Die sexuellen Bekenntnisse des Victor X

August 16, 2017 | Author: schnippschnupp | Category: International Politics, Russia, Nudity, Eucharist, Eastern Orthodox Church
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Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges schickte ein Russe, der anonym bleiben wollte und sich „Victor X“ nannte, seine...

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Die sexuellen Bekenntnisse des Victor X

Im Gedenken an Ernest Bornemann.

Die sexuellen Bekenntnisse des Victor X/X, Victor. – Frankfurt: Angkor Verlag, 2001.

Der Originaltext findet sich in Band VI von Havelock Ellis’ Studies in the Psychology of Sex, franz. Ausgabe, unter dem Titel „Confession Sexuelle d’un Russe du Sud“. © dt. Ausgabe: Angkor Verlag, Frankfurt. Dies ist eine kostenlose pdf-Version der vergriffenen Printausgabe.

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Inhalt Kapitel 1 – Unschuld

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Kapitel 2 – Erleuchtung

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Kapitel 3 – Initiation

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Kapitel 4 – Ausschweifung

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Kapitel 5 – Letzte Verhältnisse

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Kapitel 6 – Italienische Pause

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Kapitel 7 – Abstieg

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Kapitel 1 – Unschuld Dies sind die Bekenntnisse eines Südrussen, geboren um 1870, aus guter Familie stammend, wohlerzogen und – wie viele Russen – der psychologischen Analyse fähig; er schrieb diese Bekenntnisse im Jahre 1912 in französischer Sprache auf. Diese Daten müssen im Gedächtnis behalten werden, um einige der politischen und sozialen Anspielungen zu verstehen. Ich kenne aus Ihren Arbeiten Ihre Überzeugung, dass die Wissenschaft von einem detaillierten biographischen Bericht der Entwicklung verschiedener Instinkte des Individuums profitieren kann, ob sie normal sind oder nicht, und dachte darum, dass ich Ihnen eine sorgfältige Aufzeichnung meines eigenen sexuellen Lebens zukommen lassen sollte. Aus wissenschaftlicher Sicht mag mein Bericht gar nicht so interessant sein – ich bin nicht kompetent genug, das zu beurteilen –, doch er wird zumindest das Verdienst haben, völlig exakt und wahrhaftig zu sein und reich an Geschichten. Ich werde versuchen, jede noch so kleine Erinnerung wachzurufen, die dem Thema dient. Ich vermute, dass die meisten gebildeten Menschen zu stolz sind, diese Aspekte ihrer Biografien der ganzen Welt mitzuteilen, werde jedoch nicht ihrem Beispiel folgen und spüre, dass meine Erfahrung auf diesem Gebiet, die auf unglücklicher Frühreife beruht, viele der Beobachtungen bestätigt und ergänzt, die ich in Ihren Arbeiten dargelegt fand. Sie können mit meinen Notizen verfahren, wie Sie möchten und werden, wie es Ihre Gewohnheit ist, meine Anonymität zu wahren wissen. Ich bin von russischer Nationalität, von großrussischer und ukrainischer Herkunft. Erbdefekte meiner Eltern oder Vorfahren sind mir nicht bekannt. All meine Großeltern waren sehr gesunde und psychisch ausgeglichene Menschen, die lange lebten. Auch meine Onkel und Tanten erfreuten sich eines langen Lebens und waren von starker Konstitution. Vater und Mutter stammten von reichen Landbesitzern ab und wurden auf dem Land groß. Beide führten ein intellektuell aufregendes Leben. Mein Vater war Direktor einer Bank und Vorsitzender einer gewählten Landbezirksversammlung (zemstvo), in der er vehement

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für fortschrittliche Ideen eintrat. Wie meine Mutter hatte er sehr radikale Ansichten und schrieb Artikel über politische Ökonomie und Soziologie in Zeitschriften und Magazinen. Meine Mutter stellte populärwissenschaftliche Bücher für Kinder und das übrige Volk her. Meine Eltern wurden stark von ihren sozialen Auseinandersetzungen beansprucht – die sich von den heutigen in Russland gänzlich unterschieden –, von Büchern und Diskussionen, und waren deshalb, so denke ich, etwas nachlässig bei der Erziehung und Aufsicht ihrer Kinder. Von den acht Kindern, die sie hatten, starben fünf im Säuglingsalter, zwei weitere im Alter von sieben und acht Jahren. Ich war der Einzige, der das Erwachsenenalter erreichte. Meine Eltern erfreuten sich stets bester Gesundheit. Der Tod wurde äußeren Umständen angelastet. Meine Mutter war schon fast gewaltsam stur, mein Vater höchst angespannt, aber kontrolliert. Wahrscheinlich hatten sie beide kein besonderes erotisches Temperament; als ich das Mannesalter erreichte, war ihre Ehe immer noch eine vorbildliche Verbindung. Es gab keinen Hinweis auf irgendeine Liebesgeschichte außer der, die zu ihrer Ehe geführt hatte. Absolute Treue auf beiden Seiten, die die Welt um sie herum in Erstaunen versetzte, in der solche Tugend eine Seltenheit darstellte. Russische Intellektuelle hatten eine recht freie und nachlässige Moral in sexuellen Angelegenheiten. Ich hörte meine Eltern nie über irgendetwas Schlüpfriges reden. Das Familienleben anderer Verwandter, Onkel und Tanten besaß eine ähnliche Atmosphäre – nüchtern in Moral, Konversation, intellektuellen und politischen Interessen. Die fortschrittlichen Ideen all meiner Verwandten Lügen strafend, kennzeichnete einige von ihnen eine kleine harmlose aristokratische Eitelkeit, wenn auch ohne jeden Hochmut – sie waren nobel im eigentlichen Sinne des Wortes. Russlands Adel ist weit weniger aristokratisch als der des westlichen Europa. Meine Kindheit verbrachte ich in verschiedenen großen Städten des südlichen Russland, meist in Kiew. Im Sommer fuhren wir aufs Land oder ans Meer. Ich erinnere mich bis zum Alter von sechs oder sieben Jahren nicht bemerkt zu haben, dass die Sexualorgane meiner beiden Schwestern – die eine zwei, die an-

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dere drei Jahre jünger als ich – sich von meinen unterschieden; und das, obwohl wir ein gemeinsames Schlafzimmer hatten und zusammen badeten. Es ist schon wahr, dass wir nur sehen, was uns interessiert. In Kindern, die Tieren näher stehen als Erwachsene, wird offenkundig, dass Wahrnehmung zweckgebunden erfolgt. Werden Kinder nicht erst dadurch neugierig, dass ihre Neugier durch etwas erweckt wird? Nun zu etwas Wesentlichem, an das ich mich erinnere. Mit ungefähr sechs Jahren – ich bin mir da recht sicher, weil ich mich an andere Dinge aus dieser Zeit erinnere – entschied ich mich, meine kleine vierjährige Schwester in meinen Matrosenanzug zu stecken. Das geschah im Schlafzimmer, in dem sich ein Nachttopf befand, in den ich zu pinkeln begann, nachdem ich meinen Gürtel gelöst hatte. Dann reichte ich den Nachttopf meiner Schwester und forderte sie auf, es mir nachzutun. Sie zog ihre Hose herunter, hatte aber natürlich keinen Penis zum Herausholen – was ich ja noch nicht wusste – und pinkelte sich in die Hose. Die Ungeschicktheit meiner Schwester brachte mich in Rage, ich verstand überhaupt nicht, warum sie nicht auf die gleiche Weise wie ich pinkeln konnte. Doch dieses Ereignis erklärte mir noch nicht unsere anatomischen Unterschiede. Da ist noch eine frühere Nachttopf-Erinnerung, die weiter zurückreicht – ich muss so fünf Jahre alt gewesen sein. Damals lebte ein kleines Mädchen in meinem Alter bei uns. Sie war, wie ich später herausfand, die Tochter einer Stricherin, die starb, als ihr Kind zwei Monate alt war, und zwar in einem großen Haus, in dem wir ein Stockwerk gemietet hatten. Meine Mutter nahm das Baby an, besorgte eine Amme und beschloss, das Kind mit ihren eigenen zusammen großzuziehen. Für diejenigen, die an die Vererbung von Moral glauben, mag es interessant sein zu wissen, dass dieses Mädchen von frühester Kindheit an verkommene Neigungen zeigte, obwohl es genau wie wir anderen erzogen wurde und nichts davon wusste, dass es adoptiert worden war. Auch wir wussten nicht, dass es nicht unsere leibliche Schwester war, unsere Mutter war ihr genauso „Mami“ wie uns. Wir waren liebenswerte und zarte Kinder, umarmten uns oft und liebten unsere adoptierte Schwester unterschiedslos,

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küssten sie und schmeichelten ihr. Doch dieser kleine Dämon wollte uns nur verletzen. Als unsere Schwester größer wurde, erkannten wir ihren Charakter. Mit der Unfehlbarkeit eines physischen Gesetzes brach sie bei jeder Gelegenheit unseren „BabyCode“. Wenn sie zum Beispiel über die Geschehnisse im Kinderzimmer berichtete, verbreitete sie ständig Lügen über ihre Spielkameraden. Es machte ihr Spaß, andere zu etwas Bösem zu verführen und gleich danach den Bösewicht zu denunzieren. Sie war geschickt darin, mittels verleumderischer Erfindungen Zwietracht unter der Dienerschaft und anderen Erwachsenen zu säen. Wir bewunderten Tiere, sie aber quälte sie – wenn sie konnte, bis zum Tode – und beschuldigte uns, sobald die Eltern zurück waren. Gern verteilte sie Geschenke, doch regelmäßig nur, um sie gleich wieder zurückzunehmen und ihren Opfern Tränen in die Augen zu treiben. Sie war stärker und arglistiger als wir, so dass wir zu ihrer Zielscheibe wurden. Wenn sie uns wehtat, wagten wir nicht, uns zu beschweren. Wenn sie uns verleumdete, konnten wir unsere Unschuld nicht beweisen. Sie stahl und zerstörte unser Spielzeug, schnappte sich gierig einen Teil unseres Essens weg, wenn wir nicht von irgendjemandem beaufsichtigt wurden. Seltsam, dass wir nicht den geringsten Groll gegen sie hegten und sie weiterhin liebten, weil sie unsere Schwester war. Das kann man zweifellos der geistigen Debilität von Kindern zurechnen. Sie lieben manchmal diejenigen, die sie schlecht behandeln, brutale Eltern zum Beispiel, weil sie deren Handeln nicht beurteilen können. Wir wussten bloß, dass Geschwister sich lieb haben sollten und folgten dieser ethischen Regel. Als sie sechs war, beschloss dieses kleine Mädchen, Geld von unserer Magd zu stehlen, das diese unter ihrer Matratze versteckt hatte. Meine anderen Schwestern und ich wussten zwar auch davon, waren aber bei der Idee an einen Diebstahl gänzlich erschrocken und hatten keinerlei Interesse an Geld. Unsere Spielgefährtin allerdings, die doch unter den gleichen Umständen groß wurde und der es an nichts fehlte, die die gleichen Spielsachen wie wir hatte, besaß bereits eine instinktive Habsucht. Ungefähr zu dieser Zeit begann sie, sich uns sexuell zu nähern, ich

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erinnere mich aber nicht genau; im Allgemeinen sind Erinnerungen an meine ersten sechs Lebensjahre bruchstückhaft. Meine Mutter war jedenfalls alarmiert durch die frühzeitige Entwicklung lasterhafter Tendenzen ihres adoptierten Kindes und machte sich Sorgen, dass diese auf uns abfärben könnten. Schließlich brachte sie unsere Schwester zu einer meiner Tanten, einer hochherzigen alten Frau mit philanthropischen Ideen. Diese vornehme Person fraß bald einen Narren an unserer Stiefschwester und zog sie nach bestem Vermögen auf. Doch alles war umsonst: Olga verweigerte jegliche Mitarbeit in der Schule, verstieß mit achtzehn unsere Tante und übte da bereits das Gewerbe ihrer leiblichen Mutter aus. Mit zweiundzwanzig wurde sie wegen Diebstahls und versuchten Mordes nach Sibirien gebracht. Ich habe mich so lange über sie ausgelassen, weil mich neulich Wundts Meinung beschäftigte: In seiner Ethik behauptet er, Spencers Lehre von der Vererbbarkeit moralischer Neigungen sei reine Fiktion. Ich denke, Olgas Biografie würde beweisen, dass sich vererbte Moral bei einigen Kindern schon recht früh zeigen kann und Erziehung gar keine Rolle mehr spielt. Doch zurück zu meiner Geschichte. Ich erinnere mich, mit drei anderen Kindern im Garten gespielt zu haben, als ich plötzlich dachte – ich weiß nicht warum, aber sexuelle Gefühle waren kein Motiv –, dass ich in eine leere Streichholzbox (die zu dieser Zeit in Russland zylindrisch war) pinkeln und meinen Schwestern den Urin zum Trinken geben sollte. Die drei kleinen Schwestern gehorchten demütig und schluckten den Inhalt der Box, den ich immer wieder auffüllte. Die kleine Olga fand diesen seltsamen Zeitvertreib besonders spaßig, doch weil das Märchenerzählen ihr dominanter Charakterzug war, konnte sie es nicht abwarten, ins Haus zu rennen und alles unserer Mutter zu berichten. Die Hinterlist dieses Kindes spottete jeder Beschreibung, wo uns doch unsere Eltern eine tiefe Abscheu vor Denunziation vermittelten und immer wieder betonten, dass nichts schlimmer wäre als ein Informant zu sein. Stets tadelten sie Olga, wenn sie gerade etwas ausplaudern wollte. Doch das Erfinden von Märchen und Verleumdungen war ihr zur unwiderstehlichen Leidenschaft geworden. Sie hasste al-

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le und suchte sie zu verletzen, auch wenn man ihr nichts als Liebe und Zuneigung entgegenbrachte. Als Olga aus unserem Haus weggeschickt wurde, erfand meine Mutter eine fantastische Geschichte, um den Vorgang zu erklären. Mit großen Unterbrechungen sahen wir Olga dennoch wieder. Wir wussten von ihren Diebstählen, weil wir Zeuge davon wurden, doch wir erkannten nicht deren Bedeutung. Noch weniger waren wir verwirrt davon, wie sie mit unseren Geschlechtsteilen umging. Ich hatte ein Erlebnis völlig vergessen, bis man mir viel später davon erzählte. Als Olga zehn war, zog meine Tante in unsere Stadt, um Olga auf ein Gymnasium zu schicken. Zu dieser Zeit traf ich Olga des Öfteren und erfuhr, dass sie nicht meine leibliche Schwester war. Mit sieben wusste ich vom Anblick meiner Schwestern, wie kleine Mädchen gebaut waren, doch es interessierte mich nicht im Geringsten. Dann geschah etwas, woran ich mich sehr genau erinnere, obwohl der Eindruck gar nicht sexuell war. Ich war zwischen sieben und acht. Wir verbrachten den Sommer in einer Villa am Schwarzen Meer, in einer kaukasischen Stadt. Unser Nachbar war ein General mit seiner Familie. Seine drei Söhne im Alter von sechs, neun und zehn kamen oft vorbei, um mit mir in dem riesigen Garten zu spielen, der unsere Landhäuser umgab. Eines Tages war ich mit dem neunjährigen Jungen Seryozha allein. Wir standen an einer Wand, an die jemand mit Kreide einen Mann mit riesigem Penis und folgenden Worten gemalt hatte: „Der Mann mit dem spitzen Schwanz.“ Ich weiß nicht mehr, worüber wir quatschten, Seryozha meinte plötzlich zu mir: „Fickst du deine Schwestern?“ (Er benutze ein russisches Wort der gleichen Art.) „Ich verstehe nicht, was du meinst“, antwortete ich, „ich kenne dieses Wort nicht.“ „Was, du weißt nicht, was ficken heißt? Jeder Junge weiß das.“ Ich bat ihn, mir das Mysterium zu erklären. „Ficken ist, wenn der Junge seinen Pisser in den Pisser des Mädchens steckt“, sagte er. Ich für meinen Teil dachte mir, das würde keinen Sinn ergeben und völlig uninteressant sein, doch

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ich blieb freundlich, sagte nichts dazu und fing an, von etwas anderem zu reden. Ich dachte nicht mehr an diese Unterhaltung, da sie meine Neugier enttäuscht hatte, doch ein paar Tage später kamen Seryozha und Borya vorbei, die ältesten der drei Brüder, und sagten: „Victor, komm mit uns und fick Zoya.“ Zoya war eine zwölfjährige Griechin, die Tochter des Gärtners des Generals. Nun, wo ich herausgefunden hatte, was Ficken bedeutete, war ich noch gelangweilter von einer Tat, die mir absurd vorkam. So lehnte ich die Einladung zuerst ab. Doch die beiden Jungs insistierten: „Komm schon, du Idiot, du wirst sehen, wie schön das ist!“ Ich war schon immer darauf bedacht, die Gefühle anderer nicht zu verletzen und stets freundlich bis zur Verzagtheit, also folgte ich den beiden Schlingeln. Ihr kleiner Bruder Kolya begleitete uns, dann Zoya, die ich schon erwähnte, ein jüdischer Junge von acht oder neun Jahren namens Misha und Vanya, ein elf- oder zwölfjähriger Russe. Wir begaben uns in den am dichtesten bewachsenen Teil des Gartens. In einem gut versteckten Dickicht nahmen die Jungs ihren Penis aus der Hose und spielten damit herum. Ich erinnere mich an das Aussehen und erkenne nun, dass ihre Glieder erigiert waren. Zoya bearbeitete sie mit ihren Fingern und schob Grashalme zwischen ihre Vorhaut und die Eichel und in die Harnröhre. Sie versuchte das auch bei mir, doch es tat weh und ich protestierte. Dann legte sie sich ins Gras, zog ihren Rock hoch, spreizte die Beine und zeigte ihre Sexualorgane. Sie zog die labia maiora mit ihren Fingern auseinander und ich war erstaunt, dass die Vulva innen rot war. Obwohl ich die Genitalien meiner Schwestern gesehen hatte, war mir noch nie eine halbgeöffnete Vulva untergekommen. Ich mochte überhaupt nicht, was ich sah. Dann legten sich die Jungs einer nach dem anderen auf Zoyas Bauch und drückten ihren Penis gegen ihre Vulva. Weil ich davon immer noch gelangweilt war, versuchte ich gar nicht zu erkennen, ob es eine immissio penis gab oder der Kontakt nur eingebildet war. Ich sah lediglich, dass die Jungs und das Mädchen sich viel bewegten, das Mädchen unten und die Jungs oben. Zu meiner Überraschung fuhr jeder der Jungs eine lange Zeit mit dieser Übung fort. Dann kam ich an die Reihe.

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Da ich in Gesellschaft immer freundlich war, drückte ich meinen Penis gegen die Vulva des griechischen Mädchens, doch sie war mit mir nicht zufrieden, nannte mich einen Blödmann und klyacha (alten Gaul) und meinte, ich könne es nicht tun und mein Pisser sei wie ein Lumpen. Sie versuchte mir zu zeigen, wie ich es besser machen konnte, doch ohne Erfolg, woraufhin sie mich wieder einen Idioten schimpfte. Mein Stolz war tief verletzt, besonders weil sie mich einen alten Gaul genannt hatte und noch mehr, weil ich wusste, dass ich etwas so Absurdes und Langweiliges doch nur aus Höflichkeit gegenüber meinen Kameraden getan hatte, ohne jedes persönliche Interesse daran. Auf keinen Fall dachte ich, dass all dies als schändlich oder unmoralisch angesehen werden könnte. Sobald ich zuhause war, erzählte ich meiner Mutter vor allen anderen davon, wie wir uns die Zeit vertrieben hatten – in aller Ruhe und Naivität, die man sich vorstellen kann. Das war kein Märchenerzählen, ich wusste ja nicht, dass das Ficken kleiner Mädchen tadelnswert war. Allgemeines Entsetzen, schrecklicher Skandal! Schon entschwindet mein Vater, um den General vor der moralischen Gefahr zu warnen, in der sich seine Söhne befänden, zweifelsohne, weil sie sich mit bösen Kindern wie Zoya, Misha und Vanya träfen, alle aus einfachen Verhältnissen stammend. Doch der General war vom bloßen Gedanken daran aufgebracht, dass seine Kinder (man bedenke, die Kinder eines Generals!) zu solchem für fähig gehalten wurden. Der General bestand darauf, dass ich gelogen hätte und beleidigte meinen Vater, der seinerseits gewalttätig reagierte. Zwischen beiden Familien riss ein Graben auf. Das war also mein erster Kontakt mit Sex, der mich nicht im Mindesten besudelte, da ich nichts von dem verstand, was ich gesehen und nicht den Schatten eines genitalen Gefühls verspürt hatte. Es war, als hätte ich Kindern beim Nasereiben zugeschaut. Einige Zeit später waren wir wieder in Kiew. Meine Tante war auch da und plauderte mit meiner Mutter, ohne zu wissen, dass ich zuhörte. Sie sagte, sie hätte herausgefunden, dass Olga, die wegen der ländlichen Sommerhitze auf der Veranda schlief, regelmäßig vom zwölfjährigen Sohn des Kutschers besucht wurde, der in ihr Bett schlüpfte, „um schmutzige Dinge an ihr zu voll-

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ziehen“. Nach dem Skandal im Kaukasus verstand ich nun, was „schmutzige Dinge“ waren. Meine Mutter sagte zur Tante: „Ach, jetzt kapiere ich, warum Olga hier so blass und mit Ringen unter ihren Augen ankam.“ Das brachte mich darauf, dass „schmutzige Dinge“ zu tun schlecht für die Gesundheit sein musste. Bis ich elf wurde war ich äußerst zurückhaltend. Diese Schüchternheit hatte keine sexuelle Ursache, ich dachte nur, es sei erschreckend, von einem Mädchen nackt oder auch nur in Unterwäsche gesehen zu werden. Seit ich sieben war, hatte ich ein eigenes Schlafzimmer und erinnere mich an die Pein, die ich empfand, als unsere Magd mich beinahe dabei ertappte, wie ich mein Unterhemd wechselte. Von da an sorgte ich dafür, dass meine Tür stets gut verschlossen war, ehe ich urinierte, mich umzog und so weiter. Der Grund, warum ich glaube, darin sei nichts Sexuelles gewesen, war mein Wissen von Drei- und Vierjährigen, die von der gleichen schrecklichen Schüchternheit heimgesucht wurden. Sie liegt in Nachahmung und Suggestion begründet: Kinder sehen Erwachsene sich verstecken, wenn diese sich umziehen wollen oder aufs Klo gehen, sie hören Frauen kreischen, wenn man sie halbangezogen überrascht. Daraus schließen Kinder, dass es furchtbar sein muss, nackt oder mit zu wenig Kleidung am Leib ertappt zu werden. Die Eindrücke in diesem Alter sind tief und langwährend. Um mich physisch zu ermutigen, pflegte mein Vater in meiner Anwesenheit verächtlich über schwache Jungs zu reden, Feiglinge, die „kleine Waschlappen“ wären. Das beeindruckte mich so tief, dass ich bis ins Erwachsenenalter körperliche Schwäche für das Schmachvollste hielt, die schlimmste aller Sünden. Ich war bestürzt vom Gedanken, ich könnte einer der Waschlappen sein, von denen mein Vater erzählte. Tatsächlich war ich das Gegenteil davon, sehr robust für mein Alter und körperlich mutig, wenn auch ein moralischer Feigling. Ich zögerte nicht, mit einem Jungen zu raufen, der größer war als ich, wagte aber nicht meine Stimme zu erheben, um einzufordern, was eindeutig meine Rechte waren.

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Um auf meine Schüchternheit zurückzukommen – ich hatte damals Träume, die mein ganzes Leben wiederkehrten. Ich träumte, dass ich nackt auf der Straße oder im Salon stände, ohne Hose, ohne Schuhe, ohne Jacke oder sogar mit nur einem fehlenden Schuh. Ich versuchte, diesen skandalösen Zustand zu verbergen und litt unterdessen unaussprechliche Qualen. Noch heute träume ich so und empfinde die gleiche Pein wie im Alter von acht oder neun. Allerdings hatte ich mit zwölf Jahren im richtigen Leben keinerlei Gefühle von Schüchternheit mehr; wenn ich es vermied, nackt gesehen zu werden, dann nur aus Respekt vor den Regeln des Anstands, nicht wegen intimer persönlicher Gefühle. Das ist ein weiterer Beweis für den tiefen Einfluss von Eindrücken aus der Kindheit aufs Unterbewusste. Ein anderer schrecklicher Traum, von dem mich niemand befreien konnte, zeigt mich auf einer Schulbank sitzend. Ich kenne den Unterrichtsstoff nicht und werde vom Lehrer befragt. Selbst heute noch habe ich mindestens einmal pro Woche diesen quälenden Albtraum. Jener Traum von unangemessener Bekleidung in der Öffentlichkeit kommt alle zwei bis drei Wochen wieder und ist wirklich schmerzhaft. Ich habe mit anderen darüber gesprochen und glaube, dass viele Menschen, besonders Frauen, Angstträume durchleben, in denen sie unbekleidet oder spärlich angezogen in der Öffentlichkeit auftauchen. Als Kind träumte ich auch oft davon, in Abgründe zu stürzen oder von wilden Tieren und Hunden verfolgt zu werden, doch diese Träume hörten auf, als ich größer wurde. Als ich sieben oder acht war – das war nach dem Vorfall mit den Söhnen des Generals –, ging ich einmal mit meinen Schwestern und unserer französischen Erzieherin spazieren, als ein kleiner Arbeiterjunge, ein muzhik, den ich nicht kannte, mit dem Finger auf eine meiner Schwestern zeigte und fragte: „Fickst du sie?“ Wir liebten unsere französische Erzieherin, ein feines Mädchen, das mich dazu brachte, französische Literatur zu lesen, was ich besonders begeistert tat, wenn sie von Kriegserlebnissen oder Reisen handelte. Nur bei den Klavierstunden fürchtete ich Fräulein Pauline. Ich verabscheute jegliche Übung an diesem

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Instrument. Wir liebten ebenso unsere Magd, und ich weiß nicht, was mir besser gefiel: Fräulein Pauline beim Singen von Liedern aus der Provence zu lauschen, wie sie sich selbst am Klavier begleitete, oder die Märchen zu hören, die die Magd Pelageya uns erzählte. Ich beschloss ernstlich, später ein Entdecker im Herzen Afrikas zu werden, doch wollte ich mit einer Frau reisen, so wie Bekker, dessen Berichte ich las. Ich erkannte, dass es für einen Reisenden viel praktischer wäre, eine Frau wie Pelageya zu haben, eine starke Tochter des Volkes und gute Köchin. Doch Fräulein Pauline war besser erzogen und ihre Konversation interessanter, ich fühlte mich stärker zu ihr hingezogen. Also wäre es doch besser, sie mitzunehmen, wo es doch in den Wüsten auch keine Klaviere gäbe, auf denen sie mich mit Tonleitern drangsalieren konnte? Einmal hörte ich, dass Rubinstein mit einem kleinen tragbaren Piano und einer TastaturAttrappe reiste, um seine Finger vor dem Einrosten zu bewahren. Da fürchtete ich, dass Fräulein Pauline ein tragbares Klavier auf unsere Reisen mitnehmen könnte, um mich weiter mit den verhassten Übungen zu beschäftigen. Das nahm mir all meinen Entdeckermut. Es gab den Ausschlag dafür, dass ich nun feierlich Pelageya meine Absicht verkündete, sie zu heiraten und als meine Gefährtin mit nach Afrika zu führen. Sie stimmte freundlich zu. Ich war voller Zuneigung für alle Menschen um uns herum. Ich liebte Fräulein Pauline und die Dienerschaft, vor allem Pelageya, so sehr wie meine Eltern; besonders bewunderte ich jedoch Soldaten. Nahe unserem Haus war eine Garnison stationiert und ich hatte viele Freunde unter den Soldaten. Aus Prinzip gaben meine Eltern ihren Kindern völlige Bewegungsfreiheit und bestraften uns niemals. Wenn ich damit einverstanden war, unerfreuliche Pflichten wie die Klavierstunden zu erledigen, geschah das aus Freundlichkeit und schwachem Willen, nicht aufgrund äußeren Drucks. Unser französisches Kindermädchen musste sich diesem System fügen, wie seltsam sie es auch gefunden haben mag. Wir gingen aus, wenn uns danach war, wir schlossen unsere eigenen Freundschaften. Ich baute mir vertraute Beziehungen zu verschiedenen Soldaten auf, die in meinen

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Augen von einer fast gottgleichen Aura der Erhabenheit umgeben waren, was besonders für die Kavallerie galt, für Husaren und Dragoner. Es verlieh mir ein himmlisches Vergnügen, ihre metallenen Knöpfe, ihre Tressen und Helme zu berühren, vor allem aber ihre Waffen. Wie alle Kinder war ich verrückt nach Waffen, nach Säbeln, Gewehren und Pistolen, und ich verbrachte Stunden in den Baracken damit, diese faszinierenden Dinge anzufassen. Wie glücklich wäre ich gewesen, wenn mir meine Eltern Säbel und Gewehre statt Miniatur-Zügen und anderem Spielzeug gebracht hätten, das mich nur kalt ließ. Doch war ich auch zu ängstlich, sie darum zu bitten. Meine weltgewandten und antimilitaristischen Eltern erfuhren nie, was für ein kleiner Bewunderer der „Säbelrassler“ und was für ein Chauvinist ich war. Die Soldaten weihten mich in russischen Patriotismus ein, indem sie mir erzählten, die russische Armee sei noch niemals geschlagen worden und würde das auch in Zukunft nicht, weil ein russischer Soldat stärker als fünfzig Deutsche, Franzosen, Engländer oder Türken sei. Ich fragte meinen Vater, ob das alles wahr wäre. Er verneinte, doch ich glaubte ihm nicht. Ich war von dem, was meine Husarenfreunde sagten, stärker überzeugt, weil sie kompetente Experten waren, mein Vater aber einfacher Zivilist. Es war so schön zu einer Nation zu gehören, deren Soldaten noch nie bezwungen worden waren. Mein Vater berichtete, dass Sebastopol von den Franzosen eingenommen worden war; doch meine Soldatenfreunde versicherten mir, dass die Franzosen und Engländer bis auf den letzten Mann aus Sebastopol vertrieben worden wären, was mir einleuchtete. Während des Russisch-Türkischen Krieges von 1877-78 hassten meine Eltern – was ich damals nicht wusste – die Regierung so sehr, dass sie Russland eine Niederlage wünschten. Ich allerdings las mit Begeisterung die Zeitungsartikel über die Siege meiner Kameraden. Gegenteiliges wurde von der russischen Presse nicht berichtet. Ich war wütend, weil ich noch ein Kind war und nicht in der Armee dienen durfte, um Seite an Seite mit meinen Husarenfreunden zu kämpfen. Die Generäle Grechko und Skobelyov waren meine größten Helden.

