March 31, 2017 | Author: jesuschristus1 | Category: N/A
Download Freimaurer Bilderberger Illuminati Geheimbund Da Vinci Code Templer CIA Mossad BKA EU Jesuiten Rom Papst Kathol...
Rosenkreuzer und Tempelritter Juan Maler
Die grosse Rebellion gegen Gott und die Natur - Auszug -
Gott, Gnostizismus und die Rosenkreuzer Schon 1878 sagte Lord Disraeli: Die Geschichte Europas kann nur der schreiben und verstehen, der in die Geheimnisse der Logen eingeweiht ist." Die 1717 in London eingeleitete Weltveränderung hat erst mit den technischen Möglichkeiten unserer Zeit den Weg bis in die abseitigste Hütte gefunden und das Wort "Krise" bis ins letzte Tal getragen. Kehrten sich vor 200 Jahren nur einige "Aufgeklärte" ab von Gott und der Natur, so geht heute erst die eigentliche Massenbekehrung zu dem "Gott der Philosophen" vor sich, wird eine religiöse Krise heraufbeschworen . . . Eine heillose Verwirrung ist um den Begriff GOTT in Europa und dort insbesondere im deutschen Sprachgebiet eingetreten. Das kam offen zum Ausdruck, als die Freimaurerei (und zwar die des Groß Orients) ansetzte, der Welt einzureden, dass es überhaupt keinen Gott mehr gibt, sondern nur noch einen Grossen Architekten, eine Art Oberingenieur, der ihre "technische Welt" dirigiert. Da hatte man nämlich das bekannte Nietzsche - Wort wieder ausgegraben und schrie auf einmal in allen verfügbaren Publikationen, deutlich auf Kommando: "Gott ist tot". Sofort aber trat ein Christ, nämlich der uns bereits bekannte Heidelberger Professor Georg Picht auf den Plan und stellte klipp und klar fest, dass dieser Gott ja gar nicht GOTT ist, sondern nur das Gottesbild der Philosophen, (Frau Prof. Hunke ist jedoch anderer Meinung, bezieht Nietzsches Wort auf den Christengott) denn: "Der Gott, von dem Nietzsche verkündet, er sei tot, ist der Gott der Philosophie bis Hegel, und dieser Gott ist seiner geschichtlichen Herkunft nach der Gott der griechischen Philosophie... Der Grund des Seins und der Wahrheit, die Idee des Guten, das ist der Gott der Philosophen." (Picht). Kam aber dieser Gottesmord wirklich so überraschend? War er nicht schon in jenem Augenblick vorauszusehen, da man diesen Gott schuf? Trugen nicht von Anfang an seine Erfinder das Zeichen auf der Stirn, welches schon Kain trug? Soweit sich die Philosophie bei ihrem langen menschlichen Irrweg in die Nähe der christlichen Offenbarung begab, setzen wir ihre verschiedenen philosophischen und pseudoreligiösen Äußerungen von jener ab unter dem Begriff des Gnostizismus. Seines hat sich daher die christliche Kirche immer wieder zu erwehren und hat die blutigsten Verfolgungen für notwendig befunden, um den eigenen Glauben reinhalten zu können. Wenn heute wieder in mannigfaltiger Form gnostisches Gedankengut an die Oberfläche gespült wird, nicht zuletzt die Freimaurerei selbst einen Teil ihres Wurzelwerks von dorther nährt, so kann es wohl helfen, diese Fäden kurz aufzuzeigen. Der Gnostizismus ist viel mehr als nur eine einfache philosophisch-religiöse Bewegung. Durch seine keineswegs immer rationellen, untergründigen Verbindungen mit der Alchimie, dem Hermetismus und anderen Strömungen steht er in engem Zusammenhang mit den jeweiligen politischen und wirtschaftlichen Veränderungen der Zeit. So wird der Gnostizismus indirekt zum
Indiz für einen Zustand der Unsicherheit und der Unbeständigkeit auf der Welt. Nicht zufällig sagt daher Picht auch gerade für unsere Zeit: "Technische Welt und Sicherheit sind also Begriffe, die sich wechselseitig ausschließen." Der Gnostizismus ist immer dualistisch: der gute Gott und der böse Gott, Licht und Schatten, die sichtbare Welt und die unsichtbare, Für und Wider, These und Antithese. In diesem Sinne sind Gnostiker Platon und Plotin, Paul Adam und Montherlant, Hegel und Marx. Die Gefahr des Gnostizismus liegt in der Anarchie, in welche eine auf dem Dualismus aufgebaute Welt verfallen kann. Von Gnostikern sprechen wir seit etwa 100 v. Chr. Etwa hundert verschiedene Strömungen können wir feststellen, die alle damals auf dem Dualismus aufbauten. Sie alle mischten die Lehren eines Pythagoras mit denen eines Platon, die griechischen Götter mit denen Ägyptens, oder besser gesagt: den Symbolismus dieser beiden Welten, die guten Mythen mit den bösen. Der Hexenkessel, in welchem diese Suppen gebraut wurden, hieß Alexandria. Jüdische Kabbalisten traten hinzu und es sind dann diese "hellenisierten'' Rabbiner, die aus dem rächenden Jehova einen Gott der Gerechtigkeit machen wollen. Jeder Anhänger der Kabbala aber gab eine andere Erklärung, so daß wir Hunderte von Sekten erleben, deren Lebensdauer kaum die ihres Verkünders überdauerte. Wir mögen aber drei Gruppen unterscheiden: Jene, die Gott dem Teufel überordnen, jene, die beiden gleiche Macht zusprechen und jene, die Gott dem Teufel unterordnen. In der letzten Gruppe wieder dürfen wir wohl grob unterscheiden zwischen jenen, die dem Teufel das Regiment zusprechen (Satanisten) und jenen, die an die Stelle des Teufels den Menschen setzen, diesen also Gott überordnen (Prometheus - Idee). Die Freimaurerei hat sich von ihrem ursprünglichen gnostischen Deismus im Rahmen ihrer ''loges rationalistes" in langsamer Entwicklung zu dieser prometheischen Weltanschauung hin verändert. Sie hat die Bibel ersetzt durch die Verfassung Andersons und sich (mit Ausnahme allerdings der englischen Freimaurerei, die weiterhin zur Bibel steht) damit klar von der christlichen Religion getrennt, hat damit einen Kurs eingenommen, der ihr von Anfang an inhärent war und der enden muß wie der Flug des Ikarus. (Vergleichen Sie nur: einst unternahm Dr. Faust noch alles, um seine Geliebte zu retten und wurde selbst errettet. Heute setzt er sie in einen Cadillac und ersäuft sie. Mephisto muss seine helle Freude daran haben.) Jede menschliche Geschichte ist die Geschichte eines Tempelordens, sofern sie nicht hegelianisch ist", meint Pauwels zu solcher Entwicklung. Wichtiger Beleg für die deutliche Abwendung der Freimaurerei vom Christentum ist die Tatsache, die Wichtl (Weltfreimaurerei. Weltrevolution. Weltrepublik., S.39) erwähnt, dass nämlich der französische Groß-Orient am 10. September 1877 alles, was an das Dasein Gottes erinnert, aus seiner Verfassung ausgemerzt hat. Italienische Freimaurer taten dasselbe und erklärten wiederholt ganz offen, Gott sei als Herrscher abgesetzt. Und in der freimaurerischen Zeitschrift "Orient" (Budapest 1893 N° 10) wird Christus kurz bezeichnet als der "historisch berühmt gewordene Nazarener Zimmermann". Die katholische Kirche wurde in diesem Wirbel von Ideen geboren. Die großen ''Kirchenväter", St. Irenius, Origenes, Klemens von Alexandria, Epiphanius, Ephräm der Syrer usw. standen den Kampf mit diesen Gedanken durch und verhinderten die Anarchie. Von Paulus, der manches aus Alexandria mitbrachte bis zu Augustin, dem Geistesfreunde Platons, bis zu Thomas von Aquin, dem Aristoteliker, ist die Kirche Roms in vielem griechisch geblieben bei einem im Übrigen oft jüdischen Dekorum. Lateiner und Kelten und Germanen geben dem Werk noch manche weitere zusätzliche Note, so daß schon lange vor dem Bau der gotischen Kathedralen mit ihrem mächtigen Symbolismus Europa im Katholizismus das Erbe seiner alten religiösen Vorstellungen wiederfinden konnte. Nur so erklärt sich die schnelle Verbreitung des Katholizismus in der westlichen Welt. Der Orient und das Judentum haben bei der Form Pate gestanden, weniger aber beim Inhalt.
Dieses Wenige aber ist jedoch immer noch genug gewesen, um den europäischen Menschen immer wieder aufstehen zu lassen gegen das auch im Christentum fortlebende "dualistische Weltgefühl des Morgenländers" (Spengler, Untergang des Abendlandes, S. 25). "Der europäische Gedanke der Einheit von Gott, Welt und Mensch" zeigt sich kontinuierlich von Meister Eckehart bis Teilhard de Chardin, in der Auseinandersetzung mit der gemeinsamen christlichen Tradition" (Hunke, S. 160). Es war auch bei Nietzsche "nichts anderes als das, woran alle europäischen Ketzer gelitten, wogegen sie sich mit allen Kräften ihrer gläubigen Seele gewehrt haben, und was ihren Widerspruch herausgefordert hat: der Dualismus, die Verabsolutierung der Gegensätze als Wertgegensätze, die Zerklüftung des Daseins, die immer auf Kosten der einen Seite geht, immer Lebensfeindlichkeit, Entwertung der Erde zum Jammertal, Entwürdigung des Menschen, Diffamierung des Leibes, die Sündigkeitserklärung der Natürlichkeit bedeutet." (Hunke, S.398). Doch, trieb das Christentum in den Augen dieser Ketzer hin zur "Entwürdigung des Menschen", treibt die Freimaurerei hin zu seiner Heiligung; bedeutete jenen Ketzern das Christentum "Diffamierung des Leibes", schwelgt man heute in seiner pornographischen Anbetung; spricht Hunke von der "Sündigkeitserklärung der Natürlichkeit", frönt man heute der Perversität. Ist der Mensch wirklich reif, in die freie Natur entlassen zu werden? Warnt nicht unsere Gegenwart stündlich davor? Rufen nicht gerade diese Antichristen lauthals und froh: "Gott ist tot!"? und meinen damit jedweden Gott?, lenken unsere Welt in die Anarchie? Einmal meinen sie damit den Gott der Christen, ein andermal den Gott der Philosophen. Ersetzen wollen sie ihn durch "den Menschen", "die Menschheit", etwas, was es überhaupt nicht gibt. An die Stelle des christlichen Abendlandes möchten sie ihre selbstherrliche Homokratie ( heute Demokratie genannt - H.K.) setzen, an die Stelle des Vatikans und der Jesuiten die Freimaurerei. Das schon von allen Gnostikern als wirkende Kraft anerkannte Irdische soll fortan allein bestimmen. Stand der Gnostizismus mit seinem unüberwundenen Dualismus und seiner Gefahr der Anarchie bereits am Anfang des Christentums, so blieb er bis heute hin die ständige Gefahr für unsere Zivilisation. Immer wieder erleben wir es dabei in der abendländischen Geschichte, dass man in der Form von Geheimgesellschaften und von der Wirtschaft her versucht, den Hebel anzusetzen, der die Welt aus den Angeln heben soll. . . Uns interessieren hier nun weiter die Templer, von denen wir dann später so viel bei den Freimaurern hören. . . (Siehe unter Rebellion gegen Gott, www.horst-koch.de) Die Tempelritter glaubten im übrigen nicht an den "leidenden" Christus, sondern an den "siegreichen" Christus, dessen Ebenbild ihnen der bestirnte Himmel war. Deshalb ließen sie die Neulinge aufs Kruzifix spucken. Es ist die alte Behauptung der Gnostiker, dass Christus niemals Menschengestalt angenommen und "dass das Kreuz nichts anderes ist als ein Stück Holz". Die Rosenkreuzer übernehmen dann dreihundert Jahre später dieses Thema und verdienen eine ausführlichere Würdigung. Obwohl man immer wieder auf diese Geheimgesellschaft stößt, sobald man vom Ursprung der Freimaurerei und von den Quellen anderer Gruppen spricht (man hat auch die Thule-Gesellschaft hier anknüpfen wollen), gibt es bis heute unseres Wissens keine wissenschaftlich einwandfreie geschlossene Darstellung. Um dem Leser daher eine weitere Tür zum Verständnis unserer Zeit aufzustoßen, möchte ich kurz einschalten, was von Harting darüber schreibt. Von Harting schreibt, daß die Bewegung der Rosenkreuzer nichts anderes ist, als der Angriff des alexandrinischen Gnostizismus (der von Rom 1000 Jahre vorher erfolgreich niedergekämpft worden war) und zwar zuerst gegen das lutherische Christentum und dann gegen den biblischen Calvinismus, insbesondere auf englischem Boden. Ihre triumphalste Leistung ist die Schöpfung
der Freimaurerei in diesem Geiste 1717 in London... Heute jedoch steht die Hauptmacht der Rosenkreuzer in Nordamerika . . . Fast alle Gnostiker kannten einen Schlangenkult. "Die Schlange lehrt die Weisheit, die Wissenschaft vom Guten und vom Bösen". Man spricht von der weißen und der schwarzen Schlange. Wir sehen sie in Merkurs Heroldstab, um den sie sich schlängeln und dann mit den Köpfen gegenüberstehen. Immer wieder finden wir das Symbol der Schlange bei den Gnostikern, manchmal siebenmal um sich selbst gerollt, und so die sieben Planetenbahnen wiedergebend, denen die sieben Stufen zur Erkenntnis entsprechen sollen. Zahlen spielen ebenfalls in diesem Rahmen eine bedeutende Rolle. Die Magie der Zahlen ist uralt, und rührt aus den verschiedensten Quellen her. Da ist z.B. die Zahl 22, die doppelte elf. Es ist die heilige Zahl der Wikinger. Niemals fuhren mehr als 22 Boote unter dem gleichen Führer aus. Zugleich ist es die Gesamtzahl aller Buchstaben des hebräischen Alphabets, das seinerseits seinen nicht semitischen Ursprung bei den Hethitern hat. Heute noch bedeutet "vingt deux" im französischen Volksmund soviel wie "Gefahr", "Polizei". Und Hitler wartete für seinen Angriff auf Rußland auf den 22. Juni. Zufall? Und die Quersumme von 1939 ist 22. Zufall für dieses schicksalsschwere Jahr, in welchem Hitler es für richtig hielt, den ihm von den Feinden des Reiches hingeworfenen Handschuh aufzuheben? Andererseits liebt die Freimaurerei die Zahl 33, die Höchstzahl ihrer Grade. Das Ende des I.Weltkrieges wurde von ihr festgelegt auf den 11. Tag des 11. Monats um 11 Uhr, macht zusammen 33. Doch zurück zu den Tempelrittern. Geschichtlich fest stehen die Beziehungen derselben zu den Hermetisten (Anhänger des Hermes) zu den Alchimisten. . . Die Beziehungen der Templer zu den Alchimisten sind auffallend... Die Suche nach Gold, sei es auf direktem Wege oder mit den Methoden der Alchimie, wurde in einer ganzen Reihe von Templerburgen gepflogen... Reich werden um jeden Preis, sei es mit der Goldmachung, sei es aber auch durch Wucher, durch Finanztransaktionen, durch Handel selbst mit den Feinden ihrer jeweiligen Staaten oder ihrer Religion, der Landraub, das wird zum einzigen Ziel des Ordens um die Mitte des XIII. Jahrhunderts. Das religiöse Ziel ist verschwunden (welches gerade eben in jenem anderen Orden, dem der Deutschritter unter Hermann von Salza so große Früchte im Osten zeitigte). Es hatte einem erschreckenden Merkantilismus und Materialismus Platz gemacht. Die Templer sind so das genaue Original für ihre heutige Kopie, die Freimaurerei, und ihre freimaurerischen Brudergenossenschaften wie die Rotary, die Lion Clubs, die Bilderberger, B’naiB’rith und B'nai Mosche. In beiden geschichtlichen Beispielen ist der Ausgangspunkt der Gnostizismus, die Lehre vom Dualismus auf unserer Welt, sei es, dass diese vom Satan regiert wird, wie es die Templer lehrten, sei es, dass sie vom Menschen gelenkt wird, wie es unsere Anhänger der "technischen Welt" behaupten. In beiden Fällen ist Zunichtemachen aller Unabhängigkeit das Ziel und grausamste Unterdrückung der in Dependenz Gebrachten das Ergebnis. Nicht eine Brücke, nicht eine Autobahn, nicht eine Fabrik wird heute mehr in Europa gebaut, die nicht ihren Platz hat in dieser Errichtung der "technischen Welt", von der ein Wissender feststellt, dass sie "die Welt in eine Wüste verwandeln wird". Wir sehen, wir können die heutige Entwicklung Europas überhaupt nicht verstehen, gehen wir nicht ein wenig zurück und sehen uns diese Zusammenhänge etwas näher an. Nicht die Tatsache, dass eine Brücke gebaut wird, ist ausschlaggebend, sondern, warum sie gebaut wird, in welchem Weltbild sie zu stehen kommen soll, wem sie dienen soll. Nicht damit also wäre gedient, den Brückenbau zu verhindern, sondern nur damit, die Planer abzulösen. Prometheus muss wieder in Fesseln gelegt werden, und wir müssen wenigstens versuchen es zu tun. Denn der Fortschritt ist dabei, die Fratze des Satans anzunehmen.
Denn, was anderes ist es, wenn ein Professor Picht als Grundlage seiner ganzen Ausführungen ein Beispiel heranzieht?: die drohende Hungersnot für große Teile der Menschheit. Und wenn wir wissen, dass eine derartige Gefahr überhaupt nicht besteht. Wenn wir erfahren, dass Professor Picht sein Tatsachenmaterial vom Präsidenten der Rockefeller Foundation und der Zeitschrift Time entnimmt, also ausgesprochenen Freimaurerinstitutionen. Wenn wir also feststellen müssen, dass ein Wissenschaftler in seinem besten Glauben von diesen Kreisen betrogen, angelogen wird und dann zu Feststellungen kommt, die ihn selbst erschrecken, denn sie fordern die Verwüstung unserer Erde! Wenn wir also erleben müssen, dass unsere ureigene wissenschaftliche Führung dem Teufel selbst auf den Leim geht und uns ins Verderben jagt, sehenden Auges. So aber ist es um uns bestellt, weil wir die Kommandostellen in unserer Wissenschaft jenen überantworteten, die keinen Gott mehr kennen, die sich selbst an Gottes Stelle setzten. Ist es wohl wichtiger, das wir bald auf Asphaltstrassen in die fernsten Urwalddörfer fahren können, oder dass wir glücklich sind und uns sicher fühlen? Ist es wohl schöner, in einer künstlichen "humanen" Gesellschaft zu leben oder unter Gottgläubigen in einem heimatverbunden ausgerichteten Staatswesen? Müssen Menschen wirklich die letzte Instanz sein? Können sie es überhaupt? Die Erfahrung unseres kurzen Lebens antwortet uns mit einem tausendfachen NEIN ! Doch das will und will man nicht wahrhaben. Der Mensch soll dennoch oberste Instanz bleiben. So schreibt ein anderer, Professor Karl Steinbuch (Programm 2000, S. 34): "Der Schlüssel zur Lösung unserer gesellschaftlichen Probleme ist die Bildungsreform ... Das Bildungssystem ist das Objekt politischer Entscheidungen... Das Bildungssystem ist die Quelle politischer Entscheidungen... Wir müssen das Bildungssystem so organisieren, dass unsere Kinder und Enkel aus ihrer historischen Situation das Beste machen können. Die autoritäre Position scheint mir als Erziehungsprinzip falsch, als Philosophie antiquiert, rechtlich unhaltbar und als politisches Prinzip unklug: Als Erziehungsprinzip falsch: Diese autoritäre Position verhindert die subjektive Einschaltung des jungen Menschen in den Entscheidungsprozeß, das Engagement in der gesellschaftlichen Kommunikation und es erzeugt Immobilität durch juristische Perfektion. Es erzeugt letztendlich geistige Impotenz, die selbst bei rein ökonomischer und technokratischer Betrachtungsweise nicht wünschenswert ist. Als Philosophie antiquiert: Diese autoritäre Position geht von der Existenz und Verbindlichkeit "Ewiger Wahrheiten" aus, endet notwendigerweise im Dogmatismus und verhindert den gesellschaftlichen Lernprozeß... Rechtlich unhaltbar: Der Bezug auf "Ewige Wahrheiten" steht im Widerspruch zu unserem Grundgesetz, das ideologisch neutral ist und den Bezug auf Ewige Wahrheiten nicht deckt. Als politisches Prinzip unklug: Diese autoritäre Position übersieht, dass eine Gesellschaftsform nur durch fortwährende Weiterentwicklung ihrer politischen Prinzipien langfristig stabil ist. Die Unterdrückung notwendiger Veränderungen ist die wirkungsvollste Vorbereitung revolutionärer Veränderungen..." Soweit Prof. Steinbuch. "Ewige Wahrheiten" und "soziale Veränderungen", das sind doch zwei völlig verschiedene Ebenen. Ewige Wahrheiten sind unberührt von den jeweiligen sozialen Ungerechtigkeiten. Diese aber nehmen in der homologistischen Welt der Freimaurerei in dem Maße zu, als sich das prometheische Prinzip durchsetzt und gar noch mit jenem Verlust des Gleichgewichts, das als stete Gefahr dem Dualismus anhängt, zum Satanismus, zur Teufelsherrschaft sich weiterentwickelt. Das, was wir in dem immer schrecklicher werdenden Terror in den Jahren der Französischen Revolution erlebten (bis dann ein Robespierre die Freimaurer selbst unter die Guillotine schickte), diese Eskalation der "künstlichen Welt", dieser Feuerschein der Hölle, der unsere Welt heute schon anstrahlt, er wird nicht rasten, bevor nicht alles in ihm lodert. Die Natur wird jenen Menschen dann zum Gegenstand ihrer Gier, ja, zum unvollkommenen Objekt, das man zu beseitigen und zu ersetzen hat, Gott zum Kinderschreck der so fürchterlich rückständigen und
unvernünftigen Vorfahren . . . "Die Flucht vor der Wirklichkeit ist die Realität, die Entdeckung der Wirklichkeit ist unsere Hoffnung", ruft Georg Picht, jener andere Apostel solcher von den Menschen zu konstruierenden Zukunft. Es spielt gar keine Rolle, wenn der eine oder andere bisher der Hölle dienstbare Geist ausscheidet, weil sein Gewissen ihm ein Halt zuruft... (Man denke beispielsweise nur daran, wie man mit einem John F. Kennedy umsprang... Earl Warren verfügte einfach, daß die Unterlagen über den Mord an seinem Präsidenten 75 Jahre lang versiegelt im Höchsten Gericht aufbewahrt bleiben... Rechtsstaat à la Freimaurerei.) Es finden sich immer wieder genügend andere Himmelsstürmer, die an deren Stelle treten. Fort mit aller Autorität!, unter diesem Schreckensruf errichtet die blanke Gewalt dann ihr Regiment. Hoch die Sonderziehungsrechte! Hoch die Pornographie! Prometheus regiert! Der Mensch sucht nach vernünftigen Lösungen! . . . Die gnostische Schlange ist es, die alle Geheimgesellschaften jener Zeit vereint. "Im Allerheiligsten sitzt ein Heidengott" schreibt Maurice Bardeche von unserer heutigen Welt. Bei den Templern hieß diese Figur Baphomet. Nur in den Versammlungen der Kommandeure zeigte man ihn. Jahrhundertelang hat man sich um eine Klärung dieses Namens bemüht. Harting gibt uns die folgende Erklärung: Wir zergliedern das Wort: Ba PHo Me T. Die ersten beiden Buchstaben entstammen dem Wort BASILEUS, soviel wie König, Kommando (griechisch). Pho haben wir umzudrehen zu Oph und zu ergänzen zu OPHIS. Die Ophiten aber waren Gnostiker und Ophis war der Name der Schlange. Die beiden Buchstaben Me müssen wir ergänzen zu MEQUIST (griechisch: der Grosse, der Heilige). Das T am Ende wird angefügt, um die heilige Zahl 7 zu erreichen. Dann aber ist dieser Baphomet, das eingebildete höchste Wesen der Templerritter der Hermes Tri Megist der Hermetiten und der Alchimisten. Jener Hermes der Griechen, der zum Merkur der Römer wurde, der Götterbote mit dem Befehlsstab mit den beiden Schlangen in Händen, der Gott der Kaufleute, aber auch der Diebe und der Bankiers, der seinen Namen dann demjenigen Metall gab, aus welchem man das Gold zu gewinnen hoffte (mercurium = Quecksilber). Ein solches Sinnbild aber paßt hervorragend zu der Religion der Templer. Und die Fahne der Templer, der "Bauceant", in den Farben schwarz und weiss der Gnostiker, entspricht exakt der der UN in den Farben der Freimaurerlogen. Dreihundert Jahre nach der Vernichtung des Templerordens erscheint (1604) ein Buch: "Die schwarze Kabbala und die weiße Kabbala". Sein Verfasser ist der geschichtlich nachweisbare Alchimist Dr. Faust. Er spricht in diesem Buch von seinen Beziehungen zu Megistopheles, einem der sieben planetarischen Geister, und zwar dem des Planeten Merkur. Dieser Name aber setzt sich zusammen aus Megist Ophiel, wobei Ophiel die Bedeutung des Merkur/Hermes hat. Goethe hat dann, sehr versiert in Dingen der Kabbala, aus diesem Megistopheles den Mephistopheles seines Dramas gemacht. Mephistopheles eröffnet dann im Drama dem Dr. Faust die Möglichkeit der Piraterie und des Reichtums. Piraterie, Handel und Krieg sind die drei untrennbaren Seiten eines Dreiecks, verkündet er. Zweihundert Jahre nach Goethe hat sich daran nichts geändert. Mephistopheles ex Baphomet ist keineswegs tot, wie Gott es sein soll. Die Weltfreimaurerei verfolgt eiskalt seinen Rat: Piraterie und Handel - Wucher und Banken - Krieg und Waffenhandel haben einen Zustand geschaffen, in welchem alles dem Teufel verfällt. Der Prometheismus gleitet weiter ab und wird in unseren Tagen zum Satanismus. Nicht etwa irgendwo in Moskau oder in Peking sitzen seine Anhänger, sondern in den großen Städten der westlichen Welt, in Frankfurt etwa und in New York. Europa wurde derart von den überstaatlichen Mächten von New York aus überspielt, dass zahlreiche Persönlichkeiten und gar ganze Organisationen, die man in jenem feindlichen Lager
vermuten sollte, nicht rechtzeitig die Drehung mitmachten und ausgesprochen falsch lagen. Man lese dazu nur bei Bronder (Dietrich Bronder, Bevor Hitler kam) nach, wie viele Juden noch im XX. Jahrhundert ausgesprochen deutsch national dachten, bis weit in die Zeit des III. Reiches hinein sogar noch in Einzelfällen. Und wie viele Logenbrüder (wie etwa ein von Tirpitz), ja ganze "Feldlogen" national eingestellt waren, als längst mit Völkerbund und Versailles und St. Germain das Verdikt der Weltfreimaurerei über Europa gesprochen worden war. Es ist ihnen allen überhaupt nicht zu Bewußtsein gekommen, dass die eigentliche Weltpolitik längst vom Hudson aus gemacht wurde. Dort sah man kalt rechnend über derartige "Kleinigkeiten" hinweg, Juden als Kleingeld der großen Politik, und ging ja nach dem II. Weltkrieg so weit, diejenigen Volksgenossen, die immer noch nicht begriffen hatten, dass es Europa zu zerstören galt, zu z w i n g e n, eine politische Waffe wie die sogenannte "Wiedergutmachung" in die Hand zu nehmen. So mancher, uns gut bekannter Jude wurde von diesen New Yorker Organisationen unter schwersten Drohungen aufgefordert, hohe Summen von der BRD zu fordern. Es gehört zur Tragik des jüdischen Volkes, dass es seitdem identifiziert wird mit den politischen Kräften der Zionisten, so wie man einen Russen als Kommunisten zu bezeichnen pflegt und deutsch synonym geworden ist für eine Mischung aus unmoralisch, charakterlos, geldgierig, gemeinschaftsfeindlich, unverschämt und eingebildet. Wir erleben heute den Versuch einer regelrechten Flurbereinigung, nämlich eine vollständige Kapitalumschichtung in der Welt. Sie wird von der Freimaurerei gesteuert. Das heißt, es werden einerseits neue Kapitalien künstlich geschaffen und diese durch steuerliche und organisatorische Massnahmen den gewünschten Personenkreisen zugeschoben. Und es werden andererseits bestehende Kapitalien zerstört oder in ihrer bisherigen Bedeutung relativisiert. Diese Massnahmen werden dabei getarnt mit einer Reihe von Angriffen gegen "das Kapital der katholischen Kirche" und ebenso damit, dass man Bemerkungen antisemitischer Natur über die großen "Rothschildschen Vermögen" und ähnliche weitergibt. Beide Faktoren haben ganz sicher bestanden und bestehen sicher auch heute noch, doch haben sie bereits ihre ausschlaggebende Kraft verloren. Denn es ist ja im Rahmen der heutigen Zentralisation (heute: Globalisierung) wichtig zu erkennen, dass nur der größte Haufen Geld noch zählt. Alles andere ist von diesem abhängig. Im Schatten der Ereignisse im Nahen Osten, der Bischofskonferenzen über das Zölibat, das heißt, unter Hinlenkung der Aufmerksamkeit der alerten Personen auf die bisher so sehr geschützten Bezirke des Judentums und der katholischen Kirche ist die Weltfreimaurerei dabei, ihre Weltherrschaft erst in diesen Jahren w e s e n t l i c h zu begründen. Die Höhe der Summen, die heute ihren Herren wechseln, ist weitaus größer als alles das, was bisher schon im Zuge von Kriegen, Beschlagnahmen, Wiedergutmachungen und ähnlichem an Vermögensverschiebungen auf der Welt vor sich gegangen ist. Und was im großen durch Sonderziehungsrechte und die bekannten Weltbankkreditmaßnahmen bewegt wird, wird im kleinen durch steuerfreie Stiftungen und andererseits gigantische Steuererhöhungen bei den übrigen erreicht... Der Nichtfreimaurer wird so systematisch verarmt, der Freimaurer systematisch reicher gemacht. Das ist heute die Arbeit eines raffiniert über die Welt gespannten Netzes von Tausenden von staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen. Ihre Präsidenten werden wie Staatsoberhäupter auf ihren Weltreisen behandelt... Sitzen also die eigentlichen Unterdrücker dieser Welt heute in den Logen, so wäre es falsch, die Hauptmacht auf den Katalaunischen Feldern gegen die Hilfstruppen des Feindes zu lenken, und den eigentlichen Gegner einer "glücklichen Menschheit" ungeschoren zu lassen. Eine völlige Umdisposition unserer angreifenden Kräfte ist daher erforderlich. Sie hat auch bereits überall auf der Welt ihren Anfang genommen. Die heterogensten Lager beginnen mit der Waffenruhe auf den Nebenkriegsschauplätzen der Geschichte und gruppieren sich um zu einer gemeinsamen Front gegen die eigentlichen Feinde Gottes und der Natur, um zu verhindern, dass unsere Welt zur Hölle wird für die auf ihr Lebenden. Unter diesen Umständen wird der Leser Verständnis dafür haben, wenn wir in dem folgenden Kapitel (Europa vor dem Eisernen Vorhang) noch ausführlicher auf den Vielen so unbekannten Komplex der Freimaurerei eingehen. Wir legen dabei eine Reihe von Tatsachen vor, die bisher
im deutschen Sprachbereich nicht veröffentlicht wurden, und hoffen, dass auch dem Neuling in diesen Dingen die Aktualität und die Bedeutung der vielleicht auf den ersten Blick abseitig liegenden Vorgänge erkennbar wird. Aus Die grosse Rebellion gegen Gott und die Natur von Juan Maler , Buenos Aires, 1971 Horst Koch, Herborn, im Oktober 2006 Ergänzend zum Thema: 1. Juan Maler, Europa vor dem Eisernen Vorhang 2. Juan Maler, Die Sowjetunion 3. Juan Maler, Die Vereinigten Staaten von Amerika 4.Juan Maler,Das Vereinigte Königreich von Grossbritannien ANHANG: Die Rosenkreuzer - aus biblischer Sicht Die Rosenkreuzer nennen sich einen Bruderschaftorden. Der vollständige Name des Ordens lautet: Antiquus Mysticus Ordo Rosae Crucis. Diese lateinische Bezeichnung heißt übersetzt: Alter mystischer Orden vom Rosenkreuz. Sitz der Internationalen Körperschaft ist in San Jose in Kalifornien. Die Selbstdarstellungen der Rosenkreuzer ergeben ein farbenprächtiges, schillerndes Bild. Seine Wurzeln will dieser Orden in den mystischen Schulen Ägyptens zur Zeit von Pharao Amenophis IV. (1350 v. Chr.) haben. Auch in Israel sollen sie schon in der Zeit Moses wirksam geworden sein. Beim Bau des salomonischen Tempels wollen sie mitgewirkt haben. Als Symbol haben die Rosenkreuzer das Kreuz mit der Rose. Ihre Bedeutung wird in dem Aufsatz 17 - herausgegeben von der deutschen Großloge, Sitz in Baden-Baden - in folgender Weise erklärt: Das Kreuz symbolisiert den menschlichen Körper mit ausgestreckten Armen als ein Gruß an die aufgehende Sonne. Die Rose in der Mitte des Kreuzes bedeutet die Seele des Menschen. Diesem Symbol geben die Rosenkreuzer das Leitmotiv: Ad rosam per crucem, ad crucem per rosam = Zur Rose über das Kreuz, zum Kreuz über die Rose. In der Lehre wollen sich die Rosenkreuzer freihalten von jeglicher rassischen, politischen, religiösen Festlegung. Was lehrt der Orden? Ein von Baden-Baden herausgegebenes Merkblatt antwortet: „Der Orden lehrt ein System metaphysischer und naturwissenschaftlicher Philosophie zur Erweckung der im Menschen ruhenden Fähigkeiten, wodurch der Mensch seine naturgegebenen Talente besser verwerten kann, um ein glücklicheres und nützlicheres Leben zu führen." Eine aufschlußreiche Anleitung, den Orden kennenzulernen, wird in der Broschüre Meisterung des Lebens gegeben. Diese Schrift ist von der Großloge herausgegeben und gibt natürlich kein objektives Bild. Was sagen unvoreingenommene Historiker zum Orden der Rosenkreuzer? Der Zusammenhang mit den ägyptischen Geheimbünden und gar mit Mose und Salomo ist nicht bewiesen. Der Orden tritt mit zwei Veröffentlichungen Anfang des 17. Jahrhunderts ins Blickfeld. Es handelt sich um die Schriften: fama fraternitatis (1604) = die Überlieferung der Bruderschaft, und
Confessio fraternitatis (1614) = das Bekenntnis der Bruderschaft. Diese Veröffentlichungen werden von den Rosenkreuzern Francis Bacon zugeschrieben. Es fehlt aber auch hier der Nachweis. Die Historiker nennen andere Namen. Das Reader's Digest Lexikon nennt kurzerhand die Rosenkreuzer „eine theosophische Geheimgesellschaft aus dem 16. Jahrhundert." Der Kleine Brockhaus nennt die Rosenkreuzer „Mitglieder geheimer Gesellschaften des 17.-18. Jahrhunderts. Der Orden der deutschen Gold- und Rosenkreuzer, um 1760 in Süddeutschland gegründet, war freimaurerisch." Die RGG (Religion in Geschichte und Gegenwart) sagt in Band IV, Seite 2108, folgendes: „Die Gold- und Rosenkreuzer sind als Mysterienbund auf magisch-kabbalistischer und alchimistischer Grundlage seit 1757 nachweisbar. 1767 und 1777 neu organisiert, entfalteten sie eine wirkungsvolle Propaganda in der Freimaurerei." Für den Christen, der sein Leben nach der Bibel richten will, sprechen alle diese Hinweise für sich selbst. Wir erhalten aber aus der Broschüre Meisterung des Lebens weitere Aufschlüsse. Auf Seite 19 wird folgendes Zitat von Albert Magnus wiedergegeben: „Suche nicht zu eifrig nach der Gnade der Hingabe oder dem tränenvollen Ertragen. Lasse es vielmehr deine erste Pflicht sein, innerlich mit Gott vereint zu bleiben durch guten Willen im denkenden Teil deiner Seele." Bevor wir mit Gott vereint bleiben können, muß erst das Vereintwerden vollzogen werden. Und das geschah durch Jesus Christus am Kreuz. Wir erleben es, wenn wir Jesus Christus als unseren Erlöser und Herrn annehmen. Durch unseren guten Willen können wir weder mit Gott vereint werden noch vereint bleiben. Noch deutlichere Hinweise erhalten wir auf Seite 15 der Broschüre. Die Seite ist überschrieben: „Die geheimnisvolle Welt in uns. - Fähigkeiten, die wir kennen und nutzen sollten." Von welchen Fähigkeiten wird hier gesprochen? 1. „Das Berühren von Briefen oder anderen Gegenständen kann schmerzliche Botschaften vermitteln." - Das ist psychometrisches Hellfühlen. 2. „Gedanken oder Sinneseindrücke können in die Ferne übertragen werden." - Das ist eine okkult bedingte Mentalsuggestion. 3. „Unser Bewußtsein kann blitzartig weitentfernte Orte oder Vorgänge wahrnehmen." - Das ist Hellsehen aufgrund medialer Fähigkeiten. 4. „Manche Menschen offenbaren durch magnetische Ausstrahlung ihren wahren Charakter." Das ist das spiritistische Erfassen der sogenannten Aura. Der Orden der Rosenkreuzer gibt also in dieser Broschüre Meisterung des Lebens den Anstoß, den Impuls, mediale oder okkulte Praktiken zu betreiben. Damit ist die Situation klar. Ein Christ, der eine Wiedergeburt durch den Heiligen Geist erlebt hat, kommt durch eine Mitgliedschaft in diesem Orden geistlich zu Schaden. Einem Namenchristen schadet es nicht. Er merkt die Bindungen erst dann, wenn er sich Christus ausliefern will. ----Antichristl. Revolution der Freimaurerei Manfred Adler
DIE ANTICHRISTLICHE REVOLUTION DER FREIMAUREREI
INHALTSVERZEICHNIS I. DIE "GROSSE" REVOLUTION 1. Das Signal zum Sturm 2. Die Französische Revolution (1789 - 1799) II. DIE REVOLUTIONÄRE FREIMAUREREI 1. "Die große Unbekannte" und "die große Revolution“ 2. Pluralität und Universalität der Logen 3. Das utopische Endziel der freien Welt Maurer 4. Freimaurerei und Kommunismus III. FREIMAUREREI UND RELIGION 1. Die Freimaurerei eine antichristliche Ideologie 2. Die antichristliche Kulturrevolution 3. Vom ökumenischen Dialog zur Ökumene der Religionen - DEN HIRTEN UND SCHAFEN DER KIRCHE, BESONDERS DEN OPFERN DER ANTICHRISTLICHEN GNOSIS, IN BRÜDERLICHER SORGE ZUGEEIGNET VORWORT Der Verfasser, der als Priester im Schuldienst tätig war, möchte mit diesem Buch einem schwerwiegenden Informationsnotstand begegnen. Wenn ein Jesuit in einer Propagandaschrift für die Freimaurerei diese als "Elite der Welt" und gleichzeitig als die "Große Unbekannte" bezeichnet, ist unser Problem schon deutlich genug angesprochen. In der Tat ist das Wissen über die Freimaurerei in breitesten Schichten unserer Bevölkerung - die Intellektuellen nicht ausgenommen - sehr gering. +Dieser Mangel wirkt sich in vieler Hinsicht äußerst negativ aus und macht sich besonders auch im Hinblick auf die vielen Gespräche und Verhandlungen bemerkbar, die im Zeitalter des Dialogs von seiten der Kirchen mit Vertretern der Freimaurerei geführt werden. Bedauerlicherweise werden die Gespräche, mit Vertretern der kath. Kirche fast ganz unter Ausschluß der Öffentlichkeit geführt, wenn man von wenigen Zeitungsnotizen über öffentliche oder halböffentliche Veranstaltungen absieht, bei denen überdies die Tendenz allzu plump hervorsticht, als gäbe es zwischen Freimaurerei und Kirche keine Gegensätze mehr. Einem solchen verhängnisvollen Irrtum muß energisch widersprochen werden. Der Verfasser tut dies aus Gewissenspflicht. Er weist nach, daß die Ideologie der Freimaurerei, der autonome Humanismus, mit dem rechtverstandenen christlichen Glauben absolut unvereinbar ist und stellt dabei einige antichristliche Aspekte heraus, die aus dem innersten Wesen der Freimaurerei hervorgehen und nicht einfach als rein zufällig betrachtet werden dürfen. Sollte der Titel des Buches manche Leser schockieren so beweist das einmal mehr, wie groß die Ignoranz bezüglich des Freimaurerproblems tatsächlich ist. Sowohl Freimaurer als auch ihre Gegner wissen, daß die Prinzipien der Freimaurerei nicht nur zur Revolution führen, sondern selbst schon Revolution sind. Der Hinweis auf die antichristliche Tendenz der Freimaurer -
Revolution ist angesichts illusionärer Annäherungs- und Verbrüderungsbestrebungen zwischen Christen und Freimaurern in der Gegenwart von besonders dringlicher Aktualität. Die Schrift beginnt folgerichtig mit der Großen Französischen Revolution, die allgemein als "Werk" oder "Erfolg" der Freimaurerei angesehen wird und endet mit der antichristlichen Kulturrevolution unserer Tage, die sich mitten durch den "ökumenischen Dialog" hindurchzieht und mit dem gleichen Ziel wie die "große Revolution", wenn auch mit anderen, subtileren und raffinierteren Methoden, durchgeführt wird. Dazwischen wird ein breites Spektrum von Informationen über die Freimaurerei geboten... Schließlich wird das Verhältnis von Freimaurerei und Islam ebenso angeschnitten wie das Zusammenspiel von Freimaurern und Kommunisten in jüngster Vergangenheit und Gegenwart. Miriam-Verlag Jestetten EINLEITUNG Mancher Leser, der die vorliegende Schrift zur Hand nimmt, wird sich vielleicht fragen, warum es heute im deutschen Sprachraum kaum eine Schrift gibt, die sich eingehend in kritischer Weise mit der Freimaurerei befaßt, von der die meisten Zeitgenossen ohnehin nur sehr unklare Vorstellungen haben. Dafür gibt es in der Tat einige Gründe. Da besteht zunächst einmal bei Autoren und Verlegern eine nicht unbegründete Furcht vor der Freimaurerei, deren Macht leider immer noch größer ist als ihre Bekanntheit in der breiten Bevölkerung. Was der militante Freimaurerbruder Albert Buddecke, Oberst a. D., im April 1928 in der "Allgemeinen Logenzeitung" schrieb, scheint auch heute noch auf viele abschreckend zu wirken: "Wer die Freimaurerei angreift, der muß wissen, daß er damit die Ethik bekämpft, die wir verkörpern wollen, und daß er einer Kulturmacht den Krieg erklärt. Auf den muß es aus der Freimaurerei von allen Seiten so niederblitzen und hageln, daß er die Waffen strecken muß und vor der Öffentlichkeit als ein Unwürdiger und Unsittlicher dasteht, der ein Heiligtum entweiht hat." Wir, Autor und Verleger, sind der Meinung, daß wir nur Gott zu fürchten haben und daß es unsere heilige Pflicht ist, die Wahrheit zu sagen und zu schreiben, sei sie gelegen oder ungelegen. Wer nämlich die Wahrheit aus Feigheit verschweigt, ist ein Feind der Freiheit. Denn nach wie vor gilt das Christuswort, daß uns "die Wahrheit freimachen wird" (Joh. 8,32). Schließlich geht es in dieser Schrift letztlich um die Wahrheit, die Jesus Christus ist und verkündet hat. Allerdings wäre es vermessen, hier den Anspruch zu erheben, die ganze Wahrheit über die Freimaurerei sagen zu wollen. Wir beschränken uns vielmehr auf das Wagnis, einige Wahrheiten über die Freimaurerei mitzuteilen, und zwar solche, die gegenwärtig besonders aktuell sind. Bekanntlich hat die Freimaurerei viele Gesichter. Der Philanthrop Henri Dunant, der Gründer des Roten Kreuzes, war Freimaurer. Und nicht wenige Freimaurer - vor allem in den niederen Graden der Johannismaurerei - leisten heute vorbildliche caritative, humanitäre und soziale Arbeit im kommunalen, staatlichen und überstaatlichen Bereich. Das wird allgemein anerkannt. Doch ist damit die Funktion der Freimaurerei keineswegs erschöpft. Der Massenmörder von Hiroshima und Nagasaki (1945), der ehemalige US Präsident Harry S. Truman, war auch Freimaurer, und zwar Hochgradfreimaurer. Dieser "rauhe Stein" bezeichnete bereits 1961/62 seinen Freimaurerbruder und späteren Nachfolger Richard Nixon als "schlitzohrigen, gottverdammten Lügner" und "Hurensohn", wie M. Miller in seinem 1973 in Washington erschienenen Buch "Plain Talk" ("offen gesagt") berichtet. Auch der gescheiterte Marxist Salvador Allende, der Chile in ein politisches und soziales Chaos geführt hat, war Freimaurer. Über die zahlreichen politischen Verbrechen, die der Freimaurerei angelastet werden, ist schon
vor Jahrzehnten viel geschrieben worden, besonders vor, während und nach dem I. Weltkrieg. Juan Maler bringt dazu in seinen Werken "Die Große Rebellion" (1972), "Gegen Gott und die Natur" (1971) und "Die sieben Säulen der Hölle" (1974), die in Buenos Aires erschienen sind, eine Menge wissenswerter Einzelheiten und Zusammenhänge aus neuerer Zeit. Diese Bücher haben hohen politischen Informationswert. Uns interessiert hier jedoch vorwiegend der antichristliche Aspekt der Freimaurerei, wobei freilich von vornherein die Einschränkung zu machen ist, daß es überheblich wäre, in dieser Schrift das ganze antichristliche Gesicht der Freimaurerei aufleuchten lassen zu wollen. Wir sind weniger anspruchsvoll und möchten nur einige antichristliche Gesichtszüge der revolutionären Freimaurerwelt aufzeigen. Die von führenden Freimaurern schon seit längerer Zeit versuchte Infiltration der Katholischen Kirche mit dem Ziel, diese von innen heraus zu zerstören, hat nach dem II. Vatikanischen Konzil zu einem Einbruch freimaurerischen Ideengutes in die Kirche geführt, der in höchstem Grade besorgniserregend genannt werden muß. Schon aus diesem Grund ist es dringend notwendig, die geistige Welt der Freimaurerei und deren Unvereinbarkeit mit dem christlichen Glauben exakt zu analysieren und offenzulegen. Was sich seit dem II. Vatikanum im Bereich von Freimaurerei und katholischer Kirche abgespielt hat, soll hier nur an einigen wenigen Tatsachen angedeutet werden. Der einzige Bischof, der auf dem Konzil selbst den zweimal erfolglosen Versuch unternahm, das Thema Freimaurerei und Kirche zur Sprache zu bringen, war Msgre. Méndez Arceo von Cuernavaca (Mexiko). Das Problem "Freimaurerei" wurde aber auf dem Konzil nicht erörtert und das Wort "Freimaurerei" erscheint deshalb auch in keinem einzigen Konzilsdokument. Inzwischen hat der freimaurerfreundliche Bischof Méndez Arceo - ob er selbst Freimaurer ist, wissen wir nicht - seinen Einfluß nicht immer segensreich geltend gemacht. Nur ein Beispiel sei hier angeführt. Im April 1972 fand in Santiago de Chile das erste Treffen der Christen für den Sozialismus statt, das von Bischof Méndez Arceo gesteuert war. "400 Delegierte aus 28 Ländern sprachen sich zugunsten eines Sozialismus aus, der das Eigentum an den Produktionsmitteln vollständig beseitigt. Sie unterstützten den Klassenkampf, legten an der Statue "Che" Guevaras einen Kranz nieder und verherrlichten den Apostaten und Guerilla Chef, den Expriester Camilo Torres" (Der Fels, März 1974). Die Unterstützung des Freimaurers und Marxisten Allende durch Bischof Méndez Arceo und besonders auch durch die Jesuiten, deren Provinzial P. Manuel Segura nach der Wahl Allendes zum Präsidenten (am 4. 11. 70) seine Mitbrüder aufrief, an dem Programm von Allendes "Volksfront" (UP) aktiv mitzuwirken, hat sich ebenso als verhängnisvoller Fehlschlag erwiesen, wie auch jedes andere Experiment scheitern wird, die das Heil von der Kooperation mit Freimaurern und Marxisten erwarten. Sowohl die Hierarchie in Chile als auch der Vatikan haben zu den genannten Vorgängen in Chile nicht nur geschwiegen. Die französischen Zeitschriften "Itinéraires" und "L'Ordre Francais" haben ausführlich über die vielfältige Unterstützung berichtet, die der gestürzte Freimaurer und Marxist Allende aus allen Kreisen des Klerus erhalten hatte. Andererseits wurde die große katholische Bewegung T.F.P. (Vereinigung zur Verteidigung von Tradition, Familie und Eigentum) schon 1968 von dem Erzbischof und Kardinal von Santiago gerügt, weil sie sich energisch gegen die Linksinfiltration katholischer Kreise zur Wehr setzte. Im gleichen Jahr richtete die Bewegung T.F.P. eine Botschaft an Papst Paul VI., in der er gebeten wurde, "dringend Maßnahmen gegen das Einsickern von Kommunisten in katholische Kreise zu treffen. Diese öffentliche Bittschrift trug die Unterschriften von 121.000 Chilenen. Die Antwort: Keine Antwort. Die Mitglieder des Nationalrates der T.F.P. richteten zusammen mit anderen Aktivisten am 8. 10. 1970 ein Schreiben an Paul VI. in der Gewißheit, ein Wort seinerseits würde genügen, um zu verhindern, daß die christdemokratischen Parlamentarier den Sieg Allendes im Kongreß besiegeln. Die Antwort des Papstes war wiederum Schweigen!" (Der Fels, März 1974).
Bezeichnend für die ideologische Anpassung der katholischen Kirche ist ein Wort Allendes in der New YorkTimes vom 27. Oktober 1970: "Es ist bekannt, daß die alte Unvereinbarkeit zwischen der Freimaurerei und der Kirche überholt ist. Was noch bedeutsamer ist: die katholische Kirche hat fundamentale Wandlungen durchgemacht ... Ich glaube nicht, daß die Kirche ein Widerstandsfaktor gegenüber der Volksfrontregierung sein wird. Im Gegenteil, sie wird ein Element zu unseren Gunsten sein..." Sie war es dank der "progressiven" Änderungen, die sich nicht zuletzt auch in Rom mehr und mehr durchsetzten. Darüber finden wir einige wichtige Hinweise in dem Buch von L. de Poncins: La F:. M:. d'après ses documents secrets, das 1972 in vierter Auflage in Chire en-Montreuil erschienen ist. Im Vorwort dieser Auflage schreibt der Verfasser, der unbestritten zu den bestinformierten und hervorragendsten Freimaurerforschern Frankreichs zählt: " ... Die neuen Methoden hinterlistiger Beeinflussung (penetration) erlauben der Freimaurerei die Kirche zu infiltrieren, wo sie in den Milieus der Progressisten tatkräftige Unterstützung findet ... Gegenwärtig übt die Freimaurerei ihren Einfluß hauptsächlich auf religiösem und philosophischem Gebiet aus. Man kann ohne Übertreibung sagen, daß der Progressismus, der die katholische Kirche seit dem II. Vatikanischen Konzil tiefgründig überflutet, ein Ergebnis des philosophischen Einflusses der Freimaurerei auf die Kirche ist. Zwischen der Maurerei und dem Progressismus besteht enge verwandtschaftliche Beziehung hinsichtlich der geistigen Konzeption. Das erklärt die hartnäckigen und erbitterten Anstrengungen, die von theologischen Progressisten unternommen werden, um beim Vatikan die Revision und Annullierung der Verurteilungen (der Freimaurerei) zu erreichen, die von allen Päpsten, angefangen von der ersten päpstlichen Verurteilung durch Clemens XII. im Jahre 1738, bis zu Pius XII. einschließlich, ausgesprochen wurden. Seit dem von Papst Johannes XXIII. einberufenen II. Vatikanischen Konzil ist in Rom bezüglich der Freimaurerei ein heftiger Kampf zwischen Traditionalisten und Progressisten entbrannt ...“ Ähnliche Beobachtungen sind auch in Deutschland gemacht worden. So brachte die "Bruderschaft", die Zeitschrift der Freimaurer in Deutschland, im März 1974 einen "Bericht über das Gespräch mit der evangelischen Kirche", der mit den Worten beginnt: "Nachdem der offizielle Dialog zwischen einer Kommission der katholischen Kirche und einer vom Senat der Vereinigten Großlogen von Deutschland berufenen bisher so überraschend gute Ergebnisse erbracht hatte, kam es zu drei offiziellen Gesprächen auch mit der evangelischen Kirche . . ." Bezeichnend ist, daß der Verfasser des genannten Berichtes in der "Bruderschaft" auf die gezielte Anfrage, wer an diesem "offiziellen Dialog" teilnahm, wo er stattfand und worin die "so überraschend guten Ergebnisse" bestehen, keine Antwort gab. Ein für das Gespräch mit den Kirchen zuständiger führender Bruder bestätigte nur "freimütig, daß solche Gespräche schon seit einer Reihe von Jahren stattfinden und daß sie zu einem guten Erfolg geführt haben. Dieser Erfolg war nur möglich, weil es sich bei diesem Dialog um einen solchen vertrauensvoller und vertrauter Art handelt, den die Gesprächspartner nur in beiderseitigem Einvernehmen vor die Öffentlichkeit bringen wollen ..." - Man fragt sich nun: Wem nützt ein solcher "vertrauensvoller und vertrauter" Dialog? Wer hat hier etwas zu verbergen? Ein katholischer Dialogpartner meinte dazu, daß das Kirchenvolk von den hier angesprochenen Fragen sowieso nichts verstehe und daß bei einer öffentlichen Diskussion über "Kirche und Freimaurerei" nur unnötiger Krach zu erwarten sei von seiten der "Konservativen". So ist das also! Einerseits stilisiert man die vielbeschworene "Mündigkeit" der Christen fast zur Ideologie hoch, andererseits ist das "Volk" doch noch viel zu dumm und muß einfach überfahren
werden, indem man auf dem Weg der "Geheimdiplomatie" vollendete Tatsachen schafft, die das unmündige Volk dann im Gehorsam gegen Papst und Kirche zu akzeptieren hat. - Wir wehren uns mit aller Entschiedenheit gegen diese Art von Dialog. Nicht zuletzt wurde dieses Buch deshalb geschrieben, weil wir der Überzeugung sind, daß es höchste Zeit ist, der "diskreten" Geheimniskrämerei ein Ende zu setzen. Wir müssen in diesem Zusammenhang auch daran erinnern, daß Jesus Christus seine Jünger nicht zum Dialog, sondern zur Mission ausgesandt hat. Der Missionsauftrag des Herrn lautet nicht: "Geht hinaus in alle Welt und führt nette Dialoge miteinander", sondern: "Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Geht darum hin und machet alle Völker zu Jüngern, indem ihr sie tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und sie lehrt, alles zu halten, was ich euch aufgetragen habe. Seht ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt" (Matth. 28). Wie verlautet, soll Kardinal König im Herbst 1968 in Wien eine dreiköpfige Kommission deutschsprachiger Freimaurer zu einem ersten Gespräch empfangen haben, an dem auch drei Vertreter aus der katholischen Kirche teilnahmen. Weitere Zusammenkünfte sollen vereinbart worden sein. Die besorgte Frage ist aber die, ob sich die katholischen Partner bei all diesen Gesprächen und Konferenzen stets des Missionsauftrags Jesu bewußt waren? Haben sie den Mut gehabt, die Heilsbotschaft Jesu mit ihrem unverkürzten Missionsanspruch den Freien Maurern zu verkünden? Die "überraschend guten Ergebnisse" des Dialogs, von denen die deutschen Freimaurer sprechen, stimmen uns jedenfalls nicht optimistisch. Ob es dieser Schrift gelingen wird, in dem Dialog mit der Freimaurerei neue Akzente zu setzen? Gott gebe es! Pfingsten 1974 - Manfred Adler
I. DIE GROSSE REVOLUTION 1. Das Signal zum Sturm Revolutionen beginnen nicht erst, wenn Schüsse fallen und Blut fließt. Sie haben vielmehr eine lange Vorgeschichte, eine Zeit der geistigen Vorbereitung und wirken noch weit hinein in den Raum der Zukunft. Dieses Gesetz gilt auch für die antichristliche Weltrevolution, die im Zeitalter der Aufklärung begann und bis zum Ende der Zeiten dauern wird, bis der Herr Jesus Christus bei seiner Wiederkunft den Antichristen entmachten und durch den Hauch seines Mundes vernichten wird (2. Thessalonicher 2,8). Wie jeder Revolution, gehen auch der endzeitlichen, antichristlichen Revolution Ideen voraus, antichristliche Ideen, die von antichristlichen Denkern propagiert und von antichristlichen Mächten in die Tat umgesetzt und in die Gesellschaft hineingetragen werden. Versteht man Revolution in diesem umfassenden Sinn als geistige und blutige Umsturzbewegung, dann findet man die geistigen Wurzeln der antichristlichen Weltrevolution bereits in der Zeit der Renaissance, in der die geistige Welt der heidnischen Antike eine Wiedergeburt erlebte. Die mittelalterliche Geisteswelt mit ihrer Hinordnung auf den transzendenten Gott als Zentrum und Maß aller Dinge wurde abgelöst vom Zeitalter eines neu aufbrechenden vorchristlichen Humanismus. Jetzt wird der Mensch wie zur Zeit der Sophisten das Maß aller Dinge, ein "Gott auf Erden". Später werden in der Zeit der Aufklärung die neuheidnischen Ideen der Renaissance Humanisten zum autonomen und antichristlichen Humanismus weiterentwickelt und der Mensch, seine Vernunft und Natur, zum alleinigen Maß aller Dinge und zum Gegen Gott gemacht. Durch die Verabsolutierung der Vernunft im Rationalismus und der Natur im Naturalismus wird schließlich der sich offenbarende persönliche Gott überflüssig und zum Gott des Deismus reduziert.
Der Deismus sieht in Gott nur noch den symbolischen Baumeister der Welten, den großen Welt Architekten (Demiurg), der die Welt zwar geschaffen hat, sich jetzt aber nicht mehr um sie kümmert und nicht mehr in den Lauf ihrer Geschichte eingreift. Gott und Welt sind nach der Schöpfung ohne Beziehung zueinander. Das All mit seinen unabänderlichen Gesetzen ist eine mechanisch perfekt funktionierende Maschinerie, die man schließlich in einem weiteren Schritt mit dem unpersönlichen Gott des Deismus identifiziert. Zuletzt glaubt man auf diesen Mechanismus Gott auch noch verzichten zu können der deistische Gott ist in der Tat ein überflüssiger Gott und gelangt so entweder zum Pan Theismus (Alles ist Gott) oder zum nackten Materialismus (Alles ist Materie) und damit zum A Theismus (Gott ist Nichts) oder Nihilismus. Endstation dieser geistigen Entwicklung ist also ein atheistischer Humanismus. Der Mensch ohne Gott ist hier nicht nur das Maß aller Dinge, sondern sogar das "höchste Wesen für den Menschen", weil der Mensch ohne ein "höchstes Wesen" unmöglich leben kann. Diesem Humanismus ohne Gott sind nicht nur die theoretischen und praktischen Atheisten zuzurechnen, sondern auch die zahlreichen sog. "atheistischen Christen", für die das Wort "Gott" nur noch eine Leerformel für Mitmenschlichkeit oder Solidarität ist. Das alles sind die Früchte des neuzeitlichen Aufklärungshumanismus, der den Menschen Schritt für Schritt dem persönlichen und dreieinigen Gott entfremdet bis hin zum radikalen atheistischen Nihilismus. Für den persönlichen Gott der christlichen Offenbarung, für den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der in seinem Sohn in unsere Welt kam, um Gottes Herrschaft und Reich aufzurichten und alle Menschen aus Sünde und Gottentfremdung zu erlösen, der sein Wort und Heilswerk in der Kirche Jesu Christi und durch sie den Menschen offenbart und vermittelt, der Glaube, Hoffnung und Liebe sowohl den Menschen schenkt als auch von ihnen fordert, der durch Christus ewiges Leben gibt, alle Menschen an sich ziehen will und alle Menschen richten wird: für diesen christlichen Gott hat der Geist der Aufklärung kein Verständnis. Ein solcher Gott ist ein Fremdkörper in ihrer autonomen Geisteswelt und wird als solcher abgelehnt, lächerlich gemacht oder gehaßt. Dasselbe Schicksal widerfährt selbstverständlich auch der Kirche, die diesen Gott verkündet und in seinem Namen wirkt. Sie wird verfolgt bis zur Vernichtung. Voltaire, der einflußreichste Denker der französischen Aufklärung, hat die Parole zur Ausrottung der Kirche ausgerufen. Der ehemalige Jesuitenschüler, ausgestattet mit glänzender Begabung und gefeiert als Dichter und Schriftsteller, Historiker und Philosoph, trug die aufgeklärten und antichristlichen Ideen unermüdlich und außerordentlich erfolgreich in die Massen. Man hat ihn als Propagator des radikalen englischen Deismus und Patriarch des französischen Rationalismus bezeichnet. Hirschberger schreibt über ihn und seine Zeit: „Die französische Aufklärung ist negativ, kalt, überkritisch eitel und hochmütig. Man kämpft gegen den Zwang der Dogmen der Kirche und gegen den Aberglauben der Metaphysik. Typisch ist Voltaire (1694 1778), das größte schriftstellerische Genie der Franzosen und ihr großer Vorkämpfer für Vernunft, Toleranz und Menschenrechte, für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Voltaire war weder ein schöpferischer noch ein exakter Denker, aber er verstand es, die Menschen zu fesseln. Dem Mann hat nur noch der Rundfunk gefehlt." Während der französischen Revolution, am 10. Juli 1791 wurde Voltaires Leiche aus der Abtei Selliers in das Pantheon zu Paris überführt. Am 11. Juli war die feierliche Beisetzung. Die Feierlichkeiten zu Ehren Voltaires dauerten indes bis zum 27. August 1791 fort. Bailly, einer der führenden Revolutionäre, feierte Voltaire in der Nationalversammlung als den "größten Mann, den Frankreich geboren hat". Voltaire war nicht nur ein zeitweiliger Freund des Preußenkönigs Friedrich II., auch Alfred Rosenberg, der Rassentheoretiker der Nazi Ideologie und Verfasser des "Mythos des 20. Jahrhunderts" (1930) schätzte ihn sehr und nannte ihn sogar seinen geistigen Ahnherrn.
Zuletzt sei noch vermerkt, daß die Freimaurer aller Richtungen heute auf ihren Bruder Voltaire nicht minder stolz sind als sie es in der Vergangenheit waren, obwohl Voltaire erst in seinem letzten Lebensjahr von Benjamin Franklin in die Pariser Loge "Les Neufs Soeurs" feierlich eingeführt wurde. Voltaire ist für uns deshalb so bedeutsam und wichtig, weil er das Signal zum Sturm auf die Kirche gegeben und die antichristliche Weltrevolution eingeleitet hat. Sein fanatischer Haß gegen Kirche und Christentum ist in die Geschichte eingegangen unter der Parole: "Ecraséz l'infame!" „Rottet sie aus, die Verruchte!" - Gemeint ist die Kirche. Voltaires Haß hat Schule gemacht und die geistige Atmosphäre seiner Zeit entscheidend beeinflußt. Andere führende Köpfe der Aufklärung wollten ihm nicht nachstehen. So stammt von Diderot (1713 1784) einem der Herausgeber der großen französischen Enzyklopädie, der unter dem Einfluß des englischen Empirismus vom Deismus zum krassen Naturalismus, Materialismus und Atheismus der französischen Aufklärung kam, das entsetzliche Wort: "Die Welt wird nicht eher glücklich, bis der letzte König mit den Gedärmen des letzten Priesters erwürgt ist." In Holbachs "System der Natur", dem Hauptwerk des französischen Materialismus, wird die Religion als Hauptursache des menschlichen Elends bezeichnet. Montesquieu (1689 1755) zeichnete in seinen sozialkritischen "Persischen Briefen" (1721) ein Zerrbild der Kirche und spottete über den „Zauberer, der die Leute glauben machte, daß drei eins, und das Brot, das man verspeise dennoch kein Brot und Wein, den man trinke, dennoch kein Wein sei". Rousseau (1712 1778), der die Erbsünde leugnete, warf dem Christentum vor, es gebe den "Menschen zwei Gesetzgebungen, welche ihnen Pflichten auferlegen, die miteinander in Widerspruch stehen und es den Menschen unmöglich machen, zu gleicher Zeit fromm und gute Bürger zu sein". Diese wenigen Zeugnisse lassen deutlich genug den antichristlichen Geist der Aufklärung und ihrer maßgeblichen Vertreter erkennen, deren Haß auch heute noch Geschichte macht.
2. Die Französische Revolution (1789 - 1799) Die Saat, die von Voltaire und den übrigen Wegbereitern und Propagandisten der Aufklärungsideologie ausgestreut wurde, trug erste Früchte in der Französischen Revolution, die von manchen Historikern mit dem Prädikat "große Revolution" ausgezeichnet wurde und als solche auch in die Geschichtsbücher eingegangen ist. Sicher sind in politischer Hinsicht durch diese Revolution die Weichen für kommende Jahrhunderte neu gestellt und Impulse zu großen Fortschritten und entscheidenden Veränderungen in der Gesellschaft gegeben worden. Denken wir nur an die Beseitigung des korrupten Absolutismus des sog. "ancien regime", an die Durchsetzung des demokratischen Staatsgedankens, die Proklamation der Menschenrechte, die erstmals in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776 und in Europa von der französischen Nationalversammlung in der Erklärung vom 27. August 1789 staatsrechtlich verankert wurden, an die Überwindung des Hexenwahns und die Abschaffung der Folter bei Gerichtsprozessen. Dennoch müssen wir heute feststellen, daß die negativen und zerstörerischen Wirkungen, die von der "großen Revolution" von 1789 ausgegangen sind, vor allem der von ihr und durch sie eingeleitete kulturelle Zerfall und der Verlust der christlichen Wertordnung, bei weitem all das überwiegen, was durch die Revolution der Aufklärung an positiven und bleibenden Werten errungen werden konnte. Besonders die Erschütterungen und Katastrophen der beiden Weltkriege und der
kommunistischen Weltrevolution, die noch lange nicht abgeschlossen ist, haben uns bitter enttäuscht. Wie sind doch die großen Schlagworte der Revolution: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit mißbraucht worden und wie sehr werden bis heute Menschenrechte und Menschenwürde in weltweitem Ausmaß mißachtet und verletzt! Letztlich ist diese unmenschliche Entwicklung der Tatsache zuzuschreiben, daß die Französische Revolution eben doch nur vordergründig eine politische und soziale Umsturzbewegung war. In ihrem innersten Kern ist sie eine antichristliche Revolution gewesen und bis heute geblieben. In der Tat: Mit der Französischen Revolution hat nicht nur das Zeitalter der Revolutionen, sondern die universale und permanente Revolution selbst begonnen. In den folgenden Ausführungen geht es im wesentlichen darum, diese These durch Tatsachen zu belegen, wobei ich mich bewußt auf den religiösen Bereich beschränken und einige Gedanken über den antichristlichen Charakter dieser weltweiten Revolution darlegen möchte. Beginnen wir mit den Vorgängen von 1789. Die näheren Umstände und Ursachen, die den gewaltsamen und blutigen Tumult auslösten, sind die Mißstände der absolutistischen Regierungsherrschaft, die Wühlarbeit der Freidenker und Freimaurer und die Frivolität und Sittenlosigkeit der höheren Stände gewesen. Unmittelbarer Anlaß zur Revolution war die Finanznot des Staates. . . Als König Ludwig XVI. (1772 1792) die seit 1614 nicht mehr versammelten Reichsstände (Adel, Klerus und Bürgerschaft) zum 5. Mai 1789 nach Versailles berief, wo die Bürger schließlich die Führung an sich rissen und sich am 23. Juni 1789 als Nationalversammlung konstituierten, um eine neue Verfassung zu schaffen, stand die französische Kirche, die etwa 1/10 des gesamten Grund und Bodens besaß, nicht gerade in gutem Ansehen. Die antikirchliche Propaganda der Aufklärer und der Haß, der allenthalben gegen den privilegierten Klerus geschürt wurde, waren nicht ohne Wirkung geblieben. Zwar haben sich vier Bischöfe und 149 Pfarrer am 23. Juni 1789 dem revolutionären und siegreichen "dritten Stand" angeschlossen und mit der Masse der in der Nationalversammlung repräsentierten Staatsbürger vereinigt. Aber schon vor dem 4./5. August 1789, als der Klerus in der sog. "Opfernacht" auf seine sozialen und wirtschaftlichen Privilegien verzichtete (wie etwa auf das Lehnswesen und den Kirchenzehnten) und mit dem Adel in der Preisgabe seiner alten Feudalrechte zugunsten der Bauern und Bürger wetteiferte, sind schon Kirchen und Klöster niedergebrannt worden. Nachdem die gesamte mittelalterliche Feudalordnung der katholischen Kirche in Frankreich zusammengebrochen und zerstört war und es keine Standesunterschiede mehr gab, sind am 27. August 1789 die Bürger und Menschenrechte in der Nationalversammlung feierlich proklamiert und zum Staatsgesetz erhoben worden. Artikel 10 dieser Deklaration garantiert die Gewissens und Kultfreiheit. Er lautet: "Niemand darf wegen seiner Überzeugungen, auch nicht der religiösen, behelligt werden, vorausgesetzt, daß ihre Betätigung die durch das Gesetz gewährleistete öffentliche Ordnung nicht stört." - Dieser Artikel war kaum in Kraft, als durch die Französische Revolution das Grundrecht der Gewissens und Religionsfreiheit schon aufs schwerste verletzt wurde. Doch bevor die blutige Verfolgung ausbrach, hat die Nationalversammlung das gesamte Kirchengut enteignet, um die Finanznot des Staates zu decken. Am 2. November 1789 wurde auf Antrag des liberalen und ehrgeizigen Bischofs Charles Maurice de Talleyrand von Autun beschlossen, das Kirchengut der Nation zur Verfügung zu stellen, was am 14. April 1790 durch das Gesetz über die Enteignung und Säkularisierung des gesamten Kirchengutes endgültig durchgeführt wurde. Vorher, am 13. Februar 1790, waren schon alle religiösen Orden und Kongregationen, die nicht der Krankenpflege, der Erziehung oder dem wissenschaftlichen Fortschritt dienten, - die also nach der Auffassung der damaligen Zeit keine "nützlichen Orden" waren -, aufgehoben worden. Dann folgte mit der "Constitution civile du clerge" (Zivilkonstitution des Klerus) vom 12. Juli 1790 der schwerste Schlag gegen die katholische Kirche in Frankreich,
die sich dadurch in den Grundlagen ihrer Existenz tödlich bedroht sah und deshalb dieser neuen Verfassung energischen Widerstand entgegensetzen mußte. Eine regelrechte Kirchenverfolgung begann. Die Zivilkonstitution des Klerus sah vor, daß zunächst die 134 Bistümer Frankreichs entsprechend der neuen Departementseinteilung auf 83 reduziert werden, mehr als 50 Bischöfe mußten also entlassen werden. Die Besetzung der Kirchenämter (Bischofsstühle und Pfarreien) sollte durch politische Wahlgremien der Departements erfolgen. Die kanonische Visitation der Bischöfe wurde den Metropoliten, die der Pfarrer den Bischöfen übertragen. Alle Kirchenstellen ohne Seelsorge (Dignitäten, Priorate, Kanonikate und Benefitien an Dom und Kollegiatkirchen) wurden aufgehoben. Die französische Kirche sollte auf rein nationaler Grundlage neu konstituiert, vom Papsttum getrennt und dem Staat untergeordnet werden. Das war nichts anderes "als der Versuch einer vollständigen Unterdrückung der katholischen Kirche in Frankreich. Denn die durch die Konstitution aufgerichtete Kirche war vollkommen schismatisch. Der gallikanische Gedanke war in ihr konsequent bis zu Ende geführt; und er besagte in dieser Form nicht weniger als die Zerstörung des sakramentalen Priestertums. Die grundlegende Idee der Zivilkonstitution ist nämlich die radikal durchgeführte Grundidee der Aufklärung von der Identität aller Religionen. Nicht nur sollen die Priester und Bischöfe als einfache Staatsbeamte wie Parlamentarier gewählt werden (Demokratische Tendenzen; vgl. Konstanz und Basel), sondern an dieser Wahl sollen sich alle Bürger, Juden wie Protestanten, zu beteiligen das Recht haben. Das war vollkommen unchristlich. Die alleinige Wahrheit des Christentums und die aus der apostolischen Sendung erfließende Autorität des Priestertums waren geleugnet. Im November 1790 wurde in einem weiteren Dekret der Nationalversammlung von allen Geistlichen der Eid auf die Zivilkonstitution verlangt. Mirabeau hatte in einer seiner Sturmreden angekündigt, wenn die Priester diesen Eid verweigern sollten, müßte die Nation daran zweifeln, daß die Priester noch brauchbare Bürger werden könnten und alle Kirchenämter für erledigt erklären. Aber nur etwa die Hälfte der Pfarrgeistlichen (25 000 bis 30 000), ein Drittel des Gesamtklerus, leisteten den Eid. 60 000 bis 70 000 Priester und alle Bischöfe, mit Ausnahme von vier Diözesan- und drei Weihbischöfen, verweigerten den Eid. Der katholische Glaube bewies seine Macht, aber die französische Kirche war durch einen tiefen Riß gespalten. Die eidverweigernden Priester, die den größeren Teil des Volkes auf ihrer Seite hatten, wurden verfolgt. Papst Pius VI. (1775 1799) hatte aus Gründen der päpstlichen Gesamtpolitik einige Zeit gezögert, bis er dem französischen Klerus durch eine eindeutige Erklärung zu Hilfe kam. Erst am 13. April 1791 verwarf er durch das Breve "Caritas quae docente Paulo" die Zivilkonstitution als haeretisch und schismatisch, suspendierte die vereidigten Geistlichen ("jureurs", "assermentes"), wenn sie nicht innerhalb von 40 Tagen widerrufen würden, und lobte die treugebliebenen, eidverweigernden Priester ("non jureurs", "insermentes"). Für die Ausgewiesenen sorgte der Papst so gut er konnte und nahm viele von ihnen in den Kirchenstaat auf. Die Nationalversammlung nahm dem Papst darauf die Grafschaften Avignon und Venaissin, die zum Kirchenstaat gehörten. Pius VI. protestierte dagegen, aber die geraubten Besitzungen blieben für immer verloren. Im Spätjahr 1791 versuchte die "Gesetzgebende Nationalversammlung", den Widerstand der Geistlichen mit Gewalt zu brechen. Den eidverweigernden Priestern wurde Gehalt und Pension entzogen und der Aufenthalt im Lande unmöglich gemacht. Das Tragen der geistlichen Kleidung war ihnen verboten worden, die noch bestehenden religiösen Genossenschaften wurden unterdrückt, etwa 40.000 Priester sind eingekerkert, deportiert oder hingerichtet worden. Mit den Septembermorden 1792 in den Gefängnissen von Paris, denen etwa 1400 Menschen, darunter mehr als 200 Priester und drei Bischöfe zum Opfer fielen, begann die erste größere Terrorwelle der Revolution, die Zeit der sog. "Schreckensherrschaft", die bis zum Oktober 1795 dauerte. Unter dem Druck der Verfolgung verließen etwa 30 000 40 000 Priester das Land (2.
