk sein werde, und habe davor von Anfang an eine intuitive Angst gespürt. Herr J. v. R. wusste dies und hat mich allzeit ermutigt. Sie selbst haben einmal gesagt: "Ja, Mia, Menschen, die eine Berufung haben, haben es immer schwerer als die andern!" Das sagten Sie zu mir, als ich vor einigen Jahren in grosser Seelennot zu Ihnen und Herrn J. v. Rijckenborgh kam. Meine Berufung liegt im Schatten von Henk, und ich werde also auch das Versprechen, das ich Herrn J. v. R. gab, "Henk immer beizustehen", treu bleiben. Die Worte während unserer Eheweihe im Jahre 1947, durch meinen Schwiegervater gesprochen:"Ihr werdet zusammen durch Täler von Schmerz, aber auch über Höhen intensiver Freude gehen", haben mich immer tief getroffen und gleichzeitig gestärkt. Auch die Worte, "ich vermag alle Dinge durch Christus, Der mir Kraft gibt", geschrieben in unsere Ehebibel, geben mir stets wieder Kraft, um durch die Pfuhle der Schmerzen zu waten, die auf meinem Lebensweg liegen. Die Höhen der Freude habe ich allzeit

erreicht in der Arbeit, wenn ich sah, wie Menschen mit gelabtem Herzen heimkehrten, und wenn ich erfuhr, wie Henk Schüler aus Verzweiflung und Bitterkeit herausführte. Ich weiss, dass er beseelt ist von einer grossen Menschenliebe angesichts von Seelennot. Ich weiss, dass er in diesem Augenblick um all die Menschen leidet, die er verlassen muss, weil er durch bestimmte Elemente in der Schule, die die organisatorische Macht besitzen, gehindert wird, seine Arbeit zu verrichten. Es ist mir unmöglich, die Lügen, die Intrigen, den Machtstreit und die Unaufrichtigkeit, die in den führenden Instanzen der Schule herrschen, noch länger zu verheimlichen. Ich kann dies vor meinem Gewissen nicht verantworten. Auch glaube ich, dass auf solch einer Disharmonie und verborgenem Streit und in dem Verfolgen persönlicher Interessen kein spiritueller Segen ruhen kann. Der Vorwurf, den man uns einmal gemacht hat, "dass die Leenes sich mit den Reichtümern und Besitzungen der Schule bereichern wollen", ist mir diesem für uns so eingreifenden Beschluss auch Lügen gestraft. Viel von dem Geschwätz rund um Henk hat er durch seine Taten entkräftet. Keiner von uns beiden hängt an äusserlichem Reichtum und Besitz. Unser Leben muss das doch bewiesen haben. Das Katharergelübde von Armut und Einfachheit lege ich gerne ab! Es ist mir aufgefallen, dass der Gedankengang von Herrn v. R., die Zukunft der Schule betreffend, vollkommen negiert wird, während man sich aber durchwegs seiner inspirierenden Texte bedient. Diese Methoden können nicht zusammen gehen. Ich bin in der leitenden Organisation der Schule niemandem begegnet, der aus eigener Kraft solch eine Liebe und wohltätigen Segen freimacht wie Henk. Ich schreibe das jenen zu, die hinter Henks Arbeit stehen, und seiner eigenen, vollkommen ehrlichen, aufrechten und liebevollen Natur. Er kann niemals Worte aussprechen, ohne diese zuerst bis in die Seele hinein erfahren zu haben. Bei den anderen habe ich dies noch nie festgestellt. Aus diesen Gründen glaube ich an seinen Ruf und Auftrag. Eine Bestärkung meiner Ueberzeugung (während ich doch sehr kritisch bin), erhielt ich beim Sterbedienst von Herrn J. v. R., den Henk hielt. Danach bestand für mich kein einziger Zweifel und ich weiss, dass die Kraft (die laut Herr Bürki naturmagisch ist) allzeit mit ihm sein wird. Ich bin glücklich in dieser Kraft und will diese bestimmt nicht verlieren. Es ist mehr als einmal geschehen, dass das Untertauchen in diese Reinheit mich von allen meinen Aengsten und Sorgen befreite. Und ich weiss, dass ich hier nicht für mich allein spreche. Ich lege diese Gedanken gerade vor Ihnen bloss, weil ich innerlich fühle, dass gerade Sie mich begreifen können, wenn Sie wollen. Niemand als ich habe Ihre Situation an der Seite von Herrn v. R. besser begriffen, und niemand kann Ihre Einsamkeit besser nachfühlen. Ich kenne diese, im Schatten von Henk, seinen Pfad oft ebnend, ja aus Erfahrung! Es ist niemand geblieben, der wie ein Resonanzboden mitschwingt und als Vertrauter dienen kann, niemand, der die Last teilen und mittragen will, niemand, der die Tiefe der Erfahrungen versteht! Es bleibt nur der innerliche Bronn der Stärke, wonach man stets wieder sucht und der, selbst nach bittersten Erfahrungen, Gott sei Dank weiter strömt. Henk hat versucht, die Liebeskraft von Z.W.Leene, die so lange in der Schule gemangelt hat, wiederum aufzurufen, und es gelang wunderbar. Dies empfing er auch als Auftrag. Dass auf diese Kraft jetzt in der obersten Leitung kein Wert mehr gelegt wird, ja, diese selbst nicht mehr erkannt wird, scheint uns bezeichnend für einen sichern Mangel in der Schule. Da wir auch während unserer Eheweihe in sehr engen. Kontakt mit dieser Kraft gebracht wurden, können und dürfen wir diese Kraft nicht leugnen. Es wurde viele Male versucht, Henk und mich zu trennen, ja bereits schon viele Jahre versucht man es. Unsere Bindung ist aber eine spirituelle Verbindung, herkommend aus einer mikro-kosmischen Einheit, worauf Herr J. v. E. während der Eheeinsegnung hinwies. Auch trachtete man viele Male danach, mich und auch Henk gegen Sie, gegen Herrn J. v. R. und gegeneinander auszuspielen. Alle diese Intrigen, aus den höchsten Kreisen der Schule kommend, haben

viel Schmerz verursacht, sowohl im Leben von Herrn J.v.R. als von uns beiden. Stets aufs neue verhinderte man, dass Vater und Sohn einander fanden und zusammenwirkten, während die ganze Schülergruppe nach einem solchen Beweis von Eintracht hungerte. Ich selbst bin nie auf die Fallstricke eingegangen, die man mir legte, habe aber wohl etwas Mühe gehabt, um meine heftigen Reaktionen darauf zu bezwingen. Es könnte soviel aufgehellt und aufgelöst werden, wenn man nur ehrlich einander gegenüberstehen könnte! Aber dies ist jetzt einmal scheinbar unmöglich. Die Versuche in dieser Richtung habe ich bereits lange aufgegeben. Wie sehr es meinen Schwiegervater auch verlangte, mit seinem Sohn zusammenzukommen, es wurde ihm nie vergönnt. Ich will nicht alle seine Worte wiederholen, mit welchen er auf meine Aufgabe hinwies; ich weiss aber, was er erhoffte und worauf all sein Bitten gerichtet war. Der Widerstand und die Lügen und das Unverständnis, die ihn umringten, brachten ihn schliesslich in solch eine innere Spannung, dass er daran zugrunde gegangen ist. Sein Hausarzt bestätigte mir dies. Zuweilen habe ich den ergreifenden Gesprächen zwischen Vater und Sohn beigewohnt, wenn sie offen und ehrlich sprechen konnten, und ich habe auch die Worte gehört: "Wenn es soweit ist, Junge, musst du von neuem beginnen." Und ebenfalls: "Du musst deine eigenen Mitarbeiter wählen." Die Menschen, die Henk an der Spitze neben sich hat, sind nicht die seiner eigenen Wahl und werden es auch nie sein. Dies wird ständig eine Gefahr des "Messers im Rücken" aus der nächsten Umgebung bleiben. Auch sein Vater hat dies stets aufs neue erfahren dank den Menschen, die ihm aufgezwungen wurden. Er hat hierzu schliesslich geschwiegen. Die Warnungen, die Henk im Laufe der Zeit geäussert hat, sind nutzlos gewesen, wiewohl alle Ereignisse sich ganz und gar nach seinen Voraussagen vollzogen haben. Auch seine Prognose für das Jahr 1969 ist bereits im Begriffe, sich zu vollziehen. Ich begreife jetzt auch, dass nichts aufgehalten werden kann. Solch ein Eingriff bringt allzeit Schmerz und Verzögerung. Es ist aber menschlich, danach zu trachten, dem Allerärgsten zuvorzukommen. Wir gehen jetzt also weg aus dem Arbeitsfeld des Lectorium Rosicrucianum, und ich begreife ganz gut, dass es Elemente gibt, die uns mit einem triumphierenden Grinsen weggehen sehen. Ich bin froh, dass ich mit diesen Menschen nicht mehr zusammenarbeiten muss. Es war eine Zeit gewesen, wo ich Angst vor ihnen hatte, vor ihrer durchtriebenen Taktik, vor ihren rücksichtslosen Mitteln, um Henk zu treffen. Wir werden uns jetzt ausserhalb ihres Aktionsradius stellen und sie ihrem eigenen Machtstreit und Gewissen überlassen. Es ist in mir eine Dankbarkeit und auch eine Verwunderung, dass ich keine Bitterkeit und keine Rachegefühle empfinde. Ich spreche nur aus dem Bewusstsein heraus, dass ich meinen Becher voll Bitterkeit leere und der letzte Zug, dem ich voll Schrecken entgegensah und den ich versuchte, immer wieder hinauszuschieben, jetzt auch getrunken wird. Aus diesem Erfahrungsweg heraus, den wir beide bewusst und voll Uebergabe gehen, begreifen wir so gut das Evangelium von der Pistis Sophia. Es ist für uns nicht nur ein Evangelium, sondern eine ergreifende Wirklichkeit, und den Tiefpunkt in diesem Prozess erreichen wir jetzt. Ich habe ehrlich versucht, meine Gefühle in Aufrichtigkeit niederzuschreiben, unter Beiseitestellen aller emotionellen menschlichen Regungen. Ich stelle mich also völlig hinter meinen Mann, worum ich durch Herrn J. v. Rijckenborgh so dringend gebeten wurde, und trete zurück aus Ihrer Organisation. Mit der besten Hochachtung für Ihre Arbeit Mia Leene

23. Die Nachfolge des Großmeisters des LR - Pläne und Pleiten im Laufe der Jahre "Weit vorausschauend" werde die Bruderschaft einen Nachfolger bestimmen, erklärte van Rijckenborgh. Weil nämlich das Nachfolgeproblem nicht rechtzeitig gelöst worden sei, seien beim Ableben des jeweiligen Gründers in der Vergangenheit schon gnostische Geistesschulen zugrunde gegangen. In mehreren Konferenzen gab nun der Großmeister bekannt, es sei ihm vergönnt, seinen Nachfolger zu ernennen. Als die geeignete Persönlichkeit stellte er seinen Sohn Henk Leene vor. Diese Ernennung, so sagte van Rijckenborgh, entspringe keiner Familienpolitik, sondern dem ausdrücklichen Wunsche der Bruderschaft, von welcher Henk Leene jahrelang für diesen Auftrag vorbereitet worden sei. Alle Schüler sollten sich voll Liebe um ihn scharen und ihn bei seiner schweren Aufgabe unterstützen. Mit Unwillen registrierte nun Bruder van der Kuyp (seit 1963 im Rat der Ältesten), wie Henk Leene als Nachfolger des Großmeisters aufgebaut wurde. Es kam zu schweren Spannungen, die sich schließlich im Herbst 1965 in einem Tempeldienst in Haarlem entluden. Mehrere Schüler sprangen wie von Geisterhand gerührt während des Dienstes auf und forderten ihr Geld zurück, das sie der Schule geliehen hatten. Die Gruppe um van der Kuyp erklärte u. a.: Das Rosenkreuz sei in finanzieller Hinsicht ein Faß ohne Boden. Der Großmeister entferne sich bereits aus der Stoffsphäre und sei nicht mehr in der Lage, Dienste zu halten. Der Schwarzmagier Henk Leene beherrsche die Geistesschule, Im Oktober 1965 verließ v. d. Kuyp das Rosenkreuz. Eine Austrittswelle folgte. Y. Capus, der Leiter des französischen Rosenkreuzes, trat ebenfalls aus. Auf Deutschland griff die Austrittsbewegung 1966 über. Hier unterhielt Bruder Wohlfahrt enge Verbindung zu van der Kuyp. Bruder Wohlfahrt trat 1960 ins Goldene Haupt ein. Seit 1961 war er Präsidiumsmitglied in Norddeutschland. 1963 rückte er sogar in den 6. Grad auf und wurde so zum höchstchargierten Rosenkreuzer in Deutschland. 1966 ergriff er offen Partei für van der Kuyp und versagte dem Großmeister während eines Ecclesia-Dienstes in Bad Münder die Gefolgschaft. Prompt folgte satzungswidrig sein Ausschluß aus dem Rosenkreuz. Am 17. Juli 1968 starb der Großmeister. Als nun Henk Leene die Nachfolge seines Vaters antrat, stieß er gleich in den Führungsgremien des Rosenkreuzes auf heftigen Widerstand. Spannungen, Streitereien und Machtkämpfe zogen sich monatelang hin. Die Mitglieder der INTERNATIONALEN SPIRITUELLEN LEITUNG spielten sich als unumschränkte Herren in ihren Arbeitsfeldern auf. Sie konnten sich dabei sogar auf Vollmachten berufen, die ihnen von den Großmeistern übertragen worden waren. In einem Schreiben vom April 1968 hatten Jan van Rijckenborgh und Catharose de Petri allen Schülern mitgeteilt: "So ist ab Freitag, den 22. März 1968, ausschließlich aus der sechsten Ansicht unserer Geistesschule eine übergeordnete, sieben Mitglieder zählende INTERNATIONALE SPIRITUELLE LEITUNG geformt worden. Von den Unterzeichnenden wurden folgende Brüder bereit befunden, in dieser INTERNATIONALEN SPIRITUELLEN LEITUNG der Geistesschule ihren Platz einzunehmen: P. C. Feekes, T. H. Ritman, H. Leene, C. G. Stratman, H. Bürki, H. Albert und W. Wiesner. Die Internationale Spirituelle Leitung hat den Auftrag, sehr gründlich darauf zu achten, •

daß in den genannten Arbeitsfeldern der Geistesschule die Lehre der Geistesschule in ihrer ganzen Fülle der Menschheit übertragen wird,



daß durch keinen Arbeiter der Schule die fundamentale Grundbasis der Geistesschule angetastet wird,



daß das befreiende Ziel der Geistesschule, nämlich: DER PROZESS DER GEIST-SEELENBEFREIUNG, in dem Gang der Entwicklung rein bleibt



und daß der Inhalt der Literatur - beispielsweise bei zu haltenden Ansprachen - nicht auf die horizontale Ebene umgebogen wird.

Auf dieser Basis sollen die sieben benannten Diener als Internationale Spirituelle Leitung sich harmonisch zusammenfinden in dem EINEN-UNIVERSELLEN-LICHT-DIENENDEN-WERK, ohne jedoch gegenseitig in das Arbeitsfeld der anderen einzugreifen. Und so findet dann das Wort in der Wirklichkeit Erfüllung: Einheit - Freiheit - Liebe." So konnte Henk Leene sich wohl als Nachfolger des Großmeisters bezeichnen, aber andererseits war er doch nur einer von den sieben Brüdern der Internationalen Spirituellen Leitung. Bei der Zusammenkunft vom 15. März 1969 gingen die Brüder zum konzentrierten Angriff über und beschuldigten Henk Leene, daß er agnostische, naturmagische und sogar schwarzmagische Kräfte gebrauche. Daraufhin erklärte der Nachfolger des Großmeisters seinen Austritt aus der Internationalen Schule des Rosenkreuzes! In seinem Austrittsschreiben an Frau de Petri vom 23.03.1969 hieß es u.a.: "Nach der Zusammenkunft vom 15. März, der ich mit Ihnen und den Mitgliedern der Internationalen Spirituellen Leitung beigewohnt habe, hat mich eine Traurigkeit befallen, die mit Worten nicht zu beschreiben ist und die nur begriffen werden kann durch jene, die meinen innerlichen Ruf zur Arbeit verstehen. Seinerzeit habe ich aus den Händen von Herrn van Rijckenborgh das Erbe meines Onkels Z. W. Leene während einer sehr ergreifenden Unterredung empfangen. Mein Vater wußte, daß ich allzeit einen sehr innigen Kontakt mit meinem Onkel unterhalten habe und immer noch unterhalte. Das Empfangen des Erbes war das logische Resultat nach jahrelanger Vorbereitung. Aufgewachsen in der Schule dicht in meines Vaters Nähe, sah ich allerlei geschehen. Auch was sich nun abspielt, ist für mich keine Überraschung. Ich stärke mich mit den Worten, die er zu mir gesprochen hat: 'Wenn es soweit kommt, Junge, sollst du aufs neue beginnen.' So sei es! Die klassische und raffinierte Weise, wie der Angriff auf mich geführt wird, und die Person, die das Schwert gegen mich gezogen hat, bekunden offensichtlich, was sich in den Reihen der Schule abspielt." Den Mitgliedern des Rosenkreuzes erläuterte Henk Leene sein Ausscheiden in einem Schreiben vom 26.03.1969: "Die Herren der Internationalen Spirituellen Leitung nennen mich geringschätzig 'den Katharer' und beschuldigen mich deshalb, 'fremde' und 'agnostische' Kraft in der Schule freizumachen. Darum wird mir nun das Arbeiten verboten. Die Beleidigung meinem Onkel und gleichfalls meinem Vater gegenüber, den durch ihn gewählten Nachfolger naturmagischer und selbst schwarzmagischer Kraft zu beschuldigen, kann ich nicht akzeptieren. Ich kann und mag mich nicht, diesen Herren gleich, wie eine Grammophonplatte betragen (wie sie das gerne hätten), denn ich muß den Auftrag vollbringen, den ich empfangen habe. Daß dies innerhalb des Apparates des Lectorium Rosicrucianum nicht mehr möglich ist, ist für mich ein Beweis, daß weder mein Vater noch mein Onkel länger im Feld der Schule anwesend sind. Nur der tote Buchstabe ist geblieben." Henk Leenes Frau beschrieb in ihrem Austrittsbrief die Vorgänge so: "Als mein Mann nach der Zusammenkunft mit seinen 'Brüdern' von der Internationalen Spirituellen Leitung am 15. März dieses Jahres zu Tränen gerührt und total gebrochen und am Rande eines Nervenzusammenbruchs nach Hause kam, begriff ich, daß der bestimmte Moment endlich gekommen war. Daß dieser bestimmte Moment beschleunigt wurde durch einen Mann, der 'spirituell beschädigt ist' (wie Herr van Rijckenborgh uns einmal versicherte), stellt dessen Beschuldigung, daß Henk 'fremde', naturmagische und selbst schwarzmagische Kräfte freimacht, in ein sehr bedenkliches Licht. Daß sich an

die Seite dieser Person derjenige stellt, von welchem Herr van Rijckenborgh einmal sagte, 'er darf niemals mein geistiges Erbe in die Hände bekommen!' macht alles um so zweifelhafter. Es ist mir unmöglich, die Lügen, die Intrigen, den Machtstreit und die Unaufrichtigkeit, die in den führenden Instanzen der Schule herrschen, noch länger zu verheimlichen." Nach den Vorstellungen des Großmeisters sollten die Brüder der Internationalen Spirituellen Leitung harmonisch zusammenfinden in "Einheit - Freiheit - Liebe." Henk Leene beklagte sich, man habe nachträglich eine "Probezeit" von drei Jahren konstruiert, obwohl van Rijckenborgh nie von einer solchen Probezeit für den Nachfolger gesprochen habe. Fieberhaft zimmerte man nun in den Führungsgremien an einer Nachfolgeregelung. Anscheinend hatte die Bruderschaft nicht "weit vorausschauend" geplant. Die Pleite mußte schnell bereinigt werden. Schon am 04.04.1969 wurde der Schwiegersohn des Großmeisters, Bruder A. Hamelink, Mitglied der Internationalen Spirituellen Leitung! Gleichzeitig wurde die Tochter des Großmeisters, Frau Els Hamelink-Leene, gebeten, "den Platz einnehmen zu wollen, den Herr van Rijckenborgh einmal seinem Sohn zugedacht hatte." Das brachte aber "Polarisationsprobleme" mit sich, weil ja nach rosenkreuzerischer Ansicht genau entgegengesetzte Polarisierung von Mann und Frau vorliegt. Aber bei Gott und in der Geistesschule ist kein Ding unmöglich. Die empfangenden und die ausstrahlenden Pole der Geistesschule wurden einfach ausgewechselt. Catharose de Petri erläuterte die neue Lage: "Frau E. T. Hamelink-Leene wird den weiblichen Pol der obersten Leitung der Schule vergegenwärtigen. Die sieben Mitglieder der Internationalen Spirituellen Leitung als Nachfolger von Catharose de Petri bilden den männlichen Pol der obersten Leitung der Geistesschule des Goldenen Rosenkreuzes, worunter zu verstehen ist das sich Offenbarende, das nach außen Leitende in absolut positivem Sinn. Mit der Benennung von Frau E. T. Hamelink-Leene sind also die empfangenden und ausstrahlenden Pole in bezug zur obersten Leitung der Geistesschule ausgewechselt worden." Die Umpolung ging also ziemlich glatt über die Bühne, und das Ehepaar Hamelink versah die Arbeit im Rosenhof. Zur Überraschung der Schülerschar starb Bruder Hamelink ausgerechnet an Krebs. Wie konnte das geschehen? Viele Fragen tauchten auf. Jan van Rijckenborgh hatte über Krebs gesagt: "Die Krebswucherung beweist, daß man in einen Prozeß aufgenommen wird, an dem man nicht bewußt und intelligent teilnimmt, daß man auf eine Kraft, die man nicht kennt, falsch reagiert. Die Krebswucherung ist die verzerrte Widerspiegelung, die blutige, qualvolle und übelriechende Phantasie eines neuen Tempelbaues. Wenn Sie Jesus Christus nicht begreifen wollen, so wird der Krebs es Sie lehren! Begreifen Sie mit uns, daß die Zeit da ist" (DIE GROSSE UMWÄLZUNG, 1955, S. 145 - 146).

24. Auswirkungen des Schülertums im Lectorium Rosicrucianum auf das Leben des Schülers 24.1. Wie das Lectorium Rosicrucianum seine Wirksamkeit einschätzt "Wer sich mit den Lectorium Rosicrucianum verbindet, wird nicht in ein Unterrichtsinstitut aufgenommen, sondern in ein Kraftfeld aus dem Heiligen Geist, das vermittels des gesandten Bruders vom Orden des Rosenkreuzes ausgestrahlt wird. Der Kandidat wird mit einem Licht und einer Wärme umgeben, die nicht von dieser Welt sind, damit er zu wahrer Selbsterkenntnis erwachen und einsehen wird, wie tief er seinem ursprünglichen menschlichen Zustand nach versunken ist. Der Kandidat empfängt im Lectorium Rosicrucianum also keine Lehrsätze, sondern eine neue Kraft, um zur Transfiguration zu kommen, das heißt zur fundamentalen und strukturellen Wiedergeburt, dem Bewußtsein, der Seele und dem Körper nach" (WAS IST, WILL UND WIRKT DAS MODERNE ROSENKREUZ, Haarlem 1963, S. 20 - 21). 24.2. Das vorbereitende Schülertum In den INFORMATIONEN FÜR NEUE SCHÜLER erklärt das Lectorium Rosicrucianum: "Das vorbereitende Schülertum, während dem keinerlei Konsequenzen gefordert werden, soll in der Regel nicht länger als ein Jahr dauern, kann aber den Umständen entsprechend, auf längere Zeit ausgedehnt werden." Das hört sich harmlos an. Tatsächlich aber verlangt man von dem neuen Schüler, daß er mindestens 6 Konferenzen im Jahr besucht. Aber das erfährt der Interessent erst dann, wenn er bereits vorbereitender Schüler geworden ist. 24.3. Das Probeschülertum Hierzu führen die INFORMATIONEN FÜR NEUE SCHÜLER aus: "Vom Probeschülertum an hat der Schüler die folgenden elementaren Konsequenzen zu erfüllen: a) Vegetarische Lebensweise (Lacto-Vegetarier) b) Verzicht auf Tabak, Alkohol, Drogen und Narkotika c) Verzicht auf das Tragen von Pelzwerk und Federn d) Keiner esoterischen, kirchlichen oder politischen Gemeinschaft anzugehören." Außerdem wird der Probeschüler dazu angehalten, alle Zentrumsdienste zu besuchen und sich zu entschuldigen, wenn ein Besuch ausnahmsweise nicht möglich ist. Im Konvent für Probeschüler trichtert man allen Schülern die Pflichten wieder ein. 24.4. Das bekennende Schülertum Über die höheren Grade schweigen sich die INFORMATIONEN FÜR NEUE SCHÜLER aus. Und das mit gutem Grund. Nach ungefähr einjähriger Zugehörigkeit zum Probeschülertum kann der Eintritt ins bekennende Schülertum erfolgen. Der Schüler muß vor der Aufnahme in den 2. Grad die AKTE DER VERBINDUNG unterschreiben. Wer die 33 Punkte dieses Schriftstücks befolgt, ist zu einer Marionette des Lectorium Rosicrucianum abgesunken. Darin verpflichtet sich der Schüler unter anderem •

zu unbedingtem Gehorsam gegenüber der Leitung des Lectorium,



zu einer absoluten Geheimhaltung aller Schriftstücke, Besprechungen und Handlungen, die mit dem Lectorium Rosicrucianum im Zusammenhang stehen,



bereitwillig dem Lectorium zu dienen,



täglich drei Dienste im stillen Kämmerlein zu zelebrieren.

Das Lectorium Rosicrucianum erklärt dazu: "Die Bedingungen sind eingeteilt in drei Kapitel, die zusammen eine Drei-Einheit bilden und deshalb in ihrem ganzen Zusammenhang bekannt und erlebt werden müssen. Die drei Kapitel richten sich an die Körpergestalt, an die Seelengestalt und an die astrale Gestalt. Die drei Kapitel werden durch ihre Anwendung den bekennenden Schüler aus seinem Geburts-Chaos befreien und einen NEUEN MENSCHEN organisiert zur Geburt bringen. Durch solch einen dreifältig organisierten neuen Menschen kann auch die dreifältige NEUE KRAFT des lebenden Seelenzustandes als ein strahlendes Feuer zum Vorschein kommen, zu einem großen Segen für Mensch und Menschheit." Das bekennende Schülertum wirkt sich in der Tat einschneidend auf das Leben aus. Fast alle Wochenenden sind mit Zentrumsdiensten und Konferenzen vollgepflastert. Spannungen in Familie und Beruf ergeben sich auch durch den Vegetarismus. Schwerwiegend sind außerdem die finanziellen Belastungen: Beiträge, Spenden, Konferenzgebühren, Fahrtkosten usw. Weil nun trotz der NEUEN LEBENSHALTUNG das NEUE BEWUSSTSEIN ausbleibt, peinigt sich der bekennende Schüler noch mit Selbstvorwürfen. Wenn ein bekennender Schüler nicht mindestens 10 Konferenzen im Jahr besucht, so droht Degradierung. Allgemein läßt sich sagen, daß die Belastungen in jeder Hinsicht mit jedem höheren Grad steigen. 24.5. Die HBS (Höhere Bewußtseinsschule) Das Lectorium erweckt bei seinen Anhängern den Eindruck, ein seriöser Schüler könne in ungefähr drei Jahren das NEUE BEWUSSTSEIN erlangen. Schon der vorbereitende Schüler lebt in einer ständigen Erwartungshaltung. Mit dem Eintritt in einen höheren Grad verbindet sich die Vorstellung, auf eine höhere Vibrationsspirale gehoben worden zu sein, das richtige Schülertum beginne nun. Wer sich als gefügiger Schüler des 2. Grades betragen hat, erhält schriftlich die Mitteilung, es bestehe die Möglichkeit, in die HÖHERE BEWUSSTSEINSSCHULE einzutreten. In dem Brief heißt es, die ganze Angelegenheit sei streng vertraulich. Geistige Gesichtspunkte spielen übrigens bei der Beförderung keine Rolle. Die neugeschaffene HBS-Gruppe von einigen Dutzend Personen trifft sich während einer Wochenendkonferenz möglichst unauffällig im HBS-Tempel. Die Leiter, die der ECCLESIA angehören, vergattern die Anwesenden zu strengster Geheimhaltung. Die Mitglieder des 1. und des 2. Grades dürfen weder erfahren, wer in der HBS ist, noch was im 3. Grad getrieben wird. Den Schülern des 3. Grades versichert man, es sei (erst) in der HÖHEREN BEWUSSTSEINSSCHULE möglich, das NEUE BEWUSSTSEIN zu erlangen. Es handle sich dabei um einen prozeßmäßigen Vorgang, der im serenen Kraftfeld der HBS durchführbar sei. In den HBS-Diensten wird regelmäßig eine Aufgabe gestellt, die im Laufe der kommenden Wochen gelöst werden soll. Die Aufträge lauten zum Beispiel, •

Angst, Sorge und Furcht abzulegen,



zur Kritiklosigkeit durchzubrechen usw.

HBS-Dienste dauern ungefähr l Stunde, manchmal auch länger. Vor Beginn erhält jeder Dienstbesucher einen unbeschrifteten Briefumschlag. In diesen Umschlag steckt nun der HBS-Schüler einen Geldschein und gibt ihn als Spende beim Betreten des Tempels ab. Auf diese Weise kommen ganz ansehnliche Beträge zusammen. Eine Kontrolle erfolgt nicht. Der Verbleib der Gelder bleibt unbekannt.

In der Zeit zwischen zwei HBS-Diensten finden die sogenannten Zirkelzusammenkünfte statt. Einem Zirkel gehören 10 bis 12 Personen an. Die Zahl der Mitglieder ändert sich erfahrungsgemäß im Laufe der Jahre. Es gab Zirkel, die sich in Wohlgefallen aufgelöst haben, weil alle Mitglieder aus dem Lectorium austraten. Zirkel tagen abwechselnd in den Wohnungen der betreffenden Schüler. Dabei wird der letzte HBS-Dienst besprochen. Die Anwesenden sollen auch berichten, wie sie den Auftrag in ihrem Leben verwirklicht haben. Sprüche aus ROSA MYSTICA sorgen für einen feierlichen Rahmen. Über die Zirkelzusammenkunft fertigt die Kontaktperson ein Schreiben an, das an die Leiter der HBS-Gruppe geschickt wird. Die Tagung endet mit einem Kaffeeklatsch. Die Zirkelzusammenkünfte ermöglichen eine gegenseitige Überwachung. Der HBS-Schüler ist auch in seinen eigenen 4 Wänden einer Aufsicht ausgesetzt. Die Zirkelmitglieder können zum Beispiel feststellen, ob •

ein Fernsehgerät vorhanden ist,



verbotene Bücher im Regal stehen,



Pelzkleidung im Schrank hängt,



Alkohol, Zigaretten und Fleisch konsumiert werden.

Beim nächsten HBS-Dienst werden die Berichte der einzelnen Zirkel dann unter die Lupe genommen. Nach 3 Jahren ist die HBS durchlaufen, und niemand ist zum HÖHEREN BEWUSSTSEIN durchgebrochen. Das neue Ziel heißt ECCLESIA. 24.6. Die Ecclesia Die Ecclesia ist mit Einschränkungen ein zweiter Aufguß der HBS. Die meisten Schüler der HBS-Gruppe erhalten eine streng vertrauliche Einladung zu einer ersten Zusammenkunft der neuen Ecclesia-Gruppe. Die Ecclesia-Dienste finden während der Konferenzen im Ecclesiatempel des Konferenzheimes statt. Dagegen tagen die Zirkel in Zentrumsräumen. Während die HBS auch als vorbereitende priesterliche Schar bezeichnet wird, nennt sich die Ecclesia die PRIESTERLICHE SCHAR, die Welt und Menschheit retten soll. Wer nach dem Durchlaufen des 3. Grades nicht in den 4. Grad übernommen wurde, muß die HBS zum Teil wiederholen, oder er wird in den 2. Grad zurückgestuft. Schüler der HBS und der Ecclesia sind in den Zentrumsleitungen und in der Öffentlichkeitsarbeit des Lectorium tätig. Menschendienst nennt man das dann großspurig. So will man die Ichzentralität überwinden. Bei Zentrumsdiensten sitzen die Mitglieder des 4. Grades in der ersten Reihe, um den Platz des Dienstes abzuschirmen. Die Qualitäten der unteren Grade schätzt man offensichtlich nicht hoch ein. Besonders zuverlässige Schüler der Ecclesia werden zu Mitgliedern der GRALSGEMEINSCHAFT erkoren. 1968 hatte Jan van Rijckenborgh eine Botschaft verlesen und das baldige Erscheinen der UNIVERSELLEN BRUDERSCHAFT DES HEILIGEN GRALS vorhergesagt. Auf die befreienden Impulse dieser mysteriösen GRALSBRUDERSCHAFT soll nun die Gralsgemeinschaft des Lectorium Rosicrucianum reagieren. Im Rosenhofbrief vom 24. August 1974 hieß es über die Entwicklungsphasen des Lectorium: "Die sechste Phase, welche 1970 begann und bis zum Herbstäquinox 1973 dauern sollte, kennzeichnete sich sehr speziell durch die Bildung, die Entwicklung und das Hervortreten der Gralsgemeinschaft der Jung-Gnostischen Bruderschaft. Die Mysterienschule der Jung-gnostischen Bruderschaft wird in der Gralsgemeinschaft ihre Fülle erreichen können. Die siebente Phase der Arbeit der Geistesschule wird dann auch in der nächsten Zukunft diesen Status der Mitglieder der Gralsgemeinschaft einläuten, nämlich die absolut neue Periode des Gnostisch-christlichen Erlebens."

Die Mitglieder der Gralsgemeinschaft sind von Endzeiterwartungen beseelt. Die Leitung des Lectorium Rosicrucianum hat bisher erfolgreich verschleiert, daß es sich bei der sogenannten UNIVERSELLEN BRUDERSCHAFT DES HEILIGEN GRALS um eine vom AMORC abgesplitterte Gruppe handelt. Die vom Großmeister verlesene Botschaft ist in Wirklichkeit ein Schreiben der okkulten Bewegung von Swinburne Clymer. Weiter als bis zum 4. Grad dringt die Mehrzahl der Schüler nicht vor. Die Ecclesia ist somit gleichsam Endstation, während die unteren Grade nur Durchlaufstationen sind. Ein Mitglied der Ecclesia muß eine Unzahl von Diensten besuchen: -

Zentrumsdienste

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Vorhofdienste

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Ecclesia-Dienste und Ecclesia-Zirkel

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Konferenzen

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Einführungsdienste des 1. und des 2. Grades

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Konvente für Probeschüler und bekennende Schüler

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Konferenzen der INNEREN SCHULE in Holland

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Taufen, Eheweihen und Sterbedienste

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Dienste sonstiger Art.

24.7. Das Goldene Haupt Die Zugehörigkeit zum 5. Grad gilt als große Auszeichnung. Das Lectorium veröffentlicht sogar Mitgliederlisten. Über diesen Grad kann man z. B. lesen: "Die Gemeinschaft des Goldenen Hauptes, die fünfte Ansicht der Geistesschule mit ihren 33 Mitgliedern, bildet die Spitze der in der Materie geoffenbarten Ansicht der Schule." Die Mitglieder der Landesleitung und der Chef des Konferenzheimes sind in der Regel im 5. Grad. Zusammenkünfte des Goldenen Hauptes finden "in den heiligen Wäldern von Renova", also im holländischen Konferenzort RENOVA bei Hilversum statt. Nach der Lesart des Lectorium sind die Angehörigen des Goldenen Hauptes bereits "in dem gewaltigen Offenbarungsfeld des gnostischen magnetischen Körpers der Geistesschule" wirksam. Sie verfügen demnach über das NEUE BEWUSSTSEIN, nach dem alle Schüler sehnsüchtig Ausschau halten. Im Dezember 1976 wurden auch 7 Schwestern in das Goldene Haupt aufgenommen. Es handelte sich dabei um die Ehefrauen von durchweg hochchargierten Rosenkreuzern! Der September 1978 brachte noch einen Schub von Neuaufnahmen. Die INTERNATIONALE SPIRITUELLE LEITUNG erläuterte das Geschehen so: "Es erfüllt uns mit Dankbarkeit und Freude, Ihnen mitteilen zu dürfen, daß um die Zeit des HerbstÄquinox 1978, das heißt am Freitag, 29. und Sonnabend, 30.9. eine bedeutungsvolle Ausbreitung der Arbeit der 5. Ansicht unserer Geistesschule, dem Goldenen Haupt, vorgenommen wurde. Neben der Gemeinschaft des Goldenen Hauptes in Niederland und im brasilianischen Arbeitsfeld haben wir seit 30. September 1978 auch eine Gemeinschaft des Goldenen Hauptes in den Arbeitsfeldern Norddeutschland, Süddeutschland und der Schweiz. In jedem dieser drei Arbeitsfelder ist die Möglichkeit geschaffen, im Laufe der Zeit zu einer vollständigen Gemeinschaft von 32 Brüdern und Schwestern zu kommen." Das Lectorium Rosicrucianum ist demnach jetzt ein LEBENDIGER KÖRPER mit einer Reihe von GOLDENEN HÄUPTERN. Seit September 1978 umfaßt der 5. Grad in Norddeutschland insgesamt 12 Mitglieder. Mit der Aufblähung des Goldenen Hauptes ist eine Abwertung der ECCLESIA verbunden.

Angehörige des 5. Grades halten die Sterbedienste. Sie dürfen ihren Namen mit dem Zusatz "FRC" schmücken.

24.8. Der Rat der Ältesten Im Juli 1963 wurde der 6. Grad gebildet. Ihm gehörten sechs Holländer und ein Deutscher an. Bruder Wohlfahrt war der einzige Deutsche im Rat der Ältesten. Alle sieben Brüder schieden "aus der äußeren Arbeit der Geistesschule aus" und erhielten "neue Aufgaben". Die Arbeit im Rat der Ältesten stand offenbar unter einem ungünstigen Stern. Bruder Wohlfahrt verließ bald den 6. Grad, und 1966 wurde er aus dem Lectorium Rosicrucianum ausgeschlossen! Bruder A. v. d. Kuyp stürzte das Lectorium 1965 in eine schwere Krise. Es hieß, er wolle die Führung an sich reißen. Am 12.10.1965 schied er aus dem Lectorium aus, er hatte den Machtkampf verloren. Im Rosenhofbrief vom April 1968 mußten die Großmeister gar mitteilen: "Infolge Krankheit und anderer physischer Gegebenheiten von drei Mitgliedern unseres Rates der Ältesten, nämlich unserer Brüder C. Sijpestijn sen., J. J. Cramer und B. P. Strik, sind in der sechsten Ansicht nur noch drei Mitglieder aktiv tätig, und zwar die Brüder P. C. Feekes, T. H. Ritman und H. Leene." Von den sieben Brüdern (Cramer, Feekes, Kuyp, Sijpestijn, Strik, Stratman und Wohlfahrt), die 1963 den 6. Grad bildeten, war nur noch Bruder Feekes aktiv. Der Verschleiß von Führungspersonal hatte bedrohliche Ausmaße angenommen. In dieser Lage konnte wirklich nur eine Roßkur helfen. Die Großmeister drückten das so aus: "Dadurch sahen die Unterzeichneten sich leider veranlaßt, eine rechte Lösung und - damit verbunden eine Auffüllung der Spirituellen Leitung zu finden." Dementsprechend beförderten Jan van Rijckenborgh und Catharose de Petri einige Schüler des 5. Grades in den 6. Grad und ernannten eine siebenköpfige INTERNATIONALE SPIRITUELLE LEITUNG als Führungsgremium. Die drei "inaktiven Brüder" blieben zwar Mitglieder des 6. Grades, spielten aber nur noch eine bedeutungslose Rolle als Randfiguren. Damit hatte der Rat der Ältesten eine zahlenmäßige Aufblähung erfahren. Einfluß besaßen und besitzen allerdings nur die Brüder der Internationalen Spirituellen Leitung. Jetzt war keine Rede mehr davon, daß die Zugehörigkeit zum 6. Grad den Rückzug aus dem organisatorischen Apparat des Lectorium erfordert. Ursprünglich hieß es doch, der Rat der Ältesten sei auf einer höheren geistigen Spirale tätig. Zu seinem Nachfolger bestimmte der Großmeister seinen Sohn Henk Leene. Am 17.07.1968 starb Jan van Rijckenborgh. Schon auf der Krematoriumsfeier traten die Brüder der Internationalen Spirituellen Leitung am 22.07.1968 sehr selbstbewußt auf. Nach gehässigen Machtkämpfen, die sich monatelang hinzogen, erklärte Henk Leene am 23.03.1969 seinen Austritt aus dem Lectorium Rosicrucianum! Die Schwiegertochter des Großmeisters schrieb in ihrem Austrittsbrief: "Es ist mir unmöglich, die Lügen, die Intrigen, den Machtstreit und die Unaufrichtigkeit, die in den führenden Instanzen der Schule herrschen, noch länger zu verheimlichen." So sieht also die Arbeit auf der "höheren geistigen Spirale" aus. Mit dem Austritt von Henk Leene hatte das Lectorium Rosicrucianum den Nachfolger des Großmeisters und ein Mitglied der Internationalen Spirituellen Leitung verloren. Doch man wußte Rat. Die Tochter des Großmeisters wurde seine Nachfolgerin. Deren Ehemann rückte in die Internationale Spirituelle Leitung auf. Gleichzeitig damit übernahm das Ehepaar Hamelink auch die Leitung des Rosenhofes. Die Welt war für das Lectorium wieder in Ordnung. Aber nicht lange. Bruder Abraham Hamelink, Angehöriger des 6. Grades, Mitglied der Internationalen Spirituellen Leitung, Leiter des Genesungswerkes des Rosenhofes, starb ausgerechnet an Krebs. Wer die Theorie des Großmeisters über die Krebskrankheit kannte, mußte entsetzt sein. Jan van Rijckenborgh über Krebs:

"Die Krebswucherung ist die verzerrte Widerspiegelung, die blutige, qualvolle und übelriechende Phantasie eines neuen Tempelbaues. Wenn Sie Jesus Christus nicht begreifen wollen, so wird der Krebs es Sie lehren! Begreifen Sie mit uns, daß die Zeit da ist" (DIE GROSSE UMWÄLZUNG, 1955, S. 145 - 146). Mit den "genesenden Kräften" des Lectorium kann es also nicht weit her sein. Ein Schüler, der in der Angelegenheit Hamelink schriftlich Fragen stellte, erhielt von einem Mitglied der Internationalen Spirituellen Leitung die Auskunft, es müsse wohl am Karma des Bruders Hamelink gelegen haben. Seit dem Tode von Bruder Hamelink ist nun Bruder Han Leene, Neffe des Großmeisters, der Leiter des Rosenhofes. Die Vetternwirtschaft ist in der Internationalen Schule des Rosenkreuzes sehr kraß ausgeprägt. In ihren Arbeitsfeldern besitzen die Mitglieder der Internationalen Spirituellen Leitung fast unumschränkte Vollmachten. Bruder H. Albert beherrscht das Lectorium in Süddeutschland, Bruder W. Wiesner schaltet und waltet in Norddeutschland. Der Letztgenannte ist auch 1. Vorsitzender der Internationalen Schule des Rosenkreuzes e. V. in der Bundesrepublik Deutschland. Bruder Wiesner schustert selber Konferenzdienste zusammen. In einem Konferenzdienst in Bad Münder verbot er 1978 allen Schülern, esoterische Bücher zu lesen. Er erlaubte aber Zukunftsromane und Reisebeschreibungen. Die Angehörigen der Internationalen Spirituellen Leitung erteilen Schwerkranken das Sakrament des Konsolamentums. "Wir möchten in diesem Zusammenhang auch noch erwähnen, daß das Consolamentum allen ernsthaften Schülern, die dem Zeitpunkt nahe sind, da sie den irdischen Körper ablegen werden, die absolute Sicherheit bringen wird, mit dem neuen astralen Felde des Lebendigen Körpers verbunden und darin aufgenommen zu sein. So wird der Tod für jene nichts anderes sein können als ein freudiges Verlassen des irdischen Tränentals" (Jan van Rijckenborgh, DIE ÄGYPTISCHE UR-GNOSIS I, Haarlem 1961, S. 194). Die Parallelen zur LETZTEN ÖLUNG (Krankensalbung) beim Katholizismus sind überdeutlich. 24.9. Der siebente Grad Im Dezember 1965 lasen die Schüler eine Mitteilung der neuen GEISTIGEN LEITUNG: "Brüder und Schwestern, damit unsere beiden Großmeister - Herr Jan van Rijckenborgh und Frau Catharose de Petri - sich vollkommen der bereits lang geplanten Arbeit auf einer höheren Spirale, d. h. der Arbeit in der siebenten Ansicht der Geistesschule widmen können, haben sie die geistige Leitung der anderen Ansichten der Schule abgegeben. Diese Arbeit in der siebenten Ansicht bedeutet das Vollbringen der Aufgabe des Großmeisterlichen Instituts und die Erfüllung des Heiligen Auftrages, die Geistesschule zu ihrer Vollendung zu führen. Viele von uns sind in letzter Zeit wie durch eine Hölle astraler Erregung gegangen. Wir wollen jetzt nicht mehr darüber sprechen." Der Ausdruck "Hölle astraler Erregung" läßt erkennen, daß den Brüdern der GEISTIGEN LEITUNG noch der Schock der Krise um van der Kuyp in den Knochen steckte.

25. Die Schülerschar im psychologischen Griff der Internationalen Schule des Rosenkreuzes 25.1. Was versprochen wird "Die Geistesschule des Rosenkreuzes reagiert auf die befreienden Impulse, die in der heutigen Zeit auf die Menschheit einströmen, und sie folgt ihnen. Die Geistesschule dient der menschheitsbefreienden Arbeit, die die Universelle Bruderschaft in dieser Zeit sehr verstärkt unternimmt. Dieser Pfad der Transfiguration führt den Schüler, wenn er den Weg ernsthaft geht, zur Wiedergeburt, und zur gleichen Zeit webt er, in der Kraft Christi, das Soma Psychikon" (Zeitschrift PENTAGRAMM, Februar 1979). Und dem Interessenten wird im Lectorium Rosicrucianum versichert: DER WEG ZUR WAHRHEIT IST EIN WEG INNERLICHER FREIHEIT. 25.2. Der Gang in die Gebundenheit Der neue Schüler muß gleich zu Beginn allerlei Pflichten anerkennen. Im Laufe der Zeit kommen immer mehr Verpflichtungen hinzu. Der Schüler wird eindringlich ermahnt, möglichst viele Dienste und Konferenzen zu besuchen. Wer einem Zentrumsdienst fernbleibt, muß sich bei der Zentrumsleitung entschuldigen. Unentschuldigtes Fehlen gilt als schwerer Verstoß. In den Zentren wird ständig darauf hingewiesen, daß sich jeder Schüler zu entschuldigen hat, wenn er nicht kommen kann. Die Zentrumsleitungen fertigen lückenlose Anwesenheitslisten an, die an die Landesleitung geschickt werden. Aus diesen Listen ist ersichtlich, wer Dienste besucht hat, wer entschuldigt und wer unentschuldigt gefehlt hat. Wer alle Dienste besucht hat, gilt als guter Schüler. Gelegentliches entschuldigtes Fehlen sieht man noch als tragbar an. Die Landesleitung weist die Zentrumsleitungen an, aktiv zu werden, wenn ein Schüler wiederholt fehlte. Jeder Schüler muß eine Mindestzahl von Konferenzen im Jahr besuchen. Häufiger Konferenzbesuch garantiert dem Rosenkreuz hohe Einnahmen. Die Schlafsäle in Bad Münder erinnern etwas an die Massenunterkünfte in Flüchtlingslagern. 28 - 30 Personen pfercht man in einen Schlafraum. Es ist untersagt, außerhalb des Konferenzheimes zu übernachten. Die Saalaufsicht stellt abends die Anwesenheit fest und meldet im Konferenzbüro, ob alle da sind. Wie beim Katholizismus schreibt man beim Rosenkreuz vor, was gelesen werden darf. Bruder Wiesner, Mitglied der Internationalen Spirituellen Leitung, besaß 1978 sogar die Dreistigkeit, in einem Konferenzdienst in Bad Münder auf erlaubte und verbotene Bücher hinzuweisen. Demnach darf ein Schüler keine okkulten Bücher lesen. Erlaubt seien Bücher des Rosenkreuzes, sowie Zukunftsromane und Reisebeschreibungen. Briefe, die sich kritisch mit dem Rosenkreuz befassen, hat ein Schüler ungelesen zu vernichten oder an die Leitung der Schule zu schicken. 25.3. Die Fesseln des bekennenden Schülertums Wer ins bekennende Schülertum eintritt, muß einen unverschämten Katalog von 33 Punkten unterschreiben. Darin heißt es u. a.: "Der bekennende Schüler verpflichtet sich zu unbedingtem Gehorsam gegenüber der Geistesschule und ihrer Leitung. Der bekennende Schüler soll nicht zaudern, die Selbstverleugnung nach Seele und Körper in Vollständigkeit zu durchleben.

Der bekennende Schüler verpflichtet sich zu einer absoluten Geheimhaltung aller Schriftstücke, Besprechungen und Handlungen, die mit der Geistesschule der jungen Gnosis im Zusammenhang stehen. Ein Verstoß in dieser Hinsicht bedeutet schon eine Todsünde. Es muß außerdem deutlich sein, daß alles, was in den 33 Bestimmungen dieser Verbindung aufgenommen ist, nicht etwas Wünschenswertes zum Ausdruck bringt, sondern daß es sich auf eine notwendige Lebenshaltung bezieht, die vollkommen durchlebt werden muß und wofür Sie vollständig die Verantwortung übernehmen müssen! Wenn der bekennende Schüler des Lectorium Rosicrucianum zu der Entdeckung kommt, daß er beim Führen des oben beschriebenen Lebenszustandes absolut scheitert, so hat er um Entfernung aus der Geistesschule des Goldenen Rosenkreuzes zu ersuchen. Die Untersuchungskommission wird dann entscheiden, ob der freiwillige Austritt unerläßlich ist. In Fällen zwangsweiser Ausweisung erfolgt gleichzeitig Ausschließung von allem Empfangenen mit allen dementsprechenden Folgen." ES WIRD ALSO EIN KADAVERGEHORSAM GEFORDERT! 25.4. Geheimnistuerei in der HBS Die Arbeit in der HBS (3. Grad) ist nach außen von einem Schleier des Geheimnisses umgeben. Die Angehörigen der HBS-Gruppen müssen sich zur völligen Verschwiegenheit verpflichten. In Wirklichkeit besitzt die HÖHERE BEWUSSTSEINSSCHULE gar keine übernatürlichen Erkenntnisse. Trotzdem hat die Geheimniskrämerei ihren Sinn, denn dadurch wird den Mitgliedern eine besondere Bindung an gnostische Kräfte vorgegaukelt. HBS-Dienste bestehen überwiegend aus Geschwafel, das man am Ende der Stunde schon wieder vergessen hat. Es fällt dann auch schwer, den Inhalt von HBS-Diensten in den Zirkeln zu erörtern. Die Zirkelzusammenkünfte finden reihum in den Wohnungen der betreffenden Schüler statt. Sie enden in der Regel mit einem Kaffeeklatsch. Von den Zirkeltagungen muß ein Bericht angefertigt werden, aus dem hervorgeht, wie die Aussprache verlaufen ist und wer gefehlt hat. Die Leitung in Bad Münder hat so eine gute Kontrolle. Für HBS-Dienste und Zirkel besteht strenge Anwesenheitspflicht. Wer mehrfach fehlt, muß mit Rausschmiß rechnen. Selbstverständlich erlangt niemand das HÖHERE BEWUSSTSEIN. Die Zugehörigkeit zur HBS bindet jedoch sehr stark an das Rosenkreuz. Geheimnisvoll am HBS-Betrieb ist nur, wieviel Geld gespendet wird und wo die Barspenden versickern. 25.5. Die Ecclesia In der Ecclesia (4. Grad) geht der Dienstrummel weiter. Den Angehörigen dieser Gruppe redet man ein, zur PRIESTERLICHEN SCHAR zu gehören, die Welt und Menschheit retten soll. Viele Schüler der Ecclesia leben in dem Wahn, das NEUE BEWUSSTSEIN zu besitzen. Vor einem halben Jahrhundert sprach Ludendorff von INDUZIERTEM IRRESEIN DURCH OKKULTLEHREN. 25.6. Die Entmündigung der Schüler Die Internationale Schule des Rosenkreuzes ist in Deutschland ein eingetragener Verein. Nach dem deutschen Vereinsrecht wählt die Hauptversammlung den Vorstand. Beim Rosenkreuz ist die Hauptversammlung jedoch zu einer Ja-Sager-Versammlung abgesunken. Der Vorstand schaltet und waltet aus eigener Machtvollkommenheit. Im Umgang mit den Schülern bedient sich die Leitung schon fast bolschewistischer Methoden. Gängelung und Einschüchterung sind an der Tagesordnung. Ein Kontrollsystem und ein Spitzelnetz sorgen dafür, daß die Zentrale immer im Bilde ist. Man beherzigt Lenins Devise: VERTRAUEN IST GUT, KONTROLLE IST BESSER. Die Rosenkreuzer müssen ...

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der Leitung bedingungslos gehorchen,

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möglichst viele Dienste und Konferenzen besuchen,

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umsonst für die "Geistesschule" arbeiten,

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Geld spenden.

Wer sich nicht fügt, wird ... -

als negativer Schüler bezeichnet,

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in einen niedrigeren Grad zurückgestuft,

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mit Neutralisation bedroht,

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neutralisiert oder aus dem Verein ausgeschlossen.

Die Zustände in der Internationalen Schule des Rosenkreuzes weisen erschreckende Parallelen zu den übrigen Sekten auf. Zwang, Angst und Mißtrauen vergiften die Atmosphäre.

26. Die Lehre des Lectorium Rosicrucianum in Kurzfassung 26.1. Der Anspruch, den das Lectorium erhebt "Die Mysterien, mit denen die Rosenkreuzer vertraut sind, umfassen alles, was über Gott, die Natur und den Menschen gekannt werden kann. Jeder Weise, der je gelebt hat, war ein Schüler dieser Bruderschaft und hat von ihr die wahre Weisheit erworben" (Zeitschrift AQUARIUS, Juni 1970, s. 9). "In unserem Jahrhundert ist es das Lectorium Rosicrucianum, das den Menschen die UNIVERSELLE LEHRE verkündet. Mit Hilfe des Kraftfeldes der Geistesschule gibt das Lectorium allen, die es wollen, die Möglichkeit, die Verbindung mit der göttlichen Menschenwelt wieder herzustellen und die Rückkehr dorthin durch eine totale Erneuerung seines Wesens nach Bewußtsein, Seele und Körper zu vollziehen" (Zeitschrift AQUARIUS, September 1976, 3. 17). "Das Lectorium ist ein Instrument der UNIVERSELLEN BRUDERSCHAFT aus der ursprünglichen Menschenwelt" (Was ist, will und wirkt das Moderne Rosenkreuz?, Haarlem 1963, S. 9). 26.2. Die drei grundlegenden Merkmale der Universellen Lehre Das Lectorium nennt sein Gedankengut UNIVERSELLE LEHRE und gibt dafür drei grundlegende Merkmale an: 1. Die Lehre der zwei Naturordnungen, nämlich der ursprünglichen göttlichen und der dialektischvergänglichen. 2. Die Lehre vom Mikrokosmos, das ist der Mensch als zusammengesetztes Lebenssystem. 3. Die Lehre der Transfiguration oder des Persönlichkeitswechsels. 26.3. Die zwei Naturordnungen Die eine Naturordnung ist die göttliche Naturordnung, die STATIK, die statische Welt, das Unbewegliche Königreich, das Königreich der Himmel. Ursprünglich hat der Mensch in der statischen Welt gelebt. Es war das Goldene Zeitalter, die paradiesische Existenz. Vor dem FALL (SÜNDENFALL) befand sich der Mensch in einem Zustand der Vollkommenheit, der ewigen Fülle. Die andere Naturordnung ist die dialektische Welt, die DIALEKTIK, die Todesnatur, unser heutiges Bestehensfeld. Die dialektische Welt besteht aus der Stoffsphäre (Diesseits) und aus der Spiegelsphäre (Jenseits). Die Dialektik ist gekennzeichnet durch Aufgehen, Blühen und Versinken. Unser Bestehensfeld ist ein Gebiet der Endlichkeit, der Fein, des Schmerzes, des Abbruchs, der Krankheit und des Todes. Es gibt Tag und Nacht, Licht und Dunkel, Gut und Böse, Freude und Schmerz, Geburt und Tod. Auch im Jenseits herrschen Zeit und Raum. Das Jenseits ist also nur der zeitweilige Aufenthaltsort der Toten. Die DIALEKTIK und die STATIK existieren im selben Raum. Das Weltall besteht aus sieben Universa. Die ersten sechs Universa bilden die STATIK, das siebente Universum ist die DIALEKTIK. 26.4. Die Lehre vom Mikrokosmos "Der Mensch als minutus mundus, als kleine Welt, bildet ein sehr zusammengesetztes, kugelförmiges Lebenssystem, in dem man von innen nach außen unterscheiden kann: die Persönlichkeit, das Offenbarungsfeld, das aurische Wesen und das siebenfache magnetische Geistfeld. Der wirkliche Mensch ist ein Mikrokosmos! Das Firmament (das aurische Wesen oder die Lipika) vergegenwärtigt die Gesamtheit der Kräfte, Werte und Gebundenheiten, die die Resultate des Lebens der verschiedenen Persönlichkeitserscheinungen im

Offenbarungsfelde sind. Alle diese Kräfte, Werte und Gebundenheiten bilden zusammen die Lichter, die Gestirne unseren mikrokosmischen Firmamentes" (Jan van Rijckenborgh, DIE ALCHIMISCHE HOCHZEIT VON CHRISTIAN ROSENKREUZ, ERSTER TEIL, Haarlem 1967, 3. 391). Die Persönlichkeit des Menschen besteht aus Stoffkörper, Ätherkörper, Astralkörper und Mentalkörper. Beim Tode stirbt zunächst der Stoffkörper, während die feinstofflichen Körper im Jenseits zerfallen. Zurück bleibt der entleerte Mikrokosmos. Das RAD VON GEBURT UND TOD zwingt den Mikrokosmos zur Wiederverkörperung, also zu einer Geburt im Diesseits. Letztes Überbleibsel der ursprünglichen Herrlichkeit des Menschen ist das Uratom, die Rose des Herzens, das Samenkorn Jesu, das Juwel in der Lotosblume, das Geistfunkenatom, der Gottesfunke. Dieses Uratom befindet sich in der rechten Herzkammer, dem mathematischen Mittelpunkt des Mikrokosmos. 26.5. Die Transfiguration „Transfiguration: Die evangelische Wiedergeburt aus Wasser und Geist, nach Geist, Seele und Körper. Es ist der Prozeß, in dem das Sterbliche die Unsterblichkeit anzieht; der alchimische Prozeß, in dem alles Unheilige vernichtet wird durch Umwandlung in das Heilige. Es ist ’die Umwandlung unedler Metalle in Gold’“ (Jan van Rijckenborgh, DIE ALCHIMISCHE HOCHZEIT VON CHRISTIAN ROSENKREUZ, ZWEITER TEIL, s. 373). Das Lectorium erklärt nun, daß die Transfiguration nur im transzendenten Kraftfeld einer Geistesschule möglich ist, die von Abgesandter: der Universellen Bruderschaft gegründet wurde. Der transfiguristische Prozeß beginnt im Uratom. Dann entsteht eine Zirkulation gnostischer Kräfte im Körper. Schließlich wird auch das mikrokosmische Firmament erneuert. Das Karma verliert seinen Griff auf den Schüler. Die Ichzerbrechung ermöglicht die Rückkehr in die statische Welt. 26.6. Anmerkung Das Lectorium Rosicrucianum benutzt häufig die Begriffe DIALEKTIK, KRAFTFELD, GNOSIS, TRANSFIGURATION und MAGNETISMUS; es versteht aber etwas ganz anderes darunter, als es im normalen Sprachgebrauch üblich ist. Das Lectorium lehnt zwar den Okkultismus in Bausch und Bogen ab, es übernimmt jedoch die Kosmologien von Blavatsky, Steiner und Heindel und die Pyramidenchronologie von Davidson.

