Jimi Hendrix Special
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About his life, transcripted songs...
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Jimi Hendrix
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INHALT – Story - Meilenstein 1968: Jimi Hendrix & Electric Ladyland – Story - Hendrix & Eddie Kramer: Jimi´s Sound – Transkription - The Jimi Hendrix Experience: Hey Joe – Testbericht - Dunlop-The Jimi Hendrix Wah-Wah
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Eine Zusammenstellung aus nachfolgenden Ausgaben: JAM PLAYALONGS ZUM DOWNLOAD
RORY GALLAGHER: Tattoo’d Lady OASIS: Live Forever GARY MOORE: Separate Ways MANIC STREET PREACHERS: Slash ’N’ Burn
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INTERVIEWS & WORKSHOPS Dave Stewart Earth Wind & Fire Portugal . The Man Triggerfinger Hillbilly Deluxe Big Bill Broonzy Black Sabbath Charlie Christian Jimi Hendrix Mark Tremonti & Alter Bridge
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07/1988
MEILENSTEIN HENDRIX_MEILENSTEIN HENDRIX 04.10.13 09:18 Seite 32
MEILENMEILENSTEIN 1968 THE JIMI HENDRIX EXPERIENCE:
S T O R Y LOTHAR TRAMPERT F O T O S EXPERIENCE HENDRIX, POLYDOR
ELECTRIC LADYLAND
Es kracht und du hast Angst um deine Boxen. Jetzt blubbert dir eine verfremdete Alien-Stimme entgegen, spitze, scharfe Geräuschfetzen fliegen dir rechts und links um die Ohren ... und dann: „Have you ever been to Electric Ladyland?“ fragt Jimi Hendrix. „Nein“, antworte ich. „Aber jetzt bin ich angekommen ...“ und höre diese coole Begleitgitarre mit wunderbaren Curtis-Mayfield-Licks, dahinter ein paar singende Melodielinien, die sich langsam nach vorne schwingen. Und dann: ,Crosstown Traffic‘, die beste Rock/Rap/Funk-Crossover-Nummer der 60er-Jahre. Das konnte Hendrix mindestens so gut wie ein verzerrtes WahWah-Solo mit Feedback- und WhammyTraktierung, Stilmittel mit denen er oft ausschließlich belegt wird. Nach dem Applaus kommt der Blues – aber der Hendrix-Blues: avantgardistisch, virtuos, jazzig, formal absolut ungewöhnlich, extrem im Ausdruck ... was für eine Musik! Heute wissen wir: ,Voodoo Chile‘ hat die Rock-Welt verändert und die Jazz-Welt über den Hendrix-Fan Miles Davis absolut revolutioniert. Wir sprechen über The Jimi Hendrix Experience, eine Band, die mit einer CoverNummer einen Single-Hit hatte, danach mit ,Are You Experienced‘ (1967) einen modernen, psychedelischen Blues-Rocker geschaffen hatte, um mit dem Nachfolger ,Axis: Bold As Love‘ noch im selben Jahr die durch den Debüt-Erfolg gewonnene künstlerische Bewegungsfreiheit für wunderbare Klangexperimente und Spielereien zu nutzen, die weit über ,Hey Joe‘ hinausgingen – und um dann mit ,Electric Ladyland‘ (1968) komplett zu explodieren. Ja, diese Musik und dieses Album, mit dem noch heute jeder Künstler zum Genie erhoben werden würde, egal ob Jazzer, Rocker, Progger oder Alternativer, ist mitt-
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lerweile 45 Jahre alt. Die am 25. Oktober 1968 veröffentlichten Aufnahmen entstanden allerdings schon früher in mehreren Produktionsphasen im Juli und Dezember 1967, weiter ging’s im Januar ’68 und von April bis August 1968 wurde dann fertiggestellt. Aufgenommen wurde ,Electric Ladyland‘ in den Olympic Studios, London, außerdem im Record Plant, NYC und den Mayfair Studios, Manhattan. Und verantwortlich für diese Produktion war erstmals der Künstler selbst: Jimi Hendrix hatte anscheinend in den wenigen Monaten seiner erfolgreichen Karriere extrem viel gelernt. Er konnte umsetzen was ihm im Kopf umherschwirrte, ganz sicher aber auch, weil er sich auf die Hilfe der Ton-Ingenieure Garry Kellgren und Eddie Kramer verlassen konnte. Ob die Auswahl der Singles – ,Burning Of The Midnight Lamp‘, das Dylan-Cover ,All Along The Watchtower‘, das bereits erwähnte ,Crosstown Traffic‘ und zuletzt ,Voodoo Child (Slight Return)‘ Hendrix’ erste Wahl war, könnte man bezweifeln; dass er sich die Cover-Gestaltung komplett anders vorgestellt hatte, ist belegt und wird u.a. im Booklet der empfehlenswerten ,40th Anniversary Collector’s Edition‘ dieses Albums dokumentiert, das ursprünglich als Vinyl-Doppel-LP im Klapp-Cover erschien. Hendrix wollte darauf weder den nackten Damen-Fan-Club der britischen Veröffentlichung, noch die pseudopsychedelische Porträt-Alternative aus dem brüstefeindlichen Amerika, er hatte sich eine hippieske Idylle mit Musiker-Kollegen und spielenden Kindern gewünscht. In den USA landete ,Electric Ladyland‘ auf Platz 1 der US-BillboardCharts, in England immerhin auf Position 6 der Verkaufslisten. Wo „Experience“ draufstand, war mit diesem Album nicht mehr nur Experience drin: Denn die Credits verraten neben Jimi Hendrix („lead vocals, guitar, piano, percussion, comb and tissue paper kazoo, electric harpsichord, bass on ,Have You Ever Been ...‘, ,Long Hot Summer Night‘, 11.13 gitarre & bass
