Deutsch-perfekt_09_2017 (1).pdf

February 21, 2019 | Author: german682001 | Category: German Language, Languages
Share Embed Donate


Short Description

Download Deutsch-perfekt_09_2017 (1).pdf...

Description

Deutsch perfekt 9 / 2017

EDITORIAL

5

„Die Kartoffel auf dem Cover? Wir fanden, ein bisschen Ironie tut uns gut.“

Deutsch lernen leicht gemacht.

MITTEL

M

anchmal hat es unser Art Director wirklich

nicht leicht mit uns. Wie in den letzten

Wochen. Wir brauchten ein Symbol � ür die deutsche Identität. Ein starkes – � ür das Cover.

Noch vor ein paar Monaten wäre vielleicht ein Symbol aus der Autoindustrie ein gutes Motiv gewesen. Auf ihre Autos waren die Deutschen immer sehr stolz. Aber können sie das nach den Skandalen dieser Branche noch immer sein? Wir überlegten. Wäre ein Gartenzwerg ein gutes Motiv? Zu viel Klischee. Was dann? Nach tagelanger Suche kam Michael Scheuf-

 guttun ≈ einen positiven Effekt haben auf  der G„rtenzwerg, -e kleine Figur, die aussieht wie ein alter Mann mit Bart ,

Langenscheidt Bild für Bild Mehr als 15.000 Begriffe und Sätze mit Lautschrift im Deutschen. Erhältlich ab Oktober.

,

Kurdisch-Deutsch 978-3-468-11612-4

die Bezeichnung, -en   Wort

der W“ssenschaftler, Person, die ein Thema systematisch untersucht

,

NEU

die Begeisterung ≈ große Freude ,

,

Schreibtraining (A2/B1) Erhältlich ab Oktober 978-3-468-48983-3

… wie ¡s politisch weiter gehen s¶ll. … was politisch in der nächsten Zukunft passieren soll. ,

hier:www.deutsch-perfekt.com/wort.    n    e    f    a    r    g    o    t    o    F    1    1    e    d    n    e    l    B   :    o    t    o    F   ;    m    o    c  .    k    c    o    t    S    i    /    s    s    u    g    n    i    f    r    u  ,    r    i    u    q    A   :    o    t    o    f    l    e    t    i    T

Ich wünsche Ihnen viel Freude mit diesem Heft! Ihr

978-3-468-48982-2

9,99 €

NEU Langenscheidt Sag’s auf Deutsch Die 1.000 wichtigsten Wörter auf Deutsch sofort im Gri ff. Erhältlich ab Oktober.

der Ch¡fredakteur, -e  franz. Leiter von allen Journalisten bei einer Zeitung oder Zeitschrift ,

Kurdisch-Deutsch 978-3-468-38546-9

8,50 €

Arabisch-Deutsch 978-3-468-38548-3

8,50 €

Persisch-Deutsch 978-3-468-38547-6

8,50 €

NEU Langenscheidt Grundwortschatz Deutsch als Fremdsprache 4.000 Wörter, Wendungen und Beispielsätze, ausgewählt nach Häufigkeit und Aktualität. Erhältlich ab Oktober. 978-3-468-20130-1 12,99 €

Mehr Infos online:  www.langenscheidt.de/daf Jörg Walser Chefredakteur

12,99 €

Übungsbuch (A1/A2)

,

die B¢ndestagswahl, -en  das Wählen der Mitglieder � ür das deutsche Parlament

Langenscheidt Deutsch für den Beruf Deutsch für den Beruf üben und vertiefen.

Seite 34. Wenn Sie das verstanden haben, wissen Sie mehr als viele Deutsche. Denn jeder zweite Wähler versteht nicht wirklich, was er da tut.

Diesen Monat habe ich noch einen Tipp � ür Sie. Mit unserer neuen App „Wort des Tages“ lernen Sie  jeden Tag eine deutsche Vokabel mit dem Smartphone. So viel Zeit haben Sie bestimmt. Mehr dazu

12,99 €

,

sche Bezeichnung � ür Deutschland. Aber wir fanden, ein bisschen Ironie tut uns gut.

Am 24. September entscheiden die Deutschen, wie es politisch weitergehen soll. Wie die Bundestagswahlen funktionieren, erklärt Eva Pfeiffer ab

NEU

die Kn¶lle, -n runder, dicker Teil einer Pflanze, der unter der Erde wächst; hier: Kartoffel

be„ntworten  antworten auf 

schichte davor. Mit großer Begeisterung hat sie da � ür mit sehr vielen Menschen – Autoren, Politikern, Wissenschaftlern, Musikern – gesprochen. So hat Kerbel am Ende sehr unterschiedliche Antworten gefunden.

Neues von Langenscheidt für Freizeit und Beruf, für Anfänger und Fortgeschrittene!

,

ler, unser Art Director, plötzlich mit einer Kartoffel „made in Germany“. Vor 100 Jahren kam ein Drittel der Weltproduktion der Knolle aus Deutschland. Heute ist „Kartoffelland“ zwar nur noch eine ironi-

„Was ist deutsch?“ ist vermutlich die deutscheste Frage – und so alt sie ist, so schwer ist sie zu beantworten. Deshalb erklärt unsere Berlin-Korrespondentin Barbara Kerbel ab Seite 16 nicht nur die aktuelle Debatte zum Thema, sondern auch die Ge-

Langenscheidt



ÖSTERREICH BILD

Deutsch perfekt



Wiener Glück Ausg’steckt is’! So sagen sie jetzt wieder in Wien, Niederösterreich und anderen Teilen der Alpenrepublik. Denn im Herbst servieren die Weinbauern ihren jungen Wein dort direkt vor ihrer Tür. „Buschenschänken“ heißen die Kurzzeit-Lokale. Mit Buschen an seinem Haus zeigt der Weinbauer nämlich: Die Schänke ist geöffnet. Daher kommt auch LEICHT

der Name Buschenschänke und das tradi-

tionelle „Ausg’steckt is’!“. Und so sitzen die Gäste im Wieninger am Nußberg an einem warmen Herbstabend hoch über der Hauptstadt bei Wein und einer Brettljause. Dazu gibt es Musik.

Wiener Musik natürlich – mit Geige und der typischen Kontragitarre. Was braucht

es mehr zum Glück? Ausg’steckt “s’! österr.,  Es ist ausgebayer. steckt!  hier: Das Symbol hängt an der Tür! ,





der Weinbauer, -n   Person:  Sie stellt Wein her. ,



der B¢schen, - süddt., österr.   hier: m ,

die Schænke, -n  kleine Wirtschaft;  kleines Restaurant ,

≈ ≈

die Br¡ttljause, -n österr.  meistens kalte Gerichte, z. B. Schinken und Brot: Man serviert sie auf einem Brettl. ,

mehrere Zweige zusammen oder Blumen zusammen mit Zweigen

(das Br¡ttl, - bayer., österr.   hier: dünnes Stück Holz)

(der Zwei g, -e   dünnes Stück von einem Baum mit Blättern)

die Gei ge, -n   Musikinstrument in der Form von einem kleinen Cello

,

,

,

9 / 2017

   d    u    a    g    i    R    r    e    t    e    P    /    s    u    m    s    i    r    u    o    T    n    e    i    W   :    o    t    o    F

10   PANORAMA

Deutsch perfekt 9 / 2017

Die East Side Gallery besuchen Touristen in Berlin sehr gern.

LEICHT

INSTAGRAM

So ein schönes Hashtag-Land

Das Universum von Walt Disney ist auf Instagram populär.

Auf der bekannten Fotoplattform Instagram sind jeden Tag 95 Millionen neue Bilder zu sehen. Sie zeigen, was Leute gern essen (Pizza und Sushi) und welche Tiere sie lieben (Katzen). Aber natürlich auch, wo die User aktuell im Urlaub sind. Welche deutschen Sehenswürdigkeiten sind dort besonders populär? Das hat die Reisefirma Travelbird untersucht. Das Resultat: die Berliner Mauer ist mit rund 4,6 Millionen Tags auf Platz eins. Es folgen das Oktoberfest (rund 2,3 Millionen Tags) und der Nürburgring (rund 0,6 Millionen Tags). Auf Platz eins weltweit ist Disneyland in Kalifornien (rund 14,6 Millionen Tags).

die Mauer, -n   hier: ≈ hohe, extrem lange Wand: Sie formt eine Grenze. ,

der Pl„tz, ¿e   hier: Position ,

f¶lgen

  hier: an der nächsten Position sein ,

der Nürburgring ≈ spezielle Straße in Rheinland-Pfalz: Man � ährt sie bei Autorennen. ,

(das Autorennen,  Sport: Wer � ährt am schnellsten mit dem Auto?) ,

w¡ltweit auf der ganzen Welt ,

   m    o    c  .    k    c    o    t    S    i    /    k    c    o    r_    a    p    p    u    k  ,    m    u    x    u    l    a  ,    a    l    a    m    u    j    i    l    u    u    t  ,    s    e    g    a    m    i    s    s    e    n    i    s    u    b    y    e    k    n    o    m   :    s    o    t    o    F

Deutsch perfekt 9 / 2017

PANORAMA

11

LEICHT

h„rt

  hier: so, dass man z. B.

,

viel Geld bezahlen muss

die Strafe, -n ≈ Sanktion, weil man etwas Böses gemacht hat ,

die Straftat, -en ≈ kriminelle Aktion ,

das }nfallopfer, Person: Sie wird bei einem Unfall verletzt oder stirbt. ,

r¡chnen m“t …   hier: wissen, dass man … bekommt ,

WAS HEISST …?

