Eberwein Werner - Schuetz Gerhard - Die Kunst Der Hypnose

March 29, 2017 | Author: Arndt Claassen | Category: N/A
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Weitere Titel zum Thema Hypnose sowie zu jedem unserer lieferbaren und geplanten Bücher finden Sie im Internet unter www.junfermann.de - mit ausführlichem Infotainment-Angebot zum JUNFERMANN-Programm

Werner Eberwein, Gerhard Schütz

Die Kunst der Hypnose Dialoge mit dem Unbewußten Mit Anleitungen zur Selbsthypnose

w w w . j u n f e r m a n n . d e : 1. Platz im Wettbewerb „Beste Themenbuchhandlung im Internet"

Junfermann Verlag • Paderborn 2001 '•

© Junfermannsche Verlagsbuchhandlung, Paderborn 1996 2. Auflage 1997 3. Auflage 2001 Covergestaltung sowie Illustrationen auf den Seiten 170 und 187: Barbara Eckholdt, Hamburg

Inhalt Zum Geleit

Die neue Hypnose nach Milton Erickson Grundlagen und Anwendungen Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigung, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Satz: adrupa Paderborn Druck: PCD - Paderborner Druck Centrum

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Eberwein, Werner: Die Kunst der Hypnose: Dialoge mit dem Unbewußten. Mit Anleitungen zur Selbsthypnose. / Werner Eberwein; Gerhard Schütz. - Paderborn: Junfermann, 1996 ISBN 3-87387-265-X

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Was ist Hypnose, was ist Trance? Geschichte u n d Begriffe Erscheinungsformen von Trance Die Einleitung einer Trance Trance als Brücke zur Ganzheit Die Tiefe der Trance Trance-Zustände Die Trancelogik Trance-Kennzeichen Neurose als negative Trance Heilen in Trance Was ist das Unbewußte? Oft gestellte Fragen über Hypnose Einige Grundannahmen der Hypnosetherapie 2 Direkte und indirekte Hypnose Begleiten und Anleiten Indirektheit und Nutzung von Mustern Die Suggestion aus dem Unbewußten des Klienten entwickeln Die Frage der Manipulation Hypnose im System

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ISBN 3-87387-265-X

Brücke in die Zukunft Was man in Trance alles erleben kann Verwirrung Vermischung von Sinneskanälen Umdeutung Suggerierte Bewegungen

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Posthypnose Suggeriertes Vergessen Erinnern vergessener Ereignisse Schmerzverminderung und Schmerzausschaltung Hypnose bei psychosomatischen Beschwerden Dialog mit Symbolen Rückführung in die Kindheit und Durchleben Gruppenhypnose

Hypnose erleben Selbsthypnose-Übungsprogramme und Vorlesetrancen 4 Vorbereitung der Selbsthypnose-Übungen Vorbemerkungen Der äußere Rahmen Andere Entspannungsverfahren Vorübungen zur Selbsthypnose 5 Test „Bevorzugtes Sinnessystem" Einführung Test: Welches Sinnessystem bevorzugen Sie? Überlappungsübungen 6 Teile-Arbeit Einführung 7 Trancekörper-Arbeit Einleitung Trancekörper-Übungen Anwendungsmöglichkeiten Zum Verständnis der Trancekörper-Arbeit 8 Trance-Texte zum Vorlesen Texte für Erwachsene Texte für Kinder

Glossar

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121 122 122 123 125 126 133 133 135 147 155 155 188 188 188 225 235 239 240 259

Vorwort Die Anwendung hypnotischer Techniken hat in den letzten Jahren auch im deutschsprachigen Raum eine enorme Verbreitung erfahren. Waren es bis zum Ende der sechziger Jahre lediglich einige wenige, die die traditionelle Form der Hypnose bewahrt hatten, so hat sich spätestens seit den siebziger Jahren, dank der Arbeiten von Milton Erickson, eine völlig neue Art hypnotischen Denkens entwickelt. Parallel dazu fand das von Bandler und Grinder entwickelte Neurolinguistische Programmieren (NLP), das unter anderem aus den Ansätzen Milton Ericksons entwickelt wurde, eine immer größere Verbreitung. In dem vorliegenden Buch werden direkte und indirekte hypnotische Muster fruchtbar mit NLP-Techniken kombiniert. Die Fülle der Beispiele aus dem Alltag und der Therapeutenpraxis machen das Buch zu einer Fundgrube an Ideen und laden zum mehrmaligen Lesen ein. Spürbar ist ein großes Maß an Respekt für die Patienten und die Begeisterung für die Kunst der Hypnose. Jeder, der sich mit Hypnotherapie beschäftigt, wird in diesem Buch wertvolle Anregungen finden und sich unterstützt fühlen, in seiner eigenen Art damit zu arbeiten. Dr. med. dent. Albrecht Schmierer Präsident der Deutschen Gesellschaft für zahnärztliche Hypnose

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Zum Geleit

Danksagung

Die in diesem Buch vorliegenden Gedanken und Handlungsanweisungen entspringen einer gesunden Mischung aus gut reflektierter Erfahrung und dem gelungenen Versuch, theoretisch nachzuvollziehen, was bei natürlichen und induzierten hypnotischen Prozessen abläuft und wie diese über Entspannungszustände hinaus zur selbstbzw. fremdinitiierten Stabilisierung und Veränderung genutzt werden können. Imponierend ist die Nachvollziehbarkeit der Konzepte, die von den Autoren durch eine immer spannend bleibende Darstellung überschaubarer Schritte erreicht wird. Es wird von Therapeuten, aber auch neugierigen „Laien" genutzt werden können, die an plausiblen Erklärungs- und Handlungssequenzen interessiert sind. Das Buch kann eine professionelle Psychotherapie nicht ersetzen, als Bindeglied zwischen professionellen Psychotherapeuten und interessierten Patienten ist es eine wertvolle Hilfe. Es werden sowohl Details zum „kleinen Einmaleins" der hypnotherapeutischen Phänomene und Prozesse als auch Wissen für Fortgeschrittene ausgebreitet, das zum Erfahrungsvergleich ermutigt.

Wir danken unseren Ausbildern, vor allem Jeff Zeig, Ernest Rossi, Stephen Gilligan, Stephen Lankton und Wolfgang Lenk, daß sie uns Ericksonsche Hypnose und NLP beigebracht haben. Wir danken Siegfried Mrochen für seine unterhaltsamen Supervisionssitzungen und für sein konstruktives Feedback. Für die Fotoaufnahmen danken wir der Fotografin Jaqueline Walker sowie Christa Schödermaier, Kristine Kretschmer, Joan Plank, Jörg Neinaß und der siebenjährigen Lucie für ihr Engagement und ihre Ausdauer. Für hilfreiche Rückmeldungen zum Manuskript danken wir Sonja Schütz, Monika Geis und Judith Krichbaum. Die Kinder Rita, Laura, Marlene, Robin und Philipp trugen mit ihren manchmal überraschenden Ideen zum Buch bei.

Prof. Dr. Siegfried Mrochen

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Die neue Hypnose nach Milton Erickson Grundlagen und Anwendungen

1 Was ist Hypnose, was ist Trance? Geschichte und Begriffe Die Kunst, Trance-Zustände durch hypnotische Induktionen herbeizuführen und zu nutzen, ist uralt. Trance und Hypnose finden sich in altägyptischen Riten, den Übungen der indischen Yogis, den Künsten der Fakire und den Tempelschlaf-Kulten der alten Griechen. Techniken wie Augenfixation und Handauflegen in Kombination mit verbalen Suggestionen wurden von den keltischen Druiden ebenso verwandt wie von Jesus und seinen Jüngern. 1781 beschrieb Franz Anton Mesmer hypnotische Phänomene als Auswirkungen eines innerhalb und außerhalb des Körpers befindlichen physikalischen „Fluidums", das er „animalischer Magnetismus" nannte. Er und seine Anhänger begründeten einen Massenkult, den „Mesmerismus", der jahrzehntelang die Salons der Bürger in ganz Europa beschäftigte. 1843 wurde von James Braid zum ersten Mal der Begriff „Hypnose" verwandt, abgeleitet vom Namen des griechischen Gottes des Schlafes, „Hypnos", des Bruders des Todes, „Thanatos". Um dieselbe Zeit wurde von englischen und schottischen Ärzten Hypnose zur Schmerzausschaltung bei chirurgischen Operationen eingesetzt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts lehrte der französische Neurologe Charcot (bei dem Sigmund Freud die Hypnose kennenlernte), Hypnose sei ein künstlich hervorgerufener hysterischer Anfall durch Überreizung des Nervensystems. 1888 wurde von Bernheim und Liebault Hypnose als ein natürliches Phänomen beschrieben, das auf Suggestion beruht. In den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts nahm Pawlow an, Hypnose sei ein partieller Schlaf, der durch konditionierte neurologische Hemmungsprozesse zustandekomme. Heutzutage scheinen sich fast alle Fachleute darüber einig zu sein, daß es weder eine allgemein akzeptierte Definition von Trance und Hypnose gibt noch eine gesicherte wissenschaftliche Theorie, die das Zustandekommen der Trance- und Hypnosephänomene befriedigend erklärt. Vielmehr gibt es eine ganze Reihe von mehr oder weniger vagen Definitionsversuchen, Beschreibungen und Einord12

nungen, ausgehend von den Grundannahmen der verschiedenen psychologischen Schulrichtungen, die einander mehr oder weniger stark widersprechen. Psychoanalytiker verstehen beispielsweise unter Hypnose einen vorübergehenden Rückfall (Regression) des Bewußtseins auf eine frühere, primitive Stufe der psychischen Entwicklung, wobei der Hypnotiseur durch Übertragungsprozesse eine machtvolle Bedeutung erhält und der Hypnotisierte dadurch empfänglich für die vermittelten Inhalte wird. Verhaltenstherapeuten halten Trance und Hypnose für Produkte konditionierten Lernens. Der Hypnotisand assoziiert bestimmte Reaktionen wie Entspannung oder Schmerzlosigkeit mit den Worten des Hypnotiseurs und folgt ihnen automatisch unterhalb der Ebene der bewußten Kontrolle. Nach der Hemisphärentheorie spricht der Hypnotiseur die rechte (intuitive) Hirnhälfte des Hypnotisanden an und setzt die linke (rationale) außer Kraft. In der spirituellen Sichtweise nimmt der Hypnotisierte (das „Medium") in Trance Kontakt zu einer immateriellen Welt der Geister auf und kann sogar teilweise von ihnen kontrolliert werden (Schamanismus, Besessenheit, religiöse Ekstase). Einige Autoren, wie z.B. James Hilgard, stellen den Begriff der Dissoziation (Spaltung, Trennung, Aufteilung) in den Vordergrund. In Trance sei das Bewußtsein in mehrere Abteilungen aufgeteilt, die unabhängig voneinander angesprochen werden und agieren können. Auch bestimmte Körperregionen könnten abgespalten werden, so daß der Hypnotisand die Kontrolle über einige seiner geistigen oder körperlichen Funktionen an den Hypnotiseur abgibt. Die zur Zeit einflußreichste und kreativste Schule der Hypnotherapie nach Milton Erickson hat ein weitgehend pragmatisches Verständnis von Trance und Hypnose entwickelt. Ihren Anhängern genügt es, die hypnotischen Phänomene zu beschreiben und immer neue Möglichkeiten zu finden, Trance einzuleiten und zu nutzen. Eine klare Definition und Theorie halten sie für entbehrlich. Etwas überspitzt könnte man den pragmatischen Standpunkt so zusammenfassen: „Was immer es auch ist, Hauptsache, es funktioniert." Wir, die Autoren dieses Buches, wollen hier weder versuchen, die Frage nach dem Wesen von Trance und Hypnose zu lösen, noch der 13

langen Reihe der Theorien eine weitere Sichtweise hinzufügen. Aber damit die Leserinnen und Leser unseren Hintergrund besser verstehen, wollen wir kurz versuchen, zu beschreiben, was wir unter Trance und Hypnose verstehen. Unter Trance verstehen wir einen subjektiv erlebbaren und objektiv meßbaren veränderten Zustand des Erlebens und Verhaltens, der weder alltägliches Wachsein noch Schlaf ist.

ten, sondern eher im Sinne von Milton Erickson als Speicher latenter Fähigkeiten, die durch Trance zugänglich gemacht und genutzt werden können. Trance kann verschiedene Tiefenstadien erreichen, vom leichten Tagtraum bis zu schlaf- oder schlafwandelähnlichen (somnambulistischen) Zuständen, an die man hinterher keine Erinnerung mehr hat. In Trance ist ein Kontrollsystem außerhalb des Ich etabliert, das die psychischen und körperlichen Prozesse teilweise steuert. In der Meditation übergibt der Meditierende die Steuerung seiner psychischen Prozesse an ein Ritual, in der Selbsthypnose an die autosuggestive Technik, bei der Hypnose fungieren die Suggestionen des Hypnotiseurs als Kontrollsystem.

Abb. 2: Suggestion und Ritual

Die Begriffe Trance und Hypnose benutzen wir gleichbedeutend.

Erscheinungsformen von Trance Abb. 1: Trance, Wachsein und Schlaf

In Trance ist die kontrollierende Aktivität des Bewußtseins vermindert, und die autonomen Funktionen des Unbewußten sind verstärkt. Die Ansprechbarkeit des Unbewußten des Hypnotisanden auf die Suggestionen des Hypnotiseurs und seine hypnotischen Reaktionen folgen eher den primärprozeßhaften Mechanismen der psychischen Verarbeitung, das heißt, der Hypnotisierte erlebt symbolisch, traumähnlich. Unter Selbsthypnose verstehen wir das gezielte Herbeiführen und Nutzen von Trance-Zuständen durch vorgegebene Techniken der Selbstv ersenkung. Wenn wir vom Unbewußten sprechen, dann meinen wir das nicht im engeren, Freudschen Sinne hauptsächlich als Sitz des Verdräng14

Trance-Erlebnisse sind entgegen einer weit verbreiteten Ansicht nichts Exotisches, das nur wenige Auserwählte nach jahrelangem Training oder intensiver, raffinierter Beeinflussung erleben könnten. Jeder Mensch erlebt im Laufe seines Lebens immer wieder „Alltagstrance", die nicht weniger tief ist als die Zustände, die von den erfahrensten Hypnotiseuren mit ihren besten Medien hervorgebracht werden. Selbst somnambulistische Trance-Zustände mit spontaner Amnesie (Gedächtnislücke), Schmerzfreiheit u n d posthypnotischen Reaktionen kennt jeder. Sicher haben Sie schon erlebt, daß Sie auf der Autobahn fahren und nach einer Weile merken, daß Sie fünf oder zehn Minuten lang „unbewußt" gefahren sind, und sich an diese Zeit nicht mehr erinnern können. Offenbar waren Sie in dieser Zeit reaktionsfähig, Sie konnten lenken, über15

h o l e n , b e s c h l e u n i g e n , b r e m s e n u n d Verkehrsregeln beachten, aber Ihr Bewußtsein w a r „ w e g " , u n d Sie w u ß t e n h i n t e r h e r nichts m e h r d a v o n . Sie w a r e n in einer somnambulistischen (schlafwandel-ähnlichen) Tieftrance. Die M o n o t o n i e d e r Straße, d a s M o t o r g e r ä u s c h u n d d a s regelmäßige Vibrieren des A u t o s h a t d a b e i die Rolle d e r h y p n o tischen I n d u k t i o n ü b e r n o m m e n . O d e r d e n k e n Sie a n die W i r k u n g v o n j a h r z e h n t e l a n g e n t g e g e n allem r a t i o n a l e n V e r s t ä n d n i s sich a u s w i r k e n d e n Suggestionen d e r Eltern in d e r Kindheit, w i e : „ D u wirst nie e i n e n M a n n finden, w e n n d u dich ausstaffierst wie eine H u r e ! " oder: „ D u bist d u m m , faul u n d gefräßig, sonst nichts!" U n d w a s m e i n e n Sie, w a r u m die Kaffee- u n d Parfumhersteller 10 000,- DM u n d m e h r p r o M i n u t e für e i n e n W e r b e s p o t i m F e r n s e h e n ausgeben? W ü r d e n sie d a s t u n , w e n n es sich nicht auf Heller u n d Pfennig auszahlen w ü r d e ? W e r b u n g arbeitet massiv mit hypnotischen Techniken. Z u e r s t w i r d die A u f m e r k s a m k e i t gefesselt, d a n n , m e i stens g a n z a m Ende, w i r d kurzzeitig d a s z u b e w e r b e n d e P r o d u k t offeriert. E s w e r d e n unterschwellige, m e t a p h o r i s c h e u n d symbolische Botschaften b e n u t z t , u m S t i m m u n g e n u n d eine J a - H a l t u n g z u e r z e u g e n u s w . I m G r u n d e verkaufen die meisten aller W e r b e s p o t s i m m e r n u r d a s eine: sexuelle Attraktivität u n d eine glückliche B e z i e h u n g u n d Familie - offenbar das stärkste, unerfüllte Bedürfnis d e r meisten Menschen. Ich (W.E.) e r i n n e r e m i c h an e i n e n Unfall, d e n ich vor einigen J a h r e n w ä h r e n d eines U r l a u b e s i n P o r t u g a l h a t t e , bei d e m m i r b e i m W a n d e r n in d e n Bergen ein großer Lavabrocken auf d e n rechten U n t e r s c h e n k e l fiel u n d eine e t w a z w e i Handflächen große, tiefe H a u t a b s c h ü r f u n g hinterließ, die stark blutete. Ich fühlte m i c h vollk o m m e n wach u n d sogar e t w a s euphorisiert, s p ü r t e a b e r keinerlei Schmerz. Ich k o n n t e die verletzte Fläche im A u t o m i t M i n e r a l w a s s e r a b s p ü l e n u n d d a n n m i t Jodtinktur einpinseln, o h n e d e n geringsten S c h m e r z z u s p ü r e n . Die H a u t u n d d a s U n t e r h a u t - B i n d e g e w e b e i m Bereich d e r W u n d e w a r e n für e t w a drei S t u n d e n v o l l k o m m e n t a u b . Erst am A b e n d , w i e d e r in d e r Pension a n g e k o m m e n , k e h r t e die Sensibilität an d e r Stelle z u r ü c k , u n d sie s c h m e r z t e für e t w a zwei W o c h e n heftig. Ich fühlte m i c h w a c h , a b e r physiologisch w a r ich in einem Trance-Zustand, in d e m mein Schmerzempfinden abgespalten war. 16

W e n n w i r gefesselt sind v o n e i n e m s p a n n e n d e n R o m a n o d e r einer ergreifenden M u s i k u n d d a b e i die A u ß e n w e l t zeitweise fast v e r g e s sen, s i n d w i r i n Trance. Ebenso i n d e m v o n P h a n t a s i e n d u r c h z o g e n e n G r e n z z u s t a n d z w i s c h e n W a c h e n u n d Schlaf j e d e n M o r g e n u n d jeden A b e n d . M a n c h e M e n s c h e n sind a u c h w ä h r e n d u n d n a c h e i n e m O r g a s m u s für eine Weile e n t r ü c k t in einer T r a u m w e l t - in Trance. In T r a n c e - Z u s t ä n d e n ist d a s Alltagsbewußtsein, d a s rationale D e n k e n , gedämpft, u n d a n d e r e , tiefere E b e n e n d e s Erlebens s i n d geöffnet. Trance ist nicht einfach die Mitte zwischen W a c h s e i n u n d Schlafen, s o n d e r n ein dritter, eigener Raum.

WAS Trance vom Wachbewußtsein unterscheidet:

• Fokussiertheit, Absorbiertheit, „Gefesseltsein" oder „leerer" Geist, • Schwächung der Ich-Kontrolle, Passivität, • Verstärkung innerer Prozesse (z.B. traumhafte Bilder und Assoziationen), • verstärkte autonome Aktivität aus dem Unbewußten, • anstelle der bewußten Kontrolle ist ein Steuerungssystem außerhalb des Ich (durch ein Ritual oder durch Suggestionen) etabliert, • die Beeinflußbarkeit ist erhöht, • teil weiser oder vollständiger Gedächtnisausfall (Amnesie).

Was Trance vom Schlaf unterscheidet:

• psychische Bearbeitungsprozesse sind aktiv, • Kommunikation ist möglich (z.B. durch Fingersignale), • Beeinflussung ist leicht möglich.

W i r g e h e n d a v o n a u s , d a ß jeder M e n s c h hypnotisierbar ist b z w . sich selbst h y p n o t i s i e r e n k a n n , sofern m a n i h m nicht eine M e t h o d e überstülpt, die i h m nicht entspricht, s o n d e r n i h m erlaubt, seinen eigenen, persönlichen W e g in TTance u n d w i e d e r h i n a u s zu gehen. U m ängstliche o d e r sehr kontrollierte M e n s c h e n i n Trance z u führen,

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muß man sich ihren Mustern anpassen und ihre Gewohnheiten und Charakterzüge nutzen (utilisieren). Das ist eine der wesentlichen Neuerungen, die Milton Erickson in die Hypnose-Technik eingeführt hat - davon später mehr. Der hypnotische Zustand besteht entgegen einer immer noch weit verbreiteten Vorstellung nicht typischerweise darin, daß der Hypnotisierte „völlig weg" ist und den Befehlen des Hypnotiseurs willenlos Folge leisten muß. Trance ist ein Kontinuum, das mit einer verstärkten Konzentration beginnt und dann über Phantasien, Tagträume und gebannte Aufmerksamkeit in tiefere, traumhafte Erlebniswelten hineinführt. Das untere Ende des Kontinuums sind Tieftrance-Zustände, die oft landläufig mit „Hypnose" gleichgesetzt werden, in denen man tatsächlich „weg" ist und hinterher subjektiv glaubt, geschlafen zu haben, während man aber in Wirklichkeit weiter empfänglich für Suggestionen war. Nicht jede Trance ist eine Tieftrance, und die meisten hypnotischen Effekte sind auch in leichteren Trance-Zuständen oder sogar im Wachzustand herzustellen („Wachsuggestion"). Trance kann von dem Betreffenden selbst eingeleitet und gesteuert sein wie in der Selbsthypnose, in der Meditation oder bei Visualisierungsübungen. Sie kann durch eine Überflutung aus dem Unbewußten erzeugt sein wie in einer Psychose oder in traumatischen Situationen wie Folter, Mißhandlung oder Vergewaltigung. Sie kann durch neurologische Manipulationen wie Lichtblitze, Hyperventilation oder Brain-Machines, durch Massage, längeres heißes Baden oder durch psychotrope Substanzen wie LSD, Meskalin oder Ecstasy ausgelöst werden, oder sie kann durch einen Therapeuten, Hypnotiseur, Heiler oder Schamanen induziert, gesteuert und genutzt werden. In der Körperpsychotherapie kann es zu Trance-Zuständen mit intensiven Gefühls- und Energieerlebnissen sowie mit kathartischen Entladungen kommen. In religiösen Kontexten kann man in Trance Gotteserfahrungen erleben, im Okkultismus Begegnungen mit Geistern. Budenzauberer benutzen Hypnose als Ulk zum Zeitvertreib, Politiker zum Gehirnverdrehen, Werbeagenturen zur Erzeugung künstlicher Bedürfnisse, Filmemacher und Musiker zur Faszination des Publikums.

Schmerzen vermindern oder ausschalten, Blutungen stoppen, Einzelheiten ihrer Geburt erinnern, ihren eigenen Namen vergessen, die Heilung von Wunden beschleunigen, abgewehrte Gefühle hochkommen lassen, aufgetragene Befehle im Wachzustand widerstandslos ausführen, Ekstase erleben, ihre Körpergrenzen und -formen anders wahrnehmen, sich entspannen und erholen, sich in Panik hineinsteigern, Ängste mindern, sich mit sich als Baby, ihrem linken Fuß oder dem Mond identifizieren, bewegungsunfähig werden, sportliche Leistungen verbessern oder sich das Rauchen abgewöhnen. Trance ist nicht nur ein bestimmter und genau definierter Zustand, sondern das ganze Bündel von Zuständen, die weder Wachsein noch Schlaf sind. Der Alpha-Zustand eines Babys nach dem Stillen, meditative Versenkung, luzides Träumen, sexuelle Ekstase, Zustände der Leere, Autismus, Dissoziation, depressives Erstarren oder mystische Identifikationserlebnisse können als veränderte Bewußtseinszustände verstanden werden - als Trance. Trance ist ein Weg zurück und ein Weg nach vorn, ist Regression und Progression zugleich. Die Verbundenheit des Ich mit dem Körper, das Sich-Eins-Fühlen mit der Außenwelt und dem Unbewußten in Trance ist dem symbiotischen Einheitserleben eines Fötus ebenso ähnlich wie dem integrierten Bewußtsein, dem „weiten Geist", dem man sich in intensiver Therapie oder Meditation manchmal annähert. Wenn eine Trance von einem Hypnotiseur hergestellt (induziert) wird, dann ist das Bewußtsein zuerst von den Worten des Hypnotiseurs oder von einer suggerierten Szenerie weitgehend absorbiert, und die Aufmerksamkeit ist von der Umwelt und der Umweltkontrolle abgezogen. Innere Prozesse wie Phantasien und Körperempfinden sind verstärkt, ebenso die autonomen Aktivitäten des Unbewußten (z.B. unwillkürliche Bewegungen oder das Auftauchen von traumhaften Bildern). In tieferen Trance-Zuständen werden die psychischen Prozesse immer alltagsfremder. In Tief trance wird der Kopf schließlich „leer", man glaubt hinterher, geschlafen zu haben.

Der Trance-Zustand eröffnet Fähigkeiten, die dem Wachbewußtsein nicht zur Verfügung stehen. Menschen in Trance können

Um den Prozeß der Trance-Einleitung zu verstehen, muß man sich klarmachen, daß jede Kommunikation neben dem Mitteilungsaspekt

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Die Einleitung einer Trance

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auch einen Aufforderungsaspekt beinhaltet. Die Aufforderung kann explizit sein („Gib mir doch bitte mal das Salz rüber!") oder implizit („Du hast mich schon so lange nicht mehr zum Essen eingeladen."). Die Aufforderung kann sich an das Bewußtsein oder an das Unbewußte richten, sie kann verbal oder nonverbal übermittelt werden. Eine Aufforderung an das Unbewußte nennen wir eine Suggestion. Suggestion wird in der Hypnose genutzt, um den Trance-Zustand herbeizuführen und ihn zu vertiefen. Der Trance-Zustand zeichnet sich durch eine größere Empfänglichkeit für Suggestionen aus, und diese kann suggestiv noch verstärkt werden. Es wird durch Suggestion ein suggestibler Zustand erzeugt („hypnogene Rückkopplung"). In der Trance kann dann Suggestion zu therapeutischen Zwecken genutzt werden. Einer direkten Aufforderung an das Unbewußte wie „Geh jetzt in Trance!" könnten wohl die wenigsten Menschen nachkommen, mögen sie noch so bereitwillig sein. In Trance zu gehen liegt normalerweise außerhalb der Möglichkeiten des Willens. Daher ist für die Induktion einer Trance eine spezielle Kommunikationsweise bzw. ein Ritual erforderlich, das eine Veränderung des Bewußtseinszustandes ermöglicht und Reaktionen des Unbewußten bewirken kann. Trance-Zustände können durch die verschiedensten Formen direkter oder indirekter verbaler Suggestion ebenso eingeleitet werden wie körperlich durch bestimmte Bewegungsformen (Trance-Tanz), Berührungen („magnetische" Striche), durch geistige Übungen (Meditation, Visualisierung), durch Identifikation und Inszenierung (Rollenspiele, Psychodrama) oder durch bestimmte Formen von Kontakt (tiefer Augenkontakt). Eine Vielzahl von Aktivitäten kann in Trance hineinfuhren, wenn man sich der Aktivität „ganz und gar" hingibt. Hier einige Beispiele: Zugang zum Trance-Zustand

Beispiele

verbal

direkte und indirekte hypnotische Suggestionen, Geschichten, Märchen, Autogenes Training, Autosuggestion

meditativ

Zen-Meditation, buddhistische Gewahrseinsmeditation, religiöse Kontemplation

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Zugang zum Trance-Zustand

Beispiele

neurologisch

psychotrope Substanzen, Drogen, Orgasmus, Biofeedbackgeräte, Stroboskop-Blitze, Mind-Machines

Überflutung

Schizophrenie, Manie, Paranoia, Hysterie, traumatische Situationen

spontan

Tagträumen, Phantasien, Schlafwandeln, Intuition,,.innere Stimme"

Singen

tibetische Mönchsgesänge, Gregorianik

Absorption

Hobbies wie: Musik machen, Lesen, Sport, Arbeit, Musik höTen, Filme anschauen; Sex, Zärtlichkeit

Berührung

Massage, Streicheln, Kraulen

Bewegung

Tanz, Dynamische und Kundalini-Meditation, DerwischTanz, ideomo torische Techniken, Fe Idenkrais-Arbeit; Jogging; Körpertherapie (z.B. Bioenergetische Übungen)

Atem

Holotropes Atmen, Rcbirthing, Atemtherapie nach Middend orf /G orale wski

Imagination Identifizierung

Visualisierung, Phantasiereisen therapeutische Rollenspiele, Psychodrama, Übungen mit dem imaginären Körper, NLP-Übungen

Von einem Hypnotiseur oder einem Hypnotherapeuten wird eine Trance meistens dadurch eingeleitet, daß er die Aufmerksamkeit des Klienten zunächst fokussiert und dann mehr und mehr in einem Erlebnis „absorbiert". Was zur Absorption der Aufmerksamkeit verwandt wird, ist eigentlich vollkommen gleichgültig. Wichtig ist nur, daß es die Aufmerksamkeit des Klienten fesselt. Es kann zum Beispiel ein glitzernder Gegenstand sein, auf den der Klient schaut, eine Erinnerung oder ein Bild, das er sich vorstellt, oder auch der stetige Fluß seiner aktuellen Gedanken, Gefühle und Empfindungen. Wenn die Aufmerksamkeit möglichst weitgehend absorbiert ist, dann umgehen die Suggestionen teilweise die weiter auf den Fokus geheftete Aufmerksamkeit des Klienten und können an den bewußten Filterfunktionen vorbei direkt das Unbewußte des Klienten erreichen.

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Trance als Brücke zur Ganzheit Trance macht empfänglicher für direkte und indirekte Suggestionen und bringt das Bewußtsein dem Unbewußten und dem Körpererleben näher. Das Trancebewußtsein folgt anderen Gesetzen als das Wachbewußtsein. Vor allem ist es sehr flexibel und formbar. In Trance kann nahezu jede beliebige reale, erinnerte oder phantasierte Szene mit allen emotionalen und körperlichen Auswirkungen erlebt werden. In Trance kann man sich in Teilpersönlichkeiten gespalten erleben, man kann die Zeit langsamer, schneller oder rückwärts ablaufen lassen, man kann sehen, wie die Sonne gleichzeitig auf- und untergeht, sich in vergangenen oder zukünftigen Leben wiederfinden, sich identifizieren mit einem Känguruh, einem Walfisch, allen Opfern des zweiten Weltkrieges oder mit einem Strohhalm, man kann sich als Samenfaden im Moment der Befruchtung erleben, als Zelle oder als Lichtstrahl zwischen den Galaxien. Diese Erlebnisse können als sehr real empfunden werden. Es sind induzierte Träume, die sich aus einem Gemisch aus Suggestion, Erinnerung, archetypischen Bildern, transzendentem Erleben, kulturellen Mythen, kreativer Konstruktion und Symbolik zusammensetzen. Es kann im Einzelfall schwierig sein, zu unterscheiden, was dabei „real" ist und was „bloß eingebildet", so daß man in bezug auf das Trance-Erleben mit einigem Grund von einer eigenen Ebene von Wirklichkeit (TranceRealität) sprechen kann. In unserem Wachbewußtsein neigen wir dazu, der Irrationalität des Unbewußten zu mißtrauen, oder wir machen ein System daraus, wodurch es kontrollierbar erscheint. Vor allem den hoch geladenen oder schmerzhaften Gefühlen im Inneren mißtrauen wir, was es uns erleichtert, integrierte Persönlichkeiten zu bleiben, aber dadurch sind wir auch abgehoben vom Unterbau unserer Psyche. Im TranceZustand verzichtet das Ich auf Teile seiner Kontrollmacht, so daß die unbewußten Anteile der Psyche und die energetischen und physiologischen Funktionen des Körpers direkter dem Erleben und der Kommunikation zugänglich werden. Trance bringt Bewußtes und Unbewußtes zusammen und verbindet die geistige u n d die transzendente Welt mit deT materiellen Sphäre der Körperprozesse. Wir sind normalerweise eingesperrt in unser kleines Ich, dem ein Großteil der Fähigkeiten der Psyche und des Körpers nicht zugäng22

lieh ist. Trance kann einen Zugang zu den verborgenen Kammern der Psyche schaffen, zu den inneren Räumenjenseits des Ich. Bei den naturverbundenen Völkern ist Trance ein Zustand, in dem der Mensch in die Geisterwelt eintaucht, also ein religiöses, höchst achtenswertes Ereignis, getragen von Respekt vor der Tiefendimension des Geistes, vor der Suche der Seele nach ihrer Ganzheit. Trance kann einfach als Instrument zur Problemlösung benutzt werden, aber in ihrem Wesen ist sie weit mehr: die Brücke zwischen Ich und Selbst. In Trance sinkt das Ich in die tieferen Schichten des Selbst. In Trance überschreitet das kleine Ich sich selbst in die Traumwelten des Körpers, in Vergangenheit und Zukunft, letztlich in das Numinose (Dürckheim), in die Transzendenz hinein. Wenn man davon ausgeht, daß psychisches Leiden durch Abspaltung des Ich vom Körper, von den natürlichen Antrieben, vom Sinnerleben und

???

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Transzendenz

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Abb: 3: Trance aLs Hineinfließen des Ich in das Selbst

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den Gefühlen entsteht, dann ist die Verflüssigung des Ich in das Selbst (die Ganzheit des personalen Seins) hinein durch Trance nicht nur ein Vehikel der Heilung, sondern schon ein Stück Heilung selbst. Der Mensch, der in Trance sein inneres Nicht-Ich finden und integrieren kann, ist auf dem Weg der Heilung.

Die Tiefe der Trance Der Übergang vom Wachbewußtsein zur Trance geschieht nicht so, als ob jemand auf einmal das Licht ausschaltet, sondern oft unmerklich. Man ist schon in Trance und hat es noch gar nicht gemerkt. Dann wird die Trance tiefer, und man hat gar nicht gemerkt, wie sie tiefer geworden ist. Dann wacht man auf und hat gar nicht gemerkt, daß man eingeschlafen war. Diese unmerklichen ZustandsVeränderungen sind geradezu ein Kennzeichen des Trance-Prozesses. Trance ist ein Kontinuum, eine fließende Übergangszone zwischen dem kontrollierten Alltagsbewußtsein und dem Unbewußten. Der obere Pol dieses Kontinuums ist der alltägliche Wachzustand, in dem das Bewußtsein aktiv kontrolliert und meist in zielgerichtete Aktivität und soziale Interaktion eingebunden ist. Das Bewußtsein kann dann in einem ersten Schritt von einem Hypnotiseur fokussiert (das heißt auf einen bestimmten Bereich oder Gegenstand der Wahrnehmung eingeschränkt und konzentriert) werden. Zum Beispiel können die Augen auf einen glänzenden Gegenstand oder die Aufmerksamkeit kann auf eine bestimmte Körperregion fokussiert werden. Durch suggestive Verstärkung der Fokussiertheit wird ein Teil des Gewahrseins in den Vordergrund gehoben, andere Teile rücken in den Hintergrund oder werden ausgeblendet. Die suggestive FokussieTung des Bewußtseins bildet den Übergang vom Wachsein zu einem leichten Trance-Zustand. Die Aufmerksamkeit wird eingeschränkt und von anderen Bereichen abgezogen. Bei einer weiteren suggestiven Vertiefung der Trance wird der Bewußtscinszustand als diffus oder verschwimmend empfunden, oder man träumt und ist mit Bildern und Phantasien beschäftigt. Wenn der Klient den Suggestionen des Therapeuten mit seinem Erleben und seinen Handlungen mehr und mehr folgt, dann ist dies der Übergang zu einer mittleren Trancetiefe. Das Bewußtsein kann dann dissoziiert (das 24

heißt in mehrere Anteile gespalten oder vomKörper gelöst) sein. Das Erleben des Hypnotisierten wird nun mehr und mehr reaktiv, das heißt, er wartet passiv auf Anleitungen und Anweisungen des Hypnotiseurs. Die Präsenz des Hypnotiseurs als Person kann mehr und mehr in den Hintergrund treten und wird zeitweise nicht mehr bewußt wahrgenommen. Die Suggestionen des Hypnotiseurs übernehmen die Kontrollfunktionen des Ich. Dies ist der Übergang zur Tieftrance, in der das Bewußtsein „leer", ohne Inhalt und schließlich amnestisch wird, das heißt, daß der Hypnotisierte sich nachher an Teile der Trance oder den gesamten Trance-Zeitraum nicht mehr erinnert, obwohl er währenddessen auf die Suggestionen des Therapeuten reagiert hat, möglicherweise im Raum herumgegangen ist oder Fragen beantwortet hat. Dieser tiefste Zustand wird auch als „Somnambulismus" (hypnotisches Schlafwandeln) bezeichnet. Er wird nur von wenigen Klienten, und meistens erst nach einem längeren Training, erreicht.

BEWUSSTSEIN DES KLIENTEN

AKTIVITÄT DES THERAPEUTEN

Abb. 4: Tiefenschichten der Trance und Suggestionsmodus

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Trance-Zustände Das Wach-Ich hat in der Regel eine feste Grenze und eine konstante Form, die wir als „Identität" bezeichnen. Sie besteht aus den sozial eingebundenen Identifikationen der Person, also in etwa aus dem, was ein Mensch antwortet, wenn er gefragt wird: „Wer bist du?" Das Trance-Ich dagegen ist flexibler. Es hat leichteren Zugang zu den symbolischen Traumwelten des Unbewußten und insbesondere zum Körper. Ein Mensch in Trance fühlt sich einheitlicher und ganzheitlicher, stärker verbunden mit seinen Körperprozessen und mit den energetischen Strömungen im Körper. Er hat einen direkteren Zugang zu Fähigkeiten und Ressourcen des Unbewußten, die dem Alltagsbewußtsein nicht ohne weiteres zur Verfügung stehen. In Trance kann ein Klient beispielsweise in einen früheren Lebensabschnitt hinein orientiert (regrediert) sein, er kann einen inneren „Kompaß" fühlen, der ihm in Entscheidungssituationen Hilfe geben kann, er kann die Weite der Arterien, seinen Puls und seinen Blutdruck beeinflussen. Aber nicht nur die Inhalte und Aktivitäten des Bewußtseins verändern sich in Trance, auch die Gestalt des Ich, die Identität selbst, kann sich verändern. In Trance löst das Bewußtsein tendenziell seine konstante Form auf und wird „plastisch", die Ich-Grenze wird veränderbar und kann andere Formen annehmen. Im Wachzustand ist die Repräsentanz des Körpers der erste und wichtigste Bezugspunkt für unsere Identität. Mehr als mit allem anderen sind wir mit unserem Körper identifiziert, das Wach-Ich ist (wie Freud sagte) zuerst einmal ein Körper-Ich. In Trance kann sich das Körperschema verändern und von den tatsächlichen Körperformen beträchtlich abweichen. Gliedmaßen können sich in der Trancewahrnehmung verlängern, verkürzen oder ihre Lage im Raum scheinbar ändern. Der Hypnotisierte kann subjektiv aus seinem Körper heraustreten, ihn von außen sehen und Traumabenteuer erleben. Das Ich verliert seine Kopplung an die realen Körpergrenzen. (In unseren TrancekörperÜbungen in Kapitel 7 haben wir Selbsthypnose-Techniken beschrieben, mit denen Erlebensweisen dieser Art zugänglich werden.) In Trance kann sich der „Aggregatzustand" des Ich von „fest" über „flüssig" nach „gasförmig" ändern. Der Bewußtseinszustand kann in Trance „flüssig" werden, so daß das Ich seine Begrenzungen 26

ändern, in mehrere Teile aufgeteilt und wieder zusammengefügt werden kann. Beispielsweise kann ein Mensch in einer mittleren Trance das Gefühl haben, als „Geist" neben seinem realen Körper zu stehen, während ein dritter Ich-Anteil als „Beobachter" über beiden schwebt. Sein Ich ist vorübergehend in drei Bestandteile fragmentiert. Bei weiterer Vertiefung der Trance kann das Bewußtsein „gasförmig" werden, das heißt, es gewinnt die Fähigkeit, sich auszudehnen oder zusammenzuziehen, so daß es subjektiv über die ganze Erde oder den ganzen Kosmos verteilt oder in einem einzigen Punkt komprimiert sein kann.

Die Trancelogik Das Trancebewußtsein hat seine eigene Logik. Je tiefer die Trance ist, um so weiter entfernt es sich von den gewohnten, alltäglichen Mustern der kognitiven Verarbeitung. Das Trancebewußtsein geht durch eine Ebene des kindlichen, magischen Denkens hindurch und dringt bei weiterer Vertiefung immer weiter in symbolisches, assoziatives Erleben vor, bis es sich schließlich im hypnotischen Schlaf auflöst. Bereits in leichten Trance-Zuständen werden grammatische Negationen ignoriert und die Negationen als positive Aussagen „empfangen". Wenn ein Hypnotiseur etwa (ungeschickterweise) suggestiv sagt: „Ihre heftig brennenden und stechenden Schmerzen werden von heute an nicht mehr viele Wochen lang anhalten", dann neigt das Unbewußte des Klienten dazu, auf die kursiv hervorgehobenen, negierten Satzteile als Suggestion zu reagieren und die Negation („nicht") zu ignorieren, wodurch die Schmerzen stärker und dauerhafter werden können. Das Unbewußte kennt keine Negation, keine sich ausschließenden Gegensätze, keine Konstanz der Personen und Objekte und keine lineare Zeit. Zur Verdeutlichung möge sich der Leser probeweise vorstellen, es säße jetzt kein riesiger, behaarter Gorilla mit langen, spitzen Fangzähnen in einer Ecke seines Zimmers und dieser nicht dort sitzende Gorilla schaue ihn jetzt nicht mit gelben, gefährlich funkelnden, hungrigen Augen an ..., und dann darauf achten, welches Phantasiebild jetzt gerade nicht begonnen 27

hat, in der Zimmerecke aufzutauchen und nun nicht klarer und klarer vor seinem geistigen Auge steht.... In Trance können Polaritäten, Komplementaritäten und Ambivalenzen gleichzeitig erfahren werden. Dem Trance-Zustand liegt eine primärprozeßhafte „Sowohl-als-auch-Logik" zugrunde, im Gegensatz zu der rationalen „Entweder-oder-Logik" des Wachbewußtseins. Widersprüchliche Formulierungen wie „eine feste Entspannung" oder „eine volltönende Stille" können in Trance unmittelbar in Erleben umgesetzt werden und machen durchaus Sinn. Das TranceBewußtsein reagiert auf Andeutungen, Geschichten, Vergleiche, Bilder, Metaphern, Assoziationen und Implikationen eher als auf direkte Aufforderungen. Der Hypnotisierte erlebt assoziativ-symbolisch und traumhaft-ganzheitlich statt klar abgegrenzt und analytischlogisch. Ein spezifisches Kennzeichen mittlerer und tiefer Trance-Zustände ist die Neigung des Hypnotisierten, Fragen und Aufforderungen wörtlich zu nehmen („Literalismus"). Er könnte zum Beispiel auf die Frage des Therapeuten „Kannst du mir mitteilen, wie es dir geht?" lediglich mit dem Kopf nicken, weil er die übliche Bedeutung der Frage nicht versteht.

Trance-Kennzeichen Es gibt eine ganze Reihe von typischen körperlichen und psychischen Kennzeichen des Trance-Zustandes, von denen einige sich in gewissem Umfang objektivieren lassen: O vegetative Kennzeichen: in Trance ist in der Regel die Herzfrequenz verlangsamt, der Blutdruck ist gesenkt, der Muskeltonus ist verringert (Entspannung) oder erhöht (Katalepsie), die Arterien sind erweitert (Wärmeempfindungen), die Pupillenweite ist verändert, die Atmung ist verlangsamt, die Speichelproduktion ist oft erhöht. O Körperempfindungen: Körperteile können schmerzfrei (Analgesie), gefühllos (Anästhesie) oder überempfindlich (Hyperästhesie) sein.

O Bewegungs-Automatismen: suggerierte Bewegungen geschehen „wie von selbst" (ideomotorische Reaktionen); spontane rhythmische Bewegungen (zum Beispiel Kopfnicken) werden automatisch über längere Zeit fortgeführt; dissoziierte (unbewußte) Bewegungen bis hin zum automatischen Schreiben, Zeichnen oder Sprechen können suggeriert werden. O Aufmerksamkeit: der Fokus der Aufmerksamkeit ist nach innen gerichtet; die Phantasietätigkeit ist verstärkt, oder das Bewußtsein schläft. O Identität: Der Hypnotisierte kann mit Anteilen der eigenen Person oder des eigenen Körpers, mit anderen Personen, Dingen, Qualitäten, Prozessen oder Situationen identifiziert sein; er kann sich vom eigenen Körper getrennt, zerteilt, verschmolzen mit anderen, eins mit dem Körper, mit dem Unbewußten oder der Außenwelt fühlen; der Zugang zum Erleben kann besonders frei fließend oder wie blockiert sein. O Zeitverzerrung: das Zeiterleben kann verlangsamt, beschleunigt oder „zeitlos" sein; zeitliche Regression in die Kindheit oder Progression in die Zukunft kann erlebt werden.

O Gedächtnis: die Gedächtnisleistung kann behindert (Amnesie) oder gesteigert (Hypermnesie) sein. O Halluzinationen: sensorische Umweltreize auf einzelnen oder allen Sinneskanälen können ganz oder teilweise ausgeblendet sein (negative Halluzination); nicht existierende Dinge können wie real wahrgenommen werden (positive Halluzination). O Suggestibilität: die Empfänglichkeit für direkte und indirekte Suggestionen und für minimale Hinweise des Hypnotiseurs ist erhöht. O Motorik: die Willkürbewegungen und die Orientierungsreflexe sind reduziert oder haben aufgehört; Schluck-, Augen- und Schreckreflex sind vermindert; der Ausdruck und die Haltung wirkt wie „angehalten" oder „erstarrt"; der Hypnotisierte neigt zu spontaner Katalepsie (ein erhobener Arm bleibt schweben); er zeigt einen „hängenden" oder „maskenartigen" Gesichtsausdruck und einen starren, defokussierten Blick; herabhängender Kiefer; offener Mund.

O Sprache: die Sprechweise ist verlangsamt, verkürzt wie im Telegrammstil, tonlos, „wie von weit her"; oft spürt der Hypnotisierte einen Unwillen oder eine Unfähigkeit zu sprechen. O Sonstiges: die Wahrnehmung kann überfokussiert oder defokussiert sein; zwischen einer Suggestion und der entsprechenden Reaktion kann beträchtliche Zeit vergehen, der Hypnotisierte ist passiv und wartet auf Anweisungen. Insgesamt könnte man Trance in der Regel als einen parasympathischen Bewußtseinszustand bezeichnen, als ein passives Geschehenlassen aus dem (durch Suggestion beeinflußten) Unbewußten heraus das Gegenteil von konzentrierter und angespannter, bewußter psychischer Aktivität.

Neurose als negative Trance Wenn man Trance relativ weit definiert als Dämpfung der bewußten Kontrolle bei Anregung unbewußter Prozesse, dann kann psychisches Leiden als negative Trance verstanden werden. Neurotische Ängste, Zwänge, psychosomatische Reaktionen, Süchte oder psychotische Erscheinungsformen erinnern an die Erlebens- und Verhaltensweisen von Hypnotisierten. Auch in der Neurose herrscht das Unbewußte über das Ich. Abgespaltene Anteile der Person haben ein Eigenleben gewonnen und haben sich gegen das Ich gerichtet. Neurotische Symptome können durch Hypnose relativ leicht kopiert werden. Während eines Ausbildungsseminars führte mich (W.E.) ein Kollege durch verbale Suggestion in eine mittlere Trance. Als ich eine gewisse Tiefe erreicht hätte, spürte ich plötzlich, daß ich dringend zur Toilette mußte. Der Harndrang wurde regelrecht schmerzhaft, aber ich war trotz aller Bemühungen nicht in der Lage, zu sprechen oder mich zu bewegen, dabei fühlte ich mich subjektiv innerlich wach und konnte klar denken. Das ging über etwa 20 Minuten, bis der Kollege mich wieder aus der Trance zurückholte. Erst als er mir die explizite Erlaubnis dazu erteilte, konnte ich aufspringen und rannte mit gekrümmtem Bauch im Laufschritt zur Toilette.

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Diese Erfahrung erinnerte mich an einen Klienten, der jedesmal eine massive Blockade erlebte, wenn er seiner Freundin sagen wollte, daß er sie liebe, obwohl er das so fühlte und obwohl sich seine Freundin sehr danach sehnte, dies von ihm zu hören. Oder an eine Klientin mit einer Mißbrauchsproblematik, die die größten Schwierigkeiten hatte, zudringlichen Männern Grenzen zu setzen. Die Worte wie „Nimm gefälligst deine Hände weg!" formten sich innerlich in ihr, aber sie kamen nicht aus ihrem Mund heraus. Eine dritte Klientin hatte panische Angst in geschlossenen Räumen mit vielen Menschen. Ein vierter brachte kein Wort mehr heraus, sobald er vor einer Autoritätsperson stand. Alle vier unterlagen einer unbewußt fixierten psychogenen Hemmung. Sie reagierten in Wirklichkeit auf alte Situationen, die sie unbewußt auf aktuelle Situationen übertrugen. Ein Stück Unbewußtes war in ihnen aktiviert und gegen den bewußten Willen mobilisiert. Sie hatten die Kontrolle über sich teilweise verloren und waren das Opfer eines abgespaltenen, automatisierten Reflexes. Entsprechend können die Wahngedanken und Halluzinationen eines Schizophrenen als dauerhaftes Eingetauchtsein in die Traumwelten des Unbewußten, als chronische Trance verstanden werden. Auch die Erscheinungsweise von Therapieklienten im Widerstand ähnelt verblüffend einem Hypnotisierten. Wenn ein Klient Angst hat, sich mit einem wichtigen Thema auseinanderzusetzen, dann sind seine Bewegungen erstarrt, der Atem ist flach, der Klient wirkt, als würden alle äußeren und inneren Aktivitäten vorübergehend zum Erliegen kommen. Die Erstarrung kann als automatisierte Selbst-Induktion einer Trance verstanden werden, um der Konfrontation mit traumatischem Material zu entgehen. In solchen Fällen wäre die wichtigste Frage, wie man die negative Trance auflösen kann, und Therapie würde zu einem Prozeß der Ent-Hypnotisierung. Auch dafür stehen hypnotherapeutische Methoden zur Verfügung.

Heilen in Trance Trance ist eines der ältesten Heilverfahren der Menschheit. Trance ermöglicht und erleichtert die Kommunikation mit dem Tiefenselbst, ob es nun mythisch als Gott oder Geisterwelt bezeichnet wird oder 32

psychologisch als das Unbewußte. In uralten schamanistischen Ritualen und Tänzen finden wir Trance-Zustände ebenso wie in den Praktiken aller Religionen und in der Psychotherapie gleich welcher Schulrichtung. Im Grunde arbeiten praktisch alle Formen von Psychotherapie mit Trance-Effekten. Möglicherweise geschehen psychische Heilungen, wenn sie geschehen, immer in Trance: O Die Psychoanalyse arbeitet mit der Technik der freien Assoziation, die den Patienten in einen nicht-alltäglichen Bewußtseinszustand limeinführt, der Regressions- und Übertragungsprozesse fördert, also in eine Form von Trance. O In der Gestalttherapie versetzen sich die Klienten in ihre Mutter oder ihren Vater hinein, sie lassen ihre Hände oder ihr linkes und rechtes Bein miteinander sprechen. Sie sind in Trance. O In der Körpertherapie bewegt sich der Körper des Klienten in Wellen oder Konvulsionen von Energie, oder der Klient verprügelt ein Kissen anstelle seiner Eltern. Er ist in Trance. O In der Verhaltenstherapie stellt man sich vor, man würde sich einer beängstigenden Situation aussetzen (zum Beispiel auf einen Turm steigen, wenn man Höhenangst hat), und entspannt sich dabei. Man ist in Trance. Die Fähigkeit, in Trance zu gehen, ist offenbar von der Natur für solche Bereiche eingerichtet, in denen es um Heilung oder um Kommunikation mit dem Irrationalen (den „Geistern", dem „Unbewußten") geht. Wir alle sind fähig, in einen Zustand einzutreten, in dem Heilung geschehen kann. Zu tieferen Zuständen dieser Art haben wir aber normalerweise nur unter besonderen Voraussetzungen Zugang (zum Beispiel wenn bei einem Unfallschock das Schmerzempfinden ausgeschaltet ist). Normalerweise sind wir in die Grenzen unseres Bewußtseins eingesperrt und von unserem Unbewußten dissoziiert. Wir leben meistens in einer bloß-rationalen Welt und leben in einem Mangel an Trance- (und Ekstase-) Erlebnissen, die wir uns dann von außen über Fernsehfilme, Drogen, Boxkämpfe oder Popkonzerte zuführen. Die verschiedenen Heilverfahren benutzen veränderte Bewußtseinszustände auf unterschiedliche Weise. In den Heiltänzen des !Kung-Volkes der Kalahari-Wüste ist beispielsweise der Heiler durch 33

ausgiebiges Tanzen und Singen in Trance, während der „Patient" wach ist und mitunter deftige obszöne Witze über den Heiler reißt, was den Heilvorgang aber in keiner Weise stört. In der psychotherapeutischen Hypnose dagegen ist der Klient in Trance, und der Therapeut ist wach und kontrolliert. Einige Hypnotiseure und auch Psychotherapeuten anderer Schulrichtungen arbeiten am besten, wenn sie in gewissem Umfang zusammen mit dem Klienten in Trance gehen. Sie behalten zwar weiterhin die Kontrolle über den Therapieprozeß und bleiben im Rahmen ihrer therapeutischen Funktion, befinden sich aber gleichzeitig mit dem Klienten zusammen in einem veränderten Bewußtseinszustand. Der Therapeut nimmt dann mit einem Teil seines Bewußtseins Anteil an dem Tiefenerleben des Klienten und ist in einer gewissen Versunkenheit besser in Kontakt mit dem Klienten und seinen eigenen intuitiven Impulsen und Phantasien. Das ozeanische Bewußtsein des Klienten während einer therapeutischen Massage, die ekstatischen Erlebnisse von Pulsation oder Katharsis in der Vegetotherapie, die Projektions- und Identifizierungserlebnisse in Rollenspielen oder in der Übertragungsarbeit setzen stets eine „Trance-zendierung" des „sachlich-nüchternen" Alltagsbewußtseins voraus und bewirken ein Bewegtwerden von innen, aus dem verkörperten Unbewußten heraus - eben eine Trance.

Was ist das Unbewußte? Das Unbewußte hat autonome Fähigkeiten und Ressourcen, über die der bewußte Wille nicht ohne weiteres verfügt. Unter anderem kann es Neurosen hervorbringen und sie heilen, wozu weder der Therapeut noch das Bewußtsein des Klienten allein fähig ist. Was aber ist das Unbewußte? Das Freudsche Unbewußte ist vorwieged negativ konnotiert, vor allem als Sitz des Verdrängten und der kulturell inakzeptablen Anteile des Trieblebens. Jungs Unbewußtes ist ein rätselhaftes Land kollektiver religiöser Bezüge. Reichs Unbewußtes umfaßt die Fähigkeit der Selbstregulation und ist vor allem als eine Art Reservoir von Lebensenergie gedacht. Milton Erickson, der Erneuerer der therapeutischen Hypnose, betonte die Selbstheilungskräfle des Unbewußten und betrachtete es vor allem als einen Speicher 34

lebensgeschichtlicher Erfahrungen (Ressourcen), die für die Therapie nutzbar gemacht werden können. Erickson ging davon aus, daß er die therapeutischen Selbstheilungsprozesse dem Klienten nicht äußerlich einzuflößen und überzustülpen brauchte, sondern daß es sehr viel effektiver war, sie aus dem Fähigkeits- und Erfahrungsspeicher des Klienten von innen her aufzubauen, sie also aus seinem Unbewußten „hervorzulocken". So verringert sich der Handlungsstreß des Therapeuten. Er muß nicht als omnipotenter Wunderheiler auftreten, sondern kann jeden Klienten als den kompetentesten Fachmann für seine eigenen Probleme betrachten.

Oft gestellte Fragen über Hypnose Zurückkommen aus der Trance Manche Menschen haben die Befürchtung, daß sie, einmal in Trance gesetzt, nicht mehr aufwachen und für lange Zeit in Trance bleiben könnten. In der Literatur ist einige Male von solchen Fällen berichtet worden. Die seltenen Fälle, in denen es Probleme bei der Reorientierung aus der Trance gab, erscheinen allerdings so spektakulär, daß sie leicht im Gedächtnis haften bleiben und zu Ängsten vor Hypnose beitragen können. Grenzfälle dieser Art dürfen nicht mit individuellen Unterschieden im Reorientierungsprozeß verwechselt werden, die in der Praxis anzutreffen sind. Jeder Mensch hat seine eigene Geschwindigkeit, mit der er Zustände wechselt. So wie es Menschen gibt, die frühmorgens nach dem Aufstehen sofort voll in die Gänge kommen, so gibt es auch welche, die längere Zeit brauchen, um richtig wach zu werden. Ähnlich ist es bei hypnotischen Zuständen. Das ist ganz natürlich und als normal anzusehen. Wird ein Mensch, der eine tiefe Trance erlebt hat, zu schnell reorientiert, so kann es zu vorübergehenden Orientierungsproblemen kommen. Der Klient kann dann schwer die äußere von der inneren Realität unterscheiden, und er macht einen abwesenden und trägen Eindruck. Es sollte daher unbedingt darauf geachtet werden, daß der Patient nach einer Trance wieder so reaktionsfähig ist wie vorher. Ein paar schwierigere Rechenaufgaben und die Anweisung, sich richtig zu recken und zu strecken, können hilfreich sein, um den 35

Klienten wieder zuverlässig in die äußere Realität zu holen. Im Zweifelsfalle hilft die genaue Beschreibung eines kühlen morgendlichen Duschbades mit allen Empfindungen, die dazu gehören.

Die „Macht" des Hypnotiseurs über den Hypnotisanden Viele Menschen haben die Befürchtung, daß sie in Trance dem Willen des Hypnotiseurs absolut ausgeliefert sind. Sie denken, daß sie willenlos all das tun und fühlen werden, was ihnen der Hypnotiseur aufträgt. Sie fürchten, daß sie in tiefer Trance keinerlei Willensfreiheit mehr besitzen und der Spielball fremder Suggestionen seien. Wenn Suggestionen dem persönlichen Wertesystem des Hypnotisanden widersprechen, so wird er in aller Regel erwachen und die Suggestion nicht befolgen. Suggestionen werden befolgt, wenn sie auf eine innere (manchmal unbewußte) Reaktionsbereitschaft treffen. Als die Autoren kürzlich bei einer Geburtstagsfeier vor vielen Kolleginnen und Kollegen eine Showhypnose inszenierten, bat ich (G.S.) einen auf der Bühne stehenden, männlichen Hypnotisierten, sein Hemd auszuziehen und sich mit nacktem Oberkörper auf den Sand am Meeresstrand (in Wirklichkeit Glasscherben) zu legen. Er tat dies wie suggeriert und fühlte sich sichtbar wohl. Nach der Showhypnose kam eine Zuschauerin, die ebenfalls hypnotisiert auf der Bühne gestanden hatte, zu mir und meinte: „Als ich gehört hatte, daß es ums Ausziehen ging, bin ich plötzlich ganz wach geworden, ich hatte so schön geschlafen, aber plötzlich zuckte es in meinem Körper bei dem Wort ausziehen und ich war schlagartig wach." Unser moralisch-ethischer Überbau schützt uns offenbar sogar in Hypnose noch weitgehend vor Dingen, die nicht mit unseren Wertesystemen übereinstimmen.

Ist jeder hypnotisierbar? Nach unserem Verständnis ist jeder Mensch mittels hypnotischer Kommunikation mehr oder weniger ansprechbar. Die Grundbedingungen der hypnotischen Kommunikation heißen Akzeptieren und Vertrauen. Es wirkt mehr die Art und Weise, in der kommu36

niziert wird, als der Inhalt der Kommunikation (das Medium ist die Botschaft). Da nach einem landläufigen (irrigen) Glauben nur willensschwache Menschen hypnotisierbar sind, hört man gelegentlich Sätze wie: „Mich können Sie bestimmt nicht hypnotisieren, das hat bisher noch keiner geschafft!" Hier wird die Beziehung zwischen Hypnotiseur und Hypnotisanden zu einem Art Wettkampf darum, ob es der Hypnotiseur schafft, denjenigen zu hypnotisieren, oder ob er standhalten kann. Läßt sich der Hypnotiseur auf einen solchen Wettkampf ein, so hat er schlechtere Karten. Er müßte schon ausgesprochen geschickt sein Gegenüber mittels Konfusion aushebeln, um bei ihm Trance-Zustände zu erreichen. Eleganter wäre es, die Axiome der Hypnotisierbarkeit für diesen Menschen neu zu definieren („Reframing"). Der Therapeut könnte eine Serie von Formulierungen wie: „... je kreativer die Menschen sind, desto besser gehen sie in Trance ..." wählen, um beim Gegenüber die Reaktionsbereitschaft zu erhöhen. Kreativität ist schließlich etwas, das sich die meisten Menschen wünschen. Außerdem wird Kreativität oft mit Intelligenz gleichgesetzt - und wer will schon als dumm erscheinen! Ob es des Kaisers neue Kleider oder das Kostüm der Kreativität ist - hier macht es keinen Unterschied. Entsteht erst einmal Neugier und Interesse, so ist es einfach, einen hypnotischen Prozeß zu initiieren. Wird der Boden der zukünftigen kommunikativen Beziehungsgestaltung entsprechend vorbereitet, so ist es lediglich eine Frage der Zeit, wann die Früchte geerntet werden können.

War ich wirklich in Trance? „Aber ich kann mich an alles erinnern. Ich glaube, ich war gar nicht in Trance", diese Aussage von Menschen ist manchmal zu hören, wenn sie aus der Trance zurückgeführt wurden. Hier handelt es sich um das Vorurteil, daß nach der Hypnose immer alle hypnotischen Ereignisse vollständig vergessen werden. Um derartige Irritationen zu vermeiden, erzählen wir vor der Hypnose, wie unterschiedlich Menschen Hypnose erleben, daß die Palette vom vollkommenen Vergessen bis hin zum messerscharfen Erinnern der hypnotischen Erlebnisse reicht. 37

Um zu verhindern, daß der Klient, während er in Hypnose gleitet, sich selber beobachtet und Metafragen bezüglich seiner inneren Erlebnisse stellt (z.B.: „Bin ich denn jetzt schon richtig in Trance oder kommt das noch?"), ist es sinnvoll, dem Klienten vor der Trance einige Zeichen aufzulisten, an denen er merken wird, daß sich hypnotische Reaktionen zeigen: „Manche Menschen bekommen einen feuchten Mund, andere spüren ein Prickeln auf der Haut, wiedeT andere haben das Gefühl zu sinken ..." -diese Aussagen sind unverfängliche Angebote, die stark kontrollierten Menschen helfen können, ihre inneren Fragen zu beantworten und damit ein Stück Kontrolle abzugeben.

2 Direkte und indirekte Hypnose

Einige Grundannahmen der Hypnosetherapie 1. 2. 3. 4.

Jeder Mensch erlebt Trance auf seine Weise. Körper u n d Geist sind eine Einheit. Es gibt eine innere Weisheit, die mehr ist als unser Bewußtsein. Aus der inneren Weisheit heraus können Therapeut und Klient gemeinsam einen individuellen Heilungsprozeß für den Klienten entwickeln. 5. Der Klient braucht mehr als alles andere, daß der Therapeut als ganze Person präsent und aufmerksam ist. 6. Wenn der Therapeut selbst ein Stück weit in Trance geht, dann ist er seiner Intuition und dem Erleben des Klienten näher.