MEILENSTEIN HENDRIX_MEILENSTEIN HENDRIX 04.10.13 09:18 Seite 33
,Gypsy Eyes‘, ,1983‘, ,House Burning Down‘, and ,All Along The Watchtower‘“) und seinen beiden Mitmusikern Noel Redding („backing vocals, bass, acoustic guitar and lead vocals on ,Little Miss Strange‘“) und Mitch Mitchell („backing vocals, drums, percussion, lead vocals on ,Little Miss Strange‘“) noch Kollegennamen wie Jack Casady (er spielt den Bass auf ,Voodoo Chile‘), Brian Jones, Al Kooper, Dave Mason, The Sweet Inspirations, Steve Winwood, Buddy Miles u.v.a. Das klingt nach erster Liga, und vor allem hatte der im britischen Exil zum Star gewordene Amerikaner Hendrix hier auch mal wieder ein paar Kollegen aus der alten Heimat im Studio. Und was für eine Musik ist da entstanden: Der frisierte Rock & Roller ,Come On‘, das hyperexotische ,Gypsy Eyes‘, das klassisch inspirierte ,Burning Of The Midnight Lamp‘, und dann ,Hot Summer Night‘, eine extrem funky rockende PopNummer, Hippie-kompatibel und für Gitarristen ein einziger Vergnügungspark dank der erstmals wirklich exzessiv genutzten Mehrspur-Aufnahmetechnik plus regelmäßig auftauchender Stereo-Spielereien. Die Kinder hatten Spaß! Noch einen Schritt weiter ging das jazzige Hörspiel ,Rainey Day, Dream Away‘, das im Grunde genommen manchen HipHop-Track der 80er-Jahre skizziert hat, nur in Hand- und
Saitenarbeit. Gegen Ende wird das Album immer abgedrehter, trippiger, fantasievoller – solche Sounds hatte man zumindest in der Popmusik noch nie gehört. Und so virtuose, bluesige und trotzdem extrem moderne, soulful & funky gespielte Gitarren, die kannte zumindest der weiße Mitteleuropäer überhaupt nicht. Beendet wird der Trip durchs Electric Ladyland dann mit dem Bob-Dylan-Song ,All Along The Watchtower‘, einem Meisterwerk im Single-Format – da stimmte einfach alles. Aber Hendrix wäre nicht Hendrix, wenn er nach der Pop-Single nicht noch mal als Soundscaper & Improvisator auf die Bühne käme, als der Mann den wir, solange es noch laute Musik gibt, immer mit einer Wand aus Marshall-Stacks, einer Stratocaster und zwei, drei Effekt-Sounds in Verbindung bringen – plus noch viel, viel mehr, wie dieses geniale Album belegt: ,Voodoo Chile (Slight Return)‘ ist nämlich nicht von Stevie Ray Vaughan, nein auch dieser Song stammt vom genialen Sänger, Gitarristen, Songwriter, Produzenten, Performer Jimi Hendrix, der mit allem kreativ umgehen konnte, außer mit Schlaftabletten und Alkohol. Hendrix erstickte am 18. September 1970 an seinem Erbrochenen. Er wurde nur 27 Jahre alt. n
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Jimi’s Sound Man
EDDIE KRAMER text: markus setzer fotos: universal
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Hello ...? Hello! Am I speaking with Eddie Kramer? Ähm ... Guten Morgen! (erklingt es in fast akzentfreiem Deutsch aus dem Telefonhörer) Oh, du sprichst deutsch? (Eddie spricht dann doch lieber in Englisch weiter). Nur ein ganz bisschen. Mein Bruder ist Deutsch-Professor und lebt in Hamburg. Aus Hamburg rufe ich an. Ja, ich weiß. Deswegen wollte ich dich überraschen. Gelungen! Eddie, du bist jetzt schon eine ganze Zeit dabei: Wie kann ich mir deine Arbeit heutzutage vorstellen? Sitzt du jetzt auch vor einem 10.05 gitarre & bass
Computer und arbeitest mit Logic oder ProTools? Oder verlässt du dich auch noch auf älteres bzw. bewährtes Equipment? Gezwungermaßen arbeite ich mit ProTools. Es ist nicht gerade meine Lieblings-Software aber ich benutzte halt das, was angeboten
Und wie hast du es hinbekommen aus sieben Spuren einen funktionierenden Surround-Sound zu basteln? Ja, zurück zum Mix, der hier das eigentlich Schwierige war. Zu versuchen, diese sieben Spuren so klingen zu lassen, als ob der Zuhörer in der Mitte des Feldes so 10, 12 Meter
