Kryptokompass 2 August 2017

November 20, 2017 | Author: eragon144 | Category: Bitcoin, Cryptocurrency, Money, Banking, Market And Exchange
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Kryptokompass 2 August 2017...

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AU GUST 2 017

D E R E RSTE B ÖR SEN B R I EF F ÜR D I G I TA LE WÄHRUN GE N

SOFT ODE R H ARD F ORK? B I TCO I N S UNG EW I S S E Z U KU NFT

I NHA LT: Was die Märkte bewegt 3 Krypto-News im Blitzcheck 7 Altcoin des Monats 8 Chartanalysen 9 Kursbetrachtung Top-10 Kryptowährungen 15 Unternehmen des Monats 16 ICO-Analyse 18 Kommende ICOs im Schnellcheck 22

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KRYPTO-KOMPASS

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AUGUST 2017

VORWORT Die Volatilität an den Kryptomärkten nimmt kein Ende. Kurseinbrüche, die zu hohen Milliardenverlusten geführt haben, waren in den vergangenen Tagen und Wochen leider keine Seltenheit. Insbesondere die Meldungen über Token-Diebstähle bei ICOs sorgten innerhalb der Community für Verunsicherung.

Mark Preuß

Dennoch gibt es ein Thema, das den Diskurs am Kryptomarkt derzeit stärker bestimmt als alles andere: es scheint als würde die Skalierungsdebatte um Bitcoin diesen Monat ein Ende finden. Zum 01.August soll die Aktivierung von SegWit erfolgen – sie soll Bitcoin mit Blick auf die Transaktionszeiten und -kosten wieder wettbewerbsfähig machen. Entsprechend gespannt blicken Bitcoin-Enthusiasten und Investoren auf das geplante Update. Neben dem enormen Kurspotenzial für Bitcoin sind mit den Skalierungsbestrebungen aber auch Risiken und Unsicherheiten verbunden, die in dieser zweiten Ausgabe des Kryptokompass analysiert werden. Das alles überstrahlende Thema der Skalierung zieht sich auch durch die anderen Themen – ganz gleich, ob es um die Bitcoin-Akzeptanz oder um die verbesserte Zahlungsabwicklung bei PayPal geht. Sogar der Altcoin des Monats, IOTA, bietet zur Skalierungsproblematik bei Blockchains einen neuen, alternativen Ansatz, der vor allem für das Internet of Things interessant sein könnte. Auch bei vielen etablierten Unternehmen und Konzernen spielt die Blockchain-Technologie eine immer größere Rolle, insbesondere viele Autohersteller versuchen die Technologie in Pilotprojekten auszutesten. Um die Substanz hinter diesen Projekten zu untersuchen, nehmen wir im Kryptokompass jeden Monat eine Blockchain-Implementation aus der Konzernwelt unter die Lupe – in dieser Ausgabe geht es um den deutschen Autobauer Daimler.

Dr. Philipp Giese

Maximilian Kops

Der ICO des Monats heißt Po.et. Wir stellen das Blockchain-Startup, das sich mit Lizenzierung und Rechtemanagement in Kunst und Kultur befasst, ausführlich vor und prüfen es auf Herz und Nieren – wie immer kritisch und unabhängig.

Viel Erfolg beim Investieren in Kryptowährungen wünscht, Sven Wagenknecht

Mark Preuß, CEO BTC-ECHO

Danny de Boer

KRYPTO-KOMPASS

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WAS DIE MÄRKTE BEWEGT DIE TOP-3 INVESTMENTNEWS DER GROSSE SHOWDOWN: SEGWIT2X, UASF, BITCOIN CASH UND DIE FRAGE WIE ES MIT BITCOIN WEITERGEHT Wie im Vorwort bereits erwähnt, findet gerade eine richtungsweisende Änderung im Bitcoin-Netzwerk statt, die die Bitcoin-Skalierungsdebatte – zumindest vorerst – beenden soll. Ab dem 01. August ist eine Umstellung auf SegWit, genauer gesagt auf SegWit2X, geplant, sofern die Miner ausreichend Zustimmung signalisieren. Um die Implikationen von SegWit für Investmententscheidungen zu verdeutlichen, folgt eine kurze Erläuterung, was genau es mit SegWit auf sicht hat. Zum Hintergrund: Das Bitcoin-Netzwerk ist schon seit mehreren Monaten überlastet, da es nicht mehr in der Lage ist die steigende Anzahl an Bitcoin-Transaktionen effizient zu verarbeiten. Es herrscht “Stau”, der dazu führt, dass Bitcoin als Kryptowährung – bedingt durch hohe Transaktionskosten und -zeiten – immer unattraktiver wird. Der Lösungsvorschlag SegWit2X sieht vor, ab August den Platz in den Blöcken durch Auslagerung der Signaturen effektiv zu vergrößern, sodass mehr Transaktionen in einen Block passen. Zusätzlich soll die gegenwärtige Blockgröße ab November von 1 MB auf 2 MB verdoppelt werden. Sollten sich diese kombinierten Lösungsvorschläge in den nächsten Tagen und Wochen – wie gegenwärtig signalisiert – durchsetzen, würde Bitcoin von deutlich niedrigeren Transaktionskosten und -zeiten enorm profitieren. Damit es zu einem erfolgreichen Update der Bitcoin-Blockchain (Soft Fork) kommt, müssen die Miner und idealerweise auch die Nodes auf den SegWit2X-Lösungsvorschlag (Bitcoin Improvement Proposal 91, kurz BIP 91) eingehen. Die Wahrscheinlichkeit dafür steht nicht schlecht, da bereits ausreichend Miner ihre Zustimmung für SegWit signalisiert haben. Für den Fall, dass sich einige Miner in letzter Sekunde doch noch gegen SegWit entscheiden sollten, besteht die Möglichkeit, durch die User einen so genannten User Activated Soft Fork (UASF) am 01. August herbeizuführen. Dadurch würden die Miner dazu gedrängt SegWit zu akzeptieren, wie es im BIP 148 niedergeschrieben steht.

Sollte alles nach Plan verlaufen, könnte die Bitcoin-Blockchain frühestens ab dem 08 .August erfolgreich geupdatet sein. Dies setzt voraus, dass, wie gegenwärtig der Fall, alle zukünftig geminten Blöcke SegWit signalisieren. Die Chance, dass eine Bitcoin-Rallye mit enormen Kurssprüngen die Folge sein wird, ist ziemlich hoch. Durch das Überwinden der gegenwärtigen Unsicherheit und der mangelnden Effizienz des Bitcoin-Netzwerkes würden vermutlich vor allem institutionelle Investoren wieder größere Summen in das Bitcoin-Ökosystem investieren.

Wenn auch kurzfristig sehr unwahrscheinlich, so besteht dennoch die Gefahr, dass es zu einem Zurückrudern der Miner kommt und anstelle eines oben beschriebenen Updates (Soft Fork) eine Hard Fork durchgeführt wird.