Emigration). Der Nationalkonvent (1792 1795) vollendete den radikalen Umsturz, das Königtum wurde am ersten Tag der Konventsherrschaft (21. September 1792) abgeschafft, Frankreich zur Republik erklärt und Ludwig XVI. am 21. Januar 1793 als "Verräter an Staat und Nation" hingerichtet. - Im Oktober folgte ihm Königin Marie Antoinette. Nach der Ermordung Marats am 13. Juli 1793 übernahm Robespierre die Herrschaft des Grauens. Die Guillotine liquidierte die Gegner der Republik, Opfer wurden massenweise erschossen oder ertränkt, die Ehescheidung ist erleichtert, die obligatorische Zivilehe eingeführt, das Zölibatsgesetz aufgehoben, die christliche Zeitrechnung abgeschafft und durch den Republikanischen Kalender verdrängt worden. An die Stelle der Sonntagsfeier wurde die Dekade gesetzt und die christlichen Feste sind durch republikanische ersetzt worden. Mit blindem und durchdachtem Haß versuchten die antichristlichen Revolutionäre, das Christentum und seine Geschichte radikal und total auszulöschen. Durch Dekret wurde schließlich am 10. November 1793 das Christentum offiziell abgeschafft und der Kult der Vernunft und Natur eingeführt. Die Verwirklichung von Voltaires "Ecrasez l'infame!" durch die entfesselte Revolution schien greifbar nahe. Damals geschah in Paris etwas Ungeheuerliches. Extreme Revolutionäre, die von dämonischem Wahnsinn besessen zu sein schienen, führten die Hure und Schauspielerin Madame Maillard in gotteslästerlicher Prozession zum altehrwürdigen Gotteshaus "Notre Dame" und setzten sie mitten auf den Hochaltar, genau dorthin, wo früher der Tabernakel stand. Hier empfing sie die Huldigung der Republik... - Der Revolutionsfanatiker P. G. Chaumette betete sie sogar an... Das Bild der Heiligen Jungfrau Maria war vom Altar entfernt und durch die "Statue der Freiheit" ersetzt worden. Die antichristlichen Funktionäre hatten sich des Heiligtums bemächtigt und es durch schmutzige Lieder und Orgien, die man nicht beschreiben kann, entweiht... Mit diesem sakrilegischen Geschehen, das der Geschichtsschreiber Schuck "eines der schauerlichsten Ereignisse der Weltgeschichte" nennt, nahm der moderne Kult mit den Huren und die sexuelle Revolution ihren Anfang, eine in ihrem tiefsten Wesen antihumane und antigöttliche Revolution, die nicht mit dem "Tode Gottes", sondern mit dem totalen Untergang des Menschlichen im Menschen enden wird. Wir dürfen dieses entscheidende und an geschichtlichen Konsequenzen kaum zu überschätzende Datum der Französischen Revolution nicht vergessen. Denn hier hat sich unter dem hemmungslosen Terror der Jakobiner "erstmals ein Staat nicht nur von der Kirche, sondern von jeder christlichen Überlieferung losgesagt. Er wollte selbst an die Stelle der Religion treten und schaffte sich seinen eigenen Kultus mit Dogma und Ritus. Wohl konnte Robespierre im Frühjahr 1794 die Terrorherrschaft der blutrünstigen Jakobiner brechen die nach ihrem Versammlungsort, dem Kloster St. Jakob in Paris, benannt werden und vom Konvent an Stelle des atheistischen Vernunftkultes den deistischen Kult des "höchsten Wesens" und die Unsterblichkeit der Seele dekretieren und proklamieren lassen. Das gehässige Wüten gegen Royalisten und Priester ging jedoch weiter. Als am 28. Juli 1794 auch Robespierre unter dem Fallbeil starb, hörte die Schreckenszeit auf. Ein fünfköpfiges Direktorium übernahm nun die Herrschaft (1795 -1799). Unter dem Druck einer immer stärker werdenden religiösen Gegenbewegung sah sich der Konvent gezwungen, am 21. Februar 1795 die völlige Trennung von Kirche und Staat zum Gesetz zu erheben. Damit war ein entscheidender Schritt zur Verbesserung der religiösen Situation getan. Die Priester durften wieder zelebrieren, Kultfreiheit wurde verkündet und die noch nicht veräußerten Kirchen konnten wieder für den Gottesdienst benutzt werden. Trotzdem aber war damit der Religionshaß in der öffentlichen Meinung noch nicht überwunden. Es kam immer wieder zu Verfolgungen und Deportationen von Priestern... In den folgenden Jahren bot sich Napoleon im Zuge der siegreichen Koalitionskriege die Gelegenheit, Rache an Pius VI. zu nehmen und die Ideen der Französischen Revolution in weite
Teile Europas hineinzutragen. Nachdem Bonaparte 1796 in Italien bedeutende Siege gegen Österreich errungen hatte, stürzte er sich auf den schwachen Kirchenstaat. Bologna, Ravenna, Ferrara, Imola und Faenza konnte er ohne Schwertstreich einnehmen. Im Waffenstillstand von Bologna (1796) mußte der Papst die Legationen von Bologna und Ferrara abtreten, die Festung von Ancona übergeben, 20 Millionen Lire zahlen und 500 wertvolle Handschriften und 100 Kunstwerke ausliefern. Die harten Bedingungen veranlaßten den Papst, mit Österreich Verbindung aufzunehmen und mit Neapel ein Bündnis zu schließen. Aber im Frühjahr 1797 drang Napoleon in den Kirchenstaat ein und zwang den Papst zum Frieden von Tolentino. Der Papst mußte außer Avignon und Venaissin auch noch die Romagna abtreten und weitere 15 Millionen Lire zahlen. Die schönsten Kunstwerke, wie der Apoll von Belvedere und die Laokoon Gruppe, wurden nach Paris geschleppt... Am 10. Februar 1798 rückte der französische General Berthier in Rom ein, wo am 15. Februar die Republik ausgerufen wurde. 300 "Patrioten" erklärten auf dem Forum den Papst für abgesetzt. Der achtzigjährige Pius VI. wurde in die Verbannung geschleppt, zuerst nach Siena, dann am 30. Mai 1798 nach Florenz. Als 1799 der zweite Koalitionskrieg begann, brachte man ihn über Parma, Tortona und Turin nach Briancon, Grenoble und endlich nach Valence, wo er am 14. Juli todkrank ankam. Am 29. August 1799 setzte dann der Tod seinem Leidensweg ein Ende. Die Malachiasweissagung aus dem Jahre 1590, die ihn „peregrinus apostolicus" nennt, behielt auch hier recht: Er starb als Gefangener in der Fremde. Das Papsttum schien jetzt wirklich am Ende zu sein. Leichenreden wurden ihm gehalten und Grabsteine gesetzt. Vor der Engelsburg in Rom stand die "Göttin der Freiheit" mit der päpstlichen Tiara unter ihren Füßen. Aber dennoch konnte auch die "große Revolution" mit dem konzentrierten Haß der antichristlichen Aufklärer den Felsenmann in Rom nicht überwinden. Die Funktionäre der Revolution von damals sind tot. Die Geschichte ist über sie hinweggegangen. Das Papsttum und die Kirche sind jedoch geblieben. Sie haben sogar im 19. und 20. Jahrhundert einen geistigen und moralischen Aufstieg erlebt, der in der Geschichte der Kirche seit dem Zeitalter der römischen Märtyrer ohne Beispiel ist. Die Kirche hat in der Französischen Revolution zwar viel gelitten, aber die Revolution hat ihr auch großen Gewinn gebracht und den Weg in eine wenn auch nicht bessere, so doch größere Zukunft eröffnet.
II. DIE REVOLUTIONÄRE FREIMAUREREI
1. "Die große Unbekannte" und "die große Revolution" Obwohl das Schrifttum über die Freimaurerei in den letzten zweieinhalb Jahrhunderten fast unübersehbar geworden ist, gibt es kaum eine weltanschaulich relevante Gruppe unserer Gesellschaft, über die so wenig zuverlässige und allgemein bekannte Informationen vorliegen wie gerade über die Freimaurerbewegung. Im Angesichts dieser Tatsache kann man es nur als beachtenswertes Kuriosum werten, wenn ein niederländischer Jesuit 1968 in einem deutschen Freimaurerverlag ein Werk über die Freimaurerei veröffentlichte mit dem Untertitel „Die große Unbekannte" (M. Dierickx S.J.: Freimaurerei – Die große Unbekannte, Bauhüttenverlag, Frankfurt-Hamburg, 1968) Ob auf diese Weise „die große Unbekannte" der breiten Öffentlichkeit besser bekanntgemacht werden kann, darf freilich mit guten Gründen bezweifelt werden. Der Hauptgrund, weshalb die Freimaurerei weithin fremd und unbekannt ist, darf wohl in dem Geheimnischarakter und der Geheimdisziplin gesehen werden, die den Logen von jeher anhaften und von ihrem eigentlichen Wesen anscheinend nicht zu trennen sind. Selbst viele Mitglieder deutscher Logen, vor allem aus der jüngeren Generation, haben heute kaum noch Verständnis für die traditionelle
"Geheimniskrämerei" der Maurerbrüder, an der sie nicht zuletzt deshalb auch Kritik üben, weil sie hauptsächlich für das oft schiefe und verzerrte Bild und für die nebulosen, phantastischen und manchmal sogar absurden Vorstellungen über die Freimaurerbewegung mitverantwortlich sind. (Zum Ganzen, Der Spiegel, Nr.15, 1963) Außerdem versteht es die im allgemeinen publizitätsscheue Freimaurerei vortrefflich, die Masse des freimaurerischen wie des weniger zahlreichen freimaurerfeindlichen Schrifttums für sich zu konsumieren. Diese Art von Literatur wird nämlich vorwiegend nur von Freimaurern gelesen oder gekauft, bzw. aufgekauft. Letzteres kann dann der Fall sein, wenn ein für die Freien Maurer unangenehmes oder gar gefährliches Buch auf dem Markt erscheint. Ein Buch dieser Art war zweifellos das 1952 in England erschienene Werk des anglikanischen Geistlichen W. Hannah Darkness visible (Sichtbare Finsternis), das der Frage nachgeht, ob die englische Freimaurerei mit dem Christentum vereinbar ist. W. Hannah, der sein Buch „eine Enthüllung und Deutung" nennt, kommt mit seinem überzeugenden, sachlich nicht zu widerlegenden Tatsachenmaterial zu dem zwingenden Schluß, daß Christentum und Freimaurerei schlechthin unvereinbar sind. Darkness visible erlebte in vier Monaten drei Auflagen und wurde von den englischen Freimaurern sofort mit Gegenschriften beantwortet, deren wichtigste von einem anonymen Verfasser mit dem Decknamen „Vindex" stammt und unter dem Titel Light invisible (Unsichtbares Licht) herausgegeben wurde. „Vindex" beginnt seine Ausführungen mit einem umfangreichen Katalog von Schmähungen, bringt aber keinen einzigen sachlichen Gegenbeweis, der die von W. Hannah belegten Argumente im einzelnen hätte erschüttern können. Ein weiterer Grund, warum die „Diener der königlichen Kunst" - wie die Freimaurer gern genannt werden - bei den „Profanen" so wenig bekannt sind, besteht in der von ihnen meisterhaft beherrschten Kunst, in ihren Publikationen die Wirklichkeit zu verschleiern oder durch nichtssagende bis widersprüchliche Formulierungen, die oft nur mehr oder weniger unwichtige Gegebenheiten betreffen, von den eigentlich bedeutsamen Fakten abzulenken, bzw. diese unkenntlich zu machen. Dazu nur folgendes Muster-Beispiel. Nach dem II. Weltkrieg versuchten etwa 6000 deutsche Freimaurer das Logenleben in der Bundesrepublik Deutschland wieder in Bewegung zu setzen. Ihre Stuhlmeister fanden sich erstmals 1949 in der Frankfurter Paulskirche zusammen, um über den Wiederaufbau und die Vereinigung der verschiedenen Logen in Deutschland zu beraten. Nachdem es 1958 endlich gelungen war, die zwei großen Gruppierungen der deutschen Maurerei, die sog. „humanitären Logen" (unter dem offiziellen Titel: „Alte Freie und Angenommene Maurer" = A. F. u. A. M.) und die sog. „christlichen Logen" (genannt FreimaurerOrden... bzw. Freimaurer von Deutschland = FvD) zu den Vereinigten Großlogen von Deutschland - Bruderschaft deutscher Freimaurer (VGLvD) zusammenzuschließen, geriet die so vereinigte Maurerei schon sehr bald in eine ernste Existenz- und Führungskrise. Es war gerade zu der Zeit, als die Vereinigten Großlogen, nach deren Grundgesetz (Charta) die Freimaurerei „ein ethischer, kein politischer Bund ist", ihre größten „außenpolitischen" bzw. ,,internationalen Erfolge" zu verzeichnen hatten. Damals entstand ein sehr heftiger Streit um die Person des Altgroßmeisters Theodor Vogel, dem „Nachkriegs-Einiger" und „Patriarch der Herren im Schurz". Die unzufriedenen Brüder warfen Vogel vor: „Eitelkeit, die sich gleichermaßen in leerem Posieren und hektischer Betriebsamkeit äußere; Machtmißbrauch, der bis zur persönlichen Verunglimpfung von Brüdern gehe, die im Wege stehen; Inkonsequenz, weil Vogel zuerst um die Gruppe der abseits stehenden Logen des sog. Schottischen Ritus gebuhlt habe und später dann, als sie sich nicht seiner Zentral-Organisation anschlossen, zu einer ganz unmaurerischen Kampagne gegen die „Schotten" ausholte, sowie schließlich die Stagnation der deutschen Freimaurerei überhaupt, an der Vogel insofern schuld sei, als ihm nur Freimaurer-Politik, nicht aber die praktisch Freimaurerarbeit in der Stille interessiere (Der Spiegel, Nr.15, April 1963). Die Kritik an Altgroßmeister Vogel war angesichts der personellen Notlage innerhalb der
deutschen Logen verständlich: Das Durchschnittsalter der Brüder lag bei 55 Jahren, über die Hälfte der rund 400 deutschen Logen konnten im abgelaufenen Freimaurerjahr - vom Herbstkonvent 1960 bis zum Herbstkonvent 1961 - keinen einzigen Lehrling aufnehmen, zahlreiche Logen existierten nur noch auf dem Papier. Die Großlogen mußten den SchrumpfLogen, deren Mitglieder nicht mehr praktizierten, die Legitimation entziehen. Es schien, als sollte die Freimaurerei mit ihren Feinden auch zugleich ihre Freunde verlieren. Theodor Vogel war es nicht gelungen, die deutsche Öffentlichkeit - und vor allem die Jugend - für die Königliche Kunst zu interessieren. Die publizistische Werbung hieb ohne den gewünschten und erhofften Erfolg, nicht zuletzt deshalb, weil die stereotypen Formeln der freimaurerischen Begriffssprache (Terminologie) für Nichteingeweihte nur schwer verständlich oder gar nichtssagend sind. Mehrere Logen, die an Universitäten errichtet worden waren, gingen wieder ein oder verliefen sich. Dazu kam die Kritik an Vogels autokratischem Regierungsstil. „Tatsächlich pflegte der bärtige Patriarch lästige Mitmaurer jeweils rasch vom Gerüst zu jagen, so etwa die Großmeister Ehmke und Mohr. Der hannoversche Chirurg Ehmke war 1954 zum AFAM-Großmeister gewählt worden und glaubte nun, den Ansichten Vogels nicht mehr strikte Observanz zu schulden. Vogel ließ ihn kurzerhand abwählen. Der stellvertretende Großmeister Mohr geriet 1958 in die Vogel-Linie. Er sollte mit den HochgradMaurern verhandeln. Vogel warf ihm anschließend Fälschung des Verhandlungsprotokolls vor und setzte gegen den Bruder ein Ehrengerichtsverfahren durch. Als Mohrs Freunde nach dessen Rehabilitierung nun den Fabrikanten (gemeint ist Vogel, d. Verf.) wegen falscher Anschuldigung vor den Vereins-Kadi bringen wollten, mobilisierte Vogel den AFAM-Großbeamtenrat. Eisern beschlossen die Würdenträger, daß kein Verfahren durchgeführt werden könnte, ehe nicht sie selbst dazu die Genehmigung erteilt hätten. Niemand wagte, sich auf eine Interpretation der Statuten einzulassen. Das Verfahren fiel aus. Tatsächlich hat sich Theodor Vogel mittlerweile nahezu unangreifbar verschanzt. In der von ihm geschaffenen Dachorganisation wechseln zwar jährlich die Großmeister, die von Vogel als dem ersten Großmeister berufenen Amtsträger pflegen jedoch ihre Positionen beizubehalten. Vogel blieb Präsident des Großmeister-Amtes der VGL, des Quasi Kabinetts, und leitet in dieser Behörde überdies noch das „Amt für brüderliche Beziehungen" unmittelbar, das Außenministerium der deutschen Freimaurerei. Die AFAM, seine Hausmacht, dirigiert Altgroßmeister Vogel über den sogenannten Distriktsmeistertag, eine Konstruktion, die er sich selbst zurechtgemauert hat. Als Altgroßmeister ist er Vorsitzender des Distriktmeistertages, der laut AFAM-Verfassung „die Durchführung von Anordnungen des Landesgroßmeisters aussetzen" kann. Wer immer AFAMGroßmeister ist - der Distriktsmeistertag unter der Hammerführung des Theodor Vogel bestimmt, was die humanitäre Großloge unter¬nimmt. Gestützt auf die AFAM und seines Einflusses in der VGL sicher, startete der Altgroßmeister schließlich immer kühnere Unternehmen; er wollte nicht nur Großmeister der JohannisFreimaurer, sondern auch „Souveräner Großkommandeur" und damit Chef der schottischen Hochgrad-Freimaurer werden, und er setzte es durch, daß die VGL die brüderlichen Beziehungen zur Grande Loge de France abbrach. Der plötzliche Hochgrad-Ehrgeiz ihres Großmeisters konsternierte die dreigradigen AFAMMaurer nicht wenig. Andererseits hatte die christliche Gruppe, deren Ritus ebenfalls neun Grade aufweist, kein
Verständnis für die Offensive gegen die Hochgrade, die Vogel einleitete, nachdem ihn die Schotten hatten abblitzen lassen. Der gekränkte Obermaurer scheute sich nicht einmal davor, die stolzen Schotten in der für jedermann käuflichen „Bruderschaft" anzukratzen. In den vertraulichen Mitteilungen - „Nur für Brüder Meister" - schwang er die Kelle noch wilder ... Die AFAM-Logen erbitterte schließlich, daß sich ihr Altgroßmeister in die historische Auseinandersetzung zwischen angelsächsischen und französischen Freimaurern hineinziehen ließ. Einziger Grund für den drastischen Bruch mit den Franzosen: Die Grande Loge de France war und ist nicht bereit, ihre Bindungen zum Grand Orient de France zu lösen. Der Grand Orient wiederum, Frankreichs größte Freimaurer-Vereinigung, wird seit 1877 von der angelsächsischen Freimaurerei boykottiert, weil er nicht gemäß den „Alten Pflichten" die Anerkennung eines höchsten Baumeisters zur Voraussetzung der Aufnahme macht. Das unbrüderliche Ende der brüderlichen Verbindungen zwischen deutschen und französischen Maurern brachte dem Theodor Vogel lediglich einige wohlwollende Händedrücke englischer Brüder ein, die von ihrem festungsartigen Bau in der Londoner Great Queen Street aus mit strengen Blicken darauf achten, daß ihre Boykott-Bestimmungen möglichst uneingeschränkt auch von den übrigen Großlogen durchgeführt werden ... Bei den Humanitären, auf deren Kommandobrücke Theodor Vogel nach wie vor agierte, bahnte sich die offene Meuterei an. Auf dem Berliner Freimaurer-Konvent des Jahres 1961 verweigerten erstmals an die 80 Logen dem Vogel die Gefolgschaft. Nur mühsam konnte der Riß verputzt werden. Wie brüchig der Mörtel war, zeigte sich ein Jahr später auf dem Paulskirchen-Konvent. In den Orgelpausen flüsterten sich die Brüder zu, der Altgroßmeister habe soeben beim Landgericht Frankfurt gegen den AFAM-Beschluß geklagt, ein neues Vereinskonto zu errichten. Die AFAMLogen hatten sich mit diesem Beschluß kurz zuvor dagegen gewehrt, daß ihnen ihr Patriarch die Verfügung über das alte Konto entzogen hatte. Die „Bruderschaft" beschrieb später die weiteren Vorgänge so: „Es hatten sich in den letzten Monaten innerhalb der Großen Landesloge AFAM divergierende Kräfte geltend gemacht, die über deren Reihen hinaus die Einheit der Vereinigten Großlogen mit einer Hypothek zu belasten schienen ... Die Einsicht und die Arbeit einer Reihe von Brüdern, die sich für die Einheit verantwortlich fühlten, hat die lastende Bürde noch während des Fünften Konvents von der Bruderschaft genommen." Und, als Gipfelleistung maurerisch-humaner Berichterstattung: „Wen wundert es, daß der Einiger der deutschen Freimaurer, Dr. Theodor Vogel, auch bei der Lösung dieser krisenhaften Zustände in der AFAM die Initiative ergriffen hat." Tatsächlich traten die streitenden Gruppen, nachdem sie sich mittags im Hotel nicht hatten verständigen können, am Abend erneut gegeneinander an. Fazit des Gesprächs, das im Morgengrauen endete und bis heute als freimaurerisches Geheimnis allerhöchsten Grades behandelt wird: „Der Altgroßmeister mußte seine Klage gegen die Landesgroßloge zurückziehen, und eine Kommission aus acht prominenten Brüdern soll Vogels Funktionen und Politik mit den Interessen der Bruderschaft abstimmen." (Der Spiegel, Nr.15, S.54-57). Das vielfarbige und vielsagende Spiegel-Bild, das uns hier gezeichnet wird, „enthüllt" und beleuchtet nicht nur ein Stück Zeitgeschichte deutscher Freimaurerei. Es macht auch deutlich, wie unsachlich es wäre, pauschal und vereinfachend von der Freimaurerei schlechthin zu reden.
Es gibt die Freimaurerei nur als zerrissene und zerstrittene „pluralistische Gesellschaft" und man muß deshalb, wenn im konkreten Fall von „Freimaurerei" die Rede ist, immer sorgfältig und gewissenhaft differenzieren, was um so mehr zu beachten ist, wenn Aussagen über die „WeltFreimaurerei" gemacht werden. Außerdem bestätigt besonders der Vergleich der Zitate aus der Freimaurer-Zeitschrift „Bruderschaft" mit den wirklichen Vorkommnissen die Behauptung, daß die Freimaurer die Kunst, wirkliche Gegebenheiten zu verschleiern, meisterhaft beherrschen. Und das ist, wie schon gesagt, auch ein entscheidender Grund dafür, weshalb die Freimaure¬rei bis heute für viele „die große Unbekannte" geblieben ist. Nach diesen klärenden Vorbemerkungen können wir nun an die Frage herangehen, welche Rolle die französische Freimaurerei des 18. Jahrhunderts in der Französischen Revolution von 1789 spielte, mit der ja nach unserer Auffassung die „große und permanente Revolution" der Neuzeit und Endzeit begann. Die Auffassungen darüber gehen sowohl innerhalb wie außerhalb der Freimaurerei auseinander, manchmal liegen die Unterschiede allerdings nur in subtilen Nuancen und Akzentsetzungen. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in deutschen Freimaurerkreisen die These verbreitet, daß die Französische Revolution „nur ein Werk der Freimaurer war, denn alle hervorragenden Männer jener Zeit waren Freimaurer" (Deutsche Freimaurerzeitung vom 24. Dezember 1864). Daß diese Behauptung eine - für das 19. Jahrhundert typische - freimaurerische Übertreibung ist, liegt auf der Hand. Die heutigen Freimaurerbrüder sind von dem großspurigen Pathos ihrer Vorfahren abgerückt und nüchterner geworden. Richtig ist, daß viele bedeutende Persönlichkeiten zur Zeit der Französischen Revolution Freimaurerlogen angehörten. Bei den führendеп Enzyklopädisten z. B. war das durchweg der Fall. Allein in Paris gab es 1789 nicht weniger als 65 Logen. Dennoch waren aber auch viele „hervorragende Männer jener Zeit" keine Freimaurer. Übereinstimmung besteht bei den Kennern der Geschichte des 18. Jahrhunderts freilich darin, daß ohne die subversive und offene Agitation der französischen Freimaurer die Französische Revolution, wie sie sich tatsächlich abgespielt hat, nicht möglich gewesen wäre. Wenn in einem neueren französischen Werk die Formel aufgestellt wird: „Die Freimaurerei macht nicht die Revolutionen; sie bereitet sie vor und sie setzt sie fort“, so wird diese Meinung von den geschichtlichen Ereignissen nicht bestätigt. Die fanatischen und brutalen Jakobinerklubs, die in der Zeit des Konvents (1792 -1794) maßgeblich die revolutionäre „Schreckensherrschaft" ausübten, waren nämlich nach einem Bericht, der am 13. April 1883 der Loge von Nantes vorgelegt wurde, nichts anderes als Freimaurerlogen, die man in aktive politische Klubs umgewandelt hatte. Dafür spricht unter anderem die Tatsage, daß diese Klubs die Titel von Logen beibehielten. Auch in anderen Ländern gab es geheime Verschwörungsgesellschaften, die mit den Jakobinern in Paris in Verbindung standen, so in Ungarn und Süddeutschland. Der Name „Jakobiner" geht zurück auf das Dominikanerkloster St. Jacques (St. Jakob) in der Rye Saint-Honoré, wo sie im November 1789 bretonische Deputierte der Nationalversammlung, die im Klub „Breton" vereinigt waren, niederließen. Von diesem Versammlungsort stammt der Name „Jakobinerklub". Anfänglich nannten sich seine Mitglieder „Société des amis de la constitution". Sehr schnell breiteten sich die politischen (demokratisch-republikanischen) und antikirchlichen Ideen dieses Klubs in der Pariser Bevölkerung und im ganzen Land aus. Der Pariser Mutterklub zählte 1792 schon 760 Tochtervereine. Die rasche Verbreitung ging entscheidend auf die Mitgliedschaft der Frauen zurück, die immer eifriger und zahlreicher an den Versammlungen teilnahmen, die viermal in der Woche (von 18 - 22 Uhr) stattfanden. Der revolutionäre Fanatismus und das Bestreben der Jakobiner, alle Lebensbereich zu politisieren, ihre radikale Abkehr von Offenbarungschristentum und Kirche zugunsten einer natürlichen Aufklärungsreligion mit eigenen Kultformen, waren bereits erste Signale, die den modernen totalitären Staat ankündigten.
Für die Tatsache, daß Freimaurer die Französische Revolution nicht nur vorbereitet und fortgesetzt, sondern аuch aktiv in ihr mitgewirkt haben, spricht ferner die Rolle, die von den beiden großen Revolutions-Parteien gespielt wurde. Die Girondisten und die Bergpartei vertraten in der Tat die zwei Hauptrichtungen der französischen Freimaurerei des 18. Jahrhunderts. Die erstere war liberal und individualistisch orientiert, die letztere huldigte einem schwärmerischen Sozialismus. Wenn diese Parteien auch manchmal sehr gegensätzliche Positionen einnahmen, so widerspricht das keineswegs der Tatsache, daß sie beide von Freimaurern geführt wurden. Freimaurer waren und sind Individualisten, die das Ideal der Freiheit nicht immer einmütig und eindeutig auslegen und verstehen. So erklärte beispielsweise bei der Gründung der Taunusloge „Zur Freiheit" im Orient Bad Homburg am 12. Mai 1973 der Festredner: „Es ist eine alte Weisheit, daß zwei Freimaurer mindestens drei verschiedene Ansichten über den rechten Weg der Freimaurerei haben, fast könnte man sagen, weil sie Freimaurer sind, müsse das auch so sein. Noch weiter aber gehen die Ansichten unter Freimaurern auseinander, wenn es sich um die innere Ordnung ihres Bundes handelt.“ (Die Bruderschaft, Juli 1973). Wer diese innere Welt der Freimaurerei nur einigermaßen kennt, wird auch die Feststellung des belgischen Sozialdemokraten Hendrik de Man akzeptieren, der in seinen Erinnerungen berichtet, daß schon vor dem I. Weltkrieg „die Politik der sozialistischen Parteien von den gleichen Logen gelenkt wurde wie die Politik ihrer scheinbaren Gegner, der bürgerlichen Liberalen. Die intellektuellen Führer beider ,feindlichen Lager', die einander auf der Strasse bekämpften, seien im Grunde von den gleichen Hochgradmaurern dirigiert worden." (E. Franzel, Groß-Loge im Angriff, Augsburg, S.6) Wenden wir uns nun noch diesen nicht unwichtigen Bemerkungen wieder der Französischen Revolution zu. Inzwischen hat maurerische Formulierungskunst eine neue Erklärung für das Verhältnis von Freimaurerei und Revolution gefunden. So schrieb 1964 ein eingeweihter und erleuchteter Autor über die freimaurerischen „Erfolge" zwei Sätze, die meines Erachtens zum Besten gehören, was je über die Freimaurerei geschrieben wurde: „Zu den freimaurerischen ,Erfolgen’ kann man auch die Französische Revolution rechnen. Zwar wurde sie nicht von den Freimaurern ausgelöst (die Freimaurerei will in sich selbst eine Revolution sein, sie will keine Revolutionen beginnen), aber zum ersten Mal wurden die Ideale der Freimaurerei in unübertrefflicher Prägnanz formuliert: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit". (H. Lohfeldt, Die königliche Kunst – Freimaurerei in Deutschland, in „Kristall“ Nr. 10, 1964). Wir bewundern die Bescheidenheit des Verfassers, der die wichtigste Aussage in Klammern setzt: „Die Freimaurerei will in sich selbst Revolution sein." Was heißt das? Wenn ich es richtig verstehe, besagt dieses Wort soviel wie: Zum Wesen der Freimaurerei gehört notwendig das revolutionäre Element. Wenn Freimaurerei und Revolution identisch sind, ist es unlogisch und zwecklos darüber zu streiten, ob die Freimaurer Revolutionen nur planen und vorbereiten, oder ob sie diese beginnen und durchführen oder sie auch noch fortsetzen. Die Gleichsetzung von Freimaurerei und Revolution schließt alle diese Aspekte in sich ein, weil der Begriff „Revolution" inhaltslos wäre, wenn er nicht sowohl die notwendige Planung und Vorbereitung als auch den Beginn und die Durchführung in sich vereinigte. Weiter ergibt sich aus der genannten Gleichung die wichtige Erkenntnis, dаß die Freimaurerei Revolutionen nicht nur fortsetzt, sondern sie ist selbst die fortgesetzte oder permanente Revolution. Solange die Freimaurerei existiert, ist sie Revolution. Und das heißt wiederum: Es ist ihre beständige und unaufhörliche Aufgabe, Revolutionen zu planen und vorzubereiten, zu beginnen und durchzuführen und sie auch fortzusetzen. Nocheinmal: „Die Freimaurerei will in sich selbst eine Revolution sein." Eine bessere Formel über das Wesen der Freimaurerei gibt es wahrscheinlich nicht. Sieht man das Problem Freimaurerei und Revolution unter dieser Perspektive, dann scheint es nicht übertrieben, wenn ein Religionswissenschaftler meint: „Es darf behauptet werden, die Freimaurerei hatte in allen geistigen, wirtschaftlichen und politischen Revolutionen der letzten
zwei Jahrhunderte, doch nicht in der bolschewistischen ihre Hand im Spiel." Das ist gewiß keine Übertreibung, wohl aber eine Unterschätzung der freimaurerischen „Erfolge". Denn zu den unbestreitbaren „Erfolgen" gewisser Freimaurer zählt auch die bolschewistische Revolution, und zwar deshalb, weil Lenin und Trotzky, die Väter der russischen Oktoberrevolution nicht nur leidenschaftliche Kommunisten, sondern auch erleuchtete Freimaurer waren. Sie gehörten dem 33. (das ist der höchste) Grad des sog. Schottischen Ritus an. Als die bolschewistische Oktoberrevolution 1917 siegreich vollzogen war, hielt Bruder Rozières in der Loge „Art et Travail" am 24. Dezember 1917 in Paris eine große Lobrede auf die ruhmreichen russischen Hochgradbrüder. Nebenbei sei noch erwähnt, daß auch Bela Khun (= Cohn), der „Bluthund von Ungarn", Kurt Eisner, der durch den Spartakistenputsch in München bekannt wurde, und SunYat-Sen, der 1912 die Revolution in China durchgeführt hat, dem 33. Grad des „Schottischen Ritus" angehörten.
2. Pluralität und Universalität der Logen In der liberalen Geisteshaltung, die für Freimaurer aller Richtungen charakteristisch ist, dürfte der Hauptgrund dafür liegen, daß es trotz intensiver Bemühungen bis heute noch nicht gelungen ist, eine einheitlich organisierte Weltfreimaurerei zu schaffen. Eine freimaurerische Weltbewegung in Form einer Weltloge auf internationaler Basis gibt es nicht. Zwar schrieb ein so liberaler Dichter und Schriftsteller wie Thomas Mann im Jahre 1918 in seinen Betrachtungen eines Unpolitischen: „Die Geschichtsforschung wird lehren, welche Rolle die Freimaurer-Weltloge ... bei der geistigen Vorbereitung und wirklichen Entfesselung des Weltkrieges gespielt hat." Doch bei allen „Erfolgen", die man den Freimaurern im Hinblick auf die Veränderung der Weltgesellschaft durch Kriege und Revolutionen gewiß nicht absprechen kann: eine FreimaurerWeltloge war bisher von den Geschichtsforschern deshalb noch nicht zu entdecken, weil den Freien Maurern der „Erfolg" einer Welt-Einheits-Loge bis zur Stunde versagt geblieben ist. „In den Zwanziger Jahren gab es zwar hier und dort Freimaurerische Bestrebungen, eine ,blaue Internationale`, einen Zusammenschluß der wichtigsten Logenverbände in der Welt, zu gründen. Aber dazu ist es nie gekommen." Nicht einmal in einzelnen Ländern ist es möglich, die verschiedenen Großlogen unter einer großen Dachorganisation zusammenzufassen. So sind zum Beispiel in den „Vereinigten Großlogen von Deutschland-Bruderschaft der deutschen Freimaurer" (VGLvD) die etwa 200 „humanitären Logen" der Großen Landesloge A.F.u.A.M. mit den traditionellen drei Johannisgraden (Lehrling, Geselle, Meister) und die rund 80 „christliche Logen" umfassende Große Landesloge der Freimaurer von Deutsch¬land (GLLFvD), die außer den Johannisgraden noch die sog. Andreas-Grade (4. und 5. Grad) und die Kapitel-Hochgrade kennt, zusammengeschlossen. Außerdem gehören die Große National-Mutter-Loge „Zu den drei Weltkugeln" (GNML3W) mit rund 25 Logen, die Province of British Freemasons mit rund 10 Logen und die American-Canadien Provincial Grand Loge, A.F.u.A.M. mit rund 40 Logen als Provinzialgroßlogen der VGLvD an. Außerhalb dieser Vereinigten Großlogen stehen im wesentlichen folgende Logen: 1. Der Schottische Ritus (mit 33 Graden unter einem Großkommandeur), 2. Der Rektifizierte Schottische Ritus (4 Stufen, Schottenloge, Innerer Orient unter einem Großprior), 3. Der York Ritus (5 Stufen = 33 Grade, Markmeister, Altmeister, Kapitel, Großrat und Komturei unter einem Großkomtur) und einige Sondergruppen wie etwa der „Großorient von Deutschland" und der „Droit Humain", der auch Frauen in seine Tempel aufnimmt. Auf dem Großlogentag der A.F.u.A.M. 1973 in München sagte der Großmeister dieser Großloge,
Bruder H. Hinterleitner, in seinem Grußwort: „Auch das Jahr 1972/73 hat uns der einigen und einzigen Deutschen Großloge keinen Schritt nähergebracht, wir werden uns damit abfinden müssen." Der Berichterstatter, Bruder R. Appel, bemerkt dazu: „Wer die Hauptversammlungen dieser Großloge in den vergangenen Jahren verfolgt hat, der weiss, daß den energischen Impulsen nach mehr Einheit stets auch die Entschiedenheit nach Kündigung der Magna Charta gegenüberstand." Auf die Kritik, die während der Versammlung an der Entwicklung der Vereinigten Großlogen von Deutschland geübt wurde, antwortete deren Großmeister, Bruder F. Heller, und bat um Geduld. Auch gab er zu, daß von manchen die Aufgaben und Probleme der VGLvD unterschätzt worden seien. Die anschließende Diskussion - die ganze Bandbreite von den Vertretern der einen Großen Loge bis zu denen der Aufkündigung der Magna Charta wurde sichtbar - schälte die Frage heraus, ob nicht anstelle der Magna Charta ein besserer Vertrag treten solle. Altgroßmeister Bruder Theodor Vogel bat darum, solche Überlegungen nicht anzustellen und gab eine längere Ausführung über die Entwicklung der Freimaurerei in Deutschland von 1945 bis 1958 ... Dann gab Br. Hinterleitner die neuen Leitgedanken aus: Wer die Vereinigten Großlogen von Deutschland zerstört, der zerstöre auch die GLA.F.u.A.M. Es gelte, sich von den Illusionen zu befreien. Die Erfahrung der vergangenen Jahre habe gelehrt, daß zu wenig Information über die Partner der Magna Charta vorhanden gewesen sei, was zu manchen Fehlschlüssen geführt habe. Eine Großloge dürfe nicht von Wunschdenken geleitet werden. ’Meine Brüder', sagte er, respektiert die GLLFvD wie auch wir respektiert werden wollen. Das ist die rechte Partnerschaft. Er fragte weiter, warum es denn unbedingt die eine Große Loge von Deutschland sein müsse, wenn die Möglichkeiten brüderlichen, aufrichtigen Zusammenwirkens noch nicht ausgeschlüpft seien. Die Aufgaben der VGLvD seien klar: Die Beziehungen zu den anderen Großlogen der Welt zu pflegen und für das Inland den Rahmen zu bieten, in dem sich heute Freimaurerei in Deutschland darstelle" (Die Bruderschaft, Jhrg. 15, S.158). Aus einer freimaurerischen Selbstdarstellung wie dieser, kann auch der „profane“ Leser mancherlei Erkenntnisse gewinnen. Vor allem jene, daß es bei aller organisatorischen Zersplitterung und Pluralität der Auffassungen innerhalb der Großlogen doch so etwas wie eine universale Solidarität aller Freimaurer gibt, d. h. ein weltweites brüderliches Zusammenstehen und Zusammenwirken. Das gilt auch für die beiden großen Richtungen der Weltfreimaurerei, die seit 1877 aus religiösen Gründen gespalten sind: die “reguläre Freimaurerei", die mit der englischen Mutter Loge an dem Bekenntnis zu dem deistisch verstandenen "Baumeister der Welten" festhält und die “irreguläre Freimaurerei", die unter der Führung des Groß Orient von Frankreich vor allem in den romanischen Ländern und in Lateinamerika arbeitet, als militante Anti Kirche auch Atheisten aufnimmt und jede religiöse Bindungspflicht ablehnt. Trotz solcher ideologischer Differenzen arbeiten Vertreter dieser beiden Richtungen in gewissen Bereichen brüderlich miteinander zusammen. Francis Viaud erklärte als Großmeister des Groß Orients von Frankreich auf der Generalversammlung im Jahre 1952 ausdrücklich, daß der Groß-Orient sich nicht darauf einlassen werde, von seinen Mitgliedern den Glauben an "Gott" zu verlangen, er werde aber in bestimmten Aktionen mit allen Freimaurern zusammenarbeiten. Um ein Bild über die weltweite Freimaurersolidarität gewinnen zu können, ist ein kurzer Rückblick auf die geschichtliche Entwicklung und Ausbreitung der Logen notwendig. Der Name "Freimaurer" stammt ursprünglich aus dem Mittelalter und bezeichnete dort die Mitglieder einer großen kirchlichen Bruderschaft, die als Maurer wie andere Handwerker auch, in Zünften organisiert, jedoch nicht an den örtlichen Zunftzwang gebunden waren, sondern als freie Maurer von Ort zu Ort zogen und ihre Bauhütten (Logen) errichteten. Sie arbeiteten als Architekten, Bildhauer und Steinmetzen an den großen Domen und Kirchen des Mittelalters und verfügten über große fachliche Kenntnisse, die sie Außenstehenden gegenüber geheimhielten.
Durch geheimnisvolle symbolische Zeichen (Bilder, Worte, Griffe und Handlungen) und Riten führten sie ihre Mitglieder stufenweise als Lehrlinge, Gesellen und Meister in die Baukunst ein. Zur Zeit der Renaissance und der Glaubensspaltung ("Reformation") gerieten die kirchlichen Freimaurerbruderschaften mehr und mehr in Verfall oder sie verwandelten sich in reine Geselligkeitsklubs, die seit 1614 auch Angehörige anderer Gesellschaftskreise, besonders aus dem Adel, aufnahmen. Das war vor allem in dem konservativen England der Fall. Damals ging die Werkmaurerei in die Geistesmaurerei über. Die alten Bezeichnungen blieben, bekamen aber einen neuen Inhalt. Der Versammlungsort dieses Klubs, meist ein Gasthaus, war nun zur Loge (lodge = Bauhütte) geworden. Später verstand man unter "Loge" die Vereinigung der freien Maurer selbst, die gewöhnlich den Namen ihres Versammlungslokals zur Bezeichnung ihrer "Loge" wählten. Aus den mittelalterlichen Steinmetzgilden sind im Laufe der Zeit neue brudersdiaftlidie Vereinigungen geworden, die für ihre geistige Maurerarbeit die Begriffe und Zeichen der alten Maurerbünde übernahmen, ihnen jetzt aber symbolisdie Bedeutung gaben. Die Geburt der "symbolischen oder spekulativen Maurerei" war damit eingeleitet. Nachdem anfangs Geselligkeit und Bruderhilfe im Vordergrund ihrer Bestrebungen standen, drangen in die Logen nach und nach immer stärker weltanschaulidie Ideen ein. In dem konfessionell zersplitterten England des 17. Jahrhunderts konnten sich besonders die Gedanken des Deismus und Rationalismus ausbreiten und mit ihnen die Ideale der Aufklärung, die eine universale Menschheitsverbrüderung und Einheitsreligion herbeiführen und damit dem Streit der Religionen und Konfessionen und allen Kriegen ein Ende setzen sollten. Der ebenso grandiose wie utopische Traum vom "ewigen Frieden" hat in diesem Aufklärungsoptimismus seine Wurzeln. Im Mutterland der Freimaurerei, in England, schlossen sich am 24. Juni 1717, am kirchlichen Festtag des Heiligen Johannes des Täufers, vier Londoner Logen zur ersten Freimaurer Großloge zusammen. Dieser Gründungstag, der als offizieller Geburtstag der Freimaurerei allgemein anerkannt wird andere Altersangaben haben nur legendären Charakter wurde gewählt, weil Johannes der Täufer Schutzpatron der mittelalterlichen Werkbruderschaften war. (Es wurde auch daran erinnert, daß der 24. Juni der längste Tag des Jahres ist, auf den die kürzeste Nacht des Jahres folgt, was für mystisch oder symbolisch denkende Maurer vielleicht nicht ohne geistige Bedeutung ist.) Von daher sind auch die Bezeichnungen "JohannisFreimaurerei" und "Johannis Logen" zu verstehen. Auf ihren drei Graden bauen alle später entstandenen Hochgradsysteme auf. Die Johannis-Maurerei wird auch "blaue Freimaurerei" genannt, weil sie in ihren Abzeichen die blaue Farbe trägt. Religionsgeschichtlich sei noch daran erinnert, daß genau 200 Jahre nach der abendländischen Glaubensspaltung die von Martin Luther proklamierte "Freiheit des Christenmenschen", besonders seine Absage an Papsttum und kirchliches Lehramt, in den negativen Freiheitsbegriff der Freimaurerei umgeschlagen ist. Die Logen haben sich radikal freigemacht von der göttlichen Offenbarung und dem ihr eigenen Freiheitsbegriff, der in der Wahrheit gründet, die Christus ist und die er in seiner Kirche und durch sie verkündet. Anstelle der göttlichen Wahrheit, die frei macht (Joh. 8,32) sucht der aufgeklärte und freie Maurer nun das Heil im Aufbau einer neuen Welt, in der nicht mehr Gott, sondern die menschliche Vernunft über Wahrheit und Freiheit entscheidet und verfügt. Die Geschichte des Turmbaus zu Babel wiederholt sich aufs neue. Die Tragödie des "Humanismus ohne Gott" nimmt ihren Lauf und führt schließlich zur totalen Unfreiheit im gottlosen Bolschewismus, der 200 Jahre nach dem Ereignis von 1717 die letzte Konsequenz der Entfremdung von Gottes Wahrheit offenbart und mit revolutionärem Fanatismus seinen Weg in die Geschichte beginnt. Die schnell sich ausbreitende Freimaurerei hat diese Entwicklung entscheidend beeinflußt und vorangetrieben. Schon 1725, zwei Jahre nach der Einführung des Konstitutionsbuches mit den "Alten Pflichten", die der englische Theologe James Anderson, Prediger an der schottischen Presbyterianerkirche in London als Glaubensbekenntnis der Freimaurer formulierte, entstanden die Großloge von Irland und die erste Loge in Paris. Drei Jahre später, 1728, wurde die erste Loge in Madrid gegründet, 1730 entstand die erste englische Kolonialloge in Kalkutta und die erste Loge in den USA. Hier kam es 1733 zur Bostoner Großloge. Benjamin Franklin gab 1734
die Konstitutionen von Anderson für die USA heraus. In Lissabon, Den Haag und Stockholm sind 1735 erste Logen gebildet worden, 1736 folgten die Großloge von Schottland und die Großloge von Frankreich, die seit 1773 "Grand Orient de France" genannt wird und in der Folgezeit beherrschenden Einfluß auf die Loge in den romanischen Ländern und auch in Lateinamerika gewann. Im Jahr 1737 wurde erstmals ein Mitglied des englischen Königshauses in die Freimaurerei aufgenommen. Die erste deutsche Loge konstituierte sich am 6. Dezember des gleichen Jahres in Hamburg und gab sich die Bezeichnung "Absalom zu den drei Nesseln". Schon acht Monate später nahm Stuhlmeister Baron von Oberg in einer mitternächtlichen Zeremonie das 31. Mitglied dieser Loge auf: den jungen Kronprinzen Friedrich von Preußen, den späteren Friedrich II. Weitere Logengründungen folgten. In Berlin: 1740 die Loge "Zu den drei Weltkugeln", die seit 1744 als Großloge besteht. Die „Großloge der Freimaurer von Deutschland" entstand 1770 ebenfalls in Berlin. Sie entwickelte sich später zu dem „christlichen Freimaurer Orden" (FO). Heute trägt sie den Namen "Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland". Die "Großloge von Preußen genannt Royal York zur Freundschaft" wurde erst 1798 in Berlin gegründet. Im Jahr 1757 ist die Großloge der Niederlande, 1760 die Große Landesloge von Schweden, 1775 die erste Schwarzen Loge in den USA, 1784 der Großorient von Polen und Litauen, 1815 die Großloge von Rußland, 1822 die erste südamerikanische Großloge in Brasilien, 1824 die erste mittelamerikanische Großloge in Haiti, 1833 die Großloge von Belgien errichtet worden. In der Schweiz begann die Großloge 1844, in Luxemburg 1849, in Kanada 1855, in Dänemark 1858, in Portugal 1859, in Italien 1861, in Griechenland und Spanien 1868, in Ungarn 1870/ 1871, in Australien 1884, in Norwegen 1891, in Jugoslawien 1909, in der Tschechoslowakei 1920, in Polen 1921 und in Rumänien 1923. Schon früh wurde die Ausbreitung der Freimaurerei durch Verbote in mehreren Ländern erheblich erschwert. So gab es Verbote in den Niederlanden (1735), in Frankreich (1737), in Hamburg (1738), das erste kirchliche Verbot durch Papst Clemens XII. (28. 4. 1738), in Florenz (1739), in Wien und Lissabon (1743), in Bern (1745), in der Türkei (1748), in Rußland (1796), in Spanien (1813), in Ungarn (1820), in den USA (1826). Heute ist die Freimaurerei in der Sowjetunion und den Ostblockstaaten sowie in Spanien, Ägypten, Pakistan und in den übrigen islamischen Staaten verboten. Die Konferenz der moslemischen Weltorganisation "Motamar Al Munazzamat Al Islami" hat 1974 die Mitgliedschaft von Moslems in Freimaurerlogen sowie in Rotary- und Lions Clubs als mit dem Islam unvereinbar erklärt und untersagt. Bereits 1973 war die Freimaurerei in Pakistan verboten worden. Unter dem Titel: Das "Licht ist erloschen" teilt ein anonymer Autor dazu unter anderem folgende Einzelheiten mit: "Die Regierung Pakistans hat im Zusammenwirken mit dem nationalen Islamkonzil die Freimaurerei im Bereich der Islamischen Republik verboten. Diese Erklärung gab am 7. Juni dieses Jahres (1973) Innenminister Abdul Oayyum Khan vor der Nationalversammlung in Islamabad ab. Abdul Oayyum Khan führte dabei aus, der Bann gegen die Freimaurerei sei auf einen Antrag hin ausgesprochen worden, den das Parlament des Bundesstaates Pandschab am 6. Dezember 1972 vorgelegt habe. Die Logengebäude in ganz Pakistan würden beschlagnahmt und in Schulen und andere Unterrichtsstätten umgewandelt. Islam und Freimaurerei seien unvereinbar ... Da Pakistan als moslemische Führungsmacht anerkannt ist, kann nun mit einem Bann seitens der internationalen Hohen Islambehörden gerechnet werden, die im Dezember 1973 und Januar 1974 in Beirut und in Mekka zusammentreten werden. Um die Hintergründe der pakistanischen Maßnahmen nochmals ins Gedächtnis zu rufen, hier der Wortlaut des pandschabischen Antrages, aus dem man bereits die Ansätze zu einem generellen Verbot herauslesen kann: Unser Volk so heißt es da u. a. hat den Eindruck, daß die Freimaurerlogen eine Unterorganisation des internationalen Zionismus sind. Sie arbeiten daher gegen die
Interessen unseres pakistanischen Volkes. Deshalb stellt das Parlament des Pandschab den Antrag, die Freimaurerlogen in der islamischen Republik zu verbieten.' Die pakistanisehe Regierung ist am 7. Juni dieses Jahres, am Vorabend des Todestages des Propheten Mohammed, diesem Antrag aus dem Pandschab gefolgt. Ein spektakuläres Datum; denn der Prophet des Islam spielt in der uralten Tempelbaulegende eine zentrale Rolle als Empfänger des adamschen Meisterschurzes und die alte orientalische Maurerei sieht in ihm ihren Stifter." Der Verfasser hat vorausgesehen, daß die anderen Moslemstaaten dem Beispiel Pakistans folgen werden und stellt im Anschluß daran "nach freier Maurer Art" seinen Maurerbrüdern in Deutschland einige ebenso unbefangene wie aufschlußreiche Fragen. "Es war gut und brüderlich", schreibt er, "daß unsere Großloge dem israelischen Großmeister nach dem Verbrechen in München eine Beileidsbekundung zugehen ließ. Wo aber blieb ein tröstendes Wort gegenüber dem libanesischen Großmeister, als Israelis im ’Gegenschlag' oder zu anderer Gelegenheit arabische Kinder und Mütter mordeten? Drängt sich hier nicht die Frage auf, ob der eine Mörder eben Mörder ist und der andere - trotz Mord - ein Gentleman? Oder billigt die Freimaurerei in der Nahost-Frage gar das inhumanitäre ’Auge um Auge, Blut um Blut'? Warum hält unsere Großloge, prädestiniert durch leidvolle Erfahrung, die Großmeister in der nahöstlichen Welt nicht an, mutig gegen die Greueltaten gegenseitigen Völkermordes aufzustehen, sich brüderlich zu begegnen - dem Haß mit Liebe entgegenzutreten? Deutsche Freimaurer stifteten für die Hinterbliebenen der Opfer von München, sie betreuen israelische Jugendgruppen. Gut. Wo aber bleibt das humanitäre Gewissen deutscher Freimaurer gegenüber den Opfern von Beirut, die ja obendrein noch Christen waren? Gibt es eine doppelte Moral? Wir werden aufgefordert, Bäume für den Märtyrerwald in Israel zu stiften. Gut, stiften wir. Aber würden wir das auch für einen arabischen Märtyrerwald tun? Oder sind die Ermordeten dort keine Märtyrer?" Er ruft dann seinen Brüdern ins Bewußtsein, daß "diese Versäumnisse sicherlich mit zum Verbot führten", möchte aber nicht mißverstanden werden, denn, so schreibt er, "zu viele Juden sind meine Brüder". Schließlich zitiert er aus dem Brief eines alten und erfahrenen deutschen Freimaurers vom April 1973 folgende Sätze: "Die einseitige Stellungnahme der deutschen Freimaurerei zugunsten Israels bedrückt mich. Helfen Sie also, mit dem Gebrauch der Wasserwaage, das Gleichgewicht maurerischer Toleranz im Bereich der deutschen Bruderschaft wieder herzustellen." Im Anschluß an dieses Zitat fragt er: "Wenn das schon einem deutschen Bruder auffällt, sollte diese Tendenz dann dem Islam verborgen bleiben?“ (Die Bruderschaft, Jhrg. 15, Nr. 8/9). Der angeführte Bericht läßt - wie durch einen schmalen Spalt hindurch einen gewissen Einblick gewinnen in die internationale Verflechtung und Solidarität freimaurerischer Aktivitäten, über alle Grenzen von Religionen und Rassen hinweg. Außerdem deutet er das besonders seit der Mitte des 19. Jahrhunderts weit über Deutschland hinaus bemerkbare starke Gewicht und die einflußreiche Macht des jüdischen Elements innerhalb der Freimaurerei an. Der anonyme Verfasser rechnet nämlich damit, daß seine mutigen Fragen eine Protestwelle gegen ihn auslösen könnten. Ein weiteres Zeugnis für die beispielhafte Welt Bruderkette, die Freimaurer aus allen Erdteilen miteinander verbindet, war am 29. September 1962 auf dem 5. Deutschen Freimaurerkonvent in der Frankfurter Paulskirche aus dem Munde des weitestgereisten und meistfotografierten deutschen Freimaurers, des Altgroßmeisters Theodor Vogel, zu vernehmen. Er erklärte stolz: "Es lohnt sich nicht, die Liste aller Großlogen des Erdballs aufzuzählen, mit denen die Vereinigte Großloge heute Vertretungen austauscht. Es genügt, die Großlogen zu nennen, mit denen sie noch keine regulären Beziehungen unterhält: Island, Pennsylvanien, Utah, Britisch-Kolumbien, Neuseeland." Ein anderes Vogel Zitat: "Ich war mit schwarzen, braunen und gelben Maurern an der Logentafel gesessen, ich habe mit dem Bruder aus Tokio und Manila, aus Reykjavik und Tucson, aus Teheran und Ankara, aus
Algier und Tel Aviv, aus Sao Paulo und Dublin, aus Korsika und von den Antillen beim festlichen Mahl das Brot gebrochen.“ (Der Spiegel, S.54) Wenn nun in der islamischen Welt das "Licht" der Logen ganz erloschen ist, so ist dadurch die weltweite Bruderkette gewiß um viele wichtige Glieder ärmer geworden. Es ist dies ein schwerer Schlag und ein schmerzlicher Verlust für die Vertreter der "Königlichen Kunst", deren weltumspannender Tempelbau dadurch einen erheblichen Rückschlag erlitten hat. Doch damit wird ihre Position als Weltmacht und das ist die Freimaurerei trotz aller Zerrissenheit und Krisen und trotz zahlreicher gegenteiliger Behauptungen nach wie vor wahrscheinlich nicht entscheidend verändert. Ein "Geheimbund" - heute spricht man von "geschlossener Gesellschaft" - wie die edle Maurerzunft hat doch im Laufe der Jahrhunderte reiche Erfahrungen mit der "Schwarzarbeit" im Untergrund gesammelt. Die Sache der Freien Maurerei wird anderswo um so besser weitergehen, die Anstrengungen können zur Erreichung anderer, schon lange abgesteckter Ziele verstärkt werden. Mit konzentrierter Kraft kann nun die antichristliche Revolution weitergeführt werden.
4. Freimaurerei und Kommunismus Papst Leo XIII. veröffentlichte am 20. April 1884 die heute noch lesenswerte Enzyklika "Humanum genus“ gegen die Freimaurerei seiner Zeit. Er forderte darin die Bischöfe auf, "den Freimaurern ihre Masken vom Gesicht zu reißen, damit man sie als das erkenne, was sie sind". Der Papst sieht in dem Vernichtungskampf, der damals gegen die Kirche Christi und die von ihr geschaffene Kultur tobte, das Reich Satans am Werk, „unter dessen Herrschaft alle jene stehen, die dem ewigen göttlichen Gesetz den Gehorsam verweigern, die über Gott hinweggehen oder gegen ihn etwas unternehmen". Seiner Meinung nach scheinen die Feinde Gottes und seiner Kirche "miteinander verschworen zu sein zu einem überaus erbitterten Kampf unter der Leitung und Hilfe des Bundes der sogenannten Freimaurer. Ohne ihre Pläne zu verheimlichen, stacheln sie gegen die Majestät Gottes auf. Offen und unverhohlen arbeiten sie daran, die heilige Kirche zu vernichten, und zwar in der Absicht, die christlichen Völker aller jener Güter völlig zu berauben, die ihnen durch unseren Heiland Jesus Christus zuteil geworden sind". Der Papst stellt fest, daß "es eine Reihe von Sekten gibt, die voneinander nach Namen, Gebräuchen, Form und Herkunft verschieden sind, aber durch die Gleichheit ihrer Ziele und die Ähnlichkeit ihrer Grundsätze miteinander und mit dem Bund der Freimaurer in engem Zusammenhang stehen; dieser ist gleichsam das Zentrum, von dem alle ausgehen und zu dem alle zurückkehren". Wenn dieses sicher nicht leichtfertige Urteil des Papstes zutrifft, war die Freimaurerei des letzten Jahrhunderts die antichristliche Weltmacht, von der die übrigen kirchenfeindlichen Gruppen inspiriert und gesteuert wurden. "Das letzte und hauptsächliche Ziel ihrer Pläne ist unverkennbar: die gesamte vom Christentum geschaffene religiöse und bürgerliche Ordnung zu stürzen und nach ihrem Plan durch eine andere zu ersetzen, deren Grundlage und Gesetze auf dem Naturalismus beruhen ... Darin sollen die menschliche Natur und die menschliche Vernunft in allem die höchsten Lehrer und Herrscher sein." Im Anschluß daran nennt der Papst die Bestrebungen der Freimaurer im einzelnen, u. a. die Leugnung jeder göttlichen Offenbarung, den Kampf gegen die katholische Kirche, die Trennung von Kirche und Staat, die Förderung des religiösen Indifferentismus und der laizistischen Erziehung, der Ehescheidung und des staatlichen Atheismus.
Man wird heute dagegen einwenden: Die Freimaurerei des 20. Jahrhunderts ist nicht mehr die des 19. Jahrhunderts. Sie hat sich inzwischen sehr stark gewandelt, wobei die leidvollen Erfahrungen der zwei Weltkriege und der in unserem Jahrhundert überall sich durchsetzende ökumenische Gedanke und der auch im Bereich der Weltanschauungen und Religionen sich vollziehende Abbau des Freund Feind Denkens maßgeblich zu einer Verbesserung des Verhältnisses von Freimaurerei und Kirche beigetragen haben. An dieser Auffassung ist sicher richtig, daß sich in der Freimaurerei ebenso wie in der Kirche und anderswo manches gewandelt hat. So haben sich zweifellos die Methoden der Freimaurerei im Kampf gegen das Bekenntnischristentum geändert. Die offene und brutale Revolution gegen die katholische Kirche wurde aufgegeben, weil sie nicht zum erstrebten Ziel führte. Heute versucht die Freimaurerei mit einer der modernen Zeit besser entsprechenden Methode ihre Pläne zu verwirklichen. Das geschieht durch eine neue revolutionäre Methode, die ich "Revolution auf leisen Sohlen" oder "Revolution mit freundlicher Miene" nennen möchte. Man versucht die Anwendung dieser Methode besonders seit dem II. Vatikanischen Konzil, genauer seit der Ankündigung dieses Konzils durch Papst Johannes XXIII. Es wäre aber eine sehr gefährliche, wenn nicht gar eine geradezu katastrophale Naivität, wenn jemand ernsthaft glauben wollte, daß die Freimaurerei ihre von Anfang an gesteckten Ziele aufgegeben hätte. Ihre Methoden mögen sich geändert haben, ihre Ziele sind die gleichen geblieben. Wer diesen unverrückbaren und unabdingbaren, vom Wesen der Freimaurerei unablösbaren Tatbestand nicht erkennt, ist wirklichkeitsfremd und kennt die eigentlichen "Geheimnisse" der Freimaurerei eben noch nicht. Diese Feststellung, die keineswegs einem blinden Freimaurerhaß entspringt, sondern im Verlauf der folgenden Gedankengänge sachlich belegt werden wird, scheint nicht zuletzt im Hinblick auf gewisse Entwicklungen in der sog. nachkonziliaren Zeit sehr wichtig zu sein. Gibt es doch in unserem Jahrhundert nicht nur im Bereich der Politik, sondern auch im Raum der Kirche allzu viele von jenen Figuren, die Lenin einmal "nützliche Idioten" nannte. – Papst Pius XII. gehörte jedenfalls nicht zu ihnen. Er sprach am 24. Juli 1958 einige Monate vor seinem Tod anläßlich der 8. Pastoralen Bildungswoche über die "Wurzeln des modernen Glaubensabfalls" und nannte in diesem Zusammenhang "den wissenschaftlichen Atheismus, den dialektischen Materialismus, den Rationalismus, den Laizismus und die Freimaurerei, die gemeinsame Mutter aller jener". Der klarsichtige Papst sprach hier ein außerordentlich gewichtiges Wort über die geistesgeschichtlichen Hintergründe, die u. a. auch das auf gewissen Sektoren der Politik und Kultur tatsächlich bestehende Zusammenspiel von Freimaurerei und Kommunismus allein erklären können. In der Tat darf die Freimaurerei als geistige Mutter des wissenschaftlichen Atheismus und des dialektischen Materialismus, der die Philosophie des Kommunismus darstellt, betrachtet werden, wenngleich die meisten Mitglieder der sog. "regulären Freimaurerei" keine Atheisten sind und den Kommunismus nicht unterstützen, sondern Männer, die an ein "höheres Wesen" unter dem Symbol des "Großen Baumeisters des Universums" glauben, wie es in Punkt 2 der sog. "basis principles", die zuletzt 1929 neu gefaßt wurden, gefordert wird, und als solche den atheistischen und diktatorischen Kommunismus ablehnen. Man darf allerdings nicht übersehen, daß die "irreguläre Freimaurerei", die im wesentlichen von den Bestimmungen in Artikel 2 und 3 der "basic principles" abweicht, auch militante Atheisten in ihre Logen und Großlogen aufnimmt. Viele Freimaurer sehen überdies in den genannten Forderungen der Allgemeinen Grundsätze (basic principles) einen Verstoß gegen das im Kapitel 1 der "Allgemeinen Pflichten" von 1723 ausgesprochene Grundprinzip der Toleranz, welches besagt, es sei ratsam, die Freien Maurer "nur zu der Religion zu verpflichten, in der alle Menschen übereinstimmen und je¬dem seine besonderen Überzeugungen selbst zu belassen". Diese gewiß problematischen Grundsätze haben schon manche heftigen Diskussionen unter Freimaurern ausgelöst und neben anderen Gründen auch dazu geführt, daß selbst "reguläre" amerikanische Logen entgegen den verbindlichen Forderungen der “Alten Pflichten“ schon seit Jahrzehnten "eine bedeutende Zahl entschiedener Ungläubiger zu ihren Mitgliedern zählen". Wie es scheint, gibt es auch in deutschen Logen die Möglichkeit, daß ein Bruder "im Hinblick auf
die moderne Wissenschaft ernsthaft an der Existenz Gottes als des Baumeisters, d. h., als einer geistigen und willensmäßigen hinter dem Aufbau der Welt stehenden Kraft zweifelt", wie Bruder K. Saur in einem Aufsatz über den Großen Baumeister in der deutschen "Bruderschaft" andeutet. Er bemerkt dazu: "Wenn hier die Betonung auf ,ernsthaft' liegt, gehört dieser Bruder unbedingt in unsere Reihen. Allerdings werden wir von ihm verlangen, daß er sich mit der Frage nach Gott und dem, was die Wissenschaft dazu in Wirklichkeit zu sagen hat, gründlich auseinandersetzt." Das heißt im Klartext: Ein Bruder, der an der Existenz des "Allmächtigen Baumeisters aller Welten" ernsthaft zweifelt, kann auch in Deutschland Freimaurer sein, er gehört sogar "unbedingt in unsere Reihen". (Die Bruderschaft, Nr. 15) Wie dem auch sein mag, folgendes steht jedenfalls fest: Es gibt sowohl in der regulären" als auch in der "irregulären" Maurerei nicht wenige Mitglieder, die Atheisten sind. Als Atheisten haben sie den Atheismus mit den Kommunisten gemeinsam. Damit ist ihnen notwendig auch ein Nein zum Glauben der Kirche gemeinsam und nicht selten verbindet beide auch eine gemeinsame Frontstellung gegen die Kirche. Wenn sie auch die Dogmen des dialektischen Materialismus nicht unbedingt mit den Kommunisten teilen, so stehen doch alle Freimaurer seien sie nun gläubig oder ungläubig mit den Kommunisten gemeinsam auf dem Boden des Rationalismus und Laizismus, d. h. sie betrachten die menschliche Vernunft (ratio) als höchste Instanz ihres Erkennens und Wollens und sie sind bestrebt, den Einfluß der Kirche aus dem öffentlichen Leben auszuschalten (Laizismus). Freimaurer und Kommunisten haben schließlich ein gemeinsames politisches Endziel: Der eine Welt Staat unter einer Welt Regierung. Das Endziel des revolutionären Kommunismus ist die bolschewistische Weltrevolution, die etappenweise zu einer sozialistischen Welt Republik führen soll. Der britische Politiker John Strachey, der in seiner Laufbahn Antifaschist, verschiedene Male ein Konservativer, dann ein unabhängiger Labourmann, dann ein führender Mann des Kommunismus und nach dem II. Weltkrieg schließlich sozialistischer Minister in England war, schrieb bereits 1937 in seinem Buch Der kommende Kampf um die Macht, "daß die einzig mögliche Zukunft für Großbritannien darin liegt, sich zuerst als freie Republik in einen Bund der europäischen Völker und später der weltumspannenden Gemeinschaft der Sowjetrepubliken einzureihen".(D.Reed, Der große Plan der Anonymen) Gut informierte politische Kreise in Europa kennen schon seit Jahren das politische Ziel der Sowjetunion, in Europa eine "Union der sozialistischen Staaten" zu schaffen. Es ist bemerkenswert, daß Moskau diesen Begriff offiziell zum ersten Mal in der sowjetischen Parteizeitung "Prawda" vom 17. Oktober 1973 eingeführt hat. Das Fernziel der zur gleichen Zeit stattfindenden "Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa" ist damit genau abgesteckt. Wann diese vom Kreml geplante "Union der Sozialistischen Staaten Europas" Wirklichkeit werden wird, ist heute noch ungewiß. Politische Experten nehmen an, daß der Tag, an dem Europa oder doch wenigstens der größte Teil unseres Kontinents in der Hand der sog. „Imperialisten“ sein wird, nicht mehr allzu fern ist. Die meisten Zeitgenossen wissen freilich nicht, daß ein konkreter Plan zur Sowjetisierung bzw. Sozialisierung Europas schon seit gut 30 Jahren besteht, ein Plan, der von einem der prominentesten Freimaurer unseres Jahrhunderts zusammen mit dem kommunistischen Massenschlächter Stalin ausgearbeitet wurde. Leider ist der Weltöffentlichkeit dieser Plan aus dem Jahr 1943 erst 1962 bekannt geworden, als die aufsehenerregende Biographie des amerikanischen Kardinals Spellman erschien. Aus der Biographie, die ein zeitgeschichtlich äußerst wertvolles Dokument darstellt und besonders für die Europäer aufschlußreich ist, geht hervor, daß der Hochgradfreimaurer F. D. Roosevelt 1943 bereit war, ganz Europa dem Kreml auszuliefern. Die genannte Biographie enthält die Gedächtnisaufzeichnung eines Gesprächs, das Präsident Roosevelt 1943 mit Kardinal Spellman führte. Dabei teilte der Präsident dem Kardinal mit, daß nach vorliegendem Plan die Welt zwischen den USA, China, Großbritannien und der Sowjetunion aufgeteilt werde. Während den Vereinigten Staaten die Herrschaft im Pazifik zufallen soll, wird China die Hegemonie über den Fernen Osten erhalten. England, das vorwiegend koloniale Interessen verfolge, bekommt Afrika, und Moskau den europäischen Kontinent als
Herrschaftsgebiet. Vermutlich hat der damalige Kardinal von New York gegen diese entsetzliche "Friedensordnung", die das alliierte Frankreich ebenso wie den Vatikan der Sowjetdiktatur unterwerfen sollte, Einwände erhoben bzw. protestiert. Denn er verschweigt in seiner Notiz nicht, welchen "Trost" ihm der Präsident zu bieten versuchte. Spellman referiert wörtlich: "Es ist natürlich, daß die europäischen Länder sich fürchterlichen Veränderungen unterziehen müssen, um sich Rußland anzupassen, aber er (Roosevelt) hofft, daß die europäischen Einflüsse binnen zehn oder zwanzig Jahren die Russen dahin bringen, daß sie weniger barbarisch sind. Mag dem sein wie auch immer, die USA und Großbritannien können nicht gegen die Russen kämpfen ... Er hofft, daß aus der erzwungenen sich bald eine wirkliche und dauerhafte Freundschaft entwickelt. Die europäische Bevölkerung wird einfach die russische Herrschaft in der Hoffnung ertragen müssen, daß sie in zehn oder zwanzig Jahren in der Lage sein wird, gut mit den Russen zusammenzuleben..." (Kath. Nachrichten-Agentur (KNA) vom 23. 5. 1962) Präsident Roosevelt unterhielt damals mit dem Vatikan sog. "freundschaftliche Beziehungen". Später wurde bekannt, daß einer seiner ersten Berater ein kommunistischer Agent war. Ob der Präsident geistig zu naiv war, um die Doppelgesichtigkeit und das Doppelspiel seiner verwerflichen Politik zu erkennen? Oder sollte er diesen Plan mit kaltem Zynismus vorgelegt haben? - Wir werden darauf wahrscheinlich keine klare Antwort finden. An der Tatsache, daß der Plan existiert, besteht jedoch kein Zweifel. Ebenso ist sicher, daß der Plan nur zum Teil verwirklicht ist, denn Europa ist erst zur Hälfte dem russischen Machtbereich unterstellt. Die Unterwerfung der noch freien Hälfte Europas wird gegenwärtig durch fieberhafte Aktivität vorbereitet. Das Schlagwort vom Frieden, der in Europa "sicherer" gemacht werden soll, bedeutet nach sowjetischem Verständnis nichts anderes als die Herrschaft der Kremlimperialisten über das ganze Europa. Denn erst wenn sie dieses ganz in ihrer Hand haben, wird der Friede "sicherer" sein, als er es zur Zeit ist. Nicht wenige Europäer aber befürchten angesichts jüngster amerikanisch sowjetischer Abmachungen auf höchster Ebene, daß der Freimaurer Richard Nixon oder ein anderer ihm folgender Bruder auf den Spuren des brüderlichen Vorgängers Roosevelt einen ähnlichen Verrat an Europa üben könnte, wie jener ihn 1943 versucht habe. Wenden wir uns nach diesem weltpolitischen Exkurs nun dem eigentlich antikirchlichen Komplott von Freimaurern und Kommunisten zu. Obwohl in der sowjetischen Machtsphäre alle Logen verboten sind und die meisten Freien Maurer den Kommunismus sowjetischer Prägung nicht anerkennen, gibt es doch auch Logen, die mit den Kommunisten sich verschworen haben zum gemeinsamen Kampf gegen die Kirche. Wie wir bereits wissen, hatten die Väter der russischen Oktoberrevolution Beziehungen zu französischen Logen. Die politischen Verschwörer hatten fast alle in irgendeiner Form Verbindungen mit geheimen Gesellschaften und Zirkeln, die ihrerseits wieder mit den eigentlichen Freimaurerlogen Kontakte pflegten. Wie die Freimaurerei kam auch der Kommunismus ursprünglich aus dem Untergrund. Die betont antikirchliche Tradition großer Teile der französischen Freimaurerei macht die gegenwärtige De facto-Allianz mehrerer französischer Logen mit dem Kommunismus verständlich. Ein Beispiel aus Südamerika, wo der Einfluß des Grand-Orient sehr stark ist, mag die Zusammenarbeit von Freimaurern und Kommunisten etwas beleuchten. Vom 26. bis 28. März (Gründonnerstag bis Karsamstag) 1959 fand in Montevideo ein Freimaurerkongreß statt, der sog. "Zweite Internationale Kongreß für die Allgemeine Brüderlichkeit". Zur Warnung vor dessen Bestrebungen veröffentlichte der argentinische Episkopat am 20. Februar 1959 ein gemeinsames Hirtenwort. Darin wiesen die argentinischen Bischöfe im Einklang mit den Päpsten auf die “satanische Verschwörung ... über der Menschheit hin" und erklärten u. a.: "Bei der 4. Interamerikanischen Freimaurerkonferenz 1958 in Santiago de Chile wurde verkündet, daß ’der Orden seinen Adepten Hilfe leistet, damit sie in der Öffentlichkeit ihrer Nationen oberste
Stellungen erringen'. Das Thema hieß ’Verteidigung des Laizismus', und die entwickelte neue Taktik traf sich mit den jüngsten Parolen des Internationalen Kommunismus. Die Freimaurer sollen den Laizismus in allen Bereichen vorantreiben die Kommunisten sollen die soziale Ordnung untergraben. Als Parole wurde ausgegeben: ’Auf dem Weg über alle beeinflußten politischen Parteien ist die laizistische Kampagne zu verstärken. Es muß versucht werden, die Warnrufe der katholischen Kirche zu besänftigen, indem wir direkte freimaurerische Aktionen vermeiden. Die Aktionen zur Spaltung der Arbeiterbewegung sind zu vermehren, um dann deren Überrumpelung voranzutreiben. Freimaurerei und Kommunismus verfolgen gegenwärtig in Lateinamerika die gleichen Ziele, deshalb ist auf gleichlaufende Aktionen zu achten, wobei das Bündnis öffentlich nicht in Erscheinung tritt.’ Der bevorstehende Zweite Internationale Kongreß für die Allgemeine Brüderlichkeit in Montevideo ist eine Probe all dieser Bestrebungen. Es ist ein Freimaurerkongreß unter kommunistisdier Inspiration, der die freimaurerische Phrase von der allgemeinen Brüderlichkeit der Ausbreitung des internationalen Kommunismus dienstbar machen will. Er gibt vor, ’für die menschliche Verbrüderung und den Frieden der Welt' kämpfen zu wollen. Zwei Schlagworte, die die ruchlosen Ziele der Freimaurerei und des Kommunismus verbergen sollen!" Die Bischöfe gingen dann auf das Verhältnis von Marxismus und Freimaurerei ein und fuhren fort: "Marxismus und Freimaurerei haben das gemeinsame Ideal der irdischen Glückseligkeit. Ein Freimaurer kann die philosophischen Ideen des Marxismus ohne Abstriche annehmen. Wie der Großmeister der Loge von Paris bestätigt, ist zwischen den Prinzipien des Marxismus und der Freimaurerei kein Widerspruch denkbar. Um ihre Ziele zu erreichen, bedient sich die Freimaurerei der Hochfinanz, der hohen Politik und der Weltpresse, während der Kommunismus im sozialen und wirtschaftlichen Bereich eine Revolution gegen Vaterland, Familie, Eigentum, Moral und Religion vorantreibt. Die Freimaurer betreiben ihre Ziele mit geheimen subversiven Mitteln, die Kommunisten mit offenen. Die Freimaurerei bewegt die sektiererischen politischen Minderheiten der Kommunismus stützt sich auf eine Politik der Massen, indem er die Sehnsucht nach sozialer Gerechtigkeit ausbeutet ... Katholizismus und Freimaurerei sind Dinge, die sich absolut widersprechen und ausschließen, so wie Christus und Antichrist. Jeder soll auch wissen, daß Liberalismus und Laizismus in allen ihren Formen die ideologische Ausprägung der Freimaurerei datstellen. Es tut nicht viel zur Sache, daß viele Liberale keine Freimaurer sind: es gibt bewußte Instrumente und blinde Instrumente. Entscheidend ist, daß der Sache nach die einen wie die anderen zusammenhelfen, um die Kirche Christi und die katholische Ordnung unserer Republik zu zerstören. Was die Freimaurer in ihrer Tätigkeit antreibt, ist letztlich der Haß gegen Christus und gegen alles, was in den menschlichen Seelen und den menschlichen Einrichtungen seinen Namen trägt. Ihr endgültiges Ziel ist die Zerstörung alles Christlichen und alles dessen, was sich an der biblischen Lehre ausrichtet ... Wir klagen Freimaurerei und Kommunismus als Feinde unserer überkommenen Werte und unserer Zukunft an als Feinde, die es darauf abgestellt haben, alles Edle und Heilige in unserem Land auszurotten." Der Text der bischöflichen Verlautbarung enthält Aussagen, die zum Teil nur für militante antichristliche Logen um den Grand Orient zutreffen, aber auch solche, die für die gesamte Weltfreimaurerei charakteristisch sind, wie etwa die Feststellung, daß sich die Freimaurerei zur Erreichung ihrer Ziele "der Hochfinanz, der hohen Politik und der Weltpresse bedient" und "daß Liberalismus und Laizismus in allen ihren Formen die ideologische Ausprägung der Freimaurerei darstellen".