wird und auf der ganzen Welt gebräuchlich ist. Aber ich persönlich bevorzuge das Arbeiten mit einer Bandmaschine. Erst danach benutze ich den Computer. Was hattest du im Fall des WoodstockDVD-Projekts an Ausgangsmaterial, und wie hast du es gemischt? Du musst bedenken, dass es sich um Material handelt, was 1969 auf einer One-Inch-8Track-Maschine aufgezeichnet wurde. Aber leider hatten wir davon nur sieben AudioSpuren zur Verfügung, weil die achte als Puls-Sync. für die Kamera herhalten musste. Diese Spur war also nicht zu gebrauchen. Nun kommt noch erschwerend hinzu, dass seitdem 35 Jahre vergangen sind und wir irgendwie diese Informationen übertragen mussten. Ich hatte damals auch schon das Album gemischt. Ebenfalls von diesen sieben Spuren. (lacht) Damals habe ich aber für den Endmix noch kein ProTools benutzt. Wie waren diese sieben Spuren aufgeteilt? Es waren die originalen sieben Spuren, ganz roh und unbehandelt und natürlich alles in Mono. Eine Spur Schlagzeug, eine der Bass, die zweite Gitarre, Jimis Stimme, seine Gitarre, Percussion und eine das Publikum. Jetzt hatte ich sieben einzelne Spuren und sollte daraus einen 5.1-Surround-Sound machen. Es war wirklich schwierig, aber es klingt einfach phantastisch. Ich habe es gestern zu Ende gemastert und es klingt als wärst du mitten unter ihnen. So als wärst du direkt dabei. Ich habe es bei Bernie Grundman gemischt ... Kennst du Bernie Grundman? Ich weiß nur, dass er ein beliebtes Mastering-Studio hat. Das Bernie Grundman Mastering House ist wohl das beste in Kalifornien, wenn nicht sogar das beste weltweit.
vor der Bühne steht und zur Bühne schaut, das war mein Ziel. Also optimale Publikumsbedingungen, das war das, was ich kreieren wollte. So dass man das Publikum um einen herum wahrnehmen kann und den Sound einmal mit aller Power von vorne von der Bühne hört, ihn aber auch reflektiert von den Bergen hinter einem wahrnimmt. Es ist also ein einzigartiges Projekt was wir da umgesetzt haben. Und es ist einfach richtig gut geworden ... Es klingt so, als wenn du dabei wärst. Wir haben auch in liebevoller Kleinarbeit alle Kratzer des Films bearbeitet, das Rauschen entfernt usw. Alle Farben sind digital noch einmal nachbearbeitet worden. Also es klingt nicht nur gut, es sieht auch fantastisch aus. Das Großartige war dann eine Entdeckung ... Eine verborgende Botschaft? Nein, viel besser: Als wir uns den Film angesehen haben, haben wir einen Mann entdeckt, der die ganze Zeit an der Seite der Bühne gestanden und gefilmt hat. Aber keiner kannte ihn. Er gehörte also nicht zur Film-Crew. Wir rätselten wer das sein könnte. Er hatte so eine Kamera, die aussah wie die ganz frühen Sony-Video-Cams. Er stand also den ganzen Tag im Schatten, an der Seite der Bühne und filmte. Und wir haben ihn tatsächlich ausfindig gemacht – 35 Jahre später! Und er hatte noch das gesamte Filmmaterial. Das haben wir ebenfalls überarbeitet und es ist teil dieser DVD geworden. Es gibt also zwei Teile: Der eine ist in Farbe, der andere zeigt Jimi’s komplette Performance aus einer ganz anderen Perspektive. Also noch nie vorher gesehenes bzw. gezeigtes Material.
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Wie hast du das ganzes Material verarbeitet? Erst mal analog oder direkt digital? Du musst wissen, dass ich immer nur analog mixe. Ich mische die Spuren in einer analogen Konsole, mit allem, was man so braucht, Kompressoren, Reverb, usw. Erst der allerletzte Output geht dann in ProTools. Erst wenn der komplette Mix abgeschlossen ist, benutze ich also ProTools, um Film und Musik zusammenzubringen, also zum Schneiden usw. Das ist das einzige digitale Hilfmittel, was ich benutze. Für mich ist dies die organischste
Art beide Technologien miteinander zu verbinden. Bietet die digitale Technik beim Aufnehmen nicht noch mehr Möglichkeiten? Nein, ich glaube für mich nicht; weil der Sound für mich immer im Vordergrund steht. Und früher, als Billy Cox, Mitch Mitchell und Jimi im Studio waren, haben sie halt so lange einen Track gespielt, bis Jimi zufrieden war. Danach gab es dann ganz klassisch die Overdubs und Punch-Ins. Also habt ihr damals auch die Spuren bei Bedarf geändert oder überspielt bis ihr zufrieden wart? Ja klar. Fehler zu beseitigen und Overdubs zu spielen war ganz normal und üblich. Lass uns doch bitte auch über die Anfänge sprechen. Wann und wie hast du Jimi kennen gelernt? Im August 1966 kam Jimi nach London und stellte seine Band zusammen. Ich glaube Ende September, es mag auch Oktober gewesen sein, da nahmen sie ihre erste Single auf. Das war ,Hey Joe‘ (und die Aufnahme fand am 23. Oktober 1966 statt. Die B-Seite ,Stone Free‘ wurde am 2. November
