Einblicke in die Religion des Islam

February 26, 2018 | Author: kareem_815226 | Category: Allah, Muslim, Meaning Of Life, Creation Myths, Quran
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Inhaltsverzeichnis Das arabische Alphabet Abkürzungen Glossar Vorwort Einführung 1. Die Grundsäulen des Islam 1.1. 1.1.1.

Der islamische Glaube Die wesentlichen Bestandteile des islamischen Glaubens 1.1.2. Glaube und Pflicht der Muslime zur Verwirklichung des Islam 1.1.1.1. Glaube an Gott 1.1.1.1.1. Gotteseinheit (Tauhid) und Götzendienst (Schirk) 1.1.1.1.2. Bündnis mit Allah (s.w.t.) 1.1.1.1.3. Allgegenwärtigkeit Allahs 1.1.1.1.4. Gedenken Allahs (Zikr) 1.1.1.1.5.Gottvertrauen (Tawakkul) 1.1.1.2. Glaube an das Verborgene (Ghaib) 1.1.1.2.I.Glaube an das Verborgene 1.1.1.3. Glaube an die Offenbarung Gottes 1.1.1.3.1.Der Quran 1.1.1.3.2.Die eindeutigen und die interpretierbaren Verse des Qurans 1.1.1.4. Glaube an Propheten

12 13 14 21 23 31 31 31 33 37 37 39 41 42 43 45 45 48 48 50 53

Inhaltsverzeichnis

1.1.1.4.I.Glaube an die Botschaft aller Propheten 1.1.1.4.2. Glaube an den letzten Prophet Muhammad (s.a.w.) 1.1.1.4.3. Geburt des Propheten Muhammad (s.a.w.) 1.1.1.4.4. Nachtreise und Himmelfahrt des Propheten Muhammad (s.a.w.) 1.1.1.5. Glaube an den Letzten Tag 1.1.1.5.1. Das Paradies und die Hölle 1.2. Das Gebet 1.2.1. Das Gebet (As-Salah) -1 1.2.2. Das Gebet (As-Salah) - II 1.2.3. Die Änderung der Gebetsrichtung (Qiblah) 1.2.4. Das Bittgebet (Du'a) 1.3. Das Fasten 1.3.1. Der Beginn des Fastenmonats Ramadan 1.3.2. Die Vorschriften des Islam über das Fasten im Ramadan 1.3.3. Die letzten zehn Tage des Fastenmonats Ramadan 1.4. Die Spende 1.4.1. Zakah-I 1.4.2. Zakah-II 1.5. Die Pilgerfahrt 1.5.1. Pilgerfahrt nach Makkah (Hadsch) 1.5.2. Tag von Arafat (Yaum-u-Arafat) 2. Das Wissen 2.1. Die Bedeutung des Wissenserwerbs im Islam -1 2.2. Die Bedeutung des Wissenserwerbs im Islam - II 2.3. Die Quellen des Wissens im Islam

53 56 59 60 62 62 66 66 68 70 71 73 73 76 79 81 81 83 85 85 87 91 91 92 94

Inhaltsverzeichnis

2.4. 2.5. 3. 3.1. 3.2. 3.3. 3.4. 3.5. 3.6. 4. 4.1. 4.2. 4.3. 4.4. 4.5. 4.6. 4.7. 5. 5.1. 5.2. 5.3. 5.4. 5.5. 5.6.

Aufklärungsarbeit für Islam (Dawah) -1 Aufklärungsarbeit für Islam (Dawah) - II Das Gute und Böse Das Konzept von Erlaubtem (Halal) und Verbotenem (Haram) Innovation in der Religion (Bid'ah) -1 Innovation in der Religion (Bid'ah) - II Das Erlaubte und das Verbotene in sozialen Beziehungen Das Verbot von Alkohol (Tahrim-ul-Khamr) Das Erlaubte und das Verbotene in Vergnügen und Spielen Die Moral Prophet Muhammad(s.a.w.) als Vorbild für die Menschen Benehmen und Gewohnheiten aus islamischer Sicht Die Bedeutung von Bescheidenheit und Zufriedenheit im Islam Die Bedeutung der Freundschaft im Islam Das Hüten der Zunge vor schlechten Reden Die Heuchelei (An-Nifaq) Die Reue (At-Taubah) Der Mensch Leben und Glauben der Menschen Die Einstellung der Menschen zum Glauben Gottesdienst (Ibadah) -1 Gottesdienst (Ibadah) - II Glaube und Tat Die Bedeutung und Wichtigkeit der Absicht (Niyyah)

96 97 101 101 104 106 107 111

114 117 117 120 122 125 128 131 135 139 139 142 144 147 149 151

Inhaltsverzeichnis

5.7.

Die Bedeutung der Würde und Stärke im Islam 5.8. Standhaftigkeit der Gläubigen in Schwierigkeiten 5.9. Die Bedeutung von Auswanderung (Hidschra) im Islam 5.10. Der Tod (Maut) 6. Die Familie 6.1. Die Stellung der jungen Menschen im Islam 6.2. Die Stellung der Frauen im Islam -1 6.3. Die Stellung der Frauen im Islam - II 6.4. Heirat mit den Schriftbesitzern (Ahl-ul-Kitab) 6.5. Die Stellung der Kinder im Islam 6.6. Die Erziehung der Kinder im Islam 6.7. Die Bedeutung der Verwandtschaft im Islam 7. Die Gemeinschaft 7.1. Muslimische Gemeinschaft (Ummah) -1 7.2. Muslimische Gemeinschaft (Ummah) - II 7.3. Die Einheit der muslimischen Gemeinschaft 7.4. Stellenwert der Moscheen im Islam 7.5. Fest nach Ende des Ramadans (Id-ul-Fitr) 7.6. Das Opferfest (Id-ul-Ad'ha) 7.7. Die gegenwärtige Rückständigkeit der Muslime -1 7.8. Die gegenwärtige Rückständigkeit der Muslime - II 8. Die Wirtschaft 8.1. Der Erwerb und die Verwendung von Vermögen im Islam Nachwort Index I Stichwörter in Deutsch 10

153 156 159 163 167 167 169 172 174 177 179 182 187 187 189 191 194 196 198

200 204 209 209 215 216

Inhaltsverzeichnis

Index II Stichwörter in Arabisch Index III Personenverzeichnis Literaturverzeichnis Anmerkungen

11

219 222 224 230

Das arabische Alphabet

Das arabische Alphabet

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Abkürzungen

Abkürzungen a.s. bzw.

alaihi-s-salam beziehungsweise

ca. d.h. E

circa das heißt Engel

einschl. H Hrsg.

einschließlich Herrscher Herausgeber Islamischer Kulturverein Oldenburg

IKO J kg

Dschinn Kilogramm

n. Chr. n. H. o.g.

nach Christus nach Hidschra oben genannten

P r.a. r.ha. r.hu. s.a.w. s.w. t. sog.

Prophet rahmatullahi alaihi radiallahu-anha radiallahu-anhu

u.a. usw. v. Chr. z.B.

unter anderen und so weiter vor Christus zum Beispiel

sallallahu alaihi wasallam subhanahu wa ta'ala sogenannte (n)

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Abkürzungen

Glossar

alaihi-s-salam

Friede auf ihn

Aqidah

Glaube

Arafat

Berg bei Makkah, wo die Pilger Allah lopreisen

Aurah Ibadah

Scham Gottesdienst

Ibrah

Lehre, Warnung

U-ul-Ad'ha

Opferfest

Id-ul-Fitr Iffah

Fest nach Ende des Ramadans Reinheit, Keuschheit

Ilm

Wissen

Izzah

Ehre, Würde

Ulama Azan

Gelehrte, Wissenschaftler Gebetsruf

Adah

Höflichkeit, Achtung

Ahl-ul-Kitab

Schriftbesitzer (Christen und Juden)

Akhlaq

Moral

Allahu-Akbar

Gott ist größer

Amanah

anvertrautes Gut

Amin

Treuhänder, vertrauenswürdig

Amal

Hoffnung

Amwal

Vermögen

Anbiya

Propheten

Ansar

Bewohner von Madinah (z.Zt.des Propheten)

Abkürzungen

Ard Ashabul-Kahf

Erde Gefährten der Berghöhle

Ashabul-]amin Asnam Atfal

Gefährten der Rechten (Rechtgläubigen)

Auliya-Ullah Ayat Bid'ah

Freunde Gottes Verse, Zeichen

Daalin

Irregegangene

Dawah Din Du' a

Aufklärungsarbeit über Islam, Einladung

Ehtikar

Horten Ausschweifung

Fudschur

Fard Fard-ul-Ain Fard-ul-Kifayah Fatwa Fiqh Fitrah Fitnah

Idole Kinder

Innovation in der Religion des Islam

Religion, Weltanschauung, Lebensweise Bittgebet

Pflicht Pflicht des einzelnen Muslims Pflicht der muslimischen Gemeinschaft religiöses Urteil Islamische Rechtsprechung Instinkt, Natur

Fuqaha

Unruhe islamische Rechtsgelehrte

Ghaib

das Verborgene

Ghibah

hinter dem Rücken von jemandem

Ghisch

schlecht reden Betrug

Ghusl Hadsch

Pilgerfahrt nach Makkah

Halal

Ganzkörperreinigung

Haram

das Erlaubte im Islam das Verbotene im Islam

Hifzul-Lisan

das Hüten der Zunge

Abkürzungen

Hidschab

Bewahrung der Reinheit, Bedeckung der Schamteile des menschlichen Körpers, islamische Kleidung, Schleier

Hidayah

Wegweisung, Rechtleitung

Hidschra

Auswanderung, Beginn der islamischen Zeitrechnung

Itikqf

sich für eine bestimmte Zeitspanne in der Moschee zurückziehen, um Allah (s.w.t.) zu gedenken

Iftar

Eröffnung des Fastens

Ikhlas

Iman

Gottestreue Glauben, Vertrauen

Inschallah

wenn Gott will

Dscbabbarin

Tyrannen

Dsckahannam Dschahiliyyah

Hölle Unwissenheit über den Islam

Dschannah Dschinn

Paradies eine Schöpfung Gottes, die auch fähig ist, zwischen gut und böse trennen zu können

Kaabah Karam

Gotteshaus in Makkah Großzügigkeit

Khair

gütig, gut Statthalter, Stellvertreter

Khamr

Alkohol, berauschende Dinge

Khanzir Khutbab

Schwein

Ktabiah Kutub Mahram

Ansprache Schriftbesitzerin (Jüdin oder Christin) Bücher erwachsener Muslim, der mit einer Muslima eine eheliche oder blutsverwandtschaftliche Beziehung hat

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Abkürzungen

Maiser Masdschid Maut

Glücksspiel Moschee Tod

Müad-un-Nabi

Geburt des Propheten (Muhammad)

Mohsin Mubadschirun

wohlwollend

Mukazzibun

Leugner

Munafiqun

Heuchler

Muqarrab Muslih

Fromme rechtweisend

Mutafafun

Täuschung

Nifaq

Heuchelei Hilfe, Sieg

Nasr

Auswanderer

N i'mah

Geschenk oder Gabe Gottes

Namimah

Verleumdung

Nisab

zakahpflichtiges Mindestvermögen im Jahr

Nisa

Frauen Absicht

Niyyah Qamaar

Glücksspiel

Qana'ah

Zufriedenheit mit den Gaben Gottes

Qiblab

Kaabah als Gebetsrichtung der Muslime

Qiyamah

Tag der Auferstehung, Jüngster Tag

Quran

die letzte Offenbarung Gottes

Quraba'

Nahverwandte

Quwwah Rahim

Stärke barmherzig

Ra'uf

gütig

Rabb-ul-Alamin radiallahu-anha/ hu

Herrscher aller Welten Gott sei zufrieden mit ihr/ihm

Raham

Gebärmutter, Blutsverwandtschaft, Barmherzigkeit

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Abkürzungen

Rahman rahmatullah 'alaihi

Erbarmer Gottes Barmherzigkeit auf ihn

Raihan

duftende Blume im Paradies 9. Monat des Mondkalenders, Fasten-

Ramadan

monat

Raziq

Versorger, Ernährer

Riba

Zinsen, Wucher

Risalat

Botschaft Gottes durch die Propheten

Riya' Rizq Ruh Rusul

Scheinheiligkeit, Betrug Versorgung Seele Gesandte Gottes

Sadaqah

Wohltätigkeit, Spende

Sadaqat-ul-Dschariyah

laufende Wohltätigkeit

Sadiq

Wahrhafter

Sahabah Salah Salat-ul-Dschanazah

Gefährten des Propheten Muhammad Totengebet der Muslime

Salih

rechtgeleiteter Gläubiger

Salihah Saum

rechtgeleitete Gläubige

Sabil

Pfad

sallallahu alaihi wasallam

Gottes Segen und Frieden auf ihn

Sama' Schabab

Himmel Jugend, junge Menschen

Schahadah

Glaubensbekenntnis, Zeugnis

Schahwah Schadscka'ah

Gelüste

Gebet

Fastentag, Fasten

Mut

Schariah Schirk

islamisches Recht

Schura

gegenseitige Beratung

Götzendienst

Abkürzungen

Sirah Sirqah

Lebensweise des Propheten Muhammad Diebstahl

subhanahu wa ta'ala Sukr

der Gepriesene und Erhabene Trunkenheit

Sunnah

Handlungen des Propheten Muhammad

Surah

Sure oder Vers des Qurans

Taghut

böse Kräfte

Tawaf

Umgehen der Kaabah mit Lobpreisung

Tayyeb

Gottes rein

Tad'hiyab

Opferung

Taqwa

Gottesfurcht, Demut

Tarbiyah

Erziehung

Tauhid Tawakkul

Einheit Gottes sowie Einheit aller Menschen Gottvertrauen

Thawab

Vorteil bei Gott

Ukhua

Brüderlichkeit

Ummah

Gemeinschaft

Wahie

Offenbarung Gottes

Wahen Wasi'ah

Schwäche breit, groß

Wassat

Ausgewogenheit, Mitte, Ausgeglichenheit

Waswasah

Einflüsterung, Verfuhrung, Verzweiflung

Wudu

rituelle Reinigung vor dem Gebet

Yaum-u-Arafat

Tag der Lobpreisung Allahs am Berg Arafat

Yaum-ul-Akhir

Letzter Tag, Jüngster Tag

Zann

Argwohn

Zulm Zakah

Unrecht Pflichtarmensteuer

Zakat-ul-Fitr

eine Abgabe an Bedürftige am Ende des Fastenmonats

Abkürzungen

Zaniah

die Unzüchtige

Zaqqum

Baum als Nahrung für die Bewohner der

Zikr-Ullah

Hölle Gedenken Allahs

Vorwort

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen

Vorwort Gelobt und gepriesen sei Allah (s.w.t.), Der alles erschaffen und geleitet hat. Frieden und Segen auf allen Propheten und auf dem letzten Propheten Muhammad (s.a.w.), der die göttliche Botschaft an die Menschheit in voller Reinheit weitergegeben hat. Vor ca. zwei Jahren versammelten sich einige in Oldenburg und Umgebung lebende Muslime, und mit Hilfe Gottes legten sie den Grundstein des “Islamischen Kulturvereins Oldenburg" (IKO). Der Verein strebt das Ziel an, eine Verständigung über den Islam sowohl innerhalb der Muslime als auch zwischen Muslimen und Nichtmuslimen zu erreichen. Zur Erreichung dieses Ziels werden vor allem an jedem Freitag Ansprachen gehalten. Die vorliegende Arbeit ist ein Sammelwerk von Freitagsansprachen unseres Vereins, die in der “Maryam Moschee Oldenburg" gehalten wurden. Unser Dank gilt vor allem Ahmed Farghaly. Er übernahm die Verantwortung für die Verfassung und Durchführung der Freitagsansprachen in arabischer Sprache. Ebenfalls danken wir Abdul Hakim Etleb, Dr. Sami Alim, Haitham Ahmed, Mostafa Houiyat, Moustapha Ali und Mohamed Fathi. Diese Personen haben Ahmed Farghaly in seiner Aufgabe aktiv unterstützt. Wir sind insbesondere Dr. Pervez Zamurrad Janjua dank21

Vorwort

bar. Er übernahm die Abfassung der Freitagsansprachen in deutscher Sprache sowie die Redaktion der vorliegenden Arbeit. Wir danken ebenfalls Amgad Seif, Hasan Demir und Abdul Hakim Etleb für ihre aktive Unterstützung bei der Übersetzung der Freitagsansprachen. Wir bedanken uns auch bei Martina Janjua und Heike Hadschhosseinali, die mit sehr viel Geduld und Opfer die vorliegende Arbeit sprachlich korrigiert haben. Wir sind natürlich auch allen anderen Personen dankbar, die zur Stärke dieser Arbeit beigetragen haben. Für die Schwächen dieser Arbeit bitten wir um Verzeihung und nehmen jede konstruktive Kritik und jeden Kommentar gerne entgegen.

Oldenburg, 25. Ramadan 1420 n. H. Dipl.-Ing. Ahmet Kilic, Vorstandsvorsitzender Islamischer Kulturverein Oldenburg (IKO)

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Einführung

Einführung Mit der Geburt wird der Mensch vom Nabel der Mutter getrennt und aus der Dunkelheit des Mutterleibs in den O

Nebel des irdischen Lebens geführt. Auf den ersten Blick gleicht die Betrachtung des irdischen Lebens durch das Auge des Menschen dem Blick durch die Linse eines Fotoapparates. Nur die Schärfung des Auges bzw. der Linse ermöglicht ein klares Bild; ein Bild, mit dem sich die Beziehungsformen diverser Objekte erkennen lässt. Durch einen Prozess der Differenzierung kann der Mensch das Vorhandensein verschiedener Objekte wahrnehmen und die Gesetzmäßigkeiten, die eine bestimmte Form dieser Objekte in Erscheinung bringen, entschleiern. Weil Schärfung ein Schlüssel der Wahrnehmung ist, ist Differenzierung ein Tor der Enthüllung der Gesetzmäßigkeiten. Der Prozess der Schärfung und der Differenzierung der Wahrnehmung ist jedoch bei den Menschen unterschiedlich. Abgesehen von ihren relativen Fähigkeiten, können die Menschen durch ihren Gebrauch die Sinne schärfen und die Wahrnehmung der Erscheinungen differenzieren, so dass sie die Formen und Gesetzmäßigkeiten der Natur erfahren. Die Natur ist bewundernswert für das Auge des Menschen. Ist die Natur ein Zufallsprodukt? Ist die Ordnung als Summe der Gesetzmäßigkeiten der Natur ein Zufallsprodukt? 23

Einführung

Ist die Ordnung durch Nichts oder durch Unordnung entstanden? Entsteht durch Nichts oder durch Chaos automatisch eine Ordnung? Wenn die Menschen ihre Sinne schärfen und die Schöpfung der Natur genauer betrachten, dann können sie eine Vielfalt der Zeichen des Schöpfers erkennen. In Surah AlBaqarah sagt Allah (s.w. t), der Schöpfer aller Welten: “Wahrlich, im Erschaffen der Himmel und der Erde, (in) der Aufeinanderfolge von Nacht und Tag, (in) den Schiffen, die auf dem Meer schwimmen mit dem, was den Menschen nützt, (in) dem, was Allah vom Himmel an Wasser herniedersandte - und Er gab der Erde damit Leben, nachdem sie ausgedörrt war und verstreute auf ihr jedwedes Getier -, (in) dem Wechsel der Winde und den dienstbaren Wolken zwischen Himmel und Erde, (in all dem) sind Zeichen für Leute, die begreifen."1 Wenn die Menschen die Fähigkeiten und Freiheiten nutzen, die selbst in ihrer eigenen natürlichen Schöpfung durch die Harmonie des menschlichen Körpers und Geistes in Form von Denken, Wahrnehmen und Handeln gegeben sind, dann sind sie wohl in der Lage, den Sinn des Lebens und das Vorhandensein sowie die Allgegenwärtigkeit des Schöpfers zu begreifen. Auf Grund ihrer psychischen Veranlagung besitzen die Menschen einen ethischen Sinn, zwischen ihren freiwilligen und unfreiwilligen Handlungen, zwischen Gut und Böse sowie zwischen Vernunft und Willkür zu unterscheiden. Ist das Vorhandensein dieses ethischen Sinnes nicht ein Beweis dafür, dass die Menschen für ihre Handlungen bei Jenem verantwortlich sind, Der ihnen diesen Sinn gegeben hat? Die Menschen sind jedoch allgemein auf Äußerlichkeiten 24

Einführung

des irdischen Lebens bedacht. Auf Grund dieser allgemeinen Achtlosigkeit wurden die Menschen vom Schöpfer durch Seine Botschaft über die Propheten angeleitet, damit den Menschen Gerechtigkeit widerfahren kann. Durch die Botschaft der-Propheten können sich die Menschen vom Wesen des Schöpfers, wie auch über den Zweck des menschlichen Lebens auf der Erde überzeugen. Die Botschaft des letzten Propheten Muhammad(s.a.w.) bestätigt und vervollständigt die Botschaft aller vorherigen Propheten. In Surah Asch-Schura verkündet Allah (s.w. t.): “Er hat euch eine Religion verordnet, die das umfasst, was Er Nuh auftrug, was Wir (O Muhammad) dir offenbarten, und was Wir Ibrahim, Musa und Isa (Jesus) auftrugen, nämlich, dass ihr für die Religion einstehen und euch nicht darin zersplittern sollt."2 Die Botschaft enthält klare Beweise des Allmächtigen und bietet eine vollkommene Rechtleitung für die Menschen. Diese Botschaft ist die Botschaft des Islam, eine Botschaft von Frieden, Gerechtigkeit und Gehorsamkeit gegenüber Allah(s.w.t.) und Seinem Gesandten Muhammad(s.a.w). Die Botschaft des Islam bezieht sich auf eine Religion, die Gott der Allmächtige für die Menschheit gewählt, gelobt und empfohlen hat. In Surah Al-Ma'idah sagt Allah (s.w.t.) zu den Gläubigen: “Heute habe ich eure Religion für euch vervollkommnet und Meine Gnade an euch vollendet und euch den Islam zur Religion erwählt."3 Diejenigen, die ihre Sinne schärfen, sind in der Lage die Zeichen der Schöpfung zu erkennen. Diejenigen, die die Schöpfung differenziert betrachten, erfahren die Gesetzmäßigkeiten der Schöpfung. Diejenigen, die die Zeichen und Gesetzmäßigkeiten der Schöpfung mit der letzten Botschaft des Allmächtigen vergleichen, werden zur Religion des 25

Einfuhrung

Islam geleitet. In Surah Al-Ankabut verspricht Allah (s.w. t) den Wahrheitssuchenden: “Und diejenigen, die sich für Uns anstrengen, die werden Wir gewiss auf Unseren Pfad leiten."4 Der lateinische Begriff “Religion" vermittelt die Bedeutung einer sorgsamen Beachtung der Beziehung zwischen Menschen und Gottheit. Für die Religion wird jedoch im Islam der Begriff Din verwendet. Din bedeutet eine Summe der Gesetzmäßigkeiten aller Schöpfungen miteinander und vor allem mit dem Schöpfer. Din beinhaltet alle Aspekte der Menschen, Tiere und Natur. Din erklärt die rechtmäßigen Beziehungen der Menschen mit Gott und Umwelt. Din betrachtet das Dasein aller Wesen, offen und verborgen, als ein Ganzes und vermittelt den Sinn des Lebens und des Todes. Trotz der inhaltlichen Unterschiede wird in der vorliegenden Arbeit anstelle von Din der Begriff Religion verwendet. Dieser Vorgehensweise liegen mindestens drei Tatsachen zu Grunde. Erstens, die Beziehung der Menschen mit Gott ist ein gemeinsamer und wesentlicher Bestandteil der Begriffe von Din und Religion. Zweitens, es handelt sich hier um eine einzige und in der Substanz gleiche Religion der Menschheit. Drittens, der Begriff Religion ist gegenwärtig im deutschsprachigen Raum mit seiner oben genannten Bedeutung im Allgemeinen bekannt. Trotz dieser Vorgehensweise wird hervorgehoben, dass bei der Verwendung des Begriffs “Religion" in der vorliegenden Arbeit eigentlich Din gemeint ist. Das Sammelwerk von Freitagsansprachen ist keine gründliche oder ausschließliche Arbeit über den Islam. Dieses Werk beinhaltet ebenfalls nicht alle wesentlichen Bestandteile der Religion des Islam. Das Werk wurde konzipiert, 26

Einfuhrung

um den Lesern einen Einblick in einige Grundprinzipien des Islam zu ermöglichen. Diese Prinzipien wurden vor allem durch die Hauptquellen des Islam, nämlich Quran und Sunnah, das heißt die Handlungen des letzten Propheten Muhammad (s.a.w.), abgeleitet. Bei der Ausführung bestimmter Themen wird zusätzlich auf die Fachliteratur des Islam hingewiesen. Das Sammelwerk umfasst lediglich die Themen: Grundsäulen des Islam, Wissen, Gebote und Verbote, Moral, Leben und Tod, Familie, Gemeinschaft und Wirtschaft. Das erste Kapitel des Sammelwerks befasst sich mit den Grundsäulen des Islam. Als Grundsäulen werden nicht nur die fünf bekannten Säulen wie Glaube, Gebet, Fasten, Spende und Pilgerfahrt nach Makkah dargestellt, sondern auch einzelne Bestandteile des islamischen Glaubens, nämlich Glaube an Gott, das Verborgene, die offenbarten Bücher, die Propheten und den Jüngsten Tag, sowie die Grundsätze weiterer Grundsäulen des Islam erläutert. Das zweite Kapitel bezieht sich auf die Frage des Wissens. Hier werden aus islamischer Sicht die Bedeutung des Wissenserwerbs, der Wissensquellen sowie der Wissensvermittlung ausführlich behandelt. Unter Berücksichtigung der Wissensquellen des Islam werden im dritten Kapitel die wesentlichen Prinzipien und Bereiche von Gut und Böse und dementsprechend Gebote und Verbote des Islam geschildert. Die islamischen Prinzipien über die Gebote und Verbote sind auf die Maxime von rein und unrein sowie gesund und schädlich aufgebaut. Diese Prinzipien finden Anwendung in den geistigen, sachlichen, materiellen und sonstigen Bereichen des menschlichen Lebens. 27

Einführung

Ebenfalls werden im vierten Kapitel die Grundbausteine der islamischen Moral vorgestellt. Hier wurden sowohl die Prinzipien als auch die Praxis der islamischen Moral betont. Es werden die wesentlichen Aspekte der Moral, einschließlich Denken und Handeln, Benehmen und Gewohnheiten sowie die Beziehungen der Menschen mit islamischem Maßstab interpretiert. Das fünfte Kapitel beschäftigt sich mit der Frage des menschlichen Lebens und Todes. In diesem Kapitel wird vor allem über den Sinn des menschlichen Lebens und die Beziehung zwischen Glauben und Leben diskutiert. In dem Kapitel lässt sich u.a. die Bedeutung des Glaubens und der Realisierung des Islam im Sinne des Gottesdienstes verdeutlichen. Im sechsten Kapitel wird der Kern einer islamischen Gesellschaft, nämlich die Familie in Verbindung mit ihrer Zweckmäßigkeit und Gliederung behandelt. Hier wird über die Natur der Schöpfung, Veranlagung, sowie Rechte und Pflichten der Männer und Frauen diskutiert. Es wird versucht, die Wichtigkeit der Gründung einer Familie und der Erziehung der Kinder nach islamischen Vorschriften zu verdeutlichen. Außerdem wird die Bedeutung der Verwandtschaft betont, die im Islam die Rolle eines Bindeglieds zwischen Familie und Gesellschaft spielt. Im siebten Kapitel geht es um die muslimische Gemeinschaft. Nach Erklärung der Bedeutung und Zweckmäßigkeit der muslimischen Gemeinschaft werden die Voraussetzungen zur Entstehung und Aufrechterhaltung der Gemeinschaft geschildert. Außerdem wird hier die Wichtigkeit der Einrichtungen zur Befestigung der muslimischen Gemeinschaft zum Ausdruck gebracht. Anschließend wird 28

Einfuhrung

darauf hingewiesen, dass die Vernachlässigung der islamischen Vorschriften zur Rückständigkeit bzw. Niederlage der muslimischen Gemeinschaft führen kann. Das achte Kapitel beschäftigt sich mit der Rolle der Wirtschaft und Vermögen aus islamischer Sicht. Zuerst wird die Wertvorstellung und die Bedeutung von Vermögen im Islam vorgestellt. Danach werden die Voraussetzungen für den Erwerb und die Verwendung von Vermögen auf individueller und gemeinschaftlicher Ebene behandelt. Dabei werden aber auch die Grenzen des Erwerbs bzw. der Verwendung von Vermögen entsprechend den islamischen Vorschriften aufgezeigt. Das Sammelwerk von Freitagsansprachen beinhaltet auch Themen komplementärer Natur. Auf Grund der Ergänzung mancher Themen sind Wiederholungen der Kernaussagen unvermeidbar. Diese Wiederholungen dienen jedoch dem Zweck, die Kernaussagen des Islam immer wieder in Erinnerung zu rufen. Zur Erklärung, der im Sammelwerk verwendeten arabischen Kernbegriffe, wird am Anfang eine Liste der arabischen Buchstaben und ihrer phonetischen Gleichsetzung in Latein aufgeführt. Danach befinden sich die Listen der Abkürzungen und Fremdbegriffe (Glossar). Diese Listen ermöglichen den Lesern einen leichten Umgang mit dem Werk, indem sie zur Verständigung bestimmter Abkürzungen bzw. Begriffen immer wieder auf diese Listen zurückgreifen können. Ebenfalls enthält das Sammelwerk verschiedene Indexe als Anhang. Die Stichwortindexe in Deutsch und Arabisch (Index I & II) ermöglichen den Lesern einen schnelleren Zugang zu den gewünschten Themen in bestimmten Abschnitten des Sammelwerks. Index III ent29

Einführung

hält ein Personenverzeichnis, wodurch die Leser sich über die Verwendung der islamischen Namen in der Bibel informieren können. Am Ende des Sammelwerks befindet sich ein Literaturverzeichnis. Dort wurden die benutzten Hauptquellen zur Abfassung der Freitagsansprachen aufgelistet. Bei der Benutzung von Informationen wurden vor allem die Grundquellen des islamischen Wissens, nämlich der Quran und die Ahadith, zu Grunde gelegt. Die Zitate aus dem Quran wurden in erster Linie aus der Übersetzung des Qurans von SKD Bavaria entnommen. Nur in wenigen Fällen wurden andere Quellen benutzt. In Bezug auf die Ahadith wurde versucht, die Grundquellen der Literatur zu verwenden. Teilweise musste jedoch sekundäre Literatur benutzt werden. In diesem Fall wurde soweit wie möglich die inhaltliche Richtigkeit überprüft. Die in den Fußnoten mit Sternchen gekennzeichneten Angaben über den Hadith wurden von Mostafa Houiyat mühsam gesammelt und überprüft. Anschließend möchte ich allen danken, die an dieser Arbeit beteiligt waren. Möge Allah (s.w.t.) dieser Arbeit den von uns erhofften Erfolg geben und Fehler, die uns unwissentlich unterlaufen sind, verzeihen. Oldenburg, 27. Ramadan 1420 n. H. Dr. Pervez Zamurrad Janjua