27. Die sieben Grade des Lectorium Rosicrucianum 27.1. ÄUSSERE GRADE: 1. Grad

Vorbereitendes Schülertum Probeschülertum

2. "

Bekennendes Schülertum

27.2. INNERE GRADE: 3. "

Höhere Bewußtseinsschule (HBS)

4. "

Ecclesia (Priesterliche Schar)

5. "

Gemeinschaft des Goldenen Hauptes

6. "

Rat der Ältesten

7. "

Die Großmeister

27.3. Anmerkungen Dauermitglieder, auch außerordentliche Mitglieder genannt, bilden den VORHOF. Vorbereitende Schüler und Probeschüler gehören dem 1. Grad an. Die Beförderung in einen höheren Grad hängt ab von -

regelmäßigem Besuch der Dienste»

-

Beitragszahlung und Spendenfreudigkeit,

-

Wohlverhalten gegenüber der Leitung.

Den Schülern wird suggeriert, daß jeder höhere Grad auch ein entsprechend höheres VIBRATIONSFELD besitzt. Daneben gibt es noch eine Gralsgemeinschaft, der nur besonders linientreue Mitglieder der ECCLESIA angehören. 1968 hatte_ der Großmeister Jan van Rijckenborgh eine weltumspannende Aktivität der UNIVERSELLEN BRUDERSCHAFT DES HEILIGEN GRALS angekündigt. Dementsprechend bildete das Lectorium Rosicrucianum eine Gralsgemeinschaft, die von unten herauf auf die Ausgießung der Lichtkräfte reagieren soll. Die Grals-Gruppe trifft sich während der Konferenzen zu besonderen Diensten.

28. Der Schwindel um die Gralsbruderschaft im Lectorium Rosicrucianum Die Internationale Schule des Rosenkreuzes bezeichnet sich als BEVOLLMÄCHTIGTE VERTRETERIN DES DREIBUNDES DES LICHTES. Diesem Dreibund sollen die Grals-, die Katharerund die Rosenkreuzerbruderschaft angehören. Auf der Renova-Konferenz vom 22. bis 24. Juni 1968 erklärte der Großmeister Jan van Rijckenborgh: "Sie werden sich erinnern, daß wir im Laufe der Jahre von Zeit zu Zeit über die SIEBENFÄLTIGE WELTBRUDERSCHAFT oder die Bruderschaft des Lebens gesprochen haben, die als Teil des Universellen Körpers Christi aus den Sphären des befreienden Lebens, alle Arbeit, die in der Erdensphäre zum Heil der auf der Erde lebenden Menschheit verrichtet wird, mit ihrer Liebe, ihrem Licht und ihrer Kraft überschattet, anregt und behütet. Sie wurde auch wohl als die Hierarchie des Heiligen Grals bezeichnet, die als Instrument des Heiligen Siebengeistes ihr Siebenfaches Heilswerk zum Nutzen der leidenden Menschheit durchführt. Es ist mit einer Dankbarkeit und Freude, die sich kaum in Worte fassen läßt, daß wir Ihnen mitteilen können, daß sich die Bruderschaft des Heiligen Grals auch uns genähert hat und auch uns in dieses mächtige Bündnis der Ernte und diese mächtige Neue Arbeit aufnehmen will" (ZUM GEDENKEN AN JAN VAN RIJCKENBORGH, S. 11 und S. 13). Sodann las J. v. Rijckenborgh aus der Botschaft vor, die er von der Gralsbruderschaft erhalten hatte. Zum Schluß seiner Ausführungen versicherte er der Schülerschar: "Die persönliche Begegnung mit den Leitern der UNIVERSELLEN BRUDERSCHAFT DES HEILIGEN GRALS hat inzwischen stattgefunden; Und gewiß werden Mitglieder dieser Bruderschaft auch innerhalb kurzer Zeit in unserer Mitte erscheinen. Machen Sie nun aber nicht den Fehler, jeden Ihnen Unbekannten, ganz gleich ob Holländer oder Ausländer oder Gruppen, die in unseren Tempeln oder Konferenzorten erscheinen, als Vertreter dieser Bruderschaft zu betrachten" (ZUM GEDENKEN AN JAN VAN RIJCKENBORGH, S. 17 - 18) Das Lectorium Rosicrucianum bildete nun eine Gralsgemeinschaft, die als ein "Lebendiger Heiliger Gral" dienen soll, in den die Hierarchie der Befreiten ihre Lichtkraft gießen kann. Im Rosenhofbrief vom 24. August 1974 hieß es : "Die Mysterienschule der Jung-Gnostischen Bruderschaft wird in der Gralsgemeinschaft ihre Fülle erreichen können." Auf das Erscheinen der UNIVERSELLEN BRUDERSCHAFT DES HEILIGEN GRALS wartet die Gralsgemeinschaft des Lectorium Rosicrucianum heute noch, und sie wird bis zum Sankt-NimmerleinsTag warten müssen. Die UNIVERSELLE BRUDERSCHAFT DES HEILIGEN GRALS ist in Wirklichkeit ein abgetrennter Zweig des A M O R C. R. Swinburne Clymer, der Leiter dieser Gruppe, war mit der Nachfolge im AMORC nicht einverstanden. Von dieser okkulten Gruppe, auch ROSICRUCIAN FOUNDATION genannt, hatte Jan van Rijckenborgh die "Botschaft" erhalten.

29. Irrige Auffassungen in der Lehre der Internationalen Schule des Rosenkreuzes 29.1. Schwerkraft und Magnetismus "Wohl ein jeder wird die Wirkung der Schwerkraft und die damit verbundenen Erscheinungen kennen. Die Schwerkraftwirkung wird durch das gewaltige magnetische Vermögen unserer Erde verursacht. Die Erde ist ein großer Magnet; nicht allein die Polgebiete, sondern jeder Quadratzentimeter ihrer Oberfläche strahlt dieses magnetische Vermögen aus. Ein Magnet hat zwei charakteristische Eigenschaften: Er zieht an, und er stößt ab. Was zieht er an, und was stößt er ab? Er zieht Gegenstände, Körper, Ströme und Kräfte an, die ihm verwandt, sympathisch sind. Alles ihm antipathisch Gegenüberstehende stößt er ab" (Jan van Rijckenborgh, ES GIBT KEINEN LEEREN RAUM, 1977, S. 7). In Wirklichkeit ist das irdische Magnetfeld verhältnismäßig schwach. Die Schwerkraft wird auch nicht durch den Magnetismus hervorgerufen. "Die Stärke des irdischen Magnetfeldes ist mit etwa 0,5 Gauß nicht gerade sehr hoch" (DTV-ATLAS ZUR ASTRONOMIE, 1977, S. 85). "Die Kraft, die den Apfel vom Baum fallen läßt, ist die gleiche, die den Mond um die Erde und die Erde um die Sonne zwingt, d. h.: Beide Fälle sind Spezialfälle eines allgemeinen Kraftgesetzes, nach dem alle Massen einander anziehen" (Gerthsen, PHYSIK, 1977, S. 32). 29.2. Serpentarius und Cygnus "Als moderne Menschen wissen wir, daß Serpentarius und Cygnus zwei Nebelflecken sind. Sie sind für unsere Begriffe unvorstellbar groß und bewegen sich mit einer ebenfalls unvorstellbar großen Geschwindigkeit (480 000 km pro Sekunde) durch die Urmaterie, als die großen Reiniger und die göttlichen Korrektoren der Schändungen in der Alloffenbarung" (Jan van Rijckenborgh, DIE APOKALYPSE DER NEUEN ZEIT, 1967, S. 14). Auch diese Aussage des Großmeisters ist falsch. Nach der Relativitätstheorie von Einstein ist die Lichtgeschwindigkeit die Höchstgeschwindigkeit im Weltall. Die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum beträgt 299 793 km/sec, d. h. knapp 300 000 km je Sekunde. Von den Nebelflecken im Sternbild Cygnus wissen die Astronomen, daß es sich um Galaxien handelt, also um weit entfernte Milchstraßensysteme. Von "großen Reinigern" zu sprechen, ist barer Unsinn. 29.3. Der planetare Motor im Herzen der Erde "Ein völliger Verbrauch der gesamten verfügbaren Energie durch die Spaltung aller im Kosmos vorhandenen Atome kann also niemals stattfinden; denn im Herzen des Kosmos finden wir den planetaren Motor, der immerwährend von außen her genährt wird" (Jan van Rijckenborgh, ELEMENTARE PHILOSOPHIE DES MODERNEN ROSENKREUZES, 1955, S. 86). In Wirklichkeit entsteht die Wärme im Erdinnern bei radioaktiven Zerfallsprozessen.

30. Die seltsamen Auffassungen des LR über Ursachen und Heilung der Krebskrankheit (Sommersolstitium 1980)

30.1. Großmeister Rijckenborgh über Krebs "Die Krebswucherung beweist, daß man in einen Prozeß aufgenommen wird, an dem man nicht bewußt und intelligent teilnimmt, daß man auf eine Kraft, die man nicht kennt, falsch reagiert. Die Krebswucherung ist die verzerrte Widerspiegelung, die blutige, qualvolle und übelriechende Phantasie eines neuen Tempelbaues; und niemand von uns wird dieser qualvollen und makabren Phantasie entgehen können. Wir haben in jungen Jahren einmal einen großen Geist sagen hören: ‚Wenn Du Jesus Christus nicht verstehen willst, so wird der Krebs es Dich lehren.’ Heute beweisen diese Worte sich als eine Weissagung; eine Weissagung, die in den nächsten Zeiten in Erfüllung gehen wird. Die einzige Möglichkeit, um den dialektischen Heimsuchungen dieser gewaltigen Umwälzung zu entkommen, besteht in der Notwendigkeit einer dreifachen Transfiguration, nämlich der fundamentalen, mystischen und strukturellen" (Jan van Rijckenborgh: DIE GROSSE UMWÄLZUNG, 1955, S. 145). "Bei der Krebskrankheit kommt ein Prozeß zur Entwicklung, den man als eine zwangsmäßige transfiguristische Wirkung bezeichnen könnte, der jedoch in eine Entzündung, ein Geschwür entartet. Wir werden die hauptsächlichsten Ansichten dieses Prozesses kurz verfolgen, damit daraus die richtige Lehre gezogen werden möge. Die Interkosmische Strahlung lädt die verschiedenen endokrinen Drüsen (welche nicht allein die gewöhnlichen Kräfte, sondern ebensosehr andere Kraftausstrahlungen aufnehmen) mit einer Vitalität, welche sich zur Art des natürlichen Hormons gegensätzlich verhält. Wir können dies auch folgendermaßen ausdrücken: Die endokrine Drüse wird von einer Geistkraftstrahlung getroffen, der sie selbst nicht entstammt. Durch diese Bestrahlung, mit einer dem Organ wesensfremden Kraft, wird das Hormon verändert. Das auf diese Weise denaturierte Hormon wird vom Blute nach einer Zellengruppe geführt, mit dar es korrespondiert und in der es Aufnahme findet« So entstehen Zellen anderer Struktur und Zusammensetzung aus Baustoffen, die dem eigenen Wesen fremd sind. Das Organ, worin sich diese widernatürliche Zellenbildung entwickelt, steht in einem bestimmten Moment nicht länger in einem harmonischen Verhältnis zu n anderen Organen und dem allgemeinen Blutsbilde, und so wird der wesensfremde Zellenaufbau, die Wucherung, völlig unkontrolliert von der normalen, natürlichen Vitalität der Persönlichkeit, Anlaß zur Bildung von Geschwüren, Verhärtungen usw. Es ist Krebskrankheit entstanden." (Jan van Rijckenborgh: DAS PROBLEM DER KREBSKRANKHEIT UND IHRE DREIFACHE TRANSFIGURISTISCHE HEILUNG, Haarlem 1955, S. 26 - 27). Einem Mediziner muß grausen, wenn er solchen Unsinn liest. 30.2. Die Wirklichkeit im Lectorium Rosicrucianum Erwiesenermaßen sterben viele Schüler des Lectorium Rosicrucianum an Krebs. Diese Tatsache tut man mit dem Hinweis ab, die Betreffenden seien eben schlechte Schüler des Rosenkreuzes gewesen. Sie hätten den transfiguristischen Pfad nicht beschritten. Unbestritten ist jedoch, daß A. Gadal auch an Krebs gestorben ist. Und von dem behauptet das Lectorium Rosicrucianum, er sei ein Transfigurierter, nämlich der wiederverkörperte Patriarch der Katharer, gewesen. Ebenfalls an Kreb5 starb A. Hamelink, der Leiter des Rosenhofes. Mit den genesenden Kräften des Fernheilungszentrums kann es also nicht weit her sein!

31. Das falsche Weltbild der Internationalen Schule des Rosenkreuzes e. V. "Die Mysterien des Rosenkreuzes umfassen alles, was in bezug auf Gott, Welt und Menschheit gewußt und gekannt werden kann." Das jedenfalls wird in rituellen Diensten behauptet. Wie sehen nun die Erkenntnisse aus? Lassen wir den Großmeister Jan van Rijckenborgh sprechen: "Wir, dialektische Menschen, in einer Welt des Scheins lebend, haben uns mit dem Gedanken, daß wir Licht und dadurch Wärme, sowie verschiedene andere Fluiden und Kräfte von der Sonne empfangen, völlig vertraut gemacht. Vom Standpunkt unserer sinnlichen Wahrnehmung aus ist hiergegen natürlich nichts einzuwenden, doch für einen Moment die kosmologische Lebensordnung durchdringend, würden wir anhand verschiedener Tatsachen feststellen können, daß die Sonne ein durchaus unsichtbarer Himmelskörper ist. Die Sonne besitzt kein Licht, und sie strahlt weder Licht noch Wärme noch andere Fluiden aus! Die Sonne ist ein magnetisches Feld mit einem primär magnetischen Brennpunkt und zahlreichen anderen magnetischen Vermögen. Wir nennen dieses mannigfaltige, vielumfassende, mysteriöse und magnetische Feld 'Vulkanus'. Dieses magnetische Feld berührt mit seiner Einflußsphäre das Herz unserer Erde. Es ist Ihnen bekannt, daß das Innere unserer Erdkugel aus einer glühenden Masse besteht, und daß sich der Kern in einem gasförmigen Zustand befindet. Das Vulkanische Feld, das uns von allen Seiten umgibt, erweckt und zieht aus dem Herzen der Erde alle Vermögen und Kräfte, die wir als Licht, Wärme und andere Naturkräfte kennen. Im ätherischen Feld, das uns umgibt, formt sich ein Himmelsgewölbe, und in diesem bilden sich aus den verschiedenen der Erde entzogenen Kräften und Mächten Verdichtungspunkte. Auf diese Weise entwickeln sich am Firmament Sonne, Mond, Planeten und Sterne, die sich in bezug zueinander harmonisch bewegen. Sie werfen das Licht und die verschiedenen Kräfte, die sie also der Erde entzogen haben, nach einem bestimmten Gesetz auf eine bestimmte Weise auf die Erde und deren Bewohner zurück" (DIE GROSSE UMWÄLZUNG, Ausgabe 1955, S. 109 - 110). Das Rosenkreuz behauptet also, daß die Sonne kein Licht besitzt und weder Licht noch Wärme noch andere Fluiden ausstrahlt. Sonne, Mond, Planeten und Sterne sind nach rosenkreuzerischer Lehre nur Verdichtungspunkte von Kräften, die der Erde entzogen wurden. Die astronomische Wirklichkeit sieht jedoch ganz anders aus: Im Innern der Sonne brennt ein Atomfeuer bei einer Temperatur von 15 Millionen Grad. Die dabei freiwerdende Energie bahnt sich ihren Weg nach außen. An der Sonnenoberfläche herrschen Temperaturen von mehreren tausend Grad. Nach physikalischen Gesetzen bedeutet das aber, daß die Sonne ständig Licht und Wärme abstrahlt. Es folgen jetzt einige Angaben aus dem DTV-ATLAS ZUR ASTRONOMIE, Auflage September 1977: "Die gesamte auf den Erdquerschnitt fallende Sonnenstrahlung hat 1,7 x 1014 KW. Aus der bekannten Oberfläche läßt sich errechnen, daß die Energieabgabe eines Quadratmeters Sonnenoberfläche 63.500 kW entspricht. Die effektive Oberflächentemperatur der Sonne ergibt sich aus obigen Zahlenwerten mit Hilfe des Stefan-Boltzmannschen Strahlungsgesetzes zu 5.785 Grad Kelvin = 5.512 Grad Celsius (S. 105). Für das Zentrum der Sonne ergibt sich somit eine Temperatur von ca. 15 Millionen Grad Kelvin. Die Kernzone der Sonne ist auch der Bereich, in dem die Energieerzeugung stattfindet (S. 107). Das allgemeine Magnetfeld der Sonne ist übrigens überraschend schwach, so daß es noch bis vor wenigen Jahren zweifelhaft war, ob ein solches überhaupt existiert. Nach neueren Forschungen dürfte es aber doch vorhanden sein. Die Stärke beträgt aber nur l Gauß und ist offenbar veränderlich (S. 111).

Mit den modernen Methoden der Weltraumforschung (Raketen, Satelliten) war es in den letzten Jahren möglich, auch die Ultraviolett- und Röntgenstrahlung der Sonne bis zu 0,1 Angström Wellenlänge herunter aufzunehmen (S. 113). Die Sonne sendet nicht nur Wellenstrahlungen aus, sondern es geht von ihr auch ein feiner Strom elektrisch geladener Teilchen (Korpuskeln) aus. Man nennt ihn den Sonnenwind oder die solare Plasmastrahlung. Es sind hauptsächlich Protonen und Elektronen. Ferner erzeugen sehr starke Flares auch eine Ultrastrahlung (kosmische Strahlung), die aus Teilchen mit der extremen Energie von 1-10 Milliarden Elektronenvolt (wiederum vor allem Protonen) besteht, die sich nahezu mit Lichtgeschwindigkeit bewegen (S. 115). Insgesamt verwandelt unsere Sonne pro Sekunde 4,2 Millionen Tonnen Masse in Energie. Trotzdem hat sich dieser Massenverlust in den etwa 4,5 Milliarden Jahren, seit die Sonne existiert, auf nur 3 Promille der Gesamtmasse aufsummiert" (S. 187 - 189). In der CAMBRIDGE ENZYKLOPÄDIE DER ASTRONOMIE von 1978 heißt es: "Die Sonnenenergie liefert so gut wie alle Wärme und alles Licht, das unser Planet empfängt, und sie ist demnach lebensnotwendig für jedes Lebewesen. Die Quelle der Sonnenenergie ist die Proton-ProtonReaktion, in der Wasserstoffkerne in Heliumkerne umgewandelt werden. Die Kernverschmelzung ist von einem Massenverlust begleitet, der als Energie auftritt. Die hell leuchtende Oberfläche der Sonne nennt man Photosphäre11 (S. 127 - 130). Das Rosenkreuz vermittelt seinen Anhängern ein primitives Weltbild, das ganz einfach falsch ist. Sogenannte "seriöse Schüler der Geistesschule" reden sich aber ein, der Großmeister betrachte alles vom Standpunkt der geistigen Welt, wo ganz andere Gesetzmäßigkeiten gelten, während die Naturwissenschaft einer Täuschung durch die Dialektik erliege.

32. Die angeblichen Kontakte des LR zur Gralsbruderschaft In der Internationalen Schule des Rosenkreuzes liebt man erhaben klingende Bezeichnungen. So spricht man z. B. von der "Jung-Gnostischen Bruderschaft, wirkend als bevollmächtigte Vertreterin des Dreibundes des Lichtes: der Bruderschaften des Rosenkreuzes, der Bruderschaften der Katharer, der Bruderschaften des Heiligen Grals, im gegenwärtigen Zeitabschnitt der ERNTE unter dem Namen: Internationale Schule des Rosenkreuzes LECTORIUM ROSICRUCIANUM, als Hüterin und Verkünderin der alten Christlichen Mysterien" (A. Gadal: AUF DEM WEGE DES HEILIGEN GRALS, 1974, S. 165 - 166). DER DREIBUND DES LICHTES geistert durch die Bücher des Rosenkreuzes: "Der Dreibund des Lichtes hat immer bestanden, vom ersten Beginn an bis heute; und er wird bestehen bis in die fernste Zukunft, ja, bis in alle Ewigkeit" (Catharose de Petri: DER SAGENHAFTE SCHATZ DER KATHARER, Zeitschrift AQUARIUS, Oktober 1969, S. 9). In einem Brief vom 13.10.1956 schrieb A. Gadal: "Montsegur, der unermeßliche Scheiterhaufen des gnostischen Priestertums; Montréal de Sos, die Gralsburg Wolfram von Eschenbachs und Wagners, die in der Krypta, wo die Brüder des Grals ihre Einweihung empfingen, die Zeichnung dieses heiligen Mysteriums bewahrt. In den beiden Tälern von Ariège und de Sos, in den immensen inneren Räumen des heiligen Berges von Ussat lebten die GNOSTISCHEN BRUDERSCHAFTEN, die uns so teuer sind: DIE ROSENKREUZER, DIE KATHARER UND DIE TEMPLER. Welch ein Glück herrschte in dieser idealen Gemeinschaft! L'Occitanie, das ist Südfrankreich , wurde dadurch vollkommen natürlich zu einem Reich der Liebe" (Zeitschrift AQUARIUS, November 69, S. 8). Im Juli und Oktober 1969 wurde den Mitgliedern der INNEREN SCHULE in Konferenzansprachen ein schlimmes Fehlverhalten angekreidet: "Die Vorgänger in Ihrem Mikrokosmos lebten in einem Zeitraum, der ungefähr 400 bis 800 Jahre zurückliegt. Das ist die Zeit der historischen Bruderschaft. Die Vorgänger in unserem Lebenshaus lebten zum Beispiel in der Nähe der alten Katharer, sie lebten in den Gebieten des Sabarthez, in den Ländern der Bonshommes. Sie lebten ebenfalls in den Ihnen wohlbekannten Niederlanden, in Deutschland und in der Schweiz, wo die Bruderschaften des Heiligen Grals und des klassischen Rosenkreuzes tiefe Spuren als ein unvergängliches Erbe hinterließen. Viele dieser Vorgänger, aus deren magnetischem Atem wir jetzt leben und sind, haben die alten Bruderschaften entweder verraten oder auf vielerlei Weise verleugnet" (Zeitschrift AQUARIUS, März 1970, S. 11) Den Schülern der Internationalen Schule des Rosenkreuzes redete man somit eine Schuld ein, die aus einer früheren Verkörperung herrühren soll. Gleichzeitig wurde den schuldbeladenen Rosenkreuzern auch Hilfe in Aussicht gestellt: "Hilfe? Von wem? Hilfe von jenen, die einmal verraten, verbrannt und gemartert wurden für den Heiligen Gral! Von diesen Brüdern und Schwestern kommt die Hilfe. Und um Sie instand zu setzen, die letzte Willensverfügung der geistig Großen, der Geist-Seelen-Befreiten auszuführen, kommen die Brüder und Schwestern des HEILIGEN GRALS zu Ihnen! Und so kann das blutige Gralszeichen der Schuld durch Sie und in Ihnen umgewandelt werden zum

HEILIGEN GRAL DER VOLLKOMMENEN BEFREIUNG. Diese Worte der Demaskierung und Deklaration wurden zu Ihnen gesprochen, weil für Sie alle ohne Ausnahme die gewisse Stunde gekommen ist" (Zeitschrift AQUARIUS, März 1970, S. 12). Während der Renova-Konferenz vom 22. bis 24. Juni 1968 wartete der Großmeister mit sensationellen Mitteilungen auf: "Es ist mit einer Dankbarkeit und Freude, die sich kaum in Worte fassen läßt, daß wir Ihnen mitteilen können, daß sich die Bruderschaft des Heiligen Grals auch uns genähert hat und auch uns in dieses mächtige Bündnis der Ernte und diese mächtige Neue Arbeit aufnehmen will. Innerlich waren wir uns von dem Näherrücken dieses Augenblicks der Verwirklichung klar bewußt. Darum haben wir Sie auch in der letzten Zeit, und ganz besonders die Inneren Grade, behutsam auf das Näherkommen dieses erhabenen Geschehens vorbereitet" (ZUM GEDENKEN AN JAN VAN RIJCKENBORGH, S. 13). Jan van Rijckenborgh las sodann den entzückten Zuhörern einige Zitate aus der Botschaft der Gralsbruderschaft vor: "Soweit es die heutige Menschheit betrifft, hat es nur zwei Zeitabschnitte gegeben: den ägyptischen und den christlichen. Der ägyptische Zeitabschnitt brachte den christlichen Zeitraum hervor und beeinflußte ihn, denn es steht geschrieben: 'AUS ÄGYPTEN HABE ICH MEINEN SOHN GERUFEN', und es war dieser Sohn, der den christlichen Zeitraum einläutete. Ebenso wie für das alte, glorreiche Ägypten OSIRIS und seine Priesterschaft geboren wurden, ebenso wie für die zweite Ära der Gotteskult der Christenheit kam, so ist für die dritte und erfüllende Periode die UNIVERSELLE BRUDERSCHAFT DER EINGEWEIHTEN, die Erbin aller Zeitabschnitte, geboren. Das bedeutet den Einsatz der erleuchteten Träger der Göttlichen Weisheit aller Zeiten. Diese Bruderschaft fand ihren Anfang in der Priesterschaft von Melchisedek und hat ihre Arbeit in der Stille des Inneren Tempels ununterbrochen fortgesetzt bis auf den heutigen Tag. Die Früchte dieses Lebensbaumes, der unvergänglich im Garten Eden wurzelt, wurden über die Größe der alten eindrucksvollen König-Priesterkulturen von Ägypten, Persien, Babylonien, Assyrien und Griechenland bis heute weitergereicht an alle, die danach verlangten und sie fanden, über die verehrungswürdigen Bruderschaften der Katharer und Templer Aufnahme und Pflege bei der mittelalterlichen Bruderschaft des Rosenkreuzes, deren Gründer, Beseeler und Beschützer bis in die lebendige Gegenwart einer unserer größten Söhne ist, der innerhalb unserer Bruderschaft den geistlichen Namen CHRISTIAN ROSENKREUZ trägt" (ZUM GEDENKEN AN JAN VAN RIJCKENBORGH, S. 14-16). Zum Schluß der Konferenz erklärte der Großmeister: "Die persönliche Begegnung mit den Leitern der Universellen Bruderschaft des Heiligen Grals hat inzwischen stattgefunden. Und gewiß werden Mitglieder dieser Bruderschaft auch innerhalb kurzer Zeit in unserer Mitte erscheinen" (ZUM GEDENKEN AN JAN VAN RIJCKENBORGH, S. 17). In Erwartung der kommenden Ereignisse wurde deshalb in der Internationalen Schule des Rosenkreuzes eine Grals-Gruppe gebildet, die einen LEBENDIGEN HEILIGEN GRAL formen sollte. Auf das Erscheinen der Gralsbruderschaft Worten die Schüler heute noch. Wer keine Vernunft annimmt, kann bis an sein Lebensende warten, Diese sogenannte Gralsbruderschaft, die sich auch als Universelle Bruderschaft bezeichnet, ist in Wirklichkeit ein abgetrennter Zweig des AMORC. Swinburne Clymer, der Leiter dieser Gruppe, war mit der Nachfolge im AMORC nicht einverstanden. Deshalb kam es zur Abspaltung. Die Clymer-Bewegung war an finanziellen Transaktionen interessiert und suchte überall in der Welt Kontakt zu okkulten Vereinigungen.

Bruder Stratman hatte mehrere Bücher von Clymer gelesen und informierte den Großmeister darüber. Frau de Petri wollte plötzlich alle ihre Ritenbücher ins Englische übersetzen lassen, weil sie ein Interesse der "Gralsbruderschaft" vermutete. "Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen", steht wörtlich in einem Buch von Clymer. Der ANTIQUUS MYSTICUS ORDO ROSAE CRUCIS bezeichnet den ägyptischen Pharao Amenhotep IV. (Echnaton) als Gründer des Rosenkreuzer-Ordens. In Amerika wollte Bruder Stratman bei Clymer junior Interesse für das LECTORIUM ROSICRUCIANUM erwecken. Der Versuch scheiterte kläglich. Die angebliche Botschaft der Gralsbruderschaft entpuppt sich als okkultes Gedankengut. Henk Leene, der Sohn des Großmeisters, äußerte sich in einem Brief vom 22.12.1970: "Die ganze ziemlich unsaubere Affäre rund um diese Gralsbewegung ist strikt geheimgehalten worden. Nach dem Mißlingen dieses Vorhabens durch das Entdecken der Wahrheit ist alles vertuscht worden wie es auch mit der 'Unterirdischen Bruderschaft' getan wurde."

33. Das Märchen vom Gnostischen Kraftfeld des LR Braunschweig, 18.01.1980 Im Lectorium Rosicrucianum spricht man ständig vom magnetischen Körper der Geistesschule. In seinem Buch "Die Gnosis in aktueller Offenbarung" schreibt Jan van Rijckenborgh: "So wird Ihnen nun vielleicht auch klar sein, was in dem gewaltigen Offenbarungsfeld des gnostischen magnetischen Körpers, den wir jetzt als Gruppe besitzen, geschehen ist. Im Jahre 1924 wurde mit der Errichtung dieses neuen magnetischen Körpers begonnen. Seit dem 20. August 1953 ist dieser magnetische Körper der Schule selbständig, selbstschöpfend, selbstoffenbarend geworden" (S. 181). Den Schülern wird nun im sogenannten Kraftfeld des Lectorium die Transfiguration, der Aufgang in die ewige Seligkeit verheißen. Konferenztempel und Zentrumstempel sollen nun Brennpunkte des GNOSTISCHEN REICHES sein. Aber die Realitäten sehen anders aus. Bei einem Zentrumsdienst in Braunschweig sprang vor Jahren eine neue Schülerin auf und verließ fluchtartig den Tempel. Sie ließ sich nicht mehr im Zentrum blicken. Später erfuhr man den Grund. Die sensitive Frau sah, wie während des Dienstes schwarze Dämonen den Podiumssprecher umflatterten. Ein Dauermitglied hatte ein anderes Erlebnis. Beim Mittagessen in Bad Münder betrat er verspätet den Speisesaal, als alle schon saßen. Eine feinstoffliche Welle bösartiger Kritik schlug ihm entgegen. Ein Braunschweiger Schüler mußte regelmäßig vor Dienstbeginn Nervenberuhigungsmittel nehmen, weil er die Tempelatmosphäre nicht mehr ertragen konnte. Ähnliches wird aus anderen Zentren berichtet. Das können gewiß keine Lichtkräfte sein, die im Lectorium wirken. Der Rosenhof erhebt den Anspruch, ein Genesungswerk zu sein. Wie ist es dann zu erklären, daß Herr Hamelink - der Leiter des Rosenhofes - an Krebs starb? Herr, Gadal, angeblich der "Patriarch der Katharer", ein Transfigurierter, starb ebenfalls an Krebs. Von diesem offensichtlich doch nicht transfigurierten Herrn Gadal soll Jan van Rijckenborgh die Großmeisterwürde empfangen haben. Die Großmeisterwürde ist demnach auch ohne Wert. Die Atmosphäre im van Rijckenborgh-Heim hat auch ihre Besonderheiten. Im Tempel schlafen manche Schüler ein. Andere kämpfen mit einer unerklärlichen Müdigkeit. Ex-Schüler berichten sogar, sie hätten deutlich gemerkt, daß ihnen im Tempel Kräfte geraubt wurden. In den Schlafsälen kann nur schlafen, wer todmüde ist. Viele Schüler können stundenlang nicht einschlafen, wachen oft auf oder werden von Alpträumen geplagt. Eine hochgestellte Schülerin, Mitglied des Goldenen Hauptes, erlebte sogar Persönlichkeitsspaltungen im van Rijckenborgh-Heim. Diese Astralwanderungen waren mit Angstzuständen verbunden. Es wird auch von Spukerscheinungen im van-Rijckenborgh-Heim berichtet. So soll sich das Licht ohne erkennbaren Grund angeschaltet haben. Mitglieder des Dauerstabes wagen sich nachts kaum noch allein durch das Gebäude, weil sie sich fürchten. Für den Esoteriker ist erwiesen: Im van-Rijckenborgh-Heim treiben erdgebundene Geister ihr Wesen. Verwunderlich ist das nicht, denn in den Loslösungsdiensten werden die Verstorbenen doch in den Tempel gerufen. Herr Henk Leene schreibt in einem Brief vom 26.11.79: "Die schlechten Strahlungen fingen an, als mein Vater (Jan van Rijckenborgh) gestorben war, wiewohl er während seiner Krankheit schon anfing, weil Frau de Petri die Führung übernahm, und ich weiß, daß sie mit schlechten okkulten Kräften arbeitet." Herr Borkowski schreibt in einem Brief vom 23.11.79: "Wir haben diese Entwicklung aber vorausgesehen, denn nach dem Tode des Herrn van Rijckenborgh wurde der gnostische Weg gänzlich verlassen und der negativ okkulte eingeschlagen."

34. Widersprüchliche Angaben über wichtige Daten und Entwicklungsphasen des LR 34.1. Vorbemerkung Im Laufe der Jahre nannte der Großmeister immer neue Daten, denen eine sehr große Bedeutung für das Rosenkreuz beizumessen sei. Die Angaben in den verschiedenen Schriften weichen allerdings stark voneinander ab. 34.2. Jan van Rijckenborgh; DER KOMMENDE NEUE MENSCH. Haarlem 1954 "Unter APOSTOLISCHER BRUDERSCHAFT verstehen wir all die Erneuerten zusammen, die sich im weiten Erdenrund freimachen und unter APOSTOLISCHER KREIS diejenigen unter ihnen, die im Kraftfeld der modernen Geistesschule des Rosenkreuzes erwachten. Am Freitag, den 15. Juni 1951 kam dieser Apostolische Kreis zustande, und er eröffnete dabei einen DRITTEN TEMPEL, womit das große Arbeitsfeld der Geistesschule nach 36 Jahren Arbeit zu ihrem einmal gestellten Ziel durchgebrochen war. Am 17. Dezember 1915 begonnen, wurde am Freitag, dem 15.6.1951 das erreicht, was aufgetragen war" (S. 172 - 173). 1915 ist also der Beginn, und 1951 erfolgt der Durchbruch. 34.3. Jan van Rijckenborgh: ELEMENTARE PHILOSOPHIE DES MODERNEN ROSENKREUZES, Haarlem 1955 "Als wir unsere Arbeit im Jahre 1925 begannen, fanden wir in der Welt eine Rosenkreuzerbewegung, die mit dem Rosenkreuz nur den Namen gemeinsam hatte (S. 252). Diese ÄNDERUNG begann im Jahre 1935, nachdem sie ungefähr seit dem Jahre 1925 vorbereitet war. Im Jahre 1945 konnten wir sagen, daß das Werk einigermaßen sichtbar zu werden begann. Danach mußte wiederum mit einer Periode von zehn Jahren gerechnet werden, ehe diese geläuterte, positiv universelle Philosophie der ganzen Welt gebracht sein wird. So steht also als äußerster Termin das Jahr 1955 vor uns. Das große Werk wird dann in einem Zeitraum von ungefähr 30 Jahren ganz und gar zustande gebracht sein" (S. 246 - 247). 1925 Beginn der Arbeit 1935 Änderung 1945 Sichtbarwerdung des Werkes 1955 Das große Werk ist vollbracht. Die Arbeit vollzieht sich in Abschnitten von 10 Jahren. 34.4. Jan van Rijckenborgh; ELEMENTARE PHILOSOPHIE DES MODERNEN ROSENKREUZES. Haarlem 1970 "Als wir unsere Arbeit im Jahre 1924 begannen, fanden wir in der Welt eine Rosenkreuzerbewegung, die mit dem Rosenkreuz nur den Namen gemeinsam hatte (S. 258). Es mußte nämlich eine intensive Änderung durchgeführt werden, welche erst allmählich ihren Abschluß erhalten hat. Diese Änderung begann im Jahre 1935, nachdem sie ungefähr seit dem Jahre 1924 vorbereitet war. Im Jahre 1945 konnten wir sagen, daß das Werk einigermaßen sichtbar zu werden begann. Und so ist das große Werk jetzt, im August 1964, in einem Zeitraum von 4O Jahren ganz und gar zustande gebracht" (S. 252 - 253). 1924 Beginn der Arbeit 1935 Änderung

1945 Sichtbarwerdung des Werkes 1964 Das große Werk ist vollbracht. Die Neuauflage der ELEMENTAREN PHILOSOPHIE DES MODERNEN ROSENKREUZES weist also schon Fälschungen auf. Die Jahreszahlen 1925 und 1955 sind durch 1924 und 1964 ersetzt. 34.5. Jan van Rijckenborgh; DIE GNOSIS IN AKTUELLER OFFENBARUNG, 1956 "Im Jahre 1924 wurde mit der Errichtung dieses neuen magnetischen Körpers begonnen (S. 181). Die Periode, in welcher diese Möglichkeiten freigemacht wurden, dauerte von September 1936 bis zum 20. August 1953, also genau 17 Jahre. Sie wird bei den Pyramiden-Philosophen die Periode der Königskammer genannt. In diesen 17 Jahren hat die moderne Geistesschule ihre Arbeit vorbereitet und Gestaltung angenommen. In diesem Zeitabschnitt hat sie die gnostischen Baustoffe assimiliert, hat sie ihr Werk begonnen und hat sie sich gerüstet. Am 21. Juni 1953 war der neue Körper der modernen Geistesschule voll und ganz bereit, und am 20. August 1953 trat er vor das Rampenlicht der Welt" (S. 22). 1924 Beginn des Werkes 1936 - 1953 Schaffung von Möglichkeiten 1953 Der neue Körper der Geistesschule ist voll und ganz bereit. Diese Daten sind offensichtlich von dem Okkultisten DAVIDSON abgeschrieben, der eine Pyramidenchronologie aufgestellt hat. Die Vereinsgeschichte des Rosenkreuzes wird so zurechtgebogen, daß sie in das Schema der Pyramidenchronologie paßt. 34.6. Rosenhofbrief vom 24. August 1974 "Während der ersten 15 Jahre, von 1924 bis 1939, wurden die Lehre und die Arbeit der Schule ganz und gar durch esoterische Aspekte und Ansichten gekennzeichnet. Die Schule war in ihrer Anfangszeit noch keine Mysterienschule. Die zweite Phase der Schule kennzeichnete sich durch eine bestimmte Ruhe und eine innerliche Vorbereitung auf eine vollkommene Umwendung der bis zu jenem Moment geoffenbarten Lehre. Das waren die Jahre von 1940 bis 1945. Die dritte Phase, welche im Jahre 1945 begann und im Jahr 1965 endete, brachte die Erlösungslehre der unvergänglichen Geist-Seele, vollkommen frei vom Rad von Geburt und Tod. Die vierte Phase der Arbeit der Geistesschule wurde eine Zeit von 3 Jahren großen Kampfes sowohl für die Geistesschule als auch für ihre Schülerschar. Dies waren die Jahre von Ende 1964 bis Ende 1967. Die fünfte Phase datiert von Ende 1967 bis 1970, in der der große Durchbruch zustande kam. Die sechste Phase, welche Ende 1970 begann und bis zum Herbstäquinox 1973 dauern sollte, kennzeichnete sich sehr speziell durch die Bildung, die Entwicklung und das Hervortreten der GralsGemeinschaft der Jung-Gnostischen Bruderschaft. Die siebente Phase der Arbeit der Geistesschule wird dann auch in der nächsten Zukunft diesen Status der Mitglieder der Grals-Gemeinschaft einläuten, nämlich die absolut neue Periode des Gnostisch-Christlichen Erlebens. Unsere Geistesschule dürfen wir sehen als den Berg, der bestiegen werden muß, und unsere Zentren bilden die Strohhalme, die auf dem Berg eingepflanzt sind und an denen sich hungernde Seelen emporziehen können, damit derjenige, der wahrhaftig und von innen heraus sucht, dies einmal in reiner Glaubenskraft positiv erfahren wird und dadurch zu einem absoluten inneren Wissen gelangt." Der Rosenhofbrief ist gemeinsam unterzeichnet von der Internationalen Spirituellen Leitung, der Gemeinschaft des Goldenen Hauptes, dem Rat der Ältesten und der Großmeisterin Catharose de Petri. Es ergeben sich demnach folgende Phasen:

1. 1924 - 1939

Das Rosenkreuz ist noch keine Mysterienschule.

2. 1940 - 1945

Phase der Ruhe.

3. 1945 - 1965

Die Erlösungslehre wird gebracht.

4. 1964 - 1967

Phase des großen Kampfes.

5. 1967 - 1970

Der große Durchbruch kommt zustande.

6. 1970 - 1973

Bildung der Gralsgemeinschaft.

7. 1973 - ?

Periode des Gnostisch-Christlichen Erlebens.

Die Daten stimmen weder mit den ursprünglichen Angaben des Großmeisters noch mit der Pyramidenchronologie überein. 34.7. Sonstige wichtige Daten "Die Bruderschaft des Rosenkreuzes meint, daß sich das Osterfest 1947 später einmal als von weltgeschichtlicher Bedeutung erweisen wird" (Jan van Rijckenborgh: DIE GROSSE UMWÄLZUNG, S. 51). Am 20.08.1953 kommt die Verbindung mit der magnetischen Kette zustande (Jan van Rijckenborgh: ELEMENTARE PHILOSOPHIE DES MODERNEN ROSENKREUZES, 1970, S. 21). "Die Schule hat seit dem 1. September 1954 das Erbe der Vorangegangenen Bruderschaft in Empfang nehmen dürfen" (Jan van Rijckenborgh: DIE GNOSIS IN AKTUELLER OFFENBARUNG, Haarlem 1956, S. 306). DIE GROSSE WENDE kann im August/September 1963 erwartet werden (Zeitschrift AQUARIUS, Juni 1963, S. 10). 34.8. Schlußbemerkung Unüberbrückbare Widersprüche ziehen sich durch die Schriften der Internationalen Schule des Rosenkreuzes. Als Beginn der Arbeit werden z. B. die Jahre 1915, 1924 und 1925 genannt. Der große Durchbruch soll 1951 oder von 1967 - 1970 erfolgt sein. Die Aufzählung ließe sich fortsetzen. Die Daten und Entwicklungsphasen erweisen sich als Phantasieprodukte.

35. Zur Vereinsgeschichte der Internationalen Schule des Rosenkreuzes LR 35.1. Die Rosenkreuzer über sich selbst "Ehe man von den großen geistigen Führern der Menschheit sprach, die uns von der ältesten Geschichte her bekannt sind, bestand schon die Innere Kirche, die innere Gemeinschaft des UNIVERSELLEN ROSENKREUZES! Von dieser inneren Lichtgemeinde gingen und gehen alle Großen und Erhabenen aus, um für die gefallene Menschheit zu wirken. Die Mysterien, mit denen die Rosenkreuzer vertraut sind, umfassen alles was über Gott, die Natur und den Menschen gekannt werden kann. Jeder Weise, der je gelebt hat, war ein Schüler dieser Bruderschaft und hat von ihr die wahre Weisheit erworben. Die Rosenkreuzerei reicht bis in die Urvergangenheit, während die anderen Bewegungen verhältnismäßig moderne Erscheinungen sind" (Zeitschrift AQUARIUS, Juni 1970, S. 8 - 9). 35.2. Über die Gründung des Lectorium Rosicrucianum Gründungsdaten der Internationalen Schule des Rosenkreuzes sollen z. B. die Jahre 1915, 1924 oder 1925 sein. 1915 Rijckenborgh: DER KOMMENDE NEUE MENSCH, Haarlem 1954, S. 173 1924 Rijckenborgh: DIE GNOSIS IN AKTUELLER OFFENBARUNG, 1956, S. 181 1925 Rijckenborgh: ELEMENTARE PHILOSOPHIE DES MODERNEN ROSENKREUZES, Haarlem 1955, S. 252 Jan van Rijckenborgh, der Großmeister der Internationalen Schule des Rosenkreuzes, nennt also drei verschiedene Gründungsdaten! Nach rosenkreuzerischer Auffassung ist das LECTORIUM ROSICRUCIANUM durch eine Initiative der UNIVERSELLEN BRUDERSCHAFT entstanden. Freimaurer, Theosophen und Anthroposophen sind demnach nur Vorläufer. "Im Jahre 1875 und früher überließ die Bruderschaft diese Initiative aus stichhaltigen Gründen der Theosophischen Vereinigung und den Freimaurern. Die Zeit des eigenen Auftretens war damals noch nicht angebrochen" (Jan van Rijckenborgh: ELEMENTARE PHILOSOPHIE DES MODERNEN ROSENKREUZES, Haarlem 1955, S. 248). "Wie die Kette der Propheten des alten Bundes das Kommen des Christus ankündigte, so mündet der Strom der neuen Offenbarung, der über Helena Petrowna Blavatsky, Rudolf Steiner und Max Heindel führt, im Rosenkreuz" (Zeitschrift AQUARIUS, Juni 1970, S. 3). "Noch im Jahre 1924 übernahm dann die Rosenkreuzerbruderschaft in der Person ihres Abgesandten, Jan van Rijckenborgh, selber die Initiative. Zusammen mit seinem Bruder und einer Gruppe Gleichgesinnter begann dieser GEISTIGE LEITER das neue menschheitsbefreiende Werk im Dienste der Lichtbruderschaft" (Zeitschrift AQUARIUS, Juni 1970, S. 7). Die Wirklichkeit sieht allerdings so aus: Jan Leene, genannt Jan van Rijckenborgh, gründete das LECTORIUM ROSICRUCIANUM nach dem Austritt von Mitgliedern aus dem holländischen Zweig der ROSENKREUZER-GEMEINSCHAFT (Heindel-Rosenkreuz). Die Internationale Schule des Rosenkreuzes ist also durch Abspaltung entstanden.

35.3. Catharose de Petri Der Aufbau einer eigenen Rosenkreuzer-Organisation ging nur schleppend vor sich. Enttäuschungen und Rückschläge blieben nicht aus, aber es gab auch Lichtblicke für Jan Leene. "Diese erste Periode des Ringens wurde erhellt durch den Beitritt von Frau Catharose de Petri zu dieser Pioniergruppe. Auf Grund ihrer karmischen Vergangenheit und ihrer karmischen Möglichkeiten wurde Frau de Petri von der Bruderschaft dazu ausersehen, mit Jan van Rijckenborgh leitunggebend im menschheitsbefreienden Werk aufzutreten. Diese beiden Abgesandten und Begründer der Geistesschule des Goldenen Rosenkreuzes bilden somit den Kern der neuen rosenkreuzerisch-gnostischen Arbeit in unserer Zeitepoche. Sie vergegenwärtigen die männlichen und weiblichen Aspekte der Geistesschule, die in richtiger Zusammenarbeit den befreienden Pfad für die geadelten Schüler bereiten. Ihrer jahrelangen selbstaufopfernden Arbeit ist es zu verdanken, daß der magnetische Körper der Geistesschule selbständig, selbstschöpfend und offenbarend geworden und seit dem 20. August 1953 mit der universellen Bruderschaftskette verbunden ist" (Zeitschrift AQUARIUS, Juni 1970, S. 8). So kann man es also auch sehen. Juristen jedoch sprechen ganz einfach von ehebrecherischen Beziehungen. Jan van Rijckenborgh und Catharose de Petri waren zwar verheiratet, aber nicht miteinander, sondern mit anderen Partnern. 35.4. Erfolge und Rückschläge Es gelang im Laufe von Jahren, die Anhängerzahl zu vergrößern. Außerdem verfügt das LECTORIUM ROSICRUCIANUM über Haus- und Grundbesitz. Aus einer holländischen Vereinigung entwickelte sich eine Bewegung, die auch im Ausland Fuß fassen konnte, so in Deutschland, Österreich, Schweden, Frankreich, Brasilien, Australien und in der Schweiz. Die größten Auslandszweige sind die Bundesrepublik Deutschland und Brasilien mit jeweils ein paar hundert Mitgliedern. Der Tod des Z. W. Leene, eines Bruders von Jan Leene, bedeutete einen schweren Rückschlag. 1940 wurde das LECTORIUM ROSICRUCIANUM verboten. Das Jahr 1945 brachte einen Neubeginn. Jan van Rijckenborgh und Catharose de Petri ernannten sich mit der Zeit zu GROSSMEISTERN l Die Jahre 1965 und 1966 stürzten die Internationale Schule des Rosenkreuzes in eine schwere Krise. Die hochchargierten Brüder A. v. d. Kuyp H. Wohlfahrt und Y. Capus verließen das Rosenkreuz. Massenaustritte folgten. Am 17.07.68 starb der selbsternannte Großmeister Jan van Rijckenborgh. Die Aquariuskonferenzen waren somit auch gescheitert. Henk Leene, der Nachfolger des Großmeisters, erklärte dann im März 1969 seinen Austritt aus dem LECTORIUM ROSICRUCIANUM! Eine Austrittswelle folgte. Abspaltungen hat es wiederholt gegeben. 1978 z. B. verließ Bruder Gottschalk in Braunschweig mit seinem Anhang das Rosenkreuz. 35.5. Kontakte zu Lichtbruderschaften und Erleuchteten Die Großmeister unterhielten nach eigenen Angaben vielfältige Kontakte zu erhabenen Bruderschaften. Häufig diente dabei Bruder Stratman als Mittelsmann. Dem französischen Frühgeschichtsforscher A. Gadal fiel eine Schlüsselrolle zu. Durch ihn sei das LECTORIUM ROSICRUCIANUM mit dem transzendenten Kraftfeld der mittelalterlichen Bruderschaft der KATHARER verbunden worden, hieß es geheimnisvoll. Der Rummel um Gadal nahm ein peinliches Ende, als der "Patriarch der Katharer" 1962 an Krebs starb und römisch-katholisch beerdigt wurde. Mikhail Naimy. 1889 im Libanon geboren, galt einige Jahre als "ein begnadeter Mensch". "Wir sind dankbar und erfreut, dieses Buch von Mikhail Naimy allen denen anbieten zu können, die für die Gnosis aufgeschlossen sind. Der Inhalt ist ein mächtiges Zeugnis für die universelle Lehre, die durch das Lectorium Rosicrucianum der Menschheit überbracht wird. Wir zweifeln nicht daran, daß DAS

BUCH MIRDAD in der Tat das Licht eines Leuchtturmes sein wird, der den Weg zu einem sicheren Hafen weist" (Mikhail Naimy: DAS BUCH MIRDAD, Haarlem 1968, S. XIII). Bruder Stratmans Besuch änderte alles schlagartig. M. Naimy brach alle Verbindungen ab. Das Rosenkreuz bezeichnete alle Riten, die aus Naimys Buch stammten, als unmagisch und würdelos. DAS BUCH MIRDAD verschwand in der Versenkung. Nach seiner Brasilienreise im Jahre 1967 teilte der Großmeister mit, er habe eine wichtige Botschaft von der BRUDERSCHAFT VON GOIAS erhalten. Diese Lichtbruderschaft sei zum Heil der unterirdischen Menschheit tätig. Jan van Rijckenborgh berichtete von unterirdischen Höhlen, von fliegenden Untertassen, von einem planetarischen Licht usw. Doch nach einiger Zeit wurde im Lectorium Rosicrucianum ein Schleier des Schweigens über diese Angelegenheit ausgebreitet; denn die "Botschaft", in englischer Sprache geschrieben, war der Brief von einer okkulten brasilianischen Gruppe. Während der Konferenz vom 22. bis 24. Juni 1968 erklärte Jan van Rijckenborgh im Renova-Tempel, die Gralsbruderschaft habe eine weltumspannende Aktivität eingeleitet und auch zur Internationalen Schule des Rosenkreuzes Verbindung aufgenommen. Der Großmeister las aus einer Botschaft dieser Bruderschaft vor und versicherte zum Schluß: "Die persönliche Begegnung mit den Leitern der UNIVERSELLEN BRUDERSCHAFT DES HEILIGEN GRALS hat inzwischen stattgefunden. Und gewiß werden Mitglieder dieser Bruderschaft auch innerhalb kurzer Zeit in unserer Mitte erscheinen" (ZUM GEDENKEN AN JAN VAN RIJCKENBORGH, S. 17). In Wirklichkeit handelt es sich bei der gepriesenen Gralsbruderschaft um eine vom A M 0 R C abgesplitterte Gruppe. Im Lectorium Rosicrucianum wird deshalb die ganze Affäre vertuscht. 35.6. Das Jahr 2001 Nach Rijckenborghs Erkenntnissen zeigt die Cheopspyramide an, daß das LECTORIUM ROSICRUCIANUM im Jahre 2001 "aus dem Gesichtskreis verschwinden" wird.

36. Anmerkungen zur rosenkreuzerischen Theorie über das Atomfeuer in der Erde Jan van Rijckenborgh, der Großmeister der Internationalen Schule des Rosenkreuzes, äußerte sich über die Entstehung unseres Planeten wie folgt: "Sobald eine göttliche Entität oder eine göttliche Hierarchie einen bestimmten Plan des Logos zur Ausführung bringt, geht das alte Wort in Erfüllung: 'Und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.' Wir sehen dann, wie sich eine bestimmte Ursubstanz, worin alle Elemente enthalten sind, zu konzentrieren, zu verdichten beginnt. Dies ist der Anfang eines planetaren Kosmos. Nach einer gewissen chemischen Formel (welche in Übereinstimmung mit dem Schöpfungsplane für jeden Kosmos anders ist) setzt dann, wenn sich die Ursubstanzmasse genügend verdichtet hat (auch der Verdichtungsgrad ist wiederum verschieden), im Kern der Masse eine teilweise Atomspaltung ein. Es entwickelt sich dann nach einer entsetzlichen Explosion eine ungeheure Hitze, ein fürchterliches Feuer: eine einzige lodernde Gewalt von Kräften. Diese Totalität von entfesselten Vermögen ist jedoch keine sich der Führung entziehende Katastrophe, es ist kein Probieren, kein Experiment, es ist ein geleiteter Prozeß in einer großen Weltschmiede. Der ganze Prozeß wird vollkommen beherrscht. Solch ein Kosmos kann nimmermehr vernichtet werden oder vergehen. Er kann durch denselben Göttlichen Schöpfer wohl verändert werden, wodurch stets neue Tage der Offenbarung entstehen; der Quell seiner Kraft wird jedoch niemals versiegen. Dieser Quell wird gespeist über einen der beiden Pole (den Nordpol) in einem Übermaß von Kräften; und dasjenige, was man abgenutzten Betriebsstoff nennen könnte, wird über den anderen Pol (den Südpol) abgeführt. Ein völliger Verbrauch der gesamten verfügbaren Energie durch die Spaltung aller im Kosmos vorhandenen Atome kann also niemals stattfinden; denn im Herzen des Kosmos finden wir den planetaren Motor, der immerwährend von außen her genährt wird. Die Atome der verschiedenen Strata werden also nicht gespalten. Im Herzen der Erde finden wir also ein gewaltiges Zentrum von Vermögen, ein strahlendes, leuchtendes Herz, ein Feuer: Ein Feuer der Liebe, das für unsere Erfordernisse brennt. Alle untermenschlichen, menschlichen und übermenschlichen Entitäten, welche in den gewaltigen Werkstätten des planetaren Kosmos arbeiten - ob sie nun am eigenen Haus oder für andere arbeiten -haben zum allergrößten Teil hier auf Erden ihr Lebensgebiet, ihren Aufenthaltsort. Wir dürfen dieses Lebensgebiet nicht wie auf einer und derselben Fläche liegend sehen, sondern in Flächen, Gebieten, Sphären oder Strata über- oder untereinander. Vom Kern der Erde ausgehend nach außen passieren wir die verschiedenen Strata. Sobald im Herzen der Erde die Atomspaltung angefangen wird, werden zwei Energien frei, nicht eine Energie, mit einem positiven und einem negativen Pol, sondern zwei Energien, und damit zwei positive und zwei negative Pole" (ELEMENTARE PHILOSOPHIE DES MODERNEN ROSENKREUZES, 1955, S. 85 - 88). Dem verdutzten Leser wird eine seltsame Mischung aus mittelalterlicher Alchemie und moderner Atomphysik aufgetischt. Fassen wir einmal die Gedankengänge des Großmeisters kurz zusammen: Göttliche Entitäten und Hierarchien konzentrieren die Ursubstanz zu einem Planeten. Im Kern der zusammengeballten Masse lodert dann ein Atomfeuer auf, das alle Strata mit Energie versorgt. Dieser planetare Motor bezieht seinen Treibstoff über den Nordpol, während die verbrauchten Stoffe über den magnetischen Südpol in den Weltraum abgestrahlt werden. Es ist erstaunlich, was van Rijckenborgh alles über Entitäten, Hierarchien, chemische Formeln, Schöpfungsprozesse, Atomspaltungen, Strata, Werkstätten, Pole, Energien und Sphären zu berichten weiß. Die Weltraumphysik beweist eindeutig: IM HERZEN DER ERDE BRENNT KEIN ATOMFEUER!

