Karl Konrad Windstosser.-.Die Ganzheitsmedizinische Behandlung Krebskranker Und Krebsgefährdeter

January 14, 2018 | Author: Ibfuw-13 | Category: Cancer, Medicine, Health Care, Public Health, Wellness
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Die Ganzheitsmedizinische Behandlung Krebskranker Und Krebsgefährdeter...

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DIE GANZHEITSMEDIZINISCHE BEHANDLUNG KREBSKRANKER UND KREBSGEFÄHRDETER

Dr. med. Karl Konrad Windstosser

Koautor: Dr. med. Karl-Heinz Braun-von Gladiß

I. Einführung 0.1 Titel und Erläuterung Motiv und Hintergrund dieses Kompendiums ist die im 20. Jahrhundert notwendig gewordene Revision der fortschrittsfeindlichen lokalpathologisch fixierten Ideologie und gescheiterten Ausrottungsstrategie der lehrmedizinischen Onkologie sowie deren wünschenswerte Weiterentwicklung zu einer menschenfreundlichen Disziplin, die ihre Aufgabe darin sieht, die Patienten zur körpereigenen Überwindung des Krebsgeschehens und dessen Voraussetzungen zu befähigen. Der Leser findet hier eine umfassende, vorwiegend bewertungsfreie Darstellung dieser neuen, zum Teil bereits etablierten, vorwiegend jedoch noch realisierungsbedürftigen komplementärholistischen Krebsheilkunde hinsichtlich ihrer wissenschaftlichen und empirischen Fundamente und der daraus zu ziehenden Konsequenzen, ihre massive Behinderung und Disqualifikation, ihre plurivalenten, aber synergistischen Therapiemodelle, deren Konzepte, Methoden und Medikamente, ihre reichhaltige Literatur, ihre Organisationen und ihre Zukunftsaussichten. Hinweise zur Textgestaltung und Literaturangabe Die Ende des 20. Jahrhunderts in Deutschland eingeführte Rechtschreibreform wurde der Einheitlichkeit wegen weder in den vor noch in den nach 2000 entstandenen Teilen des Buches berücksichtigt, wie sich beispielsweise auch der Verband der Hochschulen, die FAZ und andere literarisch kompetente Stellen, Verlage usw. bisher so verhalten haben. Nicht aus Respektlosigkeit, sondern, wie in wissenschaftlichen Schriften der Vereinfachung wegen üblich, bleiben die Namen zitierter Autoren grundsätzlich ohne akademische Titel und Würden, vorwiegend auch ohne Vornamen, es handle sich denn um eine besondere Hervorhebung oder Würdigung. Um eine allzu umfangreiche und unübersichtlich werdende, auf den gesamten Text des Buches Bezug nehmende Bibliographie zu vermeiden, folgen allen Abschnitten die jeweils themenrelevanten Literaturangaben entsprechend der bis ins 21. Jahrhundert reichenden Recherchen des Verfassers. Die unübersehbare Flut medizinischer Veröffentlichungen insbesondere auch aus dem internationalen Raum (USA) macht es heute unmöglich, sich auch nur in einem kleinen Teilbereich lückenlos und erschöpfend zu informieren. Bei der vorliegenden Aufteilung der Literaturangaben ist es unvermeidlich, wichtige Titel an mehreren Stellen wiederholt zu zitieren. Im übrigen erlauben die oft sehr umfangreichen Bibliographien mancher Autoren ein immer detaillierteres Eindringen in die einzelnen Wissensgebiete. Hinweise auf Titel in den Literaturangaben der jeweiligen Abschnitte stehen in eckigen Klammern, Querverweise auf andere Stellen innerhalb des Buchtextes in runden Klammern.

Diagnostische Angaben können in einem Buch therapeutischen Inhalts aus Platzgründen nicht oder nur andeutungsweise berücksichtigt werden. Soweit erforderlich gibt es Literaturhinweise oder entsprechende Fußnoten.

0.2 Redaktionelle Erklärung Hinter diesem Museum, und auch hinter dem Manuskript „Die Praxis der ganzheitlichen Therapie Krebskranker und Krebsgefährdeter“ steht eine besondere Geschichte: In den letzten zehn Lebensjahren von Dr. Windstosser verband mich eine intensive Zusammenarbeit mit diesem großen Lehrer in Fragen der Ganzheitlichkeit. Dieser zunächst fachlich geprägte Kontakt entwickelte sich mehr und mehr zu einer freundschaftlichen Beziehung. Ich lernte dabei die große Bedeutung der Gedanken, Schriften und Vorträge dieses Lehrmeisters der ganzheitlichen Denkweise schätzen. Dr. Windstosser arbeitete in den letzten zehn Jahren seines Lebens zum Teil oft fieberhaft an der Vollendung seines Hauptwerkes, dem Manuskript „Die Praxis der ganzheitlichen Behandlung Krebskranker und Krebsgefährdeter“. Aus tiefem Respekt der ganzheitlichen Haltung dieses Mannes gegenüber, die meine eigene Entwicklung entscheidend prägte, habe ich die Aufgabe übernommen, posthum die Herausgabe der Schriften Dr. Windstossers zu realisieren. Am Ende des 20. Jahrhunderts fand ich dabei eine geistige Produktionsstätte vor, in der das hohe geistige Niveau und die feine Wesensart dieses Mannes deutlich zu spüren war. Bürotechnisch war dieses Atelier erfüllt von Leitz-Ordnern, fotokopierten und archivierten Zeitschriftenartikeln, Monographien, besonderen Büchern und antiquarischen Folianten, und im Zentrum befand sich eine mechanische Schreibmaschine, mit der Dr. Windstosser weit über zehntausend Seiten selbst getippt hatte; Korrekturen waren, dieser vergangenen Zeit gemäß, mit Tipp-Ex, neu getippten und dann überklebten Seitenteilen erfolgt, oft aber auch in Form handschriftlicher Einschübe und Verweise auf die Integration in andere Textstellen. Es galt nun, diese papierene Form zu digitalisieren. Dafür ließ ich nach einer ersten Sichtungsphase, welche ich natürlich selbst vornahm, alle relevanten Seiten - mehrere zehntausend - mit einem Flachbildscanner in Word-Format umwandeln, so daß die Texte nun digital bearbeitbar wurden. Dabei zeigte sich, daß die Schreibmaschinenvorlagen, welche mit unterschiedlichen Farbbandqualitäten und unterschiedlichem mechanischem Anschlagdruck gefertigt waren, mit verschiedener Übertragungsqualität vom Scanner übernommen wurden. Vielfach waren absatzweise, z. T. über mehrere Seiten hinweg, nur „Hyroglyphen“ zu entziffern, sodaß in extrem mühsamer Kleinarbeit ein Wort für Wort vorzunehmendes Nacharbeiten erforderlich war, bei dem die papierene Vorlage mit dem Scanergebnis verglichen wurde. Dabei war es natürlich nicht vermeidbar, daß selbst in der letzten Korrekturfassung immer wieder Einscannfehler übersehen blieben. Dies erschwert die Lesbarkeit nur an wenigen Stellen und nur sehr geringfügig. Der Inhalt ist ohne weiteres immer richtig erkennbar. Dem Museum haftet so auch nach der Fertigstellung noch das individuell-handwerkliche an, ohne das es nicht hätte entstehen können. Ursprünglich hatte ich die Zeitspanne eines halben Jahres für die Realisierung dieses Projektes veranschlagt. Schließlich dauerte es fast zwei Jahre, wobei die beiden Personen, die den größten Teil der technischen Arbeit leisteten, oft wochen- bis monatelang täglich bis zur Erschöpfung und Augenübermüdung vor dem PC saßen: meine Tochter Anne von Gladiß und mein Sohn Helge von Gladiß. Ihnen gebührt daher mein ganz besonderer Dank; ohne ihre engagierte Hilfe wäre die Fertigstellung dieses Projektes nicht möglich gewesen.

Besonders gefreut hat mich dabei, daß diese beiden jungen Studenten bei der Bearbeitung des Windstosser-Nachlasses vom ganzheitlichen Geist dieses Arztes ergriffen wurden und immer wieder über die Gedankengänge, deren Logik und tiefe Gründlichkeit beeindruckt waren. Auch mir selbst ging es beim Bearbeiten so, daß ich Dr. Windstossers Geist immer wieder bei mir spürte; diese Zeit war für mich ein ganz besonderes Erlebnis und eine nochmalige innige Verbindung mit diesem Mann, dem ich in meiner medizinischen Entwicklung viel verdanke. Weil sich also das Projekt über erheblich längere Zeit erstreckte als ursprünglich geplant, und weil dabei deutlich wurde, daß eine makellose Produktion, in der alle Scannfehler beseitigt wären, die Fertigstellung sehr erheblich verzögert und die Kosten dafür in nicht vertretbarer Weise gesteigert hätte, habe ich den Korrekturmaßstab nur so hoch angesetzt, wie dies die Lesbarkeit und Verständlichkeit des Geschriebenen erforderte. Ich bitte den Besucher des Museums um Verständnis für diesen Kompromiß; ja, vielleicht spürt er beim Durchgang durch dieses Museum nicht zuletzt auch gerade wegen dieser Unvollkommenheit, daß es sich um ein Pionierprojekt handelt, hinter dessen Realisierung in virtueller Form sechs einzelne konkrete Menschen stehen: Dr. Karl Windstosser als Urheber und geistiger Vater des ganzen Werkes Frau Friedel Windstosser, die Witwe des Verstorbenen, welche die Errichtung des Museums in allen Phasen mit großer Aufmerksamkeit, Ermutigung und Offenheit für jegliche Rückfragen und nicht zuletzt auch durch die finanzielle Absicherung begleitete Anne von Gladiß, welche mich bei der Sichtung des Autoren-Ateliers unterstützte und einen Berg voller Papiere durch Einscannen in die digitalisierte Form überführte und mich auch in der Folge vielfach technisch beriet und weiter motivierte Helge von Gladiß, der von Oktober 2001 bis Mai 2002 zwischen Zivildienst und Studienbeginn auf Reisen und andere Tätigkeiten verzichtete, um in mühevoller Tages- und Nachtarbeit „Hyroglyphen“ zu beseitigen, mangelhaft vom Scanner Übernommenes neu schreiben mußte und dabei perfekte Arbeit leistete Herr Martin Scheiben, der mit außergewöhnlich großem Engagement weit über die Ebene des Honorars hinaus die Website des Museums entwarf, überarbeitete und in nahezu unendlich vielen Teiletappen die fertigen Abschnitte übernahm und im Internet präsentierte, die Verbindung zu den wichtigsten Suchmaschinen herstellte, ferner aus eigenem Antrieb und aus eigener Idee eine museumsinterne Suchmaschine produzierte, die das Navigieren und das Suchen spezifischer Informationen enorm erleichtert und das Museum so für den Besucher zu einer Fundgrube von Detailinformationen macht. Auch ihm sei an dieser Stelle auf des herzlichste gedankt. Ich selbst - Dr. med. Karl Braun von Gladiß, der die Schlußfassung überarbeitete, Ordnung und Gliederung kreierte, das Gesamtprojekt organisierte und die öffentliche Präsentation realisierte. Frau Friedel Windstosser, die Witwe des verstorbenen Dr. Karl Windstosser, übergibt dieses Museum der Laien- und Fachöffentlichkeit ausdrücklich gratis und lädt alle Interessenten

ein, die Forschungsergebnisse und den gesammelten Erfahrungsschatz ihres Mannes kostenfrei zu nutzen. Diese Entscheidung entspricht auch dem Willen des Verstorbenen selbst. Das Copyright für alle im virtuellen Windstosser-Museum präsentierten Texte und Bilder ist gemäß dem Willen des Verstorbenen auf mich übergegangen. Teufen, Schweiz, November 2002 © Dr. med. Karl Braun-von Gladiß www.gladiss.de Seit 2015 wird die Seite von Heilpraktiker Jörg Rinne betreut. Infos finden Sie unter: www.endobiont.de

0.3 INHALTSVERZEICHNIS I. Einführung.........................................................................................................................................2 0.1 Titel und Erläuterung.................................................................................................................2 0.2 Redaktionelle Erklärung............................................................................................................4 0.3 INHALTSVERZEICHNIS........................................................................................................7 0.4 Leitgedanken............................................................................................................................11 0.5 Widmung..................................................................................................................................19 0.6 Literaturangaben......................................................................................................................20 II. Allgemeiner und historischer Teil..................................................................................................97 1.0 Die Situation des Krebsgeschehens um die Wende des 20. zum 21. Jahrhundert...................97 Die Krebsforschung..................................................................................................................97 Literatur zu 1.1........................................................................................................................102 2.0 Krebsmortalität in der BRD - Zahlen nach offiziellen Quellen.............................................105 3.0 Das VIRCHOWsche Dogma der Zellularpathologie: Ein verhängnisvoller Irrtum der Lehrmedizin eines Jahrhunderts..................................................................................................109 Literatur zu 3.0........................................................................................................................110 4.0 Die Barrikade der lokalistisch festgefahrenen Onkologie gegen alle ganzheitsmedizinischen Tendenzen....................................................................................................................................112 Die "Große Krebskonferenz"..................................................................................................112 4.1 Oepen, I. (Hrsgb.): „Unkonventionelle medizinische Verfahren. Diskussion aktueller Aspekte (1983)“.........................................................................................................................................119 4.2 Oepen, I. (Hrsg.) „An den Grenzen der Schulmedizin“........................................................123 4.3 „Außenseitermethoden in der Medizin“................................................................................126 4.4 Nagel, G.A., Schmähl, D., (Hrsgb.): „Krebsmedikamente mit fraglicher Wirksamkeit“ (1984). Besprechungen K.H. Gebhardt und K.K. Windstosser...................................................132 4.5 JUNGI, W.F., SENN, H.J. (Hsgb.): Krebs und Alternativmedizin........................................134 Paramedizinische Methoden - Historischer Überblick...........................................................134 4.6. Klassisches Beispiel systematischer Erkenntnisunterdrückung:..........................................138 Der FitzGerald-Bericht...........................................................................................................138 Tätigkeitsbericht......................................................................................................................141 5.0 Ist die ganzheitliche Krebsbehandlung "exakte Wissenschaft" oder "evidence based medicine", das lehrmedizinische Postulat der "wissenschaftlichen Anerkennung" eine Fiktion? .....................................................................................................................................................153 5.1 Glanz und Elend der wissenschaftlichen Krebsforschung und ihre gefährliche Allianz mit den Pharmagiganten...........................................................................................................................158 5.2 Frühe Erkenntnisse und ihre unbeirrbaren Bekenner............................................................162 5.4 Der von WERNER ZABEL veranstaltete und moderierte "Berchtesgadener Kurs" 1952....171 – ein Paukenschlag ohne Nachhall..............................................................................................171 ZABELs sämtliche Veröffentlichungen in chronologischer Reihenfolge...............................172 5.5 JOSEF MARIA LEONHARD ISSELS, Protagonist der pluralistisch-komplementären Krebstherapie von heute, Initiator der komplementären Ganzheitstherapie Krebskranker von heute – Der gegen ihn inszenierte Jahrhundertprozeß - Das ZABELsche Gutachten und der SMITHERS-Report.....................................................................................................................174 Die neue Dimension................................................................................................................174 Der ISSELS-Prozeß und das ZABELsche Gutachten.............................................................175 5.6 Dr. med. Josef Issels: WIE IST DIE LOKALPATHOLOGISCHE EINSEITIGKEIT DER HERRSCHENDEN AUFFASSUNG DES KREBSPROBLEMS ZU ÜBERWINDEN?...........189 Veröffentlichungen von Dr. med. Josef ISSELS (chronologisch)...........................................195 Gemeinschaftliche Veröffentlichungen:..................................................................................196

5.7 Ernst Krokowski "Verändertes Konzept der Krebsbehandlung“...........................................197 VERÄNDERTES KONZEPT DER KREBSBEHANDLUNG..............................................198 5.8 Ganzheitsschau versus Partikularismus - Der Paradigmenwandel........................................208 5.9 Kooperation oder Konfrontation? - Dämmernde Einsicht oder Taktik? Die KLINIK FÜR TUMORBIOLOGIE in Freiburg - ihr Gründer und wissenschaftlicher Leiter G.A.NAGEL.....211 6.0 Chemotherapie aus ganzheitsmedizinischer Sicht.................................................................213 Zusammenfassung...................................................................................................................213 Wann überwiegt der Nutzen?..................................................................................................226 Schlußfolgerung......................................................................................................................227 Literatur...................................................................................................................................228 6.1 Hoffmann, J.: Chemotherapie aus anthroposophischer Sicht................................................231 6.2 HOFFMANN, J.: Chemotherapie – Ja oder Nein?................................................................240 7.0 Die Krebs-Nachsorge, - Nachkur, - Rehabilitation................................................................243 8.0 Patienten-Beratungsstellen – Selbsthilfegruppen..................................................................250 Regionale und überregionale Auskunftsstellen und Kontaktadressen in Fragen der Selbsthilfe: .................................................................................................................................................252 Informationsschriften:.............................................................................................................252 III. Therapeutischer Teil...................................................................................................................254 9.0 Aufklärung Aufklärungsrecht - Aufklärungspflicht...............................................................254 WINDSTOSSER 1967 für ISSELS........................................................................................254 Aufklärung - Aufklärungsrecht - Aufklärungspflicht..............................................................256 10.0 Psycho-Onkologie................................................................................................................259 10.1 Wilhelm Reich.....................................................................................................................266 10.2 Ryke Geerd Hamer..............................................................................................................270 11.0 Der Tageslauf.......................................................................................................................272 11.1 Die Körperbewegung...........................................................................................................273 11.2 Der Abend und der Schlaf....................................................................................................274 11.3 Der Schlaf............................................................................................................................276 12.0 Die Haut und ihre Pflege - Die Haut als Immunfaktor........................................................277 Die Hautpflege........................................................................................................................279 Die Sonne................................................................................................................................281 12.1 Die Schleimhaut und die Zahnpflege...................................................................................282 Die Zunge................................................................................................................................283 Nobelpreisträger für Chemie nimmt Stellung zum Fluorproblem..........................................284 12.2 Die Kleidung, unsere zweite Haut.......................................................................................285 13.0 Das Haus und die Wohnung - Die Wohnschäden - Der Elektrosmog..................................287 13.1 Die elektromagnetischen Felder - Der Elektrosmog............................................................291 Das elektrische Gleichfeld......................................................................................................291 13.2 Krank durch geopathische Zonen Das Standortproblem - Die Wünschelrute.....................294 Der geopathische Faktor.........................................................................................................294 13.3 Atmosphäre und Ionosphäre................................................................................................297 13.4 Die Ionosphäre und die Reaktionstypen..............................................................................299 Sympathikoton - W-Typ - Yang..............................................................................................303 Vagoton - K-Typ - Yin.............................................................................................................303 14.0 Das Mesenchym Mesenchymale Immunität - Mesenchymale Therapie.............................308 Das Mesenchym......................................................................................................................308 15.0 Organotherapie - Die zytoplasmatische Organotherapie - Die Therapie mit Zellbestandteilen..........................................................................................................................314 ORGANTHERAPIE (allgemeiner Teil)..................................................................................318 SUBSTANTIELLE ORGANPRÄPARATE...........................................................................322

DIE MILZ...............................................................................................................................324 DIE LEBER............................................................................................................................329 15.1 Homöopathisch zubereitete Organpräparate........................................................................331 POTENZIERTE ORGANPRÄPARATE..................................................................................333 16.0 Das Herd- und Störfeldgeschen als pathogene, karzinogene und therapieblockierender Faktor...........................................................................................................................................336 DIE NACHBEHANDLUNG DES ENTHERDETEN PATIENTEN, DIE EIGENTLICHE SANIERUNG..........................................................................................................................337 16.1 Das Zahnstörfeld..................................................................................................................338 Richtlinien zur Diagnose eines dentalen Herdgeschehens......................................................344 Richtlinien zur Herdtherapie...................................................................................................345 Richtlinien zur Verhütung der Zahnherde...............................................................................346 17.0 Die obligate Vollwertkost in ihrer prophylaktischen und therapeutischen Bedeutung........348 Individuelle Ernährungs-Grundregeln. Das Heilfasten...........................................................348 17.1 Die Getränke........................................................................................................................355 17.2 Die Ernährungsgrundregeln.................................................................................................357 17.3 Eiweiß-Gehalt der Nahrungsmittel......................................................................................359 18.0 Zur Bedeutung der orthomolekularen Therapie...................................................................361 18.1 Onkologisch essentielle Vitamine........................................................................................364 18.2 Vitamin-Tabelle in alphabetischer Reihenfolge...................................................................366 Vitamin A (-Säure) = Retinol und dessen Vorstufen, die........................................................368 Der Vitamin B-Komplex.........................................................................................................371 VITAMIN C (ASCORBINSÄURE).......................................................................................381 Vitamin D................................................................................................................................388 VITAMIN E (L(+)α-Tocopherol)............................................................................................389 VITAMIN K............................................................................................................................392 18.3 Die für den Krebskranken wichtigen Elektrolyte und Metalle............................................393 19.0 Die Zellatmung als Lebensvorgang – ihre Wandlung zur anaeroben Gärung als Initialstadium der Krebsgenese....................................................................................................398 SAUERSTOFF UND OZON..................................................................................................398 19.1 Der medizinische Sauerstoff - Kleine und große Blutsauerstoffbehandlung nach WEHRLI (HOT, Photobiologische Eigenbluttherapie) Zellatmungs-Katalysatoren...................................401 20.0 Homöopathie, ein ganzheitlicher Regulationsfaktor...........................................................402 21.0 Die Anthroposophie - ein Weg zur Weiterentwicklung und Vergeistigung der Heilkunde Die im anthroposophischen Sinne entwickelten Heilmittel...............................................................406 22.0 Die Mistel als Krebstherapeutikum.....................................................................................410 ABNOBA................................................................................................................................416 HELIXOR...............................................................................................................................419 ISCADOR...............................................................................................................................422 WALA.....................................................................................................................................425 23.0 Immunrelevante Antigene und Nosoden..............................................................................429 ANTIGENE UND IMMUNITÄT..........................................................................................429 NOSODEN..............................................................................................................................432 24.0 Eigenblutbehandlung...........................................................................................................441 25.0 Die Molekulartherapie nach William Frederick Koch.........................................................446 Zusammenfassung:..................................................................................................................446 26.0 Der Wärmeorganismus als Gesundheits- und Immunfaktor................................................456 26.1 Die Hyperthermie................................................................................................................459 26.2 Hyperthermie und Hyperpyrese in der onkologischen Alltagspraxis..................................460

26.3 FIEBER UND ÜBERWÄRMUNG - HÖHEPUNKTE DER KÖRPEREIGENEN HEILKRAFT...............................................................................................................................464 26.4 Die KMT nach VON ARDENNE und ihre Modifikation für den Praktiker.......................470 27.0 Andere Geräteverfahren.......................................................................................................476 27.1 Die Eichotherm-Bestrahlung...............................................................................................477 27.2 Die Dauerbrause nach LUST...............................................................................................479 27.3 Die Magnetfeld-Therapie.....................................................................................................482 27.4 Gleichstrom-Durchflutung mit Galvanotherapie und TENS...............................................483 28.0 FIBRINOLYTIKA, ANTIKOAGULAINTIEN, AGGREGATIONSHEMMER................484 28.1 Enzymtherapie als adjuvante Krebstherapie........................................................................487 29.0 Konzept einer ambulanten und klinischen Krebshilfe ganzheitlicher Art...........................491 30.0 Die prinzipiell zu fordernden internen Maßnahmen der Sanierung des Krebskranken.......497

0.4 Leitgedanken "Wenn echtes Neuland betreten wird, kann es sein, daß sich auch die Struktur des Denkens ändern muß, um das Neue zu verstehen und zu durchdringen." WERNER KARL HEISENBERG (1901–1976), Physiker, Astrophysiker, Nobelpreisträger. "No hay peor ciego que no quiere ver." (Niemand ist blinder als einer, der nicht sehen will.) Chilenisches Sprichwort "Nur der Mensch, der wirklich weiß, was Menschsein heißt, nämlich Werkzeug eines höheren Seins, ist imstande, die Frage: "Macht - und wozu?" richtig zu beantworten und danach zu leben." Prof.Dr.WERNER ZABEL (1894–1978), Mitbegründer der Ganzheitsmedizin und komplementären Onkologie. Die von Generation zu Generation immer bedrückender werdende Hilflosigkeit gegenüber dem Krebsgeschehen rechtfertigt jede Bemühung die Gesunden vor dieser Gefahr zu bewahren, den davon Betroffenen aber nach besten Kräften Hilfe und Heilung angedeihen zu lassen. Dieser Aufgabe ist das vorliegende Buch gewidmet. Es entstand während des letzten Viertels des 20. Jahrhunderts, in den Jahrzehnten der Gärung und Krisen, des Auf- und Umbruchs in allen Lebensbereichen, des weltweiten Kampfes der Menschen gegen Zwang und Unfreiheit, in einer Zeit auch fehlgeleiteter Medizin und der damit zusammenhängenden, finanziell kaum mehr zu bewältigenden Probleme des Gesundheitswesens. Die im fortgeschrittenen neuen Jahrhundert und Jahrtausend auf zahllose umwälzende Erkenntnisse und Errungenschaften zurückblickende Menschheit leidet neben manchen anderen ungelösten Problemen immer noch unter der von Generation zu Generation offensichtlicher und bedrückender werdenden Hilflosigkeit gegenüber dem Krebs. Wenn ihm - wie so oft - eine prominente Persönlichkeit, ein lieber Angehöriger oder Freund zum Opfer fällt, erlebt die Öffentlichkeit, erlebt jeder von uns diese Tatsache in immer wieder zutiefst aufwühlender und schmerzlicher Weise. Die Krebsgefahr bedroht jeden scheinbar noch so gesunden Menschen in jedem Lebensalter. Daß der vom Schicksal Krebs persönlich Betroffene allerdings schon vorher Jahre- bis Jahrzehntelang ein äußerlich meist nicht in Erscheinung tretendes und deshalb unerkannt bleibendes Stadium der Krankheit in sich getragen hat, zählt zu den tragischen Umständen des Krebsgeschehens und wird an verschiedenen Stellen des Buches noch zu erläutern sein, ebenso die verhängnisvolle Tatsache, daß die noch so frühe und radikale Beseitigung der Geschwulst als Krankheitssymptom nicht die Heilung des eigentlichen Grundleidens bedeutet. Auf diese Weise wurde das Krebsproblem von den Unzähligen der bisher hierfür zuständigen Forscher und Therapeuten mißverstanden und die Behandlung der Kranken fehlgeleitet. Die derart entstandene Situation macht es im Interesse Tausender von Gesunden, Gefährdeten und Befallenen unbedingt erforderlich, sich für Aufklärung, Wissensbereicherung und Wegweisung in allen Bereichen des Krebsgeschehens einzusetzen. Zur Lösung dieser gewaltigen Aufgabe möchte das vorliegende Buch seinen Teil beitragen. Das Manuskript desselben entstand in langsamem Wachstum während des letzten Viertels des ausgehenden Jahrhunderts, in den Jahrzehnten der Gärung und Krisen, des Auf- und Umbruchs in allen Lebensbereichen, des weltweiten Kampfes der Menschen gegen Zwang und Unfreiheit, in

einer Zeit auch des Paradigmenwandels in der Medizin und des Heranwachsens einer von ethischen Grundsätzen geleiteten, den Menschen wieder als geist-leib-seelische Einheit und Ganzheit respektierenden und im Krankheitsfall behandelnden Ärztegeneration. In Erwartung der Kritiken seitens der konventionell festgefahrenen Onkologen sei vorweg festgestellt, daß das vorliegende Buch keinesfalls in der Absicht geschrieben wurde, den Ansprüchen "wissenschaftlicher" Maßstäbe zu entsprechen. Derart qualifizierte und prätenziöse Werke füllen ganze Bibliotheken der Lehrmedizin und onkologischen Orthodoxie. Vordringlich notwendig in unserer Zeit ist die breitgestreute Darlegung und Information nicht nur in veralteten Vorstellungen stehengebliebener Ärzte, sondern auch der Öffentlichkeit, die immer noch beherrscht wird vom Vorurteil der Unabwendbarkeit und Unheilbarkeit der Krebserkrankungen. Diese negative Einstellung behindert und verzögert in verhängnisvoller Weise eine wirksame Vorbeugung und Früherkennung (6.0). Sogar die Entstehung und der Verlauf eines Malignoms hängt, wie vielfache Beobachtungen gezeigt haben, weitgehend von der psychischen Verfassung des Menschen ab (10.2). Wie dominierend die Angst vor Geschwulstkrankheiten tatsächlich ist, zeigte das Ergebnis einer breitgestreuten Umfrage in den USA: "Was wäre das schlimmste Unglück, das Ihnen zustoßen könnte?". Bei über 60 % der Befragten aller Bevölkerungsschichten lautete die Antwort „Krebs". Erst in größeren Abständen folgten "Totale Lähmung", „Schwerer Unfall", "Völlige Verarmung", "Krieg" und andere Schicksalsschläge. Hierzulande würde das Ergebnis einer solchen Frageaktion kaum anders ausfallen. Ein anderer Aspekt des Krebsgeschehens ist die - in 1.1 ausführlicher dargestellte - erschreckende Hilflosigkeit der aktuellen, kaum mehr weiter zu verbessernden Therapie, die laut Weltstatistik bestenfalls jedes zweite Krebsopfer zu retten vermag. Einem von seinem Beruf erfüllten und von eigener Geschwulsterkrankung bis ins hohe Alter verschont gebliebenen Arzt ist es ein Herzensbedürfnis, nach jahrzehntelangem, nicht ohne Niederlagen geführtem Kampf gegen den Krebs eine Synopse aller von ihm sei es praktizierten, sei es in Erfahrung gebrachten alten und neuen Behandlungsmethoden zu verfassen, mag es gleichwohl eines unter den unzähligen themenrelevanten Publikationen bleiben. Jeder in hilfreicher Absicht geleistete Beitrag wird in seiner Weise die Not der unzähligen von Krebs bedrohten oder betroffenen Menschen lindern. Die Situation der Onkologie ist durch die Tatsache gekennzeichnet, daß die von der konventionellen Richtung vertretene lokalistisch eingeengte, dogmatisch verhärtete, exakt wissenschaftliche Auffassung der Geschwulstkrankheiten nach wie vor unversöhnlich einer zeitbedingten, längst angebrochenen und lebendigen Reform der Medizin gegenübersteht, die den Krebs nicht nur als das Produkt chaotisch gewordenen Zellwachstums, sondern primär und generell als Erkrankung des Menschen in allen seinen sichtbaren und unsichtbaren Dimensionen deutet und behandelt. Dieses neue Konzept beinhaltet für den Patienten die Möglichkeit echter Gesundung und Krankheitsbewältigung aus eigener Kraft und in allen seinen Wesenheiten. Dieser dem Leiden immanente physische und metaphysische Gewinn kann durch keine noch so raffinierte Frühdiagnostik und keine noch so radikale Tumorvernichtung allein vermittelt werden. Es scheint, daß hier die Erklärung für die unbefriedigenden Erfolge der etablierten Krebsforschung und -therapie zu suchen ist. Während des nun zu Ende gehenden Jahrhunderts vernahm man aus den Reihen namhafter und ehrlicher Onkologen lehrmedizinischer Richtung immer wieder das Eingeständnis der Insuffizienz ihres konventionellen Vorgehens. Einige dieser Äußerungen, herausgegriffen in Abständen von

mehreren Jahrzehnten, seien hier in ihrer historischen Reihenfolge zitiert. Viele weitere des gleichen Tenors folgen in späteren Abschnitten des Buches. 1932 - „Der Ärzte schlimmster Alpdruck ist der Krebs.“ E. LIEK, Chirurg in Danzig [7,8]. 1955 - „Das brennendste medizinische Problem unserer Tage ist das Krebsproblem. Es ist so vielfältig, daß es von einer Seite her wohl kaum gelöst werden kann.“ H. HOEPKE, Anatom in Heidelberg [3]. 1978 - "Bezogen auf gleiche Tumorstadien konnten in den letzten 20–25 Jahren keine entscheidenden Fortschritte erzielt werden, obwohl die Narkose-, Operations- und Bestrahlungstechnik eine kaum mehr zu steigernde Perfektion erreicht hat." E. KROKOWSKI, Röntgenologe in Kassel [6]. 1989 - "Das Problem der Onkologie liegt darin, daß die meisten Tumore schon streuen, ehe sie überhaupt erkannt werden." G. RIETHMÜLLER, Immunologe in München [9]. Diese Aussagen namhafter Vertreter der Lehrmedizin charakterisieren die seit der Jahrhundertmitte im wesentlichen auf der Stelle tretende Situation der offiziellen Krebsheilkunde. Der Menschheit ist neuerdings eine Fülle von gesundheitlichen Bedrohungen und Schäden erwachsen, etwa die nicht wahrnehmbare Strahlenbelastung, die Umweltzerstörung bis hin zur Klimakatastrophe, die endemische Fehlernährung mit ihren Folgen an Stoffwechselversagen, Immunschwäche und chronischen Krankheiten, die körperliche Bewegungsarmut, die psychische Verhärtung und Asozialität: Als Kofaktoren der Krebsätiologie begegnen wir dem Zusammenwirken dieser Influenzen wieder. Sie sind ein Appell an die medizinische Welt, auf neuen Wegen nach umfassender, humanen, nicht nur technischen Fortschritten zu suchen. Die konservativen Dogmatiker sind aufgerufen, ihre veralteten Konzepte und verlorenen Posten endlich nicht länger zu verteidigen, sondern alternativen neuen Auffassungen, Richtlinien und Therapieformen Raum zu geben (3.0. bis 5.0.). Trotz intensiver Forschung, finanziert mit Beträgen in Milliardenhöhe (6.1.) starben während der letzten Jahrzehnte etwa ⅔ aller an Krebs Erkrankten innerhalb der ersten 5 Jahre nach Diagnosestellung (2.0.). Verlängert man die Beobachtungszeit auf 10 Jahre und darüber hinaus, so reduziert sich das Drittel der bis dahin Überlebenden um wieder ein Drittel. Und diese nüchternen Zahlen der wenigen Geheilten und vielen Ungeheilten sagen nichts aus über das menschliche Leid, die Angst und Verzweiflung der vom Schicksal Krebs Betroffener, und deren Angehörigen, nichts aus auch über das hohe Maß an ärztlichem und pflegerischem Einsatz, dem man so sehr bessere Erfolge wünschen möchte. Das den Kranken und den Behandler am stärksten beeindruckende und beunruhigende Symptom der Geschwulsterkrankung ist der Tumor. Verständlicherweise konzentrierten sich zu allen Zeiten die ärztlichen Bemühungen auf die Beseitigung desselben. Noch heute steht an erster Stelle des konventionellen Behandlungsprogrammes der Gang zum Chirurgen, dessen führende Rolle in der Onkologie im wesentlichen durch den Pathologen VIRCHOW geprägt wurde (5.0.). Die bis dahin geltende und gelehrte humoralpathologische Ganzheitsschau der alten Erfahrungsheilkunde wurde verdrängt durch die Zellularpathologie, die den Krebs fortan definierte als einen örtlich beginnenden, allein auf das von ihm befallene Gewebe beschränkten Krankheitsvorgang. Gelingt es, den Tumor zu

entfernen oder zu vernichten, dann ist der Patient gemäß dieser Lehre wieder so gesund wie vor dem Auftreten desselben. Welch verhängnisvoller Irrtum! Das VIRCHOWsche Dogma des zellulären Krankheitsgeschehens wurde weltweit zur Grundlage jeder Therapie, nicht nur der Geschwulsterkrankungen. Es ist erschütternd, daß damit Generationen von Ärzten und Forschern ihre Fähigkeit des naturgesetzlichen Beobachtens und Denkens, ja sogar des unbefangenen Wahrnehmens ganzheitlicher Phänomene und Zusammenhänge im menschlichen Organismus weitgehend verloren haben, wie sie in der traditionsreichen westlichen Naturheilkunde und in der uralten indischen und chinesischen Medizin (Ayurveda, Yin-Yang-Lehre, Akupunktur) erhalten und lebendig geblieben sind. In der westlichen Welt wurde solches jahrhundertealte Wissens- und Erfahrungsgut immer stärker von einer persönlichkeitsfernen Versuchstier- und Laboratoriumsmedizin verdrängt. Es dominiert das „naturwissenschaftliche“ Prinzip, das mit der Vielfalt, Ganzheitlichkeit und Vernetzung der Natur nur noch wenig gemeinsam hat. Getreu der von GALILEI vor 400 Jahren erhobenen Forderung "Alles Meßbare messen, und was nicht meßbar ist, meßbar machen", die für den Bereich der Physik gültig sein mag, distanzierte man sich ängstlich von allen metaphysischen, irrationalen, biodynamischen Vorgängen, obwohl das Leben doch gerade aus diesen Bereichen entspringt und durch sie erhalten wird. Nur sind sie den Seziermessern und Mikroskopen, den Fernrohren und Computern nicht zugänglich. Ist es nicht typisch für die Überbewertung der Wissenschaft gegenüber der Praxis, daß die großen Auszeichnungen für hervorragende Leistungen, etwa der Nobelpreis in Schweden oder der (ebensohoch dotierte) Templetonpreis in den USA, fast ausschließlich für Verdienste im Bereich der Grundlagenforschung verliehen werden, selten jedoch - was den medizinischen Bereich betrifft - für praktisch-therapeutische Fortschritte, die dem Kranken unmittelbar zugute kommen? Und bei der Besetzung offener Stellen in Kliniken und Krankenhäusern zählt nicht so sehr die ärztlich bewährte Persönlichkeit des Bewerbers, seine "Berufung", sondern weit mehr die aufzuweisende Zahl seiner wissenschaftlichen Publikationen. Biologische oder naturheilkundliche Ausbildung ist grundsätzlich nicht gefragt. Die Ergebnisse der wissenschaftlich-onkologischen Forschung sind nahezu unübersehbar geworden. Offenbar haben die Erkenntnisse letzte Dimensionen der Moleküle und Gene erreicht. Trotzdem bewegen sie sich auf der Oberfläche der Erscheinungen. Die zu einer imponierenden Systematik und Disziplin entwickelte klassische Krebstherapie sieht in logischer Folge ihre Aufgabe nach wie vor in der regelrechten Anwendung von Stahl, Strahl und Zellgiften mit dem Ziel der Ausrottung oder Vernichtung des Tumors. Dieses Programm beherrscht die wissenschaftliche Forschung, ihm haben sich untergeordnet die ärztliche Ausbildung und das Fortbildungswesen, die Pharmaindustrie, die Krankenkassen und Versicherungen. Jede Geschwulst ist aber Ausdruck einer Allgemeinerkrankung. Wer dies behauptet, wird verketzert, diskriminiert, lächerlich gemacht, totgeschwiegen. Dennoch sind es viele Stimmen, auch aus dem lehrmedizinischen Lager (6.0., 8.0.) die dem herrschenden Dogma mißtrauen und eine eher pluralistische, liberale Einstellung dem Krebsproblem gegenüber vertreten. KAUFMANN (4,5), vormals Vorsitzender der im Auftrag der Bundesregierung tätigen Arbeitsgruppe "Unkonventionelle Methoden der Krebsbekämpfung“ (3.1.), warnte vor solch "einseitiger therapeutischer Fixierung" ebenso wie vor dem „Rationalisierungswahn“, der "Überdiagnostik" und "Übertherapie" der Schulmedizin. "Weit mehr als der Patient steht der Arzt unter dem Diktat kollektiver Zwänge, die die freie Willensentscheidung einschränken. Erschwerend im Falle der Onkologie kommt hinzu, daß hier der Omnipotenzanspruch der modernen Medizin auf besonders auffällige Weise in seine Grenzen

verwiesen wird. An Allmacht gewöhnt, erlebt sie hier täglich ihre Ohnmacht." Es sind fast die gleichen Worte, deren sich der Verfasser wenige Zeilen weiter oben bedient hat. Die ärztliche Kunst und Berufsausübung bedarf in dieser chaotischen Zeit einer Form des Erkennens und Wirkens, die ihn das Geistige, das Unzerstörbare, das Religiöse im Menschen, seine Einheit mit der Unendlichkeit des Kosmos wieder erleben läßt. Einer solchen Denk- und Vorstellungsweise bediente sich GOETHE bei seiner Naturforschung, die des Laboratoriums, der Versuchstiere und des Mikroskops nicht bedurfte. Den gleichen Weg hat die von RUDOLF STEINER geschaffene Anthroposophie beschritten, der wir die nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen erweiterte Heilkunde verdanken (22.0 bis 22.3). Auch seitens der Patienten bahnt sich ein Wandel an. Sie werden mehr und mehr zu mündigen Patienten. Sie wehren sich dagegen, von einer autoritären Medizin in die Rolle des passiv und widerspruchslos Behandelten gedrängt zu werden. Durch Lektüre und Massenmedien, eigenes oder fremdes Erlebnis wissen viele Patienten, daß mehr für sie getan werden kann, als ihnen in der Klinik und Praxis zuteil wird. Dieser offenbart sich besonders deutlich in der Entstehung und der Arbeit der Patienten-Selbsthilfegruppen (7.1.). In oft großer innerer Not suchen die Krebsgefährdeten hier nach menschlichem Kontakt mit Leidensgefährten, nach Trost, Aussprache und weiterführende Hilfe, die ihnen in der Klinik und Kassenpraxis nur selten in ausreichendem Maß gewährt werden kann. Die Medizin muß - und das gilt für alle zwischenmenschlichen Beziehungen - lernen, individuelle, freiheitliche und pluralistische Motive und Bewegungen zu tolerieren und positiv zu bewerten. Auf diese Weise wird eine neue Generation von Patienten heranwachsen, die aktiver und kooperationsbereiter als deren Vorfahren an der Prophylaxe und Therapie aller Krankheiten mitwirken kann. Informierte, mündige Patienten verlieren nicht nur die Zwangsvorstellung von der Unheilbarkeit des Krebses, sondern auch die Ehrfurcht vor den Halbgöttern in Weiß und deren Hierarchie in den Kliniken. Ein verbessertes Arzt-Patienten-Verhältnis schafft die Voraussetzung für eine sich gleichzeitig auf seelischer, geistiger und leiblicher Ebene vollziehende, menschengerecht und damit umso erfolgreichere onkologische Therapie. Einen solchen Fortschritt dürfen wir nach den bisher im Umkreis derart programmierter Schwerpunkte aufgetretenen und dokumentierten Heilerfolgen durchaus erwarten. Ein verbessertes entkrampftes Arzt-Patienten-Verhältnis schafft die Voraussetzung für eine sich harmonisch auf seelischer, geistiger und leiblicher Ebene vollziehende, menschengerechte und damit bestimmt erfolgreicher werdende Krebstherapie. Einen solchen Fortschritt dürfen wir nach den im Umfeld ganzheitlich orientierter Behandlungszentren erzielten und dokumentierten Heilerfolge durchaus erwarten. Dem Phänomen Krebs gegenüber relativieren sich in grotesker Weise Anspruch und Wirklichkeit der in exaktem Wissenschaftswahn dahindämmernden Lehrmedizin. Der Mensch, der die Natur zunehmend stört und zerstört, steht erschüttert und hilflos vor der Zerstörung seiner eigenen Natur, die sich nirgends so unheimlich, so unerbittlich und grausam rächt wie durch Krebs. Die ärztliche Kunst bedarf in dieser chaotischen Zeit einer Form des Erkennens und des Wirkens, die das Geistige, das Unzerstörbare im Menschen als Einheit mit der Unendlichkeit des Kosmos erlebbar macht. Einer solchen Denk- und Vorstellungsweise bediente sich GOETHE bei seiner Naturforschung, die des Laboratoriums und des Mikroskops nicht bedurfte. Den gleichen Weg hat die auf RUDOLF STEINER zurückgehende Anthroposophie beschritten, der wir die nach

geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen erweiterte Heilkunde verdanken. Wir werden ihr an manchen Stellen dieses Buches begegnen. Der erste Abschnitt des Buches sei abgeschlossen mit den nachdenklichen Worten von RAIMUND KAUFMANN, Leiter des Physiologischen Instituts der Universität Düsseldorf: "Die wahnhafte Verdrängung der Ohnmachtssituation (sc gegenüber dem Krebs) bedingt nicht nur einen therapeutischen, sondern gleichermaßen einen diagnostischen Polypragmatismus. Angesichts der Forderung, "heilen zu müssen, obzwar nicht heilen zu können" (GALLMEIER), sucht die überforderte Medizin nicht selten ihren Ausweg in der Flucht nach vorn. Ratlos, aber zur Tat verdammt, verfällt sie in eine geschäftige, kostentreibende, vorwiegend nutzlose Diagnostik. Diese - etwa im problemfreien Intervall nach einer Operation - beruhigt Arzt und Patient und unterstützt den Verdrängungsprozeß auf beiden Seiten. Mit dem Aufspüren der ersten Metastase im CT kehrt die Wirklichkeit zurück. Gewonnen ist damit in aller Regel nichts. Je früher die Phase der Hoffnung endet, desto schlechter für den Patienten. Die Last des Leidens kehrt ins Bewußtsein zurück, eine verbesserte Behandlungs- oder Heilungschance hat er - jedenfalls in der Mehrzahl der Fälle - nicht. So manche CT-Anlage, manches Ultraschallgerät produziert im Schichtbetrieb nichts anderes als Kosten und - iatrogene Verzweiflung." Das Buch: Eine Fortsetzung und Erweiterung ZABELschen Gedankengutes Außer der in 1.0. und 1.1. dargelegten zeitbedingten Notwendigkeit des Buches gab es weitere gewichtige Gründe für seine Niederschrift. Dies hängt mit der an der Entwicklung der ganzheitsmedizinischen Krebstherapie maßgeblich beteiligten Persönlichkeit von Prof. WERNER ZABEL (1894–1987) zusammen. Unter den Publikationen dieses hervorragenden Forschers und Arztes hat dessen Buch DIE ZUSÄTZLICHE THERAPIE DER GESCHWULSTERKRANKUNGEN (5) besondere Bedeutung erlangt. Ende der sechziger Jahre aus 30-jähriger klinischer Erfahrung heraus geschrieben, erschien es 1970 im Karl F. Haug Verlag, Heidelberg. Als es um 1980 vergriffen war und laufende Nachfragen nicht mehr befriedigt werden konnten, wandte sich der Verlag an den Verfasser mit der Bitte, eine Neuauflage zu besorgen. Dies lag nahe, weil dieser 1968 an der ZABELschen Klinik oberärztlich tätig gewesen war und während des folgenden Jahrzehntes mit ZABEL bis zu dessen Tod sowohl persönlich als auch korrespondierend laufend in freundschaftlicher Verbindung gestanden hatte. Dabei äußerte ZABEL oft seine Sorge um den Fortbestand und die Weiterentwicklung der ganzheitlichen Krebstherapie generell, seines Lebenswerkes im besonderen. Deshalb war es für den Verfasser in doppelter Hinsicht Verpflichtung, die verantwortungsvolle Aufgabe der literarischen Nachfolge ZABELs in der vom Verlag gewünschten Form zu übernehmen. Bei eingehender Beschäftigung mit dem Projekt offenbarten sich dann allerdings vielerlei Schwierigkeiten. War doch seit der ersten und einzigen Auflage des Buches die turbulente Spanne eines Vierteljahrhunderts vergangen, die eine Fülle neuer Erkenntnisse nicht nur auf wissenschaftlich-onkologischem Gebiet gebracht hat. Trotz aller Widerstände seitens der Lehrmedizin war inzwischen auch die krebsrelevante Ganzheitstherapie unentwegt weiter gewachsen. Das ZABELsche Konzept entsprach deshalb in vielen Punkten nicht mehr der Gegenwart. Es bedurfte der Ergänzung durch neue Erkenntnisse, Erfahrungen und Techniken. Manche frühere Meinung oder Methode erwies sich als nicht mehr stichhaltig oder als überholt, manche Präparate waren vom Markt verschwunden. ZABELs Einstellung zur Strahlen- und Chemotherapie, seinerzeit noch äußerst skeptisch bis strikt ablehnend, hat angesichts der in manchen Fällen heute damit erzielbaren Erfolge (6.3, 6.4.) keine Berechtigung mehr. Auch der Ganzheitstherapeut wird in Zusammenarbeit mit der Klinik oder dem Gebietsarzt diese Verfahren von Fall zu Fall akzeptieren, deren Wirkung aber mit seinen eumetabolischen Mitteln und

Methoden optimal ergänzen und die stets in Kauf zu nehmenden Therapieschäden damit rascher ausgleichen. Hinzu kamen während der letzten Jahrzehnte manche neue, ZABEL noch nicht bekannte "alternative" Behandlungsformen, etwa die Biological Response Modifiers (14.1.), weiterentwickelte, zytoplasmatische Präparate (14.2.), verbesserte Sauerstoff- und OzonAnwendungsformen (21.1., 21.2.) erweiterte Technik der Hyperthermie und Hyperpyrese. (27.0.) usw. Als ebenso problematisch und in der bisherigen Form für eine Neuauflage des Buches wenig geeignet erwies sich - unser großer Meister möge es verzeihen - der logistische Aufbau und die tabellenartige Anordnung des Textes in der vergriffenen Auflage. Im Interesse der sachlichen Zusammenhänge, einer besseren Übersicht und flüssigeren Lesbarkeit wurde die von ZABEL bevorzugte Aufgliederung in größere und kleinere, fortlaufend nummerierte Absätzchen verlassen, die oft nur die Länge eines einzigen Satzes hatten. Ein in dieser Weise den Zusammenhängen besser gerecht werdender Text kam auch einer übersichtlicheren Inhaltsangabe zugute. Zur Straffung wurden ferner die ZABELschen diagnostischen und labordiagnostischen Hinweise auf das Notwendigste reduziert. Bei Bedarf wird der Leser auf die betreffenden Kapitel des ebenfalls auf ZABELschen Erfahrungen und Empfehlungen basierenden Büchleins „Die Summationsdiagnostik auf Karzinom und Präkanzerose“ (1), verwiesen. Auf Grund dieser Überlegungen sowie vieler mit erfahrenen Kollegen und mit dem Verlag geführter Gespräche zeigte es sich schließlich als unumgänglich, das Buch unter Wahrung des geistigen Inhaltes seiner ersten Auflage völlig neu zu schreiben. Es lag wohl auch im Sinne ZABELs, damit eine instruktive Gesamtschau zu schaffen, die Bekanntes und weniger Bekanntes, Erprobtes und Umstrittenes in möglichst objektiver Form darstellt. Ein weiteres Problem war die Reihenfolge der z. T. scheinbar heterogenen Themen, die als Bestandteile des ganzheitsmedizinischen Konzeptes aber doch irgendwie zusammenhängen, sich in der Wirkung ergänzen oder überschneiden. Die Entscheidung fiel auf die Programmgestaltung des seit 1974 alljährlich im Rahmen der MEDIZINISCHEN WOCHE vom Verfasser gehaltenen Kurses GANZHEITSMEDIZINISCHE BEHANDLUNG KREBSKRANKER UND KREBSGEFÄHRDETER, die sich sowohl didaktisch als auch logistisch bewährt hat. Die dabei verwendete Reihenfolge der therapeutischen Maßnahmen versucht, einem gewissen Stellenwert derselben zu entsprechen, doch wurde schon in 1.1. darauf hingewiesen, daß jede solche Gliederung dem Synergismus und der individuellen Variation des Gesamtprogramms widerspricht. Die therapeutischen Schwerpunkte und Indikationen unterscheiden sich ebenso wie die Patienten. Deshalb müssen wir uns in der Praxis eine von Fall zu Fall unterschiedliche Wahl und Kombination der Mittel, Reihenfolge und Dosierung derselben offenhalten. All diese Umstände und Überlegungen führten schließlich zu dem Entschluß, dem Buch auch einen neuen Titel zu geben. Ganzheitsmedizinische Behandlung Krebskranker - dies spricht auch ISSELS in seinem Beitrag (9.,0.) deutlich aus - kann heute nicht mehr als "zusätzlich" gelten, wie es ZABEL in allzu großer Bescheidenheit vor 25 Jahren noch nannte. Nach ihrer längst erwiesenen, die operativ und radiologisch erzielbaren Erfolge stabilisierenden und vertiefenden, selbst in weit fortgeschrittenen, inkurablen Fällen noch leidensmindernden und lebensverlängernden Wirkung darf diese Disziplin durchaus den Anspruch erheben, als fundamental und obligat, für den Krebskranken in vielen Fällen als schicksalsentscheidend zu gelten. Prädikate wie "zusätzlich", "adjuvant", "additiv" oder gar "paramedizinisch“ werden dieser Bedeutung nicht gerecht. Sie drücken das ganzheitsmedizinische Bemühen auf das Niveau des "Beiläufigen", des eventuell sogar "Entbehrlichen", kurz, des "NichtErnstzunehmenden“ herab und sollten aus diesem Grund nicht verwendet werden.

Unzutreffend und falsch ist ebenfalls die Bezeichnung "alternative Therapie", weil es sich nicht um ein "Entweder - Oder", sondern um ein "Sowohl - Als auch" handelt. Kein vernünftiger Ganzheitsbehandler kann und darf auf die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten der modernen Medizin verzichten, sofern deren Risiko für die Gesundheit nicht größer ist als die des Krebsgeschehens. Keinesfalls darf eine Überschrift auch den Eindruck erwecken, die Ganzheitstherapie stelle einen Angriff auf den Tumor dar. Das eigentliche, fundamentale Anliegen einer weiterführenden Onkologie liegt ja gerade darin, daß sie sich nicht nur gegen das Krankheitsprodukt, auch nicht nur gegen die Krankheit als solche richtet, sondern daß sie den krebskranken Menschen als ihren besten Bundesgenossen im Ringen um Ordnung und Ganzheit zu gewinnen und zu fördern trachtet. Diesem therapeutischen Prinzip schon im Titel des Buches Ausdruck zu geben, hielt der Verfasser für unbedingt erforderlich. Nur so wird gleichzeitig der Unterschied gegenüber der lehrmedizinischen Auffassung des Krebsgeschehens hervorgehoben. Bei den Überlegungen zur Wahl des Titels wurde außerdem nach deutschsprachiger Analogie der im anglo-amerikanischen Schrifttum neuerdings gebrauchten Ausdrücke wie "holistic", "metabolic", "orthomolecular" gesucht. Auch in der französischen Literatur liest man jetzt des Öfteren von "Therapeutique anticancereuse interne globale“ o. ä. Diese Bezeichnungen sind in der Tat sehr prägnant, weil sie auf die Wiederherstellung der Ganzheit und Ordnung, den auszugleichenden Stoffwechsel und die Bedeutung der Orthomolekularität hinweisen. Letzteren Begriff dürfen wir in Verbindung bringen mit dem neueren Forschungsbereich der "Kernspin-Resonanz", dem Prinzip der magnetischen Ordnung und Polarität des Organismus bis in seine letzten atomaren Bausteine. Der schließlich gewählte Titel des Buches entspricht unter Verzicht auf Fremdworte logistisch dem Inhalt, lehnt sich an die Tendenz internationaler onkologischer Literatur an und ist für jedermann verständlich.

0.5 Widmung Dieses Buch entstand und ist gewidmet als Hommage und aus tiefer Dankbarkeit gegenüber drei hervorragenden Ärzten und Vorbildern, die meinem Berufsleben in unvergesslicher Weise Inhalt und Richtung gegeben haben. Es waren dies in zeitlicher Aufeinanderfolge: Dr. med. MAX OSKAR BIRCHER-BENNER (1867–1939), an dessen Klinik in Zürich ich als eben approbierter, unwissender Anfänger begierig erste, jedoch für immer haften gebliebene Eindrücke von Patientenführung, Psychotherapie, Naturheilkunde und Vollwerternährung empfangen durfte, und die zur Grundausbildung jeden Arztes gehören sollten. Dr. med. JOSEF M. ISSELS (1907–1998), mit dem mich nach eigener jahrzehntelanger Praxis und Sanatoriumstätigkeit eine enge Zusammenarbeit an dessen onkologischer Klinik in RottachEgern verbunden hat, aus der dann eine persönliche Freundschaft bis zu seinem Tod fern der Heimat entstand. Das umfassende Konzept dieses unermüdlichen Kämpfers gegen Krebs und Krebstod war für mich Anlaß zu weiterhin ausschließlicher Beschäftigung mit dem Geschwulstproblem und zur Gründung eines Beratungs- und Behandlungszentrums für ganzheitliche Therapie und Langzeitbetreuung, das während der 14 Jahre unter meiner Leitung von über 4.000 Geschwulstkranken aller Schweregrade konsultiert wurde. Damit erfüllte ich auch eine mir von ISSELS gelegentlich unserer letzten Begegnung schriftlich übergebene Bitte und Vollmacht, sein Lebenswerk fortzusetzen. Diesem Vermächtnis möchte auch der Inhalt dieses Buches entsprechen. Prof. Dr. med. WERNER ZABEL (1894–1978), einer der frühesten Pioniere für eine pluralistische, dogmenfreie Heilkunde und ganzheitsmedizinische Krebsbekämpfung. An dessen klinischer Tätigkeit in Berchtesgaden durfte ich ebenfalls längere Zeit als Oberarzt teilnehmen und wertvolle, an keiner anderen Stelle gebotene Erfahrungen in diagnostischer und therapeutischer Hinsicht sammeln. Besonders eindrucksvoll und lehrreich waren die von ZABEL mit äußerster Gewissenhaftigkeit durchgeführten Maßnahmen gegen das Herd- und Störfeldgeschehen, die systematisch und individuell verabreichten Anwendungen der therapeutischen Hyperthermie und Hyperpyrese sowie der immunsupportiven Röntgen-Kleinstdosenbestrahlung. Die Namen dieser meiner Lehrer und ihre mit dem Thema Krebs untrennbar verbundenen Verdienste findet der Leser dieses Buches immer wieder sowohl an den bezugnehmenden Stellen als auch in den Literaturangaben. Damit rundet sich das Bild einer Forschertrias, die das Fundament der heute weit fortgeschrittenen und sich unaufhaltsam weiterentwickelnden Ganzheitsmedizin und komplementären Krebsheilkunde geschaffen hat. Wir wollen in unserem Denken und Handeln diesen vorbildlichen Ärzten und Forschern ein bleibendes Denkmal setzen, das ihnen zu Lebzeiten vorenthalten blieb.

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II. Allgemeiner und historischer Teil 1.0 Die Situation des Krebsgeschehens um die Wende des 20. zum 21. Jahrhundert "Die dogmatische Medizin der Gegenwart unterliegt zwei grundsätzlichen Irrtümern: 1. Sie fußt auf der überholten mechanistisch-linearen Physik. 2. Sie akzeptiert Fakten erst dann als ‚wissenschaftlich', wenn der vorliegenden Realität eine plausible theoretische Erklärung zugrunde gelegt werden kann.“ SCHMID, F.: Das physikalische Weltbild der Erfahrungsheilkunde. Erfahrungsheilkunde 11/1994 "Die heutige Stagnation in der Krebsforschung und -therapie muß überwunden werden. Es bedarf einer aggressiven Formulierung dieser Forderung, um die erstarrten Positionen des kausalen Denkens aufzuweichen. Nur so kann die Onkologie im Ganzen wieder in Bewegung kommen.“ Prof. Oeser, Klinikerin, Berlin

Die Krebsforschung "Naturwissenschaft" als Grundlage medizinischer Forschung steht in diesem Buch grundsätzlich in Anführungszeichen, weil diese in ihrer heutigen Form mit der Natur und ihrer Komplexität nur noch wenig zu tun hat. Seit ihrer Entwicklung während des 18. und 19. Jahrhunderts orientierte sich diese Forschung immer strenger nach den von DESCARTES, GALILEI, KANT und NEWTON festgelegten rationalen und mechanistischen Maximen. Das Streben nach kompromissloser Objektivität führte zu den die heutige Lehrmedizin beherrschenden monoman-linearen Denkmodellen. Paradebeispiel im Bereich der Onkologie ist die uns hier im negativen Sinn immer wieder beschäftigende Zellular- und Lokalpathologie VIRCHOWs (5.0.). Die medizinische Forschung verfiel dem Irrtum, ein im Bereich der Mechanik, Physik und Chemie gültiges Vorgehen bedenkenlos auf die Vorgänge in dem soviel komplizierteren Netzwerk des menschlichen Organismus übertragen zu dürfen. Sie verlor damit die Fähigkeit zur Erkenntnis biologischer Mehrdimensionalität und permanenten Wandlung und damit das Einfühlungsvermögen und subjektive Erleben in der Begegnung mit dem Kranken, wodurch sich der Arzt vom Medizintechniker unterscheiden sollte. Zwangsläufig reduzierte sich die „naturwissenschaftlich“ ausgerichtete Medizin auf rein substantielle und technische Erkenntnisse und Schlußfolgerungen. Sie mußte jede Spur von Metaphysik und Irrealität, von Dynamik und Energetik im Mikro- und Makrobereich ablehnen und verkannte damit den Menschen als Geisteswesen zwischen Himmel und Erde vollkommen. In ihrer jetzigen Form und Entwicklungstendenz ist die wissenschaftliche Forschung nur noch fähig, Äußerlichkeiten zu registrieren. Sie bleibt mit der gigantischen Fülle von Erkenntnissen und therapeutischen Schlußfolgerungen an der Oberfläche, eine prachtvolle, aber hohle Fassade. Das Prädikat der "Naturwissenschaftlichkeit“ kann ihr nicht zugestanden werden.

Was der medizinischen Forschung an Geisteswissenschaft und Naturverbundenheit fehlt, ersetzt sie durch Betriebsamkeit, Quantität und Wiederkäuen, subventioniert vom Steuerzahler durch Millionen- und Milliardenbeträge. Lautete doch der Tenor der Berichte in den Laien- umd Fachblättern über die großen internationalen Krebskongresse summarisch nicht anders als: "Viel wissenschaftliches Getöse, wenig Realität für die Kranken". Weitere konkrete Beispiele werden folgen. Über keine andere Krankheit haben wir bis zu den letzten erforschbaren Geheimnissen des genetischen und molekularbiologischen Bereichs mehr in Erfahrung gebracht als über den Krebs. Wollte man die Millionen aller aus der Krebsforschung hervorgegangenen Veröffentlichungen und Bücher der letzten hundert Jahre zu einem Haufen auftürmen, so ergäbe sich wahrscheinlich das Volumen der größten Bauwerke der Welt, etwa der Cheopspyramide in Gizeh. Es gibt keine noch so riesige Bibliothek, in der diese astronomische Zahl von Schriften untergebracht und registriert werden könnte. Schon aus dieser Tatsache ergibt sich, daß wirklich Neues im konventionellpathologischen Sinn auf dem Weg bisheriger Forschungsmethoden kaum mehr zu erwarten sein dürfte. Im Vergleich zu diesen Gebirgen von Papier und dahinter steckendem Bienenfleiß von Forschung nimmt sich der auf diese Weise erarbeitete Gewinn an Krebstherapie und Krebsheilung mehr als bescheiden aus. Viele der im wesentlichen wirksamen und bewährten Mittel und Methoden wurden empirisch oder intuitiv gefunden, u. a. etwa die Anwendung des Sauerstoffs, der Überwärmung, der Mistel usw., deren "Hoffähigkeit" sich erst Jahrzehnte später auf Grund gewisser "wissenschaftlicher" Kriterien erwies. Dieser Prozeß wurde nur dadurch beschleunigt, daß die der "Ausrottungsstrategie“ der Klinik dienenden Maßnahmen sich immer deutlicher als Sackgasse und nicht mehr steigerungsfähig erwiesen. Von der falschen Vorstellung geleitet, was mit technischen Mitteln und viel Geld in der Raumfahrt möglich war, müsse auch auf die Krebsforschung anwendbar sein, eröffnete 1971 der damalige USPräsident NIXON unter dem Patronat der angesehenen Harvard-Universität und dem Management des National Cancer Institute (NCI) ein gigantisches, mit 8,5 Milliarden Dollar ausgestattetes "crash program“ zur Endlösung des Krebsproblems. An diesem "war on cancer“ waren Dutzende von namhaften onkologischen Kliniken und Instituten beteiligt. Man hoffte zuversichtlich, dem Kongreß bis 1976, dem 200sten Jahrestag der amerikanischen Unabhängigkeit, den Sieg über den Krebs verkünden zu können. Immer weitere Summen wurden dem NCI bewilligt, dessen Forschungsmaschinerie so hemmungslos wucherte, wie der Krebs, den es zu bekämpfen galt. Als der Kongreß 1978 eine Kommission unter dem Vorsitz des Senators McGOVERN mit der Erstellung eines Berichtes über die erzielten Ergebnisse beauftragte, mußte dieser eingestehen, daß die Riesenaktion hinsichtlich eines greifbaren Nutzens für die Krebstherapie praktisch erfolglos geblieben war. Der nur noch mit dem Weltraumabenteuer und dem Vietnamkrieg vergleichbare astronomische Geldaufwand war zum Fenster hinausgeworfen. Tausende von Versuchsreihen, von Zwischenberichten und Statistiken waren nicht mehr wert als das damit beschriebene Papier, Hunderttausende von Versuchstieren waren wieder einmal umsonst geopfert worden. Die New York Times meldete unter dem Titel "Krebsforschung wendet sich von der Kriegspolitik ab" zu diesem deprimierenden Ergebnis, der War on Cancer sei an "irreführenden Prioritäten gescheitert", mit anderen Worten: Am überalterten, eingleisigen, für ganzheitliche Zusammenhänge blinden System der lehrmedizinischen Wissenschaft. Die in den USA bekannten Rundfunkkommentatoren und Journalisten ROBERT HOUSTON und GARY NULL [4] gingen so weit, den makaberen Verdacht eines mehr oder weniger manipulierten Fehlschlages zu erheben.- In

dem von der Werbung unabhängigen, stadteigenen New Yorker Lokalblatt OUR TOWN schrieben sie (unwidersprochen): „Ein Strom von Gold ist in eine Mammutorganisation geflossen, deren Weiterleben in Luxus davon abhängt, daß der Status der Unheilbarkeit des Krebses aufrechterhalten wird." Der Senat genehmigte keine weiteren Gelder mehr für das Forschungsprogramm und forderte neue Konzepte wie den Ausbau der Früherkennung, der Mammographie, der Karzinogenforschung, der Krebsverhütung. In der Folge zeigte sich freilich, daß auch damit die Quoten der Morbidität und Mortalität nicht gesenkt werden konnten. Mit dieser gigantisch demonstrierten Erfolglosigkeit der Krebsforschung steht Amerika nicht allein da. Auch in Europa, wo die Subventionen nicht so üppig fließen, erfährt die Öffentlichkeit über die Medien, die Ärzteschaft über die Fachpresse laufend von der Entschleierung immer neuer Geheimnisse des Krebsrätsels, so daß man meinen möchte, die Lösung des Problems stünde unmittelbar bevor. Die Verlautbarungen von der "Krebsfront" sind ermutigend, jedoch ebenso schwer zu beurteilen wie die Berichte von militärischen Kriegsschauplätzen. Man hört eine Siegesmeldung nach der anderen, doch handelt es sich leider immer nur um begrenzte Gefechte. In der Schlacht gegen den Krebs stehen die Zeichen noch lange nicht auf Sieg, sondern auf Niederlage. Nach wie vor ist die kurative Anwendung der konventionellen Waffen bei der weit überwiegenden Mehrheit aller Krebskranken, nämlich bei den primär oder sekundär Inkurablen, weder möglich noch wirksam. Die deutsche Bundesregierung stellt Jahr für Jahr DM 120 Millionen für die Krebsforschung zur Verfügung, ein Minimum gegenüber den etwa in den USA aufgewendeten Beträgen. Den Löwenanteil dieser Subvention verschlingt das DEUTSCHE KREBSFORSCHUNGSZENTRUM (DKFZ) in Heidelberg mit täglich etwa DM 200.000! In diesem Riesenkomplex von amerikanischem Ausmaß sind rund 1.100 Mitarbeiter beschäftigt. Die Ausgaben dieses Betriebes haben sich seit 1974 mehr als verdoppelt und lagen während der letzten Jahre pro anno zwischen 90 und 100 Mio. In einem 1980 herausgegebenen, 1.677 Seiten umfassenden Bericht der DEUTSCHEN FORSCHUNGSGEMEINSCHAFT (DFG), die im wesentlichen für die Verteilung der Forschungsgelder zuständig ist, legte eine 15-köpfige Kommission von führenden Onkologen eine "Bestandaufnahme der Krebsforschung in der Bundesrepublik Deutschland" vor. Das Fazit dieser - laut SPIEGEL -"deprimierenden Lektüre" ist die Feststellung, daß die deutsche Krebsforschung in vielen Bereichen einem internationalen Vergleich nicht standhält. Um die Versäumnisse aufzuholen, empfahl die DFG-Kommission die Schaffung neuer Serum- und Tumorzellbanken, neuer Zentren für experimentelle Pathologie und Zellbiologie, neuer Referenzzentren und die generelle Einführung von Tumorregistern. Ferner sei die Forschung auf Gebieten wie der chemischen und physikalischen Kanzerogene, der immunologischen Abwehrmechanismen (!) bei der Tumorentstehung und Tumorausbreitung, der RNS-Virusforschung und einer Anzahl anderer wichtiger Spezialgebiete zu intensivieren und "über den bisherigen Rahmen hinaus zu fördern“ (1). Wenn wirklich die "internationale Spitze“ erreicht werden soll, die in der Krebsforschung von den USA "gehalten" wird, so sei das anders als durch massive Erhöhung der zu bewilligenden Mittel nicht zu erreichen. Immerhin geben die Amerikaner pro Kopf etwa dreimal so viel aus für Krebsforschung wie die Deutschen, allerdings haben auch sie - siehe oben damit keine besseren Fortschritte erzielt. Überflüssig zu erwähnen, daß die therapeutischen "Außenseitermethoden" im DFG-Bericht keinerlei empfehlende Erwähnung finden. Fachleute, die als Kritiker der traditionellen Forschungs- und Therapiekonzepte galten, waren gar nicht erst in das DFG-Gremium aufgenommen worden wie z.B. der Röntgenologe KROKOWSKI (8.0.). Sein knallharter Kommentar zu dem Bericht (1):

"Glaubte man im Ernst, mit solchen Kommissionen dem Krebsproblem näherzukommen? Ist es nicht vielmehr für die Schulmedizin Zeit einzugestehen, daß sie mit ihrem Ziel der Krebsbekämpfung, den Krebsherd lokal anzugehen bzw. ihn zu entfernen, zwar das Bestmögliche geleistet, den Krebs als Krankheit des Gesamtorganismus dabei aber aus den Augen verloren hat? Wagt denn keiner auszusprechen, daß wir mit unseren derzeitigen Konzeptionen, Theorien, Behandlungsmethoden eine Grenze erreicht haben, die uns verpflichtet, andere Ideen, Gedanken und Ergebnisse zu prüfen, anstatt sie ex cathedra zu verdammen?" Da es sich bei den Subventionen für das DKFZ letztendlich um Steuergelder handelt, forderte der Deutsche Bundestag einen Bericht an, der unter Mitwirkung von 7 international anerkannten Gutachtern als "Bülow-Bericht" vom Badisch-Württembergischen Wissenschaftsministerium erstellt und 1981 dem Bundesministerium für Forschung und Technik vorgelegt wurde [2]. Als Gesamtergebnis verlautete, die Arbeit in einer großen Zahl von Abteilungen des DKFZ sei "nicht kreativ und kaum geeignet, mit der Entwicklung neuer Trends Schritt zu halten". Trotz "außerordentlich großzügiger Finanzierung“ bestehe nach wie vor die Tendenz, "alte Forschungsprogramme ständig weiterzuführen“. Außerdem sei die "angewandte Forschung" seit vielen Jahren durch "Immobilität" gekennzeichnet. Der dem Bundestag vortragende Abgeordnete stellte - bis heute unwidersprochen - fest, er habe auf seine Anfragen bei dem durch Bundesmittel geförderten Deutschen Krebsforschungsinstitut keinerlei Unterlagen bekommen, aus denen die Effizienz der konventionellen Krebstherapie auch nur mit einem Minimum an Überzeugungskraft hervorginge". - "Das bedeutet ganz schlicht nicht mehr und nicht weniger, als daß ein Weitergehen auf konventionellen Wegen keine Chance auf Erfolg hat". Ende des Zitats (5). Abgesehen von diesen den onkologischen Schwerpunkten vorbehaltenen akademischen Aktivitäten ist die Forschung, früher ausschließliche Domäne der Universitätsinstitute, während des 20. Jahrhunderts nahezu gänzlich in die Hände der Pharmaindustrie übergegangen. Diese verfügt unabhängig vom Fiskus - über die dazu erforderlichen reichlichen Mittel, setzt diese allerdings nur dort ein, wo die Ergebnisse umsatz- und gewinnträchtige Innovationen erwarten lassen. Es gibt Beispiele, daß therapeutisch hervorragende Präparate aus dem Handel genommen wurden, sobald sie sich als zu wenig rentabel erwiesen, oder daß zur Prüfung vorgeschlagene, aussichtsreiche Arzneimittel dem Forschungsprogramm vorenthalten und unterdrückt wurden, damit sie den Umsatz länger eingeführter, wenngleich verbesserungsbedürftiger Präparate nicht beeinträchtigen. Das Ansehen und die Kontinuität der industrieeigenen Forschung beruht auf dem dreifachen Aberglauben, den sie unter Milliardenaufwand und mit Hilfe der Massenmedien sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Ärzteschaft suggestiv aufrechterhält, nämlich 1. daß die Menschen beständig und gegen jede noch so unbedeutende Gesundheitsstörung Medikamente benötige, 2. daß viele Mittel zum "Wohlbefinden", zur "Lebensqualität" oder zur "Vorbeugung" geradezu unentbehrlich seien, 3. daß zur Entwicklung und Verbesserung dieser Präparate auf Tierversuche nicht verzichtet werden könne. Alle diese Argumente sind falsch, aber sie dürfen nicht angetastet werden, weil sie die Existenzgrundlage einer riesigen internationalen Pharma-Mafia bilden. Gelegentliche Pannen schaden diesem Koloß nicht im geringsten. Allenfalls geben sie Anlaß, Strukturänderungen zur besseren Verträglichkeit vorzunehmen. Man versucht zwar offiziell, die Zahl der Arzneimittelschädigungen zu erfassen, befindet sich im schulmedizinischen Lager dabei jedoch in der Zwickmühle, weil die Hersteller nicht nur immense Beträge für die Werbung aufwenden, sondern unter dem Vorwand "wissenschaftlicher Förderung" Stellen für ärztliche Mitarbeiter in den Kliniken finanzieren und damit Prioritäten für die Prüfung und Einführung neuer Präparate schaffen. Laut Mitteilung in DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Nr.10/1988 investiert die bundesdeutsche Pharmaindustrie jährlich 200 Millionen DM für Werbung (die hauptsächlich der Presse zugute kommen), sowie 1,5 Milliarden DM (!) für Pharmareferenten.

Man schätzt die Gesamtzahl der weltweit vertriebenen Medikamente auf 250.000. Die für die Bundesrepublik geltende ROTE LISTE 1993 führt 8.195 Präparate in 10.755 Darreichungsformen auf. Etwa die Hälfte derselben ist verschreibungspflichtig, also risikobelastet. Trotz der ununterbrochenen Aufrufe zur Kostendämpfung liegen dem BGA bzw. der Arzneimittelkommission jedes Jahr einige tausend Anträge auf Neuzulassung vor, die den Herstellern auf Grund der jüngsten, besonders strengen Zulassungsbedingungen jeweils Kosten in die Hunderttausende verursachen. Die Zahl der (1991) rund 400 bundesdeutschen Pharmafirmen ist ebenfalls im Steigen begriffen. Ihre Forschungsaktivitäten sind unterschiedlich. Aufwendungen in Höhe von mehreren hundert Millionen DM werden von 25 Unternehmern ausgewiesen. Eine Gruppe von etwa 10 Herstellern, die auf Spezialgebieten forschen und entwickeln, geben dafür rund 3,9 Milliarden jährlich aus. Für alle übrigen, kleineren deutschen Unternehmer gelten etwa je 100 Millionen DM zu Forschungs- und Entwicklungsaufwand (Angaben nach BPI im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT). Dieser enormen Investition an Geld und Arbeit auf rein kommerzieller Basis ist zu entnehmen, daß die von der Pharmaindustrie betriebene und finanzierte Forschung schon lange nicht mehr der Wissenschaft, sondern nur noch der Wirtschaft dient. Sie ist aus der sakralen Cognitio zur tyrannisierenden Ratio und Speculatio geworden. Besonderer Erwähnung bedarf hier nochmals die bereits in 1.1. angesprochene Krebsforschung unter Einbeziehung von Labortieren. Man schätzt, daß trotz einschränkender Verordnungen und beginnender Umstellung der Institute auf tierfreie Forschung immer noch jährlich etwa eine Million von Tieren aller Art allein in Deutschland für solche Vorhaben geopfert werden. Die Gegner der Experimente an Tieren können handfeste Einwände vorbringen, Jedes Tier, auch das nach bestimmten genetischen Gesichtspunkten gezüchtete oder ausgewählte, bringt dem Krebs gegenüber bessere Abwehr- und Heilkräfte mit als der Mensch. Der Tierexperimentator forscht außerdem vorwiegend an induzierten oder überimpften Tumoren, die nur sehr bedingt oder gar nicht mit den in Jahrzehnten auf plurikausaler-, u. a. auch auf psychischer Basis entstandenen Geschwülsten des Menschen verglichen werden können. Zu bedenken ist ferner, daß die Ernährung der Versuchstiere selbst in der Gefangenschaft um ein vielfaches artgemäßer und vollkommener ist als die denaturierte, minderwertige und falsch programmierte Kost des Mitteleuropäers. Wie problematisch sind unter diesen Umständen die Vergleichsmöglichkeiten? Und schließlich hat der Tierversuch noch seine ethischen Bedenken, die den skrupellosen kommerziellen und auch medizinischen Interessen entgegenstehen. Siehe die Literaturangaben zu 1.1. Den Abschluß dieser Ausführungen bilden als Gegenstück zu den eingangs vorangestellten Gedanken des führenden Ganzheittherapeuten KÖTSCHAU die Aphorismen des Nichtmediziners, aber vorzüglichen Kenners und kompetenten Kritikers der Materie LUDWIG(11) aus dem Vorwort seines Standardwerkes "Krebs - Ausweg aus der Sackgasse": „Kein Zweifel: Wir verdanken naturwissenschaftlich-medizinischer Forschung und ethisch fundierter ärztlicher Kunst, daß täglich und überall in der Welt bedrohtes Leben gerettet oder trotz Krankheit lebenswert gestaltet werden kann. Die Bekämpfung von Seuchen oder von Kinderkrankheiten, die Akut- oder Notfallmedizin, bilden sie nicht bewundernswerte Beispiele medizinischen Fortschritts? Die Kenntnis von unzählbaren wissenschaftlichen Einzelheiten ist jedem von uns längst unfaßbar - immens gewachsen. Hat die Erkenntnis der Zusammenhänge, der lebendigen Verwebungen des jeweils Zusammengehörenden, damit jedoch Schritt gehalten? Zeigt die physikalisch-chemische „Richtigkeit“ naturwissenschaftlicher Forschungergebnisse tatsächlich die „Wahrheit“ im lebendigen Ganzen an? Begreift die Naturwissenschaft, begreift die Medizin mit exakter Erforschung und Darstellung linear-analytischer Plus- oder Minusfunktionen, Stimulationen oder

Depressionen wahrhaftig die Vorgänge des Lebens? Sind Werden und Vergehen durch naturwissenschaftlich fundierte Machbarkeit zu beweisen? Genügt die Gleichung: Physik + Chemie = Leben? Das Wesentliche ist unsichtbar. Ist es auch uneinsehbar?" Dieser Abschnitt sei mit einem Zitat aus der jüngsten Publikation (19) des bekannten Biologen und Ökologen VESTER abgeschlossen, in dem dieser die aktuelle Situation der - nicht nur medizinischen - Forschung folgendermaßen charakterisiert: "600.000 hochbezahlte Wissenschaftler, deren Forschung jährlich über 50 Milliarden Dollar verschlingt, arbeiten in den USA. Etwa 100.000 Forscher sind es in der Bundesrepublik, in der insgesamt rund 30 Milliarden DM für Forschung und Entwicklung aufgewendet werden. Sie alle werden von einem fast autonomen Wissenschaftsbetrieb unterhalten und beschäftigt, der ebenfalls immer rascher anwächst. Dies jedoch nicht, weil es so viel mehr zu entdecken gibt, sondern weil es so viele gibt, die dafür bezahlt werden wollen, wie es ERWIN CHARGAFF, einer der großen Nestoren der Biochemie, in seiner Autobiographie ausgedrückt hat. Die Leistung für diese Bezahlung muß belegt werden – „publish or perish“ ist hier das geflügelte Wort, veröffentliche oder geh zugrunde. So quillt Jahr für Jahr eine Flut von über 6 Millionen wissenschaftlicher Arbeiten aller Art aus den unzähligen Forschungslaboratorien der Welt, täglich 17.000 Publikationen, die unsere bisherigen Erkenntnisse mit neuen Daten und Fakten überrollen und von denen jede einzelne das Ergebnis monate- bis jahrelanger intensiver Beschäftigung ist. Was fangen wir mit all diesen Daten an? Wohin fließen sie, wer nutzt sie, wohin führen die Ergebnisse? Offenbar nicht allzu weit. Die Neuentwicklungen überschlagen sich in einem unvorstellbaren Tempo, ohne daß sich durch jene Abertausende von Forschungsergebnissen das Elend auf diesem Planeten verringert. Jahr für Jahr gibt es mehr hungernde und kranke Menschen, Jahr für Jahr mehr Analphabeten, Jahr für Jahr neue Kriege, menschliche Not ohne Ende, bedrohte und vernichtete Natur. Die wissenschaftlichen Bemühungen scheinen irgendwie in eine falsche Richtung zu laufen, eher der Selbstbefriedigung zu dienen als der Befriedigung gesellschaftlicher und gesundheitlicher Belange … So nützlich und lebenserhaltend die bisherige Art des Forschens und Wissens in der Vergangenheit gewesen sein mag, die Erfahrung zeigt, daß sie nicht dazu taugt, uns aus den Problemen der heutigen Situation herauszuführen.“

Literatur zu 1.1 1. BLEULER, E.: Das autistisch-undisziplinierte Denken in der Medizin und seine Überwindung. J. Springer, Heidelberg, 5.Aufl. 1975 2. BRAUN VON GLADIß, K.H.: Ganzheitliche Medizin in der ärztlichen Praxis. Verlag Bruno Martin, Südergellersen 1991 3. BRAUN-VON GLADIß, K.H.: Das biologische System Mensch. Eigenverlag, Stofelweid 16, CH-9053 Teufen 1995 4. BRAUN-VON GLADIß, K.H.: Krebskranke Menschen in ganzheitlich-medizinischer Behandlung. Eigenverlag, Stofelweid 16, CH-9053 Teufen 2000

5. GRÄFF, S.: Dogmatisches und selbständiges Denken im Arzttum. Medizin heute, S.663 ff/1954 6. HAGER, E.D.: Komplementäre Onkologie. Adjuvante, additive, supportive Therapiekonzepte für Klinik und Praxis. FORUM-MEDIZIN Verlagsgesellschaft, 82131 Stockdorf 1997 7. HOEPKE, H.: Über biologische Krebstherapie. Dtsch. Med. Wschr. 1/1953, Dtsch. Med. Journ, 1/2/1955. 8. HOEPKE, H.: Krebsbekämpfung durch Stärkung der körpereigenen Abwehr. Krebsgeschehen 5/1975 9. ISSELS, J.: Mehr Heilungen bei Krebs, Helfer Verlag, E.Schwabe, Bad Homburg 1972 10. ISSELS, J.: Mein Kampf gegen den Krebs. C.Bertelsmann Verlag, München 1981 11. ISSELS, J., WINDSTOSSER, K.: Ganzheitstherapie - unsere wichtigste Waffe im Kampf gegen den Krebs. Gesundes Leben 4/1968 12. ISSELS, J., WINDSTOSSER, K.: Ganzheitliche interne Krebstherapie. Erfahrungsheilkunde 11/12/1968 13. KAUFMANN, R.: Ideologie und Rationalität in der Krebstherapie. Dtsch. Zschr. f. Onkologie 6/1988 14. KAUFMANN, R.: Wunsch, Wahn und Wirklichkeit in der Krebstherapie. Vortrag a.d.Wies. Kongreß d. Gesellschaft f. Biol. Krebsabwehr 1989 15. KROKOWSKI, E..: Verändertes Konzept der Krebsbehandlung. Vortrag a.d.Kongreß d. Dtsch. Akademie, f. Med. Fortbldg. 1978, ref.in: Neue Aspekte der Krebsbekämpfung. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1979 16. LAMOEN VAN, G.J. (Hsgb.): Biologische Information und Regulation. Beiträge zu einer integralen Medizin. Karl F.Haug Verlag, Heidelberg 1993 17. LERNER, M.: Choices in Healing - Integrating the Best of Conventional and Complementary Approaches to Cancer. The MIT Press, Cambridge (MA.USA) 1994. Hsgb.d.Dtsch.Ausgabe: ZÄNKER, K., NIGGEMANN, B.: Wege zur Heilung. Piper Verlag, München-Zürich 1998 18., LIEK, E.: Krebsverbreitung /Krebsbekämpfung /Krebsverhütung. J.F.Lehmanns Verlag, München 1932 19. LIEK, E.: Der Kampf gegen den Krebs. J.F.Lehmanns Verlag, München 1934 20. LOECKLE, W.E.: Krebebehandlung mit und ohne Skalpell? Die Kommenden, Freiburg 1951, Hippokrates 20/1959 21. LOECKLE, W.E.: Krebs, Geschichte der Enttäuschungen. Hippokrates vom 31.10.59

22. LOECKLE, W.E.: Krebsoperation oder nicht? Hippokrates vom 15.6.60 23. LOECKLE, W.E.: Das Massenexperiment am krebskranken Menschen. Heilziffern und echte Heilungen. Heilkunde – Heilwege 4/1964 24. LOECKLE, W.E.: Therapieschaden und Krebs. Karl F.Haug Verlag, Heidelberg 1965 25. LUDWIG, W.D.: Ausweg aus der Sackgasse. Wandlungen seit dem Issels-Prozeß. Kalliope Verlag, 57072 Stegen, und Ehlers-Verlag, 83623 Dietramszell 1988 26. MILZ, H.: Ganzheitliche Medizin. Neue Wege zur Gesundheit. Athenäum Verlag, Königstein 1985 27. MOSS, R.W.: The Cancer Industry. Paragon House, New York 1989 28. NEUMAYER, P., HALBIG, K.: (Hsgb.): Das Krebshandbuch, Ganzheitlicher Therapieratgeber von A-Z. KOHA-Verlag, Burgrain 1995 29. POPP, F.A.: Biophotonen, Ein neuer Weg zur Lösung des Krebsproblems. Schriftenreihe KREBSGESCHEHEN Band 6, Verlag für Medizin Dr. Ewald Fischer, Heidelberg 1976 30. RIETHMÜLLER, G.: Vortrag a.d.Int.Kongr.f.Immunologie 1989. Ref in: Med.Trib. 38/1989 31. SCHADOW, D.: SCHALLHAMMER, H. (Hsgb.): Krebs verstehen – neue Wege gehen. Orlanda Frauenverlag, Berlin 1997 32. SCHAEFFER, M., WACHMANNt A.: Neues Bewusstsein - neues Leben. Bausteine für eine menschliche Welt.Wilhelm-Heyne Verlag, München, 1988 33. VESTER, F., HENSCHEL, G.: Krebs ist anders. Kindler Verlag, München 1973 34. VESTER, F., HENSCHEL, G.: Krebs – fehlgesteuertes Leben. Deutscher Taschenbuch Verlag - Kindler Verlag, beide München, 3. Aufl. 1984 35. WRBA, H. (Hsgb.): Kombinierte Tumortherapie. Grundlagen, Möglichkeiten und Grenzen adjuvanter Methoden, Hippokrates Verlag, Stuttgart, 2.Aufl.1995 36. ZÜRCHER, W.: Alternative Heilmethoden bei Krebs. Herrmann Bauer Verlag, Freiburg 1982 Nachtrag: 14 a. KÖHLER, B.: Synergistisch-biologische Krebstherapie. CO’MED Verlag, 65843 Sulzbach 1998

2.0 Krebsmortalität in der BRD - Zahlen nach offiziellen Quellen Zur Situation des Krebsgeschehens gegen Ende des 20. Jahrhunderts und zur Verdeutlichung der daraus resultierenden Gefahr für die Menschheit nicht nur unseres mitteleuropäischen Lebensraums, ist es erforderlich, sich einige Zahlen zu vergegenwärtigen. Sie entstammen hauptsächlich dem KREBSATLAS DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND [3], Mitteilungen der DEUTSCHEN KREBSHILFE und anderer offizieller Organisationen, ferner Kongreßberichten oder kompetenten Literaturzitaten sowie den Angaben des Statistischen Bundesamtes. Eine umfassende wissenschaftliche Studie des Onkologen BAILAR nebst Mitarbeitern (USA), veröffentlicht im New England Journal of Medicine 19/1986, kam zu dem Ergebnis, daß unter dem gesamten Zahlenmaterial epidemiologischer Forschung allein die alterskorrigierte Krebsmortalität als signifikantestes und objektivstes Kriterium für Rückschlüsse aller Art verwertbar ist. Nur sie offenbart alle eventuellen Auswirkungen der Altersstruktur ebenso deutlich und unbestechlich wie die Effizienz der Früherkennung, der Diagnostik und der Therapie. Im Bereich der Bundesrepublik Deutschland - ohne die neuen Länder, für die bei Abschluß dieses Kapitels noch keine Daten vorlagen - war der Krebs in allen seinen Varianten 1992 mit 175.000 Opfern die zweithäufigste Todesursache nach den Herz- und Kreislauferkrankungen. Dies entsprach täglich rund 480, stündlich 20 Sterbefällen. Hier die Vergleichszahlen früherer Jahre: 1972 1974 1976 1979 1980 1983 1986 1989

144.120 152.400 153.580 154.600 157.000 164.250 166.000 169.200

Angesichts dieser Zahlen ist an einer echten und kontinuierlichen Zunahme der Krebshäufigkeit nicht zu zweifeln. Man kann nicht einwenden, die Erfassung der Todesursachen habe sich während der letzten 20 Jahre verbessert oder die Menschen seien älter geworden (siehe oben) und damit häufiger in das Alter erhöhter Krebsgefahr gekommen. Die Zahl aller gleichzeitig an Krebs Erkrankten beiderlei Geschlechts in der gesamten Bundesrepublik, geschätzt an Hand der Krebsregister des Landes Hamburg und des Saarlandes, liegt bei 1,8–2 Millionen, was rund 1,5 % der Bevölkerung entsprechen würde. G.A. NAGEL (Onkologische Klinik in Freiburg) gibt diese Zahl mit rund 8 Millionen viermal höher an. Wenn jeder 5. Mensch an Krebs stirbt, könnte es durchaus zutreffen, daß jeder 10. im Laufe seines Lebens an einem Malignom erkrankt. Jährlich erkranken etwa 350.000 aller Altersstufen an einem solchen neu, unter ihnen etwa 2.000 Kinder (Angaben der Deutschen Krebshilfe 1991 in AP und der Bayerischen Krebsgesellschaft im Rundschreiben 2/1992).

Frühbehandlung, aller in den hoch subventionierten Tumorzentren entwickelten Therapiekonzepte, aller in die Krebsforschung investierten Milliarden (6.1.) erliegen immer noch 70–80 % der Krebsopfer ihrem Leiden, wenn wir von den Heilerfolgen bei den prozentual kaum in Erscheinung tretenden Leukosen, Lymphomen und Hodentumoren von Kindern und Jugendlichen einmal absehen. BAUER (2) gab für alle Geschwulstleiden bei Einsatz aller damals zur Verfügung stehenden Behandlungsmethoden eine Fünfjahres-Heilungsquote von 17,8 % an, mithin ein Zuspätkommen oder Versagen der Therapie in 82,2 % der Patienten. Diese etwa 40 Jahre zurückliegende Angabe dürfte mit lediglich punktuellen Ausnahmen im wesentlichen noch heute gelten. Wie oben gezeigt, lassen alle seither hinzugekommenen diagnostischen und therapeutischen Errungenschaften keinen Rückgang der Krebssterblichkeit erkennen. Nach BECKER (4) waren gemäß einer Statistik der Universitätsklinik Jena nur 28 % der dort aufgenommenen Krebskranken operabel, 72 % inoperabel und nach Erfahrung dieser Klinik - mit verschwindenden Ausnahmen "inkurabel", d. h. unheilbar. Daß die an solchen Todeskandidaten vielerorts noch versuchsweise eingesetzte Chemotherapie global gesehen keinen Tag der Lebensverlängerung zu erreichen vermag, hat ABEL (1) in seiner Aufsehen erregenden Studie des DEUTSCHEN KREBSFORSCHUNGSZENTRUMS nachgewiesen. SOERGEL [6] gibt die während der ersten zwei Jahre nach Abschluß der klinischen Behandlung auftretenden, mit hoher Mortalität belasteten Rezidive mit 85,7 % an, SCHRIMPF (5) mit 74,1 % für das erste postoperative Jahr, mit 12,7 % für das zweite und mit 6,7 % für das dritte Jahr (6.8.). Randomisierte multizentrische Studien unter Einbeziehung von Statistiken führender Kliniken wie Mayo in Rochester, Radiumhemmet in Stockholm u. a. (wobei also keinerlei Auswahl der Patientinnen oder deren Tumorbefunde stattfand) ergaben für Brustkrebs - über den hier und in 6.3. des weiteren zu berichten sein wird – eine fünfjährige Rezidivfreiheit von 50 % mit +/- 5 %. Selbst diese diagnostisch und chirurgisch relativ leicht zugängliche Geschwulst kostet also im Schnitt immer noch jede zweite davon befallene Frau das Leben (6.3.). Mit der Häufigkeit der verschiedenen Geschwulstformen während der letzten Jahrzehnte beschäftigte sich das Bundesgesundheitsamt und kam zu folgenden Ergebnissen: Abnehmende Erkrankungshäufigkeit und Sterblichkeit liegt vor für Krebskrankheiten des Magens, der Gebärmutter und der Knochen. Bei Hodgkin-Lymphomen ist ein Rückgang nur für Männer nachzuweisen, bei der Gesamtzahl aller Geschwulsterkrankungen nur für Frauen. Zunehmende Inzidenz und Mortalität weisen die Krebsformen der oberen Atmungs- und Verdauungswege auf, besonders bei jüngeren Männern (trotz rückläufiger Zahl der Raucher). Der Dickdarmkrebs älterer Männer hat, wohl als Folge immer primitiver werdender Ernährung – zunehmende Tendenz. Deutlich ansteigend sind Erkrankungshäufigkeit und Sterblichkeit für Malignome des Bindegewebes und der Weichteile (Sarkome), der Niere, der Lunge (rauchende Frauen?) und der Haut (Melanome). Der Anteil der Krebsfälle unter sämtlichen Todesursachen stieg während der letzten 40 Jahre bei den Männern von 15 % auf 23 %, bei den Frauen von 17 % auf 23 %. Bei Kindern und Jugendlichen führt Krebs häufiger zum Tod als Infektionskrankheiten, Herz- und Kreislauferkrankungen. Er wird in diesen frühen Altersstufen nur durch den Unfalltod übertroffen, der erst ab dem 30. Lebensjahr zahlenmäßig zurücktritt. An seine Stelle rückt der Tod an Herz- und Kreislaufschäden, dicht gefolgt vom Krebstod. Noch ist dieser bei Männern in keiner Altersstufe dominierende Todesursache. Bei den Frauen jedoch übersteigt der Krebs jenseits des

40. Lebensjahres bis über das 60. hinaus die Sterblichkeit an allen anderen Krankheiten und ist damit zur geschlechtsspezifisch häufigsten Todesursache geworden. Die Zahl der in der BRD (ohne die neuen Länder) jährlich an Brustkrebs erkrankenden Frauen liegt bei etwa 30.000. Wurden 1965 noch 70 unter 100.000 Frauen davon befallen, so waren es 1985 bereits 80. Ohne Berücksichtigung des Altersunterschiedes muß jede 10. Frau damit rechnen, im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs zu erkranken. Vor 30 Jahren war noch jede 12. davon bedroht. Während damals der Altersgipfel der Brustkrebspatientinnen bei den 55- bis 65-Jährigen lag, sind seit etwa 1980 überwiegend Frauen in der Prämenopause, zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr, davon betroffen, mit zunehmender Beteiligung noch jüngerer Jahrgänge. Hinsichtlich der Frühdiagnostik dieser Tumore mittels Mammographie, Senographie usw. (6.2.) ist ein vorerst nicht mehr steigerungsfähiges Optimum erreicht. Es gelingt die Entdeckung der Gewebsverdichtung bereits ab einer Größe von 10 mm in 17,6 % aller klinisch manifest werdenden Geschwülste. Aber weder diese Tatsache noch die unentwegt verbesserte Therapie konnten verhindern, daß die Zahl der an Mammakarzinom verstorbenen Frauen zwischen 1975 und 1990 um 26 % Anstieg (Angabe der Universitäts-Frauenklinik Erlangen für den Bereich Bayern auf Grund einer seit 1964 laufenden Langzeitbeobachtung in DÄ 14/1993). Rückläufig sind bei den Frauen hinsichtlich Inzidenz und Mortalität die Geschwülste des Gebärmutterkörpers, der Speiseröhre, des Magens, des Bindegewebes und der Knochen. Zunehmende Tendenz weisen auf die Karzinome des Gebärmutterhalses, der Eierstöcke, der Mundhöhle und des Rachens, des Darmes, der Gallenblase, des Pankreas und der Lunge, ferner der lymphatischen und der blutbildenden Organe. Zum Unterschied gegenüber den Männern, bei denen die Malignome der Lunge etwa ¼ aller Krebstodesfälle verursachen, nimmt diese Geschwulstart bei den Frauen der BRD vorerst noch die 5. Stelle der Häufigkeit hinter denen des Magens, des Dickdarms und der Eierstöcke ein, jedoch mit steigender Tendenz. In den USA ist der weibliche Lungenkrebs als Folge des dort unentwegt grassierenden Rauchens der Frauen nach dem Brustkrebs bereits an die 2. Stelle der Krebstodesfälle vorgerückt. Einer Meldung der Zeitung USA today zufolge ist die Zahl der Todesfälle an Lungenkrebs unter amerikanischen Frauen während der letzten Jahrzehnte geradezu explodiert. Waren es 1960 noch 5,6 von 100.000 Frauen, starben 1990 bereits 31,8 daran. Zum Vergleich: 1960 starben in den USA 25,9 von 100.000 Frauen an Brustkrebs, dreißig Jahre später 27,5 - ein der Zunahme in Europa entsprechender Anstieg. Nach den jüngsten Schätzungen werden 1994 etwa 56.000 Amerikanerinnen an Lungenkres sterben, 10.000 mehr als an Brustkrebs. Man vermutet, daß sich das Rauchen (und die Umweltgifte) bei dem kleineren Lungenvolumen der Frauen stärker auswirkt als beim Mann (BIOSYN 1/94). Bei den Männern haben seit 1950 außer den Tumoren der Speiseröhre, des Magens, des Bindegewebes und der Knochen in gleicher Weise alle übrigen Geschwulstarten zugenommen. Insbesondere ist eine Verdoppelung des Lungen- und Bronchialkrebses zu verzeichnen, Folge des Rauchens und der atmosphärischen Intoxikation. An 3. und 4. Stelle folgen mit etwas geringerer Zunahmetendenz der Dickdarm- und der Prostatakrebs. Diese 4 Tumorarten verursachen insgesamt fast 60 % aller Todesfälle krebskranker Männer. Dieses deprimierende Bild der herrschenden Krebssituation - an die Stelle der Bundesrepublik könnte man jeden anderen Industriestaat setzen - kennzeichnet noch kontrastreicher als in Abschnitt 1.1. dargestellt die Stagnation und Hilflosigkeit der konventionellen Onkologie. Allen Bemühungen der Chirurgie (6.0., 6.3.), der Radiologie (6.4.), der Chemotherapie (6.5.) und der Endokrinologie

(6.6.) verdanken wir nur Teilerfolge. Die Zahl der Krebserkrankungen und die der Krebstoten steigt ungebremst an. Bedrückender noch als all diese statistischen Zahlen ist der Umstand, daß - bezogen auf gleiche Bevölkerungs- und Altersgruppen - in der Bundesrepublik Deutschland. mehr Menschen an Krebs sterben als in jedem anderen Land der Erde. Nach den von der dpa herausgegebenen Zahlen liegt die Krebs-Sterberate - mit steigender Tendenz - hierzulande um 20 % höher als in den USA und um 30 % höher als in Japan, beides Länder mit vergleichbarer Industrialisierung und ähnlichem Lebensstandard. Diese Tatsache sollte uns deutschen Ärzten doch sehr zu denken geben. Im Krebsgeschehen spiegelt sich die Krise der Medizin besonders eindrucksvoll und tragisch. Obwohl immer noch in der Minderheit, sind wir als Ganzheitstherapeuten deshalb umso nachdrücklicher aufgerufen, die im Dogma erstarrte Front der herrschenden Onkologie durch Vorleben und Beharrlichkeit von der Bedeutung des lange fälligen Paradigmenwechsels zu überzeugen.

3.0 Das VIRCHOWsche Dogma der Zellularpathologie: Ein verhängnisvoller Irrtum der Lehrmedizin eines Jahrhunderts „Nicht die Wahrheit, in deren Besitz ein Mensch zu sein glaubt oder behauptet, macht dessen Verdienst und Größe aus, sondern die Mühe und Opferbereitschaft, die er zu deren Erkenntnis auf sich genommen hat." Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781) Am 3.4.1845 hielt RUDOLF VIRCHOW (1821–1902) seine berühmt gewordene Rede vor der Berliner Ärzteschaft, in der er seine neue Lehre einer rein substantiell und zellulär verstandenen Medizin folgendermaßen zusammenfaßte: "Die medizinische Wissenschaft hat ihre Anschauungsweise neuerdings als eine mechanische, ihr Ziel als die Feststellung einer Physik der Organismen definiert. Sie hat nachgewiesen, daß Leben nur Ausdruck einer Summe von Erscheinungen ist, deren jede einzelne nach den bekannten physikalischen und chemischen Gesetzen verläuft." - In längeren Abständen folgten diesem Diktum die Veröffentlichungen der VIRCHOWschen Standardwerke: 1858 „Die Cellularpathologie in ihrer Begründung und in ihrer Auswirkung auf die physiologische und pathologische Gewebelehre“ [17], 1863 "Die krankhaften Geschwülste" [19]. Vom Zeitpunkt dieser Verkündigungen ex cathedra an nahm die verhängnisvolle Spaltung der Ärzteschaft ihren Lauf. Das Dogma der rein örtlichen, zellulären Ursache und Entwicklung der Tumore war geboren und beherrschte alsbald die gesamte medizinische Welt. Bis dahin war die "krankhafte Verstimmung der Säfte", die "Dyskrasie“ als Teilgebiet der "Humoralpathologie“ Hauptfach der ärztlichen Ausbildung und des therapeutischen Handelns gewesen. VIRCHOW selbst bekannte sich ursprünglich noch zu dieser jahrhundertealten Lehre. Er beschäftigte sich mit Themen der Ernährung und bekannte u. a. in einer seiner frühen Publikationen: "Ich für meinen Teil trage nicht die mindesten Bedenken, die Notwendigkeit zuzugeben, bei dem jetzigen Stand unserer Kenntnisse für manche Geschwulstbildungen eine Veranlassung durch das Blut, also eine dyskrasische Ursache herzuleiten“. Wenige Jahre später, auf der Höhe seiner Anerkennung und seines internationalen Ruhmes angelangt, vollzog er eine totale Kehrtwendung und bekämpfte kompromisslos die von ihm übernommenen und vertretenen Grundlagen der Heilkunde, um seiner eigenen neuen Lehre unumschränkte Allgemeingültigkeit zu verschaffen. Ihr ordnete sich ehrfurchtsvoll und autoritätsgläubig alsbald nicht nur die Chirurgie, sondern jede andere medizinische Disziplin unter, obwohl VIRCHOW als Pathologe nie therapeutisch tätig war und über keinerlei Erfahrung am Kranken verfügte. Schon vor VIRCHOW war die akademisch gelehrte Medizin zunehmend von der "naturwissenschaftlichen“ Forschung und immer weniger von der ärztlichen Erfahrung und Tradition beeinflußt worden. Die schon im Abschnitt 1.3. gekennzeichnete GALILEIsche Forderung, der "Messbarkeit“ aller Phänomene trat zunehmend in den Vordergrund. Der jahrhundertealte Grundsatz, den Kranken vorzugsweise "konstitutionell“, d. h. arzneilich und diätetisch umstimmend, die Krankheitserscheinungen jedoch örtlich zu behandeln, geriet mehr und mehr in Vergessenheit. Begriffe wie "Entgiftung", "Ausleitung", "Blutreinigung", "Remedia alterantia“ usw. wurden belächelt und der "Unwissenschaftlichkeit“ zugeordnet, ein Prädikat, das die Ärzteschaft verunsicherte und einschüchterte und sie in der Folge auf viele bewährte Behandlungsmöglichkeiten und Heilmittel zu verzichten veranlaßte. Mit dem Vorwurf der "Unwissenschaftlichkeit" wurde auch weiterhin manche Bereicherung und Grenzerweiterung der Medizin behindert oder verzögert. Der kranke Mensch trat immer mehr in den Hintergrund gegenüber dem von der Krankheit befallenen Organ, dem Krankheitsprodukt, insbesondere auch der Krebsgeschwulst. Allein auf deren Behandlung, Entfernung und Vernichtung konzentrierte sich

fortan die in rasanter Entwicklung begriffene Chirurgie, die nach der Jahrhundertwende hinzutretende Radiologie (6.5.) und die nach der Jahrhundertmitte entstandene Chemotherapie (6.6.). Zur Zeit erleben wir einen Angriff der "wissenschaftlich" ausgerichteten Front gegen alle von der konventionellen Disziplin abweichenden Behandlungsweisen, die einen opportunistisch reduzierten Wissenschaftsbegriff für die gesamte Medizin verbindlich machen will. Weitere Gefahren für die biologische Heilkunde und deren freie Entwicklung drohen in Gestalt der beabsichtigten Vereinheitlichung des Europäischen Arzneimittelmarktes ohne Rücksichtnahme auf "alternative" Therapieformen und deren Pluralismus (35.0). Außerdem stehen wir vor der Tatsache zunehmender Kompetenzüberschreitung des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung durch eine gesetzliche "Gesundheitsreform", die im Widerspruch zum Grundgesetz - einen Eingriff in die freie Berufsausübung der Ärzte und deren Inanspruchnahme durch die Kranken darstellt. Der Staat hat vielmehr die Aufgabe, "die Wahrheitsfindung unter den konkurrierenden ärztlichen Auffassungen zu liberalisieren und offenzuhalten, ohne in diesem Wettbewerb Stellung zu nehmen." "So wird zum Beispiel ein Wirksamkeitsbegriff für Arzneimittel festgelegt, der allein pharmakologischexperimentell ausgerichtet ist." - "Eine gefährliche Gegenbewegung zum Demokratiewillen unserer Zeit liegt hier vor." - "Der Anspruch der Schulmedizin, ihren auf physikalische und chemisch faßbare Daten reduzierten Wissenschaftsbegriff für die Medizin allgemein verbindlich zu machen, entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage. Hier liegt ein materialistisches Dogma vor. Dieses Dogma kennt nicht das Wesen des Lebendigen und nicht den Menschen als individuell einmaliges Wesen, in dessen Biographie auch die Krankheit mit einbezogen werden muß." [2]. Spätere Ärztegenerationen werden sich kopfschüttelnd der auf VIRCHOW zurückzuführenden materialistisch-monomanen Medizin des 19. und 20. Jahrhunderts erinnern, an Tragik vergleichbar dem kirchlich abgesegneten Hexenwahn des Mittelalters, den politischen Massenpsychosen des Nationalsozialismus und des Kommunismus oder der Blindheit eines technologie- und wachstumsbesessenen Zeitalters gegenüber den ihr gebrachten Opfern an Humanität, Ökologie und Kultur. Die Szenerie des Krebsgeschehens wurde umso grotesker, als der lehrmedizinische puristische Fanatismus immer häufiger sogar "wissenschaftlich" begründete, jeder "alternativen" Herkunft unverdächtige Einwände aus den eigenen Reihen gegen das konventionelle onkologische Konzept ignoriert und bekämpft. In welchem Maß die "wissenschaftlich"-lineare Denkweise die Medizin in die Irre geführt und im Grunde genommen alle jetzt immer deutlicher werdenden Krisen verursacht hat, war bereits Inhalt des einleitenden Abschnittes 1.1.

Literatur zu 3.0. ASCHNER, B.: Befreiung der Medizin vom Dogma. Karl F.Haug Verlag, Heidelberg 1962. BUCHLEITNER, K.: Der Kampf um die Biologische Medizin. Karl F.Haug Verlag, Heidelberg 1990, gekürzt in: Natur, Umwelt und Medizin 2/1990, EBERHARDT, H.G.: Vom Dogma zur Wende. Karl F.Haug Verlag, Heidelberg 1984 EBERHARDT, H.G.: Die historischen Wurzeln des Kollektivirrtums der Medizin. Erfahrungsheilkunde 3/1987

FITZ-GERALD, B.F.: Der Fitz-Gerald-Peport zur Frage der Krebsheilung durch biologische Mittel und Methoden. The Defender Magazine, Wichita (USA) 8/1953, gekürzt in: BUCHLEITNER, K. (siehe oben), S.93 GRÄFF, S.: Dogmatisches und selbständiges Denken im Arzttum. Medizin heute, s.663/1954 GRÄFF, S.: Arzttum und medizinische Wissenschaft.Zschr.f.Inn.Med.u.ihre Grenzgebiete 13/1958 HALHUNER, M.J.: Naturheilkunde oder Schulmedizin? Hippokrates 3/1962 HEINE, H.: Das Virchowsche Zellularpradigma. Eine Revision. Vortrag a.d.Herdecker Herbstkongreß 1987, einer Veranstaltung d.Universität Witten/Herdecke HILTNER, G.: Rudolf Virchow - ein weltgeschichtlicher Brennpunkt im Werdegang von Naturwissenschaft und Medizin. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart ILLICH, I.: Die Enteignung der Gesundheit. Rowohlt Verlag,1975 HEINE, H.: Das Virchowsche Zellularparadigma - eine Revision. In: Matthiesen, P.F., Tautz, Ch. (Hsgb.), Aktuelle Onkologie, Band 48, W.Zuckschwerdt Verlag, München-Bern-San Franzisco 1988 LUDWIG, W.D.: Krebs - Ausweg aus der Sackgasse. Kalliope Verlag - raum & zeit verlag 1986 POPP, F.A.: Neue Horizonte in der Medizin. Karl F.Haug Verlag, Heidelberg 1987 SKRABANEK, P., McCORMICK, J.: Torheiten und Trugschlüsse in der Medizin. Verlag Kirchheim, Mainz 1993 VESTER, F.: Neuland des Denkens. Deutscher Taschehbuch Verlag, 8.Aufl. 1993 VIRCHOW, R.: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung und in ihrer Auswirkung auf die physiologische und pathologische Gewebelehre. Verlag A.Hirschwald, Berlin 1858, 4.Aufl.1871 VIRCHOW, R.: Handbuch der speziellen Therapie. Verlag A.Hirschwald, Berlin 1858 VIRCHOW, R.: Die krankhaften Geschwülste. Verlag A.Hirschwald, Berlin 1863

4.0 Die Barrikade der lokalistisch festgefahrenen Onkologie gegen alle ganzheitsmedizinischen Tendenzen – ihre Diktatoren und Inquisitoren – ihre Organisationen. Die literarische Kriegsführung der lehrmedizinischen Allianz in den achtziger Jahren.

Die "Große Krebskonferenz" "Wenn die Maske der Kosmetik fällt, resultiert schonungslos kategorisch die Forderung, Krebsforschung und Krebstherapie neu zu orientieren. Wann wird dies geschehen? Es behaupte keiner, daß die Wege dazu nicht längst aufgezeigt wären.“ ERNST KROKOWSKI (1926–1985), Röntgenologe, Mentor neumoderner Aufassungen. "Auch wenn alle einer Meinung sind, können doch alle Unrecht haben" BERTRAND ARTHUR WILLIAM RUSSEL (1872–1970), Britischer Logiker, Philosoph, Schriftsteller und Nobelpreisträger Wenn sich ein Arzt vom medizinischen Dogma lossagt und eine seinem Gewissen, seiner Überzeugung und seiner Ausbildung gemäße pluralistische Therapie ausübt, steht er sofort einer bedrohlichen Front gegenüber. Besonders die den Bemühungen um eine grenzerweiternde Krebsheilkunde entgegengebrachte Verständnislosigkeit, Unduldsamkeit und Animosität manifestiert sich in immer vielfältigerer Form. Parallel dazu laufen mit zunehmender Tendenz die bekannten Aktivitäten der etablierten Medizinalbehörde, des Bundesgesundheitsamtes, der Arzneimittelkommission, des sogenannten "Gesundheits-Reformgesetzes" usw. Alle diesbezüglichen Maßnahmen und Entscheidungen verraten die Absicht, die biologische Medizin zu disqualifizieren und ihren Vertretern durch Arzneimittelverbote (14.1. und 14.2.) die Ausübung ihres Berufes zu erschweren, obwohl nachgewiesen ist, daß die große Mehrheit der Patienten eine Behandlung mit Naturheilmitteln wünscht und deren Erhaltung befürwortet. Nachdem sich das Bundesgesundheitsamt während der letzten Jahre jedoch eindeutig zum Sprecher der wissenschaftlich-dogmatischen Richtung gemacht hat, ist das drohende Verbot von über 2.500 biologischen Präparaten ein weiterer Schritt zur lehrmedizinischen Replementierung. Zusätzliche Gefahren werden 1992 mit der Nivellierung des Heilmittelwesens durch das Inkrafttreten des EG-Binnenmarktes auf uns zukommen, denn dieser richtet sich nach dem Status der Länder Europas, die hinsichtlich Naturheilkunde und Ganzheitstherapie als unterentwickelt zu gelten haben und sich mit dem einschlägigen Niveau in den deutschsprachigen Ländern nicht messen können. Damit dürften weitere einschneidende Restriktionen des Angebotes und der Herstellung biologischer Arzneimittel verbunden sein. Der Kampf um die Naturheilverfahren ist jedoch nicht nur ein Streit um Behandlungsformen, sondern gleichzeitig der Kampf um die Therapiefreiheit, um die Entscheidungsfreiheit des Arztes und des Patienten und damit um verfassungsmäßige Grundrechte. Wer diese Seite der Situation noch verkennt und unterschätzt, dem sei die Lektüre neuerer Bücher zu diesem Thema empfohlen (1,7,8), die am Ernst der Situation keinen Zweifel mehr lassen. BUCHLEITNER, Initiator der „Aktion für Biologische Medizin“, schreibt hier unter anderem: "Die Angriffe verbergen sich unter schön klingenden Schlagworten wie „keine unwirksamen Arzneimittel", "Kostendämpfung im

Gesundheitswesen", "Harmonisierung im EG-Bereich". Allen diesen Bestrebungen liegt die Absicht zugrunde, die Bürger zu bevormunden und Abweichungen von der lehrmedizinischen "Norm" zu verhindern. Im Europäischen Parlament zu Straßburg erklärte 1987 ein Abgeordneter im Namen der EGKommission auf eine Anfrage zur Situation der Naturheilmittel kühn: "Außerdem deutet derzeit in der medizinischen Literatur nichts darauf hin, daß Alternativheilmittel wirksamer sind als Placebos. Die Krankheitskosten werden in den Mitgliedsstaaten von der sozialen Sicherheit, das heißt von der Gemeinschaft der Bürger getragen. Diese hat das Recht, zu fordern, daß erstattete Behandlungen eine öffentlich anerkannte Wirksamkeit haben." BUCHLEITNER schreibt dazu des weiteren: "Man fragt sich, was mehr Staunen verdient: Die Anmaßung, mit der sich ein Repräsentant der EGKommission zum Sprecher der "Gemeinschaft der Bürger" macht, oder die Heuchelei, mit der vorgegeben wird, man wisse, was für den Bürger gut ist." Für die Medizin bedeutet diese Entwicklung, daß künftig nicht mehr der Arzt die Notwendigkeit und Wirksamkeit seiner Verordnung zu beurteilen hat, geschweige denn der Patient mit seinem Befinden, sondern daß dies am grünen Tisch, beispielsweise eines Ministeriums oder einer EGKommission geschieht, und zwar nach dem "Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse". Die Entmündigung des Arztes und des Patienten ist damit perfekt. Wie sehr sich die Wissenschaft jedoch von der Erfahrung und der Natur entfernt hat, darüber lese man in Abschnitt 6.6. nach. Die Tatsache, daß auf dem Gebiet der Krebsheilkunde ähnliche Bestrebungen im Gange sind und die Therapiefreiheit bedrohen, macht es erforderlich, die Struktur und Tätigkeit auch dieser speziellen Front näher unter die Lupe zu nehmen. Sie hat sich während des vergangenen Jahrzehnts in bemerkenswerter Weise straff organisiert. Mit dem Ziel einer "besseren Koordination und Kooperation aller im Bereich der Krebsdiagnostik und Krebstherapie tätigen Kreise" wurde gelegentlich der "l. Großen Krebskonferenz“ 1979 das "Gesamtprogramm zur Krebsbekämpfung" ins Leben gerufen. Beteiligt an diesem Projekt waren schon damals viele medizinische und administrative Spitzenorganisationen, federführend beispielsweise das Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit, ferner das Bundesministerium für Forschung und Technik, das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung, das Deutsche Krebsforschungszentrum, die Deutsche Krebsgesellschaft, die Deutsche Krebshilfe, die Max-Planck-Gesellschaft, sogar die CDU-CSU-Fraktion des Bundestages, Bundesverbände vieler ärztlicher und nichtärztlicher Organisationen, Krankenkassen und Versicherungsträger usw. Bis zur 4., bisher letzten Tagung der "Großen Krebskonferenz“ 1989 ist die Zahl der am "Gesamtprogramm zur Krebsbekämpfung" beteiligten Institutionen auf 130 angestiegen. Über jede der bisherigen Tagungen liegt ein umfangreicher Bericht vor, herausgegeben vom Bundesminister für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit [2], der Auskunft gibt über die Tätigkeit der zunächst 14, jetzt 18 Arbeitsgruppen, Kommissionen und Sondergremien, deren personelle Zusammensetzungen, Arbeitsprogramme, Referate und Anträge einzelner Mitwirkender usw. Es ist in der Tat ein gigantisches Pensum, das man sich vorgenommen hat. Alle Programmpunkte werden von ebensovielen Fachbereichsgruppen in systematischer Weise laufend überprüft und kritisch bewertet. Kein Gebiet der Onkologie ist dabei vergessen: Prävention, Patientenversorgung, Diagnostik, Therapie, Epidemiologie, Forschung, Rehabilitation, Umwelteinflüsse, sogar Ernährung usw. Die Patienten-Selbsthilfe soll gefördert werden - wie zu befürchten, in linientreuer Richtung -, spezielle Ausbildungszentren für dialektisch befähigte Referenten sind vorgesehen, alles selbstverständlich, um jeglicher Influenz nichtkonventioneller Art vorzubeugen. Die uns hier

besonders interessierende 13. (früher 11.) Arbeitsgruppe widmet sich dem Thema "Unkonventionelle Methoden der Krebsbekämpfung“. Sie wurde als solche bereits 1981 aufgestellt, aus Gründen ihrer unbefriedigenden Leistung und ungeeigneten personellen Zusammensetzung 1987 als "Gutachtergremium" neu konstituiert. Als Aufgabe war ihr gestellt, "sich solcher hypothetischer oder empirischer Studienansätze anzunehmen, die im Rahmen der üblichen Krebsforschung keine angemessene Förderungschance haben, deren Weiterverfolgung oder Überprüfung jedoch sinnvoll sein könnte. Dabei werden Forschungsanträge sowohl aus der wissenschaftlichen wie aus der Erfahrungs-, Volks- und Alternativ-Medizin vorbehaltlos und sorgfältig geprüft." Gemäß offizieller Absichtserklärung vom 7.12.1982 sollten dieser Arbeitsgruppe angehören "auf der einen Seite Vertreter forschender medizinischer Fachdisziplinen wie Immunologie, Röntgenologie, Physiologie oder biomedizinische Statistik, auf der anderen Seite solche Experten, die selbst Erfahrung in der klinischen Anwendung nicht oder noch nicht allgemein anerkannter Methoden haben. Es wurden vorwiegend solche Fachleute in die Arbeitsgruppe berufen, die als aufgeschlossen gegenüber unkonventionellen Hypothesen oder Forschungsrichtungen gelten bzw. sich mit den sogenannten Außenseiterverfahren eingehend befaßt haben." Wie es mit der angekündigten "Seitengleichheit" und "Aufgeschlossenheit" dann tatsächlich aussah, zeigt ein Blick auf die 1981 entstandene personelle Besetzung der - damals 11. - Arbeitsgruppe. Ihr gehörten zunächst an (alphabetisch): Veronica Carstens, PD Hoffmann, Issels, Dr. Prof. Jachertz, Prof. Jesdinsky, Prof. Kaufmann, PD Kienle, Prof. Dr. Krokowski, Prof.Irmgard Oepen, Dr. Penn, Prof. Reutter, Prof. Sprinzl, PD Schönharting, Prof. Schumacher, Prof. Thomas. 3 überzeugten, praktizierenden Vertretern der biologischen Richtung standen demnach 12 wenngleich nicht durchweg kontrovers eingestellte Hochschullehrer gegenüber, von denen keiner über ausreichende Kenntnis und Erfahrung in ganzheitlicher Krebstherapie verfügte oder mit einschlägigen wissenschaftlichen Arbeiten an die Öffentlichkeit getreten war. Mehrere der Kommissionsmitglieder übten auf Grund ihrer rein labormäßigen, diagnostischen oder forschenden Tätigkeit gar keine Heilkunde aus. Die zu bewertenden "alternativen" Therapieformen waren ihnen also gänzlich fremd. Bestenfalls konnte ihr Wissen nur angelesen sein oder vom Hörensagen stammen. Dies gilt insbesondere für Prof. Irmgard Oepen, Blutgruppenserologin am Institut für Rechtsmedizin in Marburg, die sich seit jeher berufen gefühlt hatte, mit dem Eifer eines Ayatollah gegen alles zu Felde zu ziehen, was sich nicht in ihre akademisch medizinische Vorstellungswelt einordnen läßt (4.2, 4.3.). Auch Prof. Schumacher hat sich mit einer Attacke gegen die Misteltherapie gelegentlich seines Beitrages „Alles Hokuspokus?“ auf dem Fortbildungskongreß über Krebsnachsorge 1983 unrühmlich hervorgetan und mußte eine bis heute unwidersprochen gebliebene Richtigstellung durch GUTSCH (3) einstecken. Wie sollte von dieser Seite eine unvoreingenommene Vorauswahl "prüfungswürdiger Außenseitermethoden“ zu erwarten sein? Bereits 1981 war auch ISSELS in die Arbeitsgruppe 11 berufen worden. Wie sich weiterhin erwies, geschah dies allerdings ohne jede ernsthafte Absicht der Zusammenarbeit. ISSELS legte der Kommission damals sogleich ein Memorandum vor mit dem Titel „Nachbehandlung Krebskranker zur Regeneration der Abwehr",in dem er die seit 1951 von ihm konzipierte und praktizierte immunologische Ganzheitstherapie und die damit erzielten Erfolge darlegte. Der Beitrag blieb bis heute – 1995 - unbeantwortet und ohne Erinnerung. Während der folgenden Jahre entfaltete die Arbeitsgruppe 11 keine nennenswerte Aktivität und veröffentlichte auch keinen Tätigkeitsbericht. Von 150 eingereichten Anträgen wurden nur 4 einer genaueren Prüfung für würdig erachtet:

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Freie Radikale als Tumormarker, Kernspinresonanz-Spektrographie (schon längst keine Außenseitermethode mehr!), Wirksamkeit elektrischer Ströme auf das Zellwachstum, Therapie mit nicht-thermischen elektrischen Feldern.

Umso eifriger war Frau Prof. OEPEN in ihrem Sinne tätig. Noch bevor irgendwelche Prüfungen auch nur ins Auge gefaßt und vorbereitet waren, veranlaßte sie eine junge, unerfahrene Medizinerin zu einem Übersichtsreferat mit kritischen Kommentaren, das mit kunterbuntem Inhalt und einem Vorwort von OEPEN/NAGEL 1985 als Buch unter dem mit der Arbeitsgruppe namensgleichen Titel "Unkonventionelle Methoden der Krebsbekämpfung“ herausgegeben wurde [4], siehe Besprechung 4.1. Wer in dieser Weise vorprellt, greift - juristisch ausgedrückt - in ein schwebendes Verfahren ein und macht sich außerdem als Mitglied eines als unvoreingenommen programmierten Gremiums unglaubwürdig. Im gleichen Jahr 1985 und nicht von ungefähr tagte nach Art mittelalterlicher Ketzerprozesse das Internationale Symposium "Krebs und Alternativmedizin“. Unter den "Inquisitoren" befanden sich mehrere Mitglieder der "Großen Krebskonferenz". Präsidium und Referate lagen ausschließlich in Händen orthodoxer Onkologen, die zu den "Außenseitermethoden" in vorwiegend inkompetenter Weise Stellung nahmen. Einzelne Vertreter dieser Richtung waren wohl eingeladen worden, doch war eine Teilnahme solcher keineswegs generell vorgesehen. Nichtorthodoxe Vortragsthemen unterlagen außerdem der Selektion durch den Veranstalter, das INTERDISZIPLINÄRE ONKOLOGIEZENTRUM St. GALLEN. Hier die Liste der handverlesenen Referenten, Ihrer Aufgaben und Themen (alphabetisch): Prof. Baenkler (Zelltherapie), Prof. Baum (Alternative Medicine and Oncology in the Unitect Kingdom), Prof. Berger (Grundlagenforschung), Prof. Brunner (anthroposophische Krebstherapie), PD Cavalli (Moderator), Prof. Engelhardt (klinische Erfahrungen), Prof. Gallmeier (Vitamine und Krebs), Dr. Gertler (Neuraltherapie), Dr. Agnes Glaus (A1ternative Krebstherapie), Dr. Glowatzki (Das Magische in der Heilkunde), Prof. Hartenstein (klinische Forschung), Prof. Heimpel (Moderator), Prof. Herfarth (Moderator), Jungi (Krebserreger, Spezielle Krebsdiäten), Prof. Karrer (Moderator), Prof. Käller (Moderator), Prof. Kleeberg (Homöopathie und Krebs), Prof. Nagel (Wirksamkeitsnachweis und autistisches Denken in der Onkologie), Prof. Obrecht, (Anthroposophisches Umfeld), Prof. Irmgard Oepen (Wasseradern, Erdstrahlen), Prof. Pasternak (alternative Nachweismethoden), Prof. Dr. Pöldinger (Psyche und Krebs), PD. Dr. Sauer (Enzyme und Krebs), Prof. Schlatter (Nahrungs-Karzinogene und Antikarzinogene), Prof. Schmähl (Paramedizinische Methoden in der Krebstherapie), Prof. Schreml (Zytoplasmatische Therapie), Prof. Senn (Moderator), Prof. Stacher (Zytostatika aus Pflanzen), Prof. Tanneberger (Moderator), Prof. Wilmanns (Hyperthermie, biochemische Grundlagen), Prof. de Weck (Thymusextrakte), Prof. Riethmüller (Tumorimmunologie). 32 lehrmedizinische Onkologen, vorwiegend Hochschulprofessoren, saßen einmal mehr über biologische Heilverfahren zu Gericht, ohne hierfür kraft profunder Kenntnis und therapeutischer Erfahrung autorisiert gewesen zu sein. Bezeichnend war übrigens, daß das Thema "Mistel" programmgemäß ausgespart blieb! Es spielte sich mit erweiterter "Starbesetzung" die gleiche Groteske ab wie 1981 bei der Inszenierung und seitherigen Tätigkeit der Arbeitsgruppe "Unkonventionelle Methoden der Krebsbekämpfung“. Die eigentlich Sachverständigen dieser Richtung - unter ihnen Issels - waren weit unterrepräsentiert und bewußt benachteiligt. Sie blieben von den Referaten ausgeschlossen und konnten mit ihren zeitlich limitierten

Diskussionsbemerkungen keine Richtigstellung der Aussagen erzielen. Die "Inquisitoren" haben damals in St. Gallen schon ganze Arbeit geleistet! Gelegentlich der 3. Zusammenkunft der "Großen Krebskonferenz“ 1986 erhielt die bis dahin 11. Arbeitsgruppe "Unkonventionelle Methoden der Krebsbekämpfung“ die Nummer 13. Als neue Mitglieder gehörten ihr nun an: Prof. Baenkler, Prof. Klaus, Dr. Piontek, Dr. Schietzel, Dr. Schwabe, ausgeschieden waren: PD. Kienle, Prof. Krokowski (verstorben), PD.Dr. Schönharting, Prof. Thomas. Obwohl keine neuen Tätigkeitsberichte vorgelegt worden waren, auch nicht über die Weiterverfolgung der zwischenzeitlich zur Prüfung empfohlenen 4 Themen (siehe oben), gab man der Gruppe erneut den Auftrag, "aus der Vielzahl unkonventioneller Ansätze diejenigen zu bestimmen, die prioritär forschungsmäßig überprüft werden sollen." Wieder sollten sich für diese Entscheidungen "Experten zur Verfügung stellen, die nicht einseitig an schulmedizinische Vorstellungen gebunden sind und aus möglichst vielen Fachrichtungen kommen". Außerdem seien dabei '"Maßstäbe anzulegen, die darauf abzielen, solche Verfahren auszuschließen, bei denen eine Schädigung des Patienten zu befürchten steht oder die in völligem Widerspruch zu naturwissenschaftlichen Grunderkenntnissen stehen." Letztere Vorbehalte sind zunächst insofern absurd, als sie der Arbeitsgruppe erlauben, jede "alternative" Behandlungsweise als "möglicherweise schädigend" rundweg abzulehnen. Man bedenke vergleichsweise, daß fast alle in der Roten Liste aufgeführten Allopathika ganze Serien von Nebenwirkungen unter Umständen bedrohlicher Art auslösen können, ohne daß dies ihrer Prüfling und Zulassung im Wege stand. Was heißt außerdem "in völligem Widerspruch zu naturwissenschaftlichen Grunderkenntnissen“? Gerade diese Eigenschaft macht ein Mittel oder eine Methode doch gerade zum unkonventionellen Therapeutikum ! Als Diskussionsredner auf der 3. "Großen Krebskonferenz“ nahmen als Vertreter der "Nichtkonventionellen“ Dr. Gebhardt (Hufelandgesellschaft für Gesamtmedizin) und Prof. Renner (Gesellschaft für biologische Krebsabwehr) zu den anstehenden Problemen Stellung. Sie warnten vor jeder Behinderung der Therapiefreiheit und befürworteten in Anbetracht des Fehlens echter Fortschritte in der klassischen Krebstherapie (“Progress against Cancer?", The New England Journ.of Med. 1986) die zusätzliche Behandlung Krebskranker mit nebenwirkungsfreien Alternativmethoden. Sie forderten außerdem eine bessere Zusammenarbeit zwischen Schulmedizin und Ganzheitsmedizin. Dem stand der Diskussionsbeitrag von Prof. Kleeberg, Deutsche Krebsgesellschaft, gegenüber, der einen permanent tagenden Arbeitskreis "Verbraucherschutz Onkologie" forderte, der "die sattsam bekannten alten und neuen Außenseiterverfahren“ laufend auf ihre Wirksamkeit überprüfen und die Ergebnisse der Bevölkerung über Presse, Funk und Fernsehen mitteilen sollte. Da man weiß, wie leicht solche Prüfungen und Informationen manipuliert werden können, bedarf dieser Vorschlag keines Kommentars. Er wiederholt außerdem nur die der Arbeitsgruppe 13 gestellte Aufgabe. Das Schlußwort der Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit, Frau Prof. Süßmuth, forderte dazu auf, "insgesamt müsse die Krebsforschung Offenheit zeigen auch gegenüber unkonventionellen Verfahren" und wies ferner darauf hin, daß als Nächstes die Konstituierung einer neuen Arbeitsgruppe zum Thema "Ernährung und Krebs" anstehe. Diese Ankündigung ging bis zum 4., bisher letzten Zusammentritt der "Großen Krebskonferenz“ zwar noch nicht in Erfüllung, verschiedenen Kräften und wohl auch der Einsicht des Konferenzpräsidiums selbst auf Grund seiner bisherigen personellen Zusammensetzung in den

neunjährigen Leerlauf der Arbeitsgruppe war es zu verdanken, daß nach dieser Konferenz endlich ein längst fälliges, gründliches Revirement zustandekam. Fortan gehören der Gruppe nicht mehr an: Prof. Baenkler, Dr. Veronica Carstens, Prof. Hoffmann, Dr. Issels (aus persönlichen Gründen), Prof. Jachertz, Prof. Jesdinsky, Prof. Irmgard Oepen (!), Dr. Penn, Prof. Sprinzl, PD. Dr. Schönharting, Prof. Schumacher, Dr. Schwabe, Prof. Steiner, Prof. Thomas. Die Arbeitsgruppe 13 setzt sich nunmehr zusammen aus: Prof. Bühring, Prof. Franz, Dr. Gebhardt, Prof. Hillenkamp, Prof. Kaufmann, Prof. Köpcke, Prof. Körsterring, Prof. Maiwald, Dr. Matthiesen, Prof. Nagel, Prof. Reutter, Prof. Samson, Prof. Sauer, Dr. Schietzel, Dr. Schürhoff. Mit der Hinzunahme homöopathisch bzw. anthroposophisch orientierter Ärzte, dem Verbleib als "außenseiterfreundlich“ bekannter Professoren und dem Ausscheiden fanatischer Gegner aller nichtlinientreuer Konzepte wird die Arbeitsgruppe 13 ihrer eigentlichen Aufgabe und ursprünglich vorgesehenen Sachlichkeit hoffentlich besser gewachsen sein. Eine weitere positive Änderung trat insofern ein, als sich die Mitglieder nun auf die Begutachtung beratungsfähiger Anträge zu beschränken hatten, die Vorbereitung und Nachbearbeitung derselben jedoch Aufgabe der freien Universität Witten und des ihr angeschlossenen Krankenhauses Herdecke sein sollte. Nicht genug der kritischen Organisationen, konstituierte sich auf Betreiben der Deutschen Krebsgesellschaft bereits 1982 die damalige Arbeitsgruppe 12, jetzige Kommission 14 mit dem Programm "Krebsmedikamente mit fraglicher Wirksamkeit". Ihr gehörten zunächst an: Prof. Bolt, Prof. Henschler, Prof. Jesdinsky, Prof. Kleeberg, Prof. Lampert, PD.Ochsenfahrt, Prof. Irmgard Oepen, Prof. Riethmüller, Prof. Schmähl, Prof. Seeber. Noch vor Beginn ihrer Tätigkeit schieden durch Tod aus: Prof. Bolt, Prof. Lampert, PD.Ochsenfahrt. Bis zur 2. Tagung, der "Großen Krebskonferenz“ kamen folgende Mitglieder hinzu: Prof. Herrmann, Frau Hundsdörfer, Frau PD.Männel, Rose, bis zur 3. und 4. Tagung schieden aus: Prof. Jesdinsky, Frau Prof. Oepen, Prof. Riethmüller, Rose, Prof. Seeber. Aufgabe dieser Kommission 14 sollte es sein, parallel zur Tätigkeit der Arbeitsgruppe 13 - beide ohnehin weitgehend personengleich - die im Gebrauch befindlichen, jedoch in ihrer Wirkung auf das Krebsgeschehen nicht oder noch nicht ausreichend untersuchten Mittel der "alternativen" Therapeuten unter Einbeziehung der jeweils bereits vorliegenden experimentellen und klinischen Prüfungsergebnisse zunächst nur "aufzulisten“. Beide Gruppen sollten sich gegenseitig verständigen, jedoch unabhängig voneinander arbeiten. Der Konferenzbericht 1986 enthält keinen Hinweis auf die programmgemäße Tätigkeit der Kommission 14. Die Mitglieder derselben gaben jedoch - genau wie Prof. Irmgard Oepen 1985 als Mitglied der Arbeitsgruppe 11 und ebenfalls unter dem Titel ihrer Kommission - "im Auftrag der Deutschen Krebsgesellschaft“ 1984 den Band "Krebsmedikamente mit fraglicher Wirksamkeit" [6] (siehe Besprechung in 4.0.) heraus. Dem Bericht über die 4."Große Krebskonferenz“ 1989 ist keine weitere Aktivität dieses Gremiums im Sinne neutraler Vorschläge zur Prüfung "alternativer“ Krebstherapeutika mehr zu entnehmen. In diesem Jahr erschien die von 166 auf 176 Seiten erweiterte 4. Auflage des erwähnten Buches. In dem Bericht wird darauf wie folgt lakonisch Bezug genommen: "Es hat sich gezeigt, daß mehr als sechzig solcher (sc. nichtkonventioneller)

Medikamente vorhanden sind, die ohne entsprechende Nachweise eine krebsspezifische Wirksamkeit für sich in Anspruch nehmen. Bei einigen wenigen dieser Mittel lassen sich jedoch Ansatzpunkte dafür erkennen, daß eine intensivere Forschung sinnvoll sein könnte." Unter welchen Bedingungen und personellen Eignungen diese Erkenntnisse zustandekamen, wird im nächsten Abschnitt 4.0. beschrieben. Einmal mehr dann wieder die Mahnung: "Beide Gruppen (13 und 14) haben streng darauf zu achten, daß ihre Arbeit der Forschung auf diesem Gebiet förderlich ist, jedoch nicht allein durch die Tatsache ihrer Existenz unberechtigte Hoffnungen bei den Patienten und ihren Angehörigen geweckt werden.“ - Das erstgenannte Ziel ist in der Tat äußerst wünschenswert, die Warnung an letzterer Stelle sollte sich vor allem die etablierte Onkologie zu Herzen nehmen. Mancher Leser mag einwenden, hier werde mit übertriebener Akribie auf die Tätigkeit und den Personenkreis der "Großen Krebskonferenz“ als der Repräsentantin des Widerstandes gegen die ganzheitsmedizinische Tumortherapie eingegangen. Es sei jedoch daran erinnert, daß wir uns mitten im Existenzkampf der Biologischen Medizin befinden, der von den uns autoritär und materiell weit überlegenen Gegnern mit allen nur denkbaren Mitteln geführt wird. Ihr Ziel ist die totale Ausschaltung der biologisch-medizinischen Richtung, obwohl dies im Gegensatz steht zu dem vom Bundestag gefaßten Beschluß, der Erfahrungs- und Naturheilkunde „den ihr gebührenden Platz" in Forschung und Anwendung einzuräumen. Möglicherweise waren dies aber auch nur Lippenbekenntnisse, mit denen die Parteien auf Stimmenfang gehen, weil sie wissen, daß über 80 % der Patienten den Wunsch haben, mit nicht-chemischen, risikolosen, "sanften" Mitteln behandelt zu werden. Es gibt Hochschullehrer - im Vorangegangenen fehlte es nicht an Beispielen – die Naturheilverfahren maßgeblich beurteilen, ohne eine Ahnung davon zu haben. Es gibt sogar eine Studie der Heidelberger Universität, die belegt, daß junge Wissenschaftler sich aus Angst um ihr Fortkommen nicht mit solchen Themen zu beschäftigen wagen oder dies gar nicht dürfen, weil sie sonst ihre Stelle verlieren (zitiert von BECKER, Gesellschaft der Ärzte für Erfahrungsheilkunde, in Süddeutsche Zeitung, 158/1990). Schulmedizin, Wissenschaft und Politik erkennen nur Ergebnisse an, die mit ihren konventionellen Methoden zustandekamen und nach ihren Grundsätzen beweisbar sind. Das ist bei Naturheilverfahren aber nicht (oder nur selten) möglich, weil hier beispielsweise keine Tierversuche oder Doppel-Blindstudien funktionieren (1.2. und 6.1.), sondern nur die geheilten Patienten gelten. Die fundamentale Verschiedenheit dieser Auffassungen macht leider jede Verständigung unmöglich. Der Kölner Internist Prof. GROSS hat es mit der Aussichtslosigkeit verglichen, mit der überzeugte Christen überzeugte Moslems bekehren wollen oder umgekehrt. Einstweilen also muß die biologische Medizin ihre Existenzberechtigung mit allen zu Gebote stehenden Mitteln und Argumenten beweisen. Sie wird - wahrscheinlich schon im 21.Jahrhundert gegen alle Widerstände in ihre führende Rolle hineinwachsen. Die genaue Kenntnis der gegen sie gerichteten Front mit all ihren Spitzenfunktionären und deren Schachzügen ist jedoch für alle Mitstreiter im Kampf um eine menschengerechte, flexible und liberale Heilkunde eine unbedingte Notwendigkeit. Getarnte Gegner sind besonders gefährlich.

4.1 Oepen, I. (Hrsgb.): „Unkonventionelle medizinische Verfahren. Diskussion aktueller Aspekte (1983)“ Im Jahre 1985 erschien - wieder im Zuckschwerdt Verlag - die aus der von Frau Prof. OEPEN "bemutterten“ Inauguraldissertation von BÄRBEL JANSSEN entstandene Studie "Unkonventionelle Methoden in der Krebstherapie“ [1]. In Fortsetzung und Ergänzung der Darstellung "Krebsmedikamente mit fraglicher Wirksamkeit" äußert sich die Autorin zum Teil sehr ausführlich, aber natürlich wieder aus rein orthodoxer Sicht auf 97 Seiten über eine Auswahl von Mitteln und Methoden der "alternativen" Diagnostik und Therapie. Sie versucht, diese in Bezug auf ihren experimentellen, wissenschaftlichen und weltanschaulichen Gehalt zu durchleuchten..Dabei erscheint als Kernproblem immer wieder, wie es in dem Vorwort von OEPEN und NAGEL heißt, "der Gegensatz logisch rationaler und empirisch-mystischer Schau des Krebsgeschehens“. - "Er kennzeichnet nicht nur die Krebsmedizin, er findet sich auch in den Hoffnungen, Vorstellungen und Ansprüchen der meisten Krebskranken, er fand sogar seinen Niederschlag in der Arzneimittelgesetzgebung, die für Krebsmedikamente der Schulmedizin andere Verfahren der Prüfung, Einführung und Überwachung vorsieht wie für nicht-schulmedizinische Mittel und Methoden“. Die Autorin gibt zu, daß die "naturwissenschaftlich“ begründete sogenannte Schulmedizin trotz aller Erfolge bei der Therapie von Frühstadien eine allgemeingültige und sichere Methode zur Beherrschung "fortgeschrittener" Krebserkrankungen bisher noch nicht gefunden hat. Diesem Umstand sei es zuzuschreiben, daß eine kaum überschaubare Zahl der paramedizinischen Heilmethoden auf dem Gebiet der Onkologie angeboten wird". 23,5 % der Krebspatienten nähmen unkonventionelle TherapieMaßnahmen in Anspruch, über 50 % würden zeitweilig mit solchen "konfrontiert". Nicht erwähnt wird, daß die Dunkelziffer wesentlich höher, nämlich bei rund 80 % liegen dürfte. Die Verfasserin berichtet ferner in eigener Sache, daß sie zur intensiven Beschäftigung mit der Materie durch das Miterleben des Schicksals einer Patientin gefunden habe, die in auswegloser Situation ihres Geschwulstleidens vergebliche und enttäuschende Hilfe bei der "alternativen" Therapie gesucht habe. Es mag die Frage erlaubt sein, ob unter dem nachhaltigen Eindruck eines solchen, persönlich tief erschütternden Erlebnisses der zu einer literarischen Stellungnahme notwendige Abstand und die wünschenswerte Objektivität gewährleistet ist. Darf nicht andererseits den Ärzten, die unter den immer wiederkehrenden Tragödien orthodox behandelter Krebsopfer ebenso leiden wie deren Angehörige, das gleiche Recht, ja, die Pflicht zugestanden werden, sich aus Gewissensgründen den "alternativen" Heilmethoden zuzuwenden? Und dies umso mehr, wenn sie dann den einen oder anderen Erfolg in progressiven Verläufen damit erleben ! Es folgt die in der Lehrmedizin übliche Definition des Begriffes "Krebs" als primär zelluläre Veränderung, ausgelöst durch endogene und exogene Noxen, Karzinogene, onkogene Viren und körpereigene Onkogene. Immunologische Abwehrmechanismen werden zwar anerkannt, aber nur sofern sie sich im Tierversuch nachweisen lassen. Körpereigene Immun- und Repairvorgänge werden nicht erwähnt, obwohl für diese wissenschaftliche Nachweise am Menschen vorliegen. Konsequenterweise steht im Kapitel "Therapie" die tumorbezogene Dreiheit der orthodoxen Klinik im Mittelpunkt, für deren Effizienz die bekannte, zwischen 1977 und 1982 in den USA erhobene Studie von DE VITA angeführt wird. In dieser stehen einer Million diagnostizierter Krebserkrankungen 421.000 Fünfjahresheilungen gegenüber (42,1 %) einschließlich der

bemerkenswerten Erfolgsquoten beim kindlichen Rhabdomyosarkom mit optimal 80–90 % und bei den akuten lymphatischen Leukosen mit etwa 70 %. Des Weiteren wird "Das Krebsproblem aus der Sicht der unkonventionellen Ärzte" kritisch kommentiert. Sie anerkennt keine lokale Genese, sondern postuliert eine primär systemische "Krebskrankheit", auf deren Basis sich nach verschieden langer Latenzzeit die Gescbwulst entwickelt. Der von WARBURG begründeten Lehre des obligaten Gärungsstoffwechsels der Krebszelle wird entgegengehalten, daß sich dieser Vorgang bei neueren Untersuchungen verschiedener Malignomgewebe durch SCHNEIDER nicht als charakteristisch erwiesen habe. Deshalb seien alle auf die Beeinflussung der anaeroben Glykolyse abzielenden Therapieformen anzuzweifeln. Sodann setzt sich die Autorin mit diversen wissenschaftlich nicht anerkannten diagnostischen Methoden auseinander, zitiert dabei allerdings 5 solche, die völlig obsolet sind und wohl von keinem "Außenseiter" mehr verwendet werden. Sie finden beispielsweise schon 1974 bei WINDSTOSSER „Die Summationsdiagnostik auf Karzinom und Präkanzerose“ (2) keine Erwähnung mehr. Beim Thema "Erbliche Veranlagung" unterlief der Verfasserin gleich im ersten Satz insofern ein Fehler, als sie die Unterscheidung zweier vegetativ bedingter Reaktionstypen für eine Theorie der "Außenseiter" hält und sie ISSELS zuschreibt. In Wirklichkeit werden die konstitutionellen Unterschiede mit verschiedener Nomenklatur seit jeher auch von der wissenschaftlichen Medizin anerkannt und berücksichtigt. Die Bezeichnung mit A und B sowie die daraus resultierende therapeutische Nutzanwendung geht beispielsweise auf Prof. LAMPERT zurück, der 1981 kurzfristig der Kommission "Krebsmedikamente mit fraglicher Wirksamkeit" angehörte (3-0). Bei sorgfältigerem Quellenstudium wäre dieser faux pas vermeidbar gewesen. Der in der Ganzheitsmedizin entwickelten, auf grundsätzlich anderen Voraussetzungen beruhenden Diagnostik wird eine umfangreiche Darstellung der hochentwickelten klinisch-medizinischen Erkennungsmethoden gegenübergestellt, die jedem Arzt geläufig sind. Sie kranken nicht weniger als jene am Risiko der Fehldeutung und der Unspezifität. Gerade deshalb und unter Einbeziehung der "Dyskrasien", die der Geschwulstbildung jahre-, jahrzehntelang vorausgehen, sucht die Ganzheitsmedizin nach neuen diagnostischen Wegen. Wer allerdings am Irrtum des ausschließlich zellulären Krankheitsvorganges festhält, ist schwerlich fähig umzudenken. Daß eine Frühdiagnose auf humoraler Basis, etwa auch mit meßtechnischen Verfahren, in vielen, wenngleich nicht allen Fällen möglich ist, kann der Verfasserin des Buches nicht bekannt sein. Stützt sie sich doch fast in jedem Satz auf negative, oft sachunkundige Kritik und Beratung. Es würde eines eigenen Buches bedürfen, um all diese vorgebrachten Einwände richtigzustellen. Die Technik des in seiner Aussagekraft mehrfach klinisch erprobten Bolen-Heitan-Testes wird ungenau wiedergegeben, eine Folge fehlender eigener Erfahrung. Humorale, dyskrasische und mesenchymale Veränderungen werden grundsätzlich abgelehnt. Damit fallen nach Meinung der Verfasserin alle diesbezüglichen Untersuchungsverfahren wie die Bioelektronische Funktionsdiagnostik, die Bewertung des Herd- und Störfeldgeschehens, die hämatologische Dunkelfelddiagnostik, die Dreifaktoren-Messung nach Prof. VINCENT usw. unter den Begriff "Illusion", obwohl sich gerade diese Verfahren technisch hochentwickelter Geräte bedienen, die eine objektive Ablesung und Nachprüfung erlauben. Das zum Verständnis der "Abwehrschwäche“ unentbehrliche Standardwerk von PISCHINGER "Das System der Grundregulation" (14.0.) wird gar nicht erwähnt und fehlt in der Literaturangabe. Insofern darf auch kein Verständnis für die immunkompetente Funktion des Bindegewebes, für die

Bedeutung der Mesenchymblockade usw. erwartet werden. Die Thermoregulationsdiagnostik bleibt unerwähnt, ebenso die POPPsche Forschung über die Biophotonen. Die Phänomene der Geopathie sind selbstverständlich alle "unbewiesen", d. h. Spinnerei. Ebensowenig gibt es die von den "Außenseitern" erträumte "Immuntherapie“, sei es mit spezifischen oder unspezifischen Antigenen, wobei man konsequenterweise dann allerdings nicht die (vom Konzept her falsche) intra- und epitumorale BCG-Anwendung ins Treffen führen sollte. Auch die von LANDSBERGER, HAGER, THEURER u.a. entwickelte und propagierte Behandlung mit zytoplasmatischen Substanzen, insbesondere mit Thymuspräparaten, beruhe auf falschen Vorstellungen und habe "ernsthaften Nachprüfungen nicht standgehalten". Ausführlichere Würdigung findet sodann die generelle und lokale Wärmebehandlung und deren Modifikation als Krebs-MehrschrittTherapie (KMT) nach VON ARDENNE. Leider fehlen auch hier der Verfasserin bzw. ihren Beratern unmittelbare Erlebnisse und selbstgebildete Urteile, obwohl gerade auf dem Gebiet der Hyperthermie und Hyperpyrese mit und ohne additive Therapeutika der Schule hoffnungsvolle Ansätze vorliegen. Andernfalls würden wohl die experimentellen Studien in den Universitätskliniken Essen, Erlangen, München usw. nicht mit unvermindertem Eifer fortgesetzt. Es wurden ferner die auf dem Internationalen Hyperthermiekongreß 1987 in Dresden eindrucksvoll demonstrierten Erfolgszahlen mehrerer mit der KMT-Methode routinemäßig behandelnder Kliniken der (ehemaligen) DDR und des Ostblockes nicht in die Betrachtung mit einbezogen. Das von DIETZEL stammende Zitat, "die KMT nach VON ARDENNE hält weder einer Durchleuchtung vom Konzept her noch einer Reproduzierbarkeit der experimentellen Ergebnisse stand", kann bei Kenntnis der Tatsachen nicht aufrechterhalten werden. Ebenso falsch ist der Einwand von ENGELHARDT, der KMT liege eine "rein mechanistisch-technologische Betrachtungsweise des Problems" zugrunde, weil gerade die einseitig somatisch-zelluläre Auffassung der klassischen Onkologie durch die systemisch und nicht lediglich lokal wirksame Überwärmung (und zusätzlich metabolische Behandlung auch bei VON ARDENNE) ihre Widerlegung erfährt. Hinsichtlich der Sauerstoff- und Ozontherapie muß SCHNITZER et al. recht gegeben werden, daß zumindest im bundesdeutschen Bereich "Ergebnisse kontrollierter klinischer Studien, die einen eindeutigen Zusammenhang zwischen hypoxischen Zuständen und der Begünstigung zahlreicher Krankheiten belegen würden, derzeit nicht vorliegen". Einstweilen aber dürfen abwertende Beurteilungen solcher durch "Außenseiter" erfolgreich durchgeführter Behandlungsverfahren weder abgegeben noch kolportiert werden. Über die Misteltherapie liegt eine solche Fülle internationalen Schrifttums mit positiven Bewertungen vor, daß die damit erzielbaren Erfolge eigentlich nicht mehr geleugnet werden können. Die Lukas Klinik in Arlesheim unter ihrer ehemaligen Leiterin Frau LEROI und eine Reihe weiterer auf diesem Gebiet erfahrener oder forschender Ärzte wie LORENZ, VESTER, WOLFF u.a. sind dem Geheimnis der Mistel seit Jahrzehnten auf den Grund gegangen. Es liegen die Erfahrungen Hunderter von Therapeuten an Tausenden von Krebskranken aller Stadien vor. Ist es nicht bezeichnend, daß VESTER, der 1975–77 mit Unterstützung des Max-Planck-Instituts die Mistelwirkung tierexperimentell untersucht und ihre Inhaltsstoffe analysiert hat, die Mittel für weitere Studien entzogen bekam, als diese zu eindeutig positiven Ergebnissen führten? Natürlich hat man dann einen Vorwand, solche Mittel als "wissenschaftlich nicht überprüft" abzustempeln und sie unter die "unkonventionellen Methoden" einzureihen. Es erübrigt sich und würde nur unnötigen Raum beanspruchen, auch über den Rest der aufgeführten unkonventionellen Mittel und Methoden hier zu diskutieren. Sie umfassen die proteolytischen Enzyme, die KOCHsche Molekulartherapie und die diätetischen Maßnahmen. In letzterem Punkt ist besonders zu bedauern, daß auf den seit 1982 in deutscher Übersetzung vorliegenden Report des National Cancer Institute kein Bezug

genommen wurde, der den von der "Außenseitermedizin" schon lange behaupteten Zusammenhang zwischen Krebs und Ernährung in kausaler und therapeutisch-adjuvanter Hinsicht bestätigt. Andererseits wird auch hier wieder auf die zur Beweisführung ungeeigneten Tierexperimente hingewiesen. Die hier vorliegende Besprechung des JANSSENschen Buches konnte nur die wichtigsten Teile desselben erfassen. Insgesamt verbleibt beim Leser der Eindruck einer zwar mit enormem Fleiß, jedoch an Hand vorwiegend kontroverser Information und Literatur rein kompilatorisch geschriebenen Arbeit. Die offenbar noch junge Autorin konnte nicht aus eigener Erfahrung schöpfen und war - sicher bereits bei der Abfassung ihrer Dissertation - kritiklos der ihr zur Verfügung stehenden Unterlagen und Beratungen ausgeliefert. Der Tenor des Buches ist deshalb und seinem Titel gemäß skeptisch bis ablehnend. Seine geistige Herkunft aus dem Institut für Rechtsmedizin der Universität Marburg und das von den Professoren OEPEN und NAGEL gezeichnete Vorwort lassen nichts anderes erwarten. Die darin aufgeworfene Frage nach "Lösungsvorschlägen, wie dem Krebsproblem sowohl vom schulmedizinischen als auch vom paramedizinischen Standpunkt aus patientengerecht beizukommen sei“, wird durch solche Publikationen weder beantwortet noch ist der Annäherung der beiden Fronten auf diese Weise irgendwie gedient.

4.2 Oepen, I. (Hrsg.) „An den Grenzen der Schulmedizin“ Wie aus den Jahresangaben der in den Abschnitten 2.0. bis 4.1. beschriebenen Aktivitäten und Veröffentlichungen ersichtlich ist, verschärfte sich die Aggressivität der Lehrmedizin gegen die "alternativen" Krebsbehandlungsmethoden etwa ab Mitte der achtziger Jahre unverkennbar. Wortund federführend in dieser Hinsicht bei allen sich bietenden Gelegenheiten, selbst auf Kongressen und - siehe oben - in der Schriftenreihe "Aktuelle Onkologie“ des W. Zuckschwerdt-Verlages, war und blieb die bereits mehrmals erwähnte Frau Prof. IRMGARD OEPEN. Ohne jede eigene therapeutische Erfahrung glaubte diese streitbare Kollegin, lediglich gestützt auf ihre - keineswegs etwa juristische, sondern blutgruppen-serologische - Tätigkeit am Marburger Institut für Rechtsmedizin, sich ei-autoritäre Kompetenz anmaßen zu dürfen. Dieser Arroganz wurde allerdings alsbald durch Urteil des OLG Hamburg vom 18.12.1986 ein Riegel vorgeschoben, nachzulesen in "Weleda Bulletin" 7/8/1988 und "Gesundheitspolitische Umschau" 9/1988. Die orthodoxe Medizin war schlecht beraten, als sie sich bis zu diesem Zeitpunkt über Jahre dieses mißtönenden Sprachrohrs kommentarlos bedient hatte. Unter dem - doppelsinnigen - Titel dieses Abschnittes gab Frau OEPEN im gleichen Jahr 1985, in dem die unter 4.1. besprochene Dissertation von JANSSEN erschienen war, im Deutschen Ärzteverläg eine weitere kritische Arbeit heraus. Von ihrem eigenen Beitrag abgesehen stammen die darin enthaltenen Artikel von den 13 weiteren Mitgliedern des Arbeitskreises "Krebsmedikamente mit fraglicher Wirksamkeit" (3.0., 4.0.). Sie äußerten sich in der bekannten vorgefaßten und keiner sachlichen Stellungnahme entsprechenden Diktion über verschiedene, nicht nur krebsrelevante Themen der nichtkonventionellen Medizin. Eine ausführliche Besprechung dieses Buches durch KARL-HEINZ GEBHARDT aus "Allgemeine Homöopathische Zeitung" 1/1988 wird mit freundlicher Genehmigung des Rezensenten und des Karl F.Haug Verlages hier ungekürzt wiedergegeben: „Insgesamt haben 13 Autoren an diesem Buch mitgearbeitet. Die Beiträge sind von sehr unterschiedlicher Qualität. Während sich die Mehrzahl der Autoren kritisch mit den diskutierten Verfahren aufgrund eigener Nachprüfungen auseinandersetzt, stützt sich Frau Oepen in ihren Beiträgen lediglich auf Literaturkenntnisse, da sie als Serologin über keine eigenen therapeutischen Erfahrungen verfügt. Der von ihr benutzte Terminus „Paramedizin" stößt bei der Allgemeinmedizinerin Wörz-Bilfinger auf Bedenken, so daß sie dafür den Ausdruck „paraärztliche" Behandlungsmethoden verwendet. Die übrigen Autoren, mit Ausnahme von Hauser, sprechen mehr von unkonventionellen oder Außenseitermethoden. Im einzelnen enthält das Buch folgende Abschnitte: Zunächst diskutiert Frau Oepen in einem Artikel „Paramedizinische Verfahren in Diagnostik und Therapie - eine Übersicht" verschiedene Methoden überwiegend der Erfahrungsheilkunde, wobei sie arztrechtliche Aspekte an den Anfang stellt. Dies ist deshalb bemerkenswert, weil sie ja selbst gar keine Rechtsmedizinerin ist. Die Radiästhesie wird von ihr als magische Methode eingestuft. Bei der Neuraltherapie sind überwiegend die Zwischenfälle hervorgehoben, die durch unsachgemäße Anwendung dieser Methodik zustandekommen können. Das ist natürlich ein gänzlich unqualifiziertes Verfahren, sich ein Urteil über eine so wichtige Heilmethode zu verschaffen, denn Kunstfehler gibt es sowohl im Bereich der orthodoxen Medizin wie natürlich auch bei den sog. Außenseitermethoden, zu denen man andererseits die seit Jahrzehnten eingeführte Neuraltherapie kaum mehr zählen kann. Auch ihre

Kritik an der Akupunktur ist völlig unqualifiziert. Über ein solches Verfahren läßt sich in der Tat nur urteilen, wenn man es selbst sorgfältig erlernt und ausgeübt hat. Inzwischen setzt sich zunehmend auch in der westlichen Welt die Erkenntnis durch, daß diese seit Jahrzehnten in China entwickelte und praktizierte Methode unbeschadet ihrer rationalen Erklärbarkeit eindeutige therapeutische Effekte hervorbringt. In dem Abschnitt über Homöopathie irrt Frau Oepen, wenn sie behauptet, Hahnemann habe seine Lehre erst um 1810 begründet. Die Geburtsstunde der Homöopathie ist vielmehr das Jahr 1796. In einem zweiten Abschnitt über „Unkonventionelle Methoden bei rheumatischen Erkrankungen“ referiert sie im Abschnitt „Homöopathische Therapie" die im Lancet veröffentlichte Studie über Rhus toxicodendron D6 bei rheumatischen Hüft- und Kniegelenksschmerzen. Sie hält diese Studie für „wegweisend, auch weil sie von homöopathischen und allopathisch orientierten Ärzten gemeinsam geplant und ausgeführt wurde". Gerade dies ist aber gar kein Gütezeichen, denn die Studie war von vornherein so unhomöopathisch angelegt, da Rhus toxicodendron D6 ja aufgrund einer klinischen Diagnose und nicht des homöopathischen Arzneibildes verordnet wurde, daß das negative Ergebnis vorprogrammiert war. Die Studie belegt deshalb nicht die Unwirksamkeit der Homöotherapie, sondern nur die wissenschaftliche Unfähigkeit ihrer Autoren. Im zweiten Abschnitt werden von der Allgemeinmedizinerin Frau Wörz-Bilfinger "paramedizinische Behandlungsformen und ihr Stellenwert aus der Sicht des Arztes für Allgemeinmedizin" abgehandelt. Die Arbeit ist kritisch und stützt sich auf eigene Untersuchungen mit sehr interessanten Ergebnissen. Danach folgt Hauser mit einem Abschnitt „Paramedizinisches Krebsmanagement". Er deckt die Schwachstellen der zahlreich empfohlenen Krebstherapien auf, was durchaus verdienstvoll ist. Anschließend bespricht Jungi die „Diättherapie maligner Tumoren", ebenfalls ein sehr kritischer und lesenswerter Artikel. Schumacher beschäftigt sich mit „Problemen der Immuntherapie in der Onkologie, speziell beim Mammakarzinom“. Dieser sehr gut geschriebene Abschnitt vermittelt eine ausgezeichnete Übersicht über die Problematik, streift aber die Thematik des Buches nur ganz am Rande. Schnitzer setzt sich anschließend mit der „Sauerstoffmehrschrittherapie nach Von Ardenne“ auseinander. Aufgrund eigener Untersuchungen konnte keine Wirksamkeit festgestellt werden. „Über die Therapie mit oralem und intravenösem Strophanthin“ äußert sich Erdmann ebenfalls sehr kritisch. Seine Schlußfolgerungen sind zwar experimentell gut abgesichert, stimmen aber nach meinen eigenen ausgedehnten Erfahrungen mit Strophanthin mit der therapeutischen Wirklichkeit nicht ganz überein. „Zur Problematik funktioneller Magen-Darm-Krankheiten am Beispiel des Colon irritabilen“ nimmt Jenss Stellung. Dieser Artikel ist sehr lesenswert, geht aber kaum auf außerschulische BehandlungsMaßnahmen ein. Insbesondere fehlt die Erwähnung der Arbeit von Mössinger, der eine Doppelblindstudie mit Asa foetida D3 bei der Behandlung des Colon irritabile durchführte und dabei feststellte, daß bei der mit Obstipation einhergehenden Form dieser Erkrankung Asa foetida D3 gegenüber Plazebo eindeutig wirksam war. Gerade in diesem Buch hätte eine solche Arbeit unbedingt besprochen werden müssen. Weitere Abschnitte beschäftigen sich mit Außenseitermethoden in der Psychotherapie und ihren Risiken, Magnetfeldern in der Medizin, Elektroklima und Klimageräten, Wettereinflüssen auf Befinden und Krankheit. Sie sind alle sehr kritisch geschrieben und durchaus lesenswert. Im letzten Abschnitt „Was heißt heilen? Die Bedeutung der spezifischen und unspezifischen Therapie" macht der frühere Heidelberger Physiologe Schaefer sehr interessante Ausführungen. Er hat sich die Ansicht von Jores weitgehend zu eigen gemacht, wenn er schreibt: „Die Ätiologien der Krankheiten im Joresschen Sinn bleiben hingegen der Therapie weithin unzugänglich (Jores, 1966): das Gemisch aus technischer Umweltveränderung, sozialer Unerträglichkeit, sozialer Determination pathogener Sitten und der Prägung unserer Persönlichkeit“. Er räumt weiterhin ein, daß eine spezifische Therapie im Sinne einer Kausalbehandlung nur in etwa 10 Prozent der Fälle möglich ist und daß für

die Heilung der übrigen Erkrankungen entscheidend die vis medicatrix naturae ist. Auch weist er darauf hin, daß die naturwissenschaftliche Medizin gegen diese Kraft eine verständliche, aber zu korrigierende Reserve habe. Er betont so auch die „Blindheit der Wissenschaft der Rolle der Emotionen gegenüber“ und schreibt wörtlich: „Wir leben in einer wissenschaftlichen Welt des Verstandes, der Intelligenz, der rationalen Beherrschung der Welt. Das Heil des Menschen kann aber hier, aus einsehbaren physiologischen Gründen, nicht gefunden werden." Leider tut Schaefer den letzten entscheidenden Schritt nicht, indem er nicht erkannte, daß die Homöopathie gerade auf die von ihm so stark apostrophierte vis medicatrix naturae durch die Signalsteuerung ihrer Medikamente als einzige Therapieform überhaupt einzuwirken vermag und daß andererseits die Homöopathie von Anfang an die von der sog. naturwissenschaftlichen Medizin ausgeblendeten Emotionen und nicht erkannten oder nicht genügend zur Kenntnis genommenen Bedingungen des Krankwerdens und Krankseins sorgfältig registriert und für die Arzneimittelwahl genutzt ha. So endet dieses Buch, das eigentlich eine Apologie der naturwissenschaftlichen Medizin sein sollte mit der Einsicht, daß die Schulmedizin selbst an ihre Grenzen gelangt ist, die nun dringend überschritten werden müssen, wenn ein therapeutischer Fortschritt möglich sein soll."

4.3 „Außenseitermethoden in der Medizin“ Unter diesem Titel beteiligte sich die Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt an den Mitte der achtziger Jahre gegen die ganzheitliche, „alternative“ Medizin abgefeuerten geballten Ladungen. Diesmal verbündete sich Fr. OEPEN mit ihrem Fachkollegen, dem Rechtsmediziner PROKOP, der sich schon mehrmals mit aggressiven Artikeln hervorgetan hat [32], als Herausgeberin. Hier wird nicht nur gegen unkonventionelle Krebstherapie, sondern in weitestem Umfang gegen alle möglichen anderen Naturheilverfahren zu Felde gezogen. Für die folgende ausführliche Stellungnahme zu dieser Kampfschrift ist Herrn GODEFFROY (Erfahrungsheikunde - aktuell, 4/1988) zu danken, der schon vorher wiederholt mit bemerkenswerter Akribie die OEPENschen Rundumschläge zu erwidern verstanden hatte. Der Wichtigkeit seiner Entgegnung in rechtlicher und medizinischer Hinsicht, aber auch seiner hervorragenden Formulierung wegen wurde der ungekürzte Text mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Karl F. Haug Verlages übernommen. J. D. HAHN-GODEFFROY Krankenversicherungen erstatten nur Leistungen der "richtigen" Medizin, nur solche, die "wissenschaftlich allgemein anerkannt" sind. So merkt der Kranke bald am Portemonnaie, ob er sich den "richtigen" Ärzten anvertraut hat oder nicht. Über "wissenschaftlich allgemein anerkannt" entscheidet die Lehrmeinung der Hochschulen, in praxi der fast ausschließlich von Hochschullehrern besetzte, als recht orthodox geltende Wissenschaftliche Beirat der Bundesärztekammer. Vertreter der "Paramedizin", etwa der Akupunktur oder der Homöopathie, haben dort keinen Zutritt. Lehrstühle erhalten sie nicht in Deutschland. Das Recht des Patienten auf freie Wahl der Behandlungsmethoden, wie es der Kölner Staatsrechtler Prof. Kriele fordert, scheint die Ärzteschaft weniger zu kümmern als ihr erbitterter Glaubenskrieg um den rechten Weg, ein Prinzipienkrieg um die Maximen der naturwissenschaftlichen Medizin. So spaltet sich die Ärzteschaft zunehmend in Orthodoxe und Alternative, und es scheint, als haben die Orthodoxen die Macht, die Alternativen aber das Publikum, die Patienten für sich. Anhand eines Kampfbuches der Orthodoxen werden hier Gedanken zur "Gefährlichkeit" von Schulmedizin versus Außenseitermedizin vorgelegt. „Okkultverbrecher, Dunkelmänner, Schizoide?“ Zur Sprache des Kalten Krieges zwischen Innenseitern und Außenseitern in der Medizin. Ende 1986 erschien, in hübscher Ganzleinenaufmachung, ein Büchlein "Außenseitermethoden in der Medizin" herausgegeben von der Marburger Blutgruppen-Serologin Irmgard Oepen (30) und dem Ost-Berliner Gerichtsmediziner Otto Prokop. Dem Stichwortregister des Buches ist zu entnehmen, daß es Auskunft gibt über Aberglauben, Akupunktur, Amulette, Augendiagnose, über Ganzheitsmedizin, Geisterstimmen, Geistheilung, Ginseng bis zur Zahlenmystik, Zauber-Spritze, Zelltherapie und Zungendiagnostik.

Der verblüffenden Buntheit des Sachregisters entspricht eine ungewöhnliche Vielfalt bzw. Uneinheitlichkeit der insgesamt siebzehn enthaltenen Aufsätze. Einige von ihnen haben mit Medizin überhaupt nichts zu tun, so Prokop et al. über verurteilte Geisterphotographen, Gedankenphotographie, Psychophotographie und Zauberkünstler, Hoebens über Parapsychologie oder Rose über "unlautere Werbe- und Vertriebsmethoden für Heilgeräte" (Bio-Betten oder EnergieSki für Langläufer). Andere Aufsätze, so Gertler und Mattig über "Das Besprechen" (von Warzen) und Prokop (32) über den "finsteren Aberglauben" mit der Wünschelrute, berühren die Medizin allenfalls marginal. Der Medizin näher (zu nah!) tritt Glowatzki (11), selbst Nichtarzt, mit dem Beitrag „Magisches Denken in der Heilkunde": flott zitiert er wie gewohnt den Psychiater Bleuler, der das "autistische Denken" der Außenseiter als bedeutsames Symptom der Schizoidie und Schizophrenie verstand, ihm (Glowatzki) ausreichend, um gleich Rudolf Steiner, den Begründer der anthroposophischen Medizin, als Psychotiker einzustufen ("Paraphrenia expansiva, confabulans et phantastica") (22,42). So plumpsen denn auch Zelltherapeuten, Magnetopathen, Geistheiler, Akupunkteure, Paragnosten, Stanniolkugel-Wunderheiler und vor allem die Homöopathen erbarmungslos in Glowatzkis schwarze Kiste der Magie. Für Koch ("Die altchinesische Medizin und die moderne Akupunktur") mag die Akupunktur allenfalls für „Menschen, die an Gespenster, Zauberer und Hexen" glauben, geeignet sein. Daß selbst ein Sachverständigenausschuß des wahrlich orthodox gesonnenen Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer kürzlich die Akupunktur als inzwischen wohl begründet und indiziert einstufte (10), weiß Koch nicht. Anlaß für Prokops erneuten "Verriß" der Homöopathie ist, wie er schreibt, die Tatsache, daß neuerdings Veronica Carstens ihr "arglos Hilfestellung gegeben hat". Oepens "Neuraltherapie Zauberspritze oder diagnostisch therapeutische Lokalanästhesie?" wiederholt bekannte Vorbehalte (26,27) und bringt außer der Forderung, Neuraltherapie nicht länger in ärztlichen Fortbildungsveranstaltungen zu vermitteln, nichts Neues. Nur aus dem Bücherschrank, patientenfern und ohne je eine Nadel geführt zu haben, sollte man Neuraltherapie besser nicht beurteilen (5,6,7,8,10). Einer der bemerkenswertesten Aufsätze des Buches ist der von Eisenmenger über die Ozontherapie, der neben einer beträchtlichen Literaturkenntnis zum Thema einen Fachmann der forensischen Pathologie erkennen läßt. Eisenmengers Aussagen fußen wesentlich auf der von Oepen inaugurierten Dissertation von Schmitt, die allerdings nicht frei von falschen Zahlenangaben ist (29,35). So auch die ausgiebige forensisch-pathologische Würdigung mehrerer vermutlich im Zusammenhang mit der intravasalen Ozon-Anwendung stehender Todesfälle machen muß, so sehr muß man sich von den verallgemeinernden Schlußfolgerungen und dem Ruf nach dem Kadi (sprich: Bundesgesundheitsamt) distanzieren. Eisenmengers referierte Literatur zur Ozon-Therapie endet mit dem Jahre 1982, wesentliche neuere Arbeiten bleiben unberücksichtigt. Auch scheint es, daß die meisten Zwischenfälle nach Ozon-Therapie, die Eisenmenger schildert, auf die intravenöse Applikation reinen Ozongases zurückgehen, die schon seit einem halben Jahrzehnt

(Herge und Jacobs 1982) auch unter den Ozontherapeuten als obsolet gilt (17). Selbst die intraarterielle Anwendung reinen Ozongases an den unteren Extremitäten sollte (wegen der Gefahr versehentlicher intravenöser Gabe bei gleichzeitig offenem foramen ovale) heute nur besonderen Fällen bei strengster Indikationsstellung (etwa bei unmittelbarer Amputationsgefahr, Stadium IV nach Fontaine) vorbehalten bleiben. Wie groß die Indikation der peripheren und zentralen arteriellen Durchblutungsstörungen ist, auf die sich die Ozontherapie zu einem guten Teil richtet, erkennt man auch an dem "Markt" von jährlich weit über eine halbe Milliarde Mark allein in Deutschland für sog. durchblutungsfördernde Medikamente (36). Ihr therapeutischer Wert für die meisten Indikationen wird voll den klinischen Pharmakologen schlicht bestritten [36,37], auch sind natürlich auch sie nicht ohne Nebenwirkungen [35]. Auch hier gilt, wie für alle in die Blutbahn eingeführten Stoffe, nicht anders als für Ozon oder Citrat oder Heparin, daß ihnen das grundsätzliche, wenn auch seltene Risiko einer unvorhersehbaren anaphylaktischen oder sonstigen Reaktion immanent ist. Selbst für Kamillentee berichtet Mylers's "Side Effect of Drugs" 1984 einen Fall von anaphylaktischem Schock (9). Eine aktuelle benefit/risk-Abwägung „aus rechtsmedizinischer Sicht" müßte, wenn schon für die Ozontherapie, dann also auch für die blutdruckneutralen Vasodilatantien mangels ausreichender benefit-Beweise bei erkennbarem risk (vor allem "steal effect") zum Ruf nach dem Kadi (Bundesgesundheitsamt) führen. Eisenmengers herber Vorwurf der Geschäftemacherei (mit der Ozontherapie) ließe sich dann auch beliebig ebenso gegen die pharmazeutischen Hersteller solcher durchblutungsfördernder Präparate zweifelhaften benefits und insbesondere gegen deren ärztliche Prüfer richten, die doch gern weiter gesponserte internationale Symposien besuchen und ihre Forschungszuwendungen erhalten sehen möchten. Es ist der Vorwurf der Geschäftemacherei, der „Ausbeutung", ja des Betruges, der sich undifferenziert durch das ganze Buch gleichermaßen gegen Homöopathen, Ozontherapeuten, Besteckverbieger, Geisterphotographen, Neuraltherapeuten, vorbestrafte Wunderheiler und Akupunkteure richtet. Es ist dies die gleiche Maßlosigkeit und Undifferenziertheit, die man zurecht Ivan Illich ("Die Enteignung der Gesundheit - Medical Nemesis") vorgeworfen hat [18.]: er sprach von der "etablierten Medizin als einer ernsten Gefahr für die Gesundheit", von einer Epidemie. "Der Name dieser neuen Epidemie ist Iatrogenesis". Halters "Vorsicht Arzt!" (13) und Bachmanns "Die Krebs-Mafia" [ 3 ] sind deutsche Variationen des gleichen Themas. Illich, der Außenseiter, hat wie Halter und Bachmann durchaus gute Belege für seine Vorwürfe gegen die "Innenseiter" der Medizin geliefert, selbst Illichs Kritiker Fritz Hartmann [14] bestätigt ihm das. Auch den "Innenseitern" Oepen und Prokop ist dies oder jenes treffende Argument in ihrem Buch gegen die "Außenseiter" gelungen. Und dennoch: Wer für das Verbot der Zelltherapie oder der Ozontherapie wegen Nutzlosigkeit bei gleichzeitiger Gefährlichkeit eintritt - ähnliche Forderungen wurden von Oepen, mit gleicher Begründung für die Neuraltherapie, die Eigenblut-Behandlung, den Aderlaß, die Akupunktur erhoben, - der muß sich auch nach der Gefährlichkeit bei oft fraglicher Nützlichkeit so mancher diagnostischer und therapeutischer Maßnahme der Schulmedizin fragen lassen: Wo bleiben die Studien über nicht ausreichend (oft gar nicht?) indizierte Hysterektomien, Prostatektomien, Tonsillektomien, Mamma-Amputationen, Cholezystektomien usw. mit Invaliditäts- oder

Todesfolge? Oder die rechtsmedizinischen Studien über die Invalidisierungs- oder Todesfolgen durch Übertherapie, etwa in der Onkologie (Gallmeier (40)), durch den diagnostischen "Verifizierungswahn" [ 16 ], absichernder Differentialdiagnostik ohne therapeutische Konsequenzen bei oft längst hinlänglich gesicherter Diagnose? Das Buch des Prokop-Schülers Mattig "Komplikationsdichte ärztlicher Eingriffe" (24), ein Quellenbuch mit über 4.200 Literaturstellen, gibt außer zu den therapeutischen Eingriffen vor allem auch zu den Zwischenfällen im Rahmen der reinen Diagnostik erschütternde Belege und Häufigkeitsangaben. Da ist von 32 Toten nach Magenspiegelung die Rede, von 16 Lungenembolien nach Varizen-Operation, 19 Toten nach Laparoskopie, 26 Toten durch Luftembolie nach Kieferhöhlen-Punktionen und insgesamt 3,3 % des Gesamtobduktionsgutes großer Kliniken, bei denen der Tod infolge iatrogener Schäden eingetreten ist. Im Vergleich dazu erscheint etwa die Zelltherapie, millionenfach angewandt, mit 3 Toten, soweit der Zusammenhang überhaupt bewiesen ist [46,47], als ein außerordentlich risikoarmes Verfahren. - Aber: quod licet Jovi non licet Bovi? Eine Studie des amerikanischen Kongresses [15,23] spricht für das Gebiet der USA von ca. 2 Millionen "überflüssiger", d. h. bei präziser Indikationsabwägung nicht vertretbarer Operationen pro Jahr. Das entspricht (hochgerechnet) etwa 10.000 Toten und Kosten von ca. 4 Milliarden Dollar jährlich. Mag das, schon angesichts des engen wissenschaftlichen Austauschs mit den USA, auf dem Gebiet der Bundesrepublik so viel anders sein? Was den Vorwurf des "Geschäfts mit der Angst" (Oepen) angeht - der Vorwurf der Geschäftemacherei durch ärztliche Außenseiter wird besonders durch Oepen seit Jahren und keineswegs immer zu Unrecht erhoben – so darf aus Gründen der Ausgewogenheit der Blick auf die Umsatz-Milliardäre im "Geschäft mit der Angst", nämlich die internationale Pharmaindustrie und die Großindustrie der Elektromedizin-Gerätehersteller nicht ausgespart bleiben - die andererseits aber mit ihrer "Geschäftemacherei" wiederum Zehntausende von Arbeitsplätzen sichern. Könnte man nicht jede präventive, diagnostische oder therapeutische Maßnahme, gleich ob durch Innenseiter oder durch Außenseiter der Medizin, polemisch als "Geschäft mit der Angst" bezeichnen? Zum Thema "Geschäftemacherei und Ausbeutung" dürfen einem schließlich auch Untersuchungen in den Sinn kommen , wonach in Kanada und wohl auch in den USA Hysterektomien mehr als doppelt so häufig durchgeführt werden wie in Großbritannien mit seinem public-health-system (Fixgehälter), radikale Mastektomien sogar 3,2 mal so häufig. Das Ganze bei sich nicht unterscheidenden Morbiditäts- und Mortalitätsraten der zugrundeliegenden Erkrankungen (25,33). Auf die Todesfälle in 4(!)stelligen Größenordnungen im Zusammenhang mit Medikamentenanwendung, man denke nur an die Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika, soll hier nur am Rande hingewiesen werden. Frau Oepen sagt, sie will den Patienten schützen. Ivan Illich auch. Angelpunkte beider ist die "Iatrogenesis", die sich gleichermaßen auf notwendige, nicht notwendige, unwirksame, falsche, überflüssige, gefährliche, zu lange, unnötig komplikationsreiche Behandlungen und solche von unbewiesener Wirkung bezieht [18]. Iatrogenesis ist seit jeher Gegenstand innerärztlicher Diskussionen um Verbesserungen in der Heilkunde gewesen, ebenso traurig wie unvermeidlich, aber jedenfalls nicht geeignet zu gegenseitiger Diffamierung der Ärzte untereinander, erst recht nicht gegenüber deren Patienten [28].

Wollte man aber wirklich die Toten zählen und die Invalidisierten im Rahmen dieser IatrogenesisDiskussion - die Schulmedizin, die Oepen und Prokop so vehement vertreten, käme, das zeigt schon Mattigs "Komplikationsdichte ärztlicher Eingriffe" [24] – jämmerlich schlecht weg im Vergleich zu den Außenseitern. Das gilt auch dann noch, wollte man den letzteren auch jene Toten zurechnen, die dadurch entstehen, daß Patienten sich gar nicht (oder nicht länger) der Schulmedizin stellen und so deren vorgeblich wirksame Behandlung versäumen – ein Umstand indirekter Gefährlichkeit, wie er von Oepen und Prokop immer wieder gegen die Homöopathie erhoben wurde (30). Das Provozierendste an dem Buch „Außenseitermethoden in der Medizin" aber bleibt die Art, wie hier Ärzte, Geistheiler, Besteckverbieger, Heilpraktiker, Stanniolkugel-Gaukler und Zauberkünstler durch die Herausgeber unter einem Dach für Betrüger und Schizoide zusammengeführt werden. Dies wird man getrost als Verstoß gegen Anstand und guten Ton unter Ärzten bezeichnen dürfen, ob da nun die zuständige Landesärztekarnmer rechtlich tätig wird oder nicht. Es unterstreicht dies nur die Illiberalität, mit der um den "rechten Weg" gestritten wird. Von "Pluralität in der Medizin" (so der Titel eines sehr beachtlichen Symposiums der MedizinischPharmazeutischen Studiengesellschaft 1980) [31] keine Rede. So wenig wie Ivan Illich den Ärzten seiner "etablierten Medizin" außer Macht und Gewinnstreben auch noch ärztliches Helfenwollen sui generis zubilligt - und da wird Illichs Kritik böswillig - so wenig mögen dies Oepen und Prokop ihren ärztlichen Außenseiter-Kollegen zubilligen, und da wird es - Illich ist ja kein Arzt - nicht nur böswillig, sondern unkollegial. 1976 schrieben Prokop und Wimmer, beide Autoren des zur Diskussion stehenden Buches, von Homöopathen, Neuraltherapeuten, Akupunkteuren usw. als von "Okkultverbrechern, verantwortlich für den vorzeitigen Tod von Hunderttausenden" (32). Glowatzki (s. o.) forderte 1985 für Außenseiter-Ärzte gleich gar eine psychiatrische Untersuchung (11). Kanzow, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates und des Senats für Ärztliche Fortbildung der Bundesärztekammer, der sich 1986 in eine Diskussion über die Fundiertheit eines Referates von Oepen einschaltete [12.], bezeichnet Homöopathen und Akupunkteure als "Scharlatane", die "den Sirenengesängen irrationaler, vorwissenschaftlicher Behandlungsmethoden folgen", als "Dunkelmänner", die "ein auf einer hohen Leistungsstufe stehendes Arzttum in mittelalterliche Denk- und Verhaltensweisen zurückzerren" wollen (19). Einer Marburger Professorin schließlich wird der Satz zugeschrieben: "Ich werde nicht eher ruhen und rasten, bis nicht der letzte anthroposophische Arzt hinter Gittern sitzt". Kann uns solche Militanz wirklich weiterbringen? Darf sie länger - was gut belegt ist - von der Bundesärztekammer gefördert [1] werden? Unsere Patienten, die ein Recht auf freie Wahl ihrer Behandlungsmethoden haben [21], würden es nicht verstehen. Oepen und Prokop müssen ebenso in ihre Schranken gewiesen werden wie Illich. Alle drei schaden dem Ansehen des Ärztestandes. Aber auch den ca. 15.000 Ärzten in der Bundesrepublik, die im Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren und der Hufeland-Gesellschaft für Gesamtmedizin organisiert sind, kann das Buch von Oepe und Prokop Anregung vermitteln: sich noch klarer von tatsächlichen Quacksalbern abzugrenzen, ebenso wie von unangemessenen Geschäftsunternehmungen und „Tageskliniken"; im Zusammenwirken mit den Landesärztekammern auf noch genaueren Kenntnisnachweisen zu bestehen bei der Vergabe der Zusatzbezeichnungen "Naturheilverfahren" und "Homöopathie" (obligatorische Prüfungen); sich einer präziseren wissenschaftlichen Sprache in der Diskussion ihrer Methoden zu bedienen, sich von allzu Schwammigem und pseudowissenschaftlichem

Kauderwelsch zu trennen und auch über Nebenwirkungen, Fehlschläge und Zwischenfälle, die Teil einer jeden ärztlichen Tätigkeit sind, klarer zu berichten. Nur dann werden wir zu jener Synthese kommen, die es anzustreben gilt: den naturwissenschaftlich weitergebildeten und langjährig klinikerfahrenen Arzt, klassischen Schulmediziner zunächst, der sich auf dieser Basis dann eine fundierte Erweiterung seines Spektrums etwa durch Neuraltherapie, Homöopathie, Akupunktur oder Elektroakupunktur nach VOLL erst auch wirklich leisten kann.

4.4 Nagel, G.A., Schmähl, D., (Hrsgb.): „Krebsmedikamente mit fraglicher Wirksamkeit“ (1984). Besprechungen K.H. Gebhardt und K.K. Windstosser „Der gute Arzt darf nicht den Fehler begehen, die Fragen nach alternativen Therapiemöglichkeiten leichtfertig vom Tisch zu wischen. Solches Verhalten ist schlicht menschenverachtend, gehört aber leider zum onkologischen Alltag.“ „Die Schulmedizin braucht keine Alternativmedizin.“ „Naturheilkunde ist Protest, Protest gegen das gnadenlose, unabwendbare Krebsschicksal. Der Krebskranke entwickelt Aggressionen dagegen und überträgt diese auf die gnadenlose Medizin.“ PROFESSOR DR. GERD A. NAGEL, FREIBURG Wie im vorausgehenden Abschnitt 4.0. erwähnt, gaben die 14 Mitglieder der Kommission "Krebsmedikamente mit fraglicher Wirksamkeit" 1984 unter Federführung von Prof. NAGEL und Prof. SCHMÄHL das Buch gleichen Titels heraus. Es trägt den Vermerk "Im Auftrag der Deutschen Krebsgesellschaft“ und erschien in dem für kontroverse Literatur offenbar besonders aufgeschlossenen Zuckschwerdt-Verlag. 1989 folgte bereits die 4. von zunächst 166 auf 176 Seiten erweiterte Auflage. Die Kommission war inzwischen auf 16 Mitglieder angewachsen. Der Untertitel des Buches "Ergebnisse vorklinischer und klinischer Prüfungen" ist irreführend, denn in Wirklichkeit handelt es sich um eine reine Auflistung von rund 100 nichtkonventionellen Präparaten und deren Herstellern, sowie Zitaten aus der einschlägigen Literatur. Mit wie wenig Sachkenntnis schon bei der Sortierung und Gruppierung der zum Teil sogar dem erfahrenen Ganzheitstherapeuten gänzlich unbekannten, längst obsoleten oder in Europa gar nicht erhältlichen Medikamente vorgegangen wurde, ist für den mit der Materie einigermaßen Vertrauten sofort erkennbar. Da werden Mittel aufgezählt wie Rhinozeros-Bezoar, Chiang Pan, Polonine, Zellatmungsaktivator, Krebiozen, Anticancerlin usw. 8 Präparate werden fälschlicherweise als "homöopathisch" eingestuft. Als "persönliche Beobachtungszeit“ standen den fast ausschließlich in schulmedizinischen Betrieben tätigen Autoren höchstens 2 Jahre zur Verfügung, eine zur Beurteilung von Erfolg oder Mißerfolg im Langzeitgeschehen der Krebskrankheit viel zu kurze Zeitspanne. Den meisten Kommissions- mitgliedern war infolge ihrer rein akademischen oder patientenfernen Tätigkeit die erforderliche Einarbeitung in die komplexe, ihnen fremde und präjudizierte Materie überhaupt nicht möglich. Die Frage nach "persönlichen Einzelbeobachtungen“ krebsrelevanter Arzneiwirkungen wird demgemäß (4. Auflage Seite 59 - 64) 43 mal mit "Nein" und 20 mal mit "Ja" beantwortet. Auf welche Weise diese Beobachtungen zustandekamen, wird nicht mitgeteilt. Der so "erarbeiteten", nach Meinung der Kommission "repräsentativen Liste zweifelhafter Krebstherapeutika“ standen die Herausgeber, wie dem Anhang (Seite 161 ff.) zu entnehmen ist, schließlich selbst etwas hilflos gegenüber. Einmal mehr werden die "Grundsätze der Prüfung von Medikamenten zur Krebstherapie“ aufgezählt, denen sich selbstverständlich kein vernünftiger Vertreter der ganzheitsmedizinischen Richtung verschließt, sofern nur 1. seitens der Kritiker die ernsthafte Absicht sachlicher Prüfung unter fairen Bedingungen besteht, 2. hinsichtlich der Patientenkollektive vergleichbare, chancengleiche Voraussetzungen gegeben sind, 3. die Erfolge am

Kranken und nicht die wissenschaftlichen Argumente oder gar vorgefaßten Meinungen als entscheidende Kriterien gelten. Insofern ist dem Schlußwort der Herausgeber des Buches beizupflichten, wenn sie schreiben: "Die heute noch immer relativ unbefriedigenden Ergebnisse der medikamentösen Krebstherapie sind nicht zu verkennen. Die Krebstherapie muß dringend verbessert werden. Dazu gehört auch, daß man sich dem Unkonventionellen widmet und auch die unscheinbarsten Steine auf der Suche nach neuen Geheimnissen der Krebsbehandlung umdreht. Wenn heute konventionelle oder unkonventionelle neue Mittel einen Erfolg im Bemühen um die Verbesserung der Krebstherapie versprechen, ist man verpflichtet, solchen Hinweisen nachzugehen." Möge diese Verpflichtung im Interesse hunderttausender Krebskranker recht bald in die Tat umgesetzt werden. Das Buch selbst und seine Entstehung hat uns diesem Ziel leider keinen Schritt nähergebracht und auch während der seit seiner Herausgabe verstrichenen 6 Jahre kam keine Bewegung in die stagnierende orthodoxe Krebsszenerie.