Durch ihre Machtpositionen und Schlüsselstellungen in der Hochfinanz, in der hohen Politik sowie im Nachrichten- und Pressewesen ist die liberale und elitäre Maurerei in der Lage, wie keine Macht dieser Welt die Öffentlichkeit mit den von ihr propagierten Ideen und Zielen des Liberalismus zu beeinflussen. Die auf diesem Gebiet von ihr gesteuerte geistige Revolution mit dem Ziel, die Welt zu verweltlichen und das Christentum zu entchristlichen wie der moderne Säkularisierungsprozeß auf eine knappe Formel gebracht werden kann hat bereits solche weltweiten "Erfolge" und Einbrüche in den christlichen Raum, vorwiegend in die christliche Theologie des Westens hinein erzielt, daß die von manchen katholischen Autoren heruntergespielte Bedeutung der Freimaurerei als antichristliche Kraft nicht gerechtfertigt erscheint. So meinte beispielsweise K. Algermissen: "Mit dem weltanschaulichen Liberalismus hat auch die Freimaurerei, trotz Zunahme an Mitgliedern, ihre Blütezeit hinter sich. Ihre Geschichte im ganzen wie in den einzelnen Ländern ist erfüllt von Auseinandersetzungen der Großlogen untereinander. Ihre zum Teil große caritative Tätigkeit ist anzuerkennen, allerdings weithin auf die Unterstützung bzw. Protektion bedürftiger Logenbrüder gerichtet. Die religiös geistigen Kämpfe der Gegenwart und Zukunft werden wesentlich zwischen Christentum und Marxismus durchgeführt. Mag die Freimaurerei, besonders in den romanischen Ländern, auch weiterhin die antikirchliche Tätigkeit fortsetzen, so ist sie doch nicht als der Hauptfeind des Christentums anzusehen." Wenn diese vor dem II. Vatikanischen Konzil geschriebenen Sätze schon nicht der vorkonziliaren Situation gerecht werden, so erst recht nicht derjenigen nach dem großen Konzil. Noch weniger kann eine nachkonziliare Verharmlosung der freimaurerischen Bestrebungen akzeptiert werden, wie sie die "Herder Korrespondenz" 1969 vertrat. Da wird nämlich behauptet: "Die Freimaurerei stellt heute keine Großmacht mehr dar, die der Kirche gefährlich werden könnte oder auch nur möchte. In ihrem überwiegenden Teil handelt es sich um eine tolerant gesinnte Gesellschaft, in der Geselligkeit und Clubleben eine ebenso große Rolle spielen wie weltanschauliche Fragen und sittliche Verantwortung. Die alte Gegnerschaft entbehrt heute der Grundlage.” Ein solches Urteil mag wohl den Intentionen der Logen entgegenkommen, die ja bestrebt sein müssen, den Eindruck der Gefährlichkeit und Feindschaft gegenüber der Kirche nicht aufkommen zu lassen oder von sich zu weisen. Es ist jedoch schlichtweg falsch und wird von den Tatsachen widerlegt, wenn der Freimaurerei die "Großmacht" Stellung und "Gegnerschaft" zur Kirche abzusprechen versucht wird. Auch der Hinweis auf die Auseinandersetzungen, die innerhalb der Großlogen stattfinden, ist kein überzeugendes Argument gegen die Weltfreimaurerei als liberale Führungsmacht. Trotz aller Meinungsverschiedenheiten und kleinlicher Streitereien innerhalb der Logen und Großlogen besteht doch überall in der Freimaurerei eine geschlossene ideologische Einheitsfront gegen die katholische Kirche und ihren Anspruch, als hierarchisch verfaßte Gemeinde von Jesus Christus mit dem Auftrag gegründet zu sein, die von Gott geoffenbarte Heilsbotschaft allen Menschen unfehlbar zu verkünden und ihnen das durch den Sohn Gottes gewirkte Heil zu vermitteln. Freimaurerei und Kommunismus verfolgen überall das Ziel, durch liberale bzw. atheistische Propaganda und "Aufklärung" die gläubigen Christen aller Konfessionen vom Offenbarungsglauben abzubringen oder ihn zu verfälschen, d. h. zu zerstören, wenn auch ihre jeweiligen Mittel und Methoden, mit denen sie dieses Ziel zu erreichen hoffen, verschieden sind. Das gleichgerichtete antichristliche Ziel beider Großmächte erklärt z. B. auch, warum die liberale, weitgehend von Freimaurern beherrschte Presse des Westens, zwar gegen die Unfreiheit und Unterdrückung von Intellektuellen in der Sowjetunion mehr oder weniger engagiert Stellung nimmt, über die brutale und unerbittliche Verfolgung der Christen im sowjetischen Machtbereich jedoch kaum berichtet, geschweige denn dagegen protestiert. Nicht zu Unrecht hat man in diesem Zusammenhang von einem "Komplott des Schweigens" gesprochen.
III. FREIMAUREREI UND RELIGION
1. Die Freimaurerei eine antichristliche Ideologie Die wichtigste Frage, die in diesem Kapitel zu besprechen ist, betrifft die Religiosität der Freimaurerei und läßt sich in zwei Teilfragen gliedern: Ist die Freimaurerei eine Religion oder nur ein ethisches System? Ist die Freimaurerei mit dem Christentum vereinbar? Über diese Grundfragen wird besonders seit dem II. Weltkrieg und mit Schwerpunkt seit dem II. Vatikanischen Konzil engagiert gestritten. Die Antworten, die bisher von Freimaurern und ihren Gegnern auf diese Fragen gegeben wurden, sind unbefriedigend und verwirrend. Bei den heutigen Freimaurern fällt die Tendenz auf, die Freimaurerei nicht als Religion zu betrachten. Wie schon W. Hannah (1952) bemerkte, verwenden sie gern die Formel: "Freimaurerei ist nicht eine Religion, sondern ist Religion." Manchmal sagen sie auch: "Freimaurerei ist nicht eine Religion, sondern sie ist religiös." Fast dieselbe Formulierung findet sich in einer deutschen Freimaurerschrift (1970), wo gesagt wird: "Mit der geheimnisvollreligiösen Bedeutung der Symbole hat es eine besondere Bewandtnis. In der letzten Unausdeutbarkeit und Vielfalt eines Symbols ergreift der Betrachter religiösen Bereich. Freimaurerei ist darum religiös; sie ist aber keine Religion." M. Dierickx schreibt, daß die Freimaurerei "keine Religion ist, wohl aber ein ethisches System". Mit dieser Behauptung, die für ihn "unverrückbar feststeht", will er dem nach seiner Meinung "bedeutsamsten Vorbehalt gegen die Freimaurerei" begegnen, nämlich der "Gefahr des Synkretismus", und er hofft damit, viele Einwände, die z. B. Hannah und Whalen machen, entkräften zu können." Doch dazu muß leider gesagt werden, daß M. Dierickx die Freimaurerei nicht gründlich genug studiert hat. Gegen seine Auffassung spricht schon das erste und wichtigste Kapitel der "Alten Pflichten" von 1723, die nach wie vor als allgemein anerkanntes Grundgesetz der "regulären Freimaurerei" gelten. Ganz im Einklang mit den Aussagen dieses Kapitels der "Alten Pflichten", hat die Großloge von England im Jahr 1950 die Großloge von Uruguay förmlich exkommuniziert, als diese die Glaubensformel so weit faßte, daß sie von Gläubigen und Ungläubigen angenommen werden konnte, und erklärt: "Die wahre Freimaurerei ist eine Religion. Der Glaube, den man haben muß, besteht darin, daß man dem Gott der Christen eine wirkliche Ehrung erweist. Die Freimaurerei ist vom Glauben des Mittelalters inspiriert und muß ihm die Treue wahren ... Da Sie unseren Weisungen nicht Folge geleistet haben, trifft Sie dasselbe Schicksal, das wegen desselben Verbrechens den Groß Orient von Frankreich getroffen hat. Wir erkennen Sie und alle, die Ihnen folgen, nicht mehr als rechtmäßige Freimaurer an.” Was die englischen Maurer unter dem "Glauben" an den "Gott der Christen" verstehen, werden wir im folgenden näher zu analysieren haben. Doch zuvor soll noch ein anderer prominenter Freimaurer aus England zu unserer Frage Stellung nehmen. Sir J. Codeburn, ehemaliger Groß Diakon von England und stellvertretender Großmeister von Australien gibt dazu folgende Erklärung: "Die Frage, ob die Freimaurerei eine Religion ist, ist heftig diskutiert worden. Aber die Kontroverse scheint nur ein Wortgefecht zu sein. Vielleicht ist es der beste Weg zu einem Abschluß, wenn man zunächst die Punkte aufzählt, die den meisten Religionen gemeinsam sind, und dann untersucht, inwieweit die Freimaurerei sich von ihnen unterscheidet. Religion befaßt
sich mit der Beziehung zwischen dem Menschen und seinem Schöpfer und flößt vor allem Ehrfurcht vor dem Schöpfer ein. Die Religionen sind reich an gottesdienstlichen Formen des Gebetes und Lobpreises. Sie geben ferner Verhaltensregeln, indem sie einen Gott oder einen Helden als Muster zur Nachahmung vorstellen ... Es würde schwer fallen, zu sagen, welche dieser charakteristischen Merkmale der Freimaurerei fehlen. Ganz gewiß besitzt sie alle in reicher Fülle. Ihre Zeremonien sind ausgearbeitet und unübertroffen an Schönheit und Sinntiefe. Sie sind durchsetzt von Gebet und Danksagung ... Wenn der Titel einer Religion der Freimaurerei versagt würde, könnte sie wohl mit Recht als eine Vereinigung von Religionen bezeichnet werden." Es könnten noch mehrere Urteile dieser Art hier angeführt werden. Doch es gibt keinen besseren Beweis für die These, daß die Freimaurerei eine Religion ist, als der Text der offiziellen "Alten Pflichten" selbst, der ganz klar in der Freimaurerei "die Religion" sieht, "in der alle Menschen übereinstimmen". Eine sachliche Auseinandersetzung mit dieser These macht es notwendig, sie im Zusammenhang mit dem ganzen ersten Kapitel der "Alten Pflichten" zu sehen. Der Text dieses Kapitels, das die Überschrift trägt "Von Gott und Religion", lautet: "Der Maurer ist als Maurer verpflichtet, dem Sittengesetz zu gehorchen; und wenn er die Kunst recht versteht, wird er weder ein engstirniger Gottesleugner, noch ein bindungsloser Freigeist sein. In alten Zeiten waren die Maurer in jedem Lande zwar verpflichtet, der Religion anzugehören, die in ihrem Lande oder Volk galt, heute jedoch hält man es für ratsamer, sie nur zu der Religion zu verpflichten, in der alle Menschen übereinstimmen, und jedem seine besonderen Überzeugungen selbst zu belassen. Sie sollen also gute und redliche Männer sein, von Ehre und Anstand, ohne Rücksicht auf ihr Bekenntnis oder darauf, welche Über¬zeugungen sie sonst vertreten mögen. So wird die Freimaurerei zu einer Stätte der Einigung und zu einem Mittel, wahre Freundschaft unter Menschen zu stiften, die einander sonst fremd geblieben wären.” Aus dem vorliegenden Text ist folgendes zu entnehmen: Die Freimaurer sind nicht mehr verpflichtet, der Religion anzugehören, die in ihrem Land oder Volk galt; für sie gilt nach dem Konstitutionenbuch von 1723 nur "jene Religion, in der alle Menschen übereinstimmen!" Was heißt das? Als die Verfasser der Konstitutionen diesen Satz niederschrieben, waren in den Logen noch nicht Mitglieder verschiedener Religionen, sondern nur Christen verschiedener Konfessionen vereinigt. Will man also den Begriff "Religion" im ersten Teil des Satzes richtig deuten, muß man ihn korrekt als "Konfession" im Sinne einer christlichen Kirche oder Gemeinschaft verstehen, denn in nichtchristliche Länder und zu anderen Religionen (Islam, Buddhismus) kam die Freimaurerei erst später. Die Konfession also, die der einzelne Maurer früher gehabt hat, darf jetzt sein Leben und Wirken in der Loge nicht mehr bestimmen. Er muß seine persönlichen religiösen Überzeugungen "vor der Logentür zurücklassen", wie ein deutscher Freimaurer schrieb. "Auf diese Weise hat es in der Freimaurerloge der Mensch mit nichts anderem als nur mit seinem Mitmenschen zu tun, wie er sich darstellt, wenn man ihn aller besonderen Überzeugungen, Vorurteile und zeitlichen Titel entkleidet." (St . Zickler, Was ist Freimaurerei, S.11). Ein ehrliches Eingeständnis also. Die Freimaurerei "entkleidet" ihre Mitglieder "aller besonderen Überzeugungen, Vorurteile und zeitlichen Titel". Und womit wird der entblätterte oder entlaubte Baum geschmückt?, so möchte man jetzt gern wissen. Er wird mit einer neuen Religion beschenkt, er empfängt das freimaurerische "Licht" und er wird gleichzeitig auf diese neue Super Religion verpflichtet und nur auf sie. Der Ausdruck Super Religion ist berechtigt, weil nach freimaurerischer Meinung diese Religion des nackten Humanismus hoch über allen Konfessionen steht. Als Einheitsideologie, die vom Menschen nur noch gelten läßt, "was an ihm Mensch ist, allein das allen Menschen Gemeinsame", soll diese "Religion, in der alle Menschen übereinstimmen", das befreiende und erlösende Element für die
bessere Welt sein, die allein von den Meistern der "Königlichen Kunst" erbaut werden kann. Die Freimaurerei ordnet das religiöse Bekenntnis ursprünglich irgendein christliches Bekenntnis, heute kann es faktisch auch jedes nichtchristliche Bekenntnis sein ihrer Ideologie oder Religion des nackten Humanismus wie ich sie nennen möchte unter. In freimaurerischer Diktion heißt das: Der "Mensch" steht über der "Sache". Für James Anderson war diese humanistische Religion, die er an Stelle der überholten früheren "Religionen" (=Konfessionen) als neue verpflichtende Religion setzte, nichts anderes als ein besseres "Christentum", das man im großen und ganzen mit dem Deismus identifizieren kann, das aber jedenfalls nichts mehr mit dem echten, von Jesus Christus gestifteten Christentum zu tun hat. Das authentische Christentum, das sich auf Christus beruft, ist mit dem "Logenchristentum" absolut unvereinbar. Und zwar deshalb, weil Christus von seinen Jüngern das Bekenntnis fordert. Echtes Christentum war, ist und bleibt wesentlich Bekenntnischristentum oder Konfessionschristentum. Es lebt von Jesus Christus, "dem Gesandten und Hohenpriester unseres Bekenntnisses (Hebräer 3,1), der "unter Pontius Pilatus Zeugnis gab im herrlichen Bekenntnis" (1. Tim. 6,13), und der seine Zeugen in alle Welt sandte, damit sie ihn "vor den Menschen bekennen". Ja er macht dieses Bekenntnis sogar zur Voraussetzung für das ewige Heil, wenn er sagt: "Ein jeder nun, der sich zu mir bekennt vor den Menschen, zu dem werde auch ich mich bekennen vor meinem Vater im Himmel; wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den werde auch ich verleugnen vor meinem Vater im Himmel. Denket nicht ich sei gekommen, Frieden auf die Erde zu bringen; ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert" (Mt 10,32ff). Der Herr wußte, daß das Bekenntnis für ihn die Menschen entzweien und Kampf und Streit zur Folge haben werde. Seine Forderung bleibt aber dennoch bestehen. Die Freimaurerei wollte von Anfang an mit ihrer Humanismus-Religion den sogenannten "Religionskriegen" und jeglichem Konfessionshader ein Ende setzen. Sie wählte für dieses Ziel aber bedauerlicherweise das untauglichste Mittel: die Ausschaltung des christlichen Glaubensbekenntnisses, das für jeden gläubigen Christen unverzichtbar ist. Der christliche Bekenner kann und darf seine persönliche Glaubensüberzeugung auf keinen Fall "vor der Logentür zurücklassen", er muß sie auch in der Loge als "freier" Mann frei bekennen dürfen. Wenn ihm die Loge diese positive Bekenntnisfreiheit verweigert und ihm einen religiös verbrämten Einheits Humanismus zur Pflicht machen will, dann muß er die Loge ablehnen. Als Glaubender steht er unter dem Wort Christi und dem Glaubensgehorsam. Der Heilige Paulus beschreibt die Bekenntnispflicht in Röm 10,10 so: "Aus dem Herzen kommt der Glaube, der zur Gerechtigkeit führt, und aus dem Munde das Bekenntnis zum Heil." Das heißt: Der Christ darf seinen Glauben nicht im Herzen verstecken, er muß ihn in den Mund nehmen und bekennen: das ist sein Heil. Inhalt des christlichen Bekenntnisses ist jesus Christus, der einzige und natürliche Sohn Gottes. "Wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater. Das ist der Antichrist, der den Vater leugnet und den Sohn." So steht es im 1. Johannesbrief (2, 22. Darf man von diesem Schriftwort ausgehend, eine Religion, die das Bekenntnis zu Jesus Christus, dem Sohn Gottes, ablehnt und aus ihren Tempeln verbannt, nicht eine unchristliche Religion nennen? Und hat die Katholische Kirche und jede andere christliche Kirche, die unwandelbar am Bekenntnis Jesus Christi festhält, nicht die Pflicht, eine solche Religion als unvereinbar mit dem Bekenntnis zu jesus Christus zu verurteilen? Nach freimaurerischer Sprachregelung sind alle dogmatischen Religionen und Konfessionen intolerant. Kirchen, die sich als bekennende Kirchen verstehen, als Konfessionsgemeinschaften, sind von der Freimaurerei immer als intolerant verschrien und bekämpft worden.
Der frühere Kultusminister von Baden Württemberg, Dr. Gotthilf Schenkel, der am 4. 10. 1959 auf einer Kundgebung der Bruderschaft der Deutschen Freimaurer in der Frankfurter Paulskirche über "Die Gegenwartsaufgaben der Freimaurerei" sprach, schilderte kurz die Gründung der ersten Großloge im Jahr 1717, die sich gegen die Intoleranz der Kirchen und Konfessionen gewendet habe und sagte, der Kampf gegen Intoleranz sei auch heute noch ein wesentlicher Grundzug der Freimaurerei und die Toleranz ein entscheidendes Prinzip. (FAZ, 5. Okt. 1959). Demnach ist also die Freimaurerei wesentlich ein Kampfbund gegen die "Intoleranz der Kirchen und Konfessionen". Wenn aber die von Christus gestiftete und in seinem Namen auftretende Kirche ihrem Wesen nach eine konfessionelle Gemeinschaft ist, wenn echtes Christentum nur im Bekenntnis existieren kann, dann ist die Freimaurerei als religiöse Gegenbewegung zu diesem Christentum antichristlich orientiert. Ist diese Freimaurerei nach ihrem eigenen Grundgesetz darüber hinaus auch noch eine eigentliche Religion, dann ist sie nach den Gesetzen der Logik eben eine antichristliche Religion. Zu dieser Erkenntnis muß jeder kommen, der das innere Wesen der Freimaurerei gründlich er¬forscht und seinen Verstand nicht vor der Logentür zurück läßt oder ihn in der Loge abgibt. Es ist kein Zufall, wenn außerhalb der Katholischen Kirche auch andere Kirchen bzw. Kirchliche Gemeinschaften zu der Überzeugung gelangt sind, daß Freimaurerei und Christentum schlechthin unvereinbar sind. So erklärten um nur ein Beispiel zu nennen die Bischöfe der griechisch orthodoxen Kirche auf ihrer Konferenz am 12. Oktober 1933 u. a.: "Freimaurerei ist eine Mysterienreligion, sie ist vom christlichen Glauben völlig verschieden, ihm entgegengesetzt und fremd. Wie die Mysterienkulte, trotz scheinbarer Toleranz und Anerkennung fremder Götter, zum Synkretismus führen, das Vertrauen zu anderen Religionen untergraben und allmählich ins Wanken bringen, so ist die heutige Freimaurerei; sie möchte nach und nach alle Menschen umfassen und sittlich vervollkommnen, das Erkennen der Wahrheit fördern und sich zu einer Art Über Religion erheben, wobei sie auf alle andere Religionen (die christliche nicht ausgenommen) als etwas Minderes herabsieht. Während das Christentum, das als eine geoffenbarte Religion im Besitz der mit der Vernunft erfaßbaren und der darüber hinausgehenden Dogmen und Wahrheiten ist, zuerst und vor allem Glauben fordert und seine moralische Auffassung auf die übernatürliche göttliche Gnade gründet, hat die Freimaurerei nur eine natürlidie Wahrheit und bringt ihre Eingeweihten zum freien Gedanken und zur freien Forschung durch die Vernunft allein. Die Struktur ihrer Moral fußt allein auf den natürlichen Kräften des Menschen und dient nur natürlidien Zwecken. Unlängst hat die Interorthodoxe Kommission, die auf dem Berge Athos zusammenkam und an der die Verantwortlichen aller unabhängigen orthodoxen Kirchen beteiligt waren, die Freimaurerei als ein falsches und antichristlidies System charakterisiert." Mit Genehmigung der Bischofskonferenz gab dann Erzbischof Chrysostomos von Athen folgende Beschlüsse bekannt: "Die Freimaurerei kann absolut nicht mit dem Christentum in Einklang gebracht werden, weil sie eine Geheimorganisation ist, die im dunkeln und geheimen arbeitet und lehrt sowie den Rationalismus vergöttert ... Daher kann einem Geistlichen nicht erlaubt werden, Mitglied dieser Gesellschaft zu werden. Ich meine, daß jeder Geistliche, der es dennoch tut, ausgestoßen zu werden verdient ... Wir erklären, daß alle gläubigen Kinder der Kirche außerhalb der Freimaurerei bleiben müssen ... Es ist unrecht, zu Christus zu gehören und Erlösung sowie seelische Vervollkommnung außer denn bei Ihm zu suchen.“ (M. Dierickx, a.a.O. S.182) Das Urteil der Interorthodoxen Kommission, wonach die Freimaurerei ein "antichristliches System" ist, deckt sich voll und ganz mit der Argumentation, die an Hand der Analyse des ersten Kapitels der "Alten Pflichten" in dieser Schrift vorgetragen wurde. Die Verurteilungen, die seitens der Römisch Katholischen Kirche seit 1738 ausgesprochen wurden bisher sind über 12 Verbote der Freimaurerei durch Päpste erlassen worden und rund 200 päpstliche Interventionen gegen Freimaurerei und andere geheime Gesellschaften erfolgt gehen von der Grundtatsache des
antichristlichen Charakters der Freimaurerei aus und sollten von daher auch verstanden werden. Dabei steht eindeutig fest, daß sich die betreffenden Verurteilungen nicht nur auf die militant antikirchliche "irreguläre Freimaurerei" beziehen, sondern ebenso die "reguläre" angelsächsische Richtung treffen. Die Meinung von M. Dierickx, daß die im Kanon 2335 des Kirchlichen Gesetzbuches (1918) für Mitglieder der Freimaurerei verhängte Exkommunikation nicht den "regulären Logen" gilt, weil diesen ja keine Verschwörung gegen die Kirche zur Last gelegt werden könne, geht an der Wirklichkeit leider vorbei und beruht auch dann auf falschen Voraussetzungen, wenn mehrere Theologen und Kirchenrechtler in dieser Frage die Ansicht von M. Dierickx teilen." (M. Dierickx, a.a.O. S.192) Angesehene und führende Freimaurer sehen im ökumenischen Dialog nach dem II. Vatikanischen Konzil die große Chance oder sie hegen zumindest die Hoffnung, daß die Katholische Kirche ihre Haltung gegenüber der Freimaurerei revidiere. Sie selbst wollen aber die Freimaurerei in ihrem Wesen nicht verändert wissen, wenngleich sie auch einige unwesentliche kosmetische Reformen in ihrem Ritual und Brauchtum für notwendig erachten, heute manchmal mit der Absicht, dadurch die Logen für Katholiken als akzeptabel erscheinen zu lassen. Ihre kluge Taktik hat sich als erfolgreich herausgestellt, obwohl sich das innere Wesen der Freimaurerei nicht im geringsten geändert hat. Altgroßmeister F. A. Pinkerneil äußerte 1961 seine ganz aufrichtige Meinung darüber, wenn er schreibt: "Es erscheint unmöglich, die Gegnerschaft der Katholischen Kirche auch nur zu mildern. Wir können nichts mehr tun und das werden wir tun als eine bedauerliche Wandlung der Katholischen Kirche seit der Zeit, wo Bischöfe und Prälaten führende und angesehene Freimaurer waren, festzustellen und den Gründen nachzugehen. jedenfalls haben wir Freimaurer uns in den beiden Jahrhunderten nicht gewandelt. Wir erstreben in dieser Hinsicht eine faire, geistig hochstehende Auseinandersetzung." Wer die Freimaurerei kennt, kann voraussagen, daß sie sich auch in der Zukunft nicht wandeln wird, jedenfalls nicht in ihrer Haltung gegenüber der Katholischen Kirche, sofern sie ihrem Bekenntnis und ihrer Sendung treu bleibt. Da die Kirche aber keinen Verrat an dem von ihrem göttlichen Stifter stammenden Heilsauftrag üben darf, wird die ersehnte und erstrebte geistige Ökumene mit der Freimaurerei solange nicht möglich sein, als die "dogmenlose Freimaurerei" die katholische Kirche, "die auf dem Dogma beharren muß" (Delters) nicht anerkennt und zu ihr zurückkehrt. Wie sehr aber einerseits das wirkliche Wesen der Katholischen Kirche mißverstanden werden kann und wie tief andererseits der Graben ist, der die Freimaurerei von der Kirche trennt, zeigen folgende Äußerungen eines vielzitierten Freimaurers. Er meint, "daß die Kirche Roms weniger eine katholische, das heißt allgemeine Kirche ist, als vielmehr eine römische, die mit dem imperialen Anspruch auf absolute Führung des vergangenen Roms auftritt. Das Imperium Romanum ist verschwunden, untergegangen. Doch der Geist Roms verkörperte sich in der Kirche, die aus einer katholisch allgemeinen zu einer römischen wurde ... Rom beruft sich stets auf das seinem ersten Bischof, dem Apostel Petrus, vom Erlöser übertragene Hirtenamt. Darin und in der ununterbrochenen Sukzession des Bischofamtes von Rom liegt zweifellos ein Quell der Stärke der römischen Kirche. In allen Wandlungen, denen sie unterlag, blieb ihr Machtanspruch auf die Seelenführung der Menschen bestehen. Diesen Anspruch versucht sie mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln zu erhalten und zu mehren. Für sie bleibt der Mensch ein der Führung bedürftiges, sündiges Geschöpf. Nun bleibt die Menschheit als Ganzes ebensowenig stehen, wie der Einzelne. Wie das Kind und der jugendliche Mensch der Mündigkeit entgegenreifen, so auch die Menschheit. Die Freimaurerei steht auf dem Standpunkt, daß viele Menschen die Schwelle der Mündigkeit, der geistigen Mündigkeit, überschritten haben, ja sogar, daß die Menschheit als Ganzes sich mehr und mehr der Schwelle der Mündigkeit nähert. Der geistig mündige Mensch soll aus
eigener Kraft seinen Weg suchen und finden ... Wie das Kind einmal selbständig gehen lernt und sich von Rockschoß der Mutter löst, so muß auch der Mündige sich einmal von der geistig seelischen Bevormundung durch die Kirche lösen ... Aus dem Machtanspruch, den die römische Kirche insbesondere auf die Seelen der Gläubigen erhebt, ergibt sich, daß sie nicht tolerant sein kann ... Was die römische Kirche im Kult und den Sakramenten den Gläubigen zu spenden hat, gehört zum Gewaltigen. Stünde dahinter nicht eine aus römisch juristischem Denken geborene Dogmatik und als Inspirator derselben das Machtgespenst der Caesaren, würde man sie, nicht zuletzt im Hinblick auf ihren Sakramentalismus, als die katholische, das heißt als die umfassende, allgemeine Kirche anerkennen können. Und das ist es, was die römische Kirche und Freimaurerei in ihrem Wesen trennt." (Herderkorrespondez, HK, 1953, Heft 12, S.570) Man muß diesen Text, der 1958 veröffentlicht wurde, mit Bedacht lesen, um die tiefe Kluft, die Freimaurerei und römisch katholische Kirche voneinander trennt, richtig erkennen zu können. Wie klar hat der Verfasser doch gerade den Wesensunterschied zwischen freimaurerischer Mündigkeitsideologie und der "Dogmatik" der Mutter Kirche herausgestellt. Fast möchte man meinen, daß der erst nach dem II.Vatikanischen Konzil spürbar gewordene Aufbruch zur Mündigkeit in der Kirche mit der Tendenz, sich "vom Rockschoß der Mutter" Kirche zu lösen, mit der freimaurerischen Mündigkeit geistig verwandt sei. Und was sagt der Herr Jesus Christus dazu? Er stellte seinen Aposteln und Jüngern ein Kind vor Augen. Dieses Kind ist Vorbild für alle, die vor Gott mündig, d. h. vollkommen werden und in das Reich Gottes eingehen wollen. Und er sandte unserem mündigen Jahrhundert, in dem bis heute schon mehr Kinder gemordet wurden als in der Gesamtgeschichte der Menschheit, immer wieder große Heilige, die in vorbildlicher Weise uns den Weg der „geistigen Kindheit“ als den Weg des Evangeliums vorgelebt haben. Wer die beiden Wege kennt und miteinander vergleicht, wird zur Einsicht und Überzeugung gelangen, daß zwischen freimaurerischer Mündigkeit und geistiger Kindschaft des Christen ein Abgrund klafft, der unüberbrückbar ist. Wenn ein katholischer Jurist wie A. Mellor und ein Kirchengeschichtler wie M. Dierickx und manche gutwilligen Ökumeniker mit ihnen den Versuch machen wollen, die beiden extremen Anti Thesen und Anti-Mächte, die hinter ihnen stehen, miteinander versöhnen zu wollen, so mag ihr Versuch zwar gut gemeint sein, er ist aber genauso unrealistisch und unmöglich wie die Quadratur des Kreises. Wir haben bei der bisherigen Argumentation stets die Unvereinbarkeit der "regulären Freimaurerei" mit dem Bekenntnis Christentum der katholischen Kirche im Blick gehabt. Wenn schon hier eine akzentuiert antichristliche Spiritualität festzustellen war, so tritt dieselbe Geisteshaltung bei der "irregulären Freimaurerei" noch viel auffallender in Erscheinung. Der Grand Orient von Frankreich und die unter seiner Führung stehenden Logen können geradezu als Anti Kirche bezeichnet werden. Ihr Haß gegen alles Christliche und Katholische erinnert an den antichristlichen Agitator Voltaire, dessen Geist besonders in der romanischen Maurerei weiterlebt. Es genügt schon ein Blick in die Protokolle des Grand Orient, um diesen antichristlichen Haß zu erkennen. Im folgenden greifen wir aus den Protokollen der Generalversammlungen von 1951 und 1952 einige charakteristische Aussagen heraus." (Aus La documentatio catholique, Herderkorrespondenz, Heft 12, 1952) Der Berichterstatter Cheval legte das gesellschaftspolitische Programm der Freimaurerei des französischen Groß Orients dar, von dem sich die Groß Loge von Frankreich wohl in der Tonart der Formulierungen, nicht aber in der Sache unterscheidet, und sprach dabei als Endziel des Grand Orient die vollständige Laisierung an, das heißt die totale Verdrängung der Kirche aus allen öffentlichen Bereichen. Er sagte in diesem Zusammenhang ein Wort, das wir nicht vergessen sollten: "Die Idee des Laizismus ist für uns nicht eine objektive Idee, sie ist unser Wesen...
Folgende drei Entschließungen wurden vom Konvent einstimmig angenommen: "Der Konvent des Groß Orients von Frankreich stellt fest, daß die menschliche Freiheit durch die klerikalen Umtriebe des Vatikan in Frankreich, den überseeischen Gebieten der Union Francaise und in der ganzen Welt bedroht ist. Er beschließt, um der Kirche die Stirn zu bieten: 1. mit allen Mitteln das verborgene Spiel der Staatssekretarie des Vatikans zu enthüllen, deren Ziel es ist, der ganzen Menschheit die entehrende Vormundschaft der politischen, wirtschaftlichen und religiösen Diktatur aufzuerlegen; 2. alle Freimaurer des Groß Orient von Frankreich aufzufordern, daß sie zu jeder Stunde und an jedem Orte am Zusammenschluß aller Laien arbeiten, und von jenen, die wichtige Stellungen innehaben, zu verlangen, daß sie das Ideal der Laieninstitutionen mit demselben Eifer verteidigen; 3. in dem unversöhnlichen Kampf gegen den römischen Klerikalismus alle Bündnisse zu schließen, die mit dem freimaurerischen Ideal vereinbar sind." Am Schluß bekräftigte der Konvent seine Entschließungen mit folgendem Eid, der nach den Worten des Großmeisters nicht zur Abstimmung gestellt, sondern um der größeren Feierlichkeit willen ohne Diskussion von allen Anwesenden mit einem feierlichen "Wir versprechen es" angenommen wurde: "Wir Freimaurer des Groß Orients von Frankreich übernehmen die feierliche Verpflichtung, mit allen unseren Kräften, zu jeder Stunde und an jedem Orte das Ideal und die Institution des Laientums zu verteidigen, die der höchste Ausdruck der Grundsätze der Vernunft, der Toleranz und der Brüderlichkeit sind, denen wir Treue geschworen haben, als wir die Erleuchtung empfingen." Auf dem Kongreß des Jahres 1952 findet man in einer der letzten Reden eine ausführliche Definition über den Begriff "Geist des Laientums" ("Esprit laique"). Der Redner Jolly erklärte dazu: "Laie sein, das heißt nicht, das menschliche Denken auf den sichtbaren Horizont begrenzen oder dem Menschen verbieten, daß er von der Suche nach Gott träume. Es heißt, für das gegenwärtige Leben die pflichtgemäße Anstrengung fordern. Es heißt, die Gewissen derer, die noch vom Zauber alter Gläubigkeit gehalten sind, nicht verletzen wollen und nicht verachten. Es heißt, den Religionen, die vorübergehen, das Recht verweigern, die Menschheit zu regieren, die unvergänglich ist. Es heißt, daran glauben, daß das Leben der Mühe wert ist, gelebt zu werden, dieses Leben lieben, dieses Tränental von der Erde wegweisen, nicht zugeben, daß diese Tränen notwendig und wohltätig sind oder daß das Leiden providentiell ist: es heißt, für kein Elend Partei ergreifen. Es heißt, dem Übel im Namen der Gerechtigkeit den Kampf liefern. Laie sein, das heißt drei Tugenden besitzen: Caritas, das ist Liebe zu den Menschen; Hoffnung, das ist das wohltuende Gefühl, daß ein Tag kommen wird, an dem sich die Träume der Gerechtigkeit, des Friedens und des Glücks erfüllen werden; Glaube, das ist der Wille, an den sieghaften Sinn unaufhörlicher Anstrengung zu glauben ... Dies ist es, dem jeder unserer Brüder sich verbünden muß." Mit Recht hat ein Kommentator zu der vorliegenden Definition bemerkt: "In diesen Worten wird wohl das wahre Glaubensbekenntnis der freimaurerischen Religion und Sozialethik treffender ausgedrückt sein als in den Riten und Zeremonien der Loge. Sie zeigen mit eine geradezu erschütternden Deutlichkeit, daß Freimaurerei, europäischer Liberalismus, Laizismus und Marxismus weltanschaulich, wenn auch mit gewissen Unterschieden, die gleiche Haltung zum Ausdruck bringen, die man als die vollendete Perversion des christlichen Glaubens wird bezeichnen müssen." Die Glaubensauffassung und Weltanschauung des Grand-Orient, so wird mancher einwenden, kann doch nicht als normgebend und typisch für die gesamte Freimaurerei hingestellt werden. Und doch, so muß diesem Argument entgegengehalten werden, läßt sich auch in vielen
angelsächsischen Logen, vorwiegend in der neuen Welt, bei allen sonstigen Unterschieden, eine verblüffende Übereinstimmung mit dem Groß Orient hinsichtlich laizistischer Bestrebungen beobachten ... Auch die amerikanische Freimaurerei kann in ihrer Gesamtheit keinesfalls als kirchenfreundlich betrachtet werden. Die amerikanischen Logen haben in letzter Zeit zunehmend Atheisten aufgenommen, nachdem der Großmeister der Großloge des Südens erklärt hatte, daß die amerikanische Freimaurerei der in den "Alten Pflichten" enthaltenen Glaubensformel nur unter der Bedingung zustimme, "daß sie die Achtung vor jeder Glaubensüberzeugung ausdrücken und ein Zeichen für die Verbindung zwischen Gläubigen und Ungläubigen sein soll". Die amerikanischen Freimaurer sind wie alle anderen davon überzeugt, daß sie über jede "partikularistische Religion" erhaben sind und erstreben, wie ihre Konferenz von Washington es bereits 1912 formulierte, "eine universale Religion auf der Grundlage der Liebe zur Menschheit". Die amerikanische Freimaurerei ist zwar in zahlreiche selbständige Logen gegliedert und hält im allgemeinen an ihrem englischen bzw. schottischen Ursprung fest. Das hindert sie jedoch nicht, in Glaubensfragen den englischen Freimaurern religiöse Enge und zu großen Konservatismus vorzuwerfen. Es gibt auch in den USA Logen, die ganz im Stil des Groß Orients eine militant antikirchliche Propaganda betreiben und den Einfluß der katholischen Kirche aus dem gesellschaftlichen Leben ausschalten wollen, was sich in jüngster Zeit besonders im Zusammenhang mit der Frage der katholischen Privatschulen beobachten läßt, worüber wir uns später eingehender zu befassen haben. Schon im Jahr 1949 warnte das Informationsblatt des schottischen Ritus "Scottish Rite News" entschieden "vor den Umtrieben der römisch katholischen Kirche und des Kommunismus, die zwei große Bedrohungen für die Demokratie darstellen, die uns teuer ist.“ In diesem Blatt waren alle Vorwürfe gegen die Kirche zu finden, wie sie der Groß Orient nur immer vorgetragen hat, angefangen von dem Märchen, Hitler, Mussolini und Franco seien "Agenten des Vatikans" gewesen bis zu der verleumderischen Behauptung, Rom wolle durch einen dritten Weltkrieg ein katholisches Europa wiederherstellen, aus dessen Führungsstellen die Freimaurer von Katholiken bereits verdrängt seien. Die römisch katholische Kirche wird zum eigentlichen Feind Amerikas gestempelt. Doch genug davon. Es ist nun an der Zeit, unter die Ausführungen dieses Kapitels einen Strich zu ziehen und zu fragen, wie es angesichts der in unserer Analyse aufgezeigten Unvereinbarkeit von Freimaurerideologie und jeder Form von Bekenntnischristentum zu erklären ist, daß, wie M. Dierickx mitteilt, "vier bedeutende Kardinal Erzbischöfe Westeuropas einigen Freimaurern, die sich zum Katholizismus bekehrten oder ihn wieder ausüben wollten, erlaubten, in den Logen zu verbleiben... Wir persönlich kennen mehrere Katholiken, die es mit ihrem Glauben ernst nehmen und doch Freimaurer sind". Erst recht stellt sich uns diese Frage, wenn die Meldung zutrifft, daß der praktizierende Katholik Mellor in die Pariser Loge ’Esperance’ aufgenommen werden konnte, ohne daß Rom Einspruch erhob. Alec Mellor arbeitet schon seit mehr als zehn Jahren für seine "getrennten Brüder, die Freimaurer“. (A.Mellor, Unsere getrennten Brüder, die Freimaurer, Verlag Styria,Graz, Wien, Köln, 1964) Wie der deutsche Freimaurer F. Bolle schreibt, ist Mellor "ein gläubiger Sohn seiner Kirche und Anwalt am Kassationshof in Paris; im März 1969 wurde er Freimaurer". Die Frage, wie solche Vorgänge zu erklären sind, ist gestellt und bleibt im Raum stehen, in der Hoffnung, daß die Betroffenen und Verantwortlichen sie zu gegebener Zeit beantworten werden. Für alle gläubigen Katholiken, die dem Selbstzerstörungsprozeß der Kirche entgegenwirken wollen, bleibt indessen die heilige Pflicht, ihren Hirten die Gaben des Heiligen Geistes zu erflehen, besonders die der "Unterscheidung der Geister", damit von ihnen keine Entscheidungen getroffen werden, die der Kirche schaden und dem Heil der Menschen und der Menschheit abträglich sind.
Wenn die Reform des Kirchlichen Gesetzbuches abgeschlossen sein wird, dürfte die Freude in allen Logen der Welt wenigstens in einem Punkt sehr groß sein. Denn dann wird die jetzt noch auf dem Papier des alten Kodex stehende, in der Praxis jedoch bereits mehrfach unterlaufene Exkommunikation für Katholiken, die Mitglieder einer Freimaurerloge sind, nicht mehr zu finden sein. Unter Berufung auf die Katholische Nachrichten Agentur (KNA) brachte "Die Bruderschaft", das Organ der Freimaurer in Deutschland, in Nr. 8/9 (September) 1973 folgende Notiz: "Die Exkommunikationen gegen katholische Freimaurer soll aufgehoben werden. Ein entsprechender Erlaß ist bereits vor zwei Jahren von der Glaubenskongregation ausgearbeitet worden. Wann er veröffentlicht wird, steht allerdings noch nicht fest. In Rom wird vermutet, daß die Veröffentlichung erst zusammen mit dem neuen Kirchenrecht erfolgt, an dem zur Zeit gearbeitet wird. Die Bischöfe von England und Wales haben die Geistlichen ihres Landes von dieser bevorstehenden Erleichterung unterrichtet. Wahrscheinlich werde man dabei von Rom aus jeder nationalen Bischofskonferenz die Entscheidung darüber zugestehen, ob den Laien künftig gestattet sein soll, der Gemeinschaft der Freimaurer anzugehören." Abschließend sei dazu nur soviel bemerkt: Die Aufhebung der Exkommunikation hebt die Unvereinbarkeit von Freimaurerei und katholischem Glauben nicht auf. Es ist und bleibt für einen Katholiken unmöglich, ein "gläubiger Sohn seiner Kirche" und gleichzeitig ein wirklicher Freimaurer zu sein. Wenn M. Dierickx meint, die letzten Hindernisse zwischen Freimaurerei und Kirche könnten "nur durch eine aktive Teilnahme von Katholiken am Logenleben beseitigt werden" und zur Begründung auf die Situation in der Vereinigten Großloge von England und in Skandinavien verweist, wo durch Bischöfe und Pfarrer als Logenmitglieder ein positiver Einfluß auf die Logen ausgeübt werde, wenn er weiter den englischen Freimaurer und anglikanischen Geistlichen J. L. C. Dart zitiert, nach dem Geistliche und Laien Mitglieder der Freimaurerei werden müssen, damit diese "nicht den Feinden der Religion in die Hände fällt“, wenn er schließlich schreibt, es komme ab und zu vor, daß "ein katholisch getaufter, der sich später der Religion entfremdete, durch die Freimaurerei und die Arbeit in der Loge zu seinem Glauben zurückfindet ... Persönlich haben wir ein Dutzend französische Freimaurer kennengelernt, die (auf's neue) katholisch geworden sind“, so ist darauf folgendes zu erwidern: Alle Versuche dieser Art Propaganda sind nicht überzeugend. Zunächst haben die genannten Bischöfe und Geistlichen den Prozeß der Entchristlichung in ihren Ländern auch als Mitglieder der Logen nicht aufhalten können. In Schweden z. B., das schon lange vor England eine unmenschliche und unverantwortliche Abtreibungsgesetzgebung einführte, hat man es erreicht, daß christliche Prinzipien im öffentlichen und kulturellen Leben, in der Justiz, Schule, Hochschule, Erziehung, Sitte, Sexualität, Ehe, Familie so gut wie außer Spiel gesetzt sind." (R. Braun, Was geht in Schweden eigentlich vor, Nürnberg, S.7) Hätten Bischöfe und Geistliche in den betreffenden Ländern für die Forderungen des Evangeliums und gegen die religiösen und sittlichen Auflösungstendenzen der Liberalen gekämpft, dann hätten sie ihrem Volk und ihrer Kirche wahrscheinlich einen besseren Dienst erwiesen als durch ihre Mitarbeit in den Logen. Eine ihrem Wesen nach antichristliche Institution kann durch christliche Mitglieder nicht verchristlicht werden, wohl aber werden selbst viele Christen von ihr aufgesaugt. Das ist eine geschichtliche Erfahrung, die im Bereich der Religion ebenso gemacht wurde wie in dem der Politik. Und was die Behauptung betrifft, daß ehemalige Getaufte durch die Freimaurerei und das Leben in der Loge ihren ursprünglichen Glauben wiedergefunden haben, so überzeugt sie ebenfalls nicht. Im Falle von Y. Marsaudon, dem «Staatsminister« des Obersten Rates von Frankreich, der hier als Musterbeispiel genannt wird, darf sogar mit guten Gründen ¬bezweifelt werden, daß er den katholischen Glauben wirklich wiedergefunden hat. Einige Äußerungen in seinem Buch «L'Oecumenisme vu par un Franc Macon de Tradition« sprechen dagegen. Falsch ist z. B. seine von Dierickx zitierte Behauptung, daß "diese gewaltige Institution" (Kirche) ... echt freimaurerisch ist, daß "das Wesen des Freimaurers und das eines gläubigen Christen einander nicht widerstreiten" und daß "Christentum etwas anderes ist als die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kirche" (M. Dierickx).
Einige andere Sätze, die Dierickx nicht zitiert, wiegen allerdings noch schwerer. So ist es mit dem römisch katholischen Glauben schlechthin unvereinbar, wenn Y. Marsaudon schreibt: "Eines Tages muß die dogmatische Kirche verschwinden oder sich angleichen und, um sich anzugleichen, zu den Quellen zurückkehren" (S. 120). Auch das andere Wort von ihm, das wir bereits kennen, wonach die Namen der verschiedenen Religionen und Konfessionen "bei uns nur Vornamen sind, unser Familienname ist Freimaurerei" (S. 126), kann mit dem katholischen Glauben nicht in Einklang gebracht werden. Der Versuch, Freimaurerei und Kirche, antichristliche und christliche Religion auf einen Nenner zu bringen, gelingt nicht.
2. Die antichristliche Kulturrevolution Im Jahr 1963 wurde F. A. Pinkerneil, der damalige Großmeister der VGLvD, in einem Interview gefragt, ob er bereit sei, "die Freimaurerei als ein religiöses Bekenntnis anzusprechen". Seine Antwort: "Ich bin dagegen, zu sagen, Freimaurerei ist eine Ersatzreligion. Ich bekenne aber, daß ich die Freimaurerei tatsächlich für ein religiöses Bekenntnis ansehe, weil in ihrem Mittelpunkt die Fühlung mit Gott steht" (Der Spiegel, Nr.15, 1963). Wie läßt sich dieses Bekenntnis eines angesehenen deutschen Freimaurers mit der Meinung von A. Mirgeler vereinbaren, die Freimaurerei sei "nicht zu verstehen als eine neue, dritte oder vierte Konfession neben den bestehenden, auch nicht als die Ablösung des traditionalen Glaubens durch einen militanten Deismus, Atheismus oder Indifferentismus. Sie tendiert vielmehr auf einen weltanschauungsfreien Raum, in dem nach den Religionskriegen eine friedliche Koexistenz überhaupt erst wieder möglich wird"? (Die Freimaurerei – Eine geistesgeschichtliche Untersuchung, in „Hochland“, Juni 1963) Wo in der Welt gibt es einen "weltanschauungsfreien Raum" für Menschen, in deren "Mittelpunkt die Fühlung mit Gott steht", oder um mit dem ehemaligen Großredner der Landesgroßloge A.F.u.A.M., Senator a. D. Yström (Bremen) zu sprechen, das Streben nach verfeinertem Menschentum, das keine Utopie, sondern das Credo zur Humanität ist?" Hildesheimer Allg. Zeitung, 19.11.1982, Bericht über die 200-Jahrfeier der Loge „Pforte zum Tempel des Lichts“ in Hildesheim). Nein, die Freimaurer sind keine "weltanschauungsfreien" Gesellen. Ihr Bekenntnis ist in der Tat ein "Credo zur Humanität" und dieses ist nach den Worten eines dänischen Freimaurers die "universelle, moralphilosophische Religion, die rein moralische Humanitäts Religion" der Freimaurerei." (F. Hilling, zitiert aus Europäische Freimaurerzeitung, vom Juni 1964). Genau die Religion also, die wir im vorhergehenden Kapitel eingehend als antichristliche Religion analysiert haben. Über den Gottesdienst und die Dogmatik, die gnostischen und synkretistischen Elemente der maurerischen "Humanitäts Religion" brauchen hier keine näheren Einzelheiten dargelegt zu werden. Darüber haben andere Autoren bereits ausführlich und gründlich genug geschrieben. Uns interessiert vielmehr die Frage, wie die vielgerühmte freimaurerische Toleranz der Kirche Jesu Christi begegnet, die den Anspruch erhebt, allein zur Verkündigung der von Gott geoffenbarten Heilsbotschaft von ihrem Herrn Jesus Christus zu allen Völkern gesandt zu sein mit dem Auftrag, die Menschen zu Glauben und Taufe zu rufen und ihnen ewiges Leben im Reiche Gottes zu vermitteln. Wer dieser Frage nachgeht, muß leider feststellen, daß die "Humanitäts Religion" der Logen für die katholische Kirche, die nach dem II. Vatikanischen Konzil "in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit ist", weder Verständnis noch die geringste Toleranz aufbringt. Im Gegenteil: Die Freimaurer treten dieser nach ihrem Vokabular "intoleranten Kirche" und ihren "Dogmen" mit aller Entschiedenheit entgegen.
Th. Vogel, der Patriarch der deutschen Freimaurer, sagte 1955 in Essen: "Da der Freimaurer jeden Dogmaglauben ablehne, werde er auch in seiner eigenen Organisation ein Dogma nicht dulden." Kurz und gut: Die Freimaurer geben zu, gegen jedes dogmatische Bekenntnis, das mit ihrer eigenen "Humanitäts Religion" nicht übereinstimmt, unduldsam, d. h. intolerant zu sein: Sie "dulden" kein (fremdes) Dogma in ihrer "eigenen Organisation". Ihr leidenschaftlicher und unerbittlicher Kampf gegen das weltumfassende Bekenntnischristentum gilt von jeher in erster Linie der Bekenntnisschule. Christliche Erziehung ist ihrem Wesen nach immer bekenntnisgebunden, weil Christentum notwendig Bekenntnis ist und nur in Bekenntnissen (Konfessionen) existiert. Ein Christentum "hoch über allen Konfessionen", wie es liberale Kulturkämpfer wollen, ist kein echtes Christentum mehr. Ein solches verfälschtes "Logen Christentum" wäre vielmehr mit der antichristlichen "Humanitäts Religion" identisch. Da nun die katholische Kirche nicht bereit ist, sich selbst auflösen und entkonfessionalisieren zu lassen, da sie die bedingungslose Nivellierung und Einschmelzung in die freimaurerische Humanitätsideologie nicht mitmacht und das Recht auf christliche Erziehung, die vor allem in der katholischen Schule vermittelt wird, verteidigt, wird sie von der Freimaurerei dadurch zu vernichten versucht, daß man die katholischen Schulen auf politischem Weg liquidiert oder sie langsam sterben läßt, indem man ihnen die finanzielle oder wirtschaftliche Basis entzieht. Im letzten Jahrhundert wurde dieses Ziel, die Kirche über die konfessionslose Schule zu zerstören, von den Freimaurern ganz offen und ehrlich verkündet. So ist zum Beispiel am 11. Juni 1879 auf dem Hauptkonvent aller Logen in Neapel die "Entchristlichung mit allen Mitteln, vorzüglich durch Vernichtung des Katholizismus", beschlossen worden. Damals wußte man auch schon, wie dieses Ziel am schnellsten erreicht werden kann: "In acht Jahren wird man durch konfessionslose Schulen eine Generation ohne Glauben haben...", so hieß es wörtlich im Jahr 1879 in Neapel." (A. J. Fava, Le secret de la Franc-Massonerie, 1883). Im 20. Jahrhundert werden die freimaurerischen Pläne nicht mehr mit solcher Ehrlichkeit proklamiert. Heute formuliert man die unveränderten Ziele freundlicher und mit mehr diplomatischem Geschick. So wurde auf der Generalversammlung des Groß Orients von Frankreich im Jahr 1952 erklärt: "In einer Demokratie, die darum besorgt ist, die Persönlichkeit des Kindes und die Grundsätze der Gerechtigkeit, Freiheit und Brüderlichkeit zu achten, die ihre Devise sind, darf es nur eine einzige nationale Schule geben, die allen die gleichen Möglichkeiten zur Entwicklung unter den gleichen Bedingungen gibt. Man muß die Jugend lehren, miteinander zu leben, sich zu verstehen und sich zu lieben. Nur auf den Bänken ein und derselben einzigen Schule werden sie das tun können." Doch in der folgenden Begründung kommt der kulturrevolutionäre Geist wieder offen zum Vorschein, wenn es heißt: "Dies um so mehr, als die apostolische und römische Kirche in Verfolgung ihrer Pläne zur Unterjochung des Geistes unter ihre Dogmen, moralischen und materiellen Interessen das gegenwärtige Klima der Verwirrung und Unsicherheit, in dem wir uns befinden, gründlich ausbeutet. Es ist ihr gelungen, sich eine genügende parlamentarische Mehrheit zu verschaffen. In Erwartung der großen Revanche, die wir kraftvoll vorbereiten und erreichen müssen, müssen wir den Grundsatz der Verstaatlichung der Erziehung und folgerichtig der Unterdrückung der Privatschulen aufrechterhalten. Die Nation muß das gesamte Erziehungswesen übernehmen, das vollständig laisiert und dreigliedrig verwaltet wird (Staat, Delegierte der Lehrerschaft, Delegierte der Eltern)." A. Giraud, der 1951 einen Bericht namens der Kommission für das Schulproblem erstattete, sprach dabei den denkwürdigen Satz: "Im Westen gibt es nicht mehr Sozialisten, Kommunisten und Radikale, es gibt nur noch, und zwar mit Grund, Antiklerikale: der Antiklerikalismus macht einen Teil unserer Rasse aus. Entschuldigen Sie uns." Die Kommission sollte für den Konvent im folgenden Jahr ein genaues Programm für die Entwicklung der laizistischen Erziehung ausarbeiten, wobei ihr der Gedanke als Richtschnur dienen sollte, daß die Freimaurerei sich schon immer "gegen den Pluralismus auf dem Gebiet der Schule" und für das Staatsschulmonopol im Dienste des Laizismus ausgesprochen habe.
Das Projekt der Schulkommission wurde der Generalversammlung 1952 vorgelegt. Darin wird unter Berufung auf das Prinzip der Gleichheit aller Menschen eine totale Demokratisierung der Erziehung, d. h. die schon erwähnte Verstaatlichung des gesamten Erziehungswesens gefordert, was identisch ist mit der Liquidierung aller konfessionellen Schulen, die in Frankreich ohnehin nur als Privatschulen bestehen. Aus der staatlichen Einheitsschule müssen alle konfessionellen und sozialen Unterschiede verschwinden. Der Staat soll bereits den Kindern von vier Jahren an Gelegenheit zu vorschulischer Erziehung bieten, ein Gedanke, der in Deutschland erst 15 Jahre später zaghaft in die Öffentlichkeit getragen wurde, Einzige Leitungsbehörde für die gesamte Staatserziehung soll das Ministerium für nationale Erziehung sein. In einem anderen Teil wird schließlich auch die Nationalisierung der Freizeit und Feriengestaltung sowie der Erwachsenenbildung behandelt. Das umfassende Programm endet mit Entschließungen, die nichts anderes als Kampfmaßnahmen gegen jeglichen Einfluß der Kirche auf das Erziehungswesen beinhalten. Daß im Zuge dieser Maßnahmen auch die Verjagung der religiösen Orden gefordert wurde, überrascht nicht." (M. Dierickx) Eine sachkritische Würdigung dieses freimaurerischen Erziehungsprogramms kommt zu folgendem Schluß: Im Namen von Freiheit und Gleichheit wird hier eine totale Kulturdiktatur angestrebt, die sich ihrem Wesen nach von der in den kommunistisch beherrschten Staaten praktizierten Kollektiverziehung in nichts unterscheidet. Mögen die Erziehungsinhalte hier und dort verbal verschieden sein, im Endeffekt haben sie das gleiche kulturrevolutionäre Ziel, das schon in der Französischen Revolution angestrebt wurde: die Vernichtung des Christentums als der Wurzel der persönlichen Freiheiten, besonders der Glaubens und Gewissensfreiheit. Wenn es gelingen sollte, dieses Ziel zu erreichen, dann wäre auch noch der letzte Rest von wahrer Demokratie im Westen beseitigt. Diese Erkenntnis hat niemand klarer ausgesprochen als der große europäische Demokrat Robert Schuman, der in seinem Buch Pour l'Europe schreibt: "Die Demokratie wird christlich sein oder sie wird nicht sein. Eine antichristliche Demokratie ist eine Karikatur, die in der Tyrannei oder in der Anarchie endet" (S. 70). Die größte und heimtückischste Bedrohung unserer demokratischen Gesellschaftsordnung kommt allerdings weniger von der kommunistischen Politik und Unterwanderungsstrategie, von außen also, als vielmehr von der inneren Zersetzung der demokratischen Ordnung durch die extremen liberalen Kulturrevolutionäre, deren geistige Verwandtschaft mit den roten Kulturdiktatoren nirgendwo so deutlich in Erscheinung tritt als gerade auf dem Feld ihrer gemeinsamen antichristlichen Kulturpolitik. Die antikatholischen Bestrebungen des Grand Orient beschränken sich keineswegs nur auf Frankreich. Man darf nach der kulturpolitischen Entwicklung der letzten Jahrzehnte feststellen, daß die radikalen Parolen der französischen Maurer auch im Bereich der angelsächsischen Logen aufgegriffen wurden und in verschiedenen Ländern Schule gemacht haben. In Deutschland sind die Forderungen der Generalversammlung des Groß Orients von 1952 in ähnlichen, fast gleichlautenden Formulierungen während des Wahlkampfs im Jahr 1953 wieder aufgetaucht. Die Schlagworte vom "Politischen Katholizismus" und "Konfessionalismus" wurden damals von führenden Freimaurern wie Thomas Dehler (F.D.P.)und Reinhold Maier, vom Deutschen Industrieinstitut und vom Pressedienst der SPD propagandistisch hochgespielt. Dehler behauptete, das Wesen der Demokratie schließe "jeden Anspruch auf absolute Gültigkeit aus". Er warf der katholischen Kirche vor, sie mache die Frage der staatlichen Konfessionsschule zum Anlaß politischer Auseinandersetzungen und schaffe dadurch "politisches Unheil". Der Katholik, der sich der Kirche unterwerfe und sich konfessionell binde, könne deshalb kein guter Demokrat sein.
Ähnliche Behauptungen sind in Deutschland immer wieder von der sog. "Humanistischen Union" aufgestellt worden. So erklärte beispielsweise der Heidelberger Psychologe Prof. A. Mitscherlich auf einer Versammlung der "Humanistischen Union" am 28. Januar 1962 in Frankfurt, Bekenntnisschulen und konfessionelle Lehrerbildung seien unvereinbar mit dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Er wandte sich gegen die sog. "Konfessionalisierung des öffentlichen Lebens" und forderte u. a.: die Abschaffung des konfessionellen Religionsunterrichts an den öffentlichen Schulen und die Einführung eines religionskundlichen Unterrichts allgemeiner Art, da der Offenbarungsglaube nicht zu letzter Toleranz fähig sei, wie er meinte. "Weil aber in der Bundesrepublik starke Tendenzen zur Intoleranz und zur Mißachtung der pluralistischen Struktur in der modernen Gesellschaft zu beobachten seien, brauche die Demokratie eine starke Organisation, die für die Wahrung der demokratischen Prinzipien eintrete." Diese Aufgabe habe sich die "Humanistische Union" Dr. Szczesnys gestellt." Als in Bayern zu Beginn des Jahres 1968 nach drei Volksbegehren endlich ein Schulkompromiß zustande gekommen war, der für den Freistaat Bayern eine einzige öffentliche Schule vorsieht, in der "nach den Grundsätzen der christlichen Bekenntnisse" unterrichtet werden soll, nahm der Vorsitzende der "Humanistischen Union" am 20. Februar 1968 in München dagegen Stellung und erklärte, daß durch die geplante Einführung dieser Schule "ein Gewissensterror wie in den kommunistischen Staaten" ausgeübt würde. Die Einigung der Parteien bedeute keinen Kompromiß, sondern eine "Kapitulation der SPD und F.D.P. vor den Kirchen". Vor einem solchen "Diktat einer unbelehrbaren Minderheit" müsse man warnen. Gleichzeitig mit dieser Erklärung Szczesnys gab Rechtsanwalt E. Fischer in München bekannt, daß die "Humanistische Union" gegen das derzeitige bayerische Volksschulgesetz Klage beim Bundesverfassungsgericht eingereicht habe, die auch dann aufrechterhalten bleibe, wenn einem Volksbegehren der Parteien oder der Kompromißformel in einem Volksentscheid entsprochen würde. Die Konzeption und Zielsetzung der militanten "Humanistischen Union" stimmt im wesentlichen mit den Bestrebungen der freimaurerischen Humanitätsideologie überein. Der Einfluß der elitären Freimaurerei ist deshalb so stark, weil viele Schlüsselpositionen im Bereich der Hochfinanz, der Presse und des Nachrichtenwesens in den meisten westlichen Ländern von Mitgliedern der Logen besetzt sind. Dadurch wird besonders die öffentliche oder veröffentlichte Meinung entscheidend von den Ideen der liberalen Kulturkämpfer geprägt und überall eine für die autonome Geisteswelt der Freimaurerei charakteristische Atmosphäre geschaffen. Wenn der Freimaurer und Pressekonzern Chef Axel Springer einen Großteil der deutschen Presse kontrolliert und der Stuhlmeister der ältesten Hamburger und deutschen Loge gleichzeitig Chef vom Dienst in der Zentrale einer großen deutschen Presseagentur ist" (FAZ, 10.12.1962, Bericht über die 225-Jahresfeier der Loge Absalom zu den drei Nesseln), dann versteht man, wie die in den Nachrichten Agenturen gefilterten und durch die Massenmedien in die Bevölkerung geschleusten Informationen und Nachrichten die Öffentlichkeit entscheidend im Geiste der Freimaurerideologie beeinflussen, manipulieren und programmieren können. Inzwischen ist es den offenen und verborgenen Feinden des Christentums und der Kirche gelungen, die katholische Bekenntnisschule in Deutschland fast vollständig zu beseitigen. Sie haben damit ein langumkämpftes Ziel ereicht und wahrscheinlich einen ihrer größten Siege in unserem Jahrhundert errungen. Es wäre aber eine unverzeihliche Fehleinschätzung der antichristlichen Kulturkämpfer, wenn man annehmen sollte, sie gäben sich mit diesem Sieg zufrieden. Das ist nicht der Fall. Denn die fast kampflose Kapitulation der deutschen Katholiken, deren geistliche Führungsspitze im Jahr 1967 - als der Liquidierungsprozeß der Konfessionsschulen begann - die Parole "Kein Schulkampf" ausgab, wird die liberalen Kulturrevolutionäre jetzt um so mehr ermutigen, ihre antichristliche Aggression zu gegebener Zeit fortzusetzen und ihre nächsten und fernsten Ziele noch rücksichtsloser als bisher anzusteuern. Durch die progressive Zerstörung von Glaube und Moral, die von aufgeklärten, rationalistischen und modernistischen Theologen innerhalb der Kirche mächtig vorangetrieben und von den Verantwortlichen in der Kirche in unverantwortlicher
Weise hingenommen wird, durch die von den "humanen" Antichristen und ihren christlichen Nachbetern uns eingeimpfte Überwindung des "Freund Feind Denkens" in der Kirche die dadurch leichter umfunktioniert werden kann ist inzwischen ein erheblicher Verlust an Glaubenssubstanz und ein Klima der Entchristlichung entstanden, das es den antichristlichen Funktionären immer leichter macht, ihre Pläne zu verwirklichen. Was auf uns zukommt ist schon in einer Resolution der Freireligiösen Gemeinde Bayerns vom 26. März 1962 in aller Deutlichkeit ausgesprochen worden: die völlige Trennung von Staat und Kirche, die Beseitigung des christlichen Charakters der Gemeinschaftsschulen und höheren Schulen, die Ausschaltung des kirchlichen Einflusses in Verwaltung und Justiz, die Abschaffung der Säuglingstaufe und schließlich die Überprüfung aller Gesetze zum Zwecke der Beseitigung der Bevorzugung der Kirchen und kirchlichen Organisationen. Zu der öffentlichen Kundgebung der Freireligiösen Gemeinde, auf der diese Resolution gefaßt wurde, hatte der Vorsitzende der bayerischen Landesgemeinde besonders den dama¬ligen Leiter des Sonderprogramms beim Bayerischen Rundfunk, Dr. G. Szczesny, begrüßt. Ein ähnliches Entchristlichungsprogramm wird einige Jahre später von dem ehemaligen evangelischen Theologen I. Kahl in dem antichristlichen Pamphlet Das Elend des Christentums oder Plädoyer für eine Humanität ohne Gott entworfen. Die Schrift, deren Gehässigkeit kaum noch zu überbieten ist, erschien mit einer Einführung von Gerhard Szczesny erstmals 1968 als Taschenbuch im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg. Unter dem Titel Postchristliche Perspektiven, Religionsfreiheit fordert der Verfasser eine "emanzipierte Gesellschaft..., die sich am Glück aller orientiert" (S. 119), eine "humane Gesellschaft", in der die Religionsfreiheit wie er und seine antichristlichen Gesinnungsgenossen sie verstehen, endlich verwirklicht werden soll. Dazu ist notwendig, daß zuerst die Kindertaufe abgeschafft wird, denn so schreibt er wörtlich "die Kindertaufe ist verfassungswidrig" (S. 121). Mit Entschiedenheit verlangt er die "Trennung von Staat und Kirchen" (S. 122), die "Trennung von Universität und Kirchen", d. h. die Beseitigung der theologischen Fakultäten an den Universitäten (S. 125) und zuletzt die "Trennung von Schule und Kirchen", d. h. die Abschaffung des konfessionell gegliederten christlichen Religionsunterrichts an den staatlichen Gemeinschaftsschulen (S. 127). Die konzentrierte Aktion der organisierten und gesteuerten antichristlichen Kulturrevolutionäre wurde systematisch und geplant weitergeführt und erreichte einen spektakulären Höhepunkt im Jahr 1973. Die westdeutsche Drei Punkte Partei (F.D.P.), "zu der sich die Freimaurer, sofern sie sich politisch betätigen, auf Grund der liberalen Geisteshaltung besonders hingezogen fühlen", veröffentlichte in der "Frankfurter Rundschau“ vom 23. August 1973 den Entwurf eines Grundsatzpapiers Freie Kirche im freien Staat Thesen zum Verhältnis von Staat und Kirche. Dieser Entwurf wurde von einem im Frühjahr 1973 durch den Bundesvorstand der F.D.P. berufenen Sonderausschuß für das Verhältnis von Staat und Kirche unter Vorsitz der Bundestagsvizepräsidentin und EKD Synodalin Liselotte Funcke ausgearbeitet und vorgelegt. Der F.D.P. Bundesvorstand hat am 26. August 1973 die Vorlage als "geeignete Grundlage für die Diskussion in der Partei" freigegeben. Ursprünglich war auch eine Diskussion der "Thesen" auf dem Bundesparteitag der F.D.P. (vom 11. bis 14. November) in Wiesbaden geplant, doch fand die Diskussion dort aus begreiflichen Gründen nicht statt. Die Proteste und ablehnenden Reaktionen, die aus der Öffentlichkeit gegen dieses Kirchenpapier laut wurden, ließen es den Parteistrategen ratsam erscheinen, das antikirchliche Machwerk vorerst auf Eis zu legen und auf günstigere Zeiten für einen neuen Vorstoß zu warten, bzw. erst einmal den Fortgang der Diskussion mit den Kirchen und der Öffentlichkeit abwartend zu verfolgen. Da der Text des Entwurfs programmatisch die Ziele der antichristlichen Kulturkämpfer, die wir bereits kennengelernt haben, zusammenfaßt und in einigen Punkten konkrete Neuansätze formuliert, soll er hier im vollen Wortlaut zitiert werden. (Erhältlich bei
[email protected]). Im Oktober 1974 haben die Delegierten des F.D.P. Parteitages in Hamburg den nur unwesentlich geänderten Entwurf mit überwältigender Mehrheit angenommen. Nach einjähriger Diskussion und
teils heftigen Auseinandersetzungen mit den Kirchen wurden die antikirchlichen Thesen mit 262 gegen 82 Stimmen bei vier Enthaltungen verabschiedet.