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eingespielt; d. Red.). Sie waren aber mit ihrem Studio unzufrieden und kamen zu uns. Ich arbeitete damals im Olympic Studio. Der Studio-Chef sagte damals zu mir: „OK, Kramer, we got that crazy american guy with the big hair. It’s your job, cause you did the wild shit anyway.“ Zuerst dachte ich: „Na gut, es ist halt mein Job.“ Aber als wir uns trafen, waren wir uns eigentlich gleich sympathisch. Ich fand die Musik gleich klasse und er war mit meinem Sound einverstanden. Der Rest ist Geschichte. Wie kann ich mir deine Zusammenarbeit mit Jimi vorstellen? Er hatte die Sound-Idee und du hast sie umgesetzt? Du darfst nicht vergessen, dass er ja schon einen tollen Sound hatte. Er hörte in seinem Kopf wie es klingen sollte. Er versuchte es mit seiner Gitarre und dem Amp umzusetzen. Ich konnte dann mit dem, was er mir anbot und mit Worten erklärte, arbeiten. Ich habe also versucht, seine Vorstellungen auf das Tape zu bringen. Er beschrieb seine Sounds oft mit Farben: Lila, Grün oder Rot. Wir hatten ja auch nicht diese Tools, die man heute zur Verfügung hat. Wir hatten einen Kompressor, EQ und Reverb. Das war’s. Damit mussten wir kreativ sein. Wie oft haben euch verstimmte Gitarren eine Aufnahme versaut? Ja, das war wirklich ein Problem. Die alten Fender-Gitarren haben sich ständig verstimmt. Aber Jimi ist da clever mit umgegangen. Schau dir mal die neue DVD an, da sieht man, dass er Akkorde spielt und gleichzeitig seine Gitarre stimmt. Im Studio war es so, dass er nach jedem Song seine Gitarre stimmen musste. Er entschuldigte sich immer dafür (Eddie macht Jimi’s Stimme nach): „Oh, sorry. Cowboys go out of Tune, you know?“ Vor ein paar Tagen habe ich mit Billy Cox gesprochen. Oh, Billy is great! Er sagte mir, dass du für ihn der beste Tontechniker der Welt bist. Oh god, he is crazy of course! Was war Billys Rolle in Jimi’s Band? Er ist einfach ein wundervoller Mensch! Der Grund warum Jimi ihn dazu geholt hat, war erstens, weil er ein alter Freund war. Zweitens war er zuverlässig und drittens ein sehr guter Musiker. Jimi fühlte sich mit Billy in der Band einfach gut. Billy verstand es, sehr bodenständig und rockend zu spielen, und gut zusammen mit der Bass-Drum zu drücken. Gerade mit Mitch Mitchell. Die beiden waren einfach tight. Und wenn die Rhythmus-Gruppe stand, konnte Jimi wunderbar darüber spielen. Billy war nicht nur als Person, sondern auch als Bassist sehr zuverlässig. Billy sagte mir ihr hättet den Bass damals immer direkt aufgenommen?
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Nein das stimmt nicht ganz. Wir haben eigentlich immer zwei Signale gehabt: eins aus der D.I. Box. Also direkt vom Bass in die D.I. und dann ins Pult. Das zweite Signal kam von einem Mikro, das wir vor den Speaker der Bass-Box gestellt haben. Ich habe den Bass nie nur direkt aufgenommen. Du brauchst immer den Amp-Sound dazu. Du kannst im Grunde auch den Bass so aufnehmen, klar, aber ich finde das nicht so toll. Ich habe immer beide Spuren gemischt. Hast du beide Signale auf eine Spur gemischt? Nein, wir hatten damals schon 16 Spuren im Studio zur Verfügung. Deswegen hatten wir eigentlich immer zwei Bass-Spuren. Ich dachte immer, dass ihr nur acht Spuren hattet. Nein, in der letzten Phase von Mai bis August 1970, als wir das ,Cry Of Love‘-
es geht nichts über einen richtigen Amp. Schau mal: Ich glaube es gibt genau zwei richtig gute Amps. Der beste von allen ist der Dumble, ein handgemachter Verstärker. Und der Typ baut nur dann ein Exemplar für dich, wenn er dich mag. Es dauert dann drei oder vier Monate bis er ihn gebaut hat. Carlos Santana z.B. hat ein paar davon. Die haben einfach einen unglaublichen Klang! Die dem am nächsten kommen heißen Budda, und auch sie klingen großartig. Der Sound, der Punch, das alles steckt einfach in den Röhren. Und das ist digital einfach nicht zu machen. Diese echten Röhren-Amps sind unschlagbar. Und wie nimmst du heute einen Bass auf? Hat sich da etwas geändert? Nein, absolut nicht. Einmal direkt und ein gut positioniertes Mikrofon. Am besten
E D D I EJimi’sKSound R AManM E R