4.5 JUNGI, W.F., SENN, H.J. (Hsgb.): Krebs und Alternativmedizin Zwischen dem 2. und 3. Zusammentreten der "Großen Krebskonferenz“ fand im November 1985 das dreitägige Internationale Symposium "Krebs und Alternativmedizin“ in St.Gallen (Schweiz) statt. Veranstalter waren folgende Organisationen: "Internationales Onkologiezentrum St.GallenOstschweiz“, "Arbeitsgruppe für klinische Krebsforschung“ (Schweiz) und "Arbeitsgemeinschaft für internistische Onkologie“ (BRD). Mit wenigen Ausnahmen waren die "Onkologiepäpste" und "Inquisitoren" wieder unter sich, so daß auch bei dieser wichtigen Gelegenheit eine objektive Diskussion im Sinne des Tagungsprogramms von vorneherein nicht zu erwarten war. Die Vertreter der alternativen, grenzerweiternden, komplementären Behandlungsmethoden waren weit untervertreten und der großen Überzahl streng orthodoxer Onkologen nicht gewachsen. Obwohl bei letzteren mitunter eine erstaunliche Kenntnis nichtorthodoxer Therapieformen zu verzeichnen war, fehlte in dieser Einsicht doch die beweiskräftige praktische Erfahrung, so daß es bei den einseitig orientierten, festgefahrenen Lehrmeinungen verbleiben mußte. Das Programm des Symposiums lautete in seiner neunfachen Gliederung folgendermaßen:

Paramedizinische Methoden - Historischer Überblick SCHMÄHL, D. (Heidelberg): Paramedizinische Methoden in der Krebstherapie - ein Überblick über die letzten Jahrzehnte BAUM, M. (London): Alternative medicine and oncology in the United Kingdom

Alternative Krebsdiagnostik PASTERNAK, G. (Berlin-Buch): Klinisch anerkannte Nachweismethoden, sogenannte Tumormarker SCHUMACHER, K. (Stuttgart): Immundiagnostik in der Grenzzone KELLER, H. (St.Gallen): Stoffwechselprodukte bei Krebskranken, dargestellt am Modell Hyperkalzämie. Deutung und Fehldeutung RILLING, S. (Stuttgart): Alternative Krebsdiagnostik

Immuntherapie RIETHMÜLLER, G. (München): Überlegungen zu den Grundlagen der Tumorimmunologie HAENKLER, H.W. (Erlangen): Zelltherapie aus klinischer Sicht

RENNER, H. (Nürnberg); RENNER, K.H. (Hannover): Die Therapie mit xenogenem, lyophilisiertem Fettgewebe als Adjuvans beim fortgeschrittenen Mammakarzinom SCHREML, W. (Günzburg): Zytoplasmatische Therapie THEURER, K.E. (Ostfildern-Ruit): Erfahrungen mit zytoplasmatischer Therapie bei Krebs DOUWES, F.R., WOLFRUM, D.I. (Bad Sooden-Allendorf): Prospektive randomisierte Studie zur alternativen Therapie kolorektaler Karzinome mit einem "Biological Response Modifier" (NeyTumorin) de Weck, A.I. (Bern): Thymusfaktoren: Ein Überblick ZOCH, E. (Homburg): Peptide, Proteine und Enzyme des Thymus

Phytotherapie - Homöopathie - Organotherapie STACHER, A. (Wien): Phytotherapie in der Onkologie HARTH, V. (Bamberg): Möglichkeiten der adjuvanten Therapie in der Krebsbehandlung KLEEBERG, U.R. (Hamburg-Altona), OEPEN, I. (Marburg): Homöopathie aus onkologischer Sicht GEBHARDT, K.H. (Karlsruhe): Erfahrungen mit der Homöopathie bei Krebs DIETZEL, U. (Erlangen), REICHARDT, U., SAUER, R. (Nürnberg): Kontrollierte Prüfung des Onkophytotherapeutikums Carnivora KUHLMEY, J. (Oldenburg): Erfahrungen mit Polyerga Wirksamkeits-Nachweis - Heutiger Stand der Krebsforschung und –behandlung - Juristische Aspekte NAGEL, G.A. (Göttingen): Wirksamkeits-Nachweis und autistisches Denken in der Onkologie (E. BLEULER) TANNEBERGER, S. (Berlin): Stand der Krebsforschung und -behandlung 1985 WIMMER, W. (Mannheim): Juristische Aspekte der Alternativmedizin bei Krebskrankheiten ANTHROPOSOPHISCHE Krebstherapie - Mistelpräparate BERGER, M.R., SCHMÄHL, D. (Heidelberg): Präklinische Untersuchungen zur Wirksamkeit von Mistelextrakten

HARTENSTEIN, R. (München): Anthroposophische Krebstherapie - Klinische Forschung. OLBRECHT, J.P. (Basel): Anthroposophisches Umfeld aus onkologischer Sicht LEROI, R. (Arlesheim): Experimentelle Untersuchungen mit Iscador HOFFMANN, J. (Arlesheim): Anthroposophische Krebstherapie - Klinische Ergebnisse DOUWES, F.R., WOLFRUM, I., MIGEOD, F. (Bad Sooden-Allendorf): Ergebnisse einer prospektiv randomisierten Studie: Chemotherapie versus Chemotherapie plus "Biological Response Modifier“ (NeyTumorin) bei metastasierendem kolorektalem Karzinom

Krebsdiäten GALLMEIER, W.M. (Nürnberg): Vitamine und Krebs SAUER, H. (München): Enzyme und Krebs JUNGI, W.F. (St.Gallen): Krebsdiäten. JENNY, S., ABEGG, A., IRNIGER, R., JENNY, A. (Zürich): Ernährung und Tumorleiden.

Hyperthermie - Mehrschritt-Therapie ISSELS, R.D., WILLMANNS, W. (München): Biochemische Grundlagen der Hyperthermieanwendung bei malignen Tumoren. ENGELHARDT, R. (Freiburg): Hyperthermie - Klinische Erfahrungen. HERBST, M. (Erlangen-Nürnberg): Hyperthermie und Radiotherapie. von ARDENNE, M. (Dresden): Stand der Krebs-Mehrschritt-Therapie mit SelectothermHyperthermie.

Psyche - Magie - Geophysik - Neuraltherapie POLDINGER, W. (Basel): Psyche und Krebs GLAUS, A. (St.Gallen): Krankenpflege im Spannungsfeld zwischen Schul-und Alternativmedizin GLOWATZKI, G. (Bern-Liebefeld): Das Magische in der Heilkunde, Magie und Medizin OEPEN, I. (Marburg): Wasseradern, Erdstrahlen und Krebs GERTLER, A. (Berlin): Neuraltherapie - eine Methode zwischen Außenseiter- und Schulmedizin HASLER, U.E. (St.Gallen): Ist die Neuraltherapie bei der Krebserkrankung einzusetzen?

Viele der Referenten waren schon unter den Rednern gelegentlich der 3. Zusammenkunft der "Großen Krebskonferenz" vertreten gewesen (siehe 4.0) und wiederholten bei diesem Symposium gebetsmühlenartig ihre dem Prinzip der ganzheitlichen Onkologie kontroversen Meinungen. Diesem bedauerlichen Gesamtergebnis trug auch das zusammenfassende Schlußwort von W.JUNGI und H.J.Senn (beide St.Gallen) Rechnung. Sie konnten über nur wenige positive Resultate und Gemeinsamkeiten leider aber viele offen gebliebene, unbefriedigende oder diskrepante Ergebnisse des Symposiums berichten. "Eine echte Alternative zur heute etablierten multidisziplinären Tumortherapie wurde nicht sichtbar. ... Mögliche Ansätze zur therapeutischen Erweiterung beziehungsweise Verbesserung finden sich allenfalls im immunologischen Bereich (Thymuspräparate, lyophilisierte xenogene Zellen) sowie in der optimalen Ernährung der Kranken." Bessere Wirkungsnachweise Wurden gefordert für die anfechtbaren Punkte der Anthroposophischen Therapie und für die von ARDENNEsche Krebs-Mehrschritt-Therapie. Weitere Gespäche dieser Art unter Beteiligung beider Richtungen wurden für "lehrreich und nutzbringend“ erachtet, solche fanden - außer der ebenfalls unbefriedigend verlaufenen 4. "Großen Krebskonferenz" - während der bis 2000 verstrichenen 16 Jahre jedoch nicht mehr statt. Außerdem wurde für künftige Kolloquien ähnlicher Programmgestaltung eine Beschränkung auf die wichtigsten Themen und eine umso eingehendere Diskussion über dieselben empfohlen.

4.6. Klassisches Beispiel systematischer Erkenntnisunterdrückung: Der FitzGerald-Bericht Vorbemerkung des deutschen Herausgebers Wir legen hiermit der deutschen Öffentlichkeit ein Dokument vor, das in den Vereinigten Staaten von Nordamerika Aufsehen erregt hat; den Bericht des dem amerikanischen Justizministerium angehörenden Juristen Mr. Benedict F. FitzGerald, in den USA als „FitzGerald-Bericht“ bekannt. Mr. FitzGerald erhielt den Auftrag zu einer Untersuchung von dem Vorsitzenden des Ausschusses für Innen- und Außenhandel des amerikanischen Senats, Senator Charles W. Tobey. Am 11. August 1953 legte er seinen Bericht dem Senatsausschuss vor. Leider verstarb der Senator, bevor er mit Fitz-Gerald den Bericht im Einzelnen hätte durchsprechen und die Folgerung aus den Empfehlungen des Berichterstatters hätte ziehen können. Als Nachfolger Mr. Tobeys wurde Senator John Bricker zum Vorsitzenden des Senatsausschusses bestellt. Auf seinem Arbeitstisch liegt nun der Bericht. Die amerikanische Zeitschrift ‚The Defender’, die, soviel wir wissen, als erste den FitzGerald-Bericht der amerikanischen Öffentlichkeit durch Abdruck zur Kenntnis brachte Augustheft 1953 hat die Befürchtung ausgesprochen, Senator John Bricker sei Gegner einer Weiterverfolgung der Angelegenheit und werde den Bericht auf sich beruhen lassen. The Defender hat daher mit der Veröffentlichung die Bitte an seine Leser verbunden, den Senator John Bricker oder den Senatsausschuß an die Pflicht zu erinnern, die Sache zu verfolgen, weil das im Interesse der amerikanischen Öffentlichkeit und besonders der Krebskranken und vom Krebs bedrohten Menschen einfach unerlässlich sei. Mr. FitzGerald ist der Auffassung, er habe durch die Untersuchungen, die seinem Bericht vorangingen, klargestellt, dass es tatsächlich Heilungsmöglichkeiten außerhalb der von der Schulmedizin empfohlenen und geübten Strahlenbehandlung und Krebsoperationen gibt. Er ist ferner der Ansicht, dass seinem Bericht weitere gründliche Untersuchungen, gestützt auf die Autorität des Staates, und insbesondere öffentliche Zeugenvernehmungen folgen müssten, damit festgestellt werde, wer die Verantwortung dafür trägt, dass Informationen über die Heilung von Krebs und anderer sog. unheilbarer Krankheiten jenen Millionen leidender Menschen vorenthalten werden, die ein Recht darauf hätten, die volle Wahrheit zu erfahren. Mr. FitzGerald spricht aus, es sei ein Verbrechen, der Öffentlichkeit weiterhin vorzuenthalten, daß der Krebs durch andere Mittel als Strahlen und Operationen erfolgreich behandelt werden könne. Mr. FitzGerald ist bereit, falls seine Bemühungen um die Wahrheit nicht überhaupt vereitelt werden, die weitere Untersuchung zu führen und zu diesem Zwecke öffentliche Zeugenvernehmungen zu veranlassen. The Defender meint, dass dann allerdings die USA „von einem Skandal ohnegleichen“ erschüttert würden, The Defender legt in seinen weiteren Anmerkungen zur Veröffentlichung des FitzGerald-Berichtes diesen dahin aus, Mr. FitzGerald habe „eine Verschwörung gegen die Gesundheit des amerikanischen Volkes“ aufgedeckt. The Defender hebt auch hervor, daß in der letzten Zeit fünf Senatoren der Vereinigten Staaten an Krebs gestorben sind: Bilbo, Wherry,

McMahon, Vandenberg und Taft. „Sie alle wären möglicherweise noch am Leben“, schreibt The Defender, „wenn sie nach jenen Methoden behandelt worden wären, die im Bericht von Mr. FitzGerald erwähnt werden.“ Es ist nicht an uns, die Feststellungen und Vorwürfe, die Mr. FitzGerald dem amerikanischen Senatsausschuß unterbreitete und durch die Veröffentlichung in ‚The Defender’ der amerikanischen Öffentlichkeit vorlegen ließ, auf ihre Stichhaltigkeit zu prüfen. Wir können uns nur sagen, daß ein hervorragender Jurist und Berater des US-Justizministeriums einem Ausschuß des amerikanischen Senats - also der ersten gesetzgebenden Körperschaft der Vereinigten Staaten - nicht ein so schwerwiegendes Schriftstück vorlegen würde, wenn er nicht durch gründliche Untersuchung und unter Unterdrückung aller leidenschaftlichen Voreingenommenheit zu eben jenem Ergebnis gekommen wäre, das wesentlicher Inhalt seines Berichtes ist. Außerdem erlaubt uns das große Aufsehen, das der FitzGerald-Bericht in der Öffentlichkeit erregt hat, ihn auch in Deutschland sehr ernst zu nehmen. Wir sind nicht der Meinung, der FitzGerald-Bericht lasse ohne weiteres Folgerungen hinsichtlich der deutschen Verhältnisse zu. Wir meinen dagegen, daß er geeignet ist, die deutsche Öffentlichkeit zu warnen und zu mahnen. Auch bei uns in Deutschland kann man beobachten, daß Mittel und Methoden der Krebsbehandlung, die nicht dem schulmedizinischen Dogma entsprechen - nämlich, nur das Messer oder die Strahlentherapie könne den Krebskranken retten - von den offiziellen Vertretern der Schulmedizin ignoriert, ohne jede ausreichende sachliche Prüfung abgelehnt oder sogar verdammt werden. Es hat sich auch bei uns in Deutschland die Gewohnheit eingeschlichen, von Strahlentherapie und Operation alles und nichts für die Behandlung der menschlichen Krebskrankheit zu erwarten, über die Möglichkeiten einer anderen Behandlung aber gar nicht erst zu diskutieren. Es fällt auf, daß der Satz „Nur Messer oder Strahlen“ auch bei uns zu einer Art Gebetsformel geworden ist, auf welche man einen Jeden, der sich mit dem Krebs beschäftigt, unabdinglich festlegen möchte. Es fällt auf, daß diese Verpflichtung anscheinend sogar einem großen Teil jener Ärzte und Forscher anerkannt wird, die selbst auf einem anderen, mehr aufgeschlossenen, mehr biologischen und wagemutigeren Standpunkt stehen. So gibt es in der ärztlichen Fachpresse und auf ärztlichen Kongressen nur selten jemanden, der in einem Artikel oder einem Vortrag über Krebs jene „Gebetsformel“ unbenützt ließe; das gilt auch für solche Aufsätze und Vorträge, in denen der Verfasser zu dem Ergebnis kommt, daß die rein lokalistische Strahlenund Messertherapie schon wegen ihrer geringen Erfolge überwunden werden müsse zugunsten einer mehr den ganzen kranken Menschen erfassenden biologischen Krebstherapie von weniger einschneidender und zweischneidiger Bedeutung. Durch die Monotonie in dem Vorbringen dieser „Gebetsformel“ gewarnt, und wohlwissend, daß auch zahlreiche deutsche Ärzte Messer und Strahlen tatsächlich sehr skeptisch betrachten, wird man unwillkürlich zu der Frage gedrängt, ob etwa auch in Deutschland mächtige Kräfte am Werke sind, eine dogmenfreie unvoreingenommene, unabhängige, voraussetzungslose Prüfung der nicht schulmedizinischen Krebsheilmethoden und -Mittel zu verhindern. Jeder politisch und soziologisch halbwegs Geschulte weiß, daß Macht- und Geldinteressen auf den verschiedensten Gebieten des Lebens Entwicklungen zu diktieren und gegensätzliche Entwicklungen zu verhindern vermögen. Niemand kann sagen, ein solches Diktat der Macht- und Geldinteressen sei auf dem volksgesundheitlichen und medizinischen Gebiete nicht möglich. Wir bedürfen nicht erst des FitzGerald-Berichtes um zu beweisen, daß das Anliegen der Volksgesundheit und der individuellen Gesundheit oft nur zu leichtfertig mammonistischen Interessen nachgeordnet wird.

Dem FitzGerald-Bericht geht es letzten Endes darum, deutlich zu machen, daß in den USA Arzneimittel und Behandlungsmethoden gegen den Krebs entdeckt wurden, die Beachtung verlangen, und zwar durchaus nicht nur für operativ oder strahlentherapeutisch vergeblich vorbehandelte Kranke. Vom Standpunkt der Schulmedizin aus hat erst ganz kürzlich der Nobelpreisträger Prof. Dr. Domagk die Aufmerksamkeit der Mediziner auf deutsche Entwicklungsarbeiten der Chemotherapie im gleichen Sinne gelenkt, (Festvortrag auf der Deutschen Therapiewoche August/September 1954 in Karlsruhe: „Entwicklung der Karzinomtherapie“.) Domagk sprach von der anhaltenden Zunahme der Krebskranken und bezeichnete die bisher vorhandenen therapeutischen Möglichkeiten als sehr unbefriedigend. Er bezog sich auf die Statistik der deutschen Lebensversicherungsgesellschaften, wonach weniger als 5 % der Krebskrankheiten geheilt werden. Eine weitere technische Verbesserung operativer Methoden sowie der Strahlungsbehandlung ließen kaum noch eine nennenswerte Steigerung der Heilungsquote erwarten. - Auffällig war, wie stark Domagk den Wert der Krebsvorbeugung betonte, wobei er ein Gesundheitsregime empfahl, wie es seit einem Jahrhundert im Programm der deutschen Volksgesundheitsbewegung (Naturheilkunde) steht. Was die offizielle Medizin der USA, nach dem FitzGerald-Bericht zu schließen, verschwiegen und unterdrückt sehen will, aus nicht eben edlen Motiven, wie der Bericht zeigt, kämpft auch in Deutschland um eine bessere Würdigung und Anerkennung. Es gibt in Deutschland Mittel und Methoden, den menschlichen Krebs in seinen verschiedenen Stadien erfolgreich anzugehen, den Fortschritt der Krankheit aufzuhalten, das Leben des Befallenen zu verlängern, eine Besserung oder sogar teilweise oder vollständige Heilung zu erreichen! Man muß Domagk zustimmen, wenn er feststellt, daß das Krebsproblem viel zu komplex sei, als daß es jemals durch eine hundertprozentig wirksame „Patenttherapie“ gelöst werden könne. Sieht man sich aber einer so geringen Erfolgszahl der Strahlen- und operativen Krebstherapie gegenüber, wie sie auch Domagk nannte – 5 % -, so wird die Forderung erhoben werden können, daß „jedes Mittel recht“ sein müßte, diese furchtbare Krankheit wirksamer zu bekämpfen. Diese Forderung wird von unserer offiziellen Medizin leider nicht erfüllt. Die meisten ihrer führenden Vertreter huldigen dem Dogma: Operation oder Strahlentherapie! Dogmen sind der Welt des Glaubens und der religiösen Ordnung zugehörig und dieser vorbehalten; in der Heilkunde ist jede „Dogmenbildung“ zu bekämpfen. Hier hat vielmehr das gute Wort des Kölner Klinikers Prof. Vonkennel zu gelten, der auf den Augsburger ärztlichen Fortbildungstagen 1954 erklärte, er sei bereit, jeden Schäfer zu empfangen und anzuhören, sofern dessen heilkundliche Erfahrung nur einen nachprüfenswerten Eindruck machten. In diesem Sinne wollen die Herausgeber einer deutschen Übersetzung des FitzGerald-Berichtes ihren Schritt verstanden wissen. München, Januar 1955 Herausgegeben von der „Gesellschaft zur Förderung einer biologischen Krebsbekämpfung“ DER UNTERZEICHNETE hatte als Sonderberater des Senats-Ausschusses für Innen und Außenhandel („Intertstate Commerce“ = „zwischenstaatlicher Handel“. Gemeint ist der Handel bzw. die Wirtschaft innerhalb der USA über die Grenzen der einzelnen Bundesstaaten hinaus, im Gegensatz zum „foreign commerce“, dem eigentlichen „Außenhandel“, nämlich mit dem Ausland) den Auftrag, Folgendes zu überprüfen:

1. Alle Einzelpersonen, Organisationen, Stiftungen, Krankenhäuser und Kliniken in den USA, die Bedeutung für die Inlandswirtschaft haben und die Forschungen über die Ursache, Verhütung, Diagnose und Therapie von Krebs durchführen; Die Verzweigung ihrer Tätigkeit innerhalb der USA untereinander; Ihre finanzielle Struktur, einschließlich ihrer Finanzierungsmethoden und der von ihnen für klinische Forschung - im Vergleich zu den Verwaltungskosten - aufgewandten Beträge; Das tatsächliche Ausmaß des therapeutischen Wertes, den sie den von ihnen angewandten Behandlungsmethoden beimessen; 2. Alle Tatsachen über Entdeckung, Einfuhr aus dem Ausland, Forschung, Versuche, Vorführung und Gebrauch der verschiedenen Drogen, Präparate und Heilmittel zur Behandlung von Krebs, einschließlich der sogenannten Wunderdrogen Krebiozen, Glyoxylide, Mucorhicin u. a. in den USA; 3. Alle Tatsachen über eine etwaige Verschwörung innerhalb der USA zwischen Einzelpersonen, Organisationen, Körperschaften, Vereinigungen und Verbindungen aller Art, die den Zweck verfolgt, die freie Verbreitung und Weitergabe vor, Krebiozen, Glyoxylide, Mucorhicin und anderen Drogen, Präparaten und Heilmitteln ebenso wie von Informationen Forschungs-, Untersuchungs- und Versuchsergebnissen oder Vorführungen zu verhindern, zu unterdrücken oder einzuschränken, soweit sie die Ursache, Verhütung, Diagnose und Therapie von Krebs zum Gegenstand haben; 4. Alle Tatsachen über die Tätigkeit von freiwilligen Krankenversicherungen („voluntary prepaid cooperative medical plans“ = freiwillige vorherbezahlte, genossenschaftliche, medizinische Projekte“, offenbar juristische Definition des Begriffes „freiwillige Krankenversicherung“) und ihren Organisationen. soweit sie an der Inlandswirtschaft beteiligt sind und die Behandlung von Krebs in ihr Programm aufgenommen haben; Das Ausmaß ihrer Versicherungstätigkeit in den USA; Die Persönlichkeiten ihrer Gründer und Förderer; Etwaigen Widerstand, der einzelnen Versicherungsunternehmen von irgendwelchen Einzelpersonen, Organisationen, Körperschaften. Vereinigungen oder Verbindungen bei ihren Bemühungen geleistet worden ist, Krebskranken Schutz zu gewähren. 5. Alle Tatsachen über eine etwaige unterschiedliche Behandlung auf Grund von Rasse, Religion oder Farbe von Studenten, Forschern und Patienten bei ihrer Zulassung zu Krebsinstituten in den USA.

Tätigkeitsbericht Bei der Durchführung des oben bezeichneten Auftrages hat der Unterzeichnete zunächst mit der Sammlung und dem Studium von Unterlagen begonnen, die sich mit der Tätigkeit von Stiftungen, Krankenhäusern, Kliniken und von der Regierung unterstützten Organisationen befaßten, die sich auf das Krebsproblem spezialisiert haben. Darunter befanden sich die folgenden: •

American Cancer Society



American Medical Association



Anne Fuller Fund, New Haven, Conneticut



Babe Ruth Foundation



Black, Stevenson Cancer Foundation, Hattiesburg, Mississippi



Bondy Fund, New York



Jonathan Bowman Fund, Madison, Wisconsin



Crocker Cancer Research Fund, New York



Damon Runyon Cancer Fund



Philip L. Drosnes and the Drosnes-Lazebey Clinic, Pittsburgh, Pa.



Dr. F. M. Eugene, Blass Clinic, Long Valley, New Jersey



Government Organizations:



The Departinent of Health, Education and Welfare



a. Food and Drug Administration



b. Federal Trade Commission



Dr. Gregory Clinic, Pasadena, California



Hoxsey Cancer Clinic, 4507 Gaston Avenue, Dallas, Texas



C. P. Huntington Fund, New York



International Cancer Research Foundation, Philadelphia, Pa.



John Hopkins Hospital, Baltimore, Md.



Dr. Waldo Jones, Myrtle Beach, South Carolina



Dr. William F. Koch and Rev. Sam Swain Clinic, also known as the Christian Medical Research League, Detroit, Michigan and Brazil, South America



Lakeland Foundation, Chicago, Illinois



Lincoln Foundation, Medford, Mass.



Memorial Hospital, New York



Dr. K. F. Murphy and Dr. Charles Lyman Lofler Clinic, 25 E. Washington Street, Chicago, Illinois



New York Skin and Cancer Hospital, New York



Radium Institute of New York



Henry Rutherford Fund, New York



Charles F. Spang Foundation, Pittsburgh, Pa.



University of Chicago, Chicago, Illinois



University of Illinois, Champaign, Illinois

Daraufhin hat sich der Unterzeichnete nach Illinois begeben, um den sogenannten KrebiozenStreitfall zu untersuchen. Am 2. Juli 1953 verfaßte er einen Bericht über die Ergebnisse seiner Untersuchungen. In diesem Bericht wird folgende Feststellung getroffen: „Die Auseinandersetzung ist verwickelt und verlangt nach weiterer und ausgedehnterer Forschung. Es besteht Grund zur Annahme, daß die AMA (= American Medical Association = Amerikanische Ärztevereinigung) vorschnell, mutwillig, willkürlich und geradezu unaufrichtig gehandelt hat. Wenn man sich an den Grundsatz des „respondeat superior“ halten würde, dann könnten die Machenschaften, deren Dr. J. J. Moore beschuldigt wird, die AMA und andere in eine Verschwörung von beängstigendem Ausmaß verwickeln (Dr. J. J. Moore war in den letzten zehn Jahren Schatzmeister der AMA.).“ „Die Hauptzeugen, die von Dr. Moores Machenschaft Zeugnis ablegen, sind Alberto Barreira, Mitglied des argentinischen Kabinetts und seine Sekretärin, Anna D. Schmidt.“ Anschließend hat der Unterzeichnete auch andere Gebiete besucht und dort Ärzte vernommen. Am 14. Juli 1953 verfaßte er einen weiteren Bericht, in dem folgende Feststellungen enthalten waren: „Da ich lebhaft an diesem Problem interessiert bin, habe ich allen Darlegungen aufmerksam zugehört und scharf beobachtet. Ich bin dabei zu der aufrichtigen Überzeugung gelangt, daß das Mittel Krebiozen einer der vielversprechendsten Stoffe ist, die bisher auf dem Gebiet der Krebsbekämpfung gewonnen werden konnten. Er ist biologisch wirksam. Ich habe 530 Krankenberichte überprüft. Die meisten dieser Fälle wurden in der Umgebung von Chicago durch unvoreingenommene Krebsspezialisten und Kliniken behandelt. Bei meinen Schlußfolgerungen habe ich selbstverständlich meine eigenen, laienhaften Beobachtungen außer Acht gelassen und mich zumeist auf die Urteile qualifizierter Krebsforscher und erfahrener Ärzte verlassen.“ „Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß beim augenblicklichen Stand der Krebsforschung dieses Mittel und die hinter ihm stehende Theorie das umfassendste und vollständigste wissenschaftliche Studium verdienen. Sein Wert ist bei einer hinreichend großen Zahl Krebskranker nachgewiesen worden, so daß mit Recht die Forderung nach seiner weiteren Erforschung erhoben werden kann.“ „Hinter und über allem aber findet sich die unheimlichste Mischung aus korrupten Motiven, Intrigen, Selbstsucht, Neid, Obstruktion und Verschwörung, die ich je gesehen habe.“ „Dr. Andrew C. Ivy, der die Forschungsarbeiten über diese Droge leitet, ist sowohl geistig als wissenschaftlich und auch in jedem anderen Sinne ein absolut aufrichtiger Mann. Darüber hinaus scheint er einer der fähigsten und unvoreingenommensten Krebsspezialisten zu sein, mit denen ich in Berührung gekommen bin. Er war im Vorstand der Amerikanischen Krebsgesellschaft (American Cancer Society) und der American Medical Association und ist in dieser Eigenschaft mehrfach als Gutachter über verschiedene Methoden der Krebsbehandlung berufen worden. Nach meiner Auffas-

sung hat Dr. George G. Stoddard, Präsident der Universität von Illinois, Zeichen von Intoleranz gegenüber wissenschaftlicher Forschung im Allgemeinen gezeigt, als er mit veranlaßte, daß Dr. Ivys Forschungsarbeiten über Krebs an der Universität Illinois eingestellt werden mußten und seine Absetzung als Vizepräsident dieses Instituts befürwortete.“ Es ist allgemein bekannt, daß das gesamte Problem noch sehr umstritten ist und daß weitere Forschungsarbeit und Entwicklung viel Zeit beanspruchen würde. Ein Streit zwischen bekannten Chirurgen, Pathologen, Krebsspezialisten und Bestrahlungsspezialisten sollte den Senatsausschuß jedoch nicht zum Schweigen veranlassen oder davon abhalten, die Aufgabe durchzuführen, die ihm kraft einer Entschließung des Senats von seinem verstorbenen Vorsitzenden, Senator Charles W. Tobey, ausdrücklich gestellt worden ist. Bei meinen Untersuchungen eines weiteren Instituts habe ich die Gerichtsakten von drei Fällen geprüft, die vor dem Staats- und Bundesgericht von Dallas (Texas) verhandelt worden sind. Zwischen der Hoxsey-Krebs-Klinik einerseits und amtlichen Stellen andererseits findet hier ein ununterbrochener Kampf statt. Zu den Vertretern der letzteren gehört vor allem Dr. Morris Fishbein von der American Medical Association, der sich dabei auch der Zeitschrift dieser Organisation bedient. Dr. Fishbein behauptet, daß die von der Hoxsey-Krebs-Klinik angewandten Heilmittel keinerlei therapeutischen Wert, besäßen; die Klinik selbst werde von einem Quacksalber und Scharlatan geleitet (Die Klinik verfügt über ein Personal von 30 Angestellten einschließlich Krankenschwestern und Ärzten). Die Verbreitung von mehreren Millionen Sonderdrucken von Artikeln, die in diesem Sinne abgefaßt waren, hatte zur Folge, daß es zu einem Prozeß kam. Daraufhin griff die Regierung ein und versuchte mit Hilfe einer gerichtlichen Verfügung die Verbreitung gewisser Heilmittel im Inland zu verhindern. Es ist interessant festzustellen, daß das Gericht - unter Vorsitz von Richter Atwell, der in zwei verschiedenen Prozessen Gelegenheit hatte, die Zeugen zu hören - zu der Entscheidung kam, daß die sogenannte Hoxsey-Methode der Krebsbehandlung in mancher Hinsicht der Röntgenstrahlen- und Radiumbehandlung, sowie dem chirurgischen Eingriff überlegen ist, und zweifellos therapeutischen Wert besitzt. Das Berufungsgericht des 5. Bezirkes entschied jedoch anders. Dieses Urteil wurde anläßlich einer Verleumdungsklage von Hoxsey gegen Morris Fishbein an das Bezirksgericht von Dallas (Texas) weitergeleitet. In diesem Prozeß mußte Morris Fishbein zugeben, daß er nie in seinem Leben praktisch als Arzt tätig gewesen ist und nicht einen einzigen Privatpatienten behandelt hat. Daraufhin erging ein Urteil für Hoxsey und gegen Fishbein. Dessen Verteidiger mußte zugeben, daß Hoxsey tatsächlich äußerlichen Krebs heilen konnte, behauptete jedoch, daß seine Heilmittel für inneren Krebs keinen therapeutischen Wert besäßen. Die Geschworenen kamen jedoch nach der Vernehmung führender Pathologen, Bestrahlungsspezialisten, Ärzte, Chirurgen und zahlreicher Zeugen, von denen eine große Anzahl ausschließlich in der Hoxsey-Krebsklinik und von keinen anderen Ärzten oder Chirurgen behandelt worden waren, zu der Überzeugung, daß Dr. Fishbein Unrecht hatte, daß die von ihm veröffentlichten Behauptungen falsch waren, zu der Überzeugung, daß die Methode Hoxsey bei der Krebsbehandlung tatsächlich therapeutischen Wert besäße. Im Verlauf dieses Rechtsstreites wurden sowohl von der Regierung der USA als auch von Dr. Fishbein führende medizinische Wissenschaftler, einschließlich Pathologen und anderer erfahrener Krebsspezialisten vor Gericht gerufen. Sie kamen aus allen Teilen des Landes. Es ist bemerkenswert. daß eine große Anzahl dieser Ärzte zugeben mußte, daß eine Behandlung mit Röntgenstrahlen Krebs hervorrufen könne. Diese Ansicht wird auch von medizinischen Fachzeitschriften vertreten, einschließlich des Magazins „CANCER“ (Krebs), das von der American Cancer Society herausgegeben wird, und zwar in seiner Mai-Ausgabe von 1948.

Ich führe hier die Namen und Adressen einer Reihe von Zeugen auf, die vor dem Staats- und Bundesgericht ausgesagt haben. Es ist pathologisch –in einer großen Zahl von Fällen durch Laboratorien, die in keiner Weise mit der Hoxsey-Krebsklinik in Verbindung standen - sichergestellt worden, daß sie an verschiedenen Krebsleiden, und zwar äußerlich und innerlich, erkrankt waren. Sie bezeugten, nach der Behandlung geheilt gewesen zu sein. (Liste der Namen und Krankheiten, Name - Adresse - Krebsart). Ich habe Zugang zur Literatur führender medizinischer Wissenschaftler gehabt. Ich möchte die Aufmerksamkeit des Ausschusses auf die Sitzungen des 79. Kongresses vom Juli 1946 lenken, in denen das Senatsgesetz 1875 behandelt wurde und in dem es wörtlich heißt: „Dr. George Miley wurde 1907 in Chicago geboren. Er absolvierte die Lateinschule zu Chicago 1923, erlangte den BA. (Bachelor of Arts = niedrigster akademischer Titel, Anmerk. d. Übers.) an der Yale Universität 1927 und von der Northwestern Medical School 1932. Er war als Assistent am Chicago Memorial Hospital 1932 bis 1933 tätig, sowie an der Vienna Postgraduate Medical School 1933 bis 1934. Anschließend besuchte er Krankenhäuser in Indien, China und Japan. Er ist Mitglied der Amerikanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (American Association for the Advancement of Science). Er besitzt ein Diplom der staatlichen Gesundheitsbehörde und ist seit 1945 medizinischer Direktor des Gotham Hospitals, New York.“ „Bericht von Dr. Miley über ein Gutachten von Dr. Stanley Reimann (Leiter der Abteilung für Krebsforschung und -Pathologie im Gotham Hospital), abgegeben von dem Ausschuß des Senators Pepper, betreffend Senats-Gesetzentwurf 1875, ein Gesetz, das die Ausgabe von 100.000.000 Dollar für Zwecke der Krebsforschung vorsieht.“ „Dr. Reimanns Gutachten über Krebsfälle in Pennsylvania, das sich über einen langen Zeitraum erstreckt, weist nach, daß jene Kranken, die keinerlei Behandlung erhalten haben, länger am Leben blieben als diejenigen, die chirurgisch, mit Radium oder Röntgenbestrahlung behandelt worden waren. Ausnahmen bildeten lediglich jene Patienten, die mit Elektro-Chirurgie behandelt wurden. Das Gutachten zeigt weiterhin, daß die Anwendung von Radium und Röntgenstrahlen dem normalen Krebspatienten mehr Schaden als Gutes zufügte.“ „Dr. William Seaman Bainbridge, A. M., Sc. D., M. D., C, M., F. I. C. S. (Hon.) (Anm. d. Übers.: akadem. u. a. Titel, darunter: Magister der freien Künste. Dr. rer. nat., Dr. med.) ist Inhaber von sechs Ehrentiteln verschiedener Institute, darunter dem kürzlich verliehenen Titel eines Ehrendoktors der Universität San Marco, Peru. Er war Chirurg am New Yorker Haut- und Krebskrankenhaus, chirurgischer Leiter des Kinderkrankenhauses von New York City und des Staatskrankenhauses von Manhattan, Wards Island, sowie beratender Chirurg und Gynäkologe zahlreicher Krankenhäuser in New York und Umgebung.“ „Während es noch immer Menschen gibt, die an die Wirksamkeit von Bestrahlungen als Heilmethode glauben, erhält meine Skepsis gegenüber dem Wert dieser Therapie immer neue Nahrung, Denn selbst mit Hilfe der modernsten Technik ist heute ihre Heilwirkung bei wirklichem Krebs fraglich. Der bedeutende britische Physiologe Sir Leonard Hill, schrieb 1939: „Starke Bestrahlungen (mit Gamma-Kurzwellen und Röntgenstrahlen) riefen Zerstörungen an gesunden Geweben hervor, wie z. B. an Knochenmark und Lymphgewebe, an Leukozyten und Epithelialgewebe, was den Tod zur Folge hat. Die Nation wäre nach meiner Ansicht kaum schlechter daran, wenn alles Radium des Landes, das jetzt zum Schutz vor etwaigen Bombenangriffen in tiefen Löcher vergraben ist, dort für immer verbleiben würde.“

„Ein Neoplasma sollte niemals zu diagnostischen Zwecken aufgeschnitten werden, denn man kann nicht sagen, in welchem Bruchteil eines Augenblicks die Krebszellen verbreitet werden können und damit das Schicksal des Patienten besiegelt wird. Auch das Absaugen des Neoplasmas, um damit die Zellen zu entfernen, ist eine sehr fragwürdige Methode. Denn was geschieht mit jenen Krebszellen, die sich vielleicht unterhalb des Punktionspunktes oder rings um die Nadel herum befinden und die nun freigelegt worden sind? Man muß sich darüber klar werden, daß Krebs zwar nicht von einem Menschen auf den anderen verpflanzt werden kann, wohl aber innerhalb des Körpers ein und desselben Krebsträgers.“ „Es liegt ein Bericht aus einer anderen Quelle vor, in dem Dr. Feinblatt, der sechs Jahre als Pathologe am Memorial Hospital, New York, tätig war, darlegt, daß ursprünglich das Memorial Hospital vor und nach jeder Radikaloperation von Brustkrebs mit Röntgenstrahlen und Radium behandelt hatte. Diese Patienten überlebten die Operation jedoch nicht lange, und daher wurden Röntgen- und Radiumbestrahlungen lediglich nach dem chirurgischen Eingriff gegeben. Die so behandelten Patienten lebten ebenfalls nur kurze Zeit. Jene Kranken, bei denen man auf sämtliche Bestrahlung verzichtet hatte, blieben am längsten am Leben.“ „Ärzte werden gewarnt, beim Gebrauch von Röntgenstrahlen zur Behandlung von Krankheiten vorsichtig zu sein“, schrieb Howard W. Blakeslee, Redakteur des wissenschaftlichen Ressorts der Associated Press Nachrichtenagentur. “New York, den 6. Juli 1948. ‚Röntgen- und Kurzwellenstrahlen können Krebs verursachen’, lautet eine Warnung, die im „CANCER“ („Krebs“) einer von der amerikanischen Krebs-Gesellschaft (American Cancer Society) neu herausgegebenen Zeitschrift, veröffentlicht wird. Diese Warnung vor dem Strahlenkrebs umfaßt mehr als zwanzig Seiten und ist von folgenden Ärzten verfaßt worden: William G. Cahan, Helen Q. Woodward, Norman L. Higginbotham, Fred W. Steward, und Bradley I. Coley, sämtliche aus New York City.“ „Der Bericht stellt fest, daß diese Art von Krebs deswegen besonders gefährlich ist, weil zwischen der Anwendung der Strahlen und dem Auftreten des Krebses ein sehr langer Zeitraum liegt. Er belief sich in elf untersuchten Fällen auf eine Spanne von 6 bis zu 22 Jahren.“ „Der Nobelpreisträger Dr. Herman Joseph Muller, ein Wissenschaftler von Weltruf, vertritt die Ansicht, daß die Ärzteschaft der amerikanischen Volksgesundheit einen ständigen Schaden durch die unbedachte Anwendung von Röntgenstrahlen zufügt. Keine noch so kleine Dosierung von Röntgenstrahlen schließt die Gefahr der Verursachung bösartiger Zellveränderungen aus.“ Ich möchte die Aufmerksamkeit des Ausschusses auf eine Eingabe lenken, die Senator Elmer Thomas unter dem 25. Februar 1947 an den leitenden Medizinalbeamten des USGesundheitsministeriums (Surgeon Generals Office = Dienststelle des leitenden Arztes, bzw. Medizinalbeamten im US-Gesundheitsministeriums) in Washington, D. C., gerichtet hat. Diese Eingabe erging nach einer Untersuchung, die der Senator über die Hoxsey-Krebsklinik angestellt hatte und enthielt die Bitte um Unterstützung der Bundesregierung zwecks Einleitung einer Untersuchung und Abfassung eines amtlichen Berichts. Es wurde jedoch keine solche Untersuchung durchgeführt. Tatsächlich wurde vielmehr alles von Seiten der Dienststelle des leitenden Medizinalbeamten getan, um eine Untersuchung zu vermeiden bzw. zu verhindern. Die Akten werden nachweisen, daß die Klinik im Jahre 1945 nicht weniger als 62 vollständige Krankenberichte zur Verfügung gestellt hat, in den Pathologie, Namen der Krankenhäuser, Ärzte usw. enthalten waren. Im Juni 1950 hat sie erneut 77 Krankenberichte vorgelegt, in denen die

Namen der Patienten, in zahlreichen Fällen pathologische Untersuchungsberichte, und dort, wo diese fehlten, die Namen der Pathologen, Krankenhäuser und Ärzte enthalten waren, die die Patienten behandelt hatten, bevor diese in der Hoxsey-Krebsklinik behandelt wurden. Ohne die Angelegenheit zu prüfen, weigerte sich der Rat des Nationalen Krebs-Institutes im Oktober 1950, eine Untersuchung anzuordnen. Die Akten des Bundesgerichts enthüllen, daß diese Behörde der Bundesregierung parteiisch gehandelt und in jeder Weise versucht hat, die Hoxsey-Klinik bei der Behandlung von Krebs zu behindern und zu unterdrücken (Siehe Zeugenaussage Dr. Gilcin Meadors. S, 1125–1139, Aktenabschrift, Fall Nr. 13645, U.S.C.A). Unter den zahlreichen Stiftungen und Kliniken, die behaupten, ein Mittel zur Krebsbehandlung zu besitzen, befindet sich auch die Lincoln Stiftung in Massachusetts, die von der AMA ganz besonders bekämpft wird. Ich habe leider keine Möglichkeit gehabt, die von diesem Institut angewandte Therapie hinreichend zu untersuchen. Soweit ich jedoch unterrichtet bin, handelt es sich dabei um eine einzigartige Inhalationstherapie in Verbindung mit einer Übertragung von Bakteriophagen. Ich möchte besonders darauf hinweisen, daß sich der verstorbene Vorsitzende dieses Ausschusses besonders für diese Methode interessiert hat, da er nach einer erfolgreichen Behandlung seines Sohnes Charles W. Tobey jr. einen Posten als einer der Treuhänder der LincolnStiftung übernommen hat. Dieses Heilmittel ist von Hunderten von Patienten erprobt worden und diese Behandlungen sollen erfolgreich verlaufen sein. Ein weiteres Institut, das behauptet, einige Fortschritte bei der Behandlung von Krebs gemacht zu haben, ist die Drosnes-Lazenbey-Krebsklinik in Pittsburgh, Pa. Die Berichte von dort lassen erkennen, daß auch dieses Institut einen Anspruch darauf erheben kann, vor diesem Ausschuß gehört zu werden. Die große Zahl an Menschenleben, die der Krebs dahinrafft, macht eine gründliche Untersuchung auch dieser Angelegenheit zu einer vordringlichen Aufgabe. Wenn ich richtig unterrichtet bin, wird an diesem Institut eine Substanz mit der Bezeichnung „Mucorhicin“ als Heilmittel angewandt. Sie soll therapeutischen Wert besitzen. Punkt vier meiner Aufgabe umfaßte die Tätigkeit von freiwilligen Krankenversicherungen, sowie irgendwelchen Widerstand von Seiten gewisser Organisationen, Vereinigungen oder Verbindungen. Hierzu ist zu bemerken, daß es aus den öffentlichen Akten des Bundes- und Staatsgerichtshofes hervorgeht, daß solche Projekte überall und zu jeder Zeit von medizinischen Verbänden unterbunden worden sind. Der Ausschuß für Arbeit und Öffentliche Wohlfahrt hat durch seinen Unterausschuss für Gesundheitsfrauen im Mai 1951 dem 82. Kongress einen Bericht übermittelt, der das Ergebnis eines Studiums der in den Vereinigten Staaten bestehenden Krankenversicherungsprojekte enthielt. Dieser Bericht wurde unter Leitung von Dr. Dean H. Clark, dem heutigen Direktor des Allgemeinen Krankenhauses in Massachusetts, angefertigt. Er scheint die erste objektive und unparteiische Zusammenstellung über Umfang, Vorteile und Auswirkung der freiwilligen Krankenversicherung darzustellen. Er weist nach, daß zu dieser Zeit etwa die Hälfte der Bevölkerung eine gewisse Sicherung gegen Krankenhauskosten besaß, daß aber mir drei Millionen einen wirklich umfassenden Schutz gegen die Kosten eines Krankenhausaufenthaltes und ärztlicher Behandlung aufzuweisen hatten. Besonders im Hinblick auf Krebs sollte den Mitgliedern solcher Versicherungen von Zeit zu Zeit die Möglichkeit gegeben werden, sich auf Krebsverdacht hin untersuchen zu lassen. Dieser Plan ist ausführlich vor zwei Jahren vom Personaldirektor des Unterausschusses für Gesundheitsfragen, Kenneth Meiklejohn, und Senator Tobey besprochen worden. Der Schriftwechsel zwischen ihnen liegt vor. Die Berichte stehen den Mitgliedern dieses Ausschusses selbstverständlich zur Verfügung.

Sowohl vom rein rechtlichen als auch vom ethischen Gesichtspunkt aus gesehen erhebt sich die Frage, wenn eine einzelne Person das Recht hat, ihren eigenen Arzt oder das Krankenhaus selbst zu wählen - warum sollen nicht auch 10.000 Menschen mit ihren Familien bestimmen können, daß sie gewillt sind, ihr Geld direkt oder in der Errichtung und Erhaltung eines Krankenhauses mit einem Stab erfahrener Ärzte, Chirurgen, Spezialisten, Laboranten, Krankenschwestern, Assistenten usw. anzulegen, damit diese für ihre Gesundheit Sorge tragen? Das ist keine sogenannte „sozialisierte Medizin“. Es ist rein freiwillig. Wie der Bericht schon an anderer Stelle festgestellt hat, dürften die Möglichkeiten der Rechtsetzung des Ausschusses auf diesem Gebiet beschränkt sein. Es dürfte wohl Sache der einzelnen US-Bundesstaaten und ihrer Gesetzgeber sein, diese Probleme zu entscheiden. Diesem Argument könnte man jedoch jene Klausel der Verfassung entgegenhalten, die die allgemeine Wohlfahrt zum Gegenstand hat. Sollte der Ausschuß zu der Entscheidung gelangen, daß er tatsächlich die nötige Vollmacht zur Rechtsprechung besitzt, dann bin ich überzeugt, daß hinreichende rechtliche Unterlagen beschafft werden können, die ihm bei seiner endgültigen Entscheidung helfen würden. Unter Bezugnahme auf die fünfte mir gestellte Aufgabe muß ich Ihnen mitteilen, daß ich aus Zeitmangel nicht die Möglichkeit hatte, die Gesamtzahl der Studierenden, bzw. ihr Anwachsen in den verschiedenen medizinischen Hochschulen des Landes zu ermitteln. Es ist behauptet worden, daß bestimmte Kreise heftige Anstrengungen machen, die Zahl der Neu-Immatrikulationen an den medizinischen Hochschulen so niedrig wie möglich zu halten. Ich kann die Richtigkeit dieser Behauptung nicht bestätigen und bezweifele, ob der Ausschuß berechtigt ist, auf diese Frage einzugehen. Das wäre eigentlich Sache der einzelnen Bundesstaaten. Falls die Behauptungen indessen zutreffen sollten, dann sollten die einzelnen gesetzgeberischen Organe der Bundesstaaten in Zusammenarbeit mit den Wohlfahrtsbehörden dafür sorgen, daß jedem Jungen oder Mädchen vorausgesetzt, daß die nötigen Qualifikationen nachgewiesen werden - die Möglichkeit gegeben ist, eine medizinische Hochschule zu besuchen. Sollte jedoch der Ausschuß die Auffassung vertreten, daß er auf Grund der Wohlfahrts-Klausel der Bundesverfassung zur Rechtsprechung in dieser Frage bevollmächtigt ist, darin wäre es zweifellos richtig und an der Zeit, dieser Sache nachzugehen. In jedem Fall besteht kein Zweifel, daß sie die erforderliche Vollmacht zur Rechtsprechung insoweit besitzen, als die Probleme der Krebsforschung zur Debatte stehen. Ein sorgfältiges Studium dieser Frage im Sinne des verstorbenen Vorsitzenden wird die ungeheure Bedeutung der von den Ausschußmitgliedern vorgenommenen Untersuchung und ihrer Auswertung bestätigen. Das Zeitalter der Hexenverfolgungen ist längst vorüber. Dennoch leben wir in einer Zeit allgemeiner Hysterie. „Untersuchung“ scheint das Motto des Tages zu sein. Primitives Denken führt zu hysterischen Aktionen. Das dürfte auch im umgekehrten Sinne zutreffen: Der Beginn der Hysterie ist das Ende des gesunden Denkens. Es ist daher unser gemeinsames Ziel, dessen Bedeutung wir alle erkennen, eine gesunde und kräftige Nation unter niedrigstem Kostenaufwand anzustreben. Indes wären selbst in verschwenderischer Weise ausgegebene Gelder vernünftig und wirtschaftlich angelegt, wenn es um den Kampf gegen eine furchtbare Geißel der Menschheit geht. Ich bin mit aufgeschlossenen Sinnen an dieses Problem herangetreten. Ich habe die Bedeutung jener Männer erkannt, deren medizinische und wissenschaftliche Erfahrung groß genug ist, um besser als alle anderen über das Problem des Krebses, seine Ursache und seine Behandlung unterrichtet, ja, für diese Aufgabe ausgesprochen qualifiziert zu sein. Und ebenso habe ich meine ganze Aufmerksamkeit auf jene Propaganda der American Medical Association und der Amerikanischen Krebsgesellschaft (American Cancer Society) gerichtet, die da behauptet, „daß Radium,

Röntgenbestrahlung und Operation die einzigen anerkannten Behandlungsmethoden für Krebs sind.“ Ist die Anwendung von Radium und Röntgenstrahlen als Mittel der Krebsbehandlung unter anerkannten Wissenschaftlern in Amerika und der übrigen Welt umstritten? Die Antwort auf diese Frage lautet eindeutig: ja! Die Ansichten über die Anwendung von Radium und Röntgentherapie sind durchaus geteilt. Beide Mittel wirken zerstörend und nicht aufbauend. Denn sowohl Röntgenstrahlen als auch Radium zerstören nicht nur die krankhaften, wuchernden Krebszellen, sondern zugleich auch das gesunde Gewebe und die gesunden Zellen. Anerkannte medizinische Kapazitäten in Amerika und anderen Staaten haben eindeutig festgestellt, daß Röntgentherapie selbst Krebs verursachen kann. Beglaubigte Fälle können nachgewiesen werden. Die wachsende Zahl von Krebskranken aller Altersklassen in den USA, sowie das offensichtliche Scheitern aller Bemühungen, gegenwärtig mit dieser schrecklichen Krankheit fertig zu werden, sollte allen privaten und öffentlichen Stellen erneut die Notwendigkeit zum Bewußtsein bringen, die Forschung über Ursachen und Behandlung von Krebs weiter voranzutreiben. Falls Radium, Röntgenstrahlen oder Operation, oder eine von diesen, die einzige Antwort für dieses Problem bieten würden, dann würde mit der unentwegten Forderung nach weiteren Geldmitteln für die Forschung der größte Volksbetrug unserer Zeit betrieben. Sollten jedoch weder Radium noch Röntgenstrahlen oder Operation eine befriedigende Lösung dieses schrecklichen Problems darstellen - und ich unterstelle, daß es tatsächlich so ist - was wäre darin die eindeutige Pflicht unserer Gesellschaft? Sollen wir stillstehen? Sollen wir untätig zusehen, und die Schar jener Ärzte, Chirurgen und Krebsspezialisten zählen, die nicht nur untereinander gespalten sind, sondern auch aus Furcht oder wegen sonstiger Verpflichtungen gezwungen sind, sich mit der sogenannten offiziellen Auffassung der American Medical Association zu identifizieren, oder sollte dieser Ausschuß eine umfassende Untersuchung jener organisierten Bestrebungen durchführen, die freie Verbreitung von Mitteln einzuschränken oder gar zu verhindern, die erfolgreich bei der Behandlung von Krebs angewandt worden sind. Und zwar handelt es sich dabei um Fälle, in denen klinische Befunde, Krankenberichte, pathologische Berichte, Röntgenaufnahmen und schließlich die geheilten Patienten selbst zur Nachprüfung zur Verfügung stehen. Wir sollten ferner feststellen, ob amtliche oder private Stellen einen Verleumdungsfeldzug in Wort und Schrift gegen jene Männer führen, die ernstlich darum bemüht sind, diese Geißel der Menschheit auszurotten, ja, ob diese Männer planmäßig der Verunglimpfung und Verfolgung ausgesetzt werden. Haben sich ärztliche Organisationen (medical associations) mittels ihrer Funktionäre, Agenten, Angestellten oder Hilfskräfte an diesen Aktionen beteiligt? Meine bisherigen Untersuchungen sollten davon überzeugen, daß tatsächlich ein Komplott besteht, dessen Ziel es ist, die freie Verbreitung und Anwendung von Mitteln in den USA zu verhindern, die zweifellos einen klaren therapeutischen Wert besitzen. Man hat private und öffentliche Mittel wie Konfetti bei einem Jahrmarktrummel mit beiden Händen zum Fenster hinausgeworfen - mit dem einzigen Ziel, jene Kliniken, Krankenhäuser und wissenschaftlichen Forschungslaboratorien zu schließen und zu zerstören, die nicht mit den Ansichten der ärztlichen Organisationen übereinstimmen wollen. (Es folgen einige Ausführungen FitzGeralds über Penicillin, die in dem gegebenen Zusammenhang nicht interessieren, daher ausgelassen wurden.) Was ist daher die Pflicht dieses Ausschusses und seiner Mitglieder? Ihre Pflicht ist natürlich, das Rechte zu tun. Genau genommen ist das ihre einzige Pflicht. Denn indem sie das Rechte tun, erfüllen Sie ihre Pflicht gegenüber dem amerikanischen Volke. In unserem Bestreben, das Recht zu

wahren und Recht zu sprechen, richten wir unser Augenmerk zuallererst auf das von uns geschaffene Instrument einer repräsentativen Regierung. Alle Vollmachten, die nicht ausdrücklich der Bundesregierung übertragen oder den einzelnen Staatsregierungen verweigert worden sind, sind den einzelnen Bundesstaaten oder aber dem Volke selbst vorbehalten geblieben. So haben die Schöpfer unserer Verfassung in weiser Voraussicht der Freiheit einen Raum geschaffen, in dem freie Männer ihren Aufgaben nachgehen können. Innerhalb dieses Raumes haben die Menschen ihr Recht auf eigenen Besitz, auf freie Berufsausübung, ein System freier Unternehmungen aufzubauen, ohne daß sie dabei von der Regierung oder noch so mächtigen einzelnen Bürgern behindert werden dürfen, so lange nur sie selbst nicht die Rechte anderer beeinträchtigen. Das ist die grundsätzliche Auffassung des Begriffs der Freiheit in den USA. Wir könnten das „ein Reservoir der Freiheit“ nennen. In diesem Reservoir haben wir unser Geld und Blut mit der Rasse der ganzen Welt vermischt. Wir haben bewiesen, daß wir friedlich und glücklich miteinander leben können, obwohl fast alle Rassen, Hautfarben und Bekenntnisse in unserem Volke vertreten sind. Das ist etwas bis dahin völlig Unbekanntes, ein neuer Versuch für die Völker der Alten Welt. Aus diesem Reservoir der Freiheit sind die edelsten Träume und heiligsten Vorsätze der Menschheit erwachsen, Vorsätze von solcher Kraft und Vitalität, daß eine wartende Welt uns darum beneidet und bewundert. Sehnsüchtig sind die Augen der Menschen auf die Küsten Amerikas gerichtet, an denen sie eine Zuflucht suchen und die ihnen Hoffnung auf eine bessere Zukunft bietet. Es ist mehr als ein Traum. Es ist Wirklichkeit. Denn wenn auch wir noch längst nicht alle Probleme der Menschheit gelöst haben, so haben wir doch zumindest in unserem Land eine freie Gemeinschaft der Bürger verwirklichen können, und besitzen eine Regierungsform, die Jahrhunderte überdauern kann, wenn wir sie nur vor dem Mißbrauch durch eigennützige Menschen und Organisationen zu schützen verstehen. Menschen, die alles für unser Land Errungene nach ihren eigenen Wünschen verformen möchten. In diesem Zusammenhang sollte der Ausschuß es sich auch zur Aufgabe machen, eine Untersuchung jener Anzeigenagentur einzuleiten, die alle Annoncen der Zeitschrift der American Medical Association sowie zahlreicher anderer Staatsanzeiger (State Journals), kontrolliert. Warum zum Beispiel wird der Gütestempel der sogenannten Ernährungsfachleute und ihres „Ernährungsrates“ (Council on Foods) gewissen Nahrungsmitteln gewährt, anderen dagegen verweigert, während wieder andere ohne angemessene Prüfung zurückgewiesen werden? Besteht vielleicht irgendein Zusammenhang zwischen der jeweiligen Zustimmung oder Ablehnung dieser Fachleute - und der Tätigkeit der erwähnten Anzeigenagentur, die ihren Sitz in den Diensträumen der American Medical Association hat? Abschließend möchte ich Sie auf jene Tragödie hinweisen, die sich kürzlich im Senat der USA abgespielt hat. Vier große Amerikaner, Senator McMahon, Senator Wherry, Senator Vandenberg und Senator Bob Taft sind von dieser schrecklichen Krankheit dahingerafft worden. Das Andenken dieser großen Staatsbeamten und der Millionen Krebskranken in der ganzen Welt legt uns die zwingende moralische Verpflichtung auf, diese Untersuchung in Angriff zu nehmen. Wir können nicht anders handeln. Benedict F. FitzGerald, Sonderberater Eine schon sehr früh gestartete Aktion in den USA deckte ein mafiaähnliches Verhalten mehrerer Institutionen auf, die direkt oder indirekt als verantwortlich für das öffentliche Gesundheitswesen im allgemeinen, für die Krebsbekämpfung im speziellen gelten. Der dadurch ausgelöste Skandal war ein Vorläufer der in mehreren Abschnitten dieses Buches bereits beklagten Mißstände auch im Bereich der in Deutschland dominierenden Onkologie.

BENEDICT FRITZ FITZGERALD war in den fünfziger Jahren als Jurist und Sonderberater am Justizministerium in den USA tätig. In dieser Eigenschaft erhielt er von Senator Ch. W. TOBEY, dem Leiter eines speziell ins Leben gerufenen Ausschusses den Auftrag, sich über alle gegen den Krebs gerichteten Maßnahmen der Forschung, Diagnostik und Therapie einschließlich der sogenannten Außenseitermethoden und Wundermittel kundig zu machen. Dabei sollte insbesondere dem Verdacht der Behinderung oder Unterdrückung solcher Verfahren oder der Veröffentlichung deren Ergebnisse nachgegangen werden. Anlaß zu der Untersuchung war das Verhalten der zuständigen Ärztekammer (AMA), des Gesundheitsministeriums (SGO) und der Krebsgesellschaft (ACS) gelegentlich des Berichtes der Hoxsey Cancer Clinic in Dallas (Texas) über 139 zwischen 1945 und 1950 erfolgreich mit Naturheilmitteln behandelte Krebspatienten. Ebenfalls mit ähnlichen Präparaten waren in der Lincoln Foundation Clinic in Medford (Mass.) und in der Drosnes Lazenbey Clinik in Pittsburg (Pas.) Heilungen bei Krebserkrankungen erzielt worden. "Ohne die Angelegenheit zu prüfen, weigerte sich das National Cancer Institut (NCI) eine Untersuchung (dieser Krankheitsverläufe) einzuleiten." - "Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß beim derzeitigen Stand der Krebsbehandlung diese Mittel und die hinter ihnen stehende Theorie das umfassendste und vollständigste wissenschaftliche Studium verdienen. Ihr Wert ist an einer hinreichend großen Zahl Krebskranker nachgewiesen worden, so daß mit Recht die Forderung nach weiterer Untersuchung derselben erhoben werden muß.“ – „Wir mußten ferner feststellen, daß amtliche oder private Stellen einen Verleumdungsfeldzug in Wort und Schrift gegen jene Männer führen, die ernsthaft darum bemüht sind, diese Geißel der Menschheit auszurotten, ja, daß diese Männer planmäßig der Verunglimpfung und Verfolgung ausgesetzt sind. Haben sich ärztliche Organisationen über ihre Funktionäre, Agenten, Angestellten oder Hilfskräfte an diesen Aktionen beteiligt? Meine bisherigen Untersuchungen sollten den Ausschuß davon überzeugen, daß tatsächlich ein Komplott besteht, dessen Ziel es ist, die freie Verbreitung und Anwendung von Mitteln in den USA zu verhindern, die zweifellos einen klaren therapeutischen Wert besitzen. Man hat private und öffentliche Mittel wie Konfetti bei einem Jahrmarktrummel mit beiden Händen zum Fenster hinausgeworfen - mit dem einen Ziel, jene Kliniken, Krankenhäuser und wissenschaftliche Forschungslaboratorien zu schließen, die nicht mit den Ansichten der ärztlichen Organisationen übereinstimmen wollen." "Die wachsende Zahl von Krebskranken aller Altersklassen in den USA sowie das offensichtliche Scheitern aller Bemühungen, mit dieser schrecklichen Krankheit fertig zu werden, sollte allen öffentlichen und privaten Stellen die Notwendigkeit zum Bewußtsein bringen, die Forschung und Behandlung von Krebs neu zu überdenken und weiter voranzutreiben.“ Die Nachforschungen FITZGERALDS erstreckten sich auch auf die chirurgische und radiologische Behandlung bösartiger Erkrankungen an den verschiedenen Zentren. Dabei ergaben sich ebenfalls Unstimmigkeiten und Widersprüche, insbesondere Verheimlichungen damit angerichteter Schäden. Es ist bemerkenswert, daß eine große Anzahl dieser (so behandelnden) Ärzte zugeben mußten, daß die Anwendung von Röntgenstrahlen Krebs verursachen könne, in vielen Fällen also mehr Schaden als Nutzen bringe." - "Dr. FEINBLATT, der sechs Jahre als Pathologe am Memorial Hospital in New York tätig war, legt dar, daß dieses Krankenhaus vor und nach jeder Radikaloperation von Brustkrebs mit Röntgen- oder Radiumstrahlen behandelt habe. Diese Patientinnen überlebten den Eingriff nicht allzu lange. Wurde jedoch auf Wunsch der Kranken auf diese Bestrahlungen verzichtet, war die Überlebenszeit wesentlich länger."

Es ist sehr bedauerlich, daß der auftraggebende und übergeordnete Senator TOBEY noch vor dem Empfang und der Auswertung des Berichtes starb. Sein Nachfolger hatte nicht das gleiche Verständnis für die Bedeutung der Angelegenheit und wandte sich anderen Aufgaben zu. Mit einer einzigen Ausnahme schwieg sich die gesamte Presse über den Bericht aus, und die orthodoxe Krebslobby hatte ihr Schäfchen - scheinbar - wieder einmal im Trockenen. Nur die Zeitschrift The Defender druckte ihn in ihrer Augustnummer 1953 ungekürzt aus. Er wurde noch im gleichen Jahr in dieser Form von der (heute nicht mehr existierenden) "Gesellschaft zu Förderung einer biologischen Krebsbekämpfung“ übernommen und verbreitet.

5.0 Ist die ganzheitliche Krebsbehandlung "exakte Wissenschaft" oder "evidence based medicine", das lehrmedizinische Postulat der "wissenschaftlichen Anerkennung" eine Fiktion? "Wissenschaftliche Medizin ist nicht identisch mit naturwissenschaftlicher Medizin". MATTHIESSEN, P.F. (Freie Universität Witten-Herdecke.) in einem Vortrag "Der Organismusbegriff und seine Bedeutung für die Onkologie" gelegentlich einer Tagung der Universität 1987. "Nach den Gesetzen der wissenschaftlichen Aerodynamik kann die Hummel auf Grund der Proportion ihres Körpergewichtes und dem Wirkungsgrad ihrer Flügel nicht fliegen. Sie weiß es nur nicht." Geflügeltes Wort an die Wissenschaftsbesessenen: "La persistance a l` autorite est un des fondements du progres dans les sciences." CLAUDE BERNARD ________________________________________________________________________________ "Mit dem Wort ‘Wissenschaft‘ wird heute ein lächerlicher Fetischismus getrieben. Nach und nach werden Meinungen verkündigt, geändert, verworfen, vergessen. Daher kann man die Frage: ‘Was ist eine wissenschaftliche Wahrheit?‘ ohne Übertreibung so beantworten: Der Irrtum von heute." Jakob von Uexküll "Daran erkenn` ich den gelehrten Herrn, was ihr nicht tastet, steht euch meilenfern; was ihr nicht faßt, das fehlt euch ganz und gar. Was ihr nicht rechnet, glaubt ihr, sei nicht wahr. Was ihr nicht wägt, hat für euch kein Gewicht, was ihr nicht münzt, das, meint ihr, gelte nicht." Faust II. J.W. Goethe "Eine Wissenschaft, die der Ordnung, Ganzheit, Gesundheit nicht gerecht wird, sollte nicht „Wissenschaft“ genannt werden." Karl Kötschau "Wer aus der Medizin eine Wissenschaft machen will, der bringt sie um ihr Bestes: ihre Beziehung zum Wesen und Ursprung der Schöpfung, um den geistig–seelischen Gehalt allen Lebens. Denn in der Wissenschaft gilt die Abstraktion. Die Fülle des Lebens bleibt draußen." Karl Kötschau "Eine der wichtigsten Aufgaben der Forschung ist das Nachdenken über die vorliegenden Ergebnisse, auch über solche, die andere Forscher erbracht haben." Kollath "Man spricht von unserem Zeitalter als dem wissenschaftlichen. Tatsächlich ist es nur das der Technologie. Die vielgerühmte Eroberung der Natur drückt nur unseren Größenwahn aus und ist

eitel Humbug. Wir sollten vielmehr zur Demut zurückkehren, auf daß die Zeit größeren Gehorsams ausbreche Die Natur ist unerbittlich und hält nichts geheim. Wir aber sind blind dafür durch unsere Selbstgefälligkeit." Peckham-Forscher SCOTT-WILLIAMSON in SCIENCE SYNTHESIS and SANITY 1964 "Ich beginne einzusehen, daß die Menschheit kein Genie zur Wissenschaft hat. Seit einigen tausend Jahren geht sie in die Schule der Natur und hat noch nichts gelernt. Gott hätte sie nicht zum Studieren bestimmen, sondern sie ein ehrlich Handwerk lernen lassen sollen." Ludwig Börne (1788–1837) Wenn wir das Erscheinungsjahr der ersten Auflage der VIRCHOWschen "Zellularpathologie", 1858, als das Geburtsjahr der das ärztliche Denken und Handeln seither weltweit beherrschenden lokalpathologischen Krebslehre festlegen, so können wir gleichzeitig auf eine seither etwa ebensolang währende Auseinandersetzung der von diesem Dogma geprägten Lehrmedizin mit der dazu kontroversen Auffassung einer Erfahrungsheilkunde zurückblicken, die nicht die Geschwulst, sondern den geschwulstkranken Menschen in den Mittelpunkt ihrer Forschung und Therapie stellt. Erst während der letzten Jahrzehnte kam es unter dem Eindruck stagnierender Fortschritte und Erfolge der wissenschaftlichen Onkologie zu einer leider freilich viel zu langsamen und zu späten Annäherung der beiden Fronten. Ich könnte, wenn es die Zeit gestatten würde, dutzende ernst zu nehmender, kritischer Vertreter der klassisch - orthodoxen Richtung namentlich nennen. Sie alle kennen beispielsweise den Röntgenologen Professor KROKOWSKI, die an der bisherigen Handhabung und dem Exklusivitätsanspruch des operativen, radiologischen und chemotherapeutischen Vorgehens zu zweifeln beginnen und eine gewisse Bereitschaft zeigen, sich ganzheitsmedizinischen Vorstellungen und Behandlungsmöglichkeiten zu öffnen, die bisher einer bescheidenen, während der letzten Jahre aber doch unaufhaltsam gewachsenen Zahl andersdenkender Ärzte vorbehalten geblieben waren. Ich empfinde es deshalb als große Ehre und Freude, als Vertreter dieser leider immer noch als Außenseiter- oder Paramedizin geltenden Richtung hier in ihrem Kreis über ein Teilgebiet unseres Behandlungsprogrammes sprechen zu dürfen, ein Teilgebiet, das als mindestens ebenso obligat und basal zu gelten hat wie die vielen anderen metabolisch bzw. immunisatorisch wirkenden Maßnahmen der ganzheitsmedizinischen Tumortherapie, ohne deren individuell modifizierten Einsatz wir den Krebskranken und Krebsgefährdeten als unterversorgt ansehen, auch wenn vom klinischwissenschaftlichen Standpunkt aus alle für erforderlich gehaltenen Notwendigkeiten und bekannten Möglichkeiten zur Anwendung gekommen sein sollten. Ich war selbst höchst überrascht, als ich entdeckte, daß sogar VIRCHOW 1852 in dem von ihm herausgegebenen "Archiv" über „Ernährungseinheiten und Krankheitsherde" geschrieben hat und damit neben seinem lokalpathologischen Dogma schon damals Nahrungsfaktoren als bedeutsam für die Entstehung und Heilung von Krankheiten anerkannte, Faktoren, die dann allerdings erst fünfzig Jahre später von BIRCHER-BENNER als dem ersten Ganzheitstherapeuten eindeutig definiert und in ihrem vollen Umfang zur Heilung chronisch-degenerativer Erkrankungen langzeitig eingesetzt wurden. Auf den Namen dieses verdienstvollen Forschers werden wir im Verlauf meiner Ausführungen immer wieder stoßen, denn seine Erkenntnisse, gewonnen jahrzehntelang vor der Entdeckung der Vitamine und aller anderen uns selbstverständlichen Ernährungsfaktoren, haben noch heute unveränderte Gültigkeit und mußten immer wieder die Basis und die vorweggenommene Bestätigung bleiben für unzählige Forschungen auf ernährungsphysiologischem Gebiet unserer Generation. Ich hatte das Glück, als junger Mediziner noch zu Lebzeiten von Max

Edwin BIRCHER-BENNER an dessen Klinik in Zürich hospitieren zu dürfen und dort die Richtlinien für meine gesamte spätere Berufsausübung und Berufsauffassung zu empfangen. Hauptpunkte der von BIRCHER-BENNER aufgestellten Gesundheitsregeln waren die Ordnung und die Ganzheit. Er nannte seine Therapie selbst Ordnungstherapie. Wir wollen hier nur über die Ernährung sprechen. In Wirklichkeit fehlt dem kranken Menschen, der kranken Menschheit Ordnung und Ganzheit in allen Lebensbereichen. Daß heute für uns alle und in allen Ländern so vieles nicht in Ordnung ist, uns krank und unzufrieden macht, unser Leben bedroht, ist die Folge unzähliger seit Jahrhunderten begangener Verstöße gegen die natürliche Ordnung und Ganzheit. Zu diesen Folgen gehört zweifellos auch der Krebs. Wir wissen heute über diese Krankheit bis zu den letzten erkennbaren genetischen und enzymatischen Abweichungen nahezu alles mehr als über jede andere Krankheit. Es hat uns nicht weiter gebracht. Krebs ist nach wie vor nichts anderes als eine einzige verhängnisvolle Ordnungswidrigkeit, der wir nur durch Ordnung und Ganzheit des gesamten Organismus, durch Wiederherstellung des gesunden Milieus an Stelle des Krebsmilieus begegnen können. Die Beseitigung der sicht- und fühlbar gewordenen, der mikroskopisch feststellbaren Manifestation dieser Unordnung allein ist dazu nicht ausreichend. Lebensordnung aber erzeugen wir durch geordnete Lebensweise, und diese wird in erster Linie geprägt durch die Ernährung. Bei KÖTSCHAU, einem der Vorkämpfer für eine neue biologische Heilkunde, lesen wir: „Die Gefahr des analytischen Denkens liegt darin, daß man wohl über Schädigungen redet, diese aber erst anzuerkennen bereit ist, wenn sie meßbar geworden sind. Wie aber will der Analytiker Störungen der Ordnung und Ganzheit messen? Er kann nur technische Quantitäten und Qualitäten messen, nicht aber lebendige. Die Intaktheit der Ordnung und Ganzheit einer Lebensgemeinschaft ist nicht messbar“. BIRCHER-BENNER kam ebenso wie viele Ernährungswissenschaftler nach ihm, zu denen etwa die Professoren Kötschau, Kollath und Zabel zählen, zu der Erkenntnis, daß zwischen den verschiedenen Nahrungsbestandteilen eine zwingende natürliche Ordnung besteht, die durch industrielle oder küchentechnische Eingriffe nicht ungestraft zerstört werden darf. KOLLATH hat das in ausgedehnten Tierversuchen für Getreide, der englische Forscher POTTENGER für Milch nachgewiesen. BIRCHER-BENNER forderte eine rigorose Reduktion der Eiweißträger zu Gunsten eines erhöhten Verzehrs von Vegetabilien. Und dies wurde 80 Jahre später in unseren Tagen wieder bestätigt von Professor WENDT, dem Entdecker der Eiweißspeicherkrankheit, der Hypoporopathie und Hyperproteinämie, wie er sie nannte. Die Eiweißspeicherfähigkeit der kapillären Basalmembran war der Wissenschaft bisher nicht bekannt. WENDT wies nach, daß von diesem pathologischen, mit der generellen Eiweißüberfütterung zusammenhängenden Vorgang eine Beeinträchtigung der afferenten und deferenten Stoffwechselvorgänge bis zu deren völligem Erliegen ihren Ausgang nehmen. Da dies aber beim Noch-Gesunden, der den permanenten Noxen unzähliger Karzinogene und Kokarzinogene ausgesetzt ist, mehr noch beim bereits potentiell oder manifest Krebskranken schicksalhafte Rückwirkungen auf die anaerobe Glykolyse der Krebszellen hat, muß uns hier unweigerlich die Frage der bürgerlichen Eiweißmastkost einerseits, der laktovegetabilen oder gar vegetabilen Kost andererseits interessieren. Lange vor BIRCIIER hat der amerikanische Ernährungsforscher Emmet DENSMORE die Greifwerkzeuge, die Gebisse, die Darmlängen, den Körperbau und andere Eigenschaften der Fleischfresser, der Allesfresser, der Pflanzenfresser, der Nüsse- und Früchtefresser kritisch verglichen. Abschließend sprachen alle anatomischen und physiologischen Eigenschaften dafür, daß für den Menschen, genau wie es für seine nächsten Verwandten im Tierreich zutrifft, die zuletzt genannte Ernährungsweise optimal adäquat. Ein Kriterium jeder echten biologischen Gesetzlichkeit ist, daß sie sich widerspruchslos in allen Lebensbereichen bestätigen lässt. Eine weitere Tatsache, die nichts mit dem Thema Krebs zu tun hat, ist nämlich die, daß von der gleichen Bodenfläche, die der Mensch für die Fleisch-, Milchund Eiererzeugung benötigt, eine (je nach Bodenfruchtbarkeit und Klima) fünf- bis zehnfache Zahl

von Vegetariern ernährt werden könnte. Auch darüber gibt es beweiskräftige Untersuchungen, aber es ist - wie Max PLANCK sagte - in unserer Zeit eben leichter, Atome zu spalten, als Vorurteile und Gewohnheiten auszurotten. Wenn wir demnächst 5 Milliarden, um die Jahrtausendwende 8 Milliarden und im Jahr Zweitausendzwanzig 10 Milliarden Menschen zu ernähren haben werden, wie es die Futurologen prophezeien, so könnte die Realisierung dieser Ernährungsgesetze nicht nur in der dritten Welt vielleicht von größerer Bedeutung sein als die Familienplanung. Die enorme Vergeudung an Nahrungsheizwerten und fruchtbaren Bodenflächen durch die Schlacht- und Milchviehhaltung können wir uns nämlich dann wahrscheinlich gar nicht mehr leisten. Eindrucksvolle Zahlen sind aus diesen graphischen Darstellungen ersichtlich. Es spricht alles dafür, daß die wohlstandsbedingte Wandlung der Ernährungsgewohnheiten in den Industrieländern von der einfachen, natürlichen Vollkorn-, Obst- und Gemüsenahrung hin zur Überfülle an Fleisch und Wurst, an industriell verfeinerten, ballaststoffarmen Kohlenhydraten und Milchprodukten Hauptursache des zunehmenden Gesundheitsverfalles, der chronisch-degenerativen Leiden und - mit der gewonnenen Lebensverlängerung zusammenhängend - auch der zahlreicher werdenden Geschwulsterkrankungen ist. Es liegen Langzeitversuche an Tieren unter Beobachtung mehrerer Generationen vor, die ergaben, daß lebenslängliche Fehlernährung eines Elternpaares nicht so sehr bei diesen, sondern mehr noch genetische Schäden im dritten und vierten Glied hinterlassen kann. Man wird da unwillkürlich an das Bibelwort erinnert, wie man ja auch die vegetabile Ernährung mit ihrem Verzicht auf das Töten von Tieren als die Nahrung im Paradies bezeichnen kann, aus dem unsere Das dritte Büchlein, das ich Krebspatienten nicht unbedingt als Lektüre empfehlen möchte und über das wir uns während des Ernährungskurses am Sonntag nochmals zu unterhalten haben werden, ist von dem betagten Heilpraktiker Rudolf Breuß geschrieben und trägt den Titel "Ratschläge zur Vorbeugung und Behandlung vieler Krankheiten", erschienen im Selbstverlag in Bludenz/Vorarlberg. Es ist unter Voranstellung zahlreicher Dankschreiben sehr werbewirksam aufgemacht und imponiert dem Laien nicht nur dadurch, sondern mit den großzügigen Versprechungen, daß auch bösartige Geschwülste mit bestimmten Tee- oder Gemüsesaftmischungen geheilt werden könnten. Insbesondere ist die Krebskur-total nach Breuß populär geworden, bei der 42 Tage lang in der Art eines Heilfastens nur ein aus roten Beten, gelben Rüben, Sellerie, Rettich und Kartoffeln gewonnener Frischsaft sowie je nach Geschwulstart unterschiedliche Teesorten getrunken werden dürfen. Ähnliche Empfehlungen finden sich auch in dem ebenso weitverbreiteten und ebenso bedenklichen Heilkräuterbuch der Österreicherin Maria Treben. Und hier beginnt die ursprünglich vielleicht durchaus selbstlos gewesene Hilfsbereitschaft Krebskranken gegenüber in strafbare Fahrlässigkeit überzugehen. Denn wenn auch solche Gewaltkuren in vereinzelten Fällen zu Heilungen führen mögen, so darf man dies doch keinesfalls verallgemeinern oder dem Laien generell empfehlen, wie Herr Breuß und Frau Treben das tun. Krebs ist eine Erkrankung der Leere, der Auszehrung, des Jin, wie sich die chinesische Medizin ausdrückt, des kaltfrontempfindlichen K- Typs nach Curry. Deshalb kann er nicht grundsätzlich mit auszehrenden, gewichtsreduzierenden Maßnahmen behandelt werden, wenn man den Kranken nicht zusätzlich gefährden will. Erst vor wenigen Tagen kam wieder ein Patient, beide Lungen voll Metastasen eines Hypernephroms, in hoffnungslosem Zustand zu uns, dem Breuß selbst am 20. Fasttag empfohlen hatte, die Kur fortzusetzen. Es blieb mir nichts übrig, als den moribunden Kranken noch vor Einsatz irgendwelcher therapeutischer Maßnahmen per Hubschrauber wieder nach München fliegen zu lassen, wo er am nächsten Tag im Schwabinger Krankenhaus starb. Ähnliche Fälle habe ich während der letzten Jahre mehrere erlebt und kann mich tatsächlich nur an zwei Patienten erinnern, die auf Grund ihrer robusten Konstitution, ihres Übergewichtes und vielleicht wegen der Besonderheit ihres Tumors mit der Breuß-Kur Erfolg hatten. Ich war früher einmal Assistent bei dem alten Fastentherapeuten Buchinger in Bad Pyrmont, habe dort den Verlauf einiger hundert

Fastenkuren beobachtet und später selbst einige tausend solcher Kuren geleitet. Deshalb weiß ich, welch segensreiche Wirkung ein strenges Heilfasten, einer unblutigen Operation vergleichbar, bei bestimmten therapieresistenten Leiden haben kann, zu denen beispielsweise auch die Multiple Sklerose zählt. Krebskranke und Krebsgefährdete wurden von erfahrenen Fastentherapeuten, auch von Buchinger, so lange zurückgestellt, bis postoperativ nach menschlichem und klinischem Ermessen feststand, daß kein Tumor, keine Metastasierung und kein Rezidiv vorlag. Und dieser Altmeister des königlichen Heilwegs wußte bestimmt, warum er das tat. Wenn ich hier mit Kristine Nolfi, Johanna Budwig und Rudolf Breuß drei mit Vorsicht und Zurückhaltung zu behandelnde Autoren an die Spitze gestellt habe, so möchte ich doch mit umso größerem Nachdruck auf die große Zahl uneingeschränkt empfehlenswerter Bücher und Broschüren über die zweckmäßige Ernährung Geschwulstkranker und - gefährdeter hinweisen. Ohne einzelnen Titeln den Vorzug zu geben, habe ich eine nach den Verfassernamen alphabetisch geordnete Liste zusammengestellt, wie ich sie meinen Patienten und deren Angehörigen mitzugeben pflege. Wer sich den Inhalt von zwei oder drei dieser Veröffentlichungen aneignet, der weiß genug über die Grundregeln seiner täglichen Kost. Er muß dann freilich noch lernen, die bei aller Gemeinsamkeit der Basis auftauchenden kleinen Unterschiede und Widersprüche einzelnen Lehren zu überwinden und aus dem Dargebotenen eine ihm persönlich zusagende, langzeitig brauchbare Kostform zu finden. Deshalb wiederhole ich meine eingangs erwähnte Aversion gegen den Ausdruck "Diät", nicht nur weil er sachlich irreführend, sondern allein auf zeitlich begrenzte Kostformen anwendbar ist.

5.1 Glanz und Elend der wissenschaftlichen Krebsforschung und ihre gefährliche Allianz mit den Pharmagiganten "Man spricht von unserem Zeitalter als dem wissenschaftlichen. Tatsächlich ist es nur das der Technologie. Die vielgerühmte Eroberung der Natur drückt nur unseren Größenwahn aus und ist eitel Humbug. Wir sollten vielmehr zur Demut zurückkehren, auf daß die Zeit größeren Gehorsams anbreche. Die Natur ist unerbittlich und hält nichts geheim. Wir aber sind blind dafür durch unsere Selbstgefälligkeit.“ Peckham-Forscher SCOTT WILLIAMSON in SCIENCE, SYNTHESIS and SANITY 1964 „Die Zeit ist reif, die durch nichts gerechtfertigte Überheblichkeit aufzudecken, mit der das medizinisch-wissenschaftliche Establishment die ganzheitlichen Ansätze in der Krebsbekämpfung unterdrückt." FREDERIC VESTER 1981 im Vorwort zu BACHMANN, Ch.: Die Krebsmafia "Wissenschaftliche Medizin ist nicht identisch mit naturwissenschaftlicher Medizin". MATTHIESSEN, P.F., Freie Universität Witten-Herdecke, in seinem Vortrag „Der Organismusbegriff und seine Bedeutung für die Onkologie“ gelegentlich einer Tagung der Universität 1987. Die Frage des Wissenschaftlichkeits-Anspruches der Medizin, mit den Grundlagen der Forschung eng zusammenhängend, wurde bereits in Abschnitt l. ausführlich diskutiert. Dem folgten weitere Beiträge zum gleichen Thema, ebensolche werden weiterhin folgen. Dieser Maßstab wird nun auch bei der Erörterung der Krebsforschung anzulegen sein. Schon der Begriff "Naturwissenschaft" hat im Laute der Jahrhunderte seinen ursprünglichen Sinn verloren. GOETHE war einer der wenigen, die sich die Fähigkeit bewahrt haben, die Natur zwar in allen Einzeiheiten zu betrachten, aber gleichzeitig ganzheitlich zu erleben. Die engen Gleise der heutigen wissenschaftlichen Forschung wurden schon vor GOETHE von einigen zu ihrer Zeit berühmt gewordenen Forscher, Denker und Philosophen des 17.und 18. Jahrhunderts gelegt wie GALILEI (1564–1642), DESCARTES (1596–1650), NEWTON (1643–1727), KANT (1724–1804) u. a. Diese forderten als Norm der Wissenschaftlichkeit die Ausschaltung allen Abstrakten und subjektiv Empfindungsgemäßen und ließen nur gelten die objektive Beobachtung des Konkreten und die daraus abgeleiteten punktuellen oder linearen Folgerungen, ausdrückbar in Maß und Zahl. In der Medizin und in der medizinischen Forschung wirkte sich dieser Purismus aus in Form der zum Dogma erklärten Reduktion des Krankheitsgeschehens auf die typischen pathologischen Veränderungen unter betontem Verzicht auf die fast als "störend" empfundenen, aber doch das eigentliche Leben darstellenden und bedingenden, ineinander verflochtenen und sich gegenseitig durchdringenden seelisch-geistig-leiblichen Wesenheiten des Menschen. Das Streben nach reiner Sachlichkeit und Vernunft führte zu den die heutige Lehrmedizin beherrschenden monoman-linearen Denkmodellen, deren Paradebeispiel, die Zellular- und Lokalpathologie VIRCHOWs, uns hier in ihrer negativen Bedeutung immer wieder beschäftigen wird. Die medizinische Forschung und Therapie verfielen dem Irrtum, eine im Bereich der Mechanik, Physik und Chemie gültige Denk- und Vorgehensweise bedenkenlos auf das lebendige Netzwerk des menschlichen Organismus übertragen zu dürfen. Sie verlor dadurch die Fähigkeit zur Erkenntnis biologischer Mehrdimensionalität, Vielfältigkeit und ganzheitsbedingter

Zusammengehörigkeit, außerdem das so wichtige Einfühlungsvermögen und persönliche Krankheitserlebnis in der Begleitung des Kranken durch alle Höhen und Tiefen dessen Schicksals, wodurch sich der Arzt vom Medizintechnokraten unterscheidet und die zum eigentlichen magischen Arzttum erforderliche (…) An dieser Stelle sei der zunehmenden Kritik an den heute üblichen Methoden des Wirksamkeitsnachweises pharmazeutischer Präparate Raum gegeben. Die dazu vorzugsweise verwendeten Tierversuche fanden nicht nur auf Grund ihrer ethischen Bedenklichkeit, sondern auch wegen ihrer häufigen Inkompetenz bzw. oft irreführenden, mit dem Menschen inkomparablen Ergebnisse seit jeher vielfach Ablehnung. Hier nur zwei Zitate aus Veröffentlichungen der jüngsten Zeit, die sich auf nüchterne Tatsachen stützen: "Nach dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft sind objektive Vorhersagen für den Menschen aufgrund von Tierversuchen nicht möglich. Bezüglich des Tierversuches steht die EG-Richtlinie im Widerspruch zur Naturwissenschaft und zur Methodenlehre der Statistik.“ [17]. „Es gibt keinen unzuverlässigeren Test für neue Medikamente als den Tierversuch. Die sogenannten Gesundheitsbehörden und Forscher wissen das auch ganz genau. Tierversuche - man kann es nicht oft genug wiederholen - haben nur eine Alibifunktion. Sie können gar keine Antwort geben oder schlimmer - führen, was die Wirkung auf den Menschen anbelangt, zu falschen Resultaten. Von dieser Regel gibt es keine Ausnahme!" [33]. Besonderer Erwähnung bedarf hier nochmals die bereits in 1.1 und 1.2 angesprochene Krebsforschung unter Einbeziehung von Labortieren. Man schätzt, daß trotz einschränkender Verordnungen und beginnender Umstellung der Institute auf tierfreie Forschung immer noch jährlich etwa eine Million von Tieren aller Art allein in Deutschland für solche Vorhaben geopfert werden. Die Gegner der Experimente an Tieren können handfeste Einwände vorbringen. Jedes Tier, auch das nach bestimmten genetischen Gesichtspunkten gezüchtete oder ausgewählte, bringt dem Krebs gegenüber bessere Abwehr- und Heilkräfte mit als der Mensch. Der Tierexperimentator forscht außerdem vorwiegend an induzierten oder überimpften Tumoren, die nur sehr bedingt oder gar nicht mit den in Jahrzehnten auf plurikausaler-, u. a. auch auf psychischer Basis entstandenen Geschwülsten des Menschen verglichen werden können. Zu bedenken ist ferner, daß die Ernährung der Versuchstiere selbst in der Gefangenschaft um ein vielfaches artgemäßer und vollkommener ist als die denaturierte, minderwertige und falsch programmierte Kost des Mitteleuropäers. Wie problematisch sind unter diesen Umständen die Vergleichsmöglichkeitem? Und schließlich hat der Tierversuch noch seine ethischen Bedenken, die den skrupellosen kommerziellen und auch medizinischen Interessen entgegenstehen. Siehe die Literaturangaben zu 1.1 und 1.2. Es gäbe noch eine Fülle von Einwänden gegen den Stil und das Vorgehen der aktuellen Krebsforschung, insbesondere gegen die opportunistischen Versuchsanordnungen und gegen die Trugschlüsse des "post hoc, propter hoc". Wer diese Schattenseiten der Wissenschaft näher kenenlernen will, dem sei die ebenso alarmierende wie amüsante Lektüre der Bücher von RUESCH [14] und SKRABANEK/McCORMICK [17] empfohlen. Das problematische Thema Krebsforschung schließt mit den Äußerungen einiger onkologisch kompetenter Ärzte, die damit ihrer Erfahrung aus Jahrzehnten der Praxis Ausdruck geben und sich einhellig für eine Blickwinkelerweiterung der allzu einseitig partikularistisch gewordenen Forschung aussprechen.

CLAUDIO NICOLINII, ein international anerkannter Wissenschaftler an der Universität Genua, Initiator von Forschungsvorhaben in den USA sowie Herausgeber von Fachbüchern auf dem Gebiet der Molekularbiologie, äußerte sich als Leiter des "NATO Advanced Workshop 1987" in Sizilien zur aktuellen Onkologie, daß dem Krebsproblem nicht dadurch auf die Spur zu kommen sei, daß in immer winzigere Bereiche der Zelle vorgestoßen wird. Wesentlich sei vielmehr das Verständnis für die interzelluläre Kommunikation im gesamten Zellverband. Schuld an der fehlgeleiteten Krebsforschung ist nach NICOLINIs Meinung die Tatsache, daß zu viel Geld in falsche Kanäle fließe. Auf diese Weise werde der Fortschritt in die richtige Richtung nicht nur verzögert, sondern regelrecht blockiert und vereitelt. Der bereits zitierte Biologie- und Ökologieforscher FREDERIC VESTER [18,19,20,21] charakterisiert die aktuelle Situation der - nicht nur medizinischen - Forschung folgendermaßen: "600.000 hochbezahlte Wissenschaftler, deren Forschung jährlich über 50 Milliarden Dollar verschlingt, arbeiten in den USA. Etwa' 100.000 Forscher sind es in der Bundesrepublik, in der insgesamt rund 30 Milliarden DM für Forschung und Entwicklung aufgewendet werden. Sie alle werden von einem fast autonomen Wissenschaftsbetrieb unterhalten und beschäftigt, der ebenfalls immer rascher anwächst. Dies jedoch nicht, weil es so viel mehr zu entdecken gibt, sondern weil es so viele gibt, die dafür bezahlt werden wollen", wie es ERWIN CHARGAFF, einer der großen Nestoren der Biochemie, in seiner Autobiographie ausgedrückt hat. Die Leistung für diese Bezahlung muß belegt werden - "publish or perish“ ist hier das geflügelte Wort, veröffentliche oder geh zugrunde. So quillt Jahr für Jahr eine Flut von über 6 Millionen wissenschaftlichen Arbeiten aller Art aus den unzähligen Forschungslaboratorien der Welt, täglich 17.000 Publikationen, die unsere bisherigen Erkenntnisse mit neuen Daten und Fakten überrollen und von denen jede einzelne das Ergebnis monate- bis jahrelanger intensiver Beschäftigung ist. Was fangen wir mit all diesen Daten an? Wohin fließen sie, wer nutzt sie, wohin führen die Ergebnisse? Offenbar nicht allzu weit. Die Neuentwicklungen überschlagen sich in einem unvorstellbaren Tempo, ohne daß sich durch jene Abertausende von Forschungsergebnissen das Elend auf diesem Planeten verringert. Jahr für Jahr gibt es mehr hungernde und kranke Menschen, Jahr für Jahr mehr Analphabeten, Jahr für Jahr neue Kriege, menschliche Not ohne Ende, bedrohte und vernichtete Natur. Die wissenschaftlichen Bemühungen scheinen irgendwie in eine falsche Richtung zu laufen, eher der Selbstbefriedigung zu dienen als der Befriedigung gesellschaftlicher und gesundheitlicher Belange. So nützlich und lebenserhaltend die bisherige Art des Forschens und Wissens in der Vergangenheit gewesen sein mag, die Erfahrung zeigt, daß sie nicht dazu taugt, uns aus den Problemen der heutigen Situation herauszuführen." Der Wiener Mesenchymforscher ALFRED PISCHINGER [13] kritisiert die Reduzierung der Krebsforschung auf die Zelle und ihre Bestandteile mit folgenden Worten: „Der Zellbegriff ist genau genommen nur eine morphologische Abstraktion. Biologisch-wissenschaftlich kann er nicht ohne das gesamte Lebensmilieu der Zelle gesehen werden.“ WOLF DIETER LUDWIG, als Nichtarzt und literarischer Mitarbeiter von ISSELS [5] ein ausgezeichneter Kenner der Krebsszenerie, schreibt im Vorwort zu seiner hervorragenden Monographie "Krebs - Ausweg aus der Sackgasse“ [11]: "Kein Zweifel: Wir verdanken naturwissenschaftlich-medizinischer Forschung und ethisch fundierter ärztlicher Kunst, daß täglich und überall in der Welt bedrohtes Leben gerettet oder trotz Krankheit lebenswert gestaltet werden kann. Die Bekämpfung von Seuchen oder von Kinderkrankheiten, die Akut- oder Notfallmedizin, bilden sie nicht bewundernswerte Beispiele medizinischen Fortschritts?

Die Kenntnis von unzählbaren wissenschaftlichen Einzelheiten ist jedem von uns längst unfaßbar immens gewachsen. Hat die Erkenntnis der Zusammenhänge, der lebendigen Verwebungen des jeweils Zusammengehörenden, damit jedoch Schritt gehalten? Zeigt die physikalisch-chemische Richtigkeit naturwissenschaftlicher Forschungsergebnisse tatsächlich die Wahrheit im lebendigen Ganzen an? Begreift die Naturwissenschaft, begreift die Medizin mit exakter Erforschung und Darstellung linear-analytischer Plus- oder Minusfunktionen, Stimulationen oder Depressionen wahrhaftig die Vorgänge des Lebens? Sind Werden und Vergehen durch naturwissenschaftlich fundierte Machbarkeit zu beweisen? Genügt die Gleichung: Physik + Chemie = Leben? Das Wesentliche ist unsichtbar. Ist es auch uneinsehbar, unfühlbar?"

5.2 Frühe Erkenntnisse und ihre unbeirrbaren Bekenner Bereits zu Lebzeiten VIRCHOWs gab es Ärzte und Forscher, die der lokalistischen Lehre mißtrauten und in überlieferter Weise dem Gesamtbefinden des Kranken, seiner Konstitution, seinem Stoffwechsel, seiner Ernährung, seinem Blut und seinen Ausscheidungen mehr Aufmerksamkeit schenkten als seinem Tumor und ihre therapeutischen Bemühungen mit umstimmenden, auflösenden und ausleitenden Maßnahmen möglichst individuell darauf einstellten. 1874 lautete das Thema eines Symposiums der Londoner Pathologischen Gesellschaft bemerkenswerterweise: „Ist der Krebs ein lokales Leiden oder ist er durch eine Diathese bedingt?“ An die mittelalterliche Säftelehre anknüpfend, diskutierte man wieder lebhafter über "Blutentmischung", "Blutgifte“, "Dyskrasie“, "Krebsmiasmen" usw. Die schon damals auftauchende Erregertheorie erhielt durch die stürmische Entwicklung der Bakteriologie, der Infektions- und Immunitätsforschung des ausgehenden 19. Jahrhunderts mächtigen Auftrieb. Gleichzeitig setzte jedoch schon damals der Physiologe CLAUDE BERNARD (1813–1878), ein Zeitgenosse von LOUIS PASTEUR (1822–1895), den auf die neue Laboratoriumsmedizin gesetzten Hoffnungen Grenzen mit den berühmt gewordenen, auch auf die Onkologie anwendbaren Worten "Le microbe n’est rien, le terrain c’est tout“. Einer der letzten großen Humoraltherapeuten und Ganzheitsdenker war HAHNEMANN (1755– 1843), genialer Schöpfer der Homöopathie. Diese Lehre (22.0.) sieht in der Krankheit eine individuelle „Verstimmung" des Menschen in seiner leib-seelischen Gesamtheit und heilt sie - cito, tuto et jucunde - durch das eine und einzige Mittel, das in seiner Prüfung am Gesunden ein dem vorliegenden Krankheitsbild möglichst ähnliches (simile - simillimum) Arzneimittelbild hervorruft. Homöopathie ist deshalb exemplarische Erfahrungs- und Ganzheitstherapie. Meister dieser wahren ärztlichen Kunst bedienten sich ihrer nicht selten erfolgreich auch bei Geschwulsterkrankungen. Der in Tübingen mit großem Zulauf tätig gewesene homöopathische Arzt SCHLEGEL (1852–1934) veröffentlichte 1926 das aus 40-jähriger Erfahrung geschriebene Buch "Die Krebskrankheit“ [21]. Darin werden zahlreiche, teils selbst erlebte, teils aus fremden Quellen zitierte, auf rein homöopathischem Weg erzielte Heilungen diagnostisch gesicherter Geschwulsterkrankungen beschrieben. Die SCHLEGEsche Monographie ist ein früher und wertvoller Beitrag zur ganzheitlichen Auffassung des Krebsgeschehens. Es enthält folgende bemerkenswerte Worte: "Das größte Hindernis bei der Krebsheilung ist die Hoffnungslosigkeit, der Glaube an die Unheilbarkeit des Leidens". Mit dieser Auffassung hat SCHLEGEL einen wesentlichen Punkt der modernen Psycho-Onkologie vorweggenommen (10.1., 10.2.). Der prominente Chirurg THIERSCH (1822–1893) stand dem VIRCHOWschen Dogma der Lokalpathologie skeptisch gegenüber und hatte den Mut, vor seinen Fachkollegen zu bekennen "Solange wir glauben, das Carcinom allein mit dem Messer bekämpfen zu können, werden wir unterliegen". Um die gleiche Zeit vertrat der Wiener Kliniker VON ROKITANSKY (1804–1878) als einer der letzten Hochschullehrer die alte Humoraltherapie und war einer der schärfsten Gegner der VIRCHOWschen Lehre. Er setzte dieser die bis dahin bewährte "Krasenlehre“ entgegen und forderte, die Selbstheilungstendenz des Körpers auch in Fällen schwerer Erkrankungen ungestört walten zu lassen.

LAHMAINN (1860–1905), Gründer und langjähriger Leiter des Sanatoriums "Weißer Hirsch" in Dresden, sah die Ursache des Krebses in krankhaften Blutveränderungen und empfahl seinen Zeitgenossen als Basisbehandlung Eiweißarme vegetarische Ernährung, natürliche Bekleidung, sonnige, trockene Wohnung, Luft- und Sonnenbäder, dies auch im Sinne der Vorbeugung solcher Erkrankungen. Er riet zwar, die Geschwulst, soweit man sie damals für operabel hielt, chirurgisch entfernen zu lassen, führte aber anschließend die umstimmende Behandlung mit den einfachen Methoden seines Sanatoriums durch. Wenige Jahrzehnte später erhielt SCHWENINGER (1850–1924), der Leibarzt BISMARCKs, den ersten Lehrstuhl für Naturheilkunde in Berlin. Er vertrat - 1914 - ebenfalls die Überzeugung, daß Krebs keine örtliche Erkrankung sei, die man einfach durch das Wegschneiden der Geschwulst heilen könne, mit folgenden Worten: "Wir (sc. die Ärzte des von ihm geleiteten Groß-Lichterfelder Krankenhauses) glauben, daß wir manchem Patienten einen größeren Dienst erweisen, indem wir ihm einen schweren und oft lebensgefährlichen Eingriff ersparen, der in keinem Falle imstande ist, sein Leben auch nur um eine Stunde zu verlängern, falls er tatsächlich gelingt, der aber in jedem Falle nicht nur durch das nachfolgende Rezidiv und dessen kompliziertere Beschwerden, sondern schon an und für sich den Patienten gefährdet. Ob diesen unseren Standpunkt andere teilen oder verwerfen, kann unserer wohlbegründeten, bis heute noch nicht widerlegten und deshalb gleichberechtigten Anschauung nicht im geringsten Abbruch tun, und daran ändern auch noch so kunstvolle Statistiken nicht das mindeste“ (24). SCHWENINGER entschied sich von Fall zu Fall, aber nicht grundsätzlich für eine Operation. Er wies schon damals darauf hin, daß das Schicksal mancher nicht operierter Patienten günstiger verlaufe als das vergleichbarer operierter Leidensgefährten. Obwohl man immer radikaler und frühzeitiger operierte, habe die hochgepriesene Operation die Gesamtsterblichkeit an Krebs nicht im geringsten zu beeinflussen vermocht. SCHWENINGER gebrauchte gern das Gleichnis, daß der Krebskranke in der örtlichen Geschwulst eine Art Abladestelle für böse Stoffe habe. Entferne man diese chirurgisch, dann sei es nur begreiflich, daß der Patient umso schlimmer leide, wenn sich ein Rückfall oder eine Streuung einstelle, an der er dann unrettbar zugrunde gehe. Trotz sicherer Diagnose gebe es eben einen gutartigen und bösartigen Verlauf bei Krebs, den man nie voraussagen könne. Zahlreiche Krebskranke befänden sich viele Jahre im Zustand leidlichen Wohlergehens ohne aggressive Therapie. SCHWENINGER gibt dafür Beispiele aus seiner Praxis an, u. a. den Fall einer Frau mit fortgeschrittenem Brustkrebs und mehrfachen Achseldrüsenmetastasen, die ihn, mit einfachen Naturheilanwendungen behandelt, in der Folge um ein Jahrzehnt bei gutem Allgemeinbefinden überlebte. Sie starb aus anderweitigem Grund, jedoch nicht an ihrem Krebs, der zu diesem Zeitpunkt 35 Jahre ohne weitere Wachstumstendenz bestanden hatte. BIRCHER-BENNER (1867–1939), der große ärztliche Reformator, berichtete 1900 erstmals vor Ärzten über seine damals bereits jahrelangen Erfahrungen mit laktovegetabiler Krankenkost, besonders in ihrer rohen und natürlichen, nicht durch Hitze veränderten Form. Noch vor der Entdeckung der meisten Vitamine sprach BIRCHER-BENNER von der in solcher Kost enthaltenen "Sonnen-Energie". Damit rüttelte er an eingewurzelten Gepflogenheiten der bürgerlichen Küche, aber auch an den medizinischen Lehrmeinungen, etwa an der Überbewertung der Kalorien, des Eiweißanteils besonders als Fleisch, der wertmindernden Verarbeitungs- und Zubereitungsformen. BIRCHER-BENNER schuf die Begriffe der "Ordnungs- und Ganzheitstherapie“, die eine Überwindung falscher Vorstellungs- und Verhaltensweisen im gesamten Lebensbereich, nicht nur hinsichtlich der Ernährung, forderte. Selbstverständlich schüttelte man den Kopf über solche abwegige Vorschläge. Aber in seinem Züricher Sanatorium erzielte BIRCHER-BENNER aufsehenerregende Erfolge, auch bei therapieresistenten Leiden. Er schuf die Lehre einer gesünderen, glücklicheren, krankheitsverhütenden Lebensführung, die insbesondere auch vor der Entstehung und der Unheilbarkeit bösartiger Erkrankungen schützt und deren Heilung fördert.

BIRCHER-BENNER legte seine Erkenntnisse und Erfahrungen in einer Reihe von Büchern nieder, von denen hier nur die wichtigsten Titel genannt werden (4,5,6,7). Nach BIRCHER kamen und gingen viele Epigonen mit anderslautenden Ernährungsempfehlungen und Heilkostformen. Keine derselben bewährte sich in gesundheitlicher, ökonomischer und ökologischer Beziehung auf Dauer, wenn sie wesentlich von den Grundsätzen BIRCHER-BENNERs abwich. Für viele seiner Schüler (HEUPKE, KOLLATH, WINDSTOSSER, ZABEL u. a.) wurde die Originallehre zur Basis ihrer Therapie, auch bei Geschwulsterkrankungen. Als echte Nachfolge und Vertiefung BIRCHERscher Erkenntnis und Empirie darf das von SCHNITZER erarbeitete und propagierte System gelten, das in 17.0. seine Erwähnung findet. Ein wichtiges Ereignis für die Weiterentwicklung der Heilkunde auf der Basis undogmatischer, umfassender Naturbetrachtung war das Wirken von RUDOLF STEINER (1861–1925), dem Begründer der anthroposophischen Lebenslehre und Biologie. Diese zeichnet das Bild des Menschen als Ganzheit und Einheit seiner seelisch-geistig-leiblichen Wesenheiten, integrierter Bestandteil der irdischen und kosmischen Welt (23.0.,23.1.). Mit den medizinischen Nutzanwendungen seiner aus geistiger Schau - und nicht etwa auf experimentellem Weg gewonnenen Erkenntnissen trat STEINER 1920 erstmals vor Ärzte und Medizinstudenten, die sich ratsuchend an ihn gewandt hatten. Es entwickelte sich rasch eine auf anthroposophischen Überlegungen aufgebaute Heilkunde, deren Arzneimittel den drei Naturreichen entstammen und nach bestimmten, an homöopathische und spagyrische Pharmazeutik erinnernden, z. T. aber auch neu konzipierten Verfahren aufgeschlossen und zubereitet werden. Auch hierbei werden grundsätzlich naturgegebene Zusammenhänge und ganzheitliche Wirkungen berücksichtigt. Wie bei HAHNEMANN, BIRCHER-BENNER und anderen frühen Naturheilern steht auch in der anthroposophisch orientierten Heilkunde der kranke Mensch und nicht das kranke Organ im Mittelpunkt des Handelns. Dies galt für STEINER insbesondere bei der Behandlung therapieresistenter Leiden. Außer vielen anderen neuen Präparaten und deren Indikationen offenbarte sich STEINER die Mistel als das typische Schutz- und Heilmittel Krebsgefährdeter und Krebskranker (23.3.). Nach jahrzehntelanger erbitterter Diskriminierung mußte erst in jüngster Vergangenheit dieses Phytotherapeutikum auch von der Lehrmedizin widerstrebend als wirksam anerkannt werden. Um die Mitte der zwanziger Jahre äußerte sich SAUERBRUCH (19,20), damals Leiter der Chirurgischen Universitätsklinik in München, wie folgt: "Alles spricht dafür, daß der Krebs kein örtliches, sondern ein konstitutionelles Leiden ist, Ausdruck einer Allgemeinerkrankung, einer schweren Säfteentmischung (sic!). Jahre- und jahzehntelange Veränderungen im Körper gehen dem Auftreten der Geschwulst voraus. Der örtliche Krebs ist nur das letzte Glied einer langen Entwicklung, entstehend an irgendeinem schwachen oder geschwächten Punkt. Wir werden uns daran gewöhnen müssen, die bösartigen Geschwülste nicht nur als örtliche Prozesse, sondern als Gesamterkrankung mit medizinischen Methoden zu behandeln." LEBSCHE, ein enger Mitarbeiter SAUERBRUCHs an der gleichen Klinik, artikulierte sich gleichsinnig: "Unsere gesamte Auffassung von Karzinomen nähert sich wieder der alten humoralpathologischen Auffassung, nach der das Karzinom eine Allgemeinverkettung mit lokalen Veränderungen ist. Die VIRCHOWsche Meinung, daß die Allgemeinerscheinungen nur sekundäre Folgen des Tumors sein sollen, darf heute mit Recht bezweifelt werden" (12). Es ist ungemein bedauerlich, daß sogar die Stimmen so prominenter Chirurgen damals ungehört und ohne jede Einflußnahme auf die klassische Onkologie verhallten. Aber die Zeit - und nicht nur die Bemühung der "Außenseiter" - arbeitete für die Erkenntnis des ganzheitlichen, "holistischen“ Krebsgeschehens und gegen die lokalistische Einseitigkeit.

1925 reiften die Forschungsergebnisse des Nobelpreisträgers WARBURG (1883–1970) über den krebsspezifischen Umschlag der Zellatmung zur anaeroben, milchsäurebildenden Glykolyse. Als deren Ursache fand SEEGER wenig später eine Schädigung der Sauerstoffkatalysatoren Cytochrom und Cytochromoxidase in der Zellmembran und in den Mitochondrien. Dieser Forscher konnte auch die potentielle Rückverwandlung von Tumorzellen in Normalzellen nachweisen, wenn es gelingt, deren Sauerstoffatmung auf enzymatischem Weg wiederherzustellen. Hierher zählt ferner der von CRABTREE und Mitarbeitern 1929 geführte Nachweis der Beschleunigung malignen Wachstums durch zellgärungsfördernden Blutzuckeranstieg (21.0.), außerdem die Arbeiten von OPITZ, VORLAENDER und JUNG, die sich mit der therapeutischen Auswertung der WARBURGschen Erkenntnisse befaßt haben, sowie die Untersuchungen von KUHLMEY, die eine allen Blutzellen eigene, somit nicht nur auf die Karzinomzellen beschränkte Milchsäuregärung bei Krebskranken und Krebsgefährdeten nebst der Möglichkeit deren therapeutischer Beeinflussung ergeben haben (21.0.). Es folgten weitere für die ganzheitsmedizinische Tumortherapie bedeutsame Daten in den zwanziger und dreißiger Jahren. 1927 begann NIEHANS mit seinen Organzell-Implantationen zur Anregung körpereigener Regenerationsvorgänge. Er legte damit den Grundstein zu einer neuen, von vielen Therapeuten begeistert aufgenommenen und weiterentwickelten Behandlungsmethode, die sich in der Folge auch bei malignen Erkrankungen als immunologisch und reparativ wirksam erweisen sollte (14.1., 14.2.). LUCKE (15), Dermatologe an der Universitätsklinik Berlin, schrieb 1928 (zitiert bei SCHLEGEL): "Der Tumor ist das äußere Zeichen der Krebskrankheit. Durch seine Beseitigung ist die Krankheit nicht zu heilen. Die Krebskrankheit ist eine Stoffwechselkrankheit, die durch unnatürliche Lebensweise der Kulturvölker bedingt ist. Sehr verschiedene auslösende Ursachen können die äußere Veranlassung zum Beginn des Dramas werden. Keine dieser Schädigungen (Parasiten, Trauma, chemische Einwirkung usw.) reicht an sich aus, Krebs zu erzeugen. Dieser ist auch nicht übertragbar oder ansteckend, wenn nicht vorher eine Neigung dazu besteht. Der Kampf richtet sich also gegen die Krebskrankheit und erst in zweiter Linie gegen ihre lokale Ausdrucksform, den Tumor. Das Handeln des Arztes muß das Bestreben haben, den pathologischen Wachstumsvorgängen den Boden zu entziehen, und zwar indem durch die Wiederherstellung des Gleichgewichtes im Inneren die Gesundheit erzielt wird." Diese Erkenntnis, einfach formuliert und vor 6 Jahrzehnten ausgesprochen, könnte stellvertretend für alle noch folgenden Eingeständnisse nachdenklich gewordener Schulmediziner stehen. Ebenfalls 1928 erschien das aufsehenerregende Buch des Wiener Klinikers ASCHNER "Die Krise der Medizin. Konstitutionstherapie als Ausweg“ [1,2,3]. Der Verfasser ruft darin zu einer "grundlegenden Umgestaltung unserer gesamten medizinischen Anschauungsweise im Sinne einer Abkehr von der übertriebenen Solidar- und Lokalpathologie“ auf. In einem eigenen Kapitel über "Antidyskrasische Behandlung bei Karzinom“ heißt es: "Als Hauptregel bei der Behandlung eines Krebskranken wird zu gelten haben, daß man nicht bloß die Geschwulst lokal betrachtet und behandelt, sondern im ganzen Organismus nach vorhandenen Fehlern und Störungen sucht und diese zu behandeln trachtet." - "So einfach, wie die Zellularpathologie sich die Entstehung des Karzinoms vorgestellt hat, nämlich Entartung der Zellen durch embryonale Anlagen oder von außen eingedrungene Krebsparasiten, liegen die Dinge keineswegs. Wie auf allen anderen Gebieten der Krankheitslehre wird auch hier wieder die erneute Berücksichtigung des Säftehaushaltes aus der Sackgasse, in der wir uns jetzt befinden, herausführen, unsere operativen und konservativen Heilungsresultate verbessern und die offenkundigen Widersprüche zwischen unserer heutigen offiziellen Anschauung und der humoralpathologischen Richtung aufzuklären haben." - Nach der

Aufzählung vieler systemisch wirkender Behandlungsmethoden schließt der betreffende Absatz mit den Worten: "Stellt man sich auf den Standpunkt der Säftelehre, dann ist die Zahl der Beeinflussungsmöglichkeiten des Karzinoms auch außerhalb der operativen und Strahlenbehandlung außerordentlich groß. Es ist nicht von Vorteil, wenn die experimentelle Medizin ihren gesonderten Weg geht und über die Heilungsberichte der exotischen Medizin und der Volksheilkunde einfach hinwegsieht. Erst die Zusammenfassung aller Richtungen wird zu einer grundlegenden Revision in der Krebsfrage und - wie ich aus eigenen Erfahrungen gesehen habe auch zu einer Verbesserung der konservativen und operativen Erfolge führen." Der Danziger Chirurg LIEK (1879–1935) trat 1932 mit dem Buch "Krebsverbreitung, Krebsbekämpfung, Krebsverhütung“ an die Öffentlichkeit, dem er 1934 eine Antwort an seine Kritiker mit dem Titel "Der Kampf gegen den Krebs" folgen ließ [13,14]. Gestützt auf jahrzehntelange Erfahrung am Krankenbett vollzog sich in LIEK ein Gesinnungswandel. Er schrieb: "Alles spricht dafür, daß der Krebs kein örtliches, sondern ein konstitutionelles Leiden ist. Jahreund jahrzehntelange Veränderungen gehen voraus. Der örtliche Krebs ist schließlich nur das letzte Glied einer langen Entwicklung" (wörtliche Ausdrucksweise wie SAUERBRUCH! Siehe oben). Der gleiche Autor an anderer Stelle: "Da wir den Krebs als konstitutionelles Leiden erkannt haben, muß der Arzt gerade beim Krebs den ganzen Menschen behandeln". Es ist dies die gleiche Forderung, die von der "Außenseitermedizin" noch heute, 50 Jahre später, immer wieder und vorwiegend vergeblich erhoben wird. BRAUCHLE, damaliger Inhaber des Lehrstuhls für Naturheilkunde in Berlin, schrieb 1933 in seinem „Handbuch der Naturheilkunde“ (81): "Der Krebs wird zwar als örtliche Gewebswucherung zuerst bemerkbar, diese ist aber nur sichtbarer Ausdruck einer seit längerer Zeit bestehenden Störung des gesamten Stoffwechsels, die Folge einer Zurückhaltung von Stoffwechselschlacken in den Geweben, einer Überschwemmung des Organismus mit Darmgiften und anderen Schädlichkeiten. Der Krebs ist also niemals ein örtliches, sondern immer ein allgemeines Leiden. Örtliche Entfernung einer Krebsgeschwulst bedeutet deshalb in keinem Fall Behebung der allgemeinen Krebsbereitschaft. Beschränkt sich der Arzt auf die operative Herausnahme einer Krebsgeschwulst, versäumt aber die Umstellung des Stoffwechsels durch völlige Änderung der Lebensweise, so hat er seine Aufgabe nur zur Hälfte gelöst. Eine Bereitschaft des Körpers, an der Operationsstelle oder an anderen Orten neue Krebse zu bilden, bleibt weiterhin bestehen“. 1952 berichtete die dänische Ärztin KIRSTINE NOLFI in einer kleinen Broschüre [17] über ihren eigenen exemplarischen Krankheitsverlauf. Sie brachte einen histologisch nachgewiesenen Brustkrebs operationslos allein durch eine über Jahre beibehaltene streng vegetabile, rohkostreiche Ernährung (16.0. bis 16.2.) zum Verschwinden. Ein kurzer Versuch, zur bürgerlichen Ernährung zurückzukehren, löste alsbald ein Rezidiv des Tumors aus. Dieses bildete sich unter erneut und fortan konsequent durchgeführter Roh- und Vollwertkost endgültig zurück. Frau NOLFI starb 1957 im Alter von 76 Jahren, bis in ihre letzten Tage als Kinderärztin und als Lebensberaterin in stets freundlicher Weise tätig. Ihr Kurheim "Humlegarden" in Humlebaek (Dänemark) wird noch heute im Sinne seiner Gründerin von einem kompetenten Arzt geleitet. Ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Ganzheitstherapie, bedeutsam auch für die Krebsheilkunde, war die von dem Schweizer Arzt WEHRLI entwickelte und 1957 bekanntgegebene „Hämatogene Oxydationstherapie“ (21.0., 21.1.). Sie wird heute - vorteilhafter - als „Photobiologische Eigenblutbehandlung“ bezeichnet. Infolge ihrer Effizienz bei vielen, z. T. auch therapieresistenten Krankheiten fand sie rasch viele Anhänger, wurde in der Folge bis heute vielfach verbessert und in der Anwendungsweise variiert. Prinzipiell handelt es sich dabei um die ReInjektion oder Re-Infusion von mit Sauerstoff (oder Ozon) angereichertem und/oder durch UV-

Bestrahlung "aktiviertem" Eigenblut in kleineren oder größeren Mengen. Es erfolgt dadurch eine Verbesserung der Sauerstoffversorgung und Zellatmung in dysoxibiotischen Gewebsbereichen und damit verbundener Abbau intermediär angehäufter saurer Stoffwechselprodukte. Als ISSELS und ZABEL in den frühen fünfziger Jahren ihre neue Auffassung des Krebsgeschehens bereits klar formuliert und an ihren Patienten praktiziert hatten, waren solche Gedankengänge den Onkologen weltweit so gut wie unbekannt. Da und dort dämmerte jedoch in den Gehirnen einzelner Krebstherapeuten die Unzufriedenheit mit den erzielten Erfolgen und das dumpfe Verlangen nach einem besseren Behandlungskonzept. Es war W. DICK [19], damals Leiter der Chirurgischen Universitätsklinik in Tübingen, der seine Gedanken so ausdrückte:“ Es läßt die Tatsache, daß der Operierte an einem Karzinom erkranken konnte, eine innere Bereitschaft zur Bildung eines malignen Tumors vermuten. Diese wird durch den chirurgischen Eingriff kaum beseitigt. Eine Nachsorge im Sinne einer Bekämpfung der Geschwulstdisposition ist daher angezeigt. Außerdem weiß jeder Chirurg, daß bei vielen Operationen, bei denen er meint, die Geschwulst gänzlich ausgeschnitten zu haben, doch Krebsreste zurückbleiben. Denn die Grenzen der Geschwulstausbreitung lassen sich bei der Operation leider nicht sicher erkennen. Deshalb ist die Bezeichnung ‚Radikaloperation' oft irreführend". Der gleiche Autor schreibt an anderer Stelle: "Bei Krebsoperationen müssen wir manchmal erleben, daß einem Ausrottungsversuch mit dem Messer eine wilde Metastasierung folgt, so daß man sich des Eindruckes nicht erwehren kann, durch die Operation selbst Anlaß zu einer Streuung gegeben zu haben". Diese Aussage ist eine Vorwegnahme der KROKOWSKIschen Feststellungen (8.0). Unter Bezugnahme auf Spätrezidive und Spätmetastasen lesen wir bei DICK des weiteren: "Sie zeigen uns, daß der Betreffende trotz Operation Krebsträger geblieben ist". Ebenfalls bei DICK finden wir - gewissermaßen als Vorstufe der von den "alternativen" Tumortherapeuten heute geforderten Ganzheitsbehandlung - wiederholt Hinweise auf die Notwendigkeit allgemein stabilisierender Maßnahmen: "Die Nachsorge (oder nachgehende Fürsorge) für unsere Krebskranken nach Abschluß einer operativen Behandlung läßt noch viele Wünsche offen, obwohl diese Kranken einer solchen dringend bedürfen. Es will uns scheinen, als könnten durch eine gewissenhafte Nachsorge die leider noch recht unbefriedigenden Behandlungserfolge verbessert werden. Vielleicht könnte sogar der eine oder andere Patient vor dem traurigen Schicksal eines Krebsrückfalles bewahrt werden. Selbst wenn es uns nur gelänge, eine längerdauernde Beschwerde- und Rezidivfreiheit zu erreichen, so wäre auch das schon ein beachtlicher Gewinn". "Allerdings ist es häufig so, daß Ärzte und Chirurgen nach Abschluß der Wundheilung nach einer Krebsoperation mit dem Kranken nicht mehr viel anzufangen wissen. Manchmal ist das Interesse mit der Operation erloschen, und der Kranke wird sich selbst überlassen". An anderer Stelle:“ Wir wissen nie, ob unser operativer Eingriff auch wirklich alles Krebsgewebe eliminiert hat. Wir müssen daher in jedem Fall, auch wenn die Verhältnisse bei der Operation noch so günstig zu liegen scheinen, mit dem Zurückbleiben von Krebsgewebe rechnen und daher alle Operierten in unsere Nachsorge einschließen, weil wir keine Auswahl nach radikal zu operierenden treffen können. Bei den Kranken, die trotz Operation Krebsträger geblieben sind, haben die nachsorgenden Maßnahmen den Charakter einer zusätzlichen Krebstherapie, bei den durch den Eingriff von ihrem Krebs wirklich Befreiten hingegen den Charakter einer reinen Krebsprophylaxe.“ Abschließend bemerkt DICK: "Zweck meiner Ausführungen war, mich selbst und meine engeren Fachkollegen daran zu erinnern, daß mit der abgeschlossenen Krebsoperation die Behandlung noch lange nicht abgeschlossen ist, daß vielmehr eine Zusammenarbeit mit dem Strahlentherapeuten und dem praktischen Arzt erforderlich ist, um das Beste aus dem bisher Möglichen für unsere Kranken herauszuholen. Es wäre aber unrealistisch, wenn wir uns nun von einer intensiven postoperativen Betreuung unserer an Krebs operierten Patienten eine umwälzende Verbesserung der Behandlungserfolge versprechen würden; der Kampf geht heute nicht um Prozente, sondern um Bruchteile von Prozenten. Wenn es jedem von uns gelänge, in seinem langen Chirurgenleben auch nur einen Krebsrückfall zu verhüten oder bei einem anderen das eingetretene

Rezidiv zu beseitigen, bei wenigen den Eintritt des Rezidivs hinauszuschieben, bei einigen die Überlebenszeit zu verlängern und bei etlichen Unheilbaren palliative Hilfe, Linderung von Schmerz und seelischer Not durch unsere nachsorgende Betreuung gebracht zu haben, dann hätte sich die aufgewendete Mühe gelohnt!" Soweit DICK. Im gleichen Jahr 1958 nimmt SCHMERMUND, ehemals Leiter der Universitäts-Frauenklinik Hamburg-Eppendorf, ebenfalls Stellung zu Krebs als ganzheitlicher Erkrankung mit folgender Äußerung [62] :"Die Beobachtung, daß eine verhältnismäßig große Anzahl der Karzinome schließlich klinisch dennoch ausheilen, läßt den Schluß zu, daß es dem Organismus im Laufe der Ausheilungsvorgänge gelingt, mit den verbliebenen Karzinomzellen fertig zu werden. Diese reparatorische Leistung betrifft sowohl den Gesamtorganismus als auch das Gewebe in der Geschwulstumgebung. Die Nachbehandlung der Karzinomkranken in dieser Regenerationsphase bedeutet damit gerade nach Durchführung der auf die Ausschaltung des Geschwulstprozesses gerichteten eingreifenden Maßnahmen eine ganz besondere ärztliche Aufgabe. Wie wir heute auf Grund der allgemeinen Erfahrungen mit Sicherheit sagen können, ist eine sorgfältige Nachbehandlung operierter oder bestrahlter Patienten nahezu ebenso wichtig wie die Behandlung des Geschwulstprozesses selbst. Nach den allgemeinen klinischen Erfahrungen steht die Kräftigung des Allgemeinzustandes des durch das Karzinom und durch die Noxe der Behandlung geschwächten Organismus bei der Nachbehandlung im Vordergrund. Wie die Erfahrung immer wieder zeigt, nehmen die Erholungs- und Ausheilungsvorgänge Wochen und Monate in Anspruch". An anderer Stelle:„Bei der Behandlung bösartiger Geschwulstleiden muss einmal versucht werden, die Geschwulst selbst zu bekämpfen, zum anderen soll angestrebt werden, eigene Abwehrkräfte des Körpers gegen das Geschwulstgeschehen zu stützen oder zu mobilisieren. Zu allen Zeiten ist auf die Bedeutung einer solchen Zusatztherapie hingewiesen worden (vgl. Bauer, Herberger u. a.). Der Wert einer Zusatztherapie ist allgemein anerkannt, obwohl ihre, die körpereigenen Abwehrkräfte stützenden oder steigernden Effekte nicht immer wissenschaftlich exakt zu definieren sind". Soweit die einschlägigen Bemerkungen der erwähnten Onkologen, entnommen einer Gemeinschaftsarbeit aus der Medizinischen Klinik II der Städtischen Krankenanstalten Nürnberg. 1968 schrieb KARRER, damals Leiter des Instituts für Krebsforschung der Universität Wien [36]: "Auch der radikal operierte Patient ist weiterhin unbedingt als Tumorträger aufzufassen und dementsprechend zu behandeln. Wenn von den heutigen Medikamenten kaum zu erwarten ist, daß mit ihnen eine völlige Zerstörung aller soliden Tumorzellherde im Sinne einer "Therapia magna sterilisans" zu erreichen ist, müssen wir folgerichtig eine Langzeittherapie ins Auge fassen. Geht man von der Annahme aus, daß eine Operation oder eine Strahlentherapie Patienten mit Tumoren nur in einem relativ kleinen Prozentsatz von ihrem Tumorleiden wirklich befreien kann, so bleibt für den überwiegend großen Rest der Befallenen die Notwendigkeit einer ständigen ärztlichen Betreuung und entsprechenden Behandlung des derzeit nicht völlig heilbaren Leidens. Es käme danach vor allem darauf an, durch optimale Therapie das Leben des Patienten mit seinem Tumorleiden möglichst erträglich zu gestalten und das Ende so weit wie möglich hinauszuschieben". An anderer Stelle: „Von dieser Unterstützung hängt es ab, mit welcher Geduld die Patienten zu einer langdauernden Behandlung bereit sind. Solange der Patient anscheinend völlig gesund ist und die seinerzeitige Tumoroperation überstanden hat, wird die Bereitschaft zu einer solchen Behandlung nur auf das Vertrauen zum Arzt gestützt sein. Die Überzeugungskraft des Arztes wird aber wesentlich davon bestimmt, wie weit dieser selbst von der Zweckmäßigkeit seines Vorgehens überzeugt ist. Dieser Umstand hängt aber nicht nur vom Studiengang und der klinischen Ausbildung, sondern auch vom Grad der ärztlichen Fortbildung ab. Soweit KARRER.

Aus einem 1970 gehaltenen Vortrag von SCHMÄHL, Deutsches Krebsforschungszentrum in Heidelberg [61]. „Die Operation und die Bestrahlung stellen ihrem Wesen nach lokale oder höchstens regionale Eingriffe dar, die wohl den Primärtumor beeinflussen können, aber nicht die Metastasen“. Bei gleicher Gelegenheit: "Die hier vorgetragenen Befunde weisen darauf hin, daß es ein Abwehrvermögen des Körpers gegen Krebs geben muß, dessen Zusammenbruch möglicherweise erst die Voraussetzung zur Entwicklung der Geschwulst schafft". Des weiteren: "Die vorgetragenen Befunde haben übereinstimmend mit den Erfahrungen der Klinik, der Pathologie und dem Experiment gezeigt, daß es ein Abwehrvermögen des Körpers gegen Krebszellen geben muß. Diese Abwehrfunktionen können sowohl als eine Leistung des gesamten Organismus gedeutet werden, als auch einen organtypischen Charakter tragen. Wenn wir auch den Begriffen wie Abwehrkräfte des Körpers oder Milieubedingungen noch keine substantiell fassbaren Korrelate zuordnen oder gar sie lenken können, so wissen wir doch heute vor allem aus den experimentellen Erfahrungen, daß diese Dinge existent sind und beim Krebs- und Metastasenwachstum eine wichtige Rolle spielen“. An anderer Stelle: "Denn der beste Arzt und Therapeut ist auch heute noch derjenige, der es versteht, die natürlichen Abwehrreaktionen des Körpers gegen eine Krankheit zu erkennen und sie durch therapeutische Eingriffe zu unterstützen oder nachzuahmen. Solange uns aber ein wissenschaftliches Verstehen der erkennbaren Phänomene und der Bedingungen des Krebswachstums fehlt, so lange müssen wir uns mit den heute gebräuchlichen, relativ groben therapeutischen Maßnahmen vertraut machen, diese weiter studieren, vervollkommnen und verbessern um den Patienten helfen zu können!'. Soweit SCHMÄHL. HÖHNE [29] schreibt 1972.: "Eine große Zahl von Hilfsmethoden stellt - in geeigneter Kombination - einen Hauptpfeiler der heute weit verbreiteten nachgehenden Krebskrankenfürsorge in Form einer sog. Zusatztherapie oder Ergänzungsbehandlung dar. Diese Maßnahmen kommen schon während der eigentlichen Krebsbehandlung zur Anwendung und werden posttherapeutisch konsequent über viele Monate, gelegentlich bis zu einigen Jahren weitergeführt. Bei allen Krebserkrankungen der Frau hat eine derartige Metaphylaxe eine erhebliche Ausweitung erfahren, und sie wird von Kirchhoff und vielen anderen Gynäkologen mit Recht als eine dritte Waffe im Kampf gegen den Krebs bezeichnet. Solche Maßnahmen haben ihre prinzipielle Berechtigung in der nicht zu leugnenden ärztlichen Erfahrung, dass das Schicksal eines Krebskranken keinesfalls immer nach Abschluß der operativen oder Strahlenbehandlung entschieden sein muß, sondern offensichtlich in einem gewissen, wenn auch nicht zahlenmäßig belegbaren Ausmaß von günstigen inneren und äußeren Bedingungen und manchen bekannten oder unbekannten Faktoren mitbestimmt wird. Schnelle und voreilige Resignation des Arztes angesichts einer möglicherweise ungünstigen Prognose einer Krebserkrankung wäre andererseits das Schlechteste, was gegen den Krebs unternommen werden kann." Soweit HÖHNE. GRUNDMANN, vormals Leiter des Pathologischen Instituts der Universität Münster und Nachfolger des für ganzheitsmedizinische Aspekte sehr aufgeschlossenen SIEGMUND, hob gelegentlich des Internistenkongresses 1973 in Wiesbaden hervor, "daß das Schicksal der Krebskranken - unabhängig von der Effizienz vorausgehender operativer oder radiologischer Maßnahmen - vorwiegend von der zwischen der körpereigenen Resistenz und der Virulenz des Tumors sich abspielenden Bilanz abhinge. Dieser Autor war auch an 5.2 beteiligt. Zum Abschluß des Deutschen Krebskongresses 1986 in München stellte GEORGI, damals Generalsekretär dieser größten Veranstaltung der deutschen Onkologen, fest: "Das Krebsproblem ist nicht zu lösen". Und es sagte GALLMEIER, Vorstand der 5.Medizinischen Klinik und des Instituts für medizinische Onkologie in Nürnberg: "Wir sind nicht zum Heilen berufen, wir haben nicht die Verpflichtung zum Heilen. Unsere Verpflichtung ist es vielmehr, dem Krebskranken als Begleiter auf seinem

Schicksalsweg alles, was heute menschenmöglich ist, zukommen zu lassen, alles an technischer Medizin, an medikamentöser Behandlung, an psychischer Betreuung". G.A.NAGEL, damals Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft, kennzeichnete in einem 1987 veröffentlichten, aufsehenerregenden Spiegel-Gespräch die Problematik der aktuellen Krebstherapie mit den Worten "Wir müssen lernen, mit dem Versagen umzugehen" [48]. Siehe auch 4.1 und 5.5. 1962 ist bei BARTELHEIMER, MAURER und Mitarbeitern [9] zu lesen: "Eine Geschwulstbehandlung endet nicht mit der operativen Entfernung einer Geschwulst oder deren Bestrahlung bzw. kombinierten Behandlung, sondern sie erfordert auch eine sehr gründliche Nachsorge. Hierunter verstehen wir nicht allein die in regelmäßigen Abständen vorzunehmenden Kontrolluntersuchungen, sondern auch die Fürsorge für den behandelten Patienten. Die Führung des Krebskranken muß in enger Fühlungnahme zwischen dem Hausarzt und dem ihn beratenden Arzt, der die entscheidende Therapie durchgeführt hat, stattfinden". Die gleichen Autoren an anderer Stelle: "Nachuntersuchungen behandelter Genitalkarzinome sollen gleichzeitig Voruntersuchungen hinsichtlich anderer maligner Tumore sein". - Auf das Thema der Zweit- und Mehrfachtumore wird in 7.0 näher eingegangen. HOLDER, MEYTHALER und DU MESNIL DE ROCHEMONT berichten in ihrer Gemeinschaftsarbeit [31] 1966 Folgendes: "Durch die sinnvolle Ausschöpfung aller therapeutischen Möglichkeiten läßt sich in vielen Fällen der Krebstod verhindern, bei manchen anderen Kranken um Monate und sogar Jahre hinausschieben, ein Erfolg, der bei manchen anderen, viel weniger als schicksalhaft empfundenen Leiden, wie Herz- und Gefäßerkrankungen, nicht mit gleicher Konsequenz zu erzielen ist." An anderer Stelle: „Den Abwehrkräften des Körpers kommt bei der endgültigen Vernichtung der geschädigten, aber nicht zerstörten Krebszellen eine wesentliche Bedeutung zu. Wir halten deshalb die Allgemeinbehandlung des Krebskranken mit dem Ziel, diese Abwehrkräfte zu stärken, für außerordentlich wichtig und möchten der immer noch nicht ausgerotteten Auffassung, mit der Operation und der Bestrahlung sei der Tumor überwunden und der Organismus brauche nur noch die dabei gesetzten Schädigungen zu reparieren, energisch widersprechen. Man muss sich immer wieder vergegenwärtigen, daß trotz zureichender Behandlung lebensfähige Krebszellen im Körper zurückbleiben, denn die operative Behandlung ist nicht in der Lage, die weitere Umgebung des Tumors und die Metastasenbahnen restlos zu säubern. Deshalb ist die Nachbehandlung ebenso wichtig wie die Operations- und Bestrahlungsmaßnahmen, denn sie dient dazu, dem Körper die notwendigen Abwehrkräfte zurückzugeben, die ihm durch die Tumorerkrankung genommen waren.

5.4 Der von WERNER ZABEL veranstaltete und moderierte "Berchtesgadener Kurs" 1952 – ein Paukenschlag ohne Nachhall „Nur der Mensch, der wirklich weiß, was Menschsein heißt, nämlich Werkzeug eines höheren Seins, ist imstande, die Frage "Macht - und wozu?" richtig zu beantworten und im Alltag danach zu leben." Prof.Dr.med.WERNER ZABEL (1894–1978) Einen Schwerpunkt von großer Bedeutung in dieser Vielfalt von Bemühungen um eine verbesserte Tumortherapie setzte das historische Ereignis des 1952 von ZABEL (1894–1978) organisierten und geleiteten Kurses mit dem Thema "Ganzheitsbehandlung der Geschwulsterkrankungen“ in Berchtesgaden. Den Anstoß dazu gab kurioserweise die Arbeitsgemeinschaft der westdeutschen Ärztekammern (eine provisorische Institution der Militärregierung) unter ihrem damaligen Präsidenten NEUFFER. Der Persönlichkeit ZABELs war es zu verdanken, daß an dieser Veranstaltung nicht nur Ärzte mit Erfahrung in nichtkonventionellen Therapieformen teilnahmen, sondern auch zahlreiche Vertreter der orthodoxen Klinik und Hochschulmedizin wie ALBERS, AULER, K.H.BAUER, ENGLMANN, FELIX, GERSON, HINSBERG, LAMPERT, LETTRE, PISCHINGER, SCHRÖDER, SIEGMUND u. a. Der Tagung lag folgende Fragestellung zugrunde: „Ist der Tumor eine örtliche Erkrankung oder ist er Symptom einer Allgemeinerkrankung?“ ZABEL selbst sagte in der Eröffnungsrede: "Ich glaube mich keiner Übertreibung schuldig zu machen, wenn ich daran erinnere, daß der Krebskranke nach seiner Operation oder Bestrahlung im wesentlichen so betreut wird, daß man darauf achtet, ob und wann ein Rückfall eintritt. Wir sind selbstverständlich der Meinung, daß eine Operation, wo immer sie möglich ist, durchgeführt werden muß. Aber ebenso sind wir der Meinung, daß der chirurgische Eingriff allein nicht ausreicht, um einen Krebskranken zu betreuen". Der Pathologe SIEGMUND äußerte sich damals in seinem Vortrag folgendermaßen: "Die Geschwulstzelle, die sich anschickt, formlos und autonom zu proliferieren, hat immer einen lebenden Partner: Den ganzen Organismus des Kranken. Es ist beschämend, hier eingestehen zu müssen, daß sich die zünftige Pathologie mit jener Gegenregulation des Organismus gegen die sich ausbreitende bösartige Geschwulst so gut wie gar nicht beschäftigt hat". Des weiteren: "Die Krebstherapie ist eine Frage der Abwehrleistung des Gesamtorganismus gegen von außen oder innen herantretende Schäden, gleichgültig, ob es sich um bakterielle Infektionen oder um die Abwehr gegenüber der Krebszelle handelt". Ausnahmslos aus sämtlichen Vorträgen und Diskussionen resultierte damals die Ablehnung der einseitig lokalistischen Auffassung des Krebsgeschehens sowie die Forderung, daß dem ganzheitlichen Programm der Krebstherapie künftig verstärkt Beachtung geschenkt werden müsse. Eine Orientierung der Forschung und Klinik in dieser Richtung habe neben der Chirurgie und Strahlenheilkunde als „dritte Waffe“ - die Chemotherapie war damals noch nicht bekannt - durchaus ihre Berechtigung. Konkret wurde auch gesprochen über Maßnahmen und Medikamente, die sich in

der ZABELschen Klinik damals bereits seit 1934, in der ISSELschen Klinik seit 1951 bei kurablen und inkurablen Krebspatienten palliativ oder therapeutisch bewährt hatten. Sie fanden in der Folge eine rasch wachsende Zahl in dieser Weise praktizierender Anhänger. Eine ausführliche, von ZABEL selbst redigierte Berichterstattung erschien 1953. Es mangelte nicht an Interesse und Anerkennung für die vorgetragenen Auffassungen und Erfahrungen. Veranstalter und Teilnehmer dieses historischen Kurses gingen in der Absicht auseinander, am Brückenbau zwischen Lehrmedizin und Ganzheitsmedizin weiterzubauen. NEUFFER selbst äußerte den Wunsch, "daß die Kurse in Berchtesgaden in diesem Geist fortfahren und dem Ganzheitsbestreben der Medizin weiter dienen möchten". Jedoch, dem Treffen folgte auf offizieller Ebene kein zweites dieser Art. Die Arbeitsgemeinschaft der Westdeutschen Ärztekammern löste sich als Interimsangelegenheit auf, und die neuen Landesärztekammern sahen keine Notwendigkeit einer grenzerweiternden ärztlichen Fortbildung. Die konventionelle Tumortherapie entwickelte sich in den folgenden Jahren weiterhin wieder streng lokalistisch in ihren chirurgischen, radiologischen und alsbald dann auch chemotherapeutischen Grenzen. Die in Berchtesgaden noch an den Tag gelegte wohlwollende Aufgeschlossenheit für eine über das Zellgeschehen hinausgehende, systemische Auffassung und Behandlung der Geschwulsterkrankungen wich einer zunehmend heftiger werdenden Ablehnung und Bekämpfung aller nicht linientreuen Konzepte. Wieder blieb es den "Außenseitern" vorbehalten, nichtkonventionelles Erfahrungsgut zu praktizieren und weiterzuentwickeln. Auch ZABEL arbeitete fortan in seiner Klinik, ohne sich auf Diskussionen einzulassen oder mit neuen Veranstaltungen an die Öffentlichkeit zu treten. Die Bewegung unter den für eine neue Heilkunde aufgeschlossenen Therapeuten war aber nicht mehr aufzuhalten. Es bildeten sich hochschulunabhängige Arbeitskreise und Gesellschaften mit eigenen Tagungen, Kongressen und Zeitschriften, die das Interesse, den Zusammenhalt und die therapeutische Aktivität förderten und gegen allen akademischen Widerstand immer mehr Aufgeschlossenheit bei Ärzten und Zahnärzten fanden.

ZABELs sämtliche Veröffentlichungen in chronologischer Reihenfolge 1. Grenzerweiterung der Schulmedizin. Hippokrates-Verlag, Stuttgart 1934 2. Die Wandlung der natürlichen Lebensbedingungen im letzten Jahrhundert. Müllersche Verlagsbuchhandlung, Dresden 1938 3. ZABEL, W., SCHLENZ, M.: Die Schlenzkur. Hippokrates-Verlag, Stuttgart 1944 Schriftenreihe für Ganzheitsmedizin, herausgegeben im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der Westdeutschen Ärztekammern von WERNER ZABEL, Verlage wie angegeben: 4. Das Fasten. Band 3, Hippokrates-Verlag, Stuttgart 1950 5. Die humoral wirksamen Verfahren der alten Ärzte. Band 5, Ärzte-Verlag, Gießen 1950 6. Die Erzeugung eines gesteuerten Fiebers (Schlenzbad). Band 7, Ärzte-Verlag, Gießen 1950

7. ZABEL, W., VOSS, O.: Grundsätzliches zu den Herderkrankungen und zur Gemeinschaftsarbeit bei der Herdbereinigung. Band 10, Ärzte-Verlag, Gießen 1950 8. GROTE, L., BIRCHER, M.E., FREY, Chr., ZABEL, W.: Therapie der Herderkrankungen. Band 12, Ärzte-Verlag, Gießen 1950 9. Sammelreferat über den Fortbildungskurs 1952 mit dem Thema "Ganzheitsbehandlung der Geschwulsterkrankungen“. Band 13, Hippokrates-Verlag, Stuttgart 1953 10. Welche neuen Richtlinien ergeben sich für die Dosierung der Röntgenstrahlen bei gleichzeitiger zusätzlicher Behandlung der Geschwulsterkrankungen? Hippokrates-Verlag, Stuttgart 1953 11. Ernährung und Krebs. Schriftenreihe des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren, Band 5, Med.Lit. Verlag, Hamburg 1959 12. Ganzheitsbehandlung der Geschwulstkrankheiten. Hippokrates 22/1960 13. Hilfe für Krebskranke durch Hebung der Abwehrkraft. Gutachtliche Äußerung im Issels-Prozeß. Wendepunkt 1960 14. Körpereigene Abwehr gegen Krebs? Gutachrliche Äußerung im Issels-Prozeß. Schriftenreihe des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren, Med.Lit. Verlag, Uelzen 1964 15. Die interne Krebstherapie und die Ernährung des Krebskranken. Bircher-Benner Verlag, Bad Homburg 1968, 9. Auflage 198 16. Die zusätzliche Therapie der Geschwulsterkrankungen. Karl F. Haug Verlag, Heidelberg 1970 17. Malariatherapie beim Karzinom. Die Technik der Malariablut Konservierung. Eden-Stiftung, Bad Soden 1970 18. Kleinstdosenbestrahlung in der Therapie der Geschwulsterkrankungen. 19. Posthum an Hand unveröffentlichter Erfahrungsnotizen herausgegeben von der Eden-Stiftung 1980

5.5 JOSEF MARIA LEONHARD ISSELS, Protagonist der pluralistisch-komplementären Krebstherapie von heute, Initiator der komplementären Ganzheitstherapie Krebskranker von heute – Der gegen ihn inszenierte Jahrhundertprozeß Das ZABELsche Gutachten und der SMITHERS-Report "Das eigentliche und verhängnisvollste Problem des Krebsgeschehens ist die ärztliche Resignation gegenüber den als "unheilbar" erklärten Kranken." JUPP ISSELS (1907–1998), Initiator und Protagonist eines ganzheitlichen Konzepts erfolgreicher klinischer Behandlung Krebskranker.

Die neue Dimension ZABEL und ISSELS gaben der ganzheitsmedizinischen Onkologie um die Jahrhundertmitte ihr neues Fundament und ihre künftige Richtung. Es liegt nahe, von einer Krebstherapie vor und nach dem Wirken dieser beiden Pioniere zu sprechen, denn ab dieser Zeit manifestierte sich die Anerkennung systemischer Faktoren beim Krebsgeschehen immer deutlicher, auch in der Mentalität bis dahin lokalpathologisch orientierter Praktiker und Kliniker. Die neu gewonnene Einsicht läßt sich folgendermaßen zusammenfassen: 1. Krebs entsteht nicht aus heiterem Himmel. Er hat stets ein aus verschiedenartigen Kausalfaktoren resultierendes Vorstadium, die Präkanzerose. Sie spielt sich - meist symptomlos - im mesenchymalen Bereich ab (8.0., 14.0., 14.1.) und ist mit dem schrittweisen Verlust kybernetischer Regulations- und Repairvorgänge verbunden. Früher nannte man diesen Zustand "Dyskrasie" und behandelte ihn auf humoral-konstitutionstherapeutische Weise. Heute stehen uns in den bioelektronischen und regulationsdynamischen Meßmethoden empfindliche diagnostische Möglichkeiten, in den individuell dosierbaren ganzheitstherapeutischen Behandlungsformen ein großes Potential systemisch wirksamer Heilfaktoren zur Verfügung. 2. Werden diese präventiven Maßnahmen unterlassen, so kommt es zu einem bestimmten Zeitpunkt und nach psychosomatischer Gesetzmäßigkeit zur lokalen Imprägnation und Zellmutation. 3. Hat der nun entstehende Tumor erst seine diagnostizierbare Größe erreicht, so sind mindestens 30 Zellteilungen (= 900 Zellen) vorausgegangen. Meist haben sich dann auch bereits an verschiedenen Körperstellen Mikro- oder Makrometastasen gebildet, die klinisch oft gar nicht erfaßt werden. Der Wirtsorganismus ist, wenn er nun die „sanfte“ biologische Behandlung erfährt, durchaus fähig, dem Geschwulstgeschehen Einhalt zu gebieten und mindestens einen Teil der malignen Zellen zur Rückbildung zu bringen. Voraussetzung dazu ist, daß alle an der Entstehung des Krebsmilieus beteiligten Kausalfaktoren ausgeschaltet und keine neuen Schäden hinzugefügt werden. Dies schließt nicht aus, den Tumor zum richtigen Zeitpunkt auf welche Weise auch immer so gründlich wie möglich zu entfernen. Es muß also immer eine sehr sorgfältige Abwägung zwischen Nutzen und Schaden der aggressiven Therapie stattfinden. Dem Chirurgen und Röntgenologen ist unter diesen Umständen die bisher beanspruchte Priorität und Exklusivität des Vorgehens bei Krebs abzuerkennen.

4. Die von der etablierten Onkologie erträumten Ziele einer „Früherkennung“, "Frühoperation", "Radikaloparation“, sind aus den angegebenen Gründen Utopien. Jeder in dieser Absicht operierte Krebspatient bleibt ein Risikopatient, weil ihm zwar - brüsk und unvorbereitet - bestenfalls der Tumor als "Krankheitsprodukt", nicht jedoch die "Krankheit" abgenommen wurde. Der psychische Schock, das Trauma der Diagnostik, der verstümmelnde Eingriff, der Klinikaufenthalt und die Isolation, all das sind zusätzliche Schadensfaktoren, die eine rasche Normalisierung der psychosomatischen Entgleisung "Krebs" erschweren. Die möglichst schon präklinische, spätestens mit den konventionellen Maßnahmen parallel laufende Ganzheits- und Langzeittherapie ist deshalb für jeden Krebskranken kategorisch zu fordern. Der Unzufriedenheit, und Ratlosigkeit, aber auch der Bekehrung namhafter Vertreter der orthodoxen Onkologie wird im folgenden Abschnitt durch authentische Äußerungen Ausdruck gegeben.

Der ISSELS-Prozeß und das ZABELsche Gutachten Im Jahr 1960 strengte die Bayerische Ärztekammer unter SEVERING gegen ISSELS den berüchtigten Prozeß an. Wer damals als Zeuge oder Zuschauer an den Verhandlungen teilgenommen hat, dem bleibt der Eindruck unvergesslich, daß da von einem Gericht, das total überfordert und gänzlich abhängig war von den Aussagen der Sachverständigen, nicht etwa über eine Person, sondern über eine mit Erfolgen belegbare therapeutische Überzeugung und unerwünschte Entwicklung geurteilt werden sollte. Es trat viel Heimtücke und kollegiale Impertinenz zutage. Äußerte sich doch sogar Mildred SCHEEL, Gründerin der DEUTSCHEN KREBSHILFE, gelegentlich eines Gespräches mit Repräsentanten der Patienten-Selbsthilfegruppe KREBSLIGA SAARLAND etwas voreilig: "Ich bin stolz, zu denen zu gehören, die Issels kaputt gemacht haben". In verschiedenen Büchern sind all die während dieses Prozesses und bei anderen Gelegenheiten zutage getretenen Infamien und Intrigen bis heute unwiderrufen dokumentiert (1,2,4). Das Verfahren endete nach vierjähriger Dauer und Passage sämtlicher Instanzen mit dem Freispruch von ISSELS in allen Punkten der Anklage, die sich von "Betrug" bis "fahrlässige Tötung" erstreckt hatten. Es war ein Sieg der Vernunft über den Dogmatismus, ein Sieg der Ganzheitsmedizin und eine Niederlage ihrer engstirnigen Gegner. Die Verhandlungen nahmen gelegentlich den Charakter medizinischer Vorlesungen an. Die neue, holistische Auffassung des Krebsgeschehens und seiner Behandlung wurde nicht nur forensisch, sondern in der an dem Prozeß lebhaft teilnehmenden Öffentlichkeit bekannt und rehabilitiert, was von den Anklägern und ihrer Lobby alles andere als beabsichtigt war. Entscheidenden Anteil am Positiven Ausgang des Prozesses hatte ein berühmt gewordenes Gutachten von ZABEL, das vom Gericht höher bewertet wurde als mehrere anderslautende Stellungnahmen orthodoxer Sachverständiger, u. a. von K.H.BAUER. Ihrer grundsätzlichen Bedeutung wegen sei diese „Gutachtliche Äußerung“ - seit ZABELs Tod noch nicht wieder veröffentlicht (10) - hier in ihrem vollen Wortlaut wiedergegeben. ________________________________________________________________________________

WERNER ZABEL

GUTACHTLICHE ÄUSSERUNG IM ISSELS-PROZESS Nach dem mir zugegangenen Auftrag als Sachverständiger soll ich mich über die Methoden äußern, die Dr. Issels angewandt hat. Da wäre zum Verständnis zunächst einmal zu sagen, daß seine Therapie und damit die von ihm angewandten Methoden von einer anderen Fragestellung ausgehen, als das heute üblich ist. Wenn das nicht klar gesehen wird, dann kann auf der einen Seite das Vorgehen Issels nicht verständlich werden, und auf der anderen Seite kann man nicht begreifen, warum Issels in seinem ärztlichen Handeln einer so verschiedenen Beurteilung unterworfen war, zumeist einer Beurteilung, hinter der unleugbar starke Affekte sichtbar wurden. Wenn Herr Prof. K. H. Bauer in der ersten Auflage seines Standardwerkes "Das Krebsproblem" angibt, daß von 100 Kranken, bei denen die Diagnose "Krebs" gestellt wird, nur 17,9 % das fünfte Lebensjahr danach erreichen, und wenn man mit ihm annehmen will, daß diese Zahl bei der Herausgabe seiner 2. Auflage wesentlich verbessert ist, wofür er aber - wie er selber sagt - keine Beweise erbringen kann, dann versteht man, daß wir Ärzte uns in einer Lage befinden, in der wir keineswegs als Matadore auftreten können. Der Erfolg unseres Handelns, mag auch unser Bemühen noch so ehrlich und hingebend sein, ist ein verzweiflungsvoll geringer. Wenn ein Arzt außerhalb des Lehrkörpers leidenschaftlich und öffentlich die Meinung vertritt, der Mißerfolg in der heutigen Krebstherapie liege in einer falschen Fragestellung, dann ist es begreiflich, daß eine solche Auseinandersetzung von beiden Seiten affektgeladen werden kann, von dem, der da glaubt, in seinem ehrlichsten Bestreben gehemmt zu sein, und von jenen, die in einem solchen Außenseiter einen Mann sehen, der ihr sorgsam erworbenes Wissen in den Wind schlägt. Man hat nun Dr. Issels vorgeworfen, daß er bei seiner Behandlung wahllos herumprobiert und Mittel angewandt habe, die nach der Ansicht seiner Gegner als wirkungslos angesehen werden müssen. Meine Aufgabe muß es also sein einmal die Fragestellung zu klären, von der die heutige Therapie der Lehrmedizin abgeleitet wird. Dann eine Darstellung dessen zu geben, was heute mit guter Begründung angewandt wird, wenn sich ein Arzt der Ganzheitsbehandlung der Geschwulsterkrankungen zuwendet, und dann zu untersuchen, wieweit Dr. Issels bei der Auswahl seiner Behandlungsmittel sich an Vorstellungen und Forschungsergebnisse gehalten hat, die nach dem Stand unseres heutigen Wissens mindestens als Arbeitshypothese ihre Berechtigung haben. Soweit es Westdeutschland angeht, ist in der Krebsfrage Prof. K. H. Bauer als die maßgebende Persönlichkeit anzusehen. Unter seiner Leitung steht das neu errichtete Krebsforschungszentrum in Heidelberg und er gibt die Richtung an, in der sich die Forschung innerhalb der nächsten Jahre bewegen wird. Es ist daher wichtig, sich die Fragestellung bewußt zu machen, in der bisher und wohl auch bis auf weiteres die Forschung der Lehrmedizin verlaufen wird. In einer kleinen Schrift, die dem Aufruf zur Stiftung von Geldern für das zu errichtende Forschungszentrum in Heidelberg dient, sagt Bauer nun folgendes:

"Der Krebs ist die einzige Krankheit, bei der es eine Spontanheilung aus natürlicher Krankheitsabwehr nicht gibt. Beim Krebs gibt es nur eine sanatio curativa medici, nur eine Heilung durch die Hand des Arztes." Mich hat diese Äußerung erschreckt, denn ein Arzt schaltet seinen besten Bundesgenossen aus, wenn er die Abwehrkraft des Organismus nicht berücksichtigt. Was heute die Chirurgie vollbringt sind bewundernswerte technische Leistungen, hinter denen nur zu leicht die noch bewundernswerteren Leistungen des Organismus, der Wunden zu schließen und zu heilen vermag, vergessen werden. Mit äußerster Leidenschaft wendet sich Bauer gegen die These, daß es auch beim Krebs Selbstheilungen gäbe und daß es eine Abwehr gäbe, eine körpereigene Abwehr, gegen das Krebsgeschehen. Wenn die Forschung von solchen Gedanken ausgeht, dann ist es völlig logisch, wenn sie in der Vernichtung des Krebsknotens durch Stahl und Strahl ihre einzigen Möglichkeiten erblickt, denn eine solche Auffassung darf und kann ja gar nicht die Tatsache der körpereigenen Abwehr anerkennen. Untersuchen wir nun, ob sich ein solcher Standpunkt heute noch halten läßt. Nicht etwa dadurch, daß man vereinzelte Beobachtungen von Außenseitern heranzieht, sondern indem man aus der Literatur der Schule jene Hinweise einmal in das Licht unseres Bewußtseins stellt, die aus reinen Forschungsarbeiten stammen und die so einer solchen Auffassung als veraltet entgegentreten. Ich stelle hier einmal übersichtsmäßig nur einzelne unumstößliche Tatsachen zusammen, die ich soweit das für Ihr Verständnis notwendig ist - später kurz erläutern werde. 1. Die Amerikaner haben durch Rundschreiben an sämtliche Ärzte über 5 Jahre hinaus alle Fälle geprüft, bei denen scheinbar echte Selbstheilungen auftraten. 2. In 117 Fällen mußten auch die kritischsten Beurteiler eine echte Selbstheilung, also eine Heilung ohne das Hinzutreten irgendwelcher ärztlicher Bemühungen, feststellen. 3. Da man diesen 117 Fällen 2 ½ Millionen Krebskranke gegenüberstellen mußte, so ist die Chance für einen Krebskranken, sich auf Selbstheilung zu verlassen, einem Hirngespinst gleichzusetzen. 4. In allen derartigen Heilungsfällen wird gleichzeitig das Auftreten hohen Fiebers gemeldet. 5. Die Veröffentlichung in einer angesehenen amerikanischen Zeitung ist ohne Zweifel mit Wissen und Willen der amerikanischen Ärzteschaft erfolgt, denn der Präsident der amerikanischen Ärzte hat das Vorwort zu diesem Artikel geschrieben. Man kann also wohl daraus folgern, daß die amerikanischen Ärzte die Öffentlichkeit davon in Kenntnis setzen wollten, daß sie in der Frage der Selbstheilungen, bzw. in der Frage der körpereigenen Abwehr beim Krebsgeschehen eine Schwenkung gemacht haben. 6. Hinzu kommt, daß das größte amerikanische Forschungsinstitut, das Sloan-Kettering-Institut, bei der Vergabe seiner Forschungsgelder eine Wendung um 180 Grad gemacht hat. Während früher die Gelder der Erforschung der Cytostatica dienten, wurden plötzlich die dotierten Forschungsarbeiten im wesentlichen auf die Nachprüfung der Frage des Abwehrvermögens umgestellt.

7. So treffen wir schon im Jahre 1961 auf die entscheidende Arbeit von Southam aus dem SloanKettering-Institut in New York, also jenem Institut, dem in Deutschland das von Bauer geleitete Forschungszentrum entspricht. 8. In Deutschland hat der Berchtesgadener Kurs für Ganzheitsmedizin das Problem schon im Jahre 1952 aufgegriffen und grundsätzlich behandelt. Im Jahre 1963 erschien eine wichtige Arbeit von Meythaler und Truckenbrodt, die ebenfalls - ich drücke mich sehr vorsichtig aus - die Hypothese der Eigenabwehr des Organismus gegenüber der Krebszelle diskutiert. Das also ist im großen gesehen die Entwicklungsgeschichte der Frage der Selbstabwehr, soweit sie in unserer Generation die Wissenschaft zu einer Stellungnahme veranlaßte. Es ist nicht zu leugnen, daß hier gute anerkannte und bedeutende Köpfe der Wissenschaft schon jetzt den Standpunkt von K. H. Bauer nicht mehr zu dem ihren machen. Nicht unerwähnt möchte ich die Tatsache lassen, daß zu allen Zeiten bedeutende Geister und Ärzte ihrer Zeit aus Beobachtung und Intuition heraus immer wieder diese Frage gestellt haben. Ich erwähne Parmenides, der sagte: "Gebt mir die Möglichkeit Fieber zu erzeugen, und ich heile euch jede Krankheit." Fieber erzeugen aber bedeutet stärkste Anregung der Abwehr. Ich erwähne weiter Erwin Liek, den großen Vorkämpfer einer biologischen Betrachtung der Krebsfrage, der erste, der es wagte, die Krebskrankheit nicht als ein örtliches Geschehen anzusehen. Ich erinnere an Prof. König aus Würzburg, der in einer großen Vielgestalt guter Beobachtungen zeigte, durch welche Einflüsse die Abwehr zu erringen ist. Ferner Herrn Prof. Fromme in Dresden, einen Chirurgen, der klar erkannte, daß auch beim Karzinom das Mesenchym, also ein besonderer Gewebsteil innerhalb des Organismus, Träger der Abwehr ist. Ich erinnere an Prof. Pischinger, Wien, der als Histologe das, was der Chirurg Fromme beobachtete, unterstrich und weiter ausbaute. Ich erinnere an den Ordinarius für Innere Medizin, Prof. Ferd. Hoff, der uns eine kurze, aber umfassende Darstellung der unspezifischen Abwehr gegeben hat. Für den Kenner der Arbeiten und ihrer Autoren wird vielleicht das Entscheidende sein, daß es sich hier um beste Namen handelt, so daß also bisher zur Begründung der Frage „Abwehr und Mesenchym“ nicht auf ungesicherte Beobachtungen von Außenseitern, sondern, wenn ich so sagen soll - auf die reine Schulmedizin zurückgegriffen wird. Es könnte nun natürlich die weitere Frage gestellt werden, (wenn man auch zugesteht, daß diese Fragen sozusagen im Werden sind,) ob dann Herr Dr. Issels falsche oder richtige Schlußfolgerungen aus dem bisher Gegebenen gezogen hat. Wollen wir zu einer tieferen Einsicht in all diesen Fragen kommen, so müssen wir das Problem auch einmal von einer anderen Seite aus ansehen. Es ist vor allem das Verdienst von K. H. Bauer, daß er in seinem großen Werk über das Krebsproblem darauf hingewiesen hat, daß man sich nicht vorstellen darf, daß das Karzinom aus einer Ursache entsteht, so wie etwa die Tuberkulose durch den Befall mit dem Tuberkelbazillus, sondern daß hier eine sogenannte Sykarzinogenese wirkt. Das

heißt also auf Deutsch, daß es niemals nur eine Ursache, sondern eine Summe von Ursachen für das Krebsgeschehen gibt. Auch in das Bewußtsein des Laien sind die Tatsachen gedrungen, daß die Umwelt mit ihren unendlichen Schäden, wie sie heute nun einmal besteht, daß die krebsverursachenden Gifte, denen wir alle unterworfen sind, mit dafür verantwortlich zu machen sind, daß im Jahre 1900 nur jeder 30., heute aber nach dem 50. Lebensjahr jeder 3. vom Krebs befallen wird. Aber es fragt sich doch noch, ob für diese erschütternden Zahlen nur die kanzerogenen Noxen oder auch etwas anderes mit anzuschuldigen sind. Doch, das ist so! Die Umwelt liefert nicht nur Noxen, das heißt Giftstoffe, sondern sie liefert den heutigen Menschen aus an eine Lebensführung, die das Abwehrvermögen erschreckend mindert. Nicht umsonst habe ich auf die wissenschaftlichen Beobachtungen hingewiesen, die zeigen, daß Fieber schützt, und nicht mehr fiebern können uns eher dem Krebsgeschehen ausliefert. Hier erhebt sich die Frage: Ist etwas Derartiges eine fanatische Hypothese oder eine begründete Tatsache? Wer als Arzt in Tausenden von Krankengeschichten, die sehr eingehend sind, sich daran gewöhnt hat, immer wieder folgende Fragen zu stellen, bekommt eindeutige Hinweise. Wenn man den heutigen Menschen fragt, ob er sich an ein Fieber, das er gehabt habe, erinnern könne, tritt ein bezeichnendes, staunendes Nachdenken ein. Dem Kranken wird bewußt, daß er in der letzten Zeit kein Fieber gehabt hat. Noch weitere bohrende Fragen decken auf, daß auch dann, wenn der normale Mensch auf einen banalen Infekt mit 39 Grad oder 39,5 Grad antworten würde, seit Jahren höchstens Temperaturen von 37,8 oder 38,2 Grad erreicht wurden, wenn nicht gar jedes ansteigende Fieber mit Penicillin oder Antibiotika bekämpft wurde. Um hier dem hohen Gericht Einblick zu geben, muß ich allerdings einige Grundbegriffe erörtern, denn nur dann wird man das Vorgehen von Dr. Issels beurteilen können. Gegen die Anwendung des Begriffs "Abwehr" im Bereich der Krebserkrankungen sträubt sich zunächst einmal das schulgemäß übermittelte Wissen eben über den Begriff „Abwehr“. Das heißt folgendes: Wenn man von Abwehr spricht, so wird sich der Mediziner zunächst einmal alle Tatsachen bewußt machen, die aus der Bakteriologie und der Immunlehre stammen, darunter gehört z. B. die Frage, mit welchen Funktionsmechanismen wird der Organismus sich gegen den Tuberkelbazillus wehren? Hier herrschen die Vorstellungen von Antigen und Antikörper und ihrer gegenseitigen Beziehungen. Wenn jetzt plötzlich der Begriff "Abwehr" beim Karzinom gebraucht wird, dann gibt das in unserer bisherigen Begriffswelt Ablehnung und Sträuben. Trotzdem wird es notwendig sein, diesen Begriff auch hier zu gebrauchen, wenngleich eine vielleicht erschreckende Ausweitung des Begriffes notwendig ist. Abwehr, Eigenabwehr der Krebszelle und dem Krebsknoten gegenüber bedeutet also eine wesentliche Ausweitung des Begriffes. Hier ist Abwehr verstanden als Auseinandersetzung aller Regulationssysteme gegenüber der Umwelt, aber auch gegenüber allen Auto-Toxinen, die im Körper durch Fehlregulation selbst entstanden sind.

Zu einer derartigen Ausweitung des Begriffes müssen wir aber kommen, wenn wir all die Beobachtungen, die ich vorhin angeführt habe auf ihre gemeinsame Ursache untersuchen wollen. Kein Mensch lebt gern in einem Gebäude, während es umgebaut wird. Das ist im Alltag nicht anders als in der wissenschaftlichen Forschung. Wenn aber der Kranke Hoffnung haben soll, daß wir zu einer Therapie gelangen, die auch nur einiges mehr zu erreichen vermag als bisher, dann wird die Wissenschaft um diese Aufgabe nicht herumkommen. Es geht nicht darum, die Kranken ihrer Selbstabwehr zu überlassen, denn das ist heute die wesentliche und nicht genügend beachtete Tatsache, daß der Krebskranke keine Selbstabwehr mehr produziert, sondern es geht darum, daß die wissenschaftliche Forschung selbst die Unterlagen liefern muß, wie wir die Selbstabwehr steigern und so den bisherigen Verfahren den vielleicht wichtigsten Faktor hinzufügen, der zur Heilung führt. In voller Übereinstimmung mit Southam sehe ich die bisher gegebenen Tatsachen für durchaus ausreichend an, die Forschung auf diese neue Fragestellung umzustellen. Man hat gegen Issels geltend gemacht, daß er Verfahren anwandte für die er keinen wissenschaftlichen Beweis zu erbringen vermochte. Ich glaube, hier ist es notwendig, auf eine Ungerechtigkeit hinzuweisen. Issels ist Praktiker, von früh bis spät dem Beobachten, der Erfahrung, und dem Helfen zugewandt. Die Aufgabe nachzuprüfen, soweit es sich um wissenschaftliche Methoden handelt, steht ihm nicht zu und kann ihm nicht zustehen. Einen Vorwurf kann man daraus nicht machen. Die Gelder werden heute nur dem zur Forschung zur Verfügung gestellt, der in den Geleisen der heutigen Auffassung bleibt. Das ist nichts Besonderes, so ist es seit eh und je. Man kann weiter mit Recht darauf hinweisen, daß Issels und Ärzte seiner Richtung, selbst wenn sie sich auf wissenschaftliche Arbeiten berufen, von denen sie annehmen dürfen, daß sie ihr Vorgehen stützen, sich tausendfach zahlreicheren Ergebnissen gegenübersehen, aus denen sie keine Stütze für ihr Vorgehen finden. Dabei muß aber bedacht werden, daß selbst Wissenschaftler, welche die Fragestellung in der Richtung der Isselschen Gedankengänge anrühren, sich auch in einem Verhältnis von 1 : 1.000 heute befinden, während für mich wenigstens kein Zweifel darüber besteht, daß wenn die Forschung erst einmal mit anderer Fragestellung eingesetzt wird, in kurzer Zeit ein Tatsachenmaterial zutage gefördert werden wird, das dem Praktiker für seine Therapie die erfreulichsten Hinweise zu geben vermag. Ich möchte jetzt aber hier nicht den Begriff "Abwehr" mit wissenschaftlichen Definitionen zu Tode reiten, sondern ein Verständnis in dieser Frage durch leicht faßbare Beobachtungen hier unterbauen. Die Firma Bayer in Leverkusen hat schon vor Jahren einen Film gezeigt, in dem man sehen konnte, wie nach Massage eines Krebsknotens bei einer Maus Krebszellen in die Blutbahn einströmten. Nach diesem Film ist gar kein Zweifel darüber, daß wir mit dem Grade höchster Wahrscheinlichkeit damit rechnen müssen, daß fast während jeder Operation Krebszellen in die Blutbahn geschleust werden. Trotzdem bleiben derartig Operierte jahrelang, ja vielleicht immer, rückfallfrei. Und zwar auch dann, wenn nach der Operation keinerlei Behandlung mehr vorgenommen wird.

Hier stellt sich also doch wohl die Frage: Wer hat denn diese Krebszellen vernichtet? Ist es der Operateur, der hier geheilt hat, oder ist dem Operateur zusätzlich noch etwas hilfreich zugesprungen, so daß es zur Heilung oder zu einer jahrelangen Symptomfreiheit gekommen ist? Aber dieses Wirken der Abwehr läßt sich auch für den Laien noch durch ganz andere eindrucksvolle Tatsachen verdeutlichen. Solange der Organismus die Eigenabwehr gegen die Krebszellen noch besitzt, solange wird er mit den Krebszellen fertig. Wir werden uns später noch etwas mit der Frage zu beschäftigen haben, welche Einwirkung das Fieber auf die Bekämpfung der Krebszellen hat. Vor Jahren wurden die Pontinischen Sümpfe, die vor Rom liegen und eine ständige Quelle für Malariainfekte auch für Rom waren, trockengelegt. Die Malaria starb aus. Aber während früher in dem ganzen Gebiet kein Krebs auftrat, hat jetzt nach 20 Jahren die Bevölkerung den gleichen Krebsbefall wie im übrigen Italien. Das heißt also, der Befall mit Fieber übte das Abwehrvermögen, die Eigenabwehr und ließ einen Befall mit Krebs nicht zu. Vor wenigen Tagen bekam ich eine Krankengeschichte zur gutachtlichen Äußerung. Es handelte sich um einen Flieger, der im Ersten Weltkrieg im Meer abstürzte, dabei wurde der Benzintank leck, und der Flieger bekam größere Mengen von Benzin zu schlucken. Zu seinem großen Leidwesen bekam er aber auch eine Malaria, und in der Krankengeschichte steht, daß es erst einem Professor nach vielen Jahren geglückt ist, seine Malaria erfolgreich zu bekämpfen. Ein halbes Jahr später aber wurde aus der ständigen Gastritis, die er vorher hatte, ein Magen-Carcinom. Die Malaria hatte ihn also jahrelang vor dem Akutwerden seines Magenkrebses bewahrt. Schon aus dem 18. Jahrhundert sind uns Krankengeschichten bekannt, die schildern, wie Patienten mit Krebsbefall ausheilen, wenn man sie mit Malaria beimpft. Nach all dem wird es vielleicht verständlich sein, daß Ärzte, die sich darum bemühen, die Abwehr zu steigern, sinnvoll handeln. Abwehr zu produzieren, heißt in ständiger Übung bleiben, nicht etwa in dem Sinne, daß wir immer Fieber haben müßten, etwa im Zusammenhang mit einem Infekt, wohl aber in dem Sinne, daß unsere Lebensführung so gestaltet ist, daß wir öfters einmal eine Temperatursteigerung bis 38,5 erreichen, denn wenn wir das tun, dann reagieren wir auf einen Infekt in der heilsamen Temperatur zwischen 39 und 39,5 Grad. Es fehlt also die Übung. Die Übung ist aber in einer körperlichen Betätigung gegeben, die mit einem Schweißausbruch beantwortet wird. Heute wird alles darangesetzt, daß der Mensch nicht mehr im Schweiße seines Angesichts sein Brot verzehre. Und wenn wir in dieser heiklen Frage die Zusammenhänge überblicken, so werden wir neben den canzerogenen Noxen auch hier einen Faktor sehen, der beachtet werden muß, die Tatsache nämlich, daß offensichtlich unsere Lebensführung dazu geführt hat, daß die ständige Übung unseres Abwehrvermögens uns verlorengegangen ist. Vielleicht wird aus der bisherigen Darstellung schon ersichtlich, wie notwendig eine Operation, die nicht zu umgehen ist, wie notwendig auch eine Bestrahlung sein kann aber wie wenig heute getan wird, wenn wir uns nur darauf verlassen.

Es geht eben nicht nur um die Vernichtung des Krebsknotens durch Operation und Bestrahlung, sondern es geht darum, den Organismus, der operiert oder bestrahlt ist, wieder in einen Zustand zu versetzen, der es ihm ermöglicht, mit dem, was immer zurückbleibt, fertig zu werden. Nur von hier aus versteht man, was Ärzte wie Dr. Issels treibt, zu einer Grenzerweiterung der bisherigen Therapie zu kommen. Eine solche Therapie muß, wie ich später ausführen werde, eine vernünftige, auf gute Beobachtungen aufgebaute, gezielte Polypragmasie sein. Die Schule hat durchaus recht, wenn sie sich gegen Versuche stemmt, eine Krebstherapie zu betreiben ohne Operation, ohne vernünftige und überlegte Bestrahlung, und mit dem Einsatz irgendeines Krebsmittels, auf dem der Autor nun einmal herumreitet. Aber gerade das kann man Issels nicht vorwerfen. Im Gegenteil, man wirft ihm ja vor, daß er mit einer zu großen Vielzahl von Mitteln gearbeitet habe. Die Krankengeschichten des Herrn Dr. Issels, soweit ich sie selber zur Beurteilung vorgelegt bekommen habe, zeigen durchwegs dauernde Anweisungen für eine Therapie, die allerdings öfters wechselt. Aber man kann nicht sagen, daß der Wechsel in der Therapie unüberlegt sei. Jeder, der sich mit der zusätzlichen Therapie befaßt, wird zu der Beobachtung kommen, daß die sogenannten Krebsmittel ja alle nur Hilfsmittel sind, die nach einiger Zeit versagen. In der Vorstellung der Auto-Immun-Körper, das heißt von Körpern, die weitere Wirkungen eines Heilmittels kompensieren, haben wir aus der Pharmakologie auch eine Erklärung für diese Tatsache. Es scheint mir weiter wichtig, auf Grund meiner Erfahrungen einmal auszusprechen, daß ein Kranker, der einmal den völligen Zusammenbruch seiner Abwehr erlebt hat, dauernd betreut werden muß. Das ergibt, was ich an dieser Stelle schon ausführen muß, für jede solche zusätzliche Behandlung folgende Grundsätze: 1. Es fallen alle Mittel aus, die auf die Dauer i.v. gegeben werden müßten, das heißt also, bei denen die Einspritzung in die Vene notwendig ist. Denn selbst wenn der Kranke willig wäre, würden die Venen auf die Dauer streiken. 2. Es fallen alle teuren Mittel aus. Ja, es ist peinlich zu sagen, daß nach meinen Erfahrungen der Preis meist im umgekehrten Verhältnis zur Wirksamkeit steht. Hier stoßen wir auf zwei Widerstände. Der heutige gehetzte Mensch ist nicht bereit, verantwortlich an seiner Heilung selber mitzuarbeiten. Er legt sich auf den Operationstisch und unter die Kobaltkanone, und nachher wird ihm versichert, jetzt sind Sie geheilt, kümmern Sie sich um nichts mehr. Sehr ungehalten wird er, wenn man ihm klarmacht, daß bei ihm wenigstens zeitweise dieselbe Fürsorge notwendig ist, die beispielsweise ein Diabetiker hinnimmt. Der Diabetiker muß sich oft zweimal am Tage spritzen, beim Krebskranken wird es wenigstens periodenweise vor allem nach der ersten Erkrankung notwendig sein, daß er jeden 2. Tag jene Mittel bekommt, die die Abwehr steigern, etwa Plenosol oder Iscador. Aber hier zeigt sich, wieviel mehr Aufwand eine Ganzheitsbehandlung fordert, als die heute übliche Therapie.

Wenn man die Behandlungspläne von Issels ansieht, so läßt sich nicht leugnen, daß auch hier ein viel höherer Aufwand an ärztlicher Leistung steckt als in der bisherigen Therapie. Bei 80 Patienten hat Issels 9 Ärzte und 26 Schwestern beschäftigt. Bittere Zahlen für einen Privatarzt, dem nicht die Gelder des Steuerzahlers zur Verfügung stehen. Zahlen, die nur dadurch erklärbar werden, daß die zusätzliche Therapie bei den Geschwulstkrankheiten erheblich mehr an pflegerischen Leistungen als die bisherige erfordert; aber dadurch können die Ärzte Erfolge sehen, die über das heutige Maß hinausgehen. Viele Streitfragen ließen sich schnell klären, wenn wir bisher ein Mittel gehabt hätten, um den Grad der Abwehr festzustellen. Im selben Augenblick könnten wir dann folgendes bestimmen: 1. Wie hoch ist der Grad der Abwehr? 2. Welchen Grad der Belastung können wir bei unserer Therapie dem Kranken aufbürden? 3. Welche unserer Heilverfahren oder Mittel führen zu einem Anstieg der Abwehr und welche senken das Abwehrvermögen? Eine solche Möglichkeit besteht, seitdem Pillemer seine Arbeiten über das Properdin veröffentlicht hat. Das Properdin ist ein Maßstab der unspezifischen Abwehr. Nun war leider das Verfahren so kompliziert, daß es für den Praktiker kaum zugänglich war. Unter Praktiker verstehe ich hier vor allem erst einmal den Kliniker. Es besteht aber eine Arbeit von Prof. Scheiffarth in Erlangen, der eine erfreuliche Vereinfachung dieses Verfahrens erarbeitet hat, so daß wir in Zukunft vielleicht mit größerer Sicherheit zu einer Auswahl der Mittel in der zusätzlichen Therapie der Geschwulsterkrankungen kommen werden. Sicher ist bis heute folgendes: Alle bisher untersuchten Fälle beim Karzinom haben einen niedrigen Properdin-Wert. Ist der Verlauf beim Karzinom günstig, steigt der Properdin-Wert, ist er ungünstig, fällt er. Es wird dabei durchaus nicht übersehen, daß der Biochemiker noch erhebliche Sorgen mit diesem Properdin hat, weil er nicht weiß, in welche Eiweißfraktion das Properdin eigentlich hineingehört. Für den Praktiker ist das uninteressant, soweit die Untersuchungen wirklich eine Parallele zwischen Properdin-Wert und Verlaufsform einer solchen Erkrankung, wie sie das Karzinom ist, ergeben sollte. Nach diesen Ausführungen, die ich leider nicht umgehen konnte, werde ich jetzt zu Ihrem Verständnis eine Übersicht geben über das, was sich bisher an Mitteln anbietet, um eine zusätzliche Krebstherapie einzubauen. Dem hätte dann zu folgen eine Untersuchung der von Issels angewandten Methoden mit der Frage, inwieweit diese Methoden und Mittel als sinnvoll angesehen werden können. Zusätzliche Therapie bedeutet also, daß man neben Operation und überlegter Bestrahlung nach Mitteln sucht, die 1. einen Rückfall verhindern, 2. die fast immer vorhandenen Restbestände von Karzinomzellen unwirksam machen. Hierbei wird man unterscheiden müssen: die klinische Behandlung, die immer dann am Zuge ist, wenn es sich darum handelt, inoperable oder nicht mehr zu bestrahlende Krebse zu behandeln. Sie erfordert Monate und den Einsatz auch heroischer Mittel und unterscheidet sich ganz wesentlich von der häuslichen Nachbehandlung.

Hier ist für meine Begriffe die Fiebererzeugung das entscheidende Mittel, aber ich möchte nicht damit den Eindruck erwecken, als ob die Immuno-Präparate, die Issels anwandte, unwirksam gewesen wären. Ich kann mir hierüber kein Urteil erlauben, weil ich keine eigene Erfahrung besitze. Aus der Geschichte der Medizin und den Beobachtungen, die wissenschaftlich gesichert sind, ist die Erzeugung eines gesteuerten Fiebers vielleicht diejenige Methode, die dem Denken des heutigen schulgemäß erzogenen Mediziners am ehesten begreiflich ist. Hier sollte eines nicht vergessen werden, auch diese Methode wird nur dann zum Erfolg führen wenn mit größter Sorgfalt die Indikation zu solchen Verfahren ausgewählt wird. Der junge kräftige Patient wird die Indikation zur Malaria-Beimpfung oder zum stundenlangen, gesteuerten Fieberbad bieten oder auch jener Patient, den man nicht mehr wegen Wirbelsäulen-Metastasen, durch Absiedlungen von Krebszellen in der Wirbelsäule, in ein Schlenzbad bringen kann, wird das Objekt für einen letzten heroischen Versuch darstellen, indem man ihn mit Malaria beimpft. Das aber werden immer seltene Ausnahmefälle sein, die man als Arzt nur dann wagen darf, wenn man vorher durch die „Krebsmittel“, von denen ich gleich sprechen werde, den Versuch gemacht hat, den Allgemeinzustand so zu bessern, daß man vielleicht auch auf diesem Wege vorankommt. Die aussichtsreichsten Erfolge bietet die Kombination einer Echinacin-Einspritzung mit einem kurzen japanischen Bad. Fieber steigert die Abwehr. Es ist aber ohne weiteres klar, daß jede Fiebertherapie - selbst das 20Minuten-Bad - ein Mittel darstellt, das am Anfang, vielleicht zweimal in der Woche, später einmal in der Woche, dann einmal im Monat gegeben werden kann. Es wäre ein Kunstfehler und Grund für einen berechtigten Angriff, wollte man diese Möglichkeit überziehen. Deswegen bieten sich die sogenannten "Krebsmittel"' - ich sage mit Absicht die sogenannten Krebsmittel - an, deren Kennzeichnung darin liegt, daß eigentlich jedes dieser Mittel einen anderen Wirkungsangriffspunkt zeigt. Ich betone das, weil - soweit mir bekannt ist - man Dr. Issels den Vorwurf machen will, daß er mit einer Vielzahl von Mitteln gearbeitet hat. Wer etwas in das Wesen des Krebsproblems Einsicht hat, weiß, daß hier eine Unzahl von Funktionsausfällen mit im Spiele sind. Es ist also nicht Herumraten, sondern bewußtes Vorgehen - zumindest kann es das sein - wenn hier eine Polypragmasie gezielt ausgeübt wird. Zu diesen Mitteln gehört das Plenosol, über das vor allem Röseler ausgezeichnete Erfolgsberichte herausgegeben hat. Dazu gehört das Iscador, das ebenso wie das Plenosol ein Mistelmittel ist, das man aber nicht intravenös, sondern subkutan geben kann. Leroi hat erstaunlich gute Ergebnisse berichtet, wenn es geglückt ist, eine Dauerbehandlung mit Iscador durchzuführen, mit dem Erfolg, daß es schon einige große Kliniken gibt, die sich mit der Nachprüfung dieses Mittels beschäftigt haben. Wie die Mistel, die in diesen beiden Präparaten enthalten ist, wirkt, ist noch nicht vollkommen geklärt, aber daß sie wirkt, steht fest. Zu den Mitteln gehört weiter das Elpimed, das Herr Prof. Pischinger in Wien genau untersucht hat, es gehört zu den ausgesprochenen Mesenchymaktivatoren.

Weiter gehört dazu das Isaminblau, worüber der verstorbene Prof. Bernhard in Berlin günstige Ergebnisse veröffentlichen konnte. Das Isaminblau gehört genau wie das Methylenblau zu jenen Körpern, die die Sauerstoffübertragung verbessern. Eine weitere Gruppe von Mitteln schneiden wir mit dem Mittel von Prof. Guarneri - Faktor AF 2 an. Hier wird auch das Mesenchym aktiviert, aber auf dem Umwege, indem wir die Regeneration von Organen steigern, von denen man erfahrungsgemäß weiß, daß sie Körper mit spezifischer Krebsabwehr enthalten. Das sind die Leber, die Milz, die Thymus. Auf ähnlichem Wege gehen die Versuche von Prof. Niehans, die Behandlung mit SiccazellPräparaten, und mit Regeneresen. Diese einzelnen Substrate werden so ausgesucht, daß wiederum die Zellen der Organe, die eine besondere Abwehr gegen den Krebs zeigen, angeregt werden oder bei der Auswahl derartiger Präparate Organe gewählt werden, die der übergeordneten Steuerung dienen, wie zum Beispiel Hypophyse, Zwischenmittelhirn, Nebenniere und die Geschlechtsdrüsen. Hinzu kommt eine sogenannte Substitutionstherapie, das heißt Körper, die im Organismus des Krebskranken offensichtlich nicht gebildet oder nicht genügend ausgewertet werden können, werden ihm im erhöhten Maße ersatzweise zugeführt. Dazu gehört das Cholin, von dem K. H. Bauer sagt, daß allein sein Mangel Krebs entstehen läßt. Weiter gehört die Zufuhr von Kalk dazu, denn es ist noch weitgehend unbekannt, welch große Summe von Kalkdefiziten beim Krebskranken oft beobachtet werden. Dazu gehört das Magnesium, das vor allem die französischen Forscher beim Krebs heranziehen, dazu gehört die rechtsdrehende Milchsäure. Weiter gehört in diese Gruppe der sogenannten Krebsmittel die Zahl außerordentlich interessanter Stoffe, die echte krebshemmende Wirkungen haben. Dazu gehört die Nabelschnursülze, über die Dozent Geiger in Bonn geschrieben hat. Der Schwangerenharn, über den der österreichische Arzt Drobil veröffentlicht hat. Die Muttermilch, auf die Herberger und Calabrese immer wieder hinweisen. Von all diesen Mitteln werden von glaubhaften Autoren oft erstaunlich gute Ergebnisse berichtet. Wenn hier von Nabelschnursülze, Schwangerenharn und Muttermilch gesprochen wird, dann klingt das beinahe so, als ob wir in die Bereiche der mittelalterlichen Dreckapotheke geraten. Aber es ist interessant, einmal die wissenschaftlichen Voraussetzungen für eine derartige Therapie wenigstens zu beleuchten. Am Anfang der Überlegungen stehen nun Versuche, die der Nobelpreisträger Spemann gemacht hat. Dieser zeigte, daß übergeordnete Kräfte jedes Wachstum steuern. Die Bäume wachsen nicht in den Himmel - der Mensch wird nicht über 2 Meter groß. Das befruchtete Ei, das sich nach seiner Einpflanzung in die Schleimhaut der Gebärmutter zunächst so verhält wie ein Tumor, das heißt wild wächst, fängt mit der sechsten Woche der Schwangerschaft an, nicht mehr hemmungslos zu wachsen, sondern sich einzuordnen in den mütterlichen Organismus.