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Bei einer Hard Fork wären die Änderungen derart gravierend, dass sich die Blockchain in zwei verschiedene Versionen aufspalten würde. Dies tritt ein, wenn sich die beteiligten Akteure nicht auf eine Version einigen können oder aber die Änderungen dermaßen gravierend sind, dass keine Kompatibilität zur Vorversion möglich ist. Eine solche Hard Fork hätte eine massive Verunsicherung zur Folge, da sie Anleger vor die Frage stellen würde, welche der beiden Blockchains sich langfristig durchsetzen wird. Ein Umstand, der viele Investoren abschrecken würde, sodass ein zumindest temporärer Kurseinbruch die Folge wäre. Als Präzedenzfall dient hier die Hard Fork der Ethereum-Blockchain in Ethereum (ETH) und Ethereum Classic (ETC). Diese wurde nach dem Hack der DAO vor ungefähr einem Jahr durchgeführt und führte zur Aufsplittung der Ethereum-Blockchain. Der Ethereum-Kurs brach seinerzeit ein, konnte sich aber, wie wir heute am deutlich höheren Kurs sehen, sehr gut erholen. Der neu entstandene Coin Ethereum Classic konnte sich zwar als Kryptowährung etablieren, ist allerdings bis heute weit davon entfernt Ethereum Konkurrenz zu machen.

Dennoch: Nicht wenige liebäugeln mit einer Lösung wie sie Bitcoin Cash vorschlägt, da die deutliche Vergrößerung der Blocksize Bitcoin viel effizienter machen könnte. Auch wenn sich SegWit sehr wahrscheinlich im August durchsetzen wird, kann es sehr gut passieren, dass die Idee von Bitcoin Cash losgelöst vom SegWit-Erfolg immer mehr Anhänger gewinnen wird. Solange keine Klarheit über den Ausgang herrscht, sollte ein jeder seine Bitcoins auf eine Wallet transferieren, die den Zugriff durch einen Private Key gewährleistet. Denn nur der Private Key garantiert die Möglichkeit, im Falle einer Hard Fork den vollen Zugriff bzw. die volle Entscheidungsgewalt über die Bitcoins und ggf. die neuen Coins zu haben.

INVESTMENT BOX

Wie ein solcher neuer Coin aussehen könnte, beschreibt der Vorschlag von Bitcoin Cash, einer Initiative vom Mininggiganten Bitmain und dem Bitcoin Evangelist Roger Ver. Sollte das SegWit-Update zum 01. August nicht erfolgreich umgesetzt werden, soll durch eine Hard Fork ein “neuer Bitcoin” mit alter Bitcoin-Historie entstehen, der ab diesem Zeitpunkt keinerlei Kompatibilität mehr mit dem Bitcoin-Original hätte. Konkret ist bei Bitcoin Cash vorgesehen, dass die Blockgröße auf 8 MB gesteigert wird und ein neuer Algorithmus implementiert wird, ergo eine gänzlich neue Kryptowährung entsteht.

Die Wahrscheinlichkeit, dass es zur erfolgreichen Umsetzung von SegWit kommt, ist deutlich höher als ein Scheitern. Die Chancen einer baldigen Bitcoin-Kursrally mit neuen Alltime-Highs stehen daher sehr gut. Dennoch sollten aufgrund der Ungewissheit zum jetzigen Zeitpunkt nur risikoaffine Anleger in Bitcoin investieren. Für alle anderen gilt: Füße stillhalten und abwarten, wie das Bitcoin-Ökosystem in den nächsten Tagen reagiert und ob BitcoinCash einen Netzwerksplit auslösen wird.

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DIE AMERIKANISCHE WERTPAPIERAUFSICHT (SEC) MACHT ERNST & REGULIERT ICOS Es war zu erwarten, dass die US-Wertpapieraufsicht in absehbarer Zeit Regulierungen erlässt, die die vollkommen unregulierten Initial Coin Offerings (ICOs) in rechtliche Schranken weisen. Ein durchaus nachvollziehbarer Entschluss, der von vielen Investoren und Blockchain-Unternehmern begrüßt wird. Schließlich mangelt es an Rechtssicherheit und Standards, um die seriösen ICOs von den unseriösen ICOs zu unterscheiden und um Investoren die Möglichkeit zu geben ihr Recht im Schadensfall einzuklagen. Auch der Staat respektive die Behörden selbst haben ein Interesse an klaren rechtlichen Standards und Hürden, um eine Blasenbildung und die damit verbundenen Risiken zu minimieren. Die Securities and Exchange Commission (SEC) hat sich unter anderem auf den Fall The DAO berufen, der nach heutiger Definition illegal wäre. Rechtliche Konsequenzen sind im Nachgang aber nicht zu befürchten, teilte die SEC mit. Die The DAO war ein auf Ethereum-basiertes Crowdfundingprojekt bei dem umgerechnet über 120 Millionen US-Dollar zusammengekommen sind. Kurze Zeit später wurde The DAO Opfer einer Hackerattacke, die zu einem großen Verlust der investierten Gelder führte. Die SEC macht damit unmissverständlich klar, dass bei Verstößen gegen die Wertpapiergesetze mit Gerichtsklagen zu rechnen ist. Ein Statement, das vor allem unbedarfte oder gar betrügerische ICO-Projekte abschrecken dürfte.

INVESTMENT BOX

Im Folgenden muss die Frage gestellt werden, welche rechtlichen Implikationen von der Regulierung ausgehen und wie sich diese auf Kryptowährungen und Investoren auswirkt.

Konkret müssen sich zukünftige ICOs – sofern spezifische ökonomische Rahmenbedingen gegeben sind – an die geltenden Wertpapiervorschriften der SEC halten. Ob die Rechtsvorschriften nun zu befolgen sind oder nicht, hängt nicht von der Technologie oder Definition der Organisation ab, sondern primär von deren ökonomischer Relevanz. Ein mögliches Problem aus Investoren- und teils auch aus Unternehmenssicht liegt dabei weniger in den zu erfüllenden Voraussetzungen als in den internationalen Beschränkungen, die mit der Gesetzgebung verbunden sind. So kann es durchaus sein, dass es Amerikanern untersagt wird an ausländischen ICOs teilzunehmen, die keine SEC-Lizenzierung besitzen. Eine Befürchtung, die bereits heute bei ICOs für Unsicherheit sorgt – zum Teil werden Amerikaner vorsorglich von ICOs ausgeschlossen. Dies ist sowohl ein Nachteil für amerikanische Investoren, da diese nicht an neuen ICOs partizipieren könnten, als auch für die nicht-amerikanischen Unternehmen, die keine Gelder aus den USA einsammeln können. Vor allem für institutionelle amerikanische Investoren, die gesetzlich verpflichtet sind sich an nationale Wertpapierstandards zu halten, ist dies mit großen Einschränkungen verbunden. Ebenfalls können die Wertpapiergesetze weniger finanzstarken oder Non-Profit Blockchain-Initiativen den Start erschweren, wenn diese es nicht schaffen entsprechende Auflagen zu erfüllen. In vielen Fällen mag dies sinnvoll sein, da so Anleger vor unseriösen Projekten geschützt werden. Auf der anderen Seite besteht jedoch auch die Gefahr durch Überregulation innovative Projekte einzubremsen. Die richtige Balance zu finden ist hier das Ziel.