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Zur gleichen Zeit, im Alter von acht und neun, wurde ich fast zum Gläubigen. Meine Geschwister und ich waren ohne Religion großgeworden, was für beinahe alle Kinder Intellektueller in Russland üblich ist. Europäer sind sich dessen oft nicht bewusst, dass die höheren Klassen in Russland gänzlich areligiös und atheistisch sind. Russland wird nach seinen herausragenden Geistern beurteilt, wie Tolstoi und Dostojewskij. Ihr Mystizismus und ihre Christlichkeit sind jedoch der gebildeten Gesellschaft Russlands völlig fremd. Selbst Frauen sind in unserem Land so ungläubig wie Männer. Wir Russen können nicht verstehen, wie gebildete Menschen in Westeuropa und besonders in England so besessen sein können von religiösen Fragen. Wir wundern uns, dass intelligente Engländer in die Kirche gehen, um sich die moralischen Gemeinplätze und Plattheiten eines Predigers anzuhören. Die englische Angewohnheit endlosen Studiums der Bibel, die bei jeder Gelegenheit zitiert wird, erscheint uns als fremde Manie, weil wir glauben, dass es Tausende von Büchern gibt, die aus vielerlei Blickwinkeln lehrreicher, erfreulicher und interessanter sind als die Bibel. Wenn wir in Westeuropa Gelehrte, Philosophen und andere Denker diskutieren hören, ob religiöse Gefühle ewig seien und ob Humanität je ohne sie auskommen werde, dann können wir unsere Überraschung nicht verbergen, weil wir in einer Umwelt leben, aus der jedes religiöse Gefühl spurlos verschwunden ist. Wie könnten wir annehmen, Religion sei notwendig und beständig, wenn unsere ganze Nation, mehr als eine Million Individuen, ohne die geringste Sehnsucht nach religiösem Glauben leben? Der typische Russe ist daher nicht jener exzentrische Tolstoi, sondern eher Kropotkin, der während seines langen Lebens über alle möglichen Dinge meditierte, doch niemals über Gott und die Seele. Es kam ihm nie in den Sinn, Fragen zur Religion zu stellen, genauso wenig wie zur Astrologie oder Handlesekunst. In meiner Familie wie in allen anderen, mit denen wir zu tun hatten, wurde niemals über Gott, ein künftiges Leben oder Jesus Christus gesprochen. Das bekümmerte unsere gute Pelageya, die sich entschloss, uns kleine Heiden zu bekehren. Sie lehrte uns Religion, ohne

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dass unsere Eltern davon erfuhren, denn obwohl sie uns liebten, kümmerten sie sich nicht allzu sehr um uns. Pelageya erklärte nicht nur die wesentlichen Lehren des Christentums, sie brachte mir sogar Gebete bei, die ich feierlich rezitierte. Schließlich entschloss sie sich, meine ältere Schwester und mich zur Kommunion in die Griechisch-Orthodoxe Kirche zu bringen, der ich von Geburt an angehörte, denn in Russland ist die Taufe für alle russischen Kinder obligatorisch, die von griechisch-orthodoxen Eltern abstammen. Katholiken, Juden, Muslime und Protestanten werden vom Staat nicht als Russen angesehen, sie gelten als inorodtsy, als allogene, an anderen Orten entstandene Angehörige des Reiches, aber nicht als Russen. Ich kannte einen jüdischen Studenten, einen russischen Staatsangehörigen, der sich düpiert fühlte, als ein offizielles französisches Dokument ihm die russische Nationalität zuschrieb. Er hielt das für ein Versehen und rief: „Aber nein, ich bin Jude.“ Der französische Beamte antwortete: „In Frankreich erkennen wir die jüdische Religion an, aber nicht die jüdische Nationalität.“ In der GriechischOrthodoxen Kirche gibt es kein festgelegtes Alter für die Erstkommunion, das Kind kann sie empfangen, sobald er oder sie getauft ist, und so wird es manchmal unter einfachen Leuten gehandhabt. Bevor ich jedoch zur Kommunion gebracht wurde, erklärte Pelageya, dass der Priester meine Beichte hören wolle. Ich bereitete mich zitternd auf diese Beichte vor und grub Sünden aus, die wohl eher unbedeutend waren. Wie alle schüchternen Menschen besaß ich tiefen Stolz und der Gedanke daran, einem Fremden all meine Fehler zu offenbaren, erschreckte mich sehr. Pelageya meinte, ich hätte einen Schutzengel, der immer bei mir sei und mich vor dem Teufel bewahre. Ich erinnere mich, auf meinem kleinen eisernen Bett gelegen zu haben, die Lichter aus, unfähig einzuschlafen, darüber nachsinnend, was ich dem Priester erzählen würde. Einmal dachte ich daran, all meine Sünden zu verbergen, zum Beispiel das Zungerausstrecken gegenüber meiner Schwester, um sie zu beleidigen, oder meine Faulheit beim Üben der Tonleitern und der französischen Grammatik. Dann sagte ich mir, dass diese unfromme Entscheidung mir vom Teufel eingegeben worden wäre.

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So entschloss ich mich, alles zu beichten und fühlte, wie mich der Schutzengel bewachte. Ich spürte heilige Freude und Entzücken und schlief darüber ein. Am folgenden Tag schlug mein Herz wie wild, als Pelageya uns in die Kirche brachte, doch meine heilige Entscheidung war unumstößlich. Stellen Sie sich meine Verwunderung vor, als der Priester mich bei der Beichte nicht nach meinen Sünden fragte, sondern nur danach, ob ich meine Gebete und das Glaubensbekenntnis von Nizäa kannte, das Pelageya mich gelehrt hatte und das ich irgendwie rezitieren konnte, ohne dass ich irgendetwas davon verstand. In Russland ist die Sprache der Liturgie ein altes Kirchenslawisch, das sich zu modernem Russisch verhält wie das Englisch von Beowulf oder Caedmons Paraphrase zu modernem Englisch. Darum sind den Russen ihre Gebete unverständlich. Ich empfing die Kommunion ohne jede Emotion und wunderte mich lediglich, warum das Brot, das die Griechisch-Orthodoxen statt Oblaten benutzten, und der Wein, den ich schluckte, nicht im mindesten nach Fleisch und Blut schmeckten. Über die Beichte denken die griechisch-orthodoxen Priester übrigens ganz anders als die katholischen. In der Schule schrieben die Regeln vor, dass ich jedes Jahr zur Beichte und Kommunion musste. Bis ich siebzehn wurde, fragte mich der Priester niemals nach sexuellen Vergehen, sondern nur, ob ich meinen Lehrern gegenüber Respekt zeigte, ob ich mich mit Schulfreunden prügeln und ob ich aufrichtig studieren würde. Ich kannte eine katholische Frau, die zum griechisch-orthodoxen Glauben konvertiert und enttäuscht und desillusioniert war über die oberflächliche und seichte Art, mit der die Priester ihrer neuen Religion den Menschen die Beichte abnahmen. „Er hat mich kaum etwas gefragt“, beschwerte sie sich einmal. Mein religiöser Eifer hielt nicht lange an. Pelageya verließ uns kurz nach meiner heimlichen Kommunion, von der meine Eltern nie erfuhren. Zu dieser Zeit, im Alter von acht bis zehn, entwickelte sich meine Intelligenz äußerst sprunghaft. Ich erkannte, dass meine Eltern Atheisten waren, was meinen Glauben abrupt beendete, zumal auch die moralische Autorität der guten Pelageya wegfiel, während meine patriotischen und mili-

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taristischen Gefühle durch die Gespräche mit meinen Freunden aufrechterhalten wurden – jenen Soldaten, die ich als Verkörperung physischer Stärke tief verehrte, was mein Vater mit seinen Worten in mir angelegt hatte, ohne es zu ahnen. Die mystische Phase in meinem Leben war also nur von kurzer Dauer. Als ich neun war, verlor ich meine beiden Schwestern. Sie wurden vom Krupphusten dahingerafft, den auch ich mir zuzog, von dem ich mich aber erholte. Mehrere Monate lang wurde ihr Tod vor mir geheimgehalten. Doch ich entwickelte bereits eine kritische Einstellung und erwartete eine Tragödie. Als ich die Wahrheit endlich erfuhr, verletzte sie mich, doch brachte sie mich seltsamerweise nicht zum Weinen, während ich gleichwohl heulen konnte, wenn ich einen Hund, eine Katze, einen Vogel oder eine Maus sterben sah. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich keinen mentalen Schock erlebte. Ich hatte die Wahrheit bereits geahnt, die man vor mir verborgen gehalten hatte.

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Kapitel 2 – Erleuchtung Kurz darauf verließ uns auch Fräulein Pauline, was mich so sehr aufbrachte wie der Weggang von Pelageya. Meine Mutter gab mir Unterricht, um mich für das Gymnasium vorzubereiten. Das russische gymnaziya besteht aus acht Klassen, die ein bis drei vorbereitenden Klassen nicht mitgezählt. Mit zehn oder elf Jahren kam man in die erste Klasse, mit achtzehn oder neunzehn in die letzte, außer man musste eine wiederholen, weil man die Abschlussklausuren nicht bestanden hatte. Der Erfolg beim Schlussexamen öffnete die Türen zu Universitäten und bestimmten Hochschulen wie dem französischen Baccalauréat. Ich ließ die einführende Klasse aus und konnte nach einem Test in die erste Klasse des Gymnasiums eintreten, als ich noch nicht einmal zehn war. Meine Mutter war von meiner Begabung überrascht. Ich besaß ein außerordentliches Gedächtnis, Geschmack, ein Talent für Zahlen und eine grenzenlose Liebe zur Literatur. Auch meine Versuche als Schriftsteller waren für mein Alter bemerkenswert. Bald hatte ich den Ruf eines Wunderkindes. Ich hörte davon, doch das machte mich nicht selbstbewusster. Jede Selbstbestätigung mehrte nur meinen Stolz, der sowieso schon zu groß war, keine nahm mir meine Schüchternheit. Meine Eltern waren glücklich, mich ernste Bücher in Russisch und Französisch lesen zu sehen, die andere Kinder meines Alters nicht einmal verstanden hätten. Im Alter von achteinhalb bis zehn verbrachte ich zwei Sommer auf dem Lande auf dem Gut einer meiner Onkel. Er hatte mehrere Söhne, von denen nur einer, der jüngste im Alter von sechzehn oder siebzehn und ein Schüler der sechsten Klasse des Gymnasiums, sich mit mir unterhielt. Dieser Junge war völlig betäubt von Erotik. Er dachte nur an Frauen und redete ständig Obszönes. Er hielt mich für informierter und erfahrener als ich es war und erklärte darum nichts im Detail. Ich konnte ihm deswegen nicht folgen. Er schwelgte in skandalösen pornographischen Anekdoten, deren Sinn sich mir nicht erschloss und die ich erst viel später verstand. Er jagte jungen Mädchen nach,

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Zimmermädchen und Arbeiterinnen, fasste sie an den Hüften und küsste sie, doch mich erregte das überhaupt nicht. Zum Beispiel zeigte er auf eine Arbeiterin und sagte: „Weißt du, ich schlafe mit ihr.“ Oder: „Ich habe mit der da geschlafen.“ Ich kannte die doppelte Bedeutung des Wortes schlafen nicht und nicht die Freude und den Sinn, der darin lag, mit Frauen zu schlafen. Manchmal verließ er mich mit der Ankündigung: „Ich werde mit Mädchen schlafen“ und lud mich ein mitzukommen. Ich war erstaunt über diese versponnenen Ideen, fragte mich, ob er verrückt sei und lehnte ab. Einmal wollten wir im Fluss baden und saßen nackt am Ufer. Mein Cousin zeigte mir sein Skrotum und sagte: „Sieh mal, wie groß das ist. Kein Wunder, denn da kommen die Babys her.“ Diese Bemerkung verblüffte mich. Ich dachte: „Wie kann jemand in seinem Alter nicht wissen, dass Frauen anders als Männer geschaffen sind und keine Hoden haben!“ Doch ich hielt es nicht für angebracht ihn aufzuklären. Vielleicht war ich zufrieden damit, mehr zu wissen als ein Siebzehnjähriger. Ich wusste, dass Kinder aus dem Bauch von Frauen kamen. Ich dachte bloß, es würde mittels eines Risses geschehen, der sich während der Wehen um den Nabel herum bildete. So verstand ich die Erklärung in den Büchern: „Das Kind zerreißt bei der Geburt die Eingeweide der Mutter.“ Natürlich hatte ich keine Ahnung, dass Männer etwas mit der Zeugung von Babys zu tun hatten. Als wir im Fluss badeten – manchmal zusammen mit den älteren Brüdern meines Cousins – kamen die Mädchen des Dorfes vorbei, zwölf bis achtzehn Jahre alt, und schauten uns zu. Entgegen der herrschenden Meinung habe ich festgestellt, dass Mädchen aus Dörfern weniger scheu sind als Mädchen aus Städten. Das gilt zumindest für Russland. Menschen jeden Alters und Geschlechts, besonders auf dem Land, empfinden es als völlig normal, nackt in Flüssen und Seen zu baden. Männer und Frauen bilden verschiedene Gruppen, die zwar nicht zusammen baden, doch nahe genug beieinander, um sich gegenseitig genau betrachten zu können. So war es in dem Dorf, in dem ich den Sommer verbrachte. Während wir Jungs badeten, kamen kleine, pubertierende und ausgewachsene Mädchen, um uns zu begaf-

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fen, ohne sich jedoch selbst auszuziehen. Sie saßen etwa acht bis zehn Meter von unseren Kleiderhaufen entfernt und warteten, bis wir aus dem Wasser kamen. Das beunruhigte meine Kameraden überhaupt nicht, es war ein Spaß für sie, eine Gelegenheit, ein paar mehr oder weniger anzügliche Bemerkungen mit den Mädchen auszutauschen. Doch für mich in meiner Schamhaftigkeit war es eine Qual. Ich entstieg dem Wasser mit der Verschlagenheit eines Indianers, versteckte mich hinter einem Gewirr von Gebüsch am Ufer und wartete dort auf den Moment, in dem die Mädchen mir keine Aufmerksamkeit schenken würden. Das war gar nicht schwer, denn sie interessierten sich für die großen Jungs und nicht für mich. Normalerweise musste ich bloß bis zum Kinn im schmutzigen Wasser warten, bis sich die großen Jungs angezogen hatten. Dann gingen die Mädchen weg und ich konnte mich in Ruhe anziehen. Doch einmal, als mein Cousin bereits seine Kleidung anhatte, weigerten sich zwei freche kleine Mädchen, die eine ungefähr fünfzehn und die andere zwölf, ihre Stellung zu verlassen und erwarteten mich in naturabilis. Ich stand verzweifelt bis zum Hals im Wasser, vergoss bittere Tränen, die sich mit dem Wasser vermischten, das aus meinen Haaren zu meinen Wangen floss. Dann erkannte mein Cousin die Lage und hatte eine teuflische Idee. Er zog sich wieder aus, kam ins Wasser, ergriff mich hinterhältig von hinten und hob mich mit ausbreitenden Armen aus dem Wasser, indem er meine Schenkel spreizte und so meine Geschlechtsteile den Mädchen offen legte. Sie waren entzückt und brüllten vor Lachen. Dieser Vorfall bedeutete einen ernsten psychologischen Schock für mich, lange Zeit konnte ich mich daran nur mit großem Schmerz erinnern. Dennoch wäre es falsch, eine Verbindung zwischen meiner hysterisch-ängstlichen Schamhaftigkeit und meinem Sexualleben zu sehen. Unbescheidenheit bekümmerte mich nur, weil sie soziale Übereinkünfte und eine gute Herkunft zu verspotten schien. Ich wusste, dass sich nackt vor einer Frau zu zeigen etwas Schockierendes war, doch unterschied sich das nicht davon, den Hut auf dem Kopf zu lassen, wenn man jemandes Haus betrat. Ich kann beweisen, dass dies die richtige Deutung ist, denn in meinen

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quälenden Träumen sah ich mich selbst oft genug in einem Salon ohne Schuhe an den Füßen, und zwar häufiger so als gänzlich unbekleidet, auch wenn beide Arten von Albträumen gleichermaßen unerträglich waren. Ich hätte mich lieber umgebracht als damit einverstanden erklärt, ohne Hut die Straße zu betreten. Und wenn jemand mich dazu gezwungen hätte, ohne Hut durch die Stadt zu laufen, wäre mir das eine solche Pein gewesen wie ganz nackt herumzulaufen. So etwas kümmerte meine kleinen Freunde nicht im Geringsten. Meine Schamhaftigkeit ist ebenso eine Folge meines großen Stolzes. Ohne Hut oder gar nackt gesehen zu werden bedeutet, in eine lächerliche Situation zu geraten. Etwas Obszönes zu sagen bedeutet, seine schlechte Herkunft zu demonstrieren. Wahrscheinlich war der Einfluss meines Vaters für meinen schlechten geistigen Zustand als Kind verantwortlich. Er war ein distinguierter Gentleman, der äußerliche Korrektheit hochhielt und mit jeglicher sozialen Etikette kleinlich umging. Diese Liebe zur Etikette, zu traditionellen und konventionellen Alltagsregeln stand im Widerspruch zu seinen ultra-radikalen und ultra-demokratischen sozialen und politischen Ansichten. Die Furcht vor Lächerlichkeit in den Augen der Gesellschaft hat mich mein ganzes Leben lang verfolgt. Es mag komisch klingen, doch wenn ich heute irgendeinen gesellschaftlichen Fauxpas oder eine ungeschickte Aktion erinnere, die ich als Kind begangen hatte, verletzt mich das, als wäre es erst gestern passiert, und oft kann ich nicht anders als zu weinen und zu stöhnen. So war ich zum Beispiel zu langsam beim Lupfen meines Hutes, grüßte auf gar lächerliche Weise, stellte unpassende Fragen, gab peinliche Antworten, handelte geistesabwesend und ungeschickt. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass solche Erinnerungen mir mehr akuten Schmerz verursachen als meine schlimmsten Taten. Solche Wunden verheilen nie, sie bleiben für immer offen, die Zeit kann sie nicht heilen. Meine Scham als Kind begünstigte eine Furcht, die durch das Beispiel und die Worte Erwachsener verstärkt wurde – ungeschickt oder lächerlich zu sein. Die Jungs und Mädchen aus dem Dorf badeten normalerweise zur selben Tageszeit. Bei mehreren Gelegenheiten sah ich zwei

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Gruppen Mädchen und Jungen in ungefähr zwanzig Meter Entfernung voneinander baden. Sie waren nackt, das Wasser reichte ihnen nur bis zu den Knien. Sie sahen sich an, rissen plumpe Witze und bewarfen sich mit Schlammbällen aus dem Flussbett, wobei sie auf die Genitalien ihres Gegenübers zielten und dabei mächtig lachten. Als ich abends ein heißes Bad im Haus nahm, schloss ich die Läden so, dass keine Lücken blieben, denn ich wusste, dass die zahlreichen Mädchen der Dienerschaft meines Onkels durch die Fenster spähten, wenn sich meine Cousins badeten. Einmal belauschte ich zufällig ein Gespräch zwischen zwei Dienerinnen, das nie aufhörte, mich zu verwundern: „Hast du ihn gesehen, als er gestern sein Bad nahm, den panych (das ist ukrainisch für: junger Herr)?“ „Natürlich. Ich hab das zwischen seinen Beinen so klar gesehen wie dich jetzt. Ich hab mich bepisst vor Freude.“ Wenn die Mädchen im Fluss badeten, war ich niemals nahe dran und konnte ihre Nacktheit nicht im Detail erkennen. Ich sah schwarze Dreiecke auf ihren Bäuchen, doch ich wusste nicht, dass sie aus Haar bestanden. Dann fragte ich mich, ob sie wohl aufgemalt waren oder natürliche Hautfarbe, oder ob die Mädchen Papier oder anderes Material auf ihre Vulva geklebt hatten, um sie aus Sittlichkeit zu verbergen. Ich wusste, dass Männer Schamhaare hatten, doch wie so oft konnte ich diese beiden Informationen nicht miteinander verbinden. Wie man sieht, war ich von der Rauheit und Gefühlsbetontheit des Landlebens umgeben, doch blieb ich völlig unschuldig. Das lag daran, dass ich die meiste Zeit in einer privaten, erfundenen Traumwelt lebte. Manchmal spielte ich darin die Rolle des Godefroi de Bouillon, manchmal die des Hernan Cortes oder Livingstone. Mein Kopf war voll von Kreuzzügen und den Romanen von Walter Scott, ich nahm die wirkliche Welt kaum wahr, weil sie mich nicht besonders interessierte. Wenn ich nicht las, trieb ich Sport: Reiten, Schwimmen, Kanufahren, Segeln. Ich sprang über Gräben, erklomm Wände und die höchsten Bäume und ging sogar ganz erfolgreich mit den Büchsen meines Onkels schießen. Dazu hatte ich bereits genug Kraft. Was auch immer ich tat, ich spielte dabei

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die Rolle eines imaginären Charakters. Ich gab vor, Mungo Park zu sein, Barth, Speke, Grant, René Caille, der Löwentöter Jules Gérard oder Gordon Cumming (nur selten, weil ich ihn nicht mochte, er verhielt sich edlen Tieren, zum Beispiel Elefanten, gegenüber so mitleidlos). Manchmal imitierte ich historische Figuren, manchmal Helden aus den Romanen von Mayne Reed, Jules Verne, Fennimore Cooper, Gabriel Ferry, manchmal Entdecker, von deren Reisen ich in Tour du monde las, einem französischen Magazin, das wir abonniert hatten. Wenn ich eine Krähe oder Wachtel tötete, wurden sie zu Kondor und Paradiesvogel für mich. In meinem Kanu machte ich mich auf den Weg nach Amerika oder zur Eroberung Jerusalems, eine Wand zu erklimmen hieß die Anden zu überqueren. Ich hatte freilich in unserer Nähe nicht viele Kameraden in meinem Alter und redete nicht viel; wie es ein französischer Poet formulierte: „Ich ging leibhaftig in meinem Traum spazieren.“ Wenn ich in einem Traum nicht begriff, was gesagt wurde, fragte ich nie nach Erklärungen, entweder weil ich zu schüchtern oder weil ich zu stolz war, ich tat so, als hätte ich kapiert. Darum blieben mir auch sexuelle Geheimnisse verborgen. Oft besuchten kleine Mädchen aus den Familien der benachbarten Oberschicht das Haus meines Onkels. Doch ich ließ mich nicht dazu herab, mit ihnen zu spielen oder zu sprechen. Einerseits hielt ich mich für zu wissend und großartig; andererseits verachtete ich die „kleinen Feiglinge“ zutiefst, die sich nicht an meinen Sportübungen beteiligen konnten. Frauen küssten mich gerne. Das konnte nicht weiter verwundern, denn ich war traumhaft schön, rosa, pausbäckig, mit naturgelocktem blondem Haar und großen blauen Augen. Doch ich mochte diese Umarmungen nicht, die auf mich übrigens keinen sexuellen Eindruck machten. Bis zum Alter von elfeinhalb hatte ich keine genitalen Gefühle und nicht die kleinste Erektion. Ich schätzte die Menschen um mich herum, ob Mann oder Frau, verliebte mich jedoch nicht und hatte keine exklusiven Neigungen. Ich verließ das Land, um meinen Eingangstest fürs Gymnasium zu absolvieren. Das Examen wurde zu einem Triumpf für mich. Ich war kaum zehn, als ich in die erste Klasse des Gym-

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nasiums kam, hatte für alles die Bestnote erhalten und von den Lehrern Glückwünsche empfangen. In den ersten beiden Jahren waren meine Ergebnisse brillant, meine Noten nie schlechter als „Fünf“, was in Russland die Höchstnote ist. Stets stand mein Name auf der Ehrenrolle, der „Goldenen Tafel“, wie sie in Russland genannt wird, einer roten Platte mit vergoldetem Rahmen, auf der die Namen der besten Schüler eingraviert werden. Selten schafft das mehr als ein Schüler pro Klasse. Wer nach der Eingravierung in die „Goldene Tafel“ seine Studien beendet, erhält eine Goldmedaille. Ich war zwar ein „Externer“ des Internats, doch halfen mir meine Eltern nie bei meinen Hausaufgaben. Dagegen genossen sie es, vom Direktor der Schule erzählt zu bekommen, dass ich eine Quelle des Stolzes dieser Institution sei, besonders dank meiner Aufsätze, die Lehrer den Schülern höherer Klassen vorlasen, um sie sich ihrer eigenen Unterlegenheit schämen zu lassen. Meine LateinÜbersetzung des Gedichtes Die Prophezeiung von Lermontow, die ich in Prosa verfertigte, weil ich noch nichts von Metrik wusste, wurde dem Rektor der Universität vorgelegt, der meinte, dass Russland mir vielleicht einmal dankbar dafür sein würde, dass ich ihm einen weiteren Denys Lambin, Bentley oder Rukhen gegeben hätte. Von diesem Lob hörte ich später. Auch der Mathelehrer pflegte mich witzelnd „unseren angehenden Lagrange“ zu nennen. Wie weit diese Bemerkungen doch das Ziel verfehlen würden ... Meine Schulkameraden mochten mich, weil ich sie, so wie es meine Eltern mir beigebracht hatten, niemals denunzierte. Das war eine seltene Tugend in unserer Schule, denn die Erzieher versuchten – einer Regierungsanordnung Folge leistend – treue Anhänger des Zaren und wahre Russen und damit einen Informanten- und Spitzelgeist unter den Schülern zu schaffen, wobei ihnen das straff organisierte und kontrollierte Schulsystem zugute kam. Man mochte mich auch, weil ich ein talentierter Souffleur war, wenn andere etwas gefragt wurden, und meinen Freunden eine Kopie meiner Antworten bei Klassenarbeiten (extemporalia) zukommen ließ. Ich war loyal zu unserer Gemeinschaft und sah die Lehrer – obwohl sie mich hofierten – als Un-

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terdrücker meiner Kameraden an. Weil ich nicht offen revoltierte, erhielt ich Bestnoten für mein Betragen. Einige enge Freunde ließ ich an meinem Wissen aus Büchern teilhaben. Ich versuchte sie zum Lesen ernsthafter Lektüre zu veranlassen: Geschichte, Geographie, Astronomie, Brehms Tierbücher, Tyndalls Darlegungen geologischer und physikalischer Phänomene (meine Mutter hatte eine populäre Adaption von Tyndalls Arbeiten herausgegeben). Einen meiner Freunde brachte ich dazu, all meine Interessen zu teilen; wir bildeten uns etwas auf unser Wissen ein. Einmal gingen wir im Park spazieren und unterhielten uns absichtlich so laut, dass Erwachsene uns hören konnten, und schmückten unsere Worte mit schwierigen wissenschaftlichen Begriffen, deren Bedeutung wir nicht kannten: transzendental, subjektiv, objektiv, synthetisch, atomphysisch, Parameter, Evolutionismus, Äquinoktium, thermodynamisch und so fort; Wörter, die wir kleine Papageien willkürlich aus den Quellen unseres konfusen Lesens aufgesogen hatten. Wie schade, dass niemand diese bemerkenswerte Unterhaltung im Park mitstenografiert hat. Ich redete damals mit meinen Kumpanen nie über Sex. Mein engster Freund, den ich gerade erwähnte, war so unschuldig wie ich. Wenn wir Hunde in den Straßen kopulieren sahen, verstanden wir das nicht. Wir erkannten zwar, dass sie nicht auseinander zu bringen waren, ahnten aber nicht, dass sie mittels ihrer Sexualorgane ineinander feststeckten, hielten das für eine Krankheit und versuchten die armen Tiere zu trennen, indem wir nach ihnen traten. Einmal bat ich meinen Vater, mir diese Krankheit zu erklären und beschrieb, wie ich versucht hatte die Tiere zu trennen. Er gab mir keine Erklärung und hieß mich, die Tiere in Ruhe zu lassen, was ich fortan tat. In der ersten Klasse des Gymnasiums unternahm ich einen Schritt in Richtung „geschlechtliche Aufklärung“, wie das die Deutschen nennen. Wir hatten damals eine Bedienstete namens Masha. Sie war ein dralles Landmädchen zwischen achtzehn und zwanzig, sehr verschieden vom Stadtmädchen Pelageya. Während Pelageya Kinder nur in Güte und Religion unterrichtete, nahm sich Masha meiner „sexuellen Einführung“ an. Ich

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ging damals jeden Abend auf mein Zimmer, um am Tisch meine Hausaufgaben zu machen (was nicht lange dauerte) und mich dann zu entspannen und zu lesen. Meine Eltern störten mich dabei nie. Doch Masha gewöhnte sich an, mir nach dem Tee Gesellschaft zu leisten. Zuerst erfreute mich das, ich verbreitete eifrig das Licht der Wissenschaft um mich herum und versuchte das Mädchen zu bilden, indem ich ihr die Mysterien der Astronomie erklärte und darlegte, was ich über Geschichte und Geographie wusste, ihr Bilder zeigte usw. Masha war jedoch nicht sehr versessen auf enzyklopädisches Wissen und stärker interessiert an gewissen anatomischen und physiologischen Tatsachen. Wenn ich zum Beispiel über historische Ereignisse sprach und Hochzeiten und Liebesaffären erwähnte, machte sie Witze und Andeutungen, die ich nicht verstand. Wenn ich ihr Reiseliteratur zeigte mit Zeichnungen von nackten Eingeborenen, legte sie stets ihren Finger auf den Penis des abgebildeten Botocudos oder Hottentots, lachte laut und sagte manchmal: „Schade, dass es nur eine Zeichnung ist.“ Wenn sie die Reproduktion einer alten Statue von sichtbarer Männlichkeit sah, tat sie dasselbe. Auf den Unterleib einer nackten weiblichen mythologischen Figur deutend meinte sie: „Sie haben das schönste Teil ausgelassen. Willst du es mal in echt sehen?“ Diese Ungehörigkeit schockierte mich. Ich versuchte sie für ernsthafte Dinge zu interessieren, doch sie unterbrach mich und sagte: „Du bist schlau, du bist schlau. So jung und so schlau. Du kennst alles im Himmel und auf Erden, du hast alle Bücher gelesen. Doch eine Sache gibt es, da bin ich schlauer als du, eine Sache, die du nicht kennst, ich aber schon. Du weißt nicht, was Männer und Frauen in der Nacht tun.“ „Nichts Besonderes“, entgegnete ich, „sie schlafen.“ „Da liegst du falsch. Sie machen was viel Schöneres.“ Eine weitere Ungehörigkeit erwartend versuchte ich, das Thema zu wechseln, doch Masha gab nicht auf. „Du weißt nicht, wie Babys gemacht werden.“ „Natürlich, sie kommen aus den Bäuchen der Frauen.“ „Ja, so machen es die Frauen, aber wie machen die Männer Babys?“

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„Du hältst mich wohl für einen Idioten, ich weiß genau, dass Männer keine Babys machen.“ „Wie du dich irrst. Es sind die Männer, die Frauen Babys machen.“ „Was redest du da für Zeugs“, meinte ich und war davon überzeugt, dass sie sich über mich lustig machte. Ich begann erneut, von etwas anderem zu reden, doch sie griff mich wieder an. „Ich muss dir erzählen, was Männer und Frauen dann tun, wenn du schläfst. Ich erzähl dir vom Tanz, den sie im Bett vollführen. Auch deine Mutter und dein Vater tanzen diesen Tanz.“ Ich erwiderte: „Mutter und Vater schlafen nie zusammen.“ In gehobenen Schichten in Russland haben nämlich die Ehepartner getrennte Schlafzimmer; was im Süden Europas mit „Ehebetten“ bezeichnet wird, gilt bei uns als geschmacklos. „Wieder falsch“, fuhr Masha fort, „dein Vater geht nachts ins Zimmer deiner Mutter. Hör also zu, ich berichte dir jetzt vom Tanz, den sie vollführen.“ Da wurde ich wütend. Ich verbot Masha weiterzusprechen und drohte zu gehen, wenn sie damit fortfuhr. Zwar konnte ich nicht ahnen, was sie mir sagen wollte, doch nahm ich an, dass es etwas Unanständiges sein würde. Dieser Gesprächsablauf wiederholte sich allabendlich, und jedes Mal würgte ich ihn mit der Drohung ab, den Raum zu verlassen. Einmal sagte Masha: „Wenn du schläfst, werde ich in dein Zimmer kommen und deine Eier einschnüren und fest verknoten. Was willst du dann machen? Du kannst dann gar nichts mehr tun.“ Der bloße Gedanke an diese unheimliche Gefahr erschreckte mich, so dass ich Masha antwortete, ich würde mich bei meinen Eltern beschweren, um sie von diesem Angriff abzuhalten. Nun war es an ihr, eingeschüchtert zu sein. Sie bat mich, nichts zu unternehmen und schwor, dass sie nur einen Witz gemacht hatte. „Einen sehr dummen Witz“, ergänzte ich. Eines Abends wurde sie frecher. Ich zeigte ihr gerade die Zeichnungen in Michauds Geschichte der Kreuzzüge. Sie saß zu meiner Rechten und krempelte still ihren Rock unterm Tisch hoch, ergriff meine rechte Hand und presste sie auf ihre Vulva,