Abb. 7: Klassische und Ericksonsche Hypnose

Begleiten und Anleiten Typisch für den Ericksonschen Stil der Hypnose ist vor allem die gewährende, erlaubende Art der Suggestion, die Indirekfheit der suggestiven Formulierungen und die Nutzung von Verwirrung, um dem Bewußtsein das Loslassen der Kontrolle zu erleichtern. 38

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Bei Klienten, denen es schwerfällt, Kontrolle abzugeben, ist viel einfühlendes Begleiten ihres tatsächlichen Erlebens („Pacing") nötig. Das bedeutet, daß der Therapeut zunächst ausschließlich Aussagen macht, denen der Klient ohne weiteres zustimmen kann, wie: Therapeut: „Sie sind hier, um sich mit Ihren Depressionen auseinanderzusetzen." Klient: „Ja." Therapeut: „Sie leiden unter immer wieder auftretenden Depressionen seit etwa 14 Jahren." Klient: „Mhmm." Therapeut: „Sie sind schlimmer geworden, seit vor einem Jahr Ihre Mutter gestorben ist." Klient: „Ja." Therapeut: „Und Sie möchten endlich wieder lachen können." Klient: (Nickt.) Therapeut: „Sie können meine Worte gut verstehen." Klient: (Nickt.) Auf diese Weise wird ein Kommunikationskanal zum Klienten aufgebaut. Der Klient wird in eine Zustimmungsbereitschaft („Ja-Haltung") versetzt, die ihn offen für Suggestionen macht. Wenn diese Grundlage hergestellt ist, kann der Therapeut beginnen, zwischen seine „Pacing"-Aussagen allmählich direktivere „Leading"-Aussagen (Suggestionen) einzuflechten. Leading-Aussagen führen zu einem Ziel hin, im folgenden Beispiel zunächst in eine Entspannung hinein: Therapeut: „Sie kennen Situationen, in denen Sie sich entspannen können?" („Sich entspannen" ist ein eingebettetes Leading, eine versteckte Suggestion.) Klient: „Ja, schon." Therapeut: „Sie können fühlen, wie Sie in dem Sessel sitzen ..." (Wieder ein Pacing, das aber gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf den Körper lenkt.) Klient: (Nickt kaum sichtbar.) Therapeut: „... und das Gefühl, daß eine Entspannung sich im Körper ausbreitet, kann sehr angenehm sein, wenn man lange festhalten mußte..." 40

(Hier ist die Suggestion eingebettet: „Entspannung breitet sich im Körper aus.") Klient: „Mmhmmm." Wenn der Therapeut sieht, daß die indirekten Entspannungssuggestionen beim Klienten ankommen (daß sich zum Beispiel seine Schultern senken, sein Atem etwas langsamer und tiefer geht, seine Augen sich beruhigen, sein Blick leicht glasig wird, sein Gesicht entspannter wird), dann kann er beginnen, allmählich direktiver zu suggerieren: Klient: (Zeigt einen „trancigen", starren, nach innen gewandten Blick.) Therapeut: „... und Sie können fühlen, wie die Entspannung sich mehr und mehr ausbreitet, ... nach hierhin, ... und nach dorthin,... und wie angenehm das ist, sich einfach treiben zu lassen..." Grundsätzlich kann der Therapeut um so direktiver suggerieren, je tiefer die Trance ist und je geringer der Widerstand des Klienten ist. In der wilhelminischen Zeit Anfang des Jahrhunderts wurde die Einleitung einer Hypnose noch analog zur Eroberung eines fremden Landes gesehen. Durch den massiven Einsatz des vermeintlich stärkeren Willens des Hypnotiseurs wurde die Selbstkontrolle des Mediums überwältigt und sein Ich beiseite gefegt, um der absoluten Kontrolle durch den Hypnotiseur Platz zu machen. Dieses autoritäre Setting der Hypnose ist heute überholt. Es paßte in die preußische Ära, als man daran gewohnt war, Befehle zu erteilen, zu empfangen und zu befolgen. Heute würde der hypnotische Stil, der von Charcot und Freud noch angewandt wurde, vielen Menschen lächerlich oder beängstigend vorkommen, so daß sie sich einem solchen Induktionsversuch mit hoher Wahrscheinlichkeit widersetzen würden. In der Ericksonschen Hypnotherapie geht man von einer völlig anderen Sichtweise des Trance-Prozesses aus. An die Stelle des autoritären Paradigmas ist das kooperative Paradigma getreten, nach dem Klient und Therapeut an einer gemeinsamen Aufgabe arbeiten. Trance ist ein überaus angenehmer, interessanter und hilfreicher Zustand. Warum sollte der Klient dem Therapeuten Widerstand leisten, wenn dieser ihm auf eine sanfte Weise hilft, in einen vertieften Zustand der 41

Aufmerksamkeit, in eine fließende Gelöstheit zu sinken? Der Klient kommt ja zum Therapeuten mit einem bestimmten Bedürfnis. Warum sollte er nicht gerne mit dem Therapeuten zusammenarbeiten, wenn dieser ihm hilft, in einen Zustand zu gehen, der ihm die Bewältigung seines Problems erleichtert? Das Bewußtsein des Klienten muß nicht überwältigt oder überlistet werden. Im Gegenteil, der Therapeut sollte sich den Denkgewohnheiten des Klienten anpassen, seine Interventionen nach ihnen ausrichten und die individuellen Erfahrungen, Eigenarten und Fähigkeiten des Klienten für den TranceProzeß nutzen. Einen Dachdecker, der dreißig Jahre lang seine Tätigkeit ausgeübt hat, könnte ein Ericksonscher Therapeut zur Einleitung der Trance beispielsweise daran erinnern, wie es sich anfühlt, wenn er abends nach getaner Arbeit nach Hause kommt, sich die Hausschuhe anzieht und in den Fernsehsessel sinkt, um sich auszuruhen, oder wie er bei der Arbeit von hoch oben her die Menschen dort unten ganz klein sieht, während ein kühler Wind um seine Nase pfeift. Eine junge Studentin, die leidenschaftlich Jogging betreibt, könnte der Therapeut in Trance führen, indem er sie bittet, sich vorzustellen, wie sie am Wochenende um einen See läuft, dabei deutlich ihre Muskeln fühlt, spürt, wie ihr Herz schlägt, wie ihr Atem tiefer wird, wie das angenehme Grün der Blätter ihre Augen erfreut, während sich ihre Beine wie automatisch bewegen usw. Die Form und der Inhalt der Trance-Induktion sollte dem alltäglichen Erleben, den gewohnheitsmäßigen Mustern, der Begrifflichkeit und der Weltanschauung des Klienten angemessen („maßgeschneidert") sein. Auf diese Weise können bereits eingeschliffene Gewohnheiten und Erfahrungen mit Alltagstrance (Fernsehen, Joggen) zur Tranceeinleitung genutzt werden.

Indirektheit und Nutzung von Mustern In der Therapie ist oft der Zugang zum Unbewußten zunächst verstellt, weil der Klient noch zu viel Angst hat oder weil seine Grenzen zu schwach sind. In solchen Fällen kann indirekte Arbeit „um den Widerstand herum" sanfter, aber nicht weniger effektiv sein, als unbedingt „durch den Widerstand hindurch"gehen zu wollen. Oft 42

ist eine indirekte Kommunikation durch Metaphern, Implikationen oder Analogien effektiver, vor allem wenn ein direktes Ansprechen den Klienten überfordern oder den Widerstand bloß verstärken würde. Manchmal ist der direkteste Zugang zum Unbewußten eine Kurve, und ein scheinbarer Umweg führt am unmittelbarsten zum Ziel. Therapeut und Klient können kommunizieren wie zwei FrisbeeSpieler, die ihre Scheibe in einem Bogen um einen Baum herum werfen, der in der Mitte zwischen ihnen steht. Dies kann viel eleganter sein, als den Baum gleich absägen zu wollen. In der klassischen Hypnose dagegen arbeitet man überwiegend mit direktiven Suggestionen und immer gleich wiederkehrenden Standardformulierungen wie „schau fest auf diesen Punkt", „deine Augen werden müde", „entspanne dich", „deine Arme werden schwer". Diese Methode funktioniert in gewissem Umfang und bei bestimmten Menschen gut, aber sie ist begrenzt. Mit ihr kann nur eine Minderheit von Klienten in eine therapeutisch nutzbare TranceTiefe geführt werden. Viele Menschen werden sich dagegen wehren, weil sie sich manipuliert, gegängelt, gedrängt oder überfordert fühlen. Durch die Begrenztheit der direktiven Methoden war das Ansehen der Hypnose als Therapieform lange Zeit recht gering. Ein Ericksonscher Therapeut geht oft indirekt vor. Wenn er beispielsweise Schwere und Entspannung suggerieren will, kann er eine Geschichte erzählen, in der „schwere" Gegenstände vorkommen, und dabei das Wort „schwer" jedesmal besonders betonen. Oder er kann - noch indirekter - lauter Vorgänge erwähnen, die sich „unten" (zum Beispiel auf dem Fußboden) abspielen, und auf diese Weise die Aufmerksamkeit des Klienten subtil zunächst nach unten lenken und damit eine Schwereempfindung vorbereiten. Kürzlich hatte ich (W.E.) fünf Therapiesitzungen mit einem Paar vereinbart, dessen Beziehung sich in einer Krise befand. Die Frau bedrängte den Mann nach seinem Gefühl oft durch plötzliche Umarmungen oder einen „mächtigen emotionalen Wirbel", wie er es nannte. Sie dagegen fühlte sich verlassen und abgelehnt, wenn er sich von ihr „zurückzog und dicht machte", wie sie es empfand. Aus der Perspektive der Frau suchte sie Kontakt und drückte ihre Liebe aus, und sie war enttäuscht, weil er so „verschlossen" war und sie „nicht liebe". Gegen Ende der fünften Sitzung bat die Frau mich um einen 43

konkreten Rat, was sie tun könne, um ihn mehr zu erreichen. Hätte ich direkt zu ihr gesagt: „Du mußt etwas zurückhaltender sein, sonst verschreckst du ihn", dann hätte sie das wahrscheinlich gekränkt, sie hätte sich möglicherweise beschuldigt, kritisiert oder abgelehnt gefühlt. Daher erzählte ich ihr eine Geschichte. Sie handelte davon, wie ich kürzlich auf der Autobahn an eine Stelle gekommen war, wo „... aus einer gewissen Entfernung schon Hinweis- und Warnschilder erkennbar waren. Wegen eines Steinschlags war eine Umleitung eingerichtet worden, so daß mir nichts anderes übrig blieb, als die Hinwrisschilder zu beachten und einen etwas mühsameren Weg, mal links herum, mal rechts herum über die Dörfer zu nehmen, um dann irgendwann nach vielen Wendungen und langsamer, als ich das gern gehabt hätte, schließlich genau dorthin zu kommen, wohin ich eigentlich wollte..." Ich gab ihr nicht direkt einen Ratschlag, der sie möglicherweise herabgesetzt und Abwehr ausgelöst hätte. Meine Suggestion war eingebunden, impliziert in der Geschichte. Sie konnte vom Unbewußten der Klientin erfaßt werden, aber sie mußte sich nicht dagegen wehren, denn ich sprach ja offiziell gar nicht über sie, sondern erzählte nur eine scheinbar belanglose Geschichte über mich selbst. In eine Metapher verpackt, war meine Empfehlung für sie annehmbar. Sie hörte dieser Geschichte sehr aufmerksam und etwas verwirrt zu, sie war in einer leichten Trance. Danach bedankte sie sich herzlich, obwohl sie auf einer bewußten Ebene nicht hundertprozentig wissen konnte, wie die Geschichte gemeint war. Die Botschaft mußte, angestoßen durch die Geschichte, aus ihrem Unbewußten heraus Gestalt gewinnen. Die suggestiv wirksame Bedeutung der Metapher war das Produkt einer Kooperation zwischen meinem Unbewußten, aus dem die Geschichte aufgetaucht war, und dem Unbewußten der Klientin, das eine Botschaft aus der Geschichte empfangen hatte. Die Klientin verstand, was ich meinte, weil etwas in ihr im Grunde schon immer gewußt hatte, wie sie ihren Freund besser erreichen konnte. Nur hatte sie das bisher selten getan. Meine metaphorische Suggestion sprach ihr inneres Wissen an und verstärkte es. Das ist der Ericksonsche Ansatz der suggestiven Arbeit durch „Hervorlocken" und Anwenden latenter Ressourcen. Die Idee der Indirektheit war der zentrale Gedanke, mit dem Milton Erickson die Hypnosetechnik revolutioniert hat. Indirekte 44

Suggestionen sind außerordentlich wirkungsvoll und dabei sehr sanft und respektvoll dem Selbstschutz des Klienten gegenüber. Wenn der Therapeut eine Serie von Feststellungen macht, von denen jede einzelne offensichtlich wahr und relativ belanglos ist, warum sollte der Klient der einen Feststellung dann einen Widerstand entgegensetzen? „Du kannst das Geräusch der Autos draußen hören ... (stimmt) du kannst das Lachen der Kinder vor dem Fenster hören... (ja) da ist das leise Rauschen der Heizung... (klar) und meine Worte... (sicher) du kannst fühlen, wie du sitzt... (kann ich) deinen Atem wahrnehmen ... (auch das) wie sich dein Körper anfühlt, innen... (...)" Durch Sätze dieser Art wird sich niemand manipuliert oder gedrängt fühlen. Sie sind offensichtlich wahr, fast banal und benennen lediglich das, was der Klient tatsächlich wahrnimmt (Pacing). Der Klient kann einfach zuhören, während seine Aufmerksamkeit indirekt, behutsam und unmerklich von außen nach innen geleitet wird. Der Therapeut hätte auch direktiv, wie in der klassischen Hypnose, sagen können: „Deine Aufmerksamkeit geht nach innen. Das Äußere wird mehr und mehr gleichgültig", aber das erfordert vom Klienten ein viel größeres Maß an Kooperations- und Hingabefähigkeit. Oder der Therapeut erzählt beiläufig eine Reihe von Begebenheiten, die gemeinsam haben, daß jemand sich seiner Körperempfindungen gewahr wird. Der Klient wird dadurch behutsam an seine Körpergefühle herangeführt, ohne seine Abwehr herauszufordern. Die Ericksonsche indirekte Form der Hypnose ist elegant, weil sie den Therapieprozeß begleitet und leitet, ohne die Integrität des Klienten zu verletzen oder seine Kontrollfähigkeit in Frage zu stellen. Indirekte Induktionsmethoden dieser Art haben Milton Erickson und seine Schüler zuhauf entwickelt. Eine indirekte Suggestion ist immer ein Stück unter-determiniert, sie läßt dem Klienten einen Freiraum, um die Suggestion selbst mit seinen eigenen Phantasien auszufüllen. So kann der Widerstand des Klienten aufgenommen und entladen bzw. unterlaufen werden. Er kann sogar im Dienste der Induktion eingesetzt werden, indem der Therapeut die Abwehrmuster des Klienten in seine Suggestionen einbaut. Gleichzeitig stimulieren indirekte Suggestionen autonome Suchprozesse im Unbewußten des Klienten, die zur Problembewälti45

gung und zum Wachstum beitragen können. Sie fördern die autonome Aktivität des Unbewußten, die suggestiv stimuliert wird. Statt einer Einschränkung der Wablfreiheit des Bewußtseins (wie bei vielen traditionellen Hypnose-Techniken) ist das Ziel des Ericksonschen Ansatzes eine Erweiterung des psychischen Aktivitätsspektrums. Das Symptom wird nicht als etwas angesehen, das stört und beseitigt werden muß, sondern als latente Kraftquelle, als potentielle Ressource verstanden. Eine Klientin von mir (W.E.) unterstrich im Wachzustand oft ihre Worte durch ausgiebiges und differenziertes Gestikulieren mit den Händen. Ich etablierte ihre Handbewegungen allmählich als zweiten, nonverbalen Kommunikationskanal mit ihrem Unbewußten. Ich verstärkte zum Beispiel ihre Bewegungen indirekt, indem ich meinen Sprechrhythmus an ihre Handbewegungen anglich. Während die Klientin in einer Regression war und sich als kleines Mädchen fühlte, fragte ich sie, wie alt sie jetzt sei. Sie antwortete mit Worten, das wisse sie nicht - aber gleichzeitig hoben sich an ihrer rechten Hand drei Finger und zeigten deutlich: „drei", auf dieselbe Art, wie Kinder dieses Alters das oft tun („dissoziiertes ideomotorisches Signalisieren"). Ich hatte ihr persönliches Ausdrucksmuster (Gestikulieren) genutzt, um das Unbewußte sich ausdrücken zu lassen.

Die Suggestion aus dem Unbewußten des Klienten entwickeln Hypnotische Suggestion muß kein manipulatives Machtspiel sein. Es ist durchaus möglich, auf eine prozeßorientierte, klientzentrierte, humanistische Art Trance-Erlebnisse einzuleiten und therapeutisch zu nutzen. Wenn beispielsweise durch aufdeckende oder imaginative Arbeit ein heilendes Leitbild aus dem Unbewußten des Klienten aufgestiegen ist (z.B. eine leuchtende Quelle, ein starker Baum, ein goldenes Licht), dann kann dieses Bild suggestiv verstärkt dem Klienten wieder zurückgegeben werden, um es tiefer in ihm zu verankern oder um es handlungsrelevant zu machen. Das Motiv der Suggestion wird dem Klienten dann nicht von außen übergestülpt, sondern ist zuvor aus der „inneren Weisheit" seines Unbewußten heraus entwickelt worden. 46

KLIENT

THERAPEUT

Abb. S: Recycling-Suggestion

Der Therapeut fungiert als Verstärker der Selbstheilungskräfte des Klienten, nicht als Wunderdoktor, der mit seinen eigenen Kräften heilt. Der Therapeut katalysiert lediglich, das Unbewußte des Klienten heilt. Leitsymbole der genannten Art sind oft dem Verstand nicht voll begreifbar, für das Unbewußte jedoch höchst bedeutungsvoll. Eine Klientin von mir (W.E.) hatte große Schwierigkeiten, sich auf einen näheren Kontakt zu einem Mann einzulassen. Während einer Sitzung tauchte in ihr das Bild eines Flusses auf, ohne daß ihr dessen Bedeutung voll klar war. Ich bat sie, ihr Unbewußtes zu fragen, was sie konkret tun könne, damit sie einem Mann näher kommen könne. Die Antwort tauchte sofort von innen her als ein Satz auf, der lautete: „Der Kontakt ist der Fluß." Ich hatte einige Assoziationen dazu, was dieser Satz wohl bedeuten könnte, aber ich kann nicht sagen, daß ich ihn voll verstand. Er war im Telegrammstil in der symbolischen, allegorischen Logik des Unbewußten formuliert und enthielt daher einen Anteil orakelhafter Unbestimmtheit. Ich nahm den Satz und variierte ihn in einer Art suggestivem Sermon über etwa zehn Minuten hinweg auf immer neue Weise: 47

„... wenn du im Fluß bist, bist du in Kontakt, der immer aus einem Im-Fluß-Sein kommt, das der Kontakt ist, und ist nicht jeder Kontakt ein Fluß hin zum anderen und vom anderen, und ist nicht diese Seite des Flusses in Kontakt mit der anderen Seite, und ist nicht der Fluß dazwischen in Kontakt mit beiden Seiten, die zusammenfließen ..." Abschließend lud ich das Unbewußte der Klientin ein: „... diesen Satz mit all seinen Bedeutungsbezügen im alltäglichen Leben mit einem Mann, mit dem das möglich ist,... auf eine Weise fruchtbar werden zu lassen, die deine wohlverstandenen Bedürfnisse im rechten Maß zum Ausdruck bringt..." Das ist suggestive Arbeit, aber der Inhalt der Suggestion stammt aus der „inneren Weisheit" der Klientin selbst. In einer solchen „Recycling-Suggestion" ist es, als ob die Früchte des Unbewußten ihr wieder zugeführt werden, um das Wachstum neuer Erfahrungen zu fördern.

Die Frage der Manipulation Durch suggestive Arbeit nimmt der Therapeut aktiv Einfluß auf den Klienten. Dieser Einfluß kann, vor allem bei indirekten Suggestionsformen, teilweise am Bewußtsein des Klienten vorbeigehen und scheint daher eine - in den humanistischen Therapien verpönte Manipulation zu sein. Die Frage der Manipulation ist jedoch vorrangig kein technisches, sondern ein ethisches Problem. Therapeuten aller Schulrichtungen nehmen Einfluß auf den Prozeß des Klienten: O Analytiker durch die „Grundregel", alles auszusprechen, was einem einfällt, was normalerweise kein Mensch von sich aus tun würde; O Körpertherapeuten durch Übungen und Berührung; O Gestalttherapeuten durch Rollenspiele und verbale Herausforderungen; O Verhaltenstherapeuten durch Verhaltensübungen und Hausaufgaben. 48

Der Klient erwartet, daß der Therapeut auf ihn einwirkt, deshalb kommt er ja zur Therapie. Wer zu einem Zahnarzt geht, der ist grundsätzlich einverstanden, daß dieser etwas an seinen Zähnen macht, aber er möchte, daß es ihm hilft. Es scheint nicht die Beeinflussung selbst zu sein, die das Problem darstellt, sondern vor allem die Intention und die situative Einbindung der Beeinflussung. Die bewußte Ausnutzung der Möglichkeiten von Kommunikation unterhalb der bewußten Wahrnehmungsschwelle (die sowieso geschieht) könnte also als ethisch gerechtfertigt gelten, sofern sie mit dem grundsätzlichen Einverständnis des Klienten und in seinem wohlverstandenen Interesse erfolgt. Eine hypnosuggestive Beeinflussung im Dienste eigener religiöser, narzißtischer, politischer oder finanzieller Interessen gegen die Interessen des anderen ist gefährlich und ethisch nicht zu rechtfertigen.

Hypnose im System Der klassische (das heißt vor-ericksonsche) Hypnotiseur benutzte die in Trance gesenkte Abwehrschwelle des Klienten, um direkt gegen das Symptom zu suggerieren. Wenn jemand das Rauchen aufgeben will, dann wiederholt der Hypnotiseur in Trance viele Male: „Zigaretten schmecken widerlich. Ihr Bedürfnis danach verschwindet vollkommen." Beim Zahnarzt suggeriert er: „Ihr Kiefer wird taub. Sie fühlen keinen Schmerz." So formulierte Suggestionen ziehen jedoch oft den Widerstand des Klienten auf sich, weil sie dem Erleben, den Erfahrungen und dem Selbstbild des Klienten widersprechen. Außerdem lassen sie systemische Komponenten wie etwa die Abwehr- und Beziehungsfunktion des Symptoms und den sekundären Symptomgewinn außer acht. Auch beinhalten sie implizit unerwünschte Gegen-Suggestionen, weil das Unbewußte Negationen nicht versteht. In dem Satz: „Sie fühlen keinen Schmerz" ignoriert das Unbewußte oft die Negation und hört auch den Satz: „... sie fühlen ... Schmerz ..." Direktive Suggestionen gegen das Symptom wirken in der Regel (wenn überhaupt) nur kurzfristig, nämlich so lange, bis die Wirkung der Suggestion abklingt (nach wenigen Minuten bis einigen Wochen), dann ist alles wieder wie bisher. Eine solche Behandlungsform könnte nicht den Anspruch auf effektive 49

therapeutische Wirksamkeit erheben. Ein Ericksonscher Hypnotherapeut dagegen würde viel geschickter zu Werke gehen. Er bemüht sich darum, den springenden Punkt zu finden, an dem das ganze psychosoziale System des Klienten verändert werden kann, aus dem das Symptom erwachsen ist. Dabei greift er nicht selten zu merkwürdigen Hausaufgaben aus der systemischen Tradition. Einen Klienten mit zwanghaften Zügen und periodisch auftretenden diffusen Ängsten, der seine Angst vor allem brauchte, um Distanz zu seiner als reizbar und dominant erlebten Ehefrau herzustellen, habe ich (W.E.) einmal in Trance auf das Ritual verpflichtet, zwei Wochen lang die ganze Nacht über genau einen Meter Abstand zu seiner Frau im Ehebett zu halten. Bei dieser symbolischen Symptomverschreibung (im Grunde schrieb das Ritual nur wenig überspitzt das vor, was sowieso geschah) hatte meine Intervention den (zwanghaften) Charakter des Klienten auf ihrer Seite. Ich konnte sichergehen, daß dieser Klient sich redlich bemühte, der einmal eingegangenen Verpflichtung sorgsamst und penibel nachzukommen. Gleichzeitig war es natürlich vollkommen unmöglich, dieses Ritual exakt auszuführen, was den Klienten mit seiner Zwanghaftigkeit konfrontierte und gleichzeitig half, die seit langem vermiedene körperliche Nähe zwischen den Eheleuten wieder zu stimulieren. Die Angst wurde nicht direkt behandelt, sondern als Symptom einer tieferliegenden (systemischen) Dynamik angesehen, deren Überwindung zur Folge hatte, daß sich die Angst des Klienten verminderte. Ich habe den Widerstand des Klienten gegen einen posthypnotischen Auftrag, der noch rigider war als er selbst, genutzt, um seine Rigidität „auszuhebein" und ihn mit dem Gegenstand seiner Angst (vor Nähe) zu konfrontieren. Dabei habe ich dem Klienten keineswegs haarklein auseinandergesetzt, warum ich ihm genau diese Aufgabe gab und welche Hypothesen über die Funktion des Symptoms im Zusammenhang seiner Beziehung ich hatte. Ericksonianer gehen davon aus, daß Einsicht oft nicht notwendig für therapeutische Fortschritte ist und manchmal einen Veränderungsprozeß sogar eher behindert, weil das Bewußtsein durch seine gewohnheitsmäßigen Muster dazu neigt, am Bestehenden und Gewohnten festzuhalten.

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Beiläufige Suggestion im Gespräch Stellen Sie sich einmal vor, ein Klient schaut zu Beginn einer Therapiesitzung den Therapeuten ängstlich an und beginnt zu zittern. Nehmen wir weiter an, es handelt sich um einen Klienten mit einer rigiden Persönlichkeits- und Körperstruktur (hart, starr, steif, gepanzert), der zum ersten Mal dabei ist, in Kontakt mit stets abgewehrten Angstgefühlen zu kommen. Dann könnte der Therapeut auf indirekt-suggestive Weise „mit dem Es" arbeiten. Er könnte Ericksonsche Sprachmuster zu Hilfe nehmen, um die aufkommenden Gefühle und vegetativen Reaktionen subliminal zu fördern, etwa indem er zu ihm sagt: „Vielleicht möchtest du einmal probieren, wie das ist, dich an meinem Arm festzuhalten. Vielleicht kann dir das erleichtern, dieses Zittern sich noch etwas mehr verstärken zu lassen." Dieser Satz ist kaum als Suggestion erkennbar, und doch beinhaltet er suggestiv wirksame Implikationen, die nicht sofort wahrnehmbar sind. Die fett gedruckten Worte betont der Therapeut durch seine Sprechweise kaum merklich, indem er sie z.B. weicher, tiefer, langsamer oder direkter in die Richtung des Klienten spricht („analoges Markieren"). Dadurch wird das Unbewußte auf diese Worte aufmerksam gemacht, ohne daß das Bewußtsein es voll realisiert. Der erste Satz enthält ein indirektes Pacing (Folgen) und gleichzeitig ein Leading (Leiten). Die Formulierung „... dich an meinem Arm festzuhalten ..." nimmt implizit die Tendenz eines rigiden Klienten zum Festhalten auf. Rigide Menschen halten sich immer fest, ihre Muskeln sind hart, ihre Ansichten und Gewohnheiten sind starr, ihre Gedanken sind unbeweglich. Der Therapeut greift diese Tendenz mit seinen Worten auf und richtet sie auf seinen Arm. Der Klient darf festhalten (was seinem Muster entgegenkommt), aber er hält nicht mehr so sehr seine Muskeln innen fest, sondern er hält sich jetzt außen am Arm des Therapeuten fest, was implizit seine Fähigkeit fördert, Halt und Verantwortung abzugeben, sich anzulehnen, Hilfe und Unterstützung zu suchen, sich helfen zu lassen, alles Dinge, die einem rigiden Menschen schwerfallen. Der zweite Satz „... dieses Zittern sich noch mehr verstärken zu lassen ..." fördert auf eine gewährende Weise das Zittern, er stellt der vegetativen Reak51

tion Raum zur Verfügung. Gleichzeitig wird durch die passive Formulierung „... verstärken zu lassen ..." implizit eine Haltung des Geschehen-Lassens angesprochen. Ein im Aktiv formulierter Satz wie z.B. „Zittere jetzt mal stärker" wäre eine Aufforderung an das Ich des Klienten. Die passive Formulierung „... dieses Zittern sich verstärken lassen ..." betont die Aktivität des Unbewußten. Der Klient wird ermutigt, sich seinen autonomen Körperreaktionen hinzugeben, etwas von innen heraus geschehen zu lassen. Der Satz enthält ein implizites Leading hin zu mehr „sich gehenlassen". Nehmen wir aber an, das Zittern sei bei diesem Klienten nicht eine neue, positive Entwicklung aus seinen gewohnten Mustern heraus, sondern ein eingefahrenes, lange bekanntes Muster, das der Klient innerlich fast immer und überall erlebt, wenn er unter Menschen ist, und daß der Klient in seinem Alltag praktisch immer eine allgegenwärtige, diffuse Angst empfindet, die ihn leicht überschwemmen kann, daß er sozial sehr zurückgezogen lebt, in massiven Ängsten vor sozialem Kontakt. Bei einem solchen Klienten wäre zu diesem Zeitpunkt eine „Arbeit mit dem Es", wie oben beschrieben, nicht sinnvoll, ja kontraindiziert. Dieser Klient hätte nicht zu viel Kontrolle wie ein rigider Mensch, sondern zu wenig. Seine Ich-Grenzen wären nicht zu hart, sondern zu schwach, er wäre eher ein paranoider Charakter. Bei ihm wäre es zuerst einmal erforderlich, die aktive Ich-Kontrolle zu stärken. Der Therapeut könnte daher zu ihm sagen: „Könntest du einmal fühlen ..., ob es etwas gibt, was du tun kannst, damit das Zittern etwas weniger wird." Dabei kann er wieder seine Stimme bei den kursiv gedruckten Worten etwas tiefer und weicher werden lassen.

sich der Therapeut pädagogisch über den Klienten. Das kränkt das Selbstwertgefühl des Klienten und löst Widerstand aus. Implizit suggestive Formulierungen umgehen diese Klippe und wirken dennoch. Der Klient braucht sich gegen eine implizite Suggestion nicht zu verteidigen. Er ist ja gar nicht direkt zu etwas aufgefordert worden, sondern ihm ist nur auf eine sehr dezente Weise immanent etwas nahegelegt worden. (Daß gerade bei solchen indirekten Interventionen ein besonderes ethisches Bewußtsein erforderlich ist, sollte klar sein.) Der Klient wird weiterhin mit dem obigen Satz „Könntest du einmal fühlen ..., ob es etwas gibt, was du tun kannst, damit das Zittern etwas weniger wird" indirekt aufgefordert, etwas zu tun, was die aktive Kontrolltätigkeit seines Ich fördert („Arbeit mit dem Ich"). Der Satz enthält implizit die Aufforderung: „Tu etwas,... damit die Angst zurückgeht." Solche Gedanken um die Feinheiten von Formulierungen mögen als Haarspalterei erscheinen. Bei den Ericksonschen Sprachmustern handelt es sich aber nach unserer Erfahrung um hochwirksame therapeutische Möglichkeiten, auf elegante Weise Widerstand zu umschiffen, um den Klienten so direkt wie möglich zu erreichen. Milton Erickson hat sein ganzes Leben der Erforschung von Möglichkeiten der indirekten Kommunikation gewidmet. Einige Therapeuten anderer Schulen benutzen manchmal einige dieser Möglichkeiten mehr oder weniger intuitiv. Es stecken aber interessante Möglichkeiten darin, mit indirekten Sprachbedeutungen gezielt zu arbeiten. Man kann damit bewußt das Unbewußte erreichen.

Wieder enthält der erste Teilsatz „Könntest du einmal fühlen ..." ein indirektes Pacing. Er nimmt die Involviertheit dieses Klienten in seinen aktuellen Gefühlen auf. Der zweite Teilsatz enthält implizit die Suggestion, daß es „etwas gibt", was der Klient „tun kann", damit das Zittern (und damit die Angst) weniger wird. Wenn man den Satz grammatikalisch ein wenig umstellt, lautet er: „... es gibt etwas,... was du tun kannst..." - das ist der Inhalt der beiläufigen Suggestion. Die Suggestion ist aber nicht explizit formuliert (etwa so: „Ich denke, du kannst etwas tun, damit die Angst weniger wird"), sondern sie ist implizit in der Formulierung enthalten, so daß sie kaum als Suggestion bemerkt werden kann. Mit direktiven Anweisungen erhebt

Brücke in die Zukunft

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Unter einem Future-Pace (Orientieren in die Zukunft) versteht man die gezielte Anwendung dessen, was der Klient in der Sitzung gelernt bzw. sich wieder angeeignet hat, in der Zukunft und im Alltag. In aufdeckenden Therapieformen arbeitet man normalerweise zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her. Die Gefühle, Probleme und Wünsche des Klienten werden im Hier-undJetzt erlebbar gemacht, dann in Beziehung zu lebensgeschichtlichen Ereignissen und Schlüsselsituationen gesetzt, in der Vergangenheit werden Traumata aufgespürt und durchgearbeitet, die daraus be53

freiten Kern-Energien werden soweit möglich mit in die Gegenwart genommen. Was dabei oft fehlt, ist die bewußte Anwendung dieser Erfahrungen auf die Zukunft, weil fälschlicherweise angenommen wird, daß das schon von selbst geschehen wird. Der Gedanke, daß die Umsetzung und Anwendung der Therapieresultate im Alltag gefördert werden kann und muß, ist vielen analytisch arbeitenden Therapeuten eher fremd. In der Ericksonschen Hypnotherapie wird zu diesem Zweck ein (oft nur leichter) Trance-Zustand des Klienten genutzt, um sich ein zukünftiges Ereignis oder eine ganze zukünftige Lebensrichtung real oder symbolisch vorzustellen und zu durchleben. Der veränderte Bewußtseinszustand erleichtert es dabei, die Vorstellung nah und lebendig werden zu lassen. Der Therapeut kann den Klienten ermutigen, sich selbst „dissoziiert" (also von außen) in der Zukunft zu sehen, wenn er das, was er aus der therapeutischen Arbeit geschöpft hat, praktisch umsetzt. Der Klient entwickelt ein Zielbild von sich selbst. Beispielsweise könnte ein aggressionsgehemmter Klient, der in der Sitzung in Kontakt mit seiner Selbstbehauptungskraft gekommen ist, sich eine Situation mit einem Arbeitskollegen drei Tage später vorstellen, in der er diesem klipp und klar sagt, was ihm an ihrem Verhältnis nicht paßt und wie er sich das anders wünscht. Diese Vorstellung kann so lange verändert und verbessert werden, bis sie sich „richtig" und angemessen anfühlt, das heißt, den langfristigen Wachstumswünschen des Klienten dient und keine unerwünschten Reaktionen anderer zur Folge hat. (Im NLP-Jargon gesprochen: das Ziel muß „ökologisch" sein.) Dann kann der Klient die Fähigkeit des Trance-Zustandes zur mentalen Identifizierung nutzen, das heißt, er kann sich in die Situation hineinbegeben und sie mit all seinen Sinnen und Gefühlen „assoziiert" erleben, als ob das Ziel bereits realisiert sei. Wenn der Klient drei Tage später tatsächlich in der Situation mit seinem Kollegen ist, dann hat sie sich in seiner psychischen Realität bereits auf eine positive Weise abgespielt. Er hat sich bereits erlebt, wie er anders war als sonst, was es ihm erheblich erleichtert, den Transfer der therapeutischen Wachstumsimpulse auch tatsächlich durchzuführen. Man könnte hypnotherapeutisch von einer posthypnotischen Suggestion sprechen, im NLP-Jargon von einer Veränderung der „inneren Landkarte", die eine Änderung des realen Verhaltens erleichtert. 54

3 Was man in Trance alles erleben kann Verwirrung Zu den wirkungsvollsten Methoden zur Einleitung und Vertiefung einer Trance gehört die Konfusion. Konfusion wird oft implizit oder unbewußt angewandt. So führte der autoritäre, dem Patienten laut und wiederholt ins Gesicht gerufene Befehl „Schlafen Sie jetzt! Sie schlafen!! Schlafen Sie!!!", den Freud zu Kaiser Wilhelms Zeiten noch bei besonders empfänglichen (insbesondere hysterischen) Patienten erfolgreich zum Hypnotisieren benutzen konnte, zunächst zu einer Art Gehorsamsreflex, der in einer autoritären Sozialstruktur noch gut verankert war. Aber gleichzeitig beinhaltet eine solche Form der Induktion auch einen Moment der Verwirrung und Verunsicherung (Konfusion). Wenn jemand im hellwachen Zustand von einer anerkannten Autoritätsperson, an die er sich hilfesuchend gewandt hat, den massiven Befehl erhält, sogleich etwas zu tun, wozu er beim besten Willen absichtlich nicht imstande ist, nämlich auf der Stelle einzuschlafen, dann gerät er in eine psychische Falle, aus der er am ehesten entrinnen kann, indem sein Bewußtsein vorübergehend die Kontrolle abgibt. Es ist gleichsam so, als ob das Bewußtsein sagte: „Ich weiß absolut nicht, wie ich das tun soll, Herr Doktor, hier und jetzt einzuschlafen, aber Sie befehlen es mir so massiv, also mache ich jetzt lieber gar nichts mehr und überlasse Ihnen das Weitere." Das Bewußtsein des Patienten gibt sich geschlagen und räumt das Feld. Der Patient „schläft" jedoch nicht. Wenn er schlafen würde, so wie jede Nacht, dann wäre er für die Suggestionen des Therapeuten kaum noch erreichbar. Auf den Befehl zu „schlafen" reagiert der Patient vielmehr auf seine eigene (man könnte sagen paradoxe) Weise: er geht in Trance. Milton Ericksons vage Art, wie er die Begriffe „Trance" und „das Unbewußte" benutzte, hatte ebenfalls etwas Verwirrendes und damit Hypnotisierendes. Wenn Sie folgende Sätze, die Erickson oft benutzte, laut lesen und auf sich wirken lassen, werden Sie wahrscheinlich etwas davon spüren: 1. „Woher wissen Sie sicher, daß Sie ganz wach sind und jetzt noch nicht in Trance gehen können?" 55

2. „Mit dem Bewußtsein können Sie konzentriert analysieren, was ich sage und wie ich das sage, während Ihr Unbewußtes schon genau spürt, wo diese Worte Sie erreichen ... und wie diese Worte Sie erreichen..."

Ja, woher wissen Sie eigentlich genau, daß Sie jetzt ganz wach sind? Genaugenommen können Sie das eigentlich nicht hundertprozentig wissen. Es wird ein innerer Suchprozeß ausgelöst, der nach sicheren Anzeichen von „Wachsein" forscht. Während dieser Suchprozeß noch läuft, wird die eigentliche Suggestion „... in Trance gehen ..." gegeben, aber eingebettet in die negative Form einer vagen Zukunftsangabe: „... jetzt noch nicht in Trance gehen ..." Außerdem sind beide Satzteile verknüpft durch ein „und", wodurch eine scheinlogische Verbindung zwischen beiden entsteht, als ob man dem zweiten Satzteil zustimmen müßte, wenn man dem ersten zustimmt. Wenn ein solcher Satz in einen fortlaufenden Redefluß eingebettet ist, dann ist es praktisch unmöglich, seine Konstruktionsprinzipien zu erfassen. Man unterliegt unweigerlich einer leichten Verwirrung und „schluckt" die Suggestion „... in Trance gehen" ohne Widerstand. Oder, beim zweiten Satz: Wie könnten Sie merken, ob Ihr Unbewußtes reagiert - wo es doch unbewußt ist? Es wird behauptet, daß das Unbewußte etwas spürt. Dadurch wird ein innerer Suchprozeß ausgelöst, der nach einer Möglichkeit sucht, diese Behauptung zu überprüfen. Und während dieser Prozeß noch läuft, wird eingebettet die eigentliche Suggestion gegeben „... diese Worte ... erreichen Sie ..." Die automatischen Überprüfungsfilter des Bewußtseins werden dezent ausgehebelt, um den Suggestionen die Tür zu öffnen. Die neurologische Forschung hat ergeben, daß unser Gehirn nur eine begrenzte Aufnahmekapazität hat. Der Mensch hat die Fähigkeit, bis zu 7 (± 2) Informationseinheiten (Bit) gleichzeitig bewußt wahrzunehmen. Übersteigt die angebotene Informationsmenge den Faktor 7 (± 2), so kommt man durcheinander, Konfusion entsteht. Unser Gehirn stößt an seine natürliche Grenze und schützt sich vor der Überladung durch Trance. Konfusion ist ein unangenehmer Zustand, den man nicht lange ertragen möchte, und dann flüchtet man in die Trance hinein. Überladung des Denkens erzeugt also Trance. 56

Der Leser kann sich vielleicht daran erinnern, wie er selbst als Schulkind einmal den dargebotenen Stoff nicht verstanden hat. Gab es anfangs noch den Versuch, bewußt verstehen zu wollen, so schaltete sich im weiteren Verlauf das bewußte Bemühen aus, und eine Trance, meist in Form eines Tagtraums, entstand. Aber nicht nur kognitive Überladung erzeugt Konfusion, sondern auch das Stören einer gewohnten Struktur innerhalb des Gedankenflusses. Es fällt uns schwer, eine einmal festgelegte Denkstruktur zu ändern. In einigen Fällen sind Wahrnehmungsstrukturen derart fest in unserem Gehirn verankert, daß sie kaum noch änderbar sind. Als ich (G.S.) vor kurzem in London war, besuchte ich das Science Museum. In der Abteilung für optische Wahrnehmung war eine Gipsplastik mit zwei Gesichtern aufgebaut. Das eine Gesicht war ein konvexes Gesicht, also ganz normal, das andere war ein „Hohlgesicht", also der negative Abdruck eines Gesichtes. Konfusion entsteht, wenn man das Hohlgesicht anschaut. Es entsteht der Eindruck, daß dieses Gesicht lebt und seine Augen den Betrachter anschauen, ja verfolgen. Je nach Perspektive verzerrt und verändert sich das Gesicht, als würde es Grimassen schneiden. Der Verstand setzt aus, und es entsteht ein ungläubiges Staunen über das, was einem die eigenen Augen vortäuschen. Unsere optische Wahrnehmung kennt normalerweise keine Hohlgesichter, daher verwandeln wir Hohlgesichter in reale Gesichter, und die entsprechenden dreidimensionalen Effekte entstehen. Kurzfristig wird am eigenen Verstand gezweifelt, Konfusion entsteht, Trance kann sich entwickeln. Diese kognitive Trägheit läßt sich nutzen, um Menschen in Trance zu versetzen. Je mehr das kognitive Strukturgefüge durcheinanderkommt, weil Informationen und Wahrnehmungsreize nicht eingebettet werden können, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit einer Trance. Trance ist ein Zustand, in dem scheinbar unvereinbare Gegensätze integriert werden können. In Trance gibt es nichts dagegen einzuwenden, sich pechschwarze Muttermilch oder lautes Schweigen vorzustellen. In Trance hört das Konfusionsgefühl auf. Eine weitere, fest eingeprägte kognitive Struktur unseres Geistes ist die Abbildung der Zeit, die aus drei streng festgelegten Kategorien besteht: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wie leicht man hier durcheinanderkommt, demonstrieren die ersten beiden der folgenden Beispieltexte für hypnotische Konfusion. Wenn Sie 57

diese Texte jemandem langsam und ruhig vorlesen und am Ende vielleicht noch einige Entspannungssuggestionen anschließen, wird Ihre Versuchsperson mit großer Wahrscheinlichkeit in einen kurzen Trance-Zustand eintauchen. Das gleiche gilt auch für die weiteren Beispieltexte.

wollen. Das ist der Moment der Konfusion durch kognitive Überladung, der zur Tranceinduktion genutzt werden kann. Hier zwei Beispiele kognitiver Überladung durch räumliche Konfusion: Beispieltext 3: „Der Weg nach Aston"

Beispieltext 1: „Zeitumstellung" In der kommenden Nacht wird die Zeit umgestellt, von Sommerzeit auf Winterzeit. „Da können wir ja ein bißchen länger aufbleiben und morgen gut ausschlafen", meinte ein Gast im Wirtshaus. „Wenn ich heute schon an morgen morgen denke und mir vorstelle, morgen aufzuwachen, noch bevor die Sommerzeit beginnt, dann kann ich früher ans spätere Aufstehen denken als umgekehrt", murrte ein anderer Gast. „Ja, aber wenn du später, noch bevor du denkst, daß die Zeitumstellung nicht beginnt, während du das letzte Mal auf deine Uhr schaust, an den früher beginnenden Tag denkst, dann ist ja später früher, und du schläfst kürzer als nach der Umstellung zu späterer Zeit und nicht umgekehrt. Früher ist also später", erwiderte der erste Gast. „ Wenn du sagst, daß früher später ist und du dir vorstellst, daß die Umstellung der Zeit gerade geschieht, während sie vielleicht erst später als vorgestellt geschieht, dann heißt das doch, später ist früher und nicht umgekehrt", protestierte einer. „Prost Nachbar", die Biergläser klirrten und eine seltsame, nicht durch Bierkonsum verursachte Müdigkeit befiel die Gäste, es war wie kurz vorm Einschla...aaa...fen,... zwischendurch Traumbilder....

Kürzlich erzählte mir ein amerikanischer Freund folgende Story: „Im Frühsommer fuhr ich übers Land über die weiten Straßen des Mittleren Westens. Und wer die Gegend kennt, der weiß, daß überall, soweit das Auge reicht, Kornfelder, nichts als Kornfelder sind, kaum Anhaltspunkte, selbst für erfahrene Autofahrer. Aber ich hatte mir den Weg von Bastonfield nach Aston genau gemerkt. Kurz nach der Ortsausfahrt von Bastonfield rechts der Feldweg, dann der zweite Weg links bis zur Kreuzung, dann wieder rechts, den dritten Feldweg links und dann 12 Kilometer geradeaus, bis zur nächsten Kreuzung, dann links und gleich wieder rechts, noch bevor es links abgeht und rechts in den linken Feldweg, bis die ersten der wenigen Häuser von Aston sichtbar sind. Ich fuhr also los, und wie ich mir gemerkt hatte, gleich der erste Feldweg nach der Ortsausfahrt rechts. Alles lief nach Plan, hätte da nicht plötzlich der vom Wind niedergedrückte große Baum mitten auf dem Feldweg gelegen. Es gab wirklich kein Vorbeikommen. Also beschloß ich, ein Stück zurückzufahren und den nächsten Weg links von der letzten Kreuzung nach rechts zu fahren und dann ein Stück geradeaus zum Feldweg zurück, jenseits des querliegenden Baumes und dann, wie gemerkt, einfach weiter zu fahren. Den zweiten Weg rechts, dann den dritten links, geradeaus zum zweiten rechts, noch bevor links die rechte Krümmung beginnt, links, aus äußerer Perspektive, weiter, rechts, aus Fahrersicht, 12 Kilometer durch Felder, nur Felder und wieder Felder, links... rechts... Felder über Felder... alles durcheinander... wie im Traum ... ruhig ... tiefer ... tie...ie...fer..."

Beispieltext 2: „Zeitreise" Stell dir vor, daß du eine Zeitreise in deine eigene Vergangenheit machst. Du siehst aus deiner Vergangenheit die Gegenwart. Und es ist wirklich seltsam, sich vorzustellen, wie es wäre, in der Gegenwart zu sein, wie aus der Vergangenheit wahrgenommen, während zukünftig, aus Sicht der Gegenwart die Vergangenheit sich in der inneren Zeit derart spiegelt, daß die gedachte Zukunft als äußere Zeit sich in der vorgestellten Gegenwart aus Sicht der phantasierten Vergangenheit ergibt. Und die innere Gegenwart, im Bezug zur äußeren Vergangenheit als erlebte Zukunft aus dem Blickwinkel der vergangenen Perspektive nicht zu sehen, sondern genau umgekehrt wahrzunehmen, ist ganz anders, als wenn sich nicht die Zukunft in dem gegenwärtigen Geschehen, sondern die vergangene Perspektive in dem zukünftig Erwarteten der Gegenwart wiederfindet... die Zeit,... die Zeit, einfach vorbeiziehen lassen ... einfach so ... wie im Märchen ... 100 Jahre Schlaf ... tie...ie...fer... Schla...a...f...

Beispieltext 4: „Windrichtungen" „Wenn du zwei Kilometer nach Westen gehst, und dann 10 Schritte nach Osten, und einen Kilometer nach Südwesten, rechte Hand links weiter, 900 Schritte Nordwest, links wieder die Hälfte der Strecke, noch bevor rechts 10 Schritte gegangen werden, wieder zurück, und dann bist du wieder am Ausgangspunkt", meinte einer. „Nein", wurde ihm entgegnet, „wenn du 2 Kilometer nach Westen, dann 10 Schritte weiter nach Osten, noch bevor du die 900 Meter, während du rechte Hand links abbiegst, bevor die 800 Schritte nach Nordwest folgen, nicht westlich, sondern genau verkehrt herum die Richtung nach Südwesten verfolgst, erst dann, und nach den 10 letzten Schritten, bist du weiter vom Ausgangspunkt entfernt, als du denkst", sagte der andere und merkte, daß sein Gegenüber schon ganz schwere Augen bekam ... müde wurde... dämmerig ... ruhig ... entrückt... schläfrig ...

Achten Sie bitte genau darauf, an welcher Stelle Ehre Aufmerksamkeit beim Lesen abschweift, wo Sie es aufgeben, verstehen zu 58

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Nun ein Beispieltext für begriffliche Konfusion: Beispieltext 5: „Mutter und Tochter" Die Mutter sprach zur Mutter ihrer Mutter der Mutter: „Mutter, liebe Mutter, als Mutter der Mutter der Mutter sage ich der Mutter der Mutter, daß die Mutter ihrer Tochter, als Tochter ihrer Tochter, genau die Mutter ist, die Töchter ihrer Mütter als Mutter sich wünschen... Wünsche... Klarheit... Deutlichkeit... Nebel... Mutter ... Vater ... Müdigkeit... Schla...a...f..."

All diese Geschichten führen zu Konfusion und sind nicht mehr verstehbar. Die Aufmerksamkeit schweift ab und wendet sich anderen Gedanken, Träumen und Phantasien zu. Ahnlich aufgebaut sind die „Ich-habe-von-einem-Freund-gehört..."-Geschichten: Beispieltext 6: „Der Freund des Freundes" „Vorgestern erzählte mir ein Freund, er habe von einem gehört, daß ein Bekannter erzählte, daß er sich mit seinem besten Freund, ja das erzählte er, gerade in dem Moment, in dem es um Freundschaft ging, noch während der Freund des Bekannten an seine Freunschaft dachte und meines Bekannten Freund sich noch der Freundschaft erinnerte, wie er mit dem Freund zu streiten anfing. Und der Freund des Bekannten erzählte dem Freund, daß der Bekannte, von dem er diese Geschichte des Bekannten hörte, gestern nicht an gestern, sondern morgen an heute gedacht hatte ... Freundschaft... Bekanntschaft... Denken... Loslassen ... Ruhe ..."

Auch hier werden kognitive Strukturen überladen, ständig müssen neue Strukturen gesucht werden, um zu verstehen, was nicht zu verstehen ist, so daß der Zuhörer schnell aufgibt, verstehen zu wollen, und in Trance gleitet. Neben der verbalen kognitiven Konfusion gibt es weitere Verwirrungsstrategien, die soziale Verhaltensweisen unterbrechen. Es gibt Verhaltenssequenzen, auf die unser Unbewußtes so geeicht ist, daß jede Unterbrechung zu Verwirrungszuständen führt. Begrüßungsrituale, wie z.B. jemandem zur Begrüßung die Hand reichen, und plötzliches Erschrecken sind Beispiele dafür. Zwei Menschen treffen sich, sie sehen sich an, und einer von ihnen beginnt, seine Hand zum Gruß auszustrecken. Normalerweise wird dieses Angebot im Bruchteil einer Sekunde erwidert, und der andere reicht der ausgestreckten Hand seine eigene entgegen. Entspricht der Druck, den beide Hände aufeinander ausüben, den konventio60

neuen Erwartungen (nicht zu schlaff, nicht zu stark) und liegt die zeitliche Berührung der Hände zwischen einer und zwei Sekunden, so läuft das Begrüßungsritual automatisch, programmiert ab und dauert etwa drei Sekunden. Aber gerade weil das Muster automatisch abläuft, ist es störanfällig und läßt wenig Raum für alternative Verhaltensweisen. Jeder erinnert sich wohl an Menschen, die, etwa um Aufmerksamkeit zu erregen, besonders starken Händedruck ausüben. Die Antwort der anderen Hand ist entweder eine Erwiderung der Druckstärke oder ein spontanes Zurückziehen der Hand. Kurzzeitige Verwirrung entsteht, die oft durch Lachen aufgelöst wird. Andere Erlebnisse beim Begrüßungsritual sind Begegnungen mit Menschen, die die Hand ihres Gegenüber übermäßig lange (das heißt länger als zwei Sekunden) festhalten. Auch hier kann bei dem Menschen, dessen Hand länger als erwartet festgehalten wird, Konfusion entstehen. Dieses Prinzip läßt sich nutzen, um Trance-Zustände zu erzeugen. Bewußt erzeugte Unsicherheit und direkt darauf folgende Suggestionen versetzen Menschen in Trance. Für experimentierfreudige Leser sei folgender Versuch vorgeschlagen:

Händeschüttelinduktion Wenn Sie zu Hause Besuch erwarten, etwa von Freunden oder Bekannten, dann strecken Sie dem ersten Gast, der Ihre Wohnung betritt, Ihre Hand zum Gruße hin. In dem Moment, in dem Ihr Bekannter Ihre Hand ergreifen will, nehmen Sie seine Hand und führen sie schnell, mit Unterstützung Ihrer anderen Hand, die den Ellenbogen des Bekannten hält, nach oben, etwa bis auf Augenhöhe. Richten Sie Ihren Blick sofort zur nach oben geführten Hand Ihres Bekannten und suggerieren Sie, daß diese Hand, wie ganz von alleine in der Luft stehen bleibt. Lassen Sie die Hand und den Ellenbogen Ihres Bekannten nun los, der Arm wird für einige Sekunden steif in der Luft stehenbleiben. Unterbrechen Sie nicht Ihren Redefluß und geben Sie die Suggestionen: „... und dein Arm sinkt nun ganz langsam nach unten, weiter und weiter, ganz von allein..." Schauen Sie den Arm an und geben Sie, wenn Sie wollen, weitere Suggestionen. Reden Sie sehr deutlich und bestimmt und lassen Sie 61

Ihren Kopf zu der Hand gerichtet. Nach ein paar Sekunden schauen Sie Ihrem Bekannten wieder in die Augen, klatschen laut in die Hände und bitten ihn zur Tür herein. Diese ganze Sequenz dauert vielleicht eine halbe Minute. Vermutlich wird Ihr Bekannter einen leicht verwirrten Eindruck machen, Sie können ihm dann erklären, daß Sie eine spontane Trance erzeugt haben, und genau das haben Sie. Aus der Sicht Ihres Bekannten ist folgendes geschehen: Er erwartet, nachdem Sie seine Hand zur Begrüßung berührten, eine Begrüßung. Plötzlich änderte sich alles. Seltsame Körperbewegungen, eine merkwürdige Stimme und die Augen des Gastgebers auf ein Körperteil (die Hand) neben dem Gesicht gerichtet. In diesem Augenblick fehlt ihm ein gewohntes Reaktionsrepertoire. Er weiß nicht, was er tun soll, und fällt kurzzeitig in Erstarrung. In diesem Augenblick fangen Ihre Suggestionen an, und Ihr Bekannter wird wahrscheinlich den Suggestionen folgen, weil sie ihm als eine Art Rettungsanker erscheinen. Er ist froh, daß ein Angebot erfolgt, nach dem er sich richten kann. Werden gewohnte Verhaltensmuster unterbrochen, so entsteht kurzzeitig ein Reaktionsvakuum, das mit Suggestionen gefüllt werden kann. Allerdings sollte man diese Suggestionen unmittelbar nach der Konfusion anbieten und nicht unnötig Zeit verstreichen lassen. Erzeugt man nur Konfusion und bietet keine Suggestionen an, so erzielt man keine weitere Wirkung, man hat zwar ein Muster unterbrochen, aber es gibt kein hypnoides Erlebnis.

Händeklatscheninduktion Eine andere Methode, Konfusion zu erzeugen, besteht darin, dem Klienten eine Geschichte zu erzählen und während des Erzählens stetig, fast unbemerkt, immer leiser und langsamer zu sprechen. Der Klient wird so fast unbemerkt in eine Trance geführt. Während die ersten Tranceanzeichen sichtbar werden, wie eine entspannte Gesichtsmuskulatur, ein offenstehender Mund, eine ruhige Atmung etc., kündigt der Hypnotiseur ein seltsames Geräusch an, das die Ohren des Hypnotisierten erreichen wird, aber erst, nachdem langsam und bedächtig von zehn bis eins gezählt worden ist. Dann fängt 62

der Hypnotiseur an zu zählen, und bei jeder Zahl, die er nennt, senkt er ein wenig seine Stimme, so daß jede Zahl ein wenig leiser klingt als die vorausgegangene. Der Hypnotiseur zählt sehr langsam. Was geschieht in dem Moment innerlich in dem Klienten? Der Klient steht unter einer gewissen Erwartungsspannung, er weiß, daß ein seltsames Geräusch folgen wird, gleichzeitig wird er aber durch die immer langsamer und leiser werdende Stimme des Hypnotiseurs weiter in Entspannung und Trance geführt. Die Restaufmerksamkeit des Klienten pendelt also zwischen dem Erwartungsreiz (Geräusch) einerseits und der Entspannungssuggestion andererseits hin und her. Spannung in Entspannung entsteht. Das ist verwirrend. Nach der Zahl eins klatscht der Hypnotiseur in seine Hände. Gewöhnlich zuckt der Körper des Hypnotisierten, manchmal springen sogar die Augen auf, und der Blick erscheint sehr verwirrt. In diesem Fall biete ich (G.S.) an, die Augen gleich wieder schließen zu dürfen, und gebe dann therapeutische Tiefensuggestionen. Der Klient verfügt in dieser Phase der Verwirrung kaum über seine Kontrollmechanismen. Die Suggestionen rutschen in tiefe mentale Bereiche, ohne vom Bewußtsein gefiltert und überprüft zu werden. Interessanterweise berichten viele Klienten nach dieser Art der Tranceinduktion, daß sie sich nicht erschreckt haben, sondern nur eine Art inneren Ruck in ihrem Körper fühlten, eine Elektrisierung, ein Zucken. Direkt nachdem die Suggestion gegeben wurde, sollte der Klient vorübergehend aufgeweckt und dann erneut in Trance geführt werden, so daß die Tiefenbeeinflussung ungestört von bewußten Prozessen ihre Wirkung entfalten kann. Bei stark kontrollierten Menschen empfiehlt es sich, Amnesie zu erzeugen, so daß gewährleistet bleibt, daß die Tiefensuggestion nicht einer bewußten Kritik oder Ablehnung unterzogen wird und dadurch an Kraft verliert.

Geschichten in Geschichten Eine andere Möglichkeit, Trance durch Konfusion zu erzeugen, sind Geschichten in Geschichten. Nachdem der Klient entspannt wurde, erzählt der Hypnotiseur eine Geschichte. Im Moment der größten Spannung hört er mitten in der Handlung der Geschichte auf und 63

erzählt eine andere Geschichte. Auch die zweite Geschichte wird im Moment der größten Spannung unterbrochen, und eine weitere Geschichte folgt. Die dritte Geschichte beinhaltet die eigentliche Tiefensuggestion, entweder direkt oder verkleidet und metaphorisch umsponnen. Nach dieser Intervention werden die Geschichten in umgekehrter Reihenfolge aufgelöst. Zuerst wird die zweite Geschichte zu Ende erzählt und dann die erste (ein praktisches Beispiel dafür findet sich im Kapitel „Vorlese-Trancen"). Die gewohnten Denkstrukturen werden durcheinandergebracht, der Verstand weiß nicht mehr, welchen Inhalt er welcher Geschichte zuordnen soll, er rettet sich in Trance. Wenn Sie Konfusionstechniken anwenden wollen, so stellen Sie sicher, daß Sie Konfusion erst dann erzeugen, wenn Sie Ihren Klienten gut entspannt, also in einen vorhypnotischen Erfahrungsraum geführt haben. Ansonsten besteht die Gefahr, daß Widerstand und Ärger im Patienten entsteht und der Rapport zum Hypnotiseur verlorengeht. Konfusionstechniken verlangen darüber hinaus, daß der Hypnotiseur etwas schneller als vorher spricht, um zu verhindern, daß der Verstand des Klienten sich einschaltet und Metafragen zum Prozeßgeschehen stellt. Die Denkgeschwindigkeit des Patienten sollte gerade ein wenig langsamer sein als die Sprechgeschwindigkeit des Hypnotiseurs.

Absichtlich falsche Suggestionen Zuletzt sei noch eine Form der Verwirrungsstrategie erwähnt, die amüsant aber effektiv ist: Nachdem der Klient entspannt ist, wird er mit einer Reihe von Suggestionen konfrontiert, die alle falsch beziehungsweise unangebracht sind. Z.B. wird dem Klienten gesagt, daß, wenn er die Augen aufmacht, er nichts mehr sehe, außer Luft. Gewöhnlich klappt das nicht auf Anhieb, und in ihm regen sich Zweifel an der Kompetenz des Hypnotiseurs. Danach werden eine Reihe weiterer „falscher" Suggestionen verabreicht, so daß der Klient immer mehr am Fachwissen seines Gegenübers zweifelt, bis er ganz und gar innerlich abschweift und dem Therapeuten nicht mehr richtig zuhört. In diesem Moment werden dann die sinnvollen, eigentlich beabsichtigten 64

Suggestionen, entweder direkt oder in Geschichten eingebettet, gegeben. Warum soll der Klient dem Therapeuten zuhören, wenn dieser offenbar nichts von seinem Handwerk versteht? Die kontrollierende Aufmerksamkeit des Klienten schweift ab und öffnet die Tore für die therapeutischen Suggestionen.

Vermischung von Sinneskanälen Mit unseren Sinnen nehmen wir wahr, was um uns herum und in uns selbst geschieht. Es gibt fünf elementare Sinnessysteme: O das optische System (Augen); O das akustische System (Ohren); O das kinästhetische System (Körperempfindungen); O das olfaktorische System (Gerüche); O das gustatorische System (Geschmack): Werden Begriffe, Worte oder Umschreibungen, die sich auf verschiedene Sinnessysteme beziehen, miteinander vermischt, so spricht man von Synästhesie. Wird ein Klient beispielsweise aufgefordert, „den Duft eines blauen Leuchtens zu riechen", so ist das im Wachzustand unsinnig, in Trance macht das aber für ihn durchaus Sinn. Die Aufforderung ist eigentlich absurd, weil sie aus einer visuellen (blaues Leuchten) und einer olfaktorischen (riechen) Komponente zusammengesetzt ist. „Ohrenbetäubende Bitterkeit" wäre eine Vermengung von akustischen und gustatorischen (auf den Geschmack bezogenen) Elementen, die jedoch in Trance, ebenso wie in einer bildhaften, poetischen Sprache, Sinn macht. Zur Trance-Einleitung und -Vertiefung eignen sich Geschichten, die mit solchen synästhetischen Elementen durchwoben sind, sehr gut. In Trance wird nicht nach logischen, kausalen Kategorien bewertet. Das Trance-Erleben geschieht in einer „Sowohl-als-auchRealität", in der Widersprüche leicht verarbeitet werden können. Es unterscheidet sich deshalb elementar vom Alltagsbewußtsein, das eher durch eine „Entweder-oder-Realität" charakterisiert ist. Weil Synästhesien nur in einem veränderten Bewußtseinszustand als sinnhaft erfaßt werden können, eignen sie sich dazu, Trance herbeizuführen. In dem Versuch, den Sinn der Synästhesie zu erfassen. 65

geht der Klient in einen Zustand, in dem er sie als sinnhaft erleben kann - in Trance. (Ein Beispiel für Trance-Induktion mit eingewobenen Synästhesien ist der Trance-Text „Träume träumen - der Weg zum Wesentlichen" im Kapitel „Vorlesetrancen".)

Umdeutung An einem warmen Maitag saß ich (GS.) in unserem Garten und las gemütlich Zeitung. Plötzlich hörte ich von ferne ein Kinderschreien. Ich sah den siebenjährigen Nachbarsjungen Philipp, der laut weinend durch unser Gartentor kam, humpelte und sich das rechte Knie hielt. Entgegen meinem ersten Impuls, aufzustehen, ihm entgegenzulaufen und zu fragen, was denn sei, blieb ich sitzen und wartete, bis der Junge näherkam. Als er schließlich schreiend neben mir stand, sagte er, daß er von seinem Cousin auf dem Fußballplatz geschubst wurde und sich dabei das Knie aufgeschlagen hatte. Während er das erzählte, jammerte er und schaute mich dabei mit erwartungsvollen Augen an. Ich nickte verständnisvoll und meinte zu Philipp: „So ist das, die besten Fußballspieler werden immer am schlimmsten gefoult, das kenne ich!" Augenblicklich hörte Philipp zu jammern auf, richtete sich auf, ein stolzer Blick erfüllte sein Gesicht, und er sagte nur, mehr erstaunt als überlegt: „Ja, der hat einfach mein Bein weggezogen, sonst wäre ich durchgegangen (zum gegnerischen Tor)!" Für einen kurzen Moment blieb er fast bewegungslos stehen, dann ging er, ohne zu humpeln, wieder zum Gartentor und marschierte zum nahegelegenen Fußballplatz. Offenbar hatte der Satz eine suggestive Wirkung hervorgerufen er war ein Reframing. Reframing bedeutet Umdeutung, einen anderen Rahmen um ein Erleben setzen. Ereignisse werden in einen anderen Zusammenhang gestellt, in dem sie anders bewertet werden und dadurch auch andere Gefühle auslösen. Die Bewertungen bestimmen die Gefühle, nicht die Ereignisse selber. Durch ein Reframing wird ein anderer Bewertungsmaßstab erzeugt, der mit veränderten Empfindungen ein66

hergeht. Im obigen Beispiel ist das Gefühl der Verletztheit dem Gefühl des Stolzes gewichen, und zwar ausgesprochen schnell. Je unmittelbarer ein Reframing geschieht, desto eher wird es von einem Zustand der Trance begleitet. Schnelle kognitive Umstrukturierungen (ein anderer Begriff für Reframing) „sausen" am Bewußtsein vorbei, weil das Denken ein paar Augenblicke braucht, um eine Aussage zu begreifen. In diesem Augenblick entsteht ein hypnoider Zustand und parallel dazu die Möglichkeit der Tiefenbeeinflussung. Wenn nämlich das Bewußtsein kurzzeitig nicht mehr arbeitet, um einen Umstrukturierungsprozeß zu durchlaufen, dann fehlen die alltäglichen Zensur- und Kontrollmechanismen, so daß ein Zustand der erhöhten Suggestibilität entsteht. Reframings finden im Alltag ständig statt, wir registrieren sie nur oft nicht als solche. Unterschieden werden zwei Kategorien von Reframings:

Kontext-Umdeutung Jedes, auch das seltsamste und neurotischste Verhalten, das Menschen zeigen, hat unter bestimmten Voraussetzungen Sinn. Zwar ist der situative Sinn nicht immer auf den ersten Blick erkennbar, jedoch ist er meist zu finden, wenn man danach sucht. Frau Z. kam in psychotherapeutische Behandlung, weil sie unter Waschzwang litt - sie wusch sich 20-30 mal am Tag die Hände mit Seife und mußte sofort die kleinsten Anzeichen von Staub und Schmutz in ihrer Wohnung beseitigen, so daß ihre äußere Wahrnehmung übermäßig stark auf den Faktor Sauberkeit ausgerichtet war. In bestimmten Situationen oder Umgebungen wäre ein solches Verhalten durchaus angemessen. Ein sinnvoller Kontext wäre z.B. eine gentechnische Versuchsstation oder ein Labor, in dem Chips für die Computertechnik entwickelt werden, wo einzelne Bakterien oder kleinste Staubpartikel schon alles in Unordnung bringen können. In diesen Kontexten wäre das Verhalten von Frau Z. kein störendes Symptom, sondern eine Ressource. Frau Z. erlebte in Trance, wie sie in einem gentechnischen Labor für Ordnung und Sauberkeit sorgte. Sie fühlte sich kompetent und wurde von den Angestellten für ihre Genauigkeit und ihr penibles Verhalten gelobt. Sie erfuhr in Trance, daß es einen erheblichen Unterschied zwischen 67

einer normalen Stadtwohnung und einem gentechnischen Labor gibt. Ich sagte zu ihr: „Immer dann, wenn Sie merken, daß Ihr Sauberkeitsfimmel (so nannte sie selbst ihr Verhalten) kommt, immer dann dürfen Sie die Augen schließen und innerlich Ihr gentechnisches Labor aufsuchen und dort für die penibelste Ordnung sorgen, die es gibt." Nach wenigen Sitzungen berichtet Frau Z., daß sie zu Hause die ersten praktischen Erfahrungen mit dieser Methode gemacht hatte: „Als ich merkte, daß mein Körper sich zum Wasserbecken bewegte, um die schon sauberen Hände noch einmal zu waschen, schloß ich die Augen und stellte mir das Labor vor. Ich sah dort die Sauberkeit und Sterilität und verspürte anschließend keinen besonderen Druck mehr, mir die Hände zu waschen." Indem Frau Z. mental den neuen Kontext ihres Verhaltens erfahren konnte, konnte sie gleichzeitig lernen, ihr zwanghaftes Waschund Sauberkeitsverhalten im Alltag aufzugeben und durch sinnvolleres Verhalten zu ersetzen.