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Die Grundsäulen des Islam

Die Grundsäulen des Islam 1.1. Der islamische Glaube 1.1.1. Die wesentlichen Bestandteile des islamischen Glaubens Der Glaube heißt auf Arabisch Al-A.qidah. Islamischer Glaube ist die Vervollständigung des Glaubens, den die vorherigen Propheten verkündet hatten. Der islamische Glaube beinhaltet die Bedeutung des Lebens und des Todes. Die wesentlichen Bestandteile des islamischen Glaubens, der auf dem Quran und der Sunnab des Propheten Muhammad(s.a.w.) beruht, sind Folgende: • Glauben an den einzigen Gott; • Glauben an alle Propheten; • Glauben an den Tag der Auferstehung. Die zentrale Idee im islamischen Glauben an Gott bedeutet, dass eine Allmacht existiert, die das ganze Dasein, das heißt Universum, Himmel, Erde, Menschen, Tiere, usw. geschaffen hat. Diese Allmacht ist das Wesen des Allmächtigen. In Surah Al-An'am wird verkündet: “Das ist Allah, euer Herr. Es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Schöpfer aller Dinge, so dienet Ihm allein. Denn Er ist der Hüter aller Dinge."5 In Surah Yunus heißt es weiter: “Sprich: “Wer gewährt euch Versorgung vom Himmel und aus der Erde? Und wer ist es, der Macht hat über Gehör und Augenlicht? Und wer bringt das Lebendige aus dem Toten hervor und 31

Die Grundsäulen des Islam

das Tote aus dem Lebendigen? Und wer lenkt alle Dinge?" Da werden sie sagen: “Allah". Sprich: “Wollt ihr Ihn also nicht fürchten?"6 In Surah Al-Ikhlas wird von Allah(s.w.t) verkündet: “Sprich: “Er ist Allah, der Einzige. Allah , der Ewigwährende. Er zeugt nicht und ist nicht gezeugt und es gibt niemanden, der Ihm gleicht."7 In Surah Al-Anbiya wird die Bedeutung des einzigen Gottes in folgenden Worten erwähnt: “Wenn es im Himmel und auf Erden andere Gottheiten außer Allah gäbe, so wären beide ganz gewiss von Unheil erfüllt. Gepriesen sei Allah."8 Allah ist der Einzige. Nur zu Ihm soll man beten und Ihn fürchten und um Seine Gnade bitten. Allah ist vollkommen. In Surah Al-An'am wird gesagt: “Und bei Ihm sind die Schlüssel des Verborgenen, Schätze, um die keiner weiß außer Ihm allein. Und Er weiß, was auf dem Land und im Meer ist. Und es fällt kein Blatt herab, ohne dass er es weiß, und es ist kein Körnchen in der Finsternis der Erde und nichts Grünes und nichts Vertrocknetes, das nicht in einem deutlichen Buch (verzeichnet) ist."9 Zweiter Aspekt des islamischen Glaubens ist der Glaube an alle Propheten. Nach der Logik der Schöpfung ist es nicht möglich, dass Gott die Menschen erschaffen hat, ohne sie auf den rechten Weg zu leiten. In Surah Al-Hadid wird gesagt: “Wahrlich, Wir schickten zuvor schon Unsere Gesandten mit klaren Beweisen und schickten mit ihnen das Buch und die Waage, auf dass die Menschen die Gerechtigkeit üben möchten."10 Die Leitung von Allah(s.w.t), das heißt Hidayah, ist in allen Formen der Schöpfung vorhanden, sowohl in der Natur als auch im menschlichen Leben. So wurde zum Beispiel die Ameise geleitet, dass sie Bäume, Berge und versteckte Räume als Häuser zu benutzen hat. 32

Die Grundsäulen des Islam

Der ägyptische Herrscher Fir'aun fragte den Propheten Musa(a.s.), wer sein Herr sei. Musa(a.s.) antwortete darauf laut Surah Ta Ha: “Unser Herr ist Der, Der jedem Ding sein Dasein und (seine) Rechtleitung gibt."11 Der nächste Bestandteil des islamischen Glaubens ist der Glaube an den Tag der Auferstehung. Sterben die Menschen, die Gutes tun und diejenigen, die Schlechtes tun, ohne belohnt oder bestraft zu werden? Nach dem Maßstab der Vernunft und Gerechtigkeit soll jeder Mensch nach dem Tod und Auferstehung die Rechnung dafür bekommen, was er in seinem Leben auf der Erde getan hat. In Surah AlJathiah wird gesagt: “Meinen etwa diejenigen, die Böses tun, Wir werden sie wie diejenigen behandeln, die glauben und gute Werke tun, so dass ihr Leben und Tod gleich wäre? Schlimm ist, wie sie urteilen."12 1.1.2. Glaube und Pflicht der Muslime zur Verwirklichung des Islam In Surah An-Nur verkündet Allah(s.w.t.): “Menschen, die sich weder durch Handel noch durch Geschäfte vom Gedenken an Allah und vom Gebet und von der Entrichtung der Zakah abhalten lassen. Sie fürchten den Tag, an dem die Herzen und die Sinne in Verwirrung geraten."13 In Surah Al-Ahzab heißt es weiter: “Unter den Gläubigen sind Menschen, die sich wahrhaft an das hielten, was sie Allah gelobt hatten. Und unter ihnen sind solche, deren Schicksal sich erfüllt hat, und unter ihnen sind solche, die noch darauf warten. Und sie haben sich nicht im Geringsten geändert."14 Der Glaube basiert auf der Absicht, die man in seinem 33

Die Grundsäulen des Islam

Herzen trägt und -wie man sie in die Praxis umsetzt. Mit anderen Worten ist der Glaube das, -was man im Herzen hat, -was die Zunge sagt und was die Hände und Füße eines Menschen tun. Allah (s.w. t.) hat den Gläubigen, die ihren Glauben in die Praxis umsetzen, die Verantwortung auf Rrden versprochen. In Surah An-Nur wurde gesagt: “Versprochen hat Allah denjenigen von euch, die glauben, und gute Werke tun, dass Er sie gewiss zu Statthaltern auf Erden machen -wird, so -wie Er die vor ihnen zu Statthaltern gemacht hat, und dass Er ihnen (in) ihrer Religion, die Er für sie gewählt hat, Macht und Ansehen verleihen wird. Und dass Er ihnen gewiss ihre Furcht in Sicherheit verwandeln wird."15 Der Glaube ist die Voraussetzung eines Sieges. Glaube verleiht den Gläubigen innere Freude. Laut eines Hadith Qudsi des Propheten Muhammad(s.a.w.), das aus Tabarani entnommen wurde, sagte Allah (s.w. t.): “Der (falsche) Blick ist ein giftiger Pfeil des Teufels. Wer dies aus Furcht vor Mir sein lässt, bekommt von Mir an Stelle dessen einen (tiefen) Glauben, dessen Genuss er in seinem Herzen fühlen wird."16 Die Grundvoraussetzung des islamischen Glaubens ist, dass man dem Allmächtigen und Seinem Gesandten gehorcht. Prophet Muhammad(s.a.w.) •wurde über den islamischen Glauben gefragt. Der Prophet(s.a.w) antwortete laut Hadith Muslim: “Der (Glaube) ist, dass man an (den einzigen) Gott, an Seine Engel, Seine Bücher, Seine Propheten, Tag der Auferstehung, Schicksal (mit) Gut und Böse glaubt."17 Der Glaube an einen Gott bedeutet, dass man an einen einzigen Gott glaubt und nur Ihm dient. Prophet Muhammad(s.a.w.) sagte zu einem jungen Mann: “O Du 34

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junger Mann! Ich lehre dich einige Worte. Halte an Gott und Seinen Anweisungen fest, dann wird Er dich schützen, schütze Seine Rechte, dann findest du Ihn stets nah zu dir. Wenn du etwas verlangst, dann verlange es nur von Gott und -wenn du Seine Hilfe brauchst, dann erbitte sie nur von Gott. Wenn alle Leute dir helfen wollen, wird es dir nicht nützen, wenn Gott es nicht will und \venn alle Leute dir schaden wollen, können sie dir nicht schaden, wenn Gott es nicht will."18 Die Muslime sollen an die Engel so glauben, wie Allah (s.w.t.) es gewollt hat. Dementsprechend gibt es Engel, welche die Taten der Menschen niederschreiben, Engel, die die Menschen beschützen und Engel, die den Thron Gottes tragen und noch viele mehr. Glaube an die offenbarten Bücher bedeutet, dass man sie als Offenbarung Gottes betrachtet und die Anweisungen Gottes, die diese Bücher enthalten, befolgt. Der Glaube an die Propheten setzt voraus, dass man sie als Gesandte Gottes bestätigt und ihnen gehorcht. Der Glaube an den Jüngsten Tag bedeutet, dass man für seine Taten in diesem Leben verantwortlich ist, dass man diesbezüglich am Tag der Auferstehung gegenüber Allah(s.w.t) Rechenschaft ablegen muss und dass man entsprechend seiner Taten von Allah(s.w.t.) belohnt oder bestraft wird. Glaube an Schicksal bedeutet, dass man alles, -was mit einem letztendlich geschieht, als Wille Gottes betrachtet. Glaube an das Gute und Böse heißt, dass man das, was Allah (s.w.t.) als Gut bezeichnet hat, als Gut betrachtet und danach strebt und das, •was Allah (s.w.t.) als 35

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Böses bezeichnet hat, als Böses betrachtet und sich davon fern hält. Allah(s.\v.t.) hat die Muslime aufgefordert die Religion (Din) des Islam zu verwirklichen. In Surah Asch-Schura wurde gesagt: “Er hat euch eine Religion verordnet, die das umfasst, was Er Nuh auftrug, was Wir dir offenbarten, und was Wir Ibrahim, Musa und Isa (Jesus) auftrugen, nämlich, dass ihr für die Religion einstehen und euch nicht darin zersplittern sollt."19 Die Verwirklichung dieser Aufgabe setzt voraus, dass wir, die Muslime, Allah (s.w. t.) dienen sollen. Die Verwirklichung des Islam kann nur durch eine kollektive Anstrengung der Muslime erreicht werden. Die Mehrheit der islamischen Verpflichtungen haben einen kollektiven Sinn. Sie beruhen auf Gemeinsinn, Kooperation und Gottesfurcht. Die Muslime sollen die organisatorischen und institutionellen Rahmenbedingungen zur Realisierung des Islam schaffen und pflegen. Alle Anstrengungen, die zur Verwirklichung des Islam notwendig sind, sind Pflichten der Muslime. Zur Verwirklichung der islamischen Weltanschauung sollen sich die Muslime untereinander helfen. In Surah Al-Imran wurde gesagt: “Und haltet euch allesamt fest am Seil Gottes und zersplittert euch nicht und gedenkt der Gnade Gottes, die Er euch erwiesen hat, als ihr Feinde wart und Er eure Herzen in Liebe vereinte, so dass ihr durch Seine Gnade zu Brüdern wurdet."20 Prophet Muhammad(s.a.w) befahl den Muslimen sich als Gruppe zusammenzuhalten. Laut einer Überlieferung, die aus Musnad Ahmad und Tirmizi entnommen wurde, sagte Prophet Muhammad (s.a.w.): “Ich befehle euch eine Gruppe zu sein und warne euch vor Spaltung. Der Teufel ist dem Einzelnen (von euch) sehr nah. Von Zweien ist er entfernt."21 36

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1.1.1.1. Glaube an Gott 1.1.1.1.1. Gotteseinheit (Tauhid) und Götzendienst (S chirk) In Surah An-Nisa wurde gesagt: “Wahrlich, Allah verzeiht nicht, dass Ihm (Götzen) an die Seite gestellt werden. Doch Er verzeiht davon abgesehen, (weniger Schwerwiegendes) wem Er will. Und wer Allah (Götzen) an die Seite stellt, der ist fürwahr weit in die Irre gegangen."22 Die Reinheit des Glaubens ist die Basis der islamischen Gesellschaft. Für die Reinheit des Glaubens spielt die absolute Einheit Gottes (Tauhid) eine zentrale Rolle im Islam. Die Muslime verpflichten sich daher, die Reinheit des islamischen Glaubens zu schützen und allen feindseligen Kräften entgegen zu treten. Alle Worte und Taten, die zu einem Götzendienst führen, fallen unter die Kategorie des schlimmsten Götzendienstes. Ein Beispiel dafür ist der Glaube, dass der Allmächtige auch leibliche oder geistige Partner habe. Somit zählt die Darstellung des Propheten Isa (Jesus) (a.s.) als Sohn Gottes zur Kategorie des schlimmsten Götzendienstes. In Surah Al-Ma'idah sagt Allah (s.w. t.): “Ungläubig sind fürwahr diejenigen, die sagen: “Wahrlich, Allah ist einer von dreien." Doch es gibt keine Gottheit außer dem Einen Einzigen Gott."23 Eine mildere Form des Götzendienstes ist die Scheinheiligkeit, nämlich Ar-Riya'. Ar-Eaja' bedeute t, dass man augenscheinlich für Gott und Menschen Gottesdienst leistet, aber in Wirklichkeit handelt man, um seine eigenen weltlichen Interessen durchzusetzen. In Surah An-Nisa sagt 37

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Allah(s.w.t): “Und jene, die von ihrem Besitz spenden, um von den Menschen gesehen zu werden. Und sie glauben nicht an Gott und (auch) nicht an den Jüngsten Tag. Und wer Schaitan zum Kumpanen nimmt, was für ein übler Kumpan ist er!"24 Laut einer Überlieferung aus Musnad Ahmad sagte Prophet Muhammad (s. a. w), dass er von Leuten eine mildere Form des Götzendienstes befürchtet. Die Leute fragten über die Bedeutung dieses Götzendienstes. Der Prophet(s.a.w) sagte: “Am Tag der Auferstehung wird ein Rufer rufen: “Wer eine Tat außer für Allah getan hat, er soll bei demjenigen seine Belohnung suchen.""25 Eine schwache Form des Götzendienstes ist, einen Vermittler zwischen Gott und Menschen zu suchen. Eine Reihe von Menschen suchen Gottes Hilfe durch die Vermittlung von anderen Menschen. Die Vermittlung der Propheten bestand aber darin, dass sie den Menschen das verkündeten, was Gott ihnen offenbarte. Das Gebet und die Hilfe gehören zu Allah (s.w. t.) allein. In Surah Al-Fatihah bitten Muslime den barmherzigen Gott: “Dir allein dienen wir und Dich allein bitten wir um Hilfe."26 Die Rolle von Propheten (Anbiya), Wahrhaftigen (Siddiqin), Märtyrern (Schuhada), Rechtschaffenden (Salihin), Gottesfreunden (Auliya) und Gelehrten (Ulama) besteht darin, Gott den anderen Menschen nahe zu bringen, aber die Hilfe Gottes ist unabhängig vom Willen dieser rechtgeleiteten Menschen. Die Liebe zu Rechtgeleiteten ist eine natürliche Empfindung der Gläubigen. Die Liebe soll jedoch dadurch erfüllt werden, indem man versucht das zu realisieren, "wonach die Rechtgeleiteten gestrebt haben. Jegliches endgültiges Verlangen nach Hilfe, außer vom Schöpfer selbst, ist eine 38

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Form des Götzendienstes, weil es sich an Menschen oder sonstige Schöpfungen Gottes wendet. Sogenannte Hellseher schreiben Horoskope, und sogenannte Heilige benutzen unter anderem verschiedene Amulette, um das Schicksal des Menschen zu beeinflussen und spielen damit die Rolle der Götzen. Eine versteckte Form des Götzendienstes ist, wenn man neben Gott dem Allmächtigen auch die Hilfe der Menschen verlangt. Um sich vom Götzendienst abwenden zu können, empfahl Prophet Muhammad(s.a.w.) folgendes Bittgebet: “O Allah! Ich bitte um Deinen Schutz, um nicht bewusst Götzendienst zu begehen und bitte um Verzeihung, wenn ich unbewusst Götzendienst begangen habe."27 1.1.1.1.2. Bündnis mit Allah (s.w.t.) In Surah Qaf sagt Allah (s.w.t.): “Und das Paradies wird den Gottesfürchtigen nahegebracht und nicht länger fern sein. Das ist es,was euch verheißen ward, jedem, der sich (Allah) zugewandt hat (und das Gute) bewahrte."28 Prophet Muhammad(s.a.w.) sagte zu Ibn Abbas(r.hu-): “O du junger Mann! Ich lehre dich einige Worte. Halte an Gott und Seinen Anweisungen fest, dann wird Er dich schützen, schütze Seine Rechte, dann findest du Ihn stets in deiner Nähe. Wenn du etwas verlangst, dann verlange es nur von Gott und wenn du Seine Hilfe brauchst, dann erbitte sie nur von Gott. Wenn alle Leute dir helfen wollen, wird es dir nicht nützen, wenn Gott es nicht will und wenn alle Leute dir schaden wollen, können sie dir nicht schaden, wenn Gott es nicht will."29 Die Zuwendung zu 39

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Allah(s.w.t.) bedeutet, dass man auf die Vorschriften von Allah(s.w.t) achtet. Es gehört zu diesen Vorschriften, dass man für Allah(s.w.t) das Gebet verrichtet. In Surah AlBaqarah sagt Allah (s.w. t.): “Achtet auf die (Einhaltung der) Gebete und (ganz besonderes) auf das mittlere Gebet. Und steht in demütiger Ergebenheit."30 Zu den Vorschriften Allahs gehört auch, dass man seinen Schwur und sein Versprechen hält. Allah (s.w.t.) befiehlt uns und sagt in Surah Al-Ma'idah: “Und haltet eure Schwüre. Auf diese Weise macht euch Allah Seine Zeichen klar, auf dass ihr dankbar sein mögt."31 Es gehört ebenfalls zu den Vorschriften Allahs, dass man seine Gedanken und Blikke, sein Gehör und seine Zunge von dem fern hält, was Allah (s.w.t.) verboten hat. In Surah Al-Isra' wurde gesagt: “Denn wahrlich, sowohl das Gehör wie das Gesicht und das Herz, sie alle werden dereinst darüber zur Rechenschaft gezogen."32 Die Reinheit des Herzens zählt bei Allah (s.w.t.). In Surah Al-Baqarah wurde gesagt: “Und wisset, dass Allah dessen gewahr ist, was in euren Herzen ist. Darum seid vor Ihm auf der Hut. Und wisset, dass Allah verzeihend ist und nachsichtig."33 Zur Befolgung der Vorschriften Allahs gehört, dass man nur das zu sich nimmt, was rein und erlaubt ist. Man achtet auf die Vorschriften Allahs, indem man die Schranken Allahs nicht überschreitet und sich an Seine Befehle hält. Wer sich an die Schranken Allahs hält, der wird von Allah(s.w.t-) geschützt und ihm wird geholfen. In Surah Muhammad sagt Allah (s. w. t.): “O die ihr glaubt! Wenn ihr Allah helft, dann wird (auch) Er euch helfen und eure Schritte festigen."34 Wer ein Bündnis mit Allah (s.w.t.) schließt und erfüllt, Allah (s.w.t.) wird Sein Bündnis mit ihm erfüllen. In Surah 40

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Al-Baqarah sagt Allah (s.w.t): “...und erfüllt euer Bündnis mit Mir, so will auch Ich Mein Bündnis mit euch erfüllen. Und vor Mir allein sollt ihr Furcht empfinden."35

1.1.1.1.3. Glaube an die Allgegenwärtigkeit Gottes In Surah Al-Hadid sagt Allah (s.w.t.): “...und Er ist bei euch, wo immer ihr seid. Und Allah sieht wohl, was ihr tut."36 Laut einer Überlieferung, die aus Muslim entnommen wurde, erklärte Prophet Muhammad(s.a.w) die Bedeutung des Wortes ,^4/-Ihsan": “Es ist, dass du Gott so dienst, als ob du Ihn siehst. Und wenn du Ihn nicht siehst, dann gewiss sieht Er dich."37 Glauben an die allgegenwärtige und ständige Anwesenheit Allahs ist ein wesentlicher Bestandteil des Glaubens der Muslime. Dieser Glaube spiegelt sich in den Handlungen der Gläubigen wieder. Er ermöglicht ihnen den rechten Weg einzuschlagen. Diejenigen, die das Bewusstsem der Allgegenwärtigkeit Allahs nicht besitzen, sind der Hetze der Zeit ausgeliefert. In dieser Welt bekommen sie nur das, was ihnen zusteht und im Jenseits werden sie Verluste erleben. Laut Hadith Tirmizi sagte Prophet Muhammad(s.a.w.): “Erkenne Allah in guten Zeiten, Allah erkennt dich in schlechten Zeiten." 38 In Surah Al-Mudschadalah sagt Allah (s.w.t.): “Hast du nicht gesehen, dass Allah alles weiß, was in den Himmeln und was auf Erden ist? Es gibt keine heimliche Unterredung zwischen dreien, bei der Er nicht der Vierte, und keine zwischen fünfen, bei der Er nicht der Sechste, und keine zwischen mehr oder weniger als diesen, bei der Er nicht bei ihnen wäre, wo immer sie sein mögen. 41

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Am Tag der Auferstehung wird Er ihnen dann Kunde davon geben, was sie getan haben. Wahrlich, Allah weiß alle Dinge sehr wohl."39 1.1.1.1.4. Gedenken Allahs (Zikr) In Surah Al-Imran sagt Allah (s.w. t): “Diejenigen, die Gottes im Stehen und im Sitzen gedenken und wenn sie auf ihrer Seite liegen und nachdenken über die Erschaffung der Himmel und der Erde (und sagen): “Unser Herr! Du hast dies (alles) nicht umsonst erschaffen! Gepriesen seist Du. Verschone uns vor der Strafe des Feuers!""40 Allah(s.w.t) hat uns befohlen Seiner zu gedenken. Zum Gedenken Allahs gehören die fünf Säulen des Islam, nämlich Gebet (Salah), Spende (Zakah), Fasten (Saum), Pilgerfahrt nach Alakkah (Hadsch) und vor allem das Bekennen (Schahadah) und Gedenken (Zikr) Allahs durch Herz und Zunge. Die Lobpreisung von Allah (s.w.t.) mit der Zunge ist jederzeit empfohlen und besonderes nach dem Gebet, vor dem Sonnenaufgang und nach dem Sonnenuntergang. In Surah Al-Ahzab sagt Allah (s.w. t.): “O ihr, die ihr glaubt, gedenkt Allahs im reichen Maße. Und lobpreist Ihn am Morgen und am Abend. Er ist es, Der euch segnet, ebenso (wie) die Engel, um euch aus der tiefsten Finsternis zum Licht zu führen. Und Er ist voll der Barmherzigkeit gegen die Gläubigen."41 Laut einer Überlieferung von Mo'az bin Anas, die aus Musnad Ahmad entnommen wurde, hat ein Mann Prophet Muhammad(s.a.w.) gefragt, welcher Kämpfer auf dem Weg Allahs (Mudschahid) den größten Lohn bei Allah haben wird? Prophet Muhammad(s.a.w.) antwortete: “Der, der am meisten Allahs gedenkt." Der Mann fragte weiter,

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wer von den fastenden Menschen mehr Lohn bei Allah haben wird? Der Prophet(s.a.w) antwortete: “Der, der am meisten Allahs gedenkt." In gleicher Weise fragte der Mann auch nach den Personen, die das Gebet verrichten, Zakah entrichten, Pilgerfahrt nach Makkah vornehmen und spenden. Der Prophet(s.a.w.) antwortete stets das gleiche: “Der, der am meisten Allahs gedenkt."42 Jeder Gläubige hat die gleichen Feinde, gegen die er zu kämpfen hat, nämlich den Teufel, das Ego (Nafs) und die Liebe zum irdischen Vergnügen. Solange der Mensch Allahs gedenkt, solange ist er vom Teufel entfernt. Solange der Mensch Allahs gedenkt, solange ist er von der Liebe zum irdischen Vergnügen entfernt, und das gleiche gilt auch für die Seele des Menschen. Prophet Muhammad(s.a.w.) hat in jeder Zeit an Allah (s.w. t.) gedacht, beim Beten, Aufstehen, Essen, Trinken, Reisen, usw. Allah(s.w.t.) hat die Gläubigen davor gewarnt, sich von den irdischen Dingen wie Familie, Vermögen, Ansehen, usw. ablenken zu lassen. In Surah Al-Munafiqun sagt Allah (s.w.t.): “O die ihr glaubt! Lasst euch durch euer Vermögen und eure Kinder nicht vom Gedenken an Allah ablenken. Wer das tut, das sind die Verlierenden."43 In Surah Al-Haschr wird verkündet: “Und seid nicht gleich denen, die Allah vergaßen. Dann ließ Er sie sich selbst vergessen. Diese sind die Frevler."44 1.1.1.1.5. Das Gottvertrauen (Tawakkul) Gottvertrauen oder das sich Verlassen auf Allah (s.w.t.) ist eine schöne Art von Gebet. Gottvertrauen bedeutet, man sollte das, was in der eigenen Macht steht, tun und den Rest Allah(s.w.t-) überlassen. Allah(s.w.t) sagt in Surah Al-Anfal:

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“Die Gläubigen sind wahrlich jene, deren Herzen erzittern, wenn Allah genannt wird, und wenn ihnen Seine Zeichen vorgetragen werden, wird ihr Glaube noch stärker, und in ih ren Herrn setzen sie ihr (ganzes) Vertrauen."45 Gottvertrau en (Tawakkul) ist ein Bestandteil des islamischen Glaubens. In Surah Asch-Schura wird verkündet: “Das ist Allah, mein Herr. Auf Ihn vertraue ich und zu Ihm wende ich mich."46 Allah(s.w.t.) sagt zu Seinem Gesandten(s.a.w) in Surah AlFurqan: “Und setze dein Vertrauen auf den Lebendigen, Der nicht stirbt, und lobpreise Ihn..... "47 Natürlich gilt diese An weisung von Allah(s.w.t) auch für die ganze muslimische Ge meinschaft (Ummah). In Surah At-Taubah wird verkündet: “Sprich: Nur das, was uns Allah bestimmt hat, wird uns zu stoßen. Er ist unser Beschützer. Und auf Allah sollten die Gläubigen vertrauen."48 Vom Quran lernen wir auch, dass das Gottvertrauen (Tawakkul) die Eigenschaft aller Propheten ist. Laut Surah Ibrahim sagten die Propheten: “Und warum sollen wir nicht auf Allah vertrauen, wo Er uns doch auf den Pfad unseres Heils geleitet hat."49 An einer anderen Stelle des Qurans wurde Gottvertrauen (Tawakkul) als Voraussetzung für den Glauben beschrieben. In Surah Al-Ma'idah sagt Allah (s.w. t): “Da sagten zwei Personen aus der Reihe der Gottesfürchtigen unter ihnen, denen Allah Seine Gnade hatte zuteil werden lassen: “Tretet ein zu ihnen durch das Tor, und wenn ihr eingetreten seid, dann werdet ihr siegreich sein. Und auf Allah sollt ihr vertrauen, wenn ihr gläubig seid."50 Diejenigen, die auf Allah(s.w.t) vertrauen, werden von Ihm(s.w.t) geliebt. In Surah Al-Imran wird gesagt: “Wahrlich, Allah liebt die, die auf Ihn vertrauen."51 Wer Allah (s.w. t.) vertraut, der wird von Ihm(s.w.t) geschützt. In Surah At-Talaq 44

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sagt Allah (s.w. t): “Wer auf Allah vertraut, für den ist Er seine Genüge."52 Laut eines Hadith aus Abu Da'ud und Tirmizi sagte Prophet Muhammad(s.a.w.): “Wer beim Verlassen seines Hauses sagt: “Im Namen Allahs! Auf Allah vertraue ich, denn es gibt keine Macht noch Kraft außer bei Allah", dem wird darauf geantwortet: “Du wirst rechtgeleitet, geschützt und verteidigt und vor dem Bösen bewahrt und der Schaitan wird dich meiden."53 Gottvertrauen (Tawakkul) bedeutet, wie bereits am Anfang erwähnt, alles zu tun, was in der eigenen Macht steht und den Rest Allah(s.w.t) zu überlassen. Eines Tages kam jemand zum Gebet und ließ sein Kamel einfach draußen stehen. Als er nach dem Gebet sein Kamel nicht mehr finden konnte, kam er zum Prophet Muhammad(s.a.w.) zurück und beklagte sich, dass sein Kamel nicht mehr zu finden sei. Der Mann sagte auch, dass er das Kamel nicht angebunden hatte, weil er auf Allah(s.w.t) vertraut habe. Prophet Muhammad(s.a.w.) hat ihm laut Hadith Tirmizi gesagt: “Du sollst es zuerst anbinden und es dann Gott überlassen."54 Im alltäglichen Leben müssen die Menschen vieles durchmachen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen und Erfolg zu haben. Dabei leiden sie oft an Sorgen, Problemen, Furcht, Kummer, usw. Ein gläubiger Mensch erledigt jedoch seine Aufgaben, sei es für Bildung, Arbeit oder Familie soweit es in seiner Kraft steht und überlässt den Rest Allah(s.w.t) mit vollem Vertrauen. 1.1.1.2 Glaube an das Verborgene (Ghaib) 1.1.1.2.1. Glauben an das Verborgene Glauben an das Verborgene bedeutet, an etwas zu glauben 45

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ohne es unbedingt mit den bekannten menschlichen fünf Sinnen, nämlich Sehen, Hören ,Riechen, Schmecken und Fühlen, direkt wahrzunehmen. Allah(s.w.t) sagte in Surah Al-Mulk: “Wahrlich, diejenigen, die ihren Herrn fürchten, ohne Ihn zu sehen, denen wird Vergebung und großer Lohn zuteil."55 In Surah AlBaqarah steht dazu: “Die an das Verborgene glauben, das Gebet verrichten und von dem spenden, was Wir ihnen gegeben haben, und die an das glauben, was dir (als Offenbarung) herabgesandt worden ist, und an das, was vor dir herabgesandt wurde, und die vom Jenseits überzeugt sind. Sie sind rechtgeleitet von ihrem Herrn und sie sind es, die erfolgreich sein werden."56 In Surah Al-Fatir wird verkündet: “Du kannst fürwahr nur die ermahnen, die ihren Herrn im Verborgenen fürchten und die das Gebet verrichten."57 Allah(s.w.t.) macht es uns in Seinem erhabenen Buch klar, dass nur Er(s.w.t) das Wissen über das Verborgene und Ungesehene besitzt. Er(s.w.t) sagte in Surah An-Naml: “Sprich: Niemand in den Himmeln und auf Erden kennt das Verborgene außer Allah."58 Allah(s.w.t) hat aber die Menschen, zusätzlich zu den bekannten Sinnen, auch mit Verstand, Seele und Instinkt (Fitrah) ausgestattet und damit den Menschen auch Fähigkeiten gegeben, die die anderen Lebewesen nicht besitzen. Allah(s.w.t) sagte in Surah An-Nahl: “Und Allah hat euch aus dem Leib euer Mütter hervorgebracht, als ihr gar nichts wusstet. Und Er hat euch dann Gehör und Augenlicht und Verstand gegeben."59 Durch diese besonderen Fähigkeiten sind die Menschen in der Lage zu denken, Schlussfolgerungen zu ziehen und zwischen Wahrheit und Falschheit zu unterscheiden. Dadurch sind die Menschen aber vor allem in der 46

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Lage, die Wahrhaftigkeit der Botschaft, die Allah(s.w.t) über Seine Propheten an die Menschen herabsandte, zu erkennen und daran zu glauben. Diese Botschaft enthält bekanntlich vieles, was die Menschen mit bloßen Sinnen nicht direkt wahrnehmen können, weil diese Sinne - wie alles was menschlich ist - begrenzt und beschränkt sind. Zum Beispiel können die Menschen allein durch ihre Sinne die vollkommene und unvergleichbare Natur des Schöpfers, Seine Engel oder die Wiederauferstehung nicht wahrnehmen. Wenn aber die Menschen sich nicht nur auf ihre organischen Sinne verlassen, sondern auch die Inhalte der Botschaft Allahs studieren und darüber mit ihren Herzen und Verstand nachdenken und tiefer überlegen, dann werden sie leicht diese Tatsachen erkennen, begreifen und daran glauben. Allah(s.w.t) fordert die Menschen in Seinem Buch AlQuran auf, sich die zahllosen Zeichen, die überall vorhanden sind, mit Herz und Verstand zu betrachten, darüber nachzudenken und daraus eine Lehre zu ziehen. Allah(s.w.t) sagte in Surah Al-Imran: “Wahrlich, in der Schöpfung der Himmel und der Erde und im Wechsel von Nacht und Tag sind in der Tat Zeichen für die Einsichtigen."150 Diejenigen Menschen, die darauf bestehen alle diese klaren Zeichen zu ignorieren und an ihren Schöpfer nicht zu glauben, hat Allah(s.w.t) als Blinde und Stumme bezeichnet und stellte sie sogar auf eine noch niedrigere Stufe als alle anderen Lebewesen. Allah(s.w.t) beschreibt diese Menschen in Surah Al-Araf: “Sie haben Herzen, doch sie verstehen nicht damit, und sie haben Augen, doch sie sehen nicht damit, und sie haben Ohren, doch sie hören nicht damit. Sie sind wie das Vieh, sogar sie sind weit mehr ab47