Ich kann nicht auf die interessanten Versuche von Spemann hier eingehen, aber auch hier ist ein Gesichtswinkel angedeutet, der beim Krebs nicht unbeachtet bleiben kann. Es zeigt sich nämlich, daß das, was von Spemann der Organisator und von R. Steiner die Bildekräfte genannt wird, reale Tatsache auch in der Wissenschaft sind, die man zwar nicht erklären, wohl aber in ihrer Auswirkung, beobachten kann. Man weiß, daß der Tumor bei einer Schwangeren nach der sechsten Woche nicht mehr weiter wächst und im Augenblick der Geburt aber anfängt, wild zu werden. Auch Siegmund hat das Geschwulstproblem als "eine Störung des Ordnungs- und Regulationsgeschehens betrachtet“. Behandlungen mit Nabelschnursülze, Schwangerenharn und Muttermilch sind also durch den Nobelpreisträger Spemann und einen so bedeutenden Pathologen wie Siegmund erklärbar geworden. Weiter gehört zu den Mitteln der zusätzlichen Therapie der Geschwulsterkrankungen unter allen Umständen eine ordnungsgemäße Diätbetreuung, wie sie leider in den Krankenhäusern nicht durchgeführt wird. Nicht, als ob man mit einer Diät einen Krebskranken heilen könnte, aber läßt man die Diät außer acht, dann stellt man dem Organismus auf den verschiedensten Ebenen nicht jene Voraussetzungen zur Verfügung, die er notwendig hat, um sich gegen einen neuen Befall zu wehren oder mit den Restbeständen der Tumorzellen fertig zu werden. Von ebensolcher Wichtigkeit ist die Frage der Herdsanierung beim Karzinom. Wir wissen heute, daß im nervtoten Zahn Körper gebildet werden, die dem Leichengift nahestehen. Das sind Forschungen des Pathologen Eder. Die dauernde Unschädlichmachung solcher Substanzen stellt an das Entgiftungsvermögen des Organismus, vor allem der Leber, so hohe Anforderungen, daß diese Leber, wenn sie die Aufgaben bewältigen soll, die ihr von jedem Karzinomkranken abgefordert werden, versagen muß. Es ist also sinnvoll, wo dies überhaupt noch möglich ist, Zähne und Mandeln, die herdverdächtig sind, auch zu entfernen. Über die Frage der Dysbakterie, das heißt der falschen Zusammensetzung der Darmbakterien, brauche ich mich hier nicht mehr zu äußern, denn das Thema ist hier schon behandelt worden. Wenn also Issels dem Herdgeschehen und der Dysbakterie sein Augenmerk zugewandt hat, so tut er auf jeden Fall mehr und Sinnvolleres als diejenigen, die diese Fragen unbeachtet lassen. Seitdem Prof. Albers, Mainz, die Wirkungen von bestrahltem und sauerstoffangereichertem Blut bei einem sogenannten HOT-Verfahren von Prof. Wehrli in Locarno nachuntersucht hat, wissen wir über den Mechanismus einer solchen Anwendung etwas und verstehen auch, warum solche Anwendungen zwar kein Karzinom heilen, aber durchaus sinnvoll sind, um dem Organismus bei der Wiedererlangung seines Abwehrvermögens hilfreich zu sein. Daß Issels Herzstützen gegeben und Leberbehandlungen durchgeführt hat, daß er die Substitution der Salzsäure der Verdauungsfermente beachtet, kann man nur positiv bewerten, um so mehr, als die

Vorgeschichten und die Behandlungspläne, die man sonst zu sehen bekommt, an all diesen Dingen vorbeigehen. Das gleiche gilt von der Substitution von Vitaminen, vor allem des Vitamins A und C und der Zufuhr der Spurenelemente. Es gäbe noch vieles andere hier auszuführen, aber ich will die Zeit nicht überziehen. Es gäbe sicher noch vieles hier zu erwähnen, zum Beispiel die Frage des Verhaltens des ionisierten Kalkes beim Karzinom, die Behandlung des Nüchternblutzuckers und manches andere mehr. Darf ich noch einmal zusammenfassen, warum ich mich überhaupt im Rahmen meines Gutachtens verpflichtet gesehen habe, eine Übersicht über die Behandlungsmittel zu geben, die ja alle aus dem Schatz der schulgemäßen Therapie genommen sind und die leider, wie die Einsicht in die Krankengeschichten solcher Krebskranker beweist, in äußerst seltenen Fällen vereinzelt, fast gar nicht, noch weniger aber als eine gezielte Polypragmasie in der Behandlung heute sichtbar werden. Aus meinen eigenen Erfahrungen möchte ich aber bekennen, daß ich nur dann einen Erfolg der zusätzlichen Behandlung gesehen habe, wenn dieses Problem wirklich fortlaufend und umfassend angegriffen wird. Wir kämen nun zu jenen Verfahren, über die ich selber keinen Eindruck gewonnen habe und bei denen mir kein Urteil zusteht, weil ich keine Erfahrung mit diesen Mitteln habe. Da wäre das Warm-Äther-Verfahren, das Issels als Entgiftung bewertet. Meine wenigen Versuche haben in mir nicht den Eindruck erweckt, daß hier Wesentliches geschieht. Keine Erfahrung habe ich auch mit den Behandlungsmethoden, die Issels gegen die Erbgifte angibt. Keine Erfahrung über die Behandlung mit Toxinal, Novocarcin und die Mittel, die er von Snegotska übernommen hat. Ich selber lehne es ab, Zytostatica zu geben. Aber all das kann vielleicht in einem ärztlichen Kongress diskutiert werden, auf keinen Fall glaube ich, daß man einem Arzt einen Vorwurf machen kann, weil er Mittel angewandt hat, die mit der Erfahrung irgendeines anderen Arztes nicht übereinstimmen. Ebensowenig wird man einem Arzt eine Unterlassungssünde vorwerfen können, weil er Mittel, die ein anderer für wichtig hält, nicht angewandt hat. Entscheidend wird doch sein, ob es Issels im nachfolgenden gelingt, eine Anzahl von Erfolgsfällen aufzuweisen, die zum Teil - wie ich annehme - derart sind, daß einzelne Gutachter sie als unerklärlich ansehen und eher zu ihrer Erklärung das Geständnis einer eigenen Fehldiagnose heranziehen. Ich schließe die Ausführungen meines Gutachtens damit ab, daß ich mich dahin äußere, daß Issels einer der wenigen Ärzte heute gewesen ist, der eine umfassende gezielte Polypragmasie anwandte, daß er zu dieser Art des Vorgehens gekommen ist, weil er den Krebsknoten nicht als ein örtliches Geschehen angesehen hat. Mag auch bei der Auswahl einzelner Mittel bei ihm die kritische Einstellung ausgesetzt haben, möglicherweise weil ihm das Helfen näherstand als seine Reputation, so ist doch nicht zu leugnen,

daß die größte Zahl der Mittel, die er angewandt hat, mindestens so gut begründet ist wie andere Mittel, gegen die man heute keine Einwendungen erhebt. Festgehalten muß auch werden, daß er mit einer Therapie, die er sicher selber noch für ausbaufähig erachtet, Erfolge in Fällen erzielt hat, die manchem Gutachter so unerklärlich erscheinen, daß sie glauben, nur noch eine Fehldiaonose zur Erklärung des weiteren Verlaufs heranziehen zu müssen.

5.6 Dr. med. Josef Issels: WIE IST DIE LOKALPATHOLOGISCHE EINSEITIGKEIT DER HERRSCHENDEN AUFFASSUNG DES KREBSPROBLEMS ZU ÜBERWINDEN? Warum tritt die Krebsmedizin seit Jahrzehnten auf der Stelle? Welche Voraussetzungen und Bedingungen muß eine wirksamere Behandlung der Krebskranken und Krebsgefährdeten erfüllen? Kommen wir mit ganzheitemedizinischer, unspezifischer Therapie der Lösung des Krebsproblems näher? Diese Fragen müssen sich jedem gewissenhaften Arzt immer drängender stellen angesichts der Tatsache, daß die aktuelle Krebsforschung und Krebstherapie trotz offensichtlicher, von ihren Vertretern selbst zugegebener Stagnation ihrer Effizienz unbeirrbare den vor über hundert Jahren durch VIRCHOW vorgezeichneten Weg als den einzig richtigen propagiert und beibehält. Von dieser, aus zellularpathologisch-anatomischer Erkenntnis gewonnenen Lehrmeinung, die allein den Tumor in den Mittelpunkt des ärztlichen Handelns stellt, darf nicht um Fingersbreite abgewichen werden. Dies mögen hier nur zwei Grundsatzerklärungen maßgebender Chirurgen, des langjährigen früheren und des gegenwärtigen Präsidenten der DEUTSCHEN KREBSGESELLSCHAFT belegen: "Krebs entsteht in einem bis dahin gesunden Körper" (K.H.BAUER) „Krebs beginnt als lokale Proliferation und endet als ubiquitär disseminierte Krankheit" (C.G.SCHMIDT). Diese ex cathedra verkündeten Lehrsätze beherrschen nach wie vor die konventionelle Krebstherapie und -diagnostik. Sie bestimmen weltweit das Schicksal der Krebskranken. Aber es zeigt sich immer deutlicher, daß das Dogma „Der Tumor ist die Krankheit" nicht zur Lösung des Krebsrätsels geführt hat. Trotz permanenter Meldungen der Massenmedien über die Fortschritte der nationalen und internationalen Krebsforschung und -therapie liegt die Heilungsrate aller Geschwulstkranken seit Jahrzehnten bei höchstens einem Drittel. Alle Bemühungen um Früherfassung und Frühbehandlung konnten an diesem deprimierenden Gesamtergebnis bisher nichts ändern. Der Weltstatistik ist außerdem zu entnehmen, daß die Krebssterblichkeit - auch nach Ausschaltung des Alterskoeffizienten - nicht ab, sondern zunimmt. Nach Abschluß eines noch von Präsident KENNEDY veranlaßten, unter Milliardeneinsatz an zahlreichen Kliniken und Laboratorien der USA durchgeführten Forschungsprogrammes ergab sich, daß während des Jahrzehntes dieser Beobachtungen nicht der geringste Fortschritt für den Therapieerfolg Krebskranker zu verzeichnen war. Auf Weisung des zuständigen Senators Mc GOVERN hat das Repräsentantenhaus in Washington daraufhin die Forschungsmittel für die konventionelle Onkologie rigoros gekürzt und die Schaffung neuer Konzepte gefordert. Und im Deutschen Bundestag wurde - unwidersprochen - festgestellt, daß der vortragende Abgeordnete auf seine Anfragen bei dem durch Bundesmittel geförderten Deutschen Krebsforschungszentrum keinerlei Unterlagen bekommen habe, aus denen die Effizienz der konventionellen Krebstherapie auch nur mit einem Minimum an Überzeugungskraft hervorginge“. – „Das bedeutet ganz schlicht nichts anderes, als daß ein Weitergehen auf konventionellen Wegen keine Chance auf Erfolg hat".

Manche Wissenschaftsgläubigen enttäuschend und ernüchternd äußerte sich auch Professor GEORGII, Generalsekretär des Deutschen Krebskongresses „Das Krebsproblem ist nicht zu lösen". Die hinter der glänzenden Front des wissenschaftlichen Lehrgebäudes sich hier offenbarende Resignation konnte nicht ausbleiben. Man hält dogmatisch an einem mit Akribie erarbeiteten und verteidigten Konzept fest, das mit höchster Präzision und Perfektion Symptome beseitigt, deren Ursachen aber bestehen läßt, weil und solange diese linear-mechanistisch nicht exakt" beweisbar sind. Dies hat zu der Situation geführt, in der wir uns jetzt befinden. Zwar hat die "moderne" Medizin für zahllose Kranke unbestreitbar zu segensreichen Erfolgen geführt. Wer wollte dies nicht mit Stolz anerkennen? Dort aber, wo es sich - wie bei Krebs und manchen anderen chronischen Leiden - um vielschichtige Ursachenkomplexe handelt, die in ihrem Wechselspiel unmöglich „exakt-wissenschaftlich“ zu erfassen sind, versagt die Lehrmedizin. Zwanghaft an der Zellularpathologie festhaltend ignoriert sie hier und anderswo, daß die an der Zelle ablesbaren Veränderungen doch nichts anderes sein können als Sekundärprodukte tiefreichender psychosomatischer Vorgänge. Man verwechselt Ursache und Wirkung. Man hält die sich an der Zelle substantiell manifestierenden Krankheitsfolgen für die Krankheitsursache. Die morphologisch-mechanistische Denkweise wurde zum Korsett, zur Zwangsjacke der medizinischen Wissenschaft. Die erschaffende und verwandelnde energetische Kausalität, die doch vor der morphologisch in Erscheinung tretenden Veränderung der Zelle wirksam ist, wird seither schlicht negiert und ignoriert. Sie ist in der Tat linear-mechanistisch weder zu erkennen noch gar zu beweisen. Sie manifestiert sich aber dennoch in allen Krankheitsbildern, die uns als Folgezustände lebenserhaltender Regulations- und Koordinationsvorgänge im Gesamtorganismus bzw. deren Defekte im Gesamtorganismus entgegentreten. Schau des Lebendigen ist nicht möglich durch einseitige Mikroskopie und Chemie, sondern durch angemessenen Abstand und durch Berücksichtigung der unzähligen koordinierten, reziproken oder inversiven Wirkungsmechanismen. Wir können die Notwendigkeit, Berechtigung und Definition einer grenzerweiternden, ganzheitlichen und biologischen, d, h. naturgesetzlichen Krebsheilkunde unter einen Satz von JEAN PAUL stellen, der da lautet: "Er fand die Wahrheit durch Ausflug, Umherschauen und Überschauen, nicht durch Eindringen, mikroskopisches Besichtigen und syllogisches Herumkriechen von einer Sylbe des Buches der Natur zur anderen, wodurch man zwar dessen Wörter, nicht aber den Sinn derselben bekommt". Auf das uns bewegende Thema übertragen, bedeutet dies: Nicht Blickverengung auf das LokalSymptom des Krebses, den Tumor, die Krebszelle, sondern umfassende Erweiterung der Schau auf das ganzheitlich zu begreifende Krebsgeschehen soll und muß uns der Lösung der Probleme näher bringen. Eine weltweite, ungeheuer kostspielige Forschung ist auf der Suche nach allem, was mit dem Krebstumor, seiner Genese und Pathologie zu tun hat. Sie hat zahllose karzinogene Substanzen, Umweltgifte, Zellatmungs-Störfaktoren, Zellmembran-Veränderungen, Enzymschäden, Informationsfehler, Genmutationen, krebsauslösende Viren usw, gefunden, die an der Entstehung und Persistenz einer Geschwulsterkrankung beteiligt sein können. Sie indiziert und implantiert im Tierversuch alle Arten von Malignomen, um die verschiedensten und immer wieder neuen Möglichkeiten ihrer spezifischen Beeinflussung zu überprüfen. So haben wir ständig mehr über die Krebszelle einschließlich ihrer inneren und äußeren Beschaffenheit erfahren und wissen heute

nahezu alles über den Krebstumor, was sich biologisch, biochemisch und mikroskopisch, also linear-mechanistisch erforschen läßt. Worüber wir so gut wie nichts wissen und auf diese Weise auch nie erfahren werden, ist die Eigenart des Nährbodens der Geschwulst, der lebende Mensch. Warum entsteht bei dem einen Menschen ein Malignom und bei dem anderen nicht, obwohl dieser unter den gleichen Lebensbedingungen gestanden hat, den gleichen Schädigungen ausgesetzt war wie jener? Warum verläuft jede Geschwulsterkrankung anders, obwohl nach allen Regeln der Klassifikation genau die gleiche Tumordiagnose gestellt, genau die gleiche Therapie eingesetzt wurde? Dies zu erforschen, muß vom konventionellen Denkansatz wegführen und die gesamte Krebsforschung und -therapie zum holistischen, zum ganzheitsmedizinischen Prinzip hinlenken. Der Nobelpreisträger PAUL EHRLICH hatte bereits 1909 die heute allen biologisch denkenden und handelnden Ärzten geläufige Erkenntnis, daß nur ein in seiner Abwehrleistung geschwächter Körper krank werden kann. Dies galt dem Begründer unserer heutigen Immunologie ausdrücklich auch für den Krebs. Wir lesen bei ihm, daß die Abwehrmechanismen den Organismus es verhindern können, daß einzelne Krebszellen sich zu einem Krebstumor entwickeln.“ Damit wußte und lehrte EHRLICH mehr als unsere heutigen Medizinprofessoren mit ihrer oben zitierten Auffassung, nämlich, daß schon vor der Tumorentstehung eine Schädigung der körpereigenen Abwehr vorliegen muß, woraus wiederum folgt, daß der Tumor nicht Ursache, sondern Produkt, Symptom einer neu zu definierenden Krebskrankheit ist. Immunforschung und Beobachtung am Kranken stützen somit gleichermaßen die Forderung, Krebs nicht länger als primär zellpathologisches, lokales, sondern als humoral-immunologisches, mithin ganzheitliches Geschehen aufzufassen. Die hieraus zu ziehende therapeutische Konsequenz hat ein anderer lehrmedizinischer Forscher, der Nobelpreisträger DOMAGK, ebenfalls schon vor Jahrzehnten erkannt und wie folgt formuliert: „die unspezifisch und spezifisch wirkenden Abwehrkräfte müssen wir in Zukunft in unsere therapeutischen Möglichkeiten mit einbeziehen; denn aus der schon entwickelten Tumorzelle wird ein fortschreitender Krebs erst dann, wenn die Abwehrkräfte des Körpers zusammenbrechen". Hieraus ist für uns folgende therapeutische Konsequenz zu ziehen: Die Wiederherstellung der beim Krebskranken durch vielschichtige Faktoren psychosomatischer Art gestörten Reaktions- und Abwehrlage ist der Beseitigung des Tumors gleichzusetzen. Neben die symptomatische tumorspezifische Lokaltherapie muß gleichberechtigt die tumorunspezifische ganzheitliche Basistherapie treten. Demgemäß habe ich die konventionelle Krebstherapie als spezifisch in das ganzheitliche Behandlungsprogramm integriert, wie ich es bereits 1953 in der Broschüre "GRUNDLAGEN UND RICHTLINIEN EINER INTERNEN KREBSTHERAPIE“ (HippokratesVerlag Marquardt & Cie, Stuttgart. Vergriffen. Weitere Veröffentlichungen und Vorträge von ISSELS siehe Literaturhinweis dieses Kapitels, vollzählig ferner in der Laudatio zum 80. Geburtstag, Deutsche Zeitschr. f. Onkologie 5/1987.) vorgeschlagen habe und seither praktiziere. Es stellt sich logistisch folgendermaßen dar: 1. Die unspezifische, ganzheitliche Basistherapie. Sie hat das Ziel, das geschädigte Abwehr-, Regulations- und Wiederherstellungspotential des Organismus in seiner Gesamtheit zu regenerieren. 2. Die spezifische, auf die Beseitigung der zellulären Malignommanifestation gerichtete Lokaltherapie.

Keines dieser beiden Programme kann und darf das andere ersetzen, doch können sich beide Wirkungsbereiche ergänzen und überschneiden. Keinesfalls jedoch dürfen wir uns mit der Behandlung des Symptoms zufrieden geben, sondern müssen die Voraussetzungen und Hintergründe erkennen und beseitigen, die beim jeweiligen Patienten zu seinem Krebs geführt haben. Denn jeder maligne Prozeß entspricht der individuellen Persönlichkeit so einmalig wie der Fingerabdruck, er ist ein Bestandteil der Biographie. Zur Bewältigung dieser Aufgabe bedarf der Therapeut nicht nur der optimalen Methodik, sondern auch der ärztlichen Intuition. Diese ist - nach BRUGSCH - die Fähigkeit, eine Summe von Erfahrungsinhalten im gegebenen Fall subkortikal und assoziert richtig anzuwenden. Der Behandler muß die im Organismus wirkenden Kräfte in ihrer hierarchischen Ordnung, wenn schon nicht „exakt" erkennen, so doch in ihren Wirkungen anerkennen. Und er muß sie, wenn sie gestört sind, zu ihrer naturgegebenen Wirksamkeit zurückzuführen versuchen. Das Rezidiv, die Metastase ist stets der Beweis dafür, daß mit der Wegnahme des Primärtumors nicht automatisch die krankhafte Fähigkeit des Organismus beseitigt wurde, erneut ein Malignom zu produzieren. Die Chance des Krebskranken, auf die Dauer von seinem Leiden geheilt zu werden, ist grundsätzlich seiner noch vorhandenen oder wiederhergestellten Abwehr- und Repair-Potenz proportional. Dies steht bereits vor Einsatz der klassischen Tumorwaffen fest. Der damit geführte Kampf kann auch für sich allein dem Kranken zur Genesung verhelfen, sofern dessen integere körpereigenen Heilkräfte mitwirken. Da dies leider nur bei einem Bruchteil der Patienten zutrifft, sind wir verpflichtet, diesen in ihrer Gesamtheit unsere ganzheitsmedizinische Hilfe anzubieten. So klar umrissen, wie es die Erkenntnis des Geschwulstleidens ist, muß auch die Planung und Durchführung der ganzheitlichen Therapie sein. Ihre grundsätzliche Aufgabe besteht darin, die Voraussetzung zur Tumorbildung zu beseitigen. Das heißt: Das blockierte oder geschädigte Abwehr-, Ordnungs- und Regulations-System des menschlichen Körpers muß in seiner Gesamtheit und Kohärenz therapeutisch wiederhergestellt werden. Es muß befähigt werden, degenerative Tendenzen in ihren frühesten Stadien zu erkennen und auszugleichen sowie die in jedem Organismus entstehenden potentiellen Krebszellen an Ort und Stelle autonom zu vernichten. Hierzu ist keine andere als die Immuntherapie geeignet. Sie entspricht – im Gegensatz zu den drei klassischen Waffen - ihrem Wesen nach der ganzheitlichen Auffassung des Krebsgeschehens. Wir verdanken der Immunbiologie gerade der letzten Jahre unschätzbare Erkenntnisse. Nur bei den Geschwulstleiden scheint sie in ihrer heutigen Arbeitsweise bisher erfolglos gewesen zu sein. So hörten wir z. B. auf dem Deutschen Krebskongreß 1983 aus dem Mund des Präsidenten der Deutschen Krebsgesellschaft: "Versuche mit Tumorantigenen und/oder bekannten Immunstimulanzien am Patienten sind unbefriedigend und gehören ins Labor zurück" (C.G.SCHMIDT). In der Tat ist diesem Urteil vordergründig nicht zu widersprechen. Denn die Wirklichkeit hat bisher nicht die Erwartungen erfüllt, die den weltweiten beträchtlichen Einsatz und Aufwand rechtfertigen könnten. Gibt es hierfür eine Erklärung und wie lautet sie? Ich fürchte, sie ist so einfach, wie zunächst auch deprimierend: Weil auch die Immunologen beim Krebs eine linear und ausschließlich gegen den Tumor gerichtete Immuntherapie für angemessen und ausreichend halten, denken auch sie nicht ganzheitlich, sondern lokalistisch. Denn indem sie Krebs und Krebsleiden gleichsetzen,

folgen auch sie der allgemein herrschenden Auffassung, daß nur eine spezifische Tumor-Therapie die Krebskrankheit heilen könne. Aber gerade dies gelingt bekanntlich bei der Mehrzahl der Krebskranken nicht. Wie bei den anderen klinisch-orthodoxen Methoden sehen wir auch hier, daß die spezifische, vereinfacht ausgedrückt: die Antigen-Antikörper-Therapie ebensowenig zur Lösung des Problems führt. Gleichsam entschuldigend, werden dafür Erklärungen gesucht wie: Die Immunstimulation bewirke nur eine temporäre Steigerung der Abwehr. Die Immuntherapie bleibe bei Tumoren über 1 cm Durchmesser unwirksam. Die Immuntherapie müsse noch gezielter, spezifischer, selektiver gestaltet werden usw. Unter solchen Aspekten wird eine wie oben zitierte Ablehnung der Immuntherapie der Geschwulstleiden verständlich. Unverständlich aber bleibt beispielsweise, daß sich die Immunologen die am nächsten liegende Frage nicht gestellt haben; Warum können weder durch Stimulation noch durch Modulation der tumorkompetenten Abwehrsysteme wünschenswerte und dauerhafte Erfolge erzielt werden? Die richtige Antwort darauf ist nämlich nicht im Laboratorium, nicht beim induzierten oder implantierten Tumor des Versuchstiers, sondern einzig und allein beim krebskranken Menschen zu finden. Sie lautet: Man hat außer acht gelassen, daß als unbedingte Voraussetzung einer effektiven symptomatischen Behandlung und spezifischen Immuntherapie der gesamte krebskranke Organismus grundlegend zu regenerieren ist, um diesen zu einer normalen Reaktion und Immunantwort überhaupt erst zu befähigen. Dies kann nur erreicht werden durch eine unspezifische Basistherapie. Waren es doch weltweit bekannte, hervorragende Forscher, die uns Aufschluß über das körpereigene Abwehrpotential mit seinen differenzierten, ineinandergreifenden Funktionssystemen gegeben haben. Ich erwähne hier nur die hochschulunabhängig gewonnene Kenntnis der neuralen Störfelder nach HUNEKE, der lymphozytären Funktionen nach SZENT-GYÖRGYI, der protektiv wirksamen Eubiose nach RUSCH, KOLB und SANTO, des pluripotenten und ubiquitären Mesenchyms und seiner Grundfunktionen nach PISCHINGER, des dentalen Herdgeschehens nach THIELEMANN, ALTMANN, AIGINGER u. a., der lebenserhaltenden Biophotonen nach POPP usw. Auf diese Weise wurde uns die Abwehr als komplexer Mechanismus, als Leistung der Gesamtheit des Organismus bekannt, und damit als untrennbares ganzheitliches Geschehen. Sie ist polyvalent, aber jeweils nur mit einer Fraktion ihrer Gesamtleistung tumorkompetent. Man braucht sich also gar nicht zu wundern, wenn diese im Gesamtorganismus partielltumorspezifische Abwehr auf eine Reizung z. B. durch Antigene, nicht antworten kann, wenn nicht vorher das zesamte Abwehrpotential vollständig regeneriert und normalisiert worden ist. Erst dann kann es nämlich auf spezifische Reize ausreichend reagieren. Aber auch die unspezifischen Aufbau- und Stimulierungs-Maßnahmen müssen wirkungslos bleiben, wenn die pathogenetisch jeweils vorgeordneten Ursachen, die zur Schädigung der Abwehrsysteme in ihrer Gesamtheit geführt haben, nicht beseitigt werden. Darum können wir nicht umhin, als Grundlage jeder erfolgversprechenden Tumortherapie zu fordern, daß die an der Abwehrschwächung ursächlich beteiligten Störfaktoren psychosomatischer Art ebenso radikal angegangen werden wie das Krebssymptom, der Tumor. Es ist deshalb folgerichtig, wenn biologisch orientierte Ärzte auf der Eliminierung kausaler Ursachenfaktoren bestehen, etwa der pathogenen Herde und Störfelder, der Fehlernährung, der Dysbiose, der mesenchymalen und neuralen Blockaden, der geopathischen Belastung, der geistig-seelischen Konflikte, soweit diese dem Therapeuten zugänglich sind, und selbst pränatal eingetretener Schäden.

Dies alles ist jeder spezifischen Behandlung voranzustellen. Regenerieren sich in dieser Weise nach entsprechender Zeit die Abwehrfunktionen des in seiner Reaktionsfähigkeit blockierten Krebspatienten, erst dann lernt sein Organismus quasi ",spontan", auch auf Antigene "spezifisch" zu reagieren. Denn gerade diese Fähigkeit ist dem nicht vorbehandelten Patienten verloren gegangen. So aber - und nur so - kann er sich selbst wieder am Tumorabbau aktiv beteiligen. Noch ein Wort zu den sogenannten "wissenschaftlichen Nachprüfungen" der "Außenseitermethoden", über die in der medizinischen Literatur immer wieder mit vorwiegend negativem Abschlußurteil berichtet wird. Wir wissen, daß uns noch zahlreiche Erklärungen immunbiologischer Abläufe fehlen. Wenn man aber in den großen Forschungszentren nach in Wirklichkeit lokalistischem Prinzip lediglich Einzelmaßnahmen der "nichtorthodoxen“ Krebsbehandlung zu überprüfen bereit ist, nicht aber die Koordination, die Interdependenz der im Pool abgestimmten, konzentrischen, polyvalenten Basistherapie berücksichtigt und praktiziert, kann man dort tatsächlich nur zu negativen Ergebnissen kommen. Wer übrigens den Zusammenhang zwischen Abwehr und Krebs durchaus nicht erkennen will (mangels naturwissenschaftlicher Beobachtungsgabe), der sei an die unbestrittene Tatsache erinnert, daß das Krebsrisiko nach Behandlung immunsuppressiver Art, etwa zur Verhinderung der Abstoßung von Organtransplantaten, signifikant ansteigt, und zwar nicht etwa nur in dem übertragenen Organ. Ähnliches gilt für die Spätfolgen der immunschädigenden Chemotherapie zunächst gut darauf ansprechender Malignome. Zusammenfassend sei festgestellt: Wer über hinreichend Erfahrung mit der hier definierten Kombination spezifischer und unspezifischer Krebsbehandlung verfügt und erlebt hat, daß sich nicht nur die Metastasierungs- und Rezidivierungsquoten entscheidend senken und die Überlebenszeiten damit bedeutend verbessern lassen, sondern auch Skelett, Lungen-, Leber- und Hirnmetastasen, ja, sogar größere solide Tumoren und systemische Geschwulstleiden zum Stillstand und zur Rückbildung gebracht werden können, der allein kann die Bedeutung der Immuntherapie als vierte Waffe gegen den Krebs ermessen, mehr noch, er muß in ihr die Krebshilfe der Zukunft überhaupt sehen. Bringen wir uns und unsere Patienten also nicht um diese unschätzbare Chance durch das seit Jahrzehnten aufgebaute Vorurteil, unspezifische Tumortherapie sei nicht diskussionswürdig und habe als ,wissenschaftlich nicht anerkannte Paramedizin" zu gelten, wie es hartnäckig von denen behauptet wird, die nichts davon wissen können, vielleicht auch nichts davon wissen wollen. Die Immuntherapie der Krebskrankheit, nicht die Beseitigung ihrer Symptome, der Krebsgeschwulst allein, ist die große und berechtigte Hoffnung, die nicht nur wir Ärzte, sondern insbesondere alle kurablen und inkurablen Krebskranken heute haben dürfen. Sie wird uns der Lösung des Krebsproblems näherbringen. Die Zukunft wird unserer Zuversicht recht geben. Einen sei noch besonders hervorgehoben: Eine solche Therapie ist als primär-additive und fundamentale, nicht als alternative, adjuvante, sekundäre oder zusätzliche aufzufassen und zu fordern, als welche sie häufig in Verkennung ihrer Bedeutung oder absichtlich abwertend bezeichnet wird. Solange wir noch nicht fähig sind, Krebs gemäß den Gesetzlichkeiten nichtmaligner Erkrankungen zu behandeln, wie sie sich auch bei Spontanheilungen von Malignomen gelegentlich offenbaren, sollange bleiben wir auf die Einbeziehung der heutigen klinischen Onkologie angewiesen. Diese sollte aber nicht länger ihr Primat und ihre Exklusivität geltend machen dürfen.

Dem aus diesem Geist, aus ganzheitemedizinischer Überzeugung und langjähriger Erfahrung geschriebenen Buch meines ehemaligen Mitarbeiters KARL WINDSTOSSER wünsche ich vollen Erfolg und weite Verbreitung. Es wird zur Verwirklichung der uns alle erfüllenden Idee beitragen.

Veröffentlichungen von Dr. med. Josef ISSELS (chronologisch) 1.Grundlagen und Richtlinien für eine Interne Krebstherapie. Hippokrates-Verlag Marquardt & Co, Stuttgart, 1953. 2. Können wir von der Chirurgie und der Bestrahlungs-Heilkunde die Lösung des Krebs-Problems verlangen? Hippokrates, 10/1953. 3. Ergebnisse und Erkenntnisse nach vierjähriger klinischinterner Therapie beim inkurablen KrebsKranken. Hippokrates, 16/1954. 4. Zur Ätiologie des Karzinoms. Der Landarzt, 35/1954. 5. Einfluß von Krebs-Heilmitteln auf das Tumor-Geschehen. Ärztliche Praxis, 21/1954. 6. Über die Anwendbarkeit der Zellular-Therapie beim tumorkranken Menschen. Ärztliche Praxis, 43/1955. 7. Karzinom - aus dem Blut-Eiweißbild ablesbar? Med. Monatsschrift, 11/1955. 8. Gedanken zur Internen Behandlung von Tumor-Kranken. Hippokrates, 6/1956. 9. Fokal-Infekt und Krebs. Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift, 10. Erfolgreicher Kampf gegen die Geißel der Menschheit. Europa, 1956. 11. Welche Möglichkeiten bietet heute die biologisch-interne Tumor-Therapie beim krebskranken Menschen? Arzneipflanzen-Therapie und Ernährungs-Hygiene, Februar 1957. 12. Die Rolle des Herdes im Rahmen der internen Geschwulst Behandlung. Die Therapiewoche, 2/1958, 13. Mit welcher speziellen Diät kann man bestrahlte bzw. operierte Carcinom-Kranke nachbehandeln? Ärztliche Praxis, 11/1958. 14. Auch den bisher unheilbar Krebs-Kranken steht die Wissenschaft nicht mehr ratlos gegenüber. Lebensweiser, 26/1959. 15. Angriff auf den Krebs durch Interne Therapie. Leben und Gesundheit, 9/1959. 16. Interne Kombinations-Therapie des Krebses. Denkschrift für die Deutsche Forschungsgemeinschaft in Bad Godesberg, Juni 1959.

17. Einführung in die Interne Krebs-Therapie. Eigen-Verlag der Ringberg-Klinik, 1959. 18. Heilungen von bisher unheilbaren Krebs-Kranken durch interne Krebs-Therapie. Kneipp-Blätter, 1/2/1960. 19. Kampf dem Krebs. Reform-Rundschau, 5/1968. 20. Die klinische Prüfung des CH 23, eines selektiv wirksamen Malignostatikums pflanzlicher Herkunft. Erfahrungsheilkunde, 7/1968. 21. Was müssen wir tun, um die Heilungschancen beim Krebs zu verbessern? Vegetarisches Universum, 3/1968 und 1 - 9/1969. 22. Interne Krebstherapie. Der Mensch und die Technik. Technisch-wissenschaftliche Beilage der Süddeutschen Zeitung vom 5.3.1970. 23. Die Ernährung des Krebskranken und Krebsgefährdeten. Sensen-Verlag, Wien, 1970. 24. Immunotherapy in progressive metastatic cancer. A fifteen year survival follow-up Clinical Trials Journal, London, 3/1970. 25. Über die Interne Krebsbehandlung in der Ringberg-Klinik. Entgegnung auf den Bericht der britischen Ärztegruppe. Helfer-Verlag E.Schwabe, Bad Homburg 1971. 26. Stellungnahme zum Report der britischen Ärztekommission über die Therapie der RingbergKlinik. Krebsgeschehen, 1/1971 27. Mehr Heilungen von Krebs. Zusammenfassung 20-jähriger Erfahrung in der internen Krebstherapie. Helfer-Verlag E.Schwabe, Bad Homburg, 1972. 28. Cancer: A second opinion. Hodder and Stoughton, London, 1975. 29. Mein Kampf gegen den Krebs. Memoiren. C.Bertelsmann-Verlag, München, 1981. 30. Nachbehandlung des Krebskranken zur Regeneration der Abwehr. Studien-Protokoll für das von dem Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit ins Leben gerufene "Gesamtprogramm zur Krebsbekämpfung". 31. Ganzheitliches Konzept der Krebstherapie. Verlag für Ganzheitsmedizin, Essen, 1985.

Gemeinschaftliche Veröffentlichungen: 32. ISSELS, J., WINDSTOSSER, K.: Ganzheitstherapie - unsere wichtigste Waffe im Kampf gegen den Krebs. Gesundes Leben, 4/1968. 33. ISSELS, J., WINDSTOSSER, K.: Ganzheitliche Interne Krebstherapie. Erfahrungsheilkunde, 11/12/1968.

5.7 Ernst Krokowski "Verändertes Konzept der Krebsbehandlung“ „Sobald die Maske der Kosmetik fällt, resultiert die Forderung, Krebsforschung und Krebstherapie neu zu orientieren. Wann wird dies geschehen? Es behaupte keiner, daß die Wege dazu nicht aufgezeigt wären.“ ERNST KROKOWSKI (1926–1985) Viel Glanz und Elend, viele Um- und Irrwege waren der Onkologie in dem seit VIRCHOW vergangenen Jahrhundert beschieden, bis es 14 Jahre nach dem ZABELschen Bekenntnis - einem "orthodoxen" Röntgenologen endlich gelang, den wissenschaftlichen Beweis für fundamentale Fehler im lehrmedizinischen Konzept zu erbringen, was so vielen schulmedizinischen und "alternativen" Kritikern in Ermangelung dieses Beweises vor ihm nicht gelungen war. Prof. ERNST KROKOWSKI (1926–1985), Leiter des Zentral-Röntgeninstituts und der Strahlenklinik des Stadt-Krankenhauses in Kassel, baute seine neue Lehre auf langjährigen Beobachtungen des Metastasenwachstums auf und wurde nicht müde, die daraus zu ziehenden Schlußfolgerungen bis zu seinem allzu frühen Tod 1985 mit Überzeugungskraft zu publizieren. KROKOWSKI hatte den Mut, 1978 mit dem Vortrag "Verändertes Konzept der Krebsbehandlung“ vor seine Kollegen zu treten und eine Revision mancher festgefahrener Lehrmeinung zu fordern. Die von ihm vertretene Auffassung spiegelt sich schon hinreichend in den aufrüttelnden Titeln seiner vielen kleineren Beiträge, die - vorwiegend erschienen in MEDICAL TRIBUNE und in ÄRZTLICHE PRAXIS - hier ziemlich vollzählig in ihrer chronologischen Reihenfolge zwischen 1977 und 1985 aufgeführt seien: • • • • • • • • • • • • • • • • • •

"Erfolg und Gefahr der gegenwärtigen Tumortherapie“ "Die ganze Richtung der Tumortherapie stimmt nicht" "Krebsbekämpfung: Ratlos und auf falschen Wegen" "Krebsvorsorge vergeudet Geld" "Schluß mit der bisherigen Krebsforschung“ "Krebsbekämpfung: Korrektur auf Raten?" "Nachsorgeklinik falsch - Hausärzte stärken!" "Wir haben immerhin begonnen, umzudenken" "Die Krebsneurose muß abgebaut werden" „Treten Krebsforschung und Krebstherapeuten auf der Stelle?" "Ein Plädoyer für die Außenseiter“ "Krebsbekämpfung: Machen wir uns etwas vor?" "Die Krebsproblematik ohne Kosmetik" "Krebsbekämpfung: Wie soll es weitergehen?" "Ist die Ablehnung biologischer Krebsmittel durch die Schulmedizin berechtigt?" "Wie die Krebsfrüherkennung verbessern?" "Ein neuer Weg zum Verständnis der Krebsentstehung“ "Krebs - ein quantenmechanisches Problem?"

Von besonderer Bedeutung ist jedoch der oben erwähnte Vortrag, gehalten von KROKOWSKI gelegentlich des von ihm geleiteten Kongresses der DEUTSCHEN AKADEMIE FÜR MEDIZINISCHE FORTBILDUNG 1978 in Kassel. Er stand unter dem Motto "Kritische Gedanken - Neue Wege". Die damals ausgesprochenen Erkenntnisse und Nutzanwendungen haben bis heute nicht das geringste an Aktualität verloren. Deshalb und zum Gedenken des hervorragenden

Forschers und Lehrers folgt hier mit freundlicher Genehmigung des Georg Thieme Verlages der volle Wortlaut des Vortrages einschließlich seiner begleitenden instruktiven Bilder.

Ernst Krokowski

VERÄNDERTES KONZEPT DER KREBSBEHANDLUNG Wenn wir den gegenwärtigen Stand der Krebstherapie überdenken, so zeigt sich eine deutliche Diskrepanz: Einerseits wurden große Erfolge der palliativen Therapie erzielt, die Behandlungsnebenwirkungen konnten reduziert, die Remissionszeiten verlängert und das Leben mit der Krankheit erträglicher gemacht werden. Andererseits treten wir mit der kurativen Krebstherapie seit 20 bis 25 Jahren auf der Stelle: Bezogen auf gleiche Tumorstadien konnten in den letzten 2 bis 3 Jahrzehnten keine entscheidenden Fortschritte erzielt werden, obwohl die Narkose-, Operationsund Bestrahlungstechnik eine kaum zu steigernde Perfektion erreicht hat. Auch mit den modernen Verfahren konnten bisher keine einschneidenden Erfolgsverbesserungen erzielt werden: Der Einsatz von Neutronenstrahlen dient in erster Linie der lokalen oder palliativen Tumortherapie, die Hyperthermie hat v. ARDENNE [1] selbst von der klinischen Anwendung in das Experimentalstadium zurückgeführt, die Gewebeübersäuerung ist noch im Versuchsstadium und die adjuvante Chemotherapie bezeichnen U. BRUNTSCH und C. G. SCHMIDT [4] 1977 - zumindest für das Mammakarzinom - noch als experimentelle Therapie ohne erwiesenen Nutzen. Geringfügige Verbesserungen der kurativen Krebstherapie gehen auf das Konto besserer und früherer Diagnostik, so daß Patienten in einem günstigeren Stadium zu Behandlung kommen als früher. Echte Erfolgsverbesserungen konnten lediglich bei den Quasi-Krebserkrankungen, wie Leukämie und Morbus Hodgkin sowie einigen kindlichen Tumoren erzielt werden - aber diese machen kaum 2 % aller Malignome aus! Für das Bronchialkarzinom zeigt die Statistik von 16 Kliniken nach chirurgischer Behandlung von fast 15.000 Patienten eine 5-Jahres-Überlebensquote von 23 %, aber nur ein Drittel aller Patienten waren operabel, so daß die 5-Jahres-Überlebensquote sämtlicher Patienten 7 % betrug - wie 1954! [2,15] Die Parallelstudie von 17 Kliniken über das Bronchialkarzinom, die nur strahlentherapeutisch behandelt wurden, also von vornherein in ungünstigerer Ausgangslage waren, ergab, daß von rd. 7.500 Patienten nur 2 % die 5-JahresGrenze erreichten - also auch hier keine Erfolgssteigerung innerhalb von 25 Jahren [15,9]. Über das Magenkarzinom berichtete kürzlich PICHLMAYR u. Mitarb. aus der Universitätsklinik Hannover [16]. Nach diesen Untersuchungen betrug die 5-Jahres-Überlebenszeit im Frühstadium 77 %, aber nur etwa 6 % aller Patienten mit einem Magenkarzinom befinden sich in einem Frühstadium! Betrachtet man sämtliche Patienten mit einem Magenkarzinom, so beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate ungefähr 10 %, d. h. innerhalb von 25 Jahren ist auch hier keine Erfolgssteigerung zu verzeichnen! Für das Mammakarzinom betrug die 5-Jahres-Überlebensquote im Jahr 1938, also vor 40 Jahren nach einer Statistik aus dem Massachusetts General Hospital 38 %, 1959 nach einer Sammelstatistik von BENNINGHOFF und TSIEN [3] an nahezu 26.000 Mamma-Ca-Patientinnen 44 % und 1976 nach eigener statistischer Auswertung 42 %. Das bedeutet. daß innerhalb von 40 Jahren keine nennenswerte Erfolgssteigerung zu verzeichnen ist. Die bei allen statistischen Untersuchungen gefundene relativ große Schwankungsbreite der 5-Jahres-Überlebensquote zwischen 25 % und 60 % beruht ausschließlich auf der unterschiedlichen Zusammensetzung des Patientengutes, wie die eingehenden Untersuchungen von BENNINGHOFF und TSIEN gezeigt haben. Befinden sich mehr Frühfälle im Kollektiv, so fallen die Erfolgszahlen relativ günstig aus, enthält das Kollektiv mehr Spätfälle, das ist im Allgemeinen bei einem größeren Anteil an Landbevölkerung am Gesamtkollektiv der Fall, so

resultieren ungünstigere Erfolgszahlen. Der kürzlich veröffentlichte Report des National CancerInstitutes brachte für eine Zusammenfassung aller Krebsarten eine 5-Jahres-Überlebensrate von 39 % für den Zeitraum von 1950 bis 1959 und eine von 41 % für den Zeitraum von 1967 bis 1973 also eben keine nennenswerte Erfolgssteigerung in 20 Jahren! Diese Feststellungen zwingen zu dem Schluß, daß die Palliativbehandlung der Krebserkrankung auf dem richtigen Wege ist, die kurative Therapie jedoch nicht, denn weder die technische Perfektion noch die Ausdehnung der Operationen brachte den erhofften Erfolg. Somit drängt sich die Frage auf, ob vielleicht in unserem Therapiekonzept ein Fehler steckt. Wenn wir ein sog. Frühkarzinom diagnostizieren, wird im Allgemeinen so schnell wie möglich die operative Entfernung des Primärtumors angestrebt, und es gelingt in diesem Stadium fast stets, den Tumor, z. B. ein Mammakarzinom einschließlich der regionalen Lymphknoten zu entfernen. Das Problem der Krebsbeseitigung scheint gelöst, und die erste Nachuntersuchung nach einem halben Jahr ergibt ebenso wie die Kontrolluntersuchung nach einem Jahr den Befund "frei von Metastasen“. Auch die dritte Nachuntersuchung, eineinhalb Jahre nach der Operation ergibt meist keinerlei pathologische Veränderungen; die folgende Kontrolluntersuchung, die zwei Jahre nach der Operation vorgenommen wird, zeigt dann sehr häufig ein "Aufschießen von Lungenmetastasen". Dieser Befund wird als schicksalhaft angesehen, die Palliativbehandlung wird eingeleitet, aber nunmehr ist eine endgültige Heilung in Frage gestellt, wenn nicht ausgeschlossen. Diese Schilderung entspricht einem sehr häufig zu beobachtenden Krankheitsverlauf. Beim Mammakarzinom beträgt das "metastasenfreie Intervall" im allgemeinen 2 bis 2 ½ Jahre - vorn Operationstermin an gerechnet. So lange brauchen die Metastasen um von ihrer Entstehung die diagnostische Grenze von einem Zentimeter Durchmesser zu erreichen und auf dem Röntgenbild erkennbar zu werden. Da sämtliche Metastasen im Allgemeinen zum gleichen Zeitpunkt entstanden sind, überschreiten sie auch nahezu zur gleichen Zeit die diagnostische Grenze, und man hat den Eindruck des "Aufschießens" der Lungenmetastasen. Tatsächlich aber wachsen sie kontinuierlich und relativ langsam. Das sog. metastasenfreie Intervall, also die Zeitspanne zwischen dem Operationstermin und der Diagnostizierbarkeit von Lungenmetastasen beträgt aber nicht bei allen Tumoren 2 bis 2½ Jahre. Bei den schnell wachsenden Geschwülsten wie Melanomen, Sarkomen und Seminomen, treten Metastasen sehr viel früher in Erscheinung, d. h. bereits nach 6 bis 18 Monaten, bei den langsam wachsenden Tumoren, wie Darmtumoren und Hypernephromen, dagegen erst nach zwei bis vier oder mehr Jahren; so lange brauchen sie, um von der metastatischen Zellimplantation bis zur diagnostischen Erkennbarkeit heranzuwachsen. Auf Grund dieser Tatsachen lassen sich die metastasenbedingten Verläufe verschiedener Geschwulsterkrankungen schematisch folgendermaßen darstellen:

Der Vergleich beider Darstellungen zeigt: Je kürzer die Tumor-Verdoppelungszeit, desto kürzer das sogenannte metastasenfreie Intervall. Oder anders ausgedrückt: Je länger die TumorVerdoppelungszeit bzw. je langsamer das jeweilige Geschwulstwachstum, desto länger ist der zeitliche Abstand zwischen der Operation und dem Auftreten von Lungenmetastasen auf dem Röntgenbild. Eingehende Untersuchungen haben diese Korrelation bestätigt. [12]. (Anm.d.Verf.: Laut eines Beitrages von KROKOWSKI in MITTEILUNGSDIENST Nr.18/1977 der GESELLSCHAFT FÜR BIOLOGISCHE KREBSABWEHR wurden die Beobachtungen von 2.893 Metastasen-Verläufen bei 568 Patientinnen und Patienten ausgewertet).

Diese Feststellung enthält zugleich eine Kritik am TNM-System zur Klassifizierung bösartiger Geschwülste. Dieses Einteilungsprinzip beschreibt ausschließlich den gegenwärtig erkennbaren pathologischen Befund, also eine onkologische Topographie ohne Erfassung des zeitlichen Geschehens. Das TNM-System enthält somit keine Aussagen über die Geschwindigkeit des Tumorwachstums, d. h. der Dynamik der Geschwulsterkrankung. Es bedarf daher der Ergänzung. Die Lungen-Serienaufnahme C, die daraus abgeleitete Wachstumskurve D und die dazugehörige Graphik E zeigen den Verlauf der Metastasierung eines Sarkoms und deren schubweise Verschlimmerung im zeitlichen Zusammenhang sowohl nach der primären Resektion des Tumors als auch jeweils nach den vier Resektionen lokaler Rezidivtumore:

Durch die subtotale Entfernung des Primärtumors und die folgenden 4 Operationen der Lokalrezidive wurden jeweils Lungenmetastasen ausgelöst. Die Serie der Thoraxaufnahmen zeigte die verschieden rasch wachsenden Lungenherde. Diese Feststellung erlaubt zugleich eine Kritik am TNM-System zur Klassifikation bösartiger Geschwülste. Diese Einteilung beschreibt ausschließlich den gegenwärtig erkennbaren pathologischen Befund, also eine onkologische Topographie ohne Erfasssung des zeitlichen Geschehens. Das TNM-System enthält also keine Aussagen über die Geschwindigkeit des Tumorwachstums, also die Dynamik der Geschwulsterkrankung und bedarf daher der Ergänzung. Man kann ein Schema der nach der Therapie der Primärtumoren zu erwartenden Metastasen zeichnen (Abb.1): Zeitintervalle zwischen dem Operationstermin und der Diagnosestellung von Lungenmetastasen verschiedener Tumorarten.

Tumor-Verdoppelungszeiten der verschiedenen Tumorarten.

2. Metastasen entstehen nur aus dem Primärtumor oder dem Lokalrezidiv. Ein eindrucksvolles Beispiel zeigt die Analyse der Lungenmetastasen eines Retothelsarkoms, bei dem Lungenmetastasen vom Primärtumor und den 4 Lokalrezidiven entstammten. 3. Metastasen entstehen im Allgemeinen in einem Schub oder in nur wenigen Schüben. 4. Aus den gemessenen Wachstumskurven gelingt es unter bestimmten Voraussetzungen auf den Entstehungszeitpunkt der Metastasen zu schließen. Dabei zeigt sich, daß es Metastasen gibt, die schon zur Zeit der Diagnosestellung vorhanden waren, aber sich noch in der klinisch stummen Phase befanden und somit der Diagnostik entzogen. Diese seien als spontane Metastasen bezeichnet. Darüber hinaus fanden sich Metastasen, die zum Zeitpunkt der Operation entstanden waren und die als provozierte Metastasen bezeichnet wurden. Ihre Häufigkeit liegt je nach der Tumorart zwischen 30 und 9 0%, wie in den Graphiken F und G dargestellt. 2. Metastasen entstehen nur aus dem Primärtumor oder dem Lokalrezidiv. Ein eindrucksvolles Beispiel zeigt die Analyse der Lungenmetastasen eines Retothelsarkoms, bei dem Lungenmetastasen vom Primärtumor und den 4 Lokalrezidiven entstammten. 3. Metastasen entstehen im Allgemeinen in einem Schub oder in nur wenigen Schüben. 4. Aus den gemessenen Wachstumskurven gelingt es unter bestimmten Voraussetzungen auf den Entstehungszeitpunkt der Metastasen zu schließen. Dabei zeigt sich, daß es Metastasen gibt, die schon zur Zeit der Diagnosestellung vorhanden waren, aber sich noch in der klinisch stummen Phase befanden und somit der Diagnostik entzogen. Diese seien als spontane Metastasen bezeichnet. Darüber hinaus fanden sich Metastasen, die zum Zeitpunkt der Operation entstanden

waren und die als provozierte Metastasen bezeichnet wurden. Ihre Häufigkeit liegt je nach der Tumorart zwischen 30 und 90 %, wie in den Graphiken F und G dargestellt. Dieses Ergebnis bedeutet, daß unsere Therapie des Krebses einen Januskopf besitzt. Einerseits vermag sie die sogenannten Frühkarzinome zu heilen, andererseits kann sie Metastasen provozieren und damit die Krankheit verschlimmern und beschleunigen! Die Auslösung von Metastasen aber geschieht sehr häufig nicht nur durch den Therapeutischen Eingriff, sondern mitunter bereits durch aggressive diagnostische Maßnahmen wie Tumorpunktion und Exzision. Wovon hängt es nun ab, ob unsere Therapie zur Heilung oder zur Metsastasenprovokation und damit zur Verschlimmerung der Krankheit führt? Drei Faktoren bestimmen die schicksalsschwere Entscheidung: 1. Die Streufähigkeit (Transplantabilität) der betreffenden Tumorart Die Metastasierungsbereitschaft verschiedener Tumoren unterschiedlicher Lokalisation und histologischer Struktur differiert sehr stark, so hat z. B. ein Bronchuskarzinom von 3 cm Durchmesser Größe bereits in 98 % der Fälle Metastasen ausgestreut, ein Mammakarzinom gleicher Größe in 50 % und ein hypernephroides Karzinorn von 3 cm Durchmesser in nur 2 % der Fälle. 2. Die Größe der Geschwulst. Je ausgedehnter der Primärtumor ist, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit der provozierten Metastasierung - wobei der Größe in Relation zur Streufähigkeit zu setzen ist. Je größer das Herdvolumen, umso größer kann das Streuvolumen sein. Nach DENOIX [5] weist ein an Krebs Verstorbener im Mittel 20 Metastasen auf. Zur Entstehung jeder einzelnen Metastase sind mindestens 1.000 Tumorzellen nötig. Da Metastasen im Allgemeinen in einem Schub entstehen, bedeutet das, daß insgesamt 20.000 Tumorzellen - das entspricht einem Volumen Von 0,15 MM3 zu einem bestimmten Zeitpunkt an 20 Stellen als Metastasen abgesiedelt werden. Da aber nur einem Bruchteil der vom Primärtumor abgelösten und ausgestreuten Tumorzellen die Implantation gelingt, muß mindestens ein Zellvolumen von 1 mm3 vorn Primärtumor zu einem Zeitpunkt abgelöst worden sein; und das ist nur von einer bestimmten Größe der Primärgeschwulst an möglich. 3. Die allgemeine und lokale Abwehrlage des Wirtsorganismus Wir beobachteten, daß eine tumorferne und tumorunabhängige Gallenblasenoperation zur Metastasierung eines Ovarialtumors führte, also nicht die mechanische Alteration der Primärgeschwulst war für die Metastasierung ausschlaggebend, sondern der unter Narkose ausgeführte operative Eingriff an sich. In der Mehrzahl aber werden die Metastasen durch einen diagnostischen oder therapeutischen Eingriff am Primärtumor selbst ausgelöst. Daß "die Krebsoperation keineswegs nur als lokaler Eingriff anzusehen ist, sondern entscheidende

Einwirkungen hat" sagen DRUCKREY u. Mitarb. bereits vor vier Jahrzehnten aufgrund ihrer Tierversuche mit Impf- und Benzpyren-Geschwülsten [6]. "Die meisten (Tiere) bekamen nach der Operation Metastasen und gingen an diesen u. U. sogar früher zugrunde als die nicht operierten Tiere am Primärtumor". Fast im Gleichklang mit diesem Zitat von DRUCKREY u. Mitarbeitern steht die klinische Beobachtung von GREGL [8], daß alte Frauen mit einem unbehandelten Mammakarzinorn mitunter länger leben als Frauen gleichen Alters nach palliativer oder radikaler Therapie. Dies bedeutet, daß der Mißerfolg unserer therapeutischen Bemühungen mit unserer Behandlung selbst mitgeliefert wird. Die Provozierung von Metastasen durch die Therapie erklärt auch die Konstanz der Heilquote seit zwei bis drei Jahrzehnten. Aus diesen Feststellungen folgt, daß wir unser Therapiekonzept ändern müssen. Bestehen bleibt das Ziel, den Primärtumor zu beseitigen, einmal als Raumforderung, zum anderen aber als Metastasenquelle. Ursächlich für die Krebskrankheit ist die Krebsgeschwulst, klinisch relevant und schicksalsbestimmend ist jedoch im Allgemeinen die Metastasierung! Am Primärtumor selbst sterben kaum mehr als 20 % aller Krebspatienten, etwa 80 % erliegen den Folgen der Metastasierung. Während unsere heutige Therapie von sog. Frühfällen ausschließlich auf den Primärtumor gerichtet ist, muß als gleichrangiges Ziel die Vermeidung der Metastasierung hinzukommen. Daher soll der Beseitigung des Primärtumors eine Metastasenprophylaxe vorangestellt werden. Sie soll das Angehen von z. Zt. der Operation vermehrt ausgeschwemmten Tumorzellen verhindern oder doch implantierte Mikrometastasen vernichten. Dazu brauchen nicht einmal sämtliche Tumorzellen einer Mikrometastase vernichtet zu werden, sie brauchen nur unter die sog. kritische Zellzahl reduziert zu werden, dann gehen sie allein zugrunde, wie Tierversuche bewiesen haben [14]. Zur Metastasenprophylaxe seien vier Möglichkeiten vorgeschlagen: 1. Aggregationshemmer oder Antikoagulantien. 2. Vorbestrahlung, entweder in Form der unmittelbar präoperativen Strahlentherapie oder als "radiogener Schutzeffekt", d. h. als Ganzkörper- bzw. Abschnittsbestrahlung mindestens 4 Wochen vor dem operativen Eingriff. Einzelheiten in [11] 3. Immunstimulantien. 4. Verschiedene Substanzen, die derzeit zur Prüfung anstehen. Neben der Metastasenprophylaxe muß auch die Frage der Behandlung von Lymphknotenmetastasen neu überdacht werden. Dazu einige Aussagen in Stichworten: 1. Selbst bei subtilster Mammaoperation können nur höchstens die Hälfte aller Achsellymphknoten entfernt werden; das bedeutet: Eine radikale Lymphknoten-Ausräumung gibt es nicht! Größere Mammaoperationen haben keine Verbesserung der Heilquote erbracht, weder die Ausräumung parasternaler Lymphknoten noch die gleichzeitige Amputation der gesunden Mamma. TAPFER und HILTMAIR [17]wiesen an über 800 Zervixkarzinomen nach, daß die Lymphknotenausräurnung in 91,5 % der Fälle unvollständig und überflüssig war. 2. Es ist gesichert, daß z. B. beim Mammakarzinom Heilungen möglich sind, auch wenn Lymphknotenmetastasen belassen wurden. Hieraus ist zu folgern, daß Lymphknotenmetastasen

biologisch anders zu werten sind als Organmetastasen. Bei Vorhandensein von Organmetastasen ist - von Ausnahmen abgesehen - eine endgültige Heilung nicht mehr zu erreichen. 3. Der Untergang von Krebszellen in Lymphknoten ist vielfach nachgewiesen. Es hat sich gezeigt, daß bei Mikrometastasen in regionalen Lymphknoten die Prognose nicht schlechter als ohne Lymphknotenmetastasen ausfällt. Man muß wohl zwischen tumorzellhaltigen und tumorzerstörten Lymphknoten unterscheiden. Die schlechtere Prognose bei Vorhandensein von zahlreichen Lymphknotenmetastasen besteht nicht, weil diese Lymphknotenmetastasen vorhanden sind, sondern weil sie anzeigen, daß ihre Barriere durchbrochen und eine weitere Ausbreitung der Geschwulst bereits erfolgt ist. 4. Krebszellen finden sich im strömenden Blut gleich häufig, ob mit oder ohne Lymphknotenmetastasen. Die Aussaat von Fernmetastasen geht vom Primärtumor aus! 5. Auch werden Nachteile der Entfernung von Lymphknoten genannt: So stellt HELLRIEGEL [10] fest, daß Metastasen durch die Lymphknotenentfernung nicht aufgehalten werden, ja, die Abwehrlage gegen den Metastasierungsprozeß sogar geschwächt wird. Auch DRUCKREY u. Mitarb. beschreiben [6], daß erst die Exstirpation regionaler Lymphknoten im Tierversuch zur generellen Aussaat führte. Die gleiche Beobachtung machten FISHER u. FISHER [7]. An dieser Stelle sei ausdrücklich betont, daß es bei dieser Betrachtung nur um solide Krebsgeschwülste, nicht aber um Leukämien oder Hodgkinlymphome geht. Ein Beispiel möge die Fragwürdigkeit der Lymphknotenexstirpation vor Augen führen: Es sei ein klinisches Frühstadium eines Tumors, also das Stadium T2 NO Mo, angenommen. Bei dieser klinischen Klassifizierung könnte es sich in Wahrheit handeln um: a) das tatsächlich diagnostizierte Stadium T2N0M0: Hier wäre eine Exstirpation der Lymphknoten überflüssig, da sie gar nicht befallen sind, b) es könnte aber in Wahrheit auch das Stadium T2 N+MO vorliegen; hier wären also tumorzellhaltige, aber doch nicht zerstörte Lymphknoten vorhanden. Nach den obigen Ausführungen erscheint auch hier die Lymphknotenentfernung nicht erforderlich. c) Es könnte sich um das (klinisch nicht erkannte) Stadium T2 N+M+ handeln, also um ein Stadium mit bereits vorhandenen, aber noch klinisch stummen Fernmetastasen. In diesem Falle käme eine Lymphknotenentfernung ohnehin zu spät Also ist die Lymphknotenentfernung überhaupt zu rechtfertigen und notwendig? Mit diesem Beispiel sollte keineswegs eine verbindliche Richtlinie für die Therapie von Lymphknoten gegeben werden, vielmehr sollte gezeigt werden, daß wir von dem derzeitig starren Therapieschema abrücken sollten. Für das neue Therapiekonzept ist notwendig, 1. die Metastasenprophylaxe einzuführen und 2. die Behandlung der Lymphknoten zu überprüfen. Ich hoffe, damit einen Weg gewiesen zu haben, der endlich aus der Stagnation der kurativen Krebstherapie herausführt. Abschließend sei mir in aller Deutlichkeit eines anzufügen erlaubt: Meine Absicht ist nicht, Chirurgen, Strahlentherapeuten oder Ärzten im Allgemeinen den Kampf anzusagen - ganz im Gegenteil: Wir müssen zusammenarbeiten, sogar enger als bisher. Aber wir

sollten den gleichen Mut aufbringen wie SEMMELWEIS 1860 bezüglich des Kindbettfiebers, den gleichen Mut, den Fehler im heutigen Konzept der Behandlung der Krebserkrankungen zu erkennen und zu korrigieren! Nur allzu häufig erweist die Forschung von heute den Irrtum von gestern!

5.8 Ganzheitsschau versus Partikularismus - Der Paradigmenwandel Wer Medizin oder ein anderes naturwissenschaftliches Fach studiert, der erlernt eine Fülle von Details und Begriffen, wenig oder nichts jedoch über deren Metaphysik und ebensowenig über deren ganzheitliche Zusammenhänge im Mikro- und Makrokosmos, die wir doch ununterbrochen in uns und in der uns umgebenden Natur erleben. Diese Wissenslücke macht sich besonders in der Medizin verhängnisvoll bemerkbar, deren Aufgabe es ja ist, Störungen dieser Zusammenhänge im menschlichen Organismus ausfindig zu machen und zu beheben. Im Vorwort dieses Abschnitts und an anderen Stellen hat KÖTSCHAU [8] der Bedeutung ganzheitlicher Betrachtung aller biologischen Vorgänge Ausdruck gegeben. Wir haben gelernt, logisch und konsequent zu denken und zu handeln, ermangeln aber der Fähigkeit, das Ganze als Ganzes und Unteilbares zu sehen und zu erleben, vor dem die Menschen früherer Jahrhunderte ganz unbewußt noch Ehrfurcht hatten. Auch das Bewußtsein des Eingebundenseins in die große irdische und kosmische Einheit, in Zeit und Ewigkeit ist uns - trotz der Reste sonntägiger Frömmigkeit weitgehend verlorengegangen. Unser Wissen besteht aus Einzelheiten und Fragmenten, deren Zusammengehörigkeit das "geistige Band" fehlt. Der von GALILEI (1564–1642), DESCARTES (1591–1650), NEWTON (1643–1727) und anderen Forschern der frühen Neuzeit festgelegte Rationalismus wurde zum Selbstverständnis des gesamten Abendlandes. Das damit dogmatisch verbundene lineare "Ursache-Wirkung-Denken" führte dazu, fortan alle Naturvorgänge als "physikalisch", alle Stoffwechselfunktionen als "chemisch" bedingt zu betrachten. Krankheiten sind demnach nichts anderes als "technische Pannen", die lediglich der "Reparatur", der "Eliminierung störender Faktoren", der "Substitution fehlender Substanzen" oder der "Transplantation irreparabler Organe oder Organteile“ bedürfen, nicht anders als bei der Reparatur einer Uhr oder Schreibmaschine. Genau die gleichen Überlegungen liegen den bewundernswerten jüngsten Höhenflügen der Ersatzteilmedizin zugrunde, etwa Organe oder Organteile mittels genetisch gesteuerter Zellkulturen herzustellen oder schwere, therapieresistente Krankheiten durch Manipulation betreffender Stellen der früh-embryonalen Gen-Substanz zu verhindern. Ob diese Zielsetzung und spekulative Überlegung zu echter Hilfe für die leidende, insbesondere die an Krebs leidende Menscheit führen wird, bleibt zu hoffen und abzuwarten. Schon einmal hat siehe 3.0 - lineare (Kurz-)Sicht und engstirnige Schau dem Fortschritt der gesamten Medizin, vor allem der Onkologie, mehr geschadet als genützt. Es war das von dem Pathologen VIRCHOW um die Mitte des 19. Jahrhunderts erarbeitete und ex kathedra verkündete Dogma der Zellular- und Lokalpathologie, das fortan zur Disqualifikation und Unterdrückung jeglicher ganzheitlich orientierter Forschung, Diagnostik und Therapie führte. Der Krebs ist eben nicht nur "zügelloses Wachstum entarteter Zellen", die es irgendwie auszurotten gilt, sondern grundsätzlich und a priori ein Verlust des seelisch-geistig-leiblichen Gleichgewichts. Er ist also immer eine Erkrankung des ganzen Menschen, nicht nur des davon befallenen Körperteils. Wer diesen Aspekt bei seiner Begegnung mit dem Kranken nicht ständig vor Augen hat und sich bei dessen Behandlung nicht vom Gedanken der wiederherzustellenden "Ordnung und Ganzheit" (BIRCHER-BENNER) leiten läßt, der hat das Gebot der Stunde und die Dringlichkeit einer neuen, grenzerweiternden Krebsheilkunde nicht verstanden.

Das VIRCHOWsche Dogma führte zu der zweiten verhängnisvollen Blindheit für ganzheitliche Gesundheit und Krankheit: Dem Spezialistentum. Lineares Denken und Forschen erbrachte zwar hervorragende und bewundernswerte Erkenntnisse und Fortschritte in der Medizin, dieser Partikularismus führt sich jedoch insofern selbst ad absurdum, als er die immer in der Ganzheit vernetzten Ursachen und Zusammenhänge niemals finden, dieses Ziel vielmehr immer stärker verfehlen wird. Die ängstlich gehüteten Grenzen der bereits zahllos gewordenen Spezial- und Subspezialfächer erweisen sich schon heute als mehr oder weniger illusorisch, da sich die diagnostischen und therapeutischen Verfahren laufend überschneiden und ein Fachgebiet ohne das andere gar nicht mehr existieren kann. Außerdem behindert diese Zersplitterung, so notwendig sie in manchen Fällen auch sein mag, den sowohl von lehrmedizinischer als auch ganzheitsmedizinischer Seite lautstark beschworenen Brückenbau zwischen den beiden Fronten deshalb so besonders, weil das Spezialistentum mit dem Ganzheitsprinzip der biologischen Medizin unvereinbar ist. Fachärzte betreiben in noch höherem Maß als Allgemeinmediziner symptomatische Therapie, d. h. Symptomunterdrückung. Diese allgemein übliche, unreflektierte Behandlungsweise hat zu der enormen Kostensteigerung des Gesundheitswesens beigetragen und wird von der Pharmaindustrie lebhaft gefördert. Die gesamte Konzeption, Entwicklung und Herstellung der Präparate ist auf die Symptomatik der Krankheiten ausgerichtet. Der unbedarfte Patient erwartet von seinem Arzt ja nichts anderes, hat aber keine Ahnung, welches Risiko er damit eingeht. Werden Krankheiten in ihren Frühstadien mit Hilfe unschädlicher Mittel vom körpereigenen Heilvermögen rasch und gründlich ausgeheilt, so bedeutet dies grundsätzlich einen gesundheitlichen Gewinn, insbesondere für das Immunsystem. Überaus wichtig ist der ungestörte Verlauf fieberhafter Kinderkrankheiten, weil sich in diesem Alter das komplexe thymusgesteuerte, für das gesamte Leben essentielle Abwehr- und Repairsystem entwickelt, das später auch bei der Verhütung und Abwehr maligner Erkrankungen eine so entscheidende Rolle spielt (26.0). Werden jedoch sofort und reflektorisch allopathische Präparate gegeben, so wird der begrüßenswerte natürliche Verlauf solcher Krankheiten in verhängnisvoller Weise unterbrochen und verdrängt. Die Symptome verschwinden zwar auch prompt, ziehen sich aber in diesem Fall sozusagen in den "Untergrund" des Organismus zurück. Es entsteht eine "Krankheitstoxikose“, ein Zustand konstitutionellen Dauerschadens mit Immunschwäche und mannigfacher subklinischer Anfälligkeit, der sich - genetisch imprägniert sogar über Generationen vererben kann. Er entzieht sich der lehrmedizinischen Diagnostik und Therapie, die den Ganzheitsbegriff ja nicht kennt. Dazu sind allein die bioelektronischen und bioenergetischen Methoden fähig (23.0, 23.1), die gleichzeitig den Weg zur endgültigen Ausheilung dieser Toxikosen aufzeigen wie Homöopathie (21.0), Anthroposophie (22.0), Nosoden (23.0), Spenglersan-Kolloide (23.1) und andere spezifische, individuell adaptierbare ganzheitlich regulierende, ausleitende, entgiftende und konstitutionell umstimmende Mittel und Methoden. Dabei muß mitunter das Wiederauftreten unterdrückter, längst vergessener Symptome früherer Krankheiten in Kauf genommen werden. Eine ähnliche Auffassung der Metamorphose und des reziproken Stadienwandels der Krankheiten vertritt auch RECKEWEG in seiner Homotoxinlehre. Sie ist in einem instruktiven Schema niedergelegt, das nebst einschlägiger Literatur bei Firma HEEL, 76532 Baden-Baden, angefordert werden kann [23]. Die Grundlagen und Voraussetzungen des längst notwendig gewordenen Paradigmenwandels der Medizin, speziell der Onkologie, lassen sich in folgenden 5 Punkten zusammenfassen:

1. Krebs entsteht nicht in der Art einer akuten Krankheit, sondern immer auf dem Boden eines psychosomatisch geschädigten Organismus. Ein vollkommen Gesunder kann nicht an Krebs erkranken. (ISSELS) 2. Frühe Hinweise auf die Möglichkeit einer späteren Krebserkrankung ergeben sich aus jahrelang vorausgehenden ultrafeinen Veränderungen im Sinne allgemeiner "Dyskrasie"(HIPPOKRATES) oder humoraler "Verstimmung" (HAHNEMANN), die mit den üblichen Untersuchungsmethoden nicht feststellbar sind. Dazu muß man sich einer der oben erwähnten biologischen Kriterien bedienen, Summationsdiagnostik betreiben 3. Wird dieses Früh- und Vorstadium der Krebserkrankung, die Präkanzerose, nicht erkannt und der Krebsgefährdete nicht in angemessener Weise beraten und ganzheitlich präventiv behandelt, so kommt es unter weiterer Einwirkung der inneren und äußeren Schadensfaktoren zur lokalen Imprägnation mit ersten Zellmutationen in Richtung Malignität an einer Stelle, einem Organ verminderter Ordnung und Regeneration (locus minoris reaistentiae). 4. Auch dieses, von der Lehrmedizin kaum beachtete Stadium der Kanzerogenese ist in den meisten Fällen heilbar, wenn der Therapeut den individuell erforderlichen synergistisch wirksamen Komplex ordnungschaffender und rückbildungsfördernder Maßnahmen beherrscht und korrekt zur Anwendung bringt (6.1 und ab 10.0 im II. Teil des Buches). Je früher und konsequenter diese polyvalente, ganzheitsmedizinische Behandlung dem nun immer schneller der ausgeprägten Krebskrankheit anheimfallenden Menschen zuteil wird, desto größer ist die Chance seiner Heilung. Ob dem lehrmedizinischen oder komplementären Weg dabei der Vorzug zu geben ist, kann nur der erfahrene Ganzheitstherapeut entscheiden, nicht der vorzugsweise seine Fachdisziplin vertretende Spezialist. 5. Dem in einem hoffnungslosen Stadium befindlichen Krebskranken dem „Inkurablen", hat die etablierte Klinik nichts mehr anzubieten als schmerzstillende und beruhigende Präparate. Auch in diesem leider recht häufigen Fall hat die Ganzheitsmedizin noch wichtige Aufgaben zu erfüllen, wie in 10.3 dargestellt. Es ist das meist auch dann noch mögliche und erwünschte ärztliche Gespräch, evtl. und je nach religiöser Einstellung und Glaubensrichtung notwendige Hinzuziehung eines geistlichen Beistandes. Oft sind zu diesem Zeitpunkt auch noch letzte Verfügungen, die Abfassung und Deponierung eines Testaments erforderlich und für den Kranken eine Beruhigung. Daß es aber auch an Wunder grenzende Besserungen bis zur Gesundung und jahrelangen Lebensverlängerung bei Patienten in scheinbar letzten Stadien geben kann, die nicht immer mit der Therapie zu erklären sind, haben Onkologen aller Richtungen erlebt und dokumentiert. Der Allmacht des Selbstheilungsvermögens sind keine Grenzen gesetzt. Den Glauben daran sollten sich Arzt und Patient in jeder noch so aussichtslosen Situation wachrufen.

5.9 Kooperation oder Konfrontation? - Dämmernde Einsicht oder Taktik? Die KLINIK FÜR TUMORBIOLOGIE in Freiburg - ihr Gründer und wissenschaftlicher Leiter G.A.NAGEL „Der gute Arzt darf nicht den Fehler begehen, die Frage nach alternativen Therapiemöglichkeiten leichtfertig vom Tisch zu wischen. Solches Verhalten ist schlicht menschenverachtend, gehört aber leider zum onkologischen Alltag." "Die Schulmedizin hat übersehen, daß die Hinwendung der Patienten zur sogenannten Alternativmedizin weniger der Suche nach anderen Mitteln entspringt als dem Verlangen nach Zuwendung, Anhörung, Humanität, Ganzheitlichkeit, nach einem "Gesundheitskonzept" an Stelle des "Krankheitskonzepts" nach Erfüllung des Wunsches der Eigenleistung und Mitwirkung bei der Gesundung." Beide Zitate von: GERD A. NAGEL, Gründer und Leiter der KLINIK FÜR TUMORBIOLOGIE in Freiburg. ___________________________________________________ Wie in den Abschnitten 4.0 bis 4.6 beschrieben, ergossen sich während der Jahre 1984 bis 1987 geradezu generalstabsmäßig vorbereitet und zeitlich vereinbart wissenschaftlich getarnte Aggressionen und Disqualifikationen über alle Ansätze der holistischen und pluralistischen Krebsheilkunde. Ebenso auffallend wie dieser Feldzug war die während der letzten Jahrzehnte bemerkbar gewordene Zurückhaltung der lehrmedizinischen Front. Einzelnen vorher strikt abgelehnten Komplementärmethoden brachten manche namhafte Vertreter der klassischen Onkologie und Forschung überraschendes Interesse entgegen, etwa der Vollwerternährung (18.0), der Misteltherapie (22.2) und der Überwärmungsbehandlung (26.1). Man liest jetzt auch dann und wann Beiträge früher streng linientreu-gewesener Autoren in ganzheitlich orientierten Zeitschriften. Diese zaghaften Ansätze eines Gesinnungswandels mögen zum Teil dem ehrlichen Bekenntnis zur überfällig gewordenen Grenzerweiterung der Krebsmedizin entspringen, vielleicht auch dem Bestreben, verlorengegangenes Gelände ohne allzu große Zugeständnisse zurückzugewinnen, denn die Forderung vieler Ärzte und Patienten nach „sanfter Onkologie“ wurde inzwischen immer lauter. Zu einer Weiterführung und Vertiefung dieser Entwicklung fehlte dann aber sowohl die dazu notwendige fundamentale Überzeugung und Vorbildung im ganzheitlich-biologischen Sinn als auch die Bereitschaft zur Revision, eventuell auch Aufgabe festgefahrener Konzepte und Institutionen, wie sie vereinzelt sogar aus den eigenen lehrmedizinischen Reihen gefordert wurde (5.0 bis 5.4 und 8.0). In einem Interview mit dem DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT (Nr.7/1988) ging der Onkologe KLEEBERG (Hamburg), bis dato einer der engagiertesten Gegner aller ganzheitstherapeutischen Tendenzen so weit, zu bekennen, daß es "nicht sinnvoll" sei, "alle Krebskranken mit dieser (sc.orthodoxen) Behandlung zu belasten", und daß es "nicht gelungen" sei, durch vorbeugende, früh einsetzende und intensivierte interdisziplinäre Therapie die Rate der Krebsheilungen zu verbessern“. Wie uns die Erfahrungsheilkunde heute gelehrt hat, müssten hinter jedem dieser Prädikate die verhängnisvollen Fragezeichen der Ganzheitswirkung, der Immunrelevanz und der

Unschädlichkeit stehen. Was unversöhnlich fanatische Onkologen ernsthaften Forschern und Praktikern der Komplementärtherapie noch vor wenigen Jahren als "Hirngespinst paramedizinischer Schwarmgeister“ oder "an Kriminalität grenzendes Experimentieren" vorgeworfen haben, findet jetzt plötzlich Gnade und liest sich bei KLEEBERG (siehe oben) beispielsweise so: "Außerdem setzen wir große Hoffnung in die aktive spezifische oder unspezifische Immuntherapie“. Genau dieses Ziel hat sich die ganzheitlich orientierte Krebsheilkunde seit Jahrzehnten in jedem ihrer Konzepte ausdrücklich und vorrangig gesteckt. Man ist offensichtlich bemüht, klammheimlich auf die vielgeschmähte Linie der Ganzheitstherapie einzuschwenken und den Anschein zu erwecken, als habe man schon immer ganzheitlich, pluralistisch, abwehrsteigernd und immunologisch gedacht und gehandelt. Dieser Verdacht erhielt Nahrung, als die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG in Nr. 20/1989 meldete, in Freiburg sei eine dem Universitätsklinikum angeschlossene Krebsklinik im Entstehen, in der "vor allem natürliche Heilverfahren zur Anwendung kommen sollten. Das Konzept dazu stamme von G.A.NAGEL, damals Präsident der DEUTSCHEN KREBSGESELLSCHAFT sowie Chirurg und Ordinarius in Göttingen, gemeinsam mit SCHMÄHL, inzwischen verstorbener Internist und Ordinarius in Heidelberg. Beide zeichneten damals als Mit-Herausgeber der als strenge orthodox geltenden Schriftenreihe AKTUELLE ONKOLOGIE. Mehrere Bände derselben wurden in 4.1 bis 4.4 besprochen. Ihr Inhalt besteht jeweils aus wissenschaftlich getarnten unkritischen Stellungnahmen zu fast allen Mitteln und Methoden der komplementären Krebsheilkunde. Absurd mußte es deshalb erscheinen, daß sich ausgerechnet ein Spitzenfunktionär der orthodoxen Onkologie berufen und befähigt fühlen sollte, die von ihm bisher keineswegs wohlwollend beurteilte, ganzheitliche Richtung in einem größeren klinischen Rahmen zu praktizieren und deren Wirkung im Vergleich mit dem konventionell-klassischen Vorgehen objektiv zu beurteilen, ein Vorhaben, das eine Unzahl von Fragen und Zweifeln aufwirft, unter denen wohl das Problem der Entscheidung zwischen den konkurrierenden Behandlungsweisen im konkreten Fall besonders schwierig sein dürfte. Die KLINIK FÜR TUMORBIOLOGIE - ein etwas sonderbarer Name für eine vorrangig doch der Therapie dienende Institution - wurde 1992 eröffnet. Ihre ärztliche und wissenschaftliche Leitung übernahm der von Göttingen nach Freiburg übergesiedelte G.A.NAGEL. Mit persönlich gehaltenen Schreiben vom 25.11.94 und vom 9.8.97 baten die Verfasser des vorliegenden Buches G.A.NAGEL um Nachricht über die bis dann gewonnenen Erfahrungen des seit 1992 laufenden Klinikbetriebes in Freiburg. Die Antworten lauteten 1994, ein diesbezüglicher Bericht sei "in der ersten Januarhälfte 1995“ zu erwarten, 1997, es lägen noch keine abschließenden Ergebnisse vor, "da es sich um Langzeitversuche“ handle. Diese Auskünfte, beidemale ohne weiterem Kommentar und nicht vom Klinikchef unterschrieben, kann man in Anbetracht der bis damals verstrichenen Überprüfungsdauer und Beobachtungszeit von 5 Jahren nur als unbefriedigend bezeichnen. Den Verfassern sind seither keine diesbezüglichen Veröffentlichungen mehr bekannt geworden. Sollte dieser mit viel Hoffnung verknüpfte und großer Erwartung bevorschusste jüngste Anlauf zur gegenseitigen Verständigung wieder als Flopp enden?

6.0 Chemotherapie aus ganzheitsmedizinischer Sicht „Weil alle Krebskrankheiten auf einer chronischen präkanzerösen Immunschwäche und vegetativen Regulationsstarre beruhen, können Pharmaka mit immunsuppressiver Nebenwirkung im Prinzip keine Krebsheilmittel sein." H.E. SCHLITTER, Chefarzt der Röntgenabteilung des Humboldt-Krankenhauses in Berlin (siehe Literatur zu 14.0). „Wir haben im Eifer, den Krebs auf jede nur mögliche Weise totzuschlagen, übersehen, daß die Patienten unter der Therapie oft mehr leiden als unter ihrem Krebs“. L. DOLD, Chefarzt des Zentralkrankenhauses in Gauting (MED.TRIB. 48/1986). „Das Konzept unserer klinischen Studien war jahrelang falsch. Der Effekt der Chemotherapie steht in keinem Verhältnis zu den Nebenwirkungen, die wir den Patienten zufügen. Das Leid der so behandelten Kranken wurde unzureichend bedacht." D.K. HOSSFELD, Chefarzt am Universitäts-Klinikum in Hamburg-Eppendorf, gelegentlich des INTERNATIONALEN Krebskongresses 1990 in Hamburg, Bericht in „Der SPIEGEL" Nr.35/1990. "Je besser sich ein Chemotherapeut mit den von ihm angewandten Präparaten auskennt, desto weniger wäre er bereit, diese bei sich selbst als Behandlungsmethode zu akzeptieren." RALPH M. MOSS' in "Fragwürdige Chemotherapie“, Haug Verlag, Heidelberg 1997. MOSS ist Sprecher der Forschungsgruppe des SLOAN-KETTERING-KREBSINSTITUTS in New York.

Zusammenfassung Nach kurzer Übersicht über die in der konventionellen Onkologie üblichen Präparate werden die mit deren verschiedenen Kombinationen erzielbaren Wirkungen betrachtet. Trotz der auf diese Weise bei einigen wenigen Malignomen, besonders bei Leukosen und Lymphomen des Kindesalters erreichten Langzeiterfolge verbietet die damit verbundene Toxizität eine generelle Anwendung dieser Substanzen. Die meisten Tumoren sprechen auf diese in Monotherapie gar nicht an. Alle Zytostatika sind nebenwirkungsreich, leber- oder herzmuskelschädigend und immunsuppressiv, mehrere derselben eindeutig karzinogen. Während der letzten Jahre mehrten sich die kritischen Stimmen auch schulmedizinischer Sachverständiger. Mehrere klinische Untersuchungsreihen verliefen enttäuschend. 1989 ergab die Studie eines Mitarbeiters des Tumorzentrums Heidelberg-Mannheim, das dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg angeschlossen ist, an Hand vieler multizentrischer wissenschaftlicher Statistiken, daß Chemotherapie trotz aller Verbesserungen bei den Tumoren epithelialer Herkunft, die 80 % aller Geschwulsterkrankungen darstellen, keine Lebensverlängerung erbringt, die allgemein als Maßstab der Wirksamkeit eines Krebstherapeutikums gilt. Aus diesen Gründen ist die Weiterentwicklung, die Optimierung und der flächendeckende Einsatz bewährter nichttoxischer Immunmodulatoren umso wichtiger, um diese immer öfter an die Stelle oder auch an die Seite der Chemotherapeutika treten zu lassen. Insbesondere für die Mistelpräparate der anthroposophischen Schule wurde deren Gleichwertigkeit oder sogar Überlegenheit gegenüber den zelltoxischen Substanzen bereits nachgewiesen.

Zytotoxische Substanzen kamen in Form von Giftgasen bereits während des Ersten Weltkrieges zum Einsatz. 1944 wurden solche amerikanischer Herkunft, bestimmt für die Monte-Cassino-Front, im italienischen Hafen Bari entladen. Infolge eines Treffers in einen Transporter mit 100 Tonnen Senfgas (Lost, Gelbkreuz) kam es zu einer Katastrophe mit zahlreichen, teils sofort toten, teils unheilbar erkrankten Opfern. Sie wiesen alle schwere Systemschädigungen und Immunschwächen, insbesondere letal verlaufende Agranulozytosen auf. Dies gab den ersten Anstoß, über die therapeutische Anwendung dieser Stoffe als Zellgifte bei Malignomen nachzudenken. Die Chemotherapie entsprang jedoch zunächst ganz inhumanen Absichten der Vernichtung menschlichen Lebens. Auf die hochtoxische Ausgangssubstanz Stickstoff-Lost folgten in rascher Reihenfolge dutzende weiterer Chemotherapeutika, die sich ihrer chemischen Herkunft und physiologischen Wirkung gemäß auf folgende Wirkstoffgruppen verteilen: Alkylantien, Alkaloide, Anthrazykline, Antibiotika, Antimetaboliten, Carbamide, Carbazine, Enzyme, Mitoxantrone, Schwermetallsalze. Der Behandlung Krebskranker mit Zellgiften liegt die gleiche monokausale, lokalpathologische Denkweise zugrunde wie der Chirurgie und Radiologie: "Gelingt die Beseitigung der Geschwulst, so ist der Patient gesund." Ein Dogmenwandel ist in dieser Beziehung bis heute nicht eingetreten. Außerdem hat schon die Übernahme zytotoxischer Substanzen von der Medizin eine makabre Vorgeschichte. 1944 wurden solche Giftgase amerikanischer Herkunft, bestimmt für die Monte Cassino-Front, im süditalienischen Hafen Bari ausgeladen. Infolge eines deutschen Luftangriffes auf eines der Transportschiffe mit hundert Tonnen Senfgas (Gelbkreuz, Stickstofflost, Mustard, Chlormethinum) kam es zu einer Katastrophe mit zahlreichen, teils sofort toten, teils unheilbar erkrankten Opfern. Sie wiesen alle schwerste Systemschädigungen und Immunschwächen, insbesondere letal verlaufende Agranulozytosen auf. Dies gab den ersten Anstoß, über die therapeutische Verwendung dieser Stoffe als Zellgifte bei Malignomen nachzudenken. Die Chemotherapie nahm ihren Ausgang demnach von kriminellen, menschenverachtenden Absichten. Ein Rest dieser Inhumanität scheint all diesen Derivaten immer noch anzuhaften. Die seit der Mitte des Jahrhunderts sich daraufhin entwickelnde chemotherapeutische bzw. zytotoxische Behandlung Krebskranker wurde zur jüngsten, aber auch problematischsten aller gegen die malignen Zellen gerichteten klinisch-onkologischen Techniken. Sie verfolgt das Konzept, diese Zellen möglichst vollzählig, nachhaltig und selektiv zu vernichten oder so zu schädigen, daß sie anderweitigen zusätzlichen Angriffen nicht mehr standzuhalten vermögen. Das damit verbundene Risiko und bis heute nicht gelöste Problem ist die gleichzeitig verursachte Schädigung gesunder, lebenswichtiger Zellen und Ausschaltung von deren Funktion für unbestimmte, oft sehr lange Zeit. In besonderem Maße davon betroffen werden die an der Zellatmung maßgeblich beteiligten Zellwandmembran (Seeger) und die für die Zellteilung kompetente Kernsubstanz. Diese ist besonders empfindlich während bestimmter Phasen der Mitose. Es werden also nicht nur die schnellwachsenden Tumore geschädigt, sondern alle Zellverbände mit lebhaftem Eigenstoffwechsel und hoher Mitoserate, z. B. das Knochenmark, die Drüsen mit innerer und äußerer Sekretion, die Gonaden, die Haut und ihre Anhangsgebilde, der Herzmuskel. Darüber hinaus wird immer eine mehr oder weniger starke generelle, zelluläre und humorale Immunsuppression ausgelöst, erkennbar an Anämie, Granulozyten- und Lymphozytenmangel und Infektanfälligkeit.

Mit Hilfe monoklonaler Antikörper wurde nachgewiesen, daß beipielsweise Cyclophosphamid (eines der meistverwendeten Zellgifte) - ähnlich wie die Lymphdrüsenbestrahlung- vorwiegend die Bildung und Funktion der abwehrkompetenten TZellen und Helferzellen schädigt, die unerwünschten Suppressorzellen dagegen sogar fördert. Außer diesen verhängnisvollen Nebenwirkungen sind manche Zytostatika selbst karzinogen, sei es aufgrund direkter Zellkern- oder Zellmembranschädigung, sei es infolge genereller Immunsuppression. Dies gilt vor allem für die Alkylantien. Nach SCHMÄHL (31,32), Krebsforschungszentrum Heidelberg, kann schon die fünfmalige Gabe von Cyclophosphamid, in 14tägigen Abständen verabreicht, Krebs erzeugen, vorwiegend Hämangioendothelsarkome, Harnblasenkarzinome und Leukämien. HEINE äußerte sich auf dem 3.Wissenschaftlichen Kongreß der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr 1987 folgendermaßen: "Da alle Chemotherapeutika, um ihr Ziel zu erreichen, die Grundsubstanz passieren müssen, wird dabei zwangsläufig deren normale Regulationsfähigkeit geschädigt. Die frustranen Ergebnisse schulmedizinischer Tumortherapie bestätigen dies." All die objektiven Intoxikationserscheinungen werden im Erleben des Patienten noch übertroffen vom chemotherapiebedingten Verlust an Lebensqualität mit totalem Vernichtungsgefühl, Apathie, Depression, Schlaflosigkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Haarausfall, Amenorrhoe usw., vergleichbar etwa mit dem Bild schwerster Seekrankheit. Auch in psychosomatischer Hinsicht bedeutet Chemotherapie also in den meisten Fällen BONADONNA gibt deren Quote mit 94 % an (5) - einen erheblichen Schaden für den therapierelevanten Heilwillen und die Compliance des Patienten. Kinder leiden unter diesen Begleitumständen besonders, und mit ihnen selbstverständlich die ganze Familie. Vorwiegend bedient man sich heute der Kombination mehrerer Chemotherapeutika mit unterschiedlicher Angriffsweise als "Poly-Chemotherapie". Zwar reduziert man damit die Gefahren der früher hochdosiert gegebenen Einzelmittel, nimmt dafür aber die synergistische Multitoxizität der verabreichten Zellgifte in Kauf. Manche der Polychemotherapie-Schemata sind zu einem gewissen Standard geworden, neue werden laufend empfohlen. Jede einschlägige Publikation, jeder Kongreß bringt weitere Varianten dieser Art. BURKERT (7) nennt in seiner Übersicht bei rund 30 Geschwutstarten etwa 150 zur Anwendung kommende Schemata mit je 2–4 zytoioxischen bzw. adjuvanten Bestandteilen, ohne daß auch nur ein einziger derselben als völlig gefahrlos für den Patienten bezeichnet werden kann. Welcher gewissenhafte Therapeut mag sich in diesem Irrgarten von Wagnissen und Risiken noch zurechtfinden? Unausbleiblich, daß jedes Tumorzentrum, jede Klinik anders vorgeht, und daß von einer einheitlichen Regel selbst bei bestimmten Tumorarten, -stadien und Tumorverläufen vorerst gar keine Rede sein kann. Kritische Onkologen weisen außerdem darauf hin, daß Chemotherapie häufig zu stark, zu voreilig und ohne sachgerechte Indikation eingesetzt wird. HAGER (13) schreibt: "Die unkritische Fortsetzung der Übernahme solcher Therapieschemata führt in vielen Fällen zu unnötigen Belastungen und Gefahren für den Patienten ohne therapeutischen Vorteil. Manches Therapieschema sollte erst in klinischen Studien nochmals auf Wirksamkeit geprüft werden. Die Steigerung des Absatzes von Zytostatika um jährlich etwa 20 % (MARTZ, CRAMER u. a.) bei einem geschätzten weltweiten Umsatz von 20 Milliarden DM läßt sich mit Sicherheit nicht mit den klinischen Erfolgen rechtfertigen und berechtigt zu der Frage, ob man nicht schon von einem „Zytostatika-Abusus“ sprechen kann. Die Ausgaben der gesetzlichen

Krankenkassen für Krebsarzneimittel sind in der BRD von 1970 bis 1984 von 100 Millionen auf über 1 Milliarde DM angestiegen." Pharmaindustrie und Klinik bemühen sich unentwegt um die Spezifität und Wirksamkeit der Chemotherapeutika bei gleichzeitiger Dämpfung der schlimmsten Therapieschäden. Es gibt Neuroleptika gegen die psychischen Symptome, Antiemetika gegen Übelkeit und Erbrechen. Man versucht, die Wirkung der Zytostatika durch bestimmte Adjuvantien, z. B. Nitroimidazole, zu steigern, ohne sie für den Organismus toxischer zu machen. Man neutralisiert die schleimhautschädigende Wirkung der mit dem Harn ausgeschiedenen Zellgifte in der Blase durch MESNA. Man gibt Leukovorin gleichzeitg mit Methotrexat, um dein durch letzteres verursachten Folsäuremangel vorzubeugen (wodurch andererseits die beabsichtigte Zytostase beeinträchtigt wird). Man nutzt die biorhythmisch bedingte nächtliche Dämpfung des Vegetativums und gibt die toxischen Infusionen in den Stunden nach Mitternacht, um so die unangenehmen subjektiven Beschwerden erträglicher zu machen. Man sucht die Zusammensetzung der PolychemotherapieSchemata zu verbessern, indem man beispielsweise in den beiden häufig benutzten Kombinationen CMF (=Cyclophosphamid-Methotrexat-Fluorouracil) und VAC (=Vincristin-AdriblastinCyclophosphamid) neuerdings anstelle des C das Alkylanz Sterocyt, anstelle von V das Alkaloid Vindesine (Eldesine) und anstelle von A die Antibiotika Farmorubicin bzw. Novantron einzusetzen empfiehlt (14). Die davon für den Patienten erhofften Vorteile bleiben abzuwarten. Chemotherapeutika finden vor allem dann Verwendung, wenn eine operativ, radiologisch oder hormonal nicht mehr beeinflußbare Ausbreitung des Geschwulstprozesses vorliegt, gewissermaßen also als Ultima ratio. Hierzu zählen auch lebensbedrohliche Zustände, foudroyante Verläufe und die gefürchtete Lymphangiosis carcinomatosa. Prophylaktisch behandeln manche Onkologen ihre Patienten, um postoperativ der Metastasierung, dem Rezidiv oder der Generalisierung vorzubeugen, wobei man schon statistisch sich ergebende Unterschiede in der Verzögerung dieser Komplikationen von wenigen Wochen als Therapieerfolg bewertet, obwohl dies hinsichtlich der Lebenserwartung der Patienten ganz belanglos ist und oft nur eine Leidensverlängerung bedeutet. Die am häufigsten auftretenden Geschwulstarten und deren Metastasen sprechen auf Chemotherapie außerdem überhaupt nicht an, etwa die Osophagus-, Magen- und Darmkarzinome, das (primäre) Leber- und Pankreaskarzinom, das Bronchialkarzinom (mit Ausnahme des kleinzelligen), das Gallen- und Harnblasenkarzinom, das Hypernephrom, das Schilddrüsenkarzinom, die (primären) Hirntumore. Hinsichtlich ihrer zytostatischen Fähigkeit haben bestimmte Derivate folgender Wirkstoffgruppen Bedeutung erlangt, aus denen die Pharmaindustrie eine ständig wachsende Zahl von Präparaten hergestellt hat und immer noch weitere entwickelt: Alkylantien, Alkaloide, Anthrazykline, Antibiotika, Antimetaboliten, Carbamide, Carbazine, Enzyme, Mitoxantrone, Schwermetallsalze. Die Monotherapie mit einzelnen dieser Substanzen wurde, z. T. wegen ihrer Toxizität, weitgehend verlassen und findet nur noch in Fällen bestimmter Krebserkrankungen Anwendung. Vorwiegend bedient man sich heute der Kombination mehrerer Faktoren mit unterschiedlicher Angriffsweise als Polychemotherapie. Zwar reduziert man damit die Gefahren der früher hochdosiert gegebenen Einzelmittel, nimmt dafür aber die synergistische Multitoxizität der verabreichten Zellgifte in Kauf. Außer ihrer toxischen Allgemeinwirkung sind manche der verwendeten Substanzen sogar selbst karzinogen, sei es infolge direkter Zellkern- oder Zellmembranschädigung, sei es infolge systemischer Immunitätsverluste. Für die Alkylantien gibt Schmähl [34, 35], Institut für

Toxikologie und Chemotherapie des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg, an, daß schon die fünfmalige Gabe von Cyclophosphamid (eines der gebräuchlichsten Präparate dieser Gruppe ist Endoxan), in Abständen von 14 Tagen gegeben, Krebs zu erzeugen vermag, vorwiegend Hämangioendothelsarkom, Harnblasenkarzinom und Leukämie. Die Chemotherapie der Geschwulsterkrankungen hat Jahrzehnte bis zu ihrer heutigen, um Differenzierung bemühten Anwendung gebraucht. Erst spät und allmählich begann man nach der "physiologisch richtigen", d. h. möglichst wirksamen und gleichzeitig nebenwirkungsarmen Substanz und Dosierung zu suchen und sich auf die zum Heilungsvorgang ebenso wichtige "Lebensqualität" zu besinnen. Laufende Verbesserungen der Chemotherapie werden nicht nur durch Steigerung der Selektivität und Verträglichkeit der einzelnen Wirkstoffe angestrebt, sondern auch durch ausgeklügelte Kombinationsvarianten der Polychemotherapie. Jede einschlägige Publikation, jeder Kongreß bringt neue Vorschläge dieser Art. Burkert [7] zählt in seiner Zusammenstellung für rund 30 Geschwulsterkrankungen etwa 150 Schemata mit je 2–4 zytostatischen Bestandteilen auf, ohne daß auch nur eine einzige derselben als völlig gefahrlos für den Patienten bezeichnet werden kann. Welcher gewissenhafte Therapeut mag sich in diesem Irrgarten von Möglichkeiten und Risiken noch zurechtfinden? Die Folge ist, daß jedes Tumorzentrum, jede Klinik anders vorgeht und daß von einer einheitlichen Regel selbst bei bestimmten Tumorarten, -stadien und -verläufen vorerst keine Rede sein kann. Im Bemühen um die verringerte Toxizität bei gleicher Wirksamkeit wurde, um ein Beispiel zu nennen, in den beiden vielfach verwendeten Modellen CMT (Cyclophosphamid-MethotrexatFluorouracil) und VAC (Vincristin-Adriblastin-Cyclophosphamid) neuerdings anstelle von C das Alkylans Sterecyt, anstelle von V das Alkaloid Vindesin (Eldisine) und anstelle von A das Antibiotikum Farmorubicin bzw. Novadron empfohlen (15). Chemotherapeutika finden vor allem dann Verwendung, wenn eine operative, radiologische oder hormonale Behandlung des vorliegenden Krebsgeschehens nicht oder nicht mehr möglich ist, gewissermaßen als "Ultima ratio", wie denn nach der Chemotherapie deshalb mit solcher Begeisterung gegriffen wurde, weil sie zu einem Zeitpunkt an die Seite von Stahl und Strahl getreten ist, da diese Disziplinen eingestandenermaßen die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit erreicht hatten. Zu den Anlässen ihres Einsatzes zählen ferner lebensbedrohliche therapieresistente Zustände wie tumorbedingte Obstruktionen der Atemwege, foudroyante Krankheitsverläufe und die gefürchtete Lymphangiosis carcinomatosa, wobei leider auch hier das "Ut aliquid fiat" zur Beruhigung des ärztlichen Gewissens dienen muß. Prä- und postoperativ behandeln manche Onkologen ihre Patienten, um die Metastasierung, das Rezidiv oder die Generalisierung des Leidens zu verhüten, wobei man eine Verzögerung dieser Komplikationen um wenige Wochen oder Monate statistisch stolz als "Erfolg" bucht, obwohl sich dies auf breiter Front überhaupt nicht als Lebensverlängerung, für viele Krankgebliebene aber als Leidensverlängerung auswirkt. Auf diese Selbsttäuschungen wird noch ausführlicher einzugehen sein. Man muß sich nämlich immer vor Augen halten, welche erschreckende Nebenwirkungen an psychischer und physischer Depression mit Schlaflosigkeit, Erbrechen, Amenorrhoe, Anämie, Haarausfall usw. von der Mehrzahl der so behandelten Patienten ertragen werden müssen. Bonadonna (4, 5) gibt sie mit 94 % an. Pharmaindustrie und Klinik bemühen sich selbstverständlich um die Dämpfung dieser Therapieschäden. Es gibt Ataraktika und Tranqillicer gegen die psychischen Symptome (Adumbran, Atosil, Neurocil usw.), Antiemetika gegen Übelkeit und Erbrechen (Paspertin, Pervetral, Vomex A usw.), man versucht, die Wirkung der Zytostatika durch bestimmte Adjuvantien, z.B. Nitrolmidazole, zu steigern ohne gleichzeitig deren Toxizität zu erhöhen, man neutralisiert die Schleimhautschädigung in der Blase durch die mit dem Harn ausgeschiedenen Zellgifte mit Mesna,

man gibt gleichzeitig mit Methotrexat das Folsäurepräparat Leucovorin, um der Anämie vorzubeugen (wodurch andererseits die beabsichtigte Zytostase im Malignombereich beeinträchtigt wird), man nützt die chronologisch bedingte Dämpfung des Vegetativums während der Nacht und gibt die toxischen Infusionen in den Stunden nach Mitternacht, um auf diese Weise die unangenehmen subjektiven Beschwerden zu verringern. Die Bemühungen um Verbesserungen innerhalb der Kombinationen wurden bereits erwähnt. Die besten, nicht nur kurzfristigen, sondern in 70–80 % die Fünfjahresgrenze überschreitenden Erfolge weist die Chemotherapie der akuten lymphatischen und myeloischen Leukämien (ALL und AML) des Kindesalters auf, bedingt auch die des embryonalen Rhabdomyosarkoms und des juvenilen Neuroblastoms. Dies erklärt sich damit, daß die im 1. und 2. Jahr sich zur maximalen Aktivität heranreifende Thymusdrüse den jugendlichen Organismus zur Toleranz und Überwindung der hier besonders hohen Chemotherapiebelastung wesentlich besser befähigt als es beim Erwachsenen der Fall ist. Nach der Pubertät sinken die Erfolgsquoten bei ALL auf 30–40 %, bei AML auf 10–25 % [36]. Auch durch Hinzunahme neuerer Adjuvantien wie Interferon, Knochenmarkstransplantation, genetische Lymphozytenaktivierung usw. konnten diese Ergebnisse bisher nicht nennenswert verbessert werden. Eine zusätzliche Beeinträchtigung derselben bedingt der Umstand, daß Langzeitstudien nicht unerhebliche Zahlen von Rezidiven oder Zweittumoren aufweisen (Gutjahr, Mainz), die von den Erfolgsstatistiken der Kliniken meist nicht berücksichtigt werden. LI und Mitarbeiter [24] berichten: "Noch nach drei Jahrzehnten sind in der Kindheit wegen Krebs behandelte Patienten durch Zweitmalignome gefährdet. Meist handelt es sich um Sarkome, Schilddrüsen- und Mammakarzinome, die häufig in früher bestrahlten Regionen auftreten. Das Risiko eines Zweitmalignoms ist bei kombinierter Radio-Chemotherapie am größten." Ein spektakulärer Aktivposten für die Leistungsfähigkeit der Chemotherapie generell resultiert auch aus diesen Zahlen leider nicht, so erfreulich jeder einzelne Erfolg im individuellen Krankheitsfall, besonders bei Kindern, auch sein mag. Die malignen Leukosen machen laut "Krebsatlas" im Mittel nur 2,5 % der gesamten Tumormorbidität aus. Nehmen wir als Optimum für die Hälfte dieser Zahl einen im wesentlichen der Chemotherapie zukommenden Behandlungserfolg an, so resultiert eine statistisch kaum in Erscheinung tretende Quote. Chronisch verlaufende Leukämien lassen sich in vielen Fällen auch ohne Chemotherapie, erfahrungsgemäß sogar nur unter "alternativer" Behandlung über Jahre und Jahrzehnte bei befriedigendem Befinden am Leben halten. Bei manchen systemischen Malignomen werden überhaupt große Unterschiede hinsichtlich ihrer Verlaufsform beobachtet. Aus diesem Grund bedürfen auch das Plasmozytom und die Paraproteinämien nicht immer einer Chemotherapie oder sonstigen Intensivbehandlung. Zu den bedingt auf Chemotherapie ansprechenden Geschwulstarten des Erwachsenen zählt das Mammakarzinom. Hierüber liegen zahlenmäßig wohl die meisten Erfahrungen und Veröffentlichungen vor, von denen hier nur wenige berücksichtigt werden konnten (5, 15, 19, 21, 23). Auch hier überwiegen die Warnungen vor schematischem Einsatz und übertriebenen Erwartungen. Von kompetenter Seite wird immer wieder darauf hingewiesen, daß vor dem Einsatz der Zytostatika alle klassischen, also operativen und radiologischen, hier vor allem auch die hormonalen Behandlungsmöglichkeiten korrekt durchgeführt und ausgeschöpft sein müssen. Für Chemotherapie vorzugsweise geeignet gelten die jüngeren, präklimakterischen Patientinnen, während man im postklimakterischen Alter, insbesondere bei nachgewiesenen Rezeptoren, die Antihormone (Tamoxifen, Androsteron), sei es mit, sei es ohne adjuvante Chemotherapie, bevorzugt. Auch hierüber bestehen keine einheitlichen Auffassungen unter den Gynäkologen. Die Ganzheitstherapie kann selbst in fortgeschrittenen Fällen dieser Art noch hilfreich sein, solange die

Patientin nicht total geschädigt ist in ihrem Repairvermögen. Die meisten soliden Geschwülste und deren Metastasen sprechen auf Zytostatika überhaupt nicht oder nur ungenügend an, etwa die Ösophagus-, Magen- und Darmkarzinome, das (primäre) Leber- und Pankreaskarzinom, das Bronchialkarzinom (mit Ausnahme des kleinzelligen), das Blasenkarzinom und die (primären) Hirntumore. Adjuvante Chemotherapie ist angebracht bei malignen Lymphomen einschließlich M. Hodgkin und Non-Hodgkin I bis IV, beim Retinoblastom, Wilms-Tumor, Burkitt-Lymphom, EwingSarkom, Hoden- und Ovarialkarzinom sowie Chorionepitheliom, soweit in den letzteren Fällen nicht die Hormontherapie zu bevorzugen ist. Bei all diesen Geschwulstformen sind die Dauerheilungen in der Minderzahl, Lebensverlängerungen bis zu 10 Jahren aber keine Seltenheit, besonders bei Hinzunahme immunmodulierender Ganzheitstherapie. 10–15 % aller nur mit Chemotherapeutika (und Strahlen) zunächst erfolgreich behandelter Hodgkin-Patienten erkranken 5–15 Jahre später an Leukämie [11]. Erwähnenswert ist noch die im Versuchsstadium steckende, bisher erst an wenigen Kliniken (Essen, Erlangen, Hannover, München) zur Anwendung kommende Variante der Chemotherapie als Perfusion. Dabei wird das systemische Risiko vermindert und die lokale Wirkung verstärkt. Es eignen sich hierfür vorerst nur Tumore der Extremitäten und der Leber, gelegentlich kombinierte man dieses Verfahren mit Überwärmung des extrakorporal kreisenden Blutes. Die bisher damit erzielten Erfolge gehen über Einzelfälle nicht hinaus. Einem Einsatz des Verfahrens auf breiterer Front stehen sowohl die aufwendige Technik als auch der schmale Indikationsbereich im Weg. Ob das von der Ganzkörperhyperthermie abgeleitete Prinzip auf isoliertes Blut übertragen werden kann, erscheint fraglich. Insgesamt und unter Berücksichtigung aller damit erreichten Erfolge und Mißerfolge hat die Chemotherapie die in sie gesetzten Hoffnungen nicht erfüllt. Die anfängliche Begeisterung wich einer zunehmenden Skepsis und Kritik. Bereits 1974 hatte Kienle, Gemeinnütziges Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke/Ruhr, in seinem Buch "Arzneimittelsicherheit und Gesellschaft" eine kurz zuvor von Brunner, Mitglied der "Schweizer Arbeitsgruppe für Klinische Krebsforschung" in St. Gallen, unter strikter Beachtung der von der "Internationalen Kontrollstelle für Arzneimittel in der Schweiz" (IKS) aufgestellten Forderungen durchgeführte multizentrische und randomisierte Studie über Endoxan zitiert. Diese ergab, daß nach einer Beobachtungszeit von 3 Jahren ab Versuchsbeginn von den Patienten der Endoxan-Gruppe 47,3 %, von den chemotherapiefrei gebliebenen Patienten 26,1% verstorben waren. Nach 4 Jahren stiegen diese Zahlen auf 61 % gegenüber 41 % mit Rezidiven und 54 % gegenüber 31 % Todesfällen. Der hier zutage getretene Malus der Chemotherapie hinderte Kliniker und Pharmahersteller nicht, diesen Weg wie hypnotisiert weiterzuverfolgen und die Mehrzahl der auf diese Weise behandelten gefährlichen Nebenwirkungen auszusetzen ohne eine angemessene Erfolgsquote anbieten zu können. 1983 erwiesen Studien zweier kompetenter Onkologen der erwähnten Schweizer Arbeitsgruppe, Sauter [30] und Cavalli [8] die Chemotherapie als "nutzlos und überflüssig", also nur schädlich für die Patienten. Ihre zusammenfassende Feststellung lautet: "Vier bzw. sechs Jahre nach Behandlung Krebskranker mit den Kombinationen LMT bzw. CMF über 6–24 Monate ergaben keine erkennbaren Unterschiede hinsichtlich Überlebenszeit und Rezidivfreiheit gegenüber Unbehandelten." Noch eindeutiger lautet das Ergebnis einer Literaturübersicht von ABEL (3), Biometriker am Tumorzentrum Heidelberg/Mannheim, mit dem Titel "Verlängert die zytostatische Chemotherapie das Überleben von Patienten mit fortgeschrittenen epithelialen Tumoren?". Zu diesen zählen fast

alle Malignome mit den Lokalisationen Luftröhre, Bronchien, Osophagus, Magen, Darm, Leber, Pankreas, Gallenblase, Harnblase, Ovar, Uterus, Prostata, Brustdrüse, Kopf- und Halsbereich. Es sind dies die Geschwulstarten, auf die mindestens 80 % der Krebstodesfälle in den westlichen Industrieländern zurückzuführen sind. ABEL nennt seine Arbeit "eine kritische Bestandsaufnahme". Sie enthält nach seinen eigenen Worten "eine umfassende Analyse der Publikationen, der laufenden Studien sowie persönlicher, als Antworten auf Rundschreiben eingegangene Äußerungen klinischer Onkologen". Dem Vorwort und der Zusammenfassung seien folgende Passagen entnommen: "Es gibt, abgesehen vom Bronchialkarzinom (vor allem dem kleinzelligen) keine direkte Evidenz dafür, daß Chemotherapie (…) das Überleben verlängert. Die verfügbare indirekte Evidenz spricht (mit Ausnahme des Ovarialkarzinoms) insgesamt eher gegen eine solche Wirkung. Diese Bilanz steht im Widerspruch zu den publizierten Einschätzungen der Chemotherapie, die nicht selten ein überoptimistisches Bild von den Wirkungen der Therapie zeichnen." "In der überwältigenden Mehrzahl der Publikationen wird die Wirkung der Chemotherapie mit Response gleichgesetzt, ohne Ansehen der Wirkung auf die Überlebenszeit. Viele Onkologen halten es für selbstverständlich, daß Response auf Therapie das Leben verlängert, eine Auffassung, die auf einem Fehlschluß beruht und durch kontrollierte Studien nicht gestützt wird." "Bis heute ist unklar, ob die behandelten Patienten in ihrer Gesamtheit hinsichtlich der Lebensqualität von einer Chemotherapie profitieren (…). Wenn eine nebenwirkungsreiche Krebsbehandlung die Überlebenszeit nicht verlängert, so haben die Therapeuten sogar die Bringschuld, nachzuweisen, daß sie die Lebensqualität verbessert." "Die gemeinhin verbreiteten Erfolgsmeldungen sind, was die epithelialen Krebse betrifft, zumindest irreführend." "Nachdenklich muß stimmen, wenn Umfragen ergeben, daß viele Onkologen bei sich selbst eine zytostatische Therapie nicht vornehmen lassen würden." Die ABELsche Arbeit stellt weiter fest: „daß der Glaube an die Wirksamkeit der Chemotherapie dogmatisch festgeschrieben wird, indem nämlich Vorschläge für ganze Klassen innovativer Studienkonzepte von vornerein chancenlos sind, weil man glaubt, den Patienten die vermeintlich effektivere Therapie nicht vorenthalten zu können." "So niederschmetternd das Ergebnis dieser Arbeit auch sein mag: es ist das eindeutige Resultat des Unterfangens, das relevante Schrifttum möglichst vorurteilsfrei und umfassend auszuwerten." "Einstweilen erscheint in dieser von Erfolglosigkeit geprägten Situation die derzeitige starke Konzentration der Studienkapazitäten auf die Chemotherapie schwerlich gerechtfertigt. (…) Ein Umdenken in der Krebstherapie und Krebsforschung erscheint nicht nur aus wissenschaftlichen Gründen, sondern vor allem im Interesse der Patienten dringend erforderlich." Es konnte nicht ausbleiben, daß diese "ketzerische" Studie des "Nicht-Klinikers" ABEL bei seinen orthodoxen Kollegen Anstoß erregte. HOSSFELD und PFLEIDERER (16) nahmen als Vertreter der Arbeitsgemeinschaften internistischer Onkologen und Gynäkologischer Onkologen der Deutschen Krebsgesellschaft kritisch dazu Stellung, ohne die vorgebrachten Argumente jedoch restlos widerlegen zu können. Insbesondere wird einmal mehr jede Effizienz alternativer Behandlung bestritten, auf die ABEL mehrfach hinweist. Die Kritiker geben jedoch zu, daß man sich von neueren Therapieformen, immunkompetenten Biological Response Modifiers u. a., Fortschritte erwartet, mit anderen Worten, daß die Chemotherapie in ihrer heutigen Form eben doch nicht befriedigt.

Die wissenschaftlich uneinheitliche Beurteilung der Zytostatika und das Problem LebensqualitätLebensverlängerung machen jeden Einsatz dieser Präparate zu einem Wagnis. In dieser Weise werden aber - wie schon ABEL erwähnt - weiterhin in vielen Kliniken durch die Pharmaindustrie geförderte, langzeitige Behandlungsserien durchgeführt und diese sogar dann noch fortgesetzt, wenn die chemotherapeutisch behandelten Patientenkollektive gegenüber den zytostatikafreien Patientenkollektiven ungünstiger abzuschneiden beginnen. Aber wie schnell ist die Lehrmedizin mit dem Vorwurf des "gewissenlosen Experimentierens" dann auf dem Plan, wenn es um den Einsatz längst bewährter, nichttoxischer und risikofreier Alternativmethoden geht! Zur ethischen Berechtigung klinischtherapeutischer Studien bei chronischen Erkrankungen hat sich FÜLLGRAF, vormals Präsident des Bundesgesundheitsamtes, gelegentlich einer Diskussion wie folgt geäußert (zitiert bei KAUFMANN, 19): "Selbst der kleinste Wirksamkeitsunterschied kann schließlich statistisch signifikant gemacht werden mit genügend Ausdauer, genügend Geld und riesigen Patientenkollektiven. Doch was bedeutet das? Es resultiert daraus die unkontrollierte Verschreibung eines Mittels an Scharen von Patienten, von denen bestenfalls wenige profitieren, alle aber dem Risiko unerwünschter Nebenwirkungen ausgesetzt werden." Diese Bemerkung bezieht sich zwar auf Studien präventiver Art, läßt sich aber explizit auf die onkologische Therapie anwenden. Denn beim Einsatz von Zytostatika sind unerwünschte Nebenwirkungen nicht nur ein "Risiko", sondern die konzeptbedingten, einkalkulierten und unvermeidlichen Folgen dieser Behandlungsmethode. 1986 wurde eine 1978 begonnene prospektive, multizentrische und randomisierte Studie abgeschlossen, an der sich Tumorabteilungen mehrerer Kliniken und Krankenhäuser beteiligt hatten, u.a. in Bad Sooden-Allendorf, Gauting, Bad Homburg, Augsburg-Zusmarshausen. Es wurden wahllos insgesamt 400 Krebskranke in fortgeschrittenen Stadien, darunter 200 mit kleinzelligen, inoperablen Bronchial-Ca gruppenweise a) mit einer Kombination von Polyerga, einem Mistelpräparat und BVK-Roche, b) mit Zytostatika, c) mit Placebo oder anderweitigen Alternativmethoden behandelt. Nach 7 Jahren ergab sich bei den Patienten der Gruppe a mit 12,5 Monaten eine Verdoppelung der Überlebenszeit gegenüber den Probanden der Gruppen b und c in ihrer Gesamtheit. Dold, als Leiter des Zentralkrankenhauses in Gauting einer der Teilnehmer an der Studie, äußerte sich dazu: "Wir haben im Eifer, den Krebs auf jede nur mögliche Weise totzuschlagen, übersehen, daß die Patienten oft mehr unter der Therapie als unter ihrem Krebs leiden." (Medical Tribune 48/1986). Der Berliner Röntgenologe Schlitter (31) schrieb 1986 in einer chemotherapiebezüglichen Arbeit: "Weil alle Krebskrankheiten auf einer präkanzerösen chronischen Immunsuffizienz und vegetativen Regulationsstarre beruhen, können immunsuppressiv wirkende Pharmaka im Prinzip keine Krebsheilmittel sein. Die damit gesetzten Reize können die den Geschwulstkrankheiten zugrundeliegenden Fehlfunktionen nicht ausgleichen, sondern nur verstärken. Die damit verbundenen Therapieschäden sind unvermeidlich und irreparabel. Jahrelange Erfahrungen mit Chemotherapie beweisen diesen zwangsläufigen Sachverhalt."

Ebenso eindeutig negativ lautet das Resume einer an Hand von hunderten von klinischen Studien und Statistiken erarbeiteten Synopse von Ulrich Abel (2,3), Biometriker am Institut für Epidemiologie und Biometrie des Krebsforschungszentrums in Heidelberg, in Kooperation mit dem Tumorzentrum Heidelberg-Mannheim. Die 1989 erschienene vorläufige Mitteilung trug den Titel "Verlängert die zytostatische Chemotherapie das Überleben von Patienten mit fortgeschrittenen epithelialen Tumoren?". Zu diesen zählen fast alle Malignome der Lokalisationen Luftröhre, Bronchien, Ösophagus, Magen, Darm, Leber, Pankreas, Gallenblase, Harnblase, Ovar, Uterus, Prostata, Brustdrüse sowie die meisten Tumore des Kopf- und Halsbereiches. Es sind dies die Geschwulstarten, auf die rund 80 % der Krebstodesfälle in den westlichen Industrieländern zurückzuführen sind. Abel nennt seine Arbeit "eine kritische Bestandsaufnahme". Sie enthält nach seinen eigenen Worten "eine umfassende Analyse der Publikationen, der laufenden Studien sowie persönlicher, als Antworten auf Rundschreiben eingegangener Äußerungen klinischer Onkologen". Ihrer Wichtigkeit wegen seien dem Vorwort und der Zusammenfassung dieser ersten Publikation folgende Passagen entnommen: "Es gibt, abgesehen vom Bronchialkarzinom (vor allem dem kleinzelligen), keine direkte Evidenz dafür, daß Chemotherapie … das Überleben verlängert. Die verfügbare indirekte Evidenz spricht (mit Ausnahme des Ovarialkarzinoms) insgesamt eher gegen eine solche Wirkung. Diese Bilanz steht im Widerspruch zu den publizierten Einschätzungen der Chemotherapie, die nicht selten ein überoptimistisches Bild von den Wirkungen der Therapie zeichnen." "In der überwältigenden Mehrzahl der Publikationen wird die Wirkung der Chemotherapie mit Response gleichgesetzt, ohne Ansehen der Wirkung auf die Überlebenszeit. Viele Onkologen halten es für selbstverständlich, daß Response auf Therapie das Leben verlängert, eine Auffassung, die auf einem Fehlschluß beruht und durch kontrollierte Studien nicht gestützt wird." "Bis heute ist unklar, ob die behandelten Patienten in ihrer Gesamtheit hinsichtlich der Lebensqualität von der Chemotherapie profitieren. ... Wenn eine nebenwirkungsreiche Krebsbehandlung die Überlebenszeit nicht verlängert, so haben die Therapeuten sogar die Bringschuld, nachzuweisen, daß sie die Lebensqualität verbessert." "Die gemeinhin verbreiteten Erfolgsmeldungen sind, was die epithelialen Krebse betrifft, zumindest irreführend." "Nachdenklich muß stimmen, wenn Umfragen ergeben, daß viele Onkologen bei sich selbst eine zytostatische Therapie nicht vornehmen lassen würden." Die Abelsche Arbeit stellt ferner fest, "daß der Glaube an die Wirksamkeit der Chemotherapie dogmatisch festgeschrieben wird, indem nämlich Vorschläge für ganze Klassen innovativer Studienkonzepte von vornherein chancenlos sind, weil man glaubt, den Patienten die vermeintlich effektivere Therapie nicht vorenthalten zu können“. "So niederschmetternd das Ergebnis dieser Arbeit auch sein mag: Es ist das eindeutige Resultat des Unterfangens, das relevante Schrifttum möglichst vorurteilsfrei und umfassend auszuwerten." "Einstweilen erscheint in dieser von Erfolglosigkeit geprägten Situation die derzeitige starke Konzentration der Studienkapazitäten auf die Chemotherapie schwerlich gerechtfertigt. … Ein Umdenken in Krebstherapie und Krebsforschung erscheint nicht nur aus wissenschaftlichen Gründen, sondern vor allem im Interesse der Patienten dringend erforderlich."

Es konnte nicht ausbleiben, daß diese "ketzerische" Studie des "Nicht-Klinikers" Abel bei seinen orthodoxen Kollegen Anstoß erregte. Hossfeld und Pfleiderer [17] nahmen als Vertreter der Arbeitsgemeinschaften Internistischer Onkologen und Gynäkologischer Onkologen der Deutschen Krebsgesellschaft kritisch dazu Stellung, ohne die vorgebrachten Argumente jedoch restlos widerlegen zu können. Insbesondere wird einmal mehr jede Effizienz alternativer Behandlung bestritten, auf die Abel mehrfach hinweist. Die Kritiker geben jedoch zu, daß man sich von neueren Therapieformen, immunkompetenter Biological Response Modifier u. a. Fortschritte erwartet, mit anderen Worten, daß die Chemotherapie in ihrer heutigen Form eben doch nicht befriedigt. Die wissenschaftlich uneinheitliche Beurteilung der Zytostatika und das Problem Lebensqualität Lebensverlängerung machen jeden Einsatz dieser Präparate zu einem Wagnis. In dieser Weise werden aber - wie schon von Abel erwähnt - weiterhin in vielen Kliniken durch die Pharmaindustrie geförderte langzeitige Behandlungsserien durchgeführt und diese sogar dann noch fortgesetzt, wenn die chemotherapeutisch behandelten Patientenkollektive gegenüber den zytostatikafreien Patientenkollektiven ungünstiger abzuschneiden beginnen. Aber wie schnell ist die Lehrmedizin mit dem Vorwurf des "gewissenlosen Experimentierens" dann auf dem Plan, wenn es um den Einsatz längst bewährter, nichttoxischer und risikofreier Alternativmethoden geht! Zur ethischen Berechtigung klinisch-therapeutischer Studien bei chronischen Erkrankungen hat sich Füllgraff, vormals Präsident des Bundesgesundheitsamtes, gelegentlich einer Diskussion wie folgt geäußert (zitiert bei Kaufmann [22]): "Selbst der kleinste Wirksamkeitsunterschied kann schließlich statistisch signifikant gemacht werden mit genügend Ausdauer, genügend Geld und riesigen Patientenkollektiven. Doch was bedeutet das? Es resultiert daraus die unkontrollierte Verschreibung eines Mittels an Scharen von Patienten, von denen bestenfalls wenige profitieren, alle aber dem Risiko unerwünschter Nebenwirkungen ausgesetzt werden." Diese Bemerkung bezieht sich zwar auf Studien präventiver Art, läßt sich aber explicite auf die onkologische Therapie anwenden. Denn beim Einsatz von Zytostatika sind unerwünschte Nebenwirkungen nicht nur ein "Risiko", sondern die konzeptbedingten, einkalkulierten und unvermeidlichen Folgen dieser Behandlungsmethode. Auf dem 15. Internationalen Krebskongreß 1990 in Hamburg bezogen sich viele der über 200 Referate auf die Problematik der Chemotherapie. Aufrüttelnder und revolutionärer Höhepunkt war auch bei dieser Gelegenheit der Vortrag von Abel. Im übrigen gab es keine grundsätzlich neuen Erkenntnisse oder Erfahrungen. Teilweise verhandelte man über Fortentwicklungen bisher bekannter Präparate mit veränderter Halbwertzeit oder verringerter Toxizität, z. B. bei lfosfamid (Holoxan), teilweise über die allenfalls für den krebsbehandelnden Praktiker wichtigen Möglichkeiten subkutaner und ambulanter Anwendung, auch als Langzeitinfusion. Die Zahl der bekannten Zytostatika wurde um einige Namen vermehrt, etwa durch das vorzugsweise in Italien erprobte Indazol-Derivat Lonidamin. Hinsichtlich der Kombinationen hörte man von Bemühungen um verbesserte Anpassung an die Chronobiologie und den Mitosezyklus der Tumorzelle im Sinne des schon lange bekannten „Timings", wozu neuerdings sogar Supercomputer Verwendung finden. Aus dem Rahmen der Aggressivtherapie fielen Behandlungsversuche in Richtung Immunologie, Hyperthermie, Thermo-Chemotherapie und Thermo-Strahlentherapie. Ebenfalls noch in der Entwicklung befinden sich Verfahren der Implantation von immunologisch aktivierten Zellen oder Proteinen, insbesondere von genetisch potenzierten körpereigenen Stammzellen oder Lymphozyten, auch dies zum Teil in der Absicht, die Möglichkeiten der Chemotherapie zu erweitern, ihre Risiken zu verringern, ihre Nebenwirkungen zu mildern oder sie eines Tages ganz entbehrlich zu machen.

Das Fazit seiner Recherchen faßte Abel wiederum als "niederschmetternd" zusammen, und es wurde ihm von den Kongreßteilnehmern diesmal nicht widersprochen. Selbst Hossfeld, der den ersten Aussagen von Abel noch ablehnend gegenübergestanden war, räumte jetzt ein, daß Chemotherapeutika nicht nur zu oft, sondern auch falsch und ohne die erforderliche Sachkunde angewandt worden seien. Mehrere weitere Experten wie Maass (Hamburg), Kornhuber (Frankfurt) und Nagel (Göttingen) verwiesen auf die sich allmählich vollziehende Umorientierung, nach der die Lebensqualität eines Patienten Vorrang vor der Lebensverlängerung habe. Pfleiderer (Freiburg) gestand ein: "Die Problematik der Chemotherapie ist die, daß wir keine andere Therapie haben." Schmähl (Heidelberg) gab den Feststellungen von Abel recht mit den Worten: "Bei 80 % der bösartigen Tumore ist die Chemotherapie nutzlos." (Mitteilungen der "Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr" (GfBK) 28/1990). Hossfeld faßte den chemotherapierelevanten Teil des Kongresses folgendermaßen zusammen: "In den letzten 20 Jahren habe ich nicht nur den Segen, sondern auch mehr und mehr die Grenzen dieser Behandlungsart erfahren. Im Nachhinein muß man feststellen, daß die Möglichkeiten der Chemotherapie überschätzt worden sind. Die Einsicht in die Grenzen dieser Therapie sind noch immer nicht so verbreitet, wie es sein müßte. Das Konzept unserer klinischen Studien war jahrelang falsch. Der Effekt der Therapie steht in keinem Verhältnis zu den Nebenwirkungen, die wir den Patienten zufügen. Das Leid der so behandelten Menschen ist unzureichend bedacht worden." (Der Spiegel 35/1990 "Viel Forschung, wenig Fortschritt"). Auf die Herausgabe der Abelschen Studie in ihrer endgültigen Fassung und Vollständigkeit 1990 im Hippokrates-Verlag [3] sei besonders hingewiesen. In Anbetracht einer immer offenbarer werdenden Stagnation und Insuffizienz aller krebstherapeutischen Bemühungen der Schulmedizin - nicht nur im Bereich der Cytostatika mutete es grotesk an, daß Jungi [20], Medizinische Klinik C im Kantonspital St. Gallen, ausgerechnet während des Hamburger Kongresses summarisch gegen die Alternativmethoden zu Felde zog. Seine Ausführungen bewiesen einmal mehr den Mangel an eigener Erfahrung mit den von ihm verrissenen Methoden und Medikamenten, wenn er beispielsweise die Misteltherapie als eine "Frage der Dosierung" und ihre klinische Wirkung als "nicht bewiesen" bezeichnet. Solchen Kritikern kann nur die ernsthafte Beschäftigung mit dieser Richtung und ihrer reichhaltigen Literatur dringend empfohlen werden, bevor sie mit „fragwürdig", "unwissenschaftlich", "paramedizinisch" und anderen disqualifizierenden Prädikaten um sich werfen. Dies ist nun auch in unserer Betrachtung der Punkt, um auf das Verhältnis der Chemotherapie zur Ganzheitsmedizin einzugehen. Allerdings muß dabei schon vom Konzept her eine totale Diskrepanz festgestellt werden. Denn es erinnert an einen Hochseilakt, das allein schicksalentscheidende körpereigene Ordnungs- und Repairvermögen mit der systemischen Untergrabung und Vernichtung eben dieser Fähigkeiten durch die Chemotherapie unter einen Hut bringen zu wollen (siehe oben bei Schlitter). Obwohl es zwischen diesen beiden Richtungen also keine Alternative zu geben scheint, fehlte es nicht an Versuchen, mit Vorsicht das eine zu tun und das andere nicht zu lassen. Den therapeutischen Erfolg entscheidet in diesem Fall nicht nur die Resistenz des Tumors, sondern auch die des Organismus gegen die chemische Keule. In dem Maß, in dem der angerichtete Schaden überwiegt, wird der Nutzen der Ganzheitstherapie in Frage gestellt. Gegebenenfalls kommt deshalb nur der zeitlich getrennte, alternierende Einsatz beider Behandlungsformen in Betracht, mit angemessener Erholungszeit des Organismus nach den toxischen Durchgängen. Bei gleichzeitiger Anwendung braucht man sich über die Erfolglosigkeit der alternativen Maßnahmen nicht zu wundern. Erfahrungsgemäß werden mit den supportiven Methoden des psycho-neuro-vegetativen Ausgleiches, der konstitutionellen Umstimmung, der Beseitigung mesenchymaler Blockaden, der

optimierten Zellatmung, der (vorwiegend ernährungsbedingten) Wiederherstellung des individuellen Säure-Basen-Verhältnisses, der zytoplasmatischen Substitution, der Symbioselenkung und all den anderen Möglichkeiten psychosomatischer Behandlung, die der Lehrmedizin nicht zur Verfügung stehen, erst die eigentlichen Grundlagen zur körpereigenen Überwindung der Krebskrankheit gelegt. Aus dieser Fülle von Methoden und Medikamenten ragt seit 1920 als einer der bewährtesten ganzheitlich wirksamen Modulatoren die Mistel in ihrer von Rudolf Steiner angegebenen Zubereitung heraus. Es liegen hierüber unzählige beweiskräftige Einzel- und Kollektiverfahrungen vor, auf die hier nur generell hingewiesen werden kann. Von besonderer Bedeutung ist jedoch eine neuere, multizentrisch und prospektiv angelegte Langzeitstudie von Gutsch und Mitarbeitern [13]. Sie entstand auf Grund der Krankheitsverläufe von 692 Patientinnen mit Mammakarzinom der Klassifikation T1-3 N0-3 M0 postoperativ, eingeteilt in randomisierte Kollektive a) mit Polychemotherapie, b) mit einem Mistelpräparat behandelt, c) unbehandelt verblieben. Nach fünfjähriger Beobachtungszeit ergab sich im Schnitt eine Überlebensquote von 65 % aller Patientinnen, wobei keine Überlegenheit der Chemotherapiewirkung gegenüber dem Effekt der Mistelbehandlung erkennbar war. Daß bei letzterer die subjektiven und objektiven Schäden der Zellgifte entfielen, durfte als besonderer Gewinn gebucht werden. Die Vorteile der Misteltherapie manifestierten sich außerdem eindeutig bei der Langzeitbehandlung der N0-3 -Gruppe hinsichtlich der Lebenserwartung. Diese schnitt unter den chemotherapiebehandelten Frauen sogar etwas schlechter ab als die Gruppe der ohne jede Therapie verbliebenen. Solche Resultate sollten den Anhängern der radikalen und einseitig lokalpathologischen Richtung doch zu denken geben, zumal zahlreiche ähnlich instruktive Verläufe des Mammakarzinoms mit überwiegend günstigen Ergebnissen der Misteltherapie seit langem vorliegen, so von GuenczIer, Hoffmann, Kriele, Leroi, Müller-Färber, Salzer, Wrba u. a. (Literaturangabe beim Verfasser). Daß sich auch orthodoxe Kliniker der ganzheitsmedizinisch-biologischen Auffassung des Krebsgeschehens in Ergänzung ihrer konventionellen Methoden aufzuschließen beginnen, dafür sei als Vertreter mancher seiner nachdenklich gewordenen Kollegen hier Prof. Schuppli, Leiter der Medizinischen Klinik in Basel, genannt. Er verabreicht seinen Krebspatienten schon seit Jahren systematisch Mistelpräparate, offenbar überzeugt von deren adjuvant- und komplementärtherapeutischen Wirkung. Ebenfalls von Bedeutung und für die künftige Forschung wegweisend ist die Verbindung der Chemotherapie mit den systemisch wirksamen immunstimulierenden Therapieformen, soweit sich diese - wie oben erwähnt - nicht gegenseitig paralysieren. Hierbei hat vor allem die (passive) Hyperthermie und die (aktive) Hyperpyrese als Ganzheits- oder auch Lokalanwendung ihren bereits bekannten Stellenwert als adjuvantes Krebstherapeutikum erwiesen. Weltweit bekannt, wenngleich in der westlichen Welt noch vorwiegend ignoriert, wurde die durch Prof. von Ardenne (Dresden) seit 20 Jahren entwickelte und verbesserte Krebs-Mehrschritt-Therapie (KMT), bestehend aus genereller Hyperthermie, endogen ausgelöster Hyperpyrese, Hyperazidose und Hyperoxie. In dieses Programm wird von Fall zu Fall niedrigdosierte Chemotherapie eingebaut, die an den labilisierten Krebszellen umso stärker anzugreifen vermag. Die in mehreren Kliniken des Ostblocks damit erzielten Therapieerfolge sind teilweise beachtlich, doch läßt sich der daran beteiligte Anteil der

chemotherapeutischen Komponente vergleichbarer Studien vorliegen.

schwer

beurteilen,

solange

keine

größeren

Reihen

Über den rein medizinisch-nationalen und medizinisch-ethischen Aspekt hinaus läßt sich das Chemotherapieproblem noch aus geisteswissenschaftlicher Sicht betrachten. Es offenbart sich dabei in noch vielgestaltigerer und eindringlicherer Weise der nicht nur den Körperleib, sondern auch den metaphysischen Äther- und Astralleib des Menschen belastende Gebrauch solcher Gifte. In der nach anthroposophischen Gesichtspunkten erweiterten Heilkunde ist es nämlich weder für den Kranken noch für den Behandler gleichgültig, wie eine Heilung zustande kommt. Nur die Wiedergewinnung der Harmonie innerhalb der hierarchisch gegliederten dreifachen Wesenheit der Menschen gewährleistet echte Heilung. Wer sich mit Maßnahmen und Wirkungen auf der untersten, physischen Ebene begnügt, wie es die Lehrmedizin allgemein und speziell beim Krebsgeschehen zu tun pflegt, beseitigt Symptome, "heilt“ aber nicht. Alle bisherigen chemotherapiebezüglichen Ausführungen werden auf geisteswissenschaftlicher Basis bestätigt und logistisch hervorragend ergänzt durch eine Studie von Hoffmann (16), Leiter der anthroposophisch-onkologischen Lukas-Klinik in Arlesheim (Schweiz). Sie enthält Gedanken und Wegweisungen, die sich weit über die dogmatisch erstarrte, rational und linear ausgerichtete Medizin erheben und den Menschen als ganzheitliches, sowohl kosmisch wie irdisch gebundenes Wesen wieder in die Mitte des ärztlichen Aufgabenkreises stellen.

Wann überwiegt der Nutzen? Die große Domäne nicht nur kurzfristiger, sondern größtenteils die Fünfjahresgrenze überschreitender Chemotherapieerfolge sind die akuten lymphatischen und myeloischen Leukämien (ALL und AML) des Kindesalters, bedingt auch das embryonale Rhabdomyosarkom, die malignen Lymphome (M. Hodgkin und Non-Hodgkin bis Stad. III und IV), das Retinoblastom, der WilmsTumor, das Burkitt-Lymphom, das Ewing-Sarkom, beim Erwachsenen in günstigen Fällen auch das Chorionepithellom, sowie die Hoden- und Ovarialkarzinome. Nach den Angaben von BÜCHNER (München), LAMPERT (Gießen) und anderen Onkologen des In- und Auslandes darf nach ausreichend langer, u.U. mit Operation, Bestrahlung, Knochenmarkübertragung usw. kombinierter Chemotherapie bei diesen Malignomen heute im Kindesalter eine Remissionsquote von 70–80 % erwartet werden, die bei entsprechender Weiterbehandlung in etwa der Hälfte der Fälle zu einer Dauerheilung führt. Bei Erwachsenen liegt die Erfolgsquote um mindestens 50 % niedriger, denn nur die Regenerationskraft des jugendlichen Mesenchyms vermag der erforderlichen therapeutischen Belastung standzuhalten. Der Anteil solcher relativ beeinflußbarer Geschwulsterkrankungen beträgt in der gesamten Krebsmorbidität außerdem höchstens 3 %, so daß die hierbei erzielten echten Heilungen statistisch ganz unerheblich bleiben. Längere Beobachtungszeiten derart behandelter Patienten lassen ferner erkennen, daß es im Laufe des späteren Lebens zu Rezidiven oder Zweittumoren kommt, die den Primärerfolg in Frage stellen (GUTJAHR, Mainz). M. und Mitarbeiter (21) berichten: "Noch nach drei Jahrzehnten sind in der Kindheit wegen Krebs behandelte Patienten durch Zweitmalignome gefährdet. Meist handelt es sich dabei um Sarkome, Schilddrüsen- und Mammatumoren, die häufig in früher bestrahlten Regionen auftreten. Das Risiko eines Zweitmalignoms ist bei kombinierter Radio-Chemotherapie am größten." Zu den bedingt auf Chemotherapie ansprechenden Geschwulstarten zählt man das Mammakarzinom. Hierüber liegen wohl auch zahlenmäßig die meisten Erfahrungen und Veröffentlichungen vor (4,14,18,20,24), aber auch hier überwiegen die Warnungen vor

schematischem Einsatz und überspannter Erwartung. Von kompetenter Seite wird immer wieder darauf hingewiesen, daß vor dem Einsatz der Zytostatika alle klassischen, also operativen, radiologischen und vor allem hormonalen Behandlungsmöglichkeiten ihren Regeln gemäß ausgeschöpft sein müssen. Für Chemotherapie vorzugsweise geeignet gelten die jüngeren, präklimakterischen Patientinnen, während man in den postklimakterischen Altersstufen, insbesondere beim Vorliegen der entsprechenden Rezeptoren, die endokrin wirksamen Präparate (TAMOFEN etc.) mit oder ohne adjuvante Chemotherapie bevorzugt. Auch hierüber bestehen keine einheitlichen Auffassungen unter den gynäkologischen Onkologen. Erwähnenswert ist hier noch die in einigen onkologischen Zentren seit einiger Zeit praktizierte Variante der Chemotherapie als Perfusion (Klinik Essen, Erlangen, Hannover, München). Dabei wird das systemische Risiko vermindert und die lokale Wirkung verstärkt. Es eignen sich hierfür vorerst nur Tumoren der Extremitäten und der Leber. Gelegentlich kombiniert man diese Verfahren mit Überwärmung des extrakorporal kreisenden Blutes. Die bisher damit erzielten Erfolge gehen über Einzelfälle nicht hinaus. Einem Einsatz des Verfahrens auf breiterer Front stehen sowohl die aufwendige Technik, als auch der schmale Indikationsbereich im Weg.

Schlußfolgerung Unter Berücksichtigung aller vorliegenden Tatsachen, Erfahrungen und Eingeständnisse muß festgestellt werden, daß die Chemotherapie nicht den großen Durchbruch zur Lösung des Krebsproblems gebracht hat. Schuld daran ist, daß sie - wie die beiden anderen onkologischen Disziplinen - zwar auf die krebskranke Zelle, nicht jedoch auf den krebskranken Menschen und seine Notwendigkeiten ausgerichtet ist. Ihre unbestreitbaren Erfolge in der Onkologie des Kindesalters, bedingt und palliativ, jedoch nicht lebensverlängernd bei einigen anderen Geschwulsterkrankungen, sind erfreulich, wenngleich teuer erkauft. Ihre Toxizität und die dem Kranken dadurch zusätzlich zum Krebsgeschehen erwachsenden Schäden an Leib und Seele geben trotz aller Bemühungen der Forscher und Firmen - einer Hoffnung auf baldige Besserung dieser Situation wenig Raum. Die mit der Chemotherapie verbundenen Gefahren berechtigen nicht zu der aus der Versuchstierpraxis übernommenen noch häufigeren und intensiveren Anwendung, nur um Erfahrung zu sammeln und vielleicht den einen oder anderen punktuellen Erfolg zu buchen. Am schwersten aber fällt wohl ins Gewicht, daß nach einem halben Jahrhundert weltweiten Aufwandes an Forschung, gefördert mit Milliardenbeträgen, eingestanden werden muß: Chemotherapie nützt nur wenigen, bei der Mehrzahl der Geschwulsterkrankungen ist sie vergeblich und vermag das Leben nicht zu verlängern. Unter diesen Umständen scheint der Einsatz aller Kräfte für die Erforschung und Anwendung schadstofffreier, systemisch positiv wirksamer Mittel und Methoden aussichtsreicher und nützlicher zu sein als die vorwiegend zum kommerziellen Selbstzweck gewordene Jagd nach noch wirksameren, noch toxischeren Präparaten und noch raffinierteren Kombinationen derselben. Eine laufend verbesserte genreparative und immunmodulierende Therapie sollte zum Segen der Patienten immer häufiger an die Stelle der Chemotherapie treten und diese eines Tages überflüssig machen.

Literatur [l] Abel, U.: Über den Informationsgehalt von Krebsüberlebenskurven. Münchner Med. Wschr. 126, 1984. [2] Abel, U.: Verlängert die zytostatische Therapie das Überleben von Patienten mit fortgeschrittenen epithelialen Tumoren? Eine kritische Würdigung der publizierten Studien. Verlag Tumorzentrum Heidelberg/Mannheim, 1999. [3] Abel, U.: Die zytostatische Chemotherapie fortgeschrittener epithelialer Tumore - eine kritische Bestandsaufnahme. Hippokrates-Verlag, Stuttgart, 1989, ferner in: Deutsche Zeitschrift für Onkologie 22, 1990, 23, 1991. [4] Bonadonna, G.: Longterm prognosis of cancer after local treatment example brest cancer. Arm. Plen. Meeting of the EORTC, 1978. [5] Bonadonna, C.; Valagussa, P: Chemotherapy of breast cancer. Current views and results. Int. journ. Rad. Oncol. Phys. 9, 1983. [6] Brunner, KW: Adjuvante Tumortherapie - Wann überwiegt der Nutzen? Der Internist 22, 198 1. [7] Burkert, H.: Therapie-Schemata bei malignen Tumoren. Asta Onkologika, Bielefeld-Brackwede. [8] Cavalli, E: Medical Tribune 37, 1983. [9] Dold, U.: Möglichkeiten und Grenzen zytostatischer Krebstherapie. Vortrag auf der Krebstagung der Ges. d. Ärzte f. Erfahrungsheilkunde 1975 in Baden-Baden. [10] Drings, P.: Erfolge der Chemotherapie bei Tumorkranken. In: Diagnostik und Therapie in der Onkologie. Hsgb. Landesärztekammer Hessen, Verlag Kirchheim, Mainz, 1981. [11] Fonatsch, Ch. et al.: Krebs ist nicht gleich Krebs. Medical Tribune 12, 1991. [12] Goldhirsch, A.: Mamma-Ca operiert - keine Lebensverlängerung durch adjuvante Therapie. The Lancet 8389, 1984. [13] Gutsch, J. et al.: Prospektive Studie beim radikal operierten Mammakarzinom mit Polychemotherapie, Helixor und unbehandelter Kontrolle. Deutsche Zschr. f. Onkologie 4, 1988. [14] Hager ED. (Hrgb.): Biomodulation und Biotherapie des Krebses. Verlag f. Med. Dr. Ewald Fischer, Heidelberg, Bd. 1, 1986. [15] Hilfrich, J.: Systemische Therapie des Mammakarzinoms. Vortrag auf dem Symposium des Förderkreises Onkologie 1988 in Bielefeld. [16] Hoffmann, J.: Zur Problematik der Chemotherapie in der Lukas-Klinik. Bericht über die Mitarbeitertagung des Vereins für Krebsforschung 1987 in Arlesheim (Schweiz).

[17] Hossfeld, D.K; Pfleiderer, A.: Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie und der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie der Deutschen Krebsgesellschaft zu einem Entwurf von U. Abel. Mitteilung der Deutschen Krebsgesellschaft 3/1989. [18] Howel, A. et al.: Controlled trial of adjuvant chemotherapy with Cyclophosphamide, Methotrexate and Fluorouracil for breast cancer. The Lancet 2, 1984. [19] Huhn, D.; Herrmann, R.: Medikamentöse Therapie maligner Erkrankungen. 2. verbesserte Aufl. 1990. [20] Jungi, W.F.: Alternativmethoden in der Krebstherapie. Ein Onkologe zieht Bilanz. Medical Tribune 11, 1991. [21] Kadach, U. et al. (Hsgb.): Hormone, Antihormone, Zytostatika zur adjuvanten Therapie des Mammakarzinoms. Schriftenreihe Aktuelle Onkologie Bd. 27, W. Zuckschwerdt Verlag, München-Bern-Wien, 1984. [22] Kaufmann, R.: Ideologie und Rationalität in der Krebstherapie. Deutsche Zschr. f. Onkologie 6, 1988. [23] Kuhli, E. et al. (Hsgb.): Neue Wege in der Brustkrebsbehandlung. Schriftenreihe Aktuelle Onkologie Bd. 8, W. Zuckschwerdt Verlag, München-Bern-Wien, 1984. [24] Li, F.P. et al.: Meet. Am. Ass. for Cancer Research, Los Angeles, 1986. [25] Moser, K; Stacher A.: Chemotherapie maligner Erkrankungen. Deutscher Ärzteverlag, Köln 1986. [26] Oye, RX; Shapiro, M.E: Reporting results from chemotherapie irials - does response make a difference in patients survival? JAMA 252, 1984. [27] Salzer, G.; Denck, H.: Randomisierte Studie über medikamentöse Rezidivprophylaxe mit 5-Fluorouracil und Iscador beim resezierten Magenkarzinom. Krebsgeschehen 11, 1976. [28] Sauer, H.: Adjuvante cytostatische Chemotherapie bei malignen Erkrankungen. Bayerisches Ärzteblatt 2, 1980. [29] Sauer, H; Wilmanns, W: Internistische Therapie maligner Erkrankungen. Klinik der Gegenwart Bd. V, 1979. [30] Sauter, Ch.: Keine Lebensverlängerung nach Verabreichung der gebräuchlichen Chemotherapie (CMF). Schweizer Med. Wschr. 12, 1983. [31] Schlitter, H.E.: Zur Biologie zytostatischer Chemotherapie maligner Geschwulstkrankheiten. Erfahrungsheilkunde 9, 1987. [32] Schmähl, D.: Wert und Gefahr der Krebs-Chemotherapie. Deutsche Med. Wschr. 30, 1963.

[33] Schmähl, D.: Entstehung, Wachstum und Chemotherapie maligner Tumore. Editio Cantor Verlag, Aulendorf, 1970. [34] Schmähl, D.: Krebs durch Zytostatika - künftig vermeidbar? Medical Tribune 39, 1986. [35] Schmähl, D.; Osswald, H.: Karzinogene Zytostatika. Arzneimittelforschung 20, 1970. [36] Schneider, W: Strategien der Leukämiebehandlung. Deutsches Ärzteblatt 13/32, 1989. [37] Senn, H.J.: Indikationen und Erfolgsaussichten der Chemotherapie maligner Tumore. In: Brunner, K.W; Nagel, G.A.: Internistische Krebstherapie. Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York-Tokyo, 1979 und 1985. [38] Wrba, H. (Hsgb.): Kombinierte Tumortherapie.

6.1 Hoffmann, J.: Chemotherapie aus anthroposophischer Sicht "Auch die frühest mögliche Diagnose eines noch so kleinen Malignoms bedeutet die Endphase des Krebsgeschehens. Sie vermag wohl das Krebsgeschäft, unter den herrschenden onkologischen Zwängen jedoch niemals die Heilungsquote zu steigern." Dr.med. Dr.phil. JOHANNES KUHL [11,12], onkologisch tätig gewesener Allgemeinpraktiker "Solange wir glauben, das Carcinom allein mit dem Messer bekämpfen zu können, werden wir unterliegen". KARL THIERSCH (1822–1895) „Alle Versuche, den Krebs ausschließlich mit Messer und Strahl zu besiegen, sind fehlgeschlagen.“ Zitat Prof. Maurer, ärztlicher Direktor der Chir. Uni-Klinik in München ab 1960. JOHANNES HOFFMANN (Derzeit (1999) ärztlicher Leiter der "Lukas Klinik zur Behandlung Geschwulstkranker auf anthroposophischer Erkenntnisbasis“, CH-4144 Arlesheim. Vortragsmanuskript aus dem Jahr 1987, Erstdruck in "Bericht über die 39. Mitarbeitertagung des Vereins für Krebsforschung“. Dem Autor dieser und der folgenden Arbeit sei hier für die Erlaubnis der Wiedergabe beider Texte herzlichst gedankt.) Die Frage, ob eine Behandlung mit Chemotherapeutika durch einen von der anthroposophischen Heilkunde überzeugten und diese ausübenden Arzt oder eine Gruppe solcher Ärzte, wie sie hier in der Lukas-Klinik tätig sin, durchgeführt werden darf und was man mit einer solchen Therapie erreicht oder auch nicht erreicht, war immer wieder Gegenstand längerer Erörterungen gelegentlich der jährlich hier stattfindenden Mitarbeiterversammlungen. Daß es hierbei gelegentlich auch sehr emotionsgeladen zuging, möchte ich im Moment einmal positiv bewerten als Ausdruck des starken inneren Engagements für eine ja sehr tiefgehende ärztliche und menschliche Problematik. Es ist dies eine Frage, zu deren Beantwortung wir von RUDOLF STEINER keine direkten Hinweise bekommen haben bzw. bekommen konnten, da es Chemotherapie zu dessen Lebzeiten noch nicht gab. Als bei den Vorschlägen zum Thema der diesjährigen Krebstagung der Wunsch ausgesprochen wurde, man möge doch das Thema Chemotherapie aufgreifen, fühlte ich mich verpflichtet, den Versuch zu unternehmen, als Arzt der Lukas Klinik einmal unmittelbar hierzu Stellung zu nehmen. Lassen Sie mich zunächst ein Erlebnis schildern, das seinerzeit einen tiefen Eindruck auf mich machte, weil es mir das erste Mal aufzeigte, wie diametral unterschiedlich die Auffassungen älterer, der anthroposophischen Medizin verpflichteter Ärzte zu diesem Thema sein können. Es war dies während der Krebstagung 1975. Ich selbst war damals erst wenige Monate in der Lukas Klinik tätig, tief durchdrungen vom Wesen und der Berechtigung dieser Heilweise, insbesondere von den sich mir eröffnenden Wegen menschlicherer und tiefergreifender Behandlungsweise Krebskranker, als ich es in den hinter mir liegenden Jahren in den Kliniken erlernt hatte. Allerdings war ich damals noch nicht genötigt und befähigt, selber Stellung zu nehmen bei prinzipiellen Meinungsunterschieden innerhalb des Kreises der für mich zukunftsträchtigen Medizin.

Es trat damals ein älterer Arzt vor, von dem ich nur wußte, daß er seit vielen Jahren mit Iscador behandelte und über recht gute Erfahrung verfügte. Dieser Arzt hielt einen Brief der Lukas Klinik hoch, in welchem berichtet wurde, daß bei einer Patientin von hier aus Chemotherapie miteingesetzt wurde. Er sagte dann in vorwurfsvoll-bedauerndem Ton, es wäre eine Unmöglichkeit und letztlich auch Unwahrheit, Chemotherapie einzusetzen und gleichzeitig auf den Briefkopf zu schreiben "Behandlung Geschwulstkranker nach anthroposophischer Heilweise". Durch dieses Erlebnis wurde ich innerlich sehr erschüttert. Ich stellte mir die brennende Frage: Ist es wirklich möglich, anthroposophische Medizin zu vertreten und im Rahmen dieser Behandlung, zumindest in ausgewählten Fällen, eine zytostatische Behandlung miteinzusetzen? Nun, ich glaube, diese Frage ist weiterhin aktuell und kann auch nicht generell mit Ja oder Nein beantwortet werden. Die Tatsache, dass ich 12 Jahre nach diesem Ereignis als Arzt der Lukas-Klinik zu Ihnen spreche, beweist, in welche Richtung meine persönliche Entscheidung ging, was aber nicht heißt, daß nicht in jedem einzelnen Fall die Frage auch von mir immer wieder neu gestellt und abgewogen werden muß. Es heißt nur, daß ich mir dieses Ringen nicht ein für allemal ersparen konnte, indem ich für mich entschieden hätte, Chemotherapie käme nicht in Frage, wie auch immer der Fall gelagert ist. Offen gestanden sehne ich mich nicht selten in die Vorzytostatika-Aera zurück, in eine Zeit, in welcher das therapeutische Bemühen sich ganz darauf konzentrieren konnte, zumindest in der medikamentösen Tumortherapie mit der von Rudolf Steiner gegebenen Misteltherapie zu arbeiten, ohne sich dadurch einzuigeln, und dass auch dann, wenn der Verlauf für Patient und Arzt enttäuschend verlief, es gar keine andere Behandlungsmöglichkeit gab, und man somit nicht in Gewissenskonflikte kommen mußte. Seither hat sich aber die Situation geändert. Die zytostatische Therapie ist in die Welt gekommen und zeigt, ob uns das nun passt oder nicht, Wirkungen, von denen wir uns - wenn wir jetzt nur die äußerlich sichtbare Wirkung betrachten gelegentlich wünschen würden, daß wir sie durch die Mistel erzielen könnten. Daß man selbst bei scheinbar günstigem Verlauf gleichwohl nicht von einem Heilmittel und Heilung sprechen kann, darf in diesem Kreis wohl als selbstverständlich vorausgesetzt werden, aber zwischen ",Wirkung" und "'Hilfe" ist bei bedrohlichen Krankheitssituationen nicht immer zu unterscheiden. Woher kommt nun aber diese aggressive Therapierichtung, mit der heute der größte Teil der Tumorpatienten und der sie betreuenden Ärzte konfrontiert wird? Was weiß man über ihre „Wirkungsweise" besonders aber auch, was ist ihr möglicher spiritueller Hintergrund? Denn ohne einen solchen kommt keine Therapie in die Welt. Um zu versuchen, etwas von diesem Hintergrund aufzuzeigen, möchte ich kurz die zeitlich parallel verlaufende Entwicklung der anthroposophischen Misteltherapie auf der einen Seite und die der Chemotherapie auf der anderen Seite darstellen. Man wird wohl nicht fehlgehen, wenn man bei der Ausleuchtung der geistigen Hintergründe der Misteltherapie für den Krebskranken bis zur Jahrhundertwende zurückgeht, also bis zu jener Zeit, in der die Anfänge der durch RUDOLF STEINER inaugurierten Anthroposophie liegen. Im Laufe der Jahre wurden vor ihm dann die erkenntnismäßigen Vorbedingungen dargestellt, die bei seiner 1920 erstmals gemachten Äußerung, aus der Mistel sei das spezifische Krebsheilmittel zu gewinnen, es den Ärzten ermöglichte, diese Aussage nicht nur staunend, sondern auf Grund der bis dahin bereits entwickelten Anthroposophie doch mit einem gewissen Verständnis, einer gewissen Ratio aufzunehmen. So spricht STEINER in seinen frühen Vorträgen etwa 1904 bis 1909 immer wieder von den geistigen Zusammenhängen, die in der Baldursage eine Reminiszenz an weit zurückliegende Entwicklungsstadien der Erde finden. Hierbei kommt der Mistel immer eine besondere Bedeutung zu. Von einem Heilmittel gegen Krebs spricht er in diesen Vorträgen zwar noch nicht, deutet aber

wiederholt auf die Giftwirkung der Mistel hin. Von Krebs spricht STEINER erstmals wenige Monate vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Damals aber auch noch nicht von dem im PhysischOrganischen sich manifestierenden Krebsgeschehen, mit dem wir Ärzte uns beschäftigen, sondern vom "sozialen Karzinom“ vom "Kulturkarzinom". Als Heilmittel gegen diesen ja letztlich im seelischen Bereich der Menschen beginnenden und bestehenden Krebs kann nach STEINER nur die Geisteswissenschaft als solche angesehen werden, speziell die Pädagogik. Im Jahre 1916, also mitten im Krieg, zeigt STEINER dann schon einen recht deutlichen Zusammenhang zwischen organischem Krebs und der Mistel auf. Diese Hinweise haben aber damals offenbar bei keinem der Ärzte, außer bei ITA WEGMAN, STEINERs engster Mitarbeiterin, gezündet. STEINERs Worte lauteten: "Gerade das Karzinom beruht darauf, daß sich ein Körperteil verselbständigt, die Ordnung des Stoffwechselgeschehens verläßt und in der Evolution eine höhere Schnelligkeit annimmt als die des übrigen menschlichen Organismus. Das ist im substantiellen Leben etwas Luziferisches, nicht etwa moralisch Luziferisches. Kompensiert wird dies durch das Gift, weil dieses ahrimanisch ist". Im selben Vortrag spricht STEINER etwas später wieder vom Baldur-Mythos und der Giftwirkung der Mistel. Er formuliert aber auch als allgemeines Gesetz, daß alle stärkeren Gifte auf der Mondenstufe stehengebliebene Substanzen sind. Für die noch wenig mit der anthroposophischen Medizin vertrauten Zuhörer möchte ich hier vor einem voreiligen Schluß warnen, der darin bestehen könnte, die Krebserkrankung für eine luziferische Krankheit zu halten, gegen die man die ahrimanische Giftwirkung der Mistel einsetzen könne. Dies ist nur ein Aspekt, vielleicht nicht einmal der wichtigste. In den späteren Jahren sprach STEINER vom Krebs immer als einer ahrimanischen Erkrankung. Die Mistel mit ihrer Fähigkeit, Entzündung hervorzurufen, hat mindestens ebensoviele luziferische wie ahrimanische Anteile, wenn man das überhaupt so formulieren will. Näheres über die Bedeutung dieser Begriffe lese man in den Schriften STEINERs nach (Auskunft durch Goetheanum-Verlag, Dornach/Schweiz; Med.wiss.Abtlg.d.WELEDA-AG, Schwäbisch Gmünd; Verein f.Krebsforschung, Dornach/Schweiz. Hinweis von WINDSTOSSER). Von 1920 bis 1924, also praktisch bis ans Ende seiner Vortragstätigkeit, sprach STEINER immer wieder davon, welche Ursachen der Krebserkrankung zugrundeliegen. Diese vielen Angaben lassen sich alle einordnen in die von ihm formulierte Grundregel: "Die Erkenntnis der heilsamen Kräfte ist untrennbar verbunden mit der Erkenntnis der krankmachenden Kräfte. Das eine kann nicht ohne das andere vermittelt werden". Es würde diesen Rahmen sprengen, wenn ich hier auf alle Angaben von STEINER eingehen wollte. Ich möchte mich daher auf diejenigen beschränken, von denen ich glaube, sie könnten einem auch in der Beantwortung der Frage "Wie wirken Zytostatika und wo greifen sie an?" Einer der wichtigsten Gesichtspunkte hinsichtlich der Krebsentstehung ist der in vielen Varianten von STEINER immer wieder gegebene Hinweis, daß an der Stelle der sich bildenden Geschwulst der physische Leib sich verselbstständigt und konträr zum Ätherleib des Menschen verhält. Der Ätherleib zieht sich dort gewissermaßen zurück und kann seine harmonisierende Kraft nicht mehr auswirken. Es muß also das Ziel des Therapeuten sein, diesen Einfluß wiederherzustellen und die Wirkung des Ätherleibes wieder an die Stelle heranzubringen, von der sich dieser zurückgezogen hat. Eben dies bewirkt die Mistel, von der STEINER 1920 wörtlich sagte: "Die Mistel bringt sozusagen etwas an eine Stelle zurück, wo es abhanden kam". Andernorts spricht STEINER davon, daß die Zelle Ihrer Tendenz gemäß ständig bestrebt ist, sich zu teilen und zu vermehren, und daß sie daran nur gehindert wird durch die sie beim Gesunden in Schach haltenden Bildekräfte beziehungsweise die, wie es an anderer Stelle heißt, "vom Ich durchdrungenen Ätherkräfte". STEINER spricht gelegentlich geradezu von einer "Revolte der physischen Kräfte gegen den Ätherleib" bei der Krebserkrankung. Bezüglich des Verständnisses und der Realisierung der Misteltherapie sind meines Erachtens drei Gesichtspunkte hervorzuheben:

Als Erstes die Tatsache, daß diese Therapie entstanden ist aus einem umfassenden Durchschauen der Gesetze des Makrokosmos und des Mikrokosmos sowie deren wechselseitiger Beeinflussung und Durchdringung. Anders ausgedrückt: Durch menschenmögliches geisteswissenschaftliches Schauen, Denken und meditierendes Erleben. Als Zweites der Umstand, daß das Durchschauen dieses weisheitsvollen Gefüges nicht nur dem Geistesforscher mit seiner Fähigkeit, zur Erkenntnis übersinnlicher Kräfte möglich ist, sondern in gleicher Weise jedem Arzt und Therapeuten, zumindest in seinen Grundzügen. Als Drittes die Tatsache, daß diese Behandlungsweise aus einer geistigen Haltung und Bewegung heraus entstand, in deren Mittelpunkt die allumfassende Wesenheit Christi als Lehrer und Vermittler der Menschenliebe und Barmherzigkeit steht. Versuchen wir nun, uns die spirituellen Hintergründe der Chemotherapie und ihres Ursprungs zu vergegenwärtigen. Es ist relativ wenig bekannt, unter welch schrecklichen Umständen diese Therapieform ihren Einzug in die Medizin gehalten hat. Im Februar 1944 tobten an der Monte Cassino-Front in Italien heftige Kämpfe. Das dabei weitgehend zerstörte Benediktinerkloster gleichen Namens war übrigens das erste und älteste christliche Kloster überhaupt, erbaut an der Stelle eines früheren Apollotempels. In dem nicht allzuweit entfernten Hafen Bari löschten die Amerikaner ihr Kriegsmaterial für die Cassinofront. Bei einem deutschen Luftangriff wurde, ein dort festgemachter Nachschubtransporter der Amerikaner getroffen, der hundert Tonnen Senfgas geladen hatte, eines der gefährlichsten Giftkampfstoffe, dessen verheerende Wirkung auf den gesamten Organismus aus dem Ersten Weltkrieg bestens bekannt und berüchtigt war. Eine größere Zahl von Kontaktpersonen starben in Bari sofort, andere trugen schwerste Vergiftungen davon. Unter den allgemeinen äußeren und inneren Organschäden zeigten sich auch schwerste Leukopenien. Dieser Umstand brachte die Ärzte darauf, den chemischen Kampfstoff Senfgas, auch Gelbkreuz oder Lost genannt, für therapeutische Zwecke zu verwenden. Es war die Geburtsstunde der Chemotherapie. Dies beruht also wohlgemerkt auf Gedanken, Willensimpulsen und Erzeugnissen, die dafür bestimmt waren, menschliches Leben im großen Stil zu vernichten. Als ich diese Tatsache das erste Mal las und die Zusammenhänge begriff, lief mir ein Schauer über den Rücken. Interessanterweise wird diese furchtbare Tragik von keinem der Verfasser auf Chemotherapie bezugnehmender Bücher und Artikel erwähnt. Auch bei den Anwendern zytostatischer Präparate ist mir ein solches Bewußtsein nicht begegnet. Die Geschichte der chemischen Kampfstoffe geht relativ weit zurück. Sie wurden etwa um die Jahrhundertwende entwickelt und damals auch sofort in den zu dieser Zeit geführten Burenkriegen eingesetzt, also ziemlich genau gleichzeitig mit dem Beginn der geisteswissenschaftlichanthroposophischen Arbeit RUDOLF STEINERS. Im Ersten Weltkrieg wurden ab 1915 von beiden Seiten verschiedene Giftgase verwendet. Der Umstand scheint mir bedeutungsvoll zu sein, daß damals, obwohl es tausendmal mehr Gelegenheit gegeben hätte, auf die zündende Idee zu kommen, niemand daran dachte, diese Substanzen zur Bekämpfung wuchernder Zellen einzusetzen, sondern daß dies erst stattfand, als die Misteltherapie bereits zwei Jahrzehnte bestanden hatte. Die Zeit während des Ersten Weltkrieges war dazu offenbar noch nicht reif. Kurz vor der Entdeckung der zytotoxischen Therapie war nicht nur ITA WEGMAN gestorben, sondern es kam innerhalb der damals nicht sehr zahlreichen anthroposophischen Ärzteschaft außerdem zu einer tiefen Resignation

und Meinungsverschiedenheit. Einige dieser Ärzte hatten leider zum damaligen Zeitpunkt das Vertrauen in die Möglichkeit der neuen Therapie verloren. Nach dem Krieg konnte dann besonders durch die Initiative von ALEXANDRE LEROI, später auch dessen Frau RITA LEROI, diese Depression überwunden und das Iscador so weit verbessert und seine Anwendung propagiert, so daß es heute im europäischen Raum zu den bekanntesten Krebsheilmitteln überhaupt gehört, bekannt bei Freund und Feind. Es behauptet sich zunehmend neben allen sonstigen Therapiemöglichkeiten. Die zytostatischen Präparate und Therapieverfahren haben sich seit den ersten Anfängen nach dem Zweiten Weltkrieg natürlich auch weiterentwickelt, indem ständig neue Substanzen geprüft wurden. Diese Entwicklung geschah aber nicht durch Einsicht in das Krankheitsgeschehen oder Einsicht in die Substanzen, sondern zum größten Teil durch reines Experimentieren, mit einer riesigen Zahl von chemischen Verbindungen, die man in Zellkulturen oder auch in Tierversuchen austestete. Daß hierfür ganze Hekatomben von Tieren ihr Leben lassen mußten, ist auch nicht bedeutungslos, Die Zeit des bedeutendsten Aufschwungs chemotherapeutischer Therapieverfahren lag im übrigen zu Beginn der 70er Jahre, einer für die Misteltherapie nicht sehr ruhmreichen Zeit, da in diesen Jahren auch die heftigsten Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Mistelpräparateherstellern zu verzeichnen waren, welche sich alle der anthroposophischen Medizin verpflichtet fühlen. Seither ist es eigentlich zu keinen grundlegenden neuen Erfolgen durch die Chemotherapie mehr gekommen. Insbesondere haben sich die auf deren adjuvante Anwendung neben anderen lehrmedizinischen Krebsbehandlungsmethoden gesetzten Hoffnungen, die man während der späten 70er Jahre gehegt hatte, nicht erfüllt. Wenn man nun ähnlich, wie ich das für die Misteltherapie versucht habe, drei charakteristische Merkmale für die Chemotherapie aufstellen will, so findet man in jedem Punkt einen polaren Gegensatz: Im Unterschied zur Misteltherapie ist diese nicht in die Menschheit gekommen durch ein bewußtes zielgerichtetes Durchschauen weisheitsvoller Gesetzmäßigkeiten, sondern durch Zufall, was letztlich nichts anderes heißt, als völlig unbewußt. Dadurch ist auch für den damit arbeitenden Arzt nicht die Möglichkeit gegeben, ein Verständnis dafür zu bekommen, welche Kräfte er eigentlich benutzt, wenn er entsprechende Substanzen verabreicht. Dies ist nicht einmal auf der pharmakodynamischen Ebene wirklich möglich. Entscheidend dürfte aber sein, daß diese ganze aggressive Therapie basiert auf der Entwicklung und Wirkung von Substanzen mit dem eindeutigen Ziel, menschliches Leben zu vernichten. Ein Rest dieser Bestimmung haftet den heute zur Anwendung kommenden zytotoxischen Präparaten immer noch an. Der eine oder andere von Ihnen wird jetzt vielleicht sagen: Nach dem du uns all das vorgetragen hast, kannst du dich eigentlich hinsetzen; der Fall ist klar, eine solche Therapie kann und darf nicht angewandt werden. Eine entsprechende Entscheidung, wenn sie für einen persönlich getroffen wird und nicht beansprucht, allgemeinverbindlich zu sein, müßte sicher respektiert werden. Für mich selber kann ich diesen Schluß gleichwohl so nicht ziehen. Wir sind aufgefordert, wach zu sein und zu erkennen, wo das Wirken ahrimanischer Kräfte und Intentionen sichtbar wird. Die Chemotherapie gehört für mich in diesen Bereich der ahrimanischen Wirksamkeit. Wir sind aber auch aufgefordert, dem Ahrimanischen nicht so zu begegnen, daß wir nichts mit ihm zu tun haben wollen und es schlichtweg meiden. Vielmehr sollten wir versuchen, die hier vorhandenen Kräfte wo und wann immer möglich umzuwandeln. Der Umstand, daß wir es hier, so wie ich es sehe, mit einer ahrimanischen Wirksamkeit zu tun haben, kann nicht allein der Grund dafür sein, es nicht miteinzusetzen in dem Bemühen, einem Patienten zu helfen. RUDOLF STEINER schildert die Elektrizität als rein ahrimanischer Natur. Dies hat ihn aber nicht daran gehindert, darauf hinzuweisen, daß die Elektrizität durchaus heilend in die therapeutischen Bemühungen miteingesetzt werden kann, und zwar nicht nur in der bekannteren Form der elektromagnetischen

Felder, sondern auch direkt in der Form, daß der Körper durch zwei angelegte Pole von Elektrizität durchflutet wird. Diesbezüglich sagt er dann, daß man diese Therapieverfahren durchaus anwenden kann, allerdings sollte man sie nur bei ahrimanischen Krankheitsformen anwenden. Darunter verstehe ich natürlich keinesfalls einen Freibrief in der verkürzten Form: "Die Chemotherapie ist ahrimanischen Ursprungs". Das Karzinom wurde von ihm überwiegend als ahrimanische Erkrankung beschrieben, ergo kann ich sie auch hier anwenden. Es gibt weitere Aussagen von RUDOLF STEINER, die einmal das Pro und einmal das Kontra zu stützen scheinen. So die Schilderung über die weitreichend negativen Auswirkungen eines in der Zeit von RUDOLF STEINER auf den Markt gekommenen synthetisch hergestellten Präparates. Ob diese Aussage STEINERs allein allerdings ausreicht, jetzt nun auf alle chemischen Präparate zu verzichten, muß offen gelassen bleiben. Diesem scheint zumindest seine Antwort auf eine Frage zu widersprechen, ob es berechtigt sei, dieses oder jenes zur Rettung des Lebens zu tun oder zu unterlassen; STEINER sagte: "Wir müssen alles tun, was in unserer Macht steht, um Leben zu retten". Auch seine Bemerkung bei anderer Gelegenheit: "Sie können nie gegen das Karma heilen, sondern immer nur mit ihm", ist von uns kaum auszuloten. Was wir können, ist: Aufmerksam beobachten, was an Phänomenen uns bei der Chemotherapie entgegentritt, und versuchen, zu erkennen, wie und wo diese ihre Wirksamkeit hat. Eine positive klinische Effizienz ist in vielen Fällen nicht zu bestreiten. Diese wird von den Onkologen allerdings viel euphorischer dargestellt, als sie in Wirklichkeit ist, gelegentlich aber auch von anthroposophischen Ärzten zu Unrecht verteufelt. Ich erinnere mich eines jungen Mädchens mit einem Rhabdomyosarkom des Gesichts, das bereits so fortgeschritten war, daß außer den Augen nur noch eine unförmige Masse vorhanden war, in der man weder Mund noch Nase mehr erkannte. Nach einer aggressiven Chemotherapie verschwand der Tumor vollständig. Es verblieben zwar noch gewisse narbige Verziehungen, im übrigen resultierte jedoch das Gesicht eines jungen Mädchens. Bei diesem Fall beeindruckte mich außer dem Heilerfolg und dem kosmetischen Ergebnis mehr noch, daß es nach Angabe der Behandler acht Jahre danach zu keinem Rezidiv gekommen war. Lassen Sie mich jetzt versuchen darzustellen, wie man eventuell diese aggressiven Substanzen in das durch die Anthroposophie gewonnene Bild der Krebserkrankung einordnen könnte. Wenn RUDOLF STEINER als Ursache für das Entstehen eines Karzinoms angibt, daß der physische Leib an der Stelle der Geschwulstbildung in hohem Maße des ordnenden Prinzips des Ätherleibs ermangelt. Es entsteht hier also eine Diskrepanz zwischen den physischen Prozessen und den sie unter Kontrolle haltenden Bildekräften des Ätherleibs. Das Ziel der anthroposophischen Medizin muß es sein, den Ätherleib sowie die ihn durchdringenden und von ihm durchdrungenen höheren Wesensgliedern so zu stärken und zu modifizieren, daß diese ihre zu schwach gewordenen oder ganz ausgefallenen Bildekräfte am Ort der Tumorentstehung wieder wirken lassen können. Bei der Chemotherapie scheint es mir so zu sein, daß die ihr zugeschriebenen Wirkungen von einer genau entgegengesetzten Seite her eintreten, indem nämlich die nach Verselbständigung drängende Physis so geschwächt und zerstört wird, daß das tumorbegünstigende Ungleichgewicht zumindest für einige Zeit aufgehoben wird und sich ein neues Gleichgewicht, nun allerdings auf einem tieferen Niveau, einstellt. Die Chemotherapie ist und bleibt auch aus dieser Sicht ein rein symptomatisches Verfahren, das die Krankheitsursache in keiner Weise berührt. Deshalb sind die damit erzielten Erfolge auch nur in bestimmten Fällen und keineswegs generell von Dauer. Nun gibt es eben in der konventionellen Onkologie bekanntlich Fälle, und zwar interessanterweise besonders bei Kindern und Jugendlichen, wo eine durch Chemotherapie bewirkte Remission

zumindest über viele Jahre hin auch nach Absetzen der Behandlung Bestand hat, ich erinnere an das Beispiel des jungen Mädchens mit dem Gesichtssarkom. Den Vorgang, der sich in einem solchen Fall abspielt, könnte ich mir so vorstellen, daß die gesamte jugendliche Organisation durch die Schwächung und Zerstörung, des sich verselbständigen wollenden physischen Leibes eine Atempause bekommt und sich die ihm innewohnenden Selbstheilungskräfte wieder regenerieren. RUDOLF STEINER berichtet ja davon, daß der vom Ich durchdrungene Ätherleib wieder an den Ort des Krebsgeschehens hingezogen werden muß. Gerade bei Kindern und auch noch bei jugendlichen Menschen ist aber die Entwicklung des Ich auch ohne therapeutische Unterstützung ständig im Gange, so daß man sich schon denken könnte, daß einfach durch die zwischenzeitlich voranschreitende Entwicklung des Ich der Ätherleib sich so kräftigt, daß er die physischen Prozesse, wieder längerfristig zu durchdringen und zu harmonisieren vermag. In diesem Zusammenhang sollte noch darauf hingewiesen werden, bei welchen Tumorformen die zytostatische Behandlung erfahrungsgemäß besonders wirksam ist und wann sie bei Nutzen-RisikoAbwägung eher nicht eingesetzt werden sollte. Cum grano salis wird man sagen können, daß Chemotherapie bei harten, bzw. zu Verhärtung neigenden Tumoren ihre geringste Wirkung hat und auch im Erfolgsfall eine eher zunehmende Sklerosierung und Narbenbildung bzw. Fibrose zur Folge hat, im Gegensatz zur Mistel mit ihrer Tendenz zu Entzündung, Erweichung und Auflösung. Mit Zytostatika behandelte Krebspatienten haben nicht selten eine im Mittel noch tiefer liegende und noch starrer verlaufende Körpertemperatur, als sie dies auf Grund ihrer Krankheit schon vor der Chemotherapie hatten. Dem widerspricht auch nicht die Tatsache, daß es während einer solchen gelegentlich zu Fieberschüben kommen kann, meistens verursacht durch Tumor-Zerfallsprodukte. Dies sollte kein Anlaß zu Beunruhigung bei Arzt und Patient sein und vor allem nicht den sofortigen Griff zu Antiparetika zur Folge haben. So lang die Abendtemperatur 38 Grad nicht wesentlich übersteigt und der Kreislauf stabil ist, bedarf es keiner Behandlung. Und auch dann wird der anthroposophisch (und homöopathisch! Der Verf.) geschulte Therapeut sanfte Mittel und Methoden einzusetzen verstehen, ohne das Fieber gewaltsam zu unterdrücken. Es ist eine mächtige, körpereigene Hilfe im Kampf gegen den Krebs. In der immer wieder aufleuchtenden Polarität zwischen der Mistel und den Zytostatika liegt auch die Begründung, warum erstere ihre relativ besten Erfolge gerade bei den zu Verhärtung neigenden Geschwülsten aufweist, andererseits aber auch die Kombination von Mistel- und Chemotherapie häufig als erfolgreicher beschrieben wird als der Einsatz letzterer allein. Es läßt deren verhärtende Tendenz aber auch erahnen, warum einige Zytostatika kanzerogene Eigenschaft haben: Sie treiben die Gewebe immer weiter in die Verhärtung, in die Abkoppelung von den ordnenden Kräften des Ätherleibes hinein. Nicht nur die Konsistenz sondern auch das Volumen einer Geschwulst kann von vorneherein gegen den Vorschlag und die Erfolgsaussicht einer Chemotherapie sprechen. So würde ich eine solche für wenig sinnvoll und aussichtsreich halten bei Tumoren der Haut, des MagenDarmtraktes, der Harnblase, der Prostata und - mit Ausnahme des kleinzelligen Bronchialkarzinoms - der Lunge, obwohl all diese Lokalisationen andernorts immer wieder mit Zytostatika behandelt werden. Umgekehrt wird man aber selbst beim Vorliegen zytostatika-sensibler Geschwülste nicht grundsätzlich und bedenkenlos eine solche Behandlung durchführen und deren Aggressivität ignorieren. Das eigentliche Unheil, das mit dem globalen Gebrauch der Zytostatika verbunden ist, liegt ganz sicher in ihrer schematischen, gedankenlosen Anwendung, die eben auch Ausdruck unserer materialistischen Medizin und deren linearer Denkweise ist. Dieser Umstand dämmert wohl auch manchem fortschrittlichen Onkologen, ist aber nach wie vor das größte Hindernis für Fortschritte in der Krebsheilkunde.

Was sind nun aber die Voraussetzungen für uns Ärzte in der Lukas-Klinik, die erfüllt sein müssen, um eine entsprechende Frage überhaupt zu erörtern. Abgesehen von dem Umstand, daß die vorliegende Tumorart nach ihrem histologischen Befund - und anderen bereits genannten Argumenten - eine hinreichende Sensibilität für Zytostatika erwarten läßt, muß ein rasches Fortschreiten des Geschwulstwachstums trotz intensiver Iscadorbehandlung vorliegen, das eine lebensbedrohliche Situation alsbald oder in nächster Zukunft befürchten läßt. Ein anderer Grund kann sein, daß z. B. Metastasen sehr heftige, durch die übliche Therapie nicht zu beeinflussende Schmerzen verursachen. Die Entscheidung ist in einem solchen Fall zu treffen zwischen dem Einsatz stärkerer analgetischer Präparate, analgesierender Bestrahlungen oder einer möglichst kurzfristigen zytostatischen Behandlung. Analgetika haben neben ihrer meist auch sedierenden Eigenschaft eine antipyretische Wirkung, die uns während einer Misteltherapie äußerst unerwünscht ist. Ob Analgetika oder Zytostatika im Bereich der menschlichen Wesensglieder stärker schädigend wirken, ist von mir nicht zu entscheiden. Zumindest die allgemeine Dämpfung der Lebensvorgänge, aber auch die gelegentlich zu beobachtende Aufputschung durch solche synthetische Präparate läßt auf eine wesentliche Beeinflussung auch des seelischen Bereiches schließen. Eine eklatante Wesensveränderung zytostatisch behandelter Patienten im Rahmen der Lukasklinik habe ich nicht beobachtet. Hingegen ist mir eine Anzahl von Krankheitsverläufen in Erinnerung, bei denen die Patienten durch das Zurückdrängen des Tumorgeschehens wieder auflebten, sich für ihre Umgebung zu interessieren begannen, die künstlerischen Therapien wieder mitmachten und auch neue geistige Inhalte entwickelten. Besonders beruhigend empfand ich in diesem Zusammenhang in der Zeit meiner ersten Konflikte, ob es überhaupt gerechtfertigt sei, allopathische oder aggressive Methoden in unser Vorgehen mit einzubeziehen, eine Mitteilung von Frau RITA LEROI. Sie berichtete mir von einem Priester der Christengemeinschaft, der mit Zytostatika behandelt worden war, seinen Angaben gemäß aber weder während noch nach dieser Therapie Veränderungen in seinem meditativen Erleben und Verhalten feststellen konnte. Unerlässlich sollte es allerdings sein, gerade während und nach einer Chemotherapie den sich hier anbietenden und dienstbar gemachten Substanzen und den hinter diesen stehenden Wesenheiten ein geistiges Gegengewicht entgegenzusetzen. Hier kann neben der Heileurhythmie und dem künstlerischen Ausdruckserleben sicher auch das immer wieder einzuschaltende ärztliche Gespräch hilfreich sein. Mit allem Nachdruck muß gesagt sein, daß die Hinzunahme der Chemotherapie in der Lukas-Klinik eine eher seltene Ausnahme ist und keinesfalls - auch nicht bei zytostatikasensiblen Tumorarten - etwa die Regel. Offen gelassen werden muß die hier mehrfach vertretene Ansicht, man würde durch Chemotherapie nicht nur der Physis des Patienten jetzt und hier schaden, sondern auch seiner Geistseele und damit seinem nachtodlichen Sein unberechenbaren Schaden zufügen. Ich nehme solche Äußerungen durchaus ernst. Sie erfüllen mich mit einer gewissen Bewunderung für die Fähigkeit dieser Kollegen, über karmische Auswirkungen unserer Therapie nachzudenken. Mir selber ist dies nicht gegeben. Ein anderer Aspekt hat aber für mich große Bedeutung. Wie bereits erwähnt, besteht im Grunde eine tiefe Sehnsucht danach, unsere Klinik völlig frei von den zur Debatte stehenden Therapien zu halten. Neben einzelnen Ärzten wird dieser Wunsch besonders häufig auch von Schwestern geäußert, die es als eine verständliche Belastung empfinden, mit diesen Medikamenten gelegentlich auch bei uns konfrontiert zu werden und umgehen zu müssen. Man empfindet dies als eine Störung der bei uns herrschenden, sich von den üblichen Krankenhäusern so wohltuend unterscheidenden Atmosphäre. Ich selber werde aber immer wieder an das Bild RUDOLP STEINERs von den Essäern erinnert, die Ahriman aus ihrem Kreis verbannt haben, auf daß dieser

draußen aber umso schlimmer zu wüten begann. Viele Patienten empfinden die von ihnen erlittene Chemotherpie wörtlich als einen "Gang durch die Hölle". Ich bitte Sie, hier sehr genau zu unterscheiden: Meine Aussage geht nicht dahin, daß jeder, der Chemotherapie grundsätzlich für sich oder für die Gemeinschaft ablehnt, in der er arbeitet, eine Haltung einnimmt, die mit der von den Essäern vertretenen vergleichbar ist. Was ich sage, ist, daß ich es für mich so empfinde. RUDOLF STEINER weist darauf hin, daß Gifte durch die Moralität der Menschen zu Heilmitteln werden können. Es wäre sicher vermessen anzunehmen, daß wir eine so hohe Stufe der Moralität erreicht hätten, die derart toxische Substanzen zu Heilmitteln werden ließe. Es darf aber gehofft werden, daß es nicht bedeutungslos ist, ob diese Präparate unter den üblichen Begleitumständen und in der durch die materialistische Wissenschaft vorgegebenen Haltung verabreicht werden oder eingebunden in den Wirkungskreis einer anthroposophischen Klinik oder Praxis. Vielleicht ist es dann sogar möglich, die hinter diesen Substanzen stehenden Wesenheiten auf dem Weg ihrer karmischen Erlösung einen kleinen Schritt weiterzubringen. Neuere Berichte, daß Zytostatika in kleinen Dosen immunstimulierend wirken sollen, ja, daß sie sogar entdifferenzierte Malignomzellen zur Redifferenzierung bringen könnten - was bisher nur unter Misteltherapie beobachtet wurde -, bedürfen noch der Bestätigung und dürfen keineswegs unseren Blick dafür trüben, wie erschreckend gefährliche Gifte wir in diesen Substanzen vor uns haben und welch hohes Verantwortungsbwußtsein ihre Anwendung voraussetzt. Auf eine besondere Gefahr lassen Sie mich abschließend noch hinweisen. Sie besteht meiner Meinung nach darin, daß angesichts der mit Chemotherapie gelegentlich doch sehr eindrucksvollen Behandlungserfolge bei anthroposophischen Ärztinnen und Ärzten eine gewisse Resignation auftreten könnte hinsichtlich der nicht immer so augenfälligen und Geduld erfordernden Misteltherapie. Dieser Gefahr gegenüber gibt es eigentlich nur unser aller unerschütterliche Haltung, alles daranzusetzen, um die Wirkung der Mistel immer wieder unter Beweis zu stellen und ihre noch längst nicht erschöpften Heilkräfte aufzuzeigen. Dies sollten Sie sich immer wieder vergegenwärtigen und ihre tägliche Arbeit mit guten Gedanken bereichern. Unsere Aufgabe hier ist es, das Bewährte weiterzuentwickeln und das Gewonnene in die Praxis umzusetzen. In dieser Gemeinsamkeit wollen wir hoffen, daß sich die Frage der Hinzunahme der Zytostatika in naher oder ferner Zukunft gar nicht mehr stellen wird.

6.2 HOFFMANN, J.: Chemotherapie – Ja oder Nein? Neun Jahre nach Erscheinen der vorausgehenden Denkschrift über Chemotherapie (6.5. a) schrieb der gleiche Autor in "Hiscia Jahresbericht 1996“ aus weiter gediehener Erfahrung folgendes von hohem Verantwortungsbewußtsein erfülltes, jedem vor dieser Entscheidung stehenden Arzt wie Patienten hilfreiches Expose: „Soll ich die bei mir vorgesehene Chemotherapie durchführen lassen oder nicht?" So lautet eine der häufigsten Fragen, die uns Patienten stellen, die uns bis dahin unbekannt waren. Fast nie kann sie mit Ja oder Nein beantwortet werden, schon gar nicht etwa am Telefon. Selbst wenn uns die wichtigsten Daten über Art, Ausdehnung und Verlauf der Tumorerkrankung bekannt sind, so fehlt doch meistens die Kenntnis dessen, was man "die umfassende Persönlichkeitsstruktur“ nennt. In den meisten Fällen werden Empfehlungen zytotoxischer Therapie von Kliniken gegeben, die ihr Handeln vermeintlich von strengen wissenschaftlichen Grundsätzen ableiten. Von diesen wird aber gerade bei der Verordnung von Chemotherapie besonders häufig abgewichen. Eine durch Studien und Erfahrung gesicherte Lebensverlängerung von "Heilung" ganz zu schweigen - gibt es nach wie vor leider nur bei einer sehr kleinen Gruppe von Malignomen, gerade aber nicht bei den häufigsten Krebsarten wie Mamma-, Lungen-, Magen-, Leber-, Haut- und Unterleibs-Ca,(siehe die Arbeiten von ABEL 1984 und 1989). Selbst wenn es unter Chemotherapie zu einer Rückbildung des bestehenden Tumors kommt, besagt dies leider nicht - wie man früher hoffte -, daß hieraus auch eine Verlängerung der Überlebenszeit resultiert. Im Gegenteil: Nicht selten wird nach einer chemotherapeutisch erzielten, vorübergehenden Tumorverkleinerung ein besonders schnelles und zum Tod führendes Wachstum erlebt („Iatrogene Immunsuppression“ - Der Verf.). Warum nahm und nimmt die Anwendung chemotherapeutischer Behandlungen bei fast allen Krebsformen und -stadien zu, ohne daß fundierte Studienergebnisse für die jeweilige Situation vorliegen? Warum werden die Möglichkeiten einer Chemotherapie in den verschiedenen Medien Laien gegenüber in geradezu sträflicher Form geschönt und verharmlost? Warum fällt ein Therapieverzicht explizit bei diesen aggressiven Substanzen so schwer, obwohl man als Arzt beim Einsatz solcher mit Sicherheit weiß: Eine Schädigung des Organismus ist unausweichlich programmiert? Die Zahl der Fälle, bei denen durch zytotoxische Therapie die schon vorher schwierige Situation nicht nur nicht verbessert, sondern erheblich verschlechtert wird ist leider sehr groß. Die hier waltenden Motive sind zahlreich. Sicher ist, daß nicht nur sachliche Überlegungen im Sinne einer nüchternen Nutzen/Risiko-Abwägung, sondern auch persönliche Meinungen und Glaubensinhalte ausschlaggebend sind. Hierzu gehören unter anderem: Über- oder Unterschätzung der Wirkungen und Nebenwirkungen; unkritische Übernahme oder Nachahmung anderweitiger Studien oder klinischer Ergebnisse, die für den speziellen Fall nicht anwendbar oder kontraindiziert sind (z. B.Chemotherapie bei den allermeisten Formen des Mamma-Cas); Verlust des Einfühlungsvermögens in eine individuelle Krebstherapie bei Erstarrung in einer ausschließlich wissenschaftlich orientierten, quantifizierenden Denkweise; fehlendes oder verdrängtes Eingeständnis der eigenen Ohnmacht, über keine sinnvolle Therapie zu verfügen; die absurde Befürchtung, man könne den Patienten aus psychologischen Gründen nicht ohne jegliche Therapie lassen, zumal dann die Gefahr bestehe, ihn mittlerweile an die Alternativmedizin zu verlieren.