Inhalts- Umdeutung Die Kernfrage beim Inhaltsreframing lautet: „Hat dieses Erleben oder Verhalten noch eine andere Bedeutung? Wie ist es noch anders beschreibbar?" In dem anfangs erwähnten Beispiel des kleinen Fußballspielers bedeutete die unsanfte Behandlung des Mitspielers zunächst eine innere und äußere Verletzung, verbunden mit körperlichen Schmerzen, dann wurde sie als typische Reaktion auf einen Profispieler umgedeutet. Ein weiteres Beispiel für Inhaltsreframing ist folgende Geschichte: Als der Sohn einer bekannten Prostituierten im alten Griechenland einmal einen Stein aus maßloser Wut in eine Menschenmenge warf, ermahnte ihn Diogenes: „Paß auf, daß du nicht deinen Vater triffst!" Das Reframing stellt hier die Wut auf andere im Zusammenhang zur eigenen „Entstehungsgeschichte" dar. Reframings sind in Politikerreden häufig zu finden. So werden Eroberungsfeldzüge als „Befreiungsaktionen" deklariert oder Ent68

lassungen von Arbeitern als „Freisetzung". Vertreibung friedlicher Menschen heißt „ethnische Säuberung", und das gesellschaftliche Leid unterprivilegierter Menschen wird als Beweis herangezogen, daß es den meisten von uns gut geht. Und außerdem bedeuten ja 30% Ehescheidungen 70% funktionierende Ehen und sind der Beweis für die Stabilität des Familie. Der Rahmen, in dem Ereignisse oder Verhaltensweisen stattfinden, ist durch bestimmte Eckwerte gesetzt. Die wichtigsten Eckwerte sind der zeitliche Rahmen und die Beobachterposition. Ein Beispiel für den zeitlichen Rahmen einer Aussage: „Mir geht es immer furchtbar schlecht!" Hier könnte man ein Reframing mit folgender Frage bahnen: „Geht es Ihnen wirklich immer furchtbar schlecht, oder gibt es auch Zeiten, in denen es Ihnen besser (oder noch viel schlechter) geht? Beschreiben Sie mir diese Ausnahmen." Ein Beispiel für die Veränderung der Beobachterposition wäre folgende Aussage: „Ich werde nur mißachtet!" Hier könnte man den Rahmen der Aussage folgendermaßen aufweichen: „Wer genau mißachtet Sie?", und: „Wie merken Sie, wenn Sie nicht mißachtet werden?" Reframings dürfen nicht damit verwechselt werden, alles nur durch eine Brille des Positiven zu sehen, also ein Gefühl von Friede, Freude, Eierkuchen herzustellen. Sie stellen eine Erweiterung der Sichtweise durch alternative Bezüge dar. Je mehr Alternativen zur Verfügung stehen, desto mehr potentielle Freiheit besitzt der Mensch. Reframings sind keine Zaubermittel. Sie sind jedoch, richtig angewandt, starke Interventionen, um Menschen schnell aus Problemsituationen in Ressourcesituationen zu führen. Zum Schluß einige Beispiele von Reframings aus dem Alltag: Erstes Beispiel: „Den Ausweis bitte", sagt ein österreichischer Polizist in Tirol zu einem Autofahrer mit deutschem Kennzeichen. „Ihr Foto ist nicht mehr zu erkennen, da kann ich Sie nicht weiterfahren lassen", sagt der Beamte. „Haben Sie aber gute Augen, Ihren Kollegen an der Grenzabfertigung ist das gar nicht aufgefallen", sagt der Autofahrer. 69

„Ja, die Kollegen an der Grenze, die bilden sich ja immer ein, die Besten zu sein... na, dann fahren's weiter, aber sagen's den Kollegen an der Grenze, daß sie besser schaun soll'n."

der anleitenden Person. Durch Vorstellungsbilder können also unbewußt gesteuerte körperliche Bewegungen erzeugt werden.

Zweites Beispiel: „Ich habe immer Lampenfieber!" „Schön, daß Ihr Körper Ihnen derart viel Energie bereitstellt!" Drittes Beispiel: „Ich kann mich nicht leiden!" „Alle Achtung, von wem haben Sie diese Form der tiefen Aufrichtigkeit?" Viertes Beispiel: „Ich onaniere zu oft, mindestens zweimal am Tag!" „Alle Achtung, wenn ich das meinen impotenten Klienten erzählen würde, die würden bei Ihnen Sturm klingeln, um sich Rat zu holen!" Fünftes Beispiel: Die Eltern in der Erziehungsberatung: „Unser Sohn bringt die Lehrer immer auf die Palme!" Der Berater: „Von wem hat Ihr Sohn dieses kräftige soziale Durchsetzungsvermögen?"

Suggerierte Bewegungen Ein typisches Kennzeichen hypnotischer Prozesse sind ideomotorische Bewegungen. Ideomotorische Muskelbewegungen werden nicht vom Bewußtsein gesteuert, sondern unbewußt. In Trance erzeugte Vorstellungsbilder von körperlichen Bewegungen neigen dazu, sich in reale Bewegungen umzusetzen. Ein einfacher Test sieht folgendermaßen aus: Man bittet einen Partner, sich aufrecht hinzustellen und die Augen zu schließen. Dann stellt man sich hinter ihn und bittet ihn, sich vorzustellen, daß er langsam nach hinten falle. Wenn die anleitende Person vertrauenerweckend ist, dann fängt die Versuchsperson an, nach hinten zu kippeln und landet nach einer Weile in den Armen 70

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Ideomotorische Bewegungen werden manchmal als Suggestibilitätstests herangezogen, um die hypnotische Beeinflußbarkeit einer Versuchsperson einzuschätzen. Einen solchen Test kann man selbst machen, indem man einen Kugelschreiber oder Bleistift zwischen Daumen und Zeigefinger etwa 20 Zentimeter von den Augen entfernt auf Augenhöhe hält. Dann schaut man den Stift an einem Punkt an und stellt sich vor, wie ganz langsam Daumen und Zeigefinger auseinanderdriften. Wenn man sich richtig vorstellt, wie es sich anfühlt, wenn die Finger auseinanderstreben, fällt nach ein paar Augenblicken der Stift zu Boden. Wenn man das zum ersten Mal versucht, ist man oft recht erstaunt. Man weiß nicht genau, ob der Stift von selber hinuntergefallen ist oder ob es absichtlich geschehen ist. Es ist ein Zwischending zwischen einer absichtlichen und einer automatischen Handlung, aber man spürt einen unbewußten Anteil dabei. Probieren Sie es aus! Ein spezifisches Kennzeichen ideomotorischer Bewegungsmuster ist ihre Langsamkeit und Ruckartigkeit. Man kann nur sehr schwer willentlich solche Bewegungsabläufe erzeugen, und einem geübten Auge fällt sofort auf, ob es sich um Gefälligkeitsreaktionen oder um eine echte ideomotorische Bewegung handelt. Mit ideomotorischen Bewegungsmustern lassen sich Zwiegespräche mit dem Unbewußten halten. Das Unbewußte kann Äußerungen hervorbringen, die in Form von körperlichen „Ja"- und „Nein"Signalen etabliert werden können. Hierzu ein Beispiel: Frau C. hatte ihre ersten dreieinhalb Lebensjahre in Persien gelebt. Ihr Vater war Techniker bei einer großen Firma, er nahm die Mutter von Frau C. mit in den Iran, wo Frau C. geboren wurde. Während verschiedener Hypnoseerlebnisse (zur damaligen Zeit war sie 20 Jahre alt) fing Frau C. spontan an, seltsam und mir unverständlich zu sprechen. Nach der Trance erinnerte sie nur bruchstückhaft ihre Erlebnisse und konnte sie nicht einordnen. Ich bot ihr an, ihre verbalen Äußerungen mit einem Kassettenrecorder aufzunehmen und sie nach der Trance gemeinsam anzuhören. Als sie die Aufnahme hörte, war sie sehr erstaunt und sagte, daß es sich um persische Worte handelte. Als erwachsene Frau konnte sie kein Persisch mehr, aber als Kind hatte sie einige Brocken gesprochen und verstanden. Sie war sich aber nicht ganz sicher, deshalb nahm sie das Band mit 72

und spielte es einem persischen Bekannten vor. Der bestätigte, daß sie persisch gesprochen hatte. Offenbar gab es einen unbewußten Teil in Frau C, der noch persisch sprechen konnte, der aber bewußt nicht aktivierbar war. Der nächste Schritt war die Etablierung von „Ja"- und „Nein"Fingersignalen. In Trance bewegte ich den Zeigefinger der rechten Hand von Frau C. und sagte gleichzeitig, daß dies nun der „Ja"Finger sei, der sich heben soll, wenn das Unbewußte „Ja" signalisieren wolle. Als Test stellte ich dem Unbewußten eine banale Frage, auf die nur mit einem „Ja" zu antworten war, um die Stabilität der neuronalen Bahnung zu prüfen. Das gleiche machte ich mit dem Mittelfinger, der sich automatisch bewegen sollte, wenn ein „Nein" zur Antwort stand. Nachdem es nun also eine Kommunikationsmöglichkeit mit dem Unbewußten durch ideomotorisch etablierte „Ja"/„Nein"-Signale gab, fragte ich den unbewußten Teil, der der persischen Sprache mächtig war, ob er bereit sei, in das Bewußtsein von Frau C. zu treten und sich dort sprachlich zu äußern. Die ideomotorische Antwort war: „Nein." Daraufhin fragte ich ihn, ob er bereit sei, einige Ereignisse oder Geschehnisse aus früheren Zeiten auf persisch zu erzählen, so daß wir sie auf Kassettenrecorder aufnehmen könnten. Damit war der Teil einverstanden, er signalisierte „Ja" mit dem Zeigefinger. Daraufhin erzählte Frau C. in persisch von kleinen Alltagsgeschehnissen. Ich nahm alles wie vereinbart auf Kassettenrecorder auf und spielte es nach der Trance Frau C. vor. Sie konnte sich nur fragmentarisch erinnern, sich jedoch nachträglich in Gesprächen mit den Eltern und Bekannten vieles von dem Erzählten bestätigen lassen (vor allem Namen von damaligen Bekannten). Eine ähnliche Art, durch ideomotorische Bewegungen Antworten von unbewußten Anteilen zu bekommen, ist das Pendeln. Ein Pendel wird in der Hand gehalten, dann wird die Pendelrichtung für „Ja" und „Nein" etabliert. Nun kann man das Unbewußte befragen. Während jedoch das ideomotorische Fingersignal einen Finger in kurzer Zeit sich bewegen läßt, beanspruchen die Pendelbewegungen mehr Zeit, um eine klare Antwort auszubilden. Da das Pendel nie ganz ruhig steht und es zuweilen größere Interferenzbewegungen gibt - also ein eher chaotisches Hin- und Herschwingen - ist die Gefahr größer, daß das Willentliche sich in die Antwort einmischt. Das Auge sieht eine mehr zufällig sich anbahnende Pendelbewe73

gung, in kurzer Zeit wird die Pendelantwort innerlich auf Stimmigkeit überprüft und bewußt entsprechend verstärkt oder abgebrochen. Der Pendelübung liegt also oft ein nicht erwünschter Feedbackmechanismus zugrunde, der statt der Antwort aus dem tieferen Unbewußten eine eher bewußtseinsnahe hervorbringt. Je weniger direktes sinnliches Feedback es bei ideomotorischen Antworten gibt, desto unbewußter sind die Antworten, und um so weniger treten Gefälligkeitsreaktionen auf. Eine andere Frage ist die nach dem Wahrheitsgehalt solcher Antworten. Hier muß differenziert werden zwischen einer Wahrheit, die überprüfbar ist (etwa durch alte Unterlagen oder Nachfragen bei Bekannten), und einer subjektiven, manchmal als „Trancelogik" bezeichneten. In manchen spiritistisch gefärbten Artikeln oder Büchern wird der Eindruck von unumstößlichen Wahrheiten aus dem Unbewußten mittels Pendelbewegungen suggeriert. Das triff t jedoch nicht zu. Als Frau G. mit ihren 30 Jahren das zweite Mal schwanger wurde und über das Geschlecht ihres zweiten Kindes Bescheid wissen wollte, ging sie zu einer spirituellen Beratung. Mittels Pendelbewegungen stellte sich heraus, daß ein weibliches Wesen im Bauch heranreifte. Frau G. war von diesem Zeitpunkt felsenfest davon überzeugt, ein Mädchen zur Welt zu bringen - sie hatte sich sogar schon den Namen ausgedacht und ihn oft genannt. Man ahnt, wie stark die Enttäuschung war, als sie im Kreissaal einen kleinen Jungen erblickte, denn sie hatte sich in ihrer „Gewißheit" keinen Namen für einen Jungen überlegt, und all ihre inneren Vorbereitungen bezüglich des Geschlechtes ihres Kindes mußten revidiert werden. Ideomotorische Bewegungen eignen sich jedoch vorzüglich dazu, das hypnotische Geschehen äußerlich in Form einer körperlichen Feedbackreaktion abzubilden. Nachdem der Hypnotisand in Trance versetzt wurde, wird ihm beispielsweise suggeriert, daß sein rechter Arm langsam immer höher und höher steige. Je höher der Arm steige, um so tiefer und umfassender dürfe sich die Trance entwickeln, bis der Arm steif in der Luft stehe. Hier dient der Arm als eine Art Zeiger für die Trancetiefe. Da hypnotisierte Menschen oft nicht gerne sprechen - die Muskulatur des Sprechapparates ist angenehm entspannt, und die ganze Person ist in einem passiven 74

Zustand -, ist eine ideomotorische Rückmeldung besonders gut geeignet, um die Trancetiefe abzubilden. Interessant sind die Berichte von Menschen, die zum ersten Mal eine Armlevitation in Trance erfahren haben.

Herr K., ein eher rational orientierter Geschäftsmann, berichtete: „Es war seltsam, so als würde der Arm sich wie von allein bewegen. Ich dachte, daß mein Arm mindestens 70 cm von der Stuhllehne entfernt in der Luft stehen würde, und konnte es kaum fassen, als ich sah, daß er nur etwa 30 cm von der Stuhllehne entfernt war." Ideomotorische Bewegungen sind nur schwer subjektiv einschätzbar. Erstaunlich an Armlevitationen ist auch die Tatsache, daß automatische Bewegungen gegen die Gravitationskraft der Erde entstehen. Das Bewußtsein, überfordert, diese von selbst geschehenden Bewegungen erklären zu können, gleitet in andere Bereiche und fällt in Trance. 75

In einigen Fällen, meist bei hochsuggestiblen Menschen, sind manchmal sonderbare, schwer zu deutende ideomotorische Bewegungskomplexe zu beobachten: Herr L., von Beruf Informatiker, suchte aufgrund eines Sprachfehlers therapeutische Hilfe auf. Wir übten gleich zu Beginn der ersten Sitzungen ideomotorische Armbewegungen, die als „Ja"- und „Nein"-Antworten gebahnt wurden. Ging der rechte Arm von der Stuhllehne hoch, so bedeutete das „Ja", wenn es der linke Arm war, so hieß es „Nein". Die Antworten kamen innerhalb von wenigen Sekunden. Von außen betrachtet, sah es so aus, als würde der Arm, kurz nachdem eine Frage gestellt wurde, von einer inneren Kraft geschüttelt, während er kurz darauf stark zitternd in die Höhe stieg. Mit zunehmender Übung gingen parallel zu den Armen nun auch die Beine in die Höhe, ohne daß das suggeriert worden wäre. Sie streckten sich, fingen an zu zittern und lösten sich vom Boden. Bei Fragen, bei denen es keine eindeutige Antwort gab, bewegten sich beide Arme und Beine von Herrn L. gleichzeitig. Herr L. streckte seine beiden Arme und Beine in die Höhe, und sie zitterten heftig.

Posthypnose Das Phänomen der Posthypnose gehört zu den merkwürdigsten Erfahrungen, die man mit Hypnose machen kann. Wenn ein Mensch in Trance ist, so ist es möglich, ihm Aufträge zu erteilen, die er nach der Hypnose ausführen soll. Wurde der posthypnotische Auftrag richtig formuliert, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß die Person den Auftag ausführt. Allerdings ist es nicht immer einfach, eine posthypnotische Suggestion zu setzen. Viele Bedingungen müssen erfüllt sein, um die Suggestion zum Tragen zu bringen. Der Zeitpunkt der Suggestion muß richtig gewählt werden, die Suggestion muß richtig formuliert werden, und es dürfen keine widersprüchlichen Botschaften enthalten sein.

Direkte posthypnotische Suggestion Herr U. war seit zehn Jahren Kettenraucher, 30-40 Zigaretten pro Tag waren seine übliche Menge. Er hatte schon vieles erfolglos versucht, um seine Sucht in den Griff zu bekommen (Akupunktur, Homöopathie, spezielle Zigarettenfilter usw.), trotzdem versprach er sich von hypnotischer Behandlung eine Art Wundererfolg. Herr U. war leicht in Trance zu versetzen. Ich (G.S.) gab ihm eine einfache posthypnotische Suggestion: „ ... und wenn Sie nach einiger Zeit wieder wach werden und die typische Lust auf eine Zigarette verspüren, werden Sie feststellen, daß Ihre rechte Hand sich wie gelähmt, steif und starr anfühlt und daß Sie keine Zigarette in die Hand nehmen können..." Herr U. wurde aus der Hypnose zurückgeführt. Er konnte sich an die Formulierungen über seine steife rechte Hand erinnern und war neugierig, ob es wirklich funktionieren würde. Nach einer Woche berichtete er, daß er in Situationen, in denen er rauchen wollte, in seiner rechten Hand eine merkwürdige Starre verspürt hatte und daher statt dessen mit der linken Hand die Zigaretten zum Mund geführt hatte. Das sei allerdings ein derart ungewohntes und merkwürdiges Gefühl gewesen, daß er seinen Zigarettenkonsum um etwa die Hälfte reduziert und in der letzten Woche nur noch etwa 15 Zigaretten pro Tag geraucht habe. Dieses Beispiel verdeutlicht, daß es Verhaltensänderungen mittels posthypnotischer Suggestionen geben kann, obwohl der Klient sich des gegebenen posthypnotischen Auftrages voll bewußt ist. In manchen Fällen ist es sinnvoll, den posthypnotischen Auftrag in Vergessenheit geraten zu lassen, um das Bewußtsein des Klienten zu umschiffen. Der Klient schreibt sich dann die auftretende Verhaltensänderung selbst zu und nicht dem Einfluß des Hypnotiseurs. Er denkt z.B.: „Ich habe ja doch einen starken Willen, wenn ich einfach meinen Zigarettenkonsum von einem Tag auf den andern um die Hälfte reduzieren kann."

Indirekte posthypnotische Suggestion Frau W. hatte starkes Übergewicht, sie wog 90 kg bei einer Körpergröße von 170 cm. Sie war sechzig Jahre alt, und ihr Hausarzt riet ihr, 76

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unbedingt abzunehmen, wenn Sie vorhabe, lange zu leben. Sie sagte, daß es ihr schwerfalle, weniger zu essen, es sei immer ihr Magen, der plötzlich Heißhunger entwickele, und dann könne sie nicht anders, als zum Kühlschrank zu gehen und sich Essen zu holen. Sie wisse ja auch, daß das falsch sei, aber es gehe einfach nicht anders. Frau W. prognostizierte in der ersten Stunde der Beratung, daß sie bestimmt nicht zu hypnotisieren sei, weil sie ein sehr rationaler Mensch sei, es seien ja nur willensschwache Menschen zu hypnotisieren, das hätte sie in der Zeitung gelesen. Nachdem ich (G.S.) Frau W. in Trance versetzt hatte, indem ich schöne Urlaubserinnerungen ansprach, erzählte ich ihr eine Geschichte über sprechende Organe. Ich griff metaphorisch das von ihr präsentierte Bild des Magens auf, den sie als den „Übeltäter" darstellte, und verwandelte ihn in der Geschichte in einen Falschspieler. Das Wort „Magen" sprach ich nicht aus, um ihr keinen Anlaß zum bewußten Nachdenken zu bieten: „... eines Tages, ja es war wirklich wie im Traum, da saßen alle inneren Organe, das Herz, die Nieren, die Milz, die Blase und die anderen Organe an einem runden Eichentisch und spielten ,Schwarzer Peter', aber, und das wußte keiner, außer einem, es gab unter den Spielern einen notorischen Falschspieler. Er spielte seit mehreren Jahren falsch, nur wurde es von seinen Mitspielern nicht bemerkt (Magen = Übeltäter = Falschspieler). Als schließlich einmal die Milz nachrechnete, stellte sich heraus, daß ein Organ noch nie verloren hatte - und das war ja höchst seltsam und widersprach eigentlich jeglicher statistischer Wahrscheinlichkeit. Heimlich ging die Milz zu dem Falschspieler und erzählte ihm von ihrem Verdacht. Als diesem nach dem Schock die Tränen kamen, versprach der Falschspieler, sich künftig an die Regeln zu halten, nicht mehr zu mogeln und ehrlich zu sein." Ich führte Frau W. aus der Trance zurück. Sie machte einen schläfrigen Eindruck und entschuldigte sich bei mir, sie hätte nicht aufgepaßt und wisse nicht mehr genau, was ich eigentlich gesagt habe, das sei ihr ziemlich peinlich. Nach einer Woche kam Frau W. wieder zur Beratungsstunde und meinte, daß sie seltsamerweise in der letzten Woche weniger Freßanfälle gehabt hätte. Sie hätte ein Kilo abgenommen, weshalb, wisse sie auch nicht. 78

Hier wurde der posthypnotische Auftrag an den Magen gerichtet und metaphorisch formuliert („ein Falschspieler hält sich künftig an die Spielregeln"), um zu verhindern, daß die Klientin die eingebaute Suggestion bemerken konnte und sich durch eine Art Gegensuggestion wie: „Das funktioniert doch bestimmt nicht, ich habe doch schon alles ausprobiert..." selbst schachmatt setzte. Das Unbewußte von Frau W. hatte vermutlich - wie beabsichtigt - den „Falschspieler" als denjenigen Teil am „Tisch" der inneren Organe verstanden. In Trance erzählt, wirkte diese Geschichte hypnotisch.

Posthypnose mit suggeriertem Vergessen Werden posthypnotische Aufträge erteilt und zusätzlich eine hypnotische Amnesie erzeugt, so kann man oft seltsame Erklärungen hören, wenn die Person den Auftrag ausgeführt hat. Ein Kollege von mir, der einen anderen Kollegen in Trance versetzte und ihm den amnestischen posthypnotischen Auftrag erteilte, daß er bei einem bestimmten Signalwort eine Grimasse schneiden solle, bekam als Erklärung für das dann tatsächlich auftretende, ungewöhnliche Verhalten folgende Antwort: „Ja hier in diesem Raum ist die Luft doch wirklich sehr schlecht und staubig. Ich habe ständig einen Niesreiz, kann allerdings nicht niesen, weil das Fenster nicht auf ist." Klingt vernünftig, nicht wahr? Das Phänomen, daß für posthypnotisches Verhalten im nachhinein scheinbar vernünftige Erklärungen gefunden werden, wird als Rationalisierung bezeichnet. Es zeigt, daß wir dazu neigen, für unser Verhalten vernünftige Gründe zu suchen, selbst wenn das Verhalten unvernünftig ist. Eine einfache Weise, einen posthypnotischen Auftrag mit großer Wahrscheinlichkeit in Vergessenheit geraten zu lassen, ist, ihn mittels Konfusion zu versiegeln.

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sehsendung beschäftigt ist, sind seine Kontrollmechanismen bezüglich anderer Außenreize geschwächt. Das richtige Wort, zum richtigen Zeitpunkt ins Ohr geflüstert, kann eine starke Suggestion, manchmal verbunden mit totaler Amnesie, erzeugen. Auch hier wieder ein Beispiel: Die Lieblingsfilme meiner (G.S.) beiden Töchter waren lange Zeit die Serien über „Pippi Langstrumpf". Unabhängig davon, wie oft sie diese Filme schon sahen, hatte man den Eindruck, daß sie ihnen immer wieder gleich fasziniert folgten. Sie erlebten während dieser Filme eine Alltagstrance, sie waren gefesselt und von außen kaum ansprechbar. Das schafft ideale Bedingungen, um Suggestionen einzusetzen.

Abb. 11: Versiegelung eines posthypnotischen Auftrages durch Amnesie Nachdem Entspannung und Trance eingeleitet wurden, wird das Bewußtsein durch Konfusion überladen, so daß auch die Restaufmerksamkeit so weit wie möglich vermindert ist. Dann wird die posthypnotische Suggestion möglichst klar und eindeutig formuliert. Um zu verhindern, daß sich Teile bewußter Aufmerksamkeit mit dem Auftrag beschäftigen, wird er mit weiterer Konfusion versiegelt. Anschließend kann ein „Blitz des Vergessens" (verstärkt z.B. durch ein In-die-Hände-Klatschen) gesetzt werden, mit dem „schlagartig alles Gewesene des letzten Traumes in Vergessenheit gerät". Anschließend wird der Klient aus der Trance herausgeführt.

So schlich ich mich leise an meine jüngste Tochter Rita heran, zum damaligen Zeitpunkt war sie fünf Jahre alt. Sie saß vor dem Fernsehapparat und starrte auf den Bildschirm. Nach etwa einer Minute ich hatte den Eindruck, daß sie mich gar nicht bewußt registriert hatte - flüsterte ich ihr folgendes ins Ohr: „Sobald der Film aus ist, deckst du den Küchentisch, so daß wir alle gemeinsam Abendbrot essen können." Ich wiederholte den Satz mehrmals leise und hatte den Eindruck, als ob sie ihn gar nicht gehört hätte. Sie starrte weiter auf das Fernsehgerät wie vorher. Ich war neugierig, ob mein Wunsch sich realisieren würde, denn gewöhnlich hat es nicht viel Wirkung, meine Tochter zu bitten, den Tisch zu decken. Als der Film aus war, beobachtete ich folgendes:

Posthypnose im Alltag

Rita ging in unsere Küche, schaute ausgesprochen grimmig drein, ihre Mundwinkel hingen herunter, und sie pustete laut und anscheinend wütend und fing sehr mißmutig an, den Tisch zu decken. Während sie dabei war, die Teller auf den Tisch zu stellen, pustete und nörgelte sie immer lauter und wurde immer grimmiger. Ich saß abwartend auf einem Stuhl, täuschte eine Beschäftigung vor, und beobachtete sie genau.

Posthypnotische Suggestionen können nicht nur im therapeutischen Bereich gegeben werden, sondern ebenso im normalen Alltag. Eine wirkungsvolle Methode, posthypnotische Aufträge zu erteilen, ist die sogenannte Fernsehsuggestion. Ein Zuschauer, der eine spannende Fernsehsendung verfolgt, ist in leichter Trance und daher empfänglich für Suggestionen. Während sein Bewußtsein mit der Fern-

Schließlich hörte Rita mit dem Tischdecken auf, schrie in den Raum hinein, daß sie keine Lust hätte, den Tisch zu decken, und verschwand im Kinderzimmer. Ich ging ihr nach, tat so, als wüßte ich von nichts und fragte sie, was denn los sei. Sie konnte es mir nicht sagen, fühlte aber offenbar, daß ich mit ihrer Stimmung etwas zu tun hatte, und schob mich unsanft aus ihrem Kinderzimmer hinaus.

Wie das praktisch geschieht, wird in Kapitel 8 demonstriert.

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Posthypnose und freier Wille Kollidieren posthypnotische Suggestionen mit dem bewußten Willen oder mit den persönlichen Wertmaßstäben des Hypnotisierten, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß der posthypnotische Auftrag nicht oder nicht vollständig ausgeführt wird. Wenn dagegen eine posthypnotische Suggestion auf eine damit übereinstimmende Verhaltensbereitschaft trifft, dann wird die Suggestion auch ausgeführt. Meine Tochter hatte offenbar nicht die geringste Lust, den Tisch zu decken, aber irgend etwas in ihr veranlaßte sie, eigentlich gegen ihren Willen, es doch zu tun. Der Auftrag war mit ihrem Willen in Konflikt. Posthypnotische Aufträge sind dann am wirksamsten, wenn sie in einem Augenblick der totalen Ablenkung geschehen. Wenn sie als fremdbestimmt erlebt werden, erzeugen sie manchmal Wut und Erregung. Kollidieren posthypnotische Suggestionen mit dem inneren Bedürfnis- und Wertesystem des Hypnotisierten, so wacht er oft aus der Trance auf und wird mißtrauisch. Wir alle sind übrigens ständig posthypnotischen Suggestionen ausgeliefert (Werbung!) und tun oft Dinge, die nur schwer zu verstehen sind. Um einigermaßen Klarheit zu haben, rationalisieren wir, das heißt, wir konstruieren Gründe, um unser Verhalten und Erleben besser einordnen zu können. Auch ständige Wiederholungen bestimmter Verhaltensanweisungen oder Statements können zu posthypnotischen Suggestionen führen. Die Wiederholung führt dazu, daß die Aufmerksamkeit abschweift und die intendierte Verhaltensanweisung oder das Statement in die Tiefe dringt. „Du bist ein Lügner!" Wer diesen Satz oft genug hört, wird bald selbst glauben, daß er ein Lügner ist, und zu lügen anfangen.

Suggeriertes Vergessen Wenn die Erinnerung an Erlebnisse in Hypnose gelöscht oder abgeschwächt wird, so daß die hypnotisierte Person keine oder nur ungenaue Erinnerungen an das Geschehen hat, sprechen wir von hypnotischer Amnesie. Wird beispielsweise während der Trance 82

eine Geschichte erzählt, so ist es möglich, daß die hypnotisierte Person sich nach der Trance nicht mehr an die Geschichte erinnert. Erzählt man ihr dann davon, so erntet man ungläubiges Staunen. Spontane, vollständige Amnesie nach hypnotischen Prozessen ist selten. Häufiger anzutreffen sind sogenannte Partialamnesien, das heißt, daß nur Teile der erlebten Geschehnisse in Vergessenheit geraten. Welche Teile allerdings das sein werden, das läßt sich nur sehr schwer voraussagen. Einer meiner (G.S.) Klienten litt unter Prüfungsangst. Er meinte, daß er eine Prüfung, die ihm bevorstand, nicht schaffen werde, weil er vorher immer wieder innere Szenen des Versagens erlebe. In solchen Fällen kann eine künstlich erzeugte Amnesie manchmal überraschende Erfolge erzielen. Der Klient, in Trance geführt, suchte seine „vergessenen Erinnerungsräume" auf. Als Metapher dafür bot ich eine riesige Tiefkühltruhe an, in der alle vergessenen Erlebnisse aufbewahrt seien, allerdings in einem festen, gefrorenen Zustand. Man erreiche den Raum nur dann, wenn man viele Treppenstufen hinuntersteige und die „Tür der Vergessenheit" öffne. Der Klient bekam in Trance das Angebot, seine Mißerfolgserlebnisse in dieser Kühltruhe zu plazieren, die Tür fest zu verschließen und die Treppen wieder hinaufzusteigen. Die suggestiv erzeugte Amnesie hatte die Wirkung, daß sich der Klient nicht mehr mit seinen Mißerfolgserlebnissen quälen mußte, sondern von nun an neue Erfahrungen machen konnte. Er bestand kurz darauf seine Prüfung (er mußte einen Vortrag vor vielen Menschen in einem Hörsaal halten), und die Serie seiner Mißerfolgserlebnisse war unterbrochen. Auf meine Frage, ob er sich an die unglücklichen Erlebnisse aus der Vergangenheit noch erinnere, meinte er: „Ja, aber ich habe das Gefühl, daß sie ganz weit weg sind." Ein beliebter Amnesie-Effekt von Showhypnotiseuren ist das Vergessen des eigenen Namens. Der hypnotisierte Mensch wird instruiert, daß er auf die Frage, wie er heiße, nicht mehr antworten kann. Wurde die Instruktion richtig gegeben, so kann der Hypnotisierte seinen Namen nicht mehr aussprechen. Von außen betrachtet, meint man, daß er nach den richtigen Worten suche und sie ihm nicht einfallen. Irgendwie scheint die Sprechfähigkeit durch einen hypnotischen Zwang gehemmt zu sein. Teile des Gehirns unterliegen quasi 83

Lucie wird mit einer Geschichte in eine Unterwasserwelt geführt. Die Hand des Hypnotiseurs bewegt sich dabei im gleichen Rhythmus wie Lucies Atem (Bild 4).

tatsächlich einer Amnesie und wissen nicht, wie die einfachsten Dinge (den eigenen Namen auszusprechen) funktionieren. Lucie wird durch lustige Kindergeschichten in eine Bilderwelt geführt und für die Hypnose vorbereitet (Bild 1).

Lucies Mutter soll versuchen, ihre Tochter zu wecken. Weder kräftiges Schütteln noch Ansprechen oder Pusten ins Ohr können das Mädchen aus der Trance herausholen (Bild 5).

Ein Zauberpendel, das vor Lucies Augen schwingt, führt sie in eine leichte Trance (Bild 2).

Lucie wird aus der Trance herausgeführt. Sie „taucht" im wahrsten Sinn des Wortes aus ihrer Unterwasserwelt auf, ihr Körper richtet sich auf, und sie schnappt schließlich nach Luft (Bild 6).

Lucies Augenlider werden schwer und fallen zu (Bild 3).

Abb. 12: Kinderhypnose 84

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Erinnern vergessener Ereignisse Das Gegenteil von Amnesie ist Hypermnesie. Vergessene Geschehnisse sind in Trance oft wieder erinnerbar. Ein Beispiel: In einer von mir (G.S.) durchgeführten Fortbildungsveranstaltung meldete sich eine Teilnehmerin, die die Geheimzahl ihrer Euroscheck-Karte vergessen hatte. Nachdem ich sie über die Möglichkeit einer Schnellhypnose aufgeklärt hatte und ihr das Angebot machte, daß man es ohne Erfolgsdruck damit versuchen könne, willigte die Teilnehmerin ein. Nachdem ich sie in Trance geführt hatte, fragte ich sie, ob irgendwo in ihrem Körper die Geheimzahl noch gespeichert sei. Wenn das der Fall sei, dann dürfe ihr rechter Arm ganz langsam, wie von allein, in die Luft steigen. Nach einigen Augenblicken fing der Arm an, sich ganz langsam nach oben zu bewegen. Nachdem der Arm sich einige Zentimeter in die Luft bewegt hatte, fragte ich den Arm, ob er bereit sei, der Teilnehmerin die Geheimzahl mitzuteilen. Wenn er dazu bereit sei, dann dürfe er weiter nach oben steigen und eine Zahl nach der anderen ins Bewußtsein der Teilnehmerin treten lassen. Einige Minuten später (der Arm der Teilnehmerin war wieder einige Zentimeter mehr nach oben gestiegen) fragte ich sie, ob ihr schon Zahlen eingefallen seien. Sie meinte leise, daß sie schon die ersten drei Zahlen wisse und nur eine noch fehle. Nach weiteren drei Minuten machte die Teilnehmerin von selbst die Augen auf und meinte, daß sie nun ihre Geheimzahl wisse, sich aber nicht ganz sicher sei, ob sie wirklich genau stimme. Ich machte ihr den Vorschlag, es während der Mittagspause am nächsten Bankautomaten auszuprobieren und uns anschließend Bescheid zu sagen. Nach der Pause stellte sich heraus, daß die Nummer stimmte. Wie genau unser Gehirn unsere Erfahrungen speichert, ist nicht geklärt, allerdings ist es durchaus möglich, mit Hypnose auch sehr, sehr frühe Ereignisse und Erfahrungen in das Bewußtsein zu heben. Das geht so weit, daß plastische Erinnerungen an Einzelheiten der Geburt und an die Gitterstäbe des Kinderbettchens auftauchen. Manche Hypnotisierte berichten von intrauterinen Erinnerungen und von Erinnerungen an frühere Leben. Inwieweit es sich hierbei um Erinnerungen oder um Phantasien handelt, ist im Einzelfall oft schwer zu entscheiden. 86

Eine einfache Art, hypermnestische Aktivitäten zu erzeugen, ist die Geruchserinnerung. Gerüche können oft ganze Erinnerungspakete aus früheren Zeiten aktivieren. Werden Geruchserinnerungen hypnotisch verstärkt, so ist es möglich, den Klienten frühere biografische Erlebnisse wiedererleben zu lassen. Eine Klientin, die auf das Trinken von Kuhmilch allergisch reagierte, berichtete spontan von starken Ekelgefühlen bei dem Geruch leicht angesäuerter Milch. Ich bat sie, während sie in einer leichten Trance war, sich von dem sauren Geruch in ihre Vergangenheit führen zu lassen. Sofort verzog sich ihr Gesicht und sie fing an, laut und pressend aus- und einzuatmen. Ich bat sie, sich von diesem Geruch immer weiter in die Vergangenheit führen zu lassen, bis zu dem Punkt, wo sie zum ersten Mal diesen Geruch wahrgenommen hatte. Sehr aufgewühlt berichtete sie kurze Zeit später mit langsamer und stockender Stimme, daß sie sehr, sehr klein sei - ein Baby. Ihr sei furchtbar schlecht, und eine Flasche werde ihr in den Mund gedrückt. „Ich kann mich nicht wehren ... kriege keine Luft... muß aber schlucken ... alles zieht sich zusammen... mir ist furchtbar übel ... ein ekelhafter, saurer Geschmack... nein!..." Die Klientin war sehr aufgebracht und stark erregt. Die Geruchsspur „saure Milch" hatte sie mit Hilfe von hypnotischen Anweisungen tief in ihre Vergangenheit geführt. Dem Ersticken nahe, war sie anscheinend als Säugling gezwungen worden, saure Milch zu schlucken. Um ihr Erleichterung zu verschaffen, machte ich folgende Intervention: Ich führte sie nochmals in Trance zu dem traumatisierten Erleben. Dann tauschte ich die Flasche mit der sauren Milch gegen eine mit ganz frischer, süßlich riechender Milch aus und ließ die Klientin in Trance, als Baby, die frische Milch trinken. Mit der geänderten Erfahrung führte ich sie wieder aus der Trance heraus in die Gegenwart. Die Klientin berichtete, daß sie sich an alles erinnern könne und daß es eine völlig „verrückte", aber wunderbare Erfahrung gewesen sei, in dieser Situation süße Milch trinken zu dürfen. Eine Woche später berichtete sie mir, daß ihre Milchallergie verschwunden sei. Sie hätte Vanilleeis gegessen, das sie früher nie vertragen hatte, ohne Ausschlag zu bekommen.

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Schmerzverminderung und Schmerzausschaltung Ein wesentlicher Anwendungsbereich von Hypnose ist die Beeinflussung von Schmerz. Ganz allgemein läßt sich sagen, daß zum Schmerz vieles gehört, was sich wie ein Geflecht darum herumrankt, z.B. die Zeit, in der der Schmerz auftritt, die Intensität, der Ort, die Bedeutung, die dem Schmerz zugeschrieben wird, seine Struktur (Tiefenschmerz, Oberflächenschmerz, Phantomschmerz) usw. Das „Drumherum" um den eigentlichen Schmerz ist es wert, daß wir ihm einige Aufmerksamkeit schenken. In einem von mir (G.S.) veranstalteten Seminar für Erzieherinnen klagte eine etwa 40jährige Teilnehmerin über starke Kopfschmerzen und bat, früher nach Hause gehen zu dürfen. Ich bot ihr eine Intervention an, mit der ihre Kopfschmerzen möglicherweise verschwinden würden. Nachdem sie eingewilligt hatte, bat ich sie, ihre Kopfschmerzen genau zu beschreiben. Sie sprach von stark stechenden Schmerzen über ihren Augen und einem leichten Übelkeitsgefühl. Zuerst ließ ich die Teilnehmerin ihre Schmerzen in eine Farbe übersetzen: „Wenn diese Kopfschmerzen eine Farbe hätten, wie würde dann diese Farbe aussehen?" Die Antwort war: „Hellgelb mit Silberstreifen drin." Die gleiche Frage stellte ich wieder, aber diesmal fragte ich nach dem Klang des Schmerzes: „Wenn der Schmerz ein hörbarer Ton oder etwas anderes Hörbares wäre, was würden Sie dann hören?" „Es klingt so, als würden lauter Eisenstäbe aneinandergeschlagen, so daß sehr helle, fast schrille Töne entstehen." Eine Übersetzung von einem Sinnessystem (Körpergefühl) in ein anderes (optisches bzw. akustisches) erlaubt es, das Erleben zu verändern. Ich machte den Vorschlag, die silbrig-gelbe Farbe ein wenig dunkler zu machen und dann so dunkel wie möglich. Die Teilnehmerin hatte keine Probleme damit, die Farbe zu ändern. Das gleiche machte ich mit dem Ton der Eisenstäbe, indem ich sie bat, sie möge versuchen, den Ton leiser und tiefer werden zu lassen, so als würde sie an zwei Knöpfen drehen und die Lautstärke und Tonhöhe beeinflussen. Auch damit hatte sie keine Probleme. Ihre Gesichtszüge hatten sich in den letzten Minuten stark verändert, sie sah wesentlich entspannter aus. Ich bat sie nun wieder, mir den Schmerz

zu beschreiben. Sehr verwirrt meinte sie, daß der Schmerz im Kopf weg sei, und fing an, halb aus Verlegenheit, halb aus Freude, zu lachen. Sie meinte scherzhaft, daß sie nun ja alle ihre Aspirintabletten wegwerfen könne, weil das offensichtlich so einfach zu beheben sei. Dieses Beispiel darf nicht zu dem Schluß führen, daß jedes Schmerzempfinden auf diese simple Weise beeinflußbar ist. Dennoch lassen sich durch Hypnose viele Alltagsschmerzen günstig beeinflussen. Eine direkte Intervention zur Bekämpfung von Schmerz ist die Kältesuggestion. Meine (G.S.) kleine Tochter verbrühte sich einmal ihre linke Hand mit heißem Wasser. Ich saß gerade in der Küche und war mit Kochvorbereitungen beschäftigt, als sie laut schreiend zu mir kam und mir ihre kleine, rot gefärbte Hand entgegenhielt. Sie war vor Schmerzen fast außer sich, und dicke Tränen rannen über ihre Wangen auf den Boden. Ich nahm sie in den Arm und tröstete sie - dann erzählte ich die Geschichte, in der ich meinen ersten Schneemann ganz allein im Winter baute. „Dort, wo ich aufgewachsen bin, lag selten Schnee, aber in diesem Winter, es war eine Ausnahme, da lag der Schnee so hoch wie mein ganzer Unterarm. Ich hatte zu Hause einen alten Cowboyhut und war ungefähr sechs Jahre alt. Der Schneefall hatte gerade aufgehört, und ich ging freudig hinaus in den frisch gefallenen, klebrigen Schnee. Ich hatte meine Handschuhe vergessen, aber das machte gar nichts, denn der frisch gefallene Schnee war so pappig, daß man auch ohne Handschuhe schnell größere Kugeln Schnee rollen konnte. Es machte viel Spaß, selber einen Schneemann zu bauen, und ich vergaß, während ich baute, völlig meine beiden Hände. Ich sah nur noch den wachsenden Schneemann und hörte den Schnee. Als der Schneemann schließlich fertig war - ich war stolz auf mich, einen Schneemann gebaut zu haben, der größer als ich selber war - merkte ich, wie ich meine Hände nicht mehr spürte; ich sah nur, daß sie ganz rot und kalt waren und merkte sie eigentlich nicht mehr. Aber irgend etwas hinderte mich daran, nach oben in die Wohnung zu laufen und Handschuhe zu holen. Ich wollte meinen Schneemann nicht allein lassen, so stand ich noch eine Zeitlang da und verbesserte den Schneemann. Meinen Cowboyhut setzte ich dann auf den Kopf des 89

Schneemanns, und gleichzeitig war es wirklich ein komisches Gefühl, die eigenen Hände nicht mehr zu spüren." Während ich so erzählte und die indirekten Suggestionen zur Kälte aussprach, wurde meine Tochter ganz ruhig und aufmerksam - ihre Schmerzen schienen verschwunden zu sein. Sie hatte, gefesselt durch die Geschichte, die phantasierte Winterkälte auf ihre eigenen Hände übertragen und war vorübergehend schmerzfrei. Zwar kamen die Schmerzen eine Zeit darauf wieder, aber nicht mehr mit derselben Intensität - aus ihrem Schreien wurde ein leises Jammern. Aber nicht nur im alltäglichen Bereich können Suggestionen den Schmerz in den Hintergrund treten lassen, sie werden (z.B. im zahnärztlichen Bereich) angewendet, um Schmerzunempfindlichkeit zu erzeugen. Die Handschuhanästhesie, eine beliebte und oft angewandte Form der Hypnose in der Zahnheilkunde, funktioniert folgendermaßen: Der Patient auf dem Zahnarztstuhl wird gebeten, mit seiner Aufmerksamkeit in seine rechte Hand zu gehen und sie so intensiv wie möglich zu spüren. Nach einer Weile werden direkte oder indirekte Kälte- oder Taubheitssuggestionen durch das Bild eines Handschuhs vermittelt, der über die Hand gezogen wird. „Stellen Sie sich vor, daß über Ihre Hand ein Handschuh gezogen wird, der dafür Sorge trägt, daß die Hand ganz taub, kühl, pelzig, kribbelig wird - so, als wäre sie ganz starr und steif vor Kälte und als sei jedes Gefühl aus ihr gewichen ... (Pause)... wie fühlt sich so eine Hand an?" Danach kann die Suggestion gegeben werden, daß die Hand von allein nach oben steige. Je höher sie steige, so wird suggeriert, desto kälter und tauber werde sie, bis sie schließlich den Mund berührt und dadurch die Kälte und Taubheit auf den Mund- und Kieferbereich übertragen wird. Dieser Prozeß kann manchmal länger dauern. Ideomotorische Bewegungsabläufe sind zeitlich schwer abschätzbar. So kann es durchaus sein, daß der Vorgang der Kälteübertragung mehr als vierzig Minuten dauert, was den Hypnotisierten jedoch weniger stört als den Zahnarzt, weil sein Zeitempfinden ja sowieso anders ist als das der um ihn herum stehenden, nicht hypnotisierten Menschen.

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Die hypnotischen Schmerzausschaltungstechniken sind zwar zeitintensiver als chemische Anästhesie, jedoch bieten sie große Vorteile. Die Wunde heilt nach dem Eingriff schneller, und es gibt kaum Nachschmerzen, da sie suggestiv vermindert werden können, zudem gibt es keine allergischen Körperreaktionen auf das Betäubungsmittel. Eine weitere Methode der Schmerzbeeinflussung scheint noch erwähnenswert, die sich besonders für Kinder eignet. Kinderhypnose verlangt vom Hypnotiseur, daß er sich in die Welt des Kindes einfühlen kann und die Suggestionen in der Sprache des Kindes formuliert. Kinder gehen sehr leicht in Trance-Zustände, aber sie gleiten auch schnell wieder heraus, wenn man nicht aufpaßt. Ist bei einem kleineren ärztlichen Eingriff mit schmerzhaften Empfindungen zu rechnen, so eignet sich als Instrument der Schmerzausschaltung die Schalter-Methode: Man gibt dem Kind ein vorgestelltes Instrumentarium in die Hand, um den zu erwartenden Schmerz zu kontrollieren. Ein gutes Einstiegsbild für Kinder ist ein Wasserhahn. Dem Kind wird erklärt: 91

„Drehst du den Wasserhahn zu, so fließt kein Wasser mehr, drehst du auf, so fließt das Wasser. Du hast doch bestimmt schon erlebt, daß du geblutet hast und es gar nicht wehgetan hat (fast alle Kinder stimmen hier zu). Siehst du, da hast du auch einen Schalter benutzt, der wie der Wasserhahn die Schmerzen einfach stoppt. Auch die Schmerzen werden wie in Wasserleitungen durch deinen Körper geführt, und es gibt viele Hähne, die du einfach zudrehen kannst. Wir werden nun versuchen, wenn du einverstanden bist, die Hähne zu finden, die die Schmerzen stoppen, so daß du sie einfach nicht spürst." Wird diese Geschichte freundlich und lebendig erzählt, so ist die Bereitschaft der Kinder groß, mitzuarbeiten, so daß sie schließlich Stellen im Körper finden, die sie wie Wasserhähne regulieren, und damit ihre Schmerzen positiv beeinflussen können. Der 8jährige Sven hatte sich, als er barfuß über eine Wiese lief, an einem Glassplitter seinen rechten Fuß verletzt. Da in die Wunde Schmutz eingedrungen war, mußte sie mit Alkohol gereinigt werden. Ich (G.S.) sagte zu ihm: „Wenn du mit beiden Händen fest an deinem Schienbein drehst, dann kannst du, wie mit einem Wasserhahn, deine Gefühle im Fuß abdrehen oder auch aufdrehen. Dreh doch mal so auf, daß es noch ein klein wenig mehr wehtut. Merke dir aber unbedingt die Richtung, in der du drehst, und auch den Druck deiner Hände." „Ja, das tut mehr weh", sagte Sven und jammerte lauter. „Prima, daß du das so gut kannst, und nun drehst du einfach in die andere Richtung, so lange, fest, mit beiden Händen, bis du deinen Fuß kaum noch spürst. Du mußt aber unbedingt in die richtige Richtung drehen, sonst klappt es nicht. Es ist wie bei einem Wasserhahn, wenn du da falsch aufdrehst, dann kann es eine Überschwemmung geben." Während Sven noch experimentierte, wie er richtig zu drehen habe, wurde seine Wunde am Fuß bereits mit Alkohol ausgewaschen, so daß er wenig merkte und immer wieder fragte, wie und wie fest er denn nun drehen solle. Als schließlich ein Pflaster die Wunde verschloß, meinte Sven, daß er jetzt wisse, wie er genau drehen müsse. „Mit beiden Händen so (nach rechts) und genau hier in der Mitte", meinte er stolz. „Ja, genau so, und nicht anders", bemerkte ich bedeutungsvoll. 92

Hypnose bei psychosomatischen Beschwerden Herr K. hatte Ekzeme an beiden Händen. Er war schon bei mehreren Ärzten gewesen und hatte verschiedene Medikamente und Salben benutzt, jedoch bis auf kleine, zeitlich begrenzte Teilerfolge, änderte sich wenig. Zufällig las Herr K. in einer Regionalzeitung, daß man mittels hypnotischer Behandlung Warzen zum Verschwinden bringen könne, und so faßte er den Entschluß, es mit Hypnose zu versuchen. Als er mir in der ersten Sitzung seine Hände zeigte, waren sie leicht gerötet, schienen angeschwollen, und ein weißlicher Schorf bedeckte große Teile der Haut. Er schämte sich, seine Hände anderen Menschen zu zeigen, geschweige denn zu reichen. Die Vorstellung, daß ein Gegenüber ihm die Hand geben könnte, ängstigte ihn derart, daß er alles versuchte, um Handkontakt zu vermeiden. Er täuschte z.B. Verletzungen vor, um sicherzugehen, nicht seine Hände reichen zu müssen. Herr K. war ganz von der Vorstellung vereinnahmt, Hypnose sei die einzige Möglichkeit für ihn, sein Hautleiden in den Griff zu bekommen. Er berichtete, daß es durchaus Phasen gab, in denen überhaupt keine Hautreaktionen zu beobachten waren, da waren seine Hände ganz glatt und geschmeidig, und das sei meist im Urlaub gewesen. Herr K. wurde von mir (G.S.) in Trance versetzt und mental in den letzten Urlaub geschickt, in dem seine Hände beschwerdefrei gewesen waren. In tiefer Trance bat ich seine Hände, mit mir zu sprechen. Nach kurzer Zeit zeigten sie sich kooperativ, und es kam ein hypnotischer Dialog zwischen mir und den Händen zustande. Auf meine Frage an seine Hände (die Hände antworteten in sehr leiser Sprache durch den Mund von Herrn K.), was der Grund sei, daß sie nun (im Urlaub) beschwerdefrei seien, kam folgende Antwort: „Innere Ruhe, innerer Frieden!" Auf meine anschließende Frage, was geschehen müsse, daß die Hände wieder rauh, rot und schorfig werden, kam folgende Antwort: „Büro!" Seine Hände reagierten offenbar auf seine Arbeitssituation. Auf der einen Seite war er froh, eine feste Anstellung zu haben, auf der anderen Seite kam er mit den Angestellten, und vor allem den Vorgesetzten, nicht gut zurecht. 93

In Trance fragte ich seine Hände, ob es etwas dagegen einzuwenden gäbe, in der Zukunft, wenn es im Büro wieder nicht auszuhalten sei, an den Urlaub zu denken und an die damit verbundenen schönen Erlebnisse. Die Antwort war: „Ja!" Es gab offenbar tiefliegende Bedenken, einfach die Urlaubssituation auf die Arbeitssituation zu übertragen. Ich bat die Hände, ihn in der Trance zu dem Einwand zu führen. Einige Zeit später meinte er, daß er nun „da sei". Er sehe seine Mutter, die ihm auf die Hände schlage, weil er mit seinen Händen unter der Bettdecke an seinem Geschlechtsteil spiele. Er habe schlechte Dinge gemacht und werde dafür bestraft. Es gab offensichtlich eine Verbindung zwischen früh erlebter und mit Schuldgefühlen belegter Sexualität und seinen Hautreaktionen. Es schien, als würden seine Hände sein schlechtes Gewissen verkörpern und nach außen hin symbolisch sichtbar machen. In Trance erlaubte ich dem Klienten in der nächsten Sitzung, die Situation mit seiner Mutter nochmals aufzusuchen. Meine Idee war, seine Mutter, die er als verhärmt, streng und vom Leben enttäuscht schilderte, in seiner Erinnerung zu verändern, so daß er sie als liebevoll und fürsorglich erleben konnte. Er gab seiner Mutter in der Phantasie das, was sie nicht hatte, nämlich Liebe und Selbstachtung. Diese Mutter schlug ihm nicht mehr auf die Hände, sondern lächelte ihm einfach zu. Die Korrektur seiner Vergangenheit (im NLP nennt man diese Technik „Change History") entsprach seinen Wünschen als Kind. So eine Mutter habe er sich immer gewünscht, sagte er. Innerhalb der nächsten Monate linderten sich seine Hautbeschwerden zusehends. Der Klient kündigte seine Stelle im Büro und organisierte sein Leben um. Er entschloß sich zu einer Heilpraktikerausbildung. Interessante Bräuche von Besprechungen und Heilungen dieser Art gibt es noch in unseren Nachbarländern, allen voran in Italien. Hier ist diese Form der alternativen Heilung noch heute außerordentlich populär. Spiritistische Heilerinnen („fattuchiere") aufzusuchen ist vor allem im Süden des Landes ein normaler Bestandteil des Alltages. Psychosomatische Beschwerden wie z.B. Kopfschmerzen oder Migräne werden mit Hilfe von Heilritualen kuriert. Der schädliche Einfluß des „bösen Blicks" beispielsweise wird mit bestimmten Rezitationen von Versen beseitigt, etwa so: 94

„Vater, Sohn und Heiliger Geist; Denk an Deine Mutter, Dank an Deine Mutter, Kämpfe für die heilige Maria. Zwei Augen haben mich beleidigt, Vier Augen haben mich beleidigt, Die ersten, zweiten, sechsten Heiligen, Das ganze Universum soll das Böse wegpusten." (Imhof1983) Hier liegt der für uns Mitteleuropäer eher befremdliche Gedanke zugrunde, daß körperliche Schmerzen durch einen „bösen Blick" erzeugt werden können. Durch heilende Rezitationen und Handlungen wird der böse Blick gebannt und z.B. in Form von kleinen Öltropfen, die auf Wasser in einem Glas schwimmen, auf die Straße gekippt, bis das darin enthaltene „Böse" auf den nächsten Passanten überspringt. Eine andere Technik bei psychosomatischen Störungen ist folgende: Der Patient wird in eine Trance geführt und gebeten, sich seinem unbewußten Geschehen anzuvertrauen. Die Reise solle nach innen gehen, zu einem geheimen Ort, dem „Ort der vollkommenen Gesundheit" . Als Zeichen, daß das Unbewußte den Patienten zu diesem Ort geführt hat, kann man ein ideomotorisches Signal vereinbaren oder den Patienten auffordern, direkt mitzuteilen, wenn der Ort erreicht wurde. Dann läßt man den Klienten einige Zeit an diesem, nur ihm genau bekannten Ort „Gesundheit auftanken" (zwischen zehn und fünfzehn Minuten). Innerhalb dieser Zeit verändert sich das Äußere des Klienten normalerweise sehr auffällig. Wenn man den Eindruck hat, daß der Organismus des Klienten sich so richtig wohlfühlt, dann schlägt man vor, der Patient solle sich nun vorstellen, daß der Ort eine oder mehrere Farben ausstrahle und daß der Klient mitten in diesem Farbspiel stehe. Er solle in aller Ruhe dafür Sorge tragen, „daß das Licht nun durch all seine Poren und Körperöffnungen aufgenommen werden kann und sich das Licht von Elementarteilchen zu Elementarteilchen, von Molekül zu Molekül, von Zelle zu Zelle, von Gewebe zu Gewebe, von Organ zu Organ, von Körperteil zu Körperteil und schließlich im ganzen Körper ausbreiten darf, um danach aus dem Körper auszutreten und die Umgebung 95

auszufüllen, den Körper zu umhüllen und überall spürbar und fühlbar zu werden". Hierbei ist es unwichtig, ob der Hypnotiseur die Farbe kennt, die der Klient sieht. Wichtig ist nur, den Klienten während dieses Prozesses genau zu beobachten. Wird der Klient richtig angeleitet, so sieht man eine zunehmende Entspannung und leichte Röte des Gesichtes. Die Patienten berichteten durchweg von Symptomlinderung bis hin zur vollkommenen Symptombeseitigung. Selbstverständlich müssen organische oder umweltbedingte Ursachen für die Symptome einbezogen und behandelt werden. Auch das Immunsystem des Menschen ist relativ leicht hypnotisch zu beeinflussen. Hier reicht oft eine leichte Trance aus, um die nötigen vegetativen Reaktionen einzuleiten, wie z.B. eine verbesserte Durchblutung der erkrankten Stellen. Darüber hinaus sind aber auch spezifische Immunsystemreaktionen hypnotisch zu erzeugen. Beispielsweise wird bei der hypnotischen Behandlung von krebskranken Menschen das Immunsystem aktiviert, so daß die Krebszellen durch mental herbeigelockte Killerzellen vernichtet und gefressen werden. Hierbei wird oft zu drastischen, aggressiven, sehr realitätsnahen Bildern gegriffen, wie z.B. „Haifischzellen" (die in der Phantasie aussehen wie richtige Haie, mit scharfen Zähnen und spitzen Rückenflossen), die die Krebszellen ohne Erbarmen auffressen. Aufgrund interner oder externer Auslöser kann der menschliche Körper in ein Ungleichgewicht geraten, und er wird krank. Kennt man den Ort des Ungleichgewichtes (etwa einen Entzündungsherd oder eine Krebsgeschwulst), so kann man mit Visualisierungstechniken versuchen, die Immunprozesse zu beeinflussen, was nachweislich Heilungsprozesse fördern kann. Je drastischer und aggressiver die Visualisierungseindrücke sind, desto stärker und schneller ist der Heilungsprozeß. Z.B. kann man als Bilder zur Linderung akuter Entzündungssymptome bei bestimmten Patienten sogar Szenen von Kriegsschauplätzen anbieten, Bilder von Bombardements mit Leukozytenstreubomben auf entzündetes Terrain oder einen inneren Feuersturm zum Aufheizen von Gewebe, um den Heilungsprozeß zu beschleunigen.