3. Vom ökumenischen Dialog zur Ökumene der Religionen Mit Papst Johannes XXIII. begann eine neue Ära der Kirchengeschichte. Die universale Brüderlichkeit, die dieser Papst aller Welt vorlebte, weckte auch in der Welt der Freimaurerei große Erwartungen. Man hoffte auf einschneidende und grundlegende Änderungen und Wandlungen im Verhältnis von Katholischer Kirche zur Freimaurerei. Der gütige Roncalli Papst, den man in Frankreich besonders gut kannte und sehr schätzte, gab gerade durch seinen brüderlichen Stil nicht zuletzt dem Groß-Orient von Frankreich Anlaß, die primitive und militante antiklerikale und antikirchliche Kampagne durch eine bessere revolutionäre Methode abzulösen. Die gehässigen Töne gegen die Kirche verstummten. Die Parole hieß nun: Ökumenischer Dialog. Der Dialog erlaubte es schließlich, mehr und mehr aus der subversiven Untergrundaktivität aufzutauchen und an das Licht der Öffentlichkeit zu treten. Die Revolutionäre des Groß Orient begannen eine Offensive der brüderlichen Umarmung, sie zeigten plötzlich ein freundliches Gesicht. Die antichristliche Revolution sollte auf leisen Sohlen und mit freundlicher Miene und mittels des ökumenischen Dialogs größere Fortschritte machen und noch bessere Erfolge erzielen. Soweit man heute die Situation überblicken kann, hat sich die neue maurerische Taktik als erfolgreich erwiesen. Die erste sensationelle und spektakuläre Aktion, die das Zeitalter des Dialogs mit der Katholischen Kirche einleitete, war die Einladung des ehemaligen Kanzelredners von Notre Dame in Paris, Pater Riquet S. J., zu einem Vortrag vor Freimaurern in der Loge Volney in Laval (Westfrankreich), einer Loge des Groß Orient. Der Vortrag fand am 18. März 1961 statt. Marius Lepage, der Meister vom Stuhl der Volney Loge, schrieb dazu am 16. .März 1961 in der Pariser “Le Monde": „Die Mitglieder der Loge von Laval, die sich ausschließlich auf den philosophischen und theologischen Bereich beschränken, haben gewünscht, daß eine besonders qualifizierte geistliche Persönlichkeit ihnen auseinandersetze, welches die doktrinäre Stellung der Kirche dem atheistischen Problem gegenüber sei. Unter diesen Mitgliedern gibt es Gläubige, Ungläubige und Agnostiker. Sie alle stimmen darin völlig überein, ihrem Meister vom Stuhl jene Schritte zuzutrauen, die dieser für unerläßlich hält, damit ihnen, soweit das möglich ist, Genugtuung verschafft werde. Unter diesen Umständen ist es geschehen, daß ausnahmsweise P. Riquet ermächtigt wurde, über dieses Problem zu uns zu sprechen. Jeder Gedanke des ’Widerspruchs’ war und bleibt bei diesem Vortrag etwas, was nicht in Frage kommt: dieser Vortrag ist eine rein private Angelegenheit, die, wie es bei allen freimaurerischen Veranstaltungen geschieht, nicht als Gelegenheit eines Widerspruchs benutzt wird. Eine Freimaurerloge wie immer sie auch eingestellt sein mag ist nicht mit einem ’Vorstadtklub' (einem Debattierklub) zu vergleichen. Für jeden denkenden Menschen ist das Problem des Glaubens und des Unglaubens in sich schon ohnehin schmerzlich genug, so daß es mit der menschlichen Würde als unvereinbar angesehen werden müßte, wollte man eine solche Gelegenheit zu leidenschaftlichen Auseinandersetzungen benutzen. Historisch steht es nun einmal einwandfrei fest, daß seit zweihundert Jahren niemals ein Priester seine Füße über die Schwelle einer Freimaurerloge gesetzt hat - wenigstens nicht in Frankreich. Es ist mir ganz beson¬ders angenehm, dem Schicksal einer Loge vorzustehen. deren sämtliche Mitglieder wie immer auch ihre philosophischen, persönlichen Gefühle sein mögen den Wert
einer sicheren Aufklärung zu schätzen wissen. Ich bin glücklich, mit tiefer Ehrfurcht alle jene zu begrüßen, Geistliche und Laien, die in ähnlicher Weise überstanden haben, daß die ’Liebe’ sich auf alle Menschen zu erstrecken hat, auf Gläubige und Ungläubige und daß Gott allein es ist, ’der die Herzen der Menschen durchforscht'." (Aus: Zimmer-Korrespondenz, Nr.778, 21.3.1961) Am gleichen Tag meldete die Katholische Nachrichtenagentur KNA, abweichend von der Erklärung M. Lepages, daß am Samstag, 18. März, erstmals seit zwei Jahrhunderten. ein katholischer Priester mit Billigung seiner kirchlichen Obrigkeit eine Freimaurer Loge in Frankreich betreten werde, um dort "vor einem ausschließlich aus Freimaurern bestehenden Auditorium die Gegenrede zum Thema ’Atheismus’ zu halten. Es ist der berühmte französische Jesuitenpater und Prediger Michel Riquet, langjähriger Dom und Fastenprediger in Notre Dame (Paris), der die Volney Loge in Laval zu seiner Kanzel machen wird. Die Aufforderung zu einem Streitgespräch kam von einem Freimaurer, und man rechnet mit der Anwesenheit namhafter Freimaurer aus den verschiedenen Gegenden Frankreichs" (KNA/PD – 61/III/212). Eine "Gegenrede" oder ein "Streitgespräch" war indes nicht geplant und fand auch nicht statt. Am 22. März 1961 berichtete KNA: "Als ein historisches Ereignis in der Geistesgeschichte Frankreichs wurde in einem gemeinsamen Kommunique das Auftreten eines katholischen Geistlichen in der Freimaurerloge von Laval bezeichnet. Mit Billigung seiner kirchlichen Vorgesetzten sprach am Sonntagabend der bekannte Domprediger Pater Riquet vor aus allen Gegenden Frankreichs zu dieser ungewöhnlichen Sitzung versam¬melten Freimaurern über die Einstellung der Kirche zu den verschiedenen Formen von Atheismus. In der nur Freimaurern zugänglichen geschlossenen Sitzung hob Pater Riquet, dem Kommunique zufolge, hervor, daß über die natürlichen Meinungsunterschiede hinweg eine Übereinstimmung der Herzen geschaffen werden müsse. Das von der Loge und Pater Riquet gemeinsam herausgegebene Kommuniqué gibt der Hoffnung Ausdruck, daß, wenn auch beim gegenwärtigen Stand der Geister nicht von einem Einvernehmen zwischen Kirche und Freimaurerei gesprochen werden könne, doch alle Menschen guten Willens zu einer gegenseitigen Achtung gelangen können, zum Segen der Gesellschaft". Damit war ein Anfang gesetzt. Schon ein Jahr später wurde dem Kapuzinerpater N. M. Wildiers von seinem Freund, dem Freimaurer N. E. van der Laaken, die Gelegenheit geboten zu einem Vortrag vor den versammelten Logen von Amsterdam. P. Wildiers, der durch seine Studien und Vorträge über Teilhard de Chardin bekannt geworden war, sprach vor den Freimaurern in Amsterdam über Teilhard. Im Juni 1971 wurde erstmals ein Bischof in eine Loge der Grand Loge de France (GLDF) eingeladen. Bruder Dr. Pierre Simon, der von 1969 1971 Großmeister der GLDF war und dieses Amt 1973 wieder übernahm, lud den Weihbischof von Paris, Msgre Pezeril, in die GLDF ein. Nach einer Freimaurer Zeitung "war es das erste Mal seit der französischen Revolution, daß ein amtierender Bischof offiziell in einer Freimaurerloge empfangen wurde. Im Frühjahr 1961, noch rechtzeitig vor dem Konzil, erschien aus der Feder des angesehenen Rechtsgelehrten Alec Mellor mit dem Imprimatur der Erzdiözese Paris das aufsehenerregende Werk "Nos frères séparés, les francs macons" ("Unsere getrennten Brüder, die Freimaurer"), das in "Le Monde" eine "leidenschaftliche Studie über die Freimaurerei und den Katholizismus" genannt wurde und heftige Auseinandersetzungen und Diskussionen bei Katholiken und Freimaurern auslöste. So hieß es in einer Leserzuschrift an "La France Catholique": " ... Die Wahrheit war und ist, daß
die Freimaurerei und sie hat das niemals verheimlicht gegen die Kirche ist, wie geheim das auch immer geschehen mag und ganz besonders in Frankreich nicht aufhören wird, es weiterhin zu tun, also gegen den Katholizismus zu arbeiten." Aber auch von seiten der Freimaurer regte sich Widerspruch. Ein aufrichtiger und ehrlicher Bruder, ein gewisser Universitätsprofessor Sélam Voize, schrieb in "Le Monde" vom 11. 7. 1961: “...Wir sind keine getrennten Brüder wir gehören einer anderen Familie an: der Familie der autonomen Geisteswelt und beanspruchen das Recht, als Bahnbrecher in unserem Leben zu wirken ... Der Freimaurergeist ist kein Geist der Unterwerfung, weder unter eine überalterte Hierarchie, noch eine sonstige überholte Institution. In der Freimaurerei herrscht der Geist der Freiheit." – Der Jesuit F. Hillig ist in einer besonnenen und ausgewogenen Abhandlung dieser fundamentalen Frage nachgegangen. Selbst da, wo die Logen weniger radikal sind und sich in Glaubensdingen zurückhalten, ist das ganze von Deismus, Relativismus und Indifferentismus bestimmte Klima, das in ihnen herrscht, einer klaren Glaubenshaltung abträglich. Wie zur Zeit des Kulturkampfes, als Papst Leo XIII. sein Rundschreiben "Humanum genus" gegen die Freimaurerei veröffentlichte (1884), "steht die Kirche heute genau der gleichen Feindseligkeit und den gleichen Tendenzen und Schachzügen gegenüber wie damals. Man braucht etwa nur die letzten Jahrgänge der Herderkorrespondenz durchzusehen. Immer wieder werden dort zum Beispiel Meldungen aus Mittel- und Lateinamerika registriert, aus Brasilien, Chile, Ecuador, Guatemala, den Philippinen über: "Freimaurerische Aktivität gegen die katholischen Schulen, Drohungen, Schließungen, Schikanen; Großloge gründet eigenen Zweig zur Förderung des Laizismus und des antiklerikalen Kampfes; Einführung der Zivilehe, der Ehescheidung; Kircheneigentum beschlagnahmt, Einreiseverbot für Priester und ähnliches mehr. Nicht nur in Lateinamerika, in allen Ländern lateinischer Kultur ist die Kirchenfeindlichkeit der Logen besonders kraß und hartnäckig ... Selbst die Maurerei in den Vereinigten Staaten, zahlenmäßig der größte Zweig der Weltmaurerei, darf nicht einfach für weltanschaulich harmlos angesehen werden. Zwar haben sich sowohl Roosevelt wie Truman, die wie viele andere Präsidenten der USA der Loge angehörten, zum Heiligen Stuhl freundlich gestellt; aber danach allein kann man nicht urteilen. Joseph Berteloot hat gezeigt, daß die Maurerei der Vereinigten Staaten ein doppeltes Gesicht besitzt. Es fehlt auch hier nicht an antikatholischen Scharfmachern, zumal sich in den Logen der USA immer mehr ein heftiger Patriotismus durchsetzt. Ganz im Stil der Nazis werden die Katholiken verdächtigt, daß sie keine guten Patrioten sein könnten, da sie einem ausländischen Oberhaupt Gehorsam gelobt hätten, wobei Vatikan und römische Kirche als eine dunkle Macht der Weltunterjochung erscheinen. .." F. Hillig bringt dann aus der "Europäischen Freimaurerzeitung", Jahrgang 1964, einige Zitate deutscher und ausländischer Freimaurer, von denen hier nur ein Ausschnitt aus einer Abhandlung über "Glanz und Elend der Konzile" wiedergegeben werden soll. Es heißt da: "Den persönlichen Primat des Papstes zu brechen, wäre Voraussetzung für die Unio sancta und für die Zusammenführung der Kirche. Mit ziemlicher Sicherheit glauben wir sagen zu können, daß die Unfehlbarkeit des Papstes und sein Primat gegenüber dem Konzil auch 1964 nicht gebrochen werden wird. Das Mittelalter wird auf dem Gebiet der kirchlichen Verfassung nach wie vor in unsere Zeit hineinragen wir meinen: nicht zum Nutzen der Kirche und der modernen Probleme, die zu bewältigen sind. Und solange die persönliche Vorherrschaft eines einzelnen in der Kirchenverfassung nicht beseitigt ist, solange wird unserer Ansicht nach auch jede Reform auf anderen Gebieten scheitern. Die verfassungs¬mäßige Macht des Papstes und seiner von ihm ernannten Kardinäle ist das institutionelle Hindernis jeder besseren Einsicht und Reform. . ." (F. Hillig). Bischof R. Graber (Regensburg) hat neuerdings diese Zitate aus dem Jahr 1964 ergänzt durch Äußerungen vorwiegend aus dem Bereich der französischen Maurerei aus dem fahr 1968, die in
dieselbe Richtung tendieren und wir werden in den folgenden Ausführungen von einem prominenten Freimaurer erfahren, was er im Jahr 1973 zu der Frage "Kirche heute und morgen" geschrieben hat. Man wird F. Hillig zustimmen müssen, wenn er sich dem unkritischen Optimismus eines A. Mellor mag er auch von ihm gut gemeint sein nicht anschließen kann und die Frage: "Haben sich die Freimaurer gewandelt?" nicht bejaht. Nun ist inzwischen (1968) das hier schon mehrfach erwähnte Werk des Jesuiten M. Dierickx über "die große Unbekannte" erschienen. Bringt uns der Historiker M. Dierickx auf dem Weg des Dialogs den "getrennten Brüdern" in der Freimaurerei näher? Signalisiert seine pro-maurerische Schrift einen Durchbruch zur brüderlichen Ökumene mit den Freimaurern, oder kann sie wenigstens durch überzeugende Argumente eine Neubesinnung und Neugestaltung im Verhältnis von Freimaurerei und Kirche einleiten und bewirken? Auffallend und aufsehenerregend zugleich ist das Lob, mit dem das Buch von M. Dierickx von seiten katholischer und freimaurerischer "Ökumeniker" bedacht wurde und die Unterstützung, die der Autor für dieses Buch von beiden Seiten erfahren hat. Im Vorwort von H. Vorgrimler, Schüler von Karl Rahner, Prof. für Katholische Dogmatik an der Universität Münster (Westfalen) und Consultor des Sekretaria¬tes für die Nichtglaubenden, heißt es: ". . . Es gibt in der katholischen Literatur kein vergleichbares Werk über Geschichte, Lehre, Symbolik und Aufbau des Freimaurertums ... Als Vertreter einer objektiven Wissenschaft, der Historik, spricht der Verfasser den Wunsch und die Hoffnung aus, die Katholische Kirche möge ihren Standpunkt gegenüber dem Freimaurertum, wie er vor allem in der Kirchlichen Gesetzgebung zum Ausdruck kommt, revidieren. Er steht damit heute nicht allein da. Die hochstehende katholische Kulturzeitschrift La revue nouvelle (Brüssel) zum Beispiel hat sich im April und Oktober 1968 ebenso geäußert. Ich möchte mich diesen Initiativen von katholischer Seite anschließen ... Mit der Hochschätzung der Gewissensfreiheit, mit der Respektierung der Überzeugung eines jeden Menschen, auch des Atheisten, wie sie feierlich vom letzten Konzil proklamiert wurden, hat die römisch katholische Kirche auf einen Weg zurückgefunden, der für sie lange im Dunkeln lag und auf dem die Freimaurer ihr vorangegangen sind ... Die Kirche läßt sich nicht in herablassender Geste herbei, mit dem Andersdenkenden zu sprechen und ihm Anteil an ihrer Weisheit zu gewähren, sondern sie weiß, daß er in Theorie und Praxis Einsichten hat, über die sie nicht genug verfügt, die aber auch für sie wesentlich sind. Zu lange hat die katholische Kirche ignoriert, was ihr das Freimaurertum werbend oder in herber Kritik zu sagen hatte . . ." Unkritische Sätze, wie sie hier von einem katholischen Dogmatiker geschrieben wurden, fordern nicht zuletzt deswegen eine kritische Stellungnahme heraus, weil der gelehrte Theologe zugleich als Consultor eines wichtigen römischen Sekretariats über besonderen Einfluß verfügt. Hier sei nur folgendes festgestellt: Eine gründliche Analyse des freimaurerischen und des kirchlichen Verständnisses von "Gewissensfreiheit" kommt zu dem Schluß, daß beide Seiten unter Gewissensfreiheit etwas je wesentlich verschiedenes meinen. Die Freimaurer haben in der Theorie und in den von ihnen entscheidend geprägten demokratischen Verfassungen und Menschenrechtsdeklarationen die Gewissensfreiheit zwar proklamiert, aber sie haben von jeher den Respekt vor der Gewissensüberzeugung offenbarungsgläubiger Christen in der Tat vermissen lassen. Ähnlich wie die totalitären Ideologien des Faschismus und Kommunismus haben die liberalen Kulturdiktatoren Gewissensfreiheit auf dem Papier stets groß geschrieben auch in der sowjetischen Verfassung von 1936 wird Gewissensfreiheit garantiert - , in der Praxis jedoch haben alle Antichristen leidenschaftlich gegen das Wirksamwerden christlicher Gewissensüberzeugung in der Gesellschaft gekämpft und es zu verhindern versucht. Oder ist die Feststellung, daß das Schulgebet in den USA verfassungswidrig ist, ein Beweis für freimaurerische Achtung vor der Gewissensfreiheit gläubiger Staatsbürger? Ist das laizistische Programm der liberalen Maurer, die Tendenz, eine entchristlichte Gesellschaft aufzubauen und
alle konfessionellen Schulen auch die Privatschulen abzubrechen und niederzureißen etwa ein Zeichen von "Hochschätzung der Gewissensfreiheit" christlicher Menschen? Wenn die Kirche auch in der Vergangenheit im guten Glauben gegen die Gewissensfreiheit Andersdenkender in unheilvoller Weise verstoßen hat, so kann sie doch heute nicht der Freimaurerei auf einem Weg folgen, auf dem diese ihr eben nicht vorangegangen ist, sie kann auch von den andersdenkenden Maurern nicht Einsichten übernehmen, die diese gar nicht haben. – Dem Vorwort von H. Vorgrimler folgt in dem Buch von M. Dierickx ein Geleitwort des schon genannten Kapuziners N. M. Wildiers, der durch die "Begegnung mit verschiedenen führenden Mitgliedern der Freimaurerei in Holland", wie er schreibt, veranlaßt wurde, sich eingehender mit der Freimaurerei zu beschäftigen und sie umfassender zu studieren, wobei ihm einige Umstände zu Hilfe kamen, "nicht zuletzt die Gespräche ... mit dem Pariser Anwalt Alec Mellor..." N. M. Wildiers schreibt wörtlich: "Die Frage, mit der uns das Buch konfrontiert, ist die, ob wir unter den heutigen Verhältnissen unseren Standpunkt gegenüber der Freimaurerei nicht gründlich revidieren müssen. Sie einfach abzulehnen, als sei die Freimaurerei weiter nichts als eine Gemeinschaft von Menschen, die sich gegen Kirche und Staat verschwören wollen, wie es noch im kirchlichen Gesetzbuch heißt, ist nicht nur lächerlich, sondern auch grundverkehrt. Was auch immer bei einigen irregulären Logen vorgekommen sein mag, in der regulären und von der Vereinigten Großloge von England anerkannten Freimaurerei ist davon bestimmt keine Spur zu entdecken. Infolge mangelnder Kenntnis, die zum Teil auf ungenügende objektive Unterrichtung zurückzuführen ist, werden häufig Urteile gefällt, sie sich bei genauerer Prüfung als ungerecht herausstellen müssen ... Wenn es darüber hinaus noch zu einem offenen Gespräch, zur Beseitigung von Vorurteilen und letztlich zum besseren gegenseitigen Verständnis beitragen sollte, dann wäre dem Ideal von Weisheit, Stärke und Schönheit, dem wir doch alle nachstreben müssen, ein großer Dienst erwiesen" (S. 7f). Zu diesen kräftigen Behauptungen und Vorurteilen hier nur eine Frage: Stammen diese Sätze, die sich nach unseren bisherigen Ausführungen als offensichtlich falsch und wirklichkeitsfremd entlarven, von einem wirklich gut informierten gläubigen Christen oder von einem Mann, der an der Wahrheit vorbei – bewußt oder unbewußt einseitig und tendenziös Werbung für die Freimaurerei betreibt? Das dritte Wort, das der Einleitung des Verfassers selbst vorausgeht, kommt aus der Feder und dem Herzen des Freimaurers P. J. van Loo, der als Großsekretär des Großostens der Niederlande zeichnet. Er bescheinigt dem Buch von M. Dierickx, daß "es zweifellos das beste Werk ist, das ein Nichtfreimaurer über dieses umfassende Thema geschrieben hat" und macht im Hinblick auf den zweiten Teil des Buches die nicht unwichtige Bemerkung, daß der Verfasser hier "nicht nur den Verstand, sondern auch das Herz mitsprechen läßt, zweifellos die natürliche Folge eines sich über Monate erstreckenden Umgangs mit Freimaurern im Haus der Großloge in den Haag..." Getreu seiner freimaurerischen Humanitätsreligion schließt P. J. van Loo seine Einleitung mit den Worten: "Die Freimaurer trachten danach, das zu überwinden, was die Geister und Seelen trennt, und das zu suchen, was die Menschen verbindet. Dieser Grundsatz zieht sich ebenfalls wie ein roter Faden durch das ganze Werk von Prof. Dierickx. Deshalb allein schon muß der Herausgabe seines Werkes von Herzen zugestimmt werden" (S. 9). Diesem aufrichtigen Bekenntnis ist nichts hinzuzufügen. Der Dialog erfolgt ganz im Sinne der Freimaurerei. – Dieselbe Linie kann man auch in anderen Veröffentlichungen der jüngsten Zeit beobachten. So ist in einem Bericht der Herderkorrespondenz zu dem Thema "Gewandeltes Verhältnis zur Freimaurerei" der vielsagende Satz zu lesen: "Die ’irenische’ Einstellung, wie sie Mellor und Dierickx in ihren Schriften vertreten, wird eher zu einer Annäherung führen als die Fortsetzung unfruchtbarer Polemik und das Beharren auf katholischen Prämissen. Dieser Satz, der genau so
gut in irgendeiner "Freimaurer Korrespondenz" stehen könnte, besagt nicht mehr und nicht weniger, als daß die katholische Kirche sich wandeln muß, wenn es zu einer Annäherung kommen soll. Und das heißt sie muß ihre "Prämissen", ihre eigentümliche Lehre (Dogmatik) aufgeben, was letztendlich heißt: die Kirche muß sich selbst aufgeben. Verständlich ist es, wenn Prof. Dierickx am Anfang seiner so vielbelobten Schrift für empfangene Hilfen und Anregungen dankt. Er nennt u. a. "auch andere niederländische, französische und belgische Freimaurer, so Michel Riquet S.J. und Alec Mellor," die ihm "zahlreiche interessante Hinweise" gaben (S. 14). "Nicht zuletzt" dankt er "ehrerbietig S. E. L. J. Kardinal Suenens, Erzbischof von Mecheln Brüsell, und S. E. Dr. B. J. Alfrink, Erzbischof von Utrecht, für die Unterstützung und Förderung", die sie ihm angedeihen ließen, erklärt aber ausdrücklich, "von keiner Seite beauftragt" worden zu sein, "dieses oder ein ähnliches Buch zu schreiben" (S. 15). Nachdem wir uns mit einigen fundamentalen Thesen seines Buches bereits kritisch auseinandergesetzt haben, ist es zum Schluß notwendig, wenigstens noch ein Buch zu erwähnen, das 1973 erschienen ist und einen in Fragen Theologie und Religion außerordentlich belesenen und informierten Autor zum Verfasser hat. (J. Böni, Kirche heute und morgen, Quo vadis, Ecclesia? Verlag Fritz Meili, CH 9043 Trogen.a.Rh., 1973) Das Buch von J. Böni ist deshalb besonders aufschlußreich und wertvoll, weil in ihm das Wort “Freimaurerei" nicht ein einziges Mal vorkommt. Auch läßt der Verfasser nicht ausdrücklich erkennen, daß er selbst Freimaurer ist. Wohl teilt er mit, sich jahrzehntelang intensiv mit theologischen Problemen beschäftigt und ein Studium der vergleichenden Religionsgeschichte absolviert zu haben. Er war acht Jahre als katholischer Geistlicher tätig und wirkt im Anschluß daran seit 35 Jahren als reformierter Pfarrer. Das alles erleichterte es ihm, "ein Bild von der gegenwärtigen Lage in der christlichen Welt zu entwerfen; aufzuzeigen, welche Wege sich in der augenblicklichen Krise anbieten und schließlich einen Ausblick in die Zukunft zu wagen. Da wir alle zur Entscheidung herausgefordert sind, wendet meine Schrift sich auch an alle" (S. 6). Der Schweizer Altgroßmeister J. Böni, Bern, behandelt auf den 296 Seiten seines Buches in fünf Abschnitten die Themen: Glaube in der Krise, Grundwerte jeder Gemeinschaft, Kirche in der Krise, Wege aus der Krise - Quo vadis ecclesia? und zuletzt: Zu neuen Ufern Ökumene der Religionen. Dieses letzte Kapitel ist für uns deshalb von großer Bedeutung, weil hier der Verfasser sein Freimaurerherz weit öffnet und uns tiefen Einblick in eine neue Variation des alten Traums von der “Religion, in der alle Menschen übereinstimmen", gewährt. Nach dem kurzen theologischen Lebenslauf, den der gelehrte Altgroßmeister anfangs enthüllt hat, wird kaum ein Leser über die betont antikatholische Einstellung J. Bönis überrascht sein. Er weist zunächst darauf hin, daß der römische Katholizismus "in seinem ganzen reaktionären Juridismus, seiner absolutistischen hierarchischen Struktur" im Widerspruch zum Evangelium steht und deshalb nicht akzeptiert werden kann (S. 17). Dagegen betrachtet er es als Pflicht, den "progressiven Kräften in der römischen Kirche" zu helfen, die etwa als Theologen die "Mängel und Schwächen der absolutistischen Papstkirche zugeben" oder als "Priester sich gegen das unevangelische Gesetz wehren, mit welchem sie der ’unauslöschliche Charakter' und das Zölibatsversprechen fesseln" (S. 19). Er zitiert u. a. seinen Landsmann Hans Küng, um in einem bestimmten Punkt seine "nie verhohlene Überzeugung von römisch katholischer Seite bestätigt" zu finden (S. 20) oder um sich über "Wahrheit und Wahrhaftigkeit" belehren zu lassen (S. 49; 53). Da er zwischen logischer und
ontologischer Wahrheit nicht zu unterscheiden versteht, behauptet er, daß es in der Welt des Glaubens Wahrheit im Sinn von Richtigkeit oder richtiger Lehre nicht geben kann, sondern nur Wahrheit im Sinne von ganz persönlicher Erfahrung mit dem Numinosen (Göttlichen), weshalb für "jeden Menschen nur die Glaubensaussagen wahr sind, die er selbst erlebt hat und daher nachvollziehen kann. Sie gelten für ihn absolut (S. 46) ... Kirche kann Wahrheit nicht haben, nicht darstellen, sie kann sie nur bezeugen. Dabei ist sie in der Gefahr, die dem Evangelium entnommenen Wahrheiten zu einer Lehre zu vergewaltigen, sie für allgemeingültig zu erklären, um daran dann christliche Kirchen zu messen, die einem anderen Verständnis der Heiligen Schrift anhän¬gen. Je statischer ihr Wahrheits Lehr Gefüge ist, um so intoleranter wird nach innen und außen die betreffende Institution. Dabei wird nur allzu oft vergessen, daß wir aller Wissenschaft zum Trotz immer noch keinen ’Indikator’ haben, der uns anzeigt, was am biblischen Text sprachliches Gewand, urchristliches Kerygma, frühchristliche Tradition und was darin oder dahinter wirklich Gottes Wort ist" (S. 50). Obwohl J. Böni dem ihm in etwa geistesverwandten H. Küng viel Verständnis entgegenbringt, lehnt er doch dessen "Ideal" einer Kirche" ab, da dieses "eine Diktatorenkirche ist" (S. 57). Im Abschnitt III: Kirche in der Krise, behandelt J. Böni u. a. neben der "Theologie der Bewahrung" sehr ausführlich die "Theologie der Befreiung" (S. 77 96) mit den Untertiteln: Sozialisierung, Demokratisierung, Humanisierung, Nationalisierung, Dezentralisierung und Politisierung. Darin erwähnt er u. a. die weltweit bemerkbar gewordenen Spannungen zwischen "der römischen Kirchenleitung und nationalen Bischofsgruppen" im Zusammenhang mit dem Holländischen Katechismus, "der von Rom heftig bekämpft, doch vom Holländischen Pastoralkonzil mit Billigung von Kardinal Alfrink gestützt wurde" (S. 89). Den Primas von Belgien, Kardinal Suenens, nennt er "Exponent einer Dezentralisation" (S.92). Zur "Theologie der Erneuerung" zitiert er Alvarez Bolado: "Die theologische Richtung, die wir Kirche der Erneuerung genannt haben, besteht auf der kirchlichen Neuformulierung des Glaubensinhaltes, auf der Reformierung der Strukturen und auf dem Wert der contestation' als wirkungsvoller Form der innerhalb und außerhalb der Kirche notwendigen Kritik und Veränderung ... Diese Theologie besteht vorzugsweise auf einer tastenden und schöpferischen Orthopraxis (rechtes Tun) anstelle einer Orthodoxie ("rechte" Lehre) der Wiederholung oder einer anpaßlichen Neo Orthodoxie. Aber in ihrem Bestehen auf der Orthopraxis legt sie den Akzent auf die Orthopraxis des christlichen Gemeinschaftsverhaltens, von dem allein sie glaubt, es könne ein sichtbares Zeichen des Volkes Gottes sein.. ." (S. 97). Besonders allergisch ist J. Böni gegen das sog. "sacrificium intellectus", das Opfer des Verstandes, das dem Gläubigen abverlangt wird, wenngleich ihm die Kirche nie etwas un¬- oder widervernünftiges zu glauben auferlegt. Für ihn und viele Christen des 20. Jahrhunderts ist es intellektuelle Unredlichkeit und Meinungszwang, wenn ein "sacrificium intellectus" gefordert wird. Seine Sympathie gehört deshalb dem "Bund für Freies Christentum, in welchem sich Evangelische mit katholischen Gleichgesinnten treffen". Im Blatt "Freies Christentum" vom September 1971 war in einem Aufsatz über Die Annäherung der Konfessionen und das freie Christentum u. a. zu lesen: " ... Wenn wir uns gegen die Ausübung eines demoralisierenden Meinungszwanges in den kommunistischen Ländern wenden, so dürfen wir die etwaige Restauration eines dogmatisch fundierten kirchlichen Meinungszwanges ebensowenig dulden ... Die aus der antiken Welt übernommenen ‚offiziellen' Glaubenslehren können gar nicht mehr als verbindlich angesehen werden. Das ‚freie Christentum (kath)' wehrt sich gegen jede autoritäre Bevormundung, auch gegen diejenige des Papstes und der Bischöfe ... Kein freier Christ evangelischer oder katholischer Herkunft wird bereit sein, alle überlieferten Dogmen als verbindliche Lehren anzuerkennen, die auch dann im ‚Gehorsam des Glaubens' bejaht werden müßten, wenn sie der ernsthaften persönlichen Überzeugung schroff entgegenstehen ... Wir leben einer dritten Kirche der Zukunft zu" (S. 104ff).
Wenn man solche Sätze liest, kommt unwillkürlich die Frage auf, ob dieses sog. "Freie Christentum" nicht genau so richtig "Freimaurer Christentum" genannt werden könnte. In dem darauffolgenden IV. Abschnitt: Wege aus der Krise - Quo vadis ecclesia? befaßt sich J. Böni mit der Bewegung des Ökumenismus. Wie er meint, regierten die Päpste in den 300 Jahren nach dem Konzil von Trient (1545 1563) die "römische Kirche absolutistisch, d. h. ohne Konzil bis zum I.Vatikanum, 1869/1870, das wie man längst eingesehen hat mit dem fatalen Unfehlbarkeitsdogma und dem Primat die gesamte christliche Welt in eine scheinbar oder gar anscheinend ausweglose Lage gebracht hat" (S. 113). "Weitab vom Beispiel Jesu Christi" endete die römische Kirche "im unfehlbaren Absolutismus des Papstes und der vollkommenen Gesetzlichkeit des Codex juris canonici von 1918" (S. 158). Aber auch am ökumenischen Rat der Kirchen übt er Kritik, da er nach seiner Meinung "Demokratie in Organisation und Führung sowie Toleranz" vermissen läßt (S. 159). Unter der Überschrift: Das ewig gleiche Rom, bezeichnet J. Böni den "Mythus der römischen Unfehlbarkeit" als Grundlage für das "exklusive Identitätsverständnis und die ganze konservativ rückschrittliche Selbstherrlichkeit" der katholischen Kirche (S. 203). Er stellt sodann fest, daß auch aus den Reihen der katholischen Kirche Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Primats als einziger maßgeblicher Autorität in Sachen des Glaubens und der Sitte laut wird und zitiert an dieser Stelle aus einem Aufsatz von P. J. David in der Orientierung vom 15. Februar 1971 einige charakteristische Sätze (S. 204ff). Im Anschluß daran kritisiert er den "Nimbus der Irrtumslosigkeit" und das geplante "neue Grundgesetz der römischen Kirche", das dem Bestreben dienen soll, "das ewig gleiche Rom für die Zukunft in seiner heutigen Struktur, als juridisch politische absolutistische Machtkirche, zu festigen" (S. 210). Mit dem katholischen Theologen J. B. Metz, Münster, ist J. Böni einig, wenn er zitiert: "Fortschritte in den ökumenischen Beziehungen kann es nur geben, wenn eben die Lebenspraxis der Kirche und die Strukturen, in denen sie sich vollzieht, selbst gewandelt werden ... Theologie als Instanz kritischer Freiheit der Kirche kann und muß dabei zu einem Ort der Emanzipation von bestimmten Praxen und Strukturen der Kirche werden (S. 228). J. Böni sieht in dem "ewig gleichen Rom" das Haupthindernis für alle ökumenischen Bestrebungen, denn "in der römischen Hierarchie ist der Wille zur Erhaltung der Macht und des päpstlichen Absolutismus immer noch größer als jegliche Einsicht" (S. 233). Da eine Ökumene der christlichen Kirchen und Gemeinschaften wenig oder gar keine Aussicht hat jemals verwirklicht werden zu können, bleibt als Ausweg aus dem ökumenischen Dilemma nur eine Ökumene der Religionen als Endziel einer universalen religiösen Ökumenismus Bewegung. Das ist das große und eigentliche Thema des Buches, das im IV. Kapitel: Zu neuen Ufern Ökumene der Religionen, dargelegt wird (S. 242 292). Nach einer theologisch total abwegigen Exegese von Galater 6,15 (Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern eine neue Schöpfung) im Anschluß an eine Interpretation von Paul Tillich, nach der es "nicht auf das Besondere in der Religion ankommt" und "sogar die Frage ob Christentum oder kein Christentum ganz belanglos und letztlich ein Nichts ist", entdeckt der Verfasser endlich seine eigentliche religiöse Zielvorstellung wie einen „Silberstreifen am Horizont". Das intolerante Christentum, für das Nicht-Christen "nach wie vor Objekte der Mission" sind, und die westliche Kirchtumstheologie erscheinen jetzt als große Hindernisse auf dem Weg zu einem partnerschaftlichen Dialog nützt anderen Religionen auf der Basis der Gleichwertigkeit. Besonders "das bestehende Selbstverständnis und die intolerante Ekklesiologie der römischen Kirche machen jegliche gleichwertige Partnerschaft mit anderen Religionen, ja selbst anderen Konfessionen unmöglich" (S. 249).
Die Aufteilung der Menschen in solche erster und zweiter Klasse, die auf der "wesensmäßigen Intoleranz aller Offenbarungsreligionen" beruht, muß überwunden werden (S. 266). Wir spüren von nun an, wie das freimaurerische Ideengut immer deutlicher in den Gedankengängen Bönis zum Ausdruck kommt und konsequent auf das Endziel der Freimaurerei hinsteuert: in aller Welt jener Religion zum Durchbruch und zum Sieg zu verhelfen, in der alle Menschen übereinstimmen. Der erste Theologe, der um 1650 dieses große Ziel eines religiösen Menschheitsbundes verkündete, war Comenius, der Bischof der Böhmischen Brüder, Philosoph, Pädagoge und Sozialreformer. Von ihm schreibt J. Böni: "Er wollte ’ein universales Licht' entzünden, die ’Religion, in der alle Menschen übereinstimmen’“(S. 271). Seine Menschheitsbund Vision fiel zwar dem Dreißigjährigen Krieg zum Opfer, wagte sich aber in der Aufklärungszeit erneut ans Licht, jetzt im Gewande des Rationalismus. "Wir finden sie wieder in Lessings Drama Nathan der Weise, in welchem zum Schluß Christ, Mohammedaner und Jude geschwisterlich und freundschaftverpflichtet und verbunden sind. Mit der bekannten Ringparabel symbolisiert der Dichter seine Auffas¬sung, daß Christentum, Judentum und Islam als geschichtliche Wahrheiten nur zufällige sind, die alle gleichermaßen die ewige notwendige Wahrheit verhüllen" (S.271). Das ist reinrassische Freimaurerideologie: die geschichtlich gewordenen religiösen Sonderformen (Religionen) "sind nur von relativer Dauer und ebensolcher Bedeutung" (S. 272). Mit diesem ehrlichen Zeugnis hat Bruder J. Böni den Ökumenikern aller Richtungen einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Es bleibt nur zu hoffen, daß sie sein Buch unvoreingenommen und mit demselben Ernst lesen, in dem es geschrieben wurde. Dann müssen schließlich auch manche schwachsichtig gewordenen christlichen Ökumeniker erkennen, daß es zwischen dem Offenbarungs und Bekenntnischristentum, dem sich die Kirche Jesu Christi verpflichtet weiß, und dem der Freimaurerideologie verhafteten "Freien Christentum" bzw. dem "Weltbund für religiöse Freiheit", dem bereits 10 Millionen Menschen aus verschiedenen Kirchen und Religionen angehören, eine gemeinsame Basis mit dem Ziel einer brüderlichen Gemeinschaft in Christus nicht geben kann. Es gibt bis heute noch kein einziges Anzeichen dafür, daß die Freimaurerei auch nur in einem einzigen wesentlichen Punkt den geringsten Abstrich an ihrer Humanitätsideologie und ihren religiösen Zielvorstellungen vorgenommen hätte. Sie ist bei allen taktischen Manövern sich selbst konsequent treu geblieben, während sie von allen Andersdenkenden unablässig Anpassung und Aufgabe ihrer "Intoleranz" fordert. – SCHLUSSWORT Überzeugt von der unumstößlichen Tatsache, daß die Freimaurerei ihr innerstes Wesen, wie es in dem Grundgesetz der "Konstitutionen" von 1723 grundgelegt ist, niemals ändern kann und wird, geben wir das letzte Wort dieser Schrift einem Freimaurer, der ohne Übertreibung zu den einflußreichsten Vertretern der internationalen Freimaurerei im 20. Jahrhundert gezählt werden darf: Quartier la Tente. Er war protestantischer Pfarrer, Großmeister der Schweizer Großloge "Alpina" und zeitweilig Leiter der freimaurerischen Weltgeschäftsstelle in Genf. 27 Jahre lang war er überdies Staatsrat und Leiter des Departements für Unterricht und Kultur in der Schweiz. Er schreibt über die Versöhnung von Freimaurerei und Christentum: "Die Versöhnung ist nicht mehr möglich. Es kann daher nur Kampf geben, einen Kampf ohne Gnade, der mit dem Sieg der Wissenschaft und des Gewissens enden wird ... Der Maurer ist ein freier Mensch; der Katholik ist ein Sklave, der einer erzwungenen Disziplin des Geistes unterworfen ist. Und nichts ist unverträglicher mit freimaurerischem Geist." (Quartier la Tente: Two Centuries of Freemasonry,
Bern, 1917) In der Tat ist jeder wahre Christ ein Sklave (Diener) Jesu Christi. Im Neuen Testament wird das oftmals bezeugt, besonders in den Paulusbriefen. Diese Sklaverei aber, die nichts anderes ist als der unbedingte Glaubensgehorsam gegenüber dem Herrn Jesus Christus, nimmt der Christ in freier Liebe auf sich, weil er davon überzeugt ist, daß nur Christus allein uns zur wahren Freiheit befreit. Ungehorsam gegen Jesus Christus führt in die Sklaverei der Sünde: das heißt in die Unmenschlichkeit und Barbarei. Die Wissenschaft der Freimaurerei die Aufklä¬rung hat die gesamte Menschheit in eine Sackgasse geführt. Der autonome Humanismus hat nicht Freiheit für alle, sondern eine neue Form der Sklaverei für viele geschaffen, aus der nur Jesus Christus und seine Gnade befreien kann. Dieser Beitrag entstammt dem Buch DIE ANTICHRISTLICHE FREIMAUREREI, erhältlich beim Miriam-Verlag in 79798 Jestetten, Brühlweg 1 Die Hervorhebungen wurden von mir vorgenommen. Horst Koch, Herborn, im Oktober 2006 -----Ev. Allianz und Freimaurertum Erich Brüning Evangelische Allianz und Freimaurertum
In christlichen Kreisen herrscht über diese Zusammenhänge eine erschreckende Unkenntnis, so daß die freimaurerische Ideologie das christliche Lager zu korrumpieren vermochte. Obwohl die Heilige Schrift mit aller Deutlichkeit auf diese endzeitlichen Gefahren hinweist, befinden sich viele Kirchen, Freikirchen und Missionswerke in dem ideologischen “Bereich des blauen Schattens”, dem Freimaurertum. Das große Ziel des Freimaurertums ist die Eliminierung das Christentums. Darüber existiert ein weit über hundert Jahre alter “Plan”, der höchsten Persönlichkeiten aus Kirche und Politik bekannt war. Papst Leo XIII. nahm in seiner Enzyklika “Humanum genus” vom April 1884 dazu Stellung. Der Siegeszug freimaurerischen Einflusses setzt sich gegenwärtig im evangelikalen Lager fort. Nachdem Charismatiker, Pfingstler, Adventisten, Protestanten, Orthodoxe und Katholiken, sich unter dem Papstwort: “Uns eint mehr als uns trennt”! bei missionarischen Aktionen zusammenfinden, ist das freimaurerische Pluralitäts- und Toleranzdenken auch der Deutschen Evangelischen Allianz längst nicht mehr fremd. Das ist nicht verwunderlich. Waren doch außer dem Mitbegründer und Freimaurer Thomas Chalmers, auch manch anderem Allianzglied die freimaurerischen Maximen nicht unbekannt. ,,Wir Freimaurer der Tradition gestatten uns das Wort eines berühmten Staatsmannes zu verdeutlichen und zu akzentu ieren (transposer), indem wir es den Umständen angleichen: Katholiken, Orthodoxe, Protestanten, Muselmanen, Hinduisten, Buddhisten, Freidenker und gläubige Denker sind bei uns nur Vornamen. Unser Familienname ist Freimaurerei.”
Christliche Akzente im Freimaurertum Daß es eine Art “Christliche Freimaurerei” gibt, ist wenig bekannt. Die “Christliche Freimaurerei” stammt aus dem Vorstellungskreis christlicher Ritterorden im 18.Jh. Dazu gehört u.a. das Schwedische - bzw. Zinnendorfsche System mit den Großlogen von Schweden, Norwegen, Dänemark. Dazu gehört die Große Landesloge von Deutschland, sowie die Hochgrade der Großen NationalMutterloge “Zu den drei Weltkugeln” in Berlin. Die Ordenslehre betont den Charakter eines christlichen Ritterordens, wobei man den Glauben an Gott und an die Unsterblichkeit der Seele als Postulate der Vernunft versteht. Das System gründet sich auf die reine Lehre Jesu, wie sie in den Evangelien dargeboten wird. Die Bibel gilt als “das größte Licht aller Lichter”. Das “Christliche System” zeigt besonders in den Hochgraden den mystisch-theosophischen Einfluß Swedenborgs. Das Freimaurer-Lexikon schreibt hierzu:“Die streng christlich-mystische Lehrart mit ihrer die Erziehung der Mitglieder zu innerlich freien Menschen (“Freiheit von Gebundenheit”) anstrebenden Ordensregeln, mündet in einer formschönen und mit der symbolischen Darstellung religiöser Erlebnisse stark durchsetzten Ritualistik in der Person des eigentlich unsichtbaren Obermeisters Christus, der die gesamte Ritterbruderschaft in ihrer Gotteskindschaft vereinigt”. Das höchste Ziel des Ordens liegt in den beiden höchsten Graden und der Vereinigung der Brüder untereinander zu einer geistigen, christlichen Ritterschaft unter der Kreuzesfahne und der Vereinigung mit Gott (Unio mystica) als Mittelpunkt der ewigen Liebe. Der Abschnitt zeigt deutlich, wie differenziert im Grunde die Logensysteme des Freimaurertums sind und wie schwer übersehbar. Sektiererische Züge sind hierbei unverkennbar. Eine erschöpfende Darstellung des freimaurerisch Christlichen Systems, kann hier nicht erfolgen. Es würde den Rahmen der Darlegung sprengen. Bedeutsam ist, auch hier ist der Gebrauch biblisch christlicher Begriffe angezeigt. Das System ist bewußt religiös mit mystisch-magischen Akzenten. Die Evangelische Kirche und das Freimaurertum In den Jahren 1972 und 73 kam es zu mehreren Gesprächen zwischen Vertretern der Evangelischen Kirche und Freimaurern, die zur Klärung des Verhältnisses zwischen Freimaurern und der evangelischen Kirche dienen sollten. Kirchliche Teilnehmer bei der Arnoldshainer Konferenz, war die VELKD (Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands) und die EKD (Evangelische Kirche Deutschland). Von freimaurerischer Seite war es Dr. Theodor Vogel, Alt-Großmeister der Vereinigten Großlogen Deutschlands. Das Gespräch wurde in neun Punkten zusammengefaßt. Unter Punkt 6 heißt es: Ein genereller Einwand gegen eine Mitgliedschaft evangelischer Christen in der Freimaurerei kann nach Meinung der evangelischen Gesprächsteilnehmer nicht erhoben werden. Unter Punkt 7 heißt es: Falls es in einzelnen evangelischen Landeskirchen Ordnungen geben soll te, die diesen Feststellungen entgegenstehen, sollten sie aufgehoben werden. Der Punkt 8 lautet: Die kirchlichen Vertreter baten die Freimaurer, in geeigneter Weise dazu beizu tra gen, daß ein höheres Maß von Information vermittelt wird, um Vorurteile abzubauen. Die wohlwollende und positive Grundhaltung der Kirchenmänner dem Freimaurertum gegenüber war unverkennbar. Das Internationale Freimaurer Lexikon schreibt z.B. über den bekannten Freimaurer Dr. theol. Gotthilf Schenkel, daß er sich bemühte, die “wesenhafte und schicksalhafte
Verbundenheit zwischen Freimaurertum und Protestantismus” aufzuzeigen. Beide entspringen im letzten Grunde der gleichen geistigen Quelle, nämlich dem freien Gewissen und der frommen Innerlichkeit...” Der Protestantismus fordert keine starre unbedingte Glaubensbindung sondern er gesteht seinen Bekennern das Recht zu, den Glauben zu einer rein persönlichen Angelegenheit zu machen. Das entspricht genau der Auffassung des Freimaurertums, das ihren Mitgliedern dieses Recht zuspricht. Ähnlich heißt es in R.G.G. (Religion in Gegenwart und Geschichte) Bd.2, S.1117: “Protestantismus und Freimaurertum werden in der katholischen Polemik gerne zueinander in Beziehung gebracht, weil beide das Prinzip der freien eigenen Gewissensverantwortung betonen”. Der Jesuit Dr. H. Brauweiler betont ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Protestantismus und Freimaurertum wenn er schreibt: “Man kann sagen, daß die Freimaurerei, wie sie auf protestantischem Boden entstanden ist und in der Gestaltung die sie in Deutschland gefunden hat, ganz vom protestantischen Geist beeinflußt ist”. Konser vative Katholiken behaupten sogar: “Ohne 1517 kein 1717”. Das heißt im Klartext, Luthers Thesenanschlag um das Jahr 1517 war mehr oder weniger Auslöser der Entstehung und Gründung der Großloge in England 1717. So gesehen könnte man sagen, die Reformation hat zumindest die Voraussetzung für eine Entwicklung des Freimaurertums gefördert. Das soll jedoch nicht heißen, daß die Freimaurerei eine beabsichtigte Folge der Reformation war. Durch sie wurden lediglich Kräfte frei, begünstigt durch die Glaubenskriege, die durch die Reformation ausgelöst wurden, die ein Verlangen nach Frieden und Toleranz förderten. Darin lagen günstige Voraussetzungen zur Gründung der Freimaurerei. Martin Hohl bemerkt in seiner Geschichtsarbeit an der damaligen FETA/Basel, daß bei den in seinen Ausführungen berücksichtigten Autoren darin weitgehend Übereinstimmung herrsche, daß die zentralen Ideen der Glau bens- und Gewissensfreiheit, sowie der Toleranz, ihren Ursprung im Protestantismus haben. Das stimmt mit der Auffassung des “Allgemeinen Handbuchs der Freimaurerei” / Leipzig 1900) überein, in dem es heißt, daß “der Freimaurerbund das Resultat der Reformation ist”. Zusammenfassend kann zumindest gesagt werden, daß die Reformation die Entwicklung des Freimaurertums positiv beeinflußt hat. Einen beachtlichen Einfluß auf evangelischem Territorium, erreichte das Freimaurertum innerhalb der größten protestantischen Kirche in den USA, den Südlichen Baptisten. Hier hat man keine Bedenken gegenüber einer Mitgliedschaft in den Freimaurerlogen. Daher ist es nicht verwunderlich, daß von den 3,5 Millionen Freimaurern in den USA, allein 1,3 Millionen Baptisten sind. Hinzu kommen aus dem evangelikalen Lager der EmK (Evangelisch methodistische Kirche) eine unbekannte Zahl, die sich zum Freimaurertum bekennen. Das verwundert weiter nicht. War doch bei dem Begründer des Methodismus, John Wesley, universalistisches Denken und Weltbürgertum nicht fremd. So ist es nachvollziehbar, daß ihn diese Anschauung später veranlaßte, Mitglied der Loge in England zu werden. Im Laufe der Geschichte bekannten sich mehr und mehr kirchliche und evangelikale Persönlichkeiten zum Freimaurertum. Durch sie entstanden christliche Vereinigungen, Bünde und Clubs, die eine schnelle Verbreitung des freimaurerischen Universalismus und der “Weltbürgeridee” ermöglichten. Zu solchen Gründungen gehören u.a. die Evangelische Allianz, der CVJM (Christliche Verein Jun ger Männer), der Lyons-Club und der Rotary-Club usw.
Es ist unverständlich, daß sich bibelgläubige Christen mit dem freimaurerischen Mystizismus einlassen, der in letzter Konsequenz in Gott lediglich ein “regulatives Prinzip” versteht. Paulus sagte warnend, man kann nicht an zwei Tischen sitzen, am Tisch der Dämonen und am Tisch des Herrn. Unbegreiflich ist jedoch, daß Männer, die sich in christlichen Missionen verdient gemacht haben, einreihten in die weltweite “Bruderkette des Freimaurertums”. Zu ihnen gehörte, wie später gezeigt wird u.a. John Wesley, Henry Dunant, Prof. Schenkel, Dr. Schenkel, Lord Shaftesbury, Thomas Chalmers, Graf Zinzendorf etc. Ausführliche Personenbeschreibung findet sich in Kap.8. – Daß die freimaurerische Philosophie Einfluß auf die gegründeten Bewegungen hatte, liegt auf der Hand. Schon die Heiligungslehre Wesleys verlangte ein persönliches Mitwirken bei der Heiligung und Vervollkommnung, die ein Prinzip freimaurerischer Philosophie ist. Die Evangelikalen und das Freimaurertum. Wer sich zum Freimaurertum bekennt, bekennt sich zum Mystizismus, zum Okkultismus, zu freimaurerischem Symbolwesen und Maximen Humanität, Toleranz, Pluralismus, Relativismus und Pragmatismus. Wer sich zum Freimaurertum bekennt, unterstützt wissentlich oder unwissentlich, den Plan Luzifers, nämlich die Liquidierung des Christentums. Wie weit die unten erwähnten Männer sich dessen bewußt gewesen sind, wiewohl sie sich in der christlichen Mission verdient gemacht haben, kann und soll hier nicht beurteilt werden. Die Frage lautet: Was bewog die Männer sich der Freimaurerei zuzuwenden? Wer waren nun diese Männer? John Wesley John Wesley (1703-1791) war Begründer des Methodismus in England. Diese Bewegung wurde zur größten Kirchenbildung in der Geschichte der Christenheit. In der Broschüre “Methodismus in Dokumenten”, schreibt Lic. theol. D. D. Theophil Spörri über Wesley: “Wir wollen nicht vergessen, daß wir zu der irdischen Gefolgschaft eines Mannes gehören, der sich als Christ dazu bekannte, auch “Weltbürger” (Citizen of the World) zu sein”. Weltbürgertum und Weltbürgersinn sind Charakteristiken des Freimaurertums. Der Philosoph Fichte sagt vom Freimaurer: “Vaterlandsliebe ist seine Tat, Weltbürgersinn sein Gedanke”. John Wesley bekannte sich auf Grund seines Weltbürgersinns in seinem späteren Leben zum Freimaurertum. Das Intern. Freimaurer Lexikon schreibt auf S. 1697: “Wesley, John, englischer Geistlicher (1703 -1791) Begründer der Methodistengemeinschaft, wurde in hohem Alter Mitglied der Union Lodge of St. Patrick Nr.367 in Downpatrick / Irland”. Was zog Wesley noch am Ende seines Lebens zu dieser Philosophie? In dem 1. Hauptstück des Konstitutionsbuches, einer normativen Schrift der Freimaurer, verfaßt von dem schottischen Theologen und Freimaurer James Anderson, heißt u. a: “So hält man es doch jetzt für ratsam, sich (Freimaurer) bloß zu der Religion zu verpflichten, in welcher alle Menschen übereinstimmen und jedem seine besondere Meinung zu lassen”. Diese Schrift lag bereits im Jahre 1723 vor. Warum ließ sich Wesley trotzdem in die Loge aufnehmen? Denn mit seinem Eintritt bekannte er sich zur Symbolik und zum Ritual und deren mystisch-okkulten Konsequenzen. Unbegreiflich! Ein gesegneter Evangelist begibt sich freiwillig in den “Bereich des blauen Schattens”. Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf Daß Zinzendorf Freimaurer war, ist wenigen bekannt. Sein Hang zum Mystischen kommt
besonders bei seiner Passionsbetrachtung zum Ausdruck. Darin zeigen sich unbestritten mystisch-spiritualistische Elemente. Von daher war der Schritt in eine Loge für ihn kein großes Problem. Einen zwar knappen Bericht über Zinzendorfs Logenzugehörigkeit, bringt Eugen Lennhoff, Mitverfasser des Intern. Freimaurer Lexikon. Graf Ludwig von Zinzendorf erscheint im Personenverzeichnis seiner Schrift “Die Freimaurer”. Darin zitiert Lennhoff das “Journal für Freimauer” aus dem Jahre 1784. Darin wurde berichtet, daß in der Burg des Grafen Hodwitz “Loge gehalten wurde”. Lennhoff schreibt: “Der ´Bauhütte` (Loge) gehörten zumeist Angehörige des höchsten Adels an; die Logenlisten verzeich neten den Prinzen von Hessen-Rheinfels ... Zinzendorf, also lauter Herren, die bei Hofe ein- und auszugehen pflegten”. Mit diesem sehr knappen Bericht soll eigentlich nur gezeigt werden, daß das freimaurerische Wesen selbst auf christlich engagierte Personen Einfluß hat. Der Kardinalgedanke der Darlegung ist auf gar keinen Fall Zinzendorf als einen Freimaurer “aufzubauen”, sondern vielmehr zu zeigen, wie groß der Ein fluß und die Anziehungskraft des geistig-mystischen Logenlebens auch auf christliche Männer gehabt hat. Daß bei Zinzendorf gewisse weltanschauliche Tendenzen vorhanden waren, zeigt der Auszug aus den Statuten von Herrnhut. Zitat: “Herrnhut ... soll in beständiger Liebe mit allen Brüdern und Kindern Gottes in allen Religionen stehen, kein Beurteilen, Zanken oder etwas Ungebührliches gegen Andersgesinnte vornehmen, wohl aber sich selbst ... und die Gnade unter sich zu bewahren suchen”. Kann es in allen Religionen Kinder Gottes geben? Diese Auffassung wird heute gerne vertreten, um damit den ökumenischen Gedanken mehr und mehr zu realisieren. Zum Beispiel in den Aktionen von ProChrist und den Bestrebungen der Evangelischen Allianz, die Zusammenarbeit möglichst aller Denominationen zu bewerkstelligen. Die Statuten offenbaren durchaus ökumenisches Verständnis. Sie weisen auf ein “universales” Denken hin, ähnlich dem Weltbürgerdenken Wesleys. Henri Dunant (1828-1910) Als 1847 in Genf die Schweizerische Evangelische Allianz gegründet wurde, berief man Henri Dunant in die Stellung des Sekretärs. Dunant war Freimaurer und Begründer des Internationalen Roten Kreuzes. Das Intern. Freimaurer Lexikon würdigt seine humanitäre Leistung als die eines verdienten Freimaurers. Es muß erwähnt werden, daß freimaurerische Humanität und Toleranz prinzipiell nicht mit christlicher Motivation gleichzusetzen ist. Das Wesen freimaurerischer Humanität ist an anderer Stelle beschrieben. Als Freimaurer wußte Dunant um das Wesen der Mystik, der Symbolik und des Rituals. Unsere Frage ist – ohne das Verdienst H. Dunants zu schmälern – wie kam dieser Mann aus dem evangelikalen Hintergrund in die Bruderkette der Loge? Prof. Dr. Daniel Schenkel Daniel Schenkel war Freimaurer. Auf der Berliner Allianz-Konferenz im Jahr 1857 in Berlin, war er der Lieblingsredner. Er tat sich besonders hervor durch die pathetischen Proklamationen einer Religion, die nur dem freien, richtunggebenden Gewissen folgen sollte. Das war freimaurerisch gedacht. Damit widersprach er den 9 Punkten der Londoner Allianz-Konferenz. Die Lutheraner Dr. Stahl und Prof. Hengstenberg und manch andere wußten sehr wohl wer Schenkel war und hatten deswegen Berlin während der Konferenz aus Protest verlassen. Schenkel wandte sich etwa um das Jahr 1858 von der Erweckungsbewegung ab und gründete mit dem Freimaurer, Prof. C. Bluntschli, den “Protestantenverein”. Nun konnten auch von hier aus ideologische Impulse in das christliche Lager erfolgen. Lord Shaftesbury, Anthony Ashley Cooper Lord Shaftesbury (1801-1885) englischer Staatsmann, war an vielen philantropischen und
christlichen Einrichtungen beteiligt. So auch an der CVJM/YMCA-Gründung. Lord Shaftesbury war Freimaurer und Mitglied der Apollo University Lodge 357 in Oxford. Durch ihn kam zweifellos der freimaurerische Weltgeist der Verbrüderung und das Toleranzdenken in den CVJM. Thomas Chalmers Thomas Chalmers war mehr oder weniger der Initiator zur Bildung der Evangelischen Allianz in England, er war Freimaurer. Die bisher erwähnten Personen, sind gesegnete Väter christlicher Mission gewesen. Ihr Verdienst soll auf keinen Fall durch die Darlegungen abgewertet werden. Wer das darin sehen will, hat den Sinn dieser Publikation noch nicht verstanden. Um nochmals zu betonen: Die Kurzbiographien sollten lediglich deutlich machen, wie gefährlich der Einfluß aus dem “Bereich des blauen Schattens” selbst für erfahrene, christliche Personen ist. Dieser Geist ist nun einmal nicht der Geist von Gott, sondern er ist von unten. Baptisten als Freimaurer Die idea-Nr.42/93 - 7. April bestätigt genau, wie oben erwähnt, den geistigen Einfluß des Freimaurertums auch heute auf das christliche Lager. Wissentlich oder unwissentlich, egal, Evangelikale bekennen sich offen zum Freimaurertum. Zitat: “Keine Bedenken gegen Mitgliedschaft in Freimaurer-Logen. Von 15,2 Millionen Südlichen Baptisten sind 1,3 Millionen Freimaurer”. In der größten protestantischen Kirche der USA, den südlichen Baptisten, gibt es keine grundsätzlichen Bedenken gegen die Mitgliedschaft in einer Freimaurerloge. In einer jetzt vorgestellten Studie der Heimatmission der 15,2 Millionen Mitglieder zählenden Kirche heißt es, daß die Logenzugehörigkeit eine rein “persönliche Entscheidung” ist. An dieser Stelle scheint es sinnvoll, die Haltung und zugleich öffentliche Stellungnahme der Schweizer Evan gelischen Allianz gegenüber dem Freimaurertum aufzuzeigen. Zweifellos war es ein sehr positiver, löblicher Akt der Schweizer Evangelischen Allianz, zumindest verbal die Distanzierung vom Freimaurertum zu veröffentlichen. Die Stellungnahme des Zentralvorstandes der Allianz erschien in idea-Spektrum 28/29/1999, unter der Überschrift “Evangelikale gegen Freimaurer”. Der Vorstand hat sich repräsentativ für die Allianz im Gebet “von allen Machenschaften und Verbindungen zur Freimaurerei losgesagt. Der Wortlaut des Gebets: “Wir tun Buße und stellen uns unter die Schuld unserer Vorgänger ... Wir brechen im Namen Jesus Christus den Fluch des Freimaurertums über der Evangelischen Allianz Bewegung.” Das Bekenntnis wurde von den 8 Gliedern des Zentralvorstandes unterschrieben. Zweifellos ein Akt guten Willens. Damit ist jedoch das Grundproblem und der “Bann” noch nicht gebrochen. Ein verbales Pauschalbekenntnis vermag dem bereits in das evangelikale Lager eingedrungenen, freimaurerischen Geist, keinen Einhalt zu gebieten. Das evangelikale Lager ist davon bereits bis an seine Wurzeln verdorben. Wir können den HERRN nur dringend bitten, seine Gemeinde von den luziferischen Prinzipien freimaurerischer Ideologie, dem verderblichen Pluralismus und Pragmatismus zu befreien. Zu der schweizerischen Stellungnahme nimmt die Deutsche Evangelische Allianz mit ganzen 10 Zeilen Stellung. Der lapidare Satz des Vorstandes der Deutschen Evangelischen Allianz: “...man nehme dem Jesuitenorden die Erklärung ab, daß Freimaurer in Sünde leben und daher ein gläubiger Katholik kein Freimaurer sein könne”, zeugt von einer erschreckenden Sachunkenntnis. Anstoss zur Allianzgründung Vom 1.-3. Oktober 1845 luden die drei Professoren Thomas Chalmers, Robert Balmer, Andrew Symington und die beiden Pastoren Dr. David King und John A. James zu einer vorbereitenden Konferenz nach Liverpool eine Reihe Kirchen ein.
Der Anstoß zu dieser Versammlung kam von Thomas Chalmers. Seine Intention war, eine möglichst große Versammlung evangelischer Christen zusammen zu bringen, um die Kräfte eines erleuchteten Protestantismus als Front gegen die Übergriffe des Papsttums zu bilden. Die geistigen Impulse zu seiner Haltung gegenüber den Katholischen hätten durchaus ihre Wurzeln in der Französischen Revolution 1789 haben können, bei der zum Kampf gegen die römischkatholische Kirche aufgerufen worden war. Chalmers war eben nicht nur Theologe, sondern auch Freimaurer. Von daher wäre seine Haltung gegenüber der römisch- katholischen Kirche durchaus verständlich. Die damaligen Teilnehmer der vorbereitenden Gründungskonferenz waren über die Kampfstellung gegenüber dem Katholizismus zunächst nicht sehr begeistert. Trotzdem sparte man später in London nicht mit harten Angriffen gegen die katholische Kirche, die man “Mutter der Greuel” nannte und erklärte: “Die Allianz hätte die Aufgabe, Personen, die noch in der Unfreiheit des Katholizismus lebten, in die Freiheit des Evangeliums zu führen”. Diese Auffassung gegenüber der römisch-katholischen Kirche hat sich total verändert. Bei Robert Balmer, einem der Allianzväter, klang bereits im Juli 1843, bei der 200-Jahr Gedenkfeier zum Westminster-Be kenntnis, das Thema “Einheit unter den Christen” an. Am Ende der Gedenkfeier wurde ein formeller Antrag zur engeren Zusammenarbeit zwecks Gründung einer Allianz eingebracht. Das Ziel des dafür gebildeten Komitees unter dem Vorsitz des Freimaurers T. Chalmers, lautete: “Zusammenarbeit ohne Zusammen schluß”. Aus unbekannten Gründen hat sich Chalmers an späteren Konferenzen nicht mehr beteiligt. Dabei könnten persönliche Gründe mitgespielt haben. Denn beinahe resignierend klingen die an die Allianz gerichteten Worte, daß man sich darüber klar werden müsse, ob man noch eine antirömische Vereinigung sein wolle. – Die Gründungsidee der Evangelischen Allianz geht unbestritten auf die Initiative des Freimaurers Thomas Chalmers zurück. Er war unter der Mitglieds-Nr.101, in der “Großen Loge von Schottland” in Forfarshire eingetragen. Gründungskonferenz im “Bereich des Blauen Schattens” Die EA wurde am 19. Aug. 1846 in London im größten Freimaurer Tempel der Stadt, der Freemason´s Hall, gegründet. Dies beschreibt Karl Heinz Voigt in seinem Buch über die Evangelische Allianz. Die Sitzungen der Londoner Allianz fanden über lange Jahre in derselben Loge statt. Dies berichtet Erich Beyreuther in seiner Arbeit über den Werdegang der Ev. Allianz. H. Hauzenberger schreibt: Man kann sich die sicher berechtigte Frage stellen, ob diese anderen Mitbenutzer der ,,Hall,” doch nicht ebenso der Freimaurerei nahestehende Organisationen und Vereine waren und sind. Dieser Schluß liegt nahe. Ist doch Großbritannien ein Land, das eine sehr hohe Zahl an Freimaurerlogen und Logenmitgliedern besitzt. – ,,Beschuldigungen der angedeuteten Art blieben nicht aus, besonders die im Blick auf die in Berlin geplante weltweite Allianzkonferenz von 1857.” Natürlich war die Benutzung des Freimaurersaales, der ,,Masonic Hall”, nicht unbedingt ein Indiz für eine Verbindung zum Freimaurertum. Das muß aber nicht heißen, daß zwischen der Allianz und Freimaurern grundsätzlich keine Verbindungen bestanden hätten. Es bestanden Kontakte. Hans Hauzenberger bemerkt dazu in seiner Schrift: Die Nähe zur FM wird natürlich von offiziellen Stellen der Allianz heruntergespielt und abgestritten, viele (religiöse) Vereine hätten schließlich in dieser ,,Masonic Hall” ihre Ta gungen abgehalten, weil diese eben die einzige Halle mit einer entsprechenden Größe war. Im Internationalen Freimaurer Lexikon unter dem Stichwort Hall ist dazu zu lesen:,,Man bezeichnet im heutigen angelsächsischem Sprachgebrauch als Masonic Hall ein Gebäude, das ausschließlich freimaurerischen Zwecken dient, während als Masonic Building Gebäude bezeichnet werden, die auch an profane Betriebe und andere mehr, Räume abgeben.” Der Vorschlag, Berlin als Konferenzort zu wählen, ging von König Friedrich Wilhelm IV. aus, einem Glied des Hauses Hohenzollern, das eine Art Schirmherrschaft über das Freimaurertum in Preußen ausübte. E. Beyreuther schrieb selbst, daß sich unter den Konferenzbesuchern eine
Reihe namhafter Berliner Freimaurer befand. In “Der Weg der Evangelischen Allianz in Deutschland” heißt es hierzu: “Die vielen, christlich bewährten Männer, namentlich unter den Angelsachsen, welche die Versammlung besuchten, besaßen zumindest keine Ahnung von der Beschaffenheit des Terrains, auf dem sie in Berlin standen”. “Man hatte herausgefunden, daß sich unter den Konferenzteilnehmern eine Reihe namhafter Berliner Freimaurer befanden”. Das konnte spätestens an den Ausführungen des Lieblingsredners der Konferenz, Prof. Dr. Schenkel erkannt werden. Schenkel vertrat selbst im Konferenzprogramm die freimaurerische Anschauung in der empfohlen wird, nur dem richtunggebenden Gewissen zu folgen. Das war freimaurerische Philosophie pur. Man kann also nicht sagen, daß es keine Verbindung zum Freimaurertum gegeben hätte. Wie groß Schenkels geistiger Einfluß auf die Allianz war, kann nicht ohne weiteres gesagt werden. Den Höhepunkt der Berliner Konferenz bildete der Empfang der 800 Konferenzteilnehmer am 11. Sept. 1857. durch den Freimaurer Kaiser Wilhelm I. in Schloß Sanssouci. – Verständlicher Weise gab es, wie schon erwähnt, seitens bekenntnistreuer Lutheraner gegen die Konferenz heftige Reaktionen. Aufgrund dessen, was in Berlin ablief, äußerte der Freimaurer Lord Shaftesbury in London, Mitbegründer des CVJM, die Berliner Allianz- Konferenz sei eine “Epoche der Weltgeschichte” gewesen. Das war zwar überzogen, zeigt aber die Einschätzung der Konferenz von freimaurerischer Seite her. Wohl wissend um die Zusammenhänge der Berliner Konferenz und der künftigen Evangelischen Allianz, betrachtete z.B. Joh. Heinrich Wichern die Entwicklung skeptisch. Er besuchte weder die Konferenz, noch wollte er seine “Innere Mission" ins Schlepp tau einer unklaren internationalen Bewegung nehmen lassen. Wicherns Mißtrauen war berechtigt, wenn man die gegenwärtige Haltung, die Bemühungen der Evangelischen Allianz mit der Katholischen Kirche betrachtet. An dieser Stelle wäre zu fragen, wie es überhaupt möglich ist, daß verantwortliche Männer der Evangelischen Allianz, eine Zusammenarbeit zwischen der evangelikalen Mission “AD 2000” und der katholischen “Evangelisation 2000” – die unter dem Segen Papst Johannes Paul II. und der Oberaufsicht des Freimaurers Agostini Casaroli steht, verantworten können? Engen Kontakt mit Rom pflegte allerdings bereits Billy Graham, besonders über die Aktionen ProChrist. Bill Bright, der Begründer von Campus für Christus, ging so weit, daß er mit einer Reihe anderer Evangelikaler eine Resolution zur Verbrüderung zwischen Evangelikalen und Katholiken unterzeichnete. Dieses beschämende Bekenntnis lautete: “Wir bekennen gemeinsam, Evangelikale und Katholiken, unsere Sünde gegen die Einheit, die Christus für alle seine Jünger beabsichtigt” ... weiter heißt es darin: “Evangelikale und Katholiken sind Brüder und Schwestern in Christus”. Hierin reflektiert unmißverständlich ein Hauptanliegen des Freimaurertums, das Zusammenrücken aller Religionen, das bekanntlich auch von Papst Johannes Paul II. angestrebt wird. Eine veränderte Allianz-Botschaft Von ihrer Gründung, vor etwa 150 Jahren bis jetzt, vollzog die Evangelische Allianz ein Wende um 180 Grad. In den Dienstanweisungen des Allianzvorstandes zum Jahreswechsel 1958/59, hieß es noch klar und deutlich: “Unsere Allianz hat einen Wächterdienst... Wir müssen kämpfen gegen die gefährliche Vermischung von Christentum, Humanismus, Idealismus und Sozialismus”. Oder: “Wir müssen auch klar Front machen gegen alle unbiblischen Schwarmbewegungen, durch die leitende Menschen ungöttlich verehrt werden und die Rangordnung der biblischen Gnadengabe verkehrt wird”. Das waren deutliche Akzente. Heute stehen die “Allianzwächter” auf der entgegengesetzten Seite. In der ungekürzten Meldung der Delegiertenkonferenz in Bad Blankenburg 1992 hieß es zum Beispiel:
“Die Deutsche E.A. sollte sich stärker für pfingstkirchliche charismatische und katholische Christen öffnen. Besonders “das Jahr mit der Bibel” habe gezeigt, daß die Zusammenarbeit mit katholischen Christen hoffnungsvoll sei”... und weiter: “Der Generalsekretär der Evangelischen Allianz berichtet von guten Erfahrungen mit Pfingst lern und Charismatikern in einzelnen örtlichen Allianzen. Auch Katholiken können bei der evangelikalen Samm lungsbewegung mitmachen”. Das war absolute Kurskorrektur in Richtung Rom und Ökumene. – Die große Verführung hat begonnen, wie das auch bei Evangelisationen Billy Grahams zu beobachten war. Jene Personen, die eine “Entscheidung für Christus” getroffen hatten, wurden in das römisch-katholische Kirchensystem zurückverwiesen. Dieses Verhalten Grahams hatte natürlich Einfluß auf die Haltung der Evangelischen Allianz gegenüber Rom, das sich in der intensiven Zusammenarbeit zwischen ProChrist und der katholischen Kirche zeigt. Der Leser mag einen Moment lang innehalten und überlegen: Was war der Anlaß und die ursprüngliche Idee zur Gründung der Evangelischen Allianz? Wo steht sie heute? Hierzu die idea-Meldung zu einem Rundschreiben des württembergischen Oberkirchenrats: “Die vor 150 Jahren von England ausgegangene Bewegung der Evangelische Allianz zeigt an vielen Orten “integrierende Kraft” ... Dort gäbe es ein gutes Miteinander von landeskirchlichen Gemeinschaften, pietistischen Gemeinschaften, evangelikalen Freikirchen und teilweise auch mit pfingstlerisch-charismatischen Gemeinden. Das sei ein hoffnungsvolles Zeichen, daß in die Alli anzarbeit auch nicht- evangelikale Christen, so wie Katholiken einbezogen würden”. In diesem Zusammenhang lassen die Worte des Sekretärs der deutschen Pfingstgemeinden aufhorchen, der die Vereinbarungen zwischen Pfingstlern und der Deutschen Evangelischen Allianz als ein Jahrhundertereignis bezeichnete. Diesem Ereignis gingen, wie es in der Verlautbarung heißt, jahrelange, geheime Verhandlungen voraus, um nicht öffentlich unter Druck (!) zu geraten. In der gemeinsamen Erklärung bekennen beide Seiten BFP (Bund freikirchlicher Pfingstgemeinden) DEA (Evangelische Allianz), in Zukunft enger zusammen arbeiten zu wollen. Der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) erklärte dazu, daß unter schied liche Lehrmeinungen und strittige Punkte wie Geistestaufe, Zungenrede, Krankenheilung prophetischer Dienst etc. während einer Zusammenarbeit mit der Evangelischen Allianz, zurückgestellt würden, so daß beide Seiten damit leben könnten. Das ist Relativismus und Pluralismus pur. Evangelische Allianz und Ökumene Die Evangelische Allianz ist direkt und indirekt durch die Christenbünde- und gruppierungen, die in ihr vertreten sind und einen Mitglieds- oder Gaststatus in der ACK (Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen) haben, mit der Ökumene verbunden. Die ACK ist ein direktes Bindeglied zur Ökumene, jedoch organisatorisch nicht an sie gebunden. Christen wissen: “Die Einheit der Gemeinde Jesu ist keine organisatorische, sondern eine organische, ... so sollen und wollen auch wir der Versuchung widerstehen, durch den Mißbrauch des Wortes Jesu, “auf dass alle eins sein”, uns in eine falsche Einheitsfront einzuordnen und einer falschen Einheit verpflichten zu lassen”. Dagegen steht die verführerische Empfehlung des evangelikalen Theologen John Stott, Berater des Weltkirchenrates. Er verkündete 1977 auf der NEAC-Konferenz in Nottingham: “Die sichtbare Einheit aller bekennenden Christen sollte unser Ziel sein ... und Evangelikale sollten sich anderen in der Church of England anschließen, um mit ihnen auf die volle Gemeinschaft mit der römisch-katholischen Kirche hinzuarbeiten”. Auch die Deutsche Evangelische Allianz versucht in neuerer Zeit eine Sammlungsbewegung aufzubauen, in der die gesamte evangelikale Bewegung in Deutschland “repräsentativ” vertreten
sein soll. Man spricht dabei von “Einheit der Gemeinde Jesu”, gleichzeitig aber von einer Zusammenarbeit mit Adventisten, charismatischen Bewegungen und katholischen Christen. In einer idea-Doku men tation unter “Gemeinschaft mit Adventisten, der Charismatischen Bewegung und katholischen Christen”, erklärt die Evangelische Allianz: “Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) definiert sich als “Gemeinschaft von Kirchen”, dagegen beschreibt sich die Evangelische Allianz als “Bund Christusgläubiger aus verschiedenen Kirchen.” Wenn man den Inhalt des Einladungsschreibens zur Allianz-Gründungskonferenz in Liverpool 1845 liest, in dem ausdrücklich betont wurde, eine “große Versammlung evangelischer Christen sein zu wollen, um die Kräfte eines erleuchtenden Protestantismus gegen die Übergriffe des Papsttums und Puseyismus* zu vereinen”, dann kann man nur staunen, wie weit die Evangelische Allianz ihr Ziel aus den Augen verloren hat, indem sie selbst die Verbindungen zur römisch- katholische Kirche ausbaut. (Pusey, Edward, anglikanischer Theologe, vertrat eine katholisierende Richtung innerhalb der anglikanischen Kirche, wirkte für die Einigung der Konfessionen.) Etwaige Hindernisse und Trennungen zwischen den Denominationen, glaubt die Evangelische Allianz mittels ihrer “Glaubens Basis”, zur Seite schieben zu können. Dazu idea-Dokumentation 22/94 mit dem Artikel: “Wohin geht die Evangelische Allianz”? Zitat: “Die Glaubensbasis spricht von der gemeinsamen Grundlage, auf die es dabei ankommt. Das hilft uns bei den Begegnungen mit Adventisten, Charismatikern und katholischen Christen. Auf dieser Basis können wir mit allen wiedergeborenen Christen Gemeinschaft haben, selbst wenn wir ihrer Ekklesiologie (Lehre von der Gemeinde) oder der Pneumatologie (Lehre vom Heiligen Geist) nicht zustimmen. Es gibt keinen Grund, einem Menschen geistliche Ge meinschaft zu verweigern, welcher der Glaubensbasis der Evangelischen Allianz zustimmt, welcher Kir che er auch immer angehört”. Das heißt im Klartext: Wer der Glaubensbasis der Allianz zustimmen kann und seine denominationelle Identität vorübergehend aufzugeben bereit ist, darf mitmachen. Ihm wird eben gleicherweise “vorübergehend” geistliche Gemeinschaft zugesichert. Das entspricht durchaus freimaurerischer Gepflogenheit. Denn auch im Freimaurertum, muß ein “Christ”(!), wenn er ein Logenmitglied wird, seine “christliche Identität”(!) “an der Garderobe abgeben”. Er muß sich dem freimaurerischen Pluralismus beugen. In der Allianz-Dokumentation ist noch ein besonderer Vorbehalt eingebaut: “Bei offiziellen gemeinsamen Veranstaltungen und Aktionen brauchen wir allerdings eine größere Übereinkunft. Schon lange ist es bei Allianzveran staltungen selbstverständlich, das Gemeinsame in den Vordergrund zu rücken und das Trennende zu rückzustellen”. Das ist frommer Selbstbetrug. Trennendes vorübergehend zur Seite zu stel len, heißt “Iden titätsverlust auf Zeit”, um vorübergehend “Einheit” zu demonstrieren. “Schließlich ... (so sagt ein führendes Allianzglied) hat jede Denomination ihr Sondergut, das sie nicht mit anderen teilt. Wer Zu sammenarbeit will, muß bereit sein, in der gemein samen Arbeit darauf zu verzichten. Zwischen Lan des- und Freikirchlern gilt das z.B. für die Tauf frage” (...) und fährt fort: “Wer an bestimmten Gebetshaltungen, Liedern, Vokabeln, Zwischenrufen und außergewöhnlichen Phänome nen ablesen will, wie geistlich bzw. ungeistlich je mand ist, setzt die Zusammenarbeit aufs Spiel, oder macht sie unmöglich”. Kann man hier von “Identitätskrisen” sprechen? Identitätsverlust auf höchster Ebene Die gegenwärtige Haltung der Weltweiten- Evangelischen-Allianz (WEF) und auch der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA), deuten auf einen beachtlichen Identitätsverlust hin. Wieso? Die Weltweite Evangelische Allianz wurde bereits in die “blauen Gewässer der Vereinten Nation” hineingezogen, indem man ihr den Status einer Menschenrechtsorganisation verlieh. Die freimaurerische Menschenrechts- Philosophie ist die Wurzel der “Menschenrechtsdeklaration”. Menschenrechtsdeklaration ist eine freimaurerische Errungenschaft nach der französischen Revolution 1789. Sie ist in der Präambel der Vereinten Nationen verankert.]