Die aufgezeigten Probleme sollten nun aber keinesfalls zu einer pauschalen Ablehnung jeder zytostatischen Therapie führen. Abgesehen von den wenigen bekannten Geschwulstformen bei Kindern und Jugendlichen, bei denen zumindest in bestimmten Stadien eine unterschiedlich große Wahrscheinlichkeit der positiven Wirkung für ihren Einsatz spricht, gibt es durchaus Situationen, die eine Anwendung zytostatischer Präparate im Sinne der Palliation, z. B. der Schmerzlinderung oder der Abwendung von Lebensgefahr, durchaus rechtfertigen können. Was läßt sich aus dieser Betrachtung für den jeweils betroffenen Patienten ableiten? Zuallererst die für viele Anwender und Kranke vielleicht ernüchternde Erkenntnis: Es gibt im individuellen Fall nicht den richtigen oder falschen Entscheid für oder gegen eine Chemotherapie. Eine - und sicher nicht die schlechteste Möglichkeit in dieser schwierigen Situation ist die, dem Rat des oder der mit dem Wesen des Patienten und seiner bisherigen Behandlung vertrauten Arztes oder Ärztin zu folgen. Das Vorhandensein eines/einer Therapeuten/in, dem/der man im Krankheitsfall bedingungslos vertraut, ist aber heute nicht mehr selbstverständlich. Wenn es so wie zu Hausarztes Zeiten wäre, bekämen wir nicht so viele diesbezügliche Anfragen. Es gibt meines Erachtens bei der Frage "Chemotherapie - ja oder nein?" für den Betroffenen sinnvollerweise nur eine Möglichkeit, den für ihn individuell optimalen Weg zu finden. Zu dieser Entscheidung und Wegweisung können aus den erwähnten Gründen Studienergebnisse und klinische Statistiken nur bedingt einen Beitrag leisten. Von ausschlaggebender Bedeutung ist ein möglichst mehrmaliges Gespräch mit dem Arzt des Vertrauens, wobei alle Fragen, z. B. gerade auch die nach klinischen Ergebnissen, rückhaltlos gestellt, erörtert und beantwortet werden sollten. Daraufhin aber auch die meditative Versenkung und das Hinhören auf die eigene innere Stimme, sei es im stillen Kämmerlein, in der Kirche oder in der Natur. Mit oder ohne Chemotherapie kann es im weiteren Verlauf zu einem Fortschreiten der Erkrankung kommen. Dies gilt im übrigen für alle angebotenen Therapieformen. Sofern ich je über den Entscheid mitgetragen habe und meiner inneren Stimme gefolgt bin, so war dieser Umstand ein weitgehender Schutz gegen die sonst vielleicht bis zum erlösenden Ende für beide Seiten quälende Frage: Was wäre geschehen, wenn …? Bleiben Sie skeptisch, wenn Sie das Gefühl haben, es werde Druck auf Sie ausgeübt, irgendeine Therapie, insbesondere aber eine Chemotherapie, zu akzeptieren. Äußerungen wie: „Wenn Sie diese Therapie nicht durchführen lassen, haben Sie keine Chance mehr" oder "Dann leben Sie nur noch kurze Zeit" müssen als unseriös und irreführend bezeichnet werden, zumal wenn sie in vorwurfsvollem oder gar drohendem Ton vorgehalten werden. Ebenso sollten vielversprechende Lobreden über die Erfolgsaussichten einer bestimmten Therapie skeptisch werden lassen. Seien Sie sich immer bewußt, daß Ihnen ein Arzt oder eine Ärztin - mögen auch noch so viele Titel und Würden vor dem Namen stehen - eine bestimmte Therapie immer nur empfehlen kann. Lösen Sie sich von der Vorstellung, Sie müßten etwas tun oder über sich ergehen lassen, weil es von dieser oder jener kompetenten Stelle so angeordnet wurde. Besonders tragisch ist die von völlig falschen Voraussetzungen ausgehende Motivation: "Ich beuge mich dieser belastenden Therapie aus Rücksicht meinen Kindern und meiner Familie gegenüber". Die Ursachen der Krebserkrankung im allgemeinen, individuellen Falles im besonderen, sind auf allen hierfür relevanten Ebenen nicht oder nur ahnungsweise bekannt. Man wird aber annehmen dürfen, daß Chemotherapie nichts ändern kann an den seelischen und körperlichen Störungen, die der Geschwulstbildung vorausgegangen sein müssen, um sich sodann erst physisch zu manifestieren. Sie hat einzig und allein die Aufgabe und Fähigkeit, maligne Zellen zu schädigen oder abzutöten. Dies kann in gewissen Fällen durchaus eine Hilfe sein, besonders wenn sich das

therapeutische Konzept nicht nur darauf beschränkt, sondern dem Kranken zusätzliche Verbesserung seines Allgemeinbefindens und seiner körpereigenen Abwehr vermittelt. In anderen Fällen jedoch kann durch die einverleibten Zytotoxine die ohnehin schon schwierige Situation weiter verschlechtert werden. Dann helfen weder dem Therapeuten noch dem Patienten die Versicherungen und das Bewußtsein, die Behandlung nach den "neuesten, onkologisch gültigen Standards" durchgeführt zu haben. Voraussetzung und Basis für die Empfehlung oder Ablehnung einer Chemotherapie sollte - wie oben angegeben - immer ein ausführliches Arzt-Patientgespräch sein, bei dem der Patient jede Möglichkeit hat, seine Fragen zu stellen und sich auszusprechen, der Behandler seinerseits den Patienten mit allen seinen Wünschen, Ängsten und Hoffnungen kennenlernen sollte, nicht nur hinsichtlich seiner letzten Endes doch sehr abstrakten, klinischen und diagnostischen Daten. So geschieht es nicht selten, daß wir bei gleicher Diagnose, was Tumorart und -stadium betrifft, im einen Fall mehr zu- im anderen mehr abraten hinsichtlich einer vorgesehenen Chemotherapie. Ähnliches gilt übrigens auch für Bestrahlungen und für Hormontherapie. Die Durchführung jedweder Therapie gegen die "innere Stimme" sowohl des Behandlers als auch des Patienten - nicht zu verwechseln mit der Angst vor kurzfristigen, therapeutisch beeinflußbaren Nebenwirkungen - ist kaum je wirklich erfolgreich. Es ist zu hoffen, daß in Zukunft die gesunde kritische Haltung der Patienten zu- und die reine "Anordnungsmedizin" bei einem großen Teil der Ärzteschaft abnimmt."

7.0 Die Krebs-Nachsorge, - Nachkur, - Rehabilitation "Auch die frühest mögliche Diagnose eines noch so kleinen Malignoms bedeutet die Endphase des Krebsgeschehens. Sie vermag wohl das Krebsgeschäft, unter den herrschenden onkologischen Zwängen jedoch niemals die Heilungsquote zu steigern." Dr.med. Dr.phil. JOHANNES KUHL [11,12], onkologisch tätig gewesener Allgemeinpraktiker Unter diesen Bezeichnungen versteht man eine sowohl stationär als auch ambulant durch kurmäßige, erforderlichenfalls therapeutisch unterstützte oder fortgesetzte Behandlungsform Krebskranker nach Abschluß ihrer primär oder sekundär klinischen Therapie. Diese Maßnahme bezweckt eine Optimierung des psychischen und physischen Befindens solcher Patienten als Bestandteil ihres Schutzes vor Rezidiv oder Metastasierung sowie die Ausheilung der häufig verbleibenden Therapieschäden. Eine personell adäquate Nachkur verbessert mithin die Lebensqualität und Lebenserwartung, sie beschleunigt außerdem die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit und ist damit ein wichtiger sozialer bzw. psychosozialer Faktor. Aus diesen Gründen übernimmt die GKV die Kosten solcher Nachkuren als Pflichtleistung, nötigenfalls auch deren Verlängerung und Wiederholung. Jeder Arzt ist berechtigt, diese Maßnahme für die von ihm betreuten Krebspatienten zu beantragen. Zuständig für die Entgegennahme und Bewilligung der Anträge sowie die Verteilung der Kuranwärter auf die hierfür autorisierten RehaSanatorien oder -Kurheime ist die AfK in Bochum (früher "Arbeitsgemeinschaft für Krebsbekämpfung der Träger der Gesetzlichen Kranken- und Rentenversicherung"). Daß (nach dem Stand von 1990 und mit sinkender Tendenz) nur 20 %, also jeder lediglich jeder 5. der dazu berechtigten Patienten, von dieser Nachsorge Gebrauch machen, spricht zwar gegen deren Akzeptanz, nicht jedoch gegen deren tatsächlichen Nutzen. Eine Studie an Hand des Krebsregisters der Stadt Bremen ergab hinsichtlich der Morbidität der zur Nachkur verschickten gegenüber den nicht verschickten Patienten ein Minus von 29 gegenüber 37 % nach 5 Jahren, von 2–4 gegenüber 32 % nach 10 Jahren. Noch bedauerlicher ist der mit den Restriktionen im Gesundheitswesen zusammenhängende Schwund der Nachkur-Anträge und -Genehmigungen während der letzten Jahre: 1995

1996

1997

Beantragt

783

706

491

Genehmigt

556

487

330

(Angabe nach imu 97 07 128 im Westfälisches Ärzteblatt September 1997) In den Zitaten älterer, lehrmedizinisch orientierter Onkologen (5.0, 5.3) klingt wiederholt das Verlangen nach einer besseren und konsequenteren, ergänzenden oder nachsorgenden Therapie auf. Eine solche wäre überflüssig, wenn man dem Krebskranken in Erkenntnis seines Leidens als Immun- und Repairschwäche eine grundsätzliche, prä- und postoperative Basisbehandlung angedeihen lassen würde. Sie ihm im Nachhinein anzubieten, bedeutet Zeitverlust, Wirkungsminderung und Risikoerhöhung.

Wenn der Krebspatient nach Abschluß der operativen, radiologischen oder zytotoxischen Maßnahmen aus der Klinik entlassen wird, befindet er sich selbst günstigstenfalles in einem mehr oder weniger beeinträchtigten Gesamtzustand. Er muß sich an Verluste oder Funktionsstörungen von Organen gewöhnen. Das Selbstbewußtsein beeinträchtigende Veränderungen, Deformierungen, etwa der weiblichen Brust oder des Gesichtes erzeugen das Gefühl der Verstümmelung, der Minderwertigkeit, der persönlichen Benachteiligung. Durch den wochen- oder monatelangen Klinikaufenthalt ist der Patient seiner Umgebung und seinem Arbeitskreis entwöhnt oder gar entfremdet. Dazu können familiäre oder partnerschaftliche Konflikte kommen. Die Ungewißheit über das weitere Schicksal und die Hilflosigkeit gegenüber dem innerlich nicht verarbeiteten Krankheitsgeschehen - meist eine Folge mangelhafter Aufklärung oder ärztlicher Zuwendung können schwerwiegende psychosomatische Folgezustände auslösen. Hier beginnt die Aufgabe der psychologischen und psycho-onkologischen Führung und Beratung (10.19 10.22). Die Häufigkeit der behandlungsbedürftigen organischen, nicht unmittelbar karzinomrelevanten Komplikationen oder direkten Therapieschäden wurde unter 5.0, 5.1, 5.2 und 5.3 erwähnt. Vordergründig ist jedoch die je nach Geschwulstart prozentual verschieden hohe, aber immer vorhandene Gefahr des Rezidivs oder der Metastasierung des Primärtumors. SOERGEL [36] gibt die Zahl der während der ersten zwei Jahre nach Abschluß der klinischen Behandlung auftretenden Rezidive mit 85,7 % an. SCHRIMPF [35] unterteilt diese Quote in 74,1 % im ersten, 12,7 % im zweiten und 6,7 % im dritten postoperativen Jahr. Eindrucksvoll sind die von KROKOWSKI [20] dargestellten, seiner Auslegung nach sogar teilweise iatrogenen Metastasen in ihrer Häufigkeit und zeitlichen Sequenz Hierher zählen auch die sogenannten Zweit- oder Mehrfachtumore, d. h. bösartige Geschwülste, die histologisch nicht identisch sind mit dem Ersttumor, nach unserer ganzheitlichen Auffassung aber auf dem-Boden der gleichen, unbehandelt gebliebenen Abwehr- und Repairschwäche entstanden sind. LIEK [23] schreibt: "Bei 1–l½ % aller Krebserkrankungen treten gleichzeitig (oder nacheinander) mehrere primäre Krebse auf. GÖTZE beobachtete bei einem Menschen sieben Primärkrebse. Diese multiplen Krebse können den gleichen, aber auch verschiedenen histologischen Aufbau zeigen. Sehr auffallend ist auch die Tatsache, daß bei Menschen, die eine zunächst erfolgreiche Krebsoperation oder Krebsbestrahlung durchgemacht haben, nach Jahren Krebse anderer Organe und von ganz anderem histologischen Aufbau sich einstellen. Solche Beobachtungen macht jeder mit der Problematik vertraute Arzt. Ein Krebsausbruch ist beseitigt, es dauert Monate, es dauert Jahre, selten Jahrzehnte, und an irgendeiner Stelle des Körpers tritt wieder Krebs auf. Ich sage, jeder praktische Arzt sieht es, nur der Wissenschaftler, der auf ein Dogma schwört, hier auf die VIRCHOWsche Lehre von der örtlichen Natur des Krebses, geht an diesen Krankengeschichten vorüber". HUBER (Kiel) berichtete 1953 auf der Tagung des DEUTSCHEN ZENTRALAUSSCHUSSES FÜR KREBSBEKÄMPFUNG UND KREBSFORSCHUNG, daß unter 4.589 Patientinnen mit Genitalkarzinomen während einer Beobachtungszeit von 30 Jahren 220 = 5 % eine zwei- bis mehrfache Geschwulstbildung (nicht Metastasierung) aufgewiesen haben. Dabei überwog die intragenital verlaufende Tumormultiplizität mit 145 Fällen = 67 %. Bevorzugt waren die Karzinome des Corpus uteri, der Ovarien und der Tuben. Ähnliches ereignete sich beim Mammakarzinom, das relativ häufig mit einem Genitalkarzinom koinzidierte, während dies bei Malignomen des Magens und der übrigen Verdauungsorgane selten der Fall war. TRÜB [38,39] stellte unter 14.236 Nachkurpatienten 1,3 % Träger sekundärer Tumore fest. Unter den Patientinnen mit Genitalkrebs waren es 1,2 %.

HAGEMANN [10] fand bei 285 obduzierten Karzinomträgern 140 = 4,3 % Doppelmalignome und 7 = 0,52 % Dreifachmalignome. Eine Studie von LEONHARDT und VON BEAUFORT [22], Nachsorgeklinik in Bad Trissl, ergab bei 836 Mammakarzinom-Patientinnen während ihrer Kur 50 = 5,89 % Zweittumore, wobei allerdings nur solche im Genitalbereich berücksichtigt wurden. Abschließend stellen die Untersucher fest: "Bei Patientinnen mit einem Mammakarzinom besteht ein signifikant erhöhtes Risiko, an einem Zweittumor zu erkranken". KARRER [16] kommt ebenfalls zu der Erkenntnis, "daß ein Krebskranker, wenn er ein erstes Karzinom überstanden hat, ein Risikopatient für die Entstehung eines zweiten, neuen Karzinoms ist. Man muß aus den bisherigen Unterlagen schließen, daß die Häufigkeit von Zweitkarzinomen bei seinerzeit Krebskranken, die geheilt wurden, signifikant größer ist als die der Allgemeinbevölkerung. Daraus geht hervor, daß ein einmal an Krebs erkrankt gewesener Patient mit größerer Intensität und häufigerer Frequenz auf das Auftreten eines Zweitkarzinoms kontrolliert werden sollte". Wiederholt berichtet wurde über die gesteigerte Inzidenz von Zweitmalignomen bei Erwachsenen, die als Kinder durch Intensivtherapie von einer Leukämie befreit wurden. Die Häufigkeit solcher Spättumore wird mit etwa 6 % angegeben. Die Prognose dieser Fälle scheint auch bei Früherkennung ungünstiger zu sein als bei gleichartigen Primärtumoren. Eingehend befaßt hat sich mit diesem Thema GUTJAHR von der Universitäts-Kinderklinik Mainz. Für die große Überraschung sorgte 1987 BELLER, Leiter der Universitätsklinik in Münster [3], der die bilaterale eingeschränkte subkutane Mastektomie unter Erhaltung der Mamillen und plastischem „Eigenaufbau“ bei allen Frauen mit zunächst einseitigem Mamma-Ca befürwortete. Seiner Erfahrung nach tragen diese Patientinnen in bereits manifeste Klein- oder Kleinstkarzinome, in weiteren 30–40 % histologische Veränderungen in der scheinbar gesunden Brust, die man als Vorstufen späterer Malignome anseilen muß. Bei diesem Vorgehen, mit dem sich 95 % der Patientinnen einverstanden erklären, werden auch kosmetische Gründe ins Treffen geführt. Die innerhalb der 5 postoperativen Jahre zu erwartenden lokoregionalen Rezidive werden mit 3,5 % angegeben. Kurz nach der BELLERschen Mitteilung wurde das doppelseitige Verfahren von OLBRISCH, Diakoniekrankenhaus in Düsseldorf, bestätigt [28]. Über diesen operativen Radikalismus wird an dieser Stelle nicht etwa aus Gründen der Billigung berichtet - es fehlte in der Folge auch nicht an skeptischen bis wütenden Stellungnahmen der Fachkollegen sondern weil hier einmal mehr der Kurzschluß operativen Denkens über die Notwendigkeit ganzheitsmedizinischer Überlegung triumphiert. Keiner dieser Mastektomiefanatiker ist den dem Phänomen des Zweittumors zugrundeliegenden Voraussetzungen nachgegangen und hat entsprechende therapeutische Konsequenzen daraus gezogen. Der chirurgischen Mentalität liegt die Entscheidung zur beiderseitigen Operation freilich näher als die Überlegung in Richtung gewebsreparativer Ganzheitstherapie. Vergleicht man überdies die hier mit rund 20 % angegebene Bilateralität des Mamma-Cas mit der von früheren Beobachtern wesentlich niedrigeren Inzidenz, so wird hier -uneingestanden- eine erhebliche Dunkelziffer nicht erkannter Karzinome und Präkanzerosen der kontralateralen Brust zugegeben, die nach der Entfernung des Primärtumors zur Rückbildung kommen.

Abgesehen von der Tatsache der Zweit- und Mehrfachtumore zeigt sich die Morbidität und Immunschwäche des Krebs-Rekonvaleszenten in der Häufigkeit anderweitiger, nichtmaligner Sekundärerkrankungen. TRÜB [38,39] gibt die Zahl dieser Komplikationen, beobachtet am Krankengut der Nachkurheime, mit 45,8 % an, LEONHARDT [21] 442 Patientinnen nach Abschluß der klinischen Behandlung eines Collum-Ca mit 47,7 %, wobei hier die Harnweginfekte und -beschwerden besonders häufig waren (Bestrahlungsfolge?). Wie in 5.0. dargelegt, fanden sich bereits ab Mitte des Jahrunderts die Befürworter einer besser organisierten und systematischer durchgeführten Nachsorgebehandlung zusammen. 1951 wurde unter Führung von FLASKAMP in der Abteilung für Gesundheit des damaligen Sozialministeriums in Düsseldorf die GESELLSCHAFT ZUR BEKÄMPFUNG DER KREBSKRANKHEIEN NORDRHEIN-WESTFALEN (GBK) gegründet. Sie stellte sich zur Aufgabe die Aktivierung der Laienaufklärung, der Prophylaxe und der Früherkennung, vor allem jedoch die praktische Durchführung der nachsorgenden Behandlung der aus klinischer Obhut entlassenen Krebspatienten in Zusammenarbeit mit den Kostenträgern. 1954 folgte auf Initiative von MARTIUS die Gründung der ARBEITSGEMEINSCHAFT FÜR KREBSBEKÄMPFUNG DER TRÄGER DER GESETZLICHEN KRANKEN- UND RENTENVERSICHERUNG IM LANDE NORDRHEIN-WESTFALEN, früher ARGE jetzt AfK mit Sitz in Bochum. Ihr gehören bisher 17 Versicherungsträger und Krankenkassen an. Es entstanden nach und nach über 20 "Außenstationen", technisch und personell entsprechend ausgestattete, an klimatisch bevorzugten Stellen liegende, ärztlich geleitete Sanatorien in allen Gegenden der Bundesrepublik von Wyk auf Föhr bis Bad Reichenhall, die z. T. schon 1956 ihre Arbeit aufnahmen. Die Durchführung des beabsichtigten Nachsorgeprogramms erfordert eine gute diagnostischtherapeutische Einrichtung der betreffenden Häuser. Insbesondere war eine psychosomatische Betreuung der Kurpatienten vorgesehen. Die während einer solchen nachsorgenden Behandlung üblichen Maßnahmen sind in allen der ARGE angeschlossenen Häusern ziemlich einheitlich. Sie umfassen - dem Einzelfall nach bestehenden Möglichkeiten angepaßten - eine vorwiegend kalorienreiche bürgerliche (!) Kost, Freiluft- und Bewegungstherapie, Atemgymnastik, Kneippsche Hydrotherapie, Vitamine, Eiweißaufbauende, das Mesenchym anregende Medikamente, Leberschutzpräparate, bei Bedarf Bluttransfusionen, allenfalls auch indizierte oder sequenzielle Chemo- oder Hormontherapie. Zur Erfüllung individueller Wünsche bleibt wenig Spielraum. Anwendungen aus dem Programm der Ganzheitstherapie sind nur ganz ausnahmsweise anzutreffen. MERTEN und RUPPRECHT [26] schreiben dazu: "Als Nachkuren im Anschluß an Operation oder Strahlenbehandlung einer Krebsgeschwulst genügen die Maßnahmen vom Typ der üblichen Erholungskuren nicht. Sie müsen vielmehr die Voraussetzung für eine planmäßige Nachbehandlung unter ärztlicher Leitung erfüllen. Man nennt sie deshalb ,Sicherungskuren'. Sie sollten nach einem bestimmten Zeitablauf wiederholt werden, um den Kurerfolg zu sichern. Für die Sicherungskuren kommen nur erfolgreich (chirurgisch oder radiologisch) behandelte Patienten in Frage. Erfolg bedeutet hierbei auch schon Stillstand der Krebserkrankung. Grundsätzlich sollen nur kur- und reisefähige Patienten zur Nachkur verschickt werden. Pflegebedürftige und bettlägerige Patienten sind hierzu keinesfalls geeignet. Für den Nachkurerfolg ist der Zustand des Gebisses und die vorherige Sanierung evtl. vorhandener fokaler Erkrankungen (z. B. der Mandeln, der Nebenhöhlen usw.) von Bedeutung (!). Die Kurdauer richtet sich nach dem einzelnen Krankheitsfall. Sie beträgt in der Regel vier bis sechs Wochen".

Als neuer Gesichtspunkt erscheint hier der Hinweis auf die Wichtigkeit der Entherdung bzw. Sanierung als Vorbedingung einer wirksamen Nachbehandlung (16.0., 16.1.). Da die engen Zusammenhänge des Herdgeschehens gerade mit den Geschwulsterkrankungen jedoch noch immer nicht in das Bewußtsein aller Onkologen eingedrungen sind, andererseits auch nur die wenigsten Zahnärzte über die subtilen Untersuchungsmethoden verfügen, um exakte Pokaldiagnostik zu betreiben, findet sich diese an sich fortschrittliche Forderung vorerst nur in den seltensten Fällen erfüllt. Die Beurteilung des generellen Erfolges einer wie immer gearteten Nachsorgebehandlung ist deshalb schwierig, weil ein Vergleich nachbehandelter und nicht nachbehandelter Patienten in größerer Zahl vorerst noch nicht möglich war. Eine solche vergleichende Beurteilung setzt eine Registrierung gleichartiger Geschwulstverläufe voraus. Hierzu äußern sich TRÜB und HUMPERDINCK [39] folgendermassen: "Eine mathematisch gesicherte, statistisch verwertbare Nachkur-Erfolgs-Beurteilung ist nur möglich auf der Basis eines allgemeinen Krebsregisters. Dieses wiederum hat die Meldepflicht jedes Erkrankungefalles zur Voraussetzung. Erst dann wäre die Grundlage für eine medizinische Dokumentation und erfolgsstatistische Auswertung der gesamten ambulanten und stationären nachsorgenden Maßnahmen gegeben". An anderer Stelle lesen wir bei den gleichen Autoren: "Die Quote der überlebenden Nachkurpatientinnen mit Unterleibs- oder Brustdrüsenkrebs wächst mit der Zahl der Nachkuren unter Rückgang der Sterbequote“. KIRCHHOFF [17] bezeichnet an Hand einer Gegenüberstellung von 294 nachbehandelten und 484 nicht nachbehandelten Frauen mit Gebärmutterhalskrebs Nachkuren generell als "Weg der Verbesserung der Heilungsergebnisse“. Bei 14.233 Nachkurpatienten beiderlei Geschlechts der ARGE wurde laut sanatoriumsärztlichem Urteil in 70,3 % hinsichtlich des Allgemeinbefindens eine Besserung erzielt, 19,9 % blieben unbeeinflußt, bei 2,2 % verschlechterte sich der Zustand, bei 11 % schritt das Krebsgeschehen weiter. Jede 3. Kur war demnach ergebnislos. Am augenfälligsten und beweiskräftigsten bieten sich die Erfolge der Nachbehandlung in dem Land an, das als erste und bisher einzige Stelle der Bundesrepublik sowohl über ein Krebs-Melderegister als auch über eine seit 1954 tätige Rehabilitations- und Nachsorge-Organisation verfügt. Erhoffte DICK [5] 1958 noch Bruchteile von Prozenten der Erfolge als Argument für den Wert der Nachbehandlung ins Treffen, so lesen wir 1970 bei HEYDE [13] über die in der Tumorbehandlungsabteilung des Landes Hamburg erzielten Ergebnisse: "Infolge dieser intensiven Nachsorge war es möglich, a) die Heilungsziffer um 7 % zu verbessern, wie die statistische Auswertung von 5.557 Kranken mit dreifacher Signifikanz ergab, b) bei anderen Kranken eine Verlängerung der geschwulstfreien Zeit um durchschnittlich ein Jahr zu erreichen, und c) eine größere Zahl von Kranken vor einer ständigen Erwerbsunfähigkeit zu bewahren". Die in diesem Bereich allein durch Nachkuren erreichte Besserung der Sterbequote sei ihrer Wichtigkeit wegen hier graphisch dargestellt (Abb.).

Dem Beispiel von Nordrhein-Westfalen und Hamburg folgte die Landesärztekammer von Bayern, indem sie gemeinsam mit der ARBEITSGEMEINSCHAFT FÜR KREBSERKENNUNG UND KREBSBEKÄMPFUNG IN BAYERN 1968 die gynäkologisch-onkologische Klinik für Vor-, Weiter- und Nachbehandlung in Bad Trissl-Oberaudorf und 1969 die Schloßbergklinik in Oberstaufen als Zentren für diesen Zweck eröffnete. Im Februar 1967 wurde vom Sozialministerium der Regierung Niedersachsen ein Erweiterungsbau des NachbehandlungsKrankenhauses für Geschwulstkranke „Deisterhorst“ in Bad Münder eröffnet. Krebs-Melderegister bestehen außer in Hamburg noch im Saarland, in Süd-Württemberg, in der DDR, in Österreich, England, Schweden, Norwegen und in der Sowjetunion. Es liegen aus diesen Ländern jedoch keine Unterlagen über vergleichbare Einrichtungen organisierter Nachbehandlung Krebskranker bzw. statistische Auswertungen solcher vor. So gut der Gedanke der kurmäßigen Nachbehandlung Krebskranker auch sein mag, er läßt - genau wie die gesamte vorausgehende Therapie - eine Reihe von Wünschen offen. Zunächst hätte diese Institution viel früher organisiert werden müssen, nachdem schon Jahrzehnte vorher die sogenannten Anschlußbehandlungen bei rheumatisch-arthritischen Leiden sowie bei Herz- und Kreislauferkrankungen nach Beendigung der klinischen Phase zur Selbstverständlichkeit geworden waren. Außerdem liegt die Leitung dieser Nachkurheime ausnahmslos in Händen streng linientreuer Ärzte, was eine Wegweisung und Behandlung der Patienten im Sinne ganzheitlicher Gesundheit verunmöglicht. Damit zusammenhängend, fehlen im Nachbehandlungs-Programm hinsichtlich Therapie und Ernährung allzuviele Bestandteile, die heute für das Zustandekommen optimaler Sicherheit vor Rezidiv und Metastase als entscheidend gelten dürfen. Spätestens in dieser Phase der Therapie müßte den Krebsgefährdeten all das an gezielten immunkompetenten und genreparativen Maßnahmen angeboten werden, was im bisherigen Verlauf der Erkrankung versäumt wurde. Lassen jedoch die kurmäßigen Nachbehandlungen schon in ihrer unvollkommenen Form günstigere Krankheitsverläufe erkennen, so darf dies 1. als Beweis dafür gelten, daß das individuelle Befinden

der Patienten entscheidender ist für den schicksalhaften Verlauf ihrer Erkrankung als der Befund, 2. sind wir zu der Behauptung berechtigt, um wieviel die Heilungsquoten erst zu steigern wären, wenn in der Nachkurphase das volle Programm der Ganzheitsmedizin zur Anwendung käme. Abgesehen von der Tatsache der Zweit- und Mehrfachtumore zeigt sich die Morbidität und Immunschwäche des Krebs-Rekonvaleszenten in der Häufigkeit anderweitiger, nichtmaligner Sekundärerkrankungen. TRÜB [38,39] gibt die Zahl dieser Komplikationen, beobachtet am Krankengut der Nachkurheime, mit 45,8 % an, LEONHARDT [21] 442 Patientinnen nach Abschluß der klinischen Behandlung eines Collum-Ca mit 47,7 %, wobei hier die Harnwegsinfekte und -beschwerden besonders häufig waren (Bestrahlungsfolge?).

8.0 Patienten-Beratungsstellen – Selbsthilfegruppen Patienten-Selbsthilfegruppen Die seit einem Jahrhundert primär und exklusiv somatisch orientierte Krebstherapie befreit in perfektionierter Technik und mit seit Generationen zunehmender Erfahrung unzählige Kranke von ihrem Tumor, ist aber relativ hilflos dann, wenn sich diese in der nachklinischen Zeit mit mannigfachen Klagen wieder einfinden, die mit dem primären Geschwulstleiden nicht unmittelbar zusammenhängen. Solche Situationen treten besonders häufig dann ein, wenn nach operationsbedingtem Organverlust eine längere Anpassung an den entstandenen Defekt oder funktionellen Ausfall das Leben erschwert, mehr noch, wenn körperlich nicht immer zu verheimlichende, die zwischenmenschlichen und familiären Beziehungen oder gar die Intimsphäre berührende und belastende Veränderungen in Kauf genommen werden müssen. Darunter leiden besonders schwer Frauen nach verstümmelnden Brust- oder Unterleibsoperationen. In der Bundesrepublik sind jährlich nicht weniger als rund 30.000 Neuerkrankungen an Brustkrebs zu verzeichnen und jedem dieser Opfer steht ein mehr oder weniger schwerer Weg auch nach erfolgreicher Resektion oder Amputation bevor. Wenn dann sowohl beim Arzt als auch noch in der Familie und ehelichen Gemeinschaft vergeblich nach einem verständnisvollen, hilfreichen und tröstlichen Gespräch gesucht wird, liegt die Gefahr des Psychischen Abgleitens bis zur echten Neurose, Psychose und Depression sehr nahe. Eine brustamputierte, äußerlich sehr resolute Frau hat das einmal so ausgedrückt: "Ich möchte meinen Arzt anschreien, wenn er mir jedesmal überschwänglich zu meiner Heilung gratuliert, für meine angedeutete innere Not und Gefährdung meiner Ehe aber nur ein nachsichtiges Lächeln hat und mich schulterklopfend zur Tür geleitet". Obwohl Krebskranke heute mehr und bessere Hilfe erfahren als noch vor Jahren, fühlen sich viele im System der modernen klinischen Onkologie verängstigt und alleingelassen. Sie geraten trotz aller sie umgebenden medizinischen Betriebsamkeit nicht selten in einen Zustand der Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, der sich auf den Heilungsvorgang ungünstig auswirken kann. Derartige Erlebnisse veranlaßten 1952 in den USA die vom Schicksal Krebs betroffene TERESE LASSER anstatt zu resignieren, für sich und ihre Leidensgenossinnen neue Formen der Lebenshilfe „danach" und zur Erleichterung der Wiedereingliederung in den Alltag und in die Familie zu organisieren. Dieses "Reach to Recovery Program“ fand rasch großen Anklang. Es wurde alsbald von der American Cancer Society, später auch vom National Cancer Institute (etwa dem Deutschen Krebsforschungszentrum vergleichbar) unterstützt. Von dieser Seite werden seither viele Projekte mit jährlich 7–8 Mio Dollar gefördert, die in erster Linie der Selbsthilfe, Lebenshilfe und Rehabilitation dienen. Ähnliche Bestrebungen in der Bundesrepublik Deutschland hatten es schwerer. Sie wurden als Sammelstellen unzufriedener oder nach "alternativer“ Behandlung suchender Patienten zunächst sogar beargwöhnt. Als man nach Jahren den adjuvant-therapeutischen Wert der Selbsthilfegruppen zu erkennen begann, bemühte man sich stellenweise darum, deren Aktivität im schulmedizinischen Sinn auszurichten und Abweichungen zu verhindern. Als eine der ersten unabhängigen Gruppen formierte sich 1971 die „Liga für Krebsgefährdete" in Wiesbaden. Sie wurde von ihrem Gründer ALFRED TÖRMER und dessen Gattin mit großem persönlichen Einsatz bis zu deren gemeinsamen Unfalltod 1986 geleitet. Die Zahl dieser Sammelund Beratungsstellen wuchs in der Folge rasch an. Allein in Berlin existieren in jedem Bezirk eine

oder mehrere Selbsthilfegruppen. (siehe die Angaben nach dem Literaturhinweis). An jeder dieser über die ganze Bundesrepublik verteilten Stellen können Auskünfte und Anschriften erfragt werden. Es gibt Spezialgruppen - mit den wohl höchsten Mitgliederzahlen für brustamputierte unterleibsoperierte Frauen, außerdem für Männer nach Operationen der Prostata, der Hoden der Bauchspeicheldrüse, ferner der Kehlkopflosen oder der mit einem künstlichen DarmBlasenausgang Lebenden (ILCO). Insgesamt sind diese Patienten-Selbsthilfegruppen segensreiche Einrichtung. Sie wollen ihren Mitgliedern und Außenstehenden helfen durch • • • • • • •

oder oder oder eine

persönliche oder telefonische Beratung, auch Angehörigen gegenüber, durch selbst Betroffene oder Psychologen, therapeutische Einzel- oder Gruppengespräche mit Psychologen, Informationen und Gedankenaustausch über Kliniken, Kuren, Behandlungsmöglichkeiten, medizinische und "alternative" Maßnahmen, Ernährungsformen, allgemeine Gesundheitspflege, themenorientierte Gespräche wie schicksalhafte Bedeutung der Krankheit, Sterben, Tod, Jenseitsvorstellung usw., gesellige Veranstaltungen, gemeinsame Unternehmungen, Musik, Malen, Zeichnen, Modellieren usw. Fachvorträge durch Experten geeigneter Richtung zum Thema Krebs, Anregung und Anweisung zur Bildung neuer Selbsthilfegruppen.

In dieser Form werden die Teilnehmer bei der physischen und psychischen Überwindung der Krebskrankheit unterstützt, zu einem positiven Leben nach Abschluß der klinischen Therapie motiviert und vor der inneren oder äußeren Vereinsamung bewahrt. Bei den noch Kranken wird im Selbsthilfekreis die Zeit zwischen den einzelnen Phasen der Behandlung sinnvoll ausgefüllt und der Wille zum "Leben mit dem Tumor" gestärkt. Geteiltes Leid ist halbes Leid. In manchen Fällen ist es wichtig, daß Ansprüche gegenüber Behörden oder Kostenträgern kollektiv und unter sachkundiger Beratung leichter durchsetzbar sind. Manche Krebspatienten erfahren erst in der Gruppe, auf welche Leistungen ihrer Krankenkasse oder Versicherung sie Anspruch haben und welche zusätzlichen therapieunterstützenden Möglichkeiten, insbesondere ganzheitsmedizinischer Art, es für sie noch gibt oder auf welche Leistungen der Versicherungsträger Anspruch haben. Die Gruppenarbeit spielt sich üblicherweise in Form von Gesprächsrunden ab, zu denen die Mitglieder in regelmäßigen bzw. vereinbarten Abständen zusammenkommen. Der zunächst oft sehr kleine Personenkreis versucht sich in dieser Weise zu erhalten und zu vergrößern, bis sich ein Betroffener, besser noch ein Psychologe oder Psychotherapeut als geeigneter Gesprächsführer findet. Kosten sollten den Beteiligten dadurch nicht entstehen. Auch ärztliche Hilfe ist dazu weniger geeignet, weil die Gruppe dadurch möglicherweise auf eine bestimmte therapeutische Richtung festgelegt wird, was der Liberalität und Selbstbestimmung ihrer Mitglieder widersprechen würde. Jeder Teilnehmer soll seine Entscheidung selber treffen, seinen Weg selber finden können. Innere Not, Rat- und Hilflosigkeit in klinischer Behandlung alleingelassener Krebspatienten hat zur Schaffung der Selbsthilfegruppen geführt. Diese haben sich in der Erfüllung ihrer zwischenmenschlichen, psychologischen und psychosozialen Aufgaben bestens bewährt. Sie sind als Ergänzung der somatisch Nachsorgeprogramm nicht mehr wegzudenken.

orientierten

Onkologie

einschließlich

deren

Regionale und überregionale Auskunftsstellen und Kontaktadressen in Fragen der Selbsthilfe: Deutsche Arbeitsgemeinschaft der Selbsthilfegruppen, Friedrichstr. 28, 6300 Gießen (auch für Organisationen im Ausland) Frauenselbsthilfe nach Krebs, L 4/9 und R 3/13, 6800 Mannheim, ferner Von Denis-Str. 17, 6702 Limburgerhof. Bayerische Krebsgesellschaft, Tumblinger Str.4, 8000 München. Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr (GfBK), Hauptstr. 27, 6900 Heidelberg, Gesellschaft zur Bekämpfung der Krebskrankheiten Nordrhein-Westfalen, (GBK), Kettwiger Str.6, 4000 Düsseldorf 1.

Informationsschriften: Selbsthilfegruppen-Nachrichten Mitteilungsblatt der Deutschen Arbeitsgemeinschaft der Selbsthilfegruppen (siehe oben). Enthält laufend zahlreiche Literaturhinweise, auch des anglo-amerikanischen Sprachraumes, Anschriften aller Selbsthilfegruppen der Bundesrepublik, Anweisungen zur Neugründung solcher sowie die Titel der einschlägigen Zeitschriften. Hilfe durch Selbsthilfe Selbsthilfegruppen in eigener Darstellung. Ein Wegweiser, herausgegeben vom Senator für Gesundheit, Soziales und Familie, "Urania“, 1000 Berlin 30, Enthält die Anschriften vieler Selbsthilfegruppen, Auskunftsstellen, Arbeitskreise und Sozialstationen unter Berücksichtigung der Fachbereiche, insbesondere im Bereich Berlin. Auskunftsstellen Regionale und überregionale Auskunftsstellen und Kontaktadressen in Fragen der Selbsthilfe: Deutsche Arbeitsgemeinschaft der Selbsthilfegruppen, Friedrichstr.28, 6300 Gießen (auch für Organisationen im Ausland) / Frauenselbsthilfe nach Krebs, L 4/9 und R 3/13, 6800 Mannheim, ferner Von Denis-Str. 17, 6702 Limburgerhof. / Bayerische Krebsgesellschaft, Tumblinger Str.4, 8000 München. / Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr (GfBK), Hauptsee.-27, 6900 Heidelberg, / Gesellschaft zur Bekämpfung der Krebskrankheiten Nordrhein-Westfalen, (GBK), Kettwiger Str.6, 4000 Düsseldorf 1. Informationsschriften: Selbsthilfegruppen-Nachrichten. Mitteilungsblatt der Deutschen Arbeitsgemeinschaft der Selbsthilfegruppen (siehe oben). Enthält laufend zahlreiche Literaturhinweise, auch des anglo-amerikanischen Sprachraumes, Anschriften aller Selbsthilfegruppen der Bundesrepublik, Anweisungen zur Neugründung solcher sowie die Titel der einschlägigen Zeitschriften. / Hilfe durch Selbsthilfe. Selbsthilfegruppen in eigener Darstellung. Ein Wegweiser, herausgegeben vom Senator für Gesundheit, Soziales und Familie, "Uraniall, 1000 Berlin 30, Enthält die Anschriften vieler Selbsthilfegruppen, Auskunftsstellen, Arbeitskreise und Sozialstationen unter Berücksichtigung der Fachbereiche, insbesondere im Bereich Berlin. Organisationen und Auskunftsstellen zum Thema Haus und Wohnen: Arbeitsgruppe Gesundes Bauen und Wohnen (AGBW) Postfach 3503, 4800 Bielefeld 1.

Forschungskreis für Geobiologie Dr.Hartmann e. V. Adlerweg 1, 6935 Waldbrunn-Waldkatzenbach. Hsgb.d.Zschr. Wetter-Boden-Mensch. Gesellschaft für Baubiologie. Wullwisch 18, 2000 Hamburg 54. Herold-Verlag Dr.Wetzel Kirchbachweg 16, 8000 München 71 Hsgb.d.Zschr.f.Radiästhesie. Institut für Baubiologie und Ökologie. Leiter Prof.Dr.A.Schneider. 8201 Neubeuern-Holzham. Hsgb.d.Zschr. Wohnung und Gesundheit. Institut für Bauforschung. 3000 Hannover. Weinheimer Forschungskreis für kybernetische Korrelationen der Lufthygiene und ElektroBioklimatologie. Leiter Prof.Dr.F.W. Brauss und Graf von Berckheim. Friedrichstr. 9, 6940 Weinheim. Österreich Forschungsgesellschaft für Wohnen, Bauen und Planen. A-1030 Wien. Österreichisches Institut für Baubiologie. Landstraßer Hauptstr. 67, A-1030 Wien. Hsgb. des Tagungsbandes zum Jubiläumskongreß "10 Jahre Baubiologie in Österreich" mit den Referaten von 10 Vorträgen. Schweiz Schweizer Arbeitsgemeinschaft für das Holz. CH-8000 Zürich

III. Therapeutischer Teil 9.0 Aufklärung Aufklärungsrecht - Aufklärungspflicht "Das größte Hindernis bei der Krebsheilung ist die Hoffnungslosigkeit, der Glaube an die Unheilbarkeit des Leidens“. OTTO SCHLEGEL "Was ist der Tod? Nach langem Fieber ein sanfter Schlaf, der uns erquickt. Der Tor erschrickt darüber, der Weise ist beglückt." Rilke "Ich habe gelernt, daß nicht der Krebs selber, sondern die Furcht vor dem Krebs der größte Feind des Kranken ist. Ich habe vielleicht den Krebs nicht besiegt, aber ich habe endgültig und für immer die Angst vor ihm besiegt. Sie können dasselbe tun, und wenn Sie es tun, wird Ihr Krebs den tödlichen Griff lockern, mit dem er Ihr Leben hält." Eine Frau, im 8. Jahr nach der Diagnosestellung ihres Brustkrebses bei vollem geistigen und körperlichen Wohlbefinden, obwohl sie nach jahrelanger klinischer Behandlung für unheilbar erklärt worden war. "Sie sind doch der Patient mit der Leukämie?" Mit diesen unbekümmerten Worten einer jungen Krankenschwester erfuhr ein Patient zum ersten Mal, daß er an einer tödlichen Krankheit leidet. Dies ist sicherlich kein Einzelfall, denn viele Patienten lernen ihre Diagnose durch Zufall, etwa durch Einsichtnahme in Überweisungen oder Begleitschreiben, unbedachte ärztliche Unterhaltungen oder - die Putzfrau kennen.

WINDSTOSSER 1967 für ISSELS In allen Stadien der Therapie nicht nur des Krebskranken - ist es unerlässlich, daß der Patient vertrauensvoll, optimistisch und im vollen Glauben an die Heilungsmöglichkeit die Bemühungen des Arztes unterstützt und durch eigene Leistung ergänzt. Dies gilt insbesondere für eine biologisch ausgerichtete Ganzheitstherapie, bei der der Kranke die erforderlichen Maßnahmen, etwa den operativen Eingriff, rein passiv über sich ergehen läßt, sondern bei der er vom ersten Augenblick an aktiven Anteil nimmt und durch wesentliche eigene Leistung zur Besserung oder Heilung beiträgt. Dies setzt für den Betreffenden und seine Umgebung ein weitgehendes, frühzeitig vermitteltes Verständnis für das vorliegende Leiden voraus und der beabsichtigten Wirkung der Heilmaßnahmen voraus. Bei keiner Krankheit ist diese Voraussetzung weniger erfüllt als bei Krebs. Es fehlt generell nicht nur die Einsicht das Kranken in seinen Zustand, sondern auch das Wissen um die Möglichkeit, die Wichtigkeit und Leistungsfähigkeit einer ganzheitlichen Behandlung. Aus diesem Grund müssen wir fordern, daß die Werbung für die Früherfassung und Frühoperation ergänzt wird. Durch die Werbung für die frühestmögliche Ganzheitsbehandlung. Auf dem Wege kollektiver Massenaufklärung und individueller Information muß in immer stärkerem Maß hingewiesen werden auf die durch interne Zusatztherapie zu erzielenden Erfolge und zu verbessernden

Dauerheilungsquoten. Eine solche generelle und individuelle Aufklärung ist der Schlüssel gleichzeitig zur Hebung der psychologischen Situation des Krebskranken. Die psychischen Faktoren einer totalitär eng nicht nur lokalistischen Tumortherapie lassen sich in folgende objektiven und subjektiven Aufgabenbereiche unterteilen: 1. Die psychologische Einstellung des Arztes zum Patienten, 2. Die psychologische Einstellung des Patienten und seiner Umgebung zu seinem Leiden, 3. Die Eingliederung des Kranken nach seiner Entlassung aus der klinischen Behandlung in den Alltag, 4. Die „Normalisierung“ der Lebensführung des Kranken in seiner häuslichen und beruflichen Umgebung auf weite Sicht, 5. Die psychologische, psychagogische und psychotherapeutische Aufgabe im Rahmen der operativen und internen Krebstherapie. Ein Unfallverletzter, ein Rheumatiker, Diabetiker, Tuberkulosekranker wird versuchen, den Arzt, die Klinik oder Heilstätte zu finden, die ihm eine Gewähr für optimale Therapie seines Leidens bietet und es ihm gestattet, als Gleicher und gleichen Patienten zu leben. Die Begriffe "Krebsarzt" oder "Klinik für Tumorbehandlung sind leider von der Ärztekammer noch nicht anerkannt, obwohl es für diese Ablehnung keine plausiblen Gründe gibt. Gäbe es aber den Krebsarzt und die Geschwulstklinik, so wären beide a priori behaftet mit dem Odium der Unheilbarkeit. Der Krebsspezialist wäre wo etwas wie eine "Vorstufe des Leichenbeschauers“, die Krebsklinik eine "Moribunden-Sammelstelle". Diese fixierte Einstellung bei Ärzten und Laien rührt daher, daß im Vergleich mit anderen Krankheiten relativ wenig Krebskranke geheilt werden. Mit der Überweisung an und dem Behandlungsbeginn durch den Tumorspezialisten oder die Geschwulstklinik ist also vorerst noch immer das Odium des Todesurteils verbunden. So problematisch die ganzheitliche interne Tumortherapie heute noch in juristischer Hinsicht sein mag, so wenig drohen dem Arzt bei der Aufklärung des Geschwulstkranken über die Natur seines Leidens im allgemeinen rechtliche Gefahren. Hier entscheidet noch unangefochten menschliches Gefühl und ärztliche Überlegung, ob, wann und wie der Behandler seinen Patienten aufklären soll. Bezogen sich bisher gerichtliche Klagen fast ausschließlich auf unterlassene, falsche oder fachlich nicht anerkannte Therapien, so könnte man sich in einer nahen Zukunft vorstellen, daß auch die unterlassene Mitteilung der Diagnose vom Patienten und vom Gericht als unterlassene Hilfeleistung oder Verzögerung der rechtzeitigen Therapie und damit fahrlässige Körperverletzung ausgelegt werden könnte. Noch sind wir allerdings nicht so weit. Unter diesen Aspekten betrachtet ist die Mitteilung der Diagnose kein "Wagnis" mehr (Adam), sondern ärztliche Pflicht. Daß man dabei trotzdem Takt und Vorsicht walten lassen muß, ist eine Selbstverständlichkeit. Nur der durch die Aufklärung hoffnungslos gemachte Patient ist einer Kurzschlußhandlung fähig. Die Reaktion der Hoffnungslosigkeit ist jedoch abhängig von der Prognose des Leidens. Die Prognose des Carcinoms ist auf der Basis der Ganzheitsbehandlung jetzt günstiger zu stellen als früher bei ausschließlich lokaler Behandlung. Es ist charakteristisch, daß z. B. in den Vereinigten Staaten, in denen der Glaube an Wissenschaft und Technik nahezu unbegrenzt ist, die Krebsdiagnose mit den Kranken vielfach offen erörtert wird, weil diese ihre Zuversicht dabei weit weniger leicht einbüßen als hierzulande. Vielleicht wird es auch bei uns mit zunehmender Gewährung der Bevölkerung an eigene freie Entscheidungen, wie sie in demokratischen Ländern seit jeher üblich sind, allmählich möglich mit Schwerkranken den Ernst der Lage und das Risiko der nötigen Behandlung offen zu besprechen. Dem steht vorerst allerdings

noch der sich ständig weiter aufblähende Wohlfahrtsstaat entgegen, der den Einzelnen immer mehr der persönlichen Verantwortung, aber auch der freien Entscheidung enthebt. Vor einem halben Jahrhundert noch wurde selbst dem Lungentuberkulosen unter Inkaufnahme aller damit verbundenen Gefahren seine Krankheit verheimlicht. Die Tuberkulose war damals noch zwangsläufig mit der Vorstellung "Siechtum" und Todt verbunden. Eine Aufklärung unter solchen Auspizien war wenig sinnvoll. Wir müssen also unterscheiden zwischen einer Aufklärung, die dem Kranken nützt, und einer solchen, die ihm schadet.

Aufklärung - Aufklärungsrecht - Aufklärungspflicht Eine der ersten Belastungsproben des Vertrauensverhältnisses zwischen Arzt und Krebspatient ist die Beantwortung der Frage nach der Diagnose.Die ärztliche Verhaltensweise ist in diesem Fall insofern von besonderem Gewicht, als sie menschliche, ärztliche und juristische Gesichtspunkte zu berücksichtigen hat. Dürfen, sollen müssen wir den Patienten und/oder seine Angehörigen über die zugrundeliegende Erkrankung aufklären oder nicht? Die Entscheidung hierüber stellt hohe Anforderungen an das Gewissen, an das Feingefühl und an die menschlichen Qualitäten des Arztes. Wie sich dieser im konkreten Fall zu verhalten hat, darüber gibt es zwar einige allgemeingültige Empfehlungen. Aber jeder Einzelfall verlangt andere individuelle Entscheidungen, Kooperation zwischen Arzt und Krankem verträgt sich nicht mit der "frommen Lüge", dem Versteckspiel, der Unehrlichkeit. Eine wahrheitsgetreue, wenngleich schonend und mit den rechten Worten erfolgende Aufklärung durch den Arzt ist immer noch besser als durch die Nachbarin oder die Putzfrau. Auch ein noch so naiver Patient kommt früher oder später doch hinter die Art seiner Erkrankung, wenngleich auf krummen Touren. Ein solcher Weg der Information ist nicht dazu angetan, das Vertrauen in die Autorität des Arztes zu stärken. Außerdem kann die wahrheitswidrige Beantwortung diesbezüglicher Fragen zu schwerwiegenden Folgen führen, für die der Arzt haftbar gemacht werden kann, etwa wenn der Kranke durch die Antwort beruhigt und sich außer jeder Gefahr wähnend es versäumt, die so wichtigen, zusätzliche Sicherheit durch Optimierung der Immunität gewährenden Maßnahmen zu suchen und in Anspruch zu nehmen. Ein nicht aufgeklärter Patient läuft Gefahr, vieles für seine Heilung Notwendige zu unterlassen oder zu unterschätzen. Kann sich der Operateur oder der Radiologe während der kurzen Phase seiner Tätigkeit allenfalls noch um die Wahrheit drücken, so erfordert gerade die Langzeitbehandlung und Nachsorge doch ein erhebliches Maß an Einsicht und Verständnis für die therapeutischen Vorgänge als Voraussetzung für die Mitarbeit des Patienten. Der Kampf gegen die Unwahrheit am Krankenbett ist gleichzeitig der Kampf gegen die Massensuggestion von der Unheilbarkeit des Krebsleidens. Beide Verhaltensfehler müssen ausgemerzt werden, weil wir heute mit der hochentwickelten klinischen Medizin und mit den Methoden der Ganzheitstherapie den Geschwulsterkrankungen viel besser gerüstet gegenüberstehen als etwa den Herz- und Gefäßleiden (häufigste Todesursache noch vor Krebs!), den chronischen Gelenkdegenerationen, der Multiplen Sklerose-, Aida und an deren Erkrankungen infolge zellulärer und/oder humoraler Immundefekte. Ein richtig geführtes Gespräch, bei dem in der ersten Stunde noch nicht einmal das Wort "Krebs" zu fallen braucht, wird den Kranken trotz der ausgesprochenen Wahrheit beruhigen, trösten und aufrichten, besonders dann, wenn er vorher im unklaren gelassen worden war. Nur ein voll informierter Patient hat Verständnis für die ihn psychisch und physisch oft sehr belastende Therapie und wird sich umso aktiver an dieser beteiligen, wenn er weiß, welche Chance in der Ausschöpfung aller Möglichkeiten liegt.

Es kommt also ganz darauf an, durch wen und mit welchen Worten der Krebskranke und seine Angehörigen die Wahrheit erfahren. Sie wird in dem Augenblick nicht mehr als Todesurteil "empfunden" wenn mit überzeugenden Worten auf alle heute zur Verfügung stehenden Therapieformen sowohl der Klinik als auch der Ganzheitsmedizin hingewiesen wird. Insofern wird auch die Mitteilung einer kritischen Situation oder Verschlechterung durch einen Vertreter dieser Richtung immer zuversichtlicher klingen als aus dem Mund eines Klinikers, der seine Möglichkeiten mit Stahl, Strahl und Chemotherapie erschöpft sieht. Nicht selten wird dem Arzt die ernst zu nehmende Frage gestellt, wie es mit der Aussicht auf Heilung bestellt ist oder welche Lebensdauer erwartet werden darf. Von der Antwort darauf können wichtige familiäre oder geschäftliche Entscheidungen abhängen. In solchen Fällen sind Ehrlichkeit, gepaart mit Erfahrung, Sachkenntnis, Verantwortungsbewußtsein und Feingefühl in besonderem Maß erforderlich. Keinesfalls darf einer solchen Auskunft ausgewichen werden. In nur verhältnismäßig seltenen Fällen verbieten sich restlose Offenheit, nämlich dann, wenn ein dem schicksalhaften Ende zugehendes, völlig inkurables Stadium des Krebsleidens eingetreten ist und der Patient über den bösartigen Charakter desselben bisher in Unkenntnis belassen wurde. Hier würde eine wahrheitsgetreue Information nur Erbitterung über die Unehrlichkeit, die "fromme Lüge" der früheren Therapeuten auslösen und könnte für die dann ohnehin nur noch palliative bzw. analgetisch verlaufende Therapie keinerlei Vorteile mehr bringen. Den Angehörigen gegenüber darf nur mit ausdrücklicher Einwilligung oder in Gegenwart des Patienten offen gesprochen werden. Andernfalls verstößt der Arzt gegen die ihm gesetzlich auferlegte Schweigepflicht, die sogar Minderjährigen gegenüber gewahrt werden muß. Formaljuristisch ist der Anspruch des Krebskranken auf Auskunft bzw. die Informationspflicht des Arztes folgendermaßen festgelegt: "Der Bundesgerichtshof stellt fest, daß die Frage, ob der Kranke aufgeklärt werden müsse, nicht dem Ermessen des Arztes anheimgestellt sei, sondern eine vom Richter nachzuprüfende Rechtsfrage darstelle. Nur bei der Frage, wie der Kranke zu unterrichten sei, könnten sich Sachkenntnis und Einfühlungsvermögen des Arztes auswirken" (BGHEntscheidung VI ZR 179/57, 16.1.59). Gelegentlich der ZDF-Sendung "Gesundheitsmagazin Praxis" am 2.2.76 wurde dies durch den juristischen Sprecher HESS erneut bestätigt. Auch namhafte Kliniker äußerten sich wiederholt positiv zu diesem Thema. ILLIGER und MARTZ sind folgender Meinung: "Ob der Patient und seine Angehörigen über die Erkrankung aufgeklärt werden sollen, wird immer wieder diskutiert. Wir halten es für wichtig, den Patienten grundsätzlich nicht anzulügen. Wahrheit am Krankenbett heißt aber nicht immer, die Diagnose mitzuteilen, sondern verlangt eine ärztliche Haltung gegenüber dem Patienten, die gekennzeichnet ist durch die Fähigkeit, sich mit dem Schicksal des Patienten auseinanderzusetzen". Bei HOLDER, MEYTHALER und DU MESNIL DE ROCHEMONT lesen wir zum gleichen Thema: "Über allem zeitlichen und technischen Aufwand darf die ärztliche Führung des Patienten nicht vergessen werden, denn dem heutigen, vielfach auch durch die Laienprosse aufgeklärten Menschen sind Ausflüchte und Lügen über die wahre Natur seiner Krankheit nicht nur nicht mehr angebracht, sie zerstören vielmehr geradezu das Vertrauensverhältnis zwischen dem Patienten und den behandelnden Ärzten. Damit soll keineswegs etwa einer schonungslosen Eröffnung der Diagnose Krebs geredet werden, vielmehr sei nachdrücklich empfohlen, vor jeder Therapie, ausführlich über den Zweck und Ablauf der geplanten Maßnahmen und das erstrebte Ziel zu sprechen. Dies hat in Form eines zeitlich nicht limitierten, persönlichen, der Mentalität und dem Bildungsgrad des Patienten angepaßten Gespräches zu erfolgen, das seine Einsicht und seinen

Willen zur Mitarbeit anregen soll. Eine solche ärztliche Aufklärung schafft eine Vertrauensbasis, die beiden Seiten hilft, die unvermeidbaren Begleitumstände und Nebenwirkungen besser zu ertragen und zu meistern, weil der Patient um ihre Notwendigkeit weiß. Wir haben in vielen solchen Gesprächen immer nur positive Auswirkungen erlebt, und selbst wenn schließlich das Wort Krebs fiel und der Ernst der Situation zur Sprache kam, haben wir nie einen nachhaltigen Zusammenbruch durch diese Mitteilung ausgelöst". OELKERS [27] schreibt: Eine Krebsdiagnose, auch wenn sie mit einer günstigen Prognose verbunden ist, wird regelmäßig zunächst zu einer seelischen Erschütterung führen. Damit steht jedoch nicht von vornherein fest, daß diese Beeinträchtigung sich bei jedem Menschen heilungsschädigend auswirken muß. Vielmehr überwinden viele Kranke diesen Zustand der Angst und Erschütterung und wirken dann in voller Erkenntnis der Lage an der Behandlung mit. So ist z. B. die Aufklärungspflicht auch über den Krebsbefund den Ärzten in den städtischen Kliniken Hamburgs durch eine Dienstanweisung insoweit verbindlich angeordnet, als sie von der Rechtsprechung des BGH gefordert wird. Der Verfasser weiß aus persönlicher Erfahrung und aus Gesprächen mit Ärzten der Klinik, daß in der Frauenklinik Finkenau in Hamburg - der größten ihrer Art in Norddeutschland - die Krebsdiagnose dem Patienten grundsätzlich mitgeteilt wird, wenn sie auf Grund der histologischen Untersuchung einwandfrei festgestellt worden ist. Hierbei gehen die Klinikärzte natürlich möglichst schonend vor und richten sich so weit wie möglich nach der Persönlichkeit des Kranken. Das Wort ,Krebs’ wird jedoch ausgesprochen. Auch in der Rheinischen Landesfrauenklinik in Wuppertal-Barmen wird in ähnlicher Weise vorgegangen. - Die Diagnose Krebs ist heute angesichts der in den Massenmedien geführten, vielfach von namhaften Ärzten unterstützten und zum Teil sogar geleiteten Aufklärungsaktionen nicht mehr mit der Erschütterung verbunden, wie es vor etwa 20 Jahren noch die Regel gewesen sein mag". Außer den vorerwähnten Kliniken in Hamburg legen auch das Klinikum in Berlin-Steglitz und andere Institutionen ihren Ärzten eine generelle Information der Krebspatienten nahe. Selbstverständlich wurde dies grundsätzlich in den Kliniken von ZABEL und ISSELS so gehandhabt, ohne daß es dadurch jemals zu einem nachhaltigen psychischen Trauma oder gar zu einer Kurzschlußhandlung gekommen wäre. In gleicher Weise hat sich das aufklärende Gespräch im WERNER ZABEL-INSTITUT unter der Leitung des Verfassers an über 4.000 Krebspatienten immer wieder bestens bewährt. Das Tabu, das auf der Krebskrankheit und ihren Opfern früher lastete und diesen fast den Stempel der Minderwertigkeit oder Aussätzigkeit aufprägte, ist dank der weltweiten Aufklärungskampagne über die Massenmedien jetzt glücklicherweise im Schwinden, zumal immer mehr Familien mit solchen Erkrankungen konfrontiert werden. Das Recht des Patienten auf Information über seine Krankheit muß schon deshalb unbedingt gewahrt bleiben, weil der an Krebs Leidende nur dann in die Lage versetzt wird, mit Unterstützung seiner Angehörigen oder einer Selbsthilfegruppe über das ihm von der konventionellen Onkologie empfohlene Behandlungsprogramm hinaus nach ergänzender, adjuvanter Hilfe Ausschau zu halten. Wird ihm das aus falsch verstandener Humanität verwehrt, könnte sich der betreffende Arzt nach neuerer Auffassung sogar einer Verletzung des Rechtes des Patienten auf freie Wahl der Behandlungsmethode schuldig machen. Die „barmherzige Lüge" sollte - von den oben erwähnten seltenen Ausnahmen abgesehen -kompromisslos der Vergangenheit angehören, denn es darf die Tatsache als gesichert gelten, daß die mit den konventionellen Methoden erzielbaren Erfolge umso aussichtsreicher ergänzt und gefestigt werden, je früher eine fundamentale ganzheitliche Therapie zum Einsatz kommt.

10.0 Psycho-Onkologie "Die Botschaft der Krebserkrankung heißt: Finde den Teil Deiner Selbst, der in Dir wuchert, weil er nicht leben darf. Was scheint schon gestorben oder siecht dahin? Was habe ich aufgegeben und wo mich vom Leben zurückgezogen? Was hat meinen Lebenswillen, meine Freude, meine Begeisterung, meine Kreativität, meine Flexibilität, meine Sexualität erstickt? Was versteckt sich hinter der Fassade von Anpassung, Freundlichkeit und aufopfernder Pflichterfüllung? In einer Atmosphäre von Wärme und Geborgenheit ist es möglich, die nicht gelebten Anteile unseres Wesens zu entdecken und ans Licht zu führen. Indem wir erkennen, daß wir weder der Krankheit noch unseren Verhaltensmustern ausgeliefert sind, können wir uns aus der Opferrolle lösen und zurück ins Leben finden. Es gilt, wirklich neue Wege zu gehen!" Dr.med. Renate Dicht-Kersten, Ärztin und Psychotherapeutin Der Schweizer MEERWEIN prägte den Begriff der Psycho-Onkologie als neue Forschungs- und Behandlungsrichtung. Er legte 1982 erstmals Leitlinien für Ärzte und Pflegepersonal fest, die dazu beitragen sollten, Ängste vor Krankheit, Therapie oder Tod vom Patienten fernzuhalten und eine Atmosphäre des Vertrauens zwischen allen Beteiligten zu gewährleisten, an der es sowohl in der betriebsamen, aber "sterilen" Klinik als auch in der kassenärztlichen Massenabfertigung leider so sehr mangelt. Der Krebskranke möchte und muß sich nicht nur mit seinen Angehörigen, sondern vor allem mit seinem Behandler freundschaftlich und offen aussprechen können, er muß sich verstanden, geführt und betreut fühlen, auch in Augenblicken schlechteren Befindens oder stockender Besserung. Da wird der gute Arzt nicht kneifen und sich in Schweigen hüllen. Ja, es gibt Ärzte, die dem Patienten einen Behandlungs-Mißerfolg gewissermaßen "persönlich übelnehmen". Leib-seelische Zusammenhänge und Auswirkungen sind nicht nur im Verlauf der Krebserkrankung von weittragender diagnostischer und therapeutischer Bedeutung. Offenbar liegen in diesen der exakten Wissenschaft so schwer zugänglichen Bereichen schon die tiefsten und geheimsten Wurzeln ihrer Entstehung. Die Geschichte der Onkologie weist viele Namen von Forschern und Ärzten auf, die sich dem Studium der metaphysischen Seite des Problems gewidmet haben. Angeblich war schon GALEN der Meinung, daß melancholische Frauen häufiger an Brustkrebs erkranken als fröhliche. Im 19. Jahrhundert waren es SNON (1831), nach ihm ELI, GRODDEK, JELIFFE, SMITH und andere halbvergessene Therapeuten, die seelischen Affekten, Alterationen oder Depressionen eine mehr oder weniger große Bedeutung für die Entstehung und den Verlauf des Krebsleidens beigemessen haben. 1885 schrieb der Chirurg PARKER: "Es ist Tatsache, daß Kummer häufig mit Krebs verbunden ist". Nach VIRCHOW beschäftigte man sich überhaupt wieder mehr mit der Seele des Kranken, die der „Medizinpapst“ bei seinen vielen Sektionen "nicht gefunden" hatte. Eine echte Heilung, bei welcher Krankheit und durch welche Therapie sie auch immer angestrebt wird, läßt sich nur erzielen, wenn es gelingt, das Wesen des Patienten so zu ändern, daß seine gestörte Bipolarität wiederhergestellt wird, seine innere Kybernetik wieder elastisch und adäquat reagiert. Diese Funktionen hängen eng mit den Aufgaben des Bindegewebes zusammen.

Meßbaren Kriterium dieser Vorgänge ist z. B. das Vegetativum, das konstitutionsbedingt in einem definierbaren Normbereich der Sympathikotonie und Vagotonie pendelt. Wir kennen heute das Syndrom der Reaktionsstarre in beiden Extremen. Hier liegen die Bereiche des physischen und psychischen "Krebsmilieus" als Folge einer Summation unbewältigter Schadensfaktoren. Daß Kummer und Angst das Blut alkalisieren und damit die Krebsbereitschaft steigern, Freude und Zufriedenheit es dagegen ansäuern (das alte Sprichwort!), ist eine experimentell meßbare Tatsache. Sogar im Tierversuch gibt es dafür Beweise. Läßt man einer Gruppe tumortragender Ratten gelegentlich der täglichen Fütterung eine gewisse individuelle Zuwendung mit Herausnahme aus dem Käfig, Streicheln, Ansprache usw.- angedeihen, während man eine andere Gruppe lediglich sachlich versorgt und keiner weiteren Beachtung würdigt, so ist die abschließend feststellbare mittlere Lebensdauer der "verwöhnten" Tiere bedeutend länger als die der "vernachlässigtenC. Wir erinnern uns der Streß-Forschung von SELYE (1907–1982) [14], die den Verlauf und die Bedeutung der reaktiven Adaptation an alle den Organismus treffenden Reize verständlich gemacht hat. Die uns umgebenden biologischen Reize und ihre Beantwortung durch das Sinnen-, Nerven- und Stoffwechselsystem halten uns am Leben. Der Gesunde ist jeden Augenblick bereit und fähig zur Aufnahme und Verarbeitung selbst stärkster Reize. Chronische Reiz-Überflutung und Reizmonotonie jedoch können sich gesundheitlich ebenso schädlich auswirken wie Reizmangel. So führt beispielsweise eine durch Überforderung ausgelöste Adrenalin-Ausschüttung der Nebenniere bei Permanenz zu deren Erschöpfung. Der reaktive und positive, spontan oder therapeutisch relativ leicht regulierbare Sympathikotonus verwandelt sich in die weit verhängnisvollere und therapieresistentere Vagotonie. In ähnlicher Weise beantwortet die Bauchspeicheldrüse jahrelange Überlastung durch isolierte Kohlenhydrate (Zucker und Reinmehlprodukte, siehe 16.0) schließlich mit Drüseninsuffizienz, Degeneration, Enzym- und Insulinmangel. Ähnliches ist von der Leber und den Nieren zu berichten (Eiweiß- bzw. Natrium-Überlastung). Auch hierzu gibt es Parallelen im Tierversuch: Ratten oder Mäuse mit künstlichen Malignomen, die ständig beunruhigt oder verängstigt werden, etwa durch eine Katze im Nachbarkäfig, erleiden nachweisbare Schäden ihres Abwehr- und Regenerationsvermögens. Sie schneiden als Tumorträger hinsichtlich Krankheitsverlauf und Mortalität schlechter ab als die in Ruhe lebenden Vergleichstiere. Die Vielfalt der Individualitäten der Kranken einerseites, der Therapeuten andererseits schließt im Bereich der onkologischen Psychologie allgemeingültige Regeln noch stringenter aus als bei den somatischen Behandlungsweisen. Schematismus ist hier so unmöglich wie in der Kunst und Musik. Wer Krebskranke psychologisch behandeln will, muß die sowohl für ihn als auch für den Patienten geeignete "Tonart" und Ansprechweise finden. Darin liegt ein Teil des charismatischen Heilungsvorganges. Der heutige Ausbildungsweg ist nicht geeignet, die dazu erforderliche Fähigkeit im jungen Mediziner zu wecken. Es haben sich nicht wenige, aus den letzten Ärztegenerationen herausragende Persönlichkeiten, mit der metaphysischen Seite des Krebsproblems befaßt und adjuvante Möglichkeiten der psychosomatischen Behandlung aufgezeigt. Die wichtigsten derselben und ihre Auffassungen sollen hier vorgestellt werden. Lawrence LZ-SHAN berichtete 1959 über die Ergebnisse seiner jahrelangen Untersuchungen. Er fand, daß Karzinome besonders häufig bei Menschen auftreten, die eine für sie lebenswichtige Beziehung verloren haben und dadurch in eine Grundstimmung trostloser, schmerzlicher Isolierung, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit geraten sind. Bei 300 Krebskranken bestanden in über 60 % solche deprimierenden Erlebnisformen und nur in 10 % der tumorfreien Kontrollgruppe. Außerdem erinnerte sich dieser Patientenkreis überdurchschnittlich

häufig an bereits in der Kindheit eingetretene Erlebnisse, die mit intensivem Gefühl der Trauer, Isolation oder Verlassenheit verbunden waren. Einer der ersten verdienstvollen Forscher auf diesem Gebiet war WILHELM REICH, mit dessen Erkenntnissen sich die heutige Medizin viel zu wenig beschäftigt. (Redaktionelle Anmerkung: Der Wichtigkeit halber habe ich Windstosser’s Darlegungen des Werkes von Wilhelm Reich und seiner Person als gesondertes „Kapitel 10.4 Wilhelm Reich“ zusammengefaßt). Der Däne BAHNSON sprach 1979 im Rahmen des Heidelberger Projektes "Krebsnachsorge Herausforderung, und Aufgabe einer sozialen-Medizin“ über das von ihm initiierte, an über 3.000 Krebspatientinnen des Jefferson Medical College (Philadelphia) durchgeführte psychosomatische Therapie-Modell. Dabei bestätigte sich wieder, daß individuelle Erlebnisfaktoren am Entstehen und am Fortbestand eines Geschwulstleidens in weit höherem Maß beteiligt sind als man bisher annahm. BAHNSON strebt eine verstärkte Einbeziehung, Einbindung, Integration der leibseelischen Situation des Patienten in den Therapieverlauf an, und zwar nicht erst als "Nachsorge", sondern bereits ab der ersten Stunde, in der die strategischen Weichen für das klinische Vorgeben gestellt werden, also in den onkologischen Zentren. Meinungsverschiedenheiten zwischen der von Frau SCHEEL geleiteten DEUTSCHEN KREBSHILFE und der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg sowie anderweitige Querelen standen der Realisierung dieses Programmes auf breiter Basis damals im Weg. Nach BAHNSON setzt ein solches therapeutisches Modell einen hohen Informationsstand aller daran aktiv beteiligten Personen voraus, denn es müssen alle somatischen, psychologischen, sozialen und rehabilitativen Maßnahmen ausnahmslos parallel laufen. Jedes einseitig "technisch" oder "organisatorisch" bleibende Vorgehen ohne Einbeziehung des Patienten hält BAHNSON für ungenügend. Das Gelingen einer Remission und Rehabilitation hat seiner Meinung nach stets zur Voraussetzung die "Wiederanpassung" des Patienten an sein "Körper-Ich" (vgl. ähnliche Gedankengänge der anthroposophischen Schule (siehe 23.0.). Selbst bei Unheilbaren oder Sterbenden geht es dieser Auffassung, nach neben dem Symptom Schmerz um "Kommunikationsprobleme" (siehe 10.3.). BAHNSON nennt folgende (auch dem Heidelberger Modell zugrundegelegte) Hauptziele seines psychosozialen Therapieprorammes: Abbau von Angst, Depression oder Schuldgefühl beim Kranken. Im Fall der wahrscheinlichen Heilbarkeit möglichst frühe Wiederanpassung an die Familie, Schule, Arbeit und andere wichtige Aufgaben sowie die dazu erforderliche Hilfe. • • • •

Stärkung der "Selbstauffassung und -vorstellung" des Kranken. Förderung des Verhältnisses zu Beziehungs- und Schlüsselpersonen. Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit unter allen Beteiligten. Unterstützung der Angehörigen im Umgang mit dem unheilbar Kranken oder Sterbenden.

BAHNSON unterscheidet zwischen der "individuell unterstützenden Psychotherapie'' und der „Familientherapie“. In Philadelphia wird, sobald der Patient in der Klinik liegt, eine erste Konferenz abgehalten, bei der alle Karten auf den Tisch gelegt, alle vorhandenen Daten ausgewertet und die "Intensivstrategie" festgelegt werden. Gleichzeitig wird ein "Familieninterview" arrangiert. Dazu

kommen der Patient, seine Familie und der Therapeut in regelmäßigen Abständen zu zwanglosen Aussprachen zusammen. Dies wird auch nach der Entlassung aus der Klinik und während der evtl. anschließenden ambulanten Behandlung so beibehalten. Dabei werden die ursprünglich gesetzten Ziele und Verhaltensweisen nötigenfalls modifiziert und die "Interventionsbestrebungen" der jeweiligen Situation angepaßt. Zu den in den USA bekannteren Forschern auf psycho-onkologischem Gebiet zählt auch GREENE [32]. Er wies an größeren Patientenreihen einmal mehr nach, daß depressive Menschen häufiger an Krebs erkranken als ausgeglichene und daß der manifesten Phase des Tumorleidens meist eine depressive Verstimmung vorausging, häufig ausgelöst durch den Verlust einer wichtigen Bezugsperson. Insofern decken sich diese Feststellungen und die von ihm empfohlene Hilfe zur Überwindung solcher Erlebnisse mit dem Vorgehen der bisher beschriebenen Psychologen und Psycho-Onkologen. Der Psychosomatiker GROSSARTH-MATICEK trat 1979 mit der Auffassung an die Öffentlichkeit, daß sich unbewältigte Aggressionen gegen die eigene Person richten und auf dem Umweg über das Vegetativum ein genetisches Chaos auslösen können. Mit dieser Theorie sei die Entstehung vieler Krankheiten, nicht nur des Krebses, zu erklären. Als Ausgangspunkt dieser inversiven Kräfte deckte GROSSARTH-MATTICEK häufig tiefe und früh entstandene Schwierigkeiten im Seelischen auf, etwa Resignation und Hoffnungslosigkeit, Depressionen und Ängste, gestörte zwischenmenschliche Beziehungen, unverarbeitete Haßgefühle, verdrängte Emotionen, Anpassungsschwierigkeiten usw. Die darauf aufbauenden Studien des Heidelberger Forschers befaßten sich mit der potentiell karzinogenen Auswirkung eines Synergismus zwischen der individuellen Verhaltensweise und bestimmten ungünstigen organischen Faktoren und Folgen fehlerhafter Lebensweise (Umwelteinflüsse, Ernährungsschäden, Alkohol, Rauchen, genetische Disposition usw.). Mit anderen Worten: Die exogenen und endogenen Risiken führen signifikant häufiger zur Krebsentstehung, wenn gleichzeitig abträgliche psychische Faktoren vorliegen. Im individuellen Verhaltensmuster äußert sich auch die funktionelle Integration von Erregung und Hemmung. Wenn das zentrale Nervensystem optimal funktioniert, ist es in der Lage, kurzzeitige starke Übererregungen oder Hemmungen durch entgegengesetzte Prozesse zu kompensieren (vgl. SELYE "Streß und Gegenstreß"). Nach den Untersuchungen von GROSSARTH-MATICEK gibt es Menschen, die überwiegend im Zustand der Übererregung leben, bei denen also die Hemmungskräfte nicht ausreichen, um den Ausgleich und damit das Wohlbefinden wiederherzustellen. Genau das Gegenteil repräsentieren die Menschen mit ständiger Hemmung und dem in diesem Fall fehlenden Aktivitätsimpuls. Aus den Schattierungen und Überschneidungen dieser Verhaltensweisen wurde in der Folge die sechsfach gegliederte "Grossarth’sche Typologie“ entwickelt. Durch einen Fragebogen läßt sich die Einordnung jedes Menschen in dieses Schema ermitteln, die dann prospektiv Schlüsse auf die Gefährdung durch Krebs, Herzinfarkt und andere Krankheiten erlaubt. Der deutsche Arzt RYKE GEERD HAMER [28, 35, 36, 37, 97] ist Schöpfer und kämpferischer Verteidiger einer ebenso originellen wie kühnen und revolutionären Auffassung rein metaphysischer Entstehung und Heilung nicht nur der Geschwulsterkrankungen sondern aller Krankheiten. Er geht damit weiter als alle Vertreter ähnlicher Hypothesen und Lehren vor ihm. Nach HAMERs Überzeugung werden alle Krankheiten einschließlich Krebs durch ein psychisches Trauma in Form eines schweren dramatischen Schock- oder Konflikterlebnisses ausgelöst.

(Redaktionelle Anmerkung: Wie schon das Kapitel über Wilhelm Reich habe ich die Windstosser’s Ausführungen über Hamer als gesondertes „Kapitel 10.4 Ryke Geerd Hamer“ zusammengefaßt). Das Krebsleiden hat in den meisten Fällen eine Verlaufsdauer von Jahren, oft von vielen Jahren. Die Phasen der klinischen Behandlungen und Kontrolluntersuchungen spielen während dieser Zeit, nur die Rolle von Episoden. Langzeitig gesehen ist der Hausarzt oder Facharzt der eigentliche Betreuer, oft bis zum letzten Atemzug. Er muß in der therapeutischen Gemeinschaft Patient – Arzt - Familie durch alle Phasen des Leidens die wichtigste Vertrauens- und Bezugsperson bleiben. Die in den Mammutkliniken und Tumorzentren herrschende Atmosphäre und zwangsläufige Betriebsamkeit bieten dafür nicht die geeigneten Voraussetzungen. Es gibt da eine Aufgabe, die nur dem berufenen Helfer zukommt, ohne ihn zum Diktator werden zu lassen: Er darf zur rechten Zeit sagen "Du mußt Dein Leben ändern!". In Jedem Menschen schlummert tief verborgen eine Sehnsucht nach Reinheit und Vollkommenheit, die geweckt werden will mit dem Wörtchen "Du mußt!". Jede Krankheit ist ein solcher Aufruf, ein Wendepunkt zu einem neuen Lebensweg. Ein begabter Arzt hat die Pflicht - und die Fähigkeit, den Kranken an den Sinn seiner Krankheit heranzuführen, ihm diesen Imperativ begreiflich zu machen. Insofern ist diesem auch die Wahl der Behandlungsmethode freigestellt. Mit dem imperativen Zwang zu Stahl und Strahl allein wird dem Patienten der Sinn seiner Erkrankung nicht erschlossen. Ebensowenig gelingt dies mit falsch verstandener, autoritätsfreier Psychologie, die den Standpunkt vertritt, daß kein Kranker etwas "müsse". Mag dies bei banalen Gesundheitsstörungen noch angehen, der Krebskranke ist bis zum Manifestwerden seines Tumors lange genug unwissend gewesen und in die Irre gegangen. Er braucht - und erwartet - bestimmende Führung. Eine anderweitige ärztliche Haltung ist Ausdruck mangelnden Selbstvertrauens, innerer Unsicherheit oder ganz einfach Unkenntnis des eigentlichen Krebsproblems. Der Auftrag "Du mußt!" in Bezug auf Lebensweise und Sinnerfüllung der Krankheit schließt nicht aus, ja, er bedingt sogar, den Patienten zu überzeugen, zu motivieren, zur Mitarbeit zu gewinnen. Ihm jedoch die Entscheidung für vielleicht lebensrettende Maßnahmen oder einzuschlagende Richtungen freizustellen, ist in allen Fällen schwererer Erkrankungen schlichtweg falsch. Dieser Tatsache wurde vom Gesetzgeber im Verhalten des Arztes bekanntlich auch Minderjährigen und Bewußtlosen gegenüber Rechnung getragen. "Alternative" bzw. ganzheitsmedizinische Krebstherapie bedeutet nicht nur Wechsel oder Erweiterung der Mittel und Methoden, sondern Arztsein in anderen Dimensionen. Damit ist gemeint, daß eine solche Heilkunde erfolgreich besonders dann - und nur dann - sein kann, wenn der kranke Mensch zur verlorengegangenen Ordnung und Ganzheit aufgerufen und zurückgeführt wird, wie es schon der erste Ganzheitstherapeut des 20.Jahrhunderts BIRCHER-BENNER gelehrt hat. Moderne Psychosomatik beinhaltet immer die alte Weisheit positiven, religiösen Empfindens und Denkens. Die Imagination des Guten, Vollkommenen - Gegenstand vieler Heilslehren - die Visualisierung der Gesundheit im Zustand der Meditation ist die Vorstufe ihrer Wiedergewinnung. Der Patient ist auf diesem Weg mehr als bei der rein somatisch orientierten Therapie zur Mitarbeit an seiner leiblichen und seelischen Genesung beteiligt. Wer zu meditieren gelernt hat, braucht weniger Arznei, weniger Schmerzmittel als einer, der alle Hilfe von außen erwartet und seine Krankheit einfach als Reparaturbedürftigen Defekt auffaßt. Beklagenswert und einer humanitären ärztlichen Hilfeleistung ungemein hinderlich ist die vorwiegend durch das Fernsehen und die Laienpresse geförderte Anspruchshaltung der Mehrzahl unserer Mitmenschen. Sie äußert sich in der Erwartung, zumindest in der ungerechtfertigten Hoffnung, daß auf Grund der technischen Perfektion medizinisch heute fast alles machbar sei (und von den Kostenträgern bezahlt werde). Es

wäre dringend notwendig und nützlich, wenn sich die Menschheit - wie früher - wieder etwas mehr der Selbstverantwortung und der Demut vor einem höheren Schicksalswalten befleißigen würden. Die Tatsache, daß der Krebskrankheit im Gegensatz zu den meisten anderen schweren Erkrankungen eine "moralische" Qualität, nämlich die der Bösartigkeit zuerkannt wurde, bewirkt bei den davon Betroffenen das Gefühl der Stigmatisation, der Unreinheit, des Ausgestoßenseins. Diese Zwangsvorstellung bemüht sich die Psychagogik dem Kranken oder Rekonvaleszenten abzunehmen, indem sie ihn zur Akzeptanz seines Leidens als zwar schwierigen, aber nicht ungewöhnlichen Abschnitt und Wendepunkt seines Lebens bewegt. Das heilsame Gefühl der Geborgenheit und Zugehörigkeit stellt sich am besten im Kreis der sich richtig verhaltenden Familie ein. In anderen Fällen ist bei tiefer sitzenden Ängsten, Konflikten oder Vereinsamungsgefühlen der Anschluß an eine gut und zwanglos geführte Patienten-Selbsthilfegruppe empfehlenswert. Ist auch dieser Weg nicht ausreichend, so stehen die verschiedenen psycho-onkologischen Therapieformen zur Verfügung, die in den anderen Abschnitten des Kapitels 10 beschrieben werden. Zusammenfassend kann zum Thema Psychoonkologie gesagt werden: Die Krebspatienten werden im Gegensatz zu früher heute in der Regel über ihr Leiden aufgeklärt. Das ist gut und notwendig, wenn es mit den richtigen Worten erfolgt, wobei das ominöse Wort „Krebs“ nötigenfalls zunächst sogar vermieden oder umschrieben werden kann. In den Kliniken werden die Patienten neben ihrer konventionellen Therapie außerdem in der heute üblichen Weise psychosozial betreut. Auch das ist sehr begrüßenswert. Aber beides genügt nicht, um die Patienten in ihrer gestörten Wesenseinheit Seele-Geist-Körper wieder aufzubauen und zur Harmonie zu führen. In ihrer Mehrzahl fühlen sie sich auch nach erfolgreicher klinischer Behandlung alleingelassen, unverstanden, benachteiligt, verstümmelt, ihrem Schicksal ausgeliefert. Spätestens jetzt bedarf es der therapeutischen Einheit Arzt, Patient, Familie, Freundeskreis, Arbeitskollegen. Der innere Heilungsvorgang ist so wichtig wie der äußere. Er bedarf der einfühlsamen Zuwendung, der menschlichen Nähe und Wärme, des Trostes in den Stunden des Schmerzes oder auch drohender neuer Gefahr, und der beständigen Übertragung geistiger Kräfte. 1986 war in der keineswegs zu Mystizismus neigenden Medical Tribune das erstaunliche Ergebnis einer Doppelblindstudie mit der Überschrift "Beten lassen hilft" zu lesen. Der Kardiologe Randy Bird, Professor an der Berkeley Universität in Kalifornien, bildete zwei randomisierte, vergleichbare Gruppen von Patienten mit akuten kardio-pulmonalen Erkrankungen. Beide wurden unterschiedslos nach klinischen Gesichtspunkten behandelt, bei einer Gruppe wurde zusätzlich veranlaßt, daß Angehörige oder Freunde landesweit in ihren verschiedenen Konfessionen regelmäßig beten sollten, ohne daß die Kranken und die behandelnden Klinikärzte etwas davon wußten. Nach einer bestimmten Zeit der Beobachtung ergab sich, daß unter diesen Patienten nur 3, unter den ohne Fürbitte verbliebenen 16 Antibiotika benötigten, 6 gegenüber 18 Lungenödeme bekamen und keiner gegenüber 12 intubiert werden mußten. Zwei weitere Kardiologen, Kennel an der Mayo-Klinik in Rochester, und Merrimen, Medical Center in Tulsa, gaben an, selbst für ihre Patienten zu beten und halten dies für einen Bestandteil ihrer Therapie, auch wenn der Betreffende nichts davon weiß oder keine religiöse Einstellung hat. Bei Jacobus 5,16 steht „Betet für einander, auf daß ihr gesund werdet. Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstgemeint ist." Als Resultat aller hier dargestellten Teilbereiche und Nutzanwendungen der Psycho-Onkologie darf folgendes festgestellt werden: Die Einbeziehung der psychischen Sphäre des Krebspatienten in die Therapie muß als indispensable Ergänzung des klinischen Vorgehens gegen den Tumor, insbesondere aber als integraler Bestandteil

der ganzheitsmedizinischen Behandlung Krebskranker und Krebsgefährdeter gefordert werden. Voraussetzungen zur Erfüllung dieser Aufgabe durch die hierfür geeigneten Onkologen sind: • • • • • • •

• •

Aufklärung des Patienten in geeigneter Form über das Wesen und die Herkunft seiner Erkrankung sowie über alle zur möglichen Heilung führenden Wege Kampfansage der Massensuggestion und Zwangsvorstellung "Krebs = Unheilbarkeit = Todesurteil" Schaffung eines engen persönlichen und menschlich verbindenden Vertrauensverhältnisses und einer Arbeitsgemeinschaft zwischen Patient, Familie und Arzt ab der ersten Stunde Führung des Patienten in zuversichtlich adaptierender Weise durch die verschiedenen Verlaufs-Situationen und -Stationen seines Leidens Vermeidung der inneren und äußeren Isolation und des Gefühls des „Alleingelassen- und Ausgestoßenseins“ durch Aufmunterung zu Geselligkeit, zur Pflege der Freundschaft und zum Anschluß an die geeignete regionale Patienten-Selbsthilfegruppe Verhinderung des "Abgleitens" und des "Sich-Aufgebens" durch geduldig unterstützte Vorstellung der Krankheit als transzendentale Aufgabe des Gefordertwerdens, als inneren und äußeren Wandlungsprozeß, durch Suggestion der Unentbehrlichkeit in Beruf und Familie, vor allem aber der unerschöpflichen Heilkraft aus dem metaphysischen Bereich Beruhigende und zuversichtliche Gespräche auch in finalen Stadien, ohne dem Problem des Sterbens auszuweichen, und unter Eingehen auf die in diesen Stunden so wichtigen Jenseitsvorstellungen des Patienten Arbeit an der eigenen ärztlichen Persönlichkeit im Sinne der Überwindung des Materialismus, der Erziehung zu einem metaphysischen Weltbild, der Beschäftigung mit Esoterik und Mystik in individuell zusagender Form. Die Bildung eines therapeutisch effektiven Vertrauensverhältnisses ist nur möglich, wenn der Behandelnde die existentielle Angst vor eigener Geschwulsterkrankung und vor der des Patienten bewältigt (nicht verdrängt). Diese Arbeit kann eine der schwierigsten, aber bedeutsamsten Leistungen und Kriterien des zum Krebsbehandler taugenden Arztes sein.

Die positive zwischenmenschliche Influenz kann sogar dann zu objektivierbaren Heilerfolgen führen, wenn sie sich auf dem Umweg über Außenstehende und ohne Wissen des Kranken diesem in Gebetsform zuwendet. Abgesehen von vielen Beispielen aus der Geschichte wurde dies neuerdings durch eine randomisierte Doppelblindstudie des Kardiologen BYRD an 192 Herzpatienten in den USA dokumentiert und unter dem Titel "Beten lassen hilft" in der gewiss streng wissenschaftlich orientierten Zeitschrift MEDICAL TRIBUNE (8/1986) veröffentlicht. Dabei ergab sich, daß nach den Gebeten der dazu aufgerufenen Mitglieder verschiedener Religionen (Katholiken, Protestanten, Israeliten) im Vergleich mit einer ohne diese Fürbitte verbliebenen Gruppe Herzkranker nur 3 Patienten gegenüber 16 eindeutig Medikamente benötigten, 6 gegenüber 18 Cardial Dekompensierten und kein einziger gegenüber 12 einer Sauerstoffbeatmung bedurfte. In einer Vorstellung müssen wir unsere Krebspatienten immer wieder bestärken: Krebs ist nicht unheilbar! Er bedeutet einen Zusammenbruch der Lebenskraft. Aber diese läßt sich regenerieren. Damit fängt man am besten beim inneren Menschen an. In der Erforschung therapeutischer Anwendung der Psychagogik und Psycho-Onkologie stehen wir erst ganz am Anfang. Aber sie ist eine Realität. Und sie wird sich bei der Bekämpfung der anderen bedrohlichen Immunschwäche, der AIDS-Krankheit, eines Tages genauso bewähren wie bereits heute bei Krebs.

10.1 Wilhelm Reich Einer der ersten verdienstvollen Forscher auf diesem Gebiet war WILHELM REICH, mit dessen Erkenntnissen sich die heutige Medizin viel zu wenig beschäftigt. Er war ursprünglich Schüler und Mitarbeiter von FREUD, von dem er sich jedoch durch seine wissenschaftlich-experimentelle Forschungsweise unterschied. Für die Lebenskraft aller Wesen nahm er einen sowohl kosmischen als auch irdischen Ursprung an und bezeichnete sie als "OrgonEnergie“. Sie wirkt sich von Mensch zu Mensch, zwischen den Pflanzen und Tieren und wiederum zwischen diesen und dem Menschen aus. Es kommt nach REICH darauf an, daß sich der Mensch diesen Kräften unverkrampft öffnet und ihre gleichmäßige Verteilung und Zirkulation im Organismus nicht durch Fehlverhalten - auch im psychischen Bereich behindert. Bei REICH finden sich manche Anklänge an die ayurvedische und die chinesische Medizin. Seine hypothetische Orgon-Energie läßt sich vergleichen mit dem Prana der Inder, mit dem in den chinesischen Meridianen zirkulierenden Qui, das wir durch Akupunktur und Bioresonanzmethoden zum Ausgleich zwischen Yin und Yang zu bringen versuchen. Sichtbarer Ausdruck dieser Phänomene ist die Kirlian-Photographie der terminalen Photonen-Aura, über deren Bedeutung uns die Forscher POPP und MANDEL so viele neue Erkenntnisse vermittelt haben. Der Psychiater und Sexualforscher REICH (1897–1957) führte alle konsumierenden und degenerativen Krankheiten auf "Orgonmangel“ zurück. Unter "Orgon" ist nach REICH eine von ihm eine untersuchte und beschriebene Energie kosmischen Ursprungs zu verstehen. Sie ist wahrscheinlich identisch mit den Begriffen der Inder, Chi (Qui, Tsri) der Chinesen, Bioplasma russischer Forscher, Od nach REICHENBACH, Bilde- oder Ätherkraft der Anthroposophen. Sichtbare Phänomene solcher Art sind die mitogenetischen Strahlen nach GURWITSCH und die vom Ehepaar KIRLIAN erstmals im Hochfrequenzfeld fotografierte "Luminessenz“ lebender Substanzen. Diese bisher von der "Naturwissenschaft“ vernachlässigte Energieform wurde während der letzten Jahre von POPP und Mitforschern erforscht und in ihrer lebenserhaltenden Bedeutung erkannt. Es handelt sich demnach um ultrakurze, kohärente, unter normalen Umständen unsichtbare Lichtwellen = "Biophotonen". MANDEL gibt der aus den Fingerund Zehenspitzen besonders intensiv austretenden Photonenkorona eine hohe diagnostische Bedeutung. Wahrscheinlich stehen wir erst ganz am Anfang dieser nur einigen wenigen Außenseitern vorbehaltenen Forschung. Sie wird noch zu manchen Erklärungen bisher rätselhaft gebliebener, der suspekten "Paramedizin" zugeordneter Erscheinungen führen, etwa in den Bereichen Akupunktur, Neuraltherapie, Orthomolekularität, Ernährungsfaktoren, Phytotherapie usw. Jede zwischenmenschliche Beziehung und Berührung, am intensivsten das zärtliche Liebesspiel und als deren Höhepunkt die körperliche Vereinigung und der Orgasmus sind nach REICH Formen des Austausches bioenergetischer Kräfte, der gegenseitigen Auf- und Abladung des Orgon-Vorrates. Weitere Orgonquellen sind Nahrung und Atmung, die den Menschen umgebende (intakte) Natur und sogar schon das Sich-Bewußtwerden, ein Teil des unendlichen Kosmos zu sein. OrgonAustausch findet statt bei jedem zwischenmenschlichen Gespräch, bei jeder Berührung, bei jeder nicht-apparativen, also mit körperlichem Kontakt verbundener ärztlichen Behandlung, insbesondere in Form des (bewußten oder unbewußten) Heilmagnetismus, der Massage, der Kei-Ra-KuMeridianbehandlung usw., natürlicherweise auch durch jedes adäquate, biologisch kompetente und informative Medikament oder Lebensmittel.

Es kommt nach REICH bei jedem Heilungsvorgang darauf an, die Aufnahme, die Verteilung und die Zirkulation der Orgon-Energie im Organismus zu normalisieren. Diese Vorgänge reichen weit über die Grenzen der heutigen Wissenschaft hinaus. Th. und O.GRUDZINSKI, hervorragende Kenner der REICHschen Orgonomielehre, schreiben in ihrem Vorwort zu dem in die Materie einführenden Buch von RAKNES [75]. "Im Zentrum der gesamten Arbeit REICHs stehen konkrete Probleme, vitale Fragen unseres Lebens betreffend: Das biologische Fundament leiblicher und seelischer Erkrankungen, die kosmischen Sehnsüchte des Menschen, die Erschließung neuer physikalischer Energiequellen usw. Die Orgonomie ist eine nachprüfbare Naturwissenschaft neuer Dimension, die mit Hypothesen, Erkenntnissen und Experimenten arbeitet, keine Philosophie oder Ideologie." Leider existiert in Deutschland wenig echtes Wissen über REICH und die von ihm geschaffene Orgonomie. REICH war geborener Österreicher und studierte in Wien Medizin. Schon früh beschäftigte er sich mit psychologischen und psychosexuellen Problemen. Als junger Arzt war er unter WAGNER-JAUREGG tätig, ab 1922 an der von FREUD geleiteten Psychoanalytischen Poliklinik in Wien, wenige Jahre später als stellvertretender Direktor derselben. Sowohl dort als nach 1930 in Berlin hielt er Vorlesungen und Vorträge über seine Fachthemen, beteiligte sich an der Erziehung und Organisation junger Menschen, hauptsächlich Studenten und Arbeiter, war behilflich bei der Einrichtung von Beratungsstellen in psychosozialen und psychosexuellen Fragen und blieb weiterhin aktiv als Ausbilder und leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Psychoanalytischen Instituten in Wien und Berlin. Zehn seiner wichtigsten Bücher entstanden in dieser Zeit sowie viele literarische Beiträge, die in führenden medizinischen, soziologischen und sexualwissenschaftlichen Zeitschriften des In- und Auslandes erschienen. Unter anderem beschäftigte sich REICH auch mit dem psychologischen Hintergrund des damals heraufziehenden Hitler-Faschismus, gab diesem aber auf Grund der geistigen Qualitäten seiner Repräsentanten keine gute Prognose. Deshalb und als Jude stand REICH sofort auf der Abschußliste der Nazis. Es gelang ihm, 1933 rechtzeitig zu emigrieren. Er hielt sich jeweils einige Jahre in Dänemark, Schweden und Norwegen auf, bekam aber in keinem dieser Länder eine längere Aufenthaltsgenehmigung. Auch in dieser schweren Zeit verließ ihn nicht seine unermüdliche Schaffenskraft. Er hatte immer einige Schüler um sich und kam gerade damals zu Erkenntnissen, die für seine späteren Forschungen entscheidend waren. 1939 folgte REICH einem Ruf an die New School for Social Research in New York, wo er Professor an der Abteilung für Medizinische Psychologie wurde. Damit hatte er die Möglichkeit, seine Orgonforschung fortzusetzen und auszubauen, für die ihm nun eine eigene Institution zur Verfügung stand, die er später auf ein ihm gehörendes Gelände im Staat Maine verlegte, dem er den Namen "Orgonon" gab. Unter günstigen Voraussetzungen konnte REICH auch während der Kriegsjahre unbehelligt und gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern an seiner Forschungsstätte arbeiten und begann nun, die Fragen, zu denen ihn seine bisherigen Erkenntnisse geführt hatten, wissenschaftlich-experimentell zu klären. Unter anderem fand REICH, daß jede gewachsene Substanz Orgon aufnimmt und speichert, jedes Metall diese abgibt und überträgt. Er ließ nach diesem Prinzip Kästen bzw. Kabinen herstellen, deren Wand, Boden und Decke schichtweise abwechselnd aus Holz und Metall bestehen, und nannte diese „Orgon-Akkumulatoren" in der Annahme, daß sie Orgon-Energie aus der Umgebung aufnehmen und in das Innere abstrahlen. Längerer und wiederholter Aufenthalt Kranker in solchen Gehäusen, sitzend oder liegend, führt zu auffallenden, objektiven und subjektiven Besserungen, die REICH selbst als nicht auf suggestivem Weg entstanden definierte. Es ist immerhin auffallend, daß die Temperatur in den Orgon-Akkumulatoren 1–10 höher ist als die

umgebende Raumtemperatur. Bis heute hat es die "Naturwissenschaft" nicht der Mühe für wert erachtet, diesem und allen anderen Phänomenen der Orgonomie auf den Grund zu gehen. REICH bediente sich übrigens zum Nachweis der Orgon-Wirkung auf den Menschen; der HautPotentialmessung, die Jahrzehnte später zur Grundlage der heute weit verbreiteten Bioelektronischen Funktionsdiagnostik (BFD), der Elektro-Akupunkturmessung nach VOLL (EAV), des Decoder-Dermogramms, der ASCHOFFschen Blutstropfendiagnostik usw. wurde. 1941 begann REICH die Orgontherapie bei Krebskranken anzuwenden und erzielte damit bemerkenswerte Erfolge. Mit seiner offenen Kritik an manchen sozialen und politischen Einrichtungen und Gepflogenheiten, mit seiner Erkenntnis der Kausalität zwischen der herrschenden moralischen Heuchelei und der Entstehung vieler Neurosen und Psychosen, vor allem mit dem von ihm hervorgehobenen Zusammenhang zwischen dem Orgon-Energiefluß und der Sexualfunktion machte sich REICH in manchen puritanischen Kreisen der amerikanischen Öffentlichkeit unbeliebt. Es kam zu mißgünstigen Verleumdungen aus den Reihen der Kollegenschaft, die sich bis zur Verdächtigung der Geisteskrankheit steigerten. 1954 wurde von der mächtigen Food and Drug Administration (FDA) gegen REICH Klage erhoben, er habe betrügerische Reklame für die Heilwirkung seiner Orgon-Akkumulatoren gemacht und seine angeblichen Entdeckungen seien Humbug. REICH lehnte es ab, vor Gericht zu erscheinen und begründete dies in einem Brief an den zuständigen Richter. Dessen ungeachtet wurde er "wegen Mißachtung des Gerichtes“ zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Im März trat REICH seine Haft an und verstarb während dieser Zeit unter bis heute nicht restlos geklärten Umständen im November des gleichen Jahres im Alter von 60 Jahren! Der tragische Tod von REICH erinnert an die ganz ähnlich verlaufenen Schicksale zweier anderer hervorragender europäischer Naturwissenschaftler und Entdecker, die in den USA Anerkennung gesucht, aber ihren Untergang gefunden haben: Der Hydrologe SCHAUBERGER und der Hochfrequenzforscher TESLA. Da auf das Thema des Buches ohne direkten Bezug, kann auf die Bedeutung dieser beiden Forscher und ihrer Verdienste gegenüber der Naturwissenschaft hier nicht näher eingegangen werden. REICH starb unter bis heute nicht geklärten Umständen im US-Bundesgefängnis in Lewisburg ganz plötzlich, angeblich an Herzversagen. Noch Tags zuvor hatte er einer Besucherin gegenüber versichert, daß er sich "zur Zeit gesund uns stark wie ein Ochse" fühle, und sich mit Plänen nach der Haftentlassung trage.) REICH hatte sich noch viele Forschungsaufgaben und Programme vorgenommen, unter denen die Bedeutung der Orgonomie für die Krebsgenese und Krebstherapie an erster Stelle stand. Dazu kam es nach seinem Tod nicht mehr. Alle vom Orgon Institute Press veröffentlichten Bücher, auch die von REICH noch vor der Orgon-Entdeckung geschriebenen, wurden zwischen 1957 und 1960 tonnenweise verbrannt, alle vorhandenen Orgon-Akkumulatoren vernichtet und deren Herstellung unter Strafe gestellt. Die Orgon-Forschung konnte unter diesen Umständen von den Freunden und Mitarbeitern REICHs nicht mehr fortgesetzt werden. Außer dem seit etwa 1940 bestehenden Orgon Institute Center existierte das 1949 von REICH geschaffene Orgon Infant Research Center, das sich der Frage widmete: "Was ist ein gesundes Kind?". Testamentarisch bestimmte REICH seine mit dieser Institution verknüpfte Stiftung "Wilhelm Reich Infant Trust Fund" zum Verwalter seines umfangreichen wissenschaftlichen Nachlasses, der Tausende von nichtveröffentlichten Manuskripten enthalten soll. REICH verfügte notariell dazu ausdrücklich, daß das gesamte Material unter Verschluß bleiben müsse, um Entwendungen oder Fälschungen zu verhindern, und daß eine Sichtung und Veröffentlichung erst

50 Jahre nach seinem Tod, also nicht vor 2007, erfolgen dürfe. Bis heute blieb REICH der Entdecker und bedeutendste Repräsentant dieses zukunftsträchtigen Wissensgebietes, durch dessen Fehleinschätzung der Menschheit mancher geisteswissenschaftliche Fortschritt, auch auf dem Gebiet der Krebstherapie, vorenthalten blieb. Ähnlich wie sein Zeitgenosse RUDOLF STEINER bemühte sich REICH, seine experimentell gewonnenen Erfahrungen und deren Nutzanwendung nicht nur auf die Medizin, sondern auch auf die Erziehung, die sozialen und gesellschaftlichen Einrichtungen, die Landwirtschaft und Ernährung zu übertragen. In den USA, wohin REICH emigrieren mußte, fand er zunächst ideale Arbeitsbedingungen und als Dozent an einer Hochschule einen großen Hörerkreis. Wie üblich, wurden seine revolutionären Auffassungen im Bereich der Medizin von der orthodoxen Ärzteschaft mehr und mehr angefeindet. Außerdem kollidierten seine liberalen Vorstellungen über die Bedeutung des Orgons in der zwischenmenschlichen Sexualität und beim Orgasmus mit der in der amerikanischen Gesellschaft herrschenden Prüderie. REICH wurde angeklagt. Wegen Mißachtung einer Vorladung kam er 1957 ins Gefängnis, in dem er nach kurzer Zeit unter bis heute nicht restlos geklärten Umständen starb. Er ging den Weg eines um 50 Jahre zu früh geborenen Forschers, der die Befreiung der Medizin vom Materialismus und vom Dogma forderte. Seine Bücher wurden verbrannt, seine wertvollen Aufzeichnungen und Laboreinrichtungen vernichtet. Wie im Mittelalter. Glücklicherweise erhalten geblieben sind seine Hauptwerke "Der Krebs" und „Biologie der Krebszelle". Die Deutsche Wilhelm Reich Gesellschaft befaßt sich mit der Erhaltung und Fortsetzung des Lebenswerkes dieses Forschers. Das auf dem Thema "Psyche und Krebs" lastende Tabu lockerte sich in den USA erst 1965 nach der historischen Tagung der National Academy of Sciences in NewYork mit dem Programm "PsychoPhysiologieal Aspects of Cancer“. Man erinnerte sich dabei auch des Namens REICH. Er und sein Lebenswerk erfuhren eine posthume Anerkennung und Rehabilitation. Man beschäftigte sich wieder mit seinem Gedankengut ebenso wie mit den nun zahlreicher werdenden psychoonkologischen Studien anderer Forscher. Einer etwas ausführlicheren Würdigung des REICHschen Dramas durfte an dieser Stelle immerhin Raum gegeben werden als Erinnerung und als Warnung, daß Ärzte und Forscher immer wieder bis zur Existenzvernichtung neuer Erkenntnisse wegen bekämpft wurden, die kurz darauf als selbstverständliche Bestandteile der Wissenschaft Geltung fanden.

10.2 Ryke Geerd Hamer Der deutsche Arzt RYKE GEERD HAMER [28, 35, 36, 37, 97] ist Schöpfer und kämpferischer Verteidiger einer ebenso originellen wie kühnen und revolutionären Auffassung rein metaphysischer Entstehung und Heilung nicht nur der Geschwulsterkrankungen sondern aller Krankheiten. Er geht damit weiter als alle Vertreter ähnlicher Hypothesen und Lehren vor ihm. Nach HAMERs Überzeugung werden alle Krankheiten einschließlich Krebs durch ein psychisches Trauma in Form eines schweren dramatischen Schock- oder Konflikterlebnisses ausgelöst. Mit dieser aus persönlichem tragischen Schicksal abgeleiteten Behauptung trat HAMER etwa 1978 an die Öffentlichkeit. Sie löste wegen ihres spektakulären Inhaltes und ihrer apodiktischen Aussage zunächst großes Aufsehen aus, zumal HAMER durch seine Führung der Patienten zur vollständigen und gewaltlosen Überwindung – nicht etwa Verdrängung - ihrer schweren Erlebnisse ungewöhnliche Heilerfolge sogar bei fortgeschrittenen Geschwulstkrankheiten aufzuweisen hatte. HAMER selbst erkrankte 1978 kurze Zeit nach dem ihn sehr erschütternden Unfalltod seines Sohnes Dirk an Hodenkrebs, den er in der Folge auf dem von ihm vorgezeichneten Weg operationslos und ohne jede anderweitige Therapie ausheilte. Er stellte auf Grund dieses Erlebnisses und ähnlicher Erfahrungen am Krankheitsverlauf seiner Patienten folgende dreifache, von ihm so benannte „Eiserne Regel“ auf: 1. Das psychische Trauma ist die eigentliche und unmittelbare Ursache der Geschwulsterkrankung. Dieses kann - gemäß der langen Entwicklungszeit des Tumors - unter Umständen Jahre zurückliegen und dem Gedächtnis des Kranken entschwunden sein. Es ist nach HAMER aber immer vorhanden und nachweisbar. 2. Der Inhalt dieses "Biologischen Konfliktes", wie ihn HAMER nennt, ruft einen ihm proportionalen,und spezifisch lokalisierten, im Computer-Tomogramm sichtbaren "Herd" im Gehirn hervor, eine Art umschriebenes "Ödem" oder „tumorähnliche Verdichtung" des extrazellulären Gewebes. Synchron damit entsteht der erste Keim des Malignoms in dem mit dem cerebralen "Herd" korrespondierenden Organ oder Körperteil. 3. Verlauf und Verarbeitung des "Biologischen Konfliktes" gehen auf den drei Ebenen Psyche Gehirn - Organ gleichzeitig vor sich. Gelingt dem Kranken das Auffinden und das Auflösen dieses Konfliktes, so bedeutet dies - unabhängig von jeder anderweitigen Behandlung im somatischen Bereich - die Heilung. Andernfalls stirbt er. HAMER identifiziert die konfliktgeladene Phase des Krebsgeschehens als "negative" Sympathikotonie, die konfliktauflösende Phase als "positive" Vagotonie (eine den exakt messbaren Werten - siehe 19.0 - allerdings widersprechende Behauptung). Mit seinen kühnen Thesen hatte HAMER den Konflikt mit der Lehrmedizin selbstverständlich schon vorprogrammiert. Zu seiner Rechtfertigung nach ersten Angriffen legte er 1981 der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen eine wissenschaftlich fundierte Arbeit vor, die sich auf Beobachtungen an 270 anamnestisch analysierten und nach der HAMERschen Regel beobachteten und verlaufenen Geschwulsterkrankungen stützte, 70 derselben von Universitätsprofessoren dokumentiert. Es kam wie es kommen mußte: Die Fakultät prüfte keinen einzigen dieser Fälle auf Wahrheitsgehalt oder Reproduzierbarkeit nach und lehnte die Arbeit aus methodologischen und sachlichen Gründen" ab. HAMER strengte daraufhin unter dem Vorwurf "Vorsätzlicher wissenschaftlicher Betrug" einen Prozeß an, der mit der Verurteilung der Gegenseite

zur Annahme und sachlichen Prüfung seiner Studie durch ein wissenschaftliches Gremium endete. Zu einer solchen kam es jedoch bis heute (1990) nicht. In seiner Bemühung um Anerkennung und Durchsetzung seiner Vorstellungen unterliefen HAMER in der Folge einige Mißgeschicke und Pannen, etwa 1985 mit der Inbetriebnahme einer "Krebsklinik" in der Nähe von Koblenz. Dies nahm die Ärztekammer zum Anlaß, massiv gegen den unbequemen und unbotmäßigen Arzt vorzugehen. Weil er mit seinem Beharren auf einer "unwissenschaftlichen Therapie" fortgesetzt gegen seine "Berufspflichten" verstoßen habe, wurde HAMER die Ausübung der Praxis verboten und die Approbation entzogen (Verwaltungsgericht Koblenz 9 K/215/87) sowie eine erhebliche Geldstrafe über ihn verhängt. Dieses Urteil, obwohl offensichtlich gegen das Grundgesetz verstoßend, wurde bis heute (1990) nicht wieder aufgehoben, weil HAMER es ablehnt, seiner Überzeugung "abzuschwören", wie es das Gericht von ihm gefordert hatte. Medien und Presse, sonst so sensationslüstern, zogen sich ihrerseits von diesem brisanten Thema zurück, brachten keine Meldungen mehr über den Vorgang und schwiegen HAMER einfach tot. Davon machte nur die Zeitschrift raum & zeit und deren Redakteur HANS-JOACHIM EHLERS eine rühmliche Ausnahme. Die Nummern 36, 38, 40 und 42/1989 brachten Berichte und Gespräche über und mit HAMER und lenkten das Interesse der Öffentlichkeit wieder auf dessen Heilweise. Auch HAMER war weiterhin keineswegs resigniert und untätig. Er gründete die nach seinem verstorbenen Sohn benannten AMICI DI DIRK-Verlagsgesellschaft, die mehrere seiner Bücher veröffentlichte (siehe Literaturangabe) hielt Vorträge und gab Interviews. Die Berechtigung der "Eisernen Regel" wurde im Dezember 1988 in Wien durch Prof. BIRKMAYER und drei weiteren Ärzten im Beisein von HAMER an Hand der Krankheitsverläufe von sieben Patienten mit chronisch-degenerativen Leiden nachgeprüft und ausnahmslos in allen Punkten bestätigt. Im März 1989 wurden HAMER in München 27 Krebspatientinnen und -patienten vorgestellt, die dieser vorher nie gesehen hatte. Nach ausführlicher Besprechung und Dokumentation jedes einzelnen Krankheitsverlaufes unterschrieben 14 Ärzte ein Protokoll des Inhaltes, daß sich bei allen 27 Frauen und Männern die "Eiserne Regel" in allen ihren drei Punkten als richtig erwies. Ebenso positiv verlief ein im April 1989 von HAMER in Chamberg (Frankreich) geleitetes Seminar, bei dem 16 Ärzte unterschriftlich bestätigten, daß die „Eiserne Regel" bei 10 Krebskranken exakt zutraf. Es hat den Anschein, daß der Fall HAMER einen neuen Skandal in der Geschichte der Hexenjagd gegen nicht linientreue Krebstherapeuten und andere ärztliche Reformer darstellt, vergleichbar mit dem Vorgehen gegen REICH (siehe oben), ISSELS (siehe 5.4.), den Zahnarzt KNELLEKEN, den Bakteriologen Prof. ENDERLEIN u. a., obwohl keinem dieser Vorkämpfer für eine bessere Heilkunde der Vorwurf irgendeiner Schädigung bei irgendjemandem gemacht werden konnte. Es fehlte auch im Falle HAMER nicht an schwerwiegenden Begleitumständen, etwa von der Verdächtigung der Psychopathie bis zu ungeklärten Schüssen aus dem Hinterhalt, doch kann aus Gründen der räumlichen Beschränkung an dieser Stelle hierauf nicht näher eingegangen werden.

11.0 Der Tageslauf Schon beim Erwachen sollte für den Krebsgefährdeten - und jeden anderen Kranken - der erste Gedanke sein: "Heute ist dir von der Allmacht wieder ein Tag für den Weg zur Gesundheit an Leib und Seele geschenkt. Ich will ihn nach besten Kräften dafür nützen". Diesem Vorsatz sollte jede Stunde, jede noch so geringfügige, aber auch jede wichtige Tätigkeit des Tages untergeordnet werden. Die Heilungsziffern der Patienten, die in dieser Weise geduldig und positiv zu denken und zu handeln gelernt haben, sind ungleich höher als jener, die gedankenlos dahinleben, das Krankheitsgeschehen passiv duldend über sich ergehen lassen und den Ärzten glauben, sie bräuchten sich nach Operation und Bestrahlung um nichts mehr zu kümmern. Wer seine Patienten so berät, lädt eine große Schuld auf sein Gewissen. Auf die hohe gesundheitliche Bedeutung positiven Denkens und Verhaltens wurde bereits ausführlich in 10.0. und 10.1. hingewiesen. Die mit einer solchen Einstellung verbundene innere Wende führt in den meisten Fällen früher oder später zum Prinzip des „einfachen Lebens", des „vivere parvo“, wie sich der Humanist und Zeitgenosse LUTHERS, ULRICH VON HUTTEN, ausdrückte, als er aufgefordert wurde, seine Lebensweisheit in zwei Worte zu fassen. Das Trachten nach Einfachheit, Zufriedenheit und Geborgenheit befreit den Menschen unserer rastlosen Generation innerlich von Angst, äußerlich von manchem unnötigen Ballast. Er wird wieder empfänglich für feine Schwingungen, Düfte, Geschmacksnuancen, Töne, Farben, Biorhythmen, Naturvorgänge. Er sieht wieder bewußt die aufgehende Sonne, die in allen Lebewesen die Lebenskräfte weckt und mit Licht und Wärme die Reaktionsfähigkeit, Leistungsfähigkeit und Gesundheit aktiviert. Diesen Kraftströmen sollte sich jeder Kranke in den Morgenstunden aufschließen. Es ist dies auch die Zeit des Beginns der gewohnten Aktivität, die selbst bei Bettlägerigen in angemessenem Umfang erhalten werden sollte. Die Hingabe an eine befriedigende oder auch nur nützliche Tätigkeit wirkt heilsam. Die anthroposophische Medizin bezieht Musik, Gesang, Tanz und darstellende Kunst in ihr therapeutisches Programm mit ein. Das Schöpferische im Menschen will ebenso geweckt, befreit und beschäftigt sein wie seine Heilkraft. Brachliegende Fähigkeiten und Kräfte machen unzufrieden und krank. Für den Tagesbeginn und die damit verbundenen Verrichtungen sollte ausreichend Zeit zur Verfügung stehen. Man gewöhne sich an möglichst früh begonnenen Schlaf von individuell langer Dauer und hat dann morgens keine Schwierigkeiten.

11.1 Die Körperbewegung Ist der menschliche Körper in Bewegung, so werden die Muskeln beansprucht und es entsteht in diesen als Endprodukt der Zuckerverbrennung Milchsäure. In dieser Milchsäure, von der schon bei der Darmflora die Rede war, steckt ein ganz wesentlicher Faktor zum Gesundwerden und Gesundbleiben, besonders für den Krebskranken. Große Verdienste um das Studium dieser Zusammenhänge machte sich Dr. Kuhl, Rheine, der auch eine Reihe aufklärender Schriften zu diesem Thema herausgegeben hat. Leider ist die Möglichkeit zur Muskelarbeit bei bettlägerigen Patienten gleich Null. Deshalb darf auch nur der Patient, der wirklich nicht aufstehen kann, das Bett hüten. Viel zu liegen lediglich deshalb, weil ein Tumor vorliegt, ist - obwohl man es häufig erlebt - grundfalsch. Bei Schwerkranken ist das wiederholte Aufsetzen im Bett, das gelegentliche Stehen (etwa zur Waschung und Bürstung) oder auch das Auf- und Abgehen im Zimmer gleichzusetzen mit einem Spaziergang, den ein leichter Kranker unternehmen kann. Auch geeignete Bettgymnastik und leichte Massagen sind für solche Bettlägerige geeignet. Bleibt ein solcher Kranker jedoch völlig unbeweglich liegen, so unterbleibt jede Muskeltätigkeit und damit verbundene Milchsäurebildung. Spaziergänge also vormittags und nachmittags, so oft es die übrige Therapie nur gestattet ! Wir können deren Wirkung allmählich steigern, indem wir das zunächst gemächliche Tempo erhöhen oder die Strecken ausdehnen. Vorteilhaft ist es auch, zwischendurch eine Anhöhe zu besteigen und grundsätzlich fröhlich bergauf- und bergab zu gehen, wozu unsere Landschaft ja reichlich Gelegenheit bietet. Selbst bei Herzkranken ist man in jüngster Zeit von der früher üblichen absoluten Schonung abgekommen und erzielt selbst bei Infarktpatienten etc. - nach einer gewissen Ruhepause - durch vorsichtiges Training wesentlich bessere und dauerhaftere Heilungen. Ganz ähnlich müssen wir beim Krebspatienten vorgehen. Wir führen uns also immer wieder vor Augen: Vermehrte Milchsäurebildung ist nötig - erhöhte Sauerstoffzufuhr ist nötig. Beides sind Heilfaktoren in der Krebsbehandlung. Beides können wir kostenlos - durch Spaziergänge erhalten. Nicht zuletzt sei noch darauf hingewiesen, welche seelische Entspannung und Stärkung uns das Erlebnis der Natur, und zwar bei jeder Witterung und Jahreszeit, zu geben vermag, das Erlebnis all der Gewalten und Schönheiten im Kleinen und im Großen, in denen sich die Allmacht unseres Schöpfers immer wieder offenbart.

11.2 Der Abend und der Schlaf Wie der Morgen den Menschen zur Aktivität bereit finden sollte, so ist der zur Neige gehende Tag die Zeit der Beschaulichkeit und Einkehr, etwa auch der Fragestellung "Bist du heute ein auch noch so kleines Stück der Reifung weitergekommen? Hast du den Tag für dich und für andere nutzbringend verwendet?" Das Abendessen sei knapp und nicht belastend (siehe 16. Im Interesse eines möglichst ungestörten Schlafes esse und trinke man nach 17 Uhr nur noch möglichst wenig und nehme insbesondere keine Eiweißhaltigen Speisen mehr zu sich. Sie geben während der nächtlichen Phase der Assimilation Anlaß zu Fäulnis im Darm. Dann beginnt - und zwar möglichst noch vor Einbruch der Dunkelheit - die Zeit des Abschaltens, der leib-seelischen Entspannung, der geistigen Vorbereitung auf den Schlaf, der Dankbarkeit für einen wie auch immer erlebten und gewonnenen Tag. Wer schlecht schläft, bedarf solcher einleitender innerer und äußerer Beruhigung besonders. Es dürfen keine quälenden oder beängstigenden Gedanken mit hinüber genommen werden. Wer glaubt, sich "ablenken" zu müssen, tut seinem Gemüt keinen Gefallen mit optischer und akustischer Berauschung vor dem Fernsehschirm, mit Pop und Rock, mit Geschmacklosigkeit, Kriminalität, Unmenschlichkeit vieler Sendungen. Der Abend wird sinnvoller und heilsamer ausgefüllt mit spielerischer Beschäftigung, mit Lektüre oder Unterhaltung über philosophische oder religiöse Themen, positive Lebensführung, natürliche Heilwege, mit guter, beruhigender Musik. Auch der im modernen Leben so vernachlässigte Gedankenaustausch mit nahestehenden Menschen mag in diesen Stunden zu seinem Recht kommen, wenn das Tagewerk wenig oder keine Gelegenheit dazu gibt. Man trachte grundsätzlich danach, möglichst viel Vormitternachtsschlaf zu gewinnen. Er ist die Phase des Tiefschlafes, dessen Bedeutung als nächtliche Kraftspeicherung für alle vegetativen Funktionen wissenschaftlich nachgewiesen ist. Diesen physiologischen und gesundheitlichen Gewinn sollte weder der Gesunde noch der Kranke verschenken. Die abendliche Zahn- und Gesundheitspflege ist nicht weniger wichtig als die morgendliche. Wer zu kalten Füßen neigt, schläft besser, wenn er für Erwärmung sorgt, mit reinwollenen Socken zu Bett geht oder vorher ein ansteigendes Fußbad nimmt. Elektrische Heizkissen dürfen keinesfalls verwendet werden (siehe 13.1 !) Was die sonstigen Bedingungen eines normal tiefen und erquickenden Schlafes betrifft, so waren Hinweise schon den Abschnitten 13.0., 13.1. und 13.2. zu entnehmen, sie betrafen vor allem die Geopathie. Frischluft darf nachts Zutritt haben, doch gilt auch dies nicht für jede Konstitution. Manche Menschen mit empfindlichen Atemwegen können kalte Luft nicht vertragen und schlafen bei geschlossenem Fenster besser. Chronischer Nasen- und Bronchialkatarrh sind oft die Folge solcher falscher Abhärtung. Weniger wichtig und nicht immer wählbar ist die Himmelsrichtung, die der Körper nachts einnimmt, doch ist auch dies für manche Menschen nicht ohne Belang. Den erdmagnetischen Kraftlinien entsprechend sollte der Kopf nach Norden, die Beine nach Süden liegen. Von Tieren wird diese Lage im Schlaf bevorzugt. Wichtiger noch ist die körperfreundliche Ausstattung des Bettes. Magnetfeldverzerrungen werden nämlich häufig durch Federkernmatratzen und eiserne Federroste verursacht, die meist zusätzlich wirbelsäulenfeindlich sind. Körper und Wirbelsäule

müssen sich nachts horizontal ausstrecken können, ohne durchzuhängen und Schwingungen ausgesetzt zu sein. Dazu dient ein unnachgiebiger hölzerner Lattenrost und eine darauf liegende durchgehende Matratze aus natürlichem, nicht synthetischem Material wie Natur-Kautschuk (Dunlopillo), Kapok, Rosshaar, Kokosfaser, Stroh. Der Reformwarenmarkt bietet solche Fabrikate heute in verschiedenen Qualitäten und Preislagen an. Sie gewährleisten eine gute Luftzirkulation und damit ein bekömmliches Bett- und Schlaf-Klima in jeder Jahreszeit. Für wärmebedürftige Schläfer kann auf die Matratze eine mehrfach gefaltete, nicht eulanisierte (!) Wolldecke oder ein Unterbett aus gewachsenem Material gelegt werden, doch achte man auf die gleiche Beschaffenheit auch des Überzuges. Wahlweise kann Leinen oder Baumwollflanell als Bett-Tuch verwendet werden. In solches ist sodann die Zudecke eingeschlagen, für die ebenfalls reine Schurwolle, Kamelhaar oder Alpaka verwendet werden sollte. Federbetten oder Daunen sind für Kranke ungeeignet. Für eine körpergerechte Lage entscheidend ist ferner das Kopfkissen. Am besten eignet sich dazu eine flache oder halbrunde Form, die vor allem den Nacken ebenso in Rücken- wie in Seitenlage stützt. Das Kissen darf nicht zu nachgiebig sein, weshalb sich wieder Rosshaar oder Latex (Dunlopillo) oder eine andere der genannten Füllungen eignet. Liegt man schließlich unter all diesen schlafbegünstigenden Umständen im Bett, so kann denen, die immer noch mit innerer Unruhe kämpfen, von Sorgen und Ängsten gequält sind oder an Schmerzen leiden, empfohlen werden, sich vor dem Griff zur Tablette geeigneter psychologischer Selbstbehandlung oder (systematisch zu erlernenden) autogenen Trainings zu bedienen. Auch gebe man sich in dann in fachlich-psychotherapeutische Hände.

11.3 Der Schlaf Für jeden Kranken, speziell für den chronisch Kranken, den Tumorkranken, ist Schlaf die natürlichste Quelle der Regeneration. Wir legen deshalb großen Wert darauf, daß ausreichend und tief geschlafen wird. Die Erfahrung hat gezeigt, daß besonders in den ersten Wochen der Behandlung dabei eine Schwierigkeit auftritt: Die Therapie ist mit Entgiftungs-, also Reinigungsvorgängen verbunden. Während der Behandlung werden abgelagerte Schlackenstoffe wieder in Bewegung gebracht, vom Gewebe in die Blutbahn transportiert, um auf diesem Wege endlich ausgeschieden zu werden. Es setzt ein großer Hausputz ein, der alle Gewebe und Organe erfasst. Angesichts der Tatsache, daß sich der Organismus bei jeder Konstitution anders verhält, ist es nun nicht immer möglich, diesen ‘Hausputz’ so zu regulieren, daß der Körper die anfallenden Stoffe sofort beseitigt und ausscheidet. So kann es vorkommen, dass in der ersten Zeit der Behandlung diese Giftstoffe noch abends oder während der Nacht im Blut kreisen und den Patienten nicht einschlafen lassen bzw. einen unruhigen Schlaf hervorrufen oder ihm den Schlaf vielleicht sogar gänzlich rauben. Wir müssen dieser Schwierigkeit ins Auge sehen und dürfen keinesfalls durch Überdosierung von Schlafmitteln versuchen, Schlaf zu erzwingen. Hier ist es dann besser, den Schlaf über Tag nicht nachzuholen zu versuchen, sich vielmehr am nächsten Abend frühzeitig hinzulegen, um dann häufig zu erleben, dass wir erquickend ein- und durchschlafen können. Wir schlafen immer bei offenem Fenster, auch im Winter. Sollten Sie einen neuen Zimmermitbewohner bekommen, der nicht bei offenem Fenster schlafen will, oder der glaubt, es nicht vertragen zu können, müssen Sie uns das unbedingt bei der Visite berichten, damit erklärend darauf eingegangen werden kann. Wir gehen frühzeitig – um 21 Uhr, spätestens 22 Uhr – zu Bett.

12.0 Die Haut und ihre Pflege - Die Haut als Immunfaktor Die Haut bedeckt in Abhängigkeit von der Körpergröße etwa 1,5 bis 1,7 qm Körperoberfläche des Erwachsenen. An Volumen und Gewicht übertrifft sie das größte parenchymatöse Organ, die Leber, deren Gegenspielerin die Haut in biochemischer Hinsicht ist. Sie bildet und speichert im subkutanen Bindegewebe und in den elastischen Fasern große Mengen saurer Valenzen, u. a. Über 50 % des gesamten Milchsäurevorrates. Deren Überschuß wird mit dem Schweiß nach außen abgegeben und dient der Aufrechterhaltung des "Säuremantels“. Über den Kreislauf wird damit und mit Hilfe der CO 2-Pufferung das mit zunehmendem Alter zur Alkalose neigende Blut-pH reguliert (siehe 19.0.). Die Leber hingegen repräsentiert einschließlich der von ihr produzierten Galle das Prinzip der Alkalität. Damit mag ihr relativ häufiger Metastasenbefall zusammenhängen, während Haut und Unterhautgewehe vom azidophilen Sarkom und Melanom bevorzugt werden. Der Haut obliegt Schutz, Abwehr und Ausscheidung nach außen, Regulation, Reizaufnahme und -weiterleitung nach innen. In Verbindung mit den vegetativen Zentren des Stammhirns stabilisiert die Haut die Körpertemperatur im zirkadianen Rhythmus (siehe 29.0.). Über die Haut kommt der Mensch mit der Außenwelt in Berührung, mit der Haut tastet er sie ab, mit den vorwiegend ektodermal entstandenen Sinnesorganen riecht, sieht, hört und schmeckt er. Über die Haut nimmt er Kälte und Wärme wahr, empfängt er alle strahlenden und wellenförmigen Energien. In der Haut werden diese Impulse umgewandelt, polarisiert, assimiliert, "verdaut", nicht anders wie die Nahrung von der Schleimhaut des Darmes, resorbiert wie der Luftsauerstoff durch das hauchdünne Endothel der Lungenbläschen. Diese Aufnahmefunktion gilt auch für das Licht, dessen Bedeutung für die Gesundheit man heute durch die POPPschen Forschungen über die Biophotonen besser kennengelernt hat. Wo Licht und strahlende Impulse zu intensiv oder mit körperfremden Frequenzen einwirken, entstehen Abwehrreaktionen oder Schäden in und unter der Haut, von der ersten leichten Rötung bis zur evtl. irreparablen Verbrennung, von der gesunden Bräunung bis zum Hautkrebs. Während die vorwiegend ergotrop wirkenden roten und infraroten Wärmestrahlen ziemlich tief eindringen, entfalten die mehr trophotrop gerichteten ultravioletten Strahlen ihre Kraft schon wenige Millimeter unter der Hautoberfläche. Sie unterhalten lebenswichtige biochemische Vorgänge, unter denen die Bildung von Ergo-Calciferol = Vitamin D2 und Chole-Calciferol = Vitamin D3 mit unterschiedlicher physiologischer Wirkung hervorzuheben ist. Eine weitere lebenserhaltende Aufgabe der Haut ist die Erzeugung und Speicherung biologischer Inkrete und Energien zur Erhaltung des „inneren Tonus“. In der Haut und ihren Anhangsgebilden vollzieht sich ein ununterbrochenes Stirb und Werde. Die oberflächlichen Epithelzellen werden innerhalb weniger Tage abgestoßen, die Basalzellen wachsen rasch nach oben. Mit ihrem unermesslichen Kapillarreichtum, mit ihrem riesigen Netz von rezeptiven und funktionellen Nervenendigungen, mit ihrem mächtigen, den ganzen Körper überziehenden vegetativ-regulativen Unterhaut-Bindegewebe (siehe 13.0) nimmt die Haut an allen lebenserhaltenden Stoffwechselvorgängen teil. Sie ist Exkretions-, Inkretions- und Regulationsorgan zugleich. Das Wärmegefälle von der Hautoberfläche nach außen zur Umgebung einerseits, von der Hautoberfläche nach innen andererseits ist mit einer ständig fluktuierenden Nerven- und Gefäßaktivität verbunden. Diese wiederum bedingt einen fortfahrenden Ausgleich elektrischer Potentialdifferenzen. Dabei werden intra- und extrazelluläre Elektronen und Elektrolyte

in Bewegung gesetzt. In dieser bilateralen Funktion ist die Haut mit dem äußeren Blatt eines Kondensators vergleichbar. Sie ist neben der Atmung und Ernährung der wichtigste Energiespender. Deshalb können wir über die Haut nachhaltig auf alle möglichen Steuerungsvorgänge Einfluß nehmen und diese therapeutisch korrigieren. GROSS [4] nimmt zu den Aufgaben der Haut folgendermaßen Stellung: "Intensive, zum Teil in Einzelheiten noch unveröffentlichte Untersuchungen neuester Zeit haben ergeben, daß die Haut ein Immunorgan erster Ordnung darstellt, das Thymus und Lymphknoten insgesamt kaum nachsteht, einige auffallende Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede zu diesen besitzt und mit ihnen kooperiert". EDELSON und FINK [2] kamen auf Grund eigener und fremder Studien zu wichtigen Erkenntnissen, von denen drei für die Tumorimmunologie als besonders wichtig hier kurz beschrieben seien: 1. Die Haut hat beim Menschen differenzierte, an das T-Zellsystem gebundene Abwehrfunktionen, die mit den seit 20 Jahren vorliegenden Ergebnissen der PISCHINGERschen Forschung (siehe 13.0. und 13.1.) völlig übereinstimmen. 2. Haut und Thymus weisen eine Reihe ähnlicher funktioneller und biochemischer Eigenschaften auf. Dies ist eine von mehreren Erklärungen dafür, daß die Immunabwehr beim Erwachsenen normalerweise voll intakt bleibt, wenn sich der Thymus im 3.und 4.Jahrsiebt bis auf Reste zurückbildet. 3. Intensive Sonneneinwirkung und künstliche UV-Strahlen (Solarien) können die Immunkompetenz der Haut schädigen und schlummernde Malignome - sowohl lokal als auch generell - aktivieren. Bei ohnehin reduziertem Repairvermögen (Streß, Mesenchymblockade, Herdgeschehen, Geopathieschaden, Infekte usw.) sollte dies berücksichtigt werden. Ihrer Funktion als Exkretions- und Abstoßungsorgan gemäß werden über die kapilläre Endstrombahn Stoffwechsel-Endprodukte, Toxine, Erbgifte usw. in die Haut abgelagert, dort entgiftet und ausgeschieden. In ihr manifestieren sich Zeichen mangelhafter Ausscheidungsfähigkeit der Leber, der Nieren, des Darmes oder der Haut selbst, etwa in Form von Ausschlägen, Allergien oder anderweitiger "Hautkrankheiten“, die in Wirklichkeit Stoffwechselstörungen sind. Bei den exanthematischen Kinderkrankheiten handelt es sich nach Auffassung der biologischen Medizin um die Bewältigung von Erbgiften. Dies ist einer der Gründe, warum es für falsch gehalten wird, solche natürliche Gesundungsvorgänge durch immer noch umfangreichere Impfprogramme zu unterdrücken. Auch die "Hautkrankheiten" Erwachsener stellen ein Symptom des Heilbestrebens dar, das interner Unterstützung, nicht der Unterdrückung bedarf. Die Bemühungen der heutigen Dermatologie um die isolierte Behandlung und Beseitigung des Symptoms offenbart einmal mehr den uns in allen Fachbereichen begegnenden medizinischen Kollektivirrtum. Die hohe Rezidivquote derart behandelter Dermatosen, öfter noch die dem Dermatologen meist gar nicht bekannt werdenden internen Komplikationen "zurückgetriebener" Exkretions- oder DepositionsBestrebungen des Organismus, d. h. einen Therapieschaden bekommt in der Regel der Ganzheitstherapeut, der Homöopath oder der Heilpraktiker zur gegebenen Zeit und in oft wesentlich therapieresistenterer Form dann zu sehen.

Die Hautpflege Aus der energetischen, funktionellen Betrachtung der Haut resultiert die Notwendigkeit, ihr in gesunden und kranken Tagen eine Pflege angedeihen zu lassen, die das Programm der üblichen Reinhaltung und Kosmetik freilich bei weitem übertrifft. Hautpflege ist einfachste, natürlichste und älteste Gesundheitspflege und Quelle des Wohlbefindens überhaupt. Die besten und billigsten Hautpflegemittel sind Wasser und Seife, Luft und Sonnenlicht, letzteres allerdings mit Bedacht und keinesfalls ersetzt durch UV Bestrahlung im Solarium. Wasser reinigt nicht nur, es ist in jeder seiner Aufgaben und Dienstleistungen für Pflanzen, Tiere und Menschen ein unentbehrlicher Lebensfaktor. Wasser hat die gesundheitlich bedeutsame Eigenschaft, statische Aufladungen der Haut abzuleiten und deren elektrisches Potential zu normalisieren. Dies ist für viele Menschen wichtig, die in biologisch unbefriedigenden Häusern (Stahlbeton, Elektrosmog) zu wohnen gezwungen sind oder in ungeeigneten Betten schlafen (siehe 11.0., 11.1. und.11.2.). Wasser vermag auch Ionen und Photonen zu übertragen. Es reichert sich - besonders in fein verteilter Tröpfchenform versprüht oder vernebelt - mit negativen Ionen aus der Luft an, die den unter ungünstigen atmosphärischen Bedingungen (Föhn, Gewitter) daran verarmenden Menschen auf natürlichem Weg zugute kommen, sei es als Regen, Nebel, Gradierwerk- oder Wasserfalleffekt (siehe 21.0.). Abgesehen von seiner biologischen Bedeutung hat das Wasser in der Geschichte aller Völker, Kulturen und Religionen eine wichtige Rolle gespielt. Vom Himmel fallend, aus der Tiefe der Erde quellend und diese zu ⅔ als Meer bedeckend, gab es in früheren Zeiten und noch unseren Vorfahren Anlaß zu hoher Wertschätzung und mystischer Verehrung. Man ordnete ihm Götter, Halbgötter, Nymphen und Quellengeister zu. Für GOETHE war das Wasser Symbol des ewigen Wandels, er widmete ihm ein bekanntes Gedicht. In manchen kultischen Handlungen, etwa der Taufe, der Fußwaschung, des Weihwassers, haben sich bis heute Reste uralter magischer Vorstellungen erhalten. Selbst das Badewesen der zahllosen Kurorte in aller Welt entbehrt nicht gänzlich solchen Zaubers, und lebt einträglich von suggestiver Werbung für hunderterlei Wässer, deren Berechtigung nicht in jedem Fall einer streng wissenschaftlichen Prüfung standhalten würde. PRIESNITZ und KNEIPP haben die heilende Wirkung kunstgerechter Wasseranwendungen in die Heilkunde eingeführt. Angepaßt an den konstitutionellen Reaktionstyp kann eine solche Therapie auch dem Krebskranken oder Krebsgefährdeten durchaus empfohlen werden. Der unkomplizierte, füllige, kontaktfreudige, optimistische, den Genüssen zugewandte Pykniker verträgt stärkere, wärmeentziehende Anwendungen, der schwächliche, schlankwüchsige, insichgekehrte, zaghafte Leptosome schonendere, wärmezuführende Maßnahmen. Darauf wird in 27.0. noch näher einzugehen sein. Die meisten Menschen haben nach dem Erwachen ein selbstverständliches Bedürfnis nach Sauberkeit und Frische. Der in diesem Fall segensreichen Technik verdanken wir es, dazu und allerorts warmes und kaltes Wasser zur Verfügung zu haben. Aber es ging uns die Ehrfurcht vor dem Wasser verloren. Wir vergeuden es Tag und Nacht in unvorstellbaren Mengen. Erst die Signale der jüngsten Vergangenheit gaben Anlaß zu Besinnung. Die Probleme der Trinkwasserqualität werden in 16.1. behandelt. Die morgendliche Belebung der Haut und ihrer Funktion erfolgt am besten in Form der Waschung unter Zuhilfenahme einer milden Seife, der Dusche oder des Vollbades, verbunden mit

Ganzkörperbürstung naß, anschließender kräftiger Abreibung und - wenn möglich - einem kürzeren oder längeren Luftbad. Insbesondere das tägliche Bad von 38–40°C Wärme und 15–20 Minuten Dauer ist dem Krebskranken als therapeutische Maßnahme dringend zu empfehlen. Es kommt dem Wärmebedürfnis der vielen leptosomen Vagotoniker unter unseren Patienten entgegen, sofern keine Kreislaufschwäche eine Reduzierung der Temperatur oder Dauer erforderlich macht. Das Bad wird mit der Bürstung eingeleitet und mit einer kühlen oder kalten Dusche oder Abwaschung beendet, woran sich kräftiges Trockenreiben bzw. Frottieren anschließt. Über die nicht ohne ärztliche Überwachung durchzuführenden Sonderanwendungen des Überwärmungsbades (SCHLENZbades) und der Dauerbrause lese man nach in 27.0. und 27.2. Im Krankheitsfall indizierte, hautreaktive Naturheilverfahren wie Umschläge, Packungen, Güsse, Massagen, Schwitzprozeduren vom Wickel bis zur Sauna usw. muß von sachkundiger Seite individuell entschieden werden. Ihre Aufzählung erübrigt sich an dieser Stelle. In Anbetracht der vielfältigen Möglichkeiten, die Aufgabe und Funktion der Haut anzuregen oder wiederherzustellen, ist es bedauerlich, daß davon seitens der Patienten und der Therapeuten viel zu wenig Gebrauch gemacht wird. Selbst an der einfachsten Körperpflege lassen es manche Menschen in unglaublicher Weise fehlen, obwohl schon damit an Selbstbewußtsein und Lebensqualität gewonnen werden kann. Nur durch vermehrte Aufklärung und Motivation wird sich das Verständnis und die Bereitschaft für diesen Teil der ganzheitlichen Krebstherapie steigern lassen. Nach dem Aufstehen erfolgt 5–10 Minuten lang ein intensives Bürsten der Haut. Wir besorgen uns zu diesem Zweck eine Körperbürste, die so hart sein muß, daß eine gründliche Rötung der Haut damit zu erzielen ist. Oft ist es nötig, sie später durch eine härtere zu ersetzen. Ob wir diese Bürstung trocken oder während der Körperwaschung unter Zuhilfenahme von Seife in der Wanne bzw. unter der Brause vornehmen, ist weniger ausschlaggebend. Letzteres hat den Vorteil, daß die aufgequollenen oberen Hautschichten gründlicher als bei der Trockenbürstung entfernt werden. Man fängt bei den Fußsohlen an und bürstet in langen Strichen die Beine, dann die Arme, schließlich auch kreisend den Leib, die Brust und den Rücken (Stielbürste!). Die Bewegung, die herzwärts geht, sollte immer etwas kräftiger ausfallen, als die entgegengesetzte. Durch das Bürsten kommt es zu einem wohligen, warmen Gefühl über der ganzen Körperoberfläche. Es verliert sich das Frösteln, das so häufig bei chronisch Kranken anzutreffen ist und lediglich von der zu geringen kapillären Durchblutung der Haut herrührt. Ist die Haut aber richtig durchblutet, so öffnen sich die Poren, die Hautatmung bessert sich, die Ausscheidungsfunktion der Haut wird unterstützt und die Bildung von Abwehrstoffen in der Haut wird gefördert. Viele Stoffwechselgifte kann der Tumorkranke auf diese Weise leichter bewältigen. Nach der Waschung und Bürstung wird der Körper - wieder in der Reihenfolge Beine, Arme, Bauch, Brust, Rücken grundsätzlich kalt abgewaschen oder abgebraust. Durch die kalte Ganzwaschung, die auch in der Kneipptherapie eine wichtige Rolle spielt, erzielen wir eine nachhaltige Erfrischung und Durchwärmung, zusätzlich aber jene Abhärtung der Haut, die allmählich jedes Frieren und jede Erkältung unmöglich macht. Abschließend frottieren wir uns noch mit einem möglichst rauhen Badetuch ab. Einige Atemübungen oder gymnastische Bewegungen - selbstverständlich möglichst bei offenem Fenster beschließen dieses morgendliche Programm (vgl. die beiden folgenden Kapitel).

Die Sonne Häufig werden wir gefragt, ob sich der Patient der Sonne aussetzen darf. Diese Frage ist nicht generell zu beantworten. Jeder muß wissen, was er sich zutrauen darf. Von manchen Krebskranken hören wir, dass sie mit Beginn ihres Leidens empfindlicher gegen Sonnenbestrahlung wurden. Wer aus dem Flachland kommt, muß berücksichtigen, daß Rottach-Eggern 750 m hoch liegt und hier eine wesentlich intensivere Strahlung herrscht als in tieferen Lagen. Im Allgemeinen darf der Tumorkranke kürzere Zeit bzw. in allmählich zunehmender Dauer sonnenbaden, wenn er sich dabei wohlfühlt. Natürlich ist jede Verbrennung zu vermeiden, wozu bereits eine beginnende Rötung zählt, weil dadurch oft eine Verschlechterung des Zustandes, mindestens des Allgemeinbefindens des Schlafes, des Appetits, etc. verursacht werden kann. Hautpartien, die einer Röntgenbestrahlung ausgesetzt waren, müssen wenigstens in der ersten Zeit vor direkter Sonnenbestrahlung geschützt werden. Grundsätzlich abdecken sollte man auch Hautmetastasen. Beim Wandern in praller Sonne sollte man bei Bedarf einen Strohhut tragen. Schwimmen, Segeln und sonstiger Sport ist unter Beachtung der gegebenen Vorsichtsmaßnahmen und unter Berücksichtigung der jeweiligen Leistungsfähigkeit durchaus erlaubt.

12.1 Die Schleimhaut und die Zahnpflege Die innere Oberfläche des Menschen und die Auskleidung seiner Hohlorgane hat keine geringere gesundheitliche Bedeutung als die Haut. Aufgaben der Schleimhaut sind Schutz, Gleitfähigkeit, Resorption oder Ausscheidung, je nach der Funktion des schleimhauttragenden Organs. Ermöglicht wird dies durch die in der Schleimhaut enthaltenen Schleimdrüsen, Flimmerepithelhärchen mit zur Körperöffnung gerichteten Bewegung und durch eine dünne Muskelschicht mit peristaltischer Funktion. Stellenweise wird die Schleimhautoberfläche durch Fältelung, Papillen, Zotten oder Lakunen vergrößert. Lymphozyten und Lysozyme im Schleimhautsekret sorgen für antibakteriellen Effekt, unterschiedliches pH-Milieu für das Gedeihen organspezifischer mikrobieller Symbiontenflora (siehe 18.0.). Die mit der Außenwelt ständig in Verbindung stehenden Schleimhäute von Mund, Rachen und Nase sind der Pflege zugänglich und bedürftig. Im Rahmen der Gesamthygiene sollten die regelmäßige Mundspülung und täglich mehrmalige Zahnreinigung selbstverständliche Bestandteile der morgendlichen und abendlichen Gesundheitspflege sein. Auch nach und zwischen den Mahlzeiten ist der Gebrauch der Zahnbürste oder des guten alten Zahnstochers empfehlenswert. Weniger dazu geeignet sind die desinfizierenden und desodorierenden Zusätze in manchen lautstark propagierten Zahnpasten. Es gibt auch solche mit natürlichen Bestandteilen, die der Mund- und Rachenflora nicht schaden. Wer sich vollwertig ernährt, seine Symbiose laufend regeneriert, nicht raucht, seinen Mund pflegt und den Zahnarzt regelmäßig aufsucht, erhält nicht nur seine Zähne, sondern auch seine Schleimhäute gesund, hat keine progressive Karies und keinen schlechten Mundgeruch (der meist gar nicht oralen Ursprungs ist). Der Begriff "Symbiose“ geht auf den Frankfurter Botaniker DE BARY zurück, der 1897 als erster mit der Erkenntnis an die Öffentlichkeit trat, daß Flechten eine Lebensgemeinschaft von Pilzen und Algen darstellen, die sich in ständigem Generationswechsel befinden. DE BARY nannte diesen Vorgang "Phytobiose“. Aus den unzähligen weiterhin beobachteten Symbiosen in der Natur zog man den voreiligen Schluß, daß es sich dabei immer um das Ziel wechselseitigen Nutzens handle. Unter dem Einfluß bestimmter Milieuveränderungen kann es in manchen Fällen jedoch zu einem Wandel der Freunde in Feinde kommen. Dies gilt vor allem für die im Säftestrom, Blut und Gewebe der Pflanzen, Tiere und Menschen lebenden Kleinstlebewesen. "Eubiose“ wird dann zur "Dysbiose“. Dieser Doppelgesichtigkeit begegnen wir beispielsweise auch bei der klassischen Symbiose der Darmbakterien, die in Hunderten von Varianten und Verhaltensweisen auftreten können. Dies hatte schon ESCHERICH, ein Zeitgenosse DE BARYs wenige Jahre vor dessen Entdeckung beobachtet, als er erstmals Kolibakterien isolierte, die in der Folge zum Gegenstand einer noch heute nicht abgeschlossenen bakteriologischen Forschungsrichtung, Darmbakteriologie und Darmpathologie, wurden. Von „Parasitismus“ im Gegensatz zur Symbiose spricht man dann, wenn sich ein Mikro- oder Makroorganismus dem Wirt gegenüber vorwiegend oder generell aggressiv verhält und in diesem Fall als Schädling, Parasit, Schmarotzer oder Krankheitserreger zu bezeichnen ist. An dieser Stelle sei auf die Vorteile der viel zu wenig bekannten Nasenspülung [3] hingewiesen. Es ist sonderbar, daß diesem als Schmutz- und Bakterienfänger funktionierenden Organ weniger Sorgfalt an Reinigung gewidmet wird als der Mundhöhle. Der Anfänger verwende dafür zunächst lauwarmes, später kaltes Wasser aus der Leitung und lerne es, dieses bei abwechselnd zugehaltenem rechten und linken Nasenloch auf der jeweils anderen Seite allmählich immer höher aufzuziehen und mit aller Kraft wieder auszupusten. Diese milde intranasale Hydrotherapie hilft nicht nur bei akutem oder chronischem Schnupfen mit oder ohne Beteiligung der Nebenhöhlen und Mandeln, sie

bessert auch Migräne und Schlafstörungen und führt mit der Zeit zu einer deutlichen Resistenz gegen Erkältungskrankheiten (Für den mit der einfachen Methode nicht Zurechtkommenden gibt es eine Spezialkanne aus Jenaer Glas, die Nasendusche „Lota“, zu beziehen über Apotheken oder vom Vertrieb W. Achatz, Pilotystr. 2, 8000 München 22.). Ein schleimhautgesunder und -abwehrfähiger Mensch jedoch hat die Gewähr stabiler Gesundheit und Vitalität, auch gegenüber Tendenzen zu maligner Entartung. PAUL VOGLER [12], weiland Leiter der Klinik für Physiotherapie der Charite in Berlin, entwickelte eine von ihm so benannte "Schleimhautregie“ zur Behandlung aller chronischen Nasen-, Rachen-, Tonsillen- und Nebenhöhlenerkrankungen, auch vom Typ des Herdgeschehens (siehe 15.0.). Sie besteht aus folgenden Programmpunkten: 1. Täglich mehrmaliges gründliches, evtl. systematisch zu erlernendes Räuspern und Abhusten, was am besten nach den Mahlzeiten gelingt; 2. Die Zungenbürstung (siehe nächsten Abschnitt); 3. Das Gurgeln; 4. Die Nasenspülung; 5. Der Gesichtsguß. Erfahrungsgemäß läßt sich auf diese Weise (und unter Zuhilfenahme korrekter Symbioselenkung, Homöopathie, Mandelabsaugung usw.) mancher operative Eingriff verhüten.

Die Zunge Schließlich muß uns in diesem Zusammenhang auch die Beschaffenheit der Zunge interessieren, weil diese - ähnlich der Haut als "Spiegel" des Organismus - auf Grund einer gewissen Topographie den gesamten Eingeweidetrakt und seine Funktion erkennen läßt. Die Zungenspitze entspricht in etwa dem Ösophagus und der Kardia, der mittlere Zungenbereich dem Magen, der Bauchspeicheldrüse, dem Dünndarm und der Milz, das hintere Drittel der Leber, der Gallenblase und dem Dickdarm. Verschiebungen oder Überschneidungen dieser Lokalisationen sind möglich. Frühere Ärztegenerationen waren noch fähig, aus Belag, Farbe und Fältelung der Zunge diagnostische Schlüsse zu ziehen. Unsere jungen Mediziner erlernen diese Kunst nicht mehr. Sie sehen ihren Patienten, falls überhaupt, nur noch aus besonderem Anlaß in den Mund. Der "klinische Blick" wird im Zeitalter der Apparatemedizin nicht mehr geschult. Demgemäß spärlich und vorwiegend älteren Datums sind die einschlägigen Quellen (siehe Literatur). Morgendlich stark veränderte Zungen sind bei Krebskranken die Regel. Wir sehen uns früh die Zunge an. Sie ist ein Spiegel der Beschaffenheit unserer Eingeweide. Nach dem "Fastenzustand" der Nacht zeigt sie uns durch ihren Belag, dass eine verstärkte Ausscheidung von Giftstoffen durch die Magen- und Darmwand erfolgte, die während dieser Zeit in ihrer ganzen Länge einen ähnlichen Belag aufweist. Wir sehen auf dem Zungenrücken gewissermaßen nur das oberste Ende desselben. Die Zungenschleimhaut ist normalerweise zart rosa und von einem dünnen Schleier bedeckt. Morgens ist dieser Belag - auch beim Gesunden - vermehrt, verschwindet aber schon nach dem Frühstück spontan. Er nimmt im Zustand des Fastens, beim Kranken je nach Schwere der Erkrankung und Beteiligung der Verdauungsorgane eine pelzartige Dicke und zähe Konsistenz sowie verschiedene helle oder dunkle Farbtöne an. Zunehmende Austrocknung gilt als signum mali ominis. Es fördert Wohlbefinden und Appetit, den Belag mit einer nicht zu weichen Zahnbürste bei vorgezogener Zunge so gründlich wie möglich zu beseitigen. Da bei Vitamin B12- und Folsäuremangel die Selbstreinigung der Deckepithelien der Zunge (und des Magens) gestört ist, tritt bei Perniziöser Anämie (M. BIERMER) das Gegenteil des Belages auf, die atrophische, glatte, rote,

wie lackiert aussehende HUNTERsche Zunge (fälschlich als "Glossitis" bezeichnet). Sie ist leichteren Grades auch bei anderweitigen Fällen von Magensäuremangel und subazider Gastritis zu beobachten. Belagfreie, hochrote Zungen sehen wir ferner bei Polyzythaemia rubra, bei Hyperthyreose und bei Scharlach. Nach dem Frühstück wird dieser Ausscheidungsprozess abgestoppt und wieder rückläufig. Die Ausscheidungsphase („Exkretionsphase“) wird durch die Aufnahmephase („Resorptionsphase“) abgelöst. Ein verstärkter Zungenbelag ist auch stets ein Anzeichen erhöhter Ansäuerung des Blutes, wie sie uns beim Krebskranken erwünscht ist. Alkalose, also Säuremangel des Blutes, geht immer mit einer glatten, roten, unbelegten, relativ trockenen Zungen einher. Solche Patienten leiden auch meist unter Säuremangel des Magens, damit verbundener Appetitlosigkeit, dypeptischen Beschwerden, Gasbildung usw. Aus der Art, Stärke und Farbe des Zungenbelages lassen sich vom Kundigen manche Rückschlüsse auf die Situation des Kranken und die Wirksamkeit der Therapie ziehen. In früheren Jahrhunderten achteten die Ärzte weit mehr auf solche Zeichen. Auch für den Kranken ist es nach dem oben Erwähnten aufschlussreich, täglich morgens seine Zunge zu betrachten, ohne dass er deshalb zum Hypochonder zu werden bräuchte. Dann sollte der Zungenbelag jedoch durch Bürsten mit der Zahnbürste entfernt werden. Er ist unappetitlich und übelriechend und sollte ebenso wie der durch die Magen-Darmwand ausgeschiedene Schleim den Körper möglichst rasch verlassen. Nach dieser gründlichen "Zungentoilette" fühlen wir uns wohler und gehen mit umso größerem Appetit an das Frühstück. Vor diesem ist jedoch noch die Einnahme der wichtigen Darmbakterien erforderlich (vgl. die Kapitel "Verdauung", "Stuhlgang", "Darm" und "Bioacid").

Nobelpreisträger für Chemie nimmt Stellung zum Fluorproblem Fluoride sind gefährlich, und ihre karieshemmende Wirkung ist zweifelhaft; sicher ist jedoch, "daß Fluoride toxische Substanzen erzeugen, die Gefahren im Verlauf des Stoffwechselprozesses mit sich bringen, und zwar direkt im Menschen und indirekt über die Nahrung". Das schreibt in einer persönlichen Mitteilung kurz vor seinem Tode der am 8. Februar 1975 verstorbene englische Nobelpreisträger Professor Sir Robert ROBINSON. Als Inhaber zahlreicher Lehrämter und Ehrentitel kommt der Warnung von Professor Sir ROBINSON vor den Fluoriden besondere Bedeutung zu, wenn er in seinem Schreiben fortfährt: „Es ist bekannt, daß die Anwesenheit von Fluoriden zur Bildung von Fluoressigsäure führt, welche die normale Essigsäure ersetzt. In ausreichender Konzentration kann das den Anlaß zu ernsthaften toxischen Wirkungen geben."

12.2 Die Kleidung, unsere zweite Haut Einen ganz wesentlichen Anteil der mit der Hautfunktion zusammenhängenden Hygiene bildet die Kleidung, die "Zweite Haut“ des Menschen. Ihre Aufgabe ist es zu schützen, Schweiß aufzusaugen, je nach Jahreszeit zu wärmen oder zu kühlen und die Hautatmung nicht zu behindern. GUSTAV JAEGER (1832–1917), Professor an der Technischen Hochschule in Stuttgart und als "WolleJaeger" bekannt geworden, erkannte die Bedeutung der Bekleidung für die Funktion der Haut und die damit zusammenhängende Gesundheit [1, 2, 3, 4]. Nach exakter Prüfung aller zu seiner Zeit vorhandenen Gewebefasern kam er zu der Erkenntnis, daß nur organisch gewachsenes animalisches Material, also Natur-Wolle und Natur-Seide, alle an die Kleidung zu stellenden Forderungen optimal erfüllt. Dies gilt in unseren Breiten vor allem für die Wolle. Sie unterscheidet sich von allen anderen Geweben, insbesondere von den neuerdings immer mehr überhand nehmenden Kunstfasern dadurch, daß sie sofort und anhaltend wärmt, daß sie bis zu 30 % ihres Gewichtes Feuchtigkeit aufnehmen kann, ohne sich feucht anzufühlen, und daß sie infolge ihrer Eigenschaft, elektrische Potentiale auszugleichen, schmerzlindernd wirkt. JAEGER wäre entsetzt, wenn er den heutigen Mißbrauch an synthetischen, nicht organischen Fasern zu Bekleidungszwecken sehen würde. Solche Textilien blockieren die Hautatmung und Feuchtigkeitsabgabe weitgehend. Zwischen der Haut und solchen Stoffen bildet sich eine als unangenehm und "kalt" empfundene Dunstschicht, die im Sommer die Belüftung, im Winter die Erwärmung behindert. Kalte Hände und Füße lassen sich nur durch Wolle und durch die oben erwähnten Wasseranwendungen bekämpfen. Unter Wolle gibt es keine solche "Dunstkammer", weil diese die Feuchtigkeit teils speichert, teils nach außen abgibt. Die Haut bleibt trocken, gut durchblutet und gleichmäßig warm, unabhängig von der Witterung und Außentemperatur. Ein so bekleideter Mensch bekommt eine andere persönliche "Duftnote", während man sich heute bemüht, den vorwiegend üblen Ausdünstungen mit "Desodorantien" zu begegnen. JAEGER hatte nicht so unrecht mit seinem prägnanten Satz "Krankheit ist Gestank". Synthetikstoffe erzeugen ferner statische Elektrizität, die sich abends beim Entkleiden durch Funkenbildung bemerkbar macht. Es handelt sich um Spannungen von einigen tausend Volt, unter denen derart bekleidete Menschen den ganzen Tag stehen. Das kann nicht gesund sein. Unter Wolle kommt es zu keinen derartigen Aufladungen. Kleider stellen nicht nur eine leibliche, sondern gewissermaßen auch eine "geistige" Hülle des Menschen dar. Die "Metaphysik" der Kleidung ist für den Gesunden wie für den Kranken von gleicher Wichtigkeit. Frisch gewaschene oder neue Leibwäsche, vor allem aber gute, für die jeweilige Gelegenheit passende Oberbekleidung weckt in uns positive Gefühle. Man sollte sich deshalb auch in der Stille und Einsamkeit sorgfältig kleiden. Symbolisch für viele Menschen ist, daß sie sich mit zunehmendem Alter entweder vorwiegend dunkel kleiden oder äußerlich vielfach vernachlässigen. Darin drückt sich eine negative, der Gesundung ungünstige geistige Haltung aus. Solche Menschen nehmen vorzeitig Abschied von der lichten, bunten Welt. Dies kann den leiblichen Tod beschleunigen. Die Chinesen wählen nicht einmal für die Trauer schwarze, sondern weiße Kleidung. Sie empfinden das Sterben als Hinübergang in eine "lichte Stille". Wir sollten viel mehr Helligkeit, Farbe und Qualität, aber auch Individualität und Persönlichkeit in unsere Kleidung bringen. Eine Generation, die nur mißfarbene, verbeulte Jeans und schmutzige Turnschuhe trägt, verrät wenig Originalität und Lebensfreude, trotz äußerlich zur Schau getragenem Rummel. Es ist gut, Kleider nicht zu oft hintereinander zu tragen, sondern sie zwischendurch "ausruhen" zu lassen. Im Rahmen des möglichen sollte man sich auch öfter neu einkleiden. Wer immer wieder in seine alten Hüllen schlüpft, entkommt nicht der dieser innewohnenden Atmosphäre und bleibt der

Vergangenheit verhaftet. Neue, mindestens frischgewaschene Wäsche und ein neues Kleid, ein neuer Anzug machen heiter, selbstbewußt, selbstsicher. Das wirkt sich auch auf die Gesundheit aus. Manche weitere Gedanken über Wärmekultur und Krebs sind noch unter Abschnitt 27 zu finden. Hier nur soviel: Jede 11. Frau muß heute damit rechnen, im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs zu erkranken. Vor 20 Jahren war es nach jede 10. Diese Zahlen lassen daran denken, ob nicht Zusammenhänge auch zwischen dem Gebrauch ungeeigneter Büstenhalter und dem Brustkrebsrisiko bestehen könnten. Empfindliches Drüsengewebe wird schlecht durchblutet, weil es ganztägig unphysiologischem Druck ausgesetzt ist. Ebensolang steht körperfremdes Material in engster Berührung mit der Haut. Schutz vor Wärmeverlust bzw. vor Kälteeinwirkung bieten diese Textilien in keiner Weise. Diese drei Schadensfaktoren könnte man in ihrer Summation und ihrem Synergismus mit generell wirkenden Karzinogenen und Kokarzinogenen sehr wohl als brustkrebsbegünstigend verdächtigen, mindestens solange diese Annahme nicht widerlegt ist. Die Ausrottung tief verwurzelter Gepflogenheiten ist allerdings - wie es der Nobelpreisträger MAX PLANCK ausgedrückt hat - schwieriger als die Atomspaltung, besonders, wenn es sich um Diktate der Mode handelt. Frauen und Mädchen mit therapieresistenten Brustknoten oder bereits operierten, bzw. bestrahltem Mamma-Ca sollten sich jedoch unbedingt zur Regel machen, aus reiner (nicht eulanisierter oder gemischter) Wolle gestrickte oder gehäkelte Büstenhalter zu tragen, die käufliche BH-Massenware aber nur mit Naturwolle, besser noch mit Katzen- oder Angorafell gefüttert zu verwenden.

13.0

Das Haus und die Wohnung - Die Wohnschäden - Der Elektrosmog

Die Wohnung des Menschen ist nach der Haut (12.0.) und der Kleidung (12.2.) gewissermaßen seine "dritte Haut", sein "Gehäuse“, das ihn umgebende Mikroklima, in dem er sich "zuhause“ fühlt, lebt und stirbt. Dieser Wohnraum sollte ihn aber nicht hermetisch abschließen, sondern über seine Dreidimensionalität mit der Umwelt, der Atmosphäre, dem Kosmos in Verbindung bleiben lassen, dessen Teil der Mensch unter freiem Himmel noch unmittelbar ist. Damit erweitert sich die Bedeutung und Aufgabe der Wohnung und des Hauses über die reine Schutzfunktion hinaus für das Leben und Gedeihen der Bewohner. Die während der Nachkriegs-Jahrzehnte vernachlässigte oder vergessene Bau-Qualität hat mit den Begriffen "Bio-Bauen" und "Bio-Wohnen" der Gegenwart eine begrüßenswerte Wandlung erfahren. Gestaltete der Mensch seine Behausung und seinen Wohnbereich bisher nach Gesichtspunkten der familiären oder beruflichen Erfordernisse, der finanziellen Möglichkeiten, des Geschmacks oder der Mode, so mußte er allmählich erkennen, daß die so geformte (oder verformte) Wohnwelt mit der Zeit umgekehrt ihn als den Bewohner formt (oder verformt), sein physisches und psychisches Leben positiv oder negativ beeinflußt. Die daran beteiligten Faktoren manifestieren sich vorwiegend subjektiv als Wohlbefinden oder Unbehagen, Gesundheit oder Krankheit, sie sind aber größtenteils unseren heutigen physikalischen und bioenergetischen Meß- und Nachweismethoden zugängig. Gesundes Wohnen setzt - obgleich heute vergessen, erschwert oder unmöglich - schon diesbezügliche Überlegungen über die zu wählenden geographischen und klimatischen Bedingungen voraus. Hier bereits fällt die Entscheidung für oder gegen die wohnungsbedingte Gesundheit und Leistungsfähigkeit, unter Umständen bis ins hohe Alter. Gewisse Richtlinien sind in dieser Hinsicht den Konstitutionslehren in den eben erwähnten Abschnitten zu entnehmen. Die beiden Naturelle des Menschen bedingen im Idealfall individuell angepaßte Lebensräume, Wohn- und Ernährungsformen, doch können diese unter den heutigen existentiellen und beruflichen Bedingungen nur noch in den seltensten Fällen frei gewählt, gefunden und lebenslänglich beibehalten werden. Für die verschiedenen Naturelle gleichwohl gemeinsam geltende Regeln sind jedoch von grundsätzlicher Bedeutung und insofern maßgebend auch für die Entstehung und Behandlung der Geschwulsterkrankungen. Es gibt eine Reihe von Qualitätsmerkmalen für eine gesunde oder krankmachende Wohnung. Frühere Generationen hatten nicht nur ein besseres Gespür für Standort, Proportion und Baustoff, es standen ihnen überhaupt nur die natürlichen Materialien Stroh, Holz, Ziegel, Lehm und Stein zur Verfügung. Erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird Zement in seiner heutigen Zusammensetzung für den Hausbau verwendet. Er entsteht durch das Zusammenschmelzen von Kalkgestein mit silikathaltigen Erden. Dabei kommen Temperaturen zur Anwendung, die das Doppelte der Brenntemperatur von Lehm zu Ziegel, von Kalk zu Brennkalk erreichen. Dadurch wird sogar das molekular gebundene Kristallwasser ausgetrieben und das molekulare Gefüge der verwendeten Ausgangsmaterie verändert. Als Produkt verbleibt die amorphe chemische Substanz Zement. Der mit Wasser angerührte Beton ist kompakt, undurchlässig, strukturlos, "leblos". Alle Eigenschaften und Voraussetzungen des natürlichen, "lebendigen" Baustoffes sind endgültig zerstört. Betonierte Mauern halten zwar alle atmosphärischen Einflüsse ab, aber auch solche vitalitätsfördernder Art. Innerhalb solcher Wände, Decken und Böden herrscht eine "Null-

Atmosphäre", d. h. es fehlen hier die sich im natürlichen Wechselspiel ausgleichenden elektrischen Ladungen und Entladungen der Außenwelt. Durch Beton wird der Mensch von allen biologischen Spannungs- und Entspannungspotentialen hermetisch isoliert. Die elektrisch leitenden Wände bilden einen Faradeischen Käfig. Der Effekt wird noch verschlimmert, wenn durch künstliche "Klimatisierung" die spontane Luftzirkulation durch Fenster- und Türspalten entfällt. Dann ist oft jahrelang nicht einmal dem unangenehmen Betongeruch beizukommen. Durch Ziegel, Holz und Stroh kann das Haus atmen, es bleibt ein lebender Organismus. Auch der Mensch kann in ihm atmen, nicht nur existieren. Des Weiteren ist in Betonbauten die relative Trockenheit der Luft als wichtige Voraussetzung behaglichen Wohnens in Frage gestellt. Solche Wände fühlen sich immer kalt und feucht an, auch wenn die Bewohner versuchen, dies unter Aufwand von viel Wärmeenergie auszugleichen. Die Schimmelbildung wird begünstigt und rheumatische Erkrankungen sind in solchen Häusern die Regel. In der Landwirtschaft verwendet man zum Bau von Ställen schon lange keinen Beton mehr, weil die Tiere in diesen schlecht gedeihen und zu Krankheiten neigen. Allen Bewohnern von Betonbauten ist auch deren Hellhörigkeit bzw. schlechte Schallisolierung bekannt. Durch kostspielige, das Raumklima u. U. weiter verschlechternde Schall- und Wärmedämmung können diese Nachteile nicht immer befriedigend abgestellt werden. Die Bautechnik versucht, dem Bau- und Mauerschaden mit immer neuen Isolierungen beizukommen. Auf den Baumärkten und Biobau-Sonderausstellungen werden zahllose Materialien für diesen Zweck angeboten, Anstriche, Beläge, Platten, darunter auch solche in gesundheitlich unbedenklicher Qualität. Durch viele dieser Maßnahmen wird allerdings die Wohn- und Schlafraumatmosphäre wieder in anderer Weise verschlechtert. Der Baubiologe und Rutenforscher Prof. SCHNEIDER sah sich in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift WOHNUNG + GESUNDHEIT (Fachzeitschrift für ökologisches Bauen und Leben) zu folgender Feststellung veranlaßt: "Etwa 90 % der heute üblichen synthetischen Dämmstoffe sind ökologisch und toxikologisch von der Produktion bis zur Entstehung äußerst bedenklich." Hinzu kommt ein sich wirtschaftlich ungünstig auswirkender Faktor: Der Betonbau verschlingt durch hohen Bedarf an Armierung etwa 20 % der gesamten Stahlproduktion. Infolge des Ausfalles der Wiederverwendung ist dieser Rohstoffverbrauch kostspielig und unrentabel. Außer den streßverdächtigen Eigenschaften des Wohnraums verursacht Eisenbeton eine Deformierung des natürlichen Magnetfeldes, das für alle Lebewesen ein wichtiger biologischer Ordnungsfaktor ist. Zugvögel orientieren sich an den magnetischen Kraftlinien. Brieftauben können sich in magnetischen Kraftfeldern der Überlandleitungen verirren. Tiere liegen gern in NordSüdrichtung. Auch manche Menschen schlafen in dieser Lage am besten. In den Wänden, Decken und Böden aus Eisenbeton verdichtet sich der Magnetismus. In den davon umgebenen Wohnungen besteht also ein abgeschwächtes Magnetfeld, u.U. ein "magnetisches Vakuum", in dem sich die von den Wechselstromleitungen ausgehenden oszillierenden Magnetfelder umso stärker auswirken können. Umgekehrt verursachen eiserne Bettgestelle, Federroste und Federkernmatratzen eine Verdichtung des natürlichen Magnetfeldes.Solche Schlafstellen sind also auch ungünstig. Der Mensch ist selbst ein magnetisches System, weil jedes seiner Milliarden Atome auf Grund seiner Kernspin-Rotation einen polarisierten Mikrokosmos darstellt. Jede Änderung des umgebenden Magnetismus stört die magnetische Kernspin-Ordnung. "Orthomolekularität" bedeutet, daß diese Ordnung nicht nur in uns, sondern in allem, was uns umgibt, uns beeinflußt, uns ernährt, uns heilt, intakt ist. Im Wohnbereich betrifft dies die statischen und die oszillierenden

Magnetfelder. Von der Erhaltung bzw. Wiederherstellung körpereigener Kernspin-Ordnung hängt Gesundheit und Lebensfähigkeit ab. Die noch in ihrer Entwicklung begriffene KernspinTomographie hat sich zur Aufgabe gestellt, aus der örtlichen Kumulation solcher Störungen frühdiagnostische Schlüsse zu ziehen. Es ist erfreulich, daß sich die "naturwissenschaftliche“ Medizin nach jahrhundertelanger Verhaftung im organpathologischen Bereich allmählich doch in Richtung bioenergetischer Erkenntnisse bewegt. Schon die Entdeckung der Aktionsströme des Herzens und des Gehirnes waren erste Schritte dazu. Es ist zu wünschen, daß uns diese Forschungen auch der Eliminierung kernspinordnungs-schädigender Faktoren näherbringt. Die erwähnten elektromagnetischen Wechselstromfelder werden in Eisenbeton besonders gut geleitet und schicken ihre Impulse oft meterweit in den bewohnten Raum. Je nach der Zahl ungeschützt, d.h. unter Verzicht auf geerdete Metallrohre verlegter Leitungen können auf diese Weise ganze Wohnblocks verseucht sein. Man spricht von "Elektro-Smog". Die auf den Menschen einwirkenden Frequenzen können infolge Reflexion oder Interferenz sehr verschieden sein, stören aber auf die Dauer stets die körpereigenen Rhythmen. Im Verlauf konsumierender Krankheiten nimmt die Empfindlichkeit gegen diese Störungen immer mehr zu und behindert in zunehmendem Maß die therapeutische Beeinflußbarkeit. Besonders impulsgefährdet sind die Eigenfrequenzen des Herzens und der Hirnströme. Therapieresistente EKG- und EEG-Anomalien sollten stets an solche Störfelder denken lassen. Als Gegenmaßnahme gibt es verschiedene Möglichkeiten. Während der Nacht dürfen keine Lichtquellen, Radiogeräte, Elektrouhren usw. im Kopfbereich liegen, weil diese auch im ausgeschalteten Zustand solche Felder erzeugen. Besser ist deshalb eine dreipolige Abschaltung der störenden Stromkreise mindestens während der Nacht. Es gibt sogenannte "Netzfreischalter", die auch tagsüber nur die jeweils eingeschalteten Geräte mit Strom versorgen. Auskunft hierüber geben einige im Literaturhinweis aufgeführte Stellen. Mehr von theoretischem Interesse ist die Möglichkeit, bestimmte Stromkreise mit Hilfe von Umwandlern unter Gleichstrom zu setzen. Viele mit Motoren oder Transformatoren ausgerüstete Geräte wie Ölfeuerung, Elektrowerkzeuge, Kühlschrank, elektrische Schreibmaschinen, Neonbeleuchtung, Radio und Fernsehen benötigen jedoch Wechselstrom, würden in diesem Fall also besondere Zuleitungen erforderlich machen. Am elegantesten ist das Problem schon bei der Planung eines Hauses in der Weise zu lösen, daß sämtliche Elektroleitungen in Metallrohren verlegt werden, die geerdet sein müssen. Dann nämlich sind Wechselstromfelder von vorneherein unmöglich. Leider keinen Schutz gibt es gegen die enormen Wechselstromfelder der unter Spannungen von zehn- bis hunderttausenden Volt stehenden Überlandleitungen, die bis zu mehreren hundert Metern weit streuen können, ebensowenig gegen die Felder der Hochvolt-Transformatoren und der BahnOberleitungen. Wer mit eingeschaltetem Empfänger unter diesen durchfährt, hört das unheimliche Prasseln der Frequenzen. Die gigantomanen Architekten der nachkriegsdeutschen Wohn- und Behörden-Silo-Mondlandschaft hatten weder Zeit noch Lust, über humane Behausungen und Arbeitsstätten nachzudenken. Gefragt und bezahlt war - und ist noch heute - Schnelligkeit, Billigkeit, "Funktionalität". Aus kosmetischen Gründen hängte man den Bunkern ein Mäntelchen von Klinkern um oder beschönigte deren Hässlichkeit als "Sichtbeton". Baulöwen und Baubehörden waren sich augenzwinkernd einig. So entstieg Deutschland der Asche als Phönix aus Eisenbeton. Unbehagen über Wohnqualität und Wohngesundheit durfte angesichts astronomischer Zahlen der so geschaffenen Wohnsilos erst gar nicht aufkommen. Allmählich werden aber die Ahnungen, daß Leistungsabfall, schlechter Schlaf, Rheuma, Asthma, Allergie und Schlimmeres, aber auch soziale Vereinsamung und kriminelle Tendenz innerhalb unserer kunststoffbeschichteten vier Betonwände und formalinatmenden Möbel besonders gut gedeihen könnten, von unabhängigen Forschern und Instituten mit Fakten untermauert. Einer bescheidenen Zahl von Personen oder Familien mag es sogar möglich sein, die

Konsequenz des "alternativen" Wohnens daraus zu ziehen. Das ändert nichts daran, dass die Hinterlassenschaft einer betonsüchtigen Baumeistergeneration von Millionen darauf angewiesener Bewohner und Benützer noch über viele Generationen hinaus akzeptiert und toleriert werden muß. Diese Menschen sollen aber dann wenigstens wissen, was ihnen - von anderen, größtenteils selbstverschuldeten Ursachen abgesehen - ihre Krankheiten eingetragen hat.

13.1

Die elektromagnetischen Felder - Der Elektrosmog

Das elektrische Gleichfeld Während die gesundheitsfördernde Wirkung von Wärme seit grauer Vorzeit von der Erfahrungsmedizin genutzt wird und ihre Anwendung nun auch in der Behandlung von Geschwulsterkrankungen gefunden hat (27.1.), ist der heilsame Einfluß des elektrischen Gleichfeldes erst seit wenigen Jahrzehnten bekannt und durch Versuche an der TU München bestätigt worden. Zunächst ist hier die Rede von der ganzkörperlichen Beeinflussung. Wie wir heute wissen, ist für den harmonischen Ablauf aller intra- und extrazellulären Stoffwechselfunktionen neben dem humoralen Kreislauf, den Elektrolytverschiebungen und den neuro-humoralen Impulsen die bioelektrischen Abläufe von Bedeutung. Schwache elektrische Ströme fließen durch den ganzen Körper und bauen den einzelnen Organen und Zellen zugeordnete Spannungsfelder auf oder ab. Sowohl Überspannungen als auch nachhaltige Spannungsverluste führen zu Ausfällen im Zusammenspiel der natürlichen Abläufe und Lebensvorgänge. Normalerweise erfolgt die Zufuhr und der Abtransport der für den Stoffwechsel bedeutsamen Substanzen nützlicher und schädlicher Art auf dem Blut- und Lymphweg. Nicht alle Gewebe nehmen an diesem humoralen Geschehen in gleicher Weise teil. Bei den weniger gut durchflossenen, "bradytrophen" Geweben handelt es sich hauptsächlich um Sehnen, Bänder, Bandscheiben, Gelenkkapseln und Knorpelsubszanz, Bereiche also, die für Ablagerung nicht ausgeschiedener besonders anfällig sind. Die vom Organismus an diesen Stellen inszenierten akuten oder chronischen Entzündungsvorgänge repräsentieren das vielfältige Bild der rheumatischen, gichtischen oder arthritischen Erkrankungen. Das körpereigene elektrische Gleichfeld hält normalerweise die polare Ausrichtung der Moleküle, die sogenannte „Kernspin-Ordnung“ aufrecht. Auch dieser Faktor ist neuerdings Gegenstand medizinischer Forschung, Diagnostik und Therapie. Sowohl die Verteilung der Körperströme als auch die Kernspin-Ordnung, beides wird im Bereich magnetischer oder elektrischer Gleichfelder geregelt und stabilisiert. Jedes Nahrungsmittel, sogar das Trinkwasser, kann nach seiner mikrophysikalischen Eigenschaft bewertet werden, die es auf den Körper des Verbrauchers ausübt. Davon ist freilich im Trend des Massenkonsums biologisch entwerteter Produkte keine Rede mehr. Was die Industrie, die extensive Landwirtschaft und die Supermärkte anbieten, hält empfindlichen Prüfungen auf ihre gesundheitserhaltende Qualität mehrheitlich nicht stand (16.0.). Deshalb bekommt die Anwendung und Einverleibung gleichgerichteter elektrischer Energie im vorbeugenden Sinn für den Gesunden, im therapeutischen Sinn für den Kranken immer größere Bedeutung, die diesem und dem nächsten Abschnitt zugrundeliegen. Sie zu kennen und in den Alltag einzubauen, ist für die Verhütung und die Überwindung der Geschwulstkrankheiten nicht weniger wichtig als die Gestaltung der gesamten Lebensweise. Wer seine positive Einstellung zu allen Dingen und die Gewissheit von der Allmacht der Selbstheilung gewonnen hat, dem wird es auch gelingen, sich vom Einfluß schädigender Faktoren in seiner nächsten Umgebung zu befreien.

Frühere Generationen hatten nicht nur ein besseres Gespür für Standort, Proportion und Baustoff, sie verfügten auch nur über die natürlichen Materialien Holz, Lehm, Ziegel und gewachsenen Stein. Erst seit Mitte des 19.Jahrhunderts wird Zement für den Hausbau verwendet. Er entsteht durch das Zusammenschmelzen von Gesteinskalk mit kieselhaltigen Erden. Dabei kommen Hitzegrade zur Anwendung, die das Doppelte der Brenntemperatur von Lehm zu Ziegel, von Kalkstein zu Brennkalk erreichen. Dadurch wird sogar das molekular gebundene Kristallwasser ausgetrieben und das molekulare Gefüge des Ausgangsmaterials zerstört. Es resultiert die amorphe chemische Substanz Zement. Mit Wasser, Sand und Schotter angerührt, erhärtet dieser zu kompaktem, undurchlässigem, strukturlosem, "leblosem" Beton. Es fehlen ihm alle Eigenschaften und Funktionen eines natürlichen, "lebendigen" Baustoffes. Betonierte Mauern halten zwar alle atmosphärischen und klimatischen Einflüsse ab, aber auch solche vitalitätsfördernder Art. Innerhalb solcher Wände, Decken und Böden herrscht eine "NullAtmosphäre", d. h. es fehlen hier weitgehend oder völlig die sich im natürlichen Milieu fortwährend abspielenden Ladungs- und Entladungsvorgänge (13.2.). Der Mensch lebt in einem aus Beton bestehendem Faradayschen Käfig, der ihn von dem biologischen Spannungs- und EntspannungsAusgleich isoliert. Dieser Effekt wird noch verschlimmert, wenn durch künstliche Klimatisierung die minimale Luftzirkulation durch die Fenster- und Türspalten vollkommen entfällt. Dann ist oft jahrelang auch dem unangenehmen Betongeruch nicht beizukommen. Bei Verwendung von Ziegel, Holz, Lehm und Stroh kann das Haus atmen, es bleibt ein lebender Organismus. Auch der Mensch kann in ihm atmen, nicht nur vegetieren. Von verschiedener Seite wurde auf die mit den Baumaterialien verbundenen gesundheitlichen Vor- und Nachteile hingewiesen. Dieser Effekt wird noch verschlimmert, wenn durch sogenannte „Klimatisierung“ die restlichen Spuren von Luftzirkulation durch Fenster- und Türspalten entfallen. Dann ist oft jahrelang nicht einmal dem unangenehmen Betongeruch beizukommen. Durch Ziegel, Holz und Stroh kann das Haus "atmen", es bleibt ein lebender Organismus, in dem der Mensch ebenfalls leben und atmen, nicht nur vegetieren kann. Betonwände fühlen sich immer kalt und feucht an, auch wenn die Bewohner versuchen, dies unter Aufwand von vermehrter Beheizung auszugleichen. Die Schimmelbildung wird begünstigt und rheumatische Erkrankungen sind in solchen Häusern die Regel. Eine chronisch herabgesetzte physiologische Regulation und Abwehr begünstigt immer auch das Krebsgeschehen, besonders wenn dazu die noch folgenden baubedingten Schadensfaktoren beitragen. In der Landwirtschaft verwendet man zum Bau von Ställen schon lange keinen Beton mehr, weil die Tiere in diesen schlecht gedeihen und zu Krankheiten neigen. Es gibt Studien, die Zusammenhängen der modernen Wohnkultur mit psychosozialen Problemen, besonders bei Kindern, nachgegangen sind und - abgesehen von allen sonstigen Gefahren der Großstadt - erhöht negative Einflüsse auf die Entwicklung und das Zusammenleben in den Betonburgen festgestellt haben. Allen Bewohnern von Betonbauten ist auch deren Hellhörigkeit bzw. schlechte Schallisolierung bekannt. Durch kostspielige, das Raumklima u.U. weiter verschlechternde Schall- und Wärmedämmung kann diesem Nachteil nicht immer befriedigend abgeholfen werden. Außer den gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch Beton entsteht infolge der massenhaften Verwendung ein nicht zu unterschätzender wirtschaftlicher Schaden. Das zur Armierung verwendete Eisen verschlingt etwa 20 % der gesamten Hochofenproduktion - auf Nimmerwiedersehen, denn zur Wiederverwertung kommen diese Träger und Geflechte nur in den seltensten Fällen.

Außer den streßverdächtigen Eigenschaften der Wohnräume verursacht Eisenbeton eine Abschirmung bzw. Abschwächung des natürlichen Magnetfeldes, das für alle Lebewesen ein bisher vergessener, aber wichtiger Ordnungsfaktor ist. Zugvögel orientieren sich an den magnetischen Kraftlinien und -feldern. Durch Verzerrungen derselben - etwa in der Nähe von E-Werken, Umspannstationen oder Überlandleitungen - können diese Flüge, auch die von Brieftauben, irrgeleitet werden. Manche noch empfindungsbegabte Menschen und Tiere bevorzugen eine Schlafrichtung von Norden nach Süden. Außer der Magnetfeldverdichtung in den eisenarmierten Wänden, Decken und Böden werden ähnliche Effekte geringerer Intensität durch eiserne Bettgestelle, Federroste und Federkernmatratzen verursacht. Um die Bedeutung dieser Zusammenhänge zu erfassen, vergegenwärtige man sich, daß der Mensch selbst ein gleichgerichtetes magnetisches System ist und als solches dem Magnetfeld der Erde angehört, auf der er lebt. Jedes der Milliarden Atome, die seine Körpersubstanz bilden, stellt mit seiner polaren Kernspin-Rotation einen Mikrokosmos dar. Wenn die Polarität dieser ungezählten Mikrokosmen gleichgerichtet ist, besteht "Kernspin-Ordnung", "Orthomolekularität". Sie wird durch den Erdmagnetismus und durch die Zufuhr orthomolekularer Energie in der Nahrung aufrechterhalten. Generelle oder regionale Störungen der Kernspin-Ordnung sind Begleiterscheinung oder Ursache von Krankheiten. Die Kernspin-Tomographie stellt solche Störfelder fest. Sie ist Bestandteil der klinischen Diagnostik geworden, was nach einem Jahrhundert der Organpathologie einen erfreulichen Schritt in Richtung bioenergetischer Medizin darstellt. Von der Erhaltung bzw. Wiederherstellung dieses Ordnungs-Systems hängt Gesundheit und Lebensfähigkeit ab. Dem entgegengesetzt wirken alle Störungen des natürlichen Magnetfeldes, egal ob im Sinne des erwähnten "Vakuums", des magnetischen "Chaos", des verstärkten "Gleichfeldes" oder des "Wechselfeldes", das als besonders biorhythmen-feindlich angesehen werden muß.