Die Wärme im Erdinnern entsteht durch radioaktive Zerfallsprozesse. Die Masse eines Planeten reicht bei weitem nicht aus, um ein Atomfeuer zu entzünden. Dagegen erzeugt die Sonne riesige Energiemengen durch Kernreaktionen. "Eine wichtige Eigenschaft der Sonne ist ihre Masse (330.000 Erdmassen), die in der Mitte der Sonne einen Druck und eine Temperatur ergeben, hoch genug, um Kernreaktionen zu ermöglichen, die die ungeheure Energieausstrahlung ausgleichen. Ein ziemlich kleiner Teil des Volumens der Sonne, der sogenannte Kern, enthält den größten Teil der Masse und ist für die gesamte Leuchtkraft verantwortlich" (CAMBRIDGE ENZYKLOPÄDIE DER ASTRONOMIE, 1978, S. 127) Der radioaktive Zerfall von Elementen im Erdinnern erfolgt spontan nach physikalischen Gesetzen, ohne daß dabei eine Lichthierarchie rumhantiert. "Man nimmt jetzt allgemein an, daß sich die Erde aus festen Partikeln mit einer Temperatur von 500 K oder darunter bildete, und wir müssen daher fragen, woher die Wärme der Erde stammt. Die Antwort lautet: Aus dem radioaktiven Zerfall solcher Elemente wie Uran und Thorium. Es gibt auch einen beträchtlichen Beitrag von Elementen wie Kalium, die zwar nur schwach radioaktiv sind, dafür aber genügend häufig auftreten, so daß sie fast die gleiche Bedeutung wie Uran haben. Obwohl die Angaben über die genauen Mengen radioaktiver Elemente in der Erde sehr unsicher sind, steht außer Frage, daß sie die notwendige Energie zur Erklärung der gegenwärtigen Temperatur liefern können. Die Temperatur im Erdmittelpunkt beträgt ungefähr 4.000 K und nimmt zur Oberfläche hin stetig ab" (CAMBRIDGE ENZYKLOPÄDIE DER ASTRONOMIE, 1978, S. 174).

37. Die Schulliteratur des Gründers wird manipuliert 37.1. Prophezeiungen über das Jahr 2001 und das Schicksal der Schule Plötzlich und über Nacht waren im Zentrum etliche Ausgaben der Großmeister aus dem Bücherregal verschwunden. Sie konnten eine Weile nicht mehr ausgeliehen und an den Büchertischen der Konferenzorte nicht mehr gekauft werden. Grund: Die Texte J. v.Rijckenborghs, die Anlaß zu Zweifeln geben konnten, wurden gestrichen und erschienen in den Neuauflagen nicht mehr. Alles kommentarlos, so, als hätte es sie nie gegeben. Offiziell wurden die Schüler darüber nicht informiert; erst durch Nachfragen bekam man Antwort. Neue Schüler oder Bücherkäufer erfahren über diese Streichungen also nichts mehr. - Betroffen davon sind u.a. die Prophezeiungen, die J. v.Rijckenborgh in den fünfziger Jahren über das Jahr 2001 und das Schicksal der Arche (die Schule) machte. Diese Vorgehensweise stieß spontan und sofort auf meine Ablehnung - sie verärgerte, entrüstete und enttäuschte mich total. Ich hatte mich innerlich mit der Schule so weit identifiziert, daß ich sie guten Gewissens nach außen vertreten und verteidigen konnte. Ein solches Verhalten aber nahm mir den Boden unter den Füßen. Es war nach meinen Wertvorstellungen unseriös und eine nicht vertretbare Verfälschung. Im Kursus hatte ich ihre mit großer Sicherheit vorgetragene Aussage, daß die Bibel entstellt und verstümmelt wurde, ungeprüft übernommen und so ein Verhalten verurteilt. Was passierte jetzt aber in meiner Geistesschule? Was machten sie? Ich war zutiefst enttäuscht, nicht mehr mit gutem Gewissen und voller Überzeugungskraft hinter ihrem Verhalten stehen zu können. Man hörte, daß Sekten so vorgingen, aber wir waren doch eine Geistesschule mit dem uralten Erlösungweg. Was hatten wir zu verbergen? 37.2. Das Lectorium als Arche, die apokalytischen Aussagen Die Prophezeiungen des Gründers sind nur im Zusammenhang mit seinem ganz speziellen Sendungsbewußtsein verständlich. Von diesem hörten wir im Kursus aber auch nichts Erst später hörte und las ich: • Die Menschheit nähert sich einer Weltenwende. „Wir leben buchstäblich am Wendepunkt der Zeiten, in den Zeiten des Endes". Im Erdenfeld wird Zerbrechung und großes Weh herrschen". Es entsteht die Situation einer Katastrophe, „der Liquidation eines Teils des heutigen gesellschaftlichen Lebens". • Die Gründer des LR sind als Lichtträger in unsere Todesnatur herabgekommen, um ein Himmelschiff, eine Arche wie zur Zeit Noahs zu bauen. „So erleben wir zum anderen Mal eine Wiederholung der Tage Noahs". Für die noch zu Rettenden, die dafür empfänglichen und reif gewordenen Seelen steht die Arche bereit. Alle, die noch verstehen können, müssen die noch verbleibende Zeit intensiv nutzen, ungeachtet aller sich entwickelnden Katastrophen und ohne Rücksicht auf alles Gequake und das große Maul der Frösche..." Denn die Frage, vor der jeder Mensch steht, ist: Gehen Sie mit den negativ Reagierenden? Oder gehen Sie mit den positiv Reagierenden". „Sie dürfen es keine vierundzwanzig Stunden aufschieben". Über die, die sich weigern, sagt J. v.Rijckenborgh: „Wenn Sie sich jedoch entschieden weigern, die drei Stufen, die für Sie ausgehauen sind und in Liebe für Sie bereit sind, zu ersteigen, und dann über die Ängste Ihrer Seele reden, dann haben wir keinen Respekt vor Ihnen, weil Sie dann ein Dummkopf sind." • Die Unverständigen, „die gewöhnlichen Nachtbewohner" bleiben zurück. (Ist man in diesem Leben noch nicht so weit, in die Arche einzutreten, muß man über viele Inkarnationen auf eine neue Befreiungsmöglichkeit warten Nur ca. alle 700 Jahre gibt es eine Geistesschule, die es ermöglicht, als Gruppe den Weg zu gehen. Die letzte Gruppe waren die Katharer, zu denen die Gründer des LR ein Verbindungsglied geschaffen haben. Als Einzelner kann man den Rückweg nicht gehen, weil die Atmosphäre zu verschmutzt ist. Die abgesandten Gründer des LR haben sozusagen einen Lichtschacht zum Befreiungsfeld geschaffen.)

• Alle, die in das Himmelsschiff einsteigen, „ziehen fort, brechen auf, gehen auf die Reise". Als Schülerschar verändern sie sich „fundamental und strukturell; sie transfigurieren". Die Arche ist ein magnetischer Körper mit hoher Vibration: Der Abstand zu den Nachtbewohnern und den Abgesonderten wird immer großer, der Unterschied wird zu eingreifend. Es kommt der Augenblick, an dem keine Überbrückung mehr möglich ist. Sie treiben auseinander. 37.3. Das magische Jahr 2001 In den fünfziger Jahren schreibt Jan van Rijckenborgh: „Das Jahr 2001 markiert einen wichtigen Punkt in der Entwicklung der Menschheit im allgemeinen und der Geistesschule im besonderen...". Er beruft sich dabei auf die Chronologie der Pyramide von Gizeh, nach der seines Wissens am 20. August 1953 (offizielle Gründung des LR) die Welt in eine neue Periode eingetreten ist. „An diesem Tag hat die neue Periode begonnen, und sie wird bis zum Dezember des Jahres 2001 dauern. Sie umfaßt also einen Zeitabschnitt von 48 Jahren". Bis 2001 sollte seine „Schülerschar einen total anderen Charakter" erhalten. Bis 2001 ist die Zeit der Ernte, das Übertreten in die Arche also noch möglich. Die Schule sollte ihr Äußerstes tun, um noch eine möglichst große Anzahl zu erreichen, dann erfolgt die „Liquidation eines Teils des heutigen gesellschaftlichen Lebens". Die Schule hat also „nur noch wenige Jahre Zeit, um ihre Ernte in vollem Umfang einzuholen". Die Situation wird mit einem D-Zug verglichen: Solange er steht, lädt er zum Einsteigen ein; wenn er anfährt, ist vielleicht noch ein Aufsprung möglich; wenn jedoch die Geschwindigkeit immer höher wird, müssen die zu spät Gekommenen zurückbleiben. 2001 sollte die Schülerschar „mit D-Zug-Geschwindigkeit" voraneilen. Die Kluft zum naturreligiösen Menschen sollte also bis dahin so groß geworden sein, daß er nicht mehr zur Schule finden, die Kräfte und die hohe Vibration nicht mehr assimilieren kann. Das LR muß die Tore der inneren Schule schließen. Noch 1994 wird anläßlich eines „Bruderschaftstreffens" gesagt: „Was fordert die Aquarius-Ära? Was muß ab dem Jahr 2001 absolut Wirklichkeit geworden sein? Der neue Menschentyp!" Sie sprechen von Verfolgung, die dann den Abgesonderten gilt, die „das Siegel der wahrhaft Lebendigen tragen. Denn das ist Verrat an den Machthabern der Dialektik. Dann entkommen diese Menschen ihrer Einflußsphäre, dann unterhöhlen sie ihre Machtposition. Aber was geschieht, wenn wir und viele mit uns noch mehr als bisher die volle Konsequenz unseres Schülertums ziehen und den Abschied von der Dialektik bis ins Knochenmark vollziehen? Dann werden die Zeiten schwieriger werden, dann wird sich durch diese einzigartige, angewandte Lebenshaltung alles zuspitzen, so wie es in der Zeit der Katharer, der Bonshommes, geschehen ist." 37.4. Warum mußten beim Herannahen des Jahres 2001 Texte aus der Literatur verschwinden? Nach meiner Überzeugung aus folgenden Gründen: • Weder ist die eindeutige Katastrophe in 2001 eingetroffen, noch hat sich bei den Schülern der neue Menschentyp entwickelt mit der unüberbrückbaren Kluft zu den „Nachtmenschen". → Sollte sich der Abgesandte geirrt haben, der als Botschafter des Lichtes Kenntnis aus 1. Hand hatte? Das konnte nicht zugegeben werden, denn wenn er einmal irrte, könnte er auch in anderen Punkten angreifbar geworden sein. → Haben die Schüler versagt? Dieses Eingeständnis könnte den ganzen Weg der „Transfiguration" (so wie J.v.Rijckenborgh ihn benennt, auf seine eigene Weise interpretiert und als „uraltes Wissen" verkauft) als Illusion entlarven. Anstatt also die Weltwende und die „Liquidation eines Teils des gesellschaftlichen Lebens" abzuwarten (die vielleicht nicht stattfindet), war es bequemer, in den neunziger Jahren die Prophezeiungen des Großmeisters zu liquidieren. Was also nicht mehr passt, wird passend gemacht. Die Schule dachte nicht daran, ihre inneren Tore zu schließen, wie es ihr Großmeister ankündigte, sondern kaufte in Deutschland in den neunziger Jahren für einen dritten Konferenzort noch ein großes Grundstück dazu. Zwei Konferenzorte reichten nicht mehr aus, sie waren regelmäßig überfüllt. Offensichtlich gab es doch noch genug „Gerechte", die den Aufsprung in die Arche noch schafften. Die Schule sieht sich sogar in einer neuen Ernteperiode und verstärkt ihre Werbung.

38. Guru / Messias / Prophet / Gründer 38.1. „Der befreiende Pfad des Rosenkreuzes" (Aquarius-Konferenz 4, Basel 1966) (zuerst erschienen unter dem Titel: „Die Apokalypse der neuen Zeit") Wenn wir nun von der Bruderschaft sprechen und ihr unseren Dank bezeugen wollen, denken wir nicht nur an alle Brüder und Schwestern, die uns vorangegangen sind, die bereits lange in die Kette der Befreiung eingegliedert sind, sondern wir denken hier ganz besonders an die Gruppe der Gesandten, die in unser Lebensfeld herabgekommen sind, um das moderne Rosenkreuz ins Leben zu rufen. Wir denken an den Kreis der Rosa Mystica und vor allem an die beiden Repräsentanten in unserer Stoffsphäre, Herrn Jan van Rijckenborgh und Frau Catharose de Petri. Ihnen gebührt unser Dank für die übermenschliche Liebe und Geduld, mit der sie das Werk in den langen, schweren, bitteren Jahren getragen haben; ein Werk, das jetzt in diesen Tagen, seine Krönung feiern konnte". (Abschlußdienst, Seite 167) Die Bruderschaft bringt eine Strahlung, die vom naturgeborenen Menschen ertragen werden kann und mit der er bis zu seiner Heiligung zu arbeiten vermag. Das Strahlungsfeld der Rosenkreuzer Bruderschaft leuchtet in weiter Glorie. Es strahlt ein in den Brennpunkt, den die Abgesandten dieser Bruderschaft hier auf Erden bilden." (Eröffnungsdienst, Seite 25) 38.2. „Arbeit im Menschendienst", 1995 (70 Jahre Arbeit des Rosenkreuzes) „Während das vorbereitende Werk am Ende des 19. Jahrhunderts voll einsetzte, wurden drei Botschafter des Lichtes geboren, um, ebenso wie viele Abgesandte vor ihnen, in einem stofflichen Körper die Arbeit aufzunehmen, wir lernten sie später als die Brüder Z.W. Leene und Jan Leene (der später den Autorennamen Jan van Rijckenborgh annahm) und Catharose de Petri kennen... Die besondere Klasse der Mikrokosmen, zu der sie gehörten, verlieh ihnen die Fähigkeit, im Strom der Kenntnis aus erster Hand zu stehen. Zu diesem Inspirationsquell haben allein Abgesandte Zugang, aber sie dürfen ihn auch für ihre wahrhaftigen Schüler und Mitarbeiter öffnen." (Seite 47, f.) „Das Eintauchen in die stoffliche Welt war für die Gesandten, die ihren Auftrag bewußt annahmen, bereits ein großes Opfer. Sie nahmen es bewußt auf sich in dem Wissen, Welt und Menschheit dienen und einen Stein zum Werk der Universellen Bruderschaft beitragen zu können". (Seite 19) 38.3. Gedenkschrift 1968 Was hat uns denn Herr van Rijckenborgh gebracht? Er hat uns das gebracht, was alle Großen des Geistes der umherirrenden Menschheit zu schenken haben. Auch unser Großmeister hat sich für die Menschheit geopfert, um uns sterblichen Seelen die Möglichkeit zu schenken, zu Kindern des Lichtes zu erblühen. Zu uns, die wir in Nacht und Tod versunken liegen, kam er als Lichtträger, um die Flamme der Ewigkeit in uns allen zu entzünden. Darum konnte er, wie alle Botschafter des Lichtes, aussprechen: 'Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben'."(Seite 65) „Sein Testament, sein Geistiges Testament lautet nämlich, daß er begraben sein will in Ihnen, in seiner Arbeit, einer Arbeit, die er für Ihre Seelenbefreiung rund vierzig Jahre lang in der Wüste dieses Erdenlebens verrichtet hat. Das ist sein Sieg! Sein Sieg ist es, wenn sich die Kraft seines vergossenen Blutes mit Ihrem Blut vermischen durfte und Sie zu positiver Tat geweckt hat... Wir impfen das Seelenblut unseres Großmeisters, Herrn van Rijckenborgh, in Ihre Herzen und wir haben seinen Geist Ihm, dem Christus, dargebracht, der das Leben und die Seele aller ist. Dieses Impfen des Seelenblutes unseres heimgegangenen Geistigen Leiters der Geistesschule des Goldenen Rosenkreuzes wird die Unsterblichkeit der großen gnostischen Idee, einen gewaltigen Durchbruch neuer mächtiger Kraft- und Weisheitsströme, die Offenbarung von Schönheit und Erfüllung beweisen. Geläutert

durch dieses Geschehen, ist aus Blutausgießung und Leiden die Gruppe der Seelenverbundenen geboren, gestärkt und entschlossener als jemals zuvor."(Seite 26, f. Ansprache von C. de Petri) Denn wenn wir als Priesterliche Schar nicht dafür sorgen können, daß die Verbindung zwischen dem Siebten Strahlungsfeld und der Schülerschar über das Vierte Arbeitsfeld der Geistesschule, die Ekklesia auf dem Rosenhof, erhalten bleibt, würde unser Großmeister, Herr van Rijckenborgh, genötigt sein, so schnell wie möglich wieder einen grobstofflichen Körper anzunehmen, um den Lebensfaden, der ihn an den Aufbau und das Zustandekommen des bereits in der Geistesschule Erreichten bindet, hier im Stoff aufs neue anzuknüpfen. Und sollte ihm das einer von uns wohl antun wollen? Da er, als ein aus dem Stoff-Enthobener über das sehr geeignete Elektromagnetische Strahlungsfeld, das die Ekklesia des Rosenhofs als Brennpunkt hat, alle der Geistesschule ergebenen Schüler ganz unmittelbar erreichen kann, müssen wir uns von unserer Seite aus auf das äußerste anstrengen, um uns mit dem erwachten Seelenbewußtsein auf die erforderliche Ebene des Vierten Arbeitsfeldes, nämlich das beherrschende magnetische Strahlungsfeld der Rosenhof-Ekklesia emporzuziehen. Wenn Sie dazu infolge Ihrer inneren und sich nach dem Geist sehnenden Seelenbewegtheit imstande sind, dann ist der Aufgang in das Bruderschaftliche Feld der Unsterblichen Seelen auch für Sie gesichert! Darum: Alle, die der siebenfältig offenbarten Geistesschule des Goldenen Rosenkreuzes, ihrer Lehre und Leitung prozeßmäßig und ohne Zwang weiterhin folgen, werden auf immer verbunden mit ihrem Großmeister, Herrn van Rijckenborgh, der in der Ewig Erlösenden Kraft von Christus Jesus seine einmal begonnene menschheitsbefreiende Arbeit vollenden wird. Amen" (Seite 94) „Wir sind sehr glücklich durch das Werk, das verrichtet wurde. Und wenn wir auch Ihre glorienvolle Bestimmung kennen, so erscheinen wir heute hier doch voller Wehmut, um unsere Dankbarkeit und absolute Treue der Heiligen Arbeit gegenüber zu bezeugen. Unserer Großmeisterin Frau Catharose de Petri, der getreuen Pilgerin so vieler Jahre und ergebenen Mitarbeiterin des Großmeisters in dem erhabenen Werk, beteuern wir all unsere Liebe und unseren Gehorsam unter allen, allen Umständen". (Seite 82, aus der Ansprache der Geistigen Leitung des Brasilianischen Arbeitsfeldes)

39. Mitteilung über die Aufnahme in das Probeschülertum .... es ist eine große Freude für uns, Ihnen mitteilen zu können, daß die Zeit Ihres vorbereitenden Schülertums vorüber ist und Sie das Probeschülertum der Geistesschule des Goldenen Rosenkreuzes beantragen können. Dieses kann geschehen, indem Sie uns den beigefügten Fragebogen ausgefüllt und unterschrieben zurücksenden. Das Probeschülertum führt Sie zu einer stärkeren Verbindung mit der Geistesschule. Sie werden verstehen, daß dann auch die Konsequenzen für Sie größer werden und das Lectorium Rosicrucianum verpflichtet ist, bestimmte Forderungen der elementaren Lebensreform zu stellen. Diese umfassen folgende Punkte:

1. Vollkommen vegetarische Lebensweise. 2. Verzicht auf Alkohol und Narkotica. 3. Verzicht auf Pelze und Federn. 4. Verzicht auf lederne Kleidung. 5. Absoluter Verzicht auf Fernsehen. 6. Eine moralisch hochstehende Lebensführung sowohl im öffentlichen als auch im privaten Leben. 7. Vollkommene Treue

gegenüber der Schule und ihrer mandattragenden Leitung sowohl

in Wort und Schrift als auch in privaten Handlungen. 8. Möglichst häufiger Besuch der Konferenzen im Van Rijckenborgh-Heim. 9. Möglichst

häufiger Besuch der Dienste und Zusammenkünfte in Ihrem Zentrum.

10. Bereitschaft, alles zu tun, was Ihnen möglich ist, um der Geistesschule zu dienen. 11. Bereitschaft, alles zu unterlassen, was der Schule und ihrem großen Ziel schaden könnte. 12. Das gesamte Werk und seine Mitarbeiter täglich bewußt in Liebe und Gebet mit tragen.

Wir halten es durchaus für möglich, daß sich einige durch diese zwölffache elementare Forderung forciert fühlen. Sollte es bei Ihnen der Fall sein, dann beweist es, daß zwischen

Ihnen und dem Pfad, den die Bruderschaft mit Ihnen gehen will, noch Spannungen bestehen. Es ist logisch, daß die in diesem Fall auftretenden Schwierigkeiten nicht vom Lectorium Rosicrucianum, sondern von Ihnen selbst aufgelöst werden müssen. Selbstverständlich sind wir gern bereit, mit Ihnen darüber zu sprechen, falls Sie es wünschen. Ihrer Antwort sehen wir voller Erwartung entgegen und verbleiben mit herzliche Freundesgrüßen

40. Fragebogen zur Aufnahme in das Probeschülertum

1.

Waren Sie früher bereits mit einer esoterischen Schule oder Vereinigung verbunden?

2.

Wenn ja, mit welcher?

3.

Sind Sie noch Mitglied?

4.

Wie lange bestand die Verbindung?

5.

Sind oder waren Sie Mitglied einer Kirche?

6.

Wenn ja, welcher?

7.

Wie lange?

8.

Haben Sie sich mit einer politischen Richtung beschäftigt?

9.

Dazu erbitten wir nähere Angaben:

10. Sind Sie getauft? 11. Wenn ja, durch welche Kirche oder religiöse Gemeinschaft? 12. Haben Sie sich aktiv oder passiv mit außergewöhnlichen Heilmethoden beschäftigt? Wie z. B. Magnetisieren, Hypnose, Pendeln, Gesundbeten etc. 13. Haben Sie irgendwelche Drogen oder Rauschgifte zu sich genommen? 1. Wenn ja, welche? von wann bis wann 14. Können Sie völlig vegetarisch leben? 15. Können Sie völlig auf Alkohol verzichten? 16. Können Sie völlig auf Narkotika und Drogen verzichten? 17. Können Sie das Tragen von Pelzen und Federn vermeiden? 18. Können Sie das Tragen lederner Kleidung vermeiden? 19. Können Sie auf das Fernsehen verzichten? 20. Haben Sie während der Zeit Ihres vorbereitenden Schülertums eventuelle Bindungen an eine Kirche, politische Parteien oder Vereinigungen religiöser und/oder okkulter Art schriftlich gelöst? (Bitte Kirchenaustrittserklärung beifügen)

21. Besuchen Sie regelmäßig die Zusammenkünfte in Ihrem Zentrum und die Konferenzen im VanRijckenborgh-Heim? 22. Sind Sie bereit, alle Arbeiten, welche die Geistesschule von Ihnen erbittet, nach bestem Wissen und Vermögen anzunehmen und auszuführen? 23. Name: 24. Adresse:

Datum:

Unterschrift:

41. Begleitschreiben zur Übersendung der „Akte der Verbindung“ .... Wir haben den von Ihnen ausgefüllten Fragebogen zur Aufnahme in das Probeschülertum erhalten. Daher übersenden wir Ihnen nun die "Akte der Verbindung" mit dem "Sakrament der Verbindung" zu. Diese Akte muß von Ihnen ausgefüllt und unterzeichnet werden, jedoch selbstverständlich nach reiflicher Überlegung und einer klaren Besinnung auf den Inhalt. Wenn Sie glauben, diese Akte unterschreiben zu können, tun Sie es dann drei Tage nach Erhalt dieses Briefes und senden Sie die Akte an uns zurück.

Mit den besten Gedanken und freundlichen Grüßen

42. Informationen für Probeschüler Wir wollen Sie als Probeschüler nachfolgend über einige Aspekte informieren, die jetzt oder später für Sie große Bedeutung haben können. 42.1. Rosa Mystica Aus den Ritualen der jungen gnostischen Bruderschaft von Catharose de Petri und Jan van Rijckenborgh wurden viele Gebete ausgewählt und als "Rosa Mystica" in Buchform herausgegeben. Dieses Buch, das auch zusammen mit der Bibel auf dem Altartisch liegt, wird nur Schülern der Geistesschule ausgehändigt und sollte nicht in die Hände Außenstehender gelangen. Wenn Sie es noch nicht besitzen, empfehlen wir Ihnen, es zu erwerben, denn Sie finden darin Lichtstrahlen der gnostischen Magie, die Ihrem Schülertum mehr Tiefe geben können. 42.2. Rosenhof-Genesungswerk Der Rosenhof in Santpoort/Holland ist unter anderem der zentrale Sitz der Internationalen Spirituellen Leitung. Auch für das vierte Arbeitsfeld unserer Geistesschule, die Ecclesia, ist der Rosenhof der zentrale Brennpunkt. Von diesem Tempel geht die Wirkung unseres Genesungswerkes aus. Obwohl das Genesungswerk nur für bekennende Schüler bestimmt ist, dürfen bei Krankheiten, Operationen, Unfällen und Schwangerschaften ausnahmsweise auch Probeschüler die Hilfe des Rosenhofes erbitten. Diese Hilfe ist nicht medizinischer Art und kann auch nicht den Arzt ersetzen, sondern den Arzt bei seinen medizinischen Bemühungen unterstützen, so daß für Körper und Seele die beste mögliche Hilfe gewährleistet ist. Als bekennender Schüler können Sie sich direkt an den Rosenhof wenden. Die Anschrift lautet: DE ROZENHOF - Genesungswerk Anna van Saksenlaan 3-5 NL 2082 BE Santpoort-Zuid In dringenden Fällen können Sie den Rosenhof telefonisch unter der Nummer 0031 - xxxx – xxxx erreichen. Bei ernsthaften Erkrankungen im Probeschüler-Status sprechen Sie zweckmäßigerweise vorher mit Herrn Schneemann im Van Rijckenborgh-Heim. Tel. 05042-xxxx. Ihre Bitte um Hilfeleistung sollte möglichst immer persönlich und nur in Ausnahmefällen über Freunde oder Bekannte erfolgen. 42.3. Sakramente Das Lectorium Rosicrucianum erteilt seinen ernsthaften Schülern vom Probeschülertum an folgende Sakramente: 1. Die Taufe 2. Die Eheweihe 3. Das Consolamentum (Sakrament für Sterbende) Die Taufe kann jedem Kind oder Erwachsenen bis zum Alter von 28 Jahren verliehen werden. Voraussetzung ist, daß noch keine Taufe durch eine andere religiöse Gemeinschaft oder eine Kirche erfolgte.

Beim Sakrament der Eheweihe werden die Betreffenden mit der Kraft der Gnosis verbunden. Daher sind sie verpflichtet, ihr Leben nach diesem heiligen Strom zu richten, mit dem sie verbunden sind und auch übereinstimmend damit zu führen, sie müssen also mindestens Probeschüler sein. Beide Partner müssen vollkommen gleich gerichtet danach streben, den seelenbefreienden Weg zu gehen. Das rechte Zusammenstimmen zweier Menschen kann verhindert werden, wenn z.B. der Altersunterschied zu groß ist oder vorher bereits mehrere Ehen geführt wurden. Wenn einer der Partner verwitwet ist, muß jeder Fall besonders beurteilt werden. Das Sakrament der Eheweihe wird nicht erteilt, wenn positive Beweise für eine bereits bestehende freie Ehe vorhanden sind, wenn die Partner also schon zusammenleben oder zusammen Das Consolamentum wird sterbenden bekennenden Schülern und Probeschülern erteilt. Außerdem findet für die Verstorbenen, sofern sie mindestens die Stufe des Probeschülertums erreicht haben, ein Loslösungsdienst statt. Falls eine Trauerfeier erwünscht ist, wird sie von einem Mitarbeiter der Schule geleitet. Alle Anfragen bezüglich der Sakramente sind an die Spirituelle Leitung in Bad Münder zu richten. 42.4. Beitragszahlung Bitte, denken Sie daran, daß der Schülerbeitrag nunmehr DM ..... (einschl. Pentagramm Heft) beträgt. Bei Ehepaaren zahlt die Ehefrau nur DM .... und erhält kein Pentagramm-Heft. 42.5. Die Feuerbestattung Wir lenken Ihre Aufmerksamkeit noch auf ein Thema, das für Ihr Schülertum einmal bedeutungsvoll sein kann, und zwar die Feuerbestattung. Die Schule empfiehlt diese aus folgenden Gründen: Im Moment des Hinscheidens findet eine Spaltung der Persönlichkeit statt. Der stoffliche Körper bleibt mit einem Teil des Ätherkörpers in der Stoffsphäre zurück, während der Rest der Persönlichkeit einschließlich des Bewußtseins entweder in die Spiegel Sphäre gelangt oder - wenn bereits ein neuer Seelenzustand erreicht wurde - in das neue Lebensfeld des Lebenden Körpers der Schule. Da die betreffende Wesenheit die verlassene stoffliche Hülle in den meisten Fällen sehr lange bewohnt hat und dieser Körper daher vollständig auf die gesamte Wesenheit abgestimmt war, ist es klar, daß eine starke Polarität zwischen dem bereits verstorbenen Teil der Persönlichkeit und dem noch "lebenden" Teil besteht. Diese Polarität wird oder kann jedenfalls von den Atomen des verstorbenen Teils instand gehalten werden mit den Atomen des noch existierenden Teils der Persönlichkeit. Durch diese Polarität können viele äußerst unerwünschte Situationen entstehen. Daher wird der Schüler die Einäscherung der stofflichen Überreste - nach Ablauf von 96 Stunden nach dem Hinscheiden vorziehen. Durch die Einäscherung zerfallen die atomaren Verbindungen der verlassenen Persönlichkeit, und der Verstorbene kann durch nichts Irdisches mehr behindert werden, es sei denn, daß der Betreffende selbst es wünscht. Dem Dahingegangenen kann von seinen Hinterbliebenen kein größerer Dienst erwiesen werden, als die Einäscherung der stofflichen Überreste. Falls Sie nach Kenntnisnahme dieser Ausführungen den Wunsch haben, der Feuerbestattung den Vorzug zu geben, bitten wir Sie, dieses handschriftlich der Schule mitzuteilen. Einen Textvorschlag finden Sie anbei. Wir bitten Sie, ein Exemplar bei sich zu behalten und ein Exemplar zu senden an die Internationale Schule des Rosenkreuzes Lectorium Rosicrucianum Querlandweg 5 3252 Bad Münder 1

Es wäre gut, außerdem noch eine Erlärung in; Ihrem Zentrum zu deponieren, um möglicherweise auftretenden Schwierigkeiten mit Ihren Hinterbliebenen vorzubeugen, die eventuell Einwände gegen die Feuerbestattung erheben könnten. Falls Sie eine geeignete Feuerbestattungsversicherung abschließen wollen, sprechen Sie bitte mit den Freunden von der Verwaltung. Dürfen wir Sie in diesem Zusammenhang noch auf eine Gefahr hinweisen, die im Fall eines Ablebens im Krankenhaus entsteht. Die Universitätskliniken und Krankenhäuser haben nach dem Tod des Patienten das Recht zur Obduktion. Eine Leichenöffnung bzw. die Entfernung aller lebenswichtigen Organe aus dem Körper kurz nach dem Tod hat für den Verstorbenen sehr nachteilige Folgen, die unter allen Umständen vermieden werden sollten. Für den Loslösungsprozeß ist während 84 Stunden die größte Ruhe notwendig. Nur die nächsten Angehörigen oder eine eigenhändige schriftliche Erklärung können die Obduktion verhindern. Wir bitten Sie, diesen Angelegenheiten in Ihrem eigenen Interesse Ihre volle Aufmerksamkeit zu widmen.

43. Richtlinien für die Öffentlichkeitsarbeit Liebe Freunde in den Arbeitsteams, liebe Freunde in den Zentrumsleitungen, am Beginn dieser Arbeitsperiode 83/84 erhalten Sie für die Durchführung der Öffentlichkeitsarbeit die notwendigen Richtlinien. Sie enthalten die in der letzten Zeit mit Ihnen besprochenen und festgelegten Arbeitsweisen. Mögen diese Richtlinien, ständig beachtet, zum nützlichen Leitfaden Ihrer Arbeit werden. 43.1. Beseelung und Belebung der Öffentlichkeitsarbeit Diese Richtlinien erleichtern Ihnen die Durchführung der Arbeit. Sie sollten jedoch niemals vergessen, daß sie nur ihr Anhaltspunkt, ihr Leitfaden sind. Das Lebendige und Beseelende, das, was suchende Menschen anzieht und den Kern der Öffentlichkeitsarbeit ausmacht, das ist jedoch Ihr Streben nach Verwirklichung des Schülertums. Beseelend können Sie nur dann auftreten, wenn Sie wirklich in der fundamentalen Veränderung Ihres Lebens stehen. Wenn sich so die neue Seele in Ihnen entwickelt, dann bewirkt das Licht, das von diesem ersten Beginn ausgeht, eine Reaktion beim suchenden und interessierten Menschen. Wenn die neue Seele durch Sie hindurch wirkt, dann berührt das Licht, das davon ausgeht, das Uratom des Interessenten; und allein dieses wird ihn für das Wirken der Geistesschule öffnen. Das ist das Geheimnis des Erfolges einer Geistesschule. Wenn Sie so beseelend auftreten können, springt der Funke auf den Sucher über. Wenn Sie jedoch Ihren Weg durch die Wüste noch nicht begonnen haben oder sich sogar noch dagegen sträuben, wird Ihre Arbeit bei suchenden Menschen keine Resonanz finden. Von Ihnen muß das Bemühen ausstrahlen, Ihr Leben mit der Lehre der Geistesschule in Übereinstimmung zu bringen. Ob dieses Bemühen anwesend ist, das wird Ihre Hingabe an die Arbeit im Dienst der Geistesschule zeigen. Das wird durch Ihren Einsatz, durch Ihr fortwährendes Bemühen, Zeit und Kraft für diese Arbeit zur Verfügung zustellen, bewiesen werden. Und es wird sich nicht zuletzt auch in Ihrem Bemühen zeigen, Ihre Weggefährten und Freunde in der Öffentlichkeitsarbeit trotz ihrer vielleicht abweichenden Meinungen zu akzeptieren und zu tolerieren. Bei einer beseelten Öffentlichkeitsarbeit treten alle persönlichen Auffassungsunterschiede, das gesamte zeitraubende Hin und Her, alle Zweifel und Unsicherheiten in den Hintergrund. Dann geht es nur noch um das Bemühen, dem Licht ein möglichst gutes Werkzeug zu sein. Dann dominiert keiner, dann will niemand seine eigenen Ideen verwirklicht sehen, dann wirken alle in Gruppeneinheit. Wenn Sie sich nicht um die Verwirklichung Ihres Schülertums bemühen, wenn als Folge davon der Drang zur Mitarbeit nachläßt, dann wird Ihnen auch das haargenaue Befolgen der vorliegenden Richtlinien nichts nützen. Ihre Arbeit wird nicht lebendig werden. Wenn Sie das einsehen oder evtl. schon selbst erfahren haben, dann werden Sie sich diese Mahnung zu Herzen nehmen und ein belebender Faktor im Team werden. 43.2. Die Ziele der Öffentlichkeitsarbeit sind: •

das Verbreiten der gnostischen Lehre von der Wiedergeburt des Menschen, ganz allgemein und überall, wo sich nur eine Gelegenheit dazu bietet,



das gezielte Heranführen suchender Menschen an den befreienden Weg zur Wiedergeburt und damit an das Schülertum der Geistesschule. Es geht hierbei um die Menschen, die für diesen Weg wirklich reif und sich ihres Tuns bewußt und sicher sind.

43.3. Die Arbeitsweise der Öffentlichkeitsarbeit 12-Briefe-Kursus: •

wie bisher, so wird auch weiterhin die Aktivität in dieser Arbeit durch einen Schwerpunkt gekennzeichnet, d.h. alle Aktivität eines Teams richtet sich auf die Durchführung eines „mündlichen“ 12-Briefe-Kursus.



Der Kursus wird eingeleitet: o entweder durch einen oder mehrere Informationsabende, o und/oder einen öffentlichen Vortrag, o und/oder durch die Ankündigung der Kursusthemen selbst.



Die Wahl, wie der Kursus eingeleitet wird und welche Themen genommen werden sollen, trifft das Team gemeinsam.



Beachten Sie bitte, daß zwischen Informationsabend oder Vortrag und dem Beginn des Kursus möglichst nicht mehr als eine Woche liegt.



Während des drei Monate dauernden Kursus sollte nur ein Informationsabend je Monat gehalten werden.



Es ist ratsam, einen dieser Informationsabende gleich nach Beginn des Kursus zu halten, um ggf. noch weitere Kursusteilnehmer zu gewinnen, und die anderen Abende gegen Ende des Kursus. Mit ihnen wird bereits auf den neuen Kursus zugearbeitet.



Auf diese Weise werden alle Aktivitäten während des Kursus auf diesen selbst gerichtet, und es tritt nach außen hin, was die Ankündigungen in der Öffentlichkeit betrifft, eine gewisse Ruhe ein.



Neulinge können noch bis zum dritten Kursusabend eingeschleust werden. Das setzt jedoch voraus, daß die vergangenen Abende noch einmal knapp zusammengefaßt wiederholt, oder wenn es mehrere Neulinge sind, zusätzlich ein oder zwei Parallelabende angesetzt werden.



Wenn der Kursus nur durch seine Themen selbst angekündigt wird, erscheinen oft Interessenten, die noch nichts vom Rosenkreuz gehört haben. Es ist dann ratsam, am ersten Abend eine Übersicht über das Gedankengut des Lectorium Rosicrucianum und sein Ziel zu geben, auch wenn das mitunter ein ganzer Abend wird.



Schließen Sie den 12-Briefe-Kursus immer mit einem besonderen Abend ab, an dem Sie die Dias zeigen, sie erklären und damit auch gleichzeitig über die Organisation der Schule, über das Schülertum und über die Konferenzen sprechen. Erklären Sie zur Vorbereitung der Kursisten ruhig den Verlauf eines Konferenztages. Haben Sie auch keine Hemmungen, über die finanziellen Gegebenheiten des Schülertums und der Konferenzen zu sprechen.



Gehen Sie auch auf die Notwendigkeit des Besuches von Tempeldiensten und Konferenzen noch einmal ein.



Innerhalb eines Arbeitsjahres sollten mindestens drei oder wo genug Kraft und Möglichkeiten vorhanden sind, sogar vier solcher Schwerpunktaktivitäten ablaufen. Jedoch sollte ein Team niemals zwei Kurse zu gleicher Zeit abhalten.



Planen Sie alle Aktionen rechtzeitig und in aller Ruhe. Gehen Sie dann aber auch zielstrebig voran. Stellen Sie jedoch keine Vierteljahrespläne oder sogar Jahrespläne für die Öffentlichkeitsarbeit auf.



Das Team, vor allem aber die Kursusgeber, sollten mit geeigneten Worten auf die Notwendigkeit hinarbeiten, daß jeder Kursusteilnehmer auch die Kursusbriefe bestellt. Nur bei Ehepaaren sollte hier eine Ausnahme gemacht werden. Hier genügt es, wenn nur ein Partner die Briefe erhält. Die Erfahrung hat uns gezeigt, daß das Nachlesen der gehörten Lektionen die nachhaltigste Wirkung bei den Interessenten hinterläßt. Beachten Sie, daß niemand das vorbereitende Schülertum

beantragen kann, der allein am mündlichen Kursus teilgenommen hat. Die bestellten Kurse werden von den Teams ausgeliefert. Die Teams sollten hier auf genügende Vorratshaltung achten. •

Beziehen Interessenten nur den schriftlichen Kursus, dann versendet das Team zusammen mit dem Brief ein persönlich gehaltenes Schreiben, das eindringlich darauf hinweist, daß Gespräche mit Menschen, die den Pfad bereits gehen, das Gelesene viel lebendiger werden lassen. Fragen können schriftlich gestellt und beantwortet werden, sind jedoch zeitraubend und umständlich. Es ist etwas leichter ausgesprochen als formuliert.



Wenn der Interessent wegen zu großer Entfernung oder Verkehrsschwierigkeiten nicht an einem mündlichen Kursus teilnehmen kann, schlagen Sie ihm dann Gespräche an einem ihm passenden Zeitpunkt und Ort vor. Besuchen Sie jedoch niemals einen Interessenten oder Kursisten ohne seine Zustimmung.



Machen Sie den beginnenden Kursisten auch darauf aufmerksam, daß niemand das Schülertum des Geistesschule beginnen kann, den Sie nicht in ausreichendem Maße kennengelernt haben.



Sollte ein schriftlicher Kursist bis zum sechsten Brief noch nichts von sich hören lassen, schreiben Sie ihn dann nochmals an und bieten Sie ihm wiederum erläuternde Gespräche an.



Lassen Sie Interessenten so lange am Kursus teilnehmen, wie sie es wünschen, um so besser werden Sie auf das Schülertum vorbereitet. Voraussetzung ist allerdings, daß diese den Kursus nicht dadurch stören, daß sie ihr Wissen, in Fragen eingekleidet, von sich geben.



- Wenn ein neuer Schüler noch einmal oder zweimal an einem Kursus teilnehmen will, so sollte ihm das zugestanden werden. Die Erfahrung hat gezeigt, daß sich hier sehr bald eine Sättigung einstellt und der neue Schüler dann von selbst den Kursen fernbleibt. Es gibt eben Menschen, die eine längere Vorbereitung benötigen. Voraussetzung ist aber, daß sich der neue Schüler still verhält.

43.4. Einführungsbriefe (E-Briefe): •

Die Bestellung erfolgt aufgrund der Insertion für Vorträge und Informationsabende, ausgelegter Bestellkarten und Plakate mit Kartentaschen.



Die Zusendung dieser Briefe erfolgt nach wie vor von der Verwaltung. Das Team erhält die Anschrift des Beziehers, so daß dieser umgehend zu Veranstaltungen/Kursus eingeladen werden kann. Mit dem fünften Brief erhalten diese Interessenten ein Schreiben, das auf den 12-BriefeKursus hinweist, eine Inhaltsübersicht und ein entsprechendes Anmeldeformular. Daraufhin eingehende Formulare werden ohne Bearbeitung direkt an die Teams weitergeleitet.

43.5. Die Ankündigung der Veranstaltungen •

Die Ankündigungen der einzelnen Aktivitäten bleiben dem Team überlassen.



Angekündigt werden kann durch: o Inserate (bitte, die Verwaltung einschalten) Plakate (auch mit Tasche für Einladungskarten: Kursus) individuelle Schreiben o Einladungskarten (bei den doppelten Einladungskarten hat es sich als günstig erwiesen, wenn eine auf wenige Sätze beschränkte Kurzfassung des Themas eingefügt wird).



Verwenden Sie bitte bei der Ankündigung der Vorträge und Informationsabende die von der Landesleitung herausgegebenen Überschriften zu den Themen. Wenn Sie glauben, daß Änderungen notwendig sind, sprechen Sie dann zuvor mit der Landesleitung.



Setzen Sie bitte bei der Ankündigung des Kursus die von der Landesleitung zusammengestellten Texte, sowie die neue Anzeige ein.

43.6. Manuskripte Die Vorträge und Informationsthemen der letzten Arbeitsperiode sind ohne Ausnahme weiterhin zu verwenden. Neue Manuskripte werden vorbereitet und in den kommenden Monaten hinzugefügt. Ein kompletter Satz muß in Ordnern archiviert und von einem Sprecher verantwortlich unter Verschluß im Zentrum aufbewahrt werden. 43.7. Öffentliche Tempeldienste Ein Tempeldienst für Interessenten wird nicht in der Öffentlichkeit angekündigt. Es kann jedoch jeder daran teilnehmen. 43.8. Der Weg zum vorbereitenden Schülertum •

Der Antrag auf das vorbereitende Schülertum kann erst nach Beendigung des 12-Briefe-Kursus gestellt werden.



Der Antrag kann nur von einem Interessenten gestellt werden, der mindestens den schriftlichen Kursus studiert hat. Der mündliche Kursus allein führt nicht zum vorbereitenden Schülertum.



Das vorbereitende Schülertum kann nur derjenige beantragen, der dem Team ausreichend bekannt ist, und den das Team mit gutem Gewissen befürworten kann.



Der Antragsteller darf nicht nur vom Ansehen her bekannt sein. Es müssen vielmehr Gespräche mit ihm stattgefunden haben.



Das Team muß wissen, ob der Antragsteller offensichtliche Schäden durch Drogenkonsum, Alkohol oder Yoga-Übungen aufweist, ob er in psychiatrischer Behandlung ist oder war.



Dem Antrag auf das Schülertum muß vom Team eine ausführliche Stellungnahme (Formular) beigefügt werden.



Wenn Antrag und Stellungnahme bei der Verwaltung eingegangen sind, wird der Antragsteller zu mindestens zwei Konferenzen eingeladen.



Auf den ersten Konferenzbesuch müssen die Schüleranwärter vom Team ausführlich vorbereitet werden (Eltern können beim ersten Konferenzbesuch noch nicht ihre Kinder mitbringen).



- Schüleranwärter sollten bei ihren ersten Konferenzbesuchen von der ersten Minute an bis zur Abreise von der Konferenz durch die Teammitglieder betreut werden. Zur Betreuung gehört ebenfalls die Regelung der Mitfahrgelegenheit.



Bitte, sorgen Sie dafür, daß für den Erstbesucher der 12-Uhr-Dienst nicht der erste Dienst wird. Regeln Sie entsprechend die Mitfahrgelegenheit.



Die Abreise von der Konferenz sollte auch nicht vor den Abschlußworten .erfolgen.



Team und Zentrumsleitung müssen beobachten, ob und wann der Schüleranwärter zu den Konferenzen kommt, damit kein monatelanger Stillstand eintritt.



Einladungen zu den ersten Konferenzen erfolgen ausschließlich durch den Konferenzort, jeder Einladung liegt ein gekennzeichnetes Anmeldeformular bei. Geben Sie daher bitte keine Anmeldeformulare aus.

43.9. Organisatorisches Zur besseren gegenseitigen Information ist es unerläßlich, daß Vorgänge von allen Team-Mitgliedern unterschrieben werden.

Bei finanziellen Ausgaben (Bestellungen bei der Verwaltung, Werbungsdurchführenden, Raummieten etc.) sollte zusätzlich noch die Zentrumsleitung unterschreiben. Bei eingehender Post ist es unerläßlich, daß ein Verteilerschlüssel festgelegt wird. Die Vorgänge sollten dann von allen Team-Mitgliedern abgezeichnet werden. Vorgänge und Meldungen an die Landesleitung müssen bis zum Donnerstag, vor einer Konferenz im Van Rijckenborgh-Heim eingegangen sein. Die monatlichen Meldungen über die Aktivitäten in der Öffentlichkeitsarbeit sollten bis spätenstens 5. des folgenden Monats der Landesleitung zur Kenntnis gegeben werden. Daraus muß u.a. auch deutlich ersichtlich sein, welche Kursusabende (1-13) mit wievielen Teilnehmern durchgeführt wurden. 43.10. Koordinator für die Öffentlichkeitsarbeit Bitte, wenden Sie sich mit allen Fragen während der Konferenzen in Bad Münder an Herrn xy, der auch das Werbematerial ausgibt. In Verbundenheit Ihre Landesleitung

44. Prinzipielle Hinweise zur Arbeit des Teams für Öffentlichkeits-Arbeit

Öffentlichkeits-Arbeit 1) Das Team befaßt sich mit der austragenden Arbeit zur Gewinnung von Interessenten und KursusTeilnehmern. Diese Arbeit stützt sich zwar äußerlich auf organisatorische Handhabung. Dabei darf jedoch niemals die spirituelle Grundlage aller gnostischen Arbeit übersehen werden. So wie der Probeschüler auf die unbedingte Notwendigkeit der vollkommenen Gruppeneinheit hingewiesen wird, so muß auch im Team diese Harmonie bei allem Tun und Planen als selbstverständliche Voraussetzung für ein segensreiches Gelingen der gnostischen Arbeit vorherrschen. 2) Die Verteilung der einzelnen Obliegenheiten der Team-Mitglieder - soweit sie nicht bereits von der Landesleitung bestimmt wird z.B. für Kursusgeber oder Podiums-Arbeit für Vorträge usw. - ist Sache des Teams bei seiner ersten Arbeits-Sitzung im neuen Arbeitsjahr. Diese Verteilung muß alle Tätigkeiten einschließen und verbindlich regeln wie Protokollführung bei den Sitzungen - Plakate austragen - Verhandlungen mit den Werbeträgern - Ablage der Schriftverkehrkopien -Lektionskauf - Benachrichtigung der Interessenten usw. 3) Die Kursusgeber sollten beachten, daß gleich zu Beginn des Kurses ein klares Bild über die Einstellung und esoterische Vergangenheit der Kursusteilnehmer herrscht Dies kann am ehesten durch zwanglose Gespräche vor sich gehen, die außer dem Kursus selbst beim Eintreffen der Teilnehmer oder nach dem Kursus mit denselben geführt werden. Spätestens gegen Ende des Kursus, wenn die Anmeldung zum Schülertum oder Vorhof-Mitgliedschaft bei einzelnen Teilnehmern zu erwarten steht, muß sich das Team Klarheit über diese Punkte verschaffen und dies klar im Antrage zum Ausdruck bringen. Es genügt nicht der Eintrag "...unbekannt". Die Zentrumsleitung wird solche Anträge künftig nicht mehr abzeichnen zur Weiterleitung. 4) Tätigkeits- und Werbe-Pläne - soweit diese den Einsatz finanzieller Mittel erfordern, muß das Team gemeinsam erarbeiten, und zwar zu Beginn des Arbeitsjahres. Das Protokoll hierüber muß durch einen genauen Finanzplan ergänzt werden, der dann der Zentrumsleitung zur Gutheißung vorgelegt wird. Erst nach dieser Gutheißung kann der Plan zur Ausführung gelangen. Dabei werden die Mittel jeweils von der Zentrumsleitung angefordert, die diese dann vom Kassierer oder der Kassiererin durch Überweisung regulieren läßt. Barauslagen müssen in gleicher Weise angefordert und über die Zentrumsleitung von der Zentrumskasse angewiesen werden. 5) Sobald ein Antrag um Aufnahme in das Schülertum oder in den Vorhof eingereicht wurde und vom Team unterschrieben und ausgefüllt wurde, läuft die weitere Bearbeitung -z.B. Begrüßungsschreiben und Eindladungsschreiben über die Zentrumsleitung und wird nicht mehr vom Team besorgt. Dagegen gehört es zur Aufgabe des Teams - falls erforderlich nach Hinweis der Zentrumsleitung - die Kandidaten beim ersten und zweiten Konferenzbesuch zu betreuen. Es geht nicht an, daß Neulinge im Konferenzort hilflos und ohne zu wissen, was geschieht, an Diensten usw. teilnehmen. Diese Betreuung sollte zweckdienlich durch Bestimmen von festen Konferenz-Betreuern für jeden Kandidaten vor sich gehen. Dabei erscheint es sinnvoll, die Neulinge bei Problemfragen auch mit einem Mitglied der Zentrumsleitung am Konferenzort in Kontakt zu bringen. 6) Schüler-Angelegenheiten - sei es neuer Schüler oder dem Team zufällig bekannt werdende Probleme schon länger im Schülertum befindlicher Schüler - sind auf keinen Fall Sache des Teams.

Falls solche Fälle auftreten, sind sie alsbald der Zentrumsleitung zu melden, damit diese tätig werden kann. Abschließend soll noch darauf verwiesen werden, daß alle Team-Arbeit und somit alle TeamBesprechungen oder Sitzungen Sache aller Team-Mitglieder sind. Es geht nicht an, daß einzelne Team-Mitglieder unentschuldigt oder nachträglich entschuldigt den Zusammenkünften fernbleiben. Team-Sitzungen und Team-Tätigkeiten werden dann segensreich sein, wenn sie mit einer Besinnung auf die gnostische Basis aller Arbeit in der Geistesschule begonnen werden. Dies kann sinnvoll mit dem Lesen eines Spruches von RM (Rosa Mystica) geschehen, den ein Team-Mitglied vorliest. Seien Sie sich bewußt, daß der Erfolg der Team-Arbeit nur das Ergebnis gnostischer unpersönlicher Ausrichtung sein kann. Nicht dagegen das Voranstellen dialektischer Fähigkeiten der Team-Mitglieder. Daher ist es auch kein Grund für ein Team-Mitglied, eine Arbeit abzulehnen mit dem Hinweis, daß man dies noch nie gemacht habe. Die Gnosis gibt aller Arbeit ,Sinn und Kraft, soweit diese in gegenseitiger Harmonie und völlig ohne Ichbetonung begonnen und durchgeführt wird. Möge dem Team immer mehr dieses bewußt und zu einer Selbstverständlichkeit werden. Ihre Zentrumsleitung

45. Das Bekennende Schülertum

LECTORIUM ROSICRUCIANUM Bedingungen für die Teilnahme am bekennenden Schülertum der Geistesschule des Goldenen Rosenkreuzes Die Bedingungen sind in drei Kapitel eingeteilt, die zusammen eine Drei-Einheit bilden und deshalb insgesamt bekannt und erlebt werden müssen. Die drei Kapitel beziehen sich auf die astralen, seelischen und stofflichen Zustände, mit denen der Werdegang des bekennenden Schülers in der Geistesschule beginnt. Sie deuten das Mindestmaß eines Lebenszustandes an, zu dem der bekenennde Schüler sich entschließen muß im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Die drei Kapitel richten sich an die Körpergestalt an die Seelengestalt und an die astrale Gestalt. Wenn der bekennende Schüler diese drei Kapitel anwendet, dann werden sie ihn aus dem Chaos befreien und einen neuen Menschen zur Geburt bringen. Durch einen solchen dreifältig organisierten neuen Menschen kann auch die dreifältige neue Kraft des lebenden Seelen-Zustandes als ein strahlendes Feuer zum Vorschein kommen, zu einem großen Segen für Welt und Menschheit Wenn Sie beschließen, diese Bedingungen anzunehmen, dann bitten wir Sie, innerhalb einer Woche nach Empfang dieses Schreibens das Gelübde abzulegen. Teilen Sie uns bitte anschließend schriftlich mit, daß Sie am ...(Tag, Monat, Jahr), um ... Uhr das Gelübde vor Ihrem inneren Tribunal abgelegt haben. Sie werden dann in einem besonderen Tempeldienst den anderen bekennenden Schülern vorgestellt. Gleichzeitig wird durch diese Verbindung mit allen anderen Brüdern und Schwestern Ihr Entschluß dynamisiert. Wenn Sie meinen, eine längere Bedenk- und Vorbereitungszeit für das Ablegen des Gelübdes zu benötigen, so erbitten wir auch hierüber Ihre Nachricht. 45.1. Kapitel I (sich richtend an die Körpergestalt) 1. Der bekennende Schüler soll vegetarisch leben und sich von den Produkten des Pflanzenreichs und den Erzeugnissen des lebenden Tieres ernähren. Er soll den Vegetarismus niemals zu einem Evangelium erheben, sondern diesen stets im wechselseitigen Zusammenhang mit seiner ganzen Lebenshaltung sehen. Er soll auch nicht aus ethischen Gründen Vegetarier sein, obwohl ethische Motive Geltung haben können. Er soll vegetarisch leben auf der Basis des Nützlichkeitsprinzips. Gegen das Tragen von normalem ledernen Schuhwerk werden keine Bedenken erhoben, gegen das Tragen lederner Handschuhe dagegen wohl.

2. Der bekennende Schüler soll unter keinen Umständen rauchen, oder andere Narkotika gebrauchen, oder Drogen zu sich nehmen. 3. Der bekennende Schüler soll keinen Alkohol zu sich nehmen, ausgenommen im Zusammenhang bei eventuell notwendig werdendem Gebrauch von Heilmitteln. 4. Der bekennende Schüler soll eine große Mäßigkeit in seiner Ernährung walten lassen. Diese Mäßigkeit darf aber keinesfalls als Vernachlässigung von Ernährung und Mahlzeiten aufgefaßt werden. Die Mahlzeiten müssen - was Fürsorge und Liebe bei der Zubereitung betrifft - höchsten Ansprüchen genügen. 5. Der bekennende Schüler soll auf die Sauberkeit des Körpers stets großen Wert legen. Durch tägliche Pflege muß der Körper einem hohen Reinheitsgrad entsprechen. 6. Ein gepflegtes Äußeres ist selbstverständlich und soll hohen Anforderungen entsprechen. Dazu gehört auch die Pflege der Kleidung. Guter Geschmack soll entsprechend angewandt werden. 7. Die direkte Umgebung des bekennenden Schülers, sein Haus, seine Wohnung oder sein Zimmer, haben ebenfalls durch rechte Pflege und guten Geschmack von seinem hohen Niveau Zeugnis abzulegen. 8. Im öffentlichen Leben und ganz allgemein im Umgang mit Dritten wird ununterbrochen ein wohlwollendes, gebildetes Verhalten erwartet. 9. Unter keiner einzigen Bedingung soll der bekennende Schüler Anzeichen von Zorn oder anderem unbeherrschten Auftreten in Wort, Gedanken oder Tat geben. Er soll sich auch nicht von irgend welchen Dingen abhängig machen, oder gar beherrschen lassen. 10. Seriös und mit großer Gewissenhaftigkeit soll die berufliche und gesellschaftliche Position eingenommen, und als ein Mittel gebraucht werden, um - auf welche Weise es auch sei - dem großen Werk zu dienen. 11. Der bekennende Schüler soll ferner alle passenden und würdigen Mittel anwenden, um durch sein Auftreten in dieser Welt den Interessen der Geistesschule des Goldenen Rosenkreuzes zu dienen und ihr hohes Niveau zu wahren. Er soll alles unterlassen, was diesem großen Ziel hinderlich sein könnte.