Album aufgenommen haben, mit Billy und Mitch, da hatten wir schon 16. Welche Rhythmusgruppe fandest du denn am besten? Noel Redding/Mitch Mitchell, Billy Cox/Buddy Miles oder Billy Cox/Mitch Mitchell? Ganz eindeutig Billy und Mitch. Du musst aber wissen, dass Jimi bei der Band of Gypsys ... ... die doch eigentlich nur zwei Gigs gemacht hat, oder? Ja, stimmt: Einmal den Gig im Fillmore East für die Live-LP und noch eine weitere Performance. Und Jimi hatte da eine ganz bestimmte Idee für die Band of Gypsys: Es sollte vor allem mehr funky sein. Und dafür war Buddy Miles der Richtige. Er hatte einen starken Backbeat und das war das Spezielle für diesen besonderen Moment. Aber Buddy wollte sich ständig in den Vordergrund spielen. Das mochte Jimi nicht. Wir haben vorhin über die Möglichkeit der digitalen Aufnahme gesprochen. Was hältst du eigentlich von der neuen Generation von digitalen Modellern und Gitarren-Verstärkern? Oh, die mag ich überhaupt nicht. Ich denke, das ist Unsinn, und ich kenne sie alle. Aber
vor einen Ampeg SVT mit einer 8x10-Box. Das ist für mich die beste Bass-Anlage aller Zeiten. Aber der alte Ampeg B-15, das ist auch ein toller Verstärker. Da ist irgendwas mit den Vintage-Verstärkern – ich weiss nicht was es ist, aber das ist nur sehr schwer zu schlagen. Was ich in unserem Interview nicht vergessen möchte zu erwähnen, ist, dass du neben den Stones, Santana usw. auch ,All You Need is Love‘ mit den Beatles aufgenommen hast. Mit den Beatles zu arbeiten war einfach wunderbar. Ich war so was von nervös! Unglaublich. Ich habe ja schon mit vielen großen Stars gearbeitet, aber: Hey, das sind die Beatles, die sind für mich vergleichbar mit Königen. Die waren so cool im Studio und auch so effizient, einfach fantastisch. Was ist dein aktuelles Projekt an dem du arbeitest? Im Moment arbeite ich mit einer Band aus Norwegen zusammen. Sie heißen Hangface und touren gerade durch Amerika. Sie sind eine wirklich sehr gute Rock-‘n‘-Roll Band. Die finde ich wirklich klasse! Vielen Dank für das Gespräch! Besten Dank. Auf Wiedersehen! Cheers! ■ 10.05 gitarre & bass
JIMI
ROCK CLASSIXX
Es scheint mir noch gar nicht so lange her zu sein, dass ich irgendwann abends und fast schon zu müde, um mein kleines Kofferradio zum Schweigen zu bringen – es ist fest abonniert auf das englischsprachige Radio Luxemburg, (Radio 208) Mittelwelle 1440 kHz – plötzlich hochschrecke und wieder hellwach bin: Dieses Intro, dieser Gesang, dieses Solo, dieser Band-Sound! Hallo, das war für mich damals wahrlich umwerfend, so etwas hatte ich bis dahin noch nicht gehört. Und so kam ich Anfang 1967 über den Song
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,Hey Joe‘ zum ersten Mal in Kontakt mit diesem wilden, schwarzen Sänger & Gitarristen, der dann in den üblichen Pop-Gazetten, die sich bis heute in Bezug auf ImageBildung von Künstlern interessanterweise nur unmaßgeblich geändert haben, mit betont laszivem Unterton vorgestellt wurde. Jawohl, dieser Herr, genannt Jimi Hendrix, ist eindeutig mehr als nur ein Gitarrist in einer Band, heißt es da, nein, er steht als Sinnbild für Drogen aller Art, jede Menge Groupies und psychedelische Samt-Uniformen. Kurz
story & transkription: volkmar kramarz
HENDRIXHEY JOE
und gut: Ich hatte mein Idol und meine von nun ab erstrebte Lebensform gefunden. Das Entsetzen all meiner Erziehungsberechtigten war entsprechend groß, doch mit zunehmender Reifung meinerseits – wer hat da gesagt „älter werden ...?!“ – beginne ich dieses bewegende Erlebnis, dieses erste Hören von ,Hey Joe‘ nüchterner und sachlicher zu betrachten, wenngleich ich bis heute immer wieder aufs Neue der Faszination dieser speziellen Aufnahme erliege. Schauen wir uns also diesen mittlerweile über 35 Jahre alten und immer noch so vitalen Track mal etwas genauer an. Ich darf wohl davon ausgehen, dass jeder von uns Saitenarbeitern diesen Song schon einmal gehört hat und die meisten vermutlich auch bereits gespielt haben. Bis heute ist er auf dem Album ,Jimi Hendrix Smash Hits‘ zu haben, außerdem ist der Song natürlich auf einer Vielzahl von Best-Of-Oldies-Compilations vertreten. Und wer sich schon einmal auf die Suche nach dem Titel ,Hey Joe‘ macht, wird bald erstaunt feststellen können, dass dieses Stück mehr als nur einmal und nicht nur von Jimi Hendrix eingespielt worden ist: Abgesehen von über 300 offiziell registrierten Cover-Versionen gibt es mindestens noch einmal doppelt so viele LiveMitschnitte, die oft nur als Bootlegs kursieren oder als Bonus-Tracks auf