13.2 Krank durch geopathische Zonen Das Standortproblem - Die Wünschelrute

Der geopathische Faktor Unter den Begriffen geopathisches Störfeld, Erdstrahlen, Wasseradern, Reizstreifen usw. ist eine Reihe verschiedener physikalischer, offenbar aus dem Erdinneren kommender Influenzen zu verstehen, die sich in unterschiedlicher Weise günstig oder ungünstig auf Pflanzen, Tiere und Menschen auswirken. Ihre geheimnisvolle Herkunft aus dem Erdinneren macht sie seit jeher zum Gegenstand unzähliger Forschungen und ebenso kontroverser wie nutzloser Diskussionen. Daß der Mensch als Rutengänger diese Impulse zu empfinden vermag, ist eine jahrtausendealte Tatsache, die von der sogenannten exakten Wissenschaft ebenso hartnäckig bestritten wurde wie deren krankheitsauslösende Wirkung. Eine plötzliche Wende brachte der 1989 erschienene Wünschelruten-Report der Professoren KÖNIG und BETZ, finanziert mit einem sechsstelligen Betrag teils durch das Bundesministerium für Technik und Forschung, teils durch die vom Ehepaar Carl und Dr. Veronika Carstens gegründete Stiftung NATUR UND MEDIZIN. Dadurch wurde die geopathische Sensitivität des Menschen zwar nicht generell, aber doch im Prinzip bewiesen. Eine weitere Studie über die pathogene Eigenschaft dieser Zonen ist in Vorbereitung. Das Buch von KÖNIG und BETZ, beide als Dozenten an der TH in München tätig, ist 1989 im Eigenverlag der Forscher erschienen, kann aber von jeder Buchhandlung geliefert werden, ebenso vom Verlag der für Geopathiefragen zuständigen Zeitschrift WETTER, BODEN, MENSCH in Waldbrunn, wo ja auch regelmäßig Ausbildungskurse für Rutengänger stattfinden. Weitere einschlägige Veröffentlichungen liegen vor von ASCHOFF, der bekanntlich einen Test auf die magnetische und elektrische Eigenschaft des Blutes entwickelt hat, darauf beruhend, daß sich bei längerem Aufenthalt auf Störzonen die magnetische Kernspin-Ordnung abschwächt und schließlich völlig verliert, nicht nur im Blut, sondern im gesamten Organismus. Anderweitige instruktive Literatur trägt die Namen vieler bekannt gewordener Rutenforscher wie Dannert, Hartmann, Kaufmann, Kopp, Pötschke, Schneider, Schweitzer, Wetzel, Wüst u. a. Frh.v. Pohl führte in der niederbayerischen Stadt Vilsbiburg schon in den 20er Jahren flächenhafte Untersuchungen durch. Dabei konnten im Blindversuch ganze Straßenzüge von Krebshäusern exakt von Bereichen krebsfreier Häuser unterschieden werden Eine andere klassische Versuchsreihe stammt von RAMBEAU, ehemals Vorsitzender der hessischen Ärztekammer. Er berichtete seinen ungläubigen Kollegen, daß ausnahmslos alle seiner krebskranken Patienten auf den als karzinogen befundenen Stellen geschlafen hätten. Das Schlußwort seines Kommentars lautet: "Wir haben bei unserer Studie das Haus gesucht, das auf geopathisch unbelastetem Grundstück steht und in dem trotzdem bösartige Krankheiten aufgetreten sind. Ein solches Haus haben wir nicht gefunden". Einige hypothetische, z. T. aber auch physikalisch nachgewiesene geopathische Schadensfaktoren sind folgende: 1. Die in den sogenannten Erdstrahlen enthaltenen elektromagnetischen-Schwingungen. Sie haben eine für den menschlichen Biorhythmus", seine Homöostase und bioenergetische Fluktuation abträgliche Frequenz, die zu Interferenzen und Dissonanzen führt. Außerdem nimmt das Blut - von ASCHOFF nachgewiesen anstelle seiner normalen magnetischen Ausrichtung und Spin-Ordnung

eine elektrische, magnetisch ungeordnete, pathologische Eigenschaft an. Diese Veränderung rein physikalisch nachzuweisen, ist außerordentlich aufwendig. Sie wird mittels der jetzt in allen größeren Kliniken üblichen Kernspin-Tomographie dargestellt. 2. Die Störzonen verursachen eine Deformierung des erdmagnetischen Kraftfeldes, nachweisbar mit dem MEERSMANNschen Magnetometer. Geordnete magnetische Polarität in allen Körperbereichen ist aber Voraussetzung für das Funktionieren der Abwehr- und Repairfunktion. Die von Popp gemessene Photonenemission ist ebenfalls an diese Spinordnung gebunden. Sie wird außer durch die Nahrung durch das natürliche ungestörte und nachts möglichst in Nord-Südrichtung auf den Menschen wirkende Magnetfeld aufrechterhalten. Eiserne Bettroste, Sprungfedermatratzen deformieren dieses Magnetfeld ebenfalls und sollten nicht verwendet werden. Auch die Wirkung therapeutischer Magnetfelder beruht auf der Wiederherstellung der Spinordnung. 3. Die ungebremsten ionisierenden Neutronenstrahlen aus dem Erdinneren, die ebenfalls häufig in den geopathischen Zonen nachgewiesen werden, sind wesentlich verhängnisvoller als die von der Erdrinde größtenteils absorbierten α-, β- und γ-Strahlen, die wenig penetrieren und lediglich eine Ionisierung der erdnahen Atmosphäre verursachen. Die Neutronenstrahlen erzeugen beim Auftreffen auf die körpereigenen Stickstoffmoleküle der Eiweißsubstanz ionisierende Spaltprodukte, die den Strahleneffekt multiplizieren und den Organismus gewissermaßen "von innen her" radioaktiv machen. Diese terrestrische Grundstrahlung ist intensiver als die kosmische Strahlung einschließlich der Sonne, jedoch sehr variable in Abhängigkeit von der geologischen Formation. Wo sie aber vorhanden ist und den schlafenden Menschen Nacht für Nacht immer an der gleichen Stelle trifft, wird in Verbindung mit dem Effekt der übrigen Komponenten der Störzone und allen anderen hier ungenannt bleibenden Umweltschäden - die Zellmutation unausbleiblich sein. Die Neutronenstrahlung führt zur Auflösung biochemischer Bindungen, Vernichtung lebenswichtiger 'Enzyme und zum Zerfall von Molekülen. Dabei entstehen bestimmte, sehr bindungsbegierige, wenngleich kurzlebige Radikale, die in ihrer Mehrzahl als karzinogen zu gelten haben. Beim Thema Molekulartherapie werden sie uns wieder begegnen. Bemerkenswert ist, daß man sich der strahleninduzierenden Wirkung der Neutronenstrahlen bedient, um versteckten Sprengstoff aufzuspüren. Dieser besteht ja hauptsächlich aus Stickstoffverbindungen. Wenn man mit Neutronen darauf schießt, kann man die entstehende Radioaktivität sofort nachweisen. Menschen, Pflanzen und Tiere reagieren ganz unterschiedlich auf die geopathische Influenz, worauf hier leider nicht näher eingegangen werden kann. Es gibt erdstrahlenfreundliche und erdstrahlenfeindliche Lebewesen. Die therapeutische Wirkung mancher Heilpflanzen hängt von diesem Umweltfaktor ab. Die Erdstrahlen treten in vorwiegend vertikaler Richtung aus der gesamten Erdoberfläche aus, aber doch in sehr unterschiedlicher Dichte und Energie. Der wiederholt genannte Rutenforscher HARTMANN stellte das nach ihm benannte Gitternetz fest, eine rasterförmige Verteilung mit einer Seitenlänge der entstehenden Quadrate von 1 bis 12 Metern und in Nord-Südrichtung verlaufend. Es wird auch Globalgitternetz genannt. Außerdem gibt es das nach seinem Entdecker als CurryNetz bezeichnete System, dessen etwa ebenso große Raster um 45° gegenüber dem HartmannGitter verdreht ist. Die Neutronenstrahlen haben mit der Topographie dieser Strahlen nichts zu tun. Ihre Austrittsstellen sind regellos verteilt, manchmal auch zu Nestern verdichtet.Es ist klar, daß sich

die geopathische Wirkung über Kreuzungen der ca. 20 - 30 cm breiten Streifen verstärkt und durch das Hinzutreten von Neutronenstrahlen an Schadenswirkung in unberechenbarer Höhe potenziert. Angesichts dieses Teufelskreises von Karzinogenität ist es klar, daß jeder Krebskranke und Krebsgefährdete, selbstverständlich auch jeder andere an therapieresistenten Leiden Erkrankte, sofort und für immer und möglichst noch vor Beginn jeder Therapie aus den Störfeldern am Schlaf-, Wohn- und Arbeitsplatz herausgenommen werden muß. Andernfalls bleibt er bis in seine molekulare Struktur und Funktion hinein krank und kann infolge seiner Reaktionsstarre auf noch so gut gewählte Maßnahmen nicht oder nur ungenügend ansprechen. Diese Voraussetzung ist aus finanziellen oder räumlichen Gründen oft recht schwer zu erfüllen. Wenn man dem Patienten aber ohne jede Panikmache erklärt, in welcher Gefahr er sich befindet und daß u.U. der Erfolg seiner Behandlung von der Beseitigung des Geopathieschadens abhängt, läßt sich manche zunächst unüberwindbar erscheinende Schwierigkeit beherrschen. Am besten ist selbstverständlich immer das Ausweichen und Vermeiden der von einem Rutengänger festgestellten Flächen, soweit es die Räumlichkeiten erlauben. Es ist schlimm genug, daß man in Krankenhäusern und Kliniken auf diesen Umstand keinen Einfluß hat. Mitunter läßt sich nicht einmal ein Wohnungswechsel oder eine bauliche Veränderung vermeiden. Selbstverständlich muß in diesem Fall dafür gesorgt werden, daß der neue Schlaf- und Wohnbereich erdstrahlenfrei ist. Die Rutenuntersuchung sollte auch alle 5–10 Jahre wiederholt werden, denn es gibt geologische und hydrologische Veränderungen in der Tiefe, die das Geopathieprofil beeinflussen können. Wohnortnahe Rutengänger können erfragt werden über die Koordinationsstelle des Forschungskreises für Geobiologie Helmut Siegert, Thomas Mannstr. 3, 69196 Walldorf, Tel. 06227/4864 (Angabe für 1994). Abzuraten ist vom Kauf sogenannter Abschirmgeräte, die einer physikalischen Überprüfung meist nicht standhalten, aber von kommerziell eingestellten Rutengängern häufig angepriesen werden. In bestimmten, aber nur von sachkundigen, reellen Untersuchern zu entscheidenden Fällen geringerer geopathischer Belastung kann das Einlegen von gewachsenem organischem Material wie Schaffellen, Korkplatten o. ä. unter die selbstverständlich metallfreien Matratzen oder unter den ganztägigen Arbeitsplatz zum Schutz vor Rest- oder Streustrahlung genügen, doch ist dies keineswegs eine generelle Empfehlung.

13.3 Atmosphäre und Ionosphäre Ionen, griechisch die "Gehenden" (ELSTER und GEITEL 1899), sind negative oder positive elektrische Ladungen, die Atomen oder Molekülen bzw. deren Elektronen die ihr Verhalten bestimmenden Eigenschaften verleihen. Die in der Atmosphäre schwebenden Ionen bedingen deren Elektroklima. Bei ausgeglichener Wetterlage befinden sie sich im elektrostatischen Gleichgewicht. In Erdnähe verdichten sich die negativen Ionen, mit zunehmender Erdferne verdichten sich proportional die positiven Ionen. Der Mensch als Dipol nimmt an dieser Polarität teil. Er ist ab seiner Körpermitte erdwärts zunehmend negativ, kopfwärts zunehmend positiv ionisiert, wobei sich diese Ladungsvorgänge hauptsächlich auf der Körperoberfläche abspielen, aber in engem Zusammenhang mit den seelischen, geistigen und leiblichen Lebensvorgängen stehen. In Lösungen dissoziationsfähiger Substanzen (Säuren, Basen und deren Salze) tritt eine Trennung (Dissoziation) negativer und positiver Ionen ein, zunächst unter Beibehaltung ihrer Äquivalenz. Bei Stromdurchfluß wandern die negativ geladenen Anionen zur positiven Anode (+Pol)" Beispiel: OH-, die positiv geladenen Kationen zur negativen Kathode (-Pol), Bsp.: H+. Bei den Elektronen handelt es sich um kleinste korpuskuläre Elemente, die in bestimmten Bahnen um den Atomkern kreisen und je nach ihrer Zahl und Anordnung das physikalisch-chemische Verhalten, die Wertigkeit und Affinität (Verbindungsbereitschaft) einer Substanz bedingen. Dabei spielen die Ionen eine wichtige Rolle, denn ein neutrales Atom enthält ebensoviele positiv geladene Elektronen in seinem Kern wie negativ geladene in seinen Hüllen. Durch Verlust negativer Elektronen wird die Gesamtladung des Atoms oder Moleküls stärker positiv, Beispiel: Oxidation, durch Elektronenaufnahme wird die Ladung stärker negativ, Beispiel: Reduktion. Weitere Hinweise auf diese Vorgänge sind in den Abschnitten "Säure-Basen-System“, "Elektrolyte und Metalle“, "Die freien Radikale - Molekulartherapie nach Frederic William Koch" enthalten. Luftionen entstehen bei der Reibung sich gegeneinander bewegender Luftschichten, durch die UVStrahlen der Sonne, durch ionisierende anderweitige Strahlen und bei hohen Temperaturen. Die zwischen den erdnahen negativen und den erdfernen positiven Ionen bzw. Ionenträgern bestehende luftelektrische Spannung erreicht bereits in 1 m Höhe 100 V und nimmt proportional zur Erdferne zu. Höhere Luftschichten können zehntausende Volt Spannung aufweisen, die sich bei entsprechender Wetterlage und Trockenheit weiter erhöht. Gewitter, Regen und Luftfeuchtigkeit sorgen dann für Spannungsausgleich, der sich auf den Menschen und die gesamte Natur wohltuend auswirkt. An den Kondensationskernen verdichten sich die Ionen, die u. a. auch Träger guter oder schlechter Gerüche sein können. Beim "Schnüffeln" und "Wittern" wird in kurzen Intervallen feuchter Atem aus der Nase ausgestoßen und wieder eingesogen. Von therapeutischem Nutzen ist die ionenreiche Atmosphäre der Höhen- und Luftkurorte, etwa auch die ionisierende Wirkung der "Dauerbrause“ (27.2.) und des Bad Gasteiner Wasserfalls, der aus größerer Höhe positive Ionen zum Ausgleich der im Tal vermehrten negativen Ionen mit sich bringt. In ähnlicher Absicht bedient man sich der Gradierwerke in den Kur- und Badeorten.

Unter dem Slogan "Hochgebirgsklima“ vertreiben geschäftstüchtige Hersteller Geräte, die - analog der Wirkung des Blitzableiters - als Spitzeneffekt negative Ionen an die Raumluft abgeben. Diese Form künstlicher Ionisierung ist, wie in Folgendem begründet, nur für etwa ⅔ der Bevölkerung unserer Breiten nützlich und bekömmlich. Das restliche Drittel ist ihres Reaktionstyps wegen besser mit positiven Ionen bedient und angeregt, doch sind die im Handel befindlichen Geräte nicht darauf umschaltbar. Bei solchen Personen kann durch die für sie ungeeigneten Ionen Unlust, Gereiztheit, Konzentrationsmangel und Müdigkeit bis zur Schläfrigkeit verursacht werden. Man mußte aus diesem Grund solche Klimatisierungsanlagen schon aus Schulen und Behörden wieder entfernen. Anders verhält es sich mit der therapeutischen Anwendung von Ionen (21.1), weil dabei individuell vorgegangen werden kann. Während Pflanzen und Tiere, besonders außerhalb der Kulturzonen, eine hohe Empfindungsfähigkeit gegenüber den Vorgängen in der Ionosphäre besitzen, ist diese beim Menschen weitgehend verlorengegangen bzw. macht sich nur noch in Form ihrer unangenehmen oder pathogenen Auswirkungen bemerkbar. Die Bevölkerung der Industrieländer lebt abgeschirmt und unberührt vom Tages-, Monats- und Jahresrhythmus des atmosphärischen Geschehens. Ohne Kontakt mit Erde und Kosmos findet kein Ausgleich der körpereigenen Ionisierung und ElektroAufladung mehr statt.

13.4 Die Ionosphäre und die Reaktionstypen Ionen sind kleinste, negativ oder positiv geladene Teilchen, die durch Verlust oder Gewinn eines Elektrons oder mehrerer solcher als Kation (z. B. H) eine positive oder als Anion (z. B. OH) eine negative Eigenschaft annehmen. In der Chemie bedingt dieser Vorgang die Wertigkeit (Valenz) und das Potenzial (vgl. 19.0.). Im Organismus beruht der gesamte Stoffwechsel auf dem Ionenaustausch bzw. der Ionenwanderung und der dadurch gewährleisteten Energieversorgung. Biologische Reize kommen nur dann zur Wirkung, wenn sie sich an den Grenzflächen zu elektronischer Energie wandeln. Im Falle der Beeinflussung durch atmosphärische Zonen geben diese ihre Ladung an die Epithelzellen der Luftwege ab oder nehmen Gegenladungen auf. Außer dem in 13.0. beschriebenen Mikroklima des Wohnbereiches sind wir damit ebenso mächtigen, schicksalhaften Naturkräften ausgesetzt, die schon in den vorausgegangenen Abschnitten gewürdigt wurden. In der erdnahen und erdfernen Atmosphäre herrscht ein durch die Ionen gebildetes luftelektronisches Feld, in dem erdnah die negativen Ladungen überwiegen, während mit der Entfernung von der Erdoberfläche die positiven Ladungen zunehmen. Der Mensch empfindet das luftelektrische Feld je nach seiner vegetativen Konstitution unterschiedlich ("Wetterfühligkeit"). Etwa ⅔ der Bevölkerung unserer Breiten sind als Sympathikotoniker vorwiegend positiv gepolt und empfinden daher eine negativ geladene Atmosphäre als angenehm. Sie wirkt beruhigend, Blutdruck,-, Puls- und Atemfrequenz dämpfend. Bei dem restlichen Drittel überwiegt die Vagotonie mit vorwiegender negativer Polarisation. Diese Menschen fühlen sich wohl bei positiv geladener Atmosphäre. Da der Unterschied der beiden Reaktionstypen von hoher medizinischer Bedeutung auch in der Entstehung, der Bewertung und Behandlung der Geschwulstkrankheiten ist, muß auf die vielfältigen Studien und Systematiken hier und an anderen Stellen (19.0., 21.1., 27.0.) auf dieses Gebiet eingegangen werden. RILLING nennt über 30 bekannt gewordene Nomenklaturen, von denen vier im medizinischen Sprachgebrauch Verwendung finden: Die auf HUTERS Psycho-Physionomik zurückzuführende Unterscheidung zwischen Empfindungsnaturell und Ernährungsnaturell; die von dem Psychiater KRETSCHMER verwendete Konstitutionstypologie und Klassifikation nach Leptosom (Schizothym) und Pyknisch (zyklothym); die von LAMPERT entwickelte Lehre der Reaktionstypen A (mikrokinetisch, reaktionsträge, spastisch, degenerativ, hypoton) und B (makrokinetisch, reaktionsfreudig, hyperton). Die nur bei Berührung von Erdleitern fühlbar werdende statische Elektrizität kann mehrere tausend Volt Spannung erreichen. Andere zusätzliche, bau- und wohnungsbedingte Belastungen wurden in 13.0. und 13.1. beschrieben. Zweifellos summieren sich all diese Faktoren gemeinsam mit den vielen nicht zum Bewußtsein kommenden Verstößen gegen die natürliche Lebensordnung zu dem Ursachenkomplex, der den modernen Menschen nicht mehr zur Vollgesundheit kommen läßt und den Boden für die Immunschwächekrankheiten vorbereitet. Seit jeher haben sich viele Forscher dem Studium der vielfältigen Verhaltensweise von Mensch und Tier gewidmet. Dabei ergaben sich - abgesehen von den geschlechtsbedingten Unterschieden zwischen Mann und Frau - immer wiederkehrende, sowohl funktionell als auch morphologisch in Erscheinung tretende Eigentümlichkeiten, die eine Unterteilung in zwei Haupt-Typen erlaubt, wie wir sie bedingt auch im Pflanzen- und Tierreich unterscheiden können. Sie haben ihren eigentlichen

Ursprung in der Polarität aller Lebensvorgänge, die uns im männlichen und weiblichen Prinzip, in Himmel und Erde, Tag und Nacht, in jeder Rhythmik und Periodizität begegnet. In der wissenschaftlichen Medizin kennt man seit langem die antagonistische Wirkung der Vagotonie und Sympathikotonie, die rhythmisch verlaufenden Lebensvorgänge, die unterschiedliche Reaktion auf physikalische Reize und auf das Wetter (siehe oben), den biphasischen Effekt der Medikamente (ARNDT-SCHULZsches Gesetz). Viele Forscher haben für die beiden konträren Verhaltensweisen ebensoviele Nomenklaturen geprägt. RILLING [52] und LAMPERT [44] nennen übereinstimmend 30 solcher Schemata, von denen nur wenige nachhaltige Geltung erlangt haben. Der Psychiater KRETSCHMER unterschied (1921) zwischen leptosomasthenischem und pyknischem Habitus und den jeweiligen Dispositionen zu psychischen Erkrankungen des zyklothymen (manisch-depressiven) und des schizoiden Formenkreises. Der Kliniker LAMPERT beobachtete bei der von ihm angewandten Wärmetherapie (27.0.) eine unterschiedliche Reaktion bei dem von ihm so benannten A-Typ vorwiegend vagoton, wärmebedürftig, hyperg, "makrokinetisch“ und dem B-Typ - vorwiegend sympathikoton, wärmeempfindlich, hypererg, "mikrokinetisch“. Bedingt erkennen wir hier die Polarität des Yin und Yang. Mit der Lampertschen Klassifikation decken sich im wesentlichen die Forschungsergebnisse des Bioklimatologen CURRY, der 1946 wenige Jahre nach den ersten Publikationen LAMPERTs seine weithin bekannt gewordene Einteilung in K-Typ (kaltfrontempfindlich, etwa dem A nach LAMPERT entsprechend) und W-Typ (warmfrontempfindlich, etwa dem B nach LAMPERT entsprechend) bekanntgab. Die geschichtlich älteste und tiefsinnigste Systematik dieses Dualismus stellt die Yin-Yang-Lehre der chinesischen Philosophie und Medizin dar. Ihr Verständnis ist für unser abendländisches Denken in konkreten, objektivierbaren Begriffen und Vorstellungen schwierig, weil Yin und Yang nicht als "Zustände" definiert werden dürfen. Trotz bestimmter Grenzen befinden sie sich ständig in Bewegung mit der Tendenz, eine Polarität in die andere zu überführen. Yin und Yang sind deshalb als labile Energieformen in ihrer individuell jeweils überwiegenden, aber in den verschiedenen Organfunktionen und Körperbereichen sehr variablen Funktion aufzufassen. HARTMANN [22], einer der besten Interpreten des Yin-Yang-Geschehens, empfiehlt, anstelle der konventionellen Vorstellung bestimmter "Typen" die beweglicheren Bezeichnungen "Yin-" bzw. "Yang-Konstitution“ einerseits, "Reaktionstypen" andererseits zu verwenden. Yin entspricht dem, was dunkel, kühl-feucht, weich, empfänglich, weiblich und absteigend ist, Yang dem, was hell, heiß, trocken, hart, aktiv, männlich und aufsteigend ist. Ein Ding, ein Vorgang kann in der einen Situation Yin sein, in einer anderen Yang. In der fernöstlichen Medizin sind die nährenden, kühlenden, befeuchtenden, entspannenden Kräfte Yang, die aktiven, Wärme erzeugenden, funktionellen Kräfte Yin. Die Substanz der Organe ist größtenteils Yin, die Energie, von der sie leben, Yang. Wo zu viel Yin ist, besteht Tendenz zu Kälte, Feuchtigkeit und Tendenz zu Verhärtung-Tumoren ! Wo zu viel Yang ist, besteht Überaktivität und Hitze. Fehlt es an Yin, kommt es zu Symptomen der Yang-Konstitution wie Reizbarkeit, Schlaflosigkeit, Verdauungsschwäche. Fehlt es an YANG, so entsteht Müdigkeit, Frösteln, Kreislaufschwäche. CURRY kam über die Wetter- und Klimaforschung zu seiner Typenlehre. Er stellte fest, daß neben der Luftelektrizität und anderen atmosphärischen Faktoren ozonähnliche Bestandteile trotz ihrer äußerst geringen, aber schwankenden Menge ausschlaggebend seien für das Wohlbefinden oder Mißbehagen der Menschen. CURRY verwendet statt Ozon den von ihm eingeführten Begriff "Aran" (Name einer im hohen Norden befindlichen Inselgruppe), denn die Luft enthält als diesen maßgebenden Faktor nicht nur O3, sondern einen von CURRY elektrometrisch nachgewiesenen

Komplex höherer Polymere des Sauerstoffs wie O4, O6 u. a. Der auf hohen Arangehalt der aus nördlicher oder östlicher Richtung kommenden Luft ungünstig reagierende Typ wurde mit K, der auf erniedrigten Arangehalt südlicher und westlicher Luftzufuhr ungünstig ansprechende Typ mit W bezeichnet. CURRY charakterisiert die beiden, in ihrer reinen Form selten anzutreffenden Wesensarten folgendermaßen: Der kaltfrontempfindliche K-Typ ist physisch und psychisch zäh, energisch, durchhaltend, zuverlässig, ehrgeizig, exakt bis zur Pingeligkeit, ein Gerechtigkeitsfanatiker, intelligenzbetont, dies jedoch auf Kosten des Gefühlslebens, ein systematischer, konstruktiver Denker und Erfinder, ein guter Beobachter, Organisator und Pädagoge, seine Ordnungsliebe zeigt sich auch in äußerlichen Dingen wie Kleidung, Lebensführung, Körperbeherrschung. Im negativen Sinn kann der K-Typ diktatorisch, streit- und herrschsüchtig sein, kompromißlos, schwierig, undurchsichtig, unberechenbar, unbelehrbar, empfindlich, in sich gekehrt, menschenscheu, gehemmt, schweigsam, mit sich und anderen unzufrieden, egoistisch, sparsam bis geizig. In vegetativer Hinsicht ist der K- Typ im wesentlichen vagoton, sein Stoffwechsel säurebetont, seine Reaktionsweise entspricht vorwiegend dem Yin. Der warmfrontempfindliche W-Typ ist liebenswürdig, fröhlich, unkompliziert, gesprächig, uneigennützig, freigebig, großzügig, aktiv und gern beschäftigt, kontaktfreudig, gefühlsbetont bis sentimental, oft künstlerisch begabt, steht gern im Mittelpunkt der Gesellschaft. Im negativen Sinn ist der W-Typ trotz Bewegungsdrang schnell erschöpfbar, wegen Stimmungsabhängigkeit u.U. unzuverlässig oder unpünktlich. In vegetativer Hinsicht ist der W-Typ im wesentlichen sympathikoton, sein Stoffwechsel basenbetont, seine Reaktionsweise entspricht vorwiegend dem Yang.

Das äußere Erscheinungsbild der beiden Typen in ihrer extremen Form ist bei SCHULTEKUHLMANN [62] dargestellt (Bild). Es findet bis ins Groteske auch in der Literatur seine Parallelen, etwa in Don Quichotte und Sancho Pansa, Max und Moritz, Dick und Doof etc. Solcher Typenreinheit begegnet man im Alltag freilich selten. Die meisten Menschen bieten eine Mischform beider Polaritäten mit Dominanz der Kennzeichen des einen oder anderen Typs. Ein Fragebogen wie der hier abgebildete erlaubt an Hand von Auskünften subjektiver Art den Patienten einigermaßen zu klassifizieren (Tabelle).

Ein genaueres Bild der jeweiligen vegetativen Reaktionslage und deren Bewegung gibt die sogenannte "Tonometrie“, die zahlenmäßig das Verhalten bestimmter Hautpotentiale gegenüber schwachen Gleichströmen erfaßt, nämlich des Widerstands R - Normbereich 15 - 25 KΩ - und der Kapazität C - Normbereich 0,4 – 0,75 μF (Mikro-Farad). Die Tonometrie oder R/C-Messung wurde nach Vorarbeiten von GILDEMEISTER [17] HOFF und LOSSE [24], KELLNER und MARESCH [33] sowie KÖTSCHAU [39] durch KRACMAR [41] und RILLING [53] in die Praxis eingeführt. Der von ihnen entwickelte „Tonometer" mit getrennter Anzeige der R- und C-Werte bei Hand-zu-Hand-Messung wird leider nicht mehr hergestellt. Eine Weiterentwicklung desselben ist der "Normotonometer" der Firma Biomed-Electronic in 21614 Buxtehude. Damit läßt sich auch die typengerechte Sauerstoff-Ionisierung bei der KMT nach v.ARDENNE (21.1. und 27.1.) entscheiden. Siehe auch WINDSTOSSER [72]. Aus vielfältigen Beobachtungen und tonometrischen Messungen ergaben sich folgende Zuordnungen einiger Krankheiten bzw. Krankheitsdispositionen zu den Reaktionstypen der Patienten:

Sympathikoton - W-Typ - Yang Hohe C-Werte - niedrige R-Werte Akute, entzündliche, infektiöse, fieberhafte Erkrankungen, exsudative, ödematöse, allergische Tendenz, Hyperergie, Hypertonie, Arteriosklerose, Apoplexie, Angina pectoris, Herzinfarkt, Hyperthyreose, Psoriasis, die meisten Diabetesformen, alle Übersäuerungskrankheiten wie Gicht, Rheumatismus, Neuritis, Herpes, Steinleiden, Phlebitis und Thrombose. Malignome: Die meisten Sarkome, malignes Melanom, Phäochromozytom, die Genitalkarzinome wie Ovarialund Hoden-Ca, das Hypernephrom, maligne Lymphom (M.Hodgkin und Non-Hodgkin), lymphatische Leukosen. Physiologische Konstitution beim Fötus, Neugeborenen, Kleinkind und den meisten Jugendlichen bis zur Pubertät.

Vagoton - K-Typ - Yin Hohe R-Werte - niedrige C-Werte Hypotonie, Hypergie, vorwiegend chronische, therapieresistente Krankheiten, Nebennierenerkrankungen, M.Addison, Alkalisierungserscheinungen wie Spasmophilie, Tetanie, Ulkusneigung, Magen-Darmatonie, Obstipation, Hernien, Prolapse und Senkungen, Myxödem, Hypoglykämie, Cholangitis und Cholezystitis. Zustand in der Narkose, nach Hepatitis und ausgelöst durch Beherdung. Sklerosierungs- und Degenerationsneigung, Atrophie und Lähmung.

Malignome: Die meisten soliden und aus Geweben genetisch epithelialer Herkunft wie Lungen-, Leber-, Pankreas-, Gallenblasen-, Harnblasen- und Nieren-Ca. Alle Tumor-Endstadien. Physiologische Konstitution Vielfach im höheren Alter. Angaben z. T. nach CURRY, HOFF und LOSSE, RILLING u. a. sowie nach eigenen Beobachtungen (d. Verf.). Unter den in den therapeutischen Abschnitten beschriebenen Behandlungsmöglichkeiten sind diejenigen hervorzuheben, die den Vagotonus abbauen, im wesentlichen also die Yang-Kräfte stärken. Gemeinsam besitzen sie die Eigenschaft, der Gewebs- und Zell-Azidose entgegenzuwirken und die Blut-Alkalose zu senken. Damit wird - auch bei Sympathikotonikern - die Immunabwehr und die Wiederherstellung der Zellordnung gefördert. Als wichtige Prinzipien mit dieser Zielrichtung seien hier genannt: • • • • • •

Die vegetabile, auf tierisches Eiweiß verzichtende Ernährung (16.0. bis 16.2.) Die Beseitigung geopathischer (13.1.) und fokaler (15.0. bis 15.2.) Schadensfaktoren Alle spezifischen und unspezifischen Antigene und Isopathine (24.0.) Fieber, Hyperthermie und Hyperpyrese (27.0. bis 27.2.) Adrenalin, Thyroxin und die zytoplasmatischen Organpräparate (14.1. und 14.2.) Plazenta, Elpimed (14.0. und 14.1.)

SYMPATHIKOTONIE

PARASYMPATHIKOTONIE

Ergotropie, Jang

Trophotropie, Jinn

Reduktive Tendenz

Oxidative Tendenz

Alkalotische Tendenz (Blut)

Acidotische Tendenz (Blut)

K-Typ (MS, Ca, Spasmophilie)

W-Typ (Allergie, Hyperthyreose, Entzündung, Infekte)

Bei peripherer Messung überwiegendes C, bzw. tiefes R, Morgenmensch, Lerche

Bei peripherer Messung überwiegendes R, bzw. tiefes C, Abendmensch, Eule

Adrenalin, adrenergische Therapie

Alkalisierende Therapie und Ernährung

Austrocknen

Acetylcholin

Amygdalin

Alkohol

Bromelain, Belladonna

Antibiotika

Bleomycin

Chinin

BCG, Tuberkulin, Bewegung, Sport

Cytochrom C

Blei und andere Schwermetalle

Digitalis

Calcium

Eichotherm

Coffeinhaltige Präparate

Epiphysenaktivierung

Eigenblut und Eigenserum

Fastentherapie, Eiweißeinschränkung

Elpimed, Echinacin

Furylmethanol

Eiweißreiche Kost

Fettzufuhr + KOH

Elektrochirurgie

Flüssigkeitszufuhr

Erysipel (cooley-Serum)

Höhenklima

Fiebertherapie, Hyperthermie

Hypophysendurchflutung (samuels, Schliephake)

Flüssigkeitsreduktion Gelum oral rd. (auch äußerlich)

Hypophysen-Hinterlappenpräparate: Oxytocin, Orasthin, Pituitrin, Physormon, Pituigan

Hefe

Hyperventilation Huminstoffe: Solum uliginosum

Hypophysen-Vorderlappen-präparate: Lipolysin masc. und femin., Progynon, Testoviron, Epiphyse Rev. 23 Dil II

Immunsuppression: Revitorgan Nr.29 f, Imurek

Immunstimulation: Revitorgan Nr.29 k

Insulin

Iscador und andere Mistelpräparate

Kalium

Impletol

Kneippkuren

Jod

Magnesium

Milchinjektion

Opiate

Milz-Substitution und Aktivierung, Rev. Nr. 28, Dil II

Ozon, Blut-Sauerstoffbehandlungen

Mitomycin, Rey. 20 Dil II

Petroleum

Nebennieren-Substitution und -aktivierung

Plazenta: Revitorgan Nr. 70, Proresid, Phosphor

Primolut Nor und andere Östrogenhemmer

Radioaktive Bäder und Trinkkuren

Säuren, organische und anorganische: Mandelamine, Gelamon

Ruhe, viel Schlaf, Sauna, Schwitzprozeduren

Schilddrüsensubstitution und –aktivierung

Schlangengifte, Strahlentherapie

Thymusaktivierung und -substitution: Revitorgan Strophantin, Strychnin Nr. 29k, Dil II Tuberkulin

Sympatol

Vitamine: A, B1, C, D, E

Vitamine: A, B2,C,K,P

Wärmezufuhr, Wollekleidung

Vegetarische (laktovegetabile) Kost, häufige kleinere Mahlzeiten, fettkohlenhydrat- und kaliumreich, Eiweiß und natriumarm

Wobe-Mugos-Präparate (Enzyme)

Keine Vagotonika: Digitalis, Strophantin

Zellular- bzw. Zytoplasmatische Therapie

Chinin, Strychnin

Fragebogen Zur ungefähren Ermittlung der Konstitution bzw. des Reaktionstyps. Für die Beantwortung der Fragen ist das überwiegende, vorzugsweise und gefühlsmäßige Verhalten oder Empfinden maßgebend. Im Zweifelsfall versuche man zu einer Entscheidung zu kommen. -

Essen Sie viel und gern? Haben Sie Gewichtsprobleme? Sind Ihnen stark-gewürzte oder gesalzene Speisen unangenehm? Lieben Sie fette Speisen? Lieben Sie Fleisch und Wurst? Lieben Sie Süßigkeiten, Süßspeisen? Ekeln Sie sich leicht, sind Sie sehr geruchsempfindlich? Trinken Sie gern und viel? Vertragen Sie Alkohol? Sind Sie ein Langschläfer? Träumen Sie viel? Brauchen Sie früh eine längere Anlaufzeit? Ermüden Sie rasch bei ungewohnter körperlicher Arbeit? Können Sie längere Zeit stehen? Schwitzen Sie leicht?

ja / nein ja / nein ja / nein ja / nein ja / nein ja / nein ja / nein ja / nein ja / nein ja / nein ja / nein ja / nein ja / nein ja / nein ja / nein

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Machen Sie untertags gern ein Nickerchen? Sind Ihnen überfüllte, schlecht belüftete Räume unerträglich? Sind Sie gegen Wärme, warme, föhnige Luft empfindlich? Brauchen Sie nachts unbedingt ein offenes Fenster? Lieben Sie kaltes, windiges, winterliches Wetter? Kleiden Sie sich gern warm, tragen Sie nachts einen Schlafanzug? Benötigen Sie im Winter Hut und Handschuhe? Baden Sie gern sehr warm oder heiß? Ja / nein Erwärmen Sie sich nach kaltem Baden oder Duschen rasch? Sind Sie gesprächig, gesellig? Ja / nein Vergessen Sie unangenehme Erlebnisse oder angetanes Unrecht rasch?

ja / nein ja / nein ja / nein ja / nein ja / nein ja / nein ja / nein ja / nein ja / nein ja / nein ja / nein

14.0 Das Mesenchym Mesenchymale Immunität - Mesenchymale Therapie Die Matrixforschung als neuer Zweig medizinischer Grundlagenforschung erweist sich als gewaltige Erweiterung und Fortsetzung des aus dem 19. Jahrhundert überkommenen zellulären Dogmas. Die bereits vorliegenden Befunde beweisen, daß die Zellmembran keineswegs nur als Grenze zwischen dem Intra- und Extrazellularraum aufzufassen ist, sondern von Elementen der extrazellulären Grundsubstanz wie Fibronectin, Heparansulfat durchdrungen wird. Feinste Strukturen des Zytoplasmas lassen ihrerseits einen alternierenden Informationsaustausch zwischen Zelle und Matrix vermuten. Letztere stellt nach neueren Erkenntnissen (PISCHINGER, PERGER, KNECHT, HEINE) ein Molekularsieb und Pufferungsorgan dar, bestehend aus funktionellen Glykosaminglykanen, Proteoglykanen, Struktur- und Vernetzungsproteinen. Als metabolisch bedeutsame Transitstrecke bildet sie die entscheidende Umsatzstelle zur Ver- und Entsorgung der Zellen und deren regelrecht verlaufenden Stoffwechselfunktion. Die Erweiterung der einseitig-beschränkten Zellularvorstellung um die Dimension und Funktion des mesenchymalen Raumes bahnt gleichzeitig einen der Wege an zur Verständigung zwischen lokalpathologischer Lehrmedizin und ganzheitlicher Naturheilkunde. Dies wird besonders deutlich in der Nutzanwendung auf chronisch-degenerative, therapieresistente Erkrankungen. Es liegen überzeugende Beobachtungen vor, wonach unbiologische, unphysiologische Dauerbelastungen oder Reizüberflutungen des Grundgewebes individuell auch Geschwulstentstehung und -wachstum begünstigen (BERGSMANN, SCHLITTER). Auf den Kongressen der Gesellschaft für Matrixforschung werden für diese Zusammenhänge immer wieder neue Erkenntnisse und Bestätigungen beigetragen. Ich widme dem Thema Mesenchym deshalb viel Zeit, weil nur auf Basis des Verständnisses der mesenchymalen Funktion eines der Grundgesetze unserer Krebstherapie befolgt werden kann, gegen das ununterbrochen verstoßen wird, nämlich das Gesetz der Reihenfolge unserer Maßnahmen. Wer das zweite vor dem ersten tut, bringt sich und seine Patienten schon im Beginn seiner Behandlung um den Erfolg. Hier liegt auch eine der Ursachen für das häufige Versagen der Klinik, die immer nur manoman auf die Vernichtung des Tumors zugeht. Es ist wie bei einem Zahlenschloß. Wer den Code, die Reihenfolge nicht beachtet, hat die Vergeblichkeit seiner Bemühungen schon vorprogrammiert.

Das Mesenchym Das Mesenchym, Matrix, Grund-, Zwischen- oder Bindegewebe, ist entwicklungsgeschichtlich aus den drei Keimblättern, hauptsächlich aus dem Mesoderm, entstanden. Es nimmt deshalb nicht nur ontogenetisch, sondern auch hinsichtlich der in ihm enthaltenen vielfältigen Formelemente eine Sonderstellung unter den meisten Bestandteilen des Organismus ein. Seine überragende zentralkybernetische Funktion und damit verbundene Bedeutung für die Vorgänge des Lebens, der Gesundheit und Krankheit wurde jedoch erst in neuerer Zeit erforscht und der Therapie zugänglich gemacht. Der französische Anatom BORDEU [10] bezeichnete bereits 1767 das bis dahin bedeutungslose Bindegewebe als "organe cellulair". Sein Landsmann RAYNAUD (1834–1881) sah hundert Jahre

später im Bindegewebe "die größte Drüse des Körpers". Der Pathologe RINDFLEISCH (1816– 1911) stellte die Frage, ob VIRCHOW (1821–1902) mit seiner das Bindegewebe völlig ignorierenden Zellularpathologie nicht doch zu einseitig geblieben sei. Der Anatom HERTWIG (1849–1922) [30,31] schuf den Namen "Mesenchym" und unterschied in diesem den faserigen "reifen" und den amorphen embryonalen "unreifen" Anteil. BUTTERSACK [13] erweiterte diese Begriffe 1912 durch das von ihm so benannte, mit kollagenen und elastischen Fasern durchzogene "Stützgewebe“ oder "Interstitium" und das eigentliche "weiche Bindegewebe" mit dem in ihm eingebetteten "Retikulo-endothelialen System" (RES), das dann von ASCHOFF [2] 1924 in seiner vielfältigen zirkulatorischen, metabolischen und immunkompetenten Funktion seine weitere Definition erfuhr. Dem retikuloendothelialen oder retikulohistiozytären System (RES bzw. RHS) fällt im Rahmen der lebenswichtigen Aufgaben des Mesenchyms die Erkennung, Phagozytose und Speicherung von Fremdstoffen, Fremdkörpern und Mikroorganismen zu. Es setzt sich zusammen aus Zellen des retikulären, also netzförmigen Bindegewebes (Retikulumzellen), aus eigentlichen Bindegewebszellen (Fibrozyten), aus Blutgefäßund Lymphgefäßwandendothelien (Retikuloendothelien), aus eigenständigen Histiozyten und (aus Monozyten entstehenden) Makrophagen (Freßzellen). In seiner Hauptaufgabe der "Abfallbeseitigung“ wird das RES unterstützt durch Antikörper (IgG), Komplemente und Koenzyme. Mesenchym ist praktisch überall im Organismus vorhanden. Es bekleidet den Körper lückenlos als Unterhautgewebe, es füllt alle feinen Spalten und Lücken zwischen den Zellen und Organen aus, es überzieht und durchdringt alle Organe. Nirgendwo gibt es direkten Kontakt zwischen Organen, Gefäßen, Nerven und selbst Zellen, überall ist das allgegenwärtige Bindegwebe als "mesenchymaler Raum", als "Transitstrecke“ dazwischengeschaltet. In diesem Raum beginnen die Lymphbahnen, in ihm verläuft die kapilläre Endstrombahn, in ihm enden die vegetativen Nervenfasern, in ihm vollzieht sich eine stete rhythmische Fluktuation der extravasalen Flüssigkeit des ganzen Körpers und der damit verbundene Austausch gelöster Energieträger und Stoffwechselprodukte. EPPINGER [17] spricht - alternativ zur arterio-venösen Zirkulation - von einem "inneren Kreislauf". Die mesenchymale Flüssigkeitsmenge übertrifft nach MOLENAAR und ROLLER [48] mit 15–17 Litern beim Erwachsenen die Quantität von Blut und Lymphe um etwa das Doppelte. BERGSMANN [5,6,7] stellt eine Abhängigkeit der Fließgeschwindigkeit dieses Mediums vom elektrostatischen Zustand bzw. vom Ionisationsgefälle der durchströmten Gewebe fest. Analog dazu berichtet SEEGER [79] von einem Zusammenhang mit dem Biorhythmus des SäureBasenausgleiches. Demnach quillt der humorale Anteil der Grundsubstanz und schrumpfen die kollagenen Fasern bei steigendem Gewebs-pH, während im umgekehrten Fall der humorale Anteil schrumpft und die kollagenen Fasern quellen. Dadurch entsteht eine Pumpbewegung, die sich dem gesamten Mesenchym des Organismus mitteilt. All diese Feststellungen sind wichtig, weil sie einmal mehr den Zusammenhang mesenchymaler Reaktionen mit den ernährenden, atmosphärischen, ökologischen und geopathischen Umweltfaktoren beweisen. Mesenchymale und retikuloendotheliale Zellen durchsetzen massenhaft das Parenchym der daran besonders reichen Organe wie Nebenniere, Thymus, Milz und Leber sowie die für die Entwicklung des Fötus im Mutterleib kompetente Plazenta und die Nabelschnur. Deshalb liefern diese Gewebe, besonders im Stadium ihrer vorgeburtlichen oder jugendlichen Aktivität, die Ausgangssubstanzen für die Herstellung der zur Revitalisierung des gesamten Organismus oder zur Aktivierung seiner Heilkraft dienenden Präparate (siehe "Mesenchymale Therapie"). Den Magen-Darmkanal und dessen Anhangsgebilde umgibt das von Mesenchym durchdrungene größte Lymphsystem des Körpers. Diesem obliegt die Erkennung und Abwehr der mit der Nahrung

aufgenommenen oder daraus entstehenden Schadstoffe. Aufschließung und Verwertung aber erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der Darmflora in den verschieden konditionierten Abschnitten des Verdauungstraktes. Damit steht auch die Ernährung in enger Beziehung zur mesenchymalen Regulation der Stoffwechsel- und Immunvorgänge. Unter den verschiedenen teils zirkulierenden teils ortsfesten zellulären Bestandteilen des Mesenchyms nehmen die Fibroblasten eine Sonderstellung ein. In ihrer Jugendform sind sie an der Bildung der mesenchymalen Zwischenzellsubstanz beteiligt und reifen dann zu den Fibrozyten: längliche, flächig ausgebreitete, fortsatzreiche Zellen, die nach neueren Erkenntnissen sehr wandlungsfähig sind und sich zu den ebenfalls sternförmig verzweigten Retikulumzellen, Megakaryozyten, Monozyten, Lymphoblasten und Lymphozyten verwandeln können. Die bisher als ausschließlich der myeloischen bzw. lymphatischen Genese zugeschriebene Entstehung dieser Zellen bedarf somit der Revision. Im mesenchymalen Raum vollzieht sich auch deren Auflösung (Erythrolyse und Leukolyse), wobei regulativ wirksame Zerfallsprodukte, Nekrohormone usw. entstehen. Nach den Untersuchungen von FEYRTER [18] sind zwei Reihen der Retikulumzellen mit verschiedener Größe zu unterscheiden. PISCHINGER [56–65] gelang es, die physiologische Bedeutung dieser auch in ihrer elektrischen Ladung differenten Zellen nachzuweisen. Die kleineren gelten demnach als die Stammzellen der Lymphozyten. Im ausgereiften Zustand werden sie selbständig und ortsbeweglich. Die Lymphdrüsen sind nach dieser Auffassung Speicherorgane vorwiegend kleiner Retikulumzellen, die dort nach Bedarf zu Lymphozyten heranreifen. Die großen Retikulumzellen dagegen finden sich hauptsächlich in der Leber und sind hier nach PISCHINGER identisch mit den KUPFFERschen Sternzellen. Auch diese können bei Bedarf umgewandelt werden, reifen dann aber zu Monozyten, deren Vermehrung, Funktion und Untergang mit dem von PISCHINGER beschriebenen M-Faktor verbunden ist, einem für den Schockausgleich und Heilungsvorgang äußerst wichtigen Inkret mit dem Charakter einer hochmolekularen Fettsäure. Andere mesenchymale Regulative gehören den hochpolymeren Zuckern, den sogenannten Mucopolysachariden oder Proteoglykanen an, die in komplizierten Verbindungen und Vernetzungen den humoralen Teil des Mesenchyms bilden. Mit dem RES in enger Arbeitsgemeinschaft regelt das Mesenchym zahllose lebenserhaltende Abläufe der Nährstoffversorgung, Zellatmung, Immunüberwachung, Infektabwehr, Antigenerkennung usw. Kraft seiner embryonalen Herkunft und der noch in ihm schlummernden polyvalentontogenetischen Potenz, insbesondere auch hinsichtlich der sich in ihm abspielenden interzellulären Informations- und Reizübertragung hat das Mesenchym seine dominierende Bedeutung bei der Verhütung und Überwindung des Krankheitsgeschehens sowie bei allen Repairvorgängen. Das Zelle-Milieusystem reagiert dabei prinzipiell ganzheitlich (wenngleich gelegentlich auch nur halbseitlich) und zwar blitzartig, d. h. mit Lichtgeschwindigkeit. Dies erleichtert uns das Verständnis für manche wissenschaftlich bisher unerklärlich gebliebene Erscheinung aus dem Bereich der alternativen Medizin, z. B. das Sekundenphänomen, die Akupunktur, das Herdgeschehen usw. Als Überträger dieser "wunderwirkenden“ Impulse dürfen aller Wahrscheinlichkeit nach die Biophotonen gelten, die von POPP als kleinste kohärente Lichtwellen-Fragmente des UV-Bereiches verifiziert wurden und vielleicht die wichtigsten Energieträger der gesamten lebenden Natur überhaupt sind. Von großer therapeutischer Bedeutung ist die Tatsache, daß auch die Krebsgeschwulst normales Mesenchym enthält, ja, daß sich die Krebszellen sogar mit molekularer körpereigener Substanz aus diesem Gewebe tarnen (Neuramin, Transferrin, Fibrin usw.). Dieser Umstand erschwert dem Organismus die Erkennung maligner Zellen als "artfremd", weshalb hinsichtlich des körpereigenen

Krebsschutzes auch keine Parallelen zu den uns aus der Bakteriologie und Toxikologie her geläufigen Abwehrvorgängen, der Antigen-Antikörperreaktion, der Selektion usw. gezogen werden können. Dennoch reguliert das Zelle-Milieusystem alle Lebensvorgänge nervaler, biochemischer und biophysikalischer Art. Diese Fähigkeit ist jedoch nicht unerschöpflich. SELYE [80] unterscheidet zwischen dem durch akuten Schock ausgelösten kompensationsfähigen Alarmsyndrom und dem bei fortgesetztem "Disstreß" auftretenden vegetativen Zusammenbruch mit seinem mannigfachen Symptomenbild der "Adaptationskrankheiten". Jede die Grenze der psychischen oder physischen Ausgleichsfähigkeit dauernd oder immer wieder überschreitende Belastung, jeder anhaltende und nicht beseitigte Störfeldreiz, jedes Herdgeschehen, jede geopathische oder elektromagnetische Influenz führt schließlich zur mesenchymalen Insuffizienz, zur Mesenchymblockade, zur Hypergie und Anergie. Jeder therapieresistenten Krankheit, jedem mit Degenerationstendenz verbundenen Leiden, insbesondere dem Krebsgeschehen, geht meist lange Zeit und dem Patienten nicht zum Bewußtsein kommend ein mesenchymales Versagen voraus. Und es ist klar, daß die mesenchymale Kybernetik und Heilkraft erst nach Beseitigung der Primärschäden wiederhergestellt werden kann. Da nach PISCHINGER zunächst immer die unspezifischen, dann erst die spezifischen Immunvorgänge versagen, muß auch diese Reihenfolge in der Therapie berücksichtigt werden. Sowohl BUTTERSACK [13], als auch der Wiener Kliniker EPPINGER (1879–1946) waren bereits der Überzeugung, daß viele Krankheiten ihren Ausgang vom Bindegewebe nehmen. Zur gleichen Auffassung kam 1953 FROMME [20] hinsichtlich der Karzinogenese, der er die ordnende "embryonale Kraft" des Mesenchyms gegenüberstellte. Auch in der umfangreichen Literatur der von RUDOLF STEINER (1861–1925) nach anthroposophischen Gesichtspunkten erweiterten Heilkunde, die den Menschen als leib-geist-seelische Wesenseinheit sieht, finden wir - etwa bei HAUSCHKA, HEINE, HOLTZAPFEL, LEROI, LORENZ, VOGEL, WOLFF und anderen ärztlichen Vertretern dieser Richtung [25–28] - ähnliche Gedankengänge und Schlußfolgerungen. All diese von der lokalpathologisch erstarrten Hochschulmedizin ignorierten oder bekämpften Erkenntnisse fanden ihre erste große wissenschaftliche Zusammenfassung, Bestätigung und Erweiterung durch die etwa ab 1950 in zahlreichen Arbeiten veröffentlichten Ergebnisse der Mesenchymforschung durch die Wiener Schule unter dem Ordinarius für Histologie Professor ALFRED PISCHINGER und seinen Mitarbeitern. Sein Lebenswerk wurde nach seinem Tod 1983 von seinen Freunden und Schülern KELLNER, PERGER, BERGSMANN, DRACZYNSKI (siehe Literatur) fortgesetzt, vorwiegend Mitglieder des österreichischen LUDWIG BOLTZMANNINSTITUTS und der DEUTSCHEN MEDIZINISCHEN ARBEITSGEMEINSCHAFT FÜR HERD- UND REGULATIONSFORSCHUNG (DAH). Es kam dadurch zu einer glänzenden Rehabilitation und Neubelebung der durch das VIRCHOWsche Dogma verdrängten und in Vergessenheit geratenen Humoralpathologie und Humoraltherapie. Die Ganzheitsmedizin, wegen ihrer Unspezifität, Subjektivität und Polyvalenz eine bisher kritikanfällige, nur erfahrungsheilkundlich belegbare Disziplin, besitzt nun handfeste Argumente und ein wissenschaftlich nachprüfbares Fundament. Das von PISCHINGER und seiner Schule geschaffene Werk muß jeden noch so kontrovers eingestellten Kritiker überzeugen. Es wurde ein Meilenstein mehr, ein Signal mehr im Aufbruch zu einer von den Fesseln der Zellular- und Organ-Gebundenheit befreiten, wieder der leib-seelischen Ganzheit des Menschen zugewandten Heilkunde. Die weiterführenden Wege sind vorgezeichnet.

Dem jungen Medizinstudenten freilich, der dieses faserige Bindegewebe bei der sauberen Präparation von Organen, Gefäßen und Nerven in der Anatomie nur als lästig empfindet und achtlos in den Kübel wirft, bleibt das in diesem Organ sich vollziehende Wunder verborgen. Wird sein Wissen Stückwerk, seine spätere ärztliche Tätigkeit ein Handwerk bleiben? Die Stagnation in der onkologischen Forschung und Therapie ist zum nicht geringsten Teil auf die Unkenntnis der mesenchymalen Funktion zurückzuführen. Nach dem heutigen Stand unserer Kenntnis liegt - im Gegensatz zu der von den bisher maßgebenden Onkologen (VIRCHOW, K.H.BAUER u. a.) verkündeten Lehre der isolierten Zellmutation - auch dem Krebsgeschehen eine primäre, Jahre- bis jahrzentelange mesenchymale Vorkrankheit mit Verlust der ordnenden und differenzierenden Kraft des Mesenchyms zugrunde. Nur auf dieser Basis kann die chaotische Zelldegeneration an einer Schwachstelle des Organismus Fuß fassen. Und nur unter der Voraussetzung des Verständnisses dieser Kausalität kann das Konzept einer erweiterten, sytemisch wirkenden Krebstherapie überhaupt begriffen und realisiert werden. Unser heutiges Wissen über das Mesenchym, beruhend in der Hauptsache auf den Forschungsergebnissen der PISCHINGERschen Schule, läßt sich in folgenden Punkten zusammenfassen: 1. Dem Mesenchym kommt eine Schlüsselrolle als übergeordnetes ganzheitliches Regelprinzip zu. In ihm vollzieht sich mit Lichtgeschwindigkeit die Informationsleitung und -verteilung über das hochvernetzte Kommunikationssystem des Organismus. 2. Das Mesenchym, die in ihm enthaltenen Zellen und die extrazelluläre extravasale Flüssigkeit sind energetisch gesehen ein offenes, autonomes, ganzheitlich kommunizierendes Regulationssystem mit embryonalem "Erinnerungsvermögen", dem alle phylogenetisch und ontogenetisch jüngeren Systeme untergeordnet sind. Die linear-wissenschaftliche Denkweise reicht zum Verständnis der sich hier abspielenden Phänomene nicht aus. "Wer eindimensionale Kausalketten auf vernetzte Systeme anzuwenden versucht, kann für seine Arbeiten nicht mehr den Anspruch der Wissenschaftlichkeit erheben" (THOMAS 1986). 3. Das Mesenchym reagiert ausnahmslos ganzheitlich und ubiquitär auf alle wie immer gearteten Reize kurzer oder langer Dauer. Überbeanspruchung der Adaptationsfähigkeit führt zu mesenchymaler Reaktionsschwäche, schließlich zur mesenchymalen Blockade. 4. Die im Mesenchym ablaufenden Steuerungsvorgänge sind mit definierten humoralen und zellulären Veränderungen verbunden. Leukolyse und Monozytose spielen dabei eine Rolle. LUTZ und PISCHINGER identifizierten zwei Inkrete des Mesenchyms mit unterschiedlich phasenkongruenter, vagotroper Wirkung auf Abwehr-, Schock- und andere neuro-vegetative Stoffwechselvorgänge. 5. Zelluläre und humorale Seitenspezifität bzw. Asymmetrie mesenchymaler Reaktion ist eine Tatsache, "die jeder sofort zur Kenntnis nimmt, der sie überprüft, die aber jeder leugnet, der zu solcher Prüfung nicht den Mut aufbringt" (BERGSMANN). 6. PISCHINGER differenzierte zwei heterogen geklonte Fibroblastentypen mit unterschiedlicher physiologischer Aufgabe und voneinander abweichender morphologischer Entwicklung.

Lassen wir abschließend noch einen der profiliertesten Mitarbeiter des Kreises um PISCHINGER, Professor GOTTFRIED KELLNER [34-36] zu uns sprechen mit einer Bemerkung, die er an das Ende eines eigenen Vortrages gesetzt hat: "Wenn man wieder zur Frage zurückkehrt, wo denn die Medizin in der Krise der westlichen Welt steht, dann bleibt eines offen: Daß das, was von unserem Bereich der theoretischen Medizin für die Grenzgebiete der Medizin geleistet wurde, von den klinischen Institutionen entweder nicht anerkannt oder ignoriert oder nicht verstanden wurde. Ich möchte diese drei Begriffe in eine allgemeinverständliche Form bringen: "Nicht anerkannt" möchte ich als Hochmut bezeichnen, der nicht nur die Grenzgebiete, sondern auch die theoretische Medizin von der klinischen Medizin abgrenzt, und das ist eine gefährliche Spaltung innerhalb einer Fakultät. "Ignoriert“ man das aber das Grundsystem, die zelluläre und humorale Asymmetrie als Folge einer regionären Desintegration, von der mehr als 90 % der Bevölkerung betroffen sind, dann muß man die Forschungsgelder, die den Fakultäten zugeteilt werden, jenen Institutionen zur Verfügung stellen, die sich um die chronischen Erkrankungen der Bevölkerung bemühen, da diese die größten Soziallasten verursachen. „Nicht verstanden" heißt ganz klar ausgedrückt, seine Insuffizienz im Erkennen pathophysiologischer Regulationsmechanismen einzugestehen - oder Angst vor dem Fortschritt zu haben."

15.0 Organotherapie - Die zytoplasmatische Organotherapie - Die Therapie mit Zellbestandteilen Leider ist es erforderlich, an dieser Stelle wieder der Anklage von Mißständen Raum zu geben, die wir der Maßlosigkeit medizinal-behördlicher Bürokratie zu verdanken haben. Nachdem der hauptsächlich von der völlig inkompetenten Frau OEPEN (siehe Kapitel 4) angeführte Feldzug gegen sämtliche Naturheilverfahren einer unerwünschten Entwicklung in dieser Richtung eher förderlich war, gingen die maßgeblichen Stellen – Bundesgesundheitsamt, Arzneimittelkommission, Bundesärztekammer - dazu über, ihre Kampfmaßnahmen auf den Markt der biologischen Medikamente auszudehnen. Dies begann 1981 mit dem Vorstoß des BGA gegen die aus Osterluzei (Aristolochia) hergestellten Arzneimittel, das einige Dutzend Präparate von etwa 25 Firmen betraf. Es war gelungen, mit extrem hohen Dosen, die therapeutisch nie zur Anwendung kamen, bei Versuchstieren Krebs zu erzeugen. 1988 setzte das BGA seine naturheilmittelfeindliche Haltung fort mit dem Widerruf der Zulassung weiterer althergebrachter Phytopharmaka wegen ihres Gehaltes an Pyrrolizidinalkaloiden. Auch diese können nur dann - wie der Vorwurf lautet - als "leberschädigend“ gelten, wenn die betreffenden Drogen in sinnlos großen Mengen eingenommen würden. Unter den von dem Verbot betroffenen 14 Heilpflanzen finden sich solche von hervorragender Wirkung wie Huflattich (Tussilago), Beinwell (Symphytum), Wasserhanf (Eupatorium), Boretsch (Borago) u. a. Sie wurden bisher von über 1.100 Herstellern zu rund 2.500 bewährten Präparaten verarbeitet, mit denen unzähligen Patienten nicht nur wirksam geholfen, sondern auch die Einnahme synthetischer, weit weniger nebenwirkungsfreier Medikamente erspart werden konnte, von der durch Phytotherapie möglichen Kostendämpfung in Milliardenhöhe ganz abgesehen. Für sein Einschreiten genügte dem BGA ein einziger mysteriöser Vorfall, der sich nicht einmal in der Bundesrepublik, sondern in der Schweiz zugetragen hat: Eine zudem drogensüchtige Frau hatte während ihrer Schwangerschaft täglich literweise Huflattichtee getrunken und dann ein totes Kind geboren. Eine so wenig überzeugend begründete Staatsaktion kann auch in diesem Fall nur als grober Mißbrauch der Nutzen-Risiko-Abwägung gelten. Wie verlautet, sollen demnächst (1989) auch Arnika, Echinacea, Hypericum und Procain in den sogenannten "Stufenplan" der Überprüfung aufgenommen werden. Zum "vorläufigen" Ruhen der Zulassung ist es erfahrungsgemäß dann nur noch ein kleiner Schritt. Für Firmen mit bescheidenerem Umsatz bedeutet der Ausfall auch nur weniger Präparate über längere Zeit den Existenzverlust. Gerade dies scheint mit den Aktionen gegen die Naturheilmittel aber beabsichtigt zu sein, um der biologischen Medizin insgesamt zu schaden. Was bringt überhaupt die wissenschaftliche Akribie des BGA Die Testung von Heilpflanzen in letalen Mengen an Versuchstieren beweist doch nichts anderes, als daß falsch dosierte Arzneimittel gesundheitliche Schäden auslösen. Das ist eine Binsenweisheit und steht schon bei PARACELSUS. Wäre das BGA eine wahrheitssuchende Instanz, müßte es konsequenterweise alle 8.570 in der ROTEN LISTE eingetragenen Präparate auf ihre letale Dosis untersuchen. Eine Schlaftablette ist harmlos, eine Handvoll wirkt tödlich. Das wird vom BGA geduldet. Warum also die Intoleranz im Naturheilbereich? Außer diesen gegen pflanzliche Heilmittel gerichteten Aktionen erließ das BGA 1987 die "vorläufige", 1988 die "befristete", jedoch bis heute (1989) nicht revidierte Zurücknahme der Zulassung bis dahin seit Jahrzehnten weltweit in Gebrauch gewesener, injizierbarer Frisch- und

Trockenzellpräparate, eine Maßnahme, die für die gesamte biologische Medizin und die von ihr betreuten Patienten, insbesondere aber für die immunologische Krebstherapie eine empfindliche Einbuße bedeutet. Davon betroffen sind insgesamt 235 von 4 seriösen Firmen hergestellte Präparate. Man begründete die Maßnahme mit zunächst 3, später mit 4 weiteren, während oder nach zelltherapeutischen Injektionen verstorbenen Patienten, denen schätzungsweise 4 - 5 Millionen komplikationslos verlaufener Anwendungen dieser Art durch Tausende damit erfolgreicher Ärzte gegenüberstehen. Allein die DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR ZELLTHERAPIE zählt mehrere hundert Mitglieder. Zeitweilig dürften in der BRD täglich 5–6.000 Injektionen von Frisch- oder Trockenzellen gegeben worden sein. Von einer einzigen der von dem Verbot betroffenen Firmen (Cybila) waren bis zum Lieferstop etwa 1,5 Millionen Ampullen ihrer Lyophilisate ohne irgendwelche Zwischenfälle zur Anwendung gekommen. Unter Berücksichtigung aller vorliegenden Erfahrungen liegt die Rate der Nebenwirkungen mit 0,002 % niedriger als die der meisten chemisch-pharmazeutischen Präparate. Auch ist kein einziger Fall von Virusübertragung nachgewiesen worden. Die sieben das Verbot auslösenden Todesfälle sind hinsichtlich ihrer Kausalität keineswegs einwandfrei geklärt. Es liegen Gutachten vor, die einen Zusammenhang mit der Frischzelltherapie bestreiten bzw. in einem Fall die Todesursache "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in der Verabreichung eines Breitband-Sulfonamides sehen" (raum & zeit 30/1987, 32/37/1988), gegen das die betreffende Patientin bereits früher einmal allergisch reagiert hatte. Die journalistischen Recherchen brachten außerdem zutage, daß die treibende Kraft für das Verbot nicht allein von medizinischen Instanzen, sondern auch von Tierschutzorganisationen ausging. Dabei kann gerade hier von Tierquälerei (wie etwa bei Laborversuchen) überhaupt keine Rede sein, weil die zur Organentnahme aus den Feten benötigten Muttertiere unter biologisch besonders günstigen Bedingungen und laufender tierärztlicher Kontrolle leben, die Neugeborenen und Jungtiere aber nicht anders als im Schlachthof getötet werden. Über 1.500 wissenschaftliche Grundlagenforschungen, Langzeit- und Doppelblindstudien, die zu positiven Beurteilungen der Zelltherapiewirkung gekommen waren (teilweise in das Literaturverzeichnis aufgenommen), wurden vom BGA bei seinem Vorgehen ignoriert und verschwiegen, ja, ihr angebliches Fehlen sogar als Rechtfertigung für das Verbot zitiert. Beweiskräftige Versuchsreihen im klinischen Rahmen, wie sie vom BGA immer wieder gefordert wurden, scheiterten bisher vor allem daran, daß die Bundesärztekammer ihrerseits in schöner Regelmäßigkeit vor dieser Therapie gewarnt hat und sich in dieser paradoxen Situation kein Klinikchef von Rang und Namen an eine sachliche Nachprüfung heranwagte. Was die Nebenwirkungen und angeblichen Todesfälle bei der Zelltherapie betrifft, so liegen diese zahlenmäßig weit unter den durch konventionelle Pharmapräparate verursachten letalen Komplikationen. Während die ungeklärten 7 Todesfälle gelegentlich vier verschiedener Anwendungsformen unter Millionen zelltherapeutischer Behandlungen zu einer Katastrophe stilisiert wurden, finden Meldungen in der linientreuen Presse über 20 Verstorbene, unter einer Million mit Penizillin Behandelter oder 15 Tote infolge Magenblutung nach Gabe von Aspirin keinerlei Anlaß zu irgendwelchen Restriktionen (KEWITZ, H.: Deutsches Ärzteblatt 28/29/1987). Insgesamt treten nach dem Einsatz konventioneller Medikamente in 6,4–22.5 % der Patienten unerwünschte Nebenwirkungen ein. Diese Zahl enthält 0,2–2,3 % Todesfälle (GROSS, R.: Therapiewoche 27/1977). Gegen Penizillinpräparate erweisen sich bis zu 5 % der damit Behandelten als allergisch. Die immer zahlreicher werdenden Warnungen vor Therapieschäden und Kontraindikationen auf den Beipackzetteln der Pharmaindustrie sind weitere Beweise für die vergleichsweise minimalen Gefahren der Zellpräparate, deren Nebenwirkungsrate sich an Hand zahlreicher Erfahrungsberichte und Hochrechnungen auf 0,002 % beläuft. Natürlich ist schon ein Todesfall als Therapieschaden zuviel, doch beweist die entstandene Situation die Unsachlichkeit

und Unhaltbarkeit der BGA-Entscheidung. Sie manifestiert sich außerdem darin, daß von dem Verbot nur die registrierten, mithin besonders strengen amtlichen Kontrollen und Zulassungsbedingungen unterworfenen Präparate betroffen sind. Die für ärztliche Auftraggeber in bestimmten Laboratorien hergestellten Frisch- bzw. Gefrierzellpräparate dürfen nach wie vor unbehindert geliefert werden. Sie sind hinsichtlich ihrer Unbedenklichkeit lediglich der Eigenverantwortlichkeit der Hersteller und Anwender unterworfen. Das vom BGA verhängte Verbot ist insofern auch willkürlich und undifferenziert, als es zwischen den einzelnen Herstellungsarten und Anwendungsformen nicht unterscheidet, alle angeblichen Zwischenfälle auch den daran praktisch unbeteiligten lyophilisierten Präparaten anlastet und die therapeutische Bedeutung der mit dieser Methode erzielbaren, vielfach dokumentierten Heilerfolge einfach unterschlägt. Die Maßnahme des BGA ist weder wissenschaftlich noch rechtlich noch ethisch zu rechtfertigen, denn die dadurch entstandene Situation widerspricht eindeutig dem Willen des Gesetzgebers, der die Pluralität der Therapie und die Freiheit der Wissenschaft mehrmals ausdrücklich festgelegt hat. Das Verbot erfolgte außerdem genau zu dem Zeitpunkt, da auf der ganzen Welt die Forschung am genetischen Material und den fetalen Zellen auf Hochtouren läuft. Daß parenteral gegebenes fetales Gewebe vom menschlichen Organismus - entgegen der voreingenommenen Lehrmeinung - ohne nennenswerte Reaktion vertragen wird, ist seit Beginn des 20. Jahrhunderts bekannt. Kein geringerer als EHRLICH hat festgestellt, daß die "Impfung" mit Substanzen aus ungeborenen Tieren zu einer Resistenz gegen Tumoren führt. Sein Mitarbeiter SCHÖNE veröffentlichte 1906 erste Ergebnisse dieser Immunisierung mit Zellsuspensionen. Von EHRLICH stammt auch die erste Definition des körpereigenen "Selbstüberwachungsprinzips“. Mit fetalen Geweben arbeiteten des weiteren CARREL, Nobelpreisträger 1912, DOUCHAKOFF und MURPHY 1916, BOGOMOLETZ und WILLIER 1924, CARPENTER 1926, FICHERA 1933. Daran schlossen sich die Forschungen von HOEPKE und dessen Nachfolger auf dem Lehrstuhl der Heidelberger Anatomie LANDSBERGER an. Sie führten zu einer bis heute ununterbrochenen Kette von Erkenntnissen und Erfahrungen, deren vollständige Auflistung eines eigenen Buches bedürfte. An den Abschnitt 14.2. anschließend können nur die wichtigsten Titel Platz finden. Auch NIEHANS (1882–1974) zählt zu den Pionieren der neuen Biomodulation, doch ging seine Vorstellung und Behandlung eigentlich in Richtung der Organ-Substitution und - Regeneration. Daß er damit unbewußt mesenchymale Substanz übertrug, kommt in keiner seiner Veröffentlichungen zum Ausdruck. Obwohl sich die verwendeten Präparate, ihre Herstellungsverfahren, Anwendungsweisen und Indikationen vielfach berühren und überschneiden, erhalten die Themen Mesenehymkompetente und Organkompetente Therapie aus Gründen der Systematik gesonderte Abschnitte (siehe 14.2.). Im Sprachgebrauch hat sich für beides der verschwommene Sammelname "Zell-" oder "Frischzell-Therapie“ eingebürgert. Die für beide Behandlungsmethoden erforderlichen organischen Substanzen werden aus mesenchymreichen Organen fetaler Tiere entnommen. Vorwiegend sind es Lämmer, seltener Schweine. Über die angeborene Krebsresistenz der Schafe (und Ziegen) siehe die Abschnitte 17.0. und 17.1. Bei der originalgetreuen Frischzellmethode wird dem Fetus das gewünschte Organ unter Wahrung chirurgischer Asepsis entnommen, ohne Zeitverlust feinstens zerkleinert, mit physiologischer Kochsalzlösung oder TYRODE-Lösung zu einer Suspension aufgeschwemmt und dem Patienten in dieser Form mittels Kanüle entsprechenden Kalibers glutäal i.m. injiziert. Eine Wiederholung dieser Behandlung ist bei ausbleibendem Erfolg erst nach Wochen oder Monaten wieder üblich. Allergien sind bei diesem Vorgehen nicht zu befürchten. Die bürokratischen Einwände wurden bereits ausführlich diskutiert. Der Tiefkühlprozeß entspricht dem bei Spermien üblichen (- 196°). Die zur eigentlichen Mesenchymkompetenten Therapie verwendeten bindegewebsreichen Organe - vorwiegend sind es Milz, Leber,

Knochenmark, Plazenta, Amnion und Nabelschnur - werden dem Fötus in gleicher Weise steril entnommen, subtil zerkleinert und durch sofortige Tiefkühlung stabilisiert. Das samt Emulsionsflüssigkeit tiefgefrorene Gewebe wird als "Gefrierzellpräparat" in Isolierpackung verschickt, vom Therapeuten ohne Unterbrechung der Tiefkühlkette in Empfang genommen und entsprechend gelagert (mindestens - 20°). Nach vorsichtigem Auftauen werden sie in üblicher Weise i.m. gespritzt. Von einigen Herstellern wird das tiefgefrorene Material "lyophilisiert“, d. h. unter Umgehung der Verflüssigung im Vakuum getrocknet und als Pulver in Ampullen gefüllt. Man spricht dann von "Trockenzellpräparaten", "Lyophilisaten" oder "Zytoplasmatischen Präparaten". Nach Aufschüttelung in einer Suspensionsflüssigkeit sind auch diese injizierbar. Sie haben den Vorteil der bequemeren Handhabung, der längeren Haltbarkeit und des Bezuges über die Apotheken. Eine dritte Herstellungsform ist die Zubereitung als orales Präparat. Sie ist kostensparend und vom BGA-Verbot nicht betroffen, hinsichtlich der Arzneiwirkung den Frisch- und Trockenzellpräparaten nur bedingt entsprechend. Einer denkwürdigen Schreibtischaktion des Bundesgesundheitsamtes vom 5.8.87 blieb es vorbehalten, das zunächst "befristete Ruhen" der Zulassung aller bisher als Zelltherapeutika registrierten und zugelassenen Präparate anzuordnen, ein Vorgang, der bei objektiver Abwägung der unzähligen, seit 60 Jahren damit erzielten Heilungen gegenüber den äußerst seltenen, von der Gegenseite z. T. sogar wahrheitswidrig gesundheitlichen Risiken nur noch vergleichbar ist mit dem vor längerer Zeit erfolgten Verbot der aus Aristolochia hergestellten Präparate. Würde man den in diesen Fällen angelegten strengen Maßstab bei allen in der Roten Liste aufgeführten industriellsynthetisch hergestellten Arzneimitteln anwenden, so würde deren Zahl auf wenige tausend abnehmen. Die Voreiligkeit des Verbotes der Zellpräparate zeigte sich alsbald darin, daß man die davon betroffenen Medikamente bereits im März 1988 wieder freigab. Nicht registrierte FrischzellZubereitungen blieben seltsamerweise von dem Verbot unbehelligt. An diesem Verbot ist zunächst als unlogisch festzustellen, daß davon nur die registrierten, mithin bisher besonders strengen amtlichen Kontrollen und Zulassungsbestimmungen unterworfen gewesenen Präparate betroffen sind. Die für ärztliche Auftraggeber von Fall zu Fall in bestimmten Laboratorien hergestellten Frischzell- bzw. Gefrierzellpräparate dürfen nach wie vor unbehindert geliefert werden und sind hinsichtlich ihrer Unbedenklichkeit, bzw. des damit verbundenen Risikos allein der Eigenverantwortlichkeit der Erzeuger, Besteller und Anwender anheimgestellt. Das Verbot der Zelltherapie ist des Weiteren insofern undifferenziert, als es zwischen den einzelnen Herstellungs- und Anwendungsformen nicht unterscheidet, alle bisher aufgetretenen Zwischenfälle auch den daran faktisch (nachweisbar) unbeteiligten lyophilisierten Präparaten anlastet und die therapeutische Bedeutung der mit diesen Methoden erzielbaren Erfolge völlig ignoriert, obwohl hierfür sowohl umfangreiche Grundlagenforschungen als auch klinisch kontrollierte Studien vorliegen. Fetales Fremdeiweiß wird vom menschlichen Organismus - entgegen der voreingenommenen Lehrmeinung - erstaunlich gut vertragen wird, und es hat sehr wichtige therapeutische Effekte.

ORGANTHERAPIE (allgemeiner Teil) Die parenterale Einverleibung von heterologen oder homologen Organen, Organfragmenten oder präparativen Zubereitungen solcher verfolgt die Absicht, fehlende oder insuffizient gewordene körpereigene Organe bzw. Organfunktionen zu ersetzen oder zu reaktivieren. Generell führt vom einfachsten und ältesten Substitutionsverfahren, der Bluttransfusion, ein gerader Weg bis hin zur medizintechnischen Höchstleistung, der Transplantation ganzer Organe oder Organbestandteile, z. B. Knochenmark. Die Behandlung mit Zubereitungen von Organsubstanzen hat unter dem Sammelbegriff der "Zelltherapie“ während der letzten Jahrzehnte eine enorme, nicht unbedingt begrüßenswerte Verbreitung, erfahren. Sie werden wie die mesenchymalen Präparate aus fötalen oder juvenilen Tieren gewonnen. Wie diese sind sie Träger hoher biologischer Potenz, die übertragbar ist und sich teils makromolekular-nutritiv, teils genetisch-informativ, teils energetisch-dynamisch im Empfängerorganismus auswirkt. Infolge fehlender oder äußerst geringer Antigenität wird embryonal-zelluläres Gewebe im Allgemeinen reaktionslos vertragen. Allergiker kann man intrakutan vortesten. Die Organtherapie bietet ein breit gefächertes Spektrum organspezifischer Substanzen an, das heute praktisch alle nur denkbaren Körperteile umfaßt. Nach den ebenso zahlreichen Herstellungs- und Konservierungsverfahren unterscheiden wir einerseits den substantiellen Bereich mit Frischzellen, Gefrierzellen, Lyophilisaten, Extrakten und Hydrolysaten, andererseits die nach den Regeln der Homöopathie zubereiteten und potenzierten Organpräparate. Als Spendertiere werden für die während der Adoleszenz besonders aktive Thymusdrüse das Kalb, für alle übrigen Organe die entsprechenden embryonalen Bestandteile vorwiegend von Schafen, seltener von Schweinen verwendet. Ausführlich über das Schaf, seine Krebsresistenz und die krebsprotektive Wirkung seiner Produkte wurde bereits berichtet. Bei der Frischzell-Methode wird dem getöteten Tier bzw. dem Embryo das gewünschte Organ unter Wahrung chirurgischer Asepsis entnommen, ohne Zeitverlust feinstens zerkleinert, mit physiologischer Kochsalzlösung, oder TYRODE-Lösung zu einer Suspension aufgeschwemmt und dem Patienten in dieser Form mit entsprechend kalibrierter Kanüle glutäal i.m. injiziert. Eine Wiederholung dieser Behandlung ist nur bei ausbleibendem Erfolg nach Wochen oder Monaten üblich, günstige Wirkungen können ein Mehrfaches dieser Zeit vorhalten. Sowohl in den Gefrierzellpräparaten als auch in den Lyophilisaten bleibt die natürliche Struktur der zellulären Bestandteile (Ribonukleinsäuren, Ribosomen, Lysosomen, Mitochondrien, Enzyme usw.) in makromolekularer Form unverändert erhalten. Die Mikronisierung geht bei den Präparaten der Firma vitOrgan so weit, daß diese als "SOL" sogar i.v. gespritzt werden können. Die "Revitorgane" gibt es außerdem als Verdünnungsstufen ("Dilutionen"), die eine langsame, desensibilisierende Steigerung der Injektionen s.c. gestatten. Das mit 5–10 ml etwas größere Quantum der Gefrier- und Trockenzellpräparate kann auch bei tiefer Einspritzung lokale Schmerzen und gewisse Allgemeinreaktionen verursachen, die nach wenigen Tagen wieder abklingen. Anderweitige Komplikationen sind äußerst selten, siehe oben. Die Bekömmlichkeit der mesenchymalen Präparate ist bei Beachtung einiger Grundregeln und Kontraindikationen (siehe die Beipackzettel) überwiegend gut, zumal sich im Bereich der damit behandelten Krebskranken nur ausnahmsweise hypererge Konstitutionstypen finden, die allenfalls überschießende Reaktionen erwarten lassen. Abgeschlossene Herdsanierung, anderweitige Desensibilisierung (Eigenblut!) und einschleichendes Vorgehen reduzieren diese Gefahren auf ein Minimum. DYCKERHOFF erkannte in den fünfziger

Jahren, daß in jedem Gewebe - auch im Mesenchym - strukturell verschiedene organspezifische Ribonukleinsäuren, hauptsächlich die Desoxi-Ribonukleinsäuren (DNS) eine essentielle, gedächtnisähnliche Transferfunktion erfüllen. Ihre isolierte Zerstörung in Zellkulturen verhindert jedes Leben. Isotopenversuche ergaben, daß sich die Gewebsproteine im Zeitraum mehrerer Wochen bis Monate erneuern und dabei ebenfalls der Anwesenheit ihrer spezifischen DN-Säuren bedürfen. Dabei rangiert die Organspezifität vor der Speziesspezifität, d. h. DNS tierischer Herkunft erfüllt ihre Aufgabe unvermindert beim Menschen. Aus diesen Erkenntnissen resultierte eine Sonderform der zytoplasmatischen Therapie: Die nach den Angaben von DYCKERHOFF von Firma Müller/Göppingen hergestellten Regeneresen. Sie sind organspezifische DNS-Konzentrate wahlweise fetaler oder adoleszenter Herkunft. Auf Grund ihres Herstellungsverfahrens fallen sie nicht unter das BGA-Verbot. Ihre Anwendung als s.c. Injektion ist kompliziert. Da alle nichtnukleären Bestandteile entfernt sind, enthalten die Regeneresen je Ampulle weniger als 5 mg Protein. Eine für die Krebsbehandlung untergeordnete Rolle spielt die perkutane Zufuhr organischer Substanz in Salbenform nach ZAIJCEK von diesem - nicht ganz zutreffend - als "Frischhormonsalbe“ von anderen Herstellern als "Frisch-Drüsensalbe" bezeichnet. Sie enthält nach der Originalanweisung nur männliche oder weibliche Keimdrüsensubstanz (wahlweise), neuerdings wird sie auch aus anderen Drüsen und Organen hergestellt (siehe "Präparate"). Es wurden damit bemerkenswerte Erfolge bei muskulärer Dystrophie, Lähmungen, Multipler Sklerose, vorzeitigen Alterserscheinungen, Durchblutungsstörungen und anderen chronisch-degenerativen Erkrankungen erzielt, so daß der nicht sehr kostenaufwendige adjuvant-roborierende, wenngleich nicht therapeutische Einsatz dieser Organzubereitungen bei Krebskranken und Krebsgefährdeten durchaus empfohlen werden kann. Über den Zusatz chemischer Antiseptika bzw. Stabilisatoren, wie immer die Präparate heißen mögen, kann man kontroverser Meinung sein. Der Verfasser lehnt die Verwendung derart konservierter Arzneimittel gerade bei der als "orthomolekulär" erwünschten Krebsbehandlung ab. Viele in der gesamten Medizin üblichen Herstellungen organischer Präparate kommen ohne solche Zusätze aus, z. B. Insulin, Globulin, Konservenblut, Erykonzentrat usw. Es ist nicht einzusehen, warum gerade bei einigen für die biologische Therapie wichtigen Medikamenten dies unentbehrlich sein sollte. Das DAB schreibt außerdem ausdrücklich vor, daß Phenol nur zur Konservierung von Vakzinen und Impfstoffen verwendet werden darf. Es stört als toxische Substanz die Orthomolekularität, wobei es für die Nutzen-Schadensabwägung im individuellen Fall keine Dosisgrenze gibt. Die bereits unter den mesenchymalen Organpräparaten mehrfach vertretenen Revitorgane finden sich auch als Thymus-Zubereitungen in verschiedenen Varianten. Es erscheint deshalb zweckmäßig, diese Therapieform etwas ausführlicher zu kommentieren, zumal sich die Herstellerfirma unter THEURER um die Entwicklung und wissenschaftliche Auswertung der gytoplasmatischen Malignomtherapie seit Jahrzehnten fundamental verdient gemacht hat. Dazu werden (Mit freundlicher Genehmigung der Firma Vitorgan Arzneimittel GmbH, 7302 Ostfildern 1) Auszüge von Referaten verwendet, die zu diesem Thema während der MEDIZINISCHEN WOCHE 1985 gehalten wurden. Insbesondere über NeyTumorin liegen Praxisberichte und klinische Studien vor, die an der antineoplastischen Wirkung dieses Präparates nicht zweifeln lassen. Die darin und in anderen Revitorganen enthaltenen natürlichen Faktoren greifen physiologisch in den Zellmetabolismus der unterschiedlichen Zellarten ein, ohne dabei den Organismus zu schädigen. Dabei werden sowohl der Stoffwechsel als auch die mitotische Aktivität der Zielzellen beeinflußt. An menschlichen

Zellkulturen läßt sich nachweisen, daß durch zytoplasmatisehe Substanzen die Syntheserate spezifischer Zellsysteme signifikant gesteigert werden kann. Man weiß heute, daß die Wirkstoffe, die der Substanzklasse der "Biological Response Modifiers“ angehören, vorwiegend im Zytoplasma der Zellen zu finden sind. Dies ist verständlich, wenn man bedenkt, daß auch die phänotypische Spezifität einer Zelle in ihrem Zytoplasma lokalisiert ist. Andererseits werden maligne entartete Zellen signifikant inhibiert. Der Organotropismus von "Biological Response Modifiers“ wurde an mehreren Universitätsinstituten nachgewiesen. Die mit dieser Eigenschaft verbundene Organspezifität erfordert eine indikationsbedingte Therapie mit den jeweils in Frage kommenden zytoplasmatischen Präparaten gemäß ihrer Organ-Abstammung. Die immunologische Dosierbarkeit der Revitorgane vom pg-, ngund pg-Bereich der Dilutionen bis zum mg- Bereich der SOL-Präparate stellt die Grundlage individueller Dosierung dar. Hierdurch wird eine spezifische Immuntoleranz für die heterogenen Antigene erzeugt und damit die Kompatibilität und Wirksamkeit garantiert, da bei dieser Reihenfolge der Einverleibung blockierende Antikörper nicht entstehen können. Sämtliche Revitorgane sind frei von Konservierungsmitteln, da diese in biologischen Systemen nichts zu suchen haben. Die Frischzelltherapie in ihrer historischen Form wird aus diesen Gründen nur noch von einigen wenigen der vielen Organtherapeuten durchgeführt, zumal sie außerdem noch eine sich ohne Zeitverlust abspielende Zusammenarbeit mit dem Schlachthof oder die Haltung einer eigenen Schafherde und in der Praxis operationssaalähnliche Einrichtungen voraussetzt. Schon 1949 begann NIEHANS versuchsweise mit der Konservierung der Frischzellen. Denn es ergab sich, daß diese nicht - wie von ihm zunächst vermutet - als solche im Körper des Empfängers weiterleben, sondern wie jedes heterologe Gewebe phagozytiert werden. Das wirksame Prinzip sind die dabei freiwerdenden makromolekularen, genetisch informativen Bestandteile der Zellen, besonders deren Kerne. Damit entfällt die Notwendigkeit, frische, noch vitale Zellen zu implantieren, sofern nur deren biologische Qualität und Potenz erhalten bleibt. Um den Praktiker von aller Technik und Verantwortung zu befreien, bemühte sich NIEHANS um die Herstellung in einem darauf spezialisierten Laboratorium. Seine Stiftung führte 1954 zur Entstehung der Firma CYBILA, in der die von NIEHANS als optimales Konservierungsverfahren entwickelte Schock-Tiefkühlung der steril entnommenen Organsubstanz nebst anschließender Lyophilisierung (Gefriertrocknung) derselben seither zur Anwendung kommt. Dabei wird dem tiefgefrorenen Gewebe im Vakuum die Feuchtigkeit unmittelbar entzogen, ohne daß es erst zum Auftauen kommt. Dieser TrockenzellMethode bedienen sich heute mehrere Firmen. Ihre Präparate haben den Vorteil der langzeitigen Haltbarkeit, sie müssen jedoch nach der Auflösung sofort injiziert werden. Gegenüber den Frischzell-Zubereitungen ist hierbei auch eine genaue Dosierungsmöglichkeit gewährleistet. Als Lösungsmittel hat sich die bereits oben erwähnte TYRODE-Lösung bewährt. Sie enthält außer NaC1, KC1, mgcl 2 auch Glukose. In tiefgekühltem Zustand liefern heute noch einige Firmen Organpräparate aller Art, die infolge des Herstellungsverfahrens und des Versandes in Tiefkühlboxen verständlicherweise teurer sind als Trockenzellen. Sie müssen vom Verbraucher von Fall zu Fall bestellt, ohne Unterbrechung der Tiefkühlung in Empfang genommen und gelagert werden. Das Auftauen hat schonend und erst unmittelbar vor der Injektion zu erfolgen. Außerdem besteht die Möglichkeit, bei einigen darauf spezialisierten Laboratorien nach Bedarf tiefgekühlte Frischzellpräparate zu bestellen. Man muß mit diesen Herstellern einen Liefervertrag abschließen, gleichgültig wie oft man zu beziehen gedenkt. Juristisch trägt der Besteller in diesem Fall einen Teil der Verantwortung, weil das Labor in seinem Auftrag tätig wird. Die so gelieferten Präparate sind keine Handelsware, aber unter der Voraussetzung eines größeren Bezieherkreises relativ preiswert. Meist haben sich die Hersteller auf ein bestimmtes Organ, etwa Thymus,

spezialisiert. Für das WERNER ZABELINSTITUT arbeitet seit Jahren einwandfrei das Labor Dr.G.NEUMEYER, Bahrenfelder Steindamm 110, 2000 Hamburg 50. Wahrscheinlich von schwächerer zytoplasmatischer Wirkung, aber billiger und einfacher zu handhaben sind die flüssigen Organpräparate, Extrakte und Hydrolysate, wie sie in der Folge aufgeführt sind. Ihre Injektion kann aus diesen Gründen häufiger und in kürzeren Abständen erfolgen. Sie sind relativ haltbar und lagerfähig. Sowohl einige der Tiefkühlpräparate als auch der Extrakte enthalten zu Konservierungszwecken Phenol. Das DAB erlaubt diesen Zusatz nur bei Impfstoffen und Vaccinen, die kurzfristig gegeben werden. Es steht zur Debatte, ob solche Stabilisatoren bei häufiger und langzeitiger parenteraler Gabe an bereits mesenchym- und immungeschädigte Personen keine weiteren, klinisch u.U. gar nicht nachweisbaren Schäden verursachen. Es ist dem Verfasser gelungen, einige Firmen von der Bedenklichkeit chemischer Konservierung bei onkologisch indizierten Präparaten zu überzeugen. Soweit davon noch Gebrauch gemacht wird, ist dies im Text angegeben. Vorzugsweise sollten jedoch die phenolfreien Sorten verwendet werden. Mit der substantiellen Organtherapie befassen sich - dem allgemeinen Trend nach Jugend und Leistungsfähigkeit Rechnung tragend - immer mehr Ärzte. Das wäre erfreulich, wenn sich nicht viele derselben mehr von den zu erwartenden Honoraren als von ihrem ärztlichen Gewissen leiten ließen. Die Kürze und Einfachheit der Behandlung kommt der heute nur noch gehetzten Menschheit entgegen. Man spritzt routinemäßig und kümmert sich nicht weiter um die den Beschwerden zugrundeliegenden Fehler der Lebensweise und Ernährung, deren Ausgleich ja auch den Frischzellanwärtern meistens viel zu unbequem ist. Um den guten Kern der substantiellen Organtherapie aber nicht weiter in Verruf zu bringen, sollte diese in den Händen seriöser Ärzte verbleiben, die sich ihrer Verantwortung - besonders im Bereich der Tumortherapie - bewußt sind. Wir sind das ihrem Schöpfer NIEHANS schuldig. Durch experimentelle Untersuchungen konnte gezeigt werden, daß in NeyTumorin mehrere antitumorale Prinzipien enthalten sind. Bei 60–80 % tumortragender Tiere wurde Wachstumsstillstand oder Regression beobachtet. In Zellkulturen hemmt das Präparat selektiv die DNA-Synthese menschlicher Tumorzellen, während Normalzellen eher stimuliert werden. Seit etwa 1980 liegen systematisch gewonnene Erfahrungen über erfolgreich verlaufene Monotherapie prognostisch infauster Geschwulsterkrankungen mit NeyTumorin vor. Dabei ergaben sich besondere Regeln für die Dosierung und Sequenz der Injektionen, um eine Umkehr der Immunisierung, durch einen der erwünschten Antigenität entgegenwirkenden Antikörper-Überhang zu vermeiden („Craft versus Host-Reaction”). Zu diesem Zweck wird NeyTumorin zunächst als Dilution (I, I, II, II, III) in ansteigender Dosierung 5 Tage lang täglich s.c. gespritzt, in SOL-Form dann am 8., 11., 15. und 19. Tag i.m., i.v. oder als Infusion gegeben., bei Fortsetzung der Behandlung letzteres weiterhin wöchentlich zweimal. Damit ist die volle Wirksamkeit des Präparates auch in der höchsten Dosierung (15 mg Organsubstanz) ohne Bildung blockierender Antikörper gewährleistet. Zur Aufrechterhaltung dieser Toleranz muß das SOL fortlaufend in Abständen injiziert werden, die 3–4 Tage nicht übersteigen dürfen. Andernfalls ist eine erneute Vorbehandlung mit Dilutionen erforderlich. Unter dieser Behandlung bessert sich das Befinden der Patienten schon nach wenigen Tagen. Schmerzmittel können reduziert werden, schlechte Blutbilder bessern sich, Tumormarker gehen auf Normwerte zurück. Nebenwirkungen werden nicht beobachtet. NeyTumorin läßt sich

erforderlichenfalls auch mit den konventionellen Therapieformen der onkologischen Klinik kombinieren, deren immunsuppressive Begleiterscheinungen dadurch gemildert und rascher überwunden werden. Um 1950 kam der Schwede SANDBERG zur Erkenntnis der führenden Rolle der Thymusdrüse im immunologischen Geschehen. Er fand, daß diese ihre Aufgabe mit der Pubertät nicht beendet, wie man bisher glaubte, sondern während des ganzen Lebens ein aktives Organ bleibt. Er wies ferner darauf hin, daß während der Schwangerschaft eine Rückbildung der Thymus bis zu mikroskopischen Resten eintritt und sich diese erst etwa ein Monat nach der Entbindung wieder regeneriert. Während dieser Zeit erhält der mütterliche Organismus die Thymushormone des Fötus. Durch diesen Vorgang soll verhindert werden, daß sich die thymogene Immunabwehr der Mutter gegen die Frucht richtet (vgl. Kapitel "Mesenchym"). Mit dieser hormonalen Umstellung erklärt sich vielleicht auch die Besserung mancher Krankheitserscheinungen bei Schwangeren, z.B. Rheuma, Migräne, M.HODGKIN usw. Nach positiv verlaufenen Tierversuchen beschäftigte sich SANDBERG mit der Anwendung seines THX benannten Thymus-Hydrolysates bei Krebskranken. Gemeinsam mit 200 schwedischen Ärzten kam es zwischen 1960 und l963 zu einer breit angelegten Studie an etwa 5.000 Patienten in hoffnungslosen Stadien. Unter diesen wurden nach strengen Maßstäben 613 absolut beweiskräftige Fälle ausgewählt. Mit täglichen THX-Gaben als Monotherapie wurden bei diesen in 80 % subjektive und objektive einschließlich Schmerzfreiheit erzielt. In 76 Fällen = 12 % trat eine Rückbildung des Tumors oder eine Vollremission ein. Darunter waren 8 Erfolge bei 11 Sarkomen, 10 Erfolge bei 11 Leukämien, 7 Erfolge bei 9 Patienten mit M.HODGKIN.

SUBSTANTIELLE ORGANPRÄPARATE Die Behandlung mit Organsubstanzen geht auf ihren Initiator NIEHANS zurück, der diese ab etwa 1930 systematisch einsetzte, nachdem er in den vorausgegangenen Jahren vereinzelt kleinere Organe im ganzen oder Teile derselben implantiert hatte. Der erste spektakuläre Heilerfolg gelang NIEHANS 1931 bei einer ihm vom Chirurgen DE QUERVAIN überwiesenen, an schwerster Tetanie leidenden Patientin, der gelegentlich einer Schilddrüsenoperation versehentlich die Epithelkörperchen mit entfernt worden waren. Die einmalige Gabe einer injizierbaren Zubereitung dieser Drüse wirkte lebensrettend und 25 Jahre anhaltend. Von 1930 bis 1947 verwendete NIEHANS nur Frischzellpräparate. Ab 1948 befasste er sich zusätzlich mit Gewebezüchtung, ab 1949 mit der Trockenzellzubereitung, siehe das Kapitel "Organtherapie". Abgesehen von den unzähligen Erfolgen bei allen möglichen chronischen, therapieresistenten Leiden beschäftigte sich NIEHANS mit dem Einsatz seiner Frischzellen auch bei Krebs. Obwohl vorher als Chirurg jahrzehntelang nur auf die operative Entfernung der Geschwulst fixiert, mußte er nun die ganzheitliche Entstehung und die Notwendigkeit einer ergänzenden systemischen Behandlung anerkennen. Eine Reihe von Organen erwies sich dazu als therapeutisch effizient: Hypothalamus, Nebenniere, Milz, Leber, Thymus, Keimdrüsen beiderlei Geschlechtes, Plazenta und Knochenmark. Letzteres kam bei bestrahlten Krebspatienten grundsätzlich in erster Linie zur Anwendung, weil NIEHANTS die möglichst rasche Bildung voll leistungsfähiger Blutzellen dann für besonders wichtig hielt. Die Hypophyse fand er bei seinen Tumorpatienten regelmäßig vergrößert. Seiner Meinung nach hat sie eine ambivalente Hormonfunktion, eine Zellteilungs- und -wachstumsfördernde im jugendlichen Organismus, zusammenhängend mit ihrer gonadotropen Aufgabe, ein Überwiegen der wachstumsfördernden Eigenschaft im Sinne der Tumorbegünstigung jedoch parallel mit dem Fortschreiten des weiblichen und männlichen Klimakteriums. Durch Aktivierung des geschlechtsspezifischen Endokriniums, mithin "Verjüngung", glaubte NIEHANS

dieser Entgleisung begegnen zu können. Deshalb gab er grundsätzlich die gleichgeschlechtlichen Sexualdrüsen, die gleichgeschlechtliche Plazenta, Nebenniere, Thymus und Milz, nie jedoch Hypophyse. Voraussetzungen der Behandlung Krebsgefährdeter mit Organpräparaten waren für NIEHANS stets die möglichst gründliche Entfernung des Tumors oder der operablen Metastasen, die primäre Behandlung chronischentzündlicher Erkrankungen sowie aller herdwirksamen Veränderungen, ferner nach Möglichkeit die Ausschaltung psychischer Alterationen und negativer Streßsituationen, an deren krebsbegünstigende Wirkung über das Zwischenhirn er glaubte. Er war der heutigen Auffassung damit um viele Jahre voraus. Dies ist die ursprüngliche, von NIEHANS (1883–1971) eingeführte Technik. Von ihm selbst wurden jedoch alsbald folgende Nachteile erkannt: 1. Auch bei optimaler Organisation beginnt in der Zeit zwischen der Organentnahme und der Injektion eine gewisse Eiweißdenaturierung und Autolyse. Diese kann zur Bildung toxischer Amine führen, die nicht nur den therapeutischen Erfolg beeinträchtigen, sondern unter Umständen dem Patienten schaden. 2. Bei Herstellung der Frischzellpräparate im Rahmen einer ärztlichen Praxis läßt sich auch bei Beachtung strengster Sterilität die Gefahr bakterieller Kontamination oder der Übertragung von Tierseuchen nicht mit letzter Sicherheit ausschließen. Dem Behandler obliegt also in diesem Fall immer ein besonders hohes Maß an Haftpflicht. Die Frischzelltherapie in ihrer historischen Form wird aus diesen Gründen nur noch von einigen wenigen der vielen Organtherapeuten durchgeführt, zumal sie außerdem eine sich ohne Zeitverlust abspielende Zusammenarbeit mit dem Schlachthof oder die Haltung einer eigenen Schafherde und das Vorhandensein operationssaalähnlicher Einrichtungen im Praxisbereich voraussetzt. Schon 1949 begann NIEHANS versuchsweise mit der Konservierung von Frischzellen. Denn es ergab sich, daß diese nicht - wie von ihm zunächst vermutet – als solche im Körper des Empfängers weiterleben, sondern wie jedes heterologe Gewebe phagozytiert werden. Das Wirksame Prinzip sind die dabei freiwerdenden makromolekulären, genetisch informativen Bestandteile der Zellen, besonders deren Kerne. Damit entfällt die Notwendigkeit, frische, noch vitale Zellen zu implantieren, sofern nur deren biologische Qualität und Potenz erhalten bleiben. Um den Praktiker weitgehend von komplizierter Technik und erhöhter Verantwortung zu befreien, bemühte sich NIEHANS um die Herstellung der Präparate in einem darauf spezialisierten Laboratorium. Seine diesem Zweck dienende Stiftung führte 1954 zur Entstehung der Firma CYBILA, in der die von NIEHANS als optimales Konservierungsverfahren entwickelte Schock-Tiefkühlung der steril entnommenen Organsubstanz nebst anschließender Lyophilisierung derselben seither zur Anwendung kommt. Dabei wird dem tiefgefrorenen Gewebe im Vakuum die Feuchtigkeit unmittelbar entzogen, ohne daß es erst zum Auftauen kommt. Dieser Trockenzellmethode bedienen sich heute mehrere Firmen. Ihre Präparate haben den Vorteil der langzeitigen Haltbarkeit, sie müssen jedoch nach der Auflösung sofort injiziert werden. Gegenüber den Frischzellzubereitungen ist hierbei auch eine genaue Dosierungsmöglichkeit gewährleistet. Als Suspensionsflüssigkeit hat sich die bereits erwähnte TYPODE-Lösung bewährt. Sie enthält außer NaC1 mgcl 2 auch Glukose.

Einige namhafte Firmen liefern Organpräparate aller Art im tiefgekühlten Zustand. Diese sind infolge ihrer Herstellung und des Versandes in Isolierboxen verständlicherweise etwas teurer als die Trockenzellen. Sie müssen vom Verbraucher von Fall zu Fall bestellt, ohne Unterbrechung der Tiefkühlung in Empfang genommen und gelagert werden. Das Auftauen hat schonend und erst unmittelbar vor der Injektion zu erfolgen. Außerdem besteht die Möglichkeit, bei einigen darauf spezialisierten Laboratorien nach Bedarf tiefgekühlte Frischzellpräparate zu bestellen. Man muß mit diesen Herstellern einen Liefervertrag abschließen, gleichgültig, wie oft man zu beziehen gedenkt. Juristisch trägt der Besteller in diesem Fall einen Teil der Verantwortung, weil das Labor in seinem Auftrag tätig wird. Die so gelieferten Präparate sind keine Handelsware, aber unter der Voraussetzung eines größeren Bezieherkreises relativ preiswert. Meist haben sich die Hersteller auf ein bestimmtes Organ, etwa Thymus, spezialisiert. Wahrscheinlich von etwas schwächerer zytoplasmatischer Wirkung, aber billiger und einfacher zu handhaben sind die flüssigen Organpräparate, Extrakte und Hydrolysate, die auch den Vorteil der Haltbarkeit und Lagerfähigkeit haben. Ihre Injektion erfolgt im Allgemeinen in mehrtägigen Abständen und häufiger als die Trocken- und Gefrierzellpräparate. Sowohl einige der Tiefkühlpräparate als auch der Extrakte enthalten zu Konservierungszwecken Phenol. Das DAB erlaubt diesen Zusatz nur bei Impfstoffen und Vaccinen, die kurzfristig gegeben werden. Es steht zur Debatte, ob solche Stabilisatoren bei häufiger und langzeitiger parenteraler Gabe an bereits mesenchym- und immungeschädigte Personen keine weiteren, klinisch u. U. gar nicht nachweisbaren Schäden verursachen. Es ist dem Verfasser gelungen, einige Firmen von der Bedenklichkeit chemischer Konservierung bei onkologisch Indizierten Präparaten zu überzeugen. Soweit davon noch Gebrauch gemacht wird, ist dies im Text angegeben. Vorzugsweise sollten jedoch die phenolfreien Sorten verwendet werden. Mit der substantiellen Organtherapie befassen sich - dem allgemeinen Trend nach Jugend und Leistungsfähigkeit Rechnung tragend - immer mehr Berufene und Unberufene. Es wäre wünschenswert, daß sich möglichst viele derselben weniger von den zu erwartenden Honoraren und mehr von ihrer therapeutischen Verantwortung leiten ließen. Kürze, Einfachheit und Effizienz der Behandlung kommt freilich der heute nur noch gehetzten Menschheit entgegen. Man spritzt routinemäßig und kümmert sich nicht weiter um die Ursachen der Beschwerden, um Lebensweise und Ernährung. Darauf einzugehen, ist in den meisten Fällen sowohl den Anwendern als auch den Empfängern der Zellpräparate zu unbequem und zeitraubend (oder gar geschäftsschädigend?). Um des guten Kerns der Organtherapie willen sollte diese nicht in dieser Weise mißbraucht und profaniert werden, sondern in den Händen gewissenhafter Ärzte verbleiben, die sich ihrer Aufgabe echten Heilens - besonders im Bereich der Tumortherapie bewußt sind. Dies sind wir ihrem Schöpfer NIEHANS schuldig.

DIE MILZ Die Milz zeichnet sich unter den parenchymatösen Organen durch einen außerordentlich hohen Gehalt an mesenchymaler und retikuloendothelialer Substanz aus. Sie ist zugleich Blutspeicher, "Erythrozytenfriedhof" und Lymphozyten-Bildungsstätte. Einschließlich Nebenniere und Thymus repräsentiert die Milz (mit dem Alterungsprozeß rückläufig) zwischen 50 und 30 % des für die Immunvorgänge kompetenten Parenchyms. Man kann die Milz als tumorfeindliches Organ bezeichnen, denn Metastasen in ihr sind selten. Milzverlust bedeutet eine erhebliche Einbuße an körpereigener Abwehr, insbesondere an Properdin, an Immunglobulin IgM und an Phagozytose. Die Milz stimuliert im Klimakterium die Funktion endokriner Drüsen, insbesondere die

Östrogensynthese, weshalb ihr therapeutischer Einsatz beim Vorliegen hormongesteuerter Tumoren problematisch sein kann. Präparate (alphabetisch) Frigocyt Nr.11 Milz. Gefrierzellpräparat der Firma Labor Dr. Gosch. Es enthält 400 mg Milz in 10 ml Suspension. Mes-Acton. Ampullenpräparat der Firma Südmedica. Hydrolysat aus 300 mg Milz, 175 mg Leber und 125 mg Thymus. Milcell Nr.12 Milz. Gefrierzellpräparat der Firma Milcell Arzneimittel Dr. Miller. Es enthält 600 mg Milz in 10 ml Suspension. Milz Extrakt. Ampullenpräparat der Firma Mulli. 2 ml Lösung enthalten Trockenextrakt aus 8 g Milz, standardisiert auf 20 mg Gesamtmilzpeptide, außerdem Phenol in unbekannter Menge als Stabilisator Polyerga. Orales Präparat der Firma Hor-Fer-Vit. Es enthält je Dragee 100 mg Hydrolysat aus Milz, Leber und Thymus mit standardisiertem Polypeptidgehalt in nicht näher bekanntem Verhältnis. Wichtiger für die Intensivbehandlung Geschwulstkranker ist: Polyerga neu. Ampullenpräparat der gleichen Firma. Es enthält 30 mg Glykopeptid aus Milz, Leber und Thymus in nicht näher bekanntem Verhältnis. Hervorzuheben ist die glykolysesenkende Wirkung dieser Präparate. Siehe Literatur KUHLMEY Prosplen. Orales Präparat der Firma Nordmark. Es enthält je Dragee 200 mg Trockenextrakt aus 1 g Rindermilz. Einführung durch Prof. SCHLIEPHAKE. Regeneresen Milz. Ampullenpräparat der Firma Müller/Göppingen. Es enthält 6 mg organspezifischer Ribonukleinsäuren aus fötaler und adoleszenter Milz sowie aus Hefezellen in 5 ml Lösung. Einführung durch Prof . DYCHERHOFF. Revitorgan Nr. 45 der Firma vitOrgan, 12 mg lyophilisierter Milz und Leber enthaltend. Keine Dilutionen. Solcosplen der Firma Pharma Stroschein, 2 ml der Injektionslösung 90 mg der „Wirksubstanz eines Eiweißfreien, standardisierten Auszugs aus 2 g frischer Kälbermilz“, 1 Dragee 100 mg des gleichen getrockneten Auszugs aus 2,5 g frischer Kälbermilz enthaltend. Voltil der Firma Ardeypharm, 1 ml der Injektion 35 mg Eiweißfreies Dialysat aus Rindermilz 285 : 1, 1 Dragee 35 mg des gleichen Dialysats enthaltend. Massenhaft mesenchymales Bindegewebe des fetalen Umfeldes findet sich ferner im Mutterkuchen (Plazenta) und in der Nabelschnur (Funiculus umbilicalis), beides Organteile mit besonderer Bedeutung für das Gedeihen und die Unversehrtheit der Frucht bis zur Geburt, aber auch für den Ausgleich des biologischen Antagonismus zwischen dem fetalen und dem mütterlichen Lebewesen. Schon früh machte man sich Gedanken über den Mutterkuchen und vermutete in ihm schlummernde geheime Kräfte angesichts des sonderbaren Vorganges, daß er vom Muttertier aufgefressen wird. Lange wußte man nicht mehr über die Plazenta, als daß sie laktationsfördernd wirkt und daß das Plazentablut - ähnlich dem Menstrualblut - eine verminderte Gerinnungsfähigkeit

und eine bis dreifach höhere Leukozytose gegenüber Normalblut aufweist. Heute kennt man 6 Hormone, die zu verschiedenen Maximalzeiten im Mutterkuchen entstehen und teils den fetalen, teils den mütterlichen Organismus beeinflussen, ferner eine Reihe immunotroper Eigenschaften, die für seine Verwendung in der Tumortherapie bedeutsam sind. Die anatomische Struktur der Plazenta erlaubt eine saubere Trennung zwischen dem mütterlichen Anteil, der aus dem Endometrium entstandenen Dezidua, und dem embryonalen Anteil, dem Chorion. THEURER und GEIPEL wiesen nach, daß die in der Dezidua enthaltenen Trophoblasten (Nährzellen) eine vorwiegend regulative und protektive, die des Chorions eine mehr wachstumsfördernde, aktivierende Aufgabe erfüllen. Dieser Unterschied scheint für die therapeutische Auswertung dieser Gewebe von größerer Bedeutung zu sein als die Unterscheidung in "männliche" und "weibliche" Plazenten. Offenbar fällt der Dezidua eine den Antagonismus zwischen dem fetalen und mütterlichen Organismus modifizierende Aufgabe zu. Bei Beginn der Schwangerschaft ist ein Überwiegen der wachstumsbegünstigenden, aggressiven, gewissermaßen "malignen" Tendenz der Chorionzellen für die Nidation, also das "Einwachsen" des Embryos in die Uterusschleimhaut notwendig und nützlich. Von ihnen geht das Signal aus zur Umschaltung des gesamten Endokriniums auf Wachstumsbegünstigung. Dieser Vorgang ist nicht unähnlich der Geschwulstbildung auf dem Boden des Tumormilieus. Während es hier zum chaotischen Wachstum ohne Grenzen kommt, setzt der mütterliche Organismus der Bedrohung durch das embryonale Geschehen mit Hilfe dämpfendez Faktoren der Dezidua seinen Widerstand entgegen. Durch „interne Repressoren" (THEURER) wird die entwicklungsgeschichtlich sehr alte embryonalautonome Tendenz gebremst und die für einen normalen Schwangerschaftsverlauf erforderliche Ausgleichslage geschaffen. Gelingt dies nicht, so sind Gestationsstörungen die Folge mit Gefahren für Mutter und Kind bis hin zu Abortus und Frühgeburt oder zum malignen Chorionepitheliom. Versuche haben ergeben, daß Hydrolysate aus Rinder-Dezidua des ersten Trächtigkeits-Trimenons auf Zellkulturen verschiedener Geschwulstarten wachstumshemmend wirken, z. B. bei YOSHIDASarkom bis zu -30 %, während gesunde Zellen dadurch bis zu + 25 % aktiviert werden. Chorionhydrolysate haben dagegen noch in einer Verdünnung 1 : 100 einen stimulierenden Effekt auf Experimentaltumore. Soweit von anderen Herstellerfirmen nicht ausdrücklich "Dezidua“ angegeben ist, darf angenommen werden, daß die Präparate Plazenta totalis, also sowohl den mütterlichen als auch den fetalen Anteil enthalten. Für den Injektionsmodus aller Plazentapräparate gelten die bei den Mesenchympräparaten gemachten Angaben bzw. die auf Erfahrung beruhenden Empfehlungen der Herstellerfirmen. Hinsichtlich der Revitorgan-Mischpräparate sei außerdem auf die unter "Organtherapie“ fallenden Einzelheiten hingewiesen. Ebenfalls einer Beschreibung an anderer Stelle bedürfen die homöopathischen Zubereitungen plazentarer Substanz. PRÄPARATE (alphabetisch): Placenta Colloidalis. Injektionspräparat der Firma BAG, in 1 ml 0,1 g Organsubstanz Humanplazenta in Suspensionsflüssigkeit enthaltend. Plazenta-Uvocal. Injektionspräparat der Firma Mulli, in 2 ml 30 mg Eiweißfreie Trockensubstanz aus Plazentaextrakt sowie Phenol als Stabilisator enthaltend.

Regeneresen Plazenta. Injektionspräparat der Firma Müller/Göppingen, 6 mg organspezifische Ribonukleinsäuren aus (wahlweise) Placenta masculina oder feminina nach DYCKERHOFF in 5 ml Lösung enthaltend. Revitorgan Nr.15 Plazenta. SOL-Präparat der Firma vitOrgan, ca. 15 mg Lyophilisat aus Placenta totalis in 2 ml Suspensionsflüssigkeit enthaltend. Revitorgan Nr.70. SOL-Präparat der Firma vitOrgan, ca.6 mg Lyophilisat aus Dezidua in 2 ml Suspensionsflüssigkeit enthaltend. Dilutionen I,II,III, dem Wirkstoffgehalt einer D 17, D 12, D 9 entsprechend. Stärke II auch in 5 ml-Ampullen (wichtig!). Siccazell Plazenta. Lyophilisat der Firma Cybila, wahlweise "männlicher" oder "weiblicher Fet“, je Ampulle 150 mg Organ-Trockensubstanz enthaltend + 2 ml Suspensionsflüssigkeit. Mischpräparate der Firma vitOrgan mit ausschlaggebendem Anteil an Dezidua: SOL-Präparat, Revitorgan Nr. 66 "NeyTumorin". je ca.6 mg lyophilisierter Dezidua und 13 verschiedener anderer immunkompetenter und stoffewechselaktiver Organe in 2 ml Suspensionsflüssigkeit enthaltend. Dilutionen I, II, III. Revitorgan Nr.66 N "NeyTumorin N“. SOL-Präparat, die gleichen Substanzen wie Nr. 66 enthaltend, zusätzlich Methyl-Androstenolon, Tocopherolacetat, Trijodthyronin-Hydrochlorid, Prednisolonacetat und Vitamin B12. Diese Komponenten ist bei der Anwendung Rechnung zu tragen. Revitorgan Nr.73. SOL-Präparat, je ca 6 mg lyophilisierter Decidua, zusätzlich Thymus, Nabelschnur und Amnion in 2 ml Suspensionsflüssigkeit enthaltend. Dilutionen I, II, III. Durch experimentelle Untersuchungen konnte gezeigt werden, daß in NeyTumorin mehrere karzinotrope antitumorale Prinzipien enthalten sind. Bei 60–80 % der tumortragenden Tiere wurden Wachstumsstillstände oder Regressionen beobachtet. In Zellkulturen hemmt das Präparat selektiv die DNA-Synthese menschlicher Krebszellen, während Normalzellen eher stimuliert werden. Außerdem liegen seit etwa 1980 systematisch gewonnene Erfahrungen über erfolgreich verlaufene Monotherapie prognostisch infauster Geschwulsterkrankungen mit NeyTumorin vor, so von DOUWES u. a. Dabei ergaben sich besondere Regeln für die Dosierung und Reihenfolge der Injektionen, um eine sekundäre Abschwächung oder gar Umkehr der Immunisierung (Craft versus Host-Reaktion) durch einen der erwünschten Antigenwirkung entgegengesetzten Antikörperüberschuß zu vermeiden. Zu diesem Zweck wird NeyTumorin zunächst als Dilution in der Reihenfolg I, I, I, II, II, III 5 Tage lang täglich s.c. gespritzt, in SOL-Form dann am 8., 11., 15. und 19. Tag i.M., i.v. oder als Infusion, bei Fortsetzung in dieser Stärke weiterhin wöchentlich zweimal. Damit ist die volle Wirksamkeit des Präparates auch in höchster Dosierung (15 mg Organsubstanz) ohne die Gefahr blockierender Antikörper gewährleistet. Zur Aufrechterhaltung dieses Zustandes dürfen die Abstände der SOLInjektionen auch dann 3–4 Tage nicht überschreiten. Andernfalls ist Neubeginn der Behandlung mit den oben angegebenen Dilutionen in ansteigender Reihe erforderlich. NeyTumorin N eignet sich für eine länger in Serien fortgesetzte Behandlung nicht.

Unter einer solchen Therapie, die durchaus auch mit Bestandteilen der onkologischen Ganzheitsbehandlung kombiniert werden kann, bessert sich das Befinden der Patienten oft schon nach wenigen Tagen. Schmerzmittel können reduziert, oft auch bald ganz abgesetzt werden, was wiederum die körpereigenen Heilkräfte freisetzt. Schlechte Blutbilder erholen sich, Tumormarker, Transaminasen und Bioelektronische Basalwerte beginnen sich zu normalisieren, Appetit und Nahrungsassimilation nehmen zu. NeyTumorin kann parallel zu orthodox-klinischen Behandlungen verabreicht werden und ist auch dann in der Lage, das Allgemeinbefinden des Patienten zu bessern und die immunsuppressiven Schäden zu mildern oder rascher auszugleichen. Außer dem Mutterkuchen hat man als weiteren Bestandteil der fetalen Umwelt noch die Nabelschnur (Funiculus umbilicalis) als Trägerin embryonal-mesenchymalen Gewebes zur Behandlung maligner Erkrankungen herangezogen. Dieses Gebilde besteht aus der WHARTONschen Sülze, den arteriellen und venösen Umbilikalgefäßen und ist überzogen von der endothelialen Amnionscheide. Die sehr weiche, gallenartig-schleimige Sülze enthält 8–10 % embryonales Bindegewebe, dessen Identität mit embryonalem Unterhautzellgewebe bereits von VIRCHOW festgestellt wurde. Nerven, Blut- und Lymphgefäße sind in der WHARTONschen Sülze nicht vorhanden. Bezüglich der Arteria und Vena umbilicalis hat sie insofern eine stabilisierende Aufgabe, als sie diese gegen Kompression durch das Fruchtwasser schützt. 1930 kam ISHIHARA nach mehrjährigen Untersuchungen zu der Erkenntnis, daß die WHARTONsche Sülze ein wichtiges innersekretorisches Organ ist. Er nannte das von ihr gebildete hormonal-enzymatische Inkret "p- o- u" und schrieb diesem eine zytolytische Funktion beim Abbau der Decidua menstrualis sowie bei der gestationsbedingten Lösung der Plazenta zu. Als Gynäkologe setzte ISHIHARA [40] Nabelschnurextrakte bei weiblichen Karzinomen ein und berichtete über 200 Erfolge. Die Patientinnen bekamen eine tägliche Gabe des Dekoktes von 0,25 - 0,3 g Nabelschnur pro dosis. Die Rückbildung der Tumore, darunter auch Myome, vollzog sich "innerhalb weniger Tage bis mehrerer Monate". Nachprüfungen der ISHIHARA-Therapie erfolgten von mehreren Seiten sowohl an Krebspatienten als auch Versuchstieren. FEDDERSEN [14] kam "bei ganz vorsichtiger Wertung der Beobachtungen" zu positiven Ergebnissen. Sofern es sich nicht um schwerste, finale Stadien handelte, war die Therapie mit Nabelschnur "selbst bei ausgedehnten Metastasierungen von Nutzen". Sie verbesserte das Allgemeinbefinden, verhinderte weitere Ausbreitung und führte in vielen Fällen zu fachärztlich oder klinisch bestätigten Rückbildungen. Die Einverleibung erfolgte hierbei parenteral. Nennenswerte Nebenerscheinungen wurden, abgesehen von gelegentlichen subfebrilen Temperaturen, leichter Übelkeit, vorübergehender Appetitlosigkeit oder verstärktem Auswurf bei Lungentumoren, nicht beobachtet. PRÄPARATE (alphabetisch): cumbifrenium. Ampullenpräparat der Firma Hefa-Frenone Arzneimittel, 10 g entEiweißte Organsubstanz menschlicher Nabelschnur in 3 ml Lösungsmittel zum oralen Gebrauch, 2 g in 2 ml zur Injektion enthaltend. Revitorgan Nr. 72 Nabelschnur. Lyophilisat der Firma vitOrgan, ca.12 mg Organ- Trockensubstanz enthaltend + 2 ml Suspensionsflüssigkeit. Dilutionen I, II, III. Revitorgan Nr. 8 Milz. SOL-Präparat der Firma Vitorgan. Es enthält 15 mg fötale Milz. Auch als Dilution I, II, III.

Revitorgan Nr. 28. SOL-Präparat der gleichen Firma. Es enthält 15 mg fötale und juvenile Milz. Auch als Dilution I, II, III. Revitorgan Nr. 45. SOL-Präparat der gleichen Firma. Es enthält 15 mg fötale Milz und Leber. Nicht als Dilution. Solcosplen. Ampullen- und Drageepräparat der Firma Stroschein. Eine Ampulle enthält 90 mg Eiweißfreien Trockenextrakt aus Kalbsmilz, ein Dragee 100 mg gleicher Substanz. Splen-Uvocal. Ampullenpräparat der Firma Mulli. Es enthält in 1 ml die Trockensubstanz von 10 mg Milz. Konserviert mit Phenol ! Splenorentin. Nicht in der Roten Liste aufgeführt. Wird im Rahmen der KMT nach VON ARDENNE in der DDR verwendet. POLYERGA ist ein Hydrolysat aus der mesenchymreichen Leber. Es enthält ein glykolysehemmendes Polypeptid und wurde in letzter Zeit als Konzentrat mit dem Namen P.- neu herausgegeben. Die Glykolyse ist bekanntlich der mit dem Kohlenhydratstoffwechsel verbundene Vorgang, durch den Glukose über 10 Zwischenstufen zu Milchsäure abgebaut wird. Je stärker die Glykolyse, desto intensiver die Zellteilung und die Azidose der Tumorzelle. Wachstum, Schwangerschaft und Wundheilung bedingen physiologisch erhöhte Glykolyse und Milchsäureproduktion. Der gleiche Vorgang ist pathologisch bei der Geschwulstbildung vorhanden, und zwar - wie KUHLMEY manometrisch nachweisen konnte - nicht nur in den Tumorzellen, sondern auch im noch gesunden Gewebe des Tumorträgers, auch in den Erythrozyten. Gelingt es, die pathologische Glykolyse des krebskranken Organismus zu senken, so wird gleichzeitig das Geschwulstwachstum gehemmt, u.U. bis zur Selbstauflösung infolge Nahrungsmangel, POLYERGA gibt uns bei oraler und parenteraler Anwendung die Möglichkeit dazu in die Hand, Langzeitstudien ergaben folgende Zahlen: Bronchialkarzinome nach 1 Jahr Beobachtung: Überlebensquote 79 % bei den polyergabehandelten, 8 % bei den ausschließlich operativ, radiologisch oder cytostatisch behandelten Patienten. Magenkarzinome nach 5-jähriger Beobachtung: Überlebensquote 43 % bei den polyergabehandelten Patienten gegenüber 16 % der anderweitig behandelten Vergleichsgruppe, wobei die operierten Fälle mit 9 % besonders schlecht abschnitten.

DIE LEBER Das an Volumen größte parenchymatöse Organ, die Leber, ist das zentrale Laboratorium des Organismus mit unzähligen metabolischen,in- und exkretorischen Aufgaben, gleichzeitig die bedeutendste Entgiftungsstation aller endo- und exogener Noxen. Viele Medikamente nehmen ihren Weg über die Leber und kommen nur auf diese Weise assimiliert zur Wirkung. Die meisten leberrelevanten Laborparameter (über 300 !) haben den Einfluß dieses Organs auf den Blutchemismus zum Gegenstand. In ihrem riesigen Aufgabenbereich oft überlastet, bildet die Leber den Ausgangspunkt zahlreicher Krankheiten und deren Vorstufen. Ihre funktionelle Vollwertigkeit ist in Anbetracht ihrer Stellung im mesenchymalen System auch die Voraussetzung intakter Antigenerkennung und immunkompetenter Krebsabwehr. Ihr alkalisches Milieu macht sie allerdings selbst besonders anfällig für primäre und metastatische Malignom-Ansiedelung. Ihre Substitution und Reaktivierung durch organspezifische Maßnahmen bei vorliegendem Immundefizit sind unentbehrliche Bestandteile ganzheitsmedizinischer Tumortherapie. DOMAGN schreibt: "Besonders mit Leberextrakten (scil. mittels zellfreier Tumorextrakte) immunisierter Tiere konnten

wir bei tumortragenden Tieren Hemmungseffekte erzielen. Ich möchte vermuten, daß man mit solchen Leberextrakten auch bei Menschen zusätzliche Erfolge erzielen kann." Präparate (alphabetisch) Extractum Hepatis. Ampullenpräparat der Firma Pflüger. 2 ml enthalten 0,2 g Leberextrakt. Factor A F 2. Ampullenpräparat der Firma Biosyn mit 1, 2 und 10 ml. 1 ml enthält 50 mg Eiweißfreien standardisierten Extrakt aus 7 g Leber und 3 9 Milz (fötal und juvenil) in Lösung. Frigocyt Nr. 6 Leber-Gallenblase. Gefrierzellpräparat der Firma Labor Dr.Gosch. Es enthält 500 mg Organsubstanz Leber + Gallenblase in 10 ml Suspension. Mes-Acton. Ampullenpräparat der Firma Südmedica. Es enthält in 1 ml 25 mg Trockenextrakt der Hydrolysate von Thymus 125 mg, Hepar 175 mg und Splen 300 mg. Milzell Nr. 6 Leber + Gallenblase. Gefrierzellpräparat der Firma Milcell Arzneimittel Dr. Miller. Es enthält 600 mg Organsubstanz Leber und Gallenblase in 10 ml Suspension. Pernical forte. Ampullenpräparat der Firma Mulli. 2 ml enthalten Eiweißfreien Extrakt aus 6 g Leber, standardisiert auf 30 mg Revitorgan Nr. 66 "NeyTumorin N“. 2 ml Ampullenpräparat der gleichen Fa. Zusammensetzung und Dosierung wie „NeyTumorin", jedoch zusätzlieh Methyl-, Androstenolon, a-Tocopherolacetat, Trijodthyronin-Hydrochlorid, Prednisolonacetat und Vitamin B enthaltend. Revitorgan Nr. 70. 2 ml-Ampullenpräparat der gleichen Fa. in den ansteigenden Dosierungen I, II und III sowie als SOL-Präparat. Letzteres 6 mg Placenta materna enthaltend. II ist auch in 5 mlAmpullen lieferbar. Revitorgan Nr. 73. 2.m1-Ampullenpräparat der gleichen Fa. mit je 6 mg Placenta materna.

15.1 Homöopathisch zubereitete Organpräparate Unter Organpräparaten verstehen wir nun nicht nur solche, die spezifisch immunstimulierend und regenerativ wirken, sondern auch Zubereitungen und deren homöopathische Potenzierungen von gesunden Organen generell, wobei wir uns durchaus bewußt sind, daß bei deren Anwendung auch die organspezifische Mesenchymkomponente zu Wirkung kommt. Hier ist aber vorzugsweise die genetische Funktion der differenzierten Organzelle wünschenswert. Wer Akupunkturmessung betreibt, weiß, welche Vielzahl von diagnsotischen und therapeutischen Möglichsichkeiten an Hand solcher Organpräparate eröffnen. Nicht nur die Lokalisation der Erkrankung, sondern auch ihre Unterscheidung nach Gut- oder Bösartigkeit sind auf diese Weise feststellbar. Benötigt man beispielsweise zum Ausgleich eines Zeigerabfalles besonders tiefe Potenzen des betreffenden Organpräparates, so verdichtet sich dadurch der Verdacht auf Malignität, und nicht selten gelingt es dadurch, die klinische Diagnose frühzeitig, evtl. sogar vor dem Nachweis der Tumorbildung vorweg-zunehmen. Der Einsatz derart gefundener Präparate wird die Chance der Heilung in jedem Fall verbessern, abgesehen von der mittels BFD-Messung bedeutend gezielteren Arzneimittelfindung überhaupt. – Organpräparate in homöopathischer Potenzierung stellen her die Firmen Heel und Weleda, in besonders reicher Auswahl die Firma WALA, nämlich nicht weniger als 428 Organe bzw. Organbestandteile. Die empfehlenswerte Liste dieser Firma gibt gleichzeitig an, welche Potenzreihen bei entzündlichen Veränderungen (bezeichnet mit E), welche bei Degenerationen (bezeichnet mit D) und welche bei Tumoren (bezeichnet mit Tu) in auf- oder ahsteigender Reihe zu verwenden sind. Ich mache von dieser Therapieform regelmäßig Gebrauch, sie setzt aber das Vorhandensein und die Beherrschung eines guten Akupunktur-Meßgerätes voraus. Je tiefer und je zahlreicher die zum Ausgleich erforderlichen Organpotenzen sind, desto wahrscheinlicher ist der manifeste Tumor. Eingehende klinische Untersuchung ist dann unbedingt erforderlich. Als tumorfrei kann nur gelten, wer an allen 3 Endpunkten 50 hat. Abfälle von 90 auf 70 sind bedenklicher als von 50 auf 40. Konstitution, Lebensweise, Tumorart und -stadium spielt hierbei eine wichtige Rolle. Carcinom-Präparate werden grundsätzlich an den 3 Blasenmeridian-Endpunkten und am Degenerationsmeridian gemessen, auch bei gynäkologischen Verdachtsfällen, positiven Ausstrichbefunden etc. Die Punkte reagieren positiv, auch wenn schon Amputation, Wertheim oder Konisation vorausging. Sinken die gefundenen Potenzen oder steigen die Ampullenzahlen im Verlauf der Nosodenbehandlung eines Verdachtsfalles an, so ist unbedingt der Chirurg oder Gynäkologe hinzuzuziehen. Jedenfalls, besonders aber präoperativ sind die Blut- und Lymphzirkulation in Gang zu bringen, d. h. die 14 Lymphmeridianpunkte auf 50 zu regulieren. Die Dünndarm- und Dickdarmpunkte weisen oft auf die ganze Skala der Darmbakterien und ihre Toxine hin. Eine orale Symbioselenkung ist in diesen Fällen meist nicht ausreichend. Bei Lymphogranulomatose sind die erforderlichen Nosoden (lymph- und Degenerationsmeridian) oft sehr zahlreich. Hier ist der Carno Leuko Titer von Bedeutung. Die wichtigsten Nosoden lassen sich auf den Punkten 1, 2 u. 3 der Degenerationsmeridian, die sekundären Belastungen an den Punkten 4, 5 und 6 messen. Seitenunterschiede sind häufig und müssen beachtet werden. IV = Nagelfalz = untere Körperhälfte (la) Grundphalanx = obere Körperhälfte (1b) Metacarpale = Cerebrum (1c)

Die Degenerations-Meridiane: Hand: Ulnarseite der Phalangen und Metacarpale (II) und (III) bzw. Radialseite der (IV) Nervendeg. (II) und Gefässdeg. (III). Letzterer gleichzeitig der Allergie-Meridian 1. Pkt Nagelfalz (IV = Organdegen.) 2. Pkt proxim. Gelenkk. Basis Phal. III 3. Pkt distales Viertel metacarp.) Fuss: Tibialseite d. Phalangen u. Metatarsal. II, III und IV, Nagelfalz Phal. III (bis Basis) und Metacarpale distales Köpfchen Zehe II: Gelenkdeg. III: bindegeweb. Deg. IV: fettige Deg. 1.Mp.Fettleber 2.Mp. Fettherz 3.Mp. Gehirngef. Darüber hinaus bestehen immer weniger Zweifel, daß die Biophotonen unter den energieübertragenden und kybernetischen Vorgängen eine hervorragende, wenn nicht entscheidende Stelle in der zwischenzelligen Verständigung einnehmen. Da das geordnete Wachstum im Zellverband ein Produkt der interzellulären, mesenchymvermittelten Kommunikation und Information ist, kommen wir der Lösung des Krebsproblems nur über das Verständnis dieser winzigen kohärenten Lichteinheiten näher, die POPP [68,691 in ihrer Bedeutung erkannte und in den Mittelpunkt seiner Forschung gestellt hat. Die homogen ausgerichtete Kernspin-Anordnung, d. h. die einheitlich-polare Gleichrichtung der molekularen Mikro-Planetarsysteme und des damit verbundenen magnetischen Feldes, mit deren Erkennung und therapeutischer Nutzanwendung sich vor allem ASCHOFF [3,4] seit Jahrzehnten befaßt hat. Dieses dem molekularen Bereich aller lebenden Substanz eigentümliche Phänomen wird in Form der Kernspin-Tomographie von der Hochschulmedizin neuerdings als strahlen- und belastungsfreies Diagnoseverfahren eingesetzt. Kernspin-Unordnung bzw. Verlust an magnetischer Energie zeichnet alle Zonen und Zellen des kranken Organismus aus, ebenso alle informativ ungeeigneten oder schädigenden Substanzen. Chaotisch auf die Kernspin-Ordnung wirken sich besonders die geopathischen Dauerreize und die Wechselstromfelder in Haushalt und Küche aus. Die Wiederherstellung des magnetischen Gleichgewichtes gelingt nur durch Ausschaltung dieser Noxen, durch die Zufuhr lebendiger, vollwertiger Kost und harmonisierender Medikamente sowie durch den Einsatz der Magnetfeld-Therapie. HAGER [31,32] hat es in sehr gelungener Weise unternommen, die an der mesenchym-vermittelten Immunität beteiligten exogenen und endogenen Faktoren zu klassifizieren. Mit der freundlichen Genehmigung des Autors sei die Tabelle aus seinem Buch hier wiedergegeben. Wir müssen uns jedoch bewußt bleiben, daß die Vielzahl und Vielfalt dieser Vorgänge in Wirklichkeit eine einzige

große biologische Einheit mit komplizierter Vernetzung und Korrespondenz aller Einzel-Leistungen und -Wirkungen darstellt. Es ist auch erst zum kleinsten Teil gelungen, Bruchstücke aus diesem immunsupportiven Faktorenkreis therapeutisch nutzbar zu machen. Man nennt die dazu geeigneten Substanzen Biological Response Modifiers (BRM), womit deren Aufgabe im Rahmen der Immuntherapie grob umrissen ist: Die körpereigenen Abwehr- und Repairvorgänge zu wecken, zu lenken und zu unterstützen, die dem entgegenwirkenden Kräfte jedoch zurückzudrängen. Der Vollständigkeit halber enthalten diese Tabellen nicht nur die üblicherweise als "biologisch" und "risikoarm" bezeichneten Heilfaktoren sondern auch die von der orthodoxen Onkologie verwendeten Chemotherapeutika und Hormone. Ganzheitsmedizinische Krebsbehandlung kann die Zellgifte nicht bedingungslos ausklammern, man denke an die damit erreichbaren hohen Erfolgsquoten bei Kindern und Jugendlichen mit Leukosen und Lymphomen. Mit zunehmend verbesserter Effektivität der gewaltlosen, repair- und immunstimulierender Behandlungsweisen werden wir auf die leider vorwiegend toxischen und mesenchymschädigenden Präparate dann hoffentlich immer öfter verzichten können. Es wäre wünschenswert, daß sich die Forschung in dieser Richtung mit dem gleichen Eifer und Aufwand um Fortschritte bemüht, den sie während der letzten Jahrzehnte für die Verbesserung der Chemotherapie an den Tag gelegt hat.

POTENZIERTE ORGANPRÄPARATE Vom generell immunstimulierenden Effekt der Präparate mesenchymaler Herkunft zu unterscheiden ist die auf spezifisch-organotropem Weg verlaufende Wirkung protektiver, regulativer und genreparativer Art der Zubereitungen aus fötalen oder jugendlichen Organen. Es sind das feinstoffliche, nach den Regeln der Homöopathie hergestellte Präparate, deren therapeutischer Anwendung allerdings nicht das HAHNEMANNsche Arzneimittelbild zugrundeliegt. Ihr Einsatz erfolgt schon aus Gründen der immens verdünnten Ausgangssubstanz - auch nicht etwa in substitutiver Absicht, wie sie die Verwendung zytoplasmatischer oder Frischzell-Präparate, vergleichbar einer physiologischen "Prothese", verfolgt (siehe das Kapitel "Substantielle Organtherapie“). Das Wirkungsprinzip hochverdünnter Organzubereitungen liegt vielmehr im energetisch-dynamischen Bereich. Ihre Anwendung ist eine Form der "Ordnungstherapie“ mit Wirkung auf die magnetische Ausrichtung der rotierenden Elementarteilchen ("Spin“), deren essentielle Bedeutung für die Lebensvorgänge erst in jüngster Zeit erkannt wurden. Die Immunforschung hat uns neue Einblicke in das Organgeschehen eröffnet. Sie lehrt uns, daß sich ein Organ nicht nur durch seinen spezifischen histologischen Bau und seine differenzierte physiologische Leistung auszeichnet, sondern daß es - ähnlich einem selbständigen Organismus über eine Art "Wahrnehmungsvermögen" sowie über "Lern- und Erinnerungsfähigkeit" verfügt. Neben dem organeigenen "Histion" scheint hierbei dem das ganze Organ durchsetzenden mesenchymalen Bindegewebe eine besondere Rolle zuzufallen (siehe das Kapitel "Mesenchym"). PISCHINGER spricht vom "primären Zelle-Milieu-System" und von einem "autonomen zellularhumoralen Regelsystem“, das schon zu einem Zeitpunkt regulativ und vermittelnd tätig ist, da nur undifferenzierte, omnipotente Zellen, homogene Gallerte und interstitielle Flüssigkeit vorhanden sind. Schon vor PISCHINGER haben SPEMANN (1869–1941) und nach ihm TÖNDURY nachgewiesen, daß das embryonale Mesenchym organinduzierende Fähigkeit hat. 1935 gelang PFEIFFER die Darstellung organspezifischer Formkräfte im Blut mit Hilfe der KupferchloridKristallisation. Neuerdings hat DIETER das Auftreten charakteristischer kristalliner Strukturen bei

der Trocknung zellfreier Gewebesäfte aus tierischen Organen beobachtet, deren Regelmäßigkeit bei Krebs gestört ist. Aus diesen Erkenntnissen lassen sich folgende Schlüsse ziehen: 1. Organextrakte sind auch in hoher Verdünnung Träger von Organstrukturen höherer Ordnung. Die in den Extrakten enthaltene Grundsubstanz aller Organe zeigt ein diesen stets eigenes, gleichartiges und gleichbleibendes Strukturprinzip, das für die Bildung der spezifischen Organstruktur und Organfunktion maßgebend ist. 2. Der Extrakt kranker, insbesondere maligne erkrankter Organe zeigt ein gestörtes oder abgeschwächtes Strukturbild oder völlige Strukturlosigkeit. 3. Weiterführende Untersuchungen haben ergeben, daß getrocknete und pulverisierte Organextrakte diese Strukturen "speichern" und sie nach Auflösung, erneutem Eintrocknen und Lösen etc. wiederholt erkennen lassen. 4. Homöopathische potenzierte Organextrakte besitzen - in Erweiterung des Simileprinzips - durch ihre organtypische Prägung eine Affinität zum Metabolismus der identischen Organe. Ihre therapeutische Wirkung ist deshalb am ehesten mit dem immunologischen Geschehen beim Impfvorgang vergleichbar. Zur Anwendung kommt immer das Präparat des vom Malignom befallenen Organs. In Anbetracht der tumortypischen Anergie wird mit tiefen Potenzen begonnen, wie sich auch die eigentliche Homöopathie des Krebskranken und Krebsgefährdeten vorwiegend tiefer Potenzen bedient. Eine Ausnahme machen die Nosoden-Präparate. Über die größte Erfahrung und das reichhaltigste Angebot an potenzierten Organpräparaten verfügt die Firma WALA-Heilmittel. Die zur Verwendung kommenden Organe werden unmittelbar nach der Schlachtung verarbeitet und stammen von Tieren, die auf biologisch-dynamisch bewirtschafteten Höfen aufgezogen wurden. Das Heilmittelverzeichnis der Firma WALA weist nicht weniger als 428 Organe und Organteile auf, die sowohl in Einzelpotenzen als auch Potenzreihen sortiert geliefert werden. Der Notwendigkeit tiefer Potenzen bei der Tumortherapie entsprechend, gibt es 94 dieser Sortimente mit den Potenzen D2, D3 und D4 auf 7 Ampullen verteilt. Sie werden als Tu-Organpotenzreihen verordnet. Mit der niedrigsten Potenz wird begonnen, die Ampullen sind der Packung, von links nach rechts zu entnehmen. Sie werden im Allgemeinen mit 1–2 Tagen Abstand glutäal s.c. gespritzt. Im Gegensatz zu den substantiellen Organpräparaten sind keinerlei örtliche oder allgemeine Reaktionen zu beobachten. Nach Maßgabe des Behandlungserfolges kann später auf die nächsten Stufen, D4, D5 und D6, ebenfalls in Siebenerserie, übergegangen werden, deren Packung die Bezeichnung D = Degeneration trägt. Diese Potenzen sind vorwiegend bei Übergangsformen, also nicht unbedingt manifesten Malignomen oder auch gutartigen Tumoren indiziert. Sie haben eine mehr stabilisierende und prophylaktische Wirkung, auch bei Präkanzerosen. Ihr Anwendungsmodus ist der gleiche wie bei den Tu-Organpotenzreihen. Bei Wiederholung der Serien wird stets die gleiche Reihenfolge der Ampullen eingehalten. Entzündliche und infektiöse Zustände, einer hyperergischen Reaktionslage entsprechend, bedürfen der höheren Dynamisierungen. Die hierfür geeigneten Organpotenzreihen tragen die Bezeichnung E = Entzündung. Sie enthalten die Potenzen D15, D12, D10, D8 und D6 auf 10 Ampullen verteilt. Nach den Regeln der Homöopathie wird in diesem Fall mit der höchsten Potenz begonnen, um eine

mehr desensibilisierende Wirkung zu erzielen. Die Ampullen sind demnach von rechts nach links zu entnehmen. Liegen sowohl maligne bzw. degenerative als auch entzündliche Veränderungen vor, so können tiefe, mittlere und höhere Potenzen serienweise in an- oder absteigender Reihenfolge gespritzt werden, je nachdem gerade vorherrschenden Zustandsbild. Dies kann beispielsweise der Fall sein im entzündlichen Stadium von Strahlenschäden, wobei je nach Lokalisation etwa die EPotenzreihen Cutis (fem. oder masc.), Oesophagus, Pharynx, Vesica urinaria, Vagina, Colon bzw. Colon ansa distalis in Betracht kommen können. Gleichzeitiger Einsatz von Organpotenzreihen verschiedener Organe ist möglich. Es empfiehlt sich auch, die Reihe des erkrankten Organs mit der seines arteriellen Blutgefäßes zu kombinieren, etwa Ren mit A.renalis, Venriculus oder Duodenum mit A.mesenterica, Colon mit Truncus coeliacus usw. Eine besondere Gruppe bilden die potenzierten Blutzellpräparate, hergestellt aus Erythrozyten, Granulozyten, Lymphozyten und Thrombozyten. Ihr Indikationsgebiet im tiefen Potenzbereich sind die anergischen, aplastischen Zustände, insbesondere die Chemotherapie- oder strahleninduzierten Immundepressionen mit Anämie, Leukopenie, Thrombopenie oder genereller Knochenmarkschädigung (Panmyelophthise). Hierbei ist die Ergänzung durch die TuOrganpotenzreihe Medulla ossium unbedingt erforderlich, abgesehen von anderweitigen vital indizierten substitutiven Therapieformen (siehe die Kapitel "Substantielle Organ-Präparate" und "Vitamine"). Bei hyperergischer Tendenz der blutbildenden Organe sind dagegen die absteigenden E-Potenzreihen angebracht. Hierher zählen Polyzythämie, Plasmozytom, M.CUSHING, Leukosen, maligne Lymphome, Thrombosen. Potenzierte Zubereitungen aus 82 Organen vom Schwein (Suis-Präparate)umfaßt das diesbezügliche Programm der Firma Biologische Heilmittel Heel. Als "Injeel" enthalten sie einen Potenzakkord von D10 bis D200 des gewünschten Organs, als "Injeel forte" von D 8 bis D200. Einige Injeele sind als Einzelpotenzen in D200 lieferbar. Nähere Auskunft gibt die ORDINATIO ANTIHOMOTOXICA ET MATERIA MEDICA der Firma Heel. Das Arzneimittelverzeichnis der Firma WELEDA enthält ein Angebot von etwa homöopathische Organzubereitungen in tiefen und mittleren Potenzen, darunter solche aus 10 verschiedenen Gehirnregionen einschließlich der Hirnanhangdrüsen. Die meisten der Präparate sind kombiniert mit pflanzlichen oder metallischen Bestandteilen. Man orientiere sich darüber an Hand des erwähnten Arzneimittelverzeichnisses und der reichhaltigen anthroposophischen Literatur. Nicht gesondert aufgeführt sind hier die Namen der bekannten Hersteller homöopathischer Arzneimittel, die in ihrem Lieferprogramm ebenfalls einzelne Organpräparate führen, die aber für den systematischen und vielseitigen Einsatz derselben weniger in Betracht kommen. Die potenzierte Organtherapie wird selten für sich allein eingesetzt. Ihr ganzheitsmedizinisches Verständnis führt wohl immer zur Kombination mit anderweitigen immunologischen, substitutiven, reparativ oder regenerativ wirkenden Behandlungsmethoden aus unserem reichhaltigen Therapieprogramm, wobei hier an erster Stelle die Mistelpräparate zu nennen sind.

16.0 Das Herd- und Störfeldgeschen als pathogene, karzinogene und therapieblockierender Faktor Die Nachbehandlung nach Herd- und Störfeldbeseitigung, die eigentliche Sanierung. Erste und wichtigste Maßnahme jeder Tumortherapie sind Störfeld- und Herdsuche, Entherdung und Sanierung. Ein vollständiger Zahnstatus, mit dem stets begonnen werden muß, umfaßt 1. Serienaufnahmen (nicht Panoramaaufnahme!) aller Zähne einzeln und aller zahnfreien Kieferpartien. Auch Restostitiden dürfen nicht übersehen werden 2. Vitalitätsprüfung aller Zähne, auch der überkronten, mit Heiß/ Kalt oder Induktionsstrom. 3. Bioelektronische Herdtestung an den entsprechenden Punkten. Empfehlenswert ist ferner die Prüfung auf galvanische Potentiale zwischen verschiedenartigen zahntechnischen Metallen. Unter den wenigen hierzu geeigneten Meßgeräten dürfte das Galvanodent der Firma Werner Eidam, 6307 Linden-Forst, hervorzuheben sein. Die dentale Entherdung besteht aus der Extraktion aller wurzeltoten Zähne und Wurzelreste sowie der gründlichen Ausfräsung den periapikalen Kieferknochens. Das gleiche gilt für Restostitiden. Falls Potentiale über 80 mV bzw. 4 pA gemessen wurden, muß auch auf Vereinheitlichung der Metalle bzw. Austausch der Amalgamfüllungen gegen indifferentes Material gedrungen werden. Die Sanierung umfaßt sodann all die therapeutischen Maßnahmen, die zur Beseitigung der störfeldbzw. herdbedingten Fernwirkung und Mesenchymblockade dienen. Mehrere Faktoren der ganzheitsmedizinischen Tumortherapie verfolgen dieses Ziel. Sie reichen von der Vollwertkost bis zur O2-O3-Anwendung, von der Neuraltherapie bis zur Symbioselenkung. Nur ein störfoldfreier, entherdeter, sanierter und ausreichend prothetisch versorgter Patient erfüllt die prinzipiellen Voraussetzungen für eine erfolgversprechende ganzheitsmedizinische Tumortherapie. Die herd- und störfeldbedingten Schäden und Ausfälle des gesamten mesenchymalen Systems und ihrer Fernwirkungen sind mit der Beseitigung ihrer Ausgangspunkte keineswegs sofort und restlos behoben. Je länger deren Einwirkungsdauer war, mit desto langsamerer Rückbildung der angerichteten Störung muß gerechnet werden, und das nur unter der Voraussetzung, daß diesem Ausheilungsvorgang keine individuellen oder iatrogenen Hemmfaktoren entgegenstehen. Es ist deshalb - in den meisten Fällen und besonders bei Krebspatienten - erforderlich, an die lege artis durchgeführte Therapie des Herdes (der Herde) und/oder des Störfeldes (der Störfelder) eine sorgfältige, individuell angepaßte, umstimmende und regenerative, mesenchymaktivierende Ganzheitsbehandlung anzuschließen. Nur dann kann von Sanierung im umfassenden Sinn gesprochen werden. Unterlassung oder Oberflächlichkeit in dieser Beziehung rächt sich am Patienten. Solche Fehler sind außerdem der Anlaß zu Mißerfolgen und daraus erwachsenden Fehleinschätzungen der Herd- und Störfeldtherapie insgesamt.

Zur ganzheitlich sanierenden Nachbehandlung, man könnte auch sagen: Zur Desensibilisierung des herd- und störfeldbereinigten Patienten eignet sich eine Reihe von Mitteln und Methoden, die im Rahmen der ganzheitsmedizinischen Behandlung Krebskranker und Krebsgefährdeter ohnehin zur gegebenen Zeit, also indikationsgemäß, zur Anwendung kommt. An erster Stelle steht wieder die entgiftende, alkalisierende Vollwertkost, die mit ihr synergistische Symbiosesanierung die schon vor jedwedem Eingriff gegebene und weiterhin in größer werdenden Abständen empfehlenswerte Injektion des mesenchymprotektiven Elpimeds, die Versorgung mit den Radikalenfängern aus der Reihe der Vitamine und Spurenelemente, der durch Terminalpunktmessung präzisierten Nosoden oder Organpräparate, der hier besonders angezeigten Spenglersane D, Dx, G und K, der Eigenblutgaben in kleinen Mengen, sei es aktiviert, sei es mit oder ohne Sauerstoff bzw. Ozon, und - nicht zuletzt der Neuraltherapie an allen danach verlangenden Stellen. Die bezugnehmenden Abschnitte des Buches geben über jedes dieser Verfahren nähere Auskunft.

DIE NACHBEHANDLUNG DES ENTHERDETEN PATIENTEN, DIE EIGENTLICHE SANIERUNG Die fokal verursachte Störung des gesamten mesenchymalen Systems mit all ihren Fernwirkungen ist mit der Beseitigung des Herdes nun keineswegs schlagartig und restlos bewältigt. Je länger die Ursache vorgelegen hat, mit desto längerer Rückbildung des Schadens muß gerechnet werden, und auch dies nur unter der Voraussetzung, daß diesem Vorgang keine weiteren Hemmfaktoren entgegenstehen. Es ist deshalb in den meisten Fällen - und nicht nur bei Krebspatienten erforderlich, an die lege artis durchgeführte Entherdung eine umstimmende, regenerative mesenchymaktivierende Behandlung anzuschließen. Nur dann kann von Sanierung im eigentlichen Sinn gesprochen werden. Unterlassungen oder Oberflächlichkeiten in dieser Beziehung rächen sich am Patienten. Sie sind außerdem die Hauptursache für Mißerfolge und Fehleinschätzungen der Herdtherapie und ihrer Effizienz insgesamt. Zur sanierenden Nachbehandlung, wir können auch sagen: Zur Desensibilisierung des herdbereinigten Patienten dient eine Reihe von Mitteln und Methoden, die im Rahmen der ganzheitsmedizinischen Tumortherapie ohnehin obligatorisch zur Anwendung kommen und im einzelnen noch eingehender dargestellt werden. Wir können uns deshalb hier kurz fassen. Da steht mit an erster Stelle die desensibilisierende, ausgleichende und aufbauende Vollwertkost, die Symbioselenkung, die intermittierende Gabe des bereits erwähnten Mesenchymaktivators Elpimed, der Einsatz geeigneter, evtl. durch Akupunkturmessung gezielt gefundener Nosoden oder Organpräparate, auf die wir noch zu sprechen kommen, bedingt gehört dazu auch das Eigenblut mit oder ohne Sauerstoff und Ozon, das hier besonders bewährte Spenglersan G und K sowie die in allmählich länger werdenden Abständen vorzunehmende Neuraltherapie an den Stellen operativ eliminierter Herde.

16.1 Das Zahnstörfeld Das dentale Herdgeschehen in biologisch-medizinischer Sicht (Nach einem am 19. 9. 1958 gelegentlich des 15. Kurses für Naturheilverfahren in Freudenstadt gehaltenen Vortrag von Dr. Karl Windstosser; publiziert in: ZEITSCHRIFT FÜR PRAKTISCHE HEILKUNDE UND FÜR DIE EINHEIT DER MEDIZIN. Organ der Ärztlichen Gesellschaft für Hydrotherapie, Physiotherapie - Kneippärztebund e. V., Bad Wörishofen; Organ des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren, e. V., Stuttgart Organ der Ärzte-Gesellschaft für Naturheilverfahren, Berlin und Organ der ärztlichen Forschungs- und Arbeitsgemeinschaft für Chiropraktik (FAC) e. V., Hamm (Westf.); im Hippokrates-Verlag GmbH Stuttgart. 30.Jahrgang /15. Februar 1959/ Heft 3) Das dentale Herdgeschehen ist unter der Vielgestalt einer verlorengegangenen Lebensordnung, wie Mesotrophie, Genußgiftmißbrauch, Haltungsfehler, Strahlungsschäden USW., einer der verhängnisvollsten, aber leider noch viel zu wenig beachteten physischen Krankheitsfaktoren. Wir sollten uns deshalb der vielen diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten einer ganzheitlichen Medizin dem Zahnherd gegenüber besonders gewissenhaft bedienen. Er ist - vgl. Tabelle I - von erschreckender Häufigkeit, und es gibt nach dem heutigen Stand unseres Wissens keine Erkrankung und kein Leiden, das nicht irgendwie direkt oder indirekt damit zusammenhängen kann. Hierfür liegt eine solche Fülle von Beobachtungen und Veröffentlichungen vor, daß alle gegenteiligen oder bagatellisierenden Behauptungen ignoriert werden können und es sich für einen verantwortungsvollen Arzt nicht mehr um das "'Ob", sondern nur noch um das "Wie" des Vorgehens handeln kann. Was den Wirkungsmodus eines Fokus betrifft, so hat die vor nahezu hundert Jahren von TROUSSEAU vorweggenommene, zu Beginn des 20. Jahrhunderts von den eigentlichen Begründern unserer heutigen Herdlehre: Gürich, Paessler, Rosenow und BIELING vertretene Ansicht, es handle sich um eine kontinuierliche oder intermittierende Bakterienstreuung, heute nur bedingte Bedeutung. Unter der Ära der EHRLICHschen Toxikologie wurde vor einigen Jahrzehnten erkannt, daß von den Herden auch toxischhumorale Schädigungen ausgehen. In den letzten Jahren haben die Rickerschen und Speranskischen Forschungen die neuralen Vorgänge, d. h. die fokale Schädigung der sympathischen und parasympathischen Neuren, in den Vordergrund gerückt, eine Deutung, die gerade bei den engen anatomischen Beziehungen zwischen den oralen Herden und dem Stammhirn, dem Zwischenhirn und den Vorderhörnern durchaus einleuchtet. Hauptvertreter dieser Theorie sind Veil, Proell, Hansen, Siegmund, Bircher-Benner, Zabel, Slauck, um nur die wichtigsten Namen zu nennen. Tabelle I Häufigkeit der oralen Herde bei Gesunden und Kranken (nach Schuler, Zabel und Brehm) Behn und Kokie

150 nicht ausgewählte Leichen

8 herdfreie Gebisse, 142 Gebisse mit 1137 Herden

Bircher-Rey

Patienten mit versch. Krankheiten

5,6 Herde pro Patient

Howe

50.000 Schulkinder

80 % Zahnherde, über 50 % Mandelherde

Moll, Mayoklinik

1417 Patienten mit versch. Krankheiten

Bei 80 % - 90 % Herde nachgewiesen

Von Osten-Saken

1400 nicht ausgewählte Krankenhauspatienten

Bei rund 100 % ein oder mehrere Zahnherde

Paessler

222 Soldaten unter Friedensverhältnissen

57,6 % m. chr. Kranken oder beherdeten Mandeln

Wannenmacher

500 nicht ausgewählte Patienten 1,8 Herde pro Person versch. Alters

Schuler

104 Gesunde

Zabel und Brehm

238 nicht ausgewählte Patienten 936 devitale Zähne mit 636 röntgenologisch mit einem Durchschnittsalter bzw. bioptisch festgestellten Herden, von 46,7 Jahren 633 sonstige Veränderungen (Verschattungen, Sequester, Restostitiden, Nischen, Kavernen, usw.). Je Patient (!): 2,6 Herde, 3,9 devitale Zähne, 6,6 Störfelder insgesamt.

75 % Zahn- und Mandelherde nachgewiesen

Neuerdings kam dazu noch der Begriff des Störfeldes oder der fokalen Zone, wie ihn vor allem Scheidt, Pischinger und Huneke benützen. Das Störfeld ist gewissermaßen das geschädigte terminale Retikulum, der diffus in die Peripherie ausgeweitete Herd, den der Organismus nach Beseitigung des zentralen eigentlichen und primären Herdes zwar allmählich auszuheilen vermag, der aber doch noch wochen- oder monatelang weiterbesteht und weiterstreut. Ganz ähnlich verhält es sich mit den sogenannten Sekundärherden. Ein Zahnherd kann beispielsweise eine Nebenhöhlenerkrankung, eine chronische Venenentzündung oder eine schleichende Cholezystitis verursachen. Wird diese "Metastase" nach der Zahnextraktion nicht gesondert behandelt, so kann sie weiterschwelen, oft genug relativ symptomenarm, und ihrerseits wieder als Herd wirken. Bircher-Benner, der schon vor 30 und 40 Jahren vorbildliche Zahnsanierungen durchgeführt hat, lehrt uns, daß die Gesundheit mit der Erfüllung der Ordnungs- und Ganzheitsgesetze des Lebens steht und fällt. Umgekehrt können wir also sagen: Die geringste Störung oder Verletzung dieser Ordnung und Ganzheit müssen wir als Krankheit bezeichnen, als Krankheit des ganzen Menschen, auch wenn die objektive Veränderung noch so mikroskopisch klein, lokalisiert und unbedeutend erscheinen mag. Ein Zahndefekt ist unter diesem Aspekt eben keine Bagatelle, die lediglich einer technischen Reparatur bedarf, sondern sowohl Symptom wie Ausgangspunkt einer totalen Störung des Gesamtstoffwechsels. Mag sich unter normalen Umständen ein solcher Gewebsdefekt auch als Reiz auswirken, der eine zielstrebige Heilreaktion auslöst, so müssen wir uns doch fragen: Wer von uns lebt noch unter normalen Verhältnissen? Der zivilisierte Mensch des 20. Jahrhunderts ist zu den meisten Heilreaktionen nur noch unvollkommen, zu vielen überhaupt nicht mehr fähig. Die exogenen und endogenen Störungen der normalen Lebensabläufe werden immer häufiger, die vitalen Kräfte lassen von Generation zu Generation nach. Nur eine vielseitige, gezielte und ganzheitliche Hilfe vermag das Fehlende noch einigermaßen zu ersetzen und die Reaktionsmüdigkeit auszugleichen. Dazu kommt im Falle des dentalen Fokus der Umstand, daß wir es mit einem toten Zahn zu tun haben, der sich am Stoffwechsel, an den Regenerationsvorgängen praktisch nicht mehr beteiligt. Hierin liegt auch der prinzipielle Unterschied begründet zwischen der ausschließlich operativen Behandlung des Zahnherdes und der vorwiegend konservativen Behandlung der beherdeten

Mandeln, die ja immer noch irgendwie durchblutet und einer Gewebserneuerung fähig sind. Totes Gewebe wird vom Körper abgestoßen, und auch die herdbildenden Prozesse sind nichts anderes als Versuche einer solchen Eliminierung. Erhalten wir totes Gewebe innerhalb des Organismus, fallen wir der Natur in die Arme, so kostet dies schließlich nicht nur den Zahn, sondern u. U. den ganzen Menschen. Ein Herd ist nach der Definition der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Herdforschung und Herdbekämpfung "eine abwegige örtliche Veränderung im Organismus, die über ihre nächste Umgebung hinaus Fernwirkungen auszulösen vermag, ohne selbst dabei in Erscheinung treten zu müssen". Die bakteriell-toxische Seite ist nach unseren heutigen Kenntnissen jedenfalls nicht mehr das wesentlichste daran. Nehmen wir wieder die BIRCHErsche Formulierung zu Hilfe, so ist der Herd ein örtliches Geschehen, das sich nicht den Ordnungsgesetzen einfügt, das aus der Harmonie der Ganzheit herausfällt und diese stört. In der Tat kann jede Gewebsveränderung, selbst die kleinste Narbe, die geringfügigste Entzündung, als Störfeld im Sinne eines krankmachenden Herdes wirken, wie wir andererseits durch den feinsten Reiz etwa der homöopathischen Hochpotenz oder den Nadelstich des Akupunkteurs die Krankheit auf neuralem Weg ausheilen können. Im Falle des dentalen Fokus müssen wir den Herdbegriff also physiologisch und pathologisch viel weiter fassen, als wir es noch vor einigen Jahrzehnten taten. Schon die entzündete Pulpa kann im weitesten Sinn streuen, auch wenn es sich noch gar nicht um einen infektiösen Prozeß handelt. Die teilweise absterbende, „nekrobiotische“ oder schließlich ganz nekrotische Pulpa streut in weit höherem Maße, denn nun werden auch Eiweißzerfallsprodukte frei, wie Thioäther, Polypeptide, Phenol, Indol, Skatol, Putreszin, Kadaverin, Histamin und andere hochgiftige Substanzen. Solange der Zahn noch offen ist, können diese Gifte nach außen gelangen, und die Gefahr für den Organismus ist noch nicht so groß, obwohl auch die toxische Wirksamkeit solcher verschluckter Zellgifte feststeht. Ein Synergismus mit dem anderen großen Herdgeschehen des Darmes, der Dysbakterie, ist nicht von der Hand zu weisen. G i n s ist der Ansicht, daß schon die einfache Karies des Milchgebisses an der Genese kindlicher Allergien maßgeblich beteiligt ist. - Der weitere Verlauf des Dramas ist hinreichend bekannt: Der Zahnarzt versucht, durch eine längere oder kürzere Wurzelbehandlung den Nervkanal von allen gangränösen Resten zu befreien. Die dazu verwendeten Präparate gehen in die Dutzende, alle auf der Basis Arsen, Chlor, Phenol, Ozon, Jod und Jodoform. Auch der Diathermiestrom bietet keine Vorteile. Denn es bleiben in jedem Fall tote Gewebsreste zurück, und sei es auch nur in den feinen Ramifikationen der Spitze, die uns selbst bei bester Präparation, grundsätzlich aber bei gekrümmten oder abgebogenen Spitzen, unzugänglich bleiben. Daraus resultiert der diagnostische Leitsatz: Jeder wurzeltote Zahn, ob behandelt oder nicht, beschwerdefrei oder nicht, ist als herdverdächtig anzusehen, auch wenn er röntgenologisch keine periapikalen Veränderungen zeigt. Das Unglück geht weiter, wenn der Zahnarzt einen solchen wurzelbehandelten Zahn nun „lege artis“ schließt und füllt und überkront. Die flüssigen und gasförmigen Zerfallsprodukte, aber auch die Bakterien und Toxine, haben jetzt keinen unbehinderten Abgang mehr nach außen und dringen daher über den Apex hinweg in den Kieferknochen ein. Wird eine solche Pulpenhöhle trepaniert, so entweichen die oft unter Druck stehenden Gase nicht selten deutlich hörbar, vom Geruch derselben ganz zu schweigen. Mit Z a b e l können wir nun von „gekröntem Leid“, mit Bircher von „goldenen Särgen“ sprechen. Im weiteren Verlauf kommt es zu einer reaktiven Entzündung des periapikalen Knochengewebes. Geht diese stürmisch vor sich, so entschließt man sich nunmehr doch noch gelegentlich zur Zange. Meist beruhigt sich der Prozeß aber wieder oder macht sich überhaupt nicht bemerkbar. Es sind dies die Fälle, wo wir vom Kranken zu hören bekommen: "Aber der Zahn hat

mir ja nie weh getan!" Nur verhältnismäßig selten gibt es als Ausdruck der versuchten Spontanheilung dann noch das "Zahngeschwür", übergehend in die einmalige oder rezidivierende Fistel. Das chronischostitische, periapikale Gewebe entkalkt schließlich und verliert zentral allmählich seine zelluläre Struktur, während sich der Organismus durch eine kapselförmige Proliferation von Bindegewebe und ein starkes leuko- und lymphozytäres Infiltrat zu schützen versucht. Trotzdem behält auch dieses Stadium der fokalen Veränderung, das wir als das eigentliche "Granulom« bezeichnen, seine Tendenz zur Streuung und zum peripheren Wachstum. Durch völlige Nekrose kann ein solcher periapikaler Prozeß zentral zu einer gallertigen oder flüssigen Masse einschmelzen. Wir sprechen dann von einer Zyste. Tabelle II Lokalisierungsmöglichkeiten dentaler Herde Intradentale Herde: Chronische Pulpitis Pulpengangrän (steril oder infiziert) Intradentale Einschmelzungszonen Apikale bzw, extradentale Herde: Chronische periapikale Ostitis ohne oder mit Einschmelzungsvorgängen („Granulom“) Zysten, Zystenreste Restostitiden nach Entfernung wurzelkranker Zähne Wurzelreste („Sequester“) mit oder ohne Ostitis (steril oder infiziert) Marginale bzw. paradentale Herde: Parodontose Parodontitis des Weisheitszahnes Tiefer reichende parodontitische Prozesse („Zahnfleischtaschen“, "vertikale Alveolaratrophie", "marginale Granulome«) Tabelle II enthält die Entwicklungs- und Lokalisationsmöglichkeiten der Zahnherde und ihre geläufigen Bezeichnungen. Ein Zahnherd, gleichgültig ob im ostitischen, granulomatösen oder zystischen Stadium, verhält sich nicht unähnlich einem malignen Tumor, mit dem er nicht nur das infiltrierende und zerstörende Wachstum, sondern auch die Metastasierungstendenz gemein hat. Genau wie bei der Krebskrankheit steht auch beim Herdgeschehen die konstitutionelle und konditionelle Gesamtsituation im Vordergrund. Und ebensowenig wie beim Karzinom dürfen wir einen Herdkranken als geheilt betrachten, wenn wir ihn von seinen Herden befreit haben. Diese Erkenntnis führt zwangsläufig zur therapeutischen Grundforderung: Bei jedem dental beherdeten Patienten hat die Entherdung im Rahmen einer gezielten, individuell zu gestaltenden biologischen Ganzheitsbehandlung zu erfolgen oder derselben vorauszugehen. Anzuwenden sind dabei die Heilkost, das Heilfasten, die systematische Hydrotherapie, die Überwärmungsbehandlung, die Homöopathie, die immunbiologischen Behandlungsmöglichkeiten, nach SPENGLER, ENDERLEIN u. a., die Eigenblutinjektionen in ihren verschiedenen Varianten, die segmentale und klassische Massage sowie selbstverständlich und vor allem die allgemeinen Naturheilfaktoren Bewegung, Atmung, Luft und Sonne. Alles zur rechten Zeit und im rechten Maß. Die Entherdung

ist nur ein Teil der Sanierung, meist aber ihr erster und wichtigster. Anzustreben ist stets die Totalsanierung. Liegen mehrere Herde vor, so hat der Arzt in enger Zusammenarbeit mit dem Zahnarzt bzw. Facharzt zu entscheiden, in welcher Reihenfolge die Herde anzugehen sind. Mit der Entherdung des Gebisses sollte jedoch grundsätzlich begonnen werden. Auch eine Teilsanierung kann gelegentlich notwendig sein. Sie ist entlastend, aber zur Ausheilung einer plurifokalen Erkrankung ungenügend. Nach der Erfahrung des Verfassers an mehreren hundert Totalsanierungen ist bei ausreichender kombinierter Allgemeinbehandlung vor und während der Entherdung auch jeder Penicillinschutz überflüssig. Selbst bei Schwerkranken kam es nie zu irgendwelchen bedrohlichen Reaktionen oder Verschlimmerungen. All dies gilt in gleicher Weise für die Behandlung anderweitiger Herde. Unterlassungen oder Fehler in dieser Beziehung können allerdings Rückschläge oder Komplikationen, mindestens ausbleibende Sanierungserfolge nach sich ziehen. Der Ganzheitstherapeut ist dazu berufen, eine Lücke auszufüllen, die zum Schaden zehntausender chronisch Kranker und Unheilbarer aus der mangelhaften Zusammenarbeit zwischen Medizin und Zahnmedizin entstand. Der Arzt "versteht nichts von den Zähnen" und überläßt alles dem Zahnarzt, der sich wieder nicht um die Ganzheit seines Patienten kümmern kann. Gehen wir den vielen Einwänden nach, die man immer wieder gegen gründliche SanierungsMaßnahmen zu hören bekommt, so zeigt sich, daß die vorgebrachten Fehlschläge entweder einer ungenügenden Diagnosestellung oder einem unzweckmäßigen, unvollkommenen bzw. schädlichen Sanierungsprogramm oder einer mangelhaften Allgemeinbehandlung des Patienten entspringen. Es darf einfach nicht vorkommen, wie man es in einer biologischen Praxis an vorwiegend chronisch Kranken fast täglich erlebt, daß ärztlich oder klinisch laufend behandelte Herzkranke, Allergiker, Arthritiker mit einem halben oder ganzen Dutzend Zahnherden herumlaufen. Jeder Arzt und Zahnarzt sollte auch wissen, daß man erst die Zahnherde entfernt und dann erst an etwa vorhandene weitere Herde herangeht, nicht umgekehrt. Die Idee der Sanierung muß in Verruf kommen, wenn ebenso eilends wie erfolglos die Mandeln entfernt werden, obwohl bei einiger Sorgfalt die primäre Beherdung der Zähne hätte erkannt werden können. Und es ist ebenso falsch, nur lokal etwas zu unternehmen, den Kranken aber im übrigen sich selbst zu überlassen. Die konstitutionielle Allgemeinbehandlung jedes herdbedingten Leidens muß eines Tages genau so selbstverständlich werden, wie es etwa die Allgemeinbehandlung des Krebskranken vor oder nach der Operation heute zum Teil schon ist. Und genau wie diese, gehört auch die Totalsanierung in die Hände von Sanierungsspezialisten oder in Anstalten, wo die notwendige Zusammenarbeit zwischen dem Ganzheitsbehandler und dem Zahnarzt oder sonstigen Facharzt gewährleistet ist. Welche Kranke sind es denn nun, bei denen wir besonders gründlich nach Zahn- und sonstigen Herden forschen müssen? Vergegenwärtigen wir uns dazu den peripheren Vorgang des Herdgeschehens. Auf dem Wege der direkten Keimstreuung, der toxischen Schädigung oder der neuralen Fehlsteuerung kommt es zu mikroskopisch kleinen, zirkumskripten Kapillarwandveränderungen, die wir - wie Bircher-Benner, Otfried Müller u. a. es schon vor Jahrzehnten taten - kapillarmikroskopisch beobachten können, ferner zu multiplen Mikrothromben, kapillären Blutungen und Stauungen, die wieder eine umschriebene Gewebsazidose, Ablagerung von Stoffwechselschlacken und Beeinträchtigung der Zellatmung zur Folge haben. Nach Warburg ist die Dysoxybiose der Zelle eine Parallelerscheinung ihrer malignen Entartung. Verf. hält deshalb in Übereinstimmung mit Altmann, Issels u. a. gerade bei Krebskranken und Krebsgefährdeten eine einwandfreie Totalsanierung für besonders wichtig. Daß sich das Herdgeschehen auch bei der Entstehung und Therapieresistenz anderer chronisch-degenerativer Erkrankungen, etwa der Multiplen Sklerose, verhängnisvoll auswirken kann, beweisen die Veröffentlichungen Aigingers über hervorragende Erfolge bei diesem Leiden allein durch konsequente Sanierung und hochwertige Heilkost. Auch der Verf. erinnert sich mehrerer solcher Fälle, darunter den eines jüngeren MSKranken, der 1946 nahezu völlig gelähmt war (einschließlich der Augenmuskeln!) und nach

umfangreichen SanierungsMaßnahmen, einem längeren Heilfasten und monatelanger strenger Kost neben sonstigen Naturheilanwendungen wieder geh- und schreibfähig wurde, was bis heute anhält. Häufiger und von weit größerer sozialer Bedeutung sind die klassischen fokalen Fernschäden, die wir als Myogelosen, als Tophi, als akute oder chronische rheumatische Entzündungen der Muskulatur, der Gelenke, Bänder, Sehnen oder Nerven kennen. Machen doch die rheumatischen und arthritischen Endstadien etwa ein Viertel aller Invaliditätsfälle aus! Wenngleich die Schule bei den primär und sekundär chronischen Arthritiden ein Infektgeschehen mit Recht leugnet, so ist der Ganzheitstherapeut doch verpflichtet, solche Patienten eingehend auf Herde zu untersuchen. Wieviele Renten könnten wohl erspart oder doch wenigstens um Jahre hinausgeschoben werden, wenn bei allen derartigen Anträgen noch gründlicher und umfassender als bisher vorgegangen würde! An den kapillarreichen, sauerstoffbedürftigen, parenchymatösen Organen kann es zu Nephritis, Hepatitis und Myokarditis kommen. Auch hier müssen uns in der Praxis wieder die beginnenden, atypischen, subakuten und zirkumskripten Formen besonders interessieren, die bestimmt viel häufiger sind als die klassischen Krankheitsbilder. Wer prinzipiell jeden Harn sedimentiert, wird erstaunt sein, wie häufig sich Erythrozyten finden. Sofern dann ein Vitium, eine schwerere Gefäßveränderung, eine Zystitis oder ein Tumor auszuschließen sind, weist dies mit ziemlicher Sicherheit auf ein Herdgeschehen. Die fokaltoxische Schädigung der vegetativen Nervenbahnen und zentralen Neuren kann selbstverständlich in Zusammenwirkung mit allen übrigen uns bekannten Zivilisationsschäden - zu den verschiedenartigsten Dysregulationen am Gefäßsystem führen: Angina pectoris, Infarkt, Ulkus, Migräne, Bürger-Raynaud, Hypertonie oder Hypotonie. Besonders der tiefe Blutdruck ist für die schwereren Beherdungen typisch. Des Weiteren kann ein Zusammenhang mit hormonalen Dysfunktionen der Hypophyse, der Schilddrüse, der Nebenniere oder des Pankreas bestehen. Verf. kennt mehrere Fälle, und auch andere Autoren berichten hierüber, daß echter Diabetes nach korrekt durchgeführter Sanierung unabhängig von der gleichzeitigen diätetischen Einstellung - gebessert und in einzelnen Fällen sogar insulinfrei gemacht werden konnte. Auch die mit den regenerierenden Methoden nach Niehans, Bogomoletz und ZAJICEK sich befassenden Kollegen wissen, daß vor Beginn dieser Kuren eine totale Sanierung zu fordern ist. Manche Versager dieser Richtungen dürften auf Verstöße gegen diese Voraussetzung zurückzuführen sein. Verf. erinnert sich aus der Zeit seiner eigenen ersten Versuche mit der zytoplastischen Therapie, daß des Öfteren bei später als beherdet erkannten Patienten die richtig gewählten Präparate entweder relativ unwirksam blieben oder unerwünschte Allgemeinreaktionen auslösten oder in einzelnen Fällen sogar zu einer Aktivierung schlummernder Zahnherde führten, ein Vorgang, der auch bei sonstiger Ganzheitsbehandlung, z. B. bei Fastenkuren, gelegentlich zu beobachten ist, wenn man versäumt hat, den Patienten diesbezüglich zu untersuchen und vorzubehandeln. Auf neurovegetativem Weg kann es ferner zu Störungen des Vitamin- und Mineralsalzhaushaltes kommen, insbesondere zu Vitamin-C-Mängeln, worauf Zabel immer wieder hinweist. Wir beobachten bei Herdkranken nicht selten eine erhöhte Infektanfälligkeit der verschiedensten Art, desgleichen Allergien der Haut und Schleimhäute, wie sie Gins als Folge der kindlichen Milchzahnkaries auffaßt. Jede rezidivierende Venenentzündung oder Thrombose muß uns zu einer eingehenden Herdsuche veranlassen. Ohne Sanierung kommt es immer wieder zu Rückfällen und die Phlebitis kann schließlich zu einem Sekundärherd werden. Dies gilt insbesondere für die Vena

saphena und jugularis, die bei gründlichen Befunderhebungen immer auf Druckempfindlichkeit hin untersucht werden sollten. Schließlich kann auch das blutbildende System selbst auf den chronischen Herdschaden reagieren mit Leukopenie, Leukozytose, Lymphopenie, Lymphozytose und beschleunigter BKS. Mehrmals konnte der Verf. hyperchrome Anämien beobachten, die in ihren schweren Formen einschließlich einer begleitenden histaminrefraktären Anazidität genau wie eine Perniziosa aussahen, nach gründlicher Sanierung aber ausheilten. Es kann auch zu Veränderungen des lymphatischen Systems allein kommen, von der akuten und chronischen Tonsillitis bis zum Status lymphaticus der jugendlichen, der oft genug den Boden bildet für eine spätere Tuberkulose. Es hat auch in solchen Fällen keinen Sinn, zunächst die rein kompensatorisch vergrößerten, ganz unschuldigen Mandeln zu entfernen und vielleicht erst Jahre später an die Zahnherde zu denken. Dies nur als kleine Auswahl der nach unserem heutigen Wissen fakultativ herdbedingten Erkrankungen. Deshalb sei die eingangs erhobene Behauptung wiederholt, daß es keine Gesundheitsstörung gibt, die nicht mit einem Herd bzw. Zahnherd zusammenhängen, durch ihn ausgelöst oder verschlimmert werden kann. Ein Herd kann infolge seiner allergisierenden und sensibilisierenden Wirkung jeder noch so sorgfältig gewählten und durchgeführten Therapie im Wege stehen und sie unwirksam machen. Die engen Beziehungen des Herdgeschehens zu den drei verhängnisvollsten Volksseuchen unserer Zeit: Rheuma, Kreislaufschäden und Krebs, denen wir doch immer noch relativ machtlos gegenüberstehen, machen es uns zur Pflicht, auf diesem Gebiet noch viel gewissenhafter und gründlicher zu Werke zu gehen, als wir dies bisher taten. Die Herdlehre und ihre Folgerungen beschäftigen schon lange nicht mehr nur einige Außenseiter, sondern sind auf breitester Basis wissenschaftlich verankert. Dies mag allein daraus hervorgehen, daß sich 1958 auf der 8. Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Herdforschung und Herdtherapie 9 Referate, auf der 10. Therapiewoche in Karlsruhe 15 Referate positiv und detailliert zu diesem Thema aussprachen. Was uns und unseren Patienten nottut, ist die endliche Umsetzung dieser Erkenntnis in die Praxis. Nachdem sich auch innerhalb der biologisch eingestellten Ärzteschaft zwangsläufig gewisse Spezialisierungsbestrebungen anbahnen - jede Tagung beweist uns erneut die Notwendigkeit dieses Vorgangs -, so wäre durchaus in Erwägung zu ziehen, ob nicht der ganzheitlich unterbauten Diagnostik und Therapie des dentalen und sonstigen Herdgeschehens gerade innerhalb der Naturheilbewegung in Zukunft ein größeres Augenmerk seitens der Ärzte und Zahnärzte geschenkt werden sollte. Die folgenden Grundlagen und Richtlinien, erstmals veröffentlicht in Heft I/II 1958 "Das Deutsche Zahnärzteblatt", möchten hierzu nicht mehr als eine Anregung sein, deren Kritik, Verbesserung und Realisierung Aufgabe jedes biologisch interessierten Kollegen sein sollte.

Richtlinien zur Diagnose eines dentalen Herdgeschehens Es besteht keine Veranlassung für eine Annahme „steriler“, „latenter“, „schlummernder“ oder "stummer" Herde. Die Unterlassung einer technisch einwandfreien Vitalitätsprüfung und Röntgenaufnahme aller nicht mehr voll vitalen oder sonstwie stark veränderten, besonders parodontösen Zähne im Rahmen einer zahnärztlichen Untersuchung ist ein Kunstfehler. Bei Herdverdacht sind auch Zahnlücken und Stellen retinierter Zähne grundsätzlich zu röntgen. Größe, Stadium und Lokalisation eines dentalen Herdes besagen nichts über seine fokale Virulenz.

Bei Gefahr in Verzug (Karzinom, Lymphogranulomatose, Leukämie, Multiple Sklerose) ist jeder devitale Zahn mit oder ohne ausreichende Wurzelfüllung als Herd zu betrachten. Zur Vervollständigung der Diagnose sind außer dem Lokalbefund möglichst viele der einschlägigen Untersuchungs- und Testmethoden heranzuziehen: Temperaturkontrolle (besonders die Differenz zwischen Axillar- und Rektaltemperatur, evtl. nach Provokation durch längeren Marsch, Sonnenbad usw.), Pulskontrolle, klinisches Blutbild (unter besonderer Beachtung jeder Hyperchromasie und jeder Vermehrung der Jugendformen und stabkernigen Leukozyten über 6 %), Blutbild auf Endobiose, BKS (evtl. nach Kurzwellendurchflutung des Herdes), Kapillarmikroskopie, Prüfung der Kapillarresistenz (Vasotest), Harnuntersuchung (Erythrozyten, Urobilinogen), fibrilläres Muskelzucken (evtl. nach provozierendem Marsch, heißem Bad, Ganzmassage, Kauen auf dem verdächtigen Zahn, Kurzwellendurchflutung desselben usw.), Impletoltest (Sekundenphänomen), Antigenteste: Histaminprobe (subkutan oder konjunktival), Spenglersan D und D. (evtl. mit Kontrolle der Endobiose), Bottyantest (Allgemeinreaktion, besonders bei Neuritis), Ganslmeyertest (Reaktion am Zahnherd), Pyrifertest (Allgemeinreaktion, besonders bei Neuritis). Die Verwendung der von der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Herdforschung und Herdbekämpfung, Frankfurt/M., Gartenstraße 118, herausgegebenen Untersuchungsbogen wird zur Vereinheitlichung und wissenschaftlichen Auswertbarkeit der Ergebnisse dringend empfohlen.

Richtlinien zur Herdtherapie Jede Sanierung besteht aus der Entherdung und der konstitutionellen Gesamtbehandlung. Die Entherdung des Gebisses hat den Vorzug vor anderweitigen Maßnahmen. Mißerfolge sind in einer mangelhaften diagnostischen Klärung, unvollständigen oder unzweckmäßigen Entherdung oder ungenügenden Gesamtbehandlung zu suchen. Die Extraktion sei gründlich (Curettage, Röntgennachkontrolle), aber schonend (wenig Lokalanästhesie, mehr Lachgas, keine Antiseptika). Verwendung hypertoner Lösungen zur Spülung ist empfehlenswert, z. B. Kaliumchlorid 0,42 g, Kalziumchlorid 0,84 g, Natriumchlorid 10,5 g, Aqua dest. Ad 1.000,0 g (in dieser Reihenfolge zu lösen). Gegen den Nachschmerz B12-Präparate, 30 bis 200 γ i.v. oder i.m. Grundlage jeder Totalsanierung ist eine gleichzeitig und länger durchzuführende Heilkost nach Bircher–Benner, Kollath u. a., in schwereren Fällen ein (mildes oder strenges) Heilfasten von 10 bis 20 Tagen Dauer, möglichst unter geschulter Leitung. Eine Schutztherapie mit Antibiotika scheint unter diesen Voraussetzungen entbehrlich zu sein. Ebenso wichtig ist während und nach der Entherdung eine individuell angepaßte hydrotherapeutische Teil- und Allgemeinbehandlung mit dem Kneippschen Ziel einer Auflösung.und Ausleitung der Krankheitsgifte und Abhärtung des Gesamtorganismus. Je nach vorliegendem Reaktionstyp ist kalten Anwendungen (Waschungen, Wickel, Güsse, Teil- und Vollbäder) oder warmen bzw. wechselwarmen Anwendungen (Packungen, Teil- und Vollbäder, Sauna) der Vorzug zu geben. Der Patient ist ferner systematisch an die allgemeinen Naturheilfaktoren Bewegung, Atmung, Luft und Sonne heranzuführen.

An die Entherdung hat sich in irgend einer Form die Sanierung der streuenden Zone anzuschließen: Impletol, Roedersche Mandelbehandlung, Massage, Blutegel, Schröpfköpfe. Dasselbe gilt für Sekundärherde. Liegt eine Dysbakterie des Darmes vor, so ist auch deren Normalisierung anzustreben durch Fasten, Heilkost, Darmbäder, Kamillentee, Milchzucker, Azidophilus- und Koli-Präparate. Die Blutsanierung richtet sich nach der Schwere des Endobiontenbefalls: Enderleinsche immunbiologische Präparate, Wehrlische Hämo-Oxydationstherapie, Cer-Inhalationen, bei hyperdiromer Anämie B12, bei hypochromer Anämie Eisen, Kupfer, Kobalt. Bei derartiger Behandlung sind unspezifische oder spezifische Desensibilisierungen mit Eigenblut, Eigenserum, Bottyanserum, Arthrisinal, Spenglersan usw. verhältnismäßig selten nötig, wenn auch in der freien Praxis nicht immer zu umgehen.

Richtlinien zur Verhütung der Zahnherde Die Bedeutung einer naturgesetzlichen Lebensweise und Ernährung ist Ärzten wie Zahnärzten von den Hochschulen und Organisationen, auf Tagungen und durch die Fachpresse immer wieder einzuprägen. Den daraus resultierenden Forderungen gegenüber sind die persönliche Mundpflege und die zahnärztlich-technische Betreuung sekundäre, wenn auch unerläßliche, Maßnahmen über deinen täglichen Kleinkram, darf dieses Faktum nicht aus dem Bewußtsein verschwinden. Kann ein Zahn nicht mehr am Leben erhalten werden oder wird seine Devitalität festgestellt, so ist er nach Möglichkeit zu extrahieren. Kosmetische und prothetische Einwände haben dem gegenüber nur untergeordnete Bedeutung. Bei strengster Indikationsstellung und einwandfreier Technik kann die Vitalamputation versucht werden. Doch muß sich der Patient zu einer alljährlichen Vitalitätsprüfung und Röntgenkontrolle dieser Zähne verpflichten. Devitale Zähne dürfen keinesfalls überkront oder als Brückenpfeiler verwendet werden. Ein Verstoß hiergegen ist nach dem heutigen Stand unseres Wissens als Kunstfehler zu bewerten. Vitale Zähne dürfen nur aus zwingenden Gründen überkront werden. Thielemann schlägt vor, solche Kronen durch ein einheitliches, evtl. international zu vereinbarendes Zeichen kenntlich zu machen. Der Patient ist darauf aufmerksam zu machen, daß er nur dann vor einem Herdgeschehen sicher ist, wenn der betreffende Zahn alljährlich geröntgt, die Krone mindestens alle 5 Jahre erneuert und der Zahn bei dieser Gelegenheit auf seine Lebensfähigkeit hin überprüft wird. Der Teil- und Vollprothese ist grundsätzlich der Vorzug zu geben gegenüber der Brücke. Durch intensive Aufklärung, laufende Verbesserung der technischen und kosmetischen Lösung und vorteilhafte Preisgestaltung sollten auch die Patienten und Kostenträger mehr und mehr für diese Entscheidung gewonnen werden. Vom Patienten apodiktisch geforderte Kronen oder Brücken über devitalen Zähnen dürfen nur noch gegen unterschriftlichen Revers angefertigt werden, der den Patienten über die Gefahren und

Komplikationsmöglichkeiten eines solchen Vorgehens aufklärt und zur Übernahme der persönlichen Verantwortung verpflichtet. Mit Unterstützung der Standesorganisationen, der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Herdforschung und Herdbekämpfung, Sitz Frankfurt, und der Medizinisch-biologischen Arbeits- und Fortbildungsgemeinschaft deutscher Zahnärzte, Sitz München, sind die Kostenträger allmählich von der Notwendigkeit der Übernahme aller Mehrkosten zu überzeugen, die mit einer solchen prophylaktischen Zahnheilkunde zunächst verbunden sind. Nur in einer engen und verständnisvollen Zusammenarbeit zwischen Arzt und Zahnarzt ist ein Ansatz zur Lösung des immer bedrohlicher werdenden Fokalproblems zu sehen. Wir stehen dabei am Anfang eines weiten Weges, der uns allerdings auch zur Überwindung des Gebißverfalles überhaupt führen muß. Dr. med. K. Windstosser

17.0 Die obligate Vollwertkost in ihrer prophylaktischen und therapeutischen Bedeutung. Individuelle Ernährungs-Grundregeln. Das Heilfasten. „Der Kunstgriff, mittels dessen ein Organismus sich stationär auf einer ziemlich hohen Ordnungsstufe hält, besteht in Wirklichkeit auf einem fortwährenden Aufsaugen von Ordnung aus seiner Umwelt.“ ERWIN SCHRÖDINGER (1897–1961), Nobelpreisträger für Physik, in „Was ist Leben?" 1945 „Ich sehe keinen physisch Kranken wirklich und nachhaltig gesunden, ohne daß sich auch Wandlungen in seiner Seele und Gedankenwelt vollziehen; und keinen seelisch Kranken, ohne das sich auch sein Stoffwechsel zu Ausgleich und zur Ordnung kommt.“ Max Oskar (1867–1939), Bircher-Bennner „Verzicht nimmt nichts und zwingt zu nichts. Er gibt den unerschöpflichen Reichtum der Einfachheit und Unabhängigkeit, das Glücksgefühl der Selbstüberwindung und die Gnade der Reinigung.“ MARTIN HEIDEGGER (1889–1976) "Der Ernährungsvorgang ist ein einziges, großes Wunder und erzwingt ein stetes sich-wundern. Für den naiven Laien die natürlichste Sache der Welt, verbirgt sie für den Naturforscher die letzten Lebensrätsel." C. L Schleich.