45.2. Kapitel II ( sich richtend an die Seelen-Gestalt ) 12. Der bekennende Schüler soll bezüglich Menschen, Dingen und Erscheinungen absolut kritiklos sein. Er soll allen Menschen, Dingen und Erscheinungen seine gnostische christliche Lehre gegenüberstellen, die von innen heraus als Seelen-Zustand lebendig sein muß. Dann wird er, entweder durch ein ganz unpersönliches Wort, oder durch sein Auftreten, oder durch seine Gedanken, das Böse vereiteln, im Zaume halten und zunichte machen. Er wird überwinden durch die angewandte Liebe. Eine solche Überwindung wird viel schöner, konkreter und dynamischer sein als eine, die durch eventuelle Kritik erreicht werden kann. Kritik ist stets verwundend und wird meistens zur Selbstverteidigung eingesetzt. Wo dies Letztere nicht zutrifft, ist es doch eine Äußerung von Ichzentralität. 13. Der bekennende Schüler soll niemals neidisch sein. Neid entsteht durch sich-übergangen-fühlen, übergangen-sein. Neid kann sich entwickeln, wenn unsere Streber-Instinkte durchkreuzt werden, wenn unser Wahn auf die Wirklichkeit zurückgeführt wird, und wenn wir aus unseren Einbildungen gerissen werden. Alle Menschen in dieser Welt werden angetrieben, ein bestimmtes Ziel zu erreichen.

Sobald wir im Streben nach diesem Ziel von Dritten behindert werden, erwacht - neben allem anderen - der Neid. Neid ist demnach die Folge von dialektischem Ich-Bewußtsein. Darum ist Neid eine der am meisten vorkommenden Blut-Krankheiten. Kein Mensch und kein Gott können uns den Platz vorenthalten, der uns kraft unserer Seelen-Beschaffenheit zukommt. Neid ist eine große Dummheit und verhindert jeden geistigen Fortschritt. Durch Neid werden die Quellen des Lebendigen Wassers zugeschüttet. 14. Der bekennende Schüler soll jedem Menschen mit der vollkommenen Liebe begegnen, von der schon in der Einladung zum Probeschülertum der Geistesschule gesprochen wurde. Diese Liebe darf niemals zu der humanistischen Schöntuerei dieser Welt entarten. Die Liebe auf der Basis der Seele ist ein unpersönlicher Liebesbrand des Herzens, der unveränderlich und gleichmäßig sich an alle richtet und so möglicherweise den einen verzehrt und den anderen aufrichtet. 15. Aus dem Vorstehenden ergibt sich, daß der bekennende Schüler jedem Menschen mit großer und korrekter Freundlichkeit begegnet und daß er diese korrekte Freundlichkeit auch beibehält, wenn man sich ihm gegenüber unfreundlich verhält. Die eigene Freundlichkeit darf nicht als eine Art Kultur angesehen werden, die angelernt werden kann, sondern als eine Seelen-Beschaffenheit, die geboren sein muß. Wie ein Licht kraft seines Wesens stets scheinen muß, so ist es auch mit der erleuchteten Seele; sie kann nicht anders! Gleichgültiges, grobes und eiskaltes Auftreten verrät Mangel an Seelen-Licht! 16. Bereitwilligkeit ist ebenfalls eine selbstverständliche Eigenschaft eines bekennenden Schülers der Geistesschule der Jungen Gnosis; bereit zu sein, alles zu tun, was dem großen Werk förderlich ist, und alles zu unterlassen, was diesem hinderlich sein könnte. Bereitwilligkeit, um jedem Menschen zu helfen, nicht, wie dieser will, daß ihm geholfen wird, sondern so, wir ihm geholfen werden muß. Unsere Bereitwilligkeit ist also auf der einen Seite begrenzt, auf der anderen Seite muß sie unbegrenzt sein! Sie müssen daher diese Beschaffenheit der Seele mit hoher Intelligenz handhaben. 17. Der bekennende Schüler verpflichtet sich zu unbedingtem Gehorsam gegenüber der Geistesschule und ihrer Leitung. Die beiderseitige Seelenbeschaffenheit bürgt stets dafür, daß niemals zuviel verlangt wird, und daß das, was verlangt wird, als förderlich, ratsam und notwendig erkannt und anerkannt werden kann. 18. Eine große Ruhe muß stets von dem bekennenden Schüler ausgehen. Diese Ruhe darf kein Selbstzwang sein, sondern muß in Gott, dem All-Guten, ihre Verankerung finden. Diese Ruhe wird aus dem Lichte Jesu Christi geboren, das uns berührt hat. Unruhe ist immer Seelen-Krankheit. Unruhe und ihre Schwester, die Angst, entwickeln sich stets durch astrale Beeinflussung. Diese disharmonische astrale Beeinflussung wird aus Mangel an Glaubens-Vertrauen geboren. Darum muß der bekennende Schüler stets wachsam sein, daß sein Glaube nicht kristallisiert! 19. Eine würdevolle Schweigsamkeit muß den bekennenden Schüler der Gnostischen Geistesschule täglich auszeichnen. Groben Lärm, polterndes Lachen, negatives Geschwätz muß der bekennende Schüler unbedingt vermeiden. Mit diesen Dingen füllen die Menschen der Welt ihr Leben aus. Sie reagieren damit einen Teil ihrer Spannungen ab. 20. Ein freudiger und absoluter Optimismus soll ein unerläßlicher Seelen-Zustand sein. Sprühende Lebendigkeit und Freudigkeit sind eine unbedingte Forderung. Dies muß tief-gnostisch verstanden werden. Dieser Welt nach begriffen, ist eine, solche Haltung kindische Oberflächlichkeit, und das stimmt oftmals durchaus! Wenn wir jedoch aus der Seele leben, dann wissen und sehen wir, daß das Licht in der Finsternis scheint. In der dunkelsten der Nächte ist das Licht am größten. Durch unsere Freudigkeit machen

wir unser Atemfeld stark magnetisch und ziehen das Licht an, das allein, wenn es durch Menschen-Herzen und Menschen-Häupter transmutiert wird, befreiend wirksam sein kann. 21. Der bekennende Schüler soll entschieden jeden Wortstreit vermeiden. Wortstreit ist eine Schwester der Kritik, verletzend; abfällig und selbstbehauptend. Wenn von Dritten unsere Meinung erbeten wird, dann können wir diese in unpersönlichem Sinn äußern. Man wird uns oftmals in einen Wortstreit hineinziehen, um dadurch unser Blut zu beschädigen. 22. Bescheidenheit ist nicht nur eine Tugend, sondern eine Notwendigkeit. Der bekennende Schüler muß unterlassen, von sich selbst zu sprechen. Er darf niemals das große Wort führen, sondern muß lernen sorgfältig zuzuhören. Unbescheidenheit entsteht aus Angst vor all den Dingen, die um das eigene Ich kreisen und die, wenn sie einmal in unsere Seele eingedrungen sind, uns total verblenden. Wir brauchen die Gnostische Bruderschaft nicht auf unsere Qualitäten, Tugenden und Einsichten aufmerksam zu machen, die Bruderschaft nimmt uns eher wahr, als wir selber. Bescheidenheit bedeutet, das Abwerfen aller Hindernisse, die dem Gottesbemühen mit uns entgegenstehen. Bescheidenheit ist auch " angenehm vor Gott " und vor unseren Mitmenschen. Wirklich in diesem Sinne angenehm sein, das ist das Seelen-Rauch-Opfer, das wir Gott darbringen. 23. Der bekennende Schüler verpflichtet sich von innen heraus zu einer allerhöchsten Pflichterfüllung, umfassend Körper, Seele und Geist. Diese Pflichterfüllung bedeutet demnach Pflicht erkennen, Pflicht von Herzen begehren, Pflicht in großer Freude verwirklichen. Dieses Erkennen, Begehren und Verwirklichen hat u.a. Bezug auf das vollkommene Erfassen und Umfassen der hohen Gesetze der wahren Menschwerdung und auf das Verhalten der Lebenswellen zueinander. Jede Abnormität in dieser Beziehung ist im Widerspruch mit Gottes Willen und muß vollständig ausgerottet werden. 24. Der bekennende Schüler verpflichtet sich zu einer absoluten Ehrlichkeit gegenüber sich selbst, gegenüber anderen, gegenüber Gott. 25. Der bekennende Schüler soll nicht zögern, die Selbstverleugnung nach Seele und Körper in Vollständigkeit zu durchleben. Selbstverleugnung bedeutet, daß der eine Mensch, durch wahrhaftige Liebe getrieben, sich vollkommen bewußt der Gruppengemeinschaft hingibt. Selbstverleugnung bedeutet Seelenbefreiung. " Wer sein Leben verlieren will um meinetwillen, der wird ES behalten." 26. Durch den Seelen-Zustand, und aus diesem heraus, muß das Gedankenleben einer täglichen Kontrolle unterworfen werden. Durch unreine Gedanken wird der unheilige Schöpfungsdrang dynamisch gemacht. Unreine Gedanken sind die Folgen unheiliger astraler Beeinflussung. 27. Für den bekennenden Schüler der Geistesschule dürfen keine sexuellen Probleme bestehen. Der Sexual-Trieb kann sich, bewußt oder unbewußt in bestimmten Verhaltensweisen des Denkvermögens oder des Begierdenkörpers, oder des Lebenskörpers, oder des stofflichen Körpers, in ihrem Zusammenhang oder in einem oder mehreren dieser Persönlichkeitskörper geltend machen. Sexualität ist, wie auch immer, ein astraler Zustand, der prozeßmäßig mit und durch Seelen-Wachstum überwunden werden muß. Der bekennende Schüler beginnt gleichwohl aus der Neuen Schöpfungskraft zu leben und zu wirken. Deshalb bestehen für ihn prinzipiell keine sexuellen Probleme mehr. Der Schüler realisiert in seiner Manifestation lediglich eine natürliche Wirkung, die er nicht unterdrücken, sondern durch seine Neue-Seelen-Beschaffenheit bekämpfen und -anhand der biblischen Gesetze- durch eine hohe Moral binden muß. Dann wird er zu seiner Zeit vollkommen der Sexualität entsteigen. Dies wird zu allererst dem Denken nach, dann dem Begierdenkörper nach und zum Schluß dem Lebens- und Stoffkörper nach der Fall sein. Es wird von dem bekennenden Schüler verlangt, daß er diesen Prozeß "beginnt". Dieser Beginn liegt in der Seele.

45.3. Kapitel III ( sich richtend an die astrale Gestalt ) 28. Der bekennende Schüler der Geistesschule der Jungen Gnosis soll täglich vor dem Altar im HerzHeiligtum einen Dienst zelebrieren. Dieser Dienst umfaßt natürlich ein ernsthaftes Lesen in der Literatur, als Vorbereitung, - ein intensives Gebet zum Herrn allen Lebens, als Erhebung, - ein vollkommenes Heil begehren, als innerliche Freude, und ein sich-völlig-öffnen, damit in dem geheiligten Atemfeld die Blut- Beeinflussung durch den Heiligen Geist stattfinden kann. Der bekennende Schüler hat diese erste geistige Erhebung mit einem Dankgebet zu beschließen und mit einer Bitte, das Geschenkte durch die Gnade Christi im Blute zu versiegeln. Dieser Dienst vor dem Altar im Herzheiligtum ist die bedeutungsvollste und primäre geistige Ausrichtung, weil dieser Dienst vor Gott die Grundlage für die Erlösung von unserer sündigen Naturgestalt und die Befreiung und Bewußtwerdung der Seelen-Geist-Gestalt legt. 29. Der bekennende Schüler soll täglich, auf eine Art und zu einer Stunde, die ihm am besten dünken, einen Dienst vor dem Altar im Haupt-Heiligtum zelebrieren. Dieser Dienst besteht aus einer intelligenten Meditation über das eine oder andere spirituelle Thema, worüber der bekennende Schüler neue oder tiefere Erkenntnisse anstrebt. Das Thema darf nicht willkürlich gewählt werden, und es darf auch nicht an einen gewissen persönlichen Ehrgeiz gebunden sein; Ehrgeiz um zu wissen und zu erklären. Das Thema der Meditation muß aus dem Herzen geboren sein. Es muß völlig aus dem Lebensbrand des Augenblicks hervorgehen. Es muß absolut mit der spirituellen Arbeit, mit welcher der Betreffende durch das Werk verbunden ist, im Zusammenhang stehen. Dieser Dienst beginnt mit einem kurzen Anruf. Er geht weiter mit dem Lesen eines Rituals aus "Rosa Mystica", wozu das Herz treibt, und läuft so harmonisch aus in ein Meditieren. Dieses Meditieren ist tatsächlich ein Sich-Orientieren im Räume Gottes, getrieben durch den Blutsdrang des Herzens. Diese Meditation wird unwiderruflich durch eine Seelen-Kraft-Ausgießung beantwortet, die das Feuerheiligtum strahlend erleuchtet. Der Dienst wird mit einem Dankgebet aus "Rosa Mystica" beschlossen, das als solches ein frohes Jauchzen ist. 30. Der bekennende Schüler der Geistesschule soll täglich, auf eine Art und zu einer Stunde, die ihn am besten dünken, einen Dienst vor dem Altar im Heiligtum-desLebens zelebrieren, das die Verbindung zwischen der Persönlichkeit und der Monade bildet. Dieser Dienst enthält die Synthese dessen, was in den Diensten im Licht-und Feuerheiligtum geboren wurde. Dieser Dienst ist darauf gerichtet, die gesamte Persönlichkeit zu dynamisieren und Ihre Arbeit in Übereinstimmung mit dem Empfangenen auszurichten. Das Empfangene muß zu allererst im Denkvermögen zu einem festumrissenen Plan geboren werden, danach muß der Plan durch den Begierdenkörper dynamisiert werden, d.h., wir müssen den Plan ausführen wollen. Drittens muß er durch den Lebenskörper in das Nervensystem übertragen werden, so daß er vor uns leuchtet, und viertens muß er durch den stofflichen Körper ausgeführt werden, d.h., er muß im Körper "im Zustand der Bereitschaft zur Ausführung" sein. Die Ausführung ist in stofflicher Hinsicht von Zeit und Umständen abhängig, aber durch diese Ausrichtung haben wir in den astralen Gebieten den Plan bereits zur Ausführung gebracht oder sind damit beschäftigt. Diese Arbeit ist somit an keine Zeit gebunden und kann, wie man so sagt, in einer Sekunde ausgeführt werden. Mit diesem Dienst rufen wir alle Kräfte des Lichts zu unserer Hilfe auf. Sie werden kraft Ihres Wesens verpflichtet, uns zur Seite zu stehen, damit die Ewigkeit in der Zeit befestigt werden kann. Dieser Dienst läßt den bekennenden Schüler der Geistesschule "im Licht wandeln, gleich wie Er im Licht ist",so daß er direkt und praktisch am großen Werk teilnehmen kann.

31. Diese drei Dienste sind die bedeutendsten magischen Handlungen in der christlichen Mysterienschule. Ausgehend von der Astralgestalt erneuern Sie die Einweihung im Körper und die Erneuerung des Körpers. Die ganze Wiedergeburt aus Wasser und Geist entwickelt sich durch diese dreifache Anwendung. Gott gebe, daß Sie dieses Ritual verstehen und auf die rechte Weise anwenden, so wie es verstanden und angewandt werden muß. Es bezieht sich auf eine absolute und progressive Verbindung zwischen Lehre und Leben. 32. Allgemeine Sicherheitsbestimmungen Der bekennende Schüler verpflichtet sich zu einer absoluten Geheimhaltung aller Schriftstücke, Besprechungen und Handlungen, die mit der Geistesschule der jungen Gnosis im Zusammenhang stehen. Ein Verstoß in dieser Hinsicht ist gleichbedeutend mit einem Sich-Distanzieren von der Geistesschule. Es muß außerdem klar sein, daß alles, was in den 33 Bestimmungen dieser Verbindung aufgenommen ist, nicht etwas "Wünschenswertes" zum Ausdruck bringt, sondern daß es sich auf eine notwendige Lebenshaltung bezieht, die unablässig angestrebt und einmal vollkommen durchlebt werden muß und für die der Schüler vollständig selbst verantwortlich ist. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes –

33. Wenn der bekennende Schüler des Lectorium Rosicrucianum entdeckt, daß er aus irgendeinem Grund nicht mehr in der Lage ist, die vorstehend beschriebenen Voraussetzungen ernsthaft anzustreben, dann muß er die Aufhebung des bekennenden Schülertums beantragen. Die Landesleitung wird dann entscheiden, was geschehen soll. Mit dem Ausschluß aus der Schule ist gleichzeitig der Verlust alles Empfangenen mit allen entsprechenden Folgen verbunden.

46. Sakrament der Verbindung mit dem Lebendigen Körper der modernen gnostischen Geistesschule und Formular zur Teilnahme als bewußte Zelle im mystischen Körper der Gruppe der jungen Bruderschaft.

Im Namen des Vaters, und des Sohnes, und des Heiligen Geistes.

Wer diese Verbindung liest und erwägt, wisse, auf heiligem Boden zu stehen vor dem Angesicht der lebendigen Gnosis, vergegenwärtigt durch den Großmeister und die Großmeisterin der Jung-Gnostischen Bruderschaft. Es wird Schaden erleiden, wer aus reiner Neugierde und ohne Ehrfurcht den Inhalt zur Kenntnis nehmen will. Das Selbsturteil wird den treffen, der nur lesen will, um der jungen Bruderschaft Schaden zuzufügen, und das zarte Grün zu rauben oder zu vernichten trachtet.

Im Namen des fundamentalen Feuers, im Namen des rettenden Lichtes, im Namen der regenerierenden, erlösenden Kraft. Amen.

Lesen Sie und erwägen Sie den Inhalt dieser ganzen Verbindung während DREIER Tage. Am Abend des dritten Tages sollen Sie dann zuerst Ihre Bibel zur Hand nehmen und hintereinander lesen:

a) den Prolog des Johannes-Evangeliums Kap. 1, Verse 1-18 b) den Ruf zur Wachsamkeit im 1. Paulusbrief an die Tessalonicher Kap. 5, Verse 1-11 c) das Kompendium der Gnosis im 1. Petrusbrief Kap. 1, Verse 3-25

Schlagen Sie Ihre Bibel dann erneut auf bei der Botschaft der Vollendung, Offenbarung 21. Legen Sie die so geöffnete Bibel vor sich auf den Tisch und verbinden Sie sich auf die Weise, die Ihnen am besten erscheint und mit der Sie am meisten vertraut sind, mit der Lebenden Bruderschaft Christi. Nehmen Sie dann Ihren Federhalter zur Hand und unterzeichnen Sie so ausgerichtet die beiliegende "Akte der Verbindung". Sie können die Frage allein mit "Ja" beantworten.

Alle Hindernisse, die Sie jetzt vielleicht noch sehen, werden dann weggenommen, wenn Sie sich selbst nur auf den Boden des wirklichen "Ja" stellen. Wenn Sie die Frage beantwortet haben, sollen Sie unter die Akte Ihre Unterschrift setzen. Bitte schreiben Sie dabei Ihre Vornamen aus. Ebenfalls sollen Sie das Datum und die Stunde der Unterschrift einsetzen. Bitte unterschreiben Sie mit Tinte und Feder, nicht mit Kugelschreiber! Zum Schluß sollen Sie die unterschriebene "Akte der Verbindung" in einen Umschlag stecken, diesen verschließen, wie angegeben adressieren und sofort in den Postkasten werfen. Lassen Sie den Brief nicht über Nacht liegen. Der Text dieses Schreibens ist persönlich und vertraulich und bleibt Eigentum der Unterzeichneten. Sie dürfen ihn aufbewahren, oder falls es gewünscht wird, mit der "Akte der Verbindung" zurücksenden.

Seid Gott befohlen, bewahrt unsere Geheimnisse, sie sind des Herrn. Sie werden euch offenbart um euretwillen.

C. de Petri

J. van Rijckenborgh

47. Priesterliche Lebensregel Nr. 1 (der Ecclesia-Gruppe)

Vom gnostisch-priesterlichern Menschen wird erwartet, daß er auf seinem gesamten Lebensweg, also ununterbrochen 1.

frei ist von Angst;

2.

frei ist von Furcht;

3.

frei ist von Sorge;

4.

sich von jedem Gefühl oder Gedanken, jeden Willens Wirkung oder Handlung des Hasses befreit.

5.

Sie müssen frei werden von Handlungen und Neigungen der Rache

6.

oder der Neckerei,

7.

der Unhöflichkeit,

8.

der Kritik,

9.

von der raffinierten oder verborgenen Ichzentralität in ihren diversen Äußerungen.

10. Es wird von Ihnen erwartet: Absolute, also vollkommene Bescheidenheit, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Barmherzigkeit allen gegenüber, Gleichgültigkeit, ob es sich um Schüler der Schule, Außenstehende oder Fremde handelt; 11. Vermeidung jeden äußeren Scheins, sowohl dem Körper, der Seele, als auch dem Bewußtsein nach. 12. Unter keiner einzigen Bedingung wird sich der priesterliche Mensch zu Äußerungen oder Folgen der Reizbarkeit, Bosheit, des Zorns oder den inneren Folgen vermeintlicher oder wirklicher ungerechter Behandlung verleiten lassen.

Es wird von Ihnen erwartet, daß in Ihrem Leben das gnostische Seelenlicht absolut bestimmend, überwiegend und beherrschend ist.

Amen.

48. Priesterliche Lebensregel Nr. 2 (der Ecclesia-Gruppe)

1.

Treten Sie in die priesterliche Schar ein. Eine priesterliche Schar als verbindendes Glied zwischen dem neuen astralen Feld und dem Arbeitsfeld der Schule muß vorhanden sein.

2.

Unser Lebensfeld muß die Welt der Seele sein, unser Arbeitsfeld die Dialektik.

3.

Seien Sie kein braver Mensch, sondern ein Seelenmensch. Dann kommt alle Güte von selbst.

4.

Treten Sie auf der Basis der ersten Selbstrevolution, die des Johannes, in die zweite Selbstrevolution ein, in die der Seele.

5.

Verlassen Sie die Wüste und treten Sie in die Herrlichkeit des neuen Lebens ein.

6.

Die Pforte zum neuen Lebenszustand ist unser Gedankenleben, unsere Mentalität.

7.

Zerreißen Sie daher den Faden Ihrer alten Mentalität vollständig und stehen Sie von diesem Augenblick an jede Sekunde im neuen Denken.

8.

Vollziehen Sie so die notwendige Reinigung Ihres gesamten Systems, denn wer mit mentaler Hygiene beginnt, wird erfahren, daß das gesamte System darin folgen muß und wird.

1.

Erwachen Sie so in einem neuen Zustand der Gesundheit nach Bewußtsein, Seele und Körper. Werden Sie so wahrlich ein neuer Mensch!

Amen.

49. Aussteiger des Lectorium berichten Wir sind eine Gruppe ehemaliger Mitglieder der Internationalen Schule des Goldenen Rosenkreuzes, Lectorium Rosicrucianum. Die Organisation nennt sich auch "Gnostische Geistesschule" und ihre Anhänger werden "Schüler" genannt. Wir alle waren langjährige Schüler, einige von uns über 20 Jahre. Manche gehörten der Organisation bereits im Jahre 1960 an und lernten den Gründer und "Großmeister" Jan van Rijckenborgh noch persönlich kennen, andere traten später ein und schafften den Ausstieg erst in der jüngsten Vergangenheit. Gemeinsam teilen wir die Überzeugung, dass wir einer totalitären, absolutistischen und vereinnahmenden Sekte auf den Leim gegangen sind. Nach einer kritischen Überprüfung mussten wir erkennen, dass das Lectorium Rosicrucianum alle die von staatlicher und fachlicher Seite genannten Merkmale einer konfliktträchtigen Gruppe aufweist und mit manipulativen Methoden arbeitet. Wir betrachten es als gefährlich, dass in der Öffentlichkeit so gut wie gar keine Aufklärung über die Strategien des L. R. erfolgt. Das liegt ganz im Interesse dieser Organisation, die peinlichst darauf bedacht ist, nicht im selben Atemzug mit totalitären Sekten genannt zu werden. Zu dieser Strategie gehört es auch, Vorträge in Rathäusern und anderen öffentlichen Institutionen zu halten, sich auf die Anerkennung als gemeinnütziger Verein zu berufen, um neue Schüler zu werben. Wer den 12-teiligen Einführungskurs besucht, kann ganz schnell den Suggestionen des L. R. erliegen und "Schüler" werden. Der neue Schüler hat aber nur ein unvollständiges und falsches Bild über den Schülerweg erfahren, so dass ihm keine Entscheidung auf einer aufrichtigen Basis möglich ist. So ahnt er nicht, welche bindenden Verpflichtungen nach und nach auf ihn zukommen, will er auf dem stufenweisen "Einweihungsweg" weiter gehen. Er liefert sich einem Abhängigkeitsverhältnis aus und wird immer kritikloser gegenüber den Manipulationen, der Kontrolle und den Suggestionen. Wer sich in diesem Stadium befindet, fügt sich "freiwillig" den absoluten Forderungen, und gibt seine "Eigenautorität", von der im Einführungskursus - und auch später noch - gesprochen wird, immer weiter ab. Während von Eigenautorität die Rede ist, fordert die Leitung des L. R. später unbedingten Gehorsam und Kritiklosigkeit. "Eine Kritik an der Schule ist eine Sünde gegen den Heiligen Geist" (Zitat des Lectorium Rosicrucianum). Der Absolutheitsanspruch der Schule des Rosenkreuzes geht so weit, dass sie behauptet, in unserer heutigen Zeit den einzigen Befreiungsweg zu bieten. Alle, die nicht in die "Arche" einsteigen, sind noch nicht "so weit". In der bevorstehenden "Weitenwende" müssen sie als "Nachtbewohner" zurück bleiben. Ihnen droht die "Liquidation". Die Großmeister des L. R. verstehen sich als "Abgesandte" der so genannten "Universellen Bruderschaft" aus dem göttlichen Lebensfeld, welche die "Arche" zur Rettung der noch "Gerechten" in unserem Zeitalter bereitstellen. Auch für einen langjährgen Schüler ist es unmöglich, sich ein Bild über die Gründerfiguren zu machen. Die zahlreichen Bücher von ihnen, die weiterhin unter ihren Autorennamen erscheinen, wurden im Laufe der Jahrzehnte mehrfach manipuliert und gefälscht. Ihre zahlreichen Prophezeiungen, die nicht eingetroffen sind, wurden kurzerhand gestrichen (z.B. über das magische Jahr 2001), harte Verurteilungen geglättet oder weggelassen (z.B. über Kirchen, den Staat, Homosexualität). Erst nach unserem Ausstieg erkannten wir, wie sehr uns die angebliche "Geistesschule" vereinnahmt hatte. Jahrelang lebten wir in einer Erwartungshaltung und hofften, auf dem "Befreiungsweg" das "neue Bewusstsein" zu erlangen, das dem Schüler auf dem stufenweisen "Einweihungsweg" versprochen wurde. Aussteiger, die über 20 Jahre Schüler waren, können bestätigen, dass selbst in den höheren Graden weder "geheimes Wissen" noch "uralte Botschaften" enthüllt werden. Das Gefühl der "Gruppenverbundenheit" deckt eigene Probleme nur zu, sie werden verdrängt. Der Aussteiger ist nicht nur wieder auf sich selbst geworfen, sondern muss auch erkennen, dass seine langjährigen Freunde nur solange Freunde waren, wie man im Gleichschritt mitmarschierte, "Seit an Seit" für das LR. Auch wir konnten erst nach unserem Ausstieg erkennen, dass wir unter Bewusstseinskontrolle standen und seelisch manipuliert wurden. Für eine Aufklärung ist es für einen Schüler bereits zu spät. Wir waren überzeugt, alle Anforderungen total freiwillig zu erfüllen.

H. Stamm (Im Bann von Sucht und Macht): „Wenn jemand nur noch positiv über seine Zugehörigkeit zu der Gruppe denken kann, dann sitzt er mit Sicherheit fest“. Wir saßen fest und mit unserem Beitrag möchten wir zur Aufklärung beitragen. Das LR setzt alles daran, in der Öffentlichkeit nicht in die Rubrik von totalitären Sekten zu geraten, um ungehindert weiter die noch „Gerechten“ vor dem drohenden Weltenwende in ihre Arche zu bringen. Unsere Erfahrungen bestätigen, was Sektenexperten raten: „Aufklärung muss rechtzeitig erfolgen und möglichst vor dem ersten Kontakt mit der vereinnahmenden Gruppe. Später erreichen kritische Argumente gegen die Gruppe, selbst entlarvende Dokumente und offensichtliche Widersprüche die Sektenopfer nicht mehr. Alles scheint an einer unsichtbaren Mauer abzuprallen." Zur Zeit unserer Zugehörigkeit prallte auch an uns alle Kritik ab und nach unserem Ausstieg schotteten sich die Schüler gegen unsere Argumente ab. Unser Anliegen ist deshalb, potentiellen Interessenten unsere Erfahrungen mitzuteilen, Sie sollten bereits vor einer möglichen Manipulation wissen, auf was sie sich einstellen sollten, um eine klare und bewusste Entscheidung treffen zu können. Die Gefahr besteht nach Hugo Stamm darin, dass die meisten Leute überzeugt sind, immun gegen die Indoktrination zu sein und sich notfalls wirksam wehren zu können. „Doch viele Leute überschätzen sich selbst und unterschätzen die Sekten, weshalb der Versuch gar nicht erst gewagt werden sollte. „Das erste, was man in einem Umfeld der Bewusstseinskontrolle verliert, ist die Entscheidungsfreiheit“. Wir haben drei Berichte mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Intentionen ausgewählt: Gemeinsam ist ihnen die Erkenntnis, einer totalitären Sekte auf den Leim gegangen zu sein. •

"Faszination, Enttäuschung, Ausstieg nach 10 Jahren" zeigt auf, wie das LR Schritt für Schritt

einen gefügigen Schüler schafft. Vermittelt werden Eindrücke einer naiven Interessentin, der über die Einführungsveranstaltungen, die Konferenzen, den stufenweisen Einweihungsweg in die Gebundenheit gerät und ihre Schwierigkeiten der Lösung. - Äußere Bedingungen, Eindrücke und Atmosphärisches. (47 Seiten) •

"Ausstieg nach 20 Jahren LR-Zugehörigkeit" ist den Tagebuchaufzeichnungen einer Aussteigerin

entnommen, mit denen sie in nicht zusammenhängenden Aussagen ursprünglich nur ihre Erfahrungen, Wut und Enttäuschung verarbeiten wollte. (11 Seiten) •

"Aussteigerbericht von einem Schüler zur Zeit des Gründers und "Großmeisters": Der Schüler

gehörte über 20 Jahre dem LR an, lernte den Großmeister noch kennen und hat über die Auseinandersetzung mit den Inhalten der Lehre, mit irrigen Versprechungen, Lug und Trug des "Großmeisters" den Ausstieg geschafft. (12 Seiten)

50. Faszination, Enttäuschung, Ausstieg nach 10 Jahren (Übersicht)

I. Der Einstieg Einleitung Rahmenbedingungen Der Einstieg über die 12 Informationsveranstaltungen Unsere Sehnsucht und der uralte Weg - Unsere richtige Einstellung zum Kursus – Teammitglieder - Die Querulanten und "Wegbleiber" - Ich bleibe - Die Lehre - Die Bibel - Die Kirchen - Jesus Chrstus - Das Gebet - Wir werden vor die Entscheidung gestellt - Meine Entscheidung für das Schülertum - Der 13. Abend

Die Konferenzen Fahrt zur ersten Konferenz - Das Programm - Der 12 Uhr-Eröffnungsdienst - Das Innere des Tempels - Im Ess-Saal - Die Mittagspause - unerwünschte Ausflüge - Der Gesangdienst - Der Tempelschlaf - 1. offizieller Tempeldienst - Das Abend- und Morgengebet über Lautsprecher - Der Sonntag - Meine "Wahrnehmung" verändert sich – Kleiderzwang? - Überblick über den Ablauf der Konferenzen

Der Schülerweg beginnt Rituelle Aufnahme - Private "Untergruppen" sind nicht erwünscht - Kontaktrunden mit der Leitung - Neue Aufgaben - Wir haben einen Auftrag - Die Aussteiger - Begegnung mit einem Aussteiger Mein Leben verändert sich

II. Der Ausstieg Erste Zweifel Die Gründer des LR gelten als göttliche Abgesandte - Die Schulliteratur des Gründers wird manipuliert Das magische Jahr 2001, Verurteilung der Homosexualität - Ein Zentrumsnachmittag gibt Änderungen bekannt - Zweifel bleiben ohne Konsequenzen

Die Faszination bricht zusammen: das Blatt Ich fühle mich manipuliert Ablösungsversuche Eigene Anstrengungen, ich misstraue meiner Kritikfähigkeit - Einsamkeit unter den "Gruppenverbundenen" - Keine Zeit zum eigenen Reflektieren - Mein letzter Sonderdienst - Letztes Zirkeltreffen

Der Ausstieg in zwei Schritten Trauer und Wut - 1. Schritt: Rückstufung in den Vorhof, das Dilemma einer Entscheidung, Rechtfertigungsdrang, Gespräche mit Schülern, Kontaktaufnahme mit Aussteigern, Begegnung mit der Sektenlektüre - 2. Schritt. Endgültiger Ausstieg

Nach dem Ausstieg Verfolgungsängste - Drohungen, Flüche, Erpressungen in der Literatur und ihre Auswirkungen

geplant (noch nicht im Dossier): Begegnung mit Schülern

Kritischer Rückblick geplant (noch nicht im Dossier) Was habe ich gesucht, was gefunden, was verloren Allgemeine Kennzeichen der Bewusstseinskontrolle der Weg in die Abhängigkeit, Methodik im LR an konkreten Beispielen Manipulationen und Suggestionen in den Einführungsveranstaltungen Konferenzorte und das "Kraftfeld" - Voraussetzungen für Massenhypnose Das perfekte Kontrollsystem Schwierigkeiten des Ausstiegs: Es gibt keinen Weg heraus. Rationale Gründe werden entwertet, Signale aus dem Unbewussten und körperliche Symptome interpretiert als mangelnde Hingabe des Schülers Persönliche Konsequenzen

50.1. Der Einstieg 50.1.1. Einleitung Als ich die „Internationale Schule des Goldenen Rosenkreuzes“ kennenlernte, hatte ich die Vierzig bereits überschritten. Ich war auf der Suche nach spirituellen Antworten und offen für alles, was versprach, die Geheimnisse und den Sinn des Lebens entschlüsseln zu können. Meine Freunde kannten mich als kritischen und freiheitsliebenden Menschen, und ich selbst fühlte mich absolut gefeit gegenüber Gruppen mit sektiererhaftem Heilsanspruch. Trotzdem wurde ich "Schülerin" des Lectorium Rosicrucianum (LR), und muss heute mit anderen Aussteigern feststellen, dass es alle die von staatlicher Seite genannten Merkmale einer konfliktträchtigen, totalitären Gruppe aufweist und mit den Methoden der Bewusstseinskontrolle arbeitet. Das erkannte ich damals nicht, und als es mir andere während meiner Zugehörigkeit sagten, hörte und wollte ich keine Gegenargumente mehr hören. Als Schüler war ich bereits gefeit und immunisiert gegen die Argumente von Außenstehenden. Sie erreichten mich nicht mehr. Ich war nicht mehr ansprechbar für die Meinungen anderer und merkte nicht, wie ich bereits in einem Schwarz-Weiß-Denken eingekerkert war. So klar und deutlich kann ich das aber erst nach meinem Ausstieg sehen, und noch heute heben sich neue Schleier, die mir das Ausmaß meiner Überfremdung verdeutlichen. Fast zehn Jahre war ich eine voll engagierte Schülerin und überzeugt, auf dem "universellen und uralten Befreiungsweg“ zu sein, der nur in einer "Geistesschule" - in unserem Zeitalter verkörpert durch das LR möglich ist. Mit meinem Bericht möchte ich meine Erfahrungen mitteilen: •

Im Einführungskurs werden die Merkmale nicht erkennbar, die in der kritischen Sektenliteratur als typisch für totalitäre und vereinnahmende Gruppen genannt werden.



Die Schule nennt sich eine „christliche Religionsgemeinschaft“; sie sieht sich in der Tradition der Rosenkreuzer, Gnostiker, Manichäer, Katharer. Die Bezugnahmen sind irreführend und inhaltlich nicht zu rechtfertigen.



Gefährlich erlebe ich die dargebotene Außendarstellung, die absolut seriös erschien. Die unverbindlichen und kostenlosen Vortragsangebote des LR haben anspruchsvolle Themen: z.B. „Wer sind die Rosenkreuzer“, „Warum leben wir?“ Sie täuschen darüber hinweg, dass es Werbeveranstaltungen für ihre ganz eigene absolutistische Heilslehre sind, mit der sie Welt und Menschheit dienen und zur Rettung in ihre Arche bringen wollen, während die übrige Menschheit im "Wahn der Dialektik" gefangen ist.



Geködert wird mit einer angeblich „uralten universellen Weisheitslehre“, die man vermitteln will und die Kirchen und andere Gruppen uns angeblich vorenthalten oder entstellen.



Wer die 12 Informationsveranstaltungen besucht hat, empfänglich für die Suggestionen ist und „Schüler“ wird, braucht meist viele Jahre, um seine Unfreiheit zu erkennen - wenn es ihm überhaupt noch möglich ist, unabhängig von den internalisierten Indoktrinationen zu denken.



Auf dem stufenweisen „Einweihungsweg“ wird der Schüler mit hohlen Versprechungen „in Atem“, „an der Leine“, gehalten. Es sind Hinhaltemanöver, um die Schüler "in Schach" zu halten. Eingeweiht wird stufenweise lediglich in immer größer werdende Verpflichtungen, die im Kursus nicht genannt werden



Die eigene Kritikfähigkeit und Urteilskraft wird auf dem Weg immer mehr geschwächt und eingeschläfert. Die zum Pflichtprogramm gehörenden monatlichen "Konferenz"besuche, die aus vielen Tempeldiensten bestehen, bieten alle Voraussetzungen für Massensuggestionen. Die beobachtbaren hypnotischen Zuständen werden jedoch als hohe Vibration des gnostischen

Kraftfeldes umgedeutet, die das Ich nicht assimilieren kann und deshalb in den schläfrigen Zustand bringen. Mit sensationellen Ereignissen, mit der andere spektakuläre Sekten immer wieder die Öffentlichkeit erregten, kann ein Aussteiger des LR nicht aufwarten. Das Fehlen solcher Sensationen sollte aber nicht darüber hinweg täuschen, dass die destruktiven Auswirkungen des LR sehr wohl mit anderen totalitären Sekten vergleichbar sind. H. Lamprecht, ein Kritiker von "außen" schreibt: "Die gesamte Entwicklung von den kleinen Anfängen zu dieser großen Bewegung vollzog sich in einer erstaunlichen Stille und blieb von kirchlicher und gesellschaftlicher Seite kaum beachtet. Dies hat seinen Grund nicht zuletzt im Auftreten der Mitglieder des Lectorium Rosicrucianum selbst. So vermeiden sie spektakuläre Werbefeldzüge und die Verbreitung der eigenen Auffassungen durch provokatives Auftreten. "(EZW, Materialdienst 03/2001) Diese erstaunliche Stille in der Verbreitung und die geringe Beachtung von gesellschaftlicher und kirchlicher Seite empfinden geschädigte Aussteiger besonders gefährlich. Eine nicht wach gerüttelte Öffentlichkeit liegt ganz im Interesse des Lectoriums. Es sieht sich in einer neuen Ernteperiode und kann ungestört seine Werbung verstärken. Bevorzugt werden öffentliche Räume angemietet (Rathäuser, Bildungseinrichtungen); die Anerkennung als gemeinnütziger Verein wird in den Einführungskursen herausgestellt, um die Seriosität und Abgrenzung von anderen Sekten zu betonen. Bei meinem Bemühen, über das Erlebte sachlich zu berichten, bin ich mir bewusst, dass es meine ganz persönlichen Erfahrungen und meine persönliche Sicht sind, die ich erzähle. Was ich schildere, lässt sich deshalb nicht in jeder Hinsicht verallgemeinern. Der Austausch mit anderen Aussteigern zeigte aber, dass ähnliche Erfahrungen auch andere gemacht haben. So waren vielleicht die Motive für den Eintritt unterschiedlich. Der eine fühlte sich mehr vom "christlichen" Vokabular angesprochen, ein anderer vom buddhistischen. Wieder andere waren sich ihrer Beweggründe gar nicht bewusst, wussten aber sehr schnell, oft schon nach dem ersten Kontakt: "das ist es, hier bin ich richtig". Sie wollten auf der Stelle eintreten. Als Schüler wurden wir uns immer ähnlicher. Wir glaubten, alle Anforderungen freiwillig zu erfüllen, waren opferbereit, hingebungsvoll, fügten uns und ließen uns das Geld aus der Tasche ziehen. Eine gemeinsame Sprache, die Abgrenzung von der Welt, ein verpflichtendes Programm verstärkte unser WirGefühl. - Ganz schnell lebten wir in der geforderten "Gruppeneinheit" und in "gleicher Ausrichtung". Wie sehr wir in einer Falle saßen, merkten wir erst bei aufkommenden Zweifeln. Ich kenne keinen Schüler, der seinen Ausstieg ohne massive Kämpfe und Ängste geschafft hat. Zur Erhellung meiner Motivation dienen vielleicht einige Daten aus meiner Vorgeschichte.

50.1.2. Rahmenbedingungen Meine Eltern ließen mich katholisch taufen. Ein lebendiges, aktives Glaubensleben lernte ich familiär nicht kennen, feste Wurzeln mit Boden unter den Füßen fand ich in der Kirche nicht. Nach Schulabschluss bestanden meine Eltern darauf, dass ich einen Beruf erlerne. Das von mir gewünschte Studium lehnten sie ab. Ich entschied mich für einen sozialen Beruf. In einer katholischen Einrichtung praktizierte ich ihn für einige Jahre. Die Arbeit bereitete mir Freude, und ich war engagiert. Als ich finanziell unabhängig wurde, bewarb ich mich um einen Studienplatz. Bis Studienbeginn bestand mein Kontakt zur Kirche noch im regelmäßigen Besuch der Gottesdienste. Das änderte sich, als ich mit einem Partner zusammenzog, der meine Fragen auf soziale und politische Probleme richtete. Wir waren mit Beziehungsproblemen, Studium und Freunden voll beschäftigt. In dem Psycho- und Therapieboom dieser Zeit waren tiefenpsychologische Erklärungen und Fragen faszinierender als religiöse.

Die Trennung nach 10 Jahren des Zusammenlebens stellte für mich eine Krise größeren Ausmaßes dar. Sie ließ mich (inzwischen 33 jährig) wieder zum Sucher werden. In den achtziger Jahren blühte der Esoterik-Markt. Über Jahre suchte ich jetzt über Astrologiekurse, Tarotkarten u. v .m. Antworten auf die Unberechenbarkeiten des Lebens. Weder beruflich noch privat fand ich aber Ziele, von denen ich volle Befriedigung erhoffte. Zwar ergaben sich immer wieder neue Partnerschaften, aber ich ließ mich nur noch oberflächlich ein. Ich hatte Freunde, war weder einsam noch unglücklich. Glücklich war ich aber auch nicht. Meinem Leben fehlte eine Ausrichtung, für die ein volles Engagement lohnenswert erschien. In dieser Situation stieß ich auf ein Plakat der "Internationalen Schule des Goldenen Rosenkreuzes", mit dem sie auf ihre 12 Informationsveranstaltungen aufmerksam machten. Ihre Anzeigen mit dem goldenen Symbol von Dreieck und Viereck, umgeben von einem Kreis, waren mir schon öfter begegnet.

Alles, was ich unter "Rosenkreuzer" bisher "verstand", war das "Geheimnisvolle", nicht öffentlich Zugängliche, das Versprechen, einen neuen Zugang zu finden zu dem Wesen der Dinge, und vor allem zu Gott. Die Veranstaltungen waren kostenlos und unverbindlich, und ich beschloss, einfach mal zu sehen, was mir geboten wird. Damals konnte ich natürlich nicht ahnen, dass diese Neugierde ein Jahrzehnt meines Lebens bestimmen und verändern sollte. - Mein Suchen hatte ein Ende. Auf alle Fragen schien es eine Antwort zu geben. In den Informationsveranstaltungen begann der erste eigentliche Kontakt.

50.1.3. Der Einstieg über die 12 Informationsveranstaltungen Die Vorträge fanden im örtlichen Zentrum des Lectoriums (LR) statt. Ich betrat einen Raum, in dem bereits etwa 30 Interessierte saßen. Der Raum selber wirkte auf mich hell, klar und freundlich. Sehr gespannt und interessiert nahm ich Platz. Dann stellten sich zwei sympathische Kursusgeber vor, die einen Informationsbrief vorlasen. (Die Kursusgeber traten als Leiter dieser Veranstaltung auf. Später erfuhr ich, dass diese „Leiter“ zugleich die Rolle eines Schülers leben - wie alle in dieser Gemeinschaft.) 50.1.3.1. Unsere Sehnsucht und der uralte Weg Als Erstes sprachen sie die Sehnsucht eines Menschen nach Wahrheit an. Unsere Ursehnsucht wurde wachgerufen: Uns fehlt noch etwas Wichtiges. Sie wiesen auf einen uralten wahren Weg hin, der durch allerlei Machenschaften verfälscht wurde und wird. Sie erklärten sich nicht als Finder einer neuen Wahrheit, sondern als jene, die den alten, reinen, aber verschütteten Weg freigelegt haben. Die Autorität, die hier wirkt, ist also die alte Wahrheit, und die Schule führt die Suchenden zurück auf diesen Weg. Es ist ein Weg, den uns andere Gruppen oder traditionelle Kirchen bisher „bewusst oder unbewusst“ vorenthalten haben. Es gibt einen organisierten Wahn, der uns in Unwissenheit gefangen hält und vom wahren Lebensziel ableiten will. Unser Mangel, den andere Gruppen nicht beseitigen konnten, hat uns zur „Geistesschule“ geführt.

Während des gesamten Kursus wurde uns immer wieder sehr lebendig vor Augen gestellt: Unsere Ursehnsucht, unser Heimweh, unser bisher vergebliches Suchen in dieser Welt der Illusion und des Todes. Die Welt, in der wir leben, sei von fortdauernder Unbeständigkeit gekennzeichnet: auf Freude folgt Schmerz, auf Frieden Krieg, auf die Geburt der Tod, usw..Sie nannten diese Welt die „Dialektik“. Wir Zuhörer konnten allem zustimmen. Wir fühlten uns verstanden. 50.1.3.2. Unsere „richtige“ Einstellung wird herausgefordert Dann sprachen sie unsere Einstellung gegenüber dem Informationskursus an: • Wir sollten kritisch bleiben und alles abwägen. - Das flößte mir Vertrauen ein, denn meine eigene Kritikfähigkeit sollte erhalten bleiben. • Darauf folgte der Ratschlag, sich für das Neue zu öffnen und Vorurteile zu überwinden. Mit einer kritischen Haltung könnten die Voraussetzungen und die Tiefe des erlösenden Weges nicht erkannt werden. - Das klang plausibel. • Wir hörten, dass unser Herz bereits ein inneres Wissen über den uralten Rückweg hat. Wir sollten also primär unser Herz sprechen lassen, und diese Herzensberührung sollte wichtigstes Kriterium für eine Entscheidung sein. Theoretische Auseinandersetzungen erstickten das intuitive Erkennen. Sie sprachen von Menschen, die über das Rosenkreuz sogar promoviert hätten. Das Wesentliche musste ihnen aber in der rein intellektuellen Auseinandersetzung verborgen bleiben. Diese Appelle fruchteten bei mir sofort. Mit einer kritischen Haltung fand ich bisher tatsächlich nicht den spirituellen Weg. Mit voreiligen Nachforschungen wollte ich mir zukünftig nicht selbst wieder eine Falle stellen. Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit verzichtete ich in der Folgezeit, mich parallel anderswo über das Lectorium, Gnosis, Rosenkreuzer, usw. zu informieren. - Ich wollte die Warnung annehmen und erst einmal mein Herz sprechen lassen.

50.1.3.3. Teammitglieder Außerdem standen für persönliche Zweifel nach den Vorträgen auch immer mehrere Teammitglieder zur Verfügung. Das sind - wie die Kursusgeber - Schüler, die in der Öffentlichkeitsarbeit tätig sind und während des gesamten Kursus unter den Interessenten sitzen. Nach dem Vortrag konnte man sie jederzeit persönlich ansprechen. Von Woche zu Woche freute ich mich auf den Kursusabend und öffnete mich für die „universelle Weisheitslehre“.

50.1.3.4. Antwort auf alle Fragen Viele Fragen wurden von den Kursusleitern aufgeworfen, z.B.: „Woher kommen wir? Leben, was ist das? Woher kommt diese Welt? Wodurch wird sie instand gehalten? Was ist der Mensch? Was erstrebt der Mensch? Warum muss von Illusion und Wahn gesprochen werden? Wie kann der Mensch der Unwissenheit und dem organisierten Wahn entkommen? Das „Goldene Rosenkreuz“ hatte eine Antwort. Wir hörten, dass es eine objektive Antwort gibt, die in uns selbst ist, und die nie unter dem Einfluss einer Autorität erkannt werden kann. Das weckte meinen Ehrgeiz. "Sie empfinden, ja, Sie haben die Gewissheit, dass es auf alle diese Fragen eine objektive Antwort geben muss. Aber diese Antwort erfährt nur, wer sich zur lebendigen verändernden Wahrheit wendet und sich ihr öffnet. Nur dadurch kann er die Unwahrheit dieser Welt erkennen.“

Ich hatte zwar keine Gewissheit in mir, öffnete mich aber für die "objektiven" Antworten, die uns mit großer Überzeugungskraft vorgetragen wurden. Viele fremde Begriffe, die dafür herangezogen wurden, erschlugen mich, z.B.: Lipika, Spiegelsphäre, aurisches Selbst, Endura, Geistfunkenatom, Uratom, u.v.m..

50.1.3.5. Die Querulanten und „Wegbleiber“ Es gab auch Zuhörer, die sofort alles kritisch hinterfragten. So erinnere ich mich, dass immer wieder nachgefragt wurde, woher das Lectorium die Sicherheit nähme, die reinsten Spekulationen und Theorien als klares und uraltes Wissen darzustellen. Die Kursusleiter ließen sich aber in ihrer Sicherheit nicht einschüchtern und fuhren unbeirrt mit ihren Ausführungen weiter. Ein Mann reagierte darauf mit heftigen Zwischenrufen; er wurde nicht beachtet, stand auf, verließ wütend den Raum und kam nie wieder. Nach dem 3. Abend war die Teilnehmerzahl um über die Hälfte geschrumpft, und diese schnelle Auslese findet in der Regel bei allen Kursen statt. Weg blieben die Querulanten, und ohne diese Störenfriede wurde die Atmosphäre zunehmend vertrauter und persönlicher. Für ihr Wegbleiben bekamen wir eine Erklärung: Um den Weg der Geistesschule mit ihren Liebesstrahlen der Gnosis gehen zu können, muss man erst zum Wüstenwanderer geworden sein, ein „Meer von Erfahrungen durchschritten“ haben, - meist über viele Inkarnationen - um den Ruf zu hören und zu verstehen. Ich konnte bereits selbst folgern, dass die Wegbleiber und Kritiker offensichtlich nichts verstanden, noch nicht so weit waren und deshalb wie andere Gewohnheitsmenschen noch in ihrem alten Seinszustand bleiben mussten.

50.1.3.6. Ich bleibe Wir Bleiber dagegen hatten positiv reagiert auf die Mächte des Lichtes: Wir haben das Leben in der Finsternis des Sündenfalls erkannt. Unser "Uratom" hat vibriert, unsere Präerinnerung war erwacht: Wir waren so weit, unsere Persönlichkeit war reif für den Rückweg. Zwar erschien auch mir noch Vieles spekulativ, meinte aber, mir noch kein Urteil bilden zu dürfen. Ich wollte das Neue verstehen. Die Inhalte der 12 Abende waren so neu und kompakt, dass man sie von Woche zu Woche trotz der ausgehändigten Kursusbriefe nicht verarbeiten konnte. Für die fremden Begriffe gab es in den meisten der auszuleihenden Bücher einen speziellen Anhang mit Worterklärungen. Was fremd war, wollte ich mir noch aneignen. - Wenn uns das Wissen bisher vorenthalten wurde, musste uns ja vieles neu sein. Auch war mein Ehrgeiz durch viele Satzanfänge geweckt, z.B.: „So wird Ihnen folgendes klar geworden sein...“ „Erkennen Sie jetzt, dass...“Mir war zwar noch wenig klar, aber natürlich wollte ich das nachholen. Neben dem noch Unbekannten gab es auch eine Vielzahl von Aussagen, denen ich sofort zustimmen konnte. Besonders interessierten mich die Ausführungen, die den uralten christlichen Erlösungsweg betrafen.

50.1.3.7. Die Lehre Verstanden hatte ich: Inhalt und Ziel der christlichen Erlösungslehre ist die Wiedergeburt aus Wasser und Geist. „Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht ererben.“ Das Ziel ist die Wiedergeburt des ursprünglichen, von Gott beabsichtigten Menschen. Diese Wiedergeburt vollzieht sich nicht im Jenseits, sondern in diesem irdischen Leben.

• Die irdische Persönlichkeit dient nur als Werkzeug, sie muss sterben. „Er muss wachsen, ich aber abnehmen." Die Schule versteht darunter die vollkommene Ich-Ersterbung, das „Endura“. Gemeint ist damit die Neutralisation der Naturkräfte und der Selbstbehauptung. Jedes Verlangen soll neutralisiert, das Ich vollkommen aufgegeben, negiert werden, alle animalischen Instinkte verschwinden. Das Bewusstsein der irdischen Persönlichkeit ist auf die Persönlichkeit beschränkt und bleibt immer an sie gebunden. Sie kann kein göttliches Wesen und keine göttliche Vibration wahrnehmen. • Das Ich kann sich aber nicht selbst liquidieren. Darum kommt die Gnosis, das urpranische Licht zur Menschheit, um das Unmögliche zu vollbringen. Es ist die Kraft, „ohne die wir nichts tun können“. Unter dieser Kraft ernähren wir uns nicht mehr von „Milch“, sondern von der „festen Speise“. Diese bietet uns die Geistesschule. • Auf diesem Weg entfaltet sich der ganz Andere in uns und wird wiedergeboren. Es ist der Weg der „Transfiguration“, der Weg des radikalen Persönlichkeitswechsels.

In meiner christlichen Erziehung hörte ich zwar auch, dass es gilt, die Eigenliebe zurückzustellen, jetzt hörte ich aber, dass das nicht ausreicht. Alle herkömmlichen Religionen würden nur zur Persönlichkeitskultur führen, und diese kann niemals befreiend sein. Es geht um die Auferstehung des Geistmenschen in uns, um den ganz Anderen...

50.1.3.8. Die Bibel Im Laufe des Kursus tauchten Fragen auf, wie sich bestimmte Lehrinhalte (z.B. Reinkarnation, 7 kosmische Gebiete) mit den Aussagen der Bibel vereinbaren ließen. Wir hörten, dass die Bibel über die Jahrhunderte verstümmelt und verfälscht wurde, so dass für Uneingeweihte der Befreiungsweg nicht mehr erkennbar sei. (6) "Die Bibel kann niemals für die große Menge bestimmt gewesen sein. Sie verstehen zu lernen ist nur möglich in der Geistesschule und für jene, die Geistesschulung empfangen haben.“ (7) Als Interessent des Kurses hatte ich noch nicht einmal den Pfad betreten, so dass ich meinem Unterscheidungsvermögen ab sofort misstraute. Man versicherte uns, dass ein Schüler, der sich auf den Weg begibt, mit wachsender Seelenentwicklung den Schlüssel zum wahren Verständnis bekommen würde. Als ich Schülerin war und über mein tatsächliches Seelenwachstum natürlich nach wie vor nicht zu urteilen wagte, verzichtete ich - wie andere Schüler auch - ausgiebig in der Bibel selbst zu lesen. Zuallererst war ja wichtig, die Universelle Lehre zu verstehen. Erst dann konnte ich zum richtigen Bibelverständnis durchdringen.

50.1.3.9. Die Kirchen Wir hörten, dass die traditionellen Kirchen längst nicht mehr das göttliche Lebensfeld erreichen und mit dunklen Kräften naturreligiös zusammenarbeiten. Ab Bischofs- oder Kardinalsrang wäre man über den bewussten Pakt mit dem Widersacher eingeweiht. Alles wurde so sicher vorgetragen, dass ich dahinter gründliches Recherchieren und ein Wissen vermuten musste, das der breiten Masse nicht mehr bekannt war. Ich selbst war weitgehend unwissend über die Hintergründe und nahm die Aussage wie alle anderen auch als historisch gegeben an. Aussagen des Gründers Jan van Rijckenborgh über die Theologie: "Im übrigen ist Theologie reine Spekulation, Täuschung und luziferischer Betrug“.