Die DEA (Deutsche Evangelische Allianz) will der Errungenschaft der WEF nicht nachstehen. Und so begibt sie sich ebenfalls in die “blauen” Gewässer. Wie? Indem sie beratend dazu beiträgt, daß Europa eine “blaue Seele” bekommt. Wie sieht das praktisch aus? TOPIC schreibt: Das “moderne Europa” soll eine “neue Seele” bekommen. Der ehemalige EUKommisionspräsident J. Santer äußerte vor der “Europäischen Kommission für Kirche und Gesellschaft” (EECCS) folgenden unerhörten Satz: “Europa ist nicht mehr das “christliche Europa”, von dem selbstverständlich in der Vergangenheit die Rede war.” Das heißt im Klartext: Das “Christliche Abendland” ist passè. Im Maastrichter Unions Vertrag hat man beispielsweise bereits auf die Nennung des Gottesnamens verzichtet. Das war ein entscheidender Akt zur Entchristlichung des Abendlandes, einer Teilerfüllung des freimaurerischluziferischen “Planes der Anonymen.” Zu der oben erwähnten “Europäische Ökumenische Kommission für Kirche und Gesellschaft” (EECCS) gehören etwa 60 Mitglieder von Kirchen reformatorischer Tradition aus 16 europäischen Staaten. Und nun – man höre und staune – in beratender Funktion wirkten dabei mit die Heilsarmee und die Evangelische Allianz. Von der Vollversammlung der EECCS erwartet man nun in Brüssel, daß alle Kirchen am Aufbau Europas mitarbeiten und die “Prinzipien der europäischen Einigung, wie Versöhnung, Frieden, Solidarität, Gerechtigkeit, Freiheit oder Menschenwürde in die Tat umsetzen”. Größter Nachdruck wird dabei auf Toleranz und Pluralität gelegt. Es bedarf keiner großen Überlegung um zu erkennen, daß auch hier der Wind aus dem freimaurerischen “Bereich des blauen Schattens” weht. Die Deutsche Evangelische Allianz steht mitten drin. Wie sich mehr und mehr freimaurerische Prinzipien im christlichen Lager durchsetzen, zeigt sich in der Toleranzerklärung der “Osnabrücker Erklärung zum Religionsfrieden”. Darin heißt es: “Alle Religionen verstehen sich als Wege zum Heil der Menschen und der Menschheit ... wir wollen die Gemeinsamkeiten der Religionen erkennen und ihre Zusammenarbeit fördern”. Können sich in solchen Entscheidungsgremien wiedergeborene Christen einbringen ohne geistlich Schaden zu nehmen? In dem bisher Dargelegten ist immer wieder der “Plan” zu erkennen. Der Journalist D. Reed schreibt hierüber in seinem Buch “Der große Plan der Anonymen”, auf S.61, das Ziel des “Plans” ist die “Zerstörung des Christentum”. Man meint hier förmlich die Stimme des Freimaurers Voltaire zu vernehmen, der während der französischen Revolution ausrief: “Rottet sie aus, die Verruchte”! ... Gemeint war die römischkatholische Kirche, als Repräsentantin des Christentums. Nicht als Institution wurde sie zerstört, aber ihre “schwarze Seele” wurde gegen eine “blaue” ausgetauscht. Wer sich etwas mit dem Vatikanum II und der Konzilsschrift Papst Paul VI. “Dignitatis humanae” auseinandergesetzt hat, erkennt darin freimaurerische Philosophie. Die römisch-katholische Kirche schwenkte während und nach dem Konzil bewußt auf “blauen Kurs”. Es ist unübersehbar, der “Bereich des blauen Schattens” hat sich in beklemmender Weise über die gesamte christliche Landschaft ausgedehnt und den Auflösungs- oder Abfallprozeß weitgehendst vorangetrieben. Die Evangelische Allianz im Zwielicht des “Dialogs”. Die Lausanner-Bewegung, deutscher Zweig, plant in Verbindung mit der Evangelischen Allianz einen offenen Brief an alle evangelikalen Gemeinden zu senden, mit der Aufforderung die “Evangelikalen Gemeinden sollen in einen christlich-islamischen Dialog eintreten”. Die Bibel ermuntert nirgends zu einem Dialog mit Fremdreligionen. Der Dialog ist nicht nur pluralistisch, sondern er relativiert die absolute Wahrheit, die Botschaft der Bibel. Im Dialog gibt es kein Bekenntnis zur absoluten Souveränität des christlichen Gottes als den alleinigen und einzigen HERRN und Schöpfer aller Dinge. Hier gilt das Postulat: Alle Religionen sind Wege zum Heil des
Menschen. Der Impuls zu der Aktion kam aus dem evangelikalen Bereich, aus der LausannerKonsultation, einer speziellen Arbeitsgruppe hochrangiger Vertreter aus Kirchen und Freikirchen. So beteiligt sich auch hierin die Deutsche Evangelische Allianz an der Verbreitung der Weltversöhnungsidee des Freimaurertums. Evangelische Allianz und “christliche Einheit”. In “idea-Spektrum” vom 3. März 1999, stellt Hartmut Steeb, der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, unter dem Titel: “LIEBER LESER”, mit einem leichten Anflug von Sarkasmus die Frage: “Wieviel Einheit dürfen sich Evangelikale erlauben, ohne in den Verdacht zu geraten, das Evangelium von Jesus und das reformatorische Erbe zu verraten?” Was war Anlaß zu dieser Frage? In der Bekenntnisbewegung “Kein anderes Evangelium” so sagte man, gäbe es offenbar eine starke Strömung die behaupte, daß die Leitung der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) einen falschen Weg eingeschlagen habe, indem sie mit Pfingstlern und Mitgliedern der katholischen Kirche, z.B. bei “ProChrist” oder “Gemeinde Ferien Festival” u.ä. Veranstaltungen, zusammen arbeite. Der Generalsekretär der DEA fragt: “Ist diese Zusammenarbeit tatsächlich unbiblisch?” und antwortet darauf selbst: “Für alle Christen ist alleiniger Maßstab für Lehre und Leben die Bibel”. Was sagt sie zur Einheit der Christen untereinander? Das Entscheidende dazu hat Christus selbst erklärt (Johannes Evangelium, Kapitel 17). Jesus hat mit seinem Vater im Gebet gerungen, daß seine Jünger einig werden. Es liegt also nicht in unserem Belieben, wie wir mit anderen Christen umgehen. Einheit ist vielmehr “Pflichtprogramm” in der Gemeinde des Jesus Christus nicht nur “Kür”. Nach den Worten Jesu ist das entscheidende Kriterium für Einheit, daß jemand Gottes Willen tut (Matth.12,49) und sich zu Jesus Christus als Herrn bekennt. (1.Kor. 12,3). Sonst haben Christus und seine Apostel keine Grenzen gezogen. Mit dem also, der diese Bedingungen erfüllt, ist Einheit bzw. Zusammenarbeit möglich. Im Vergleich dazu ist es zweitrangig, welcher Kirche einer angehört! Denn die Institution Kirche – in welcher Gestalt auch immer – ist nicht deckungsgleich mit der christlichen Gemeinde. Aber in allen Kirchen sind Menschen, die ganz zu Jesus und darum auch ganz zu seiner Gemeinde gehören... Und warum ist Christus die Einheit so wichtig? Allein deshalb, damit “die Welt glaube”. Wer spaltet, fördert den Unglauben.” Grundsätzlich benötigt dieser Kommentar ein ausführliches Korrektiv. In dem Kommentar kommt die gesamte Denkstruktur der Deutschen Evangelischen Allianz zum Ausdruck. H. Steeb fragt in seinem Kommentar, was die Bibel über “Einheit der Christen untereinander bei Zusammenarbeit” sagt und verbindet den Begriff “einig sein” mit (Joh.17,21) Dieser Text spricht weder von “einig sein noch von einig werden”, sondern sagt: “Damit sie alle eins (nicht einig seien, wie du, Vater in mir und ich in dir, daß auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, daß du mich gesandt hast”. Das ist “wesenhaftes, organisches Einssein” und hat mit “organisierter Einheit” nichts zu tun. Natürlich sollen nach Jesu Worten auch jene Personen “wesenhaft eins werden” die durch das Wort seiner Jünger an ihn glauben. Auf keinen Fall bezieht sich das “einssein” des Johannestextes auf eine “organisierte, denominationelle Einheit”, von der leider immer wieder gesprochen wird. Auf diese Weise wird der “Leib Christi” erneut mit “Sauerteig” durchdrungen. Zu dem Problemtext schreibt Heinrich Jochums in seiner Schrift “Gemeinde Jesu – Allianz – Oekumene” folgendes: “Von der Einheit der Gemeinde Jesu in ihrer Mannigfaltigkeit zu reden ist blasphemisch, gotteslästerlich” und fährt fort: “Auf keinen Fall dürfen wir uns damit zufrieden geben, daß wir eine schöne Allianz haben, um dann jeder seinen eigenen Weg zu gehen und im Grunde dann doch wesentlich für seine Kirche, für seine Gemeinde, für seine Gemeinschaft, für seinen Kreis zu arbeiten und zu leben und die Trennungen und Spaltungen damit zu bestätigen und weiter zu fördern”. Jochums ergänzt: “Auf daß alle eins sein” (Joh. 17,21) ... wird heute dermaßen mißbraucht, daß der wahre Sinn des Wortes kaum noch erkannt wird”. Und genau das reflektiert leider auch in den Ausführungen des Allianzvorsitzenden wenn er sagt:
“Jesus hat mit seinem Vater im Gebet gerungen, daß seine Jünger einig werden”. Von “einig” werden steht im Johannestext nichts. Jesus ging es um das “organisch-wesenhafte eins werden” mit ihm und seinem Vater. Von daher ist auch der folgende Satz aus obigem Kommentar durchaus suspekt: “Einheit” ist vielmehr “Pflichtprogramm” in der Gemeinde des Jesus Christus, nicht nur “Kür”. Das “Gottgewirkte Einssein”, sowie “Leibeseinheit mit Christus und seinem Vater” als Pflichtprogramm oder Kür zu bezeichnen, ist ebenso gewagt wie zu sagen, es sei zweitrangig welcher Kirche jemand angehört. In allen Kirchen seien Menschen, die ganz zu Jesus und darum auch ganz zu seiner Gemeinde gehören. Dazu nochmals H. Jochums: “Die Christen bilden den Einen Leib Christi, der im radikalen Gegensatz steht zur übrigen Menschheit, die eines Teils aus Christus-Gläubigen, anderseits aus Christus-Scheingläubigen besteht... Einheit mit Christus ist gar nicht möglich ohne Scheidung von der Welt um uns”... Nach Meinung der Evangelischen Allianz ist nicht nur Zusammenarbeit mit katholischen Laien möglich, sondern auch mit katholischen Geistlichen, denen man trotz ihrer Dogmatik und Traditionen, geistliche Wiedergeburt zugesteht. Nach Beendigung gemeinsamer Aktionen geht jeder katholische Laie und jeder katholische Geistliche wieder in sein Lager zurück und erfreut sich weiterhin seines “religiösen Sondergutes”. Bei einem Katholiken betrifft das den Glauben an die Himmelskönigin Maria, an das Fegefeuer, an die Heiligenverehrung, an die Transsubstantiation, an die Absolution, an die Unfehlbarkeit des Papstes usw. Nach H. Jochums gehört ein Mitglied der katholische Kirche “zur sündigen und gottlosen, vor allem zur religiösen Welt, ...die religiöse Welt ist die fromm getarnte gottlose Welt”. H. Jochums: “Das typische Beispiel der religiösen Welt ist die Römische Kirche”.. und: “Wo sich innerhalb eines sogenannten Christentums eine Vermischung mit der ... religiösen Welt vollzieht, ist nicht Gemeinde Jesu... Wer bei der Sammlung der Gemeinde Jesu die Notwendigkeit der Scheidung von der Welt über sieht, zerstört die Einswerdung in der Wahrheit und setzt an ihre Stelle eine Scheineinigung der Unwahrheit”. Dieses Kapitel enthält zweifellos eine Menge kritischer und problematischer Ansätze. Die entsprechenden Kommentare dazu sollten nicht persönlich aufgefaßt werden, sondern als wohlgemeinte Hinweise zu einer notwendigen Kurskorrektur. “Was ist dran – auf was kommt es an?” Das ist der Titel einer Broschüre, die das Grundsatzreferat des Generalsekretärs der Deutschen Evangelischen Allianz, H. Steeb vom 3. Oktober 1998 in Bad Blankenburg enthält. Im Geleitwort der Broschüre ermuntert der 1.Vorsitzende der DEA , Dr. Rolf Hille zur Stellungnahme über das Referat: “Es soll zum Gespräch herausfordern: In den örtlichen Allianzgruppen ... bei kritischen Wegbegleitern...: Wir freuen uns über Reaktionen usw”. Wir wollen dieser Aufforderung als “kritische Wegbegleiter” gerne nachkommen. Der Untertitel der Broschüre: “Mit der Evangelischen Allianz ins neue Jahrtausend” wirft die Frage auf: Wer ist mit der DEA bereits eng verbunden und gemeinsam auf dem Weg nicht nur ins 3. Jahrtausend sondern auch in Richtung “Rom”? Der letzte Akzent dieser kritischen Frage wird durch die rhetorischen Darlegungen überspielt. Dennoch hat H. Steeb diese heiße Frage zweifellos erwartet. Er führt auf S.6 der Broschüre dazu folgendes aus: “Mir steht deutlich vor Augen, daß wir mit unserer Vereinbarung mit dem Bund freikirchlicher Pfingstgemeinden, mit unserem partiellen Zusammenschluß mit mehr charismatischen Christen, Adventisten und auch Katholiken, insbesondere bei evangelistischen Projekten von ProChrist über Willow Creek, Spring und bis hin zum Jesustag 2000 ... auch hart kritisiert werden – im übrigen natürlich auch ... wegen unserer Offenheit, nach wie vor konstruktiv mit den Evangelischen Landeskirchen, ihren Amtsträgern und Gemeinden die Zusammenarbeit nicht aufzukündigen.” Die Allianzführung weiß sehr wohl um die Interpretationsproblematik von (Joh.17.21) des “Einsseins” bzw. einer konstruktiven, organisatorischen “Einheit”, die H. Steeb gern als Kür bezeichnet. Hier muß die DEA den ”Außenseitern” (!) ihre Bedenken zugestehen. Hier sei auf
Kap. 8 hingewiesen, Abs. “Die Evangelische Allianz im Zwielicht des Dialogs” und die “Evangelische Allianz und die christliche Einheit”. Bei der äußerst sensiblen Frage des “Einsseins” kann es keine subjektive Meinung geben, die H. Steeb wie folgt zum Ausdruck bringt. Zitat: “Aber wir dürfen uns meines Erachtens nicht erfahrungsorientiert durch Altlasten hindern lassen, neue Gemeinsamkeiten zu entdecken um gemeinsame Wegstrecken zurückzulegen. Wer sich zu Jesus Christus bekennt, gehört zu uns und wir zu ihm”. So einfach ist das. Oder? – Nein.– Das ist zu inklusivistisch. Bekennt sich nicht auch der Papst zu Jesus Christus? Wurde er nicht von einem großen Evangelikalen als der “größte Evangelist” bezeichnet? Bekennt sich nicht die gesamte, katholische Hierarchie – teilweise freimaurerisch unterwandert – zu “Jesus Christus”? Ist es der DEA tatsächlich egal, mit einer Organisation zu missionieren, zur “Einheit zu kommen”, die im “Bereich des blauen Schattens” liegt? Wie will die DEA mit einer Institution zusammenarbeiten, von der das päpstliche “Dekret über den Ökumenismus” (Lumen gentium) behauptet, daß die “...einzige Kirche Christi in der katholischen Kirche fortbesteht”? Hier wird deutlich genug gesagt, was der Papst unter “Einheit der Kirche” versteht, versteht das die DEA genau so? Wem vertraut schlußendlich der Papst dieses gesamte Anliegen an? Zitat: “Dieses Anliegen der ganzen Kirche vertraue ich der mütterlichen Fürsprache Mariens, der Mutter des Erlösers an”. Gehört auch die “Gemeinsame Erklärung” der Katholiken und Lutheraner zur “Rechtfertigungslehre” in diese Fürsprache? Was soll man davon halten, wenn trotz “Anerkennung der Rechtfertigung durch Glauben” für das Jahr 2000, der Papst von Ablässen spricht? Zitat: “Die Tradition der Jubeljahre ist daran gebunden, in weit größerem Maße als in den anderen Jahren Ablässe zu gewähren”. “Rechtfertigung durch Glauben” - auf der anderen Seite doch noch Ablaß? Welch ein Widersinn! Es wäre angebracht, wenn die verantwortlichen Allianzführer die Enzyklika “Ut unum sint” (Daß sie eins seien), von Papst Johannes Paul II. studieren würden, um Seine Auffassung von “Einheit der Christen” zu verstehen. Ebenso wäre das Apostolische Schreiben des Papstes an alle Bischöfe, Priester und Gläubigen “Tertio Millennio Adveniente”, zur Vorbereitung auf das Jahr 2000, Pflichtlektüre für alle, die um das “Einssein in Christus” ringen. Wenn die Evangelische Allianz zu dem Inhalt dieses Schreibens ein Ja finden kann, dann steht der “Einheit der Christen” unter dem Papst nichts mehr im Weg. Wenn sie den Inhalt des Schreibens aber nicht akzeptieren kann, ist die Brücke zur Verständigung mit Rom nur im Geiste des alles durchdringenden Pluralismus möglich. Und das geschieht tatsächlich. Wir sagten an anderer Stelle, daß der Pluralismus der Totengräber der Gemeinde ist. Er ist es, der dem Heiligen Geist widersteht und sich an dessen Stelle stellt. Darum muß es nicht wundern, daß selbst H. Steeb bekennen muß: “Unser größter Mangel ist die Gebetsarmut. Die am schwächsten besuchten Gemeindeveranstaltungen sind die Gebetsstunden. Der größte Fehler der Christen in Verantwortung ist der Mangel an Gebet”. Wer oder was hindert den Gebetsgeist? Es müßte einleuchten: Wenn man Programme wie Spring oder Jesus House kreiert, die eher den Bedürfnissen einer Konsumgesellschaft gerecht werden, als einer christlichen Gemeinschaft, bei der die biblisch orientierte Belehrung durch Ablenkung und Amüsement überlagert ist und dadurch “Gott soo ... ganz anders” dargestellt wird – wie will man dann Raum für ein intensives Gebetsleben schaffen? Wenn man behauptet, daß “in der Erlebnisgesellschaft von heute auf progressive Art und Weise die gleichbleibende biblische Botschaft alltagsrelevant darzubieten, angekommen ist”, belügt man sich doch selbst. Oder wurde der Mangel an “alltagsrelevanten” Gebeten damit beseitigt? H. Steeb wünscht sich nach den Worten seines Referates vor Ort ein Missionskartell mit dem Auftrag, die Menschen des Ortes zu Jüngern zu machen. Sein Vorschlag – und da musste ich als ehemaliger Zeuge Jehovas ein wenig schmunzeln – lautete, den Ort aufzuteilen in Straßenzüge und Häuser oder Wohnblocks. Für die dort wohnenden Menschen beten, Besuchsdienste durchführen, Gespräche über den Glauben zu beginnen, um sie dann schließlich zu einem größeren evangelistischen Treffen einzuladen. Möge diese gute Idee in allen christlichen Gemeinden Anklang finden.
Mögen die folgenden Aktionsprogramme der Deutschen Evangelischen Allianz dem Leser die Augen öffnen. Aktion “ProChrist” Im Oktober 1991 gründeten in Kassel 50 Vertreter aus Landes- und Freikirchen in Verbindung mit freien Missionswerken den Trägerverein für “ProChrist”. Hinter diesem Werk stand wesentlich die Deutsche Evangelische Allianz und das Lausanner Komitee für Weltevangelisation. Man bezeichnete “ProChrist´93” als die logische Konsequenz des “Jahres mit der Bibel” und als eine gelungene Mischung aus Groß- und persönlicher Evangelisation. Im Konzeptheft zu ProChrist ´97 hieß es daher: “ProChrist” ist kein einmaliges Projekt, sondern ein Prozeß. Der Hauptredner von ProChrist bemerkt denn auch, daß “die Zusammenarbeit von Pietisten bis Katholiken nicht ohne Folgen sein dürfte”. Tatsächlich ziehen bei missionarischen Aktionen und Evangelisationen, Pfingstler, Charismatiker und Katholiken längst an einem Strang. Obwohl nachweislich bei den einzelnen Denominationen sehr oft unbiblische Lehren vertreten werden. Das Vorbereitungspapier für “ProChrist 2000” reflektiert klar und deutlich einen pluralistischen Geist. Denn es heißt darin: “ProChrist fördert die Zusammenarbeit der Christen aller christlichen Konfessionen und Gruppierungen”. Von daher kann der Behauptung, daß ProChrist ein Instrument der pluralistischen Ökumene ist, kaum widersprochen werden. Gegenwärtig hat ProChrist einen folgenschweren Kurs eingeschlagen. Man versucht unterschiedliche missionarische Gemeinschaften miteinander zu vernetzen, um sich mehr sozialpolitisch zu engagieren. Der Vorsitzende von ProChrist betonte, daß er hierbei auch die Beteiligung katholischer Christen begrüßen würde. Zitat: “ProChrist fühlt sich allen Menschen verbunden, die Jesus Christus als ihren Retter akzeptieren. Das war eine inklusivistisch-pluralistische Botschaft, ähnlich der des Christlichen-StudentenWeltbundes. Er verkündete damals, “daß jeder, der sich für einen Christen hielt, die Mitgliedschaft erhalten konnte”. Eine andere ProChrist Parole läßt aufhorchen: “Wir engagieren uns als Christen für Gerechtigkeit und Versöhnung innerhalb unserer Gesellschaft”. Das ist die pluralistische Philosophie aus dem “Bereich des blauen Schattens” (= der Freimaurerei ). Hier zeigt sich, wie bereits beschrieben, der typisch ökumenische Geist der “Herren des neuen Europa”, (...unter den 12 Sternen) die von Kirchen und Glaubensgemeinschaften vollen Einsatz zur Förderung von Versöhnung und Gerechtigkeit fordern. In diesem Geist bemüht sich ProChrist der großen Schwester, der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEF) nachzueifern, der man den Status einer freimaurerisch gefärbten Menschenrechtsorganisation zuerkannt hatte. Dadurch gingen der Weltweiten Evangelischen Allianz auf internationaler Ebene manche Türen auf. Nun versucht ProChrist auf ähnliche Weise, nämlich durch ein verstärktes sozialpolitisches Engagement, ebenfalls den Zutritt zu den Etagen der “Mächtigen” zu erlangen. Die zentrale Botschaft, daß “allein Jesus Christus der Weg, die Wahrheit und das Leben ist”, wird durch den Geist des Pluralismus, Pragmatismus, Relativismus, durch Humanität und Toleranz, unterlaufen und zerstört. Diese Entwicklung wurde nicht zuletzt durch Billy Graham unterstützt. Er bezeichnete sich selbst einmal als ein “ökumenisches Wesen”. Dafür bekam er 1972 den Franziskaner Ehrenpreis verliehen, der jenen Personen angetragen wird, die einen “Beitrag zur Ökumene” geleistet haben. Der “Dr.-Titel” war ebenfalls ein Geschenk des Jesuiten Kollegs im Kloster Belmont. Graham´s pluralistisches Denken ließ ihn über die “Grenzen” hinaus mit Pastoren und Kirchenführern aller Couleur zusammenarbeiten, selbst mit jenen, die eine liberale und bibelkritische Theologie vertraten. Graham sagte 1951 einmal eine geplante Evangelisation ab, nur weil die Evangelikalen seiner pluralistischen Auffassung widerstanden und nicht bereit waren, mit Modernisten gemeinsam zu evangelisieren.
Daß die Evangelische Allianz voll hinter der Philosophie Grahams steht, zeigt ein kritischer Kommentar des Generalsekretärs zum Thema “große Koalition von Christen verschiedener Denominationen”. Zitat: “Natürlich waren sich nicht alle Mitarbeiter in allen theologischen Fragen einig. Wenn es in geistlicher Hinsicht um Leben oder Tod geht, sind Geschmacksfragen nebensächlich”. – Wenn Lehrfragen als Geschmacksfragen bezeichnet werden, könnte man das einen tödlichen Pluralismus nennen. Aktion “Jesus Marsch 2000” Im Mai 1987 nahmen 15000 Teilnehmer an dem ersten “Jesus Marsch” durch London teil. Es war eine Erfindung der Charismatiker. Man wollte dämonische Mächte bannen, die London angeblich beherrschten und sprach hierbei von geistlicher Kriegführung und positiver Veränderungen im unsichtbaren Bereich. Die meisten Teilnehmern waren sich dessen nicht bewußt, daß sie zu einem magischen Akt gebraucht wurden. Wo gibt die Bibel den Auftrag offensiv gegen Dämonenmächte vorzugehen (?), abgesehen davon, daß solche Aktionen in den magisch-okkulten Bereich gehören? Bei den ersten Jesus-Märschen in Deutschland 1992 und ´94 in Berlin, zog man tanzend, bunte Luftballons schwenkend, durch die Straßen. War das eine Botschaft von Jesus Christus? Der “Jesus Marsch 2000” soll nun wieder in Berlin stattfinden. Daran sollen nicht nur Charismatiker teilnehmen, sondern gemäß pluralistischem Geist, Christen aller Couleur.Gespräche zwischen dem Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz, dem Jugendkongress “Christival” und dem Trägerverein “Marsch für Jesus”, haben bereits stattgefunden. In der Teamleitung, “Spurgruppe” genannt, befinden sich außer Charismatikern und Katholiken, führende Männer der Evangelischen Allianz. Und wieder soll “Einheit in der Vielheit” demonstriert werden. In den Leitlinien für den Marsch heißt es: “bewußt Partnerschaft entwickeln, ... die Unterschiede in der Spiritualität sollen zur gegenseitigen Ergänzung dienen, ... um damit einander zu beschenken”. Pluralismus in Vollendung. Diese Aktion paßt genau in das Konzept des Papstes, der das Jahr 2000 mit allen Christen feiern will. Grundsätzlich stellt sich die Frage: Von wem haben eigentlich die Jesus-Marsch-Organisatoren ihren Auftrag? Wo ist dafür die biblische Grundlage? Erinnert dieser Jesus-Marsch, der “festlich, feierlich” mit “Segnungen” und “geistlich symbolischen Handlungen” durchgeführt werden soll, nicht stark an die feierlichen katholischen Prozessionen? Merkt man immer noch nicht, daß sich die Allianzveranstalter und mit ihnen ein großer Teil des evangelikalen Lagers, im “Bereich des blauen Schattens” befinden? Mögen vielen “Marschierern” spätestens beim “Jesus Marsch 2000”, die Augen aufgehen. Und das ganze Debakel steht unter der Ägide der Evangelischen Allianz. – Rom, das längst im “Reich des blauen Schattens” liegt, läßt grüßen... Noch bedenklicher und zugleich bedauerlich, sind seine folgenden Kommentare in der USFernsehsendung “Larry King live” die zeigen, wie weit B. Graham von der biblischen Wahrheit und ihren Grundsätzen abgewichen ist. Dave Hunt bezeichnet die Haltung Grahams unumwunden als “Verrat am Evangelium”. In der Sendung wurde Graham gefragt, wie er zu den Mormonen oder den Katholiken stehe? Er antworte: “Oh, ich denke ich habe mit allen eine wunderbare Gemeinschaft. Mit dem Vatikan kenne ich mich gut aus. Ich habe den Papst mehrmals besucht. Ich war bei ihm in der Nacht als er zum Papst gemacht wurde. Ich habe in seiner Kathedrale in Krakau gepredigt. Ich war sein Gast. Und als er in Columbien, in South-Carolina war, lud er mich ein, um mit ihm vor aller Öffentlichkeit zu sprechen”. Als Graham gefragt wurde ob er den Papst mag, antwortete er: Ich mag ihn sehr... Er und ich stimmen in fast allem überein.”
-----Charta Oecumenica - U. Skambraks Ulrich Skambraks
Die Freimaurerei und die neue europäische „Charta Oecumenica“
Fast alle amerikanischen Präsidenten waren Freimaurer. Etliche Friedensnobelpreisträger ebenso. Unzählige Philosophen, Dichter, Schriftsteller, Musiker und Künstler pflegten die Freimaurerei. Seit den Ursprüngen der modernen Freimaurerei vor etwa 280 Jahren versuchen die Anhänger des freimaurerischen Gedankengutes auf verschiedenen Ebenen die Geschicke der westlichen Welt zu beeinflussen . Dabei verfolgen die Freimaurer zwei große Ziele: 1. Alle Menschen dieser Welt sollen in einer großen Menschheits-Familie vereinigt werden. Der Freimaurer und Philosoph Guiliano Di Bernardo, Professor an der Universität von Trient, formulierte dieses Ziel im Jargon der Freimauer so: „Ihr Ziel ist, unter dem gestirnten Firmament des Tempels alle Menschen in einer Bruderkette zu vereinen.“ 2. Um dieses Vorhaben zu realisieren, bedarf es eines verbesserten, edlen Menschen. Um diesen "neuen Menschen" zu schaffen, arbeiten Freimaurer beständig an der "Selbstveredlung des Menschen". Sie nennen es "das Behauen des rauhen Steines". Diese Selbstveredlung aus eigener Kraft durch gute Taten betrifft zunächst den Freimaurer selbst, meint aber auch die gesamte menschliche Rasse. Di Bernardo drückt das so aus: "Der Gedanke der maurerischen Selbstvervollkommnung ist notwendigerweise gebunden an das Ideal eines besseren Menschen vom rein ethischen Gesichtspunkt aus ...". Ausgehend von diesen Grundgedanken haben Freimaurer versucht, Wohltätigkeits- und Hilfsorganisationen aufzubauen und globale Vereinigungs-Prozesse anzustoßen. Der Schweizer Freimaurer Henri Dunant gründete beispielsweise das Rote Kreuz und stand mit anderen Freimaurern an der Wiege des Christlichen Vereins junger Menschen (CVJM). Desgleichen wurde die Internationale Pfadfinderbewegung mit ihrem Motto "Jeden Tag eine gute Tat" von einem bedeutenden englischen Freimaurer gegründet. Auch bei politischen Vereinigungs-Bewegungen saßen Freimaurer in den GründungsKomitees. So ist der Gedanke der Vereinten Nationen (UNO) eine freimaurerische Schöpfung. Die Charta der UNO und die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ stammen von Freimaurern. Ökumene und Freimaurertum, auch da ergeben sich Verbindungen. Der Mitbegründer der ökumenischen Bewegung Nathan Söderblom soll Hochgradfreimaurer gewesen sein, ebenso ein Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen. Sicher nachweisbar ist, dass auch bei der Gründung der Ev. Allianz 1846 in London und der Deutschen Ev. Allianz 1851 in Berlin Freimaurer wie Thomas Chalmers dabei waren. Unklar sind ihre Rolle und ihr Einfluss. Die Berliner Allianz-Konferenz bezeichnete der englische Staatsmann und Freimaurer Shaftesbury jedenfalls großmundig als "epochenmachende Weltgeschichte". Wie sehr freimaurerische Gedanken prägend wirken, lässt sich aus der europäischen Charta Oecumenica herauslesen. Das ökumenische Kirchenpapier wurde von der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), einem Bund nichtkatholischer europäischer Kirchen, und der (katholischen) Europäischen Bischofskonferenz am 22. April in Straßburg unterzeichnet. Deutsche KEK-Mitglieder sind außer den ev. Landeskirchen auch die Herrnhuter-Brüder-Unität,
die Vereinigung der Mennonitengemeinden, der Bund Ev. Freikirchlicher Gemeinden (Baptistenund Brüdergemeinden) und die Ev.-methodistische Kirche (EmK. Das Hauptthema der Charta Oecumenica ist die Versöhnung von Kirchen, Kulturen, Völkern und Religionen im neuen Europa. Die Kirchen verpflichten sich in der Charta, die Einigung des europäischen Kontinents zu fördern. Dabei ist der christliche Glaube eine Kraft unter mehreren, die zur "Selbstveredlung" des Kontinents Europa beitragen können: "Ohne gemeinsame Werte ist die Einheit dauerhaft nicht zu erreichen. Wir sind überzeugt, dass das spirituelle Erbe des Christentums eine inspirierende Kraft zur Bereicherung Europas darstellt. Auf Grund unseres christlichen Glaubens setzen wir uns für ein humanes und soziales Europa ein, in dem die Menschenrechte und Grundwerte des Friedens, der Gerechtigkeit, der Einheit, der Toleranz, der Partizipation (Anteilnehmen) und der Solidarität zur Geltung kommen", heißt es in der Kirchen-Charta. Mit dieser Verpflichtung haben die Kirchen gleich mehrere zentrale Absichten der Freimaurerei unterschrieben. Für die Freimaurerei ist das Christentum eine Religion gleichwertig neben anderen. Da die Freimaurerei versucht, alle Religionen und Weltanschauungen in ihre "Bruderkette" einzuarbeiten, bietet sie ein Raster von allgemein akzeptierten Werten an, in das sich alle Denk- und Glaubensrichtungen einfügen können. Somit sind Freimaurer durchaus an Elementen aus dem Christentum interessiert, die sich zur "Selbstveredlung" des Menschen eignen (z. B. gute Taten tun). Di Bernardo beschreibt das so: "Von besonderer Wichtigkeit ist schließlich die Feststellung, dass 'ihre (der Freimaurerei) moralischen Forderungen für alle Religionen annehmbar sind. Sie unterstreicht das Prinzip, dass die Freimaurerei der Religion nicht feindlich gegenübersteht, sondern sie im Gegenteil als wesentlich für die Entwicklung des Menschen ansieht, allerdings ohne sich mit ihr zu vermengen." Aus dieser Sicht kann das Christentum mit seinen Werten als "eine inspirierende Kraft zur Bereicherung Europas" durchaus für die Freimaurer bedeutend sein. Doch wofür soll sich die europäische Christenheit genau einsetzen? "Menschenrechte", "Freiheit", "Toleranz", "Solidarität" (Brüderlichkeit), sind zentrale Begriffe der Freimaurerei, die in der Bibel keine oder eine andere Bedeutung als im weltlichen Bereich haben. Die Toleranz ist dabei der Schlüssel allen freimaurerischen Denkens und Handelns. Sie fungiert als "Bindemittel" für unterschiedlichste Ansichten. Das auslösende Motiv für die freimaurerische Toleranzidee ist die Annahme, dass es "die" Wahrheit nicht gibt. Deshalb muss man lernen, eine Vielzahl von Wahrheiten zu tolerieren. Di Bernardo schreibt dazu: "Für den Christen ist die Wahrheit absolut, ewig und unveränderlich. Sie ist direkt von Gott offenbart. Für den Maurer dagegen ist die Wahrheit ein gedanklicher Richtpunkt, nach dem er sich bei seiner initiatischen Selbstveredlung ausrichtet. Die Wahrheit ist ein fernliegendes Ziel, dem er sich schrittweise nähern kann, ohne es je ganz zu erreichen. Kein Maurer kann für sich in Anspruch nehmen, die Wahrheit zu besitzen." Um diese "Einsicht" zu gewinnen, fördert die Freimaurerei den Dialog mit fremden Denkmodellen. Dabei kann man erkennen, dass die "eigene" Wahrheit eine unter vielen anderen zu sein scheint. Da für den Freimaurer nur menschliche Wahrheiten bedeutsam sind, gibt es für ihn keine absolute Wahrheit. Wie ein roter Faden durchzieht die Kirchen-Charta die Aufforderung zum "Dialog auf allen Ebenen". Die Freimaurerei toleriert fast alles, doch niemals, dass es "die" Wahrheit gibt. Legt man die Messlatte des freimaurerischen Toleranzverständnisses an die Charta Oecumenica an, so wird verständlich, warum die ungehinderte Ausbreitung des biblischen Evangeliums in der Kirchen-Charta zum Problem wird. Zwar wird in der Charta von der Verkündigung des "Evangeliums in Wort und Tat" gesprochen, doch wer dies vor hat, muss auf der Dialog-Ebene erst "ein paar Runden drehen", bis er starten kann. In der Charta Oecumenica heißt es dazu: " Wir verpflichten uns, über unsere Initiativen zur Evangelisierung mit den anderen Kirchen zu sprechen, darüber Vereinbarungen zu treffen und so schädliche Konkurrenz sowie die Gefahr neuer Spaltungen zu vermeiden."
Aus Sicht der Freimaurer könnte man diese Verpflichtung auch als Manöver zur sanften Ausbremsung der Verbreitung "der" Wahrheit deuten, getreu dem Sprichwort: Viele Köche werden den Brei schon verderben! Auch ein anderer Punkt wirkt wie eine Giftspritze für "die" Wahrheit. Da heißt es in der Charta: "Die Begegnung zwischen Christen und Muslimen sowie den christlich- islamischen Dialog wollen wir auf allen Ebenen intensivieren. Insbesondere empfehlen wir, miteinander über den Glauben an den einen Gott zu sprechen ..." Allah und Christus sind eins? Sind Christen und Muslime tatsächlich Glaubensbrüder, Brüder in der freimaurerischen Bruderkette? Für den Freimaurer ist der Mensch das Maß aller Dinge. Er braucht keine Erlösung von außen, denn er ist im Prinzip gut und kann sich selbst veredeln. Doch nach der Bibel ist der Mensch ein in Sünde gefallenes Geschöpf und nicht ein guter Schöpfer. Die Verehrung von Geschöpfen bezeichnet die Bibel als "Götzendienst": "Sie vertauschten die Wahrheit Gottes mit der Lüge, sie beteten das Geschöpf an und verehrten es anstelle des Schöpfers" (Römer 1,25. Die Tatsache, dass die Freimaurerei jeden Absolutheitsanspruch ablehnt, sich selbst aber für absolut setzt, macht sie zum Gegner Jesu Christi. Diese Gegnerschaft in freimaurerischem Gewand ist besonders gefährlich, da die Freimaurerei das Christentum nicht frontal angreift, sondern in einen langen Prozess der Einschränkung und Aufweichung ( = Relativierung) hineinzieht. Die Charta scheint ein weiterer Schritt in diese Richtung zu sein. Quellen: "Die Freimaurer und ihr Menschenbild", Giuliano di Bernardo, ISBN 3-900767-31-9 Charta Oecumenica - "Freimaurer", Dr. Martin Hohl-Wirz, ISBN 3,.933828-09-0 ------Freimaurerei - Rev. A. W. Rainsbury- UK FREIMAUREREI
Von Rev. A.W. Rainsbury - Kurzfassung einer Predigt, die in der Emmanuel Kirche in South Croyden gehalten wurde von Rev. A.W. Rainsbury, M.A. Text: "Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus." (1. Kor 3,11) Dieses Jahr feiern wir das hundertjährige Jubiläum der Erweckungsbewegung von 1859. Daher habe ich als Hauptthema unserer Passionspredig ten 'Die Erneuerungsbewegung durch das Evangelium' gewählt. Das ist an und für sich ein sehr positives Thema. Aber auch hier trifft zu, was Bischof Taylor einmal sagte: "Zu allem an sich Positivem gibt es auch das entsprechend Negative." Es ist unmöglich, die Erneuerungsbe wegung durch das Evangelium zu behandeln, ohne auch die negative Seite, nämlich die Pervertierung des Glaubens, zu berücksichtigen. Unter diesem Aspekt wollen wir heute Abend die Freimaurerei betrachten. Ich möchte drei Gründe anführen, warum ich gerade die Freimaurerei ausgewählt habe: a) In dieser Kirche gibt es eine Anzahl junger Männer, die zur Mitgliedschaft berechtigt sind. Ich glaube, sie sollten vor der Gefahr gewarnt werden, der sie gegenüberstehen. b) Etliche Mitglieder dieser Kirche sind bereits Freimaurer, und ich kann nur hoffen, daß der
Grund dafür ihre Unkenntnis über die religi ösen Implikationen ist - ansonsten müssten sie sofort aus der Loge austreten. c) Die ganze Kirche Englands ist völlig mit der Freimaurerei durchsetzt. Ich glaube, daß das einer der zerstörendsten und zermürbendsten Einflüsse ist, mit denen wir heute zu kämpfen haben. Der Einfluß der Freimaurerei ist zum Großteil auch am Mangel geistlicher Lei terschaft und am mangelnden geistlichen Unterscheidungsvermögen schuld, unter dem wir so sehr leiden. Nun, Sie werden sich fragen, warum so viele ehrbare und angesehene Männer den Weg zur Freimaurerei eingeschlagen haben. Ja, diese Frage stelle ich mir auch. 1. Meiner Meinung nach werden viele durch die hohen moralischen Ideale angezogen, die die 'königliche Kunst' fordert. Es sind das beispielsweise Wohltätigkeit, Brüderlichkeit, Toleranz etc. 2. Viele werden auch von den sozialen Einrichtungen angezogen, wie zum Beispiel freimaurerische Schulen, Krankenhäuser, Pflegeheime und Wohltätigkeitsfonds. 3. Andere lassen sich durch das Geheimnisvolle, das die 'königliche Kunst' umgibt, beeindrucken, und manche lieben die Exklusivität. 4. Für manche sind gesellschaftliche Aspekte von Bedeutung - die Kleidung, der Ritus, die Feiern. 5. Einige suchen einfach Kameradschaft. Ich bezeichne das nicht als "Gemeinschaft", weil es wahre "Gemeinschaft" nur unter Christen gibt. 6. Einige nehmen nur die geschäftlichen Vorteile wahr. Freimaurer würden das natürlich entschieden abstreiten, und zwar mit dem Argument, "daß es nicht der freimaurerischen Gesinnung entspräche, die Freimaurerei zur Verwirklichung geschäftlicher Ziele zu missbrauchen". Bei der Einweihung muß man sogar schwören, daß man "frei von Gewinnsucht und anderen unlauteren Motiven ist". Nichtsdestoweniger schreibt Vindex in seinem Buch "Light Visible" - ein Buch, das zur Verteidigung der Freimaurerei geschrieben wurde -, daß Freimaurer unter bestimmten Umständen sogar eidlich gebunden sind, einander Vorteile einzuräumen. Der zweite Punkt der "fünf Punkte der Kameradschaft" in der "Verpflichtung dritten Grades" enthält das Versprechen, einen freimaurerischen Bruder in allen seinen löblichen Unternehmungen zu unterstützen. Das kann man natürlich sehr weit interpretieren, was auch gemacht wird. Ich sollte nun über einige der vielen Einwände gegen Freimaurerei aus christlicher Sicht sprechen. 1. Der erste christliche Einwand gegen die Freimaurerei ist, daß geheime Gemeinschaften nicht schriftgemäß sind. Jesus Christus hat keine Geheimgesellschaft gegründet. Im Gegenteil, in Joh. 18,20 sagt er: "Ich habe öffentlich geredet vor der Welt. Ich habe allezeit gelehrt in der Synagoge und in dem Tempel, wo alle Juden zusammenkommen, und ich habe nichts im Verborgenen geredet." Das kann von den Freimaurern nicht gesagt werden, die gedämpftes Licht, fest verschlossene Fensterläden, bewachte Toren und schreckliche Eide strenger Geheimhaltung bevorzugen. Mt 10,26-27: "Es ist nichts verborgen, was nicht offenbar werde, und nichts heimlich, was man nicht wissen werde. Was ich euch sage in der Finsternis, das redet im Licht; und was euch gesagt wird in das Ohr, das predigt auf den Dächern.“ Freimaurer, "predigt ihr auf den Dächern", was man euch in euren Freimaurer-Logen "ins Ohr flüstert"? Wenn nicht, warum nicht? 2. Der zweite Einwand gegen die Freimaurerei bezieht sich auf das vorschnelle Leisten von Schwüren.
Bei der Revision der Grundsatzerklärung der 'Church of England' wurde besonders eine Regel zur Änderung vorgeschlagen. Geistliche hatten die Grundsatzerklärung unterschreiben müssen, die die Klausel enthielt, "sich allen bisher festgelegten, sowie in Zukunft zu beschließenden Gesetzen unterzuordnen". Dieses Gesetz wurde zurecht als "das unmoralische Gesetz" bezeichnet, weil es im Vorhinein Gehorsam gegenüber unbekannten Gesetzen forderte. Es mußte aufgehoben werden. Das ganze Gebäude der verschiedenen Grade der Freimaurerei ist jedoch auf solchen unmoralischen Versprechen aufgebaut, weil bei jedem einzelnen Grad sich der Freimaurer im Vorhinein durch einen feierlichen Eid bei der Bibel an Versprechen binden muß, die Geheimhaltung und Treue in Bereichen. verlangen, die ihm vorher nicht bekannt sind, auch wenn der 'Verehrungswürdige Meister' dem Kandidaten gegenüber behauptet: "Lassen Sie mich Ihnen versichern, daß in keinem der folgenden Eide etwas enthalten ist, das unvereinbar wäre mit Ihrer gesellschaftlichen, moralischen und religiösen Verantwortung." Der Kandidat muß also sein Gewissen dem 'Verehrungswürdigen Meister' verkaufen, bevor er zum nächsten Grad aufsteigen kann. Welches Recht hat jedoch der Mensch, jemand anderen zum Wächter seines Gewissens zu machen? Das bedeutet, einen Menschen zu seinem Gott zu machen. Er muß einem Menschen, der vielleicht nicht einmal Christ ist, das Recht einräumen, auch in religiösen Fragen für ihn zu urtei len. Ach, es gibt etliche, die aus der Loge geflohen sind, weil sie erkannt haben, daß so vieles mit ihrer christlichen Überzeugung unvereinbar ist. Viele andere jedoch haben auch so manches gefunden, was mit ihrem Glauben unvereinbar wäre, sie sind aber geblieben und haben ihr Gewissen zum Schweigen gebracht." .... oder wenn jemand schwört, daß ihm über die Lippen fährt, er wolle Schaden oder Gutes tun, wie denn einem Menschen ein Schwur entfahren mag, und er bedachte es nicht und er wird's inne und hat sich so oder so schuldig gemacht: Wenn's also geschieht, daß er sich so oder so schuldig gemacht hat, so soll er bekennen, womit er gesündigt hat, und soll als Buße für diese seine Sünde, die er getan hat, dem Herrn darbringen von der Herde ein Muttertier, Schaf oder Ziege, zum Sündopfer, daß der Priester die Sühnung für ihn vollziehe wegen seiner Sünde." (3. Mose 5,4-6) 3. Der dritte christliche Einwand gegen die Freimaurerei bezieht sich auf die wahrhaft grauenhaften freimaurerischen Eide. Jesus sagt: "Ihr habt weiter gehört, daß zu den Alten gesagt ist: 'Du sollst keinen falschen Eid tun und sollst Gott deinen Eid halten.' Ich aber sage euch, daß ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron; noch bei der Erde, denn sie ist seiner Fuße Schemel; noch bei Jerusalem, denn sie ist des großen Königs Stadt. Auch sollst du nicht bei deinem Haupt schwören; denn du vermagst nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen. Eure Rede aber sei: 'Ja, ja; nein, nein'. Was darüber ist, das ist vom Bösen." (Mt 5,33-37) Mit diesen Worten vor Augen hören Sie nun bitte folgende Auszüge aus dem Eid eines Mannes, der - seine rechte Hand auf der Bibel - am Boden kniet: " ... Ich schwöre feierlich, ohne zu widerrufen und ohne gedankliche Vorbehalte oder Einschränkungen, alle diese Punkte zu befolgen. Sollte ich doch einen dieser Punkte übertreten, sei meine Strafe keine geringere, als daß man meine Kehle durchtrenne, meine Zunge mitsamt der Wurzel ausreiße und im Meeressand vergrabe, ... Eine noch wirkungsvollere Strafe wäre, als vorsätzlich meineidiges Individuum abgestempelt zu werden, das bar jedes moralischen Wertes ist und vollkommen ungeeignet, in die verehrungswürdige Loge aufgenommen zu werden, ... " Wenn jemand zum zweiten Grad erhoben wird, schwört er ebenfalls mit gebeugten Knien, die Hand auf der Bibel: "... Ich schwöre feier lich, alle diese Punkte ohne Umgehung, Widerrufung oder gedankliche Einschränkungen irgendwelcher Art zu halten. Falls auch nur ein Punkt
gebrochen wird, soll mich keine geringere Strafe treffen, als daß meine linke Brust geöffnet und mein Herz herausgerissen werde, um es den Raubvögeln unter den Himmeln oder den reißenden Bestien der Steppe zur Beute zu geben. So helfe mir der allmächtige Gott und bewah re mir Standhaftigkeit in dieser meiner feierlichen Verantwortung eines Freimaurers.“ Wenn jemand zum dritten Grad erhoben wird, muß er einen ähnlichen Schwur leisten und nimmt bei Nichteinhalten irgendeines Punktes des Versprechens die Strafe auf sich, ".... in zwei Teile geteilt zu werden, mein Körper soll zu Asche verbrannt werden, und die Asche soll über das Angesicht der Erde verstreut werden ...." (Das Versprechen, für welches diese Strafe gilt, beinhaltet die Verpflichtung, allen Vorladungen der Loge Folge zu leisten, was eine Erklärung dafür liefert, warum manche zwar Zeit für Logentreffen nicht aber für Gemeinde versammlungen haben.)Wird jemand zum 'Royal Arch Companion' erhoben, bekräftigt er seine Versprechen wieder auf Knien und mit der Hand auf der Bibel mit den Worten: "Bei Nichteinhalten des Versprechens sei die Strafe, daß mir das Leben durch Abschlagen meines Kopfes genommen werde." Sie sehen nun, woher die freimaurerischen Eide kommen. Jeder einzelne von ihnen kommt vom Bösen. Jesus sagt das (s.o. Mt. 5,33-37). 4. Der vierte christliche Einwand gegen die Freimaurerei betrifft den Ausschluss des Herrn Jesus Christus aus allen Bereichen. Das ist eine Tatsache, die kein ehrlicher Freimaurer ableugnen kann. Es ist nicht einmal erlaubt, den kostbaren Namen Jesu Christi in einer freimaurerischen Loge zu erwähnen. Es gibt zwar einen sogenannten "Gottesdienst" in der Freimaurer-Loge, aber Jesus Christus wird bei diesem Gottesdienst bewußt ausgeschlossen. Es gibt auch sog. "Gebet" in der Freimaurer-Loge, aber es wird nicht im Namen Jesu Christi dargebracht, wodurch doch allein Gebet von Gott angenommen wird (vgl. Joh 14,13; 16,23). Der Name Jesu Christi wird sogar absichtlich aus Gebeten gestrichen, in denen er normalerweise enthalten ist. Es gibt auch sog. „Lobgesang“ in der Freimaurerloge, aber der kostbare Name Jesu Christi wird aus jedem Choral herausgestrichen. Wie kann irgendein Freimaurer, der Christ ist, dem Einen, der am Kreuz hing um seine kostbare Seele zu retten, so eine Beleidigung antun? (Gedicht, übertragen aus dem Englischen:) „Jesus, und sollte es jemals sein, dass ein sterblicher Mensch sich deiner schäme, deiner, den die Engel preisen, dessen Ehre durch ewige Zeiten erstrahlt? Sich um Jesu willen zu schämen, dem teuren Freund, auf den sich meine himmlische Hoffnung gründet?! Niemals! Und wenn ich vor Scham erröte, dann nur, weil ich seinen Namen nicht ehre. Mich um Jesu willen zu schämen, das dürfte ich nur, wenn ich keine Sünden abzuwaschen hätte, keine Tränen, die er wegwischen könnte, nichts Gutes zu erflehen, keine Ängste zu besiegen und keine Seele zu erretten hatte." Der Ort, an dem der Herr Jesus Christus nicht sein darf, ist kein Ort für einen Christen. 5. Der fünfte christliche Einwand gegen die Freimaurerei besteht darin, daß die Freimaurerei auf der falschen Lehre der Rechtfertigung aus Werken basiert. Die Freimaurerei brüstet sich damit, daß sie moralische Werte, Charakterbildung und Ähnliches stark betont. In der Einweihungszeremonie zum zweiten Grad bezeichnet sie sich selbst als "besonderes Moralsystem, das durch Allegorie verhüllt und durch Symbole veranschaulicht wird." Da haben wir es: laut eigener Definition "ein .... Moralsystem". Was ist jedoch die Grundlage dieses Systems? Denn "einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus" (1. Kor 3,11), der wurde aber aus dem Tempel der Freimau rer ausgestoßen. Ja, Menschen die Jesus ablehnen, müssen versuchen, eine andere Basis zu finden. Das, worauf sich ein Freimaurer stützt und verlässt, ist er selbst, seine eigene Anstrengung und die Hilfe des "großen Architekten des Universums." Dem neu zugelassenen Kandidaten wird vom 'Verehrungswürdigen Meister' gesagt: "Wenn ein prächtiges Gebäude errichtet werden soll, ist es üblich, den Grundstein in die nordöstliche Ecke des Bauwerks zu
legen. Du, der du neu in die Freimaurerei aufgenommen wurdest, hast deinen Platz im nordöstlichen Teil der Loge; du sollst symbolisch diesen Stein darstellen, und nach der Grundlegung heute Abend sollst du zu einem herrlichen, perfekten Bauwerk wachsen, das ohne Fehler und eine Ehre für den Erbauer ist." Der Mensch wird hier zum Fundament und Eckstein! Wenn Sie noch immer bezweifeln, daß sich die Freimaurerei auf die falsche Lehre der Werksgerechtigkeit gründet, hören Sie folgenden Auszug aus der "Explanation of the First Degree Tracing Board": "Der Weg, auf dem wir Freimaurer dorthin (nämlich in den Himmel) zu gelangen hoffen, führt über eine Leiter, die Schrift bezeichnet sie als Jakobsleiter. Sie besteht aus vielen Sprossen, die ebenso viele morali sche Tugenden darstellen, vor allem aber drei Haupttugenden, und zwar Glaube, Hoffnung und Nächstenliebe: Glaube an den großen Erschaffer des Universums, Hoffnung auf die Erlösung und in Nächstenliebe allen Menschen zugetan ...." Aber des Freimaurers Hoffnung auf Erlösung ist gemäß Apg 4,11-12 nichtig: "Das ist der Stein, von euch Bauleuten verworfen, der zum Eckstein geworden ist. In keinem anderen ist das Heil, ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden sollen." Und dieses Fundament hat der Freimaurer abgelehnt.Wenn irgend jemand, sei er nun Freimaurer oder nicht, hofft, durch tugendhaftes Leben den Himmel zu erreichen, dann rate ich ihm, Artikel XI und XII (Anm.: der Grundsatzerklärung der Anglikanischen Kirche) gut zu studieren. Das ist die beste Zusammenfassung über Aussa gen der Schrift zum Thema Rechtfertigung, die ich kenne. Artikel XI führt uns die einzige Möglichkeit unserer Rechtfertigung vor Augen: "Wir sind gerechtfertigt vor Gott allein durch das Werk unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus durch den Glauben und nicht aufgrund unserer eigenen Werke oder durch unser Verdienst...“ (vgl. auch Eph 2,8.9). Seht ihr jetzt, daß gerade eure "Moral", dieses "besondere Moral system", als welches ihr ja die Freimaurerei bezeichnet, Sünde ist, weil es nicht dem lebendigen Glauben an unseren Heiland, Herrn und Gott entspringt? Meine freimaurerischen Freunde, ihr braucht nicht diese "Jakobsleiter" emporzusteigen. Ihr müsst vielmehr heruntersteigen, ganz herunter von dieser Leiter der Selbstgenügsamkeit, der eigenen Anstrengung und der Selbstgerechtigkeit, herunter, weit herunter zum Kreuz, wo Jesus eure Sünden trug, um dort um Gnade und Vergebung zu flehen, die ihr nur durch das Blut Jesu Christi finden könnt, das vergossen wurde, damit ihr gerettet werdet. 6. Der sechste und letzte christliche Einwand gegen die Freimaurerei, den ich in der Kürze noch nenne, bezieht sich darauf, daß die Frei maurerei eine Art abgefallene Religion ist. Freimaurer leugnen zwar oft, daß die Freimaurerei überhaupt eine Religion ist; demgegenüber möchte ich aber an folgende Fakten erinnern: a) Es gibt eigene Versammlungsorte, die Tempel genannt werden. b) Es gibt eigene geistliche Lieder, in denen der Name Jesus Christus nicht vorkommt. c) Es gibt eigene Gebete, in denen der Name Jesus Christus nicht vorkommt. d) Es gibt eine eigene Theologie, die durch gewisse Arbeiten, verschiedene Vorträge und Aufgaben der Loge verehrt wird. Es ist dies keine christliche Theologie sondern eine universalistische Religion, die auf den alten Mysterienkulten basiert. Nachdem Sir John Cockburn (ehemaliger Großdiakon von England und ehemaliger stellvertretender Großmeister von Australien) bewiesen hat, daß die Freimaurerei alle wichtigen Kennzeichen einer Religion trägt, fügt er noch hinzu: "Wenn geleugnet wird, daß man die
Freimaurerei als Religion bezeichnen kann, muß man ihr die viel passendere Bezeichnung eines 'Verbandes von Religionen' geben. Die freimaurerische Religion kann alle Religionen in sich vereinen, ohne daß diese auch nur ein Jota ihres jeweiligen Glaubensbekenntnisses aufgeben müssten." - Ist denn dem "christlichen" Freimaurer der Name ihres Herrn Jesus Christus noch weniger wert als ein Jota? Darüber hinaus wird seitens der Freimaurerei behauptet, daß sie allein die höchste geistliche und moralische Erleuchtung vermittle. Außer dem beansprucht sie für sich die alleinige Kenntnis bestimmter Wahrheiten. Die Freimaurerei beansprucht zum Beispiel für sich, allein den wahren, heiligen und geheimnisvollen Namen Gottes zu kennen.Ja, aber was hat es nun mit diesem Namen auf sich? Der Höhepunkt eines "Gottesdienstes" ist erreicht, wenn dem Neueingeweihten dieser Name geoffenbart wird, der angeblich verlorengegangen ist und den nur die Freimaurer, die zur "Holy Royal Arch" gehören, kennen. Ihren Namen für "Gott" werdet ihr nicht kennen (es sei denn, ihr seid selbst Freimaurer), weil er nicht in der Bibel zu finden ist. Es ist JAH-BUL -ON, ein heidnischer, synkretistischer Name für Gott! Walton Hannah sagt dazu: "In der mystischen Vorlesung wird erklärt, daß sich dieser Name aus bestimmten göttlichen Titeln und Attributen zusammensetzt, an denen im englischen Sprachraum niemand Anstoß nehmen kann. Aber dieses Wort (so lautet die Erklärung) setzt sich aus dem hebräischen JAHWEH, kombiniert mit dem assyrischen BAAL, allein dessen Symbol den Propheten so verhaßt war, und dem ägyptischen ON oder OSIRIS, zusammen." Osiris war der "Getreidegott" Ägyptens. Es wird von ihm auch behauptet, dass er aus der unheiligen Verbindung zwischen dem "Erdgott" Keb und der "Himmelsgöttin" Nut hervorgegangen sei. Es ist eine ungeheuer lästerliche Beleidigung für "den Erhabenen und Heiligen, der in Ewigkeit ist und dessen Name HEILIG ist", seinen heiligen Namen, wenn auch nur symbolisch, mit solch scheußlichen Namen in Verbindung zu bringen! Die Freimaurer haben jedoch die Toll kühnheit, dies zu tun. Sogar eine angesehene Autorität unter den Freimaurern, Albert Clarke, war so abgestoßen, als ihm dieser Name be kannt gemacht wurde, daß er schrieb: Niemand, kein einziger, kann mich dazu bewegen, diesen Bastardnamen, der unter anderem den Namen eines verfluchten und bestiali schen, heidnischen Gottes enthält, und dessen Name vor über 2000 Jahren eine Bezeichnung des Teufels war, als heiliges Symbol für den unendlichen großen und ewigen Gott zu akzeptieren." Und das gilt in der Freimaurerei als die höchste Offenbarung! Sollten wir nicht viel eher von ärgster Blasphemie reden? So mancher unter euch möchte vielleicht die von mir vorgebrachten Fakten anfechten oder anzweifeln und mir die Frage stellen, woher ich wohl meine Informationen beziehe. Ich beziehe sie aus mehreren Quellen, aber zum größten Teil aus Walton Hannahs "Darkness Visible" (Auguscine Press). Diesels Buch stützt sich wiederum auf drei Informationsquellen: a) authentische freimaurerische Herausgeber, b) freimaurerische Artikel, Zeitschriften, Zeremonienführer und Vorträge, c) veröffentlichte Enthüllungen von Männern, die die Eide, die ihnen unter Vorspiegelungen falscher Tatsachen abgenommen wurden, für null und nichtig ansehen. Einer dieser Männer ist ein persönlicher Bekannter von mir, Dr. D.R. Denman, dessen geistliches Urteilsvermögen ich sehr schätze. In einer veröffentlichten Kritik dieses Buches (Life of Faith, 15. Okt. 1952) schreibt er: "Das gewichtigste Gegenargument, mit dem er (nämlich Walton Hannah) konfrontiert wird, ist, 'daß das Ritual außerhalb seines Kontextes und der es umgebenden Atmosphäre nicht richtig verstanden und interpretiert werden kann.' Er behandelt diese Frage mit großer Gewandt heit und entkräftet den Vorwurf, vor allem für den Uneingeweihten. Tatsächlich stehen Umgebung und Atmosphäre in der Loge in keiner Weise im Widerspruch zu dem, was klar aus der Liturgie allein ersichtlich ist".
Das kann ich bestätigen, denn im Gegensatz zu Herrn Hannah war ich selbst einmal Freimaurer. Die Erfahrung, die ich gemacht habe, befähigt mich, dieses Buch richtig zu beurteilen und es als in jeder Hinsicht wertvoll zu bezeichnen. Der Schluß, zu dem er kommt, ist klar und unwiderlegbar: Christus und die Freimaurerei sind unvereinbar." Dr. Denman setzt fort: "Ich erinnere mich genau an den Ekel, den ich bei meiner Einweihung empfand. Ich stand vor der Loge und wurde als hilfloser Kandidat im Zustand 'geistlicher Finsternis' bezeichnet, der aber mit Gottes Hilfe das 'Licht' sucht. Mein Herz hatte damals schon die Gnade Gottes erkannt, nämlich von seiner Herrlichkeit in Jesus Christus. Mit diesem Wissen stand ich nun da und ver nahm die ersten Worte des freimaurerischen Rituals. In diesem Moment empfand ich das Böse ziemlich stark. Während des folgenden Gottesdienstes und dem Ritual der Rangordnungen wartete ich vergeblich auf ein Bekenntnis des Lichts der Welt. Aber nichts kam. Der Eindruck, daß es sich hier um Gotteslästerung handle, wurde während der Feier zum dritten Freimaurer-Grad so stark, daß ich heftig protestierte und den Tempel verließ, um ihn nie wieder zu betreten." - Christlicher Freimaurer, "geh hin und tue desgleichen." - Junger Mann, der du dich noch nicht gebunden hast, diese Dinge habe ich zur Warnung gesagt, denn es gibt etliche, die euch in die Irre leiten sollen.” Ihr Christen, betet, daß unsere Kirche und unser Land von dieser Mischreligion gereinigt werde, denn "einen anderen Grund kann niemand legen ausser dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus." ---Dr. Samuel R. Külling Entsprechen die Parolen der französischen Revolution «Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit» biblischen Forderungen? Man preist heute, nach 200 Jahren, die Proklamation der unveräußerlichen Menschenrechte der Menschenrechtserklärung der französischen Revolution 1789: «Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit». Entsprechen diese Forderungen wirklich denen der Bibel und gehören sie zur göttlichen Schöpfungsordnung? Hier besteht weitgehend, auch bei bibeltreuen Christen, große Unklarheit. Darum sollen die drei Begriffe untersucht werden. Ich beginne mit der Gleichheit: 1. Gleichheit Wie verhängnisvoll sich die Proklamation von «Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit» auf Gleichheit auswirkt, zeigt der heutige Feminismus. Gott hat z. B. Mann und Frau ungleich geschaffen; also ist dies seine Schöpfungsordnung und alle Gleichheitsideologie in dieser Hinsicht ist nicht von Gott, sondern von unten. Wir merken ihre negativen Auswirkungen bereits heute in der Politik und werden sie noch deutlicher erkennen in der Zukunft, wenn sie vielleicht nicht mehr zu ändern ist. Wir haben die negativen Auswirkungen der Gleichheitsideologie der französischen Revolution bereits einmal bei der Frage des neuen Eherechts besprochen und damals gesagt: «Zugunsten der Gleichheitsansprüche wird die Gemeinschaft der Ehe geopfert. Zwischen Gleichheitsansprüchen zweier unabhängigen Partner und der Gemeinschaft der Ehe gibt es nur ein Entweder - Oder.» Gott hat auch jeden Menschen ungleich geschaffen. Also ist der Ruf nach Gleichheit aller Menschen unbiblisch. «Es gibt keine größere Ungerechtigkeit als unterschiedliche Wesen
identisch zu behandeln», sagte Montesquieu zurecht. Er schreibt: «Diese Unterschiede ignorieren oder aufheben wollen heißt, gegen das Wesen der Dinge angehen, heißt, der Ideologie weichen.» Gewiß sind wir nicht gegen das Prinzip: «Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz». Aber dieses Prinzip der «Gerechtigkeit» kann leicht zu neuer Unge¬rechtigkeit führen, wenn man nicht vom biblischen Menschenbild ausgeht. Und dies tat die französische Revolution nicht. Sie ging nicht von einem dem Schöpfungswerk entsprechenden vielfältigen, individuell ganz unterschiedlichen (jedes nach seiner Art) Menschenbild aus, sondern von einem uniformen, gleichgeschalteten. Gleichheit bedeutet für sie darum einheitliche Denk Glaubens und Verhaltensweise. Und das ist eine der göttlichen Schöpfung radikal widersprechende Gleichheitsideologie. Dieses unbiblische Verständnis von Gleichheit zeigte sich besonders deutlich den Juden gegenüber. Wohl wurden, besonders durch den Einfluß des radikalen Revolutionärs Robespierre, am 27. September 1791 zum ersten Mal in der Geschichte der Juden im Exil in Europa die Juden rechtlich den Nichtjuden gleichgestellt. Das hieß aber für die Juden, ihre Jüdischkeit weitgehend aufzugeben. Sie sollten nicht mehr als religiöse Minderheit mit eigener Religion, Kultur und Sprache leben. «Die Juden wurden emanzipiert, weil sie Menschen, nicht weil sie Juden waren» (Daniel Gerson in Jüdische Rundschau Nr. 28 1989). Dieses Gleichheitsverständnis bezog sich auch auf andere Minderheiten. Gleichheit hieß für sie Gleichschaltung, Aufgabe ihrer individuellen Überzeugungen. Das zeigt sich sehr deutlich bei einem andern der proklamierten Menschenrechte, der Freiheit. 2. Freiheit Die Freiheit der französischen Revolution war nicht die biblisch verstandene Freiheit. Diese Freiheit war absolut nicht die Freiheit von aller Sklaverei. Sie war gebunden an das uniforme Menschenbild der Revolution. Und das war ein atheistisches Menschenbild. Freiheit, losgelöst von göttlicher Autorität, wird zur Tyrannei durch Menschen, wie Wilhelm Hahn ausführt: (Hahn Christliche Weltrevolution. Stehen wir vor einer Spaltung der Christenheit, in Rupert Hofmann, Verlag Regensberg 1987). «Der Mensch soll sein Schicksal und das der Menschheit in seine eigenen Hände nehmen und eine menschenwürdige, ideale Welt schaffen! Das Reich der Gerechtigkeit und des Glücks für alle Menschen, die alle gleich sind, läßt sich von Menschen auf dieser Welt erreichen.» «Welchen Fanatismus das Ziel der Menschheitsbeglückung hervorgebracht hat (von Robespierre bis Marx, von Lenin, Stalin bis hin zu Hitler oder Pol Pot und schließlich Ajatollah Khomeini) wird erhellt aus dem folgenden programmatischen Wort Robespierres: 'Die Triebkraft der Volksregierung ist in Friedenszeiten die Tugend. Sie ist in Zeiten der Revolution zugleich Terror und Tugend: Die Tugend, ohne die der Terror unheilvoll ist, der Terror, ohne den die Tugend machtlos ist. Der Terror ist nichts anderes als das schlagfertige, unerbittliche, unbeugsame Recht. Er ist somit eine Emanation (Ausfluß) der Tugend». Darum war es auch gar keine echte Freiheit, auch wenn sie noch so lauthals verkündet wurde. Sie bestand in lauter Verboten, was die Glaubens und Gewissensfreiheit betrifft. Ist das etwa Freiheit, die nur mit neuen Verboten (christliche Feiertage und Feste, bestimmte religiöse Handlungen usw.) gepaart war, gegeben von Menschen, die von göttlicher Autorität nichts wissen wollten, sondern einer «Göttin der Vernunft» (Demoiselle Maillard) huldigten, oder die das Volk zum Gott machten? Wen wundert es, daß schon in den ersten Jahren nach der Emanzipation (besonders 1793/94) die jüdischen Gottesdienste meistens im Geheimen abgehalten werden mußten und es zu Verhaftungen von Rabbinern kam. Was ist das für eine Freiheit, wo nicht jeder nach seiner Überzeugung seines Glaubens leben kann? 3. Brüderlichkeit Heute sollte man nach den Forderungen der Feministinnen «Schwesterlichkeit» sagen! Aber lassen wir den Ausdruck der Revolution stehen. Auch hier ist natürlich nicht an christliche Bruderschaft zu denken. Auch hier gibt es nur bedingte Brüderlichkeit. Auch hier galten diejenigen, die die Gedankengänge und gottlosen Prinzipien der Revolution, ihr Bekenntnis («die Existenz eines höchsten Wesens und die Unsterblichkeit der Seele») oder ihre ideologischen
Kultfeiern usw. nicht guthießen, praktisch nicht als Brüder, sondern als unliebsame Außenseiter oder Fremdkörper im Staat, die man entweder als «quantité négligeable» (zu vernachlässigende Größe) überging oder gewaltsam zum Bruder machen wollte («Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag ich dir den Schädel ein»). Die Schreckensherrschaft Robespierres geschah sicher nicht im Sinn der Brüderlichkeit seiner Untertanen! 4. Was sagt die Bibel? Aus obigen Darlegungen ist hervorgegangen, daß die französische Revolution mit ihrer Proklamierung von «Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit» etwas anderes meinte als die Bibel und darum nicht christliche Begriffe oder Werte durchgesetzt hat. Im Rahmen dieses Aufsatzes kann natürlich nur sehr beschränkt und lückenhaft darauf eingegangen werden, was wir von der Bibel her zu Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit zu sagen haben. a) Freiheit Nach der Bibel gibt es keine absolute Freiheit. Als das Volk Israel von der Knechtschaft in Ägypten befreit wurde, kam es zum Sinai, wo es lernen sollte, sich an das Gesetz Gottes zu binden. In Römer 6,15 – 7,6 sagt Paulus, daß der Gläubige freigemacht wurde von der Sündenknechtschaft, aber zugleich Knecht der Gerechtigkeit wurde. «Jetzt dagegen, wo ihr von der Sünde frei und Knechte Gottes geworden seid, habt ihr als eure Frucht die Heiligung und als Endergebnis das ewige Leben.» (Römer 6, 22) Dieser zentrale Vers sagt alles. Die Proklamation einer ziellosen, zügellosen Freiheit ist völlig unbiblisch. Die Bibel lehrt uns keine Freiheit von aller Sklaverei. Sie lehrt uns, daß wir entweder «Sklaven» der Sünde oder «Sklaven» Gottes sind. Es gibt nur dieses Entweder Oder. Als Knechte Gottes haben wir als Ziel die Heiligung (in diesem Leben) und als Endergebnis das ewige Leben. Wir sind nie absolut frei, also haben wir auch keine solche Freiheit zu verkündigen. Luther sagte es in dem Paradox: «Der Christ ist ein freier Mann und niemandem untertan. Der Christ ist ein dienstbarer Knecht aller und allen untertan». Freiheit vom mosaischen Gesetz bedeutet nicht Zügellosigkeit, sondern Gehorsam Christi, Gebundenheit an das Gesetz Christi (1.Kor.9,21). Biblisch verstandene Freiheit ist nur möglich durch die neue Gebundenheit an den Geist Gottes und seine Leitung (Röm 8,14). Freiheit muß ein Ziel haben (verherrlicht Gott mit eurem Leibe (1.Kor 6,20), sonst wird sie nur Menschenknechtschaft (1. Kor 7,23). Da diese Freiheitsproklamation der französischen Revolution kein solches Ziel hatte, wurde sie nur zur neuen Gebundenheit an Menschengebote und verbote. Sklaven des Verderbens können nicht wahre Freiheit verheißen (sie verheißen ihnen Freiheit, sind dabei aber selbst Sklaven des Verderbens; denn von wem jemand im Kampf überwunden ist, dem ist er auch als Sklave verfallen (2. Petr 2,19.15). b) Gleichheit Es gibt nach der Bibel nur eine Gleichheit, die für uns alle gilt, nämlich die von Röm 3, 10 - 19: Die ganze Menschheit ist dem Gericht Gottes verfallen! Und es gibt nur einen Heilsweg für uns alle: Die Gottes Gerechtigkeit, die durch den Glauben an Jesus Christus für alle da ist und an alle kommt, die da glauben (Röm 3,22). Denn hier gibt es keinen Unterschied; alle haben ja gesündigt und bleiben unteilhaftig des Ruhmes, den Gott verleiht; so werden sie geschenkweise durch seine Gnade gerechtfertigt infolge der Erlösung, die in Christus Jesus begründet ist (Röm 3,23.24). Hier ist es angebracht von Gleichheit zu reden. Aber davon redet die französische Revolution nicht. Und die Gleichheit, die sie verkündet, gibt es, wie wir ausgeführt haben, nicht. Sie führt nur zu neuer Ungerechtigkeit im Namen eines unbiblischen Menschenverständnisses von Gleichheit. c) Brüderlichkeit Die Bruderschaft im biblischen Sinn ist nur möglich durch den Vater im Himmel («Vater» ist etwas anderes als «die Existenz eines höchsten Wesens» von Robespierre). Gott möge uns verschonen vor einer Brüderlichkeit des Schafotts! Gott möge uns verschonen vor einer Brüderlichkeit des atheistischen Genossen! Gott möge uns verschonen vor einer Zwangsbruderschaft! Gott möge uns auch bewahren vor einer Zwangsschwesternschaft des Feminismus! Gott möge uns bewahren vor einer Bruderschaft, die keine ist! Die Bruderschaft der
französischen Revolution, die die Vaterschaft Gottes leugnete, ist keine Bruderschaft. Und diesen Vater in Jesus Christus hat die Revolution ausgeschaltet. Sie wollte «Brüder», ohne den «Meister» anzuerkennen (Mt 23,8). Ihr Bruderbild war nicht das der Bibel: «dem Bilde seines Sohnes gleich zu werden: dieser sollte der Erstgeborene unter vielen Brüdern sein (Röm 8,19). Reden wir also nicht mehr davon, die französische Revolution habe «christliche Rechte» durchgesetzt. Sie war weit entfernt davon. Vertiefen wir uns mehr in die Bibel, um zu erfahren, was sie über «Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit» sagt. ---Dr. Martin Hohl - Wirz
Die Freimaurerei und der Absolutheitsanspruch des Herrn Jesus Christus
(Biographische Angaben finden sich am Ende dieses Artikels) Die Literatur zum Thema Freimaurerei ist außerordentlich umfangreich. Die 1911 vom deutschen Gelehrten August Wolfstieg begründete »Bibliographie der freimaurerischen Literatur« umfasst heute über 50'000 Titel. Nach Zendralli wird die gesamte Literatur zum Thema Freimaurerei von Fachleuten auf rund 100'000 Bücher und Schriften Titel geschätzt. Ein Teil dieser Literatur ist im Verzeichnis der Deutschen Freimaurer Bibliothek, die dem Deutschen Freimaurer Museum in Bayreuth angeschlossen ist, enthalten (Schneider, 1977). Trotz dieser Literaturflut ignoriert nach Mellor »die grosse Mehrheit des Publikums die Freimaurerei«, und von den Historikern werde sie kaum und erst spät zur Kenntnis genommen. »Sie ist ein Tabu, über das man gleichsam verabredungsgemäß nicht spricht« (S.33) »Seit etwa 10 Jahren erst ist die Freimaurerei zum Gegenstand intensiverer wissenschaftlicher Forschung geworden.« (Ulrich Im Hof, Zur Geschichte der Freimaurer im 18. Und 19. Jahrhunderts – aus der Sicht eines Historikers, Basel, 1984). Schenkel schreibt: »Die Lehrbücher der Kirchengeschichte enthalten zwar kurze Hinweise auf die Freimaurerei, behandeln sie aber nebensächlicher als irgendwelche belanglosen Erscheinungen auf kirchlichem Gebiet und verraten in nichts ein Bewusstsein um die teilweise geradezu entscheidende Bedeutung der Freimaurerei in der Kulturpolitik einiger europäischer Staaten.« Diese Aussage gilt m.E. auch heute noch. Warum diese Unwissenheit, Ignoranz, Vorsicht? Der Grund dafür liegt sicher nicht zuletzt in der Freimaurerei selbst, für die Öffentlichkeitsarbeit nicht wesensgemäß ist. Die Freimaurerei versteht sich zwar heute nicht mehr als eine Geheimgesellschaft, immer noch aber als eine geschlossene Gesellschaft: »not secret but privat«. Bis vor kurzem waren zuverlässige, autorisierte Informationen nur schwer zugänglich. Zudem war die Freimaurerei seit ihrer Gründung im Jahre 1717 heftig umstritten und von den vielfältigsten Gerüchten begleitet. Je nach Standort und Interessenlage waren die Aussagen unterschiedlich und widersprüchlich. Dazu kommt, »dass es nicht einmal im Innersten des Ordens Übereinstimmung über das Wesen und über die wesentlichen Ziele der Freimaurerei gibt.« (Mellor) Die Freimaurerei ist nicht nur umstritten, sondern auch zerstritten. Es gibt verschiedene
Spielarten und Abarten, die sich zum Teil die Anerkennung versagen. In dieser Situation ist es schwierig und für Außenstehende fast unmöglich, sich ein objektives Bild zu machen. Kann es aber ein solch 'objektives' Bild überhaupt geben? Ein Freimaurer wird diese Frage möglicherweise verneinen. Jeder erlebt Freimaurerei anders. Wahrheit ist relativ, subjektiv. Das Wesentliche der Freimaurerei lässt sich zudem nach freimaurerischer Auffassung nicht durch Worte und Bücher mitteilen. »Der Geist des freimaurerischen Rituals... beruht auf dem Glauben, dass es gewisse Wahrheiten gebe, die zu tief sind, als dass Worte oder Begriffe sie ausdrücken könnten. Allein Symbole können eine stumme Andeutung davon geben.« (Alec Mellor, Logen, Rituale, Hochgrade. Handbuch der Freimaurerei, 1985, S. 304) Dies ist meines Erachtens der Kern und der gemeinsame Nenner aller Freimaurerei, dass sie dem Wort im weitesten Sinn, d. h. auch der Sprache, als gestaltende, ordnende, verbindende und rettende Kraft misstraut und an seine Stelle das Symbol setzt. Dieser Sachverhalt war mir mit seinen weitreichenden Konsequenzen nicht bewusst, als ich am 5. Juni 1988 in die »Freimaurerloge Libertas et Fraternitas im Orient von Zürich« aufgenommen wurde. Ich erwartete eine offene, faire und anregende geistige Auseinandersetzung, ohne die ich buchstäblich nicht atmen kann. In der Loge hingegen wird jede politische, theologische oder andere 'hitzige' Diskussion bewusst und konsequent vermieden. Auch mir sind leere Wortgefechte, bloße Wortklaubereien und gewalttätige geistige Auseinandersetzungen zuwider, und ebenso lehne ich jedes Missionieren mit Schwert, Zwang und Aufdringlichkeit ab. Doch sollen und können wir an die Stelle der blutigen Religions- und Konfessionskriege das Schweigen setzen? »Hear, see and silence«, so lautet die Devise der englischen Freimaurer. In dieser Arbeit gehe ich von einer Auffassung aus, die der freimaurerischen diametral entgegengesetzt ist: Die Sprache ist die wichtigste Kommunikationsform. Sie konstituiert alles Sein, alles Leben. Gerade die wichtigsten Wahrheiten können nur durch die Sprache vermittelt werden, und wirkliche, dauerhafte Gemeinschaft entsteht nur durch das Wort. Es geht mir im folgenden nicht darum, die freimaurerische Auffassung zu widerlegen und zu bekämpfen, vielmehr geht es darum, die beiden Auffassungen einander gegenüber zu stellen und einer möglichst unvoreingenommenen Beurteilung und einer möglichst freien persönlichen Entscheidung zugänglich zu machen. Welche Sprache sollen wir nun aber sprechen, um nicht in einer dauernden Sprachverwirrung zu leben? Ich gehe im folgenden von der Annahme aus, dass Jesus Christus die höchste, die absolute Autorität in Sachen verbaler Kommunikation ist. Er ist uns bezeugt als das 'fleischgewordene Wort'. Er ist mit seinem Leben dafür eingestanden, dass Gottes Wort gilt; Er hat uns den Zugang zu demjenigen Gott wieder ermöglicht, der kommuniziert, der mit uns spricht und sich uns gegenüber ausdrücklich verpflichtet; Er hat uns das Vertrauen auf das Wort, den Sinn für die Bedeutung der gegenseitigen Verständigung und damit die Sprache wiedergegeben. Mit anderen Worten: Ich nehme im folgenden an, dass der Absolutheitsanspruch des in der Bibel bezeugten Jesus Christus gerechtfertigt ist, und ich werde versuchen, die Freimaurerei im Lichte dieses Jesus Christus zu beleuchten. Er ist derjenige, der auferstanden ist, der also lebt, und dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden übertragen ist. Ich nehme diese Herrschaftssituation als durchaus wirklich an, auch wenn ich den obersten Machthaber nicht sehe, nicht immer spüre und von dieser ganzen Wirklichkeit und Wahrheit nur aufgrund des uns überlieferten Evangeliums etwas weiß. Die Annahme dieser Realität bedeutete eine Umkehr, die es mir ermöglichte, wieder aus der Freimaurerloge auszutreten. Das geschah am 28. September 1988. Die Freimaurer wenden sich - mit Erfolg, wie wir sehen werden - gegen alle Absolutheitsansprüche einzelner Religionen, Konfessionen, Parteien, Rassen, Klassen, Institutionen, Nationen usw. und wollen alle Gegensätze miteinander versöhnen. Ist der Absolutheitsanspruch Christi gerechtfertigt, so hat dieser Kampf der Freimaurer auch aus unserer Sicht eine gewisse Berechtigung: Wir finden ja unser Heil nicht in einer bestimmten Institution, Partei, Klasse, Nation usw., sondern wirklich nur und ausschließlich in der Person Christi. Darum
soll mit dieser Arbeit keinesfalls irgend eine absolutistische, totalitäre, rassistische, religiöse, konfessionelle oder andere Partei unterstützt werden, welche die Freimaurerei bekämpft. Mit diesen Auseinandersetzungen zwischen 'Anti Absolutisten' einerseits und den Verfechtern unserer Sicht andererseits, die zum Teil 'falschen' Absolutheitsansprüchen mit äußerster Verbitterung und Gehässigkeit geführt werden, wollen wir nichts zu tun haben. Die entsprechende Literatur bleibt in dieser Arbeit unberücksichtigt. Ebenso wenig will ich mich auf die unzähligen Gerüchte um die Freimaurerei und auf die ganze Gerüchteliteratur einlassen. Es kommt auf möglichst zuverlässige Informationen an. Es sollen bei der Darstellung der Freimaurerei möglichst Freimaurer selbst sowie Wissenschaftler zu Wort kommen, denen ein Einblick gewährt wurde. Bei der Beurteilung sollen sich die gemachten Aussagen niemals gegen die Freimaurer als menschliche Personen richten, sondern allenfalls gegen den Geist, der hinter der Freimaurerei steckt. In den letzten Jahren sind einige größere Werke von Freimaurern und von Wissenschaftlern erschienen, die einen vertieften Einblick in die Freimaurerei und ihre 'Geheimnisse' ermöglichen. (Binder, 1988, Mellor,1985, Oslo, 1988, Valmy, 1988). Zudem wurden im Fernsehen Dokumentarfilme gezeigt (z.B. ORF 1990), und die Zeitschrift GEO veröffentlichte eine Bildreportage (Nr. 2/1988) mit Aufnahmen von wichtigen 'Tempelarbeiten'. Diese letztgenannten Resultate freimaurerischer Öffentlichkeitsarbeit stießen allerdings bei Freimaurern auf äußerst harte Kritik (Alpina Nr. 8 9 1988, S. 205: 'weitreichendster und unverantwortlichster Verstoß gegen die Arkan Disziplin'). Nicht zuletzt dank dieser Veröffentlichungen können wir die Freimaurerei selbst beim Wort (und Bild) nehmen und müssen nur noch in Ausnahmefällen auf sogenannte 'Verräterliteratur' zurückgreifen. Es geht mir in dieser Arbeit darum, einen Überblick mit möglichst allen wichtigen Aspekten zu vermitteln, um das Phänomen der Freimaurerei in seiner ganzen Gestalt sichtbar werden zu lassen. Einzelne Aspekte könnten vertieft werden. Am Schluss der Darstellungen sollen, wo sinnvoll und möglich, die einzelnen Aspekte mit der Sicht der Bibel gemäß unserem Verständnis verglichen werden. Eine Beurteilung der Freimaurerei erfolgt in Kapitel 7.