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öffnete meine Hose mit ihrer rechten Hand und umfasste damit fest meinen Penis. Sie versuchte meine Hand gegen ihren Venusberg zu reiben; ich konnte etwas Haariges und Feuchtes spüren, was mich zurückschrecken ließ. Wütend stand ich auf, löste mich aus Mashas Händen und sagte ihr, ich würde unverzüglich zu meinem Vater gehen. Sie erblasste, stand im Flur und bat mich mit echten oder falschen Tränen, sie nicht zu ruinieren. Ich hatte solch einen schwachen Charakter, dass ich ihrem Flehen nachgab und versprach, niemals irgendjemanden von den Vorkommnissen zu erzählen. Von da hatte ich Angst davor, mit Masha allein zu sein. Ich sagte meiner Mutter, ich würde meine Hausaufgaben lieber in ihrem Studierzimmer erledigen, in dem sie häufig die Abende mit dem Schreiben von Pamphleten oder Beantworten von Briefen zubrachte. Sie ließ mich gewähren. Wenn ich in Mutters Zimmer allein war, wagte Masha nicht hereinzukommen. Nach diesem Zwischenfall dachte ich über die haarige Überraschung nach, die ich erlebt hatte, als mich Masha zwang, ihren Venusberg zu berühren. „Warum hat sie da Haare? Ist das eine Krankheit?“ Ich kannte Menschen mit stark behaarter Haut und dachte auch an eine große behaarte Warze einer meiner Tanten. Es war seltsam, ich konnte meine neue Erfahrung weder mit den „schwarzen Dreiecken“ in Einklang bringen, die ich auf den badenden Mädchen gesehen hatte, noch mit der Schambehaarung, die ich von erwachsenen Männern kannte. Das beweist, dass wir von Dingen, die miteinander zu tun haben, wissen können, ohne dass wir sie in Verbindung bringen, weil wir sie ja unter verschiedenen Umständen kennen lernten. Wenn wir die Defizite menschlicher Intelligenz studierten, würden wir wohl Syllogismen weniger verächtlich behandeln. Der mentale Vorgang des Schlüsseziehens bringt neue Erkenntnisse. Dagegen könnten zum Beispiel Größer und Kleiner unser ganzes Leben lang in verschiedenen Bereichen unseres Denkens verbleiben – wir würden niemals logische Folgerungen ziehen, wie wenn wir beide zusammenfügten. Masha gab es auf, sich mir libidinös zu nähern. Nur einmal wurde sie von meiner Mutter in mein Zimmer gesandt, weil ich

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eines Sonntags zu lange im Bett geblieben war. Sie täuschte vor, mich direkt auf die Beine bringen zu wollen und versuchte, mir das Bettzeug wegzuziehen. Ein verzweifelter Kampf begann. Ich erkannte sehr wohl, dass Masha bloß meine Sexualorgane sehen wollte und verteidigte mich tapfer. Ich war stark, weshalb es ihr nicht gelang, mich nackt zu sehen. Schließlich gab sie auf. Während meiner ersten beiden Jahre auf dem Gymnasium ist das die einzige Episode, die irgendetwas mit Sex zu tun hatte. Das einzige, woran ich mich noch erinnere, war mein Erstaunen über die Obszönitäten, mit denen die Straßen, Wände und Parkbänke bekritzelt waren. Von den meisten wusste ich nicht, was sie bedeuteten und fragte meinen Vater um Rat. Er sagte bloß, dass es schmutzige, von Gassenkindern geschriebene Dinge seien. Ich machte es mir fortan zur Gewohnheit, zusammen mit meinem kleinen Freund (mit dem ich einst den Intellektuellen im Park gemimt hatte) jene schmutzigen Worte von den Wänden und Parkbänken zu entfernen, sie auszuradieren, wenn niemand hinsah. Neben diesem fidus Achates hatte ich andere, weniger vertraute Freunde in meiner Klasse und stand mit allen auf gutem Fuß. Es gab niemals Kämpfe zwischen uns. Wer mich nicht mochte, blieb dennoch respektvoll aufgrund der Geschichten über meine körperliche Stärke. Ich hatte mehrere Schüler in den beiden Klassen über uns verdroschen, was mich sehr beliebt bei meinen Kameraden machte. Die Ferien zwischen der ersten und zweiten Klasse verbrachte ich in der Krim am Schwarzen Meer. In der dritten Klasse fuhr ich mit meinen Eltern in die Ferien. Diesmal gingen wir weder ans Meer noch ins Dorf meines Onkels, sondern in eine Stadt nahe Kiew an den Ufern des Dnepr inmitten von Wäldern. Oft kamen Freunde der Familie zu Besuch, unter ihnen auch meine unverheiratete Tante, die Olga mitbrachte. Kaum angekommen, hob Olga ihr Kleid hoch, zeigte mir ihre Sexualorgane und sagte: „Wie heiß es heute ist. Ich hab nicht mal meinen Schlüpfer an.“ Ich wendete mich ab und fühlte mich nicht im mindesten bewegt. Doch ein paar Tage später wurde mein psychologisches Gleichgewicht gestört.

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Das Landhaus, das wir bezogen hatten, war möbliert angemietet worden. Zur Einrichtung gehörte eine Bibliothek mit vornehmlich alten und wertlosen Büchern. Als erblühender Schüler und Leseratte verbrachte ich Stunden zwischen den alten Büchertürmen, blätternd und lesend. Meine Augen fielen auf eine große Abhandlung über Geburten und ein kleines Handbuch der Geschlechtskrankheiten. Beide waren ohne Illustrationen, die Abhandlung über Geburten sollte verschiedene Tafeln enthalten, die fehlten. Aus Neugier las ich in den Büchern und meine Augen erkannten sofort das Licht darin. Es gab zwar keine explizite Beschreibung des Koitus in diesen Werken, doch indem ich zwischen den Zeilen las, verstand ich, worum es dabei ging. All meine Erinnerungen, die mit Sex zu tun hatten, kamen zurück und erleuchteten einander. Zum ersten Mal sah ich sie alle gleichzeitig. Ich rief mir das Abenteuer mit den Söhnen des Generals ins Gedächtnis zurück, über die ich gar nicht mehr nachgedacht hatte, die obszönen Witze meiner Cousins und der Dorfmädchen, kopulierende Hunde, die Episode mit Masha. Obwohl die Abhandlung die Geburt des Kindes selbst gar nicht beschrieb, erklärte sie, dass „die Spermatozoen des Mannes in den Uterus eindringen, wo sie auf das Ei der Frau treffen und es befruchten.“ In der Schrift über Geschlechtskrankheiten wurde Männern geraten, nach dem Koitus ihren Penis zu waschen. Diese beiden Bemerkungen lieferten mir den Schlüssel für das Rätsel des Sexes, obgleich ich mir nicht sicher war, ob ich alles recht verstanden hatte. Ich las die detaillierten Beschreibungen weiblicher Sexualorgane in der GeburtenSchrift (Pubis, Venusberg, Klitoris, labia maiora und minora, Vagina etc.) und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus; ich hatte Herzklopfen. Die Ausdrücke über die Klitoris – „Organ des Vergnügens in Frauen, analog dem männlichen Penis und zu den gleichen Veränderungen fähig“ – fand ich besonders verwirrend. Ich vermutete, dass die Vagina sich dort befand, wo man den Penis einführte. Gierig las ich dieselben Zeilen wieder und wieder. Während ich das tat, bekam ich die erste Erektion in meinem Leben. Das beunruhigte mich ein wenig. Wann auch immer ich von da an mich an das erinnerte, was ich in den bei-

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den Büchern gelesen hatte – was ich oft tat – kam die Erektion zurück und beunruhigte mich erneut. Nun hatte ich also alles verstanden. Ich war etwas älter als elfeinhalb. Es war Juni (die langen Schulferien dauern in Russland vom fünfzehnten Juni bis zum fünfzehnten August). Doch ich hatte noch immer Zweifel und brauchte jemanden, der mir genau sagen konnte, ob Babys wirklich gemacht wurden, indem der Penis in die Vagina eingeführt wurde, und ob achtbare Menschen tatsächlich die „schmutzigen Dinge“ taten, die ich die Söhne des Generals mit Zoya machen sah. Dieser Vorfall war jahrelang aus meinem Gedächtnis verschwunden und nun zurückgekommen und zu einer Obsession geworden. Zur gleichen Zeit verspürte ich einen intensiven Wunsch, weibliche Sexualorgane zu sehen, sie genau zu untersuchen und zu berühren. Ich glaubte, sie zu berühren würde mir ein außerordentliches Gefühl vermitteln. Freunde kamen aus der benachbarten Stadt vorbei und blieben häufig über Nacht. Russen sind sehr gastfreundlich – oder, um ehrlich zu sein, die Sitten zwingen sie dazu, gastfreundlich zu sein. Insgeheim verfluchen unsere guten Hausfrauen ihre Freunde, die ihnen Kosten verursachen und die mit dem Risiko beherbergt werden, den ganzen Haushalt gegen diese Entscheidung aufzubringen. Doch was kann man machen? Gebräuche sind tyrannisch, selbst die ärmsten Menschen in unserem Land müssen Gastfreundschaft zeigen, die sie im tiefsten Innern hassen. Folglich war unser Haus stets überbelegt. Wir hatten eine Menge Zimmer, aber nie genug. Ich schlief oft auf einem kleineren Sofa im Salon. Am anderen Ende des Zimmers wurden zwei Matratzen für Olga und Glasha ausgebreitet, ein kleines Dienstmädchen von zwölf oder dreizehn Jahren, und für Kostya, einen kleinen Jungen von acht oder neun. Kostya war der Sohn unseres Koches, er hätte bei seiner Mutter schlafen können, doch die ließ ihn nicht wegen ihres Mannes, der oft betrunken war und dann mitten in der Nacht auf das Kind einschlug. Dieser kleine Junge war sexuell sehr erfahren, genau wie seine beiden Schlafgenossinnen. Vor meiner geschlechtlichen Aufklärung hatte ich den drei Schlummernden keinerlei Aufmerk-

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samkeit gewidmet und ging schlafen, wenn sie es taten. Doch was ich dann gelesen hatte, veränderte mich total. Ich verspürte einen starken Drang, die Vulva der Mädchen zu sehen. Einen Tag nach meiner unvergesslichen Lektüre stieg ich sehr früh, noch vor Sonnenaufgang, aus meinem Bett und lief auf Zehenspitzen zu den Matratzen, auf denen die drei Kinder ruhten. Alle drei waren nackt, sie hatten ihre Nachthemden ausgezogen und schliefen tief, seitlich zusammengerollt „wie Jagdhunde“ (wie die Franzosen sagen), das heißt in der Form eines S oder eher Z. Glasha schlief in der Mitte, Kostya lag mit dem Gesicht zu ihr und hatte seinen Rücken Olgas Vorderseite zugewandt. Olga hielt eine Hand zwischen ihren Beinen, wodurch ihre Sexualorgane ganz bedeckt waren. Glasha umklammerte eine von Kostyas kleinen Händen zwischen ihren Schenkeln und presste sie auf ihre Vulva, so dass auch diese versteckt war. Glasha hielt auch den Penis des Jungen mit einer Hand. Ich ärgerte mich, dass ich nichts von den Sexualorganen der Mädchen sehen konnte, doch Kostyas und Glashas Schlafhaltung erregte mich sehr und ich bekam eine starke Erektion. Glasha nackt zu sehen musste erotische Gefühle auslösen. Das kleine Mädchen war ein entzückender Typ ukrainischer Weiblichkeit. Sie hatte volles, kastanienbraunes Haar, schwarze Augenbrauen, die wie mit einem Pinsel aufgemalt wirkten, sehr lange Wimpern von dem gleichen Schwarz, Augen, die von einem gelblichen Braun oder lohfarben waren, ein bisschen dunkler, aber genauso warm wie alter Sherry, auf dem ein Sonnenstrahl spielt. Diese wunderbar großen Augen glänzten vor Intelligenz, Arglist und Ironie. Ihr Körper war bemerkenswert gut entwickelt für ihr Alter, er strahlte – stark und drall – Gesundheit aus, mit Grübchen überall und Fettfältchen unter einer feinen, satinglänzenden, herrlichen rosa Haut. Die Farbe, das Dralle und das Pausbäckige des kindlichen Körpers erinnerten einen an Bouchers Nackte. Ich hatte mein Ziel nicht erreicht, da ich nicht sehen konnte, wonach ich mich am meisten sehnte, doch ich konnte meine Augen wenigstens an den rosa Rundungen der Kleinen weiden. Dann ging ich schnell ins Bett zurück, ehe mich jemand erwischte.

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Natürlich wagte ich nicht, mich an Erwachsene zu wenden, um meine Erkenntnisse bestätigen zu lassen. Ich dachte, die beiden kleinen Mädchen könnten sich mit dieser Sache auskennen. Als ich am nächsten Tag allein mit Olga war und gerade Informationen von ihr bekommen wollte, fing sie an über Glasha und Kostya zu reden. „Weißt du, die machen ein paar liebe Sachen in der Nacht. Wenn wir zu Bett gegangen sind, höre ich sie reden. Glasha sagt zu Kostya: ‚Mach weiter so. Machs mir nochmal. Mach ihn rein. Härter! Oh nein, das reicht, du tust mir weh, du steckst ihn zu weit rein.“ „Was bedeutet das?“, fragte ich und tat, als verstünde ich nichts. „Was macht er rein und wo?“ „Wie“, rief Olga, „kapierst du nicht? Er schiebt seinen Pisser in ihren Unterleib.“ „Was du da sagst“, beharrte ich, „ist unmöglich. Kann denn der Pisser eines Jungen in den eines Mädchen passen?“ „Natürlich“, meinte Olga, „ich muss es ja wissen. Sogar der eines Mannes passt!“ „Aber das Loch ist so klein.“ „Es wird größer. Wenn du willst, zeig ichs dir.“ Sie hob ihren Rock hoch und der Anblick ihrer Vulva verzückte mich, die als etwas brauner als das Weiß ihres restlichen Körpers hervortrat. Noch vor wenigen Tagen hatte mich solch ein Anblick kalt gelassen. Hier endete die Inspektion vorerst. Denn jemand kam näher, Olga streifte ihren Rock herunter und ich fragte sie mit gesenkter Stimme: „Warum machen Menschen die Dinge, von denen du redest?“ Sie antwortete: „Erwachsene, um Babys zu bekommen. Kinder aus Spaß.“ Weder an diesem Tag noch am nächsten fand ich eine Gelegenheit, diese Unterredung fortzusetzen. Später ging Olga mit meiner Tante mehrere Tage lang fort. Obwohl Olga meine Vermutungen bestätigt hatte, war ich nicht restlos überzeugt, wusste ich doch, dass sie eine schreckliche Lügnerin war. Ein anderes Gespräch, diesmal mit Glasha, half mir, meine Zweifel zu überwinden. Wir waren allein im

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Garten und niemand im Haus. In geringer Entfernung saß Kostya nahe einem größeren Jungen von etwa fünfzehn, dem Sohn des Gärtners aus der benachbarten Villa, auf der hohen Mauer, die die beiden Grundstücke voneinander trennte. Sie saßen mit dem Rücken zu uns, ihr Füße hingen über der anderen Seite der Mauer. Von hinten betrachtet bedeuteten mir ihre Bewegungen gar nichts, doch das schlaue und erfahrene ukrainische Mädchen lachte hämisch und sagte zu mir: „Siehst du, was sie machen? Siehst du es?“ „Nein“, antwortete ich, „ich glaube nicht, dass sie irgendwas machen.“ „Was, kannst du es dir nicht denken? Sie ziehen Würste zwischen ihren Beinen hervor“, lachte Glasha. Ich verstand, dass sie über Masturbation sprach, vor der mich mein Vater gewarnt hatte und vor der ich lange eine beinahe mystische Angst hegte, obwohl ich nur eine vage Vorstellung hatte, um was es dabei ging. Ich entschloss mich, soviel wie möglich von Glasha zu erfahren und gab vor, nicht zu wissen, um was es sich handelte. Ich war so scheinheilig vorzutäuschen, ich würde nicht einmal den Unterschied zwischen den Geschlechtern kennen. Ich fragte sie, warum Menschen solche Dinge täten. Sie sagte, es würde Vergnügen bereiten. Dann wollte ich wissen, ob sie selbst dieses Vergnügen schon erlebt hätte. Nach einigem Zögern und verlegenem Leugnen gab sie es schließlich zu. Dann fragte ich sie ganz einfach und unschuldig, ob sie nur an ihrem Penis und ihren Hoden gezogen habe. Meine vorgetäuschte Unwissenheit brachte sie zum Lachen wie ein verrücktes Kind. „Was“, meinte sie, „weißt du nicht, dass kleine Mädchen nicht wie Jungs gebaut sind?“ Sie erzählte, dass Mädchen ein Loch und kein Rohr zwischen ihren Beinen hätten. Ich tat, als würde ich ihr nicht glauben. Da zog sie mich ins Haus, in dem sich ja sonst niemand befand, um mir zu zeigen, wie Mädchen aussahen. Wir gingen in ein Schlafzimmer und sie legte sich aufs Bett, hob ihren Rock, öffnete ihre Schenkel und zeigte mir, was ich brennend zu sehen wünschte. Der Anblick des klaffenden scharlachroten Schlitzes zwischen ihren weichen, rosigen, fleischigen

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kleinen Schenkeln ekelte mich überhaupt nicht mehr an, wie es einst noch bei Zoya der Fall gewesen war. Ich war nun erfüllt von Ekstase, wenn auch ohne jeden Wunsch nach Geschlechtsverkehr. Glasha begann, den Grund für den Unterschied zwischen den Geschlechtern zu erklären, beschrieb den Koitus und fragte mich, ob ich es mit ihr machen wolle. Ich weiß nicht, welche Skrupel mich überkamen, doch ich sagte nein, das wäre nicht recht. „Was soll das heißen: nicht recht? Jeder macht es“, beharrte das Mädchen. „Alle Frauen mit ihren Ehemännern, und nicht nur mit denen; all die jungen Männer mit ihren Freundinnen; all die Schulmädchen mit Schuljungs. Es ist viel schöner als Süßigkeiten.“ Sie griff durch die Hose nach meinem Schwanz und meinte: „Sieh nur, wie geschwollen er ist, er will gern in meinen Kuchen rein.“ Ich wollte offen über Erektion sprechen und fragte: „Ist das denn keine Krankheit, wenn er so anschwillt?“ „Wie dämlich“, antwortete sie, „er ist immer so geschwollen, wenn er in den Kuchen von Frauen gestopft werden soll. Sonst könnte er doch gar nicht reinkommen.“ Glasha konnte mich nicht zum Geschlechtsverkehr mit ihr verführen. Ihre Vulva anzuschauen und zu berühren war mir genug, ich verspürte noch kein anderes Bedürfnis und war froh, nun keine Zweifel mehr zu haben. Ich las noch einmal die Seiten in den Schriften über Geburt und Geschlechtskrankheiten, die mich am meisten beschäftigten und erkannte, dass es keine andere Art gab, sie zu verstehen, als die, auf die ich bereits beim ersten Lesen gekommen war. Ich las und las die Bücher wieder und wieder, jedes Mal mit starken Erektionen. In den folgenden Tagen ließ mich Glasha ihre Sexualorgane anschauen und berühren und machte das gleiche mit meinen. Ich erlaubte ihr jedoch nicht, mich zu masturbieren, als sie es vorschlug. Danach wurde ich weiter in die Sexualität eingeweiht, wie ich im Folgenden ausführen werde.

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Kapitel 3 – Initiation Unter den Bekannten, die uns aus Kiew kommend in unserer Villa zu besuchen pflegten, war eine Familie mit leicht zweifelhaftem Ruf, der meine Eltern freilich zu sehr vertrauten. Kopf der Familie war ein alter Schulfreund meines Vaters. Er hatte ihn nach seiner Jugendzeit aus den Augen verloren und in jenem Jahr zufällig in der Nähe von Kiew wiedergetroffen. Nach allen Arten von Abenteuern und Missgeschicken war jener Freund zum Direktor einer reisenden Theatergruppe geworden. Deren Karriere verlief nicht gerade erfolgreich. Sie waren eben in Kiew angekommen, nachdem sie ganz Russland vom Pazifik bis zum Schwarzen Meer durchreist hatten. Mein Vater betrachtete seinen Freund als unverbesserlichen und schlampigen Bohemien, einen von der harmlosen und guten Art. Nachdem dieser Künstler meinen Vater an der Angel hatte, ließ er nicht locker und zählte auf dessen Großzügigkeit und finanzielle Unterstützung. Darin täuschte er sich nicht. Seine Frau war Rumänin, eine frühere Operetten- und Kaffeehaus-Sängerin. Sie hatte zwei junge Fräuleins dabei: ihre achtzehnjährige Tochter und eine sechzehnjährige Nichte. Mit der Gewohnheit von Bohemiens drängten sich diese vier in unsere Familie und kamen regelmäßig zum Abendessen vorbei, ohne eingeladen zu sein, wie es sowieso dem russischen Brauch entspricht. Man mag sich fragen, warum meine Eltern, eher nüchterne Menschen, in ihrem intimen Kreis Menschen akzeptierten, deren Vergangenheit eher im Dunkeln lag und die zu einer gänzlich anderen Welt gehörten. Die Antwort ist einfach. Zuerst einmal zeichnet sich die russische Gesellschaft – selbst eine aristokratischere als die, zu der meine Eltern gehörten – durch eine moralische Schlichtheit aus, eine unbeschwerte Weltanschauung, die in Westeuropa unbekannt ist und es manchmal Menschen unmöglich macht, lästige Eindringlinge abzuwimmeln. Selbst in der höchsten russischen Aristokratenklasse wird ein spiritueller Geist viel schwieriger zu finden sein als in der englischen oder deutschen Oberschicht. In seinen Erinnerungen an die Zeit als Berater des derzeitigen Herrschers über Russland, der damals der kommende

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Erbe war, erzählt uns M. Lanson, Professor für Französisch, dass der Hof Alexanders des Dritten eine freie und ungezwungene Atmosphäre pflegte, die auf lockerer Moral fußte, und sich niemand groß um Etikette sorgte. Konventionelle Regeln passen nicht gut zu russischer Moral. Zum anderen haben selbst die tugendhaftesten Frauen, die zur besten Gesellschaft gehören, sehr weitgefächerte Ideen zur sexuellen Moral und können nicht verstehen, wie irgendjemand einen kritischen Blick auf eine Schwäche der eigenen Sexualität wirft. Eine unverheiratete Frau muss in Russland nicht vor irgendjemandem die Augen senken, sie wird überall empfangen und gibt, wenn es sein muss, freimütig zu, dass sie ledig ist und ein Baby hat. Ich weiß von einer unverheirateten Frau, die vier Kinder von vier verschiedenen Männern bekam. Das gefährdete keineswegs ihre Stellung als Lehrerin in einem staatlichen Mädchengymnasium; alle ihre Schülerinnen wussten von einer Tatsache, die in anderen Ländern unannehmbar gewesen wäre. Eine Frau, die ihren Mann verlassen hat, um mit einem anderen zusammenzuleben, wird überall in Russland empfangen. Russische Frauen witzeln über den strengen Puritanismus dieser schrecklichen Engländerinnen und das heuchlerische weltliche Getue kontinentaler Frauen. Darum konnte der Umstand, dass die Frau des Schulfreundes meines Vaters eine KaffeehausSängerin gewesen war und wahrscheinlich ein paar Liebesaffären hatte, nicht verhindern, von einer aufrechten Dame wie meiner Mutter empfangen zu werden. Einige Tage nach meinem Gespräch mit Glasha luden mich die beiden Mädchen Minna, die achtzehnjährige Tochter, und Sofia, die sechzehnjährige Nichte, auf einen Spaziergang mit ihnen und Olga im nahegelegenen Wald ein. Olga war inzwischen wieder mit ihrer Tante bei uns eingetroffen. Weil die Damenwelt mich nun interessierte, willigte ich bereitwillig ein. Sobald wir in den Tiefen des einsamen Waldes angekommen waren, brachten die beiden großen Mädchen die Gespräche auf erotische Themen. Sie fragten mich, ob ich verliebt wäre, mit Mädchen flirtete und an Frauen interessiert sei. Ich blieb meiner neuen Taktik treu und gab mich naiv und unwissend. Olga lach-

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te und meinte zu den Mädchen, dass ich unschuldig wie ein Neugeborenes sei und Dinge solcher Art jenseits meiner Vorstellungskraft lägen. Sie entschieden sofort, mir eine geschlechtliche Aufklärung zuteil werden zu lassen. In einem sehr abgelegenen Teil des Waldes, hinter Gebüsch, das uns verbarg, legte sich Olga auf den Boden und Minna und Sofia brachten mich dazu, ihre Vulva mit meinen Fingern zu berühren. Sie zeigten mir die verschiedenen Teile ihrer Organe und sprachen darüber: die Klitoris, die labia minora, die Harnröhrenöffnung, den Eingang zur Vagina. Dann beschrieben sie mir den Geschlechtsverkehr und ermutigten mich, ihn mit Olga zu vollziehen. Eine der Mädchen zog Olgas labia maiora auseinander, die andere führte meinen Penis an den Eingang. Doch es funktionierte nicht, mein Penis klopfte an Fleisch, ohne die Richtung zu finden. Nach ein paar vergeblichen Versuchen rieten Minna und Sofia, ich solle mich auf den Rücken legen. Olga kroch auf mich und ritt auf meinen Hüften. Sie befeuchteten meinen Penis mit Speichel, führten ihn mit den Händen und schafften es, ihn in die Vagina des Mädchens zu bringen. Sie hatte ihre Unschuld lange davor verloren. Als mein Penis in ihre Vagina glitt, wurde die Vorhaut zurückgedrückt und entblößte die Eichel. Das tat mir sehr weh und verletzte mich derart – wie ich später feststellte –, dass ich ein paar Tropfen Blut verlor. Doch der Schmerz konnte die Erektion nicht abtöten. Während Olga darüber quatschte, wie ich meinen Penis in ihrer Vagina halten konnte, begann Minna, die Klitoris des Mädchens zu stimulieren, was Olga einen Orgasmus brachte – der erste weibliche Orgasmus, dessen Zeuge ich wurde. Es war fast beängstigend, wie die Lippen des Mädchens plötzlich an Farbe verloren und ihre Augen rollten, während ihr Atmen sich zu einem Keuchen veränderte, ihre Glieder sich konvulsiv zusammenzogen und selbst ihr Gesicht die Farbe wechselte. Zur gleichen Zeit bewegte sie ihren Kopf in Richtung meiner Schulter, als wollte sie mich beißen. Dieser Höhepunkt verursachte eine spasmische Kontraktion der Vulva, was im Schaft meines Penis böse wehtat. Dann drehten die beiden Mädchen uns herum, ohne uns zu trennen, so vorsichtig, dass der Penis dabei nicht aus der Vagina rutschen konnte. Mit Olga

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auf dem Rücken liegend war ich nun auf ihrem Bauch, in der üblichen Position für den Geschlechtsverkehr. Ich bewegte mich nicht, aber eines der Mädchen fing an, mich rhythmisch an den Hüften hochzuheben, um mir die Koitusstöße beizubringen. Diese Bewegungen verursachten mir Schmerzen, besonders als Olga einen erneuten Orgasmus hatte mit einer weiteren Kontraktion ihrer Vaginalmuskeln. Ich hatte keine Ejakulation, meine Erektion ging langsam zurück. Als ich mich aufrichtete, sah ich erschrocken das Blut auf meinem Penis und die freiliegende Eichel, die noch leicht geschwollen war. Wie sehr ich mich auch bemühte, ich konnte die Vorhaut nicht mehr über die Eichel ziehen und den Penis nicht zurück in meine Hose stecken, weil die Eichel so wehtat, wenn sie den Stoff berührte. Die Mädchen versicherten mir, das würde vorübergehen und wischten meinen blutverschmierten Penis mit ihren Taschentüchern ab. Und tatsächlich – nach einer halben Stunde Tratschens mit ihnen (mein Penis dabei in die Luft gereckt) konnte ich erleichtert beobachten, wie die Vorhaut von selbst nach vorn rutschte und wieder die Glans bedeckte. Wir gingen zurück in die Villa. Minna sagte: „Ist das nicht toll? Besser als Lateingrammatik, was?“ Ich antwortete nicht, denn ich fühlte ein gewisses Bedauern und Scham. Der Akt hatte mir keine Freude bereitet, jedes Vergnügen entstammte meiner starken Erektion selbst; ja ich hatte sogar akuten Schmerz gefühlt, den auch mein Vergnügen nicht wettmachen konnte. Olga sagte, dass sie es mit Kostya trieb und seit Jahren mit Jungs Geschlechtsverkehr hatte. Natürlich rangen mir alle das Versprechen ab, niemandem etwas über die Vorkommnisse zu erzählen. Das war überflüssig, denn ich war viel zu beschämt, um mit jemandem darüber zu sprechen. Mein erster Geschlechtsverkehr war also etwas enttäuschend für mich, weil er mehr Schmerzen als Vergnügen bereitet hatte. Trotzdem wurde ich von einem brennenden Verlangen gequält, diese Erfahrung zu wiederholen. In den folgenden Tagen traf ich mich allein mit Olga und Glasha, um mehr oder weniger vollständigen Koitus mit ihnen zu haben. Einmal legte ich mich zu ihnen, als sie mit Kostya auf den Matratzen im Salon schliefen,

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und nahm sie alle abwechselnd mit Kostya. Glasha hatte wie Olga längst ihre Jungfräulichkeit verloren. Nun machte mir der Beischlaf mehr Spaß oder einfach weniger Schmerzen, doch die Spasmen der Vulva taten mir immer noch weh, weshalb ich den Augenblick fürchtete, in dem ich aufgrund des Ausdrucks der Mädchengesichter sagen konnte, dass sie unmittelbar vor einem Krampf höchster Freude standen. Eine Woche darauf nahmen mich Minna und Sofia mit nach Kiew, wo eine Wohltätigkeitsveranstaltung in einem Stadtpark stattfand. Teile des Programms waren eine Tombola für Kinder, Spiele, Wettbewerbe und Unterhaltung für Erwachsene. Die Eltern der Mädchen nahmen daran teil. Der Vater trug ein Gedicht vor, die Mutter sang romantische Lieder. Meine Eltern waren eingeladen, doch sie wollten nicht kommen und ließen mich ohne die geringste Ahnung von den Leidenschaften Minnas und Sofias mit ihnen ziehen. Die Veranstaltung kam mir langweilig vor. Die Mädchen trennten sich von ihren Eltern im Park und kehrten frühzeitig mit mir zurück. Die Sonne stand noch hoch am Himmel. Die Mädchen sagten, ihre Eltern seien auswärts eingeladen und würden nicht vor Einbruch der Nacht zurück sein. Ihre Familie lebte in einem Hotel in drei oder vier Zimmern. Die Mädchen brachten mich ins Schlafzimmer. Zuerst zeigten sie mir einige Drucke gewöhnlicher Nackter, Reproduktionen von Gemälden Titians und Rubens‘, dann ein paar schmutzige Fotos, die ich zum ersten Mal in meinem Leben sah. Eines der Fotos, das Minnas Vater in Ägypten gekauft hatte, zeigte eine päderastische Szene. Das verblüffte mich. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass solche Dinge möglich sind. Minna und Sofia versicherten mir, dass die Bilder echt seien, dass es sich um einen Sport handelte, der unter Männer weitverbreitet sei und dass auch Frauen sich gegenseitig lieben und Sex miteinander haben könnten. Das brachte ihnen noch mehr ungläubige Bemerkungen meinerseits ein. Dann machten sich die Mädchen an die Tat, um ihre Worte zu beweisen. Sie zogen ihre Schlüpfer aus, legten sich auf das Sofa, verschlangen ihre Beine, pressten ihre Vulvas aneinander und hatten Geschlechtsverkehr, während ich zuschaute. Dabei zeigten sich die Schauer, die sie