Zwar sind die Regulierungen seitens der SEC erlassen und können eingesehen und ausgewertet werden, doch ist es schwer vorherzusagen, ob die positiven Seiten (Rechtssicherheit und höhere Standards) der Regulierung die möglicherweise negativen Seiten (Erschweren von Innovationen und Finanzierungsmaßnahmen) überkompensieren. Die investmentrelevanten Auswirkungen müssen für die Praxis in den nächsten Monaten weiter beobachtet werden.

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PAYPAL DIE NEUE OLD ECONOMY SCHLÄFT NICHT Überweisungen mit PayPal sind bereits effizienter als es Überweisungen über traditionelle Banken im Normalfall sind. Entsprechend beliebt ist die Alternative im Vergleich zu klassischen Banküberweisungen.

INVESTMENT BOX

Dabei stehen weniger PayPal und Kryptowährungen im direkten Konkurrenzverhältnis zueinander als Fiatwährungen und Kryptowährungen. PayPal unterstützt sogar in Teilen Bitcoin, was zunächst einmal positiv ist. Allerdings überwiegt der für Kryptowährungen negative Aspekt, dass Fiatwährungen durch einen effizienten PayPal-Service an Attraktivität hinzugewinnen. Können Fiatwährungen via PayPal also deutlich schneller und günstiger als zuvor überwiesen werden, wirkt sich dies negativ auf die Positionierung von Kryptowährungen als Alternative aus. Schließlich werden sich viele Nutzer fragen, warum sie überhaupt eine direkte Bitcoin-Transaktion machen sollen, wenn der Service mit PayPal und Fiatwährungen günstiger und schneller ist als eine Bitcoin-Transaktion.

Vor kurzem hat PayPal nun bekannt gegeben seinen Service zu verbessern, indem die Transaktionskosten gesenkt und die Transaktionszeit verkürzt werden sollen. Instant-Überweisungen sollen so in wenigen Minuten, maximal aber 30 Minuten, abgewickelt werden und lediglich 25 Cent kosten. Gegenwärtig befindet sich der neue Service in der Beta-Phase und wird von einigen ausgewählten Nutzern getestet. Mit Transaktionskosten von teils über 2 Euro kann Bitcoin hier nicht mithalten. Anders sieht es bei Litecoin aus, dessen Gebühren ähnlich hoch wie die von PayPal sind. Es gibt aber auch Kryptowährungen, die PayPal unterbieten können, etwa Dash mit ca. 15 Cent pro Transaktion. In diesem Kontext drängt sich abermals das übergeordnete Thema der Skalierung in den Vordergrund. Ohne eine Skalierungslösung, wie sie durch SegWit angedacht ist, sieht es schlecht für Bitcoin aus, sich als attraktive Zahlungsmethode auch für niedrige Überweisungsbeträge durchzusetzen.

Es darf nicht vergessen werden, dass auch Fiatwährungen durch Anbieter wie PayPal schnell und kostengünstig überwiesen werden können. Durch den Kryptowährungs-Hype ist hier mit verstärktem Gegenwind traditioneller Finanzdienstleister zu rechnen, die ihren Service weiter verbessern werden. Entsprechend schwerer haben es Kryptowährungen als Alternative zu Euro und Co. bestehende und neue Nutzer zu überzeugen.

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INVESTMENTRELEVANTE KRYPTO-NEWS IM BLITZ-CHECK Genau wie bei den drei Top-Investmentnews zuvor, wird eine Einschätzung zu neuen Entwicklungen gegeben - weniger ausführlich, aber dafür nicht weniger konkret.

Südkorea treibt Regulierung von Kryptowährungen weiter voran Anfang Juli wurden in Südkorea drei Gesetzesentwürfe vorgelegt, die rechtliche Rahmenbedingungen für Bitcoin und Ethereum schaffen sollen. Ziel dieser Regulierungsoffensive soll der Verbraucher- und Investorenschutz sein. Derartige Regulierungsbestrebungen sind grundsätzlich positiv für Kryptowährungen, da sie Vertrauen und Rechtssicherheit in der Bevölkerung und bei institutionellen Anlegern schaffen. Dennoch ist nach wie vor die Gefahr einer Überregulierung gegeben, sodass die Ergebnisse abgewartet werden müssen.

Polnische Behörden warnen vor Bitcoin und Co. In einer gemeinsamen Erklärung haben sich die polnische Zentralbank und Finanzaufsichtsbehörde kritisch zu digitalen Währungen geäußert. Sie warnen vor Betrugsrisiken und hoher Volatilität. Des Weiteren wurde betont, dass Kryptowährungen in Zusammenhang mit Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung stehen und daher von Investoren und Banken gemieden werden sollen. Zwar ziehen diese Äußerungen keine direkten Konsequenzen nach sich, die Botschaft dahinter ist jedoch unmissverständlich gegen Kryptowährungen gerichtet und hat einen negativen Effekt auf das Image digitaler Währungen.

SatoshiPay “kündigt” Bitcoin Das Unternehmen SatoshiPay hat sich auf Mikrotransaktionen spezialisiert und dafür bis vor kurzem die Bitcoin-Blockchain genutzt. Aufgrund der Skalierungsprobleme und des Aufkommens effizienterer Blockchain-Technologien hat SatoshiPay aufgehört die Bitcoin-Blockchain für ihren Service zu nutzen. Zwar ist SatoshiPay nur ein kleiner Spieler im Bitcoin-Ökosystem, die Signalwirkung ist jedoch gleichwohl alles andere als gut für die Kryptowährung Bitcoin.

Schweizer Banken setzen zunehmend auf Bitcoin Nach wie vor ist die Schweiz ein wichtiger Finanzplatz mit enormen Vermögensbeständen. Entsprechend positiv ist daher das Angebot der Falcon Privatbank sowie der Onlinebank Swissquote zu bewerten ihren Kunden ab sofort Bitcoin-Dienstleistungen anzubieten. Konkret erhalten die Kunden die Möglichkeit Bitcoin zu erwerben und zu handeln. Dieses neue Angebot könnte auch andere Schweizer Finanzdienstleister dazu motivieren mitzuziehen und ihren vermögenden Privatkunden Bitcoin-Dienstleistungen anzubieten.