Was heißt „Gaffer“? Auf der Autobahn passiert ein Unfall. Die einen helfen. Aber die anderen nehmen ihr Smartphone in die Hand und machen Fotos. Sie wollen jedes Detail sehen, suchen nach einer Sensation. Sie gaffen. So heißen diese Menschen Gaffer – und sind ein großes Problem. Denn sie blockieren oft die Wege � ür Polizei und Feuerwehr. Das Problem hat auch die Politik gesehen. Deshalb gibt es jetzt härtere Strafen � ür Gaffer. So ist es seit Ende Mai dieses Jahres eine Straftat, Helfer zu blockieren. Auch bei anderen Dingen müssen Gaffer aufpassen: Es ist illegal, Bilder oder Videos von Unfallopfern im Internet zu publizieren. Wer es trotzdem tut, muss auch hier mit harten Strafen rechnen.

die B¡rtelsmann-St“ftung   Organisation: ≈ Sie untersucht Probleme von der Gesellschaft und schlägt Lösungsmodelle vor. ,

(die Ges¡llschaft, -en  Menschengruppe: Sie lebt in einem sozialen und politischen System zusammen.) ,

w„rnen vor   hier: sagen, dass man an die Konsequenzen � ür die Zukunft denken soll ,

dramatisch ≈ schlimm

  hier: groß;

,

der ]ngpass, ¿e   hier: Problem, dass es zu wenige Lehrer gibt ,

vorbereitet   hier: so, dass es keine Räume und keine Lehrer gibt ,

die weiter�ührende Schule, -n  Schule nach der Grundschule, z. B. Realschule oder Gymnasium ,

der Kandidat, -en Lehrer: Er sucht eine Arbeitsstelle.

  hier:

,

s¶llten … dabeihaben   hier: ≈ Man empfiehlt, dass … dabeihaben ,

das V¶lksfest, -e Event draußen mit Karussells und großen Zelten ,

(das Z¡lt, -e   hier: Konstruktion aus Plastik und langen, dünnen Metallstücken: Man stellt sie draußen auf und kann darin feiern.) ,

die Bedienung, -en   hier: Kellnerin;Kellner ,

auf dem Tr¶ckenen s“tzen m hier: nichts zu Trinken haben ,

MÜNCHEN

Oktoberfest ganz modern Wenn am 16. September um genau 12 Uhr in München das Oktoberfest beginnt, sollten Besucher ihr Handy dabeihaben. Und das nicht nur, um Fotos zu machen. Denn dieses Jahr können sie zum ersten Mal mit der offiziellen Oktoberfest-App der Stadt Freunde finden, sich orientieren und aktuelle Nachrichten über das größte Volksfest der Welt bekommen ( www.muenchen.de/app). Außerdem hat eine App zum mobilen Bezahlen Premiere ( www.meinfest.com). Es gibt in dem System auch einen Trinkgeld-Button � ür die nette Bedienung. Denn welcher Gast will auf dem Oktoberfest schon lange auf dem Trockenen sitzen?

Oktoberfest-Besucher können ihr Bier jetzt mit dem Smartphone bezahlen.

die Studie, -n ≈ systematische Untersuchung ,

das B¢ndesland, ¿er  Teil von einer � öderalistischen Republik ,

zusätzlich   hier: noch mehr ,

die B“ldung   hier: Schulen ,

UNTERSUCHUNG

Schüler-Boom bringt Probleme In Deutschland kommen wieder mehr Kinder auf die Welt – und es kommen viele junge Menschen aus anderen Ländern in das Land. Das freut viele, bringt aber auch Probleme. Denn alle diese Kinder müssen später natürlich zur Schule gehen. Nach einer aktuellen Prognose der Bertelsmann-Stiftung gibt es im Jahr 2025 circa 8,3 Millionen Schüler. Das sind viel mehr als gedacht. Offizielle Prognosen sprechen nämlich von 7,2 Millionen Schülern im Jahr 2025. Die Stiftung warnt deshalb vor einem „dramatischen Engpass“ bei Lehrern und Klassenräumen. Niemand ist auf den neuen Schüler-Boomvorbereitet. Zuerst kommen die Probleme in die Grundschulen, sagen die Experten. Schon in acht Jahren fehlen dort circa 24 000 Pädagogen. Außerdem braucht Deutschland 2400 Grundschulen mehr. Wenn die vielen Grundschüler dann nach vier bis sechs Jahren auf weiter � ührende Schulen gehen, fangen die Probleme dort an. Schon heute fehlen in vielen Regionen Lehrer. So schnell finden die Ministerien auch nicht genug Kandidaten, die den Job machen können. Denn die Ausbildung eines Pädagogen dauert circa sieben Jahre. Damit das Schulsystem nicht bald vor einem Kollaps steht, muss schnell etwas passieren. Die Autoren der Studie appellieren deshalb an die Bundesländer, ihre eigenen Prognosen � ür regionale Schülerzahlen zu prüfen – und dann auf dieser Basis in zusätzliche Lehrer und Schulen zu investieren. Die Prognose der Stiftung: Deutschland muss im Jahr 2030 circa 4,7 Milliarden Euro mehr � ür Bildung ausgeben als heute.

12   PANORAMA

Deutsch perfekt 9 / 2017

LEICHT

Ein historisches Schlafzimmer im thüringischen Schloss Burgk.

Offene Türen

DRAMEN

das D¡nkmal, ¿er/-e  z. B. Monument, Skulptur

Im Eis gefunden

,

einzige (-r/-s)

  hier: nur eine

AUDIO

,

Im Eis gefunden

das Ski gebiet, -e  Region: Dort kann man Ski fahren. ,

ARCHITEKTUR

Offene Türen AUDIO Schlösser, Türme, Villen, Kirchen – am 10. September können Besucher Tausende historische Häuser kennenlernen. Denn am Tag des offenen Denkmals kann man in ganz Deutschland Monumente besichtigen. Bei manchen Häusern ist das Event die einzige Chance im Jahr, sie von innen zu sehen. Auch gibt es Ausstellungen und Führungen mit vielen Informationen. Der Aktionstag ist nicht nur � ür Architekturfans interessant. Er findet seit 1993 statt. Das Programm gibt es auf www.tag-des-offenen-denkmals.de. WIRTSCHAFT

Zu wenige Bewerber AUDIO

Viele deutsche Firmen haben ein Problem: Sie finden keine Lehrlinge mehr. Bei 31 Prozent von ihnen bleiben Ausbildungsplätze leer. Das ist das Resultat einer Untersuchung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags. Eine Erklärung da� ür: Die Qualifikation der Bewerber und die Anforderungen der Firmen passen oft nicht zusammen. Fast jede zehnte Firma mit Ausbildungsplätzen bekommt keine Bewerbung mehr. Besonders schwer ist die Suche nach Lehrlingen im Gast- und im Baugewerbe.

(Ski f ahren  auf zwei langen Stücken auf Schnee einen Berg hinunterfahren) ,

der Gl¡tscher, -   große Menge von Eis in den Bergen ,

die Leiche, -n   Körper eines toten Menschen ,

die Gesch“chte, -n   hier: Sache: Sie ist passiert. ,

das Ehepaar, -e   Ehefrau und Ehemann

Als ein Angestellter eines Skigebiets auf dem Tsanfleurongletscher in den Schweizer Alpen zwei Leichen findet, kennt noch niemand die traurige Geschichte der Toten. Erst nach einer DNA-Analyse ist die Identität der Leichen klar: Es ist das Ehepaar Francine und Marcelin Dumoulin aus dem Schweizer Kanton Wallis. Wahrscheinlich hatten die beiden einen Bergunfall – im August 1942. Die zu dieser Zeit 37-jährige Francine war Lehrerin, der 40-jährige Marcelin Schuhmacher.

Das Eis hat die Leichen konserviert. Auch ihre Kleidung, ein Rucksack, eine Uhr, eine Flasche und ein Buch sind noch da. Traurig ist die Geschichte der Schweizer besonders, weil sie sieben Kinder hatten. Nachdem die beiden vor 75 Jahren nicht mehr nach Hause zurückgekommen sind, hat man das Paar mehr als zwei Monate lang gesucht. Dann sind die Kinder in Pflegefamilien gekommen. Heute leben noch zwei Töchter. „Wir haben unsere Eltern das ganze Leben lang gesucht, nach 75 Jahren beruhigt mich dieser Fund“, sagte die jetzt 79-jährige Marceline Udry-Dumoulin der Schweizer Zeitung Le Matin.

,

der Kanton, -e  Teil von einem � öderalistischen Land ,

Wie Sie gewinnen können? Dazu gehen Sie auf www.deutschperfekt.com/spiel (bis

der R¢cksack, ¿e ≈ Tasche: Man trägt sie auf dem Rücken. ,

zum 27. September 2017).

die Pfle gefamilie, -n  Familie: Sie kümmert sich über mehrere Monate oder Jahre um ein fremdes Kind bei sich zu Hause.

Dort finden Sie auch die Teilnahmebedingungen.

,

beruhigen   hier: ≈ machen, dass sie sich ruhig � ühlt ,

der F¢nd, -e   hier: Personen: Man hat sie gefunden. ,

Zu wenige Bewerber 

der Lehrling, -e   Person: Sie macht eine Berufsausbildung.

GEWINNEN

der Deutsche Industrie¢nd H„ndelskammertag   Organisation � ür ganz Deutschland � ür die wirtschaftlichen Interessen von Firmen

Deutschland hat als Spielenation eine große Tradition. Spieleautoren wie Klaus Teuber ( Die Siedler von Catan ) und Klaus-Jürgen Wrede ( Carcassonne ) haben einen eigenen Stil geprägt. Heute arbeiten Spieleautoren auf der ganzen Welt wie sie – an German-style Games. Deutschland hat auch als Reisenation eine große Tradition. Die Deutschen können mit ihrem Pass in so viele Länder ohne Visum reisen wie Menschen keiner anderen Nation. Das nutzen sie: Sie reisen mehr als die Einwohner fast aller anderen Länder. Mit seinem neuen Sprachspiel Gute Reise! verbindet der Autor Gerhard Grubbe die Spiele- und die Reisetradition. Eines von zehn Exemplaren können Sie

,

,

die [nforderung, -en   hier: ≈ Wunsch: Das soll ein Bewerber können und wissen. ,

das G„stgewerbe   alle Hotels und Restaurants ,

das Bau gewerbe ≈ Firmen: Sie machen z. B. Häuser, Straßen oder Brücken oder das Material da� ür. ,

Gute Reise!

 jetzt gewinnen. die Teilnahmebedin gung, -en ≈ etwas: Das muss man machen oder sein, damit man teilnehmen darf. ,

der Siedler, Person: Sie geht in eine neue Region und beginnt, dort zu leben. ,

prä gen   hier: ≈ machen; ≈ die Idee haben � ür ,

n¢tzen   hier: ≈ benutzen, um selbst das Beste von einer Sache zu bekommen ,

Deutsch perfekt 9 / 2017

PANORAMA

Nicht nach unten sehen: Slackliner Alexander Schulz in Mexiko.

3 FRAGEN

Professionelles Balancieren Alexander Schulz aus Rosenheim (Bayern) ist professioneller Slackliner. Der 26-Jährige hat mehrere Rekorde auf gestellt – mit extremen Projekten auf der ganzen Welt.

1

Herr Schulz, haben Sie keine Angst vor der Höhe? Angst habe ich nicht, aber Respekt. Es gibt beim Slacklinen verschiedene Disziplinen. Es muss also nicht immer hoch sein. Aber es stimmt: Ich laufe zum

Beispiel auf einer Slackline in der französischen Auvergne an einem Vulkan in mehr als 200 Meter Höhe – und balanciere in Mexiko-Stadt zwischen Hochhäusern. Ich bin ein sehr ambitionierter Mensch. Aber das muss man auch sein, wenn man Rekorde

aufstellen will.

   r    e    g    r    e    b    t    i    e    r    t    S  .    W    /    e    g    e    l    f    p    l    a    m    k    n    e    D    r    ü    f    t    m    A    s    e    h    c    s    i    g    n    i    r    ü    h    T   ;    e    d  .    s    m    a    e    r    d    h    c    n    i    e    n    o  .    w    w    w   ;    m    o    c  .    k    c    o    t    S    i    /    y    r    a    m    d    a    V   :    s    o    t    o    F

In Frankreich haben Sie Probleme mit dem Wind gehabt, oder? Ja, der Wind war 100 Kilometer pro Stunde schnell. Und ich wollte über eine 650 Meter lange Slackline balancieren. Das hat dann nicht funktioniert. Ich habe es mehrere Male versucht. Aber die Slackline ist zum Schluss wie ein Lasso hin- und hergeschwungen. Das war wirklich extrem. Deshalb musste ich aufhören. Aber einen Monat später war ich wieder dort. Da bin ich dann die kompletten 650 Meter ge-

2

NAVIGATOR

Diesen Ort gibt es wirklich Das Wort

Zu Russland muss man nicht viel erklären: Es ist gigantisch, liegt auf zwei Kontinenten und hat 144 Millionen Einwohner. Die Hauptstadt Moskau ist die größte Metropole Europas.

laufen.