"Es ist wahrscheinlich nicht nötig, unsere Meinung noch klarer zu formulieren. Kein Schüler wird sich in seinem Urteil über die Bibel noch auf theologische oder kirchliche Bibelauslegungen oder auf kirchliche Interpretationen des Christentums verlassen.“

50.1.3.10. Jesus Christus Eine sehr umfassende und faszinierende Bedeutung bekam Jesus. Das hatte ich von den Kirchen bisher nicht gehört: Er wurde als Prototyp dargestellt, der einen Einweihungsweg zeigte, der von allen gegangen werden soll. Die klassischen Rosenkreuzer wurden zitiert: „Jesus mihi omnia“. Andererseits wurde gesagt, dass es fraglich ist, ob er überhaupt gelebt habe. Das sei aber unwesentlich, denn der klassische Einweihungsweg sei für die gereiften Seelen trotz aller Verstümmelungen in der Bibel noch erkennbar. Jede Religion habe eine esoterische Seite, die den universellen Einweihungsweg kennt und für diejenigen bestimmt ist, die der äußeren Kirche und ihrer Dogmen nicht mehr bedurfte. Ich ahnte immer, dass die Botschaft Jesu mehr Dynamik und Aufforderungscharakter enthält als ich bisher in den traditionellen Kirchen hörte. - Ich wurde richtig wütend über meine herkömmliche religiöse Erziehung, weil man mir wichtige Wahrheiten vorenthalten hatte - Sie hatten mich zu einen unfruchtbaren Anbetungsglauben an eine Person erzogen, von der man nicht einmal weiß, ob sie tatsächlich vor 2000 Jahren gelebt hat. Von seiner universellen Bedeutung hatten sie nie gesprochen. Inzwischen „durchschaute“ ich diese vorsätzliche Verdummung der Massen schon selbst: Wenn die Kirchendiener schon längst Werkzeuge des Herren dieser Welt geworden sind, schien es folgerichtig, dass der Befreiungsweg verstümmelt werden musste. Die Erinnerung daran konnte am wirkungsvollsten in eine unfruchtbare Personenanbetung umgebogen werden. Ich zitiere den Großmeister: "Sie müssen Ihre Christus-Vorstellung preisgeben, die dogmatische Religionen zwischen Ihnen und der Wahrheit aufgerichtet haben. Denn Jesus Christus ist keine Gestalt und keine Autorität, die Gesetze gibt und Anerkennung fordert. Christus ist vielmehr die vom Urgrund des Seins ausgehende Strahlungskraft, die ausgesandt wird, um alles Irdische aufzubrechen und zur Heimkehr zu bewegen.“ (10) Alles klang für mich zwar noch sehr widersprüchlich, aber man versprach uns, auf dem Stufenweg des Schülertums die tieferen Wahrheiten entsprechend unseres Seinszustandes zu entschlüsseln. Ich begriff, dass es um die Auferstehung des Gottessohnes in mir selbst ging, für die meine irdische Persönlichkeit unter der Strahlungskraft der Gnosis liquidiert werden muss.

50.1.3.11. Namhafte Autoren zeugen vom gnostischen Weg Viele Bibelstellen wurden herangezogen, um die universelle Lehre zu fundieren. Beispiele: Paulus gilt dem LR als großer gnostischer Eingeweihter: „Ich sterbe täglich“.“ Das Vergängliche muss sich mit dem Unvergänglichen bekleiden.“ Dann wird in Erfüllung gehen:„Der Tod ist verschlungen in den Sieg.“ Johannes: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde.“ Auch das „Stirb und Werde“ bei Goethe zeugt von der Transfiguration, vom Persönlichkeitswechsel. Angelius Silesius wurde zitiert: “Und wäre Jesus tausendmal geboren, jedoch nicht in dir, so wäre er umsonst gestorben“. Es wurden viele Zitate bekannter Autoritäten bemüht, um den Weg der „Transfiguration“ - wie J. v. Rijckenborgh ihn genannt und definiert hat - als „universell“ zu begründen

50.1.3.12. Das Gebet Eine Informationsveranstaltung galt dem „wahren“ Gebet, und ich ließ zu, dass meine Einstellung zum persönlichen Beten stark verunsichert wurde. Zukünftig verzichtete ich sogar darauf - und mit mir andere Schüler auch. Wir hörten: Das Gebet ist ein magischer Anruf. Es wird immer eine Antwort erfolgen. Auf das Gebet, das der irdische Mensch mit seinem egozentrischen Bewusstsein spricht, erfolgt eine Antwort von dem Gott dieser Welt, von den Mächten der Finsternis. Damit wird die Bindung an diesen Gott immer größer. Auch das weltlich ausgerichtete Gebet eines Priesters unterhält das Unheilige und Ungöttliche und den menschlichen Wahn instand. Allen religiösen Richtungen, die zur Gebetsmagie auffordern, liegt eine „raffinierte Absicht“ zugrunde: „Die Instandhaltung des Gottes dieser Welt, die Instandhaltung der jenseitigen leitenden Hierarchie und damit auch der widergöttlichen irdischen Natur“. (11) Der wirkliche Gott hingegen sei kein Dienstknecht unserer entarteten Natur. Der Schüler gibt deshalb alle persönlichen Wünsche auf. Er weiß, dass er sich durch diese Wünsche an den Gott dieser Welt bindet. Er „vertraut sich völlig der Gnosis an“. (Anm.: Da die Gnosis in der Schule wirkt, vertraut sich der Schüler dem LR an) Mir wurde bewusst, dass meine Gebete meist irdische Belange beinhalteten und selten: „Nicht mein Wille, sondern Dein Wille geschehe“. Natürlich wollte ich nicht die Kräfte der Finsternis instand halten und verzichtete zukünftig auf persönliches Beten. - Ab dem „Probeschülertum“ konnten wir die „Rosa Mystica“ käuflich erwerben - das „Gebetsbuch“ der Schule, das vorformulierte magische Anrufe an die „reine Gnosis“ enthält. Mein „Beten“ beschränkte sich auf das Lesen dieser Verse, um auszuschließen, es für meine „irdischen Belange“ zu missbrauchen.

50.1.3.13. Wir werden vor die Entscheidung gestellt Nach dem 12. Informationsabend stand eine Entscheidung an. Am letzten Abend hörten wir nochmals eindringlich: • Das Gehen des Pfades kann nur im Kraftfeld der Geistesschule geschehen. (Im Informationsbrief Nr. 12, S. 5 heißt es: „Das Wissen aus erster Hand jedoch und die Möglichkeit zum Gehen des Pfades entstehen durch die Belebung des Uratoms. Und das geschieht, das kann nur geschehen im Kraftfeld der Geistesschule.“ • Ein einzelner allein kann den Weg nicht gehen. „Darum kann auch niemand zu recht behaupten: 'Ich geh den Weg, aber ich brauche die Geistesschule nicht. ... Wer das sagt, hat den Weg zur Wiederentfaltung des Geistfunkens noch nicht entdeckt. Er hat noch nicht verstanden, dass das Ich auf diesem Weg nichts vermag“. (12) Außerdem hörten wir, dass die Atmosphäre inzwischen so verunreinigt ist, dass der Einzelne das göttliche Lebensfeld nicht mehr erreichen kann. • Auf Dauer „kann der Sucher sich nicht immer nur orientieren und 'seine Weisheit' holen und dann seiner Wege gehen. Die drängende Kraft und die Weisheit werden wieder kraftlos, wenn der Sucher nicht sein Ich loslässt und in der gnostischen Fülle der Geistesschule neutralisiert. (13) • Die Entscheidung für das Schülertum wird unserem Leben den großen Sinn geben. „Das wird die entscheidende Tat in ihrem Leben sein. Sie wird ihr Leben vollkommen verändern und ihm eine vollkommene andere Richtung geben. Sie werden dann endlich die Aufgabe erfüllen können, die ihrem Leben zugrunde liegt.“ (14) Erst heute, beim Schreiben, merke ich, wie stark die Suggestionen waren. Damals empfand ich es nicht so. Während ihrer Ausführungen dachte ich eher an mein bisheriges Leben, das ich so unverbindlich wie möglich eingereichtet hatte - an meine ganzen Ambivalenzen, die mich wenig zielorientiert erschienen ließen. Ich fühlte mich aufgerufen, jetzt konsequent und verbindlich zu sein.

50.1.3.14. Meine Entscheidung für das Schülertum • Mich beeindruckte die Ernsthaftigkeit und Konsequenz, mit der versucht wurde, das „Kehret um, mein Reich ist nicht von dieser Welt“ zu leben. Die Botschaft Jesu wurde universell verstanden, blieb nicht auf eine Glaubensrichtung und einen naiven Personenkult beschränkt. Auf dem Einweihungsweg der Schule wollte ich die tieferen Geheimnisse kennen lernen und mein Ego zurückstellen. Die Kirchen lehrte zwar die religiöse Wahrheit, aber ich konnte nicht erfahren, dass sie lebendig ist. Das Leben riss nicht mit, ermunterte und begeisterte nicht. Erfahrbar war nur das Lehrende, Belehrende, Verbietende, Fordernde. Hier erlebte ich lebendige und überzeugende Menschen. • Nichts wies auf einen sektiererhaften Anspruch hin. Viele Bücher des Gründers konnte ich zwar zu dem Zeitpunkt noch nicht lesen, aber sie beeindruckten mich, und ich war durch die Titel (z.B. „Ägyptische Urgnosis“, „die universelle Gnosis“, „Chinesische Gnosis“).überwältigt. Ungeprüft nahm ich an, es mit einer „universellen Lehre" zu tun zu haben. • Nichts wies auf eine Abhängigkeit von einer guruhaften Person hin - das hätte mich abgeschreckt. Stattdessen wurde viel von der Selbstautorität und dem „Inneren Tribunal“ gesprochen. • Zu den Vortragenden, den Teammitgliedern und auch zu den Interessenten hatte sich im Laufe der 12 Abende eine Beziehung aufgebaut. Beziehung war hier für mich: Wir haben das gleiche Ziel, sind gemeinsam auf dem Weg. Zwischenzeitlich konnten wir auch an Tempeldiensten des Zentrums teilnehmen und dabei alle Schüler erleben. Sie alle verband die Suche nach dem Wahren, und die Menge der Versammelten mit dem gleichen Ziel war beeindruckend. Ich spürte, dass die Gemeinschaft einen wohltuenden und schützenden Effekt hat. Die Wirkung der Gemeinschaft war, dass die individuelle Wahrnehmung und Empfindung zugedeckt wurde. Ich erwarb eine Gruppenauffassung. Mit meinen vorherigen Freunden blieb ich in meiner Suche nach Sinn und Lebensgestaltung oft unverstanden allein. Aber hier spürte ich, was es bedeutet, gemeinsam auf dem Weg zu sein. • Brennend interessierte mich ein Konferenzbesuch, der aber nur nach Abgabe einer Beitrittserklärung möglich war. Von dem unterstützenden Kraftfeld ihrer Schule wurde oft gesprochen, und es stellt das Kernstück ihres Weges dar. • Wichtig war mir noch, dass ein Austritt problemlos und zu jeder Zeit möglich ist. Das garantierte man mir, so dass ich mit einem Beitritt nichts riskierte.

50.1.3.15. Der 13. Abend Zu einem 13 Abend wurde nur eingeladen, wer einen Antrag für das Schülertum oder die lose Mitgliedschaft stellte (Vorhofschülertum). Neben den uns bereits bekannten Schülern war die gesamte Zentrumsleitung anwesend, und wir (12 Kursusbesucher, die um Aufnahme baten) wurden freundlich aufgenommen. Sie zeigten uns Dias von den Konferenzorten in Deutschland, aber auch von Holland und anderen Ländern. Wir hörten von den in der Vergangenheit grausam verfolgten Manichäern und Katharern, in deren Tradition das LR sich sieht. Man sagte uns, dass die Zeit jetzt zwar günstiger sei, weil Staat und Kirche nicht mehr den Einfluss haben, aber Transfiguristen wurden immer verfolgt. Man könne nicht sagen, wie lange die heutige Toleranz bestehen bleibt. Die Menschen, die den Rückweg zum göttlichen Lebensfeld gehen, müssen immer mit Widerstand und Verfolgung rechnen. Die Kräfte der Todesnatur klammern, und jeder, der den Befreiungsweg geht, stellt eine Gefahr für sie dar. Ich jedenfalls war - ohne es zu verstehen - gegen das Komplott der finsteren Mächte draußen bereits in der Einheit im wachen und tapferen Widerstand mit den serenen (reinen) Kräften der Schule.

Wissen Sie überhaupt, wie bevorrechtigt Sie den Massenmenschen gegenüber sind?“ Jedenfalls war ich dankbar, über das LR den Erlösungsweg kennen gelernt zu haben, den andere mir bisher vorenthalten hatten. Meinen formlosen Antrag zum Schülertum gab ich ab. Damals wusste ich noch nicht, dass mit meinem Antrag eine so genannte Ballotage an die zuständige Verwaltung geschickt wird. Die Teammitglieder sind nämlich instruiert, während des Kurses die Interessenten nach persönlichen Daten auszufragen und über jeden einzelnen eine Einschätzung über ihre Tauglichkeit für den Schülerweg abzugeben. Gut, dass ich es nicht wusste, es hätte meine Euphorie gedämpft. Jetzt gehörte ich zu den „Gruppenverbundenen“ und erwartete gespannt die Einladung zu einer Konferenz.

50.1.4. Die Konferenzen Die schriftliche Einladung zur ersten Konferenz erhielt ich per Post von der zuständigen Verwaltung zugeschickt. In Deutschland gibt es drei Konferenzorte, die auch Sitz der Verwaltung sind. Zentren dagegen gibt es in jeder größeren Stadt. Je nach ihrer geographischen Lag sind die Zentren einem Konferenzort zugeordnet. Zu den Konferenzen kamen nun die Schüler der verschiedenen Zentren einer Region zusammen. Ich war sehr neugierig und hatte so gut wie keine Vorstellung von dem, was mich erwartete. Im Kursus wurde uns sehr intensiv vermittelt, dass im Kraftfeld der Schule der heilige Geist siebenfach geoffenbart ist. Die Konferenzorte seien Brennpunkte für seine Ausgießung. Es sollen Erneuerungskonferenzen sein, die das Begehren läutern. Ich zitiere: „so dass Sie schließlich nur noch das begehren werden, was der Wiedergeburt des Geistkerns in Ihnen nützlich ist“. Meine Entscheidung für diesen Weg war bereits gefallen. Dennoch bekam ich mit der Einladung in der Hand noch einmal Zweifel. Wir waren auf Gemeinschaftsquartiere vorbereitet, und seit meiner Kindheit sind mir Gruppenfahrten mit negativen Erinnerungen an Jugendherbergsunterkünften ein Greuel. Jetzt hatte ich mich als erwachsener Mensch freiwillig mit diesen Bedingungen einverstanden erklärt. Etwas in mir bäumte sich noch einmal heftig auf. - Meine Bedenken wurden aber zerstreut, denn es konnte nur mein Ego sein, das mir diese Zweifel einflößte und den Weg nicht gehen wollte. - Ich war schon eine aufgabebereite Schülerin geworden.

50.1.4.1. Der Samstag - Fahrt zur ersten Konferenz Die reibungslose Organisation des Zentrums faszinierte mich. Es bildeten sich Fahrgemeinschaften und an einem Samstagmorgen befand ich mich auf der Reise mit Menschen, die alle das gleiche Ziel verband. In diesem Gefühl der Verbundenheit lösten sich meine Ängste und Zweifel auf. Am Konferenzort angekommen sah ich viele Autos, gelegentlich auch Busse, die um das Konferenzgelände in der sonst dörflichen Umgebung parkten. Nach und nach trafen etwa 600 Menschen aus den verschiedenen Zentren ein, die sich freudig und meist lautstark begrüßten. Mir gefiel das äußere Erscheinungsbild, die bunte Vielfalt: Männer und Frauen, in allen Altersstufen waren hier gleichgewichtig vertreten. Wie ich später erfuhr, waren auch alle Berufsschichten vom Akademiker bis zum ungelernten Arbeiter vertreten. Alle wirkten sehr lebendig, offen und sympathisch. Nichts an ihnen wirkte auffällig oder „außenseiterisch“, wie manchmal Menschen in der Esoterik-Szene anzutreffen sind. Hier war das Äußere der Personen eher „bürgerlich“, „bieder“.

Das Zusammentreffen so vieler „normaler“ Menschen gab mir noch einmal die Gewissheit, auf dem richtigen Weg zu sein - unmöglich konnten so viele irren. In dem weiten Gelände, umgeben von vielen Menschen, fühlte ich mich zunächst orientierungslos, verwirrt und verloren. Schüler, die wir bereits im Kursus kennen gelernt hatten, kümmerten sich um uns Neue. Alles war wieder gut organisiert. Wir bezahlten unsere Konferenzgebühr und bekamen eine Teilnehmerkarte ausgehändigt. Diese war bei den späteren Tempeldiensten vorzuzeigen und enthielt auch unsere Schlafraumnummer. Wir kamen an großen Schlafsälen vorbei, die über 20 Personen in doppelstöckigen Betten beherbergen können. Diese Mengen von Betten, die Jugendherbergenkapazität weit überschritt, beeindruckten mich. (Vielleicht verursachten sie auch Erstaunen-Unsicherheit Angst - ich weiß es nicht mehr.) Doch wir Neuen wurden zur besseren Eingewöhnung erst in kleinere Räume ( 8 Personen ) untergebracht. Mit uns Neuen waren auch einige „Betreuerinnen“ zusammen, die mit uns im gleichen Raum schliefen. Sie wiesen uns an, die Betten zu beziehen und in den Gemeinschaftswaschräumen unsere Handtücher unterzubringen.

50.1.4.2. Das Programm Einer Anschlagtafel konnte man das Programm entnehmen. Zu meiner Verwunderung bestand es nur aus Tempeldiensten. Am Samstag waren drei Tempelbesuche, am Sonntag zwei vorgesehen. Eine andere Tafel nannte die Essenszeiten. Mit dem Begriff „Konferenz“ verband ich bisher gemeinsamen Austausch, Arbeitsgruppen und Diskussionsrunden. Hier wurde er ganz offensichtlich anders verstanden. Konferenz bedeutete hier: fünf Tempelbesuche, lediglich unterbrochen durch Essenszeiten und kurze Pausen. Darauf war ich nicht vorbereitet.

50.1.4.3. Der 12 Uhr - Eröffnungsdienst Ca. 40 Minuten vor 12 Uhr erklang über Lautsprecher eine leise Musik in allen Räumen. Es wurde plötzlich still. Alles Reden hörte auf, die Zeit der Stille hatte begonnen und man versammelte sich schweigend in der großen Eingangshalle. Ich setzte mich dazu und fand das Schweigen mit so vielen Menschen wohltuend. Dann erscholl ein Glockengeläut, das sich noch zweimal wiederholte. Es war das Signal für die Tempelöffnung: der Tempel konnte betreten werden. Nach und nach erhoben sich die Menschen und gingen in seine Richtung. Ich stand auf und folgte den anderen. Am Eingang des Tempels standen zwei „Türsteher“, an deren prüfenden Blicken man vorbeigehen und die Konferenzkarte zeigen musste. Es waren Schüler höherer Ansichten. Wir Neuen, aber auch die älteren Schüler gingen ehrfurchtsvoll an ihnen vorbei. Wir waren sicher, dass ihren durchdringenden Blicken nichts in uns verborgen blieb. (Der Schülerweg verläuft hierarchisch in Stufen oder Ansichten. Schüler niederer Ansichten wissen grundsätzlich nicht, was auf der nächst höheren auf sie zukommt. Tatsächlich wussten wir über höhere Ansichten nichts. Wir wussten aber, dass die „Türsteher“ einer sehr hohen und auserlesenen Stufe angehörten, und das allein bot eine unbegrenzte Projektionsfläche für allerlei Ahnungen über ihre Fähigkeiten und Kenntnisse.) Im Tempel selbst warteten „Platzanweiserinnen“ auf uns. Man konnte sich also nicht nach Belieben irgendwo hinsetzen, sondern wurde angewiesen, die Stuhlreihen nach unserem Kommen zu schließen. Auf jedem Stuhl lag ein Liederbuch. Als der Tempel bis zur letzten Stuhlreihe gefüllt war, gingen die „Türsteher“ und die Platzanweiserinnen“ in der Stille durch den gesamten Tempel und nahmen in der 1.Reihe Platz, die den höheren Graden vorbehalten ist.

Die absolute Stille im Tempel wirkte betäubend. Heute würde ich sagen: beklemmend, verunsichernd, gespannt. Es entstand ein Ehrfurcht gebietendes, ein hilfloses Gefühl. Kein Räuspern, kein Husten war zu hören, nur ein leises Wasserplätschern. Ich zwang mich zur Ruhe, um nicht durch irgendein Geräusch aufzufallen. Ein Mann erschien am „Platz des Dienstes“. (Diesen kann ich nicht mit dem Altar der Kirchen vergleichen, aber seine Funktion ist wohl ähnlich gedacht.) Er las etwas vor, aber ich verstand zunächst wenig. Noch war ich Beobachter, aber ich konnte keinen klaren Gedanken fassen in dieser Atmosphäre, erst recht nicht nachdenken. Von meinen Gefühlen fühlte ich mich getrennt. Alles war so neu und fremd, dass ich völlig verwirrt war, weder Angst noch Freude noch Hoffnung empfand. Ich hatte keinen Zugang mehr zu mir selbst. Es wirkte irritierend.

50.1.4.4. Das Innere des Tempels Lange Stuhlreihen boten Platz für 600 Schüler. Der Tempel wirkte sehr nüchtern. Elektrisches Licht leuchtete den Raum hell aus. Weiße Vorhänge bedeckten die hohen Wände. Vorn am „Platz des Dienstes“ befand sich ein Stehpult von mehreren Metern Breite. Das goldene Kreuz an der Wand mit stilisierter Rose am Schnittpunkt kannte ich bereits aus dem kleinen Tempel des Zentrums; ebenso die auf dem Tisch symbolisch aufgeschlagene Bibel, aus der nicht vorgelesen wurde. Im kleinen Tempel des Zentrums führte eine Treppe mit 3 Stufen zum „Platz des Dienstes“, hier gab es symbolhaft sieben Treppenstufen. Auf einer stand eine große leere Vase, die auch nur Symbolcharakter hatte. Neu waren weiterhin ein siebenarmiger Leuchter und ein geflügelter Merkurstab, an dem sich zwei Schlangen hoch schlängelten. Beide „goldenen“ Symbole hatten fast Menschengröße. Das Plätschern des Wassers kam von einem Brunnen, der im Boden vor dem „Platz des Dienstes“ eingelassen war und einen Durchmesser von mindestens zwei Metern hatte. (Sämtliche Symbole finden sich weltweit an allen Konferenzorten wieder, so dass man sich an allen Konferenzorten, z.B. Brasilien oder Holland sofort heimisch fühlt.) Irgendwann (nach ca. 25 Minuten) drang an mein Ohr, dass mit diesem Dienst die Konferenz zur Rettung unserer Seelen eröffnet sei und wir in aller Stille den Tempel wieder verlassen sollten. Alle nahmen anschließend in der großen Halle nochmals 15 Minuten schweigend Platz.

50.1.4.5. Im Ess-Saal (12.45 Uhr) Sehr beeindruckend war dann der riesige Speisesaal mit Platz für die Hunderte von Menschen. An langen Tischen nahmen wir Platz, und wieder funktionierte alles ausgezeichnet. Über Lautsprecher wurde erst ein Textabschnitt aus einem der Bücher der Großmeister vorgelesen - eine solche „Lesung“ erfolgte vor jeder Mahlzeit - dann das Essen auf rollenden Wagen an die Tische gebracht. (Sämtliche Arbeiten werden von Schülern verrichtet: kochen, putzen, und was sonst anfällt. Es sind freiwillige Helfer oder Schüler, die eine Ermäßigung der Konferenzgebühr beantragt hatten und als Gegenleistung für die Stabsarbeit eingeteilt wurden.)

50.1.4.6. Die Mittagspause - unerwünschte Ausflüge Bis zur Kaffeezeit um 15 Uhr hatten wir Zeit zur freien Verfügung. Die meisten gingen ins Bett. Ich wollte etwas Abstand von den vielen neuen und noch verwirrenden Eindrücken gewinnen und mir die Umgebung des Ortes ansehen. Eine Frau, die ich vom Kursus bereits kannte, und die wie ich zum 1. Mal eine Konferenz besuchte, schloss sich mir an. Wir vergaßen über den Austausch des Erlebten die Zeit,

verirrten uns in der fremden Umgebung und mussten eilen, um pünktlich zum Gesangdienst zurück zu sein. (Die Kaffeezeit hatten wir schon versäumt.) Auf dem Konferenzgelände klärte uns sogleich ein Schüler freundlich, aber bestimmt, auf: Wir hatten uns zu weit vom Gelände entfernt. Das wird nicht gern gesehen und schadet uns selbst. Die dialektischen (weltlichen) Einflüsse, denen wir uns mit der Entfernung ausgesetzt hatten, seien weder für uns noch für das reine Kraftfeld der Schule förderlich. Unter Zeitnot stürmten wir in den Waschraum, denn die Stillezeit war bereits angebrochen. Wir wussten schon, dass man sich vor jedem Dienst wusch und die Zähne putzte. Eine Schülerin, die sich offensichtlich über unsere scheinbare Unbekümmertheit ärgerte, fauchte uns barsch an: „Wir ziehen uns um!“ Nun hatten wir aber nichts zum Umziehen dabei, jedenfalls nichts Besonderes, das nur für den Tempeldienst bestimmt war. Wir waren mit einer Reisetasche angekommen, die ausreichend Platz für eine übliche Wochenendreise bot. Außerdem mussten noch Bettwäsche und Handtücher mitgebracht werden, wollte man sich die Leihgebühr dafür sparen. Unsere Euphorie unter so viel Gruppenverbundenen bekam jedenfalls erste Dämpfer. Offensichtlich gehörten wir noch nicht ganz dazu; wir waren noch nicht voll in Ordnung.

50.1.4.7. Der Gesangdienst (16.30 Uhr) Das Glockengeläut erscholl - der Tempel konnte also betreten werden. In meiner Selbstsicherheit wegen meiner „unpassenden“ Kleidung leicht verunsichert, versuchte ich mich an den „Türstehern“ unauffällig vorbeizumogeln. Das gelang natürlich nicht, denn die Konferenzkarten müssen einzeln vorgezeigt werden. Wieder bekam ich einen Platz zugewiesen. Der Dienst bestand hauptsächlich im gemeinsamen Singen von Liedern aus dem Gesangbuch. Es enthält keine Noten, aber wir waren instruiert, trotz unbekannter Melodien mitzusingen. Das gemeinsame Singen sollte die einheitliche Ausrichtung fördern und das „Kehlkopfchakra“ reinigen. Also sang ich mit, selbst Texte mit mir nicht verständlichen Inhalten. Emotional berührten besonders die Lieder, die im Wechsel von Frauen und Männern gesungen wurden, um dann wieder gemeinsam zu singen. Nach ca. 30 Minuten wurden wir wieder diszipliniert hinaus gewiesen, anschließend wieder 15 Minuten Stillezeit.

Das Abendessen um 18 Uhr begann wieder mit einer „Lesung“ aus einer der vielen Bücher der Großmeister. Nach den Tempeldiensten hatte ich immer einen sehr großen Appetit und Hunger. Das kannte ich in dem Ausmaß nicht von mir, und blieb bis zu meinem Ausstieg so. Andere Schüler lächelten verständnisvoll darüber, denn ihnen ging es ebenso. Sie meinten, dass das Ego hier als Ausgleich für die intensive Ichzerbrechung verstärkt „Futter“ braucht. - Ihr Humor tat gut, aber ich frage mich noch heute, was körperlich tatsächlich passierte. (Das wesentliche Ziel der Schule ist der Pfad des „Endura“: die Ich-Zerbrechung; die absolute Selbstübergabe des Ich an den „Himmlischen Anderen“ in mir. „Wenn nur das Ich erst schweigen will, auch, wenn die Not am größten sich erweist“, so heißt es in einem Gebet. - Welche Rolle spielte unser Körper in diesem Prozess?)

50.1.4.8. Der Tempelschlaf Ein besonderes Phänomen, das alle Schüler kennen, ist der so genannte Tempelschlaf. Gemeint ist damit ein zeitweises Herabsinken des Wachbewusstseins. Der Schüler gerät in eine Art Dämmer- oder Trancezustand, „driftet“ ab und kann dem Dienst inhaltlich nicht mehr folgen. Mich überkam oft das Gefühl einer schweren Müdigkeit, ich fühlte mich wie „betäubt“. Wie ich bei anderen Schülern immer wieder auch beobachten konnte, fällt in einem solchen Zustand die Kinnlade herunter. Der Kopf fällt unwillkürlich nach unten. Es gelingt nicht, ihn aufrecht zu halten. Ein bewusstes Gegenwirken ist oft zwecklos. Außerhalb des Tempels löst sich diese „Schwere“ langsam wieder auf. Ich erzählte einem langjährigen Schüler von meinem Zustand, in dem ich den Tempelansprachen nicht folgen konnte und den ich irritierend erlebte. Er beschwichtigte und meinte, dass alle Schüler immer wieder in den Tempelschlaf fielen. Die Vibration des Kraftfeldes wirke auf das Geistfunkenatom und nicht auf die Persönlichkeit. Diese kann die hohe Vibration nicht verstehen, sie hat keine Kenntnis über das geistige Wachstum. Es sei also nicht wesentlich, dass ich allen Ansprachen rein intellektuell folgen kann, sondern dass ich mich dem Kraftfeld überlasse. Der Ich-Mensch sei nur Wegbereiter, Diener des geistigen Prinzips. Im Kraftfeld der Schule bekommt es die notwendige Nahrung für sein Wachstum. Nach meinem Ausstieg fragte ich mich, was tatsächlich passierte: Der Tempelschlaf, der ungewöhnliche Appetit und Hunger, und die Müdigkeit während der gesamten Konferenz sind für mich lange ungeklärte Phänomene geblieben. (Die Frage ist, ob die Tempelansprachen verstanden werden sollten. Sollte man halb- oder unbewusst etwas übernehmen, das rational nicht zu klären war? Die Überbelastung der menschlichen Kräfte erzeugt Müdigkeit und Kraftverlust für Geist und Körper. Auf jeden Fall verringerte sich die kritische Wahrnehmung - vor allem die Urteilsfähigkeit.)

50.1.4.9. 1. Tempeldienst ( 20.15 Uhr ) Der abendliche Dienst am Samstag galt als der 1. offizielle Tempeldienst. Die „Rituale“ vor den Diensten blieben immer die gleichen. Das äußere Erscheinungsbild der Männer und Frauen wurde noch eleganter. „Neidvoll“ mussten wir zusehen, dass die meisten für diesen Dienst noch eine besondere Garderobe dabei hatten. Diese Tempeldienste werden in der Regel von einem Mann und eine Frau gehalten Die Frau übernimmt den rituellen Teil, der Mann liest die Ansprache vor. Diese besteht aus einem vorgegebenen Text, der parallel meist auch an anderen Konferenzorten gelesen wird. Der Dienst war sehr feierlich, Schüler spielten Instrumentalstücke (Geige, Querflöte, Klavier). Meine Schläfrigkeit und Benommenheit waren stärker als bei den 2 Diensten vorher und lösten sich auch in der anschließenden Stillezeit nicht auf. Mir wurde bewusst, dass wir während der gesamten Dienste auf dem Stuhl verharrten - in „ehrfurchtsvoller“, ruhiger Haltung. - Die Beine durften nicht übereinander geschlagen werden. Wer erkältet war oder Hustenreiz hatte, wurde aufgefordert, in einem speziellen Stilleraum die Dienste über Lautsprecher zu verfolgen. Von den „älteren“ Schülern übernahm ich, mich mit erfrischenden Bonbons auszustatten, um einen evtl. Hustenreiz unterdrücken zu können.) Nur gelegentlich wurden wir bei diesen Tempeldiensten zum Singen aufgefordert. Das waren unsere einzigen Aktivitäten. Die drei offiziellen Tempeldienste dauerten etwa 45 Minuten. Etliche Schüler kauften sich nach dem Abenddienst noch Getränke im Essaal. Meine Müdigkeit war aber so groß, dass ich mich - wie die meisten - gleich in den Schlafsaal zurückzog.

50.1.4.10. Das Abend- und Morgengebet Nach 22 Uhr wurde gemeinschaftlich das Licht gelöscht, und ich fühlte mich in der Dunkelheit endlich „allein“. Plötzlich hörte ich in der Stille Klaviertöne über Lautsprecher, anschließend wurde ein Gebet gelesen, das an die Gnosis gerichtet war. Darauf war ich nicht vorbereitet. Schlagartig wurde mir bewusst, dass sämtliche Räume und Häuser über Lautsprecher miteinander verbunden waren. Es irritierte mich, dass man mich bis in die „Privatsphäre meines Bettes“ noch im Dunklen und ungefragt erreichen konnte. Ich war aber bereits zu müde, um darüber noch klar nachdenken zu können. Die Gnosis wirkte, mein Ich war „schachmatt“ gesetzt, und ich schlief ein.

50.1.4.11. Der Sonntag Das Wecken erfolgte wieder mit einem Gebet über Lautsprecher. Im Waschraum sprach ich eine Schülerin darauf an. - Wir waren ja aufgefordert, alle Fragen zu stellen. - Ich äußerte meine Bedenken, die ich in der Gefahr der Manipulation so vieler Menschen an einem Ort sah: Sämtliche Räume und Gebäude auf dem Gelände waren über Lautsprecher miteinander verbunden. Sie sah mich total verwundert an und meinte, dass sie diese Gedanken noch nie hatte. Ihre Reaktion verdeutlichte mir mein Misstrauen, und es war mir unangenehm, fast peinlich, es geäußert zu haben. Natürlich ging es einzig um die einheitliche Ausrichtung auf die Gnosis, und ein Gebet für die Nacht und ein Gebet beim Aufwachen waren dafür besonders geeignete Zeiten. Nach dem Frühstück war die „Schlafsaalaufsicht“ damit beschäftigt, die Fenster und den Fußboden zu putzen. Als Neulinge blieben wir mit diesen Arbeiten verschont. Später konnte man bereits einem Vermerk auf der Konferenzkarte entnehmen, ob man dafür eingeteilt war. Sonntag standen ein Tempeldienst am Vormittag und ein Tempeldienst am Nachmittag auf dem Programm. Im Dienst am Vormittag wurde der siebenarmige Leuchter feierlich angezündet, ein Chor sang. Das gleiche Ehepaar vom Samstag hielt die Dienste. Am Ende des Dienstes ging ich „erschossen“ ins Bett und fiel bis zum Mittagessen in einen tiefen Schlaf. Obwohl ich müde war, wollte ich in der Mittagspause nicht wieder schlafen. Viele gingen ins Bett, andere spazieren. Am Büchertisch hatte ich mir die „Ägyptische Urgnosis“ vom Großmeister gekauft und wollte lesen. Ich setzte mich in dem großen Raum auf einen Sessel. Um mich herum saßen verstreut andere. Das gemeinsame Schweigen tat gut. Manche lasen, manche taten gar nichts, keiner stand unter dem Druck, nach außen etwas tun oder beweisen zu müssen.

50.1.4.12. Meine „Wahrnehmung“ verändert sich In der Stille merkte ich plötzlich, dass etwas mit mir passiert war. Meine Wahrnehmung war anders geworden. Ich betrachtete durch das Fenster die Landschaft draußen, die Bäume und das Wehen des Windes in den Blättern. Plötzlich empfand ich diesen Anblick nicht mehr freudvoll und beruhigend. Ich „nahm wahr“, dass die Natur in ihrem „wahren Wesen“ feindlich ist. Sie erschien trügerisch und band mit ihrer angeblichen Schönheit meine Sinne ans Diesseits. „Gifthauch der Natur aufsteigt“ - so heißt es in einem Tempellied. Eine trennende, wenn auch unsichtbare Wand empfand ich jetzt zwischen mir und der Welt draußen. Die Gedanke an die vielen Menschen, die in dem Wahn dieser Todesnatur gefangen werden, rührte mein Mitleid an. Der Anblick von Kirchen und ihr Glockengeläut lösten zukünftig nur noch Assoziationen an die dunklen Kräfte aus: Sie sollten die Sehnsucht des Menschen umbiegen und an die Todesnatur ketten. Ich erfasste jetzt nicht nur verstandesmäßig, was im Kursus gesagt wurde, sondern fühlte unmittelbar,

was der Großmeister meinte: „Es ist eine vollkommene Täuschung. Es ist alles ein unermesslicher Schmerz, eine nicht in Worte zu fassende Tragik“. Dieses Erleben war so stark, dass ich es nicht vergessen habe. Die trennende und unsichtbare Wand blieb bis zu meinem Austritt bestehen und vorherrschend für mein Gefühl „In der Welt, aber nicht von der Welt“. (Heute interpretiere ich diese „Wahrnehmung der Todesnatur“ anders: Durch die Vorträge hatte ich die Verurteilung der Welt schon so verinnerlicht, dass ich sie dann auch anders erlebt habe.) Nach diesem Erleben freute ich mich auf den Abschlussdienst um 16.30 Uhr. Ich fühlte ich dazugehörig und konnte mich dem Geschehen voll hingeben und meine Beobachterrolle aufgeben. Nach diesem Dienst gingen wir in unsere Schlafsäle und packten unsere Koffer zur Abreise. Alles geschah in einer sehr gelösten Stimmung. Wir waren „von der Gnosis beschwipst“ - wie wir später oft scherzhaft in ausgelassenen Stimmungen sagten - entspannt, „high“. Ich bedauerte, dass wir in die graue Realität zurück mussten. Gegen 18 Uhr waren alle zur Abreise gerüstet. Zuhause angekommen nahm ich die Kluft zwischen der serenen (reinen) Atmosphäre des Konferenzortes und der trivialen Außenwelt sehr drastisch wahr. Die dialektischen Menschen (Naturmenschen) waren mit den Worten des Großmeisters „Gefangene“, die in einer „Strafkolonie“ lebten.

Zukünftig sollte dieser Konferenzort neben dem Zentrum meine zweite Heimat werden. In unruhigen Lebensumständen fuhr ich freiwillig sogar zweimal im Monat. Ein monatlicher Konferenzbesuch wurde auf dem Schülerweg aber bald verpflichtend. Um eine endgültige Entscheidung für den Schülerweg treffen zu können, war zunächst ein zweiter Konferenzbesuch erforderlich.

Diesmal fühlte ich mich besser vorbereitet: •

Ich hatte überhaupt kein Bedürfnis mehr, mich zu weit vom Konferenzgelände zu entfernen. Es gab eine unausgesprochene „Bannmeile“, in der wir uns bewegten und die genügend Raum zum Spazierengehen bot. Außerdem hatte ich wie die anderen immer ein großes Schlafbedürfnis, so dass die Energien für andere Aktivitäten fehlten. Die Zeitabstände zwischen den Mahlzeiten und den Tempeldiensten waren dafür auch zu kurz.



An die großen Schlafsäle gewöhnte ich mich überraschend schnell. Sie förderten das Gefühl, nicht allein auf dem Weg zu sein. Wir trugen ja gemeinsam das Opfer, kaum Platz für uns persönlich zu haben.



Das Abend- und Morgengebet über Lautsprecher wurden mir ein lieb gewordenes Ritual, auf das ich mich sogar freute. Sie gehörten zu den festen Bestandteilen der Konferenz und gaben uns das Gefühl „Zuhause“zu sein.



Zukünftig war ich kleidungsmäßig natürlich besser ausgestattet. Ich reiste jetzt wie die meisten mit einem Koffer an, der mit Pumps, Kleidern, langen Röcken und Kostümen gefüllt war. - Rückblickend erkenne ich auch einen gewissen „Showeffekt“. Selten hat man die Möglichkeit, sich vor so vielen Menschen zu präsentieren wie auf einer Konferenz. Dieser „Nebeneffekt“ in der ichzerbrechenden Strahlungskraft des Hauses gehörte jedenfalls auch zum Bestandteil des Konferenzgeschehens.

50.1.4.13. Kleiderzwang? Die Sektenlektüre berichtet vom Kleiderzwang mancher vereinnahmender Gruppen. Man kann nicht behaupten, dass es für alle Schüler einen direkten Kleiderzwang gab. Alle hatten zwar besondere Kleidung für die Tempeldienste dabei, aber es gab auch einige Wenige, die beim Umkleiden bei ihrer

sportlichen Kleidung blieben. Die meisten Schüler wollten aber nicht aus der Rolle fallen und passten ihre Garderobe den Gepflogenheiten an. Bei mir änderte sich mit der Zeit mein ganzes Kaufverhalten. Mein Kleiderschrank enthielt elegante Tempelkleidung, die ich sonst nicht trug. Bei den Neuen war regelmäßig zu beobachten, dass die, die mit lässiger Jeanskleidung zur Schule kamen, früher oder später mit Sakkos oder Anzügen erschienen. In den „Bedingungen für die Teilnahme am bekennenden Schülertum“ heißt es u.a.: „Ein gepflegtes Äußeres ist selbstverständlich und sollte hohen Anforderungen entsprechen. Dazu gehört auch die Auswahl und Pflege der Kleidung“. Ich beobachtete am Beginn ihres Schülerweges ganz individuelle und eigenwillige Menschen. Spätestens nach der Übertragung eines Amtes ließen sie sich die Kleidung vorschreiben. Das galt auch für die Schüler, die als „Leiter“ der Informationsveranstaltungen eingesetzt wurden - im Vokabular des LR „Kursusgeber“ wurden. Auf jeden Fall ist das LR sehr daran interessiert, nach außen „seriös“ und „kultiviert“ zu erscheinen.

50.1.4.14. Zusammenfassung Der äußere Ablauf, die Symbole im Tempel, die Gemeinschaftsunterkünfte und ein großer Ess-Saal sind an allen Konferenzorten anzutreffen, so dass man sich überall, auch außerhalb Deutschlands, gleich heimisch fühlt. Der zeitliche Ablauf ist auf den Wochenendkonferenzen immer gleich: 5 Tempelbesuche: Samstag: 12 Uhr-Eröffnungsdienst; 15.30 Uhr Gesangdienst; 20.15 Uhr 1. Tempeldienst; Sonntag: 10.30 Uhr 2. Tempeldienst; 15.30 Uhr 3. Tempeldienst

Ab der „Inneren Schule“ gibt es zusätzliche Sonderdienste für die einzelnen Schülerstufen. Diese finden in kleineren Sondertempeln statt. (Das „Goldene Haupt“ (5. Ansicht) hat bereits Freitagabend einen Sonderdienst, die „Grals-Gemeinschaft Samstagmorgen, die „Ekklesia“ und die „Höhere Bewußtseinsschule“ Samstagnachmittag.) Gelegentlich gibt es Sonderkonferenzen für eine spezielle Stufe der inneren Schule, z. B. eine Konferenz nur für die Ekklesia. Zu dieser kommen dann die Schüler dieser Stufe aus ganz Deutschland an einen Konferenzort zusammen. Weiterhin gibt es verlängerte Konferenzen, z.B. Pfingsten. An diesen können alle Schüler teilnehmen. Besonders beliebt waren die Silvesterkonferenzen. Während die „Welt draußen“ um Mitternacht Spektakel machte, lagen wir bereits im Bett. Neben den feststehenden Essenzeiten und Tempeldiensten gibt es wiederkehrende „Rituale“ auf allen Konferenzen: Tempelbesuch: Waschen, Umkleiden – Musik – Stillezeit – Glockengeläut – Tempeleinlass – Tempeldienst – 15 Minuten Stillezeit – Umkleiden – Essen – Schlafen oder Spazieren gehen. Vor allen Mahlzeiten: „Lesung“ aus den Büchern der Großmeister Abends und morgens: Gebet über Lautsprecher

50.1.5. Der Schülerweg beginnt Nach den zwei obligatorischen Konferenzbesuchen füllte ich das Antragsformular für das vorbereitende Schülertum aus. Neben den persönlichen Daten wurde nach Beruf und Konfessionszugehörigkeit gefragt. Weitere Fragen bezogen sich auf die Mitgliedschaft, auch evtl. frühere Mitgliedschaft, in anderen Organisationen. Das LR wollte ferner wissen, ob wir psychisch oder nervlich krank seien oder waren und warum wir das Schülertum erstrebten. Wir alle (die 12 Interessenten des Kurses) wurden nach der Abgabe des Antrags schriftlich von der Verwaltung als Schüler bestätigt und herzlich willkommen geheißen. Gleichzeitig informierte man uns über die elementaren Voraussetzungen, die mit der nächsten Stufe, dem Probeschülertum verbunden sind: Vegetarische Lebensweise, Verzicht auf Alkohol und Tabak, Pelze und Federn. Weiterhin die Lösung evtl. Mitgliedschaften bei Kirchen, religiösen Vereinigungen oder politischen Parteien. Ab sofort konnten wir im Zentrum an allen Tempeldiensten und anderen Terminen teilnehmen.

50.1.5.1. Rituelle Aufnahme Im Tempel des örtlichen Zentrums erfolgte eine feierliche rituelle Aufnahme in das vorbereitende Schülertum, an der alle Schüler des Zentrums teilnahmen. Besonders in Erinnerung ist mir aus dem immer gleich bleibenden Aufnahmeritus für das Probeschülertum der Satz: „Prüfen Sie, ob das, was Ihnen als Licht erscheint, nicht in Wirklichkeit Finsternis ist.“ Es gab mir noch einmal das Vertrauen, hier gut aufgehoben zu sein. Die Unterscheidung traute ich dem LR auf jeden Fall zu, mir aber inzwischen immer weniger. Im Kursus hörte ich erstmals von so vielen dunklen Machenschaften und Gegenkräften, die ich überhaupt nicht durchschauen konnte. Wir neuen Schüler fühlten uns in der Schule auf der „richtigen“ Seite. (Als ich viele Jahre später Zweifel bekam und der Aufforderung nachkam, selbst zwischen Licht und Finsternis zu unterscheiden, erwies sich, dass eine Kritik an der Lehre der Schule tabu ist. Inhaltlich wird darauf nicht eingegangen. "Kritik gegen die Schule ist eine Kritik gegen den Heiligen Geist".) Auf dem weiteren Schülerweg erfuhr ich in der Praxis, was im 12. Informationsbrief angedeutet ist: „das Dasein eines 'Mitläufers' ist in einer Geistesschule nicht möglich...Durch mangelnde Hingabe schließt er sich selber aus. Der Schüler gibt sich selbst preis und erhält dafür die Gnosis...Er muss sein Liebstes hergeben; ein geringeres Opfer kann nicht angenommen werden.“ Wir neuen Schüler nahmen alles sehr ernst, und waren bestrebt, den Forderungen des Weges mit allen Konsequenzen und der geforderten Hingabe zu entsprechen. (Erst nach meinem Ausstieg erkannte ich, dass in der Schule 'sich hingeben' gleichbedeutend mit „sich aufgeben“ war. So kann man das kritische Prüfen ausschließen und die „Hingabe“ als das Eigentliche verführerisch anbieten. Unsere Hingabe entartete zur kritiklosen Übernahme aller Regeln und Verpflichtungen. Mit dem Eintritt in das Probeschülertum verpflichtet sich der Schüler ausdrücklich, den Anweisungen der Schule ohne Vorbehalt zu folgen und sich der Gruppeneinheit zu fügen. Unterschlagen wurde, dass Hingabe etwas sehr Waches und Aktives beinhaltet.) Mein neues Leben erforderte viele Umstellungen.

50.1.5.2. Anwesenheitspflicht bei Diensten Die regelmäßigen Termine im Zentrum und der monatliche Konferenzbesuch wurden verpflichtend und mir wichtig. Ich freute mich auf die Zusammenkünfte Gleichgesinnter und ordnete alles andere ihnen unter.

Das monatliche Programm über die Dienste im Zentrum bekamen wir immer rechtzeitig am Vormonat ausgehändigt. Die Dienste waren für die Schüler verbindlich. Im Zentrum lag ein Buch aus, in dem jeder Schüler vor dem Dienst seine Anwesenheit mit Unterschrift bekundete. Wer verhindert war, trug sich rechtzeitig in einer Entschuldigungsliste aus, und gab den Grund seines Wegbleibens an. Wie ich später erfuhr, wird das Buch von der Zentrumsleitung regelmäßig überprüft. Erscheint ein Schüler längere Zeit unregelmäßig, ergeht eine Nachricht an die Verwaltung, und der Betreffende wird um ein Gespräch gebeten.

50.1.5.3. Private „Untergruppen“ sind nicht erwünscht, stattdessen Kontaktrunden mit der Leitung zur Vertiefung des Schülerweges Wir neuen Schüler kauften uns im Laufe der Zeit die umfangreiche Schulliteratur. (Allein die beiden Gründer und Großmeister haben über 30 Bücher geschrieben „als Teil der ihnen von der Bruderschaft des Lichtes zugeteilten Aufgabe, im Dienst der sich nach Befreiung sehnenden Menschheit.“) Wir waren euphorisch und eifrig bemüht, uns das Wissen systematisch anzueignen. Am Anfang des Weges und in der ersten Begeisterung verabredeten sich einzelne Schüler privat, um im gemeinsamen Austausch die Lehre diskutieren und besser verstehen zu können. Als das der Leitung bekannt wurde - und wir neue Schüler waren sehr offen und vertrauensselig - hörten wir, dass diese Treffen nicht erwünscht sind. Derartige private „Untergruppen“ würden ein eigenes Kraftfeld bilden, und das sei für die einheitliche Ausrichtung und das Gesamtkraftfeld nicht förderlich. Darauf stellten die Schüler diese Treffen ein. - Wir standen am Anfang unseres Weges und nahmen alle Warnungen und Ratschläge von der Leitung gehorsam an. Stattdessen konnten wir in den Kontaktrunden die Fragen unserer Schülerstufe erörtern. Die Kontaktrunden fanden im Zentrum unter der Obhut von Vertretern der Zentrumsleitung statt. Da der Schülerweg aus einem stufenweisen „Einweihungsweg“ besteht und jede niedere Stufe absolut nichts von der nächst höheren wissen soll, gibt es bis zur inneren Schule für jede Schülerstufe eine eigene Kontaktrunde. Alle vorbereitenden Schüler des Zentrums trafen sich also in einer eigenen Kontaktrunde. Wir konnten alle Fragen unserer Schülerstufe erörtern, z.B. Gründe für Vegetarismus oder Alkoholabstinenz. Wir hatten meist nur Verständnisfragen, jedenfalls tauchten nie grundsätzliche Zweifel an der Lehre auf. Besonders am Anfang des Weges verhielten wir uns völlig devot gegenüber der Zentrumsleitung. Sie gehörte einer höheren Stufe an, von der wir absolut nichts wussten und die eine große Projektionsfläche für allerlei Ahnungen bot.

50.1.5.4. Neue Aufgaben Schon sehr früh auf dem Schülerweg bekamen wir Verantwortungen übertragen. Bereits die Mitarbeit in Putzgruppen, die abwechselnd für die Sauberkeit des Zentrums zuständig waren, verstärkte die Bindung daran. Es wurde uns vertraut. Die Nachstabsarbeit nach Konferenzen machte uns auch diesen Ort vertrauter. Wir blieben im regelmäßigen Rhythmus freiwillig einen Tag länger, um das gesamte Gelände zu putzen. Später kamen vielfältige andere Aufgaben und Dienste dazu. Das gesamte Spektrum der Aufgaben und Verpflichtungen ist nur im Überblick wiederzugeben (s. Anlage). Das Leben eines Schülers ist sehr zeit- und kostenintensiv. Neben den obligatorischen Mitglieds- und Konferenzgebühren erfolgten regelmäßige Spendenaufrufe, meist mit Angabe der konkreten Höhe, die von jedem einzelnen Schüler benötigt wird. Der Einsatz wird für das Vorwärtskommen sehr wohl registriert, und die Schüler sind von sich aus sehr opferbereit - selbst Sozialhilfeempfänger spendeten noch. Ein Schüler, der vor seinem Eintritt nichts mit seiner Zeit und seinem Geld anzufangen wusste, ist im LR jedenfalls dieser Probleme schlagartig entledigt.

50.1.5.5. Wir haben einen Auftrag Eine sehr starke Wirkung hatte das Bewusstsein, einen Auftrag zu haben an die in der Todesnatur Gefangenen. Wir brachten ihnen den Befreiungsweg. Wir lebten also nicht nur für uns, sondern hatten einen Heilsauftrag für alle Menschen. Sagte doch der Großmeister: Die Ernte ist groß, doch der Arbeiter sind wenige. Wir waren zwar noch „junge“ Schüler, beteiligten uns aber bald mit voller Überzeugung am Plakatieren und Verteilen von Flyern. Wir wollten auf die Vorträge und die 12 Informationsveranstaltungen aufmerksam machen. Wir teilten uns die Regionen ein, und gingen meist zu zweit in Geschäfte, Gasthäuser, öffentliche Einrichtungen. Wir fragten stets freundlich, ob wir ein Plakat anbringen durften. Manchmal fragte man uns interessiert, wer wir sind, und wir konnten über uns berichten. Manchmal gab es Ablehnungen und Widerstände. Wir akzeptierten es, führten keine Diskussionen und drängten uns nicht auf. Meist konnten wir aber ohne Nachfragen unsere Programmankündigungen gut sichtbar unterbringen; wir wussten mit der Zeit, wo wir geduldet und wo wir abgelehnt wurden. Ich hatte nie den Eindruck, dass wir im Stil von Sekten fanatisch missionierten. Mir gefiel die unauffällige Weise. Wir waren überzeugt, dass die dafür Empfänglichen und reif gewordenen Seelen unsere Ankündigungen entdeckten und den Weg zu unserem Zentrum fanden. Im Kursus konnten sie dann den Erlösungsweg kennen lernen. Auf diese Weise hatte ich erfolgreich zur Schule gefunden, und jetzt war es wichtig, dass auch andere Sucher den Weg zur Geistesschule und ihre wahre Bestimmung fanden.

50.1.5.6. Die Aussteiger Über Schüler, die die Schule verließen, hörten wir offiziell nichts. Irgendwann fiel lediglich auf, dass ein bekanntes Gesicht fehlte, und man musste die Gründe dafür erfragen. Ich erinnere mich noch sehr genau an die heftigen Gefühle, die ich empfand, als ich zum ersten Mal hörte, dass ein Schüler einer hohen Ansicht die Schule verlassen hatte. Ich begriff es nicht, es überstieg mein Fassungsvermögen: Endlich hatte ein Mensch nach vielen Inkarnationen den Erlösungsweg gefunden. Wie kann er diesen wieder verlassen? Diese Fallstricke schockierten mich zutiefst. Ich entschied und war entschlossener denn je, die Schule nie zu verlassen. Es konnten immer nur Gegenkräfte sein, die vom Befreiungsweg abbringen wollten und diesen musste widerstanden werden. Schließlich ging es nicht um unser Ego und die Gefühle und Gedanken der Persönlichkeit, sondern um den „ganz Anderen“ in uns. Im Laufe meiner Schülerjahre hörte ich noch öfter von Aussteigern. Wir fanden immer eine Erklärung, die im persönlichen Unvermögen des Schülers lag und banden uns „vorsorglich“ noch mehr an die Schule. Uns sollte das nicht passieren. Wir kamen überhaupt nicht auf die Idee, den Schülerweg zu hinterfragen Ein Aussteiger hatte das hohe Ziel der Geistesschule nicht begriffen, berechtigte Zweifel an der Schule gab es nicht.

50.1.5.7. Begegnung mit einem Aussteiger Einmal begegnete ich zufällig einem Aussteiger. Er war über 20 Jahre Schüler des Lectoriums und hatte das Bedürfnis, die ganze Wucht seiner Enttäuschungen auf mich abzuladen. Er sprach von der ungerechten Verurteilung der Dialektik (in der Schule der Begriff für diese Welt, die Todesnatur). Er prangerte das elitäre Bewusstsein der Schüler an, für die die dialektischen Menschen im Gegensatz zu ihnen angeblich noch nicht so weit sind, weil sie noch voll in diesem Leben aufgingen. Er verurteilte unglaubliches Verhalten der spirituellen Leitung in der höchsten Ansicht, berichtete über total egozentrisches und machtlüsterndes Verhalten der Leitung und einzelner Schüler, die die Ichersterbung predigten. Ich bekam völlig neues „Hintergrundwissen“ über einzelne Personen.

Beim Zuhören bekam ich Kopfschmerzen, alles prallte an mir ab, es war nicht so wichtig, und ich wollte mich nicht in seinen negativen Sog hineinziehen lassen („Leihen Sie nicht jedem Ihr Ohr“ sagt die Schule. „Fünf Minuten unbesonnenes Denken kann Sie um Jahre zurückwerfen“) Äußerlich zeigte ich mich freundlich und verstehend. Tatsächlich begriff ich aber nicht, wie er diesen Erfahrungen so viel Gewicht geben und sie ihn aus der Schule schleudern konnten. Begriff er nicht mehr, dass es um den geistigen Weg ging? Dass seine Erfahrungen, so tragisch sie in seinem Fall auch waren, daran gemessen unbedeutend sind? Ich ließ ihn einfach reden und vermied eine Diskussion, wie es das LR auch empfiehlt. Zuletzt verwies ich als einzigen „Trumpf“ auf das Kraftfeld der Schule, das er doch bei allen Negativerfahrungen nicht leugnen könne und auf das es einzig ankomme. Das konnte er natürlich nicht leugnen; kein Schüler, auch kein ehemaliger, kann das. Zu meinem Entsetzen antwortete er aber: „Vielleicht will ich es nicht mehr!“ Das demaskierte ihn in meinen Augen vollständig, das war Verrat an dem heiligen Siebengeist. Der Schleier des Vergessens musste sich über ihn gelegt haben, er war bereits wieder ein voller Dialektiker geworden, schon zu lange vom Einfluss des Kraftfeldes entfernt. Sonst könnte er unmöglich so sprechen. - Das sprach ich natürlich nicht aus, nach meiner Einschätzung war es ohnehin zu spät für ihn, das noch erkennen zu können. (Nach meinem Ausstieg bekam ich selbst erschreckend zu spüren, wie sehr Schüler sich vor Kritik von außen abschotten, und wie „roboterhaft“ ihre Reaktionen wirken.)

