dp-2009-12
Short Description
Deutsch Perfekt 12/2009...
Description
SCHWER
Schneewittchen
Ein Märchen der Brüder Grimm
Es war einmal mitten im Winter, und die Schneeflocken fielen wie Federn vom Himmel. Da saß eine Königin an ihrem Fenster und stickte. Sie sah über den weißen Schnee hinaus und stach sich dabei in den Finger. Da fielen drei Blutstropfen in den Schnee. „Ach, wenn ich doch ein kleines Kind hätte, so weiß wie Schnee, mit Lippen, so rot wie Blut, und mit Haaren, so schwarz wie Ebenholz“, dachte sie. Ein Jahr später bekam sie ein Töchterchen, so weiß wie Schnee, mit Lippen, so rot wie Blut, und mit Haaren, so schwarz wie Ebenholz. Es wurde Schneewittchen genannt. Bald darauf starb die Königin und der König nahm sich eine neue Frau. Die Stiefmutter war eine schöne, aber auch hartherzige Frau. Sie hatte einen Zauberspiegel, den sie jeden Tag befragte: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ Der Spiegel antwortete: „Frau Königin, Ihr seid die Schönste im Land.“ Aber Schneewittchen wuchs heran und wurde immer schöner. Eines Tages antwortete der Spiegel: „Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, aber Schneewittchen ist tausendmal schöner als Ihr.“ Da befahl die Königin einem Jäger, das Mädchen in den Wald zu bringen und es zu töten. Doch der Jäger brachte es nicht übers Herz und schenkte Schneewittchen das Leben. Schneewittchen irrte durch den Wald und als es Abend wurde, kam sie an ein kleines Häuschen. Darin stand ein kleiner Tisch mit sieben Tellern. Schneewittchen aß ein wenig Brot und trank etwas Wein. Dann legte es sich in eines der sieben Bettchen schlafen. Als es dunkel war, kamen sieben Zwerge in das Häuschen. Sie hatten den ganzen Tag in den Bergen gearbeitet. Als sie Schneewittchen erblickten, schlossensie es sofort in ihr Herz. Fortan lebte Schneewittchen bei den sieben Zwergen, hielt ihnen das Haus in Ordnung und bereitete ihnen das Essen. Eines Morgens befragte die Königin erneut ihren Spiegel. Da antwortete er: „Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, aber Schneewittchen über den Bergen bei den sieben Zwergen ist noch tausendmal schöner als Ihr.“ Die Königin erblasste vor Wut. „Schneewittchen soll sterben!“, rief sie. Sie verkleidete sich als Bäuerin und ging mit einem Korb Äpfel zu den sieben Zwergen. Als sie anklopfte, schaute Schneewittchen durchs Fenster. Die Bäuerin teilte einen 12/09
perfekt
DEUTSCH
schönen Apfel und reichte Schneewittchen die rote, vergiftete Hälfte. Schneewittchen konnte nicht widerstehen und biss in die rote Apfelhälfte. Kaum hatte es einen Bissen im Mund, fiel es tot zur Erde. Als die sieben Zwerge nach Hause kamen, fanden sie Schneewittchen am Boden liegen. Ihr Kummer war groß und sie beweinten es drei Tage lang. Weil Schneewittchen noch so wunderschön war, begrubensie es nicht, sondern ließen ihr einen Sarg aus Glas bauen. Sie legten das Mädchen hinein und schrieben mit goldenen Buchstaben seinen Namen darauf. Dann trugen die Zwerge den Sarg hinaus auf einen Berg. Derweil befragte die böse Königin den Spiegel: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ Der Spiegel antwortete: „Frau Königin, Ihr seid die Schönste im Land.“ Da hatte ihr neidisches Herz endlich Ruhe. Schneewittchen aber lag lange, lange Zeit in dem gläsernen Sarg. Es sah aus, als schliefe es, denn es war noch so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarzhaarig wie Ebenholz. Eines Tages verirrte sich ein Königssohn im Wald. Er sah den Sarg und das schöne Schneewittchen darin und las, was mit goldenen Buchstaben darauf geschrieben war. Da sprach er zu den Zwergen: „Lasst mir den Sarg, ich will euch geben, was ihr dafür haben wollt.