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ALTCOIN DES MONATS In jedem Börsenbrief stellen wir eine Kryptowährung vor, die sich besonders hervorgetan hat. Es handelt sich hierbei um einen so genannten Altcoin. Altcoins sind alternative Coins zum Bitcoin. IOTA stellt unter den Kryptowährungen eine Besonderheit dar, arbeitet sie doch nicht auf einer Blockchain, sondern auf einer Datenstruktur namens Tangle. Diese wird von den Entwicklern als notwendig für eine realistische Implementierung des Internet of Things gesehen. Zum Hintergrund: eine Datenstruktur für das Internet of Things ist idealerweise schlank, erlaubt gebührenlose Transaktionen und ist nicht auf einen ständigen Kontakt zum Internet angewiesen. Eine klassische Blockchain kann diese Anforderungen nicht erfüllen. IOTA ist spannend, da hier ein neuer, innovativer Ansatz für eine Distributed-Ledger-Architektur gewählt wird. Das Potenzial IOTAs mit Blick auf die Implementierung als Transaktions- und Interaktionsprotokoll ist sehr hoch. Mit SatoshiPay, die in ihrer Mikropayment-Plattform bisher Bitcoin genutzt haben, wird IOTA demnächst einen realen, schon jetzt genutzten Anwendungsfall vorweisen können. SatoshiPay bietet ein System für Kleinst-Transaktionen, das beispielsweise für eine faire Zahlung pro Artikel von Vorteil wäre. Neben SatoshiPay nutzt BigChainDB IOTA für einen Proof-of-Concept in den Bereichen Industrie 4.0 und Automotive. Schließlich hat IOTA neben diesen beiden genannten Unternehmen mit e-Health-Entwicklern wie Olso Medtech und dem Oslo Cancer Cluster, mit dem Imperial College London’s Centre for Cryptocurrency Research and Engineering (IC3RE) und mit der Startup-Plattform F6S noch weitere Partnerschaften aufgebaut. Auch wenn IOTA sicherlich noch einen langen Weg vor sich hat und ein Investment sich nicht in ein oder zwei Monaten rechnen wird, ist diese Kryptowährung als Wertanlage zu empfehlen. Da das Internet der Dinge eine vielversprechende Technologie ist, die auch beim

Megatrend Industrie 4.0 eine zentrale Rolle spielt, stehen die Chancen für einen langfristigen Wertanstieg der IOTA-Token ziemlich gut. Insbesondere zur Diversifikation kann IOTA als technologisch stark abweichende Kryptowährung das Portfolio bereichern. Schließlich bietet das technisch besondere Konzept eine Alternative zu bestehenden Blockchain-Lösungen.

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TECHNISCHE KURSANALYSE In diesem Teil geht es um die rein technische Betrachtung der drei führenden Kryptowährungen. Es werden Indikatoren ausgewertet und charttechnische Muster nach gängiger Analyseart ähnlich wie im Devisenhandel ausgewertet. Disclaimer: In den folgenden Abschnitten wird die Kursbewegung von Bitcoin, Ethereum und Ripple untersucht. Gemeinsam machen diese drei Währungen über 78% des Marktkapitals aller Kryptowährungen aus. Als Basis für die technische Analyse werden dabei Charts mit Tageskerzen betrachtet. Die Analysen wurden am 26. Juli 2017 erstellt. Repräsentativ wurden Kursbewegungen auf einzelnen Exchanges betrachtet. Diese Exchanges sind in Klammern hinter dem betrachteten Kurs angegeben. Trendlinien, die in der letzten Ausgabe vom Kryptokompass schon diskutiert wurden, sind blass-blau eingezeichnet.

BITCOIN (COINBASE) Das Head-and-Shoulder-Pattern und die durch MACD und RSI angedeutete Baisse hat sich bestätigt, so dass der Kurs innerhalb weniger Wochen dramatisch fiel. Vor einer Woche konnte dieser Abwärtstrend durchbrochen werden. Jedoch fiel der Kurs wieder etwas ab und testet aktuell den exponentiell-gleitenden Mitttelwert über zwei Monate. MACD ist zwar zum Teil positiv, jedoch bewegt sich die MACD-Linie (blau) wieder auf die Nulllinie zu. Ebenso ist der RSI gefallen und steht aktuell bei 48. Die Aussicht ist aktuell – insbesondere durch das Warten auf den 01.August – neutral.

KRYPTO-KOMPASS

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AUGUST 2017

Support: Der erste wichtige Support ist der über die letzten zwei Monate gebildete gleitende Mittelwert bei 2.101,37 €. Sollte dieser nicht halten, kann der Kurs bis auf das 50%-Fibonacci-Retracement-Level bei 1.603,38 € fallen. Dieser Support wurde im letzten Monat auch getestet. Wie im letzten Monat fällt das genannte Fibonacci-Retracement Level mit einem weiteren, durch die zwei Kursmaxima Anfang des Jahres gebildeten Trend, zusammen und stellt entsprechend einen äußerst starken Trend dar. Ein Abprallen am ersten Support wäre ein eindeutiges Kaufsignal, insbesondere wenn die erste Resistance überschritten wird. Resistance: Die wichtigste Resistance wird vom gleitenden Mittelwert über den letzten Monat gebildet und liegt bei 2.178,08 €. Sollte diese überwunden werden, würde nur noch das jüngste Maximum bei 2.471,37 € einem Test des Allzeithochs im Wege stehen.

ETHEREUM Anders als im Fall von Bitcoin ist hier zwischen den Tauschpaaren Ethereum-Bitcoin und Ethereum-Fiatwährung zu unterscheiden. Repräsentativ wurde der Euro als Fiatwährung betrachtet, da dieses Tauschverhalten für viele Leser im Gegensatz zu anderen Fiatwährungen die präferierte Wahl darstellt.

ETHEREUM / BITCOIN (POLONIEX) Ethereum ist weiter stark gefallen und hat innerhalb der letzten zwei Monate fast 50% an Wert verloren. Der seit März 2017 verfolgte Aufwärtstrend wurde verlassen. Aktuell liegt der Kurs unter den über einen und über zwei Monate gebildeten gleitenden Mittelwerten, die zusätzlich ein Todeskreuz bilden. Der negative MACD und der RSI von 39 bestätigen die Baisse.

KRYPTO-KOMPASS

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AUGUST 2017

Support: Eine schwache Version des Aufwärtskanals ist der dunkelblau eingezeichnete Aufwärtstrend. Dieser stellt auch einen wichtigen Support dar. Ein erster wichtiger Support liegt entsprechend bei 0,074 BTC. Ein Abprallen an demselben wäre als kurzfristiges Kaufsignal zu interpretieren. Resistance: Die zentrale Resistance liegt bei 0,088 BTC. Ein Durchbrechen dieser Resistance würde ein Ende des aktuellen Abwärtstrends ankündigen und wäre ein wichtiges Kaufsignal.