50.1.5.8. Mein Leben verändert sich Bereits im ersten Jahr meines Schülerweges veränderten sich meine mitmenschlichen Kontakte. Frühere Freunde meldeten sich anfangs noch regelmäßig, um mich zu treffen. Zu oft musste ich aber absagen, weil ich weniger Zeit für sie hatte. Ihre Anrufe wurden immer seltener. Die spärlicheren Begegnungen mit ihnen erlebte ich regelmäßig auch als sehr anstrengend. Ich hatte kein Interesse mehr, mich erklären zu müssen. Wir Schüler untereinander brauchten uns nicht mehr zu überzeugen. Wir verstanden uns einfach. Die Begriffe aus der Lehre hatten wir verinnerlicht, wir brauchten uns nicht zu erklären. Wir hatten die Wahrheit gefunden, wir waren nicht mehr beunruhigt. Es gab nichts mehr, was uns von außen verunsichern konnte. Wir waren unangreifbar. Dagegen stellten meine früheren Freunde kritische Fragen. Sie bewiesen damit, dass sie für unsere Erkenntnisstufe noch keine Antenne hatten. Sie begriffen noch nicht, was wir bereits besaßen. •

So erinnere ich, dass ein Freund mich ständig nervte mit der Aufforderung, mich über Rosenkreuzer und Gnosis in der Literatur zu informieren. In meinen Augen gehörte er zu den Menschen, von denen im Kursus gesagt wurde: Sie studierten, blieben aber blind für den praktischen Befreiungsweg. Ich ließ mich überhaupt nicht auf seine Diskussionsangebote ein. Ich schlug ihm vor, einen Informationskurs zu besuchen, aber mit seiner Ablehnung zeigte er, dass er kein wirkliches Interesse hatte. (Als Schüler merkt man sehr schnell, ob jemand wirklich ein Wüstenwanderer geworden und offen für die Lehre ist, oder ob er nur in Unverbindlichkeiten stecken bleibt.) - Nach meinem Ausstieg vertraute er mir an, dass ein kontroverses Gespräch mit mir überhaupt nicht mehr möglich war. Ich wirkte im Gegensatz zu früher: überlegen, selbstsicher, unnahbar.



Eine Freundin musste sich über die Auswirkungen von Sektenmitgliedschaft informiert haben. Jedenfalls wollte sie mir bei einem unserer Treffen die trügerische Faszination und die Gefahren darüber mitteilen. Ich blieb äußerlich freundlich, war innerlich aber sehr betroffen und enttäuscht, dass eine meiner besten Freundinnen mir zutraute, in einer Sekte gelandet zu sein. - Auch sie bewies mit ihrem Misstrauen, noch nicht reif für den Erlösungsweg zu sein. Als Schülerin hatte ich aber keinen Anspruch, andere gewaltsam zu überzeugen. Streitgespräche sollten wir nicht führen. Früher oder später … Was sollte ich mich also über sie beunruhigen? Ihr Seinszustand war noch nicht so weit, mich verstehen zu können. „No-Reaction“ und „leihen Sie nicht jedem Ihr Ohr“ - so empfiehlt die Schule oft. Diese Empfehlung hatte jedenfalls eine Wirkung: sie

unterbrach recht schnell ihren Redefluss. (Nach meinem Ausstieg vertraute sie mir an: Meine Reaktion zeigte ihr, wie vergeblich weiteres Warnen gewesen wäre, und dass sie damit unsere Freundschaft aufs Spiel gesetzt hätte.) •

Probleme bereiteten auch meine Eltern. Ausgerechnet meine Mutter, die schon lange keine Kirche mehr betreten hatte, wollte meinen Kirchenaustritt nicht verstehen. Mein Vater dachte nur ans Geld, das ich nach seiner Ansicht der Sekte überließ. - Ich reagierte zukünftig nicht mehr auf ihre Vorwürfe, sie konnten nicht verstehen. Meine Mutter „brubbelte“ nur noch gelegentlich vor sich hin; offensichtlich sah sie darin die einzige Möglichkeit, mir dennoch etwas mitteilen zu können.Ein aufrichtiges Gespräch war zwischen uns nicht mehr möglich. Wir misstrauten uns.



Bereits während des Informationskurses beendete ich eine Beziehung zu einem Mann. Wir kannten uns noch nicht lange, und vermutlich wäre es ohnehin zur Trennung gekommen. Mit der Schule im Hintergrund war sie aber einfacher: Ich erkannte den Wahn der Todesnatur immer mehr, ihr Treiben erschien nur noch Grau in Grau. Er dagegen ging voll darin auf. Er lebte in ständiger Planung für unsere Zukunft. Das war anstrengend für mich. Außerdem musste ich erkennen, dass er mich von den wöchentlichen Informationsveranstaltungen abhalten wollte. Mit meinem neuen Wissen im Hintergrund konnte ich ihn mit seiner Kritik nur noch als das Werkzeug von Gegenkräften sehen, die gleich zu Beginn meinen Befreiungsweg blockieren wollten. - Sehr schnell hatten wir uns nichts mehr zu sagen, und ich war frei, meinen Schülerweg ungehindert gehen zu können. - Wir Schüler hatten ein Ziel: Die vollkommene Befreiung, das endgültige Verlassen der Dialektik. Die Fallstricke der Natur sollten mich daran nicht hindern.

Es tat weh: Menschen, die mir lieb waren, waren blind und konnten den Erlösungsweg nicht erkennen. So viel Unverstand war mir ungeheuerlich. Begriffen sie nicht, wie sehr sie Gefangene dieser Todesnatur waren? Mir wurde klar: Die Widerstände dieser Natur sind nur in der Einheit mit meiner Gruppe zu durchbrechen. Wir Schüler hatten alle ähnliche Erfahrungen mit unseren Mitmenschen. Wirklich tragisch erlebten wir ihre Blindheit aber nicht, denn wir wussten: Gott lässt das Werk seiner Hände nicht, und früher oder später waren auch sie offen für den Befreiungsweg. Beruflich trennte ich mich von Aufgaben, in denen ich immer weniger einen Sinn erkennen konnte. Mein ganzes Engagement und Interesse für öffentliche Belange ließ nach. Meine Vitalität erreichte einen Tiefpunkt. Wir sollten in der Welt unsere Pflichten erfüllen, uns aber nicht binden. 'In der Welt, aber nicht von der Welt'. Meine Wahrnehmung der Welt draußen vergrößerte die Distanz; ich wurde unsensibler, die Menschen als Individuen mit ihren Problemen ließ ich nicht mehr so nahe an mich heran. Sie waren die Dialektiker. Besonders am Anfang ihres Schülerweges, an dem die Euphorie und die Bereitschaft zu konsequentem Handeln groß sind, nehmen Schüler wichtige Veränderungen vor und nehmen für den Aufbruch in die göttliche Welt Abbruch und Verluste in kauf. So sind mir Schüler bekannt, die ihren Beruf ganz aufgaben, andere ließen sich scheiden, um frei für den Weg zu sein, wieder andere vorzeitig pensionieren. Diese Umstellungen wurden von dem LR zwar nicht gefordert, schließlich brauchen sie zahlungskräftige Schüler. Für Schüler aber, die die Lehre beherzigen, kann sie besonders am Beginn ihres Weges diese fatalen Auswirkungen haben. Ich erlebte, dass wir keine Verantwortung mehr erkannten, aktiv am Weltgeschehen teilzunehmen und erst recht nicht darin einzugreifen. Unser Dienst für Welt und Menschheit bestand darin, die Widerstände der Natur zu durchbrechen und die noch zu Rettenden auf den Heimweg zum göttlichen Lebensfeld zu bringen. Meinen Schülerweg ging ich über viele Jahre mit ganzer Überzeugung. Eine ältere Schülerin sagte einmal „Verlassen Sie nie von sich aus die Schule.“ Das war am Beginn meines Weges. Dieser Ratschlag war bereits überflüssig, denn ich war schon längst entschieden, den Weg niemals zu verlassen und den Gegenkräften mit dem Kraftfeld der Schule Widerstand zu leisten.

In den Jahren lernten wir Schüler uns untereinander immer besser kennen. Die größere Vertrautheit brachte viel Widersprüchliches zwischen der Lehre und der Praxis zutage. Ich gewichtete alles nicht so stark, denn in der Schule ging es nicht um den irdischen Menschen. Vieles ignorierte oder verdrängte ich auch - ich war ja entschieden, die Schule niemals zu verlassen. Wie es doch dazu kam, kann ich immer noch nicht eindeutig beantworten. Auf der rationalen Ebene reichten die erfahrenen Widersprüche zwischen Anspruch und Wirklichkeit im LR nicht aus. Letztlich schaffte es nur ein irrationales Erlebnis, mich wach zu rütteln. Wie sehr ich nach meiner heutigen Überzeugung einer Irrlehre verfallen war, erkannte ich erst nach meinem Ausstieg. 50.2. Der Ausstieg 50.2.1. Erste Zweifel 50.2.1.1. Die Gründer des LR sind göttliche Abgesandte Erst im Laufe meines Schülerweges stieß ich auf Literaturstellen, die die Gründer und „Großmeister“ Jan van Rijckenborgh und Catharose de Petri als Abgesandte aus der Übernatur bezeichnen. Ich las, dass sie als Befreite gelten, die sich nicht mehr hätten inkarnieren müssen, aber das große Opfer auf sich genommen haben, um Welt und Menschheit zu dienen. Sie sind als Botschafter des Lichtes herabgekommen, um das moderne Rosenkreuz zu gründen. Von dieser Vergöttlichung der Gründer hatte man uns im Kursus nichts gesagt. Es hätte sofort Ablehnung und Fragen bei mir ausgelöst. Mich irritierte bereits, dass sie, die die Ich-Ersterbung lehrten, es schon zu ihren Lebzeiten zuließen, dass Konferenzorte nach ihren Namen benannt wurden (Es gibt ein „Jan-vanRijckenborgh-Heim“ und ein „Foyer-Catharose-de-Petri“). Als ich die Kursusgeber damals auf diesen Widerspruch hinwies, erwiderten sie, dass es ja nicht ihre bürgerlichen Namen seien, sondern die, die sie sich später zulegten. - Allein das hätte mich verwundern sollen. Damals konnte ich keinen Guru erkennen, die Teammitglieder untereinander wirkten gleichberechtigt, und an uns Zuhörer erging immer wieder der Appell an unsere Selbstautorität. Jetzt las ich, dass sich die Gründer bereits zu ihren Lebzeiten als Abgesandte danken ließen und 1995 wurde eine Broschüre verteilt (heute nicht mehr erhältlich), in der sie als "Botschafter des Lichtes“ bezeichnet werden, die allein im „Strom der Kenntnis aus erster Hand“ standen. Dieser Personenkult ärgerte mich. Erst viel später, als meine Zweifel größer wurden, stieß ich auf noch eindeutigere Literaturstellen, die aber nicht mehr ohne weiteres zugänglich sind. So wurde z.B.1968 anlässlich des Todes J. v. Rijckenborghs in einer Ansprache gesagt: "Er kam als Lichtträger zu uns, die wir in Nacht und Tod versunken sind und konnte, wie alle Botschafter des Lichtes aussprechen: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“. Catharose de Petri wird während dieser Ansprache alle Liebe und Gehorsam unter allen, allen Umständen versprochen. (Gedenkschrift, S. 29) Die Aussagen sind eigentlich schwindelerregend und erschreckend. Nachdem mir die nicht mehr erhältliche Gedenkschrift zur Verfügung stand, war ich bereit, die vollen Konsequenzen zu erkennen: Die Gründer des Lectoriums haben einen höheren Stellenwert als Jesus Christus bzw. lösen diesen ab. Auf dem Schülerweg erfuhr ich lediglich, daß die Gründer als Abgesandte gelten. Ich war erstaunt, fand alles sehr suspekt und war bestenfalls verärgert über den Personenkult. Dann verdrängte ich es wieder, denn nach wie vor war ich sicher, auf dem christlichen Erlösungsweg zu sein. Die Bedeutung der Gründer war mir dagegen nicht so wichtig, und der Begriff „Befreite“, der unter Schülern kursierte, sagte mir ohnehin wenig.

50.2.1.2. Die Schulliteratur des Gründers wird manipuliert Plötzlich und über Nacht waren im Zentrum etliche Ausgaben der Großmeister aus dem Bücherregal verschwunden. Sie konnten eine Weile nicht mehr ausgeliehen und an den Büchertischen der Konferenzorte nicht mehr gekauft werden. Grund: Die Texte J. v.Rijckenborghs, die Anlaß zu Kritik und die Anerkennung als gemeinnütziger Verein gefährden konnten, wurden gestrichen und erschienen in den Neuauflagen nicht mehr. Alles kommentarlos, so, als hätte es sie nie gegeben. Offiziell wurden die Schüler darüber nicht informiert; erst durch Nachfragen bekam man Antwort. Neue Schüler oder Bücherkäufer erfahren über diese Streichungen also nichts mehr. - Betroffen davon sind u.a. die Prophezeiungen, die Jan van Rijckenborgh in den fünfziger Jahren über das Jahr 2001 und das Schicksal der Arche (die Schule) machte. Diese Vorgehensweise stieß spontan und sofort auf meine Ablehnung - sie verärgerte, entrüstete und enttäuschte mich total. Ich hatte mich innerlich mit der Schule so weit identifiziert, dass ich sie gutem Gewissen nach außen vertreten und verteidigen konnte. Ein solches Verhalten aber nahm mir den Boden unter den Füßen. Es war nach meinen Wertvorstellungen unseriös und eine nicht vertretbare Verfälschung. Im Kursus hatte ich ihre mit großer Sicherheit vorgetragene Aussage, dass die Bibel entstellt und verstümmelt wurde, ungeprüft übernommen und so ein Verhalten verurteilt. Was passierte jetzt aber in meiner Geistesschule? Was machten sie? Ich war zutiefst enttäuscht, nicht mehr mit gutem Gewissen und voller Überzeugungskraft hinter ihrem Verhalten stehen zu können. Man hörte, dass Sekten so vorgingen, aber wir waren doch eine Geistesschule mit dem uralten Erlösungweg. Was hatten wir zu verbergen?

50.2.1.3. Das Lectorium als Arche, die apokalytischen Aussagen, das Jahr 2001 Die Prophezeiungen des Gründers sind nur im Zusammenhang mit seinem ganz speziellen Sendungsbewußtsein verständlich. Von diesem hörten wir im Kursus aber auch nichts. Erst später hörte und las ich, dass wir in den Zeiten des Endes leben, vor einer Katastrophe und Liquidation eines Teils des heutigen gesellschaftlichen Lebens stehen. Wie zu den Tagen Noahs haben die Abgesandten für die noch zu Rettenden eine Arche bereitgestellt. Wer sich weigert einzusteigen, ist ein Dummkopf, bleibt zurück und muss 700 Jahre auf eine neue Rettungsmöglichkeit warten. Der Abstand zwischen den Schülern in der Arche des LR und den unverständigen "Nachtbewohnern" würde so eingreifend sein, dass ab 2001 keiner mehr den Aufsprung schafft und das LR seine Tore schließen muss. Verständlich, dass beim Herannahen des Jahres 2001 die Texte aus der Literatur verschwinden mussten, wollte man das Image des Großmeisters als von der göttlichen Welt kommend nicht selbst ad absurdum führen. Weder ist die eindeutige Katastrophe in 2001 eingetroffen, noch hat sich bei den Schülern der neue Menschentyp entwickelt mit der unüberbrückbaren Kluft zu den „Nachtmenschen“. Sollte sich der Abgesandte geirrt haben, der als Botschafter des Lichtes Kenntnis aus 1. Hand hatte? Das konnte nicht zugegeben werden, denn wenn er einmal irrte, könnte er auch in anderen Punkten angreifbar geworden sein. Haben die Schüler versagt, weil sie die angekündigte Entwicklung nicht erreichten? Dieses Eingeständnis könnte den ganzen Weg der „Transfiguration“, (so wie Jan van Rijckenborgh ihn benennt, auf seine eigene Weise interpretiert und als „uraltes Wissen“ verkauft) als Illusion entlarven. Anstatt also die "Weltenwende" und die "Liquidation" eines Teils des gesellschaftlichen Lebens“ abzuwarten (die vielleicht nicht stattfindet), war es bequemer, in den neunziger Jahren die Prophezeiungen des Großmeisters zu liquidieren. Was also nicht mehr passt, wird passend gemacht.

Die Schule dachte nicht daran, ihre inneren Tore zu schließen, wie es ihr Großmeister ankündigte, sondern kaufte in Deutschland in den neunziger Jahren für einen dritten Konferenzort noch ein millionenschweres großes Grundstück dazu. Zwei Konferenzorte reichten nicht mehr aus, sie waren regelmäßig überfüllt. Offensichtlich gab es doch noch genug „Gerechte“, die den Aufsprung in die Arche noch schafften. Die Schule sieht sich sogar in einer neuen Ernteperiode und verstärkt ihre Werbung.

50.2.1.4. Die Informationsveranstaltungen klärten nicht über die vollständige Lehre auf Ich bin sicher, dass mit mir viele andere nicht Schüler geworden wären, hätte man uns bereits in den Informationsveranstaltungen die vollständige Lehre enthüllt. Der besondere und ausschließliche Heilsund Sendungsanspruch mit Angstmacherei und falschen Prophezeiungen hätte das Sektiererhafte entlarvt. In seiner Plumpheit wäre er weniger werbewirksam gewesen, hätte aber der vollen Wahrheit der Lehre des LR entsprochen. Dagegen konzentrierte man sich in den Einführungsveranstaltungen auf das uralte „universelle“ und verschüttete Wissen des Befreiungsweges. Als ich auf meinem Schülerweg „scheibchenweise“ mit der absoluten und sektiererhaften Seite der Lehre konfrontiert wurde, war es irgendwie zu spät, die Konsequenzen zu ziehen. Alle übernahmen auf dem weiteren Schülerweg ganz selbstverständlich die Überzeugungen, die uns später dargelegt wurden. Das kritische Fragen und Hören auf meine eigene innere Stimme hatte ich verloren. Außerdem waren es viele und ganz „normale“ und intelligente Menschen, die das „Wissen“ übernahmen. Ich sah mich offensichtlich überhaupt nicht mehr veranlaßt, als einzelne zu zweifeln.

50.2.1.5. Verurteilung der Homosexualität Das gleiche Schicksal wie dem „magischen Jahr 2001“ widerfuhr den harten Verurteilungen über die Homosexualität als einer erotischen Pest, eines Dämonismus, einer Grässlichkeit, der größten und liederlichsten Sünde, die ohne Ansehen der Person mit Stumpf und Stiel auszurotten ist. Die meisten Schüler hatten Probleme mit diesen Textstellen, die eigentlich mehr Licht auf Jan van Rijckenborgh als auf die Homosexuellen werfen. Wir ließen uns aber mit Hinweis auf die Lehre beschwichtigen: Ein Homosexueller konnte Schüler werden, wenn er darauf verzichtete, seine Sexualität auszuleben.

50.2.1.6. Ein Zentrumsnachmittag gibt Änderungen bekannt Über die Streichung der Literaturstellen wurden wir offiziell nicht informiert. Die Schüler der Zentren wurden aber eines Tages zu einem Zentrumsnachmittag zusammengerufen, um über folgende Veränderungen informiert zu werden: Ab sofort konnten Homosexuelle unabhängig von ihrer praktizierten Sexualität Schüler werden. Man „erkannte“ plötzlich, daß auch sie den Weg gehen können. Das wurde ihnen vorher abgesprochen. Im Gegenzug wurde die Regelung abgeschafft, daß Schüler, die als Paare zusammen wohnten, ab dem bekennendem Schülertum heiraten mussten oder den Stufenweg der Schule nicht weitergehen konnten. Ich habe Eheschließungen unter diesen Bedingungen erlebt, die fast alle wieder geschieden wurden. Auch erinnere ich ein Gespräch mit einer Frau, die über ihren Rauswurf berichtete: Als sie schwanger wurde, forderte sie der Intendant auf, den Vater zu heiraten oder die Schule zu verlassen. Da sie den Mann nicht heiraten wollte, mußte sie gehen. Sie war eine langjährige überzeugte Schülerin und sehr verbittert über diese lieblose Entscheidung. - Nun waren diese Regelungen „über Nacht“ nichtig und hinfällig. Wie viel Leid hätte Menschen erspart werden können! Erst nach meinem Ausstieg wurde ich mit der ganzen Wucht der Lügen und Verfälschungen konfrontiert. Bereits seit Gründung des LR wird mit diesen Methoden gearbeitet. Dazu gehört das ganze Spektrum

primitiver Sensationsmache, der der Großmeister aufsaß: spektakuläre Prophezeiungen, Kontakte mit Unterirdischen, fliegende Untertassen, materielle Begegnungen mit Vertretern der universellen Bruderschaft und, und, und. Was nicht eintraf, wurde uminterpretiert oder verschwiegen. Meine Entrüstung betraf also nur einen kleinen Ausschnitt eines Verhaltens, das seit eh und je an der Tagesordnung war. Die Außendarstellung erscheint dagegen immer seriöser, der gesamte Sprachstil Jan van Rijckenborghs erscheint in Neuauflagen ansprechender und neue Interessenten haben immer weniger die Chance, die Wahrheit unter dem Lack zu erkennen. Es wäre trügerisch, in diesen Streichungen eine Veränderung in der Einstellung des LR zu sehen. In einem Schreiben wird den Schülern 1997 mitgeteilt, dass das reine Bewahren und unversehrte Weitergeben des spirituellen Erbes der Großmeister in der Gründungsakte ausdrücklich als Ziele formuliert sind.

50.2.1.7. Rational einsichtige Zweifel bleiben ohne Konsequenzen Selten hatte ich einen so lebhaften Zentrumsnachmittag wie diesen erlebt. Mindestens die Hälfte der Schüler war sehr engagiert und hatte viele Fragen. Wir ließen uns aber alle wieder „narkotisieren“. Ich muss feststellen: Alle gesunden und berechtigten Zweifel, die in den Jahren meines Schülerweges auftauchten, bekamen nicht das Gewicht, so grundsätzlich an der Schule zu zweifeln, dass ich sie verlassen konnte. Herausgerissen hat mich schließlich auch keine vernunftgesteuerte Einsicht, sondern ein völlig irrationales Erlebnis. Auf der sachlichen Ebene ist es deshalb auch schwer mitteilbar. Wie es passierte, ich weiß es nicht genau. Es passierte jedenfalls, daß ich ganz plötzlich aus der Faszination herausfiel. Ich fühlte mich zum grundsätzlichen Überdenken und Bewerten meines Weges - mir inzwischen fremd geworden - herausgefordert.

50.2.2. Die Faszination bricht zusammen: das Blatt Wieder war ich auf einer Wochenendkonferenz. Ich gehörte bereits der inneren Schule an und bereitete mich am Samstag auf den Sonderdienst meines Grades vor. (Schüler der inneren Grade haben neben den offiziellen Tempeldiensten noch ihre je eigenen Sonderdienste in kleineren Tempeln) Ich hatte noch Zeit und ging nach draußen, um mich auf den Dienst einzustimmen. Plötzlich erregte ein einzelnes, großes Blatt vom Baum meine Aufmerksamkeit. Es lag einsam vor dem Eingang des Konferenzgebäudes, kein anderes Blatt lag dort weit und breit auf dem Boden. Gedankenverloren hob ich es auf, und plötzlich schoss es mir durch den Kopf: 'Dieser Eingang ist unheilvoll. Das ist ein Irrweg'. Ganz sicher fühlte ich 'so ist es'. Meine ganze Person war von einem Gefühl der Sicherheit getragen, ohne dass ich dafür hätte Argumente geben können. Absolut keine Gründe hatte ich, dennoch war es eine ganz starke innere Überzeugung, die ich nicht mehr verdrängen konnte. Gleichzeitig kam das Gefühl einer großen Traurigkeit, denn ich wollte doch gar nicht raus aus dieser Schule; mein Gefühl wollte es nicht. Den Widerspruch in mir konnte ich noch nicht in Worte fassen. Ich war hin- und hergerissen zwischen Traurigkeit und neu gewonnener Sicherheit. Viola (Name geändert), eine Schülerin, mit der ich auch privat befreundet war, und die mich gut kannte, kam und sprach mich an: „Was ist denn mit dir los?“ Da wurde mir bewusst, dass ich auffiel und anders als sonst wirken musste. Ich wusste nichts zu antworten, es gab ja keine klaren Gedanken. So sagte ich nur: „Etwas stimmt hier nicht.“ Darauf sie:„Quatsch“. Mir wurde die Tragweite meiner Aussage bewusst, ich musste Tränen unterdrücken und sagte: „Wenn es aber doch stimmt? Dann muss ich die Schule verlassen!“ Simone antwortete ungefähr, dass es nur vorübergehende Gefühle seien, die ich nicht so

wichtig nehmen sollte. Sie wusste überhaupt nicht mehr, wie sie mit mir umgehen sollte. Sie verstand mich nicht - aber ich verstand mich ja selbst nicht. Ich spürte Trauer und Schmerz. Ich wusste, ich muss etwas tun, aber ich wollte nichts tun. Nichts, was mich von der Schule trennte! Warum wollte ich es nicht? Die Schule war für mich Heimat. Zugleich spürte ich, dass ich sie als Heimat nicht behalten konnte Das Blatt in meiner Hand, das ich nicht fallen ließ: es wirkte immer noch wie ein Anruf, ein Aufwecken, ein Anstoßen. Dieses kleine unbedeutende Blatt wurde in einer unverstandenen Weise so wirksam. Ich wollte es behalten und steckte es behutsam in meine Tasche. Dann ging ich zurück in die Pflicht des Programms der Schule, völlig verwirrt. Mit den anderen Schülern ging ich in den kleinen Tempel zum Sonderdienst. Mein Körper ging, aber ich war geteilt. Ich wollte die Pflicht erfüllen, aber ich konnte es nicht mehr wie gewohnt. Hell wach wurde ich, als der Tempelsprecher zu uns sagte: „Achten Sie nicht auf Zeichen, Träume und Ihr Unbewusstes“. Das wirkte! Schlagartig fühlte ich mich beruhigt. Das war die passende Antwort zum richtigen Zeitpunkt. Ich war irrationalen Einflüsterungen zum Opfer gefallen, das Blatt hat mich in die Irre geführt, und ich habe mich in die Irre führen lassen. Hatte man uns nicht oft genug vor Zeichen und Träumen als trügerische Gegenkräfte gewarnt? - Ich fühlte mich entlastet und entspannt. Trotzdem: das Blatt wurde wieder wirksam: „Etwas stimmt hier nicht“. Da sagte ich mir: „Lass dir Zeit und prüfe in aller Ruhe und genau, was da nicht stimmen könnte. Lass dich auf keinen Fall täuschen und überstürze nichts. Alles ist viel zu irrational. Vorerst musst du überhaupt keine Entscheidung fällen“.

50.2.3. Ich will wach bleiben Mein Wille war aber nicht mehr klar und eindeutig auf das Programm ausgerichtet. Die volle Selbstübergabe und Fügung in die Gruppeneinheit, die die Schule fordert, gelang nicht mehr. Zukünftig wollte ich genauer hinhören und genauer prüfen. In den weiteren Tempeldiensten der Konferenz sagte ich mir: „Bleib jetzt wachsam, gucke genau hin, was hier läuft. Falle nicht in den Tempelschlaf.' Zum ersten Mal dachte ich kritisch. Ich war nicht mehr unvoreingenommen, nahm nicht mehr alles für selbstverständlich, nicht einfach ungeprüft an. 600 Schüler waren wieder im Tempel versammelt, alle gesammelt, still, konzentriert, das Denken ausgeschlossen, sich der Wirkung des "Heiligen Geistes" überlassend. Jahrelang hatte ich in der gleichen Hingabe den Dienst mit vollzogen und fiel oft - wie andere auch - in den Tempelschlaf. Jetzt wollte ich wacher Beobachter bleiben und nicht in diesen Schlaf fallen. Aber - es gelang mir nicht. - Wieder geriet ich in diesen Dämmerzustand. Als ich das feststellte, wurde ich zornig. Erstmals sah ich in diesem tranceähnlichen Zustand keinen starken Dienst, in dem der Heilige Geist besonders wirksam ist.. „Wenn das der Heilige Geist ist, und er so wirkt, dann will ich ihn nicht! Nichts soll gegen meinen Willen passieren. Es sei denn, ich kann es verstehen.“ Ich wollte jetzt etwas verstehen, und nicht ohne Verstehen mich hingeben. Das war neu. Mein Geist wurde wirksam in der Wut und stimulierte meinen Körper: Ich versuchte bewusst und wach zu bleibenm und - schaffte es nicht. Das weitere Konferenzgeschehen erlebte ich in einem Zustand starker innerer Zerrissenheit. So saßen wir wie gewohnt im Ess-Saal zusammen, und ich wollte mich wie sonst dazugehörig fühlen. Aber: Ich war zum Beobachter geworden und damit war eine von mir nicht gewollte Trennung zwischen mir und den anderen Schülern entstanden. Ich hätte nur noch heulen können. Plötzlich interessierten mich die Tempelansprachen nicht mehr. Wie wissbegierig war ich früher! Besonders in den ersten Jahren unseres Schülerweges tauschten wir uns aus, wenn wir im Tempel etwas „verschlafen“ oder nicht verstanden hatten (die Ansprachen konnte man schriftlich nicht nachlesen). Oft

fragten wir bei der Leitung nach, und bekamen als Gegenfrage oft nur die Antwort: „Wofür ist das wichtig?“ Zum Schluss fragten wir nicht mehr.

50.2.4. Ich fühle mich manipuliert Jetzt stellte ich fest, dass die Ansprachen meine eigenen Gedanken nur verwirrten, und mir die Inhalte erschreckend gleichgültig waren. Es interessierte mich nicht mehr, womit sie uns voll stopften. Was nutzte mir das Wissen in meiner Beziehung zu Gott? Ob mein Körper siebenfach, fünffach oder wie auch immer aufgebaut ist, und welche Bedeutung die feinstofflichen Körper haben? Was zwischen Haupt-und Herzheiligtum passiert? Wie die gnostischen Strahlen in Korrespondenz mit Herz, Leber, Blutkreislauf wirken? Wie die Chakren ihre Drehungen ändern? Wann und wo die apokalyptischen Katastrophen im Norden oder Süden der Welt zu erwarten sind? Das Wissen der Schule schien schier endlos zu sein und ständig setzte es uns mental in Bewegung. Vielleicht beinhaltete es Wahrheit, vielleicht war alles nur Spekulation. Was mich früher faszinierte, interessierte mich nicht mehr. Jetzt erlebte ich es als unnötigen Ballast, der mich hinderte, innerlich leer zu werden und den Ruf Gottes zu verstehen. Mir schien jetzt, dass sie davon ständig ablenkten. Als abends, in der Dunkelheit des riesigen Schlafraums wie gewohnt das Abendgebet über Lautsprecher erfolgte, zog ich verzweifelt die Decke über den Kopf. „Nicht schon wieder Berieselung - ich will nichts mehr hören“. Es gab aber kein Entrinnen... Am nächsten Tag und bei der Rückfahrt wieder das traurige Gefühl des Getrenntseins von der Gruppe. Nach außen verhielt ich mich wie immer. Ich konnte mich den Schülern nicht mitteilen, dazu war ich innerlich zu zerrissen. Etwas in mir warnte mich auch davor. Sie hätten mir meine Zweifel ausgeredet. Erstmals misstraute ich nicht nur meinem, sondern auch ihrem Urteilsvermögen. Ihre Argumente kannte ich ja selbst. - Der Anruf, den ich erlebte, war zu fremdartig und intensiv als dass ich ihn mit hergebrachten Antworten zum Schweigen bringen konnte. Intuitiv spürte ich auch, dass er eine Chance bot, die, wenn ich sie missachtete, sich nicht beliebig oft wiederholte. Noch ahnte ich nicht, wie diese neuen Zweifel mich in eine lang anhaltende Krise stürzen sollten, mich körperlich und seelisch schwächten und völlig erschöpft zurück ließen.

50.3. Ablösungsversuche Es folgte eine Zeit innerer Aufruhr. Die erlittenen Kämpfe, Ängste und Selbstzweifel entziehen sich jeder rationalen Beschreibung. Wahrnehmungsverzerrungen, Dämonisierung der Umwelt und Verfolgungsängste stellten sich ein. Streckenweise erinnerten sie an psychotische Zustände. Rückblickend, also Jahre nach meinem Ausstieg, sehe ich mich als eine Person, die mir selbst fremd ist, die ich vor meinem Eintritt ins LR nicht war und zu der mir auch nach meinem Ausstieg jede Beziehung verloren gegangen ist.

50.3.1. Eigene Anstrengungen Mit meinen neuen Fragen, drehte ich mich ständig im Kreise. Nie und nimmer wollte ich die Schule von mir aus verlassen. Wie konnten Zweifel so "urplötzlich" über mich hereinbrechen?

Das Blatt, das ich am Konferenzort einsteckte, legte ich als Mahnung auf meinen Schreibtisch. Was wollte es mir sagen, was stimmt an der Schule nicht? Ich schöpfte neuen Mut, indem ich mich zuerst auf meine früheren Fähigkeiten berief. Schließlich hatte ich sehr erfolgreich ein Studium absolviert und gelernt, durch sorgfältiges theoretisches Arbeiten alles selbständig zu überprüfen. Das schien die Lösung zu sein. Ganz systematisch wollte ich jetzt die "Universelle Lehre" überprüfen. Was ich beim Eintritt unterlassen hatte, wollte ich jetzt nachholen. Im Kursus hatte man uns gesagt, dass alle theoretischen Auseinandersetzungen den Blick für die Wahrheit erstickten und wir unser Herz sprechen lassen sollten. Jetzt aber, da mein Herz offensichtlich "Rhythmusstörungen" hatte, blieb mir nur noch die theoretische Auseinandersetzung. Mit neuem Optimismus und voller Hoffnung auf eine eindeutige Antwort machte ich mich an die Arbeit. Ich holte die Schulliteratur hervor, las tagtäglich, machte meine Notizen und Anmerkungen. Ergebnis: Eines Tages fand ich mich schachmatt mit über 40 Bänden auf dem Fußboden wieder. Es bedeute Stress, die Lehre widerlegen oder bestätigen zu wollen. Mir fiel erstmals auf, dass die Sprache sehr suggestiv ist und die Lehre inhaltlich meist aus okkulten Spekulationen besteht. Harte Anklagen und schiere Behauptungen bleiben eines Beweises schuldig. Welchen Aussagewert hat z.B. die bloße Aussage: "Im Übrigen ist Theologie reine Spekulation und luziferischer Betrug"? "Die Bibel wurde verstümmelt". Noch liebte ich die Schulliteratur aber zu sehr, um konsequente Schlussfolgerungen zu ziehen. Wie alle Schüler hatte ich mir die Bücher im Laufe des Schülerweges zugelegt. Es gibt sogar Schüler, die alle anderen Bücher aus ihrem Regal verbannt haben, weil nur noch die "Universelle Lehre" ihres Großmeisters Wert hatte. Äußerst erschwerend war, dass ich mich nicht auf die Inhalte konzentrieren konnte. Ein "anderes Ich" kommentierte mich ständig. Meine neu erwachte Kritikfähigkeit zeigte mir genug Türen nach draußen, aber bevor ich sie öffnen konnte, stellten sich Argumente dazwischen, die sich einer rationalen Überprüfung entzogen. Der "Großmeister" hatte in seinen Schriften bereits an die Kritiker gedacht und ihre Argumente entkräftet. Zu diesem Zeitpunkt konnte oder wollte ich nicht erkennen, dass ich fremdbestimmt war und unter Bewusstseinskontrolle stand. Es hätte mir sehr geholfen. Später berichteten mir andere Aussteiger, die wegen ihrer Zweifel noch ein Gespräch mit der Leitung führten, dass diese auf ihre inhaltlichen Argumente überhaupt nicht einging. Statt dessen hörten sie genau die Argumente, die in mir automatisch aufstiegen. Sie klingen etwa so: •

Diese Zweifel sind ganz typisch für deine Schülerstufe. Sei froh, dass sie jetzt und nicht später kommen, lass dich nicht auf sie ein, nimm sie nicht ernst. Eine Minute unbesonnenes Denken kann deinen ganzen Schülerweg gefährden.



Du hast dir etwas vorgemacht und bist die ganzen Jahre den Weg mit deinem Ego gegangen. Jetzt, wo es demaskiert wird, und es um die wirkliche Ich-Ersterbung geht, wehrt es sich mit letzter Kraft. Es ist nur "der aufgewühlte Schlamm des Ego", der die Schule anklagt. Gerade jetzt musst du standhaft bleiben, um zum neuen Durchbruch zu gelangen.



Der Widersacher fühlt sich herausgefordert und bedroht, weil du den Befreiungsweg schon so weit gegangen bist. Jetzt, in einer entscheidenden Phase deines Weges setzt er alle Raffinessen ein, um dich vom Weg abzubringen. Die Schule kennt diese Tricks und warnt nicht umsonst: Zeichen, Träume, das Unbewusste, sentimentale Gefühle, verlockende Sinneseindrücke ... alles Täuschung, nicht darauf achten.



Kannst du etwa die immer höher werdende Vibration des Kraftfeldes noch nicht assimilieren? Hat dir die Schule zu viel zugetraut, und dich zu schnell als würdig für die innere Schule erachtet? Brauchst du statt der festen Speise noch die Milch für die Anfänger?



Bist du etwa noch nicht so weit, das hohe Ziel der Geistesschule zu begreifen? Musst du noch vermehrt Erfahrungen in der Dialektik sammeln, von ihr geschlagen und mitgeschliffen werden, um erst danach wieder einen Neuanfang zu starten? Willst du zu den Fleischtöpfen Ägyptens zurück?

50.3.2. Ich misstraue meiner Kritikfähigkeit Mein eigenes Denken, Fühlen und Urteilen waren überlagert. Meine eigene innere Stimme hatte kein Gewicht mehr, ich misstraute ihr, sie war fremdbestimmt. Die internalisierte Stimme der Schule hatte auf alle meine Zweifel eine Antwort. Immer lag die Ursache in meinen Unzulänglichkeiten. Je mehr ich mich aber auf die Stimme des „Schüler-Ichs“ einließ, umso tiefer geriet ich in ein Labyrinth mit immer geringer werdenden Aussichten, den Ausgang zu finden. Meine Zweifel blieben zwar, aber ich traute meiner eigenen Urteilsfähigkeit „nicht über den Weg“. Und auf keinen Fall wollte ich zu früh aufgeben, sondern für meinen Schülerweg kämpfen.

50.3.3. Einsamkeit unter den "Gruppenverbundenen" Ein großes Problem dieser Zeit war die Einsamkeit, in der ich plötzlich stand. Mit wem konnte ich über meine Zweifel reden? Ich misstraute mir selbst und wusste nicht mehr, wem ich sonst trauen konnte. Es verstand sich von selbst, dass meine Freunde, die keine Schüler waren, keine geeigneten Gesprächspartner waren. Der Kontakt mit ihnen hatte sich ohnehin sehr reduziert, und mit ihren kritischen Äußerungen hatten sie in "meinen Augen" bewiesen, dass sie von meinem Weg nichts verstanden. Was hatte ich also von ihnen zu erwarten? Auf meine Krise warteten sie nur, um mich wieder in ihre "profane" Lebenswelt herabziehen zu können. Und ich wusste doch: der Widersacher bediente sich ihrer als Werkzeuge, um mich endlich wieder in seine Klauen zu haben. Ich überlegte, bei Kirchenvertretern ein Gespräch zu suchen. Aber ausgeschlossen, auch diese Tür schien verriegelt. "Wusste" ich doch, dass die Kirchen längst den Herren dieser Welt dienten. Auch sie würden nur triumphieren, wenn sie meine Seele wieder in dieser Todesnatur einkerkern könnten. Zaghaft besuchte ich dennoch nach langer Zeit wieder eine Kirche und fand nur 'bestätigt', was mir früher andere Schüler berichteten: Selbst für eine Besichtigung könnten sie keine Kirche mehr betreten, weil die schwarze Aura sie umfangen und erdrücken, bei manchen sogar Brechreiz auslösen würde.

Naheliegend war, mit meinen langjährigen Brüdern und Schwestern zu reden. Auf eigentümliche Weise scheiterte das immer wieder. Die ganze Atmosphäre verbot es, und auf meine zaghaft geäußerte Kritik wurde überhaupt nicht reagiert. Grundsätzliche Zweifel hatten wir nicht, die permanente Forderung nach "Gruppeneinheit" und "gleicher Ausrichtung" zeigten konsequente Wirkung. Und etwas in mir war auch zu feige, mich durch Kritik von ihnen zu separieren. Als ich es dennoch bei einer Schülerin wagte, mit der ich mich gelegentlich privat in einem Cafe traf, musste ich erfahren, dass klare Fakten einfach geleugnet werden. So sagte ich ihr, dass ich nicht mehr glauben könne, dass das LR das einzige und wahre Rettungsbemühen in unserer Zeit sei. Der vertrauliche Ton unter uns änderte sich sofort: Abweisend reagierte sie: "das wird auch nicht gesagt". Ich war verblüfft. Sie stand schon seit Jahren in der Öffentlichkeitsarbeit, gab Kurse für neu zu Umwerbende und bestritt, was Schwarz auf Weiß eindeutig in den Kursusbriefen steht. - Hat sie mich bewusst belogen? Ich glaube nicht. Sie blendete einfach aus, was augenblicklich nicht in ihre Vorstellung passte, sie aber in Kursen regelmäßig wiederkäute. Nur wenig später sahen wir auf der Straße Zeugen Jehovas. Ihr Kommentar: "Die kommen auch noch dahin". Gemeint war selbstverständlich: früher oder später sind sie reif für das Rettungsbemühen des LR.

Ich sagte aber nichts mehr, denn sie konnte und wollte ihre Widersprüche offensichtlich nicht erkennen. Auch war die Situation für uns beide neu. Wir waren uns sonst immer einig und sie realisierte nicht, wie sehr ich schon auf Abwegen war. Und ich war noch nicht in der Lage, mich eindeutig verständlich machen. Meine engste Vertraute war Viola, mit der ich stundenlang und begeistert über unseren gemeinsamen Schülerweg reden konnte. Ihr gegenüber wollte ich alles sagen, was mich bewegte. Bestürzt stellte ich fest, dass sie auf meine Zweifel jetzt nur schwerfällige Reaktionen zeigte, bestenfalls mit "mmhh, ach ja, so, so" antwortete. Ein inhaltliches Gespräch war nicht möglich, sie blockte. Ich wurde wütend, aber auch vorsichtiger und taktierender in meinen Äußerungen. Angst kroch hoch, weil ich mich immer mehr von den anderen wegbewegte. Ein unmittelbarer, offener Austausch gelang nicht mehr. Dann gab es noch Theo (Name geändert), der zumindest mir gegenüber die Schule gelegentlich kritisierte, ohne sie ernsthaft verlassen zu wollen. Anschließend stellte er mich immer unter das Siegel der Verschwiegenheit. Kritik, die bis zur Leitung vordringt, bedeutet nämlich auch immer eine Gefährdung für das "Vorwärtskommen" auf dem stufenweisen "Einweihungsweg", wird also bestraft. Zu ihm hatte ich Vertrauen und berichtete ihm das Erlebnis mit dem Blatt, dass ich unsicher sei, ob es Gegenkräfte sind, die mich vom Weg wegbringen wollten oder ob es nicht auch eine Führung "von oben" sein könnte, die mir die Augen öffnen wollte.- Inzwischen konnte ich nämlich eine Verbindung zu einer Geschichte herstellen, die uns in der Jugendzeit ein Priester erzählte: So wie die Blätter vom Baum fallen, können Seelen in den Abgrund stürzen. Mein Unterbewusstsein musste dieses Wissen gespeichert haben. Beim Aufheben des Blattes vor dem Konferenzgebäude assoziierte ich ja nur. 'Dieser Eingang ist unheilvoll'. Theo warnte bedeutungsvoll: Ich müsse eine karmische Vergangenheit mit der dogmatischen Kirche haben. Diese Vergangenheit hole mich jetzt wieder ein und wolle mich mit sentimentalen Erinnerungen wieder naturreligiös binden. Ich konnte ihm nicht widersprechen und begann erneut, meinem Urteilsvermögen zu misstrauen. Er warnte nochmals davor, meine Kritik und Zweifel unter anderen Schülern zu äußern und berichtete von einem Vorkommen in der jüngsten Vergangenheit. Ein Schüler hatte im Zirkeltreffen zu einem Punkt der Lehre eine andere Meinung geäußert als die von der Schule vertretene. Ein anderer Schüler teilte das umgehend der spirituellen Leitung mit, die daraufhin den Kritiker von allen Ämtern im LR entfernte. Von ähnlichen Vorfällen hörte ich während meines Schülerweges auch immer wieder. Theo war auf dem hierarchischen Schülerweg auf einer höheren Stufe als ich und berichtete von direkten Aufforderungen der Leitung, die Namen der Schüler zu nennen, die sich kritisch äußerten. Das "reine Kraftfeld" der Schule sollte durch diese nicht verunreinigt werden. - Aber auch ohne diese direkte Aufforderung fühlten sich Schüler verpflichtet, diejenigen zu denunzieren, die die "Gruppeneinheit" gefährdeten. Ein Schüler streitet "mit der Gruppe Seit an Seit".

50.3.4. Keine Zeit zum eigenen Reflektieren Vier Wochen waren vergangen. Der nächste Konferenztermin stand an, und etwas in mir sträubte sich, mich sogleich wieder für ein ganzes Wochenende dem Konferenzgeschehen auszusetzen. Ich hatte noch keine Antwort gefunden und wollte mich deshalb nicht zu früh wieder der Gruppeneinheit unterordnen. Grundsätzliche Zweifel hatten in dieser Atmosphäre der gleichen Ausrichtung keinen Platz. Ich wusste auch nicht, wem ich mich von der Leitung anvertrauen konnte, ohne für den weiteren Schülerweg unerwünschte Konsequenzen in kauf nehmen zu müssen. Auch sollte mir keiner mein unbestimmtes „Wissen“ - hier stimmt etwas nicht - leichtfertig ausreden. Eigentlich hätte ich eine längere Pause gebraucht, aber die ist auf dem aktiven Schülerweg nicht möglich. Der feststehende monatliche Sonderdienst war für meine Schülerstufe ein unbedingtes Muss. Wir hatten versprochen, den Termin über alles andere zu setzen, und wer fern blieb, hatte eine schriftliche Erklärung einzureichen, wollte er seinen Schülerweg nicht gefährden und zurückgestuft werden. Das wollte ich natürlich nicht. Wenn sich herausstellte, dass ich mit meinen Zweifeln einem Wahn unterlegen war, wollte ich auf jeden Fall in voller Konsequenz meinen Schülerweg weitergehen.

50.3.5. Mein letzter Sonderdienst Ich entschied, nur den Sonderdienst am Samstag und nicht die gesamte Wochenendkonferenz zu besuchen, Anschließend wollte ich gleich wieder zurückfahren. Den fehlenden Konferenzbesuch konnte ich an einem anderen Termin nachholen, um auf die Pflichtanzahl im Jahr zu kommen. Dennoch erlebte ich die gemeinsame Fahrt mit anderen Schülern zum Konferenzort nicht mehr freiwillig - das Programm erforderte es. Während des Sonderdienstes konnte ich mich natürlich nicht mehr selbstverständlich und vertrauensvoll der „Gnosis“ hingeben wie früher, und wie es die anderen Schüler nach wie vor taten. In mir regte sich heftiger Widerstand, die vorgeschriebene Position einzunehmen: Aufrechtes Sitzen, Hände auf die Oberschenkel, die Augen während der Ansprache geschlossen. In dem großen Tempel mit allen Schülern wurden wir gelegentlich noch zum Singen aufgefordert. In den Sonderdiensten der inneren Schule hatten wir nichts mehr zu tun. Wir hatten nur noch devot mit geschlossenen Augen da zu sitzen und zuzuhören. Und stets richteten sich alle danach, und auch ich. Obwohl ich hellwach bleiben wollte, passierte es wieder, dass mein Wachbewusstsein abglitt. Richtig wach wurde ich erst wieder, als der Dienstleitende mit lauterer Stimme zum Schluss sagte: „Sie haben das Brot und den Wein empfangen. Erheben Sie sich jetzt bitte zur Versiegelung“. In mir stieg pure Empörung auf. Was für Brot und welchen Wein habe ich jetzt empfangen? Was wird hier versiegelt? Ich will nicht versiegelt werden, ohne zu wissen, was eigentlich geschieht. Erstmals bekam ich „negativen Respekt“ vor ihrer gnostischen Magie, von der so oft gesprochen wurde und der ich immer voll vertraute. Ganz offensichtlich funktionierte sie auch ohne mein Einverständnis, und das wollte ich unter keinen Umständen mehr. (Damals konnte ich nicht ahnen, dass das mein letzter Besuch zum Konferenzort gewesen sein sollte. Das war auch gut so, denn ein bewusster Abschied wäre mir sehr schwer gefallen. Zu lange war er „Heimat“ für mich. Noch hatte ich keine Austrittsgedanken, aber rückblickend erkenne ich, dass der Weg dahin nicht mehr aufzuhalten war.) Zuhause angekommen setzte ich mich erstmals kritisch mit dem „Kraftfeld“ der Schule auseinander. Es ist für alle Schüler unantastbar und seine unmittelbare Erfahrbarkeit Beweis für das Wirken des heiligen Siebengeistes. Es gibt kaum einen Schüler, bei dem nicht im Laufe seines Schülertums Kritik an der Organisation oder an Menschen auftaucht. Unantastbar bleibt aber das "serene" Kraftfeld. Selbst Aussteiger sagen noch heute: das Kraftfeld war aber etwas Besonderes. Viele bleiben trotz aller Kritik wegen dieser besonderen Erfahrung in der Schule (die äußere Kritik an Menschen, so fundiert sie auch sein mag, wird ohnehin als nichtig betrachtet und entwertet. Wir sollten über andere nicht urteilen, weil wir nur die Persönlichkeit sähen, aber kein Empfangsorgan hätten, um die geistig-seelische Entwicklung beurteilen zu können. Das heißt, selbst wenn die Leitung gröbstes Fehlverhalten zeigt, durch pures Machtverhalten oder Egozentrik auffällt, sollte der Schüler nicht werten. Denn, woraus es ankommt - der Geist - Seelenmensch - entzieht sich unserer Beurteilung und kann trotz aller äußeren Mängel sehr hoch entwickelt sein. Meine Zweifel und mein Misstrauen, dass die Tempeldienste mit ihrem "Kraftfeld" Brutstätten der Manipulation und Suggestion sind, berührten jetzt das „Herzstück“ der Schule. Erst später bekam ich in der Sektenlektüre die Gewissheit, dass auf den Konferenzen tatsächlich alle Umstände und Bedingungen für eine Massenhypnose gegeben sind. Ich besuchte noch die zum Pflichtprogramm gehörenden Tempeldienste im örtlichen Zentrum. Im Tempel hatte ich aber nur noch einen Impuls: Die Schüler wachzurütteln, die im Vertrauen auf das Kraftfeld sich voll hingaben und vor sich „hin dösten“. - Mir waren aber die Hände gebunden.

Vier Wochen waren vergangen, und ich hätte zur nächsten Wochenendkonferenz fahren müssen, wollte ich nicht negative Konsequenzen erfahren. Das „Schicksal“ meinte es aber gut mit mir: Ich wurde krank, konnte nicht teilnehmen und hatte einen anerkannten, nicht diskutierbaren Verhinderungsgrund.

50.3.6. Letztes Zirkeltreffen Zum anschließenden Termin für das obligatorische Zirkeltreffen ging ich wieder. (Ab der inneren Schule stellt die spirituelle Leitung Gruppen mit je 12 Schülern aus dem gleichen Zentrum zusammen, die sich monatlich in ihrer Wohngegend treffen und über den Sonderdienst sprechen sollen.) Die Schüler waren mir also über Jahre besonders vertraut. An den Gesprächen war ich immer begeistert und aktiv beteiligt, jetzt blieb ich ungewohnt zurückhaltend, äußerte nur vorsichtig meine Zweifel. Deutlich spürte ich dann die Wand, die sich schlagartig zwischen mir und den anderen auftat. Grundsätzliche Kritik an der Schule wurde abgewehrt. Alle wollten mir einhellig meine Zweifel ausreden. Ich stand „draußen“. Am Ende des Abends sagte noch eine um mein Seelenheil besorgte Schülerin, die offensichtlich meinen Austritt ahnte: „Du weißt doch, dass die Atmosphäre zu verunreinigt ist und ein Einzelner das göttliche Lebensfeld nicht mehr erreichen kann.“ Mein „Schüler-Ich“ erwachte wieder, denn natürlich kannte ich diese Aussage und schreckhaft standen mir meine ganzen Ambivalenzen vor dem Schülertum vor Augen. Sie schienen zu beweisen, dass ein einzelner keine Kraft für einen konsequenten Weg hat. Ich wollte mich aber von diesen internalisierten Ängsten, von ihr wieder voll aktiviert, gewaltsam befreien. Obwohl noch verunsichert, antwortete ich trotzig: „Ich schaffe es vielleicht nicht, aber meinem Gott traue ich zu, dass er den Weg zu mir findet und durch alle atmosphärischen Verunreinigungen durchdringt.“ Beim Aussprechen wurde mir bewusst, dass ich offensichtlich einen anderen Gott als den der Schule meinen musste. Zukünftig beschäftigte mich die Frage, wem wir im LR eigentlich dienten. Unser Zirkeltreffen war beendet. Etwas hinderte mich, wie gewohnt die Mitfahrgelegenheit eines Schülers zu nutzen und mit den anderen gemeinsam im Auto zu unseren unterschiedlichen Wohnorten zu fahren. Sie winkten mir noch nach, und ich ging allein und im Dunklen auf regennasser Straße nach Hause. Es war ein sehr einsames und isolierendes Gefühl. Gleichzeitig war es aber auch befreiend: Ich hatte ein Gefühl von Autonomie wiedergewonnen.

50.4. Der Ausstieg in zwei Schritten Es folgte eine Serie von äußerlich harmlosen Erlebnissen, die mir aber den Weg zum endgültigen Ausstieg geebnet haben. Man mag in ihnen glückliche Umstände oder Zufälle sehen, für mich haben sie rückblickend die Bedeutung einer göttlichen Führung, die mich aus der Unfreiheit herausgeholt hat. Selbst Aussteiger, die nicht mehr religiös orientiert sind, erlebten ihre Kraft zum Ausstieg nachträglich "wie ein Wunder". 50.4.1. Trauer und Wut Ein einschneidendes Erlebnis war, als ich eines Nachts, wieder mit Überlegungen belastet, nicht einschlafen konnte. Wahllos durchsuchte ich alle Fernsehprogramme und blieb bei einem Sender hängen, der stundenlang verschiedene Menschen und ihren Weg zu Jesus Christus vorstellte. Neugierig geworden hörte ich zu, und mein überlegenes Schüler-Ich kommentierte die Aussagen: 'typisch naturreligiös -, an einen einzelnen Menschen als Erretter der Menschheit zu glauben,, früher oder später werden auch sie den geistigen Weg und die Schule finden', usw. Alles nachgequakt, und ich merkte es nicht. Plötzlich registrierte ich, dass Tränen über meine Wangen liefen. Ich war erschrocken, was war das? Etwas in mir weinte. Schnell wollte ich alles als sentimentale Massenbeeinflussung abwerten, der ich zum

Opfer gefallen war. Es gelang aber nicht mehr. Endlich konnte ich meinen Tränen freien Lauf lassen, und das tat gut. Wut stellte sich ein. Was war das für ein göttliches Lebensfeld, über das wir alles zu wissen glaubten, was für ein Gott, zu dem persönlich zu beten gefährlich war? "Gott", "Gnade", "Barmherzigkeit" sind im LR nur Worthülsen, die eigentliche Botschaft ist ein zum Scheitern verurteiltes elitäres Selbsterlösungsdenken. Ich glaubte auf dem einzig wahren Befreiungsweg zu sein, den die in der Todesnatur Geknechteten auch kennen lernen sollten und stand jetzt, nach einem Jahrzehnt mit leeren Händen dar. In der Sendung berichteten Menschen von ihrer eigenen, ganz persönlichen Beziehung zu Gott, und wie er sie verwandelte. Was hatte ich? Die "Gnosis", die "Universelle Bruderschaftskette", ein "Geistfunkenatom", das sich in der Vibration des Kraftfeldes der Schule entfalten sollte, über dessen Entwicklung mir aber jede Aussage verwehrt wurde, weil meine Persönlichkeit dafür kein Empfangsorgan hat. Ich durchlitt, dass das LR mein Herz von Fleisch von meiner Brust genommen und mir ein Herz aus Stein gegeben hat. Ich weinte über mich und die Erkenntnis meiner Versteinerung. Es dauerte noch Jahre nach meinem Ausstieg, bis ich wieder ein warmes und dankbares Gefühl für Jesus Christus entwickeln, mich als einmalig, in meinem ganzen Menschsein angenommen fühlen konnte und nicht nur als "Geistfunkenträger" mit einem Uratom als Überbleibsel. Mein Vertrauen auf Gott hatte ich eingetauscht gegen absoluten Gehorsam einer okkulten Gruppe gegenüber mit einem "Großmeister" als angeblich Befreiten. Später fand ich das Unbehagen über die Vergöttlichung der Großmeister und die Gefahren treffend bei Christiane Gratenau formuliert. Sie schreibt zwar über ihre Erfahrungen mit der Anthroposophie, sie lassen sich aber auf das LR übertragen. "In der Praxis zeigt sich aber, dass man ihm, dem Menschen Rudolf Steiner, bedingungslos glauben muss. Der Glaube an den allmächtigen Schöpfergott, an den Sohn Gottes, an den Heiligen Geist, ist in der Anthroposophie abgelöst worden vom Glauben an große Eingeweihte, einschließlich Steiner selbst. Wie gefährlich aber bedingungsloser Glaube an Menschen ist, habe ich selbst mehrmals an einer ernsthaften Bedrohung meiner geistig-seelischen Gesundheit erfahren müssen. Bedingungsloser Glaube an einen Menschen führt unweigerlich in die Irre. Dies scheint mir eine Gesetzmäßigkeit zu sein und für alle zu gelten, die sich auf Erden für halbe oder vollkommene Götter halten. Ich denke, dass Gott uns das Gebot, "keine anderen Götter zu haben" (2 Mose 20,3) gegeben hat, um uns vor uns selbst zu schützen und zu verhindern, dass fehlbare Menschen sich unserer Seele und unseres Geistes bemächtigen." (Von Rudolf Steiner zu Jesus Christus. Meine Auseinandersetzung mit der Anthroposophie, 8. Aufl. 1994, S. 95)

Im LR wird die Frage nach den Gründerfiguren in den Kursen gerne mit einer Gegenfrage beantwortet: "wofür ist das wichtig?" In der Sektenliteratur wird empfohlen, diese Frage zu stellen, weil sie Aufschluss über das Klima einer Gruppe gibt. Tatsächlich gelten die "Großmeister" im LR als Abgesandte aus dem göttlichen Lebensfeld, denen bedingungsloser Gehorsam unter allen Umständen versprochen wird. Jesus Christus dagegen wird als Prototyp dargestellt, der einen Weg gezeigt hat, den alle gehen sollen - ob er gelebt hat, ist fraglich, aber auch nicht wichtig. Van Rijckenborgh dagegen kann von sich, wie alle großen Eingeweihten sagen: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben". Das hindert das LR als Verwalter seines Erbes aber nicht daran, seine Irrtümer und Anstoß erregende Aussagen zu vertuschen und zu streichen. Noch hatte ich aber diese Erkenntnisse nicht; es war eher ein Ahnen, dass das Himmelsschiff, die Arche mit ihrem Anspruch, Welt und Menschheit retten zu wollen, in die Irre führt.