1. Geistige Wurzeln Die Freimaurerei im heutigen Sinn besteht seit 1717. Über die Entstehungsgeschichte besteht kein sicheres Wissen. Es gibt aber verschiedene Entstehungstheorien. (Dazu Dieter A. Binder, Die diskrete Gesellschaft. Geschichte und Symbolik der Freimaurer, Wien, 1988). Auf die verschiedenen Entstehungstheorien soll im folgenden nicht eingegangen werden. Uns interessieren aber die verschiedenen geistigen Wurzeln, von denen sich die Freimaurerei herleitet. (C. Zendralli, Freimaurerei heute, S.4) nennt die folgenden Ansatzpunkte: die Bauhüttenüberlieferung, die frühchristlichen Gesellschaften, das Rosenkreuzertum, die jüdische Kabbala-Tradition, die Tempelritterlegende und die Mysterienbünde. Unter Berücksichtigung des Werkes von Allan Oslo (Freimaurer. Humanisten? Häretiker? Hochverräter? Umschau-Verlag, Frankfurt/Main ,1988), der die geistigen Wurzeln der Freimaurerei ausführlich untersucht, teile ich diese in die folgenden Hauptstränge ein, die sich allerdings teilweise überlappen und durchdringen: 1. Die Bauhüttentradition 2. Verehrung menschlichen Schaffens aller Zeiten und Völker 3. Mönchtum und Ritterorden 4. Geheimgesellschaften und Mysterienbünde 5. Jüdische und christliche Tradition 6. Humanismus, Aufklärung, Liberalismus 7. Reformation und Protestantismus
1.1. Die Bauhüttentradition »FREIMAUREREI, MAUREREI, MASONEY, MASONNERIE, KÖNIGLICHE KUNST, weltbürgerliche Bewegung mit dem humanitären Ideal des vollkommenen Menschentums. Der Name rührt her von den freien (im Gegensatz zu den zunftgebundenen) Steinmetzen an den mittelalterlichen Bauhütten.» (Neuer Brockhaus, 5. Aufl. 1974, Bd. 2, S. 259, zit. in Oslo 1988, S.12) Eine andere Auffassung über die Entstehung des Namens 'Freimaurer', die ebenfalls mit den Bauhütten zu tun hat, vertritt G. A. Schiffmann (Das Verhältnis der FM zum Christentum und zur Kirche, Stettin, 1857 1883, 28f.): »Der Name Freemasons ist eine Abkürzung der Bezeichnung Free-stone-masons. So wurden die Steinmetzen genannt, weil sie die Steine bearbeiteten, welche an der Außenseite der Mauern freistanden, so dass sie von jedermann gesehen werden konnten. Im Gegensatz dazu hießen diejenigen Bauarbeiter, welche die Steine unbehauen vermauerten, so wie sie aus den Steinbrüchen kommen, rough-stone-masons. Nun kürzte man die Namen so ab, dass man das Wort stone ganz wegließ. Auf diese Weise entstand das Wort Free masons, Freimaurer. Es sind mit dieser Bezeichnung deshalb nicht eigentlich die Arbeiter gemeint, die man jetzt Maurer nennt, sondern die Steinmetzen. Daher auch die Bezeichnung Loge oder Bauhütte. Die eigentlichen Maurer bedurften keiner besonderen Hütten. Sie verrichteten ihre Arbeiten unmittelbar am Gebäude selbst. Die Steinmetzen dagegen mussten die aus den Steinbrüchen herbeigeführten rohen Steine erst kunstgemäß bearbeiten, ehe diese dem Bau eingefügt werden konnten. Sie hatten also einen Arbeitsraum in der Nähe des Baues nötig, wo sie die Steine behauen konnten. Dies waren die Bauhütten.« In diesen Bauhütten, die im Mittelalter zu den Klöstern gehörten und mit der Zeit verweltlicht wurden, pflegten die klerikalen und die weltlichen Steinmetzen ihre eigene, besondere Tradition. Sie »trachteten danach, ihre Konstruktionsgeheimnisse vor den Augen Uneingeweihter zu verbergen, sie waren einem strengen Zunftsystem unterworfen, gegliedert in Lehrling, Geselle und Meister, mit einer Menge innerer und äußerer Regeln. Auch betrachteten sie ihre Arbeit als eine 'göttliche Kunst'.« (Jürg von Ins, Zur Frage nach den Quellen der freimaurerischen Symbolik, 1974) Die Steinmetzen waren in der Regel nicht lokal, sondern überregional organisiert und entwickelten bald ein internationales, kosmopolitisches Bewusstsein. Steinbauwerke waren selten, und die Auftraggeber waren vielfach die höchsten kirchlichen und weltlichen Autoritäten. War ein Bauwerk beendet, so musste der Steinmetz oft weiterziehen. Er war nicht in einer lokalen Kirche, Gemeinde oder Zunft zuhause. »Seine Heimat war die Bauhütte am Arbeitsort, die darum von den fürstlichen Protektoren ihre überlokale Organisation und ihre Freiheiten empfing.« (Rudolf Spitzbarth, Die Freimaurerei, ihr Herkommen und Wirken. 1968) Dank dieser Freiheiten wurden die Bauhütten zu Zufluchtsorten für Verfolgte, Verfemte und Freidenker aller Art. (Spitzbarth) Diese zugelassenen Nicht Steinmetzen wurden 'angenommene' Maurer genannt. Mit der Zeit trat die bauhandwerkliche Tradition in den Hintergrund, und es wurden vermehrt esoterische, philosophische, sittliche und gesellschaftliche Traditionen gepflegt. 1717 gründeten vier Bauhütten in London die erste Grossloge. Dieses Jahr gilt als das Gründungsjahr der Freimaurerei im heutigen Sinn. Die 1717 gegründete Freimaurerei hat mit dem ursprünglichen Bauhandwerk, das als 'operative Maurerei' bezeichnet wird, nichts mehr zu tun. Es geht nicht mehr um den Bau von Steinbauwerken, sondern um den Bau am 'Tempel der Humanität'. Die heutige Freimaurerei wird gegenüber der 'operativen Mauerei' als 'spekulative Maurerei' bezeichnet. (A. Oslo, S. 55). Von der Bauhüttentradition sind aber verschiedene Elemente übernommen: der Name 'Freimaurer', 'Freimaurerei', die Bezeichnung Loge (lodge) für die Arbeitsstätte, die Einteilung der ersten drei Grade in Lehrling, Geselle und Meister sowie »eine an Steinmetzen und
Bauhandwerk anknüpfende Deutung der Stellung des arbeitenden Menschen im christlichen Kosmos und ein daraus abgeleiteter Sittenkodex«. (Spitzbarth) Dazu kommen verschiedene Symbole wie: Winkelmass, Wasserwaage, Zirkel, Senkblei, Maßstab, Reißbrett, Schurz, rauher Stein u.a.m. In der Johannismaurerei (Grade 1 3) sowie in der 'jüdisch architektonischen Etappe' der schottischen Hochgradmaurerei (Grade 1 14) lehnen sich zudem die Arbeiten und die symbolischen Handlungen an die Bauhüttentradition an. Nach Lerich (Konrad Lerich, Der Tempel der Freimaurer. Der 1. Bis 33. Grad. Vom Suchenden zum Wissenden, Bern, 1937) «erreichen Bausymbolik und Bausage der Freimaurerei im 13. Grad ihren esoterischen Höhepunkt«. (S. dazu Kapitel 3)
1.2. Verehrung menschlichen Schaffens aller Zeiten und Völker 1.2. 1. Diesseitigkeit »Die wahren Taten der Freimäurer sind so groß, so weit aussehend, dass ganze Jahrhunderte vergehen können, ehe man sagen kann: das haben sie getan! Gleichwohl haben sie alles Gute getan, was noch in der Welt ist, merke wohl: in der Welt! Und fahren fort, an all dem Guten zu arbeiten, was noch in der Welt werden wird, merke wohl, in der Welt.« (Aus: G. E. Lessing, Ernst und Falk, Gespräche für Freimäurer.) Dass die Freimaurerei hauptsächlich diesseitig orientiert ist, geht auch aus den Aussagen vieler anderer FM hervor. So schreibt zum Beispiel Seydel (Rudolf Seydel, Katholicismus und Freimaurerei, Leipzig, 1862), das höchste Ideal sei die 'Darstellung des Reiches Gottes auf Erden', und auch ImHof meint: «Es geht um das 'Reich Gottes auf Erden'.» Bei Lagutt (Jan K. Lagutt, Der Grundstein der Freimaurerei, Erkenntnis und Verkennung, Zürich, 1958) lesen wir: »Wollen die Religionen den Menschen vor allem auf das Leben nach dem Tod vorbereiten, so die Maurerei in erster Linie für das Erdenleben... Ist das Streben der Religionen himmelwärts gerichtet, so dasjenige der Maurerei erdenwärts ... Das Wahre, Gute und Schöne ist der Erde und des Menschen wegen zu tun.« Die Freimaurerei ist nach Valmy (Marcel Valmy, Die Freimaurer. Arbeit am Rauhen Stein. Mit Hammer, Zirkel und Winkelmass. München, 1988) durch die Glaubensform des Deismus beeinflusst, «auch Freidenkertum oder Vernunftreligion genannt, die eine Anleitung zum sittlichen Leben im Diesseits, nicht zum Übergang in die Transzendenz, sein will.» Bei diesem Diesseits handelt es sich um die ganze dem Menschen zugängliche und wahrnehmbare Welt, um das ganze Universum. Es interessieren nicht nur die Vorgänge auf dieser Erde, sondern auch die 'Gesetzmässigkeiten des Universums'. (Oslo). »Der Ort freimaurerischer Arbeit ist die Loge. Sie hat die Form eines 'länglichen Vierecks' und ist als Sinnbild des Weltalls, als Wohnstätte der ganzen Menschheit gedacht.« (Heinz Günter Deiters, Die Freimaurer. Geheimnis und Enthüllung, München, 1963). Im Tempel ist symbolisch dargestellt, woran sich der diesseitige Mensch orientiert: die Himmelsrichtungen Nord, Süd, Ost und West; Sonne, Mond und Sterne; der andere Mensch. Die Zeitrechnung der alten Maurer begann nach Oslo mit Adam, mit dem Beginn der Welt: Der Anfang der Welt war demnach unweigerlich auch der Beginn der Maurerei. Deshalb datierten sie statt 'im Jahre der Welt' (anno mundi) einfach 'im Jahre der Maurerei' (anno maconii), und beide trugen die Abkürzung AM.» 1.2.2. Taten statt Worte »Geschrieben steht: 'Im Anfang war das Wort!' Hier stock ich schon! Wer hilft mir weiter fort? Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen, Ich muss es anders übersetzen, Wenn ich vom
Geiste recht erleuchtet bin. ... Mir hilft der Geist! auf einmal seh ich Rat, Und schreibe getrost: Im Anfang war die Tat! (Aus: J.W. von Goethe, Faust, 1225 -1238) Die Freimaurer bedienten sich nach Schiffmann Symbolen aus dem Bereich des Handwerks, um deutlich zu machen, »dass nicht theoretische Untersuchung, sondern praktische Tätigkeit der eigentliche Zweck des neu gestifteten Bundes war.« Das Reich Gottes soll durch die menschliche Tat auf Erden verwirklicht werden. »Arbeit ist Gottesdienst, weil in ihr und durch sie die höheren Lebenswerte zur Verwirklichung kommen« (Schenkel, 1926). In den Logen der Freimaurer wird 'gearbeitet' . »Alle Feiern werden 'Arbeit' genannt, und zwar je nach den Graden am rauhen Stein, am kubischen Stein, am Reißbrett.» (S. 66) Die Freimaurer nehmen an einem 'Kultus der Arbeits- und Berufsethik' teil. (S. 67) »Dem Theologisch Dogmatischen kommt von Anfang an kein Gewicht zu, sondern alles ist ethisch praktisch gemeint. Es ist aber nicht nur die Tätigkeit als solche, weiche gefeiert wird, sondern dass sie mit Weisheit, in Schönheit, durch Kraft geschieht. Der Wert der Arbeit ist unabhängig vom Erfolg« (S. 67). »Die ganze Arbeitssymbolik erhält ihre Krönung in dem Gedanken der Pflicht. 'Tue deine Pflicht!' ist der ernste männliche Klang, der durch das Ritual der Johannis Maurerei hindurchklingt« (S. 69) Der Arbeitsgedanke findet seine Ergänzung in dem Gedanken der Erholung. Auch sie ist geweiht ... Auf jede Arbeit folgt eine Tafelloge mit rituellen Formen oder wenigstens ein geselliges Beisammensein.« (S. 69) In der Freimaurerei geht es also um eine Betonung der Aktivität gegenüber der Passivität. »Die Erlösung wird nicht im Mystischen gesucht, sondern in der tapferen Bejahung des Schicksals und in der Betätigung des freien Willens (S. 85) Oft wird das Reden, das 'bloße' Aussprechen von Worten nicht als Tat betrachtet und dem 'Tun' gegenübergestellt: »Das Tun ist viel mehr wert als das bloße Diskutieren« (Ernst Moser, Die Freimaurerei und die Satzungen der Vereinten Nationen, in: Alpina Nr. 5/1964). Wir werden sehen, dass zwischen Freimaurerei und liberalem Protestantismus eine enge geistige Verwandtschaft besteht und dass zwischen beiden enge Beziehungen bestanden haben und bestehen. Vielleicht müsste Max Webers berühmtes Werk ’die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus' ergänzt oder vertieft werden durch eine Untersuchung über die Bedeutung der freimaurerischen Arbeits und Berufsethik für die Wirtschaftswelt der neusten Zeit. 1.2.3. Ein Herz für Kain Aus der Parteinahme für die Tat und die Tatmenschen ergibt sich auch eine Parteinahme für Kain und seine Nachkommenschaft. Die Hiramslegende, die in der Freimaurerei eine außerordentlich grosse Rolle spielt, »schildert die Kains Kinder als den vorwärtsstürmenden, erfindungsreichen, schöpferischen Menschentypus, während Abel jenen Typus darstellt, der sich mit dem natürlich Gewordenen, dem 'Gott Gegebenen' zufrieden gibt (Lagutt). Hiram Abif, der legendäre Architekt und Baumeister des Salomonischen Tempels, wird als Nachkomme Kains betrachtet. »Der Tradition nach gilt Hiram als Kainit.« (Ebd. S. 45) »Hiram errichtete den wunderbaren Tempel Salomonis, er schuf den herrlich goldenen Königsthron und führte viele prachtvolle Werke und Bauten auf.» (S. 52) Aus der Sicht dieser Legende erscheint es ungerecht und willkürlich zu sein, dass der Gott der Bibel das Opfer Abels annahm und ausgerechnet dasjenige des Kain ablehnte. »Und Kain erschlug Abel. Doch nun verfolgte Adonai die Söhne Kains und machte sie den Kindern Abels untertan. Das Geschlecht Kains aber war schöpferisch und erfand die Wissenschaften und Künste.» (S. 51 ff.) «Enoch, ein Sohn Kains, lehrte die Menschen die Kunst, Steine zu behauen, Häuser zu bauen und in Gemeinschaften zu leben. Enochs Sohn Irad und sein Enkel Mehujahel errichteten Dämme und machten Zedernstämme zu Balken, Methusael, ein anderer Sprosse Kains, ersann die heiligen Buchstaben, die Tau Bücher und das sinnbildliche T (Tau), an dem die vom Feuer stammenden Arbeiter sich erkannten. Lamech, dessen Weissagungen den Profanen verschlossen sind, hatte vier Kinder: Jabal, der als erster Felle zu gerben verstand, Jubal, den
Erfinder der Harfe, Naamah, die Mutter der Spinnerei und Weberei, und Tubalkain, der den ersten Schmelzofen baute. Tubalkain trieb auch tiefe Schächte in die Berge, um sein Geschlecht vor der kommenden Flut zu schützen. Allein nur er und sein Sohn entgingen den Wassern.« (S. 51f.) Nach der Hiramslegende soll Hiram, nachdem er von drei seiner Gesellen erschlagen worden war, von Tubalkain »in den Mittelpunkt der Erde, in die Seele der Welt, ins Reich des großen Kain« (S. 54) geführt worden sein. Dort »sah Hiram seinen Urvater Kain... Und Kain erzählte seine Leiden, die Jehovas Grausamkeit über ihn verhängte.« S. 55) »Und Tubalkain übergab ihm den Hammer, mit dem er selbst so Großes geschaffen hatte und sprach: 'Diesen Hammer nimm!' Die Feuergeister werden dir helfen, das Werk zu beenden.« (S. 55) Es ist wohl selbstverständlich, »dass eine Legende nie als Darstellung geschichtlicher Vorgänge betrachtet werden darf» (S. 57), doch sollten diese Ausschnitte, die den meisten Freimaurern möglicherweise unbekannt sind, deutlich machen, für wen hier Partei ergriffen wird: für Kain und seine Nachkommenschaft. »Gewisse Namen aus dem Geschlechte der Kains Söhne sind zu Passworten geworden.« (S. 45) Die einzelnen Passworte sind im Werk von Binder, (164, 167, 203) enthalten. So lautet das Passwort der Lehrlinge und der Meister: 'Tubalkain'. Wiederum ist wohl den meisten Freimaurern nicht bewusst, was das für ein Wort ist, und was es bedeutet Worte sind ja scheinbar nicht so wichtig. 1.2.4. Grosse Leistungen, Werke, Persönlichkeiten Die Verehrung menschlicher Leistungen, Werke und Persönlichkeiten in der Freimaurerei geht nun über Kain und sein Geschlecht weit hinaus und umfasst die gesamte Menschheit, alle Völker und Zeiten. Dabei «ist das Bauen, der Bau der sichtbare Ausdruck schöpferischen Tuns schlechthin». (Lagutt, S.106) Solch schöpferisches Tun findet natürlich nicht nur im Baugewerbe statt, sondern in allen Lebensbereichen des Menschen: Wirtschaft, Wissenschaft, Technik, Kunst, Literatur. Überall braucht es Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die erworben, entwickelt und weitergegeben werden müssen. Die menschliche Geschichte erscheint als eine Geschichte des seine Leistungen und Werke und damit auch sich selbst stets weiter und (evolutiv) höher entwickelnden Menschen. »Es ist nur ein Bau, der fortgeführt werden soll, der simpelste, der größte; er erstreckt sich über alle Jahrhunderte und Nationen. Wie physisch, so ist auch moralisch und politisch die Menschheit in ewigem Fortgang und Streben.« (J.G.v. Herder zitiert in J. N. J. Schmidt, Wurzeln der Freimaurerischen Gemeinschaft, Zürich, 1961) Für Herder ist die Freimaurerei ein 'Areopag des Verdienstes, der Sitten und der Talente'. (Imhof, S. 294) In der seit 1723 geltenden Konstitution der Freimaurerei, die von James Anderson, einem Prediger der Kirche der schottischen Presbyterianer in London, verfasst wurde, ist eine Weltgeschichte menschlichen Schaffens enthalten. Sie wird zwar oft als 'geschichtlich wertlos' betrachtet (Schenkel, 1926, Lagutt, 1958) und selten abgedruckt. Im Anhang des Buches von Oslo (1988, 366ff.) ist dieser 'geschichtliche Teil' allerdings enthalten. Uns scheint dieser Teil der Anderson'schen Verfassung wichtig zu sein, nicht weil darin eine wirkliche Geschichte, sondern eine 'Möchtegern-Geschichte', eine Geisteshaltung, zum Ausdruck kommt. Immerhin besteht «das Gemeinsame der Freimaurer in aller Welt ... darin, dass sie sich an die sogenannten 'Alten Pflichten' von 1723 (Andersonsche Konstitution) halten.« (Von Ins, S.29) In Andersons 'Geschichte' der menschlichen Künste von Adam bis zur damaligen Zeit erscheinen die erwähnten 'Grossen' der Vergangenheit als 'Großmeister' und 'Großbeamte'. Neben Kain und seiner Nachkommenschaft Abel wird hier nicht erwähnt kommen auch die Erbauer des babylonischen Tempels zu Ehren, denn trotz ihrer 'Eitelkeit' werde 'ihre Fertigkeit in der Maurerei ... gerühmt' (zit. in Oslo, S.366). Bewundert wird in diesem Zusammenhang auch die 'Fertigkeit der Maurer', 'ungeachtet der Verwirrung der Sprachen', 'miteinander ohne Sprechen zu verkehren und einander von weitem zu erkennen'. (S. 367) Nach den 'herrschaftlichen Städten' und den anderen 'großartigen Bauwerken' (Pyramiden etc.) Ägyptens wird auch 'Gross Meister Moses' erwähnt. (S. 367f.)
Gerühmt wird nach dem 'Tempel des Dagon in Gaza der Philister' natürlich besonders der Tempel Salomos und sein Architekt und 'Meister des Baus' Hiram Abif. Schließlich werden in dieser Geschichte menschlichen Schaffens unter anderem erwähnt: der 'Gross Meister Maurer' Nebukadnezar, die 'Künste und Wissenschaften mit den bedeutendsten Gelehrten und Handwerkern' in Griechenland und Rom, die Entwicklung der 'königlichen Kunst' im Abendland, besonders in England und in Schottland. (Der Name Jesus Christus fehlt in dieser 'Geschichte der Grossen'.) 1.2.5. Vergleich Ein kurzer Vergleich zeigt an dieser Stelle bereits deutlich, dass die Weltanschauung der Freimaurerei sich wesentlich von derjenigen unterscheidet, die uns in der Bibel bezeugt ist: Das Reich Jesu ist nicht von dieser Welt. Die diesseitige Welt ist nicht bedeutungslos, hat aber nur eine begrenzte, relative Bedeutung. Selbst das tausendjährige Reich ist vergänglich. Wichtig und ursprünglich ist eine unsichtbare, dem Menschen unzugängliche Welt, aus der alles Diesseitige, Irdische entstanden ist, und aus der alles seinen Sinn und Wert erhält. Ebenso ist auch in der Freimaurerei die jenseitige Welt nicht bedeutungslos, sie wird nun aber ihrerseits relativiert: Selbstverständlich darf jeder Freimaurer an ein Jenseits glauben, doch dieser Glaube ist subjektiv dem Belieben des einzelnen unterstellt und darf in der Loge keine absolute Geltung beanspruchen. Der Unterschied liegt also in der Priorität, in der Vorrangigkeit: absolutes Jenseits und relatives Diesseits in der Bibel, relatives Jenseits und absolutes Diesseits in der Freimaurerei. Das Gleiche gilt für die Gegenüberstellung von Taten und Worten. Das Wort hat in der Bibel eine absolute Bedeutung, und was 'geschrieben steht' dient selbst Jesus als höchste Autorität, der sich sein Widersacher beugen muss. »Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen«, spricht Jesus. (Mt. 24,35) Die menschlichen Taten kommen in der Bibel auch vor, haben aber eine untergeordnete Bedeutung. In der Freimaurerei ist auch dieses 'Herrschaftsverhältnis' umgekehrt: Taten haben absolute Bedeutung, Worte relative Bedeutung. Auch Freimaurer sprechen und verwenden Worte. Die höchsten Einsichten sind für sie aber nicht mit Worten kommunizierbar. Wichtiger ist ihnen, dass »sie einander kennen und lieben, sogar ohne das Hilfsmittel der Sprache oder in unterschiedlichen Sprachen«. (Anderson zitiert in Oslo, 1988, S.378) Die biblische Heilsgeschichte ist mit dem Namen Abel verbunden, Kain hat eine 'undankbare' Nebenrolle. In den freimaurerischen Legenden wird Kain sozusagen rehabilitiert und Abel in den Hintergrund gedrängt. Die Bibel segnet nicht alle menschlichen Leistungen, Werke und Personen. Wichtig, vorrangig ist das Gottvertrauen, die Gottesbeziehung, aufgrund der der Mensch opfert, arbeitet und aufbaut. Für diese Gottesbeziehung trägt auch der Mensch einen Teil der Verantwortung: Er muss zum biblischen Gott und zu seinem Sohn ja sagen. Wer den biblischen Gott verneint, wer undankbar und selbstgerecht Gottes Gaben zu eigenen, menschlichen Leistungen erklärt, dem wird der Segen entzogen.' Die Freimaurerei hingegen will alle Menschen, unabhängig von ihrer Gottesbeziehung 'gerecht' sein lassen. Der Wert des einzelnen hängt von seinem Beitrag für die Menschheit ab. Statt um Gnadenannahme und Gottvertrauen geht es um »eine Schule des Wettlaufs zur Erreichung des schönsten Kranzes der Humanität und Menschenwürde.« (Böni 1944, 290) Das Wichtigste: Die Subjekte und Objekte der freimaurerischen Verehrung sind vergänglich, tot. Bei Jesus Christus hingegen können wir annehmen, dass er ewig lebt. 1.3. Mönchtum und Ritterorden Die Beziehungen zwischen Mönchtum und Ritterorden einerseits sowie Freimaurerei andererseits sind ausführlich in Oslo (FM 1988) dargestellt. Die Freimaurerei wird selbst vielfach als Orden bezeichnet sowie als geistige Nachfolgerin und Erbin alten Priester und Mönchtums betrachtet. Dabei scheinen mir die folgenden Parallelen am wichtigsten zu sein: die Bewahrung und Pflege von Wissen und Können, das Streben nach persönlicher Vervollkommnung, das Anliegen, Zufluchtsort für Verfolgte und Verfemte zu sein. Eine besondere Rolle spielt in der Freimaurerei der Templerorden. Die Templer gelten als vorbildliche, erste Verfechter des
Toleranzgedankens.
1.3.1. Bewahrung und Pflege von Wissen und Können »Die ausführliche Darstellung der Entwicklung des Klosterwesens und des Templerordens zeigt eindeutig, wo das Wissen gepflegt und gehütet wurde, wo die Beschäftigung mit den Hermetischen und Freien Künsten und der Königlichen Kunst möglich gewesen war. Die Anziehungskraft der Klöster und Ritterorden auf den Adel und den Klerus lag nicht im Gebet, noch im Handwerk, sondern im Wissen begründet. Und um zu diesem Wissen zu gelangen, musste man sich Probezeit und Prüfungen unterziehen. All dem begegnen wir später in der Freimaurerei wieder.» (Oslo, 1988, 51) »Dieses Wissen teilte sich in drei Hauptgruppen: 1. die Hermetischen Künste: die okkulten Weisheiten Gottes aus Religion, Astrologie, Magie, Zaubertrank bzw. Heilkunde, Mystik, Esoterik, Alchimie das Wesen aller Mysterien; 2. die Freien Künste: Schreibkunst, Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Verskunst, Geometrie, Arithmetik, Astronomie, Harmonie; 3. die Königliche Kunst: nicht das Handwerk des Bauwesens, vielmehr Planentwurf, Architektur, Statik, Materiallehre, Harmoniegesetze und Bauleitung - kurz: die Baukunst.« (Ebd. S. 99) Nach Oslo wurde dieses Wissen in der Menschheitsgeschichte früher hauptsächlich von den Priestern bewahrt und gepflegt: «Priester schrieben die Chronik ihrer Zeit, trieben Studien in der Philosophie und Theologie, machten Experimente in der Alchimie und Naturwissenschaft, ergänzten die Kenntnis der Heilkunde und der heilenden Kraft der Kräuter, operierten Kranke und balsamierten Mumien ein, entwickelten das Handwerk, brauten Bier, kelterten Wein und pflegten die Freien Künste einschließlich der Baukunst.« (S. 14) 1.3.2. Streben nach persönlicher Vervollkommnung In den Klöstern ging es nach Oslo immer auch um die 'innere Vervollkommnung des Mönches'. »Die Meditation in der Einsamkeit der Zelle förderte das Entstehen eines esoterischen Christentums, das sich im Laufe der Jahrhunderte in eigenartigen Aufnahmeritualen manifestierte, die an die Denkformen frühchristlicher Gnostiker erinnern. Eine Symbolik besonderer Art beeinflusste die Gedankenwelt des Ordens. Ziel aller Bestrebungen des Mönches sollte die Erlangung der persönlichen Vervollkommnung sein.« (S. 24) Die Freimaurerei will diese Tradition fortsetzen. Sie bietet sich als ein «Mittel zur 'inneren Ganzwerdung'» an. (Von Ins, S. 29). 1.3.3. Zufluchtorte für Verfolgte und Verfemte Wie die Bauhütten so waren nach Oslo auch die Klöster früher vielfach Zufluchtsorte für Verfolgte und Verfemte. Also ergibt sich auch aus diesem Gesichtspunkt eine gewisse Verwandtschaft und eine Tradition, die die Freimaurerei weiterzupflegen bemüht ist. (Oslo,1988, 16ff.) 1.3.4. Die Templer als Verfechter des Toleranzgedankens Die Templer werden von Oslo als Verfechter, wenn nicht gar als Begründer des für die Freimaurerei zentralen Toleranzgedankens angesehen: «Das wirklich neue an diesem Ritterorden war jedoch die Toleranz. Die Ritter waren verschiedener Nationalität und mussten im Heiligen Land zusammenstehen und zusammen kämpfen, was zur Verwischung der nationalen Eigenarten führen musste. Die Kleriker des Ordens studierten den Feind und dessen Kultur und Sprache, fungierten als Dolmetscher bei den zahlreichen Verhandlungen... Von daher rührt der Respekt der Templer gegenüber den Errungenschaften ihrer Feinde.« (Oslo, 1988, S.45)
Oslo sieht eine weitere Gemeinsamkeit zwischen Templern und Freimaurern in der besonderen Initiation sowie in der Verwendung von Symbolen: «Der höchste Rang, der innere Kreis der Templer, war der geistliche Ritter. Dieser wurde durch besondere Initiation (Einweihung) in den Kreis berufen. Jetzt war er würdig, sich in den Geheimzeichen der Kabbala auszukennen... Die Mitglieder dieses Kreises verständigten sich untereinander in bildhaften Symbolen, durch phonetische Wortspielereien und musikalische Harmonien.« (Ebd. 100) 1.3.5. Die Templer und der 'Rachegrad' »Die Geschichte der Tempelherren, des Tempelordens (1118 bis 1314) hatte im 18. Jahrhundert auf eine Reihe freimaurerischer Lehrarten starken Einfluss, obwohl auch zwischen Freimaurerei und Templertum kein direkter historischer Zusammenhang nachweisbar ist.» (Lerich, 1937, 41) Gross ist dieser Einfluss hauptsächlich in dem heute am weitesten verbreiteten schottischen Hochgradsystem.« An die Stelle Hiram Abifs, des Erbauers des salomonischen Tempels, dessen Ermordung in der Johannisfreimaurerei als rituelle Legende eine grosse Rolle spielt, tritt in den Areopagen, in den Werkstätten vom 19. bis zum 30. Grad, der letzte Templergroßmeister Jakob de Molay, der auf Befehl König Philipps des Schönen von Frankreich und Papst Clemens' V. am 3. März 1314 am Scheiterhaufen den Tod fand... Die Hinrichtung des Molays findet in der Kulthandlung des 30. Grades, im Initiationsritus, eine realistische Darstellung. Der Lehrgehalt des Ritter Kadosch Grades symbolisiert den Untergang des Templertums durch die geistliche und weltliche Gewalt, an deren Stelle der Sieg der Gewissensfreiheit gesetzt wird.» (Ebd. S. 41) Im 30. Grad, der auch 'Rachegrad' genannt wird (siehe Kapitel 3), rächt sich also die Gewissensfreiheit, der Gedanke der Toleranz gewissermassen symbolisch an den dogmatischen kirchlichen und intoleranten weltlichen Autoritäten. (S. a. Kapitel 3) Die freimaurerische Jugendorganisation trägt den Namen des letzten Großmeisters der Templer, den wir auch als 'freimaurerischen Märtyrer' bezeichnen können. Der 'De Molay Orden' ist »den Vierzehn bis Einundzwanzigjährigen vorbehalten«. »Die Aufgabe des Ordens ist die Heranbildung einer zukünftigen Elite der Freimaurerei.» (Mellor,1985, 91) 1.3.6. Vergleich Ein kurzer Vergleich zeigt wiederum wesentliche Unterschiede zur Lehre Christi. Während die Freimaurer jede Art von Wissen bewahren und pflegen wollen, unterscheidet die Bibel zwischen Wissen, das von oben und Wissen, das von unten inspiriert ist. Gerade die Öffnung des Menschen für das 'Wissen von unten' hat zur Trennung von Gott geführt. Die 'hermetischen' Künste sind höchst gefährlich und dem biblischen Gott ein Greuel. In der Heiligung soll ein Christ lernen, sich davon zu distanzieren, bewusst und entschieden 'nein danke' zu diesem Erkenntnisangebot zu sagen. Aus bib¬lischer Sicht kann zudem der Mensch niemals aus eigener Anstrengung Vollkommenheit erreichen. Er ist stets auf die Gnade Gottes angewiesen und erreicht Vollkommenheit niemals allein, sondern erst in der Gemeinschaft Christi und seiner Gemeinde. Christus gleicht unsere Schwächen aus, und unsere relativen Stärken werden erst durch die Kommunikation und Kooperation fruchtbringend. Das Heilswissen Christi wird nicht gehütet und selektiv weitergegeben, sondern soll möglichst in aller Öffentlichkeit aller Welt verkündigt, vervielfältigt werden. Christen sollten sich zudem natürlich der Rache enthalten. Sie steht allein Gott zu. 1.4. Geheimgesellschaften und Mysterienbünde »Die Freimaurerei versteht sich als geistiges Erbe der antiken Mysterientdünde.» (Valmy, S. 19) «Aus Brauchtum und Werklehren der Freimaurerei geht ... mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit hervor, dass diese ihre Hauptimpulse aus den Mysterienschulen vor allem ägyptischer und griechischer Prägung bezog.« (Von Ins, S. 29) »Der Freimaurerbund ist der einzige echte
Mysterienbund, der in der Gegenwart noch lebendig ist.« (Schenkel, S. 65) Ebenso äussert sich Spitzbarth und er meint, dass es gerade diese Komponente der Freimaurerei sei, «der wir ihre Anziehungskraft zuschreiben dürfen». Nach Schenkel versucht die Freimaurerei, einen humanistischen Inhalt mit Formen der alten Mysterien zu vermitteln: «Das Eigentümlichste an diesem Bund ist, dass er in seinen Formen ein Mysterienbund ist, seinem Inhalt nach aber ein reiner Humanitätsbund.« (Ebd. S. 63) Welches sind die wesentlichen Merkmale der von den antiken Mysterien übernommenen Formen? »Die Bestandteile dieser Mysterienform sind neben dem Geheimnis des Bundes der Initiationsritus, die Wanderungen, die mit den vier alten Elementen der Erde, des Wassers, des Feuers und der Luft in Berührung bringen und durch Furcht und Hoffnung zum Licht führen, die stufenweise Erleuchtung, die teilweise Entkleidung und kultische Bekleidung, die Reinheit, der Spiegel. die Bruderschaft, das kultische Mahl, Tod und Auferstehung. Ich führe ,iier nur diejenigen Punkte an, die so gut wie in allen Logen der Welt vorhanden sind. Sie könnten ergänzt werden durch weitere zahlreiche Einzelheiten aus verschiedenen Systemen der Vergangenheit und der Gegenwart.« (Ebd. S.71f.) Im folgenden sollen die wichtigsten Bestandteile kurz beleuchtet werden.
1.4.1. Geheimhaltung und Abgeschlossenheit Wir haben gesehen, dass die Freimaurerei sich heute nicht mehr als eine ,geheime' sondern nur noch als eine 'geschlossene' Gesellschaft versteht. (Valmy) Dennoch spielt die Geheimhaltung eine wichtige Rolle, und Geheimgesellschaften verschiedenster Art haben die Freimaurerei be¬einflusst, am meisten wohl die Rosenkreuzer. Zudem mag der Erfolg der Freimaurerei dazu beigetragen haben, dass gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts Geheimgesellschaften in Europa Mode wurden. Im folgenden soll auf den Aspekt der Geheimgesellschaften nicht näher eingegangen werden, denn in ihnen verschwimmen die Grenzen zwischen Ernst und Spiel, zwischen Wirklichkeit und Täuschung, Verkleidung, Schwindel. Im Werk von Kaltenbrunner sind verschiedene Beiträge zur Geschichte der (wirklichen und erdichteten) Geheimgesellschaften enthalten. Es enthält zudem eine »Zusammenstellung einer Bibliographie über Geheimbünde». »Das charakteristische Kennzeichen des Mysterienkultes ist das Geheimnis, in das derselbe gehüllt ist... Es ist gerade das kultische Element, dem der Charakter des Geheimen eignet.» (Schenkel) «Nicht der Inhalt, sondern die Symbole und rituellen Formen seiner Darstellung sind geheim. Gerade das ist typisch für die Mysterienform.« (Ebd. 74) »Der Verschwiegenheit unterliegen die Erkennungszeichen, das Ritual der einzelnen Grade und bis zu einem gewissen Grad die Namen der Mitglieder.» (Ebd. 73) Die Geheimhaltung gilt nicht nur gegen aussen, sondern auch gegen innen: Die unteren Grade sollen (noch) nicht wissen, was die oberen tun: »Diese Verschwiegenheit wird auch innerhalb des Bundes selbst geübt, insofern es verboten ist, Erkennungszeichen und Ritual höherer Grade den Brüdern niederer Grade mitzuteilen.» (Ebd. 76) »Die Geheimhaltung gibt dem Bunde auch das Gefühl einer viel stärkeren Gemeinschaft und brüderlichen Verbundenheit.« (Ebd. 74) Wir haben gesehen, dass heute viele Informationen über Symbole, Rituale, Erkennungszeichen usw. der Freimaurerei in Wort und Bild öffentlich zugänglich sind. Damit ist aber das 'Geheimnis' nach freimaurerischer Auffassung noch gar nicht gelüftet. Denn es sei gar nicht in Worten mitteilbar, sondern müsse von jedem persönlich erlebt werden. Der Zugang zu diesen freimaurerischen Erlebnissen untersteht nun allerdings strenger menschlicher Kontrolle. Schenkel spricht von einer 'strengen Auswahl der Mitglieder'. «Die Freimaurerei wollte nie Massenbewegung sein.« (Ebd.75) Zudem finden die Veranstaltungen hinter verschlossenen Türen statt, und die Zutrittsberechtigung wird für jeden Grad überwacht. Das wird unter anderem damit begründet, «dass der Kultus, soll er wirklich ein höchstes Mass von Wirkung erzielen, der Abgeschlossenheit bedarf.« (Ebd. 75) 1.4.2. Kultische Handlungen, Riten und Symbole Die Freimaurerei will die scheinbar allgemein menschliche'Sehnsucht nach einem echten Kult'
befriedigen. (Lagutt FM 1958, 132) «Es liegt im Wesen des Kultischen begründet, dass es den Menschen tiefer und stärker erfasst als beispielsweise das belehrende Wort... Der Kultus wendet sich in erster Linie nicht an das intellektuelle Verständnis, sondern an die Gemütskräfte... Es liegt im Wesen des Kultischen, dass es bindet.» (Ebd. 131) »Man darf nicht vergessen, dass in längst abgeklungenen Zeiten Riten und Kulte das Mittel bildeten, die Menschen zu führen.» (Ebd. 132) Der Zweck von Kulten liegt nach Schenkel in der 'Menschwerdung' und in der 'Gemeinschaft'. Auch er betont besonders das Gemeinschaftsfördernde: «Der Kultus ist von ganz ungeheurer Bedeutung für den Bestand menschlicher Kultur. Er ist das stärkste Gemeinschaftsband, fesselnder und umfassender als das Band gemeinsamen Blutes, gleicher Sprache, gleicher Wirtschaftsinteressen. Kultverbände überdauern nicht nur Jahrhunderte, sondern Jahrtausende.» Schenkel meint, dass es ohne Kult nicht gehe: »Auch der Mensch der Gegenwart braucht einen Kultus.» 'Alles kultische Handeln' ist nach Schenkel 'Erleben und Handeln in Symbolen'. (S. 59) Das Wort wird also durch die Tat einerseits und durch das Erlebnis andererseits relativiert; Erlebnisse, Gefühle sind vorrangig, Worte sind zweitrangig. Der freimaurerische Kult unterscheidet sich nicht nach der Form, wohl aber nach seinem Inhalt wesentlich von den antiken Mysterienkulten. »Die Mitglieder der antiken Mysterienbünde denken sich die Wirkung ihres Ritus mystisch vermittelt und magisch.« (Ebd. 81) »Die antiken Mysterien wollten Offenbarung, Erlösung und Unsterblichkeit vermitteln. Sie versprachen die Erkenntnis höherer Weiten, wie heute die Theosophie. Dem gegenüber will die Loge bei ihren Mitgliedern ethische Erkenntnis fördern.«, (Ebd. 80) Wir werden sehen, dass sich aber auch manche Freimaurer von ihren Kulten 'höhere Erkenntnis' erhoffen. Der Inhalt des kultischen Handelns sowie des ethischen Strebens der Freimaurer ist wesentlich durch den Humanismus, aber auch durch jüdisch christliche Tradition und Aufklärung geprägt. Symbolische Handlungen (Riten) und Zeichen (Symbole im engeren Sinn) dienen im freimaurerischen Kultus, wie auch in den Mysterienkulten dazu, die gewünschte Erkenntnis zu vermitteln. »Seit altersher haben sich die Völker... der Rituale und Symbole bedient, um geistige Erkenntnisse erfahrbar zu machen, die durch das blosse Wort nicht vermittelt werden können« (Valmy). Die Quellen der freimaurerischen Symbolik liegen nun nicht nur in der Bauhüttentradition, sondern sie verwenden auch andere, uralte Symbole. Sie beschäftigen sich mit Studien zum Thema Symbolik und betreiben 'vergleichenden Symbolismus' (Mellor Wiss. 1985, 307, siehe auch von Ins, FM 1984, 78ff. 'zur Frage nach den Quellen der freimaurerischen Symbolik'; Endres FM 1977) Kurz zusammengefasst schätzen die Freimaurer die Symbole aus den folgenden Gründen: Symbole dienen der Vermittlung von Erkenntnissen, von 'Realitäten' (Valmy FM 1988, 12, Lagutt FM 1958, 139). - Symbole sind undogmatisch, antidogmatisch und lassen eine 'freie', individuelle Interpretation zu. (Valmy, S. 15, Schenkel, S.78) - Symbole sind vielfältig, vielseitig verwendbar und anschaulich. (Zendralli, S.13) - Symbole sind dauerhaft, unveränderlich, wiederholbar und reproduzierbar. (Imhof) - Symbole ermöglichen es, die Wirklichkeit so 'ambivalent' darzustellen, wie sie nach freimaurerischer Auffassung ist (Deiters, 140). - Symbole erlauben es, die gegenseitige Durchdringung und die Ver¬einigung von Gegensätzen aufzuzeigen. (Von Ins FM 1984, 78ff.) Kultus, Riten und Symbole ersetzen also die Sprache, sie schaffen und sind eingefügt in eine 'aussersprachliche Ordnung'. (Ebd. 82) »Schau alle Wirkenskraft und Samen und tu nicht mehr in Worten kramen.» (Goethes Faust, 534) 1.4.3. Stufenweise Einweihung und 'höhere' Erkenntnis Wie in den alten Mysterienbünden gibt es in der Freimaurerei Initiationsriten. Vor allem die
Aufnahme in den Freimaurerbund sowie die 'Erhebung' zum Meister sind nicht nur in ihrer Form, sondern auch im Inhalt mit den alten Mysterien verwandt. Die entsprechenden Rituale, die in Kapitel 3 kurz beschrieben sind, zeigen »Analogien bis in die Einzelheiten dessen, was uns von den Mysterien bekannt ist.« (Schenkel,1926, 84, s.a. Deiters,1963, 123ff.) In der 'Tempelarbeit' geht es vielen Freimaurern nicht nur um ethische, sondern auch um esotorische Belehrung und Erkenntnis. Esoterik gilt als 'Kunst, die Dinge von innen zu sehen' (Mellor,1985, S.308), und die Erkenntnisse werden nicht einfach von aussen herangetragen, sondern müssen auch selbst 'erarbeitet' werden: »Allo esoterischen Schulen sprechen davon, dass es höhere Bewusstseinsebenen gibt als jene zwei, die wir im gewöhnlichen Sprachgebrauch Schlaf und Wachsein nennen. Die mögliche Bekanntschaft mit höheren Stufen des Bewusstseins ist es, was wir Freimaurer Streben nach Vervollkommnung und Lichtsuche nennen. Licht, Tag, Sonne, Gold usw. sind in der Esoterik Symbole für ein mögliches neues Bewusstsein. Der Dämmerzustand des natürlichen Menschen, das sogenannte Wachsein, wird in der Regel durch den Mond dargestellt. So auch im Freimaurertempel. Was da im Osten über dem Meister vom Stuhl aufleuchtet, das Nachtgestirn des Mondes und die golden strahlende Sonne, sind in Wahrheit eine Offenbarung von erschütternder Grösse. Der Mensch, dargestellt durch den Meister vom Stuhl, kann aus dem Schlaf (Mond) erwachen und sich hinwenden zu neuen Bewußtseinsebenen, die in der Sonne gipfeln. Doch dies muss gehört und wohlverstanden werden: Bewusstsein entsteht nicht automatisch wie eine Pflanze, wenn sie nur genug Licht, Luft, Wasser und Erde hat. Zunehmendes Bewusstsein ist von organisierter, zielgerichteter Arbeit an sich selbst abhängig.« (Hochreutener, 1981, S. 12) Freimaurer übernehmen also von den alten Mysterien auch den Glauben an 'höhere' Erkenntnis, die stufenweise Einweihung sowie einzelne Initiationsriten, fügen dem aber noch den Aspekt der 'Arbeit an sich selbst' hinzu. 1.4.4. Vergleich Wiederum ergeben sich im Vergleich zur Lehre des biblischen Jesus Christus wesentliche Unterschiede: Seine Wahrheit soll nicht geheim gehalten, sondern aller Welt verkündet werden; seine Apostel und Jünger arbeiten und wirken nicht anonym, sondern treten trotz grösster Verfolgung offen und mit vollem Namen auf. Nicht ein Kult ist es, der die Christen verbindet, sondern Jesus Christus selbst. Selbst Schenkel schreibt, »dass Jesus dem Kultus nicht die geringste Rolle beilegt». (Ebd. 58) Er ersetzt jede Art von Kultus, denn er führt seine Gemeinde persönlich. Alle menschengemachte religiöse Anstrengung und kultische Handlung wird überflüssig. Sein Kommunikationsmittel ist in erster Linie das Wort, nicht das Symbol. Sein Wort versöhnt nicht die Gegensätze, sondern trennt Spreu und Weizen, Mark und Bein. Es ist nicht vieldeutig, sondern eindeutig. Es ist nicht beliebig reproduzierbar, sondern an die Person Jesu gebunden und ohne ihn und seinen Geist nicht verständlich. Nicht menschliche Anstrengung, sondern der Heilige Geist weiht uns schrittweise in die biblischen Wahrheiten ein. Die Bibel warnt uns ausdrücklich vor'höherer' Erkenntnis und vor Leuten, die vorgeben, solche zu besitzen. Er ist das Licht, andere Leuchtkörper leuchten nur in seinem Schein, sind Irrlichter. Er lehrt uns, uns ausschliesslich auf unsere natürlichen Sinne zu verlassen. Was an 'Übernatürlichem' mit der Person, dem Leben und den Taten Jesu in Zusammenhang steht, ist einmalig, einzigartig und durch keine menschlichen Praktiken reproduzierbar. 1.5. Jüdische und christliche Tradition Im letzten Abschnitt ging es um die geistigen Wurzeln der Form, in diesem und im nächsten Abschnitt geht es um die geistigen Wurzeln des Inhaltes der freimaurerischen 'Tempelarbeit'. »Was das Verhältnis zur Bibel, die auf dem Altar jedes Logentempels liegt, betrifft, so ist es ein Leichtes, nachzuweisen, dass fast alle Symbole, deren die Freimaurerei sich zur geistigen Förderung ihrer Mitglieder bedient, ihre Parallelen in der biblischen, zumal auch in der neutestamentlichen Überlieferung haben.« (Schenkel,150) »Bei Betrachtung der englischen Hochgrade fällt auf, dass sie sich immer wieder an die Bibel klammern, um die Freimaurerei zu
rechtfertigen ... Die Zeremonien der Hochgrade sind durch lange Gebete und Bibelzitate gekennzeichnet, deren Ausführlichkeit manchmal ermüdend ist. Die Freimaurerei wurde schon in den blauen Graden mit der Geschichte des jüdischen Volkes als Hintergrunddekoration geschmückt. In den Ergänzungsgraden wird daraus eine Symbiose.« (Mellor, 387) Im folgenden soll wiederum derschottische Ritus etwas näher betrachtet werden, in dem die 'blaue' Johannismaurerei enthalten ist. (S. a. Kapitel 3) Der Schottische Ritus will mit seinen verschiedenen Erkenntnisstufen symbolisch die geistige und kulturelle Entwicklung der Menschheit durchwandern. Seine 33 Grade, in welchen die drei Stufen der Johannis Freimaurerei, die des Lehrlings, Gesellen und Meisters mitgezählt sind, teilt er in drei Perioden, denen die grossen Kulturabschnitte der Menschheitsgeschichte, die jüdisch architektonische, die religiös christliche und die freiheitlich aufgeklärte Zeit entsprechen sollen.» (Lerich,1937, S.27)
1.5.1. Jüdische Tradition «Die Werkstätten vom 4. bis zum 14. Grad, die sogenannten Perfektions- oder Vervollkommnungslogen, kennzeichnen zusammen mit den drei Graden der blauen Loge die jüdisch architektonische Periode, denn ihre Rituale wurzeln ausschliesslich in biblischen Überlieferungen, spielen im jüdischen Milieu des Alten Testamentes, und in ihrem Mittelpunkte stehen das Bausymbol des salomonischen Tempels und dessen Erbauer Hiram Abif.« Lerich, 1937, S. 7) Dabei ist der in der Bibel erwähnte Hiram von Tyrus (l. Kön. 7,13) nicht mit dem freimaurerischen Hiram Abif identisch. Die Herkunft der freimaurerischen Hiram Legende ist unbekannt. Nach Lagutt, S 46ff.) kennt die Sagenwelt der Juden die Tempellegende nicht, doch steht sie in einem engen inneren Zusammenhang zum jüdischen Mythos, der sich um Kain rankt. Hiram Abif soll ein Nachfahre Kains gewesen sein, und in der Legende wird, in Abweichung von der biblischen Darstellung, Kain und seine Nachkommenschaft sozusagen rehabilitiert. Der Legende nach soll Hiram Abif von seinen Gesellen erschlagen worden und nach einer Reise ins Innere der Erde wieder auferweckt worden sein. Es geht hier also um eine symbolische Darstellung von Leben, Tod und Auferstehung unabhängig von Jesus Christus. Lagutt zitiert den deutschen Philosophen und Freimaurer Friedrich Schlegel (1772-1829): »Der erschlagene Meister Hiram (hic Jesus est resurgens a mortuis = Hier ersteht Jesus von den Toten auf) ist aller Wahrscheinlichkeit nach der in den alten Mysterien bekannte und verehrte Todesgott des neuen Lebens Dionysos oder Osiris. Es ist Christus als Idee vor und außer dem Christentum.« Die jüdische Tradition dient also nur als Hintergrunddekoration zur Darstellung eines anderen Inhalts. Jüdisch kabbalistische Quellen haben aber nach von Ins die freimaurerische Symbolik beeinflusst. 1.5.2. Christliche Tradition Wir fahren fort mit den weiteren Stufen des schottischen Ritus: »Die Werkstätten des 15. bis 18. Grades sind die Kapitel Logen, deren Rituale die christlich religiöse Periode der Menschheitsgeschichte, die Zeit der Kreuzzüge versinnbildlichen.» (Lerich, S.32) In den 'Kapiteln' tritt die Innenarbeit in den Hintergrund, und die Hauptaktivitäten verlagern sich auf konkrete, hauptsächlich kulturpolitische Aktionen. (Ebd. 32f.) Der wichtigste, rituell bearbeitete Grad ist der 18., der 'Ritter vom Rosenkreuz', wobei historische Einflüsse der Rosenkreuzer nicht nachweisbar sind. (Ebd. S. 34). In der Initiation zu diesem Grad spielen viele christliche Motive eine Rolle, die aber umgedeutet werden. Die Buchstaben INRI erhalten «eine zweite Bedeutung, nämlich 'Igne natura renovatur integra' (Durch das Feuer erneuert sich die Natur zur Gänze).« (Mellor, 1985 400, s.a. Lerich obd. 35). Das 'Symbol der Aufopferung bis zum Letzten' ist ein goldener Pelikan, «der sich mit seinem Schnabel die Brust aufreißt, um mit seinem Herzblut die hungernden Jungen zu nähren«. (Lerich, ebd. 35) Ein Bruder legt einem anderen symbolisch ein Kreuz auf, und schließlich wird mit einem Kelch Wein, einer Schüssel mit Brot und einer
'schwelenden Räucherpfanne' eine Art Abendmahl gefeiert. (Ebd. S. 35f.) »Das Zeichen des Grades ist dasjenige des 'Guten Hirten' und das Kennwort ’Emmanuel'« (Mellor). »Die Ritter vom Rosenkreuz erhalten lange, übermannshohe Stöcke, die Stäbe des 'guten Hirten'«, und am Schluss des Rituals wird ihnen erklärt, »dass die Rosenkreuzer die guten Hirten des Volkes sein wollen, die Kämpfer für die Freiheit der Völker und deren Versöhnung untereinander. Die Johannisfreimaurerei schlage Brücken von Mensch zu Mensch, die Hochgradfreimaurer des 18. Grades Brücken Volk zu Volk« (Lerich ). »Dieser Kult ist das Agape, das Liebesmahl der Kapitelbrüder, die freimaurerische Wiedergabe des christlichen Abendmahles. In seiner Zeremonie haben die christlich religiösen Kapitelrituale ihren Höhepunkt erreicht.« (Ebd. 36) In Schweden besteht eine besondere, 'christlich' genannte Lehrart der Freimaurerei, in der Christus als 'oberster Meister' verehrt wird. Sie ist innerhalb der Freimaurerei umstritten (z.B. Schiffmann, 1883) und kann im Rahmen dieser Arbeit nicht behandelt werden. Eingehend hat sich der dänische Kirchengeschichtsprofessor Nielsen (1882 und 1883) damit auseinander gesetzt. Vom biblischen Christentum unterscheidet sie sich nach seiner Auffassung grundlegend. 1.5.3. Vergleich Die Legenden und Handlungen der Johannismaurerei wie auch der schottischen Hochgradfreimaurerei erwecken den Eindruck, als beruhten sie auf jüdisch christlichen Traditionen, als habe ihr Inhalt etwas mit dem Geist der Bibel zu tun. Dieser Eindruck ist meines Erachtens falsch, wenn sich auch die meisten Freimaurer selbst als 'gute Christen' bezeichnen mögen. Mellor schreibt dazu: «Bei der Lektüre der alten Schottischen Rituale kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass eben dieser Grad voll christlicher Emotionen ist. Ohne Zweifel haben die Ritter vom Rosenkreuz in ihrer Mehrheit ihn immer so aufgefasst, jedoch ist dieses Christentum nicht mehr das der Kirche... Im 18. Jahrhundert wurde eine Schicht Christlichkeit darüber gestrichen, ähnlich wie ein Bild übermalt wird« (S.399). Die echte Heilige Schrift wird hier unentwirrbar mit einem von Menschen erfundenen Ritual verflochten und das Wort Gottes ... an Legenden geknüpft. Es hat allerdings nicht den Anschein, dass dieser Cocktail den anglikanischen Episkopat oder die zahllosen Geistlichen, welche das Kaplanamt der Logen innehaben, abgeschreckt oder gar am Beitritt gehindert hat. Diese predigen sonntags das Wort der Heiligen Schrift von der Kanzel und zelebrieren wochentags das Ritual in der Loge, indem sie die Heilige Schrift zu Erzählungen verwandeln« (S. 388). Gehen wir wiederum davon aus, dass der Absolutheitsanspruch von Jesus Christus, wie er in der Bibel bezeugt wird, gerechtfertigt ist, so lässt sich folgendes sagen: In den Tempeln der Freimaurer dienen biblische Erzählungen und christliche Geschichte als Kulisse für einen Inhalt, in dem nicht der biblische Jesus Christus die Hauptrolle spielt. Christus wird vielmehr die Einzigartigkeit, die Einmaligkeit, die Absolutheit genommen. Er wird sozusagen entmachtet und mit seinem ganzen Leben relativiert, vermenschlicht. Die wichtigen Ereignisse seines Lebens werden zu allgemeinmenschlichen Erlebnissen gemacht, die durch Menschen wiederholt und reproduziert werden können. Die freimaurerischen Motive haben zwar vielfach ihre biblischen Parallelen, sie sind der Bibel entnommen, doch Christus ist nicht mehr das Zentrum allen Geschehens. In den Gebeten der Freimaurer wird niemals Christus angesprochen (s.z.B. die in Schenkel veröffentlichten freimaurerischen Gebete, S.151). Die Auferstehung erscheint als eine urmenschliche, vorchristliche Idee; Golgatha wird zu einem Mythos. Auch gewöhnliche Menschen können ihr Leben für andere hingeben, jeder 'Ritter vom Rosenkreuz' darf sich als 'guter Hirte' fühlen. Während in der Bibel die Führer, Erlöser und Herrscherrolle allein Christus zukommt, versucht in der Freimaurerei der Mensch, alle diese Rollen selbst zu übernehmen. Menschen und Völker regieren, versöhnen und verbinden sich selbst; das Abendmahl findet ohne Christus statt. Die Freimaurerei relativiert die jüdische und die christliche Tradition selbst, indem sie diesen 'Etappen der Menschheitsentwicklung' eine 'höhere' Stufe folgen lässt: In der 'freiheitlich aufgeklärten' Zeit sind diese Traditionen offenbar überwunden. Der Inhalt, der Gehalt des freimaurerischen Lehrgebäudes ist weder jüdisch noch christlich. In der Freimaurerei finden wir also nur eine Schein Christlichkeit. Das Christliche dient als Lieferant von Motiven sowie als Kulisse.
1.6. Humanismus und Aufklärung »Im Mittelpunkt unseres Denkens steht der Mensch.« (Zendralli, S. 10) Die Freimaurerei versteht sich als 'Weltbruderschaft der wahrhaft Aufgeklärten'. (Im Hof, S. 167) 1. 6. 1. Humanismus Die Ideale der Freimaurerei entstammen dem Humanismus und der Aufklärung. Die Lehrinhalte sind auch bei jüdischer und christlicher Kulisse humanistisch aufklärerisch. »Es ist die Meinung der Maurerei der ganzen Welt, ein Kultus der Humanität zu sein.« (Schenkel, S.93) Über die humanistischen Wurzeln und das 'Humanitätsideal der Freimaurerei' finden sich interessante Ausführungen bei Schenkel und Oslo). In dieser Arbeit sollen die Anliegen und die Ideale der Freimaurer in Kapitel 2 dargestellt werden. Im Hof zeigt Verbindungen der Freimaurerei zur humanistischen 'Sozietäts oder Gesellschaftsbewegung' auf, besonders auch zur 'Akademiebewegung' mit ihrem Doppelaspekt humanistischer Gelehrsamkeit und humanistischer Geselligkeit. »Die Freimaurer sind ... Meister eines neuen festlichen Stils geworden« S. 11). (Die französischsprechenden Brüder nennen die Loge augenzwinkernd 'une église avec un restaurant' = Eine Kirche mit einem Restaurant (Hochreutener). 1.6.2. Aufklärung «Die Freimaurerei entsteht in einer besonderen Krisensituation Europas. Sie ist Ausdruck der frühaufklärerischen Reaktion auf Orthodoxie und Absolutismus.« (Im Hof 1984, S. 10) »Im 18. Jahrhundert versammelten sich in den Logen die fortschrittlichsten Geister ihrer Zeit: Lessing, Goethe. Herder, Fichte fast die ganze Prominenz der Aufklärung findet man in den alten Mitgliederverzeichnissen aufgelistet. Offenbar waren die Logenhäuser der einzige Ort, wo Oppositionelle sicher sein konnten vor dem Zugriff absolutistischer Staats und Kirchenmacht. Bei solchen Zusammenkünften genossen Andersdenkende gleichsam diplomatische Immunität. Draußen geltende Standesprivilegien waren in den Logen eingeebnet, Meinungs und Gedankenfreiheit Teil des Vereinsstatuts. Nur unter diesen Voraussetzungen konnten die Gedanken der Aufklärung formuliert werden.« (Rohländer GEO 1988) Zum Thema 'Freimaurerei und Aufklärung' äußert sich auch Binder. In der Freimaurerei ist das Rationale und das untergründig Mystische der Aufklärung vereinigt. Die 'wirklich' Aufgeklärten sind nicht nur Rationalisten. Sie wissen. »Vertreibt das Mystische, es kommt im Galopp zurück«. (Im Hof, S. 168) Die Ideen der Aufklärung werden in den obersten Graden des schottischen Ritus gelehrt. »Mit der Aufnahme in das Atelier des 19. Grades beginnt für den Hochgradfreimaurer der Weg zur 'vollen Einweihung', die sich im 30. Grad vollzieht. Die maurerischen Werkstätten vom 19. bis zum 30. Grad heißen Areopage, benannt nach dem altgriechischen Gerichtshof zu Athen. Sie bilden zusammen die dritte Periode der Erkenntnisstufen des Schottischen Ritus, der in der Menschheitsgeschichte das Zeitalter der Aufklärung und Gewissensfreiheit und die Zukunft der Menschheit, die durch den Sieg der Freimaurerei beherrscht werden soll, entsprechen.» (Lerich, 1937, S. 36) Der 19. Grad «lehrt den Kampf gegen 'Unwissenheit', 'Aberglaube', 'Dogmatik' und 'Fanatismus' in jeder Form« (Ebd. S. 37). In den nächsten Graden geht es darum, für eine 'gelenkte Volksherrschaft' einzustehen. Die 'Despotie der Massen', die auf eine völlige Anarchie hinausläuft, wird verworfen. Dabei gilt es, 'die Volksrechte zu erkennen und nach aussen hin zu vertreten'. Die einzelnen Religionen sind zu überwinden, die in allen Religionen enthaltenen Wahrheiten sollen in einer 'Überreligion' zusammengefasst werden. Die obersten Grade schließlich wollen alle Stadien der religiösen Zweifel hinter sich gelassen haben und auf der Stufe einer über alle Dogmatik und 'Vorurteile' erhabenen Ethik und Weltanschauung stehen. (Ebd. 37) Im Aufnahmeritual in den 30. Grad ('Rachegrad') muss der Aufnahmebewerber drei »symbolische
Degenstiche führen: Gegen die Tiara (Dreifache Papstkrone) als Sinnbild des Papsttums und überhaupt der geistlichen Gewalt, gegen die Königskrone als Sinnbild jeder weltlichen Macht und gegen eine dritte Krone, die Bürgerkrone, als Sinnbild der Despotie der Massen und Willkür überhaupt!» (S. 42) Zudem muss er die drei Säulen der Maurerei (Weisheit, Stärke, Schönheit) »mit eigener Hand umstürzen! Die Worte des Rituals deuten diesen Akt dahin, dass der nunmehr in die letzten Geheimnisse der Loge eingeweihte Ritter Kadosch die völlige Vorurteilslosigkeit erlangt habe, die unbedingte geistige Freiheit.» (S. 42) 1.6.3. Vergleich Auf die freimaurerischen Ideale wird im nächsten Kapitel näher eingegangen. Ihre Beurteilung aus der Sicht Christi erfolgt in Kapitel 7. Die humanistische, völlig menschenzentrierte Sicht ist diejenige des 'alten Menschen' der Bibel, desjenigen, der (noch) nicht erkannt und angenommen hat, dass Christus der oberste Machthaber aller Himmel und aller Welten ist. Die Freimaurer lehnen jeden Absolutheitsanspruch von Kirche, Staat, Massen oder einzelnen Personen ab, denn es gibt aus ihrer rein menschlichen Sicht keine absolute Wahrheit. Die obigen Ausführungen zeigen, dass diese Auffassung nun (nicht nur gegen innen, sondern auch gegen aussen) mit einer Energie und einer Verbissenheit vertreten wird, die darauf schliessen lassen, dass sich dahinter ihrerseits ein Absolutheitsanspruch verbirgt: die Auffassung nämlich, dass es keine absolute Gewissheit gibt. Demgegenüber gibt es nach unserer Auffassung nur einen einzigen Menschen, der von sich zu Recht sagen konnte: »Ich bin die Wahrheit!«, Jesus Christus, der Sohn Gottes. 1.7. Reformation und Protestantismus Nach Schenkel besteht eine enge wesenhafte und schicksalhafte Verbundenheit von Freimaurerei und Protestantismus. Während in der Öffentlichkeit und in den protestantischen Kirchen dies kaum empfunden werde, sei das Bewusstsein um diese Zusammenhänge stark lebendig in der deutschen Freimaurerei selbst, aber auch, was besonders bezeichnend ist, bei dem grossen gemeinsamen Gegner beider, bei der römisch katholischen Kirche. Konservative Katholiken sehen in der Freimaurerei eine Waffe des Protestantismus, um ihre Kirche zu zerstören. Für sie ist klar: Ohne 1517 kein 1717! »In einem protestantischen Lande wurde sie geboren, und die meisten Logen finden sich in protestantischen Ländern. Protestantischer Geist zeigt sich in der Freimaurerei nicht nur bei protestantischen, sondern auch bei anderen Völkern. Er durchdringt das Kulturleben aller Staaten.« (Schenkel, S. 4) Welches ist nun die schicksalhafte, welches die wesenhafte Verbundenheit zwischen Freimaurerei und Protestantismus? 1.7.1. Reformation Auf die konkreten historischen Zusammenhänge zwischen Reformation und Freimaurerei geht Oslo ausführlich ein. Dabei behandelt er auch die Vorläufer der Reformatoren: die Katharer, die Waldenser, John Wycliffe, Jan Hus u.a.m. An dieser Stelle können nur einige Aspekte herausgegriffen werden. Der schottische Reformator John Knox habe, im Gegensatz zu anderen Reformatoren, das Recht auf 'bewaffneten Widerstand' einem Herrscher gegenüber gefordert, 'der die Sicherheit der wahren Religion bedrohte'. (Ebd. S. 95) Zudem: »Der Protestantismus bot dem Adel und den Gutsbesitzern von Schottland nicht nur eine geistlich lebendige Kirche mit Laienbeteiligung, sondern auch die Möglichkeit, das belohnte Kirchengut nicht mehr zurückgeben zu müssen. So wurden in kürzester Zeit Hunderte von Klöstern überfallen, geplündert und aufgelöst. Die Folge war, dass Tausende von Mönchen zu Flüchtlingen und Vertriebenen wurden, ohne Obidienz im Lande, womit wir bei der Geburt der Freimaurerei angelangt sind.« (Ebd. S. 99) Die Mönche waren im Besitz des nötigen Wissens und Könnens. Dazu kommt nach Oslo eine 'dynastiepolitische Komponente': »Die Geschichte der Freimaurerei ist mit den Stuarts in England eng verknüpft.« (Ebd. S. 104)
Zusammengefasst: »Die Entstehung bzw. Entwicklung der Freimaurerei beruht auf drei wesentlichen Komponenten: die geheimwissenschaftliche, die religiös-politische und die dynastiepolitische. Wir haben gesehen, dass die Auflösung der Klöster in Schottland ab August 1560 die Hermetischen Künste und die Königliche Kunst mit dem Kreis der Auserwählten, die sie pflegten, in die Korporationen und Logen des Bauhandwerks trieb. Der religiöspolitische Aspekt hing zwar mit dem Kampf der Reformation gegen die etablierte Lehre der christlichen Kirche zusammen, doch erst im Laufe des 17. Jahrhunderts spielte er für die Freimaurerei eine entscheidende Rolle. Hingegen sind die Verhältnisse um das Haus Stuart bis 1813 aus dem Orden nicht wegzudenken. Seit 1688 wurde die Loge zum geheimen Treffpunkt der Anhänger des abgesetzten Stuart Königs« (Ebd. S. 121). Man kann also nicht sagen, dass die Freimaurerei eine notwendige oder gar beabsichtigte Folge der Reformation war. Durch die Reformation wurden aber Kräfte frei, die zusammen mit geeigneten religiöspolitischen und dynastiepolitischen Voraussetzungen schließlich zur Begründung der Freimaurerei führten. Dazu kommt, dass die Glaubenskriege im Zuge der Reformation ein tiefes Bedürfnis nach wirklich gelebter Liebe, nach Friede und Toleranz weckten. Zusammen mit der Aufhebung des Ediktes von Nantes (1685) erschütterten diese Kriege das Vertrauen weiter Kreise der Bevölkerung in die Integrität und Zuverlässigkeit der weltlichen und kirchlichen Instanzen. Nicht das Christentum, sondern eine gewisse Verzweiflung am damals gelebten Christentum hat die Gründung der Freimaurerei begünstigt. 1.7.2. Protestantismus Bei den in dieser Arbeit berücksichtigten Autoren herrscht weitgehend Übereinstimmung in der Auffassung, dass die in der Freimaurerei zentralen Ideen der Glaubens und Gewissensfreiheit sowie der Toleranz ihren Ursprung im Protestantismus haben. (Boller, S. 42, Oslo, S. 65, Schenkel, S.6) Das Anliegen, die menschliche Subjektivität und Individualität zu befreien, zu würdigen und zu fördern, ist Protestantismus und Freimaurerei gemeinsam und nach Schenkel (Ebd. 6f.) der katholischen Kirche suspekt: «In Rom weiss man, dass Protestantismus und Freimaurerei im letzten Grund der gleichen geistigen Quelle entspringen, nämlich dem freien Gewissen und der frommen Innerlichkeit der selbständigen Persönlichkeit. Beiden gemeinsam ist die Tendenz der Ethisierung in der Säkularisation weiter Lebensgebiete, und beide sind in jenem höchsten Sinne liberal, dass sie der Gewissensentscheidung, welcher sich der Gehorsam gegen die unmittelbar erlebte höchste Wirklichkeit kundgibt, Lebensrecht einräumen.« Eine weitgehende geistige Einheit und auch praktische gegenseitige Durchdringung, auf die wir noch zu sprechen kommen, besteht nun aber nur zwischen liberalem Protestantismus und Freimaurerei. »Dagegen wird die Freimaurerei in den pietistischen und orthodoxen Kreisen bekämpft.« (Ebd. 34) Besonders die anglikanische Kirche wurde zum Nährboden für die Freimaurerei: «Die anglikanische Kirche hatte eine Theologie der Toleranz mit Akzentverlegung auf die christliche Tat der Nächstenliebe entwickelt. In dieser Atmosphäre bot die Freimaurerei eine neue Art von Gemeinschaft an.» (Im Hof, 1984, S. 10) Der liberale Protestantismus birgt nach Schenkel in sich die Gefahr der Vereinzelung, der Vereinsamung. Gegen diese 'innere Not' des liberalen Protestanten bietet sich nun die Freimaurerei als feste Gemeinschaft an. (Ebd. S. 11) «In dieser Verknüpfung von Liberalismus mit einem Geistesleben und Zusammengehörigkeitsbewusstsein, wie es der heutige protestantische Mensch sonst nirgends kennt, liegt die soziologische Bedeutung der Freimaurerei aber auch ihre religionsgeschichtliche Vorbildlichkeit.» (Ebd.)10
2. Anliegen und Ideale Der folgende Überblick über die Anliegen und Ideale der Freimaurer soll kurz gehalten werden, denn sie sind wohl allgemein bekannt. Zudem werden sie in der Literatur ausführlich behandelt. Die Anliegen und Ideale sind das Vordergründige, das auf den Fahnen geschrieben steht; mit ihnen wird um Vertrauen und Sympathie geworben. Darum soll in diesem Kapitel auch kurz auf
die Beitrittsmotive eingegangen werden. Die Beurteilung der Ideale und ihrer Verwirklichung erfolgt in Kapitel 7. 2.1. Friede auf Erden Die Freimaurerei entstand nach den Konfessionskriegen des 16. und 17. Jahrhunderts in Europa. Jedermann sehnte sich nach Frieden. Viele trauten es den Christen nicht mehr zu, den versprochenen 'Frieden auf Erden' herzustellen, und auch das Vertrauen in den 'Friedefürst' Jesus Christus war offenbar in weiten Kreisen der Bevölkerung geschwunden. In dieser Situation lag es nahe, dass sich vernünftige Männer zusammenschlossen und die Herrschenden der Welt dafür zu gewinnen suchten, den Frieden auf Erden herzustellen. Der Friede ist die Voraussetzung für die Verwirklichung des Hauptanliegens der Freimaurerei: das 'Reich Gottes auf Erden' (Seydel, 1862, S. 24). Friede ist auch notwendig dafür, dass die Wirtschaft gedeihen kann, dass durch internationale Arbeitsteilung der Wohlstand aller wachsen kann und auch, dass ein 'Aufbau' in den gesellschaftlichen Bereichen erfolgen kann. Unter den Konfessionskriegen hatte nicht zuletzt auch das Baugewerbe, der Stein und Sakralbau, gelitten. 2.2. Humanität, Toleranz, Brüderlichkeit Der Friede auf Erden soll erreicht werden durch die Relativierung der Absolutheitsansprüche der Religionen und Konfessionen. In der 'Ringparabel' von Lessings 'Nathan der Weise' wird das auf eindrückliche aber auch aufschlussreiche Art und Weise dargestellt. Anstelle Menschen trennender Religionen, Konfessionen, Stände, Nationen, Rassen, Klassen usw. tritt die 'Menschheit' als Objekt der Verehrung und Grundlage der Orientierung. »Das Wesen der Freimaurerei ist nichts anderes als das Wesen der Menschheit selbst.« (Böni, 1954) Herder bezeichnet die Freimaurerei als 'Auge und Herz der Menschheit'. (zit. in Imhof, 1944, S.,294) »Die weltweite Devise 'Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit', die zuerst in französischen Freimaurerlogen geprägt wurde, ist das unmittelbare politische Destillat aus der ethischen Grundsatzformel 'Humanität, Toleranz, Brüderlichkeit'.» (Valmy, 1988, S, 10) Zur Humanität: «Für den Freimaurer bedeutet Humanität schlicht die Lehre und das Streben nach menschlicher Würde. Der nach den freimaurerischen Ritualen stattfindende symbolische Bau des Tempels der Humanität soll in jedem Beteiligten dessen beste Anlagen und Kräfte erwecken, veredeln und vervollkommnen, um diese in der Bewährung des Alltags bei der Begegnung mit seinen Mitmenschen anzuwenden. Dies bedeutet Achtung von allen Menschen, unabhängig von Geburt, Stand, Konfession, Nationalität und Hautfarbe; bedingungslose Anerkennung der Menschenrechte, als da sind: das Recht auf persönliche Freiheit und auf Eigentum, Gedankenfreiheit, Gewissensfreiheit, Glaubensfreiheit und auch das Recht, sich notfalls persönlich für die Durchsetzung dieser Forderungen engagieren zu können.« (Valmy,1988, S. 10). Zur Toleranz. »Die zweite Maxime 'Toleranz' stellt sich gleichfalls gegen ein mittelalterliches Schattenbild, als der Mensch, dogmen und religionsmüde, gegen Fanatismus und Absolutismus weltlicher und geistlicher Herrschaft aufzubegehren begann... Das Geltenlassen fremder Anschauungen und Überzeugungen, Sitten und Gewohnheiten sollte längst zur Grundhaltung eines kultivierten Menschen gehören als Zeichen für Selbstvertrauen und Weltoffenheit eines gefestigten Charakters, der auch für den Verfechter gegensätzlicher Meinungen ein offenes Ohr behält... Das unermüdliche Bemühen, Intoleranz abzubauen, bleibt eines der vornehmsten Ziele der Maurerei.» (S.10) Zur Brüderlichkeit: »Wenigstens im Logenleben versucht man dem Ruf nach Brüderlichkeit gerecht zu werden; der schwerste Vorwurf, den Freimaurer gegeneinander erheben können, ist unbrüderliches Verhalten und Handeln. Brüderlichkeit vermittelt ihnen dieses stärkende Bewusstsein, in eine internationale Kette Gleichgesinnter integriert zu sein, in allen Ländern der freien Welt, wo sie eine Loge besuchen, wozu jeder von ihnen ein Recht hat, als willkommener Gast aufgenommen zu werden und in eventuellen Notlagen Hilfe zu erfahren. Dieses Bestreben brüderlicher Gesinnung ist universell und nicht nur auf den internen Kreis der Logenmitglieder beschränkt, es bezieht sich auch auf die profane Öffentlichkeit, ohne sich aufdrängen zu wollen. Bewusst unauffällig praktiziert, lebt es in der Spendenfreudigkeit für karitative Zwecke.« (Ebd. S. 11)
2.3. Erziehung des Menschengeschlechts Weil der Mensch offenbar nicht immer von Natur aus den Idealen gemäß handelt, wird die 'Erziehung des Menschengeschlechts' (Lessing) zu einem vordringlichen Anliegen. »Die Freimaurerei will einen neuen, einen besseren Menschen schaffen, doch das wollen die Religionen auch. Das Ergebnis ist am Verlauf der Weltgeschichte abzulesen.» (Valmy FM 1988 7) Die Freimaurer wollen es besser machen als die Religionen, und zwar hauptsächlich durch a) 'Selbsterziehung', 'Selbstvervollkommnung', 'Selbstver¬wirklichung' und b) durch die 'Übung und Förderung des sittlichen Lebens'. (Schiffmann, 1883) 2.3.1. Selbsterkenntnis und Selbsterziehung »Zutiefst ist die Freimaurerei eine Kunst. Ihr Ziel ist die Ausreifung des einzelnen Bundesgliedes zur harmonischen, sittlichen Persönlichkeit«. (Böni, 1954, S. 9) Und nun die Freimaurerei, was will sie? Uns zum wahren Menschen, wie er sein soll, erziehen. Unabhängig von jedem Religionsbekenntnis, wobei sie jedoch jedes achtet. Der flammende Stern im Osten, als Symbol des allmächtigen Baumeisters aller Welten, gibt die Blickrichtung; die drei grossen Lichter zeigen den Weg: Notwendigkeit der göttlichen Führung, Rechtschaffenheit, Aufrichtigkeit und Pflichterfüllung. Maßhalten und weit gespannte, alles umfassende Liebe. Unermüdliches Arbeiten am rohen Stein, unermüdliches Emporschreiten, trotz aller Rückschritte, Freisein von jeder Leidenschaft und Sucht, offenes Herz und offene Hand für jede Not, Selbsterkenntnis und Selbsterziehung und Verlässlichkeit bis in den Tod. Das sind kurz gefasst die Lehren und Bestrebungen der Freimaurerei.» (Bender, 1942, S. 217) 2.3.2. 'Übung und Förderung des sittlichen Lebens': Nach englischer Definition ist die Freimaurerei ein besonderes, in Allegorien gekleidetes und durch Symbole dargestelltes Moralsystem.« (v. Merhart zit. in von Ins, 1874, S. 29). Schiffmann, S. 47) bezeichnet die 'Übung und Förderung des sittlichen Lebens' als die 'einzige Aufgabe' des Ordens. Dies soll nun nicht durch die Freimaurerei als Organisation oder Institution geschehen, sondern durch das Wirken jedes einzelnen Freimaurers in seinem persönlichen Alltag. Wir werden sehen, dass auch durch diese Methode durchaus wesentlicher Einfluss ausgeübt werden konnte und werden kann. 2.4. Weitere Ideale und Anliegen Es könnten an dieser Stelle viele weitere freimaurerische Ideale genannt werden, die mit obigen in Zusammenhang stehen. Die Orientierung und Ausrichtung nach Idealen birgt meines Erachtens die Gefahr einer besonderen Art von Vielgötterei. In den Tempeln symbolisieren drei Säulen die Ideale Weisheit, Schönheit und Kraft oder Stärke. Das Bild einer Leiter mit drei Sprossen soll an Glaube, Liebe, Hoffnung erinnern. (Lurker, 1984, S. 200) Die zwei Säulen 'Jachin' und' Boas' werden auch als Sinnbild für die Beständigkeit der freimaurerischen Lehre oder auch als Grundpfeiler der Humanität (Gerechtigkeit und Wohlwollen) ausgelegt. (Ebd. S. 201) Der Schlüssel gilt als Symbol der Verschwiegenheit, der Schurz ist ein Zeichen der Unschuld. Das Senkblei soll auf Geradheit und Wahrhaftigkeit hinweisen. Das Winkelmass ist Symbol der Gewissenhaftigkeit, der Zirkel soll allumfassende Menschenliebe versinnbildlichen. (Ebd. S. 200) Nach Schenkel befriedigt die Freimaurerei neben dem Bedürfnis nach Gemeinschaft vor allem auch das 'Bedürfnis nach kultischem Erleben und Handeln'. Sie vermittle religiöse Erlebnisse ohne Priester und Dogma. 2.5. Beitrittsmotive Freimaurer selbst kennen von der Freimaurerei oft nicht viel mehr als die erwähnten Anliegen und Ideale. Sie sind denn auch nach Schenkel das Hauptmotiv zum Beitritt. »Diese ethische Grundeinstellung humaner Art war der geheimnisvolle Magnet, der die Menschen anzog.