ETHEREUM (EUROKRAKEN) Wie im Fall von Bitcoin und im Wertepaar EthereDie Situation hier ähnelt der des Wertepaares Ethereum-Bitcoin, jedoch lässt sie eine marginal optimistischere Bewertung zu: Der Abwärtstrend wurde vor einigen Tagen durchbrochen. Aktuell scheitert ein etwaiger Aufwärtstrend jedoch am gleitenden Mittelwert der letzten zwei Monate. Beide gleitenden Mittelwerte stehen, wie auch beim Wertepaar Ethereum-Bitcoin, kurz vor einem Todeskreuz. Mit beiden Linien des MACD im negativen Bereich und einem RSI von 43 wird auch hier die Baisse bestätigt. Support: Wichtigster Support ist das 61,8% Fibonacci-Retracement-Level bei 138,07 €, das aktuell mit dem Awärtstrend der letzten Monate zusammenfällt. Sollte dieser durchbrochen werden, wäre der nächste wichtige Support bei 95,38 €. Ein Fallen unter diesen Support würde das Ende des seit März eingeschlagenen Aufwärtstrends bedeuten und entsprechend ein gutes Verkaufssignal auch für Langzeitinvestoren bieten. Resistance: Die wichtigste Resistance der gleitende Mittelwert der letzten zwei Monate bei 198,76 €. Ein Überwinden desselben würde den Kurs wieder über die gleitenden Mittelwerte heben.

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RIPPLE / BITCOIN (POLONIEX) Auf verschiedenen Exchanges kann inzwischen Ripple auch gegen Fiatwährungen wie den Euro getauscht werden. Da Bitstamp dies lang genug für ausgebildete gleitende Mittelwerte vorweisen kann, hat man sich bei der Darstellung des Wertepaars Ripple-Fiat für jenen Exchange entschieden. Aus der Seitswärtsbewegung des letzten Monats wurde für Ripple ein Abwärtstrend. Selbst der grob geschätzte Aufwärtstrend (im Chart hellblau eingezeichnet) wurde inzwischen, wie auch die Mittelwerte für einen bzw. zwei Monate, unterschritten. Ebenso hat sich im Fall des Wertepaars XRP-BTC bereits ein Todeskreuz zwischen beiden exponentiellen gleitenden Mittelwerten gebildet. Ein negativer MACD bestätigt wie auch ein sehr geringer, fast überverkaufter RSI bei 33 die Baisse.

Support: Einen signifikanter Support liegt bei 0,000056 BTC. Dabei handelt es sich um das Maximum vom April diesen Jahres. Ein weiterer wichtiger Support, dessen Durchbruch selbst für jene, die vor April in Ripple investierten, ein Verkaufssignal wäre, liegt bei 0,000025 BTC, was dem Plateau zwischen April und Mai entspricht. Resistance: Die wichtigste Resistance stellt hier der Abwärtstrend dar. Steigt der Kurs also über 0,000076 wäre dies ein erstes Kaufsignal, das durch ein Durchbrechen der durch die gleitenden Mittelwerte beschriebenen Resistance noch bestätigt werden würde.

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AUGUST 2017

RIPPLE / EURO (BITSTAMP) Auch im Wertepaar Ripple-Euro kann man eine Baisse wahrnehmen. So liegt der Kurs unter den gleitenden Mittelwerten, die wie auch im Fall Ripple-Bitcoin ein flaches Todeskreuz geformt haben. Außerdem ist der MACD im negativen Bereich und der RSI bei 40. Dennoch ist in diesem Wertepaar die Situation nicht ganz so dramatisch wie im Wertepaar Ripple-Bitcoin: der Aufwärtstrend seit Anfang April wurde kurz getestet, jedoch nicht durchbrochen, und bildet mit dem seit Mitte Mai verfolgten Abwärtstrend ein symmetrisches Triangle Pattern, das bis spätestens Mitte August verlassen wird.

Support: Der wichtigste Support wird durch den genannten Aufwärtstrend beschrieben und liegt bei 0,12 €. Ein weiterer, vorher liegender Support liegt bei 0,13 €, was dem erreichten Minimum vom 17.Juli entspricht. Resistance: Die wichtigste Resistance liegt bei 0,18 €. Diese Resistance wird von beiden gleitenden Mittelwerten und dem Abwärtstrend gebildet, die aktuell fast übereinander liegen. Sollte diese Resistance durchbrochen werden, würde dies für ein neues Erstarken von Ripple sprechen und wäre ein eindeutiges Kaufsignal.

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AUGUST 2017

NETZWERKSTATUS DER TOP-3-KRYPTOWÄHRUNGEN Bitcoin (BTC)

Ripple (XRP)

Ethereum (ETH)

Marktkapital in Mio. Euro

39.022

6.297

18.001

Hash-Rate

6.638 PH/s

-

71 TH/s

Difficulty

805 Mrd.

-

1333 Bln.

Bestätigungsdauer

14 min

3,49 Sek.

19 Sek.

Transaktionsgebühr Euro*

1,4

0,00029

0,3

*Es handelt sich hierbei um die mittleren Transaktionsgebühren gemäß blockchain.info, etherscan und xrpcharts. Stand: 26.07.2017

KRYPTO-KOMPASS

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AUGUST 2017

KURZBETRACHTUNG DER TOP-10-KRYPTOWÄHRUNGEN Die Tabelle soll eine Übersicht zu den Top-10 Kryptowährungen geben. So gibt sie beispielsweise Aufschluss darüber, welche Kryptowährung aufsteigen konnte und wie die jeweilige kurz- bis mittelfristige Prognose ausschaut. Im Vergleich zu letztem Monat ist Monero in die Top 10 eingestiegen, während BitShares auf Platz 16 abrutschte.

Name

Marktkapital in Mio. Euro

Preis alt in Euro

Preis neu in Euro

Supply

% Preisänderung

Prognose (Chart)

Anmerkung / Zusatzinfo

Bitcoin

39.022

2307

2.369

16,4 Mio. BTC

2,68

neutral

+ Akzeptanz für Segwit 2x - User activated Soft Fork & BCC können im August für Probleme sorgen - BTC-e-Gründer verhaftet

Ethereum

18.001

271

192

93,6 Mio. ETH

-28,99

negativ

- Vertrauen durch mehrere Hacks erschüttert + SEC Regulierung bzgl. Tokens

Ripple

6.297

0,26

0,17

38,3 Mio. XRP

-34,62

negativ

+ Federal Reserve signalisiert Unterstützung

Litecoin

1.995

39,11

38,26

52,2 Mio. LTC

-2,17

neutral bis positiv

NEM

1.338

0,16

0,15

9,0 Mrd. XEM

-6,25

positiv

+ Microwallet + Developer Library

DASH

1.329

155,54

178,51

7,5 Mio. DASH

14,77

positiv

+ Bitcoin-Mixer schließt & empfielt DASH + Wallet in App Store

Ethereum Classic

1.274

19,39

13,58

93,9 Mio. ETC

-29,96

negativ

- keine Integration von ETC bei Coinbase

-36,11

positiv

+ verschiedene Partnerschaften (z.B. Satoshi Pay) + erste Use Case für Automotive + neue Wertepaare (XMR/ETH, XMR/USDT)