50.4.2. Erster Schritt 50.4.2.1. Das Dilemma einer Entscheidung Immer wieder drängelte sich mein Schüler-Ich vor , das mir suggerierte, einem Wahn, den Einflüsterungen der Todesnatur zu unterliegen. Der Gedanke an einen endgültigen Ausstieg kam mir in diesem Zwiespalt überhaupt nicht in den Sinn. Ein Leben ohne die Schüler konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen. Wie für andere auch, war es für mich eine Entscheidung fürs Leben; die Entscheidung, die laut Einführungskursus unserem Leben die große Wende geben sollte. Ein vorschneller Ausstieg, der später bereut wird, hat außerdem unliebsame Konsequenzen: Bei einem Wiedereintritt fängt man in der Hierarchie des Schülerweges wieder von vorne an, mit dem Einführungskursus also beginnend. Dieses Wissen erschwert die Entscheidung. Das Ansehen, das ein Schüler auf einer hohen Stufe hat, und das Streben dahin nimmt unter den Schülern eine eigentümliche Dynamik an. Ich war immerhin schon in der inneren Schule und die "Beförderung" in die "Ekklesia" stand lockend vor Augen. Und: Vielleicht geschieht dort, in der nächsten Stufe also, der eigentliche Durchbruch und vor einer entscheidenden Entwicklung hätte ich voreilig aufgegeben. Das Schweigegelübde wird von den Schülern strikt eingehalten, so dass ein Schüler über die Aufgaben und Inhalte der nächst höheren Stufe nicht informiert ist, also überhaupt nichts weiß. Ich überlegte mehrere Möglichkeiten: •

Für eine gewisse Zeit konnte man sich "neutralisieren" lassen. Das würde bedeuten, dass ich innerhalb einer abgesprochenen Zeitspanne aller Pflichten entledigt wäre, anschließend aber auf dem Schülerweg nicht wieder von vorne anfangen müsste. Während dieser Zeit dürfen keine Tempeldienste besucht und Kontakt zu Schülern unterhalten werden. - In aller Ruhe könnte ich alles überdenken.



Die andere Möglichkeit, mich auf eine "niedere" Schülerstufe stellen zu lassen, verwarf ich sofort. Jede Schülerstufe hat ein verpflichtendes Programm mit Konferenzen und Diensten und diesen wollte ich mich entziehen. Und: Wenn ich weiterhin Schüler bleiben wollte, wollte ich mich nicht freiwillig zurückstufen lassen.

Als ich mich bei meinem "Karrieredenken" ertappte, ermahnte ich mich zur Ehrlichkeit. Ich musste mir treu bleiben und fand die Lösung.

50.4.2.2. Rechtfertigungsdrang In einem freundlichen Brief an die spirituelle Leitung erklärte ich meinen Austritt und bat gleichzeitig um die Aufnahme in den Vorhof. Inhaltlich wollte ich mich nicht auseinandersetzen, aber nach einem so langen Schülerweg schien es mir unangemessen, keine Begründung abzugeben. Also schrieb ich, dass ich den äußeren Anforderungen nicht mehr genügen könnte (Fleisch-, Alkohol-, Nikotinabstinenz). Mit dieser Entscheidung, die Aussteiger oft wählen, war ich sehr zufrieden mit mir. (Der Vorhof besteht aus Mitgliedern, die den Einführungskurs besucht haben, Interesse haben, aber nicht Schüler werden wollten. Sie haben keine Verpflichtungen, können aber monatliche Mitgliederdienste im Tempel und eigens dafür gekennzeichnete Konferenzen besuchen.) Ich hatte also den Kontakt nicht radikal abgebrochen, konnte weiterhin das Zentrum und meinen vertrauten Konferenzort besuchen, musste aber nicht. Die Tatsache, dass man den Mitgliedern absprach, den Befreiungsweg gehen zu können, belastete mich nicht mehr.

Es erfolgte eine ebenso freundliche Antwort, in der man mir ein Gesprächsangebot machte. Ich wollte nicht undankbar sein und oft genug hatte man uns vor Augen gestellt, was die Schule alles für uns tut und wie dankbar wir sein müssten, ihr begegnet zu sein. Ich hatte absolut keinen Groll auf irgendeine einzige Person des LR, und fühlte mich jetzt innerlich verpflichtet, mich zu erklären. Ich griff zum Hörer und erstmals in meiner Schülerlaufbahn telefonierte ich mit einem hohen, in der Schülerschar im großen Ansehen stehenden Vertreter der spirituellen Leitung. Ich glaubte ernsthaftes Interesse an meiner Seelenentwicklung herauszuhören, als man mir abriet, in den Vorhof zu gehen und die Rückstufung in eine äußere Schülerstufe nahe legte. Über die Tatsache, dass ich die Regeln nicht mehr einhielt, die auch in der vorgeschlagenen Schülerstufe verbindlich waren, verlor man kein Wort mehr. Sie wurden in diesen Situationen offensichtlich moderat gehandhabt. Der Vorschlag war für mich aber nicht akzeptabel, weil ich für eine Weile keine verpflichtenden Tempelbesuche mehr wollte. Das Angebot, die nächste Konferenz zu besuchen und ein Gespräch zu führen, nahm ich an, fuhr aber nicht. Eine andere Schülerin berichtete mir später von der Enttäuschung der Leitung, dass ich die ausgestreckte Hand nicht angenommen hatte. Man wolle verhindern, dass das Kostbare, die Seelenentwicklung, die ich in den Jahren im Kraftfeld der Schule erworben hatte, nicht verloren ginge. Auch drängten jetzt andere Schüler, vor einer so wichtigen Entscheidung nicht so schnell das Handtuch zu werfen und ein helfendes Gespräch zu suchen. Ich bekam ein schlechtes Gewissen und rief meinen Zirkelleiter an, ohne selbst ein inneres Bedürfnis oder Anliegen zu haben. Es ergab sich ein stundenlanges Gespräch, in dem ich mich hin- und hergerissen fühlte. Ein Mensch, der in seiner Intelligenz und Bildungsstufe immer eine große Autorität für mich darstellte, war aufrichtig bemüht, mir zu helfen. Er erklärte sich bereit, meinen Austritt als ungelesen zu betrachten, mich in der inneren Schule zu belassen, wenn ich alles rückgängig machte. Seine Argumente waren mir vertraut, und er vermittelte das "Wir-Gefühl", vor dessen Verlust mir graute. Was sollte ich antworten, als er sagte: „Wir kennen doch nichts Besseres, nennen sie es mir, und ich folge Ihnen.“ Ich kannte es ja auch nicht. Am Ende des Gespräches war ich jedenfalls von der Notwendigkeit überzeugt, das Angebot eines hilfreichen Gespräches mit der gesamten spirituellen Leitung anzunehmen. Wenn die Rettung meiner Seele auf dem Spiel stand, wollte ich diesen Schritt noch tun. Gleich nach dem Telefonat wollte ich mich für die nächste Konferenz anmelden. Die Tage vergingen aber, ohne dass ich es tat. Meine Abneigung wuchs bei der Vorstellung, wieder während eines gesamten Wochenendes der "serenen Vibration" des Konferenzgebäudes ausgeliefert zu sein. Und: Was erhoffte ich mir von einem Gespräch? Beim Telefonieren, das bereits belastend war, verblieb ich noch in meinen Geborgenheit und Schutz gebenden Eigenräumen. Jetzt sah ich mich allein, ein kleiner, zweifelnder Schüler vor der aufgereihten Eminenz im Konferenzgelände sitzen: Was sollte das Ergebnis sein? Etwas in mir blieb "stur". Ich fuhr nicht. Etwas später bekam ich Post: Die Austrittsbestätigung, da ich das Gesprächsangebot nicht angenommen hatte und die offizielle Aufnahme in den Vorhof. Eine Hürde war genommen!

50.4.2.3. Gespräche mit Schülern Es folgten Begegnungen und private Einladungen von vertrauten Schülern. Auch sie waren in Sorge um mich. Offensichtlich hatte sich herumgesprochen, dass ich in Gefahr bin, naturreligiös abzugleiten.

Jedenfalls sprachen sie viel von der trügerischen Faszination der gefühlvolleren Atmosphäre in Kirchen gegenüber dem geistigen Weg des LR. Er wirke zwar kälter, weil er nicht die Person, sondern den Geist anspricht, aber nach ihrer Überprüfung der Wahre ist. Ich konnte nur noch eine freundliche Fassade zeigen. Meine eigenen Auseinandersetzungen hatten mich erschöpft, und die Palette ihrer Argumente kannte ich bis zur Genüge selbst, es kam nichts Neues und kein wirkliches Eingehen auf mich. Und: Bislang hatte ich genauso gedacht und gehandelt, ich konnte sie in ihrer Sorge also verstehen.

50.4.2.4. Kontaktaufnahme mit Aussteigern Plötzlich fielen mir Namen von Aussteigern ein, die ich noch als Schüler kennen lernte. Irgendwann fiel auf, dass sie einfach weg waren, offiziell wurden wir nicht informiert. Eine Weile kursierten unter den Schülern noch Gerüchte über ihre Motive, die allesamt auf persönliche Unzulänglichkeiten zurückzuführen waren, dann interessierten sie nicht mehr. Für uns gehörten sie wieder den Dialektikern an. Zurück blieb nur das "Wissen", dass es wieder einer nicht geschafft oder nichts vom hohen Ziel der Geistesschule begriffen hatte, denn sonst wäre er geblieben. (Früher gab es ein ausdrückliches Verbot, als Schüler mit Aussteigern zu sprechen. Heute scheint es nicht mehr nötig zu sein, denn sie blocken von sich aus jede Kritik ab.) Jetzt, da ich zu denen gehörte, die "noch nicht so weit waren", den Weg konsequent durchzuhalten, interessierte mich, wie es ihnen geht. Anfänglich suggerierte mir mein Schüler-Ich Vorsicht und Misstrauen ihnen gegenüber, wusste es doch zu genau, dass es Dialektiker vor sich hatte, die wieder voll in dieser Todesnatur aufgingen. Zu meiner Überraschung ging es allen gut. Ich hörte ihre Argumente an und keiner vermittelte, dass er aus oberflächlichen oder nur egoistischen Motiven gegangen ist. Jeder hatte auf seine Weise ernsthafte Kämpfe durchlebt, über die er in der Schule nicht sprechen konnte. (Ein kritisch gewordener Schüler hat unter Schülern keine Gesprächspartner, Kritik wird abgewehrt und aufkeimende Zweifel behält man für sich, um sein Vorwärtskommen nicht zu gefährden. Die Kontrolle ist perfekt ausgebaut.) Der Austausch wurde immer offener und ehrlicher und bekam die heilsame Wirkung einer Selbsthilfegruppe. Mein Schüler-Ich stellte ich immer mehr ins Abseits. Der Kreis erweiterte sich, und ich lernte auch ältere Aussteiger kennen, die noch den Großmeister kannten. Von ihnen hörte ich erstmals von den verwerflichen Praktiken, die seit der Gründung an der Tagesordnung waren, und die neuen Enthüllungen schockierten mich total. Als ich während meines Schülertums Zeuge der Literaturverfälschungen wurde, glaubte ich ja, dass das zum erstenmal geschah, um in veränderten Zeiten weiterhin "im Dienst für Welt und Menschheit" stehen zu können. Jetzt hörte ich: Bereits seit der Gründung sind derartige und noch verwerflichere Praktiken an der Tagesordnung: Lügen und Täuschungen, Vertuschungen, fehlgeschlagene Prophezeiungen. Und: Die "gebenedeiten" Großmeister waren aktiv an diesen Machenschaften beteiligt. Äußerst ärgerlich, dass die nachfolgenden Schülergenerationen nichts mehr davon erfahren, weil die Originalbücher nicht mehr erhältlich sind. Ich war erschüttert: Das LR arbeitet für die Rettung der Seelen seit jeher mit 'illegalen' Methoden. Nach außen gibt es sich seriös als Verkünderin der "uralten, wahren Weisheitslehre". Zur Aufrechterhaltung dieser Lüge muß sie ihre eigenen uralten "Weisheiten" zuschütten. Ein weiterer großer Gewinn dieses Austausches war, dass ich von den älteren Ex-Schülern, die über zwanzig Jahre und länger in der Schule waren, Auskunft über sämtliche Schülerstufen erhielt. Sie fühlten sich nicht mehr an das Schweigegelübde gebunden, sondern wollten zur Aufklärung der unsinnigen Geheimniskrämerei beitragen.

Es ist so profan, dass ich es nicht glauben wollte: Es gibt in der Schule kein Geheimwissen, das auf irgendeiner Stufe mitgeteilt wird. Lediglich die Verpflichtungen werden größer, z.B. dreimal am Tag ein langes Ritual zu lesen. So verbleibt immer weniger Zeit zum eigenen Nachdenken, und wer sich nicht an seine Verpflichtungen hält, kämpft ständig mit seinem latent wirksamen schlechten Gewissen. Später stellte ich fest, dass Autoren "draußen" besser über die Schülerstufen informiert sind als die Schüler selbst. Schüler lesen diese Bücher aber nicht, und sie warten lieber, bis die Leitung sie ihrer Seinsstufe entsprechend für den nächsten Entwicklungsschritt für würdig erachtet. Ein Buchautor brachte es auf einen Nenner: Von einer Mysterienschule hätte er mehr erwartet als diesen hirnlosen Schwachsinn. Kein einziges Schlagwort des LR würde einer gründlichen Überprüfung stand halten. Der nagende Zweifel, dass ich zu früh die Schule verlassen hatte, wurde mir jedenfalls genommen.

50.4.2.5. Begegnung mit der Sektenlektüre Wieder half mir ein "Zufall" weiter. In einer öffentlichen Bücherei stieß ich in einem Regal auf aufklärende Sektenlektüre. Noch wenig interessiert, lieh ich doch ein Buch aus. Natürlich war ich noch nie auf die Idee gekommen, das LR in Verbindung mit einer Sekte zu sehen. Sekten waren für mich Gruppen mit spektakulären Praktiken und Methoden, von denen das LR weit entfernt war. Wir waren eine seriöse und als gemeinnütziger Verein anerkannte Gruppe. So stellte sich beim Lesen zunächst Empörung ein: Da behaupteten irgendwelche Grüppchen, sie hätten das universelle Wissen und den Weg der Befreiung. Unverschämt, denn diese Kenntnis hatten wir! Ich las weiter: "Wer zweifelt, ist noch nicht so weit". Das LR selbst wurde überhaupt nicht erwähnt, aber ich fand es in fast allen Sektenmerkmalen treffend beschrieben. Mir fiel es wie Schuppen von den Augen: Ich war in einer Sekte mit vereinnahmenden Merkmalen gelandet. - Diese Entdeckung durfte ich nicht für mich behalten und wollte sie meinen ahnungslosen Schülern mitteilen. Ich resignierte: Die eindeutigsten Fakten, die ich lieferte, prallten wie an einer unsichtbaren Mauer ab. Ich hätte die Schüler unter eine kalte Dusche stellen können und doch nur diese stockende Reaktionen erhalten: "es interessiert mich nicht, was andere schreiben". Oder bestenfalls "ach ja", aber mit einem Ton, der jedes Weiterreden verbot. Ich war wütend und ohnmächtig gegenüber der Ignoranz meiner Schwestern und Brüder. Und gleichzeitig die Einsicht: Ich hatte mich früher genauso verhalten und konnte ihr Verhalten nachvollziehen. Erst später beschäftigte ich mich mit dem Phänomen der Bewusstseinskontrolle, das die Abwehr von klaren Fakten verständlich machte. Wir Schüler, unabhängig von unserer Bildungsstufe, waren unfrei, fremdbestimmt, suggestiv beeinflusst, standen unter Gehirnwäsche. Das LR stufte ich jetzt sogar gefährlicher ein als die eindeutig klassifizierten Sekten, die in der Öffentlichkeit Aufsehen erregten. Das LR bleibt unbeachtet von einer nicht aufgerüttelten Öffentlichkeit, unerwähnt in der Sektenlektüre und kann so ungestört seine Werbung fortsetzen.

50.4.3. Zweiter Schritt In meiner neuen Situation als Vorhof-Mitglied hatte ich plötzlich ungewohnt viel Zeit. Aller aufwendigen zeitlichen Verpflichtungen war ich ja entledigt. Nun fehlte mir etwas. Ohne mir über die Motive im Klaren zu sein, ging ich jetzt auf Suche und besuchte die verschiedensten okkulten Gruppen und auch Kirchen. Vermutlich konnte ich mir ein Leben ohne Gruppenzugehörigkeit überhaupt nicht mehr vorstellen. Rückblickend bin ich froh, dass ich in dieser "Übergangssituation" keine neuen vorschnellen Verpflichtungen eingegangen bin.

Auch war ich voll mit neuen Fragen, die ich während meiner Schülerzeit nicht mehr stellte, hatte ich doch die Gewissheit, den Weg und die "Wahrheit" gefunden zu haben. Jetzt drängte es mich, die "universelle Lehre" mit anderen, also Außenstehenden diskutieren zu können. Die roboterhaften Antworten der Schüler langweilten mich schon längst. In dieser Zeit lernte ich auch einen Theologen kennen, dessen Kirchenzugehörigkeit ich natürlich mit "Rosenkreuzerblick" sehr stark beargwöhnte, dessen Ausstrahlung und Persönlichkeit mich aber beeindruckte. Er wirkte auf mich unabhängig, frei, selbständig denkend, einfach lebendig und überzeugend. Ihm erzählte ich natürlich auch über meine LR-Vergangenheit, von der ich mich gelöst hatte - davon war ich jedenfalls fest überzeugt. Sehr schnell und leidenschaftslos stellte er mich aber vor die Alternative. In meinem eigenen Interesse riet er, entweder wieder voll und ganz den Schülerweg zu gehen oder voll und ganz und mit allen Konsequenzen meinen Austritt zu erklären. - Sollte ich mich für den 2. Schritt entscheiden, riet er, die gesamte Schulliteratur zu entsorgen (ich zitierte ihm ständig daraus) und mit ihm ein bewährtes Ablösungsgebet zu sprechen, das mich von den eingegangen Bindungen befreien sollte. Für diese Entscheidung gab er mir drei Tage Zeit. Sofort und spontan spürte ich, dass er Recht hatte, und über die klare Forderung von außen, die ich mir selbst nicht auferlegt hätte, war ich sogar erleichtert. - Meine Rückstufung in den Vorhof erlebte ich selbst als faulen Kompromiss, ein LR-Gebäude hatte ich seither auch nicht mehr betreten. Andere Aussteiger warnten sogar vor der Mitgliedschaft, weil ich weiterhin unter dem Einfluss des Kraftfeldes stünde. Bei aller Einsicht in die Notwendigkeit, entstand bei der Vorstellung, alle Brücken endgültig abzubrechen, eine große Traurigkeit: Nie wieder würde ich die mir vertrauten Gebäude betreten und mit den Schülern, denen ich mich nach wie vor verbunden fühlte, eine Konferenz besuchen können. Und dann: Urplötzlich tobte und wütete etwas in mir, das sich meiner Kontrolle und Vernunft entzog. Wie tief war ich gesunken, dass ich mich einem Vertreter der schwarz-magischen Kirche öffnete? Sein harmloser Gesichtsausdruck war eine Fassade, hinter der ich glaubte, für einen kurzen Augenblick sogar die Grimasse des Satans aufblitzen zu sehen. Wie konnte ich in diese Falle tappen? Als Kirchendiener stand er sogar im bewussten Pakt mit dem Herren dieser Welt und wartete mit getarnt unschuldigem Blick, sich meiner Seele bemächtigen zu können. Triumph lauerte hinter seinen Augen. (Dieses Misstrauen, die Dämonisierung der Umwelt, die Wahrnehmungsverzerrungen tauchten auch noch nach meinem endgültigen Ausstieg immer wieder auf und zeigen, wie sehr ich den Verfolgungswahn und die irrationalen Verschwörungstheorien des LR internalisiert hatte. Spontan konnte mein gesunder IchAnteil den einsichtigen Vorschlägen zustimmen, aber blitzschnell griff mein Sekten-Ich ein. - Heute ist mir eine derartige Verunsicherung nicht mehr begreiflich.) Andere Schüler und mein eigenes Schüler-Ich würden den Vorfall so interpretieren: "Die Gnosis lässt das Werk ihrer Hände nicht", sie warnte immer wieder, damit ich meinen Irrtum erkenne und zurückkehre in das Lichtfeld der Schule. Allein in der reinen Vibration des Kraftfeldes stehend hätte ich den Versuchungen dieser Todesnatur widerstehen können. (Ich war schon zu lange nicht mehr auf einer Konferenz.) Der Sturm legte sich, mein besseres Ich gewann wieder Oberhand. Die auferlegte Zeitbegrenzung war sehr hilfreich, ich musste handeln. So schrieb ich meinen endgültigen Austritt, diesmal sehr formell und ohne Erklärungen, nicht jedoch ohne Dank für alles Empfangene (in einem Schriftstück des LR heißt es allerdings, dass man mit dem Austritt alles Empfangenden verlustig wird). Angesichts des verschlossenen Briefes durchschüttelte mich noch einmal ein heftiger Krampf in der Magengegend. Unwillkürlich stieg ein inbrünstiges Stoßgebet in mir hoch. Wenn ich jetzt im Begriff war, den größten Fehler meines Lebens zu begehen, sollte Gott mir lieber ein Unheil senden als zuzulassen, dass ich diesen Brief absende.

Sofort ging ich zum Briefkasten. Nichts passierte, ich brach mir kein Bein auf dem Weg dahin und warf den Abschiedsbrief ein. Jetzt war ich frei, Erleichterung stieg hoch. Meine Wahrnehmung änderte sich bald. Die unsichtbare Wand, die sich sehr schnell auf meinem Schülerweg zwischen mir und den draußen in der Todesnatur Gefangenen auftat, war weg. Ich gehörte wieder zu ihnen. Sogleich besorgte ich Kartons im Supermarkt, um die meterlange Schulliteratur zu verschnüren. So wie es Tage gibt, an denen scheinbar alles schief läuft und die Menschen einem missgünstig begegnen, so erlebte ich jetzt eine auffällige Serie von nur freundlichen und hilfreichen Begegnungen. Eine Verkäuferin bot sich an, eigens für mich Ware aus einem Karton zu packen, damit ich ihn haben könnte, eine andere suchte in einer Kammer nach weiteren. Unterwegs sprachen mich mehrmals fremde Menschen an, boten ihre Hilfe an, die leichten, aber sperrigen Kartons tragen zu helfen. Noch vor meiner Haustür wollte ein Nachbar die "Last" in meine Wohnung tragen helfen. Ich war begeistert über ein so gutes Omen. Zuhause griff ich sofort zum Hörer, um Viola, die immer noch Schülerin war, meinen endgültigen Ausstieg mitzuteilen. Ich erzählte auch von der Freundlichkeit der Menschen, in der ich ein gutes Omen erblickte. Sie erwiderte nur, dass ich das auch anders sehen könnte. Und: sofort regte sich wieder der heftige Stich in der Magengegend. Natürlich wusste ich sofort, was sie meinte, der Schleier des Vergessens muß sich über mich gelegt haben. Meine Seelenflügel waren ohne das Kraftfeld der Schule gestutzt, ich gehörte wieder zu den Gefangenen der Dialektik, die mich natürlich nicht anders als freundlich im Kerker des Herren dieser Welt wieder aufnehmen konnten. Gewaltsam durchbrach ich jetzt diese ängstlichen Gedankenketten, mit denen sie uns manipulierten. - Endlich wollte ich von diesem Vokabular nichts mehr wissen. Die Bücher steckte ich noch am gleichen Tag in die Kartons und verschnürte sie vorsorglich. Ich wollte mich selbst schützen und nicht mehr so schnell Zugang zu ihnen haben. Endgültig abgeben konnte ich sie aber noch nicht. - Später riß ich aber die Klebebänder immer wieder auf, weil ich - gedrängt wie ein Suchtkranker - meinte, noch einmal nachlesen zu müssen. "Vielleicht hatten sie ja doch Recht" - dieser Gedanke überfiel mich gelegentlich immer wieder. Das war nervig, und ich entschied mich - noch schweren Herzens - mich endgültig von den Büchern zu trennen. Der Großmeister Rijckenborgh, der vorausschauend jede Kritik gegen die Schule mit Schuldgefühlen belegen wollte, hatte auch für meinen Fall Erklärungen. (Jede Kritik ist immer eine Bestätigung für die Richtigkeit der Lehre.). So beschreibt er den Weg des Schülers, der den aufkeimenden Stachel des Zweifels nicht sogleich bekämpft. Am Ende bringt er seine Bücher zum Antiquariat und schließlich geht er zum Angriff auf die Schule über, um dem zarten Grün der Gnosis zu schaden. Dem Antiquariat konnte ich die Bücher nicht mehr guten Gewissens anvertrauen. Die Stelle für Weltanschauungsfragen schien besser geeignet zu sein.

50.5. Nach dem Ausstieg Mein anfänglich sehr unbestimmtes Gefühl "hier stimmt etwas nicht" hatte - verstärkt durch aufklärende Lektüre - die Gewissheit bekommen, einer vereinnahmenden Sekte auf den Leim gegangen zu sein. Dennoch war ich immer noch nicht frei. Unerwartet war ich jetzt mit den Drohungen und Flüchen des LR konfrontiert, die den Kritikern galten. Außerdem erlebte ich die Begegnung mit lieb gewordenen Schülern schmerzhaft, und ich musste einsehen, dass ein ehrlicher und offener Kontakt mit ihnen nach meinem Ausstieg nicht aufrechtzuerhalten war.

50.5.1. Verfolgungsängste Anderen Aussteigern und mir fiel auf, dass es über das LR zwar Stellungnahmen "von außen" gab, aber kein einziger Aussteigerbericht aufzutreiben war, wie er von anderen Gruppierungen vorlag. Wir wollten das nachholen und fanden uns plötzlich mit völlig neuen irrationalen Ängsten konfrontiert. Wir begannen, die geringsten Hindernisse mit natürlicher Ursache (z.B. Unlust, Terminprobleme) als okkulten Einfluss des LR zu interpretieren, mussten uns immer wieder zur Vernunft ermahnen. Es war uns anfänglich "peinlich", uns diese Ängste untereinander überhaupt einzugestehen, denn wir wollten uns von den Aussteigern abgrenzen, die in Verfolgungsängsten verharrten. Viele Aussteiger fühlen sich bedroht und sind von geheimen okkult-magischen Praktiken der spirituellen Leitung zur Vernichtung der Kritiker überzeugt. So erfährt man vom plötzlichen, unerklärlichen Herztod von Schülern höherer Stufen, die angeblich beseitigt wurden, weil sie die schwarze Macht hinter dem LR durchschaut hatten. Andere deuteten geheimnisvoll an, dass hinter dem LR ein völlig anderer, nie vermuteter Apparat steht. Die Enthüllung sei so gewaltig, dass sie telefonisch nicht mitgeteilt werden könne. Selbst ein sehr besonnener, sonst sachlich argumentierender Aussteiger warnte sehr ernst und bedeutungsvoll "Vorsicht", als ich das Kraftfeld der Schule als Brutstätte von Suggestionen entlarven wollte. Immer wieder hörte ich auch den Rat, das Vorhaben, einen Aussteigerbericht zu schreiben, einzustellen, alle Brücken zum LR schnellstens abzubrechen, sonst würde man sich in Gefahr bringen. Über schwarz-magische Techniken könnte es sogar die Namen der Kritiker in Erfahrung bringen. In mir erwachte Trotz. Vielleicht konnten sie meinen Körper, aber nicht meine Seele töten. Und doch: Ich konnte nicht geordnet, strukturiert schreiben, mich nicht konzentrieren. Auf meine frühere Fähigkeit, allen Widerständen zum Trotz ein einmal gefasstes Vorhaben umzusetzen, konnte ich mich nicht mehr verlassen. Erinnerungen wühlten auf, zur Entspannung griff ich zum Alkohol, und irgendwann gab ich auf. Stand ich unter "Verfolgung" und drohte die Selbstvernichtung? Denn es gibt genügend Literaturstellen des "Großmeisters", in denen er sich als Kenner schwarz-magischer Rituale entlarvte, projizierend unterstellte er sie natürlich anderen Gruppen. Jetzt schloss ich nicht mehr aus, dass das LR dieses Wissen gegen Kritiker missbrauchte. Sehr zugute kam mir, dass ich Wahnvorstellungen immer wieder einer Realitätsprüfung von Außenstehenden unterstellte - anfänglich noch sehr misstrauisch, denn die anderen waren ja die Unverständigen: Staat, Gesellschaft, Kirche - eigentlich die ganze Welt. Zunehmend eröffnete ich mich aber diesen "Feinden". So fragte ich einen anerkannten Kenner von Geheimbünden nach seiner Einschätzung des LR. Er ignorierte nicht grundsätzlich den Einfluss schwarz-magischer Techniken, sprach dem LR aber die Macht ab. Für ihn konnte es nur an der "ausgeklügelten Gehirnwäsche" des LR liegen, die die Aussteiger so in Apathie und Angst versetzte. Tatsächlich kann das LR auf schwarz-magische Praktiken getrost verzichten, sie sind nicht notwendig, denn Angstmacherei durchzieht die gesamte Schulliteratur. Erst bei Aussteigern wird sie voll aktiviert.

50.5.2. Drohungen, Flüche, Erpressungen Bereits über den Beginn des Probeschülertums steht ein Fluch. Der Schüler hat eine "Akte der Verbindung" zu unterschreiben, die u.a. folgenden Wortlaut enthält: Es wird Schaden erleiden, wer aus reiner Neugierde und ohne Ehrfurcht den Inhalt zur Kenntnis nehmen will. Das Selbsturteil wird den treffen, der nur lesen will, um der jungen Bruderschaft Schaden zuzufügen, und das zarte Grün zu rauben oder zu vernichten sucht. Ein am Beginn seines Schülerweges stehender Schüler ist so euphorisch und idealistisch, dass er überhaupt nicht daran denkt, der Schule zu schaden und bezieht diese Sätze deshalb nicht auf sich. Als ich

andere Aussteiger damit konfrontierte, waren sie sich - wie ich auch - überhaupt nicht bewusst, so etwas unterschrieben zu haben. Umso fataler scheinen die Drohungen sich aber zu entfalten und verselbständigen, wenn der Aussteiger beginnt, selbständig und kritisch zu denken. Die gesamte umfangreiche Literatur der Großmeister ist durchzogen von Warnungen und Drohungen. So wird sehr eindringlich das Schicksal des Judas und sein verhängnisvolles Ende, das ja jeder kenne, vor Augen gestellt. Es droht dem Schüler des LR, der die "Judassignatur" trägt. „Es ist eine sehr alte Waffe des Widersachers, die Geistesschule und ihre Mitarbeiter zu allen Zeiten mit Kritik zu umringen“. Noch gravierendere Auswirkungen dürften die Suggestionen haben, die in den Tempeln, besonders in den Sonderdiensten und in voller Hingabe der Schüler erfolgen. Mit geschlossenen Augen haben sie den Ansprachen zu folgen. Die Inhalte sind meist irrational, okkulte Spekulationen, die sich jeder rationalen Überprüfung entziehen, das eigene Denken wird "eingeschläfert". Beim sich vertrauensvoll hingebenden Schüler entstehen tranceähnliche Zustände (als "starke Vibration des hl. Geistes" interpretiert). Sie sind der beste Nährboden für hypnotische Einflüsterungen. Die Ansprachen erreichen Tiefenschichten, gegen die sich das ausgeschaltete kritische Bewusstsein nicht mehr wehren kann. "Wenn Sie jetzt die Schule verlassen, ist Ihre Seele für immer verloren". Eine Aussteigerin, die sich an diesen Satz erinnerte, konfrontierte einen Schüler mit dieser Drohung. Er bestritt strikt, dass so etwas ausgesprochen wurde. Erst ein anderer Aussteiger bestätigte, dass dieser Satz tatsächlich im Sonderdienst gefallen ist. Hat der Schüler bewusst gelogen? Nahe liegt, dass sein Wachbewußtsein einfach ausblendete, was nicht in sein Bild vom LR passe. Das heißt aber nicht, dass die Suggestionen nicht wirksam sind. Das Gegenteil ist der Fall, wie die Tiefenpsychologie lehrt. Ich bin überzeugt, dass mein Unterbewußtes mit zahlreichen suggerierten Programmen des LR voll gestopft ist . "Wenige Menschen stehen niedriger auf der Stufe der Menschlichkeit als jene, die ihre Heiligen Gelübde brechen. Von ihnen kann mit Sicherheit gesagt werden „Die Seele, die sündigt, wird sterben.“ Ein unter Schülern kursierende Satz ist in seiner Wirkung vielleicht harmloser, weil er durchschaut werden kann: "Eine Kritik gegen die Schule ist eine Kritik gegen den Heiligen Geist." Gemeint ist, dass sich der Heilige Siebengeist im LR stofflich geoffenbart hat, eine Kritik gegen die Schule also den Heiligen Geist selbst angreift, und eine solche Sünde ist unverzeihlich, weil gegen Gott selbst gerichtet. Es ist eine Farce, dass das LR Freisein von Angst, Sorge und Furcht predigt, und parallel mit plumpen Drohungen und Erpressungen den besten Nährboden für Schuldgefühle und Ängste bereitet; "eine Verlogenheit, die sich durch das ganze System zieht. Die Leute lügen, bis sich die Balken biegen. Beim LR stimmt kein einziges Schlagwort." (Zitat eines Außenstehenden) Das LR lehrt, dass der Weg nur für die Starken bestimmt ist. Bereits im Einführungskurs ist man sorgfältig darauf bedacht, psychisch Kranke rechtzeitig zu erkennen und sie nicht zuzulassen. Entwickelt ein Schüler während des Schülerweges eine ernsthafte psychische Störung, wird er gebeten zu gehen. Deutlicher: er fliegt raus. Man sagt, dass die hohe und demaskierende Vibration des Kraftfeldes ihnen schade. Richtiger scheint zu sein, dass psychisch Kranke für das LR nicht einschätzbar sind. Sie reagieren unberechenbarer, direkter, sensibler, mit weniger Verdrängungsmechanismen auf das ganze Wahngebäude und die Suggestionen. Und die ängstlich gewordenen Aussteiger? Sind sie hysterisch, labil, psychisch krank? Es gibt Aussteiger, die alle Kontakte abbrechen, die an das LR erinnern könnten. Begegnet man ihnen zufällig, erwähnt die gemeinsame Vergangenheit, zucken sie zusammen, als würde allein das Aussprechen des Namens "LR" alle Macht des Teufels in Bewegung setzen. Andere schließen sich zusammen und meinen, mit eigenen Ritualen den gefürchteten Verfolger "LR" bannen zu können oder suchen teure Ablösungshilfe bei okkulten Geistheilern. Andere begnügen sich mit Amuletten, von denen sie Schutz erhoffen. Ich musste erkennen, dass ich mich zwar vom LR löste, mein Denken aber immer noch in den internalisierten Wahnstrukturen des LR verhaftet war. Nur das Vorzeichen hatte sich geändert: Witterten

wir im LR die Feinde und Verfolger draußen in der Welt, suchte ich sie als Aussteiger im LR selbst. Es sollte noch dauern, bis ich Umwelt entdämonisieren und das Vertrauen entwickeln konnte, dass mir keiner auch nur ein Haar krümmen kann, wenn Gott es nicht zulässt. Hinter der Angstmacherei des LR ist Absicht und Methodik erkennbar, sie verrät Kenntnis über die Stufen der Bewusstseinskontrolle. Die Leitung muss sehr wohl wissen, was sie anrichtet und ist deshalb voll in die Verantwortung zu nehmen. Ein Aussteiger, der der "spirituellen" Leitung des LR über seine Probleme des Austritts berichtete, bekam, nachdem er alle geforderten Unterlagen pflichtgemäß abgegeben hatte, zur Antwort: "Sie sehen doch, wie einfach es ist." Ein Außenstehender bezeichnete diese Reaktion als hämisch, menschenverachtend, und unverschämt. Ein noch in den Strukturen des LR und seinen Autoritäten verhafteter Aussteiger ist zu so einer klaren Beurteilung noch nicht fähig, kann sich dementsprechend auch nicht wirksam wehren.

Wird fortgesetzt...

51. Ausstieg nach über 20 Jahren LR-Zugehörigkeit Aus den Aufzeichnungen einer ehemaligen Schülerin Inhaltsübersicht Vorbemerkung I. Mein Weg ins Lectorium Rosicrucianum II. Gedanken und Erfahrungen Psychische Probleme Regeln Konferenzbesuche Tempelansprachen und "Geheimwissen" Stillezeiten Widersprüche Vertrauensmissbrauch Die Hierarchie Elitäres Denken und Machtansprüche Rassismus III. Mein Ausstieg Verantwortungsbewusstsein Die Meinung über Aussteiger Zusammenfassung

51.1. Vorbemerkung Über 20 Jahre meines Lebens habe ich im Lectorium Rosicrucianum verbracht. Ich leide noch sehr darunter, und es macht mich wütend. Ich bin ausgetreten, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Ich glaube nicht mehr an die "Geistesschule". Diese Äußerung ist eine logische Schlussfolgerung meiner Erfahrungen. Wer dort eintritt, erfährt nur langsam, was sich hinter dem Apparat verbirgt. Aber dann kann die Bindung schon so stark sein, dass er sich nicht mehr davon lösen kann. In der Schule wird man nach und nach entmündigt und eignet sich ihre Terminologie an, in deren Jargon dann geredet wird. Wer die Inhalte des LR beherzigt, was Sinn der Sache sein sollte, begibt sich in einen Unterdrückungsapparat, von dem ich mich hiermit befreien will. Eigentlich dürfte ich über alles gar nicht sprechen, aber ich setze mich darüber hinweg, weil das Schweigegelöbnis eine Form der Unterdrückung ist. Für die Schule bin ich der Judas.

Nach meinem Austritt bekam ich eine neue Perspektive. Mir fiel die Gefangenschaft in der Schule noch mehr auf. Während meiner Schülerschaft gab es gleichsam über meinem Kopf ein zweites Gehirn, das mir, wo ich auch stand, seine Parolen zuflüsterte und mich von der Welt trennte. Lange Zeit hatte ich nachts das Empfinden, in einer Art Rüstung zu stecken, steif und eingezwängt zu sein wie ein Ritter in seinem Panzer. Die Rüstung schränkte mich in der Bewegung und Atmung ein - ich musste mich aus ihr befreien. Eine Art drohende Gewissenskeule hing über mir, die mich zum Ducken zwingen wollte. Erst nach und nach ließen die Erscheinungen nach. Das häufigste Verb in Tempelansprachen war "muss". Zuletzt war im Dienst die Rede von den mit "Stumpf und Stiel ausgerotteten schlechten Früchten". Natürlich meinte man damit die Schüler, die austreten. Automatisch erinnerte ich mich jetzt als "Abtrünnige" an diese und ähnliche Drohungen und Flüche. Was mir besonders weh tut: "Kritisieren Sie die Geistesschule nicht, das ist eine Sünde gegen den heiligen Geist. Wir sind eine Elite. Wenn Sie sich nicht an die Regeln halten, werden Sie krank. Sie können an Rheuma erkranken. Wir hinterlassen bei jedem Schritt, den wir gehen, den Geist im Boden." Und dann die Aussage: "Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Wenn Sie jetzt gehen, ist Ihre Seele verloren." Ein Mitglied des Goldenen Hauptes hat zuletzt noch zu mir in einem Gespräch gesagt: "Sie dürfen nur einmal in Ihrem Leben etwas wollen - in das LR eintreten. Ansonsten dürfen Sie nur Gottes Willen wollen" (d. h. natürlich: sich dem LR unterordnen). Er sagte es mit äußerst starker Betonung und Willenskraft. Jeden Tag atmete ich jetzt 20-Mal tief durch und sagte laut: Nein, nein, nein, nein!

51.2. Mein Weg ins Lectorium Rosicrucianum In der Kunstgeschichte war ich früher einmal auf den Begriff "Rosenkreuzer" gestoßen und hatte mich dafür interessiert. Als das Lectorium Rosicrucianum Informationsveranstaltungen ankündigte, ging ich erwartungsvoll hin. Obwohl ich nicht alles verstand - der Einführungskurs ist zu kompakt - wollte ich auf der Stelle eintreten. Was ich wollte: Die tieferen Zusammenhänge der Welt erkennen und die Unterstützung des Kraftfeldes haben, an das man laut Lehre des LR angeschlossen wird. Ich ahnte nicht, welche Pflichten einem Schüler der "Geistesschule" aufgebürdet werden. So ist z. B. eine Mindestanzahl von Wochenendkonferenzen im Jahr zu besuchen. Außerdem müssen viele Regeln und Verbote streng beachtet werden. Von bekennenden Schülern fordert das LR absoluten Gehorsam. Auch blieb unklar, dass es sich um eine "christliche" Schule handelt. Es wurde nämlich viel vom "universellen" Weg, von der Kundalinikraft und den Chakren gesprochen. Der östliche Weg sprach mich mehr an. Dass man auf dem Pfade begleitet würde, weil das Wecken der Chakren bekanntlich nicht ungefährlich sein soll, fand ich gut. Auch fühlte ich mich im LR sicher, denn es schien auf jede Frage eine Antwort zu wissen. Ferner beeindruckten mich die Prophezeiungen des Großmeisters Jan van Rijckenborgh. Es hieß, die Zeiten der Apokalypse seien gekommen. Im Mittelmeerraum werde die große Schlacht von Harmageddon stattfinden. Rijckenborgh behauptete, in der Atmosphäre stände "Das große Spiel" bevor, die scheinbare Wiederkunft Christi, inszeniert von der so genannten "dialektischen Hierarchie". Ich hatte den Eindruck, die angekündigten Geschehnisse würden in naher Zukunft eintreffen. Es machte mir Angst, aber das Gefühl überwog, in der Geistesschule sicherer als woanders zu sein. Das Ziel der Schule ist: Befreiung für Welt und Menschheit von dem Kreislauf des Lebens und Sterbens. Allein könne ein Mensch den Weg der Befreiung nicht mehr gehen, da zu viele störende Faktoren jetzt in der Atmosphäre seien. Es gäbe nur alle 700 Jahre eine Geistesschule wie die ihrige, die es überhaupt ermöglicht, als Gruppe den Pfad zu gehen. Im Mittelalter sei es die Gemeinschaft der Katharer gewesen.

Man wisse, dass es auf der Erde insgesamt sieben wahre Geistesschulen gibt, aber wer und wo sie sind, wisse man nicht. Das Wassermannzeitalter würde jetzt anfangen, und dieses ist die Zeit der "Ernte". Der Geist wirke inzwischen atmosphärisch stärker als die Materie. Ist man in diesem Leben noch nicht so weit, das Rettungsbemühen zu begreifen und in die Arche (oder Himmelsschiff) des LR einzutreten, muss man auf eine neue Möglichkeit über viele Inkarnationen hinweg warten. Der Weg führt aber immer über eine Geistesschule, die von den inkarnierten Befreiten im Stoff gegründet wird. In unserer Zeit und im LR tragen sie die Kunstnamen Jan van Rijckenborgh und Catharose de Petri. Die herkömmlichen Kirchen sind nach rosenkreuzerischer Auffassung nur äußere Kirchen, die das göttliche Lebensfeld nicht mehr erreichen. Sie sind naturreligiös und schon längst im Pakt mit dem Herrn dieser Welt. Sie sind bestenfalls eine Vorstufe in der karmischen Entwicklung des Menschen, bis er endlich auf eine Geistesschule mit dem wahren Befreiungsweg trifft. Ich gab meinen Antrag zum Schülertum ab. Die beiden "Probekonferenzen" ließen mich empfinden "zu Hause" zu sein, obwohl jeder in den großen Schlafsälen nur ein paar Quadratmeter zur Verfügung hatte. Es war sehr eng, und mit der Zeit wurde es immer schlimmer, weil die Mitgliederzahl ständig wuchs. Unangenehm war es mir, die altmodischen Tempellieder zu singen, die an die Heilsarmee erinnerten. Aber in den Kontaktrunden für die Neuen wurden wir aufgefordert, es zu überwinden, weil durch das Mitschwingen die Kraft des "heiligen Siebengeistes" frei würde. Beruflich geriet ich auf meinem Schülerweg in einen inneren Zwiespalt, da man behauptete, dass Künstler leicht von der negativen "Spiegelsphäre" überschattet werden können. Noch kurz vor meinem Austritt hörte ich ein Mitglied des sechsten Grades denselben Satz aussprechen wie schon am Anfang meines Schülertums. Sehr früh wurde ich in der Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt, später hielt ich Dienste in den Tempeln. Ich begleitete Einführungskurse und begann selbst zu zitieren. Es war ja alles vorgegeben, nichts war rational beweisbar. Man konnte nur daran glauben und es weitergeben. Das tat ich. 51.3. Gedanken und Erfahrungen Es ist kaum möglich, sachlich distanziert und strukturiert über 20 Jahre meines Lebens zu berichten, die ich rückblickend als Gefangenschaft bezeichnen muss. Deshalb beschränke ich mich auf einige Gedanken und Erfahrungen, die mich besonders belasteten. 51.3.1. Psychische Probleme Viele psychische Störungen entstehen erst in der Schule oder werden dort ausgelöst. Ab der inneren Schule fühlte ich mich psychisch schlechter als vorher. Man erklärte aber, dass die ersten Jahre der inneren Schule die schlimmste Zeit sei, danach würde es besser. Das Ich musste ja aufgebrochen werden. Man sollte alles geben, auch das Herz und die Seele. Sehr ernst wurde alles an einen herangetragen. Während der ganzen Jahre habe ich literweise Tränen verschüttet. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass das LR falsch wäre. Ich wollte an Wunder glauben, obwohl mir die Inhalte immer widersprüchlicher erschienen. Dagegen erlebte ich die Gruppenkraft in der Stille des Tempels als sehr stark - das hielt mich. Unter den Schülern gibt es kein Mitleid. Als ich einmal krank war, merkte ich erst, wie furchtbar die Schule über dieses Thema denkt. Derjenige ist selbst schuld. Diese Härte kann nur noch kränker und trauriger machen. Es gibt viele, die in der Schule leiden, aber man meint, das müsse wegen der IchZerbrechung so sein. Auf den Konferenzen konnte ich immer wieder ein Schluchzen hinter den verriegelten Toilettentüren hören - der einzige Ort, wo man unter 600 bis 800 Schülern allein ist. Kurze Zeit lebte neben meiner Wohnung eine andere Schülerin. Durch die Wand hörte ich ihre Heulkrämpfe Tag und Nacht. Sie schrie ihren Freund einmal so laut an, dass ich dachte, er tut ihr Gewalt an. Ich rief zum Fenster raus, ob ich die Polizei rufen soll. Sie war aber nicht bedroht worden.- Das Weinen hörte ich, solange sie hier wohnte. Zum Glück zog sie schnell aus.

Es kam bei Schülern und Mitgliedern auch zu Selbstmorden. Angehörige machten das LR dafür verantwortlich. Obwohl ein ursächlicher Zusammenhang schwer nachweisbar ist, bin ich überzeugt, dass das Wahngebilde des LR mit klaren Feindbildern, Verfolgungswahn und Dämonen in der Außenwelt diese Tendenzen fördern kann. 51.3.2. Regeln Man liest unzählige Regeln. Vor lauter Regeln weiß man gar nicht mehr, an welche man sich halten soll. Das ganz normale Verhalten wird blockiert. In jedem Zentrum kursieren noch weitere Parolen darüber, was man darf oder nicht darf. Im Ritus für das "bekennende Schülertum" heißt es unter anderem: "Sie dürfen jetzt nicht mehr sagen, was Sie wollen." Es wird versucht, einem den Willen zu brechen. Die Forderungen wurden immer größer und entsprachen nicht der Realität. Ich versuchte, sie einzuhalten und geriet auch außerhalb des LR in Konflikt. Es entsprach einfach nicht einem normalen Leben, was da gepredigt wurde. Partei- und Kirchenaustritt werden bereits bei der Aufnahme gefordert. Man darf auch keinem Verein angehören. Das Fernsehen war bis vor kurzer Zeit nicht erlaubt, weil es angeblich die Hypophyse schädige, die für den Befreiungsweg notwendig sei. Dieses schriftliche Verbot wurde offiziell gemildert, um die öffentliche Anerkennung als "gemeinnütziger Verein" nicht zu gefährden; intern besteht es aber immer noch. Im normalen Leben kommt man automatisch in Konflikt dadurch. Sogar in Bezug auf die Kleidung bekam man indirekte Vorschriften gemacht. Am linken und rechten Tempeleingang des Konferenzortes steht je ein Türsteher. Sie weisen auch schon einmal jemanden wegen seiner unangemessenen Kleidung zurück. Das kann ganz willkürlich geschehen. In der inneren Schule wird gefordert, nicht zu kritisieren und wenig zu reden. Bei Kleinigkeiten im täglichen Leben fiel mir auf, wie weit die Manipulation reichte. Ob es um Zwiebeln oder Knoblauch ging, um Räucherstäbchen oder den blauen Himmel: Alles wurde einem madig gemacht. Wenn nicht direkt durch die Lehre, dann eben durch die Tendenz, alle möglichen Gerüchte in die Welt zu setzen. In den Schülerkreisen gibt es häufig Vertreter von Verschwörungstheorien, was sogar in den höheren Graden zu beobachten ist. Selbst als ich schon 20 Jahre dabei war, gab es Angehörige des Goldenen Hauptes, die mir sagen wollten, was richtig ist. Ich neigte mehr dazu, in mir selbst die Antworten zu finden, wie es laut der Lehre ja auch sein sollte. Auf den Konferenzen wurde der Schüler durch Ansprachen bis in seinen Privatbereich manipuliert. Im Nachhinein finde ich solche Eingriffe bis in die Intimsphäre, z. B. über den Umgang mit sexueller Kraft, penetrant. Und dann diese seitenlangen Riten: Noch heute geht es mir so, dass ich um 12 Uhr zusammen zucke, wenn in der Stadt die Glocken läuten. Manche Riten soll man um 8 Uhr, 12 Uhr und um 20 Uhr lesen. Ich kannte sie irgendwann auswendig, und es führte automatisch zu einem unkonzentrierten Pflichtprogramm. Viele haben das Problem und erzählen, was ihnen nicht alles in den Kopf kam, während sie sich auf den Text konzentrieren wollten. Vor dem persönlichen Beten wird gleich zu Beginn des Schülertums gewarnt. Das LR erklärt, das übliche Gebet rufe nur Spiegelsphärenkräfte auf, sei mithin an den Herrn dieser Welt gerichtet. Nach meinem Austritt erkannte ich: Während des Schülertums war meine Seele gleichsam in einem Käfig eingesperrt und konnte nicht mehr frei atmen. Denn: die Seele des Menschen weiß doch, was richtig und was falsch ist - das LR dagegen bevormundet nur. Die übertriebene Sauberkeit stellte ein weiteres Problem dar. So mussten wir im Nachstab nach den Konferenzen die Wasserhähne mit Zahnbürsten putzen. Die Hygiene und das sich Zurechtmachen vor den Diensten wurden maßlos übertrieben. Aber es hieß, dass jeder Tempeldienst wie eine Hochzeit sei, weil es eine Verbindung mit der Gnosis sei. Das LR warnt seine Schüler davor, mehrmals ein- und auszutreten. Das schade der Gesundheit. Wenn man länger auf dem Schülerweg ist, soll der Körper angeblich anfälliger werden und nicht

mehr alles vertragen, weil er feinstofflicher wird. Es heißt auch, jeder Mensch habe nur dreimal im Leben die Gelegenheit, mit der Gnosis in Kontakt zu kommen, der "Geistesschule" beizutreten. 51.3.3. Konferenzbesuche Während der Konferenzen war ich - wie die meisten Schüler- immer müde. Ich hätte am liebsten nur geschlafen. Im Tempel kam es oft vor, dass man vor Ehrfurcht automatisch auf Zehenspitzen lief. Wenn der Tempel gefüllt ist, alle Schüler den Anweisungen nach reihenweise ihren Platz zugewiesen bekommen haben, gehen die Türsteher, einer durch den linken und einer durch den rechten Gang durch den gesamten Tempel zur ersten Reihe. Dort sitzen immer die Schüler der höheren Grade. Sie sollen den Platz des Dienstes abschirmen. Die Hierarchie wird dadurch besonders betont und das Interesse auf diese Personen gerichtet. Im Tempel sitzen alle Schüler vollkommen bewegungslos. Die Neuen gewöhnen sich das schnell an, weil sie sonst beunruhigend auffallen. Wenn sich dann Nackenschmerzen einstellen, heißt es, das sei das Ich. Wer an Hustenreiz leidet, wird eindringlich gebeten, den Dienst außerhalb des Tempels über Lautsprecher zu verfolgen. So wagt niemand, im Tempeln zu hüsteln. Das führt jedoch zu psychischem Hustenreiz. Wenn einer dann den Reiz nicht mehr unterdrücken kann, platzt er so raus. Es ist beklemmend. Viele lutschen vorsorglich 'Fishermans Friend'. Auch gibt es Regeln über die richtige Körperhaltung: Man soll im Tempel die Beine nicht übereinander schlagen, die Arme nicht verschränken, die Lieder aber mitsingen. In den Sonderdiensten sind die Augen zu schließen, es wird nicht mehr gesungen, die Schüler haben nur noch zuzuhören und "die Kraft von oben" zu empfangen. Im Verlauf der Dienste fiel manch einer in einen regelrechten Tempelschlaf. Der Knopf knickte dann nach vorne ein. Wiederholt wurde gesagt, dass zu viel Studieren dem Gehirn schadet. Trotzdem war es für das Gehirn sehr anstrengend, den Ansprachen zu folgen. Wenn z.B. sieben Strahlen aufgezählt wurden und dann noch einmal sieben Aspekte jedem einzelnen der sieben Strahlen zugefügt wurden, überforderte das die Zuhörer. - Aufzählungen mit kabbalistischer Deutung führten bei manchen Schülern dazu, dass sie bei Angabe von Zahlen zwanghaft die Quersumme ausrechneten und herummystifizierten. Es war regelrechte Gehirnakrobatik. Es ging aber den meisten so, dass sie dann abschalteten. 51.3.4. Tempelansprachen und "Geheimwissen" Nach meiner langen Zugehörigkeit weiß ich, dass das LR kein Geheimwissen besitzt und deshalb auch nicht vermitteln kann. So werden Tempelansprachen von Schülern höherer Grade auch rein intuitiv geschrieben, dann nochmals zensiert. Es wird behauptet, dass, wenn es für die Gnosis ist, die Intuition schon richtig sein wird. Die Kraft würde so wirken. Der Schüler wird aufgefordert, alles kritiklos anzunehmen. Die Seele würde sich schon ihren Weg bahnen. Erkennen Schüler offensichtliche Widersprüche und fragen nach, wird mit dem Slogan geantwortet: "In der Welt der Gegensätze geht das nicht anders. Beides ist wahr." Oft erfolgt auf eine Frage auch nur die Gegenfrage: "Wofür ist das wichtig?" Allmählich kommt sich der Schüler blöd vor und fragt nicht mehr. Ich hörte auch die Antwort: "Das ist nicht so gemeint, das darf man nicht wörtlich nehmen". Man wand sich und rang nach einer Antwort. Auf diese Weise verliert man den Boden unter den Füßen. Niemand weiß so recht Bescheid. Was das LR an "Wissen" vermittelt, ist den unterschiedlichsten esoterischen und okkulten Büchern entnommen, die jeder frei kaufen kann. Es wird lediglich neu gedeutet und als "gnostische" Lehre vermittelt. 51.3.5. Stillezeiten Eigentlich hatte ich die versprochene Stille auf den Konferenzen gesucht, und ich wollte abschalten. Außerhalb des Tempels stürzte aber Lärm und das Getratsche auf mich ein, ich fühlte mich wie ein Außenseiter. Das Verhalten der Neuen war meistens vorbildlich, aber diejenigen, die schon lange im LR waren, hielten sich nicht mehr an das, was den Neuen gepredigt wurde, z.B. die Stille in den Schlafsälen.