Die Vollwertkost Mit der Art, Menge und Beschaffenheit seiner Nahrung bestimmt der Mensch weitgehend die Qualität und Dauer seines Lebens. Von Generation zu Generation verhängnisvoller werdende Fehler in dieser Hinsicht sind die vordergründige Ursache der immer häufiger auftretenden Entwicklungsstörungen, Degenerationserscheinungen und Krankheiten aller Art, auch bei jüngeren Jahrgängen, insbesondere der Immunschwäche Krebs. Spätestens seit diese Zusammenhänge durch die moderne Molekularbiologie ihre Bestätigung gefunden haben, erscheint die Revision eingewurzelter Verhaltensweisen und Gepflogenheiten hinsichtlich der Ernährung dringend erforderlich. In besonderer Weise sollte die Erkrankung Anlaß dazu geben. Durch seine Ernährung und Atmung ist der Mensch - wie jedes Lebewesen - Teil der ihn umgebenden Natur und des Kosmos. Sind die Tiere durch ihren Instinkt und die „Herdenseele“ noch in bestimmte arterhaltende Gesetzlichkeiten eingebunden, so hat der Mensch durch Willensfreiheit und Kultur diese Führung weitgehend verloren. Man glaubte lang, diesen Verlust durch die Erkenntnisse der Wissenschaft ausgleichen zu können. Aber die wissenschaftliche Forschung ist auf das Sichtbare, Wägbare, Meßbare angewiesen. Enorme Erkenntnisse wurden auf diese Weise errungen, insbesondere was den menschlichen Organismus und seine Funktion betrifft. Aber das eindimensionale analytische Denken und Forschen hat uns der Einheit, Ganzheit und Mehrdimensionalität des Lebens und der Natur entfremdet. Die moderne Ökologie bemüht sich zwar darum, die vielfach zerstörte Totalität des Denkens und Handelns zurückzugewinnen, aber

nach dem Gesetz der Entropie wird die schon allzulang herrschende Entwicklungstendenz nicht so schnell aufzuhalten sein. Auch Krankheit einschließlich Krebs ist nichts anderes als Verlust der Ganzheit und Ordnung, Verlust der fortwährend ausgleichenden Harmonie zwischen den menschlichen Wesensgliedern Geist, Seele und Körper. Diese wieder in ihre Hierarchie zurückzuführen, ist die Aufgabe der Naturheilkunde, der biologischen, psychosomatischen Ganzheitsmedizin. Wichtigster Bestandteil und Basis derselben ist die Vollwerternährung, ohne die keine Therapie ihre optimale Wirkung entfalten kann. Eine solche Ernährung ist - im Gegensatz zu einer "Diät" - in sich als Ganzes ausgeglichen, also in keiner Weise irgendwie einseitig, sie entspricht in ihrer vegetarischen Grundform physiologischen, anatomischen, ethischen und kulturellen Normen und sie erfüllt hinsichtlich jeder einzelner ihrer Bestandteile die Kriterien der Ganzheit und natürlichen Vollwertigkeit. Jede industrielle oder küchentechnische Verarbeitung oder Zubereitung muß nach diesen Maßstäben bewertet werden, denn der gesundheitserhaltende und gesundmachende Wert der Nahrung hängt von diesen ganzheits- und qualitätsverändernden Maßnahmen ab. Fehlberechnungen der Wissenschaft, Fehlentwicklungen der Landwirtschaft, rücksichtsloses Gewinnstreben der Nahrungs- und Genußmittelindustrie, nicht zuletzt aber die Borniertheit der sogenannten "gutbürgerlichen" Küche sind die Ursache der heutigen Ernährungsmisere, der Eiweißüberfütterung, des riesigen Zuckerkonsums und der verhängnisvollen Vollkorn-Unterversorgung, Auch die mehr als Mode und Schlagwort aufzufassende "Nouvelle cuisine“ und viele andere, ständig wechselnde Ernährungslehren haben in dieser Beziehung noch keinen durchgreifenden Wandel gebracht. Es bedarf der gründlichen Information und des vollen Einsatzes jedes einzelnen, um sich gegen die Macht der Gewohnheit und die Suggestion der Werbung durch-zusetzen, 25-jährige eigene Erfahrung an über 4.000 Krebskranken und Krebsgefährdeten ergab, daß bei den Patienten, die sich mehr oder weniger konsequent an Vollwertkost gehalten haben, eine deutlich bessere Ansprechrate auf die jeweils durchgeführte Therapie zu beobachten war. Der von der Schulmedizin immer wieder vorgebrachte Einwand, keine wie immer modifizierte Ernährung habe irgendwelchen Einfluß auf den Verlauf bösartiger Erkrankungen, kann nicht aufrechterhalten werden. Es liegen die Ergebnisse vieler wissenschaftlich ausgewerteter Studien vor, die den verhängnisvollen Einfluß gewohnheitsmäßiger Fehlernährung auf die Entstehung und das Fortschreiten chronischer und maligner Erkrankungen erkennen lassen. Um wieviel wichtiger ist demnach die Wiederherstellung einer therapie-adjuvanten Vollwertkost des Kranken! Einschlägige breitflächige Untersuchungen wurden von folgenden Organisationen durchgeführt: Deutsche Krebsgesellschaft 1960, Deutsches Krebsforschungszentrum 1976, Deutsche Gesellschaft für Ernährung 1984, Gesellschaft zur Förderung der Ganzheitsmedizin (Münchner Modell), vorläufig abgeschlossen 1989, Bundegesundheitsamt Berlin (Vegetarierstudie) 1989. Der Report einer demoskopischen Untersuchung des National Research Council in den USA wurde 1982 von der DGE in deutscher Sprache veröffentlicht. Sie ließ eindeutige Zusammenhänge bestimmter Ernährungsvorlieben besonders hinsichtlich des Fleisch- und Fettverzehrs mit der Häufigkeit einiger Geschwulstformen wie Mamma-Ca, Dickdarmkrebs usw. erkennen. Schon früher lagen gerade aus den USA Berichte vor über Zusammenhänge des Gesundheitszustandes mit der Lebensweise bestimmter Bevölkerungsschichten, etwa der Mormonen und Adventisten, die sich aus religiösen Gründen gewissen Ernährungsregeln unterwerfen und im Allgemeinen auch auf Genußgifte verzichten. In weit größerem Umfang noch ist eine gesundheitliche Bewertung der

Ernährung erlaubt, die bei den orthodox buddhistischen und hinduistischen Völkern Asiens üblich ist und die außer Milch und Butter keinerlei tierische Produkte enthält. Von dem Onkologen und Nobelpreisträger DULBECCO stammt eine Übersicht, die den täglichen Fleischverzehr der Bevölkerung verschiedener Länder der dortigen Krebsmorbidität je 100.000 Personen pro Jahr gegenüberstellt. Es ergab sich eine genaue Kongruenz: Neuseeland führte mit einem individuellen Fleischverzehr von 320 g pro Kopf und Tag einerseits, einer Krebsquote von 42 andererseits. Geringeren Fleischkonsum, d. h. Unter 80–40 g und weniger - wie in Indien, Japan, Kolumbien, Nigeria usw. korrelierte mit einer Krebsmorbidität unter 8, also einem Fünftel der Spitzenzahl. Dabei spielen allerdings weitere Lebensverhältnisse, Umweltfaktoren etc. eine gewisse relevante, aber in diesem Fall unberücksichtigt gebliebene Rolle. Eine 1991 veröffentlichte, statistisch besonders sorgfältig ausgewertete Übersichtsarbeit von FRENTZEL-BEYME und Mitarbeitern aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum berichtete über das Ergebnis einer 10 Jahre währenden Beobachtung von knapp 2.000 teils strengen, teils gemäßigten (nicht öfter als einmal wöchentlich Fleisch oder Fisch essenden) Vegetarierinnen und Vegetariern aller Altersstufen. Die dabei zutage getretenen gesundheitlichen Vorteile einer solchen Lebens- und Ernährungsweise waren umso markanter, je länger diese schon vor Beginn der Beobachtungszeit gedauert hatte und wenn zusätzlich noch auf Tabak, Alkohol und andere Genußgifte verzichtet worden war. Generell ergaben sich vergleichsweise günstige Zahlen hinsichtlich Krankheitshäufigkeit, Krankheitsdauer, Krankheitskomplikationen, Häufigkeit und Dauer von Arbeitsunfähigkeit sowie der Lebensdauer. Im speziellen ließ sich eine gegenüber dem Bevölkerungsdurchschnitt bedeutend niedrigere Zahl von akuten und chronischen Erkrankungen an Herz und Kreislauf, Magen und Darm, Leber und Nieren, Lunge und Haut, Allergien, Altersbeschwerden, rheumatischen und arthritischen Krankheiten erkennen. Unter den Männern trat während der Beobachtungszeit nur ein einziger Lungenkrebs auf (bei einem Raucher). Im Vergleich mit der Lungenkrebshäufigkeit der Gesamtbevölkerung wären 6,4 Fälle zu erwarten gewesen. Magen- und Darmkrebs fehlten bei Männern und Frauen völlig, wären aber 3,5mal zu erwarten gewesen. Bei den Frauen kam es kein einziges Mal zu Brustkrebs, er wäre bei "normaler" Ernährungsweise mindestens zweimal aufgetreten. Als sehr eindrucksvoll erwies sich der Unterschied in der Sterbequote, sie lag um 50 % niedriger als bei der gleichen Personenzahl des Bevölkerungsdurchschnitts. Die Lebenserwartung der Vegetarier-Gruppe war demnach genau doppelt so hoch wie die der großen Masse von "Normalverbrauchern". Faßt man die Ergebnisse all dieser Studien zusammen, so lassen sich im Vergleich mit der in den westlichen Industrieländern üblichen Lebensweise und Ernährung erhebliche gesundheitliche Vorteile eines weitgehenden oder völligen Verzichts auf Produkte aus getöteten Tieren feststellen, von den noch zu erläuternden ethischen und ökonomischen Argumenten zunächst abgesehen. Selbstverständlich vermag die Umstellung auf noch so fehlerfreie Vollwerternährung für sich allein eine nach jahre- bis jahrzehntelanger Entwicklung offenkundig gewordene Krebserkrankung nicht oder doch nur äußerst selten zur Rückbildung zu bringen. Es verstößt jedoch gegen alle ärztlichen Pflichten, auf diesen Teil der medizinischen Behandlung zu verzichten oder sie abzuwerten, denn sie unterstützt nicht nur die körpereigene Abwehr gegen die Krankheit, sondern beschleunigt auch die Überwindung der durch operative Eingriffe, Bestrahlung oder Chemotherapie gesetzten Schäden. Die dem oben erwähnten NRC-Report zu entnehmenden Empfehlungen lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:

1. Übergewicht meiden oder schonend abbauen. Untergewicht durch vorübergehende Bevorzugung bestimmter Nahrungsbestandteile ausgleichen (Vitamine, Fette, Vollkornprodukte), evtl. auch durch häufigere kleine Mahlzeiten. 2. Einhaltung eines langzeitig bekömmlichen Verhältnisses zwischen Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten nebst den darin enthaltenen Vitaminen, Spurenelementen und Ballaststoffen, wobei der Eiweiß- und Fettbedarf ausreichend.mit pflanzlichen Produkten gedeckt werden kann. 3. Die tägliche Nahrung sollte im wesentlichen aus Vollkornprodukten, Gemüsen, Salaten und Obst, zum kleineren Teil und nur bedingt aus Milchprodukten bestehen. Dem rohen Anteil dieser Nahrungsbestandteile ist bei jeder Mahlzeit der Vorzug zu geben. 4. Gänzlich auszuschalten sind: Weißmehlprodukte, Zucker in jeder Form (auch Honig), geräucherte und gepökelte Nahrungsmittel, Alkohol und Bohnenkaffee sowie alle als starke Säurebildner deklarierten Nahrungsmittel und Getränke (siehe Tabelle 2). Zu 1. Individuell variierendes und gleichmäßig zu haltendes Normalgewicht (Kg nackt = Zentimeter über 1 m Körperlänge – 110 %) ist in jedem Fall erstrebenswert, besonders bei Fettsucht. Sie begünstigt auch nach dem NRC-Ergebnis - den Brustkrebs bei Frauen. Einzelne oder einige Fasttage mit nur Wasser, Saft oder Gemüsebrühe sind durchaus empfehlenswert. Sie können bei Übergewicht in Abständen wiederholt werden. Abzuraten ist bei noch aktivem Krebsgeschehen von längeren Fastenkuren. Es ist jedoch erstaunlich, mit wie wenig Nahrung ein Erwachsener bei der heute üblichen körperlich wenig anstrengenden Tätigkeit auf die Dauer auskommt, ohne Schaden zu leiden. Die meisten Menschen der Industrieländer kranken an einer physiologisch unbegründeten, oft streßbedingten oder psychogenen Eßsucht und überlasten ihren Stoffwechsel dadurch permanent. Jede vom Organismus nicht benötigte Kalorie begünstigt u. a. auch das Wachstum maligner Zellen. Zu 2. Gewohnheitsmäßiger Eiweißkonsum in der heute üblichen Menge und Vielfalt - Fleisch, Fisch, Ei, Käse und andere Milchprodukte bei gleichzeitiger Unterversorgung mit alkalisierendem Vitalstoff – und ballaststoffreichen pflanzlichen Produkten verursacht - wie in 19.0. eingehend dargestellt, Gewebsazidose und Blutalkalose. Beide Abweichungen vom biologischen Säure-BasenGleichgewicht sind als Dauerzustand in ihrem reziproken Zusammenwirken Kausalfaktoren sowohl vieler chronisch entzündlicher als auch degenerativer und maligner Erkrankungen. Die aus der Nahrung stammenden und die im Stoffwechsel entstehenden Säurevalenzen verlassen den Organismus über die Haut, die Lunge, den Darm und die Nieren. Jeder Laie kann sich vom Zustand seines Säure-Basen-Verhaltens auf einfache, wenngleich nicht wissenschaftlich exakte Weise überzeugen, indem er tagsüber etwa alle 3 Stunden seinen frisch gelassenen Harn mit einem Streifchentest prüft, z. B. mit dem Spezialindikatorpapier Merck Nr. 9557, Messbereich pH 6,4–8,0. Näheres hierüber in 19.0. Die Harnazidität weist eine zirkadiane Rhythmik auf, weshalb eine einmalige Messung keine Aussagekraft hat. BIRCHER-BENNER, der erste große Reformator und Ganzheitstherapeut unseres Jahrhunderts, nannte den Fleischverzehr der damaligen Zeit - er hat sich auf über 90 kg pro Kopf und Jahr (ohne Fisch, Ei und Milchprodukte !) verdoppelt - die in jeder Beziehung "ungesündeste“ und "unökono-

mischste“ Lebensweise und Kultur. Der finanzielle Aufwand im Gesundheitswesen - er hat in Deutschland maximal 275 Milliarden erreicht und wurde zum Anlaß für die umstrittenen Gesundheits-Strukturgesetze - und die mit der Fleischerzeugung verbundene Vergeudung riesiger, durch Regenwaldabholzung noch vergrößerter Agrarflächen ist volks- und weltwirtschaftlich nicht mehr zu vertreten. Diese Mißstände wurden nicht nur von BIRCHER-BENNER, KOLLATH und anderen Ärzten erkannt und angeprangert, sondern auch von Zahnärzten, die das Gebißelend als Produkt der endemischen Fehlernährung ja täglich von früh bis spät buchstäblich vor Augen haben, etwa auch die Milchzahnkaries schon kleinster Kinder. Manche dieser Zahnärzte sind unter diesen Eindrücken über ihre reine Reparaturarbeit hinausgewachsen und beschäftigen sich - mindestens diagnostisch mit Ganzheitsmedizin, d. h. mit den Beziehungen der einzelnen Zähne zu den Organbereichen. Bekannt gewordene Namen dieser Richtung sind Glaser-Türk, Herget, Kramer, Lechner, Marschner, Mayer, Pflaum, Schimmel, Schnitzer u. a. Von letzterem liegen zahlreiche Informationen über die Zahnschäden, ihre Gefahren und ihre Verhütung durch Vollwertkost vor. Mit dem Studium anderweitiger organischer Folgeschäden, falscher Ernährung, insbesondere der Eiweißüberlastung, befaßte sich der Frankfurter Physiologe WENDT. In jahrzehntelanger Forschungsarbeit wies er nach, daß es dadurch zu einer Viskositätssteigerung.(Eindickung) des Blutes kommt, die er "Hyperproteinämie“ nannte, ferner zur Ablagerung schwerlöslicher Eiweißkomplexe in der Basalmembran der Blutgefäßwandung. Geschieht dies im Bereich der kapillaren Endstrombahn, so verlieren die Haargefäße im Interzallularraum ihre Durchlässigkeit, für die"Abgabe lebenswichtiger Stoffe, etwa auch Sauerstoff, und für die Auf-nahme der StoffwechselAbfallprodukte". WENDT nennt dies "Hypoporopathie". Er liefert damit eine späte Bestätigung der Beobachtungen von BIRCHER-BENNER, der schon um die Jahrhundertwende die.Kapillarmikroskopie als Kriterium des generellen Gesundheitszustandes seiner.Patienten benutzte. Leider vertreten selbst Fachleute heute noch gelegentlich den längst widerlegten Irrtum, man könne ohne Fleisch nicht leben, nichts leisten und im Krankheitsfall nicht zu Kräften kommen, ja, selbst Kindern müsse man der Blutbildung wegen Fleischspeisen geben. Gerade der Massenverzehr dieser Nahrungsbestandteile - man sollte sie nicht Lebensmittel nennen ist die Hauptursache der endemischen Halbgesundheit, „Mäsotrophie“, wie sie KOLLATH, Schüler von BIRCHER-BENNER und einer der bedeutendsten Ernährungsförscher unserer Zeit nannte. Man versteht darunter Zustände labiler Gesundheit ohne eigentliche medizinisch feststellbare Krankheit, aber eine beständige psychische und physische Schwäche und Anfälligkeit für leichte Infekte und andere Beeinträchtigungen des Wohlbefindens. Auf dieser für den lehrmedizinisch fixierten Arzt unerklärlichen und unzugänglichen Basis kann sich später eine manifeste Immun- und Regulationsschwäche entwickeln, die dann auch eine Präkanzerose beinhalten kann. Selbstverständlich benötigt der jugendliche, heranwachsende Organismus Eiweiß als Baustein in einer der Altersstufe entsprechenden Menge und Qualität. Für den Säugling ist sie in der Muttermilch mit 1,5 % enthalten. Selbst diese geringe Menge wird von der Natur ab der 3. Woche ein wenig reduziert. Verabreicht man dem Kind artfremde Milch mit höherem Eiweißgehalt, so drohen schwerwiegende und lebensbedrohliche Erkrankungen. Die allergisierende Wirkung der Kuhmilch und die instinktive Abneigung mancher Menschen gegen diese sind bekannte Erscheinungen. Nach Abschluß der Wachstumsperiode dient Eiweiß fast ausschließlich noch zur Zellerneuerung ("Zellmauserung"), zum kleinsten Teil zur Bildung von Blut und Lymphe, Enzymen und Hormonen. Für diese Zwecke genügt beim Erwachsenen eine Eiweißmenge (Proteine und

Albumine) von etwa ½ g pro kg Körpergewicht = 30–40 g pro Tag, und das, wie die wissenschaftliche Forschung und praktische Erfahrung (siehe die oben angeführten Pilotstudien) mehrfach erwiesen haben optimal in vegetabiler Qualität, wobei alle grünen Blätter, alle Getreidearten, besonders deren Keime (siehe Zubereitung im letzten Abschnitt) und alle Hülsenfrüchte (Soja, das "Fleisch der Asiaten") sowie die Kartoffel als Lieferanten infrage kommen. Bei einer in dieser Weise gemischten Ernährung hat auch der früher oft vorgebrachte Einwand des "unvollständigen“, den menschlichen Stoffwechsel nicht ausreichenden Eiweißes pflanzlicher Herkunft keine Berechtigung mehr. Tausende gesunder und leistungsfähiger Vegetarier beweisen dies. Auch der Fettverzehr ist in einer für die Gesundheit und Wirtschaftlichkeit ganz unangemessenen Weise angestiegen. Er beträgt in einigen Landesteilen mit 120 Gramm pro Kopf und Tag etwa das Doppelte des Bedarfes, wobei der hohe Anteil an Butter und tierischen Depotfetten wegen ihres Cholesteringehaltes eine besonders verhängnisvolle Rolle spielt. Gleichzeitig weisen diese Fettarten einen relativen Mangel an lebenswichtigen „essentiellen“ ungesättigten (sauerstoffaufnahmefähigen) Fettsäuren auf, die in den pflanzlichen Fetten und Ölen, sofern sie schonend gewonnen und keiner chemischen Veränderung unterzogen wurden, in vielfach höherer Menge enthalten sind. Das gleiche gilt für die fettlöslichen Vitamine D und E, während das in besonderer Weise vor Krebs schützende Vitamin A den verschiedenen Margarinesorten zugesetzt wird. Bei ausreichender Zufuhr kaltgeschlagener Öle und ungehärteter Fette kann durchaus auch Butter als Teil des täglichen Fettkonsums verwendet werden, der jedoch 50–60 Gramm pro Tag nicht übersteigen sollte. Davon rechnet man etwa 1/3 als Kochfett (den Speisen zwecks Schonung der Vitalstoffe zum größten Teil erst nach Abschluß der Garung zuzusetzen) 1/3 als (kaltgeschlagenes und extraktmittelfreies) Öl zum Anrichten der Salate bzw. Rohkostspeisen und 1/3 als Streichfett. Dabei kann es dem Geschmack des Verbrauchers überlassen bleiben, ob er Butter oder Margarine den Vorzug gibt. Jedes dieser Fette hat Vor- und Nachteile. Das Naturprodukt Butter ist dem Kunstfett Margarine schon deshalb überlegen, weil es keinem aufwendigen Herstellungsprozeß entstammt und weil es geschmacklich durch kein anderes Fett ersetzt werden kann. Gerade dieser Umstand trägt aber zum hohen Fettkonsum bei. Der Vitamin- und Mineralstoffgehalt ist hoch, schwankt aber jahreszeitlich und futterabhängig. Nachteilig ist der Cholesteringehalt der Butter, der zwischen 180 und 280 mg in 100 g liegen kann, während alle pflanzlichen Fette cholesterinfrei sind. Auch hinsichtlich der für den Sauerstofftransport und die Zellatmung wichtigen Fettsäuren sind die Pflanzenfette und Öle (abgesehen vom Kokosöl) der Butter überlegen. Während in letzterer der Gehalt an mehrfach gesättigten Fettsäuren den an mehrfach ungesättigten Fettsäuren übertrifft, ist es bei den pflanzlichen Fetten und Ölen genau umgekehrt. Einzelheiten hierüber sind der reichhaltigen Literatur zu entnehmen, insbesondere etwa der wissenschaftlichen Studie von SCHWEIGART, H.A.: Butter und Margarine. Der Gehalt an solchen Linolsäuren und an stabilen Vitaminen wie A, Carotin, E und D in den Margarinen macht diese für den Krebskranken durchaus empfehlenswert. Besonderer Erwähnung bedürfen die in allen pflanzlichen Ölen und Seetierölen, nur in geringer Menge in Milch und Butter enthaltenen hochungesättigten Omega 3- und Omega 6Fettsäuren, mit denen bei therapieresistenten Leiden wie MS, Neurodermitis u. a. beachtliche Erfolge erzielt wurden. Über die Wirkung im Rahmen der Behandlung Krebskranker liegen noch keine Erfahrungen vor. Man gewinnt diese Öle aus den Samen der Saflorpflanze, der Nachtkerze und des Boretsch. Tierische Speicherfette enthalten durchweg viele gesättigte und wenig ungesättigte Fettsäuren. Weitere Belastungen sind - besonders im Schweinefett - die von RECKEWEG erforschten Sutoxine, latenten Grippeviren und schwefelhaltigen Bindegewebsanteile (Azidosequellen!). Aus diesen Gründen sollten solche Fette in einer Vollwertkost keine Verwendung finden. Man denke auch an die vielen sonstigen Nachteile der Massentierhaltung.

3. und 4. betreffen die Ganzheits- und Ordnungsgesetze der Getreideprodukte. Bereits im 19. Jahrhundert und vor BIRCHER-BENNER erkannte eine Reihe von Forschern die Schwachstellen und die Notwendigkeiten auf diesem Gebiet. Der Verzehr von integralem Getreide und von Kartoffeln ist seit 2–3 Generationen in Europa im gleichen Maß zurückgegangen, in dem der Eiweiß-, Fett-, Zucker- und Feinmehlkonsum zugenommen haben. Die Einseitigkeit dieser Ernährungsweise durchkreuzt insbesondere jede Krebstherapie, weil sie die zur Kohlenhydratverwertung notwendige Vitamin-B-Versorgung verschlechtert, die gesamte Azidose, insbesondere die der Krebszellen steigert und damit indirekt deren Wachstum fördert. Es ist unbegreiflich, daß trotz aller Gesundheitspropaganda und Aufklärung die Vollkornprodukte immer noch erst ein Zehntel des gesamten Getreideverzehrs betragen. Von frühester Kindheit an verursachen und unterhalten die ihrer essentiellen Bestandteile beraubten Zucker- und Feinmehlwaren viele z. T. irreparable Gesundheitsschäden und Krankheitsanlagen. Davor haben BIRCHER-BENNER, KOLLATH, BRUKER, SCHNITZER und viele andere Ärzte und Forscher immer wieder gewarnt. Der oft schon im Schulalter verheerende Gebißzustand ist ein untrügliches Merkmal für die begangenen Ernährungsfehler. Nur das volle Korn mit allen seinen Bestandteilen ist das dem Menschen angemessene Lebensmittel und "tägliche Brot" oder Mus, sei es nun aus Roggen, Weizen, Hafer, Gerste, Hirse, Grünkern (Dinkel), Buchweizen, Mais, Reis usw. in allen Varianten der landesüblichen Sorte oder Zubereitung. Die von interessierter Seite als wichtigsten Kariesschutz propagierte Zahnbürste hat durchaus ihre Berechtigung, sie kann die durch Fehl- und Mangelernährung im Mund und im gesamten Organismus entstehenden Schäden aber nicht verhindern. Die Hinwendung zur meist ebenso vernachlässigten Rohkost ist der zweite Schlüssel zur Erhaltung und Wiedergewinnung der Gesundheit. Jede Erhitzung über 50 °C zerstört unwiederbringlich Leben, auch die "Lebendigkeit" der Nahrung. Leben kann aber nach ewigen Naturgesetzen nur durch lebendige Substanz erhalten werden. Nur eine sterile Wissenschaft konnte das Leben auf chemische und physikalische Reaktionen reduzieren. Tote Agrarflächen, tote Wälder, Krankheit und vorzeitiger Tod der Menschen sind die Folge solcher Kurzsichtigkeit. Nur was roh gegessen werden kann, ist im eigentlichen Sinn lebendig und gibt seine Lebensenergie im Verdauungsprozeß an den Organismus ab. Kochen, Braten, Backen, Dämpfen, Dünsten und Grillen liefern tote Nahrung mit Sättigungs- und Heizwert, aber keine Lebensmittel. Charakteristika der Rohkost sind: Hohe Konzentration essentieller Inhaltsstoffe, hoher Ballaststoffgehalt in günstigem Verhältnis zu den gesamten verdaulichen Bestandteilen, bessere Nahrungsökonomie bei geringerem körpereigenen Energieaufwand, Anregung zu gründlicherem Kauen und besserer Einspeichelung, schnellere Darmpassage und voluminöserer Stuhlgang. BIRCHER-BENNERs Empfehlung lautet: Je kränker der Mensch, desto höher sei der rohe Anteil seiner Nahrung. Sachgerechte Rohkostküche erfordert: Qualitätswahl beim Einkauf, Umstellung der Zubereitungsgewohnheiten und der Küchentechnik, Geschmackspflege, Delikatesse und Phantasie des Anrichtens, insbesondere bei der Herstellung der als Bestandteile der Rohkost unentbehrlichen verschiedenen appetitlichen Soßen, Umerziehung eventuell der ganzen Familie und ein möglichst vollständiges, kaufähiges Gebiß!

17.1 Die Getränke Auch die Getränke bedürfen eines Hinweises. Unter diesen ist Wasser immer noch das natürlichste und beste. Allerdings sind sehr hartes, also kalkreiches Wasser und alle Mineralwässer (die sich als solche nur bezeichnen dürfen, wenn sie mindestens 1 g feste Substanz im Liter enthalten) nicht unbedingt in jedem Fall zu empfehlen und zwar gerade ihres Mineralsalzreichtums wegen. Die Untersuchungen des französischen Physiologen VINCENT (in Deutschland fortgesetzt durch MORELL, VON KAPFF, WINDSTOSSER u. a.) ergaben, daß das Blut chronisch Kranker, insbesondere Krebskranker, eine der Krankheitsschwere proportionale Übermineralisation aufweist, nachweisbar durch die Messung des spezifischen Widerstandes gegen durchströmenden elektrischen Strom. Durch den Gebrauch mineralarmen Wassers wird die Ausscheidung überhöhter Mineralsalze, etwa Kalzium und Natrium, begünstigt und deren Verhältnis zu den lebenswichtigen Salzen wie Kalium und Magnesium normalisiert. Mineralwässer sind also nicht in jedem Fall Heilwässer, wie es die Propaganda gern behauptet. Für Kranke und Gesunde ohne Einschränkung empfehlenswert sind alle naturreinen mineralarmen Quellen mit starkem Lösungs- und Ausscheidungsvermögen, "osmotischem Sog", wie man wissenschaftlich sagt. Das sind die in Deutschland leider seltenen weichen Leitungswässer (ohne Chlor, das wieder andere gesundheitliche Nachteile hat, die Haderheck-Quelle aus Königstein (teuer, aber erstklassig), das Eau de Volvic aus dem (kalkarmen) Zentralmassiv in Frankreich (in den meisten Reformhäusern, Apotheken und Drogerien erhältlich, preiswert, mit oder ohne Kohlensäure) sowie das Eau de Spa (belgischen Ursprungs, nur in Einweg-Plastikflaschen, daher derzeit nicht überall erhältlich, extrem mineralarm und sehr preiswert). Diese natürlichen und reinen Quellwässer sollten auch in der Küche verwendet werden. Weitere relativ natürliche Getränke sind alle nicht zusätzlich gezuckerten Obst- und Gemüsesäfte, besonders wenn diese im Haushalt frisch hergestellt werden. Durch vermehrten Rohkost- und ObstVerzehr sollte sich das Trinken dieser Säfte jedoch erübrigen. Eine Ausnahme davon bilden die aus therapeutischen Gründen nützlichen "Multivitaminsäfte“ (Vitamin C!), die Säfte aus Möhren und Karotten (Carotin = Provitamin A !) und aus Roten Beten (sauerstoff-vermittelnde Farbstoffe!). Der Flüssigkeitsbedarf ist individuell sehr verschieden. Die früher und noch heute mitunter empfohlenen 2 Liter pro Tag und mehr dürfen nicht verallgemeinert werden. Für manche Menschen mit sparsamem Wasserhaushalt und für die Wirksamkeit mancher Medikamente durch maximale Konzentration im Blut sind sogar oft äußerst geringe Flüssigkeitsmengen zweckmäßig, doch muß sich dies auch nach den Ausscheidungsverhältnissen und dem Harnbefund richten. Milch wird im gesamten Naturreich nur vom Neugeborenen bis zu einem bestimmten Alter benötigt und getrunken. Es ist eine äußerst sonderbare und eigentlich naturwidrige Gewohnheit, daß der Mensch diese Nahrung noch im Erwachsenenalter zu sich nimmt. Abgesehen vom Gebot der Eiweißeinschränkung (siehe oben) liegen wissenschaftlich und erfahrungsgemäß untermauerte Gründe vor, die den Milchgenuß gerade für den Krebsgefährdeten als nicht empfehlenswert erscheinen lassen. Der Physiologe BUNGE wies nach, daß Milch - abgesehen von anderen spezieseigentümlichen Eigenschaften - eine für jede Säugetierart spezifische wachstumssteigernde Wirkung besitzt. Diese geht vom MilchEiweiß aus, denn dessen Menge steht im direkten Verhältnis zur Verdoppelung des Körpergewichtes beim Neugeborenen. Die menschliche Muttermilch weist unter allen anderen Milcharten mit 1,5 % den geringsten Eiweißgehalt auf, der menschliche Säugling verdoppelt sein Körpergewicht in rund 180 Tagen, langsamer als alle anderen Säugetiere, deren Milch ein Mehrfaches dieser Eiweißkonzentration aufweist. Es bleibt zu überlegen, ob man einem Tumorträger oder auch Krebsgefährdeten solche Wachstumsimpulse in der täglichen

Nahrung sozusagen unbegrenzt anbieten darf, zumal gerade Milch durch die im Reformhaus erhältliche Sojamilch ("Sojadrink" Nuxo oder De-Vau-Ge, aber nur die zuckerfreie Sorte, oder als "Soja-Milchpulver") vollwertig ersetzen läßt. Es können jedoch unter Beachtung der maximalen Eiweiß- und Fettmengen auch kleinere Quantitäten milchsaurer Molkereiprodukte verzehrt werden (Sanoghurt, Kefir, Langmilch, Sauermilch, Buttermilch, Quark und salzarme Käsesorten), weil bei diesen die wachstumssteigernde Eigenschaft durch den bakteriell-enzymatischen Säuerungsprozeß beseitigt ist. Die Milch wird dadurch gewissermaßen "verpflanzlicht“ und physiologisch bekömmlicher. Nebenbei sei bemerkt, daß viele Kinder und Erwachsene eine angeborene oder erworbene Überempfindlichkeit gegen artfremde Milch haben, bei denen diese dann Allergien der verschiedensten Form auslösen kann. In solchen Fällen ist jede Therapie erfolglos, so lange nicht Milch und Milchprodukte, unter Umständen auch Fleisch, Fisch und Ei aus der täglichen Nahrung vollständig verschwinden. Ein gesundheitsbewußter Mensch wird selbstverständlich auch Bier, Wein und Bohnenkaffee nicht zur Deckung seines täglichen Flüssigkeitsbedarfes verwenden. Die Alkoholika führen auch in kleineren Mengen bei regelmäßigem Genuß zu symptomarmen Leberschäden und - wie alle isolierten Kohlenhydrate - zu Vitamin-B-Mangel. Bohnenkaffee hat neben anderen gesundheitlichen Nachteilen die Eigenschaft, die Wirkung homöopathischer Medikamente zu beeinträchtigen oder gänzlich aufzuheben, worauf schon HAHNEMANN hingewiesen hat.

17.2 Die Ernährungsgrundregeln "Die Ernährung ist ein einziges großes Wunder. Für den Naiven ist sie die selbstverständlichste Sache der Welt. Für den Naturforscher verbirgt sie die Tausende letzter Lebensrätsel.“ Carl Ludwig Schleich (1859–1922) Der tägliche Speiseplan gestaltet sich unter Berücksichtigung all dieser Empfehlungen etwa folgendermaßen: Grundlage des Frühstücks ist das von BIRCHER-BENNER eingeführte, nach neueren Erkenntnissen modifizierte Müesli (so geschrieben). Es besteht in der Hauptsache aus gekeimten Getreidekörnern, was der Verwendung geschroteter Körner unbedingt vorgezogen werden sollte. Der Keimungsvorgang aktiviert die im Korn bis dahin schlummernden Vitamine und Enzyme, bedeutet also eine auf.andere Weise nicht erzielbare Anreicherung und Wertsteigerung, deren man sich bei der Schrotung begibt. Gleichzeitig verwandelt sich die Getreidestärke, die nur von den mit ihrem Stoffwechsel darauf eingestellten Tieren vollständig aufgeschlossen und verdaut wird, in das vom Menschen leicht verwertbare Dextrin. Diese Umwandlung und Anreicherung vollzieht sich nur beim Keimungsvorgang ohne Wertminderung. Beim Schroten tut sich in dieser Hinsicht nichts, die Stärke bleibt - auch nach längerem Quellen mit Wasser - unverändert. Sie wird zum größten Teil unverdaut ausgeschieden (mit einer einfachen Probe im Stuhl nachweisbar) und verursacht Menschen mit schwachen Verdauungsorganen Blähungen. Eine andere Art der Dextrinierung ist die Erhitzung, das Kochen und Backen, doch sind diese Zubereitungsweisen mit der Zerstörung wärmeempfindlicher Vitalstoffe verbunden, können also auch nicht als ideal bezeichnet werden. Aus diesem Grund sind nicht einmal das tägliche Brot und ebensowenig Haferflocken Lebensmittel im strengsten Sinn. BIRCHER-BENNER konnte dies in der Vor-Vitamin-Ära noch nicht bekannt gewesen sein. Die Ankeimung des Getreides - wir verwenden der leichten Keimdauer wegen Weizen und Roggen aus biologischem Anbau (z. B. Demeter) erfolgt korrekt in folgender Weise: Von einem Gemisch der beiden genannten Getreidearten zu gleichen Teilen werden pro Kopf 2 Kaffeelöffel (10–12 g) mit Wasser übergossen, in dem sie 24 Stunden quellen. Für kleine Familien genügt dazu ein Joghurtbecher mit Deckel, für größere Personenzahlen sind Schalen oder die dafür bestimmten Geräte (Biosnacky) erforderlich. Nach der angegebenen Zeit wird das Wasser abgegossen und das Keimgut mit frischem Wasser aus der Leitung gründlich durchgespült. Dies ist besonders wichtig, um Pilzbefall zu verhindern. Dann bleiben die Körner nochmals 24 Stunden stehen, jedoch diesmal nur in feuchtem Zustand, nicht unter Wasser. Nun ist der Keimvorgang bereits abgeschlossen, die Keime sind höchstens 1–2 mm lang und brauchen auch gar nicht länger zu sein. Das Keimgut wird wieder gründlich durchgespült und ist nun genußfähig. Während der Wintermonate dauert die Keimung etwas länger, die Körner bleiben nach der Spülung also nochmals 24 Stunden feucht stehen und werden erst am 3. Tag zum Müesli verwendet. Weitere nahrhafte, sättigende und nützliche Zutaten: Nach Belieben 1/3 oder ½ grob geriebener Apfel, Vollkorn-Haferflocken, enthülste Leinsamen (Linusit), Weizenkleie und Milchzucker, je etwa ein Kaffeelöffel, das Ganze mit Sojadrink (siehe oben) zu Breikonsistenz angerührt. Dazu nach Bedarf Vollkornbrot mit Fettaufstrich, evt. zuckerfreie Marmelade (Reformhaus) und Getränk nach Wahl unter Beachtung der Empfehlungen. Alle weiteren Zugaben nach Art des "kontinentalen" Frühstücks sind überflüssig oder schädlich.

Bei der Mittagsmahlzeit steht Rohkost, möglichst "satt", stets an erster Stelle. Sie besteht aus mehreren geriebenen oder feingeschnittenen Blattgemüsen, Salaten, Knollen und Wurzeln, rohem Sauerkraut oder den käuflichen milchsauren Gemüsen, alles delikat angerichtet und mit geschmacklich variierenden, nahrhaften, mayonnaiseartigen Soßen angereichert, die auf der Basis von Quark, Kefir, Sahne, hochwertigen Ölen oder Mandelmus hergestellt werden. Sie dürfen auch kleinere Mengen von Tomatenmark, Senf, gehacktem Ei, Kräutern und Gewürzen aller Art, Knoblauch mit Bedacht, ein wenig Apfel- oder Birndicksaft, guten Essig oder Zitronensaft oder die handelsüblichen Salatdressings enthalten, umso weniger aber Salz. Als warme Beikost eignen sich Kartoffelgerichte, Vollkornzubereitungen, vegetabile Bratlinge (Grünkern, Soja), Hülsenfrüchte, ebenso Aufläufe und Eintopfgerichte mit Gemüse, Kartoffeln, Vollreis oder Vollkornnudeln. Dies aber immer erst nach der Rohkost als dem wichtigsten Anteil der Mahlzeit. Das Abendbrot gestaltet sich je nach der Zusammensetzung des Mittagessens entweder in Richtung Kohlenhydrate, wenn mittags Eiweißhaltige Speisen gegessen worden waren, oder umgekehrt in Richtung Eiweiß, wenn mittags Kohlenhydrate vorgeherrscht hatten. Im einen Fall eignen sich Vollkornbrot und Breigerichte aus den oben angegebenen Getreidearten, auch Gemüsesuppen mit Einlagen dieser Art, andernfalls in kleineren Mengen die milchsauren Molkereiprodukte, magere Käsesorten, Quarkzubereitungen usw., doch beachte man, daß Eiweißträger nach 17 Uhr belasten und schlechter als tagsüber verdaut werden. Unbedingt sollte auch die Abendmahlzeit wieder etwa Rohkost, Salat oder Obst enthalten. Dem Geschmack und dem Einfallsreichtum der Küche sind bei der Zubereitung und Zusammenstellung dieser Kostform keine Grenzen gesetzt, und nur auf diese Weise sind auch leidenschaftliche Fleischesser zur Umstellung auf eine für sie gesundheitlich besonders wichtige vegetarische Ernährung zu gewinnen. Sie läßt sich nicht nur dem Geschmack und dem Bedürfnis des Einzelnen anpassen, sondern auch der Art und dem Schweregrad der vorliegenden Erkrankung. Wie schon von BIRCHER-BENNER empfohlen, sollte nämlich der Rohkostanteil in der täglichen Nahrung umso höher und der Verzicht auf die Eiweißbestandteile tierischer Herkunft umso strenger sein, je therapieresistenter und bedrohlicher die Krankheit ist. Drei aufeinanderfolgende Stufen der Ernährungsumstellung lassen sich demnach unterscheiden: 1. Die rein vegetabile Kost = Vegan 2. Die auch Milch und Milchprodukte unter Beachtung des Eiweißlimits enthaltende laktovegetabile Kost 3. Die auch Ei in beschränkter Menge enthaltende ovolaktovegetabile Kost. Grundsätzlich ist jede dieser Ernährungsformen auch für den Gesunden auf Dauer geeignet und lebenserhaltend. Biologisch, ökonomisch und ökologisch optimal ist der Verzicht auf alle Nahrungsbestandteile animalischer Art, wodurch die weit wichtigeren, dem seelisch-geistigleiblichen Wesen des Menschen adäquateren pflanzlichen Lebensmittel in den Vordergrund treten, alle Stoffwechselfunktionen in Ordnung gehalten und als eines der wichtigsten Kriterien voller Gesundheit, der Säure-Basen-Ausgleich, langzeitig stabilisiert werden.

17.3 Eiweiß-Gehalt der Nahrungsmittel Die Zahlenwerte wurden den Tabellen von Heupke-Rost entnommen. (Spalte A), bzw. daraus berechnet (Spalte B). Spalte A: g Eiweiß in 100 g unveränderter Substanz, also mit Wasser. Spalte B: g Eiweiß in 100 g Trockenmasse, also ohne Wasser. A

B

A

B

A

B

Hecht

18

90

Blumenkohl

2,4

24

Rhabarber

0,5

8

Krabben

25

89

Kohlrabi

3

21

Karotten

1

8

Kabeljau

17

87

Spargel

1,5

21

Apfelsinen

1

7

Forelle

19

87

Kakao

20

21

Möhren

1

7

Stockfisch

43

86

Endivien

1,5

20

Kastanien

3,5

6

Eiklar

13

81

Rahmkäse

10

20

Aprikosen

0,8

6

Hase

20

77

Kopfsalat

1,3

19

Korinthen

1,3

6

Heilbutt

18

75

Wirsing

1,8

18

Feigen

1,2

5

Schellfisch

17

74

Löwenzahn

2,7

18

Stachelbeeren

0,7

5

Kalbfleich

20

72

Lauchblätter

1,8

18

Himbeeren

1,1

5

Quark

17

71

Haselnüsse

14

17

Pfirsiche

0,7

5

Hering

19

70

Walnüsse

15

16

Zwetschgen

0,7

5

Rindsleber

19

62

Radieschen

1,1

16

Süßkartoffeln

1,4

5

Lachs

22

65

Roggenbrot 100 %

9,5

15

Mirabellen

0,7

4

Karpfen

16

59

Teigwaren

13

15

Johannisbeeren 0,7

4

Parmesankäse

37

57

Weizenbrot

8

14

Pflaumen

0,7

4

Rindfleisch

19

51

Rotkohl

1,4

14

Bananen

1

4

Rinderzunge

16

51

Gurken

0,7

14

Mandarinen

0,8

4

Hühnerei

13

50

Paranüsse

11

13

Rosinen

2,3

3

Sojabohnen

34

47

Haferflocken

12

13

Trauben

0,8

3

Champignon

4

40

Paprika, grün

1,2

12

Ananas

0,5

3

Rettich

1,7

34

Sauerkraut

1,1

12

Kirschen

0,8

3

Eigelb

16

32

Tomaten

0,9

11

Birnen

0,5

3

Schinken, roh

15

32

Zwiebeln

1,4

10

Äpfel

0,3

2

Bohnen, grün

5

30

Roggenbrot 80 %

6

10

Datteln

1,6

2

Erbsen, frisch

6,7

29

Kartoffeln

2

9

Honig

0,3 1,6

Yoghurt

3,4

28

Rote Rüben

1,2

9

Butter

0,8

Spinat

2,2

28

Knäckenrot

8

9

Apfelsaft

0,1 0,6

Linsen

22

27

Zitronensaft

0,9

8

Olivenöl

0

0

Kuh-Milch

3,4

27

Brombeeren

1,2

8

Zucker

0

0

Bohnen, weiß

22

26

Graubrot

4,5

8

Pfifferlinge

2,3

25

Steckrüben

0,8

8

Verwendet von: ROELEN, O. 1974 ASCHOFF, D. 1978

1

18.0 Zur Bedeutung der orthomolekularen Therapie PAULING, der durch die Anwendung der Quantenphysik auf chemische Bindungen zum Begründer der Quantenchemie wurde und 1954 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet wurde, beschrieb die Orthomolekulare Medizin als "Erhaltung guter Gesundheit und Behandlung von Krankheiten durch Veränderung der Konzentration von Substanzen im menschlichen Körper, die normalerweise im Körper vorliegen und für die Gesundheit erforderlich sind". Bei einer gesunden Ernährung, und wenn keine chronisch entzündliche oder konsumierende Erkrankung vorliegt, kommt es in einem regulationsfähigen Organismus zu keinem Mangel an Spurenelementen und Vitaminen. Je tiefgreifender mesenchymale Funktionen blockiert sind, und je invasiver die Therapie gestaltet ist, desto dringender benötigt der Organismus die reparative Orientierung auf arthomolekularer Ebene durch externe Medikamentengaben, zu der er aus eigenen Reserven nicht mehr in der Lage ist. Bei allen diesen die biochemischen Reserven wie die allgemeinen regenerativen Kräfte des Körpers verzehrenden Vorgänge (Gewebeumwandlungen durch Entzündung, Verletzung, Tumor oder Therapie) entsteht nämlich phasenhaft ein großer Anfall von reaktionsfähigen StoffwechselZwischenprodukten, mit denen der Organismus ohne fremde Hilfe meist nicht fertig wird. Viele dieser Verbindungen bestehen ihrerseits aus chemisch höchst instabilen, also radämisierten Molekülgruppen oder Atomen, so daß sie in hohem Maße reaktionsbereit sind und daher erneut pathogene und pathologische Prozesse auslösen können. Daher nennt man sie "Freie Radikale“ und es ist bekannt, daß viele dieser freien Radikale in hohem Maße kanzerogen sind. Wenn also eine wie auch immer geartete Therapie, sofern sie den Tumor nur anzudauen imstande ist, nicht durch eine Radikalenfänger-Therapie flankiert wird, kann sie ihrerseits die Ursache zur Mikrometastasierung werden und dies um so wahrscheinlicher, je effektiver sie selbst ist. Es muß daher als Kunstfehler gewertet werden, wenn eine Operation, Chemotherapie, Strahlentherapie, Hormontherapie, Organpeptidtherapie, eine andere Form von immunmodulativor Behandlung, Ozontherapie, oder auch eine Tumorverkleinerungs-Imagination durchgeführt wird, ohne daß nicht parallel orthomolekulare Radikalenfänger verabreicht werden. Diese sollten spätestens unmittelbar vor Beginn der Therapiemaßnahme eingesetzt werden, also zum Beispiel noch am Abend vor der Operation, und sei es auch intravenös. Und die orthomolekulare Absicherung ist über den gesamten Zeitraum einer eingreifenden und tumorabbauenden Behandlungsmaßnahme hinweg beizubehalten, wobei der konkrete Bedarf an Substanzen möglichst mittels eines energetischen Tests ermittelt wird. Dies ist effektiver und spart vielfach unnötige Verordnungen ein, als wenn die Medikation empirisch festgelegt wird. Sofern dazu keine Gelegenheit besteht, sollte wenigstens eine präoperative Kombination von Vitamin C, E, Selen, Anthozyanen und reduziertem Glutathion verabreicht werden. Einerseits dienen orthomolekulare Substanzen als Radikalenfänger und sind deshalb bei allen Stoffwechsel- und Umbauvorgängen im Körper von besonderer Bedeutung, bei denen gehäuft freie Radikale anfallen. Andererseits sind Einzelsubstanzen für spezielle Organfunktionen von besonderer Bedeutung, zum Beispiel Calcium. Dabei ist keines der Spurenelemente spezifisch organotrop, vielmehr handelt es sich um übergreifende membranstabilisierende, oder den Zellstoffwechsel steuernde biochemische Prozesse, deren Funktion entscheidend von der orthomolekularen Zusammensetzung der Spurenelemente abhängt. In vielen Fällen müssen nicht immer Megadosen einzelner Stoffe verabreicht werden. Diese können oft eher zur Blockierung der beabsichtigten Reaktionen beitragen. Vielmehr muß man der bis ins

homöopathische gehenden bloßen Anregung der Spurenelementschwingung im Körper den offenbar entscheidenden Wirkmechanismus zuschreiben und eine ausgewogene (orthomolekulare) Kombination von Spurenelementen und Vitaminen ist entscheidender als die Dosis des einzelnen Wirkstoffs. Wie man es aus der Kräuterheilkunde der Traditionellen Chinesischen Medizin und aus der im indischen Kulturkreis entstandenen Ayurvedischen Medizin schon seit 5.000 Jahren kennt, lernt man auch hier, daß die heilende Wirkung eines Kräutergemisches oder anderen Wirkkomplexes zusammenbrechen kann, wenn auch nur eine Komponente unter vielen verändert oder entfernt wird. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Indem die Orthomolekularität diese Erkenntnis in die Medizin trägt, wirkt sie hier in gleichem Maße katalytisch wie im Stoffwechsel. Die Zusammensetzung der biochemischen Anteile von Lebewesen auf der Erdoberfläche, und damit auch der Gehalt an Vitaminen und Spurenelementen, ist an der prozentualen Verteilung der gleichen Stoffe in der Erdkruste ausgerichtet. Es gibt eine Art Gleichklang (eine Abstimmung) zwischen den Lebewesen auf der Erde und den chemischen Konstellationen des Planeten selbst. Die Entwicklung menschlichen Lebens auf der Erde hat sich an den äußeren natürlichen Gegebenheiten orientiert, und die Erhaltung der Gesundheit hängt davon ab, daß die Verteilung dieser als essentiell anzusehenden Stoffe an der Ausgangsbedingung aus-gerichtet bleibt (orthomolekular). In einem solchermaßen orthomolekular ausgerichteten Körper regeln sich alle flüchtig störenden Prozesse "wie von selbst", das heißt, Orthomolekularität schafft die biochemischen Voraussetzungen für eine intakte Regulationsfähigkeit. Insofern kann man die materiellen Formen des Lebens auf der Erdoberfläche als punktuelle Verdichtungen von Gegebenheiten verstehen, die aus der Erde auf Organismen einwirken, während die nicht primär chemisch gesteuerten funktionellen Seiten des Lebens von elektromagnetischen und anderen informativen Bedingungen abhängig sind, die sich im Kosmos abspielen und von deren Auswirkungen die Steuerung der Lebensvorgänge von Mensch, Tier und Pflanze abhängt. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: Wenn man den Umlauf der Venus um die Erde über einen Zeitraum von acht Jahren per Computersimulation im Bild festhält, ergibt sich die Figur einer sich öffnenden Wildrosenblüte. Die Venus beschreibt in diesem Zeitraum eine zyklische Bahnkurve, die sich nach fünf Schleifen zum Gesamtkreis des Bildes einer Wildrosenblüte schließt. Man kennt noch weitere Phänomene, die zeigen, daß sich kosmische Abläufe in dem wiederholen, was auf der Erde existiert. Dieser Ausblick soll ein Licht darauf werfen, daß sich Leben auf der Erde einerseits als irdische Manifestation kosmischer Kräfte und Formen entwickelt hat und darstellt. Daß das Leben in Pflanzen, Tieren und Menschen ohne Störung entstehen und verlaufen kann, ist an die Voraussetzung gebunden, daß der Kontakt des Lebewesens zu chemischen und energetischen Einflüssen aus der Erde und aus dem Kosmos in jener Weise besteht, wie er natürlich vorgegeben ist. Man kann es so formulieren, daß Lebensprozesse in biologischen Systemen durch natürlich vorgegebene Konstanten angeregt, unterhalten und gesteuert werden. Diese scheinen als übergeordnete Steuergrößen zu fungieren, von denen die Induktion, die Intensität und das zeitliche Triggern von biochemischen Prozessen und von Organfunktionen abhängt. Etwa seit der Mitte der achtziger Jahre ist ein Erkenntnis- und Forschungs-Boom über orthomolekulare Themen weltweit zu verzeichnen. Es besteht kein Anlaß zur Annahme, die überaus komplexen Komponenten der orthomolekularen Struktur Körpers und jene der Natur seien heute alle bekannt. Vielmehr darf man annehmen, daß die Vitamin- und Spurenelement-Forschung auch in der Medizin einen Wandel zu mehr Feinstofflichkeit bewirken wird, der längst überfällig ist.

Wenn die, Medizin am Beispiel der orthomolekularen Substanzen lernt, daß es sich bei der Annahme einer linearen Beziehung zwischen Dosis und Wirkung allermeist um einen Irrtum handelt, dann haben die Spurenelemente und Vitamine in der Wissenschaft das gleiche bewirkt, wie sie es im Organismus tun: Sie sind selbst nicht Substrat einer Reaktion, sondern sie fungieren als deren essentielle Voraussetzungen und als deren Katalysator. Genau dies ist ihr Ansatzpunkt auch im Körper. Sie wirken nicht primär organotrop, sondern systemisch. Ihre Aufgabe ist die Stabilisierung und Effektivierung von generalisiert vorkommenden Membran- und Zellfunktionen, ohne daß sich ihr Wirkspektrum auf ein isoliertes Organ beschränken ließe. Die orthomolekulare Therapie stellt daher auch für Schulmediziner eine erste Möglichkeit dar, ihre Therapie gewollt systemisch zu orientieren und die außerhalb eines Zielorgans zu beobachtende Fernwirkung von Medikamenten nicht mehr als „Neben“-Wirkung, sondern als erwünschte Ganzheitsreaktion verstehen zu lernen. Insofern stellt das Thema Orthomolekularität ein Bindeglied zwischen der sich bisher oft mit viel gegenseitigem Unverständnis begegnenden Schulmedizin („wissenschaftliche“ Medizin) und der biologischen Medizin („energetische“ Medizin) dar, und es schafft gleichermaßen Berührungspunkte in den Problembereichen der Onkologie, Allergiebehandlung, umweltbedingter Erkrankungen (ökologische Medizin), der Rheumatologie, bei neurotoxischen Syndromen und bei anderen chronischen Erkrankungen.

18.1 Onkologisch essentielle Vitamine Die für den Krebskranken wichtigen Vitamine BIRCHER-BENNER [2] hat bereits vor der Jahrhundertwende, Jahrzehnte vor der Entdeckung der Vitamine, deren Existenz erahnt, als er eine Bewertung der Nahrung nach ihrem "Sonnenlichtniveau“ an Stelle der alten Kalorienlehre setzte und deren Qualifikation als "EnergieAkkumulatoren 1., 2. und 3. Ordnung" forderte. Er hat damit bis heute recht behalten, denn tatsächlich entstehen die Vitamine unter Einwirkung von Licht bzw. dessen letzten, nur bedingt sichtbaren Einheiten, den Photonen. Die Vitamine sind hochempfindliche, feinstoffliche Energieträger, deren Anwesenheit ebenso lebensnotwendig ist wie die aller lebenserhaltenden substantiellen festen und flüssigen Nahrungsmittel. Sie sind teils katalytisch, teils enzymatisch oder koenzymatisch an allen Vorgängen des Wachstums, der Zelldifferenzierung, der Regulation und Regeneration beteiligt. Ihre Schlüsselfunktion in winzigen Mengen erinnert an die der ebenfalls essentiellen Spurenelemente (18.0.5.), die mit den Vitaminen eng kooperieren. Die Vitamine entstehen in den Zellen von Pflanzen und Mikroben und gelangen mit der Nahrung in den animalischen Organismus, der sie nur in Einzelfällen zu speichern vermag und deshalb auf ihre permanente Zufuhr angewiesen ist. Dies ist gewährleistet bei Erfüllung der Forderung BIRCHERBENNERs, der den Begriff der "Vollwertkost" mit der Bezeichnung „Nahrungsintegral“ vorwegnahm. Die gleiche Empfehlung wiederholte sich, als sein Schüler KOLLATH dazu aufrief, jegliche Nahrung "so natürlich wie möglich" zu belassen. Nur dann darf sie als "Vollwertkost" bezeichnet werden und entspricht in dieser Eigenschaft auch dem von RUSCH und KOLB [13] aufgestellten, für den gesamten Energiekreislauf der Natur geltenden Gesetz: "Leben kann nur durch lebendige Substanz erhalten werden." Sie geht nie verloren, sondern dient immer wieder der Entstehung neuen Lebens in Gestalt ihrer letzten ultramikroskopischen Bestandteile. Eine unverfälschte, naturbelassene und vielfältige Nahrung, reich an Früchten, grünen, gelben, roten und blauen Gemüsen, Knollen und Wurzeln sowie vollem Korn enthält alle für den Menschen erforderlichen Vitamine. Diese verhalten sich untereinander synergistisch in wechselseitiger Abhängigkeit. Vitamin A bedarf zu seiner vollen Wirksamkeit der Anwesenheit von C und D und umgekehrt. Die Komponenten des B-Komplexes erfüllen ihre Aufgabe nur in ihrer Vollzähligkeit. Das Defizit eines einzelnen Vitamins kann durch Überdosierung anderer Vitamine nicht kompensiert werden. Es ist wie bei einer Kette von Zahnrädern, deren Kraftübertragung versagt, sobald ein noch so kleines Rädchen ausfällt. Wieder bestätigt sich das Gesetz der Ganzheit. Sofort geht aber das konzertante Spiel weiter, sobald wir die Kontinuität wiederherstellen. Jedes Lebensmittel enthält die ihm eigentümlichen Vitamine genau in der zu seiner Aufschließung und Verwertung im Stoffwechsel erforderlichen Menge und Proportion. Diese durch Eingriffe zu verändern, sei es durch Wegnahme oder Zugabe, bedeutet eine Denaturierung. Selbst in Fällen definierter Vitaminmängel sollte man deshalb zunächst versuchen, das Defizit durch vermehrtes Angebot der unveränderten natürlichen Vitaminträger auszugleichen. Die Substitution einzelner Vitamine kann therapeutisch unumgänglich und lebensrettend sein, aus den erwähnten Gründen ist sie eine unphysiologische und - wie wir sehen werden - nicht immer unproblematische Maßnahme. Dies auch deshalb, weil die zur Verwendung kommenden isolierten Vitamine, selbst wenn sie natürlicher, gewachsener Herkunft sein sollten (was heute nur noch vereinzelt der Fall ist), als „Kunstprodukte“, gewonnen durch Zerstörung der Ganzheit, gelten müssen.

Während der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts hatten die Vitamine in der offiziellen Onkologie keinen anderen Stellenwert als er ihnen in der jeweils geltenden Ernährungslehre zugewiesen war. Ihre Bedeutung als Krebsschutz und Krebstherapeutikum wurde erst allmählich anerkannt, nachdem sich dies in umfangreichen experimentellen, epidemiologischen und prospektiven Studien erwiesen hatte. Erste Erfolge stellten sich beispielsweise bei der Makrozytären Anämie (M.BIERMER) ein. Diese Krankheit war praktisch unheilbar, weil das ihr zugrundeliegende Defizit des Anti-Perniziosa-Faktors nur sehr schwierig und zeitlich begrenzt mit roher Leber und verschiedenen Zubereitungen derselben ausgeglichen werden konnte. Erst in den dreißiger Jahren gelang dies in rascher und vollkommener Weise, als dafür Cyanocobalamin und Folsäure zur Verfügung standen. Von STEPP [18] wurde schon sehr früh erkannt, daß Krebskranke einen erhöhten Bedarf an Vitamin C haben. In der von LERICHE [12] 1948 herausgegebenen "Cancerologie“ (963 Seiten!) wird ausschließlich über die Wirkung des Entzugs oder der Anreicherung von Vitaminen auf tumortragende Labortiere berichtet. Humanmedizinische Erfahrungen fehlen vollständig. Weil sich bei seinen Versuchen mit wenigen Ausnahmen Vitaminmangel als wachstumshemmend erwies, glaubte LERICHE, bei Krebs und Krebsgefahr vor einer vitaminreichen Ernährung warnen zu müssen, gibt aber dem widersprechende Beobachtungen für B 5, C und D zu. SCHRÖDER [17] wies bereits 1952 auf die besondere Bedeutung der Vitamine A, B 2, C und E beim Krebsgeschehen hin. Er kam zu dem Schluß, daß nicht nur die Vitaminzufuhr, sondern auch die intestinalen Resorptionsbedingungen unter dem Einfluß der Darmflora entscheidende Faktoren für den Vitaminstoffwechsel seien. Eine Schädigung der Bakterien durch Fehlernährung, Antibiotika usw. ziehe häufig B-Avitaminosen nach sich. Eine gesunde Darmflora (19.0.,19.0.1.) sei im Zusammenwirken mit einer ausgeglichenen Vitaminbilanz "der beste Schutz gegenüber krebsauslösenden Faktoren". Trotz dieser vielen Hinweise und Forschungsansätze verhielt sich die offizielle Onkologie refraktär. Noch 1965 schrieben JAHNKE und TRÜB [9] in einem von der "Arbeitsgemeinschaft für Krebsbekämpfung im Lande Nordrhein-Westfalen“ herausgegebenen, sehr umfassenden und bemerkenswert gut recherchierten Kompendium an Hand von 284 Quellenangaben als Abschluß des Kapitels "Vitamine": „Nach dem derzeitigen Stand der Ergebnisse von Tier-Experimenten und Problemen der Beeinflussung von Tumoren durch Vitamin-Zufuhr oder Vitamin-Mangel ist eine Klärung des Effektes nicht erzielbar gewesen". Während der letzten Jahrzehnte beschäftigte sich die Forschung vorzugsweise mit den fünf Vitamin-Bereichen A, B-Komplex, C, D und E, weil deren Beziehung zum Krebsgeschehen immer deutlicher erkannt wurde und schließlich ihre wissenschaftliche Bestätigung fand. Diese sollen deshalb auch hier ausführlicher als andere Vitamine dargestellt werden. Dabei bleibt allerdings offen, ob eine ungenügende Zufuhr dieser Vitamine für die Begünstigung bzw. Entstehung eines Malignoms infrage kommt, oder ob eine bereits bestehende Krebserkrankung - evtl. schon in ihrem Frühstadium - den Organismus daran verarmen läßt. Das Ergebnis einer 1987 herausgegebenen Studie der Firma Hoffmann-La Roche [4] und anderweitiger Veröffentlichungen sprechen für die Wahrscheinlichkeit der ersteren Annahme.

18.2 Vitamin-Tabelle in alphabetischer Reihenfolge 1. Die international üblichen Kurzformen, 2. Die Synonyma, Isomeren und chemischen Grundbegriffe, 3. Die wichtigsten Stoffwechselfunktionen.

1.

2.

3.

A

Retinol. Epithelschutz und Wachstumsfaktor. Vorstufen: a-, ß- und y-Karotin (Isomere)

Entwicklung, Wachstum und Zelldifferenzierung ektodermaler Organe. Sehpurpur der Retina. Haut und deren Anhangsgebilde. Verhornung. Plattenepithel, Endothel, Schleimhaut. Die Derivate der Retinolsäure finden dermatologische und kosmetische Verwendung.

B1

Thiamin, Aneurin, Thia minpyrophosphat. Gehirn-, Nerven- und Muskelfunktion, Anti-Beriberi-Faktor, Antineuritis-Faktor. Sauerstoffutilisation. Ko-Enzym der Transketolase.

B2

Riboflavin, Laktoflavin, 2 Riboflavin5-Phosphat, FMN, FAB

Reversibles Oxido-Redoxsystem. Ko-Enzym im essentiellen Zellatmungs-, Aminosäuren- und FettStoffwechsel. Wasserstoff- bzw. Elektronenüberträger. Gluthation-Reduktion.

B3

Pantothensäure, Pantothenol, Koenzym A, Strahlenschutz-Faktor. Steht bei manchen Forschern in den USA für Nikotinsäure.

Ko-Enzym bei der Nerven- und Muskelfunktion, Bewegungskoordination und Reflexmotorik, orthostatischen und kardiovaskulären Regulation. Endogene Synthese der Fettsäuren, Phosphatide und Steroide.

B4

B Adenin, 6-Aminopurin.

Baustein des Adenosins und damit der Nukleinsäuren. Zellmauserung.

B5

PP-Faktor, Nikotinsäure, Nikotinsäureamid, Niazin, Niazinamid, 3-Pyridincarbonsäure. Anti-PellagraFaktor, Anti-Streß-Faktor.

Psychoneurale Funktionen. Histidinstoffwechsel. Wasserstoff- bzw. Elektronen-überträger. Kollagengehalt und Absorptionsfähigkeit der Haut.

B6

Pyridoxin, Pyridoxal, Pydidoxon, Pyridoxamin, Pyrimidin, Adermin, Anti-Dermatitis-Faktor.

Ko-Enzym bei 40 enzymatischen Stoffwechselfunktionen, besonders des Aminosäuren- und Proteinstoffwechsels, der Zelldifferenzierung und des Wachstums, der Glukoneogenese.

B9

Folsäure, Folacin, Folat, Folinsäure, Zitrovorum, Faktor, Lukovorin, Pteroyl-Glutaminsäure, B c, M

Bestandteil der Folatensysteme. Komplementär und synergistisch zu B12, wichtig für die EryNeubildung. Ko-Enzym bei der Nukleinsäurebildung und verschiedenen neuralen Funktionen.

B10 Para-Aminobenzoesäure, PABA

Als Folsäure-Baustein Wachstumsfaktor ähnlich B6, B9 und B12.

B11 Karnitin., von Vertebraten biosynthetisiertes Trimethyl-Betain. BT.

Fettsäuretransport, Transmethylierung, Thyroxinwirkung, Essentiell wichtig für die Herzmuskelfunktion.

B12 Cyanokobalamin, Extrinsic Factor, Animal Protein Factor, Anti-PerniziosaFaktor

Als Ko-Enzym synergistisch mit B9 und dem körpereigenen Intrinsic für die Erythropojese kompetent, am Stoffwechsel auch anderer rasch proliferierender Gewebe, evtl. auch der Malignomzellen beteiligt, desgleichen am Fettsäureund Aminosäuren-Stoffwechsel sowie der Nukleinsäuresynthese.

B13 4-Urazilsäure, Orotsäure.

Zwischenprodukt des Pyrimidin-Stoffwechsels, wird deshalb von mancher Seite nicht zu den Vitaminen gezählt ("Vitaminoid"). Wachstumsfaktor (für Ratten), möglicherweise auch für Malignome, vgl. mit B6, B9, B10 und B12.

B14 Xanthopterin, Uropterin.

Folsäure-Baustein, siehe B9.

B15 Pangamsäure, Pangaminsäure, Pangamatin, Di-Iso-propylamin.

Als Ko-Enzym an Sauerstofftransport und -utilisation sowie Leberfunktion beteiligt.

B17 Amygdalin, Laetril, Nitrilosid, Mandelonitril-ß-Gentiobiosid, ferner unter den Namen der Herkunftsquellen.

lykosid, umstritten hinsichtlich seiner karzinoprotektiven und -therapeutischen Wirkung. Schädigt die Krebszelle angeblich selektiv durch BlausäureAbspaltung.

C

Askorbinsäure, Derivat: DehydroAskorbinsäure DHASC, Anti-SkorbutFaktor

Als Wasserstoff- bzw. Elektronenüberträger und mächtiges reversibles Oxi -Redoxsystem an zahlreichen Stoffwechselvorgängen beteiligt: Folsäureeinbau, Serotoninaufbau, Cholesterolabbau, Biosynthese der Kortikosteroide und Katecholamine, Schutzfaktor der Zellmembran- und Cytochrom-Oxidasefunktion.

D

Eine Gruppe von Steroiden. AntiRachitis-Fak tor.Intrakutan entstehend: D2 = Ergocalcife rol ode Ercalciol, der Leber neben D2 gespeichert: D 3 = Cholecalciferol oder Calcitriol.

Regulator der Kalzium-Aufnahme, -assimilation, -verteilung und -utilisation. Wirkungsbereiche: Dünndarmschleimhaut, Knochen, Nebenniere,in Niere, lymphozytäres System, Magnesium- und Phosphathaushalt.

E

a-Tokopherol, Fertilitäts-Vitamin.

An Aufbau und Funktion mesodermaler Systeme, besonders der Zellatmung beteiligt. Anti-Oxidative Wirkung, Membranstabilisator, Radikalenfänger.

F

Veraltete Bezeichnung für den Komplex der Polyene.

Sauerstoff-Transport und -utilisation, Zellstoffwechsel, Wachstumsvorgänge.

H

D-Biotin. In der USA-Literatur zur Als Ko-Enzym an der Umwandlung der des B-Gruppe gerechnet. Karboxylase-Faktor. Fettsäurestoffwechsels wirksam. Wird durch das im rohen Eier-Eiklar enthaltene Avidin zerstört.

K

Aus den Isomeren K 1 (Phyllochinon), K 2 und K 3 bestehend. Phytomenandion. Koagulationsvitamin, Anti-HämorrhagieVitamin.

Biosynthese des Prothrombins in der Leber. Gerinnungsfaktor. Elektronentransport innerhalb der Atmungskette. Wird z. T. von den Dickdarmbakterien gebildet.

P

Rutin, Citrin. Bioflavonoid. Permeabilitäts-Faktor. Pflanzliches Glukosid.

In der Wirkung dem K nahestehend. Synergistisch mit C. Als Hautschutzfaktor antiallergisch und antihämorrhagisch

Vitamin A (-Säure) = Retinol und dessen Vorstufen , die Carotinoide (Carotin aus Karotten, Lycopin aus Tomaten, Xanthophyll aus Eidotter, Capsanthin aus Paprika u. a. m.) Die Provitamine und Hauptquellen für Vitamin A bestehen aus den Stereoisomeren a-, ß,- und yCarotin, unter denen die ß-Komponente physiologisch, wirkungs- und mengenmäßig dominiert. Aus ihr entsteht, in der Leber Vitamin A. Für diesen Umwandlungsprozeß werden zwei Wege diskutiert: Sowohl die Spaltung des ß-Moleküls in zwei A-Moleküle als auch die langsame Entstehung des Retinols aus Carotin im Verhältnis 1:2 über Zwischenstufen. Die Retinol- und Carotinpräsenz wird entweder in Internationalen Einheiten oder in MikrobzwMilligrammen angegeben. Eine IE Retinol entspricht 1,8 µg, eine IE Carotin entspricht 0,6 µg. Aus a- und y-Carotin entsteht die gleiche Menge Vitamin A, aus dem vorherrschenden ß-Carotin die doppelte Menge Vitamin A. Diese Umwandlung setzt eine intakte Leber und Schildrüsenfunktion voraus. Die Leber und das Körperfett sind die Speicherorgane für Retinol als Fettsäureester. Der Tagesbedarf des gesunden Erwachsenen liegt zwischen 5.000 und 8.000 IE = 0,9–1,4 mg Retinolgentsprechend 0,5–0,7 mg Carotin. Hoher Eiweißverzehr, Schwangerschaft und konsumierende Krankheiten, auch Krebs, bedingen vermehrte Retinolzufuhr. Der Name Retinol stammt aus der Zeit, als man dieses Vitamin lediglich unter dem Gesichtspunkt seiner Bedeutung für die Bildung des Sehpurpurs in der Regenbogenhaut (Retina) des Auges und seiner Mangelsymptome in Form von Xerophthalmie, Nachtblindheit usw. betrachtete. Es ist aber an jedem Wachstumsvorgang, an der Zelldifferenzierung und an der Keratinbildung in der Haut beteiligt. Deshalb bestehen, wie sich bei der Therapie mit Vitamin A erweisen wird, besondere Beziehungen zu den Organen epithelialer bzw. ektodermaler Herkunft. Außerdem haben sich Retinol und seine Vorstufen als hervorragende Antioxidantien und Radikalenfänger erwiesen. Die Existenz dieser molekularen Stoffwechselgifte (2.0) darf als karzinogene Gefahr schlechthin gelten. SCHNEIDER hat schon 1938 nachgewiesen, daß Krebskranke einen Vitamin-A-Spiegel des Blutes ausweisen, der weit unter dem von vergleichbaren Gesunden liegt. Damit mangelt es an einem der wichtigsten Schutzfaktoren gegen den „ oxidativen Streߓdurch die im fehlgesteuerten Stoffwechsel entstehenden Sauerstoffradikale. Die Bedeutung der freien Radikale wurde erst während der letzten Jahrzehnte von der onkologischen Forschung voll erkannt. Außer dieser vor allem für die Krebsprophylaxe wichtigen Eigenschaft des Retinols und seiner Provitamine widmete sich die Forschung weiteren therapeutisch wichtigen Fähigkeiten desselben. Dazu folgendes.: Wie in 30.0 ausführlicher dargestellt, leidet der Krebskranke an erhöhter Gerinnungsbereitschaft infolge vermehrter Fibrinbildung. Tumorzellen überziehen sich mit körpereigenem Fibrin wie mit einem tarnenden Netz und werden dadurch für das Abwehrsystem nicht mehr als körperfremd erkannt. Retinol (nicht jedoch Carotin) setzt bei höherer, subtoxischer Konzentration im Blut durch Membranschädigungder Lysosomen die darin gespeicherten Fibrinolasen, Proteinasen und andere Enzyme frei. Diese bewirken eine "Enttarnung" (deshilding) der Krebszellen, die nun als Antigen wirken und teils von den humoralen und zellulären Abwehrkräften, teils von den proteolytischen Enzymen angegriffen und vernichtet werden können.

Die dazu erforderliche Retinolanreicherung im Blut gelingt nur bei Verwendung hochdisperser Palmitat-Emulsion, die über die Lymphbahnen des Dünndarms unter weitgehender Umgehung der Leber direkt in den Blutkreislauf übertritt und in den Geschwulstbereich gelangt. Während früher Retinolmengen von Millionen IE als absolut toxisch und lebensgefährlich galten, wurden durch diesen Modus Mengen von 100 Mio. und darüber - fraktioniert gegeben - durchaus toleriert, wenngleich unter individuell verschieden starken Intoxikationserscheinungen, deren Inkaufnahme jeweils der Vor- und Nachteil-Abwägung überlassen werden muß. Diese Nebenwirkungen sind bei etwa 80 % der so behandelten Patienten Kopfschmerzen, gelegentlich auch Migräne, Übelkeit und Erbrechen, denn Retinol verursacht in hoher Dosierung eine mehr oder weniger ausgeprägte Hirndrucksteigerung. Hirntumore gelten deshalb als Kontraindikation der Retinol-Megadosen, ebenso Glaukom und - wegen möglicher Teratotoxizität Schwangerschaft. Aus diesem Grund muß von gebärfähigen Frauen während und mehrere Monach Abschluß der Behandlung unbedingt die Pille genommen werden. Die sonstigen Begleiterscheinungen einer solchen Therapie entsprechen der epithelialen Beziehung des Retinols. Bei etwa 30 % der Patienten kommt es ab einer bestimmten Phase zu Lippen- oder Mundwinkelrhagaden, etwa ebenso häufig zu Hautjucken, möglicherweise zu Exfoliation, besonders der Handflächen und Fußsohlen, wie nach Scharlach. In seltenen Fällen können die Haare ausfallen und die Fingernägel verkümmern. Noch schwerere Komplikationen, wie muskuläre Schwäche, die an Myasthenia gravis erinnern kann, sind äußerst selten. All diese Erscheinungen sind ungefährlich und bilden sich nach Absetzen des Präparates rasch zurück. Es ist jedoch erforderlich, diese Möglichkeiten mit den Patienten ohne jede Panikmache offen zu besprechen, um unerwünschte Therapieabbrüche zu vermeiden. Denn in der Tat haben sich die RetinolHochkonzentrate in der Behandlung epithelialer Karzinome hervorragend bewährt, darüber hinaus auch beim malignen Melanom und sogar bei Hautmetastasen anderer Geschwülste wie dem gefürchteten Carcinoma erysipeloides ("Cancer en cuirasse“ ). Die seit langem vermutete Anticancer-Funktion des Retinols veranlaßte erstmals 1936 LUSTIG und WACHTEL [10] zum Nachweis seiner zytolytischen Fähigkeit im Tierversuch. Erst Jahrzehnte später wurde nach Vorarbeiten von SCHNEIDER [23] WOLF und RANSBERGER [32,33] die Retinol-Hochdosierung durch HOEFER-JANKER [6] in die Krebstherapie eingeführt. Die Methodik wurde in der Folge von BOLLAK [2], HAUSWIRTH [4], SCHEEF [21], SEIFTER [29], WRBA [7] und anderen nachgeprüft und weiter ausgebaut. Immer mehr Autoren berichteten über Fälle erstaunlicher Wachstumsstillstände oder Rückbildungen von Malignomen der angegebenen Art. Auf dem ersten Symposium "Vitamin A in der Tumortherapie“1972 in Salzburg, veranstaltet vom Institut für Krebsforschung der Universität Wien und geleitet von Prof. WRBA, berichtete HOEFER-JANKER [7] über den spektakulären Heilungsverlauf eines mehrmals vergeblich resezierten und rezidivierten, vergeblich bestrahlten und inkurabel gewordenen Tonsillenkarzinom eines Röntgenologen aus den USA. In klarer Erkenntnis seiner Situation lehnte der Patient jede andere Maßnahme ab und bestand auf der ausschließlich internen Behandlung mit Vitamin A, über die damals schon viele gute Erfahrungen vorlagen. Er erhielt über 9 Tage verteilt eine Gesamtdosis von 60 Mio IE. Demgemäß kam es zu schweren Therapie-Begleiterscheinungen der erwähnten Art, die aber während einer mehrtägigen Pause wieder abklangen. Mit einer Tagesdosis von 1 Mio IE Vitamin A wurde die Behandlung sodann fortgesetzt. Bei der Entlassung nach 6 Wochen war der umfangreiche, tief infiltrierte Tumor völlig verschwunden und außer den Operationsnarben keinerlei Tastbefund mehr zu erheben. Der Patient wiederholte die Vitamin-A-Stöße zuhause in mehrwöchigen Abständen und war bei der Kontrolluntersuchung nach einem Jahr wieder tumorfrei und bei gutem Allgemeinbefinden.

Dem Wirkungsmodus entsprechend, kann der Megadosen-Einsatz durch gleichzeitige Gabe von Karotin (siehe oben) und von proteo-fibrinolytischen Enzymen (30.0.) unterstützt werden, wodurch eine bessere Elimination der anfallenden Zerfallsprodukte erfolgen mag. Die durch Retinol labilisierten Krebszellen sind auch gegen moderate Hypertherinie-, Strahlen- und ZytostatikaEinsätze empfindlich, eine therapeutische Kombination, die in manchen ganzheitlich orientierten Kliniken bereits routinemäßig zur Anwendung kommt (36.0.). Nicht gleichzeitig mit Vitamin A dürfen folgende Antagonisten gegeben werden: Antibiotika, Kortikosteroide und Enzyminhibitoren (Trasylol, Diamox etc.). Um die keratolytische Wirkung von Vitamin A zu verstärken und sie perkutan nutzbar zu machen, wurden in den sechziger Jahren auf pharmazeutischem Weg wasserlösliche Retinol-Säuren entwickelt, die man als Tretinoine bezeichnet. Sie werden verwendet bei therapeutisch schwer beeinflußbaren Hautleiden mit Verhornungstendenz und anderen epithelialen Degenerationserscheinungen wie Ichthyosis, Liehen, Psoriasis, Rosacea, Seborrhoe, Akne usw. Ursache letzterer ist eine abnorme Verhornung der Talgdrüsenausgänge, die durch Tretinoine zur Rückbildung gebracht wird. Selbst bei ihrer lokalen Anwendung haben die Tretinoine eine noch stärkere teratotrope Toxizität als die hochdosierten Retinolpräparate, weshalb es unbedingt erforderlich ist, bei jüngeren Frauen auf Konzeptionsverhütung zu bestehen. Diese Warnung gilt insbesondere für das als Weiterentwicklung der Tretinoine entstandene Antipsoriatikum Etretinat, das als einziges Derivat dieser Gruppe oral genommen werden kann. Abgesehen von seiner Teratotoxizität löst es im Gegensatz zu den Retinol-Megadosen auch bei kumulativer Einnahme keine subjektiven Beschwerden aus. Es wirkt regressiv auf Präkanzerosen und Malignome der Haut und der Schleimhäute. Außer den kosmetischen und banalen dermatologischen Indikationen kommen für den Einsatz von Etretinat deshalb alle Leukoplakien und Leukokeratosen, das Basaliom - von SCHEEF [21,22] bestätigt - , die Kraurosis vulvae senilis und sogar die karzinomverdächtigen Portioveränderungen in Betracht, wobei die Tretinoine lokal, das Etretinat oral Anwendung finden [14].

Präparate: Karotin: Carotaben, Kapseln mit 25 mg Karotin, Tocopherolacetat, Palmitoylaskorbinsäure und anderen Stabilisatoren. Hermal-Chemie, 21465 Reinbek. Dosierung 2 - 2 - 2, nach Absättigung 2 - 0 - 2, evtl. dann für den Langzeitgebrauch 1 - 0 - 1. Unter der Voraussetzung, daß Karottensaft 90 % des Karotingehaltes der Karotten enthält, müßten davon 2,5 Liter getrunken werden, um dem Körper die Karotinmenge einer Kapsel Carotaben zuzuführen Retinol : A-Mulsin forte, Palmitat-Emulsion, je Tropfen 1.300 IE = 0,65 mg Retinol enthaltend. Dosierung 3 - 0 - 3 Tropfen, täglich um je 2 Tropfen steigernd. Mucos Emulsionsgesellschaft, 82.524 Geretsried 1. A-Mulsin Hochkonzentrat: Palmitat-Emulsion, je Tropfen 13.000 IE 695 mg tinol enthaltend. Dosierung 2 - 0 - 2 Tropfen, täglich um je 2 Tropfen steigernd bis zu ersten Symptomen der Toxizität, siehe oben. Man beachte die Produktinformation. Firma wie oben.

A-Vicotrat: Tropfen, je ml 40.000 IE = 12 mg,.je Tropfen 1.300 IE = 0,65 mg Retinol-Palmitat enthaltend. Dosierung wie bei A-Mulsin forte. Heyl, 14167Berlin 37. A-Vicotrat: Kapseln, 50.000 IE = 15 mg Retinol-Palmitat enthaltend. Dosierung 1 - 0 - 1, evtl. steigernd. Gleiche Firma. Tretinoin Airol: Creme, Lösung, Tupfer. Hoffmann-La Roche, 72619 Grenzach-Wyhlen. Cordes VAS: Creme, Gel , Lösung, Tupfer. Cilag, 6 5843 Sulzbach. Epi-Aberel: Creme, Gel, Lösung, Tupfer. Gleiche Firma. Eudyna, Creme, Gel. Nordmark, 25430 Uetersen. Etretinat Tigason: Kapseln. Hoffmann-La Roche, 79630 Grenzach-Wyhlen.

Der Vitamin B-Komplex Unter allen Vitaminen stellt das Vitamin B als einziges einen Komplex von etwa 15 Komponenten dar, die sich durch einige gemeinsame Eigenschaften und Funktionen von anderen Vitaminen unterscheiden. Sie wirken biologisch optimal nur in ihrer Gesamtheit, entsprechend den Gesetzen der Integrität und der Ordnung. Dennoch hat jede einzelne B-Komponente genau definierte, dem Eumetabolismus dienende Aufgaben, denen ebenso spezifische Ausfallserscheinungen entsprechen. Allen gemeinsam ist - im Gegensatz zu A, D und E –die Wasserlöslichkeit (wie C und K) und ihre Eigenschaft als Koenzyme. Daraus resultiert eine Fülle und Vielfalt von Funktionen, die in umgekehrt proportionalem Verhältnis steht zur relativ dürftigen wissenschaftlichen Erforschung des Vitamin B-Komplexes etwa hinsichtlich seiner Beziehung zum Krebsgeschehen, wenn man beispielsweise denkt an die von WARBURG festgestellte B-koordinierte Zellatmung oder an die vital-essentielle Bedeutung der B12-Folsäuregruppe. Auch der 1982 erschienene NCI-Report "Diet, Nutrition and Cancer" stellt einen gegenüber der Beschäftigung mit anderen Vitaminen bestehenden Mangel an experimentellen und epidemiologischen Studien über den Vitamin B-Komplex fest. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeiten (siehe Nr. 9 der Literaturangabe zu 17.0.) sind uneinheitlich, z.T. widerspruchsvoll und daher unbrauchbar, was möglicherweise darauf beruht, daß fast nur mit den isolierten Vitamin B-Komponenten, selten jedoch mit dem B-Komplex experimentiert wurde und daß gemäß der linearen Denkweise in der Wissenschaft auch der Synergismus mit allen anderen Vitaminen bei diesen Versuchen keine ausreichende Berücksichtigung fand. Ganz abwegig waren selbstverständlich Bemühungen, Tumore bei Labortieren durch Vitamin B-Entzug beeinflussen zu

wollen. Die z. T. damit erzielten Wachstumsstillstände oder Rückbildungen waren stets mit dem Erscheinungsbild ganzheitlicher- B-Avitaminose verbunden, die weiteren Immunitätsverlust und umso raschere- Geschwulstausbreitung zur Folge hatte. Den Vitamin B-Komplex liefern in der für die Gesunderhaltung erforderlichen Menge hauptsächlich alle Getreidearten und Hülsenfrüchte in allen Schichten ihrer Hülle und in ihrem Keim. Andere Quellen werden bei den verschiedenen B-Komponenten angegeben. Bekanntlich verursachte das Enthülsen und Polieren des Reises Ende des 19.Jahrhunderts die in den holländisch-indischen Kolonien grassierende Beri-Beri-Krankheit, der man in der Annahme einer Infektion lange hilflos gegenüberstand, bis es EIJKMAN [4] kurz vor der Jahrhunedertwende gelang, sie als B-Avitaminose zu entlarven. Durch diesen Forscher wurde auch der Sammelname "Vitamin" geprägt. Der deutsche Arzt MOSZKOWSKI beseitigte dann um 1910 auch die letzten Zweifel an diesen Zusammenhängen durch einen heroischen Selbstversuch und den Beweis rascher, vollständiger und dauerhafter Heilung bei Genuß einer mit Vitamin B-Trägern angereicherten Nahrung wie ungeschältem Reis, Reiskleie, Hülsenfrüchten usw. Selbst schwerste Formen der BeriBeri (singhalesisch = "Große Schwäche") bilden sich dadurch innerhalb weniger Tage zurück. Der B-Komplex regelt - insbesondere mit seinem Hauptbestandteil B1 = Thiamin –vorwiegend den Kohlenhydratstoffwechsel und die zellulären Atmungsvorgänge. Seine in den dafür wesentlichen Nahrungsmitteln enthaltene Menge ist stets genau proportional zu dem jeweiligen Kohlenhydratanteil. Das bedeutet, daß das B-Defizit mit jedem weißen Brötchen, jedem Stück Kuchen, jedem Stück Zucker und jedem Schluck Alkohol zunimmt. Besonders verhängnisvoll und am weitesten verbreitet ist der durch das Entkeimen, Enthülsen und Polieren der Getreide- bzwReiskörner angerichtete Schaden, den wir der industriellen Mehlerzeugung zu verdanken haben. Dieser wird laufend vergrößert durch die gigantische Süßwaren-, Softdrink- und Zuckerindustrie. Die Hauptlieferanten des B-Komplexes wurden bereits erwähnt. Es sind außer allen Getreidesorten die meisten Blattgemüse, Knollen und Wurzeln, Ei und - besonders ergiebig - Hefe. Das in der tierischen Leber und Niere gespeicherte B spielt für die menschliche Ernährung keine Rolle. Ein kleiner Teil kann im Dünndarm synthetisiert werden. Da die Höhe sowohl des Vorkommens als auch der Verluste bei Herstellung und Zubereitung für die einzelnen B-Faktoren unterschiedlich sind, können diese Zahlen erst bei den Einzeldarstellungen angegeben werden. Das gleiche gilt für den jeweiligen Tagesbedarf. Die B-Gruppe ist, mit kleinen Unterschieden ihrer Komponenten, empfindlich gegen Licht, weniger gegen Hitze und Sauerstoff, am stabilsten in saurem Milieu, also auch im mit Sauerteig oder Hefe gebackenen Vollkornbrot. Aus diesem Grund sind die B-Präparate überwiegend als Hydrochloride oder Nitrate im Handel. Vitamin B-Mangel, meist vergesellschaftet mit Unterversorgung an mehreren B-Komponenten und anderen Vitaminen, verursacht ein vielfältiges, aber charakteristisches Symptomenbild. Während die echte Beri-Beri in Europa kaum mehr anzutreffen ist, begegnen uns die Frühsymptome der Hypovitaminose umso häufiger, wie Müdigkeit, Unlust, vorzeitig nachlassende Vitalität, Energiemangel, Appetitlosigkeit, psychische Veränderungen, Schlafstörungen, im weiteren Verlauf dann Parästhesien, Reflexanomalien, periphere Neuritiden, Muskelatonie mit Schmerzen und Krampfneigung (Waden), Lähmungserscheinungen, schließlich kardiovaskuläre Insuffizienz und zunehmende Kreislaufdekompensation.

Der seit einem Jahrhundert unaufhaltsam zunehmende Massenkonsum von Vitamin B-armen bzw. B-freien Weißmehprodukten, Zucker, Softdrinks und Alkohol geht parallel mit den dadurch verursachten, unzähligen endemischen Krankheitsbildern der erwähnten Art, die unter den verschiedensten Fehldiagnosen wie "Streߓ ,„ Vegetative Dystonie“ , "Rheuma", „ Neuralgie“ , "Migräne" usw. jahrelang erfolglos medikamentös behandelt werden. Denn die in diesen Fällen allein hilfreichen und unbedingt indizierten Vitaminpräparate werden intelligenterweise von den Krankenkassen nicht vergütet. Und über Ernährungsfehler wird in den Arztpraxen und Kliniken nur allzu selten gesprochen. Der Vitamin B-Komplex ist für den Säugling ein Wachstumsfaktor, wirksam in genauer Abhängigkeit von der Konzentration des B-Gehaltes der Milch, die bei langsam wachsenden Lebewesen niedrig, bei rasch wachsenden bis zum Mehrfachen höher ist (17.0.1.). Da alle Vitamine nur gemäß ihrer Einnahme von der Mutter in der Milch erscheinen, muß die werdende und stillende Frau besonders gewissenhaft auf die Deckung ihres Bedarfes achten. Es gibt Fälle von intrauterinem bzw. angeborenem Multi- oder Mono-Vitaminmangel, der zu Mißbildungen oder Entwicklungsstörungen und frühkindlichen Erkrankungen führt. Nach SCHRÖDER vollzieht sich die Inaktivierung der Geschlechtshormone in der Leber unter obligater Mitwirkung der B-Vitamine. Mangelt es an diesen, so kommt es zu Überschüssen an Östrogen und Testosteron, die als Promotoren hormongesteuerter Tumore gelten (Mamma-, Ovarial- und Prostata-Ca). Auf die Krebsrelevanz der B-Gruppe, besonders ihrer Komponenten B1, B2, B3 und B5 hat WARBURG auf Grund seiner Beschäftigung mit der Zellatmung hingewiesen. Sie bieten gemeinsam mit den Apofermenten und der Zytochromoxidase (21.0.) Gewähr für optimale Sauerstoffverwertung und Schutz vor dem krebsspezifischen Gärungsstoffwechsel, abgesehen von ihrer Bedeutung für den Immunstatus. Über die Redifferenzierung maligner Zellen durch hyperbaren Sauerstoff wird im Abschnitt der einzelnen B-Komponenten noch zu berichten sein. Daß durch den Synergismus des B-Komplexes mit Sauerstoff die Metastasierungstendenz bedeutend reduziert werden kann, hat v.ARDENNE [1,2] im Tierversuch eindrucksvoll nachgewiesen. Bei einem bestimmten Mäusestamm, der nach Mamma-Ca- Implantation zu 100 % Lungenmetastasen entwickelt, konnte diese Quote durch Haltung in einer mit Sauerstoff angereicherten Atmosphäre auf 80 % gesenkt werden. Wurde den Tieren einer Vergleichsgruppe wöchentlich lediglich B-Komplex (0,2 mg/kg) gegeben, so sank die Metastasierung auf 30 %. Kamen jedoch B und Sauerstoff gleichzeitig zur Anwendung, so waren bei Beendigung des mehrwöchigen Versuches nur zwischen 5 und 10 % Lungenmetastasen nachweisbar. Bei SEEGER (siehe Literaturangabe zu 17.0. Nr. 1 und 2) finden wir wiederholt den Hinweis, daß über die Wiederherstellung der Zellatmung mittels Vitamin B, Cytochromoxidase und Sauerstoff maligne Geschwulstprozesse zum Stillstand und zur Rückbildung gebracht werden können. Eine in onkologischer Hinsicht besonders verhängnisvolle Auswirkung des generellen B-Mangels ist die Begünstigung der systemischen Azidose, über die an anderen Stellen (bei B1 und in 22.O.) ebenfalls zu berichten ist. Ohne die Mitwirkung ausreichender Mengen der B-Komponenten als Koenzyme kommt es zu einer Störung der Abläufe im Zitratzyklus. Die Kohlenhydrate werden nicht mehr bis zu CO2 abgebaut, sondern nur bis zu sauren Derivaten wie Aspartat, Glyoxalat, Malat, Pyruvat, Succinat usw., die sich im Stoffwechsel kumulieren.

Präparate: Vitamin B-Kombinationspräparate sind so zahlreich und hinsichtlich ihrer Bestandteile an BFaktoren so mannigfaltig, daß sie hier weder alle aufgezählt noch im einzelnen empfohlen werden können (siehe Rote Liste). Aus noch zu erläuternden Gründen sind die Faktoren Folsäure (B C) und Cyanocobalamin (B12) - siehe dort - nicht in jedem Fall erwünscht bzw. nur bestimmten Indikationen vorbehalten.

B-Kombinationen ohne diese Faktoren sind: Betrimax (B1, B6), B-Komplex-Rotexmedia (B1, B2, B3, B5, B6), Bryonon N (B1, B2, B5, B6, BVK Roche (B1, B2, B5, B6, H), Hewedolor A (B1, B6, Lidocain), Neuralisan (B1, B6), Polybion (B1, B2, B5, B6, H), Vibolex (B1, B2, B3, B5, B6), Vitamin B-Komplex V Phytopharma (B1, B2, B5, B6). Vitamin B1 = Thiamin spielt eine herausragende Rolle im Kohlenhydratstoffwechsel und ist deshalb in fast jeder stärkehaltigen gewachsenen Substanz vorhanden. Wir finden es besonders reichlich in den Hüllen und Keimanlagen aller Getreide, in Hefe, Blattgemüsen, Kartoffeln und Früchten. Thiaminmangel ist die Hauptursache der Gewebsazidose mit dem Symptomenbild der Beriberi durch Anhäufung von intermediären Säureprodukten wie Bernsteinsäure, ß-Oxibuttersäure, Milchsäure usw. im Gewebe. KOLLATH nannte die rheumatisch- arthritischen Erkrankungen die europäische Beriberi. Die Azidose begünstigt, wie schon besprochen, maligne Tumorentstehung, u. a. auch der makrozytären Anämie. Thiamin ist als Koenzym ein wichtiger Katalysator zum Abbau der kokarzinogenen Stoffwechselzwischenprodukte. Es ermöglicht deren Spaltung bis zu CO2 und gewährleistet damit den störungsfreien Ablauf des Zellatmungszyklus. Der Vitamin B1-Bedarf entspricht proportional stets dem Kohlenhydratverzehr, d. h. je mehr B1-arme bzw. B1- freie Kohlenhydrate gegessen werden, desto größer wird der Mangel. Weißmehlprodukte, Zucker und Alkohol enthalten nur noch Spuren bzw. überhaupt kein B1, nehmen aber in der Lebensweise westlicher Länder einen breiten Raum ein. Trinker sind alle übersäuert und erhöht krebsgefährdet, besonders natürlich dann, wenn noch das enzymschädigende Rauchen dazukommt. Thiamin ist für Krebskranke also unentbehrlich und muß angesichts des endemischen Mangels mindestens während der ersten Behandlungswochen regelmäßig substituiert werden. Andernfalls ist nämlich auch die Gabe von Sauerstoff oder Ozon nutzlos. Solang der Patient seinen Bedarf nicht durch den Verzehr von ausschließlich Vollkornprodukten, Keimen usw. auf natürliche Weise deckt, geben wir Thiamin also in ausreichender Menge oral. Der gesunde Erwachsene benötigt täglich 1–1,5 mg, therapeutisch sind 2–3 mg üblich, zumal es keinerlei Überdosierungserscheinungen gibt. Präparate: Die ROTE LISTE 1994 führt 8 Thiamin-Monopräparate auf, sowohl zum oralen Gebrauch als auch zur Injektion. Für alle Vitamin-Mono- und Kombinationspräparate gilt folgender Hinweis: Sehr gute und preiswerte Vitamin- und Spurenelement-Präparate aus USA-Herstellung sind über folgende Auslieferungsstellen erhältlich:

Alte Apotheke in 79418 Schliengen, Tel.07635/420 und 3839. bio-mineral Import, Frauenstr.17, 80469 München, Tel.089/29162640. Orthica Kontaktbüro Deutschland, Eylauer Str.3, 42277 Wuppertal, Tel.0202/521902. NOVAmex Dr.Neumeyer, Struenseestr.3, 22767 Hamburg, Tel.040/381921 (liefert Präparate der Biotics Research Corporation USA). Oxygenabund. Tabl.mit 30 mg Thiaminchloridhydrochlorid, 75 mg Persantin, 100 mg Magnesiumchlorid. Ilerbort Pliarna, 6502–10 Wiesbaden-Bierstadt. (v.ARDENNE kombiniert dieses Präparat mit seiner KMT).

Vitamin B2 , Laktoflavin, Riboflavin Gemeinsam mit B1 und Zytochromoxidase repräsentiert B2 das WARBURGsche "Gelbe Atmungsferment“und ist damit von hoher Karzinomrelevanz. B2 bildet als Ko-Enzym mit Nukleinsäuren ferner Flavonenzyme, die der Entstehung atmungsaktiver Flavone, Flavonoide und Anthozyane dienen (23.0.1.). In stärkerem Maß als B1 wirkt Laktoflavin als Ko-Enzym in der Atemkette mit den Aminosäure-, Fettsäure und Kohlenhydrat-Oxidasen zusammen, desgleichen an der Resorption und Funktion des Eisens im Stoffwechsel. Das Synonym Laktoflavin erinnert daran, daß B2 zunächst in der Milch gefunden wurde. Weitere natürliche Quellen sind - wie bei allen B-Komponenten - das Perikarp und der Keim (0,3–1,5 mg%) der verschiedenen Getreidekörner, alle Hülsenfrüchte (Soja 0,5 mg%), Quark und alle Käsesorten (0,2–0,5 mg%), vor allem Hefe (4–5 mg%). Gemüse, Milch, Fleisch, Fisch und Ei enthalten nur geringe B2-Mengen, reichlich dagegen die Leber (2,5–3 mg%), für deren Einschränkung wegen Cholesterin, Eiweiß usw. der Hinweis bei B1 gilt. Der Bedarf des Erwachsenen liegt - in Abhängigkeit von der Nahrungsgesamtmenge bei 1,2–1,7 mg/d. An Laktoflavinmangel denke man bei Mundwinkel-, Lippen-, Nasen- und Ohrenrhagaden, bei Sehschwäche und Lichtempfindlichkeit, vor allem bei der purpurroten, wie lackiert aussehenden Zunge oder auch Glossitis, doch sind diese Symptome meist überlagert von Sub- und Avitaminosen anderer Art. Die nachträgliche Anreicherung der durch den industriellen Mahlprozeß bis zu 90 % entvitaminisierten Mehle mit B2 und anderen B-Komponenten, wie sie z. B.in Dänemark, den USA u. a. Ländern üblich ist, geht am eigentlichen Ernährungsproblem vorbei, weil sie den natürlichen Vollwert des Korns nicht wiederherzustellen vermag.

Präparate: Einzelpräparate im deutschen Arzneimittelhandel nicht vorhanden, jedoch in vielen Kombinationspräparaten enthalten. Man orientiere sich an den Lieferprogrammen der unter "Vitamin D-Komplex“ genannten Vertriebsstellen importierter USA-Präparate.

B3, Pantothensäure, Panthenol, Anti-Grauhaar-Faktor Als Ko-Enzym A ist diese B-Komponente für die Azetylierung im Eiweiß-, Fett- und KohlenhydratStoffwechsel zuständig. Hier interessiert uns außerdem seine Beteiligung an der Bildung verschiedener Steroide und insbesondere des von PILLEMER entdeckten Properdins. Dieses erscheint in der y-Fraktion der Elektrophorese, ist Bestandteil des Komplement-Bindungssystems und damit essentiell für alle Immunvorgänge. ZABEL, SOUTHAM und andere Onkologen haben Properdin schon früh für einen wichtigen Faktor der körpereigenen Tumorabwehr gehalten. Wie der Name sagt, ist Panthenol in der Natur weit verbreitet. Die Hauptquellen in der Nahrung sind - wie bei den übrigen B-Komponenten - wieder das volle Korn, Hefe, alle grünen Pflanzen, Algen, Keime, Schimmel- und andere Pilze, Fleisch, Fisch und Leber. An B3-Mangel denke man bei y-Globulin-Abfall. Subjektive Symptome sind Akroparästhesien und andere neurale Störungen ("Burning feet Syndrom“ ), vorzeitiges Ergrauen, doch sind diese Erscheinungen in Europa selten oder mit anderweitigen B-Mangelanzeichen verbunden, wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Obstipation, Muskelschwäche, Hautsymptome wie bei B2-Mangel. Bemerkenswert ist die B3-Wirkung auf Entzündungsprozesse der Haut und Schleimhaut, auch des Mundes, des Magens und Darms (Gastritis, Ulzera, Enteritis, Colitis), sowie auf Katarrhe der Nase und der Luftwege. Seiner epithelialen Beziehung wegen wird Panthenol manchen Salbenpräparaten zugesetzt. Die bei länger anhaltendem B3-Mangel eintretende-Störung der Nebennierenfunktion mit Cortisolmangel und die Beeinträchtigung der Properdinbildung sind Hinweise auf die immunologische Bedeutung der Pantothensäure in der Krebsprophylaxe und -therapie. Von WILLIAMS wurden diese Zusammenhänge ausführlich dargestellt. Eine vielseitige und abwechslungsreiche, vorwiegend vegetabile Ernährung enthält mindestens 10 mg/d B3, so daß Mangelerscheinungen meist nur bei allgemeiner Unterernährung auftreten. Dann kann allerdings eine Substitution erforderlich werden. Präparate: Beranthen. Tabl. mit 100 mg Bepanthenol und 840 mg Zucker, Amp. mit 500 mg Dexpanthenol, Lösung mit 5 % Dexpanthenol, Salbe mit 5 % Dexpanthenol, Vaginaltabl. mit 100 mg Dexpanthenol und 100 mg Milchsäure. Hoffmann-La Roche, 79639 Grenzach-Wyhlen. Panthenol. Amp. mit 500 und mit 2.500 mg Dexpanthenol. Braun, 34209 Melsungen. Panthenol. Lösung mit 5 % Dexpanthenol, Salbe mit 5 % Dexpanthenol. Sanorania Lichtenstein, 56112 Lahnstein. Panthenol-ratiopharm. Salbe mit 5 % Dexpanthenol. ratiopharm, 89079 Ulm.

Panthogenat. Salbe mit 5 % Dexpanthenol. Azupharma, 70839 Gerlingen

Die Vitamin B-Komponenten B4, Adenin und B5, PP-Faktor, Nikotinsäure, wurden auf der Tabelle unter 19.0. kurz charakterisiert. Ihre Bedeutung als Ko-Enzyme beim Zustandekommen unzähliger intermediärer Stoffwechselschritte, insbesondere der Zellatmung, ist im wesentlichen ähnlich der bei Bl, B2 und B3 beschriebenen. Dies betrifft auch das Vorkommen in der Natur und in den Lebensmitteln, die Höhe des Bedarfes und die Mangelerscheinungen, soweit isolierte Defizite von Adenin und PPFaktor überhaupt beschrieben wurden. Deshalb erübrigt sich ein ausführlicherer Kommentar zu diesen beiden B-Komponenten.

Vitamin B6, Adermin, Pyridoxin Dieses Vitamin besteht zu gleichen Teilen aus dem Alkohol Pyridoxin oder Pyridoxol, dem Aldehyd Pyridoxal und dem Amin Pyridoxamin Dieser Komplex wirkt - wie alle anderen BFaktoren synergistisch als Ko-Enzym am Zustandekommen vieler, z. T. auch immunrelevanter Stoffwechselvorgänge. Er unterscheidet sich von diesen jedoch durch seine vorzugsweise Beteiligung am Aminosäure-Auf- und -Abbau, also am Eiweißstoffwechsel. In Anbetracht des hohen Eiweißverzehrs in den Industrieländern besteht eine dazu proportionale endemische Unterversorgung mit B6, zumal als Hauptlieferanten im Rahmen einer basenreichen Vollwertkost wieder die Getreideprodukte mit den Keimen, die grünen Gemüse und Hefe in Betracht kommen. Mangelerscheinungen - meist gleichzeitig mit anderen B-Defiziten - treten demgemäß relativ häufig auf, werden als solche aber nicht immer erkannt und richtig behandelt. Sie lassen eine vielfache, oft überlagerte Symptomatik erkennen: Psychoneurale Beschwerden mit Reizbarkeit, Verstimmung oder Depression; rheumatische und neuralgische Schmerzen wie Ischias, Schulter-Arm-Syndrom usw.; Haut- und Schleimhautveränderungen ähnlich der bei B2 erwähnten Art; hypochrome oder hyperchrome Anämie. Trigeminusneuralgie. B6-Defizite treten auf während und nach Behandlung mit Strahlen, Chemotherapeutika, Kortikosteroiden, Antibiotika und Hydrazinderivaten, ebenso während der Einnahme von Kontrazeptiva und Östrogenen. Verschiedene Indikationen liegen insofern im gynäkologischen Bereich vor. Man bringt das Schwangerschaftserbrechen, das prämenstruelle Syndrom, die Dysmenorrhoe junger Mädchen und Frauen sowie die menopausalen Beschwerden mit B6-Mangel in Verbindung. Besteht ein solcher während der Schwangerschaft, können bei Neugeborenen epileptiforme Krämpfe auftreten. Eine zwischen 1977 und 1981 in den USA und in der Schweiz durchgeführte Studie an weiblichen Jugendlichen ergab, daß bei jeder dritten der davon Erfaßten eine unzureichende B6-Konzentration im Serum vorlag [3,4]. Zu berichten ist über eine ungeklärte, da widersprüchliche Beurteilung der Aderminwirkung beim Geschwulstgeschehen. Drei Arbeiten aus den USA ergaben übereinstimmend im Tierversuch erhöhten Krebsbefall bei B6-Mangel bzw. verbesserten Krebsschutz bei hohem B6-Gehalt der Nahrung [2,5,6] Im Gegensatz dazu stellt SCHMIDT-MATTHIESEN [7] experimentell Wachstumshemmung bis zur Vollremission von Tumoren bei B6-Entzug fest, ohne daß es zu Mangelerscheinungen kam, andererseits Wachstumsbeschleunigung bei B6-Gabe. Dieser Widerspruch wird in der Folge nicht nur am Tier, sondern auch am Menschen zu klären sein. Bis dahin dürfte es zweckmäßig sein, die in einer ausgewogenen Nahrung enthaltene, bewährte und in ihrem Verband mit den übrigen R-Komponenten offenbar harmlose Menge B6 von 1–2 mg/d zu

befürworten und diese Menge unter besonderen Umständen (siehe oben) durch Zugabe von Präparaten auf 20–30 mg/d zu steigern, darüber hinausgehende Dosierungen bei Krebskranken und Krebsgefährdeten bis 200 und 300 mg aber besonders kritisch zu beobachten. Hervorzuheben ist eine vom Verfasser bestätigte Wirkung längerer und nicht zu niedrig dosierter B6-Gaben in Verbindung mit Wobenzym (31.0.) und Vitamin E (siehe dort) bei Mastopathia fibrosa und fibrocystica jüngerer Frauen, die immer als präkanzeroseverdächtig zu gelten haben. Präparate: B6-Vicotrat. Tabl. mit 40 mg, Drag. mit 300 mg Pyridoxin-HCl. Heyl, 14167 Berlin Benadon Drag.mit 20 und 100 mg, Amp. mit 100 mg Pyridoxin-HCl. Hoffmann-La Roche, 79639 Grenzach-Wyhlen. Bonasanit Tabl.mit 100 mg Pyridoxin-HCl. Weimer, 76414 Rastatt. Hexobion Tabl.mit 10 mg, Drag. mit 100 mg Pyridoxin-HCl. Merck, 64271 Darnstadt. Vitamin B ratiopharm Lacktabl.mit 40 mg, Amp. mit 100 mg Pyridoxin-HCL. Ratiopharm, 89079 Ulm.

Vitamin B9, Folsäure. Folacin. Folat. Bc, M. Zitrovorum-Faktor Diese B-Komponente spielt im Intermediärstoffwechsel eine zentrale Rolle und ist deshalb in allen lebenden Zellen vorhanden. Seine besondere Bedeutung liegt im Bereich der Hämatopojese. B9 wird von vielen Pflanzen und Bakterien gebildet, unter der Voraussetzung gesunder Darmflora entsteht es in ausreichender Menge auch enteral bei Mensch und Tier, doch ist dieses Milieu allzu oft gestört. Der Erwachsene benötigt zur Gesunderhaltung täglich 0,4–0,5 mg Folsäure, die er teils über die Nahrung, teils über die Eigenproduktion erhält. Chronische Defizite entstehen hauptsächlich in der Küche, weil dieses Vitamin hitzeempfindlich ist und - da wasserlöslich - mit dem Kochwasser weggegossen wird. Weitere Möglichkeiten der Unterversorgung sind Malabsorption infolge Darmschleimhauterkrankungen, Magen-Darmresektionen, Dysbiose, laufende Einnahme von Barbituraten, Analgetika, Antiepileptika und Antikonzeptiva [4]. Mehrbedarf besteht außerdem während der Schwangerschaft. Bei Krebskranken werden schwerere akute B9-Avitaminosen verursacht durch die myelotoxische Wirkung der Strahlen- und der Chemotherapie, besonders durch Methotrexat und Fluorouracil. Man ging deshalb dazu über, letzteres gleichzeitig mit Folsäure zu geben [1, 2, 5, 9]. Manche Onkologen vertreten die Auffassung, daß kritiklos gegebene Folsäure - ebenso wie Cobalamin, Näheres siehe dort - auf Grund ihrer das Zellwachstum fördernen Eigenschaft unter Umständen krebsbegünstigend wirken könne [6, 8, 10], außerdem den Methotrexateffekt aufhebe

und während einer solchen Behandlungsphase kontraindiziert sei [7]. Dieser Widerspruch bedarf weiterer klinischer Untersuchung. Das typische Folsäuremangelsymptom ist eine megalozytäre, hyperchrome Anämie mit Leukpenie und Thrombopenie, wie sie auch bei B12-Defizit entsteht. Beide B-Komponenten stehen in einem reziproken Synergismus zueinander. Sie wirken am besten gemeinsam, B12 (siehe dort) kann wohl B9 vertreten, dieses jedoch nicht immer B12. Zur Ausheilung leichter Fälle chronischen Folsäuremangels genügt oft die Erziehung zu einem höheren Rohkostanteil in der Nahrung und die Durchführung konsequenter Symbiose. Sanierung (21.0.1.). Die dann nicht immer erforderliche medikamentöse Substitution kann auf wenige mg/d Folat beschränkt bleiben. Auch schwerere, akute, therapiebedingte Folsäuredefizite reagieren meist rasch auf einige Stöße hochdosierter Präparate, wobei unbedenklich Dosen zwischen 100 und 1.000 mg – d.i. der 200 – bis 2.000-fache Tagesbedarf des Erwachsenen - auch i.v. gegeben werden dürfen. Überdosierungerscheinungen sind nicht bekannt, allergische Reaktionen selten. Von diesen Formen folatrestriktiver Anämie strikt zu unterscheiden ist die idiopathische, ebenfalls mit Makrozytose, Ilyperchromasie, Leuko- und Thrombopeniem jedoch zusätzlich mit histaminrefraktärer atrophischer Gastritis, Glossitis, funikulärer Myelose und hochtoxischer Dysbiose verbundene Perniziöse Anämie (M.BIERMER). Diese darf nicht mit Folsäure allein behandelt werden, denn damit läßt sich zwar das Blutbild normalisieren, die Myelose bleibt jedoch unbeeinflußt und entwickelt sich – evtl. unerkannt - zu gefährlichen Stadien weiter. Sie kann nur mit B12 geheilt werden. Am besten wirken bei dieser Krankheit beide B-Komponenten gemeinsam. Ein zweckmäßiges Therapieschema ist bei Cobalamin angegeben. Präparate (die Preise der Calciumfolinate liegen bis zum Zehnfachen über denen der Folsäurepräparate): Calciumfolinat-biosyn. Ampullen mit 25 mg Folinsäure, Durchstechflaschen mit 50 mg Folinsäure als Calciumfolinat. Biosyn Folsäure. Tabletten mit 5 mg Folsäure. Denk, 8000 München 60. Folsäure-Hevert. Tabletten mit 5 mg Folsäure, Ampullen mit 20 mg Folsäure. Hevert. Folsäure-Tabletten biosyn. Tabletten mit 5 mg Folsäure. Biosyn. Folsan. Tabletten mit 5 mg Folsäure, Ampullen mit 15 mg Folsäure, Kali-Chemie Innovafolat. Tabletten mit 5 mg Folsäure. Innovapharm, 7000 Stuttgart 1.

Lederfolat. Tabletten mit 5 mg Folinsäure als Calciumfolinat. Lederle. Rescuvolin. Tabletten mit 15 mg Folinsäure als Calciumfolinat, Durchstechflaschen mit 15, 50, 100 und mehr mg Folinsäure als Calciumfolinat. medac Leucovorin. Tabletten mit 15 mg Folinsäure als Calciumfolinat, Ampullen mit 10, 30, 50 und 100 mg, Durchstechflaschen mit 200, 300, 500.und mehr mg Folinsäure als Calciumfolinat.

VITAMIN B15 - Pangamsäure, Pangaminsäure ist weniger bekannt und auch auf dem Präparatemarkt spärlich vertreten, obwohl es maßgebend an der Sauerstoffutilisation und an der Transmethylierung im Stoffwechsel beteiligt ist. VON ARDENNE verwendet es deshalb in seiner Mehrschritt-Therapie. Es senkt außerdem den Cholesterinspiegel, fördert die Kreatininsynthese, stimuliert die Hypophyse und Nebenniere. Natürliche Lieferanten sind die äußeren Getreidebestandteile, also die Kleie, und die Hefe. Von mehreren früher lieferbaren Präparaten existiert nach neuester Auskunft (1987) nur noch eines: Oxypangam (Beiersdorf-Tablinen), Dragees mit 30 mg Vitamin B15 als DiisopropylaminDichloracetat. Auf Vitamin B17 den letzten der hier besprochenen Faktoren der B-Gruppe, müssen wir wieder etwas ausführlicher eingehen. Die gebräuchlichen Synonyma sind Amygdalin, Nitrilosid, ßGlukosidase. In den USA wird es als Lactril bezeichnet. Eine etwas kompliziertere chemische Definition ist Mandelonitril-ß-Gentiobiosid. Pharmakologisch unterscheiden wir je nach der pflanzlichen Ausgangssubstanz die Sorten Amygdalin aus bitteren Mandeln, Cerasin aus Kirschkernen, Prunasin aus Pflaumenkernen, Ficin aus Feigen, Dhurrin aus Hirse, Cassavin aus Bohnen usw. Es gibt über 50 Nitriloside in der Natur, nicht nur in Obstkernen, sondern auch in vielen Getreidearten wie Buchweizen, Hafer, Hirse, Mais, Leinsamen, Sonnenblumenkernen, Olfrüchten usw. Weil alle diese Naturalien bei der industriellen Entbitterung ihres B17-Gehaltes weitgehend beraubt werden, herrscht in den Kulturländern ein allgemeiner Mangel an diesem Vitamin, der zwar nicht symptomatisch in Erscheinung tritt, wie alle anderen Avitaminosen. Der mit Amygdalin erzielbare therapeutische Erfolg bei manchen Geschwulsterkrankungen spricht aber doch für den gesundheitlichen Nutzen, vielleicht auch für eine - wissenschaftlich allerdings noch nicht belegbare - krebsverhütende Wirkung. Intensiv befasst mit Amygdalin hat sich in den USA der Biologe Ernest T.KREBS, ein ehemaliger Mitarbeiter von WARBURG. Er bezeichnete die Nitriloside generell als Vitamine und gab ihnen zunächst irrtümlich die Ordnungszahl Bl5, weil er übersah, daß diese schon für die Pangamsäure vergeben war. Die Nititriloside sind ebenso ungiftig wie alle anderen Vitamine, denn die normale Körperzelle vermag das einem Glukosid im Darm und im Zellstoffwechsel aus Amygdalin entstehende Benzaldehyd und Cyanid sofort enzymatisch zu entgiften. Anders in der Krebszelle. Ihr fehlt die zur Entgiftung nötige Rhodanase, weshalb es zu einer selektiven Zellschädigung durch diese beiden Komponenten kommt. Beim Abbau der Nitriloside wird im Organismus ein weiterer krebshemmender Stoff gebildet, das Thlocyanat. Dazu ist die Anwesenheit kleiner Mengen

Schwefel erforderlich, die aus Eidotter, Senf, Lauch, Zwiebeln und Knoblauch im Allgemeinen laufend resorbiert werden. Thiocyanat ist chemisch dem Allivin des Knoblauchs und dem AllylIsocyanat des Meerrettichs nahe verwandt.Vitamin B17 ist, wie gesagt, ein ubiquitärer, wahrscheinlich essentieller, gänzlich unschädlicher Nahrungsbestandteil, der auch therapeutisch in erheblichen Mengen gegeben werden kann. Ich habe mir selbst, um allen törichten Einwänden besser begegnen zu können, mehrmals Lösungen von 3 g Amygdalin i.v. gespritzt, ohne die geringsten Nachwirkungen. Im Tierversuch ging KREBS bis zu 1 g pro Maus ohne jede erkennbare Toxizität, was für den Menschen eine Tagesdosis von 70–80 g bedeuten würde. Für therapeutische Zwecke sind 100–250 mg/d ausreichend, oral gegeben. Weil die Beschaffung und Dosierung von Amygdalin bei den Apothekern immer wieder auf Schwierigkeiten stößt, sind wir im WZI dazu übergegangen, einfach die Ausgangsdroge, die bitteren Mandeln in frisch gemahlener Form zu verordnen, wovon der Patient täglich 3 x 1 Teelöffel, ab der zweiten Woche oder beim Auftreten irgendwelcher Unverträglichkeit nur 2 x 1 Teelöffel voll mit etwas Honig oder Flüssigkeit einnimmt. Die seitens der Lehrmedizin, besonders in den USA, betriebene Hexenjagd gegen die Nitriloside ist ebenso sinnlos wie das Verbot der Aristolochia. Leider findet auch in der deutschen medizinischen Presse diese Hetze von Zeit zu Zeit statt. Es ist allerdings auch falsch, Amygdalin als Krebstherapeutikum schlechthin zu bezeichnen, wie es der Kollege NIEPER tut, das geht zu weit. Im Rahmen unseres Ganzheitsprogrammes und der Vitaminversorgung Krebsgefährdeter hat Amygdalin aber sicher seine Berechtigung und karzinotrope Wirkung. Wer sich für den Feldzug gegen dieses Vitamin und die dazu in Anspruch genommenen unlauteren Machenschaften interessiert, der kann das in dem schon genannten Buch „ Die Krebsmafia“von BACHMANN nachlesen. Es ist draußen am Bücherstand ausgelegt.

VITAMIN C (ASCORBINSÄURE) Die seit dem Altertum bekannte Mangelkrankheit, die typische C-Avitaminose, ist der Skorbut (Scharbock); man wußte zwar um seine Verhütbarkeit und Heilung durch frische Früchte und rohe Gemüse, doch gelang es erst 1925 BEZSSONOFF, eine kristallisierbare Substanz mit skorbutheilender Wirkung aus dem Kohl zu gewinnen. Einige Jahre später isolierte SZENTGYÖRGYI aus Kohl, Apfelsinen und Nebennieren ein identisches Substrat, das er 1931 nach dessen heilender Eigenschaft benannte: Die L-Ascorbinsäure. Die Bezeichnung C wurde gewählt, weil dieser Buchstabe noch für kein anderes Vitamin Verwendung gefunden hatte. In der Folge wiesen STEPP, KÜHNAU, und andere Forscher die Ascorbinsäure in allen Zitrusfrüchten, in Hagebutten, Sanddorn- una Vogelbeeren, Acerolakirschen, Paprika und Petersilie nach, den ergiebigsten Vitamin C-Trägern überhaupt, ferner in einigen weiteren tierischen Geweben. Ab 1933/34 erfolgte die synthetische Herstellung durch die Entwicklungsgruppe um REICHSTEIN und HAWORTH, fabrikmäßig in Deutschland zuerst durch Firma MERCK. Während Vitamin C in Gestalt seiner gelblich-weißen Kristalle ziemlich stabil ist, wird es in Lösung durch flitze, besonders bei Anwesenheit von Schwermetallen, rasch oxidiert und geschädigt. Das schonendste Küchenverfahren verzichtet deshalb auf Wasser und Metallgefäße, indem es sich

beispielsweise des Dämpfens in emaillierten Schnellkochtöpfen bedient. Doch liegen auch dann die Verluste zwischen 20 und 30 %. Ideal ist und bleibt daher der Verzehr aller Vitamin C-Lieferanten im rohem Zustand (siehe unter "Vollwertkost"). Mit ionisierten Metallen verbindet sich die Ascorbinsäure zu zahlreichen Ascorbaten, denen wir im Abschnitt „ Elektrolyte und Metalle“ begegnen. Die meisten Tiere können Vitamin C mit Hilfe eines ihnen eigenen Enzyms bei Anwesenheit aller anderen essentiellen Vitamine aus Kohlenhydraten und Eiweiß synthetisieren. Mensch, Affe und Meerschweinchen.sind dazu nicht fähig und deshalb auf laufende Zufuhr angewiesen. In freier Natur lebende Menschenaffen nehmen täglich etwa 5 g (!) Vitamin C zu sich. Über den Tagesbedarf des erwachsenen Menschen herrschen weltweit unterschiedliche Meinungen. Eine Menge von 80 mg/d wurde 1982 durch eine Schweizer Arbeitsgruppe unter HORNIG ermittelt. Die Food and Nutrition Board USA gibt 45 mg/d als Richtzahl an. In England und Kanada hält man nur 30 mg/d für ausreichend. Das Optimum unserer Breiten dürfte zwischen 60 und 100 mg/d liegen. Legt man nach SCHEUNERT die einen mittleren Plasmaspiegel von 0,85 mg/dl erhaltende Tagesmenge von 75 mg = 1 ½ mg/kg Körpergewicht Vitamin C zugrunde, eine Zahl, die auch der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung entspricht, so weisen 65 % der Männer und 40 % der Frauen erhebliche Defizite auf (Mannheimer Untersuchungen 1956/57 durch CZOK und BRAHMSEL). Trotz des in der BRD nicht geringen und ständig ansteigenden Konsums von Obst und Gemüse geht durch Lagerung, Konservierung und fehlerhafte Zubereitung allzuviel dieses empfindlichen Vitamins verloren. Die dadurch entstehenden Gesundheitsstörungen sind zwar nicht so ausgeprägt wie die eines typischen Skorbut, der sich erst bei länger anhaltenden Plasmaspiegeln unter 0,25 mg/dl einstellt, sie nähern sich dieser Symptomatik jedoch unterschwellig oder sie treten kopathogen mit anderweitigen Erkrankungen und durch diese larviert auf: Infektanfälligkeit, schlechte Heiltendenz von Wunden und Geschwüren, körperlicher und geistiger Leistungsabfall, rheumatoide Muskel- und Gelenkschmerzen, Thrombophlebitis, Blutungsneigung subkutan, submukös und muskulär, an M. WERLHOF erinnernd, Gingivitis, Parodontose, Akne, Hyperkeratose der Haarfollikel mit sekundärer hämorrhagischer Veränderung dieser Stellen. Der Petechientest nach RUIMPELLEEDE ist in solchen Fällen deutlich verstärkt, die Vitamin C-Ausscheidung im Harn - normal 1–7 mg/dl je nach Harnmenge –mehr oder weniger vermindert. Sie ist nachweisbar mit Dichlorrhenol- Indorhenol-Tabletten Merck, wobei 1 Tablette durch 1 mg Ascorbinsäure entfärbt wird. Anderweitige reduzierende Substanzen können dabei allerdings stören. Genauer ist diese Probe vor und nach Einnahme von 1 g Vitamin C. Kommt es auch dann zu keiner Entfärbung, so besteht eindeutig ein erheblicher Vitamin C-Mangel. Besonders hoch ist das Defizit bei Rauchern und kann dann bis zu 40 % betragen. Neuere Untersuchungen in den USA machen es empfehlenswert, der Häufigkeit subklinischer Vitamin C-Mangelerscheinungen bei alten, alleinstehenden, ungenügend oder einseitig ernährten, ganz besonders auch alkoholgeschädigten Menschen erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken (Med. Trib.14/85, Ärztl. Praxis 26/85). Andernfalls riskiert man Fehldiagnosen und therapeutische Mißerfolge. Der mittlere Vitamin C-Serumspiegel weist jahreszeitliche, nahrungsbedingte Schwankungen aus mit einem winterlichen Abfall bis etwa Mitte Mai und einem Anstieg während der folgenden Monate bis August in sodann gleichbleibender Höhe bis Jahresende. Die bekannte Frühjahrsmüdigkeit dürfte u.a. mit dem Vitamin-Tiefstand in dieser Zeit zusammenhängen.

Vorübergehende Defizite treten außerdem auf bei fieberhaften Erkrankungen, nach Blutverlust und Operationen, ferner bei Diabetes und Hyperthyreose. Auch hochgradige Dysbakterie oder ein Malabsorptions-Syndrom können zu Vitamin C-Mängeln führen. Physiologisch erhöhter Bedarf besteht während der Schwangerschaft und Stillperiode, um einer vorzeitigen Lösung der Plazenta vorzubeugen und weil Vitamin C zur Utilisation von Eisen für Mutter und Kind unentbehrlich ist. 120–130 mg/d werden empfohlen, damit auch der sehr hohe Bedarf des Säuglings gedeckt wird. Er liegt mit 2,6 mg/kg Körpergewicht zweieinhalbmal höher als der des Erwachsenen. Da Kuhmilch nur 1/5 – 1/6 des Gehaltes der Muttermilch an Vitamin C aufweist, kam es bei derart ernährten Säuglingen früher häufig zum Säuglings-Skorbut, dem M.MÖLLER-BARLOW. Die metabolischen Aufgaben der Ascorbinsäure sind auf Grund ihrer ambivalent-reversiblen Reduktions- und Oxidationsfähigkeit sehr mannigfaltig. Im Fettstoffwechsel ist sie als Wasserstoffdonator am Abbau der ungesättigten Fettsäuren beteiligt. In gleicher Weise trägt sie zur Senkung pathologischer Lipidwerte bei. Im Kohlenhydratstoffwechsel fördert Ascorbinsäure die Glykogensreicherung in der Leber und senkt den Blutzuckerspiegel. Für den Eiweißstoffwechsel ist sie unentbehrlich wegen ihrer Mitwirkung an der Nukleinsäuresynthese. Ihre besondere Anreicherung im Zytoplasma der Nebenniere spricht für maßgebliche Beteiligung an der Cortikosteroidbildung und damit am gesamten Immungeschehen (siehe unter „ Zytoplasmatische Therapie“ ). Bildung und Funktion der Cytochromoxidas setzen die Anwesenheit von Vitamin C, Vitamin A und Eisen voraus. Letzteres wird durch C aus der dreiwertigen Ferriform in die zehnfach besser verwertbare Perroform umgewandelt. Intravenös gegebenes Vitamin C läßt den Blut-Harnsäurespiegel ansteigen bei gleichzeitiger Vermehrung sowohl der Harn- als auch der Harnsäureausscheidung. Nach GOULD (GOULD B.S.: Journ.Biol.Chem.232/637/1958) hat Ascorbinsäure, mehr noch ihre Variante DehydroAscorbinsäure eine spezifische Mitwirkung bei der Kollagensynthese, die wiederum mit der mesenchymalen, abwehrkompetenten Bindegewebs-Funktion korreliert. Auf Grund seiner sehr exakten und langjährigen Studien aller biochemischen Eigenschaften der Ascorbinsäure kommt SEEGER zu dem Ergebnis, daß dieses Vitamin einer der wichtigsten, atmungsaktivierenden und glykolysehemmenden Faktoren gegenüber der Krebszelle ist, befähigt, deren Virulenz und Proliferation abzufangen. Diesem Forscher gelang es, mit Ascorbinsäure die Sauerstoffutilisation von Ascites-Ca-Zellen der Maus um das Zwei- bis Dreifache, die von induziertem Tumorgewebe um das Vier- bis Siebenfache zu steigern. Dieser Effekt konnte durch Farbstoffe der Thiazinreihe (Methylenblau) noch verbessert werden. Ascorbinsäure wird dabei in die erwähnte Dehydroxiform umgewandelt, die 2 H-Atome zu akzeptieren und zu übertragen vermag. Ein weiterer wichtiger krebsprotektiver Effekt der Ascorbinsäure liegt in ihrer Fähigkeit, die Bildung der hoch karzinogenen Nitrosamine aus den mit der Nahrung oder mit Arzneimitteln (Aminophenazon, Amidopyrin) eingenommenen Nitraten und Nitriten zu verhindern. Dies ist der Grund, warum solche Präparate seit längerer Zeit nur noch mit Vitamin C-Zusatz im Handel sind (vgl. Pressemitteilung des DGA vom 6.5.75). Diese Zusammenhänge dokumentierte erstmals SUMMERS an Patienten mit dem Risiko eines Magenkarzinoms auf Grund nachgewiesener Schleimhautdysplasien und chronischer Hyp- bzw. Anazidität. Sie bekamen 4 Wochen lang täglich 1 g Vitamin C bei strikter Ausschaltung aller anderweitiger Quellen dieses Vitamins. Es ließen sich dadurch erhebliche Reduzierungen vorher erhöhter Nitrosaminwerte erzielen. Als erwünschte

Nebenwirkung wurde die vermehrte Eisenresorption vermerkt. Die weitere Beobachtung der Patientengruppe ergab keine Entwicklung von Malignomen. SCHLEGEL (Tulane University School of Medicine, New Orleans) berichtete auf der 2. International Conference on Vitamin C, daß die Oxidation von B-Naphthylamin zu dem hoch karzinogenen Hydroxi-B-Naphthylamin durch Inkubation mit 20 mg %-iger Ascorbatlösung völlig verhindert werden kann. Durch hohe Konzentrationen von Ascorbinsäure im Harn ließe sich "möglicherweise" die Entstehung von Blasenkrebs verhindern, da dieser durch eine Reihe über die Nieren ausgeschiedener karzinogener Stoffwechselprodukte verursacht wird. Untersuchungen an Rauchern und Nichtrauchern, die einen Monat lang täglich 600 ml Apfelsinensaft mit etwa 300 mg Vitamin C tranken, ergaben einen Ascorbinsäurespiegel im Harn bis 11 mg%, wobei Raucher deutlich niedriger lagen als Nichtraucher. Diese Konzentration ließe sich durch erhöhte Vitamin C- Zufuhr mühelos weiter steigern, ebenso die Einwirkung auf die Blasenschleimhaut durch verlängerte Harnzurückhaltung. Synergistisch mit Zink (siehe unter "Elektrolyte und Metalle") vermag Vitamin C die karzinogenverdächtige toxische Bleikontamination des Blutes zu senken. DE COSSE und Mitarbeiter berichten über das Behandlungsergebnis bei 5 Personen mit familiärer, fortschreitender Dickdarmpolyposis, die alle bereits iliorektale Anastomosen hinter sich hatten. Sie erhielten 4–13 Monate lang täglich 3 g Ascorbinsäure, verteilt auf mehrere Portionen. In 2 Fällen verschwanden die Polypen ganz, in 2 Fällen bildeten sie sich partiell zurück, bei einem Patienten wuchsen sie weiter. Eine Arbeitsgrurpe des französischen Krebszentrums in Villejuif stellte eine wachstumshemmende Toxizität der Ascorbinsäure gegen Melanomzellen in vitro fest, und zwar bereits in Konzentrationen, die auch im Blut erreicht werden können. Kupfer verstärkte bei diesen Versuchen den Effekt katalytisch um ein Mehrfaches. Ascorbinsäure und Kupfer werden für die Melaninsynthese benötigt und daher vermehrt in die Melanomzelle eingebaut (analog den chromaffinen Zellen der Nebenniere). In höheren Konzentrationen beider Substrate kommt es jedoch zu einer Hemmung dieses Vorganges. Fortsetzung oder therapeutische Auswertung dieser Beobachtungen liegen noch keine weiteren Nachrichten vor. Nach CASPERS konnten Neuroblastomzellen in vitro durch Zusatz von 0,5 mg/ml Natriumascorbat zu 99 % devitalisiert werden. Bei diesen Versuchen ergab sich, daß in dieser Weise die zytotoxische Wirkung von 5-Fluorouracil gesteigert, die von Methotrexat je nach Konzentration der Vitaminlösung bis zur völligen Unwirksamkeit gehemmt wurde. Anfang der 70er Jahre beobachteten CANTERON und CAMPBELL an Krebspatienten des Vale of Leven District General Hospitals in Schottland retrospektiv, daß mit Vitamin C in höherer Dosierung als üblich auch bei inkurablen Fällen auffallende Besserungen erzielt werden konnten. Dabei handelte es sich vorwiegend um metastasierte kolorektale Karzinome in Endstadien. Erste Veröffentlichungen hierüber 1972 veranlaßten den Biochemiker und zweifachen Nobelpreisträger LINUS PAULING, damals am gleichen Krankenhaus tätig, sich systematisch mit diesem Phänomen zu beschäftigen. Er berichtete gemeinsam mit CAMERON hierüber erstmals 1973. In der Folge wurden 100 inkurabel Krebskranke mit verschiedenen Malignomen mit täglich 0,1 bis 0,2 g/kg Körpergewicht, mindestens aber mit 10 g/d Vitamin C oral behandelt. Nach einem Jahr lebten von diesen Patienten noch 30, nach 3 weiteren Jahren noch 15, während von 1.000 vergleichbaren Krebspatienten im gleichen Zeitraum alle verstorben waren. Eine weitere Gruppe von 200 Krebskranken in fortgeschrittenen Stadien erhielten gleichzeitig hohe C-Dosen und die jeweils

indizierte Chemotherapie, vorwiegend Fluorouracil. Dabei blieb das Allgemeinbefinden überdurchschnittlich gut, der Haarausfall blieb aus, Schmerzen besserten sich. Der Gesamterfolg entsprach etwa dem mit Vitamin C allein erzielten. Die mittlere Überlebensdauer dieser Patienten betrug 293 Tage, die der ohne Vitamin C verbliebenen 38 Tage. Bei den ersteren waren einige Rückbildungen von Tumoren zu verzeichnen. Als freilich eine Arbeitsgruppe der renommierten Mayo Clinic in Rochester diese Ergebnisse einer wissenschaftlich soliden, prospektiven und randomisierten Doppelblindstudie bei sehr ähnlichen Patienten mit kolorektalen Karzinomen unterzog, kam es zu einer Überraschung. Unter Plazebo und unter Vitamin C waren die Überlebensquoten praktisch gleich. Bei den Patienten der Mayo Clinic handelte es sich wie in der Veröffentlichung der Gruppe PAULING um in üblicher Weise chirurgisch, radiologisch und zytostatisch vorbehandelte Patientin in finalen Stadien. Mit diesem negativen Ergebnis konfrontiert, sah PAULING den entscheidenden Unterschied und die Ursache für den Mißerfolg der Vitamin C-Therapie in Rochester in der zytotoxischen Vorbehandlung, die - wie er argumentierte - die Abwehrkräfte der Patienten zu stark geschädigt hätten, als daß Vitamin C diesen Schaden noch hätte überwinden und seine Heilkraft voll entfalten können. Da diese These nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen war, veranstalteten die Wissenschaftler der Mayo Clinic unter MOERTEL eine zweite prospektive und randomisierte Doppelblindstudie an 100 Patienten mit fortgeschrittenen kolorektalen Karzinomen (die auch bei den Beobachtungen von CAMERON und PAULING vorgeherrscht hatten, die aber vorausgehend keine Chemotherapie erhalten hatten. Diese Patienten befanden sich trotz ihres klinisch hoffnungslosen Zustandes in guter körperlicher Verfassung, die meisten waren noch arbeitsfähig. Sie erhielten so lange täglich 10 g Vitamin C, wie sie zur Aufnahme oraler Medikamente fähig waren oder bis sich ein deutliches Fortschreiten des Geschwulstprozesses bemerkbar machte. Wiederum fiel das Ergebnis völlig negativ aus. Vitamin C, im Mittel 2 1/2 Monate in der angegebenen Menge täglich gegeben, wurde gut vertragen, bewirkte jedoch in keinem Fall eine objektive Tumorrückbildung und verlängerte weder das Intervall bis zur Progression noch die Überlebenszeit der Patienten. Es ergab sich sogar - auch nach Auffassung der Untersucher möglicherweise ein Zufallsereignis - in der Plazebogruppe ein leichter Überhang der längeren Lebenszeiten. PAULING gab sich wieder nicht geschlagen. Sein Haupteinwand gegen die Nachprüfung seiner Therapie war, man habe Vitamin C beim Eintreten erneuten Tumorwachstums sofort abgesetzt, insgesamt also nicht lang genug gegeben. Seine Erfolge seien auf jahrelange, ja, lebenslängliche Gaben des Vitamins in Megadosen zurückzuführen, wobei sich oft erst spät ein Wachstumsstillstand einstelle. Es führe das plötzliche Absetzen u. U. sopax zu einem Rebound-Effekt (Rückschlag), wie er auch von CAMERON beobachtet worden sei. MOERTEL jedoch hielt das Ergebnis der Mayo-Clinic-Studie für unanfechtbar: "Ganz gleich, wie lange wir Vitamin C gegeben haben, die Krankheit schritt ebenso rasch voran wie bei den mit Scheinmitteln behandelten Patienten". Seiner Meinung nach sei es höchst problematisch, eine Arzneimittelprüfung dann noch fortzusetzen, wenn eine Verschlechterung eintritt. Man sei bei der Studie ohnehin sehr großzügig gewesen. Chemotherapie werde bei ihm in der Regel schon bei einem Weiterwuchs des Tumors um 25 % abgesetzt, nicht erst bei 50 % wie nach der Gabe von Vitamin C. "Wir haben PAULING eine faire Chance gegeben".

Mag gleichwohl die PAULINGsche These einer tumorspezifischen Monotherapie der Geschwulsterkrankungen mit Vitamin C vorerst noch umstritten sein, es resultieren aus den positiven Erfahrungen und Forschungsergebnissen doch so viele positive, für das Eingreifen dieses Vitamins in die Immunvorgänge, in den orthomolekularen, regenerativen und reparativen Zellmetabolismus sprechende Tatsachen, daß wir darauf in der Tumorprophylaxe und -therapie keinesfalls verzichten können, vor allem dann, wenn die Zufuhr natürlicher Vitamin C-Quellen unzureichend ist. Es haben sich viele erfahrene Onkologen in diesem Sinn ausgesprochen (Literatur). Zu diskutieren wäre darüber, ob therapeutisch gegebener Sauerstoff bzw. Ozon durch die Redoxwirkung gleichzeitiger Ascorbinsäuregabe ungünstig beeinflußt werden könnte. Solange hierüber keine Klarheit besteht, mag es zweckmäßig sein, beides an verschiedenen Tagen zu verabreichen bzw. die Einnahme von Ascorbinsäure an den Tagen der Sauerstoffbehandlung auszusetzen. Des Weiteren sollte eine Interaktion zwischen Vitamin C und Vitamin B12 (19.0.) vermieden werden. Die Ascorbinsäure baut durch ihre reduzierende Eigenschaft Cobalamiri ab. Untersuchungen am Institut für Hämatologie und Ernährung am Bronx Veterans Administration Hospital in New York ergaben deutlich herabgesetzte Vitamin B12-Spiegel im Serum von Patienten, die beide Vitamine in Präparateform gleichzeitig erhalten hatten. Dabei machte es keinen Unterschied, in welchem zeitlichen Abstand die Einnahme erfolgte. Durch Vermeidung synchroner Verordnung läßt sich ein solcher akzidenteller B12-Mangel mit seinen evtl. hämatologischen und neurologischen Folgezuständen ohne Schwierigkeiten vermeiden.

Vitamin C-Prärarate Ascorbinsäure, gegebenenfalls auch Natriumascorbat, werden (kostensparend) als Galenisches Präparat in Pulverform von jeder Anotheke abgegeben. Davon macht man rationellerweise bei der Verordnung von Megadosen Gebrauch. Reine Vitamin C-Markenpräparate ohne anderweitige Kombination gibt es laut Rote Liste ein gutes Dutzend, die höchstdosierten in Tabletten zu 0,5 g, einige injizierbar, die Ampulle zu 1,0 g. Natriumascorbat-Lösung zu 7,5 g in 50 ml, zu 15 g in 100 ml Durchstechflaschen wird auf Bestellung über jede Apotheke von Firma Pascoe, 6300 Gießen, geliefert. Wegen der damit verbundenen Na-Belastung siehe oben. Die therapeutische Anwendung Die vorwiegend übliche orale Gabe von Ascorbinsäure wird - in ausreichend lauwarmem (nicht heißem!) Wasser gelöst - bis zu einer Tagesmenge von etwa 3 x 3 g meist gut vertragen. Seine Bekömmlichkeit und Resorption ist optimal, wenn es 1 Stunde vor oder nach den Mahlzeiten eingenommen wird. Bei höherer Dosierung und langzeitigem Gebrauch können in manchen Fällen Magen- oder Darmbeschwerden wie Sodbrennen, Durchfall etc. auftreten. Man sollte es dann mit einer stärkeren Verdünnung etwa in Apfelbrei oder einem größeren Quantum Apfel- oder Apfelsinensaft und mit mehreren kleinen, über den Tag verteilten Portionen versuchen. Stößt auch

dies auf Schwierigkeiten, bleibt nur noch die Möglichkeit der i.v. Injektion, die auch hochdosiert ohne Venenreizung- oder Allgemeinerscheinungen vertragen wird. Diese Lösung wird aus Gründen der Isotonie nicht mit der Säure, sondern mit dem Natriumsalz (Natriumascorbat) - molares Verhältnis 1 : 1 - hergestellt. Das bedeutet bei größeren Injektions- oder Infusionsmengen eine nicht unbedeutende Natriumbelastung des Patienten-Organismus, die bei dem im Elektrolythaushalt (20.0., 22.0.) ohnehin häufig gestörten Stoffwechsel des Krebskranken und Krebsgefährdeten möglichst vermieden werden sollte. Günstiger ist also immer die orale Gabe. An die langfristige Einnahme größerer Mengen Vitamin C, etwa ab 8–10 g/d, kann sich der Organimus so gewöhnen, daß nach plötzlichem Absetzen skorbutähnliche Erscheinungen auftreten können. Langsames Ausschleichen ist in solchen Fällen deshalb empfehlenswert. Präparate: Die ROTE LISTE 1994 führt 9 Ascorbinsäure-Monopräparate auf, die Tabletten zu 0,5 g, die Ampullen zu 1,0 g, außerdem zahlreiche Kombinationspräparate. Firma Pascoe, 35394 Gießen, liefert als Sondevanfertigung Natrium-Ascorbat in Durchstechflaschen zu 7,5 g in 50 ml, zu 15 g in 100 ml Lösung zur langsamen i.v. Injektion oder Infusion. Kostensparend ist die Ordination von Ascorbinsäure oder Natriumascorbat in Pulverform über die Apotheke. Es ist daran zu erinnern, daß die Lösung nur in kaltem oder lauwarmem Wasser erfolgen darf.

Die Gelbe Dehydro-Ascorbinsäure (G-DHASC) Eine Sonderform und therapeutisch wichtige Weiterentwicklung der Ascorbinsäure ist die von STAUDINGER erstmals isolierte Gelbe Dehydro-Ascorbinsäure, eine bereits im vorausgehenden Kapitel erwähnte, reziproke Variante der Ascorbinsäure, deren Umwandlung in diese über die instabile Semi-Dehydro-Ascorbinsäure vor sich geht (siehe Tafel). Sie ist ebenso wie die Ascorhinsäure in vielen Pflanzen und Früchten sowie in der Nebenniere vorhanden. In gleicher Weise ist sie auch an verschiedenen Metabolismen beteiligt, besonders an der Biosynthese mesenchymaler Interzellularsubstanz (kollagene und retikulläre Fasern Knorpel- und KnochenGrundsubstanz, Dentin) sowie generell am Aminosäurestoffwechsel. DHASC greift ferner essentiell in bestimmte Schritte der NNR-Hormonbildung ein, sie erlaubt deshalb Einsparung an Kortikosteroiden und erleichtert das Absetzen solcher Präparate. DHASC unterstützt durch Transfer-Punktion die Umsetzung von Dopamin zu Noradrenalin., außerdem als Elektronendonator den Nukleinsäurestoffwechsel bei der Folsäureumwandlung. Außer diesen für die Krebsverhütung und Krebsheilung wichtigen Funktionen der Gelben DehydroAscorbinsäure ist nachgewiesen, daß diese Vitaminvariante 2 Wasserstoffatome auf das Sauerstoffmolekül zu übertragen vermag und damit in verstärkter Weise wie die Ascorbinsäure H2O2 bildet. Dies ist ein für die Krebszelle äußerst toxischer Faktor, weil diese nicht wie die gesunde Zelle über die zur sofortigen Spaltung von Wasserstoffsuperoxid erforderliche Katalase verfügt. Bemerkenswert ist ferner, daß für das Zustandekommen dieser Wirkungen - im Gegensatz zu den für Ascorbinsäure angegebenen Quantitäten - minimale Mengen DHASC ausreichen.

Wenn für Vitamin C ein Optimum von 75 mg/d angegeben wurde, gelten für seine Variante etwa 0,1 mg/d. Um den Faktor 10 niedriger liegen dem entsprechend die therapeutischen Dosen. Sie werden von Risikopatienten, Allergikern, Kachektischen, MS- und Krebskranken reaktionslos vertragen. Die übliche Anwendungsweise ist die Injektion, wobei sich durch UVBestrahlung des Präparates, etwa auch gemischt mit kleinen Mengen Patientenblut oder Eiweißfreien Blutderivaten (5–10 ml) in Quarzglasspritzen eine bedeutende Wirkungssteigerung bei gleichzeitiger erheblicher Zeiteinsparung gegenüber der klassischen HOTMethode (siehe dort) erzielen läßt (Zweckmäßigerweise bedient man sich dazu des Bestrahlungs-Kleingerätes SANTGUTHRON der Firma Werner Eidam, Finkenbusch 6, 6307 Linden-Forst, die auch die erforderlichen Quarzglassrritzen liefert. Ebensogut läßt sich das Verfahren durchführen mit dem Hämoaktivator nach HÖVELER, Firma H.E. Garthe, Reeser Str. 100, 4240 Emmerich, wobei keine Quarzglasspritzen erforderlich sind). Das Mittel erhielt deshalb den Namen Oxygen-Adjuvans. Es erübrigt sich das Aufschäumen des Blutes; entbehrlich wird der an manchen HOT-Zwischenfällen schuldige, den Elektrolythaushalt immer beunruhigende Natriumzitrat-Zusatz (siehe unter "Sauerstoff- und Ozontherapie “ ); es sind solche aktivierte Mischinjektionen auch mit besonderen Organextrakten möglich; vermieden wird ferner die Bildung unerwünschter, immer noch unbekannter Zerfallsprodukte, die von den Histaminrezeptoren der Zellen als Antigene empfunden und ebenfalls mit subjektiven Komplikationen beantwortet werden können. Das Präparat Oxygen-Adjuvans, reine G-DHASC und auf besondere Weise stabilisierte SemiDGASC enthaltend, wird von Firma Eidam (siehe oben) hergestellt und über die Quellen-Apotheke, Parkstr.48, 4902 Bad Salzuflen, ausgeliefert. DHASC darf, wie erwähnt, gleichzeitig mit Sauerstoff- und Ozonanwendungen gegeben werden, nicht jedoch gleichzeitig an Tagen unspezifischer oder fiebererzeugender Reiztherapie, auch nicht zusammen mit der Injektion von Mistelpräparaten.

Vitamin D Dieses Vitamin ist allgemein bekannt als Antirachitisfaktor. Wir unterscheiden das animalische, durch UV-Einwirkung aus Ergosterin entstehende Ergocalciferol = D2, das durch den Algenverzehr in den Lebertran gelangt, von dem Cholecalciferol = D3 pflanzlicher Herkunft. Der Steroidforscher KLEMKE räumt dem D2 in der Krebstherapie eine Sonderstellung ein, weil dessen Strukturformel nicht nur der des Interferons sehr nahekommt, sondern nahezu identisch ist mit der eines von KLEMKE postulierten, angeblich idealen, genreparativen Krebstherapeutikums, dem Tumosteron. Auch dieses wird bereits hergestellt, ist aber nicht im Handel, sondern wird nur von KLEMKE selbst ampullenweise geliefert. Von Vitamin D, möglichst also in der D2-Form, machen wir Gebrauch zur Unterstützung der Rekalzifikation metastatischer Skelettdestruktionen, Wirbelkompressionen oder Spontanfrakturen, außerdem bei strahlenbedingten Osteoporosen, natürlich immer unter Einhaltung einer vitaminreichen Vollwertkost und gleichzeitiger Gabe leicht assimilierbarer, organischer Kalkpräparate. Der Bedarf des Erwachsenen wird mit 200–400 IE angegeben. 1 IE = 1 mg einer von der WHO herausgegebenen Standardlösung. Bei Untertagearbeitern und Nachtarbeitern ist der Bedarf höher,

weil bei diesen Menschen die Aktivierung des subkutanen Provitamins Ergosterin durch das Sonnenlicht fehlt. Mehrbedarf besteht auch während der Wachstumsperiode. Natürliche Vitamin D-Quellen sind Fische, Eidotter und - mit jahreszeitlich starker Schwankung Sahne, Butter und vollfetter Käse. Der Milch wird durch die Entrahmung das Vitamin D größtenteils entzogen. Es ist teuer, paradox und naturwidrig, ihr durch Bestrahlung oder künstliche Vitaminisierung den ursprünglichen Vollwert zurückgeben zu wollen. Dem ungewöhnlichen Vitamin D-Reichtum des Dorsch-, Heilbutt- und Thunfisch-Lebertrans steht der hohe Cholesteringehalt dieser Produkte gegenüber, der ihren Gebrauch gerade für den Krebsgefährdeten verbietet. Einige bessere Margarinesorten enthalten neben den antoxidativen Zusätzen von Vitamin A und E Vitamin D bis zu 100 IE je 100 g. Unter den vielen Vitamin D-Präparaten finden sich nur wenige, die D2 enthalten. In reiner Form ist es im Savitol der Firma Medipharma, von dem man im Schnitt 2 x 10 - 15 Tropfen verordnet. Bei einem kooperativen Apotheker kann man es auch rezeptieren als ‚ Solutio Calciferoli oleosa 0,01 ad 50,0 2 - 3 x 15 Tr.’ . Auch einige Kalziumpräparate enthalten D2, es sind das Cal-C-Vit Roche, Natabec Parke- Davis, Osspulvir forte Madaus, beide zusätzlich mit B12, Visipan Robugen und Vitamin CCalcium Herbrand. In mehreren dieser Präparate ist noch Fluorid enthalten.

VITAMIN E (L(+)α-Tocopherol) Vitamin E ist der Sammelname für verschiedene Tocopherole, die sich teils durch Stereo- Isomerie, teils durch Varianten der strukturellen Bindungen innerhalb der Phenyl-Seitenkette unterscheiden. L(+)α-Tocopherol ist der mengen- und wirkungsmäßig wichtigste Anteil des natürlichen Vitamin E- Komplexes, in seiner Azetatform besonders stabil, während synthetische Präparate im allgemeinen Razemate, also DL-Tocopherole, darstellen. 1922 fiel den US-Wissenschaftlern EVANS, SCOTT und BISHOP bei weiblichen Ratten eine unter Grünfuttermangel auftretende Form von Sterilität auf, die durch Zugabe vegetabiler Frischkost behoben und verhütet werden konnte. Wenige Jahre später gelang die Reindarstellung des betreffenden Wirkstoffes, den man zunächst als "Antisterilitätsfaktor" oder "Fruchtbarkeitsvitamin" bezeichnete. Da die Entdeckung in zeitlicher Folge nach dem Vitamin D erfolgte, gab man ihm den Buchstaben E. Der ‚ Generic name’ Tocopherol deutet auf die enge Beziehung zum Gestationszyklus. Vitamin E ist ebenso wie A, D und K fettlöslich. Es findet sich in dieser Form bzw. als Lipoid in zahlreichen Naturprodukten, die es auf Grund seiner stark antioxidativen Wirkung gegen Veränderungen durch den Luft-Sauerstoff schützt. In gleicher Weise wird im Organismus eine unerwünschte oxidative Schädigung molekularer Strukturen durch Vitamin E verhindert und der Sauerstoffverbrauch der Gewebe und Zellen ökonomisiert. Dadurch bleibt bei gleichem Sauerstoffangebot eine allgemeine, funktionell optimale Utilisation, vor allem im lebenserhaltenden Herz- und Kreislaufsystem, gewährleistet. Natürliche Vitamin A-Quellen besonderer Ergiebigkeit sind alle fett- und ölhaltigen Samen, Kerne und Körner, alle Getreidearten einschließlich Mais und Reis, alle Hülsenfrüchte einschließlich der Sojabohne, insbesondere alle aus Weizen-, Mais- und Reiskeimen, aus Sonnenblumenkernen, Distelsamen, Sesam, Oliven, Palmenkernen und Kokosnüssen gewonnenen Öle und Fette.

Margarine enthält je nach Fabrikat zwischen 25 und 40 mg% Vitamin E und damit etwa die zehnfache Menge wie Butter, deren Gehalt von 2–3,5 mg% außerdem erhebliche jahreszeitliche Schwankungen aufweist. Obwohl selbst ein wirksames Antoxidans, wird Vitamin E durch alle Arten der Verarbeitung und Zubereitung seiner Träger, besonders bei Licht- und Luftzutritt sowie im alkalischen Milieu, unterschiedlich stark geschädigt (siehe Tabelle). Die wichtigsten und billigsten Vitamin E-Quellen könnten Mehl und Brot sein, wenn diese nicht der bekannten, hochgradigen Wertminderung durch Industrie und Handel unterworfen wären. Der Haltbarkeit wegen wird das Korn seines Keims beraubt. Damit tritt ein Vitamin E-Verlust von über 90 % ein. Die in manchen Ländern noch übliche, in der Bundesrepublik Deutschland verbotene Bleichung des Mehls (und anderer Lebensmittel) mit UV-Licht, Ozon oder Schwefeldioxid beseitigt auch noch die letzten Reste dieses Vitamins (und sonstiger Vitalstoffe). Durch lange Lagerung, selbst unter Tiefkühlung (Butterberg!), durch Luft- und Lichteinwirkung kommt es auch bei den natürlichen Vitamin E-Trägern zu Verlusten. Über Vitaminschädigung durch die zur Haltbarmachung von Lebensmitteln neuerdings verwendeten Gamma-Strahlen liegen noch keine Erfahrungen vor. Die Keimfähigkeit von Getreide und anderen Samenkörnern wird dadurch jedenfalls vernichtet. Zwischen den Vitaminen E und C besteht ein biologischer Synergismus, Vitamin A wird bei Anwesenheit von E vermehrt resorbiert und gespeichert. Bemerkenswert ist ferner das gegenseitig protektive Verhalten zwischen A und E, weshalb nicht nur in den Naturprodukten, beide Vitamine meist vergesellschaftet sind, sondern auch bei der Herstellung von Streichfetten und Arzneimitteln gleichzeitig verwendet werden. Sie stabilisieren sich nicht nur gegenseitig, sondern wirken antoxidativ auch auf andere Vitalstoffe wie Carotin, ungesättigte Fettsäuren usw. Diese Tatsachen unterstreichen einmal mehr die Forderung, jedes Lebensmittel, das diesen Namen verdient, in seinem natürlichen Integral und in seiner möglichst unveränderten Beschaffenheit zu belassen und es als Rohkost einschließlich deren Zutaten zu genießen. Unter den tierischen Organen und Depotfetten enthält nur der Dorschlebertran mit 40 mg% größere Mengen Vitamin E. Es ist in dieser Form jedoch schlechter utilisierbar als das vegetabiler Herkunft. Außerdem ist die Gefahr der Denaturierung durch den Gewinnungsprozeß größer und die Akzeptanz im wünschenswerten rohen Zustand weit weniger gewährleistet. Eigelb enthält 3 mg%, Vollmilch roh und nicht entfettet 0,1 mg%, Butter siehe oben, Muttermilch 0,2 mg% Vitamin E. Der Tagesbedarf des Erwachsenen wird mit 5–30 mg, identisch mit IE, angegeben, für Kinder gilt etwa die Hälfte. Die DGE empfielt als Mittelwert 12 mg/d. Der "Ernährungsbericht 1984“ stellt fest: "Vitamin E wird im Durchschnitt reichlich zugeführt. Dafür sprechen auch die Meßwerte der Plasma-Tocopherole bei allen untersuchten Gruppen" (Med.Trib.17, 1985). Im Organismus ist das Vitamin E an einer Vielzahl von Wachstums- und Stoffwechselvorg ängen beteiligt. Es verbessert die zellmembranäre Sauerstoffutilisation und die kapilläre Mikrozirkulation. Es senkt die thrombozytäre Agglutinationsrate und den Cholesterinspiegel unter Begünstigung des HDL-Anteils. Zusammenhänge mit der Erythropojese und der Nukleinsynthese werden angenommen. Außerdem gewährt Vitamin E einen gewissen Schutz vor Umweltgiften, vor Ozon, vor Nitriden und Nitraten, wie wir dem schon bei Vitamin C begegnet sind. Dieser Hinweis ist wichtig, denn es ist unzweckmäßig bzw. paradox, während einer Phase therapeutisch relevanter Tocopherolgabe Ozon- oder Sauerstoffbehandlungen in welcher Form auch immer, oder ohne

Eigenblut durchzuführen. Sind im umgekehrten Fall ungesättigte Fettsäuren bei Tocopherolmangel ohne Oxidationsschutz, so ist bei Gegenwart von Sauerstoff die Bildung von Peroxiden möglich. Diese sind stark reaktionsfähige, u.U. toxische Verbindungen, die wieder andere essentielle Substrate wie Aminosäuren, Nukleinsäuren, Vitamine, Hormone und Enzyme schädigen und unwirksam machen können. Dies muß Anlaß zu neuen Überlegungen im Bereich der medizinischen Anwendung des Ozons und Sauerstoffes geben, die dann auch den Stellenwert des Tocopherols in der Onkologie festlegen werden. Ex juvantibus hat man die Genese mancher in der Geriatrie bedeutsamer Krankheitserscheinungen wie Koronarinsuffizienz, Claudicatio intermittens, Muskelschwäche, Leistungsabfall in psychischer und physischer Hinsicht, Dysoxibiose der Gewebe und Zellen auf Tocopherolmangel zurückgeführt. Wie der Beiname dieses Vitamins besagt, macht auch die Gynäkologie mit Vorteil davon Gebrauch, etwa bei habituellem Abort und anderen Fertilitätsstörungen, bei prämenstruellen Beschwerden und im Klimakterium, wobei Erfolge bei Kraurosis vulvae - einer Präkanzerose –besonders hervorzuheben sind. Ausgezeichnete Wirkungen von langzeitiger Tocopherolgabe sind bei der fibrösen oder fibrozystischen Mastopathie zu erwarten, doch sollte aus noch zu erläuternden Gründen jede maligne Tendenz nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen werden. Von chirurgischer Seite wurde mehrmals berichtet über hervorragende Erfolge mit hohen Dosen (300 mg/d) Vitamin E über mehrere Wochen bei Tendovaginitis stenosans ("schnellender Finger"), DUPUYTRENscher Kontraktur und beim Metacarpaltunnel-Syndrom. Indikationsbereiche der inneren Medizin sind weiterhin die Osteochondrosen der Wirbelsäule, das Cervikal- und SchulterNackensyndrom sowie alle Krankheitszustände, bei denen eine Lipidsenkung erwünscht ist (siehe oben). Ein Versuch ist berechtigt bei Sklerödem, bei Sklerodermie und - gleichzeitig mit dem Einsatz von Inosit und Cholin - bei der progressiven muskulären Dystrophie (M.ERB). Den Pädiater interessiert, daß die hämolytische Anämie der Neugeborenen durch ausreichende Tocopherolversorgung der Mutter verhütet werden kann (GROSS und Mitarbeiter, Journ.of Paediatrics 1979). Verhängnisvolle Folgen der Sauerstoffversorgung Frühgeborener sind die bronchopulmonale Dysplasie und die zur Erblindung führende retrolentale Fibroplasie. Beide Schäden können durch hochdosiertes Vitamin E in der Säuglingsnahrung (und über die Muttermilch) verhütet werden: Hier wieder ein antoxidativer Effekt. Ebenso günstig wird die sonst therapieresistente Epidermolysis bullosa hereditaria der Säuglinge beeinflußt. All diese therapeutischen und regulativen Wirkungen beweisen die bedeutende Rolle des Tocopherols im Hormonhausahlt und im Stoffwechselgeschehen. Es modifiziert die Hypophysenfunktion, mit deren Fernwirkung auf Schilddrüse und Nebenniere, es steuert die Produktion gonadotroper HVL-Hormone sowie den Progesteron- und Östrogenspiegel. Im männlichen Organismus dürfte dieser Effekt geschlechtsspezifisch analog verlaufen. Dies sollte den ganzheitsmedizinisch denkenden Onkologen nachdenklich machen. Wir kennen alle die hormongesteuerten weiblichen und männlichen Karzinome. Es liegen noch keine nachprüfbaren Erfahrungen über ungünstige Wirkungen hochdosierten Vitamins E auf solche Tumore vor, dennoch scheint eine gewisse Vorsicht am Platz zu sein. Daß ein besonders intensiv propagiertes Tumortherapeutikum wie NeyTumorin +) a-Tocopherolazetat enthält, sollte für die Anwender ebenso wie für die Herstellerfirma Anlaß zu kritischer Überlegung sein. Für die oben erwähnte Indikation bei Mastopathie halte man sich jedenfalls an die Kautele des Ausschlusses jeglicher Malignität. Analog wäre bei Prostata-Ca die Zweckmäßigkeit des ebenfalls in NeyTumorin enthaltenen Methyl-Androstenolons zu überdenken. Hinsichtlich seiner antoxidativen Wirkung ist nach MERVYN Selen dem Tocopherol um das 50–100-fache überlegen. Bei Synergie beider Faktoren ist eine Potenzierung dieses Effektes zu erwarten, die der Summe beider Einzeleffekte weit überlegen ist. Da nach amerikanischen Quellen

auf diese Weise auch die kanzerogenen Radikale abgefangen und vernichtet werden, unterstützen wir durch gleichzeitige Gabe von Vitamin E und Selen die Molekulartherapie nach KOCH. In Science News ++) wurde über einen Antikanzer-Effekt bei synchroner Zugabe von Vitamin C, Vitamin E und Selen zum Futter von Versuchstieren berichtet. Die Angehrate chemisch induzierter Malignome der Haut, der Lunge, der Brustdrüse, des Magens und der Leber.

VITAMIN K Mit dem Buchstaben K wollen wir das Kapitel der Vitamine abschließen. Vitamin K zählt zu den fettlöslichen Vitaminen wie D und E. Unter seinen drei Komponenten ist K 1 die wichtigste. Vitamin K greift in die Bildung von Prothrombin und mehrerer anderer Gerinnungsfaktoren ein. Wir begegnen bei Krebskranken der Blutungsneigung recht häufig, sei es als Verbrauchskoagulopathie, als tumorbedingte lokale Blutung, als komplexe Gerinnungsstörung bei Leukosen, hier oft als alarmierendes Initialsymptom, vor allem auch - mit Thrombozytopenie verbunden - als Folge radiologischer oder chemotherapeutischer Maßnahmen. Mit Vitamin K - und selbstverständlich mit allen anderen hämostyptischen Präparaten - müssen wir deshalb bei der Tumortherapie immer parat sein. In solchen Fällen reicht die körpereigene Produktion im Kolon durch die physiologische Flora nicht aus. Eine an M.WERLHOF erinnernde subkutane Blutungsbereitschaft oder eine verlängerte Blutungszeit kleiner Gelegenheitsverletzungen, auch der Nadelstiche bei den Injektionen sollte uns in dieser Hinsicht aufmerksam machen. Selbstverständlich muß dann auch an die Nachwirkung von therapeutisch gegebenem Liquemin oder Heparin gedacht werden.

Präparate: Konakion Roche und Styptobion Merck, beide oral und parenteral, beide für den Notfall auch in Megadosen.

18.3 Die für den Krebskranken wichtigen Elektrolyte und Metalle Das Serum Krebskranker und Krebsgefährdeter zeigt in den meisten Fällen charakteristische Abweichungen des Elektrolytgehaltes gegenüber dem gesunden Blut. Übernormale Werte finden wir häufig bei Kalzium, Natrium und Kupfer, unternormale Werte bei Eisen, Magnesium, Kalium Selen und Zink. Regeln lassen sich daraus aber nicht ableiten, weshalb diese Befunde auch diagnostisch nicht verwertbar sind. Tendenzen zu pathologischen Elektrolytverschiebungen bestehen häufig schon in Frühstadien der Geschwulsterkrankungen. Zur Deutung mancher Veränderung gehört nicht nur Erfahrung, sondern auch die Berücksichtigung des idividuellen Gesamtzustandes. Ich halte es deshalb für unzulässig, wenn spektralanalytische Laboratorien therapeutische Ratschläge erteilen. Diese Untersuchungen sind ausserdem immer noch viel zu teuer, um sie als Therapiekontrolle entsprechend kurzfristig einzusetzen. Was mich daran verunsichert, ist die Tatsache, daß bei Blei, heute weltweit eine der wichtigsten Intoxikationsursachen, in der Mehrzahl der Fälle ein Defizit angegeben wird. Wer garantiert, daß bei den für die Therapie allenfalls maßgebenden Elektrolyt-befunden sich nicht ähnliche Unwahrscheinlichkeiten einschleichen? Allzuwenig Erfahrungen liegen auch noch vor über das Verhältnis der Befunde im hämolysierten Vollblut und im erythrozytenfreien Serum, denn nur auf diese Weise lassen sich die von der Permeabilität der Zellmembran abhängigen Elektrolytwanderungen exakt feststellen. Das gleiche gilt für die Nutzanwendung der spektralanalytischen Ergebnisse für die Therapie. Wie dem auch sei, ich habe mich während der letzten Jahre des Hämospektrogramms nicht mehr bedient, sondern bin therapeutisch nur noch an Hand des Laborprofils und der BFD-Werte vorgegangen. Es hat sich dabei bestätigt, daß Krebsgefährdete mindestens periodisch Kalium und Magnesium, Selen und Zink als anorganische Verbindung bekommen sollten. Die Metalle und Elektrolyte werden am besten - ähnlich wie die Vitamine - nicht einzeln, sondern als Komplex verordnet. Natrium muß aufs äußerste eingeschränkt werden, zumal es als anorganisches Salz den Organismus besonders belastet. Sie kennen alle den Vorgang der Natrium-Kalium-Pumpe. Über die Schädlichkeit des Natriums liegen ganze Bibliotheken an Schrifttum vor, trotzdem wird diese Gefahr weder in den Haushaltungen noch in der Medizin ernst genug genommen. Offen und auf Schleichwegen wird der Organismus damit geradezu imprägniert und gepökelt. Die Natriumretention spielt sich nicht nur im Nierenbereich, sondern auch intrazellulär verhängnisvoll ab. Die Krebszelle ist die natriumreichste aller Körperzellen. Dies hängt auch mit ihrem sauren pH zusammen. Deshalb kann ein vermehrtes Angebot an Kalium, das ja auch für den Herzmuskel so wichtig ist, diesen Prozeß stoppen und rückläufig machen und das osmotische Gleichgewicht wiederherstellen. Intra- und extra-zellulärer Kaliummangel besteht vor allem beim Mamma-Ca, Uterus-Ca und Prostata-Ca. So wichtig Eisen in seiner Sauerstoff vermittelnden, entgiftenden und blutbildenden Funktion auch sein mag, so falsch wäre es, diese Vorgänge durch massive Eisengaben in chemisch aktiver Form unterstützen zu wollen. Dann nämlich kann sich Eisen beim Krebskranken unter Umständen auch begünstigend auf das Tumorwachstum auswirken. Wir bleiben also auch bei Anämie zurückhaltend und denken erst an die Sanierung, die Symbioselenkung, die Vollwerternährung, die ja auch Eisen in organischer Form enthält, an die Absättigung mit Vitaminen, besonders mit C, mit Zink und mit Selen. Erst wenn sich damit keine Blutbildverbesserung erzielen läßt, setze man zunächst die dynamisierten Ferrum-Zubereitungen der Homöopathie ein oder die über Urtica gewonnenen verpflanzlichten Eisenpräparate der Anthroposophen. Therapiebedingte Knochenmarkschädigungen

brauchen oft lange Zeit der Regeneration, vielleicht auch einmal eine Gabe Medulla ossium als Revitorgan Nr. 39 oder als Regenerese Knochenmark. Magnesium ist das große Antistress- und Antisklerosemittel. Es wirkt ausgleichend und entspannend auf die glatte und gestreifte Muskulatur und damit infarktverhütend. Der Franzose DELBET hat schon vor 50 Jahren auf die gesundheitlichen Gefahren magnesiumarmer Böden und Bodenprodukte bis hin zur erhöhten Krebsgefahr hingewiesen. Es ist auch kein Zufall, daß Natrium und Magnesium eine große Affinität zum Sauerstoff haben, dessen Verwertung, gerade im krebskranken Organismus gestört ist. Kalium oxidiert sofort oberflächlich an der Luft, in Wasser gebracht zersetzt es dieses so stürmisch zu H und O, daß es zur Selbstentzündung kommt. Vom Magnesium wissen wir, daß es in Bandform oder als Pulver früher für photographische Zwecke als Blitzlicht diente, weil es mit sehr heller Flamme an der Luft verbrennt. Wir haben diese beiden Elemente einzeln vorliegen als Kalium-Orotat der Firma Permicutan und als Magnerot (früher Magnesium-Orotat) der Firma Wörwag. Eine Kombination beider sind die Kalium-Magnesium-Asparaginate Tromcardin der Firma Trommsdorf und Trophicard der Firma Köhler, in Österreich ist es des Elozell der Firma Leopold in Graz, alle drei Präparate erhältlich als Dragees, in Ampullen und Infusionsflaschen. Bei Eisen ist die Sauerstoffaffinität nicht so ausgeprägt, in der Oxid- und Hydroxidbildung aber noch deutlich vorhanden, technisch verwertet beim autogenen Schneidverfahren. Bekanntlich wird Eisen in seiner zweiwertigen Ferroform besser assimiliert als in der dreiwertigen Ferriform. Es ist so in den meisten handelsüblichen Präparaten enthalten. Der Organismus ist überdies zur Umwandlung der einen in die andere Form fähig, wenn ihm genügend Vitamin C zur Verfügung steht. Man sollte mit der Verordnung von Eisen überhaupt zurückhaltend sein, denn jede nicht verwertbare Dosierung kann zu unerwünschter Ferritin- oder Hämosiderinbildung führen. Oft bringt eine Allgemeinbehandlung mit Sanierung, Vollwertkost, Vitaminabsättigung., und Symbioselenkung schon eine ausreichende Besserung des Blutbildes. Erst dann denke man bei Bedarf zunächst an die dynamisierten Eisenzubereitungen der Homöopathie oder an die über Urtica gewonnenen anthroposophischen Ferrumpräparate. Damit erzielen wir eine viel bessere Utilisationsfähigkeit als mit massiven Dosen reiner Substitution. Vom Kupfer merken wir uns, daß es bei Ausfällen in der myeloischen Reihe, hauptsächlich also bei Leukopenie indiziert ist, während Zink mehr die lymphatische Reihe aktiviert. Darüber hinaus haben beide Metalle ein breites Wirkungsspektrum im psycho-neuralen Bereich. Kupfer ist für den Homöopathen die metallische Belladonna, Zink das metallische Opium, ohne daß ich hier auf diese Arzneimittelbilder näher eingehen kann. Für die Substitutionstherapie gibt es Kupferorotat der Firma Ursapharm in Tabletten zu 2 mg Orotat = 3 µg Cu. Inzolen und Inzelloval der Firma Köhler enthalten als Aspartate Kalium, Magnesium, Mangan, Kobalt, Kupfer, Zink und Eisen. Ich bin aber kein Freund solcher Vielgemische, weil man keinen Überblick mehr über die Wirkung der Komponenten hat und diese nicht individuell variieren kann. Eisen ist z. B. durchaus unerwünscht. PERGER und KIRCHGÄSSNER haben festgestellt, daß der Serum-Zinkspiegel bei Gesunden und Kranken während der letzten Jahre ständig im Absinken ist. Man darf das auf mangelhaftes Angebot in der Nahrung, Malabsorption infolge Dysbiose und Vermehrte Ausscheidung über die Nieren zurückführen. Zink hat Beziehungen zur Hypophyse, zur Nebenniere und zum Pankreas. Gibt man Diabetikern Zink, so bessert sich ihre KH-Toleranz. Unentbehrlich ist Zink für die Bildung der BLymphozyten und die Synthese von Immunglobulin. Deshalb ist es auch bei der Tumortherapie wichtig. Einziges Therapeutikum ist es bei der Acroderrmatitis enteropathica und bei der

porphyriebedingten Psychose, Antagonist des Kupfers ferner bei M.WILSON, neuerdings hat man auch AIDS damit behandelt und serologische Remissionen erzielt. Präparate: Zinkorotat der Firma Ursapharm zu 40 mg Orotat = 6,3 mg Zink, und Zinkgluconat der Firma Mikropharm zu 0,1 mg Gluconat, also bedeutend niedriger dosiert. Man nimmt vom Orotat täglich 6–10 Tabletten. Außerdem gibt es noch Zinkaspartat der Firma Köhler als Dragees mit 50 mg Aspartat = 7 mg Zink und in Ampullenform zu 30 mg Aspartat = 4 mg Zink. Dosierung etwa wie bei Orotat. GERMANIUM Auch Germanium zählt zu den krebsrelevanten Elementen. Es wurde 1886 von WINKLER entdeckt und bekam seinen Namen im damaligen nationalen Überschwang. Der japanische Germaniumforscher ASAI stellte es in verschiedenen Heilquellen seiner Heimat, außerdem auch im Wasser von Lourdes fest. Es findet sich in Spuren in mehreren deutschen Mineralwässern, besonders in der schon immer bei Krebsleiden empfohlenen Dunarisquelle aus Daun in der Eifel, aber auch in der extrem mineralarmen Haderheckquelle in Königstein. Germanium ist in fast allen Lebensmitteln vorhanden, in allen Getreidearten, besonders auch in Zwiebeln und Lauch, ferner in verschiederlen Heilpflanzen, mit 0,03 mg% als Mittelwert maximal in der Ginsengwurzel. Die normale orale Aufnahme variiert zwischeri 3 mg/d bei kohlenhydratreicher ovolaktovegetabiler Kost und 1 mg/d bei Kohlenhydratarmer Eiweißreicher Durchschnittskost. Eine besonders hohe Germaniumkonzentration, nämlich 100–200 mg%, kann pharmazeutisch in Hefekulturen erreicht werden, wie wir das gleich bei Selen noch hören. Mit Germanium gefütterte Tiere zeigen eine bemerkenswerte Resistenz gegen überimpfte oder mit Methylcholanthren induzierte Tumore. Man bringt dies mit der Beteiligung dieses Elementes an immunkompetenten Schritten des Enzymstoffwechsels und der Sauerstoffverwertung in Verbindung, wobei besonders die germaniumabhängige Glatathion-Peroxidase eine wichtige Rolle spielt. Es gibt darüber umfangreiche wissenschaftliche Literatur, die Sie bei der Firma anfordern können, die sich in der Bundesrepublik am intensivsten mit der Germaniumfrage beschäftigt hat, Sanum-Kehlbeck GmbH in 2812 Hoya. Das dort hergestellte und in der Tumortherapie bzw. -prophylaxe verwendete Präparat heißt Sanumgerman. Es enthält ein komplexes organisches Salz von Germanium als Natrium-Zitrat, -Askorbat und -Succinat in Trinkampullen zu 100 mg. Klinische Überprüfungen mit positiven Ergebnissen liegen reichlich vor, unangenehme Nebenwirkungen werden nicht beobachtet. Eine gewisse Dämpfung der Psychomotorik ist in manchen Fällen nicht unerwünscht. SELEN Mit keinem anderen Spurenelement hat sich die biologische, biochemische, medizinische und technische Forschung während der letzten Jahre so beschäftigt wie mit dem bereits seit 1957 als lebensnotwendig erkannten Selen. In seinem chemischen Verhalten steht es einerseits dem Schwefel, andererseits dem Tellur nahe. Als einziges Metall hat es die Eigenschaft , durch Infrarotund Ultraviolettbestrahlung elektrisch leitfähig zu werden. Man weiß heute, daß das einschließlich seiner Verbindungen früher nur als Gift angesehene Selen in Mikromengen ein normaler Bestandteil unserer Nahrung ist, unerlässlich für das Wachstum, den Fettstoffwechsel, die Fortpflanzungsfähigkeit und die Funktion vieler Organe, u. a. auch des Herzens mit infarktverhütender Eigenschaft. Selenmangel wird mit der Entstehung sklerosierender Augenerkrankungen (Katarakt) in Verbindung gebracht. Hier interessiert uns insbesondere die immunkompetente, antimutagene und antikarzinogene Wirkung dieses Elements, die es u. a. gegen

die Karzinogene Cadmium und Quecksilber entfaltet. Hierüber hat an Hand breitflächiger Bevölkerungsuntersuchungen der US-Forscher SCHRAUZER berichtet. Infolge der ungleichmäßigen Verteilung des Selens auf der Erdoberfläche, der unbiologischen Intensivbewirtschaftung der Böden und der unausgewogenen modernen Ernährungsgewohnheiten (Zucker, Weißmehl, Fleisch und Fett im Überhang) wird der Selenbedarf in vielen Ländern nur ungenügend gedeckt. Dies gilt auch für Europa. Selenarme Nahrung begünstigt eindeutig die Krebsinzidenz, wie PASSWATER auf Grund einiger tausend Blut-Selenspiegel in den USA nachgewiesen hat. Substitutive Gaben bei Krebskranken und Krebsgefährdeten sind deshalb durchaus empfehlenswert. SCHRAUZER und andere Forscher halten die ausreichende Versorgung mit diesem essentiellen Element für einen unerlässlichen Bestandteil wirksamer Krebsprophylaxe und -therapie. Da alle konventionell agrarwirtschaftlich bearbeitete Äcker in ihrem Selengehalt verarmen, breitet sich der Mangel an Selen in der Bevölkerung zunehmend aus. Optimale Selenquellen der Nahrung sind Getreideprodukte, Eier und Fisch mit einem Gehalt von 19, 21 und 16 μg%, doch variieren diese Zahlen sehr je nach den ökologischen Gegebenheiten. Als Tagesbedarf werden von wissenschaftlicher Seite unterschiedliche Mengen angegeben. Nach dem Bericht eines englischen Ministeriums liegt er individuell verschieden zwischen 80 und 200 μg/d, nach Meinung von SCHRAUZER und SHAMBERGER bei 250–300 μg/d, d. h. 0,8–2 mg, bzw. 2,5–3 mg. Medikamentös gibt es Selen in zweifacher Form: Als organisches Produkt, gebunden an die Proteine der Hefezellen unter dem Namen Cell Life Selenium, hergestellt in den USA, in Europa vertrieben durch die Schweizer Firma Standard Pharma in Glarus, lieferbar über jede deutsche Apotheke, je Tablette 100 μg Selen enthaltend; als Selen-Hefe ebenfalls in SeleniumACE der Firma Stroschein, hier mit Zusätzen von Vitamin A, C und E. Dann gibt es noch das Präparat Cefasel der Firma Cefak, das 100 μg Natrium selenosum enthält. Obwohl Selen und seine Salze wesentlich toxischer sind als sein Hefe-Komplex, wurde selbst bei Einnahme von täglich 2.000 μg = 2 mg Selen in anorganischer Form keine Vergiftungserscheinungen beobachtet. Als therapeutische Dosis sind 200–300 ug/d über längere Zeit empfehlenswert. Sie werden ohne irgendwelche Nebenerscheinungen vertragen. ELEKTROLYTWERTE nach RILLING, veröffentlicht in den Hausmitteilungen des Laboratoriums Rudolf Bayer, Stuttgart. Die Untersuchungen an 1819 Patienten mit Malignomen aller Art ergaben folgende Elektrolytverschiebungen im Serum: Na Normalwerte

K

Ca

12

4

17

Anstiege

638

178

1559

Abfälle

1169

1637

243

Mg 17

Cu

Fe

Al

Zn

---

18

8

15

151 1039

142

241

184

780 1659

1570

1620

1651

Kreis = Normwerte. 1 cm = Abweichungen +/- in je 500 Fällen.

ELEKTROLYTWERTE nach RILLING, veröffentlicht in den Hausmitteilungen des Laboratoriums Rudolf Bayer, Stuttgart. Die Untersuchungen an 70 Patienten mit Präkanzerosen aller Art ergaben folgende Elektrolytverschiebungen im Serum: Kreis = Normwerte. 1 cm-= Abweichungen +/- in je 20 Fällen.

19.0 Die Zellatmung als Lebensvorgang – ihre Wandlung zur anaeroben Gärung als Initialstadium der Krebsgenese „In wenigen Worten zusammengefaßt, ist die letzte Ursache des Krebses der Ersatz der Sauerstoffatmung der Körperzelle durch Gärung. Alle Körperzellen decken ihren Energiebedarf durch Sauerstoffatmung, nur die Krebszellen bedienen sich dazu der Gärung. Vom Standpunkt der Physik und Chemie des Lebens aus betrachtet, ist dies ein geradezu diametraler Unterschied. Der Sauerstoff ist in der Krebszelle entthront und durch den Stoffwechsel der primitivsten Lebewesen, die Gärung, ersetzt." Prof.Dr.OTTO WARBURG 1967

SAUERSTOFF UND OZON Die Zellatmung steht gewissermaßen im Mittelpunkt aller unserer onkologischen Überlegungen und Maßnahmen. Seit den Forschungen von JUNG, OPITZ, SEEGER und WARBURG kennen wir die in der Zellmembran lokalisierte enzymatische Steuerung dieses Atmungsvorganges und ebenso deren Störung mit der Konsequenz einer krebsspezifischen, anaeroben, milchsäurebildenden Gärung und Dysoxibiose. Anstatt uns mit den komplizierten, nach verschiedenen Forschern benannten Atmungszyklen zu befassen, genügt es, wenn wir uns vergegenwärtigen, wie wir der immer komplexen Schädigung dieses Systems begegnen können. Alle Karzinogene wirken nicht nur immunsuppressiv, sondern auch oxibiosehemmend. Nur wenn es gelingt,diese Noxen insgesamt auszuschalten und eine normale Sauerstoffutilisation wiederherzustellen, wird auch das Geschwulstgeschehen rückläufig, sei es noch lokalisiert oder bereits generalisiert. Eine besser mit Sauerstoff versorgte und diesen besser utilisierende Krebszelle wird gleichzeitig sensibler gegen jeden anderen therapeutischen Angriff, auch radiologischer Art, wie der Röntgenologe WERKMEISTER vom Evangelischen Krankenhaus in Oberhausen nachgewiesen hat. Vor allem erinnern wir uns hier nicht nur des Tabaks und Alkohols als endemische Sekundanten der Krebsentstehung, sondern auch des rechtsdrehenden Zuckers, der umso stärker dysoxibiosefördernd und damit wachstumsfördernd wirkt, je virulenter die Tumorzelle und je schwächer die Immunabwehr ist. Das hat lange vor den genannten deutschen Krebsforschern bereits 1929 CRABTREE mit seinen Mitarbeitern in den USA festgestellt. Nach ihm sind drüben Straßen und Plätze benannt. Unserer Ärztegeneration blieb sowohl der Name dieses Forschers als auch die Tragweite seiner Beobachtungen unbekannt. Zur Rückbildung der Dysoxibiose können wir verschiedene Faktoren einsetzen: 1. Die natürlichen Oxidasen einer nicht erhitzten und auch sonst unverfälscht belassenen Nahrung. Die wichtigste unter ihnen scheint die Cytochromoxidase zu sein. 2. Die in der Nahrung solcher Qualität enthaltenen, mit den meisten Pflanzenfarbstoffen identischen oder vergesellschafteten Sauerstoffkatalysatoren wie Chlorophyll - ich erinnere an die mit den Chloroblasten übertragbaren Biophotonen -, Chlorofuscin, Anthocyan, Betacyan, Plavichromin, die Flavone und Flavonoide. Hierher gehören auch die meisten der besprochenen Vitamine. Hauptrepräsentant: Die Rote Bete. 3. Die verschiedenen Anwendungsformen von Sauerstoff und Ozon. 4. Die kompromißlose Ausschaltung aller enzymtoxischen Herde.

5. Die strikte Enthaltung von ballaststofffreien, entvitaminisierten Stärkeprodukten und von Zucker, wozu während der ersten Behandlungsphase auch Honig zählt. Nur Lävulose macht davon eine Ausnahme, diese ist sogar fähig, die Sauerstoffatmung der Krebszelle zu verbessern, aber sie hat den Nachteil, zuckerspaltende Mikroben im Dickdarm zu unterhalten, und steht damit der Bildung eubiotischer Flora im Weg. Gegen linksdrehenden Zucker in Infusionslösungen ist dagegen nichts einzuwenden. Die einfache Sauerstoff-Inhalation, früher nur zur Reanimation und Überwindung von Notfällen verwendet, wurde für die Krebstherapie erst interessant als Bestandteil der Mehrschritt-Therapie nach v. ARDENNE, hier allerdings kombiniert mit körperlicher Aktivität, mit Katalysatoren, gesteuertem Fieber usw. Langdauernde Anhebungen niedriger Werte des Sauerstoff-Partialdruckes lassen sich damit erreichen. Über eine neue Methode der Beatmung mit ionisiertem Sauerstoff, angepaßt der individuellen vegetativen Reaktionslage, habe ich im vergangenen Jahr gesprochen. Herr ENGLER ist diesmal mehrfach mit Kursen und Vorträgen zu diesem Thema vertreten. In den dreissiger Jahren begann SEHRT defibriniertes Patientenblut vor der Re-Injektion mit UV-Licht zu bestrahlen, zu "aktivieren", wie er sagte. Etwas später entwickelte dann HÖVELER seinen Haemoaktivator, ein empfehlenswertes, nicht allzu teueres Gerät für den Praktiker, weil es die altbewährte Eigenbluttherapie mit einem Faktor der Sauerstoffbehandlung verbindet, den man erst viel später feststellte, nämlich mit der Bildung von Peroxiden aus ungesättigten Blutlipiden. Diese Kombination wirkt umstimmend, immunisierend und aktivierend auf stagnierende Stoffwechselund Verbrennungsvorgänge. Darauf weiterbauend, machte in den vierziger Jahren der Schweizer WEHRLI seine ersten Versuche, liqueminisiertes Blut intensiv mit Sauerstoff zu imprägnieren und in aufgeschäumter Form ultraviolett zu bestrahlen. Man gab diesem Verfahren den sprachlich nicht ganz korrekten Namen "Hämatogene Oxidations-Therapiell (HOT), besser wäre die etwas komplizierte Bezeichnung photochemische Eigenblutbehandlung oder ganz einfach und populär „SauerstoffBlutwäsche". In den Jahren seither wurden immer perfektere Geräte für diese Behandlungsart konstruiert, die auf den zerbrechlichen Teil der WEHRLI-Apparatur verzichteten und exakt dosierbare O2 O3- Gemische ermöglichen. Das WZI arbeitet mit zwei Geräten, dem Biozon der Firma PROCHAZKA und dem Sangu-Tron der Firma Werner Eidam. Hierbei wird das Blut ohne Antikoagulans in einer Quarzspritze mit Oxigen-Adjuvans vermischt - wir haben das als Dehydro-Ascorbinsäure schon kennen gelernt - und in einem relativ kleinen und preiswerten Gerät uv-bestrahlt. Es gibt noch eine Reihe weiterer bewährter Konstruktionen, die ich nicht kenne, die Sie aber in der Industrieausstellung vorfinden. Das therapeutische Prinzip ist immer das gleiche: Die Erzielung einer maximalen Oxihämoglobinbildung unter gleich-zeitiger Anreicherung mit Ozoniden, die sich rasch in stabile, atmungsaktive Peroxide verwandeln. Sauerstoffabgabefähigkeit des Blutes und Sauerstoffutilisation im Gewebe werden dadurch gesteigert (nachgewiesen durch ALBERS), die Mauserung der Lymphozyten nimmt zu (nachgewiesen durch PISCHINGER) und die zelluläre Phagozytose wird aktiviert (nachgewiesen durch WENNIG). Auf diese Weise kann man beliebig große Mengen Eigenblut von wenigen Millilitern bis zu einem viertel oder halben Liter einer hohen therapeutischen Effizienz zuführen. Wir haben auch bei Fremdblutübertragungen nach Umfüllung aus dem Beutel in eine Vakuumflasche von diesem Verfahren Gebrauch gemacht und in jedem Fall eine vorzügliche Verträglichkeit erlebt.