Der Ort

Der Wind ist also kein Freund von Slacklinern? Man muss differenzieren: Zu viel Wind ist nicht gut. Aber ein bisschen Wind stabilisiert die Slackline. Egal, ob Wind oder nicht: Noch wichtiger ist die eigene Motivation. Wenn es beim ersten Mal nicht funktioniert, muss man es immer wieder versuchen. Das Slacklinen ist außerdem mein Job. So habe ich zusammen mit Freunden eine Firma gestartet: One Inch Dreams. Dort kann man Material und Accessoires � ür das Sklacklinen kaufen. Wir bieten auch

Rußland ist ein kleiner Ortsteil der niedersächsischen Gemeinde Friedeburg. Für den Namen gibt es drei Erklärungen: Manche erzählen, dass dort früher alles sehr karg und die Menschen sehr arm waren. Andere sagen, dass dort vor 100 Jahren ein besonderer Mann gelebt hat. Dieser hatte wegen seiner Rauheit den Namen „Russe“. Eine dritte Version erzählt von einem anderen Mann. Er war in dem Ort vor 150 Jahren Köhler und immer sehr „verrußt“. Wandert man von Rußland sieben Kilometer weiter, kommt man in den Ortsteil Amerika. So können Besucher in Friedeburg in circa zwei Stunden eine kleine Weltreise machen. Deshalb ist die Gemeinde bei Touristen sehr populär.

3

verschiedene Shows und Workshops an. Aber keine Angst: Niemand muss bei uns in 200 Meter Höhe ba-

lancieren. Das machen wir lieber selbst. mehrere Rek¶rde aufstellen ≈ neue Rekorde machen ,

die Höhe, -n

  von: hoch

,

Resp¡kt haben   hier: ≈ vorsichtig sein, weil man nicht weiß, was passieren kann ,

h“n- und hergeschwungen Part. II von: hin- und herschwingen ≈ hier: immer wieder extrem die Position ändern ,

differenzieren hier: ≈ den Unterschied sehen ,

Ru ßland

die Gemeinde, -n   Kommune ,

k„rg   hier: ≈ so, dass z. B. wenig Gemüse oder Obst wächst ,

(w„chsen   hier: groß werden und Früchte tragen) ,

bes¶ndere (-r/-s)  spezielle (-r/-s) ,

die Rauheit freundlich

  von: rau ≈ hier: nicht

,

der Köhler, -  Person: Sie stellt beruflich aus Holz Kohle her. ,

(die Kohle, -n   hier: weiches, schwarzes Material � ür ein Feuer) ,

verrußt ≈ schwarz vom Rauch; hier: schwarz von der Kohle ,

13

14   PANORAMA

Deutsch perfekt 9 / 2017

LEICHT

Diesen Text können Sie mit einem Premium-Abo hören: www.deutsch-perfekt.com/service

START� UP DES MONATS

klimaneutral  nicht positiv und nicht negativ � ür das Klima ,

Isolation mit Naturmaterial

die Isolierverpackung, -en   von: isolierend verpacken = hier: in ein isolierendes Material legen und zumachen ,

Es ist wie in einem Märchen der Brüder Grimm. Warum braucht die Dort muss ein Mädchen Welt das? Weil immer mehr Personen online � ür den König aus Stroh Lebensmittel bestellen Gold machen. Sie hat nur – und diese dann in einer Isolierverpackung eine Nacht Zeit. Wenn sie verschickt werden. es nicht schafft, muss sie Der schönste Moment? Es waren mehrere: Der sterben. Ein kleines MännPrototyp unserer Maschine chen mit dem Namen funktioniert. Wir liefern Rumpelstilzchen hilft ihr. dem ersten Kunden unsere Isolierverpackung. Und Und so kann das Mädchen wir haben die besten am Morgen dem König ein Mitarbeiter. Zimmer mit Gold zeigen. Patricia Eschenlohr und ihr Mann Thomas machen aus Stroh zwar kein Gold, aber eine Isolierverpackung. „Wenn Händler Lebensmittel verschicken, nehmen die meisten Styroporboxen“, erklärt die 34-Jährige. „Diese werden aus Erdöl gemacht, und die Entsorgung ist kompliziert.“ Ihr Start-up Landpack in Puchheim bei München bietet mit Stroh eine Alternative aus der Natur. „Wir machen daraus eine Isolierverpackung. Die kann man dann auf den Kompost tun.“ Denn bei Landpack kommt wirklich nichts zum Stroh dazu. Die Maschinen bringen das Material mit der richtigen Temperatur, Druck und Die Idee Eine klimaneutrale

Isolierverpackung aus Stroh

Wasser in die passende Form. „Sie können mit unserem Stroh auch Ihre Wohnung dekorieren, wenn Sie eine Allergie haben“, erklärt sie und lacht. „Es gibt vorher eine Desinfektion, und wir machen es sehr sauber.“ Bei Lebensmitteln ist Stroh auch besser als Styropor: Es kann nämlich Wasser absorbieren. Wie haben andere auf die Idee reagiert? „Zuerst haben wir gedacht, dass alle über unser Start-up lachen“, erzählt Patricia Eschenlohr. „Aber das hat niemand getan. Alle haben gesagt: Eine tolle Idee, warum gibt es das noch nicht?“ Für viele Kunden war es nämlich paradox: Sie bestellen ökologisches Gemüse – und das kommt dann in einer Styroporbox. Die ist schlecht � ür das Ökosystem. „Wir waren wirklich die Ersten mit dieser Idee“, sagt sie. „Deshalb war die Entwicklung einer automatisierten Produktionslinie auch keine leichte Aufgabe � ür unsere Ingenieure. Aber als sie im Sommer 2015 dann funktioniert hat, war es ein emotionaler Moment � ür uns.“ Seit dieser Zeit ist viel passiert. So gibt es jetzt zum Beispiel auch Isolierverpackungen aus Hanf. Die potenziellen Kunden lieben es: Jeden Tag interessieren sich neue Händler � ür die ökologische Verpackung. Ein König wie bei Rumpelstilzchen war zwar noch nicht dabei. Aber das kann ja noch kommen.

(isolierend  so, dass die Temperatur von einer Sache durch ein spezielles Material gleich bleibt) ,

das Stroh   getrocknete Pflanzenstücke (s. Foto) ,

versch“cken   hier: ≈ an einen Kunden schicken ,

der M“tarbeiter,   Angestellter ,

das Märchen, ≈ fantastische Erzählung ,

der König, -e   Monarch: ≈ Er regiert ein großes Land. ,

das G¶ld  sehr teures Metall ,

sch„ffen   hier: machen können ,

zwar kein …, aber …   hier: es ist nicht so, dass …, aber sie machen … ,

der Hændler, -   Verkäufer ,

die Styroporbox, -en ≈ Box aus leichtem, weißem Plastik ,

das Erdöl  Öl: Daraus macht man z. B. Benzin oder Heizöl. ,

die Ents¶rgung   von: entsorgen ≈ Müll wegbringen ,

bieten

  hier: ≈ möglich machen

,

dazukommen   hier: dazugegeben werden ,

der Dr¢ck   hier: physikalischer Effekt ,

die Entw“cklung   von: entwickeln = hier: genau denken, wie man eine Sache machen kann ,

der H„nf   Pflanze: Daraus macht man Textilprodukte, aber auch z. B. Haschisch. ,

zwar Das Start-up Landpack arbeitet nur mit Materialien aus der Natur.

  hier: bis jetzt

,

k¶mmen   hier: passieren ,

   k    c    a    p    d    n    a    L   :    s    o    t    o    F

Deutsch perfekt 9 / 2017

DIE DEUTSCHSPRACHIGE WELT IN ZAHLEN

15

Eine Übung zu diesem Text finden Sie auf Seite 54.

Ein Land hat Durst

… verbrauchen   hier: Tee aus … machen und diesen dann trinken ,

16

Nicht nur auf dem Oktoberfest ab dem 16. September ist eine Sache elementar: Bier. Trotzdem sind auch andere Getränke in Deutschland populär. Das Phänomen in Zahlen.

entspr¡chen  fast gleich sein wie ,

d¢rchschnittlich ≈ meistens: Das ist normal. ,

der Bierkonsum  Trinken von Bier ,

s“nken   hier: weniger werden

,

die Fl•ssigkeit, -en Substanz wie z. B. Wasser ,

die Maß, - / die M„ss, -

LEICHT

bayer., österr.

Menge von einem Liter Bier ,

der B•rgermeister, Chef von einem Ort oder einer Stadt

Grad Celsius

19 220 Tonnen Tee haben die Deutschen letztes

   7    1    0    2    t    r    o    p    e    r    e    e    f    f    a    K    o    b    i    h    c    T  ,    d    n    u    B      r    e    u    a    r    B    r    e    h    c    s    t    u    e    D  ,    d    n    a    b    r    e    v    e    e    T    r    e    h    c    s    t    u    e    D  ,    a    t    s    i    t    a    t    S   :    n    e    l    l    e    u    Q   ;    m    o    c  .    k    c    o    t    s    i    /    n    i    l    a    t    a    K    a    v    E  ,    a    l    O      a    l    O  ,    a    e    k    o   :    s    o    t    o    F

Jahr verbraucht. Das entspricht 28 Litern pro Kopf. Aber nur 18,2 Prozent kaufen ihren Tee in speziellen Teegeschäften. Nach Wasser ist Tee das populärste Getränk der Welt.

,

ist die ideale Trinktemperatur � ür die meisten Rotweine. Die teuren mögen es mit 18 Grad noch etwas wärmer.

57

10,95 Euro ist dieses Jahr der maximale Preis � ür eine

Maß Bier auf dem Münchener Oktoberfest. In der bayerischen Metropole hat es in d en letzten Monaten emotionale Diskussionen gegeben, weil Bürgermeister Josef Schmid eine Bierpreisbremse bei 10,70 Euro wollte.

104 Liter Bier haben die

Deutschen letztes Jahr durchschnittlich getrunken. Die Tendenz beim Bierkonsum sinkt seit Jahren. Rekord jahr war 1980 mit rund 146 Litern.