“ Aber die Zwerge antworteten: „Wir geben ihn nicht für alles Gold in der Welt.“ Da sprach er: „So schenkt mir ihn, denn ich kann nicht leben, ohne Schneewittchen zu sehen.“ Da hatten die Zwerge Mitleid und gaben ihm den Sarg. Der Königssohn ließ ihn von seinen Dienern auf den Schultern forttragen. Da geschah es, dass sie über einen Strauch stolperten, und das vergiftete Apfelstückchen flog aus dem Hals des Mädchens. Schneewittchen öffnete die Augen: „Ach Gott, wo bin ich?“, rief es. Der Königssohn antwortete: „Du bist bei mir. Ich habe dich lieber als alles auf der Welt; komm mit mir in meines Vaters Schloss, du sollst meine Frau werden.“ Bald darauf wurde die Hochzeit gefeiert. Zu dem Fest wurde auch Schneewittchens Stiefmutter eingeladen. Als sie sich für das Fest ankleidete, trat sie vor den Spiegel und sprach: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ Der Spiegel antwortete: „Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier. Aber die junge Königin ist noch tausendmal schöner als ihr.“ Da erbebte die Königin vor Zorn. Als sie Schneewittchen bei der Hochzeit erkannte, konnte sie sich vor Angst und Schrecken nicht regen. Über das Kohlenfeuer hatte man eiserne Pantoffeln gestellt. Sie wurden hereingetragen
und vor sie hingestellt. Da musste die böse Königin in den rotglühenden Schuhen so lange tanzen, bis sie tot zur Erde fiel. Dies ist eine gekürzte Version des Originals. die Schneeflocke, -n kleiner Teil aus Schnee einer von vielen leichten Teilen, die die Feder, -n auf dem Körper von Vögeln wachsen mit buntem Faden z. B. ein Bild auf st“cken Stoff nähen weicher äußerer Teil des Mundes die L“ppe, -n wertvolles, hartes schwarzes Holz das Ebenholz, ¿er neue Partnerin des eigenen Vaters die Stiefmutter, ¿ ohne Rücksicht oder freundliche h„rtherzig Gefühle für andere der Zauberspiegel, - magischer Spiegel Fragen stellen zu einem bestimmten befragen Thema Sie sind Ihr seid hist. erwachsen werden her„nwachsen verlangen von befehlen Person, die Tiere fängt und tötet der Jäger, ¡s n“cht übers H¡rz hier: es nicht tun können br“ngen extrem kleiner Mensch; hier: der Zw¡rg, -e Märchenfigur, die aussieht wie ein kleiner, alter Mann mit Bart sehen erbl“cken gern haben “n sein H¡rz schließen ab diesem Zeitpunkt fort„n bereiten hier: kochen wiederholt erneut blass werden, weil man sehr wütend vor Wut erbl„ssen ist s“ch verkleiden „ls hier: die Kleidung anziehen von stabile Tasche, meistens aus dem der K¶rb, ¿e Material eines Baumes reichen hier: geben mit Gift verg“ftet nicht Nein sagen können n“cht widerstehen kœnnen zwischen die Zähne nehmen und essen beißen Stück, das man von einem festen der B“ssen, Lebensmittel mit den Zähnen weggemacht hat der K¢mmer hier: große Traurigkeit beweinen hier: wegen des Todes eines Menschen weinen ein Loch in die Erde machen und einen begraben Toten hineinlegen großer, langer Kasten, in den ein Toter der S„rg, ¿e gelegt wird inzwischen derweil unzufrieden, weil man gerne etwas neidisch hätte, was andere haben den Weg verlieren s“ch ver“rren trauriges Gefühl für andere, wenn sie das M“tleid Schmerzen oder Sorgen haben Körperteil zwischen Hals und Arm die Sch¢lter, -n Pflanze, ähnlich wie ein Baum, aber der Strauch, ¿er kleiner und mit mehr Grün (fast) fallen wegen st¶lpern über sich anziehen s“ch „nkleiden treten vor hier: sich stellen vor beginnen zu vibrieren, weil man so vor Z¶rn erbeben zornig ist große Angst der Schr¡cken sich bewegen s“ch regen Schuh, der hinten offen ist der Pant¶ffel, -n rotglühend hier: extrem heiß ≈
≈
≈
≈
≈
≈
≈
≈
17
I L L U S T R A T I O
N E N : E S S L I N G E R V E R L A G ( 2 )
View more...
Comments