Natürlich kann man das O2 O3-Gemisch auch allein ohne Blut in kleineren Mengen sc, in größeren Mengen iv geben. Unter etwa 40.000 solchen Behandlungen habe ich nicht eine einzige bedrohliche Komplikation erlebt. Selbstverständlich muß man die Bedienung des gewählten Gerätes beherrschen und darf nicht etwa Luft insufflieren. Dann gibt es nämlich einen Sturm im Blätterwald und vernichtende Urteile gegen die Sauerstofftherapie insgesamt. Ein solcher Unfall ereignete sich vor Jahren in der Praxis des deutschen Super-Star-Heilpraktikers und betraf die früher sehr bekannte Filmschauspielerin Jenni Jugo, die seitdem querschnittsgelähmt an den Rollstuhl gefesselt ist. In allen meinen Vorträgen warne ich immer wieder vor der Verwendung von Natriumzitrat, um größere Blutmengen ungerinnbar zu machen. Der Elektrolythaushalt unserer Patienten ist ohnehin fast immer in Unordnung. Er wird auch durch kleine Mengen Natriumzitrat bestimmt weiter gestört, und ich bin fest davon überzeugt, daß manche in der Literatur beschriebene Komplikation nach HOT sich bei Verwendung von Liquemin oder Heparin hätte vermeiden lassen. Diese organischen, orthomolekularen Antikoagulantien haben außerdem noch therapeutische Bedeutung, wir werden im betreffenden Kapitel darauf stoßen. Um 1950 begann REGELSBERGER reinen Sauerstoff intravenös zu insufflieren. Das Verfahren hat sich als Oxigenierung eingebürgert und ähnlich wie die Blut-Sauerstoff-Behandlungen bei allen Dys- und Anoxien bewährt.

19.1 Der medizinische Sauerstoff - Kleine und große Blutsauerstoffbehandlung nach WEHRLI (HOT, Photobiologische Eigenbluttherapie) Zellatmungs-Katalysatoren Die Wirkung der unmittelbaren Behandlung mit SAUERSTOFF bzw. mit OZONISIERTEM SAUERSTOFF, wie sie ursprünglich von WEHRLI angegeben wurde, beruht nach den Untersuchungen von ALBERS und WEIGEL am Institut für Biochemie der Universität Mainz auf der Bildung von Ozoniden im Blut, die sich weiterhin in Peroxyde verwandeln. Die Phagozytosefähigkeit der Leukozyten nimmt zu, das Redoxpotential des Blutes sinkt ab als Zeichen einer verbesserten Sauerstoffabgabe im Gewebe. Eine Veröffentlichung der HNO-Klinik in Köln-Lindenthal von Prof. SEIFERT bestätigte genau das, was wir von der Ozonbehandlung schon lange wissen, nämlich daß unter intravenöser Sauerstoffzufuhr bei gleichzeitiger Blutzuckersenkung durch Insulin eine bedeutende Wirkungssteigerung der Chemotherapie bei Malignomen und eine gleichzeitige Abschwächung der toxischen Schädigung des gesunden proliferierenden Gewebes unter exakter Dosierung der Ozonkonzentration erzielt werden kann. Bei wöchentlich dreimaliger Anwendung sind jeweils 300 bis 600 gamma Ozon empfehlenswert, die man dem Patienten subcutan oder intravenös spritzt. Ich bevorzuge eine vereinfachte Form der Blutwäsche, indem ich nach intravenöser Injektion der erforderlichen Medikamente mit der gleichen Spritze 10 ml Blut entnehme, diese in eine zweite, mit 30 ml Sauerstoff-Ozongemisch gefüllte Spritze gebe, kräftig durchschüttle und samt Gas und Blutschaum dem Patienten intramuskulär wieder injiziere. Auf diese Weise summiert sich die Ozonwirkung mit dem Effekt der Eigenbluttherapie, und ich glaube, damit ein Optimum dieser Behandlungsform zu erreichen, ohne den Patienten öfter als einmal jeden zweiten Tag intravenös stechen zu müssen. Sie finden eine Abbildung dieses Verfahrens im Skriptum. Die großen Ozonisationen mit 100–150 ml Blut kommen in meiner Praxis erst nach Abschluß der ersten 4–6 Behandlungswochen und einer Reihe kleiner Blutwäschen zur Anwendung und zwar dann in allmählich größer werdenden Abständen von 1–2–3 Wochen und länger, je nach Befinden des Patienten. Diese Blutmengen sind dann mit genau berechneten Ozonmengen von 700 bis 1.000 gamma imprägniert. Irgendwelche bedrohliche Zwischenfälle habe ich bei zehntausenden kleiner und tausenden großer HO-Behandlungen nicht erlebt. Ich verwende das Biozongerät der Firma Prochazka.

20.0 Homöopathie, ein ganzheitlicher Regulationsfaktor Redaktionelle Anmerkung: Dieses Buchkapitel hatte Dr. Windstosser schon 1954 publiziert; es hat heute noch praktisch die gleiche Bedeutung wie vor 50 Jahren und wird daher unverändert hier übernommen Deutsche Homöopathische Monatsschrift Herausgegeben im Auftrage des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte von Prof. Dr. H. Rabe, Berlin, und Dr. E. Unseld, Stuttgart 5. Jahrgang, Stuttgart, 15, Dezember 1954, Heft 12, Seite 583–587 HOMÖOPATHISCHE EINZELMITTEL UND ARZNEIGEMISCHE von K. Windstosser Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte hat schon gelegentlich seiner 99. Hauptversammlung in Bad Tölz im Mai 1938 eine diesbezügliche, von Dr. Hanns Rabe gezeichnete Entschließung gefaßt und für seine Mitglieder als verbindlich erklärt. Sie wurde als Beilage der Nr. 2/1939 der Allg. Hom. Zeitung veröffentlicht und an die Mitglieder des DZV abgegeben. Leider hat sich in der Angelegenheit „homöopathische Arzneigemische“ auch in den Jahren seither im wesentlichen nichts geändert, es sei denn zum Schlechteren. Die immer mehr um sich greifende Gepflogenheit der pharmazeutischen Industrie, willkürlich zusammengesetzte Gemische homöopathischer Grundstoffe als „Homöopathie“ zu propagieren und zu vertreiben, läßt es ratsam erscheinen, den Wortlaut der damaligen Stellungnahme des DZH in etwas erweiterter und ergänzter Form erneut zu veröffentlichen und ihn vielleicht als Sonderdruck allen Interessenten zur Verfügung zu stellen. Mit zunehmender Beachtung der Homöopathie in ärztlichen und nichtärztlichen Kreisen ging parallel das Bestreben der pharmazeutischen Industrie, von der Homöopathie erfolgreich benutzte Arzneimittel möglichst intensiv für die eigenen Zwecke dienstbar zu machen und deren Verordnung auch Nichthomöopathen zu erleichtern. Dies geschieht durch Mischung der verschiedenen Tinkturen, Verdünnungen und Verreibungen und oft durch Bezeichnung dieser Gemische mit einem einprägsamen, wissenschaftlich klingenden Namen. Die Präparate werden von den Firmen für die üblichen Krankheitsbegriffe zusammengestellt und empfohlen, nicht selten werden auch alphabetische Verzeichnisse dazu geliefert mit den genauen Indikationen von Abortus bis Zystitis. Für diese zusammengesetzten Mittel hat sich die Allgemein-Bezeichnung „Komplexmittel“ eingebürgert, mit Abwandlung dieser Bezeichnung in die geschützten, mehr oder weniger homöopathisch klingenden Namen der einzelnen Herstellerfirmen. Haben nun diese willkürlichen, bestenfalls nur in ihren Bestandteilen, nicht aber in ihrer fertigen Form am gesunden Menschen geprüften Gemenge noch etwas mit Homöopathie zu tun? Die Homöopathie beruht auf dem Vergleich der jeweiligen Krankheitssymptome in ihrer Gesamtheit mit den Erscheinungen, die ein einzelner Arzneistoff im gesunden Organismus hervorruft („Arzneibild“). Mit dem vorliegenden Krankheitsbild vergleichen läßt sich aber nur ein durch Zusammenstellung der diesbezüglichen Beobachtungen bekannt gewordenes Arzneibild. Es handelt sich stets darum, das dem Einzelfall möglichst genau entsprechende Arzneimittel zu finden. Nur hierfür ist der Begriff der Ähnlichkeit (homoion) also berechtigt.

Die Ähnlichkeitsbeziehung ist grundlegend für den Begriff und die Bezeichnung „Homöopathie“ überhaupt. Ihre Befolgung setzt eine genaue Kenntnis der Arzneiwirkungen voraus. Hahnemann hat hierfür die Unterlagen geschaffen und so den Weg zur Wahl des einzelnen angezeigten Heilmittels gewiesen. Schon er ist der Verschreiberei von Vielgemischen energisch entgegengetreten, zum Verdruß der Apotheker seiner Zeit. Er widmete diesem Thema im Organon mehrere Seiten und Fußnoten. Der diesbezügliche § 273 lautet: „In keinem Falle von Heilung ist es nötig und deshalb allein schon unzulässig, mehr als eine einzige, einfache Arzneisubstanz auf einmal beim Kranken anzuwenden. Es ist nicht einzusehen, wie es nur dem mindesten Zweifel unterworfen sein könne, ob es naturgemäßer und vernünftiger sei, nur einen einzelnen, einfachen, wohl bekannten Arzneistoff auf einmal in einer Krankheit zu verordnen, oder ein Gemisch von mehreren, verschiedenen. In der einzig wahren und einfachen, der einzig naturgemäßen Heilkunst in der Homöopathie, ist es durchaus unerlaubt, dem Kranken zwei verschiedene Arzneisubstanzen auf einmal einzugeben.“ Die einzelnen homöopathischen Symptomenbilder wurden seit über einem Jahrhundert an Hunderten und Tausenden von Arzneiprüfungen erhärtet und detailliert. Diese Tatsache ist wissenschaftlich anerkannt und muß die Grundlage jeder weiteren Entwicklung der Homöopathie bleiben. Die Januar-Nummer von „The Homoeopathic Outlook“ 1953 brachte die 40-jährigen Erfahrungen eines der ältesten noch lebenden homöopathischen Ärzte in England, Sir John Weir. Er war ein Schüler Kents, dessen Leitsätze er bei dieser Gelegenheit erneut aufzuführen als besonders wichtig erachtete. Diese sind: „Gebe nur eine Arznei, sonst wirst du nie etwas aussagen können über die Ursache des Erfolges oder Mißerfolges. Sei vorsichtig in der Wiederholung der Arznei. In chronischen Fällen nur eine einzige Dosis. Gib nie mehr als unbedingt erforderlich ist, d.h. gib die Arznei so schwach wie möglich. Beachte wohl die Erstverschlimmerung.“ Kent sagte: „Sei stets eingedenk, daß jeder Fall nur ein einziges Arzneimittel benötigt, ob dieses zur Zeit bekannt sei oder nicht. In der Homöopathie können die Arzneimittel niemals einander vertreten.“ Die Schwierigkeit der Arzneimittelwahl kann also nicht durch Mischung mehrerer „vielleicht“ in Frage kommender Stoffe umgangen werden. Es bedeutet eine Fälschung, der Methode Hahnemanns, wenn Arzneigemische - welcher Art auch immer - unter Berufung auf die Homöopathie hergestellt und vertrieben werden. Es gibt keine homöopathischen Arzneimittel an sich. Jeder naturgegebene Stoff kann dazu werden, wenn er nach homöopathischen Grundsätzen verarbeitet und angewandt wird, d. h. nach der Ähnlichkeitsregel und unter Berücksichtigung der entgegengesetzten Wirkung stärker und schwacher Dosierung. Entscheidend sind aber immer die Bedingungen des Einzelfalles, da homöopathisch keine Krankheitsgattung, kein organpathologischer Begriff, sondern ein krankes Einzelwesen, eine kranke Persönlichkeit behandelt werden soll. Eine fertige Arzneimischung kann diese Bedingungen niemals erfüllen, da sie ausschließlich für Krankheitsgattungen bestimmt ist und den Grundsatz der individuellen Mittelwahl nicht berücksichtigt. Die zunehmende Zahl solcher Fertigfabrikate, auch von Firmen, die als „homöopathisch eingestellt“ gelten, untergraben das Ansehen der Homöopathie und das Verständnis für dieselbe. Ob die Reklame das Wort „homöopathisch“ selber dabei benutzt oder nicht, ist gleichgültig. Schon eine Anpreisung unter Bezugnahme auf die homöopathische Literatur oder eine gleichwertige Aufführung neben echt homöopathischen Arzneien ist irreführend. Jede wissenschaftliche Prüfung angeblicher Heilerfolge wird nach homöopathischen Grundsätzen für solche Präparate unmöglich, da die Voraussetzungen der Ähnlichkeitsbeziehungen fehlen. Die betreffenden Arzneigemenge sind also im homöopathischen Sinn als überflüssig anzusehen.

Das nicht selten bemühte Bürgische Gesetz von der potenzierenden Wirkung verschiedenartiger, aber am gleichen Organsystem angreifender Arzneikomponenten ist insofern hier nicht anwendbar, als es sich nur auf allopathische Arzneigemische bezieht, für die bekanntlich ganz andere Wirkungsprinzipien gelten als für homöopathische Mittel. Leider enthält auch der sonst sehr lesenswerte Aufsatz des 80-jährigen Kollegen Türk aus Mülheim/Ruhr in Nr. 4/1954 der AHZ wieder einen solchen irrtümlichen Hinweis auf das Bürgische Gesetz. Der Einwand, jeder naturgegebene Stoff, besonders pflanzlichen Ursprungs, wie er von der Homöopathie angewendet wird, sei bereits ein „Komplex“, ist insofern abwegig, als es sich dabei um naturbedingte, gewachsene „Einheiten“ handelt, deren innere Harmonie keinesfalls von künstlichen bzw. willkürlichen Gemischen erreicht werden kann. Ebenso wie die Homöopathie die natürliche Zusammensetzung der tierischen und pflanzlichen Arzneistoffe achtet und ihre Aufspaltung in einzelne, vom Grundstoff differente Komponenten vermeidet, ebenso lehnt sie auch eine Mischung natürlicher Stoffe ab, soweit dafür weder eine Notwendigkeit, noch eine scharf umrissene Anwendungsanzeige besteht. Hahnemann sagt: „Je zusammengesetzter unsere Rezepte sind, desto finsterer wird es in der Arzneikunde“. Die hiermit gekennzeichneten, von der Industrie immer zahl - und wahlloser hergestellten Arzneigemische werden vorwiegend von Laienpraktikern und Ärzten verordnet, denen eine tiefere Kenntnis der homöopathischen Arzneimittellehre fehlt, die aber doch der zeitbedingten Konjunktur für „biologische Heilkunst“ Rechnung tragen möchten. Ihnen bilden jene „Komplexmittel“ eine bequeme Brücke, die scheinbar zu einer „AuchHomöopathie“ führt. Tatsächlich entfernen Sie sich damit aber immer weiter vom Kern der Hahnemannschen Lehre. Die feste Fügung der Bestandteile der Komplexmittel erlaubt keine individuelle Anpassung an den Krankheitsfall. Ebenso wird jede feinere Variationsmöglichkeit, wie sie wahrhaft erprobte homöopathische Mittel in ihrer großen Potenzierungsskala besitzen, bei solchen Fertigfabrikaten unmöglich. Eine suggestive Anpreisung etwa mit der Wendung „in optimaler Dosis“ ist ein Hohn angesichts der auch nach Bier so entscheidend wichtigen, wie schwierigen Aufgabe des Arztes, diese optimale Dosis des im vorliegenden Einzelfall angezeigten Mittels zu finden. Die Verordnung eines sog. „Komplexmittels“ kann also nur nach allgemeinen diagnostischen Gesichtspunkten erfolgen, wie sie in der Allopathie üblich sind, für die regelrechte homöopathische Therapie aber keinesfalls ausreichen. Die Komponenten dieser Mittel mögen wohl gewisse gemeinsame Organbeziehungen haben, durch die Eigentümlichkeit ihrer Arzneimittelbilder sind sie aber unter sich häufig sehr widerspruchsvoll. Auch die für den erfahrenen Homöopathen äußerst wichtige Gegensätzlichkeit bestimmter Mittel (der sog. Antidote) ist bei vielen Komplexmittel völlig außer acht gelassen. Wenn man ferner in Betracht zieht, daß die Verordner von Komplexen im einzelnen Krankheitsfall „vorsichtshalber“ oft mehrere derselben gleichzeitig geben, so daß der Patient u. U. täglich unter die Wirkung von 30–40 Arzneistoffen gesetzt wird, während Hahnemann das Streben nach dem Einzelmittel immer in den Vordergrund seiner Lehre gestellt hat, so wird der Abgrund zwischen beiden Richtungen besonders offenbar. Arzneigemische in dem angegebenen Ausmaß können - dies gilt für die Homöopathie ebenso wie die für die Allopathie - bedenkliche Folgen haben und führen nicht selten zur vollständigen Reaktionsmüdigkeit des Organismus auf jeden arzneilichen Reiz. Sie sind daher vom Standpunkt der ärztlichen Erfahrung und unabhängig von ihrer Lehrmeinung abzulehnen. Andererseits soll aber auch nicht verkannt werden, daß es Ärzte gibt - und weiterhin geben wird die weder aus Gewinnsucht noch aus Mode, sondern als ultima ratio ein „Komplexmittel“ nach allgemein-diagnostischen Gesichtspunkten verordnen, dann zu ihrer Überraschung einen

therapeutischen Effekt des vermeintlichen Homöopathicums feststellen und so zu einem ernsthaften Studium der klassischen Homöopathie gelangen, weil ein faustisches Suchen sie dazu treibt. Diese Kollegen sind uns herzlich willkommen, wobei wir wiederum nicht verkennen wollen, daß mancher von ihnen, sobald er vor uns als Schüler sitzt, beschämt verschweigt, auf welchem Umweg er zur reinen Lehre Hahnemanns gekommen ist. Wenn wir in dieser einzigen Hinsicht ein „Komplexmittel“ gelten lassen, so soll zugleich auch anerkannt werden, daß dank unsere unermüdlichen Bemühungen einige Industrien dieses Sektors in jüngster Zeit deutliche Ansätze zur Ehrlichkeit und Sauberkeit zeigen, indem sie in der mündlichen und schriftlichen Interpretation solcher „Komplexmittel“ nicht mehr das Wort „Homöopathie“ verwenden, auch auf das Bürgische Gesetz in der Propaganda verzichten und offen darauf hinweisen, diese Mittel „nach allgemeindiagnostischen Gesichtspunkten“ zu verordnen. Ein begrüßenswerter Anfang! Wären Gemische in ihrer Wirkung den Einzelmitteln wirklich gleichwertig oder überlegen, so wäre die Frage zu stellen, wo denn überhaupt die Grenze der Mischbarkeit liegt. Letzten Endes könnte man sich vorstellen, daß einfach alle homöopathische Mittel insgesamt in eine Flasche gegeben und umgeschüttelt werden, in der kühnen Erwartung, daß sich der Körper schon die für ihn geeigneten Substanzen und Wirkungen herausholen werde. Dies schließt nicht aus, daß von Fall zu Fall nach gewissenhaft ärztlicher Entscheidung auch einmal zwei oder mehrere homöopathische Mittel Anwendung finden. Es ist dem ärztlichen Gewissen dann anheim gestellt, diese gleichzeitig oder in geeignetem Wechsel zu verabreichen. Ein solches Vorgehen ist aber von der handelsüblichen „Komplexhomöopathie“ immer noch grundlegend verschieden. Wirksame Mittel werden sich unabhängig von jeder Theorie durchsetzen. Doch dies darf nicht unter falscher Flagge geschehen. Um der Reinhaltung der Hahnemannschen Lehre willen muß verlangt werden, daß jeder Mißbrauch der Homöopathie unterbunden wird. Darüber hinaus wäre festzustellen, inwieweit die in Frage kommenden pharmazeutischen Präparate für die Volksgesundheit überhaupt angezeigt und notwendig sind.

21.0 Die Anthroposophie - ein Weg zur Weiterentwicklung und Vergeistigung der Heilkunde Die im anthroposophischen Sinne entwickelten Heilmittel Die nach anthroposophischen Gesichtspunkten erweiterte Heilkunde hat sich zur Aufgabe gemacht, geschwächte Wesensglieder zu stärken, vorherrschende und überwuchernde zu dämpfen und auf diese Weise Störungen innerhalb der Harmonie zwischen den Wesensgliedern auszugleichen, die sie für die eigentlichen Krankheitsursachen hält. Dies setzt Menschenerkenntnis und Menschenführung in einem die erlernte Hochschulmedizin weit überschreitenden Maß voraus, außerdem das Erlernen einer neuen, nicht nur auf chemischen, physikalischen, physiologischen und pathologischen Erkenntnissen beruhenden Therapie. Daß es dabei zu Schwierigkeiten, Zweifeln und Konflikten kommen kann, ist unvermeidlich. Aber der Weg lohnt sich. Es wäre wünschenswert, wenn der beginnende Prozess geisteswissenschaftlicher Befruchtung immer stärker in die Entwicklung der jetzt schon nicht mehr aufzuhaltenden Ganzheitsmedizin übergreifen würde. Die nach anthroposophischen Gesichtspunkten erweiterte Heilkunde und Heilmittelkunde verwendet ausschließlich der Natur entnommene Stoffe wie Pflanzen oder Teile derselben, pflanzliche Produkte wie ätherische Öle, Fette und Harze, tierische Substanzen oder Produkte, Mineralien und Metalle. Hinsichtlich dieser Materia medica bestehen Beziehungen zur Phytotherapie, Homöopathie und Spagyrik; die anthroposophische Pharmakologie unterscheidet sich von diesen Lehren jedoch grundsätzlich durch die Einbeziehung der Wesenheiten der von ihr verwendeten Substanzen, die sie dem gestörten Verhältnis der Wesenheiten des Kranken anzupassen versucht. Dies ist hier das Prinzip das "Simile“, das die Homöopathie auf ihre Weise anstrebt. Viele Arzneizubereitungen erfolgen zwar nach den HAHNEMANNschen Regeln durch stufenweise Verschüttelung oder Verreibung (21.0.), öfter noch kommen jedoch spezielle, unübliche Herstellungsverfahren zur Anwendung wie Kochen, Infundieren, Mazerieren, Destillieren, Sublimieren, Gewinnung über mit den Substanzen gedüngte Pflanzen usw. Dem entsprechend werden verschiedenartige therapeutische Wirkungen erwartet. Die anthroposophische Medizin hält sich ihrer Leitmotive wegen auch nicht an das für die Homöopathie geltende Arzneimittelbild und die daraus resultierende Ähnlichkeitsregel. Deshalb sind hier Arzneigemische mit mehreren Bestandteilen berechtigt und vertretbar, weil deren Wahl und Anwendung nicht nach dem HAHNEMANNschen Simile-Prinzip erfolgt (Anders verhält es sich mit den Vielgemischen der sogenannten "Komplex-Homöopathie", deren Zusammensetzung nach rein willkürlichen, spekulativen und kommerziellen Gesichtspunkten ohne jede geisteswissenschaftliche.oder homöopathische Begründung erfolgt.). Außerdem gelten für die anthroposophischen Arzneimittel noch besondere, z. T. auf Angaben von STEINER zurückgehende Ansprüche hinsichtlich Herkunft, Qualität und Gewinnung der Rohstoffe, weshalb viele derselben von den wenigen Herstellerfirmen selbst erzeugt werden, etwa die Heilpflanzen im biologisch-dynamischen Anbau. Die nach anthroposophischen Gesichtspunkten erweiterte Heilkunde hat während ihres 75-jährigen Bestehens in Deutschland und verschiedenen anderen Ländern eine weite Verbreitung unter Ärzten und Nichtärzten gefunden. Neun staatlich anerkannte Kliniken mit insgesamt ca. 1.200 Betten der verschiedenen Fachbereiche einschließlich Psychiatrie und Augenheilkunde behandeln ihre Patienten ausschließlich oder vorwiegend mit anthroposophischen Mitteln und Methoden. Das bedeutet einen Durchgang von ca. 35.000 stationär behandelten Kranken jährlich. Darüber hinaus wenden weltweit etwa 6.000 niedergelassene Ärzte die anthroposophische Heilkunde mehr oder weniger konsequent in ihrer Praxis an. Außerdem bezeichnen sich etwa 15.000 Ärzte als an der

anthroposophischen Richtung interessiert, was sich insbesondere in der Anwendung der Mistelpräparate ausdrückt. Insgesamt gehören etwa 13.000 Mitglieder der bundesweiten Patienteninitiative der anthroposophischen Medizin, dem VEREIN FÜR EIN ERWEITERTES HEILWESEN, 75378 Bad Liebenzell-Unterlengenhardt, mit landesweit 60 Arbeitsgruppen, an. Gelegentlich werden auch ganzheitsmedizinisch orientierten Tagungen und Kongresse, Vorträge, Seminare und Kurse mit anthroposophischen Themen angeboten. Eine besonders hohe Teilnehmerzahl an Arzten/Ärztinnen und Medizinstudenten genießt die alljährlich im Herbst stattfindende Woche in Baden-Baden. Veranstalter: Medizinische Sektion der Anthroposophischen Gesellschaft in Dornach (Schweiz). Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Stuttgart. Wenn sich die Kräfte der Vermehrung ungenügend metamorphosieren und die Gestaltungskräfte zurücktreten, kann dies zur Tumorbildung führen. Krebs ist nach dieser Vorstellung als Folge eines zunächst lokalen, später totalen Ausfalles der formgebenden Ätherkräfte aufzufassen. Im Laufe des Lebens verschieben sich die Gleichgewichte der Leibesglieder. Die Struktur und damit die Mineralisation tritt mehr und mehr in den Vordergrund, der Organismus verhärtet, sklerosiert zunehmend. Dem entspricht eine messbare Abnahme des spezifischen Widerstandes im Blut, verursacht durch zunehmende Mineralsalzanhäufung und dem entsprechend zunehmende Leitfähigkeit (20.0). Die mit dem Krebsgeschehen verbundenen zellulären Wachstumskräfte sind für die Kindheit und das Embryonalstadium biologisch normal und unerlässlich. Die Krebszellen kehren zu dieser frühkindlichen Stufe zurück, sie erreichen nicht oder nur rudimentär ihre entwicklungsgemäße Reife und Differenzierung. Die Pathologie spricht von "unreifen" und "reifen" Krebszellen, die sich auch hinsichtlich ihrer Malignität unterscheiden. Die Leukosen sind mit dem Auftreten von Jugendformen der Blutkörperchen verbunden. Embryonal angelegte Blut- oder Lymphbildungsstätten beginnen überstürzt zu produzieren. In ähnlicher Weise nimmt bei der neurologischen Entmarkungskrankheit MS das Nervensystem wieder einen Zustand an, wie dies der Embryonalzeit und frühen Kindheit entspricht. Der bei manchen Malignomen auftretende SerumKupfer-Anstieg bedeutet ebenfalls einen entwicklungsgeschichtlichen Rückschritt, denn auch der Säugling und das Kleinkind weisen höhere Kupferwerte auf als der Erwachsene. Oft steht ein relativ Jugendliches Aussehen eines Krebspatienten in keinem Verhältnis zu seinem Alter und kann - jedenfalls in frühen Stadien - zur Fehleinschätzung der Erkrankung führen. Einer alten Erfahrung gemäß sollte das Nachwachsen grauer Haare in ihrer ursprünglichen jugendlichen Farbe den Verdacht auf eine sich entwickelnde Malignität erwecken. Der Nachweis wiederauftretender fetaler Antigene wie etwa des Alpha-Fetoproteins u. a. hat zu einer vielfältigen Frühdiagnostik der Metastasierung mittels der Tumormarker (CEA, AFP usw.) geführt. Diese Merkmale früher Entwicklungsstadien können im esoterischen Sinn auch als Aufruf zur Rückkehr und zum Neubeginn aufgefaßt werden, wie ihn grundsätzlich jede Krankheit bedeutet: Geh zurück zum Ausgangspunkt! Werde fertig mit dem Hindernis, mit dem Erlebnis, das du anders nicht überwinden konntest! Werde neu geboren, beginne von vorn, und vollende das Unvollendete! ANGELUS SILESIUS drückt es so aus: "Mensch, so du etwas bist, so bleibe ja nicht stehen! Du mußt aus einem Licht stets in das andre gehen." Ein von einem Geschwulstleiden Genesener ist in der Tat und mehr als nach jeder anderen Krankheit ein anderer an Leib und Seele geworden. Das empfinden und berichten solche Glückliche immer wieder (10.2).

An Stellen zu geschwächter Ätherkräfte besteht ein Mangel auch an Lebenswärme, die der ätherischen Rhythmisierung und dem Feuer des Ich-Wesens entspringt. Die Funktion des WärmeOrganismus spielt eine wichtige Rolle beim Krebsgeschehen (27.0) Sie wird seit einiger Zeit auch von der konventionellen Onkologie wahrgenommen, wenngleich vorwiegend im physikalischtechnischen Sinn (27.1.). Krebskranke frösteln häufig, sie haben oft Untertemperatur und einen starren, abends kaum ansteigenden Temperaturverlauf. Es bilden sich Kältezonen im Körper oder auf seiner Oberfläche, die der Organismus durch Entzündung oder Fieber zu beleben versucht. Diese Vorgänge sind die Antipoden zum Krebsgeschehen. Es ist eine bekannte Tatsache, daß Krebsgefährdete und Krebskranke gerade zu diesen Reaktionsweisen wenig oder gar nicht befähigt sind. Man hört von solchen Patienten, daß sie jahre- und jahrzehntelang gar keinen Schnupfen und keine Erkältung hatten und auch sonst wenig krank waren. Es fehlte ihnen das Training der Abwehrkräfte. Unter diesem Aspekt sind auch die Kinderkrankheiten zu bewerten. Sie sind nach anthroposophischer Auffassung Knotenpunkte der Entwicklung. Wenn man diese durch Impfung unterdrückt, ihre Abläufe durch fiebersenkende, antibiotische Präparate behindert, vereitelt man die Ausbildung der ordnenden Kräfte des Ätherleibes, die gerade im ersten Jahr sehr heranreifen. Im Erwachsenenalter besteht dann ein Immundefizit, das beim Hinzutreten weiterer Schadensfaktoren zur Geschwulstbildung führen kann. Nicht geimpfte Personen haben eine nachweisbar seltenere Inzidenz von Tumorkrankheiten. Biologisch gelenkte und nicht unterdrückte Kinderkrankheiten sind außerdem mächtige Impulse für die psychische und physische Entwicklung der Kinder Das Durchmachen jeder Krankheit führt zu einem Bewußseinswandel. Das gilt für alle Lebensstufen, wird aber besonders augenfällig bei den fieberhaften Kinderkrankheiten, weil diese in ein sehr wandlungsfähiges Alter fallen. Bei ungestörtem, natürlichem Verlauf prägt sich dies mehr oder weniger deutlich in der Persönlichkeitsentwicklung aus. Die von den Eltern oft gefürchtete längere Unterbrechung des Schulunterrichtes hat meistens gar keine negativen Folgen, weil die wiedergenesenden Kinder geistig reifer geworden sind und das Versäumte spielend nachholen. Oft tritt während einer mehrwöchigen, durch Kinderkrankheiten bedingten Zeitspanne ein beschleunigtes Längenwachstum ein. Immer wieder aber ist das Wichtigste der bei geduldigem Ablauf dieser Krankheiten zu verzeichnende Gewinn an psychischer und physischer Abwehrkraft, der sich in den folgenden Jahren und Jahrzehnten bewährt. Menschen, die Kinderkrankheiten ungestört durchgemacht haben, sind in späteren Lebensjahren weniger krebsgefährdet als solche, die nie davon befallen oder durch Impfung davor bewahrt wurden bzw. deren Abläufe durch Antibiotika, Antipyretika usw. behindert wurden. Von der Bedeutung der Kinderkrankheiten ausgehend bringt uns auch die Betrachtung der Alternativen: Entzündung, Fieber = Heilung/Verhärtung, Kälte = Geschwulstbildung dem Verständnis des Krebsgeschehens näher. Jede Entzündung ist mit einem verstärkten Bewußtseinsvorgang in der davon betroffenen Körperregion verbunden. Entzündungen haben die Aufgabe, unbrauchbare und überflüssig gewordene, als Fremdkörper empfundene Substanz abzugrenzen und zur Ausscheidung zu bringen. Juckreiz oder Schmerz, Rötung und Schwellung sind die charakteristischen Begleiterscheinungen. Die Abwehrkräfte des ganzen Menschen sind daran beteiligt. Es sind Vorgänge, die uns an die Verdauung der Nahrung erinnern, bei der auch eine Unterscheidung und Trennung des Verwertbaren von dem des Körperfremden, Ausscheidungsbedürftigen stattfindet. Zur Entzündung wie zur Verdauung wird Wärme benötigt und produziert. Höhepunkte der Entzündung sind das Fieber, die Abszessbildung und Eiterung. Ganz andere Vorgänge sind mit dem Geschwulstgeschehen verbunden. Da geraten Zellen in Unordnung, werden aber nicht als Fremdkörper erkannt und abgestoßen. Sie gehorchen nicht den

ordnenden und differenzierenden Kräft des Ätherwesens. Sie verweigern Gestalt und Funktion, entziehen sich jeder Kontrolle, werden nicht isoliert und abgestoßen, wie wir es bei der Entzündung beobachten. Bezeichnenderweise wendet man nur bei derart mutierten Zellen den der moralischen Bewertung menschlichen Verhaltens entliehenen Begriff der "Bösartigkeit" an. Das Thema „Anthroposophie“ beschließt - mit freundlicher Genehmigung des Autors TITZE [24] ein Zitat aus kompetenter Quelle: "Die Bildung bösartiger Geschwülste hat zur Voraussetzung, daß die Individualisierung des Lebensorganismus durch die menschliche Ich-Organisation und die ordnenden Kräfte des ÄtherLeibes unterbleibt, und diese das leibliche Geschehen nicht mehr vollständig durchdringen. Ein entzündliches Geschehen ist Ausdruck einer zu starken Ich-Individualisierung einzelner Partien des menschlichen Lebens-Organismus. Lebendig-Physisches wird durch ein zu tiefes Eingreifen der Ich-Organisation, wie aus der Abszeßbildung ersichtlich, abgetötet, aufgelöst und ausgeschieden. Bei der Krebsentstehung zieht sich die Ich-Organisation zurück. In der Vorgeschichte der Kranken dokumentiert sich dies oft schon – z. B. durch Untertemperatur oder durch die Unfähigkeit zu fieberhaften Erkrankungen. Ist es doch die Wärme des Blutes, über die sich das menschliche Ich inkarniert und den Organismus ergreift. Die Erkenntnis der Polarität von Entzündung und Geschwulstbildung kann auch zu prophylaktischen und therapeutischen Überlegungen führen. Ist für die Vorbeugung von entzündlichen Erkrankungen der Blick in erster Linie auf die (wesensverwandten) Verdauungs- und Ausscheidungsvorgänge zu richten, so muß hinsichtlich der Malignome die vom Menschen selbst erzeugte oder ihm zugeführte Wärme beachtet werden. Diese Wärme hat einen physischen Anteil, der durch genügende Eigenbewegung erzeugt bzw. unterstützt werden kann. Die seelisch-geistige Seite soll in diesem Zusammenhang hier nur mit Begriffen wie Interesse, Anteilnahme, Begeisterung angedeutet werden."

22.0 Die Mistel als Krebstherapeutikum Die Mistel wurde Anfang der zwanziger Jahre durch Rudolf Steiner, den Begründer der anthroposophischen Lehre, in die Krebstherapie eingeführt. Dies gelang nicht auf experimentellem Weg, wie sonst in der Naturwissenschaft üblich, sondern durch rein geisteswissenschaftliche Erkenntnis, wie sie schon 100 Jahre früher durch Goethe vorgezeichnet worden war. Die Mistel liefert uns eine der wirksamsten Waffen gegen die Geschwulstleiden und ihre Vorstufen. Die Behandlung mit den daraus hergestellten Präparaten entspricht in besonderer Weise der Forderung einer nichttoxischen Langzeittherapie bei gleichzeitiger Erfassung der biologischen Totalität der Erkrankung (siehe Literatur). Für den Anfänger ist eine systematische Einarbeitung in die Materie unerläßlich, wozu ihm die verschiedenen Firmen instruktive Richtlinien liefern. Zu achten ist auf die im einzelnen Fall erforderliche Wirtspflanze der Mistel, auf die vorsichtig und individuell zu steigernde Dosierung und evtl. auf die (nur bei Iscador der Firma WELEDA übliche) Metallkombination. Auf die Schriftenreihe des Vereins für Krebsforschung, Arlesheim, Schweiz, über die Behandlungsweise der einzelnen Tumorarten sei besonders hingewiesen. Die Mistelpräparate haben den Vorteil, daß sie nach entsprechender Anleitung vom Patienten selbst oder von dessen Angehörigen gespritzt werden können. Dies gewährleistet verantwortliche Einbeziehung des Kranken in seine Therapie, Pünktlichkeit der Injektionen und Unabhängigkeit vom Arzt. Die Mistel begleitet den Patienten, wenngleich in immer größer werdenden Pausen zwischen den Injektionsserien, über Jahre, u.U. lebenslänglich, ähnlich dem Insulin des Diabetikers. Die Injektionen erfolgen während bedrohlicher Geschwulststadien täglich, je nach dem Verlauf der Erkrankung dann mit 1–2 Tagen Pause. Sie können glutäal s.c. gegeben werden. Die von manchen Vertretern der anthroposophischen Medizin empfohlene peritumorale Einspritzung ist nicht zwingend erforderlich. Die Richtlinien und zahlreichen Erfahrungsberichte enthalten eine Fülle zusätzlicher therapeutischer Winke, die auch für den Schulmediziner und Kliniker äußerst wertvoll sein könnten. Es sei hier nur an die austrocknende Wirkung intrathekal gegebener Mistelpräparate nach Punktion metastatischer Pleuraergüsse erinnert. Zum Verständnis der Misteltherapie des Krebsgefährdeten und Krebskranken müssen wir uns zunächst die Frage stellen, welche Wege zur Arzneimittelfindung denn überhaupt gegangen werden können. Da haben wir nicht selten die oft uralte Tradition aus der Erfahrung von Generationen Gesunder und Kranker oder aus Beobachtungen im Tierreich. Aus dem Wust mittelalterlicher Polypragmasie suchte HAHNEMANN einen Ausweg. Im Selbstversuch fand er den Schlüssel zu einer exakteren Beziehung zwischen dem Kranken und seinem Heilmittel. Er forderte die größtmögliche Ähnlichkeit der vorliegenden Symptomatik mit dem am Gesunden gewonnenen Arzneimittelbild. Das in unserem Jahrhundert die Medizin beherrschende Pharmawesen hat zur Persönlichkeit des Kranken überhaupt keine Beziehungen mehr. Zur Schaffung neuer Präparate bedient man sich der teils synthetischen, teils analytischen Labormethoden, teils auch moderner computergesteuerter molekularchemischer Berechnungen. Die so gewonnenen Produkte werden sodann den verschiedensten biologischen Testen, vorwiegend an Versuchstieren, unterworfen. Wenn sich bei diesem neuerdings sehr streng überwachten und sehr kostenaufwendigen Entwicklungsgang keine schädlichen Wirkungen auf den lebenden Organismus haben erkennen lassen, werden die Präparate zunächst zur klinischen Prüfung freigegeben. Erst wenn auch diese zufriedenstellend verlaufen ist, kommt das Arzneimittel auf den Markt. Mitteilungen der medizinischen Presse aus jüngster Zeit war zu entnehmen, daß das gesamte Entwicklungs- und Zulassungsverfahren eines einzigen neuen Präparates bis zu 130 Mio. DM kosten kann.

All diese Methoden kamen bei der Erkennung der Mistelpflanze als Krebstherapeutikum nicht zur Anwendung. Die Mistel war zwar schon in frühgeschichtlicher Zeit Gegenstand kultischer Handlungen. Sie wurde von den germanischen Priestern mit silberner Sichel von den Bäumen geschnitten und durfte die Erde nicht berühren. Bekanntlich ließ Hödur, der Gott der Finsternis, Baldur, den Gott des Lichtes, durch einen Pfeil aus Mistelholz töten. Das ganze Mittelalter hindurch schwebte um die Mistel - so ähnlich wie um die Alraune - ein Hauch des Geheimnisvollen. Sie wurde gegen alle möglichen Krankheiten empfohlen, nur nicht gegen Krebs. Warum das so war, werden wir gleich erfahren. Auch HAHNEMANN konnte der Mistel ihr Geheimnis nicht entreißen, denn sie erzeugt am Gesunden weder einen Tumor noch irgendwelche Symptome, die wir bei Krebsgefährdeten und Krebskranken zu beobachten pflegen. Es war RUDOLF STEINER, der Begründer der Anthroposophie, der in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg - ich möchte sagen, in einer Sternstunde der Menschheit - durch einen fast meditativen Erkennungsprozeß das Wesen der Mistel erarbeitete und 1920 erstmals vor Ärzten darüber sprach. Wir nennen diese "innere Schau" den geisteswissenschaftlichen Weg, der schon von GOETHE bei vielen seiner Erkenntnisse auf biologischem Gebiet benützt und vorgezeichnet wurde. Diese Denkweise steht im Gegensatz zum Vorgehen der Naturwissenschaft, die den Phänomenen hauptsächlich experimentell und messend auf den Grund zu kommen versucht. Sie kennen alle die Forderung GALILEIS, zu messen, was messbar ist, messbar zu machen, was nicht messbar ist. Das Wesen und die Ganzheit des Lebendigen wird dabei meist völlig außer acht gelassen. KÖTSCHAU, einer der Väter der modernen biologischen Medizin, schreibt dazu: "Die Gefahr des analytischen Denkens liegt darin, daß man wohl über Wirkungen redet, diese aber erst anzuerkennen bereit ist, wenn sie meßbar geworden sind. Wie aber will der Analytiker lebendige Ordnung und Ganzheit messen? Er kann nur technische, chemische, physikalische Ordnung messen, nicht aber lebendige. Die Intaktheit der Ordnung und Ganzheit einer Lebensgemeinschaft oder eines Organismus ist nicht messbar“. Mit naturwissenschaftlichen Methoden wäre die geschwulstrelevante Wirkung der Mistel wahrscheinlich nie gefunden worden. Um dem Verständnis hierfür näherzukommen, bleibt uns keine andere Möglichkeit als in etwa die Gedankengänge STEINERS nachzuvollziehen, die freilich im Laufe der Zeit mittels nachprüfbarer Labormethoden, vor allem aber an Hand tausender von Anwendungen am Kranken bestätigt und erweitert wurden. Wenn wir uns mit der Mistel auch nur im rein botanischen Sinn etwas näher beschäftigen, so fallen uns sofort viele Eigenschaften auf, durch die sich dieses Gewächs von der Norm anderer Pflanzen unterscheidet. Die Mistel lebt ausschließlich in den Kronen der Bäume, ein Wesen der Luft, der Sonne, der Wärme, der kosmischen Kräfte sozusagen, die ja alles Irdische am Leben erhalten und formen. Zur kalten Erde hat die Mistel nicht die geringsten Beziehungen. Sie lebt ganz dem Licht und der Wärme, zu deren Aufnahme und Speicherung sie von der Natur mit einer verschwenderischen Fülle von Chlorophyll ausgestattet wurde. Grün sind nicht nur die äußerst langlebigen Blätter, deren Ober- und Unterseite sich in nichts unterscheiden, grün sind die Stengel und der Stamm, grün sind sogar die Senker, die eine wurzelähnliche Verbindung zwischen der Mistel und ihrem Wirtsbaum herstellen und dem Licht doch nie ausgesetzt sind, grün sind auch die Kerne in den klebrigen weißen Früchten, die von bestimmten Vogelarten gegessen und an den Schnäbeln klebend oder mit dem Kot auf andere Bäume verschleppt werden. Der wärmespeichernden Fähigkeit der Mistel entspricht auch ihre geometrisch genaue Kugelform, die uns im Pflanzenreich in dieser Exaktheit nur selten begegnet. Bekanntlich ist die Kugel der

Körper, der die kleinste Oberfläche mit dem größten Inhalt verbindet. In der Kugelform äußern sich die Kräfte der Gestaltung, der Ordnung und der Rhythmik. - Und noch in einer allen anderen Pflanzen eigentümlichen Eigenschaft hat sich die Mistel emanzipiert, es ist der Geo- und Heliotropismus. Die Mistel kann nach allen Seiten gleichmäßig wachsen, auch nach unten. Nur dadurch ist sie zur Bildung der Kugelform fähig. Wir wollen uns aber all diese besonderen Eigenschaften und Fähigkeiten der Mistel merken, weil sie uns bei der Arzneifindung leiten. Die Mistel ist, wenn wir ihr Wesen genauer kennen, auch keineswegs ein Parasit oder Schmarotzer. Zwischen ihr und ihrem Wirtsbaum besteht ein viel engeres Lebensverhältnis, dem man allenfalls mit dem Begriff der Symbiose gerecht wird. Man hat nämlich nachgewiesen, daß biologische Eigenschaften der Mistel auf den Wirtsbaum übergehen, ja, daß auf diese Weise sogar lebenserhaltende Kräfte dem Wirtsbaum gespendet werden. Die Senker produzieren enzymähnliche Stoffe, die in der Berührungszone zwischen Mistel und Wirt eine zelluläre Identität herstellen. Die Mistel verfügt über einen gegenüber dem Wirtsbaum viel lebhafteren Wasserhaushalt. Auch dieser teilt sich dem Wirtsbaum, mindestens im Bereich des von der Mistel besetzten Astes, mit. Das gleiche gilt von Eigentümlichkeiten des Pflanzenproteins, des Mineralsalz- und Elektrolytgehaltes, die man ebenfalls in der näheren und weiteren Umgebung der Mistel nachgewiesen hat. Der französische Bakteriologe BÖSPFLUG stellte eine mikrobielle Symbiose der Mistel mit den Virusformen eines Pilzes fest. Es ist erstaunlich, daß es sich hier um den von ENDERLEIN mit dem Krebsgeschehen in Verbindung gebrachten Schimmelpilz Mucor racemosus handelt, aus dem ebenfalls ein krebswirksames Präparat hergestellt wird. Aber es kommt noch interessanter. Wenn man eine Mistel aus ihrem bevorzugten Sitz in einer Astgabel entfernt, so entwickelt sich an dieser Stelle häufig eine Geschwulst, ein Baumkrebs. Und wenn man einen Baum aller seiner Misteln beraubt, so geht dieser in der Regel nach einiger Zeit ein. Es wurde auch schon das grausame Experiment gemacht, einen Baum völlig zu entlauben. Nur sehr alte Bäume überstehen diese Mißhandlung und treiben im Laufe des Jahres oder im nächsten Frühjahr wieder. Ein im Wachstum befindlicher Baum geht daran zugrunde, es sei denn, und das ist das Geheimnisvolle - er trägt eine oder mehrere Misteln, die ihn mit kosmischen Kräften ernähren und am Leben erhalten, bis er die Kraft hat, wieder Blätter zu treiben. Misteltragende Bäume werden im Allgemeinen auch sehr alt, obwohl sie mitunter einen kränklichen, dürftigen Eindruck machen. Es kommt auch vor, daß der größte Teil einer Baumkrone abstirbt und nur noch die von Misteln besiedelten Äste grünen und blühen. Meist endet das Leben der Mistel erst mit dem Leben ihres Wirtsbaumes. Man hat auch noch nie beobachtet, daß eine Mistel erfriert. Durch ihre chlorophyllbedingte Wärmespeicherung ist sie selbst gegen tiefste Kältegrade in Breiten des hohen Nordens gefeit. Mit der sonderbaren Beziehung der Mistel zu ihrem Wirtsbaum hat sich auch die Rutenforschung beschäftigt. Man fand, daß die Symbiose immer dort gehäuft auftritt, wo die Bäume starken Erdstrahleneinwirkungen ausgesetzt sind, und daß sie dort fehlt, wo keine Wasserläufe oder Verwerfungsspalten nachweisbar sind. Deshalb ist es auch sehr schwierig, Misteln künstlich zu kultivieren. Sie müssen sich ihren Lebensraum offenbar selbst wählen und bevorzugen dabei - wie übrigens auch manche andere Heil- und Giftpflanzen - gerade das starke Erdstrahlenfeld, das den meisten anderen Pflanzen keine Lebensmöglichkeit gibt. Die Mistel ist demnach befähigt, den geopathischen Impuls in organisch-harmonisches Wachstum umzuwandeln und diese Fähigkeit sogar protektiv auf ihren Wirtsbaum zu übertragen. Gleichzeitig schützt sie ihn vor Blitzschlag. Angesichts dieser Fülle biologischer Eigenschaften der Mistel beginnen wir nun auf einer ganz anderen als der uns geläufigen geistigen Ebene allmählich zu begreifen, warum diese Pflanze für die Krebstherapie prädestiniert ist. STEINER hatte vor 70 Jahren nur wenige dieser Anhaltspunkte für seinen Erkenntnisprozess.

Die mittelalterlichen Ärzte nannten den Krebs eine „dunkle, kalte und trockene" Krankheit. Diese Charakteristik hat trotz der unübersehbaren Fülle weltweiter onkologischer Forschungsergebnisse heute noch nichts an Aktualität verloren. Der Tumor wächst - abgesehen von dem auch andere Eigentümlichkeiten aufweisenden Melanom und dem Hautkrebs - in der dunklen Tiefe des Körpers. Der Krebskranke, meist auch schon der Krebsgefährdete, leidet an einem gestörten Wärmehaushalt. Er fröstelt und friert viel, auch im warmen Zimmer und im Bett, er hat Untertemperatur und war im Laufe früherer Erkrankungen nie fähig, richtig zu fiebern. Dabei erinnern wir uns, daß die Karzinomzellen ihr Wachstumsoptimum zwischen 30 und 35ºC haben, wenn sie im Laboratorium gezüchtet werden. Höhere Wärmegrade beeinträchtigen den Stoffwechsel und das Wachstum der Krebszellen zunehmend und schädigen sie schließlich irreparabel. Dies gilt auch für die ansteigende Körpertemperatur, sei es in Form der Ganzkörperüberwärmung (Hyperthermie), sei es in Form künstlichen Fiebers (Hyperpyrese), das mittel intravenöser Injektionen, u. U. auch von Mistelpräparaten, erzeugt werden kann. Beide Arten der Überwärmung, kombiniert mit örtlicher Mikrowellendurchflutung des Tumorbereiches, wurden bekannt als "Krebs-Mehrschritt-Therapie“ (KMT), die der Dresdener Forscher Prof. MANFRED VON ARDENNE in 30-jähriger unermüdlicher Arbeit geschaffen und laufend verbessert hat. Auch bei kleineren, abgegrenzten Geschwulstprozessen der Haut kann Hitze mit vorzüglichem Erfolg eingesetzt werden. In weniger empfindsamen Zeiten nahmen die Ärzte früher dazu das Glüheisen, heute macht man das mit dem Hochfrequenz-Kauter in örtlicher Betäubung. Die Resultate sind sicher und kosmetisch zufriedenstellend. Daß der Krebs, wie oben erwähnt, außerdem eine "trockene" Krankheit ist, äußert sich in vielen Fällen durch Austrocknung des Organismus und oft unstillbaren Durst. Fortgeschrittene Stadien sind nicht selten durch Flüssigkeitsansammlungen im Brust- oder Bauchraum kompliziert. Auch dagegen können Mistelpräparate zur großen Erleichterung der Patienten eingesetzt werden. All diesen pathologischen Symptomen setzt die Mistel genau antagonistische Qualitäten ihres Wesens entgegen. Ihre Stärke liegt exakt in den Bereichen, die beim Krebskranken primär gestört sind. Das gilt ebenso für die der Tumorbildung zugrundeliegende morphologische Fehlinformation, der wir die wunderbare Ordnung der Lebensweise und Gestaltungskraft der Mistel gegenüberstellen können. Und eine ganz wesentliche, bei keinem Malignomträger fehlende Kokarzinogenese kommt den Erdstrahlen zu, deren depolarisierende Schadenswirkung wir durch die neueren Untersuchungen von HARTMANN, HUEBNER, König und Betz, Schneider, Schweitzer und anderen ernstzunehmenden Forschern auf dem Gebiet der Radiästhesie immer genauer zu erkennen beginnen. Auch hiergegen entwickelt die Mistel protektive und offenbar übertragbare Kräfte. Genauso, wie wir manche Lebensmittel erst nach ihrer Zubereitung und Aufschließung resorbieren und assimilieren können, und wie wir die homöopathische Arzneimittelwirkung erst durch den Potenzierungsvorgang zum therapeutischen Leben erwecken, so bedarf auch die Mistel einer teilweise noch von STEINER angegebenen Erschließung. Solange man diesen Verarbeitungsprozeß nicht kannte, mußte auch die krebstherapeutische Kraft dieser Heilpflanze verborgen bleiben. Es findet sich kein einziger diesbezüglicher Hinweis unter den vielfältigen Empfehlungen der Mistel in den zahlreichen Kräuterbüchern des Mittelalters und der Neuzeit. Sie als Tinktur, Tee oder Pulver einzunehmen, bleibt ohne jede Wirkung auf Geschwulsterkrankungen. Die Herstellerfirmen beziehen ihre Misteln hauptsächlich aus Frankreich, wo sie wegen ihres häufigeren Vorkommens als in Deutschland keine geschützten Pflanzen sind. Die Präparate werden

unterschieden nach dem Wirtsbaum der zur Verarbeitung kommenden Mistel und kommen als Sortiment in abgestuften Verdünnungsgraden in den Handel. Sie sind steril in Ampullen abgefüllt. Die Injektion erfolgt nahezu schmerzlos mit kurzen und dünnen sogenannten Insulinkanülen. Nur Hirntumore machen - mindestens bei Behandlungsbeginn - die Einnahme in Tropfenform erforderlich, um reaktive Tumoranschwellungen und dadurch verursachten Hirndruck zu vermeiden. Über die bereits angedeutete intravenöse Gabe zur Fiebererzeugung ist noch zu berichten. Die Hersteller geben an die Behandler Therapieanweisungen ab, von deren exakter Befolgung der erzielbare Heilerfolg weitgehend abhängt. Die Herstellungsverfahren unterscheiden sich in einigen, nicht durchweg in Erfahrung zu bringenden Einzelheiten, insbesondere was die Einhaltung der Sterilität betrifft, denn stärkere Erhitzung oder Zugabe chemischer Stabilisatoren wäre mit der hochempfindlichen biologischen Qualität der Mistelpräparate selbstverständlich unvereinbar. Die in der Bundesrepublik Deutschland erhältlichen Markennamen sind (alphabetisch) folgende: (Redaktionelle Anmerkung: Die Präparate-Angaben in diesem Dokument basieren auf der Erfahrung Dr. Windstossers und dem Stand von ca. 1985. Aus historischen Gründen habe ich sie in dieses Museum mit aufgenommen. Selbstverständlich kann für keine Gewähr für eine heutige Gültigkeit übernommen werden. Juli 2002. Dr. K. Braun-von Gladiß) Abnobaviscum: Hersteller Abnoba Heilmittel GmbH, Güterstr.53, 7530 Pforzheim. Helixor: Hersteller Helixor Heilmittel GmbH, Hofgut Fischermühle, 7463 Rosenfeld 1. Iscador: Hersteller Weleda AG Heilmittelbetriebe, 7070 Schwäbisch Gmünd. Iscucin: Hersteller Wala-Heilmittel GmbH, 7325 Eckwälden-Bad Boll. Vysorel: Hersteller Novipharm GmbH, Haidachstr.29/7/43, 7530 Pforzheim. Es gibt außerdem noch ein vom Institut Hiscia, CHI-4144 Arlesheim, hergestelltes Iscador, das hauptsächlich in der Schweiz verwendet wird. Bei allen diesen Präparaten bestehen Unterschiede hinsichtlich der Wirtsbäume, von denen die verwendeten Misteln stammen. Für weibliche Patienten kommen im Allgemeinen die Verarbeitungen der Apfelbaummistel, für männliche die Eichenmistel zur Anwendung. Bestimmte Geschwulstarten können auch Präparate anderweitiger Herkunft erforderlich machen, etwa die Mistel der Tanne, der Kiefer, der Pappel, der Birke, der Ulme usw. Zur Unterstützung der organspezifischen Wirkung wird das Präparat Iscador je nach Bedarf in Kombination mit homöopathisch zubereiteten Metallen eingesetzt, z. B. mit Silber für das Urogenitalsystem und die Brustdrüse, mit Quecksilber für den Darm und das Lymphsystem, mit Kupfer für die Organe Leber, Galle, Magen und Milz. Geschlecht des Kranken und Lokalisation seines Tumors sind für die Misteltherapie also von weit höherer Bedeutung als die vom feingeweblichen Befund hergeleitete schulmedizinische Diagnose. In gleicher Weise behandelt man auch die sogenannten Präkanzerosen, d. h. Krankheiten oder Organveränderungen, die dazu neigen, unbehandelt später bösartig zu werden und in einen echten Krebs überzugehen. Die Misteltherapie macht auch keinen prinzipiellen Unterschied zwischen Karzinom und Sarkom. Beides sind chaotische Entgleisungen des Zellwachstums, die der Wiederherstellung ordnender Kräfte in allen Wesenheiten des Menschen bedürfen. Die rein technische Entfernung oder Vernichtung einer solchen Geschwulst kann immer nur ein Teil und nicht einmal der wichtigste Teil der Therapie sein.

Wie jeder echte Heilungsvorgang erfordert die umstimmende und keinesfalls nur gegen den Tumor gerichtete Wirkung der Mistel Zeit und Geduld. Ungestüm kann bei dieser wie jeder anderen sich an das gestörte Stoffwechselgleichgewicht wendende Behandlungsmethode mehr schaden als nützen. Entscheidend für die optimale Wirkung dieser Präparate ist deshalb ihre zunächst einschleichende, dann erst vorsichtig gesteigerte, sich immer im untersten Bereich der örtlichen und allgemeinen Reaktion haltenden Dosierung. Leitwerte sind dabei nicht nur die klinischen Parameter. Blutbild. Senkungswert usw. sondern auch die rektal gemessenen Abendtemperaturen. Sie sollten, besonders wenn sie vorher gegenüber den Morgentemperaturen nur unwesentliche Anstiege gezeigt haben, allmählich in stärkere und regelmäßigere Bewegung kommen, was dann eben auch den rhythmisierenden, harmonisierenden Effekt der Misteltherapie signalisiert. Kommt der Patient allmählich in diese besser werdende Reaktionslage, wozu natürlich auch andere Heilfaktoren beitragen, unter denen ich hier die unbedingte und kompromisslose Herdsanierung, die Umstellung auf laktovegetabile, evtl. sogar streng vegetabile Ernährung und die nicht minder wichtige Herausnahme des Patienten aus dem bis dahin schädigenden geopathischen und elektromagnetischen Schlaf- und Standortbereich nenne. Erst in diesem Stadium also ist es angebracht, die bereits erwähnten intravenösen Gaben der Mistelpräparate stärkerer Konzentration in bestimmten Abständen zu verabreichen, um in rhythmischer Folge ein gesteuertes therapeutisches Fieber zu erzeugen. Dieses kann dann sogar mit einem, unter häuslichen Bedingungen durchaus praktikablen, überwachten Überwärmungsbad in der Badewanne kombiniert und dadurch in seiner Wirkung gesteigert werden. All dies sollte aber nicht auf eigene Faust, sondern unter der Leitung eines sachkundigen Arztes erfolgen. Unter den im Rahmen individueller Ganzheitstherapie erzielbaren Wirkungen der Mistel bei Geschwulsterkrankungen ist hervorzuheben: - Besserung des Allgemeinbefindens, der Erschöpfung und der in vielen Fällen bestehenden Depression. - Besserung des Schlafes. - Zunahme des Appetits und des Körpergewichtes. - Rückgang evtl. vorhandener Schmerzen und damit möglich werdende Einsparung von Schmerzund Beruhigungsmitteln. - Verlangsamung oder Stillstand des Tumorwachstums. - Normalisierung des Blutbildes, der übrigen Laborparameter und der klinischen Befunde. Im Zusammenwirken mit anderweitigen Behandlungsmethoden einsetzende Tumorrückbildung, Austrocknung von Rippenfellergüssen, Stabilisierung und Vertiefung der klinisch erreichten bzw. erreichbaren Erfolge. Reduzierung der Metastasierungs- und Rezidivierungsgefahr. Milderung des Krankheitsverlaufes bei unheilbar gewordenen Krankheitsfällen, Überleitung in ein menschlich tolerables Endstadium mit oft auf Tage oder Stunden reduzierter, medikamentenfreier „Euthanasie" des Sterbens. Die mit Mistelpräparaten erzielbare Wirkung ist demnach immer eine den ganzen Menschen erfassende, eine "personotrope" Wirkung. Zwar haben die Forschungen von Frederic VESTER u. a. auch tumortoxische Bestandteile der Mistel mit zytolytischem und zytostatischem Effekt ergeben, der wesentliche und umfassende Heilerfolg ist damit allein nicht zu erklären. Wer immer nur die lokale Wirkung ins Treffen führt, ist von der ganzheitlichen Auffassung des Krebsgeschehens meilenweit entfernt und immer noch der obsoleten Meinung, daß der Tumor die Krankheit sei und sich die ärztliche Aufgabe nur auf die Beseitigung des Tumors zu beschränken brauche. In Anbetracht des immunstimulierenden, sowohl ganzheitlichen als auch zellreparativen Vorganges

jeder echten Krebstherapie müssen wir von dieser Monomanie endlich abrücken. Sie hat uns ein Jahrhundert lang in die Irre geführt. Handelsüblich sind die Marken folgender Firmen (alphabetisch): Abnoba, Pforzheim (Viscum Abnoba); Helixor Heilmittel, Hofgut Fischermühle, 7428 Rosenfeld; Hiscia, Arlesheim, Schweiz (Iscador); Madaus, Köln-Merheim (Plenosol); Wala, Eckwäden (Iscusin); Weleda, Schwäb. Gmünd (Iscador). Informationsblätter einiger dieser Firmen liegen bei. (Redaktionelle Anmerkung: Die Angaben in diesem Dokument basieren auf der Erfahrung Dr. Windstossers und dem Stand von ca. 1985. Aus historischen Gründen habe ich sie in dieses Museum mit aufgenommen. Selbstverständlich kann keine Gewähr für eine heutige Gültigkeit übernommen werden. Juli 2002. Dr. K. Braun-von Gladiß)

ABNOBA HEILMITTEL GMBH Güterstraße 53, 7530 Pforzheim, Telefon 07231/ 36478 Konten: Postscheck Karlsruhe Nr. 154848-750, Sparkasse Pforzheim Nr. 872865, BLZ 666 500 85 ABNOBAviscum Injektionslösung zur subcutanen Injektion ABNOBAviscum-Injektionspräparate sind Arzneimittel der nach anthroposophischer Methode arbeitenden Pharmazie. Die Mistel, Viscum album L., wurde vor ca. 70 Jahren von Rudolf Steiner als Heilmittel für die Behandlung der Geschwulsterkrankungen empfohlen und durch lta Wegmann in die klinische Praxis eingeführt. ABNOBAviscum -Präparate sind eine Neuentwicklung, die durch die Arbeiten des Carl-GustavCarus-Institutes der Gesellschaft zur Förderung der Krebstherapie e. V. ermöglicht wurde. Die Arbeitsergebnisse dieses Institutes werden in zwangloser Folge laufend veröffentlicht. Die Fortschritte in der wissenschaftlichen Arbeit des C.-G.-Carus-Institutes ermöglichen es, die ABNOBAviscum -Präparate ständig zu verbessern. Handelsformen Packungen zu 8 Ampullen a 1 ml mit gleicher Stärke. Packungen zu 50 Ampullen a 1 ml mit gleicher Stärke. Packungen zu 8 Ampullen a 1 ml als Kombinationspackung mit Stärken nach Wahl. Wird die Kombinationspackung ohne nähere Angaben bestellt, liefern wir folgende Sortierungen: 3 x D 5; 2 x D 4; 2 x D 3; 1 x 1 %. Es kommen immer 8 Ampullen zum Standardpreis zur Berechnung, auch wenn z. B. nur 7 Ampullen bestellt werden.

Folgende Sorten sind zur Zeit lieferbar: Aceris Amygdali Betulae ABNOBAviscum Fraxini Mali Pini Quercus

= = = = = = =

Mistel vom Ahorn Mistel vom Mandelbaum Mistel von der Birke Mistel von der Esche Mistel vom Apfelbaum Mistel von der Kiefer Mistel von der Eiche

Die auf der Packung angegebene Konzentration D3, D4, D5, D10, D20 oder D30 ergibt sich durch Verdünnung einer Ausgangslösung mit physiologischer Salzlösung. Die Ausgangslösung (1 %) enthält in 1 ml die in wässriger Lösung extrahierbaren Bestandteile von 20 mg Frischdroge von Viscurn album L., differenziert nach der angegebenen Wirtsbaumart der Mistel: ABNOBAviscum ist apothekenpflichtig. Anwendungsgebiete Behandlung von Präkanzerosen. Behandlung von Geschwulsterkrankungen, auch prä- und postoperativ sowie als Zusatzbehandlung. Die Wahl der Viscum-Sorte Nach den bisher erarbeiteten Gesichtspunkten und Erfahrungen ist folgende Differenzierung in der Wahl der Viscum-Sorten vorzuschlagen: Tumorlokalisation

Empfohlene Viscum-Sorte

Tumoren der Epidermis und der Sinnesorgane Tumoren der Nerven und des Gehirns Tumoren im Bereich der Bronchien und der Lunge Tumoren im Bereich des Kehlkopfes und der Halsorgane Mamma-Tumoren Tumoren des Magen-Darm-Traktes Tumoren des Uro-Genitalsystems, männlich weiblich Tumoren des lymphatischen Systems Metastasenbildung bei jedem Tumor

ABNOBAviscum Betulae ABNOBAviscum Pini, Betulae ABNOBAviscum Aceris ABNOBAviscum Amygdali ABNOBAviscum Mali, evtl. Pini ABNOBAviscum Quercus ABNOBAviscum Quercus ABNOBAviscum Mali ABNOBAviscum Fraxini ABNOBAviscum Fraxini zusätzlich zum Mistelwirt des Primärtumors - dabei ist auf die Gesamtdosis zu achten !

Funktionelle Präkanzerosen bei Hinweisen auf den Stoffwechselbereich Toraxbereich Kopf-Sinnesbereich

ABNOBAviscum Mali, Quercus ABNOBAviscum Fraxini ABNOBAviscum Betulae

Oktober 1983 Sehr geehrte Frau Doktor! Sehr geehrter Herr Doktor! Die Entwicklung der ABNOBAviscum-Präparate beruht auf den Forschungsergebnissen des Carl-Gustav-Carus-Institutes in Öschelbronn. Die Arbeiten des Institutes schließen inhaltlich an die Hinweise an, die in den geisteswissenschaftlichen Ausführungen Rudolf Steiners zur Krebserkrankung und deren Heilung enthalten sind. In ihrer Arbeitsweise wollen die Mitarbeiter an die Forschungsart Goethes anknüpfen. Eine auf diese Weise schon vor vielen Jahren gewonnene Idee bezieht sich auf folgenden Hinweis Rudolf Steiners: "Dann wird es sich darum handeln, daß man spezialisiert für die verschiedenen Organe hin ... zum Teil nach dem Standort der Mistel, ob sie auf dem oder jenem Baume wächst." Der beiliegende Aufsatz "Die Bildung von Raum in der Baumwelt und im Menschen" von Thomas Gübel will ein Beitrag zu der Frage der Wirtsbaumzuordnung zu den verschiedenen krebserkrankten Organbereichen des Menschen sein. Durch die goetheanistische Arbeitsweise lassen sich die Bildekräfte miteinander vergleichen, die im Pflanzenreich die Baumgestalten und im Menschen die Organe bilden. Diese ideelle Kongruenz - so hoffen wir - kann Ihnen Anregung sein, um mit der täglichen Frage der Wirtsbaumwahl besser umgehen zu können. Sie erhebt nicht den Anspruch, den zitierten Ausspruch Rudolf Steiners vollständig zu erfassen. Aber sie will ein Anfang sein, die damit verbundene Aufgabe so zu lösen, daß sie einen Weg weist, wie man sich an das Erkennen der Bildekräfte heranarbeiten kann. Die Zuordnungen sind nicht endgültig; sie sind Hinweise, die durch Erfahrungen bei der praktischen Anwendung variiert werden können. Der Auswahl der ABNOBAviscum-Präparate liegt diese Idee zugrunde. Von den verschiedenen misteltragenden Laubhölzern werden in der Ordnung von den umweltoffenen, d. h. für kosmische Kräfte offenen, zu den eigenraumbildenden, d.h. für irdische Kräfte offenen Bäumen folgende Misteln zu ABNOBAviscum verarbeitet (vgl. im Aufsatz Seite 39 und 51) Mistel von der Birke: Mistel vom Mandelbaum: Mistel vom Ahorn: Mistel von der Esche: Mistel vom Apfelbaum : (Stellvertretend für die Quitte) Mistel von der Eiche:

ABNOBAviscum Betulae ABNOBAviscum Amygdali ABNOBAviscum Aceris ABNOBAviscum Fraxini ABNOBAviscum Mali

Darüber hinaus gibt es

ABNOBAviscum Pini.

ABNOBAviscum Quercus

Die Kiefer ist unter der dargestellten Idee betrachtet ein eigenraumbildender Nadelbaum. Als Nadelbaum ist sie aber umweltoffener als die Laubbäume. Die Anwendungsempfehlungen für ABNOBAviscum enthalten eine entsprechende Zuordnung zu den einzelnen Organen. Mit freundlicher Empfehlung ABNOBA-HEILMITTEL GMBH (Th. Chr. Götte) (Dr. Armin Scheffler)

HELIXOR Ein Krebstherapeutikum mit - Selektiver Zytostase transformierter Zellen in vitro - Kanzerostase in vivo Indikationen: - Maligne solide Tumoren - Prophylaxe nach Operation - Maligne Hämoblastosen - Maligne Lymphome - Knochenmarkinsuffizienz, auch unter zytotoxischer Chemotherapie - Definierte Präkanzerosen Bewirkt: - Verlängerung des Lebens - Palleation bei tumorbedingtem schlechtem Allgemeinzustand - Reduktion von subjektiven und objektiven toxischen Nebenwirkungen der Zytostase. Nebenwirkungen: Lokalreaktionen an der Einstichstelle der subcutanen Injektionen, die nur am Anfang der Behandlung auftreten und später vollständig verschwinden, erfordern die Beachtung der Richtlinien für die Therapie mit HELIXOR. Kontraindikationen: Keine Zusammensetzung: Wässriger Auszug aus der frischen Pflanze Viscum album, Subspecies abietis, mali, pini. Nach speziellen rhythmischen pharmazeutischen Verfahren ohne jede denaturierende Einflüsse hergestellt und stabilisiert. Handelsformen und Preise: Serienpackungen a 7 Ampullen Originalpackungen a 8 Amp. (OP)

Klinikpackungen a 50 Amp. (KL)

1 mg DM 41,72 5 mg DM 41,72 10 mg DM 41,72 20 mg DM 41,72 30 mg DM 49,56 50 mg DM 57,39 100 mg DM 100,65

1 mg DM 222,30 5 mg DM 222,30 10 mg DM 222,30 20 mg DM 222,30 30 mg DM 266,76 50 mg DM 311,22 100 mg DM 592,80

HELIXOR Heilmittel GmbH Hofgut Fischermühle D-7463 Rosenfeld - Tel. (0 74 28) 10 26/27 KURZINFORMATION ZUR WIRKSAMKEIT DES MISTELPRÄPARATES HELIXOR BEI MALIGNEN ERKRANKUNGEN Die Therapie mit HELIXOR gründet auf der Fähigkeit des Organismus zur Selbstregulation und Regeneration, d.h. zur Heilung (6). Diese Selbstheilungsvorgänge müssen angeregt werden. Die konventionelle Onkologie hingegen arbeitet mit Operation, Bestrahlung und zytotoxischen Medikamenten. Dem Organismus wird dadurch eine passive Rolle zugewiesen, wenn man von der noch experimentellen Immuntherapie (z. B. BCG-Impfung) absieht. Die konventionelle Therapie wird nicht grundsätzlich in Frage gestellt, ermöglicht sie doch oft eine zunächst entscheidende Verminderung der Tumorlast.

Zusamensetzung HELIXOR ist ein Frischpflanzenextrakt aus Viscum album L. der Subspecies Abietis, Pini und Mali. Es wird unter schonendem Aufschließen der Pflanzenbestandteile bis auf die zelluläre Ebene ohne bakteriellen oder enzymatischen Abbau hergestellt. Die Sterilisierung geschieht durch Filtrierung, nicht durch Erhitzen. Wirkungsweise HELIXOR wirkt auf den Tumor sowohl indirekt über eine Aktivierung der Selbstheilungsfähigkeit des Organismus, als auch in höherer Dosis oder bei tumornaher Applikation direkt über seine selektive Zytostase (9, 10, 11). HELIXOR enthält damit 2 Wirkprinzipien, die sich bisher in der Onkologie immer ausgeschlossen haben: 1. Direkt krebshemmende bzw. das Wachstum entarteter Zellen hemmende Wirkungen (Alkaloide, Lektine, Viscotoxine, Polysaccharide) (5). Gesunde Gewebe werden nicht geschädigt (5, 7, 12, 13, 14). 2. Aktivierung von Abwehrkräften des Organismus, insbesondere des tumorwirksamen T-Zell-Systems (1, 4, 19). Klinik Allgemein bewirkt HELIXOR entsprechend der oben genannten Wirkprinzipien eine Verbesserung des Allgemeinzustandes, einschließlich tumorbedingter Schmerzen und damit der Lebensqualität (2, 3). Die erhöhte Abwehrkraft zeigt sich auch in einer geringeren Infektanfälligkeit. Die spezielle Tumorwirksamkeit wurde in mehreren klinischen Studien, sowohl retrospektiv als auch prospektiv nachgewiesen. Aus grundsätzlichen ethischen Überlegungen sind diese Studien nicht im strengen Sinne randomisiert, kontrolliert und doppelblind ausgeführt worden. HELIXOR ist daher zuerst im wesentlichen bei Endstadien zur Anwendung gekommen und zeigt auch hier eine signifikante Lebensverlängerung. So wird z. B. die Überlebenszeit bei Lebermetastasierung

verschiedener Primärtumoren deutlich erhöht (3). Auch in der adjuvanten Therapie, nach radikaler Operation bei Brustkrebs, ist mit HELIXOR eine Lebensverlängerung möglich, die Behandlung ist der Polychemotherapie nach Israeli, mit oder ohne Bestrahlung, überlegen (8). Bei lokaler Anwendung in unmittelbarer Nähe des Tumors oder in bösartige Ergüsse der Pleurahöhle (15) erzielt man häufig eine Verkleinerung und in manchen Fällen ein Verschwinden des Tumors bzw. Trockenlegung des malignen Ergusses. Auch die malignen Hämoblastosen stellen eine Indikation für HELIXOR dar. So konnte z. B. bei der chronischen myeloischen Leukämie eine deutliche Lebensverlängerung erzielt werden (Gutsch 1982). Eine weitere Indikation stellt die iatrogene bzw. spontane Panmyelopathie dar. Unter Therapie mit HELIXOR wird die Blutzellenregeneration stimuliert. Nebenwirkungen HELIXOR ist atoxisch. Knochenmarkschädigung, Veränderung an Haut und Schleimhaut, den Haaren oder Übelkeit und Erbrechen treten im Gegensatz zu den üblichen Zellgiften nicht auf. Sehr selten besteht eine Allergie gegen HELIXOR, z. B. ein Hautausschlag. Durch niedrigste Dosen kann in der Regel erfolgreich desensibilisiert werden. Erwünscht im Sinne der Immunkompetenz wenn auch gelegentlich für den Patienten lästig - sind Rötungen am Injektionsort und eine Erhöhung der Körpertemperatur. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die Therapie der Malignome mit HELIXOR immer erwogen werden sollte, sei es zur Verbesserung der Überlebenschance, sei es zur Verringerung von Nebenwirkungen der aggressiven Zellgiftbehandlung, zur Verbesserung der Lebensqualität oder zur Stärkung und Stabilisierung der Abwehrkräfte des Organismus. Forschungsbereich Therapie des Vereins für Leukämie- und Krebs-Therapie, D-7463 Rosenfeld 1, Hofgut Fischermühle, Telefon (07428) 1028. LITERATURVERZEICHNIS 1. BLOKSMA N., SCHIERMANN P., ET AL: Stimulation of tumoral and cellular immunity by viscum prepartions. Planta medica 46, 1982, 221–227 2. BOIE J., GUTSCH J.: HELIXOR bei Kolon- und Rektumkarzinom. In: Kolo-rektale Tumoren, Eds. H. Denck, K. Karrer. Schriftenreihe Krebsgeschehen 23, 1980, 65–76 3. BOIE J., GUTSCH J., BURKHARDT R.: Die Behandlung von Lebermetastasen verschiedener Primärtumoren mit HELIXOR. Therapiewoche 31, 1981, 1865–1869 4. GUTSCH J.: Zum Stand der Therapie der chronisch-myeloischen Leukämie Erwachsener mit dem Mistelpräparat HELIXOR. Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 9, 1982, 523–541 5. GUTSCH J.: Pharmacological and experimental aspects of therapy with HELIXOR (in Vorbereitung). Referat, gehalten auf dem Symposium Naturmedel för Injektion, Göteborg/Schweden, am 19. März 1983

6. HILDEBRANDT G.: Über die Wirkprinzipien der künstlichen und der natürlichen Therapie und die Notwendigkeit chronologischer Begutachtung. Biol. Med., Eds.: G. Büttner, K. Heinkel, E. Fischer, Hdbg. 1977, 170–179 7. HOLSEN H., MECHELKE F.: The influence of a mistletoe preparation on suspension cell cultures of human myeloma cells. Drug Research 32, 1982, 1126–1127 8. KIENLE G.: Die Misteltherapie des Mammakarzinoms, Zeitschrift für Allgemeinmedizin, 57. Jahrg., 5, 1981, 328–337 9. KOCH Fr. E.: Experimentelle Untersuchungen über lokale Beeinflussung von Impfgeschwulsten Z. Krebsforschung 45, 1938, 325–335 10. KRAFT: Praktische Erfahrung über die Behandlung der Krebskrankheit mit Mistelextrakten. Münch. Med. Wschr. 87, 1940,1395–1399 11. KWIET B.: Das Mistelproblem unter Berücksichtigung des"Plenosol. Dr. Madaus". Arzt und Pat. 61, 1949,155–156 12. STOLL M.: Versuche zur Auftrennung des tumorhemmenden Proteinkomplexes (16) aus Viscum album L. und zur Aufklärung des Wirkungsmechanismus. Inang. Diss. Uni der Naturwissenschaften Konstanz, 1970 13. ULRICH W., MECHELKE F.: Reaktion der in vitro-Kulturen von menschlichen Fibroblasten, Hela-Zellen und von murinen L-Zellen bei Applikation eines Präparates aus Viscum album L., Arzneimittelforschung 30, 1980, 1722–1725 14. VESTER F.: Über die kanzerostatischen und immunogenen Eigenschaften von Mistelproteinen. Krebsgeschehen 5, 1977, 106–114 15. in Vorbereitung.

ISCADOR - Ein Injektionspräparat aus Viscum album ohne Nebenwirkungen - wirkt kanzerostatisch bei inoperablen Tumoren - erhöht die Überlebensquoten bei postoperativer Anwendung durch spezifische Immunstimulierung - hebt das Allgemeinbefinden Behandlungsrichtlinien und Literatur durch Verein für Krebsforschung CH- 4144 Arlesheim/Schweiz Fertigung und Vertrieb: Weleda AG Heilmittelbetriebe D-7070 Schwäbisch Gmünd Wirksame Bestandteile: Spezielle Auszüge aus Viscum-Arten verschiedener Wirtsbäume in mehreren Stärken und %-igen Konzentrationen. Kontraindikationen: keine. - Vorsicht bei intercurrenten, akut fieberhaften Erkrankungen wie Grippe, Furunkulose, Erysipel.

Pneumonie etc.; sie verlangen zeitweiliges Aussetzen der Iscador-Therapie. Verabreichungsart: Ampullen a 1 ml in Serien zu 2 X 7 = 14 Amp. - Preis von 7 Amp. mittl. Stärke DM 30,80. VEREIN FÜR KREBSFORSCHUNG ARLESHEIM KRERSFORSCHUNG NACH GEISTESWISSENSCHAFENTLICHEN ERKENTNISSEN VON RUDOLF STEINER Die Ärztezeitschrift „Mitteilungen aus der Behandlung maligner Tumoren mit VISCUM ALBUM“ wird vom Verein für Krebsforschung, Arlesheim/Schweiz und Stuttgart/BRD herausgegeben. Es erscheinen z.Zt. 3 Hefte pro Jahr. Die Zeitschrift kann nur von Ärzten oder Medizinstudenten im Abonnement oder einzeln, unter Angabe des Berufsstandes, bestellt werden. Unkostenbeitrag wird erbeten. Bestell- und Abonnementskarten liegen bei. Heft 1/1969, 1. Jg.: Iscador-Behandlung der Genital-Karziriome I (Collum-Ca) Heft 2/1969, 1. Jg.: Iscador-Behandlung der Genital-Karzinome II (Korpus-, Ovarial-, Vaginal-, Vulva-Ca) Heft 3/1969, 1. Jg.: Methoden zur Früherfassung der Malignome Heft 1/1970, 2.Jg.: vergriffen* Heft 2/1970, 2.Jg.: vergriffen* Heft 3/1970, 2.Jg.: Sonderheft zur Ernährung der Malignomkranken Heft 1/1971, 3.Jg.: vergriffen* Heft 2/1971, 3.Jg.: Behandlung der Sarkome Heft 3/1971, 3.Jg.: Künstlerische Therapie bei Malignomkranken Heft 1/1972, 4.Jg.: vergriffen* Heft 2/1972, 4.Jg.: Behandlung der Blasen-Karzinome Heft 3/1972, 4.Jg.: Behandlung der Haut-Malignome Heft 1/1973, 5.Jg.: Behandlung des Bronchus- Karzinoms Heft 2/1973, 5.Jg.: Leber und Karzinom Heft 3/1973, 5. Jg.: Die Metallkombination des Iscadors Heft 1/1974, 6. Jg.: Behandlung der Gehirntumuren Heft 2/1974, 6. Jg.: Die Mistel

Heft 3/1974, 6. Jg.: Varia Heft 1/1975, 7. Jg.: Krebs und Psyche – Viscaceae und Loranthaceae Heft 2/1975, 7. Jg.: Zur Entstehung und Behandlung der Genital-Karzinome Heft 3/1975, 7. Jg.: Mistelstudie – Krankengeschichten Heft 1/1976, 8. Jg.: Nierenmalignome Heft 2/1976, 8. Jg.: Aus der Arbeit der Hiscia – Apis in der Krebstherapie Heft 3/1976, 8. Jg.: Chemotherapie, Kaelin-Blutsteigbild *Die vergriffenen Hefte wurden durch Neuauflagen ersetzt. Heft 1/1977, 9. Jg.: Hodenmalignome Heft 2 und 3/1977, 9. Jg.: Zur Iscador-Behandlung des Mammakarzinoms Heft 1/1978, 10. Jg.: zur Iscador-Behandlung des Prostatakarzinoms Heft 2/1978, 10. Jg.: zur Iscador-Behandlung der Problemtumoren Heft 3/1978, 10. Jg.: Immunologie Heft 1/1979, 11. Jg.: Galle und Leber Heft 2/1979, 11. Jg.: Pankreaskarzinom - Mistelzüchtung Heft 3/1979, 11. Jg.: Menschenbild und Tumorentstehung – Neue Resultate beim Bronchuskarzinom Heft 1/1980, 12. Jg.: Krebs und Licht Heft 2/1980, 12. Jg.: Iscadorbehandlung der Lymphogranulomatose Heft 3/1980, 12. Jg.: Behandlung der Malignome des Verdauungstraktes Heft 1/1981, 13. Jg.: Krebs und Wärme - Die Nadelholz-Misteln Heft 2/1980, 13. Jg.: Behandlung des Lymphödems - Die Wirtsbäume der Laubholzmistel (erscheint ca. Mai/Juni 1981) Heft 3/1980, 13. Jg.: Mistelforschung - Neue Ergebnisse (erscheint ca. September 1981)

WALA ISCUCIN-PRÄPARATE Für die prä- und postoperative MALIGNOM-BEHANDLUNG Hergestellt aus Viscum Album von Wirtsbäumen, Eiche, Apfel, Linde, Weißdorn, Kiefer, Tanne, Pappel und Weide. Lieferbar in den Stärken A, B, C, D, E, F, G und H 10 Ampullen a 1 ml DM 44,00 - 50 Ampullen a 1 ml DM 138,75 Fordern Sie bitte die Schrift RICHTLINIEN FÜR DIE MALIGNOM-THERAPIE von Dr. med. H. H. Vogel kostenlos bei uns an. WALA-HEILMITTEL GMBH - 7325 Eckwälden/Bad Boll Auszug aus den "RICHTLINIEN ZUR MALIGNOMTHERAPIE MIT ISCUCIN-VISCUMPRÄPARATEN Die Differenzierung der Malignom-Therapie mit Viscum nach den Mistel-Wirtsbäumen ISCUCIN-Viscum-Präparate werden sowohl zur Behandlung der Präkanzerose als auch für die präund postoperative Tumor-Behandlung eingesetzt, - ebenso bei manifesten Tumoren bis zur Operationsentscheidung wie bei inoperablen Tumoren. In Abhängigkeit von den unterschiedlichen Mistel-Wirtsbäumen ergibt sich dabei folgende Differenzierungsmöglichkeit: Abies alba (Viscum Abietis - Mistel von der Tanne) Anwendung: (eventuell alternativ zu Quercus) vorwiegend bei männ1ichen Patienten insbesondere bei Speiseröhren-, Magen-, Dickdarm-, Mastdarm-Ca.

Crataegus-Arten (Viscum Crataegi Mistel vom Weißdorn) Anwendung zur allgemeinen, nicht organ-spezifischen Tumorbehandlung, insbesondere bei Wärmestarre sowie auch im Zusammenhang mit Koronarsklerose und Altersherz; zur Prophylaxe und Nachbehandlung des Herzinfarkts. Pinus silvestris (Viscum Pini - Mistel von der Kiefer) Anwendung vorwiegend bei männlichen Patienten - speziell bei Hauttumoren. Bei Frauen nach der Menopause auch bei Mamma-Ca. Bei inoperablen Hirntumoren (s. Seite 23). Pirus Malus (Viscum Mali - Mistel vom Apfelbaum) Anwendung vorwiegend bei weib1ichen Patienten - bei allen Lokalisationen eines Karzinoms, Sarkoms, bei Lyrnphogranulomatose, Leukose. Speziell bei Mamma- und Uterus- Ca.; eventuell auch bei Prostata-Ca. Populus-Arten (Viscum Popu1i - Mistel von der Pappel) Anwendung: Neben dem Einsatz in der allgemeinen Tumor-Behandlung insbesondere bei Prostata-Ca.

Quercus-Arten (Viscum Quercus - Mistel von der Eiche) Anwendung vorwiegend bei männ1ichen Patienten - bei allen Lokalisationen eines Karzinoms, Sarkoms, bei Lyrnphogranulomatose und Leukose. Salix-Arten (Viscum Sa1icis - Mistel von der Weide) Anwendung bei Präkanzerosen (allgemein) sowie bei Nierentumoren, bei primär chronischer Polyarthritis und Arthrosis deformans. Tilia-Arten (Viscum Ti1iae - Mistel von der Linde) Anwendung bei Nieren- und Lungentumoren. Malignom-Behandlung mit Iscucin-Viscum-Präparaten In den vergangenen 15 Jahren hat die Malignom-Behandlung mit Viscum-album-Präparaten dank der jahrzehntelangen Arbeit des Vereins für Krebsforschung e. V., Arlesheim (Schweiz) mit dem Präparat "Iscador" zunehmend Eingang in Praxis und Klinik gefunden. Vor allem haben die Arbeiten von Professor G. Salzer (Ludwig-Boltzmann-Institut für Onkologie, Wien, und Chirurgische Klinik Wien-Lainz) über die postoperative Therapie des Mamma- undLungenkarzinoms mit dem Viscum-Präparat Iscador gezeigt, daß bei vergleichbaren Krankheitsgruppen und Krankheitsstadien die 5-Jahre-Überlebenszeit günstiger ausgefallen ist als bei der traditionellen postoperativen Nachbestrahlung. Die ersten Hinweise, Viscum album zur Malignombehandlung einzusetzen, gehen auf Rudolf Steiner zurück. Inzwischen sind aus diesem Anlaß weitere Viscum-Präparate entstanden, darunter das Präparat Iscucin, das der Arzt Dr. med. K. Köller (Hannover) in den 60er-Jahren - gleichfalls einer Anregung Rudolf Steiners folgend - entwickelt hat. Das besondere Herstellungsverfahren des Köllerschen Präparates Iscucin bezieht sich auf die Art der Mischung (Verwirbelung der Mistelsäfte), ihre Potenzierung im Verhältnis 1 : 20 nach den Regeln der Homöopathie und die schonende Sterilisierung nach dem Katadyn-Verfahren ohne Erhitzung und ohne Sterilfiltration. Neben dem besonderen Verfahren der Herstellung kommt auch der Differenzierung der ViscumPräparate nach Wirtspflanzen bei bestimmten Indikationsrichtungen große Bedeutung zu: So werden Iscucin-Viscum-Präparate aus Viscum-Quercus, -Mali, -Populi, -Pini u. a. hergestellt. Zur therapeutischen Wirksamkeit von Viscum album Das Malignom muß als eine Erkrankung des ganzen Organismus angesehen werden. Daher gilt es, den Blick von der entarteten einzelnen Zelle auf die Umgebung der Zelle, d. h. auf den einheitlichen perizellulären Raum, zu richten und damit auf das durchgängige mesenchymale Flüssigkeitskontinuum des Organismus sowie auf die ordnende Potenz des Menschen und dessen ganzheitliche Wärmeorganisation. Denn die "Abwehr" gegenüber malignem Geschwulstwachstum hängt mit der mesenchymalen Potenz des Organismus zusammen. So beruht der therapeutische Effekt einer Behandlung mit Viscum-Präparaten auf einer Stimulierung des Mesenchyms, vor allem des lymphatischen Gewebes, sowie auf einer Aktivierung des Wärmeorganismus: Die lymphatische Zellproliferation wird ubiquitär vor allem in den originären Lymphorganen der Thymusdrüse und der Milz aktiviert und gleichzeitig die humorale interzelluläre Gewebetätigkeit, d. h. die Gewebeatmung und der Austausch der Gewebeflüssigkeit zwischen Blutkapillaren und Interstitium angeregt. Es entsteht das pathologische Bild der Entzündung. Die therapeutische Bedeutung der Misteltherapie ist jedoch mit dem beschleunigten Stoffwechsel und der Lymphozyten- Proliferation nicht erschöpft. Der an Krebs erkrankte Organismus wird darüber hinaus in seiner zellüberwindenden Potenz, in seinem Abwehrvermögen herausgefordert, ohne daß das gesunde, im

Gleichgewicht befindliche Gewebe gestört wird. (Auf die "Mesenchymtheorie des Karzinoms" wird in der Schrift: "Richtlinien für die Malignom-Therapie mit Iscucin- Viscum-Präparaten" näher eingegangen.) Das Anwendungsprinzip von Iscucin-Viscum-Präparaten Eine verstärkte Leukozyten-Proliferation, die mit einer leichten Temperaturerhöhung einhergeht, setzt in der Regel 2 bis 4 Stunden, gelegentlich auch noch bis zu 24 Stunden nach einer subkutanen Injektion eines Iscucin-Viscum-Präparates ein. Hierbei ist es wichtig, durch ein systematisches "Herantasten" die für den therapeutischen Effekt optimale Iscucin-Stärke herauszufinden. (Die 8 verschiedenen Konzentrationen Potenzen der Iscucin-Präparate tragen die Bezeichnung Stärke A bis H, wobei die Stärke A als die niedrigste Konzentration bzw. höchste Potenzierung einer Substanzkonzentration 20–10 entspricht.) Neben der Lymphozyten-Proliferation weist die leichte Temperaturerhöhung von 3 bis 5 Teilstrichen 2 bis 4 Stunden nach der Injektion auf die Mesenchymaktivierung hin. Eine Leukopenie von 3ooo, 15oo und darunter im Blutausstrich, wie wir sie häufig bei Krebspatienten beobachten, bessert sich oftmals nach wenigen Injektionen, auch beim Einsatz hoher Verdünnungen, wie sie Iscucin-Viscum-Präparaten Stärke A entsprechen. Die allgemeine mesenchymale Immunreaktion kann verstärkt werden durch gleichzeitige Injektion einer tiefen Potenz (D2, D3, D4) der lymphatischen Organe: Thymus, Milz, Nodi lymphatici, Mesenchym und/oder der homologen Organpräparate des Wirtsorgans, z. B. Hepar, Uterus, Ventriculus, Pulmo, Bronchi. Die Temperaturerhöhung, die 38 Grad Celsius nicht übersteigen soll, geht meist mit einer angenehmen Müdigkeit mit Ruhe und Schlafbedürfnis einher. Es wird deshalb empfohlen, die Injektionen nach Möglichkeit stets zur gleichen Tageszeit am Spätnachmittag gegen 17.00 Uhr vorzunehmen. Die gewissenhafte Führung eines Temperaturkalenders ist unbedingt erforderlich. Die ISCUCIN-Viscum-Präparate Iscucin-Crataegi Anwendung zur allgemeinen, nicht organ-spezifischen Tumorbehandlung, insbesondere bei Wärmestarre, sowie auch im Zusammenhang mit Koronarsklerose und Altersherz; zur Prophylaxe und Nachbehandlung des Herzinfarkts. Iscucin-Quercus Anwendung vorwiegend bei männlichen Patienten - bei allen Lokalisationen eines Karzinoms, Sarkoms, bei Lymphogranulomatose und Leucose. Iscucin-Salicis Anwendung bei Präkanzerosen (allgemein) sowie bei Nierentumoren, bei primär chronischer Polyarthritis und Arthrosis deformans. Viscum Abietis e planta tota Anwendung: (eventuell alternativ zu Quercus) vorwiegend bei männlichen Patienten - insbesondere bei Speiseröhren-, Magen-, Dickdarm-, Mastdarm-Ca.

Viscum Mali e planta tota Anwendung vorwiegend bei weiblichen Patienten - bei allen Lokalisationen eines Karzinoms, Sarkoms, bei Lymphogranulomatose, Leukose. Speziell bei Mamma- und Uterus-Ca.; eventuell auch bei Prostata-Ca. Viscum Pini e planta tota Anwendung vorwiegend bei männlichen Patienten - speziell bei Hauttumoren. Bei Frauen nach der Menopause auch bei Mamma-Ca. Bei inoperablen Hirntumoren. Viscum Populi e planta tota Anwendung neben dem Einsatz in der allgemeinen Tumor-Behandlung insbesondere bei Prostata-Ca. Viscum Tiliae e planta tota Anwendung bei Nieren- und Lungentumoren Alle Iscucin-Viscum-Präparate sind in Packungen zu l0 Ampullen a 1 ml lieferbar. Der Apothekenverkaufspreis (inkl. MwSt.) beträgt DM 41.90. Beanstandungen wegen eventueller Nichterstattung der Präparate durch Krankenkassen liegen nicht vor. Die Broschüre "Richtlinien für die Malignom-Theranie mit ISCUCIN-Viscum Präparaten" von Dr. med. H.-H. Vogel kann kostenlos angefordert werden. WALA-HEILMITTEL GMBH

23.0 Immunrelevante Antigene und Nosoden Einführung: Antigene sind alle Stoffe, die vom Organismus als körperfremd (not self) empfunden werden und bei ihrer Einverleibung eine Antigen-Antikörper-Reaktion auslösen, die meist mit der Bildung von spezifischen oder unspezifischen Immunkörpern verbunden ist. Dieser Vorgang kann akut und stürmisch (Soforttyp) oder schleichend und chronisch verlaufen. Er ist demgemäß im ersten Fall mit Schock, im zweiten Fall mit Streß verbunden und kann (günstigenfalls) entweder Immunität = Abwehrbereitschaft, oder (ungünstigenfalls) Abwehrerschöpfung (Hyp- bzw. Anergie-Anaphylaxis) oder Reaktions-Überschuß (Hyperergie, Allergie) hinterlassen. Ausbleiben jeglicher Reaktion nennt man Immuntoleranz, wie sie beispielsweise Tumorzellen gegenüber besteht. Wir versuchen in diesem Fall das körpereigene, bereits zur Geschwulstbildung führende Abwehrversagen in zellulärer und humoraler Hinsicht zu regenerieren und zu aktivieren. Die darauf abzielenden therapeutischen Maßnahmen stellen einen wesentlichen, wahrscheinlich den wichtigsten Teil der ganzheitlichen Behandlung Krebskranker und Krebsgefährdeter dar. Der Lehrmedizin sind diese Zusammenhänge weitgehend unbekannt, ihr fehlen deshalb auch die meisten diesbezüglichen Therapie-Maßnahmen.

ANTIGENE UND IMMUNITÄT Nach lexikalischer Definition ist jede Substanz ein Antigen, die vom Organismus als "fremd" („not self“) erkannt wird und eine (zelluläre bzw. humorale) Immunantwort auslöst. Vollantigene induzieren auf diese Weise Antikörper, Halbantigene (Haptene) besitzen diese Fähigkeit nicht, können aber durch Bindung an geeignete, als "Schlepper" wirksame Eiweißkörper zu Vollantigenen werden. Leben bedeutet fortwährende Auseinandersetzung mit "Antigenen" substanzieller Art aus Luft, Wasser und Nahrung, strahlender Art aus Erde und Kosmos, psychischer Art aus Beruf, Gesellschaft und Familie. Resultiert aus diesen vielfältigen Aktionen und Reaktionen ein Zustand des psychosomatischen Gleichgewichtes, so ist der Mensch gesund. Er ist dann auch bis zu einem gewissen Grad belastbar und ausgleichsfähig. Verliert der Mensch diese "Immunität" in psychischer oder physischer Hinsicht, so wird er krank. Dieses für jedes Kind verständliche biologische Grundgesetz gilt auch für das Krebsgeschehen. Die Immunologie gewinnt immer mehr an Bedeutung für die Suche nach der Tumorätiologie und nach wirksamen Behandlungsmethoden. Immunkompetente Überlegungen waren seit jeher die Grundlage aller ganzheitstherapeutischen Bemühungen. Erst in jüngster Zeit kamen dazu Erkenntnisse über die Bedeutung regulativer und gen-reparativer Vorgänge. In der Entwicklung der in der praktischen Tumortherapie bereits bewährten zytoplasmatischen "Response Modifiers“ (vitOrgan-Arzneimittel, 7302 Ostfildern 1.) und der erst versuchsweise bei Krebs eingesetzten Monoklonalen Antikörper hat diese Forschungsrichtung ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Feststeht jedenfalls, daß eine Geschwulst sich erst dann entwickelt, wenn der Organismus die physiologische Kontrolle über die sporadisch laufend in ihm entstehenden potentiellen Krebszellen verliert. Immunschwäche ist nicht nur die Voraussetzung jeder Infektion, sondern ebenso jeder Tumorzellinvasion.

Diese Erkenntnis, durch die VIRCHOWsche Zellularpathologie und deren engstirnige Anhänger seit einem Jahrhundert unterdrückt, fand in jüngster Zeit eine tragische Bestätigung durch Pannen bei der Organübertragung. Die zur Unterdrückung der Organabstoßung erforderlichen Medikamente hemmen gleichermaßen die Abwehrfunktion gegen degenerierende Zellen, die bis dahin vom Immunsystem noch in Schach gehalten worden waren. Langzeitbeobachtungen des Kantonspitals Basel durch BRÜNISHOLZ und Mitarbeiter an 187 Patienten nach Nierentransplantation ergaben in 18 Fällen = 9,6 % Malignome, die bei 7 der davon Betroffenen zum Tode führten. Hauttumore waren bei etwa jedem 3. am häufigsten vertreten, gefolgt von Leukosen, malignen Lymphomen und Tumoren der Bauchorgane. Das Krebsrisiko stieg proportional zur Dauer der immunsuppressiven Behandlung. Es lag etwa 20 mal höher als das einer vergleichbaren Gruppe von Personen ohne Organtransplantation und deren therapeutischen Konsequenzen. Das Versagen der körpereigenen Abwehr gegen das Geschwulstgeschehen liegt hauptsächlich darin, daß diese - siehe oben - die malignen Zellen nicht als artfremde Eindringlinge, als "nicht self" erkennt. Die Krebszellen sind befähigt, ihre Membran mit körpereigener Substanz wie Fibrin, Neuraminsäure usw, zu überziehen und dadurch eine negative Oberflächenladung anzunehmen. Alle zur Auslösung des Abwehralarms notwendigen Voraussetzungen fehlen demnach. Dem in New York tätig gewesenen, 1976 verstorbenen Immunologen WOLF gelang es, das schon vor ihm von BEARD, GASCHLER und anderen Forschern eingeführte Verfahren zur klinischen Reife zu entwickeln, die Krebszelle durch fibrinolytische Enzyme zu „enttarnen“ ("deshilding") und sie auf diese Weise für das Immunsystem als Antigen erkennbar zu machen. Die ganzheitlich orientierte Onkologie verfolgte seit jeher den Angriff auf das Krebsgeschehen in Kooperation mit den körpereigenen Aktivitäten. Diese Vorgehensweise wird die Basis jeder weiteren interdisziplinären Zusammenarbeit bleiben. Dabei werden die Begriffe "Antigenität" und "Immunität" eine zunehmende Bedeutung haben. Die bereits vorliegenden Forschungsergebnisse auf den Gebieten der monoklonalen Antikörper, der Psycho-Neuro-Immunologie, der Biological Response Modifiers, usw. lassen auf Fortschritte in dieser Richtung hoffen. Auch hier liegt die Initiative und Hauptarbeit leider wieder auf den Schultern einzelner Pioniere. HAGER schreibt in dem von ihm herausgegeben Referaten-Sammelband zum I. Kongreß der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr und der Deutschen Gesellschaft für Onkologie 1985 in Heidelberg: „Es fehlt grundsätzlich an der Bereitschaft der etablierten Forschungsinstitute und Hochschulkliniken, Neuland zu betreten, Risikoforschung zu betreiben und diese Mittel und Methoden unvoreingenommen zu prüfen und bei der Prüfung auch neuentwickelte Techniken und Erkenntnisse der Mikrobiologie, Immunologie und Neuroendokrinologie anzuwenden." Vitamin B17 ist, wie gesagt, ein ubiquitärer, wahrscheinlich essentieller, gänzlich unschädlicher Nahrungsbestandteil, der auch therapeutisch in erheblichen Mengen gegeben werden kann. Ich habe mir selbst, um allen törichten Einwänden besser begegnen zu können, mehrmals Lösungen von 3 g Amygdalin i.v. gespritzt, ohne die geringsten Nachwirkungen. Im Tierversuch ging KREBS bis zu 1 g pro Maus ohne jede erkennbare Toxizität, was für den Menschen eine Tagesdosis von 70–80 g bedeuten würde. Für therapeutische Zwecke sind 100–250 mg/d ausreichend, oral gegeben. Weil die Beschaffung und Dosierung von Amygdalin bei den Apothekern immer wieder auf Schwierigkeiten stößt, sind wir im WZI dazu übergegangen, einfach die Ausgangsdroge, die bitteren Mandeln in frisch gemahlener Form zu verordnen, wovon der Patient täglich 3 x 1 Teelöffel, ab der zweiten Woche oder beim Auftreten irgendwelcher Unverträglichkeit nur 2 x 1 Teelöffel voll mit etwas Honig oder Flüssigkeit einnimmt.

Die seitens der Lehrmedizin, besonders in den USA, betriebene Hexenjagd gegen die Nitriloside ist ebenso sinnlos wie das Verbot der Aristolochia. Leider findet auch in der deutschen medizinischen Presse diese Hetze von Zeit zu Zeit statt. Es ist allerdings auch falsch, Amygdalin als Krebstherapeutikum schlechthin zu bezeichnen, wie es der Kollege NIEPER tut, das geht zu weit. Im Rahmen unseres Ganzheitsprogrammes und der Vitaminversorgung Krebsgefährdeter hat Amygdalin aber sicher seine Berechtigung und karzinotrope Wirkung. Wer sich für den Feldzug gegen dieses Vitamin und die dazu in Anspruch genommenen unlauteren Machenschaften interessiert, der kann das in dem (schon genannten) Buch „Die Krebsmafia“ von BACHMANN nachlesen. Es ist draußen am Bücherstand ausgelegt. Zu den krebstherapeutisch perkutan verwendeten Immunstimulanzien, die unverletzte Haut wirkenden Immunstimulans, das sich besonders bei der Behandlung (Nachbehandlung und Rezidivprophylaxe) von malignen Melanomen und Banaliomen bewährt hat. Erste Erfolgsberichte hierüber erschienen 1965, denen in den siebziger- und achziger Jahren weitere positive Mitteilungen folgten. Es handelt sich um das dem Dynamit (Nitrobenzol) nahestehende Dinitrochlorbenzol = DNCB.(Es ist durch jede Apotheke lieferbar, die Mindestabnahme über den Großhandel beträgt jedoch 1 kg!). Es wird 2- oder 3 %ig in einer resorbierbaren Salbengrundlage (Linola, pH-Eucerin, Ung Cordes, o. ä.) jeden 2. bis 3.Tag über den Resektionsstellen oder den Tumorknoten eingerieben (mit Gummifingerling!), bis sich eine stärkere Dermatitis entwickelt hat. Nach deren Abheilung verbleiben keine Narben oder Pigmentflecken, wie gelegentlich nach BCG- und Tbc-Impfungen. Auch sind bei intermittierender Langzeitbehandlung keinerlei toxische Schäden zu befürchten. Ebensowenig tritt Toleranz, d. h. Abschwächung der Wirkung ein. Bei der epifokalen Anwendung von DNCB entsteht eine T-Lymphozytäre Immunreaktion, Aktivierung der Phagozytose, lokale Eosinophilie und anderweitige, z. T. noch unbekannte Steigerung der Abwehrmechanismen. Es wurden vollständige Rückbildungen des Primärtumors oder seiner Metastasen beobachtet. Der Einreibung an mehreren befallenen Stellen steht nichts im Wege. Je oberflächlicher die Knoten liegen, desto eher kann eine kurative Wirkung erwartet worden. Auch die Narbenbereiche exzidierter oder bestrahlter Malignome sollten in dieser Weise behandelt werden. Die entstehende Dermatitis verhindert allerdings bis zu ihrer Abheilung einen chirurgischen Eingriff. Immunkompetente Laboruntersuchungen wie Blutbild, Pherogramm, Immunpherogramm, Intrakutanteste (cave verstärkte Reaktion!), T- und B-Klassifizierung, Lymphozytenzahl und -transformation, Mikrophagenfunktion etc. ergaben in der Folge weitgehende und heterogene Verbesserungen. (Unter Verwendung von D.DJAWARI: Adjuvante Immuntherapie mit DNCB) Die Behandlung mit Antigenen, Isopathinen, Nosoden, Vakzinen Die hier beschriebenen Derivate und Substrate haben die gemeinsame Eigenschaft, daß sie bei parenteraler, seltener auch bei oraler Einverleibung vom Organismus als körperfremd ("paramolekular") bis toxisch empfunden werden und eine mehr oder weniger ausgeprägte bis heftige Abwehrreaktion auslösen. Diese Reaktion kann gezielt und spezifisch allein gegen die zugeführte Substanz gerichtet sein, sie kann aber ebensogut die Grenzen der Spezifität überschreiten und zu einer generellen, unspezifischen und breitgestreuten Reaktion werden, die dann lebensbedrohlichen Charakter annehmen kann. Schon hier sei deshalb vorweggenommen, daß diese Art der Therapie nur unter strikter Beachtung des individuellen und konstitutionellen Reaktionsvermögens zur Anwendung kommen darf. Dann allerdings können diese Verfahren in der Behandlung Malignomkranker von segensreicher Wirkung sein.

Die Therapie mit Nosoden ist leider ebenso wenig bekannt wie die Homöopathie, weil sie eben auch eine gewisse Denkweise in Ähnlichkeitsregeln voraussetzt. Nosoden sind feinstoffliche Zubereitungen aus kranken Organen, Krankheitsprodukten oder Krankheitserregern. Der Name wurde von dem Homöopathen HERING geprägt (von nosos = (griechisch) Krankheit). Das Prinzip des Similia similibus curentur wurde dadurch in ganz spezifischer Weise bestätigt und der homöopathische Arzneimittelschatz in der Folge um eine große Zahl wichtiger Medikamente bereichert. Der Pariser Kollege JULIAN hat ein lesenswertes Buch darüber geschrieben. Grundsätzlich ist jeder Impfstoff, jede Vaccine, jedes Anti-Serum eine Nosode. Obwohl die Krebszelle einen nur bedingten Antigen-Charakter hat, wurden auch daraus Nosoden hergestellt, teils von deutschen, teils von englischen oder französischen homöopathischen Pharmazeuten. Es sind das im Wesentlichen das Epitheliominum, das Scirrhinum und das Carcinominum, engl. Carcinosinum. Von letzterem gibt es 6 Sorten je nach der dazu verwendeten Tumorart. Nun kommt aber das Wichtigste: Man darf diese Nosoden keinesfalls bei den betreffenden Tumorleiden geben, sondern nur bei Krankheiten, die in der Vorgeschichte, evtl. sogar bei den Vorfahren solche Geschwülste aufweisen. Nicht die Krankheiten selbst werden damit behandelt, sondern Spätzustände, die gar nicht mehr als krebsverdächtig oder krebsähnlich in Erscheinung treten. Darauf hat schon HERING hingewiesen und diese Regel hat sich seither immer wieder bestätigt. Das vom Krebs befallene Organ als Organpräparat ja, wir haben es besprochen, aber als TumorNosode keinesfalls. Dagegen wird leider auch von manchen Firmen in ihren Therapieanweisungen verstoßen, aber lassen Sie sich dadurch keinesfalls verleiten. Wenn bei einem Krebskranken eine Nosode angezeigt ist, so spielt sich deren Arzneibild auf einer ganz anderen Ebene ab. VOLL sagte einmal: Tbc + Lu + Go = Ca. Nun ist das aber nicht ganz so wörtlich zu nehmen. Wir müssen ja noch tausend andere Karzinogene und Kokarzinogene berücksichtigen. In der Tat findet der mit EAP oder BFD arbeitende Kollege aber beim Ca-Kranken manche Zeigerabfälle, die auf solche Belastungen hinweisen, keineswegs immer in erworbener Form, sondern als Resttoxikosen u.U. über Generationen vererbt, gewissermaßen als genetischen Schönheitsfehler. Hier sind dann homöopathische Nosoden wie Tuberkulinum, Medorrhinum, Luesinum, Psorinum usw. indiziert und wirksam. (Hierher zählen auch die Spenglersane, die nicht über den Daumen gepeilt eingesetzt werden dürfen, sondern nach der von SCHWARZ angegebenen Agglutinationsmethode zu finden sind. Oft ist es die Sorte E = luetische Erbgifte, T = Residuen der Human-Tbc und R = Residuen der Rinder-Tbc, die einer Heilung entgegenstehen.)

NOSODEN Unter Nosoden versteht man Zubereitungen aus kranken Organen, Krankheitsprodukten, pathologischen Ex- oder Sekreten oder aus Kulturen von Krankheitserregern gewonnener Substanzen. Sie werden nach den Regeln der homöopathischen Pharmakopoe verarbeitet und potenziert. Stammt das Ausgangsmaterial vom Patienten selbst, so spricht man von Autonosoden oder Isopathinen. Die Bezeichnung Nosoden geht auf den HAHNEMANN-Schüler HERING (1800–1880), den Gründer des HAHNEMANN MEDICAL COLLEGE in Philadelphia zurück, der auch die Potenzierung der homöopathischen Arzneien in Dezimalstufen einführte. In Deutschland wurde die Behandlung mit Nosoden durch den Leipziger Tierarzt LUX bekannt, der dabei von HAHNEMANN allerdings wenig Unterstützung erfuhr, obwohl dieser selbst die erste typische Nosode Psorin aus dem Bläscheninhalt Krätzekranker hergestellt und außerdem bei Milzbrand versuchsweise potenziertes Blut des Kranken verabreicht hat.

Während der letzten Jahrzehnte kam dieser Zweig der Homöopathie auch bei Nichthomöopathen zu Ehren. Die Präparate wurden weiten Kreisen von Therapeuten bekannt durch die AkupunkturMessmethoden EAV, BFD u. a., die eine vom reinen Simileprinzip unabhängige, objektive Feststellung der jeweils indizierten Nosode (oder anderer Medikamente) und deren optimaler Potenz ermöglicht. Um die Grundlagen und die Weiterentwicklung dieses neuen Therapiesystems haben sich besonders verdient gemacht (alphabetisch) KRACMAR, MORELL, W.SCHMIDT, SEITSCUEK, UHRMACHER, VILL, VOLL, WERNER und andere forscherische Persönlichkeiten. Im weitesten Sinn könnte man alle auf PASTEUR, KOCH, BEHRING u. a. zurückgehenden Impfstoffe, Seren und Vaccinen als Nosoden bezeichnen. Einige derselben werden nach homöopathischer Weiterverarbeitung auch als solche verwendet. Eine prophylaktische Wirkung ist damit allerdings nicht auszulösen und wird dem Sinn der Homöopathie gemäß auch nicht erwartet. Nosoden rufen bei der oralen Arzneimittelprüfung am Gesunden - im Gegensatz zu den meisten homöopathisch verwendeten Grundsubstanzen im Allgemeinen nicht immer die ihrer Herkunft entsprechenden Symptomenbilder hervor. Da uns die Symptomatik dieser Krankheiten jedoch bekannt ist, treffen wir die Wahl der zu verordnenden Nosode nach dem Ähnlichkeitsbild der vorliegenden Erkrankung. Darüber hinaus gibt es noch gewisse erfahrungsheilkundlich gewonnene psychosomatische Leitlinien. Nosoden finden Verwendung wie alle Homöopathika, jedoch mit der Einschränkung, daß der Patient nicht unbedingt die gleiche Krankheit zu haben braucht, von der die Nosode abstammt. Ihr Einsatz erfolgt relativ selten im Sinne des Simillimums, beispielsweise als Morbillinum bei Masern, als Pertussinum bei Keuchhusten, als Scarlatinum bei Scharlach. Viel häufiger richtet sich die Wirkung der Nosoden gegen die Folgen lang zurückliegender, scheinbar überwundener oder auch symptomlos gebliebener und gar nicht zum Bewußtsein gekommener, vorwiegend infektiöser oder toxischer Erkrankungen, mitunter auch Erbtoxikosen. Solche Belastungen - dies wurde bereits in den Kapiteln "Mesenchym" und "Immunmodulation" dargestellt - können den Erfolg jeder gut gewählten spezifischen und unspezifischen Therapie vereiteln, weil sie tiefsitzende mesenchymschädigende Dyskrasien, Immunschwächen und Dysregulationen verursachen. Deshalb verdient die diagnostische Auffindung und therapeutische Anwendung der Nosoden auch in der ganzheitsmedizinischen Tumortherapie einen hervorragenden Platz. Es ist dies ein direkter Weg, die im Mesenchym abgelagerten Schadstoffe aufzulösen und zur Ausscheidung zu bringen. Nach verschiedenen Autoren (MEZGER u. a.) handelt es sich in solchen Fällen häufig nicht nur um humorale Toxine, sondern um morphologisch atypische Sonderformen der ursprünglichen Krankheitserreger, sei es im Blut, im Mesenchym, in latenten Herden oder apathogenen Absiedelungen (siehe das Kapitel "Blutparasitismus"). SEITSCHEK schreibt: "Infektbedingte Mesenchymverschlackung, d. h. an Eiweiß gebundene Toxine, z. B. nach Diphtherie oder Poliomyelitis, können nur mit den betreffenden Nosoden, hier Diphtherinum oder Poliomyelitis, aus dem Körper vertrieben werden". Wird bei einem therapieresistenten Leiden, auch bei einem Malignom, die ihm zugrundeliegende Blockade erkannt und durch Nosodenbehandlung beseitigt, so ist damit der Weg frei für die Effizienz spezifischer oder unspezifischer Therapie. Gegenstand der Nosodenbehandlung sind demnach nicht nur die den Nosoden zugrundeliegenden Krankheiten, sondern alle dem Krankheitsbild ähnlichen Syndrome (simile oder simillimum!). Es kann die der Nosode zugeordnete Krankheit vom Patienten wissentlich oder in latent gebliebener Form durchgemacht worden sein und eine „Resttoxikose“ hinterlassen haben. Dies ist die Regel nach symptomatisch (antibiotisch) behandelten Erkrankungen. Es können erbliche Belastungen

solcherart außerdem nicht nur seitens der Eltern, sondern auch aus früheren Generationen vorliegen. In beiden Fällen bestehen Beziehungen zu dem in der Homöopathie geläufigen Begriff der „Psora“, einem (von HAHNEMANN irrtümlich auf die Krätze zurückgeführten) Zustand der Hyp- oder Anergie (siehe Kapitel „Mesenchym“ und „Immunmodulation") der konstitutionellen Schwäche oder "Dyskrasie“ der häufig die Grundlage zur nächsten Stufe, der „Präkanzerose" bzw. des „Tumormilieus", bildet. Insofern ist die Kenntnis der Nosodentherapie für den praktischen Onkologen unerlässlich. Mit dem Einsatz einer Nosode veranlaßt man den Organismus, auf den spezifischen Arzneimittelreiz mit einer spezifischen Reaktion zu antworten und mit dieser zugleich die Krankheit bzw. den blockierenden Krankheitsrest zu überwinden. Obwohl dieser Vorgang an die Antigen-Antikörperreaktion erinnert, ist er mit dieser nicht identisch, weil hochverdünnte Nosoden keinen Antigencharakter haben. Schon ab der D3 (1–1.000) sind keine nachweisbaren Eiweißkörper mehr vorhanden. Verwendet werden jedoch vorzugsweise Hoch- bis Höchstpotenzen. Die fehlende Antigenität haben die Nosoden mit den potenzierten Organpräparaten gemeinsam (siehe dort), ebenso die Fähigkeit, in das mesenchymale Geschehen einzugreifen und damit auf einem anderen Weg blockadelösend und immunmodulierend zu wirken. Es gibt insgesamt etwa 250 Nosoden der verschiedensten Ausgangssubstanzen und Symptomenbilder. Hersteller sind die meisten der auch für Homöopathika zuständigen Firmen wie (alphabetisch und ohne Gewähr für Vollständigkeit): Dr. Madaus, Köln; Dr. Schwabe, Karlsruhe; Staufen-Pharma, Göppingen (die das wohl umfangreichste Lager von Nosoden in der BRD unterhält). Wegen der Vielzahl der Nosoden kann auf ihre Individualität an dieser Stelle nicht eingegangen werden. Es sei diesbezüglich auf die einschlägige Literatur und auf die Auskünfte der Herstellerfirmen hingewiesen. Homöopathisches Denken in Arzneimittelbildern oder Sicherheit in der Testung mit den elektronischen Meßmethoden ist zur korrekten Nosodentherapie in jedem Fall erforderlich. Häufig benötigte Nosoden sind (alphabetisch): Diphtherinum; Influenzinum; Luesinum; Medorrhinum; Morbillinum; Pertussinum; Psorinum (siehe oben „Psora“); Pyrogenium; Scarlatinum; Tuberculinum; Vaccinunum und Variolinum (beide bewährt bei Impfschäden). Tuberculinum ist die auf frühere oder ererbte Tuberkulose ausgerichtete Nosode. Der Tuberkulinismus (Lymphatismus, Skrophulose) ist eine Sonderform der Psora. Er findet sich versteckt hinter allen möglichen Krankheitsbildern (auch des rheumatischen Formenkreises), die je nach ihrer individuellen Besonderheit den Einsatz unterschiedlicher Tuberkulin-Nosoden erforderlich machen: Tuberculinum alt oder neu KOCH, hergestellt aus humanen und bovinen Kulturen; T.aviaire; T.MARMOREK; T. BURNETT (Bacillinum) ; T. DENYS; auch die Spenglersane T und R (human und bovin) zählen hierher. Allen Formen der Tuberkulotoxikose gemeinsam ist ein ausgeprägter Trägheitszustand des Patienten bis zur völligen Gleichgültigkeit, ja, Ablehnung selbst erfolgreicher Behandlung. Beim Erwachsenen finden wir häufig primär chronische Polyarthritis, chronische Otitis, Sinusitis oder Blepharitis, ferner das Erythema nodosum. Es fehlt oft jede Reaktionsfähigkeit. Das Bild der Go-Toxikose ist, die mit Medorrhinum zu behandelnde Sykosis. Auch hier handelt es sich um chronische, therapieresistente Leiden mit Schmerzen mehr tagsüber, oft wandernd und wetterabhängig, lokalisiert an Gelenken, Schleimbeuteln, Herzbeutel und an Haut oder Schleimhaut (Warzen, Feigwarzen, Ekzeme, usw.). Die dritte große Erbtoxikose ist die Luetische Belastung. Diese Patienten sind schwierig, in der Jugend versagen sie in der Schule, später werden sie ruhelos, unsozial, kriminell, wenig

anpassungsfähig, sexuell abnorm, süchtig, schlaflos, jähzornig, zu Selbstmord tendierend. Hier ist Luesinum (identisch mit Syphili(ti)num oder Brossulinum) indiziert. Von besonderer onkologischer Relevanz sind die aus Tumorgewebe (oder aus Kulturen obligater Blutparasiten Krebskranker, siehe Kapitel "Blutparasitismus") hergestellten Krebsnosoden. Sie wurden lange Zeit (und werden z. T. noch heute) aus England und Frankreich (A.Nelson & Co Ltd, 73 Duke Street, Groswenor Square, London W 1. Laboratoires Homeopathiques de France, Rue Nollet 57, Paris XVII.) eingeführt und hier weiterpotenziert. In Frankreich unterliegt die Herstellung und der Versand von Nosoden einer staatlichen Kontrolle. Sie müssen dort steril hergestellt werden und dürfen erst ab der D6 bzw. C3 abgegeben werden. Man bezeichnet die Nosoden dort als medicaments biotherapeutiques. In Deutschland bestehen für die Nosodenherstellung keine anderen Vorschriften als für die homöopathischer Medikamente. Nach JULIAN liefert Firma NELSON (siehe Fußnote) folgende "Carcinosin"-(Carcinomin)Präparate, deren Ausgangssubstanzen bei Operationen im ROYAL LONDON HOMEOPATHIC HOSPITAL gewonnen werden: Carcinosin-Adeno-Stom. (Adenokarzinom des Magens) in D 3 - D 500, Carcinosin-Adeno-Vesica (papilläres Adenokarzinom der Harnblase) in D 3 - D 15, Carcinosin-Intestinal comp. (Magen-Darmkrebse verschiedener Art) in D 3 - D 15, Carcinosin-Scirrh.mammae (szirrhöser Brustkrebs) in D 3 - D 100, Carcinosin-Squam.pulm. (suamöser Lungenkrebs) in D 3 - D 15. Die wesentlich umfangreichere Liste der Krebsnosoden deutscher Hersteller (zitiert nach Dr. Madaus und Dr.Schwabe) enthält folgende Sorten: Canceris labial. sang.; Canceris labial. pus; Cancerosinum ADAMKIEWICZ; Cancerosinum DOYEN; Cancerosinum KRANZ-BUSCH; Carcinominum; Carcinomatinum; Gliom; Karkininum labiorum; Karkininum nasi; Karkininum uteri; Mastocarcinominum; Scirrhinum; Teratom. Von Firma Müller/Göppingen hergestellt und von Staufen-Pharma/Göppingen geliefert werden nicht weniger als 74 Krebsnosoden, nach ansteigenden Potenzen in sog. KUF-Reihen geordnet, siehe Tabelle. Mit den Krebsnosoden dürfen nicht verwechselt werden die Tu-Organpotenzreihen (siehe Kapitel "Potenzierte Organpräparate“), bei denen es sich - wie der Name sagt - um Präparate aus gesunden Organen, nicht um Nosoden handelt. Beide Arzneiformen können wohl hintereinander, sollten jedoch nicht gleichzeitig zur Anwendung kommen. Erfahrene Nosodentherapeuten empfehlen, die Wirkung dieser Präparate mit ebenfalls nach dem Simileprinzip gewählten Homöopathika und außerdem mit sog. "Drainagemitteln" zu unterstützen. Es sind dies galenische Heilpflanzenauszüge, die z. T. auch in der Homöopathie Verwendung, finden, hier jedoch eine verstärkte Ausleitung anfallender toxischer Abbauprodukte bewirken sollen. Abgesehen von der obligaten Ernährungsumstellung und der vermehrten Flüssigkeitszufuhr (siehe die Kapitel "Ernährung" und "Getränke") wirken ableitend • •

auf die Nieren: Betula, Juniperus, Ononis spinosa, Petroselinum, Solidago, auf die Leber: Berberis vulg., Carduus narianus, Carduus benedictus, Fumaria, Taraxacum.

Fertige Mischungen dieser Phytotherapeutika gibt es nicht. Sie können jedoch (ex OP!) rezeptiert oder vom Patienten selbst hergestellt werden, jeder Bestandteil in D2, die nieren- und

leberwirksamen Gruppen gesondert und im Wechsel früh und abends zu je 30 Tropfen einzunehmen. NEBEL gibt folgende Zusammenstellung an: China, Crataegus, Hydrastis, Scrophularia, Solidago, jeweils Urtinktur oder D2 ana partes, täglich 2 x 20 Tropfen. In der einschlägigen Literatur finden sich zahlreiche Bestätigungen der immunkompetenten BCGWirkung auch bei anderweitigen Tumoren. Der Impfstoff, die BCG-Vaccine der Behringwerke, wird unter vorsichtigem Beginn in skarifizierte Hautareale eingerieben, die je nach Ausfall der Reaktion allmählich vergrößert werden können. Es kommt zu mehr oder weniger heftigen Entzündungen, die bei empfindlichen, zu Allergie neigenden Patienten mit Allgemeinerscheinungen verbunden sein können. Vor der i.c.- oder s.c.-Injektion von BCG ist zu warnen, weil diese in nicht voraussehbarer Weise gelegentlich heftige Phlegmonen und tiefe Abszesse sowie Einschmelzung regionaler Lymphdrüsen mit hässlicher Narbenbildung zur Folge haben können. Dies würde u.U. eine Überforderung und unerwünschte Schwächung des Abwehrsystems bedeuten. Bei vorsichtiger und individueller Dosierung ist die durch BCG erzielbare Resistenzsteigerung jedoch eindrucksvoll und nachhaltig: Die Immunglobuline werden aktiviert, die immunkompetenten Zellen steigen an und es kommt zu Abstoßungsreaktionen gegen fremdes Gewebe. Eine Wiederholung der Impfung darf erst nach völliger Abheilung der vorausgehenden Reaktion erfolgen. Keinesfalls geimpft werden darf bei hochgradiger Immunschwäche (siehe "Summationsdiagnostik"), bei manifesten Infekten, insbesondere Tbc, sowie bei Patienten, die Kortikosteroide oder ACTH bekommen. Wegen der beschriebenen Problematik der Immunantwort auf BCG wurde dieses im WERNER ZABEL-INSTITUT nie verwendet, statt dessen das auch von SOUM wärmstens empfohlene, milder wirkende und leichter steuerbare Tuberkulin (Der in Paris praktizierende Kollege spritzt es seinen Patienten intrakutan und verwendet es bei offenen Prozessen unverdünnt auch äußerlich lokal. Er berichtete 1975 während des Krebskongresses hier über seine in vielen Fällen ausgezeichneten Erfolge mit Tuberkulin als Monotherapie. Im WZI wurde es bisher immer nur adjuvant in Verbindung mit den anderen Komponenten der Ganzheitstherapie eingesetzt). Ein in gleicher Weise wirksames, sowohl diagnostisch als auch immunstimulativ verwertbares Verfahren bietet der Multitest-Merieux. Die Zäckchen des dazu erforderlichen Stempels enthalten 7 verschiedene Antigene: Tetanus, Diphtherie, Streptokokkus, Tuberkulin, Candida, Trichophyton, Proteus und eine neutrale Kontrolle. Die nach 48 Stunden entstandenen Entzündungsherde um die kleinen Stiche werden zweidimensional in Millimetern gemessen und die im Mittel dieser beiden Zahlen über 2 mm großen Reaktionen als positiv bewertet. Die Methode hat allerdings den Nachteil, daß die Antigene nicht exakt dosierbar sind und daß das Einzelantigen, auf das der Patient maximal anspricht, nicht für sich in ansteigender Menge repetiert werden kann. Klinisch bewährt hat sich ein relativ neues, zunächst nur bei melanotischen Tumoren und deren Metastasen versuchsweise angewandtes Verfahren einer Kutanreaktion mit immunstimulierender Wirkung: Die Einreibung von Dinitrochlorbenzol (DNCB), chemisch verwandt dem Nitroglyzerin (Dynamit). Da es noch kein Handelspräparat gibt, muß es 0,5–1 %-ig in einer leicht resorbierbaren Salbengrundlage (Linola fett, Ung.Cordes, pH 5-Eucerin o. ä.) rezeptiert werden. Die im Handel erhältliche Mindestmenge von DNCB ist allerdings 1 kg. Kleinere Mengen der fertigen Salbe in der gewünschten Konzentration (20, 30 oder 50 g) liefert die Quellenapotheke, Parkstr.48, 4902 Bad Salzuflen. Man reibt diese Salbe mit einem Gummifingerling auf einem kleinen Hautbezirk über der Resektionsstelle oder über dem tumorverdächtigen Knoten sanft ein und wiederhole dies mehrere Tage hintereinander, bis sich eine kräftige Dermatitis gebildet hat. Ist diese abgeklungen, kann die

Einreibung in gleicher Weise beliebig oft wiederholt werden. Einer Anwendung an mehreren Körperstellen steht nichts im Weg. Diese "epifokale" Reiztherapie provoziert eine sowohl örtliche als auch allgemeine T- Lymphozytose, Phagozytose und Eosinophilie. Es wurden dabei schon mehrmals vollständige Remissionen von Primärtumoren und Metastasen beobachtet. Präoperativ angewandt, behindert die Dermatitis zwar zunächst die Exzision, es könnte aber immerhin der Fall eintreten, daß sich der Chirurg von der Verkleinerung des Tumors überzeugt und auf die beabsichtigte operative Entfernung verzichtet. Zu den perkutan wirkenden, krebsrelevanten Antigenen möchte ich noch die Spenglersane zählen, die leider den Nachteil haben, daß man damit das Konservierungsmittel Phenol einreibt. Sie sind trotzdem von einiger Wichtigkeit. Wir haben im WZI 15 Jahre lang jeden Patienten damit getestet und ihm die zutreffenden Sorten für längere Zeit verordnet. Die Spenglersane sind aus dem Blut vorbehandelter Tiere gewonnene Vaccinoide in Kolloidform, die nach Auffassung ihres Initiators SPENGLER krankheitsspezifische Erb- und Rest-Toxine darstellen. Jeder von uns ist Träger solcher Toxikosen, sei es als hinterlassene Spur nicht gänzlich ausgeheilter früherer Erkrankungen, sei es die mit der Erbmasse überkommene Imprägnation von Krankheiten der Vorfahren. Das Testverfahren nach SCHWARZ sollte man kennen. Die resultierenden Spenglersan-Sorten sollte der Patient neben aller anderen Therapie laufend und evtl. in zyklischem Wechsel in die Ellenbeuge einreiben. Antigene sind - um es uns wieder einmal in Erinnerung zu rufen - Substanzen, die vom Organismus als "fremd", als "paramolekular" empfunden werden und eine der Reaktionsfähigkeit entsprechende Immunantwort auslösen. Demgemäß unterscheiden wir, wie schon bei Mesenchym erwähnt, eine anerge, hyperge, normerge, hypererge und allerge Reaktionslage. Zu den anergen und hypergen Typen zählen die meisten Krebskranken. Sie müssen in möglichst vorsichtiger, individuell angepaßter Weise an die Reaktionsfähigkeit herangebracht werden, weil sich der gesamte Heilungsprozeß auf dieser Basis abspielt. Im Grunde genommen ist jede Arznei ein Antigen. Ihre Wirkung setzt entsprechende Rezeptoren im Organismus voraus. Hier interessieren uns Stoffe, die mehr dem organischen oder mikrobiologischen Bereich entstammen und vorwiegend wegen ihres Eiweißcharakters antigen wirken. Bei ihrer therapeutischen Anwendung bedarf es gewisser Vorsicht, um den Empfänger nicht zu überfordern und keine Schock- oder Streßwirkung auszulösen, über deren immunsuppressive Folge schon beim Thema Mesenchym gesprochen wurde. Eines der mildesten Antigene, besser gesagt Teilantigene, ist das Eigenblut, das wir für sich in vorsichtig steigender Menge oder in Verbindung mit Sauerstoff und/oder Ozon gern einsetzen. Durch Zusatz von Serum-Aktivator der Firma Vitorgan kann Eigenblut zum Vollantigen verwandelt werden. Hier darf ich einmal mehr daran erinnern, daß der Zusatz von Natriumzitrat zur Gerinnungshemmung unbedingt vermieden werden sollte. Es stört auch in kleinsten Mengen den Elektrolythaushalt und wirkt im Bindegewege ansäuernd. Verwenden Sie bitte Heparin oder Liquemin. Es sind organische, orthomelekulare Substanzen, die außerdem noch eine leichte karzinostatische Eigenschaft haben. Etwas stärker als Eigenblut wirken die Ihnen allen bekannten Spenglersane. Man kann mit der Agglutinationsprobe nach Schwarz die jeweils geeignetsten herausfinden und mit deren Einreibung eine gezielte Immunisierung gegen die in den Spenglersanen enthaltenen, z. T. krebsspezifischen Antigene herbeiführen. Auch die diagnostisehe Aussage dieses Tests ist bemerkenswert.

Besonders während der ersten Behandlungsphase und zur Untersützung der Symbioselenkung sind als immer noch milde Antigene empfehlenswert folgende Präparate: Symbioflor-Antigen der Firma Mikrolabor, Herborn, und Colibiogen der Firma Laves, Hannover. Beide enthalten ColiStoffwechselprodukte und sind völlig bakterienrei. Ihre Anwendungsweise ist den Beipackzetteln zu entnehmen. Die aktive spezifische Immuntherapie (ASI) unter Verwendung patienteneigener Tumorzellen

Im Verlauf der Suche nach neuen Möglichkeiten abwehrsteigernder, immunstimulierender Behandlung Krebskranker erfuhr ein von der alten bakteriologisch-serologischen AntigenAntikörper-Vorstellung hergeleitetes therapeutisches Prinzip seine Renaissance. Erste Gedanken in dieser Richtung gehen auf EHRLICH (1854–1915) zurück. Sie wurden später von dem Nobelpreisträger BURNET aufgegriffen und weiterentwickelt. Gemäß dieser Forschung geht die Entstehung eines bösartigen Tumors mit Mutationen und anderen genetischen Veränderungen des Zellkerns vor sich, die mit der Expression abnormer Proteine durch die Zellmembran verbunden sind. Diese werden vom Immunsystem erkannt und lösen normalerweise eine sowohl humorale als auch zelluläre Zerstörung der Tumorzellen aus. Das progressive Wachstum eines Tumors ist gemäß dieser Auffassung auf einen Defekt der Immunabwehr oder auf "Immunescape“, d. h. "AngriffsVereitelung durch Tarnung mit körpereigener Substanz" zurückzuführen. Wie einer der Forscher und Vorkämpfer dieser Richtung, SCHIRRMACHER, schreibt, konnten mit der neuen "Aktiven spezifischen Immuntherapie“(ASI) erste beachtliche Erfolge bei der Behandlung des Melanoms und des kolorektalen Karzinoms erzielt werden. Die dazu verwendete „Heidelberger Vakzine“ wird aus strahleninaktivierten, bzw. ihrer Neuraminsäure-Tarnung beraubten Tumorzellen des Patienten unter Zugabe des hoch immunogenen, für den Menschen nicht pathogenen Newcastle-Virus hergestellt. Es handelt sich demnach um eine Kombination von Nosode und Vakzine. Ähnliche Verfahren zur Gewinnung individueller Impfstoffe werden vertreten von TALLBERG, Central Hospital der Universität in Helsinki; ROTHAUGE, Urologische Universitätsklinik in Gießen; MALLMANN, Universitäts-Frauenklinik in Bonn; Firma VITORGAN, Ostfildern, die eine aus tiefgefrorenem Tumormaterial hergestellte "Aktive, patientenspezifische Immuntherapie (APSI)“ anbietet. Weitere Firmen mit ähnlichem Lieferprogramm sind Macrolab, Hannover; Dr.Nesselhut, Duderstadt; ILH, Hannover, u. a. m. Die Wirkung der von ROTHAUGE bei der Behandlung von Prostatakarzinom-Patienten eingesetzten ASI übertraf die der konventionell üblichen gegengeschlechtlichen Hormone bei weitem, wie an Hand der serologischen Befunde, der szintigraphischen Kontrolle von Knochenmetastasen und der (nahezu verdoppelten) Überlebenszeiten nachgewiesen wurde (Vortrag auf dem 3. Wissenschaftlichen Kongreß der GfBK 1987 in Heidelberg). Da es sich bei diesen Verfahren um bestellte, individuelle Anfertigung "pro Patient" handelt, sind dies keine Fertigprodukte. Sie unterliegen deshalb ebensowenig wie die in 15.0. genannten "Organpräparate auf Bestellung" der Zulassungspflicht und müssen lediglich nach § 67 AGM angemeldet werden. Es liegt an den operierenden Chirurgen und Gynäkologen, sich dieser vielversprechenden Methoden zu bedienen und eigene Erfahrungen zu sammeln. Denn, wie erwähnt, muß in jedem Fall frisch

gewonnenes und sofort tiefgefrorenes Geschwulstmaterial zum Versand kommen. Dieser Umstand mag trotz der wahrscheinlich hohen Chance für die Patienten der Verbreitung der ASI vorerst noch hinderlich sein. Buchbesprechung (Windstosser) ALLEN, H.C.: Nosoden. Übersetzt von T.v.Grudzinski. 806 Seiten. Barthel & Barthel Verlag, 82335 Berg, Lizenzausgabe der Barthel Barthel Publishing Corp., New York. 1.Aufl.1987, 2.Aufl.1992. ISBN 3-88950-036-6 Die Bezeichnung "Nosode" geht auf den homöopathischen Arzt und Zeitgenossen HAHNEMANNs KONSTANTIN HERING zurück, der in "Stap`s Archiv“ als erster empfohlen hat, Krankheiten mit ihren identischen Krankheitsprodukten zu behandeln. Bekannt wurde die Nosodentherapie außerdem durch den Leipziger Tierarzt und Dozenten JOSEPH WILHELM LUX, der 1833 ein Büchlein herausgab mit dem Titel "Die Isopathik der Kontagiosen". Darin vertritt er sein Vorgehen, einen Tropfen Blut des kranken Tieres diesem in homöopathischer Potenzierung als Heilmittel einzugeben. HENRY C. ALLEN praktizierte als einer der ersten homöopathischen Ärzte in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts an verschiedenen Stellen der USA. Er gründete sodann das "Hering Medical College and Hospital“ in Chicago, in dem er bis zu seinem Tod 1909 als Leiter und Dozent für Materia Medica tätig war. Als Mitglied bzw. Ehrenmitglied verschiedener Organisationen für homöopathische Belange und als Verfasser mehrerer Artikel und Schriften machte sich ALLEN verdient um die Verbreitung der Homöopathie in den USA. Sein letztes Werk war die vorliegende Monographie "Nosoden", das zur Grundlage aller späteren Arbeiten auf diesem Gebiet wurde. Es ist dem Verlag Barthel & Barthel zu danken, diese Ergebnisse jahrzehntelanger Studien, Arzneimittelprüfungen und ärztlichen Erfahrungen ALLENs 77 Jahre nach ihrer Erstausgabe durch den Autor als erste deutsche Übersetzung vor dem Vergessenwerden bewahrt und als Klassiker dieses Sonderbereiches der Homöopathie herausgegeben zu haben. Wie im Vorwort des Übersetzers Dr.v.GRUDZINSKI zu Recht betont, sind qualifizierte homöopathische Arbeiten zeitlos gültig und kommen nie zu spät an die Öffentlichkeit - im Gegensatz zu manchen Artikeln der Schulmedizin, die schon am Tag ihrer Veröffentlichung überholt und veraltet sind. ALLEN beschreibt 42 Substanzen, Sekrete, Inkrete und Derivate, die alle einen spezifischen Antigencharakter haben und typische Arzneimittelbilder bei ihrer Prüfung am Gesunden hervorrufen. Die Vielzahl der dabei auftretenden Symptome ist exakt und nach Organbereichen geordnet beschrieben. Von diesen Substanzen können 25 im eigentlichen Sinn und nach heutigem medizinischen Sprachgebrauch als Nosoden bezeichnet werden. ALLEN hat außerdem homöopathische Zubereitungen von Adrenalin, Ambra, Cholesterin, Ergotin, Lac (Milch verschiedener Tiere), Secale, Thyreoidin, Ustilago usw. mit aufgezählt und in ihrer homöopathischen Eigenschaft beschrieben bzw. bestätigt. Mittel also, die nicht als Nosoden gelten. Umso origineller und interessanter ist seine Beschreibung der Arzneimittelbilder und Heilwirkungen von potenziertem Milchzucker, der durch Einwirkung von elektrischem Strom, nord- und südgepoltem Magnetismus sowie Röntgenstrahlen zum Träger dieser Energieformen gemacht wurde. Auch für diese absonderlichen Homöopathika bringt ALLEN beweiskräftige Kasuistiken aus seiner und anderer Ärzte Praxis. Dies sollte Anlaß geben zur Nachprüfung solcher zunächst mystistisch anmutenden Arzneiwirkungen, die einen ganzheitlich orientierten und

behandelnden Arzt, der sich mit Überzeugung entmaterialisierter bioenergetischer Methoden bedient, zumindest nachdenklich machen dürften. Die Homöopathie wurde in ihrer Verbreitung und Weiterentwicklung gerade im Lande ihrer Entstehung durch die auf Symptombeseitigung spezialisierten Pharmagiganten und die Hochflut deren Erzeugnisse während des 20. Jahrhunderts sehr behindert. Die wachsende Zahl ihrer Anhänger, eine Reihe guter Schulungsstätten, traditionsreiche Zeitschriften und reichhaltige Fachliteratur lassen eine Neubelebung dieser Heilmethode und ihren Weiterbestand auch im Ansturm gleichmachender Bestrebungen der Europa-Union erhoffen. Das ALLENsche Buch erfüllt in dieser Situation eine wichtige Aufgabe zur Verbreitung der Homöopathie generell, der Behandlung mit Nosoden speziell. Was der Leser vermißt, sind Hinweise auf die Gewinnung und Zubereitung sowie auf die evtl. noch existierenden Bezugquellen der von ALLEN verwendeten Nosoden und Homöopathika. Aus diesem Grund wäre es zweckmäßig, wenn die nächste Auflage des Buches nähere Angaben über die wenigen praxisrelevanten Veröffentlichungen neuerer Zeit zum Thema Nosoden enthalten würde. Als Minimum wären dies etwa die sehr ausführlichen Darstellungen von OTTO JULIAN „Materia medica der Nosoden“, Karl F.Haug Verlag; PETER CORNELIUS „Nosoden und Begleittherapie“, Pflaum Verlag (mit Anweisungen zur Findung und Anwendung der neu entwickelten Degenerations-Nosoden zur Behandlung maligner Erkrankungen); ferner die Informationsschriften der auf den Vertrieb und die Lieferung von Nosodenpräparaten spezialisierten Firmen wie metaFACKLER, Hannover, SANUM-Kehlbeck, Hoya, STAUFEN-Pharma, Göppingen u. a. Windstosser

24.0 Eigenblutbehandlung Die Eigenblutinjektion gehört zum festen therapeutischen Rüstzeug der meisten Ärzte und war auch durch die Hochflut der Antibiotika und sonstigen modernen Mittel nicht zu verdrängen, Das Haferkampsche Buch enthält alles, was man hierüber wissen muß. Daß sich aber auch eine so bewährte Methode verbessern läßt, liegt in der Entwicklungsfähigkeit aller Dinge. Ich war deshalb sehr erfreut, in Nr. VIII/37 (1956) der „Ärztlichen Praxis“ das Referat von Schulten über die Reinjektion von hämolysiertern Eigenblut zu lesen, zumal ich mich selbst seit etwa einem Jahr der Eigenbluttherapie nur noch in dieser Form mit bestem Erfolg bediene. Die m. E. allzu negative Stellungnahme Mühlbächers in VIII/50 (1956) der „Ärztlichen Praxis“ gibt mir nun meinerseits Anlaß zu einem kurzen Erfahrungsbericht. Keineswegs soll die Eigenbluttherapie älteren, ebenfalls bewahrten Heilmethoden wie dem Schröpfen irgendwie Abbruch tun. Dasselbe gilt vom Aderlaß und vom Blutegel. Diesbezüglich interessierte Kollegen seien auf die einschlägigen Bücher von Scharfbülig, Bottenberg u. a. verwiesen. Mit zunehmender Erfahrung wird jeder biologische Arzt mitunter dem einen, dann wieder dem anderen Verfahren den Vorzug geben. Wer je einen kaum bewegungsfähigen Lumbagopatienten nach 10 bis 12 kräftig gesetzten Schröpfköpfen blutig oder unblutig je nach Konstitution aufrecht und nahezu schmerzfrei die Praxis verlassen sah, wird sich dieser Methode von Fall zu Fall gerne wieder bedienen. Zweifellos stellt sie eine milde, vorwiegend örtlich wirkende Eigenbluttherapie dar, neben sonstigen noch unklaren zonalen und neuralen Effekten. Eigenblut, wiederholt und in steigender Dosis gegeben, hat keine solche lokale, aber eine um so stärker allgemein-umstimmende Bedeutung. Der Befürchtung Mühlbächers, daß es in hämolytischer Form bei entsprechender Dosierung irgendwie bedenklich sei oder gar gegen das ärztliche Prinzip des „nil nocere“ verstoße, kann ich nach Hunderten von Injektionen an zahlreichen Patienten indes nicht beipflichten. Man braucht die Injektion ja nicht gleich intravenös vorzunehinen. Die Antigenwirkung scheint auf dem intra- oder subkutanen Weg viel stärker zu sein. Nativ gespritztes Blut bildet am Ort seiner Injektion ein Koagulum, dessen Auflösung und Resorption, von den verschiedensten fermentativen Faktoren des Organismus abhängig, sich unbestimmte Zeit hinziehen und den gewünschten Heilerfolg damit verzögern oder in Frage stellen kann. Hämolysiertes Blut wird viel schneller aufgenommen, weshalb bei diesem Verfahren auch kleinste Mengen weit wirksamer sind als ein Vielfaches an unverändertem Eigenblut, in der bisherigen Weise gespritzt. Spengler (Davos) wies um die Jahrhundertwende nach, daß die Erythrozyten vorwiegend die Träger der Immunkörper des Blutes seien. Ihr Lysat wirkt diesbezüglich noch in 50.000facher Verdünnung starker als das Serum, und die Immunkörper werden nur nach Bedarf an das Serum und die Gewebeflüssigkeit abgegeben. Durch den Zerfall der Thrombozyten wird bekanntlich Thrombin, durch den Zerfall der Leukozyten Hystamin frei. Ob dabei auch Nekrohormone der gelösten Zellen zur Wirkung kommen, von spezifisch stimulierender Wirkung etwa auf den Blutbildungsprozeß, ist ebenso unklar, wie dies auch für die Zellulartherapie bisher noch nicht nachgewiesen werden konnte. Auch der Desensibilierungsvorgang durch Eigenblut blieb wissenschaftlich bisher noch ziemlich ungeklärt. Für die damit verbundenen, teils aktivierenden, teils dämpfenden Reaktionen auf die verschiedensten retikuloendothelialen, mesenchymalen und neurohormonalen Funktionen haben wir vorerst noch keinen anderen Indikator als die dadurch ausgelöste Heilung bzw. das subjektive Befinden des Kranken selbst.

Da ich mich schon vor Beginn meiner Modifikation der Eigenbluttherapie gerne des Serumaktivators nach Theurer bediente, versetzte ich nun auch das Hämolysat in gleicher Weise wie vorher das Eigenserum damit und glaube, so eine besonders wirksame Zubereitung (aktiviertes Eigenbluthärnolysat) gefunden zu haben, mit der ich schon eine ganze Reihe therapieresistenter Krankheitszustände relativ erfolgreich behandeln konnte. Es handelt sich bei dem Serumaktivator um ein komplexes Aluminiumhydroxyd, das Antikörper und Abwehrfermente in Eigenblut, Eigenserurn und Eigenharn zu Vollantigenen komplettiert und dadurch spezifische Gegenregulationen im sensibilisierten Organismus auslöst. Gleichzeitig hat es konservierende Eigenschaften. Was nun die Herstellung und Anwendung des aktivierten Eigenbluthämolysates betrifft, so ist folgendes zu beachten: In einem sterilen Penicillinfläschchen mischt man die erforderliche Menge an Blut, sterilem bidestillierten Wasser (aus Ampullen oder den wohlfeilen Flaschenpackungen wie Ampuwa-Fresenius) und Serumaktivator. Nach mehrfachem Variieren blieb ich in der letzten Zeit bei Blut und Wasser zu gleichen Teilen und ca. einem Fünftel bis einem Sechstel dieser Menge an Aktivator stehen. Man kann auch weniger als 50 % Blut nehmen, aber nicht mehr. Wichtig ist sofortiges kräftiges Schütteln. Es tritt dann innerhalb weniger Minuten völlige Hämolyse ein ohne Gerinnselbildung, wie sie bei über 50 % Blut doch gelegentlich vorkommt. Ob man dann zum Aufsaugen für die Reinjektion die Gummikappe des Röhrchens abnimmt oder durchsticht, ist bei sonstiger Wahrung der Sterilität gleichgültig. Das Präparat ist auch bei Zimmertemperatur mehrere Wochen haltbar. Die technischen Vorteile des aktivierten Eigenbluthämolysates sind seine sichere, leicht dosierbare und ungefährliche isopathische Wirkung, seine einfache Herstellung, seine Billigkeit und der Umstand, daß nur eine einmalige Blutabnahme erforderlich ist, was bei Kindern und Patienten mit schlechten Venen nicht unwesentlich ins Gewicht fallen dürfte. Sollte bei Kleinkindern wirklich einmal keine Venenpunktion möglich sein, bedient man sich des Blutes eines der beiden Eltern. Zu beachten ist, daß die ganze Behandlung - wie jede Antigentherapie - um so wirksamer und reaktionsloser verläuft, je kleiner man die Anfangsdosis wählt und je vorsichtiger die weiteren Injektionen in ihrer Menge gesteigert werden. Ich beginne grundsätzlich mit 0,1 ccm aktiviertem Eigenbluthämolysat intrakutan, da sich die Lokalreaktion so am besten beobachten und beherrschen läßt. Entsteht um die hirsekorngroße Hautquaddel innerhalb von 24 bis 48 Stunden kein größerer entzündlicher Hof als von ca. 1 cm Durchmesser, so kann schon nach zwei oder drei Tagen erneut gespritzt werden. Bei stärkerer örtlicher oder allgemeiner Reaktion warte man bis zum fünften oder sechsten Tag. Temperaturen bis 38 °C bedürfen keiner Berücksichtigung. Die zweite urid dritte Injektion gebe ich ebenfalls intrakutan, jeweils in doppelter Menge der vorhergehenden Dosis, also 0,2 und 0,4 ccm aktiviertes Eigenbluthämolysat mit Intervallen von drei bis vier Tagen je nach Reaktion. Von der vierten Injektion ab gebe ich diese dann intramuskulär (glutäal). Die Mengen sind 0,8-1,5-3,0 ccm, Intervalle wie oben. Selten sind mehr als sechs Injektionen erforderlich. Man kommt so normalerweise mit einer Gesamtmenge von 6 ccm aus, enthaltend 2,5 ccm Blut, 2,5 ccm Wasser und 1 ccm Serumaktivator. In besonders schwierigen oder chronischen Fällen, auch bei K-Typen und älteren Personen (schlechte Antikörperbildner), nehme man 5 ccm Blut, 5 ccm Wasser und 2 ccm Serumaktivator. Diese Menge erlaubt dann noch eine letzte siebente Injektion von ca. 6 ccm. Den Abstand derselben von der vorletzten verlängere man auf fünf bis sieben Tage.

Während man sich zur intrakutanen Injektion zweckmäßigerweise der bekannten Forapin-Kanülen bedient, können die intramuskulären Injektionen – praktisch schmerzlos – mit langen, dünnen Kanülen gemacht werden (0,5 mal 35 mm). Ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist ferner, daß aktiviertes Eigenbluthämolysat mit anderen Präparaten anstandslos als Mischspritze gegeben werden kann. Es scheint mir, als ob die Wirkung anderer notwendiger Medikamente durch diese Kombination gesteigert würde. Bei arteriosklerotischen Hypertonikern gebe ich es gerne zusammen mit Arnica-Betula-Plumbum (Weleda), bei Kranken mit rheumatisch-arthritischen Veränderungen mit Forrnica in seinen verschiedenen Potenzen. Bei Blutbildveränderungen im Sinne einer Hyperchromasie (besonders auch bei Akne) ist eine Kombination mit Rubivitan (je 60 bis 90 y) von ausgezeichneter Wirkung, wie denn auch sonstige Blutbildungsstörungen durch aktiviertes Eigenbluthämolysat günstig beeinflußt werden, was ich insbesondere bei Fällen wie Leukozytose, Leukopenie und Lymphopenie einige Male ohne sonstige spezifische Behandlung beobachtet habe. Unnötig ist es fast, an die ausgezeichnete Wirkung von aktiviertem Eigenbluthämolysat bei Furunkulose, Hordeolose oder Panaritiose zu erinnern, wobei eine Kombination mit „injizierbarem Sulfur oder Sulfur jodatum in mittleren Potenzen in Betracht kommt, Auch mit den üblichen Vitamin- oder Organpräparaten, homöopathischen Injektionspräparaten etc. ist aktiviertes Eigenbluthämolysat ohne weiteres mischbar, Trockenzellinjektionen nehme ich jedoch grundsätzlich erst nach Abschluß der desensibilisierenden Behandlung vor. Das dentale Herdgeschehen bedarf generell vor und nach der Extraktionsbehandlung einer Desensibilisierung. Bei über 200 derart behandelten Fokalkranken habe ich nicht eine Komplikation erlebt. Die Vorteile eines solchen Vorgehens sind leider Ärzten wie Zahnärzten noch immer viel zu wenig bekannt. Nur die Unterlassung einer solchen desensibilisierenden Allgemeinbehandlung (die sich selbstverständlich außer des aktivierten Eigenbluthämolysats noch anderer biologischer Methoden wie Heildiät, Fasten, Hydrotherapie, Überwärmungsbäder, Röderscher Mandelbehandlung, Akupunktur etc. bedienen kann), ist an den Mißerfolgen einer sonst korrekten und gründlichen Entherdung schuld. Das gleiche gilt für Tonsillenherde. Dank der genauen Dosierungsmöglichkeit des aktivierten Eigenbluthämolysats kann man sogar in der hyperergischen Phase fokal bedingter Krankheiten spritzen, die sonst eine Kontraindikation für jede Sanierungsmaßnahme ist. Neuere Arbeiten weisen immer wieder eindeutig auf die Notwendigkeit und ausgezeichnete Wirkung jeder mesenchymal oder retikuloendothelial angreifenden Therapie bei malignen Erkrankungen hin (Altmann, Aiginger, Issels, Pischinger u. a.). Gerade dieser Forderung kann mit aktiviertem Eigenbluthämolysat in einfacher und wirtschaftlicher Weise entsprochen werden. Eine Kontraindikation sind aktive tuberkulöse Prozesse, bei denen jede noch so geringe Reizung schädlich sein kann, und schwere kachektische Zustände, die überhaupt zu keiner Antikörperbildung mehr Hoffnung geben. Einen besonderen Hinweis verdient noch der Umstand, daß die Blutsenkungs-Werte im Verlauf der Therapie infolge der Eiweißresorption oft sehr erheblich zunehmen und daß aus dem gleichen Grund bei Weltmann und Mancke-Sommer Linksverschiebungen auftreten können (die Wirkung auf andere Serumlabilitätsproben ist mir nicht bekannt). Es ist also empfehlenswert, den Ausfall dieser Reaktionen erst etwa vier Wochen nach der letzten Injektion von aktiviertem Eigenbluthämolysat zu bewerten.

Eigenblut, von BIER (1861–1949) vor 90 Jahren rehabilitiert und bei verschiedenen chirurgischen Indikationen eingesetzt, hat sich seither als Halbantigen bei allen möglichen Stoffwechsel-, Drüsenund Hautkrankheiten in der Hand des Praktikers immer wieder bestens bewährt. Für sich allein eingesetzt, ist es in der Krebstberapie etwas zu schwach, in Form der verschiedenen BlutSauerstoff- und Blut-Ozonbehandlungsverfahren jedoch nach wie vor aktuell (siehe dort). Durch Zugabe des Serumaktivators nach THEURER wird Eigenblut zum Vollantigen und kann dann auch in potenzierter Form V. fd. Besonders während der ersten Behandlungsphase und zur Unterstützung der Symbioselenkung empfehlenswert als milde Antigene sind folgende, Coli-Stoffwechselprodukte enthaltende, bakterienfreie Präparate: Symbioflor-Antigen der Firma Mikrolabor, langsam ansteigend in den Stärken H, A und B mit entsprechenden Intervallen s.c. zu spritzen. Das gleichwertige Colibiogen der Firma Laves, in Ampullen gleicher Stärke, 6–12-mal mit entsprechenden Intervallen i.m. oder i.v. Diese Antigene bereiten überdies durch Desensibilisierung der Darmschleimhaut den Boden für die im Kapitel "Dysbiose, Symbioselenkung und enterale Immunität" erläuterte mikrobiologische Therapie Hierher zählt ferner das altbewährte Immunstimulans und Alterans Omnadin, das ebenfalls bakterielle Eiweißkörper und organische Lipoide enthält, zur Konservierung allerdings leider immer noch 5 mg Phenol je Ampulle. Man vergleiche außerdem die in den Kapiteln "Mesenchym" und "Organtherapie“ aufgeführten Präparate. Darüber hinaus bewirken alle ganzheitstherapeutischen Maßnahmen, sofern sie sachgemäß und individuell zur Anwendung kommen, direkt oder indirekt eine Steigerung der körpereigenen Abwehr, auch wenn diese nicht immer mit wissenschaftlicher Präzision messbar ist. Aufbau in kleinen Schritten ist bei Immunschwäche oft der bessere Weg. Man vernachlässige nicht die hier besonders wichtige Therapiekontrolle und erinnere sich immer wieder der Vollwertkost und der Symbioselenkung. Ein weiteres, viel stärkeres, sogar von der Lehrmedizin als Immunaktivator anerkanntes Antigen zur perkutanen Anwendung ist das BCG, eine nach den Angaben von CALMETTE und GUERIN inaktivierte bovine Tuberkelbazillen-Vaccine. Sie wurde von MATHE, dem langjährigen Leiter des französischen Krebszentrums in Villejuif, in die Tumortherapie eingeführt. Positive Erfolge wurden bisher von klinischer Seite hauptsächlich beim malignen Melanom gemeldet, doch finden sich unter der einschlägigen Literatur zahlreiche Bestätigungen der immunkompetenten BCG-Wirkung auch bei anderweitigen Tumoren. Der Impfstoff, die BCG-Vaccine der Behringwerke, wird unter vorsichtigem in skarifizierte Hautareale eingerieben, die je nach Ausfall der Reaktion allmählich vergrößert werden können. Es kommt zu mehr oder weniger heftigen Entzündungen, die bei empfindlichen, zu Allergie neigenden Patienten mit Allgemeinerscheinungen verbunden sein können. Vor der i.c.- oder s.c.- Injektion von BCG ist zu warnen, weil diese in nicht voraussehbarer Weise gelegentlich heftige Phlegmonen und tiefe Abszesse sowie Einschmelzung regionaler Lymphdrüsen mit hässlicher Narbenbildung zur Folge haben können. Dies würde u. U. eine Überforderung und unerwünschte Schwächung des Abwehrsystems bedeuten. Bei vorsichtiger und individueller Dosierung ist die durch BCG erzielbare Resistenzsteigerung jedoch eindrucksvoll und nachhaltig: Die Immunglobuline werden aktiviert, die immunkompetenten Zellen steigen an und es kommt zu Abstoßungsreaktionen gegen fremdes Gewebe. Eine Wiederholung der Impfung darf erst nach völliger Abheilung, der

vorausgehenden Reaktion erfolgen. Keinesfalls geimpft werden darf bei hochgradiger Immunschwäche (siehe "Summationsdiagnostik"), bei manifesten Infekten, insbesondere Tbc, sowie bei Patienten, die Kortikosteroide oder ACTH bekommen. Wegen der beschriebenen Problematik der Immunantwort auf BCG wurde dieses im WERNER ZABEL-INSTITUT nie verwendet, statt dessen das auch von SOUM II wärmstens empfohlene, milder wirkende und leichter steuerbare Tuberkulin. Man beginnt mit 0,1–0,2 ml der Sorte GT 1000 der Behringwerke streng intrakutan (Tuberkulinspritze und Insulinkantile), am besten in die Mitte des Oberschenkels. Auf die Bildung der weißen Quaddel ist dabei zu achten. Spritzt man zu tief, also s.c., so wird das Tuberkulin abtransportiert und es kommt nicht zu der erforderlichen Hautreaktion, die einerseits Kriterium für die Beurteilung des Abwehrvermögens, andererseits längerwirkender Fokus zur erwünschten Abwehrsteigerung sein soll. Die Intervalle der Injektionen richten sich auch hier nach der erzielten Wirkung. Immer muß vor der Wiederholung die örtliche und die hier weit seltenere Allgemein-Reaktion völlig angeklungen sein. Als Kontraindikationen gelten die bei BCG angegebenen. Ein in gleicher Weise verwendbares und hinsichtlich der Immunität auswertbares Verfahren bietet der Multitest Merieux. Die Zäckchen des dazu erforderlichen Stempels enthalten 7 verschiedene Antigene: Tetanus, Diphtherie, Streptokokkus, Tuberkulin, Candida, Trichophyton, Proteus und eine neutrale Kontrolle. Die nach 48 Stunden entstandenen Entzündungsherde um die kleinen Stiche werden zweidimensional in Millimetern gemessen und die im Mittel dieser beiden Zahlen über 2 mm großen Reaktionen als positiv bewertet. Die Methode hat allerdings den Nachteil, daß die Antigene nicht exakt dosierbar sind und daß das Einzelantigen, auf das der Patient maximal anspricht, nicht für sich in ansteigender Menge repetiert werden kann. Klinisch bewährt hat sich ein relativ neues, zunächst nur bei melanotischen Tumoren und deren Metastasen versuchsweise angewandtes Verfahren einer Kutanreaktion mit immunstimulierender Wirkung: Die Einreibung von Dinitrochlorbenzol (DNCB), chemisch verwandt dem Nitroglyzerin (Dynamit). Da es noch kein Handelspräparat gibt, muß es 0,5–1 %-ig, in einer leicht resorbierbaren Salbengrundlage (Linola fett, Ung.Cordes, pH 5-Eucerin o. ä.) rezeptiert werden. Die im Handel erhältliche Mindestmenge von DNCB ist.allerdings 1 kg. Kleinere Mengen (20, 30 oder 50 g) liefert die Quellenapotheke, Parkstr.48, 4902 Bad Salzuflen. Man reibt diese Salbe mit einem Gummifingerling, auf einem kleinen Hautbezirk über der Resektionsstelle oder über dem tumorverdächtigen Knoten sanft ein und wiederhole dies mehrere Tage hintereinander, bis sich eine kräftige Dermatitis gebildet hat. Ist diese abgeklungen, kann die Einreibung in gleicher Weise beliebig oft wiederholt werden. Einer Anwendung an mehreren Körperstellen steht nichts im Weg. Diese "epifokale" Reiztherapie provoziert eine sowohl örtliche als auch allgemeine TLymphozytose, Phagozytose und Eosinophilie. Es wurden dabei schon mehrmals vollständige Remissionen von Primärtumoren und Metastasen beobachtet. Präoperativ angewandt, behindert die Dermatitis zwar zunächst die Exzision, es könnte aber immerhin der Fall eintreten, daß sich der Chirurg, von der Verkleinerung des Tumors überzeugt und auf die beabsichtigte operative Entfernung verzichtet. Dr. Karl Windstosser

25.0 Die Molekulartherapie nach William Frederick Koch Zusammenfassung: Alle physiologischen und pathologischen Stoffwechselvorgänge haben ihren Ursprung im atomaren und molekularen Bereich. Eine fundamentale Rolle spielen hierbei die freien Radikale. Es sind dies hochreagible, meist kurzlebige aktivierte Carbonylgruppen mit vorwiegend lebenserhaltender, unter Umständen aber auch lebensfeindlicher Funktion. Als orthomolekulares, freies Radikal unterhält beispielsweise die Carbonylgruppe >C = 0 die Zellatmung. Wird diese Verbindung durch Stickstoffeintritt zur toxischen Azomethingruppe >C = N--C--, so kann dies zur Störung der mesenchymalen Grundregulation und damit des intermediären Stoffwechsels und der Zellatmung führen. Es kommt dann zum Verlust der genreparativen und immunkompetenten Fähigkeiten des Organismus gegenüber lebensbedrohlichen Infekten und chronisch-degenerativen Leiden bis hin zu den Malignomen. Für die Entstehung der Azomethingruppen geben die naturwidrigen Lebens-, Ernährungs- und Umweltbedingungen ununterbrochen und in steigendem Maß Anlaß. William Frederick Koch gelang es auf Grund seiner profunden biochemischen Kenntnisse und Studien, mit teils zyklisch, teils aliphatisch strukturierten Carbonylgruppen hoher OxidoRedoxpotenz, die toxischen freien Radikale zu sprengen und damit die pathogenen Blockaden zu beseitigen. Die Präparate, ihre Indikationen und Anwendungsweisen sowie die dazu komplementäre Eiweißrestriktive Ernährung werden dargestellt. Dieses unter allen totalitär und systemisch ausgerichteten Tumorbehandlungsformen jüngste und vielleicht zukunftsträchtigste Verfahren beruht auf den Erkenntnissen der aus der Molekularbiologie hervorgegangenen Elektronenbiologie (Szent-Györgyi, Együd, Greenberg, Appel u. a.). Nach Koch sind die Carbonylgruppen C = O die wichtigsten funktionellen Einheiten im molekularen Bereich des biologischen Geschehens. Ihre Doppelbindung und die Doppelbindungen ähnlicher Molekülstrukturen sind die Hauptakteure der Elektronendynamik. Die Elektronenbewegungen aber sind es letztlich, die den Stoffwechsel, d. h. die Energieaufnahme, -verteilung und -abgabe im Rahmen der spezifischen Zellfunktionen regeln. Zivilisationsschäden wie Fehlernährung, endogene und exogene Toxine, auch bakterieller Herkunft, Strahleneinflüsse, auch geopathischer Art, Medikamente, Karzinogene und viele andere Faktoren führen zur Blockade der funktionellen Carbonylgruppen und damit zum Krankheitsgeschehen generell, zur krebsspezifischen Zellatmungsstörung im besonderen. Verbreitetster und gefährlichster Störfaktor ist nach Koch die durch artfremde Aminokörper erfolgende Verdrängung des Sauerstoffatoms aus der Bindung C=O und deren Umwandlung durch Stickstoffeintritt zu C=N-N. Diese hochtoxische Azomethingruppe ist besonders stabil und kann nur durch den Einsatz stärkerer Katalysatoren mit höherem Redoxpotential zurückverwandelt werden. Solche Stoffe fand Koch im para-Benzochinon und im Glyoxal sowie deren Derivaten. Die technisch sehr aufwendige Herstellung dieser Präparate erfolgt neuerdings durch Fa. Roedler in 6521 Flörsheim. Ihre Anwendung setzt Verständnis für die Grundlagen seitens des Behandlers, Bereitschaft zu einer entbehrungsreichen Kostform seitens des Patienten voraus. Da die Anwesenheit animalischer Eiweißkörper, auch in Spuren, jede molekulartherapeutische Wirkung zunichte macht, muß der Kranke - und zwar schon 14 Tage vor der 1. Injektion strikt auf den Genuß von Fleisch, Fisch, Ei und Milch in jeder Form verzichten. Nachdem die Vertreter der ganzheitsmedizinischen Tumortherapie bisher stets die Forderung der laktovegetabilen Ernährung

erhoben haben, tritt mit der KOCHschen Behandlungsform für alle Beteiligten eine gänzlich neue, insbesondere psychologisch wesentlich schwieriger zu meisternde Situation ein. Der Eiweißbedarf kann fortan nur noch mit pflanzlichen Produkten gedeckt werden. Physiologisch ist dies weniger problematisch, wenn wir bedenken, daß jedes Blatt, jedes Korn, vor allem aber die Hülsenfrüchte (Soja!), Mandeln, Nüsse und Pilze Eiweißträger sind, außerdem, daß der tatsächliche Eiweißbedarf des Erwachsenen bei im übrigen hochwertiger, vitalstoffreicher Ernährung weit unter der von einer veralteten, überholten Ernährungswissenschaft geforderten Höhe liegt. Es sei hier an die neueren Veröffentlichungen von Prof. Wendt, Frankfurt, erinnert, die über die Einlagerung aller qualitativ und quantitativ inkompatiblen Eiweißkörper als Amyloid in die Kapillarwand mit allen ihren Folgen für den Zellstoffwechsel berichten, ferner an die Studien von Dr. Aschoff, Wuppertal, über die exakte Proportionalität zwischen dem Eiweißgehalt der Milch und der Verdoppelungszeit des Gewichtes des damit ernährten Neugeborenen, ein Vorgang, der sich genau artspezifisch abspielt. Beispiel: Menschliche Muttermilch = 1,3 % Eiweiß, Gewichtsverdoppelung in 180 Tagen; Kuhmilch = 3,7 % Eiweiß, Gewichtsverdoppelung in 47 Tagen; Kaninchenmilch = 10,4 % Eiweiß, Gewichtsverdoppelung in 6 Tagen. Wenn der Milch als ausschließlicher Nahrung des Neugeborenen eine derart wachstumssteigernde Kraft innewohnt, so erhebt sich auch von dieser Seite die Frage, ob sich beim Erwachsenen dieser Impuls nicht etwa in Richtung Tumorwachstum auswirken könnte. Eigene Erfahrungen des Referenten mit der therapeutischen Anwendung freier Radikale liegen in nennenswertem Umfang noch nicht vor. Von verschiedener Seite (Reinstorff, Plohberger, Draczynski, Doerfler, Kempe, Gleichmann u. a.) wird jedoch an Hand kleinerer Kasuistiken über aufsehenerregende Erfolge berichtet. Außerdem sei auf das im Haug-Verlag erschienene Originalwerk von Koch verwiesen: "Das Überleben bei Krebs- und Viruskrankheiten. Das Schlüsselprinzip ihrer Heilbarkeit“. Zur therapeutischen Anwendung der freien Radikale sei noch bemerkt, dass ihre Injektion sowohl i.m. als auch i.v. erfolgen kann, jedoch zur Vermeidung magnetischer und sonstiger Störungen nur mit einer besonders stark kalibrierten, vorgespülten, absolut trockenen Kanüle, wozu die Herstellerfirma Anweisung und Zubehör liefert. Da die Präparate nicht isotonisch sind (sie werden unter Verwendung besonders präparierten Wassers, jedoch ohne Verwendung von physiologischer NaCl-Lösung hergestellt) und in Anbetracht der dicken Kanüle, sind die i.m.- Injektionen ziemlich schmerzhaft, was bei i.v.-Gabe entfällt. Eine hämolytische Nebenwirkung ist bei der geringen Menge des Präparates nicht zu befürchten. Der diätetisch vorbereitete Patient erhält das nach besonderen Gesichtspunkten gewählte Radikal im Allgemeinen nur einmal. Seine Wirkung ist katalytisch, vergleichbar mit dem Anlasser eines Motors, der nach dem Anspringen desselben auch kein weiteres Mal mehr betätigt werden darf. Die Rückverwandlung der pathologisch blockierten Carbonylgruppen geht unter Einhaltung der erwähnten Heilnahrung und sonstigen Voraussetzungen nach Art einer Kettenreaktion vor sich. Jede störende anderweitige Therapie sollte dabei ausgeschaltet werden. Außer durch Fa. Roedler werden Anfragen beantwortet durch den "Forschungskreis für Molekulartherapie", Vorsitzender Dr. D. Reinstorff, Wattkorn 1, 2000 Hamburg 62, oder den Schriftführer Dr. K. Windstosser, Parkstr.48, 4902 Bad Salzuflen. Die medizinische Forschung und Therapie verlegt ihren Schwerpunkt immer mehr von den morphologischen Erscheinungen der Zelle und ihrer Bestandteile zu den energetischen Vorgängen im molekularen und atomaren Bereich. Damit nähern wir uns den mit den heutigen Möglichkeiten erkennbaren und berechenbaren Grenzgebieten menschlichen Lebens in substantieller Hinsicht.

Als einer der ersten befaßte sich der Chemiker Gomberg (USA) bereits um die Jahrhundertwende mit dem Phänomen der freien Radikale in der organischen Chemie. Diese Forschung setzte sein Schüler William Frederick Koch (1885–1967) als Arzt auf medizinischem Gebiet fort und erweiterte sie um ihre therapeutische Nutzanwendung. Nach mehreren wichtigen wissenschaftlichen Veröffentlichungen vollendete Koch 1955 sein Standardwerk „Das Überleben bei Krebs und Viruskrankheiten. Das Schlüsselprinzip ihrer Heilbarkeit.“ Es erschien 1966 in deutscher Übersetzung von Erich Reinstorff [7]. Der Untertitel lautet: "Eine Studie über die Phänomenologie der Freien Radikale, der Doppelbindungen und ihres in alpha-Stellung befindlichen Wasserstoffatoms bei der Pathogenese und Heilung von neoplastischen viralen und bakteriellen Krankheiten." Dieser Publikation ging 1919 eine "Vorläufige Mitteilung" mit dem Titel "Eine neue und erfolgreiche Behandlung des Krebses" voraus, veröffentlicht in "Detroit Medical Journal". Darin und in den folgenden Schriften wurden alle Möglichkeiten und Methoden der Verhütung, des Stillstandes und der Rückbildung degenerativer Zellveränderungen ausführlich beschrieben und begründet und gleichzeitig der Warburschen These der Irreversibilität des Krebsgeschehens entgegengetreten. Anhand zahlreicher, gut dokumentierter Krankheitsfälle wurde die neue Lehre unter Beweis gestellt. W. F. Koch wirkte zunächst als Dozent für Biologie, Embryologie, Physiologie und Pathologie an verschiedenen medizinischen Hochschulen in Michigan (USA), besonders in Detroit. Als ihm mit seiner neuartigen Behandlungsweise aufsehenerregende Erfolge bei therapieresistenten Krankheiten gelangen, etwa bei Krebs, Multipler Sklerose, Virusinfekten, poliornyelitischer Lähmung, fortgeschrittener Tbc, schweren Fällen von Allergie usw., blieben ihm die üblichen Anwendungen, Verleumdungen und Prozesse seitens der orthodoxen Medizin nicht erspart. Koch verlegte seine Tätigkeit als Arzt und Forscher daraufhin nach Rio de Janeiro, wo er in einer eigenen, hochschulunabhängigen Krebsklinik zwischen 1919 und 1949 gemeinsam mit seinen Mitarbeitern Tausende von Besserungen und Heilungen bei den genannten und ähnlichen Leiden erzielte. Angeregt und unterstützt durch aufgeschlossene Ärzte führte Koch Anfang der 60er Jahre seine Methode in Europa ein. 1965 konstituierte sich in Zusammenarbeit mit Erich Reinstorff der (später so benannte) „Forschungskreis für Molekulartherapie nach Prof. Dr. Dr. William Frederick Koch e. V.“. Die Molekulartherapie setzt eine hohe Kooperationsbereitschaft des Patienten, Geduld auf beiden Seiten und gründliche Sachkenntnis des Behandlers voraus. Allein aus diesem Grund, nicht etwa wegen irgendwelcher Risiken, ist sie nicht routinemäßig einsetzbar wie manche andere Therapie. Oft muß sie wegen fehlerhaften Verhaltens des Patienten auf halbem Weg abgebrochen werden. Am häufigsten betrifft dies grobe Verstöße gegen die Ernährungs-Grundregeln, die eine Fortsetzung der Behandlung immer problematisch machen. Sofern aber die Voraussetzungen gegeben sind, sollte man unbedingt versuchen, den Patienten für diese Therapie zu gewinnen. Sie eignet sich dann besonders gut als Auftakt und erste Maßnahme vor dem Übergang zu anderen biologischen oder auch konventionellen Behandlungsformen der Onkologie. Es sei jedoch an die Priorität der Herdbeseitigung, der Geopathie-Ausschaltung und der Ernährungs-Umstellung erinnert. In dieser Weise vorbereitet und durchgeführt, kann die Molekulartherapie von segensreicher Wirkung sein. Auch sie ist kein Stein der Weisen. Aber das ihr zugrunde liegende Prinzip der giftfreien und rückstandsfreien Wiederherstellung molekularer Ordnung durch eumetabolische Katalysatoren, die nach Erfüllung ihrer Aufgabe als körpereigen im Stoffwechsel verbleiben und unspürbar weiterwirken, dieses Prinzip könnte eine neue Ära gewaltloser Ganzheitsmedizin einleiten Ausgangspunkt der Molekulartherapie ist die Wirkung der oben erwähnten freien Radikale im Stoffwechselgeschehen. Es sind dies Atomgruppen bzw. Molekülfragmente exogener oder endogener Herkunft mit spezifischer biochemischer Funktion, die sowohl lebenswichtig als auch

lebensfeindlich sein kann. Sie unterscheiden sich, bedingt durch das Vorhandensein eines einzelnen ungepaarten Elektrons, von anderen Atomgruppen hinsichtlich ihrer paramagnetischen Eigenschaft, die verhindert, daß sie sich der Kernspinausrichtung unterordnen. Ihrer hohen Reaktionsbereitschaft wegen haben freie Radikale eine unterschiedlich kurze Lebensdauer. Während dieser Zeit lösen sie katalytisch erwünschte oder schädliche Stoffwechselvorgänge aus, die unter Umständen als Kettenreaktion verlaufen können. Es gibt unzählige Sorten von freien Radikalen. Auch atomarer Sauerstoff ist ein solches, nicht jedoch Singulettsauerstoff und Ozon. Beim gesunden Menschen überwiegen die eumetabolischen, orthomolekularen, lebenserhaltenden Radikale. Die außerdem evtl. vorliegenden schädlichen Radikale werden im Sinne der Homöostase und des Fließgleichgewichts der mesenchymalen Grundregulation schon im Entstehen ausgemerzt. Dies erfolgt mit Hilfe der Faktoren eines intakten Enzymsystems wie Superoxid-Dismutase, Katalase, Glutathion-Peroxidase usw. Ein gesunder Stoffwechsel kann auf diese Weise durchaus eine gewisse Menge vorübergehend auftretender toxischer Radikale bewältigen. Liegt jedoch eine Schädigung dieser Fähigkeit vor, wie bei den meisten Bewohnern der Industrieländer, so kommt es zur Kumulation solcher freier Radikale mit all ihren Krankheitsfolgen. Die Menschen der westlichen Welt sind infolge der hier vorherrschenden unbiologischen Lebensund Ernährungsbedingungen fortwährend unzähligen Anlässen zur Bildung oder Aufnahme freier Radikale mit negativer Tendenz ausgesetzt. Zivilisationsschäden, Umweltgifte, endogene und exogene Noxen, ionisierende Strahlen, elektromagnetische und geopathogene Felder, Dauerstreß, paramolekulare Arzneimittel, Genußgifte, vor allem aber die lebenslängliche Einwirkung einer instinktlos gewordenen, denaturierten, industriell manipulierten und mediengelenkten Ernährung führen zu Blockaden der essentiellen Molekularreaktion und damit zur ungehemmten Vermehrung der toxischen Radikale mit allen ihren Krankheitsfolgen. Diese behindern im Zusammenspiel mit vielen anderen zunehmend die Aufrechterhaltung und den Ablauf fundamentaler Lebensfunktionen, etwa die Kohärenz der Atmungskette und damit die Sauerstoffutilisation, die Entgiftungsvorgänge, die Photoassimilation, den Einbau hochungesättigter Fettsäuren in die Zellmembran, die interzelluläre und genetische Information. Kurzum, es kommt zum zunächst lokalen, später generellen Ausfall der mesenchymalen Regulationsvorgänge bis hin zur Entstehung der ersten Geschwulstzelle. Die aktive orthomolekulare Carbonylgruppe >C = 0 ist das wichtigste aller freien Radikale innerhalb der essentiellen biochemischen Vorgänge. Durch die reversible Doppelbindung zwischen Kohlenstoff und Sauerstoff ist dieses Radikal Hauptakteur der Elektronendynamik. Diese unterhält und reguliert den gesamten Stoffwechsel, also alle Energieumwandlungsvorgänge und Zellfunktionen. Verbreitetster und gefährlichster Störfaktor des energetischen Gleichgewichtes ist nach Koch die bei Überbelastung mit Stickstoff - etwa aus Aminosäuren oder alkylierenden Substanzen - entstehende Verdrängung des Sauerstoffatoms aus der Bindung >C = 0 durch N und deren Umwandlung zu >C = N–C--. Diese unphysiologische "Azomethingruppe" ist hochtoxisch und im Gegensatz zu den meisten freien Radikalen stabil und langlebig. Um so schlimmer wirkt sie sich deletär im Sinne der erwähnten Enzymblockaden und anderer Dysregulationen aus.

Die Azomethingruppen können nur durch Katalysatoren stärkerer Energie und höheren Redoxpotentials zu >C = 0 rückverwandelt werden. Damit gelingt gleichzeitig die Rückbildung und Wiedereingliederung maligner Zellen, hochtoxischer Viren und anderer Krankheitserreger in den normalen Gewebsstoffwechsel. Koch bediente sich dazu der von ihm entwickelten, ohne Zweitschäden oder Nebenwirkungen kompatiblen Derivate: 1. der zyklischen Moleküle des para-Bezonchinons und der Rhodizonsäure mit 2 bzw. 4 Carbonylgruppen 2. des zyklischen Trichinoyls mit 6 Carbonylgruppen 3. der allphatischen Moleküle des (körpereigenen) Glyoxals und Methylglyoxals mit 2 Carbonylgruppen 4. des allphatischen Polyketons mit 2–10 Carbonylgruppen (Handelsname "Carbonylgruppen comp. SSR"). Voraussetzung optimaler Wirkung der Molekulartherapie ist die Ausschaltung der Hauptquellen toxischer Verbindungen. Dies gelingt nur durch Umstellung auf eine Ernährung, die mindestens 3–6 Monate lang auf jegliche Art von tierischem Eiweiß verzichtet. Sie entspricht genau der auch von Wendt empfohlenen Eiweißrestriktion zur Behandlung der von ihm beschriebenen Krankheitsbilder "Hyperproteinämie" und "Hypoporopathie" (18–20). Man bezeichnet diese Form des Vegetarismus als " Vegan-Kost". Dabei entfallen nicht nur Fleisch, Wurst, Fisch und alle Meerestiere, sondern auch Milch und alle Molkereiprodukte wie Buttermilch, Joghurt, Quark und Käse jeder Art sowie Ei. Es ist erwiesen und wurde von Anhängern des Veganismus über Jahrzehnte hin immer wieder vorgelebt und erwiesen, daß eine solche Ernährung Menschen aller Altersstufen auf Dauer vollwertig zu ernähren und leistungsfähig zu erhalten vermag. Sie verhindert Eisenmangel durch Blattgemüse, Obst und Vollkorn, enthält alle Vitamine durch Spurenelemente, selbst der immer wieder behauptete B12-Mangel kann durch Petersilie und andere Küchenkräuter sowie durch eine vollwertige Darmflora ausgeglichen werden. Wer sich nach Vegan-Grundsätzen, mindestens aber laktovegetabil ernährt, befreit sich gleichzeitig mit dem Gewinn der Orthomolekularität von der endemisch gewordenen Übersäuerung als Ausdruck der Säure-Basen-Entgleisung, die ihrerseits als Ursache und Schrittmacher vieler Ablagerungs- und Entzündungskrankheiten zu gelten hat (Anti-Acid-Diet). Mit dem Abbau der pathogenen Azidose des Gewebes senkt sich gleichzeitig die ihr reziprok proportionale, krebsbegünstigende Alkalose des Blutes [21]. Es verschwinden ferner die bei Eiweißüberschuß immer vorhandenen, enteral entstehenden und ebenfalls cokarzinogenen, im Harn und Blut nachweisbaren, Zerfallsprodukte Indol, Urorosein, Kadaverin und Putreszin. Manche Bestandteile der "Vollwertkost", z. B. Vitamin C, Glutathion, Selen u. a. bezeichnet man direkt als "Radikalenfänger". Während und nach der KOCHschen Molekulartherapie darf tierisches Eiweiß monatelang in keiner Form gegeben werden, also kein Fleisch, kein Fisch, keine Molkereiprodukte und keine Eier. Der Eiweißbedarf muss in dieser Zeit ausschließlich durch pflanzliches Eiweiß gedeckt werden: Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse, Mandeln, Sojaprodukte (gekaute Nüsse und Mandeln werden ungenügend aufgeschlossen und verwertet, besser sind Nuss- und Mandelpasten), ferner Glidine (Getreide-Eiweiß), Pilze und Hefepräparate (jedoch keine lebende, keimfähige Hefe). Als Begründung dieses einschneidenden Verbotes gibt KOCH an, dass tierisches Eiweiß postmortal

bzw. extrakorporal rasch toxische Amine bildet (die daraus zusätzlich auch in einem dysbakterischen Darmmilieu entstehen). Diese Amine verursachen und unterhalten die Blockade der Carbonylgruppen im Krebsgewebe, deren Beseitigung das Ziel der KOCHschen Therapie ist. Die übrige Kost unterscheidet sich von dem hier Empfohlenen nicht. Über den therapeutischen Gewinn hinaus bietet der Vegetarismus, mehr noch der Veganismus, auf breiter Basis unabsehbare ökonomische, ökologische und volkswirtschaftliche Vorteile gegenüber dem herkömmlichen Wirtschafts- und Versorgungssystem durch Einsparung riesiger Futteranbauflächen, die der Erhaltung des biologischen Gleichgewichtes und der direkten Belieferung der Menschheit mit Vegetabilien, Korn und Obst dienen könnten. Hierfür liegen Beweise in Form von Erfahrungen auf regional begrenzten Gebieten vor. Eine solche von tierischen Proteinen und Albuminen freie Kost läßt sich durchaus schmackhaft, sättigend und abwechslungsreich gestalten. Dies ist etwa in dem speziell auf die Molekulartherapie ausgerichteten Buch von Helga Leyk [8] küchengerecht beschrieben. Da die Anwesenheit von Azomethingruppen - u. a. aus tierischem Eiweiß - selbst in noch so geringen Mengen die Umwandlung von >C = N –C-- zu >C = 0 erschwert oder behindert und die Molekulartherapie damit beeinträchtigt oder völlig unwirksam wird, muß der Patient mit der VeganErnährung mindestens 14 Tage vor der ersten Carbonylgruppeninjektion beginnen und diese im Anschluß daran je nach Art und Schwere der Erkrankung und nach Maßgabe eventuell notwendig werdender Wiederholungsinjektionen mehrere Monate streng, darüber hinaus in erleichterter Form Jahrelang fortsetzen. Die damit verbundene Chance, mit um so größerer Sicherheit gesund zu werden und zu bleiben, wird den Entschluß zu dieser Umstellung der Lebensweise gewiß erleichtern. Zur unmittelbaren Vorbereitung auf die Therapie eignen sich wahlweise auch einige Fasttage, an denen man nur mineralarmes Wasser, ungesüßten Kräutertee, zuckerfreien Obst- oder Gemüsesaft, vegetabile Brühe trinkt. Längeres Fasten ist ja auch der "königliche" Weg großer Heilungsvorgänge von innen heraus, u.a. auch die beste Möglichkeit schneller Entsäuerung. Eines besonderen Hinweises bedarf die Injektionstechnik, bei der eher noch sorgfältiger vorgegangen werden sollte als es die Herstellerfirma der Präparate empfiehlt. Die in den Ampullen enthaltenen Substanzen sind nämlich ebenso empfindlich wie die Radikale. Sie werden in einem aufwendigen Prozeß ohne Verwendung physiologischer Kochsalzlösung hergestellt, sind also nicht isoton. Ihre subkutane oder intramuskuläre Injektion erweist sich deshalb als schmerzhaft. Sie wird komplikationslos intravenös gegeben, wobei zum Ampulleninhalt ein wenig Eigenblut aufgezogen werden kann. Mit 3–5 ml Blut vermischt, gelingt die Injektion auch i.m. ohne Schmerzen, und man hat noch den Vorteil der Eigenblutwirkung. Man verwende eine weitlumige, kurze Kanüle wie zur Blutabnahme üblich (1,2 x 30 mm), damit die Flüssigkeit möglichst kurz mit dem Metall in Berührung kommt. Weil auch Spuren vom Metallstaub im Inneren der Nadel die Mittel unwirksam machen können, wird die Plastik- oder Ganzglasspritze mit aufgesetzter Nadel zunächst mehrmals mit sterilem Aqua bidest. nicht physiologischer Kochsalzlösung - durchgespült und dann erst das Präparat damit aufgezogen. Sodann spritze man, sei es mit oder ohne Eigenblut, aus dem genannten Grund möglichst zügig. Irgendwelche unangenehmen Reaktionen sind nicht zu befürchten, abgesehen von sehr seltenen Allergien gegen Para-Gruppenverbindungen.