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durchliefen, an den Farbwechseln in ihren Gesichtern, an seufzenden, kleinen Schreien, an ihrem Stöhnen und leidenschaftlichen Küssen, die von sanftem Knabbern und unwillkürlichen Körperzuckungen unterbrochen wurden. Ihnen zuzuschauen brachte mich fast in die gleiche Erregung, in der sie sich befanden, und meine Erektion wurde so intensiv, dass sie schmerzte. Als es vorbei war, stand Minna auf, Sofia blieb mit gespreizten Beinen liegen. Ich sah, dass ihre Vulva mit einer Flüssigkeit befeuchtet war, ein dicker weißlicher Faden davon lief langsam ihre Furche und das Perineum entlang auf das blasse Lila der Matratze, den Bezug befleckend. Ich erinnerte mich an das, was ich im Handbuch über Geschlechtskrankheiten gelesen hatte und hielt das für eine eiternde geheime Krankheit, was ich den Mädchen auch sagte. Sie fingen zu lachen an und erklärten, dass diese Art von „Saft“ immer aus den weiblichen Sexualorganen flösse, wenn sie in diesem Teil ihrer Körper Genuss empfänden. Ich sah, dass die beiden Mädchen behaarte Venusberge hatten und erkannte, dass alle reifen Frauen das gleiche Schamhaar besaßen. Ich habe schon meine Abneigung erwähnt, als ich das erste Mal weibliches Schamhaar berührte, damals bei der Bediensteten Masha. Dieser Ekel verschwand nach der Erfahrung mit den beiden Cousinen, doch er hinterließ eine tiefe Spur in mir. So erkläre ich mir jedenfalls, warum weibliches Schamhaar mich nicht interessiert. Je dichter, desto unattraktiver finde ich es. Wenn es zu lang ist, zerstört sein Anblick meine Erektion. Der Anblick eines Venusberges mit kurzem, kaum büscheligem Haar wie dem der meisten Mädchen im Alter von vierzehn oder fünfzehn, der jugendlich wirkt, erregt mich dagegen stark. Ich reagiere noch stärker, wenn er mit noch dünnerem Haar bedeckt ist wie bei vielen Dreizehnjährigen. Am liebsten habe ich einen ganz glatten Venushügel. Hier teile ich den Geschmack der Orientalen und Griechen des Altertums. Der Grund für meine Vorliebe liegt darin, dass mir kleine Mädchen, Olga und Glasha, die ersten intensiven sexuellen Gefühle vermittelten und sie die ersten waren, die mich aus lüsterner Triebhaftigkeit ihre Geschlechtsteile anschauen ließen. Die Orientalen könnten aus dem gleichen Grund diese Präferenz haben. Bis sie elf, zwölf

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oder dreizehn werden, bleiben orientalische Jungs in den Gemächern der Frauen, die von Sinnlichkeit und lüsternem Gerede erfüllt sind. Weil die sexuelle Reife in warmen Ländern früh eintritt, neigen die Jungs dazu, Sex mit den jungen Mädchen zu versuchen, mit denen sie aufgezogen werden. Zumindest können sie diese Mädchen nackt sehen. Durch das Assoziieren von Sinneseindrücken bleiben glatte Vulvas ein besonders suggestives Symbol für sie. Junge Muslime werden gewöhnlich im Alter von vierzehn oder fünfzehn verheiratet, in den heißesten Ländern wie Afrika sogar mit dreizehn, und man gibt ihnen häufig vorpubertäre Mädchen zur Frau. In manchen Ländern sind die Ehefrauen kleine Mädchen von zehn, neun oder sogar acht Jahren. Normalerweise sind sie nicht älter als elf oder zwölf, doch selbst in heißen Ländern haben sie in diesem Alter noch kein Schamhaar. Die alten Griechen ließen Kinder beider Geschlechter nackt zusammen spielen, bis sie elf oder zwölf waren. Die sexuelle Neugierde muss früh erwacht sein, wie Mantegazzas Erfahrungen an den Ufern des La Plata in Uruguay wie auch in Madagaskar zeigen, wo sich alle Beobachter einig sind, dass der Sex zwischen Kindern mit sechs, sieben Jahren beginnt. Die erotischen Erinnerungen aus der Kindheit bestimmen den Kurs des restlichen Lebens, weshalb die alten Griechen dem Kult der haarlosen Frauen frönten. In nördlichen Ländern, wo Klima und Brauch jungen Mädchen Schlüpfer und Flanellunterwäsche aufzwangen, bekommen Jungs nicht so viele Gelegenheiten, weibliche Sexualorgane zu sehen; vielleicht ist das der Grund, warum der Geschmack an glatten Venushügeln nicht so weit verbreitet ist. Doch zurück zu meiner Geschichte. Direkt nach dem homosexuellen Verkehr lud mich Sofia ein, Sex mit ihr zu haben, was ich mit wesentlich mehr Vergnügen als zuvor tat. Ich denke, ich hatte da sogar etwas wie eine Ejakulation, wenn auch ohne Sperma. Doch die Kontraktion der Vulva während ihres Orgasmus bereitete mir immer noch Pein. Kurz darauf versuchte ich, mit Minna zu schlafen, doch vergeblich – ich war von meinen vorherigen Versuchen erschöpft. Minna bat mich, Cunnilingus an ihr zu vollziehen. Ich spürte seltsamerweise keinerlei Abneigung gegen diese Übung, fand sie

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sogar von Anfang an sehr entzückend. Den Rest des Abends verbrachten die Mädchen damit, meine Ausbildung zu vervollkommnen, indem sie mir diverse sexuelle Feinheiten auseinander setzten, zum Beispiel die unterschiedlichen figurae Veneris. Diese beiden jungen Frauen waren echte wandelnde Enzyklopädien erotischen Wissens. Sie bereiteten mir auf dem Sofa des Wohnzimmers ein Bett. Ich schlief ein, bevor ihre Eltern zurück ins Hotel kamen. Am nächsten Morgen brachten sie mich zurück zu meinen Eltern, die nicht den leisesten Verdacht bezüglich meiner Initiation hegten. In den folgenden Tagen hatte ich mit Minna und Sofia bei drei Gelegenheiten Verkehr, mit mehr oder weniger Spaß. Die Ferien neigten sich dem Ende zu, in weniger als zwei Wochen würde wieder die Schule beginnen. Mein Vater besaß ein Grundstück mit einem Bauernhaus und einem großen Garten, etwa zwanzig Kilometer vom Grund meines Onkels entfernt. Wir verbrachten normalerweise den Sommer beim Onkel, nicht auf Vaters Land, weil das verpachtet war. In jenem Jahr wollte mein Vater den Pächter treffen. Er musste dazu nur ein paar Tage dort verbringen und nahm mich als Reisebegleiter mit. Wir waren zehn Tage in unserem Haus und kehrten dann nach Kiew zurück. Unterdessen machte ich eine neue sexuelle Erfahrung, über die ich mich nun auslassen will, zumal es eine der wenigen Begebenheiten war, bei der ich selbst die Initiative zum Sex ergriff. Folgendermaßen ist es geschehen. Unser Pächter hatte eine große Familie, und Freunde und Verwandte kamen zu Besuch. Unter ihnen war eine Universitätsstudentin, eine kursistka, wie man auf Russisch sagt, das ist eine Frau in der tertiären Ausbildungsphase. Sie war ungefähr zwanzig und studierte Geschichte und Literatur in Moskau. Sobald wir angekommen waren, besuchte uns mein Cousin, der junge Don Juan, den ich bereits erwähnte, auf dem Rücken eines Pferdes. Ihm und mir wurde ein gemeinsames Schlafzimmer in einer Art Türmchen oder Mezzanin an der Spitze unseres Hauses zugewiesen. Dieses Mezzanin hatte zwei Schlafzimmer mit getrennten Eingängen, die sich am Ende der Treppe befan-

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den. Beide Zimmer waren durch eine Tür miteinander verbunden. Mein Cousin und ich hatten also das eine Zimmer, die Studentin das andere. Einmal erwachte ich zufällig mitten in der Nacht. Aus dem Nebenzimmer vernahm ich das Geräusch von Küssen und das Ächzen von Bettfedern. Mondlicht fiel durch die Fensterblenden und ich entdeckte, dass mein Cousin das Bett und unser Zimmer verlassen hatte. Ich war nicht mehr das unschuldige Kind wie Monate zuvor und erkannte gleich, was geschah. Heimlich schlich ich zu der Tür, die zum anderen Zimmer führte, und spähte durchs Schlüsselloch, in der Hoffnung, dass das Mondlicht genug Helligkeit auf das Bett der Studentin werfen würde. Doch das Bett stand so, dass man es durchs Schlüsselloch nicht sehen konnte. Also hielt ich stattdessen mein Ohr daran. Die ruhige Landnacht ermöglichte mir, selbst die leisesten Geräusche im benachbarten Zimmer aufzufangen. Während ich den Ursprung der Töne zu erraten versuchte, wurde ich heftig erregt. Ich konnte nicht nur Küsse, Seufzer, Ächzen, kleine, unterdrückte weibliche Schreie und das Tanzen der Bettfedern vernehmen, sondern sogar die intimsten Geräusche: das Zusammenklatschen nackter Bäuche, das Platschen, das vom schnellen Vor und Zurück des Penis in den strömenden Schleimwindungen von Vagina und Vulva erzeugt worden sein muss, die vor sinnlichem Vergnügen pochten. So jedenfalls interpretierte ich die Töne, die an mein Ohr drangen. Ich benutzte meine Ohren, als könnte ich damit sehen. Ich konnte den Stufen fleischlicher Ekstase bis zum Höhepunkt folgen. Dann sagten mir meine Ohren, dass der Akt vorbei war. Ich hörte Flüstern – zuerst hatten sie eine banale Konversation über die Geschehnisse des Tages; dann begann mein Cousin, schmutzige Geschichten zu erzählen, die gelegentlich niedliche, kurze Lacher bei der Studentin erzeugten. Sie hatten noch mehrmals in dieser Nacht Verkehr. Von Müdigkeit übermannt, leidend vor sexueller Erregung, mit die ganze Zeit über erigiertem Penis und Schmerzen in meinen Hoden und der Leiste, blieb ich an der Tür stehen, unfähig, mich selbst ins Bett zurückzuzwingen. Gegen Morgen schaffte ich es endlich und schlief ein, wenn auch mit Schwierigkeiten. Für russische Ver-

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hältnisse wachte ich recht spät auf. Mein Cousin war wieder in seinem Bett, er musste zwischenzeitlich zurückgekommen sein. Ich erzählte ihm nichts von meiner Lauscherei. Am Tag verließ er uns, um zu seinem Vater zurückzukehren. Ich nutzte den Vorteil, den mir die Siesta der Erwachsenen bot. In Russland und speziell im Süden wird das Abendessen gewöhnlich um drei oder vier Uhr nachmittags eingenommen, es ist die einzige anständige Mahlzeit am Tag. Weil sie sehr lange dauert, strengt sie den Körper so an, dass die meisten Menschen danach das Bedürfnis nach einer Ruhepause haben. Sie halten ein Nickerchen, das ein, zwei Stündchen dauert. Um sieben oder acht Uhr wird Tee mit Brot und Butter, Würstchen oder kaltem Fleisch serviert. Manchmal gibt es nachts noch eine Mahlzeit. Das geschieht meist, wenn man spät noch Gäste hat, was in Russland ja häufig geschieht. Dann wird um Mitternacht oder ein Uhr ein Mahl serviert, was so reichhaltig wie das Abendessen um drei Uhr nachmittags ist. Manchmal bleiben Gäste bis drei Uhr nachts am Tisch sitzen, zur Verzweiflung der Dienerschaft, die in Russland überarbeitet ist wie Sklaven, selbst in den liberalsten und fortschrittlichsten Familien. Ich hatte also ein bis zwei Stunden Zeit, in denen mich niemand vermissen würde; die anderen würden sich erst zum Abendtee wieder treffen. Wir gingen in der Nacht eher spät schlafen. Allein in meinem Zimmer konnte ich das Mädchen nebenan zu Bett gehen hören. Das erinnerte mich an den Besuch meines Cousins bei ihr in der Nacht davor; ich war so übermannt von gewaltiger sexueller Erregung, das ich Dinge wagte, die nicht zu meinem übrigen Charakter passten, war ich doch von Natur aus furchtsam. Mit nur einem Hemd begleitet ging ich in das Zimmer der Studentin und erzählte ihr, dass ich Angst hätte, allein zu schlafen. Ich bat sie, zu ihr ins Bett kommen zu dürfen. Nach kurzem Zögern willigte sie ein. Ich will daran erinnern, dass ich erst elfeinhalb war. Ich war selbst überrascht von dem Erfolg meiner hastigen Anfrage, aber auch ermutigt, das Experiment fortzuführen. Eine halbe oder ganze Stunde lang, ich erinnere mich nicht genau, blieb ich regungslos an der Seite des Mädchens liegen. Unsere Körper berührten sich unter derselben De-

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cke. Keiner von uns schlief. Ich drehte mich herum, gab vor, eine zufällige Bewegung zu vollziehen und legte meine Hand auf den nackten Arm meiner Bettgenossin. Ich streichelte ihn sanft. Da sie keinen Widerstand leistete, wurde ich wagemutiger und berührte ihren Fuß mit meinem, dann die Wade des jungen Fräuleins. Ich legte meine Hand auf des Mädchens Knie. Unter dem Zauber wachsender Aufregung, vor Sinnlichkeit zitternd und das fürchtend, was mein Mut auslösen könnte, nahm ich eine ihrer Hände unter der Decke und drückte sie gegen meinen fest erigierten Penis. Die junge Dame zog ihre Hand sofort weg, sagte jedoch nichts. Ihr Schweigen gab mir Sicherheit. Ich riskierte, meine Hand unter ihr Hemd zu schieben und zuerst ihren Bauch, dann ihren Venusberg zu streicheln. Als meine Hand auf letzteren drückte, seufzte das Mädchen sanft und spreizte ihre Beine. Dann erhob ich mich, drückte meine Knie zwischen ihre Schenkel und versuchte meinen Penis in ihre Vagina zu drücken. Nach einigen tastenden Fehlversuchen hatte ich Erfolg. Während ich mein Bestes gab, blieb sie unbeweglich und schweigsam. Nur die Seufzer, die sie von Zeit zu Zeit von sich gab und die wenigen Bewegungen, die sie nicht unterdrücken konnte, zeigten mir, dass sie an dem teilnahm, was sich abspielte. Nach dem Akt lag ich neben ihr, ohne dass einer von uns etwas sagte. Am Morgen hatten wir nach dem Aufwachen auf die gleiche Art Verkehr, ich aktiv, sie stumm und mit geschlossenen Augen. Als ich diesmal ihre Brüste küsste, reagierte sie mit einem Kuss auf meinen Kopf. Leise ging ich in mein Zimmer zurück und zog mich an. Tagsüber sprach ich mit der Studentin nur über unbedeutende Dinge. Wir verbrachten zwei weitere Nächte auf genau die gleiche Weise, mit wortlosem Sex. Dann ging sie nach Moskau, ich selbst ein paar Tage später mit meinem Vater nach Kiew, wo ich wieder zur Schule musste. Mein drittes Jahr in der Schule war von den vorangegangenen gänzlich verschieden. In der Knechtschaft endloser erotischer Erregung, von meinen frühreifen Exzessen ausgelaugt, ermüdete mein Organismus schnell und ich wurde faul. Ich wurde in der Klasse von einem unwiderstehlichen Bedürfnis nach Schlaf

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übermannt. Die einzigen Dinge, die mich in Büchern interessierten, waren die erotischen Seiten. Ich sah mich außerstande, in der Bibel nach solchen Seiten zu suchen, da es kaum ein Haus in Russland gibt, Buchläden eingeschlossen, wo man eine Bibel finden könnte. Ich verschlang stattdessen französische Romane, die meine Eltern herumliegen ließen, besonders Zolas gerade angesagten Werke La Curée, L‘Assommoir, La Faute de l'abbé Mouret, Nana, Pot-Bouille. Im Alter von zwölf bis vierzehn waren diese Romane meine Lieblingslektüre, es gelang mir auch, an viele andere naturalistische und unzüchtige französische Werke heranzukommen, meist Autoren aus dem achtzehnten Jahrhundert. Der Schulunterricht langweilte mich zu Tode. Ich war nicht mehr der große Lateinschüler, der ich ehemals zu sein schien, und kam nicht einmal mit Griechisch klar, das wir in der dritten Klasse dazubekamen. Mein Name glänzte nicht länger auf der „Goldenen Tafel“. Mein kleiner Freund, dessen Unschuld ich nicht mit sexuellen Offenbarungen belastete, nahm – unter weiß der Himmel welchen Zweifeln – meinen Platz in der Rangordnung meiner Mitschüler ein; von Jahr zu Jahr purzelte meine Position unter den Namen, die nach Verdiensten geordnet waren, nach unten. Meine Eltern und Lehrer konnten sich nicht denken, was hinter diesem Wandel steckte. Meine Gesundheit litt. Ich wurde dünn, bekam Kopfschmerzen, war oft von Bronchitis und Erkältungen geplagt, was mir nie zuvor widerfahren war. Ich hatte nun freundliche Beziehungen zu Jungs, die ich für sexuell erfahren hielt. Meine eigenen Erfahrungen in dieser Zeit waren zahlreich. Ich erlebte häufig nächtliche Samenergüsse, seit ich zwölf war; sie wurden von erotischen Träumen begleitet. Doch lassen Sie mich die chronologische Reihenfolge einhalten. Ich war noch nicht zwölf, als ich in die dritte Klasse kam. Meine Tante hatte Kiew verlassen und ich sah Olga nicht mehr. Unsere Zimmermädchen sahen nicht sonderlich frivol aus, so dass ich drei bis vier Monate keinen Sex hatte. Weil ich nicht masturbierte, begann ich mich zu beruhigen. Dann zogen wir um und ich hatte einen neuen Kontakt, der mich in erotisches Fieber stürzte. Ich war da gut zwölf.

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Unsere neuen Nachbarn auf demselben Stockwerk – Juden von bescheidener Herkunft, die zu Reichtum gelangt waren und mit ihrem neugewonnenen Luxus angaben – hatten einen Sohn in meinem Alter (eine Klasse unter mir auf der gleichen Schule) und eine Tochter von dreizehn oder vierzehn Jahren, die das Mädchengymnasium besuchte. Wir gingen morgens zur selben Zeit zur Schule, ich zu Fuß, weil meine Eltern in der Stadt keine Pferde hielten, während die jungen Israeliten ein Ponygespann benutzten. Unsere Eltern kannten sich nicht, doch eines Tages boten mir die beiden Kinder die Mitfahrt in ihrer Kutsche an. Ilia, der jüdische Junge, kam danach regelmäßig abends bei mir vorbei und gab vor, mit mir die schwierigen Teile der lateinischen Grammatik klären zu wollen. Dann begann ich ihn zu besuchen. Ich war erstaunt über den Luxus in Ilias und seiner Schwester Saras Leben. Ihre Eltern vergötterten sie nicht nur, sondern besaßen – wie oft in jüdischen Familien – eine neue Art von Ehrfurcht für ihre Nachkommen. Wie die meisten Juden hatten sie einen beinahe abergläubischen Respekt vor intellektueller Arbeit. Als ignorante Neureiche bewunderten sie aufrichtig Kinder, die aufs Gymnasium gingen und dort so viele geheimnisvolle, feine Dinge studierten. Diese Kinder waren folglich Haustyrannen und hatten so viele Freiheiten wie ich, niemandem war es erlaubt, sie zu stören, wenn sie sich in ihren Zimmern eingeschlossen hatten, und sie durften jeden gewünschten Gast empfangen. Ich besuchte sie oft und erzählte meinen Eltern, die meinen Wünschen ja auch nie im Weg standen, dass wir unsere Hausaufgaben zusammen machten. Tatsächlich haben wir das anfangs versucht, doch bald nahm unsere Beziehung eine andere Wendung. Sara war ein erstaunliches Kind: rosafarben und strotzend vor Gesundheit wie Glasha, mit viel zarterem Äußerem, einem geradezu vornehm wirkenden Körper. Sie hatte prächtiges rotes, naturkrauses Haar, was den Eindruck erweckte, ihr Gesicht stünde in Flammen, kleine Milchzähne und Lippen, die ein bisschen dick und sinnlich waren. Gleich zu Beginn gab es zwischen uns so eine Art Flirten. Sara zeigte mir ihr Album und bat

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mich, einen Vers hineinzuschreiben. Eines Tages erzählte mir Ilia im Vertrauen, dass er und seine Schwester gegenseitig mit ihren „Pissern“ spielten. Wie ich es mir angewöhnt hatte, spielte ich den Naiven. Am nächsten Abend, als ihr Bruder dabei war, fragte mich Sara, ob ich wirklich so naiv wäre, dass ich den Unterschied zwischen den Geschlechtern nicht kannte. Sie versprach mir zu offenbaren, wie Frauen seien und bat mich zuerst, ihr meinen Penis zu zeigen, den sie mit dem ihres Bruders verglich. Seiner war beschnitten. Sara untersuchte neugierig meine Vorhaut und zog sie mit ihren Fingern über die Eichel. Dann legte sie sich aufs Sofa und ließ mich ihre Vulva begutachten. Von da an trafen wir uns oft am Abend, um uns auf diese Weise zu amüsieren, sonntags auch tagsüber. Sara war Jungfrau. Ich sah zum ersten Mal die Sexualorgane einer Jungfrau, im besonderen das Hymen. Sara wollte ihre Jungfräulichkeit nicht verlieren und erlaubte keinen vollständigen Geschlechtsverkehr, nur Verkehr in ore vulvae, also außerhalb am Eingang der Scheide. Manchmal legten wir drei uns gemeinsam hin, Sara in der Mitte. Während einer von uns ihren Anus mit der Eichel seines Penis kitzelte, rieb der andere mit seinem Penis ihre Vulva. Als mein Penis doch einmal gegen ihr Hymen drückte, zog Sara das gefährliche Organ weg von dem zerbrechlichen Ort. Während des Aktes liebte ich es, den frischen, lila Mund des Mädchens zu küssen und wurde nicht müde, ihre Geschlechtsteile zu betrachten. Sie waren und sind heute noch für mich die Inkarnation idealer Schönheit der natürlichen Körperteile einer Frau. Ein sehr ausgeprägter, dicklicher Venushügel, der bei Berührung elastisch nachgab, wurde von einem kaum wahrnehmbaren leichten Goldschimmer bedeckt, durch den man das Rosaweiß ihrer Haut erkannte, deren Zartheit bemerkenswert war. Die volle labia maiora legte, als sie sich ein wenig öffnete, die reichsten Schattierungen von Rot frei, von Rosa über Karmin bis zu Violett. Die erigierte Klitoris war rosa und ihre Festigkeit reagierte nachgiebig auf Fingerdruck. Die äußeren Teile der labia minora waren ebenfalls pink, doch die Spalte, die sich zwischen ihnen zeigte, war von blutfarbenem Hochrot. Tief drinnen konnte man

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den geheimnisvollen Schatten am Eingang zu unbekannten Regionen erblicken, und wenn man den Spalt weit genug auseinander zog, die karminrote Scheibe des Hymens, die mit zwei winzigen Löchern versehen war. Die vielen Falten hinter der Genitalöffnung waren feucht. Sie besaßen eine geschmackvolle harmonische Form und schimmerten, wenn Sonnen- oder Lampenlicht darauf fiel, was den Glanz ihrer Zinnoberfarben verstärkte. Selbst heute brauche ich nur meine Augen zu schließen, um all das bis ins kleinste Detail zu erinnern. Ich konnte Saras Nacktheit nie richtig bewundern, weil ich sie nie nackt sah. Sie legte sich angezogen aufs Sofa, hob ihren Rock an und zog ihre Unterhose aus; alles, was ich von ihrem vorzüglichen Körper sah, war der Unterleib und die Innenseite ihrer Schenkel. Ihre knospenden Brüste durfte ich nicht berühren. Ich wollte das anwenden, was Minna und Sofia mich gelehrt hatten und bot Sara Cunnilingus an. Zuerst war sie abgeneigt, willigte aber am Ende ein. Nachdem sie ihn einmal erlebt hatte, fand sie ihn besser als den Koitus in ore vulvae. Man merkte, dass sie dabei mehr Spaß hatte, ihr Körper verrenkte sich, sie keuchte und konnte ihre Schreie nicht unterdrücken. Ihr Bauch zog sich zusammen und vibrierte, ihr Unterleib wand sich und der dicke Wulst ihres Venusberges wurde durch eine unbewusste Bewegung ihrer Flanken aus meinem Mund gerissen. Während ich an ihrer Klitoris und labia minora saugte, leckte und knabberte, pulsierte ihre ganze Vulva und ich sah, wie sich die Öffnung der Vagina in Spasmen erweiterte und wieder schloss. Eine zähe Flüssigkeit ergoss sich immer ergiebiger aus ihrer Öffnung und floss überall hin. Unterdessen warf sich das Mädchen wild herum, wedelte mit den Armen in der Luft, verkrampfte ihre Finger oder griff nach allem, was in Reichweite war – meiner Schulter, meinem Arm oder dem Arm ihres Bruders, der neben mir war, oder sogar nach seinem Penis, wenn der entblößt war. Manchmal erstickte sie mich beinahe, wenn sie meinen Kopf fest zwischen ihren flauschigen, duftenden Schenkeln einklemmte. Manchmal dagegen spreizte sie so weit sie konnte ihre Beine, als wollte sie sich in zwei Hälften aufspalten, manchmal hob sie sie

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in die Luft, wedelte mit ihnen herum und streckte sie über ihren Kopf. Sie krümmte sich so energisch, dass jeden Augenblick ihre Geschlechtsteile aus meinem Mund reißen konnten und ich sie unverzüglich wiederzufinden hatte. Ihre abgehackten Äußerungen bewiesen, wie intensiv das Mädchen genoss. Ihr Bruder lernte, das gleiche zu tun wie ich. Im Gegenzug erregte sie seinen Penis mit ihrer Zungenspitze und masturbierte ihn mit der Hand. Sie bot mir das gleiche an, doch ich lehnte ab, ich hatte eine panische Angst vor allem, was Masturbation ähnelte. Ich war mit dem Koitus in ore vulvae glücklich, den ich nicht für eine Art Masturbation hielt. Cunnilingus mochte ich in erster Linie, weil er mir ermöglichte, den Orgasmus des Mädchens zu beobachten. Er gab mir auch den direkten Kitzel, ganz nah ihre geheimen Teile sehen zu können, die violette, offene, pulsierende Vulva, deren warm-feuchte Falten ihr eine Art Gesicht zu geben schienen, einen Ausdruck lässiger Süße oder entflammter Begierde. Ich erzähle das alles nicht aus Spaß an der Beschreibung, sondern um meine Gefühle genau zu analysieren. Selbst der Geschmack sexueller Sekrete war meiner Zunge und meinem Mund ein Vergnügen. Tatsächlich reagieren alle Lebemänner gleich und sagen oft, dass keine Mahlzeit besser schmecke als diese Teile einer Frau. Der Saft einer Frau, die sich genießt (qui jute, wie die Franzosen sagen) ist trotz seines bittersalzigen Geschmacks sehr wohlschmeckend, auch wenn Aristophanes ihn ton droson apoptyston, ekligen Tau, nennt. Einmal sammelte ich Saras Saft auf einem Teelöffel und schluckte diesen salzigen Nektar mit ekstatischer Freude, während ich sie masturbierte. Der Geruch des Urins, den ich bemerkte, wenn meine Zunge um die Öffnung ihrer Harnröhre kreiste, war hingegen nicht angenehm; doch ich konnte ihn nur zu Beginn des Aktes wahrnehmen, bald verschwand er, zweifellos aufgrund der zahlreichen sexuellen Sekrete, die ihn überdeckten. Treffen wie diese gab es nicht häufig. Manchmal kamen Schulfreunde bei mir vorbei und hielten mich zuhause fest. Zuweilen hatten Ilia und Sara Besucher. Ich war aber der einzige unter ihnen, den sie an ihren Sexspielen teilnehmen ließen, nichts Kompromittierendes geschah vor irgendjemand anderem

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außer mir. Obgleich ihre Eltern normalerweise nicht ins Schlafzimmer der Kinder kamen, wagten es die beiden kaum, sich sexuell zu amüsieren, solange sie nicht sicher waren, allein im Haus zu sein; die Dienerschaft zählte nicht, weil man sich weigern konnte, ihr die Tür zu öffnen. So erwarteten sie die Abende, an denen ihre Eltern ausgingen. Wir konnten also nur gelegentlich unseren Spaß miteinander haben. Das also waren die Freuden, die ich mit den beiden jüdischen Kindern während jenes Schuljahres teilte. Sie selbst hatten schon lange bevor sie mich kannten Sexspielchen vollführt. Ein Zimmermädchen, das nun nicht mehr dort weilte, hatte sie eingeweiht. Während meiner Gymnasialzeit hatte ich noch andere Liaisons. Ein Klassenkamerad erzählte mir, er hätte Sex mit Schulmädchen, die in sein Haus kämen. Seine Eltern lebten außerhalb von Kiew und er wohnte bei einer Familie, die ihn auf keine Weise überwachte. Auf dem Nachhauseweg sprach er Mädchen an, die er mit zu sich nahm. Sein Schlafzimmer hatte einen separaten Eingang. Von einem russischen moralischen Standpunkt aus war nichts Schockierendes dabei, wenn ein Mädchen einen Jungen allein oder in einer Gruppe besuchte. Niemand sagte etwas dazu. Mein Kamerad freundete sich mit einem Mädchen auf der Straße an, als sie aus der Schule kam. Er steckte ihr eine pornografische Notiz mit einer Zeichnung zu; am nächsten Tag erklärte sie sich einverstanden, ihn zuhause zu besuchen. Mein Freund meinte, dass viele Jungs in unserer Klasse Beziehungen der gleichen Art pflegten. Er lud mich ein mitzukommen, wenn er Mädchen zu sich holte. So lernte ich in seinem Zimmer drei Schulmädchen in unserem Alter kennen. Nach Küssen und Berührungen legten sich zwei von ihnen aufs Bett, ihre Hintern auf dem Rand, die Beine überhängend und gespreizt. Wir hatten mit ihnen Verkehr, indem wir zwischen ihren Beinen standen. Das Mädchen, mit dem ich kopulierte, hatte weniger schöne Geschlechtsteile als Sara, ihr Venushügel und ihre labia maiora waren nicht so dick und die Farbe ihre Genitalöffnung nicht so beeindruckend rosa. Meinen Penis in ihre Vagina zu schieben gab mir aber ein Gefühl von Befriedigung. Dann erlebte ich etwas, was meine Lei-

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denschaft weckte. Ihre Vagina umschloss meinen Penis eng wie ein Handschuh, ihr Venushügel folgte all meinen Penisbewegungen, hob und senkte sich in Harmonie. Während ich hart arbeitete, wurden ihre Genitalzonen wie wild von meinem Penis gezogen und durchgerüttelt, er schien in alle Richtungen über den Schamknochen zu rutschen und einzutauchen. Das dritte Mädchen war Jungfrau und gestattete nur Koitus in ore vulvae und Cunnilingus. Ich glaube ein anderer Schulkamerad hat sie ein paar Monate später entjungfert. Dieses Mädchen besaß eine Besonderheit: Als ich ihre Klitoris (die lang und gut entwickelt war) nach dem Saugen losließ, verschwand ein Teil davon nicht, während sich die Genitalien schlossen – er ragte weiter rebellisch und wie eine Warze aus der braunen labia maiora. Andere Mädchen hatten eine Klitoris, die nur noch ein paar Sekunden lang aus dem Ende der labia maiora herauslugte, wenn man nicht mehr an ihr saugte, und dann schrumpfte und sich in die Genitalfalte zurückzog. Diese Beziehungen dauerten in unregelmäßigen Abständen bis zum Ende des Schuljahres an. Andere Mädchen mit weichen und haarigen Pubes wurden von den Jungs bearbeitet. Manchmal brachten wir Gruppen zusammen, dann hatte jeder Junge ein paar Mädchen hintereinander, solange seine Kraft anhielt. Das geschah zuweilen in den Schlafzimmern der Jungs, manchmal auf Ausflügen in die Wälder rund um Kiew, besonders in einem verlassenen Holzhaus in der Mitte des Waldes.