Prozent der Deutschen trinken

einen bis zwei Liter Flüssigkeit am Tag.

65,7 Prozent der

Menschen in Deutschland trinken Filterkaffee – das ist Europarekord.

die Bierpreisbremse m obere Preisgrenze � ür Bier ,

der F“lterkaffee Kaffee: Man macht ihn mit einem Kaffeefilter. ,

(der/das K„ffeefilter, ≈ kleine Papiertüte: Das Wasser läuft über die trockeneKaffeesubstanz darin.) ,

16

Deutsch perfekt 9 / 2017

WAS IST DEUTSCH?

WAS IST DEUTSCH

?

Die Frage ist einfach. Die Antwort auch: Deutsch ist, dass es darauf keine einfache Antwort geben kann. Warum aber ist für die Deutschen die eigene Identität so ein wichtiges Thema? Von Barbara Kerbel MITTEL

Deutsch perfekt 9 / 2017

   a    k    z    t    i    r    G    n    i    m    s    a    J   :    o    t    o    F

WAS IST DEUTSCH?

17

18

WAS IST DEUTSCH?

Deutsch perfekt 9 / 2017

   a    k    z    t    i    r    G    n    i    m    s    a    J   :    s    o    t    o    F

Deutsch perfekt 9 / 2017

WAS IST DEUTSCH?

19

20

WAS IST DEUTSCH?

Deutsch perfekt 9 / 2017

   a    k    z    t    i    r    G    n    i    m    s    a    J   :    s    o    t    o    F

Deutsch perfekt 9 / 2017

WAS IST DEUTSCH?

21

22

WAS IST DEUTSCH?

Deutsch perfekt 9 / 2017

   s    e    n    h    o    L    s    a    m    o    h    T   ;    a    k    z    t    i    r    G    n    i    m    s    a    J   :    s    o    t    o    F

Deutsch perfekt 9 / 2017

S

WAS IST DEUTSCH?

23

chon in der Antwort von Dieter Borchmeyer zeigt sich das Dilemma. Sein intellektuelles Leben lang hat den pensionierten Professor � ür Literaturwissenschaften die Frage nach dem Deutschsein begleitet. Im Februar hat der 75-Jährige sein Buch

Was ist deutsch? publiziert, mehr als 1000 Seiten dick, „ein Lebens-

werk“. Hat er eine Antwort gefunden? „Die definitive Antwort auf diese Frage“,sagt er fröhlich, „die kann und will ich gar nicht

finden, denn es gibt sie nicht.“ 1000 Seiten – und dann das. Wie es aussieht, ist die Frage � ür ihn interessanter als die Antwort. „Es kennzeichnet die Deutschen, dass bei ihnen die Frage ‚was ist deutsch?’ niemals ausstirbt.“ Der Philosoph Friedrich

Deutschland ist bunt

Nietzsche schrieb diesen Satz 1886 – und er war weder der Erste,

den diese Frage interessierte, noch der Letzte. Wer im Sommer 2017 „was ist deutsch“ im Internet sucht, bekommt bei Google fast 200 000 Suchergebnisse, vom Schultheaterprojekt bis zum Zeitungskommentar. Wer waren wir, wer sind wir, wer wollen wir sein? Überall suchen wir nach Hinweisen auf uns selbst: in politischen De batten, in der Geschichte, in der Wissenschaft, auf Reisen, in Ge-

sprächen und im Blick, mit dem andere uns sehen. Und wenn wir gut aufpassen, finden wir auch Antworten. Die Leitkultur-Debatte

Wenn die Deutschen über das Deutschsein debattieren, ist oft von einer „Leitkultur“ die Rede. Als Erster benutzte der Politikwissenschaftler Bassam Tibi 1996 diesen Begriff. Der syrisch-deutsche Professor von der Universität Göttingen wollte damit eigentlich eine Debatte über europäische Werte beginnen. Schon bald wurde mit diesem Begriff aber eher über die Frage diskutiert, an welche Regeln sich Zuwanderer in Deutschland

halten sollen. Regeln � ür das Zusammenleben? Die stehen doch im Grund-

gesetz, argumentieren viele: Menschenwürde, Meinungs- und Religionsfreiheit, gleiche Rechte � ür Männer und Frauen zum Beispiel. Das ist � ür viele die Basis der Integration, plus das Lernen der Sprache. die Literaturwissenschaft, -en  viel systematisches Wissen im Sektor Literatur begleiten   hier: ≈ immer da sein das Lebenswerk, -e   hier: etwas, an dem man sein ganzes Leben lang gearbeitet hat k¡nnzeichnen   hier: ≈ beschreiben aussterben � ür immer aufhören zu leben;  hier: nicht mehr stellen der H“nweis, -e   hier: ≈ Information ,

,

,

,

,

,

die Leitkultur  System gesellschaftlicher und kultureller Charakteristika, an denen sich ein Land oder eine Nation orientieren soll die Rede sein v¶n …  sprechen über … der Begr“ff, -e   Wort; hier: Idee der Wert, -e   hier: Ideal; Moral eher   hier: ≈ mehr der Zuwanderer, ≈ Immigrant ,

,

,

,

,

,

s“ch h„lten „n  sich orientieren an das Gr¢ndgesetz  Name der deutschen Verfassung (die Verf„ssung, -en  schriftliche Form � ür die Regeln in einem Staat) die M¡nschenwürde ≈ persönliche Qualität, die man als Mensch hat und die andere akzeptieren und tolerieren sollen das R¡cht, -e   hier: ≈ gleiche Chancen, Möglichkeiten und Bedingungen ,

,

,

,

,

„Als Franke fällt mir spontan natürlich der Bocksbeutel als etwas sehr Deutsches ein. Wenn wir uns die Menschen in Deutschland anschauen, müssen wir sagen: Deutschland ist bunt. Unterschiedliche Hautfarben, unterschiedliche Muttersprachen, verschiedene Religionen – das gehört in unserer Zeit selbstverständlich dazu. Auch das Judentum gehört zu Deutschland, und zwar in manchen Regionen länger als das Christentum. Was Deutschland bestimmt auch auszeichnet, ist der SCHWER

verantwortungsvolle Umgang mit der Geschichte. Das dunkle Kapitel des Nationalsozialismus und die Schoah nicht auszublenden, sondern sich damit zu beschäftigen, ist immer noch gesellschaftlicher Konsens. Dies müssen wir auch für die Zukunft garantieren, damit nie wieder so etwas passieren kann.“ Josef Schuster ist Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland

der B¶cksbeutel, ≈ Frankenwein in einer speziellen Flaschenform, die sehr rund, aber flach ist auszeichnen   hier: ≈ sehr gut und charakteristisch sein � ür ver„ntwortungsvoll   hier: ≈ so, dass man die Pflicht, sich zu kümmern, akzeptiert der }mgang   hier: Art, wie darüber gesprochen und geschrieben wird ,

,

,

,

das d¢nkle Kap“tel, ≈ schlimme oder unmoralische Sache, die in der Vergangenheit passiert ist ausblenden   hier: nicht denken an; nicht sprechen oder schreiben über der Zentralrat der Juden  Organisation der Juden in Deutschland ,

,

,

24

Deutsch perfekt 9 / 2017

WAS IST DEUTSCH?

Aber vor allem Politiker wollen es genauer wissen. Im Superwahljahr 2017 machte dazu im April Bundesinnenminister

Landesgrenzen hinaus und definierten das Deutsche als Sprach-

Thomas de Maizière den Anfang. In der Zeitung Bild am Sonntag publizierte der Christdemokrat einen Zehn-Punkte-Katalog zur „deutschen Leitkultur“. Er nannte Toleranz, christliche Tradition und Zivilkultur, definierte aber auch Verhaltensregeln: „Wir geben uns zur Begrüßung die Hand. (…) Wir zeigen unser Gesicht.

Goethe (1750 - 1832) sah die Deutschen als Weltbürger und Kul-

Wir sind nicht Burka.“ Viele halten Sätze wie diese � ür populistisch, weil sie auf Abgrenzung basieren. Aber auch linke Politiker machen bei der De-

batte mit. Im Juli publizierte Raed Saleh, sozialdemokratischer Fraktionschef im Berliner Abgeordnetenhaus, sein Buch Ich deutsch. Die neue Leitkultur. Saleh ist in Palästina geboren. Er kam im Alter von � ünf Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland. Er will „Leitkultur“ von links interpretieren. Ihm ist das Grund-

gesetz wichtig, und er spricht von „gemeinsamen Spielregeln“. Goethe und Goebbels, Heine und Hitler

Dieter Borchmeyers Buch soll kein Beitrag zur Leitkultur-Debatte sein, sondern eine lange Reise durch die deutsche Kulturgeschichte. Vom Versuch, eine Leitkultur zu definieren, hält der Professor wenig. „Man sollte diesen Begriff mit seinem hie-

rarchischen Anspruch nicht verwenden“, sagt er. „Kultur ergibt sich, ohne sich Ansprüchen an Normen zu � ügen.“ Dass er damit die Geschichte auf seiner Seite hat, zeigt er in seinem Buch. Historisch gesehen, bedeutet „deutsch“ nicht viel

mehr als: unge� ähr die gleiche Sprache zu sprechen. „Deutsch“ heißt übersetzt: Sprache, die „zum Volk gehört“. Mit „Volk“ war nie eine homogene Gruppe gemeint, sondern alle germanischen Stämme Mitteleuropas. Vor rund 1000 Jahren wurde der deutschsprachige Teil des Heiligen Römischen Reiches zum ersten Mal „deutsches Land“ genannt. Damals gab es keine deutsche Nation, sondern Hunderte kleine deutsche Länder – ein geografisches Puzzle. Statt über eine Nation dachten die Intellektuellen vor 250 Jahren über

der Bundes“nnenminister,  Minister der deutschen Regierung, der sich um die öffentliche Ordnung und z. B. um die Polizei kümmert der P¢nkt, -e   hier: ≈ Thema; ≈ Aspekt der Katalo g, -e   hier: Liste; gesammelte wichtige Aspekte die Zivilkultur ,

,

,

,

gemeint ist hier: ≈

Regeln, wie man bei einem Konflikt oder Streit reagiert

definieren   hier: offiziell erklären, welche Kriterien gültig sind ,

die Verh„ltensregel, -n ≈ Regel, wie man auf andere reagiert oder mit ihnen spricht Wir s“nd n“cht B¢rka. m eigentlich: Bei uns trägt man keine Burka. h„lten f ür …  meinen, dass … ist die [bgrenzung   von: sich abgrenzen = hier: deutliche Unterschiede zeigen wollen basieren auf   als Basis nehmen ,