irgendwelchen Single-Auskopplungen zu finden sind. Die Liste der Interpreten ist dementsprechend lang wie bunt und vielfältig: Deep Purple, Cher, The Byrds, Ralf Bendix (!) und Willy de Ville finden sich da ebenso wie Axel Rudi Pell, Bad Company oder Led Zeppelin. Ganz abgesehen von den vielfältigen Party- oder unzähligen Jam-Sessions, in denen ,Hey Joe‘ von hunderttausenden Amateuren und Möchte-gern-wie-Jimi-spielen-Gitarristen (also Leuten wie du und ich) aufgeführt worden ist. Auch wenn dieser besagte Song zunächst recht simpel und überschaubar ist, beim genaueren Hinsehen offenbaren sich hier eine interessante Historie und eine Menge verblüffender spielerischer Details. Beginnen wir ganz vorne bei Adam und Eva und stellen die schlichte Frage: Wer hat eigentlich ,Hey Joe‘ geschrieben? Damit sind wir schon mitten drin in einer Diskussion, die Dank Internet und entsprechenden Chat-Foren schon die Dimensionen von anderen populären Verschwörungstheorien anzunehmen beginnt. Ob Paul McCartney irgend11.02 gitarre & bass
wann bereits in den 60ern gestorben ist oder wer John F. Kennedy beziehungsweise John Lennon wirklich umgebracht hat, wird dort etwa genau so emotional diskutiert, wie die Frage nach den wahren Urhebern von ,Hey Joe‘. Zu dieser Legenden- und Theoriebildung hat übrigens Jimi Hendrix höchstpersönlich auch seinen Anteil geleistet: Dieser Song – der angesprochene Joe ist übrigens ein im Nachkriegsamerika häufig gebrauchtes Synonym für US-Amerikaner – wird nämlich auf dem Original-PolydorCover von ,Smash Hits‘ in Bezug auf die Urheber als Traditional geführt, arrangiert von Jimi Hendrix. ,Hey Joe‘ ist aber definitiv kein traditionelles Volkslied oder Folk-Ableger wie beispielsweise ,Whiskey In The Jar‘ (das später Thin Lizzy verrocken sollten) sondern offensichtlich ein „geschriebener“ Song. Gleichzeitig taucht verwirrenderweise schon bald als Komponistenangabe ein gewisser Billy Roberts auf, sogar bei später veröffentlichten Jimi-Hendrix-Tonträgern. Doch wer ist dieser Billy Roberts? Nun, mittlerweile ist nachgewiesen, dass wirklich ein William Moses Roberts Jr. 1962 einen Song namens ,Hey Joe‘ urheberrechtlich schützen ließ, und dann ein Leben lang darum kämpfte, die ihm zugehörigen Tantiemen ausgezahlt zu bekommen. Das gelang ihm wohl erst lange nach Hendrix’ Tod, und da verlor er das Geld denn auch gleich wieder an die Rechtsanwälte, die ihn bei dem Rechtsstreit vertreten hatten. So far so bad, könnte man sagen, wäre da nicht der Umstand, dass keiner diesen Herrn Roberts wirklich kennt: Die heutigen Internet-Detektive sind sich einig, dass dieser Mann, wenn überhaupt existent, nur als Strohmann vorgeschoben wurde und in Wirklichkeit jemand völlig anderes als Komponist verantwortlich ist. Aber ob es der Sänger der Westcoast-Psychedelic-Rocker Quicksilver Messenger Service, ein Mann namens Dino Valenti, war oder Chet Powers oder ein gewisser Jesse Oris Farrow, wobei diese Namen neuesten Theorien nach auch noch alle für dieselbe Person stehen, das wird im Moment noch heftig diskutiert. Unbestritten aber ist, dass es von ,Hey Joe‘ vor und nach der Hendrix-Aufnahme reichlich Einspielungen gibt. Und es ist sehr bemerkenswert, wie sich diese AufnahmeGruppen, also vor und nach der Hendrix-Interpretation, jeweils unterscheiden. In der Pre-Hendrix-Phase entwickelt sich über die Versionen von den Byrds, Love, The Leaves oder The Music Machine ein sehr schneller, fast Rap-artig gesungener Song im typischen Beat-Gewand, der die Macho-Story nach dem Muster „Ich sah meine Lady mit anderen Männern, schoss sie nieder und muss mich jetzt verdrücken“ als Frage-Antwort-Stück mit jeweils verdoppelten Versen erzählt. Die Wiederholungen und die dabei gitarre & bass 11.02
auftretenden Textvarianten sind übrigens typische Blues-Elemente, wobei die Akkorde so vorher nicht im weiten Feld des Blues zu finden sind und schon als eigenständige Komposition gelten dürfen. Der Song entwickelt sich dann von Interpret zu Interpret mit immer wieder frei angepasstem und verändertem Text, Tempo und Tonart, bis sich der besagte James Marshall Hendrix, von ExAnimals-Bassist, Entdecker und Manager Chas Chandler von „Jimmy James“ in „Jimi Hendrix“ umgetauft, der Sache annimmt. Jimi hat dabei wohl vor allem die aktuelle Tim-Rose-Version als Vorbild. Doch die Änderungen, die im Vergleich zu allem Bisherigen von nun ab zu verzeichnen sind, werden praktisch fest als Struktur-Bestandteil von ,Hey Joe‘ eingebrannt und bilden typische Elemente aller Songs der