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Dialog mit Symbolen Eine eher aufdeckende Form der Trancearbeit („Hypnoanalyse") ist es, in Trance Kontakt zu einem abgewehrten Persönlichkeitsanteil in Form eines Symbols aufzunehmen, um diesen Anteil ins bewußte Ich zu integrieren. Auch hierzu einige Beispiele:

Das Böse Die folgende Sequenz stammt aus der zwölften Therapiestunde eines 26jährigen Klienten von mir (W.E.). Das zentrale Problem dieses Klienten könnte man als eine narzißtische Identitätsstörung bezeichnen. Er litt unter einer Schwäche der integrierenden Funktion des Ich, hatte aber keine psychotischen Neigungen. Er selbst faßte sein Problem zusammen mit den Worten: „Ich weiß nicht, wer ich bin." Er brauchte z.B. beim Einkaufen manchmal zehn Minuten, um sich für eine von zwei Sorten Schokoladencreme zu entscheiden, weil verschiedene Teile von ihm sich jeweils anders entscheiden wollten. Außerdem hatte er große Angst vor nahem Kontakt und massive Leistungs- und Prüfungsängste. Er hatte eine abgeschlossene Ausbildung als Grafik-Designer, arbeitete aber als Aushilfe in einer Currywurst-Bude. Der Klient sagte zu Beginn der Sitzung, daß er nie wirklich konsequent sei, sich immer ein Hintertürchen offen lasse und das Gefühl habe, daß er darum in seiner Entwicklung nicht weiterkomme. Ich griff seinen implizit geäußerten Wunsch, konsequent sein zu können, auf und sagte zu ihm: „Wie wäre es, wenn du für eine Weile die Augen schließen würdest..., um nach innen zu gehen ..., damit du genug Zeit hast dafür, daß ein Symbol auftaucht dafür,... was du tun kannst, wenn du konsequent bist." Man muß lediglich kleine Syntax-Änderungen in diesem Satz vornehmen, dann werden die indirekt suggerierten Anweisungen deutlich: „... schließe die Augen ...", „... geh nach innen ...", „... ein Symbol taucht auf ... ", „... du kannst etwas tun ..." und „... sei konsequent...". Diese Suggestionen sind als implizite Direktiven formuliert, um es dem Klienten zu erleichtern, sich darauf einzulassen, und um unnötigen Widerstand zu vermeiden. Da er eine starke 97

Selbstwertproblematik hatte, fiel es ihm besonders schwer, direkte Ratschläge oder Anweisungen anzunehmen. In der inneren Welt des Klienten tauchte das Bild einer Schraube ohne Gewinde auf. Er beschrieb sie als etwa 50 cm lang und mit grünem Schleim bedeckt. Ich hatte keine Ahnung, was dieses Symbol bedeutete, und auch der Klient wußte es nicht. Einem Impuls folgend, nahm der Klient die Phantasie-Schraube in seine Hände. Ich fragte ihn: „Hast du eine Frage, die du der Schraube als Symbol deines inneren Wissens, was du tun mußt, wenn du konsequent bist, gern steilen würdest?" Auch dieser Satz enthält implizite Suggestionen. Ich setzte einfach voraus, daß er ein „inneres Wissen" hatte. Diese Suggestion war so versteckt im Nebensatz eines Nebensatzes, daß sie kaum als solche deutlich wurde. Ebenso war in dem Satz impliziert: „... du mußt etwas tun ...", und wieder: „... sei konsequent...". Ich möchte der Leserin bzw. dem Leser vorschlagen, zu raten, wie die Frage des Klienten an die Schraube wohl gelautet hat. Ich hätte etwas vermutet wie: „Was soll ich tun?" Aber wenn man in einer Phantasiewelt (in Trance) arbeitet, geht der Prozeß oft in eine ganz andere Richtung, als man denkt. Das Trance-Bewußtsein hat seine eigene Logik. Während der Klient seine Frage stockend Wort für Wort aussprach, begann er laut zu schluchzen und zu weinen. Seine Frage lautete: „Wie sehe ich wirklich aus?" Die Frage schien damit zu tun zu haben, daß der Klient meistens nur als eine narzißtische Fassade lebte, als ein „falsches Selbst" und selbst nicht genau wußte, wer er eigentlich in Wirklichkeit war. Weiter geschah nichts. Er hatte den Satz nur so vor sich hin in die Luft gesprochen. Ich lud ihn daher ein, die Frage jetzt an die Schraube zu stellen. Er tat es, allerdings mit einem etwas trockenen, sachlichen, förmlichen, fast blechernen Ton. Nichts passierte. Ich sagte zu ihm: „Du weißt, daß man manchmal eine Antwort nur dann erhält, wenn man konsequent und mit aller Inbrunst fragt." Wieder benutzte ich implizite Suggestionen, versteckt in einer Aussage, die wie ein Allgemeinplatz klang und der man schwerlich widersprechen konnte. Mein Satz war unzweifelhaft wahr, und jeder hätte ihm wohl zugestimmt. Dadurch fand der Widerstand keine Stelle, an der er sich einhaken konnte. Dennoch beinhaltete der Satz die implizite Suggestion: „... du erhältst eine Antwort ...", „... sei 98

konsequent...", „... frage mit aller Inbrunst...", denn das unspezifische „man" in dem Satz konnte sich eigentlich nur auf den Klienten beziehen. Ich forderte ihn aber nicht direkt zu etwas auf, daher brauchte er auch keinen Widerstand zu leisten. Wenn die implizite Aufforderung für ihn Sinn machte, würde er ihr folgen. Falls nicht, würde er sie als unwichtig an sich vorbeilaufen lassen. Er wiederholte seine Frage zögernd, sprach nun zu der PhantasieSchraube, die er in seinen Händen hielt, unter Schluchzen, stotternd und mit lautem Weinen: „Wie sehe ich wirklich aus?" Unmittelbar nachdem er die Frage ausgesprochen hatte, kam eine Antwort von der „Schraube" aus seinem Innern: Er erlebte eine gefühlsmäßige Entladung (Katharsis) von Verzweiflung und Angst mit heftigem Zittern und Weinen und vielen körperlichen Ausweich- und Abwehrbewegungen ohne Worte. Als die Gefühlswelle etwas abgeklungen war, fragte ich ihn, ob er etwas dazu sagen wolle, was er erlebt hatte. Er sagte wie von weit her mit schleppender Stimme: „Das bin ich klein schwarz verkohlt mit einem kleinen Kopf das konzentrierte Böse bedeckt von schwarzem Schleim." Natürlich hätte ich hier eine Deutung des Symbols versuchen können. Als Deutung wäre etwa möglich gewesen: das verkohlte Kind als Symbol seines abgelehnten Teils, des Schattens, der kindlichen Anteile, die nicht leben durften. Offenbar waren auch Spaltungsvorgänge (gut - böse) am Werk. Anscheinend projizierte der Klient negative Anteile seiner Person in dieses Symbol hinein. Aber eine Deutung meinerseits hätte den Prozeß des Klienten mit ziemlicher Sicherheit in den Kopf verlagert. Der Klient hätte angefangen nachzudenken, der Fluß seines Erlebens wäre blockiert worden. Außerdem wären all das bloße Vermutungen gewesen, von denen ich nicht gewußt hätte, ob sie stimmten. Daher wollte ich den Klienten lieber ermutigen, das Symbol selbst, in direktem Dialog mit seinem Unbewußten, zu deuten. Ich fragte ihn, ob er „das konzentrierte Böse" etwas fragen wolle. Er sagte: „Nein!" Ich war etwas überrascht. Dann fiel mir ein, daß manchmal der verbale Kanal nicht passend für die Kommunikation mit einem Symbol ist. Das Trance-Erleben wird nämlich als sehr real empfunden. Die Vorstellung, einem verkohlten Säugling eine Frage zu 99

stellen, kann einem Menschen in Trance unpassend, ja geradezu abstoßend erscheinen, auch wenn er wenige Minuten vorher noch erfolgreich eine Frage an eine Schraube gestellt hat. Ich fragte ihn, ob er vielleicht auf eine andere Art mit dem Säugling in Kontakt treten wolle. Er sagte: „Ich möchte ihn gerne anfassen." Er versuchte es und streckte seine Hände mit geschlossenen Augen sehr langsam aus - und geriet wiederum in Panik. Er zitterte in offenbarem Entsetzen: „Es ist, als würde ich mit meinen Händen in eine Steckdose fassen." An dieser Stelle wäre es möglich gewesen, den Klienten in eine dissoziierte Position zu leiten. Ich hätte ihm die Suggestion anbieten können, sich selbst aus einiger Entfernung zuzuschauen, wie er „dort" den Säugling berührte. Damit wäre seine Angst vermindert worden. Andererseits drückte seine Angst vor der Berührung ja die Energie der Abspaltung des inneren Kindes aus. Solange der Klient dieser Angst auswich, blieb die Abspaltung bestehen. Eine bloß verstandesmäßige Aneignung des Symbols wäre therapeutisch vermutlich weitgehend wirkungslos geblieben, wenn nicht auch die abgespaltenen Gefühle (von Panik und Entsetzen) wieder angeeignet wurden. Ich fragte ihn daher, was ich tun könne, damit er sich sicherer fühlen könne. Ich bot ihm also eine äußere Ressource, einen Sicherheitsanker, an. Er sagte: „Setz dich hinter mich. - Leg deine Hand auf meinen Rücken. - Nein, besser die Faust. - Zwischen die Schulterblätter." Ich tat es genau so und stützte seinen Rücken mit meiner Faust, die ihm offenbar ein Gefühl von Halt und Stabilität gab. Er streckte die Hände langsam wieder aus. Es entstand nochmals eine Katharsis von Entsetzen und Schmerz. Worte brachen aus ihm hervor: „Das ist mein Kind." Er nahm „sein Kind" in die Arme, beschützend und behütend. Langsam beruhigte er sich, entspannte sich und sah sehr gelöst aus. Eine Weile saßen wir beide schweigend da, er versunken mit seinem „Kind" in den Armen, mit einem seligen, sehr zarten Lächeln. Dann legte ich eine Decke um ihn und ging hinaus. In der nächsten Sitzung einige Tage später sprachen wir darüber, was er erlebt hatte. Ich fragte ihn nach seinen Assoziationen zu dem Kind, das zuerst verkohlt war und das er zum Schluß zärtlich in 100

seinen Armen gehalten hatte. Er sprach darüber, wie er sich von seiner Mutter als Kind oft abgelehnt gefühlt hatte und wie die „glühende" Eifersucht auf seine jüngere Schwester ihn oft schier verbrannt hatte, wie sehr er sich behütende Zuwendung von seiner Mutter gewünscht hatte. Offenbar ist er in Trance zuerst in die Position seiner Mutter geschlüpft, die ihn als Kind ablehnte, und später in die „gute Mutter", die seinen Wünschen als Kind entsprach. Das Thema der Sitzung wäre also eine „Aussöhnung mit dem inneren Kind" gewesen.

Die Kriegerin Eine 28jährige Klientin war zur Zeit der Sitzung seit etwa einem Jahr bei mir (W.E.) in Einzeltherapie. Ihr zentrales Problem beschrieb sie mit den Worten: „Ich komme mit meinen Gefühlen nicht zurecht." Es gab in ihrem Leben oft Chaos in Beziehungen und im Alltag. Ihr fehlte eine Orientierung über ihre berufliche und persönliche Zukunft. Sie hatte vage Erinnerungen an Mißbrauchshandlungen eines nahen Verwandten an ihr als Kind. Die Klientin kam herein und schäumte vor Wut. Sie hatte an diesem Tag die Sitzung absagen wollen, eine Stunde bevor sie stattfinden sollte, und ich hatte ihr am Telefon gesagt, daß sie die Sitzung dann bezahlen müsse. Daher war sie trotzdem gekommen. Sie sagte, sie verstehe zwar meinen Standpunkt, und hatte ja auch die Absageregelung zu Beginn der Therapie ausdrücklich akzeptiert, fühle aber trotzdem eine Art von Wut, die sie gut kenne, „eine Wut, die tötet" (die z.B. eine Beziehung „töten" könne). Sie fühle sich dieser Wut oft ausgeliefert und wisse nicht, was sie damit tun solle. Ich fragte sie, ob sie jetzt damit arbeiten wolle. Sie bejahte. Ich bat sie, ein Symbol für diese Art von Wut aus ihrem Unbewußten auftauchen zu lassen. Sie setzte sich hin und schloß die Augen. Nach einer Weile sah sie mit ihrem geistigen Auge eine Kriegerin, umgeben von massiven Geschützen und mit einem großen, stählernen Schwert in der Hand. Die Kriegerin wollte eine Burg oder ein Dorf beschießen, bis alles zusammenfiel, und dann ihren Hauptgegner mit dem Schwert töten. 101

Ich schlug ihr vor, mit der Kriegerin Kontakt aufzunehmen, sie z.B. anzusprechen. Das war aber nicht möglich. Die Kriegerin konnte nicht sprechen: „Sie hat einen Helm auf dem Kopf, und das Visier ist heruntergelassen." Ich fragte, ob es vielleicht eine andere Möglichkeit der Kontaktaufnahme mit der Kriegerin gebe. Die Klientin sagte: „Ich muß sie anschauen, dann kann ich sie fühlen." Sie stand auf, stellte sich vor die „Kriegerin" hin und schaute sie an (äußerlich waren ihre Augen geschlossen). Sie sagte, sie könne jetzt die Wut der Kriegerin fühlen. Die Kriegerin wolle töten. Die Klientin wollte näher an die Kriegerin herankommen. Sie ging einen Schritt auf sie zu und sagte: „Ich will ihr Gesicht sehen." Die „Kriegerin" in der Phantasie der Klientin schob sehr langsam ihr Visier nach oben. Die Klientin zeigte totale Überraschung: in der „Rüstung" steckte ein 13 oder 14 Jahre altes Mädchen. Die Klientin schaute dem Mädchen in die Augen und sagte: „Ich fühle, was sie fühlt." Das Mädchen habe vor kurzem noch Ballett getanzt, alles in ihrem Leben sei nur Spielerei gewesen. Dann sei sie in eine Auseinandersetzung hineingeraten. Sie hatte keine Kraft mehr in diesem Kampf. Ich fragte die Klientin, ob sie die Mädchen-Kriegerin anschauen und fühlen wolle, was für eine Art von Auseinandersetzung das war. Sie sagte, das mache ihr zu viel Angst: „Ich möchte es wissen, aber ich will es doch nicht sehen." An dieser Stelle war die Sitzungszeit zu Ende, und die Trance mußte beendet werden. Offenbar hatte die Klientin spontan eine Altersregression in einer dissoziierten Position und in symbolischer Form erlebt. Sie hatte sich selbst im Alter von 13 oder 14 Jahren gesehen. Die Begegnung mit der Kriegerin wurde in der Therapie nicht weitergeführt, aber die Sitzung war wie eine Ouvertüre für die Bearbeitung vielfältiger Pubertätskonflikte der Klientin.

Ein Hautlappen am Knie

geträumt, sie habe einen Hautlappen an ihrem linken Knie, der wie Lungengewebe aussah und in dem eklige kleine weiße Maden herumfraßen. Im Traum zog ihr Bruder ihr den Hautlappen ab, zerpflückte und untersuchte ihn und fand ihn gar nicht eklig. Diesen Traum hatte sie geträumt, nachdem sie abends ihr Unbewußtes um eine Antwort auf die Frage gebeten hatte: „Was mache ich eigentlich mit den Männern, daß sie immer mit mir etwas anfangen und sich kurz danach in eine andere verlieben?" Auch hier wären alle möglichen, vor allem sexuelle Deutungen möglich gewesen - aber welche Deutung wäre die richtige gewesen? Ich schlug ihr vor, eine bequeme Lage einzunehmen, in der sie „eine ganze Weile so bleiben" konnte. Dann induzierte ich einen Trance-Zustand, wobei ich Formulierungen einflocht wie „das Unbewußte kann Symbole deuten", „du kannst lernen von deinem Inneren", „es kann dir etwas mitteilen". Ich leitete die Klientin in ein Wiedererleben des Traumes hinein, dann forderte ich sie auf, „den Hautlappen" zu fragen, was er ihr zu ihrer abendlichen Frage zu sagen habe. Daraus entwickelte sich in einem längeren Frage- und Antwort-Spiel ein ziemlich differenziertes Verständnis des Traumes, das ihrem Wachbewußtsein nicht zugänglich gewesen war. Gegen Ende der Sitzung faßte sie die Deutung folgendermaßen zusammen: „Ich nähre sie (die Männer) alle. Ich gebe ihnen, was sie brauchen. Sie nagen an mir - was mir eigentlich gar nicht so unangenehm ist. Ich kann nicht nein sagen, weil ich dann eine panische Angst vor Verlassenwerden bekomme. Ich gebe ihnen alles, aber ich selbst bin eigentlich gar nicht da." Die Klientin hat den Traum in einem Trance-Erfahrungsraum interaktiv mit ihrem Unbewußten gedeutet, und sie hat das weitgehend selbst getan. Ich habe lediglich den Prozeß induziert und begleitet. Die Inhalte der Deutung habe ich so weit wie möglich der Autodynamik des Dialoges mit ihrem Unbewußten und der Selbsterforschung der Klientin überlassen. Dadurch konnte sie gleichzeitig eine nützliche Methode einüben, die auch auf andere Fragen und Probleme anwendbar war. Ihre Fähigkeit, in einen Dialog mit dem Unbewußten einzutreten und sich auf diese Weise Orientierung aus ihrem Inneren zu holen, wurde gefördert.

Eine andere Klientin kam mit einem Traum in die Sitzung, den sie nicht verstand, und ich (W.E.) verstand ihn auch nicht. Sie hatte 102

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Der Kopf der Mutter Eine andere Klientin stotterte seit ihrem fünften Lebensjahr. Sie wollte in der Sitzung „vielleicht" an ihrem Sprachfehler arbeiten, wußte aber nicht, ob das zur Zeit wirklich das wichtigste Thema war. Ich (W.E.) schlug ihr vor, ihre Hände vor ihren Körper zu halten, und suggerierte ihr, daß sie eine Anziehung zwischen ihren Händen fühlen könne, falls ihr Unbewußtes der Meinung sei, daß sie sich jetzt mit ihrem Sprachfehler beschäftigen solle; wenn das Unbewußte meine, daß es jetzt etwas anderes, Wichtigeres zu behandeln gäbe, dann könne sie eine Abstoßung zwischen ihren Händen fühlen. Sollte das Unbewußte dagegen noch eine Weile brauchen, um sie „langsam nach innen sinken zu lassen", dann könnten ihre Hände noch eine Weile in dieser Position bleiben. Diese Formulierungen bildeten eine Ericksonsche hypnogene Mehrfachbindung: Wie auch immer die Klientin reagierte, es war in jedem Fall im Sinne der Suggestion und des Therapieprozesses. Es geschah jedoch etwas ganz anderes, ebenfalls therapeutisch produktiv, so daß ich dieser Entwicklung unterstützend folgte. Die Klientin hatte sofort das Gefühl, daß sie den Kopf ihrer Mutter zwischen den Händen hielt (die wenige Monate zuvor gestorben war). Ich fragte sie, ob sie etwas tun oder ihrer Mutter etwas sagen wolle. Sie weinte nur, und es deutete sich ein verzweifeltes Schütteln ihres Kopfes an. Kurze Zeit später sagte sie (noch immer in Trance und mit gebremster Stimme, aber ohne jedes Stottern): „Ich habe von meiner Mutter geträumt und habe über ihren Tod geweint, und dann hat sie zu mir gesagt: ,Nicht einmal richtig weinen kannst du!'" Dieser Traum paßte zu ihrem Grundgefühl, ein zutiefst verunsicherter Mensch zu sein. Nun leitete ich sie (direkt und indirekt suggestiv) an: „... Du brauchst dich bloß noch weiter nach innen sinken zu lassen, um dem Unbewußten zu erlauben, nach der ersten Erfahrung dieses kleinen Mädchens mit diesem Gefühl von tiefster Verunsicherung zu suchen... " Ich suchte also hypnoanalytisch nach der traumatischen Situation oder Beziehungskonstellation, in der ihre Unsicherheit entstanden war. 104

Ich bat ihr Unbewußtes, einen Finger zu heben, wenn es diese Erfahrung gefunden habe. Schon nach wenigen Sekunden zuckte ihr linker Zeigefinger nach oben. Ich nahm die Trance zurück mit der Suggestion, daß sie „alles Wichtige mitbringen" könne, und fragte sie dann, ob sie etwas darüber sagen wolle, was sie erlebt habe. Sie sagte aber nur: „Nächstes Mal bringe ich dir den Schlafhasen meines Bruders mit, auf den ich immer so neidisch war." Der Schlafhase war vermutlich ein Symbol für die Zuwendung der Mutter, von der ihr Bruder nach ihrem Erleben viel mehr bekommen hatte als sie selbst. In der nächsten Sitzung brachte sie nicht den Schlafhasen, dafür aber eine Menge von Kinderfotos mit, mit denen wir weiterarbeiten konnten. In der übernächsten Sitzung brachte sie dann tatsächlich den Schlafhasen mit, den ich als Fokussierungsobjekt für eine weitere hypnotische Altersregression benutzen konnte. Bei dieser Klientin war die permissive Formulierung der Suggestionen wie: „... du brauchst bloß ...", „... du kannst dir erlauben ..." usw. besonders wichtig, um sie nicht wieder unter einen lebenslang bekannten Leistungsstreß zu setzen. Ich arbeitete außerdem mit einem nonverbalen Kommunikationssystem (Fingersignal), das der Versunkenheit des Trance-Zustandes oft mehr angemessen ist als das Sprechen.

Rückführung in die Kindheit und Durchleben traumatischer Erlebnisse Mißbrauch Eine Teilnehmerin einer langfristigen Therapiegruppe hatte während eines Therapiewochenendes auf dramatische Weise Kontakt zu Mißbrauchserlebnissen durch ihren Vater im Alter von zwei bis vier Jahren gewonnen. Das führte zu einer allgemeinen Destabilisierung mit längeren Perioden von Schlaflosigkeit und massiven Ängsten vor allem in der Nacht. Es bestand die Gefahr einer Psychose, vor allem, weil die Klientin die hervorbrechenden Haß- und Ekelgefühle und die eintretenden emotionalen Verschiebungen in der Beziehung zu ihren Eltern nicht verarbeiten konnte. 105

Ich (W.E.) mußte entscheiden, ob ich versuchen sollte, den energetischen Auftrieb in der Klientin zu dämpfen und ihre Grenzen zu stabilisieren, oder ob ich mit ihr durch das Trauma hindurchgehen wollte. Meine Beziehung zu der Klientin war gut, sie hatte Vertrauen zu mir, aber manchmal kam sie in eine paranoide Position und erlebte mich dann als bedrohlich. Ein Dämpfungsversuch hätte bei dieser Klientin leicht zu weiterer Verwirrung und einer massiven Störung der Übertragung führen und eine psychotische Entwicklung fördern können. Wenn ich aber mit ihr in das Trauma hineinging, konnte es zu einer Überflutung mit Gefühlen und dadurch ebenfalls zu einem Zusammenbruch ihrer Ich-Grenzen kommen. Da ich die Klientin schon lange kannte, entschied ich, mit ihr in das Trauma hineinzugehen, aber auf eine besondere Weise. Ich benutzte das hypnotherapeutische Konzept des „dissoziierten Erinnerns" im Rahmen eines körpertherapeutischen Settings. Es war in der Therapie vorher bereits deutlich geworden, daß sich die Klientin in der Mißbrauchssituation als Kind spontan dissoziiert hatte. Sie hatte sich von ihrem Körper getrennt, ihn dem Vater zur Verfügung überlassen, während sie selbst sich „in einen zeitlosen und leblosen Raum außerhalb des Körpers" zurückgezogen hatte. Dasselbe Muster wurde oft aktiviert, wenn sie mit ihrem Freund schlief, was die Sexualität für beide wenig befriedigend machte. Wenn es ihr möglich gewesen war, sich aus ihrem Körper zu dissoziieren, um den Mißbrauch nicht voll erleben zu müssen, dann war es ihr vielleicht auch möglich, die Fähigkeit zur Dissoziation zu nutzen, um den Mißbrauch zu erleben, aber diesmal mit einem gereiften Ich und mit dem Schutz und der Unterstützung eines Therapeuten und der Therapiegruppe. Ich half ihr, sich kontrolliert zu dissoziieren, indem sie subjektiv aus sich heraustrat und ihren Körper „unter sich" sah. Dabei nahm ich Ericksonsche hypnogene Sprachformen wie die Vermischung von Satzende und Satzanfang und einen beiläufigen Wechsel der räumlichen Bezüge zu Hilfe: „... du kannst dich ganz sicher fühlen... während die anderen Gruppenteilnehmer dich halten und beschützen, kannst du dir vorstellen, daß du in einem sicheren Raum jenseits von Raum und Zeit über deinem Körper schwebst und daß du deinen Körper als Kind dort unten sehen kannst... du sehen, was da unten geschieht? ..." (Die Wendung „da unten" beinhaltet eine 106

indirekt-suggestive Implikation, sie wird auch heute noch von sexuell gehemmten Eltern oft als Umschreibung für den Genitalbereich verwandt.) Die Klientin hatte das Gefühl, über ihrem Kind-Körper zu schweben, mit dem ihr Vater etwas machte, was sie nicht sehen wollte. Sie war in einem Trance-Zustand, während die Gruppe (als Repräsentant der guten Mutter) um sie herum saß und sie beschützend hielt, aber sie wandte ihr Gesicht von dem Geschehen „dort unten" ab. Als die Bewegung des Wegschauens sich noch verstärkte, sagte ich sehr deutlich und bestimmt zu ihr: „Jetzt SCHAU NACH UNTEN!" In diesem Moment „sah" sie die Mißbrauchssituation in ihren Einzelheiten. Die Klientin konnte die Szene in einem dissoziierten Zustand aus einem gewissen Abstand und in einer Atmosphäre der Sicherheit erinnern, und trotzdem blieb ihre emotionale Beteiligung in einem erträglichen Umfang. Durch die Dissoziation waren die Affekte kontrollierbar und begrenzbar. Nach dieser Sitzung verschwanden die massiven Ängste und die akute Schlaflosigkeit, aber eine latente Angst und periodische Schlafstörungen blieben. Erst Monate später war die Klientin in einer Einzelsitzung in der Lage, ihre Reaktion auf die Invasion des Vaters auch körperlich (d.h. assoziiert) zu fühlen und ihre Wut- und Ekelgefühle gegen ihn auszudrücken. Nach einer langen Phase der Durcharbeitung und einem aufschlußreichen Gespräch mit ihrer Mutter verschwanden die nächtlichen Ängste dauerhaft, und in der Folge wurde die sexuelle Beziehung zu ihrem langjährigen Freund „so tief und befriedigend wie nie zuvor".

Das kleine Mädchen, das nicht mehr wußte, wo es sich noch hinflüchten sollte Das Folgende sind die wörtlich weitergegebenen Aufzeichnungen einer Klientin aus der 28. Therapiestunde, in der sie sich daran erinnert, wie sie mit 15 Jahren von einem Lehrer sexuell überwältigt worden war. Unter meiner (W.E.) Anleitung ging sie zwischen einer assoziierten Position („reingehen") und einer dissoziierten Position („Leinwand") hin und her: 107

„... Mir fällt X.Y. ein, mein Lehrer, wie wir in seinem Auto sitzen. Ich bin 15 Jahre alt und noch vollkommen unerfahren, ... wie er zwischen meine Beine faßt. Ich sehe das Bett in seiner Wohnung, das weiße Bettlaken. Ich bin ganz nackt, liege auf dem Rücken. Ich weiß nicht mehr richtig, ob er angezogen ist oder nicht. Es geht nicht weiter. Werner sagt, ich soll mir eine Leinwand vorstellen, auf der die Situation damals als Film abläuft. Ich könne den Recorder bedienen, zum Beispiel scharf stellen, anhalten, schneller Vorlauf usw. Ich sehe auf die Leinwand, und bei dem, was ich da sehe, fange ich an zu heulen und zu wimmern und zu schluchzen. Ich würde es am liebsten nicht sehen. Es ist so widerlich, so unerträglich. Warum habe ich mich nicht gewehrt? Angst davor, nicht mehr gemocht zu werden? Er mochte meinen Körper, den Mama und Papa nie schön fanden. Sie haben immer ,Dicke' zu mir gesagt. Werner sagt, ich soll jetzt versuchen zu fühlen, was am widerlichsten gewesen ist. Das war, den Pimmel im Mund zu haben. Innerlich sträubt sich bei mir alles dagegen. Werner sagt, ich soll mir einen Platz im Raum suchen, an dem ich mich in derselben Körperhaltung hinlegen kann wie damals. Ich lege mich auf der Matratze auf den Rücken. Habe das Gefühl, X.Y. sitzt auf mir drauf. Er ist über mich gebeugt und meine Arme liegen angewinkelt neben meinem Kopf, er hält sie fest. Er will seinen Pimmel in meinen Mund stecken. Ich will nicht. Ich weiß nicht, wie er es damals geschafft hat. Ich presse meinen Mund zusammen und die Zähne aufeinander. Mein ganzer Körper ist verkrampft. Ich will meinen Mund nicht öffnen. Ich schreie, wehre mich. Das ist so abartig. Ich lege meine Hände vor die Augen, als ob ich das alles nicht sehen will. Äääähhhhh, kotz, es ist so eklig. Ich will ihn nicht in mir haben. Kotz, würg, hust mit Tönen. Ich würde am liebsten alles aus mir rauskotzen. Nein, geh weg. Würg. Mir hängt die Zunge aus dem Hals. Ich kriege keine Luft. Mein Körper zieht sich zusammen. Ich will nicht. Dann sterbe ich, ersticke ich. Ich habe totale Panik. Fühle mich wie ein kleines Kind. Ich schreie immer noch ,Nein!'. Das kleine Mädchen, das nicht mehr weiß, wo es sich noch hinflüchten soll. Abends nach der Sitzung muß ich wirklich kotzen. Danach nehme ich ein Bad. Es ist wie eine Reinigung, innerlich und äußerlich. Ich fange an, mit meinen Freundinnen über die X.Y.- Geschichte zu 108

reden, über meine Panik, über die Angst, keine Luft mehr zu kriegen. Meine beste Freundin meint: Lieber stirbst du, bevor du jemanden verletzt." Das Wiedererleben dieser Situation war für den Therapieprozeß der Klientin sehr wichtig, vor allem, weil sie dadurch wieder mit ihren Haß- und Ekelgefühlen in Kontakt kam, die sie damals verdrängt hatte, weil sie zu überwältigend und verwirrend waren. Dadurch hatte sie in ihren späteren Beziehungen die Fähigkeit verloren, frei „Ja" oder „Nein" zu sagen. Später stellte sich heraus, daß sie auch als kleines Kind schon von ihrem Vater zwischen den Beinen befummelt worden war und daß er sie dazu gebracht hatte, ihn zu masturbieren. Ihre Grenzen waren früh durchbrochen worden und konnten daher immer wieder durchbrochen werden.

Die Eisprinzessin Die folgende Klientin war 30 Jahre alt und hatte eine 5jährige Tochter. Sie war seit einem Jahr bei mir (W.E.) in Einzel- und Gruppentherapie. Sie war sehr sprachgewandt, hatte aber selbst das Gefühl, sich wirr und unverständlich auszudrücken. Sie erschien mir wie eine Eisprinzessin, die mit gefrorenem Herzen schon eine Ewigkeit auf den Prinzen wartet, der sie mit seiner Liebe erreichte. Sie hatte in einem Fragebogen beschrieben, wie sie sich fühlte, und später eine Sequenz einer Schlüsselsitzung der Therapie unmittelbar nach der Stunde aufgeschrieben. Ich gebe hier beides wörtlich und vollständig wieder: „Ich fühle mich körperlich von einer tonnenschweren Panzerung umgeben, vor allem in der Herzgegend, fühle mich wie entgleist, erstarrt, kalkbleich, knochendürr und ständig geschwächt. Diese Beschreibung stimmt nicht mit dem überein, wie andere mich beschreiben. Die meisten Leute finden mich attraktiv und ziemlich anziehend. Ich leide unter Migräne, habe etwa alle 14 Tage einen Anfall. Ich leide oft unter Übelkeit und heftig juckenden Hautstellen, so daß ich in einen ,Kratzrausch' verfallen könnte. Mehrere Ärzte sagten mir nach gründlichen Untersuchungen, es sei offenbar psychisch'. Die alltäglichen Anforderungen, auf der Arbeit und in der Familie, die Notwendigkeit, funktionieren zu müssen, bringen mich 109

in ein bedrohliches Spannungsverhältnis. Gefühle, wie im Rausch zu sein, wechseln ab mit einem schwarzen Loch mit hämmernden Gedanken wie z.B.: ,Du hast alles falsch gemacht, jede gefällte Entscheidung in deinem Leben war falsch, du hast total versagt, und es führt kein Weg mehr heraus.' Diese Gedanken steigern sich manchmal zu Angstanfällen. Ich habe dann Angst, die Kontrolle zu verlieren, wahnsinnig zu werden, Angst, mein Kopf könne explodieren. Gedanken an das alltägliche Leben kommen mir in diesen Zeiten wie verschlüsselte Geheimbotschaften aus einer anderen Welt vor. Ich fühle mich wie ein Klumpen, liege zusammengekrümmt tagelang im Bett, will nur schlafen, um nichts mehr zu spüren, gebe sogar zeitweise die Mutterrolle gegenüber meiner Tochter auf. Ich entziehe mich allen Kontakten, um allein zu leiden, leide aber dann unter meiner Einsamkeit und Schwäche. Manchmal entsteht dann so etwas wie eine körperliche Druckwelle, die sich zu Krampfanfällen von den Gliedmaßen her zum Herzen hin steigert, mit der panischen Angst, mein Herz könne sich verkrampfen und ich könne sterben." Als Thema der Sitzung hatte die Klientin benannt, daß ihr Herz sich wie „zugeklemmt" anfühle und sie niemanden wirklich an sich heranlassen könne. Die im folgenden beschriebene Trance-Sequenz gegen Ende der Sitzung dauerte etwa 10 Minuten äußerer Zeit. Die Klientin saß auf einem Kissen auf dem Boden. Sie zeigte nach außen Zeichen eines tiefen Trance-Zustandes wie extrem langsame Bewegungen, verlangsamte Atmung und einen „hängenden" Gesichtsausdruck. Ich hatte ihr suggeriert, daß ihre Hände sich in dem Umfang bewegen würden, wie Bilder in ihr auftauchten, die „mit deinen Ängsten, dein Herz zu öffnen, zusammenhängen". Ihre Hände waren zu Beginn vor ihre Brust gehoben, sie bewegten sich sehr langsam, wie in einer Super-Zeitlupe zuerst aufeinander zu, dann zu ihrem Gesicht hin, dann nach unten auf die Knie. Sie sprach während dieser 10 Minuten nicht, und auch ich schwieg. Innerlich erlebte sie folgende Szenerie: „Wie von selbst gehen meine Hände zusammen. Sie sehen aus wie eine weiche Bank, wie ein wunderschönes, sanftes, helles Bett mit kleinen weichen Sonnenstrahlen als Oberfläche. Ich fühle mich umschlossen und geborgen von meinen Händen. Es wird dunkler und 110

tiefer, wie ein kugelgewölbter Raum, der in einer dämmrigen Stimmung gehüllt Hegt. Kleine Lichtscheine machen den Raum so festlich, andächtig. Weihevoll wie eine Kapelle mit einem Altar, mit einer großen Kerze, die hoheitsvoll mahnend leuchtet. Meine Fingerspitzen berühren die Stirn. Sie tragen eine allumfassende Weisheit in sich. Sie strahlen Kühle aus, die sich über mein Gesicht ausbreitet und mich in einen friedvollen Zustand bringt. Ich rede in mir, zu meinen Händen und halte meinen Schatz, meine Quelle, mein Wissen mit den Händen, wie ein kleines Kind, wie ein Anfang, ein Embryo, Glas, Kristall, glibberig, feucht und doch fast steinig. Ein Zentrum, konzentriert, klein, lehmartig. Ich bade in diesem Frieden. Mein Gesicht taucht kurz auf, dann kommt eine dicke, kindliche Gestalt ganz nah an mein Gesicht, ganz nah, und ich habe keine Angst davor. Es gehört zu mir. Es befriedigt mein Bedürfnis nach Berührtwerden, nah und babyhaft. Ich fühle, wie sich meine Hände zusammenziehen, sich dann aneinanderfalten und in sich all meine Energie halten. Sie wandern zu meiner Brust, meinem Brustbein, meinem Herzen. Mein Rücken stärkt sich, läßt ab von der schmerzenden Beugung, richtet sich bedächtig ein wenig auf und hoch. Ein unsagbar weites Gefühl durchfließt mich. Ich stehe vor einer sandigen, bergigen Landschaft, voller harmonischer, in sich schöpfender Wogen und Formen und Linien. Und vom Himmel her rasen stampfende Pferde auf mich zu. Ihre Mähnen fliegen wild im Wind. Sie sind ich. Ich öffne meinen Mund. Mein Herz weint und lacht und fühlt sich stark und hat Angst, diese Kraft wieder zu verlieren. Von der linken Seite rennen, strömen, dampfen schönschweifige Pferde, ein braunes ganz vorn. Eine weiß-braune Landschaft. Ich auf einem Pferd, gleite, eile dem Horizont entgegen. Der Weg wölbt sich in meinen Händen. Die Hände öffnen sich, legen sich auf die Knie. Ich fühle mich als Körper, mit aller Kraft in den Händen. Der Weg öffnet sich. Er geht von mir aus, jedes Teilchen, jede Faser, jeder Strahl geht von mir aus. Es ist ein heller, sandiger Weg, weich gewölbt und ab und zu neblige Schwaden, die sich mehr und mehr lichten. Ich sehe einen pulsierenden, sich zusammenziehenden, ausgewölbten, riesigen Mund, eine Öffnung, außen fleischig rot, innen strahlend leuchtend orange. Es lebt, es pulsiert, wie ein Vulkan, nach 111

innen, nach außen, es wechselt ständig. Ich sehe von oben hinein. Viele Menschen und Tiere schauen ebenfalls hinein. Gesichter, die rund herum um den urwölbigen Mund sitzen, als wenn sie ihn offenhalten wollten. Ich sehe eine graue, schlabberige Masse, Krusten, dicke Panzerschilder, wie sie sich über diese feurige Kugelöffnung flanschen, sie wie zwei Lippen umfassen wie ein riesiges Maul eines urzeitlichen Sauriers (Schlange, Krokodil, Krustentier, Fisch, Wal) mit einer zarten Stelle wie Kiemen, wie glasige, glibschige Flügelchen. Großnasige Schlangenköpfe mit aufgerissenem Maul, zahnig, verschlungen, beißen den lichten Ball (Puppe, Kind, Mensch). Ich sehe Teer, grau, ich bin tot, lang und dürr mit dem Gesicht in der Schlacke. Ich ziehe mich mit Kraft und in Besinnung auf die Händequelle ein kleines Stück heraus, werde voller, will mich retten, erlösen. Meine Hände greifen das Haifischmaul und reißen es weit auseinander. Der Rachenmund zeigt sich, die kantigen Zähne. Langsamer Aufstieg, vorbei an urgeschichtlichen Formen, Erinnerungen, Steine, Flächen. Es ist vorbei. Nach oben. Schwer noch im Gesicht. Weich, moosig feucht - ich bin oben. Sonne, Strahlen, glühendes Gold kommt wie in Wassertropfen auf mich zu, wie ein drehender Propeller, es zieht mich nach oben. Kontakt. Ein Blick. Wie Liebe, blicke erstaunt zu Boden. Fliegende, galoppierende, dahinsprengende Pferde bedeuten für mich Urkraft. Ungebunden und frei. Weite fliegende Mähnen im Wind zerzaust. Frei! Weites Herz. Kraft im Blick, rennend mit dem Wind." In den Monaten nach dieser Sitzung berichtet die Klientin immer wieder, ihr Herz würde jetzt mehr und mehr aufgehen, was wundervoll und bedrohlich zugleich sei. Sie sei dabei, innerlich weich zu werden, und andere Menschen erschienen ihr jetzt viel freundlicher als zuvor. Was die Klientin in dieser hypnotischen Trance erlebte, hätte CG. Jung vielleicht als einen „Abstieg in die Unterwelt" gedeutet. Sie traf unter anderem Symbole für weibliche und männliche Sexualität (pulsierender, fleischiger Mund; Pferde) sowie eine Kraftquelle, sie war mit Themen von Vernichtung und Wiedergeburt in Kontakt, wie in der Sage von Phönix aus der Asche. Ihr Erleben erinnerte mich an einen Traum oder einen Trip mit einer halluzinogenen Droge. Sie 112

war in ihr Unbewußtes getaucht und bewegte sich in einer symbolischen Bilderwelt, verbunden mit starken Gefühlen. Meine Aufgabe war, den Raum zu bereiten, damit sie in die Unterwelt hinabsteigen, sich darin bewegen und wieder emportauchen konnte und daß sie in den folgenden Stunden ihr Erleben integrieren konnte. Die Inhalte, die sie erlebte, entstammten ihrem eigenen Innern.

Gruppenhypnose Gruppenhypnosen werden mit den unterschiedlichsten Namen bezeichnet. Da ist von „angeleiteter Imagination" die Rede, von „Rückführung", von „Tagtraumreisen", von „Entspannungserleben in der Gruppe", von „Phantasiereisen" usw. Obwohl Entspannung etwas anderes ist als Hypnose, werden diese Begriffe meist synonym gebraucht und so verstanden, daß Alltagskontrolle aufgegeben und das innere Erleben verstärkt wird. Es ist wichtig, sich von der Gruppe die ausdrückliche Erlaubnis für Hypnose oder für eine Phantasiereise geben zu lassen und nicht zu versuchen, die Teilnehmer zu überrumpeln. Zwang wirkt oft in der Richtung, daß alle Gruppenmitglieder zwar einer „Reise ins Innere" zustimmen, aber nicht kongruent, und das heißt, es gibt dann unausgesprochene Vorbehalte. Hier ist Wachsamkeit des Gruppenleiters gefragt, um Vorbehalte zu erkennen und anzusprechen. Normalerweise sind die meisten Gruppenmitglieder aber interessiert und neugierig auf Hypnose. Kann man die Vorbehalte einzelner Grupenmitglieder nicht aus der Welt schaffen, so bietet man ihnen an, statt dessen etwas anderes zu machen. Eine Teilnehmerin berichtete, daß sie einmal an einer Gruppenhypnose teilgenommen hatte und in eine „schlimme Trance" geriet und daß sie Angst davor habe, daß sich so etwas wiederholen könne. Ich (G.S.) bot ihr an, während die anderen Hypnose erlebten, spazieren zu gehen und sich etwas Gutes zu tun. Ein weiterer Punkt der Vorabklärung einer formal induzierten Gruppenhypnose betrifft Punkte wie: Minirnierung von äußeren Störreizen; sicherstellen, daß keine fremden Personen in den Raum eintreten; Wärme des Raumes; eventuell warme Decken usw. Den Gruppenteilnehmern sollte Zeit gewährt werden, eine Körperposi113

tion zu finden, in der sie sich wohlfühlen. Manche legen sich gerne auf den Boden, andere bleiben lieber auf dem Stuhl oder dem Kissen sitzen. Manche legen sich auf den Bauch, um sich zu entspannen. Hier sage ich, daß auch diese Lage vollkommen in Ordnung sei, es sich aber zeigen würde, daß diese Bauchkörperlage zu einer schwereren Atmung führe und manche Menschen sich dann während der Entspannung vom Bauch auf den Rücken drehen würden. Oft reicht dieses indirekte Angebot aus, und die Teilnehmer entscheiden sich für die Rückenlage. Ebenso würde ich überkreuzte Beine oder verschränkte Arme ansprechen, aber keine direkten Anweisungen zur Veränderung der Körperhaltung geben. Gegenüber einer Einzeltherapie hat die Gruppenhypnose sowohl Vor- als auch Nachteile: Vorteile: O Durch die Anonymität in der Gruppe können viele Menschen leichter Kontrolle abgeben. Sie fühlen sich nicht so beobachtet und können besser loslassen. O In jeder Gruppe gibt es Teilnehmer, die besonders gut und schnell in Trance geraten. Diese Teilnehmer wirken wie ein sozialer Verstärker, wie ein Zugpferd. Die kontrollierteren Teilnehmer erleben diese Suggestiblen als Ermunterung. Nachteile: O Der Tranceprozeß ist meist wenig übersichtlich, weil die Aufmerksamkeit des Gruppenleiters beschränkt ist. So können leicht wichtige Signale einzelner Teilnehmer übersehen werden. O Geraten in einer labilen Gruppe mehrere Teilnehmer in einen Problemzustand, so kann es schwierig werden, ihnen gerecht zu werden. O Gruppendynamische Prozesse können den Verlauf des Trancegeschehens gefährden. Sie sollten, wenn möglich, vor der Trance angesprochen und eingebunden werden.

Die Einleitung der Gruppenhypnose Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Gruppentrance einzuleiten. Der wichtigste Punkt ist, für ein Gefühl der Entspannung zu sorgen 114

und die Gruppenteilnehmer auf ihre Körperwahrnehmung, auf visuelle oder akustische Reize zu fokussieren. Der Gruppenleiter sollte darauf achten, in einem runden Atemrhythmus zu sprechen und damit selbst ein gutes Modell von Entspannung darzustellen. Bei Gruppen, die noch nicht viel Erfahrung mit Gruppentrancen haben, kann es passieren, daß einige Teilnehmer anfangen zu lachen. Dadurch sollte man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Die Teilnehmer können sogar ermuntert werden, weiter zu lachen, denn Lachen sei ja schließlich gesund, und in dieser Gruppenübung gehe es ja um Gesundheit. Lachen sei das beste Anzeichen einer beginnenden guten Tranceerfahrung. Erfahrungsgemäß führt verordnetes Lachen bald zum Aufhören des Lachens. Hat der Gruppenleiter eine Atmosphäre der Entspannung erzeugt (etwa 10-15 Minuten braucht man dazu), so kann mit der Vertiefung der Entspannung, also mit der eigentlichen Hypnose begonnen werden. Durch genaue Beobachtung der Gruppenteilnehmer in der Entspannungsphase kann ein Bild darüber gewonnen werden, welche Teilnehmer leicht, welche durchschnittlich und welche nur schwer in Trance gleiten können. Die Gruppenhypnosestrategie kann in folgende Alternativen eingeteilt werden: Strategie 1 Der Gruppenleiter sucht den suggestibelsten Teilnehmer innerhalb der Gruppe und gleicht sich in seinem Sprechtempo und mit seiner Darstellungsweise dem Rhythmus dieser Person an. Er spricht im gleichen Atemtempo und spiegelt die Bewegungen dieser Person mit seinen eigenen Körperbewegungen wider. Der Gruppenleiter muß den Körper dieser Person genau wahrnehmen, um den Rhythmus zu erfassen. Die Folge ist eine tiefe Trance dieser Person und auch derjenigen, die durch die Präsentation dieses Rhythmus berührt werden. Nachteilig könnte sich auswirken, daß andere Teilnehmer nicht in einen tiefen Trance-Zustand kommen, weil ihr Biorhythmus keine Verstärkung erfährt. Strategie 2 Der Gruppenleiter sucht sich den Teilnehmer der Gruppe, von dem er vermutet, daß es ihm am schwersten fallt, Hypnose erleben zu können. Oft sind das Teilnehmer, die sich während der Entspan115

nungsphase auffällig bewegen, hin und her wälzen und ihre innere Ruhe noch nicht gefunden haben. Dann versucht der Gruppenleiter, diese Person zu pacen. Er fängt an, sich ähnlich zu bewegen und im Atemtempo dieser Person zu sprechen. Hat er sich dem Rhythmus angepaßt, so fängt er behutsam an, alles ein wenig langsamer zu machen. Er spricht langsamer, leiser, und auch seine Körperbewegungen nehmen ab. Auch hier ist genaue Beobachtung erforderlich, um diese Person behutsam in Trance zu führen. Je mehr Verhaltensfacetten gespiegelt werden, desto stärker wird sich die Person unbewußt angesprochen fühlen. Die suggestibleren Teilnehmer filtern unbewußt diejenigen Informationen, Bilder oder Ideen heraus, die sie für ein hypnotisches Erleben gebrauchen können, so daß alle sich - mehr oder weniger innerlich angesprochen fühlen. Strategie 3 Der Gruppenleiter sucht sich einen Teilnehmer, von dem er der Meinung ist, daß er durchschnittlich suggestibel und sensitiv ist, also zwar bei der Entspannungsphase ruhig liegenbleibt, aber die typischen Tranceparameter wie entspannte Haltung, unwillkürliches Zucken der Muskulatur, offenen Mund, ruhige, gleichmäßige Atmung, sichtbare Adern auf dem Handrücken u.a. nur in geringem Umfang zeigt. Der Leiter spiegelt diese Person in ihrem Verhalten und leitet sie durch entsprechende Leadings in tiefere Entspannung, in Trance. Er gleicht sich dem Atemrhythmus an, und nach einiger Zeit atmet und spricht er immer langsamer. Strategie 4 Eine fortgeschrittene Methode ist das Hin- und Herspringen zwischen den verschiedenen Teilnehmern. Es ist eine Mischung aus den ersten drei Alternativen, die sehr effektiv ist, weil sich jeder auf seine Weise angesprochen fühlt. Der Gruppenhypnotiseur muß hierbei aufmerksam verschiedene Teilnehmer der Gruppe beobachten, um pacen und leaden zu können. Strategie 5 Eine andere Methode, um eine Gruppe in Trance zu führen, ist die kontrollierte Selbsthypnose des Gruppenleiters. Nachdem die Gruppe 116

in Entspannung geführt wurde, achtet der Gruppenleiter auf seine eigenen Trancezeichen und spiegelt sie der Gruppe zurück. Es ist zu beachten, daß der Gruppenleiter die Beschreibung seines Tranceerlebens möglichst unspezifisch faßt (also z.B. nicht in der Ich-Form redet, sondern allgemeine Beschreibungen gibt, z.B.: „... und manchmal kommen Bilder vor Augen, bekannte, unbekannte Bilder ... Töne, die zu hören sind, und Empfindungen im und am Körper..."), um jedem Gruppenmitglied die Gelegenheit zu geben, sich in seinen Worten und in der Stimmlage wiederfinden zu können. Diese Methode ist sehr effektiv, sollte aber nur von Menschen angewandt werden, die viel Erfahrung mit Selbsthypnose besitzen. Ansonsten besteht die Gefahr, daß der Gruppenleiter zwar prima in Trance gleitet, aber der Rapport zur Gruppe unterbrochen wird. Die Kunst besteht darin, sich in innerer und äußerer Wahrnehmung so zu schulen, daß auch in einem Zustand der Trance die Verbindung zur äußeren Wahrnehmung aufrechterhalten bleibt („extern fokussierte Trance"). Strategie 6 Eine weitere Methode, eine Gruppentrance zu erzeugen, ist das Spiegeln (Pacen) der Stimmung der Gruppe als Ganzes. Jede Gruppe ist, systemisch gesprochen, ein Organismus, ein Ganzes. Auch der Gruppenleiter ist Bestandteil dieses „Gruppenorganismus". Wenn er sensibel für das unterschwellige Gruppenklima ist, so kann er es suggestiv spiegeln und dadurch die Gruppe in Trance führen.

Die Durchführung der Gruppenhypnose Der suggestive Text kann auf zweierlei Weise präsentiert werden: 1. Der Text wird langsam und bedächtig vom Blatt abgelesen - eine Methode, die ungeübten Gruppenleitern zu empfehlen ist. Der Vorteil besteht darin, daß man nicht aus dem Konzept kommt und Sicherheit hat. Der Nachteil ist, daß man unflexibler ist und der Rapport zur Gruppe schlechter ist. Texte für Gruppenhypnosen zum Ablesen finden Sie im 8. Kapitel dieses Buches. 2. Der Text wird frei referiert, die Gruppenatmosphäre ist das Barometer der Textpräsentation. Die nonverbalen Textparameter (Klang 117

der Stimme, Sprechtempo, Intonation, Modulation, Höhen und Tiefen) spiegeln das Gruppengefühl wider. Diese Methode verlangt viel Übung und Textsicherheit, aber sie führt schnell in tiefe Trance-Zustände hinein.

Schwierigkeiten bei der Gruppenhypnose Manchmal kommt es zu unvorhergesehenen Schwierigkeiten während einer Gruppenhypnose. Wird z.B. eine Gruppe in die Vergangenheit geführt, so kann es vorkommen, daß plötzlich ein Gruppenmitglied laut zu weinen oder zu stöhnen anfängt. Der Gruppenleiter sollte sich nicht durch die freigesetzten Affekte anstecken lassen, sondern seine Souveränität behalten. Wird er ängstlich, so spüren das die übrigen Gruppenmitglieder, reagieren ebenfalls mit Angst und erwachen aus ihrer Trance Der Gruppenleiter sollte versuchen, das Weinen des Mitgliedes zu pacen und sogar noch zu unterstützen: „Ja, es gibt gewiß viele Gründe, daß Tränen aus den Augen kullern, eine nach der anderen, und jede Träne, ja wirklich jede, hat ihre volle innere Berechtigung, so ist es gut, einfach den Tränen erlauben, sowohl aus dem linken wie auch dem rechten Auge herauszulaufen ..." Er kann zu dem weinenden Mitglied der Gruppe gehen, durch Berührung seine Präsenz demonstrieren und das Gefühl geben, daß alles in Ordnung ist. Menschen in Trance nehmen ihre Umwelt meist feinfühliger wahr als im wachen Bewußtseinszustand. Sie verfügen über feine Meßfühler für kleinste Stimmungsschwankungen und reagieren entsprechend. Sie merken also an Kleinigkeiten wie z.B. Änderungen in der Modulation der Stimme des Gruppenleiters, ob er die Situation im Griff hat oder nicht. Zunehmende Entspannung des Körpers korrespondiert außerdem naturgemäß mit parasympathischen Begleiterscheinungen. Hat man es mit einer größeren Gruppe zu tun, so hört man oft während der Entspannungsphase gurgelnde oder gluckernde Geräusche im Bauch mancher Teilnehmer. Weil sich die Magen- und Darmmuskulatur entspannt und die Peristaltik sich verstärkt, können sich die natürlichen Bauchgase bewegen und erzeugen diese typischen Geräusche. Vielen Menschen ist das unangenehm. Manche fangen an 118

zu kichern oder zu lachen, andere machen Witze darüber. Um zu verhindern, daß die hypnotische Situation unterbrochen wird, kann man den Teilnehmern in aller Ruhe erklären, daß diese Geräusche für eine Trance normal sind und daß diese Geräusche eine Form der Trance widerspiegeln, die besonders intensiv und schön sein kann. Jeder könne auf seinen eigenen Bauch hören und selber nachempfinden, wie er sich anhöre. Auch hier gilt: den potentiellen Störreiz aufgreifen, um ihn zu utilisieren, das heißt positiv in das aktuelle Geschehen einzuflechten. Selten geschieht es, daß ein Gruppenmitglied plötzlich aus der Trance erwacht, aufsteht und den Raum verläßt (mit der Ausnahme vielleicht, daß die Toilette aufgesucht wird). Der Gruppenleiter sollte sich um ein solches Mitglied kümmern. Auf keinen Fall darf dieses Hinausgehen ignoriert werden und einfach mit der Trance weitergemacht werden. Es ist möglich, daß der Hinausgegangene sich in Trance befindet und desorientiert auf dem Flur herumläuft. Sollte man emotional instabile Teilnehmer in der Gruppe haben, so empfiehlt es sich, die Gruppentrance zu zweit anzuleiten, um mit unvorhergesehenen Schwierigkeiten besser umgehen zu können.

Zurückkommen aus der Gruppenhypnose Zur Reorientierung der Gruppe sollte man sich viel Zeit lassen. Es ist notwendig, jedes Gruppenmitglied genau zu beobachten, um den Rapport zu behalten. Jeder Mensch hat seine eigene Geschwindigkeit, um sich zu reorientieren. Der individuellen Geschwindigkeit ist unbedingt Rechnung zu tragen. Während manche Gruppenmitglieder schon wach sind und im Raum umhergehen, kann es sein, daß andere noch in Trance verharren, auf dem Boden liegen und sich nicht bewegen. Die Reorientierungssuggestionen sollten so lange gegeben werden, bis alle Gruppenmitglieder wieder in der äußeren Realität sind, und das erfordert manchmal Geduld. Führte die Gruppentrance in die Vergangenheit und in möglicherweise problematische Erlebnisse, so kann es sein, daß einige Mitglieder der Gruppe auch nach der Reorientierung noch in einer Problemtrance befangen sind. Das sollte man genau registrieren, um diesen Teilnehmern Hilfe anzubieten. Nach der Gruppentrance ma119

che ich immer eine Pause von etwa 15 Minuten, um zu erreichen, daß die Teilnehmer von ihren erlebten Bildern Abstand gewinnen und ihre Eindrücke sich von selbst organisieren können. So wird oft von selbst Wesentliches von Unwesentlichem getrennt. Anschließend empfiehlt es sich, ausführlich mit der Gruppe über die Erlebnisse zu reden, um zu einer Abrundung zu kommen. Darüber hinaus ist es möglich, die Eindrücke während der Trance malen zu lassen, so daß die Teilnehmer ihre Phantasien „konserviert" vor sich haben und sich ihre Gedanken darüber machen können. Alle Teilnehmer sollten die Möglichkeit erhalten, sich äußern zu dürfen, um zu gewährleisten, daß problematische Tranceerlebnisse keine negativen Wirkungen nach sich ziehen, sondern integriert werden können.

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Hypnose erleben SelbsthypnoseÜbungsprogramme und Vorlesetrancen

4 Vorbereitung der Selbsthypnose-Übungen

werden, die nicht mit unseren Maßstäben und Vorstellungen einhergehen oder die an zeitliche, persönliche oder ethische Grenzen stoßen. Außerdem haben wir die Übungen bewußt so strukturiert, daß eine gründliche Reorientierung gewährleistet ist. Grundsätzlich kann man durch Selbsthypnose dieselbe Trancetiefe erreichen wie durch Fremdhypnose, bis hin zur Amnesie und Schmerzausschaltung. Ein Unterschied jedoch besteht. Im allgemeinen ist durch Fremdhypnose der Trance-Zustand schneller zu erreichen. In manchen Therapiesitzungen erlebt der Patient schon nach einigen Minuten eine Trance, auch der völlig Ungeübte. Das Erlernen der Selbsthypnose erfordert dagegen etwas Zeit, Geduld und Introspektion, d.h. innere Wahrnehmung, um Körperzustände wie Muskelverspannungen, Temperatur, innere Bilder usw. wahrzunehmen. Lassen Sie sich nicht durch Gedanken an Perfektion verwirren wie meine (G.S.) älteste Tochter, als sie mit ihrer kleineren Schwester ein Wettrennen veranstaltete und ich daneben stand und sagte: „Diejenige, die zuerst als Zweite hinter der Vorletzten nicht das Ziel vor der Zweiten als Erste hinter der Ersten erreicht, ist die Erste und bleibt somit auf Platz zwei."

Abb. 14: Vorübungen zur Selbsthypnose

Vorbemerkungen Der nun folgende Teil des Buches wendet sich an diejenigen Leser, die neben der Theorie auch praktische Erfahrungen mit Hypnose machen wollen. Wir haben ein Set von Übungen entwickelt, die sich für die Arbeit mit einem Therapeuten ebenso eignen wie für die Selbsthypnose. Eine immer wieder auftauchende Frage ist die nach der möglichen Tiefe der Selbsthypnose. Manche von Ihnen weTden die Befürchtung haben, daß sie nach einer Übung schwer oder gar nicht mehr wach werden, sondern unfreiwillig in Trance verharren könnten. Keine Angst, Ihre Befürchtungen sind unbegründet. Zwar kennen wir nicht genau die dahinterstehenden mentalen Mechanismen, jedoch gibt es eine uiibewußte Instanz, die verhindert, daß Zustände erlebt 122

Meine älteste Tochter lief, wie erwartet, als erste über die Ziellinie. Wer hat gewonnen? Sind Sie etwas verwirrt? Gut! Dann können wir jetzt mit den Übungen beginnen.

Der äußere Rahmen Ort und Zeit Sorgen Sie dafür, daß Sie für Ihre selbsthypnotischen Übungen einen Ort finden, an dem Sic sich wohlfühlen. Vielleicht machen Sie die Übungen morgens oder abends im Bett, wenn Sie ungestört sind, vielleicht aber auch tagsüber auf einem bequemen Stuhl oder Sessel. Für manche von Ihnen wird es auch möglich sein, die Übungen während der Bus-, Bahn- oder U-Bahnfahrt zur Arbeit zu machen, oder während eines Spazierganges durch einen Park. So erzählte mir ein Klient, dem ich Selbsthypnose beibrachte, daß er immer dreimal am Tage, jeweis für fünf Minuten, auf die Toilette ging und dort in aller Ruhe, ungestört die Übungen macht. 123

Zeit Nehmen Sie sich soviel Zeit, wie Sie haben und brauchen. Jeder Mensch ist in seiner Zeitwahrnehmung anders organisiert, so daß wir keine starren Zeitrichtlinien vorgeben möchten. Sollten Sie aber merken, daß Sie sich in einer bestimmten Zeitphase nicht richtig entspannen können, so forcieren Sie nicht, sondern hören einfach mit den Übungen auf und beginnen dann zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal. Entspannungszustände lassen sich nicht herbeizwingen, sondern nur hervorlocken. Die meisten Menschen fühlen sich am besten, wenn die Selbsthypnose-Übungen zwischen zwei und dreißig Minuten dauern. Im Urlaub können Sie sich ruhig eine oder sogar zwei Stunden am Tag damit beschäftigen. Bitte machen Sie die Übungen aber nicht dauernd und überall, sondern nur in einer dafür extra reservierten Zeit und wenn möglich an immer dem gleichen Ort, damit Sie nicht den ganzen Tag in einem hypnoiden Dämmerzustand verbringen.

Körperhaltung Es gibt keine allgemein gültige Körperhaltung, die für alle Menschen gleich entspannend wirkt. Achten Sie darauf, daß Ihre Atmung frei sein kann, öffnen Sie Ihren Gürtel, um es Ihrem Bauch zu erleichtern, frei atmen zu können. Wenn Sie in einer ruhigen Körperhaltung entspannen wollen, so ist es wichtig, darauf zu achten, daß Sie eine bequeme Haltung finden, daß während des Sitzens die Beine nicht übereinandergeschlagen sind, sonst könnten sie einschlafen. Auch wenn Sie im Stehen, Laufen oder Gehen Trance erleben wollen, so ist das völlig in Ordnung. Viele Jogger, Radfahrer, Schwimmer, Golfspieler, Musiker, Tänzer usw. berichten von Tranceerlebnissen in Bewegung - wunderbar.

Walkman oder einer Stereoanlage. In manchen Büchern wird NewAge-Musik oder Barockmusik, mit einem Takt von 60 Schlägen pro Minute, als entspannend und wohltuend empfohlen - manche empfinden diese Musik als besonders wohltuend, jedoch meinen wir, daß es dem Leser überlassen sein sollte, die Musik auszuwählen, die für ihn passend ist.

Düfte Geruchsreize können ebenfalls trancestimulierend wirken. Manchmal kann der Geruch von Duftölen oder Räucherstäbchen hilfreich sein, um Entspannungszustände zu fördern. Friedrich Schiller soll die besten Ideen beim Duft eines faulenden Apfels gehabt haben. Probieren Sie aus, was Ihnen angenehm ist. Ihrer Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Andere Entspannungsverfahren Autogenes Training

Musik

Einige Leser haben sicherlich Erfahrung mit Autogenem Training. Sollte es Ihnen mit Autogenem Training gelingen, einen Entspannungszustand zu erleben, so nutzen Sie diese Methode. Allerdings ist Selbsthypnose nicht mit dem Autogenen Training identisch. Während das Autogene Training immer streng formalisiert, mit direktiven Suggestionen arbeitet (z.B.: „ Mein rechter Arm ist ganz schwer"), nutzt unser Konzept der Selbsthypnose das spontane innere und äußere Geschehen und Erleben, um Trance herbeizuführen. Viele Leser, die Probleme mit dem Autogenen Training haben, die z.B. die Wärme in den Händen schwer spüren können, werden feststellen, daß diese Probleme bei unserer Form der Selbsthypnose kaum auftauchen. Ericksonsche Selbsthypnose ist wesentlich offener und flexibler.

Für viele Menschen wirkt eine bestimmte Art von Musik beruhigend und entspannend. Wenn Sie feststellen, daß Musik Ihnen beim Erleben von Trance hilft, so hören Sie Ihre Lieblingssmusik mit einem

Ein weiterer Unterschied zwischen Autogenem Training und Selbsthypnose liegt in der Geschwindigkeit, mit der Trance und Entspannung eingeleitet werden kann. Das Autogene Training ver-

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langt eine ziemlich lange Übung und viel Selbstdisziplin (J.H. Schultz, der Begründer des Autogenen Trainings, war Militärarzt). Nach unseren Erfahrungen ist es mit Selbsthypnose möglich, schon nach wenigen Übungen Trance-Zustände zu erleben, je nach der Empfänglichkeit des Übenden.

Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen Nicht ganz so bekannt wie Autogenes Training ist die Methode der progressiven Muskelentspannung nach Jacobsen. Durch das bewußte Anspannen und Entspannen der verschiedenen Muskelgruppen kann man die Unterschiede zwischen An- und Entspannung spüren und durch die so gewonnene Körpersensibilisierung Ruhe und Entspannung entstehen lassen. Auch diese Methode, wenn sie schon erlernt ist und funktioniert, eignet sich gut, um Selbsthypnose und die dazugehörigen Prozesse einzuleiten.

Yoga und andere östliche Meditationstechniken Wenn Sie mit Yoga, transzendentaler Meditation, Zen, Lichtimaginationstechniken oder ähnlichen Formen Erfahrung haben, so können Sie selbstverständlich auch hier auf Ihren Erfahrungsschatz zurückgreifen und diese Methoden benutzen, um einen veränderten Bewußtseinszustand einzuleiten.

Vorübungen zur Selbsthypnose

Ihre Augen zwanglos auf irgendeinen Punkt nicht zu nah am Auge, z.B. einen Fleck an der Wand, eine Lampe oder eine Baumspitze. 1. Nun sagen Sie bitte im Rhythmus Ihrer Atembewegungen im stillen, also mit Ihrer inneren Stimme, zu sich selbst, was Ihre Augen gerade jetzt sehen. Beschreiben Sie für sich drei Dinge, die Ihre Augen, während Sie den Punkt fixieren, sehen. (Wenn Ihre Augen auf ein Bild an der Wand schauen, können Sie vielleicht innerlich zu sich sagen: „Ich sehe ein viereckiges Bild an der Wand. Ich sehe einen Nagel über dem Bild. Ich sehe einen Schatten rechts vom Bild.") Einen Teil Ihrer optischen Eindrücke werden Sie nur peripher, also am Rande Ihres Gesichtsfeldes sehen, das ist aber völlig in Ordnung so. 2. Hören Sie nun bitte genau, welche akustischen Reize aus Ihrer Umwelt Ihre Ohren erreichen. Man hört immer etwas! Beschreiben Sie für sich im stillen genau, was Sie gerade hören. Beschreiben Sie drei unterschiedliche Geräusche, Klänge oder Töne, die Sie hören. (Z.B.: „Ich höre gerade Straßengeräusche. Ich höre das Ticken einer Uhr. Ich höre Kinderstimmen.") Achten Sie darauf, daß die Sätze, die Sie zu sich selbst sprechen, mit Ihrer „inneren Stimme" im Rhythmus Ihres Atems und immer beim Ausatmen gesagt werden. Wenn Sie Schwierigkeiten damit haben, Ihre Sätze an Ihren Atemrhythmus anzupassen, probieren Sie zunächst im Wachsein, mit kurzen, laut gesprochenen Sätzen, Sprache und Atemrhythmus zu koordinieren. Danach machen Sie die Übung noch einmal. Das ist anfangs vielleicht etwas kompliziert und wird Ihre Aufmerksamkeit weitgehend beanspruchen. Genau das ist der Sinn der Übung! Ihre Aufmerksamkeit wird absorbiert von inneren Prozessen. Das öffnet den Weg in die Trance hinein.

Die VAK-Methode Suchen Sie Ihren Entspannungsort auf. Gegebenenfalls stellen Sie das Telefon aus, und hängen Sie einen Zettel „Bitte nicht stören" an die Tür. Setzen Sie sich auf einen bequemen Stuhl oder in einen bequemen Sessel, legen Sie sich auf ein Bett, eine Couch, den Teppich oder im Park auf eine Wiese, oder stehen Sie einfach relativ bewegungslos. Achten Sie auf Ihren Atemrhythmus. Machen Sie nichts absichtlich, und forcieren Sie keine Körperbewegungen. Richten Sie 126

3. Nachdem Sie sich selbst drei Dinge, die Sie sehen, und drei Dinge, die Sie hören, beschrieben haben, lassen Sie Ihre Augen immer noch auf den gleichen Punkt fixiert, und versuchen Sie nun wieder im stillen, drei Dinge zu benennen, die Sie gerade spüren, fühlen, die Ihr Körper wahrnimmt. (Z.B.: „Ich spüre mein Körpergewicht auf dem Stuhl. Ich spüre die Feuchtigkeit in meinem Mund. Ich spüre Verspannungen in meiner rechten Schulter.") Versuchen Sie nicht, etwas 127

zu ändern, etwa sich zu entspannen oder ähnliches. Benennen Sie lediglich innerlich drei Dinge, die Sie jetzt mit Ihrer Körperwahrnehmung empfinden. Haben Sie jeweils drei visuelle, akustische und kinästhetische (also gefühlsbezogene) Wahrnehmungen mit Ihrer inneren Stimme benannt, so wiederholen Sie die Übung gleich anschließend nochmals, diesmal jedoch mit nur zwei visuellen, akustischen und kinästhetischen Wahrnehmungen. Dann noch einmal von vorne mit jeweils nur einer visuellen, akustischen und kinästhetischen Beschreibung. Das Schema wäre also: VW AAA KKK, W AA KK, VAK (daher heißt die Übung auch VAK-Übung). Am Ende werden Sie sich sehr wahrscheinlich in einem leichten Trance-Zustand befinden. Sie glauben das nicht? Probieren Sie es aus. Zur Reorientierung zählen Sie bitte langsam von eins bis zehn (sprechen Sie die Zahlen sich innerlich laut zu), machen Sie die Augen so früh wie möglich auf. Bei „zehn" atmen Sie absichtlich so tief ein, wie Sie können. Bewegen Sie sich, schneiden Sie Grimassen, recken und strecken Sie sich. Haben Sie das Gefühl, noch ein wenig schummrig zu sein, so können Sie sich kurz das Gesicht und die Hände mit kaltem Wasser waschen, das hilft in jedem Fall, wieder wach zu werden. Da diese Übungssequenz mit einer gewissen Konzentration verbunden ist, werden Sie merken, daß Ihr Körper Ihnen, wie von allein, einen Alternativzustand anbietet: lose Phantasien, Geräusche und Empfindungen machen sich breit und führen auf den Weg in die Selbsthypnose. Wenn Sie dabei nicht mehr kontrollierend eingreifen, dann können Sie schon auf diese Weise auch tiefere Trance-Zustände erzeugen. Sie tauchen vorübergehend in eine Welt von Tagträumen ein. Probieren Sie es aus! Wie diese Zustände genutzt werden können, werden wir später ausführlich beschreiben.