,

,

,

,

das [bgeordnetenhaus, ¿er   hier: Parlament eines Bundeslandes (das B¢ndesland, ¿er   Teil einer � öderalistischen Republik) |ch deutsch. eigentlich: Ich bin deutsch. der Beitrag, ¿e   hier: Text, der die Debatte unterstützen soll wenig h„lten v¶n ≈ nicht gut finden der Begr“ff, -e   Wort der [nspruch, ¿e   hier: ≈ Wunsch: Das möchte man erreichen oder können. ,

,

,

,

,

,

,

und Kulturgemeinschaft. Nicht nur Johann Wolfgang von turbotschafter. Und das, obwohl der Dichter die meiste Zeit in Weimar (heute Thüringen) lebte – in der Provinz. Die vielen Puzzleteile sind der Grund da � ür, dass Kultur überall im „deutschen Land“ zu Hause war: Jeder noch so kleine Monarch baute in seiner Provinz ein Theater, eine Universität, eine

Bibliothek. Noch heute ist diese Kulturvielfalt wirklich nicht normal: Jedes � ünfte Opernhaus der Welt steht in Deutschland. Irgendwann um 1800 änderte sich mit der Okkupation durch Napoleons Armee die Stimmung. Aus dem Hass auf die Franzosen wurde Nationalstolz. Der Nationalismus hat dem Land seit

damals nichts Gutes gebracht. Die Frage nach der nationalen Identität war also schon vor Hitler kompliziert. Aber der Nationalsozialismus und der Holocaust gehören bis heute auch zu dieser Identität. Deutschland ist „von allem etwas“, argumentiert der Historiker und Journalist Peter Siebenmorgen in seinem Buch Deutsch sein: Goethe und

Goebbels, Heine und Hitler. „Kein Mensch hat in der Hand, in welches Land, in welche Zeit er hineingeboren wird“, schreibt er. Aber der Mensch kann wählen, welchen Traditionen er folgen will, findet Siebenmorgen. Er will die Debatte darüber, was deutsch ist, nicht den Nationalisten und Populisten überlassen.

Für die Erinnerung an den Holocaust sind auch die späteren Generationen verantwortlich. Deshalb waren Patriotismus und die Frage „Was ist deutsch?“ nach dem Zweiten Weltkrieg lange tabu. Und ist es � ür viele von uns bis heute nicht so einfach, über

uns und unser Land zu sprechen. Ausländer brauchen keine Leitkultur

Zum Glück leben in Deutschland viele Menschen, die in anderen Staaten geboren sind und mit einem pragmatischen Blick auf die Deutschen helfen. „Man muss uns nicht sagen, was deut-

sche Leitkultur ist“, sagt die deutsch-kroatische Schriftstellerin

s“ch ergeben   hier: (zu� ällig) passieren s“ch f ü gen   hier: ≈ sich orientieren an; akzeptieren auf seiner Seite haben  als Hilfe/Unterstützung haben  gehören zu ≈ ein Teil sein von der St„mm, ¿e   hier: ethnische Gruppe das Heilige Römische Reich  Verbindung von Städten und Ländern in Europa (962 - 1806) ,

,

,

,

,

,

die Sprach- ¢nd Kultur gemeinschaft, -en   alle Menschen, die die gleiche Sprache und Kultur haben der Kulturbotschafter, Person, die die Kultur eines Landes öffentlich unterstützt und bekannt macht zu Hause sein   hier: ≈ da sein; ≈ möglich gemacht werden die Kulturvielfalt ≈ großes Kulturangebot die St“mmung ≈ Atmosphäre; hier auch: Meinung der Menschen, z. B. zu politischen, kulturellen oder sozialen Fragen ,

,

,

,

,

der H„ss Liebe  “n der H„nd haben   hier: entscheiden hineingeboren ≈ so, dass man Teil einer speziellen Gesellschaft oder Situation ist f¶lgen   hier: sich orientieren an überl„ssen   hier: entscheiden lassen die späteren Generationen  alle Menschen in der Zukunft (die Generation, -en Altersgruppe in einer Familie, z. B. Großeltern, Eltern, Kinder …) ,

"

,

,

,

,

,

,

  !  e  s  i   e  R   e  t  G u 

Deutsch perfekt 9 / 2017

Dichter und Denker „Deutschland ist für mich das Land der Dichter und Denker. Es hat eine Leitkultur. Ich denke dabei an Dichter jüdischer Herkunft, wie Heinrich Heine, aber auch an muslimische Schriftsteller, wie den Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, Navid Kermani. Ich denke an das Wirtschaftswunder, das durch die Einwanderung vieler Menschen möglich wurde. Ich denke an die Erfahrungen aus der Schoah. Aber auch an solche Dinge wie Pünktlichkeit, Geradlinigkeit, Regeln.

In diesen Klischees steckt immer auch ein wenig Wahrheit. Deutschland ist ein Einwanderungsland. Das war es schon immer. Mein Vater kam zum Beispiel aus Syrien, meine Mutter ist Deutsche. Ihre Vorfahren flohen im 17. Jahrhundert aus Frankreich. Damals kamen Protestanten und keine Muslime. Heute fliehen Menschen von anderen Kontinenten nach Deutschland. Es braucht Zeit, bis sich alles einspielt.“

SCHWER

,  I S E S P I E L  E  R  D  N  U AC H M AC H T  DA S  S P R  E  N  U A  L A U B S  DA S  U R L

Reiseabenteuer erleben und Deutsch lernen

Auf Reisen passieren oft ungeplante Dinge – von desaströsen Pannen bis zu hocherfreulichen Überraschungen: Flugzeug verpasst, Tickets vergessen, … oder aber ein Upgrade in die Business Class und nette Reisebekanntschaften. 100 solcher Reiseerlebnisse werden in kurzen Texten beschrieben. Die Spieler müssen zu den vorgelesenen Erlebnissen Karten mit passenden Sätzen ausspielen. Damit gelangen sie an Reise utensilien, die sie zum Packen ihres Gepäcks benötigen. Wer zuerst fertig gepackt hat, ist der Gewinner.

D o v  e t r o  v o a  Ad e  l t ra    s so    c ar   t  f  a bb  a i g    r i  c i  p o  i en  i c    ca   d   r t an    a ?  i  t a p  C he      p  o d i n u  e ti .  m i v  ov    o  e   i n u  ng  a    u  K ul  t ur    B e h  na    n c o  sc  h    oc  k     , c o s a  l  o !   p  c ’è    d a  D ei n  e  r  R ei  se   f  i de    re    üh  r t d i  d em   W e  ?  ch  na c  g v om h I    d ir  L ä rm   , H i  F l ug  h  a fe  n  z  nd ie  n  . S ch  o n tz  e  ,  d i e  u   m u ng ew H  ot e   l ma  a uf     o  h  nt  Me ns c  e   ch  e n h n e  G e rü  c    nma ss    D u v er   he  en  b a  me r,  u m rr i  ka  d   ie  r s  t  d  s ch  w er  z u s c  u nd d i e  i ch  i n d  ha ff e  n  . d en  K u  ei n  l tu  r s  c  h  o ck   z u  e m H ot e  l  zi m s of  or  t  |   -  ü be  r  w  F r e md in  d en  .   e   n  H ot  e l  f üh    re   r   z im    n   m    er       ?   e |    h R    c e st a  u    a    ra   l  u  n    t |    z    a    d  n   !   n    d   e   r   f   e   P    d  s  e    n   t  b   i  e  t   i    g  s   t   i  r   t   h    a   r  e  .   r   c      W   i   m    u   t    d   e   i   w    k   ’    a    b    f    u    u   n    n    a   l   o    g   h    m   c    h    h   s  s  n   a   c   c   I   i    p   u  e    p   e    T   i  A us weis    ?  r  e  las g Fern    d  n   e   i   n    p   i   e    a    g    p   n   i    n   i  r  b   e  n   e   t   t  e   t   l  i    z   t    o   e    T  r  h   J  g l as   e  w e is    m   t  s  A    i us   o      W

Pflas ter

,

,

,

   e    m    i    l    s    u    M    r    e    d    t    a    r    l    a    r    t    n    e    Z   :    o    t    o    F

,

,

,

 Ge ld beu te l

 P fl as  te r Hand y

 Tasc henmesser

 h e n m ess e r Regencape T as c

Aiman Mazyek

 Trin k flasc he

ist Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland

K u ltur beu te l

 l  u l  tu r b e u t e  K 

der Vorfahr, -en z. B. Großmutter, Großvater, Vater von der Großmutter ... fliehen   hier: aus seinem Heimatland weggehen, um in einem sicheren Land zu leben s“ch einspielen   hier: ≈ in einen Zustand kommen, in dem alle gut miteinander zurechtkommen der Vorsitzende, -n Person, die eine Organisation leitet der Zentralrat der Muslime Organisation der Muslime in Deutschland ,

,

ISBN 978–3–19–039586–6 € 24,00 (UVP)

 Wec hse l wäsc he

 Tic k e ts

Gute Reise!

die Leitkultur  System gesellschaftlicher und kultureller Charakteristika, an denen sich ein Land oder eine Nation orientieren soll die jüdische Herkunft  jüdische Eltern oder Großeltern das W“rtschaftswunder schnelles Wachsen der wirtschaftlichen Produktion die Geradlinigkeit ≈ Ehrlichkeit; Zuverlässigkeit st¡cken   hier: sein das Einwanderungsland, ¿er  Land mit vielen Immigranten

 F e r n

 T i c k  e ts _ 





_  _ 





Dieses Spiel ist in folgenden weiteren Sprachen erhältlich: Englisch ISBN 978–3–19–049586–3 Französisch ISBN 978–3–19–059586–0 Italienisch ISBN 978–3–19–069586–7 Spanisch ISBN 978–3–19–079586–4

,

,

,

Hueber

Freude an Sprachen

28

Deutsch perfekt 9 / 2017

WAS IST DEUTSCH?