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Kapitel 4 – Ausschweifung Ich erwähnte schon, dass meine Lieblingslektüre französische Romane waren. Russische Romane waren mir nicht erotisch genug, die russische Literatur war damals sehr keusch. Heutzutage hat sich das stark geändert. Was den Umgang mit Sex angeht, ist der Unterschied zwischen russischer Literatur vor zwanzig Jahren und heute so groß wie der zwischen der englischen Literatur zu Königin Annes Zeiten und der der viktorianischen Periode. Heute erfreuen Schriftsteller wie Artsybashev die Öffentlichkeit, die Pornografie genauso sehen wie die dekadentesten Autoren und die lüsternsten französischen Naturalisten. Das war nicht immer so. Gute Bücher waren normalerweise asketisch. Ich las auch wissenschaftliche Werke oder Auszüge daraus, über die Anatomie und Physiologie der Geschlechtsorgane natürlich am liebsten. Das stärkste erotische Erlebnis hatte ich mit einem besonderen Exemplar. Es war ein Artikel in einem medizinischen Fachblatt, das mir im Haus eines Freundes meines Vaters, der Arzt war, in die Hände fiel. Während die Erwachsenen sich im Salon unterhielten, las ich im Studierzimmer des Arztes angeregt den Artikel. Es handelte sich um das Transkript einer Gerichtsverhandlung, die in Russland für großes Aufsehen gesorgt hatte. Eine exzentrische junge Frau, Tochter eines sehr reichen Kaufmanns, tötete einen Mann aus guten Kreisen mithilfe ihrer verdorbenen Gehilfen in einem Moskauer Bordell. Das Mädchen war noch keine zwanzig und homosexuell, das Motiv für ihre Tat Eifersucht: Sie wollte Rache für den Verlust ihrer weiblichen Liebhaberin. Die Verhandlung erbrachte, dass diese reiche Erbin im Luxus lebte, sich wie ein Mann zu kleiden pflegte und die elendsten und opulentesten Moskauer Bordelle in Gesellschaft reicher junger Männer besuchte. Das war der Hintergrund des Verfahrens, wenn ich meinem Gedächtnis trauen kann, denn ich bin nie wieder etwas Schriftlichem darüber begegnet. Ich erinnere mich jedoch genau, dass das Transkript in der Fachzeitschrift eine komplette Beschreibung der medizinischen Beweise lieferte. Unter anderem wurden die Ge-

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schlechtsteile des Mädchens in solchen Einzelheiten beschrieben, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte. Das kleinste Detail wurde entweder in anschaulichen Begriffen dargelegt oder mit exakten Maßangaben in Zentimetern und Millimetern. Als ich das las, wurde ich vom Gedanken daran erregt, wie diese Maße wohl genommen worden waren, wie sie die Länge der Klitoris bestimmt hatten, die Ausdehnungen der labia minora an verschiedenen Stellen, die Tiefe der Vagina. Ich stellte mir die Experten vor, wie sie die Farbnuancen der Vulva während verschiedener Stadien einstuften. Der folgende Ausdruck sandte mich direkt in eine Traumwelt: „Die Sinnlichkeit der Patientin wurde bewiesen durch die große Erregbarkeit ihrer labia minora und der Klitoris, die bei der geringsten Berührung heftig anschwollen.“ Da das Mädchen keine Jungfrau war, wurden Einzelheiten über ihre Gefühle beim normalen Koitus und beim homosexuellen Verkehr beschrieben. Das zu lesen war für mich wie die Einnahme eines wirkungsvollen Aphrodisiakums. Für jemanden wie mich kommt die stärkste sexuelle Erregung aus der Vorstellungskraft. Gedankliche Bilder haben genauso viel oder sogar mehr Einfluss auf mich als körperliche Anblicke. Das ist nicht einfach Auto-Erotik: Schließen Sie mich hinter verschlossenen Türen ein und meine sexuellen Obsessionen werden bald verschwinden. Um erotisch zu funktionieren benötigt meine Imagination stets äußere Anregungen: den Anblick weiblicher Sexualorgane, eine obszöne Zeichnung, pornographische Lektüre, obszönes Gerede. Es genügt mir nicht, neben einer attraktiven Frau zu sitzen. Der Anblick der hübschesten und charmantesten Frau, die dezent gekleidet ist und vornehm aussieht, erzeugt in mir niemals den Wunsch, mit ihr zu schlafen, und bewirkt auch keine Erektion. Um meinen geschlechtlichen Appetit zu erregen, muss sich die Frau herausfordernd verhalten, ich muss sie lasziv reden hören, ihr nacktes Fleisch sehen oder – selbst wenn ich noch unter dem Einfluss erotischer Literatur stehe – zuerst einmal ein obszönes Gespräch mit ihr führen. Alte erotische Erinnerungen hören auf, mich zu erregen, lüsterne Lektüre lässt mich generell kalt, wenn sie nichts Neues bietet, also überholt ist. Zuerst erregt mich das gleiche ruchlose

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Buch noch, wenn ich es ein paar Mal ohne Pause wiederlese. Nach ein paar Tagen ist der Effekt dahin. So kann ich für lange Zeit in einem Stadium kompletter sexueller Neutralität verharren. Dann erschüttert ein sinnliches Bild von außen mein Gleichgewicht und entflammt meine Sinneslust. Dabei ist es entscheidend, dass der Anlass von außen kommt und nicht aus meinem eigenen Geist. Ich weiß nicht, inwiefern diese psychologischen Vorgänge abnormal und krankhaft sind, nur ein Fachmann kann das entscheiden. So wie sadistische oder masochistische Neigungen (selbst in ihrer mildesten Form) mir unverständlich sind, verspürte ich auch nie irgendwelche homosexuellen Gefühle. Ich erinnere mich bloß, im Alter von zwölf oder dreizehn beim Anblick eines Klassenkameraden im selben Alter einen kleinen sexuellen Kick verspürt zu haben. Er hatte sehr zarte Haut und naturgelocktes Haar und sah einem Mädchen ähnlich. Ich bin sicher, dass ich mich deshalb in seiner Nähe wohlfühlte. Ich mochte es, ihn in seinen leicht dicken Hals zu zwicken oder meinen Arm um seine Hüften zu legen. Ich dachte nie an seinen Penis oder ob sinnliche Freuden mit ihm möglich wären, ich wollte ihn nicht einmal nackt sehen. Doch manchmal stieg sein Bild während erotischer Träume in mir auf. Ich träumte von einem nackten Teil seines Körpers, nicht den Geschlechtsteilen, aber zum Beispiel von seinem Arm oder seiner Schulter, auch davon, ihn zu umarmen und auf seine Wangen zu küssen. Das endete mit nächtlichen Samenergüssen. Es ist die einzige Erinnerung meines ganzen Lebens, die etwas mit eigener Homosexualität zu tun hat. Wir tauschten jedenfalls nie irgendwelche Nettigkeiten aus und machten daraus keine besondere Freundschaft. Ich denke, der einzige Grund für meine erotischen Gefühle war die Zartheit seiner Haut. Die Genitalien kleiner Jungs faszinieren mich kaum und die eines erwachsenen Mannes widern mich an. Ich wäre niemals damit einverstanden, meine Hand daran zu legen. Gegen Ende dieses Schuljahres hatte ich drei Erfahrungen mit erwachsenen Frauen. Eine junge, recht hübsche Brünette kam oft allein oder mit ihrem Ehemann zu uns. Eines Tages bat mich meine Mutter, ein Buch zurückzubringen, das sie von dieser

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Frau geliehen hatte. Die Dame hielt mich recht lange auf, unterhielt sich mit mir über Literatur und rang mir das Versprechen ab, am nächsten Abend zurückzukehren, um mit ihr einige Romane zu lesen. Meinen Eltern sollte ich davon jedoch nichts sagen. „Mein Mann geht abends in einen Klub“, sagte sie, „mir ist allein langweilig und Lesen ermüdet meine Augen. Du kannst mir laut vorlesen, ich werde zuhören.“ Ich sagte schon, dass ich ausgehen konnte, wann ich wollte. Also verließ ich zur vereinbarten Zeit das Haus und erzählte meinen Eltern lediglich, dass ich einen Freund treffen würde. Im Haus der Brünetten bat diese mich, neben ihr auf dem Sofa Platz zu nehmen und gab mir einen Roman von Goncourt zum Vorlesen. Als ich auf eine erotische Seite stieß, fühlte ich mich verunsichert und meine Stimme zitterte. Dann unterbrach mich die Frau und fing an Fragen zu stellen, um herauszubekommen, ob ich die erotischen Anspielungen richtig verstand. Wie immer gab ich mich ignorant. Das schien meiner Partnerin zu gefallen und sie zog mich wegen meiner Naivität freundlich auf. Ich war zwölfeinhalb. Sie meinte, ich sollte nun eine Freundin haben und bot mir an zu zeigen, wie Frauen seien und wie man Liebe mache. Sie küsste mich auf den Mund, knöpfte meine Hose auf und nahm meinen erigierten Penis in die Hand. Begeistert sagte sie, er sei sehr groß für mein Alter – tatsächlich waren meine Geschlechtsteile schon immer recht groß –, küsste ihn und meinte: „Du hast so ein schönes Spielzeug und weißt nicht, was du damit machen kannst. Schau wie hart und heiß es ist. Das beweist, dass sein Besitzer schon eine Frau will, auch wenn er es noch nicht weiß. Mit einem Ding wie diesem hier kannst du eine Frau glücklich machen.“ Ich tat so, als würde ich nicht begreifen. Sie erklärte mehr, beschrieb die Kopulation in verruchten Worten, hob ihren Rock und zeigte ihre nackten Beine und Geschlechtsteile, die sie mich fühlen ließ. Sie trug kein Höschen. Sie lehnte sich halb zurück, zog mich auf sich und führte mit der Hand meinen Penis in ihre Vagina. Wir hatten einen sehr wollüstigen Verkehr. Als er vorüber war, trug sie mir erneut auf, niemandem etwas davon zu erzählen und ergänzte, sie hätte das nur zu meinem Besten getan,

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um mich von der Onanie abzuhalten und von bösen Frauen. Danach hatten wir noch ein paar Tête-à-Tête, die stets mit Kopulation endeten. Die anderen beiden Begegnungen fanden mit Schülerinnen der oberen Klassen des Gymnasiums statt, siebzehn und achtzehn Jahre alt und großzügig genug, mich zu „erleuchten“. Ich besuchte eine von ihnen, wir redeten über Pferde und ich tat, als würde ich den Unterschied zwischen Hengsten und Wallachen nicht kennen. Das Mädchen war überrascht, fragte mich, ob ich wüsste, wie Babys gemacht werden. Als sie meine Unwissenheit erkannte, legte sie mich auf den Rücken, nahm meinen erigierten Penis aus der Hose, setzte sich – ihren Rock lüpfend – auf mich und drückte meinen Penis in ihren Leib. Dann ritt sie mich mit schnellen Bewegungen ihres Leibs und ihrer Schenkel, bis sie einen Orgasmus bekam, der sie beinahe bewusstlos machte. Während sie kopulierte, küsste sie more columbarum meinen Mund – mit französischen Küssen. Das war das erste Mal, dass ich solche Küsse erlebte. Ich erinnere mich noch, wie sich das anfühlte, meinen Penis hart gequetscht und von der Vulva des Mädchens massiert zu bekommen. Bei ihrem Höhepunkt nahm ihr Gesicht fast den Ausdruck eines Kadavers an. Ich hatte nie mehr die Gelegenheit, den Sex mit dieser jungen Frau zu wiederholen. Das andere Schulmädchen redete mit mir über Sex schon beim ersten Mal, wo wir alleine waren. Ich spielte wieder den Trottel. Sie beschrieb den Unterschied zwischen den Organen eines Mannes und einer Frau, zeigte mir, wie der Geschlechtsakt vollzogen wurde und, als ich sie darum bat, ihre Genitalien. Es gelang mir jedoch nie, mit ihr den Koitus zu vollziehen. Sie sagte, sie sei Jungfrau und würde auch keinen Koitus in ore vulvae zulassen. Doch ließ sie mich ihre Vulva mit meinen Fingern fühlen und kitzeln und drückte sie sogar ins vestibulum vulvae und zum Streicheln auf ihre Brüste. Ich konnte sehen, dass all dies sie erregte, dafür sprach nicht nur ihr Gesichtsausdruck, sondern auch ihre feuchte, warme und zitternde Vulva, die meine Finger erkundeten. Wir sahen uns oft, um unser Spiel zu wiederholen. Jedes Mal musste ich sie lange inständig bitten, mir ihre Genita-

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lien zu zeigen. Nach etlichen Verweigerungen gab sie endlich nach, setzte sich auf den Rand eines Möbelstücks – ein Bett, ein Sofa, eine Truhe, einen Sessel –, hob ihren Rock und spreizte die Beine. Ich kniete mich nieder, um mehr sehen zu können, und erkundete ihre Genitalöffnung mit meinen Fingern. Doch ich durfte sie nicht so weit öffnen, dass ich ihr Hymen erblickt oder berührt hätte. Sie meinte, eine unbeholfene oder rasche Bewegung könnte ihre Membran leicht zerreißen. Sie ließ auch keine angemessene Masturbation zu, also kein kontinuierliches Reiben, sondern erlaubte nur leichtes und flüchtiges Berühren. Dann ließ sie mich neben sich sitzen und spielte mit meinem steifen Penis, aber ohne mich zu masturbieren, was ich sowieso nicht ausgehalten hätte. Unterdessen streichelte ich ihre nackte Brust und wir küssten uns auf den Mund. Diese Handlungen führten bei mir nicht zur Ejakulation, nur zu einer angenehmen Erektion. Jedes Mal bat ich sie, mit mir Verkehr zu haben, nur Koitus in ore vulvae, doch sie willigte niemals ein, genauso wenig wie sie von Mund oder Zunge masturbiert werden wollte. Die Ferien kamen. Ich wurde nur deshalb in die vierte Klasse versetzt, weil meine Lehrer mir eine Menge durchgehen ließen und sich an meine vergangene Brillanz erinnerten. Tatsächlich war ich so von Erotik eingenommen, dass ich in der ganzen dritten Klasse nichts geleistet hatte, meine Noten waren erbärmlich. Es gab jedoch nur ein schriftliches Examen vor dem Eintritt in die nächste Klasse und ich rettete mich durch Abschreiben, was es für die Prüfer leichter machte, nachsichtig zu sein. Am Ende hatte ich jedenfalls die Durchschnittsnote, die ich brauchte. Wir verbrachten die Ferien im Dorf meines Onkels, das ich zwei Jahre nicht gesehen hatte. Diesmal war ich ein anderer Mensch, erotisch so erfahren wie ein Erwachsener. Nun hatte mein Cousin jemanden, der seine Obszönitäten verstand. Mit all den Dienerinnen, Landmädchen und Feldarbeiterinnen tauchte ich in eine wahrlich cythereanische Atmosphäre ein. Ich schloss schnell mit den meisten Mädchen Bekanntschaft, wobei mir mein Freund bei den ersten Annäherungen behilflich war. Er erklärte mir, wie ich alles, was ich wollte, von diesen starken Xanthippen bekommen konnte mittels kleinen Geschenken, einem

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Päckchen Haarnadeln, einem billigen Haarband, Süßigkeiten, einem Kuchen oder sogar Hutzucker. Nach spöttischen Angeboten wie diesen ließen mich die „starken Jungfrauen“ aus der Ukraine wirklich die geheimsten Stellen ihrer Körper sehen und fühlen. Das konnte überall geschehen, in Schlafzimmern, Scheunen, Ställen, hinter einer Mühle, im Gebüsch. Die Jungfrauen ließen sich lediglich anfassen. Wer nicht mehr Jungfrau war, gab sich höchst willig dem Beischlaf hin. Ich ging mit meinem Cousin und anderen jungen Männern zum Fluss, um die Mädchen baden zu sehen. Ich warf ihnen Komplimente und doppeldeutige Bemerkungen zu. Bei jeder Obszönität, die sie hörten, brachen sie in Gelächter aus. Einmal durchquerten mein Cousin und ich einen Raum, wo ein außerordentliches Mädchen von siebzehn oder achtzehn Jahren – Stärke und Gesundheit in Person, mit Wangen rot wie Päonien und abstehenden Brüsten – den Boden wischte. Dabei beugte sie sich mit gespreizten Beinen, die so massiv wie Säulen waren, nach unten. Ihren Rock hatte sie über den Knien festgemacht, so dass man ihre weißen Beine sehen konnte. Mein Cousin verschwendete keine Zeit, näherte sich dem Mädchen von hinten und griff entschlossen nach ihren Geschlechtsteilen unter dem Rock. Das Mädchen schrie auf und entzog sich der Hand des Angreifers. Sie war nicht böse, sondern lachte. Landmädchen waren an solche Freiheiten gewöhnt. Die gewagtesten Vertraulichkeiten wurden zugelassen in den großen Gutsküchen, wo Dutzende von Dienern und Arbeitsmädchen ihre Mahlzeiten einnahmen oder mit Dutzenden von Pferdepflegern, Aufsehern und Feldarbeitern Tee tranken. Ich ging oft dorthin, von erotischer Lust getrieben. Ein Gespräch verlief da gewöhnlich wie ein Lauffeuer von Obszönitäten und die Gesten waren so geschmacklos wie die Sprache. Ich sah zum Beispiel, wie ein Jugendlicher ein erloschenes Brandeisen den Mädchen entgegenschwang, das eine phallische Form hatte, und wie er sie fragte, ob sie sich wünschten, ihre Liebhaber wären mit einem beeindruckenden Teil wie diesem ausgestattet. Keines der Mädchen sah schockiert aus, alle lachten, bis sie den Tränen nahe

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waren. Rüben, Kohl und Meerettichstümpfe wurden für ähnliche Witze herangezogen. War ein Mädchen mit dem Herdfeuer oder dem Samowar beschäftigt, griff ein junger Mann, wenn ihm danach war, von hinten nach ihr, drückte seinen Unterleib gegen ihren Hintern, ohne seinen Penis herauszuholen oder ihren Rock zu lüpfen, und simulierte die Bewegungen eines Koitus a recto, indem er vorgab, ein Hengst oder Bulle zu sein, der eine Stute oder Kuh bestieg. Solche Ähnlichkeiten beleidigten das gutaussehende Landmädchen keineswegs, die das Ganze für witzig hielt, genau wie der Rest der Zuschauer. Wie ich bereits erwähnte, badeten Mädchen und Jungs nackt und nah beieinander. Manchmal brachten die Jungs Pferde mit, um sie zu waschen, und einige Male sah ich einen der Nacktbader den Rumpf eines Tieres mit seinem Unterleib rammen, die Bewegungen des Koitus imitierend, besonders vor den Augen der Mädchen, die ebenfalls nackt waren und ihn ein Schwein nannten, obwohl sie von der Schau prächtig unterhalten wurden. Ich hörte von einem neunzehnjährigen Jungen, der tatsächlich während einer dieser regelmäßigen Vorgänge Verkehr mit einer Stute hatte, während die Mädchen ihm zuschauten. Sie beschimpften ihn, blieben aber bis zum Schluss des Aktes. In der Küche der Dienerschaft, in der ihre und der Arbeiter Mahlzeiten gekocht wurden und die „schwarze“ Küche genannt wird, sah ich oft junge Männer aus Spaß mit Mädchen ringen. Wenn es einem gelang, ein Mädchen auf den Boden zu bringen, versäumte er nie, seinen Leib auf ihren zu legen und die Positionen und Bewegungen des Koitus zur allgemeinen Belustigung nachzuahmen. Kinder, die diese Szenen beobachteten, schüttelten sich vor Lachen, sie verstanden genau, wofür der simulierte Akt stand. Ein Feiertag ist für einen Russen kein Feiertag, wenn er nicht mit ausgiebiger Zecherei begangen wird. Man erzählte mir, dass manchmal, wenn in dieser Küche Feste veranstaltet und Menschen vom kostenlosen Wodka des Herrn oder der Farmverwalter aufgewärmt wurden, die Männer noch tadelnswertere Tricks anwandten. Sie ergriffen ein gutaussehendes Mädchen von hinten, wenn sie nicht hinschaute, zogen sie von

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der Bank weg, auf der sie saß, drehten sie herum und hielten sie einige Zeit kopfüber, wobei ihre Beine in der Luft strampelten. Die gewöhnliche Frau trägt in Russland ja keine Unterhose, weswegen jeder dann seine Augen an den geheimsten Zonen des Opfers weiden konnte. Selbst diese Opfer waren ihren Angreifern nicht lange böse, so derb waren ihre Sitten. Es gingen noch andere seltsame Dinge in dem Dorf vor. Einmal gelangten mein Cousin und ich an einen öffentlichen Platz – ich denke ein Badehaus – und ich sah einen jungen Pferdekutscher auf dem Boden Sex mit einem unserer Dienstmädchen haben. „Hey, was machst du da?“, rief mein Cousin. „Wir bumsen“, antwortete der Kutscher mit dem vulgärsten Ausdruck für den Akt und setzte ruhig sein Werk fort, bis ihn mein Cousin zwang, damit aufzuhören, indem er ihm in den Hintern trat. Das Dienstmädchen ließ ihren Rock herunter und ging ohne das geringste Anzeichen von Scham weg. Die abendlichen Feste im Dorf, die vechernitsy auf Ukrainisch, waren Zusammenkünfte unverheirateter Mädchen und junger Männer. Die Mädchen beschäftigten sich mit Spinnen und Sticken, die Jungen sangen, machten Musik und versuchten die Mädchen durch lustige Geschichten zum Lachen zu bringen. Alle warteten darauf, dass das Öl ausging und die Lichter verloschen – manchmal halfen sie ein bisschen nach. Dann setzte jeder junge Mann das Mädchen neben sich auf seinen Schoß und masturbierte sie, während sie wiederum ihn im Dunkeln masturbierte. Später ging jeder zufrieden nach Hause. Um die Lockerheit der Landmoral zu verdeutlichen, kann ich eine Episode aus unserer Dorfgeschichte wiedergeben, deren Zeuge ich selbst nicht war; ich kam erst ein paar Wochen danach im Dorf an, doch kann ich für die Authentizität der Geschichte bürgen, denn sie geschah in der Öffentlichkeit. Es gab da einen Mann von zwanzig Jahren unter den jungen Dörflern, über den die Mädchen das Gerücht verbreiteten, er hätte nur einen Hoden. Der Witz nahm einfach kein Ende. Sobald er auf eine Feier kam, rannten die Mädchen vor ihm weg, als hätte er eine Plage und riefen ihn odnoyaits, „Ein-Ei“. Ihm brach das Herz und er beschwerte sich beim Dorfgericht über

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die Beleidigung. Dieses Gericht war ein volostnoy sud, das oft aus ungebildeten Dörflern bestand, so dass es nur mündlich verhandelte. Doch kann dieses Gericht gemeine Strafen verhängen, nicht nur geringe Gebühren oder ein paar Tage Gefängnis. Es verhandelte die kleinen Verbrechen und Dispute der Dorfbewohner. Die Entscheidungen, zu denen dieses raue und allzeit bereite Tribunal gemeinhin kam, waren nicht in jedem Fall vom geschriebenen Gesetz diktiert. Wie im Osten war das Urteil des Richters das letzte Wort und seine Entscheidungen wurden oft durch Geschenke in Form eines vedro – zweieinhalb Gallonen [knapp zehn Liter] Wodka – des Klägers oder Angeklagten beeinflusst. Unser Dorfgericht nahm sich des Unglücks des jungen Mannes an. Die schuldigen Mädchen, es waren mehr als zwanzig, mussten vor den Richtern erscheinen, die folgendes Urteil fällten: Jedes der Mädchen musste für sich in den öffentlichen Saal kommen, in dem sich der Kläger und die Richter befanden, ihre Hand in die Hose des Klägers stecken und sich davon überzeugen, dass er zwei Hoden hatte und nicht einen, sowie vom Kläger zwei Schläge auf den Hintern empfangen. So wurde es gemacht. Der öffentliche Saal war voller Menschen, die Mädchen wurden einzeln hineingebracht und, nachdem sie ihre Hände in die Hose des Klägers gesteckt hatten, gefragt: „Hat er einen Hoden oder zwei?“ Die Mädchen hatten keine Wahl, sie mussten antworten: „Er hat zwei.“ Dann wurden sie zum Kopf des Tribunals, volostnoy starshina, gebracht, der auf einer Bank mit dem Rücken zur Wand saß. Sie mussten ihre Köpfe auf die Knie des Richters legen wie im Spiel „heiße Hände“. Zugleich wurden ihre Röcke von hinten angehoben, so dass nicht nur ihre Pobacken, sondern auch ihre weiblichen Reize bloßgelegt waren. Ihre Hintern wurden also der Öffentlichkeit gezeigt. Der junge Mann, der beleidigt worden war, gab zwei hallende Klatscher auf ihre festen Pobacken ab. Ich vernahm das von den Lippen derer, die an dieser Komödie teilgenommen hatten. Unter der großen Anzahl an Dienern meines Onkels gab es ein Mädchen von dreizehn oder vierzehn Jahren namens Yevdochka, die Tochter eines Fahrers. Wenn ich die Besonderheit der ländlichen Moral nicht gekannt hätte, wäre ich womög-

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lich im Glauben verblieben, die zahlreichen jungen weiblichen Charaktere in Zolas Romanen würden für das rein Animalische und die schiere Personifizierung sexueller Instinkte stehen – wie Mouquette in Germinal –, nichts mit der Realität zu tun haben und bloß poetische Symbole sein. Doch Yevdochka war ein gutes Beispiel für diesen Typ. Zu jeder Stunde, außer vielleicht wenn sie schlief, dachte sie an Sex. Wie eine läufige Hündin streifte sie überall herum, wo sie auf einen einsamen Mann treffen konnte, und sorgte sich nicht, wem sie sich hingab, ob Kind oder altem Mann. Sie wurde sogar der Sodomie bezichtigt. Einmal trafen mein Cousin und ich sie mit einer Freundin ihres Alters im Dickicht von Gebüschen. Die beiden Mädchen lüpften ihre Röcke und zeigten uns ihre Vulvas, spreizten die Beine und ermunterten uns mit Worten und Gesten, mit ihnen Verkehr zu haben. Doch mein Cousin meinte, Yevdochka könnte einen infizieren, weshalb wir der Versuchung widerstanden. Ich weiß nicht, ob die Ängste meines Cousins einen guten Grund hatten. Alle jungen Männer des Dorfes hatten Sex mit Yevdochka und ich hörte dennoch nie davon, dass sie sich etwas eingefangen hätten. Eines Morgens nahm mich mein Cousin noch vor Sonnenaufgang mit zu einem öffentlichen Platz, einer Art Scheune, in der die jungen Mädchen schliefen. Es war Hochsommer und sehr heiß, also hatten die Mädchen nur ihr Nachthemd an und lagen ohne Bettdecke auf ihren Strohmatratzen auf dem Boden. Es waren etwa zwanzig von ihnen da, tief schlummernd wie jeder junge Mensch, der voller Gesundheit einen ganzen Tag harter körperlicher Arbeit hinter sich hatte. Die meisten von ihnen trugen Nachthemden, die während des Schlafs hochgerutscht waren. So konnte man ihre nackten Schenkel und Unterleiber sehen. Wir schauten so lange wir wollten auf die braunen Vulvas mit den rosa Spalten, die behaarten Venushügel. Es gab da Schamhaarlocken in allen Farben. Ich erinnere mich an eine Pubes, die mit einem kastanien- oder eher rostbraunen Haarwust bedeckt war, der mich besonders beeindruckte. All diese weibliche Nacktheit sonderte einen starken Geruch ab. Obwohl wir sehr erregt waren, wagten wir nicht, eines von ih-

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nen aufzuwecken und schlichen uns leise davon, ohne dass die Mädchen etwas von unserer morgendlichen Visite ahnten. Mein Cousin hatte mit einer Menge Dienstmädchen, Landarbeiterinnen und Bauernmädchen sexuelle Beziehungen. In der Nacht kam zum Beispiel ein Dienstmädchen in sein Schlafzimmer, wo auch ich mein Bett hatte, und ließ sich nicht im geringsten von meiner Anwesenheit stören. Diese idyllische Einfachheit ihrer Moral! In Nächten wie dieser konnte ich nicht einschlafen. Ich hörte mir ihr Küssen an, das quietschende Bett und andere typische Koitusgeräusche, die wieder von vorn anfingen, wenn mein Cousin dem Mädchen schmutzige Geschichten erzählte; tentigine rumpebar, ich platzte vor Geilheit, wie die Römer zu sagen pflegten. Ich hatte ebenfalls oft Sex mit den Mädchen vom Land und den Dienerinnen, in ore vulvae mit den Jungfrauen und auf normalem Weg mit den bereits Entjungferten. Sie waren starke Frauen, wundervoll drall, und strahlten Gesundheit und animalische Vitalität aus. Sie hatten rote Wangen, enorme Hintern, feste, vorspringende Brüste, Beine wie dorische Säulen, muskulöse, kräftige Vulvas. Sie machten das Beste aus ihrer Jugend, man sah sie mit Jungs in jedem Graben, in jeder Scheune, unter jeder Mühle – in jeder Ecke, die genug Platz bot für ein Pärchen, sich zu umarmen. Wenn sie schwanger wurden, nahmen sie Abtreibungsmittel ein – jedes Mädchen wusste, wofür das Mutterkorn des Roggens gut war – oder gingen zu alten Frauen, die wussten, wie man die Instrumente richtig benutzte. Die Menschen nahmen Schwächen des Fleisches prinzipiell locker. Jeder kannte zum Beispiel den Witwer, der seine beiden Töchter geschwängert hatte, eine von ihnen noch minderjährig. Es tat dem guten Ruf, den er hatte, keinen Abbruch. Um das Bild zu vervollständigen sollte ich erwähnen, dass es während jener Ferien eine verheiratete Frau gab, eine Landbesitzerin und Nachbarin, die der Meinung war, ich bräuchte sexuelle „Erleuchtung“. Sie hielt mich für unschuldig und erläuterte, was ich schon lange wusste; dann verführte sie mich zum Sex mit ihr in einem Sommerhäuschen in ihrem Garten.