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geirrt. Sie sind es, die (allen Ermahnungen gegenüber) achtlos sind."61

1.1.1.3. Glaube an die Offenbarung Gottes 1.1.1.3.1. Der Quran Die Offenbarung (Wahie) des Qurans gilt als das wichtigste Ereignis in der Menschheitsgeschichte, und wird es auch weiterhin als solches bleiben bis zum Tage des Jüngsten Gerichts; denn das Prophetentum und die Herabsendung göttlicher Botschaften (Risalat) haben mit dem Tod des Propheten Muhammad(s.a.w.), des letzten aller Propheten, ihr Ende gefunden. In der Nacht der Allmacht (Lailat-ul-Qadr) im Monat Ramadan wurde der Quran von Allah (s.w. t.) herabgesandt. Allah (s.w. t.) sagte in Surah Al-Qadr: “Wir haben ihn (nämlich den Quran) in der Nacht der Allmacht herabgesandt."62 Der Quran wurde dann durch den Engel Dschibril(a.s.) an den Propheten Muhammad (s. a.w.) im Laufe von ca. 23 Jahren offenbart. Daher besteht eine besondere Verbindung zwischen dem Quran und dem Monat Ramadan. Allah(s.w.t) sagt in Surah Al-Baqarah: “Der Monat Ramadan (ist es), in dem der Quran als Rechtleitung den Menschen herabgesandt worden ist und als klarer Beweis der Rechtleitung und der Unterscheidung (zwischen Gut und Böse)."63 Laut einer Überlieferung von Abu Umama(r.hu.), die aus Muslim entnommen wurde, sagte Prophet Muhammad(s.a.w.): “Rezitiert den Quran, denn am Tag der Auferstehung wird der Quran Fürsprache bei Allah für diejenigen einlegen, die ihn rezitieren."64 48

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Der Quran ist das Wort Allahs, das seit der Offenbarung unverfälscht und vollkommen erhalten geblieben ist. Kein anderes Buch wird in der Menschheitsgeschichte soviel gelesen, zitiert und auswendig gelernt wie der Quran. Es gibt kein anderes Buch, das die Menschheit jemals gekannt hat, dessen Wahrheit, Glaubwürdigkeit und Treffsicherheit in allen seinen Worten und Aussagen mit dem Quran vergleichbar ist. Der Quran ist das vollkommene Werk des Schöpfers und Seine Botschaft, die unzähligen Menschen einen neuen Maßstab für alle ihre Normen und ethischen Werte, sowie eine neue Zielrichtung für alle ihre Bestrebungen auf dieser Erde gibt. Es ist eine Pflicht aller Gläubigen, ob Männer oder Frauen, den Quran zu lesen und zu verstehen. Islam ohne den Quran ist überhaupt nicht vorstellbar; genauso ist ein Gläubiger ohne Kenntnisse des Qurans kaum vorstellbar. Es ist traurig und enttäuschend zu bemerken, dass heutzutage diese Pflicht von vielen Muslimen kaum beachtet wird. Viele lesen den Quran nur sehr selten und wenn überhaupt, dann nur zu bestimmten Anlässen, so zum Beispiel im Todesfall. Viele können sogar den Quran gar nicht richtig lesen und bemühen sich auch nicht dies zu lernen, trotz des gegenwärtig leichten Zugangs zu fast allen notwendigen Quellen und Mitteln wie zum Beispiel der Bücher des Qurans (Mushaf), der Übersetzung (Tardschamah) und des Kommentars (Tafsir) des Qurans, usw. Den Quran selbst zu lesen oder anderen beim Lesen zuzuhören, ist ein sehr wichtiges und schönes Ritual im Islam und insbesondere im Monat Ramadan, aber zum Glauben gehören auch das Nachdenken und das Verstehen seines Inhalts. Allah(s.w.t.) sagte in Surah Muhammad: 49

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“Wollen sie nicht über den Quran nachdenken, oder ist es, dass die Her2en unter ihren Schlössern sind?"65 In Surah An-Nisa steht dazu: “Machen sie sich denn keine Gedanken über den Quran? Wenn er von jemand anderem als (von) Allah wäre, würden sie in ihm viel Widerspruch finden."66 Um den Quran verstehen zu können, genügt es nicht, seine Worte mit der Zunge zu sprechen und mit den Augen zu verfolgen. Vielmehr muss sich der Mensch in das göttliche Wort mit tiefem Nachdenken, mit dem Herzen und mit der inneren Stimme eines aufrichtigen Gewissens versenken. Wir sind Allah (s.w.t.) unendlich dankbar dafür, dass durch seine Gnade die Bewahrung der Schrift des Qurans im vollen Sinne gesichert ist. Allah (s.w.t.) sagte in Surah Al-Hidschr: “Wahrlich, Wir sind es, die die Ermahnung (also den Quran) herabgesandt haben, und Wir sind es, die sie bewahren werden."67 1.1.1.3.2. Die eindeutigen und die interpretierbaren Verse des Qurans Es ist die Großzügigkeit und Barmherzigkeit von Allah (s .w. t.), dass Er(s.w.t) durch die Offenbarung des Qurans uns auf den richtigen Weg geleitet hat; den Weg, der uns zum Erfolg führt. Allah(s.w.t) teilt uns mit, dass es in Seiner letzten Offenbarung, nämlich im Quran Verse (Ayat) gibt, die klar und eindeutig (Muhkamat) sind und es Verse gibt, die mehrfach interpretierbar (Mutaschabihat) sind. In Surah Al-Imran sagt Allah (s.w.t.): “Er ist es, Der dir das Buch herabgesandt hat. Darin sind eindeutig klare Verse - sie sind die Grundla50

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ge des Buches - und andere, die nicht so klar verständlich sind. Doch diejenigen, in derer Herzen (Neigung zur) Abkehr ist, suchen gerade die nicht so klaren (Verse) heraus, um Verwirrung zu stiften und um sie (nach Gutdünken) zu deuten. Aber niemand kennt ihre Deutung außer Allah. Die aber ein tief begründetes Wissen haben, sagen: “Wir glauben wahrlich daran. Alles ist von unserem Herrn." Doch niemand bedenkt dies außer den Einsichtigen."68 Die eindeutig klaren Verse (Muhkamat) des Qurans sind die Verse, die die Menschen ohne Komplikationen und Schwierigkeiten einfach verstehen und wahrnehmen können. Diese Verse haben keine symbolische oder metaphorische Bedeutung. Die Bedeutung dieser Verse ist unveränderbar. Diese Verse beziehen sich vor allem auf die Pflichten der Muslime in Bezug auf den Gottesdienst, das Erlaubte und Verbotene, das Erbrecht, die Heirat und Scheidung oder sonstige Handlungen. Diese Verse bilden die Substanz des Qurans. Sie haben fundamentale Bedeutung für das Leben auf Erden wie auch für das Leben nach dem Tod. Sie enthalten alle wichtigen Anweisungen, die die Menschen im Diesseits und Jenseits zum Erfolg führen können. Die mehrfach interpretierbaren Verse (Mutaschabihat) des Qurans sind die Verse, deren wahre Bedeutung nur Allah(s.w.t) bekannt ist. Diese Verse sind für die Menschen schwer zu verstehen. Durch diese Verse hat Allah(s.w.t.) die Menschen zwar über das Vorhandensein bestimmter Dinge oder Sachen, nicht jedoch über deren Bedeutung informiert. Beispiele dafür sind die anfänglichen Buchstaben von bestimmten Suren sowie Eigenschaften von Allah (s.w.t.). Allah(s.w.t) hat uns informiert, dass es Menschen gibt, 51

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die Zweifel im Herzen tragen und die mehrfach interpretierbaren Verse (Mutaschabihat) des Qurans suchen, um Verwirrung zu stiften. Diese Leute befolgen nur das Ziel Unruhe (Fitnah) zu erzeugen. Das ist eine Art von Krankheit, von der leider eine Reihe von Muslimen bewusst oder unbewusst betroffen sind. Sie vertiefen sich in diese Verse und holen eine bestimmte Bedeutung heraus. Diese Bedeutung bleibt jedoch grundsätzlich wirkungslos, weil sie niemals der wahren Bedeutung dieser Verse entsprechen kann, da die wahre Bedeutung nur Allah(s.w.t) bekannt ist. Die einzige Wirkung dieser Tat ist die Erzeugung von Unruhe. In Surah Ta Ha wurde zum Beispiel offenbart: “Der Allerbarmer hat Seinen Platz auf dem Thron eingenommen."69 Obwohl Alkh(s.w.t) über die wahre Bedeutung dieser Verse nichts offenbart hat, schreiben einige Leute dennoch Bücher darüber, wie Allah(s.w.t) Seinen Platz auf dem Thron eingenommen hat, um dadurch Verwirrung zwischen Muslimen zu erzeugen. In Surah Al-Ma'idah wurde zum Beispiel verkündet: “Und die Juden sagten, die Hand Allahs sei gebunden. Ihre Hände sollen gebunden und sie sollen verflucht sein für das, was sie sagten. Nein, Seine beiden Hände sind (weit) ausgestreckt."70 Auch hier erzeugen diejenigen, die Zweifel im Herzen haben, eine Verwirrung, indem sie Bücher darüber schreiben, wie bzw. wie weit die Hände Gottes ausgestreckt sind. Laut eines Hadith aus Muslim hat Prophet Muhammad(s.a.w) den oben genannten Vers der Surah Al-Imran gelesen und dazu gesagt: “Wenn ihr diejenigen seht, die die mehrfach interpretierbaren Verse (des Qurans) suchen, dann meidet sie, denn sie sind diejenigen, die Gott (hier) gemeint hat."71 Die Muslime sollen sich grundsätzlich an den eindeutig 52

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klaren Versen (Muhkamat) des Qurans festhalten. In Bezugauf die mehrfach interpretierbaren Verse (Mutaschabihat) sollen sie vorsichtig sein. Für diese Verse sollen sie sich an die Sunnah des Propheten Muhammad(s.a.w.) und die Gelehrten des Islam wenden. Allah(s.w.t.) empfiehlt den Gläubigen in Surah Al-Ma'idah: “O ihr Gläubigen! Fragt nicht nach Dingen, die, wenn sie euch offenbar würden, euch nur verärgern könnten."72 Laut einer Überlieferung des Propheten Muhammad(s.a.w.): “Gott hat euch gewisse Pflichten auferlegt, darum vernachlässigt sie nicht; und Er hat manche Sachen verboten, darum nähert euch ihnen nicht, und Er hat einige Grenzen bestimmt, darum überschreitet sie nicht, und Er hat euch (aus Barmherzigkeit) gewisse Dinge verschwiegen, ohne sie vergessen zu haben, darum fragt nicht danach."73 1.1.1.4. Glaube an den Propheten 1.1.1.4.1. Glaube an die Botschaft aller Propheten Das Glaubensbekenntnis ist die Basis des Glaubens und spielt damit eine Schlüsselrolle im Islam. Der Grundsatz des Glaubensbekenntnisses des Islam lautet: “Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Allah und ich bezeuge, dass Muhammad Gesandter Allahs ist." (Aschhadu al la ilaha ill Allah wa aschhadu anna Muhammad-ur-Rasulullah). Den ersten Teil des Glaubensbekenntnisses haben wir schon behandelt. Nun werden wir den zweiten Teil näher betrachten. Allah(s.w.t) hat den Menschen zu einem bestimmten Zweck erschaffen und ihm die Verfügung über die Erde 53

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anvertraut. Er(s.w.t) hat den Menschen geistige Nahrung besorgt, indem Er(s.w.t.) die Propheten zur Wegweisung der Menschen sandte. Durch die Weisheit Gottes wurden die Menschen nicht allein ihrem Schicksal überlassen, sondern über die Propheten auf den richtigen Weg geleitet. Somit wurde die Gerechtigkeit zwischen den Menschen gewährleistet. In Surah Al-Hadid wurde gesagt: “Wahrlich, Wir schickten zuvor schon Unsere Gesandten mit klaren Beweisen und schickten mit ihnen das Buch und die Waage, auf dass die Menschen Gerechtigkeit üben möchten."74 Es ist die Gnade Gottes, dass Er(s.w.t) die Propheten aus den Menschen auserwählte, damit diese die Propheten verstehen und ihnen folgen können. Allah(s.w.t.) gab den Propheten klare Beweise um dadurch Seine Botschaft an die Menschen zu verstärken und glaubhaft zu machen. Die Menschen sind vom Allmächtigen auf verschiedene Weise geleitet. Eine Wegweisung der Menschen ist schon in ihrer Natur angelegt. Somit können die Menschen mit Hilfe ihres Körpers eine Reihe von Problemen des Lebens meistern. Dazu gehören insbesondere auch die menschlichen Sinnesorgane. Damit können die Menschen die Qualität des Lebens durch Sehen, Hören, Riechen, Fühlen und Schmekken selbst bestimmen. Eine weitere Form der Wegweisung ist die geistige Fähigkeit der Menschen, wodurch sie in verschiedenen Situationen sinnvolle Entscheidungen treffen können. Die höchste und vollkommenste Form der Wegweisung für die Menschen ist jedoch die Botschaft, die Allah(s.w.t.) uns durch die Propheten gewährleistet hat. Die Botschaft der Propheten hat die Menschen das Wesen und die Eigenschaften des Allmächtigen, sowie den Zweck des Lebens, den Allah (s.w.t.) für die Menschen gewollt hat, er54

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kennen lassen und sie von deren Richtigkeit überzeugt. Der einzige Weg um Allah(s.w.t) zu erkennen ist durch die Propheten, die von Ihm(s.w.t) auserwählt wurden. Prophet Muhammad(s.a.w.) ist der letzte Prophet und Gesandte Allahs. Seine Botschaft bestätigte und vervollständigte die Botschaften aller vorherigen Propheten. Der Glaube an Prophet Muhammad(s.a.w.) bedeutet der Glaube an alle Propheten. In Surah Al-Baqarah wurde offenbart: “Der Gesandte Allahs glaubt an das, was ihm von seinem Herrn herabgesandt worden ist, ebenso (wie) die Gläubigen. Sie alle glauben an Allah und an Seine Engel und an Seine Bücher und an Seine Gesandten. Sie machen zwischen keinem Seiner Gesandten einen Unterschied. Und sie sagen: “Wir hören und gehorchen. Gewähre uns Deine Verzeihung, unser Herr, und bei Dir ruht der Ausgang.""75 Laut einer Überlieferung von Abu Hurairah(r.hu.), die aus Bukhari entnommen wurde, sagte Prophet Muhammad(s.a.w.): “Mein Gleichnis mit den Propheten vor mir, ist das eines Mannes, der ein Haus gut und schön gebaut und dabei eine Stelle in einer Ecke ausgelassen hatte, in der ein Stein fehlte. Die Leute, die um das Haus herumgingen und es zu bewundern anfingen, sagten: “Es wäre doch schöner gewesen, wenn der Stein an dieser Stelle angebracht-worden wäre!" Ich bin dieser Stein, und ich bin der letzte aller Propheten."76 Die Offenbarung Gottes (Wahie) war die wichtigste Quelle der Botschaft, wodurch die Propheten die Menschen auf den richtigen Weg geleitet haben. Mit dem Tod des Propheten Muhammad(s.a.w) versiegte jedoch die Quelle der Offenbarung. Selbst wenn die Menschen durch den Erwerb von religiösen und wissenschaftlichen Kennt55

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nissen und/oder durch Gottesfurcht eine höhere Stufe erreicht hätten, bliebe die Quelle der Offenbarung trotzdem geschlossen. Gegenteilige Behauptungen von der einen oder anderen Form von Offenbarung nach dem Tod des Propheten Muhammad(s.a.w.) basieren offensichtlich auf Unwahrheit. Der Grundsatz des islamischen Glaubensbekenntnisses bedeutet nicht nur, dass der Prophet Muhammad der Gesandte Gottes ist, sondern auch, dass nach ihm die Quelle der Offenbarung des Allmächtigen ein endgültiges Ende genommen hat. In Surah Al-Ahzab sagt Allah (s.w. t.): “Muhammad ist in keiner Weise der Vater irgend eines eurer Männer, sondern der Gesandte Allahs und das Ende der Propheten."77 Daher ist die letzte Offenbarung Gottes, nämlich der Quran und die Handlungen (Sunnah) des Propheten Muhammad(s.a.w.) die einzige vollkommene Wegweisung für die Menschheit. 1.1.1.4.2. Glaube an den letzten Prophet Muhammad Die wesentlichen Aspekte über den Glauben an Propheten und deren gesellschaftliche Rolle sind schon angesprochen worden. Es wurde erwähnt, dass Prophet Muhammad(s.a.w.) der letzte Prophet ist und die Botschaft von Allah (s.w. t.), die durch Prophet Muhammad(s.a.w.) verkündet wurde, die letzte Offenbarung Gottes ist. Der Glaube an alle Propheten und vor allem an Prophet Muhammad(s.a.w.) ist damit ein wesentlicher Bestandteil des islamischen Glaubens. Die Sunnah, das heißt die Handlungen des Propheten Muhammad (s. a.w.) bilden nach dem Quran die zweitwichtigste primäre Quelle des Islam. Das ist ein Geschenk 56

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Gottes, dass Er(s.w.t) Prophet Muhammad(s.a.w.) als Seinen Gesandten zur Menschheit geschickt hat. In Surah AlImran wurde verkündet: “Gott hat den Gläubigen wahrlich große Gnade erwiesen, indem Er ihnen einen Gesandten aus ihrer Mitte geschickt hat, der ihnen Seine Zeichen vorträgt und sie läutert und sie das Buch und die Weisheit lehrt, während sie sich vorher gewiss in offenkundigem Irrtum befanden."78 Prophet Muhammad(s.a.w.) ist ein vortreffliches Vorbild für die Menschen. Er(s.a.w) hat den Menschen einen klaren Weg zu Allah(s.w.t) gezeigt. Der Prophet(s.a.w) lernte uns das Wesen und die Natur des menschlichen Schicksals, Gut und Böse, Erlaubtes und Verbotenes, Rechte und Pflichten, usw. Der zweite Teil des islamischen Glaubensbekenntnisses, nämlich “Muhammad ist der Gesandte Gottes" (Muhammad-un-Rasulullah) ist die Ergänzung des ersten Teils des Glaubensbekenntnisses, nämlich “Es gibt keinen Gott außer Allah" (La üaha ill Allah). Der erste Teil bedeutet, dass man nur dem einzigen Gott dienen soll. Der zweite Teil deutet auf den Weg hin, den der Prophet(s.a.w) zum Gottesdienst gezeigt hat. Die Handlungen des Propheten Muhammad(s.a.w) beinhalten was der Prophet(s.a.w.) vor allem gesagt, getan und bewusst verschwiegen hat. In Surah An-Nisa wird gesagt: “Wer dem Gesandten gehorcht, der hat Allah gehorcht."79 Die Handlungen des Propheten Muhammad(s.a.w.) umfassen alle wichtigen Bereiche des menschlichen Lebens in individuellem wie auch kollektivem Sinne. Die Sunnah des Propheten Muhammad(s.a.w.) ist geschützt durch Allah (s.w. t.). Der Prophet Muhammad(s.a.w.), das Geschenk Gottes, das vortreffliche Vorbild und das große Erbe der Mensch57

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heit sowie seine Handlungen wurden von den Menschen unterschiedlich betrachtet. Einige haben gar nicht daran geglaubt. Die anderen haben ihn nicht als einziges Vorbild gesehen. Erfolgreich sind jedoch die Menschen, die an die Handlungen des Propheten Muhammad(s.a.w.) gänzlich geglaubt haben. Dazu gehörten auch die Menschen, die ihr Leben dem Verständnis des Buches Gottes und der Handlungen des Propheten Muhammad(s.a.w.) widmeten. Sie lernten dies, um es an die Menschheit weiter zu geben. Die islamischen Gelehrten erzählten von Quran und Sunnah und nicht von ihren eigenen Anschauungen. In Quran und Sunnah wurde auf die Rolle dieser Gelehrten hingewiesen. In Surah Al-Mudschadalah wurde gesagt: “Allah wird diejenigen, denen Wissen gegeben war, um Rangstufen erhöhen."80 Die heutige Wissenschaft hat reichlich von den Arbeiten der islamischen Gelehrten profitiert. Dazu zählen vor allem Imam Abu Hanifah, Imam Schafii, Imam Malik und Imam Hanbai. Alle diese Gelehrten verdienen unsere Hochachtung. Trotzdem bleibt Prophet Muhammad(s.a.w) das einzige Vorbild der Menschen. Bedauerlicherweise nehmen sich heutzutage eine Reihe von Muslimen neben dem Propheten Muhammad(s.a.w.) auch andere Vorbilder und lassen sich dadurch in verschiedene Sekten aufteilen. Dies hat zu Feindseligkeiten und zur Zersplitterung der islamischen Gemeinschaft geführt. In Surah Al-An'am hat Allah (s.w.t.) davor gewarnt. Es wurde gesagt: “Was diejenigen angeht, die ihre Religion spalten lassen und zu Sekten werden, so gehörst du in keiner Weise zu ihnen. Wahrlich, die Entscheidung über sie liegt bei Allah. Dann wird Er euch Kunde geben davon, was ihr zu tun pflegtet."81 Die Muslime sollen sich daher nur nach dem 58

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Quran,der Sunnab des Propheten Muhammad(s.a.w.) und nach den allgemein anerkannten Gelehrten der islamischen Gemeinschaft richten. 1.1.1.4.3. Geburt des Propheten Muhammad(s.a.w.) Vor wenigen Tagen fing der Monat Rabi'-al-Awwal an. Es wurde überliefert, dass Prophet Muhammad(s.a.w.) am zehnten dieses Monats geboren ist. Gleichgültig, ob es stimmt oder nicht stimmt, die Muslime sind gewohnt an diesem Tag die Geburt des Propheten (Milad-un-Nabi) zu feiern. Diese Feierlichkeiten nehmen verschiedene Formen an. Die Formen reichen von einfachen Zeremonien bis hin zu Sitten und Gebräuchen, die mit dem Islam kaum noch zu vereinbaren sind. Es ist gewiss hervorzuheben, dass die Gefährten (Sahabah) des Propheten Muhammad(s.a.w), die ihm zweifellos am meisten gefolgt und ihn geliebt haben, keine konkrete Form der Feierlichkeit oder einen bestimmten Geburtstag zum Feiern festgelegt haben. Sie haben den Propheten(s.a.w) das ganze Jahr über gefeiert, in dem sie seine Handlungen (Sunnah) strikt befolgt haben. Sie haben den Propheten(s.a.w.) einfach als ihr einziges Vorbild, Führer und Lehrer angenommen. In Surah Al-Ahzab sagt Allah(s.w.t.): “Ihr habt fürwahr im Gesandten Allahs ein vortreffliches Vorbild für den, der auf Allah hofft und auf den Jüngsten Tag und häufig Allahs gedenkt."82 Die Geburt unseres Propheten Muhammad(s.a.w) ist ohne Zweifel ein großes und wichtiges Ereignis in der Geschichte der Menschheit. Es ist Allahs Barmherzigkeit an die ganze Menschheit. In Surah Al-Anbiya verkündete 59

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Allah (s.w. t.) über den Propheten Muhammad(s.a.w.): “Wir haben dich wahrlich als Barmherzigkeit für alle Welten geschickt."83 Durch ihn hat Allah(s.w.t.) die Menschen aus der Finsternis zum Licht geführt. Er ist unser Vorbild, der uns auf den rechten Weg führt und uns klare und eindeutige Orientierung gibt. Allah(s.w.t) hat ihn gepriesen und sagte in Surah Al-Qalam: “Und du bist wahrlich von edlem Charakter."84 In Surah At-Taubah wurde gesagt: “Nun ist bereits ein Gesandter aus euren Reihen zu euch gekommen. Es betrübt ihn, wie ihr euch versündigt! Er sorgt sich um euch! Gegen die Gläubigen (aber) ist er gütig, barmherzig."85 Die Stellung des Propheten Muhammad(s.a.w.) ist zentral und hoch bei jedem Muslim. Deswegen sollen die Muslime den Propheten(s.a.w.) nicht an einem bestimmten Tag feiern, sondern ihn im alltäglichen Leben durch die Befolgung seiner Handlungen (SunnaB) huldigen. In Surah Al-Ahzab sagt Allah (s.w.t.): “Wahrlich, Allah und Seme Engel segnen den Propheten. O die ihr glaubt, bittet um Segen für ihn und wünscht ihm Frieden in völliger Ergebenheit."86 1.1.1.4.4. Die Nachtreise und Himmelfahrt des Propheten Muhammad Wörtlich ist mitAl-Isra' die Nachtreise des Propheten Muhammad(s.a.w) von Masdschid-al-Haram (Kaabah) nach Masdschid-al-Aqsa (Al-Quds) gemeint. Al-Miradsch ist die Reise des Propheten Muhammad(s.a.w) von Masdschid-alAqsa (Al-Quds) zum Himmel. Nach der Berufung des Propheten Muhammad(s.a.w.) durch Allah(s.w.t) fing der Prophet(s.a.w) an, die Menschen zum Islam zu rufen. Während dieser Zeit erlebte er viele 60

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Schwierigkeiten. Selbst sein eigener Stamm, die Quraisch, waren große Gegner des Islam. Sie boykottierten den Propheten(s.a.w.) und seine Familie über zwei Jahre lang. Während dieser Zeit starb seine Ehefrau Khadidschah(r.ha.) und sein Beschützeronkel Abu Talib. Deshalb gilt dieses Jahr als Jahr der Trauer (Aam-al-Huzn) in der Lebensgeschichte (Sirah) des Propheten(s.a.w). Als das Leben einer Reihe von Muslimen in Makkah in Gefahr war, hatte der Prophet(s.a.w.) ihnen empfohlen nach Habaschah (Äthiopien) auszuwandern. Selbst das Leben des Propheten(s.a.w) war in Gefahr. Während einer Aufklärungsreise in Ta'if erlitt er erhebliche Demütigungen und Schmerzen. In dieser Situation betete er zu Allah (s.w. t.): “O mein Gott! Dir allein klage ich meine Schwäche, meinen Mangel an Rednergabe und meine Bedeutungslosigkeit in den Augen der Menschen. Du bist der Gnädigste der Gnädigen. Du bist der Beschützer der Hilflosen und der Schwachen. O mein Herr! Wem wirst Du mich ausliefern; einem gefühllosen Gegner, der mich mit finsterem Stirnrunzeln anblickt oder dem Freund, den Du mir als Schutz und Hilfe sandtest? Nichts soll mich bekümmern, solange ich weiß, dass Du nicht zornig auf mich bist. Ich suche Zuflucht im Widerschein Deines Angesichts, dessen Licht die Himmel erleuchtet und alle Dunkelheit vertreibt. Dir sind alle Dinge anvertraut hier auf Erden und auch im Jenseits. Möge es niemals geschehen, dass ich Deinen Unmut errege oder dass Du mit mir unzufrieden bist. Es gibt keine Macht und keine Hilfe außer bei Dir. O Gott! Vergib meinem Volk, denn es ist unwissend."87 Nach der Überlieferung hat Allah (s.w. t.) in der Nacht vom 27. Rajab den Propheten Muhammad(s.a.w.) von Masdschid-al-Haram (Kaabah) nach Masdschid-al-Aqsa (Al61

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Quds) und dann in den Himmel geholt und ihm Seine Zeichen gezeigt. In Surah Al-Isra' steht dazu: “Gepriesen sei Der, Der Seinen Diener des Nachts von Masdschid-alHaram (Kaabah) zur Masdschid-al-Aqsa (Al-Quds) reisen ließ, deren Umgebung Wir gesegnet haben, um ihm einige Unserer Zeichen zu zeigen, Er ist der Allhörende, der Allsehende."88 Zu dieser Gelegenheit wurde unter anderem das Gebet für die Muslime angeordnet. Die Himmelfahrt des Propheten Muhammad(s.a.w.) hat eine wichtige Bedeutung für die geistige Entwicklung der Muslime. Diese geistige Entwicklung beinhaltet moralisches Verhalten (Akhlaq), wie zum Beispiel die Achtung der gegenseitigen Rechte, Mut und Festigkeit, Verantwortung vor Gott durch Gebet und Lobpreisung Allahs. Nach einer Überlieferung, die von Abu Hurairah (r.hu.) berichtet wurde, sagte Prophet Muhammad (s. a.w.): “Eine Reise (um Moscheen zu besuchen) gilt nur für drei Moscheen, (nämlich) Al-Masdschid-al-Haram (in Makkah), AlMasdschid-an-Nabawi (in Madinah) und Al-Masdschid-alAqsa (in Jerusalem)."89 Die Muslime sind verpflichtet, diese heiligen Stätten des Islam zu schützen. 1.1.1.5. Glaube an den Letzten Tag 1.1.1.5.1. Das Paradies und die Hölle Das Paradies (Dschannah) und die Hölle (Dschahannam) sind ein wesentlicher Aspekt des islamischen Glaubens. Nach dem islamischen Glauben werden die Menschen am Tag der Auferstehung von Allah(s.w.t) nach ihrem Glauben und ihren Taten im irdischen Leben befragt. Diejeni-

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gen Menschen, die im irdischen Leben geglaubt und gute Werke getan haben, werden ins Paradies (Dschannah) geschickt und diejenigen Menschen, die nicht geglaubt und schlechte Werke getan haben, kommen in die Hölle (Dschahannam). Das Paradies (Dschannah) ist für die Menschen schwer vorstellbar. Laut eines Hadith d es Proph eten Muhammad(s.a.w.), das von Abu Hurairah(r.hu.) in Bukhari berichtet wurde, sagte Allah (s.w. t): “Ich habe für Meine rechtschaffenen Diener das vorbereitet, was kein Auge gesehen hat, und kein Ohr gehört hat, und niemals als Herzenswunsch in die Vorstellung eines Menschen einfiel."90 Entsprechend einer Darstellung im Quran werden die Bewohner des Paradieses mit Gold geschmückt und mit Seide bekleidet sein. In Surah Al-Kahf sagt Allah(s.w.t): “Darin werden sie mit Armreifen aus Gold geschmückt sein und sie werden grüne Gewänder aus feiner Seide und schwerem Brokat tragen."91 Im irdischen Leben hat Allah(s.w.t) jedoch für die gläubigen Männer Goldschmuck und Seidenbekleidung nicht erlaubt. Was das Essen und Trinken im Paradies anbelangt, so wird überdies in Surah Al-Waqiah gesagt: “Mit Bechern und Krügen und Gläsern voll aus einem fließenden Quell. Keinen Kopfschmerz werden sie davon bekommen, noch werden sie berauscht. Und Früchte, aus denen sie wählen, und Fleisch von Vögeln, wie sie es begehren."92 Das menschliche Leben auf der Erde hat Allah(s.w.t) unter anderen mit fließenden Flüssen versorgt. Gegenüber den irdischen Flüssen sind die Ströme im Paradies viel schöner und vorteilhafter. Die Ströme des Paradies verderben nicht und erzeugen keinen Schmerz für die Bewohner des Paradieses. In Surah Muhammad sagt {.T.