Um zu merken, wie komisch das sein kann, hilft der Blick ei-

Nirgends gibt es so viele Vereine

nes Briten. Adam Fletcher lebt in Berlin und liebt uns Deutsche, auch wenn er vieles an uns seltsam findet. In seinem Buch Make me German. Wie ich einmal loszog, ein perfekter Deutscher zu werden schreibt der Comedian über den Boom des Nordic Walking. Aus seiner Sicht ist dieser Sport eine ideale Kombination deutscher Passionen: „Zum einen Wandern, zum zweiten das Optimieren

eines Prozesses (Gehen) und zum dritten: Spezialausrüstung.“ So ist das also. Zu sich kommen, Antworten finden: Manchen Menschen gelingt das am besten unterwegs. Zu ihnen gehört der Musiker Bernd Begemann. Der 54-Jährige tourt seit vielen Jahren durchs ganze Land, manchmal hat er seine Band dabei, oft nur seine Gi-

„Deutschland ist komplizierte Steuererklärung, unendliche Bürokratie und preußische Pünktlichkeit. Deutschland ist aber auch Berliner Sorglosigkeit, bayerische Gemütlichkeit und münsterländische Geselligkeit. Deutschland ist das Land des Gemeinsinns, nirgends gibt es so viele Vereine und Gemeinschaften wie bei uns. Lust auf die Übernahme von Verantwortung gehört zu unserer Leitkultur. Das fängt beim Elternbeirat im Kindergarten an, geht über Vereine bis hin zur politischen Aktivität. SCHWER

Deutsche sind gut darin, sich zu beschweren, können aber auch aktiv werden. Deutsche brauchen manchmal einen Impuls, meistens haben sie aber viele Ideen und wollen etwas tun. Deutsche lieben ihre Autos – Innovation ist ihnen dabei wichtig. Deutsche werden aber auch mit umweltfreundlichem Denken assoziiert. Und Deutsche sind wieder selbstsicher und blicken neugierig in die Zukunft.“ Jens Spahn ist ein bekannter Christdemokrat.

die Steuererklärung, -en   Informationen � ür das Finanzamt über Gehalt und das Geld, das man in einem  Jahr ausgegeben hat: Das Finanzamt entscheidet dann über die Höhe der Steuern. preußisch   von: Preußen = früher einer der deutschen Staaten: Er ist bekannt � ür sein Militär und dessen Disziplin. m•nsterländisch   von: Münsterland = Region im Westen von Nordrhein-Westfalen die Ges¡lligkeit   fröhliches Zusammensein ,

,

,

,

der Gemeinsinn  Verständnis und die Bereitschaft � ür die Allgemeinheit aktiv zu sein (die [llgemeinheit Gesellschaft; Bevölkerung) die Leitkultur  System gesellschaftlicher und kultureller Charakteristika, an denen sich ein Land oder eine Nation orientieren soll der ]lternbeirat, ¿e  Gruppe gewählter Eltern, die im Kindergarten oder in der Schule � ür die Interessen aller Eltern sprechen ,

,

,

,

tarre. Seit er Ende der 70er-Jahre in der norddeutschen Provinz mit dem Musikmachen anfing, singt Begemann auf Deutsch. Damals war die deutsche Sprache in der Musik wenig populär. Für Begemann und ein paar andere war es die einzige Möglichkeit, genau auszudrücken, was sie denken und � ühlen. Später zogen sie alle nach Hamburg. Aus ihrer Clique entstand die Mu-

sikrichtung Hamburger Schule – und das Singen auf Deutsch wurde zum Trend. „Ich wollte in einer Sprache singen, die meine

Nachbarn verstehen“, sagt Begemann. Die Orientierung am Nicht-Deutschen

Das Gespräch mit den Nachbarn: Auch das ist immer schon deutsch gewesen. Schon wegen der Lage in der Mitte Europas kamen Ideen aus allen Richtungen nach Deutschland. „Abschottung ist eben nicht typisch deutsch“, sagt der Psychologe Grüne-

wald. Er glaubt aber: Das ist vielen Deutschen kaum bewusst. „Deutschland ist seit 60 Jahren ein Einwanderungsland, nur wollte das in der Ära Helmut Kohl lange keiner akzeptieren“, sagt die Autorin Jagoda Marini ć. Die 39-Jährige ist als Kind kroatischer Gastarbeiter in Waiblingen bei Stuttgart geboren und aufgewachsen. Bis in die 90er-Jahre dachten viele, dass die Menschen aus Südeuropa, die die Regierung in den 60er- und 70er-Jahren ins Land geholt hatte, irgendwann wieder in ihre losziehen ,

m

hier: beginnen

die S“cht   Perspektive die Spezialausrüstung, -en   hier: ≈ alles, was man speziell � ür diesen Sport benutzt ,

,

entstehen   hier: gestartet werden die Musikrichtung, -en   Musikstil die [bschottung   Isolierung eben   hier: ≈ also ,

,

,

,

bew¢sst sein ≈ wissen das Einwanderungsland, ¿er  Land mit vielen Immigranten der G„starbeiter, Person, die in ein fremdes Land geht, um dort � ür eine vereinbarte Zeit zu arbeiten ,

,

,

Deutsch perfekt 9 / 2017

WAS IST DEUTSCH?

29

Heimat ziehen würden.In diesem Bewusstsein wuchs Marini ć auf. An der Universität erkannte sie, dass sie nicht ganz dazugehörte. Sie war „Bildungsinländerin“ – musste aber � ür alle büro-

kratischen Vorgänge zum akademischen Auslandsamt gehen. „Ich bin einerseits dankbar da � ür“, sagt sie. „Denn dort habe ich Leute aus der ganzen Welt kennengelernt.“ Marinić ist eine Weltbürgerin geworden, eine mehrsprachige Vermittlerin zwischen den Kulturen. Sie argumentiert nicht nur in ihren Büchern und Essays � ür die bessere Integration von

Zuwanderern, sondern lebt diese auch vor: In Heidelberg (Baden-Württemberg) leitet sie das Interkulturelle Zentrum, eine städtische Institution � ür Begegnungen, Gespräche und Kultur.

Schon lange hat sie den deutschen Pass. Inzwischen ist jeder Fünfte in Deutschland Zuwanderer oder das Kind von Zuwanderern. Viel hat sich v erändert in Deutschland. Davon schreibt auch Peter Siebenmorgen. Wegen der Inte-

gration in die Europäische Union erlebt Deutschland die beste Phase, die es je hatte, findet er. Vielleicht werden wir noch nicht

alle zu Weltbürgern. Aber eines ist sicher: Das Land wird sich weiter wandeln. Womit wir wieder bei Dieter Borchmeyer sind, der damit sehr einverstanden ist. Gefragt nach seiner Antwort auf die Frage „Was ist deutsch?“ zitiert nämlich auch er den Philosophen: „Nietzsche sagt, die Frage müsse immer lauten: Was ist  jetzt deutsch?“ Deshalb gilt � ür Borchmeyer: „Im Deutschsein können mehrere Identitäten verbunden werden.“ Wie gut das funktioniert, zeigt die Anekdote, die Alida Bremer

von ihrem 17-jährigen Sohn und seinen Freunden erzählt. Ihr Sohn ist Deutsch-Kroate; die Eltern eines Freundes sind arabische Christen aus Israel, die eines anderen Koreaner. Alle drei sind in Deutschland geboren. Sie nennen sich: der Albaner, der

Typisch Mensch „Im ersten Moment möchte man sagen: Typisch deutsch ist unsere Sprache. Aber auch in Österreich, der Schweiz und anderswo sprechen Menschen Deutsch, ohne Deutsche zu sein. Was ist dann deutsch? Disziplin, Ordnung, Pünktlichkeit? Da fallen mir sofort Menschen aus so vielen verschiedenen Nationen ein, auf die all das zutrifft. Halt! Ist nicht das Aufstellen und Einhalten von Regeln sehr deutsch? Als Chefin des größten deutschen Nahverkehrsunternehmens sage ich Ihnen: Ja, wir brauchen Regeln! SCHWER

Wir bringen jeden Tag mehr als drei Millionen Fahrgäste an ihr Ziel. Das geht nur mit klaren Regeln! Aber auch für die Metro in Paris, die Busse in London und die Boote auf dem Canale Grande gibt es Regeln. Also wieder nix? Vielleicht ist typisch deutsch, dass ich mir wirklich Gedanken über diese Frage mache. Ist es nicht höchste Zeit, dass wir von ‚typisch Mensch‘ reden?“ Sigrid Evelyn Nikutta  ist Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe.

Jude und der Chinese. „Sie sind tief in der deutschen Sprache zu

Hause und spielen mit den Ethno-Klischees.“ Und das mit viel Ironie – aber auch im historischen Bewusstsein da � ür, dass nicht

 jeder ihren Humor politisch korrekt und lustig findet. „Diese Jungs“, sagt Bremer, „sind das neue Deutschland.“ die B“ldungsinländerin, -nen   hier: ≈ Frau, die in Deutschland ihre schulische Ausbildung gemacht hat der Vorgang, ¿e ≈ Aktivität; ≈ Prozess das akademische Auslandsamt, ¿er  Auslandsamt einer Universität d„nkbar sein f ür  froh sein über die Verm“ttlerin, -nen   hier: Frau, die versucht, die Kommunikation und das Verstehen zwischen Kulturen besser zu machen ,

,

   y    h    p    a    r    g    o    t    o    h    P    e    s    o    R  ,    g    i    n    ö    K    n    a    i    l    l    i    m    i    x    a    M   :    s    o    t    o    F

,

,

,

vorleben   hier: ein positives Beispiel � ür andere sein die Bege gnung, -en   Treffen s“ch verændern  anders werden die b¡ste Phase erleben ≈ die beste Phase haben  je   hier: einmal in seiner Geschichte s“ch w„ndeln  sich ändern zitieren Worte nennen, die eine andere Person gesagt oder geschrieben hat ,

,

,

,

,

,

,

m•sse … lauten Konj. I von: muss … lauten = muss … heißen  g¡lten f ür …   hier: meinen; finden der Jude, -n Person, deren Religion die Thora als Basis hat tief zu Hause sein “n …   hier: … sehr gut können die J¢ngs Pl. m  Jungen ,

,

,

,

,

zutreffen auf    gelten � ür; richtig sein bei aufstellen   hier: neu machen einhalten  sich halten an; sich orientieren an das Nahverkehrsunternehmen,  Firma, die sich um die öffentlichen Verkehrsmittel in einer und rund um eine Stadt kümmert ,

,

,

,

 [lso wieder n“x? m hier: Also ist das auch kein gutes Argument? |st ¡s n“cht höchste Zeit, d„ss …   hier: Ist nicht jetzt endlich der richtige Zeitpunkt, um … die Berliner Verkehrsbetriebe  Firma, die sich um den U-Bahn-, Straßenbahn- und Busverkehr und manche Fährlinien in Berlin kümmert ,

,

,

32

Deutsch perfekt 9 / 2017

DEBATTE

Sind Apps für Kleinkinder sinnvoll? Die Computerindustrie bietet Apps für jeden an – auch für sehr kleine Kinder. Experten streiten darüber, ob dies ein Grund zur Freude ist oder man sich Sorgen machen muss. SCHWER

Deutsch perfekt 9 / 2017

Ja

„Vielleicht verbessert ein Kind nebenbei sogar ein bisschen seine Motorik.“

Kinder lernen von ihren Eltern und imitieren diese gern. Sie lernen, dass man mit einem einzigen Wisch auf dem Display viele fantastische Sachen machen kann: ein Smartphone entsperren, das nächste Foto anschauen oder eine App starten. Apps � ür kleine Kinder müssen deren Bedürfnisse ganz besonders berücksichtigen. Die Motorik ist bei ihnen noch nicht so gut entwickelt wie bei einem Sechs jährigen. Eine unklare Benutzer� ührung oder irre� ührende Texte sind tabu. Kleine Kinder sollten niemals überfordert werden mit den Interaktionsmöglichkeiten

einer App. Weniger ist hier viel mehr. Das Drücken eines Buttons sollte eine visuelle und akustische Rückmeldung geben. Dieses Prinzip der Benutzer � ührung

ist sehr wichtig. Wir bei wonderkind haben zum Beispiel speziell � ür kleine Kinder interaktive Bilderbuch-Apps entwickelt. Unsere Philosophie ist es, dass Eltern am liebsten gemeinsam mit ihren Kindern unsere Apps benutzen und entdecken. Es gibt kein Falsch oder Richtig in unseren Apps.