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Kapitel 5 – Letzte Verhältnisse Ich war noch keine dreizehn, als ich als Viertklässler nach Kiew zurückkehrte. Aus schulischer Sicht war dieses Jahr noch vernichtender für mich als das letzte. Ich konnte mich einfach nicht auf akademische Bücher konzentrieren, die ich sowieso immer langweiliger fand. Meine Noten wurden schlechter, ich war einer der miserabelsten Schüler in der Klasse. Meine Eltern sahen die Ursache darin, dass ich zu jung war für die vierte Klasse, es hatten jedoch mehrere Kameraden das gleiche Alter. Wie auch immer, ich musste dieses Schuljahr wiederholen und war fast fünfzehn, als ich in die fünfte Klasse kam. Ich musste nicht nur die fünfte Klasse ebenfalls wiederholen, ich bestand auch die Tests für die Aufnahme in die sechste nicht. Damals war ich fast siebzehn. Weil man in Russland nicht drei Jahre hintereinander die gleiche Klasse besuchen darf, musste ich das Gymnasium verlassen. Ich wurde in eine technische Schule gesteckt, ein Gymnasium ohne Latein und Griechisch, wo ich auch durchfiel. Es wurde ein Weg gefunden, mich in ein Examen zu zwängen, das mich zurück aufs klassische Gymnasium – in die sechste Klasse – brachte, was wichtig war, denn es gab einem mehr Rechte. Ich war damals achtzehn. Dann fiel ich beim Test für die siebte Klasse durch. Ich versuchte die sechste zu wiederholen, doch meine Noten waren so schlecht, dass ich meinen Mut verlor und die Schule endlich Mitte des Jahres verließ. Ich war nun neunzehneinhalb. All die Jahre war meine Gesundheit stark angeschlagen und ich blieb oft wegen Lungenkrankheiten und Neuralgien der Schule fern, was meinem akademischen Erfolg nicht gut tat. Mit siebzehn verlor ich meine Mutter, die spät in ihrem Leben noch einmal ein Baby bekam und an Kindbettfieber starb, das sie sich aufgrund der Nachlässigkeit des Geburtshelfers zugezogen hatte; sie war von ihm nicht hinreichend desinfiziert worden. Das Baby starb kurz danach ebenfalls. In dem ganzen Abschnitt zwischen dreizehn und zwanzig war mein sexuelles Leben sehr aktiv. Als ich aus den Ferien zurückkam, die ich beschrieb, zogen wir erneut um und ich konnte die

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kleine Sara nicht mehr treffen. Doch ich machte Sex mit jedem Schulmädchen, das sich willig zeigte, manchmal hatte ich Verkehr mit Dienstmädchen, wenn sie jung und hübsch waren. Während der langen Ferien, die wir auf dem Land verbrachten, stand mir ein ganzer Harem zur Verfügung. Nicht zuletzt fand ich stets Frauen, die mich sexuell „erleuchten“ wollten. Ich hatte immer noch mit meiner alten Methode Erfolg, den Unschuldigen und völlig Naiven zu spielen. Das war ein beinahe unfehlbarer Weg, die Damen „aufzuwärmen“ und ihnen libidinöse Gedanken einzugeben. Es ist erstaunlich, wie sie es genießen, Anleitungen auf diesem Gebiet zu geben. Jede Frau will die erste sein. Doch damals waren die Frauen noch irgendwie beschämt über das, was sie taten. Das lässt sich daran festmachen, dass sie alle sagten, sie täten es zu meinem eigenen Besten, „um mich von der Onanie und bösen Frauen fernzuhalten“ – eine Scheinheiligkeit, die bei mir nicht zog. Meine Erfahrung führt mich zur Erkenntnis, dass eine Neigung zu vorpubertären Kindern oder Jugendlichen unter Frauen so verbreitet ist wie unter Männern. Für mich war das Vortäuschen von Unschuld nicht nur der sicherste Weg, zu bekommen, was ich wollte, es war auch die Quelle eines speziellen Vergnügens. Ich spüre noch heute intensiven lustvollen Genuss, wenn ich eine Frau und insbesondere ein Mädchen von Sex sprechen höre. Man stelle sich vor, wie erotisch erregt sie sind und während ihres Gesprächs Schauer durch ihre Genitalien rinnen. Während Frauen mir vom Koitus erzählten, konnte ich mir ihre geschwollene Klitoris ausmalen und wie ihre Vulva Sekrete absonderte. Außerdem reden Frauen über so etwas anders als Männer. Sie benutzen kaum die angemessenen Worte, sondern Umschreibungen, Euphemismen, Metaphern, die zwangsläufig einen malerischen und suggestiven Charakter haben und für die Phantasie viel aufregender sind als genaue technische Ausdrücke. Junge Mädchen haben kein technisches erotisches Vokabular, sei es wissenschaftlich oder vulgär – oder wenn doch, dann wagen sie nicht, es zu benutzen. Sie müssen ihre Vorstellungskraft anstrengen, um Dinge angemessen zu beschreiben, erfinden Gleichnisse, rufen treffende Bilder

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hervor, werden unruhig und erröten. All das ist sehr erregend. Jede Frau hat ihre eigene Art, Dinge auszudrücken und neue Bilder zu finden. Die Neuheit von Gefühlen, Bildern und sogar Worten spielt eine entscheidende Rolle beim Schärfen der eigenen sexuellen Sinne. Monotone Pornografie regt nach wenigen Seiten schon nicht mehr an, so wie sinnliche Erfahrungen nicht in Worten vermittelt werden können. Für mich und zweifellos alle hochstrebenden Menschen ist die Phantasie der wichtigste Faktor beim sexuellen Vergnügen. Ich habe keinen Spaß, solange ich mir nicht den Spaß der Frau vorstellen kann. Ich könnte mit einer schlafenden oder bewusstlosen Frau keinen Sex haben. Der bloße Gedanke an eine Frau, die Sex genießt, gibt mir einen Kick, auch wenn er nicht zur Ejakulation führen muss. Doch der Gedanke an das Vergnügen des Mannes weckt in mir überhaupt kein Interesse. Spirituelle Ideen, oder wenn Sie so wollen Vorurteile, verschärfen und variieren sexuellen Genuss. Das meinte Huysmans, als er über Rops‘ Kunst sagte (obschon er grosso modo übertrieb), dass tiefes und großes sinnliches Vergnügen unmöglich sei ohne den Teufel. Renan wies mit vorzüglicher Spitzfindigkeit auf das Gleiche hin, da er das Christentum den Schöpfer subtilerer erotischer Vergnügen nannte, als sie das Altertum kannte. Das wird von vielen Autoren vergessen, die in Richtung Christentum im Namen triumphaler Erotik und den Rechten des Fleisches auf den Putz hauen. Beim Sex ist rein körperlicher Kitzel fast nichts verglichen mit der psychischen Aufregung und geistigen Lüsternheit. In Wahrheit hat das Christentum der psychologischen Seite sexuellen Vergnügens Auftrieb gegeben, indem es ein weites Feld der sexuellen Imagination eröffnete. Ich denke, der sexuelle Genuss des zivilisierten Menschen entlehnt seinen Wert und seine Anziehungskraft aus der Phantasie – ansonsten ist er nicht mehr und nicht weniger erfreulich als Stuhlgang oder Essen und Trinken für Menschen, die keine Gourmets sind. Weibliches Schamgefühl ist ein Aphrodisiakum für Männer, doch nur, wenn sie sich von der Sinnlichkeit der zurückhaltenden Frau besiegen lässt. Wenn ich mit einer vornehmen Frau im

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Bett bin, erregt mich am stärksten die Idee, dass etwas Paradoxes und Unerklärliches passieren könnte: Hier ist eine Frau, die glaubt, gewisse Körperteile von sich zu zeigen sei schrecklich, sie verbirgt sie vor allen, besonders vor Männern, denkt, dass sie schändlich seien und wagt es nicht, ihnen einen Namen zu geben. Und doch zeigt die gleiche Frau sie nun einem Mann, und zwar dem, dem sie am meisten widerstehen müsste, weil das der Mann ist, den sie liebt, der sie am meisten einschüchtert und belästigt und mit den verführerischsten und heißesten Augen betrachtet. Und dieser Mann schaut ihr Geschlecht nicht nur an, er berührt und erregt es sogar; er benutzt nicht nur seine Hände dafür, sondern einen Teil seines Körpers, der aus Sicht der Frau genauso schändlich ist, einen Teil, den sie normalerweise zu benennen und erst recht zu sehen oder zu berühren fürchtet und an den sie gemäß den Sitten gar nicht denken dürfte. Der Kontakt ist nicht eingebildet: Der Mann bringt sein schändlichstes Teil in das schändlichste Teil der Frau, und dieses Verletzen des Schamgefühls regt noch mehr an, weil es vorübergehend ist. Eine Stunde danach – die Frau ist wieder angezogen und hat sorgsam beinahe all ihre Körperteile verhüllt – wird sie erröten, wenn sie nur den Namen des Dinges hört, das ihr so viel Vergnügen bereitet hat. Wie viel weniger sexuelle Freude gäbe es ohne die offensichtlich absurde Konvention weiblicher Sittlichkeit! Aus ähnlichen Gründen sind die sexuellen Sekrete einer Frau ein großer symbolischer und fetischartiger Stimulus für die Phantasie. Nichts erregt mich mehr als vulvo-vaginalen Schleim zu sehen, zu berühren oder nur daran zu denken. Das liegt daran, dass es der sicht- und fühlbare Teil weiblicher Sinnlichkeit und Lust ist. Die Erektion weiblicher Sexualorgane ist kaum sichtbar, doch sexuelle Flüssigkeit liefert uns einen schlagenden Beweis dafür, dass eine Frau erotisch erregt ist, dass sie des sens hat, wie die Franzosen sagen, dass sie irdisch wie wir selbst ist – oder, wenn ein Engel, dann einer, der manchmal fällt. Ich benutze meine ganze Imagination, um mich in die weiblichen Sexualorgane zu versetzen. Ich stelle mir ihre Freude vor, das vervielfacht mein eigenes direktes Vergnügen zehn- und hundert-

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fach. Mehr als nur sinnliche Elemente sind hier am Werk: Wir haben es mit Moral zu tun – oder, wenn Sie so wollen, Unmoral –, ethischen, emotionalen und intellektuellen Faktoren. In den sieben Jahren zwischen dreizehn und zwanzig erfuhr ich häufig sexuelle Befriedigung. Aus verschiedenen äußeren Gründen gab es auch Zeiten der Abstinenz, in denen ich nächtliche Samenergüsse bekam, ungefähr ein oder zwei Mal pro Woche. Wenn es keinen äußeren Anlass gab, verringerten sich meine genitalen Bedürfnisse und schliefen allmählich ganz ein. Mein Kopf wurde freier, meine intellektuelle und physische Energie größer. Doch nach jedem zufälligen Stimulus – einem Gedicht, Buch oder Bild, weiblicher Nacktheit, einem Gespräch mit einer Dame, die mich sexuell „erleuchten“ wollte – erwachten meine Leidenschaften erneut und ich kehrte zu den gleichen erschöpfenden Vergnügen zurück. Ich fühlte mich nicht glücklich. Einerseits erniedrigte und entmutigte mich mein dauerndes Versagen in der Schule, trotz der Freundlichkeit, mit der meine Eltern damit umgingen. Andererseits interessierte mich nichts um mich herum außer den Frauen; wenn ich keine erotischen Erfahrungen sammelte, war ich schrecklich gelangweilt. Ich trieb keinen Sport mehr, auf dem Land ritt und jagte ich nur selten. Als sie erwachsen wurden, führten meine Schulkameraden ein immer ausgeprägteres intellektuelles Leben. Die meisten waren leidenschaftlich an Politik interessiert und lasen heimlich revolutionäre Literatur, traten geheimen sozialistischen Gesellschaften bei und nahmen Kommunismus, Anarchie und Terror als Religionen an. Sie waren zwischen fünfzehn und zwanzig Jahre alt und lasen ernsthafte Bücher: Spencer, Mill, Buckle, Renan, Louis Blanc, Taine, Marx, Lassalle, Laveleye, Proudhon, Darwin, Häckel, Sumner Maine, Morgan, Engels, Tarde, F.-A. Lange, Büchner, Letourneau und andere. Mir genügte es, die Namen der Autoren zu kennen, die sie studierten. Wenn ich versuchte, diese Bücher zu lesen, schlief ich nach ein paar Seiten ein. Meine Freunde führten endlose Diskussionen über moralische, philosophische und soziale Themen, nicht jedoch über Religion, denn sie waren alle Atheisten und Materialisten. Diese

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Diskussionen rannen über meinen Kopf wie Wasser über einen Entenrücken – ich nahm keinen Anteil daran. Romane interessierten mich schon eher; waren sie zu ernst, langweilten sie mich. Meine zwei gewöhnlichen Zustände waren direkte erotische Erregung oder melancholische Niedergeschlagenheit, die von erotischen Träumen begleitet wurde. Wenn ich mich wieder mit Elan an die Schularbeiten machte, geschah das in den Intervallen sexueller Abstinenz, die nicht lange anhielten. Ich masturbierte nie, ich war vom bloßen Gedanken daran abgeschreckt und wusste nicht einmal, wie man es genau machte. Ich fürchtete mich so sehr vor zufälliger Masturbation, dass ich meine Hände nie auf meine Geschlechtsteile legte. Doch ich schämte mich, viel zu oft sexuell aktiv zu sein. Was meine mentale Depression noch verschlimmerte, war die Tatsache, dass ich meinen Eltern gegenüber meine Eskapaden verbergen musste. Das Lügen strengte mich mehr und mehr an, je älter ich wurde. Als Kind wurde ich nie wie ein Lügner angesehen, man hielt mich sogar für außerordentlich wahrheitsliebend; ich log freilich ohne das geringste Zögern, solange ich ein Kind war und meine kleinen Sünden bedecken musste. Die Liebe zur Wahrheit und Abneigung gegen Lügen kamen erst mit dem Alter. Wie falsch es ist anzunehmen, dass Kinder auf natürliche Art wahrheitsliebend seien. Wie unwahrscheinlich, dass es sehr junge Kinder gäbe, die „unfähig zu lügen“ seien. Man könnte genauso gut behaupten, dass es Kinder gäbe, die unfähig seien, ihre eigenen Handlungen falsch zu beurteilen. Unglücklicherweise sind solche fehlgeleiteten Ideen selbst in gebildeten Kreisen noch weit verbreitet. In der langen Periode, die ich hier ausführe, waren meine erotischen Erlebnisse nicht der Rede wert. Sie waren meist von der gleichen Art wie die zuvor beschriebenen. Sie wurden mir leicht gemacht, weil die russische Moral so liberal war. Jungs und Mädchen genossen vollständige Unabhängigkeit, besuchten einander, wenn niemand sonst anwesend war, gingen so oft sie wollten allein spazieren, kamen zu jeder beliebigen Stunde des Tages nach Hause. Wir konnten uns so frei bewegen wie jeder Erwachsene; einige von uns nutzten das für Politik, ich, um Lie-

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be zu machen. Ich ging nie zu Prostituierten wie die meisten meiner Schulfreunde. Ich fürchtete mich vor Geschlechtskrankheiten und die Huren, die mir auf der Straße begegneten, erschienen mir unangenehm. Willige Schulmädchen und „ehrenhafte“ Damen waren gut genug für mich. Eine der Damen, eine Freundin meiner Mutter, lernte eines Tages von meinen heuchlerischen Lippen, dass ich den Unterschied zwischen den Geschlechtern nicht kannte. Sie wechselte vom Studierzimmer ihres Mannes, in dem wir alleine waren, ins Schlafzimmer nebenan und hieß mich, nicht hereinzukommen, bevor sie mich gerufen hätte. Nach ein paar Minuten rief sie und ich sah sie nackt auf dem Bett liegen. Sie ließ mich eine Weile hinschauen, dann bat sie, ich solle mich ausziehen und neben sie legen, wo sie mich den Sexualakt „lehrte“. Sie ging keine Risiken ein; es war niemand im Haus, ihr Ehemann noch auswärts beschäftigt. Ich nutzte mehrere Gelegenheiten, mit der Frau Sex zu haben. Die längste und interessanteste Beziehung hatte ich im Alter von sechzehn und siebzehn mit einem Mädchen, das nur ein paar Monate älter war als ich. Sie war in der letzten Klasse des Gymnasiums und schon verlobt mit einem Studenten, der gerade im Gefängnis saß. Er war Mitglied der sozialistischrevolutionären Partei und befand sich seit ein paar Monaten in Untersuchungshaft. Die Anklagepunkte gegen ihn waren nicht sehr schwerwiegend, und weil politische Gerichtsverhandlungen in Russland oft eine reine Formalität und Komödie sind – der Angeklagte ist von den Autoritäten schon vorher verurteilt worden und die Mitglieder des Militärtribunals nur Gummistempel, die alles absegnen – wusste man bereits, dass dieser junge Mann zu acht bis zehn Jahren Zwangsarbeit, na poselenie (zur Besiedlung), in Sibirien verurteilt würde. Das Mädchen hätte ihm folgen müssen, um ihn zu heiraten. Auch sie hatte terroristische Ideen, die sie vor mir zu verbergen trachtete. Ich ging oft zu ihr und gab vor, an diesen Ideen interessiert zu sein, die mich in Wahrheit recht kalt ließen. Ich war von ihr erotisch fasziniert. Meine Gefühle offenbarte ich ihr nicht, einmal, weil ich schüchtern war, dann auch, weil sie jemand anderem versprochen war. Doch sie war es, die das Eis auf eher ungewöhnliche Art brach.

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Zu dieser Zeit gab es ein Buch, das aus dem Englischen übersetzt und bei jungen russischen Studenten in Mode war. Es ist sogar heute noch beliebt, denn russische Intellektuelle sind ihren literarischen Vorlieben sehr treu. So lesen sie die Arbeiten von Buckle noch immer, als seien sie erst gestern geschrieben worden; sie können sich für einander widersprechende Ideen gleichzeitig begeistern: Marx und Nietzsche, Bebel und Weininger, Tolstoi und Bernhard Shaw. Nicht, weil sie so einen weiten Horizont hätten, sondern weil ihre Gedanken nicht besonders klar sind, denn der russische Geist ist von chaotischer Art und idealisiert zugleich alle intellektuellen Berühmtheiten und Autoritäten. So wie religiöse Menschen stets einen Weg finden, die widersprüchlichsten Schriften in Einklang miteinander zu bringen, so schreiben Russen die gleiche Meinung – die nur ihre eigene ist – verschiedenen bekannten Menschen zu, deren Anschauungen nicht unterschiedlicher sein könnten. Zum Beispiel interpretieren sie Nietzsche im revolutionär-kommunistischen und sozial-demokratischen Sinn! Doch wir müssen fortfahren. Das besagte Buch wurde meines Wissens Elements of Social Science: Misery, Prostitution, Celibacy genannt. Der anonyme Autor bezeichnete sich als einen Doktor der Medizin. In Russland hielt man ihn für einen Sohn des berühmten Robert Owen. Sein Buch diskutierte Vorstellungen über Sexualität und empfahl, dass junge Menschen beider Geschlechter früh mit Geschlechtsverkehr beginnen und Verhütung praktizieren sollten, um Schwangerschaften zu vermeiden („Neo-Malthusianismus“). Es gab Vorschläge zur Verhütung, zum Beispiel die Benutzung eines Schwammes. Das Buch war in Russland verboten, doch wurde im Ausland ein russischer Text gedruckt und zirkulierte nun im Untergrund. Die meisten Schüler hatten ihn gelesen, manchmal, wenn sie erst dreizehn oder vierzehn waren. Oft folgten sie den darin enthaltenen Ratschlägen. Ich hatte das Buch gelesen, lange bevor ich es auf Nadias Tisch liegen sah – so will ich die Verlobte des Nihilisten nennen. Diese junge Frau lebte mit einer Tante, hatte aber ihr eigenes Zimmer, in das sie nur ihre Freunde ließ, ihre Tante und andere Verwandte betraten es nie. Natürlich ging sie aus und kam

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heim, wann sie wollte. Viele russische Schulmädchen genießen diese Freiheit. Nadia fragte mich, ob ich jenes Buch gelesen hätte. Ich bejahte, sagte aber dazu, dass es eine lange Zeit her sei und ich froh wäre, es noch einmal lesen zu können. Sie lieh es mir und begann eine Diskussion über die Ideen darin, als ich es zurückbrachte. Sie meinte, Vernunft und Wissenschaft seien gegen sexuelle Abstinenz; dann erzählte sie mir, dass sie mit ihrem Verlobten vor seiner Verhaftung Sex gehabt und dabei verhütet hätte und dass die erzwungene Abstinenz ihr nun schaden würde. Sie hatte erotische Träume mit nächtlichen Ergüssen, die sie sehr müde machten. „Schau“, sagte sie, „gerade jetzt, wo ich dir davon erzähle, spüre ich, dass ich sexuell erregt bin.“ Dann steckte sie ihre Hand unter den Rock, zog sie wieder heraus und zeigte mir ihre nassen Finger. „Auch du musst unter deinem unnatürlichen Leben leiden“, sagte sie. Sie dachte nämlich, dass ich ein keusches Leben führte. Sie fragte mich, ob ich masturbierte, und als ich verneinte, behauptete sie, dass die Abstinenz mir sehr schaden und mich verrückt machen könne. „Darum siehst du so krank aus“, meinte sie. Schließlich schlug sie vor, eine sexuelle Beziehung einzugehen, die unserer beider Gesundheit gut täte. „Ich bleibe meinem Verlobten moralisch treu“, sagte sie, „ich verlasse ihn nicht und werde ihm nach Sibirien folgen, doch im Moment erfordert die Hygiene, dass ich meine körperlichen Bedürfnisse befriedige. Mein zukünftiger Ehemann wünscht sich schließlich das Wohlergehen seiner Frau. Dir wird es deine Gesundheit zurückgeben und dich davon abhalten, zu Prostituierten zu gehen.“ Natürlich nahm ich ihren Vorschlag an. Ich konnte mir nichts Besseres wünschen, wenn meine Gründe auch nicht hygienischen Ursprungs waren. Nadia bat mich, die Vorhänge zuzuziehen und ihr ein Weilchen meinen Rücken zuzukehren. Als ich mich umdrehen durfte, lag sie im Bett und hatte einen Verhütungsschwamm in ihre Vagina eingeführt, wie es der englische Autor beschrieb. Ich zog mich aus und legte mich zu Nadia; wir begannen unseren „hygienischen“ Zeitvertreib. Nadia war schön anzuschauen mit ihrem aschblonden Haar, ausdrucksvollen grauen Augen und wohlgeformten Gesichtszü-

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gen. Nur ihre Lippen waren zu dick. Sie war von mittlerer Größe und hatte sehr große Pobacken und Schenkel. Ihre Brüste waren dagegen klein, ihre Sexualorgane frisch und hübsch und nur spärlich behaart, ihre Vagina eng. Ich hatte nie mit einer sinnlicheren Frau als Nadia Geschlechtsverkehr, keine gab mir soviel körperliches Vergnügen. Sie kam schnell und leicht zum Orgasmus, der lange andauerte. Ihre Genitalspasmen kehrten in kurzen Intervallen zurück und waren von großer Intensität. Sie warf sich während des Koitus wild herum, seufzte, ächzte, grunzte, schrie wirr herum, ihre Lenden konvulvierten und verkrampften sich starr, ihre Vulva zog sich so vehement zusammen, dass mir mein Penis sogar auf dem Höhepunkt ihres Orgasmus weh tat. Ihr Gesicht nahm dann den Ausdruck von Todesqualen an und wurde von furchterregender Blässe umwölkt. Manchmal endete der sexuelle Höhepunkt mit einem hysterischnervösen Ausbruch, der mich anfangs noch erschreckte. Nadia lachte hysterisch, schrie und kämpfte mit mir. Ihre Sexualsekrete waren sehr ergiebig, sie tropften auf das Bettzeug und hinterließen ausgedehnte Flecken. Man konnte mit einer Berührung feststellen, dass ihre Klitoris, die labia maiora und andere Geschlechtsteile angeschwollen waren, genauso wie man die Hitze in ihrer zuckenden Vulva sich bilden spüren konnte, mit all ihrem geweiteten und geröteten Gewebe. Ihr ganzer Unterleib zitterte konvulsiv. Nadia war keine Expertin auf erotischem Gebiet, sie kannte nur den normalen Koitus in der gewöhnlichen Stellung. Ich wandte meine Erfahrung und Lektüre an und lehrte sie alle Feinheiten, zeigte ihr französisches Küssen in more columbarum und Cunnilingus, den sie sehr mochte und dem Koitus bald vorzog. Ich erregte sie, indem ich mit ihren Brüsten spielte, mit ihrer Klitoris, ihrem Anus und ihrer Vagina. Wir versuchten alle denkbaren Koituspositionen – von hinten oder more ferino, das cheletizein der Griechen, stehend und alle figurae Veneris, die wir uns ausdenken konnten oder die ich aus Büchern oder von obszönen Bildern her kannte. Wir hatten auf Möbeln (Stühlen, Sofas, selbst auf einem Tisch, wie wir es in Pot-Bouille gelesen hatten) und auf dem Boden Sex, auf Teppichen und Kissen. Einmal beugte sie ihren Körper aus dem Fenster, das zur

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Straße zeigte, mit dem Rest ihres Körpers hinter zugezogenen Vorhängen, während ich sie von hinten, more ferino, nahm. Wenn wir uns trafen, lasen wir zuerst lüsternes Material wie die Erzählungen Boccaccios oder französischer Naturalisten. Hatten wir uns durchs Lesen genügend aufgewärmt, zogen wir uns aus und machten Liebe. Von Büchern angeleitet versuchte ich mit Nadia den Koitus inter mammas, zwischen den Brüsten, und irrumatio, Penis-Brust-Kontakt. Während ich ihre Sexualorgane mit meiner Zunge und meinem Mund bearbeitete, nahm sie meinen Penis in den Mund und vollzog Fellatio. Als ich ihr sagte, dass Frauen alle möglichen Objekte in ihre Vagina einführen könnten, bat sie mich, sie mit Kerzen, Schlüsseln, Stiften und Riegeln aus Siegelwachs zu masturbieren. Ich behauptete, das Reizen der Harnröhrenöffnung einer Frau würde besondere Vergnügen bereiten – das hatte ich gelesen. Schon ließ sie mich ihre Harnröhre mit einem Sortiment spitz zulaufender Objekte reizen, zum Beispiel mit einer Haarnadel. Von Päderastie wusste sie genauso wenig, ich erklärte ihr, wie der Sex zwischen Männern stattfand. Als ich ihr berichtete, dass einige Frauen gern den Penis in ihren Anus eingeführt bekämen, war sie von dem Gedanken so besessen, dass sie mich fragte, ob ich die paedicatio mit ihr ausführen könne. Ich stimmte zu, hatte aber eine Menge Schwierigkeiten. Nach einigen fruchtlosen Versuchen vollzogen wir endlich den Akt und Nadia mochte ihn, auch wenn sie anfangs Schmerzen dabei verspürte. Danach praktizierten wir recht häufig paedicatio. Nadia meinte, das sei nicht so schön wie Vaginalverkehr, aber eine „nette Abwechslung“. Was den homosexuellen Verkehr angeht, erzählte sie mir, dass sie einmal mit einer jungen Frau im selben Zimmer, nicht aber im selben Bett, geschlafen hatte, die die Tochter eines reichen Moskauer Geschäftsmannes war. Diese junge Frau war in Nadias Bett geschlüpft, hatte nach ihren Sexualorganen gegriffen und versucht, sich in Koitusposition auf sie zu legen. Nadia verstand das nicht und warf sie aus dem Bett, ungeachtet der Beteuerung jener Frau, dass alle jungen Mädchen in ihrer Stadt das täten, was Nadia ablehnte. Nadia dachte damals, die Moskauerin sei verrückt. Ich war der erste, der ihr erzählte, dass homose-

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xuelle Beziehungen in gewissen Kreisen der Gesellschaft eher normal seien. Ein paar Jahre später ging Nadia selbst solchen Praktiken nach, wie man mir erzählte. Der Grund, warum ich meine Bettgenossin verschiedene erotische Feinheiten lehrte, war nicht meine Sinnlichkeit, sondern die Tatsache, dass ich nicht länger stark genug war, sie mit Verkehr zu befriedigen und deshalb auf verschiedene Arten der Masturbation zurückgreifen musste. Nadia besaß einen wirklich großen sexuellen Appetit, der meine Ausdauer bei weitem übertraf. Wir hatten mehrmals pro Nacht Verkehr, manchmal weckte sie mich in der Nacht oder im Morgengrauen auf, um es nochmals treiben zu können. Wenn ich mich zu ausgelaugt fühlte, befriedigte ich sie auf verschiedene Arten, besonders mit Cunnilingus, den sie am liebsten hatte. Nichts davon schadete ihrer Gesundheit, denke ich, doch meine wurde angegriffen. Was mich mehr als alles andere beunruhigte, war mein schwindendes Gedächtnis. Diese Schwächung wahr wohl offensichtlich, da ich immer weniger an Büchern interessiert und unfähig war, meine Aufmerksamkeit auf etwas zu richten, was ein Studium erforderte. Nadia und ich trafen uns oft, ich verbrachte die meisten Nächte in ihrem Bett und kam nur morgens nach Hause zurück, manchmal bloß, um die Bücher zu holen, die ich für die Schule brauchte. Mein Vater bekam mein unordentliches Leben mit, behielt aber seine Meinung für sich; er verbot sich ein Einmischen in das Verhalten eines jungen Mannes, außerdem hielten ihn seine finanziellen Angelegenheiten auf Trab, denn sie waren nicht in bestem Zustand. Eines Nachts in Nadias Bett hörte ich durch die Wände ein Geräusch, einen schrecklichen Schluckauf, von hysterischen Tönen, ja beinahe Schreien durchsetzt. Nadia berichtete, was ihr die Dienerschaft erzählt hatte: Diese monströsen SchluckaufAnfälle überkamen die Polin im Nebenzimmer jedes Mal, wenn sie mit ihrem Mann Verkehr hatte. Sie dauerten stets länger als eine halbe Stunde. Glücklicherweise zog die junge Polin bald aus. Ich erwähnte, dass Nadia selbst gelegentlich hysterische

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Anfälle nach Koitus und Cunnilingus hatte, wenn diese besonders leidenschaftlich gewesen waren. Meine Liaison mit Nadia dauerte zwölf Monate. Nach der Gerichtsverhandlung ihres Mannes heiratete sie ihn und folgte ihm nach Sibirien. Er war zu acht Jahren Exil verurteilt worden, kam aber infolge einer Begnadigung schon nach dreieinhalb Jahren frei. Außerdem hatte er in Sibirien in einer recht angenehmen Stadt quasi als freier Mann gewohnt. Er kam ohne Nadia nach Russland zurück, die ihn nach ein paar Monaten verlassen hatte und schon lange zuvor mit einem Liebhaber nach Kiew zurückgekehrt war. Danach erlebte sie noch einige Abenteuer, die nichts mehr mit Politik zu tun hatten. Ich war Nadia durch rein körperliche Leidenschaft stark verbunden. Der Beweis war meine Niedergeschlagenheit, als sie mich verlassen musste, denn das bedeutete, dass ich eine Quelle großer Nervenkitzel verlor. Trotzdem neidete ich ihr nicht ihre Ehe. Was ihre Gefühle für mich anging, so sagte sie mir lediglich, dass sie mich „liebenswert“ fand. Sobald sie weg war, hatte ich andere Affären der gleichen Art, rein sinnlich und mit „ehrenhaften Absichten“.