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Allah (s.w. t.): “Um euch ein Bild von dem Paradiesgarten (zu vermitteln), der den Gottesfürchtigen verheißen ist: Es fließen Ströme von Wasser in ihm, das nicht verdirbt und Ströme von Milch, deren Geschmack sich nicht ändert, und Ströme von Wein, köstlich für die Trinkenden, und Ströme von geläutertem Honig."93 Allah(s.w.t) schuf Adam und seine Gattin Hawa, damit er durch sie Geborgenheit erfährt. Die Geborgenheit, die der Mann durch seine Gattin im irdischen Leben bekommt, ist jedoch mit der Ruhe und Geborgenheit kaum zu vergleichen, die ein Bewohner des Paradieses durch seine Gattin erfahren wird. Die Schönheit der Bewohnerinnen des Paradies ist schwer zu beschreiben. Die Ausstrahlung dieser Jungfrauen im Paradies ist größer als die Ausstrahlung der Sonne. In Surah Al-Waqiah sagt Allah (s.w. t.): “Und Paradiesgefährtinnen mit großen herrlichen Augen (sind) gleich (in Muscheln) verborgenen Perlen."94 Die Bewohner des Paradieses werden dort in einem Zustand des ewigen Glücks leben. Sie bekommen, was sie wünschen und sie werden wünschen, was gut ist. Sie werden sich gegenseitig begrüßen und sagen: “Friede sei mit euch, Friede!" Das allerbeste Geschenk für die Bewohner des Paradies ist die Nähe Allahs. In Surah Yunus sagt Allah(s.w.t): “Für diejenigen, die Gutes taten, ist das Beste und noch mehr (als Lohn bestimmt)."95 Laut eines Hadith Qudsi des Propheten Muhammad(s.a.w), das in Muslim von Suhaib und Hammad bin Salama(r.hu.) berichtet wurde, ist mit dem Wort “Beste" (Husna) “das Paradies" gemeint und das Wort “noch mehr" (Ziyadah) bedeutet “ins Angesicht Allahs zu schauen". Nach diesem Hadith wird Allah (s.w.t) die Bewohner des Paradieses fragen: “Wünscht ihr von Mir noch mehr?" Sie werden sagen: “Hast Du nicht unsere

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Gesichter beleuchtet? Hast Du nicht uns das Paradies betreten lassen und uns vom Feuer (der Hölle) gerettet?" Er fder Erzähler) sagte: “Er (Gott) wird den Vorhang heben und die Dinge, die ihnen gegeben wurden, davon wird ihnen nichts lieber sein als ins Angesicht ihres Herrn, dem Allmächtigen und Ruhmreichen, zu schauen"96 Die Hölle (Dschahannam) ist der Gegensatz zum Paradies. Während der Gedanke an das Paradies das Herz eines gläubigen Menschen höher schlagen lässt, sträuben sich ihm bei der Vorstellung der Hölle die Haare. Das Feuer der Hölle ist siebzigmal stärker als das Feuer der Erde. Laut eines Hadith des letzten Propheten Muhammad(s.a.w.): “Das Feuer der Erde, das die Kinder Adams anzünden, ist ein siebzigster Teil des Feuers der Hölle."97 Das Feuer der Hölle wird niemals gelöscht oder gemindert. In Surah Al-Kahf sagt Allah(s.w.t): “Doch für die Ungerechten haben Wir ein Feuer bereitet, dessen Wände sie gleich einem Zelt einschließen. Und wenn sie um Erleichterung flehen, werden sie mit Wasser gleich geschmolzenem Metall getränkt, das die Gesichter röstet. Welch ein schlechter Trank und welch ein schlimmes Ruhebett!"98 Die Kleidung der Bewohner der Hölle wird durch das Feuer geschmolzen. In Surah AlHadsch wird verkündet: “Für diejenigen aber, die ungläubig sind, werden Gewänder aus Feuer zurechtgeschnitten. Über ihre Köpfe wird siedendes Wasser gegossen werden. Dadurch wird zum Schmelzen gebracht, was in ihren Leibern ist und ihre Haut. Und es sind Stangen aus Eisen für sie da. Immer wenn sie voller Angst daraus zu entkommen suchen, werden sie wieder zurückgebracht: “So kostet die Strafe des brennenden Feuers!"99 Das Essen und Trinken der Bewohner der Hölle ist furchtbar. In Surah Al-Waqiah

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sagt Allah(s.w.t): “Dann, O ihr Irregegangenen und Leugner, sollt ihr vom Baum Zaqqum essen und euch damit die Bäuche füllen. Und obendrein werdet ihr siedendes Wasser trinken, dann werdet ihr so saufen wie durstige Kamele. Dies ist die Bewirtung am Tag des Gerichts."100 Die Bewohner der Hölle werden weder sterben noch leben. Sie verfluchen und beschuldigen sich gegenseitig und rufen den Bewohnern des Paradieses zu und sagen laut Surah Al-Araf: “Lasst doch Wasser auf uns herabfließen oder (etwas) von dem, womit Allah euch beschenkt hat." Da werden sie sagen: “Wahrlich, Allah hat beides für die Ungläubigen verboten."101

1.2. Das Gebet 1.2.1. Das Gebet (As-Salah) - I Das Gebet ist eine der Grundsäulen des Islam. Das Gebet ist stets ein wichtiger Bestandteil der Offenbarungen Gottes. Laut Surah Ibrahim flehte Prophet Ibrahim(a.s.) Allah(s.w.t) an: “Mein Herr! Mache mich zu einem jener, die das Gebet verrichten, ebenso wie ein Teil meiner Nachkommen."102 In Surah Maryam erzählte Allah(s.w.t.) über Prophet Isma'il(a.s.): “Er pflegte seinen Leuten das Gebet und die Zakah zu gebieten und er erlangte Wohlgefallen bei seinem Herrn."103 In Surah Ta Ha hat Allah(s.w.t) zu Prophet Musa(a.s.) gesagt: “Ich bin fürwahr Allah - es gibt keine Gottheit außer Mir. So diene Mir und verrichte das Gebet, um Meiner zu gedenken."104 Laut Surah Luqmar sagte Luqman(a.s.) zu seinem Sohn: “O mein Sohn! Verrichte das Gebet in der rechten Weise und gebiete das Rechte

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und verwehre Unrecht."105 Laut Surah Maryam sagte Prophet Isa (Jesus)(a.s.): “Und Er hat mich gesegnet, wo immer ich auch bin, und mir aufgetragen, das Gebet (zu verrichten) und Zakah (zu geben), so lange ich lebe."106 Dem letzten Prophet Muhammad(s.a.w.) wurde von Allah (s.w.t.) in Surah Al-'Ankabut befohlen: “Trage vor, was dir vom Buch offenbart worden ist und verrichte das Gebet."107 Laut eines Hadith Qudsi, das von Abu Qatadah Ibn Rab'i (r.hu.) in Sunan Abu Da'ud berichtet wurde, sagte Allah(s.w.t.) zum Prophet Muhammad(s.a.w.): “Ich habe deine Gemeinschaft zu fünfmaligen Gebeten verpflichtet und Ich habe die Garantie übernommen, dass wenn jemand sie regelmäßig zu ihren Zeiten verrichtet, werde Ich ihn ins Paradies eintreten lassen; wenn jemand sie nicht regelmäßig verrichtet, dann gibt es keine solche Garantie für ihn von Mir."108 Allah(s.w.t) hat uns damit verpflichtet das Gebet zu verrichten. Die Weisheit und der Sinn hinter dem rituellen Gebet (Salah) ist unter anderen, dass durch regelmäßige Verrichtung des Gebets die Menschen vor Allah (s.w. t.) stehen, den Kontakt zu Ihm(s.w.t.) halten und damit von schlechten Taten abgehalten werden. In Surah Al-Ankabut sagt Allah (s.w.t.): “Wahrlich, das Gebet hält ab von Abscheulichkeit und Verwerflichem."109 Nach einer Überlieferung, die von Ibn Abbas(r.hu-) berichtet und aus Ibn Abi Hatim und Tabarani entnommen wurde, sagte Prophet Muhammad(s.a.w.): “Wen sein Gebet nicht an Lust und schlechten Taten hindert, den entfernt sein Gebet noch weiter von Gott."110 Das Gebet (Salah) ist eine Nahrung für den Geist. Die Menschen sollen sich sowohl körperlich als auch geistig auf das Gebet vorbereiten. Das Gebet (Salah) fordert eine ständige Erziehung (Tarbiah) der Menschen.

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Dazu gehören die körperliche Reinigung durch Wudu und Ghusl, die Sauberkeit der Umgebung, eine angemessene Kleidung, Pünktlichkeit, Disziplin, usw. Nach der allgemein anerkannten Handlung des Propheten Muhammad(s.a.w.) ist das Gemeinschaftsgebet die schönste und die Allah (s.w.t.) am nächsten gelegene Weise das Gebet zu verrichten. Mit dem Gemeinschaftsgebet ist hier die Verrichtung von fünf rituellen Gebeten am Tag in einer Gruppe (Jama'at) von Muslimen, soweit wie möglich in der Moschee, gemeint. Prophet Muhammad(s.a.w.) hat uns die genauen Anweisungen gegeben, wie die rituellen Gebete zu verrichten sind. Diese Anweisungen müssen unbedingt eingehalten werden. Das Gebet (Salah) ist nicht nur eine bloße körperliche Handlung. Der Betende soll auch, wie uns Prophet Muhammad(s.a.w) gelehrt hat, während des Gebets demütig und mit allen Sinnen und Gefühlen dabei sein. In Surah Al-Mu'minun sagt Allah(s.w.t.): “Fürwahr, Erfolg haben bereits jene Gläubige, die ihre Gebete demütig verrichten."111

1.2.2. Das Gebet (As-Salah) - II Allah(s.w.t) hat Prophet Muhammad(s.a.w) in Surah Ta Ha befohlen: “Und gebiete deinen Angehörigen das Gebet und sei selbst ausdauernd darin."112 Das Gebet ist eine der Grundsäulen des Islam und der Schlüssel zum Paradies. Das Gebet ist die beste Tat, wonach Allah (s.w.t.) am Tag der Auferstehung Seine Diener befragen wird. Im Quran und in der Sunnah wurde auf das Gebet großes Gewicht gelegt. Im Gegensatz zu allen anderen Pflichten hat Allah(s.w.t) das Gebet während der Himmelfahrt (Miraj) des Prophe-

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ten Muhammad(s.a.w.) zur allgemeinen Pflicht der Muslime gemacht. Die Muslime müssen daher die Pflicht des Gebetes erfüllen. Diejenigen, die das Gebet vernachlässigen, wurden von Allah (s.w.t.) gemahnt. In Surah Maryam wurde verkündet: Doch nach ihnen folgte eine Nachkommenschaft, die das Gebet unterließ und ihren Begierden nachgab. So werden sie dem Untergang preisgegeben."113 Das Gebet unterscheidet zwischen Gläubigen und Ungläubigen. Laut einer Überlieferung des Propheten Muhammad(s.a.w) heißt es sinngemäß: “Der Verzicht auf das Gebet überwindet die Trennlinie zwischen Glauben und Unglauben sowie Götzendienst." 114 An einer anderen Stelle sagte Prophet Muhammad(s.a.w-): “Wer einmal die Verrichtung des Nachmittagsgebets versäumt hat, (für den) ist es so, als ob er ein großes Unglück in seiner Familie und Vermögen erlitten hat."115 Wenn der Verzicht eines Gebets mit soviel Verlust verbunden ist, dann kann sich jeder das Ausmaß des Verlustes beim totalen Verzicht auf das Gebet selbst vorstellen. Das Pflichtgebet muss zu bestimmten Zeiten fünfmal am Tag verrichtet werden. Prophet Muhammad(s.a.w.) fragte die Leute: “Wenn einer von euch vor seiner Tür einen Fluss hat und er sich darin fünfmal wäscht, bleibt dann Schmutz auf seinem Körper?" Die Leute antworteten: “Kein Schmutz würde an ihm bleiben!" Der Prophet(s.a.w) sagte: “Genauso ist es mit der Verrichtung des fünfmaligen Gebets. Gott löscht dadurch die Sünden (der Betenden)."116 Wegen seiner Begierde macht der Mensch verschiedene Fehler in seinem alltäglichen Leben. Durch das Gebet werden diese Fehler verziehen. Laut eines Hadith des Prophe-

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ten Muhammad(s.a.w.) heißt es dazu: “Bei jedem Gebet ruft ein Engel von Allah: “O Kinder von Adam! Steht auf (zum Gebet), damit ihr das Feuer, das ihr angezündet habt, löscht"."117 Beim Gebet ist der Fromme Allah (s.w. t.) sehr nahe. Der Fromme äußert sein Bittgebet und dies wird von Allah(s.w.t.) gehört. Die Verrichtung des Gebets ermöglicht den betenden Menschen die körperliche Reinigung und gibt ihnen seelische Kraft, um ihre alltäglichen Probleme zu bewältigen. In schwierigen Situationen zeigte Prophet Muhammad(s.a.w.) sehr viel Geduld und wandte sich durch das Gebet an Allah (s.w. t.). In Surah Al-Baqarah sagt Allah(s.w.t.): “Und sucht Hilfe in Geduld und Gebet; dies ist wahrlich schwer, außer für die Demütigen."118 1.2.3. Die Änderung der Gebetsrichtung (Qiblah) Allah(s.w.t.) sagt in Surah Al-Baqarah: “Die Toren unter den Menschen werden sagen: “Was hat sie bewogen, sich von ihrer Qiblah abzuwenden, nach der sie sich (bisher) gerichtet hatten?" Sprich: “Allah gehört der Osten und der Westen; Er leitet, wen Er will, auf den geraden Weg."119 Vor Masdschid-al-Haram (Kaabah) war Masdschid-alAqsa (Al-Quds) die Gebetsrichtung (Qiblah) der Muslime. Siebzehn Monate nach der Auswanderung (Hidschra) des Propheten Muhammad(s.a.w.) fand die Gebetsrichtungsänderung statt. Das war am 15. Scha'ban. Es war der Wunsch des Propheten Muhammad (s.a.w.), die von Ibrahim(a.s.) praktizierte Gebetsrichtung, nämlich Masdschid-al-Haram (Kaabah) als Qiblah der Muslimen zu haben. Allah(s.w.t.) hat den Wunsch des Propheten(s.a.w.) erhört und sagte in Surah Al-Baqarah: “Wir sehen, wie dein

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Gesicht sich dem Himmel zukehrt, und Wir werden dich bestimmt zu einer Qiblah wenden, mit der du zufrieden sein wirst. So wende dein Gesicht in Richtung der Heiligen Moschee (Masdschid-al-Haram). Und wo immer ihr auch seid, wendet eure Gesichter (beim Gebet) in ihrer Richtung."120 Die Änderung der Gebetsrichtung (Qiblah) bedeutet absolute Gehorsamkeit der Gläubigen zu Allah (s.w. t.). Die Gebetsrichtung (Qiblah) wurde geändert, damit die Gläubigen von den Ungläubigen unterschieden werden konnten. Somit folgten die Muslime den Propheten(s.a.w.) während des Gebets im Zustand der Beugung (Ruk'uh), sobald die Gebetsrichtungsänderung verkündet wurde. Wer Allah(s.w.t) gehorcht, hat großen Gewinn bei Allah(s.w.t). 1.2.4. Das Bittgebet (Du'a) Allah (s.w. t.) verkündet in Surah Al-Baqarah: “Und wenn dich Meine Diener über Mich fragen, so bin Ich nahe: Ich höre das Bittgebet des Bittenden, wenn er Mich ruft. Deswegen sollen sie auf Mich hören und an Mich glauben. Auf dass sie auf dem richtigen Weg wandeln mögen."121 Prophet Muhammad(s.a.w.) hat gesagt: “Wenn du etwas verlangst, dann verlang nur von Gott und wenn du Seine Hilfe brauchst, dann erbitte sie nur von Gott."122 Das Bittgebet (Du'a) ist eine wichtige Tradition im Islam. Das Bittgebet darf ausschließlich nur an Allah (s.w.t.) gerichtet werden. Richtet man sein Bittgebet (Du'a) außer an Allah(s.w.t) an irgendwelche anderen Wesen, dann hat man sich Partner neben Allah (s.w.t.) genommen und ist in Götzendienst (Schirk) gefallen. Allah (s.w.t.) sagt in Surah

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Al-Fatir: “Das ist Allah, euer Herr. Sein ist die Herrschaft. Doch diejenigen, die ihr an Seiner statt anruft, haben nicht die geringste Macht. Wenn ihr sie anruft, hören sie nicht auf euer Rufen. Und wenn sie euch hören würden, so könnten sie euch doch nicht antworten. Und am Tag der Auferstehung werden sie leugnen, dass ihr sie Gott als Teilhaber an die Seite gestellt habt. Und niemand kann die Kunde geben wie Der, Der mit allem wohl vertraut ist."123 In Surah Ghafir wird gesagt: “Euer Herr spricht: “Rufet Mich an, Ich werde Mich euch zuwenden." Diejenigen aber, die zu hochmütig sind, Mir zu dienen, die werden gedemütigt in die Hölle eintreten."124 Das Bittgebet (Du'a) war immer eine regelmäßige Handlung des Propheten Muhammad(s.a.w.) und er hat uns sehr viele Überlieferungen hinterlassen, wie man das Bittgebet (Du'a) am schönsten und am besten verrichten kann. Es gibt zum Beispiel bestimmte Zeiten, in denen das Bittgebet (Du'a) vom Propheten Muhammad(s.a.w.) insbesondere empfohlen wurde, nämlich im letzten Drittel der Nacht, während des Niederwerfungszustands (Sudschud) und zu einer bestimmten Stunde an jedem Freitag. Nach der Empfehlung des letzten Propheten Muhammad(s.a.w.) gibt es einige Voraussetzungen, damit unser Bittgebet (Du'a) von Allah(s.w.t) in Erfüllung geht. Man sollte so leben, wie es im Islam erlaubt ist. Dies beinhaltet die Gesichtspunkte des Essens, des Trinkens, des Anziehens, des Wohnens, des Verhaltens, usw. Die Erfüllung des Bittgebets (Du'a) ist alleinige Sache von Allah (s.w. t.). Der Gläubige macht das Bittgebet (Du'a) und überlässt den Rest Allah(s.w.t). Auch wenn sein Bittgebet (Du'a) nicht sofort in Erfüllung geht, hat der Gläubige die Gewissheit, dass dies auf der Weisheit

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Allahs beruht, denn Allah(s.w.t) ist der Allwissende. Laut einer Überlieferung von Abu Sa'id Al-Khudri (r.hu.), die aus Musnad Imam Ahmad entnommen wurde, sagte Prophet Muhammad(s.a.w.): “Wann immer ein Muslim das Bittgebet spricht, das nicht mit Sünde oder Abbruch mit der Verwandtschaft zu tun hat, wird dies von Allah(s.w.t.) in einer von drei Formen akzeptiert. Entweder wird sein Bittgebet in dieser Welt akzeptiert, oder wird dieses zur Belohnung am Tag der Auferstehung aufbewahrt, oder dadurch wird eine Schwierigkeit gleicher Stufe verhindert."125

1.3. Das Fasten 1.3.1. Der Anfang vom Fastenmonat Ramadan Allah(s.w.t-) sagte in Surah Al-Baqarah: “O die ihr glaubt! Das Fasten ist euch vorgeschrieben, so wie es denen vorgeschrieben war, die vor euch waren. Vielleicht werdet ihr gottesfürchtig sein."126 Seit der Offenbarung dieser Verse des Qurans im 2. Jahr nach der Auswanderung (Hidschra) des Propheten Muhammad(s.a.w) haben die Muslime in diesem Monat gefastet und gefeiert. Eine Reihe von Überlieferungen des Propheten Muhammad(s.a.w-) deuten auf den hohen Stellenwert des Fastenmonats (Ramadan) hin. Nach einem Hadith von Baihaqi, Ibn Khuzaimah und Asbahani, das aus Muntakhab Kanzal Al-Ummah entnommen wurde, hat der Prophet(s.a.w.) gesagt: “Ihr Menschen bekommt einen gesegneten Monat (nämlich Ramadan). In diesem Monat gibt es eine Nacht (Lailat-ul-Qadr), die besser ist als tausend Monate. Allah hat in diesem Monat das Fasten (am Tage) verpflichtet, und das Gebet in der Nacht

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(Qiyarn) ist das Nafl-Gebet (d.h. ein freiwilliges Zusatzgebet über das Pflichtgebet hinaus).... Wer in diesem Monat seine Pflicht erfüllt, der wird um das siebzigfache dafür belohnt. Dieser Monat ist ein Monat der Geduld. Die Geduld bewirkt, dass man ins Paradies kommt. Das ist ein Monat der Solidarität; ein Monat, indem der Gläubige seine Versorgungin höherem Maße bekommt. Wer einen Fastenden zum Fastenbrechen (Iftar) einlädt, dem ist von Allah(s.w.t.) Vergebung seiner Sünden und Rettung vor dem Feuer (der Hölle) versprochen...."127 Im Fastenmonat (Ramadan) wurde der Quran offenbart. In Surah Al-Baqarah sagt Allah (s.w.t.): “Der Monat Ramadan (ist es), in dem der Quran als Rechtleitung den Menschen herabgesandt worden ist und als klarer Beweis der Rechtleitung und der Unterscheidung (zwischen Gut und Böse). Wer von euch also in dem Monat zugegen ist, der soll in ihm fasten."128 Fasten ist ein Ritus im Islam, den die Menschen ausschließlich aufgrund ihres Vertrauens und ihrer Furcht vor Allah(s.w.t) verrichten, da niemand außer Allah(s.w.t.) sie kontrollieren kann. Man kann sich öffentlich als Fastender zeigen und im Geheimen essen, was man will. Und darum sagte Allah(s.w.t), wie oben erwähnt: “Vielleicht werdet ihr gottesfurchtig!" Diese Stelle des Qurans erzählt uns den Hauptzweck des Fastens, nämlich gottesfurchtig zu werden. Das Fasten lehrt die Menschen sich selbst zu beherrschen und sich zu überwachen und dadurch zu wahrer Freiheit zu gelangen. Das Fasten bietet auch einen Anlass, um sich in die Lage der Armen und Bedürftigen zu versetzen und mit ihnen mehr Mitgefühl und Solidarität zu zeigen. Das Fasten lehrt auch, die Gaben Gottes (nämlich das Essen, Trinken, usw.) richtig zu schätzen und dafür dank-

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bar zu sein. Auch heutige wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen und beweisen, dass das Fasten positive Auswirkungen auf die Gesundheit hat. o

Fasten heißt nicht nur, dass man dem Essen und Trinken fernbleibt, sondern auch, dass man von üblen Worten, Streitigkeiten, Zorn, usw. Abstand nimmt. Dieser Monat ist eine gute Gelegenheit für die Muslime, sich gegenseitig zu versöhnen und ihre Brüderlichkeit zu verstärken. Ramadan ist bestimmt auch eine gute Zeit für die Reue (Taubah). Zu dieser Gelegenheit kann man insbesondere für seine Sünden bei Allah(s.w.t) um Vergebung bitten. Es ist traurig zu bemerken, dass heutzutage der Sinn und Zweck von Ramadan und Fasten bei vielen Muslimen verlorengegangen ist. Fasten wird vielmehr als eine Art Tradition praktiziert, ohne die dazugehörigen tiefen Absichten und Gefühle zu empfinden. Anstatt dass man in diesem Monat weniger Zeit und weniger Mittel für den Konsum ausgibt, wird viel mehr als sonst konsumiert und ausgegeben. Dadurch wird der Ramadan buchstäblich zu einem Monat des Konsums gemacht. Anstatt dass man sich beherrscht und zurückhaltend zeigt, wird im Ramadan öfter gestritten. Anstatt dass man nach dem Vorbild des Propheten Muhammad(s.a.w) in diesem Monat tüchtig und fleißig auf dem Wege Allahs arbeitet, wird durch viele Muslime das Gegenteil praktiziert. Für diese Verhaltensweise werden häufig Pseudogründe (das heißt Gründe, die sowohl auf Wahrheit als auch auf Unwahrheit aufgebaut sind) genannt. Es wird zum Beispiel gesagt, dass es Fastenzeit ist und man nicht viel leisten kann, usw. Liebe Muslime! Uns kommt die gesegnete Zeit entgegen. Eine Zeit, in der die guten Taten bei Allah (s.w. t.) be-

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angesehen werden. Es kommt uns ein gesego

o

o

neter Monat des Fastens entgegen. Ramadan ist ein Monat, dessen Anfang die Gnade, Mitte die Vergebung und Ende die Rettung vor der Strafe Allahs ist. 1.3.2. Die Vorschriften des Islam über das Fasten im Ramadan Allah(s.w.t.) sagt in Surah Al-Baqarah: “O die ihr glaubt! Das Fasten ist euch vorgeschrieben, so wie es denen vorgeschrieben war, die vor euch waren. Vielleicht werdet ihr gottesfürchtig sein."129 In dieser Khutbah geht es darum, was ein Fastender im Ramadan tun und was er nicht tun darf. Es steht fest, dass dem Fasten im Islam ein hoher Wert beigemessen wird. Allah(s.w.t) hat eine große Belohnung dafür versprochen. Der Fastende verdient den Segen und die Belohnung Allahs. Er muss sich jedoch an die Fastenregeln halten. Nur so ergibt sich der Mensch Allah(s.w.t.) und unterwirft sich Seinem Willen. Laut einer Überlieferung aus Musnad Ahmad, Baihaqi und Tabari hat Prophet Muhammad(s.a.w) gesagt: “Allah mag die Menschen, die das von Ihm erlaubte in Anspruch nehmen, genauso wie die Menschen, die ihre Pflichten Allah gegenüber erfüllen."130 Die Verpflichtungen bzw. Vorschriften des Fastens können in zwei wichtige Säulen aufgeteilt werden. Die erste Säule ist die edle Absicht (Niyyah) zu fasten. Die Absicht muss man vor dem Sonnenaufgang im Herzen tragen. Die zweite Säule des Fastens ist der Verzicht auf die Bedürfnisse des Körpers, einschließlich der sexuellen Beziehung, vom Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.

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Während des Fastenmonats ist dem Muslim aber auch vieles erlaubt, soweit er gegen die oben genannten Vorschriften nicht verstößt. Im Folgenden sind einige Bereiche der Erleichterungen aufgelistet, welche während des Fastenmonats Ramadan nach den islamischen Vorschriften zulässig sind: -Man darf während des Fastens Mund- und Nasenspülung vornehmen. Im Fastenzustand hat Prophet Muhammad(s.a.w) Mund und Nase gespült. Dabei verbot der Prophet(s.a.w.) jedoch die Übertreibungen.131 Die Kranken sind nicht verpflichtet während der Krankheit zu fasten. In Surah Al-Baqarah sagt Allah(s.w.t): “Und wer krank ist oder auf Reise, so (kann er) eine (gleiche) Anzahl anderer Tage (fasten)."132 Erlaubt ist auch während des Fastens die Einspritzung von Medizin für therapeutische Zwecke ohne Nahrungseinnahme. Ähnlicherweise ist die Blutabnahme erlaubt, sei es für die Blutanalyse oder für eine Blutreinigung. Dies bestätigt ein Hadith, wonach der Prophet(s.a.w.) sich durch Aderlass behandeln ließ, während er fastete.133 Die Kranken sind insbesondere von der Pflicht des Fastens befreit, wenn durch das Fasten die Krankheit sich verschlechtert oder nicht heilen lässt. -Für die Reisenden ist es ebenfalls erlaubt, während der Reise nicht zu fasten. Anas Ibn Malik(r.hu.) wurde in Hadith Bukhari zitiert: “Wenn wir mit dem Propheten(s.a.w.) auf Reisen waren, machte weder der Fastende dem Nichtfastenden Vorhaltungen, noch der Nichtfastende dem Fastenden."134 Die ausgelassenen Fastenstage müssen jedoch nach Beendigung der Rei-

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se nachgeholt werden. -Auch die alten Menschen, die nicht mehr fasten können, sind zum Fasten nicht verpflichtet. In Surah Al-Baqarah sagt Allah(s.w.t.): “Und denen, die es (nur) mit großer Mühe ertragen können, ist als Ersatz (des Fastens) die Speisung eines Armen auferlegt."135 -Die Frauen sind während der Regelzeit, Schwangerschaft und Stillzeit von der Pflicht des Fastens befreit. Allerdings sollen die Frauen nach der Regelzeit die ausgelassenen Fastentage nachholen. -Die eheliche Geschlechtsbeziehung ist in der Nacht des Fastenmonats erlaubt. Allah(s.w.t) sagt in Surah Al-Baqarah: “Es ist euch erlaubt, euch in der Nacht des Fastens euren Frauen zu nähern. Sie sind (wie) ein Gewand für euch, und ihr seid (wie) ein Gewand für sie."136 Neben den oben genannten Erleichterungen sind jedoch einige Verpflichtungen den Fastenden auferlegt. Die Fastenden verpflichten sich nach den islamischen Vorschriften unter anderen folgende Bedingungen beim Fasten zu erfüllen: -Die Fastenden dürfen nicht mit Absicht essen und trinken oder Geschlechtsverkehr haben. -Die Fastenden sollen sich nicht absichtlich übergeben. In einem Hadith des Propheten Muhammad(s.a.w.) heißt es dazu: “Wer sich im Fasten ohne Absicht übergibt, der braucht das Fasten nicht ersetzen und wer sich im Fasten mit Absicht übergibt, der soll das Fasten ersetzen."137 -Die Fastenden dürfen kein falsches Wort sagen oder andere beschimpfen bzw. beleidigen. Das falsche Wort kann auch ein falsches Zeugnis, Heuchelei, eine falsche

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Beschuldigung oder üble Nachrede sein. Prophet Muhammad(s.a.w.) hat gesagt: “Wer das falsche Wort und dessen tatkräftige Durchsetzung nicht unterlässt, von dem verlangt Allah nicht, dass er auf sein Essen und Trinken verzichtet."138 Das Fasten und der Quran sind Fürsprecher für den Fastenden am Tag der Auferstehung. Laut eines Hadith, das aus Musnad Ahmad, Tabari und Baihaqi entnommen wurde, sagte Prophet Muhammad(s.a.w.): “Das Fasten und der Quran werden am Tag der Auferstehung für die Diener Gottes Fürsprecher sein."139 1.3.3. Die letzten zehn Tage des Fastenmonats Ramadan Die letzte zehn Tage (Al-Aschr-al-Awakhir) des Fastenmonats Ramadan genießen einen besonders hohen Wert im Islam. Prophet Muhammad(s.a.w.) und seine Gefährten (Sahabah) haben sich in diesen Tagen noch mehr an Allah(s.w.t) gerichtet. Der Prophet(s.a.w.) pflegte in diesen Tagen auch JMkqfxa machen, f&fejf heißt, sich in der Moschee für eine Zeitspanne zurückzuziehen, mit der Absicht (Niyyah) Allah(s.w.t.) zu gedenken und dabei unter anderem das Gebet zu verrichten und den Quran zu lesen. Die Zeitspanne von Itzkafist nicht bestimmt. Sie kann ein paar Stunden sein und sie kann auch mehrere Tage dauern. Aischah(r.ha.) hat berichtet, dass “der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sich in den letzten zehn Tagen des Monats Ramadan zurückzuziehen pflegte, bis Allah der Erhabene ihn sterben ließ..."140 Die “Nacht der Allmacht" (Lailat-ul-Qadr) befindet sich, nach den meisten Überlieferungen, in diesen Tagen. In die-

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ser Nacht wurde der Quran von Allah(s.w.t) herabgesandet. Allah(s.w.t) sagte in Surah Al-Qadr: “Wir haben ihn (nämlich den Quran) in Lailat-ul-Qadr offenbart, was lehrt dich begreifen, was Lailat-ul-Qadr ist? Lailat-ul-Qadr ist weit besser als tausend Monate. In ihr steigen die Engel und der Geist mit Erlaubnis ihres Herrn, mit den Anordnungen Allahs über alle Dinge herab. Friede ist sie bis zum Anbruch der Morgendämmerung."141 Laut eines Hadith, das von Abu Hurairah(r.hu.) berichtet wurde, sagte Prophet Muhammad(s.a.w.): “Und wer immer aus dem Glauben heraus und aus der Hoffnung auf den Lohn Allahs die Nacht der Allmacht (Lailat-ul-Qadr) im Beten verbringt, dem werden seine vergangenen Sünden vergeben."142 In diesen Tagen soll auch Zakat-u/~Fitrausgegeben werden. Zakat-ul-Fitr ist eine Pflicht für jeden Muslim und Muslima, auch für kleine Kinder, wobei der Familienvorstand für seine Kinder und Familienmitglieder aufkommen muss. Ibn Umr(r.hu.) berichtete: “Der Gesandte Allahs machte Zakat-ul-Fitrzw Pflicht, und zwar als eine Maßeinheit Datteln oder eine Maßeinheit Gerste, welche ausgegeben werden soll für jeden Menschen (im Haushalt), sei dieser ein Sklave oder ein Freier, männlich oder weiblich, minderjährig oder volljährig von den Muslimen. Er(s.a.w.) gab dazu seine Anweisung, dass diese entrichtet werden solle, bevor sich die Menschen zum Festgebet begeben."143 Zakatu/~Fitrmuss somit spätestens vor Sonnenaufgang am Tag von Id-ul-Fitr ausgegeben werden und soll an die Armen und Bedürftigen verteilt werden. Über den Armen (Miskin) sagte Prophet Muhammad(s.a.w) laut eines übereinstimmenden Hadith aus Bukhari: “Arm ist nicht derjenige, der bei den Menschen die Runde macht und mit einem oder mit

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zwei Stücken Brot oder mit einer Dattel oder mit zwei Datteln fortgeschickt wird. Arm ist vielmehr derjenige, der keinen Ausweg findet, um sich aus der Not erlösen zu können; er ist derjenige, auf den keiner aufmerksam sein wird, um ihm eine Sadaqah zu geben: er ist aber auch nicht derjenige, der (beim Vorbeigehen der Menschen) aufsteht und sie anbettelt."144 Angehörige und nahe Verwandte haben dabei Vorrang. Der Betrag für Zakat-ul-Fitr beträgt gegenwärtig für Deutschland mindestens 5,00 Euro pro Person. Liebe Muslime, die gesegneten Tage des Fastenmonats nähern sich ihrem Ende, und bald nehmen wir von diesen Tagen Abschied. Wir beten zu Allah (s.w.t.), dass Er(s.w.t) unsere Taten akzeptiert und unsere Fehler verzeiht und uns hilft und ermöglicht in diesen letzten gesegneten Tagen des Fastenmonats Ramadan Ihm(s.w.t.) noch besser und mehr zu dienen.