Selbstverständlich ging nebenher auch mancherlei Unterethisches, das bloße Geselligkeitsbedürfnis, der Wunsch vertrauten Verkehrs mit hochgestellten Persönlichkeiten, Neugierde, persönliche Eitelkeit und anderes mehr.» (Schenkel, 1926, S. 24) »Dadurch, dass in diesem Sammelpunkt politische und religiöse Diskussion ausgeschlossen wurde, trat in den Mittelpunkt... die Bewertung des Menschen nach seinen rein menschlichen Eigenschaften.« (Ebd. 24) Mellor nennt als die wichtigsten Beitrittsgründe heute das Gemeinschaftsbedürfnis, die 'Vervollständigung einer politischen Färbung' , womit auch die Hoffnung auf wirtschaftliche, politische und Karriere Vorteile gemeint sein kann. Zudem: »Bei vielen ist es Familientradition, und schon die Väter waren Freimaurer.« (Mellor, S. 327) Früher war auch die Suche nach sozialer Sicherheit durch die Solidarität der Brüder ein wichtiger Beitrittsgrund.
2.6. Vergleich In Kapitel 7 soll versucht werden, die freimaurerischen Ideale aufgrund der Annahme zu beurteilen, dass in Wirklichkeit Jesus Christus alle Macht im Himmel und auf Erden übertragen ist. Die Ideale der Freimaurer sind wohl keineswegs unchristlich, und für die Anliegen dürften auch Christen grosses Verständnis haben. Man kann vielleicht sogar sagen, dass die Freimaurer eigentlich genau das wollen, was Christus auch wollte. Sie haben seine Anliegen übernommen, und wollen sie nun endlich verwirklichen. Nur: Sie wollen sie ohne ihn verwirklichen. Die Freimaurer wollen christliche Anliegen ohne Christus verwirklichen. Nicht Christus und sein Reich, sondern der Mensch und die Welt stehen im Mittelpunkt allen Strebens. Sie 'arbeiten' nicht mit Christus und nicht für Christus, sondern mit Menschen und für Menschen. Freimaurer verehren Ideale, Christen in unserem Sinn verehren eine lebende Person. Zwischen einer Verehrung von Idealen und der Verehrung einer Person bestehen natürlich wesentliche Unterschiede. Ideale sind abstrakt, eine Person auch wenn sie unsichtbar ist ist konkret. Ideale sind stumm, mit einer Person können wir sprechen. So ist den Freimaurern auch die 'Verschwiegenheit' eine Tugend, nicht das Gespräch. Ideale sind unfassbar, offen für unendliche Auslegungen und Definitionen, eine Person kann sich verbindlich äussern, festlegen und verpflichten. Ideale sind anonym, Personen haben einen Namen. Ideale werfen uns immer wieder auf unsere Subjektivität zurück, eine Person kann Anlass sein, uns selbst zu 'entäussern' und eine Beziehung einzugehen. Mit Idealen können wir wohl keine sinnvolle Beziehung haben, durch die Beziehung mit Christus nehmen wir an seiner ganzen Fülle teil. Ideale sind und bleiben menschlich. Christus verbindet uns mit dem biblischen Gott und seiner Herrlichkeit. Die Verheissungen des biblischen Gottes und seines Sohnes übertreffen diejenigen der Freimaurerei um Dimensionen.
3. Veranstaltungen und 'Tempelarbeit' In diesem Kapitel wollen wir einen Blick in die Logen werfen, um zu sehen, was dort geschieht. Dabei stützen wir uns wiederum hauptsächlich auf freimaurerische Publikationen ab sowie auf Veröffentlichungen, die von Freimaurern autorisiert oder zugelassen wurden. Einzige Ausnahme ist die 'Verräterschrift' von Lerich, der zehn Jahre lang Hochgradfreimaurer des 33. Grades war, und in der Zeit des Nationalsozialismus aus der Loge austrat. Seine Ausführungen stimmen bis in die Einzelheiten mit dem überein, was später von Freimaurern selbst publiziert wurde. Darum nehmen wir an, dass auch diejenigen Aussagen zutreffen, über die wir bis heute keine Bestätigung von Seiten der Freimaurer haben. Die Darstellung soll kurz gehalten werden, manches ist schon im Kapitel über die 'geistigen Wurzeln' beschrieben worden. Es geht hier um einen zusammenhängenden Überblick. 3.1. Die Aufnahme
1723 verfasste der Presbyterianer J. Anderson das freimaurerische 'Konstitutionsbuch' 14 , das auch die 'Alten Pflichten' enthält, an die sich Freimaurer heute noch in aller Welt halten. (Vollständig abgedruckt in Oslo, 364). Dieses Konstitutionsbuch enthält auch Ausführungen über die Aufnahmevoraussetzungen: 311 Aufnahmevoraussetzungen. Es werden nur erwachsene Männer, keine Frauen und Kinder aufgenommen. Der Kandidat soll nicht unter 25 Jahren alt und 'sein eigener Herr' sein. (zit. in Oslo, S. 384) Damit ist gemeint, dass er finanziell unabhängig sein soll. Es soll ein freier Mann von 'gutem Ruf' sein, der umgänglich ist. Keiner Loge soll ein 'störrisches Mitglied' aufgezwungen werden, das die 'Harmonie sprengen' könnte. (Ebd.) »Die in den Alten Pflichten angesprochene körperliche Unversehrtheit erinnert an jene Vorstellungen, wie sie häufig in unserem Kulturkreis als Voraussetzung für Priesterberufe formuliert worden sind.« (Binder, S. 138) Als geistige Voraussetzung für die Aufnahme gilt, dass der Kandidat ein 'Suchender' sein sollte. «Um Freimaurer zu werden, muss man das Licht suchen. (Mellor, S. 327) Neben diesen Bestimmungen gibt es bezüglich der Aufnahmevoraussetzungen verschiedene regionale Eigenheiten. »Das krasseste Beispiel ist in den Vereinigten Staaten die Ausschliessung von Schwarzen, was in Europa an sich unvorstellbar wäre«, (Ebd. 138f.) 3.1.2. Das Prüfungsvefahren Um diese Aufnahmevoraussetzungen zu überprüfen, ist ein Prüfungsverfahren notwendig. Es braucht 'eine gebührende Untersuchung über den Ruf und die Fähigkeit des Kandidaten'. (Alte Pflichten zit. in Oslo S. 384) Dieses Prüfungsverfahren ist von den Logen bis in die Einzelheiten 'gesetzlich' geregelt. In Binder sind die entsprechenden Paragraphen aus dem 'Hausgesetz einer Wiener Loge' abgedruckt. (Binder Wiss. 1985, S. 139f.) 'Auszüge aus dem Strafregister' genügen dabei oft nicht. So »haben etwa die Logen in Frankreich ihre Vertrauensleute in den Gerichten und Polizeidienststellen, um sich Informationen aus erster Hand beschaffen zu können. Drei Informatoren treten mit dem Suchenden in Verbindung und erstatten ihre Berichte.« (Mellor, 331) 3.1.3. Die Initiation Das Aufnahmeverfahren, der Initiationsritus, ist bei vielen Autoren genau beschrieben, so zum Beispiel bei Binder, 140), Deiters, 1963, S. 11 8ff.), Mellor, S. 334). In der Zeitschrift GEO (Nr. 2, 1988) ist ein Bildbericht dazu erschienen. Der Ritus ist auch schon in der Literatur beschrieben worden, so in Tolstois 'Krieg und Frieden' (Deiters, S. 118). Vor der eigentlichen Aufnahme erhält der Neophyt' (Neophyt = ein neues Mitglied vor dem Gelöbnis) in einer Dunkelkammer, bei Kerzenlicht mit Bibel und Totenkopf, noch einmal die 'Gelegenheit, seinen Schritt zu überdenken'. Anschliessend wird er mit verbundenen Augen, teilweise entkleidet und ohne jede persönliche Habe ('blind', 'nackt' und 'arm') vor die Tempeltüre geführt. Nachdem der Zeremonienmeister dreimal für ihn angeklopft hat, wird ihm geöffnet. Nun tritt er in diesem Zustand drei symbolische Reisen im Tempel ('auf Erden') an, wobei er mit den Elementen Erde, Luft, Wasser und Feuer in Berührung kommt. Schliesslich legt der Kandidat sein 'Gelöbnis' ab, und die Augenbinde wird ihm abgenommen. So hat der Suchende symbolisch durch das Dunkel zum 'Licht' gefunden. »Der zum Lehrling Aufgenommene wird mit den Symbolen bekannt gemacht, mit Zeichen, Erkennungsworten und besonderen Handgriffen. Er empfängt den weissen Schurz als Symbol sittlicher Reinheit und weisse Handschuhe, die ausdrücken sollen . wie die Hände, so sollen auch die Gesinnung und die Handlungen immer unbefleckt bleiben.« (Deiters, S. 127) 3.2. Die Veranstaltungen Der neu Aufgenommene kann nun an allen freimaurerischen Veranstaltungen teilnehmen, zu denen Lehrlinge zugelassen sind. Es werden folgende Veranstaltungen unterschieden: 1. Rituelle Arbeiten. »Sie werden im freimaurerischen Tempel abgehalten. Bei diesen Arbeiten muss die maurerische Bekleidung getragen werden.» (Deiters S. 161) 2. Instruktionsabende, bei denen Fragen des Rituals und Symbolwesens besprochen werden.
3. Vorträge, zu denen gelegentlich auch Nichtmitglieder zugelassen werden. 4. Diskussionsabende. 5. Tafellogen. Sie finden nach wichtigen Tempelarbeiten statt. Dabei geht es um ein »Festessen, das nach einem bestimmten Ritual durchgeführt wird.« (Ebd. S. 162) 6. Das Brudermahl findet im Anschluss an einfache Tempelarbeiten statt und dient 'der körperlichen Stärkung' und der 'Vertiefung der brüderlichen Beziehungen'. (Ebd. S. 163) 7. Die Trauerlogen. Sie werden jährlich im November abgehalten. «Daneben gibt es gesellige Veranstaltungen, die sich nicht wesentlich von denen anderer Vereinigungen unterscheiden: das Stiftungsfest, Veranstaltungen mit 'Schwestern' und Gästen... Am 24. Juni wird das Johannisfest zu Ehren des Schutzpatrons der Freimaurer, Johannes des Täufers, gefeiert.» (Deiters, 163) Eine Umfrage unter 1500 amerikanischen Freimaurern ergab, dass 89 % nicht regelmässig an den Veranstaltungen teilnehmen, obwohl die Teilnahme eigentlich 'Pflicht' ist. (Ebd. 161, 164f.) 3.3. Die Johannis Maurerei Die Johannis Maurerei, auch 'blaue' Maurerei genannt, hat Johannes den Täufer zum 'Schutzpatron'. Sie ist den 'regulären' Logen der ganzen Welt gemeinsam und enthält die drei 'Johannisgrade' Lehrling, Geselle und Meister, die nach Valmy (S. 245) den 'Inhalt der maurerischen Lehre voll ausschöpfen'. Wohl die meisten Freimaurer lernen nur diese Art der Freimaurerei kennen. Im Werk von Binder sind die Logenarbeiten dieser drei Grade ausführlich dargestellt, und ihre symbolische Bedeutung wird diskutiert. Zudem sind die Katechismen, die Lehrgespräche, die Zeichen und Worte enthalten, sowie die Griffe beschrieben.
3.3.1. Der Lehrling: vom Dunkel zum Licht Der Lehrling wird unter anderem in die freimaurerische Symbolik eingeführt. Er lernt sich als 'rauhen Stein' kennen, den er zu behauen lernen muss, damit er als kubischer Stein in den 'Tempel der Humanität' eingefügt werden kann. Die Bibel lernt er als Symbol für die allgemein verpflichtende Sittenlehre betrachten. Das für den Lehrlingsgrad kennzeichnende Symbol ist dasjenige des Lichtes. Es hat schon bei der Aufnahme eine wichtige Rolle gespielt. »Der Kultus des Lichtes bzw. das Symbol des Lichtes und der Erleuchtung spielt eine grosse Rolle. Das Licht ist wohl das grösste, umfassendste, allgemeinste und verbreitetste Symbol der Menschheit überhaupt. Seine Beziehungen sind unerschöpflich. Seine Wirkungen auf das menschliche Gemüt sind machtvoll, erhebend und läuternd« (Schenkel, S.77).
3.3.2. Der Geselle: reifender Geist Anlässlich der Beförderung des Lehrlings zum Gesellen sagt der freimaurerische Redner: »Der Lehrlingsgrad hebt an mit unserer Geburt zum sittlichen Leben, das uns Maurern heilige Pflicht ist. Der Gesellengrad verkörpert den Fortschritt in unserer maurerischen Bildung... Sie wurden heute mit offenen Augen in die Loge eingeführt und haben Ihre neue Wanderung unverhüllten Blickes vollzogen.» (zit. in Deiters, 1963, S. 130) Bei den Reisen begegnete der Geselle den drei 'Versuchungen' Geld, Ruhm und Macht, die durch Gold, Lorbeer und Schwert symbolisiert sind. Die von der Maurerei angebotene Weisheitslehre soll es den Gesellen ermöglichen, die Versuchungen des Lebens souverän vorübergehen zu las¬sen (Binder, 182). Im Osten der Gesellenloge hängt »der Flammende Stern, in dessen Zentrum der Buchstabe G steht, als umfassendes Symbol des Gesellengrades und des Maurertums schlechthin« (Ebd. 180). Der 'Flammende Stern' ist ein Fünfeck (Pentagramm, Drudenfuss) von dem Strahlen ausgehen, Die
symbolische Bedeutung wird sehr vielfältig interpretiert. Einigen gilt der 'Flammende Stern' als 'Symbol des erwachenden und reifenden Geistes', für andere versinnbildlicht er Gott. (Binder, S.188) Gott erscheint als das «ewige Licht, das in den Herzen der Menschen widerstrahlt». (Schenkel, S.78) 3.3.3. Der Meister: Leben, Tod und Auferstehung Bei der Erhebung des Gesellen zum Meister wird die Legende um Hiram Abif, den sagenhaften Baumeister des salomonischen Tempels, sinnbildlich dargestellt. Nachdem der Geselle das Vorbereitungsverfahren, die Reisen mit einem Totenschädel um und über einen Sarg sowie das Gelöbnis hinter sich gebracht hat, wird er symbolisch mit drei Hammerschlägen 'getötet', zu Boden geworfen und mit einem Tuch bedeckt. »Der Geselle erlebt die Identifikation mit dem 'Meister Hiram', dem vorbildlichen Menschen. Im Grabe erfolgt die Läuterung; er wird vorbereitet auf die grosse Wandlung. Abstreifen des alten Adam und Geburt des neuen Menschen« (Binder, S. 204). Nachdem das neue Meisterwort gesucht, gefunden und dem Liegenden ins Ohr geflüstert wurde, wird der Geselle 'erhoben', d.h. von einem Bruder 'Fuss gegen Fuss', 'Knie gegen Knie', 'Brust gegen Brust' aufgezogen und auf die Beine gestellt. Für Schenkel ist »die Darstellung der Hiram Legende wohl das Wirkungsvollste und Ergreifendste... im gesamten Umfang des maurerischen Kultus«. Diese ganze 'Meister Erhebung' ist voll von symbolischen Zeichen und Handlungen, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann. Unter anderem wird in der Meisterloge der fünfzackige Stern durch einen sechseckigen ersetzt. In diesem dritten und letzten Grad der Johannis Maurerei werden Themen wie 'Angst vor dem Tod', 'Überwindung des Todes', 'Wiedergeburt' und 'Auferstehung' auf die freimaurerische Art und Weise behandelt.
3. 4. Die Hochgradmaurerei Die Hochgradmaurerei baut auf den drei Graden der Johannis Maurerei auf. Sie ist ein 'Geheimnis' innerhalb des Ordens und darum entsprechend umstritten. (Dazu Mellor, 392, Valmy, S. 35). Im folgenden sollen die Grade des 'Schottischen Ritus' (mit vollem Namen: 'Alter und Angenommener Schottischer Ritus') kurz vorgestellt werden. Dieser Ritus ist weltweit am weitesten verbreitet und gilt als 'Aristokratie der Freimaurerei' (Mellor, S. 256). «Den Hochgraden des Schottischen Ritus ist traditionell der Apostel Andreas heilig, sie sind die Andreasmaurerei. Hier herrscht die rote Farbe. Die Logen der Hochgradfreimaurerei werden Ateliers genannt und bearbeiten die Grade vom 4. bis zum 33. Sie unterstehen nicht der Verwaltung und Leitung, der 'Jurisdiktion' der Grossloge, sondern haben in jedem Staate ihre eigene, selbständige 'souveräne' Oberbehörde... Die Mitglieder des Schottischen Ritus... dürfen keinem Bruder, Lehrling, Gesellen oder Meister davon Mitteilung machen, dass sie den Hochgraden angehören. Nicht nur die Lehren und Riten der Schottischen Maurerei, sondern sogar die Namen der Hochgradbrüder bleiben demnach dem Durchschnittsfreimaurer unbekannt. »Die Hochgrade sind ein Geheimnis innerhalb des Geheimbundes, ein dop¬peltes für die 'profane' Aussenwelt« (Lerich, S. 24). Wie bereits erwähnt will der Schottische Ritus mit seinen 33 Graden (die drei Grade der Johannis Maurerei mitgezählt) symbolisch die Entwicklung der Menschheit durchwandern, wobei diese ganze Entwicklung in drei Perioden eingeteilt wird: die 'jüdisch architektonische', die 'religiös christliche' und die 'freiheitlich aufgeklärte' Periode. Dabei werden nicht alle diese Grade 'rituell bearbeitet', sondern der Lehrgehalt wird oft auch nur mündlich mitgeteilt. Nach Mellor (S. 393) werden heute in Deutschland nur die Grade 4, 18, 30, 32 und 33 wirklich praktiziert. Es ist möglich, dass eine wichtige Persönlichkeit bereits in einen hohen Grad aufgenommen wird. In diesem Fall werden die unteren Grade durch Mitteilung verliehen. In anderen Ländern sind die tatsächlich praktizierten Grade zahlreicher. Die bei Lerich und Mellor angegebenen Namen der Grade sind weitgehend identisch.
3.4.1. Die jüdisch architektonischen Grade Die jüdisch architektonischen Grade werden auch 'Perfektionsgrade', 'Vervollkommnungsgrade' genannt. (Mellor, S. 292, 296, Lerich, S. 27) Diese Erkenntnisperiode umfasst die Grade 4 bis 14. Ausser in den USA werden nach Lerich in den meisten Ländern nur die Grade 4 und 13 'rituell bearbeitet'. Die Gradfolge lautet: 4. °: Geheimer Meister. Nach Schenkel geht es hier wiederum um das The¬ma Tod als 'Übergang von Traum zu Erwachen'. 5. °: Vollkommener Meister. Hier soll das Thema 'Sünde und Gnade' zur Darstellung kommen. (Schenkel S. 91) 6. °: Geheimer Sekretär. In diesem Grad geht es nach Schenkel um das Thema der 'Hoffnung auf Unsterblichkeit'. (Ebd. 92) 7. °: Vorsteher und Richter. 8. °: Intendant der Gebäude. 9. °: Auserwählter Meister der Neun. 10.°: Erlauchter Auserwählter der Fünfzehn. 11.°: Erhabener Auserwählter Ritter. 12.°: Gross Architekt. 13.°: Meister des königlichen Gewölbes (Royal Arch). 14.°: Grosser Auserwählter Vollkommener und Erhabener Maurer. «Der wichtigste Grad der Vervollkommnungslogen ist die Erkenntnisstufe des Königlichen Gewölbes, jenes Ateliers des 13. Grades, das dem Bau eines Idealtempels dient, des zweiten Tempelbaues, der an Stelle des salomonischen den der freimaurerischen Humanität setzt. Über allen Wassern der Sintflut soll er stehen, welche die Erde vernichten können: deshalb ruht sein Gewölbe auf neun hohen Strebepfeilern. Bausymbolik und Bausage der Freimaurerei erreichen im 13. Grad ihren esoterischen Höhepunkt... Es gibt keinen zeitlichen Anspruch auf die Einweihung in die verschiedenen Erkenntnisstufen der Vervollkommnung, die in ihren Lehren und Zeremonien, in ihrer Symbolik und Ritualistik in verschiedenfältigster Weise, farbenprächtig in der Ausschmückung der Logenräumlichkeiten, phantastisch in den Legenden, prunkvoll in den Schürzen und Bändern, immer wieder das Thema vom symbolischen Bau der Freimaurerei abwickeln« (Lerich S. 31 f.). 3.4.2. Die religiös christlichen Grade Die religiös christlichen Grade umfassen die Grade 15 bis 18 und werden auch 'Kapitelgrade' genannt. (Mellor, S. 393, Lerich, S. 32). Die Rituale sollen die christliche Periode der Menschheitsgeschichte versinnbildlichen, wobei die Kreuzzüge als Kulisse dienen. Nach Lerich tritt hier nun die Aussenarbeit an die Stelle der Innenarbeit. Rituelle, kultische Handlungen finden in der Regel nur noch einmal jährlich statt. Der Inhalt der Arbeiten sind Debatten und Beschlussfassungen über ganz reale Aktionen, Zielsetzungen und Pläne. Vorzüglich in der romanischen Freimaurerei sind bereits die Kapitel politische Klubs. (Lerich S. 32) In den übrigen Ländern geht es hauptsächlich um Kulturpolitik.
Die Gradfolge lautet: 15.°: Ritter des Ostens oder des Schwertes. 16.°: Meister (oder Prinz) von Jerusalem. 17.° Ritter vom Osten und Westen. 18.° Ritter vom Rosenkreuz. Wir haben bereits darauf hingewiesen, dass hauptsächlich die Themen, Motive und Symbole der Kapitellogen auf biblische, christliche Tradition zurückgehen. Statt Christus steht nun aber der Mensch im Mittelpunkt. In den meisten Ländern wird nur der 18. Grad 'rituell bearbeitet'. Für Lerich ist der »Initiationsritus des Kapitels der Rosenkreuzer... einer der schönsten der Freimaurerei« und eine der 'stärksten Kulthandlungen'. (S. 34) Erinnert sei an Motive wie: 'vollkommene Hingabe', 'INRI' (was statt 'Jesus Nazarenus Rex Judaeorum' 'Igne Natura Renovatur Integra', 'durch das Feuer erneuert sich die Natur zur Gänze' bedeutet), das 'Kreuz', das 'Abendmahl', der 'gute Hirte' . (Dazu Lerich 34ff., Mellor 398ff.) Der 'christlichen' folgt im Entwicklungsschema der Schottischen Hochgrade eine weitere und offenbar 'höchste' Periode der Menschheitsgeschichte: die freiheitlich aufgeklärte Periode. 3.4.3. Die freiheitlich aufgeklärten Grade Mit den freiheitlich aufgeklärten Graden, die auch 'philosophische Grade' genannt werden und die Grade 19 bis 30 umfassen, finden die kultisch rituellen 'Arbeiten' der Freimaurerei ihren Abschluss. (Lerich 36, Mellor 393, 401) Die höheren Grade 31 bis 33 sind reine 'Verwaltungsgrade'. Die Gradfolge lautet: 19.°: Hoher Priester oder Erhabener Schotte (auch: Gross Pontifex). 20.°: Obermeister aller regulären (auch: symbolischen) Logen. 21.°: Noachit oder Preussischer Ritter. 22.°: Ritter der Königlichen Axt oder Prinz von Libanon. 23.°: Meister des Tabernakels oder des Allerheiligsten. 24.°: Obermeister oder Prinz des Tabernakels bzw. des Allerheiligsten. 25.°: Ritter der Ehernen Schlange. 26.°: Schottischer Trinitarier oder Prinz der Gnade. 27.°: Ritterkommandant oder Obermeister des Tempels. 28.°: Ritter der Sonne. 29.°: Grossschotte des heiligen Andreas. 30.°: Ritter Kadosch. (qadosch = hebr.: 'heilig') Die meisten dieser Grade (vom 28. und vor allem vom 30. abgesehen) weden nur 'historisch',
durch mündliche Mitteilung und Ausdeutung verliehen. Den Inhalt stellt Lerich wie folgt dar: »Schon der 19. Grad, der des 'Gross Pontifex', der erste Areopag, lehrt... den Kampf gegen alle völkischen und religiösen Werte, Gesetze, Ordnungen und Autoritäten. Er lehrt den Kampf gegen 'Unwissenheit', 'Aberglaube', 'Dogmatik' und 'Fanatismus' in jeder Form. Der 'Grossmeister aller symbolischen Logen', der 20. Grad, bedeutet esoterisch das Streben des Hochgradfreimaurers zur höchsten 'Meisterschaft'. Exoterisch bedeutet er, dass bereits diese Erkenntnisstufe über die ganze Johannisfreimaurerei souverän ist. Der 21. Grad gibt die Würde des 'Noachiten oder preussischen Ritters'. Seine Lehre preist die von den Ideen der Freimaurer gelenkte Volksherrschaft, verwirft die Despotie der Massen, die auf völlige Anarchie ausgeht. Der 'Ritter der königlichen Axt'... verpflichtet sich, für das Los der arbeitenden Klassen zu kämpfen... Der 23. und 24. Grad, der 'Chef des Tabernakels' und der 'Prinz des Tabernakels' müssen die Volksrechte zu erkennen und nach aussen hin zu vertreten trachten. Der 'Ritter der ehernen Schlange'... übernimmt die Verpflichtung zur Heilung der sozialen Schäden in der menschlichen Gemeinschaft. Ihm folgt der 'Prinz der Gnade', der jede einzelne Religion zu überwinden hat, indem er die in allen Religionen enthaltenen Wahrheiten zu einer Überreligion zusammenfasst. Der 'Ritterkommandeur des Tempels' und der 'Ritter der Sonne'... haben bereits alle Stadien religiöser Zweifel hinter sich und stehen auf der Stufe einer über alle 'Dogmatik', alle 'Vorurteile' erhabenen Ethik und Weltanschauung. Der Würdenträger des 29. Grades, des letzten Areopages vor der völligen Einweihung, der 'Großschotte des heiligen Andreas', gelobt, alle freimaurerischen Grundsätze und Pflichten zum Wohl der Menschheit im kulturellen und sozialen Sinne zu verwirklichen.« Auf den 30. Grad, den 'Vergeltungsgrad', in dessen Initiationsritus unter anderem die drei Degenstiche gegen Papstkrone, Königkrone und Bürgerkrone zu führen sowie die drei Säulen des Tempels (Weisheit, Schönheit, Stärke) umzuwerfen sind, sind wir bereits zu sprechen gekommen. (Pkt. 1.3.5 und 1.6.2) Diese Ausführungen seien durch ein Zitat aus Mellor (S. 404) ergänzt: «Der Kadosch Ritter ist der 30. Grad innerhalb der Schottischen Reihe und praktisch der höchsterreichbare, denn die Folgegrade sind 'administrativer' Art. Sein Studium ist daher von besonderer Bedeutung. Der philosophische Symbolismus des Grades besteht wesentlich im Ritual des Ersteigens einer geheimnisvollen Leiter, deren sieben Stufen die sieben freien Künste bezeichnen. Nec plus ultra (Und nichts darüber hinaus). Die oberste Stufe zeigt an, dass der Kandidat die Höhe der freimaurerischen Einweihung erreicht hat. Dieser Ritus und einige andere Teile des Rituals... beinhalten jedoch nicht das Wesen des Grades. Dieses besteht vielmehr in seinem Charakter als Vergeltungsgrad. Die Ehrsucht, die Unwissenheit und der Fanatismus, das sind die drei infamen Feinde des Ordens, die es ohne Unterlass zu bekämpfen gilt so wird der Kandidat unterrichtet. Das Zeichen des Grades ist ein Dolch, und das Heilige Wort lautet 'Nekam' (hebr.: Vergeltung). Die Vergeltung, um die es sich hier handelt, ist symbolisch die des Templerordens auf Grund der Ermordung seines Grossmeisters Jacques de Molay durch 'zwei Verächtliche'. Damit sind Papst Clemens V. und König Philipp der Schöne gemeint«. Der Wortlaut des Gelöbnisses macht deutlich, dass es um den bedingungslosen Kampf um individuelle Glaubens und Gewissensfreiheit geht. »(Man zeigt auf den Totenschädel mit der Königskrone): 'Unter keinem wie immer gearteten Vorwand werde ich jemals einen Kompromiss irgendwelcher Art mit einer Regierung eingehen, welche der Despotismus die Rechte des Individuums missachten lässt.' (Man zeigt auf den Totenkopf, welcher die Tiara trägt): 'Unter keinem wie auch immer gearteten Vorwand werde ich jemals einen Kompromiss irgendwelcher Art mit einer geistlichen Gewalt eingehen, welche das Gewissen und die Freiheit des Denkens in Fesseln legt und welche den aufrichtigen Zweifel und den ehrlichen Glauben als Verbrechen brandmarkt .. .... Ich gelobe, niemals einer zivilen oder religiösen Gesellschaft anzugehören, welche die Freimaurerei bekämpft'« (zit. in Mellor, S. 411). 3.4.4. Die administrativen Grade
Die Gradfolge der Verwaltunsgrade lautet: 31.°: Grossrichter oder Grossinspektor Inquisitor Kommandeur. 32.°: Meister des königlichen Geheimnisses. 33.°: Souveräner General Grossinspekteur. «In den obersten Räten hat die Aktivistik der Freimaurerei ihre reinste und restlose Verkörperung gefunden, ist Exoterik vollständig an die Stelle der Esoterik, die Außenarbeit vollständig an die Stelle der Innenarbeit getreten. Sie sind die eigentlichen und innersten Aktionszentren des Weltlogentums. (Lerich, 1937, S. 50) 3.5. Vergleich Im Gegensatz zur Freimaurerei gibt es zur Aufnahme in die Gemeinde Christi, so wie wir sie verstehen, keine besonderen Aufnahmevoraussetzungen und kein menschliches Prüfungsverfahren. Jeder ist willkommen wirklich unabhängig von allen menschlichen Kriterien. Die Aufnahme ist Sache einer persönlichen Beziehung zwischen der Person und Christus, der Umkehr und der Annahme des Absolutheitsanspruches Christi. Die Freimaurerei hingegen lehnt den Absolutheitsanspruch Christi ab und setzt an seine Stelle die kompromisslose Glaubens und Gewissensfreiheit des Menschen. Ich bin davon überzeugt, dass auch Christus jedem diese Glaubens und Gewissensfreiheit lässt. Nur hat sie ihrerseits eine höchst relative Bedeutung. Durch sie finden wir nicht zum 'Licht', zum 'Heil' etc. Die Freimaurerei hingegen erweckt den Eindruck, als könne der Mensch allein zum Licht finden, als könne der Mensch den Menschen 'auferwecken' und 'erheben', als könne der Mensch selbst der 'gute Hirte' des Menschen und der ganzen Menschheit sein.
4. Auseinandersetzungen, Kämpfe Die Freimaurerei war seit ihrer Gründung von einer Vielfalt von Auseinandersetzungen begleitet, von denen nur die externen allgemein bekannt sind. Mit grosser Wahrscheinlichkeit hatten aber auch die internen Auseinandersetzungen zumindest zeitweise einen grossen Einfluss auf den Gang der Weltgeschichte. Ich denke zum Beispiel an die Napoleonischen Kriege, in denen die Heere aller Beteiligten fast ausschliesslich von Freimaurern geführt wurden. (Die Generale Napoleons sowie Wellington, Blücher und Gneisenau waren Freimaurer.) Es ist meines Wissens kaum erforscht, inwieweit unterschiedliche Auffassungen über die 'richtige' Art von Maurerei 'profane' Auseinandersetzungen beeinflussten. Im folgenden sollen die Ergebnisse der internen Auseinandersetzungen kurz dargestellt werden , auf die externen Auseinandersetzungen wollen wir etwas genauer eingehen. 4.1. Interne Auseinandersetzungen Im Werk von Mellor (Wiss. 1985) sind die wichtigsten internen Auseinandersetzungen ausführlich und exakt dargestellt. Sie sind ausserordentlich verwirrend und für Aussenstehende kaum verständlich. Jedenfalls haben sich die heute weltweit am weitesten verbreiteten und einflussreichsten Formen (Johannismaurerei und Schottische Hochgradmaurerei, die kurz vorgestellt wurden) nur nach zum Teil harten Kämpfen intern durchsetzen können. Demokraten standen gegen Royalisten, Rationalisten gegen Esoteriker und Mystiker, Rosenkreuzer gegen 'Anti Rosenkreuzer', Christliche gegen Humanitäre, Theisten gegen Atheisten, Kirchentreue gegen Antiklerikale Am grössten ist heute noch der Gegensatz zwischen angelsächsischer und romanischer Freimaurerei. Während in England Kirche und Krone für die Freimaurerei gewonnen werden
konnten, hat sich in Frankreich die Freimaurerei antiklerikal und republikanisch entwickelt. Im Jahre 1877 strichen die französischen Freimaurer unter Leitung des ehemaligen Pastors F. Desmons den Artikel 1 der Konstitution, der den Glauben an die Existenz Gottes und die Unsterblichkeit der Seele fordert. So wurde der 'Grand Orient de France' zur 'irregulären' Freimaurerei.
4.1.1. Reguläre und irreguläre Freimaurereien Mellor schreibt zum Thema der 'Regularität': »Der Begriff der Regularität kann zweierlei bedeuten: Regularität des Ursprungs und Regularität der Prinzipien. Regulären Ursprungs ist eine Obödienz, oder innerhalb einer Obödienz eine Loge, die legal konstituiert worden ist. Nach dem englischen Grundsatz ist eine neu konstituierte Grossloge dann regulären Ursprungs, wenn sie entweder durch eine andere reguläre Grossloge oder aber durch drei reguläre Logen gegründet worden ist. Dennoch kann eine Obödienz irregulär werden. Wenn sie eine oder mehrere der wesentlichen freimaurerischen Voraussetzungen nicht erfüllt, verfällt sie der Profanation. Sie verliert ihre freimaurerische Qualität. Als Beispiel wird hier häufig auf den Grand Orient de France hingewiesen, der 1877 den Begriff des 'Allmächtigen Baumeisters aller Welten' aus seinen Konstitutionen gestrichen hat und damit durch Preisgabe der wichtigsten Landmarke in der Perspektive der gesamten regulären Freimaurerei zu einer Pseudo Maurerei geworden ist, die mit der regulären Kunst nur den Namen gemein hat. Die Regularität im Grundsätzlichen ist also der juristische Status, der durch die Anerkennung eben dieser Grundsätze erworben und bewahrt wird» (Mellor, S. 67). Mellor unterscheidet sieben reguläre Freimaurereien: die englische, die amerikanische, die französische Freimaurerei (Grande Loge Nationale Francaise), die deutsche, österreichische, skandinavische und die holländische Freimaurerei. Dabei bestehen zwischen diesen Freimaurereien zum Teil grosse Unterschiede in der Lehrart, und es ist keineswegs so, dass sich alle wechselseitig anerkennen und 'brüderliche Beziehungen' aufrechterhalten. So gibt es zum Beispiel 'Obödienzien', die von der Vereinigten Grossloge Englands (UGL) nicht anerkannt, von der Grossloge des Staates New York anerkannt sind. Andere werden von der Grossloge des Staates New York nicht anerkannt, von der UGL Englands aber anerkannt. (Mellor S.68ff.) Als reguläre Maurereien gelten in der Regel auch die in verschiedenen Ländern und zu verschiedenen Zeiten besonders blühenden 'Sonderlogen': Akademikerlogen, Feld , Forschungs , Kaufmanns , Kriegsgefangenen , Militär , Regiments , Residenz , Seelsorger , Universitätslogen u.a.m. (S. dazu Binder, S. 220) 4.1.2. Lehrarten und Hochgradsysteme Im Verlauf der Geschichte der Freimaurerei kam es oft zu schwärmeri¬schen Gründungen und phantastischen Lehren (Valmy, 35ff.). Das Werk von Brodbeck gibt einen Überblick über die heute noch bestehenden freimaurerischen Systeme und ähnlichen Organisationen. In den USA von nicht unerheblicher Bedeutung und jüngst auch im deutschsprechenden Raum Europas ist der »Alte Arabische Orden der Edlen vom Mystischen Schrein» (= »Shriners«). Sämtliche Zugehörige verstehen sich als Hochgradmaurer (Prantner Kath. 1989 16). 4.1.3. Freimaurerähnliche Organisationen und 'Sekten' Von Brodbeck sind die folgenden 'freimaurerähnlichen Organisationen' dargestellt: Die Ritterorden (die Johanniter, die Tempelritter, der deutsche Ritterorden), die heilige Feme, das Haberfeldtreiben, der Odd Fellow Orden. der Rosenkreuzorden, der Illuminatenorden, der Martinsorden, der orientalische Templerorden, der Gralsorden, der Druidenorden, der Guttemplerorden, der Rechabiterorden, die asiatischen Brüder, der Alchemistenorden, Les
Compagnons. Daneben gibt es nach Mellor freimaurerische 'Sekten', die sich zum Teil bewusst dem Okkulten zuwenden, und vor denen die Freimaurerei selbst warnt: »Jede Hinwendung zum Okkulten führt tiefer hinein in den Okkultismus. Dies ist ein Lebensgesetz aller geheimen Gesellschaften, ebenso wie auch der initiatorischen Vereinigungen, die sich nicht als geheim bezeichnen. Es ist durch nur zu gut bekannte Gründe zu erklären: enttäuschte Neugier, Eitelkeit, Verlangen nach dem Mysterium, Stolz darauf, den Eingeweihten spielen zu können. Diejenigen, die heute diese menschlichen Schwächen missbrauchen, erfinden zwar keine neuen Hochgrade mehr, fahren aber fort, Vereinigungen freimaurerischer Art ausserhalb der Freimaurerei ins Leben zu rufen, indem sie sich dieser als eines Auswahlzentrums bedienen und häufig von den Adepten (Adept = in eine geheime Lehre Eingeweihter) verlangen, dass sie Eingeweihte in freimaurerischen Hochgraden sein müssen« (Mellor, 451). 4.2. Externe Auseinandersetzungen «Die Freimaurerei vertrug sich nie und nirgendwo mit Absolutismen und Totalitarismen. Überall dort, wo jemand die letzte Wahrheit zu besitzen wähnte und beanspruchte, kam es zu Konfliktsituationen, weil diesem jemand der maurerische Toleranzgedanke grundsätzlich unerträglich scheinen musste.» (Zendralli, S. 8) In der Geschichte dieser externen Auseinandersetzungen stellen sich die Freimaurer gern als die Märtyrer für Freiheit und Fortschritt hin, den Gegnern erscheinen sie als Verschwörer und Zerstörer jeder Ordnung. Über diese 'Verschwörungstheorien' siehe Rogalla von Bieberstein. 4.2. 1. Der Absolutismus Die Ereignisse der Französischen Revolution können wohl kaum als das bewusste oder gar geplante Werk der Freimaurer bezeichnet werden. Die Revolution hat vielmehr eine völlig unkontrollierte Eigendynamik entfaltet, die zeitweise für alle Beteiligten gefährlich wurde. Dennoch haben Freimaurer bei der Bekämpfung des (französischen) Absolutismus eine bedeutende, wenn nicht massgebende Rolle gespielt. Das sollen einige Auszüge aus einem Artikel von Hess in der Zeitschrift 'Alpina' (1989 Nr. 6/7 S. 162ff.) verdeutlichen. »Frankreich besass am Vorabend der Revolution 70'000 Freimaurer, fast doppelt so viele wie heute bei halb so grosser Bevölkerung (26 Millionen). Die über 600 Logen hatten einen bedeutenden Einfluss. Von den drei grossen Aufklärern war zwar nur einer, Montesquieu, der Vordenker der Gewaltentrennung, früh Freimaurer geworden. Rousseau, der Prophet der Gleichheit, hat nie dem Bund angehört, und Voltaire, der Kämpfer gegen Unrecht und Willkür, wurde erst im Jahre seines Todes in die Loge 'Les neuf Soeurs' aufgenommen. Auch die Enzyklopädisten Diderot und Dalembert waren keine Maurer, wohl aber zahlreiche Aufklärer der zweiten Garnitur: Helvetius, Marmontel, Chamfort, Condorcet, Beaumarchais, der Baron Holbach.« (Hess,1989, S. 162). Im Frühjahr 1789 versammelten sich die drei Generalstände Adel, Klerus und dritter Stand. »Von den 578 Abgeordneten des dritten Standes sind 477 Freimaurer. Die grosse Mehrheit von ihnen will Reformen, will eine konstitutionelle Monarchie.» (S.163) Nach dem Sturm auf die Bastille legen Adel und Klerus auf Antrag der Freimaurer Duc d'Aiguillon und Vicomte de Noailles 'freiwillig' sämtliche Privilegien nieder. (164) Am 26. August verabschiedet die Versammlung auf Antrag der Freimaurer Lafayette, Mirabeau und Sieyès die berühmte 'Erklärung der Rechte eines Menschen und Bürgers'. «Sie setzt die uns heute selbstverständlichen Menschenrechte fest: 'Jeder Mensch ist frei geboren und bleibt frei. Keine Autorität kann ausgeübt werden, die nicht vom Volk ausgeht.' 26 kurze Artikel verkünden die Sicherheit der Person, Glaubens- und Gewissensfreiheit, Pressefreiheit, Schutz vor behördlicher Willkür und vor Festnahme.« (164) «Erstmals spielt eine neue Macht in der Politik mit, die öffentliche Meinung.» (165) Die weitere Entwicklung spaltet die Freimaurer: ~»Einige Freimaurer wie Desmoulins, Danton, Marat trieben die Radikalisierung immer weiter; anderen wie Lafayette, Bailly, Mirabeau ging die Revolution bald zu weit.« (165) Robespierre war nie Freimaurer, wohl aber noch verschiedene andere Persönlichkeiten der Revolution, wie zum Beispiel Rouget de Lisle, der Komponist der Marseillaise und der Arzt Guillotin, der »eine humanere Exekutionsmethode und die 'Gleichheit vor dem Schafott'» forderte. (168) Nach ihm wurde die Guillotine benannt. »Nur noch wenige Freimaurer sind unter den 'Königsmördern': Fouchä, Cauthon, Danton, Marat und der Vetter des
Königs, Philippe d'Orléans, Grossmeister des Grand Orient, der sich jetzt Citoyen Philippe Egalité nennt.« (167) Unter den Anführern royalistischer Aufstände finden sich Freimaurer: Stofflet, Savare, Charette, Scepetaux. Von den drei Führern des 'Wohlfahrtsausschusses' des Revolutionstribunals (Robespierre, St. Just und Couthon) ist nur Couthon Freimaurer. (168) »Eine zunehmende Dechristianisation (Entchristlichung) findet statt, bei welcher sich Bruder Chaumette auszeichnet; der christliche Kalender wird abgeschafft, der 'Kult des höchsten Wesens' inauguriert (eingeführt) , der Altar der Vernunft errichtet.« (168) Zusammenfassend kann gesagt werden: Freimaurer haben die Revolution inszeniert und angeführt. Aber die Revolution hat 'die Brüder getrennt' und schliesslich fast alle Freimaurer vernichtet. Die Freimaurer sind nicht die Sieger, sondern die Opfer der Revolution. Dennoch ist wohl eindeutig, dass der Geist der Freimaurerei den Absolutismus besiegt hat. 4.2.2. Die Katholische Kirche Die Auseinandersetzung zwischen Freimaurerei und Katholizismus hat das kulturelle und politische Leben Europas vor allem im letzten Jahrhundert ('Kulturkampf') wesentlich geprägt. Sie ist schon mehrfach ausführlich dargestellt worden. (Siehe zum Beispiel Binder (Wissenschaftler,1988 56ff.), Conzemius (Kath. 1984 30ff.), Seydel (FM 1862), Valmy (FM 1988 64ff.) und die bei diesen Autoren angegebene Literatur.) «Was die Freimaurerei ablehnt, ist die politische Herrschaft des Klerikalismus und den Anspruch der Päpste auf beherrschenden Einfluss auch in allen kulturellen Fragen, weil sich daraus schwere Hemmungen für den menschlichen Fortschritt und die freie Geistesentwicklung ergeben haben.» (Schenkel, 1926, S.171) Die Freimaurer bekämpfen nicht die Katholiken, sondern den Absolutheitsanspruch der römisch katholischen Kirche , »weil Rom behauptet, die alleinseligmachende Kirche zu sein, die über Wahrheit und Vergebung autonom verfügt und sich als sichtbare Stellvertretung Gottes betrachtet.« (Böni, S. 68) Die Antwort der katholischen Kirche auf die Herausforderung durch die Freimaurerei liess nicht lange auf sich warten. »Die erste Verurteilung wurde 1738 von Papst Clemens XII. ausgesprochen in der Bulle 'In eminenti'. Benedikt X. bestätigte dieses Verdikt in der Bulle 'Providas' (1751). Zwischen 1738 und 1918 wurden über 12 Verbote in päpstlichen Bullen gegen die Freimaurerei gefällt.« (Conzemius, Kath., 1984, 30) Schenkel kommentiert die Bestimmungen gegen die Freimaurer im kirchlichen Gesetzbuch von 1917 (Codex juris canonici) wie folgt: »Nicht nur ist den Maurern der Eintritt in kirchliche Orden und religiöse Vereinigungen verschlossen.... sondern die Freimaurer werden als solche exkommuniziert, Geistliche und Ordensleute, die Freimaurer wären, verlieren ihre Stellung und werden in besondere Strafe genommen. Dem Freimaurer ist die kirchliche Trauung versagt. Selbst der Tod löscht die Feindschaft nicht aus. Noch der Leichnam des Freimaurers ist ein Gegenstand des Hasses und Abscheus. Er darf nicht kirchlich beerdigt werden, und wenn dies versehentlich doch geschehen ist, so soll sein Leichnam... wieder ausgegraben und an ungeweihter Stätte vergraben werden. Der treue Sohn der Kirche aber darf sich nicht einmal sachlich über Ziel und Zweck der Freimaurerei... unterrichten; auch das ist ihm ausdrücklich untersagt« (Schenkel, S. 171). Die katholischen Gegenmaßnahmen hatten nur eine beschränkte Wirkung: «Päpstliche Bullen kamen in jener Zeit nur dann zur rechtlichen Geltung, wenn sie von staatlicher Seite registriert wurden. Das war in den protestantischen Ländern von vornherein ausgeschlossen; außer in Spanien, Portugal und Polen wurde die staatliche Genehmigung der päpstlichen Bulle in manchen katholischen Ländern (z. B. Frankreich) verweigert. So kam es, dass hier Katholiken. Laien und Kleriker, ungeachtet päpstlicher Bestimmungen, der Freimaurerei beitraten. Unter den prominentesten Laien seien Mozart und Haydn erwähnt, die Liste geistlicher Würdenträger ist lang.« (Conzemius Kath. 1984 32) Im Werk von Taute (FM 1909) über ’die katholische Geistlichkeit und die Freimaurerei' ist eine Liste mit den Namen von über 500 katholischen Geistlichen und Würdenträgern enthalten, die nachgewiesenermaßen Freimaurer waren. »1772 wird mit Lord Robert Edward Petre ein Katholik Großmeister der englischen Grossloge... Gerade
katholische Länder sind zu starken Freimaurerzentren geworden.» (Im Hof, Wiss. 1982, S. 1 66f.) In Italien rührten im letzten Jahrhundert die revolutionären Umtriebe von geheimen Gesellschaften, die zum Teil von Freimaurern gegründet wurden (z.B. die 'Carbonari'), an die politische Existenz des Kirchenstaates. «Auf katholischer Seite brach nach der Jahrhundertmitte eine antifreimaurerische Hysterie aus. Es entstanden Zeitschriften und Verbände, um die Freimaurer zu entlarven... Ihren Höhepunkt erreichte diese Hysterie im berüchtigten Leo Taxil Schwindel (Deckname für Gabriel Jogand Pagès). Angeregt durch die Antifreimaurerenzyklika Leos XIII. 'Humanum genus' von 1884, hielt Taxil die katholische Öffentlichkeit als angeblich bekehrter Freimaurer durch seine Enthüllungen in Aufregung... 1887 empfing Leo XIII. Taxil... Kurze Zeit darauf hat Taxil in Paris den Schwindel öffentlich gestanden.» (Conzemius Kath. 1984, S. 33) «Erst das 2. Vatikanische Konzil brachte Bewegung in die erstarrten Fronten. Die Erklärung des Konzils zur Religionsfreiheit und die sachliche Auseinandersetzung des französischen Juristen Alec Mellor mit der Geschichte der Freimaurerei schufen die Voraussetzungen für ein neues Verhältnis... Im neuen kirchlichen Strafrecht wird der Kirchenstrafen androhende Kanon 2335 nicht mehr erwähnt» (Conzemius Kath. 1984, S. 34). Die Streichung dieses Strafen Kanons hat aber keine Klärung gebracht, sondern eine Situation der Unsicherheit geschaffen: Die Position der katholischen Kirche dem Geist des Relativismus und der Oekumene gegenüber wurde unklar und widersprüchlich. So erklärte einerseits Josef Kardinal Ratzinger in einer 'Erklärung der Glaubenskongregation zur Freimaurerei' vom 26.11.1983: «Das negative Urteil der Kirche über die freimaurerischen Vereinigungen bleibt also unverändert.» Andererseits wird dieses Urteil von wichtigen katholischen Persönlichkeiten in Frage gestellt. So erklärte zum Beispiel Herbert Vorgrimler, Dekan der katholischen theologischen Fakultät der Universität Münster, in einem Interview mit dem Österreichischen Fernsehen (ORF 1990), Ratzinger äussere in seinem Urteil über die Freimaurerei bloss seine persönlichen Vorbehalte und Ängste in einer Materie, in der er offenkundig nicht genug Bescheid wisse. Wie dem auch sei: Die Streichung des Strafartikels hat die Situation für die katholische Kirche nicht erleichtert, sondern erschwert. Die Auseinandersetzung zwischen 'katholischem Absolutismus' und 'freimaurerischem Relativismus' findet nun nicht mehr zwischen Katholizismus und Freimaurerei, sondern in der katholischen Kirche selbst statt! Dieser Kampf, der in der Schweiz heute bei der umstrittenen Bischofswahl in Chur zum Ausdruck kommt, ist wohl für alle katholischen Beteiligten ausserordentlich schmerzhaft. Bei konservativen katholischen Autoren wie Adler (Kath. 1975, 1982, 1983), Baum (1975, 1976, 1977), Feuling (1975), Rothkranz (1990) herrscht Panikstimmung. Für sie steht 'die Kirche im Endkampf' (Baum). Dabei brauchen sie nicht nach 'Verschwörern' im Vatikan selbst zu suchen, »weil die Neu 'Theologie' das Gedankengut der Freimaurerei freiwillig übernommen hat und es nun aus dem Innersten der Kirche heraus zur Geltung bringt.« (Feuling, Kath. 1975, S. 72) 4.2.3. Andere Kirchen Ablehnung Die Freimaurerei wird nicht nur von der katholischen, sondern auch von den orthodoxen Kirchen abgelehnt. »Die Bischöfe der griechisch orthodoxen Kirche untersuchten am 12. Oktober 1933 das Verhältnis der Freimaurerei zum Christentum und kamen zum vernichtenden Urteil: "Die Freimaurerei ist eine Mysterienreligion, sie ist vom christlichen Glauben völlig verschieden, ihm entgegengesetzt und fremd." Sie kann mit dem Christentum nicht in Übereinstimmung gebracht werden. Den Geistlichen und Laien ist die Mitgliedschaft in Logen verboten. Tritt ein Geistlicher einer Loge bei, wird er aus dem Klerus entlassen.» (Bauhofer FM 1975, S. 22f.) »Ferner haben sich gegen die Freimaurerei formell ausgesprochen: die kalvinistische Kirche in den USA, die reformierte niederländische Kirche in Südafrika (1940 und 1967), die Adventisten und die Zeugen Jehovas.» (Bauhofer FM 1975 23) In protestantischen Ländern wurde die Freimaurerei anfänglich zum Teil verboten, die meisten protestantischen Kirchen kamen aber mit der Zeit zu einer neutralen oder positiven Haltung. So verboten die Regierung von Holland 1735, die Regierung von Schweden 1736, diejenige von Hamburg und Genf ebenfalls 1736 die
Freimaurerei. (Hammer Prot. 1984, S. 26) »Drei Jahre später erreichten die zwinglianischen Pfarrer Zürichs dasselbe Verbot.« (Bauhofer FM 1975, S. 22) »König Friedrich von Schweden aus dem Hause Hessen Kassel verbot die Freimaurerei zunächst sogar bei Todesstrafe, stellte sich freilich später, dem preussischen Beispiel des grossen Friedrich II. folgend, an deren Spitze.» (Hammer Prot. 1984, S. 26) Nach Binder gibt es auch heute noch vor allem in den Vereinigten Staaten Gemeinden calvinistischen und lutheranischen Ursprungs, die sich gegen Mitgliedschaften aussprechen und ihren Mitgliedern mit Sanktionen im Falle einer Logenzugehörigkeit drohen. Ähnliche Beschlüsse weisen auch presbyterianische Gemeinden in Schottland und Irland auf«. Zudem wird die Freimaurerei nach Schenkel «in den pietistischen und orthodoxen Kreisen bekämpft«. Gesamthaft lässt sich sagen, «dass die Beziehungen der evangelischen Kirchen zur Freimaurerei ebenso vielfältig wechselnd wie gespalten waren und noch sind.» (Hammer, 1984, S.26) Übrigens: Auch im Einzugsbereich anderer Religionen, besonders im Islam, wurde die Freimaurerei verboten. »Im ausserchristlichen Raum wurde der Sultan durch eifrige Muselmanen zu einem Verbot der 'neuen Sekte' überredet.« (Bauhofer, 1975, S. 22). Zu einem Erfolg der Freimaurerei gegenüber dem islamischen Fundamentalismus kam es 1923 in der Türkei. Kemal Atatürk, der 'Vater der modernen Türkei', war Freimaurer. (Oslo,1988, S.404) Neutralität »Die Methodisten, Baptisten, Presbyterianer und Episkopale haben nie Einwände gegen die Freimaurerei erhoben... Die altkatholischen Nationalkir¬chen haben weder in der Konvention von Utrecht 1889, noch anlässlich der Interkommunion mit der anglikanischen Kirche 1932, noch in ihrer Literatur sich mit der Freimaurerei auseinandergesetzt.» (Bauhofer, 1975, S. 23) In letzter Zeit ist auch die Haltung der Anglikanischen Kirche wieder etwas zurückhaltender. Denn: »1984 häuften sich im Zuge einer breit angelegten Freimaurerdebatte in Grossbritannien negative Stimmen, wobei auch seitens der Church of England und der Unitarischen Kirche gewisse Bedenken gegenüber der Bruderschaft erhoben wurden.« (Binder, 1988, S. 103). Zustimmung »In England, Schweden, Preussen und den meisten überwiegend protestantischen deutschen Bundesstaaten hat schon die Teilnahme der Fürsten am Logenleben ein friedliches Verhältnis nahegelegt. Von seiten der Freimaurerei ist dieses friedliche Verhältnis nie und nirgends gestört worden... Immer haben in Deutschland zahlreiche evangelische Geistliche der Loge angehört. Viele Freimaurer waren und sind Mitglieder kirchlicher Kollegien. Evangelische Geistliche nehmen als Redner, Meister vom Stuhl, ja auch als Grossbeamte und selbst als Grossmeister wichtige Stellen im deutschen Logenleben ein. Auf der Jahresversammlung des Vereins deutscher Freimaurer 1925 wurden einige der wichtigsten Beratungsgegenstände von Pfarrern vorgetragen. Die Gedankenwelt der meisten deutschen Logen ist weithin dadurch bestimmt, dass die meisten Mitglieder gebildete Protestanten sind.« (Schenkel, 1926, S. 33f.) Ähnliches kann von der evangelischen Kirche in Schweden sowie von der Anglikanischen Kirche gesagt werden. Rund 100'000 Anglikaner sind Mitglieder der Logen. Es gehören den Logen auch mehr als 17 Bischöfe und über 500 Geistliche an. Selbst das ehemalige Kirchenoberhaupt, Erzbischof Fisher von Canterbury, war Logenmitglied. (Bauhofer, 1975, S. 23) In Deutschland und England war es unter Umständen sogar möglich, dass Logen praktisch identisch waren mit einem Bund der Theologen! In der Schweiz war meines Wissens die Freimaurerei nie einem solchen Ausmass geistiger Beeinflussung ausgesetzt, wenngleich es nie an Pfarrern als Mitglieder von Bauhütten fehlte. So war zum Beispiel der langjährige Grossmeister der 'Alpina', J. Böni, Pfarrer. Zudem waren beispielsweise Liederdichter wie Matthias Claudius, Friedrich Gottlob Klopstock und Friedrich Rückert, deren Lieder heute noch in der Landeskirche gesungen werden, Freimaurer. (Schenkel, S. 33) Trotz der grundsätzlichen Zustimmung kam es auch in den erwähnten Landeskirchen zu Auseinandersetzungen über die Freimaurerei und ihre enge Verflechtung mit der Kirche. Die
schwerste dieser Auseinandersetzungen wurde vom Berliner Theologieprofessor und Begründer der 'Evangelischen Kirchenzeitung' Ernst Wilhelm Hengstenberg initiiert. In seinem dreiteiligen Werk 'Die Freimaurerei und das evangelische Pfarramt' (Berlin 1854 und 1855) forderte er, evangelischen Geistlichen sei die Mitgliedschaft in den Logen zu verunmöglichen. (S. dazu Schenkel S. 34f.) Den freimaurerischen Standpunkt vertrat in dieser Auseinandersetzung hauptsächlich der evangelische Geistliche G.A. Schiffmann, 'Archidiaconus' an St. Jacobi in Stettin sowie freimaurerischer 'Provinzial Grossmeister' für Posen und 'Unterarchitekt' des Ordens. (Stettin 1857) Der Streit wurde schliesslich weniger durch Argumente entschieden, als durch den Umstand, dass der damalige Prinz Wilhelm, der spätere deutsche Kaiser Wilhelm I., Freimaurer war. (Schenkel, S. 35) Schenkel (Ebd. 170) fasst die kirchengeschichtliche Bedeutung der Freimaurerei aus seiner Sicht wie folgt zusammen: »Die kirchengeschichtliche Bedeutung der Freimaurerei liegt in ihrem Gegensatz gegen den römischen Klerikalismus, in der Ablehnung des materialistischen Atheismus und dem Festhalten an dem theistischen Idealismus, endlich aber darin, dass sie die einzige grosse und festgefügte Organisation ist, deren Geist im allgemeinen der liberal protestantischen Lebensauffassung entspricht.« 4.2.4. Totalitarismus Zum Thema 'Freimaurerei im Zeitalter des Totalitarismus' siehe besonders den Aufsatz von Kreis (1984, S. 19ff.) und die darin angegebene Literatur. Die Freimaurerei wurde verboten: 1917 in Russland, 1919 in Ungarn, 1925 in Italien, 1934/35 in Deutschland, 1938 in Österreich und 1940 im besiegten Frankreich, zudem in Portugal unter Salazar und in Spanien unter Franco. In der Schweiz lancierten 1934 Frontisten eine Volksinitiative zum Verbot der Freimaurerei. Diese Volksinitiative wurde vom Nationalrat mit 107:2, vom Ständerat mit 22:0 und vom Volk am 28.11.1937 mit 68,7% der Stimmen abgelehnt. (S. dazu Kreis, 1984,20ff. sowie Herren,1981, S. 215ff.) Kommunismus »1922 wurde auf dem vierten Kongress der Kommunistischen Internationale die Freimaurerei als politische Organisation der Bourgeoisie gebrandmarkt und gleichzeitig eine Mitgliedschaft für Kommunisten als unvereinbar deklariert, während die Freimaurerei Fidel Castros Revolution auf Cuba überlebte.» (Binder) Das Urteil der orthodoxen Kommunisten und Marxisten Leninisten über die Freimaurerei kommt im folgenden Zitat Leo Trotzkis (1923 im Moskauer Regierungsorgan 'Iswestija' wohl treffend zum Ausdruck: »Sie ist die kapitalistische Feindin des Kommunismus; sie ist rückständig wie die Kirche, der Katholizismus. Sie stumpft die Schärfe des Klassenkampfes durch Mystizismus, Sentimentalität und moralischen Formenkram ab... Mit glühenden Eisen müsste sie mit ihrer Gefolgschaft ausgerottet werden, denn sie schwächt die Lehren des Kommunismus durch ihre bürgerlichen Journalisten ab.» (Trotzki zit. in Oslo, S. 349) Mit den Umwälzungen im Ostblock erleben auch die Logen eine 'stille Renaissance' Ende Januar 1990 wurde zum Beispiel in Ungarn, nach vierzigjährigem Verbot, eine Loge wiederbelebt. (Ulmer Journ. 1990) Der Absolutheitsanspruch einer einzigen Partei ist natürlich mit dem freimaurerischen Credo ebensowenig vereinbar wie der Absolutheitsanspruch einer einzelnen Rasse oder gar eines einzelnen Volkes. Nationalsozialismus Das folgende Urteil Hitlers über die Freimaurerei scheint mir sehr aufschlussreich zu sein: «Ich glaube natürlich nicht im Ernst an die abgrundtiefe Bosheit und Schädlichkeit dieser in Deutschland immer harmlos gewesenen Vereinigung. Ich habe mir sehr genau Bericht erstatten lassen. Nun, was da von angeblichen Greueln zutage kam, von Skeletten, Totenköpfen, Särgen und geheimnisvollen Zeremonien, das ist alles Kinderschreck. Aber eins ist das Gefährliche, und ist auch dasjenige, was ich von den Freimaurern übernommen habe. Sie haben eine Lehre
gebildet, die in Symbolen und Riten stufenweise höhere Einsicht gewährt. Die Erziehung durch Symbole und Riten ist das Gefährliche und Grosse und von mir Übernommene. Sehen Sie nicht, dass unsere Partei etwas ganz ähnliches sein muss? Aber das bedeutet natürlich, dass es nicht etwas Ähnliches von anderer Seite geben darf. Entweder wir oder die Freimaurer oder die Kirche. Aber niemals zwei nebeneinander. (Hitler zit. in Itor,1987, S. 64f.) In der Auseinandersetzung der Alliierten mit dem Nationalsozialismus spielten nicht nur Worte und Panzer, sondern auch Symbole eine Rolle. Der Handmagie Hitlers zum Beispiel ('deutscher Gruss') setzte der Freimaurer Winston Churchill die brennende Zigarre und das V Zeichen entgegen. Das V Zeichen (Victory) soll Churchill von seinem Mentor in Sachen Magie, dem Satanisten Aleister Crowley, übernommen haben. (Dazu Memopress Nr. 2, S. 1982) Neben Winston Churchill waren noch andere prominente Führer der Alliierten Freimaurer, so die amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt und Harry S. Truman. (Itor FM 1987 69) Von den deutschen Freimaurern nahmen viele am aktiven und passiven Widerstand teil; viele wurden ermordet. (Binder Wiss. 1988 79f.) 4.2.5. Zusammenfassung Zusammenfassend kann zum Thema 'externe Auseinandersetzungen' gesagt werden: Der Geist der Freimaurerei hat nicht nur den Absolutismus besiegt, sondern auch den Nationalsozialismus und den Kommunismus. Die evangelischen Kirchen hat er gespalten und zum Teil ganz beschlagnahmt, wobei der Hauptangriff gegen die Waffe gerichtet ist, die die Reformatoren dem Katholizismus entgegenhielten: das Wort. Seit dem zweiten vatikanischen Konzil wirkt er innerhalb der katholischen Kirche.