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Kapitel 6 – Italienische Pause Wegen meines schulischen Versagens verließ ich das Gymnasium mit neunzehneinhalb. Ich muss noch einen anderen Grund anführen: meine angegriffene Gesundheit. Ich hatte keine Zukunft vor mir und wusste nicht, ob ich jemals in der Lage sein würde, mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Mein Vater war deshalb recht betrübt. Ich hätte eine Laufbahn in der Armee beginnen können, doch meine Gesundheit war nicht stabil genug und ich lehnte das zu dieser Zeit sowieso ab. Wer die Schulausbildung nicht beendet, findet die Türen aller anderen „anständigen“ Karrieren in Russland verschlossen vor. Da eröffnete sich unverhofft eine gute Chance. Ein Onkel, den ich jahrelang nicht gesehen hatte, kam nach Kiew und erzählte meinem Vater, dass er bereit wäre, mich nach Italien mitzunehmen und in sein Geschäft einzuführen. Ich nahm das Angebot freudig an. Jede Möglichkeit zu reisen war mir in meinem melancholischem Zustand willkommen, ich war glücklich, mein gewohntes Umfeld zu verlassen, wo ich die Erniedrigung meines Versagens ständig spürte. Und welchen jungen Mannes Phantasie wäre nicht beflügelt vom bloßen Namen Italiens und seiner magischen Kraft? Ich träumte von der vielgerühmten Schönheit italienischer Frauen, von unzähligen Gelegenheiten für unbeschwerte Liebesaffären, die ich glaubte im Land des sinnlichen Vergnügens finden zu können. Unsere Vereinbarung gefiel allen Seiten und ich zog mit meinem Onkel Richtung Mailand. Ich war damals genau zwanzig. Wir waren ein bisschen vom Wetter enttäuscht. Als wir in Mailand ankamen, herrschte eine Kältewelle mit Schnee und strengen Temperaturen unter Null. Wir folgten dem Rat, an die Ufer des Como-Sees zu fahren, wo der Winter wie ein Frühling war. Wir verließen unser Hotel häufig Richtung Mailand, mit dem Dampfboot waren wir in zehn Minuten da, mit dem Zug in einer Stunde. Mein Onkel stellte mich seinen Geschäftsführern vor, bat sie, mir mit Rat zur Seite zu stehen und brachte mich auf ihren Vorschlag bei einer italienischen Familie unter, wo ich auch versorgt wurde. Dann fuhr er nach Russland zurück. Dank

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meinem Onkel und der Industriellen, die er kannte – er sprach kein Italienisch, sondern auf Französisch mit ihnen, was in Mailand weithin verstanden wurde – belegte ich Kurse in Seidenmanufaktur und anderem und lernte Italienisch. Vom Moment an, da ich Kiew verließ, lebte ich in Abstinenz. Ich spürte noch immer erotische Bedürfnisse, konnte aber entgegen meiner Erwartung keinen Weg finden, sie zu befriedigen. Ich lebte in der Familie eines italienischen Staatsbeamten. Die Frau war von französischer Herkunft, eine neidische, trockene Person, die – was mich betrifft – ohne jede sexuelle Ausstrahlung und ernsthaft damit beschäftigt war, sich um den Haushalt und ihre Kinder zu kümmern. Sie hatte einen Jungen und zwei kleine Mädchen, von denen die ältere zwölf war. Amouröse Erfahrungen waren dort, wo ich lebte, nicht sehr verbreitet. Ich lernte diverse italienische Familien kennen, doch erkannte bald, dass ich von ihnen nichts zu erwarten hatte. Junge Mädchen dürfen sich in Italien nicht so frei bewegen wie in Russland, sie gehen nur mit ihren Müttern zusammen aus und unterhalten Männer niemals allein. Ich konnte einem Mädchen nur nachstellen, wenn ich „ehrbare Absichten“ hatte, das heißt als anerkannter Verlobter. Ich hätte versuchen können, das Mädchen heimlich zu verführen, doch das war recht schwierig und wäre wie verbotene Beziehungen in Russland angesehen worden. Ich begann zu verstehen, was italienische Moral bedeutete und weshalb solch ein Handeln für mich moralisch unvertretbar war. In diesem Land ein Mädchen zu außerehelichem Sex zu bringen bedeutete, sie zu „ruinieren“ oder zu „entehren“, was in Russland ganz anders war, wo die Moral unter despotischer Herrschaft ganz liberal daherkam. Von den wenigen verheirateten Frauen, die ich kennen lernte, waren einige zu alt und reizten mich nicht, andere wurden zu genau von ihren Ehemännern beobachtet und wieder andere wirkten nicht so, als würden sie meinen schüchternen Avancen entgegenkommen. „Und da behaupten die Leute, Italiener seien leidenschaftlich“, sagte ich verwundert zu mir selbst. Weil italienische Familien vergleichsweise abgeschottet sind und aufgrund der herrischen Vormachtstellung des Ehemanns und der

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Furcht vor tratschenden Nachbarn ist es nicht leicht, Gelegenheiten für ein Tête-à-Tête mit italienischen Frauen der mittleren Bourgeoisie zu finden. In diesem Stand erforderte Ehebruch ein gewisses Maß an Unverfrorenheit und Talent auf Seiten des Liebhabers, in jedem Fall musste er eine aktive und aggressive Rolle spielen. Ich aber war bei Frauen schüchtern und nicht länger jung genug, um sie denken zu lassen, sie würden mich sexuell „erleuchten“. In meiner Nussschale fand ich nicht die kleinste Möglichkeit, das sechste Gebot [sic] mit den Frauen aus Mailand zu brechen, die ich kannte – und das waren nicht viele. Diese Dinge erscheinen einem in Romanen und Erzählungen stets einfach, in Wirklichkeit dagegen nicht immer. Ich dachte nicht an Prostituierte, weil ich vor Geschlechtskrankheiten Angst hatte. Von Arbeiterinnen dachte ich, dass sie verdorben und für die Gesundheit so gefährlich wie Prostituierte wären. Meine moralischen Gefühle erlaubten mir nicht, selbst ein unschuldiges Mädchen zu verderben, obgleich ich mir vorstellen konnte, den Albtraum danach durchzustehen, den das auslösen konnte: die Verzweiflung des Opfers, die gerechten Klagen ihrer Eltern usw. Um keinen Preis der Welt hätte ich Böses getan und war mir zugleich sicher, dass jedes Mädchen, das ich besitzen konnte, ohne etwas Falsches zu tun, infiziert sein könnte. Was ich von der Verderbtheit der Arbeiterklasse hörte, ließ mich noch mehr zögern. Die Handlanger von Mailands Theaterwelt – davon gab es viele wie Chormädchen, Tänzerinnen und Kaffeehaussängerinnen – waren, soweit ich wusste, nur Prostituierte unter anderem Namen und ihr Umfeld dergestalt, dass sich Geschlechtskrankheiten dort am ehesten verbreiteten. Ich hätte versuchen können, mir eine schicke Mätresse an Land zu ziehen, „eine Frau auszuhalten“, wenn meine Mittel das erlaubt hätten, doch mein Budget ließ diesen Ausweg nicht zu. Wie sehr ich mein Hirn marterte, ich fand keine Lösung. Die Zeit verging und ich gewöhnte mich an die Enthaltsamkeit. Obschon unterdrückt, wurde mein erotischer Instinkt nicht wilder; er beruhigte sich, was mich eigentlich erstaunte. Die medizinischen Ratgeber, die ich las, deuteten an, dass meine absolute

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Geilheit die schlimmstmöglichen Folgen für mich haben müsste. Doch nichts passierte und meine körperliche Gesundheit schien sich zu bessern. Auch meine mentale Energie war erfrischt und ich begann, mich in Kunst und Studium zu vertiefen. Nachdem ich einige Dinge gelesen und gewisse Bilder gesehen hatte oder ins Ballett gegangen war, kam Versuchung über mich. Doch ich wusste nicht, wie ich der Rebellion meines Fleisches Folge leisten sollte. So beruhigten sich meine Wünsche allmählich wieder. Ich masturbierte noch immer nicht, hatte aber nächtliche Samenergüsse, die mich erleichterten und die ich genoss. Ich interessierte mich mehr und mehr für Industrie und die Nutzung der Elektrizität und belegte diverse technische Kurse. Ein Jahr nach meiner Ankunft in Mailand informierte mich mein Vater, dass mein Onkel pleite wäre und seine Fabrik geschlossen würde, so dass unsere Zukunftspläne zerbrachen. Ich schrieb meinem Vater, dass ich dennoch in Italien bleiben wolle, um Ingenieur zu werden. Ich wendete mich mit Schwung der Arbeit zu, bereitete mich auf das licenza ginnasiale und licenza liceale vor und zog nach Turin, als mir diese gewährt wurden. Dort besuchte ich Kurse in der Fakultät für Mathematik und Physik. Dann ging ich nach Mailand zurück, um praktische Kurse in industrieller Physik und Chemie zu belegen. Mit siebenundzwanzig war ich Ingenieur. Ich ergatterte eine gute Stelle in einer Firma für Elektrisches und hatte keinen persönlichen Grund, nach Russland zurückzukehren. Von Zeit zu Zeit kam mein Vater nach Mailand, um mich zu besuchen. Er war glücklich, dass mein Leben sich in intelligente Bahnen gefunden hatte und schrieb das dem gesunden Einfluss westeuropäischer harter Arbeit zu, die von der kranken und unausgeglichenen Atmosphäre unter den Intellektuellen im deprimierten Russland so gänzlich verschieden war. Ich lebte im Alter von zwanzig bis dreiundzwanzig in absoluter Keuschheit, die ich zuerst als Belastung empfand. Später gewöhnte ich mich daran und dachte nicht mehr an Frauen. Doch das Leben fand ich umso interessanter, weil ich einen Beruf hatte und eine Menge zu lesen, gebildete Menschen, mit denen ich mich unterhalten konnte und von denen es viele in Mailand gab.

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Meine Gesundheit war nun recht gut, ich hatte noch eine schwache Brust und war zu angespannt, doch nicht länger von Tuberkulose bedroht, die die Ärzte vor meinem Weggang aus Russland diagnostiziert hatten. Meine nächtlichen Pollutionen wurden seltener, zuerst kamen sie einmal wöchentlich, dann vierzehntäglich, im Alter von dreißig nur noch alle drei Wochen oder monatlich. Sie gingen stets mit Träumen von weiblichen Sexualorganen einher, normalerweise träumte ich davon, Verkehr und vorzeitigen Samenerguss zu haben. Manchmal wachte ich vor der Ejakulation auf und versuchte wieder einzuschlafen, um den lüsternen Traum zu verlängern, was nicht immer funktionierte. In dem Fall hatte ich dann in der folgenden Nacht eine Ejakulation, die immer mit sinnlichen Bildern kam. Wenn ich etwas Erotisches las, hatte ich die Ergüsse zwischen den normalen Intervallen. Im Gegensatz zu dem, was ich aus Büchern erfuhr, sagt mir meine eigene Erfahrung, dass sexueller Instinkt übererregt wird, je mehr man ihn befriedigt, und dass er sich beruhigt und abstirbt, wenn man ihm weniger Aufmerksamkeit schenkt. Das kommt mir zwar seltsam vor, doch bin ich sicher, dass es stimmt. Je öfter jemand Verkehr hat, desto öfter will er ihn wiederholen. Meine Beziehung zu Nadia bewies das nur zu gut. Erst nach mehreren erschöpfenden Akten in kurzen Abständen empfand ich die prickelndste akute Begierde, und umso schwerer wurde es für mich, sie zu beherrschen. Die angeheizte Phantasie begnügt sich nicht mehr mit gewöhnlichem Koitus, man hält Ausschau nach allen Arten von Raffinements und Perversionen. Ich bin von dieser Regel keine Ausnahme, und alle Männer, mit denen ich sprach, fühlen das gleiche. Wenn man gut gegessen hat, verschwindet der Appetit. Im Gegensatz dazu wird der Wunsch nach mehr sexueller Befriedigung umso schneller erweckt, je leidenschaftlicher der Geschlechtsverkehr war. Die Begierde schwindet dann nur für ein paar Augenblicke, um gleich wieder mit größerer Intensität aufzuflammen. Tiere erleben das nicht. Welch eine Macht die Phantasie eines Menschen in seinem Sexualleben besitzt! Sie ist wirklich ein aphrodisisches Gift. Es gibt kein Gleichmaß zwischen der Intensität des Verlangens, das aus einem vollen Spermagefäß und den

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daraus resultierenden Begierden entsteht und der unendlich größeren Gewalt der Erregung, die von sinnlichen Bildern hervorgerufen wird. Es besteht eine bedauerliche und viel zu vertraute Beziehung zwischen den getrennten neuro-zerebralen Funktionen, die zugunsten unseres psychischen Gleichgewichts weitaus differenzierter und voneinander entfernt sein würden, wären wir nur perfekter geschaffen. Das ist nur eine weitere Unzulänglichkeit in der Gestalt des Menschen. Der erstaunlich komplizierte Mechanismus wird teilweise seiner angemessenen Funktionen beraubt und mischt sich in die Interaktion von Organen ein, die gut ohne solch häufige Einmischung auskommen könnten, die nur Probleme verursacht – so wie Regierungen, die aus nichtigem Anlass in persönliche Beziehungen eingreifen und damit den Verlauf des gesellschaftlichen Lebens durcheinanderbringen. Die Phantasie missbraucht regelrecht ihre Macht, wenn sie sich in sexuelle Funktionen einmischt, sie geht über den biologisch nützlichen Zweck hinaus. Was hat man denn schon von einem brennenden Verlangen nach geschlechtlichen Freuden, wenn all der verfügbare Samen bereits verschleudert wurde und man sich ausgelaugt fühlt? Und doch ist das ganz normal, sonst würde es niemand in dieser Hinsicht übertreiben. Weil ich die bedeutende Rolle der Phantasie bei der Entwicklung der Libido erkannt habe, fühle ich mich zu meinen eigenen Ansichten über die geschlechtliche Aufklärung berechtigt. Ich weiß, dass ich eine furchtbare Ketzerei äußere, ein Paradoxon, das mit den Meinungen fast aller meiner Zeitgenossen zusammenprallt. Ich rebelliere gegen jede wissenschaftliche Autorität, doch ich kann nur schwer glauben, dass geschlechtliche Aufklärung der beste Weg ist, Kinder von frühzeitiger Erotik fernzuhalten. Ich habe beobachtet, dass die sexuellen Instinkte von Kindern oft von rein mentalen Auslösern geweckt werden. Ein wissenschaftliches Werk löste in mir meine ersten genitalen Bedürfnisse aus, und ich kenne eine Menge ähnlicher Fälle. Viele Kinder würden ihre Zeit damit verbringen, mit Puppen und Kegeln zu spielen statt sich mit libidinösen Wünschen zu erschöpfen, wenn nur niemand ihnen erklärt hätte, „wie Babys gemacht werden“.

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Nehmen wir zum Beispiel das Mädchen, das Sie in einem Ihrer Bücher erwähnen, welches mit zwölf Jahren anfing, mittels erotischer Träume zu masturbieren, nachdem eine verheiratete Frau ihr erklärt hatte, dass „der Liebhaber in seine Freundin uriniert“. In einem Kind kann Erotik lange in schlafendem, latentem Zustand verbleiben. Sexuelle Enthüllungen setzen diesen eingeborenen Mechanismus in Gang und geben der Phantasie die freie Herrschaft, schnell entwickelt sich sexuelle Aktivität. Ich denke hier an vorpubertäre Erotik, weil es fast unmöglich ist, die Steigerung der Libido durch Ignoranz während der Pubertät zu verhindern; obschon ich auch daran meine Zweifel habe, denn ich sah Jungen in einigen Ländern eine lange Zeit sexuell unwissend bleiben, während sie in Ländern wie Frankreich und Italien alles sehr früh wissen und sich entsprechend früh sexuell betätigen. Doch das ist ein komplexes Thema, auf das ich nicht weiter eingehen möchte. Man sollte nicht vergessen, dass Bilder und Ideen, die einen Erwachsenen erotisch kalt lassen (wie anatomische und physiologische Darstellungen), ein Kind mächtig erregen können. Man schaue nur in öffentlichen Bibliotheken, die Kinder einlassen, auf den Zustand der Seiten in Enzyklopädien, die von Sexualität handeln. Es ist nicht die Liebe zum Wissen, die Kinder diese Seiten mit solcher Begeisterung lesen lässt. Ich habe auch durch Erfahrung gelernt, dass eine rege Phantasie das einzige ist, was Enthaltsamkeit schwer macht. Wenn die Vorstellungskraft auf etwas anderes als Sex gelenkt werden kann, ist es einfach, rein physische Erregung zurückzudrängen. Darum ist Abstinenz für einen unberührten Mann viel leichter als für einen, der Frauen bereits kennt. Letzterer hat Bilder in seinem Gedächtnis, die nur zu lebendig und scharf sind. Nirgends ist der erste Schritt so bedeutsam wie bei sexueller Aktivität, die in der menschlichen Rasse außerordentlich durchtränkt ist von psychologischen Elementen.

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Kapitel 7 – Abstieg Meine elf Jahre Enthaltsamkeit waren die glücklichsten oder besser am wenigsten unglücklichen meines Lebens. Ich vermisste natürlich etwas und hätte wahrscheinlich zufriedener sein können, wenn ich verheiratet gewesen wäre, glücklich verheiratet natürlich. Ich war auf eine Ehe bedacht, nicht um meine körperlichen Bedürfnisse ohne Risiko und Sorgen auszuleben, sondern um ein Ventil für meine emotionalen Bedürfnisse zu finden. Doch ich erhielt niemals eine Chance. Mit einunddreißig traf ich endlich eine siebenundzwanzigjährige Italienerin, die mir gefiel, die ich mochte und die mich auch gern hatte. Bald verlobten wir uns. Aus finanziellen Gründen drängten wir nicht auf Heirat, bis unglückliche Ereignisse sich ihren Weg bahnten und das Glück zerstörten, auf das ich gehofft hatte. Ich wurde von der Direktion meines Unternehmens mit einigen Kollegen nach Neapel gesandt, um den geplanten Bau einer Fabrik für elektrische Waren und Pläne für die Nutzbarmachung von Wasserkraft aus den umliegenden Bergen zu prüfen. Ich war zum ersten Mal in Neapel, der vergnügungssüchtigsten Stadt Europas neben München, Paris und Berlin. Neapel ist auch bekannt für einen enormen Handel mit kleinen Jungs und Mädchen. Ich sage es offen: Wenn Sie etwas in einem Laden kaufen, wird der Eigner – der recht ehrbar wirken mag – Ihnen ein kleines Mädchen von zwölf, zehn oder acht Jahren anbieten. Zuhälter sprechen Fremde auf den Straßen an und bieten das gleiche feil oder sogar kleine Jungs. Familien, denen es nicht schlecht geht und die einiges Ansehen besitzen – kleine Ladenbesitzer, Beamte, Schneider, Schuster usw. – handeln ebenfalls mit ihren vorpubertären Mädchen. Für den angemessenen Preis von zwanzig, dreißig oder vierzig Franc wird einem nur erlaubt, mit den Mädchen zu spielen und Spaß zu haben. Will man sie entjungfern, kostet das ein paar hundert oder tausend Francs, was vom sozialen Status der Familie abhängt. Für den richtigen Preis kann man manchmal dieses Vergnügen sogar in Familien finden, die recht „comme il faut“ erscheinen. Sie bewundern beispielsweise eine elegante Dame im Theater, die in der Loge von 88

ihrer Familie umgeben ist. Die Person neben Ihnen bemerkt Ihre Begeisterung, sagt Ihnen, dass die Dame für einen bescheidenen Betrag Ihnen gehört und bietet an, Sie ihr vorzustellen. Die Neapolitaner sind in der Tat recht praktisch veranlagt. Sie machen auf jede erdenkliche Art Geld außer durch Arbeit. Arbeit ist eine Einkommensquelle, die sie nicht gerade anzieht. Das große San Carlo Theater hat ein riesiges Ballett, das unabhängig von der Oper arbeitet. Mehrere hundert Kinder beider Geschlechter bilden das Ballett, das im Grunde nur ein großes Zentrum der Prostitution darstellt. Zwei oder drei Tage nach meiner Ankunft in Neapel hakte sich auf dem Carlo-Platz jemand bei mir ein und bestand darauf, mir „wirklich interessante“ Dinge zu zeigen. „Ich werde sie nicht betrügen“, meinte er, „ich bin ein perfekter Gentleman, io sono galantuomo. Ich werde ihnen Dinge zeigen, die sie nirgends sonst sehen können. Sie werden damit angeben können, dass sie ihre Zeit in Neapel nicht verschwendet haben, sie werden etwas erleben, was sie ihren Freunden erzählen können. Ich nehme sie zu einer sehr anständigen Familie mit, una famiglia onestissima, reiche Leute, gente dabbene veramente. Die haben zwei kleine Mädchen, die sie nackt sehen und anfassen dürfen. Nur schlafen können sie erst mit ihnen, wenn sie mit den Eltern eine besondere Vereinbarung getroffen haben. Die Kleinen sind fünfzehn und elf Jahre alt, bildschön, und der Preis ist günstig, vierzig Francs. Sie wollen nicht? Na gut, fünfunddreißig. Dreißig und für mich ein Trinkgeld.“ Ich war überwältigt von meiner Neugier als Beobachter lokaler Gebräuche. Manches in dieser sinnlichen Umgebung spornte mich auch fleischlich an; ich ließ mich zu meinem Unglück in Versuchung bringen. Wir suchten diese pragmatischen Eltern in ihrer Wohnung auf. Am Türschild stand „Soundso, Anwalt“. Nach der Wohnung und dem Mobiliar zu urteilen waren es wohlhabende Leute. Alles hatte eine Aura von Leichtigkeit. Die Mutter kam heraus, um zu „demonstrieren“, erhöhte den Preis und meinte, der Zuhälter hätte da was falsch verstanden. Dann rief sie die kleinen Mädchen. Ihre unverschämten Blicke zeigten mir, dass die-

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ses Spiel für sie nichts Neues war. Das beruhigte mein Gewissen ein bisschen. Ich sagte mir selbst: „Ich verderbe niemanden. Wenn man mir vorwerfen würde, dass ich den Handel mit Minderjährigen fördere, wäre das so wie einen Mann, der für eine Prostituierte bezahlt, anzuklagen, die Prostitution gesellschaftlich zu fördern. Ich konnte das Schicksal der kleinen Mädchen nicht ändern, ohne großes öffentliches Aufsehen zu erregen. Wer hätte garantieren können, dass sie das glücklich machen würde? Wer hätte sagen können, was das für mich bedeutet hätte, besonders in einer Stadt wie Neapel, wo die Machthaber oft Hand in Hand mit Kriminellen arbeiten und die Polizei eindeutig die Händler menschlichen Fleisches stillschweigend duldet? Also lasst uns einen Augenblick Vergnügen haben, das sowieso niemandem schadet. Es ist nicht meine Sache, das Babylon Italiens zu erretten.“ Ich wurde mit den beiden Mädchen allein gelassen. Sie waren wirklich fünfzehn und elf und von niedlicher neapolitanischer Art: große schwarze Augen, feine regelmäßige Gesichtszüge von hübschem, olivfarbenem Teint. Ihre Körper waren perfekt, ihre Geschlechtsorgane entzückend und frisch wie Blumen. Die ältere hatte nur wenig und recht langes Schamhaar. Sie waren Jungfrauen, ihre erotische Erfahrung aber umfassend. Sie erzählten, dass sie hauptsächlich Engländer trafen. Ich habe übrigens beobachtet, dass die Engländer die Hauptstütze der Kinderprostitution in Neapel darstellten, da die Italiener nicht reich genug für diese kostspielige Verführung waren. Inzwischen sind deutsche Kunden in erster Linie verantwortlich für die schnelle Ausdehnung der Päderastie; kleine Italiener haben einen guten Ruf in Deutschland und die Krupp-Affäre war eine Werbung für sie. Beide Mädchen waren Expertinnen. Sie erzählten mir alles Mögliche über Päderastie und Lesbentum in dieser Stadt; letzteres hatten sie untereinander und mit Freundinnen ausprobiert. Sie waren Zeuginnen speziell arrangierter Kopulationen geworden: eine Frau, die mit einem Hund Verkehr hatte; ein Mann mit einer Ente, deren Kehle er während des Aktes durchschnitt (auch das war ein Engländer); Pyramiden-Koitus, der mehrere Personen einschloss. Sie hatten für obszöne Photos posiert und

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waren sehr sinnlich, die jüngere überraschenderweise mehr als ihre ältere Schwester. Sie hatte heftige Orgasmen, sah dabei wie jemand im Todeskampf aus und sonderte reichlich Scheidenflüssigkeit ab. Sie mochte Gerede, Fotografien und Lektüre obszöner Art und nutzte begeistert ihre erotischen Talente. Als ich in ihr Haus kam, strahlte ihr Gesicht vor Freude. Ich erinnere mich an den todunglücklichen Blick, den sie hatte, als ich eines Tages – um Geld zu sparen – sagte, ich würde es nur mit dem älteren Mädchen machen. Wenn ich nach einer Sitzung mit dem älteren Mädchen aus dem Schlafzimmer kam, sah ich das jüngere Mädchen auf einem Stuhl an der Tür sitzen und lauschen, blass vor Verdruss, am ganzen Körper zitternd vor Frustration. Verlangte ich beim nächsten Mal nach ihr, war sie überglücklich und fing an zu tanzen. Eines Tages erzählte sie mir: „Wenn ich Leute über Männer reden höre, halte ich es nicht mehr aus und gehe in die Küche.“ Ich fragte verwirrt: „Warum?“ Sie antwortete: „Natürlich, um mich selbst mit meinem Finger zu erfreuen, per isfogarmi col ditellino.“ Sie bekannte auch, die größte fleischliche Lust morgens zu verspüren, wenn sie aufwachte. Sie küsste gern aus eigenem Antrieb meinen Penis, das war ihre Art zu zeigen, wie sehr sie dieses Organ liebte (Fellatio jedoch nicht). Sie wurde nie müde, mein Ringen mit ihrer Schwester zu beobachten. Beide Mädchen erzählten, beim Baden im See gegenseitige Masturbation unter Wasser mit einem kleinen Jungen, der ihr Freund war, zu betreiben. Ich vollzog Koitus in ore vulvae mit den beiden Mädchen – das war ihr liebster Spaß – und Masturbation mit Hand und Zunge; der Cunnilingus war nichts Neues für sie. Leider waren sie es, die mir etwas Neues beibrachten. Sobald wir alleine waren, knöpften sie meine Hose auf und nahmen meinen Penis heraus. Sie wiederholten ständig ihre Bewunderung darüber, wie groß und lang er wäre, die jüngere küsste ihn und sie masturbierten mich beide mit ihren Fingern. Obwohl ich an mich hielt, machten sie das so geschwind, dass sie mich nach einer halben oder viertel Minute zur Ejakulation brachten. Ich hatte selbst noch immer keine Masturbation versucht und andere sie nicht an mir

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vollziehen lassen. Ich wusste nicht, welche Methode und welcher Gebrauch der Finger nötig war, um so zum Orgasmus zu kommen. Die Empfindung war etwas Neues, bitter und wunderbar: Ich fand sie besser als Geschlechtsverkehr. Und doch hatte ich noch Angst, weil ich glaubte, dass nun alle Arten von Krankheiten mich niederstrecken würden. Während derselben Sitzung vollzogen die Mädchen auch die Fellatio an mir, bereiteten mir aber weniger Vergnügen damit. Am selben Abend, allein in meinem Bett, in Gedanken bei den lüsternen Szenen, an denen ich teilgenommen hatte, konnte ich nicht anders als selbst zu masturbieren. So begann das Laster, das mein Verderben werden sollte. Mein Blut war so erhitzt wie während des ersten Ausbruchs frühreifer Leidenschaft in meiner Kindheit. Ich konnte nicht aufhören, zu den kleinen neapolitanischen Mädchen zurückzukehren und tat das immer häufiger. Koitus in ore vulvae, den sie so sehr liebten, war mir nicht genug. Ich brachte sie dazu, vor meinen Augen homosexuellen Verkehr und Cunnilingus zu vollziehen und leistete nur Scheinwiderstand gegen ihre Versuche, mich mit der Hand zu masturbieren. Nachdem ich einen halbherzigen Kampf angefangen hatte, gewannen sie und triumphierten, als sie mein Sperma weit herausschießen sahen. Zuhause bei mir rief ich mir diese feurigen Szenen noch einmal ins Gedächtnis zurück und konnte nicht aufhören, erneut zu masturbieren. Meine sexuelle Vergiftung verschlimmerte sich von Tag zu Tag. Ich lernte bald andere „ehrbare“ Familien mit Kindern im Alter von elf, zwölf, dreizehn kennen. Auch diese Mädchen waren Jungfrauen und so erfahren wie die ersten beiden. Auch sie boten mir in unseren ersten Unterhaltungen „69“, far il sessanta nove, an und benutzten eine Menge anderer Ausdrücke dafür. Sie erzählten mir von ihrem homosexuellen Liebesspiel, erotischen Szenen, deren Zeugen sie geworden waren usw. Mit keiner von ihnen hatte ich Vaginalverkehr. Es gab auch ausgewachsene Mädchen „aus guten Familien“, Jungfrauen mit Verlobten, deren Mütter Fremden erlaubten, die Töchter nackt zu betrachten; ich bin sicher, so vergrößerten sie

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ihre kleine Mitgift. Es wurden nur oberflächliche Berührungen erlaubt, manchmal „69“, meist aber bloß Cunnilingus oder einfache manuelle Masturbation. Mit einer von ihnen durfte nur Koitus inter femora, zwischen den Schenkeln, ausgeführt werden, fare fra le coscie. Einige der Mädchen heirateten (während ich in Neapel war und danach) Beamte, Geschäftsmänner und junge Ärzte. Die Bräutigame mögen nichts geahnt haben, weil die Eltern meist dafür Sorge trugen, dass der frühere Handel mit ihren Töchtern geheim blieb. Neapel ist ja eine Stadt der camorra, niemand mischt sich in die Angelegenheiten anderer Leute, die anrüchig wirken. Ganz im Gegenteil, es herrscht in diesem Bereich ein äußerst anrührender Hang zu gegenseitiger Unterstützung, manchmal auch begrenzt darauf, Geheimnisse für sich zu behalten und im Gegenzug das gleiche zu erwarten. Ich erfuhr unter anderem von einer Hebamme, die eine große Auswahl an vorpubertären Mädchen beherbergte. Da ich keine homosexuellen Neigungen hatte, kümmerte mich die männliche Prostitution in Neapel nicht. Eine sechzehnjährige Jungfrau, mit der ich – ohne Verkehr – „spielen“ durfte, bekam vaginale Blähungen, wenn sie einen Orgasmus hatte. Sie verursachten das gleiche Geräusch wie Wind aus dem Rektum; ich wurde an Martials Zeilen über die fatui poppysmata cunni erinnert, des Schlitzes alberne Beifallspfiffe. Ist es die plötzliche und gewaltige Kontraktion der Vagina, die – voller Luft – solche Flatulenz hervorruft? Ich traf eine seltsame Familie, die in Neapel sehr bekannt war, zu spät, um daraus Nutzen ziehen zu können. Da waren mehrere Schwestern von elf bis neunzehn Jahren, reiche Waisen, deren Pflegeeltern sie – wohl aus Gewinnsucht – so leben ließen, wie die Kleinen das wünschten. Sie waren alle überaus sinnlich, empfingen elegante Herren und deklinierten alle Arten sexueller Spielchen mit ihnen durch. Selbst die jüngere war solch ein raffinierter Gourmet, das sie ihre geilen Nervenkitzel nie zweimal mit demselben Mann suchte. Sie brauchte ständige Veränderung und Abwechslung. Und meine Verlobte? Sie schämte sich meines Verhaltens. Ich wollte nicht lügen und schrieb ihr kaum und kühl. Das verletzte

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sie und sie antwortete genauso lakonisch und immer seltener. Wir einigten uns dennoch darauf, bei meiner Rückkehr nach Mailand zu heiraten. Nach so langer Geilheit beziehungsweise der Rückkehr in diesen Zustand war ich zum Verführer geworden, dank reinem Pech, dieser verfluchten Reise nach Neapel und der perversen Wendung, die mein Sexleben genommen hatte. Die Angewohnheit des Masturbierens, die ich mir dort zugelegt hatte, wurde immer tyrannisierender. Ich wurde durch Begegnungen mit kleinen Mädchen gestärkt, die wussten, wie dieses Vergnügen auf vielfältige Art zu variieren war. Eine der Raffinessen, die sie mir beibrachten und die ich nicht in Büchern gefunden hatte, sah so aus: Sie erregten mich bis zum Orgasmus und zur Ejakulation durch Manipulation meiner Brustwarzen mit ihren Mündern. Die kleine Zwölfjährige, die das an mir mit höchster Geschicklichkeit zum ersten Mal machte, erzählte, dass sie einmal einen Zwitter gesehen hätte. Der bloße Gedanke des Hermaphroditismus erregte sie schon, sie träumte oft davon und hatte dabei „Ejakulationen“. Ich fürchtete mich davor, ein Masturbator geworden zu sein und fragte mich, ob ich mit solch einem Makel überhaupt das Recht hätte zu heiraten. In populären medizinischen Fachbüchern hatte ich gelesen, dass Geschlechtsverkehr das beste Gegenmittel für Masturbation sei und entschieden, normalen Verkehr mit einer jungen Frau zu haben, um meine neuen Neigungen loszuwerden. Eine hübsche zwanzigjährige Tänzerin in San Carlo kam mir gelegen. Nach den prickelnden Vergnügen, in denen ich mich gerade geaalt hatte, kam mir normaler Verkehr ein wenig schal und geistlos vor. Am traurigsten aber war, dass ein paar Stunden danach in meiner Erinnerung der Verkehr spannender wurde, als er es tatsächlich war. Ich musste wieder masturbieren und dachte an alle Details des Aktes, den ich vollzogen hatte. Zu meiner großen Verzweiflung geschah das in der Folgezeit mehrfach. Eines Tages hatte ich die Freude, mehr als gewöhnlich aus normalem Verkehr herauszuholen und danach nicht wieder in die Masturbation zu verfallen. Das passierte zwei Tage später noch mal; ich hielt das bereits für den Beginn meiner psychi-