Es geht vor allem um das Entdecken von kleinen, interaktiven Geschichten, immer mit sehr viel Humor und liebevollen Ani-

mationen. Und vielleicht verbessert ein Kind ne-

benbei sogar ein bisschen seine Motorik, weil es in der Baustellen-App mit der Bag-

gerschaufel eine Grube aushebt.    k    c    e    b    ü    L    t    ä    t    i    s    r    e    v    i    n    U   ;    d    n    i    k    r    e    d    n    o    w   ;    m    o    c  .    k    c    o    t    S    i    /    r    e    n    n    e    J    t    r    a    u    t    S   :    s    o    t    o    F

DEBATTE

Eine App sollte nie ein dauerhafter Babysitter sein. Das gilt natürlich auch � ür andere Medien, wie zum Beispiel auch das Fernsehen. Aber darf man seinem

Kind nicht eine gute App � ür zehn Minuten in die Hand geben, wenn man gerade ein wichtiges Telefonat � ühren muss? Meine Oma hätte dazu jetzt gesagt:

„Alles in Maßen.“

die Motorik  gemeint ist hier: vom Gehirn gesteuerte kleine, sehr genaue Bewegungen der Finger und Hände ,

(das Geh“rn, -e Organ im Kopf, mit dem man denkt und � ühlt) ,

(steuern   hier: kontrollieren; verursachen, dass man sehr genaue Bewegungenmacht) ,

der W“sch, -e   hier: m schnelles Bewegen der Finger über einen Bildschirm ,

entsp¡rren   hier: ≈ machen, dass der Sicherheitscode nicht mehr aktiv ist und man das Handy benutzen kann ,

das Bed•rfnis, -se   hier: etwas, das notwendig � ür eine gesunde Entwicklung ist ,

die Ben¢tzer�ührung  Hilfe zur leichten Bedienung durch Elemente auf dem Display ,

“rre�ührend   unsicher machend; so, dass man etwas nicht richtig versteht ,

überf¶rdern   hier: mit zu vielen Eindrücken konfrontieren ,

die R•ckmeldung, -en   hier: Bestätigung oder Antwort ,

die B„ggerschaufel, -n  vorderer, großer Teil eines Baggers ,

(der B„gger,  große, fahrbare Maschine, mit der man große Mengen von Erde und Steinen bewegen kann) ,

die Grube, -n   hier: tiefes und weites Loch in der Erde ,

ausheben

 ein Loch

,

machen

Nein

„Der Mehrwert von Apps in diesem Alter ist absolut gering.“

Kleinkinder haben eine große Zahl von Entwicklungsaufgaben zu leisten. Dazu gehört es, dass sie greifen, laufen und sprechen lernen. Diese ganze Entwicklung kann nur dann optimal funktionieren, wenn die Grundbedingungen gut sind. Dazu gehört vor allem, dass eine gute Beziehung zu den Eltern entsteht und sich das Kind behütet und geliebt � ühlt. Dazu ist der ständige Kontakt zu den Eltern wichtig. Auch durch Lernmaterialien wie Spielzeuge und Bücher bekommen Kinder Anregungen, die gemeinsam mit den Eltern ausprobiert und erlebt werden können. Apps aber haben den Effekt, dass die Kinder mit diesen allein gelassen werden. Diese Medien üben nämlich eine so hohe Faszination auf Kinder aus, dass sie wie hypnotisiert sind. Apps dienen daher auch oft als Seelentröster. Sie schaffen schnell Abhilfe, wenn das Kind schreit oder weint. Das Kind lernt dann sehr früh Prozesse, die später vielleicht zu einer starken Bindung an digitale Medien oder auch zur Entwicklung einer Internetabhängigkeit beitragen können. Und die Eltern lernen natürlich auch – dass das Kind schnell ruhigzustellen ist. Das kann dazu � ühren, dass die Apps immer häufiger benutzt

werden und der so wichtige direkte Kontakt zwischen Eltern und Kindern zu kurz kommt. Der Mehrwert von Apps in diesem Alter aber ist absolut gering. Für einen jungen Menschen gibt es eine Unmenge zu entdecken, zu erfahren und zu lernen. Dabei sollte der Schwerpunkt in der realen Welt liegen. Diese ist groß genug und bietet genug Abenteuer. Die digitale Welt lernt das Kind sowieso irgendwann später von selbst kennen … und zwar zu einem Zeitpunkt, wo es da-

rauf vielleicht besser vorbereitet ist.

,

[lles “n Maßen. ≈ Alles, was man tut, sollte man weder zu viel noch zu wenig tun. ,

der Mehrwert gemeint ist hier: Hilfe oder Unterstützung � ür die Entwicklung ,

 greifen  mit den Fingern etwas nehmen ,

s“ch behütet f ühlen   hier: das Ge� ühl haben, dass die Eltern sehr gut aufpassen ,

stændig  immer; dauernd ,

die [nregung, -en   hier: Idee; ≈ Grund � ür Interesse ,

eine Faszination ausüben auf    hier: sehr gut gefallen ,

der Seelentröster,   hier: Sache, die hilft, dass man nicht an Trauriges oder Schreckliches denken muss ,

[bhilfe schaffen   helfen, ein Problem zu lösen ,

die B“ndung, -en  emotionale Beziehung ,

digital   hier: so, dass sie am Computer gelesen, gesehen oder gespielt werden ,

die |nternetabhängigkeit   von: internetabhängig ≈ so, dass man sich schlecht � ühlt, wenn man nicht dauernd eine Internetverbindung hat ,

beitragen zu   hier: ≈ einer der Gründe sein, dass sich … entwickelt ,

ruhigstellen  mit Medikamenten ruhig machen; hier: machen, dass es nicht stört ,

zu k¢rz k¶mmen   hier: nicht genug gepflegt werden; sich nicht genug kümmern um ,

eine }nmenge  sehr viel ,

der Schwerpunkt, -e   hier: hauptsächliches Lernen ,

dauerhaft   hier: � ür lange Zeit Tim Kiener ist Chef der Firma wonderkind, die sich auf Apps für kleine Kinder spezialisiert hat.

33

Hans-Jürgen Rumpf ist leitender Psychologe an der Universität Lübeck.

das Abenteuer, ge� ährliches, nicht alltägliches Ereignis; hier: interessante Sache, die man entdecken kann ,

34

Deutsch perfekt 9 / 2017

WIE DEUTSCHLAND FUNKTIONIERT

WIE DEUTSCHLAND FUNKTIONIERT

Wählen Eigentlich ist es einfach: Mit zwei Kreuzen wählen die Deutschen am 24. September ihre neue Regierung. Wie das wirklich funktioniert, wissen viele aber trotzdem nicht. LEICHT AUDIO

1

Stimmzettel Wahlkreiskandidat

Kandidat Partei A

2

Partei A 3

Kandidat Partei B D

D

A

A

C

C

B

B

Partei im Parlament

Zweitstimme

Erststimme

Partei B A

E

E

Kandidat Partei C

Partei C

Kandidat Partei D

Partei D

C

B

D

Kandidat keine Partei 5

4

Mandate von Partei A

A

A

A D B C

Fraktionen im Parlament

E

s riecht nach Gummi, Tee und ein bisschen nach altem Apfel. An den Wänden hängen Collagen in verschiedenen Farben. Sie erklären die Französische Revolution, den Prozess der Fotosynthese und die Konstruktion von „if“-Sätzen im Englischen. Von Montag bis Freitag sitzen hier Kinder und Jugendliche, um zu lernen und fit zu werden � ür das Leben. Aber zur Bundestagswahl öff-

nen die Schulen auch an einem Sonntag ihre Türen – und werden zu Wahllokalen.

Auch in Rathäusern, Kindergärten und anderen Räumen finden Wahlen statt. Die Adresse ihres Wahllokals bekommen die aktuell circa 61,5 Millionen Wahlberechtigten vorher in einer Mitteilung mit der Post. Wahlberechtigt sind alle Deutschen ab dem Alter von 18 Jahren.

Diese Personen dürfen am 24. September zum Wählen in ihr Wahllokal gehen. Für manche ist das eine kleine Zeremonie. Bei jeder Wahl ziehen sie elegante Kleidung an und gehen immer

das Kreuz, -e   hier: zwei kurze Linien in der Form von einem X ,

der St“mmzettel, ≈ Formular: Damit wählt man einen Politiker. ,

(st“mmen   hier:  Ja sagen � ür einen Kandidaten) ,

der Wahlkreis, -e ≈ Zone: Dort wählt man einen Kandidaten direkt. ,

der/das G¢mmi  elastisches Material ,

die B¢ndestagswahl, -en das Wählen von den Politikern � ür das deutsche Parlament ,

das Wahllokal, -e   Haus: Darin kann man wählen. ,

der/die Wahlberechtigte, -n   Person: ≈ Sie darf Politiker wählen. ,

die M“tteilung, -en   hier: schriftliche Information ,

Deutsch perfekt 9 / 2017

zur gleichen Tageszeit in das Wahllokal. Auch eine Briefwahl ist möglich – � ür im Ausland lebende Deutsche und Menschen, die am Wahltag keine Zeit haben oder verreist sind. Für alle gilt: Wählen ist in Deutschland freiwillig. So gibt es auch eine große Gruppe von Nichtwählern.