Peripheres Sehen Was ist peripheres Sehen? Jeder von Ihnen, der Auto fährt, muß jederzeit damit rechnen, daß Hindernisse (Passanten, Autos, Tiere) von der Straßenseite auf die Fahrbahn gelangen. Im peripheren 128

Sichtfeld des Autofahrers werden diese Dinge im allgemeinen unbewußt registriert und nur bei Gefahr (z.B. ballspielende Kinder auf dem Bürgersteig) bewußt wahrgenommen. Die Augen des Autofahrers sind zwar auf die Straße gerichtet, ein Teil seiner Aufmerksamkeit allerdings ist mit den Randgeschehnissen beschäftigt. Peripheres Sehen bedeutet also, daß ein Teil der Aufmerksamkeit halb bewußt auch auf den Rand des Gesichtsfeldes gerichtet ist. Setzen oder legen Sie sich bitte entspannt hin. Fokussieren Sie mit Ihren Augen einen ruhenden Punkt. Achten Sie darauf, daß Ihre Augen wirklich nur diesen einen Punkt fixieren. Nun wenden Sie sich bitte Ihrem peripheren Sehfeld zu. Beschreiben Sie für sich im stillen, mit „inneren Worten", was Sie im Randbereich Ihres Gesichtsfeldes verschwommen sehen können. Gehen Sie mit Ihrer Aufmerksamleit allmählich immer weiter vom Focus der Augen weg. Irgendwann kommt ein Bereich, in dem Sie die Dinge Ihrer Umgebung nicht mehr genau identifizieren und nur noch vage erkennen können. Machen Sie diese Übung sowohl für die linke als auch die rechte Seite Ihres Gesichtsfeldes. Nachdem Sie Ihre peripheren Sehmöglichkeiten ausgelotet haben, f okussieren Sie wieder einen Punkt mit Ihren Augen (denselben wie vorher oder einen anderen). Gehen Sie nun mit Ihrer Aufmerksamkeit in den peripheren Grenzbereich Ihrer optischen Wahrnehmung und beschreiben Sie für sich, innerlich oder laut, einen Gegenstand, den Sie gerade noch so, eher verschwommen erahnen, als sehen können. Der Gegenstand, den Sie „sehen", sollte ruhend sein, also z.B. nicht ein Mensch oder ein sich bewegendes Tier. Nun versuchen Sie sich vorzustellen, wie sich die Farbe dieses Gegenstandes ändert (z.B. daß ein weißes Bücherregal grau wird). Stellen Sie sich eine andere Farbe dieses Gegenstandes vor. Das sollte Ihnen nicht allzu schwerfallen, da Sie den Gegenstand ja sowieso nur vage und unscharf sehen und seine Farbe nicht genau identifizieren können. Probieren Sie es aus. Es ist leichter, als Sie denken. Sobald Sie merken, daß Ihre Phantasie die Farbe der Gegenstände in Ihrer optischen Peripherie ändert, werden Sie ein merkwürdiges Gefühl in Ihrem Körper wahrnehmen. Sie beginnen, in Trance zu gehen. Wenn Sie diese Gefühle und Empfindungen zulassen, so werden sie sich allmählich verstärken, und Sie können auch tiefere Trance-Zustände erreichen. 129

Wenn Sie diese Übungen abends im Bett machen, kann es sein, daß Sie dabei einschlafen. Das ist vollkommen in Ordnung. Die Übungen können das Einschlafen beschleunigen, Ihren Schlaf vertiefen und verbessern und Ihre Traumtätigkeit intensivieren. Sie wachen dann morgens erfrischter und erholter auf. Da die Übung fast überall zu machen ist, halten Sie nun am besten kurz mit dem Lesen inne und verbringen ein paar Minuten damit. Lesen allein genügt nicht. Sie müssen es ausprobieren, um Trance zu erleben. Es ist leicht. Sie werden es sehen.

Magisches Auge Die seit geraumer Zeit auf dem Markt befindlichen Bücher mit 3-D Bildern eignen sich ebenfalls für die Etablierung von selbsthypnotischen Zuständen. Wenn Sie Besitzer derartiger Bilderbücher sind, so suchen Sie ein Bild aus, das Ihnen gefällt, schauen Sie in der im Buch beschriebenen defokussierten Weise auf das Bild und lassen sich in Trance führen.

Die Ein-Punkt-Methode Suchen Sie sich eine Position, in der Sie einen freien Blick haben, und achten Sie darauf, daß keine störenden Reize zwischen Ihren Augen und einem anvisierten Punkt auftreten. Nachdem Sie einen Punkt gefunden haben, den Sie anvisieren können, schauen Sie so lange auf den Punkt, bis Ihre optische Wahrnehmung zu „fließen" anfängt. Anfänger machen manchmal den Fehler, daß sie nicht diszipliniert genug auf einen Punkt schauen, sondern mit ihren Augäpfeln von Zeit zu Zeit zitternde Bewegungen machen und andere Dinge anschauen. Passen Sie also auf, daß Sie wirklich fest auf diesen Punkt schauen, ohne zu blinzeln. Beschleunigen können Sie diese einfache Tranceübung, indem Sie einige Male tief ein- und ausatmen, während Sie gleichzeitig auf den Punkt schauen. Sie glauben nicht, daß Sie dadurch einen leicht veränderten Bewußtseinszustand erleben können? Probieren Sie es aus. Sollte Ihnen diese Übung zusagen, um mit Trancephänomenen zu experimentieren, so achten Sie darauf, wie Ihr Körper Ihnen, außer über die visuelle Wahrnehmung, noch 130

signalisiert, daß Trance im Entstehen begriffen ist. Wo entsteht z.B. ein Wärmegefühl? Welche Muskelgruppen entspannen sich zuerst? Wie verändert sich die Atmung? Da auch diese Übung fast überall ausführbar ist, haben Sie die Gelegenheit, üben zu können, wo immer Sie gerade sind, z.B. am Schreibtisch, auf einer Parkbank, in einer Warteschlange vor dem Postschalter oder am besten jetzt gleich.

Tiefatmung Diese Art der Selbsthypnose sollte nur von Menschen angewandt werden, die bereits einige Erfahrung mit Körperarbeit oder TranceZuständen haben und sich psychisch und emotional stabil fühlen. Am besten geeignet ist eine bequeme Liegemöglichkeit des Körpers oder ein bequemer Sessel. Haben Sie eine bequeme Körperhaltung gefunden, so atmen Sie so tief, wie es geht, und etwas schneller als normal ein und aus. Atmen Sie einfach drauflos. Nach ein paar Minuten schon wird sich das chemische Gleichgewicht in Ihrem Körper leicht verschieben. Ihre Körperzellen werden mit Sauerstoff angereichert, der PH-Wert des Blutes wird basischer, was manche Menschen als sehr angenehm, andere als eher unangenehm beschreiben. Wenn Sie zur ersten Gruppe gehören, so atmen Sie weiter so und lassen sich von Ihren inneren Körpervorgängen überraschen. Sie werden einen tranceähnlichen Rauschzustand erleben. In Extremfällen kann es zu unwillkürlichen Muskelzuckungen oder Krampfzuständen im Hand- oder Mundbereich kommen (Hyperventilationssyndrom). Sobald Sie mit dem Atmen aufhören, gehen die Kontraktionen zurück. So weit müssen Sie aber bei weitem nicht gehen. Da bei dieser Übung schon nach 5-10 Minuten intensive Körpersensationen und -gefühle auftreten können und bei Ungeübten manchmal eine Furcht vor Kontrollverlust auftritt, sei nochmals darauf hingewiesen, sich auf das eigene Gefühl zu verlassen und diese Übung wirklich nur dann und so weit zu machen, wie es keine inneren Einwände dagegen gibt. Nach der Phase der Tiefatmung nehmen Sie sich bitte viel Zeit, um die Erfahrungen im Liegen nachwirken und ausklingen zu lassen. Viele fühlen sich dabei so wie in „Abrahams Schoß", als würde man schweben - eben wie in Trance. 131

Die Treppeninduktion Stellen Sie sich eine Treppe vor. Es ist egal, ob es sich um eine Wendeltreppe oder um eine gewöhnliche Haustreppe handelt oder um eine ganz individuell, traumhaft erzeugte. Stellen Sie sich vor, wie Sie Schritt für Schritt die Treppe hinuntergehen. Mit jedem Schritt, den Sie tiefer gehen, stellen Sie sich vor, daß Sie sich ein wenig entspannter und ruhiger fühlen. Zählen Sie leise die Stufen, die Sie hinuntergehen. Bleiben Sie auf jeder Stufe etwa fünf Sekunden lang stehen und schauen sich um. Nachdem Sie zehn Stufen hinuntergegangen sind und dabei mehr und mehr entspannen konnten, gehen Sie nun wieder fünf Stufen nach oben und werden sozusagen wieder halb wach. Nun gehen Sie von der fünften Stufe aus zehn Stufen hinunter, also bis zur 15. Treppenstufe, (im Geist mitzählen!) und entspannen sich dabei immer mehr. Dann gehen Sie wieder fünf Stufen nach oben, also bis zur zehnten Stufe, und werden dabei wieder etwas wacher. Gehen Sie sodann von der zehnten Stufe zehn Stufen tiefer nach unten und anschließend wieder fünf Stufen hinauf. Also immer zehn Stufen runter und fünf Stufen wieder rauf. Gehen Sie so lange, bis Sie etwa bei der 35. Stufe angelangt sind. Wenn Sie die Übung richtig machen, werden Sie feststellen, daß Sie dabei in Trance gleiten und sich gut entspannen können. Sollten Sie den Wunsch verspüren, möglichst schnell wieder wach zu werden, so stellen Sie sich einen Expreßaufzug vor, der Sie schnell nach oben befördert. Atmen Sie dann drei- bis viermal tief ein und aus, öffnen Sie die Augen und bewegen Sie sich. Selbstverständlich können Sie auch noch tiefer die Treppe hinuntersteigen als „nur" bis zur 35. Stufe. Unser derzeitiger Rekord liegt bei 55 Stufen (aber bitte: jede einzelne Stufe wirklich hinuntergehen und nicht hüpfen oder springen). Versuchen Sie, uns zu schlagen. Im Prinzip können Sie so tief gehen, wie Sie wollen. Das Treppenmotiv eignet sich sehr gut dazu, um bei Einschlafschwierigkeiten in den Schlaf hineinzugleiten. Haben Sie mit der Methode ein wenig Übung, so erübrigt es sich, zwischenzeitlich die fünf Stufen wieder hochzugehen. Sie können dann auf Ihrer imaginären Treppe so weit hinuntersteigen, wie Sie wollen, in die Trancetiefe hinein, die Sie wünschen. Experimentieren Sie mit dieser Übung, und finden Sie die Ihnen angemessene Stufenzahl selbst heraus. 132

5 Test „Bevorzugtes Sinnessystem" Einführung Jeder Mensch ist anders - das ist eine Binsenweisheit. Aber wußten Sie auch, daß jeder Mensch anders wahrnimmt? Nicht nur die Inhalte der Wahrnehmung, also das, was wir wahrnehmen, unterscheiden sich von Mensch zu Mensch. Wir neigen auch dazu, ein bestimmtes Sinnessystem zu bevorzugen oder zu vernachlässigen. Die Sinnessysteme, das sind unsere fünf Sinne: Sehen, Hören, Spüren, Riechen, Schmecken. Natürlich haben alle Menschen, sofern sie nicht durch eine Krankheit, einen Geburtsfehler oder durch einen Unfall behindert sind, also zum Beispiel blind oder taub, alle fünf Sinne zur Verfügung. Sicherlich kennen Sie aber auch Menschen, die zum Beispiel ausgesprochene „Augentiere" sind, die sich also zum Beispiel besonders gerne Filme, Bilder, Ausstellungen anschauen, die als Hobby vielleicht malen oder fotografieren oder die dazu neigen, andere Menschen stark nach ihrem Aussehen zu bewerten, die aber vielleicht nicht im gleichen Maße Bezug zu Musik oder zu gutem Essen haben. Bei diesen Menschen überwiegt das optische System, das Sehen, und die anderen Systeme sind ihm gegenüber weniger betont. Andere Menschen haben vielleicht eine unübersehbare Sammlung von CDs und Schallplatten sowie eine Stereoanlage, für die sie mehrere Monatseinkommen klaglos hingeblättert haben, sie sitzen grundsätzlich mit einem Walkman in der U-Bahn, haben vielleicht als Jugendliche schon mehrere Instrumente gelernt und lieben es, zu Konzerten und Musikveranstaltungen zu gehen, aber wenn ihre Freundin ein neues Kleid anhat, fällt ihnen das erst auf, wenn man sie darauf aufmerksam macht. Sie haben „keine Augen" für ein geschicktes Blumenarrangement, und die farbliche Zusammenstellung ihrer Kleidung erinnert an einen Flickenteppich. Bei diesen Menschen steht das Hören, das akustische System, im Vordergrund ihrer Wahrnehmung, und das Sehen tritt dahinter zurück. Ebenso gibt es Menschen, die fast alles für eine schöne Massage tun würden, die stundenlang kuscheln oder in der Badewanne liegen können und dazu neigen, ständig jeden Menschen zu umarmen, von dem sie nur den Vornamen kennen, die aber nicht in der Lage wären, 133

die ersten fünf Töne von Beethovens „Neunter" zu pfeifen oder sich einen gelbgrün gepunkteten Elefanten vorzustellen. Bei diesen Menschen steht die Körperwahrnehmung im Vordergrund, das Sehen und das Hören ist für sie nicht in gleichem Maße bedeutungsvoll. Die anderen Sinnessysteme wie Riechen, Schmecken, der Gleichgewichts- und Temperatursinn können ebenfalls betont sein. So gibt es „Nasentiere", die sich ohne weiteres in jemanden verlieben können, nur weil er oder sie gut riecht. Oder es gibt Feinschmecker, für die nicht nur die Liebe, sondern das halbe Leben „durch den Magen" geht. Aber 99% der Menschen bevorzugen in erster Linie eines der drei „großen" Sinnessysteme: Sehen, Hören oder Spüren, die anderen Sinne sind eher nachrangig, so daß wir hier der Einfachheit halber auf sie nicht näher eingehen. Wir haben für Sie einen Test ausgearbeitet, mit dem Sie feststellen können, ob Sie eher visuell (mit den Augen), eher akustisch (mit den Ohren) oder eher kinästhetisch (mit dem Körper) wahrnehmen. Sie werden sich vielleicht fragen, wofür es wichtig ist, das zu wissen. Es ist wichtig, es ist sogar etwas ganz Zentrales. Die Wahrnehmung bestimmt sehr stark unser Denken, Fühlen und Handeln. „Visuelle" Menschen zum Beispiel denken xmdßhlen überwiegend im visuellen Kanal. Wenn ein visueller Mensch sich zum Beispiel an ein angenehmes Ereignis erinnert, dann sieht er es in Form von inneren Bildern oder Filmen. Wenn er eine Entscheidung fällen muß, dann hantiert er innerlich (meist bloß halb bewußt) mit optischen Phantasien. „Akustiker" dagegen hören einen inneren Dialog oder sprechen innerlich, in ihren Gedanken, vor sich hin („innerer Monolog"). „Kinästhetiker" wiederum gehen vor allem nach ihren Geßhlen. Sie erinnern sich vor allem daran, wie sich etwas angefühlt hat. Zu welcher Gruppe gehören Sie? Das erfahren Sie durch unseren Test. Gleichzeitig können Sie mit diesem Test feststellen, wie gut Ihre selbsthypnotischen Fähigkeiten sind. Je leichter Ihnen die folgenden Testübungen fallen, desto besser sind Sie schon jetzt in der Lage, in Trance zu gehen. Sie können die Testübungen nämlich nur dann ausführen, wenn Sie in einen nach innen gerichteten Zustand der Imagination gehen, man könnte von einem trance-ähnlichen oder vorhypnotischen (hypnoiden) Zustand sprechen. Natürlich ist das Überwiegen eines Sinnessystems über die anderen nichts Hundertprozentiges, wie Sie bei der Testauswertung ver134

mutlich sehen (hören?, spüren?) werden. Aber wenn Sie wissen, welches Sinnessystem Sie bevorzugen, dann können Sie das benutzen, um in die folgenden Hypnose- und Selbsthypnose-Übungen leichter einzusteigen. Für einen Visuellen ist es nämlich viel leichter, sich eine Trance-Anleitung optisch, bildlich vorzustellen (zu „visualisieren"), und dadurch in Trance zu gehen. Einem Akustiker dagegen wird das Visualisieren schwerer fallen. Er wird leichter in Trance gehen können, indem er innerlich zu sich selbst spricht bzw. zu sich selbst gesprochene suggestive Anleitungen gibt. Einem Kinästhetiker wiederum wird es am leichtesten fallen, sich auf seine Körperwahrnehmungen zu konzentrieren und durch Entspannungs- und Körperübungen in Trance zu gehen. In unseren Übungsprogrammen ist für alle drei Gruppen etwas enthalten, manchmal werden Sie auch ausdrücklich auf die Anwendung der Sinnessysteme hingewiesen. Da es bei einigen Hypnose- und Selbsthypnose-Übungen tiefer in die Trance hineinführt, alle Sinnessysteme anzusprechen, haben wir im zweiten Teil dieses Kapitels unter der Bezeichnung „Überlappungsübungen" eine Serie von Techniken beschrieben, mit denen jeder der drei Haupt-Wahrnehmungstypen lernen kann, auf der Phantasieebene auch die beiden anderen Systeme zu nutzen und zur Verfügung zu haben. Für den folgenden Test brauchen Sie etwa eine dreiviertel Stunde Zeit. Sie brauchen nichts weiter als einen Stift. Setzen Sie sich gemütlich hin - und los geht's.

Test: Welches Sinnessystem bevorzugen Sie? Bitte in die leeren Kästchen eintragen bzw. ankreuzen: (1) Auf welche Weise könnten Sie sich am besten entspannen: Fernsehen = 10 visuelle Punkte

Musik hören = 10 akustische Punkte

mich bewegen = 10 kinästhetische Punkte

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(2) Wenn eine Freundin oder ein Freund Sie zu einer der folgenden Aktivitäten einladen würde, welche würde Ihnen in der Regel am besten gefallen? in einen guten Film gehen

in ein gutes Konzert gehen

in eine gute Sauna gehen

= 10 visuelle Punkte

= 10 akustische Punkte

= 10 kinästhetische Punkte

(3) Schließen Sie die Augen, nehmen Sie einen tiefen Atemzug. Stellen Sie sich bitte Ihre Mutter vor. Was taucht zuerst auf? Versuchen Sie das für etwa eine halbe Minute, dann öffnen Sie die Augen, blinzeln Sie einige Male, und schütteln Sie leicht den Kopf, um wieder wacher zu werden. ich sehe zuerst ein Bild

ich höre zuerst Worte oder ein Geräusch

ich spüre zuerst eine Körperempfindung

= 10 visuelle Punkte

= 10 akustische Punkte

= 10 kinästhetische Punkte

(4) Schließen Sie die Augen, nehmen Sie einen tiefen Atemzug. Stellen Sie sich bitte Ihren letzten Urlaub vor. Was taucht zuerst auf? Versuchen Sie das für etwa eine halbe Minute, dann öffnen Sie die Augen, blinzeln Sie einige Male, und schütteln Sie leicht den Kopf. ich sehe zuerst ein Bild = 10 visuelle Punkte

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.

ich höre zuerst Worte oder ein Geräusch

ich spüre zuerst eine Körperempfindung

= 10 akustische Punkte

= 10 kinästhetische Punkte

(5) Schließen Sie die Augen, nehmen Sie einen tiefen Atemzug. Stellen Sie sich bitte jetzt „Ruhe" vor. Versuchen Sie das für etwa eine halbe Minute, dann öffnen Sie die Augen, blinzeln Sie einige Male, und schütteln Sie leicht den Kopf. ich sehe zuerst ein Bild

ich höre zuerst Worte oder ein Geräusch

ich spüre zuerst eine Körperempfindung

= 10 visuelle Punkte

= 10 akustische Punkte

= 10 kinästhetische Punkte

(6) Was macht eine Person des anderen Geschlechtes für Sie vor allem interessant: daß ich mit ihr/ihm » gut reden kann

daß sie / e r gut aussieht = 10 visuelle Punkte

daß sie/er sich gut anfühlt = 10 kinästhetische Punkte

= 10 akustische Punkte

(7) Schauen Sie sich Ihre linke Hand etwa 5 Sekunden lang an. Schließen Sie die Augen, nehmen Sie einen tiefen Atemzug, und stellen Sie sich Ihre Hand im Geist vor. Können Sie einzelne Finger unterscheiden? Können Sie die Hand als vollständiges, klares Bild (nicht nur vage oder als einzelne, unzusammenhängende Hecke) sehen? Versuchen Sie das für etwa eine halbe Minute, dann öffnen Sie die Augen, blinzeln Sie einige Male, und schütteln Sie leicht den Kopf. fällt mir schwer 0

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(8) Klopfen Sie mit den Fingern Ihrer rechten Hand jetzt an fünf verschiedenen Stellen auf einen Tisch. Schließen Sie die Augen, nehmen Sie einen tiefen Atemzug. Stellen Sie sich dieses Geräusch innerlich vor. Können Sie die etwas unterschiedlichen Klänge im Geist wiederholen? Hören Sie die Abfolge der Geräusche in der richtigen Reihenfolge und im richtigen Tempo? Versuchen Sie das für etwa eine halbe Minute, dann öffnen Sie die Augen, blinzeln Sie einige Male, und schütteln Sie leicht den Kopf. 0

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, 10

(10) Schließen Sie die Augen, und nehmen Sie einen tiefen Atemzug. Stellen Sie sich bitte einen Sonnenuntergang vor. Können Sie mehrere Farben unterscheiden? Sehen Sie ein feststehendes Bild, das nicht „schwimmt" und sich nicht bewegt oder verändert? Versuchen Sie das für etwa eine halbe Minute, dann öffnen Sie die Augen, blinzeln Sie einige Male, und schütteln Sie leicht den Kopf.

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(9) Bitte reiben Sie mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand einige Sekunden Ihr rechtes Ohrläppchen. Schließen Sie die Augen, nehmen Sie einen tiefen Atemzug. Vergegenwärtigen Sie sich diese Berührung innerlich. Können Sie die Temperatur Ihrer Finger fühlen? Können Sie die Berührung an der Außenseite des Ohrläppchens von der Berührung an der Innenseite unterscheiden? Versuchen Sie das für etwa eine halbe Minute, dann öffnen Sie die Augen, blinzeln Sie einige Male, und schütteln Sie leicht den Kopf. fällt mir schwer 1 2 3

(11) Schließen Sie die Augen, und nehmen Sie einen tiefen Atemzug. Stellen Sie sich bitte Meeresrauschen vor. Können Sie das An- und Abschwellen der Brandung unterscheiden? Können Sie sich vorstellen, daß Sie am Strand stehen, so daß Sie das Meeresrauschen von links und von rechts gleichzeitig hören? Versuchen Sie das für etwa eine halbe Minute, dann öffnen Sie die Augen, blinzeln Sie einige Male, und schütteln Sie leicht den Kopf.

(12) Schließen Sie die Augen, und nehmen Sie einen tiefen Atemzug. Stellen Sie sich vor, wie es sich anfühlt, am Strand im Sand zu liegen. Können Sie die Temperatur des Sandes fühlen? Können Sie den Sand unter Ihrem ganzen Körper gleichzeitig fühlen? Versuchen Sie das für etwa eine halbe Minute, dann öffnen Sie die Augen, blinzeln Sie einige Male, und schütteln Sie leicht den Kopf. 0

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(13) Schließen Sie die Augen, nehmen Sie einen tiefen Atemzug. Stellen Sie sich bitte jetzt das Gesicht einer alten Frau vor, das jünger und jünger wird, bis es schließlich das Gesicht eines kleinen Mädchens ist. Versuchen Sie das für etwa eine halbe Minute, dann öffnen Sie die Augen, blinzeln Sie einige Male, und schütteln Sie leicht den Kopf. 0

fällt mir schwer 1 2 3

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(14) Schließen Sie die Augen, nehmen Sie einen tiefen Atemzug. Stellen Sie sich jetzt ein lautes Rufen vor, das leiser und leiser wird, bis es schließlich ein leises Flüstern ist. Versuchen Sie das für etwa eine halbe Minute, dann öffnen Sie die Augen, blinzeln Sie einige Male, und schütteln Sie leicht den Kopf. fällt mir schwer 0

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(18) Schließen Sie die Augen, nehmen Sie einen tiefen Atemzug. Stellen Sie sich vor, wie es sich anfühlen würde, Schäfchenwolken zu streicheln. Versuchen Sie das für etwa eine halbe Minute, dann öffnen Sie die Augen, blinzeln Sie einige Male, und schütteln Sie leicht den Kopf. fällt mir schwer

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(15) Schließen Sie die Augen, nehmen Sie einen tiefen Atemzug. Stellen Sie sich jetzt ein Gefühl der Hitze in Ihrem Kopf vor, die mehr und mehr abnimmt, bis Ihr Kopf sich angenehm kühl anfühlt. Versuchen Sie das für etwa eine halbe Minute, dann öffnen Sie die Augen, blinzeln Sie einige Male, und schütteln Sie leicht den Kopf. fällt mir schwer 0

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(19) Schließen Sie die Augen, nehmen Sie einen tiefen Atemzug. Stellen Sie sich jetzt bitte eine „gemütliche Dämmerung" vor. Versuchen Sie das für etwa eine halbe Minute, dann öffnen Sie die Augen, blinzeln Sie einige Male, und schütteln Sie leicht den Kopf.

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fällt mir leicht 10

(16) Schließen Sie die Augen, nehmen Sie einen tiefen Atemzug. Stellen Sie sich bitte einen Zwerg vor mit einem Zauberstab, der Funken schlägt. Versuchen Sie das für etwa eine halbe Minute, dann öffnen Sie die Augen, blinzeln Sie einige Male, und schütteln Sie leicht den Kopf.

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(21) Schließen Sie die Augen, nehmen Sie einen tiefen Atemzug. Stellen Sie sich bitte eine „tragende Berührung" vor. Versuchen Sie das für etwa eine halbe Minute, dann öffnen Sie die Augen, blinzeln Sie einige Male, und schütteln Sie leicht den Kopf.

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(17) Schließen Sie die Augen, nehmen Sie einen tiefen Atemzug. Stellen Sie sich bitte vor, wie die Stimme einer Birke klingen mag. Versuchen Sie das für etwa eine halbe Minute, dann öffnen Sie die Augen, blinzeln Sie einige Male, und schütteln Sie leicht den Kopf. fällt mir schwer

8

(20) Schließen Sie die Augen, nehmen Sie einen tiefen Atemzug. Stellen Sie sich bitte einen „einschläfernden Klang" vor. Versuchen Sie das für etwa eine halbe Minute, dann öffnen Sie die Augen, blinzeln Sie einige Male, und schütteln Sie leicht den Kopf. fällt mir schwer

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(22) Schließen Sie die Augen, nehmen Sie einen tiefen Atemzug. Stellen Sie sich jetzt den Mond vor, wie er um die Erde kreist, während die Erde um die Sonne kreist. Versuchen Sie das für etwa eine halbe Minute, dann öffnen Sie die Augen, blinzeln Sie einige Male, und schütteln Sie leicht den Kopf. fällt mir schwer 0

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(23) Schließen Sie die Augen, nehmen Sie einen tiefen Atemzug. Stellen Sie sich jetzt bitte die Töne eines Schlagzeuges, zusammen mit Klaviertönen vor und dazwischen dazu passende Töne eines Saxophons. Versuchen Sie das für etwa eine halbe Minute, dann öffnen Sie die Augen, blinzeln Sie einige Male, und schütteln Sie leicht den Kopf. fällt mir schwer 0

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(25) Schließen Sie die Augen, nehmen Sie einen tiefen Atemzug. Stellen Sie sich bitte das Gesicht Ihrer ersten Lehrerin/Ihres ersten Lehrers vor. Können Sie ihre/seine Augenfarbe sehen? Versuchen Sie das für etwa eine halbe Minute, dann öffnen Sie die Augen, blinzeln Sie einige Male, und schütteln Sie leicht den Kopf. 0

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(27) Schließen Sie die Augen, nehmen Sie einen tiefen Atemzug. Stellen Sie sich jetzt bitte vor, wie sich das Material Ihres ersten Schulranzens angefühlt hat. Können Sie das Äußere des Ranzens im Unterschied vom Inneren fühlen? Versuchen Sie das für etwa eine halbe Minute, dann öffnen Sie die Augen, blinzeln Sie einige Male, und schütteln Sie leicht den Kopf.

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(24) Schließen Sie die Augen, nehmen Sie einen tiefen Atemzug. Stellen Sie sich bitte vor, Sie liegen auf einem Schaffell, während jemand Ihre Füße wärmt und eine andere Person Ihren Kopf krault. Versuchen Sie das für etwa eine halbe Minute, dann öffnen Sie die Augen, blinzeln Sie einige Male, und schütteln Sie leicht den Kopf. 1

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(26) Schließen Sie die Augen, nehmen Sie einen tiefen Atemzug. Stellen Sie sich jetzt bitte den Klang der Schulglocke in Ihrer Grundschule vor. Können Sie sich erinnern, wie der Beginn und das Ende dieses Geräusches klang? Versuchen Sie das für etwa eine halbe Minute, dann öffnen Sie die Augen, blinzeln Sie einige Male, und schütteln Sie leicht den Kopf. 0

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1 (28) Schließen Sie die Augen, nehmen Sie einen tiefen Atemzug. Stellen Sie sich jetzt bitte eine „strahlende Dunkelheit" vor. Versuchen Sie das für etwa eine halbe Minute, dann öffnen Sie die Augen, blinzeln Sie einige Male, und schütteln Sie leicht den Kopf. fällt mir schwer 0

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3

Tragen Sie nun Ihre Punktwerte zu den einzelnen Übungen in die folgende Tabelle ein:

fällt mir leicht 4

5

6

7

8

9

10

(29) Schließen Sie die Augen, nehmen Sie einen tiefen Atemzug. Stellen Sie sich bitte eine „klingende Stille" vor. Versuchen Sie das für etwa eine halbe Minute, dann öffnen Sie die Augen, blinzeln Sie einige Male, und schütteln Sie leicht den Kopf. fällt mir schwer 0

1

2

3

fällt mir leicht 4

5

6

7

8

9

10

(30) Schließen Sie die Augen, nehmen Sie einen tiefen Atemzug. Stellen Sie sich bitte eine „gewichtige Leichtigkeit" vor. Versuchen Sie das für etwa eine halbe Minute, dann öffnen Sie die Augen, blinzeln Sie einige Male, und schütteln Sie leicht den Kopf. fällt mir schwer 0

144

1

2

3

fällt mir leicht 4

5

6

7

8

9

10

145

i

Addieren Sie Ihre visuellen, akustischen und kinästhetischen Punktwerte, und tragen Sie sie in folgende Tabelle ein: Summe der Punkte

visuell

akustisch

kinästhetisch

Tragen Sie dann Ihre Werte in die folgende kleine Grafik ein, die Ihnen einen Überblick über Ihre bevorzugten und weniger bevorzugten Sinnessysteme gibt: Punkte

bitte

Überlappungsübungen Es folgen nun drei getrennte Abschnitte für visuell, akustisch und kinästhetisch orientierte Typen. Haben Sie den Test „bevorzugtes Sinnessystem" gemacht und sich entsprechend eingestuft, so lesen Sie nun den Abschnitt, der Ihrem Wahrnehmungstyp entspricht. Haben Sie beispielsweise festgestellt, daß Sie ein eher visuell orientierter Mensch sind, so fahren Sie mit dem Punkt „Überlappungsübung für Visuelle" fort. In den anderen Fällen lesen Sie die anderen Abschnitte. Diese Übungen dienen dazu, Sie auch auf Ihren „unterentwickelten" Wahrnehmungskanälen zu schulen, so daß Sie die später folgenden Übungen um so besser machen können.

eintragen:

140

Überlappungsübung für den Augen-Typ bevorzugtes Sinnessystem

durchschnittlich entwickeltes Sinnessystem

weniger gebrauchtes Sinnessystem

VISUELL (.Augen-Typ")

AKUSTISCH („Ohren-Typ")

KINÄSTHETISCH („Körper-Typ")

Abb. 16: Testauswertung: Welches Sinnessystem bevorzugen Sie?

146

Sie haben mit dem Test festgestellt, daß Ihre Augen Ihr bevorzugtes Sinnessystem sind. Sorgen Sie nun wieder dafür, daß Sie Ihren äußeren Übungsrahmen (Ort, Zeit, Körperhaltung) herstellen. Wenn Sie Ihren persönlichen Entspannungszustand etabliert haben und sich körperlich und mental wohlfühlen, so nehmen Sie Ihre rechte Hand, halten sie ca. 30-40 cm vor Ihren Augen, auf Augenhöhe entfernt, und schauen Sie sie etwa vier bis fünf Sekunden lang an. Dann schließen Sie Ihre Augen und stellen sich Ihre Hand im Geiste vor. Üben Sie bitte so lange, bis Sie Ihre Hand klar und deutlich, mit fest verschlossenen Augen, innerlich sehen können. Sollten Sie Schwierigkeiten bei der inneren Repräsentation Ihrer Hand haben und die Hand vielleicht nur so ungefähr, als Umriß, Schatten oder verschwommen, verblaßt wahrnehmen (was in den meisten Fällen zunächst so sein wird), so üben Sie so lange, bis Sie die Hand klar und deutlich vor Ihrem inneren Auge erkennen können. Haben Sie diesen Schritt erfolgreich durchlaufen, so fahren Sie mit der Übung fort. Schauen Sie nun Ihre Hand noch einmal im entspannten Zustand mit offenen Augen. Reiben Sie den Daumen dieser Hand jetzt schnell und hörbar an den anderen vier Fingern, etwa so, als würden Sie Geldscheine zählen. Sorgen Sie dafür, daß eventuelle Hintergrundgeräusche, wie z.B. lauter Straßenverkehr, Musik, Hauslärm u.a., vermindert sind, so daß Sie dieses leise Fingerreiben 147

deutlich hören können. Reiben Sie mit den Fingern auf diese Weise etwa drei Sekunden. Dann schließen Sie die Augen und stellen sich Ihre Hand wieder im Geiste vor. Stellen Sie sich vor, wie der Daumen an den anderen Fingern reibt, und spitzen Sie Dir „inneres Ohr". Stellen Sie sich vor, Sie würden das Fingerreiben jetzt innerlich hören. Auch hier ist es manchmal so, daß das Geräusch zunächst nur ungefähr innerlich wahrgenommen wird. Lassen Sie sich dadurch nicht irritieren. Üben Sie so lange, bis Sie genau das Fingerreiben, was Sie zuerst äußerlich hören, danach auch innerlich hören können. Nach ein paar Versuchen wird es Ihnen möglich sein, das Geräusch auch mental zu erzeugen. Erst wenn Sie das Geräusch mit Ihrer Phantasie genau hören können, fahren Sie mit der Übung fort. Stellen Sie sich Ihre rechte Hand nun visuell vor, und stellen Sie sich gleichzeitig vor, wie der Daumen der rechten Hand an den Fingern der rechten Hand reibt, so daß es innerlich hörbar ist. Wenn Sie das können, erleben Sie folgendes (bitte prüfen Sie es nach): Sie sehen innerlich einen kleinen Film mit Ihrer rechten Hand, sehen, wie die Finger sich bewegen, und hören gleichzeitig das Reiben dieser Finger. Erst wenn Ihnen dieser einfache Übungsschritt gelungen ist, fahren Sie mit dem Übungsprogramm fort. Wenn Sie noch nicht so weit sind und Sie merken, daß die visuelle und akustische Repräsentation Ihrer rechten Hand noch undeutlich ist, so machen Sie die oben beschriebenen Übungen noch einmal, aber diesmal mit der linken Hand. Üben Sie so lange, bis Sie einen inneren Film der linken Hand sehen und das entsprechende Fingergeräusch mental hören können. Heben Sie bitte wieder Ihre rechte Hand, halten Sie sie entsprechend weit von Ihrem Auge entfernt und reiben die Finger auf die bekannte Art und Weise. Um nun auch die gefühlsmäßige (kinästhetische) Komponente Ihrer inneren Wahrnehmung zu schulen, konzentrieren Sie sich bitte auf die Körperempfindungen, die das Reiben Ihrer Finger auslösen. Was spüren Sie, wenn Ihre Finger gegeneinander reiben? Vielleicht ein stumpfes Reiben, ein oberflächliches Kribbeln oder Kitzeln oder etwas ganz anderes? Manchmal wird diese Empfindung deutlicher wahrnehmbar, wenn man die Augen für einen Moment schließt und mit der Begegnung fortfährt. Wenn Ihnen das Gefühl deutlich geworden ist, so schließen Sie die Augen und erlauben sich einfach, sich lediglich vorzustellen, daß Ihre Finger 148

sich aneinander reiben, und überprüfen Sie, ob Sie auch in der Vorstellung die Empfindungen spüren können, die Sie vorher real wahrgenommen haben. Wenn es Ihnen Schwierigkeiten bereitet, so wiederholen Sie die Fingerbewegungen mit der linken Hand, und achten Sie auf die entsprechenden Empfindungen. Die Empfindungen der linken Hand sind etwas anders als die der rechten, sonst würden Sie im Alltag ja dauernd Ihre Hände verwechseln. Achten Sie auf die subtilen Unterschiede. Wenn es Ihnen gelungen ist, Ihre Fingerempfindungen innerlich zu spüren, so gehen Sie zum nächsten Übungsschritt über, zur integrierten inneren Wahrnehmung: Heben Sie wieder Ihre rechte Hand vor Ihre Augen und reiben auf die beschriebene Weise mit den Fingern. Schauen Sie sich Ihre rechte Hand genau an, hören Sie gleichzeitig das Reiben der Finger, und spüren Sie, wie sich das Reiben der Finger anfühlt. Versuchen Sie, gleichzeitig sowohl mit dem Auge als auch mit dem Ohr und den Körperempfindungen real wahrzunehmen. Üben Sie eine Weile (ca. 15-20 Sekunden). Wenn Sie das Gefühl haben, daß Sie gleichzeitig diese drei verschiedenen Sinnesreize wahrnehmen können, legen Sie Ihre Hand nach unten und ruhen ein wenig aus. Während Sie dabei sind zu entspannen, schließen Sie die Augen und stellen sich bitte vor, wie Ihre rechte Hand vor dem Auge erscheint, die Finger aneinander hörbar reiben und Sie gleichzeitig Ihre phantasierte Hand spüren können. In der Regel wird die imaginierte Hand natürlich nicht in gleichem Umfang wahrgenommen wie die reale. Es ist mehr ein „So-könnte-es-sein-Gefühl", das als mentale Repräsentation der Hand auftaucht. Wenn Sie das geschafft haben: Gratulation! Sie haben soeben eine optische, akustische und kinästhetische Halluzination erzeugt, eine Halluzination im positiven Sinne, nicht im pathologischen. So einfach ist das. Auf diese Fähigkeit werden wir im weiteren Verlauf des Übungsprogrammes aufbauen und immer wieder zurückkommen.

Uberlappungsübung für den Ohren-Typ Sie haben im Test festgestellt, daß Dir Ohr Dir bevorzugtes Sinnessystem ist. Fahren Sie mit folgenden Übungen fort. Sorgen Sie dafür, 149

daß Sie Ihren äußeren Übungsrahmen (Ort, Zeit, Körperhaltung) herstellen. Wenn Sie Ihren persönlichen Entspannungszustand etabliert haben und sich körperlich und mental wohlfühlen, so heben Sie Ihre rechte Hand und halten sie ca. 30-40 cm von Ihren Augen entfernt. Reiben Sie den Daumen der Hand hörbar an den anderen vier Fingern, etwa so, als würden Sie Geldscheine zählen. Sorgen Sie dafür, daß eventuelle Hintergrundgeräusche, wie z.B. laute Musik, Straßenlärm, Hauslärm usw., vermindert sind, so daß Sie dieses leise Fingerreiben deutlich hören können. Reiben Sie auf diese Weise mit den Fingern ca. fünf Sekunden. Danach schließen Sie die Augen, schärfen Sie Ihr „inneres Ohr" und stellen sich vor, Sie würden dieses Fingerreiben jetzt innerlich hören. Es kann sein, daß das Geräusch zunächst nur ungefähr und vage innerlich wahrnehmbar ist. Lassen Sie sich dadurch nicht irritieren. Üben Sie so lange, bis Sie genau das Fingerreiben klar und deutlich innerlich hören können, das Sie vorher real wahrgenommen haben. Nach ein paar Versuchen wird es Ihnen möglich sein, das Geräusch auch innerlich, mental zu erzeugen. Wenn Sie dieses Geräusch mit Hilfe Ihrer akustischen Vorstellungskraft hören können, so machen Sie mit der Übung weiter. Nehmen Sie nun bitte wieder Ehre rechte Hand, und halten Sie sie wie eben etwa 30-40 cm vor Ehre Augen. Während Sie nun wieder auf die beschriebene Weise mit den Fingern reiben, erlauben Sie sich, Ehre Hand ganz genau etwa vier bis fünf Sekunden lang anzuschauen. Schließen Sie Ehre Augen, und versuchen Sie, sich Ehre Hand im Geiste vorzustellen. Sollten Sie die Hand zunächst nur ungefähr oder vage sehen (vielleicht nur als Schatten, als Umriß oder nur teilweise), so üben Sie so lange, bis Sie sie klar und deutlich vor Ehrem inneren Auge erkennen können. Wenn Sie Ehre Hand im Geiste deutlich sehen, so stellen Sie sich bitte jetzt zusätzlich das reibende Geräusch Ihrer Finger vor. Wenn Sie das können, erleben Sie folgendes bei dieser Übung (bitte prüfen Sie es nach): Sie hören innerlich das Geräusch, das Ehre Finger produzieren, und sehen gleichzeitig eine Art Kurzfilm über Ehre sich bewegende rechte Hand. Wenn Ehnen dieser Schritt gelungen ist, so fahren Sie mit der Übung fort. Wenn Sie Schwierigkeiten bei dieser Übung haben und merken, daß die akustische und optische innere Repräsentation Ehrer rechten 150

Hand noch undeutlich ist, so machen Sie die gleiche Übung mit der linken Hand noch einmal. Üben Sie so lange, bis Sie Ehre linken, reibenden Finger innerlich deutlich hören und gleichzeitig innerlich sehen können, wie die Finger sich bewegen. Wenn Sie mit dem inneren Ohr und dem inneren Auge die Hand deutlich innerlich wahrnehmen können, so fahren Sie mit dem nächsten Übungsschritt fort. Nehmen Sie bitte wieder Ehre reale rechte Hand, reiben die Finger auf die bekannte Art und Weise und halten sie entsprechend weit von Ehrem Auge entfernt. Um nun auch die gefühlsmäßigen (kinästhetischen) Elemente Ihrer inneren Wahrnehmung zu schulen, konzentrieren Sie sich bitte auf das Gefühl oder die Körperempfindungen, die das Reiben Ehrer Finger auslöst. Was spüren Sie in dem Moment, wenn Ehre Finger gegeneinander reiben? Vielleicht eine Art stumpfes oberflächliches Kribbeln oder Kitzeln oder etwas ganz anderes? Häufig werden diese Empfindungen besser spürbar, wenn man für einen Moment die Augen schließt. Wenn Ehnen diese Gefühle ganz deutlich geworden sind, so erlauben Sie sich, sich lediglich vorzustellen, daß Ehre Finger aneinander reiben, und überprüfen Sie, ob Sie in der Vorstellung dieselben Empfindungen spüren können. Wenn es Ihnen Schwierigkeiten bereitet, so wiederholen Sie die Fingerbewegungen mit der linken Hand und achten auf die entsprechenden Empfindungen. Die Empfindungen der linken Hand sind natürlich anders als die der rechten, sonst würden Sie im Alltag ja dauernd Ehre Hände verwechseln. Spüren Sie die Unterschiede? Wenn es Ehnen gelungen ist, Ehre Fingerempfindungen innerlich zu spüren, so gehen Sie zum nächsten Übungsschritt über, zur integrierten inneren Wahrnehmung: Heben Sie wieder Ehre rechte Hand vor die Augen, und reiben Sie mit den Fingern. Hören Sie das Fingerreiben, schauen Sie Ehre Hand genau an, und spüren Sie, wie sich die reibenden Finger anfühlen. Lassen Sie nun die Hand heruntersinken, und schließen Sie die Augen. Während Sie dabei sind zu entspannen, stellen Sie sich bitte vor, wie Ehre rechte Hand vor dem Auge erscheint, die Finger aneinander hörbar reiben und Sie Ehre sich bewegende phantasierte Hand spüren können. Versuchen Sie gleichzeitig, sowohl mit dem inneren Ohr als auch mit dem inneren Auge und mit vorgestellten Körperempfindungen die Hand wahrzunehmen. Wenn Sie das Gefühl haben, daß Sie gleichzeitig diese drei verschiedenen Sinnesreize 151

innerlich wahrnehmen können, so ruhen Sie ein wenig aus. In der Regel wird die imaginierte Hand natürlich nicht in gleichem Umfang wahrgenommen wie die reale. Es ist mehr ein „So-könnte-es-seinGefühl", das als mentale Repräsentation der Hand auftaucht. Wenn Sie das geschafft haben: Gratulation! Sie haben soeben eine akustische, optische und kinästheüsche Halluzination erzeugt (eine Halluzination im positiven Sinne, nicht im pathologischen). So einfach ist das. Auf diese Fähigkeit werden wir im weiteren Verlauf des Übungsprogrammes aufbauen und immer wieder zurückkommen.

Überlappungsübung für den Körper-Typ Nachdem Sie feststellten, daß das Empfinden mit dem Körper (Kinästhetik) Ihr bevorzugtes Sinnessystem ist, fahren Sie mit den folgenden Übungen fort. Sorgen Sie dafür, daß Sie Ihren äußeren Übungsrahmen (Ort, Zeit, Körperhaltung) herstellen. Wenn Sie Ihren persönlichen Entspannungszustand etabliert haben und sich körperlich und mental wohlfühlen, so heben Sie Ihre rechte Hand und halten sie ca. 30-40 cm von Ihren Augen entfernt. Nehmen Sie den Daumen der Hand und reiben ihn an den anderen vier Fingern, etwa so, als wollten Sie Geldscheine zählen. Spüren Sie, wie es sich anfühlt, wenn die Finger gegeneinander reiben (vielleicht pelzig, warm, stumpf oder weich). Manchmal wird die Empfindung intensiviert, wenn man die Augen schließt. Wenn Sie einen Eindruck davon haben, wie es sich anfühlt, dann stoppen Sie die Bewegungen der rechten Hand, schließen die Augen und stellen sich lediglich vor, daß Sie die Finger der rechten Hand aneinanderreihen und dabei genau dasselbe Gefühl haben, wie es sich in Wirklichkeit anfühlt. Wenn Sie Schwierigkeiten bei dieser Übung haben und nicht genau fühlen können, wie es ist, wenn die Finger gegeneinander reiben, so wiederholen Sie den gleichen Vorgang noch einmal. Machen Sie nun wieder Ihre Augen auf, reiben Ihre Finger aneinander und erspüren die dabei auftauchenden Empfindungen in Ihrer rechten Hand. Üben Sie so lange, bis Sie mit geschlossenen Augen und „stillstehender" Hand dieses Gefühl innerlich in Ihrer Phantasie erzeugen können, so als würden ihre Finger tatsächlich aneinander reiben. Mit ein wenig Geduld wird es Ihnen sicher gelingen. 152

Haben Sie diesen Schritt erfolgreich durchlaufen, so fahren Sie mit der Übung fort. Nehmen Sie Ihre rechte Hand, reiben die Finger auf die bekannte Art und Weise aneinander und schauen sich gleichzeitig Ihre rechte Hand etwa vier bis fünf Sekunden lang an. Danach schließen Sie Ihre Augen und stellen sich Ihre Hand im Geiste vor, wie sie aussieht, und gleichzeitig, wie es sich innerlich anfühlt, wenn die Finger aneinander reiben. Wenn es Ihnen zunächst noch Schwierigkeiten bereitet und Sie Ihre Hand nur grob oder ungefähr innerlich sehen, so wiederholen Sie den Übungsschritt mit offenen Augen. Schauen Sie Ihre Hand noch einmal ganz genau real an, und versuchen Sie anschließend, sie sich innerlich, möglichst genau vorzustellen. Üben Sie so lange, bis Sie Ihre Hand klar und deutlich sehen, während Sie gleichzeitig die Fingerempfindungen spüren. Wenn Sie dies können, erleben Sie folgendes (bitte prüfen Sie es genau nach): Sie spüren gleichzeitig das Reiben Ihrer Finger und sehen innerlich einen kleinen Film über Ihre rechte Hand, wie sich die Finger bewegen. Wenn Ihnen dieser Übungsschritt gelungen ist, so fahren Sie mit dem Übungsprogramm fort. Wenn nicht, und Sie merken, daß die mentale Repräsentation noch zu schwach oder undeutlich ist, so tauschen Sie die Hände und machen die gleichen Übungen mit der linken Hand. Hatten Sie Erfolg, so fahren Sie fort. Schauen Sie Ihre Hand im entspannten Zustand mit offenen Augen an, nehmen wieder Daumen und Finger der Hand und reiben die Finger hörbar aneinander. Sorgen Sie dafür, daß eventuelle Hintergrundgeräusche wie z.B. lauter Straßenverkehr, laute Musik, Hauslärm etc. minimiert sind, so daß Sie dieses leise Fingerreiben deutlich hören können. Reiben Sie mit den Fingern ca. fünf Sekunden. Danach schärfen Sie Ihr inneres Ohr und stellen sich vor, Sie würden dieses Fingerreiben Ihrer Finger der rechten Hand hören. Manchmal ist es so, daß das Geräusch nur ungefähr innerlich wahrgenommen wird. Lassen Sie sich dadurch nicht irritieren, üben Sie so lange, bis Sie genau dieses Fingerreiben innerlich hören können. Nach ein paar Versuchen wird es ihnen sicher möglich sein, dieses Geräusch innerlich, mental zu erzeugen. Heben Sie wieder Ihre rechte Hand vor Ihre Augen, und reiben Sie mit den Fingern. Schauen Sie sich Ihre rechte Hand ganz genau an, hören Sie gleichzeitig das Reiben der Finger, und spüren Sie, wie sich 153

das Reiben der Finger anfühlt. Versuchen Sie, gleichzeitig sowohl mit den Augen als auch mit den Ohren und den Körperempfindungen wahrzunehmen. Üben Sie ein wenig. Wenn Sie das Gefühl haben, daß Sie gleichzeitig alle drei verschiedenen Sinnesreize wahrnehmen können, legen Sie Ihre Hand nach unten und ruhen ein wenig aus. Während Sie dabei sind zu entspannen, stellen Sie sich bitte vor, wie Sie Ihre sich bewegende, phantasierte Hand spüren können, während Ihre rechte Hand gleichzeitig vor dem inneren Auge erscheint und die Finger hörbar aneinander reiben. In der Regel wird die imaginierte Hand natürlich nicht in gleichem Umfang wahrgenommen wie die reale. Es ist mehr ein „So-könnte-es-seinGefühl", das als mentale Repräsentation der Hand auftaucht.

6 Teile-Arbeit SELBSTHYPNOSEÜBUNGEN - Teile-Arbeit -

Wenn Sie das geschafft haben, Gratulation! Sie haben soeben eine kinästhetische, optische und akustische Halluzination erzeugt (eine Halluzination im positiven Sinne, nicht im pathologischen). So einfach ist das. Auf diese Fähigkeiten werden wir im weiteren Verlauf des Übungsprogrammes aufbauen und immer wieder darauf zurückkommen.

Abb. 77: Teile-Arbeit

Einführung Nachdem Sie sich durch unsere Selb sthypn ose-Vorübungen eingestimmt haben und mit unserem Test im letzten Kapitel festgestellt haben, welches Sinnessystem Sie bevorzugen, und geübt haben, es mit den anderen Sinnessystemen zu überlappen, sind Sie bestens gerüstet für unser erstes Selbsthypnose-Programm. In der „Teile-Arbeit" gehen wir davon aus, daß es in jedem von uns ein tieferes Wissen gibt, das nützliche Hinweise geben kann, wenn wir uns mit einem Problem herumschlagen oder wenn wir eine lebenspraktische Entscheidung fällen wollen oder müssen. Dieses tiefere Wissen nennen die einen „Intuition", die anderen sagen dazu „höheres Selbst", 154

155

und wieder andere nennen es ihre „innere Stimme", den „inneren Ratgeber", den „Archetypus des Weisen", einen „Geistführer" oder eine „gechannelte Wesenheit aus dem Jenseits". Wir wollen hier entsprechend der NLP-Terminologie - so neutral wie möglich von einem „Teil" sprechen. Was immer es sein mag, es ist jedenfalls ein Teil Ihrer Erlebnis-Gesamtheit. Ihre „innere Stimme", Ihr „innerer Ratgeber" ist auf jeden Fall ein Teil Ihres Selbst, auch wenn er gelegentlich als etwas Äußeres, ja Fremdes wahrgenommen werden kann. Mit diesem Programm können Sie lernen, systematisch, Schritt für Schritt Kontakt zu der Weisheit Ihres Unbewußten aufzunehmen und sich einen „inneren Meister" etablieren (der Sie nebenbei von Gurus, religiösen Führern und Idealpersonen unabhängig machen kann). Sie haben sozusagen Ihren eigenen „Tiger im Tank", und es braucht nur ein wenig Übung, um sich von ihm Orientierung und Hilfe zu holen. Sie glauben, das sei schwer und brauche viele Jahre der Übung? Probieren Sie es aus. Für das folgende Programm sind lediglich einige Stunden konzentrierter Übung erforderlich. Wenn Sie eine Frage haben, mit der Sie durch bewußtes Nachdenken nicht weiterkommen,/ragen Sie doch mal Ihren Teil. Wenn er etwas antwortet, womit Sie nicht unbedingt vorher gerechnet haben, wenn seine Antwort Ihnen ein Stück weiterhilft, Ihnen Orientierung gibt, die Sie vorher nicht oder nicht so eindeutig hatten, dann haben Sie es richtig gemacht. Und nun: Viel Spaß!

Thema bestimmen O Für diese Übung brauchen Sie ein Thema, an dem Sie arbeiten wollen. Das Thema kann ein (körperliches, psychisches oder zwischenmenschliches) Problem sein oder eine Frage, die Sie Ihrem Unbewußten stellen wollen. Geeignet sind Fragen wie etwa: „Wie soll ich meine berufliche Zukunft gestalten?" oder (zum Beispiel nach einem Streit): „Soll ich meinen Freund/meine Freundin wieder anrufen?" Es sollte eine Frage sein, die (zumindest prinzipiell) „intuitiv", also aus Ihrem Unbewußten heraus, beantwortet werden kann. Geeignet sind auch Dinge, die Sie eigentlich wissen, momentan aber vergessen 156

haben, wie etwa den Nachnamen Ihres ersten Geliebten, die Telefonnummer Ihrer Schwiegermutter oder wo Sie Ihren Autoschlüssel hingelegt haben. Wenn Sie esoterisch orientiert sind oder an PsiPhänomene glauben, können Sie probeweise fragen, wie die nächsten Lottozahlen lauten, ob Ihr Mann ein Verhältnis mit Ihrer Kollegin hat, oder wie nächste Woche das Wetter auf den Osterinseln werden wird. Bei Antworten auf Fragen dieser Art können wir aber für Erfolg nicht garantieren. Bestimmen Sie also bitte zunächst das Problem, mit dem Sie sich beschäftigen wollen, und formulieren Sie es in Frageform. Was ist Ihre Frage an Ihr Unbewußtes? Haben Sie sie so klar und kurz formuliert, wie möglich? Dann können Sie weitergehen.

Einstimmungs-Meditation C Bitte begeben Sie sich an Ihren Übungsort, nehmen Sie Ihre Übungshaltung ein, und schließen Sie die Augen. Achten Sie für eine Weile auf Ihren Atem, um sich leichter nach innen orientieren zu können. Lassen Sie dann für einige Zeit alle Gedanken, Gefühle, Empfindungen, Bilder, die Sie wahrnehmen, auf sich wirken. Alles, was geschieht, ist in Ordnung. Beobachten Sie für etwa zwei Minuten, was in Ihnen und um Sie herum ist und geschieht, was immer das sein mag. Bemühen Sie sich nicht, irgend etwas zu verändern. Sie können auch Spannungen, Nervosität, Unsicherheit, Einfälle, Ideen, Gedanken, Gefühle wahrnehmen und mit freundlicher Aufmerksamkeit beobachten. Es gibt im Moment nichts weiter zu tun, als alles so sein zu lassen, wie es ist, und nur zu betrachten, ohne irgend etwas damit zu tun oder zu verändern. Nach dieser kurzen Einstimmungs-Meditation können Sie mit der Übung beginnen.

Einen Teil rufen Besinnen Sie sich auf Ihre im vierten und fünften Kapitel geübte Fähigkeit, innere Vorstellungen und Phantasien kommen zu lassen und mit ihnen umzugehen. Besinnen Sie sich auch für einen Moment 157

auf den grundlegenden Gedanken, daß Ihr bewußter Geist nur einen winzigen Bruchteil Ihrer Möglichkeiten verwirklicht und daß in Ihrem Unbewußten die Möglichkeiten enthalten sind, alles zu tun, zu erleben und zu erfahren, was irgendein Mensch je getan, erlebt und erfahren hat. Intuitiv sein, weise sein, sich an einer inneren Stimme orientieren, kann jede und jeder. Was überhaupt menschenmöglich ist, ist prinzipiell auch Ihnen möglich. Es braucht bloß Übung und den Spaß daran. Besinnen Sie sich auf den Gedanken, daß es einen Anteil in Ihnen gibt, der Ihnen eine Antwort auf Ihre Frage oder zumindest nützliche Hinweise geben kann. O Schließen Sie Ihre Augen, und schauen Sie in das Halbdunkel hinter Ihren geschlossenen Augenlidern. Vergegenwärtigen Sie sich Ihre Frage. Dann sprechen Sie mit geschlossenen Augen mit Ihrer inneren Stimme die Worte: „Der Teil, der weiß, wie X, bitte erscheine", wobei X für Ihre Frage steht. Zum Beispiel: „Der Teil, der weiß, ob ich mir ein neues Auto kaufen soll, bitte erscheine." oder „Der Teil, der weiß, ob ich jetzt ein Kind bekommen sollte, bitte erscheine." Oft ist es hilfreich, die Frage innerlich in den Bauchraum hinein zu sprechen. Der Bauch ist im symbolischen Sinne die Sphäre Ihrer Intuition, Ihr Unbewußtes, so wie man sagt: „Diese Entscheidung habe ich ganz aus dem Bauch heraus gefällt", oder wie die Japaner von der Intuition als „Bauchdenken" sprechen. Sie können sich Ihren Bauch zum Beispiel als großen dunklen Raum vorstellen, in dem sich plötzlich etwas Helles „materialisiert", wenn der Teil in Ihrer Phantasie erscheint. Manche Menschen nehmen ihren Bauch als Teich wahr, aus dem heraus auf Befragen etwas emporsteigt, oder als einen großen Lautsprecher, aus dem ihre „Bauch-Stimme" kommt, oder als eine Wärme- und Bewegungsempfindung, in der sich auf Befragen etwas verändert. Egal, wie Sie Ihren Bauch wahrnehmen - sprechen Sie mit Ihrer inneren Stimme in Ihren Bauch hinein die Aufforderung, daß der Teil erscheinen möge, der weiß, wie X (Ihre Frage). Und dann achten Sie auf alles, was in Ihnen, in Ihrer inneren Phantasiewelt geschieht. Denken Sie daran, daß immer etwas in Ihrer Innenwelt geschieht. (Man kann nicht nichts erleben.) Nehmen Sie den ersten Eindruck, 158

der in Ihnen auftaucht, sei es das Bild einer Person, ein Gegenstand, ein Tier, eine Empfindung, ein Gefühl, ein Satz, ein Klang, eine Erinnerung oder was auch immer. Es soll aber etwas sein, das sich innen, also in Ihrem Körper oder Ihrem Geist befindet (nicht etwa Straßengeräusche draußen oder eine Fliege, die gerade durchs Zimmer fliegt). Wir suchen nach einem Symbol für einen Teil, der Ihre Intuition, Ihre „innere Weisheit" für diese Frage gut repräsentieren kann. Oft erscheinen Teile in Form von Symbolen, die anscheinend mit dem Problem gar nichts zu tun haben, die sogar im ersten Moment lächerlich, beängstigend, belanglos, albern oder unpassend erscheinen. Eine Gruppenteilnehmerin bat beispielsweise den Teil zu erscheinen, der ihr etwas darüber sagen könne, wie sie ihre berufliche Zukunft gestalten könne. Es entstand ein höchst aufschlußreiches Gespräch mit einer Mohrrübe. Lassen Sie sich nicht verunsichern oder erschrecken, wenn der Teil in einer unerwarteten, seltsamen, lächerlichen oder unpassend erscheinenden Form auftaucht. Nehmen Sie an, was zuallererst kommt, ohne das Äußere der Gestalt zu bewerten, zu deuten oder zu hinterfragen. Eine Mohrrübe ist völlig in Ordnung. Auch ein sich drehender, roter Feuerball, ein schwarzes Loch, ein Teufel, ein kleines Mädchen, ein Vogel, ein Pinguin, ein grauer Nebel, eine tiefe Stimme oder was auch immer ist hervorragend brauchbar. Wenn das Thema körperbezogen ist und/oder wenn Sie den kinästhetischen Kanal stark bevorzugen, kann es vorkommen, daß nach der inneren Bitte an den Teil, zu erscheinen, zuerst eine Körperempfindung spürbar wird, zum Beispiel ein Druck im Magen oder ein Ziehen im Hinterkopf. Diese Empfindung kann, muß aber nicht, an derselben Stelle auftauchen, an der ein körperliches Symptom sitzt. In diesem Falle lesen Sie noch einmal die „Überlappungsübungen für Kinästhetische" im fünften Kapitel. Dann fühlen Sie sich, so intensiv Sie können, ohne sich anzustrengen, in die auf die Aufforderung als erstes aufgetauchte bzw. bewußt gewordene Körperempfindung hinein. Konzentrieren Sie Ihre Aufmerksamkeit für einige Sekunden, soweit Sie können, in den Kern, das Zentrum der aufgetauchten Körperempfindung hinein. Dann stellen Sie an Ihr Unbewußtes in Ihren Bauch hinein mit Ihrer inneren Stimme die Frage (und zwar bitte genau in dieser Formulierung): „Wenn dieses Gefühl 159

eine Form, einen Umriß, eine sichtbare Gestalt hätte, wie würde das aussehen?" Lassen Sie Ihrem Unbewußten etwas Zeit zu reagieren. An dieser Stelle taucht mit großer Wahrscheinlichkeit ein Vorstellungsbild auf, mit dem Sie weiterarbeiten können. Sollte keinerlei Vorstellung auftauchen, gehen Sie zurück zu der Überlappungsübung für Kinästhetische, und machen Sie sie noch einmal so, wie sie im fünften Kapitel beschrieben ist. Dann versuchen Sie erneut, den „Teil, der weiß, wie X" zu rufen. Bei Menschen, die stark akustisch orientiert sind, taucht oft zuerst ein Wort, ein Satz, eine Stimme oder ein Geräusch auf. Verfahren Sie damit entsprechend wie mit einer Körperempfindung. Hören Sie sehr genau und aufmerksam, gegebenenfalls mehrfach, mit Ihrem inneren Ohr den akustischen Eindruck, der aufgetaucht ist. Sie können die akustische Phantasie auch näher an sich heranholen oder versuchen, ob es möglich ist, sie lauter werden zu lassen, bis Sie eine deutliche Repräsentation davon haben. Dann stellen Sie Ihrem Unbewußten mit Ihrer inneren Stimme folgende Frage (bitte genau in dieser Formulierung): „Wenn diese Stimme (bzw. dieser Satz, dieses Wort, dieses Geräusch) eine sichtbare Gestalt, eine Form, einen Umriß hätte, wie würde das aussehen?" Arbeiten Sie mit der Gestalt weiter, die dann auftaucht. Sollte überhaupt nichts erscheinen, weder eine bildhafte Vorstellung noch eine Empfindung, noch ein Wort oder Ton, dann können Sie das archetypische Bild des Brunnens zu Hilfe nehmen. O Stellen Sie sich einen uralten, tiefen Brunnen vor. Stellen Sie sich vor, daß der Brunnen bis zum Mittelpunkt der Erde reicht und daß das Wasser darin magisch sei und heilende Kräfte habe. Schauen Sie tief in den Brunnen hinein, in das Wasser oder durch das Wasser hinein und hindurch bis zu seinem Grund. Schöpfen Sie mit Ihren Händen in Ihrer Phantasie etwas Wasser aus dem Brunnen und benetzen Sie Ihre Stirn damit. Stellen Sie sich in Ihrer Phantasie vor den Brunnen hin und rufen Sie mit Ihrer inneren Stimme in den Brunnen hinein: „Der Teil, der weiß, wie X, bitte erscheine."

Mit Hilfe dieser Vorstellung ist es bisher noch jedem unserer Klienten gelungen, ein Symbol für einen Teil zu rufen. 160

Sollten Sie aber auch damit keinen Erfolg haben, obwohl Sie alle Übungen bisher gründlich absolviert haben, so bedeutet das entweder, daß Ihr Thema nicht klar genug formuliert ist oder daß Sie ein bedeutungsloses Thema gewählt haben oder daß das Thema noch nicht reif für eine Bearbeitung ist. Wählen Sie dann ein anderes Thema oder eine andere Frage, und wiederholen Sie die Übung damit.