Für Kinder werden die Präparate in Trinkampullen verwendet. Auch oral gegebene Carbonylgruppen können bemerkenswerte Besserungen einschließlich des Energiehaushaltes und des subjektiven Befindens bewirken. Diese Form der Therapie empfiehlt sich auch als Erhaltungsdosis mit entsprechenden Intervallen nach Abschluß der einleitenden Injektionen. Außerdem gibt es noch das lokal und oral verwendbare Carbonylgruppen-Aerosol mit Glyoxal und Methylglyoxal in alkoholischer Lösung, das supportiv zum täglichen Gebrauch Verwendung findet. Die katalytische Wirkung der Carbonylgruppen verläuft, wie auch die der toxischen freien Radikale, als Kettenreaktion. Deshalb dürfen die Injektionen - man erinnere sich an die Grundregeln der Homöopathie und an die Betätigung des Anlassers im Auto - nicht zu früh und nicht zu oft wiederholt werden. Bei Geschwulstkrankheiten ist die Regel alle 7–14 Tage. Dies gilt nicht für die oralen Gaben. Nur bei Herpes zoster und einigen anderen akuten Erkrankungen sind tägliche bis zweitägliche Injektionen empfehlenswert. Auch hierbei gilt selbstverständlich die Ernährungsgrundregel, wobei an die Stelle der vorbereitenden Tage das sofortige strenge und mehrtägige Fasten zu treten hat. Bei den Behandlungsintervallen richte man sich im übrigen nach den Reaktionen und dem Befinden des Patienten und nach dem Verlauf des Geschwulstgeschehens. Sich anbahnende Besserungen oder Tumorrückbildungen dürfen nicht durch voreilige oder gar paramolekulare Maßnahmen gestört werden. Auch mit den Methoden der Ganzheitstherapie sei man während des Wirkens der Carbonylgruppen eher zurückhaltend, so auch mit Mistelpräparaten, Elektrolyten und Enzymen. Strikt auszuschalten sind möglichst alle Pharmaka, Zytostatika, Bestrahlungen, Narkosen, Operationen und sanierenden Maßnahmen, weil sie die molekulare Reaktion vereiteln. Sie müssen außerdem mindestens 4–6 Wochen vorher beendet worden sein und dürfen vor Ablauf der gleichen Zeit nach Eintritt des erzielten Therapieerfolges nicht oder nicht wieder zur Anwendung kommen. Bei notwendig werdender Schmerzstillung bevorzuge man Opiolde, Neuraltherapie oder Akupunktur. Eine Ausnahme von den erwähnten Inkompatibilitäten machen jedoch Sauerstoff und Ozon. Diese zur Wiederherstellung der Zellatmung nützlichen Gase sind sogar erwünscht, denn parenteral gegebene Carbonylgruppen in Chinonform können gemeinsam Mit O2 und O3 das in den Krebszellen angehäufte Hydrochinon zu Chinon oxidieren oder das in den Normalzellen blockierte Chinon substituieren. Damit steht das für die Zellatmung wichtigste Glied der Atmungskette als Voraussetzung für die Umschaltung vom Protonen- zum Elektronentransport zur Verfügung. Die intakte Atmungskette bildet wiederum die Grundlage des Zusammenspiels aller lebenswichtigen Regelkreise und damit jeder Immunitäts- und Ordnungsfunktion. Als Norm der O2O3-Zufuhr dürfen wöchentlich 600–1200 μg, verteilt auf 2–3 Gaben je 20–60 μg 03/ml gelten, ohne Eigenblut i.m., mit Eigenblut (HOT) i.v., alternativ die Sauerstoff-Inhalation von wöchentlich 1 bis 3 mal 15 min. bei 4l O2/min Durchlauf, möglichst unter pulsangepaßter Belastung mit 20–150 W. (Langzeitprogramm der klassischen KMT nach v. Ardenne). Über bemerkenswerte Besserungen und Heilungen vorwiegend chronischer Krankheiten wie Multiple Sklerose, Sklerodermie, PcP, Neurodermitis, Diabetes, Cerebralsklerose, Autoimmunkrankheiten, Hepatitis, Herpes zoster etc., bei denen kaum therapeutische Alternativen zur Verfügung stehen, insbesondere von Malignomen aller Organbereiche und Schweregrade einschließlich der Lymphome und Leukosen, liegen von mehreren Seiten Erfahrungsberichte vor [3, 6, 7]. Dies trifft vor allem auf Dieter Reinstorff (10, 11) zu, der auch die Neufassung des

Kochschen Standardwerkes in 2. Auflage besorgte. Bestätigt wurden diese Ergebnisse u. a. durch Windstosser während 15 Jahren ausschließlich onkologischer Betreuung von insgesamt über 4.000 Krebskranken und Krebsgefährdeten. Koch und seine Mitarbeiter rehabilitierten sich in einem aufsehenerregenden Gerichtsverfahren mit der Dokumentation von 20.000 erfolgreich behandelten Patienten in den USA. Dabei wurde eine durchschnittliche Heilungsquote von Malignomkranken aller Schweregrade, also einschließlich der als "klinisch inkurabel" aufgegebenen, von 46 % erzielt. Die Präparate (Die Präparate werden nach dem Kocbschen Originalverfahren hergestellt von Pharma-Biologica-Tonia GmbH, Flörsheim-Dalsheim. Zu Beratungen und Auskünften in therapeutischen Fragen steht außerdem zur Verfügung: Geschäftsstelle des Forschungskreises, Dr. Dieter Reinstorff, Bruno-LauenrothWeg 31, 22417 Hamburg, Tel.: 040/ 5 20 25 02, Fax: 040/5 20 33 10.) 1. Rhodizonsäure comp. N-Ampullen Inhalt: Rhodizonsäure, Trichinoyl und Glyoxal zu gleichen Teilen in je D6 (diese Zahl gibt den Verdünnungsgrad an, hat jedoch nichts mit dem Prinzip des Herstellungsverfahrens homöopathischer Arzneien in Verschüttelungsstufen zu tun). Indikation: Akute und chronische Virusinfekte, Krankheiten und Spätschäden der Leber, Lunge und Nieren, Kollagenosen, Dermatosen, Nervenkrankheiten, prä- und postoperativ bei allen Geschwulsterkrankungen im Wechsel mit Carbonylgruppen comp. SSR-Ampullen. Anwendung: je 1 Amp. alle 2–14 Tage. 2. Carbonylgruppen comp. SSR-Ampullen Inhalt: Carbonylgruppen-Polyketon in D6. Indikation: Wie bei 1, besonders bei Herpes zoster. Prä- und postoperativ bei allen Geschwulsterkrankungen im Wechsel mit 1. Anwendung: Wie bei 1. 3. Carbonylgruppen-Ampullen Inhalt: Glyoxal und Methylglyoxal zu gleichen Teilen in je D6. Indikation: Wie bei 1 und 2, besonders bei Mamma-, Uterus-, Magen- und Darmkarzinom. Anwendung: Wie bei 1. Die Molekulartherapie setzt eine hohe Kooperationsbereitschaft des Patienten, Geduld auf beiden Seiten und gründliche Sachkenntnis des Behandlers voraus. Allein aus diesem Grund, nicht etwa wegen irgendwelcher Risiken, ist sie nicht routinemäßig einsetzbar wie manch andere Therapie. Oft muß sie wegen fehlerhaften Verhaltens des Patienten auf halbem Weg abgebrochen werden. Am häufigsten betrifft dies grobe Verstöße gegen die Ernährungsgrundregeln, die eine Fortsetzung der Behandlung immer problematisch machen. Sofern aber die Voraussetzungen gegeben sind, sollte man unbedingt versuchen, den Patienten für diese Therapie zu gewinnen. Sie eignet sich dann besonders gut als Auftakt und erste Maßnahme vor dem Übergang zu anderen biologischen oder auch konventionellen Behandlungsformen der Onkologie. Es sei jedoch an die Priorität der Herdbeseitigung, der Geopathieausschaltung und der Ernährungsumstellung erinnert. In dieser Weise vorbereitet und durchgeführt, kann die Molekulartherapie von segensreicher Wirkung sein. Auch sie ist kein Stein der Weisen. Aber das ihr zugrunde liegende Prinzip der giftfreien und rückstandsfreien Wiederherstellung molekularer Ordnung durch eumetabolische Katalysatoren, die nach Erfüllung ihrer Aufgabe als körpereigen im Stoffwechsel verbleiben und

unspürbar weiterwirken, dieses Prinzip könnte eine neue Ära gewaltloser Ganzheitsmedizin einleiten. Literatur (1) Butenandt, A.: Molekulare Biologie als Fundament der modernen Medizin. Münchner Med. Wschr. 34 (1966). [2] Floyd, R.A.: Free Radicals and Cancer. M. Dekker Inc., New York 1982. (3) Grabowski, S.: Grundlagen der Therapie mit Elektronendonatoren und Radikalenfängern. Eigenverlag, Berlin. [4] Guillot, B.; Despages, G.: Les radicaux libres a la racine des pathologiques. De natura rerum 2 (1988) 52–58. [5] Hartweger, E. W S.; Reinstorff, D.: Erfahrungen mit der Molekulartherapie nach Professor Koch, insbesondere im Hinblick auf die Tumortherapie und die Kombination mit anderen nichttoxischen Therapieformen. Das Seminar 3 (1983). [6] Hentze, M. W; Kulozik, A.E.; Bartram, C.R.: Einführung in die medizinische Molekularbiologie. Grundlagen - Klinik - Perspektiven. Springer Verlag, Heidelberg 1990. (7) Kief H.: Pathobiochemie der Tumorzelle und Einsatz der Kochschen Präparate im Rahmen naturheilkundlicher Tumortherapie. Persönlich übergebenes Expose aus dem Eigenverlag. (8) Kief H.: Neue Erfahrungen mit der Koch'schen Molekulartherapie. Gesundes Leben 3/1 (1983). [9] Koch, WE: Das Überleben bei Krebs- und Viruskrankheiten. Das Schlüsselprinzip ihrer Heilbarkeit. Karl F. Haug Verlag, Heidelberg 1981. (10) Leyk, H.: Spezialdiät für die Molekulartherapie. Praktische Hinweise für eine tiereiweißfreie Ernährung. Karl F. Haug Verlag, Heidelberg 1983. (11) Ohlenschläger, G.; Berger, I.: Wie frei sind freie Radikale im lebenden System? Erfahrungsheilkunde 37 (1988) 55–70. (12) Reinstorff, D.: Molekulartherapie und Krebs - signifikante Besserung der Laborparameter, Steigerung der subjektiven Lebensqualität. Ratgeber Gesundheit 3 (1987). [13] Reinstorff, D.: Molekulartherapie nach Prof. Dr. W.F. Koch mit Dokumentation der besonderen Therapierichtungen und natürlichen Heilweisen in Europa. IZDN-FFB. Bd. 2. VGM-Verlag, Essen 1992, S. 323 ff. [14] Reinstorff, E.: Die Molekulartherapie von Prof. Dr. Dr. William Frederick Koch und der sogenannte "Koch-Effekt". Erfahrungsheilkunde 16 (1967) 301306. [15] Reinstorff, E.: Die Therapie mit Freien Radikalen und Carbonylgruppen. Erfahrungsheilkunde 7 (1968).

[16] Reinstorff, E.: Der heutige Stand der Kochschen Molekulartherapie. Prä- und postoperative Tumortherapie 2 (1970). (17) Reinstorff, E.- Erfahrungen mit der Molekulartherapie nach Koch. Erfahrungsheilkunde 13 (1970). (18) Reinstorff, E.: Erfahrungen mit der Molekulartherapie nach Koch. Krebsgeschehen 3 (1971). [19] Rocholl, H.J.: Therapie-Schema mit den Carbonylgruppen der Kochschen Molekulartherapie. Das Seminar 12 (1984). (20) Schuitemaker, G.E.: Vrije Radikalen. Orthomolekular. Supplement 10 (1989). [21] Seeger, P.G.: Die Kochsche Molekulartherapie. raum & zeit 38 (1989). [22] Wacker, A.: Molekularbiologische Grundlagen der Immunsuppression. Deutsches Ärzteblatt 50 (1973). (23) Wendt, L.: Krankheiten verminderter Kapillarmembran-Permeabilität. Verlag E. E. Koch, Frankfurt 1973. [24] Wendt, L.: Ist eine vorwiegende Fleischkost gesundheitsschädlich? Med. Welt. 11 (1977). [25] Wendt, L.; Petri, S.: Eiweißfasten. Rezepte für die Eiweiß-Abbaudiät. Karl F. Haug Verlag, Heidelberg 1985. (26) Windstosser, K.: Die Säure-Basen-Bilanz. Eine vergessene Dimension des Krebsgeschehens. Vortrag gehalten auf der Med. Woche Baden-Baden 1992. [27] Worlitschek, M.: Praxis des Säure-Basen-Haushaltes. Grundlagen und Therapie. Karl F. Haug Verlag, Heidelberg 1991.

26.0 Der Wärmeorganismus als Gesundheits- und Immunfaktor "Am Anfang war die Wärme und am Anfang war alles Wärme. Aus der Wärme ist alles geworden und alles Gewordene war Wärme." "Nur wenn wir durch die Intensität und das Qualitative unserer Organisation im Stande sind, jeden Wärmeprozeß … sogleich innerlich … in Empfang zu nehmen und ihn für unseren inneren Prozeß umzubilden, sind wir … in der Lage zur Gesundheit." RUDOLF STEINER (1861–1925) “The fact that thousands more cancer patients were not given the benefit of such therapy (sc.Fieber) since it was first initiated by Coley over 90 years ago, may be one of the greatest tragedies in medical history.” Ms. H. C. COLEY-NAUTS (1986) Der Wärmeorganismus als Immunfaktor Wärme ist Leben, Kälte ist Tod. In vielen tief verwurzelten Redensarten klingt unbewußt die Bedeutung dieser Naturkräfte für das Leben des Menschen an, wenn wir etwa von "Heißer Liebe", "glühendem Verlangen", "Nestwärme“ oder andererseits von "Kaltherzigkeit", "eisigem Schweigen“, "Gefühltskälte“ sprechen. Alle Organismen, ob Mikrobe, Pilz, Pflanze, Tier oder Mensch, gedeihen auf die Dauer nur bei bestimmten, ihnen zuträglichen Temperaturen. Je nach dem Differenzierungsgrad der Zellen gelten hierfür unterschiedliche Wärmeoptima. Sogar in den einzelnen Organen hat man - von deren Stoffwechselfunktion abhängig - geringfügige Temperaturunterschiede festgestellt. Der ausgeglichene Wärmehaushalt des Menschen spielt sich innerhalb einer Spanne von nur wenigen Graden ab. Wir sind deshalb auf Kleidung und Heizung angewiesen. Wärme zuführende Maßnahmen in ihren verschiedensten Formen sind und waren zu allen Zeiten, in allen Kulturepochen und bei allen Völkern bekannt und beliebt zum Zweck der sowohl äußeren als auch inneren Reinigung und Heilung, der Gesunderhaltung, der Abhärtung und der gesteigerten Lebensfreude. Man denke an die luxuriösen Thermen der Griechen und Römer, deren Überreste wir auf deutschem Boden noch heute bewundern (Aachen, Baden-Baden, Badenweiler, Wiesbaden), an die zahlreichen vulkanischen Quellen und sonstigen Heißbade-Gepflogenheiten in Japan, auf Island, auf Ischia und in Oberitalien, an das blühende Badewesen des europäischen Mittelalters, an die Saunakultur in den skandinavischen Ländern und in Russland, aber auch an die unzähligen therapeutisch genutzten Thermen und mannigfachen Moor-, Schlamm-, Fango-Anwendungen in aller Welt. Voraussetzung für Wärme ist immer irgendein Verbrennungsvorgang. Wärme hat deshalb enge Beziehung zu Licht, Atmung und Sauerstoff. In diesen drei Stoffwechselbereichen ist der Krebskranke primär gestört. Gestützt auf bewundernswerte Beobachtung und Erfahrung über Generationen nannten die Ärzte des Mittelalters den Krebs eine "kalte und trockene Erkrankung“. Mit dieser Charakteristik erfaßten sie zwei kausal und therapeutisch wichtige Eigenschaften des Krebskranken, nämlich seinen gestörten Wärmeorganismus und seinen gestörten Wasserhaushalt. Wärme ist eine Sonderform der Energie. Wir beziehen sie direkt und indirekt von der Sonne, der großen Lebensspenderin mit ihren 20 Millionen Grad Kerntemperatur. In allen Lebensmitteln sind

Wärmeenergien gespeichert, die beim Verdauungs- und Assimilationsvorgang frei werden. Magnesium im Blattgrün und Eisen im Hämoglobin sind oxidationsfreudige, also lichtverwandte Elemente, die wichtige Aufgaben in der Energievermittlung zwischen Pflanze und Mensch zu erfüllen haben. Die Chloroblasten der grünen Pflanzen sind "Lichtspeicher“, Träger und Überträger der lebenserhaltenden Biophotonen, über deren vielseitige Aufgaben Näheres bei POPP nachzulesen ist. Wir nehmen sie auch über die Haut und über die Augen (via Hypophyse und Zwischenhirn) in uns auf. Immanent sind Wärme und Licht auch reichlich in den Fetten und Ölen enthalten, die einen starken Einfluß auf die Wärmebildung und -erhaltung des Organismus haben. Mit der Nahrung (18.0) und auch perkutan (12.0), einverleibt, helfen sie dem Menschen in gesunden und kranken Tagen, Lebensenergie zu erhalten, Wärmeverluste und Wärmehaushaltsstörungen zu vermeiden bzw. auszugleichen. Trotz reichlicher, ja, überreichlicher Ernährung klagen heute immer mehr Menschen über mangelnde Eigenwärme. Sie haben kalte Hände oder Füße und frösteln selbst in geheizten Räumen und im Bett. In solchen Fällen besteht meist ein generelles Abwehrdefizit, das sich nicht nur in der zunehmenden Anfälligkeit für Erkältungskrankheiten, sondern auch als Tendenz zu degenerativen Zellveränderungen äußert. Die wärmebildenden und wärmeausgleichenden Kräfte verschlechtern sich offenbar von Generation zu Generation. Während die zentrale Steuerung dieser Vorgänge ihren Sitz im Hypothalamus (Zwischenhirn) hat, fällt der wärme-aufnehmenden und -abgebenden Haut der wichtige periphere Anteil dieser Aufgabe zu. Die Regulationsvorgänge zwischen diesen beiden Bereichen verlaufen über die vegetativen Nerven und über das Mesenchym (14.0). SCHWAMM hat die Messung der Infrarotstrahlung und der Thermoregulationsfähigkeit in die Diagnostik eingeführt. Die Methodik wurde von A. und J.ROST sowie verschiedenen Geräteherstellern (EIDAM, Bad Romburg, JAHNKE, Aitrang, PITTERLING, München, TIETZ, Neckargemünd u. a.) verbessert. Es offenbaren sich dadurch nicht nur generelle Störungen der mesenchymalen Grundregulation, sondern auch frühzeitig erkennbare segmentale und kutiviszerale Hinweise auf Depositions- und Degenerationsphasen innerer Organe. Außer Regulation geratene "Kälteinseln" finden sich beispielsweise im Genitalbereich bei psychosexueller Frustration. Metaplasiebegünstigend können diese Bereiche die Bildung von Malignomen an Uterus, Ovarien, Mammae und Prostata führen. Allen Mädchen und Frauen mit fibröser oder zystischer Mastopathie, die ja ihrerseits als Vorstufen späterer Bösartigkeit gelten, kann nur angelegentlichst empfohlen werden, Unterkühlung der Brüste zu vermeiden und - mindestens im Winter - gefütterte Büstenhalter zu tragen, wozu sich reine Schurwolle, Angorawolle oder Katzenfell besonders eignen, selbstverständlich unmittelbar auf der Haut getragen. Synthetische Gewebe sind wegen ihrer elektrostatischen Aufladung und geringen Wärmeisolierung dazu unbrauchbar. Es wäre einer exakten Nachprüfung wert, ob nicht die langzeitige synchrone Einwirkung von Druck, Unterkühlung und Kontakt mit körperfremden Stoffen an der Entstehung und Zunahme des Mammacarzinoms beteiligt sein könnte. Wie schon im Abschnitt "Kleidung" (12.2) dargestellt, ist die gewachsene "lebendige" Faser im Kontakt mit dem Körper allen synthetischen Textilien gesundheitlich, besonders aber hinsichtlich des Wärmehaushalts weit überlegen. Man hat versucht, dem chemotherapiebedingten Haarausfall mittels einer „Tiefkühlhaube“ zu begegnen, die dem Patienten, der Patientin während der zytotoxischen Phasen aufgesetzt wurde. Durch die Reduktion der Blutzirkulation sollte das Zellgift von den Haarwurzeln ferngehalten werden. Die Freude über anfängliche Erfolge mit dieser Methode war rasch verflogen, als sich in der unterkühlten Kopfschwarte nicht selten Metastasen ansiedelten. All diese Phänomene sprechen dafür, daß zwischen der Körperwärme und den Abwehr- bzw. Repairmechanismen bestimmte Verbindungen bestehen. Sinkende Körperwärme ist immer mit Stoffwechselverlangsamung bis zur Vita minima verbunden. Man denke an den Winterschlaf. Es gelang schon, unterkühlte Menschen mit 25 °C Kerntemperatur wieder ins Leben zurückzurufen.

Manche Zellarten sind gegen den Kältetod völlig resistent. Bekanntlich überleben Embryonen und Spermien-Monate und Jahre unbeschadet bei -193 °C in flüssigem Stickstoff. Auch Krebszellen tolerieren tiefste Temperaturen einwandfrei. Selbst tagelanges Einfrieren in flüssigem Wasserstoff (-253 °C) beeinträchtigt ihre Vermehrungsfähigkeit und Transplantierbarkeit keineswegs (CRAIGIE 1953). Sogar die Eigentemperatur der Tumorzellen unterscheidet sich infolge ihres andersartigen Stoffwechsels von der im umgebenden Normalgewebe herrschenden. WESTERMARK hat festgestellt, daß die Kerntemperatur des WALKER-Rattentumors (Karzino-Sarkom) bei insgesamt 130 Untersuchungen in nur 11 Fällen mit der Umgebungstemperatur identisch war. Die Temperaturdifferenz nach unten betrug in 13 Fällen über 2,5 bis 5 °C, in 34 Fällen 2,5 °C, in 27 Fällen 1,5 bis 2 °C, in 45 Fällen 1 °C und weniger. Wir werden dadurch wieder an die Auffassung der alten Ärzte vom Krebs als einer "kalten und trockenen" Erkrankung erinnert. Umso empfindlicher sind Krebszellen gegen Wärme. Sie werden - je nach Tumorart und Einwirkungsdauer - schon bei 39–40 °C labilisiert, sodaß sie zusätzlicher Aggression körpereigener, radiologischer oder zytotoxischer Art gegenüber weniger resistent sind, bei 42 43 °C irreparabel geschädigt, während Normalzellen lokale Wärme bis 45 °C tolerieren. Zellen sind umso wärmeempfindlicher, je höher ihr Wassergehalt und je niedriger ihre Osmolarität ist. Dies trifft ebenso für die embryonalen wie für die malignen Zellen zu. Die unterschiedliche Wärmeempfindlichkeit einzelner Tumorarten wurde von GERICKE untersucht, zitiert von DIETZEL, dem wir wohl die beste Monographie über "Tumor und Temperatur" verdanken (81 Seiten Literaturangabe!). Leider liegen die kritischen Temperaturen der Schädigung gesunder und kranker Zellen dicht nebeneinander. Es bedarf also der besonderen Sorgfalt und Erfahrung des Therapeuten, den richtigen Mittelweg einzuschlagen. Seiner Sorge um die Einhaltung dieser Regel gab ZABEL (1864–1978), einer der begeistertsten Vorkämpfer für die Überwärmungsbehandlung in ihrer einfachen, ursprünglichen, von der Heilpraktikerin MARIA SC HLENZ eingeführten Form immer wieder Ausdruck mit der Warnung "Wir können den Krebs nicht verkochen!". Nach WIGGERS kommt es bei einem Anstieg der Körpertemperatur um nur 0,1 °C bereits zu einer Grundumsatzsteigerung von 13 %, bei einem Anstieg um 1 °C zu einer GU-Steigerung von 130 % der Ausgangslage. EICKHORN gibt diese Steigerung unter teils hyperthermisch, teils hyperpyretisch, teils hyperglykämisch induziertem Temperaturanstieg je 1 °C mit 7 % GU- Steigerung an. Die meisten lebenden Zellen weisen eine solche, dem Temperaturanstieg proportionale Stoffwechselsteigerung bis zur Grenze der Wirkungsumkehr und irreparablen Hitzeschädigung auf. Hierin liegt die gesamte Problematik der therapeutischen Wärmeanwendung, nämlich die Krebszellen einerseits maximal zu schädigen, soweit möglich sogar zu vernichten, den Organismus und seine tumorgerichteten Abwehrfunktionen andererseits jedoch keinesfalls zu schwächen, sondern für ihre gerade in diesem Augenblick besonders wichtige Aufgabe zu aktivieren. In den nach anthroposophischen Erkenntnissen erweiterten Heilkunde (22.0) wird dem Wärmeorganismus und seiner Rhythmik eine besondere Bedeutung zugeordnet, die der Lehrmedizin unbekannt ist. Die Ich-Wesenheit des Menschen bedarf nach dieser Auffassung, um im Körperlichen wirksam zu werden, der Wärme. Der Mensch "individualisiert“ sich durch Wärme, er macht sie zum Träger seiner Persönlichkeit und beherrscht durch sie die drei anderen Wesenheiten: Ätherleib, Astralleib, physischen Leib. Je gesünder ein Mensch ist, desto besser ist er befähigt, alle vier Wesenheiten seines Daseins in harmonischer Wechselbeziehung zu erhalten. In 22.1 wird dargelegt, welche Bedeutung dem Wärmeorganismus insbesondere bei der Entstehung und Behandlung bösartiger Erkrankungen nach anthroposophischer Auffassung zukommt.

26.1 Die Hyperthermie 1. Medikamentös mit Echinacin iv. Iscador iv. (in höherer Dosierung) Plenosol iv. Vaccineurin im. oder iv.

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2. Im Diathermie-Spulenfeld: Technisch aufwendig, vorläufig nur mit dem Siemens-Gerät möglich. 3. Subaqual: Unkompliziert, ungefährlich, auch in der Wohnung des Patienten durchführbar. Evtl. mit vorausgehender Echinacin-Injektion zu verbinden (ZABEL). Auch als Extremitiäten-Hyperthermie durchdürbar (LAMPERT). 4. Im Infrarot-Strahlenfeld: Mittels der Apparatur nach HECKEL, Esslingen. Eigene Erfahrungen mit diesem Gerät fehlen mir. Das Verfahren ist besonders schonend und technisch einfach, doch konnte mir der Autor über Behandlungserfolge an Krebskranken noch nicht berichten. 5. Als Spontan-Hyperthermie nach der Methode M.von Ardenne. Prinzip: Maximale Hyperglykämie (400–500 mg % unter 12-stündiger 40 %iger Glukoseinfusion) bewirkt maximale Mitoseaktivität und damit verbundene Laktazidose der Tumorzellen. Durch nicht näher bekannte, vermutlich dienzephale Vorgänge kommt es gleichzeitig zu mehrstündigem Fieber (39–40 °C). Ein mehr oder weniger großer Anteil der infolge ihrer Azidose hochsensibilisierten Tumorzellen fällt einer als Kettenreaktion aufzufassenden Schädigung anheim. Die Konzeption dieses Verfahrens ist genial. Der für den Organismus gefahrlos verlaufende "Selbstmord" der Krebszellen! Es dürfte sich um eine absolut zukunftsträchtige Modifikation der Ganzheitsmedizinischen Tumortherapie handeln. Ihrer klinischen Anwendung unter Intensivpflegebedingungen stehen bisher noch gewisse technische Schwierigkeiten entgegen. (Anmerkung des Co-Autors Dr. Braun-v. Gladiß: Zum Punkt 4 liegen mittlerweile umfangreiche Erfahrungen vor; insgesamt sind heute, nicht zuletzt aufgrund der technischen Möglichkeiten, viele neue Erkenntnisse zur Ganzkörperhyperthermie hinzugekommen. Diese können unter www.gladiss.de eingesehen werden)

26.2 Hyperthermie und Hyperpyrese in der onkologischen Alltagspraxis (Vortrag gelegentlich des 3. Wissenschaftlichen Kongresses der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr, gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Onkologie am 17.5.87; von Dr. K. Windstosser) Im Rahmen der hier unter verschiedenen Gesichtspunkten wiederholt besprochenen Hyperthermie und Hyperpyrese aus klinischer Sicht dürfte es für den Praktiker wissenswert sein, in welcher Form er diese zur ganzheitsmedizinischen Behandlung Krebskranker immer wichtiger werdenden Verfahren in seinen therapeutischen Alltag einbauen kann. Welcher Überwärmungstechnik wir uns auch bedienen, darüber müssen wir uns immer im Klaren sein, daß sich dabei Vorgänge abspielen, die weit über das Prinzip der Tumorvernichtung hinaus tief in die Persönlichkeitssphäre des Kranken hineinreichen. Es ist deshalb falsch, diesen Verfahren den Stellenwert der Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie einräumen zu wollen, obwohl sie sich damit vorteilhaft kombinieren lassen. Mit der aktiven und passiven Überwärmung sprechen wir zwar auch den Tumor, hauptsächlich aber den Menschen, seinen Wärmeorganismus und seine Wärmereaktion an. Daher haben wir hier weit mehr als bei den rein lokalistischen Maßnahmen konstitutionelle Gesichtspunkte zu berücksichtigen, etwa, daß der kaltfrontempfindliche K-Typ nach CURRY, identisch mit dem leptosomen, hypergen, vagotonen A-Typ nach LAMPERT relativ leicht und ohne wesentliche subjektive Beschwerden auf hohe Körpertemperaturen zu bringen ist, dabei aber besonderer Überwachung, seines Kreislaufes bedarf, während der warmfrontempfindliche W-Typ nach CURRY, der pyknische, hypererge, sympathikotone B-Typ nach LAMPERT nur unter vermehrtem Zeitaufwand und gutem Zureden auf die erwünschte Mindesttemperatur zwischen 39 und 40 °C gebracht werden kann. Unter den Vagotonikern finden wir die Mehrzahl der Geschwulsterkrankungen, besonders die der weiblichen Brust, der Lunge, des Pankreas und des gesamten Magen-Darmkanals sowie die myeloischen Leukosen. Vorwiegend den Sympathikotonikern sind zuzuordnen die Malignome des Eierstockes und Hodens, das Hypernephrom, die Lymphogranulomatose und die lymphatischen Leukosen. Körperwärme und Wärmeregulation sind individuelle Größen, die eng mit den lebenserhaltenden energetischen Funktionen des Mesenchyms zusammenhängen. Dessen Bedeutung als Immunorgan wurde uns durch die Forschungen der österreichischen Kollegen PISCHINGER, KELLNER, PERGER und BERGSMANN näher gebracht. Im mesenchymalen Bereich - und dieser ist praktisch ubiquitär - werden auch die durch Überwärmung entstehenden Zellzerfallsprodukte durch Monozyten und Makrophagen vernichtet. Ein Beweis für die fundamentale Bedeutung der jeder Überwärmungsbehandlung grundsätzlich vorauszuschickenden Mesenchymregeneration. Wer einen Patienten mit Mesenchymblockade, verursacht etwa durch ein Herdgeschehen, einer Hyperthermie oder Hyperpyrese unterzieht, handelt fahrlässig und hat den Misserfolg seiner Behandlung schon eingeplant. Die Kerntemperatur des gesunden Erwachsenen bewegt sich um einen Mittelwert von 36,5 °C beim Mann, von 37 °C bei der Frau und von 37,5 °C beim Kind in einem zirkadianen Rhythmus von 1,3– 1,5 °C, beim Kind bis 2 °C Amplitude. Selbst Anstiege bis 38 °C haben beim Kleinkind keine pathologische Bedeutung, sondern sind ein Zeichen lebhafter Energiedurchströmung. Beim

Krebskranken finden wir nicht nur im Schnitt tiefliegende Mittelwerte, sondern auch Abflachungen der Temperaturkurve bis zum nahezu horizontalen Verlauf derselben. Verliert sich allmählich die Starre und kehrt eine langsam deutlicher werdende Rhythmik zurück, so signalisiert dies eine Wendung zum Besseren. Andernfalls ist die Prognose schlecht. Wer mit Mistelpräparaten behandelt, weiß, daß auch dabei die Reaktion der Körpertemperatur erwünscht und signifikant ist. Was die exogen induzierte, passive Hyperthermie als Lokal- oder Ganzkörperanwendung betrifft, hat diese als Monotherapie hinsichtlich der damit beabsichtigten Malignostase oder Tumorregression eine meist unbefriedigende, kurzdauernde, allzu leicht in die unerwünschte Immunsuppression umschlagende Wirkung. Trotzdem wurden gerade damit die ersten und in der Folge die von mehreren Therapeuten reproduzierten Totalremissionen erzielt, ich erinnere an die Namen GOETZE und LAMPERT, denen es in den zwanziger bzw. dreißiger Jahren gelang, unter Ausschaltung der Blutzirkulation Sarkome und Melanome an den Extremitäten bzw. am Penis durch Lokalhyperthermie allein zum Verschwinden zu bringen. Die technisch-lineare Denkweise der orthodoxen Onkologie brachte es mit sich, daß auch seither der Wärmeangriff auf die Geschwulst im Mittelpunkt der Forschung stand. Die hervorragende Monographie von DIETZEL, "Tumor und Temperatur", gibt nicht weniger als rund 900 einschlägige Literaturstellen an. Auch bei der durch VON ARDENNE und sein Team in Dresden zu bewundernswerter Perfektion gebrachten Krebs-Mehrschritt-Therapie bildet die zunächst generelle Körperüberwärmung und sodann die gezielte Mikrowellendurchflutung des Tumorbereiches den wichtigen zweiten Schritt. Dort und bei allen derzeit laufenden Forschungsprogrammen an den Tumorzentren in Essen, Erlangen und München hat man den unbefriedigenden singulären Überwärmungseffekt verlassen und kombiniert diesen mit adjuvanten Angriffen auf die thermolabilisierte Krebszelle, etwa mit dosisreduzierter Bestrahlung oder subtoxischer Chemotherapie. Das gleiche gilt auch für die an manchen Kliniken jetzt laufende Perfusionsbehandlung mit extrakorporal überwärmtem Eigenblut. Ganz anders verläuft die endogene, aktive, also durch Antigene oder durch metabolische Faktoren ausgelöste Hyperpyrese, das echte Fieber. Hier dürfen wir eine viel tiefer greifende Umstimmung und maximale Aktivierung aller Abwehr- und Regenerationsvorgänge mit nachhaltiger Wirkung auf das Geschwulstgeschehen als Stoffwechselerkrankung erwarten. Auch hier liegt die Gefahr der Überforderung des Patienten nahe und muß durch systematisches, konstitutionsangepaßtes Vorgehen umgangen werden. Wer sich außerdem an das Prinzip der abgeschlossenen Herdbereinigung hält, geht auch hier sichere Wege. Die Überwärmungsbehandlung des Krebspatienten wird also nur in den seltensten Fällen eine Maßnahme der ersten Stunde sein. Selbstverständlich setzt aber die gesamte übrige Therapie sofort und ohne Zeitverlust ein, gleichgültig, ob wir uns im prä- oder postoperativen Stadium befinden. Wenn man den Patienten dann einigermaßen kennt und alle Voraussetzungen erfüllt sind, darf mit überwärmenden Maßnahmen begonnen werden. Dabei ist wiederum eine sorgfältige Entscheidung zwischen Hyperthermie und Hyperpyrese und der dann erst vorsichtig zu handhabenden Kombination beider Verfahren erforderlich. Im Allgemeinen lasse ich gern mit dem einfachen ansteigenden Vollbad beginnen, das jeder Patient nach entsprechender Belehrung in Anwesenheit eines Angehörigen zuhause durchführen kann. Bei mittlerem Wasserstand und 37–38 °C Wassertemperatur beginnend, läßt man ganz langsam und gleichmäßig heiß nachlaufen. Alle 5 Minuten wird die Körpertemperatur sublingual, der Puls und die Wassertemperatur gemessen und

notiert. Die Dauer des Bades richtet sich nach dem Befinden des Patienten. Beim erstenmal sollte möglichst schon eine halbe Stunde erreicht werden, denn frühestens nach einer Viertelstunde beginnt der Körper die Wassertemperatur anzunehmen. Später wird das Bad jeweils um 5–10 Min. verlängert. Wenn irgend möglich, sollte auch der Kopf bis zur Nase mit eingetaucht sein. Die Intervalle dürfen 2–3 Tage nicht übersteigen, um die Hyperthermiewirkung nicht zu weit abfallen zu lassen. Während des Bades kann der Patient warmen Tee oder warme Säfte trinken. Bei längerer Badedauer kann zur Erfrischung auch mal ein kalter Schluck gegeben werden oder eine kalte Abwaschung des Gesichtes und der Arme erfolgen. Ärztliche Überwachung oder Nachschau ist aus psychologischen Gründen nur beim ersten und zweiten Mal empfehlenswert, telefonisch muß der Behandler natürlich immer erreichbar sein. Bei guter Kooperationsbereitschaft des Patienten und seiner Angehörigen gibt es erfahrungsgemäß fast nie Schwierigkeiten. Nach Abschluß des Bades bleibt der Patient erst einige Minuten im Wasser und dann auf dem Wannenrand sitzen und begibt sich mit Unterstützung unverzüglich in das vorbereitete, angewärmte und mit einem Badetuch ausgelegte Bett. Bade- und Ruheraum müssen temperiert, aber trotzdem gut belüftet sein. Es kommt meist zu einem länger anhaltenden Schweißausbruch unter protrahierter Hyperthermie. Kreislauflabile Patienten sind nur beim Aufstehen aus der Badewanne gefährdet. Man kann ihnen vor dem Bad Crataegutt oder Effortil geben. Nur selten muß man in solchen Fällen ganz von der Überwärmung absehen. Hat der Patient einige solche Bäder komplikationslos überstanden und haben sich seine Angehörigen an die Hilfeleistung gewöhnt, so kann nunmehr bedenkenlos an die Steigerung des Verfahrens in Richtung Hyperpyrese gedacht werden. Im WERNER ZABEL-INSTITUT wurden die Patienten dazu immer um die Mittagszeit bestellt, weil sich der ganze Vorgang dann nachmittags abspielt und die Nachtruhe meist wieder ungestört ist. Auch sollte der Patient außer dem Frühstück an diesem Tag nichts mehr zu sich nehmen, weil induziertes Fieber nicht selten mit Erbrechen verbunden ist. Als fieberauslösenden Faktor bevorzugen wir das jeweils als Therapeutikum dienende Mistelpräparat, nachdem dieses schon längere Zeit ohne nennenswerte Reaktionen toleriert worden war. Verwendet man nämlich ein Antigen, das der Patient noch nicht bekommen hat, riskiert man bei einem Allergiker - eine unter Krebskranken seltene Ausnahme -, daß man durch die dazu immer erforderliche intravenöse Injektion einen anaphylaktischen Schock, der fatal enden kann und die Hyperpyrese dann unnötig in Verruf bringt. (Ähnlich verhalten wir uns vorsichtshalber bei der Behandlung mit NeyTumorin, indem wir zunächst die Dilutionen s.c, dann erst das SOL-Präparat i.v. spritzen.) Man nimmt also beispielsweise bei einem mit Iscador vorbehandeltem Patienten eine Ampulle des 2 %-igen Präparates gleicher Sorte. Die Aussicht, schon damit einen Fieberstoß auszulösen ist gering, doch sollte man sich im Interesse aller Beteiligten grundsätzlich in dieser Weise einschleichen. Eine rein äußerliche Voraussetzung der hyperpyretischen Behandlung ist, daß der Heimweg bzw. die Heimfahrt des Patienten nicht zu weit sein darf. Bereits nach 30–60 Minuten kann der Schüttelfrost beginnen. Der Patient darf also keinesfalls selbst fahren und muß innerhalb der angegebenen Zeit zuhause sein. Dort begibt er sich sofort in das wie bisher vorbereitete Wannenbad, in dem sich das Frösteln leichter erträgt und das ansteigende Fieber zusätzlich aufgeheizt wird. So erzielen wir den optimalen Synergismus von Hyperpyrese und Hyperthermie, wie dies beispielsweise in der Klinik von ZABEL zwischen 1950 und 1970 stationär, im WERNER ZABELINSTITUT als deren Nachfolgeeinrichtung zwischen 1970 und 1984 ambulant an einigen hundert Krebskranken und Krebsgefährdeten praktiziert wurde. Wer kein Mistelpräparat als Antigen verwenden will oder wenn ein Patient darauf ungenügend anspricht, kann statt dessen das durch

Bakterieneiweiß fiebererzeugende Vaccineurin oder Euflamin injizieren, muß aber auch dabei die einschleichende Dosierung (1/50-1/5) beachten. Der zweite und dritte Fieberstoß wird - beispielsweise mit 2–3 Ampullen Iscador 2 % oder einer Ampulle 3 % dann schon etwas besser gelingen. Mit der Verdoppelung der Ampullenzahl oder Steigerung der Stufen bzw. mit dem Anstieg der Vaccineurindosierung (1/50–1/5) wird sich jeweils die erwünschte und angemessene Hyperpyrese erzielen lassen. Für die Gesamtdauer der Fieberbehandlung läßt sich keine allgemeingültige Regel aufstellen. Wir haben etwa nach 2–3 Hyperthermien mindestens ebenso viele Hyperpyresen + Hyperthermie folgen lassen, das ganze nach einer Pause von 2–3 Wochen dann u.U. wiederholt, doch läßt sich dies - wie gesagt - nicht verallgemeinern. An Hand des Blutbildes und der Immunparameter, aber auch aus dem subjektiven Befinden des Patienten und der von ihm erfragten Bekömmlichkeit der Überwärmungen läßt sich einigermaßen beurteilen, ob und in welcher Stärke man diese fortsetzen darf. Bei Verschlechterung des Befindens hat man - sofern nicht das Fortschreiten des Geschwulstgeschehens daran beteiligt ist - die Toleranzgrenze evtl. schon überschritten. Noch ein Wort zu den flankierenden therapeutischen Maßnahmen. Daß die intermittierende exogene bzw. endogene Überwärmung eine Basis für radiologische und/oder chemotherapeutische Maßnahmen sein kann, habe ich schon erwähnt. Sofern es das Allgemeinbefinden erlaubt, steht einer solchen Kombination nichts im Weg. Die allgemeine Tendenz und die bessere Verträglichkeit neuer Schemata führt ohnehin dazu, Chemotherapie an Hand des klinisch festgelegten Programms vermehrt und in ambulanter Form dem Hausarzt zu delegieren. Bekanntlich verlaufen diese nebenwirkungsbeladenen Maßnahmen im Rahmen ganzheitsmedizinischer Tumortherapie wesentlich weniger toxisch und etwas erfolgreicher. Die bei jeder Geschwulstzerstörung - auch bei der Überwärmung - auftretenden Zerfallsprodukte finden - abgesehen von der überwärmungsbedingten Hidrosis - ihre beschleunigte Vernichtung und Ausleitung durch Orthoxibiose, Orthomolekularität, pH-Regulation, Enzymanreicherung, Phytotherapie und die vielen anderen, auf Gen-Reparatur und mesenchymale Optimalfunktion ausgerichteten Möglichkeiten der ganzheitsmedizinischen Tumortherapie. Nur als Bestandteil dieser dürfen Hyperthermie und Hyperpyrese verstanden werden, nicht als Fortsetzung der veralteten, hoffentlich bald endgültig überwundenen lokalistischen Auffassung des Krebsgeschehens.

26.3 FIEBER UND ÜBERWÄRMUNG - HÖHEPUNKTE DER KÖRPEREIGENEN HEILKRAFT Vortragsmanuskript, gelegentlich des 1. Informations-Seminars über Krebsvorsorge und biologische Krebstherapie am 3.6.89 in Bad Bergzabern; K. Windstosser) Wärme bedeutet im allgemeinen Sprachgebrauch Leben, Kälte den Tod. Die Aufrechterhaltung und Regulation der Körperwärme ist für die Warmblüter von lebenswichtiger Bedeutung. In diesem Bereich spielen sich auch die Vorgänge der Entzündung und des Fiebers als Elemente höherer Ordnung zur Verhütung und Überwindung der meisten Krankheiten ab. Es ist verhängnisvoll, daß gerade diese beiden Faktoren natürlicher Gesundheitserhaltung von der kurzsichtigen, linear ausgerichteten orthodoxen Medizin immer noch verkannt und unterdrückt werden. Fehlendes Training dieser körpereigenen Immunmodulatoren, Ordnungs- und Integrationsprinzipien speziell in der Kindheit führt in späteren Altersstufen unweigerlich zu den uns Ärzten immer häufiger begegnenden chronisch-degenerativen und dann umso therapieresistenteren Leiden einschließlich der Malignome. Der Frankfurter Pädiater MOMMSEN hatte den Mut zu der Behauptung, "die heutige Kinderheilkunde bestehe im wesentlichen aus Therapieschäden". Störungen des Wärmehaushaltes zählen zu den Signaturen der Krebskrankheiten als ganzheitliches Geschehen. Die Ärzte des Mittelalters bezeichneten in ihrer bewundernswerten Beobachtungsgabe den Krebs als "kalte und trockene Erkrankung". Analog dazu sprechen wir heute von Immunschwäche, Desintegration und Sklerosierung in allen Wesenheiten des krebskranken Menschen. Wiederherstellung der Wärmepotenz und der Wärmeregulation wirkt lokal und systemisch reparativ, schafft Ordnung und Ganzheit. Die experimentellen und therapeutischen Studien in dieser Richtung haben während der letzten Jahrzehnte einen unübersehbaren Umfang angenommen und es gibt kaum einen onkologischen Kongreß, auf dem nicht hierüber diskutiert wird, allerdings zumeist in einer zellularpathologisch eingeengten Betrachtungsweise und ohne die für die Krebsprophylaxe notwendigen Konsequenzen. Bereits die 1975 erschienene Monographie von DIETZEL (Erlangen), "Tumor und Temperatur" enthält eine Bibliographie von über 900 einschlägigen Titeln und Arbeiten. Es beschäftigen sich damit 3 große internationale Organisationen und es erscheint seit einigen Jahren die Zweimonatsschrift INTERNATIONAL JOURNAL OF HYPERTHERMIA. Erfreulicherweise wurde damit das krebstherapeutische Prinzip der Wärme neu erkannt und intensiviert, nachdem schon vor länger als einem Jahrhundert Ärzte und Forscher sich mit dem damit auslösbaren Effekt beschäftigt hatten. Der Bonner Professor für Chirurgie BUSCH war 1866 einer der ersten mit seiner Veröffentlichung "Über den Einfluß, welchen heftigere Erysipele zuweilen auf organisierte Neubildungen ausüben". Er hatte die völlige Rückbildung eines Sarkoms bei einem jungen Mädchen nach überstandenem Rotlauf beobachtet. In den USA zog der Chirurg COLEY um 1890 aus ähnlichen Erfahrungen erste therapeutische Konsequenzen. Er und nach seinem Tod seine Witwe COLEY-NAUTS nebst Mitarbeitern induzierten mittels Vaccinen aus abgeschwächten Erysipelerregern bei Krebspatienten Fieberstöße, die zu bemerkenswerten Wachstumsstillständen und Tumorrückbildungen führten. Es liegen Berichte über 896 in dieser Weise erfolgreich behandelter Fälle vor. Das COLEY-Toxin ist in den USA und in Japan noch heute in Gebrauch, wirkt aber nur im frisch hergestellten Zustand. Dem deutschen Chirurgen RITTER (Düsseldorf) gelangen in den zwanziger Jahren wesentliche Verbesserungen der FünfjahresHeilungsquote bei seinen Patientinnen nach Mammaamputation wegen Krebs, indem er sie gezielt

mit Erysipel infizierte. Er wurde von seinen Kollegen deshalb prompt wegen Verstoßes gegen die Asepsis angegriffen, wie sich in dieser Zeit die orthodoxe Onkologie auch sonst gegen alle Versuche der Abwehrsteigerung mit biologischen Mitteln strikt ablehnend verhielt. Umso mutiger waren die Versuche von ZABEL (Berchtesgaden) in den fünfziger Jahren, Krebskranke durch Übertragung von Malariablut (M. tertiana) zu behandeln. Auf unerklärliche Weise kamen die hierüber geführten Protokolle mit den Verläufen und Ergebnissen abhanden, doch erfuhr ich von ZABEL persönlich während meiner späteren Tätigkeit an dessen Klinik, daß er bei den 19 in dieser Weise behandelten Tumorpatienten die Malaria nach mindestens 3 Fieberanfällen mittels der üblichen Therapie zur Ausheilung gebracht habe und daß es bei mehreren der Kranken zu Stillständen und Rückbildungen der Geschwulsterkrankung sowie zu langanhaltender Schmerzfreiheit gekommen sei. Die Methode mußte jedoch nach einigen Jahren ihrer technischen Schwierigkeiten und der damit immerhin verbundenen Gefahren wegen wieder aufgegeben werden. Neuerdings hat sich GÖHRING (Bad Rappenau) im Rahmen anderweitiger Immuntherapie mit der induzierten Fiebertherapie bei Krebs befaßt und gemeinsam mit KRAUSE über gute Erfahrungen berichtet, konnte sein Vorgehen infolge Schließung seiner Klinik aber gleichfalls nicht mehr fortsetzen. Die besten Erfolge erzielte er beim Mamma- und Kolon-Ca, gefolgt vom Pankreas- und Harnblasen-Ca, bedingt auch bei Lebermetastasen. Außer der erwähnten Beobachtung von BUSCH und seinen Vorgängern wurde in der medizinischen Literatur immer wieder über Spontanheilungen von Geschwulsterkrankungen nach überstandenen hochfieberhaften Krankheiten wie Erysipel, Malaria oder Pneumonie berichtet. 1956 haben EVERSON und COLE 600 derartige Fälle, 1958 hat SELAWRY 450 Fälle zusammengestellt, wobei es sich stets um klinisch zweifelsfrei diagnostizierte Malignome handelte. Diese Ereignisse sollten für uns Anlaß sein, nicht jedem Fieberanstieg eines Krebspatienten antibiotisch oder antipyretisch in die Arme zu fallen. Ein guter Arzt wird wissen, was er dem Kranken zumuten darf. Aber selbst wenn sich ein Erysipel entwickeln sollte, das in den meisten Fällen ohne Immunsuppression, etwa mit Hydrotherapie und Homöopathie gefahrlos beherrschbar ist, könnte dies eine nicht wiederkehrende Chance der Krebsheilung darstellen. Ich habe selbst einmal einen solchen, für alle Beteiligten unvergesslichen Verlauf erlebt. Bald hat man auch gelernt, daß zwischen dem Vorgang des spontanen oder künstlich erzeugten Fiebers, der eigentlichen Hyperpyrese, wie man sie nennt, und der Steigerung der Körpertemperatur durch rein äußerliches Aufheizen, also durch Wärmestau oder Hyperthermie, ein ganz wesentlicher Unterschied besteht. Während die aktive Hyperpyrese immer mit einem mehr oder weniger starken Anstieg der körpereigenen Abwehrleistungen, also zellulären und humoralen Immun- und Wiederherstellungsvorgänge verbunden ist, löst die vom Organismus lediglich passiv ertragene Hyperthermie diese positiven Reaktionen in weit geringerem Maß und von kürzerer Dauer aus. Sie ist ein technisch schwierigeres Verfahren, sowohl was die Ganzkörperhyperthermie als auch die regionale Körperteil- oder Organhyperthermie betrifft, und sie ist eine schmale Gratwanderung zwischen Immunstimulation und Immundepression. Ihre Ergebnisse und Risiken werden verbessert bzw. gemildert, wenn sie mit anderen biologischen Hilfen oder aber mit der aktiven Fiebererzeugung, der Hyperpyrese, in einer der individuellen Konstitution angepaßten Weise kombiniert wird, worüber noch zu sprechen ist. Immerhin hat auch die Hyperthermie in ihrer vereinfachten, weniger aggressiven Form als ansteigendes und protrahiertes Teil- oder Vollbad ihre Heilerfolge bei manchen chronischen, vor allem rheumatisch-arthritischen Leiden aufzuweisen. Als SCHLENZ-Bad ist diese Form der Hydrotherapie mit dem Namen einer einfachen Frau verbunden, die in den zwanziger- und dreißiger Jahren in der Nähe von Innsbruck praktizierte und wahre Wunder damit vollbrachte. Von ihr übernommen hat dieses Verfahren ZABEL, der es in seiner Klinik technisch ausfeilte, hinsichtlich

seiner physiologischen und immunologischen Wirkung untersuchte und individuell nach dem Reaktionstyp der Patienten dosierte. Durch intravenös gespritztes Echinacin vor Beginn des Bades kam dabei auch die hyperpyretische Komponente zum Einsatz. Ebenfalls mit dem Überwärmungsbad nach eigener Modifikation hat sich LAMPERT intensiv beschäftigt, der es nicht nur während des Krieges in Fleckfieberlazaretten mit bestem Erfolg anwandte (die Mortalität ließ sich damit von 40–50 % der Befallenen auf 10–20 % senken, sofern die Bäder rechtzeitig zur Anwendung kamen), sondern in der Weser-Bergland-Klinik (Höxter) als erster regionale Hyperthermie unter Abbindung der Blutzirkulation an tumorbefallenen Extremitäten und am Penis bei medikamentös sedierten Patienten durchführte. LAMPERT publizierte eine Reihe mit solcher Monotherapie (also ohne Zuhilfenahme anderer Heilfaktoren) erzielter Dauerheilungen. Während der letzten Jahrzehnte hat sich auch die orthodoxe Klinik mit der Hyperthermie befaßt, es laufen derartige Studien in Essen, Erlangen und München, meist in Kombination mit Chemotherapie und unter Ganzkörperaufheizung im Mikrowellenfeld bis über 42 °C über mehrere Stunden in Narkose. Eine andere Form der lokalen Hyperthermie ist die Perfusion tumorbefallener Extremitäten oder der Metastasenleber mit extrakorporal überwärmtem Blut, wobei ebenfalls Chemotherapeutika in der Absicht fokaler Aggression mit infundiert werden. ZÄNKER und LANGE vom Institut für experimentelle Chirurgie der Technischen Universität München haben hierüber wiederholt berichtet. Der Mann, der sich wohl am längsten und intensivsten mit den physikalischen und biologischen Vorgängen der Hyperthermie und Hyperpyrese beschäftigt hat, ist MANFRED VON ARDENNE. In dem von ihm geleiteten Institut in Dresden arbeitet er seit über 20 Jahren unermüdlich an der Verbesserung seines therapeutischen Konzeptes, das aus teils simultan, teils sequentiell zum Einsatz kommenden Maßnahmen besteht und unter der Bezeichnung KREBS-MEHRSCHRITTTHERAPIE bekannt wurde. Aktivierung der körpereigenen Abwehr- und Repairfunktion gehen dabei Hand in Hand mit der Aggression gegen die Tumorzellen. Die Stichworte sind: Hyperoxie, Hyperazidose, Hyperthermie, Hyperpyrese. Der Patient erhält täglich eine seinem SauerstoffPartialdruck entsprechende O2-Inhalation. Er bekommt am Tage X mehrere Stunden lang 40 %-ige Glukose infundiert, die nicht nur seinen Blutzucker auf das Vier- bis Fünffache der Norm ansteigen läßt, sondern auf diesem Höhepunkt ein offenbar vom zentralen Nervensystem ausgehendes Fieber bis über 38 ºC auslöst. Durch das hohe Zuckerangebot geraten die Krebszellen gewissermaßen aus dem Häuschen, kommen in einen Zustand maximaler Ansäuerung und beschleunigter Zellteilung. Damit ist ein für die Therapie günstiger Umstand verbunden, denn es befindet sich in diesem Fall die Mehrzahl der Zellen in einem Stadium der Teilung, in dem sie für jede Schädigung von innen und außen her besonders empfindlich sind. Der nächste Schritt besteht darin, daß der Patient im Infrarot-Lichtbad auf eine Kerntemperatur von 39–40 °C aufgewärmt wird. Sodann kommt er sofort unter einen Mikrowellen-Applikator. Dies ist der technisch aufwendigste und bewundernswerteste Teil des Verfahrens. Die mit Dezimeterwellen zu durchflutende Körperregion wurde einschließlich der in ihr enthaltenen Tumor- oder Lymphknoten schon vor der Therapie trigonometrisch genau vermessen und der Befund elektronisch gespeichert. Über dem liegenden Patienten fährt sodann der computergesteuerte Arm des Applikators je nach dem eingegebenen Programm langsamer oder schneller pendelnd das Relief des zu durchflutenden Bereiches ab. Dabei wird mit höchster Präzision der gewünschte Hautabstand des Wellengebers, die errechnete Fläche, die erforderliche Tiefenwirkung und Bestrahlungsdauer eingehalten. In Verbindung mit den vorausgehenden hyperthermischen und hyperpyretischen

Maßnahmen werden dabei Kerntemperaturen des Krebsgewebes zwischen 42 und 43 ºC erreicht, sowohl kritisch als auch selektiv genug, um Krebszellen zu inaktivieren, ohne gesundes Gewebe zu schädigen. Soweit sie nicht irreparabel geschädigt werden, reduziert sich ihre anaerobe Glykolyse, verliert sich ihre Malignität und erhöht sich ihre Anfälligkeit gegenüber den körpereigenen Abwehrkräften. Von Fall zu Fal1 wird die KMT noch mit reduzierten, subtoxischen Strahlenund/oder Chemotherapie-Dosen kombiniert. Das KMT-Verfahren kommt routinemäßig an einer Reihe größerer Kliniken in den Ostblockländern zur Anwendung, so in Berlin-Ost, Leipzig, Karl-Marx-Stadt, Dresden, Jena, Halle, Budapest, Kiew. Ich hatte Gelegenheit, 1987 während eines internationalen Hyperthermie-Kongresses in Dresden die Berichte der Referenten dieser Institute zu hören, durchwegs Ergebnisse und Erfahrungen an großen randomisierten Gruppen und Vergleichsgruppen unter Zugrundelegung langjähriger Beobachtungszeiten, wobei die KMT z. T. allein, z. T. mit adjuvanter Radiologie oder Chemotherapie kombiniert eingesetzt wurde. Dabei ergaben sich fast ausnahmslos günstige Verläufe, bis um 33 % vermehrte, wenngleich nicht immer dauerhafte, so doch monatelange Wachstumsstillstände und Schmerzlinderungen, bis zu 27 % häufigere temporäre oder langzeitige Remissionen oder Teilremissionen, immer im Vergleich mit den Ergebnissen bei konventionell und ohne KMT behandelten Tumorpatienten. Bei Gebärmutterhalskarzinom konnte die FünfjahresHeilungsquote von 72 auf 92 % gesteigert werden, die Metastasierungsrate ließ sich von 30 auf 16 % senken. Während meiner jahrelangen Tätigkeit an den Kliniken von ZABEL und ISSELS habe ich auch dort in vielen Fällen die adjuvante Wirkung sachkundig und individuell durchgeführter Überwärmung bei Krebskranken erlebt, wobei ich auch den Unterschied zwischen der von ZABEL bevorzugten Hyperthermie als Vollbad und der von ISSELS meist benützten Hyperpyrese mittels intravenöser Gabe von Vaccineurin beobachten konnte. Ich kam zu der Überzeugung, daß eine Kombination beider Verfahren in Art einer vereinfachten KMT unbedingt und zumindest zeitweilig Bestandteil der ganzheitsmedizinischen Behandlung Krebskranker und Krebsgefährdeter sein müßte. Das der ZABELschen Tradition verpflichtete WERNER ZABEL-INSTITUT in Bad Salzuflen hat zwischen 1968 und 1984 etwa 4.000 Malignompatienten aller Altersstufen und Geschwulstarten behandelt und langzeitig betreut. Davon waren etwa 10 %, also rund 400 Patientinnen und Patienten bereit und geeignet, sich einer mehrmaligen, den Bedingungen einer ambulanten Praxis angepaßten, kombinierten Hyperpyrese und Hyperthermie zu unterziehen. Voraussetzung bei den dazu auserwählten Patienten war, daß sie innerhalb einer viertel- bis halben Stunde im Wagen nach Hause gebracht werden konnten, daß verständnisvolle Angehörige zur Verfügung standen, daß schon längere Zeit Ganzheitstherapie durchgeführt worden war und vor allem: daß keine Beherdung oder sonstige Blockade des Mesenchyms oder Reaktionsfähigkeit vorlag. Darauf möchte ich besonders nachdrücklich hinweisen, weil andernfalls jede Überwärmung nur schadet und immunsuppressiv wirkt. Die Laborwerte, die Immunparameter, das DecoderDermogramm oder die Thermoregulations-Diagnostik, die BFD-, EAV- oder Vega-Meßmethode geben darauf die nötigen Hinweise und ich halte es für unerlässlich, sich wenigstens des einen oder anderen Gerätes zu bedienen, vorliegende Blockaden sei es durch Sanierung, Neuraltherapie, Nosoden, Sauerstoff und Ozon oder wie im einzelnen Fall immer erforderlich zu beseitigen. Auf die Glukoseinfusion muß unter vereinfachten Verhältnissen ohnehin verzichtet werden, weil sie eine 24-stündige Überwachung mit laufenden Blutzuckerkontrollen erforderlich macht. Auf Herzoder Kreislaufschwäche muß geachtet werden, unsere Patienten bekamen aber ohnehin aus Gründen der Sauerstoffversorgung jeden Morgen Strodival und Persantin. Trotz der anstrengenden Prozedur habe ich keinen einzigen ernsthaften Kollaps erlebt.

Unser Vorgehen, das während des Behandlungszeitraumes von 15 Jahren ziemlich unverändert beibehalten wurde, gestaltet sich folgendermaßen: Der Patient wird um die Mittagszeit bestellt. Er sollte nicht allzu viel gegessen haben, aber auch nicht ganz nüchtern sein. Eine größere Portion Müesli, auf den Morgen und Vormittag verteilt, und reichlich Flüssigkeit haben sich bewährt. Als fiebererzeugendes Antigen wurde vorzugsweise das gleiche Mistelpräparat verwendet, mit dem der Patient schon vorher mindestens 4- bis 6-mal behandelt worden war. Diese Voraussetzung ist wichtig, weil wir es immerhin mit einem Fremdstoff (Antigen) zu tun haben, dessen Wirkung nicht mit letzter Sicherheit voraussehbar ist. War dieser aber bereits einige male subkutan ohne ungewöhnliche Lokal- oder Allgemeinreaktion vertragen worden, darf angenommen werden, daß damit bei vorsichtiger Dosierung intravenös kein allergischer Schock ausgelöst wird. Im Allgemeinen kann beim erstenmal die 5 10-fache Menge der zuletzt s.c. gespritzten Dosis des betreffenden Mistelpräparates genommen werden. Bei Iscador wäre dies etwa eine Ampulle 2 %, mit der noch nicht viel passieren kann, bei Helixor etwa 2–3 mg. Bei zu geringer Reaktion wird die Dosierung am nächsten oder übernächsten Tag verdoppelt, dann erforderlichenfalls verdreifacht, bei Iscador also auf 3 %, schließlich auf 5 % übergegangen. Ich habe dieses Antigen früher in 250 ml Fruchtzucker oder Kochsalzlösung verdünnt langsam infundiert, wie es heute noch in der Lukasklinik (Arlesheim) und von WOLF (Hannover) mit Vysorel gemacht wird. Meiner Erfahrung nach ist diese Vorsichtsmaßnahme überflüssig. Die auf Mistelpräparate ungenügend oder gar nicht ansprechenden Patienten benötigen ein anderes Antigen, etwa Echinacin, Euflamin, Plenosol oder Vaccineurin, die dann auch individuell dosiert und vorsichtig gesteigert intravenös zu geben sind. Nun aber kommt der wichtigste Teil der Fiebertherapie: Der Patient muß nach der Injektion auf schnellstem Weg nach Hause gebracht werden, darf aber dabei unter keinen Umständen selbst den Wagen lenken. Oft dauert es nur 20–30 Minuten, bei geringer Dosierung 1 Stunde und länger, bis der Schüttelfrost einsetzt. Innerhalb dieser Zeit muß der Patient zuhause angekommen sein. Dort wartet die Badewanne mit mindestens 38–39 ºC warmen Wasser auf ihn. In dem langsam ansteigend temperierten Wasser wird der nun voll entwickelte Schüttelfrost abgewartet und erfahrungsgemäß umso besser ertragen. Es kommt dadurch zu einer zusätzlichen Wärmestauung, der Hyperthermie, die man dann umso mehr intensivieren und verlängern kann, je schwächer die Reaktion auf die Hyperpyrese ausfällt. Die Angehörigen sind über den gesamten Verlauf der Anwendung eingehend informiert und geraten dadurch nicht in Panik. Puls, Wasser- und Körpertemperatur (sublingual) werden alle 5 Minuten gemessen und notiert. Die Zahlen sollten eine etwa parallel verlaufende Kurve ergeben. Gelegentlich kommt es auf der Höhe des Schüttelfrostes zu Erbrechen, besonders bei Verwendung von Vaccineurin. Dies ist ein zusätzlicher, nützlicher, konstitutionstherapeutischer Effekt, worauf man den Patienten und seine Angehörigen hinweisen muß. Während des Bades darf der Patient natürlich nie allein gelassen werden, bei den ersten Bädern muß trotz des damit verbundenen Zeitaufwandes der Arzt anwesend sein. Nach mehreren unkomplizierten Verläufen genügt später eine telefonische Überwachung aus der Praxis. Ernstere Zwischenfälle habe ich unter der Voraussetzung entsprechender Auswahl der Patienten und kooperativen Verhaltens der Angehörigen nie erlebt. Über die eigentlichen Kontraindikationen habe ich schon gesprochen und möchte hier nur nochmal auf den Gefahrenkomplex der Reaktionsstarre infolge eines evtl. vorliegenden Herdgeschehens hinweisen. Warme, honiggesüßte Getränke stillen während des Überwärmungsbades den Durst und stützen den

Kreislauf, denn als Folge des Wärmestaus scheidet manche Patienten während der nächsten Stunden große Mengen Schweiß aus. Nach einer halben bis ganzen Stunde verläßt der Patient mit Unterstützung das Bad und begibt sich unverzüglich in das mit einem Badetuch ausgelegte Bett. In größeren Abständen wird noch Temperatur und Puls gemessen, aber im Allgemeinen erholt sich der Patient von der Anwendung rasch, hat oft nur Durst, aber wenig Appetit auf das Abendessen und schläft in der folgenden Nacht meist tief und erquickend. Am anderen Morgen ist er manchmal noch etwas müde, aber bei guter Stimmung. Er darf das Bewußtsein haben, einen wichtigen Schritt auf der Stufenleiter zur Überwindung seines Geschwulstleidens getan zu haben. Einer Wiederholung der komplexen Wärmetherapie in angemessenen Abständen, evtl. sogar wöchentlich einmal, steht nichts im Wege. Die Anwendung der kombinierten Hyperpyrese und Hyperthermie in der ambulanten und klinischen Onkologie setzt beim Behandler und beim Patienten einen gewissen Heroismus voraus. Wer aber einmal damit begonnen hat, beobachtet und verspürt die damit verbundene Heilwirkung und Schmerzlinderung immer wieder, selbst in fortgeschrittenen Stadien der Geschwulsterkrankung. Die aktive und passive Überwärmung zählt zu den wirksamsten biologischen Aktivatoren der Immunität und Wiederherstellung. Sie sollte in der ambulanten und stationären Krebstherapie viel häufiger als bisher Verwendung kommen.

26.4 Die KMT nach VON ARDENNE und ihre Modifikation für den Praktiker Erweiterter Text eines gelegentlich des Kongresses der DEUTSCHEN GESELLSCHAFT FÜR ONKOLOGIE 1997 in Baden-Baden gehaltenen Vortrages (Dr. Karl Windstosser) Meine bisherigen praxisorientierten Vorträge finden heute ihre Fortsetzung mit den vereinfachten, alltagsgeeigneten Methoden der exogenen und endogenen Wärme, der Hyperthermie beziehungsweise Hyperpyrese. Zwischen diesen beiden Therapieformen besteht nicht nur hinsichtlich ihrer Technik, sondern insbesondere in Anbetracht ihrer physiologischen Wirkung ein sehr wesentlicher Unterschied, auf den an dieser Stelle nur insofern eingegangen werden kann, als die exogen induzierte, passive Überwärmung, die Hyperthermie, für sich allein verabreicht, im Verlauf des Krebsgeschehens einen nur schwachen, kurzdauernden, beim Überschreiten der individuellen Toleranzgrenze sogar immunsuppressiven Effekt auslöst, richtig dosiert im mesenchymalen Bereich allerdings positive Umstimmungs-, Resorptionsund Eliminationsvorgänge bewirken kann. Ganz anders verläuft die endogene, aktive, also durch toxische oder metabolische Faktoren ausgelöste Hyperpyrese, das echte Fieber. Hier dürfen wir eine viel tiefer greifende und länger anhaltende Aktivierung der Ordnungskräfte des Lebens und der gegen das Geschwulstgeschehen gerichteten körpereigenen Leistungen erwarten. Auch hier liegt die Gefahr der Überforderung des Patienten nahe und besteht die Kunst des Therapeuten in der situationsgerechten Steuerung der Anwendung. Außer vor jeder diesbezüglichen Unüberlegtheit muß - eigentlich eine Selbstverständlichkeit im Rahmen eines die ganzheitsmedizinische Onkologie repräsentierenden Kongresses - davor gewarnt werden, Überwärmungsbehandlung in jeder Form lediglich unter dem Aspekt der Aggression gegen den Tumor zu betrachten, sie also gedanklich mit Operation, Bestrahlung und Chemotherapie gleichzusetzen, mit der sie allerdings sehr wirksam kombiniert werden kann. Wir dürfen uns über die Renaissance eines zeitlosen, uralten und natürlichen Heilfaktors glücklich schätzen, müssen uns aber darüber im klaren sein, daß wir damit nicht nur palliative oder adjuvante Therapie betreiben. Bei der Hyperthermie, mehr noch bei der Hyperpyrese spielen sich Vorgänge ab, die weit über die Karzinostase tief in die Persönlichkeitssphäre des Kranken hineinreichen und gerade deshalb für den Ganzheitstherapeuten von höchster Bedeutung sind. Hyperthermie und Hyperpyrese sind ihrem Wesen nach ganzheitlich-systemisch wirksame Therapieformen. Das ihnen von der etablierten Onkologie in zunehmendem Maß geschenkte Interesse bedeutet einen Wandel in der einseitig lokalistischen Auffassung des Krebsgeschehens. Die große Pionierleistung in dieser historischen Entwicklung verdanken wir Prof. Dr. MANFRED VON ARDENNE (1, 2, 3, 4, 5), der in seinem Dresdener Forschungsinstitut unermüdlich bemüht ist, das von ihm seit über 20 Jahren entwickelte Therapiekonzept, bestehend aus maximaler Krebszell-Azidose, endogener Hyperpyrese, allgemeiner und lokaler Hyperthermie, teils synchron, teils sequentiell angewandt, zu vervollkommnen und mit bestimmten adjuvanten Kofaktoren zu ergänzen. Die kaum mehr zu steigernde apparative Perfektion dieses Verfahrens demonstrierte der inzwischen 80 Jahre alt gewordene und noch immer höchst aktive Forscher gelegentlich des Internationalen Hyperthermiekongresses 1987 einem großen Interessentenkreis und verschickt bereitwillig seine Exposes über den jeweils neuesten Stand seiner Entwicklungsarbeit. VON ARDENNE hat früh erkannt, daß sich in der Krebszelle ein Säure-Basen-Quotient vorfindet, der dem (schon vor ihm erforschten) Blut- und Gewebs-pH umgekehrt proportional ist. Ebenso

wichtig ist in seinem Konzept die Sauerstoffkapazität der Krebszelle, die auf Grund ihrer enzymatischen Schädigung Glukose bekanntlich nur bis zur Milchsäurestufe abbaut. Beide Vorgänge sind wichtig für die Hyperthermiewirkung im menschlichen Körper, denn mit zunehmender Sauerstoffversorgung und Azidose, also begünstigtem Krebszellstoffwechsel, wächst proportional die Wärmeempfindlichkeit der Krebszellen. Beide Faktoren stehen im Mittelpunkt der KMT. Unter den verschiedenen Methoden der exogenen Hyperthermie hat sich die Verwendung von Mikrowellen (elektromagnetische Wellen von 50–3.000 MHz) am besten bewährt. Ihre Eindringtiefe und Wirkung läßt sich durch Verwendung von wandernden, pendelnden, evtl. auch mehrfachen und ringförmig angeordneten Kurzwellen-Applikatoren verstärken. Das ansteigende Vollbad hat seine eigene lange Geschichte und darf für den häuslichen Gebrauch immer noch als das Mittel der Wahl gelten. Es ist eng mit den Namen LAMPERT, SCHLENZ, WALINSKI, ZABEL und anderer erfahrener Anwender dieser Überwärmungsform verbunden. Eine örtlich begrenzte Hyperthermie von gleicher Intensität läßt sich damit allerdings nicht erzielen. Die zur nachhaltigen Schädigung der Krebszellen erforderliche Temperatur liegt um 42,5 ºC. Diese kann bei relativ oberflächlich liegenden Tumoren ohne Schädigung des gesunden Gewebes erreicht werden. In manchen Kliniken wurde diese Stufe - streng auf die Geschwulst beschränkt - schon bis 44 ºC überschritten. Bei tieferliegenden, beispielsweise abdominellen Malignomen gelingt dies wegen der wärmeableitenden Blutzirkulation nicht oder nur partiell. Eine Intensivierung der Durchflutung verbietet sich aber hier wegen der benachbarten Organe. Die Strahlentherapie hat im Vergleich mit der Überwärmung eine auf das davon getroffene Gewebe und den Gesamtorganismus wesentlich aggressivere Wirkung. Infolge der ihr gesetzten Grenzen gelingt es nicht immer, die zur Zellvernichtung ausreichende Strahlendosis an den Tumor heranzubringen. Hinzu kommt, daß die Krebszelle nur in einer bestimmten Phase ihrer Teilung strahlenempfindlich ist, nämlich während der Spindelbildung (S-Phase), also dem eigentlichen Auseinanderrücken der Chromosomen. Alle nicht in Teilung begriffenen Zellen (die den größten Teil des Tumors ausmachen) werden durch die Strahlen kaum geschädigt oder erholen sich rasch wieder. Dieser Schwachpunkt der Strahlentherapie wird durch die Hyperthermie überwunden. Gerade in der Ruhepause, also zwischen den Teilungsvorgängen, sind die Krebszellen gegen Temperaturen von bereits 41 ºC empfindlich, bei weiterer Steigerung kommt eine selektiv zellschädigende Wirkung der Wärme hinzu. Auch die Chemotherapie profitiert in ihrem Zusammenwirken mit der Hyperthermie von der mitosebedingten Sensibilität der Krebszellen, wenngleich nicht in dem Maß wie die Radiologie, weil es phasenspezifische Zytostatika gibt, bei deren Kombination die Zellkinetik kein Problem mehr darstellt. Unterstützt durch Hyperthermie, lassen sich auch diese toxischen Substanzen ebenso wie die Strahlen bei gleicher Wirksamkeit um 25–50 % reduzieren. Eine weitere Möglichkeit der Ausnützung zellteilungsbedingter Sensibilität liegt im Einsatz der verschiedenen Therapeutika synchron mit dem Biorhythmus der Mitosen. Nach VOUTILAINEN liegt deren Maximum zwischen 2 und 12 Uhr, ihr Minimum zwischen 16 und 18 Uhr. Der wesentliche Unterschied und Vorteil der Hyperpyrese = aktiven Fiebertherapie gegenüber der passiven Hyperthermie besteht in der bei rationeller Anwendung damit zu induzierenden Aktivierung aller körpereigenen Abwehr- und Repairvorgänge. Mit geeigneten pyrogenen Substanzen bzw. Antigenen, vorzugsweise intravenös gegeben, lassen sich individuell dosierbare Fieberreaktionen auslösen, die mit messbaren Anstiegen der verschiedenen immunrelevanten

Faktoren verbunden sind. Es kommt zu einer Mobilisierung der lymphatischen Gewebe, des Mesenchyms und des Knochenmarks, zu einem Anstieg der humoralen und zellulären Resistenz, die noch nach Wochen und Monaten nachweisbar sein kann. Die segensreiche Wirkung und Nachwirkung der Kinderkrankheiten auf das Gedeihen und die Persönlichkeitsentwicklung ist bekannt. Es ist verhängnisvoll, daß Entzündung und Fieber, diese natürlichen Prinzipien höherer Ordnung, von einer kurzsichtigen, linear denkenden Medizin seit einem Jahrhundert verkannt und bekämpft wurden und leider noch werden. Fehlendes Training des Immunsystems in der Jugend führt zwangsläufig zur Immunschwäche im Alter, unter welchem Namen sie uns dann auch begegnen mag. Die Krebs-Mehrschritt-Therapie nach VON ARDENNE beginnt in ihrer Originalform mit einer Infusion von 40 % Glukoselösung über mehrere Stunden, die den Blutzucker auf 400–500 mg% ansteigen läßt. Nach dem oben Gesagten, geraten die Tumorzellen dadurch in einen Zustand hochgradiger Azidose und Mitoseaktivität, die wir unter normalen Umständen selbstverständlich ängstlich vermeiden, um das Tumorwachstum nicht anzuregen. Aber gerade dadurch werden die Krebszellen äußerst empfindlich gegen zellschädigende Einflüsse aller Art, ob diese nun von den körpereigenen Abwehrvorgängen ausgehen oder von außen einwirken. Die Hyperglykämie löst zusätzlich einen dienzephal bedingten Temperaturanstieg von 1–1½ Grad aus, wirkt also hyperpyretisch. Dies ist der erste KMT-Schritt. Ihm folgt die eigentliche Hyperthermie. Dazu wird der Patient in einem Ganzkörper-Infrarot-Lichtbad zunächst auf 39–40 ºC Kerntemperatur gebracht und kommt dann sofort unter einen Mikrowellen-Applikator. Dies ist der technisch aufwendigste und bewundernswerteste Teil der Therapie. Die zu durchflutende Körperregion ist trigonometrisch genau vermessen und der Befund im Computer gespeichert. Über den liegenden Patienten fährt sodann der elektronisch gesteuerte Arm des Applikators entsprechend dem eingegebenen Programm langsamer oder schneller in genau bestimmtem Abstand pendelnd das Relief des zu durchwärmenden Bereiches ab. Dabei wird mit höchster Präzision die errechnete Fläche, Bestrahlungstiefe und Bestrahlungsdauer eingehalten. In Verbindung mit den vorausgehenden pyrogenen Maßnahmen werden auf diese Weise Fokustemperaturen der Malignome zwischen 42 und 43 ºC erreicht, kritisch und selektiv genug, um Krebszellen zu inaktivieren ohne gesundes Gewebe zu schädigen. Als weiterer Schritt kommt dazu die tägliche isobare Sauerstoff-Inhalation. Die in ihrem Stoffwechsel bereits stark labilisierten Krebszellen steigern dadurch ihre Azidose und ihre Mitoseaktivität bis zur Selbstvernichtung. Sie begehen gewissermaßen Selbstmord. Des in der Zellmembran lokalisierten Schutzes bar, verlieren sie ihre Malignität, werden als Antigene erkannt und fallen vermehrt den körpereigenen Abwehrkräften zum Opfer. Dies vor allem dann, wenn zusätzlich noch dosisreduzierte Strahlen und/oder subtoxische Zytostatika sowie gewisse Immunmodulatoren zum Einsatz kommen. Das KMT-Verfahren kommt routinemäßig an einer Reihe größerer Kliniken in den Ostblockländern zur Anwendung, so in Berlin-Ost, Leipzig, Karl-Marx-Stadt, Dresden, Jena, Halle, Budapest, Kiew sowie an einigen Stellen des übrigen Auslandes. Die Referenten dieser Häuser berichteten gelegentlich des Kongresses 1987 über ihre Erfahrungen an z. T. großen randomisierten Patientenkollektiven und Vergleichsgruppen sowie über langjährige Beobachtungen an teils mit KMT allein, teils radiologisch oder chemotherapeutisch zusätzlich behandelten Krebspatienten. Dabei ergaben sich fast ausnahmslos günstige Verläufe, etwa bis zu 33 % häufigere, wenngleich nicht immer anhaltende, so doch monatelange Wachstumsstillstände und Schmerzlinderungen, bis zu 27 % häufigere temporäre oder langzeitige Tumor-Remissionen oder -Teilremissionen im

Vergleich mit den Krankheitsverläufen konventionell und ohne KMT behandelter Malignomträger. Bei Cervix-Ca konnte die 5-Jahres-Überlebensquote von 72 auf 92 % gesteigert, die Metastasierungsrate von 30 auf 16 % gesenkt, die Mortalität von 28 auf 8 % reduziert werden. Es ist kein Ruhmesblatt für die deutsche Onkologie, daß VON ARDENNE 1973 in einem wichtigen Stadium der Entwicklung seiner Methode vergeblich versuchte, mit der KMT Anschluß an eine bundesdeutsche Klinik zu finden. Der Erfinder des Kreiskolbenmotors WANKEL war damals bereit, eine wissenschaftliche Studie im Kreiskrankenhaus Friedrichshafen unter Prof. SCHOSTOK mit einer Million DM zu subventionieren; Nach erfolgversprechendem Anlauf machte ein offener Brief aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg dem Unternehmen ein Ende. Der Stadtrat zog (mit einer Stimme Mehrheit) seine Genehmigung zurück, und WANKEL war unter diesen Umständen auch nicht mehr zur Finanzierung bereit. Umso größeres Interesse legten jedoch ab etwa 1976 dann die wissenschaftlichen Institutionen und Organe des Ostblocks an den Tag, mit denen sich in der Folge eine enge Zusammenarbeit ergab. Neuerdings existiert auch in der Bundesrepublik Deutschland eine Ärztegesellschaft für Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie und bedienen sich zahlreiche Ärztinnen und Ärzte KMT-verwandter Behandlungsmethoden. Die vereinfachende Modifikation der KMT, die ich während der letzten 10 Jahre im WERNER ZABEL-INSTITUT an einigen hundert Krebspatienten praktiziert habe, bedingt selbstverständlich den Verzicht auf alle technischen Perfektionen, die nur in einer entsprechend eingerichteten Klinik vorhanden sein können. Trotzdem sprechen die Krankheitsverläufe vieler der in dieser Weise behandelten Patienten dafür, daß mit der Vereinfachung der Methode nicht allzu viel von ihrem therapeutischen Wert verlorenging. Auf die Glukoseinfusion muß unter vereinfachten Verhältnissen ohnehin verzichtet werden, weil sie eine 24-stündige Intensivüberwachung mit laufenden Blutzuckerkontrollen erforderlich macht. Bei Diabetikern verbietet sie sich von selbst, bei latentem Diabetes kann sie zu unerwünscht hohem Blutzuckeranstieg mit der Gefahr des Präkomas führen. Ich habe mich von Anfang an einer Kombination von Hyperpyrese und Hyperthermie bedient, wie sie als Kernstück auch der KMT zugrunde liegt. Dabei kommt dem induzierten Fieber als körpereigener Leistung, der Hyperpyrese, vergleichsweise die weit stärkere Wirkung auf das Abwehr- und Repairsystem zu, meßbar am Anstieg der zellulären und humoralen Immunparameter. Hierüber liegen eingehende Untersuchungen nicht nur durch VON ARDENNE, sondern auch von GÖHRING vor [6]. Selbstverständlich ist die Überwärmung in ihren beiden Formen auch keineswegs Ganzheitstherapie im Sinn des uns heute geläufigen Begriffes, obwohl es historische Belege dafür gibt, daß Fieber allein zur Ausheilung von Malignomen führen kann. Überwärmung wie auch immer ist vielmehr eine Ergänzung, ein Adjuvans aller übrigen metabolisch und systemisch wirksamen Maßnahmen, mit denen wir im krebskranken Organismus die verlorengegangene Ordnung wiederherstellen wollen. Hier wenden wir uns an den Wärmehaushalt, an die bei allen Krebskranken gestörte Thermodynamik und Thermoregulation unmittelbar, müssen uns aber bewußt bleiben, daß alle anderen biologischen Modulatoren genau so wichtig sind, jeder im Bereich seiner Dynamik. Für eine der wichtigsten Voraussetzungen jeder Überwärmung halte ich die abgeschlossene Entherdung des Patienten, weil die andernfalls weiterbestehende fokalbedingte Mesenchymblockade die Fieberbildung bis zu deren völligem Ausbleiben beeinträchtigen kann. Sehr kachektische Patienten und solche mit Hirntumoren sind für diese Therapieform ungeeignet. Selbstverständlich wird man immer die Konstitution, den Reaktionstyp und die Leistungsfähigkeit berücksichtigen. Viele unserer Patienten erhalten aus Gründen der besseren Sauerstoffverwertung

früh Strodival und Persantin, sie sind kreislaufmäßig also schon etwas gestützt. Trotzdem wird man die Hypotoniker und Myokardgeschädigten aussondern und die Überwärmung bei allen dafür geeigneten Patienten so individuell wie möglich gestalten. Fortgesetzt wird natürlich in allen Fällen die obligate Sauerstoff- und Ozontherapie in ihren verschiedenen Modifikationen. Aus noch zu erklärenden Gründen wird man mit der Wärmebehandlung auch nicht schon in der ersten Woche beginnen, sondern erst, wenn sich der Patient in der Ganzheitstherapie zurechtgefunden hat und man seine Reaktionsweise kennt. Die praktische Durchführung der modifizierten KMT sieht so aus: Der Patient wird um die Mittagszeit bestellt. Er sollte nicht allzu viel gegessen haben, aber auch nicht ganz nüchtern sein. Eine größere Portion Müesli, auf den Morgen und Vormittag verteilt, und reichlich Flüssigkeit haben sich bewährt. Als fiebererzeugendes Antigen wurde vorzugsweise das gleiche Mistelpräparat verwendet, mit dem der Patient schon vorher mindestens 4- bis 6-mal behandelt worden war. Diese Voraussetzung ist wichtig, weil wir es immerhin mit einem Fremdstoff (Antigen) zu tun haben, dessen Wirkung nicht mit letzter Sicherheit voraussehbar ist. War dieser aber bereits einige male subkutan ohne ungewöhnliche Lokal- oder Allgemeinreaktion vertragen worden, darf angenommen werden, daß damit bei vorsichtiger Dosierung intravenös kein allergischer Schock ausgelöst wird. Im Allgemeinen kann beim erstenmal die 5 10-fache Menge der zuletzt s.c. gespritzten Dosis des betreffenden Mistelpräparates genommen werden. Bei Iscador wäre dies etwa eine Ampulle 2 %, mit der noch nicht viel passieren kann, bei Helixor etwa 2–3 mg. Bei zu geringer Reaktion wird die Dosierung am nächsten oder übernächsten Tag verdoppelt, dann erforderlichenfalls verdreifacht, bei Iscador also auf 3 %, schließlich auf 5 % übergegangen. Ich habe dieses Antigen früher in 250 ml Fruchtzucker oder Kochsalzlösung verdünnt langsam infundiert, wie es heute noch in der Lukasklinik (Arlesheim) und von WOLF (Hannover) mit Vysorel gemacht wird. Meiner Erfahrung nach ist diese Vorsichtsmaßnahme überflüssig. Die auf Mistelpräparate ungenügend oder gar nicht ansprechenden Patienten benötigen ein anderes Antigen, etwa Echinacin, Euflamin, Plenosol oder Vaccineurin, die dann auch individuell dosiert und vorsichtig gesteigert intravenös zu geben sind. Nun aber kommt der wichtigste Teil der Fiebertherapie: Der Patient muß nach der Injektion auf schnellstem Weg nach Hause gebracht werden, darf aber dabei unter keinen Umständen selbst den Wagen lenken. Oft dauert es nur 20–30 Minuten, bei geringer Dosierung 1 Stunde und länger, bis der Schüttelfrost einsetzt. Innerhalb dieser Zeit muß der Patient zuhause angekommen sein. Dort wartet die Badewanne mit mindestens 38–39 ºC warmen Wasser auf ihn. In dem langsam ansteigend temperierten Wasser wird der nun voll entwickelte Schüttelfrost abgewartet und erfahrungsgemäß umso besser ertragen. Es kommt dadurch zu einer zusätzlichen Wärmestauung, der Hyperthermie, die man dann umso mehr intensivieren und verlängern kann, je schwächer die Reaktion auf die Hyperpyrese ausfällt. Die Angehörigen sind über den gesamten Verlauf der Anwendung eingehend informiert und geraten dadurch nicht in Panik. Puls, Wasser- und Körpertemperatur (sublingual) werden alle 5 Minuten gemessen und notiert. Die Zahlen sollten eine etwa parallel verlaufende Kurve ergeben. Gelegentlich kommt es auf der Höhe des Schüttelfrostes zu Erbrechen, besonders bei Verwendung von Vaccineurin. Dies ist ein zusätzlicher, nützlicher, konstitutionstherapeutischer Effekt, worauf man den Patienten und seine Angehörigen hinweisen muß. Während des Bades darf der Patient natürlich nie allein gelassen werden, bei den ersten Bädern muß trotz des damit verbundenen Zeitaufwandes der Arzt anwesend sein. Nach mehreren unkomplizierten Verläufen genügt später eine telefonische Überwachung aus der Praxis. Ernstere Zwischenfälle habe ich unter der Voraussetzung entsprechender Auswahl der Patienten und kooperativen Verhaltens der Angehörigen

nie erlebt. Über die eigentlichen Kontraindikationen habe ich schon gesprochen und möchte hier nur nochmal auf den Gefahrenkomplex der Reaktionsstarre infolge eines evtl. vorliegenden Herdgeschehens hinweisen. Warme, honiggesüßte Getränke stillen während des Überwärmungsbades den Durst und stützen den Kreislauf, denn als Folge des Wärmestaus scheidet manche Patienten während der nächsten Stunden große Mengen Schweiß aus. Nach einer halben bis ganzen Stunde verläßt der Patient mit Unterstützung das Bad und begibt sich unverzüglich in das mit einem Badetuch ausgelegte Bett. In größeren Abständen wird noch Temperatur und Puls gemessen, aber im Allgemeinen erholt sich der Patient von der Anwendung rasch, hat oft nur Durst, aber wenig Appetit auf das Abendessen und schläft in der folgenden Nacht meist tief und erquickend. Am anderen Morgen ist er manchmal noch etwas müde, aber bei guter Stimmung. Er darf das Bewußtsein haben, einen wichtigen Schritt auf der Stufenleiter zur Überwindung seines Geschwulstleidens getan zu haben. Einer Wiederholung der komplexen Wärmetherapie in angemessenen Abständen, evtl. sogar wöchentlich einmal, steht nichts im Wege. Für den Hyperoxie-Schritt der KMT steht dem Praktiker eine Reihe von Geräten zur Verfügung, doch ist nicht jedes derselben gleich gut dazu geeignet. Von den durchaus empfehlenswerten HOTund O2O3-Blutwäschemethoden einmal abgesehen sind in Verbindung mit der Überwärmungsbehandlung ausreichend die einfachen Sauerstoff-Inhalationen mit Hilfe der Sauerstoffbrille, allenfalls unterstützt durch medikamentöse Katalysatoren wie Rote Beete, Persantip, Polyerga oder andere mesenchymrelevante Biomodulatoren. VON ARDENNE beobachtete, daß mehrstündige Hyperthermiebehandlungen dann besonders gut und ohne Kollapsgefahr toleriert wurden, wenn die Patienten gleichzeitig Sauerstoff bekamen. Dies ist bei ambulanter Durchführung der KMT nicht möglich, doch kann unmittelbar vorher eine solche O2 oder O2 O3-Behandlung erfolgen, wie selbstverständlich auch sonst laufend im Rahmen der üblichen Ganzheitstherapie. Im WERNER ZABEL-INSTITUT wird jeden 2. bis 3. Tag eine Inhalation von 30 bis 60 Minuten Dauer bei einem Durchfluß von 3 bis 4 l/min Sauerstoff angeboten. Über die Verwendung von ionisiertem Sauerstoff und dessen individuelle Adaptation an die jeweils vorliegende konstitutionelle Reaktionslage habe ich an anderer Stelle gesprochen. Dies kann in der betreffenden Veröffentlichung nachgelesen werden [7]. Jeder Kollegin, jedem Kollegen, allen, die immer Krebspatienten zu behandeln haben, möchte ich Mut machen, sich mit der praxisangepaßten KMT ohne jede Ängstlichkeit in der beschriebenen Weise zu befassen und die gleichen guten Erfahrungen damit zu machen wie ich sie gemacht habe. Zusammenfassung: Exogene und endogene Wärme sind Voraussetzungen und Eigentümlichkeiten menschlicher Wesenheit und Lebenskraft. Ihre extremen Ausdrucksformen als Entzündung und Fieber im Krankheitsfall werden von einer rein symptomatisch und linear ausgerichteten Medizin in ihrer Bedeutung für die Gesundheit noch immer verkannt und arzneilich unterdrückt. Erst seit wenigen Jahrzehnten beginnen Überlegungen und Bemühungen, in Überwindung dieses Irrtums die körpereigene Wärmereaktion zu unterstützen und induzierte Hyperthermie bzw. Hyperpyrese als Therapeutikum anzuwenden. Insbesondere erfuhr die Krebstherapie auf diese Weise eine wichtige Bereicherung. Es gelang VON ARDENNE durch Kombination aktiver und passiver Überwärmung synergistisch mit anderen tumoraggressiven und immunstimulierenden Methoden die als KMT bekannt gewordene und bewährte Krebs-Mehrschritt-Therapie zu entwickeln. In vereinfachter, ambulant durchführbarer Form, die hier beschrieben wird, kann sie jeder Arzt an seinen Patienten praktizieren. Der Autor stützt sich auf Erfahrung mit mehreren hundert Behandlungen dieser Art.

27.0 Andere Geräteverfahren

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27.1 Die Eichotherm-Bestrahlung 26.2 Hyperthermie und Hyperpyrese in der onkologischen Alltagspraxis 27.3 Die Magnetfeld-Therapie 27.4 Gleichstrom-Durchflutung mit Galvanotherapie und TENS

27.1 Die Eichotherm-Bestrahlung Bei dieser von ihrem Konstrukteur HELMUT EICH so benannten und unter diesem Namen zunächst bekannt gewordenen Behandlungsweise kommen - auf die gesamte Körperober-fläche einwirkend - abwechselnd Hellorange-Strahlen (670–630 μμ) mit etwa 25–35 % Infrarot-Anteil und Ultraviolett-Strahlen im B- und C-Bereich (315–238 μμ) zur Anwendung. Dies sind die Frequenzen maximaler fotochemischer Effizienz im biologischen Bereich, wobei Hellorange und Rot vorwiegend katalytisch und erwärmend, UV vorwiegend umwandelnd und synthetisch wirkt. Auf Grund des Synergismus dieser Strahlen kommt es trotz der dadurch ausgelösten Tiefenhyperämie einerseits, intrakutanen Oberflächenwirkung andererseits zu keiner Dermatitis. Die Apparaturen arbeiten sicher und vollautomatisch in der Weise, daß sich nach jeweils einer Orange-Rotlichtphase von wahlweise 3–5 Minuten Dauer das UV-Licht für etwa die Hälfte dieser Bestrahlungszeit einschaltet, wobei die Augen geschlossen werden müssen. Bei den vollautomatischen Ausführungen der Geräte läuft während der gesamten Behandlungsdauer ein Band, das den Patienten informiert und ihn anweist, wie er sich zu drehen und zu wenden hat, um seine Körperoberfläche den Strahlen gleichmäßig zu exponieren. Die therapeutische Wirkung der Eichotherm-Methode beruht auf dem Synergismus der beiden zur Anwendung kommenden Strahlenfrequenzen. Die Bindegewebsschichten werden aktiviert, die Lymphbahnen und Endstrom-Kapillarschleifen erweitert, der Abtransport stoffwechselbedingter saurer und anderweitiger toxischer Ablagerungen beschleunigt. Es kommt zur bioregulativen Fernwirkung auf neurohormonale, immunkompetente, lymphatische und hämopojetische Funktionsabläufe. Außer ihrem als adjuvant bewährten Einsatz in der Tumortherapie findet die Eichothermbehandlung bei vielen anderen chronischen, degenerativen oder entzündlichen, aber auch altersbedingten Erkrankungen Anwendung, wie etwa bei Rheumatismen, Neuralgien, Arthritiden. Hervorzuheben ist die von verschiedener Seite, auch vom Verfasser, bestätigte gute Wirkung bei HODGKIN- und KON-HODGKIN-Lymphomen hinsichtlich des sowohl palliativen als auch retardierenden Effekts in den Phasen des teils mit Schmerzen, teils mit Hautjucken verbundenen Drüsenwachstums. Man beginnt die Behandlung mit je einer alternierenden Bestrahlungsserie kürzerer Dauer und vorerst nur zweimaligem Strahlenwechsel an aufeinanderfolgenden Tagen und geht dann auf jeden 2., weiterhin auf jeden 3. bis 4. Tag über. Als Erhaltungsdosis genügt langzeitig wöchentlich eine Behandlung, deren Dauer sich nach dem Empfinden des Patienten richtet. Die subjektiv günstige Wirkung hinsichtlich Allgemeinbefinden, Appetit, Schlag, Schmerzen usw. läßt sich oft schon in der 2. Behandlungswoche an Hand der Laborwerte - Blutbild, T-Zellenanstieg, Eosinophilie, Pherogramm usw. - objektivieren. Bei individuell angepaßter Dosierung gibt es keine unerwünschten Nebenwirkungen. Kontraindiziert ist die Eichothermbehandlung während und unmittelbar nach Röntgenbestrahlung, ebenso gleichzeitig mit UV-Bräunungsbestrahlung und mit Sonnenbädern. Im übrigen wird die Eichotherm-Strahlenkombination auch von Personen in reduziertem Gesamtzustand und von solchen, die gegen Sonne empfindlich sind, ohne unerwünschte Reaktionen gut vertragen.

Von hoher biologischer Bedeutung ist die hierbei in besonders schonender Weise intrakutan vor sich gehende Umwandlung des Dehydrocholesterols zu Cholecalcipherol = Vitamin D (19.0.), das für den gesamten Kalziumstoffwechsel und andere Lebensprozesse unentbehrlich ist. Einschlägige wissenschaftliche Literatur ist bei den beiden hier genannten Geräteherstellern anzufordern. Firma Eichotherm (verschiedene Gerätegrößen), 72793 Pfullingen, Werksvertretung Eichotherm-Nord, Gerda Otten, Kastanienallee 14, 21521 Wohltorf. Adriatherm. Firma E.& E. Stürken, Hauptstr.55, 51491 Overath.

27.2 Die Dauerbrause nach LUST Dieses Verfahren stellt eine Sonderform der Hyperthermiebehandlung dar. Seine komplexen Nebenwirkungen machen es sowohl für die Therapie Krebskranker als auch für deren Vor- und Nachsorge hervorragend geeignet. Erfahrungsgemäß werden außerdem viele andere chronische und therapieresistente Leiden, besonders des rheumatisch-arthritischen Formenkreises, aber auch der inneren Organe, damit erfolgreich behandelt. Wer die Wirkung der Dauerbrause an sich erlebt hat, wird der Begeisterung ihres Initiators beipflichten, wenn er schreibt: „Es gibt nichts, was in irgendeiner Weise mit dieser Art Behandlung verglichen werden kann“. 1918 erfuhr der in New York praktizierende Naturheilarzt und Kneippschüler Dr.LUST von einem erstaunlichen Heilungsvorgang. Ein junger Mann hatte beobachtet, daß sein Leistenbruch nach mehrstündiger intensiver warmer Brausebehandlung völlig verschwunden war. Über seine eigenen, durchweg positiven Erfahrungen schrieb LUST später das Buch „The Fountain of Youth or The biolgical Bloodwash“, das in deutscher Übersetzung durch SOMMER vorliegt. Der Untertitel „Bad der Blutwäsche“ ist gut gewählt, jedoch insofern irreführend, als in der biologischen Medizin unter „Blutwäsche“ heute die auf WEHRLI zurückzuführende Blut-Sauerstoffbehandlung verstanden wird. LUST und seine Nachfolger beschreiben Anwendungen der Dauerbrause von 1–8 Stunden Dauer und individuell zusagender Temperatur. Es gibt kaum eine Hydrotherapie, die sich dem Empfinden und der Konstitution des Patienten so einfach und angenehm anpassen läßt, so genau dosierbar und vielseitig anwendbar ist wie die Dauerbrause. Man liegt dabei auf einer mit Schaumgummi oder Luftmatratze gepolsterten Bank, während aus einem an einer Schiene verschiebbaren Brausekopf aus mindestens 1,20–1,40 cm Höhe das Wasser eine Fläche des Körpers von 30–40 cm berieselt. Die Wassertemperatur liegt je nach Konstitution und Wärmeempfindlichkeit des Patienten zwischen 40 und 45 °C, dicht unter dem Brausekopf gemessen. Auf der Körperoberfläche ist je nach Fallhöhe mit 1–2 °C weniger zu rechnen. Die Verschiebung des Brausekopfes nimmt der Patient mittels eines Schnur- oder Kettenzuges selbst vor, ebenso die Regulation der Wassertemperatur. Man beginnt im Allgemeinen mit einer Stunde Dauer und mäßiger Wärme und kann dann beides je nach Verträglichkeit und Reaktion steigern. Partieweise verbleibt man mit der Brause mindestens 10–15 Minuten, an kranken Stellen entsprechend länger. In Rückenlage wird mit der Brause begonnen, nach ausreichender Berieselung folgt das Gleiche in Bauchlage. Auch die Herzgegend und der Kopf können unbedenklich mit einbezogen werden. Die stundenlange Dauerbrause wird selbst von Personen vertragen, die aus Gründen ihres Alters oder labilen Kreislaufes keine Vollbäder nehmen können. Selbstverständlich muß über eine Glocke jederzeit eine Hilfsperson erreichbar sein. Erfahrungsgemäß und in Anbetracht der Selbstbedienung des Badenden kommen Zwischenfälle jedoch praktisch nie vor. Insofern ist das Dauerbrauseverfahren auch wenig personal- und arbeitsaufwendig. Allerdings ist der Warmwasserverbrauch erheblich, doch kann dieser durch eine Wärmepumpe in Grenzen gehalten werden. Der Brauseraum muß gut temperiert, aber trotzdem ausreichend belüftet sein. Eine gewisse Waschküchenatmosphäre infolge der warmen Brause ist dennoch unvermeidbar, aber auch nicht unerwünscht. Die therapeutische Wirkung der Dauerbrause ist eine vierfache: 1. Eine durch kaum ein anderes Naturheilverfahren erzielbare psychische und physische Auflockerung und Entspannung. Die Ruhe, das Alleinsein, das von keinem Kleidungsstück behinderte Recken und Strecken auf weicher Unterlage und in feuchtwarmer Atmosphäre führt bei jedem Menschen zu einem Zustand der Sammlung und Verinnerlichung. Das

gleichmäßige Rauschen der Brause wirkt einschläfernd, und tatsächlich kommt es bei mehrstündiger Einwirkung derselben nicht selten zu echtem Schlaf. All dies sind günstige Voraussetzungen zur Aufgeschlossenheit für autosuggestive Gedanken und Vorstellungen der Heilung und Gesundheit. Wer sich mit Yogapraktik oder Autogenem Training beschäftigt, findet unter der Dauerbrause besonders gute Bedingungen für solche geistigen Übungen. 2. Die als zarte Vibrationsmassage wirkende Berieselung mit warmem Wasser bewirkt eine tiefe Auflockerung sämtlicher Gewebsschichten, eine damit verbundene verbesserte Durchblutung und Abschwemmung alter Ablagerungen sowie eine intensive Lymphdrainage, wie sie bei allen Geschwulstleiden prä- und postoperativ erwünscht ist und schicksalentscheidend sein kann. 3. Es kommt nicht nur zur Durchwärmung der bebrausten Körperregion, sondern nach mehrfachem Wechsel der Stellen zu einer allgemeinen Hyperthermie mäßigen Grades. Je nach der Wärme des Brausestrahls und der Brausedauer kann die Körpertemperatur um 1 ½–2 °C rektal ansteigen. Durch eine sofort an das Bad angeschlossene lockere Ganzpackung, in der es meist zu einem kräftigen Schweißausbruch kommt, läßt sich die subfebrile Reaktion - falls erwünscht - auf 1–2 Stunden verlängern. Andernfalls kann man schon etwas früher die Prozedur mit einer lauwarmen Abwaschung oder kalten Brause beschließen. 4. Diese physikalisch-therapeutischen Wirkungen der Dauerbrause sind schließlich noch verbunden mit dem sog. Sprüh- oder Wasserfall-Effekt. Dieser besteht darin, daß jede grobe oder feine Dispersion des Wassers mit einer elektrostatischen Veränderung der davon betroffenen Luft einhergeht. Dabei kommt es zu einer intensiven negativen Ionisation, die zu einem Ausgleich der in Erdnähe vorherrschenden positiven Luftionisation führt. Jeder kennt die gespannte, nervös- und krank machende Atmosphäre beim Ausbleiben dieses Ausgleiches, etwa vor Gewittern, bei Föhn etc. Ebenso bekannt ist aber auch die wohltuende Wirkung eines Gewitters oder eines erlösenden Regens in solchen Fällen. Ähnliche, auch therapeutisch nutzbare Effekte beobachtet man beim Tau, bei Nebel und Dampf (RömischIrisches Bad), bei Gradierwerken und Wasserfällen (Bad Gastein). Selbst der sprudelnden Quelle kommt eine solche elektromagnetische Wirkung in höherem Maße zu als ruhig fließendem oder gar stehendem Gewässer. Jedenfalls trägt dieser vom Patienten stundenlang eingeatmete Effekt der Lufionisation einen nicht geringen Teil zur wohltuenden Wirkung der Dauerbrause bei. Im Vergleich zu den beschriebenen, eigentlichen Überwärmungsbädern bietet die Dauerbrause eine ganze Reihe von Vorteilen: Sie ist technisch einfach, belastet den Organismus nicht, kann jeder Konstitution und Empfindlichkeit angepaßt werden, ist von komplexer therapeutischer Wirkung. Der Umstand, daß hierbei eine nur mäßige Hyperthermie erzielbar ist, wird durch die Möglichkeit der kurzfristigen, evtl. täglichen Wiederholbarkeit und durch die erwünschten Nebenwirkungen ausgeglichen. Bedauerlich ist, daß es noch viel zu wenig Kliniken, Sanatorien und Kurheime gibt, die über Einrichtungen zur Dauerbrause-Behandlung verfügen, wenn man an die Millionen-Investierungen für medizinische Technologie denkt, die den Kranken von der Natur-Heilung immer weiter wegführt. Es wäre nicht nur therapeutisch, sondern auch wirtschaftlich im Sinne der Kostendämpfung durchaus empfehlenswert, entsprechende Anlagen in einer möglichst großen Zahl

krebstherapeutisch oder nachsorgend tätiger Häuser einzurichten, Die bisher leider nur spärlichen, aber zu Optimismus berechtigenden, zumindest als additive Erfolge aufzufassenden Erfahrungen mit der Dauerbrause… Kurz nach der Jahrhundertwende kam aus den USA das von LUST und Mitarbeitern entwickelte Verfahren der warmen Dauerbrause nach Europa. Es erhielt den populären Namen „Bad der Blutwäsche. Nicht damit zu verwechseln ist die gelegentlich auch als „Blutwäsche“ bezeichnete, von WEHRLI eingeführte Blut-Sauerstoffbehandlung. Die Dauerbrause wird in der Bundesrepublik noch heute von einer Reihe technisch dazu eingerichteter Sanatorien und Kliniken praktiziert. Eine Vermehrung deren Zahl und möglichst großzügige Kostenerstattung wäre wünschenswert, denn hier liegt ein ganz ausgezeichnetes, mildes, polyvalentes Überwärmungsverfahren vor. Es eignet sich im Rahmen der Ganzheitstherapie auch für Krebskranke und Krebsgefährdete, besonders in Verbindung mit vegetabiler Vollwertkost, die erfreulicherweise von den meisten der betreffenden Häuser angeboten wird.

27.3 Die Magnetfeld-Therapie Die therapeutische Verwendung von Magneten hat einen lang zurückliegenden Beginn insofern, als sich der umstrittene Heilkünstler FRANZ ANTON MESMER (1734–1815), Begründer der Lehre vom „animalischen Magnetismus“, kleiner Magnete bediente, die er den Kranken auflegte. Die von ihm erzielten Heilerfolge beruhten im wesentlichen wohl auf Suggestion und Hypnose. Der „Mesmerismus“ erregte um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert in ganz Europa großes Aufsehen und wurde damals zum gesellschaftlichen Ereignis. Erst eineinhalb Jahrhunderte später gelangte die therapeutische Anwendung magnetischer Felder in wissenschaftlicher Form zu neuer Geltung. Es handelt sich um die Einwirkung solcher aus Gleichoder Wechselstrom-Magneten bzw. stromdurchflossener Spulen gewonnener Energien, die in gepulster oder ungepulster Weise zur Anwendung kommen. Der isolierte Südpol hat sympathikotone, anregende (Jang-) Wirkung, der Nordpol hat vagotone, sedierende (Jin-) Eigenschaft. In gepulster Form und organspezifischer Frequenz kommen die jeweils gewünschten Wirkungen dem durchfluteten Organismus besonders intensiv zugute. Die meisten auf dem Markt befindlichen Therapiegeräte sind demgemäß technisch ausgestattet und bedarfsweise regulierbar. Das Wesentliche der Magnettherapie ist ihre Einwirkung auf die Kernspin-Ausrichtung, die bei vielen Krankheiten ein umschriebenes Chaos aufweist (nachweisbar durch die KernspinTomographie), ferner auf die magnetische Schwingungs-Frequenz, die wir für manche Organe kennen. Im Falle ihrer pathologischen Steigerung kann sie über den Südpol-Magnetismus reduziert, im Falle ihrer Insuffizienz über den Nordpol beschleunigt werden. Falls eine solche gezielte Frequenz-Modulation mangels diagnostischer Messung nicht möglich ist, läßt man einen FrequenzDurchlauf einwirken, der 1 bis 1.000 Herz umfasst. Die therapeutisch optimale Pulsation kommt auf diese Weise zwar nur für Bruchteile von Sekunden, aber in unzähliger Wiederholung zur Einwirkung, ohne daß man zu wissen braucht, welche heilsame Frequenz erforderlich ist. Für diese steht in jedem Fall ein "biologisches Fenster" offen (BRAUN v. GLADISS), durch das die therapeutische Resonanz zustande kommt. Die vom Organismus nicht verwertbaren Impulse bleiben unwirksam, zumal sie nur für die Dauer von Sekunden oder noch kürzer eindringen können. Außer den getakteten Magnetfeldern kommen in der physikalischen Medizin noch stromfreie Permanentmagnete in verschiedener Form zur Anwendung. Es wäre wünschenswert, wenn diese einfachen, nützlichen und ungefährlichen Methoden, deren sich der Verfasser vielfach bedient hat, in der klinischen, besonders aber ambulanten Tumorbehandlung häufiger zur Anwendung käme. Es ist bedauerlich, daß das Skalpell, die Röntgenstrahlen und die chemische Keule diese milden Formen der Weiterentwicklung des unmenschlichen, aber sicher sehr wirksamen Glüheisens der mittelalterlichen Ärzte nahezu völlig verdrängt haben. Durch eine Kombination örtlicher Gleichstromeinwirkung mit der in beschriebenen systemischen Hyperthermie oder Hyperpyrese ließen sich diese Verfahren wahrscheinlich noch effizienter gestalten.

27.4 Gleichstrom-Durchflutung mit Galvanotherapie und TENS Während die gesundheitsfördernde Wirkung der Wärme und anderer physikalischer Behandlungsweisen in der Heilkunde Anwendung findet, ist die therapeutische Nutzung der Durchflutung kranker Körpergewebe mit Gleichstrom ohne thermischen Effekt jüngeren Datums. Wie wir heute wissen, sind die Abläufe aller mit elektrischen bzw. elektromagnetischen Vorgängen verbunden. Jede Zelle, jeder molekulare "Spin" hat eine axiale Ausrichtung, deren Änderung pathogen sein kann. Ladungsausgleich und Elektronenfluß sind immer verbunden mit Magnetismus, dessen physiologische und pathologische Bedeutung in 27.3 beschrieben ist. Elektronen sind Bestandteile der Moleküle und stabile Elementarteilchen mit Eigenrotation (Spin). Sie besetzen die äußere „Schale" der Atome und bedingen deren Wertigkeit, chemische Valenz, Affinität und biologisch-physiologische Funktion. Die Bewertung der Spinresonanz größerer oder kleinerer Körperbereiche mittels Spintomographie ist zu einem wichtigen diagnostischen Verfahren geworden. Die gleichrichtende, polar harmonisierende Wirkung des Gleichstroms auf Krebsgewebe wurde 1924 von UNNA und DELBANCO beschrieben, wobei damals allerdings die Gewebskoagulation, also die Tumorvernichtung im Vordergrund des Interesses stand. Rückbildungen maligner Geschwülste unter Einwirkung galvanischen Stroms wurden weiterhin erreicht von DARIER und (1959) von KOLPIKOV im Tierversuch. Angeregt durch Behandlungserfolge mit Elektrizität bei Lungentumoren durch NORDENSTRÖM begann PEKAR in den Siebzigerjahren oberflächliche Tumore zunächst perkutan, später auch invasiv mit Gleichstrom zu durchfluten. Er verwendete dazu Batteriestrom, weil solcher aus Netztransformatoren immer eine störende Restwelligkeit (Brummspannung) aufweist. Die Stromspannung lag dabei zwischen 2 und 20 V, die Stromstärke zwischen 0,1 und 0,7 A. Lebendes Gewebe ist ein Ionenleiter, Metall ein Elektronenleiter. Als Anode (positive Elektrode) werden kleine Plättchen oder Nadeln - PERGER nahm solche aus Platin - verwendet und über dem Tumor aufgeklebt oder in diesen gestochen. Als indifferente Kathode dienen möglich aufgeklebte Metallplättchen oder -folien, wie sie EKG-Ableitung Verwendung finden. Gelegentlich sind solche in Ringform empfehlenswert. Je kleiner die positiven und negativen Elektroden sind, desto konzentrierter und wirksamer ist der Stromdurchfluß.

28.0 FIBRINOLYTIKA, ANTIKOAGULAINTIEN, AGGREGATIONSHEMMER Daß beim Krebskranken und Krebsgefährdeten vielfach eine überschießende Fibrinbildung bei gleichzeitigem Mangel an fibrinolytischen Enzymen besteht, ist eine leider noch viel zu wenig bekannte und therapeutisch verwertbare Tatsache. Berichtet eine Vorgeschichte von einer Häufung phlebitischer oder thrombotischer Erkrankungen, wobei ich besonders auf die Phlebitis migrans hinweisen möchte, so sollte dies immer den Verdacht auf erhöhte Krebs- und Metastasierungsgefahr erregen. Denn der Ansiedelung flottierender Malignomzellen geht immer eine Mikrothrombenbildung im Kapillarbereich der betreffenden Stelle voraus. Im übrigen verursacht auch das krebsbegünstigende Herdgeschehen chronischrezidivierende Phlebitiden und Trombosen, so daß sich in diesen Fällen immer die Frage empfiehlt: Wo ist der Herd? Bedeutsam ist ferner, daß sich die Krebszelle mit körpereigenem Fibrin tarnt. Wir kennen sogar die Struktur und einzelne Bestandteile dieser Tarnung (cross lincage), u.a. die dazu verwendete Neuraminsäure, der man mit dem körpereigenen Enzym Neuraminidase erfolgreich auf den Leib gerückt ist. Auf dem letzten Kongreß der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr im Mai berichtete Prof. ROTHAUGE von bemerkenswerten Heilerfolgen bei Blasenkarzinom, indem er mit Neuraminidase inkubierte, inaktivierte Krebszellen den Patienten als Vaccine injizierte. Das für den Praktiker aktuelle Verfahren ist die enzymatische Reduzierung des Fibrinüberschusses, wobei es z. T. auch gelingt, den tarnenden Schild der Krebszellen aufzulösen (das "Deshilding", wie man es in den USA nennt) und sie damit dem Immungeschehen des Körpers als Antigen nicht nur erkennbar, sondern auch angreifbar zu machen. Eine Reihe von Forschern ist diesen Zusammenhängen nachgegangen und hat sowohl diagnostische als auch therapeutische Konsequenzen daraus gezogen. Was die Diagnostik betrifft, bitte ich Sie, die von GASCHLER, WOLF und GRAVEZ unabhängig voneinander beschriebene, technisch relativ einfache Bestimmungsmethode des fibrinolytischen Index in meinem Büchlein über die Summationsdiagnostik nachzulesen. Hier wollen wir uns nur über die Therapie unterhalten, und diese zielt darauf ab, die Fibrinbildung möglichst einzuschränken und die fibrinolytische Fähigkeit des Blutes zu heben, mit anderen Worten: Die Gerinnungsfähigkeit zu reduzieren, die Viskosität zu senken. Darüber haben vor allem RIES, München, und LUDWIG, Essen, Untersuchungen angestellt, die so eindeutig erfolgreich ausfielen, daß es nach. Auffassung dieser Autoren nicht mehr zu vertreten ist, etwa Vergleichsgruppen von Patienten zu Studienzwecken heute noch Fibrinolytika und Antikoagulantien vorzuenthalten. Die Überlebensquote selbst nachträglich laufend heparinisierter Krebspatienten der Stufen II und III liegt um 10 % höher als die postoperativ ohne solche Präparate belassener bei sonst gleicher konventioneller Therapie. Was die dazu verwendbaren Präparate betrifft, so bieten sich zunächst die schon von WEHRLI bei seinen ersten HOT-Behandlungen verwendeten körpereigenen Substrate Heparin und Liquemin an, wöchentlich 2–3 mal 1 ml oder mehr aus der 10 ml-Ampullenflasche mit 10.000 E. Wir verwenden diese Menge zweckmäßigerweise gelegentlich der Eigenblutbehandlungen, sei diese nun mittels des Hämoaktivators nach HÖVELER, des Sangu-Tron UV-Gerätes der Firma Eidam oder einer der vielen, längst allzu viel gewordenen Apparaturen, die drüben in der Ausstellung zur kleinen oder großen O2 O3-Therapie angeboten werden. Wir haben dabei den Vorteil, das Blut beliebig lang mit dem O2 O3-Gemisch durchschütteln zu können ohne Gefahr der Gerinnung und benötigen dazu nicht mehr die von mir - wie im Kapitel Mineralsalze begründet - abgelehnte Natriumzitratlösung,

die von den verschiedenen Apparateherstellern leider immer wieder verkauft wird, obwohl dies gegen das Arzneimittelgesetz verstößt. Bei der angegebenen Dosierung der Fibrinolytika bzw. Antikoagulantien erübrigt sich die Überwachung der Gerinnungsfaktoren. Berichtet uns der Patient, daß die kleinen Stiche seiner Injektionen stärker zu bluten beginnen oder daß er stärker blute beim Zähneputzen, bei den Menses usw., so setzen wir die Mittel ab, ihre Wirkung erschöpft sich innerhalb weniger Tage. Selbstverständlich wird man diese auch nicht unmittelbar vor operativen Eingriffen, Mandelsanierungen, Zahnextraktionen usw. geben. Wenn wir aus irgendwelchen Gründen rasch normale Gerinnungsverhältnisse schaffen wollen, so gelingt dies mit Protamin. Die Sorte 1.000 inaktiviert mit 1 ml die Wirkung von 1.000 E Heparin oder Liquemin, die Sorte 5.000 inaktiviert mit 1 ml die Wirkung von 5.000 B innerhalb weniger Stunden. Es gibt eine Reihe weiterer antikoagulativ bzw. fibrinolytisch wirkender Präparate zum oralen oder rektalen Gebrauch. Unter ihnen ist wohl am bekanntesten Wobe Mugos. Um den in der Tumortherapie erforderlichen Emzymspiegel zu erreichen, hat sich immer noch die vom Patienten leicht zu erlernende Verabreichung als Verweilklysma am besten bewährt, obwohl es auch eine hochdosierte orale Tablettenform gibt. Wir müssen uns immer klar darüber sein, daß bei der Einnahme solcher Präparate ein großer Teil der Enzyme im Verdauungsvorgang verschwindet und nichts ins Blut gelangt. Möglichst hohe Dosierung ist also in jedem Fall erforderlich. Eine bemerkenswerte Eigenschaft des Wobe Mugos ist, daß wir damit metastatisch bedingte Rippenfellergüsse austrocknen können. Nach Abschluß der Pleurapunktion bleibt die Kanüle liegen und es werden je nach der Menge des Punktats 3–5 Ampullen des Präparates langsam intrathekal infundiert. Oft schon beim erstenmal, meist aber bei der ersten oder zweiten Wiederholung der Maßnahme kommt es zu keinem Rezidiv des Ergusses mehr. Man hat dem Patienten hinsichtlich Gesamtbefinden, Atmungsfreiheit und Pleuraschmerzen einen großen Dienst erwiesen, obwohl damit allein das primäre Krebsgeschehen natürlich nicht beeinflußt werden kann. Leider ist die Beeinflussung des abdominalen Aszites auf diese Weise nicht im gleichen Maß befriedigend. Wobe Mugos enthält die proteolytischen Enzyme der Papayafrucht, der Ananas, keimender Erbsen und Linsen, ferner animalische Enzyme aus Pankreas und Thymus. Die Wirkung dieses Gemisches ist fibrinolytisch, ferner selektiv auflösend auf nekrotisches Gewebe, auf degenerative Zellen und auf Viren, ohne jede schädigende Wirkung auf gesunde Zellen. Das etwas anders zusammengesetzte Wobenzym der gleichen Firma ist weniger bei malignen als bei entzündlichen Prozessen aller Art, auch solchen viraler Genese indiziert, besonders bewährt etwa bei den verschiedenen Arten von Herpes zoster oder labialis, ebenso bei der unspezifischen interstitiellen fibrösen Mastopathie. Die Herstellerfirma Mucos Pharma ist auf der Ausstellung im Erdgeschoß vertreten und steht mit Literatur oder Mustern gern zur Verfügung. Ähnlich konzipierte Enzympräparate, mit denen ich wenig oder keine eigene Erfahrung habe, sind in alphabetischer Reihenfolge folgende: Anavit, enthaltend Bromelin, Papain und Papayotin, sowie Bromelain mit hohem Anteil an Bromelin, beides Präparate der Firma Paesel; Carzodelan und Carzodelan forte in Ampullen der Firma Pharma Labor S.M Gaschler sowie Tryptoferm zum oralen Gebrauch der gleichen Firma Crasnitin der Firma Bayer in Ampullen, das sich sogar bei Lymphoblastenleukämie bewährt hat; Dichronase der Firma G-Nopharm zum oralen Gebrauch; Neoblastine der Firma Enzypharm in Ampullen.

Dies ist eine reine Aufzählung ohne Bewertung und ohne Anspruch auf Vollzähligkeit. Der Preis der Präparate steht sicher nicht immer im genauen Verhältnis zur versprochenen Wirksamkeit. Man kommt auf dem Gebiet der onkologischen Enzymtherapie nicht ohne eigenes Forschen und eigene Erfahrung zum Erfolg. Mit der Wirkung in substituierender Absicht gegebener, enteral wirksamer Enzymatika haben die genannten proteolytisch-fibrinolytischen Präparate wenig gemeinsam. Dazu bestimmt, in den verschiedenen Magen-Darm-Abschnitten wirksam zu werden und sich nicht im Blut anzureichern, sind sie pharmakologisch anders konzipiert, in ihrer Löslichkeit von bestimmten pH-Bereichen abhängig usw. Um Verluste der für die Tumortherapie wichtigen Proteolytika und Fibrinolytika im Verdauungstrakt zu vermeiden, ist der parenteralen bzw. rektalen Gabe der Vorzug zu geben, sie sind bei oraler Zufuhr unvermeidlich, aber durch entsprechend hohe Dosierung kompensierbar. Die beabsichtigte karzinotrope Wirkung dieser Präparate wird herabgesetzt bis aufgehoben durch Enzyminhibitoren wie Antagosan, Aprotinin, Diamox, Kybernin, Trasylol u. a. Auch Cortison und seine Synonyma wirken konträr.

28.1 Enzymtherapie als adjuvante Krebstherapie (Vortragsmanuskript anläßlich des 1. Wissenschaftlichen Kongresses der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e. V., 26.–28. April 1985; Dr. K. Windstosser) Ich möchte beginnen mit einem Zitat von Bauer, dem Heidelberger Chirurgen und Gründer des Deutschen Krebszentrums: „Das Krebsgeschehen hat sich inzwischen als ein mehrschichtiges Ineinandergreifen von Einzelfaktoren herauskristallisiert, wobei die kanzerogenen Stoffe sicher eine Kardinalbedingung ausmachen können, aber nicht müssen“. Diese bereits vor etlichen Jahren gemachte Aussage ist auch heute noch unverändert gültig. Krebs ist eine multifaktorielle Krankheit; in vielen Fällen hat die neuere Forschung bewiesen, daß eine Anzahl von schädlichen Noxen zusammenkommen muß, um die Krankheit auszulösen. Warum bekommen nicht alle Menschen Krebs? Es müssen mindestens drei auslösende Faktoren zusammentreffen: • • • •

Disposition, z. B. Vorliegen eines Onkogens Exposition, z. B. Einwirkung eines Kanzerogens oder Infektion mit einem Onko-Virus ein Promotor-Virus Immundefizit

Für die Disposition spielen Bestandteile der Erbmasse, sogenannte Proto-Onko-Gene (c-onc), ebenso eine Rolle wie durchgemachte oder latent vorhandene Virus-Erkrankungen mit Onko-Viren, die zu einer Änderung der Eigenschaften der erkrankten Zellen führen können, sogenannte virale OnkoGene (v-onc). Die Transformation einer gesunden Zelle zur Tumorzelle kann also auf zweierlei Weise vor sich gehen: • •

durch transduction: die Infektion der Zelle mit einem Onkogen-tragenden Virus, oder durch transfection: die Aktivierung eines zelleigenen Onkogens.

Nun zur Exposition: In einigen Fällen und für einige spezielle Tumorerkrankungen konnte bewiesen werden, daß eine Zelle erst dann entartet und zu wuchern beginnt, wenn bestimmte Einzelfaktoren wie kanzerogene Stoffe oder Viruserkrankungen mit Promotor-Viren (human T-cell leukemia virus) zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Reihenfolge auf die Zelle einwirken und die Zelle aufgrund der Disposition (Onko-Gene in der Erbmasse) dafür empfänglich ist. Nun zum Immundefizit: In jedem höheren vielzelligen Lebewesen entstehen ständig Krebszellen. Es ist die Aufgabe des Immunsystems, diese Zellen zu erkennen und zu zerstören. Geschieht das nicht, so vermehren sich die Krebszellen und Zerstören den Organismus. Die kritische Zahl von Krebszellen, die das Immunsystem noch unter Kontrolle halten kann, liegt etwa bei 10 hoch 7 bösartigen Zellen. Deshalb ist es in den meisten Fällen unumgänglich, die primäre Krebsgeschwulst und evtl. auch die Tochtergeschwülste durch Operation, Bestrahlung und Chemotherapie zu entfernen, zu zerstören oder zu verringern. Lange Zeit waren führende Kliniker der Meinung, daß es sich bei Krebs um eine Organerkrankung handele; man brauche also nur, z. B. durch eine radikale Operation, die Krebsgeschwulst im

Gesunden zu exstirpieren, um eine dauerhafte Heilung zu erzielen. Wie Sie wissen, haben sich, abgesehen von einigen Sonderfällen, z. B. Leukämie, in den letzten Jahren die 5-JahresÜberlebensquoten der Patienten nach der Behandlung nicht wesentlich verbessert. Die Patienten sterben überwiegend nicht an ihrem Primärtumor, sondern an den Metastasen. Hier ist die klassische Krebstherapie an ihre Grenzen gestoßen. Schmähl sagte 1977: "Chemotherapeutika beeinträchtigen das Allgemeinbefinden, schädigen das Immunsystem und wirken teilweise selbst langfristig kanzerogen." Der Ansatzpunkt einer biologischen Krebsabwehr muß postoperativ, bzw. nach Strahlen- und Chemotherapie, in der Rezidiv- und Metastasenprophylaxe liegen. Krebs ist nicht nur eine Organerkrankung, sondern eine Störung des Gesamtorganismus, und diese Störung muß adjuvant bei manifester Krebserkrankung oder nach Beendigung der klassischen Behandlung sinnvoll behandelt werden. Bauer sagte 1978: "Die körperlichen Abwehrkräfte müssen so gesteigert werden, daß der Körper selbst, das heißt sein Immunsystem, mit dem Krebs fertig werden kann." Neuere wissenschaftliche Untersuchungen zeigen immer deutlicher, daß in der Störung der Immunabwehr die wesentliche Ursache für das Manifestwerden einer Krebserkrankung, für den Primärtumor und für die Metastasenbildung beim scheinbar erfolgreich klassisch behandelten Patienten liegt. Im Immunsystem liegt aber auch die Hoffnung für die dauerhafte Heilung. Die komplexe naturheilkundliche Krebstherapie muß im Sinne einer gezielten und wohlüberlegten Polypragmasie alle Verfahren aufgreifen, von denen eine Stärkung der Immunabwehr zu erwarten ist. Einen möglichen Angriffspunkt sieht die immunologische Forschung in einem "Fehler" der von Viren in die Zelle eingeschleppten Onko-Gene: Sie sind mit immunologischen Suchtests meist gut von zelleigenen Onko-Genen zu unterscheiden, weil die Viren "unsauber" arbeiten: Mit dem VirusOnkogen werden auch andere Bestandteile der viralen RNS in die DNS transskribiert. Die so entstandene fehlerhafte DNS und die aus ihr durch Translation hervorgehenden Antigene, z. B. Oberflächenantigene, sollten eigentlich von der körpereigenen Immunüberwachung als Fremdmaterial erkannt und vernichtet werden. Es würde hier zu weit führen, wenn ich auf die Grundlagen der Immunologie, auf T-Lymphozyten, NK-Zellen und Makrophagen eingehen würde, deren Aufgabe es ist, körperfremde Antigene und Zellen zu vernichten. Kehren wir zurück zu den entarteten Zellen: Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, daß diese Zellen Systeme entwickelt haben, um sich der Vernichtung durch die Immunabwehr zu entziehen. Teilweise sezernieren sie Oberflächenantigene, die die Antikörper der humoralen Abwehr und die Oberflächen der Zellen der zellulären Abwehr blockieren oder zur Bildung von Antigen-AntikörperKomplexen führen; teilweise umgeben sie sich mit einer maskierenden Fibrinschicht, so daß die körperfremden Antigene sozusagen zugedeckt sind. Hier ist ein Ansatzpunkt für die indirekte Zerstörung der Krebszellen durch die Mobilisierung und Unterstützung des körpereigenen Immunsystems. Die Forderung muß lauten: Entschirmung der Tumorantigene durch Fibrinolyse sowie Abbau der Antigen-Antikörper-Komplexe und Toxine. Dadurch wird die zelluläre Abwehr in die Lage versetzt, die Krebszellen zu erkennen und zu

vernichten. Substanzen, die diese Forderung erfüllen, sind der Menschheit schon lange bekannt: Es sind die proteolytischen Enzyme. Sie kommen nicht nur im Magen- und Darm-Trakt der höheren Lebewesen, im Pankreas und in den Elementen des weißen Blutbildes vor, sondern auch, jedoch mit abgewandelten Eigenschaften, in Bakterien, Pilzen und Hefen sowie in Pflanzen. Die Enzyme aus Bakterien, Pilzen und Hefen spielen in der Ernährung und heute in der Biotechnologie eine große Rolle, haben sich jedoch bislang wegen einiger unerwünschter Nebenwirkungen in der Therapie nicht durchsetzen können. Medizinische Bedeutung erlangten nur die tierischen Verdauungsenzyme und die pflanzlichen Enzyme Papain aus der Papaya und Bromelain aus dem Stamm und den unreifen Früchten der Ananaspflanze. Der Schwerpunkt der tierischen Enzyme liegt bei der Substitution von Verdauungsenzymen für Patienten mit Enzymmangel, z. B. bei Pankreasinsuffizienz. Enzymgemische aus tierischen und pflanzlichen Enzymen haben häufig den Nachteil der gegenseitigen Unverträglichkeit: bei gemeinsamer Verarbeitung und Lagerung zerstören sich die Enzyme gegenseitig. Proteolytische Enzyme, die zur adjuvanten Krebstherapie eingesetzt werden, sollten nachweislich eine Kombination von wichtigen Eigenschaften aufweisen: gute Resorption aus dem Darmtrakt, nachgewiesene Wirksamkeit bei oraler Gabe, fibrinolytische Wirkung, Thrombozytenaggregationshemmung, pharmakologischer Wirksamkeitsnachweis bezüglich der Wirkung auf Fibrin und andere eiweißhaltige Ablagerungen, klinische Erfahrungen beim Krebspatienten, selbst bei hoher Dosierung und Dauertherapie keine starken unerwünschten Nebenwirkungen, wie Reizungen der Darmwand oder Allergisierung des Patienten. Diese Forderungen werden vorzüglich erfüllt durch das Enzym Bromelain, das heutzutage aus dem Stamm der Ananaspflanze Ananas comosus gewonnen wird. Dabei kommt es anscheinend nicht nur auf die proteolytischen Enzyme, sondern auch auf die Begleitenzyme an, die in ihrer Art und Wirksamkeit noch nicht vollständig erforscht sind - ein schwieriges Unterfangen bei einem Naturstoff mit komplexer Zusammensetzung. Zur Resorption aus dem Magen-Darm-Trakt und zur nachgewiesenen Wirksamkeit bei oraler Gabe sind insbesondere die Arbeiten von Uhlig, Seifert und Brendel zu nennen. Im Tierversuch konnten sie nachweisen, daß Ratten bis zu 40 % des angebotenen Bromelains in großmolekularer Form resorbieren können. Die Enzyme gelangen in die Blutbahn und lassen sich dort durch ein Kaninchenserum mit Antikörpern gegen Bromelain nachweisen. Smyth, Brennan und Martin konnten am Kaninchen den indirekten Nachweis bei oraler Gabe führen. Sie stellten schon bei niedrigen Dosierungen einen Anstieg der Plasminwerte, der Prothrombinzeit und des Antithrombinspiegels fest. Ako, Cheung und Matsuura isolierten aus dem Bromelain einen Aktivator für körpereigene fibrinolytische Enzyme. Netti, Bandi und Pecile stellten vergleichende Untersuchungen zur antiphlogistischen Wirkung von oral applizierten proteolytischen Enzymen an. Pankreasenzyme, Bromelain und Ficin zeigten gute Wirkungen. Papain und eine bakterielle Protease erwiesen sich als wirkungslos. Dvorak und Mitarb. sowie Taussig und Mitarb. konnten an bösartigen Zellkulturen die fibrinolytische Wirkung des Bromelains beweisen. Bestimmte maligne Zellkulturen zeigten unter Bromelainzugabe eine signifikante Wachstumshemmung. Dagegen blieben normale Fibroblasten der Mäuseembryos unbeeinflußt. Ausgelöst wurden die neueren klinischen und pharmakologischen Forschungen durch einen klinischen Erfahrungsbericht, den Gerard 1972 veröffentlichte. Durch die Behandlung von

metastasierenden Karzinomen mit Bromelain konnte er in einer Anzahl von Fällen die Krebsknoten zur Auflösung bringen. Nach anfänglicher Skepsis schlossen sich andere, wie z. B. Nieper, Taussig, Goldstein und Rilling an und führten Bromelain als Bestandteil einer adjuvanten Therapie in der Onkologie ein. Dabei wurde empirisch festgestelt, daß die optimale Dosierung bei etwa 2 g Bromelain pro Tag liegt, in Sonderfällen bis zu 4 g pro Tag. Diese hohe Tagesdosis macht ein Präparat mit möglichst hohem Bromelaingehalt pro Tablette erforderlich. Das höchstdosierte Präparat in Deutschland enthält 200 mg Bromelain. Wie Taussig und andere in einer Anzahl von wissenschaftlichen Arbeiten im Tierversuch zeigen konnten, erhöht oral gegebenes Bromelain in Kombination mit anderen Behandlungsmethoden die Überlebensrate von tumortragenden Tieren beträchtlich. Bei vorbeugender Gabe vor der Inplantation von Krebszellen wird das Auftreten der Krebsgeschwulst signifikant verzögert. Außerdem verringert Bromelain in vielen Fällen die unerwünschten Nebenwirkungen der Strahlenoder Cystostatica-Therapie. Auch im Endstadium der Krebskrankheit wird Bromelain mit gutem Erfolg eingesetzt: Das Enzym kann zwar das Tumorleiden kaum noch beeinflussen, jedoch werden die Toxine abgebaut, die den Stoffwechsel des Krebspatienten zusätzlich belasten. Eine Anzahl von Wissenschaftlern hat sich eingehend mit der Toxizität von Enzymen bei hochdosierter langfristiger Anwendung befaßt.

29.0 Konzept einer ambulanten und klinischen Krebshilfe ganzheitlicher Art Zur Planung einer Klinik und Poliklinik für Ganzheitsmedizin. Wir leben in einer Zeit des Umbruches, der sich in allen Bereichen des menschlichen Daseins vollzieht. Ziel ist die Verbesserung der neuerdings zum Schlagwort gewordenen "Lebensqualität". Paradoxerweise ist von einer Auswirkung dieses Um- und Aufbruches auf das kostbarste Gut unseres Lebens, die Gesundheit, aber vorerst wenig zu verspüren. Gewiß sind seit einem Jahrhundert die großen Seuchen gebannt, sind viele Krankheiten heilbar geworden, ist die Hungersnot in den meisten - nicht allen - Ländern bezwungen. Dafür greifen die durch Zivilisation und Wohlstand verursachten schleichenden Gesundheitsschäden in zunehmendem Maß um sich: Die durch Mangelkost bedingte "Mesotrophie", wie sie Kollath benannte; der Gebissverfall; die Darmträgheit; die Arteriosklerose; die arthritischen und rheumatischen Leiden; die Haltungsschäden; die psychonervösen Störungen; das Rauschbedürfnis und die daraus resultierende Süchtigkeit; die vorzeitigen Alterserscheinungen; vor allem aber die wachsende Flut der Geschwulstkrankheiten. Diesen Leiden gegenüber offenbart sich eine weitgehende Hilflosigkeit der ärztlichen Kunst. Die gestiegene Lebenserwartung täuscht also eine bessere Gesundheit nur vor. Die Entwicklungsbedürftigkeit unserer vorsorgenden und wiederherstellenden Gesundheitsinstitutionen steht im krassen Gegensatz zum erreichten Niveau unseres äußerlichen Wohlstandes und der technischen Perfektion. Auf die Frage "Wie ist die medizinische Versorgung der deutschen Bevölkerung zu beurteilen?" kommt die im Auftrag der Bundesregierung tätige Heidelberger Studiengruppe für Systemforschung zu der deprimierenden Antwort "Sehr mangelhaft". Obwohl 3 von 4 Patienten glauben, daß sie von ihrem Hausarzt nach den modernsten Erkenntnissen untersucht und behandelt würden, stellt die Studiengruppe fest: "Die Einzelpraxis kann auf dem Gebiet der Diagnose nicht mehr mithalten, da das medizinisch verfügbare diagnostische Instrumentarium einen derart hohen Aufwand erfordert, der über die finanzielle Leistungskraft der Einzelpraxis hinausgeht. Man muß also feststellen, daß die durchschnittliche Privatpraxis weit hinter dem neuesten Stand der Diagnostik herhinkt". Im Bereich der Therapie liegen die Verhältnisse nicht anders. Die meisten Ärzte sind zu Handlangern und Hörigen der Pharmaindustrie geworden. Durch Vertreter und Presse werden sie mit einer ununterbrochenen Propaganda für tausende und immer neue unfehlbare Präparate überschüttet. Zeitraubende Diagnosen oder Therapien werden der Klinik überlassen. Der Begriff der Naturheilung oder der biologischen - naturgesetzlichen - Hilfeleistung ist nahezu völlig abhanden gekommen. Angesichts des überfüllten Wartezimmers hat kein Praktiker mehr Zeit, sich Gedanken über die von ihm routinemässig verordneten Mittel zu machen oder gar echte, individuelle Therapie zu betreiben. Zwangsläufige Folge dieser Entwicklung ist ein zwar einträglicher, aber alle Beteiligten unbefriedigend lassender medizinischer Ramschbetrieb, ein gänzlich entpersönlichtes Arzt-Patient-Verhältnis und ein auf der gleichen Ebene liegendes, immer detaillierter werdendes Spezialistentum mit seinem verhängnisvollen Organ- und Ersatzteildenken. Heilkunst wurde zur wissenschaftlich bemäntelten Symptomendeckerei, die allzu oft mehr oder weniger verhängnisvolle Therapieschäden hinterlässt.

All diese Mißstände werden gebilligt und gefördert durch das öffentliche Gesundheitswesen, die ärztliche Standesorganisation, die Hochschulmedizin, die pharmazeutisch-chemische Großindustrie, vor allem aber durch das sich sozial gebärdende, in Wirklichkeit durch und durch unsoziale, die Ärzte und die Kranken in gleicher Weise betrügende Krankenkassen- und Versicherungswesen. Die Ganzheitsmedizin mit dem von ihren verschiedenen Disziplinen gemeinsam verfolgten Ziel der Regulation und Regeneration gesundheitlicher Defekte oder Störungen durch körpereigene Leistung gewinnt unter diesen Umständen mehr und mehr an Bedeutung für die echte Wiederherstellung und Erhaltung der Gesundheit. Trotzdem - oder gerade deshalb - wird sie von den Mächten des Materialismus in zunehmendem Maß angegriffen. Der mit allen erdenklichen Mitteln geführte und noch keineswegs zu unseren Gunsten entschiedene Kampf gegen die biologischen Medikamente ist nur ein Teil dieser unerbittlichen, im eigentlichen Sinn weltanschaulichen Auseinandersetzung. Angesichts dieser kritischen Situation halte ich es für notwendig, Schwerpunkte zur Realisierung ganzheitsmedizinischer Heilverfahren zu schaffen, an denen sich Ärzte und Fachärzte mit biologischer Auffassung des Krankheitsgeschehens zu einer Praxisgemeinschaft oder Gemeinschaftspraxis zusammenfinden, wie sie in wachsender Zahl bereits von schulmedizinischen Ärzten betrieben wird. Ebenso wichtig erscheint mir jedoch die Schaffung klinischer Behandlungsstätten, in denen diese Behandlungsmethoden auch bettlägerigen und schwerkranken Patienten zugute kommen können. Auch hier müsste sich gegenüber den bisherigen Formen und Gepflogenheiten ein einschneidender Wandel anbahnen. Das ARD-Programm brachte am 7.5.73 und am 27.2.74 Berichte über die Gemeinnützige Gemeinschaftsklinik in Herdecke, in der solche Vorstellungen zum erstenmal verwirklicht wurden. Der Versuch ist gelungen, eine Erweiterung der Klinik auf die doppelte Bettenzahl steht bevor. Personelle Schwierigkeiten oder Engpässe sind dort weitgehend unbekannt. Es ist nicht einzusehen, warum weitere Krankenhäuser dieses Typs von gleichgesinnten Ärztegruppen nicht an vielen anderen Stellen der Bundesrepublik ins Leben gerufen werden sollten. Dr. E. Fromm, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages, und Dr. K. Jeute, Geschäftsführer des Verbandes leitender Krankenhausärzte, und andere haben sich in den Nummern 16, 29 und 40 des Deutschen Ärzteblattes 1973 über erstrebenswerte neue Planungen im Gesundheitswesen geäußert, die sich den von biologisch-ärztlicher Seite vertretenen Ideen ebenfalls weitgehend nähern. Auf dem Ärztetag 1973 in München wurde von Dr. Doering, Vorstand des kassenärztlichen Vereins Hamburg, der Antrag gestellt, dass neue Formen ärztlicher Kollektivarbeit, auch die der Gemeinschaftspraxis und -klinik, von den KVen finanziell zu fördern seien. Den überall aufschießenden Mammutkliniken und "Krankensilos" wird hier die Konzeption der "Praxisklinik" gegenübergestellt. Sie soll von einem Team frei praktizierender Ärzte betreut werden, die in ihr außerdem ihre ambulante Tätigkeit ausüben. Eine solche neuartige Form der gleichzeitigen Praxis- und Klinikgemeinschaft setzt innerhalb des Ärztekollegiums allerdings ein Optimum an therapeutischer Übereinstimmung voraus, gleichzeitig einen Verzicht auf die bisher übliche hierarchische Rangordnung, wie dies auch in Herdecke realisiert ist. Damit könnte eine Reihe von Nachteilen des üblichen Krankenhauswesens ausgeschaltet werden. Die ärztliche Tätigkeit wäre frei von Dogma und Bevormundung. Diagnostische und therapeutische Einzelheiten und Ergebnisse würden in kollegialer Übereinkunft und nach neuesten Erfahrungen gewonnen und wären nicht mehr der Willkür des Chefarztes überlassen. Der bettlägerige Patient verbleibt in der Hand seines behandelnden Arztes. Die einmal eingeschlagene Therapieform braucht durch das Stationärwerden des Kranken nicht unterbrochen zu werden. Untersuchungsergebnisse und sonstige Daten des Krankheitsverlaufes stehen ohne Zeitverlust und kostspielige Wiederholungsverfahren sowohl für die stationäre wie ambulante

Behandlung zur Verfügung. Es könnte eine solche Klinik als Modell für weitere Planungen und Gründungen in dieser Richtung dienen. Denn zweifellos wird das Überhandnehmen des lokalpathologisch fixierten Spezialistentums und seelenlosen Computer-Unwesens einen immer größer werdenden Bedarf an ambulanter und stationärer Ganzheitsmedizin nach sich ziehen. Damit zusammenhängend könnte eine solche Klinik auch eine Schulungsstätte für den ärztlichen Nachwuchs werden, dem auf der Hochschule das wichtigste Handwerkszeug für die Erfüllung der eigentlichen ärztlichen Aufgaben nicht mitgegeben wird. Es könnte sich dort außerdem eine Zentrale der Begegnung und des Erfahrungsaustausches entwickeln, eine Stätte regelmäßiger Seminare oder Tagungen, soweit dies den klinisch-poliklinischen Betrieb nicht stört und die Mitarbeiter nicht unzumutbar belastet. Hier ist insbesondere an die Verbreitung bewährter Naturheilverfahren wie Homöopathie, Physiotherapie, Vollwerternährung, Akupunktur etc. gedacht, ferner an intensivste Aufklärung von Patienten und Ärzten über die ganzheitsmedizinische Tumorprophylaxe und -therapie, der innerhalb eines solchen klinischen Rahmens ohnehin ein breiter Raum eingeräumt werden müsste. Selbst die Hochschulmedizin kommt allmählich zur Erkenntnis, dass mit Stahl und Strahl auf konventionellem Weg - so wichtig diese Maßnahmen im einzelnen Fall sein mögen - generell keine weitere Besserung der heute vorliegenden Erfolgsquote zu erzielen ist. Auf allen Kongressen, in allen wissenschaftlichen Veröffentlichungen offenbart sich diese Bankerotterklärung. Auch hier bietet sich die bisher von wenigen Aussenseitern praktizierte ganzheitsmedizinische, prä- und postoperativ einzusetzende Therapie der Krebskranken und Krebsgefährdeten als Ausweg an. Sie wird von der orthodoxen Medizin leider immer noch als Scharlatanerie, als das "Geschäft mit der Angst" diffamiert. Tatsächlich vermag sie bei rechtzeitiger Anwendung und konsequenter Durchführung die Zahl der Rezidive oder der Metastasierung um mindestens die Hälfte zu reduzieren, vielen Geschwulstkranken das Leben um eine lebenswerte Spanne zu verlängern und in einem gewissen Prozentsatz ein noch aktives Krebsgeschehen zum Stillstand oder auch zur Rückbildung zu bringen. Dafür sprechen die von mir zu bezeugenden Erfolge der jetzt leider geschlossenen Kliniken von Prof. Dr. Zabel und Dr. Issels; dafür bürge ich durch meine eigene Erfahrung an etwa 1.000 Tumorpatienten, die ich seit 1968 in dem von mir gegründeten Institut hier behandelt habe. Eine für diese Aufgabe eingerichtete Klinik bzw. klinische Abteilung könnte beispielhaft werden für eine echte, umfassende Krebs-Vor- und Nachsorge und diese auch laufend einer größeren Zahl ambulanter Patienten angedeihen lassen. Denn in den bereits bestehenden sog. Nachkurheimen wird in dieser Hinsicht noch viel zu wenig getan. Es fehlt dort weitgehend an der ärztlichen Führung und Aufklärung der Patienten. Die Ernährung in den meisten dieser Häuser kann man allenfalls als "gut bürgerlich", aber keinesfalls als Heilkost bezeichnen, die nicht nur seitens der biologischen Medizin seit Jahrzehnten gefordert wird, sondern für die neuerdings auch von Schulmedizinern gewisse Mindestforderungen aufgestellt wurden (vgl. die von der Bayrischen Krebsgesellschaft herausgegebene Broschüre "Anleitung für eine stoffwechselaktive Kost" von Prof. Dr. Ries, Leiter der Strahlenabteilung der Universitäts-Frauenklinik in München). Es gibt Patienten, die nach Kuren in solchen Häusern immer noch rauchen oder trinken, den Mund voll beherdeter Zähne haben oder unter Darmträgheit leiden. Sie haben einen angenehmen, bezahlten Urlaub verbracht, aber keine Aufklärung über das Wesen ihrer Erkrankung erhalten, keine Umstimmung ihrer nach wie vor bestehenden Krebsdisposition erfahren. Schon die Bezeichnung "Nachkurheim" halte ich unter diesen Umständen für falsch, weil damit vom Patienten und vom Arzt der Begriff des Nebensächlichen, Beiläufigen, Akzidentellen verbunden wird, während - wie wir heute wissen - postoperativ noch über Jahre eine echte Geschwulstbereitschaft und damit auch die Notwendigkeit einer systematischen Intensivtherapie in ihren graduellen und individuellen Abstufungen besteht (vgl. die in Bd.22 und 23 der Schriftenreihe des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren "Krebs in der Praxis" enthaltenen Aufsätze, Medizinisch-Literarische Verlagsgesellschaft, Uelzen, sowie die sich ausschließlich mit diesem Thema befassende Zeitschrift "Krebsgeschehen", Verlag für Medizin Dr. Fischer, Heidelberg).

Die Chance, eine solche Gemeinschaftsklinik mit Hilfe einer Gruppe von progressiven, biologisch denkenden und praktizierenden Ärzten in einem sich anbietenden, hierfür geeigneten Objekt zu schaffen, sollte meines Erachtens nach unbedingt wahrgenommen werden. Ich bin bereit, Gespräche mit den für das Projekt bereits gewonnenen oder an einer Mitarbeit interessierten Kolleginnen und Kollegen aufzunehmen und mich um den Aufbau der ärztlichen Organisation zu bemühen. Wichtigste Voraussetzung ist allerdings die absolut sichere finanzielle Grundlage des Ganzen, auf der ja auch die ärztlichen und übrigen Mitarbeiter ihre berufliche, persönliche und familiäre Existenz aufbauen müssen, Planerische Details: Die Erstellung, Organisation und Inbetriebnahme einer Klinik, die der ganzheitsmedizinischen Diagnostik und Therapie dienen soll, setzt die Erfüllung einer Reihe von Bedingungen voraus, die im üblichen Krankenhauswesen entweder unbekannt sind oder ignoriert werden. Einige dieser Punkte seien hier - ohne Anspruch auf Vollzähligkeit - wahllos dargelegt. Der Bau sollte grundsätzlich in klimatischer, geographischer und baubiologischer Hinsicht allen heute bekannten gesundheitlichen Forderungen optimal entsprechen. Bevorzugte Meereshöhe wäre 600 - 800 m. Schutz gegen Nord-Ost-Wind, offen gegen Süd-Westen. Unbedingt zu fordern ist Freiheit bzw. Vermeidung geopathischer Zonen, mindestens in den Gebäudeteilen, die laufend bewohnt werden, bei bestehenden Objekten Ausschaltung dieser pathogenen Faktoren nach exakter Rutenuntersuchung durch fachlich einwandfreie Schutzmaßnahmen. Erwünscht ist Erstellung des Baukörpers in Ziegelbauweise unter weitgehender Vermeidung bzw. Einschränkung von Beton und Armierung, Für Deckenkonstruktionen gibt es jetzt ebenfalls Träger aus Ziegelsplitt. Horizontale und vertikale Atmung der Räume und auch des Dachstuhles muß trotz Gewährleistung optimaler Schall- und Wärmeisolierung sichergestellt sein. Dichtschließende Fenster und Türen können dennoch Verwendung finden. Zu bevorzugen ist auch für den Innenausbau Ziegel, Holz und Naturstein. Wegen der Gefahr permanenter Aufladung der Räume und ihrer Bewohner dürfen keinesfalls plastikhaltige, isolierende Fußbodenbeläge (Mipolam etc.), ähnliche Wandanstriche oder -verkleidungen sowie Kunstfaserteppiche verwendet werden. Die elektrischen Leitungen sind zur Vermeidung von Wechselstromfeldern in (geerdeten) Metallrohren zu verlegen. Neonleuchten sollten als besonders intensive Erzeuger solcher Impulse wenigstens in Wohn- und Arbeitsräumen vermieden werden. Die Wasserversorgung hat über eine Filteranlage zu erfolgen, die absolut demineralisiertes Wasser liefert. Für die Gestaltung der Krankenzimmer sind eigene, raumsparende Vorschläge vorhanden (18–20 qm). Die Vorräume enthalten auf der einen Seite WC und Bidet, auf der anderen Seite die Duschkabine. In einer Trennwand mit Tür öffnen sich Schrank und Waschkabinett gegen den Schlafraum zu. Dieser enthält außer dem Bett einen Mehrzwecktisch (Esstisch, Schreibtisch, Toilettetisch), Stuhl, Sessel, Kommode und ein Klappbett für den Fall, daß die Anwesenheit einer Pflegeperson oder eines Angehörigen erforderlich werden sollte. Für die Möblierung der Krankenzimmer wird nach besonderen Gesichtspunkten oberflächenbehandeltes Massivholz unter weitgehender Vermeidung von Sperrholz und Metall verwendet, auch für die Betten, die in NordSüdrichtung stehen sollten. Federkernmatratzen haben aus den gleichen Gründen auszuschalten, statt dessen liegt der Patient auf natürlichem Latex (Dunlopillo, keine Viskose!), darunter unnachgiebiger Holzrost, über der Matratze Einlage aus Schurwolle.

Eine Bielefelder Firma stellt neuerdings Matratzen aus Stroh und Latex her, die so preiswert sind, daß man sie nach Verlust ihrer Elastizität verbrennt und durch neue ersetzt. Jedes Zimmer sollte einen so breiten Balkon haben, daß das Bett herausgerollt werden kann oder mindestens ein Liegestuhl bequem Platz findet. Die Fensteröffnung muß vollkommen verdunkelt werden können. Anlage und Größenordnung des Hauses muß so kalkuliert sein, daß es einschließlich aller Aufenthalts-, Wirtschafts-, Behandlungs- und Nebenräume im Idealfall von 50 auf 100 Betten reibungslos erweiterungsfähig ist. Da bis auf einige wenige Doppelzimmer (höchstens 10 % der Gesamt-Bettenzahl) ausschließlich Einzelzimmer vorgesehen sind (bes. bei Krebskranken ist dies eine unbedingte Voraussetzung), und diese einheitlich ausgestattet werden, gibt es in einer solchen Klinik keine Klassenfrage. Normalerweise entspricht die Zahl der ärztlichen und nichtärztlichen Mitarbeiter etwa 50–60 % der Patientenzahl. Im Fall der Intensivpflege überwiegend Bettlägeriger, einer sehr umfangreichen Physiotherapie oder eines zusätzlichen Ambulanzbetriebes kann dieser Prozentsatz auf 80–90 % der stationären Patienten steigen. Wohnräume für Mitarbeiter sind in diesem Umfang vorzusehen. Ihre Qualität und Ausstattung darf der Patientenzimmer in nichts nachstehen. 20–25 Betten bilden eine Station, die zu enthalten hat: Arztzimmer, Stationszimmer, Stationsküche, Abstellraum. Das der Belegungsspitze entsprechende Raumprogramm müßte im Speziellen enthalten: Eine geräumige Therapieabteilung mit 2 subaqualen Darmbädern, 2 dreiseitig freistehenden Badewannen, 2 Massageliegen, 2 Kneippguß-Stellen, 4–5 Liegekabinen, 1 Raum mit Nebenraum für besondere Bestrahlungen, 1 Raum für die Eichothermbehandlung, 1 Op-Raum mit Vorbereitungsraum, 1 zahnärztlichen Behandlungsraum mit anschließender Technik, 1 größeren Raum mit Nebenraum für die (evtl. spätere) Röntgenanlage, 3–4 weitere Räume für die ambulante Praxis. Das Schwimmbad sollte mit den Therapieräumen in Verbindung stehen, könnte jedoch ganz oder teilweise außerhalb des Baukörpers liegen. Eine zu öffnende Decke wäre in diesem Fall möglich. Eine Sauna ist erwünscht, aber nicht unbedingt erforderlich. Sie könnte später außerhalb der Klinik in einem gesonderten Blockhaus eingerichtet werden. 2 Räume für Labor, 2 Räume für die Apotheke. Küche und Vorratsräume müßten der besonderen Erfordernis einer generellen hochwertigen Vollwertkost entsprechen. Der hohe Anteil an Obst, Rohkost und Rohsäften einer solchen macht es nötig, der „kalten Küche" mindestens den gleichen Umfang zu geben wie der „warmen Küche". Die Herde, Koch- und Bratstellen können hinter den üblichen Dimensionen zurückbleiben, die Vorrats-, Kühl- und Tiefkühlmöglichkeiten sind dementsprechend zu bevorzugen. Ideal wäre die - wenigstens teilweise - Versorgung der Anstalt mit Produkten aus eigenem biologischem Anbau oder aus benachbarten, qualitätsverpflichteten Landwirtschaften und Gärtnereien. Im übrigen ist die Belieferung durch Firmen der Reformwarenbranche heute kein Problem mehr. Die für viele Patienten erforderliche Halbstunden- bzw. Stundenkost muß mit Hilfe der Stationsküchen möglich sein und darf die Hauptküche nicht belasten. Diese gibt auch keine Einzelportionen aus, sondern liefert das Essen in thermostabilen Transportwagen. Vorteile: Quantitativ und qualitativ individuellere Verteilung auf den Stationen; zurückgehende Reste können wieder verwendet werden.

Zweckmäßig wäre ein in der Nähe der Küche befindliches Steh-Buffet für kleine Zwischenmahlzeiten der Mitarbeiter. Erforderlich sind noch: Fernsehraum für etwa 50 % der Patienten; ein Vortragsraum, fassend mindestens die Gesamtzahl der Patienten; eine nur den Ärzten zur Verfügung stehende Bücherei, in der auch die betriebsinternen Konferenzen stattfinden können. DR. K. WINDSTOSSER

30.0 Die prinzipiell zu fordernden internen Maßnahmen der Sanierung des Krebskranken (Nach einem auf der 19. Arbeitstagung der Deutschen Mediziniche Arbeitsgemeinschaft für Herdforschung und Herdbekämpfung am 8.6.1969 in Bad Pyrmont gehaltenen Vortrag; Dr. K. Windstosser) Das Thema meines Referates macht es erforderlich, daß ich zunächst auf die Sonderstellung des Herdes im Rahmen der Ganzheitstherapie speziell des Krebskranken etwas ausführlicher eingehe. Ich muß sogar noch etwas weiter ausholen, um Ihnen - soweit Sie sich mit diesem Problem noch nicht befaßt haben - die Ganzheitstherapie der Geschwulstleiden überhaupt verständlich zu machen. Meine Berechtigung dazu möchte ich mit der Tatsache legitimieren, daß ich seit einigen Jahrzehnten Mitglied der DAH bin, mehrere Jahre als Mitarbeiter von Dr. Issels und zuletzt auch längere Zeit als Oberarzt an der Klinik von Prof. Zabel gearbeitet habe. Wie Sie wissen, sind diese Anstalten Hochburgen der sorgfältigsten Herddiagnostik und kompromißlosesten Totalsanierung, wie es gerade bei malignen Erkrankungen unbedingt notwendig ist. Nach unserer heutigen, wesentlich erweiterten, weitgehend auch von der Schule schon bestätigten Anschauung ist der Krebs grundsätzlich kein rein lokales, zellularpathologisches Geschehen, sondern hinsichtlich seiner Genese, seinem Verlauf und seiner therapeutischen Beeinflußbarkeit primär ein vorwiegend humoraler Stoffwechselvorgang, vergleichbar mit Rheumatismus oder Diabetes, Krankheiten, die in bestimmten Phasen ihrer Entwicklung auch lokale Schäden oder Beschwerden verursachen, ohne daß diese örtlichen Folgezustände mit dem zugrundelegenden Leiden identifiziert werden dürften. Generell können wir über die Krebsentstehung sagen: Ein bis dahin gesunder Organismus wird durch verschiedenartige endogene und exogene Noxen in mehreren Systemen und Organen so geschädigt, daß im Laufe von Jahren oder Jahrzehnten in ihm die krankhafte Fähigkeit entsteht, zunächst die Präkanzerose, dann das Tumormilieu zu entwickeln. Auf dem Boden des Tumormilieus kommt es durch letzte auslösende Faktoren schließlich zur Tumorbildung. Der Tumor bzw. das Tumoräquivalent löst seinerseits weitere pathologische Veränderungen oder örtliche Störungen aus, die wir aber während des ganzen Krankheitsverlaufes mehr oder weniger exakt von den primären Kausalfaktoren unterscheiden müssen. Auf dieser Erkenntnis und Auffassung des ganzen Krebsproblems beruht konsequenterweise auch unsere Einstellung zu jeglichem operativen oder strahlentherapeutischen Vorgehen. Die Beseitigung der Geschwulst durch lokal angreifende Maßnahmen ist und bleibt Aufgabe des Chirurgen, Radiologen, Chemotherapeuten. Auch die wirksamste Ganzheitstherapie kann vorerst auf diese - teils kurativen, teils palliativen - Eingriffe nicht verzichten. Jedes Gramm Turmorsubstanz, das der Chirurg mit dem Messer zu entfernen vermag, erleichtert der internen Therapie und der von ihr unterstützten körpereigenen Cytostase und Cytolyse die Arbeit. Wir müssen uns aber immer bewußt bleiben, daß Stahl und Strahl nicht zu beeinflussen vermögen die inneren metabolischen Voraussetzungen der Geschwulst, nicht ändern können das, was wir als Präkanzerose und Tumormilieu bezeichnen, und auch nicht bessern und heben die körpereigene Abwehr, die wir als Bundesgenossen gegen die malignen Zellen so notwendig brauchen. Hier liegen die Ursachen der Rezidivbildung und der Metastasierung, und hier liegen auch die Ansatzpunkte zu einer internen Vor- und Nachbehandlung des Krebskranken, die sich als Teamwork zwischen dem Operateur oder Radiologen einerseits, dem Ganzheitstherapeuten andererseits abzuspielen hat. Nur auf diesem Weg kommen wir allmählich zu einer Besserung der trotz aller erzielten Fortschritte der Chirurgie seit Jahrzehnten immer noch um 13 Prozent liegenden Fünfjahreserfolge der ausschließlich lokal ausgerichteten Krebsbehandlung, die sich bei Einschaltung einer

systematischen internen postoperativen Therapie aber nachweislich auf mindestens 30 Prozent verbessern lassen. Die Erörterung der Zusammenhänge Krebs und Herdgeschehen auf einem medizinischen Forum ist im Allgemeinen ein heißes Eisen, und zwar sowohl was den zahnärztlichen als auch was den ärztlichen Aspekt betrifft. Weil sich aber ganz einfach zahlenmäßig beweisen läßt, daß wir unter den Tumorkranken eine besonders hohe Rate von Herdträgern finden, und weil es sich außerdem immer wieder bestätigt, daß der sanierte Krebspatient besser auf jede biologische Behandlungsmaßnahme anspricht als der nicht sanierte, fühlen wir Ganzheitstherapeuten uns berechtigt und verpflichtet, die Herddiagnostik und Vollsanierung als unbedingte Notwendigkeit an die Spitze jeder Geschwulstbehandlung zu stellen. Dazu kommt die Tatsache, daß 40 Prozent der Krebskranken nicht unmittelbar an ihrem Tumor, sondern an einem toxischen Herz- und Kreislaufversagen oder an einer toxischen Leberschädigung sterben. Diese Toxine stammen sicher z. T. aus dem Tumor oder aus den Metastasen, z. T. aber ebenso sicher aus den Herden, die in einem schon anderweitig geschädigten Organismus immer zahlreicher werden können und sich wegen des allmählichen Erliegens der körpereigenen Abwehr und Immunität immer verhängnisvoller auswirken. Der Zahnherd steht, wie Sie wissen, mit über 80 Prozent an der Spitze der Herdmorbidität. Zabel (9) fand bei 238 nicht ausgewählten Patienten mit einem Durchschnittsalter von 47 Jahren 936 devitale Zähne mit 636 röntgengänologisch bzw. bioptisch bestätigten Herden, 633 sonstige Veränderungen wie Verschattungen, Sequester, Restostitiden, Nischen, Kavernen, Impaktierungen usw. Je Patient waren es also 2,6 manifeste Herde, 3,9 devitale Zähne, zusammen 6,6 "Störfelder" je Patient, wenn wir es verallgemeinernd so nennen wollen. In einer vor über 10 Jahren entstandenen Arbeit (8) habe ich weitere Zahlen über die Häufigkeit oraler Herde zitiert. Die Entherdung und Sanierung des Geschwulstpatienten ist deshalb so außerordentlich wichtig, weil die Fokaltoxikose einen der gefährlichsten Kausalfaktoren des Karzinoms darstellt. Das Herdgeschehen, besonders seitens der Kopfherde, führt, wie wir heute wissen, zu einer dreifachen Schädigung: 1. des Zwischenhirns, 2. der Atmungsfermente, 3. der mikrobiellen Symbiose und Endobiose. Soweit diese Wirkungen nicht auf dem Weg diencephal-neuraler Fehlsteuerungen entstehen, dürfen wir nach den Arbeiten von Gäbelein, Schug-Kösters, Pischinger u. a. dies auf hochtoxische Substanzen zurückführen, die beim Zerfall des Pulpeneiweiß entstehen. Gäbelein (1) hat als Produkte der schleichenden Pulpengangrän, Methylmerkaptan, Dimethylsulfid, Diäthylsulfid und Schwefelwasserstoff nachgewiesen. Gewiß können diese Gifte auch aus kranken Organen oder Körperteilen, z. B. aus einem thrombophiebitischen Bein oder von einer Fäulnisdyspepsie des Darmes herrühren, auf den wir ohnehin noch zu sprechen kommen, selbstverständlich auch aus einem zerfallenden Tumor direkt. Gäbelein hat aber auch beim Fehlen jeder anderen Quelle, nur beim Vorhandensein eines einzigen devitalen Zahnes diese hochtoxischen Gifte nachgewiesen und nach Extraktion des Zahnes verschwinden sehen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, daß wir über eine von Gäbelein angegebene einfache Methode verfügen werden, mit der diese Gifte im Harn vielleicht sogar quantitativ bestimmt werden können. Sie sind deshalb so besonders gefährlich und direkt als Karzinogene anzusprechen, weil sie die teils in der Zellmembran, teils in den Mitochondrien gebildeten und deponierten Atmungsfermente schädigen. Eine gestörte Zellatmung aber ist, wie wir aus den Forschungen von Jung, Seeger, Warburg u. a. wissen, die erste Voraussetzung der krebsigen Entartung und der damit verbundenen anaeroben Glykolyse. Die Forderungen, die Druckrey an ein Karzinogen stellt: Ständiges Vorhandensein, jahrelange Einwirkung, toxische Wirkung auch in minimaler Dosis, werden von keinem Karzinogen klassischer erfüllt als vom Fokaltoxin. Die Entfernung massiv granulomatöser Zähne und Wurzelreste allein ist aus diesem Grund nicht ausreichend. Weit tückischere Herde sind die devitalen Wurzeln mit völlig negativem röntgenologischen Befund, seien sie nun gefüllt oder nicht.

Sie werden leider vielfach für ungefährlich gehalten, weil sich die meisten Ärzte und Zahnärzte über die sich hier abspielenden Nekrotisierungs- und Intoxikationsvorgänge nicht im klaren sind. Die in den Dentinkanälchen baumartig verzweigten Odontoblastenfortsätze der Pulpa sterben mit dem Tod letzterer automatisch ab. Sie werden von keiner noch so sorgfältigen antiseptischen Wurzelbehandlung erfaßt, gehen in Fäulnis über und verbleiben in jedem Fall als Toxinquelle. Es gibt keine konservative Wurzelbehandlung, die den Patienten nicht in die größte Gefahr einschließlich der Krebsdisposition bringt! Angesichts dieser Tatsache ist es um so unbegreiflicher, wie schwer sich Ärzte und Zahnärzte zu den nötigen Konsequenzen entschließen und wie leichtfertig etwa Prof. Harndt, Berlin, noch im Februar 1966 behauptet (3): "Wenn man die Methoden der orthograden Wurzelfüllung nur recht beherrscht, genügt das vollkommen. Der Praktiker braucht sich um den jeweiligen Stand der Herdlehre nicht weiter zu kümmern. Es genügt, wenn nach der Gangränbehandlung des pulpentoten Zahnes der Schmerz verschwindet, eine Knochenfistel sich schließt und der Zahn lokal nicht mehr reagiert." Mit einer solchen Einstellung kommen wir heute einfach nicht mehr weiter, und ein Zahnarzt mit solchen Grundsätzen stiftet mehr Schaden als Nutzen. Jede Sanierung beginnt auch bei der Ganzheitsbehandlung eines Krebskranken mit einer gewissenhaften Vitalitätsprüfung aller Zähne, auch der unverdächtigen. Dem hat ein vollständiger Röntgenstatus zu folgen, der auch die Zahnlücken, die zahnlosen Kieferpartien und die Kieferwinkel erfassen muß. Dann folgen 1–2 Testmethoden. Wir haben gestern gesehen, daß die Genauigkeit derselben weitgehend übereinstimmt. Es soll also jeder mit dem Gerät arbeiten, das ihm am besten liegt. Ich persönlich bevorzuge das Vollsche EAP-Gerät, weil wir damit auch Therapie betreiben und die für die Nachbehandlung erforderlichen Organpräparate, Neoden und homöopathischen Potenzen finden können, wie Sie gestern von Herrn Kramer gehört und gesehen haben. Nun erst kann der eigentliche Sanierungsplan aufgestellt werden, der gerade beim Schwerkranken einer sehr genauen Berücksichtigung aller physischen und psychischen Momente bedarf. Bestehen keine Kontraindikationen und ist keine vorbereitende Behandlung erforderlich, so wird jede Generalsanierung mit der Entfernung der Zahnherde begonnen. Das Extraktionsprogramm hat der Zahnarzt zu bestimmen, dem wir Krebsbehandler nur insofern Vorschriften machen, als bei unseren Patienten keinesfalls Jodoform und keinesfalls Penizillin verwendet werden darf. Antibiotica schädigen nachweislich die körpereigene Abwehr, die wir ja gerade heben wollen. Über die nach Röntgenbestrahlungen nicht seiten bestehende Leuko- und Thrombopenie sind wir zu diesem Zeitpunkt unterrichtet und können auch ohne Penizillin entsprechenden Schutz vor dem Eingriff geben. Die gründliche Ausräumung der Alveolen und die Kontrollaufnahmen nach der Extraktion im Bedarfsfall bedürfen keiner Erwähnung. Kosmetische oder prothetische Überlegungen haben in der lebensgefährlichen Situation eines Krebskranken sekundäre Bedeutung. Ein guter Zahnarzt wird in Zusammenarbeit mit dem Ganzheitstherapeuten psychologisch wie technisch auch der schwierigsten Situation gerecht werden. An zweiter Stelle in der Häufigkeit der Kopfherde stehen die Tonsillen. Sie sind beim Krebskranken - ich formuliere absichtlich etwas überspitzt - so lange als beherdet anzusehen, bis mehrfache Teste das Gegenteil bewiesen haben. Diese Untersuchung nehme ich grundsätzlich erst nach Entfernung der Zahnherde vor. Ich bediene mich dabei ebenfalls der Elektro-Akupunktur, des EHT-Verfahrens, des Tonsillen-Massagetests und des Antistreptolysintiters. Spricht die Mehrzahl der Teste dafür, daß das Mandelgewebe nicht mehr regenerationsfähig ist, so sind die Tonsillen in diesem Fall nicht mehr erhaltungswürdig. Sie schaden dann mehr als sie nützen. Stets hat aber ein tüchtiger HNOArzt die letzte Entscheidung. Glücklich, wer draußen in seiner Praxis solche Helfer hat. Selbst in der Stadt oder in einem Kurort ist das nicht immer der Fall. Wie Prof. Thielemann (7) immer wieder

betont, sind die gefährlichsten Herde stets die Zahn- und Knochenherde. Nach ihrer Entfernung können die Schleimhaut- und Mandelherde meist zur Ausheilung gebracht werden. Ist nun die Entherdung glücklich überstanden, so ist damit erst der 1. Akt der Sanierung abgeschlossen. Denken Sie bitte an die erwähnte dreifache Schädigung, unter der auch der entherdete Patient immer noch steht: An die Schädigung des Dienzephalons, an die Schädigung der Atmungsfermente, an die pathologisch veränderte Symbiose und Endobiose. All diese Veränderungen und Defekte beheben sich nur ganz allmählich und unter optimalen Voraussetzungen, oder auch gar nicht, wenn die Regenerationskraft des Organismus durch vielerlei weitere Belastungen, Zivilisationsschäden, Erbgifte, Genußgifte, bürgerliche Mangelkost usw. dazu einfach nicht in der Lage ist. Und das ist gerade beim Krebskranken leider meist der Fall. Dazu kommt noch ein weiterer Umstand, der in der gesamten Therapie viel zu wenig Beachtung findet. Ebenso wie wir im Blut in den Endobionten eine unübersehbare Armee von Freunden oder Feinden besitzen, je nach der Art unserer Lebensführung, ebenso ist die Haut, die Schleimhaut, der gesamte Eingeweidetrakt mit Milliarden von Symbionten besiedelt, die ebenfalls ein genauer Gradmesser unseres Gesundheitszustandes sind. Die Endo- und Symbiose ist eine elementare Gegebenheit. Sie muß nicht nur registriert, sondern aktiv unterstützt werden, weil sie die Voraussetzung für das Gedeihen jedes Lebewesens überhaupt ist. Die Verbreitung dieser Erkenntnis erscheint mir gerade heute so besonders wichtig, da sich immer mehr Ärzte ihre Tätigkeit kaum mehr ohne die ununterbrochene Anwendung antibiotischer, d. h. lebensfeindlicher, symbiosefeindlicher Präparate vorstellen können. Man hat Versuche gemacht mit steril geborenen und völlig keimfrei aufgezogenen Tieren. Diese weisen alsbald charakteristische Entartungserscheinungen auf. Vor allem verschwindet merkwürdigerweise sehr bald das lymphatische System, das größte Schutz- und Abwehrsystem, das die höheren Lebewesen besitzen, jenes System, das bei den Kulturvölkern schon in der frühesten Kindheit funktionsunfähig ist und zum Gegenstand teils notwendiger, teils überflüssiger chirurgischer Eingriffe wird, sei es am Rachenring, sei es am Blinddarm. Das verkümmerte Lymphsystem jener Steriltiere kann durch keinen einzigen Nahrungsbestandteil, durch kein Vitamin, kein Hormon und kein Enzym zur Entwicklung gebracht werden, auch nicht durch abgetötete Bakterien. Dies gelingt einzig und allein durch Verfütterung lebender Bakterien. Hier haben wir den Schlüssel für die Notwendigkeit und Nützlichkeit der menschlichen Sym- und Endobiose. Nur der symbiosefähige Organismus ist vollgesund. Unsere ärztliche Aufgabe ist es also, die Symbiosefähigkeit zu stärken und zu unterhalten, und zwar durch regelmäßige Zufuhr physiologischer Bakterien, etwa apathogene Kokken für Nase und Rachen, Acidophilus und Coli für den Darm. Auch mit einer natürlichen Vollwertkost nehmen wir ständig bestimmte Keime zu uns, aber auch andere makromolekulare Zellbestandteile, Gene, Mitochondrien, kurz: lebende Informationen. Santo und Rusch (5, 6) formulieren dies so: "Leben kann nur durch lebendige Substanz erhalten werden." Wer nun totgekochte Nahrung zu sich nimmt, die zudem auch keine nützlichen Bakterien mehr enthält, braucht sich über das Zugrundegehen seiner Organe und Gewebe nicht zu wundern. Unserem lymphatischen System obliegt aber nicht nur Schutz und Abwehr, sondern auch der Abtransport der zellulären Abbauprodukte, also die Zellregeneration. Kann es diese Aufgabe nicht erfüllen, so herrscht Degeneration vor, was gleichbedeutend ist mit Praekanzerose und Karzinogenese. Nur lebendige Substanz in der Nahrung und lebendige Mikroben können diesen Defekt ausgleichen, keine antibakteriellen oder antibiotischen Fremdstoffe. Und hier haben Sie nun einen der Hauptpunkte dessen, was wir als sanierende Nachbehandlung aufzufassen haben. Ohne ganzheitliche Nachbehandlung können wir weder von Sanierung noch von Fokaltherapie sprechen, höchstens von "Entherdung".

Während der Nachbehandlungsperiode benötigt der Kranke eine möglichst sorgfältig zusammengestellte und zubereitete Vollwertkost. Es ist hierüber schon so viel geschrieben worden, daß ich Ihre Zeit damit nicht allzu lange in Anspruch nehmen möchte. Eine solche Heilkost muß vor allem viele Vitalstoffträger und viel hochwertiges, leichtverdauliches Eiweiß enthalten. Vitalstoffe dürfen wir hier nicht gleichsetzen mit Vitaminen, weil diese bei jedem Mediziner eine Kurzschlußassoziation mit pharmazeutischen Präparaten auslösen. Es handelt sich hier eben nicht um Ascorbinsäure, Aneurin, Pantothensäure und all den Kram, den wir auch in der Apotheke kaufen können, sondern schlechthin um das Prinzip der lebendigen Substanz in unserer Nahrung, ohne die wir zwar vegetieren, aber nicht gesund sein können. Mein Lehrer Bircher-Benner hat dieses Prinzip schon um die Jahrhundertwende als "Sonnenlichtenergie" bezeichnet, in einer Zeit, die noch keine Vitamine kannte, und hat Tausende seiner Patienten durch die Nutzanwendung seiner Lehre geheilt. Auch unseren Krebskranken geben wir heute einen möglichst großen Anteil ihrer Nahrung als Frischkost, weil schon eine Erhitzung auf 50 °C zur Schädigung oder Vernichtung lebenswichtiger Inhaltsstoffe, besonders der atemaktiven Enzyme und Fermente führt. Höhere Hitzegrade verursachen eine Denaturierung auch der Eiweißkörper, weshalb wir uns bemühen, dem Kranken möglichst viel natürliches Milcheiweiß zuzuführen, am besten in Form milchsaurer Gärungsprodukte wie Buttermilch, Joghurt, Quark, in denen gleichzeitig wieder Bakterien zur Symbioselenkung enthalten sind. Bedenken Sie, daß der Erwachsene über 50 Prozent seiner Eiweißzufuhr zur Erzeugung seiner Fermente, Enzyme und Hormone benötigt. Bei Eiweißmangel andererseits kann es zu unerwünschten Tumoreinschmelzungen kommen und damit zu einer verhängnisvollen Steigerung der toxischen Situation. Überfütterung mit Eiweiß, besonders mit tierischem Eiweiß, ist allerdings auch nicht erwünscht, weil wir damit wieder allergischen Vorgängen Vorschub leisten, die wir in der Nachbehandlungsphase eines Fokuspatienten ebenfalls vermeiden wollen, außerdem zu Darmfäulnis und zu einer unerwünschten Hochzüchtung pathologischer Endobionten. Andeuten will ich hier noch, daß der Krebskranke grundsätzlich keine Dextrose, also keinen Industrie- oder Traubenzucker bekommen darf, weil wir damit die anaerobe Glykolyse fördern und das Tumorwachstum anregen, und daß wir überhaupt alle verfeinerten Stärkeprodukte einschränken müssen, weil sie den Blutzuckerspiegel ansteigen lassen. Wir bemühen uns, diesen unter 100 zu halten. Vollkornprodukten geben wir deshalb den Vorzug. Außerdem verbieten wir in Befolgung der Reckewegschen Homotoxinlehre grundsätzlich Schweinefleisch und alles, was Schweinefleisch enthält, weil die Sutoxine ebenfalls zu einer unerwünschten Milieuverschlechterung führen und die Entgiftungsvorgänge erschweren. Tierische Fette, besonders die Depotfette, müssen einschließlich Butter und Milchfett gleichfalls möglichst völlig ausgeschaltet werden, weil sie zu viel Cholesterin und zu wenig hochungesättigte Fettsäuren enthalten. Wir ersetzen sie durch Eden Spezial als Streichfett, Diäsan und kaltgeschlagene Öle für den Küchengebrauch. Es gibt jetzt ein Distelöl in den Reformhäusern, das 70 bis 75 Prozent hochungesättigte Fettsäuren enthält, die wir gerade bei der Dysoxybiose sowohl des Geschwulstkranken als auch des beherdeten Patienten als wichtigen Sauerstoffschlepper und Oxydationskatalysator benötigen. Gleichzeitig mit der Normalisierung der Ernährung hat die Symbioselenkung einzusetzen, die gewissermaßen mehrgleisig und in verschiedenen Stufen zu erfolgen hat. Wir müssen beseitigen die Dysbiose des Blutes, der Schleimhäute und des Darmes. Für das Blut verwende ich gerne die Chondritine nach Prof. Enderlein. Die von ihm geschaffene Therapie beruht im wesentlichen darauf, daß die höhervalenten, pathogenen Formen des Endobionten dann zu einer rückläufigen Entwicklung in die niedrigen, apathogenen, biologisch aktiven Valenzen gebracht werden können, wenn wir bestimmte Entwicklungsphasen dieser niedrigen Valenzen sozusagen als Katalysatoren - dem Kranken parenteral oder enteral zuführen. Auch hier begegnen wir wieder dem Prinzip der Ordnungstherapie, eine fehlgeleitete, krankhafte Symbiose nicht durch antibiotische oder aritiseptische Gewaltmaßnahmen, sondern durch einen der Natur abgelauschten Trick, gewaltlos in die biologische, lebenserhaltende Eubiose zurückzuführen. Zur Normalisierung des

Blutparasitismus trägt selbstverständlich indirekt auch die Vollwertkost bei, weil diese azidotisch wirkt, d. h. den sowohl bei beherdeten wie bei krebsgefährdeten Individuen ins Alkalische verschobenen Blutwert in Richtung Neutralpunkt reguliert. Pathologische Endobionten können aber nur in einem alkalischen Blutmilieu gedeihen. - Auch bei der Symbioselenkung für Schleimhäute und Darm bedarf es einer genauen Systematik. Den Grad der vorliegenden Dysbiose stellt man zu Beginn der Behandlung ja immer durch bakteriologische Untersuchung des Stuhles, manchmal auch des Rachenabstriches fest. Zusätzlich und laufend werden außerdem Blutbilder nach der von Becker angegebenen Methode ausgewertet. Bei starken Dysbiosen, denen wir heute immer häufiger begegnen, muß der Organismus zunächst an bakterielle Substanzen gewöhnt werden, an die sog. Antigene. Die bekanntesten sind das Coliblogen der Fa. Laves und das Prosymbioflor des mikrobiologischen Labors in Herborn. Das sind keine Bakterien, sondern zeilfreie Flitrate, die nicht denauturiertes Bakterieneiweiß enthalten. Man gibt es in langsam steigender Dosierung oral oder parenteral. Erst dann geht man zu den apathogenen Kokkenarten über, etwa Symbioflor 1 und weiterhin zu den Dünndarmsymbionten wie Acidophilus und Bifidus, die in verschiedenen Präparaten, auch im EugalanTöpfer und in den lege artis hergestellten Yoghurtprodukten enthalten sind. Coli-Schluckvaccinen werden erst dann gegeben, wenn die Vorstufen der Symbioselenkung erfolgreich und komplikationslos verlaufen sind. Es ist in den meisten Fällen falsch, mit der Colisanierung unmittelbar zu beginnen. Denn wir müssen mittels der Kokken- und Lactobazillenzufuhr zuerst das gesamte lymphatische System aufbauen, insbesondere das des Dünndarmes, die Payerschen Plaques, regenerieren, weil wir dies als Schutzwall gegen das Aufwärtswandern der Dickdarmflora benötigen. Eine voreilige Coli-Therapie ist mangels eines geeigneten Nährbodens also nicht nur nutzlos, sondern u. U. sogar schädlich. Wir sprechen auch nicht gerne von einer Coli-Implantation, denn so einfach wie im Radieschenbeet geht die Sache eben nicht vor sich. Es handelt sich vielmehr bei jeder Symbioselenkung eher um eine Art "Verdauung" der zugeführten Mikroben. Der Organismus verwendet die Bakterienbestandteile tatsächlich zum Einbau in sein Lymphsystem. Kolb, Rusch und Santo (4, 5, 6) haben diesbezügliche mikrophotographisch belegte Beobachtungen veröffentlicht. Auch der von Enderlein zuerst beschriebene und richtig gedeutete Blutparasitismus geht über die Vorgänge eines reinen Nebeneinander weit hinaus bis zu echten Kernverschmelzungen und mutuellen chromosomalen Austauschvorgängen zwischen Wirtszelle und Endobiont. Über den fortschreitenden Erfolg der Symbioselenkung gibt uns immer wieder das gefärbte oder im Dunkelfeld beurteilte Blutbild Aufschluß, wobei besonders auf die Leukozyten und Lymphozyten zu achten ist. Röntgenbestrahlungen, Antibiotika, Cytostatika und jede sonstige Chemotherapie, auch der übliche bürgerliche Nährschaden, erschweren allerdings diese Beurteilung bis zum völligen Unvermögen. Wir müssen die Symbloselenkung in solchen Fällen zunächst nach Gesichtspunkten der Erfahrung einleiten und können dann erst nach allmählicher Normalisierung und Entgiftung eine verwertbare Aussage der Blutuntersuchung erwarten. Die Beckersche Blutbildauswertung gibt einen genaueren Einblick in das Stoffwechselgeschehen als das übliche klinische Blutbild. Es setzt allerdings eine besondere Schulung, einwandfreie Technik und Färbung, vor allem aber genaueste Unterscheidung zwischen Lymphozyten und Monozyten voraus. Näher möchte ich aus zeitlichen Gründen hier auf diese sehr subtile und aufschlußreiche Methode nicht eingehen. Ich habe Ihnen die Vollwertkost und die Symbioselenkung als die wichtigsten Hilfen bei der Nachbehandlung entherdeter Patienten genannt. Grundsätzlich zählen hierher aber natürlich alle Verfahren, durch die das körpereigene Abwehr- und Regenerationsvermögen gesteigert wird, also jede gezielte und individuell verabreichte Hydrotherapie, die Homöopathie, die Behandlung mit Nosoden, die cytoplasmatische Therapie, das Heilfasten, die Neuraltherapie und Akupunktur. Hervorzuheben ist auch die Blutsauerstoffbehandlung nach Wehrli, deren wir uns in Anbetracht der

Dysoxybiose des Tumorkranken mit besonderer Vorliebe bedienen. Im Verlaufe einer Ganzheitstherapie brauchen all diese Heilmethoden nicht etwa gleichzeitig angewandt zu werden, aber bei höherer Gefahrenstufe muß rascher, bei geringerer Gefahr kann langsamer gehandelt werden. Aufschluß über die jeweilige Notwendigkeit und Erfolgsaussicht gibt uns der Einblick in das Stoffwechselgeschehen, den uns die verschiedenen Teste und Labormethoden vermitteln, und der Patient selbst durch sein Befinden, um dessen Beobachtung und Verwertung wir uns inmitten der unaufhaltsamen technischen Perfektionierung der Medizin immer wieder bemühen wollen. Der Zweck dieses Referates ist, darauf hinzuweisen, daß es mit der Entherdung, und sei sie noch so gewissenhaft und technisch vollkommen durchgeführt, nicht sein Bewenden haben darf. Wenn wir von einer Sanierung sprechen wollen, so müssen wir den fokaltoxisch geschädigten Kranken einer ganzheitlichen, internen Therapie zuführen, und das vor allem dann, wenn ein malignes Leiden vorliegt oder droht. Vollwertkost und Symbioselenkung sind nach meiner Überzeugung für diesen Teil der Tumortherapie unsere wirksamsten Waffen. Versuchen Sie, diese einfachen, unschädlichen und erfolgreichen Methoden in Ihre Behandlungsweise einzubauen, zum Segen Ihrer Patienten. Wir wollen Ärzte bleiben, die sich einen Rest Naturverbundenheit erhalten haben, und diese an unsere Kranken weitergeben.

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