1.4. Die Spende 1.4.1. Zakah -1 Zakah ist eine Pflicht der Habenden, einen Teil ihres Vermögens auf dem Wege Allahs auszugeben. Der Islam legt einen großen Wert auf Zakah. Im Quran sind zahlreiche Stellen vorhanden, die die Wichtigkeit von Zakah zum Ausdruck bringen. In Surah At-Taubah sagt Allah(s.w.t): “Nimm Zakah aus ihrem Vermögen, um sie dadurch zu reinigen und zu läutern und bete für sie."145 Zakah ist eine von fünf Säulen des Islam. Laut Hadith Bukhari sagte Prophet Muhammad (s. a.w): “Der Islam ist auf fünf Säulen aufgebaut: dem Glaubensbekenntnis, das es keinen Gott gibt,

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außer Allah und das Muhammad der Gesandte Allahs ist, dem Verrichten des Gebets, dem Entrichten der Zakah, dem Fasten im (Monat) Ramadan und der Pilgerfahrt (Hadsch)."146 Nach der islamischen Vorstellung ist Allah (s.w.t.) eigentlicher Eigentümer aller Dinge. Der Mensch verwaltet die Eigentümer Allahs in Treuhand. In Surah An-Nur sagt Allah (s.w. t): “Und gebt ihnen von dem Gut Allahs, dass Er euch gegeben hat."147 Zakah wird eine Pflicht, sobald man ein Mindestvermögend (Nisab) über ein Jahr lang besitzt. Das Mindestvermögen (Nisab) unterscheidet sich je nach Art des Vermögens. Zum Beispiel beträgt der Wert des Mindestvermögens für das Gold je nach Rechtsschulen des Islam von 75 bis 85 Gramm Reingold. Von den Vermögen, die diese Bedingungen erfüllen, sollte man 2,5% ausgeben. Für andere Arten von Vermögen gibt es ähnliche Regeln. Im Quran ist es auch geregelt, an wen man Zakah geben soll. In Surah At-Taubah sagt Allah (s.w. t): “Wahrlich, die Spende ist nur für die Armen, Bedürftigen, und die, die damit beschäftigt sind, und jene, deren Herzen gewonnen werden sollen, und für die Befreiung von Sklaven und die Verschuldeten, und für die Sache Allahs, und für den Wanderer. Das ist eine Vorschrift Allahs, und Allah ist Allwissend, Allweise."148 Mit der Zakah wurde im Islam ein gerechtes, soziales System eingeführt. Das Vermögen soll nicht in wenigen Händen konzentriert sein. In Surah Al-Haschr sagt Allah(s.w.t): “Was Allah Seinen Gesandten von den Bewohnern der Städte erben ließ, das gehört Allah und Seinem Gesandten und den nahen Angehörigen und den Waisen und den Armen und den Reisenden, damit es nicht nur unter

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den Reichen von euch die Runde macht."149 Allah (s.w. t.) und Sein Prophet(s.a.w.) haben auf schärfste Weise die Menschen gewarnt, die keine Zakah geben. In Surah Al-Imran wurde verkündet: “Und jene, die geizig sind mit dem, was Allah ihnen von Seiner Huld verliehen hat, sollen nicht meinen, es sei ihnen zum Heil; nein, es ist ihnen zum Unheil. Am Tage der Auferstehung wird ihnen umgehängt werden, womit sie geizig waren. Und Allah gehört das Erbe der Himmel und der Erde, und Allah ist wohl vertraut mit dem, was sie tun."150 In Surah At-Taubah sagt Allah(s.w.t): “Und jenen, die Gold und Silber anhäufen und es nicht auf dem Pfad Allahs spenden, ihnen verkünde schmerzliche Strafe."151 1.4.2. Zakah - II Zakah ist nach dem Glaubensbekenntnis (Schahadah) und dem Ritualgebet (Salah) die wichtigste Säule des Islam. Im Quran werden Salah und Zakah meistens zusammen erwähnt. Zakah ist eine Äußerung des Glaubens, indem man bezeugt, dass Allah(s.w.t.) der einzigste und wahre Besitzer aller Dinge ist. Was die Menschen haben, ist ein anvertrautes Gut, über das Allah (s.w. t.) sie zu Treuhändern (Amin) gemacht hat, damit sie es so ausgeben und verwenden, wie es Allah(s.w.t) vorgeschrieben hat. Allah(s.w.t) sagte in Surah Al-Hadid: “Glaubt an Allah und Seinen Gesandten und spendet von dem, worin Er euch zu Nachfolgern gemacht hat"152, und sagte auch in Surah An-Nur: “...und gebt ihnen von Allahs Reichtum, den Er euch gegeben hat."153 In dieser Hinsicht ist Zakah eine Handlung der Frömmigkeit, die, wie das Gebet und das Fasten, den Gläubigen näher zu

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seinem Schöpfer bringt. Außerdem ist Zakah ein Mittel der Vermögensverteilung, die die Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Klassen und Gruppen reduziert. Sie leistet einen deutlichen Beitrag zur sozialen Stabilität. Durch das Reinigen der Seele der Reichen von Selbstsucht und der Armen von Neid und Groll gegen die Gesellschaft schließt Zakah die Wege zum Klassenhass und macht es möglich, dass die Quelle der Brüderlichkeit und Solidarität hervorströmt. Das Leisten von Zakah ist nicht bloß den persönlichen Gefühlen und der Bereitschaft der Reichen überlassen. Es steht vielmehr auf fest aufgebautem und erklärtem Recht. Falls die Abgabe der Zakah von Reichen ignoriert werden sollte, kann sie von der anerkannten Verwaltung einer islamischen Gemeinschaft per Gesetz eingezogen werden. Allah(s.w.t) hat aufs Schärfste diejenigen gewarnt, die ihrer Pflicht der Zakah-Abgabe nicht nachkommen. Allah(s.w.t.) sagt in Surah Al-Imran: “Und jene, die geizig sind mit dem, was Allah ihnen von Seiner Huld verliehen hat, sollen nicht meinen, es sei ihnen zum Heil; nein, es ist ihnen zum Unheil. Am Tage der Auferstehung wird ihnen umgehängt werden, womit sie geizig waren. Und Allah gehört das Erbe der Himmel und der Erde, und Allah ist wohl vertraut mit dem, was sie tun."154 Zakah ist das jährliche Entrichten eines bestimmten Prozentsatzes vom Netto vermögen (in der Regel 2,5% des Barvermögens, das den Minimumbetrag überschreitet und ein Jahr lang geruht hat) mit der erklärten Absicht (Niyyah) sie auszugeben. Zakah wird für bestimmte Zwecke und an bestimmte Personenkreise der Gesellschaft, wie Arme, Bedürftige, Neumuslime, tief Verschuldete, usw. entrichtet. Die

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Einzelheiten zur Zakah sind in zahlreichen Büchern der islamischen Rechtsprechung (Fiqh) nachzulesen und sind von vielen Gelehrten ausführlich behandelt und erklärt worden. 1.5. Der Pilgerfahrt 1.5.1. Pilgerfahrt nach Makkah (Hadsch) In Surah Al-Hadsch sagt Allah (s.w. t): “Und rufe die Menschen auf zur Pilgerfahrt. Sie werden zu dir kommen zu Fuß und auf allen möglichen abgemagerten Reittieren. Aus den fernsten Gegenden werden sie kommen, um Zeugnis abzulegen für den Vorteil, der ihnen zuteil wurde, und während der festgesetzten Tage des Namens Allahs zu gedenken..."255 Hadsch ist eine der Grundsäulen des Islam. Es ist eine Pflicht für jeden Muslim einmal in seinem Leben die Pilgerfahrt nach Makkah zu machen, wenn er oder sie die Voraussetzungen dafür hat. Die Pilgerfahrt ist eine schöne Reise. Die Muslime gehen, fahren bzw. fliegen nach Makkah mit Leib und Seele, laufen auf dem Gebirge von Arafat, machen Tawafum das Haus Gottes (Kaabah) und sagen: “Ich bin hier nach Deinem Ruf" (Labbaik Allahumma Labbaik). Die Auswirkungen der Pilgerfahrt auf die nach Makkah reisende Muslime lassen sich u.a. wie folgt beschreiben: Hadsch gibt den Muslimen die Möglichkeit sich geistig wie seelisch zu bereichern. Die Muslime können dadurch ihre Demut (Taqwa) gegenüber Allah (s.w.t.) vertiefen. Ihre Sünden können sie bereuen. Durch Hadsch können die Muslime das Gefühl der Brüderlichkeit erfahren. Nach der l ugerfahrt können sie mit reinem Herzen zurückkehren und

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das Gute in ihrem Alltag realisieren. Durch die Pilgerfahrt verlässt eine Person ihren Geburtsort zum Besuch des Gotteshauses (Kaabah) und knüpft Kontakte zu den Muslimen aller Welt. Das ermöglicht ihr, ihre Beziehung mit der muslimischen Gemeinschaft (Ummah) zu vertiefen. Neben der geistigen Bereicherung ergeben sich durch die Pilgerfahrt aber auch materielle Vorteile, da die Muslime bei dieser Gelegenheit Handel betreiben dürfen. Die Pilger fragten den Propheten Muhammad(s.a.w.) über das Betreiben des Handels bei der Pilgerfahrt. Zu dieser Gelegenheit wurde von Allah(s.w.t.) in Surah Al-Baqarah offenbart: “Es ist keine Sünde für euch, danach zu streben, dass euer Herr euch Gunst erweist (indem ihr die Pilgerfahrt mit Handelsgeschäften verbindet)."156 Hadscb vermittelt den Muslimen ein einheitliches Bild der Menschheit. Die Herrschenden und die Beherrschten, Reiche wie Arme, die Angehörigen verschiedener Völker und Klassen haben gleiche Kleidung an und alle stehen in einer Reihe Allah (s.w. t.) demütig gegenüber. Laut eines Hadith aus Baihaqi sagte Prophet Muhammad(s.a.w.) in seiner letzten öffentlichen Rede bei der Abschiedspilgerfahrt: “O ihr Menschen, euer Herr ist ein einziger. Ein Araber hat keinen Vorzug vor einem Nichtaraber und ein Nichtaraber hat keinen Vorzug vor einem Araber, weder weiß auf schwarz noch schwarz auf weiß, außer Gottesfürchtigkeit (Taqwa). Vor Gott ist derjenige von euch respektvoll, der am meisten gottesfürchtig ist."157 Hadsch ist eine Reise des Friedens. Die Kaabah und ihre Umgebung sind nach dem Quran ein Ort des Friedens. In Surah Al-Imran wurde gesagt: “Wer da eintritt, ist in

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Sicherheit."158 Während der Monate von Dul-Qa'dah und Dul-Hidscha ist jeglicher Streit oder Blutvergießen verboten. Damit ist ein vollkommener Frieden während der Hadsch gesichert. Hadsch stellt eine Vollversammlung der Menschen aller Welt dar, die nicht von irgendeinem Herrscher der Erde, sondern von dem Herrscher aller Welten (Rabb-ul-Alamin) einberufen wird. Hier finden die Muslime aus verschiedenen Ländern mit verschiedenen Sprachzugehörigkeiten zueinander. Sie sind mit der Kraft des Glaubens (Iman) miteinander gebunden und sagen mit einer Stimme: “Ich bin hier nach Deinem Ruf (Labbaik Allahumma Labbaik). 1.5.2. Tag von Arafat(Yaum-u-Arafat) In Surah Al-Baqarah sagt Allah (s.w. t.): “Und wenn ihr von Arafat herbeieilt, dann gedenkt Allahs bei der heiligen Gedenkstätte (Masch'ar-al-Haram)."159 Yaum-u-Arafat bedeutet wörtlich “Tag der Begegnung bzw. Erkennung." An diesem Tag stehen alle Pilger auf dem Gebirge von Arafat. Die Pilger verlassen alle weltlichen Dinge wie Familie, Heimat, Arbeit, usw. und wenden sich dem Allmächtigen Allah(s.w.t) mit Leib und Seele zu. Einstimmig erheben sie ihre Stimmen vom Gebirge Arafat und rufen: “Ich bin hier nach Deinem Ruf (Labbaik Allahumma Labbaik). Alle Muslime möchten mindestens einmal in ihrem Leben nach Arafat reisen und bitten Allah(s.w.t.), ihnen diese Gelegenheit zu ermöglichen. Der Tag von Arafat hat eine große Bedeutung. An diesem Tag werden die Sünden derjenigen Muslimen mit Willen Allahs verziehen, die sich mit reinem Herzen und

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Gottesfürchtigkeit an Ihn(s.w.t) wenden. Laut einer Überlieferung von Abu Qatadah(r.hu.) sagte Prophet Muhammad(s.a.w.): “Ich hoffe, dass Allah die Sünden des vergangenen und kommenden Jahres desjenigen verzeihen wird, der am Tag von Arafat fastet."160 Die Menschen, die wegen ihrer Missetaten auf dieser Erde in die Hölle gehen, ihnen wird von Allah (s.w. t.) verziehen, wenn sie an diesem Tag mit reiner Absicht um Verzeihung bitten. Nach einem Hadith des Propheten Muhammad(s.a.w.), das von Aischah(r.ha.) berichtet wurde: “Es gibt keinen Tag außer Arafat, an dem Allah (s.w.t.) eine Reihe von Menschen vor dem Feuer (der Hölle) retten wird."161 Laut einer weiteren Überlieferung, die aus Musnad Malik und Hakim entnommen wurde, sagte Prophet Muhammad(s.a.w.): “Mit Ausnahme von Al-Badr gibt es keinen anderen Tag außer Arafat, an dem der Schaitan klein, schlecht, zornig und erniedrigt ist. Die Gründe dafür sind, weil er zusehen muss, wie Allah (s.w. t.) (Seine Schöpfung) segnet und (ihre) großen Sünden verzeiht."102 Arafat ist ein Tag des Bittgebets (Du'a). Prophet Muhammad(s.a.w.) sagte: “Der beste Tag des Bittgebets ist der Tag von Arafat. Und die beste Sache, die ich und die Propheten vor mir verkündet haben, lautet: “Es gibt keinen Gott außer Allah. Er ist der Einzigste und Er hat keinen Partner" (Lailahaill-Allah wahdahu la ScharikaIah)."163 Es wird auch an die letzte öffentliche Rede von Prophet Muhammad(s.a.w.) erinnert, die er am Tag von Arafat hielt. Er(s.a.w.) sagte: “O ihr Menschen! Hört auf meine Worte, denn ich weiß nicht, ob ich euch nochmals an dieser Stelle treffen werde. Euer Leben und euer Besitz sind euch heilig und unverletzlich, bis ihr eurem Herrn begegnet, so wie

Die Grundsäulen des Islam

auch dieser Tag und dieser Monat heilig ist. Ihr werdet eurem Herrn begegnen, und Er wird euch nach euren Taten fragen. Wer ein Gut besitzt, das ihm anvertraut wurde, der o-ebe es dem zurück, der es ihm gegeben hat. Zins und o

Wucher (Riba) sind verboten. Wer Schulden hat, soll nur das zurückgeben, was er geliehen hat. Von jetzt an ist die Blutrache, wie sie in heidnischer Zeit (Dschahiliyyah) Brauch war, verboten und Blutfehden sind abgeschafft. O ihr Menschen! Ihr habt Rechte euren Frauen gegenüber, und eure Frauen haben Rechte euch gegenüber. Behandelt eure Frauen mit Freundlichkeit und Liebe. Ihr habt sie als von Gott anvertrautes Gut erhalten, und der Umgang mit ihnen ist euch erlaubt durch Gottes Wort. Und eure Diener und Sklaven, gebt ihnen vom gleichen Essen, das ihr selber esst und kleidet sie genauso wie euch selbst. Und wenn sie einen Fehler begehen, den zu vergeben ihr nicht geneigt seid, so trennt euch von ihnen, denn sie sind Diener Gottes und dürfen nicht hart behandelt werden. O ihr Menschen! Hört und versteht meine Worte! Wisset, dass alle Muslime Brüder sind. Niemand darf von seinem Bruder etwas nehmen, was dieser ihm nicht gerne gibt. Hütet euch vor Ungerechtigkeit! O Herr! Habe ich meine Botschaft mitgeteilt und meine Sendung erfüllt?" Darauf antworteten die Muslime mit einer Stimme: “Wahrlich, das hast du!" Danach erhob Prophet Muhammad(s.a.w.) die Hände zum Himmel und sagte: “So sei Du mein Zeuge, O Herr!"164 Die Muslime sind daher verpflichtet, die Anweisungen Allahs (s.w.t.) und Seines Gesandten(s.a.w.) zu befolgen. Am Tag von Arafat können sich die Muslime insbesondere an diese Anweisungen erinnern und Allah (s.w.t.) um Vergebung ihrer Sünden bitten, die durch die Vernachlässigung

Die Grundsäulen des Islam

der Anweisungen entstehen. In Surah Muhammad wird gesagt: “Wisse darum, dass es keinen Gott gibt außer Allah, und bitte um Vergebung für deine Sünden und für die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen."165

Das Wissen

Das Wissen 2.1. Die Bedeutung des Wissenserwerbs im Islam -1 In Surah Al-Fatir sagt Allah(s.w.t): “Und ebenso gibt es unter den Menschen und den Tieren und dem Vieh eine Vielfalt der Farben. Wahrlich, die Wissenden unter Seinen Dienern furchten Allah. Fürwahr, Allah ist Allmächtig, Allvergebend."166 In Surah Ta Ha empfiehlt Allah(s.w.t) folgendes Bittgebet: “O mein Herr, mehre mich an Wissen."167 Nach einem Hadith, das von Abu Darda (r.hu.) in Sunan Abu Da'ud berichtet wurde, sagte Prophet Muhammad(s.a.w.): “Wer auf dem Weg ist um Wissen zu erlangen, Allah wird ihm den Weg ins Paradies erleichtern."168 Laut einem anderen Hadith, das von Abu Hurairah(r.hu.) berichtet wurde, sagte Prophet Muhammad(s.a.w.): “Wenn ein Mensch stirbt, hören alle seine Handlungen in dieser Welt auf mit Ausnahme von drei, (nämlich) seine laufende Wohltätigkeit (Sadaqah-al-Jariyyah), sein Wissen, das (den Menschen noch) zu Gute kommt und sein gütiger Nachwuchs, der für ihn (ein) Bittgebet (Du'a) macht."169 Die oben genannten Stellen des Qurans und die Überlieferungen des Propheten Muhammad (s. a.w.) sind nur einige Beispiele, welche den hohen Stellenwert des Erwerbs des Wissens und der Wissenden andeuten. Der Aufruf, Wissen und Weisheit zu suchen und sich anzueignen, ist

Das Wissen

ein wesentlicher Bestandteil der islamischen Lehre. Islamische Lehre und Wissenschaft befinden sich in Harmonie. Sie widersprechen einander nicht. Allah (s.w.t.) hat Seine Offenbarung an Seinem Propheten Muhammad(s.a.w.) gewiss mit dem Wort “Lies!"170 angefangen. Er(s.w.t.) sagte in Surah Az-Zumar: “Sprich: sind etwa diejenigen, die wissen, denen gleich, die nichtwissen? Doch nur die Einsichtigen lassen sich ermahnen."171 Der Islam hat den Stellenwert der Gelehrten sehr hoch gehalten. In Surah Al-Mudschadalah wurde verkündet: “Allah wird diejenigen, denen Wissen gegeben war, um Rangstufen erhöhen. Und Allah ist wohlvertraut mit dem, was ihr tut."172 Nach einem Hadith, das von Abdullah bin Amr(r.hu.) in Bukhari zitiert wurde, sagte Prophet Muhammad(s.a.w.): “Allah löscht das Wissen nicht einfach von Menschen weg, sondern löscht das Wissen (dann), wenn die Gelehrten sterben. Und wenn keine wissenden Gelehrten mehr da sind, dann nehmen sich die Menschen unwissende Führer, die ohne Wissen ein Urteil (Fatwa) abgeben und dadurch sich und die anderen in die Irre führen."173

2.2. Die Bedeutung des Wissenserwerbs im Islam - II In Surah Al-Mudschadalah verkündet Allah(s.w.t): “Allah wird diejenigen, denen Wissen gegeben war, um Rangstufen erhöhen."174 In Surah Az-Zumar heißt es weiter: “Sprich: sind etwa diejenigen, die wissen, denen gleich, die nichtwissen? Doch nur die Einsichtigen lassen sich ermahnen."175 Erwerb von Wissen ist eine Pflicht aller Muslime. Laut einer Überlieferung von Anas(r.hu.), die aus Ibn Madschah, Baihaqi und Tabarani entnommen wurde, sagte

Das Wissen

Prophet Muhammad(s.a.w.) über den Erwerb des Wissens: Erwerb des Wissens ist eine Pflicht für den Muslim."176 Die islamischen Gelehrten (Fuqaha) haben die Pflicht zum Wissenserwerb in zwei Kategorien unterteilt. Die erste Kategorie ist die Grundpflicht (Fard-ul-Ain) für jeden Muslim. Diese Kategorie beinhaltet das Wissen, das man braucht, um die islamischen Grundpflichten zu erfüllen. Dazu gehört vor allem das islamische Glaubensbekenntnis, Gebet, Spende, Fasten, Pilgerfahrt nach Makkah, usw. Dieses Wissen ist die Basis für alle anderen Arten von Wissen, ohne diese ist alles andere nutzlos. Nach der zweiten Kategorie der Wissenspflicht (Fardul-Kifayah) müssen mindestens einige Leute der muslimischen Gemeinschaft nach Wissen streben. Wenn einige von der Gemeinschaft diese Art von Wissen erwerben, dann entfaltet sich die ganze Gemeinschaft und wenn es keiner tut, dann ist die ganze Gemeinschaft schuldig. Die zweite Kategorie der Wissenspflicht lässt sich in zwei Teile unterteilen. Erstens, das islamische Recht (Schariah). Hier geht es um die Einzelheiten über Glaube, Gebet, menschliche Handlungen und andere relevanten Wissensbereiche der islamischen Rechtsprechung (Fiqh). Zweitens, das allgemeine Wissen. Dieser Teil umfasst alle Bereiche des Wissens, die die Menschen im alltäglichen Leben brauchen einschließlich Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften. In vorherigen Zeiten beschränkte sich die Wissensübermittlung auf die Unterrichtung von Mensch zu Mensch sowie auf Schulen. Heutzutage ist die Wissensübermittlung noch einfacher durch Bücher, elektronische Medien, Rundfunk, Internet, usw. Leider machen die Muslime von den oben genannten Quellen des Wissenserwerbs wenig Ge-

Das Wissen

brauch. Das allgemeine Bildungsniveau der Muslime sowohl auf der Ebene des islamischen Rechts als auch auf der Ebene des allgemeinen Wissens ist sehr niedrig und oberflächlich. Die Muslime sind weiterhin verpflichtet nach Wissen zu streben und es sich anzueignen. Nach einer übereinstimmenden Überlieferung hat Prophet Muhammad(s.a.w) gesagt: “Wer auf dem Weg ist.. ,..um Wissen zu erlangen, Allah wird ihm den Weg ins Paradies erleichtern."177

2.3. Die Quellen des Wissens im Islam Islamische Lehre und Anweisungen beziehen sich auf den Quran und die Sunnab, das heißt die Handlungen des Propheten Muhammad(s.a.w). Der Quran und die Sunnah des Propheten Muhammad(s.a.w.) sind die Hauptquellen des Wissens im Islam. Diese Quellen sind uns ununterbrochen und unverfälscht verfügbar. Die allerwichtigste Quelle des islamischen Rechts ist der Quran, die großzügige Offenbarung und das zweifellose Buch von Allah(s.w.t.). Der Quran ist von Allah(s.w.t) nicht offenbart, um ausschließlich das Bücherregal oder die Wand zu dekorieren. Der Quran ist offenbart, um durch ihn Menschen den Sinn des Lebens zu erklären und sie auf den rechten Weg zu leiten. In Surah An-Nisa wird verkündet: “O ihr Menschen! Es ist bereits ein Beweis von eurem Herrn zu euch gekommen und Wir haben euch ein klares Licht herabgesandt. Was nun jene angeht, die an Allah glauben und an Ihm festhalten, die wird Er eingehen lassen in Seine Barmherzigkeit und Huld und auf dem geraden Weg zu Sich führen."178 Ebenfalls wird in Surah Al-Ma'idah über den Sinn der Offenbarung folgendes erklärt: “Wir haben

Das Wissen

dir das Buch mit der Wahrheit herabgesandt, um das zu bestätigen, was im Buch zuvor war und um darüber zu wachen. Darum richte zwischen ihnen nach dem, was Allah dir herabgesandt hat und folge nicht ihren Wünschen, nun da die Wahrheit zu dir gekommen ist."179 Nach dem Quran gilt die Sunnah des Propheten Muhammad(s.a.w.) als die zweitwichtigste Quelle des islamischen Rechts. In der Person des Propheten Muhammad(s.a.w.) lässt sich die Praxis des Qurans erblikken. Die Anweisungen des Qurans wie der Glaube, das Gebet, die Moral, das Verhalten, usw. sind durch die Sunnah des Propheten Muhammad(s.a.w.) zu befolgen. In Surah An-Nisa sagt Allah (s.w. t): “Wer dem Gesandten gehorcht, der hat Allah gehorcht."180 Prophet Muhammad(s.a.w) ist ein Vorbild für die Menschheit. In Surah Al-Ahzab wird diese Tatsache von Allah(s.w.t.) so bestätigt: “Ihr habt fürwahr im Gesandten Allahs ein vortreffliches Vorbild für den, der auf Allah hofft und auf den Jüngsten Tag und oft Allahs gedenkt."181 Der letzte Prophet Muhammad(s.a.w) ist das beste Beispiel für Vollkommenheit und ein Symbol des Gleichgewichts zwischen Ideologie und Praxis, zwischen Gefühl und Verstand, zwischen Glaube und Wissenschaft, zwischen Geist und Materie, zwischen Individuum und Gemeinschaft, zwischen Rechten des Gottes und den Belangen des Egos. Allah (s.w. t.) hat den Quran durch Prophet Muhammad(s.a.w) offenbart und dadurch die Menschheit auf den rechten Pfad geleitet. Der Prophet Muhammad(s.a.w.), den Allah(s.w.t) gesandt hat, ist Barmherzigkeit für alle Welten. Die sekundären Quellen des islamischen Rechts sind unter anderen die Meinungen der islamischen Rechtsge-

Das Wissen

lehrten. Dazu gehören vor allem die vier bekannten islamischen Gelehrten, nämlich Imam Abu Hanifah, Imam Hanbai, Imam Malik und Imam Schafii. Alle diese Gelehrten haben versucht, in ihrem Leben verschiedene Aspekte des Islam für uns verständlich zu machen. Keiner dieser Gelehrten hat die Absolutheit seines Denkens behauptet. Nach dem Tod dieser Gelehrten haben jedoch eine Reihe von Muslimen den einen oder anderen Gelehrten an Stelle von Quran und Sunnah als Hauptquelle des islamischen Rechts betrachtet. Somit wurden die kleinen Meinungsunterschiede dieser oder anderer Rechtsgelehrten des Islam als Hauptproblem dargestellt. In Surah An-Nisa wurde von Allah(s.w.t) in klaren Worten gesagt: “O die ihr glaubt! Gehorcht Allah und gehorcht dem Gesandten und den Verantwortlichen unter euch. Und wenn ihr über etwas in Streit geratet, dann bringt es vor Allah und den Gesandten, sofern ihr an Allah glaubt und an den Jüngsten Tag. Das ist am besten und die schönste (Art des Vorgehens und der) Auslegung."182 Das heißt, wenn ein Muslim oder Muslima über einen Sachverhalt die Meinung eines bestimmten islamischen Gelehrten einholt und trotzdem ein Zweifel bleibt, dann reicht es, dass er oder sie selbst versucht alleine im Sinne von Quran und Sunnah die Lösung des Problems zu finden. 2.4. Aufklärungsarbeit für Islam (Dawah) -1 In Surah Fussilat sagt Allah(s.w.t.): “Wessen Rede ist besser als die desjenigen, der zu Allah ruft und gute Werke tut und spricht: “Ich gehöre fürwahr zu den Gottergebenen."183

Das Wissen

Für die Aufklärungsarbeit über den Islam wird der Begriff Dawakfi Sabilillah verwendet. Die Aufklärungsarbeit über den Islam kann verschiedene Formen annehmen. Eine aktive Aufklärungsarbeit wird geleistet, indem man den Menschen verschiedene Aspekte des Islam verständlich macht, versucht Vorurteile und Missverständnisse über den Islam zu beseitigen, zum Guten einlädt und das Schlechte verbietet, usw. In Surah Al-Imran verkündet Allah (s.w. t.): “Und es soll unter euch eine Gemeinschaft sein, die zum Guten aufruft und das Rechte gebietet und Unrecht verwehrt."184 Die Voraussetzungen für die aktive Aufklärungsarbeit sind vor allem, dass man die Absicht hat alles nur für Allahs Willen zu tun, selber aufgeklärt ist und ausreichend Wissen besitzt und selbst das praktiziert, wozu man den anderen einlädt. 2.5. Aufklärungsarbeit für Islam (Dawah) - II In der letzten Khutbah ging es um die Aufklärungsarbeit für Islam, nämlich Dawah. Es wurde dabei die Wichtigkeit und der höhere Stellenwert dieser Tätigkeit im Islam kurz angedeutet. Ein Teil dieser Aufgabe besteht auch darin, dass die Muslime zu rechten Taten einladen, das Gute gebieten und das Böse verwehren, das im Islam mit dem Begriff Amr bilMaruf im Nahi anelMunkar allgemein bekannt ist. Wir lernen von Allahs Buch, dass die echten Wahrzeichen der islamischen Gemeinschaft aus dieser Aufgabe bestehen. Allah(s.w.t) sagte in Surah Al-Imran: »Ihr seid die beste Gemeinschaft, die unter den Menschen hervorgebracht worden ist. Ihr gebietet das Rechte und