Den Teil prüfen Wir gehen jetzt davon aus, daß Sie in Ihrer Phantasie ein Symbol für den Teil gefunden haben. •=> Schauen Sie sich den Teil genau an. O Wie sieht er aus? •=> Wo ist er? ^> Wie weit ist er von Ihnen entfernt? O Sehen Sie ihn farbig oder schwarzweiß? O Ist er in Bewegung wie in einem kleinen inneren Film, oder ist er bewegungslos wie ein Foto oder ein Dia? •=> Wenn der Teil eine Stimme hätte, wie würde sie wohl klingen? ^> Wenn Sie ihn berühren könnten, wie würde sich das wohl anfühlen? ^ Wenn er einen Duft oder einen Geruch hätte, wie würde er wohl riechen? O Wenn er einen Geschmack hätte, wie würde er wohl schmecken? ^> Wenn Sie eine klare und ausgearbeitete Phantasievorstellung des Teils (möglichst in allen fünf Sinnesmodalitäten: Sehen, Hören, Fühlen, Riechen, Schmecken) haben, dann fragen Sie den Teil: „Bist du der Teil, der weiß, wie X?" Zum Beispiel: „Bist du der Teil, der weiß, wie ich meine berufliche Zukunft besser gestalten kann?" Warten Sie, was der Teil antwortet. Bitte versichern Sie sich, daß die Antwort wirklich von dem Teil kommt und nicht von Ihrem bewußten Denken. Wenn Sie lediglich den Eindruck oder das Gefühl haben, daß das schon der richtige Teil sein wird, dann genügt das hier nicht. Lassen Sie den Teil selbst antworten. 161

In aller Regel wird der Teil „Ja" sagen, denn den Teil, der weiß, wie X, haben Sie ja gerufen. Wenn Sie den Teil in gewissem Umfang als etwas Fremdes erleben, also als etwas, was nicht Sie selbst sind, als ein „Nicht-Ich", dann sind Sie wahrscheinlich auf dem richtigen Weg. Was Sie tun können, wenn er „nein" oder etwas anderes sagt, sich zurückzieht, anders oder gar nicht reagiert, erklären wir Ihnen weiter unten unter „Hilfe bei Störungen".

Kommunikation herstellen Nehmen wir an, der Teil hat auf die Frage, ob er der Teil ist, der weiß, wie X, „Ja" geantwortet. => Fragen Sie den Teil jetzt: „Bist du bereit, mit mir zu sprechen?" In der Regel (vor allem wenn Sie mit dieser Methode etwas geübter sind) wird der Teil „Ja" antworten. Er hat ja bereits gesprochen, als er sagte, daß er der Teil sei, der weiß, wie X. (Was Sie tun können, wenn der Teil „Nein" sagt, wenn er anders oder gar nicht reagiert, erklären wir Ihnen weiter unten unter „Hilfe bei Störungen".) Von entscheidender Wichtigkeit für das weitere Vorgehen ist es auch hier, daß Sie wirklich den Teil fragen und seine Antworten wahrnehmen. Was wir hier einen „Teil" nennen, ist ja nur die symbolische Repräsentation einer unbewußten Dynamik, die gegenüber Ihrem Bewußtsein ein gewisses Eigenleben hat. Der Teil repräsentiert etwas, das Sie nicht oder nur ungenügend kennen, eben einen bestimmten Anteil Ihres Unbewußten. Es genügt daher nicht, wenn Sie bloß denken, daß der Teil bestimmt mit Ihnen sprechen möchte. Dieser Eindruck kann täuschen. Meistens antwortet der Teil etwas anderes, als Sie bewußt denken. Was Ihnen bewußt ist, ist definitionsgemäß nicht Ihr Unbewußtes. Es genügt auch nicht, wenn die Antwort irgendwo in Ihrem Kopf oder zwischen Ihnen und dem Teil entsteht. Es ist entscheidend wichtig, daß wirklich der Teil selbst antwortet. Nicht was Sie über den Teil denken oder welchen Eindruck Sie von ihm haben, ist hier gefragt, sondern einzig und allein, was der Teil selbst Ihnen mitteilt, was er Ihnen sagt. Wenn Sie der 162

Meinung sind, daß der Teil wohl sicher schon mit Ihnen reden will, dann heißt das noch lange nicht, daß auch der Teil mit Ihnen reden will. Er hat seinen eigenen Willen und möchte respektiert werden, wie Sie im folgenden noch sehen werden. Der Gedanke, daß Anteile Ihres Seelenlebens ein Eigenleben haben können, eigene Wünsche, eine eigene Stimme und eigene Gedanken, ja sogar einen eigenen Charakter, erscheint Ihnen vielleicht etwas eigenartig. Keine Angst, Sie sind nicht schizophren, und Sie werden durch diese Übungen auch nicht verrückt werden. Haben Sie nicht schon einmal jemanden sagen hören: „Meine innere Stimme sagt mir ...", oder: „Ich hatte das klare Gefühl, daß ich ... tun sollte." Das ist genau, wovon wir hier sprechen. Da ist ein Teil, der eine Orientierung geben kann, der nicht mit dem bewußten Denken, Wollen oder Abwägen identisch ist. Der Teil ist die symbolische Form Ihres inneren Wissens. Sie brauchen nur an Ihre Träume zu denken, in denen Ihnen ja auch jede Nacht eine Vielzahl von Figuren erscheinen, die ebenfalls ein Eigenleben führen. Sie können nicht entscheiden oder beeinflussen, was Ihre Traumgestalten nächste Nacht tun sollen, obwohl Sie zweifellos aus Ihnen heraus entstehen werden, also „Teile" von Ihnen sind. Ihre Traumgestalten und -erlebnisse sind Produkte Ihres Unbewußten, die sich in Ihrer Traumwelt bewegen, zum Nutzen Ihrer emotionalen und geistigen Gesundheit. Mit der hier beschriebenen Methode wollen wir Sie ebenfalls in Ihre Traumwelt führen, in Trance, damit Sie mit Ihrem Unbewußten kommunizieren können. Die Gestalten der nächtlichen Traumwelt wie der Trance-Realität haben ein gewisses Eigenleben. Es sind Teile Ihres Selbst, sie werden Ihnen niemals schaden wollen, und Sie können sehr viel von ihnen lernen. Bitte seien Sie also an dieser Stelle sehr sorgfältig. Hier geschehen die meisten Fehler, die die nachfolgende Arbeit erschweren können. Gehen Sie erst mit der Übung weiter, wenn der Teil selbst Ihnen klar und deutlich mitgeteilt hat, daß er jetzt mit Ihnen sprechen will. Falls dabei Schwierigkeiten auftauchen, lesen Sie unter Punkt „Hilfe bei Störungen". Das Etablieren eines Kommunikationskanals mit dem Teil ist oft (vor allem, wenn Sie geübter mit dieser Methode sind) ganz leicht. Sie fragen den Teil, und er spricht bereitwillig mit Ihnen. Manchmal (vor allem am Anfang) dauert es aber auch eine ganze Weile, und es 163

bedarf einiger Umwege, Verrichtungen und Hilfsmittel, bis die Kommunikation mit dem Teil möglich ist. Als Faustregel kann gelten, daß die Kommunikation um so leichter ist, je weniger schwerwiegend und bewußtseinsnäher Ihr Problem ist und je weniger Abwehrprozesse und neurotische Energien im Spiel sind. Wenn Sie in den Bereich traumatischer Erinnerungen und massiver innerer Konflikte kommen, dann kann es schwierig werden, mit dem Teil klarzukommen. Ab einem gewissen Schwierigkeitsgrad kommen Sie wahrscheinlich allein im Gespräch mit dem Teil nicht weiter. Dann macht es Sinn, sich Unterstützung bei einem Therapeuten zu suchen, der mit Imaginationsmethoden arbeitet. In unseren Therapiesitzungen brauchen die Teilnehmer/innen oft nur ein paar Sekunden, manchmal aber auch mehrere Stunden, um mit dem Teil in einen guten, konstruktiven Kontakt zu kommen. Lassen Sie sich also nicht entmutigen, wenn es nicht sofort klappt. An dieser Stelle müssen Sie beharrlich sein und die Schritte des Übungsprogramms genau befolgen. Kontakt mit dem Unbewußten aufzunehmen und sein eigenes Orakel zu werden ist eben nicht ganz so einfach, sonst könnte es ja jeder.

können Sie überlegen, ob der Hinweis aus Ihrem Unbewußten für Sie Sinn macht und Sie ihm folgen wollen oder nicht. Einem solchen Hinweis zu folgen bedeutet oft, einen eingefahrenen Weg, ein eineeschliffenes Verhaltensmuster in Frage zu stellen oder eine Sicherheit und Gewohnheit zu verlassen, und das erfordert meistens etwas oder auch viel Mut. Oft empfindet man die Antwort des Teils als sehr stimmig und weise und ist gern bereit, ihr zu folgen. Schwerer schon ist es, dabei wirklich konsequent zu sein. Wenn es Ihnen schwerfällt, dem Rat des Teils nachzukommen, fragen Sie Ihren Teil, was der erste, realistische und leicht zu bewältigende, konkrete Schritt in die richtige Richtung wäre. Jedenfalls ist es wichtig, die Hinweise des Teiles mit dem kritischen Verstand zu prüfen. Der Teil ist die Stimme Ihrer Intuition, er hat oft auf eine tiefere Weise recht als der bloße Verstand, aber er ist nicht allwissend, und manchmal irrt die Intuition. Erst die konstruktive Zusammenarbeit von Intuition aus dem Unbewußten und kritischem Bewußtsein führt weiter als je eines von beiden allein. Nur aus dem Bauch heraus zu leben wäre ebenso verkehrt, wie nur im Kopf zu verbleiben. Nur wenn Kopf und Bauch ins Gespräch kommen und zusammenarbeiten, geht es in eine sinnvolle Richtung.

Den Teil befragen

O Wenn die Antwort noch nicht ganz verstehbar ist oder wenn Sie mißtrauisch oder unsicher sind, ob Sie den Teil richtig verstanden haben, können Sie nachfragen.

Die einfachste Art, mit einem Teil zu arbeiten, ist, ihn unmittelbar um Rat zu fragen. Warum sollten Sie es sich schwermachen, wenn es vielleicht einfach auch geht? Stellen Sie dem Teil also jetzt direkt Ihre Frage, zum Beispiel: „Soll ich mir eine andere Wohnung suchen?" Warten Sie, wie der Teil Ihnen antwortet. Manchmal, vor allem, wenn Sie etwas geübter im Umgang mit dem Teil sind, wird er Ihnen sehr direkt antworten. Manchmal kommt aber auch eine symbolische, bildhafte, geheimnisvolle, widersinnig erscheinende oder orakelhafte Antwort. Was Sie tun können, wenn der Teil sich unverständlich ausdrückt, erfahren Sie weiter unten unter „Hilfe bei Störungen". Manchmal ist die Antwort ganz klar, eindeutig und hilfreich. Wenn der Teil Ihnen eine Antwort gibt, die Ihnen verständlich ist, 164

Wenn beispielsweise der Teil auf die Frage nach der beruflichen Neuorientierung antwortet: „Mach Urlaub!", dann können Sie nachfragen: „Soll ich jetzt sofort Urlaub machen?", „Wo soll ich hinfahren?", „Für wie lange soll ich Urlaub machen?" oder: „Wie soll ich dann mein Auto abbezahlen?" usw.. Wenn der Teil bereit ist, mit Ihnen zu sprechen, werden Sie interessante Hinweise erhalten, aus denen oft viel Weisheit spricht. Ein Beispiel von mir (W.E.) für die Anwendung dieser Methode: Es ist Mittwoch abend 22.30 Uhr. Morgen abend findet, wie jeden Donnerstag, meine fortlaufende Therapiegruppe statt, und mir will einfach nicht einfallen, was ich morgen an Übungen in die Gruppe einbringen kann. Die Stimmung in der Gruppe ist zur Zeit etwas geladen und gehemmt zugleich. Es gibt unausgetragene Konflikte 165

zwischen einzelnen Teilnehmer/inne/n. Ich möchte die Dynamik der Gruppe aufgreifen und umwandeln, aber mir fällt keine geeignete Form ein, wie ich das tun könnte. Ich suche nach Übungen und Interventionen, versuche mir eine Eingangstrance auszudenken, aber alles gefällt mir nicht richtig. Schließlich beschließe ich, meinen Teil zu fragen. Meine Frage an mein Unbewußtes ist: „Wie soll ich morgen die Sitzung der Gruppe gestalten?" Ich schließe die Augen und bitte den Teil von mir, der weiß, was ich morgen in der Gruppe tun sollte, zu erscheinen. Ich sage in das Halbdunkel meines Bauches hinein: „Bitte erscheine." Unmittelbar nachdem ich das innerlich gesagt habe, taucht als Bild die Maske von Darth Vader in mir auf. (Das ist eine Figur aus dem Film „Krieg der Sterne". Darth Vader ist zuerst ein böser Krieger-Magier und der Vater des jungen Helden, der erst ganz zum Schluß zum Guten bekehrt wird.) Ich frage „Darth Vader", ob er der Teil von mir ist, der weiß, was ich in der Gruppe morgen tun soll. Sofort sagt das Gesicht mit der für Darth Vader typischen, elektronisch-schnarrenden Stimme: „Ja". Ich frage den Teil: „Was soll ich morgen in der Gruppe machen?" Sofort kommt die Antwort: „Abwarten!" Ich bin überrascht. Das hätte ich nicht erwartet. Vorher war ich noch intensiv damit beschäftigt, was ich tun könnte, mit Planen und Vorbereiten. Die Antwort lenkt mich auf eine andere Ebene. Ich bin mißtrauisch und stelle dieselbe Frage noch zweimal. Jedesmal kommt blitzartig dieselbe Antwort: „Abwarten!" Ich beschließe, dem Hinweis zu folgen. Es wird Donnerstag abend. Die Gruppe beginnt, ich warte ab. Plötzlich sprechen mehrere Gruppenteilnehmer von sich aus die gehemmte Stimmung in der Gruppe an. Andere Teilnehmer reagieren darauf, und daraus entsteht ein Durchbruch in der Gruppenatmosphäre, angestoßen vor allem durch zwei Teilnehmer, die ein Thema in der Gruppe auf den Tisch bringen, das schon lange am Gären war. Dies führt zu einem archaischen rituellen Ringkampf zwischen einem Teilnehmer und mir, indem wir beide uns, dampfend vor Schweiß, sehr viel näher kommen, und die Stimmung in der Gruppe ist vollkommen verändert.

^> Wenn also der falsche Teil auftaucht, bitten Sie ihn, den richtigen herbeizuholen.

Bemerken Sie, daß Darth Vader in dem Film, aus dem ich ihn kenne, eine überwiegend negative, böse Gestalt ist, was aber meiner symbolischen Arbeit mit ihm als innerem Berater keinen Abbruch tut. Sein Tip war hervorragend, und ich wäre auf der Ebene des bewußten Nachdenkens nicht darauf gekommen. Danke, Darth!

Was Sie tun können, wenn der Teil Ihnen bedrohlich erscheint Eine Klientin von mir (W.E.) rief den Teil, der wußte, warum sie immer Angst hatte, Krebs zu haben. Der Teil erschien als „grüner, schuppiger Drache mit großen, bösen Augen", der etwa 150 Meter

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Hilfe bei Störungen Was Sie tun können, wenn der Teil, der erscheint, antwortet, daß er nicht der richtige Teil sei Gelegentlich kommt es vor, daß auf die Aufforderung zu erscheinen ein Teil auftaucht, der auf Befragen dann angibt, er sei nicht der Teil, der weiß, wie X geht. Ein Freund von mir (W.E.) wollte den Teil rufen, der wußte, wie er mit seiner Ex-Frau und Mutter ihres gemeinsamen Kindes umgehen konnte, ohne daß es dauernd zu massiven Auseinandersetzungen kommt. Er bat den Teil zu erscheinen, und es tauchte eine dicke, fette Raupe auf. Er fragte die Raupe, ob sie der Teil sei, der wußte, wie er mit seiner Ex-Frau umgehen kann. Die Raupe antwortete „Nein". Was tun? Ich schlug ihm vor, die Raupe zu bitten, den Teil, der für seine Frage zuständig war, herbeizuholen. Er sagte also mit seiner inneren Stimme zu der Raupe: „Könntest du bitte den Teil holen, der weiß, wie ich mit »Name seiner Ex-Frau« umgehen kann?" Daraufhin grinste die Raupe zustimmend, und sofort tauchte das innere Bild eines großen Kokons auf, in dem sich die Raupe aufhielt. Mein Freund fragte den Kokon, ob er der Teil sei, der weiß, wie er mit seiner Ex-Frau umgehen kann, und der Kokon antwortete „Ja" (in der Traumwelt können ohne Probleme auch Gegenstände reden). Dann ergab sich noch das Problem, wie er die Raupe aus dem Kokon herausbringen konnte, damit er ungestört mit ihm reden konnte. Dies wurde dann mit Hilfe eines lockenden Salatblattes bewerkstelligt, und so konnte das Gespräch mit dem Kokon beginnen. (Sie sehen wieder, daß man in der Traumwelt mit den Teilen genauso umgehen muß, als ob sie real wären. Eine TraumRaupe liebt eben ein Salatblatt, und das ist ihr lieber, als in einem Kokon herumzulungern.) Dann konnte das Gespräch losgehen, und es wurde ziemlich interessant.

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entfernt in einer Höhle hockte. Als die Klientin mit dem Drachen Kontakt aufnehmen wollte, fand sie ihn bedrohlich und hatte Angst, sich ihm zu nähern und ihn anzusprechen. Ich fragte sie, ob sie irgend etwas zu ihrem Schutz brauche, damit sie den Drachen ansprechen könne, so etwas wie eine dicke Wand oder ein Schild. Die Klientin fand nach einigem Ausprobieren drei „magische Hilfsmittel", die ihr genügend Sicherheit gaben: 1. eine dicke Plexiglasscheibe zwischen ihr und dem Drachen; 2. einen Zauberstab, mit dem sie sich selbst oder den Drachen zur Not verzaubern konnte; 3. die Möglichkeit, sich sehr schnell etwa 200 Meter weit zurückzuziehen, um aus der Reichweite des feurigen Atems des Drachen zu gelangen. Als sie diese magischen Hilfsmittel zur Verfügung hatte, konnte sie sich dem Drachen nähern und mit ihm sprechen. O Wenn der Teil Ihnen also bedrohlich erscheint, dann finden Sie (magische) Hilfsmittel, um sich zu schützen. Ihrer Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist nur, daß die Mittel ausschließlich dazu dienen sollten, Sie zu schützen, niemals zum Angriff. Schließlich wollen Sie sich von dem Teil beraten lassen und sich nicht mit ihm herumstreiten. Was Sie tun können, wenn der Teil zwar reagiert, aber nicht spricht, oder wenn der Teil orakelt (sich unverständlich ausdrückt) Ein Klient von mir (W.E.) bat sein Unbewußtes, ihm den Teil zu zeigen, der wußte, was er gegen seine regelmäßig auftretenden Magenbeschwerden tun könne. Es erschien ihm ein schwarzes Loch, das riesengroß war und alle Gegenstände, Planeten, ja sogar Lichtstrahlen, die in seine Nähe kamen, auf Nimmerwiedersehen verschluckte. Auf seine Bitte, ihm einen Rat zu geben, schickte das schwarze Loch ihm das Bild eines eisernen Speers mit einer ovalen Schneide an der Spitze. Wenn Ihr Teil mit Bildern, Tönen oder Gefühlen antwortet und diese für Sie Sinn machen, wenn Sie damit etwas anfangen können, dann ist keine weitere Hilfe nötig. Sie haben die gewünschte Antwort erhalten. Sie fragen ihn, er schickt Ihnen Bilder, die Sie verstehen können - wunderbar. 168

Der oben erwähnte Klient verstand das Speer-Symbol aber nicht, und ich verstand es in diesem Zusammenhang auch nicht. Natürlich hätten wir das Symbol deuten können. Ich hätte den Klienten bitten können, zu dem Symbol frei zu assoziieren, hätte ihm erzählen können, was es für andere Klienten oder die alten Ägypter bedeutet hat, oder wir hätten in einem „Lexikon der Symbole" nachschauen können. Dort hätten wir eine Vielzahl von Deutungsangeboten gefunden: ein Speer bedeutet Aggressivität, phallische Energie, die magische Waffe der Druiden oder eine Menge andere Dinge. Aber wie hätten wir wissen können, welche Deutung für diesen Klienten stimmt? Wenn Sie die Botschaft des Teiles nicht klar verstehen können, gibt es für Sie drei Möglichkeiten der selbsthypnotischen Deutung des Symboles: 1. Sie können den Teil direkt um Erläuterung bitten: „Was bedeutet der Speer? Teile mir bitte mehr mit." 2. Sie können den Teil bitten, auf eine Weise mit Ihnen zu sprechen, die Sie besser verstehen können. Dafür ist es meistens zuerst notwendig, daß Sie sich dem Teil respektvoll auf seiner eigenen Ebene annähern. Manchmal brauchen Sie auch magische Hilfsmittel dazu. Wenn der Teil ein fliegendes Pferd ist, können Sie sich vielleicht mit ihm in den Nachthimmel erheben oder ihm einen schönen Stall bauen, oder was sonst Sie tun würden, wenn Sie mit einem realen fliegenden Pferd in Kontakt kommen wollen. Wenn der Teil eine dicke, fette, eklige Ratte ist, dann brauchen Sie vielleicht zuerst ein Gitter zwischen ihr und sich, und dann müssen Sie der Ratte vielleicht versichern, daß Sie sie wie alle anderen Lebewesen achten und ihre ökologische Funktion in der Gesamtheit der Natur akzeptieren. Nach solchen kommunikationsverbessernden Maßnahmen ist der Teil oft viel eher bereit, sich direkter auszudrücken und es Ihnen leichter zu machen. Er fühlt sich respektiert und wertgeschätzt und ist dann auch bereit, Sie freundschaftlich zu unterstützen. Manchmal sind die Kommunikationskanäle etwas seltsam. Ich (W.E.) hatte einmal ein sehr aufschlußreiches Zwiegespräch mit einem rotfelligen Teufel mit einem Dreizack und einem Pferdefuß, den ich hinter den Mond verbannt hatte und mit dem ich nicht direkt sprechen konnte, weil mir seine machtvolle, donnernde Stimme in Trance zu bedrohlich erschien. Deshalb kommunizierte ich mit ihm 169

über Laserstrahlen, mit denen wir beide auf eine Schultafel schrieben, die in meiner Phantasie an der Wand hing, was ausgezeichnet funktionierte. Lassen Sie ruhig Ihre Phantasie spielen. 3. Falls das alles nichts nutzt, können Sie einen Übersetzer-Teil herbeirufen. Bitten Sie den Teil zu erscheinen, der den Teil versteht, der weiß, wie X geht, u n d der gleichzeitig ihre eigene Sprache sprechen kann. Sagen Sie in Ihren Bauch hinein: „Der Teil, der das schwarze Loch versteht und auch meine Sprache spricht, bitte erscheine". Dem oben erwähnten Klienten mit dem schwarzen Loch als Teil und dem Metallspeer als Botschaft erschien als Übersetzer-Teil ein großer, schwarzer Rabe, der sowohl das schwarze Loch verstehen konnte, als auch die Sprache des Klienten sprach. Der Klient bat den Raben, das schwarze Loch zu fragen, was der Speer bedeutete. Der Rabe fragte das schwarze Loch, das schwarze Loch antwortete dem Raben (was einige Sekunden dauerte), der Rabe übersetzte: „Gier". Der Klient bat den Raben, das schwarze Loch zu fragen: „Was kann ich tun für meinen Magen?" Der Rabe fragte das schwarze Loch und übersetzte die Antwort: „Weniger essen!" Der Klient war mit seinem Unbewußten ins Gespräch gekommen.

Abb. 18: Teile: Rabe und schwarzes Loch

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Ein weiteres Beispiel für die Arbeit mit einem Ubersetzer-Teil: Ich (W-E.) war im August bei strahlenden 31 Grad im Schatten für ein paar Tage im Urlaub an den brandenburgischen Seen. Am Nachmittag des zweiten Tages bekam ich zunehmend Schmerzen im oberen Nackenbereich. Ich rief den Teil, der wußte, was ich gegen die Nackenschmerzen tun konnte. Auftrat eine große schwarze Hornisse. Ich fragte die Hornisse, was ich gegen die Nackenschmerzen tun könne. Ich erhielt keine Antwort. Wie nun nähert man sich einer Hornisse auf ihrer Ebene? Ich hatte irgendwie das Gefühl, ich müßte sie auf den Finger nehmen {was ich mit einer realen Hornisse im Leben nicht tun würde). Ich nahm sie also auf den Finger und fragte sie nochmals: „Was kann ich gegen die Nackenschmerzen tun?" Jetzt kam sofort die Antwort: „Open up!" (Manchmal - keiner weiß warum, sprechen die Teile in Fremdsprachen, selbst wenn es große schwarze Hornissen sind.) Damit konnte ich nichts anfangen. „Open up!" - was sollte das bedeuten? Also rief ich den Teil, der sowohl die Hornisse als auch mich verstehen konnte, den Vermittler-Teil. Es erschien die Biene Maya (eine Figur aus dem Kinderfernsehen). Ich bat die Biene Maya um Übersetzung. Die Übersetzung dauerte eine Weile. Sie lautete: „Augen auf!" Das überraschte mich zwar, ich hatte damit nicht gerechnet, aber es machte durchaus Sinn. Ich war fast den ganzen Tag über draußen im Freien gewesen und mußte wegen der grellen Sonne dauernd die Augen zusammenkneifen. Also lieh ich mir von der Wirtin der Pension eine Sonnenbrille (die bei mir nicht allzu schick aussah), so daß ich die Augen trotz der Sonne weit öffnen konnte. Resultat: die Nackenschmerzen verschwanden.

Was Sie tun können, wenn der Teil nicht kommunizieren will oder nicht reagiert Eine Gruppenteilnehmerin bat den Teil zu erscheinen, der wußte, für welchen der beiden Männer, mit denen sie seit einiger Zeit zusammen war, sie sich entscheiden sollte. Es erschien ein vierjähriges Mädchen, eine „rotzfreche Göre". {Der Teil repräsentierte offenbar etwas, das die Teilnehmerin selbst nicht leben konnte, denn sie war eher schüchtern, zurückhaltend und überangepaßt.) Sie fragte die „rotzfreche Göre", ob sie bereit sei, mit ihr zu sprechen. Daraufhin zog der Teil ihr eine Grimasse, streckte ihr die Zunge heraus, wandte sich ab und kicherte über sie. Die Gruppenteiinehmerin war 171

teils belustigt, teils gekränkt. Ich (W.E.) gab zu bedenken, daß ein freches vierjähriges Mädchen sicher eine ganz bestimmte Art und Weise der Annäherung brauche, um mit einer fremden erwachsenen Frau in Kontakt zu kommen. Kinder dieses Alters, so sagte ich weiter, sind ja bestimmt nicht von Grund auf böse, höchstens enttäuscht, verärgert, alleingelassen, unausgeschlafen oder von ihren Eltern verzogen worden. Jedenfalls müsse man sich auf ihre Ebene begeben und sich ihr mit sehr viel Respekt für ihren Charakter nähern, eben so, wie man sich auch einer echten, frechen, vierjährigen Göre nähern würde, wenn man Kontakt zu ihr suchen würde. (Manche Klienten haben in diesem Zusammenhang von „Demut" gesprochen: man müsse sich dem Teil mit Respekt und Demut annähern, wenn man etwas von ihm wolle.) Ich fragte die Teilnehmerin, ob sie vielleicht eine Idee hätte, wie sie mit dem kleinen Mädchen in Kontakt kommen könne. (Meistens hat man dafür ein ziemlich klares Gefühl, schließlich ist der Teil ja ein Teil von einem selbst, den man genau kennt, selbst wenn er einem in seiner symbolischen Gestalt zunächst fremd oder sogar unangenehm erscheinen mag.) Schließlich mußte die Teilnehmerin in ihrer Phantasie dem kleinen Mädchen eine Geschichte vorlesen und ihr die Zöpfe flechten, bis es bereit war, mit ihr zu sprechen. O Wenn der Teil also nicht kommunizieren will, wenn er negativ oder gar nicht reagiert, nichts sagt, sich zurückzieht oder nur unverständliche Bilder oder Gefühle schickt, dann begeben Sie sich auf seine Ebene und nähern sich ihm sehr respektvoll, gerade so, wie Sie sich einem wirklichen vierjährigen frechen Mädchen, einem wirklichen scheuen Reh, einem alten Baum oder Rumpelstilzchen nähern würden.

Was es bedeutet, wenn immer derselbe Teil auftaucht Bei mir (W.E.) ist es inzwischen so, daß der Teil fast immer gleich aussieht, egal, mit welchem Thema ich arbeite. Ich empfinde das als ganz stimmig, weil ich den Teil als Repräsentant meines weisen und helfenden Unbewußten ansehe, und das ist für mich immer dasselbe, egal, um welches Problem es sich handelt. Wenn der Teil also bei verschiedenen Fragen die gleiche Gestalt hat, aber jedesmal auf Befragen antwortet, daß er der Teil ist, der weiß, wie X, dann können 172

Sie sich gratulieren: Sie haben einen dauerhaften inneren Berater gefunden. Was Sie tun können, wenn eine Botschaft destruktiv ist Ein 32jähriger Klient von mir (W.E.) stotterte seit seinem fünften Lebensjahr. Er wollte wissen, was die Ursache des Stotterns war, und rief den Teil, „der weiß, woher das Stottern kommt". Es erschien ein Teufelchen, das um ein Feuer herumtanzte. Der Klient fragte das Teufelchen: „Bist du es, der das Stottern erzeugt?" Das Teufelchen antwortete: „Ja." Der Klient fragte weiter: „Was ist deine Absicht, warum machst du, daß ich stottere?" Das Teufelchen antwortete: „Ich will dich fesseln, bis du tot bist." Der Klient erschrak, und auch ich war einen Moment verunsichert. Die Botschaften der Teile sind normalerweise hilfreich und unterstützend. Schließlich entstammen sie einem Teil der Gesamtperson, und dieser Teil wird keine Interessen haben, die dem Wohl der Gesamtperson grundsätzlich zuwiderlaufen. Warum äußerte sich dieser Teil hier destruktiv? Ich fragte den Klienten, woher die Stimme kam, die das gesagt hatte. Er hörte nochmal hin und stellte fest, daß die Stimme von einem Ort zwischen ihm selbst und dem Teufelchen kam. Aha! Nicht der Teil selbst hatte gesprochen. Was wie eine Botschaft des Teils ausgesehen hatte, war in Wirklichkeit ein Gedanke des Klienten selbst (seines Ich) über den Teil. Der Klient mochte natürlich sein Stottern überhauptnicht. Er fühlte sich von seinem Sprachfehler seit langem behindert und beschämt, und er war bereit, einem Teil, der für sein verhaßtes Symptom verantwortlich war, alle möglichen negativen Motive zu unterstellen. In der scheinbaren Botschaft des Teiles kam lediglich zum Ausdruck, daß der Klient sein Stottern massiv ablehnte. Er hatte sozusagen seine Ablehnung in den Teil hineinprojiziert. Ich bat ihn nochmals, wirklich den Teil zu befragen und darauf zu achten, daß auch tatsächlich der Teil selbst antwortete. Notfalls sollte er darauf achten, ob die Stimme wirklich aus dem Mund des Teufelchens kam und ob das Teufelchen beim Sprechen die Lippen bewegte. Daraufhin sagte das Teufelchen etwas ganz anderes, nämlich: „Ich will dir zeigen, wie verkehrt die Welt ist." Nach einigem Rückfragen an den Teil begann diese seltsame Antwort, vor dem Hintergrund der Lebensgeschichte des Klienten, viel Sinn zu machen. 173

O Wenn die Botschaft also destruktiv oder offensichtlich falsch oder schädlich ist, dann versichern Sie sich, daß wirklich der Teil selbst spricht und daß Sie eine gute Ebene der Kommunikation mit ihm etabliert haben.

Diagnose durch den Teil Manchmal werden Sie ein Problem haben, bei dem Sie nicht genau wissen, worum es sich eigentlich handelt. Vielleicht haben Sie Schwierigkeiten mit Ihrem Mann oder Ihren Kindern, können aber nicht genau fassen, worum es dabei eigentlich geht. Oder Sie fühlen sich seit ein paar Wochen schlapp und energielos, haben Einschlafschwierigkeiten oder Angst vorm Fliegen, und Sie wollen wissen, was eigentlich dahinter steckt, woher das Problem kommt oder was ihm zugrunde liegt. Warum fragen Sie nicht Ihren Teil? O Gehen Sie auf die beschriebene Weise in einen nach innen orientierten Zustand. Bitten Sie den Teil zu erscheinen, der weiß, worum es bei dem Problem, sagen wir, bei dem Dauerkonflikt mit Ihrem ältesten Sohn, eigentlich geht. Nehmen wir an, als Symbol für den Teil taucht eine Knospe an einem Zweig auf. Sie wissen ja schon, daß bei dieser Art Übung auch Pflanzen, Tiere und Gegenstände durchaus sprechen oder auf andere Weise kommunizieren können. Fragen Sie also die Knospe, nachdem Sie wie oben beschrieben einen Kommunikationskanal mit ihr etabliert haben: „Worum geht es eigentlich in dem Konflikt mit »Name Ihres Sohnes?« Vielleicht antwortet die Knospe so etwas wie „Angst". Fragen Sie nach: „Wovor haben wir Angst?" „Wovor habe ich Angst?" „Wovor hat er Angst?" Vielleicht kommt dann eine Antwort wie: „Angst vor Nähe." Sie können das Gespräch mit einem Teil also dazu nutzen, den Teil eine Diagnose erstellen oder den Kern eines Problemes benennen zu lassen. Oft wird das, was der Teil mitteilt, weise und überraschend stirnrnig sein. Erinnern Sie sich aber bitte daran, daß die Intuition zwar weit reicht, und oft weiter als das bewußte Denken, aber das Unbewußte weiß auch nicht alles. Wenn Sie den Teil fragen: „Worum ging es bei dem Konflikt zwischen Nebukadnezar dem dritten und seiner mongolischen Gattin im Herbst des Jahres 324 vor Christi 174

Geburt?" oder: „Wird dieser Pigmentfleck auf meinem Rücken sich in den nächsten sechzig Jahren zu Krebs entwickeln?", dann ist das Unbewußte wahrscheinlich überfordert und gibt unzuverlässige Antworten. Wir möchten Sie zwar ermutigen, Ihrer inneren Stimme zu vertrauen, Sie können mit den hier dargestellten Übungen Seiten und Bereiche in sich entdecken, von denen Sie vorher vielleicht nichts geahnt haben. Aber nehmen Sie die Antworten nicht als die letztgültige Wahrheit, als ob der brennende Busch zu Ihnen spricht. Auch wenn die Antworten oft weise und hilfreich sind, können und sollen die Hinweise, die das Unbewußte durch die Teile gibt, ruhig hinterfragt und kritisch geprüft werden. Alles hat Grenzen, auch die Weisheit des Unbewußten.

Ideen entwickeln mit dem Teil Nehmen wir an, Sie sind in einer Situation, in der Sie kreative Ideen brauchen. Was könnten Sie Ihrer Freundin zum Geburtstag schenken? Was könnte ein gutes Thema für Ihre Diplomarbeit sein? Wie könnten Sie Ihre neugeborene Tochter nennen? O Rufen Sie den Teil, der zum Beispiel weiß, wie Ihre Tochter heißen könnte, und bitten Sie ihn, Ideen zu produzieren. Dabei sollten Sie sich an den Regeln orientieren, die in den 70er Jahren einmal für eine Übung entwickelt wurden, die man „Brainstorming" nennt: jede Idee, ob sie nun sinnvoll oder unsinnig ist, soll respektiert, aufgeschrieben werden, zunächst, ohne als „brauchbar" oder „unbrauchbar" bewertet und beurteilt zu werden. Hinterher kann man sich dann hinsetzen und das heraussuchen, was brauchbar ist, und den Rest vergessen. Sagen Sie zu dem Teil also: „Nenne mir schöne Namen für unsere Tochter." Dann schreiben Sie alles auf, was der Teil an Ideen produziert, oder bitten Sie jemand, es aufzuschreiben. Wenn Sie mit der Bramstorming-Technik etwas vertrauter sind, kann es sein, daß der Teil Ihnen eine endlose Reihe von Ideen präsentiert, wobei zwischen den einzelnen Ideen oft eine kleine Pause einsetzt, in der der Teil im Unbewußten nach Verknüpfungen sucht. Zumindest einige dieser Ideen werden wahrscheinlich langweilig oder albern sein (das Unbewußte spielt eben gerne). Andere 175

aber werden es lohnen, sich ernsthaft mit ihnen zu beschäftigen, und einige werden gut und brauchbar sein, zumindest, wenn Sie etwas tiefer in Trance gehen und dem Unbewußten etwas Zeit lassen. Schreiben Sie ohne Bewertung, Kritik oder Auswahl alle Ideen des Teils nieder. Lassen Sie die Liste ein paar Tage lang liegen, und schauen Sie sie dann noch einmal durch. Dann entscheiden Sie, welche der Ideen Ihnen brauchbar erscheinen.

Teil erscheint eine Figur, die wie ein Dschinn aus einem Comic-Film aussieht. Fragen Sie den Dschinn auf die schon bekannte Weise: „Bist du der Teil, der für meinen Heuschnupfen verantwortlich ist?" und: „Bist du bereit, mit mir jetzt zu sprechen?" Wie Sie mit Schwierigkeiten und Störungen dabei umgehen können, wissen Sie ja bereits. Nehmen wir an, Sie haben den richtigen Teil kontaktiert, und er will auch mit Ihnen reden.

Die positive Absicht

O Fragen Sie den Teil bitte jetzt (bitte genau mit dieser Formulierung): „Was willst du mit dem Heuschnupfen Positives für mich erreichen?"

Als Identity-Process wird eine NLP-Technik bezeichnet, die auch in der selbsthypnotischen Arbeit mit Teilen angewandt werden kann. Sie ist aber ziemlich komplex. Wenn Sie Schwierigkeiten damit haben oder irgendwo unterwegs hängenbleiben, dann wäre das nicht verwunderlich. Diese Methode ist eigentlich eher für die Begleitung durch einen Therapeuten geeignet. Aber mit etwas Übung können Sie auch allein hindurchgehen. Die Grundidee ist sehr einfach, und die Erfahrungen, die Sie damit machen werden, können ziemlich beeindruckend sein, weil Sie relativ schnell in Kontakt mit höheren (manche sagen dazu „spirituellen") Ebenen Ihrer geistigen Welt kommen können, die Ihnen aber nicht von außen präsentiert werden, sondern in die Sie von Ihrem eigenen Unbewußten hineingeführt werden. Für diese Übung brauchen Sie ein Problem, also etwas an oder in Ihnen, das Sie stört. Es kann ein körperliches Krankheits- oder Störungssymptom sein wie eine Gastritis oder eine Allergie oder etwas Emotionelles wie eine Angst oder ein sexuelles Problem. O Rufen Sie diesmal nicht den Teil herbei, der weiß, wie X lösbar ist, wie in den vorangegangenen Übungen, sondern den Teil, der für das Problem verantwortlich ist.

All die negativen Begleiterscheinungen des Heuschnupfens sind jedem, der ihn hat, nur allzu gut bekannt. Daß einer solchen garstigen Allergie eine positive Absicht Ihres Unbewußten zugrunde liegen könnte, mag Ihnen vielleicht merkwürdig erscheinen. Aber wie anders wäre es zu erklären, daß Ihr Unbewußtes so etwas überhaupt hervorbringt? Ob Sie es wissen und wollen oder nicht, Ihr Unbewußtes verfolgt mit dem Symptom ein Ziel, das in einem erweiterten Sinne in Ihrem besten Interesse ist. Und daß psychische Faktoren bei Allergien eine entscheidende Rolle spielen, ist inzwischen ja auch in der Medizin unbestritten. Jedes Problem und jede Störung stellt bereits einen etwas ungeschickt angefangenen Selbstheilungsversuch für ein tieferliegendes Problem dar. Die Auswirkungen wie das Tränen der Augen und das Jucken der Nase mögen äußerst lästig sein, aber wir gehen davon aus, daß dahinter eigentlich eine positive Absicht steckt, und es könnte wertvoll sein, darüber etwas zu erfahren. Nehmen wir an, der Dschinn antwortet auf die Frage nach der positiven Absicht: „Dich kühlen". (Was meint er damit? Teile neigen oft zum Orakeln, aber das macht in diesem Fall gar nichts. Nehmen Sie einfach die Antwort, wie sie kommt, auch wenn Sie sie nicht oder nicht vollständig verstehen.)

Sie nehmen also diesmal nicht mit Ihrer inneren Weisheit Kontakt auf, um sich von ihr direkt beraten zu lassen, sondern mit dem Anteil Ihres Unbewußten, der das Problem hervorbringt. Sagen Sie mit geschlossenen Augen in einem leichten Versenkungszustand in Ihren Bauch hinein: „Der Teil, der für meine Aufschieberitis verantwortlich ist, bitte erscheine." Nehmen wir an, als verantwortlicher

^> Fragen Sie den Dschinn weiter: „Nehmen wir an, diese Absicht ist erreicht, ich bin ,gekühlt', ... (machen Sie an dieser Stelle ein paar Sekunden Pause, damit der Dschinn und auch Sie Zeit haben, sich das vorzustellen, und in der inneren Welt sinnlich erleben können) ... was möchtest du, Dschinn, darüber hinaus Positives für mich erreichen?"

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Vielleicht sagt der Dschinn dann: „Eintauchen". Wunderbar. Nehmen Sie die Antwort, und fragen Sie weiter: „Nehmen wir an, das ist erreicht, ich bin ,eingetaucht', ... (Pause zum Vorstellen) ... was möchtest du darüber hinaus Positives für mich erreichen?" C Fahren Sie auf diese Weise fort, bis Sie zu einem höchsten Ziel kommen, über und nach dem nichts oder nichts Neues mehr kommt. Hier ein Beispiel einer Gruppenteilnehmerin, deren Problem war, daß sie wichtige Aufgaben immer vor sich her schob. Sie nannte dieses Problem ihre „Aufschieberitis". Als verantwortlicher Teil erschien eine große schwarze Metallplatte. 1. Schritt - Frage an die Metallplatte: „Was möchtest du mit der Aufschieberitis Positives für mich erreichen?" Antwort der Metallplatte: „Du sollst dir Zeit nehmen."

8. Schritt - Frage: „Nehmen wir an, das ist erreicht... - was möchtest du darüber hinaus Positives für mich erreichen?" Antwort „Sinne werden zu Energie." 9. Schritt - Frage: „Nehmen wir an, das ist erreicht... - was möchtest du darüber hinaus Positives für mich erreichen?" Antwort: „Die Welt ist Energie." 10. Schritt - Frage: „Nehmen wir an, das ist erreicht... - was möchtest du darüber hinaus Positives für mich erreichen?" Antwort: „Alles löst sich auf." 11. Schritt - Frage: „Nehmen wir an, das ist erreicht... - was möchtest du darüber hinaus Positives für mich erreichen?" Antwort: „Alles ist am Ursprung angekommen, und alles fängt auf eine positive Weise von neuem an."

6. Schritt - Frage: „Nehmen wir an, das ist erreicht... - was möchtest du darüber hinaus Positives für mich erreichen?" Antwort: „Fließendes Geben und Nehmen."

Diese Antworten waren für die Teilnehmerin ziemlich überraschend, vor allem die höheren Ziele, weil sie sich normalerweise für einen ziemlich vernünftigen, bodenständigen Menschen hielt, der von „esoterischem Quatsch" nichts wissen wollte. Trotzdem machten für sie die Antworten des Teils viel Sinn, und auch was sie in Ihrer Trance erlebte, wenn sie sich das alles Schritt für Schritt vorstellte, war für sie sehr wertvoll. In der Regel liegen die ersten Ziele, die der Teil nennt, auf der Verhaltensebene: „Du sollst dir Zeit nehmen", „Genau darüber nachdenken, was du wirklich willst" usw. Dann kommt eine eher seinsbezogene, philosophische oder existenzielle Ebene: „Geben und Nehmen", „Leben". Und dann kommt eine transzendente Ebene von höheren, überindividuellen, ja überraumzeitlichen, transpersonalen Werten. Der Sinn der Übung bis zu diesem Punkt ist es, zu erleben, daß die Störung nicht nur böse ist und schnell weggemacht werden muß, sondern daß sich dahinter eine Weisheit verbirgt, die im Grunde die besten Absichten hat. Man empfindet dann das Problem nicht mehr so sehr als Feind, sondern als Verbündeten auf einem Weg zu einem gemeinsamen, höheren Ziel. Sie können aber noch einen Schritt weitergehen:

7. Schritt - Frage: „Nehmen wir an, das ist erreicht... - was möchtest du darüber hinaus Positives für mich erreichen?" Antwort: „Leben."

Wenn Sie das Gefühl haben, daß Sie mit Ihren Fragen oben, also bei dem höchsten Wert, angekommen sind, der alles umfaßt, nach

2. Schritt - Frage: „Nehmen wir an, das ist erreicht, ich nehme mir Zeit, ... (Pause zum Vorstellen und Erleben) - was möchtest du darüber hinaus Positives für mich erreichen?" Antwort: „Daß du genau darüber nachdenkst, was du wirklich willst." 3. Schritt - Frage: „Nehmen wir an, das ist erreicht... - was möchtest du darüber hinaus Positives für mich erreichen?" Antwort: „Daß du gezielt deine Energie einsetzt für das, was für dich gemäß ist." 4. Schritt - Frage: „Nehmen wir an, das ist erreicht... - was möchtest du darüber hinaus Positives für mich erreichen?" Antwort: „Daß du deine Energie und Fähigkeiten für dich und andere einsetzt." 5. Schritt - Frage: „Nehmen wir an, das ist erreicht... - was möchtest du darüber hinaus Positives für mich erreichen?" Antwort: „Daß das, was du tust, mit Leichtigkeit in einem angenehmen Fluß ist."

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dem nichts mehr kommen kann oder wo die Antworten sich wiederholen, dann können Sie den Teil zur Sicherheit noch einmal fragen, ob es etwas gibt, was er noch darüber hinaus Positives für Sie erreichen möchte. O Wenn der Teil zum Ausdruck bringt, daß das jetzt höchste, letzte Ziel sei (zum Beispiel, indem er sagt „Nein", sich wiederholt oder in der Reihe der Ziele wieder absteigt), dann können Sie den Teil folgendes fragen: „Könntest du dir vorstellen, in Zukunft in den entsprechenden Situationen statt des Problems gleich das höchste Ziel zu realisieren?" Fragen Sie die große schwarze Metallplatte: „Könntest du dir vorstellen, in Zukunft in den entsprechenden Situationen statt des Heuschnupfens gleich zu realisieren, daß alles am Ursprung angekommen ist und auf eine positive Weise von neuem anfängt?" Wenn Sie auf diese Frage ein „Ja" erhalten, fragen Sie in Ihren Bauch hinein, ob es andere Teile gibt, die Einwände dagegen haben, daß der verantwortliche Teil zukünftig statt des Problems gleich das höchste Ziel realisiert. Wenn keine Einwände von anderen Teilen kommen, dann werden Sie entdecken, daß Ihr Problem in der nächsten Situation verschwunden ist oder sich zumindest deutlich verändert hat. Wenn Einwände von anderen Teilen kommen, dann müssen Sie sich mit ihnen auseinandersetzen. Wie das geht, können Sie weiter unten auf unter „Verhandlung zwischen Teilen" erfahren.

Phantasiereise mit dem Teil Manchmal antwortet der Teil mit Bildern und nicht mit Worten. Diese Bilder sind oft überraschend, sie tauchen wie ein Dia oder ein Film auf einer inneren Leinwand auf, nachdem man die Frage gestellt hat. Solche Orakelbilder sind einerseits oft gehaltvoller als ein einfacher Antwortsatz, anderseits aber auch interpretierbar. Wenn bei Ihnen Bilder kommen und Sie einen guten Zugang zu Ihrer inneren Bilderwelt haben, können Sie folgende Übung ausprobieren. C> Bitten Sie den Teil, Sie mit auf eine Phantasiereise zu nehmen und Ihnen dabei interessante Dinge zu zeigen, die mit Ihrem Thema in Zusammenhang stehen. 180

O Wenn Sie während der Reise nicht weiter wissen, fragen Sie den Teil, was Sie tun sollen. Ein Gruppenteilnehmer rief den Teil, der wußte, was er tun könne, damit er sich nicht immer so klein fühle. Als Teil erschien eine Wolkendecke, von oben betrachtet. Der Teilnehmer fragte die Wolkendecke: „Was kann ich tun, damit ich mich nicht immer so klein fühle?" Daraufhin erschien ein Haus mit dunklen Fenstern. Der Klient bat den Teil: „Nimm mich mit auf eine Reise, und zeig mir dabei interessante Dinge, die mit meinem Kleinfühlen zusammenhängen." Nun hatte der Klient das Gefühl, er müsse in das Haus eintreten. Er trat ein und schaute sich um. Drinnen war es dunkel. Er fragte den Teil: „Was soll ich tun?" und der Teil öffnete für ihn die Fenster, so daß Licht hereinkam. Nun sah der Gruppenteilnehmer einen Schrank in dem Zimmer stehen. Er ging zu dem Schrank und öffnete ihn. Der Schrank war leer. Er fragte den Teil: „Was soll ich jetzt tun?" Der Teil ließ den Teilnehmer in den Schrank hineinschlüpfen, so als ob er selbst der Schrank wäre. Er fühlte sich leer und hatte das Bedürfnis, gefüllt zu werden. Er fragte die Wolkendecke: „Was soll in mich rein?" und die Wolkendecke legte eine Menge Spielzeug für ganz kleine Kinder in die Schubladen. Die Reise ging noch eine Weile weiter, am Ende fand sich der Gruppenteilnehmer schließlich als Baby in den Armen seiner Mutter auf einer sonnigen Wiese mit ganz hohem Gras und leuchtenden Blumen wieder, während ihm seine Mutter ein Lied sang. (Der Teilnehmer war im Alter von sechs Monaten von seiner Mutter getrennt worden und im Heim aufgewachsen.) Macht diese Phantasie Sinn?

Posthypnose durch einen Teil Sicherlich kennen Sie das: Sie wissen genau, was Sie tun oder lassen müßten, damit es Ihnen gutgeht, aber Sie schaffen es einfach nicht. Was nützt Ihnen der beste Rat eines Teils, wenn Sie ihn nicht umsetzen können? Nehmen wir an, Sie haben Ihren Teil gefragt, was Sie tun können, um abzunehmen, und er hat geantwortet: „Bewegung". Ja klar, ganz einfach! Aber das auch zu tun, fällt oft schwer. Warum bitten Sie nicht Ihren Teil um Hilfe? 181

C Fragen Sie den Teil: „Kannst du dafür sorgen, daß ich mich mehr bewege?" O Wenn er „Ja" antwortet, können Sie ihn weiter fragen: „Kannst du mir zeigen, wie das aussehen wird, wenn ich mich mehr bewege?" Sie können sich dann eine Leinwand vorstellen und auf diese Leinwand einen Film projizieren, der Sie selbst zeigt, wie Sie sich in der Zukunft mehr bewegen. Wenn Sie eher akustisch orientiert sind, Sie können sich einen Lautsprecher vorstellen, aus dem die Stimme des Teils herauskommt. Wenn Sie eher kinästhetisch wahrnehmen, dann spüren Sie in Ihren Körper hinein, wie sich der Teil dort meldet. Sie können dem Teil auch noch Zusatzfragen stellen, wie: „Kannst du mir zeigen, welchen Sport ich genau machen soll?" oder: „Kannst du mir zeigen, zu welcher Tageszeit ich mich bewegen soll?" - und dann schauen Sie auf die Leinwand, horchen Sie in den Lautsprecher hinein, oder spüren Sie in Ihren Körper hinein und lassen sich überraschen, was der Teil Ihnen mitteilt. NLPler würden bei dieser Übung von einem „Future-Pace" sprechen, von einem Blick in die Zukunft. Wenn Sie in Ihrem Geist eine möglichst klare, farbige und detaillierte Vorstellung von einem zukünftigen Verhalten haben, dann erhöht das die Wahrscheinlichkeit, daß sich das auch verwirklicht. Bitten Sie den Teil daher: „Zeig mir Einzelheiten" oder: „Wie genau?" oder: „Kannst du mir das genauer zeigen?" Es ist dann nicht einfach ein verstandesmäßiger Entschluß (wir alle wissen, was an kritischen Stellen solche „Kopfentscheidungen" langfristig wert sind), sondern ein in Trance vorweggenommenes Erleben. Ein solch detailliertes Zukunftsbild wirkt posthypnotisch, das heißt, es stimuliert das Unbewußte, dafür zu sorgen, daß sich die Vorstellung verwirklicht. Dies wird noch einmal wesentlich verstärkt, wenn Sie den Teil bitten, das Bild so lange zu verändern, bis es sowohl Ihnen selbst als auch dem Teil wirklich gefällt, bis „alles daran stimmt".

Verhandeln und Refranting mit Teilen Was können Sie tun, wenn ein Teil sich standhaft weigert, mit Ihnen zu kooperieren? Das kann passieren, Teile haben nun mal ihr Eigen182

leben, sonst würde die ganze Übung ja auch gar keinen Sinn machen. Nehmen wir an, Sie haben den Teil gefragt: „Könntest du dafür sorgen, daß ich mutiger auf andere Menschen zugehe?", und der Teil sagt „Nein". Sie wiederholen die Frage, achten darauf, daß wirklich der Teil antwortet und nicht Ehr bewußtes Denken, und der Teil antwortet wiederum „Nein". Was tun? Wenn der Teil sich weigert, herumalbert, zickig oder trotzig ist, dann versuchen Sie es zuerst mit den oben beschriebenen „kontaktverbessernden Maßnahmen". Wenn sich der Teil dann immer noch querlegt (auf die Frage, ob er dafür sorgen kann, daß das gewünschte Verhalten sich verwirklicht, „nein" sagt, sich abwendet oder seltsam reagiert), dann liegt hier vermutlich ein „sekundärer Symptomgewinn" vor. Das bedeutet wahrscheinlich, daß Sie zwar unter Ihrem Symptom leiden, aber dennoch etwas davon haben, worauf Sie nicht verzichten wollen. Wenn das Symptom beispielsweise Übergewicht ist, könnten Vorteile daraus sein: Essen als Ersatz für Liebe, fett sein, um sich unerwünschten sexuellen Zugriffen oder Leistungsanforderungen zu entziehen, oder ähnliches). In diesem Fall können Sie mit dem Teil verhandeln, um eine Lösung zu erarbeiten, die sowohl für den Teil (Ihr Unbewußtes) als auch für Sie selbst (Ihr Bewußtsein) in Ordnung ist. Die Erfahrung zeigt, daß solche Verhandlungen, wenn sie richtig geführt werden, oft zu einem konstruktiven Ergebnis führen, und damit zu einer Abnahme innerer Spannungen zwischen dem Bewußtsein und dem Unbewußten. Zum Verhandeln ist es zunächst erforderlich, eine gemeinsame Basis zu finden, eine Art Plattform, auf der sowohl der Teil als auch Ihr Bewußtsein mit Überzeugung stehen können. Wenn zwei Menschen, Parteien, soziale Gruppen, Vereine, Staaten miteinander verhandeln, und sie haben keinerlei gemeinsame Interessen, Überzeugungen oder Standpunkte, dann wird bei der Verhandlung wohl nichts Vernünftiges herauskommen. Eine erfolgreiche Verhandlung setzt immer voraus, daß es - zumindest in einem bestimmten Bereich, sei er noch so klein oder auf einer bestimmten Ebene - Gemeinsamkeiten gibt. So setzen beispielsweise die Verhandlungen über die Verlängerung des Atomwaffensperrvertrages über 1996 hinaus voraus, daß es trotz der zum Teil massiven Interessendifferenzen zwischen den beteiligten Staaten ein gemeinsames Interesse gibt, hier vor allem das Interesse, die Gefahr eines Atomkrieges zu verringern. 183

Wie im großen, so im kleinen. Wie aber finden Sie eine gemeinsame Plattform mit einem Teil, der sich einfach widerborstig verhält und offenbar kein Interesse an Zusammenarbeit zu haben scheint? Zunächst machen Sie sich klar, daß der Teil, der für das Symptom verantwortlich ist, mit all seinen Allüren und Kompliziertheiten ein Teil Ihrer Person ist, der, so gut er eben kann, sich für ein Interesse von Ihnen einsetzt, auch wenn Ihnen das vielleicht nicht bewußt sein mag. Man könnte sagen, der verantwortliche Teil ist so etwas wie ein Computerprogramm, das einmal für einen bestimmten Zweck und für bestimmte Situationen geschrieben wurde und nun vergessen hat (das heißt, Sie haben es vergessen), wofür er einmal entstanden ist, so daß der Teil immer weiter automatisch dasselbe tut. Ursprünglich aber war das Ziel, die Absicht des Programmes, Sie vor einer Bedrohung zu schützen oder auf die damals bestmögliche Art ein existenzielles Bedürfnis zu befriedigen. Ein trotziger verantwortlicher Teil ist wie ein Kind, das sich aus Angst vor einem Gewitter unter dem Tisch versteckt, weil es noch nicht gemerkt hat, daß das Gewitter längst aufgehört hat. Es glaubt, daß ständig Gefahr besteht, auch wenn sie nur manchmal besteht oder vielleicht längst vorüber ist. Wenn Sie den Teil fragen: „Was ist eigentlich deine Absicht damit, dich zu weigern?", dann käme vielleicht eine Antwort wie: „Raushalten". Schon besser! Und wenn Sie dann dieselbe Frage nochmal stellen: „Was ist eigentlich deine Absicht damit, warum willst du, daß ich mich raushalte?", dann kommt vielleicht als Antwort: „Dich schützen". Plötzlich wird deutlich, daß der vorher so grantig erschienene Teil im Grunde ein Ziel verfolgt, mit dem er den Interessen der Gesamtperson dienen will. Dieser Prozeß wird im NLP als „hochchunken" (sprich: „hochtschanken") bezeichnet: Man sucht eine höhere Ebene, auf der eine Absicht des Teils deutlich wird, mit der man einverstanden sein kann. Wenn die Absicht des Teils ist, die Gesamtperson zu schützen, warum sollten Sie mit diesem Ziel nicht einverstanden sein, auch wenn Sie vielleicht die Mittel dazu nicht billigen? Wenn Sie seiner höheren Absicht zustimmen können, dann ist der Teil schon kein Feind mehr. Er wird zu einem Verhandlungspartner. Sie haben mit ihm ein gemeinsames Ziel. Jetzt geht es darum, auf welche Weise dieses Ziel erreichbar ist, damit beide Teile etwas davon haben. 184

O Der erste Schritt der Verhandlung besteht also darin, den Teil nach der höheren Absicht zu fragen, die ihn zu seiner Weigerung, seinem Abwenden oder seinem zickigen Verhalten Ihnen gegenüber bewegt. Manchmal muß man das einige Male wiederholen (über mehrere Stufen hinweg hochchunken) und mehrmals wieder nach der Absicht hinter der Absicht fragen, bis ein Ziel des Teils zum Vorschein kommt, mit dem Sie übereinstimmen können (z.B. „Ruhe", „sich zeigen", „da sein", „Befreiung" oder ähnliches). O Der zweite Schritt besteht darin, den Teil zu fragen, ob er sich vorstellen könne, seine höhere Absicht auf andere Weise als durch das symptomatische (störende) Verhalten zu bewirken. Nehmen wir an, der für das Übergewicht zuständige Teil hat auf die Frage, warum er sich weigert, dafür zu sorgen, daß Sie sich mehr bewegen, geantwortet: „dein Herz", und auf die Nachfrage dann weiter: „dein Leben erhalten". Offenbar befürchtet der Teil, daß zu viel oder falsche Bewegung Ihrem Herzen schaden könnte, so daß er Sie lieber übergewichtig bleiben läßt. Nun fragen Sie ihn: „Kannst du dir vorstellen, auf andere Weise mein Leben zu erhalten, als zu verhindern, daß ich mich mehr bewege?" Lassen Sie den verantwortlichen Teil drei Ideen hervorbringen, wie er seine (von Ihnen geteilte) Absicht, Ihr Leben zu erhalten, anders - vielleicht sogar besser verwirklichen könnte als durch die Verweigerung eines Zieles, das er selbst vorgeschlagen hat („Bewegung"). Sie können davon ausgehen, daß der Teil selbst motiviert ist, eine Alternative zu finden, denn irgendwie „weiß" Ihr Unbewußtes ja auch, daß sich in Ihrem Leben etwas ändern muß, damit es Ihnen besser geht. Lassen Sie dem Teil Zeit dafür, drei alternative Möglichkeiten zu finden. Wenn er damit Schwierigkeiten hat, lassen Sie einen „kreativen Teil" erscheinen und bitten Sie den „verantwortlichen Teil", zu dem „kreativen Teil" zu gehen und sich von ihm Ideen zu holen (das funktioniert - probieren Sie es aus!). Wenn der verantwortliche Teil drei alternative Möglichkeiten gefunden hat, fragen Sie ihn: „Kannst du dir vorstellen, künftig mein Leben auf andere Weise zu erhalten, als zu verhindern, daß ich mich mehr bewege?" 185

In aller Regel wird der Teil dem zustimmen. (Wenn nicht, können Sie die ganze Prozedur mit dieser neuen Weigerung wiederholen, aber das wird nur sehr selten notwendig sein.)

Wenn Sie mit Daumen und Zeigefinger dieses „O" formen, dann wird der Teil aus der „Brunnen"-Öffnung zwischen Daumen und Zeigefinger hervorkommen und Ihnen zu Diensten sein.

O Wenn es dann noch erforderlich ist, können Sie nun zu Ihrer ursprünglichen Absicht zurückkehren: „Kannst du jetzt dafür sorgen, daß ich mich in Zukunft mehr bewege?"

Wenn Sie dann auf Ihre innere Leinwand schauen, in Ihren Lautsprecher hineinhören oder in Ihren Körper hineinfühlen, dann wird Ihnen der Teil sehr wahrscheinlich Möglichkeiten zeigen, sich mehr zu bewegen, die aber nicht Ihr Herz gefährden. Die Verhandlung hat dazu geführt, daß die wohlbegründeten Ziele beider Parteien berücksichtigt werden. An dieser Stelle können das Bewußtsein und das Unbewußte künftig zusammen- statt gegeneinander arbeiten.

Den Teil ankern Abb. 19: Den Teil ankern: Brunnen symbol

Wenn Sie einige dieser Übungen sorgfältig ausprobiert haben, dann wissen Sie nun, daß ein Teil ein wertvoller Ratgeber sein kann. Sie haben Ihren inneren Meister also immer bei sich, Sie wußten es lediglich bisher nicht. Wäre es nicht schön, ein Ritual zur Verfügung zu haben, mit dem Sie Ihren Teil bei Bedarf jederzeit leicht rufen können wie Aladin seinen Dschinn? Bitte schön, hier ist es: C Formen Sie mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand ein „O". Das „O" symbolisiert die Öffnung des Brunnens, aus dem zu Anfang dieser Übungsreihe der Teil auf Ihre Aufforderung hin erschienen ist. Stellen Sie sich vor, daß Sie nun den Teil sanft in Ihre rechte Hand nehmen und ihn in die „Brunnen"-Öffnung Ihrer linken Hand zurückführen, also dahin, wo er hergekommen ist, in Ihr Unbewußtes. Legen Sie nun die Handfläche Ihrer rechten Hand über das „O" und schließen dann die linke Hand so, als wollten Sie einen Edelstein darin behüten und festhalten. Stellen Sie sich vor, daß Sie in Ihrer linken Hand Ihren weisen Teil von nun an immer mit sich tragen und daß Sie ihn jederzeit rufen können. 186

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7 Trancekörper-Arbeit Einleitung Das folgende Trancekörper-Übungsprogramm ist tageweise gegliedert. Die Übungen der ersten drei Tage sind Körperübungen, die sich auf einzelne Körperteile beziehen und leicht erlernbar sind. Diese Übungen können alle Leserinnen und Leser problemlos alleine durchführen. Die Übungen ab dem vierten Tag sind umfassender und spezifischer. Leserinnen oder Leser, die sich unsicher bei diesen Übungen fühlen, können eine qualifizierte Vertrauens- oder Begleitperson oder einen Therapeuten hinzuziehen, die ihnen bei den Übungen Hilfestellung leistet. Sollten Sie bei bestimmten Übungen Probleme haben, so machen Sie diese Übung bitte unter fachlicher Anleitung eines Hypnose- oder NLP-Experten.

Trancekörper-Übungen Trancekörper-Übungen sind kinästhetische Trance-Induktionen, bei ihnen steht das Körperempfinden im Vordergrund. Dafür ist eine gründliche Rückorientierung aus der Trance erforderlich, damit Sie hinterher wieder vollständig in Ihrem Körper ankommen und sich stabil und sicher fühlen. Beginnen Sie daher mit der folgenden Assoziations-Übung, und wiederholen Sie sie eine Woche lang zu Beginn jeder Sitzung, damit Sie sich jederzeit aus den Trance-Zuständen zurückholen können. Das folgende Übungsprogramm ist stufenweise aufgebaut und in 7 Tagen erlernbar. Sie brauchen dafür pro Tag je nach Übungsintensität etwa eine bis zwei Stunden.