IOTA

633

0,36

0,23

2,8 Mrd. MIOTA

Monero

574

37,03

38,74

14,8 Mio. XMR

4,62

neutral

Stratis

477

6,29

4,85

98,5 Mio. STRAT

-22,89

neutral bis positiv

Stand: 26.07.2017

KRYPTO-KOMPASS

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AUGUST 2017

UNTERNEHMEN DES MONATS: DAIMLER - WIE VIEL DEZENTRALITÄT STEHT HINTER DEM BLOCKCHAIN-PILOT? Jeden Monat berichten wir über ein an der Börse notiertes Unternehmen, das sich besonders in der Nutzung der Blockchain-Technologie bzw. in der Integration einer Kryptowährung hervorgetan hat. Dabei beleuchten wir auch, inwiefern sich die Blockchain-Implementation auf den Unternehmenswert auswirken kann. Viele Konzerne versuchen Blockchain-Anwendungsfälle zu erforschen und stecken dabei einiges an Kapital und Kapazitäten in diverse Blockchain-Projekte. Oftmals wird dabei der Eindruck erweckt, dass es sich eher um Marketingkampagnen als um substantielle Forschung handelt. Entsprechend kritisch sollten die Bestrebungen in Sachen Blockchain unter die Lupe genommen werden. Insbesondere der Autobauer Daimler musste sich für sein letztes Blockchain-Pilotprojekt einiges an Kritik gefallen lassen. Konkret ging es um folgendes Projekt: Der Autokonzern hat gemeinsam mit der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) einen Schuldschein via Blockchain emittiert. Der Schuldschein umfasst 100 Millionen Euro, hat eine Laufzeit von einem Jahr und wurde von vier Investoren gezeichnet: von der LBBW selbst und den Kreissparkassen Essslingen-Nürtingen, Ludwigsburg sowie Ostalb. Fast der gesamte Prozess konnte über die Blockchain durchgeführt werden. Angefangen bei der Initiierung, der Zuteilung und dem Vertragsabschluss bis hin zur Zinszahlungs- und Rückzahlungsbestätigung konnte alles über die Blockchain abgebildet werden.

Das Ganze wurde auf einer privaten Blockchain ohne öffentliche Einsicht abgewickelt. Ein Prozess, der in diesem kleinen Kreis an Teilnehmern wahrscheinlich effizienter und günstiger über eine gewöhnliche Datenbank hätte abgewickelt werden können, so die Kritik. Sicherlich hat die Anleihenemittierung über die Blockchain keine kurz- bis mittelfristigen Effizienzsteigerungen zur Folge, die sich im Betriebsergebnis und folglich im Aktienkurs von Daimler bemerkbar machen. Dennoch ist es ein Anfang, der sich mit vielen korrespondieren Blockchain-Pilotprojekten langfristig auszahlen kann. So ist Daimler auch Mitglied im Konsortium von Hyperledger, in dem zahlreiche andere Blockchain-Anwendungsfälle, unter anderem auch für die Automobilindustrie, erforscht werden.

KRYPTO-KOMPASS

17

AUGUST 2017

Praktisch jeder große Autobauer hat Blockchain-Pilote in der Pipeline. So arbeitet beispielsweise Renault an einem Blockchain-Wartungsbuch, das alle Reparaturdaten über eine Blockchain erfasst. Toyota hingegen testet die Blockchain, um Datentransaktionen zwischen Fahrzeugen im Rahmen der Smart Mobility abzuwickeln und zu erfassen. Die Liste solcher Pilotprojekte in der Automobilbranche ist lang, da jeder Autobauer zur Innovation und deren öffentlichkeitswirksamer Außenkommunikation gedrängt ist. Weder die Anleihenemittierung von Daimler noch irgendein gegenwärtiges Blockchain-Projekt eines anderen Autobauers wird zeitnah den großen Wurf mit positiven Impulsen für den Aktienkurs hervorbringen. Bis es zu kommerziellen und praxistauglichen Blockchain-Anwendungsfällen im Automobilbereich kommt, werden noch viele Pilotprojekte durchgeführt werden müssen.

WERTPAPIERKENNZIFFERN WKN: 710000 / ISIN: DE0007100000 Kurs: 60,12 Euro Kurs-Gewinn-Verhätnis (2016): 8.9 Dividendenrendite (2016): 4,6% Dividende (2016): 3,25 Euro

KRYPTO-KOMPASS

18

AUGUST 2017

PO.ET: DIE MACHT DEM SCHÖPFER In jedem Börsenbrief stellen wir unser ICO des Monats vor und unterziehen es einer genauen Analyse, in der die wichtigsten Kriterien abgearbeitet und eine Einschätzung abgegeben wird. Urheberrechte sind eine gerade durch das Internet immer komplexere Herausforderung für Künstler, Publisher und Verlage. Po.et möchte eine Blockchain-Lösung anbieten, die das Rechtemanagement und Lizenzierungsgeschäft im Kreativbereich vereinfacht. Projekt

Po.et

Token

Po.et (POE) Menge: 3.141.592.653 Stück

Start

08.08.2017 (8:08 Uhr MEZ)

Ende

05.09.2017

Funding-Bonus

Keiner Ziel: 10.000.000 US-Dollar

Geplante Fundingsumme

Entsprechende Marktkapitalisierung: 20.000.000 US-Dollar Einzahlungen akzeptiert in Bitcoin, Ether und ausgewählten Altcoins (später bekanntgegeben)

Unternehmenssitz

Singapur (Poet Technologies Limited)

Technologie

Ethereum-Blockchain

KRYPTO-KOMPASS

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AUGUST 2017

DIGITALE URHEBERSCHAFT ÜBER DIE BLOCKCHAIN Die Urheberschaft von digitalen Werken ist in der Regel schwer nachzuweisen. Dateien besitzen zwar Metadaten, die jedoch leicht verfälscht werden können. Künstler, Schriftsteller und Kreative greifen deshalb auf zentrale Parteien in Form von Distributoren oder Publishern zurück, die ihre Interessen vertreten. Auch in diesem Fall ist der Nachweis hingegen abhängig vom Vertrauen in menschliche Zentralstellen. Das Po.et Projekt lagert diese Aufgaben auf die Bitcoin-Blockchain aus und möchte das sogenannte “Ownership Tracking” durch eine dezentrale Speicherung lösen. Die Dimensionen des Projekts lassen sich klassifizieren in: 1. Eigentum: Wem gehört die geistige Schöpfung? 2. Verwendung: Kann man das Produkt lizenzieren oder für andere Zwecke nutzen? 3. Historie: Was ist der Ursprung und welchen Weg hat das Produkt zurückgelegt?

PROOF OF EXISTENCE Diese Idee wird über das sogenannte Proof-of-Existence-Verfahren umgesetzt. Dieses Verfahren existiert bereits seit 2013 und bietet mit einem Online-Tool die Möglichkeit, Dateien über die Blockchain zu verfolgen. Für Po.et wird dieses Konzept ebenfalls eingesetzt. Proof-of-Existence bedeutet, dass durch die Verknüpfung mit einem Zeitstempel und der Speicherung in der Blockchain nachgewiesen werden kann, dass eine bestimmte Person das Dokument zu einem bestimmten Zeitpunkt besessen hat. Die Abgrenzung vom Proof-of-Existence-Projekt geschieht jedoch durch das Metadatenprinzip: Po.et speichert weitere Metadaten und lässt diese – neben dem eigentlichen Dokumentinhalt – ebenfalls verifizieren. Dafür muss der Nutzer das entsprechende Dokument nicht einmal besitzen.