Post-Hendrix-Phase. Der Song hat also jetzt eine Reihe von nahezu verbindlich auftretenden Elementen: • Allen voran ist da das Gitarren-Intro, das so effektiv den Doppelklang leere Saite/gegriffener Ton nutzt (Beispiel 1). Die Idee dazu stammt übrigens zweifelsohne aus dem Song ,Summertime‘ von Ricky Nelson, wo sich Hendrix das Intro, das dort noch in einer ganztaktigen verlängerten Form auftritt
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JIMI
ROCK CLASSIXX
HENDRIXHEY JOE
(Beispiel 2), ausgeliehen hat. • Das Tempo des Songs ist erheblich langsamer und getragener als früher (um ca. 85 bpm), was sich auch auf die jetzt viel mehr „gesungenen“ Vocals auswirkt. • Die Tonart ist nicht mehr A- oder C-Dur, sondern nur noch E-Dur, die progressive Rock-Tonart der damaligen Jahre. • Es wird ein ausdrückliches Solo eingebracht, das über der stetig wiederholten subdominantischen Kette mit der ChordProgression C-G-D-A-E als Materialvorrat die zufällig gut passenden E-Blue-Skala-Töne e, g, a, b (h), d und wieder e verwendet. Übrigens ist es niemand anderes als Fab-FourBassist/Sänger Paul McCartney, ein intimer Bekannter von Hendrix seit dessen ersten Londoner Tagen, der exakt die ,Hey Joe‘- Akkord-Folge, wenn auch mit verdoppelten Notenwerten, bereits Anfang 1967, wenige Tage nach der Veröffentlichung der HendrixSingle, als zweifaches Bindeglied in das ,Sergeant Pepper‘-Zugabe-Stück ,Day In The Life‘ einbaut. Dass die Beatles kurz darauf auch alle in Phantasieuniformen antreten, ist eine weitere interessante Parallele, die den immensen Einfluss von Hendrix auf das Swinging London Ende 1966 deutlich machen dürfte. • Bei der Hendrix-Version tauchen typische Fill-Riffs über E-Dur auf, die als markantes Virtuosen-Zeichen dienen und gleichzeitig einen Blue-Note-Charakter (die Töne g und d über E-Dur mit der großen Terz g#) einbringen. Auch diese Licks sind nicht neu, aber immer gerne gehört: Das Stück ,Tin Soldier‘ der Small Faces präsentiert ebenfalls im Intro ein ,Hey Joe‘-Riff (2), während Led Zeppelin ihrerseits später das erste Riff gleich als Grundlage eines ganzen Songs, nämlich von ,Whole Lotta Love‘ verwenden (alles zu sehen in Beispiel 3), während wiederum bei dem Monkeys-Song „I‘m A Believer‘ das dortige Zwischen-Lick bei Hendrix nahezu identisch unmittelbar nach dem Intro auftaucht (Ende Beispiel 1) – ,Hey Joe’, ein Sammelplatz von Lick-Zitaten. • Speziell die Hendrix-Version wird gestützt und getragen von einem flächigen, sich aufbauenden Chor, der fast ein Phil-SpectorWall-of-Sound- Feeling einbringt. Das war
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eine Idee von Chas Chandler, der neben den drei Experience-Musikern noch extra an diesem Tag das Damen-Gesangs-Trio „The Breakaways“ buchte, die sonst eher bei Lulu oder Dusty Springfield zu finden sind. Prompt ist es auch genau dieses Arrangement-Attribut, das die Nummer zwar glatt, gefällig und nicht zuletzt kommerziell erfolgreich macht (im Februar 1967 steigt ,Hey Joe‘ auf Platz 4 der englischen Charts), aber von späteren Nachahmern kaum noch beachtet wird. • Nach dem Solo folgen nicht einfach die geschlagenen Gitarrenakkorde, sondern eine von Bass und Gitarre gemeinsam unisono gespielte zweitaktige Riff-Figur bildet den Ersatz für die Akkordgebilde. Diese kunstvolle Substitution mit einigen chromatischen Tonfolgen findet gerade in InsiderMusiker-Kreisen große Anerkennung und ist dementsprechend als häufig eingesetztes Element bei den späteren Cover-Versionen zu hören (Beispiel 4). So viel zu den Elementen der Hendrix-Interpretation, kommen wir zur Entstehung. Alle Beteiligten finden sich am 23. Oktober 1966 in den Olympic Studios im herbstlichen London ein. Hendrix, der bereits mit seinem Trio eine Frankreich-Tournee zum Anwärmen hinter sich gebracht hat, hält eine Fender Stratocaster in der Hand (Saiten: Fender