1. Tag Finger- und Armbewegungen

Erdung durch Bewegung und Selbstmassage Der Sinn dieser Übung ist es, das Gefühl für die reale Körperwahrnehmung zu verstärken, indem alle Körperteile nacheinander bewegt und massiert werden. Das verstärkt das Gefühl, als Körper 188

„real" anwesend zu sein, und holt sie aus jeglichen Trance-Zuständen wieder heraus. Es ist sehr wichtig, diese einfache Technik gut zu beherrschen, denn nur dann, wenn Ihr Unbewußtes sich ganz sicher ist, daß Sie genau wissen, wie Sie aus Trance-Zuständen wieder herauskommen, wird es Ihnen tiefere Trance-Zustände zugänglich machen. Wer schwimmen will, muß zuerst wissen, wie er aus dem Wasser wieder aussteigen kann. Wer ein Auto startet, muß wissen, wie man es wieder abstellt, sonst wird er sich nicht wirklich trauen, zu fahren. Sie können diese Übung - vielleicht mit etwas kräftigeren Bewegungen - auch morgens im Bett benutzen, um richtig aufzuwachen und Ihren Körper aus morgendlicher Schläfrigkeit herauszuholen. O Gehen Sie an Ihren Übungsort, und nehmen Sie Ihre Übungshaltung ein. O Beobachten Sie eine bis zwei Minuten lang Ihre Gedanken, egal, womit Sie gerade beschäftigt sein mögen. „Pacen" Sie sich sozusagen selbst. O Dann bewegen Sie die Augenbrauen einige Male auf und ab, so daß sich Ihre Stirn runzelt und wieder entspannt. C Nun reiben Sie Ihre Stirn mit den Fingerspitzen. Reiben und massieren Sie die Augenbrauen. Sie werden bemerken, daß Sie dadurch Ihre Augenbrauen und Ihre Stirn überhaupt erst wahrnehmen, während Sie sich vorher gar nicht damit beschäftigt haben. O Kneifen Sie beide Augen drei- bis viermal zu, und entspannen Sie sich wieder. Streichen Sie mit dem Mittelfinger sanft über Ihre Augenlider. O Öffnen Sie den Mund weit, als wollten Sie in einen übergroßen Apfel beißen. Dann stülpen Sie die Lippen vor, als wollten Sie aus einem Strohhalm saugen. Reiben und massieren Sie mit Ihren Fingern Ihre Lippen. O Bewegen Sie Ihren Unterkiefer auf und zu, vor und zurück, nach links und rechts und im Kreis herum, so daß Sie in den Kiefergelenken ein reibendes oder knackendes Geräusch wahrnehmen. Massieren Sie mit den Fingern Ihre Kiefermuskeln an den Seiten des Kopfes. 189

O Drehen und wenden Sie Ihren Kopf einige Male, damit Sie die Muskeln im Nacken deutlich spüren. Greifen Sie mit den Fingerspitzen in Ihren Nacken, und massieren Sie die Muskeln dort so kräftig, wie es angenehm ist. Rollen Sie die Augen im Uhrzeigersinn, und ziehen Sie Grimassen. Reiben und massieren Sie Ihr Gesicht, und massieren Sie Ihre Kopfhaut wie beim Haarewaschen kräftig mit den Fingerspitzen. C Bewegen Sie jetzt auf dieselbe Weise alle Körperteile von oben nach unten, vom Nacken über die Arme und Hände zum Rücken. Bewegen Sie Bauch, Becken, Beine und Füße. Nach jeder Bewegung massieren Sie den betreffenden Körperteil, sofern Sie ihn mit Ihren Händen erreichen können, schnell und kräftig (aber nicht schmerzhaft) von oben nach unten und von innen nach außen durch. Wenn Sie auf diese Weise alle Körperteile bewegt und massiert haben, dann sind Sie gut in Ihrem Körper verwurzelt und ausgezeichnet vorbereitet für die folgenden Übungen. Bewegung eines Fingers in Super-Zeitlupe O Gehen Sie zu Ihrem Übungsort, nehmen Sie Ihre Übungshaltung ein, und schließen Sie die Augen. O Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihren rechten Unterarm. Nehmen Sie wahr, wie sich der Arm anfühlt, wenn er jetzt bewegungslos daliegt. O Lassen Sie den rechten Unterarm genau so daliegen, und stellen Sie sich vor, Sie würden jetzt gleich Ihren rechten Zeigefinger anheben. Achten Sie auf die subtilen Veränderungen Ihrer Körperempfindungen als Reaktion auf diese Vorstellung. Oft spürt man eine Art Aktivierungsgefühl in den Muskeln, ein Ziehen, eine erhöhte Spannung, ein Zucken, ein Kribbeln oder Leichterwerden. Sie merken also, daß Ihr Körper nicht nur auf willentliche Bewegungsimpulse reagiert, sondern auch auf Vorstellungen. O Geben Sie jetzt etwas Spannung in Ihren Zeigefinger, so als ob Sie ihn gleich heben wollten, aber gerade so viel, daß er sich noch nicht hebt. Tasten Sie sich sehr langsam an den Punkt heran, wo Ihr 190

Zeigefinger gerade beginnt, sich nach oben zu bewegen, ohne sich aber zu bewegen. Geben Sie so viel Spannung in den Finger hinein, daß eine Bewegung nach oben gerade beginnt - und halten Sie dann genau an diesem Punkt für etwa zehn Sekunden inne, mit einer Spannung in Ihrem Finger, die knapp unterhalb dessen ist, daß Ihr Finger beginnt, sich zu bewegen. O An dieser Stelle müßte Ihr Finger also vielleicht einen Bruchteil eines Millimeters über der Unterlage schweben mit dem seltsamen und etwas ungewohnten Gefühl einer leichten Spannung in den Muskeln an der Oberseite des Fingers und auf dem Handrücken. Und ziemlich viel von Ihrer Aufmerksamkeit müßte in dieser Region versammelt sein. Wunderbar, Sie sind bereits auf dem Weg in eine Trance, auch wenn Sie das noch nicht merken. Durch die Konzentration auf diese Körperregion wird nämlich Ihre Aufmerksamkeit von allem anderen abgezogen, was den Eintritt in einen Trance-Zustand erleichtert, wie Sie sehen werden. C> Nun beginnen Sie, real, aber sehr langsam, Ihren rechten Zeigefinger zu bewegen, bis er etwa 45 Grad in die Höhe ragt. Lassen Sie sich für diese kleine Bewegung mindestens 30 Sekunden Zeit. Es handelt sich also um eine Bewegung, wie Sie sie wahrscheinlich noch nie ausgeführt haben, um eine Art Super-Zeitlupe. Das richtige Tempo haben Sie gefunden, wenn die Bewegung nicht flüssig, sondern ruckartig, mit seltsamen, leicht ziehenden Empfindungen an der Unterseite des Fingers geschieht. Bitte achten Sie sehr genau auf all die kleinen Empfindungen bei dieser ungewohnt langsamen und konzentrierten Bewegung; Empfindungen auf der Haut, in den Muskeln und Sehnen und in den Gelenken. O Vielleicht spüren Sie Impulse in anderen Körperteilen, wie etwa im Kopf oder in den Augen, sich zu Ihrer rechten Hand hin bewegen zu wollen. Nehmen Sie diese Impulse wahr, aber bewegen Sie nur Ihren rechten Zeigefinger, sonst nichts. O Achten Sie darauf, wie sich Ihr Atem subtil verändert, wenn der Zeigefinger oben angekommen ist und zur Ruhe kommt. Das ist nur mit einer sehr feinen Aufmerksamkeit wahrzunehmen. Haben Sie es gemerkt? 191

O Sie sollten in dieser Haltung ein leichtes Spannungsgefühl auf der Oberseite des Zeigefingers und auf dem Handrücken haben, aber kein Gefühl von Anstrengung oder gar Schmerz. (Es handelt sich schließlich um eine Körpertrance-Übung, nicht um Leistungssport!) O Lassen Sie den Zeigefinger für etwa 30 Sekunden in dieser erhobenen Position, und nehmen Sie die leichten Spannungen genau wahr. (Bitte denken Sie daran, während der gesamten Übung die Augen geschlossen zu halten.) O Nun lassen Sie den Zeigefinger in der gleichen Super-Zeitlupe sinken, wieder mit dieser extrem langsamen, ruckartigen Bewegung, so daß die Bewegung wiederum etwa 30 Sekunden dauert. O Wenn Ihr Zeigefinger die Unterlage gerade berührt, verharren Sie dort für einige Sekunden, und nehmen Sie diese sanfte Berührung genau wahr. Jetzt erst entspannen Sie Ihren Zeigefinger so, daß er wieder bequem auf die Unterlage zu liegen kommt. Imaginäre Bewegung eines Fingers Für diese Übung benötigen Sie ein Blatt Papier, mindestens in DESIA-4-Größe, und Farbstifte. Bitte legen Sie sich beides jetzt zurecht. (Übrigens: Diese Übungen nur durchzulesen verhilft Ihnen nicht zu einer Tranceerfahrung. Sie müssen die Übungen auch ausführen, und das sehr sorgfältig.) O Wiederholen Sie jetzt die vorige Übung auf genau die gleiche Art, aber diesmal nur in Ihrer Vorstellung. Stellen Sie sich vor, wie sich Ihr Zeigefinger sehr langsam und ruckartig hebt und wie sich das anfühlt. Erinnern Sie sich genau, wie sich das eben gerade bei der realen Bewegung angefühlt hat. Spüren Sie die kleinen Rucks und die Spannung, die sich während der Bewegung verändert, bis Sie schließlich mit Ihrem vorgestellten Zeigefinger oben ankommen, so daß er etwa 45 Grad erhoben ist. O Bleiben Sie mit dem vorgestellten, imaginären Zeigefinger in der erhobenen Position für etwa 30 Sekunden. Wenn Sie die Übungen bis hierher sorgfältig durchgeführt haben, sind Sie jetzt in einer 192

leichten Trance. Die Bewußtseinsveränderung mag noch subtil sein, aber Geduld, es geht noch wesentlich weiter. O Lassen Sie jetzt den imaginären Zeigefinger auf dieselbe Art wie vorher, also in Super-Zeitlupe, wieder sinken, bis er vollständig, mit „jedem Härchen" wieder mit dem liegenden, materiellen Zeigefinger zur Deckung kommt. 4> Nehmen Sie Papier und Stifte, und zeichnen Sie eine kleine Skizze, wie Sie die imaginäre Bewegung wahrgenommen haben. Skizzieren Sie Ihre liegende, materielle Hand und Ihren materiellen Finger und dann Ihren erhobenen, imaginären Finger dazu. (Das Malen dient zur Erinnerung und zur Verstärkung Ihrer Vorstellungsfähigkeit. Es muß kein Rembrandt werden. Eine Skizze reicht. Aber nehmen Sie Farben dazu.) Haben Sie zwei Finger wahrgenommen oder nur einen, den erhobenen? Oder war Ihr Finger quasi zwischen einem liegenden Finger und einem erhobenen in die Länge gestreckt? Oder schwebte er in der Mitte? War der erhobene Finger dicker oder dünner als der liegende? Fühlte er sich fest oder durchscheinend an? Hatte er eine andere Farbe als der liegende? War er durchsichtig? War er länger oder kürzer als der liegende Finger? Wenn Sie sich nicht genau erinnern, wiederholen Sie die Übung so lange, bis Sie Ihre ganz persönliche Art, imaginäre Gliedmaßen zu repräsentieren, farbig aufmalen können. Es ist sehr wichtig, daß Sie es gründlich üben, mit Ihrem imaginären Finger wieder ganz in den materiellen Finger „hineinzuschlüpfen". Bei einem Finger ist es vielleicht noch nicht so problematisch, wenn Ihr Körperschema vorübergehend etwas deformiert ist, aber wenn Sie dieselbe Übung weiter unten mit Ihrem Kopf machen, kann es schon für eine Weile zu leichten Verwirrungsgefühlen führen, wenn nach der Übung die beiden Köpfe nicht wieder zur Deckung kommen. Also halten Sie sich bitte sorgfältig an die angegebenen Schritte, und reorientieren Sie sich gründlich. Es ist nicht erforderlich, daß Sie hier schon eine ausgeprägte kinästhetische Halluzination eines Fingers entwickeln. Es reicht für diese Übung vollständig aus, wenn Sie einen vagen Eindruck, ein 193

schemenhaftes Gefühl oder ein ungefähres Vorstellungsbild von einem erhobenen Zeigefinger haben. Wir fangen ja gerade erst klein an. Einige Menschen nehmen bei dieser Übung zum Beispiel eine Art nebelhaften Schatten über dem materiellen Zeigefinger wahr. Andere spüren andeutungsweise ein ähnliches Rucken, Ziehen oder Zucken wie bei der vorigen, realen Bewegung. Für wieder andere ist es eher so, daß Sie Schwierigkeiten haben, Ihren Zeigefinger zu spüren oder ihn genau zu lokalisieren, als ob er eingeschlafen wäre oder quasi in die Länge gezogen oder als schwebe er irgendwo in der Mitte zwischen der liegenden und der erhobenen Position. Andere wieder nehmen zwei Finger wahr, einen liegenden und einen erhobenen, wobei sich der erhobene Finger von dem liegenden in der Vorstellung deutlich unterscheidet, aber auch sehr ähnlich wahrgenommen werden kann. Wie auch immer Sie diese vorgestellte Bewegung in Ihrem Wahrnehmungsfeld repräsentieren, es ist Ihre ganz persönliche Art, imaginäre Bewegungen wahrzunehmen. Jeder Mensch ist anders, und jeder nimmt imaginäre Körperteile anders wahr. Das ist ganz in Ordnung so. (Wir würden uns übrigens sehr freuen, wenn Sie uns Ihre Skizzen aus dieser und den weiteren Übungen, vielleicht mit ein paar Worten über Ihre Erfahrungen mit unseren Übungen, zuschicken würden, damit wir Ihre Rückmeldungen auswerten und das Programm weiterentwickeln können.) Imaginäres Heben des Unterarms Wiederholen Sie nun dieselbe Übung auf genau die gleiche Weise mit Ihrem Unterarm. O Zuerst nehmen Sie Ihren Unterarm so wahr, wie er sich jetzt anfühlt, wenn er bewegungslos daliegt. Dann stellen Sie sich vor, Sie würden ihn jetzt gleich bewegen (bewegen ihn aber noch nicht), und nehmen die subtilen körperlichen Reaktionen auf diese Vorstellung wahr. O Nun geben Sie langsam etwas Spannung in den Unterarm, so daß er gerade beginnt, sich nach oben zu bewegen. Wenn die Bewegung gerade anfängt, halten Sie inne, bleiben für etwa zehn Sekunden in dieser Position und spüren die leichte, etwas ungewohnte Spannung. 194

O Dann lassen Sie den Arm sich sehr langsam in Super-Zeitlupe nach oben bewegen, bis er direkt zur Decke zeigt. Wegen der längeren Strecke nehmen Sie sich bitte für diese Bewegung diesmal mindestens zwei Minuten Zeit. (Wieder haben Sie die richtige Geschwindigkeit gefunden, wenn die Bewegung mit kleinen Rucken und seltsam ziehenden Empfindungen an der Unterseite des Armes geschieht.) Haben Sie bitte etwas Geduld, und machen Sie diese Bewegung vollständig und so langsam wie beschrieben. O Wenn der Unterarm die erhobene Position erreicht hat, bleiben Sie dort etwa 30 Sekunden lang, und fühlen Sie die leichten Spannungen vor allem in der Ellenbeuge und an der Oberseite Ihres Oberarmes. O Nun lassen Sie den Arm wieder genauso langsam und auf dieselbe Weise sinken, bis er gerade die Unterlage zu berühren beginnt. Verharren Sie dort für einige Sekunden, und spüren Sie die sanfte, gerade so wahrnehmbare Berührung. C Dann lassen Sie den Unterarm sich wieder ganz in die liegende Position hinein entspannen. C Wiederholen Sie jetzt diese Bewegung in Ihrer Vorstellung. Stellen Sie sich vor, wie Sie Ihren Unterarm auf genau die gleiche Weise wie eben erheben. O Wenn der imaginäre Arm in Ihrer Vorstellung zur Decke zeigt, verharren Sie dort für etwa 30 Sekunden. O Nehmen Sie sehr genau wahr, wie sich das anfühlt und wie sich der vorgestellte, erhobene Arm von Ihrem materiellen, liegenden Arm unterscheidet. •£> Lassen Sie den imaginären Arm sehr langsam wieder sinken, bis er vollständig, mit „jedem Härchen" wieder mit dem liegenden, materiellen Arm zur Deckung kommt. Nun nehmen Sie wieder Papier und Farbstifte, und malen Sie eine farbige Skizze des erhobenen Armes. ^> Vergleichen Sie die Skizze mit der ersten von Ihrem imaginären Zeigefinger. Gibt es Ähnlichkeiten? Gibt es Unterschiede? 195

Das Herausschlüpfen beobachten O Wiederholen Sie die letzte Übung „Imaginäres Heben des Unterarmes" noch einmal, und konzentrieren Sie sich jetzt auf den Moment des Herausschlüpfens (der Dissoziation) des imaginären Armes aus dem materiellen Arm heraus.

Das Hineinschlüpfen beobachten C Wiederholen Sie die Übung „Imaginäres Heben des Unterarms" noch einmal, und konzentrieren Sie sich nun auf den Moment, wo der imaginäre Arm in den materiellen Arm wieder /n'neinschlüpft (auf den Moment der Re-Assoziation).

C Nehmen Sie Papier und Farbstifte, und zeichnen Sie eine Skizze Ihrer Empfindungen im Moment des Herausschlüpfens.

C Zeichnen Sie eine Skizze Ihrer Empfindungen im Moment des Hineinschlüpfens.

Einige Menschen nehmen im Moment der Dissoziation eine Art Zucken wahr, andere ein Dickerwerden oder ein Ziehen. Für wieder andere ist es, als würden sich in dem materiellen Arm zuerst kleine graue Wölkchen bilden, die dann wie langgestreckte Fäden durch die Haut hindurch nach oben hinaustreten. Einige Menschen repräsentieren den Vorgang vor allem kinäsfhetisch (in ihrem Körpergefühl), andere eher visuell (durch Vorstellungsbilder), wieder andere vorwiegend akustisch (durch innere Geräusche oder Worte). Wenn Sie wissen, wie Sie in Ihrer ganz persönlichen Wahrnehmungswelt die Dissoziation eines Körperteils repräsentieren, dann können Sie dieses Vorstellungsmuster auch für andere Körperteile benutzen. Wenn Sie das Herausschlüpfen des Armes zum Beispiel hauptsächlich visuell erleben, als würden sich in Ihrem materiellen Arm zuerst kleine, kugelförmige, graue Wölkchen bilden, die sich dann zu Schnüren zusammenfinden, die sich dann durch die Haut hindurch nach oben bewegen und über dem materiellen Arm zu einem durchscheinend-bläulichen imaginären Arm zusammenfinden, dann können Sie dieses Wahrnehmungsmuster auch beispielsweise für die Dissoziation Ihres Kopfes anwenden. Stellen Sie sich vor, in Ihrem Kopf entstünden kleine, weiße, runde Wölkchen, die sich zu Schnüren zusammenfinden, die zu einer Seite hin durch die Haut aus Ihrem Kopf austreten und sich außen zu einem durchscheinend-bläulichen, imaginären Kopf zusammenfinden. Dies wird es Ihnen erleichtern, Ihren Kopf zu dissoziieren (was, wie weiter unten beschrieben, zum Beispiel bei einer Zahnbehandlung sehr nützlich sein kann).

Sie sollten sich grundsätzlich am Ende jeder Übung wieder gründlich re-assozüeren (das heißt, wieder in Ihren Körper zurückfinden). Achten Sie darauf, daß der in der Übung dissoziierte Körperteil oder - in den fortgeschrittenen Übungen - der ganze Körper am Ende jeder Übung wieder voll assozüert ist. Wir haben dies in den Übungsbeschreibungen nicht jedesmal angegeben. Nach einiger Übung ist es dann nicht mehr nötig, die Assoziation, wie anfangs beschrieben, mit Bewegungen und Selbstmassage zu machen, sondern es genügt, nur den Körperteil, den Sie in der Übung dissoziiert haben, gründlich mit Ihren materiellen Körpergrenzen zur Deckung zu bringen. Achten Sie aber darauf, daß der imaginäre Körperteil quasi mit jedem Härchen und jedem Fältchen wieder in den materiellen Körperteil „hineinschlüpft" und mit diesem voll und ganz zur Deckung kommt. Sollten Sie das vergessen oder einmal bewußt nicht tun, dann werden Sie wahrscheinlich ein entfremdetes Gefühl in diesem Körperteil zurückbehalten, das einige Minuten, aber auch mehrere Stunden anhalten kann. Manchmal geschieht die Re-Assoziation im Laufe der Zeit unbewußt und automatisch, manchmal kann aber der Körperteil dissoziiert bleiben. Sie können damit experimentieren, wenn Sie wollen. Versichern Sie sich aber vorher, daß Sie die Übung zur Re-Assoziation genau beherrschen, damit Sie wieder in Ihren materiellen Körper „zurückschlüpfen" können, wenn Sie das wollen.

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Sie können die Übung zur Re-Assoziation auch benutzen, wenn sich ein Körperteil oder Ihr ganzer Körper aus anderen Gründen „von selbst" dissoziiert hat (etwa durch einen Schreck, einen Schock, große Müdigkeit oder Erschöpfung, durch starken Schmerz oder andere, unangenehme oder überwältigende Gefühle). Wenn Sie sich wie „außer sich" fühlen, diffus, vernebelt, als ob Sie nicht richtig in 197

sich ruhen, nicht zentriert oder „gar nicht richtig da", dann versuchen Sie die Re-Assoziations-Übung. Sie werden sehen, daß Sie sich hinterher wesentlich besser fühlen.

2. Tag Fortgeschrittene, komplexe Armbewegungen

Verschiedene Bewegungen mit dem imaginären Arm O Lassen Sie wieder Ihren imaginären rechten Arm aus dem materiellen Arm aufsteigen, bis er über ihm schwebt. O Drehen Sie nun Ihre imaginäre Hand so, daß die Handfläche nach oben zeigt, so daß Sie in Ihrer Vorstellung Ihre Handlinien sehen können. Bewegen Sie dann die imaginäre Hand in die ursprüngliche Position zurück. O Ballen Sie Ihre imaginäre Hand zur Faust, und nehmen Sie die leichte Spannung der imaginären Haut über Ihren imaginären Fingerknöcheln wahr. O Öffnen Sie die imaginäre Faust, strecken Sie die imaginären Finger aus, und zählen Sie die Finger. (Wie viele Finger sind es? Aus unerfindlichen Gründen haben imaginäre Hände manchmal mehr oder weniger als fünf Finger.)

C> Drehen Sie die Handfläche des imaginären Armes nach oben, so daß Sie in Ihrer Vorstellung die Handlinien erkennen können. c£> Drehen Sie nun die imaginäre Hand in derselben Richtung weiter, so daß sie wieder nach unten kommt. Die imaginäre Hand führt also in Ihrer Vorstellung eine volle Drehung um 360 Grad aus, was natürlich Ihre materielle Hand niemals könnte, es sei denn, Sie sind ein Schlangenmensch. Aber eine imaginäre Hand kann das - probieren Sie es aus! O Lassen Sie die imaginäre Hand um 360 Grad gedreht, und lassen Sie sie in dieser Position wieder in die materielle Hand hineinschlüpfen. O Lassen Sie die Augen geschlossen, und fühlen Sie, wie Ihre Hand und Ihr Unterarm sich jetzt anfühlen. In der Regel werden Sie subtil ein eigenartiges, irritierendes, wie verdrehtes, manchmal sogar leicht schmerzhaftes Gefühl, vor allem in Ihrem Handgelenk, wahrnehmen. O Öffnen Sie die Augen, und betrachten Sie für etwa 30 Sekunden Ihren noch immer unbeweglich daliegenden materiellen Arm. Sie werden das deutliche Bedürfnis haben, die Übung gleich rückgängig zu machen. Warten Sie einen Moment damit.

O Bewegen Sie zu Beginn der Übung im Wachzustand Ihren rechten Arm einige Male vor Ihren Augen hin und her. Betrachten Sie den Arm, und fühlen Sie die Bewegung. Legen Sie ihn in seine Ruheposition, und merken Sie sich, wie sich Ihr Arm „normalerweise" anfühlt.

In der Regel wird Ihnen der Arm jetzt auf irgendeine Weise (das heißt auf Ihre ganz persönliche Art) seltsam, fremd oder nicht richtig zu Ihnen gehörig vorkommen. Und Ihre Aufmerksamkeit wird vermutlich magisch vor allem zu Ihrem Handgelenk hingezogen sein, wo Sie vermutlich subtile Empfindungen oder Vorstellungen von Verdrehtsein, Spannung oder ähnliches wahrnehmen. (Dieses Entfremdungsgefühl ist eine Vorbereitung auf die weiter unten beschriebene „Versiegelung" der Dissoziation, die Sie zum Beispiel zur Schmerzkontrolle benutzen können.)

O Schlüpfen Sie wiederum, wie das jetzt für Sie ja schon gewohnt ist, auf die Ihnen entsprechende Weise mit Ihrem imaginären Arm aus dem materiellen Arm heraus, bis er über dem materiellen Arm schwebt.

•^> Nun heben Sie Ihren materiellen Arm real an, und bewegen Sie ihn einige Male vor Ihren Augen hin und her. Vergleichen Sie, ob er sich - vor allem im Handgelenk - auf subtile Weise anders anfühlt als zu Beginn der Sitzung.

„Unmögliche" Bewegungen Jetzt kommt eine etwas seltsame Übung, die Ihnen Empfindungen vermitteln kann, wie sie nur durch Trance möglich sind:

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O Finden Sie ein passendes Wort, um den Unterschied zum Normalzustand zu beschreiben (zum Beispiel „verdreht", „angespannt", „schmerzhaft", „auseinander", „abgetrennt"). Schreiben Sie dieses Wort auf ein Blatt Papier.

O Legen Sie die gefalteten imaginären Hände hinter Ihren Kopf, und lehnen Sie den Kopf dagegen. Entspannen Sie sich, und ruhen Sie sich so eine Weile aus.

O Zeichnen Sie eine Skizze des verdrehten imaginären Armes in Ihrem materiellen Arm.

Wenn Sie an dieser Stelle angelangt sind und die gefalteten imaginären Hände in Ihrer Vorstellung hinter Ihrem Kopf deutlich wahrnehmen können, sind Sie mindestens in einer leichten, vermutlich schon in einer mittleren Trance. Je deutlicher die Vorstellung der imaginären Arme ist und je undeutlicher Sie ihre materiellen Arme wahrnehmen, um so tiefer ist die Trance.

Nun lassen Sie zum Abschluß Ihren materiellen Arm wieder in seine Ruhelage Ihrer Übungshaltung zurücksinken. Schlüpfen Sie mit Ihrem imaginären Arm heraus. Machen Sie die 360-Grad-Verdrehung in der gegenläufigen Richtung rückgängig, und schlüpfen Sie in Ihren materiellen Arm zurück. C Fühlen Sie mit geschlossenen Augen den Unterschied. O Offnen Sie die Augen, und bewegen Sie den Arm wiederum einige Male vor Ihren Augen hin und her. Hat sich etwas verändert? Denken Sie daran, wir sind sehr interessiert an einer Rückmeldung über Ihre Erfahrungen. Also, wenn Sie mögen, dann schicken Sie uns Ihre Bilder, vielleicht mit ein paar erläuternden Worten zu. Berührungen mit der imaginären Hand O Probieren Sie mit Ihrem dissoziierten, imaginären Arm verschiedene Bewegungen aus. Fassen Sie sich mit Ihren imaginären Fingern an die Nase, streichen Sie mit Ihrem imaginären Handrücken über Ihre Stirn, streichen Sie sich durch die Haare. Lassen Sie den imaginären Arm lang werden, und berühren Sie damit Dinge, die in weiterer Entfernung im Zimmer sind (eine Schranktür, eine Wand, ein Fenster, die Decke, die Türklinke). Probieren Sie es aus - es geht! Imaginäre Hände falten C Dissoziieren Sie jetzt beide Arme zugleich, so daß sowohl Ihr rechter als auch Ihr linker Arm imaginär über den materiellen Armen schwebt. O Legen Sie die imaginären Handflächen aneinander. Können Sie die Wärme oder Kühle der Berührung spüren? C Falten Sie Ihre imaginären Hände, und legen Sie sie in den Schoß. 200

Test: „Tiefe der Trance" Mit dem folgenden Test können Sie die Tiefe Ihres Tranceerlebens überprüfen. Sie können ihn auch nach den folgenden Übungen benutzen, um die Entwicklung Ihrer „Tagesform" bei den Übungen zu verfolgen. TEST: 2. Wie nehmen Sie während der Übung das imaginäre Körperteil wahr?

1. Wie nehmen Sie während der Übung das materielle Körperteil wahr?

Punkte

Funkte

ganz normal, klar und deutlich, wie im Wachzustand

0

überhaupt nicht wahrnehmbar

0

etwas undeutlich

1

eine Ahnung davon ist wahrnehmbar

1

verschwommen, undeutlich

2

zeitweise gut wahrnehmbar, dann wieder nicht

2

fremd, wie von Ferne

3

verschwommen, undeutlich, aber konstant

3

vage, habe es fast vergessen

4

meistens ziemlich deutlich

4

praktisch überhaupt nicht wahrnehmbar

5

fast die ganze Zeit über klar und deutlich

5

201

AUSWERTUNG: Punkte

0

Tiefe der Trance

Sie waren wach und haben keine Trance erlebt.

1-3

Sie waren in einer leichten Trance.

4-7

Sie waren in einer mittleren Trance.

8-10

Sie waren in einer tiefen Trance.

3. Tag: Hin- und Herspringen zwischen Imaginärem und Materiellem Selbstmassage mit der imaginären Hand O Dissoziieren Sie, wie beschrieben, Ihren imaginären, rechten Arm aus dem materiellen Arm heraus. O Greifen Sie nun mit Ihrer imaginären Hand in Ihren Körper hinein, an eine Stelle, an der Sie Muskelverspannungen spüren (z.B. im Nacken). Lassen Sie die imaginäre Hand die verspannten Muskeln innerlich kräflig massieren. Führen Sie diese imaginäre Massage mindestens zwei Minuten lang durch. Spüren Sie eine Veränderung? Den imaginären Körperteil lassen, wo er ist, und den materiellen Körperteil wegbewegen Offnen Sie (in Ihrem materiellen Körper, also real) die Augen, und gehen Sie ein paar Schritte im Zimmer hin und her. Wahrscheinlich werden Sie das Gefühl haben, daß Ihr imaginärer Körper als eine Art Geist noch anwesend ist. Es wird Ihnen schwerfallen, diese Vorstellung loszuwerden. Probieren Sie es aus. 223

O Denken Sie an etwas anderes, und versuchen Sie, den imaginären Körper „loszuwerden". O Gehen Sie aus dem Zimmer hinaus, waschen Sie sich die Hände, und trinken Sie einen Schluck Wasser. Kommen Sie in das Zimmer zurück, und überprüfen Sie, ob der imaginäre Körper noch am selben Platz steht. Falls ja: Machen Sie jetzt die Dissoziation rückgängig. Stellen Sie sich vor, wie der imaginäre Körper die Augen öffnet und Sie anschaut, die Arme wieder an den Seiten hängen läßt, sich umdreht, so daß Sie von hinten wieder in ihn hineinschlüpfen können. Sie können eine Dissoziation auch auf andere Weise versiegeln, indem Sie zum Beispiel eine imaginäre Wand zwischen den materiellen und den imaginären Körper schieben, indem Sie den imaginären Körper viele Kilometer weit weg rücken, schrumpfen lassen oder in einen imaginären Tresor stellen. Finden Sie die Art der Versiegelung heraus, die für Sie am angenehmsten und praktischsten ist. Experimentieren Sie ein wenig damit. Trance ankern Unter Ankern verstehen wir in der Hypnofherapie die psychische Verknüpfung eines Zustandes (hier des Trance-Zustandes) mit einem Auslösereiz. Vergleichbare natürliche Anker dieser Art im Alltag sind zum Beispiel der Duft frischer Brötchen, der Appetit auf ein leckeres Frühstück weckt, oder der Anblick des Fotos eines Palmenstrandes, der Sehnsucht nach einem erholsamen Urlaub auslösen kann. Solche Verbindungen können auch absichtlich hergestellt und dann zum Herbeiführen des Zustandes genutzt werden. O Gehen Sie im Geist alle Übungen, die Sie bisher gemacht haben, noch einmal durch. In welcher Übung hatten Sie am deutlichsten das Gefühl, in einem veränderten Bewußtseinszustand zu sein? O Gehen Sie jetzt in diese Übung noch einmal hinein. Wenn der Dissoziations-(Trance-) Zustand am deutlichsten ist, dann formen Sie mit Daumen und Zeigefinger Ihrer linken Hand einen Ring, ein O" O Stellen Sie sich vor, Ihre linke Hand sei ein Gefäß (ein Karton, eine Vase, eine Büchse, ein Glas oder eine Hasche) mit dem „O" als Öffnung. 224

O Stellen Sie sich nun vor, Sie würden den Trance-Zustand aus Ihrem Körper „herausziehen" und ihn durch das „O" in das Gefäß hineinbringen. (Manchmal hilft dabei die Vorstellung von einem Haschengeist.) O Schließen Sie nun Daumen und Zeigefinger, und schließen Sie die ganze Hand. Stellen Sie sich vor, wie der Trance-Zustand jetzt dort drinnen eingeschlossen (geankert) ist. C Halten Sie die linke Hand geschlossen. Öffnen Sie die Augen, stehen Sie auf, und gehen Sie ein paar Schritte im Zimmer umher, schauen Sie aus dem Fenster. O Setzen Sie sich wieder hin, schließen Sie die Augen. Öffnen Sie die linke Hand zu dem Gefäß mit dem „O" als Öffnung. Stellen Sie sich vor, Sie „ziehen" den Trance-Zustand aus diesem Gefäß wieder heraus und bringen ihn in Ihren Körper. Sie haben den Trance-Zustand jetzt in Ihrer linken Hand „geankert". Sie können das Hineinbringen und das Hervorziehen benutzen, um das Eintreten in Trance und das Hervorkommen daraus zu vereinfachen und zu beschleunigen. Auf dieselbe Weise können Sie übrigens auch andere angenehme oder hilfreiche Zustände (Wachheit, Zufriedenheit, Erotisiertheit, Sanftheit, Entspanntheit) ankern. Es ist dafür jedoch erforderlich, für jeden Zustand einen anderen Anker zu finden, damit Sie nicht durcheinanderkommen. Es bieten sich die beiden Hände an, aber auch Gesten, Schlüsselworte, Düfte, Melodien, Phantasie-Orte, bildhafte Vorstellungen oder auch Orte in Ihrer Wohnung. Wenn die Verbindung erst einmal hergestellt ist, werden Sie erleben, daß Ihr Körper viel schneller und leichter bereit ist, in den entsprechenden Zustand zu gehen, wenn Sie den Anker zu Hilfe nehmen.

Anwendungsmöglichkeiten Wozu das alles? Was kann man mit Trancekörper-Arbeit anfangen? Einige Beispiele haben wir in den Übungen schon genannt. Trancekörper-Arbeit ist eine der sichersten, einfachsten und wirkungsvollsten Möglichkeiten der Einleitung und Vertiefung einer Hypnose 225

oder Selbsthypnose. Die beschriebenen Übungen können von einem Hypnotiseur zur Einleitung einer (Fremd-)Hypnose verwandt werden. Sie sind besonders gut für Menschen geeignet, die kinästhetisch orientiert sind (für die also das Körperempfinden das wichtigste Sinnessystem ist). Trancekörper-Arbeit kann die Körperwahrnehmung relativ schnell ändern und ist daher zur schnellen Abhilfe bei Schmerzzuständen oder Unpäßlichkeiten geeignet. Sie können die Technik der Dissoziation, vor allem in Verbindung mit „unmöglichen" Bewegungen und mit der „Versiegelung" der Dissoziation nach gründlicher Übung benutzen, um einen Körperteil oder auch Ihren ganzen Körper schmerzfrei zu machen, etwa für die Entfernung eines Splitters aus einem Finger oder eines Stachels aus einem Zeh oder, wenn Sie eine Spritze bekommen sollen. Ich (W.E.) habe kürzlich die Dissoziationstechnik beim Beschleifen eines Zahnes für eine Krone ausprobiert - es funktionierte! Die normalerweise ziemlich schmerzhafte Behandlung war kaum zu spüren. Ich war weit weg auf einer Insel auf einer Palme und schaute aufs Meer hinaus. Außerdem konnte ich auf Anweisung der Zahnärztin die Blutungen deutlich vermindern. Trancekörper-Arbeit ist geeignet als Meditationstechnik zur Versenkung und zur Selbsthilfe bei leichteren emotionalen Problemen. Man kann sie benutzen, um sich an vergessene Ereignisse zu erinnern oder um durch Identifikation mit Modellen zu lernen. Man kann sich mit ihr während einer langweiligen Zug- oder Flugreise die Zeit vertreiben und dabei seine Imaginationsfähigkeit üben. Man kann sie auch als Partyspaß benutzen, aber sie kann auch - begleitet durch einen qualifizierten Therapeuten - als Psychotherapiemethode Anwendung finden. Sie kann, wie beschrieben, benutzt werden, um sich mit Archetypen zu identifizieren und von ihnen zu lernen. (Archetypen sind in der Psychologie CG. Jungs kollektive Symbole, wie sie zum Beispiel in Mythen, Märchen, Träumen und Kinofilmen vorkommen: der Weise, der Narr, der Magier, der Seher, der Held, das Kind, die Priesterin, die Jungfrau, die Hure, die Hexe.) Dissoziation kann helfen, sich aus Gefühlen „herauszuziehen", in die man sonst hilflos verwickelt wäre. Wer sich beispielsweise depressiv fühlt, der ist normalerweise mit dieser Empfindung identifiziert. Er wird in der Regel nicht sagen: „Ich nehme da ein Gefühl von 226

Schwere im Kopf wahr, neben einer Menge anderer, angenehmer Empfindungen", sondern er wird sagen: „Mir geht es dreckig, ich fühle mich schlecht." Nicht er hat eine Depression, sondern die Depression hat ihn, er ist mit der Schwere identifiziert (assozüert). In einem solchen Fall kann es helfen, sich zuerst einmal von dem Körper-Selbstbild zu dissoziieren, das mit dem depressiven Zustand einhergeht, sich also zu ent-identifizieren. Man geht aus dem depressiven Körper heraus und betrachtet ihn von außen. Dadurch kann man sich bewußt werden, daß man nicht „im Kern der Seele" depressiv ist, sondern daß es einen nicht-identifizierten Ich-Kern gibt, den „inneren Beobachter", der nicht depressiv ist. Will man eine Depression schnell auflösen, dann ist die Erfahrung der Nicht-Identifiziertheit schon die „halbe Miete". Wenn es dem inneren Beobachter dann gelingt, ein positives Selbstbild zu erschaffen und sich mit diesem zu re-identifizieren - wird die Depression dann noch genau so da sein wie zuvor? Probieren Sie es aus! Wir sind uns natürlich im klaren darüber, daß die von uns beschriebenen Selbsthilfe-Übungen allein in der Regel nicht in der Lage sein werden, eine schwere Depression dauerhaft zu beheben oder chronische Schmerzzustände zu heilen. Aber sie können durchaus aus einem momentanen Stimmungstief heraushelfen und akute Schmerzen lindern. Und besser, gesünder und interessanter als Alkohol, Spritzen oder Pillen sind sie allemal. Für den anwendungsfreudigen Leser haben wir ein paar zusätzliche praktische Übungen zusammengstellt, die mit dem jetzigen Wissen leicht durchzuführen sind.

Schmerzverminderung Für diese Übung benötigen Sie einen leichten, aber deutlich wahrnehmbaren Schmerzreiz. Wenn Ihnen nicht sowieso etwas gerade weh tut (z.B. eine kleine Wunde), dann besorgen Sie sich zur Vorbereitung einen dieser kleinen Stifte, mit denen man Papiere an Pinwände heften kann (Pinwand-Stifte). Sie sind in jedem Schreibwarenladen zu erhalten. ^ Klemmen Sie sich den Pinwandstift quer zwischen den Ringfinger und den Mittelfinger der linken Hand, so daß Sie durch die Spitze 227

des Stiftes einen leichten, aber deutlich wahrnehmbaren Schmerzreiz an der Seite des Fingers spüren können (Der Stift soll einen Druck auf die Seite des Fingers ausüben, der gerade so stark ist, daß er als deutlicher Schmerzreiz wahrgenommen werden kann.). O Tragen Sie die subjektiv empfundene Intensität des Schmerzreizes in die folgende Tabelle ein. Verminderung des Schmerzempfindens durch Trance (bitte ankreuzen)

O Lassen Sie die imaginäre linke Hand nun nach oben aus der materiellen Hand herausschlüpfen, wobei der Pinwandstift an der materiellen Hand verbleibt (die imaginäre Hand ist also pinwandstiftfrei). Prüfen Sie das Schmerzempfinden in der materiellen Hand jetzt, und tragen Sie es unter „Übung A" in die Tabelle ein. Schlüpfen Sie in die materielle Hand zurück. C Lassen Sie nun wiederum die imaginäre Hand heraustreten, aber diesmal mit dem Pinwandstift, so daß beide, die materielle u n d die imaginäre Hand einen Stift zwischen den Fingern haben. Tragen Sie die Intensität Ihres Scherzempfindens unter „Übung B" in die Tabelle ein, und schlüpfen Sie zurück. O Lassen Sie die imaginäre Hand wiederum herausschlüpfen, und nehmen Sie diesmal den Pinwandstift mit (als ob er jetzt zwischen den Fingern der imaginären Hand steckt und nicht mehr zwischen den Fingern der materiellen Hand). Tragen Sie Ihre Schmerzempfindung in der materiellen Hand wiederum unter „Übung C" in die Tabelle ein. C Nun dissoziieren Sie wieder die imaginäre linke Hand aus der materiellen heraus. Nehmen Sie wieder den Pinwandstift mit, so daß die materielle Hand pinwandstiftfrei ist, und stellen Sie sich vor, Sie nehmen den Stift jetzt aus Ihrer imaginären Hand heraus und legen ihn in einen Briefumschlag, den Sie per Luftpost nach Amerika verschicken. Tragen Sie Ihr Schmerzempfinden in der materiellen Hand unter „Übung D" in die Tabelle ein. Aus dieser Tabelle sollte eine Verminderung des Schmerzempfindens ersichtlich sein. Vielleicht ist der Schmerz sogar ganz verschwunden. Vielleicht ist er auch nur vermindert. Jedenfalls haben Sie eine Erfahrung mit selbsthypnotischer Analgesie (Schmerzfreiheit) oder Hypalgesie (Schmerzverminderung) gemacht. Sie sind dabei, zu einem Fakir zu werden. Die beschriebene Übung ist genau die Art und Weise, wie Fakire in Indien Schmerzen ausschalten. Eine ähnliche Technik wird auch zur hypnotischen Anästhesie bei Operationen benutzt. Probieren Sie diese Übung ruhig einmal aus, wenn Sie wirkliche Schmerzen haben, z.B. wenn Sie sich einen Finger geklemmt haben,

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wenn Sie eine Wunde oder einen Fuß verstaucht haben oder Rheuma, Gicht oder Gelenkschmerzen sie plagen. (Schmerzen, deren Herkunft unbekannt ist, sollten Sie nicht verändern. Sie könnten ein Signal für eine ernstere Erkrankung sein, das berücksichtigt werden muß.)

Anästhesie durch Dissoziation des ganzen Körpers Die wirkungsvollste Technik der hypnotischen Anästhesie (Schmerzfreiheit bzw. Empfindungslosigkeit), die zum Beispiel bei Operationen und Zahnbehandlungen, aber auch bei Geburten erfolgreich eingesetzt wird, ist die Dissoziation des ganzen Körpers an einen anderen Ort und in eine andere Zeit hinein. Wenn diese Technik von einem gut ausgebildeten und geschickten Hypnotiseur eingesetzt wird, dann führt sie in vielen Fällen zu einer totalen Schmerzfreiheit, ja sogar dazu, daß man zum Beispiel von der Operation überhaupt nichts mehr „mitbekommt" und statt dessen in einem kleinen Cafe auf einer idyllischen Südseeinsel dem Tosen der Brandung lauscht. Wenn Sie diese Technik in Selbsthypnose anwenden, dann wird es Ihnen allerdings schwer möglich sein, die zu einer völligen Anästhesie erforderliche Tiefe der Trance zu erreichen, denn Sie brauchen ja immer eine innere Instanz, die wach und kontrolliert bleibt, damit sie Sie wieder aus der Trance herausholen kann. Aber Sie können nach einiger Übung durchaus so weit kommen, daß Sie Schmerzen sehr stark verringern können, was für eine Zahnbehandlung unter Umständen schon ausreicht und bei einer Geburt sehr hilfreich sein kann. Legen Sie sich lang ausgestreckt und so entspannt wie möglich auf den Rücken. O Lassen Sie Ihren imaginären Körper nach oben aus Ihrem materiellen hervortreten. Stellen Sie fest, wie Sie den imaginären Körper im Unterschied zu dem materiellen Körper in Ihrer Vorstellung wahrnehmen. Ich (W.E.) bin zum Beispiel eher visuell orientiert und nehme die Unterschiede der beiden Körper daher vor allem optisch wahr. Mein Vorstellungsbild von meinem materiellen Körper ist dunkel schwarzbraun mit hell und bläulich leuchtendem Hintergrund. 230

Mein Vorstellungsbild von meinem imaginären Körper dagegen ist hell gelblich-bläulich und leuchtend vor einem dunklen Hintergrund. O Vertauschen Sie die Wahrnehmungsweise der beiden Körper jetzt schrittweise, wie oben beschrieben. Zuerst gleichen Sie die Wahrnehmung des imaginären Körpers der Wahrnehmung des materiellen Körpers an. Ich beginne zum Beispiel gern mit der Helligkeit des imaginären Körpers. Ich stelle mir vor, wie der imaginäre Körper dunkler wird, bis er ebenso dunkel ist wie der materielle Körper. Dann verändere ich den Hintergrund, mache ihn in meiner Vorstellung heller, bis er ebenso hell ist wie der des materiellen Körpers. Als nächstes verändere ich die Farben. Ich stelle mir den imaginären Körper genauso schwarzbraun vor, wie ich normalerweise den materiellen Körper erlebe. Dann verändere ich die Farbe des Hintergrundes, bis sie bläulich leuchtend ist. (Beide Körper haben jetzt vorübergehend dieselbe Wahrnehmungsweise.) C Dann verändern Sie die Wahrnehmungsweise des materiellen Körpers. Ich verändere die Wahrnehmung des materiellen Körpers, bis er hell gelblich-bläulich vor einem dunklen Hintergrund leuchtet. Sie müssen bei der Übung Ihre eigene Wahrnehmungsweise verändern, die Sie, wie oben beschrieben, vorher festgestellt haben. Sie nehmen wahrscheinlich die beiden Körper völlig anders wahr als ich. Sie werden bemerken, daß danach von dem imaginären Körper eine Art Sog ausgeht, der Sie in ihn hineinziehen will. Wenn man den Vorgang mit der Programmierung eines Computers vergleichen will, dann könnte man sagen, Sie haben Ihrem Gehirn gegenüber in den imaginären Körper die Programm-Parameter des materiellen Körpers eingeführt und umgekehrt. Dir Gehirn glaubt daher quasi, der imaginäre Körper sei jetzt der materielle, weil es ihn so wahrnimmt, wie es gewohnt ist, den materiellen Körper wahrzunehmen (nämlich dunkel-schwarzbraun mit hell-bläulich-leuchtendem Hintergrund). Sie haben Ihr Gehirn überlistet, was es Ihnen erleichtert, in den imaginären Körper „hineinzuschlüpfen", das heißt, Sie auf eine Trance-Ebene mit ihm zu assoziieren und damit Ihren materiellen Körper zu verlassen. 231

O Folgen Sie dem „Sog", und schlüpfen Sie in den imaginären Körper hinüber. Schauen Sie von Ihrem imaginären Körper aus Ihren materiellen Körper an, wie er dort bewegungslos liegt. O Stellen Sie sich vor, wie Sie den materiellen Körper auf liebevolle Weise mit einer weichen, duftenden Decke gut zudecken wie eine gute Mutter oder ein guter Vater ein Kind, das tief und fest schläft. C Streichen Sie nun mit Ehren imaginären Händen alle Spannungen aus dem materiellen Körper hinaus, so daß er weich, gelöst und entspannt aussieht. O Stellen Sie sich vor, wie Sie den materiellen Körper jetzt in eine tiefe Trance versetzen, in der er vollkommen bewegungslos (kataleptisch) wird, wie er tief und fest einschläft. O Nun stellen Sie sich vor, wie Sie mit Ehren imaginären Händen aüe Reste von Bewußtsein und Empfindungsfähigkeit aus dem materiellen Körper hinausstreichen und aus diesen Resten von Wachbewußtsein einen weiteren imaginären Körper formen, der ein Stück weit entfernt von dem materiellen Körper liegt. (In Ihrer Vorstellung gibt es nun also drei Körper: einen materiellen in tiefer Trance, einen imaginären, in dem Sie selbst drinstecken, und einen weiteren imaginären, der die Reste des Wachbewußtseins des materiellen Körpers enthält) Sie sehen schon: Es wird kompliziert. Aber es geht ja auch um einen ziemlich weitgehenden Tance-Effekt, um möglichst vollständige Amnesie. Falls erforderlich, können Sie auch einen Teil des materiellen Körpers (zum Beispiel den rechten Unterarm) wach lassen, damit er zum Beispiel dem Zahnarzt signalisieren kann, wann er mit dem Bohren anfangen, unterbrechen oder aufhören soll, indem Sie diese Hand heben und senken. Eine spezielle Finesse, die auf Milton Erickson zurückgeht, ist es, alle Sensibilität, vor allem die Empfindung von Schmerz, in einen Körperteil zu verlagern, der von der Behandlung nicht betroffen ist (zum Beispiel beim Zahnarzt in die linke Hand hinein). Dieser Körperteil wird dann absolut überempfindlich und darf während der Behandlung keinesfalls berührt werden. Dagegen wird der ganze restliche Körper weitgehend taub und unempfindlich. 232

O Prüfen Sie, ob in der Situation noch etwas verbessert werden kann, ob Sie zum Beispiel noch Spannungen aus dem materiellen Körper herausnehmen können oder noch weitere Reste des Wachbewußtseins herausstreichen können. Falls Sie zufrieden sind, begeben Sie sich in dem imaginären Körper in Ihrer Phantasie an einen angenehmen Ort, den Sie gut kennen und wo Sie sich wirklich gut gefühlt haben. Es kann ein Urlaubsort sein oder eine angenehme Situation mit Ehrem Mann oder Ihrer Frau im Bett oder auf einer Bergwanderung oder auch ein Phantasieort. Sie wissen ja schon, daß es für den imaginären Körper in der Trancewelt keine Grenzen gibt. Sie können seine Gestalt und seinen Charakter sowie die Umgebung beliebig ändern. Sie können sich ohne weiteres mit Überlichtgeschwindigkeit überall „hinbeamen", wo Sie sein wollen. (Ich [W.E.] habe mich zum Beispiel während der oben schon erwähnten Zahnbehandlung in eine phantasierte Raumstation hinein dissozüert, die in weiter Entfernung die Erde umkreiste. Ein anderes Mal habe ich mich in Gestalt eines Dämons an eine Dachrinne in einer Nachbarstraße gehängt und von dort aus auf die Autos hinuntergeschaut, die unten vorbeifuhren.) Sie können auch an mehrere Orte zugleich gehen oder von einem Ort zum anderen springen. Oft ist es sinnvoll, Umweltreize, die schwer ignoriert werden können (zum Beispiel beim Zahnarzt das Bohrergeräusch), in diese Phantasiewelt zu integrieren, um nicht gestört zu werden. Wenn Sie zum Beispiel innerlich in einer vollkommen stillen Höhle sind und plötzlich nehmen Sie dieses eklige Bohrergeräusch wahr, dann kann Sie das unter Umständen aus Ehrer Trance herausreißen. (Ich habe mir zu diesem Zweck vorgestellt, ich säße im Südschwarzwald auf einer Bank am Feldrand in der Nähe eines Sägewerkes, das ich dort einmal gesehen habe. Das Bohrergeräusch verwandelte sich in das Geräusch des Sägewerkes, das Saugergeräusch wurde zu dem Bach, der vorbeifloß, und der Geruch des Desinfektionsmittels wurde zu dem harzigen Duft von frisch geschnittenem Holz. Das half.) •^ Bleiben Sie dort so lange, wie es erforderlich ist, und nehmen Sie sich hinterher besonders viel Zeit, sich gründlich wieder zu re-assoziieren. 233

Wenn Sie diese Technik vorher einige Male üben, dann werden Sie eine deutliche Verminderung von Schmerzenpfindungen und vor allem eine Verminderung Ihrer Angst verspüren. Sie können sie für Zahnbehandlungen benutzen oder auch bei Migräne, bei Verletzungen oder bei einer Geburt. Damit diese Methode auch funktioniert, müssen Sie sie vorher einige Wochen lang täglich üben. Benutzen Sie diese Methode nicht, um Schmerzzustände zu dämpfen oder zu beseitigen, deren Ursache Sie nicht kennen.

Mental Jogging Diese Übung ist für die Jogger unter unseren Lesern gedacht, sie kann aber auch beim Radfahren, Schwimmen, Eis- oder Skilaufen verwandt werden. Die Übung wird dadurch erleichtert, daß man oft schon in einer leichten Trance ist, wenn man sich anstrengt. (Man kann kaum denken und ist sehr mit körperlichen Abläufen beschäftigt.) O Dissoziieren Sie beim Laufen Ihren imaginären Körper in Ihrer Vorstellung aus Ihrem materiellen Körper heraus, und stellen Sie sich vor, daß er weit über dem materiellen Körper schwebt oder fliegt wie ein Vogel, der mit seinen scharfen Augen den materiellen Körper dort unten betrachtet, der Schritt für Schritt weiterläuft. O Beobachten Sie von oben den Körper dort unten, wie er regelmäßig und ganz leicht, fast schwebend, läuft. O Stellen Sie sich vor, Sie sehen von oben, wie Ihr Körper einige Zentimeter über dem Boden schwebt. O Stellen Sie sich nun vor, der Vogel würde ein wenig vor dem materiellen Körper herfliegen und ihn wie mit dünnen Gummiseilen hinter sich herziehen. Normalerweise wird schon durch die Dissoziation die Anstrengung des Laufens weniger gefühlt. Und durch die Vorstellung des Schwebens und Gezogenwerdens wird die Bewegung noch leichter und müheloser. Probieren Sie es aus! Diese Übung wird - entsprechend abgewandelt - von Spitzensportlern der verschiedenen Disziplinen unter der Bezeichnung „Mentales Training" zur Leistungssteigerung angewandt. 234

Zum Verständnis der Trancekörper-Arbeit Die Erlebnisse, die durch Trancekörper-Arbeit möglich sind, können faszinierend bis verwirrend sein. Sie spielen sich in einem Erlebensraum außerhalb unseres Alltagsbewußtseins ab - eben in Trance - in dem die gewohnten Selbstverständlichkeiten des gesunden Menschenverstandes teilweise außer Kraft sind. Normalerweise hat man zwei Arme, nicht drei oder gar vier. Normalerweise ist das Empfinden des materiellen Körpers die Grundlage der Selbstwahrnehmung. „Das Ich ist zuerst ein Körper-Ich", schrieb schon Sigmund Freud um die Jahrhundertwende. Der Körper ist das erste und beständigste, womit wir identifiziert sind. Bevor wir handeln, denken und fühlen, sind wir materiell als Körper existent. Vieles können wir verlieren und damit unsere persönliche Identität als verändert erleben: unseren Beruf, unsere gesellschaftliche Stellung, unser soziales Ansehen, eine Beziehung, Familie, Freunde, Wohnung, Religion, politische Überzeugungen. Aber den Körper haben in lebendigem Zustand bisher wohl noch die wenigsten verloren. Daher ist das Körperempfinden die grundlegendste Wahrnehmung, die wir mit unserer Existenz als Person verbinden. Dennoch kann durch die beschriebenen, relativ einfachen Übungen ohne allzu große Mühe die Körperwahrnehmung verändert und sogar ein subjektives Körpererleben unabhängig von den Grenzen und der Form des materiellen Körpers etabliert werden. An der Frage, ob das teilweise oder vollständige Heraustreten imaginärer Körperteile aus dem Körper während dieser Übung real geschieht oder bloß eine Einbildung ist, scheiden sich die Geister. Für esoterisch orientierte Menschen ist es ganz klar, daß bei der Trancekörper-Arbeit ein ätherischer oder Astralleib den materiellen Körper tatsächlich verläßt und sich eigenständig im Raum bewegt. Für eher pragmatisch orientierte Naturen handelt es sich dagegen lediglich um eine subjektive Vorstellung, um eine Imaginationsübung. Im Grunde genommen, ist es sehr leicht, zu überprüfen, welche der beiden Sichtweisen zutrifft. Wenn Sie das oben beschriebene Übungsprogramm Schritt für Schritt durchgeführt haben, sollte es Ihnen möglich sein, sich mental von Ihrem materiellen Körper zu lösen. Bitten Sie doch einfach eine Freundin oder einen Freund, einen kurzen Satz auf ein Blatt Papier zu schreiben, ohne daß Sie es sehen 235

können, und dann das Blatt im Nebenzimmer zu deponieren. Machen Sie einen Schritt rückwärts aus dem materiellen Körper heraus. Wechseln Sie in den imaginären Körper hinüber, gehen Sie als Trancekörper ins Nebenzimmer, und lesen Sie den Satz. Wenn Sie das können, haben Sie soeben eine Astralreise erlebt. Können Sie es nicht, war es mentales Training. Was immer es sein mag, Trancekörper-Arbeit ermöglicht eine gezielte und kontrollierte (wenn auch oft nur vorübergehende) Dissoziation (Ablösung) des Bewußtseins vom Körper und eine Veränderung der Körperwahrnehmung und der Selbstgrenze. Diese Veränderungen betreffen eine zentrale Stelle der psychologischen Selbstregulation. Ob man sich gut oder schlecht fühlt, stellt man fest, indem man sich selbst (das heißt seinen Körperzustand) wahrnimmt. Ob man sich von negativen emotionalen Einflüssen abgrenzen und sich für schöne Erlebnisse öffnen kann, ist eine Frage der Selbstabgrenzung. Die Körperwahrnehmung und der Zustand der Selbstgrenze regulieren das psychische Wohlbefinden. Es ist möglich, neurotische Fehlentwicklungen als Beschädigungen der Selbstgrenze zu beschreiben. Man könnte eine Neurose als eine Fehlbegrenztheit des Selbst bezeichnen. Die Grenzveränderung ist aber im Falle einer Neurose nicht hergestellt worden und daher auch nicht durch einen Akt des Willens oder der Imagination leicht wieder rückgängig zu machen, wie in unseren Übungen, sondern sie ist unbewußt, automatisch und chronifiziert. Ein neurotischer Mensch ist zugleich überbegrenzt (zusammengezogen, verkrampft, gepanzert, verschlossen) und unterbegrenzt (diffus, aufgelöst, konturlos, erschlafft). Er hat gleichsam ein Loch in seiner Selbstgrenze (eine Verdrängung), und über das Loch ist eine Betonplatte (die Abwehr) geschraubt. Er schließt sich ab gegen die Erfahrung unerträglicher Gefühle (zum Beispiel von Verlassenheit im frühen Kindesalter, von Schmerz oder von Wut) und lädt gerade dadurch diese Gefühle immer wieder ein. Er verweigert sich einem Erlebnis, das ihm Angst macht, und gerade dadurch ist er an dieses Erlebnis fixiert. Durch Veränderungen der Selbstgrenze können also Neurosen entstehen. Aber diese Fähigkeit kann auch zum Heilen benutzt werden. Jede Eigenart oder Fähigkeit kann konstruktiv (zum Beispiel zu therapeutischen Zwecken) genutzt werden. Erickson nutzte zum 236

Beispiel Hobbies, sexuelle Vorlieben, Charaktereigenschaften wie Geiz oder Ordnungsliebe, Spleens, spezielle Abneigungen oder Beziehungsinteressen seiner Klienten, indem er auf raffinierte Weise den therapeutischen Fortschritt damit verknüpfte. Auch die Fähigkeit zur Dissoziation kann bewußt geübt und konstruktiv für Wachstum, Selbsthilfe und Therapie eingesetzt werden. Dissoziation an sich ist nichts Krankhaftes oder Exotisches. Jeder kennt es, und jeder erlebt es mehrmals am Tag. Märchen, Radiohörspiele, spannende Bücher oder Kinofilme können Sie als Dissoziationserlebnisse betrachten: wenn die Handlung fesselnd genug ist, ist man nicht mehr bei oder in sich, sondern in die Handlung involviert. Man zittert und weint mit der Heldin oder dem Helden und ist erleichtert oder beschwingt beim Happy-End. Die Dissoziation von Anteilen des Selbst, insbesondere die Trennung von Ich und Körper, ist eine Fähigkeit, die jeder hat und die vor allem in Krisensituationen automatisch in Aktion tritt. Unter anderem ist die Dissoziation einer der frühesten und grundlegendsten Mechanismen zur Abwehr schwerer Verletzungen. Frauen, die vergewaltigt oder als Kind sexuell mißbraucht wurden, berichten häufig, daß sie „aus ihrem Körper herausgegangen" sind, um die schreckliche Erfahrung nicht bewußt erleben zu müssen. Ihrem Körper wurde Gewalt angetan, aber ihr Bewußtsein spaltete sich in eine innere Schutzzone hinein ab. Eine Klientin von uns, die als Kind von ihrem Vater verführt und mißbraucht worden war, berichtete, daß sie das Gefühl hatte, als ob sich alle ihre Energie, alles Leben, aus ihrem Körper in den Kopf zurückgezogen hätte, als ihr Vater in sie eindrang, und dann sei sie aus ihrem Kopf nach oben „ins Nichts hinaus gegangen". Eine andere Klientin hatte das Gefühl, sich in einer ähnlichen Situation in Däumlingsgröße zwischen den Sammeltassen im Wohnzimmerschrank zu verstecken und wie unbeteiligt, fast gelangweilt, die Szene auf der Couch „dort draußen" zu beobachten. Ahnliches berichten Menschen, die als Kind schwer vernachlässigt oder mißhandelt wurden. Bekannt sind auch Berichte über Nahtoderlebnisse, in denen zum Beispiel ein Mann während eines Herzinfarktes an der Schwelle zum Tode das Gefühl hatte, einige Meter über seinem Bett schmerzfrei unter der Zimmerdecke zu schweben und die Reanimationsversuche der Ärzte „dort unten" interessiert zu 237

verfolgen. (Ein Herzinfarkt ist normalerweise mit extremen Schmerzen verbunden.) Auch Menschen, die unter totalitären Regimen in Gefängnissen oder Lagern gefoltert wurden, berichten über Erlebnisse der Abtrennung vom Körper, wodurch sie keine Schmerzen mehr fühlten und ihre Peiniger innerlich verlachen konnten. In schweren traumatischen Situationen schützt der Mechanismus der Dissoziation das Ich davor, auseinanderzufallen (zu fragmentieren). Die Dissoziation bewahrt die Person davor, von unerträglichen Gefühlen von Schmerz, Angst oder Wut überflutet und damit in den Wahnsinn oder den Selbstmord getrieben zu werden. Würde ein mißbrauchtes Mädchen in seinem Körper bleiben, dann würde es möglicherweise verrückt, weil es von Gefühlen überwältigt würde, die einander diametral entgegenlaufen und die außerdem überwältigend intensiv sind (zum Beispiel Ekel, Wut, Schuld, Scham und sexuelle Erregung). Dissoziationen kommen aber auch in ganz harmlosen Situationen vor, wie etwa beim Tagträumen, wenn man „für einen Moment ganz woanders" war. Oder wenn man sich bloß vorstellt, etwas zu tun (z.B. einen Schrank zu reparieren), ohne es aber real zu tun. Oder wenn man sich in einen anderen Menschen „hineinversetzt", um seine Gedanken und Gefühle besser zu verstehen. Dissoziation ist eine Fähigkeit, die geübt und für die verschiedensten Zustände eingesetzt werden kann.

8 Trance-Texte zum Vorlesen Wenn Sie keine hypnotherapeutische Ausbildung haben, wird es Ihnen schwerfallen, ohne weiteres jemanden zu hypnotisieren. Welche Formulierungen sind geeignet, jemanden in Trance zu versetzen und wieder herauszuholen? Wir haben im Folgenden daher einige Texte für Sie vorbereitet, die sich zum Vorlesen eignen. Sie können sie Ihrem Freund oder Ihrer Freundin, Ihrem Ehepartner oder Ihrer Kollegin vorlesen. Sie können die Texte auch auf ein Tonband sprechen und dann selbst abends vor dem Einschlafen abhören. Die Texte führen in einen leicht veränderten Bewußtseinszustand und sind gespickt mit indirekten Suggestionen, teils solchen, die allgemein die Fähigkeit zur Entspannung und das Wohlbefinden erhöhen, teils sind die enthaltenen Suggestionen spezifisch für bestimmte Problembereiche, was jeweils zu Beginn des Trance- Textes erläutert wird. Die unterstrichenen Worte sollen etwas tiefer und weicher gesprochen und dadurch betont („analog markiert") werden. Sie enthalten besonders wichtige, eingebettete, oft indirekte Suggestionen, die durch das Markieren dem Unbewußten gegenüber hervorgehoben werden. Wenn Sie die Texte vorlesen, so achten Sie bitte darauf, daß Ihr Sprechtempo deutlich langsamer als normal ist. Sorgen Sie für eine störungsfreie Atmosphäre, und nehmen Sie sich genügend Zeit. Machen Sie ruhig zwischen den Sätzen längere Pausen. Diese Texte können derselben Person auch mehrmals vorgetragen werden. Die Wirkung der Hypnosetexte setzt oft zeitverzögert ein, d.h., der beabsichtigte Effekt zeigt sich erst einige Zeit später. Die unbewußten Strukturen brauchen nämlich Zeit, um sich neu zu organisieren und umzugruppieren. Bevor Sie mit dem Lesen anfangen, sorgen Sie dafür, daß die äußere Atmosphäre so ruhig wie möglich ist. Dämpfen Sie, wenn nötig, das Licht, schalten Sie das Telefon aus, und sorgen Sie für eine bequeme Haltung sowohl des Vorlesenden als auch des Zuhörenden. Bei temperaturempfindlichen Menschen empfiehlt sich eine Decke, um für gleichmäßige Körperwärme zu sorgen. Ein einleitendes kurzes Gespräch kann unnötige Ängste abbauen. Sagen Sie dem Zuhörer, daß es möglich sein kann, daß er einschläft und daß das

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ganz normal wäre. Jeder kommt aus diesen Trancen wieder zurück. Auch die Angst vor Manipulation kann kurz angeprochen und erklärt werden, daß es sogar im hypnotischen Schlaf Kontrollinstanzen gibt, die darüber wachen, daß nichts angenommen wird, was nicht gewollt wird. Zur besseren Übersicht haben wir Zwischenüberschriften in kursiver Schrift eingefügt. Diese sollen natürlich nicht mit vorgelesen werden.