PROOF OF EXISTENCE Das Po.et Team legt leider keine zeitlich bestimmten Entwicklungsphasen in der Roadmap fest. Die Roadmap gliedert sich zwar inhaltlich in einzelne, sinnvolle Phasen, minimiert ihre Verbindlichkeit jedoch durch fehlende zeitliche Meilensteine. Die Phasen sehen wie folgt aus:

ROSETTA ÄRA Zu erschließende Zielgruppe: Publisher Use Cases: 1. Akademische Forschungsergebnisse mit Zeitstempeln versehen 2. Authentizitätsnachweise von Inhalten 3. Rechtskräftige Beweisgrundlagen

GUTENBERG ÄRA • • •

Verteiltes Netzwerk für Publisher, Editors und Content Creators Lizenzierungssystem Zahlungskanäle und unveränderbare Portfolios

Use Cases: ISBN Alternative, Plattform für die digitalen Medien

ALEXANDRIA ÄRA Offenes Netzwerk und offene Mediendatenbank, auch Unternehmen und Entwickler durch Schnittstellen einspeisen Uses Cases: Markenlizenzierung Insbesondere in der Gutenberg Ära und der Alexandria Ära können durch das Ausschalten von Intermediären disruptive Effekte genutzt werden, die für die Nutzer in Kosteneinsparungen resultieren. Die Roadmap gibt damit einen sachlogisch sinnvollen Ablauf an Use Cases und zu erreichenden Zielgruppen an. Inbesondere für die Zielgruppenerschließung wählt Po.et einen Bootstrapping-Ansatz und möchte diesen stückweise aufbauen.

KRYPTO-KOMPASS

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AUGUST 2017

DIE ZIELGRUPPE

DAS BUSINESS-MODELL



Po.et verfolgt eine sehr offene Herangehensweise an die Entwicklung, die sich unter anderem durch den frei verfügbaren Quellcode des Projekts zeigt. Gewinne möchte Po.et unter anderem durch Marktplätze für digitale Assets erzielen. Die auf der Blockchain gespeicherten Werke wären darüber handelbar. Daneben sollen Applikationen zum “Rights Management” und ein Forschungsmarktplatz angeboten werden. Größere Unternehmen können darüber hinaus Lizenzgeschäfte durchführen, die ebenfalls auf einer Verüptung für Po.et basieren.

• •

Publisher: veröffentlicht und verbreitet digitale Inhalte Editor: übernimmt Vermarktung und Monetarisierung der Inhalte Content Creator: schafft und entwickelt kreative Werke

Die Zielgruppe dürfte im ersten Schritt wenig mit Blockchain-Technologien vertraut sein. Aus diesem Grund möchte Po.et das Veröffentlichen von Werken unter anderem über Plugins für gängige Content-Management-Systeme (CMS) wie WordPress, Drupal & Co. vereinfachen. Die Plugins würden die Nutzung des Projekts auf ein höheres Abstraktionslevel heben, sodass keine direkte Blockchain-Interaktion mehr erforderlich ist.

DAS TEAM Entwickelt wird Po.et von namhaften Projektmitgliedern, die in aller Regel bereits Erfahrungen in der Blockchain-Sphäre besitzen, allen voran Esteban Ordano. Ordano ist der Erfinder des Proof-of-Existence-Verfahrens, das auch Po.et nutzt, und hat bei Bitpay als Software Engineer gearbeitet. Als Architekt von Po.et sollten ihm deshalb die notwendigen Kompetenzen auch von technischer Seite zur Verfügung stehen. Ordano wird als Technical Lead von Lautaro Dragan, der in der Vergangenheit vor allem Entwicklungspositionen bekleidete, unterstützt. Auf der anderen Seite steht dem Projekt Konstantin Richter bei, der als CEO und Fundraiser Input aus Business-Perspektive liefern soll. Auch im Marketing und Product Development besitzen die Teammitglieder oft eigene Gründungserfahrung oder Erfahrung in CEO-Positionen innovativer Unternehmen.

UNTERSTÜTZER Als Unterstützer stehen Richard Titus, auch Advisor bei Hive, Anthony Di Iorio und Bo Shen zur Verfügung. Di Iorio ist Mitgründer von Ethereum und Jaxx sowie Gründer von Decentral. Shen ist Mitgründer von FenBuShi Capital, dem ersten Venture Capital Unternehmen, das ausschließlich Investments in Blockchain-Projekte unternimmt.

KONKURRENZANALYSE Projekte, die sich wie Po.et mit dem Management von Rechten an digitalen Werken auseinandersetzen, sind zunächst in zentrale und dezentrale Plattformen zu unterscheiden. Zum einen bieten sich etwa im Fotografiebereich insbesondere Stockfoto-Plattformen an, die den Handel der Werke ermöglichen. Gerade diese Zentralität versucht Po.et jedoch aufzulösen, da sie eine Überprüfung von Urheberrechten durch das nötige Vertrauen an eine zentrale Partei letztlich nur bedingt ermöglicht. Auf der anderen Seite gibt es jedoch ebenso dezentrale Projekte, die an ähnlichen Lösungen arbeiten. Herausstechend sind dabei:

• • • •

Everledger (Ownership-Lösung speziell für Diamanten) Chronicled (Integrity-Lösung speziell für Schuhe) Verisart (Fokus auf Kunst) Monegraph

Eine besondere Ähnlichkeit zu Po.et weist dabei Monegraph auf, da auch dieses Projekt auf Basis von Proof-of-Existence für viele Arten von Medien digitales Rechtemanagement realisiert. Eine Eigenschaft, die Po.et davon abgrenzt, ist der Fokus auf Schnittstellen-Funktionen. Po.et möchte für Entwickler und Unternehmen viele Programmierschnittstellen (APIs) anbieten, sodass z.B. Verkaufsplattformen auf das Projekt zurückgreifen können. Dennoch gilt es für Po.et im laufenden Rennen gegen die durchaus vorhandene Konkurrenz zu bestehen.

KRYPTO-KOMPASS

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AUGUST 2017

DAS POE-TOKEN

FAZIT

Investoren sollen mithilfe des POE-Tokens an den Gewinnen beteiligt werden. Die Hälfte aller existierenden Tokens werden dabei über den Tokensale ausgeschüttet, die verbleibenden 50% sind für andere Ausgaben reserviert.

Po.et nimmt sich einem Problem an, das durch Dezentralität einen hohen Nutzen schafft. Die Blockchain bietet naturgemäß einen optimalen Nährboden für den Nachweis von Ownership und Integrity – zwei Eigenschaften, die auch Po.et dezentral prüfbar machen möchte. Das Business Modell richtet sich vor allem an Enterprise-Angebote, deren Realisierung durchaus eine große Nutzerbasis erfordern dürfte. Auch die Konkurrenz stellt Po.et vor die Herausforderung, die definierten Ziele in kurzer Zeit umzusetzen.