5. Einfluss auf Staat, Wirtschaft und Gesellschaft Die Freimaurerei tritt gegen aussen nicht durch ihre Institutionen, Logen, Grosslogen oder internationalen Vereinigungen in Erscheinung, sondern will hauptsächlich über die einzelnen Mitglieder als individuelle Persönlichkeiten Einfluss auf Staat, Wirtschaft und Gesellschaft nehmen. Darum geht es in diesem Kapitel in erster Linie um eine Zusammenstellung der Namen von Personen, die nachgewiesenermassen Freimaurer waren. Dabei werden wohl einige Lücken offen bleiben, vor allem was die Mitgliedschaft der heute noch lebenden Freimaurer angeht. Jeder Freimaurer kann sich über seine eigene Mitgliedschaft offen äussern, gleichzeitig hat er sich aber verpflichtet, nichts über die Mitgliedschaft anderer auszusagen. So mag aber dennoch ein Mosaik entstehen, das ein mehr oder weniger deutliches Bild über das Wirken der Freimaurer und die Wirkung der Freimaurerei sichtbar macht. Natürlich sind auch die internationalen freimaurerischen Vereinigungen nicht ohne Einfluss, von denen die drei wichtigsten ihren Sitz in der Schweiz haben: Die Internationale Maurerische Vereinigung (AMI) mit Sitz in Genf hat die Grosslogen der Johannismaurerei als Mitglied. In der Allgemeinen Freimaurer Liga mit Sitz in Basel können alle Freimaurer als Einzelpersonen Mitglied werden. Die Lausanner Konföderation der Hochgradfreimaurer gilt als das Aktionszentrum der sogenannten 'Weltfreimaurerei'. (S. dazu auch: Blaubuch FM 1934, Lerich FM 1937 28f.) Auf die Aktionen dieser Vereinigungen kann in dieser Arbeit nicht eingegangen werden, da wir über zuwenig zuverlässige Informationen verfügen. 5. 1. Einfluss auf den Staat Der Einfluss der Freimaurerei auf den Staat hat sich vorerst in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich gestaltet, bedingt durch «den verschiedenen Volkscharakter, die Verschiedenheit der politischen Zustände und vor allem durch die Verschiedenheit der kirchlichen und kulturellen Verhältnisse.» (Schenkel, S. 30) Auf die einzelnen Länder soll im folgenden kurz eingegangen werden. Im allgemeinen können wir sagen, dass die Freimaurerei in den angelsächsischen sowie
in anderen protestantischen Ländern sehr bald zu einer staatsfreundlichen, staatsbildenden und staatstragenden Macht wurde, während in den romanischen und anderen katholischen Ländern bis zum Zeitpunkt der allfälligen Machtübernahme ein antiklerikaler, kritisch bis revolutionärer Einfluss ausgeübt wurde. Seit ihrer Gründung hat die Freimaurerei versucht, in den einzelnen Staaten 'von oben' Einfluss auszuüben und die obersten Machthaber für sich zu gewinnen. Das ist ihr in manchen Ländern sehr bald gelungen. 5.1.1. Die konstitutionelle Monarchie Zur Zeit der Gründung waren die obersten Machthaber Monarchen. Im umfassenden und aufschlussreichen Werk von Riegelmann (1943, Neudruck 1985) über 'die europäischen Dynastien in ihrem Verhältnis zur Freimaurerei' sind unter anderem übersichtliche 'genealogische Tafeln' enthalten, wobei von jeder Person angegeben ist, in welchem Verhältnis sie zur Freimaurerei stand (Mitglied, Freund, Gegner) und wie sich das Verhältnis entwickelte. In England kam es schon früh zu einer 'Identität zwischen Dynastie und Freimaurerei'. Riegelmann findet »in 225 Jahren zwanzig Angehörige des englischen Königshauses als Mitglieder der Freimaurerei vor und z.T. sogar mit höchsten maurerischen Würden ausgestattet, darunter fünf britische Könige... Zugleich finden wir keinen einzigen Gegner der Freimaurerei im englischen Königshause.» (Ebd. 402f.) Hauptsächlich in England und durch England, später auch durch die USA, machte die Freimaurerei Politik. Zeitweise war der Einfluss über die Monarchen auch in Deutschland stark, und besonders auch »die nordischen Dynastien sind mit sehr zahlreichen Angehörigen aktiv der Freimaurerei verbunden.» (Ebd. 408) Die Monarchen versuchten in der Regel, sich der Freimaurerei als machtpolitisches Instrument zu bedienen: Die Dynastie schafft sich in der Freimaurerei ein politisches Instrument. Riegelmann zeigt, dass diese Rechnung im Rückblick nicht aufgegangen ist. Umgekehrt: Die Freimaurerei hat sich der Dynastien bedient. Manchen Monarchen war 'die grundsätzlich antimonarchische Einstellung der Freimaurerei' von Anfang an bewusst. Daher »die so zahlreichen Verbote der Freimaurerei in den verschiedensten monarchischen Staaten Europas im Wandel der Zeiten.« (Ebd. 41.) In Deutschland und Dänemark entstanden 'Antimassonianische Sozietäten'. «Hier bildet sich sozusagen erstmalig eine antifreimaurerische Organisation rein aristokratischen Charakters bzw. eine regelrechte Dynasten Bewegung gegen die als staatsfeindlich erkannte Freimaurerei.« (Ebd. 411) Manche Freimaurer Monarchen haben sich mit der Zeit selbst wieder von der Freimaurerei distanziert, so auch Friedrich der Grosse, dessen Vater, Friedrich Wilhelm I., ein ausgesprochener Feind der Freimaurerei war. Der Rückblick zeigt also, dass sich die Freimaurerei der monarchischen Dynastien nur bedient hat, um ihr eigenes Programm durchzusetzen, das nicht monarchistisch ist. Auf monarchistischem Boden ist die konstitutionelle Monarchie das Ziel der Freimaurerei. Das war auch, wie wir gesehen haben, am Anfang der Französischen Revolution so. (Hess FM 1989 163) Diejenigen Monarchien und Dynastien aber, die sich nicht mit einer weitgehenden und grundsätzlichen Relativierung ihres Herrschaftsbereiches haben abfinden können, sind von der politischen Landkarte verschwunden. «Im Grunde widerspricht die Existenz jeder Monarchie jeglicher freimaurerischen Lehre, Haltung, Zielsetzung: der universal überstaatlich, inter und antinational gemeinte, empfundene und angewandte Satz von 'Freiheit Gleichheit Brüderlichkeit' bestreitet von vornherein jeder Dynastie, jeder nationalen Monarchie wie überhaupt jedem eigenständigen und 'autoritären' Führertum das Daseinsrecht.« (Riegelmann, S.412). 5.1.2. Gewaltentrennung, demokratischer Rechtsstaat Den freimaurerischen Idealen entspricht auf politischer Ebene die Idee der Gewaltentrennung und der Versuch, national und international einen demokratischen Rechtsstaat zu bilden. Wenn es keine absolute Wahrheit gibt, dann kann es auch niemanden geben, der 'rechtmässig' uneingeschränkt Macht ausüben kann. Jeder menschlichen Machtausübung ist zu misstrauen,
und jede Gewalt muss durch eine andere Gewalt kontrolliert werden und notfalls in die Schranken gewiesen werden können. Charles Louis de Secondant, Baron de la Brède et de Montesquieu (1689 1755) war Freimaurer und «Mitbegründer einer der ersten französischen Logen». (Oslo, S.406) Montesquieu gilt bekanntlich als Vordenker der Gewaltentrennung und als einer der Begründer des demokratischen Rechtsstaates. Nach seiner Vorstellung der Gewaltentrennung in Legislative, Exekutive und Judikative sind die USA, die Schweiz und andere Länder politisch organisiert. Heute spielen die Medien als sog. 4. politische Kraft eine immer wichtigere Rolle. Das Wesen des demokratischen Rechtsstaates besteht darin, dass alles staatliche Handeln nur innerhalb und aufgrund von Gesetzen erfolgen soll, die in einem demokratischen Verfahren zustande gekommen sind. Nicht Gott stiftet jetzt mehr die Gesetze, und es geht nun auch nicht mehr nur um ein Volk. Der Mensch gibt sich die eigenen Gesetze selbst. Jedes Volk soll sich seine eigenen Gesetze selbst geben. Es kommt nun zu einer neuen Art von Gesetzlichkeit': der Mensch erwartet Ruhe, Ordnung, Sicherheit etc. aufgrund der selbst gegebenen Gesetze, und er verzichtet auf Selbstjustiz zugunsten der gemeinsamen Justiz. Die Einübung in diese rechtsstaatliche Art sittlichen Verhaltens wird heute noch oft in den 'Western' dargestellt: Der 'Wilde Westen' wird zivilisiert, indem der wirklich 'Gute' den Bösewicht nicht umbringt, sondern einem ordentlichen Gericht übergibt. 5.1.3. Einzelne Länder Im folgenden sollen die wichtigsten Staatsmänner der einzelnen Länder, die Freimaurer waren, genannt werden. Die Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Gesellschaft werden in den nächsten Abschnitten aufgeführt. Grossbritannien: «Der Einfluss der Freimaurerei in England ist kaum abzuschätzen. Wenn man alle berühmten Freimaurer Englands, Schottlands und Irlands aufzählen wollte, hiesse das, eine Geschichte dieser Länder seit bald dreihundert Jahren in ihrem Verlauf auf allen Gebieten darzulegen. Darunter sind fünf Könige und viele ihrer Brüder und nächsten Verwandten, die Politiker von Lord Chesterfield bis Winston Churchill; das Heer und die Flotte sind durch Männer wie Wellington, Kitchener, Haig und viele andere vertreten.» (Naudon,1982, S. 58) Zu nennen wäre noch der Seeheld Admiral Nelson sowie der einflussreiche Staatsmann und Schriftsteller Benjamin Disraeli (1804 1881). Die folgenden Könige von England waren Freimaurer: Georg IV., Wilhelm IV., Eduard VII., Eduard VIII., und Georg Vl. Die Zahl der Freimaurer in Grossbritannien wird heute auf 600'000 geschätzt. Deutschland und Österreich: Auf englisches Betreiben konnte Friedrich der Grosse während seiner Kronprinzenzeit zum Eintritt in eine Loge gewonnen werden. (Riegelmann, 406) »Freimaurer waren im übrigen König Friedrich Wilhelm II., der aber zunehmend immer mehr der Rosenkreuzerei in die Hände geriet, Wilhelm I., der spätere Kaiser, der auch Protektor der Altpreussischen Grosslogen war, wie sein Sohn, der spätere Kaiser Friedrich III. ... Der letzte deutsche Kaiser, Wilhelm II., war nicht Freimaurer, ebensowenig sein Bruder... und die sechs Söhne des Kaisers. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass es Bismarck gewesen ist, der einen etwaigen Eintritt Wilhelms II. noch als Prinz von Preussen zu verhindern gewusst hat.» (Riegelmann S. 406) Berühmte Freimaurer Militärs waren die Generäle Gebhard von Blücher, Neidhardt von Gneisenau und G.J.D von Scharnhorst. (Oslo, S. 401) Nur wenige wichtige Angehörige des Hauses Habsburg Lothringen waren Freimaurer. «Der erste von ihnen war der spätere Kaiser Franz I. und Gemahl der Kaiserin Maria Theresia... Als letzter Angehöriger dieser Dynastie galt Kronprinz Rudolf von Österreich in Hofkreisen als Freimaurer... Demgegenüber hat die Freimaurerei in Österreich seit der Zeit Maria Theresias über Joseph II., Leopold II., Franz II. (Metternich) bis zum Zusammenbruch des Habsburgerreiches beständig unter schärfsten Verboten der kaiserlichen Regierung gestanden.» (Ebd. 405) Heute gilt die FDP in Deutschland als die Partei der Freimaurer. Im übrigen
beschäftigen sich laut Valmy die deutschen Freimaurer hauptsächlich mit der Interpretation von Symbol und Ritual sowie mit Forschung und Philosophie. Ihre Zahl wird auf 20'000 geschätzt. Von den Nachkriegspolitikern in Österreich ist Fred Sinowatz sicher Freimaurer (Binder,107). Bruno Kreisky soll angefragt worden sein, aber den Beitritt abgelehnt haben. (Memopress, Nr.2, 1982, S.4 »Ich wollte keinem geheimen Verein angehören.») Schweiz: «Der seit 1830/48 politisch herrschende Freisinn war teils von Freimaurern durchsetzt. Zumindest sprach man davon, dass, wenn man Helveter, Freisinniger und Freimaurer sei, man den Aufstieg zum Regimentskommandanten und Nationalrat nicht verhindern könne. Nachweislich waren die Freimaurer zwischen 1881 und 1919 mit gut zehn Prozent in beiden Kammern vertreten... Es gehörten allerdings nur fünf Bundesräte darunter hervorragende wie Furrer und Ruchonnet der Freimaurerei an. Der Einfluss war in den Kantonen Waadt, Genf und Neuenburg, wo die Logen seit jeher zahlreich waren, besonders stark, später auch in anderen Kantonen.» (Im Hof, 1984, 14) Jonas Furrer war der erste Schweizer Bundespräsident, die Namen der anderen Bundesräte, die mit Sicherheit Freimaurer waren, sind: Borel, Lachenal, Ruchet, Ruchonnet. (Itor S. 68) Während des zweiten Weltkrieges betrieb der Freimaurer Hans Hausamann (1897 1974) mit seinem 'Büro Ha' einen erfolgreichen 'privaten' Geheimdienst. (Alpina Nr. 10/1984 235) Heute gibt es in der Schweiz rund 4'000 Freimaurer in 59 Logen. Frankreich: Der Einfluss der Freimaurer zur Zeit der Französischen Revolution wurde bereits kurz dargestellt. Die Mitgliedschaft Napoleons I. in einer Loge ist nicht nachgewiesen. Hingegen behandelte er die Freimaurerei als eine offiziöse Einrichtung und unter seiner Protektion stehend. Die Mehrheit der Offiziere in Napoleons Heeren waren Maurer, die überall, wo sie hinkamen, Logen gründeten, und es gab kaum einen Marschall von Frankreich, der nicht dem Bunde angehörte. (Naudon,1982, 91) «Der 'Bürgerkönig' Louis Philippe von Orléans, der Sohn des Renegaten und einstigen Grossmeisters des 'Grand Orient de France', Philippe Egalité , war der einzige französische König, der selber Freimaurer war... Napoleon III. war mit Hilfe der schärfsten Gegnerin aller Freimaurerei, der klerikal jesuitischen Partei, ’Präsident der Republik' und schliesslich 'Kaiser der Franzosen' geworden... Zuletzt aber triumphierte in der 'dritten Republik' jenes radikal demokratische System, das seine freimaurerische Herkunft und Beschaffenheit nie verleugnet hat.» (Riegelmann, S.404) Die Trennung von Kirche und Staat, die ausschliesslich von Laien geleitete Volksschule, die Aufhebung der religiösen Orden all dies war kurz nach der Jahrhundertwende im wesentlichen das Werk freimaurerischer Politiker, wobei freimaurerische Gesichtspunkte die entscheidende Rolle gespielt haben. (Valmy, S. 27) Valmy bezeichnet die französische Freimaurerei als ein 'schillerndes Gebilde', aufgespalten in 'sieben Obedienzen mit teilweisen Kontakthürden' und insgesamt rund 35'000 Mitgliedern. Sie stehen heute meist der sozialistischen Partei nahe. Der heutige Staatspräsident Francois Mitterrand soll einer Loge angehören. Italien: Die italienische Freimaurerei des 19. Jahrhunderts hat stets «in heftigster Weise gegen das Papsttum frondiert«. (Frondieren = Widerstand zeigen) (Mellor Wiss. 1985, 177) Wichtigste Mitglieder waren der Freiheitskämpfer und Staatsmann Giuseppe Garibaldi (1807 1882), der geistige Führer der radikalen Richtung des italienischen Risorgimento (Risorgimento = ital. Einigungsbestrebungen im 19. Jh.), Giuseppe Mazzini (1805-1872) sowie der liberale Staatsmann Camilio Benso Graf v. Cavour (1810-1861). Der Offizier und Dichter Gabriele D'Annunzio (1863-1938) war ebenfalls Freimaurer. (Naudon, S. 162) Im 20. Jahrhundert hat die italienische Freimaurerei unter anderem durch die unrühmliche 'Geheimloge P2' von sich reden gemacht. Skandinavien:
Der schwedische Mystiker Emanuel Swedenborg (1688-1772) war nie Freimaurer, hat jedoch die Schwedische Lehrart beeinflusst. (Naudon, S. 157) Diese entwickelte sich «um 1760 aufgrund französischer und anderer Hochgradmaterialien zu einem hierarchisch eingerichteten, gnostisch kabbalistischen System mit neun Graden, das im alleinigen Bewahrer des Geheimnisses, dem Ordensmeister gipfelt, der auch Vicarius Salomonis oder 'Stellvertreter Christi' heissen konnte» (Hammer Prot. 1984 26, s.a. Nielsen Prot, FMG 1882, 1883). Mitglied waren die meisten schwedischen Könige, nämlich: Oskar I., Oskar II., Gustav III., Gustav IV., Karl XIII., Karl XIV., Karl XV., Gustav V., Gustav VI. (Itor S. 68). Auch viele dänische Könige waren Freimaurer: Friedrich V., Friedrich VI., Friedrich VIII., Christian VIII., Christian X. (Itor S. 69) Christian VIII. führte die Schwedische Lehrart in Dänemark ein. (Nielsen 1882 S.2) Bekannte norwegische Freimaurer waren König Haakon VII. (1872 1957) und der als Kollaborant mit Hitler hingerichtete Vidkun Quisling (1887 1945). (Itor S.59, Naudon S. 157) Freimaurer war auch der erste isländische Staatspräsident Sveinn Björnsson (18811952). (Itor S.68) Niederlande und Belgien: «Die Königshäuser der Niederlande und Belgiens haben zwar der Freimaurerei einige Angehörige gestellt, ohne jedoch politisch hiermit irgendwie hervorzutreten. Selbst Leopold I. von Belgien z.B. hielt sich im Gegenteil aus politischer Klugheit... von der Freimaurerei, der er selber angehörte, sehr distanziert.« (Riegelmann S. 409) Itor nennt die holländischen Könige Louis Bonaparte und Wilhelm II. als Logenmitglieder. Andere westeuropäische Länder. Die Dynastien in Spanien und Portugal sind »fast gar nicht mit Mitgliedern in der Freimaurerei vertreten.» (Riegelmann S. 409) Einzig die spanischen Könige Karl III. und Amadeus Ferdinand von Savoyen sollen einer Loge angehört haben. (Itor S. 69) Die Monarchien und Herrscher dieser Länder werden oft von der Freimaurerei bekämpft. «Nirgends hat sich der Kampf zwischen der revolutionären Freimaurerei und der streng katholischen Monarchie in so radikalen Formen abgespielt wie hier.» (Riegelmann S. 409) Freimaurer waren die griechischen Könige Konstantin I. (1868-1923) und Georg II. (1890 1947). (Oslo S. 401, 404) Der irische Katholikenführer Daniel O'Connell (1775-1847) gehörte ebenfalls einer Loge an. (Oslo S. 407) Osteuropa: Die folgenden russischen Zaren sollen Freimaurer gewesen sein: Alexander I., Peter III., Paul I., Alexander II. (Itor S. 68) Zwischen Zarentum und Freimaurerei kam es auch zu schweren Auseinandersetzungen. »Die Führer des Dekabristen Aufstandes vom 14.12.1825 waren fast ausnahmslos Freimaurer: an ihrer Spitze P.I. Pestel (1792-1825), der geistige Urheber der ersten organisierten Erhebung gegen das Zarenreich.« (Itor S. 49) Später waren die Freimaurer in der liberalrevolutionären 'Kadettenpartei' vertreten und versuchten, die Aufklärung in Russland voranzutreiben. Freimaurer war auch der russische Politiker A.F. Kerenskij (1881-1970). (Lerich S.43) «Die Fürsten Lwow und Nolde waren eifrige Freimaurer, und bis zur Revolution wahren die russischen Logen ihren Mystizismus, der sich vor allem in der Wertschätzung des Grades vom Rosenkreuz kundtut. Das politische Leitbild der Logen war eine parlamentarische Demokratie des westlichen Typs.» (Mellor S. 471) Die bekannten tschechischen Politiker Eduard Benesch (18841948) und Jan G. Masaryk (1886-1948) waren Freimaurer. (Oslo S. 395, Itor S. 59f.) Die polnischen Könige Stanislaus I. und Stanislaus II. waren Logenmitglieder. (Itor S. 69) Wie erwähnt erfahren die Logen jetzt im Osten eine Renaissance. Vereinigte Staaten von Amerika: In den USA hat die Freimaurerei eine staatsbegründende und staatstragende Bedeutung. »50 von den 55 Mitgliedern der konstituierenden Nationalversammlung, sämtliche Gouverneure der 13 Gründerstaaten, 20 von 29 Generälen George Washingtons und 104 seiner 106 Offiziere
waren aktive Freimaurer. Der Verfasser der Unabhängigkeitserklärung, Thomas Jefferson, gehörte ebenso einer Loge an... Die Grundsteinlegung zum Kapitol in Washington, die nach freimaurerischem Ritus vor sich ging, vollzog George Washington bekleidet mit einem von der Marquise Lafayette für ihn angefertigten Freimaurerschurz» (Itor,1987, S.11). Auch der Diplomat, Erfinder und Schriftsteller Benjamin Franklin (1706-1790) war Freimaurer; 1734 wurde er Provinzialgrossmeister für Pennsylvania. Ein grosser Teil der amerikanischen Präsidenten gehörte einer Freimaurerloge an, so unter anderen nach George Washington: James Monroe, Andrew Jackson, James K. Polk, James Buchanan, Abraham Lincoln, Andrew Jackson, James A. Garfield, William McKinley, Theodore Roosevelt, William Howard Taft, Warren G. Harding, Franklin D. Roosevelt, Harry S. Truman, Lyndon B. Johnson, Gerald Ford. (Itor S.69, Naudon S. 194, Oslo S. 400ff.) Auch viele Generäle machten in der Freimaurerei mit, so zum Beispiel: John J. Pershing, Charles P. Summerall, Douglas Mac Arthur, Malin Craig, Henry H. Arnold. (Itor S. 69, Naudon S. 194) Auch John Edgar Hoover, langjähriger Direktor des FBI, war Freimaurer. (Oslo S. 403) Neben England sind die USA wohl das 'freimaurerischste' Land der Welt. Von den weltweit 6 Millionen Freimaurern leben 4 Millionen in den USA. Es bestehen in den USA rund 15'700 Logen, weltweit gibt es etwa 33'600 Logen. (Von Ins,1974 S. 29) Wie wir sehen werden, haben Freimaurer auch das amerikanische Kulturleben entscheidend mitgeprägt. Südamerika: Bekannte Freimaurer waren: - Simon Bolivar (1783 1830), Führer der lateinamerikanischen Unabhängigkeitsbewegung und Freiheitsheld des ganzen Kontinents. (Oslo S.397) - Miguel Hidalgo y Costilla (1753 1811), katholischer Priester und 'Vater der mexikanischen Unabhängigkeit'. (Oslo S. 403) - José Maria Marti (1853 1895), 'Apostel und Märtyrer der kubanischen Unabhängigkeit'. (Itor S. 60) - Tomas Cipriano de Mosquera (1798 1878), kolumbianischer Patriot und General. (Naudon S. 204) - Anastasio Somoza Gareia (1896 1956), von 1937 bis 1947 Präsident von Nicaragua. (Oslo S. 409) - Salvadore Gossens Allende (1908 1973), Arzt, Marxist, 1970 1973 chilenischer Staatspräsident. (Oslo S. 409) Andere Länder. Ausserhalb der westlichen Welt gelang der Freimaurerei der bisher wohl grösste politische Erfolg in der Türkei. 1923 setzte der Freimaurer Kemal Atatürk (1881-1938), der 'Vater der Türken', den Sultan ab und rief die Republik aus. Die Auseinandersetzung zwischen westlicher Orientierung und islamischem Fundamentalismus prägt noch heute die politische Landschaft dieses Landes. In China war der grosse Politiker Sun Yat sen (1866-1925), der Begründer und Führer der 'Kou min tang' (KMT), Freimaurer. Logenmitglied war auch der chinesische General und Politiker Tschiang Kai-schek (1887-1975), der Begründer des heutigen Staates Taiwan. (Itor S. 68, Lerich S. 48) Freimaurer waren zudem der philippinische Nationalheld José Rizal sowie der Präsident der kurzlebigen philippinischen Republik nach dem spanisch amerikanischen Krieg, Aninaldo. (Lerich S. 48) Der indische Jurist und Politiker Pandit Motilal Nehru (1861-1931), der Vater von Jawaharlal Nehru, war Mitglied einer Loge. (Oslo S. 407) Schliesslich war der südafrikanische Verwaltungsexperte und Finanzier John Cecil Rhodes (1853-1902) Freimaurer. Nach ihm war der Staat 'Rhodesien' benannt. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die westlich demokratische Staatsauffassung wesentliche Impulse durch freimaurerischen Geist empfangen hat. Manche Staaten bauen buchstäblich auf dem Fundament der Freimaurerei auf. Freimaurerischer Geist wird vor allem in den angelsächsischen Ländern und durch die angelsächsischen Länder in der ganzen Welt
wirksam. Der ideale freimaurerische Staat ist derjenige, in dem die Gewalten getrennt sind, sich wechselseitig begrenzen und kontrollieren, so dass niemand absolute Macht ausüben kann. Jede Machtausübung soll innerhalb und aufgrund von Gesetzen erfolgen, die in einem demokratischen Verfahren zustande gekommen sind. Wenn wir uns auch heute auf staatspolitischem Gebiet nichts besseres vorstellen können als einen demokratischen Rechtsstaat, so wissen wir aus unserer christlichen Sicht eines gewiss: auch er hat nur eine relative, beschränkte Bedeutung. Ob und wie diese - wie auch jede andere Staatsform funktioniert, hängt vom Geist ab, der durch sie zur Geltung gebracht wird oder gebracht werden kann. Ohne den Geist Christi ist meines Erachtens gerade diese Staatsform nicht dauerhaft lebbar, sie wird zur Farce und oft bald wieder abgeschafft. Die Beter erhalten den Staat, nicht die Gesetze. Rein menschliche Gesetze, Gesetze, die nicht aus dem Geist des Lebens geboren sind, blockieren das Leben, wirken ungerecht, werden umgangen und übertreten, untergraben letztlich das Vertrauen in den Staat. Aufgrund von Gesetzen allein kann niemand leben. Gesetze sind notwendig zur Disziplinierung von Menschen.
5.1.4. Überstaatliche Vereinigungen, Weltpolitik Freimaurer haben sich nicht nur für nationalstaatliche Unabhängigkeit und Rechtsstaatlichkeit, sondern schon bald auch für überstaatliche Vereinigungen eingesetzt. Der deutsche Philosoph und Freimaurer Karl C. F. Krause (1781 1832) zum Beispiel konzipierte die «frühzeitige Form eines Völkerbundes in föderativer Form». (Valmy, S. 55) Auch der französische Publizist Maurice Monier (1877-1931) gilt als ein 'Vorkämpfer für Völkerversöhnung'. (Oslo, 406) »Der Völkerbund ist keine direkte freimaurerische Gründung, er ist aber eine Institution, die naturnotwendig aus dem Geiste der Loge heraus geboren wurde« (Lerich, S. 39). Der deutsche Staatsmann und Freimaurer Gustav Stresemann (1878-1929) »erregte weltweites grosses Aufsehen mit der unverkennbar freimaurerisch geprägten Antrittsrede vor dem Völkerbund.» (Oslo S. 409) Der erste Vorsitzende des Völkerbundrates war der damalige französische Ministerpräsident und Freimaurer Léon Victor Auguste Bourgeois (1851-1925). (Oslo, S. 397) Der Völkerverständigung unabhängig und trotz jeder Sprachverwirrung sollte auch die Schaffung einer neuen, künstlichen Weltsprache dienen. Der Erfinder des Esperanto, der Deutsche Ludwig Lazarus Zamenhof (1859 1917) war Freimaurer. Der im Jahre 1913 unter anderen vom Schweizer Theologieprofessor Quartier la Tente mitgegründete freimaurerische 'Weltbund' erklärte das Esperanto zur 'Weltsprache'. (Wichtl, 1919, S.6) Von freimaurerischem Ursprung und Geist ist auch die Paneuropa Bewegung. Der Begründer der Paneuropa Bewegung, der Freimaurer Richard Niklaus Graf v. Coudenhove Kalerghi (1894 1972), vertrat das Ziel eines europäischen Staatenbundes. Er war auch Generalsekretär der von ihm begründeten 'Europäischen Parlamentarier Union'. Zur Zeit des Nationalsozialismus trat er aus der Loge aus, «um den deutschnationalen Angriffen gegen die Paneuropa Bewegung nicht noch zusätzliches Material zu liefern.« (Binder, S. 90) Moser schreibt unter anderem in seinem Aufsatz über 'die Freimaurerei und die Satzungen der Vereinten Nationen': Der Gedanke der Vereinten Nationen (UNO) ist eine freimaurerische Schöpfung und stammt in erster Linie aus den USA. (S. 148) Freimaurer sind vor allem der 'Charta der Vereinten Nationen' und der 'Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte' zu Gevatter gestanden. Sie atmen 'freimaurerischen Geist'. «Darüber, dass viele Freimaurer an diesem Werk gearbeitet und sich eingesetzt haben, sind die meisten Freimaurer gar nicht aufgeklärt.« (S.144) Weltpolitik:
Verschiedene Gruppen und Gesellschaften einflussreicher Persönlichkeiten, die auf höchster Ebene Einfluss auf die Weltpolitik nehmen, sollen mit der Freimaurerei in Verbindung stehen. So unter anderen der Club of Rome, die Trilaterale Kommission, der Council on Foreign Relations (CFR), die 'Bilderberger', die Round table Gruppen, die B'nai B'rith sowie engere Kreise um die Familien Rothschild und Rockefeller. Diese informellen Gruppen sollen hierarchisch, wie eine Pyramide, geordnet sein. Eine solche Pyramide ist, zusammen mit dem 'allsehenden Auge Gottes' und anderen FM Symbolen, auf der US 1 $ Note abgebildet. Zur Weltfreimaurerei sollen rund 100 Organisationen gehören. Im Zusammenhang mit dem Bestreben nach Völkerverständigung steht auch der Einsatz für den Frieden. Die Zeitschrift 'Alpina' (Nr. 12 1986 S. 298) nennt die folgenden Freimaurer, die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurden: 1902 Elie Ducommun (1833-1906), 1906 Theodore Roosevelt (1858-1919), 1911 Alfred Hermann Fried (1864-1921), 1913 Henri de la Fontaine (1854-1943), 1920 Léon Victor Auguste Bourgeois (1851-1925), 1926 Gustav Stresemann (1878-1929), 1929 Frank B. Kellogg (1856-1937), 1935 Carl von Ossietzky (1889-1938), 1953 George C. Marshall (1880 1959). Der 'Marshall Plan' hat nach dem zweiten Weltkrieg bekanntlich wesentlich zur wirtschaftlichen Erholung Deutschlands und damit Europas beigetragen. In der FM Literatur nicht genannt ist, möglicherweise weil er der Schwedischen Lehrart angehörte: 1930 Nathan Söderblom (1866-1931), Mitbegründer der ökumenischen Bewegung. 5.2. Einfluss in Wirtschaft, Wissenschaft, Technik Der Einfluss der Freimaurerei auf die Arbeitsethik in den westlichen, protestantischen Ländern scheint mir ausserordentlich gross aber unabschätzbar zu sein. Die Konzentration auf das Diesseits, auf 'Taten statt Worte', und die Pflege eines 'Kultes der Arbeit' haben sicher den 'Geist des Kapitalismus' stark geprägt. Wirtschaft, Wissenschaft und Technik werden dem Herrschaftsbereich der Kirchen entzogen, verselbständigt und von jeglicher religiösen Auseinandersetzung 'befreit', 'neutralisiert'. Sie sollten ihrerseits Massstab für Sinn, Wahrheit und Erfolg werden. Das Kirchliche, Religiöse wird stark relativiert, aus der Alltagswirklichkeit verbannt, und bekommt seine Geltung höchstens noch am Sonntag Vormittag. Wirtschaft, Wissenschaft und Technik sind scheinbar 'wertfrei', über jede geistige Auseinandersetzung erhaben. Die Hauptaufmerksamkeit gilt nicht nur dem diesseitigen Tun, sondern auch dem Erleben aller Art, dem Beschaffen und Konsumieren von Erlebnissen. Diese heutige Realität atmet wohl eindeutig und deutlich auch den Geist der Freimaurerei. Die Freimaurerei erhebt denn auch den Anspruch, in dieser Welt der Wirtschaft, Wissenschaft und Technik Orientierung zu ermöglichen. «Die Freimaurerei entwickelt die ethischen Normen, die Wissenschaft und Technik erst zu Werkzeugen des Menschen statt zur Gefahr der Menschlichkeit machen.« (Dazu Ulmer Journ. 1990) 5.2.1. Die Eroberung der Welt Wir haben gesehen, dass der freimaurerische Arbeitsraum eine diesseitige, dem Menschen zugängliche Welt (bzw. Welten) symbolisiert, in der sich der Mensch nach seinen Massstäben orientiert: Nach Osten und Westen, Norden und Süden, nach Sonne, Mond und Sternen sowie nach anderen Menschen (Meister vom Stuhl) richtet sich der Blick, die Aufmerksamkeit, die Orientierung. Die folgenden Namen zeigen, dass erstaunlich viele derjenigen, die das Diesseits erobern wollten, Freimaurer waren. Dazu sollen auch die Abenteurer aller Art gezählt werden. Freimaurer waren die Arktisforscher Ronald Amundsen und Robert F. Scott. Der Antarktisforscher Admiral Richard E. Byrd gründete zusammen mit 60 von 85 Teilnehmern einer Expedition 1935 die 'Antarctic Loge No. 777' (Itor S. 51). Der Erfinder des Heissluftballons, Jacques Etienne Mongolfier, sowie der Flugpionier Charles August Lindbergh besuchten eine Loge. Von den amerikanischen Astronauten waren die folgenden sicher Freimaurer: L.G. Cooper jun., John H. Glenn, Grissom, Eisele, Aldrin, Stafford, Schirra. (Oslo, S. 401, 405f., Zendralli, S. 22) Eroberer von altertümlichen Schätzen war der bekannte deutsche Altertumsforscher und Kaufmann
Heinrich Schliemann (1822-1890), der u.a. Troja entdeckte. Wesentlich wichtiger und einflussreicher als die realen Abenteurer sind die phantastischen Abenteuer der Helden freimaurerischer Schriftsteller und Filmemacher, auf die wir noch zu sprechen kommen werden (von Goethes Faust und Peter Schlemihl bis z.B. zu Gullivers Reisen, Tom Sawyer und Huckleberry Finn, Sherlock Holmes, Ben Hur, Kipling's Dschungelkind Mowgly, Micky Maus & Co., die Filmhelden von Charlie Chaplin und viele andere mehr). 5.2.2. Wer steuert die Wirtschaft? In Verschwörungstheorien erscheinen die Freimaurer oft als die geheimen Drahtzieher des wirtschaftlichen Geschehens. Hitler pflegte in diesem Zusammenhang die Freimaurer in einem Atemzug mit den Juden zu nennen. Aus unserer Sicht sind es natürlich sicher nicht die Freimaurer, die die Welt regieren. Hinter allem Geschehen stehen geistige Mächte, und der Mensch meint höchstens, die wirtschaftlichen Verhältnisse selbst gestalten und kontrollieren zu können. Ein solcher Versuch, die wirtschaftlichen Beziehungen selbst zu gestalten, sind die sogenannten 'Service Clubs' (Rotary, Lions, Kiwanis u.a.m.), von denen die meisten erwiesenermassen mit der Freimaurerei in einem direkten Zusammenhang stehen. Sie gelten auch als ein Missionsfeld der Freimaurerei, indem bei Leuten, die in diesen Klubs noch nicht die wichtigen und richtigen Kontakte haben anknüpfen können, inoffiziell die Erwartung geweckt wird, bei den Freimaurern seien die wirklich einflussreichen 'Freunde' zu finden. (S.a. Rothkranz Kath. 1990 49ff.) »1905 rief der Hochgradfreimaurer Paul Harris in Chicago 'Rotary International' ins Leben, 1917 folgte in derselben Stadt Melvin Jones mit den 'Lions International'.« (Ebd. 49). Böni verteidigt in seinem Artikel 'Rom und die Rotarier' die Rotarier vehement gegen einen 'Erlass der katholischen Kirche gegen die Rotarier'. Er schreibt: «Freimaurer standen an der Wiege des Rotary-Klubs.» (S. 66) Und es gibt «eine grosse Zahl von Rotariern, die zugleich Freimaurer sind.» (S. 67) Die Rotarier haben ähnliche Ideale wie die Freimaurer. Im Gegensatz zu den Freimaurern ist aber die 'Erweiterung des Bekanntenkreises' ausdrückliches Ziel. Beiden gemeinsam ist das Bekenntnis zu einem allgemeinen Menschentum unabhängig von Konfession, Religion und Parteizugehörigkeit sowie das Bestreben 'hitzige' geistige Auseinandersetzungen zu vermeiden. »Politische und religiöse Gespräche von Partei gegen Partei oder Religion gegen Religion werden bei ihnen ebensowenig wie in unseren Logen gehalten.« (S. 66) Ähnliches kann von den Mitgliedern des Lions Club (Liberty Intelligence Our Nations Safety) gesagt werden: Viele Lions sind zugleich Freimaurer (Rothkrantz S. 51). Melvin Jones (1880 1961), der Gründer des Lions Club, »war Mitglied der 'Garden City Lodge No. 141' in Chicago« (Oslo, 404). Älter und heute wohl weniger einflussreich ist der 1803 in London gegründete Odd Fellow Orden, der noch direkter und offizieller mit der Freimaurerei verbunden ist. Dieser wollte (und will) eine 'Pflanzstätte der Menschlichkeit und der Wohltätigkeit' sein (Brodbeck, 79). Von den in der Wirtschaft wirklich massgebenden Personen und Firmengründern scheinen mir relativ wenige Freimaurer gewesen zu sein, bzw. zu sein. In der freimaurerischen Literatur werden die folgenden Firmengründer und Unternehmer genannt (S. Oslo, S. 393ff., Zendralli S. 22, Itor S. 67ff.): Henry Ford (Autos), Charles C. Hilton (Hotels), John Jacob Astor (Hotels), Frank G. Hoover (Staubsauger), George Mortimer Pullman (Eisenbahn-Schlafwagen), Samuel Colt (Feuerwaffen), Pierre Samuel du Pont de Nemours (Chemie u.a.m.), Eberhard Faber (Schreibmaterial), King Camp Gillette (Rasierapparate), Anton Philipp Reclam (Verleger). Die Rothschilds sollen seit 1809 den deutschen, französischen und englischen Logen angehören. (Wichtl,1909, 61) In der Schweiz sind Jakob Rieter (Spinnereimaschinen) und Philippe Suchard (Schokolade) zu nennen. Auch unter den wissenschaftlichen Ökonomen scheint es relativ wenige Freimaurer zu geben. Bekannt ist, dass der deutsche Volkswirt Friedrich List (1789-1846) Freimaurer war. (Deiters S.
202) 5.2.3. 'Humane' Wissenschaft und Technik In der freimaurerischen Literatur werden auch sehr wenige Wissenschaftler und Techniker genannt, die Freimaurer waren oder sind. Erwähnenswert sind: Alexander Fleming, der Entdecker des Penicillins, der Zoologe Alfred Edmund Brehm ('Brehms Tierleben'), der Physiker Albert Abraham Michelson sowie verschiedene Ärzte. Der grösste Teil der von Itor in dieser Rubrik genannten Personen sind Ärzte. (Itor S. 68) Von den Ärzten seien erwähnt: Christoph Wilhelm von Hufeland (1762-1836), Charles Richet (1850-1935), der 1913 den Nobelpreis für Medizin erhielt. Auffallend ist der relativ grosse Anteil der 'Alternativ Mediziner': Freimaurer war der Arzt und Magnetiseur Anton Mesmer (1734-1815), «der Begründer des Mesmerismus, des animalischen Magnetismus und anderer Heilmethoden jenseits der Schulmedizin.« (Itor S. 41) Der Begründer der Homöopathie, Christian Friedrich Samuel Hahnemann (1755-1843) war ebenfalls Freimaurer. (Oslo S. 402) Zu den Freimaurern gehörte auch der englische Arzt Bach, der die heute in esoterischen Kreisen berühmte und beliebte 'Bach Blüten-Therapie' entwickelte. Der Psychoanalytiker Carl Gustav Jung war Sohn und Enkel führender schweizerischer Freimaurer». (Spitzbarth FM 1968 11) 5.3. Einfluss auf die Gesellschaft Seit der Aufklärung entwickelt sich ein gesellschaftlicher Bereich als eine von Kirche und Staat unabhängige Lebenssphäre. Der Mensch 'emanzipiert' sich von kirchlicher und staatlicher Bevormundung und organisiert sich sein Gesellschafts und Privatleben selbst. Er schafft sich seine eigenen Beziehungen und Vereine, wählt sich seine eigene Kirche und Religion aus, er erzieht und bildet sich selbst, er erdenkt und erdichtet sich seine eigenen Welten, und er sorgt für die eigene Unterhaltung. Nicht zuletzt versichert er sich selbst und hilft er sich selbst bei allen Wechselfällen des Lebens. Freimaurer haben bei der Verselbständigung und Ausgestaltung dieses gesellschaftlichen Lebensbereiches wesentlich mitgewirkt. Der Mensch schafft sich die Regeln des Zusammenlebens selbst: Der Verfasser des Werkes 'Über den Umgang mit Menschen', Adolph Freiherr von Knigge (1752-1796) war Freimaurer. (Itor FM 1987 20, Oslo FM 1988 404) 5.3.1. Sozietäten und Vereine Nach Im Hof ist die Freimaurerei ein Teil der 'umfassenden Sozietäts oder Gesellschaftsbewegung', die im 18. Jahrhundert entstand und bis heute nachwirkt. Die wissenschaftlichen Akademien und gelehrten Gesellschaften, die literarischen Gesellschaften und Lesegesellschaften, die gemeinnützigen Gesellschaften, die ökonomisch landwirtschaftlichen Gesellschaften sowie die patriotisch politischen Gesellschaften wirkten als 'Beförderer von Reform und Aufklärung'. In ihnen wirkte ein humanitär liberal aufgeklärter Geist, der mit dem freimaurerischen Geist eng verwandt war. (Im Hof 1982 168f.) »Ähnlich wie in vielen Sozietäten wurde der internationale Zusammenhang gepflegt. Schliesslich war die Freimaurerei den Sozietäten gleich in der Betonung der Gleichheit innerhalb der Gesellschaft. Adelige und Bürgerschaft fanden sich hier auf gleichem Fuss als 'Brüder' einem höheren Ideal, dem Tempelbau, unterstellt.« (Ebd. 169) Sozietäten wie Freimaurer pflegten zudem die Geselligkeit und die Gemeinschaft, was auch für die heute blühenden Vereine gilt, die ebenfalls eine gemeinsame menschliche Aktivität (Turnen, Schiessen, Wandern, Kegeln, Singen etc.) verbindet. (S.11) Die Gesellschaften standen miteinander in Beziehung, und es gab stets viele Doppel¬und Mehrfachmitglieder. »Darum finden wir Freimaurer stets und oft führend in verschiedenen Sozietäten. Man war oft nicht nur Mitglied einer Loge, sondern auch der lokalen gemeinnützigen, literarischen oder wissenschaftlichen Gesellschaft.» (S. 13) »Zum Beispiel sind in der Helvetischen Gesellschaft mindestens 22 Freimaurer nachweisbar, darunter drei Präsidenten der Gesellschaft.« (S. 168) 5.3.2. Schule, Erziehung, Pfadfinderbewegung
Wir haben bereits gesehen, dass die 'Selbsterziehung' und die 'Beförderung des sittlichen Lebens' zu den Hauptanliegen der Freimaurer gehören. Die 'Erziehung des Menschengeschlechtes' (Lessing) soll vor keiner Kategorie von Menschen Halt machen. Stets waren wohl viele Erzieher und Lehrer Freimaurer. Der Schweizer Pädagoge Heinrich Pestalozzi war nicht Freimaurer, aber Illuminat. Der Orden der Illuminaten war mit der Freimaurerei geistig und personell eng verbunden (Im Hof, 1982 169). Sie wollten politisch aktiver ... und «klarer als die Freimaurerei, für Aufklärung und Moral wirksam sein ... Pestalozzi eines der wenigen Schweizer Mitglieder hatte den Namen 'Alfred'.« (Ebd. 170) Die internationale Pfadfinderbewegung ist eindeutig auf freimaurerischem Boden entstanden und gewachsen. «Das Pfadfindertum ist freimaurerischen Ursprungs. Sein Gründer, Sir Baden Powell, war ein bedeutender Freimaurer.» (Mellor,1985, 513) Für Rothkrantz ist die «internationale Pfadfinderkonföderation nachweislich ein Logeninstrument.« (S.a. Zendralli, S. 22) 5.3.3. Wohltätigkeit und Religion Wir haben gesehen, dass die Freimaurerei eine sittliche Bewegung sein will, die Nächstenliebe nicht nur predigt, sondern auch praktiziert. Ihre 'Religion' ist die sittliche Tat nicht nur den Brüdern, sondern auch den 'Profanen' gegenüber. «Da alle Freimaurer Brüder sind, müssen sie einander helfen und sich gegenseitig Beistand leisten, wenn dies notwendig ist. Das ist ein Grundsatz, den fast sämtliche Obödienzien mit fast den gleichen Worten in ihren Statuten und Gelöbnissen formulieren. Die elementarste Form der Anwendung diese Prinzips ist die freimaurerische Wohltätigkeit. Jede Loge der französischen Obödienzien besitzt ihren Bruder Almosenier, dessen Kasse getrennt von jener des Bruders Kassiers geführt wird, und jede Obödienz hat ihren Gross Almosenier... Es gibt darüberhinaus Waisenhäuser und Spitäler, die von Freimaurern unterhalten werden, und das Wohltätigkeitsbudget vor allem der angelsächsischen Freimaurerei ist gewaltig.» (Mellor, Wiss., 1985, 442) Die Freimaurerei bot eine Form von Sozialversicherung an, was besonders zu Zeiten, als es noch keine staatliche Sozialversicherung gab, ein wichtiger Grund für ihre Attraktivität gewesen sein mochte. Der Freimaurer fühlte sich durch die Solidarität der Brüder gegen die Wechselfälle des Lebens wie Krankheit, Unfall etc. versichert. (S.a. Im Hof, 165, 168) In der Schweiz «ist z.B. der 'Verein zur Verbreitung guter Schriften' eine Freimaurer Gründung. Ebenso sind es verschiedene Brockenhäuser, Wohltätigkeitsvereinigungen, Altersheime, Armen und Krankenkassen usw.« (Von Ins FM 1974, S. 29) Freimaurerischer Geist weht wohl durch weitere, auch internationale, Wohltätigkeits und Hilforganisationen der verschiedensten Art. So zum Beispiel entstand das 'erste Pestalozzi Kinderdorf Europas' in Trogen zur Zeit, als der Trogener Pfarrer J. Böni Grossmeister der Schweizer Grossloge 'Alpina' war (1942 1947). (S. dazu einen Bericht in: Alpina Nr. 5, 1946, S. 137ff.) Nach Deiters (Wiss. 1963 202) und Naudon (Wiss. 1982 146, 234) war der Gründer des Roten Kreuzes Henri Dunant (1828 1910) ein Freimaurer. In der freimaurerischen Literatur selbst wird er jedoch nicht aufgeführt. (Nach Dr. Gabriel Mützenberg hat man bis heute kein Dokument gefunden, das die Zugehörigkeit Dunants zu einer Freimaurerloge beweisen würde). Böni empfiehlt in seinem Aufsatz 'Moralische Aufrüstung und Freimaurerei' seinen Brüdern, bei der Moralischen Aufrüstung mitzumachen. Es bestünde eine 'Geistesverwandtschaft', und es gebe viele Berührungspunkte. »Beide verfolgen das Ziel einer besseren Menschheit, und beide stehen ausserhalb des konfessionellen Streites. Wir können viele weitere Berührungspunkte finden, wenn wir auf die Grundsätze schauen.» (S. 9) Oekumene: Der Geist der Oekumene steht dem der Freimaurerei sehr nahe. Der Mitbegründer der ökumenischen Bewegung Nathan Söderblom (1866-1931) soll Hochgradfreimaurer gewesen sein. ebenso Willem Adolph Visser't Hooft, der 1948-1966 Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen war. Carl Friedrich von Weizsäcker soll Hochgradfreimaurer des 33. Grades
sein. (Fundamentum 3/88 S. 99.) Noch eine Bemerkung zum Thema Religion: Eine Zeitschrift der amerikanischen Freimaurer trägt den Titel 'The New Age'. (Mellor, 1985, 93) Die zum 'Lucis Trust' in Genf gehörende 'Arkanschule' soll von Freimaurern geleitet sein und sich als 'magnetisches Zentrum' der Freimaurerei betrachten. (Rothkrantz, Kath. 1990, 55) 5.3.4. Philosophen, Dichter, Schriftsteller Auffallend viele bekannte Philosophen, Schriftsteller und Dichter waren Freimaurer. Bekannt ist die Mitgliedschaft bei den deutschen Idealisten und Klassikern wie J.W. Goethe, G.E. Lessing, J.G. Herder, J.G. Fichte, C.M. Wieland, E.v. Kleist, F.G. Klopstock, Matthias Claudius. Dazu kommen Autoren wie Adalbert von Chamisso, Heinrich Heine, Georg Büchner, G.A. Bürger, Friedrich Rückert, Johann Heinrich Voss, Ferdinand Freiligrath, Felix Salten, Kurt Tucholsky. (Deiters S. 201f., Naudon 124ff., Oslo S. 393ff., Valmy S. 58, 183, Zendralli S. 22) Im französischen Sprachbereich sind neben den genannten Montesquieu und Voltaire zu erwähnen: Alexandre Dumas, Stendhal (Henry Beyle), Victor Hugo. (Oslo S. 399, Deiters S. 202) Freimaurer war auch der russische Dichter A.S. Puschkin. (Oslo S. 407) Aus dem angelsächsischen Kulturbereich sind zu nennen: Sir Arthur Conan Doyle, Robert Burns, Walter L. Scott, Jonathan Swift, Oscar Wilde, Laurence Sterne, Rudyard Kipling, Mark Twain, Lewis Wallace. (Oslo S. 399ff., Zendralli S. 22) 5.3.5. Unterhalter; Musiker und andere Künstler Sehr viele bekannte Musiker, nicht nur Klassiker, sondern zum Beispiel auch Jazz Musiker, waren Freimaurer. Folgende Namen sind bekannt: Johann Nepomuk Hummel, Leopold Mozart, Wolfgang Amadeus Mozart (Die 'Zauberflöte' gilt als das klassische Werk der Freimaurerei.), Franz Joseph Haydn, Jean Sibelius, Giacomo Puccini, Jean Philippe Rameau, Johann Christian Bach, Gustav Albert Lorzing. Louis Spohr, Giacomo Meyerbeer, Franz Liszt, George Gershwin, Duke Ellington. (Oslo S. 399ff., Naudon S. 136, Zendralli S. 22) In der amerikanischen Film und Unterhaltungsbranche sind die Freimaurer auffallend stark vertreten. So gehörten zu den ersten und bedeutendsten amerikanischen Filmproduzenten die Freimaurer Cecil B. de Mille und Jack M. Warner. Logenmitglieder waren auch die folgenden US Filmschauspieler und Komiker: Oliver Hardy, Harold Lloyd, Red Skelton, Clark Gable. Einen unschätzbar grossen, weltweiten Einfluss übten die Filmproduzenten und Künstler Walt Disney (1901 1966) und Charles S. Chaplin (1889-1977) aus. (Itor S. 68, Oslo 401 ff.) Die amerikanischen Zirkuskönige 'The Ringling Brothers' waren Freimaurer, ebenso der zu seiner Zeit bekannte Schweizer Clown Adrian Wettach ('Grock'). 5.3.6. Zusammenfassung Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Wirkung der Freimaurerei im gesellschaftlichen und durch den gesellschaftlichen Bereich aussergewöhnlich gross war und ist. Dabei geht es nicht nur um die vielen berühmten Namen, sondern auch um die unzählbaren 'Maurer ohne Schurz', die in Kunst, Literatur, Film und Medien für das Wohl der Menschheit zu wirken suchen. Die Helden dieser Werke sind oftmals Suchende, Heimatlose, Abenteurer, Einzelgänger, Kinder oder auch Tiere, denen die wirkliche Welt der 'Etablierten', scheinbar 'Wissenden', der 'Erwachsenen' bzw. der 'Menschen' 'unmenschlich', 'borniert' und 'einfältig' vorkommt. Die tatsächliche Welt entspricht nie den humanistischen Idealen, darum gibt es scheinbar noch viel an sich zu arbeiten und noch vieles in der Welt zu verbessern. Demgegenüber können wir in der Annahme der Absolutheit Jesu Christi die Relativität von allem Menschlichen erkennen und akzeptieren. Wir brauchen uns damit nicht mehr an Menschen zu orientieren und Hilfe primär von Menschen zu erwarten, deren sämtliche Vermögen in jeder Beziehung beschränkt sind. Durch die Annahme unserer Grenzen erfahren wir seine Kraft und Führung und müssen das Gute nicht mehr aus
eigener Kraft vollbringen.
6. Christus aus freimaurerischer Sicht In diesem Kapitel soll kurz dargestellt werden, wie aus freimaurerischer Sicht das Christentum, Gott und Jesus Christus betrachtet und behandelt werden. Anschliessend folgen Bemerkungen über Zusammenhänge zwischen Freimaurerei und liberaler protestantischer Theologie. 6.1. Das Christentum aus FM Sicht Wir haben gesehen, dass eine wesentliche geistige Wurzel der Freimaurerei die Enttäuschung über das Christentum ist. Wegen der »schweren Glaubenskämpfe, welche ganz Europa erschütterten, ... war innerhalb der Logenmauern jedes Gespräch über religiöse Themen nicht nur verpönt, sondern verboten.« (Lagutt. S. 120) Für manchen Freimaurer ist die Freimaurerei ein «Ersatz für seinen verlorengegangenen christlichen Glauben und Kult« (Keller FM 1941 262) Die Freimaurerei versucht also, die geistigen Auseinandersetzungen, die im Verlauf der abendländischen Geschichte zweifellos nicht immer im Sinne Christi ausgetragen wurden, zu vermeiden und an deren Stelle das Schweigen zu setzen. Die Diskussionen vor allem über den Absolutheitsanspruch Christi werden abgestellt; dem Wort wird die Spitze, dem Schwert die Schärfe, dem Salz die Würze genommen. Somit erhebt sich die Freimaurerei über das Christentum, erklärt das Christentum zu einer ~Religion~, zu einer Religion unter anderen, die ebenfalls ihre Existenzberechtigung haben. Die Freimaurerei erhebt sich über alle Religionen, erklärt sich zum Richter über die Religionen und erklärt alle als gleichwertig. Keiner kommt absolute Wahrheit zu, ihr relativer Wert soll anhand der praktischen Früchte für die Welt und den Menschen gemessen werden. (vgl. Lessings Ringparabel) Aus der Sicht der Freimaurerei hat das Christentum nur eine bedingte, relative Bedeutung. Die Freimaurerei stellt sich darüber. Sie hat das Christentum vermeintlicherweise überwunden. Im Schottischen Ritus, in dem symbolisch die Menschheitsgeschichte durchwandert wird, erscheint das Christentum als eine vorübergehende Entwicklungsperiode, die durch die aufgeklärt freiheitliche Zeit abgelöst und überholt wird. Gleichzeitig wollen die Freimaurer das Beste des Christentums erhalten, schützen und der Nachwelt weitergeben. (Keller FM 1941 262f) Dabei geht es nicht nur um die religiösen Schriften, Liturgien und Gesänge, sondern auch um die «wundervollen Kirchenbauten», den «unermesslichen Reichtum des künstlerischen Schmuckes«. Das christliche Erbe wird also gewissermassen unter menschlichen Denkmalschutz gestellt. Die Freimaurerei sieht sich als Verwalterin des Erbes. Im übrigen wird meines Erachtens der Eindruck erweckt, als stehe dieses Erbe jedem Menschen frei zur Verfügung, wie wenn der Mensch das Verfügungsrecht über dieses Erbe hätte. Die Schrift und alles andere, was früher Christen heilig war, wird zum »Selbstbedienungsladen», zum «Ausbeutungsobjekt». Jedes Individuum kann sich scheinbar »frei« bedienen und das Gefundene für seine persönlichen Interessen gebrauchen. Das Christentum wird also von der Freimaurerei beschlagnahmt, integriert und von »oben herab« behandelt. Sie spielt sich zum Hüter aller Religionen auf und legt es ihren Mitgliedern nahe, ihren «religiösen Pflichten» nachzukommen. 6.2. Gott aus FM Sicht 6.2. 1. Individuell verschiedene Gottesvorstellungen: Die Freimaurerei will sich nicht auf ein eindeutig fixiertes Gottesbild festlegen lassen und wehrt sich gegen jede Art von Dogmatik. »Bekenner jeder Religion ohne Unterschie« werden aufgenommen. (Seydel FM 1862 11) Nicht das Finden und Kennen, sondern das Suchen Gottes ist wichtig. »Wer immer strebend sich bemüht ... » «Dem Freimaurerbunde gehört eine grosse
Zahl von Menschen an, die dem Heere der Zweifler und der Sucher zuzuzählen sind.« (Lagutt FM 1958 115) Die Freimaurerei verlangt einen Gottesglauben (mit Ausnahme des »Grand Orient de France«), aber kein Glaubensbekenntnis. «Einer der fundamentalen Grundsätze der Maurerei sagt eindeutig, dass ein Mann ohne Gottesglauben nie ein echter Maurer werden könne ... Irgend ein Credo, ein Glaubensbekenntnis im Sinne der Kirchen wird nicht verlangt ... Wie der Einzelne sein Verhältnis zur Gottheit gestaltet, ist und bleibt ureigenste, persönliche Angelegenheit. Ob er als frommer Christ dem Weltganzen eine dreifaltige Gottheit zugrunde legt, ob einer im Sinne des Judentums in der Gottheit den alttestamentlichen 'Herrn der Welt' erkennt, ob er als Moslim Allah seine Verehrung zollt, als Hindu seinen Gottheiten, bleibt jedem unbenommen.» (Lagutt S. 105) Also kann gesagt werden, dass die Freimaurerei Gott relativiert, individuellem Belieben unterstellt. Nicht Gott erschafft und erwählt sich die Menschen, sondern der Mensch wählt sich seine Götter aus. Jeder kann seinen persönlichen Gott haben. Es ist nicht ein gemeinsames Gottesbild, das die Freimaurer vereinigt, sondern das Fehlen eines gemeinsamen Gottesbildes. »Damit jeder genügend 'Raum' hat, musste das Bild der Gottheit ... eine solche Ausweitung erfahren.« (Lagutt S. 108) 6.2.2. Gott als Geheimnis und individuelles Erlebnis: Das inhaltliche Offenlassen des Gottesbildes entspreche dem biblischen Bilderverbot, meint Lagutt (S. 108), und schaffe die Basis, »die es erlaubt, sich rein menschlich gegenüberzustehen,« (S. 109) Wer und was Gott ist, das kann der Mensch niemals ergründen. Gott ist und bleibt ein Geheimnis, das nicht intellektuell erfasst, wohl aber individuell erfahren werden kann. «Der Gott der Theologen ist ein ersonnener und erklügelter, eine gedankliche Abstraktion, ohne die lebendige Kraft des Erlebnisses. Mit dem Intellekt, mit einer Wissenschaft ist Gottjedoch nicht zu fassen. Er wird auf diese Weise verkleinert und in ein Schema, eben in ein Dogma gepresst ... Gott als das grosse Geheimnis kann mit der unzureichenden und unvollkommenen menschlichen Sprache nicht beschrieben, er kann nur in Bildern und Symbolen dargestellt werden. Da Gott der grossen Menge nicht fassbar ist, sind die meisten Mystiker Einsame und Schweiger. Sie schweigen über ihr Gotteserleben und teilen sich esoterisch nur einigen wenigen auserwählten Schülern mit.» (Zuber FM 1975 181) (Also: Worte scheinen gegen das Bilderverbot zu verstossen, eigentliche Bilder und Symbole aber nicht. Mehr zum Thema «Gotteserfahrung und Innerlichkeit« in Pt.6.2.4.) Es ist hier also wiederum deutlich, dass das Erleben über das Wort gestellt wird, entsprechend auch der Tradition der Mysterienkulte (Pt.1.4.2.). Die Priorität, die Vorrangigkeit macht den Unterschied aus: Christen, die dem Wort vertrauen, haben auch Erlebnisse. Aber sie orientieren sich nicht anhand von Erlebnissen. Demgegenüber sind Gespräche für denjenigen, der Erlebnisse sucht, zweitrangig, ja oft störend. 6.2.3. Gott als Person: Obwohl Gott in der Freimaurerei »das grosse Geheimnis« ist, und sich jeder sein eigenes Gottesbild machen und seine individuellen Gotteserfahrungen haben kann, besteht meines Erachtens in der freimaurerischen Literatur weitgehend immerhin über eines Einigkeit: Gott ist eine Person. Und es gibt diese Person. «In der freimaurerischen Formel: 'Im Namen des allmächtigen Baumeisters der Welten, der unendlichen Schöpfer und Erhalterkraft des Alls ...' kommt die Auffassung eines persönlichen Gottes zum Ausdruck ... Die Meinung, die Freimaurerei vertrete Pantheismus, Deismus, Agnostizismus, Atheismus, Materialismus usw., ist falsch.« (Lagutt FM 1958 109) Der einzelne Freimaurer mag zwar für sich eine solche Auffassung vertreten (Ebd. 109), doch der allen gemeinsame Nenner kann als theistisch bezeichnet werden. «Der Theismus ist die religiöse oder philosophische Lehre von der Existenz eines überweltlichen, allmächtigen und persönlichen Gottwesens, welches die Welt erschaffen hat, regiert und erhält. Er tritt als Monotheismus und als Polytheismus auf.« (Ebd. 109) Schenkel, 1926, 170) bezeichnet die Freimaurerei als »theistischen Idealismus». In den Gebeten der Zürcher Loge »Modestia cum Libertate« kommt »die theistische Gottesidee« zum Ausdruck. (Zuber FM 1975 184)
6.2.4. Gotteserfahrung durch Innerlichkeit: Gott kann nach freimaurerischer Auffassung prinzipiell immer und durch jedermann »erfahren« werden. «Es hat aber zu jeder Zeit Menschen gegeben, die in diesem innigen Kontakt mit Gott gestanden haben. Sie haben Gott gesehen; sie werden deshalb 'Seher' genannt ... Wie diese Propheten in Visionen und Auditionen erfahren die Mystiker Gott als lebendige Realität in geistiger Schau und letztlich das Erlebnis der Einheit des eigenen Seelengrundes mit dem unendlichen Gott, die 'unio mystica'. Dieses Gotteserlebnis ist bei allen Völkern und zu allen Zeiten gleich.« (Zuber, FM 1975 181) Auch durch das Gewissen können wir nach freimaurerischer Auffassung Gott erfahren: »Das Gewissen ist unser einziges Wissen. Es weiss und ist die Wahrheit. Eine andere Wahrheit ist nirgends zu finden ... Das Gewissen ist nie ein fertiger Besitz, sondern eine Aufgabe, an der wir zu arbeiten haben ... Das Gewissen, gleichsam eingebaut in die menschliche Seele, ermöglicht uns, Gott im eigenen Innern zu erleben.« (Ebd. 182) »Wir sind nicht bereit, an einen Gott zu glauben, der irgendwo in einem fernen Himmel weilt, von wo aus er die Menschen leitet, prüft, belohnt oder bestraft, ihre Bitten erhört oder auch nicht. Wir sind auch nicht gern bereit, uns als Sünder vorzukommen, die durch eine vor zweitausend Jahren geschehene, uns schwer verständliche Erlösertat errettel worden sind. Wir wären aber bereit, uns einen Weg zeigen zu lassen, der ohne die Zuhilfenahme künstlicher Mittel zum Erfahren Gottes im eigenen Inneren führt. Dieser Weg ist das Gebet, oder eher das, was man Meditation nennt. Es ist nicht ein Bitten um Dinge, sondern vielmehr ein Lauschen, ein Erfühlen der Gegenwart Gottes im Inneren.« (Ebd. 183) Noch ein letztes Zitat zur Verdeutlichung: »Es wäre gut, wenn die Vorstellung von 'Gott im Himmel' einer neuen Platz machen würde. Gott würde nicht ferner gerückt, sondern näher, wenn der Mensch ihn als das Leben oder den Geist begreift, der das ganze Universum durchströmt und erhält und der auch im eigenen Inneren erlebt werden kann als Liebe und Kraft. So erlebt der Mensch nicht nur Gott in seiner Fülle und Unendlichkeit, sondern er fühlt sich auch durchdrungen von der Ewigkeit des Kosmischen. Er empfindet sich als Teil des Ganzen, in welchem er aufgeht.« (Ebd. 183) 6.2.5. Wer ist der «Allmächtige Baumeister aller Welten» ? Die obigen kurzen Ausführungen zum freimaurerischen Gottesverständnis zeigen, dass es wesentliche Unterschiede zu demjenigen Gott gibt, der uns in der Bibel als »Vater« bezeugt ist: Der biblische Vater Gott will uns auf Schritt und Tritt klar machen, dass es nicht völlig egal ist, an welchen Gott wir glauben. Aus biblischer Sicht gibt es «richtige» und »falsche« Gottesvorstellungen. Es gibt unendlich viele falsche «Götter« und einen wahren Gott. Die falschen Götter bzw. Gottesbilder führen uns ins Verderben, in die Dunkelheit, in den Tod. Der biblische Gott verspricht uns das Leben, wenn wir die anderen Götter aufgeben und zu ihm zurückkehren. Und er warnt uns davor, ihn nicht ernst zu nehmen. Natürlich sind diese Warnungen nicht bequem, sie klingen nicht immer »human«, und sie kränken unsere Eitelkeit. Aber wenn sie dennoch ernst zu nehmen sind, wenn sie letztlich dennoch gut gemeint sind? Aus biblischer Sicht ist auch das Böse eine personale geistige Macht, und das irdische Geschehen ist Ausdruck von Auseinandersetzungen in der geistigen Welt. Als »Aufgeklärte» haben wir gelernt, dass nur Vorgestrige an die Existenz eines Satans glauben. Wenn es nun aber trotz aller Aufklärung doch einen gibt, wenn gut und böse nicht bloss zwei ewig «widerstreitende Naturen innerhalb des Menschen« (Schenkel S. 163) sind? In der Freimaurerei ist dies ausgeschlossen. Alle Gottesvorstellungen sind gleich, jeder kann sich seinen Gott frei wählen, es kommt nicht so darauf an, woran wir glauben. Aus biblischer Sicht kommt es darauf an. Es sind nicht alle Götter und Gottesvorstellungen gleich, wir sollen lernen, gute und schlechte nicht miteinander zu vermengen, sondern voneinander zu unterscheiden. Zur Entwicklung des geistigen Beurteilungsvermögens nicht zuletzt bezüglich der Götter und Gottesvorstellungen braucht es
eine geistige Auseinandersetzung. Diese ist in den Logen verboten. Sie findet nicht statt. Aus biblischer Sicht ist Gott auch kein «Geheimnis», sondern er gibt sich uns zu erkennen. Der biblische Gott ergreift seinerseits die Initiative und offenbart sich uns in seinem Wort. Der biblische Gott ist wie der freimaurerische eine Person, aber keine beliebige Person, sondern eine identifizierbare Person, eine Person mit Namen. Der freimaurerische Allmächtige Baumeister aller Welten (,»ABaW») ist nicht identifizierbar. Er hat keinen konkreten Namen. Der biblische Gott kann nicht in erster Linie durch Innerlichkeit und Gewissensbildung wahrgenommen und kennengelernt werden, sondern hauptsächlich durch sein Wort. Die verbale Kommunikation ist zentral. Den biblischen Gott erreicht, wer ihn und sein Wort ernst nimmt, ihm vertraut. Sein Wort gilt ewig. Wort gläubige Christen sind nicht untätig, haben auch Erlebnisse und Gefühle, doch sie orientieren sich nicht daran. Taten, Erlebnisse und Gefühle sind zweitrangig. Zwischen dem ABAW und den Freimaurern besteht ein Arbeitsverhältnis, zwischen dem biblischen Gott und denen, die ihm vertrauen, ein Familienverhältnis. Der Freimaurer »geht in den ewigen Osten ein, wofern der dreifach grosse Weltbaumeister, Gott der Allgütige, mit seiner Arbeit zufrieden gewesen ist.« (Bloch Suhr FM zit. in Nielsen Prot.bibl. 1882 64) Demgegenüber ist nicht unsere Leistung, sondern Jesus Christus der Weg zum biblischen Gott, nicht Werke, sondern Glaube und Gnade. Aufgrund solcher und anderer Unterschiede kommen hauptsächlich konservativ katholische Autoren zum Schluss: Der ABAW ist in Wirklichkeit der Teufel. Die Freimaurerei ist nichts anderes als die »Synagoge Satans«. (Baum Kath. 1975 2) Das Werk von Baum (1975) trägt den Titel: »Freimaurerischer Satanismus heute«. Adler betitelt die Freimaurer als «die Söhne der Finsternis« (1975, 1982, 1983). Aber auch nach van Dam (Prot.bibl.) entpuppt sich die Freimaurerei letztlich als Satanismus. Die zwei Säulen »J« und »B« (Jachin und Boas) würden auch als Jahwe und Baal gedeutet; die »Weisheit« des (späten) Salomo hätte darin bestanden, dass er beide vereinen wollte. In den obersten Hochgraden werde der ABAW »Jabulon« genannt, was eine Art Antitrinität bedeute, die aus den Namen Jahwe, Baal und Osiris gebildet worden sei. Wie dem auch sei: Ich wäre vorsichtig mit der Aussage, dass der ABAW der Teufel ist, denn tatsächlich wissen wir es ja nicht. Der Geist der Freimaurerei hat sich der Menschheit (noch) nicht persönlich und mit Namen vorgestellt. Somit wissen wir nicht, ob es ihn gibt und ob er mehr ist, als bloss ein synkretistisches Hirngespinst. Sicher gehört er nicht zum Reich des biblischen Gottes. Aber es könnte statt des Teufels auch einer seiner »Fürsten« sein, der die Freimaurerei inszeniert hat. Zudem sind meines Erachtens sicher die allerwenigsten Freimaurer wirkliche Satanisten im eigentlichen Sinn. Sie sind nicht die (bewussten) Täter, sondern die Opfer. So schreibt auch Baum (Kath. 1975, 27): «Die Freimaurer sind ... keine Satanisten, sie sind lediglich die zuerst Hereingefallenen des raffiniert getarnten Satanismus.« Sie sind die Opfer des sie am Narrenseil führenden Riesenbetrugs. Ganz sicher ist eines: Der «Allnlächtige Baumeister aller Welten» ist nicht der gleiche Gott Vater, der sich uns in der Bibel offenbart. Darüber sind sich alle einig: Freimaurer (z. B. Lagutt FM 1958 60) und Christen: »Wer die Schriften der Freimaurer durchliest, dem wird es klar, dass dieser 'dreifach grosse Baumeister' wesentlich von dem dreieinigen Gott verschieden ist, an welchen wir Christen glauben.« (Nielsen Prot.bibl. 1882 60) 6.3. Christus aus FM Sicht Wie das Gottesbild, so wird auch das Jesus Bild in der Freimaurerei auf verschiedene Art relativiert, hauptsächlich subjektiv und historisch: Es gibt über ihn scheinbar kein absolut sicheres Wissen. Jede Person und jede Geschichtsperiode sieht ihn wieder anders. 6.3. 1. Individuelle Christus Vorstellungen: »Nun ist freilich gerade das sehr umstritten, was Jesus eigentlich war und was er eigentlich
wollte. Bücher ... zeigen selbst den Uneingeweihten die ungeheure Schwierigkeit eines objektiven Jesusbildes. Innerhalb der evangelischen Theologie ist die Auffassung der wesentlichen Bedeutung Jesu kaum weniger mannigfaltig, als in den anderen grossen Lebenskreisen. Jeder sieht seine Ideale oder seine Sehnsucht in ihn hinein. Den Liberalen erscheint er liberal, den Orthodoxen erscheint er orthodox, den Kommunisten ist er ein Kommunist und den Anthroposophen erscheint er in anthroposophischem Licht. Aber auch innerhalb des liberal protestantischen Kreises wird sein Bild verschieden gesehen.« (Schenkel Prot.Iib. 1926 154) Was aus unserer Sicht dieses Zitat kennzeichnet, das ist, dass von Jesus in der Vergangenheitsform gesprochen wird. Die «Freiheit« der Interpretationen basiert auf der stillschweigenden Annahme, dass er tot ist, dass er bloss eine geschichtliche Erscheinung war. 6.3.2. Christus als geschichtlicher Mensch: Für Lessing (FM 1793, 1976 634) ist es «unstreitig», dass die frühen Christen «keinen solchen Sohn Gottes meinten, welcher mit Gott von gleichem Wesen sei.» Auch für Bender (FM 1942 214ff) ist Jesus kein Sohn Gottes im biblischen Sinn. Dazu wurde er erst später gemacht. Er schreibt: «Er beanspruchte nicht etwa die Gottessohnschaft allein für sich, wie es später ausgelegt wurde, sondern nannte Söhne Gottes, Kinder Gottes alle, die Gottes Willen aufrichtig zu erfüllen sich bemühen ... Vielmehr nannte er sich viel öfter ausdrücklich des Menschen Sohn , wohl eben, weil das Volk ihn immer wieder als Gott verehren wollte, wobei er dann aber immer in die Einöde entwich.» (S. 214f) «Bald wurde die einfache Lehre der Liebe mit einem Glaubensbekenntnis vertauscht, das Christus zu einem Gott statt Menschensohn machte.« Der Inhalt der Auffassung über Christus und Gott ist nach Schenkel abhängig »von der Stufe der erreichten Menschlichkeit». (S. 159) 6.3.3. Christus als Humanist und Vorbild: Die meisten Freimaurer sind wohl der Überzeugung, «keinen anderen Geist zu pflegen, als den des grossen Meisters Jesus von Nazareth«. (Schenkel, Bauhofer FM 1975 22) Christus wird nicht als Gott gesehen, sondern als Humanist und als entsprechendes Vorbild: »Für Jesus handelte es sich ganz wesentlich um den Menschen und die Menschlichkeit. Er hat den Menschen rein als solchen in seinem Verhältnis zu Gott genommen. Er suchte den Menschen hinzuführen auf das Problem seiner Seele, oder, für unser Bewusstsein ausgedrückt, auf das Problem seiner sittlichen Eigenpersönlichkeit. Er hat die Menschen beurteilt nur nach ihrem persönlichen Wert oder Unwert, aber nicht nach Kategorien der Rasse und des Volkstums, der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religionsgemeinschaft oder nach ihrer dogmatischen Einstellung ... Wer also im Sinne Jesu leben will, muss vorurteilslos jedem Menschen als solchem gegenübertreten und muss bei aller Verankerung im Nationalen und Kirchlichen doch auch über diese Schranken hinwegzusehen vermögen.« (Schenkel S. 157f) «Dass es Jesus um die Menschlichkeit geht, zeigt das unerreichte Gleichnis vom barmherzigen Samariter ... Bei der Frömmigkeit Jesu ist das Charakteristische das unbedingte Vorwiegen der ethischen Gesichtspunkte und damit des humanen Sinnes.« (Ebd. 158) Schenkel will «die innere Verwandtschaft des humanitären Geistes der Freimaurerei mit Jesus auch noch in vielfacher anderer Weise aufzeigen.« (S. 160) Jesus habe in erster Linie Liebe, Nächstenliebe, Menschenliebe gepredigt und vorgelebt, er habe sein »Leben restlos in den Dienst der Menschen» gestellt. Das sei auch das Anliegen der Freimaurerei. «Treue bis in den Tod, wie sie das Lebensende Jesu krönt, ist der Inhalt des Meistergrades.» (S. 1 60f) Aus dieser Sicht erscheint der Gott des Alten Testamentes als »inhuman», und Jesus habe ihn sozusagen humanisiert, «indem er dem inhumanen Gottesbegriff der pharisäischen Tradition
Beispiele aus der Welt edlen Menschentums als Beweis für seine humanere Gottesauffassung entgegenstellte.« (S. 158) Anstössig ist für Schenkel hauptsächlich die Auffassung, dass der Mensch ein Sünder sein soll, dass die Menschen in Sünder und Gerechte eingeteilt werden, angesichts »der Tatsache, dass Gott Sonne und Regen allen gleichermassen zuteil werden lässt.» (S. 158) Die »pietistische Sündenangst«, die «jede edlere Regung« verspotte, sei »Jesus gänzlich fremd«. (S. 158) Menschenunwürdig ist für Schenkel auch die Vorstellung, dass die ja so »edlen« Menschen eines Tages gerichtet werden sollen. Die »eschatologische Auffassung« sei «praktisch wertlos und inhaltlich anstössig«, meint er. (Ebd. 162) Wer die biblische Sicht Jesu und nicht die humanistische Sicht vertritt, der wird nun seinerseits abgewertet, auf eine niedrigere «Stufe der erreichten Menschlichkeit« versetzt: »Der kirchliche Volksglaube enthält in seiner Gottesvorstellung inhumane Züge als Erbe jüdischen und vorreformatorischen Denkens.» (S. 159) Schenkels Jesus steht im Gegensatz zur angeblichen »Phantastik der eschatologischen Erlösungsreligion ... Er ist die Verkörperung der sittlichen Erlösungsreligion ... Da es ihm ganz auf die Echtheit und Lebenswirklichkeit ankam, formulierte er keine abstrakten Begriffe, sondern versuchte, seine geistige Welt in Bildern zu übermitteln ... Die Freimaurerei geht den gleichen Weg bewusst, indem sie grundsätzlich auf jede begriffliche Formulierung der eigentlichen Lebensgeheimnisse verzichtet und die Bildersprache für genügend, ja für geeigneter hält.« (S. 155) Der Abgrund, der zwischen dieser humanistischen und der biblischen Jesus Auffassung besteht, scheint Schenkel nicht bewusst zu sein. Jesus als das »Wort», das «fleischgewordene Wort«, hat zur Verkündigung und eben auch zur Darstellung seiner »Bilder« das Wort gebraucht. Niemals hat er das Schweigen propagiert und das stumme »Erleben» gefördert, sondern stets ein ausgesprochenes Bekenntnis erwartet nicht für die »Menschlichkeit«, das ist ein abstrakter Begriff, sondern für sich. 6.3.4. Jesus als «Eingeweihter», «Priester», «Meister»: Hauptsächlich in der Schwedischen Lehrart der Freimaurerei, aber auch bei anderen freimaurerischen Autoren, erscheint Jesus auch in einem gnostischen Licht. Jesus ist »ganz Mensch» und als solcher »Christusträger«. Dank des «Christusgeistes« wird er »göttlicher Eingeweihter und Priester». (Lagutt FM 1958 44) Bei der Auferweckung des Lazarus werde dies aller Welt deutlich. Jesus vollziehe «öffentlich an Lazarus, was sonst verborgenstes Tempelgeheimnis war.« (Ebd. 44) «Im Johannes Evangelium tritt Jesus in Deutlichkeit als der grosse Initiator, als Eingeweihter im höchsten Sinne auf ... In aller Offenheit tritt Jesus als der grosse Eingeweihte, als Hierophant im Sinne der alten Mysterien auf, als er die Auferweckung des Lazarus vollzieht ... In Lazarus bricht das Ewige durch ... Wo immer im Men¬schen der Geist, das Ewige, das höhere Selbst durchbricht, oder anders ausgedrückt, der Mensch in seinem strebenden Bemühen sich dem Quell seines wahren Wesens nähert, erlebt er die grosse Auferweckung. Ist es nun verwunderlich, dass das Johannes Evangelium in der esoterischchristlichen Strömung eine solch zentrale Stellung einnimmt?« (S. 143) In der schwedischen Lehrart erscheint Jesus als »erster Grossmeister« der Loge. »Der erste Grossmeister der Loge war Jesus; nach Jesus kam Jakobus, und nach dessen Tod traten die Jünger und Verwandten Jesu zusammen und wählten Simeon ... Christus trat als Philosoph und Lehrer einer reinen Naturreligion auf.« (Nielsen Prot.bibl. 1882 88 über die Schwedische Lehrart) Nielsen zitiert einen schwedischen Freimaurer Text über das «exoterische» und das »esoterische« Auftreten Christi: «Bei dem exoterischen Vortrage liess er daher manche Vorurteile stehen ... Aber bei dem esoterischen Vortrage im Innern seiner Meisterlogen um jedoch bloss einen Wink zu geben trat Jesus z.B. niemals als wahrer und eigentlicher Gott auf, sondern allein als der Grossmeister im Osten, welcher die Menschheit erleuchten, wahre moralische Begriffe verbreiten und uns dereinst die Unsterblichkeit zusichern wollte.« (Ebd. 89) Im schwedischen
Lehrsystem wird auch die Ansicht verbreitet, Johannes der Täufer und Jesus seien »Vorsteher des Essäerbundes« gewesen. (Nielsen 1883 22ff) Dieses kurze Stimmungsbild soll hier genügen. Die schwedische Lehrart ist auch unter Freimaurern umstritten (z.B. Schiffmann, 1883 23). Nielsen (1882, 1883) hat die »Pseudo Christlichkeit des schwedischen Systems» (1883 27) ausführlich dargestellt. 6.3.5. Zusammenfassung und Vergleich Zusammenfassend kann eindeutig gesagt werden: Das Jesus Bild, das die Freimaurerei vermittelt, entspricht nicht dem Jesus Bild der Bibel. In der Freimaurerei wird Jesus als geschichtlicher Mensch betrachtet, über den sich jeder beliebige Vorstellungen machen kann. Aus biblischer Sicht steht Jesus nicht nur in der Geschichte, sondern auch über der Geschichte. Und die biblischen Aussagen über ihn sind nicht mehrdeutig, sondern eindeutig. Das geht auch aus den Ergebnissen der Bibeiforschung hervor. Sie