Das Wissen

verwehrt Unrecht und glaubt an Allah."185 Alle Muslime sind daher verpflichtet zumindest die Absicht zu besitzen, diese edlen Aufgaben wahrzunehmen. Es sind bestimmte Voraussetzungen erforderlich, um diese Aufgabe angemessen mit Allahs Anweisungen wahrzunehmen. Diese Voraussetzungen können im wesentlichen in drei Punkten zusammengefasst werden. Erstens muss die Absicht (Niyyah) für die Aufklärungsarbeit rein und in erster Linie für Allahs Willen sein. Sie soll dazu dienen das Wohlwollen Allahs zu erlangen. Sie darf nicht dazu dienen um irgendwelche eigenen Interessen zu verfolgen oder um sich einfach zu zeigen, geschweige denn andere zu beleidigen oder zu erniedrigen. Laut einer Überlieferung, die von Ibn Marduyah(r.hu.) überliefert wurde, sagte Prophet Muhammad (s.a.w.): “Allah akzeptiert keine Handlung bis sie nicht rein für Ihn gerichtet ist."186 Zweitens sollte man selbst aufgeklärt sein und ausreichendes Wissen besitzen über das, wozu man die anderen einlädt. Allah (s.w.t.) sagte in Surah Yusuf: “Sprich: “Das ist mein Weg. Ich rufe zu Allah. Ich und die mir folgen, haben klare Kenntnis. Und gepriesen ist Allah; und ich gehöre nicht zu den Götzendienern.""187 Dazu gehört auch, dass man die richtige und schöne Weise kennt, wie man andere einlädt. Allah (s.w.t.) sagte in Surah An-Nahl: “Rufe auf zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung, und streite mit ihnen auf die beste Art."188 Drittens sollte man das, wozu man andere einlädt, unbedingt in erster Linie selbst praktizieren. Allah (s.w.t.) sagte in Surah As-Saff: “O die ihr glaubt, warum sagt ihr, was ihr nicht tut? Höchst hassenswert ist es vor Allah, dass ihr sagt, was ihr nicht tut."189 In Surah Al-Baqarah wurde diesDas Wissen

bezüglich gesagt: “Wollt ihr andere ermahnen, das Rechte zu tun, und euer selbst vergessen, obwohl ihr das Buch lest? Wollt ihr denn nicht verstehen?"190

Das Gute und Böse

Das Gute und Böse 3.1. Das Konzept von Erlaubtem (Halal) und Verbotenem (Haram) Allah (s.w.t.) hat die Eigenschaft der “Ausgewogenheit" (Wassat) als eines der wichtigen Merkmale einer wahren und idealen islamischen Gemeinschaft (Ummah) bezeichnet, so sagte Allah (s.w.t.) etwa in Surah Al-Baqarah: “Und so machten Wir euch zu einer ausgewogenen Gemeinschaft."191 Diese Eigenschaft ist überall in der islamischen Lehre gegenwärtig und spürbar, auch, ja sogar insbesondere, was das Thema Erlaubtes und Verbotenes betrifft. Menschen haben seit je, was diesen Aspekt betrifft, eine besondere Tendenz in das Extreme zu gehen. Manche haben sich alles erlaubt, was ihre Hände greifen konnten, ohne dabei an jeglicher Grenze halt zu machen. Andere, wie zum Beispiel die Mönchsorden, haben sich ohne wesentlichen Grund fast alles verboten. Allah(s.w.t) hat es im Quran klar gemacht, dass nur Allah(s.w.t.) das absolute Recht hat, etwas zu erlauben oder etwas zu verbieten. Allah(s.w.t) hat diejenigen verurteilt, die dieses Recht neben Ihm(s.w.t.) beansprucht haben, so sagte Allah(s.w.t) m Surah Yunus: “Sprich: “Habt ihr bedacht, dass Allah euch Versorgung (Rizq) hinabgesandt hat, ihr aber machtet (etwas) davon unerlaubt und (anderes) erlaubt?" Sprich:

Das Gute und Böse

“Hat Allah euch (das) gestattet oder erfindet ihr Lügen wider Allah?"."192 In Surah An-Nahl wurde verkündet: “Und sagt nicht, auf Grund des Falschen eurer Zungen: “Das ist erlaubt, und das ist nicht erlaubt", so dass ihr eine Lüge erdichtet gegen Allah. Die eine Lüge gegen Allah erdichten, sie haben keinen Erfolg."193 Es bestehen einige, ausschließlich auf Quran und Sunnab basierende Regeln im Islam, die diesen Aspekt regulieren. Diese Regeln lassen sich im allgemeinen so auflisten: Im Grunde gilt alles, was Allah(s.w.t.) für die Menschen erschaffen hat, als erlaubt. Allah(s.w.t.) sagte in Surah AlMa'idah: “Sie fragen dich, was ihnen erlaubt sei. Sprich: “Alle guten, reinen Dinge (Tayyebat) sind euch erlaubt."194 In Surah Luqman wurde gesagt: “Habt ihr nicht gesehen, dass Allah euch alles dienstbar gemacht hat, was in den Himmeln und was auf der Erde ist, und Seine Wohltaten reichlich über euch ergossen hat äußerlich wie innerlich?"1''0 Laut Hadith Tirmizi, Ibn Madschah und Hakim sagte Prophet Muhammad(s.a.w): “Was Allah in Seinem Buch erlaubt hat, das ist das Erlaubte (Halal), und was Allah verboten hat, das ist das Verbotene (Haram), und was Allah nicht erwähnt hat, das ist Seine Verzeihung."196 Wie bereits erwähnt, nur Allah(s.w.t) hat die Berechtigung etwas von Seiner Schöpfung als verboten zu erklären, entweder direkt im Quran oder über die Sunnah Seines letzten Propheten Muhammad(s.a.w.). Allah(s.w.t) hat für die Menschen, ausschließlich zu ihrem Wohlergehen, gewisse Dinge und Angelegenheiten verboten. Es stecken immer gewisse Weisheiten dahinter, auch wenn einige Menschen diese Weisheiten nicht sofort erkennen können. Allah(s.w.t) sagte in Surah Al-Araf: “Sprich:

Das Gute und Böse

Mein Herr hat nur Schändlichkeiten verboten, seien sie offen oder verborgen, dazu Sünde und ungerechte Gewalttat und dass ihr Allah das zur Seite setzt, wozu Rr keine Vollmacht herabsandte, und dass ihr von Allah aussagt, was 197 inr nicht wisst."" Die Lehre des Islam, die über den Propheten Muhammad(s.a.w.) verkündet wurde, ist bereits über 1400 Jahre alt. Es hat sich während dieser Zeit, was die Grundzüge dieser Lehre betrifft, überhaupt nichts geändert. Während dieser ganzen Zeit haben sich die Weisheiten in dieser Lehre nur noch weiter bestätigt und befestigt. Das betrifft auch ausnahmslos die Weisheiten in Bezug auf das Verbotene und Erlaubte im Islam. Alles was dazu führt in die verbotenen Angelegenheiten zu kommen, ist auch verboten. Zum Beispiel erklärte Allah(s.w.t) das Konsumieren von alkoholischen Getränken als verboten. Alles was dazu führt oder damit zu tun hat, wie z.B. das Produzieren, Transportieren oder Verkaufen von Alkohol, ist auch verboten. Gute Absichten (Niyyah) rechtfertigen nicht etwas Verbotenes zu tun. Man darf zum Beispiel nicht etwas stehlen, um es für einen guten Zweck auszugeben. Laut einer Überlieferung von Abu Hurairah (r.hu.), die aus Muslim entnommen wurde, sagte Prophet Muhammad(s.a.w): “O Menschen! Allah ist rein (Tayyeb) und deswegen akzeptiert Er nur das, was rein (Tayyeb) ist."198 Allah(s.w.t.) ist allwissend und allhörend. Tricks, um etwas Verbotenes zu umgehen, bringen nur weiteren Zorn und Strafe von Ihm(s.w.t.). In der Not und in dringend unausweichbaren Situatio-

Das Gute und Böse

nen entfällt das Verbot von Dingen, wenn sich dadurch die Not beseitigen lässt. Allah(s.w.t) sagte in Surah AlBaqarah: “Wer aber durch Not getrieben wird, nicht ungehorsam und das Maß überschreitend, für ihn soll es keine Sünde sein. Allah ist allvergebend, barmherzig."199

3.2. Innovation in der Religion (Bid'ah) - I Allah(s.w.t.) sagte in Surah Al-Ma'idah: “Heute habe Ich eure Religion für euch vollendet und Meine Gnade an euch erfüllt und euch den Islam zur Religion erwählt."200 Mit dieser Stelle hat Allah (s.w.t.) die Vollendung und die Vollkommenheit der Lehre des Islam für die Muslime verkündet. Alles was ein Mensch braucht, um seinen Schöpfer zu erkennen und Ihn(s.w.t) so zu verehren und so zu dienen wie der Schöpfer es angeordnet hat, ist in dieser Botschaft enthalten. Allah(s.w.t) und Sein Prophet Muhammad (s.a.w.) lehren uns in vielen Stellen und auf klarste Weise, dass absolut kein weiterer Raum in dieser Hinsicht besteht. So sagte Allah(s.w.t) in Surah Yunus: “Was also sollte bleiben nach der Wahrheit (also der Lehre des Islam) denn Irrtum? Wie lasst ihr euch abwendig machen?"201 Über die Vollkommenheit der Religion des Islam wurde zusätzlich in Surah AlAn'am verkündet: “Das Wort deines Herrn wird vollendet sein in Wahrheit und Gerechtigkeit. Keiner vermag Seine Worte zu ändern, und Er ist der Allhörende, der Allwissende."202 Prophet Muhammad (s.a.w.) ist der letzte Prophet von Allah (s.w.t.). Er(s.a.w) war und ist das beste Beispiel dafür, wie ein Geschöpf seinen Schöpfer erkennt und Ihn auf schönste und beste Weise verehrt und dient. Kein Mensch

Das Gute und Böse

wird diese hohe Stufe erreichen und Allah(s.w.t) besser erkennen und dienen als der Prophet Muhammad(s.a.w.). Deswegen hat Allah(s.w.t.) uns befohlen, den Prophet Muhammad(s.a.w.) als Beispiel zu nehmen und ihm(s.a.w.) einfach zu folgen. Allah(s.w.t) sagte in Surah Al-Ahzab: “Ihr habt fürwahr im Gesandten Allahs ein vortreffliches Vorbild für den, der auf Allah hofft und auf den Jüngsten Tag und häufig Allahs gedenkt."203 Der Prophet(s.a.w.) pflegte immer alle seine wichtigen Reden nach der Lobpreisung von Allah(s.w.t) mit folgenden Worten, die in Muslim über Dschabir bin Abdullah(r.hu.) überliefert wurden, einzuleiten: “Wahrlich die besten Worte sind Allahs Worte und die beste Rechtleitung ist die, die über Muhammad ist und die schlimmsten Affären sind die Innovation in der Religion (Bid'ah) und jede Innovation in der Religion (Bid'ah) führt in die Irre."204 Von daher lernen wir, dass die Religion des Islam von Allah (s.w.t.) ihre Vollkommenheit und endgültige perfekte Form bereits bekommen hat. Jeder Versuch in dieser Hinsicht etwas dazuzufügen oder etwas zu erlauben, was von Allah (s.w. t.) strikt verboten wurde, ist als Innovation in der Religion (Bid'ah) zu betrachten. Allah(s.w.t.) sagte in Surah Asch-Schura: “Haben sie Nebengötter, die ihnen eine Religion vorschrieben, die Allah nicht verordnet hat."205 Jeder Muslim sollte sich, was die Verehrung und das Dienen Allahs (s.w.t.) betrifft, strikt und genau nach dem Beispiel des Propheten Muhammad(s.a.w.) richten und sich daran halten, denn er(s.a.w.) war wahrlich der beste Kenner Allahs. In der nächsten Khutbah wird Inschallah versucht dieses Thema ausführlicher und mit konkreten Beispielen zu behandeln.

Das Gute und Böse

3.3. Innovation in der Religion (Bid'ah) — II In der letzten Kbutbah wurde die Tatsache hervorgehoben, dass die Religion des Islam, vor allem was Gottesdienst (Ibadah) anbelangt, durch die letzte Offenbarung an den Propheten Muhammad(s.a.w) ihre vollkommene und endgültige perfekte Form bereits erreicht hat und damit ein absolutes Verbot von Allah(s.w.t) in Hinsicht auf jegliche Änderungen oder Ergänzungen erhalten hat, egal wie groß oder klein sie sein mögen. Auf der anderen Seite, was den alltäglichen Verlauf der weltlichen Angelegenheiten angeht, hat der Islam den Menschen großen Freiraum eingeräumt, auf der Erde zu wandern, die Welt zu erforschen und daraus Lehren zu ziehen. Leider haben viele Muslime in jüngster Zeit aus rätselhaften und unbekannten Gründen die o. g. Rolle umgekehrt. Somit wurde in den weltlichen bzw. wissenschaftlichen Bereichen, im Gegensatz zu den frühen Muslimen, kaum ein Beitrag geleistet. Dies führte zum gesellschaftlichen Rückstand der Muslime.Was nun das eigentliche Praktizieren des Glaubens angeht, so haben die Muslime später, ebenso im Gegensatz zu den frühen Muslimen, ihre Zeit und Mühe damit verbracht, eine ganze Reihe von Innovationen (Bid'ah) einzuführen, obwohl sie von Allah aufgefordert worden sind, nur den Quran und den gelebten Beispielen des Propheten Muhammad (s.a.w.) zu folgen.. Das Ergebnis war ein totales Durcheinander. Dies führte zu Irrtümern, Unklarheiten und vor allem zu vielen gegenseitig miteinander konkurrierenden Sekten und Gruppen. Es gibt zahlreiche Beispiele von diesen schädlichen Innovationen in der Religion (Bid'ah), denen man heutzutage fast überall begegnen kann. Zum

Das Gute und Böse

Beispiel war es für viele Muslime unbequem dem Vorbild des Propheten Muhammad(s.a.w.) in ihrem alltäglichen Leben zu folgen und deswegen haben sie über fünfhundert Jahre nach dem Tod des Propheten(s.a.w) entdeckt, seinen Geburtstag zu feiern, trotz der Tatsache, dass das weder der Prophet(s.a.w.) selbst noch seine Gefährten (Sahabah) jemals getan haben. Diese Feiern nehmen die verschiedensten Formen an und der einzige Punkt, wo sich alle diese Formen einig sind ist der, das sie alle mit der wahren Lehre des Islam kaum noch etwas zu tun haben. Andere Muslime wollten Vermittler zwischen ihnen und ihrem Schöpfer haben und das, trotz des totalen Verbots von jeglicher Art solcher Vermittlung im Islam. So haben sie die Gräber ihrer Toten in sog. Heilige Stätten umgewandelt, wo sie sich regelmäßig treffen und ihre Wünsche und Beschwerden aussprechen, wobei Allah(s.w.t) in einer unverwechselbaren Weise in Surah Al-Baqarah gesagt hat: “Und wenn Meine Diener dich nach Mir fragen (sprich): “Ich bin nahe. Ich antworte dem Gebet des Bittenden, wenn er zu Mir betet. So sollten sie auf Mich hören und an Mich glauben, auf dass sie den rechten Weg wandeln mögen."206 Das waren nur einige Beispiele von vielen. Die Muslime sind daher aufgefordert, sich von solchen Praktiken, die keine Basis im Islam haben, fernzuhalten und einfach dem Vorbild des Propheten(s.a.w) zu folgen. 3.4. Das Erlaubte und das Verbotene in sozialen Beziehungen In Surah Al-Hudschurat sagt Allah (s.w. t.): “Die Gläubigen sind doch Brüder, darum stiftet Frieden zwischen eu-

Das Gute und Böse

ren Brüdern. Und fürchtet Allah, auf dass euch Barmherzigkeit zuteil wird."207 Die Beziehungen der Muslime untereinander sind mit zwei Säulen zu vergleichen, die sich gegenseitig stützen. Während die eine Säule für den Schutz der Rechte des einzelnen Muslims zuständig ist, befaßt sich die andere mit dem Schutz der muslimischen Gemeinschaft. Jede Äußerung und jede Tat, die diesem Schutz zuwiderlaufen, sind im Islam verboten. Die Gläubigen sind Brüder untereinander und sind füreinander da. Diese Brüderlichkeit verpflichtet sie, einander kennenzulernen, sich gegenseitig zu helfen und eine Einheit zu bilden. Negatives Verhalten, Isolation und Beschädigung oder Zersplitterung der muslimischen Einheit sind haram. Ein Muslim darf seinen muslimischen Bruder nicht verlassen. In Konfliktsituationen zwischen Muslimen wurde im Islam zur Überwindung der Aufregung und anschließenden Versöhnung ein maximaler Zeitraum von drei Tagen vorgesehen. Laut einer Überlieferung, die von Abu Hurairah(r.hu.) berichtet und aus Sunan Abu Da'ud entnommen wurde, sagte Prophet Muhammad(s.a.w.): “Ein Gläubiger darf sich nicht mehr als drei Tage von einem Gläubigen fernhalten. Nach Ablauf der drei Tage ist er verpflichtet ihn zu begrüßen. Grüßt der andere ihn zurück, dann werden beide belohnt. Grüßt der andere jedoch nicht zurück, dann hat er Schuld auf sich geladen und der Grüßende hat sich von seiner Schuld des Nichtgrüßens befreit."208 Wenn das Verlassen eines muslimischen Bruders für Allah(s.w.t.) sowie zum Schutz des islamischen Rechts und der Gerechtigkeit geschieht, dann ist das Verlassen eine Pflicht der Muslime. Prophet Muhammad(s.a.w.) hat die Muslime, die während der Schlacht von Tabuk zurückge-

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blieben waren, für fünfzig Tage verlassen, bis Allah (s.w.t.) sie begnadigt hatte.209 Ein Muslim bzw. eine Gruppe von Muslimen darf nicht einen anderen Muslim oder eine Gruppe von Muslimen verspotten. In Surah Al-Hudschurat wurde verkündet: “O ihr, die ihr glaubt! Kein Volk soll über ein anderes spotten - es mag sein, dass diese besser sind als sie - und (auch) nicht Frauen über andere Frauen - es mag sein, dass diese besser sind als sie...."210 Der Akt des Spottens basiert auf Arroganz und der Erniedrigung anderer Menschen. Der Maßstab des Guten bei Allah (s.w.t.) ist nicht unsere Abstammung, unser Aussehen oder das Geld, über das wir verfügen. Das Gute wird von Allah(s.w.t) durch den Glauben und die Taten der Menschen gemessen. Laut einer Überlieferung, die von Abu Hurairah(r.hu.) in Muslim berichtet wurde, sagte Prophet Muhammad(s.a.w.): “Gewiss, Allah sieht nicht euer Aussehen und Vermögen, sondern Er sieht eure Herzen und Taten."211 Die Muslime sollen einander auch nicht verleumden. In Surah Al-Hudschurat heißt es weiter: “...Und verleumdet euch nicht gegenseitig und ruft einander nicht mit Schimpfnamen. Schlimm ist ein Name, der Schlechtes bedeutet, nachdem man den Glauben angenommen hat. Und die, die nicht davon ablassen, das sind diejenigen, die Unrecht tun."212 Durch Schimpfen entsteht Hass und Schaden. Ein Offenlegen der persönlichen Mängel bzw. Schwächen der anderen in der Öffentlichkeit ist wie eine Messerstecherei. Ein Spruch der muslimischen Weisheit lautet daher: “Die Wunde der Zunge ist tiefer als die Wunde der Axt." Der Islam befürwortet eine Gemeinschaft, die auf die Reinheit der Seelen und das gegenseitige Vertrauen der

Das Gute und Böse

Muslime gerichtet ist. In Surah Al-Hudschurat sagt Allah(s.w.t): “O ihr, die ihr glaubt! Vermeidet häufigen Argwohn. Wahrlich, mancher Argwohn ist Sünde..."213 Die Handlungen, die im allgemeinen auf Zweifel und Misstrauen beruhen, sind im Islam unerwünscht. Zweifel bzw. Misstrauen ohne bestimmten Grund oder Beweis ist unzulässig. Prophet Muhammad(s.a.w.) hat uns vor häufigem Argwohn (Az-Zann) gemahnt und sagte: “Hütet euch vor Argwohn, denn Argwohn ist die größte aller Lügen...."214 Der Islam verbietet das gegenseitige Spionieren unter Muslimen. Wer die Mängel der anderen Muslime ausspioniert, dessen Mängel werden von Allah (s.w.t.) ans Licht gebracht. Im Islam ist es ebenfalls unerwünscht, wenn ein Muslim hinter dem Rücken seines muslimischen Bruders schlecht über ihn redet. In Surah Al-Hudschurat wurde gesagt: “...und sprecht nicht schlecht übereinander. Möchte vielleicht jemand von euch das Fleisch seines toten Bruders essen? Doch das würdet ihr verabscheuen. So fürchtet also Allah...."215 Prophet Muhammad(s.a.w.) fragte seine Gefährten: “Wisst ihr, was Ghibah bedeutet?" Die Gefährten antworteten, dass Allah(s.w.t.) und Sein Gesandter dies wissen. Der Prophet(s.a.w) erklärte die Bedeutung von Ghibah als “hinter dem Rücken einer Person etwas erzählen, was ihr wehtun würde, wenn sie es erführe." Die Gefährten fragten, ob es auch dann als Ghibah verstanden wird, wenn es zutrifft, was man erzählt. Prophet Muhammad(s.a.w.) hat geantwortet: “Wenn es wirklich zutrifft, was ihr behauptet, dann ist es in der Tat Ghibah; und wenn es nicht zutrifft, dann ist es eine Verleumdung."216 Ein Muslim, der der üblen Nachrede über einer Person zuhört, beteiligt sich ebenfalls an Ghibah. Doch derjenige, der solcher Erzählung widersteht,

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wird von Allah (s.w. t.) belohnt. Eine Weitergabe der schlechten Rede an die betreffenden Personen (Namimah) ist auch unerlaubt, weil sie zu Feindseligkeit und Unruhe führt. Im Islam wird auf den Schutz von Leib, Vermögen und Würde der Menschen großen Wert gelegt. Die Muslime sind daher verpflichtet, sich gegenseitig zu schützen und zur Bildung der Einheit der muslimischen Gemeinschaft aktiv beizutragen. 3.5. Das Verbot von Alkohol (Tahrim-ul-Khamr) Vor einigen Freitagsansprachen wurde über die Grundprinzipien des Verbotenen und des Erlaubten im Islam gesprochen. Es wurde gesagt, dass alle guten Dinge erlaubt sind, außer jenen, die von Allah(s.w.t.) verboten wurden. Nur Allah (s.w.t.) hat über die Erlaubnis oder das Verbot der Dinge zu entscheiden. Allah(s.w.t) hat manche Dinge verboten, weil sie für die Menschen schädlich sind. Allah (s.w.t.) hat nichts verboten, wofür Er(s.w.t) keine Alternative geschaffen hat. Alles was zu verbotenen Dinge führt, ist auch verboten. Ebenfalls ist es verboten, die verbotenen Dinge in abweichender Form als erlaubt zu erklären. Selbst eine gute Absicht rechtfertigt nicht, ein Verbot in eine Erlaubnis umzuwandeln. Wenn es über die Erlaubnis eines Dings Zweifel gibt, dann ist es besser auf dieses Ding zu verzichten. Der Alkohol wird in arabischer Sprache allgemein Khamr genannt. Die Bezeichnung seiner Wirkung in Form von Betrunkenheit ist Sukr. Diese ist für Körper, Seele und Glauben eines Menschen schädlich. Sie ist eine Gefahr für die Familie und Gesellschaft. Nach empirischen Beobachtern-

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gen fuhrt das Konsumieren von Alkohol zu einer Reihe von Krankheiten und Abhängigkeiten wie zum Beispiel Nervenkrankheiten und Drogenabhängigkeit usw. In alkoholisierten Zustand begeht eine Reihe von Menschen Selbstmord oder bringt andere Menschen um. Andere wiederum verlieren in diesem Zustand ihr Vermögen. Die Menschen in der Zeit der religiösen Unwissenheit (Dschahiliyyah) konsumierten Alkohol in verschiedener Form. In ihren Versammlungen haben sie getanzt und gesungen und Dichtungen erzählt, um die Gelüste der Menschen zu erwekken. Zur Zeit des letzten Propheten Muhammad(s.a.w) wurde das Konsumieren von Alkohol schrittweise verboten. Am Anfang durfte man nicht mehr beten, wenn man Alkohol getrunken und betrunken war. Danach wurde den Menschen durch den Islam bewusster gemacht, dass der Schaden des Alkohols größer als sein Nutzen ist. Zum Schluss wurde das Konsumieren von Alkohol vollständig und endgültig verboten. In Surah Al-Ma'idah wurde gesagt: “O ihr Gläubigen! Wein und Glücksspiel und Opfersteine und Lospfeile sind eines der Greuel aus dem Werk Schaitans. So meidet dies (alles), auf dass ihr erfolgreich sein mögt. Schaitan will fürwahr (nur) Feindschaft und Hass zwischen euch säen durch Wein und Glücksspiel und euch vom Gedenken Allahs und vom Gebet abwenden. Wollt ihr also nicht (damit) aufhören?"217 Seither hielten sich die Muslime vom Alkohol fern. Nach den Prinzipien des Islam gehören alle berauschenden Dinge zum Alkohol (Khamr). Im Islam wurde sowohl das Wesen als auch die Wirkung von Alkohol berücksichtigt. Laut eines Hadith des Propheten Muhammad(s.a.w) gilt: “Alle berauschenden Dinge sind Khamr und Khamr ist verboten."218 Selbst eine kleine Menge von Khamristvee-

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boten. Das Betreiben des Handels mit Alkohol ist in jeglicher Form verboten. Laut einer Überlieferung von Ibn Umar(r.hu.) hat Prophet Muhammad(s.a.w.) diejenigen Leute verdammt, die den Alkohol brauten und brauen ließen, tranken und trinken ließen, transportierten und transportieren ließen, verkauften und verkaufen ließen sowie kauften und kaufen ließen.219 Die Muslime dürfen ebenfalls keinen Wein an andere Menschen verschenken. Versammlungen, in denen Alkohol konsumiert wird, sollen von Muslimen gemieden werden. Alkohol ist kein Medikament, sondern eine Krankheit. Ein Mann befragte Prophet Muhammad (s.a.w.) über den Alkohol. DerProphet(s.a.w.) antwortete: “Er ist verboten." Der Mann fragte, ob man Alkohol als Medizin benutzen darf. Der Prophet(s.a.w) antwortete darauf: “Er ist keine Medizin, sondern eine Krankheit."220 Laut einer Überlieferung von Abu Darda(r.hu.) , die aus Sunan Abu Da'ud entnommen wurde, sagte Prophet Muhammad(s.a.w.): “Allah hat Krankheit und Medizin geschaffen. Für jede Krankheit gibt es eine Medizin. Lasst euch behandeln, nicht jedoch mit dem Verbotenen."221 Alles was schädlich ist, ist verboten und alles was verboten ist, ist schädlich.222 Ein Muslim besitzt die weltlichen Dinge im Vertrauen Gottes. Er soll weder sich noch den anderen damit schaden. Er soll die Dinge für die Reinheit seines Glaubens sowie Gesundheit seines Körpers und seiner Seele benutzen. Diese Dinge sollen sogar je nach Möglichkeit der muslimischen Gemeinschaft zu Gute kommen. Alle berauschenden Dinge wie Alkohol, Haschisch, Kokain, Heroin, Opium, usw. beeinflussen das Bewusstsein, den Glauben und die Gesundheit der Menschen und sind

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daher im Islam verboten. 3.6. Das Erlaubte und das Verbotene in Vergnügen und Spielen In Surah Al-Baqarah sagt Allah (s.w. t): “Und so machten Wir euch zu einer Gemeinschaft in der Mitte, auf dass ihr Zeugen seiet über die Menschen und der Gesandte Zeuge sei über euch."223 Islam ist eine natürliche und realistische Religion. Der Islam erkennt den Instinkt und Natur der Menschen an, womit sie von Allah(s.w.t) erschaffen wurden. Im Islam werden die natürlichen Bedürfnisse der Menschen bei der Erfüllung des Gottesdiensts mitberücksichtigt. Die Menschen werden im Islam nicht als Engel, sondern als Menschen betrachtet Der Islam fordert die Muslime nicht auf, sich immer nur mit der Lobpreisung und Erwähnung der Eigenschaften des Allmächtigen (Zikr) zu beschäftigen. Die Ruhepause verpflichtet nicht unbedingt zum Denken. Es ist zulässig außer dem Quran auch andere Quellen der Informationen zu benutzen. Die Freizeit muss nicht in der Moschee verbracht werden. So wie beim Essen und Trinken darf der Mensch auch Vergnügen und Spiele nutzen. Während der Verbreitungsphase des Islam versuchten einige Gefährten des Propheten Muhammad (s.a.w), sich im islamischen Glauben zu vertiefen und dachten, dass Vergnügen und Spielen keinen Platz in ihrem Leben hätten. Laut Muslim dachten Hanzala-al-Usayyidi und Abu Bakr (r.hu.), dass es eine Heuchelei wäre, wenn sich jemand durch den Propheten(s.a.w.) von dem Paradies und der Hölle überzeugen lässt, und danach zu seiner Familie zurückkehrt und

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sich mit seiner Frau und den Kindern vergnügt. Die beiden gingen zum Propheten(s.a.w.) und fragten nach diesem Sachverhalt. Prophet Muhammad(s.a.w.) sagte: “Ich schwöre bei Gott, wenn ihr so bleibt wie ihr bei mir gewesen seid und ihr immer (Allah) gedenkt, dann werden die Engel auf den Straßen wie auch in euren Häusern euch die Hand geben. Aber, O Hanzala! Es gibt Zeit (für eine Sache) und es gibt Zeit (für eine andere Sache)."224 Prophet Muhammad (s. a.w.) ist ein vortreffliches Vorbild für die Menschen. Wenn er allein war, betete er häufig, lang und demütig gegenüber dem Allmächtigen. Wenn es um die Wahrheit ging, dann hat er nur Allah (s.w.t.) geachtet. Die Menschen behandelte er grundsätzlich mit Aufmerksamkeit. Er erzählte immer die Wahrheit in einer Weise, die den Menschen angenehm war und ihnen Freude brachte. Er mochte die Freude und die Hoffnung. Prophet Muhammad(s.a.w.) hat gesagt: “O Allah! Ich nehme meine Zuflucht bei Dir vor der Trübsal und der Traurigkeit, der Unfähigkeit und der Trägheit, der Feigheit und dem Geiz, der Überschuldungund dem Unbeholfensein gegenüber den (anderen) Männern." 225 Die Gefährten befolgten das freundliche und freudige Verhalten des Propheten Muhammad(s.a.w). Der Spaß an Vergnügen und Spielen sollte jedoch kein alleiniger Verhaltensmaßstab des Menschen sein. Bei lustigen Erzählungen darf man die anderen Menschen zum Beispiel nicht verletzen oder verspotten. In Surah AlHudschurat sagt Allah (s.w.t.): “O ihr, die ihr glaubt! Kein Volk soll über ein anderes spotten - es mag sein, dass diese besser sind als sie - und (auch) nicht Frauen über andere Frauen - es mag sein, dass diese besser sind als sie...."226