Texte für Erwachsene „Aktivierung

von

Kraßquellen"

Der folgende Trancetext ist unspezifisch gehalten. Er ist für alle Zuhörer geeignet, die in Kontakt mit ihren schlummernden Kräften, Ressourcen und Energien kommen wollen. 1. Allgemeine Entspannungssuggestionen und Fokussierung auf die Sinnessysteme: Sehen, Hören, Fühlen: „Es gibt viele Wege, die in einen Zustand der inneren Ruhe und Entspannung führen.... So darfst du es deinen Gedanken erlauben, dich innerlich zu einem für dich angenehmen Erlebnis zu führen, was immer es auch war ... und während diese Gedanken mit den inneren Dingen beschäftigt sind, darfst du es dir gestatten, deinem Körper zu erlauben, die bequemste Stellung suchen zu lassen, so daß die Atmung frei sein kann... nichts mehr drückt und du dich einfach wohlfühlen darfst... und wie immer deine Augen sich entschlossen haben,... noch offen zu sein oder schon geschlossen,... du darfst die äußeren oder inneren optischen Eindrücke, die deine Augen dir vermitteln, bewußt wahrnehmen.... und wenn kein Licht irgendwie von außen in dein Auge fällt und du vielleicht den Wechsel der Farben, Formen, Umrisse, Konturen, Schatten wahrnimmst, so darfst du dich fragen, wie du möglicherweise die Dinge hinter deinem geschlossenen Auge wahrnimmst... Farben,... Punkte,... Flächen,... Umrisse,... Schattierungen,... schwarz,... weiß,... gemustert,... oder ganz andere Dinge,... wie immer,... und manchmal spürt man ja den Unterschied zwischen äußeren Bildern und inneren Bildern,... Vorstellungen, ... Phantasien,... Ideen,... (Pause)... und auch diejenigen 240

Dinge, die dein Ohr erreichen, Klänge ... Geräusche ... Töne ... vielleicht Stimmen... oder ganz andere Dinge... darfst du bewußt hören und wahrnehmen und es deinem Unbewußten erlauben, sie sortieren zu dürfen nach bekannten und weniger bekannten Dingen ... manche Geräusche hörst du eher mit deinem linken Ohr, andere mit deinem rechten ... und vielleicht ist es bei dir ja auch so, wie bei manchen anderen, daß sich zuweilen äußere und innere Geräusche, Klange, Töne vermischen, und ich weiß nicht, ob du das Muschelspiel kennst, was ja eigentlich alle Kinder kennen ... eine große Muschel vors Ohr zu halten und das Meer rauschen zu hören ... während dein warmes Blut auch in der Ohrmuschel kreist... ... und manchmal kann es ja auch ganz interessant sein, nicht nur den Augen und Ohren Aufmerksamkeit zu schenken ..., sondern auch dem Körper... den Händen ... Armen ... Schultern ... Hals ... Brust und Rücken... Bauch... Becken... den Beinen und Füßen... und auch dem Kopf ... und anderen Teilen, äußeren und inneren, während du es deiner Atmung erlauben darfst, sich mehr und mehr auf so etwas, was manche einen inneren Rhythmus nennen, einzupendeln ... so, als übernähme dein Unbewußtes die Regie über die körpereigenen Dinge ... und ob sich die Wärme von innen nach außen, von außen nach innen ... während die Muskeln sich weiter entspannen dürfen... elastisch und weicher werden können... Ideen mit Vorstellungen sich vermischen... und das noch zu kontrollieren sein darf, was zu kontrollieren ist... und das verstanden werden darf, was zu verstehen ist... darfst du es deinem Körper erlauben, sich einfach die Freiheit zu nehmen, sich einmal richtig wohlfühlen zu dürfen... loszulassen ...träumen... Ideen... Phantasien... Vorstellungen ... bekannter oder unbekannter Art... und alles, was irgendwie auftaucht, sich vor dem inneren Auge oder Ohr präsentiert... Bilder ... Bewegungen... Stillstand... Übergänge... Wechsel... innere Zeit... äußere Zeit... Vergangenheit... Gegenwart... Zukunft... viele Dinge sind geschehen... wichtige, weniger wichtige... klare... weniger klare ... und warum sich nicht vorstellen, wie die bewußten Gedanken und Gefühle durch eine Tür in einem Berg durch einen langen, dunklen, schwarzen Stollen, Tunnel... wie immer... hindurchgleiten... weiter und weiter ... immer tiefer und tiefer ... hindurchgleiten ... und am Ende dieses Ganges eine Tür öffnen zu lassen ... ob es nun ein Urlaubsland, ein Phantasieland oder etwas anderes ist, überlasse es 241

deinem Unbewußten, deiner Einbildungskraft, Ideenvielfalt... dich einfach überraschen und verwöhnen zu lassen ... und wenn du diesen Ort auf deine Art und Weise wahrnimmst, siehst oder spürst, so darfst du es dir gestatten, wenn das Gefühl des Wohlbehagens sich weiter ausgebreitet hat, die Tür schließen zu lassen, so daß sich dein Bewußtsein ungestört an diesem Ort wohlfühlen darf ... sich einfach ausruhen und entspannen darf... im Vertrauen darauf, daß dein Unbewußtes es dir erlaubt, die inneren Dinge und Vorgänge auf seine spezielle Art und Weise zu ordnen und zu gestalten... ja... so ist es genau richtig ... einfach die Dinge, Vorstellungen, Bilder, Gedanken, Phantasien in der Zeit erleben zu dürfen... nichts verstehen zu müssen, was nicht verstanden werden kann,... und an wirklich alles denken zu dürfen, an das zu denken ist... zu fühlen ist... 2. Zwei aufeinanderfolgende kleine Geschichten, die plötzlich unterbrochen werden, um einen Teil der Restaufmerksamkeit zu binden: ... und ich weiß nicht, ob du die Geschichte kennst, aber fast alle Kinder und Erwachsenen kennen sie zumindest in ihrer Tiefe und vom Namen ... und es ist wirklich manchmal sehr schwierig, die richtigen Worte zu finden ... sei es ganz spontan oder aus dem Unbewußten heraus oder einfach überlegt... in der Geschichte jedenfalls, von der ich erzähle, bewegen drei Worte Berge ... und wenn man die Kinder während dieser Geschichte anschaut,... ihre großen neugierigen Augen, ihre gespitzten Ohren und den offen stehenden Mund..., dann kann man nachfühlen, wie diese Geschichte wirkt... warum es genau drei Worte sind, das ist mir zwar nicht bekannt... aber irgendwie wird sich dabei einer schon etwas gedacht haben ... dort, wo der blaue Märchensee die Berge und Bäume spiegelt... und die Schatten der Bäume wie Zuckerwerk schmecken, das Licht nach Frische riecht und Geschlossenes sich offen zeigt... bekannte Dinge unvertraut erscheinen und diese drei Worte... ja tatsächlich... Berge verrücken können... im Traum ist eben fast alles so wie im Märchen. Und jeder, ja wirklich jeder kennt sich in dieser Welt aus. Und es war ein Zufall, daß ein kleiner Junge diese Worte hörte, jedenfalls hat er sie sich gemerkt... und es war nicht zu seinem Schaden ... es sollte sogar sein Leben grundlegend verändern ... Geschehnisse werden zuweilen besser von dem, was manche ,Intuition' oder ,innere 242

Weisheit' nennen, verstanden, als von den anderen Dingen... indem der Phantasiestrahl seinen Lauf nimmt... während Vergangenes sich mit Gegenwärtigem mischt und drei Worte für so etwas wie Offenheit sorgen... ... und eigentlich war es ja schon gemein von den anderen, ihn einfach so ins Wasser zu schubsen... ganz egal, ob er den Schwimmkurs jetzt schon beendet hatte oder nicht... wenigstens hatte er im Schwimmkurs immer aufgepaßt... aber wie es so ist, manches geht in ein Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus ... oder genau umgekehrt... Das Wasser war voll Chlor... es brannte in den Augen und schmeckte eher wie Medizin als wie Wasser ... Einfach war es wirklich nicht... Ja mit dem Styroporbrett vorne an den Händen war Schwimmen kein Problem... da reichte es aus, die Füße wie ein Frosch zu bewegen, aber jetzt... Wie hatte der Schwimmlehrer damals die Bewegungen noch erklärt? ... Manchmal ist es merkwürdig, aber je mehr man über gewisse Dinge nachdenkt, desto weniger erfolgreich ist man. ... oder hast du dich schon einmal beim Treppensteigen gefragt, welche Muskeln in welcher Reihenfolge bei dir betätigt werden? ... Das Chlorwasser brannte mittlerweile auch in der Nase ... aber irgendwie gab es ein Gefühl, daß es auch ganz anders geht ... 3. Tiefensuggestionen mit Nominalisierungen zur Aktivierung von schlummernden Ressourcen: ... und ich weiß nicht, wie es sich anfühlt, wenn die innere Kraft und Energie spürbar wird, ... das Licht der Vitalität in den einzelnen Molekülen des Körpers erlebbar wird und sich ausbreitet ... auf benachbarte Moleküle ... das Licht der Vitalität... und das Körpergewebe mit diesem Licht erfüllt wird... gleichmäßig verteilt... und das Gewebe, erfüllt mit Licht die Organe des Körpers anstrahlt... langsam, aber stetig,... und die nun selber leuchtenden Organe die einzelnen Körperteile iUuminieren, erhellen ... und schließlich der ganze Körper von diesem einzigartigen Licht erfüllt wird, so, als wäre er selber eine zauberhafte Lichtquelle ... und dieses zauberhafte Licht darf die Umgebung des Körpers in Helligkeit versetzen, so als würde er mit dem Licht der Vitalität andere, benachbarte Dinge, Menschen, Gegenstände, Pflanzen... zum Leuchten bringen... und dieses wunderbare Licht darf sich mehr und mehr ausbreiten, über die bekannten Räume hinweg, wie im Traum... in die Unendlichkeit des 243

SEIENDEN... LICHT... KRAFT... LEUCHTEN... LEBEN... VITALITÄT... KOSMOS... STERNE ... SONNE... OZEAN... RHYTHMEN... HARMONIE... ENERGIE... (Pause)... ... und das innere Ensemble der Farben und Lebhaftigkeit... und seien es die tiefsten Wünsche, Sehnsüchte, Phantasien, Träume... im Wechselspiel zwischen innerer und äußerer Zeit, begleitet von bekannten und unbekannten Eindrücken... undeutliche Deutlichkeit... Klarheit im Unklaren ... Vergangenes im Zukünftigen ... Belebtes im Unbelebten ... Hören der Farben ... Sehen der Gefühle... Gerüche... Geschmack... ... und wenn zwei Kinder um die Wette rennen, und das machen fast alle Kinder ... ist es möglich, ein Spiel daraus zu machen ... der Erste, der als Zweiter hinter dem Vorletzten das Ziel erreicht hat, verliert dann, wenn der Zweite hinter dem Vorletzten wirklich auch als Erster vor dem Zweiten ins Ziel kommt... und es gibt viele Wege, ein Ziel zu erreichen... manchmal ist es eben notwendig, konsequent zubleiben und auf seinen Ideen zu bestehen... manchmal Flexibilität ... Ideenreichtum ... Erfindungsgabe... Kreativität... so wie die Bäume, Tannen, Fichten, Buchen ... geradestehen und verwurzelt und verankert... und Elastizität und Geschmeidigkeit... hier, dort in der Zeit, 4. Konfusion durch Wortverdrehungen, falsche Grammatik und falschen Satzbau zur „Versiegelung" der Tiefensuggestion: Vergangenkunft, und Zugangheit, Gegenword ... im Spiegel des gelben Lichtes ... Glaskamm ... neuartig ... gestaltet ... gesotten ... Feuerwerk... Formenvielfalt... Faltpapier... Papierflieger... und den 244

Dinge auf ihre Art und Weise gestatten, sich den Teilen zu überlassen, die manche das Unbewußte, Unterbewußte, Körperlichkeit, Kreativität... wie immer... nennen. 5. Auflösen der anfänglich erzählten Geschichten in umgekehrter Reihenfolge: ... irgendwie war es erstaunlich, aber manchmal ist es ja einfach so, daß Bewegungen sich selbst koordinieren... und als er die Bewegung der Arme und Beine ... des Körpers sich selber überließ, merkte er, wie er schwamm ... einfach so .. ohne nachzudenken ... und es war wirklich eine seltsame Erfahrung, den Dingen einfach Raum zu lassen ... und sich dem anzuvertrauen, was manchmal in der Tiefe gespürt wird ... jedenfalls schwamm er... und ich weiß nicht, wie es für dich war, als du dich das erstemal in deinem Leben selbst über Wasser hieltest... aber eigentlich ist dieses Erlebnis, dieses Gefühl, kaum zu beschreiben ... in seiner Farbigkeit und seinem Facettenreichtum ... Als er zum Ufer schwamm und aus dem Becken stieg, hatte er das Gefühl, als sei er gewachsen... größer geworden... und er meinte, es im ganzen Körper zu spüren ... ... Als er diese drei Worte sprach, er hatte sie sich eben gut gemerkt ... da öffnete sich vor ihm etwas Gewaltiges ... ob es stark knirschte und Steine bröselten ... ob es eher ruhig und bedächtig war ... jedenfalls bewirkten diese drei Worte SESAM ÖFFNE DICH, daß er sich teilte und seine Schätze offenlegte... was genau mit dem Reichtum geschah, vermag ich nicht zu sagen ... es war jedoch so etwas wie ein tiefer Einschnitt, der auch andere Dinge berührte ... und gerade diejenigen Bilder, Vorstellungen, Gedanken, Phantasien, Erlebnisse, Empfindungen, Gefühle,... vertraut oder unvertraut,... die dein Unbewußtes dir präsentiert, sind in ihrer Viel- und Formenfalt genau die richtigen ... einfach, weil sie so in Ordnung sind, wie du sie wahrnimmst, in der Tiefe... 6. Reorientierung: ... und langsam und gemächlich darfst du es dir gestatten, dich von den inneren Begebenheiten oder Bildern freundschaftlich zu verabschieden und wieder zurück ins Hier und Jetzt zu kommen... Manchmal hilft die Vorstellung, eine Treppe wieder hinaufzugehen und bei jeder Stufe sich ein klein wenig wacher fühlen zu dürfen... manchmal 245

gehst du einfach einen Weg, den du schon kennst, oder du probierst einfach etwas Neues aus ... alles ist erlaubt... und vielleicht merkst du ja auch, daß meine Stimme ein klein wenig lauter geworden ist... du darfst dir die Freiheit nehmen, dich mehr und mehr nach außen zu orientieren ... absichtlich tief einzuatmen, und wenn du willst, dich zu recken und zu strecken, so als wärest du gerade aus einem interessanten Traum erwacht..., und wenn du das Gefühl hast, daß du dich nicht an alle Einzelheiten erinnern kannst, mit denen du innerlich zu tun hattest, so ist das ganz normal und völlig in Ordnung ... du warst eben in einem Zustand der Entspannung, Trance, und dein Bewußtsein hat vielleicht nur ein wenig sich ausgeruht, geschlafen... ... während nun die äußere Realität sich den Platz zueignet, der notwendig ist, um mit der dazugehörigen Kraft und Energie das Wachsein zu spüren, wache Augen, offene Ohren, ruhiger Körper."

„Reise in die Vergangenheil/' Dieser Trancetext führt in bekannte, aber auch unbekannte Bereiche der eigenen Vergangenheit. Sie können ihn - sehr langsam und mit vielen Pausen - einer Übungspartnerin oder einem Übungspartner vorlesen, die oder der Interesse hat, ihre oder seine Vergangenheit auszukundschaften. Bitten Sie Ihre Partnerin oder Ihren Partner, sich gemütlich hinzulegen, vielleicht sogar zuzudecken und die Augen zu schließen. 1. Entspannung durch Erinnerung an ein vorheriges Trancegeschehen, an eine vorherige Entspannung: „Es gibt viele Wege, in Zustände der Entspannung und Ruhe zu gleiten. Und vielleicht kannst du dich ja erinnern, wie du das letzte Mal in eine angenehme, mit innerer Ruhe verwebte Trance gegangen bist... Manchmal ist es so, als spüre man ... ganz innen ... wie man sinkt... weich und langsam, so wie ein Stein, der ins warme Wasser fällt, immer tiefer und tiefer sinkt... Luftblasen ... diffuses Licht... bunte Fische ... Gewächse ... alles wie im Traum ... und dann die Unterwassergeräusche ... Gurgeln, tiefe dumpfe Töne ... Sprudeln ... 246

und manch einer spürt, wie das warme Wasser an seiner Haut vorbeizieht, den Beinen, dem Bauch, Armen, Kopf... 2. Anreicherung der Sinnessysteme: Sehen, Hören, Fühlen: ... und während deine Ohren den äußeren Geräuschen nachgehen dürfen, so darfst du es dir einfach erlauben, auch mit deinem inneren Ohr die inneren Geräusche, Klänge oder Töne zu beobachten... denn alles, was Außen ist... ist irgendwie auch Innen... Innen... Außen... Außen... Innen ... und es ist ganz egal, ob deine Augen geschlossen oder offen sind ... so wie es ist, so ist es genau richtig ... und jeder weiß, daß man sowohl mit offenen Augen als auch mit geschlossenen Augen träumen kann... und du darfst dir die Freiheit nehmen, indem du es einfach atmen läßt, ein- und ausatmen, ganz von selbst... die äußeren oder inneren optischen Eindrücke zu erleben ... Formen, Muster,... bekannte, unbekannte Dinge... vielleicht farbig oder eher ins schwarz-weiße... ... und du darfst dich fragen, in welcher Stellung deine Füße sich befinden... wie weit der Abstand zwischen ihnen ist, wie der Kontakt zum Boden ist... fühlen sie sich gar unterschiedlich an?... In manchen Fällen ist der eine sogar etwas wärmer als der andere ... und was hindert dich daran, es einfach bei dir selber durch dein inneres Ich überprüfen zu lassen?... Deine Arme, dein Kopf... und warum nicht die Muskeln spüren, die deinen Kopf umspannen ... deinen Kiefer halten, ... deine Wangen und die Stirne straffen ... und doch so elastisch wie Gummi sein können ... und ich weiß nicht, wie oft du es bewußt erlebt hast, daß deine Kopfmuskeln sich glätten und ganz weich werden ... so weich vielleicht wie ein frisch gemachtes Bett... sei es abends, wenn man vor Müdigkeit hineinsinkt und nur noch ruhen und schlafen will... oder so weich wie frisch gefallener Pulverschnee, weiß und erfrischend kühl... und weil du deine Erfahrungen, die wirklich nur deine persönlichen sind, einzigartig, auf deine eigene Art und Weise gemacht hast... und es frühe, aber auch spätere wichtige Erfahrungen und Erlebnisse im Leben eines jeden Menschen gibt, und weil das alles, unverrückbar, in der Zeit passiert ... Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft vonstatten geht ... und du vielleicht mit ganz persönlichen, bekannten oder unbekannten Erinnerungen, Erfahrungen, Phantasien, Vorstellungen, Gedanken, Gedankenfragmenten, die oft mit Empfindungen oder Gefühlen 247

verbunden sind, beschäftigt bist, und weil dein Unbewußtes über die Fähigkeit verfügt, die Dinge auf seine Art und Weise zu sortieren und organisch zu ordnen, so darfst du es dir ganz einfach gestatten, die innere Regie an dein Unbewußtes oder an deine persönliche innere Kreativität und Erfindungsgabe abzugeben ... und dein Bewußtsein, so wie man eine Gasflamme auf einem Herd herunterdreht, um sie auf Sparflamme zu stellen... und es ihm gestatten, sich ein wenig erholen und entspannen zu dürfen... Kraft zu sammeln... 3. Zwei aufeinanderfolgende, nur halb erzählte Geschichten, die in dem Momentunterbrochen werden, wo die größte Spannungherrscht: ... und ich bin mir nicht sicher, ob du das Spiel kennst, das die Kinder ungemein gerne spielen, aber eigentlich kennt es fast jeder, denn fast jeder hat es schon einmal gespielt, weil in dem Spiel alles anders ist, als es ist... und wenn man Kindern bei diesem Spiel zusieht, dann kann man an ihren großen, runden Augen und ihren lachenden, schelmischen Gesichtern, ihren freudigen Bewegungen ihren großen Spaß daran erkennen... ... Und in diesem Spiel ist oben unten und links ist rechts und alles ist so, wie es nicht ist... Blau ist Grün und Grün ist Gelb und Gelb ist hell und nicht dunkel... und der Papa ist die Mama und der Apfel schmeckt eben nicht wie eine Birne, sondern nach Pudding ... und wer das Licht nicht riechen kann, der kann, wenn es ihm schwerfällt, es zu schmecken, es hören, aber nicht mit den Augen, weil manche Dinge, die in sie fallen, so schwer sind, daß man sie so wenig sieht wie die inneren Stimmen... und auf der anderen Seite von der Mitte aus nirgendwo ... dort, wo sich alles, aber wirklich auch alles, im Brennpunkt der Leere spiegelt, ... wütende Ruhe ... diesseits des Jenseitigen... querlaufende Zeit, die weder voranschreitet noch stillsteht ... und alles ist Nichts ... während die volle Leere, sei es über oder unter der Zeit in der zukünftigen Vergangenheit sich aufmacht, unbekannte Erinnerungen und Gefühle zu erleben... ... und vor langer Zeit lebte ein großer Philosoph, der mit nur zwei Worten, ja genau, mit nur zwei Worten viele Menschen, damals wie heute zum kreativen Nachdenken anstieß ... zum Loslassen alter Dinge und Fühlen von neuen... durch Vorstellungen und Gefühle in der Zeit und während der Zeit... und diese beiden Worte kann man 248

auch heute noch oft hören und auf sich wirken lassen... wie damals ... vor langer, langer Zeit... 4. Führen in das Vergangenheitspanorama der Kindheit: ... und ob es lange her ist, das Gefühl, das jedes, wirklich jedes Kind hat... groß zu werden... oder ob du heute, hier und jetzt den Wunsch auch spürst ... ist vollkommen egal ... weil jedes Kind ja, ohne Ausnahme, einfach groß werden will... und vielleicht kannst du dich ja erinnern, wie es war, als du mit deiner Mutter oder deinem Vater oder anderen großen Menschen damals auf der Straße gingst und ihnen die Hand gabst... und wie du deinen Arm hochhalten mußtest, um die Hand des Großen zu fassen... und der Wunsch, auch einmal so groß zu werden, und die innere Frage, wie lange das wohl noch dauern mag?... Viele Dinge aus der Kindheit vergißt man, an andere aber kann man sich das Leben lang erinnern ... welche Schuhe hattest du als kleines Kind gerne getragen? Waren es Halbschuhe,... Sandalen, ... Stiefel,... Gummischuhe,... Turnschuhe?... welche Farbe hatten sie? ... war es schwarz,... braun,... weiß,... blau,... andere Farben, gar mehrfarbig? Waren dir die Schuhe manchmal zu eng? Waren dir andere Kleidungsstücke manchmal zu eng?... Hättest du dir lieber andere Dinge zum Anziehen gewünscht? .... Haben manchmal Socken, Hosen, Röcke, Hemden gekratzt?... Und es gibt viele Dinge, an die man sich erinnern kann ... indem man den Fluß der kreativen Gestaltung unbewußter Möglichkeiten einfach so, ja, genau so, ... zuläßt ... Mutter Vater ... Erwachsene ... vielleicht Brüder, Schwestern ... Streit und wieder Vertragen ... und viele Dinge sind passiert ... wichtige Dinge in deinem Leben... wichtige Gefühle ... ... und ich weiß nicht, wann es das erste Mal war, als du dich verliebt hast... aber auch schon kleine Kinder, im frühen Schulalter verlieben sich manchmal... manche spüren dabei so etwas wie innere Unruhe... das Herz schlägt schneller... die Atmung geht schneller... und irgendwie fühlen sie sich von den starken Gefühlen richtig überschwemmt... so, als würden sie im schwerelosen Raum schweben und gleichzeitig sich hin- und hergerissen fühlen ... ja, Gefühle sind manchmal richtig überwältigend ... und ich weiß nicht, ob du dich erinnern kannst, wie du zum ersten Mal in deinem Leben so 249

etwas wie Scham oder Peinlichkeit empfunden hast... ein Gefühl, das man am liebsten verstecken will ... heißer Kopf, Kribbeln an verschiedenen Körperteilen,... Unruhe ... Gelächter anderer ... Geschimpfe ... ... und irgendwann macht jedes Kind die Erfahrung, daß es unterschiedlich gebaute Körper gibt... ein Mädchen sieht anders aus als ein Junge ... und diesen körperlichen Unterschied bewußt wahrzunehmen, das muß etwas ganz Besonderes sein... körperliche Unterschiede ... Neugier ... Fragen ... Scham ... Peinlichkeit... einen roten Kopf bekommen ... Kribbeln im Nacken spüren oder an anderen Stellen des Körpers ... viele, viele Fragen... wer antwortete darauf? ... Waren es die Eltern, Geschwister, Freunde, andere Erwachsene? ... oder gab es gar keine Antworten ... mußtest du dir selber die Antwort geben? ... laß dir Zeit, die Bilder, Vorstellungen, Gefühle oder Empfindungen vorbeiflattern zu lassen, und vertraue einfach auf deine Kraft der inneren, unbewußten Kreativität... Phantasie ... Erfindungsgabe... die die Dinge nach ihren Mustern zusamenstellen, sortieren ... ja, so ist es gut... und so, wie die Dinge sich gestalten. nach einer Art innerer Gesetzmäßigkeit, die nur der, der sie selber erfahren hat, erleben kann,... weil die Dinge in dir gewachsen und geschehen sind, so kannst du dir erlauben, ganz allein für dich, deine Erinnerungen, mögen sie bekannter oder unbekannter Natur sein, freundschaftlich vorbeiziehen zu lassen... JETZT... STIMMEN... GERÄUSCHE... TÖNE ... KLÄNGE... BILDER... VORSTELLUNGENTRÄUME ... FARBEN... MUSTER... PERSPEKTIVEN... KONTRASTE... HINTERGRUND... VERLÄUFE... ÜBERGÄNGE... 250

WECHSEL... ÄNDERUNGEN... ABLÄUFE... GEWOHNHEIT... VERSTÄNDNIS... ZEIT... VERGANGENHEIT... 5. Auflösung der beiden unterbrochenen Geschichten in umgekehrter Reihenfolge: ... und diese beiden Worte, nur diese beiden Worte ... über die viele nachdachten und nachdenken ... die in der Zeit und durch die Zeit und den Raum Gültigkeit besitzen... und manche Dinge bewegten, ... diese beiden Worte eines großen griechischen Philosophen heißen ... ALLES FLIESST... Nicht nur die Gedanken und Gefühle, Vorstellungen, auch die Zeit fließt und Erinnerungen ... Bäche, Flüsse, Lavaströme... die Geschichte... das Blut im Körper... die Zellflüssigkeiten ... ALLES FLIESST... Und weil die Kinder es so gerne spielen und aus Strenge Wärme wird ... indem einfach nur eine Regel befolgt wird ... die die Kinder selber aufstellen... darfst du es dir erlauben, deinem Unbewußten es zu überlassen, ob es auch das Spiel für dich spielen will... VERKEHRTE WELT ... alles einfach umdrehen ... aus Klein Groß machen, aus Schwarz Weiß, Schlafen ... Wachen, Bilder ... Gedanken ... Tiefe ... Klarheit... Geräusche... Stille ... einfach verkehrte Welt spielen ... 6. Reorientierung mit Zahlenkonfusion: und ich zähle jetzt langsam, bedächtig, von Null bis zehn und bei zehn darfst du dir es erlauben, dich wieder ganz und gar zurückzuorientieren, hierher ... dich innerlich zu sammeln und von deinen inneren Erlebnissen dich freundschaftlich zu verabschieden... 0,1,2,3,4,5,4,3,2,1,0,0 ... JETZT... STIMMEN ... GERÄUSCHE ... TÖNE ... KLÄNGE ... 0,0,1,2,3,4,5,6,7,8,9,10 ... und wenn du das Gefühl hast, daß irgend etwas merkwürdig ist, ... so ist das vollkommen in Ordnung... überlasse es deinen inneren Selbstregulationskräften, recke dich, strecke dich und schneide einmal richtige Grimassen, so daß wirklich alle Gesichtsmuskeln sich einmal bewegen dürfen... " 251

Träume träumen - der Weg zum Wesentlichen Dieser Trancetext soll den Weg zum inneren Selbst bahnen. Er ist vor allem für Menschen geeignet, die mit Selbstzweifeln und Selbstwertproblemen zu tun haben. Der Text enthält synästhetische Elemente, die zur Trancevertiefung und zum weiteren traumhaften Assoziieren einladen. 1. Anreicherung der verschiedenen Sinnesmodalitäten: Fühlen, Hören, Sehen: „Nimm dir Zeit, dich zu spüren, und erlaube dir, deinen Atemrhythmus zu fühlen, so, wie dein Körper ihn dir präsentiert... und manchmal atmet dein Körper wie von alleine ganz tief mit dem Bauch, manchmal atmet er mit dem Brustkorb, aber hin und wieder ist es auch beides... Brustkorb und Bauch. Überlasse es einfach deiner Atmung, wie sie sich dir gegenüber zeigt... ... und gestatte es dir, mit deinen Ohren die Unterschiede zwischen den Geräuschen zu hören, die Änderungen dessen, was dein Ohr ständig erreicht ... Töne, ... Klänge, ... Geräusche, ... Lauschen, ... Horchen,... Hören,... Ohren spitzen,... ja, gut so... ... und es ist ganz egal, ob deine Augen bereits geschlossen sind oder noch offen, denn innere Bilder entstehen sowohl bei geschlossenen als auch bei offenen Augen ... einfach deiner Phantasie es überlassen, wie sie sich vor dem inneren, aufgespannten Schirm des inneren Blicks zeigt... und alles darf sich so präsentieren, wie es zu präsentieren erlaubt ist... Formen,... Muster,... Linien,... Schatten, ... Perspektiven,... Hintergrund,... Vordergrund,... Seiten,... rechts und links,... oben, unten,... und einfach alles der Phantasie überlassen dürfen... 2. Vertiefimg der Entspannung durch Herabzählen von zehn bis null: ... und ganz langsam zähle ich von zehn bis null, und von Zahl zu Zahl darfst du es dir erlauben, dich tiefer und tiefer in deine Welt der Phantasie von deinem Unbewußten führen zu lassen... immer tiefer und tiefer... bis du deinen Träumen bei Null gestatten darfst, selber zu träumen... Träume träumen... zehn,... neun,... acht,... sieben,... sechs,... fünf,... vier,... drei,... zwei,... eins,... null... Träume von Träumen in Träume der Träume träumen,... träumen,... 252

3. Beschreibung eines anderen Erlebnisraumes (See) und das Anbieten, diesen Raum mit einem Boot betreten zu dürfen: ... und am Ufer des Sees, in aller Stille, entrückt von alltäglichen Geschehnissen, noch bevor der würzige, laue Herbstwind mit den gelbfarbigen Blättern der Bäume spielt und das klare, blaue Licht des Himmels sich zauberhaft im kräuselnden Wasser des Sees spiegelt ... darfst du dir mit deiner ganzen inneren Freiheit die Bilder geben lassen, wie du, vielleicht in einem kleinen Holzboot oder etwas ähnlichem... ganz langsam das feste Ufer verläßt und hinaus auf den See fährst,... das sanfte Schaukeln, hin und her, spüren,... die klare Luft atmen,... und vielleicht sogar noch im Hintergrund die Vögel zu hören, wie sie zwitschern, .. den Wind, wie er im Unterholz arbeitet, ... Pfeifen, Krähen, würzige See- und Landluft, Klarheit, Deutlichkeit... immer weiter hinaus auf den See, den großen, großen See ... und immer weiter und weiter ... 4. Synästhetische Elemente zur Bindung von Restaufmerksamkeit und der Einladung, träumen zu dürfen: ... und das tiefe Blau des Himmels riechen,... die Wolken schmecken, ... Schaukeln hören, ... und das Plätschern des Wassers fühlen, ... Tropfen auf der Haut, wie Perlen,... funkelnd,... gleißend,... Licht, das Vertrauen ausstrahlt, ... Berührung im Geschmack des Gegenwärtigen, ... farbige, zeitlose Zeit im lauschenden Raum der stillen Leere,... im Dickicht der Geschehnisse,... im Dschungel der Empfindungen, ... Plätschern der Farben, ... horchendes, tiefes Gelb, ... stechendes Blau,... bitteres Grün,... warmes Orange,... in der Tiefe der geräuschvollen Stille,... bewegendes Schilf im Klang der zukünftigen Erinnerungen,... wirbelnde, gelb-bräunliche Herbstblätter im Spiegel der geschmackvollen, vergänglichen Erinnerungen, ... Lebendigkeit, ... Andersartigkeit,... Vitalität,... Leben,... Pulsieren,... Strömen, ... Kribbeln,... Gänsehaut,... Leichtigkeit, ... instinkthafte Bewegungen,... Verläufe,... Übergänge,... Änderungen,... Annäherung, ... Wechsel,... näherund näher, mehr und mehr, deutlicher und deutlicher,... wie aus einem Nebel eine 5. Präsentation einer Insel, als Symbol seines Allerinnersten: INSEL, urplötzlich, eine Insel des grenzenlosen Vertrauens, tief im Inneren, tief im Äußeren, ... näher und näher, mehr und mehr, 253

deutlicher und deutlicher,... Verblassen des Schleierartigen im lichte zunehmender Klarheit.... die INSEL DES SELBST,... DER KERN DES INNERSTEN, ... MITTELPUNKT DES WESENTLICHEN, ... KLARHEIT. ... CHARAKTER,... NATUR, ... WESEN, ... PERSÖNLICHKEIT, ... EINZIGARTIGKEIT, ... EINZIGARTIG IM EINZIGARTIGEN, ... WESENTUCHES IM WESENTLICHEN,... TIEFSTES IM TIEFSTEN,... LICHT DES LEBENS,... ... sich einfach die innere Freiheit gestatten, die Insel zu fühlen, wie sie zu fühlen ist, in allen Facetten, Schattierungen und Differenzierungen, ... in allen Details und Kleinigkeiten,... einfach so, als würde das Wesentliche die innere Regie über die Vorgänge innerhalb und außerhalb übernehmen, als würde das SELBST zum inneren König gekrönt,... die innerste Natur,... alles mit dem Licht der tiefsten Tiefe ausfüllen, ... das Wasser des Lebens in den Adern kreisen, ... das Feuer der Gefühle die tiefsten Phantasien zum Flackern bringen,... Formen leuchtender Aufrichtigkeit im brillanten Spiel des Innersten, ... funkelndes Glitzern der inneren Pracht,... prickelnde Ouvertüren an der Pforte des Neuartigen,... symbolische Begleitung der undenkbaren Gedanken, ... Zukunft im tiefen, erlebten Vergangenen, ... bunte, pralle Früchte der klangvollen Gestaltung der Räume zur zeitlosen Empfindung des Daseins im Spiegelbild voller Leere, praller Gedankenlosigkeit, ... gefülltem Nichts in begleitenden Tönen wesentlicher Wesentlichkeiten,... Zeit zu haben, Gedanken zu denken, Räume zu spüren, Töne zu hören, Klänge wahrzunehmen, Bilder zu sehen, Gefühle zu empfinden, Gerüche zu riechen, Geschmackvolles zu schmecken, ... 6. Bahnung eines Weges, um auch künftig mit den innersten Anteilen Kontakt halten zu können: ... und ganz langsam und gemächlich mit den neu gewonnenen, inneren Eindrücken die Insel des Selbst wieder verlassen zu dürfen und einfach alles mitnehmen zu können, was jetzt schon erlaubt ist mitzunehmen,... ... der Weg zurück übers Wasser, das Plätschern und Kräuseln, der Himmel, die Wolken, Luft, ... und mehr und mehr zum Ufer des Alltages sich bewegen zu lassen,... vielleicht ein kurzer Blick zurück zur Insel und die Änderungen wahrnehmen dürfen, den möglicherweise nun durchsichtigen Schleier, Dinge aus der Ferne erkennen 254

können, wie auch immer, und dem Unbewußten vertrauen, den Weg zu finden, den manche den Lebensweg nennen, und ganz egal, ob so wie ein alter römischer Philosoph meinte: ,Den Willigen führt das Schicksal, den Unwilligen schleift es mif, ... oder dieser Weg ein anderer ist, warum nicht einfach den tiefen Gestaltungskräften vertrauen dürfen, so daß neue Verbindugen, Wege, Pfade spürbar werden und Freiheit, was immer es auch genau bedeutet, sich ausbreitet, ... 7. Reorientierung durch Zählen: ... und langsam werde ich nun von eins bis zehn zählen, und meine Stimme wird dabei immer ein bißchen lauter und bei zehn, oder schon vorher, machst du die Augen auf und bist wieder in der Realität, die man die äußere Realität nennt, am Ufer deines Alltages, im Land deines Bewußtseins,... 1... 2 ... 3 ... 4 ... 5 ... 6 ... 7... 8 ... 9 ... 10."

Das einsame Tal Der folgende Text ist für Menschen bestimmt, die oft das unangenehme Gefühl haben, daß Erlebnisse und Erinnerungen aus der Vergangenheit immer wieder quälend in der Gegenwart auftauchen. Die wesentlichen Elemente dieser Geschichte sind sehr indirekt formuliert und in Geschichten verpackt: 1. Allgemeine Beschreibung einer geplanten Reise: „Die Urlaube in den Bergen sind Matthias immer in bester Erinnerung geblieben. Dort, wo die Steinriesen sich unvermittelt dem Auge präsentieren, dort fühlt er sich richtig wohl. Wo es im Sommer nach frischem Harz riecht und hoch oben die pechschwarzen Bergdohlen herumsegeln, immer auf der Suche nach Futter, da wird die Phantasie angeregt. Es war ein Sommertag, und es war angenehm warm, so knapp über zwanzig Grad. An diesem Tag hatte Matthias sich vorgenommen, einen Freund, der schon längere Zeit in Österreich wohnte, zu besuchen. Er wohnte in einem kleinen Bergdorf und genoß, wie er immer wieder sagte, die Einsamkeit. Nachdem Matthias sich eine 255

gute Straßenkarte gekauft hatte und sich den Weg zu seinem Freund gut eingeprägt hatte, er wollte ihn einen Tag lang besuchen, um am Abend wieder zurückzufahren, setzte er sich gleich nach dem Frühstück ins Auto und fuhr los. 2. Schilderung eines Grenzübertrittes als Metapher für den Grenzübertritt zwischen Bewußtem und Unbewußtem als Eingang in die Trance: Zur Grenze waren es nur ein paar Kilometer, und seltsamerweise verspannte sich sein Körper mehr, als er von den deutschen Grenzposten kontrolliert wurde als von den österreichischen. Es ist meistens ein erhabenes Gefühl, eine Grenze zu überschreiten. Vieles sieht ganz plötzlich anders aus. Waren es kurz vorher noch weiße Straßenführungsmarkierungen, so haben sie sich nun, fast ohne Ankündigung, in gelb verwandelt. Auch das Schriftbild »Republik Österreich«, direkt an der Grenzmarkierung, ist anders als »Bundesrepublik Deutschland« oder »Freistaat Bayern«. Matthias fährt also weiter auf einer breiten österreichischen Bundesstraße. Es ist wenig Verkehr, und der strahlend blaue Himmel hebt seine Stimmung, er pfeift vergnügt hinter seinem Steuer ein Lied. Wenn es so weitergeht, dann ist er in einer guten halben Stunde bei seinem Freund, denkt er. 3. Beschreibung eines plötzlichen Zwischenfalles, einer Umleitung (der Lebensweg ändert sich): Plötzlich sieht er ein Umleitungsschild mit zwei Pfeilen, einer zeigt nach rechts, der andere zeigt nach links, bildet er sich ein. Irgend etwas in ihm hat bereits die Entscheidung getroffen, nach links zu fahren. Offensichtlich ist auf der Bundesstraße eine Baustelle, so daß man da nicht weiterfahren kann. Die Umleitungsstraße führt bergauf in kleinen, engen Serpentinen. Sie ist eng, und wenn zufällig ein Auto entgegenkommt, so muß man bestimmt ordentlich rangieren. Aber es kommt kein Auto entgegen. Er fährt immer höher und höher und kann sogar im Auto die kältere Außentemperatur fühlen. 4. Panorama einer unbekannten Landschaft: Nach kurzer Zeit sind auch einige kleine Häuser sichtbar, geschmückt mit Geranien, die in Töpfen vor Türen und Fenstern 256

stehen. Es ist kein Mensch zu sehen in dieser kleinen, vielleicht nur zehn Häuser umfassenden Ortschaft. Er parkt seinen Wagen, um sich in aller Ruhe einen Blick ins Tal zu gönnen. Die frische Luft dort oben läßt einem eine leichte Gänsehaut über den Rücken laufen, die Waldgrenze ist zum Greifen nahe, so daß die Fichten, die vielleicht nur 50 Meter weiter oben wachsen, schon alle sehr verkrüppelt und krumm aussehen. Nach den Fichten kommen kleine Latschengruppen, die mehr verstreut als geordnet herumstehen, und danach kommt eigentlich nur noch Geröll und nackter Fels. Oben liegt noch Schnee, der in der Sonne funkelt wie ein Spiegel. Matthias schaut wieder auf seine Karte und kann sehen, daß die höchste Erhebung hinter dieser Ortschaft mit 2674 Metern angegeben ist, also noch etwa 1000 Meter höher, als er sich befindet. Den Blick zurück ins Tal wendend, sind die abfallenden grünen Wiesen und Almen, durchsetzt mit kleinen, fast kreisrunden Wasserlöchern, auf denen braun-weiße Kühe grasen und einen ruhigen und gemächlichen Eindruck machen, zu sehen. Es sieht alles sehr friedlich und stimmig aus. Er schaut nochmals auf seine Karte und verfolgt den Weg, den er gleich weiterfahren will. Er ist, wie gesagt, als noch kleinere Wegstrecke eingezeichnet, und es stellt sich die Frage, ob er überhaupt asphaltiert ist, was nicht aus der Karte zu entnehmen ist. Der Entschluß, diesen Weg zu fahren, steht aber fest, so daß er sich ins Auto setzt und an den letzten Häusern des Dorfes vorbeifährt. Nach ein paar Kurven, der Weg wird immer schmaler und schmaler, geht es leicht bergab in ein relativ langgezogenes, schattiges Tal. 5. Eintreten in ein verlassenes Tal (in einen abgespaltenen Erfahrungsraum): Was gleich ins Auge fällt, ist die spärliche Vegetation in diesem Tal, ein paar winzige, kaum mannshohe Fichten, Gestrüpp, kleine Moosflächen und sonst eigentlich nur Steine und Geröll. Langsam weiterfahrend beeindrucken besonders die steil abfallenden Felswände. Er ist offenbar ganz alleine, bis auf eine Handvoll pechschwarzer Bergdohlen, die wie Boten des Himmels sich vom Blau abheben. Es ist eine seltsame Stimmung. Die schroffen Felswände an der rechten Seite der Straße sind durch tiefe Einschnitte gezeichnet, in denen sogar noch Schnee liegt, und das im Juli. Er hält seinen Wagen an, 257

um in aller Ruhe diese seltsamen Felseinschnitte mit dem Schnee näher anzuschauen. Ein kleines Geröllfeld rechts des Weges muß er noch hinaufsteigen, um am Fuß der Felswände zu stehen, die mehrere hundert Meter weit senkrecht hinaufragen. Es fällt auf, daß die Sonne an diese Stelle vielleicht nur ein paar Minuten am Tag hinscheint, und das auch nur, wenn sie schon sehr weit oben steht. Hier, an dem Fuß dieser mächtigen Felswand, ist es gleich noch ein paar Grad kälter als beim Auto. Es kann sogar, bei genauerem Hinsehen, der eigene Hauch erkannt werden. Der Schnee, der sich in dieser Felsspalte auftürmt, ist sehr grobkörnig und mit einer fast bräunlich-schwarzen Staub- und Rußschicht bedeckt. Gebannt starrend auf diesen Flecken Altschnee, stellt sich innerlich die Frage, ob dieser Schnee wohl auch den kommenden Monat, den August, überleben wird. Unter diesem Schneefeld plätschert ein kleines Rinnsal, das durch den abtauenden Schnee gespeist wird. Der Schnee liegt aber in dieser Felsspalte vermutlich noch mehrere Meter hoch, so daß es noch Wochen dauern wird, bis er ganz weggeschmolzen ist. Am Rande des Schneefeldes stehend, kann man hören, wie der Altschnee knirscht.... 6. Unspezifische Schilderung des „Schnees von gestern" (belastende Erinnerungen lösen sich auf): ... Das Knirschen erinnert an Gedanken von früher,... immer wiederkehrende Bilder alter Geschehnisse, ... oft plötzlich, oft überraschend, ... Blockaden im Kopf,... ausgeliefert sein sich selber gegenüber und anderen,... die Luft, die wegbleibt,... Verspannungen im Körper,... Wiederholen des Bekannten im Zyklus des Unbekannten, ... auswegslos im Irrgarten,... orientierungslos im Labyrinth,... und immer wieder die alten Erinnerungen,.... Dann, ganz langsam, beugt er sich ein Stück nach vorne und sieht eine kleine Vertiefung, ein Loch im Schneefeld, an dessen Grund sich Tauwasser sammelt. Es ist zu hören, wie der Altschnee sich in Wasser verwandelt, es tropft, und das Wasser perlt an den losen Steinen herab. Es ist ein faszinierendes Naturschauspiel, im Juli schmelzendes Schneewasser in aller Stille beobachten zu dürfen. ... schmelzender Schnee, schmelzende Erinnerungen, ... Erinnerungen, die fließen,... Erinnerungen, die farbig werden,... Erinnerungen, die spielerisch sind, ... Gedanken, die ausgeschmückt 258

werden,... Gedanken, die frei sein können,... Gedanken, die unabhängig sind,... Gedanken, die bereichern,... Gedanken, die erfüllen. ... Verwandlung, ... Neugestaltung, ... Wandel,... Zauber, ... Bewegung, .... Es kommt einem vor, als würde man träumen und die Zeit stillstehen. Die frische Bergluft füllt die Lungen, die Phantasie übernimmt die Regie über die inneren Abläufe. Das Krächzen der Bergdohle, die über dem Schneefeld fliegt, holt aus den Tagträumen zurück. Matthias schaut auf die Uhr und hat das Gefühl, daß er die letzten Minuten geschlafen hat. 7. Wiederfinden des Lebensweges (der Bundesstraße) mit anschließender Reorientierung: Vorsichtig steigt er das Geröllfeld wieder hinunter zu seinem Auto. Er schaut noch einmal den Weg hinauf zum Schneefeld und hat den Eindruck, daß es zwischenzeitlich kleiner geworden ist. Dann setzt er sich ins Auto und fährt den Weg so weiter, wie er sich es vorgenommen hatte. Nach wenigen Kilometern kommt eine langgezogene Linkskurve, und dann ist plötzlich von oben die Bundesstraße zu sehen. Matthias fällt auf, daß die Vegetation sich abrupt geändert hat und in voller Pracht und Blüte steht. Grüne Wiesen, bunte Blumen, Fichten, Tannen und Birken sind zu erkennen, während er immer weiter auf Serpentinen hinunterfährt und schließlich die Bundesstraße erreicht. Kurze Zeit später ist er auch schon am Zielort und hat das seltsame, angenehme Gefühl, ganz ausgeruht, fast besinnlich die Umwelt und die Menschen wahrzunehmen."

Texte für Kinder Ulis Zaubertrick Dieser Text ist geeignet für Kinder von 4-10 Jahren, die Einschlaßchwierigkeiten und Alpträume haben. Der Zuhörer wird ermutigt, eigene, innere Wege zu finden, um einschlafen zu können: 259

Es war vor gar nicht langer Zeit, da war ein kleiner Junge, Uli hieß er, der träumte nachts so viel, daß er oft wach wurde, aus seinem Kinderzimmer ging und sich ins Bett seiner Eltern schlich. „Ich habe wieder schlecht geträumt", sagte er, „von Hexen und Drachen. Die Hexe wollte mich in ein Schwein verwandeln, und der Drache wollte mich fressen." Dann schlief er ruhig ein. So ging es Tag für Tag, Nacht für Nacht, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Die Eltern waren die nächtlichen Gänge ihres Sohnes schon derart gewohnt, daß es ihnen überhaupt nicht mehr auffiel, ja es schien ganz normal zu sein. Jede Nacht eben kam ihr Sohn zu ihnen ins Bett, und immer wieder sagte er das gleiche: „Ich habe wieder schlecht geträumt!" Doch plötzlich wurde alles ganz anders. An einem sehr kalten Wintertag, draußen schneite es, wurden die Eltern des Jungen plötzlich mitten in der Nacht wach. Wo war ihr Junge? Er war nicht aus seinem Kinderzimmer gekommen wie sonst immer. Diese Nacht schliefen die Eltern schlecht und machten sich richtige Sorgen. Am nächsten Morgen am Frühstückstisch fragte Mutter Uli: „Uli, warum bist du denn heute nacht nicht in unser Schlafzimmer gekommen?" „Weil ich nicht wollte", sagte Uli. „Warum wolltest du nicht?" / „Ich weiß jetzt, was ich machen kann, wenn ich schlecht träume", meinte Uli nicht ohne Stolz. „So, was denn?", fragte die Mutter neugierig. „Es ist ganz einfach, das kann jeder", meinte Uli. „Wenn ich von einem Drachen träume, der Feuer spuckt und gräßlich aussieht, dann puste ich so stark, bis das Feuer ausgepustet ist, das hilft. Und bei der Hexe habe ich einfach ihren Besen weggenommen, da ist sie runtergefallen und hat sich ordentlich am Bein wehgetan." „Und das soll wirklich helfen", meinte die Mutter etwas ungläubig. „Ja, als der Drache kein Feuer mehr hatte, da kam er zu mir und wollte sich Streichhölzer ausborgen. Ich sagte ihm, daß er nur dann Streichhölzer bekommt, wenn er mit dem Feuerspucken mich nachts nicht mehr erschreckt." „Und die Hexe?" 260

„Die kam auch zu mir und wollte wieder den Besen haben. Aber da habe ich gesagt, daß sie den Besen nur dann bekommt, wenn sie mich nicht mehr in ein Schwein verzaubert. Dann habe ich ihr den Besen gegeben." „Und du träumst nun nicht mehr von Hexen und Drachen?" „Doch", meinte Uli „der Drache kommt manchmal, und da reite ich auf ihm wie auf einem Pferd, nur viel schneller". „Und die Hexe", meinte die Mutter erstaunt. „Die kommt auch noch, nur selten, dann zeigt sie mir Verstecke im Wald, da wo die Schätze liegen." Seit einiger Zeit schläft der kleine Uli ruhig und fest und allen seinen Freunden hat er den Trick verraten, wie man gut schläft. Aber pssst, nicht weitersagen, sonst ist es ja kein Trick mehr. Nur deinen besten Freunden darfst du verraten, was Uli herausbekommen hat. Und wenn sich bei dir ein schlechter Traum nachts heranschleicht, um so besser, dann kannst du gleich ausprobieren, wie schnell Ulis Trick bei dir wirkt. Ob du es beim erstenmal schaffet, den Traumgestalten ihre Kraft zu nehmen, oder ob du dazu zwei Anläufe benötigst, probiere es einfach aus. Nur du selbst kannst das feststellen. Gute Nacht und viele Träume wünsche ich dir!"

Reise eines Wassertropfens Manche Kinder haben zeitweise Probleme, ihren Blasenschließmuskel zu kontrollieren. Es kommt dann zum Einnässen der Kinder im Bett. Die folgende Gutenachtgeschichte richtet sich an solche Kinder im Alter von 4 bis 9 Jahren: Weißt du eigentlich, wie dein Pipi im Körper gesammelt wird und aus deinem Körper wieder hinausströmt? Nein, dann will ich es dir erklären, so daß du es verstehst. Wenn du trinkst, so kommt die Flüssigkeit durch deinen Mund in die Speiseröhre und dann in deinen Magen. Stell dir vor, du bist ein Wassertropfen in einem Glas Wasser: Du weißt, daß du deine Farbe wechseln wirst, so ungefähr von weiß zu gelb, aber dazu später. Du befindest dich also in einem kleinen Glas, und plötzlich öffnet sich ein riesiger Mund, du wirst da hineingekippt und unsanft hin261

und hergeschleudert und geschüttelt. Es ist dort furchtbar laut, so als würdest du vor einem tosenden Wasserfall stehen. Dann fällst du weit runter, es ist stockdunkel, und du hast das Gefühl, daß du durch eine riesige Fallröhre purzelst. Dann landest du in einer Art Schwimmbad, und es beruhigt sich alles ein wenig. In einem richtigen Schwimmbad sind die Seitenwände fest, hier jedoch, wo du bist, im Magen nämlich, bewegen sich die Wände ständig hin und her. Es ist lustig, fast so, wie auf einem Kinderkarussell. Und von überall her rieseln Flüssigkeiten wie aus vielen Duschköpfen auf dich herab, so daß sich das so anfühlt, als wenn du ordentlich gewaschen wirst. Seltsam, aber du scheinst dich weiter zu bewegen. Hättest du jetzt eine kleine Taschenlampe, so könntest du sehen, daß deine ursprünglich weiße Farbe sich verändert hat und schon mehr nach gelb als nach weiß aussieht. Plötzlich schreit jemand: „Halt!" Nachdem du dich umgeschaut hast und dich beschwerst, dich nicht mehr so zu erschrecken, gibt sich der Schreier zu erkennen: „Ich bin Herr Pförtner und passe auf, daß hier in diesem Tunnel hinter mir nur portionsweise eingestiegen wird. Du mußtnoch etwas warten, bis ich dich durchlasse. Du bist doch bestimmt schon einmal Geisterbahn gefahren, da mußt du auch in den kleinen Wagen warten, bis dich der Geisterbahnpförtner durch die erste Tür läßt. Hier ist es genau so", sprach der Pförtner mit tiefer Stimme. Also wartest du, bis der Pförtner dir ein Zeichen gibt, daß du in den Tunnel, der Darm heißt, einsteigen darfst. Plötzlich öffnet der Pförtner das Tunneltor, und gleichzeitig wirst du auch noch von hinten in den Tunnel hineingeschoben. Hier ist alles noch enger, und ganz viele Biegungen und Kurven sind zu sehen. Komische Geräusche, so, als würdest du in einer Badewanne tauchen, sind zu hören. Manches klingt so, als würde aus einem Luftballon Luft entweichen tzzzzzzt, tzzzzzt. Es ist dort ganz warm und immer noch stockdunkel. Du merkst, daß du dich immer näher zur Tunnelwand hin bewegst, und wenn du sehen könntest, dann könntest du die Löcher in der Wand sehen, durch die die anderen Flüssigkeitstropfen, die um dich herumschwimmen, herausgedrückt werden. Ja, die Tunnelwand sieht aus wie ein sehr feines Sieb. Du wirst, ohne daß du es groß merkst, immer näher und näher an diese Tunnelwand gedrückt. 262

„Aua, das tut ja fast weh", meint ein kleiner Limonadentropfen neben dir. Nun bist auch du durch dieses Sieb durchgedrückt worden und du näherst dich etwas, das aussieht wie ein Schwamm, wenn du es sehen könntest. Dieser Schwamm wird auch Niere genannt. Es wird nun wieder alles ein wenig enger - dieser Schwamm, auf den du zusteuerst, ist so etwas wie eine riesige Waschmaschine. Hier wirst du noch mal so richtig gesäubert und geputzt. Es kitzelt und kribbelt überall, und du mußt furchtbar lachen. Ja, die Nieren sind wirklich lustig, und deshalb gibt es ja schließlich zwei von ihnen, eine rechts in jedem Körper und eine links. Dann fällt dir auf, daß es hier mitten in dieser Waschmaschine, der Niere, verschiedene Wege gibt. Hättest du jetzt eine Taschenlampe, so könntest du zwei unterschiedliche Wegweiser sehen. Auf dem ersten Schild steht: ZURÜCK ZUR BLUTBAHN, auf dem zweiten steht: AB IN DIE BLASE. Da wir uns ja dafür interessieren, wie das Pipi entsteht, gesammelt wird und wieder aus dem Körper herauskommt, gehst du dem Schild: AB IN DIE BLASE nach. Du verläßt also wieder diese Waschmaschine durch dünne Schläuche, und dann fällst du ganz unverhofft in einen großen Sack, der dich, wenn du ihn sehen könntest, bestimmt an einen bunten Luftballon erinnern würde. Hier herrrscht große Freude, denn dort triffst du deine alten Freunde aus dem Wasserglas, die bereits lustig hin und her platschen und planschen. Hier sind jetzt wirklich alle Wassertropfen gelb, und es sieht mehr nach einem Sonnenblumenfeld aus als nach einem See. Jedenfalls ist dort, in der Blase, ein lustiges Treiben. „Wir sollten alle zusammen bleiben und gemeinsam durch die Luft wie ein Vogel fliegen und im Wasser landen", meinte ein Tropfen, der anscheinend wußte, wie es weitergeht. „Ja", tönte es aus allen Ecken, „wir bleiben zusammen und fliegen durch die Luft, das wird ein Spaß". Am äußersten Ende dieses Ballons sitzt ein kleiner Affe, der mit seinen großen Händen den Blasenballon zuhält. Der Affe heißt „Dichter". „Immer wenn dieser Affe die Hände lockert, immer dann fließt das Pipi aus dem Körper heraus", meinte ein alter Tropfen, der steif und fest behauptete, das schon zweimal gesehen zu haben. 263

„Warum heißt denn dieser Affe eigentlich Dichter", wollte ein besonders neugieriger Tropfen wissen. „Ganz einfach", sagte ein anderer, „der hat so wenig zu tun, daß er so viel freie Zeit hat, daß er fast ständig Gedichte aufsagt". „Kennst du eins?" „Auch ohne viele Lichter ich bin der größte Affendichter ich halte alles zu und trocken mit meinen großen Affensocken." „Wir müssen ihn überreden, daß er erst dann seine Affenhände lockert, wenn wir alle gemeinsam bereit sind", meinte ein Tropfen. „Wir wollen alle zusammen in die Schüssel oder den Topf fliegen und hören, wie das wohl plätschern mag, wir müssen zusammenhalten", sagten fast alle Tropfen gleichzeitig. Was die Tropfen schließlich zu dem Affen sagten, bleibt ein Geheimnis, alle, wirklich alle hielten dicht. Und wenn du nun mal ganz leise bist und mit deinen Ohren lauschst und sie spitzt, so kannst du hören, was der Affe zu den Tropfen sagt. Sei jetzt einmal ganz leise So ist es gut, manchmal hört man etwas ganz deutlich, manchmal auch nur so ungefähr, prima. So, und nun wünsche ich dir, dem Tropfen und dem Affen eine wunderschöne gute Nacht." Einige kurze Erläuterungen zu diesem Text: Der Erzähler sollte also darauf achten, daß das Kind den bildlichen Beschreibungen auch körperlich folgt. Jedes Kind kann den Wassertropfen in seinem eigenen Körper verfolgen und die unterschiedlichen Empfindungen spüren. Und genau darum geht es. Das Kind wird für unbewußte Körpervorgänge sensibilisiert und lernt, auch Muskelgruppen zu kontrollieren, die außerhalb der bewußten Kontrolle stehen. Um diese Geschichte für die Kinder noch realitätsnäher zu gestalten, können sie einen wirklichen Schluck Wasser bewußt vor dem Einschlafen nehmen, um diesen Schluck dann während der Geschichte genau zu verfolgen.

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Glossar Akustisch: das Hören betreffend. Amnesie: Das Vergessen von Erlebnissen. Mittels hypnotisch erzeugter Amnesie ist es möglich, Suggestionen zu „versiegeln", damit sie sich ungestört vom bewußten, gewohnheitsmäßigen Ansichten - im Unbewußten entfalten können. (Gegenteil: Hypermnesie). Anken Begriff aus dem Neurolinguistischen Programmieren (NLP). Ein Anker ist ein äußerer oder innerer Auslösereiz, der einen Zustand bei einer Person hervorruft. Es gibt Anker für gute und schlechte Zustände. Assoziiert sein: Mit allen Sinnen mental in einem Erlebnis sein und es so erleben, als sei es hier und jetzt Realität (Gegenteil: dissoziiert sein). Dissoziiert sein: Ein Erleben von außen betrachten, so, als würde man sich auf einer Leinwand sehen und hören können und dabei einen gewissen Abstand zu sich selber fühlen (Gegenteil: assoziiert sein). Ericksonsche Hypnotherapie: Moderne, indirekte Form der Hypnose, die durch Verwendung von Bildern, Geschichten und Metaphern charakterisiert ist, wurde von dem amerikanischen Psychotherapeuten Milton Erickson entwickelt. Future Face: Durchleben einer erwarteten oder suggerierten Zukunft in der Phantasie. Gustatorisch: das Schmecken betreffend. Hypnose: Sammelbegriff für Formen kommunikativer Beeinflussung, die eine Trance mit Erhöhung der Empfänglichkeit für Suggestionen zur Folge haben. Hypermnesie: Das Erinnern von Erlebnissen, die in Vergessenheit geraten waren (Gegenteil: Amnesie). Hypnoanalyse: Aufdeckende, psychoanalytische Therapie in Trance. Nutzung der speziellen Fähigkeiten des Trance-Zustandes, um mit dem Unbewußten und abgewehrten Erinnerungen und Gefühlen in Kontakt zu kommen. Identity-Process: NLP-Technik, in der durch gezieltes Fragen das Positive eines Symptoms herausgearbeitet wird, bis das Symptom als positiver Identitätsteil erlebbar wird. 265

Ideomotorik: Das Phänomen, daß vorgestellte oder suggerierte Bewegungen vor allem in Trance die Tendenz haben, sich in reale Bewegungen umzusetzen.

Regression: Das Zurückfallen auf frühere Entwicklungsstufen mit allen dazugehörigen Ausdrucksformen. Oft ein spontaner Effekt von Trance-Zuständen.

Induktion: Die Einleitung einer hypnotischen Trance.

Schlüsselwahrnehmung: Submodalitäten, die eine stärkere Wirkung auf das innere Erleben ausüben als andere. Beispielsweise kann die visuelle Submodalität „Größe" bei bestimmten Menschen eine stärkere Wirkung haben als die Submodalität „Helligkeit".

Katharsis: Das Durchleben intensiver Gefühlsreaktionen, um alte Verletzungen zu verarbeiten. Kinästhetisch: das Fühlen und Spüren betreffend. Kognitiv: das Wahrnehmen und Denken betreffend. Konfusion: Verwirrung des zu Hypnotisierenden, um die Bereitschaft, Suggestionen anzunehmen, zu erhöhen. Mental: Auf die Vorstellung bezogen, innerlich, gedanklich. Neuronale Hemmung: Unterdrückung psychischer Abläufe, was eine Verhinderung oder Beeinträchtigung eines Verhaltensablaufes zur Folge hat. NLP (Neurolinguistisches Programmieren): Sammlung von Techniken, die schnelle Veränderung vor allem im Bereich der Wahrnehmung und des Denkens bewirken können. Leading: Begriff aus dem Neurolinguistischen Programmieren: Anleiten, Leiten, Führen, Lenken. (Dazugehöriger Begriff: Pacing) Literalismus: Die Tendenz einer hypnotisierten Person, Suggestionen wortwörtlich zu verstehen. Olfaktorisch: das Riechen betreffend. Pacing: Begriff aus dem Neurolinguistischen Programmieren: Spiegeln, Begleiten (vor allem um Rapport herzustellen). Primärprozeß: Grundlegende, primitive, eher bewußtseinsferne psychische Verarbeitungsform auf bildhaften, symbolischen Ebenen. (Träume haben meist primärprozeßhaften Charakter.) Rapport: Auf gleicher Wellenlänge mit dem Gesprächspartner sein, eine gute Beziehung haben. Rapport ist das A und O einer gelungenen Kommunikation, also auch einer hypnotischen Beziehung. Reframing: Umdeutung von Ereignissen zum Zwecke, einer festgefahrenen negativen Denkweise eine andere, positive Richtung zu geben. 266

Somnambulismus: Schlafwandeln. Ahnelt im Erscheinungsbild stark einer Tieftrance und kann durch hypnotische Suggestionen künstlich erzeugt werden. Somnambule haben oft erstaunliche hypnotische Fähigkeiten und können sich in der Regel nach dem Erwachen nicht erinnern, was in der Trance geschehen ist. (Amnesie). Submodalität: Qualitative Untergliederung innerhalb der fünf Sinnessysteme. Visuelle Submodalitäten sind z.B. Größe, Helligkeit, Perspektive, Farbe, Kontrast usw. Akustische Submodalitäten sind z.B. Lautstärke, Tonhöhe, Klang, Richtung usw. Kinästhetische Submodalitäten sind z.B.: Temperatur, Druckstärke, Rauheit, Härtegrad usw. Synästhesie: Formalsprachlich korrekte, aber logisch unsinnige Verbindung verschiedener Sinnesrepräsentationen. Z.B. „schreiendes Grün" (akustische und visuelle Komponente), oder „kaltes Blau" (kinästhetische und visuelle Komponente), kann zur Induktion oder zur Konfusion benutet werden. Trance: Veränderter Bewußtseinszustand, der unter anderem durch Verringerung der Realitätsprüfung und durch Erhöhung der Empfänglichkeit für Suggestionen charakterisiert ist. Trancekörper: Mentale Repräsentation des eigenen Körpers. Trauma: Verletzung, emotional überforderndes Erlebnis, das nicht ohne Hilfe verarbeitet werden kann, daher in der Regel verdrängt wird und dazu neigt, aus dem Unbewußten heraus psychische oder körperliche Symptome hervorzurufen. Unbewußtes: Gesamtheit jener Erfahrungen und Erinnerungen, die, bedingt durch Wahrnehmungsselektion, unterhalb der Bewußtseinsschwelle liegen. Im Unbewußten liegen latent besondere Fähigkeiten, die sich für therapeutische Zwecke nutzen lassen. Visuell: das Sehen betreffend. Zeitprogression: Das Vorwegnehmen der Zukunft in der Phantasie. Der Klient kann in der zeitlichen Progression seine Stärken und Ressourcen erproben. 267

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