51.3.6. Öffentlichkeitsarbeit und Einführungskurse In der Öffentlichkeitsarbeit sollen die Sprecher sehr selbstsicher auftreten und Querulanten möglichst keine Beachtung schenken, so dass der Eindruck entsteht, sie seien kompetent. Sie vermitteln überzeugt reine okkulte Spekulationen als "Wissen", dessen Besitz sie vortäuschen. Wer auf diesem Gebiet nicht bewandert ist, lässt sich von dieser "Kompetenz" blenden. Die Kursusgeber sind von der Leitung ausgewählte 100%-ige Schüler, die klare Regieanweisungen haben und opferbereit ihre Freizeit für die Rettung der Seelen einsetzen. Instruktionen von der Leitung befolgen sie strikt. Mit dem Hinweis "das kommt nicht gut an" verschlüsseln und verschleiern sie deshalb Aussagen, die das LR als Sekte entlarven könnten. Auf Fragen nach dem konkreten Schülerweg zum Beispiel erhält der Interessent nur Hinweise über die Verpflichtungen der Anfänger (Vegetarismus, Alkohol- und Nikotinabstinenz). Alles Weitere würde ihm seinem "Seinszustand" entsprechend auf dem "Einweihungsweg" mitgeteilt. Dann ist es aber meist zu spät, die Gehirnwäsche wirkt und der spätere Schüler glaubt, alle Anforderungen freiwillig zu erfüllen. Das perfekte Kontrollsystem, das sich durch die ganze Schülerlaufbahn zieht, beginnt bereits im Einführungskursus. In manchen Kursen sitzen mehr Teammitarbeiter (Schüler) als neue Interessenten. Sie sollen auf diese achten und sie ausfragen. Depressive Menschen können nicht eintreten, psychisch ungefestigte auch nicht, da man genau weiß, dass die Psyche stark angegriffen wird. In einem Bericht wird die Leitung - ohne Wissen des Interessenten - über diese Ausfragerei informiert (z. B. psychische Einschätzung, Kirchen- oder Parteizugehörigkeit). 51.3.7. Widersprüche Es besteht eine gewisse Streitkultur in der Schule, so, als ob sonst etwas nicht stimmen würde. Der ganze Druck scheint regelrecht so zu reizen, dass genau das Gegenteil passiert und gegen Regeln verstoßen wird. Aber auch dafür hat man eine Erklärung: Das Ich muss sich eben erst demaskieren. In Mitarbeitersitzungen gab es massive Steitsituationen, obwohl doch von den Schülern die Kritiklosigkeit verlangt wird. Das Ganze hatte etwas Fanatisches an sich: Streit für die Wahrheit. Die Zeile eines Tempelliedes scheint dazu anzuspornen: "Kommt Brüder, nur gestritten fürs Goldene Rosenkreuz." Ich vermisste den gegenseitigen Respekt. Je besser man sich kannte, umso frecher waren manche mit ihren Bemerkungen wohl in dem Glauben, damit besonders locker zu sein. Der Intendant des Konferenzortes, ein Mitglied des sechsten Grades, hat die Begabung, so schalkhaft anderer Leute Schwächen zu beschreiben, dass manchmal der ganze Speisesaal auf Kosten anderer lachte. Als anerkannte höchste Autorität war er Vorbild, und viele wollten ihn imitieren. Bei einigen Schülern höherer Grade kommt ein kleiner Diktator zum Vorschein. In der Schule finden Menschen, die Macht ausüben wollen, kritiklose Opfer. Als ich selbst mit dem Halten von Tempeldiensten im Zentrum beauftragt wurde, sagte eine "Kollegin", die bereits Sprecherin war, ganz lustvoll: "Wenn man auf dem Podium steht und die Schüler vor dem Schlussgesang zum Aufstehen von den Plätzen bittet, hat man Macht." 51.3.8. Vertrauensmissbrauch Ganz übel ist der Vertrauensmissbrauch im LR. Die Zentrumsleitung bietet sich als Ansprechpartner an, wenn jemand ein Gespräch unter vier Augen wünscht. Oft genug habe ich von einer "Freundin" aus der Zentrumsleitung unter dem Siegel der Verschwiegenheit intimste Probleme von anderen Schülern erfahren. Wenn jene "Freundin" schlecht gelaunt war, konnte sie ungerechterweise sehr unangenehm und garstig zu einem sein. Als ich empört darauf reagierte, warf sie mir vor, man müsse doch verzeihen können. Ich fragte mich: "Wer muss hier wem verzeihen?" Oft werden auf diese Weise Sprichwörter missbraucht, um sich selbst besser und die anderen schlechter zu machen. Der Humanismus wird im LR auf lieblose Weise abgehandelt. Man greife ins Karma ein, wenn man spontan helfen will. Es heißt, die Unglücklichen müssten jetzt wegen ihres Vorlebens schlimme Erfahrungen machen. Die Kursusgeber reimten sich die absurdesten Beispiele dafür zusammen. Laut

Schulliteratur sollte im Herbst 2001 die Arche der Schule mit ihrer hohen Vibration schon abheben und viele mit sich ziehen. Es heißt weiter: Unsere Befreiung bedeutet aber, dass die Bösen (die Menschen außerhalb des LR) umso tiefer fallen. Das sei eine kosmische Notwendigkeit. - Wie kann man da noch von Liebe sprechen? 51.3.9. Die Hierarchie Die Schule hat einen hierarchischen Aufbau. Das führt dazu, dass die, die schon länger drin sind, die "Jüngeren" gern bevormunden. Aber dafür haben sie auch eine Entschuldigung: "Ja, dazu gehören immer zwei." Die Jüngeren idealisieren gern die Schüler der höheren Grade. Das wird aber durch das ganze interne Klima gefördert. Da über jede Schülerstufe Schweigen verhängt ist, weiß man nichts über das, was kommt. Die Fähigkeiten der Schüler der "höheren Stufen" werden maßlos überschätzt. Der gesamte stufenweise Einweihungsweg ist ein einziges Hinhaltemanöver. Es wird immer damit getröstet, dass auf der nächst höheren Stufe - auf der man also noch nicht ist und von der man nichts weiß - das Schülerleben erst richtig losgehen würde. Die Versprechungen, dass ab der inneren Schule erst richtig Fahrt ins Schülertum käme und große Fortschritte erzielt werden könnten, sind Täuschungsmanöver, die eine Erwartungshaltung erzeugen. Die "höheren" Ansichten sollen auf die "niedrigeren" Ansichten wirken. Man wird regelrecht dazu aufgefordert, zu "strahlen", die Kraft weiterzugeben. Das führt zu Fehleinschätzungen, allerlei Ahnungen und Vermutungen und zu unausgeglichenen und nicht ehrlichen Kontakten. 51.3.10. Elitäres Denken und Machtansprüche Das LR besitzt kein geheimes Wissen. Wir seien eine Elite, das wurde und wird immer wieder direkt und indirekt gesagt. Durch das Kraftfeld will das LR in der Lage sein, auf die Einsicht der Politiker einzuwirken, und zwar ohne selbst politisch tätig zu werden. Mit jedem Schritt vergeistigt angeblich ein Schüler die Materie unter seinen Füßen. Der Schüler arbeitet im Dienst der Regierung Gottes, er schreit nicht mit in dem vom Wahn befangenen Haufen. Das LR hat das ganze Schicksal von Welt und Menschheit in der Hand. Die heutigen Kirchen müssen die Hilfe der Geistesschule annehmen, um aus ihrer Sackgasse herauszukommen. Gern kamen sie mit dem Beispiel von Anhängern der Katharer, die sich, als sie in der Grotte eingemauert waren (verfolgt durch die Inquisition), im Kreis auf den Boden gelegt hätten. Im LR beruft man sich immer wieder auf die Gemeinschaft der Katharer. Es wird ernsthaft gesagt, die Großmeisterin Catharose de Petri sei im Mittelalter eine berühmte Katharer-Prinzessin gewesen. Die Bethlehemgrotte in Südfrankreich verunstaltete das LR mit Graffiti, mit dem Logo der Schule, obwohl dort der Altar der Katharer gestanden hatte. 51.3.11. Rassismus Rassistische Bemerkungen in Konferenzansprachen wie "das haben die im Blut" gaben mir zu denken. Die einfachen Menschen im Atlasgebirge werden als primitiv und deshalb als unempfindlich für die besondere Strahlung, die im Atlasgebirge herrschen soll, bezeichnet. Die Wichtigkeit des Konferenzortes Bad Münder wird auch durch die Nähe zu den Externsteinen begründet, die die Spitze eines Dreiecks bilden, wenn man sie auf der Landkarte mit der Cheopspyramide und dem Atlasgebirge verbindet. Die Lehre des LR kennt nur zwei Menschenrassen. Die geistgeborenen, beseelten Menschen, das sind die Schüler der "Geistesschule". Die Menschen in der Welt sind die Dialektiker. die Scheinmenschen. Unter der Herrschaft des L R können sie wieder zu Kindern Gottes werden. 51.4. Mein Ausstieg Obwohl ich, wie mir empfohlen wurde, alles kritiklos annahm, kam - ausgelöst durch starke Meinungsverschiedenheiten mit anderen Schülern - der Punkt, an dem ich mich zurückzog und alles ganz bewusst Revue passieren ließ. Es trafen mehrere Dinge zusammen. Nach und nach merkte ich, dass das LR zwar vom höchsten Ziel spricht, dass die Schule aber eine Utopie ist.

Nur mit dem Mentor sprach ich darüber. Er arrangierte auch das Gespräch mit der spirituellen Leitung und war dabei anwesend. Ich verstehe bis heute nicht, wieso er nicht merkt, was da abläuft. Sein Kommentar zu meiner Kritik: "Mit der Religion ist es wie mit der Frau - eine Entscheidung fürs Leben." Die Schule war ja auch für mich eine Entscheidung fürs Leben. Aber nachdem ich sie näher kennen lernte, musste ich feststellen, dass alles eine Illusion war. Sie hat sich mir anfangs anders dargestellt als sie in Wirklichkeit ist. Es ist fatalistisch. Ich hatte keine Hoffnungen mehr gehabt. Ich erlebte regelrechten Psychoterror, ich war verzweifelt. Jede Aussage, die mir zweifelhaft erschien, sprach ich jetzt in der inneren Gruppe, bei dem "Goldenen Haupt" und zuletzt bei der spirituellen Leitung an. Als ich merkte, dass es nicht zu ändern war - ich hatte auch keine Kraft mehr zu Auseinandersetzungen - war ich traurig. Alle meine berechtigten Argumente prallten gleichsam ab. Mir taten diejenigen Schüler leid, die ihr Letztes für die Schule geben. Ich glaube bis heute, dass sie in Unwissenheit handeln. Niemand nimmt solche Opfer auf sich, wenn er nicht gute Absichten hätte. Jedenfalls musste ich mir selbst treu sein. Ich schrieb meinen Austrittsbrief und ging zur Post. Als ich dann im Supermarkt an der Kasse stand, merkte ich, dass ich wieder zur Welt gehörte, die im LR ständig verteufelt wird. Mir kam es vor, dass die "Geistesschule" der ganzen Welt unrecht tut. Das LR sagt zwar, es diene Welt und Menschheit, aber die Wirklichkeit sieht ganz anders aus. Und jetzt sah ich da um mich herum die Menschen ganz neu. Ich war im LR einer maßlosen Überheblichkeit begegnet. Die so genannte "universelle Lehre" erkannte ich als Blendwerk. Es war, wie wenn ein Luftballon zerplatzt: Nur Luft darin. Auf einmal sah ich wieder Farben. !m LR war alles nur noch grau in grau gewesen. Man sollte als Schüler nicht zu sehr |n der Natur aufgehen. In allen erhebenden Gefühlen war ich gebremst worden. Nach dem Austritt war ich wieder besser in der Lage, mit Menschen zu kommunizieren. Das Verhältnis zu meiner Mutter wurde wieder gut. Alle alten Kontakte sollten abgebrochen oder reduziert werden - so hieß in der Schule, Jetzt öffnete ich mich wieder. 51.4.1. Verantwortungsbewusstsein Ich hatte das Bedürfnis, der Schule mitzuteilen, was mich bewegte. Dem Mentor unserer Gralsgruppe schrieb ich nicht nur, dass ich nicht mehr komme, sondern auch von der Gehirnwäsche und dem Wahn im LR. Wenn die Leitung meinte, dass ich jetzt noch erfahren muss, wie es draußen ist (in der Welt der Dialektik, außerhalb des LR), so kann ich nur erwidern, dass sie noch erfahren muss, wie es drinnen in der Schule ist. An die Landesleitung schrieb ich, was alles in mir hochgekommen ist. Dem Intendanten beschrieb ich das Gefühl meines Austritts, dass alles eine Utopie ist, dass die Führenden aufpassen sollen, wohin sie gehen. Wenn ich Anrufe von Schülern bekam oder jemand mich treffen wollte, sagte ich meine Meinung klar und deutlich. Kritik an der Schule war immer unterdrückt worden. Ich fühlte die Verantwortung, mich zu äußern, da ich in der Öffentlichkeitsarbeit mitgewirkt und dazu beigetragen hatte, dass andere in die Schule kamen. Aber das verstand keiner. Es scheint wirklich so zu sein, dass man nicht wahrhaben will, in einer manipulierenden Sekte zu sein. 51.4.2. Die Meinung über Aussteiger Im LR wird immer wieder gesagt: Man kommt erst zur Schule, wenn genug Erfahrungen in der Dialektik gemacht worden sind und man reif dazu ist. Traten Schüler aus, dann hieß es: Die müssen noch bestimmte Erfahrungen machen. Dann kommen sie wieder. Es gibt ja keinen anderen Weg. Solange ich selbst im LR war, habe ich mich automatisch, wenn ich Ausgetretene traf, vor Kritik verschlossen. Das wühlte zu sehr auf. Mit der Zeit erst merkte ich, wie schlimm diese Ignoranz für diejenigen sein muss. Jetzt erlebte ich es selbst. Wenn einem Aussteiger Schlechtes widerfuhr, gab es Bemerkungen wie diese: "Siehst du, der muss noch schnell gehäuft leidvolle Erfahrungen machen."

Auf einmal kehrte sich meine Sicht um. Ich empfand es wie einen Fluch, wenn man sich mit der Magie des Wortes beschäftigt und gleichzeitig so redet. 51.4.3. Zusammenfassung Mein Leben ist nur ein kleiner Teil dessen, was morgen schon "Geschichte" sein wird. Es ist mir ein Anliegen, einen Irrtum aufzudecken, den ich entdeckt habe. Ich sehe ihn so: Das LR verkündet eine absolutistische Heilslehre; stark gnostisch, fatalistisch geprägt, die auf Wahnvorstellungen beruhend in die Welt gesetzt wird. Um einen tieferen Einblick in diese Sekte zu bekommen, muss man aber lange Zeit darin sein, die Gehirnwäsche und die Persönlichkeitsveränderungen erkennen, um sich wieder lösen zu können. Ich musste zu meiner Enttäuschung feststellen, dass es sich bei der Lehre um ein aufgeblasenes und in sich widersprüchliches Gedankengebäude handelt, bei dem "Hopfen und Malz" verloren ist. Es ist nicht möglich, mit Mitgliedern der Sekte vernünftig über diese Angelegenheit zu sprechen. Vielleicht ist es möglich, kompetente und verantwortungsbewusste Menschen zu finden, die eingreifen. Ich möchte nicht über 20 Jahre darin verbracht haben und suche Menschen, die sich auf dem Gebiet der "Geheimgesellschaften" auskennen und zur Aufklärung und zur Abwendung von mehr Schaden beitragen. Dann hat mein Aufenthalt dort wenigstens einen Sinn gehabt. Wenn ich sehe, wie schon die Kinder im Jugendwerk des LR der Gehirnwäsche ausgesetzt werden! Ich wünsche keinem Kind, dass es mit dem Druck dieser Lehre für sein ganzes Leben beladen wird. Auch keinem Erwachsenen, aber der kann noch frei wählen. Ist es Freiheit, wenn die ersten Sätze lauten: "Nehmen Sie alles kritiklos auf, sonst können Sie die Wahrheit nicht empfangen." Es ist die erste Suggestion. Damit beginnt für den Interessenten das Verhängnis. Die fortgesetzte und verstärkte öffentliche Werbung des LR und die Einführungsveranstaltungen in staatlichen Einrichtungen sind ärgerlich für einen Aussteiger, der zusehen muss, wie Ahnungslose verführt werden. Da alles, was die Existenz des LR als gemeinnützigen Verein bedrohen könnte, aus der Literatur gestrichen wird, geben die Neuauflagen der Bücher und die Außendarstellung ein falsches Bild ab.

52. Aussteigerbericht von einem Schüler zur Zeit des Gründers

Inhaltsübersicht



Wie ich zum Lectorium kam



Der Verschleiß an Führungspersonal und der Streit um die Nachfolge des Großmeisters Jan van Rijckenborgh



Die gescheiterten Aquariuskonferenzen



Der Patriarch der Katharer



Wachsende Zweifel an der "Geistesschule"



Die Legenden von Lemurien und Atlantis



Fälschungen in der Literatur der "Geistesschule" und das Geheimnis der Pyramidenchronologie



Lug und Trug, aber keine Universelle Lehre



Der Schwindel um die Gralsbruderschaft im Lectorium Rosicrucianum

52.1. Wie ich zum Lectorium Rosicrucianum kam Im Alter von 10 Jahren fühlte ich mich im Schoße der katholischen Kirche geborgen. Später war ich dann als Jugendlicher von den Naturwissenschaften fasziniert. Alles ließ sich logisch erklären. Die materialistische Weltanschauung beherrschte mich. Folglich glaubte ich, mit dem Tod sei alles aus. Doch nach einiger Zeit kamen wieder Zweifel auf, denn die Medien berichteten von Wunderheilungen, Prophezeiungen, Spukerscheinungen und Gedankenübertragung. In meinem Wissensdrang wollte ich das Geheimnis der okkulten Phänomene lüften, die für die Naturwissenschaften überhaupt nicht existierten. Von den Kirchen kam kein Aufschluss. Die Psychologen und Parapsychologen sprachen nur von der Macht der Psyche, von komplizierten Vorgängen im Gehirn oder sie verwiesen auf Kräfte des Unterbewusstseins. Da stieß ich auf eine Zeitungsanzeige der Internationalen Schule des Rosenkreuzes. Zur Information ließ ich mir 12 Einführungsbriefe schicken. Diese Rosenkreuzer wiesen es weit von sich eine Sekte oder Loge zu sein. Mich hätte stutzig machen müssen, dass das Lectorium nicht nur "gnostisches" Wissen vermittelte, sondern auch einen "transfiguristischen Erlösungsweg" anbot. 52.2. Erfahrungen als Schüler der Geistesschule 1960 wurde ich vorbereitender Schüler und nahm an, unter Brüdern und Schwestern zu sein, die der Lehre gemäß lebten. Zu den Pflichten der Angehörigen des ersten Grades gehörte u.a. der Besuch von sechs Konferenzen, um den Erneuerungsprozess zu durchleben. Das schien nicht weiter bedenklich, denn das Lectorium versicherte doch: "Der Weg zur Wahrheit ist ein Weg innerlicher Freiheit." Eine Rosenkreuzer-Konferenz war und ist auch heute noch eine Zusammenkunft am Wochenende, die mit Tempeldiensten, Gesangdiensten, gemeinsamen Mahlzeiten und Zeiten der Stille gepflastert ist. Die Ansprachen im Christian-Rosenkreuz-Tempel in Calw bestanden vorwiegend aus religiösem

Geschwafel, das sehr ermüdend sein konnte. Es war zu beobachten, dass Schüler regelrecht in einen "Tempelschlaf" verfielen. Die Nachtruhe im Heim konnte zu einem Albtraum werden, da man doppelstöckige Betten aufgestellt und 15 bis 20 Personen in einen Raum gesteckt hatte. Das Lectorium benutzt den Wortschatz des Christentums, aber die Begriffe erhalten meist eine ganz andere Bedeutung. Es wird gedeutet, "gnostisch beleuchtet", überinterpretiert und verfälscht. Damals glaubte ich, tiefe Einsichten gewonnen zu haben und fühlte mich über Außenstehende erhaben. Man erklärte uns, im Kern stimmten die Grundaussagen aller großen Religionen überein. Ich war verblüfft, wie es Jan van Rijckenborgh gelang, zwischen sehr unterschiedlichen Weltanschauungen große Übereinstimmungen festzustellen, während mir unüberbrückbare Gegensätze ins Auge sprangen. So überraschte mich, dass der Großmeister die Lehre von der Reinkarnation mit der christlichen Doktrin für vereinbar hielt. Die Geistesschule tischte dann noch ein weiteres Argument auf, um Widersprüche in ihrer Literatur zu verkleistern. Es hieß, die Wahrheit habe sieben Aspekte. Wenn in Büchern des Lectorium Rosicrucianum gegensätzliche Standpunkte vertreten würden, so sei das nur scheinbar, denn es handele sich in Wirklichkeit um verschiedene Sichtweisen des Problems. Man wollte Dogmenbildung und Kristallisation in der Schülerschaft verhindern. Als Neophyt musste ich grundlegend umdenken. Man hämmerte uns in Tempeldiensten ständig ein: "Der Verstand ist der Schlächter der Seele. Die Weisheit der Menschen ist Torheit bei Gott." Ich merkte gar nicht, wie man uns einer regelrechten Gehirnwäsche unterzog. 1961 begann mein Probeschülertum (Anhang 3). Ich wurde Vegetarier, trat aus der Kirche aus und legte mir eine Steppdecke ohne tierische Federn zu. Der Verzicht auf Tabak, Alkohol, Drogen und Narkotika fiel mir leicht, da ich damit ohnehin nie Probleme hatte. Der Besuch aller Zentrumsdienste galt als Pflicht. Wer ausnahmsweise nicht kommen konnte, musste sich bei der Zentrumsleitung entschuldigen. Meine Kontakte zu Verwandten, Freunden und Bekannten brachen zwangsläufig ab oder fanden nur noch sporadisch statt. Die Geistesschule war meine neue Heimat. Nach einjährigem Probeschülertum unterschrieb ich ein Schriftstück, das in drei Kapiteln 33 Bedingungen nannte, um bekennender Schüler zu werden (Anhang 4). Punkt 17 lautete: "Der bekennende Schüler verpflichtet sich zu unbedingtem Gehorsam gegenüber der Geistesschule und ihrer Leitung." In Punkt 32 hieß es: "Der bekennende Schüler verpflichtet sich zu einer absoluten Geheimhaltung aller Schriftstücke, Besprechungen und Handlungen, die mit der jungen Gnosis im Zusammenhang stehen." Rückblickend finde ich es unfassbar, dass ich solche Unverschämtheiten unterschrieb. Aber damals stand ich im Banne der Internationalen Schule des Rosenkreuzes. Ich nahm auch hin, dass ab sofort der Besuch von mindestens zehn Konferenzen im Jahr Pflicht war. Die Leitung schürte in uns eine Erwartungshaltung und stellte uns die ewige Seligkeit in Aussicht. Gleichzeitig betrieben die Oberen eine Angstmacherei, indem sie die schrecklichen karmischen Strafen an die Wand malten, die jedem Aussteiger drohten. Nach dem Durchlaufen des zweiten Grades hatte niemand von uns erreicht, was uns verheißen worden war: "Die drei Kapitel werden durch ihre Anwendung den bekennenden Schüler aus seinem Geburts-Chaos befreien und einen neuen Menschen organisiert zur Geburt bringen." Das Lectorium suggeriert seinen Anhängern, ein seriöser Schüler könne in ungefähr drei Jahren zum "Neuen Bewussßtsein" durchbrechen. Daran glaubten wir allen Ernstes. Es erfüllte mich denn auch mit Freude, als mir die Landesleitung in einem streng vertraulichen Brief mitteilte, es bestände die Möglichkeit, in die "Höhere Bewusstseinsschule" (HBS) einzutreten. In der Angelegenheit sei Geheimhaltung zu wahren. Während der nächsten Wochenendkonferenz versammelten wir uns im HBS-Tempel. Durch den Dienst wurden wir Mitglieder des dritten Grades, also Angehörige der "Inneren Schule." Wir nahmen an, das wahre Schülertum begänne jetzt auf einer höheren Stufe der Vibrationsspirale. Vom Podium aus stellte man uns regelmäßig eine Aufgabe, die in den kommenden Wochen zu lösen war. Ein Auftrag lautete zum Beispiel Angst, Sorge und Furcht abzulegen. Zwischen zwei HBS-Diensten fanden dann in den Privatwohnungen der Schüler die Zirkelzusammenkünfte statt. Ungefähr 10 bis 12 Personen gehörten zu einem Zirkel. Die Anwesenden sollten berichten, wie sie die Aufgabe gelöst hatten. Von den Gesprächen fertigte eine Kontaktperson

ein Protokoll für die Leiter der HBS an. Nach drei Jahren war die "Höhere Bewusstseinsschule" durchlaufen und niemand von uns hatte das ersehnte "Neue Bewusstsein" erlangt. Während meiner Zugehörigkeit zum dritten Grad ernannte mich die Landesleitung zum Mitglied der dreiköpfigen Zentrumsleitung in einer Großstadt. Wir waren jung und dynamisch und hielten das Zentrum in Schuss. Weitere Schüler unterstützten uns dabei. So mussten wir u. a. für ordentliche Zentrumsräume sorgen, Dienstpläne verschicken, die Finanzen verwalten, den Schriftwechsel erledigen, Öffentlichkeitsarbeit betreiben und Verbindung zur Zentrale halten. Dadurch konnten wir aber auch beobachten, was hinter den Kulissen der Geistesschule wirklich ablief. Nach unserem Eindruck ging es in den oberen Rängen der Geistesschule zu wie in der "Dialektik" auch. Nicht ein einziger "Transfigurist" war dort anzutreffen. Unsere Linientreue geriet arg ins Wanken und wir überlegten von der Fahne zu gehen. Als der mögliche Eintritt in die Ecclesia zur Sprache kam, sagte der Zentrumsleiter: "Die Schüler der Ecclesia wollen Welt und Menschheit retten und sind doch selbst rettungslos verloren." Ich schied aus der Zentrumsleitung aus, blieb jedoch im 2. Grad. Der Zentrumsleiter erklärte seinen Austritt aus dem Lectorium. 52.3. Der Verschleiß an Führungspersonal und der Streit um die Nachfolge des Großmeisters Jan van Rijckenborgh Zu Beginn meines Schülertums schaltete und waltete Bruder Haubner, Mitglied des Goldenen Hauptes, ziemlich autoritär als Intendant (Heimleiter) im Christian-Rosenkreuz-Heim in Calw. Er war der beherrschende Kopf im süddeutschen Arbeitsfeld. Doch plötzlich verschwand er, abgesetzt vom Großmeister. Ich lernte daraus, dass auch ein Angehöriger des 5. Grades noch kein "Neues Bewusstsein" besessen hatte. Als es mit seiner Gesundheit immer mehr bergab ging, schnitt Rijckenborgh das Nachfolgeproblem an. Schließlich verkündete er der gespannt lauschenden Gemeinde, sein eigener Sohn sei der geeignete Kandidat für das Großmeisteramt. Das habe die Universelle Bruderschaft "weit vorausschauend" beschlossen. Alle Schüler sollten sich voll Liebe um ihn scharen. In den Führungszirkeln des L.R. regte sich Widerstand. Bruder van der Kuyp, seit 1963 im Rat der Ältesten, probte den Aufstand. Während eines Tempeldienstes in Haarlem sprangen seine Anhänger auf und forderten laut das Geld zurück, das sie der Schule geliehen hatten. Bald erhielt ich einen Brief der Kuyp-Gruppe. Darin hieß es: •

Das Lectorium Rosicrucianum sei in finanzieller Hinsicht ein Fass ohne Boden.



Jan van Rijckenborgh entferne sich bereits aus dem Diesseits und sei unfähig, Tempeldienste zu halten.



Der Schwarzmagier Henk Leene dominiere die Geistesschule.

Van der Kuyp verließ im Oktober 1965 das Lectorium. Es folgte eine Austrittswelle. Y. Kapus, der Leiter des französischen Rosenkreuzes, trat ebenfalls aus. In Deutschland fand van der Kuyp Unterstützung durch Bruder Wohlfahrt. Dieser gehörte seit 1960 dem Goldenen Haupt an und 1961 wurde er Präsidiumsmitglied in Norddeutschland. 1963 gelangte er als erster und damals einziger Deutscher in den 6. Grad. 1966 blieb er standhaft und versagte in einem Ecclesia-Dienst in Bad Münder dem Großmeister die Gefolgschaft. Umgehend schloss man ihn satzungswidrig aus der Internationalen Schule des Rosenkreuzes e. V. aus. Mit Entsetzen beobachtete ich, was sich in den Führungszirkeln abspielte. Anfang 1968 war von den sieben Mitgliedern, die 1963 dem Rat der Ältesten angehörten, nur noch Bruder Feekes aktiv. Aber Jan van Rijckenborgh wusste Rat. Der Austrittswelle folgte eine Beförderungswelle und bald gab es eine siebenköpfige INTERNATIONALE SPIRITUELLE LEITUNG als Führungsgremium. Die Geistesschule schien wieder Tritt gefasst zu haben. Am 17. Juli 1968 starb der Großmeister. Selbstverständlich fuhr ich zur Krematoriumsfeier nach Holland. Dort erstaunte mich am 22.07.1968, wie selbstbewusst die Brüder der "Internationalen Spirituellen Leitung" agierten. Als nun Henk Leene sein Amt als Großmeister übernahm und die

Geistesschule führen wollte, traf er auf eine Phalanx von Widersachern. Hinter verschlossenen Türen tobte ein gehässiger Machtkampf. In der Sitzung der Internationalen Spirituellen Leitung am 15.03.1969 gingen die Brüder zum konzentrierten Angriff über und bezichtigten Henk Leene, mit agnostischen, naturmagischen und schwarzmagischen Kräften zu arbeiten. Entnervt erklärte er am 23. März 1968 seinen Austritt aus dem Lectorium Rosicrucianum. Seine Frau Mia Leene folgte ihm. In ihrem Austrittsschreiben an Frau de Petri begründete sie ihren Schritt so: "Es ist mir unmöglich, die Lügen, die Intrigen, den Machtstreit und die Unaufrichtigkeit, die in den führenden Instanzen der Schule herrschen, noch länger zu verheimlichen." Ich erlebte die schwerste Krise der Internationalen Schule des Rosenkreuzes, aber ich blieb trotzdem Mitglied. Eine Austrittswelle großen Ausmaßes rollte an. Die Abtrünnigen waren überzeugt, die Geistesschule existiere dort weiter, wo Henk Leene sei. Bruder Borkowski in Kassel schloss sich Henk Leene an. Das Zentrum in Kassel wurde aufgelöst. 52.4. Die gescheiterten Aquariuskonferenzen 1962 verkündete Jan van Rijckenborgh, er habe von der Universellen Bruderschaft den Auftrag erhalten, von 1963 bis 1969 insgesamt sieben Aquariuskonferenzen abzuhalten. Die gesamte Schülerschaft solle daran teilnehmen, denn die Zeit der Ernte sei gekommen. 1970 werde ein grandioser Tempeldienst in Haarlem das Werk bekrönen. Während der Neujahrskonferenz in Calw überraschte der Großmeister seine Zuhörer mit einer sensationellen Mitteilung. Er sagte feierlich, auf dem ersten Aquariusfest im August 1963 in Renova werde die Universelle Bruderschaft erscheinen. Die erhabenen Abgesandten würden körperlich sichtbar sein. Rijckenborgh heizte unsere Erwartungshaltung an. In den Aquarius-Nachrichten Nr. 1 vom Februar 1963 sprach er von der "Ära der großen Transfiguration", die unmittelbar bevorstünde. Die AquariusNachrichten Nr. 2 vom März 1963 führten aus: "Die Glorie des einen Herrn der Ernte kommt nun zu den Seinen, die Ernte dieser Zeiten wird sich nun erkennen lassen." In den Aquarius-Nachrichten Nr. 3 vom Mai 1963 schrieb der Großmeister: "Die Situation beginnt nun in diesem Jahre kritisch zu sein, und zwar, um genau zu sein, ungefähr im August/ September 1963. Ein gewisser Entwicklungsverlauf ist reif geworden, wurde voll und wird nun aufgehen und mögliche Resultate beweisen müssen. Wer mit uns zusammen in diesen Beginn eintritt, wird naturwissenschaftlich von Stund an dadurch mit einem Wesenszustand geschmückt, den das Evangelium symbolisch als den des 'goldenen Hochzeitsgewandes' bezeichnet." In dem Artikel "Schicksalswende in diesem Sommer!" ,erschienen in den Aquarius-Nachrichten Nr. 4 vom Juni 1963, bezog sich Rijckenborgh auf geheimnisvolle Erkenntnisse von "Pyramidenphilosophen". Es hieß da: "Eine Messung, haargenau bis auf den Millimeter, lässt erkennen, dass diese Krümmung (des Ganges der großen Pyramide von Giseh) nach dem Jahr 1962 kommt und in das Jahr 1963 fällt. Für die Untersucher bedeutet dies, dass die große Wende im August/ September dieses Jahres erwartet werden kann. In einem halben Jahr werden wir sehen, was die Pyramiden-Erbauer dachten." Erwartungsvoll fuhr ich zur Aquarius-Konferenz nach Renova. Sehr aufmerksam blickte ich zum Podium und ließ mir während der Tempelansprache des Großmeisters nichts entgehen. Aber es passierte gar nichts. Die angekündigte Bruderschaft erschien nicht, keine erhabene Wesenheit tauchte auf. Nur die Planen des Tempelzeltes bewegten sich im Wind. Ich war mächtig enttäuscht. Nach dem Tempeldienst sprach ich mit vielen Bekannten. Niemand hatte etwas gesehen. Während der gesamten mehrtägigen Zusammenkunft blieb die Universelle Bruderschaft unsichtbar. Jan van Rijckenborgh stand als falscher Prophet da. Doch er gab sich nicht geschlagen. Es fiel ihm immer eine Ausrede ein. Er münzte den Fehlschlag in einen Erfolg um. Zum Schluss des Aquariusfestes erklärte er dreist: "Mit Bezug auf unser Aquariusfest können wir Ihnen sagen, dass das Fest weit über unsere Erwartungen hinaus in vollkommenstem Sinn Erfolg hatte und das Wesakfest der alten Zeiten weit übertroffen hat. Damit wollen wir sagen, dass tatsächlich die vorausgegangene Bruderschaft unter

uns existierte. Vielleicht haben Sie neben einem solchen Bruder oder einer solchen Schwester gelegentlich eines Dienstes gesessen. Es ist auch möglich, dass hinsichtlich einiger von Ihnen gesagt werden kann: Ihre Augen waren gehalten, dass Sie nicht sahen" (Apokalypse der Neuen Zeit, 1963, Seite 109 und Seite 110). In mir stieg der Verdacht auf, Jan van Rijckenborgh leide an Schizophrenie. Konsequenzen zog ich dennoch nicht. Meine Verblendung war einfach zu groß. Ich sehe aber noch einen Frankfurter Schüler vor mir, der richtig wütend sagte: "Wir sind getäuscht worden. Der Großmeister hat uns belogen. Mir reicht es, ich trete aus der Geistesschule aus, denn kein Abgesandter ist erschienen." Trotz allen Missgeschicks verkündete Rijckenborgh in einem Tempeldienst des Aquariusfestes in Renova eine neue Voraussage: In 18 bis 20 Jahren werde die Äthersphäre für alle Menschen sichtbar sein. Damit legte er sich auf 1983 als letzten Termin fest. Es fanden vier weitere Aquarius-Konferenzen statt. Der Großmeister verstieg sich zu phantastischen Prophezeiungen. 1964 sagte er voraus, die Universelle Bruderschaft werde die Regierungen aufsuchen und unmissverständliche Forderungen stellen. Eine Umerziehung der gesamten Menschheit stehe bevor. Auf der Aquarius-Konferenz in Toulouse kündigte er an: "So werden zum Beispiel die Bewohner der Gebiete, die unter der Oberfläche der Erde liegen, sichtbar und erkennbar werden. Bewohner anderer Planeten werden uns besuchen und uns viele Dinge lehren, von denen die Menschheit jetzt noch keine Ahnung hat" (Die Apokalypse der Neuen Zeit, 1967, S. 57). 1968 starb der Großmeister. Das Projekt der Aquarius-Konferenzen war kläglich gescheitert. Rijckenborghs Prophezeiungen erwiesen sich allesamt als Fehlprognosen. 52.5. Der Patriarch der Katharer Zu Beginn meines Schülertums wollte das Lectorium mit aller Kraft in Südfrankreich Fuß fassen. Nach Rijckenborghs Theorie unternimmt die Universelle Bruderschaft alle 700 Jahre besonders große Anstrengungen zur Befreiung von Welt und Menschheit. In unserer Zeit ist danach das Kraftfeld der Internationalen Schule des Rosenkreuzes die Arche zur Rettung. Im Mittelalter dagegen spielte sich das Heilswerk in Frankreich ab. Dort war der Dreibund des Lichts tätig, bestehend aus der Katharer-, der Grals- und der Rosenkreuzerbruderschaft. So weit die Lehrmeinung, an die wir glaubten. Von Calw aus nahm ich 1961 an einer Pilgerfahrt zu den Brennpunkten des L.R. in Südfrankreich teil. Eine technische Panne unseres Busses blieb mir in angenehmer Erinnerung. Niemand kam zu Schaden. Weil die Reparatur einige Zeit dauerte, konnten wir in einem Grandhotel übernachten und fürstlich tafeln. Es gab ein Menü von acht Gängen. Und alles bezahlte die Reiseversicherung. In freudiger Erwartung erreichten wir schließlich Ussat. Höhepunkt war eine Erneuerungskonferenz. Mit ehrfürchtigem Staunen betrachteten wir den Altertumsforscher A. Gadal, den "reinkarnierten Patriarchen" der mittelalterlichen Katharer, den "Hüter der Heiligtümer von Ussat-Ornolac", den jetzt lebenden Repräsentanten des Dreibundes des Lichts, den unermüdlichen Diener der Universellen Bruderschaft. Von ihm hatte Jan van Rijckenborgh die Großmeisterwürde erhalten. So lautete jedenfalls die offizielle Version der Geistesschule. Meinem Eindruck nach war dem Patriarchen unser neugieriges Gaffen unangenehm. Er schien gesundheitlich in schlechter Verfassung zu sein. Als ich mich nach der Rückkehr mit Schriften über die Katharer befasste, stellte ich gravierende Abweichungen vom rosenkreuzerischen Weltbild fest. Aber es kam noch schlimmer. 1962 starb Gadal an Krebs und erhielt eine katholische Beerdigung. Das erzeugte in mir nagende Bedenken, denn die Krebskrankheit ist laut L.R. eine missratene Transfiguration. "Die Krebswucherung ist die verzerrte Widerspiegelung, die blutige, qualvolle und übelriechende Phantasie eines neuen Tempelbaues" (Jan van Rijckenborgh: Die große Umwälzung, 1955, S. 145). "Bei der Krebskrankheit kommt ein Prozess zur Entwicklung, den man als eine zwangsmäßige transfiguristische Wirkung bezeichnen könnte, der jedoch in eine Entzündung, ein Geschwür entartet" (Jan van Rijckenborgh: Das Problem der Krebskrankheit und ihre dreifache transfiguristische Heilung, Haarlem 1955, S. 26).

Aus diesen Definitionen und weiteren Erläuterungen musste ich den Schluss ziehen, dass Gadal kein Perfekter, kein Transfigurist sein konnte. Die Ernennung Jan Leenes zum Großmeister durch den angeblichen Patriarchen war also ohne Wert. Jan van Rijckenborgh fehlte ganz einfach die Legitimation. Solche "dialektischen" Überlegungen" verscheuchte ich aber, weil ich mein Schülertum nicht gefährden wollte. 52.6. Wachsende Zweifel an der "Geistesschule" In den 70er Jahren wuchsen meine Zweifel an der Geistesschule. Überall stieß ich auf Ungereimtheiten und Widersprüche. Andererseits hatte ich im Laufe der Zeit im Lectorium viele Freunde und Bekannte kennen gelernt, denen ich mich verbunden fühlte. Durch Gespräche erfuhr ich, dass die höheren Grade über kein Geheimwissen verfügten. Ich durchschaute auch, warum ständig Geheimniskrämerei betrieben wurde. So gaukelte die Führung einen gnostischen Einweihungsweg vor, den es in Wirklichkeit nie gab. Die Schüler opferten Zeit, Geld und Kraft und standen doch nach Jahren mit leeren Händen da. Wer sich beklagte, dem wurde gesagt, er sei auf dem Pfade gescheitert. Mich empörte, dass die Landesleitung von den unteren Graden bedingungslosen Gehorsam und Kritiklosigkeit forderte, selbst aber erbarmungslos kritisierte und autoritär vorging. Nach der Lektüre seiner Bücher gewann ich den Eindruck, der Großmeister habe wohl eine schlechte naturwissenschaftliche Schulbildung genossen. Was er in den Berichten über Physik und Astronomie von sich gab, das war haarsträubend. Über die Sonne und das Firmament konnte ich zu meinem Erstaunen lesen: "Die Sonne besitzt kein Licht, und sie strahlt weder Licht noch Wärme noch andere Fluiden aus! Die Sonne ist ein magnetisches Feld mit einem primär magnetischen Brennpunkt und zahlreichen anderen magnetischen Vermögen. Wir nennen dieses mannigfaltige, viel umfassende, mysteriöse und magnetische Feld "Vulkanus". Das Vulkanische Feld, das uns von allen Seiten umgibt, erweckt und zieht aus dem Herzen der Erde alle Vermögen und Kräfte, die wir als Licht, Wärme und andere Naturkräfte kennen. Im ätherischen Feld, das uns umgibt, formt sich ein Himmelsgewölbe, und in diesem bilden sich aus den verschiedenen der Erde entzogenen Kräften und Mächten Verdichtungspunkte. Auf diese Weise entwickeln sich am Firmament Sonne, Mond, Planeten und Sterne, die sich in Bezug zueinander harmonisch bewegen. Sie werfen das Licht und die verschiedenen Kräfte, die sie also der Erde entzogen haben, nach einem bestimmten Gesetz auf eine bestimmte Weise auf die Erde und deren Bewohner zurück" (Jan van Rijckenborgh: DIE GROSSE UMWÄLZUNG; Ausgabe 1955, S. 109 - 110). Das Rosenkreuz behauptet also, dass die Sonne kein Licht besitzt und weder Licht noch Wärme ausstrahlt. Sonne, Mond, Planeten und Sterne sind nach rosenkreuzerischer Lehre nur Verdichtungspunkte von Kräften, die der Erde entzogen wurden. Als ich diesen Unsinn zur Sprache brachte, erhielt ich eine Zurückweisung durch "seriöse Schüler". Sie erklärten, der Großmeister betrachte alles vom Standpunkt der geistigen Welt, wo ganz andere Gesetzmäßigkeiten gelten, während die Naturwissenschaft einer Täuschung durch die Dialektik erliege. Mir fiel ein tibetisches Sprichwort ein: "Die Erleuchteten sind erfüllt von Wissen, aber sie haben von nichts eine Ahnung." 52.7. Die Legenden von Lemurien und Atlantis Ich kann mich noch an Konferenzen erinnern, in denen sich der Großmeister mit dem Schicksal der sagenhaften Kontinente Lemurien und Atlantis befasste. Er sprach immer mit großem Sendungsbewusstsein. Nach seiner Meinung ging Lemurien vor 850 000 Jahren im Indischen Ozean unter, während Atlantis vor einigen Jahrhunderttausenden im Atlantik existierte und dann in den Fluten versank. Wir lauschten gebannt, als er uns einige Einzelheiten gestenreich schilderte: "Die Lemurier waren nach ihrem grobstofflichen Bild abscheulich und abstoßend von Ansehen. Sie kamen in zwei Typen vor - eine ganz kleine zwergartige Form und eine von mehr als zwei Meter Länge. Die Körper waren stark behaart, wie Tiere, die Köpfe von gorillaähnlicher Art, Arm- und

Beinformen ebenfalls wie die von Menschenaffen. Wenn Sie ferner an den eigenartigen, wackeligen Gang der Anthropoiden denken, dann haben Sie das stoffliche Bild des Lemuriers vor sich" (Die australische Wüste, Zeitschrift AQUARIUS; Nr. 4, April 1977). Auf der Aquarius-Konferenz 1965 in Bad Münder informierte uns Jan van Rijckenborgh über Atlantis: "In den Tagen von Atlantis war die Atmosphäre unserer Erde viel schwerer und dichter, als das heute der Fall ist. Sie hielt die Mitte zwischen Luft und Wasser, und die Atmung, wie sie heute geschieht, war damals organisch absolut unmöglich. Der Wasserdampf, der damals mit dem Sauerstoff aufgenommen wurde, wurde durch zwei Organe, die mit der Schilddrüse zusammenarbeiteten und links und rechts am Halse lagen, eingeatmet, dann in Luft und Wasser getrennt, und so wurde dadurch das überflüssige Wasser aus dem System des Menschen entfernt" (Die Apokalypse der Neuen Zeit, 1965, S. 24). In einer anderen Konferenz ging es um das schreckliche Ende von Atlantis. Jan van Rijckenborgh behauptete, die Atlantier hätten sogar Fluggeräte besessen und Atomkriege geführt. Schließlich sei Atlantis durch eine Atombombenexplosion in großer Höhe vernichtet worden und im Atlantischen Ozean versunken. Ich konnte mir beim besten Willen nicht erklären, wie die Menschen der Steinzeit in den Besitz von Kernwaffen gelangten. In den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts erzielte die Geologie große Fortschritte. Durch die wissenschaftliche Auswertung umfangreicher Tiefseebohrungen stand fest, dass im Indik und im Atlantik mit Sicherheit keine versunkenen Kontinente lagen. Die Mitteilungen Jan van Rijckenborghs über Lemurien und Atlantis waren blanker Wahnsinn. 52.8. Fälschungen in der Literatur der "Geistesschule" und das Geheimnis der Pyramidenchronologie Jahrelang hatte ich gehofft, die Zustände im Lectorium würden sich bessern. Für mich traf zu, was der römische Dichter Ovid schon vor 2000 Jahren schrieb: "Hoffen und Harren macht manchen zum Narren." 1977 erlebte ich die schwerste Krise meines Schülertums, aber es dauerte noch über ein Jahr, bis ich mich endgültig aus den Fesseln der Internationalen Schule des Rosenkreuzes befreite. Während einer Konferenz teilte mir ein Schüler mit, er habe in der Literatur der Geistesschule Fälschungen entdeckt und er sei auch hinter das Geheimnis der Pyramidenchronologie gekommen. Ich prüfte seine Angaben und stellte fest, dass sie in vollem Umfang zutrafen. Die Neuauflagen von Rijckenborghs Büchern wiesen Ergänzungen und Auslassungen auf. Besonders oft waren Jahreszahlen geändert worden. Es handelte sich eindeutig nicht nur um die Berichtigung von Druckfehlern. Wann eigentlich das Lectorium Rosicrucianum gegründet wurde, kann man in den Schriften des Großmeisters nicht eindeutig erfahren, denn es tauchen mindestens drei verschiedene Daten auf: •

1915 Rijckenborgh: Der kommende neue Mensch, Haarlem 1954, S. 173



1924 Rijckenborgh: Die Gnosis in aktueller Offenbarung, 1956, S.181



1925 Rijckenborgh: Elementare Philosophie des modernen Rosenkreuzes, Haarlem 1955, S. 252

Das Gründungsdatum 1924 ist mit Sicherheit falsch, aber es entspricht der Pyramidenchronologie. Jan van Rijckenborgh entnahm seine Theorie dem Werk eines englischen Okkultisten: David Davidson: THE GREAT PYRAMID: ITS DIVINE MESSAGE (Die GROSSE PYRAMIDE: IHRE GÖTTLICHE BOTSCHAFT); London 1924

Davidson verkündete, in der Cheopspyramide sei die Geschichte der Menschheit aufgezeichnet. Als wichtige Daten nannte er 1924, 16. September 1936 und 20. August 1953. Er behauptete, es werde ein Krieg ausbrechen, der in Harmageddon ende. Die Große Pyramide sei eine göttliche Offenbarung, die die Wiederkehr Christi signalisiere. Der Großmeister übernahm die Daten. Die Vereinsgeschichte des Lectorium Rosicrucianum musste entsprechend umgeschrieben werden. Die apokalyptischen Visionen passten gut in das Konzept der Geistesschule: "Das Abendland ist in große Gefahr gekommen. Der Tod des Abendlandes steht bevor" (Jan van Rijckenborgh: Demaskierung, S. 92). Die Ägyptologen sind überzeugt, dass die Cheopspyramide keine Chronologie enthält. Die geschichtliche Entwicklung widerlegte bereits in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts die Spekulationen Davidsons. Der Unsinn wurde und wird den Anhängern des Rosenkreuzes als Universelle Lehre präsentiert. Der Großmeister nannte 2001 als sehr wichtiges Datum. Dann ende nämlich die Chronologie der Cheopspyramide. Dann werde die Geistesschule "aus dem Gesichtskreis" verschwinden. Nach diesem Zeitpunkt habe das magnetische Kraftfeld eine so hohe Vibrationsstufe erreicht, dass ein Außenstehender nicht mehr aufgenommen werden könne. 52.9. Lug und Trug, aber keine Universelle Lehre Silvester 1977 besuchte ich einen Schüler aus dem Zentrum Pforzheim, den ich schon lange kannte. Natürlich drehte sich unsere Unterhaltung um die beklagenswerten Zustände im Lectorium Rosicrucianum. Nachdem er sich von meiner sehr kritischen Haltung überzeugt hatte, reichte mir mein Gesprächspartner einen Ordner mit einem umfangreichen Briefwechsel. Was ich da zu lesen bekam, übertraf meine schlimmsten Befürchtungen. Es handelte sich um Briefe von Henk Leene, Wohlfahrt, Borkowski, Hotz und anderen ehemals führenden Rosenkreuzern. Ich las die wichtigsten Schriftstücke mehrfach, weil ihr Inhalt für die "Geistesschule" vernichtend war. Die wesentlichen Aussagen lauteten: 1. Der Großmeister litt in seinen letzten Lebensjahren an einem Zerfall seiner körperlichen und geistigen Kräfte. 2. Die angeblichen Kontakte zu Eingeweihten und Lichtbruderschaften endeten regelmäßig mit einem Fiasko. 3. Jan van Rijckenborgh verkündete mehrfach Spekulationen von Okkultisten, die schon widerlegt worden waren, als Universelle Lehre. 4. Das Lectorium verfügt auch in den höheren Graden über keine esoterischen Erkenntnisse, die dort vermutet werden. 5. Die Geistesschule gibt keine Irrtümer zu. Sie arbeitet mit Vertuschung und Irreführung.

Henk Leene schrieb in einem Brief vom 22.12.1970: "Den Schülern wurden so viele schöne Bilder vorgegaukelt, die alle auf einer Fata Morgana und auf Lügen beruhten, und es ist in einem Brief nicht möglich, Ihnen alle Tatsachen vorzulegen". Damit war die Internationale Schule des Rosenkreuzes eigentlich für mich erledigt. Ich prüfte die Vorwürfe und sie bestätigten sich. Ich musste an eine spannende Konferenz denken, in der Jan van Rijckenborgh von der "unterirdischen Menschheit" berichtet hatte. Seine Mitteilungen konnte ich später in einem Buch von Ossendowski nachlesen, der bereits 1924 in der Presse als Lügner entlarvt worden war. Was uns der Großmeister als spirituelle Weisheit vorsetzte, entstammte tatsächlich aus einem Phantasieroman: Ferdinand Ossendowski: Menschen, Tiere und Götter, Frankfurt 1923 .

52.10. Der Schwindel um die Gralsbruderschaft im Lectorium Rosicrucianum Die Internationale Schule des Rosenkreuzes bezeichnet sich als "Jung-Gnostische Bruderschaft, wirkend als bevollmächtigte Vertreterin des Dreibundes des Lichtes." Diesem Dreibund sollen die Grals-, die Katharer- und die Rosenkreuzerbruderschaft angehören. "Der Dreibund des Lichtes hat immer bestanden, vom ersten Beginn an bis heute; und er wird bestehen bis in die fernste Zukunft, ja, bis in alle Ewigkeit" (Catharose de Petri: Der sagenhafte Schatz der Katharer, Zeitschrift AQUARIUS; Oktober 1969, S. 9). Auf der Renova-Konferenz vom 22. bis 24. Juni 1968 verkündete der Großmeister seinen Zuhörern eine Sensation: "Sie werden

sich erinnern, dass wir im Laufe der Jahre von Zeit zu Zeit über die SIEBENFÄLTIGE WELTBRUDERSCHAFT oder die Bruderschaft des Lebens gesprochen haben, die als Teil des Universellen Körpers Christi aus den Sphären des befreienden Lebens, alle Arbeit, die in der Erdensphäre zum Heil der auf der Erde lebenden Menschheit verrichtet wird, mit ihrer Liebe, ihrem Licht und ihrer Kraft überschattet, anregt und behütet. Sie wurde auch wohl als die Hierarchie des Heiligen Grals bezeichnet, die als Instrument des Heiligen Siebengeistes ihr Siebenfaches Heilswerk zum Nutzen der leidenden Menschheit durchführt. Es ist mit einer Dankbarkeit und Freude, die sich kaum in Worte fassen lässt, dass wir Ihnen mitteilen können, dass sich die Bruderschaft des Heiligen Grals auch uns genähert hat und auch uns in dieses mächtige Bündnis der Ernte und diese mächtige Neue Arbeit aufnehmen will" (Zum Gedenken an Jan van Rijckenborgh, S. 11 und S. 13). Sodann las der Großmeister aus der Botschaft vor, die er von der Gralsbruderschaft erhalten hatte: "Soweit es die heutige Menschheit betrifft, hat es nur zwei Zeitabschnitte gegeben: den ägyptischen und den christlichen. Der ägyptische Zeitabschnitt brachte den christlichen Zeitraum hervor und beeinflusste ihn, denn es steht geschrieben: 'Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen', und es war dieser Sohn, der den christlichen Zeitraum einläutete. Ebenso wie für das alte, glorreiche Ägypten OSIRIS und seine Priesterschaft geboren wurden, ebenso wie für die zweite Ära der Gotteskult der Christen kam, so ist für die dritte und erfüllende Periode die UNIVERSELLE BRUDERSCHAFT DER EINGEWEIHTEN, die Erbin aller Zeitabschnitte, geboren. Das bedeutet den Einsatz der erleuchteten Träger der Göttlichen Weisheit aller Zeiten" (Zum Gedenken an Jan van Rijckenborgh, S. 14 f.). Zum Schluss seiner Ausführungen versicherte Rijckenborgh der Schülerschar: "Die persönliche Begegnung mit den Leitern der Universellen Bruderschaft des Heiligen Grals hat inzwischen stattgefunden. Und gewiss werden Mitglieder dieser Bruderschaft auch innerhalb kurzer Zeit in unserer Mitte erscheinen" (Zum Gedenken an Jan van Rijckenborgh, S. 17). Das Lectorium bildete nun eine Gralsgemeinschaft, die als ein "Lebendiger Heiliger Gral" dienen soll, in den die Hierarchie der Befreiten ihre Lichtkraft gießen kann. Im Rosenhofbrief vom 24. August 1974 hieß es: "Die Mysterienschule der Jung-Gnostischen Bruderschaft wird in der Gralsgemeinschaft ihre Fülle erreichen können." Auf das Erscheinen der Abgesandten der Universellen Bruderschaft des Heiligen Grals wartet die Gralsgemeinschaft des Lectorium Rosicrucianum heute noch und sie wird bis zum Sankt-NimmerleinsTag warten müssen. Nach dem Tode des Großmeisters gab es von der Führungsriege keine Erklärung mehr zum Thema "Universelle Bruderschaft des Heiligen Grals." Die Internationale Spirituelle Leitung hatte offensichtlich eine totale Nachrichtensperre verhängt. Erst nach Jahren erfuhr ich durch die Informationen des Pforzheimer Schülers die wahren Hintergründe:

Der Großmeister war 1968 wieder einmal seiner Erwartungshaltung zum Opfer gefallen. Die Botschaft, die er verkündet hatte, stammte nämlich von der "Rosicrucian Foundation" (Fraternitas Rosae Crucis), einer okkulten Rosenkreuzer-Gruppe. Deren Gründer Swinburne Clymer lebte von 1878 bis 1966. Die Clymer-Bewegung war an finanziellen Transaktionen und an Kontakten zu okkulten Vereinigungen in der ganzen Welt interessiert. Bruder Stratman vom Lectorium hatte mehrere Bücher von Clymer gelesen und informierte den Großmeister darüber. Frau de Petri wollte plötzlich alle ihre Ritenbücher ins Englische übersetzen lassen, weil sie ein Interesse der so genannten "Gralsbruderschaft" vermutete. Man schickte also Stratman nach Amerika, um mit Clymer junior zu verhandeln, aber das Unterfangen scheiterte kläglich. Das Verhalten der Internationalen Spirituellen Leitung in der Affäre um die "Universelle Bruderschaft des Heiligen Grals" empfinde ich heute noch als eine bodenlose Unverschämtheit. Man teilte der Schülerschaft nicht die Wahrheit mit, sondern man wandte die Taktik des Verschweigens an. Auch die Großmeisterin beteiligte sich an diesem erbärmlichen Spiel. Die Mitglieder der Gralsgemeinschaft des Lectorium Rosicrucianum haben bis heute nicht erfahren, dass sie von Anfang an hinters Licht geführt wurden. Im Zusammenhang mit den dubiosen Vorgängen um die "Gralsbruderschaft" tauchten bei mir natürlich weitere Fragen auf. Warum erkannte Jan van Rijckenborgh nicht, dass er die Botschaft einer okkulten Rosenkreuzergruppe erhalten hatte? Warum hielt er ständig nach der Universellen Bruderschaft Ausschau, obwohl er doch selbst jahrzehntelang als deren Abgesandter bezeichnet wurde? Jede große Prophezeiung, die der Großmeister auf einer Aquarius-Konferenz verkündet hatte, erwies sich als Phantasterei. Der Schwindel um die "Gralsbruderschaft" zerstörte meine letzten Illusionen. Ende 1978 besuchte ich zum letzten Mal einen Tempeldienst. Anfang 1979 erklärte ich grenzenlos enttäuscht meinen Austritt aus der Internationalen Schule des Rosenkreuzes. Ein Albtraum ging zu Ende.

Vorläufiges ENDE der Textsammlung

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