Das Gute und Böse

Laut eines Hadith, das von Mu'awiyah Ihn Jaydah(r.hu.) berichtet und aus Sunan Abu Da'ud entnommen wurde, sagte Prophet Muhammad(s.a.w.): “Es wird dem wehtun, der die Menschen mit Lüge zum Lachen bringt..."227 Durch das Verhalten des Propheten Muhammad(s.a.w.) lassen sich eine Reihe von erlaubten Arten der Vergnügungen und Spiele feststellen. Dies schließt u.a. Rennen, Reiten,« Ringen sowie Spielen mit Pfeil und Bogen ein. Umar(r.hu.) hat zum Beispiel den Muslimen empfohlen, ihren Kindern auch Schwimmen, Reiten sowie Speerwerfen beizubringen. Auch Musik liegt nicht grundsätzlich außerhalb der Grenzen des Islam. Die Musik, die den Menschen zur Wahrheit, Freude und Hoffnung bringt, ist im Islam zulässig. Im Gegensatz dazu ist eine Musik, die den Menschen zu Lüge, Lust und Hoffnungslosigkeit führt, im Islam nicht erlaubt. Das Spielen ist im Islam grundsätzlich erlaubt, aber das Glücksspiel (Maiser) ist verboten, weil es sinnlos, unproduktiv, ungerecht und schädlich für die Menschen ist und eine Tat des Teufels darstellt. In Surah Al-Ma'idah sagt Allah(s.w.t): “O ihr Gläubigen! Wein und Glücksspiel und Opfersteine und Lospfeile sind eines der Greuel aus dem Werk Schaitans. So meidet dies (alles), auf dass ihr erfolgreich sein mögt."228

Die Moral

Die Moral 4.1. Prophet Muhammad(s.a.w.) als Vorbild für die Menschen Muhammad (s. a.w.) ist der letzte Prophet und Gesandte Gottes und der Quran ist die letzte Offenbarung des Allmächtigen. Es ist der Wille Allahs, dass Seine Botschaft, der Islam, welche durch den Propheten Muhammad(s.a.w.) verkündet wurde, die vollkommene Religion (Din) für die ganze Menschheit sein soll. Somit ist der Islam die gepriesene Religion des Allmächtigen. Islam ist eine Wegweisung, die alle Aspekte des Lebens beinhaltet, wodurch die Menschen sowohl in diesem Leben als auch in der Ewigkeit Erfolg haben können. Die Gesetze des Islam sind universal und unabhängig von Zeit und Ort anwendbar. In Surah AlAn'am wurde gesagt: “Sprich: Wahrlich, mein Herr hat mich auf den geraden Weg geleitet, zur rechten Religion, dem Bekenntnis Ibrahims, der rechtgläubig war und nicht den Götzenanbetern angehörte."229 Das Wunder des Qurans ist gültig für alle Menschen. In Surah Al-Isra' sagt Allah (s.w.t): “Wahrlich, dieser Quran leitet zu dem, was richtig ist, und bringt den Gläubigen, die gute Werke tun, die frohe Botschaft, dass ihnen großer Lohn zuteil werden wird."230 Die Botschaft des Qurans wurde von Allah(s.w.t) aus

Die Moral

dem Mund des Propheten Muhammad(s.a.w.) verkündet, der gute Eigenschaften und höchste menschliche Moral (Akhlaq) besaß. Kein Mensch kann die Stufe der Moral erreichen, die Prophet Muhammad(s.a.w.) hatte. Von der Geburt bis zum Tode wurde er von Allah(s.w.t.) versorgt und unterstützt. Er erhielt eine gute Erziehung und besaß ein sehr angenehmes Benehmen. Er war sowohl bei seinen Freunden wie auch bei Feinden in Bezug auf seine edlen Eigenschaften als Wahrhafter (Sadiq) und Treuhänder (Amin) beliebt. Sein edler Charakter wird direkt im Quran bestätigt. In Surah Al-Qalam sagt Allah (s.w.t.) zum Prophet Muhammad(s.a.w): “Und du bist wahrlich von edlem Charakter."231 Allah(s.w.t) hat den Namen und das Ansehen des Propheten Muhammad(s.a.w.) erhöht. Der Name des Propheten(s.a.w.) wird häufig in Verbindung mit dem Namen Allahs erwähnt wie zum Beispiel im Glaubensbekenntnis (Schahadah), Gebetsruf (Azan) und Gebet (Salah). Die besondere Stellung des Propheten Muhammad(s.a.w.) lässt sich feststellen, wenn er von Allah(s.w.t.) im Quran nicht mit Namen, sondern mit seiner Eigenschaft als Prophet gerufen wird. In Surah At-Taubah wurden zwei edle Eigenschaften des Allmächtigen, nämlich gütig (Ra'uf) und barmherzig (Rahim) auch für den Propheten Muhammad(s.a.w.) verwendet232. Der gesamte Umfang der edlen Eigenschaften des Propheten Muhammad(s.a.w.) ist schwer aufzuführen. Es ist ein allgemeines Merkmal des menschlichen Verhaltens sich einen anderen Mensch als Vorbild zu nehmen und zu versuchen ihn nachzuahmen. Der Vorteil der islamischen Gemeinschaft besteht darin, dass diese Gemeinschaft von Allah(s.w.t.) durch den Prophet Muhammad(s.a.w.) ein vollkommenes Vorbild bekommen hat. In Surah Al-Ahzab

Die Moral

wurde gesagt: “Ihr habt fürwahr im Gesandten Allahs ein vortreffliches Vorbild."233 Prophet Muhammad(s.a.w.) ist damit ein Vorbild für die Menschen in allen Aspekten des Lebens und insbesondere im Gottesdienst (Ibadah). Der letzte Prophet(s.a.w) ist jener, der meistens an Gott gedacht hat und gottesfürchtig war. Das Leben des Propheten Muhammad(s.a.w.) ist voll von guten Taten für seine Familie, Gefährten und weitere Umgebung. Er war gütig (khair), wohlwollend (mohsin), rechtweisend (muslih) und barmherzig (rahim) zu den Menschen. Wer nach Reinheit streben will und zwischen Menschen glaubhaft sein möchte, der sollte Prophet Muhammad(s.a.w.) als Vorbild nehmen. Der Lebensstil des Propheten Muhammad(s.a.w) war einfach und mäßig. Er war weder geizig noch verschwenderisch. Bei Freunden wie bei Feinden, in Frieden oder in Krieg handelte er mit Weisheit. In Surah Al-Imran wurde die Befolgung des Propheten Muhammad(s.a.w.) so verkündet: “Sprich: Wenn ihr Gott (wahrhaft) liebt, so folgt mir, dann wird Gott euch lieben und euch eure Schuld verzeihen. Und Gott ist Verzeihend, Barmherzig."234 Ist das nicht ein klarer Beweis vom Allmächtigen für den Vorbildcharakter des Propheten Muhammad(s.a.w)? Die Muslime haben damit keine Wahl, sondern eine Pflicht dem Propheten Muhammad(s.a.w) zu gehorchen. Laut Surah An-Nisa gilt: “Wer dem Gesandten gehorcht, der hat Allah gehorcht."235 In Surah Al-Haschr verkündet Allah (s.w. t): “Und was euch der Gesandte gibt, dass nehmt, und was er euch verwehrt, darauf verzichtet."236 Die Lebensweise (Sirah) des letzten Propheten Muhammad(s.a.w.) wurde von seinen Gefährten sorgfältig aufbewahrt und an die künftigen Generationen weiter gegeben. Es gibt kein paralleles Beispiel der Weitergabe der

Die Moral

Lebensweise anderer Menschen in der Geschichte.Um dem Vorbild des Propheten Muhammad (s.a.w.) folgen zu können, ist es äußerst wichtig, alle Aspekte und Prinzipien seines Lebens, die er selbst entweder vorgelebt oder ausführlich erklärt hat, kennenzulernen und zu berücksichtigen. Sind wir dazu in der Lage, dann sind wir auch befähigt, mit unserer Zeit sinnvoll umzugehen und unsere Anstrengungen und Bemühungen in die richtigen Bahnen zu lenken. In Surah An-Nadschm bestätigte Allah(s.w.t) die Reinheit der Übertragung Seiner Botschaft durch Prophet Muhammad(s.a.w.) und sagte: “Euer Gefährte irrt nicht und wurde auch nicht verleitet. Und er spricht nicht aus niederer Begierde."237

4.2. Benehmen und Gewohnheiten aus islamischer Sicht Das Thema wird in den drei folgenden Abschnitten behandelt: -Islamische Empfehlungen bezüglich Benehmen und Gewohnheiten -Auswirkungen von islamischem Benehmen und Gewohnheiten bei Muslimen -Bewahrung von islamischem Benehmen und Gewohnheiten bei Muslimen Der Islam hat bestimmte Ansichten über eine Reihe von Umgangsformen und Gewohnheiten im menschlichen Leben. Diese beinhalten unter anderem Schlafen, Essen, Heiraten, Bekleidung, Reisen, Wohnen, Nachbarschaftsbeziehungen und die Beziehungen zwischen jüngeren und älteren Personen, zwischen Eltern und Kindern sowie zwi-

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sehen Reichen und Armen. Durch die Praxis der islamischen Ansichten bezüglich Benehmen und Gewohnheiten wird das Leben der Muslime sinnvoll und wertvoll gestaltet. Dadurch können die Muslime z.B. am Tag arbeiten, in der Nacht gut schlafen und somit ihre Gesundheit genießen. Die erwachsenen Muslime und Musliminnen, die einander fremd sind (also nicht Mahram), sollen vermeiden in erschlossenen Räumen zusammen zu sein. Die Muslime o

und Musliminnen sollen so bekleidet sein, dass die Schamteile des Körpers bedeckt sind. Sinn der islamischen Kleidung (Hidschab) ist die Aufbewahrung der Reinheit der Menschen und nicht die Erzeugung von Gelüsten. Muslime sollen im Namen Allahs essen und trinken (d.h. am Anfang Bismillah sagen) und danach Allah danken (also Al-Hamdulillah sagen). Bei Begegnungen sollen sich die Muslime gegenseitig begrüßen. Wer zuerst grüßt, erhält von Allah(s.w.t) eine Belohnung (Thawab). Laut Sunan Abu Da'ud sagte Prophet Muhammad(s.a.w.): “Die Person, die zuerst grüßt, ist Allah am nahesten."238 Die Muslime sollen ihre Nachbarn gut behandeln und ihnen helfen. Ebenfalls sollen Gäste freundlich und großzügig behandelt werden. Die Kranken zu besuchen und zu unterstützen ist im Islam empfohlen. Am Trauergebet der Muslime (Salah-al-Dschanazah) sollen wir teilnehmen und den Angehörigen unser Beileid aussprechen bzw. zeigen. Die Häuser, die uns nicht gehören, dürfen nicht ohne Erlaubnis der Hausbewohner betreten werden, usw. Die Auswirkung von Benehmen und Gewohnheiten bei den Muslimen führten zu einer eigenständigen muslimischen Gemeinschaft (Ummah), die eigene Form und Charakter

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angenommen hat. Bei den Muslimen wurde dadurch ein Einheitsgefühl geschaffen. Zu den Charakteristika der islamischen Gemeinschaft gehört Einfachheit, Bescheidenheit sowie Ausgewogenheit im Leben. Die Muslime sind verpflichtet, islamisches Benehmen und Gewohnheiten zu bewahren. Die Muslime sollen dieses Benehmen und Gewohnheiten an ihre Kinderweitergeben. Eine sinnvolle Weitergabe erfolgt dadurch, dass die Erwachsenen sich an islamische Gewohnheiten selber halten, sich islamisch benehmen und dies dann an ihre Kinder weitergeben. Die Muslime sollen versuchen, zwischen Sitten und islamischen Gewohnheiten richtig zu unterscheiden. 4.3. Die Bedeutung von Bescheidenheit und Zufriedenheit im Islam Bescheidenheit und Zufriedenheit (Qana'ah) sind edle Eigenschaften der Menschen. Bescheidenheit bedeutet im Islam, dass man sich damit, was Allah (s.w. t.) den Menschen durch Seine Barmherzigkeit gegeben hat, zufrieden gibt und Allah(s.w.t) dafür dankt. In Surah At-Taubah sagt Allah (s.w. t.): “Wären sie nur mit dem zufrieden, was ihnen Allah und Sein Gesandter gegeben haben und hätten gesagt: “Allah ist uns genug! Allah wird uns aus Seiner Gnadenfülle geben und ebenfalls Sein Gesandter. Wahrlich, zu Allah wenden wir uns mit unseren Bitten!""239 Laut eines Hadith, das von Abu Sa'id Al-Khudri (r.hu.) in Bukhari berichtet wurde, sagte Prophet Aluhammad(s.a.w.): “Wisset! Wenn ich Vermögen hätte, so hätte ich es nicht von euch fern gehalten. Und wisset, wenn jemand andere

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vom betteln (oder verbotene Sachen) abhält, wird Allah ihn zufrieden und unabhängig von anderen machen. Und wer nach Geduld strebt, dem schenkt Allah Geduld. Und wenn einer sich zufrieden gibt mit dem was er hat, wird Allah ihn genügsam machen. Und es gibt kein besseres und größeres Geschenk als Genügsamkeit"240 Nach einem weiteren Hadith, das von Abu Hurairah(r.hu.) überliefert und aus Baihaqi entnommen wurde, sagte Prophet Muhammad(s.a.w.): “Fürchte Gott, dann bist du ein frommer Mensch. Sei zufrieden mit dem, was du hast, dann bist du am dankbarsten und wünsche für die Menschen das, was du für dich selbst wünscht, dann bist du (ein) Gläubiger..."241 Zufriedenheit mit den Gaben Gottes ist eine menschliche Eigenschaft, die auf der inneren Überzeugung beruht, dass das menschliche Leben auf der Erde nicht als bloßes Ziel der Schöpfung, sondern als Mittel zur Erreichung des Endziels der Glückseligkeit zu betrachten ist. Die gläubigen Menschen betrachten alles, was Gott ihnen in Form von Seele, Körper, Kindern, Wissen, Vermögen, Ansehen, usw. gegeben hat, als Vertrauen Gottes. Sie bewahren dieses Vertrauen im irdischen Leben auf, damit sie im Diesseits und Jenseits Erfolg haben mögen. Im Gegensatz dazu betrachten die ungläubigen Menschen die Reichtümer des irdischen Lebens als ihr Endziel. In Surah Al-Qasas wird der Unterschied zwischen gläubigen und ungläubigen Menschen in Bezug auf Bescheidenheit und Zufriedenheit (Qana'ah) von Allah(s.w.t.) durch das Beispiel von Qarun so beschrieben: “So trat er vor seine Leute in all seiner Pracht. Da sagten diejenigen, die das diesseitige Leben vorzogen: “Ach, hätten wir doch nur das Gleiche wie das, was

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Qarun zuteil wurde. Er hat fürwahr einen reichen Anteil am Glück!" Die jedoch, denen Wissen gegeben wurde, sprachen: “Wehe euch! Die Belohnung Allahs ist weit besser für den, der glaubt und rechtschaffen ist. Doch niemand wird sie erfahren außer den Geduldigen."242 Die Muslime sollen sich damit, was Allah(s.w.t) ihnen durch Seine Huld zuteil werden lässt, mit Dankbarkeit zufrieden geben. Sie sollen nicht gierig sein. Sie sollen nicht daran denken, was Allah(s.w.t) anderen Menschen gegeben hat, sondern sie sollen dafür dankbar sein, was Allah(s.w.t) ihnen gegeben hat. Gier und Alangel an Dankbarkeit sind die schlechten Eigenschaften, die die Muslime vermeiden sollen. Nach einem übereinstimmenden Hadith, das von Ibn Abbas(r.hu.) und Anas bin Malik(r.hu.) überliefert wurde, sagte Prophet Muhammad(s.a.w.): “Wenn das Kind Adams ein Tal voller Gold hat, wird er auch ein zweites wünschen. Nichts kann seinen Mund füllen, außer die Erde des Grabes. Allah verzeiht (jedoch) jedem,der reuevoll ist."243 Prophet Muhammad(s.a.w) hat die Muslime von Geiz, Anhäufung des Vermögens und Gier gewarnt. Laut einer Überlieferung von Dschabir(r.hu-), die aus Baihaqi und Hakim entnommen wurde, sagte Prophet Muhammad(s.a.w.): “Beschwert euch nicht, dass der Lebensunterhalt wenig ist. Keiner wird sterben, bevor er seinen letzten Lebensunterhalt (nicht) bekommen hat. Fürchtet Allah und seid bescheiden beim Bitten. Nehmt das Erlaubte und verzichtet auf das Verbotene."244 Bescheidenheit im Leben führt zur Zufriedenheit. Diese Eigenschaft rettet die Muslime vor dem Missbrauch des Vertrauen Gottes. Der Verlust von Bescheidenheit ist ein Verlust des inneren Wertes der Seele. Eine Weisheit von Abdullah Ibn Salam lautet: “Das Wissen der

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Wissenschaftler, nachdem sie es erworben haben, verschwindet aus ihren Herzen, wenn sie nach Gier streben und in ihren Bedürfnissen übertreiben." Diejenigen, die den Wert der Bescheidenheit bewahren und sich mit den Gaben Gottes zufrieden geben, denen wird von Allah(s.w.t.) großer Erfolg versprochen. In Surah At-Taghabun sagt Allah (s.w.t.): “Fürchtet also Allah, so sehr ihr könnt, und hört und gehorcht und spendet etwas Gutes für euch selbst. Und die vor ihrer eigenen Habgier bewahrt bleiben, denen wird es wohl ergehen."245 4.4. Die Bedeutung der Freundschaft im Islam In Surah Al-Furqan sagt Allah (s.w.t.): “Und an diesem Tag wird der Sünder sich in die Hände beißen und sprechen: “O wehe mir! Hätte ich doch nur den Weg des Propheten eingeschlagen! Ach, wehe mir! Hätte ich mir keinen solchen Freund genommen! Denn er hat mich wahrlich irregeleitet hinweg von der Ermahnung, die mir zuteil geworden ist." Und Schaitan hat sich den Menschen gegenüber als Verräter erwiesen."246 Laut eines Hadith aus Tirmizi und Abu Da'ud sagte Prophet Muhammad (s.a.w.): “Ein Mensch folgt der Religion seines Freundes. Deswegen soll jeder berücksichtigen, wen er zum Freund nimmt."247 Der Islam ist eine Religion, die das gegenseitige Kennenlernen und Zusammenkommen der Menschen anstrebt. Isolation ist im Islam unerwünscht. Der Mensch ist von seiner Natur her ein soziales Wesen. Er versucht mit anderen Menschen Kontakte aufzunehmen, sich ihnen anzupassen bzw. angepasst zu werden. Als Folge dieser Verhaltensweise geht er verschiedene soziale Beziehungen ein. Auch die Bezie-

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hung der Freundschaft gehört dazu. Die Beziehung der Freundschaft hat eine starke wechselseitige Wirkung auf Moral, Charakter und Benehmen der Menschen. Auf Grund dieser Wirkung hat Islam auf die Art der Beziehung der Freundschaft einen großen Wert gelegt. Die Beziehung der Freundschaft unterliegt nach islamischen Vorschriften zwei Grundvoraussetzungen. Nach der ersten Voraussetzung soll die Beziehung der Freundschaft mit dem Glauben an Allah(s.w.t) und der Liebe zu Ihm(s.w.t) heranwachsen. Das heißt, man soll bei der Ausübung der Freundschaft das mögen, was Allah.(s.w.t.) mag und das ablehnen, was Allah (s.w.t.) nicht mag. Laut eines Hadith Qudsi des Propheten Muhammad(s.a.w), das von Abu Hurairah(r.hu.) überliefert wurde, wird Allah (s.w.t.) am Tag der Auferstehung sagen: “Wo sind die, die sich gegenseitig für Mich lieben? Heute werde Ich sie unter Meinen Schatten nehmen, an dem es keinen anderen Schatten gibt außer Meines Schattens."248 Nach der zweiten Voraussetzung soll die Beziehung der Freundschaft frei von materiellen Interessen sein. Je nobler und reiner die Beziehung der Freundschaft ist, desto mehr wird sie von Allah(s.w.t.) gesegnet und je unnobler und unreiner die Beziehung ist, desto mehr wird sie von Allah (s.w.t.) zurückgewiesen. In Surah Az-Zukhruf sagt Allah (s.w.t.): “An jenem Tag werden Freunde miteinander verfeindet sein, mit Ausnahme der Gottesfürchtigen."24! Auf Grund des starken Einflusses der Freundschaft soll ein Muslim bei der Auswahl der Freunde sehr vorsichtig sein. Im Diesseits, wie auch im Jenseits wird ein richtiger Freund zum Erfolg und ein falscher Freund zum Misserfolg einen gewichtigen Beitrag leisten. Die Bezie-

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hung der Freundschaft hat eine starke Wirkung auf die Moral der Menschen. Wenn Freunde sich gegenseitig bei der Gehorsamkeit gegen Allah (s.w. t.), beim Gebet und bei outen Taten helfen und sich von Gelüsten, Ungehorsamkeit gegenüber Allah(s.w.t) und schlechten Taten fernhalten, dann sind sie die richtigen Freunde und sie haben nichts zu befürchten. Wenn die Freunde jedoch einander bei Unglauben und schlechten Taten helfen und sich gegenseitig vom Gedenken Allahs ablenken, dann sind sie schlechte Freunde und sie schaden sich gegenseitig im Diesseits wie auch im Jenseits. Laut eines Hadith, das von Abu Musa Al-Asch'ar (r.hu.) berichtet wurde, sagte Prophet Muhammad(s.a.w.): “Das Beispiel eines guten Begleiters ist wie eines Parfümhändlers. Er kann euch den Duft schenken oder ihr kauft den Duft oder ihr riecht den Duft einfach. Das Beispiel eines schlechten Begleiters ist wie von einem, der den Blasebalg bläst. Er kann eure Kleidungen brennen oder ihr bekommt einen schlechten Geruch von ihm."250 Die Muslime sollen an Allah(s.w.t) glauben, Ihn(s.w.t) lieben und diejenigen zu Freunden nehmen, die das Wissen des Islam besitzen. Dadurch können sie den Duft des Glaubens riechen und sich das Wissen aneignen. Wenn ein Muslim diejenigen Menschen zu Freunden nimmt, die ungläubig sind und schlechte Taten tun, wie zum Beispiel Alkohol und Drogen konsumieren, dann kann er von ihnen beeinflusst werden und er bekommt einen Geruch, den Allah(s.w.t) und Sein Gesandter(s.a.w) nicht mögen. Die Freundschaft mit einem gottesfürchtigen Menschen führt zur Rechtleitung und die Freundschaft mit einem sündigen Menschen führt zu großem Verlust. Ein Gefährte

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des Propheten Muhammad(s.a.\v.), nämlich Abdullah bin Rawaha(r.hu-), sagte häufig, als er den Leuten begegnete: “Lasst uns (mindestens) für eine Stunde an Allah denken."251 So war die Vorstellung einer Begleitung bzw. die Wahl der Freundschaft bei den Gefährten des Propheten Muhammad(s.a.w). Sie haben den Grundsatz des Islam, nämlich das Recht zu gebieten und Unrecht zu verbieten, als Grundlage ihrer Freundschaft betrachtet. Diese Grundlage schützte ihre Freundschaft und brachte sie näher zum Wohlwollen Gottes. Laut eines übereinstimmenden Hadith des Propheten Muhammad(s.a.w) gehören zu den sieben Personen, die sich am Jüngsten Tag unter dem Schatten Gottes befinden, auch “....zwei Personen, die sich gegenseitig um Allahs Willen lieben, begegnen und trennen...."252 Die Liebe zu Allah(s.w.t) ist die Basis der Gemeinsamkeit und Freundschaft der rechtgeleiteten Muslime. Die Achtung der islamischen Vorschriften und die Erfüllung der Pflichten ist der Maßstab der Freundschaft im Islam. Die Freundschaft nach islamischem Maßstab ist um so wichtiger in einer Gesellschaft, in der die Muslime eine Minderheit sind. Hier sind die Muslime insbesondere verpflichtet in Liebe zu Allah(s.w.t.) einander zu finden und sich gegenseitig zu bereichern. In Surah Al-Ma'idah sagt Allah (s.w.t): “Wahrlich, eure (wirklichen) Verbündeten sind Allah und Sein Gesandter und die Gläubigen. Jene, die das Gebet verrichten und die Zakah geben und die sich (in Demut vor ihrem Herrn) verneigen."253 4.5. Das Hüten der Zunge vor schlechten Reden In Surah Al-Isra' verkündet Allah (s.w. t.): “Und sage Mei-

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nen Dienern, dass sie nur so sprechen sollen, wie es am besten ist. Denn der Schaitan richtet fürwahr Unheil an zwischen ihnen. Wahrlich, der Schaitan ist dem Menschen ein offenkundiger Feind."254 In Surah Fussilat wird die Art des Redens und die edle Eigenschaft der gottesfürchtigen Redner von Allah(s.w.t.) so beschrieben: “Wessen Rede ist besser als die desjenigen, der zu Allah ruft und gute Werke tut und spricht: “Ich gehöre fürwahr zu den Gottergebenen." Gut und Böse sind nicht gleich. Wehre (das Böse) mit dem ab, was besser ist, und schon wird der, zwischen dem und dir Feindschaft herrschte, wie ein guter Freund werden. Das wird aber nur denen gegeben, die geduldig sind; niemandem wird es gegeben als dem Besitzer innerer Größe."255 Die Geduld lässt sich in verschiedene Arten unterteilen. Zu einer Art zählt die Geduld, die man unter schwierigen Umständen und harten Situationen aufzuweisen hat. Zum Beispiel verliert man seine nahen Verwandten bzw. sein Vermögen oder leidet unter einer Krankheit und ist trotzdem geduldig. Eine andere Art der Geduld ist die, die man zur Gehorsamkeit gegenüber Allah(s.w.t.) benötigt. Das bedeutet, dass man die Anweisungen Allahs seelisch wie körperlich befolgt. Dazu gehört auch das Hüten der Zunge bzw. der Rede. Es gibt sehr wenige Menschen, die begreifen, dass ihre Rede sie zur Hölle führen kann. Nach einer übereinstimmenden Überlieferung, die von Abu Hurairah(r.hu.) berichtet wurde, sagte Prophet Muhammad(s.a.w): “Die Leute sprechen Wörter, für die sie noch tiefer ins Feuer der Hölle gehen, als der Abstand zwischen Osten und Westen ist."256 Laut einem Hadith Qudsi des Propheten Muhammad(s.a.w.),

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weiß sehr wohl, dass du Sein Gesandter bist, und Allah versichert, dass die Heuchler Lügner sind."262 Ebenfalls verkündet Allah(s.w.t.) in Surah Al-Baqarah: “Unter den Menschen gibt es (auch) einige, die sagen: “Wir glauben an Allah und an den Jüngsten Tag", doch sie sind gar keine Gläubigen. Sie versuchen, Allah zu betrügen und diejenigen, die glauben; doch sie betrügen nur sich selbst und nehmen es nicht wahr."263 Nach einem Hadith aus Bukhari, das von Abdullah Ibn Amr(r.hu.) überliefert wurde, sagte Prophet Muhammad(s.a.w.): “Es gibt vier Eigenschaften, welche den Menschen zu einem Heuchler brandmarken, wenn er sich diese aneignet; und wenn er nur eine von diesen vier Eigenschaften besitzt, der besitzt solange eine Eigenschaft der Heuchelei, bis er diese von sich abwirft: wenn er spricht, lügt er; wenn er etwas verspricht, erfüllt er es nicht; wenn er eine Abmachung eingeht, handelt er untreu; und wenn er streitet, verhält er sich maßlos unverschämt."264 Aus dem Gesichtspunkt der Gewichtung kann Heuchelei in zwei Kategorien unterteilt werden. Zur ersten Kategorie gehört die schlimmste Heuchelei. Diese ist die Heuchelei des Glaubens. So eine Heuchelei wird von jemanden dann betrieben, wenn er sagt oder zeigt, dass er an Allah, Seinen Propheten, offenbarte Bücher, Engel sowie an den Jüngsten Tag glaubt, aber in Wirklichkeit glaubt er nicht daran. So eine Person verdient die schlimmste Strafe von Allah (s.w. t). In Surah An-Nisa sagt Allah(s.w.t) über diese Heuchler: “Die Heuchler werden wahrlich in den tiefsten Tiefen des Feuers sein und keinen Helfer wirst du für sie finden."265 Zur zweiten Kategorie gehört die relativ schlimme Heuchelei. Hier geht es um jemanden, der in der Öffentlichkeit ohne einen im Islam erlaubten Zweck etwas sagt oder zeigt,

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was er nicht im Herzen hat. Auf die Heuchler treffen die Eigenschaften zu, die im oben genannten Hadith des Propheten Muhammad(s.a.w.) erwähnt worden sind. Zu dieser Kategorie der Heuchelei gehört vor allem das Lügen. Allah(s.w.t) mag diejenigen nicht, die lügen. In Surah AnNisa sagt Allah (s.w. t): “Schau, wie sie eine Lüge gegen Allah ersinnen. Doch das allein schon stellt eine offenkundige Sünde dar."266 Auch die Gesandten Allahs mögen die Lügner nicht. Safwan Ihn Sulaiman(r.hu.) berichtete in Maliks Muwatta, dass Prophet Muhammad(s.a.w.) gefragt wurde: “Kann der Gläubige ein Feigling sein?". Der Prophet(s.a.w) antwortete: “Ja!". Er(s.a.w.) wurde gefragt: “Kann der Gläubige ein Geizhals sein?" Er(s.a.w) antwortete: “Ja!". Der Prophet(s.a.w) wurde gefragt: “Kann der Gläubige ein Lügner sein?" Er(s.a.w.) antwortete: “Nein!"267 Laut eines anderen übereinstimmenden Hadith sagte Prophet Muhammad(s.a.w.): “..Lüge führt zum Unglauben und Unglauben zum Feuer (der Hölle)...."268 Im Islam wird alles, was nicht die Wahrheit betrifft, als Lüge betrachtet und die Lüge ist im Islam im allgemeinen verboten. Die Ausnahmen sind jedoch die Situationen, in denen ein Gläubiger sich im Kampf gegen Ungläubige befindet, oder nach Versöhnung zwischen Gläubigen strebt, oder ähnliche Situationen. Verboten ist im Islam auch, wenn jemand etwas verspricht, was er nicht hält. Hier geht es vor allem um die Absicht, das Versprechen nicht erfüllen zu wollen. Die Ausnahme ist jedoch, wenn jemand mit der Absicht ein Versprechen eingeht es erfüllen zu wollen, es aber aus einem Grund außerhalb seines Willens nicht erfüllen kann. Islam unterscheidet zwischen Recht und Unrecht und verbietet Übertretung in Konfliktsituation. Mit der Übertreibung

Die Moral

bei einer Streiterei versucht ein Heuchler das Recht zu Unrecht und das Unrecht zu Recht umzuwandeln. Laut eines Hadith, das von Aischah(r.ha.) berichtet wurde, sagte Prophet Muhammad(s.a.w.): “Der von Allah am meisten gehasste Mensch ist der unverschämt Streitsüchtige."269 Islam legt viel Wert auf die Achtung und Einhaltung der Vereinbarungen. Allah(s.w.t) befiehlt den Gläubigen ihre Vereinbarungen zu erfüllen. In Surah An-Nahl sagt Allah (s.w. t): “Und haltet den Bund Allahs, wenn ihr ihn eingegangen seid, und löst nicht die Eide, nachdem ihr sie bekräftigt, und Allah zu eurem Bürgen gemacht habt. Wahrlich, Allah weiß, was ihr tut."270 Im Islam ist es nicht erlaubt, die Vereinbarung zu brechen oder sie nicht zu erfüllen. Es macht dabei keinen Unterschied, ob die andere Person der Vereinbarung ein Muslim oder Nichtmuslim ist. Wenn sich jedoch die andere Person nicht an die Vereinbarung hält, dann ist der Gläubige auch nicht mehr verpflichtet sich an diese Vereinbarung zu halten. Eine andere Art der Nichterfüllung der Vereinbarung tritt dann ein, wenn jemand die Pflichten und Sachen, die ihm anvertraut wurden, nicht erfüllt oder missbraucht. Somit sind die Pflichten, die ein Gläubiger gegenüber Allah(s.w.t) eingeht, zu erfüllen. Ebenfalls soll der Gläubige die ihm anvertrauten Angelegenheiten und Sachen anderer Personen nicht missbrauchen. Wenn jemand einen anderen Menschen besucht bzw. begleitet oder mit ihm ein Geschäft vornimmt oder für ihn etwas erledigt, dann soll er mit ihm ehrlich sein. Bedauerlicherweise gibt es auch einige sog. Muslime, die sagen und tun so, als ob sie für andere Menschen alles Gute wünschen und tun, aber in Wirklichkeit machen sie es nur für ihr eigenes Interesse, oder sie machen es nur so lange,

Die Moral

wie

es ihrem eigenen Interesse dient. Diese Eigenschaft gehört ohne Zweifel zur Heuchelei und führt zum Zorn Gottes. Deswegen sollen die Muslime eine Verhaltensweise vermeiden, die die Eigenschaften der Heuchelei in sich tragt. Ein Verzicht auf Heuchelei führt zur Gnade und Belohnung des Barmherzigen. Allah (s.w. t.) sagt in Surah An-Nisa: “Die Heuchler werden wahrlich in den tiefsten Tiefen des Feuers sein und keinen Helfer wirst du für sie finden. Außer für diejenigen, die reuevoll umkehren und sich bessern und an Allah festhalten und aufrichtig sind im Glauben an Allah. Diese sind es, die zu den Gläubigen zählen. Und Allah wird gewiss den Gläubigen gewaltigen Lohn gewähren."271 4.7. Die Reue (At-Taubah) Reue heißt, dass man seine Sünden bereut und mit reinem Herzen Allah(s.w.t.) verspricht, diese nicht wieder zu machen. Allah(s.w.t) erschuf die Menschen und hat sie auf den richtigen Weg geleitet. Sowohl in Form des Gewissens als auch durch die Offenbarung der Propheten wurde den Menschen die Möglichkeit gegeben, zwischen Gut und Böse unterscheiden zu können. Der Mensch ist jedoch aus seiner Natur heraus zu Gelüsten (Schahwah) geneigt und begeht Sünde. Trotz dieser Sünde hat Allah (s.w.t.) den Menschen die Möglichkeit gelassen zu bereuen. Die Reue ist ein Geschenk Allahs insbesondere für die Muslime. Den Muslimen wurde von Allah(s.w.t) befohlen, wegen ihrer Sünden Reue zu zeigen. Laut Surah Hud sagte Prophet Hud(a.s.) zu seinem Volk: “O mein Volk!