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schen Heilung und fing wieder an, von dem Glück meiner bevorstehenden Ehe zu träumen. Doch das Schicksal verfolgte mich. Mein Tanzmädchen übertrug mir eine böse Dosis Gonorrhö. Der Arzt in Neapel behandelte mich wohl falsch, denn der akuten Attacke folgte eine chronische Gonorrhö. All meine Träume vom Glück wurden zerstört. Ich verzögerte das Hochzeitsdatum, erhielt von meiner Firma Genesungsurlaub – ich sagte, ich hätte Bronchitis – und blieb weiter in Neapel. Meine Verlobte konnte ihr Entsetzen nicht verwinden. Nach mehreren Terminänderungen schrieb sie schließlich, dass es nicht schwer sei, in meinem Verhalten den Wunsch zu erkennen, die Hochzeit ganz abzusagen. Wenn sie falsch läge, so sollte ich nun kategorisch, endgültig und unabänderlich einen Termin festsetzen, denn dank mir würde sie inzwischen zum Gespött ihrer Freunde, so oft hatte sie denen die Verlegung des Hochzeitstages mitteilen müssen. Ich konnte freilich kein endgültiges Datum festlegen, ich wusste ja nicht, wann meine Gonorrhö verschwinden würde. Also gab ich eine ausweichende Antwort; folgerichtig teilte meine Verlobte mit, dass sie mich freigeben würde, schickte meine Briefe zurück und bat mich, ihre zurückzugeben. Es war vorbei. Das war ein fürchterlicher Schlag für mich. Meinem Leben drohte der Kollaps. Kurz darauf verließ ich Neapel. Trotz meiner langen Abwesenheit und einiger Schwierigkeiten gelang es mir, meinen Job in der Firma zurückzubekommen. Ich brauchte ihn dringend, denn ich hatte meine ganzen Ersparnisse in Neapel ausgegeben. Ich war zu einem verstockten Masturbator geworden. Ein Jahr nach meiner Rückkehr aus Neapel nahm ich meine Beziehungen zu Frauen wieder auf, von meiner früheren Panik bezüglich Infektionen befreit. Denn medizinische Untersuchungen hatten keinen Befund für Rückstände an Gonokokken in meinen Sekreten erbracht. Ich benutzte keine Futterale (ich denke, die stören das Vergnügen), doch ich traf andere Vorkehrungen – wenn auch nicht genug, laut den Ärzten – und hielt nach Frauen Ausschau, die mir gefahrlos erschienen, nach „sauberen Nutten“. Eine narrensichere Garantie gab es dabei aber nicht. So fing ich mir erneut die Gonorrhö ein. Eine Zeit lang hatte ich eine Be-

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ziehung, die jedoch nicht lange hielt. Ich finde es schwierig, mit einer solchen Frau lange zusammenzubleiben, weil sie mir moralisch zu unangenehm ist. Wenn ich Verkehr habe, dann nicht nur um des Verkehrs willen; er befriedigt mich nicht genug, doch durch die Erinnerung daran kann ich später das kleinste Detail zurückrufen und masturbieren. Darum habe ich meist während des Tages Verkehr und masturbiere nachts darüber im Bett. Der Koitus ist mir zu einer Art Fetisch oder Symbol für die Masturbation geworden. Er stellt bloß eine Weise dar, durch die man die Phantasie anregen kann, wie das Lesen von Pornografie oder das Betrachten obszöner Bilder. Für sich selbst genommen ist all das wertlos. Ich finde den Akt nur rückblickend vertretenswert, nicht dann, wenn er stattfindet. Wenn ich öfter Verkehr habe, muss ich im gleichen Verhältnis auch häufiger masturbieren. Ich habe zwei üble Leidenschaften entwickelt. Seit meinen Erfahrungen in Neapel, wo ich meine Augen über so viele nackte Kinder schweifen ließ, werde ich außerordentlich vom Anblick der Geschlechtsorgane kleiner Mädchen erregt. Darum habe ich mir angewöhnt, in Arbeitergegenden herumzuspazieren und nach kleinen Mädchen Ausschau zu halten, die ihre Vulvas zeigen, wenn sie ihre Röcke lüpfen und ihre Höschen während des Pinkelns oder Spielens herunterziehen. Um mich zu erregen, muss das Mädchen wenigstens sechs oder sieben Jahre alt sein. Je älter sie ist, desto erregter werde ich. Wenn ich wieder zuhause bin, denke ich an das Gesehene und masturbiere. Ich habe bei meinen Spaziergängen durch die Stadt mehrere Herren bemerkt, deren Haltungen für das gleiche Hobby sprachen. Einmal sah ich etwas, das mich verblüffte und kaum erklärbar ist. Ich stand auf dem Pflaster einer Mailänder Straße, nicht weit von einer Gruppe vier kleiner Mädchen aus der Arbeiterklasse entfernt, die auf einem Sandhaufen spielten. Die beiden jüngsten müssen acht gewesen sein, die beiden anderen zehn und elf. Ich hatte sie schon lange bespitzelt, ohne zum Ziel zu kommen, denn man muss häufig sehr lange warten, um eine Bewegung zu erhaschen, die die versteckten Körperteile entblößt. Zugleich muss man vermeiden, die Aufmerksamkeit der Kinder oder Passanten

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auf sich zu ziehen. Nun hockte sich ein Mädchen, das Sand aufgenommen hatte, genau gegenüber von mir hin und zog den Rock hoch, so dass ihr ganzer Unterleib und ihre Vulva offenlagen. Sie schaute mich dabei nicht an und ich dachte noch, sie sei sorg- und gedankenlos, was für ein Kind dieses Alters ungewöhnlich wäre. Aber ihr Gebärdenspiel war vorzüglich. Ein paar Minuten später kam das gleiche Mädchen mit ihren drei Spielgefährtinnen an die gleiche Stelle zurück und sie hockten sich allesamt gegenüber von mir nieder. Diesmal schauten sie mich jedoch an, legten ihre Finger auf die Klitoris und urinierten gemeinsam. Dann standen sie auf und rannten lachend davon. Was sollte dieses Schauspiel bedeuten? Wussten die Mädchen, wonach ich Ausschau hielt und zogen diese Show zu meinem Vergnügen ab? Oder machten sie sich nur über mich lustig? Oder war das womöglich eine Art Abwehr, eine Geste der Verachtung für den Perversen, für den sie mich aufgrund ihrer frühreifen Erfahrung hielten? Oder konnte es sein, dass hier gar keine wunderbare Erotik verborgen war und die Kinder wegen des Fremden, der ihnen beim Spielen zusah, einfach nur verlegen waren und ihn durch ihr überraschendes Verhalten wegtreiben wollten – ganz unschuldig im Denken, so als würden sie ihre Zungen herausstrecken? Ich konnte es nicht sagen, aber diese grelle Vision beeinflusste mich natürlich stark und brachte mich zu mehrfacher Masturbation in meinem Schlafzimmer. Das war eines der stärksten sexuellen Gefühle in meinem Leben. Ein anderes aufreizendes Erlebnis war beinahe genauso mächtig. Ich war im Bad und konnte durch die Fensterläden meines Schlupfwinkels sehen, was in der Wohnung gegenüber geschah. Ich konnte einen Balkon mit einer Schlafzimmertür erkennen, die weit nach innen geöffnet war. Im Schlafzimmer befanden sich zwei Kinder, ein Mädchen, das nicht älter als drei gewesen sein kann, und ein Junge, der höchstens zwei war. Ich erzähle die reine Wahrheit. Der Junge näherte sich dem Mädchen und zeigte ihr seinen Penis, der für sein Alter recht groß und halb erigiert war. Das Mädchen schaute sich sein Organ eine Weile an, als sei sie bereit zum Mitmachen, hob ihren Rock und zeigte dem Jungen ihre Vulva. Sie stand aufrecht, drückte den Körper

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des kleinen Jungen fest an ihren eigenen und rieb seinen Penis mit koitusartigen Bewegungen an ihrer Vulva. Das dauerte drei oder vier Minuten. Dann nahm das Mädchen den Jungen bei der Hand und brachte ihn ins Bad, das ebenfalls eine Tür zum Balkon hin hatte. Sie schlossen sich eine lange Zeit darin ein. Ich blieb auf meinem Aussichtsposten, um mir anzusehen, wie das endete. Zuerst kam das Mädchen heraus und ließ die Tür offen stehen. Ich konnte allerdings nicht erkennen, was der Junge tat. Ein paar Augenblicke danach kam eine Frau, zweifellos die Mutter der Kinder, in das Schlafzimmer, ging dann ins Bad und zog den Jungen dort heraus, wobei sie ihn kräftig schlug. Wahrscheinlich hat sie ihn beim Masturbieren erwischt. Diese Szene erregte mich sehr, und sei es nur deshalb, weil sie so ungewöhnlich war. Indem ich kleinen Mädchen nachspionierte, um ihre Geschlechtsteile sehen zu können, konnte ich eine Menge über die Kinder niederer Klassen erfahren. Wenn sie glauben, dass niemand zuschaut, haben sie oft viel unschuldigeren Spaß als jemand denken mag. Sie finden es amüsant, gegenseitig ihre Geschlechtsteile zu berühren. Einmal sah ich einen kleinen Jungen den Cunnilingus an einem kleinen Mädchen vollführen – die beiden waren höchstens fünf oder sechs. Das ganze geschah zwischen gestrandeten Booten in einem Hafen. Die andere große Leidenschaft, die ich zu dieser unheilvollen Zeit erwarb, ist eine Art Exhibitionismus. Mein Tanzmädchen aus Neapel erzählte mir, dass eines ihrer liebsten Vergnügen darin bestand, Männern beim Urinieren in Pissoirs zuzuschauen. Diese Becken stehen in Italien oft im Freien, so dass Passanten leicht die Penisse der Urinierenden sehen können. „In welchem Alter hast du damit angefangen?“, fragte ich sie. „In meiner Kindheit natürlich, da bambina!“, antwortete sie. Das zog meine Aufmerksamkeit auf etwas, was ich zuvor schon bemerkt hatte, dass nämlich Mädchen in Italien, wenn sie an jemandem vorbeigehen, der uriniert, neugierige Blicke auf ihn werfen. So etwas brachte meine Phantasie auf Trab. Von nun an stellte ich mich beim Urinieren in jene Becken so hin, dass vorbeigehende Frauen leicht meinen Penis sehen konnten. Das war in Italien

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sehr leicht, so wie die Pissoirs gebaut sind. Ich bemerkte, dass viele Mädchen nach solchen Anblicken suchten und gerne zuschauten. Ältere Frauen zeigten hingegen meist kein Interesse. Die begeistertsten Voyeurinnen sind Mädchen zwischen zwölf und fünfzehn. Sie werden vom Anblick gewisser Affenpenisse im Zoo in Bann geschlagen, besonders von denen der Paviane. Einige Mädchen stehen stundenlang dicht an den Käfigen und schauen sich die roten Anhängsel in Erwartung deren ganzer Pracht an. Was die Urinbecken betrifft habe ich festgestellt, dass kleine Mädchen eher zuschauen, wenn sie aus niederen Klassen stammen. Die überwiegende Mehrheit von Mädchen höherer Gesellschaftsschichten wendet ihre Augen ab, wenn sie an einem Urinbecken vorbeigeht. Die Mädchen der niedrigsten Klasse, die zerlumptesten, schauen sich das männliche Organ mit empathischem Zynismus an, bleiben stehen, um einen genaueren Blick wagen zu können, wenden sich ab, lachen und reden zuweilen mit den lautesten Stimmen darüber. Mädchen der Arbeiterklasse (nicht aus dem Pöbel) warten den rechten Augenblick ab, werfen verstohlene Blicke und schauen genauer hin, wenn sie glauben, dass niemand sie beobachtet. Oft wenden sie Tricks an: Wenn sie einen Penis gesehen haben, als sie auf das Urinbecken zuliefen, gehen sie zunächst vorüber, machen dann aber auf dem Absatz kehrt, als hätten sie etwas vergessen und erhaschen so einen zweiten Blick. Manchmal bleiben sie auch plötzlich ein paar Schritte vom Becken entfernt vor einem Schaufenster stehen und tun so, als würden sie die Auslagen bewundern, während sie das, was sie wirklich interessiert, aus den Augenwinkeln beobachten. Einmal sah ich ein Mädchen von etwa zwölf Jahren vielleicht eine Stunde lang vor einem Poster stehen, das La figlia di Jorio von G. D’Annunzio ankündigte. Sie schien völlig ins Betrachten des Posters vertieft zu sein, während sie in Wahrheit gierig die Abfolge männlicher Penisse am Pissoir nebenan verschlang. Die jungen Voyeurinnen offenbarten ihre Erregung meist durch unverwechselbare Zeichen: Ich konnte ihre Augen leuchten sehen, ihre Wangenfarbe schwand, ihre Lippen zitterten. Sie müssen noch mehr

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aufgewühlt gewesen sein, wenn sie meinen erigierten Penis mit freigelegter Eichel sahen. Einmal ging ein Mädchen von etwa vierzehn Jahren an einem Becken vorbei, das ich benutzte. Fast berührte sie mich, doch ihr Blickwinkel verhinderte, dass sie meinen Penis sehen konnte. Sie drehte sich herum und konnte nun meine Männlichkeit beobachten. Das beeindruckte sie so, dass sie einen Schrei nicht zurückhalten konnte. Ihre Augen blickten wild, sie krallte ihre linke Hand auf Höhe ihres Herzens in die Brust. Es ist wohl nicht schwer zu verstehen, wie sehr mich dieser neue Sport erregte. Als ich nach Hause kam, stellte ich mir die Gesichtsausdrücke der Kinder vor, was natürlich mit Masturbation endete. Ich versetzte mich in die Lage der Mädchen und versuchte mir ihren Nervenkitzel auszumalen, als sie mein Organ sahen. Wenn ich sie einen anderen Mann beobachten sah, war ich genauso begeistert, ich verspürte keine Notwendigkeit, eine Hauptrolle in dieser Komödie zu spielen. Alles, was mich interessierte, war die Reaktion der kleinen Mädchen. Ob ich oder jemand anderes sie hervorrief, war nicht wichtig, ich zog sogar vor, in meiner Phantasie jemand anderes zu sein. Mein Exhibitionismus ging so vorsichtig vonstatten, dass niemand ihn als das erkennen konnte, was er war. Ich wurde niemals außerhalb von Pissoirs aktiv und hielt mich auch dort nicht zu lange auf. Alle italienischen Prostituierten, mit denen ich sprechen konnte, bekannten, dass in ihrer Kindheit und frühen Jugend der Anblick urinierender Männer eine tiefe Quelle des Vergnügens für sie war. Eine sagte, dass sie mit achtzehn, wo sie noch Jungfrau war, oft aus ihrem Fenster sah, um die Penisse der Männer bei den Pissbecken der Straße zu studieren. Sie dachte dann: „Gott, wie schön das sein muss, diesen feuchten Fisch zu berühren und in die Hand zu nehmen! Dio, come dev’essere buono il toccare ed il maneggiare quello pesce crude! Che cosa divina dev’essere il coricarsi con gli uomini! Welch himmlische Angelegenheit das sein muss, mit Männern ins Bett zu gehen.“ Während wir den faszinierenden Effekt des Anblicks eines männlichen Sexualorgans auf die Phantasie junger Mädchen er-

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örtern, erinnere ich mich an eine andere Prostituierte, die mir von dem turbulenten Gefühl erzählte, dass sie mit zehn oder elf verspürte, als sie das Geschlechtsteil ihres Vaters erblickte. „Ich konnte dieses Stück Fleisch nicht mehr aus meinem Kopf kriegen. Quel pezzo di carne no si rimuoveva dal mio spirito.“ Sie meinte auch, sie sei womöglich sexuell noch mehr bewegt worden, als sie zum ersten Mal das Schamhaar ihrer Mutter sah. Sie träumte davon und hatte dabei jedes Mal nächtliche Ergüsse. All diese Frauen waren während ihrer Kindheit an den Geschlechtsteilen von Jungen interessiert. Ich konnte selbst feststellen, wie sehr kleine Mädchen von männlichen Sexualorganen fasziniert waren. Unweit eines Badeortes in Italien sah ich einen Mann im See baden und seinen Penis einseifen. Eine Gruppe junger Mädchen zwischen zehn und zwölf, die etwas abseits stand, beobachtete ihn genau. Ebenfalls an der Riviera sah ich einen Fünfzehnjährigen seinen erigierten Penis in der Hand halten. Ich denke, er masturbierte. Nicht weit entfernt kroch ein kleines Mädchen von dreizehn, vierzehn Jahren ihm verstohlen zwischen den Felsen hinterher, versuchte einen deutlicheren Blick zu erhaschen und starrte inbrünstig auf des Mannes großen Priapus. Der Junge bemerkte mich und rannte plötzlich ins Wasser, das Mädchen zog sich hinter die Felsen zurück. Einmal sah ich mir in Florenz die Niobe-Gruppe in der Galerie der Uffizien an. Ein kleines, etwa achtjähriges Mädchen aus einer (nach ihrer Kleidung zu urteilen) niederen Klasse betrat den Raum und ging zu einer Niobiden-Statue, die auf dem Rücken lag. Sie schaute sich um und dachte, alleine zu sein, denn ich hatte mich hinter einer Statue versteckt. Sie fing an, den Marmorpenis der Statue zu berühren, zu streicheln und zu küssen. Ich bewegte mich, sie bemerkte es und rannte aus dem Raum. Einmal sah ich am Ufer nahe Genua eine Arbeiterin ihrer elfjährigen Tochter auftragen, ein Kind von zwei oder drei Jahren zu waschen. Die Mutter ließ die beiden zurück, doch das kleine Mädchen machte nicht, was sie sollte, sondern strich mit ihrer Handfläche den Körper des Kleinkindes auf und ab, jedes Mal auf Penis und Skrotum drückend, damit sie sich bei diesen

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rhythmischen Bewegungen vorwölbten und anschwollen. So ging das eine ganze Weile. Zuerst hatte der kleine Junge Spaß daran, dann fing er an zu weinen, doch niemand kümmerte sich darum, denn andere Kinder, die gebadet wurden, übertönten seine Hilfeschreie mit ihrem eigenen Krach. Alle Prostituierten, mit denen ich sprach, gestanden ein, von frühester Kindheit an Sexspiele mit Jungen betrieben zu haben. Bei Doktorspielen zum Beispiel gaben sie vor, den Patienten zu untersuchen und ließen ihre Hand in Hemd und Hose gleiten, um die Geschlechtsteile ihrer Spielgenossen berühren zu können. Oder sie spielten Mutter und Vater, ein Spiel, das manchmal sehr weit ging. Diese Geschichte wurde mir von einer italienischen Frau erzählt: Mit acht oder neun ging sie in Begleitung eines gleichaltrigen Jungen in den Borghese-Park und suchte einen gut verborgenen Schlupfwinkel im dringenden Wunsch, vollständigen Verkehr zu vollziehen. Bis dahin waren die Kinder nur zu oberflächlichen Kontakten gekommen, doch nun wollten sie echten Koitus mit Penis-Penetration haben. „Ich wollte es, ne avevo una voglia“, sagte die Römerin, „als wäre ich schon eine reife Frau.“ Doch trotz aller Bemühungen konnten sie es nicht tun. Obwohl er steif war, drang der Penis nicht in die Vagina ein. „Er musste sich ganz schön anstrengen, wir versuchten es mindestens eine Stunde lang, una oretta, almeno! Wir waren vielleicht nicht erfolgreich, hatten aber eine Menge Spaß.“ Eine Mailänderin erzählte mir, sie hielte es noch immer für unterhaltsam, an ihre Späße im Alter von zehn bis dreizehn zu denken, die sie mit kleinen, gleichaltrigen Jungs hatte. Das Vergnügen bestand im wesentlichen darin, ihre Penisse ins Gedächtnis zurückzurufen, „die klein, aber reizend, heiß und von zarter Haut umgeben so hart wurden, hart wie Eisen. Und wenn das Sperma der Jungen spritzte“, fuhr sie fort, „und die Sekrete der Mädchen – la sborratura delle ragazze, sborrare heißt ejakulieren –, wie überrascht waren wir da, etwas Weißes aus ihren Körpern kommen zu sehen.“ Die übliche Methode für Sex zwischen Kindern war Koitus in ore vulvae, „wir rieben aneinander – se fregava“. Cunnilingus war

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auch nicht unbekannt. Es gab Kinder, die sich entjungferten. Die vielen Geschichten, die mir Frauen erzählten, handelten fast immer von Kindern, die die Stadt verlassen und nach einem Versteck in Gärten oder den Wäldern ringsherum suchen mussten, um ihre sexuellen Abenteuer erleben zu können. Das beweist meine Aussage, dass Landleben eher als Stadtleben erotisches Spiel von Kindern begünstigt. In Städten sind Verstecke nicht so leicht zu finden. Eine Kurtisane aus Bologna erzählte mir, dass sie mit vierzehn, als sie noch Jungfrau war, einen Verlobten hatte. Sie gingen außerhalb Bolognas spazieren, legten sich ins Gestrüpp und masturbierten sich gegenseitig „con furia“: „Wir gaben uns einige Handvoll, e ce ne siamo dato, delle pugnette!“ Ihr Verlobter vollzog Cunnilingus an ihr. Doch jemand anderes deflorierte sie später. Die meisten Mädchen von vierzehn bis siebzehn oder achtzehn ziehen den Koitus in ore vulvae dem vollen Geschlechtsverkehr vor. Kürzlich erzählte mir eine Spanierin, dass sie ihrem Liebhaber erlaubte, sie zu entjungfern, um ihn glücklich zu machen. Nach der Defloration lehnte er es ab, länger Koitus in ore vulvae mit ihr zu haben. Weil vollständiger Verkehr ihr nicht genügte und sie die alten Gefühle vermisste, wandte sie sich an Jungs in ihrem Alter oder an jüngere, um die erste Erfahrung des Koitus wiederzuerleben. Sie war ihrem Liebhaber zwar untreu, freilich immer noch emotional zugetan, auch wenn er ihr nun fast kein sexuelles Vergnügen mehr bereitete, weil er so unerbittlich auf normalem Koitus beharrte. Erst mit achtzehn fing sie an, normalen Verkehr zu schätzen. Eine Frau, die mit fünfzehn in die Prostitution gegangen war, erzählte mir, dass sie ihre erste sexuelle Freude, ihren ersten unsimulierten Orgasmus mit dreiundzwanzig hatte! Seitdem sei sie sehr sinnlich geworden. Eine gepflegte Neapolitanerin von siebzehn Jahren, erst ein paar Monate zuvor entjungfert, strahlte nach dem Koitus in ore vulvae mit mir übers ganze Gesicht und fragte: „Ist das nicht besser als ein Fick? Non vale questo meglio di una chiavata?“ Um die Derbheit des Ausdrucks chiavata zu mildern, ergänzte sie mit schamhaft gesenkten Augen: „wie die Neapolitaner sagen, come dicono i Napoletani.“ Das erinnerte mich an den Ausdruck in 103

Daudets Tartarin: „Du hast mich dazu gebracht, outre zu sagen.“ Als ich sie fragte, warum sie diese Vorliebe habe, sagte sie: „Bei einer unserer Begegnungen ist es mir zweimal gekommen. Das passiert mir beim Ficken nie. Wenn wir ficken, komme ich überhaupt nicht. Es fällt mir schwer, scharf zu werden. Der gesegnete Mann hat, eins, zwei, schon ejakuliert und der große Vogel den Käfig verlassen, während ich festsitze. Auf die andere Art ejakuliere ich aber zwei, drei Mal, bevor mein Partner kommt.“ Das gleiche Mädchen sprach davon, dass der Koitus in ore vulvae sie betrunken mache, mi inebbria. Das gleiche sagte sie von erotischen Photographien. Das erinnert mich an eine Mailänder Nutte, die mir erzählte, ganz besonders auf Sex mit Juden zu stehen, weil die langsamer ejakulieren würden als Christen, dank der Beschneidung, die ihre Eichel abhärte und weniger sensibel für Reibung mache. „Mit einem Christen“, so sagte sie, „endet es oft frustrierend, weil er ejakuliert, bevor ich es kann. Beim Liebesspiel mit einem Juden kann ich oft zweimal kommen und beim zweiten Mal noch vor meinem Partner, wenn ich das Wasser nicht gar so lange zurückhalte, dass sich das Tor zur gleichen Zeit öffnet wie bei ihm.“ Mehrere Frauen haben mir berichtet, dass sie bewusst den Augenblick der Ejakulation beim Verkehr zurückhalten. Ein russischer Jude erzählte mir eine Episode, die diese Theorie bestätigt. Er war Student der Polytechnik in Zürich und hatte einen russischen Freund, der mit einer Geliebten zusammenlebte. Auch sie war Russin und Studentin, oder gab es zumindest vor. Eines Morgens ging der Jude zu seinem Freund. Eine Frauenstimme bat ihn hereinzukommen. Das tat er, konnte seinen Freund nicht finden, aber dessen Geliebte in ihrem Nachtkleid auf dem ungemachten Bett. Instinktives Schamgefühl ließ den Besucher zurücktreten, doch die junge Frau hielt ihn fest; nach ein paar Minuten war er mit ihr im Bett. Die Russin sagte, ihr Liebhaber sei gerade weggegangen und würde einige Stunden fortbleiben. Dann erklärte sie ihr Verhalten. Sie sagte, sie sei stets vom Geschlechtsverkehr mit dem russischen Studenten unbefriedigt, weil er zu schnell ejakulierte und die Kopulation beendete, bevor sie ihren Orgasmus und ihre Ejakulation hatte. An

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diesem Morgen hatte er sie wie üblich mächtig erregt. Sein schneller Koitus verschärfte ihr geschlechtliches Verlangen aufs äußerste, ohne sie zu befriedigen. Also hatte er sie frustriert und mitten in den aufwühlendsten Begierden zurückgelassen. Nun war sie gerade im Begriff zu masturbieren – was sie nur selten tat, weil sie davon Kopfschmerzen bekam –, als sie die Stimme eines Mannes hörte und beschloss, sich dem ersten Mann hinzugeben, der das Zimmer beträte. Und sie war erfreut, einen Juden zu sehen, weil sie erfahren hatte, dass der Koitus mit Juden länger dauerte als mit Christen. Wie die Mailänderinnen, deren Worte ich wiedergegeben habe, behauptete sie, bei einem Akt mit einem Juden manchmal zwei Ergüsse zu haben. Während ich über die Besonderheiten schreibe, die ich bei italienischen Kurtisanen beobachtete, will ich ergänzen, dass mir die meisten versicherten, homosexuellen Verkehr dem mit Männern vorzuziehen. Die älteren bestätigten, dass diese Vorliebe nun weiter verbreitet sei als früher. Es gibt auch einige, die kleine Mädchen mögen, Frauen, die sich gewissermaßen der Päderastie hingeben. Ich bin nun etwa vierzig und habe die vergangenen acht oder neun Jahre in einem vergifteten geilen Zustand verbracht, unterdessen ich sehr unglücklich war. Ich musste die Frau aufgeben, die ich liebte, und die Hoffnung, eine Familie zu gründen. Ganz den Launen des Zufalls unterworfen, habe ich eine absurde Existenz geführt, obwohl ich nach meiner Überzeugung für ein ruhiges monogames Leben geschaffen war. Ich fing mir Geschlechtskrankheiten ein, die mich in grausames körperliches und geistiges Leiden stürzten. Ich wurde zum Selbstbefriediger. Wenn man bedenkt, dass die beiden Dinge, die ich seit meiner Kindheit am meisten fürchtete, Geschlechtskrankheiten und Masturbation waren! Ich bin das Opfer schändlicher und lächerlicher Leidenschaften geworden. Mein allgemeiner Gesundheitszustand hat sich wieder verschlechtert, seit ich meine Enthaltsamkeit beendet habe. Mein Nervensystem ist zusammengebrochen. Ich leide oft unter Schlaflosigkeit und Albträumen. Selbst Geschlechtsverkehr ist nichts anderes mehr für mich als ein masturbatorischer Stimulus. Ich hasse mich selbst. Mein Le-

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ben hat kein Ziel und ich habe jedes Interesse an anständigen Dingen verloren. Ich erledige meine professionelle Arbeit teilnahmslos und finde es schwerer und schwerer, sie gewissenhaft zu beenden. Dinge, die mir einmal sehr leicht vorkamen, kosten mich heute schmerzliche Anstrengungen. Die Zukunft kommt mir immer düsterer vor. Mein Vater starb vor vier Jahren, ein Jahr nach einer gemeinsamen Reise nach England. Er war entmutigt von der Liebe der englischen Öffentlichkeit zum Sport und der Mäßigung ihrer sogenannten „Radikalen“. Als er starb, hinterließ er mir kein Erbe, sein Besitz war unter der Last weiterer Hypotheken verfallen. Was er durch seine Arbeit verdient hatte, gab er auf angemessene Art aus, die im schlimmsten Fall nur teilweise selbstsüchtig war. In den vergangenen Jahren habe ich Russland zweimal besucht. Ich stellte fest, dass der Handel mit vorpubertären Mädchen in Kiew nun fast so ausgiebig betrieben wird wie in Neapel, nur weniger elegant, weil die Taschen der Menschen dort nicht so gefüllt sind. „Anständige“ Familien sind auf diesem Gebiet nicht gerade Kiews Spezialität. Ich habe schließlich Italien verlassen und mich in Spanien niedergelassen, wo ich eine interessantere Arbeit fand. Das Land habe ich gewechselt, nicht aber die Stimmung; ich bleibe pessimistisch, was mich selbst angeht, und habe mich so satt wie zuvor. Immer öfter beschäftigen mich Gedanken an Selbstmord. Meine Gesundheit wird kontinuierlich schwächer, meine sexuellen Bedürfnisse hingegen nicht, folglich auch nicht meine Vorliebe für die Masturbation. Nachdem ich Ihre gebildeten Werke gelesen hatte, dachte ich daran, ein paar neue Fakten denen hinzuzufügen, die sie zusammengetragen haben. Ich hoffte, dass vielleicht ein paar meiner Informationen von psychologischem Interesse für Sie sein könnten. Ich glaube, mein Sexualleben als Kind war in seiner Intensität eher ungewöhnlich. Es würde aber weniger abnormal erscheinen, wenn wir viele vollständige sexuelle Autobiografien besäßen. Doch die Menschen schämen sich, über solche Dinge zu reden. Entgegen der allgemeinen Auffassung sind Kinder bei gewissen Dingen sehr schweigsam. Ich glaube, sie halten mehr

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vor Erwachsenen geheim als umgekehrt. Außerdem vergessen Erwachsene oft eine Vielzahl von Ereignissen aus ihrer Kindheit. Es haben wohl nicht viele Menschen Erinnerungen an ihre ersten sexuellen Eindrücke, die so präzise und vollständig sind wie meine. Ich besitze ein besonders gutes Gedächtnis für alles, was mit Erotik zu tun hat, vielleicht, weil mich dieses Gebiet immer sehr interessierte und meine Gedanken stets zu derartigen Erinnerungen zurückkehrten. Ich habe versucht, so genau wie möglich zu sein. Das mag meiner Geschichte einen gewissen Wert verleihen.

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