Mit den Investitionen möchte das Team über den Bootstrapping-Ansatz ein Kundennetzwerk schaffen, die Weiterentwicklung vorantreiben und ein Vergütungssystem für Early Adopters und Unterstützer schaffen.

Insgesamt ist Po.et daher als sehr interessantes Projekt zu sehen, das sich jedoch gegen den Wettbewerb durchsetzen muss. Bis zur Generierung von Einnahmen wird es einige Zeit dauern, grundsätzlich verspricht Po.et jedoch großes Potenzial.

TOKEN-VERTEILUNG Team - 8%

Angel investors - 10%

Partners- 10%

Foundation - 22%

Tokensale - 50%

WEBSEITE https://po.et

WHITEPAPER

https://po.et/whitepaper.pdf

KRYPTO-KOMPASS

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AUGUST 2017

KOMMENDE ICOS IN DER KURZÜBERSICHT Die Tabelle umfasst eine Auswahl an bereits vorselektierten ICOs, die in nächster Zeit anstehen. Entsprechend soll die Tabelle eine Übersicht geben und auf interessante, neue Kryptowährungen aufmerksam machen.

Name

Start

Ende

Beschreibung

Anzahl Coins

Funding-Ziel

Hirematch.io

01.08

31.08

Dezentraler Arbeitsmarktplatz

31.08

ca. 40.000 Ether

Impak Coin

01.08

unbekannt

Kryptowährung die Sozialgedanken verfolgt. Will “sicherste Kryptowährung” werden

Min.: 575.000 Max.: 11,5 Mio.

575.000 CAD

Brickblock

Phase 1: 02.08 Phase 2: Sept. / Okt.

Phase 1: 06.08 Phase 2: Okt. / Nov.

Token-System, das durch Assets aus der echten Welt gedeckt ist.

500 Mio. auf 51% verteilt

500-700 ETH

Digipulse

04.08

unbekannt

Vererben von digitalen (Blockchain-)Assets

6 Mio.

ca. 65.000 ETH

Boule

28.08

unbekannt

Digitales Wahlsytem über Blockchain

300 Mio.

300.000 ETH Minimum 300 ETH

Po.et

08.08

unbekannt

Urheberrechte-Management gemäß Proof-ofExistence

3 Mrd.

10 Mio. US-Dollar

onG.social

11.08

unbekannt

Dashboard für verschiedene Soziale Netzwerke mit vergütung über Kryptowährungen

300 Mio.

unbekannt

14.09

Plattform für Virtual Reality (VR) Streaming für Mainstream-Zielgruppen

90 Mio. via Tokensale (150 Mio. insgesamt)

45.000 ETH

Spectiv (SIG)

14.08

Min.: 250.000

Min.: 500 ETH

Nexus

17.08

17.09

Dezentrales soziales Netzwerk

Wolk (WOLK)

28.08

28.09

Netzwerk für Advertising-Daten, ermöglicht Datenhandel

50 bis 500 Mio.

50.000 500.000 ETH

Monkey Capital (MNY)

08.08

09.09

Dezentralisierter Hedgefonds mit geplanten Investments in SpaceX und digitale Assets

1 Mrd.

variabel

Max. (via Tokensale): 46 Mio.

KRYPTO-KOMPASS

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AUGUST 2017

Name

Start

Ende

Beschreibung

Anzahl Coins

Funding-Ziel

Blocklancer (LNC)

05.08

unbekannt

Dezentraler autonomer Jobmarkt (DAJ) für Freelancer und Auftraggeber

200 Mio.

Max.: 13.000 ETH

HarbourDao (HRB)

01.08

31.08

DAO (dezentrale autonome Organisation)

650.000

10.000 ETH

0x

15.08

unbekannt

Plattform, die es Ethereum Smart-Contracts ermöglichen soll, Ethereum-Tokens automatisiert zu tauschen

1 Mrd.

24 Mio. US-Dollar

Kickico

29.08

01.10

Plattform für ICOs, Crowdinvesting und Crowdfunding

unbekannt

200.000 ETH

Matryx

22.08

unbekannt

Wissenschafts- und Datenplattform, auf der bereitsteller entlohnt werden

143 Mio., 70% verteilt

unbekannt

Stand: 26.07.2017 Die Tabellen umfassen eine Auswahl an bereits vorselektierten ICOs, die in nächster Zeit anstehen. Entsprechend sollen die Tabellen eine Übersicht geben und auf interessante, neue Kryptowährungen aufmerksam machen. Disclaimer: Sämtliche von BTC-Echo UG (haftungsbeschränkt) in dieser Ausgabe des Krypto Kompass veröffentlichten Empfehlungen sind keine Aufforderungen zur Anschaffung oder Veräußerung von konkreten digitalen Währungen im Sinne einer Anlageberatung oder -vermittlung. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der dargestellten Informationen sowie für aus den dargestellten Informationen resultierende Vermögensschäden haftet BTC-Echo UG (haftungsbeschränkt) nicht, sofern nicht nachge-wiesen werden kann, dass den dargestellten Informationen eine vorsätzlich oder grob fahrlässig unsorgfältige Recherche durch BTC-Echo UG (haftungsbeschränkt) zugrunde liegt. Die dargestellten Informationen werden von BTC-Echo UG (haftungsbeschränkt) sorgfältig recherchiert und nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Ohne dazu verpflichtet zu sein weist BTC-Echo UG (haftungsbeschränkt) darauf hin, dass jedes Investment in digitale Währungen höchst spekulativ und somit sowohl mit Chancen als auch mit Verlustrisiken bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals verbunden sind.

KRYPTO-KOMPASS

AUGUST 2017

BILDQUELLEN Titel und Herkunft in der Reihenfolge ihres Erscheinens im Börsenbrief: Titelbild Fuzzy man walking on hanging bridge vanishing in fog. Focus on middle of bridge via Shutterstock.com Top-News 1) Man on the edge of the abyss via Shutterstock.com 2) Man using pos terminal at the shop via Shutterstock.com 3) Transaction-Fee via bitinfocharts, Stand: 30.07.2017 Kurz-News 1) Traditional Korean style architecture at Bukchon Hanok Village in Seoul via Shutterstock.com 2) Warsaw capitol of Poland via Shutterstock.com 3) Getting fired via Shutterstock.com 4) Switzerland High Resolution Banks Concept via Shutterstock.com Altcoin des Monats IOTA via Shutterstock.com Unternehmen des Monats Mercedes-Benz CLS 250 CDI Shooting Brake car via Shutterstock.com Po.et Po.et-Logo via Po.et Press Kit

IMPRESSUM: BTC-ECHO UG (haftungsbeschränkt), Albersallee 34, 47533 Kleve [email protected]

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