Rock ’n’ Roll light gauge, in den Stärken .010 bis .038), hinter ihm stehen ein nagelneues 100-Watt-Marshall-Stack mit zwei Boxen. Neben ihm spielt Noel Redding ebenfalls über diesen einen Marshall-Turm, außerdem benutzt er einen für seine Verhältnisse riesigen 1965er Fender Jazz Bass, der für Redding noch recht ungewohnt ist. Immerhin wollte Noel sich ein paar Tage zuvor eigentlich bei Eric Burdon und dessen New Animals als Gitarrist bewerben und ist höchst überraschend bei diesem buntgekleideten Gitarristen als Bassist gelandet. Der wiederum ist völlig fasziniert davon, dass ein Gitarrist und nicht ein gestandener Bassist für ihn die tiefen Saiten zupft und sich damit ein völlig neues Spielgefühl auftut. Am PremierSchlagzeug mit seiner 20"-Bassdrum sitzt weiterhin John „Mitch“ Mitchell, eigentlich ein eher Jazz-orientierter Drummer aus West London, der wie Hendrix („Jimmy James And The Blue Flames“) zufällig zuvor einer Band mit einem sehr ähnlichen Namen angehört hatte: „Georgie Fame And The Blue Flames“. Das Playback auf einer Vierkanal-Maschine mit den Zoll-breiten Tonbändern bei 38cm/s Aufnahmegeschwindigkeit ist schnell im Kasten. Jimi selbst spielt einen flockigen Rhythmus-Gitarren-Part ein, der überwie11.02 gitarre & bass
gend in FolkManier mit einigen ZusatzSpielereien ausgeführt ist (typische Formel siehe in Beispiel 5). Doch dann kommt nach der StereoÜberspielung auf eine zweite VierkanalMaschine der Gesang, bei dem Hendrix die bekannte Story wie üblich frei variiert erzählt. Bei ihm endet die Story mit der Flucht nach Mexiko („Goodbye everybody“), eine Textversion, die allerdings von nun an für alle nachfolgenden Nachahmer als praktisch vorgeschriebener Text gelten wird. Fehlt als letztes nur noch die bemerkenswerte Sologitarre, von der es nachweislich mehrere Versionen gibt, laut Studio-LogBuch insgesamt vier. Genommen wird nach kritischen Diskussionen die erste: Vielleicht war dies nicht die ausgereifteste Version, doch zweifelsohne wurde sie von Jimi Hendrix so leicht und locker dahergespielt, dass sie sehr charmant und eben äußerst unver-
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krampft wirkte und daher den Zuschlag für die Platte erhielt. Im Prinzip handelt es sich um eine durch den gesamten Song gehende Gitarrenspur mit Einzel-Licks und gelegentlichen ChordSchlägen auf den E-Dur-Harmonien (siehe auch Beispiel 5), auf der dann auch das Solo aufgezeichnet ist. Dieses Solo ist nicht lang, nur zwei Durchgänge von zweimal 4 Takten, die entsprechend den Harmoniefolgen auch in zwei große Einheiten aufgeteilt sind. Spielerischer Material-Kern des im typischen Marshall-(Leicht)Overdrive-Sound eingespielten Solos (Beispiel 6) sind wie im Intro verdoppelte Töne. Allerdings finden wir sie in der XII. Lage, passend zu E-Dur, und entsprechend kommen keine leeren Saiten wie zu Beginn ins Spiel, sondern der hineingezogene Ton b (h) vom 14. Bund der G-Saite kommt in Einklang mit dem auf dem 12. Bund gegriffenen Ton b (Takt 2) der B(H)Saite, ebenso wie entsprechend das hohe e mit dem vom 15. Bund der B-Saite hochgezogenenen Ton. (Takt 1). Eine gleitende, locker ausgeführte Lick-Formel, die daraufhin sofort und nicht zuletzt von den Gitarrenhelden wie Clapton, Beck und Page aufgegriffen und weiter perfektioniert wird. Es gab dieses Klischee schon
früher, doch ,Hey Joe‘ führt sie allen Londoner Musikern vor Augen – und die sind damals wahrlich beeindruckt, völlig überwältigt! Noch dazu, wo sich das Hendrix-Solo im zweiten Teil (Takte 5 – 8) mit nur wenigen Fingerbewegungen, ohne die XII. Lage zu verlassen, noch einmal steigert und leichthin mal eben geradezu überschlägt (Takt 6). Pikanterweise endet das Solo (Takte 7 & 8) dann nicht wie zuvor auf dem Oktav-Grundton e oder der Blue-Note g, sondern auf der E-Dur-Akkord-eigenen Terz g# – ein kleiner Kunstgriff, aber ebenfalls etwas, was zu dem Mythos „Mein Gott, kann dieser Mann Gitarre spielen!“ massiv beiträgt. Und das alles begleitet von den so lässig-schnoddrig dahingeworfenen Lyrics und den unablässig aufblitzenden Licks dieses Jimi H. aus den USA. Es ist rückblickend schon fast Ironie des Schicksals, dass Hendrix mit diesem Song, den er selbst übrigens nie besonders schätzte (Zitat: „... ein echter kleiner CowboySong, der hat nichts mit uns zu tun ...“) und den er nur widerstrebend live aufführte, seine Weltkarriere startete. Wäre diese Single (oder vielleicht alternativ eine Hendrix-Komposition als Debüt) damals gefloppt, dann würde sich die Rock-Geschichte heute vielleicht etwas anders lesen. Glück gehabt! ■
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© 2005 MM-Musik-Media-Verlag GmbH & Co. KG KÖLN
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16.07.2015, 11:03:43
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