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Bittet euren Herrn um Verzeihung, dann kehrt zu Ihm reumütig zurück! (Tut ihr das), so würde Er euch reichlich Regen vom Himmel spenden und eure Kraft vermehren. So wendet euch nicht in Sünde ab!"272 Die Bedeutung von Reue lässt sich von einem Hadith aus Muslim ableiten. Nach diesem Hadith sagte Prophet Muhammad(s.a.w): “Wenn ihr keine Sünden begangen hättet, dann hätte Allah an eurer Stelle andere Menschen erschaffen, die Sünden begangen hätten und Allah um Verzeihung gebeten hätten und Allah hätte ihnen verziehen."273 Zu den Voraussetzungen der Reue gehört, dass man sowohl mit dem Herzen als auch mit der Zunge Gott um Verzeihung bittet.274 Mit der Reue sollte man nicht warten bis man alt und schwach geworden ist, sondern man sollte sich mit der Reue beeilen, da man nicht weiß, wann man sterben wird. Die Reue sollte ohne Zeitverlust gemacht werden, damit der Mensch von der Strafe Allahs verschont bleibt. In Surah Az-Zumar sagt Allah(s.w.t): “Kehrt in Reue zu eurem Herrn und ergebt euch Ihm, bevor die Strafe über euch kommt, denn dann werdet ihr keine Hilfe (mehr) finden."275 Für Reue muss man einen starken Willen haben. Wenn man bei der Begehung der Sünde jemanden Schaden zugefügt hat, muss man nach der Reue diesen Schaden soweit wie möglich wieder gut machen. Ebenfalls sollen die ausgelassenen Gebete, Fasten, Spende, usw. nach der Reue nachgeholt werden. Die Menschen, die nach der Sünde Reue zeigen und um Verzeihung bitten, haben großen Gewinn bei Allah (s.w.t.). Allah(s.w.t.) vermehrt für sie Seine Gaben und schützt sie vor allen schädlichen Dingen. Reue zu zeigen und um Vergebung zu bitten, hat einen großen Wert bei

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Allah(s.w.t). In Surah Hud sagt Allah(s.w.t): “Und dass ihr euren Herrn um Vergebung bittet und euch reuevoll Ihm zuwendet, damit Er euch schöne Versorgung gewährt für eine festgesetzte Frist, und jedem, der es verdient, Seine Gunst zuteil werden lässt."276

Der Mensch

Der Mensch 5.1. Das Leben und Glauben der Menschen Es ist wichtig, sich Gedanken über die Bedeutung des menschlichen Lebens und Glaubens zu machen und den Zusammenhang zwischen beiden genauer zu betrachten. Die Frage des Lebens ist wie ein Rätsel für die Menschen. Woher stammen wir? Warum wurden wir ins Leben gerufen? Wo gehen wir hin? Somit sind wir über das Geheimnis des Lebens mit einer Reihe von Fragen konfrontiert. Die wichtigste Frage betrifft den Zweck des Lebens. Der Glaube hat eine große Bedeutung für unser Leben. Er gibt uns die Antworten auf diese und andere Fragen. Nach dem islamischen Glauben hat Allah (s.w.t.) die Erde und das Leben auf der Erde mit bestimmtem Zweck geschaffen. Menschen wurden von Allah(s.w.t.) erschaffen, um Ihm zu dienen und in Seinem Vertrauen die Erde zu kultivieren. In Surah Ad-Dariyat sagt Allah(s.w.t.): “Und ich habe die Dschinn und die Menschen zu keinem anderen Zweck erschaffen, als dass sie Mir dienen."277 Es ist immer ein Bestreben des Menschen gewesen einem Gott zu dienen. Er suchte eine Obermacht, da er sich schwach fühlte. In der Zeit der religiösen Unwissenheit (Dschahiliyyah) haben Menschen versucht, in den Kräften und Objekten der Natur Gott zu suchen. Somit haben sie

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die Naturkräfte wie Regen, Wind und Vulkan oder Naturobjekte wie Sonne, Mond und Kuh zu Göttern gemacht. Danach stellten sie fest, dass diese Kräfte oder Objekte, die sie als Gott verstanden hatten, von sich aus nichts Gutes oder Böses verursachen können. Einige Menschen sind zum Ergebnis gekommen, dass es sich bei Gott um eine Allmacht handelt, die das Universum und das Leben auf der Erde geschaffen hat. Somit wurden diese Menschen, die durch ihr eigenes Bestreben und aus innerer Überzeugung zur Wahrheit kamen, vom Schöpfer aller Welten geleitet und durch sie wurde die Menschheit über das Geheimnis des Lebens aufgeklärt. In Surah Al-An'am wurde offenbart: “Das ist Allah, euer Herr. Es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Schöpfer aller Dinge, so dient Ihm allein. Denn Er ist der Hüter aller Dinge."278 Allah(s.w.t) ist der einzige Gott. Er ist der Gott aller Welten, der Gott der Erde und Himmel und der Gott des Ostens und Westens. Allah (s.w.t.) ist Erbarmer und barmherzig. Er(s.w.t) ist der Versorger der Menschen. In Surah Yunus wurde gesagt: “Sprich: Wer gewährt euch Versorgung vom Himmel und aus der Erde? Und wer ist es, der Macht hat über Gehör und Augenlicht? Und wer bringt das Lebendige aus dem Toten hervor und das Tote aus dem Lebendigen? Und wer lenkt (alle) Dinge? Da werden sie sagen: Allah! Sprich: Wollt ihr Ihn also nicht fürchten?"279 Der islamische Glaube ist damit auf Gotteseinheit (Tauhid), Gottestreue (Ikhlas) und Gottesfürchtigkeit (Taqwa) aufgebaut. Diese drei Aspekte bilden zusammen den Grundsatz des islamischen Glaubens, nämlich “Es gibt keinen Gott außer Allah" (La ilaha ill-Allah). Der islamische Glaube ist ein Aufruf gegen die Tyrannen (Dschabbarin),

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bösen Mächte (Taghut), Idole (Asnam) und alle sog. Götter. Der islamische Glaube heißt Befreiung aller Menschen vom Dienst an Menschen, der Natur und sonstigen Schöpfungen. Der islamische Glaube ist eine Lebensart, die nicht von einem Herrscher oder Philosoph der Erde, sondern vom Schöpfer aller Welten angeordnet wurde. Islamischer Glaube bedeutet die Formation einer neuen menschenwürdigen Gesellschaft ohne Rassismus, Klassenunterschiede und Nationalismus. In der Zeit der religiösen Unwissenheit (Dschahiliyyah) wurden die mächtigen Menschen der Gesellschaft als Götter oder Halbgötter bezeichnet. Nach der Verbreitung des islamischen Glaubens verschwanden die göttlichen Bilder der Menschen. Der islamische Glaubenssatz, nämlich “Es gibt keinen Gott außer Allah" (La ilaha ill-Allah), unterscheidet zwischen Muslimen und Nichtmuslimen. Akzeptiert ein Nichtmuslim den Grundsatz des Islam, so tritt er in die Gemeinschaft der Muslimen über. Es reicht jedoch nicht, wenn jemand den Grundsatz ausspricht, aber daran nicht glaubt. Ein Mensch ohne Glaube ist wie eine Feder im Wind. Er ist orientierungslos und fliegt hin und her ohne eine bestimmte Richtung. Er ist unsicher und verzweifelt. Er kennt und versteht den Sinn des Lebens nicht. Die Gesellschaft ohne Glaube ist eine Gesellschaft, wo die Gesetze des Dschungels herrschen. In Surah Muhammad wurde gesagt: “Wahrlich, Allah wird diejenigen, die gläubig sind und gute Werke tun, in Gärten eingehen lassen, durch die Ströme fließen. Doch diejenigen, die ungläubig sind, genießen und fressen, wie das Vieh frisst."280 Allein die Rationalität der Menschen in Form von Wissenschaft und Technologie ist

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nicht in der Lage, ohne Glaube den Menschen eine glückliche und sichere Gesellschaft zu gewährleisten. Laut einem Hadith, das von Imam Ahmad und Hakim überliefert wurde, sagte Prophet Muhammad(s.a.w.): “Erneuert euren Glauben." Die Leute fragten, wie dies zu machen sei. Der Prophet(s.a.w.) antwortete: “Sagt häufig, es gibt keinen Gott außer Allah."281 Eine Reihe von Muslimen begnügen sich nur mit der Aussprache dieses Grundsatzes des Islam. Es muss jedoch nicht nur gesagt, sondern auch daran geglaubt und der Glaube in die Praxis umgesetzt werden.

5.2. Die Einstellung der Menschen zum Glauben In Surah Al-Baqarah wurde gesagt: “Wahrlich, im Erschaffen der Himmel und der Erde, (in) dem Aufeinanderfolgen von Nacht und Tag, (in) den Schiffen, die auf dem Meer schwimmen mit dem, was den Menschen nützt, (in) dem, was Allah vom Himmel an Wasser herniedersandte und Er gab der Erde damit Leben, nachdem sie ausgedörrt war und verstreute auf ihr jedwedes Getier -, (in) dem Wechsel der Winde und den dienstbaren Wolken zwischen Himmel und Erde, (in all dem) sind Zeichen für Leute, die begreifen."282 Allah (s.w.t.) hat das Universum und die Menschen mit Weisheit erschaffen. Es gibt umfangreiche Zeichen in der Schöpfung, die die Weisheit und Macht des Allmächtigen beweisen. Die Harmonie in der körperlichen Gestalt der Menschen und der Natur, die Bewegung der Sterne, die Formation der Berge, die Gewässer und die Winde sind einige Beispiele dieser Zeichen. Der Mensch ist die wunderbarste Schöpfung Gottes. Allah (s.w.t.) hat in den unlebendigen Körper des Menschen

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die Seele geblasen. Er(s.w.t) zieht die Seele nach einem bestimmten Aufenthalt auf der Erde aus dem Körper des Menschen heraus. Am Tag der Auferstehung wird der Mensch nochmals zum Leben gerufen. Alle Schöpfungen Gottes wurden mit einer Weisheit erschaffen. Die eigentliche Bedeutung dieser Weisheit ist nur Allah (s.w. t.) bekannt. Der Mensch kann die Bedeutung dieser Weisheit nur ahnen. Der Mensch ist deswegen die wunderbarste Schöpfung Gottes, weil Gott ihm Intellekt und Verfügung über die Erde gab. In Surah Dschathiah wurde gesagt: “Und Er hat euch dienstbar gemacht, was in den Himmeln und was auf den Erden ist. Alles ist von Ihm. Hierin sind fürwahr Zeichen für Leute, die nachdenken."283 Allah(s.w.t) hat das Schicksal der Menschen nicht dem Zufall überlassen. Er(s.w.t) hat den Menschen durch den Intellekt und Botschaft über den Propheten geleitet. Das menschliche Leben auf der Erde ist jedoch für eine gewisse Zeit bestimmt. Während dieser Zeit hat der Mensch die Freiheit zu wählen und über die Art des Lebens selbst zu bestimmen. Trotz der klaren Beweise in der Schöpfung und in den Anweisungen Gottes durch die Propheten und offenbarten Bücher ist eine Vielzahl der Menschen unachtsam über die Erfordernisse des Glaubens. In Surah Yunus sagt Allah (s.w. t.): “Doch viele unter den Menschen sind Unseren Zeichen gegenüber achtlos."284 Die Unachtsamkeit über die Zeichen Gottes ist eine Dummheit, die bei einer Vielzahl der Menschen zu beobachten ist. Wenn jemand ein feines Instrument oder Gerät sieht, dann lobt er die Feinheit des Herstellers. Im Gegenteil dazu sehen viele Menschen die unzähligen Dinge, Mechanismen und Ordnungen in der Schöpfung der Natur und Menschen, jedoch ver-

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kennen sie den Schöpfer und Seine Weisheit. In Bezug auf Einstellung zum Glauben gibt es verschiedene Menschen. Es gibt Menschen, die sich in ihrem alltäglichen Leben zum Beispiel mit Essen, Trinken, Spielen, Schlafen, usw. soweit beschäftigen, dass sie sich gar keine Gedanken über den Glauben und den Sinn des Lebens machen. Die anderen suchen Schutz bei den Göttern je nach ihren Bedürfnissen. Dann gibt es welche, die selbst Menschen zu Göttern machen. Alle der oben genannten Menschen sind nicht in der Lage die Wahrheit zu erkennen. Sie sind unachtsam und verkennen bzw. leugnen die Zeichen Gottes. Es ist ein Beweis dafür, dass die Menschen sich immer noch in der Zeit der religiösen Unwissenheit befinden. Das ist eine traurige Situation. Diese Situation bleibt nicht ergebnislos, denn am Tag der Auferstehung wird jeder Mensch über seinen Glauben während des Aufenthalts auf der Erde befragt. Jeder Muslim soll daher stolz und glücklich über seinen Glauben sein. Der islamische Glaube, den zweifellos jeder Muslim auf Grund seines Bestrebens erlangt, ist ein Geschenk Gottes. Die Muslime verpflichten sich, den Glauben des Islam mit Hingabe und Zufriedenheit zu pflegen und ihn in ihrem alltäglichen Leben zu realisieren.

5.3. Gottesdienst (Ibadah) -1 Allah (s.w. t.) hat den Menschen für einen wichtigen Zweck und mit einem bestimmten Ziel erschaffen. Er(s.w.t) hat für den Menschen alles auf Erden vorbereitet, damit der Mensch darauf die Rolle des Statthalters (Khalifah) übernehmen kann. In Surah Al-Baqarah sagt Allah(s.w.t): “Und

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als dein Herr zu den Engeln sprach: “Wahrlich, Ich werde auf Erden einen Statthalter einsetzen." Sie sagten: “Willst Du auf ihr jemanden einsetzen, der dort Unheil stiftet und Blut vergießt, wo wir doch Dein Lob singen und Deine Heiligkeit rühmen?" Er sagte: “Wahrlich, Ich weiß, was ihr nicht wisst.""285 Allah(s.w.t.) hat uns erschaffen, damit wir Ihm dienen. In Surah Ad-Dariat verkündet Allah(s.w.t): “Und Ich habe die Dscbinn und die Menschen zu keinem anderen Zweck erschaffen, als dass sie Mir dienen. Ich will keinen Unterhalt von ihnen und Ich will nicht, dass sie Mich mit Nahrung versorgen. Wahrlich, Allah ist es, Der Lebensunterhalt gewährt. Er allein besitzt die Kraft und die Stärke."286 Der Mensch ist nicht mit dem Ziel geschaffen worden, dass er auf Erden nur isst, trinkt, spielt und stirbt. Der Zweck der Schöpfung des Menschen ist, dass er Allah (s.w.t.) dient und lobpreist. Wenn man Natur, Tiere und andere Schöpfungen Gottes genauer betrachtet, dann kann man leicht feststellen, dass alle diese Schöpfungen das Gesetz Gottes befolgen und sie zum Dienst der Menschen bereit gestellt worden sind. Fürwen ist jedoch der Mensch bereit gestellt worden? Die Antwort lautet, zum Dienste Gottes. Gottesdienst ist keine banale Angelegenheit, sondern der Hauptzweck der menschlichen Schöpfung. Zur Erfüllung dieses Zwecks und Wegweisung der Menschen hat Allah(s.w.t) eine Reihe von Propheten mit Seiner Botschaft geschickt und Bücher offenbart. Das erste, was die Propheten den Menschen gesagt haben war, dass sie dem einzigen Gott (Allah) dienen sollen. Laut Surah Al-Araf sagte Prophet Hud(a.s.) zu seinem Volk: “O mein Volk! Betet Allah an, ihr habt keinen anderen Gott außer Ihm. Wollt ihr also nicht gottesfürchtig sein?"287

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In Bezug auf den Gottesdienst (Ibadah) lassen sich Menschen in verschiedenen Gruppen aufteilen. Eine Vielzahl der Menschen haben die Bedeutung des Gottesdiensts nicht richtig verstanden. Manche verstanden unter Gottesdienst die Befriedigung ihres eigenen Gewissens. Manche haben dem Gottesdienst keine Wichtigkeit beigemessen. Manche haben die Stellung des Gottesdiensts zwar erkannt, aber sie verrichteten ihren Dienst nicht für einen einzigen Gott, sondern für mehrere Götter. Manche erkennen zwar die Stellung und Wichtigkeit des Gottesdiensts, aber zur Realisierung des Gottesdiensts betrachten sie die Anweisungen Gottes nicht genau. Dann gibt es welche, die unter Gottesdienst nur bestimmte Rituale verstanden haben oder für den Gottesdienst sich auf die Grundsäulen des Islam beschränkt haben. Die richtige Weise des Gottesdiensts ist, das man in allen Aspekten des menschlichen Lebens die Anweisungen Gottes befolgt. Alles was der Mensch glaubt, sagt oder tut, muss so geschehen, wie Gott es den Menschen über die Propheten und offenbarten Bücher vermittelt hat. Es handelt sich nicht um einen richtigen Diener Gottes, wenn er betet, fastet und Pilgerfahrt nach Makkah vornimmt und gleichzeitig Schweinefleisch isst oder Alkohol trinkt. Man darf nicht einen Teil der Anweisungen Gottes akzeptieren und den anderen Teil der Anweisungen ablehnen. Genauso gehört es nicht zum Gottesdienst, wenn der Mensch nach Lust strebt und zum Beispiel der Mann eine Frau nachahmt oder die Frau einen Mann. Der Gottesdienst beschränkt sich nicht nur auf die Aktivitäten in der Moschee, sondern er umfasst alle Aspekte des menschlichen Lebens. Gottesdienst bedeutet die Bereitschaft der Menschen zur

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Gehorsamkeit dem Allmächtigen gegenüber und die Beachtung des Erlaubten und Verbotenen im Islam. In Surah Al-Ahzab sagt Allah(s.w.t): "Es steht einem gläubigen Mann und einer gläubigen Frau nicht zu, dass sie, wenn Allah und Sein Gesandter in einer Angelegenheit entschieden hatten, in dieser ihrer Angelegenheit noch frei zu wählen. Und wer Allah und Seinem Gesandten gegenüber ungehorsam ist, der ist fürwahr weit (vom rechten Weg) abgewichen."288

5.4. Gottesdienst (Ibadah) - II In Surah Al-Baqarah sagt Allah (s.w. t): “O ihr Menschen, dient eurem Herrn, Der euch erschaffen hat und die, die vor euch waren; vielleicht werdet ihr (Ihn) fürchten."289 Der Gottesdienst (Ibadah) enthält alle Aspekte des menschlichen Lebens. Dazu gehören nicht nur die fünf Grundsäulen des Islam, nämlich Glaubensbekenntnis, Gebet, Fasten, Spende und Pilgerfahrt nach Makkah. Dazu gehört aber auch eine gute Behandlung der Menschen, Gehorsamkeit gegenüber den Eltern, Hilfeleistung für die Bedürftigen, Waisen und Reisenden, Barmherzigkeit mit den Schwachen, gute Behandlung von Tieren, usw. Gottesdienst enthält auch Moral, gutes menschliches Verhalten, wie zum Beispiel nicht lügen, anvertraute Sachen richtig aufbewahren o der verwalten, das Versprechen erfüllen, usw. Neben der menschlichen Moral enthält Gottesdienst auch göttliche Moral, das heißt die Erfüllung der menschlichen Verpflichtungen gegenüber Gott, wie die Liebe zu Gott und Seinen Propheten und Seinen Büchern, und das man Seine Befehle mit Geduld akzeptiert und dem Allmächtigen für Seine Gaben dankt und das man damit zu-

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frieden ist und sich auf Gott verlässt und um Seine Barmherzigkeit bittet und sich vor Seiner Strafe furchtet. Der Gottesdienst (Ibadah) enthält auch Verpflichtungen, dass man das Gute empfiehlt und vom Schlechten abrät und sich anstrengt für die Sache Allahs gegen die Ungläubigen und Heuchler. Taten mit guter Absicht, die der Gesellschaft dienen, werden auch als Gottesdienst (Ibadah) betrachtet. Beispiele dafür sind das Bauen von Moscheen und Schulen sowie Versöhnung von zerstrittenen Brüdern und Schwestern. Laut eines Hadith, das von Abu Darda(r.hu.) in Sunan Abu Da'ud berichtet wurde, sagte Prophet Muhammad(s.a.w.): “Soll ich euch eine Tat nennen, die mehr Belohnung hat als Beten, Fasten und spenden? Die Leute antworteten: “Ja, o Gesandter Allahs". Der Prophet(s.a.w.) sagte: “Das ist die Versöhnung zwischen (zerstrittenen) Menschen..."290 Zum Gottesdienst (Ibadah) gehört auch, dass man die Kranken besucht sowie den Blinden und Bedürftigen hilft. Jede Tat, die im Leben getan wird, soll im Sinne Gottes und zur Annäherung Gottes gemacht werden. Die Taten, die zum Gottesdienst (Ibadah) gehören, müssen vor allem folgende Voraussetzungen erfüllen: -Diese Tat soll nicht gegen die Vorschriften des Islam verstoßen. Gemeint ist damit zum Beispiel das Betreiben eines Nachtklubs und die Konsumierung von Schweinefleisch und Alkohol und das Geschäft damit. -Diese Tat soll mit einer guten Absicht für sich, für die Familie, für die Gemeinschaft oder für die Gesellschaft durchgeführt werden. -Wenn man etwas tut, soll man sein Bestes geben. Man soll sich fair verhalten, nicht verraten, nicht betrü-

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gen, kein Unrecht tun, nicht gierig sein, usw. Die alltäglichen Taten dürfen nicht durch Verzicht oder Vernachlässigung des Gebets, des Fastens, usw. durchgeführt werden. In Surah Al-Munafiqun sagt Allah(s.w.t): “O die ihr glaubt! Lasst euch durch euer Vermögen und eure Kinder nicht vom Gedenken an Allah ablenken. Wer das tut, das sind die Verlierenden."291

5.5. Glaube und Tat Aus Erfahrung wissen die Menschen, dass bloße schöne Träume und eitle Wünsche kaum eine ernstzunehmende Voraussetzung sind, um in weltlichen und alltäglichen Angelegenheiten etwas zu bewirken oder zu erreichen. Dieses gilt sowohl für minderwertige als auch für hochwertige Dinge oder Angelegenheiten. Das Wohlwollen des allmächtigen und gnadenreichen Schöpfers zu erstreben und die Nähe zu Ihm(s.w.t) zu suchen, sind gewiss die allerhöchsten und allerwichtigsten Ziele und Bestrebungen, die ein Mensch in dieser Welt haben kann. Allah (s.w. t.) lehrt uns, dass auch und vor allem hier, bloße Wünsche und leblose Absichten ohne konsequente Taten kaum einen Wert haben. Allah(s.w.t) sagte in Surah Al-Hadid: “Sie werden (am Tag der Auferstehung) jenen (Gläubigen) zurufen: “Waren wir nicht mit euch?" Jene werden sagen: “Doch, aber ihr versuchtet euch selber und wartetet und zweifeltet, und es betörten euch die eitlen Wünsche, bis Allahs Befehl kam. Und der Betörte hat euch über Allah betört.""292 An dieser Stelle erzählt Allah (s.w. t.) von dem Schicksal einer bestimmten Gruppe von Menschen, die sich mit leeren Absichten und eitlen Wünschen an Allah(s.w.t) begnügten, während sie

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die Beachtung von Allahs Anweisungen kaum ernst genommen und Seine Schranken kaum beachtet haben. Allein ein bloßer Muslim zu sein, unter Muslimen zu leben und vielleicht auch islamische Namen zu tragen reicht nicht aus. Es ist dabei zu erwähnen, dass diese bestimmte Stelle des Qurans eine unmittelbare Fortsetzung anderer Verse ist, in denen es um Heuchelei und Heuchler geht. Viele Gelehrte und Kommentatoren des Qurans sind der Meinung, dass diese Eigenschaften, also vage Absichten und Wünsche an Allah (s.w. t.) ohne entsprechende Taten, zu den Eigenschaften der Heuchler zählen. Ein Mangel an wahrem Glauben und ein Mangel sich vom Bösen fern zu halten und Allah (s.w.t.) aufrecht zu dienen und Ihn(s.w.t.) zu verehren, ist damit vergleichbar, den Einflüsterungen (Waswasah) des Teufels zu folgen. Zu diesem Verhalten führt zusätzlich das leichtsinnige Umgehen mit den Anweisungen Allahs (s.w.t.), Ihm(s.w.t) ungehorsam gegenüber zu sein und sich dabei allein auf die Vergebung und Gnade Allahs (s.w.t.) zu verlassen. Allah(s.w.t.) ist gewiss der Gnädige und der ewig Vergebende, aber Allah(s.w.t) ist auch Allwissend und Allhörend und Er(s.w.t) zeigte uns, und das ist auch ein Zeichen Seiner Gnade, dass etwas Böses zu tun mit der Absicht, sich von vornherein auf Allahs Vergebung zu verlassen, nur zu Allahs Zorn und Strafe führen kann. Allah(s.w.t.) sagte in Surah An-Nisa: “Allahs Vergebung ist nur für jene, die unwissentlich Böses tun und bald darauf Reue zeigen. Solchen wendet Sich Allah erbarmend zu; und Allah ist Allwissend, Allweise. Doch Vergebung ist nicht für jene, die so lange Böses tun, bis zuletzt, wenn der Tod einem von ihnen naht, er spricht: “Ich bereue nun", noch für die, die als Ungläubige sterben. Ihnen

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haben Wir schmerzliche Strafe bereitet."293 In der gleichen Surah sagte Allah(s.w.t) zusätzlich: “Es wird nicht gehen nach euren Wünschen noch nach den Wünschen des Volkes der Schrift. Wer Böses tut, dem wird es vergolten werden; und er wird für sich weder Freund noch Helfer finden, außer Allah."294 5.6. Die Bedeutung und Wichtigkeit der Absicht (Niyyah) Allah (s.w.t.) sagte in Surah Az-Zumar: “Wir haben dir fürwahr das Buch mit der Wahrheit hinabgesandt, darum diene Allah in aufrichtigem Glauben an Ihn."295 Umar(r.hu.) berichtet, dass der Gesandte Allahs, Muhammad(s.a.w), sagte: “Wahrlich, die Taten werden entsprechend der Absicht (Niyyah) bewertet, und jedem Menschen steht das zu, was er beabsichtigt hat. Wer seine Auswanderung (Hidschra) um Allahs willen und Seines Gesandten unternimmt, dessen Auswanderung ist für Allah und Seinen Gesandten; wer aber seine Auswanderung des irdischen Lebens willen unternimmt, oder um eine Frau zu heiraten, dessen Auswanderung ist für das, weswegen er auswanderte."296 Allah (s.w.t.) sagt in Surah AlAn'am: “Sprich: “Mein Gebet und mein Opfer und mein Leben und mein Tod gehören Allah, dem Herrn der Welten.""297 Allah(s.w.t) und Sein Gesandter(s.a.w.) lehren uns hier wie auch an vielen anderen Stellen die absolute Wichtigkeit der Absicht (Niyyah), mit welcher ein Muslim eine Handlung eingeht. Die Absicht (Niyyah) ist ein unverzichtbarer und unentbehrlicher Teil von allen Formen der islamischen Riten. Ohne das Vorhandensein einer Absicht (Niyyah) gelten diese Riten, sei es das Glaubensbekenntnis (Schahadah), das Gebet

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(Salah), Spende (Zakah) oder Pilgerfahrt nach Makkah (Hadsch), gar nichts. Die Absicht (Niyyah) muss vollkommen und rein an Allah(s.w.t.) gerichtet sein, ohne Mischung von jeglichen anderen Elementen. Auch andere alltägliche Handlungen können mit der richtigen Absicht (Niyyah) zu einer Art Gebet und zu guten Taten, die Allah(s.w.t) belohnt, umgewandelt werden. Laut einer Überlieferung, die von Anas Ibn Malik(r.hu.) berichtet wurde, sagte Prophet Muhammad (s.a.w): "Niemals wird ein Muslim etwas pflanzen, von dem sich ein Mensch oder ein Tier ernährt, ohne dass er (von Allah) für diese Tat den Lohn einer Spende (Sadaqah) erhält."298 Laut Hadith Bukhari berichtete Anas(r.hu-), dass Prophet Muhammad(s.a.w) folgendes sagte, als die Muslime mit ihm(s.a.w) von der Schlacht von Tabuk zurückkehrten: “Gewiss sind in Madinah einige Leute geblieben, die bei uns waren, wohin wir auch gingen, ob wir ein Gebirge oder Tal überquerten. Nur ein zwingender Grund hat sie gehindert."299 In diesem Hadith wurde von Leuten berichtet, die an der bekannten und besonders schwierigen Expedition von Tabuk wegen wahrer zwingender Gründe nicht teilnehmen konnten und wegen ihrer Absicht (Niyyah) vom Propheten(s.a.w) so betrachtet wurden, als ob sie dabei gewesen wären. Allah(s.w.t.), der Allwissende, hat uns sehr vor Ar-Riya' gewarnt. Ar-Riya' bedeutet etwas Gutes zu tun oder ein Gebet zu verrichten, aber lediglich oder hauptsächlich um gesehen zu werden. Diejenigen, die so etwas tun und meinen ihre Handlungen für Allah(s.w.t) zu tun, aber im Herz und Absicht an erster Stelle andere Gedanken und Ziele haben, sei es einen gewissen Ruf zwischen den Menschen zu erlangen oder irgendwelche Interessen zu verfolgen, wurden von

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Allah (s.w.t.) mit den schärfsten Strafen gewarnt. Allah(s.w.t) sagte: “So wehe den Betenden, die in ihrem Gebet nachlässig sind. Jenen, die nur gesehen werden wollen."3 :
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