In den Räumen der Wahllokale zeigen Wähler ihre Wahlbenachrichtigung einem der Wahlhelfer. Dann bekommen sie einen Stimmzettel. Damit gehen sie in eine Wahlkabine. Und dann wird es ein bisschen kurios. Denn jetzt steht der Wähler zum Beispiel in einem Klassenzimmer mit einem Bleistift in der Hand – und weiß oft nur, dass er auf dem Stimmzettel zwei Kreuze machen muss. Schade,

   g    r    o  .    a    i    d    e    m    i    k    i    w    /    k    n    a    r    F    t    s    r    o    H    n    o    v    s    f    r    u    w    t    n    E    s    e    n    i    e    s    i    s    a    B    f    u    a    r    e    n    r    e    W    e    i    f    o    S    a    n    n    A    /    g    a    l    r    e    V    t    h    g    i    l    t    o    p    S   :    k    i    f    a    r    G

WIE DEUTSCHLAND FUNKTIONIERT

verreist

Wichtiger als die Erststimme ist aber so, dass man auf einer die Zweitstimme. Sie entscheidet darüber, Reise ist wie viele der 598 Sitze im Bundestag eine  g¡lten f ür   hier: stimmen; richtig Partei bekommt. Das bedeutet: Hat eine sein Partei 40 Prozent aller Zweitstimmen gewonnen, bekommt sie mindestens 40 die Wahlbenachrichti gung, -en Prozent der Sitze im Bundestag. Mit der  schriftliche Information: Zweitstimme entscheiden sich die Wäh- Sie sagt, wo und wann man ler nicht � ür eine Person, sondern � ür die wählen kann. Liste einer Partei mit Kandidaten � ür den die Wahlkabine, -n ,

,

,

48 Parteien dürfen diesmal zur Bundestagswahl antreten. Manche sind nur � ür spezielle Interessengruppen relevant – und werden es nicht in den Bundestag schaffen. Denn im deutschen Wahlsystem gibt es eine Besonderheit: dass neben den Collagen aus dem Schul- die Fünf-Prozent-Hürde. Dadurch sollen unterricht nicht auch eine Erklärung des nicht zu viele kleine Parteien in den BunWahlsystems hängt. Denn das verstehen destag kommen, damit stabile politische auch viele Deutsche nicht. Mehrheiten möglich sind. Fangen wir deshalb mit eiKonkret bedeutet die Hürde: Wählen ist in nem elementaren Detail an: Eine Partei braucht mindesDeutschland Für eine Periode von vier Jahtens � ünf Prozent aller Zweitfreiwillig – ren wählen die Deutschen am stimmen, um in den Bundesdeshalb 24. September den Bundestag tag zu kommen. Wenn eine gibt es viele – aber nicht die BundeskanzPartei das nicht schafft, gibt Nichtwähler. lerin oder den Bundeskanzler. es � ür sie aber noch eine zweiDeutschland ist nämlich keite Chance. In den Bundestag ne direkte Demokratie, wie zum Beispiel kommt sie auch, wenn sie mindestens die Schweiz. Es ist eine repräsentative drei Direktmandate gewinnt. Demokratie: Die Abgeordneten treffen Der Wähler hat seinen Job getan, wenn als Repräsentanten des Volkes politische er sein Kreuz bei der Erst- und ZweitstimEntscheidungen. Sie wählen auch den me gemacht und den Stimmzettel in die Kanzler. Und vorher wählt das Volk diese Wahlurne geworfen hat. Aber � ür das mindestens 598 Abgeordneten – mit zwei Wahlergebnis muss jetzt noch gerechnet Stimmen, der Erststimme und der Zweit- werden. Denn im deutschen Wahlsystem stimme. Wer den Unterschied zwischen gibt es das Phänomen der Überhangmanden beiden Stimmen kennt, weiß schon date. Sie entstehen, wenn eine Partei in viel über das deutsche Wahlsystem.

Mit der Erststimme wählt man einen Kandidaten aus seinem Wahlkreis. In Deutschland gibt es 299 Wahlkreise. Die Erststimme soll garantieren, dass jede Region des Landes im Parlament vertreten ist. Die Kandidaten in den Wahlkreisen können Mitglieder einer Partei oder parteiunabhängig sein. Nur wer von ihnen die meisten Erststimmen in seinem Wahlkreis gewinnt, bekommt ein Direktmandat und wird damit Abgeordneter. So kommen 299 Abgeordnete in den Bundestag.

einem Bundesland mehr Direktmandate hat, als ihr durch die gewonnenen Zweit-

stimmen eigentlich zustehen. Mit den Überhangmandaten kommen dann mehr Abgeordnete dieser Partei in den Bundestag. Die Überhangmandate werden aber neutralisiert – mit Ausgleichsmandaten � ür die anderen Parteien. Die Konsequenz: Es kommen noch mehr Abgeordnete in den Bundestag. Prognosen sagen:

Der nächste Bundestag hat wahrscheinlich mehr als 700 Abgeordnete.

Aber wie gesagt: Eigentlich sind es nur zwei Kreuze.

≈ kleiner Raum in einem Wahllokal: Dort kann man unbeobachtet wählen. ,

Bundestag.

Eva Pfeiffer

(¢nbeobachtet   hier: so, dass man beim Wählen allein ist und andere nicht sehen können, was man tut) ,

das Wahlsystem, -e  System: So funktioniert das Wählen in einem Land. ,

die B¢ndeskanzlerin, -nen Chefin von der deutschen Regierung ,

der/die [bgeordnete, -n  Mitglied im Parlament ,

(das M“tglied, -er   hier: Politiker(-in): Er oder sie hat einen Sitz im Parlament.) ,

eine Entscheidung tr¡ffen   hier: ≈ sagen, was in Deutschland gemacht wird ,

der Repräsent„nt, -en   hier: Politiker: Man hat ihn gewählt, damit er � ür die Interessen seiner Wähler Entscheidungen trifft. ,

vertreten sein   hier: einen Repräsentanten haben ,

parteiunabhängig  so, dass man nicht Mitglied in einer Partei ist ,

 gew“nnen   hier: bekommen ,

die L“ste, -n   hier: ≈ Register: Darin stehen die Kandidaten � ür die Wahl. ,

„ntreten   hier: möglich sein, dass man sie wählen kann ,

sch„ffen   hier: einen Sitz im Parlament bekommen ,

die Bes¶nderheit, -en   hier: spezielle Sache: Es gibt sie nicht in allen Ländern, aber in Deutschland. ,

35

die H•rde, -n   hier: Klausel; ≈ Norm ,

die Mehrheit, -en   hier: größerer Teil der Sitze im Parlament ,

die Wahlurne, -n  Box, meistens aus dickem Papier, � ür die Stimmzettel ,

 gew¶rfen  Part. II von: werfen = hier: hineintun ,

das Wahlergebnis, -se Resultat von einer Wahl: Welche Partei hat die meisten Stimmen bekommen? ,

das Überhangmandat, -e ≈ Mandat: Eine Partei bekommt es, auch wenn sie eigentlich nicht mehr Sitze im Parlament haben darf. ,

(der Überhang, ¿e   hier: etwas: Es ist zu viel.) ,

entstehen   hier: ≈ passieren, dass plötzlich … da ist ,

das B¢ndesland, ¿er  Teil von einer � öderalistischen Republik ,

zustehen ≈ erlaubt sein, dass man … hat ,

das Ausgleichsmandat, -e ≈ Mandat: Eine Partei bekommt es, damit am Ende die Relation zwischen den Sitzen von den verschiedenen Parteien stimmt. ,

(der Ausgleich   hier: ≈ etwas: Man macht es, damit keiner mehr hat als ein anderer.) ,

36

Deutsch perfekt 9 / 2017

MEIN ERSTES JAHR 

Clizia Arvizzigno Heimat: Italien Alter: 32 Jahre Beruf: Hebamme Start: November 2014 Hobbys: Lesen, Schwimmen,

Wandern

„Kinderkriegen ist überall gleich? Oh nein, das stimmt nicht!“ Viele Deutsche sagen „Sie“ zu ihren Helfern, wenn sie ein Kind bekommen. Am Anfang war das für die Süditalienerin komisch – genau wie die wenig romantischen Männer. LEICHT AUDIO

I

n Italien habe ich als Hebamme keine Arbeit gefunden. Ganz anders in Deutschland. Dorthin habe ich zwei, drei Bewerbungen geschrieben – und immer ein Angebot bekommen, das beste aus Baden-Baden. Also habe ich mir Fotos von dem Ort angesehen. Eine schöne Stadt mit viel Natur! Sehr

wichtig war � ür mich auch: In der Nähe gibt es einen Flughafen. So kann ich schnell zu meiner Familie

nach Sizilien fliegen, wenn ich Heimweh habe. Trotzdem war der Anfang nicht so einfach. Ich hatte nur A1-Sprachkenntnisse. Zum Glück kom-

men aber viele medizinische Wörter aus dem Lateinischen. Wenn ich im Krankenhaus zum Beispiel

„Uterus“ sage, versteht das jeder. Ich habe aber auch viel an meinem Deutsch gearbeitet. Nach der Arbeit

bin ich immer zu meinem Kurs gegangen. Den hat Baden-Baden Dort liegt es:  Baden-Württemberg Dort wohnen: 55 353 Menschen Interessant ist: Die

Thermalquellen haben die Stadt vor 200 Jahren zu einem populären Reiseziel von Aristokraten gemacht. Heute kommen wegen des Thermalbads mit dem berühmten Casino und vielen teuren Geschäften immer noch reiche Touristen.

das Krankenhaus finanziert. Manche denken: Kinderkriegen ist überall gleich. Oh nein, das stimmt nicht! Eine Geburt ist eine große Stresssituation � ür die Frau. Da ist gute Kommunikation wichtig. In Italien duze ich die Frauen. Aber

in Deutschland sagt man „Sie“. So ist es schwerer, eine Beziehung herzustellen. Noch ein Unterschied:

In Italien ist der Kreißsaal so steril wie ein Operationssaal. Dort muss ich eine Haube und einen Mund-

schutz tragen. In Deutschland sind Geburten nicht

steril. Das war eine große Überraschung. Mein Tipp

   t    a    v    i    r    p   ;    m    o    c  .    k    c    o    t    s    i    /    n    i    k    a    b    a    B    n    a    m    o    R   :    s    o    t    o    F

Die Lichtentaler Allee ist ein breiter Weg, der durch BadenBaden geht. Dort kann man zu  jeder Jahreszeit schön spazieren gehen. Auf beiden Seiten des Wegs sind exotische und einheimische Bäume zu sehen und reich dekorierte Häuser, wie das Theater oder das luxuriöse Brenners Park-Hotel.

Bei Operationen darf ich in Italien assistieren. In Deutschland gibt jemand anderes dem Arzt das Skal-

pell. Das liegt auch an der anderen Ausbildung. In Italien gibt es � ür den Hebammenberuf einen Studi-

engang. In Deutschland lernen die meisten an einer Hebammenschule. Auch die Krankenkassensysteme der beiden Länder sind unterschiedlich. In Deutsch-

land gibt es gesetzliche und private Krankenkassen, in Italien einen staatlichen Gesundheitsdienst. Ein weiterer Unterschied ist: Viele deutsche Müt-

Sie wollen auch von Ihrem ersten Jahr in Deutschland, Österreich oder der Schweiz erzählen? Schreiben Sie einfach eine kurze E-Mail (Name, Nationalität, Ort) an [email protected].

ter sind nicht verheiratet. Süditaliener leben länger bei ihren Eltern. Erst kurz vor der Hochzeit ziehen Paare zusammen – und erst dann kommen die Kin-

der. Die deutschen Männer sind auch moderner. Sie sind zwar weniger romantisch. Aber da � ür sind sie keine Machos. Aufgeschrieben von Tanja Haas

Clizia Arvizzigno

die Hebamme, -n Frau: Sie hilft bei der Geburt von einem Baby. ,

„ngesehen

weitere (-r/-s)   andere (-r/-s) ,

zus„mmenziehen   hier: zusammen in einer Wohnung leben ,

 Part. II von: sich ansehen = hier: genau

Zwar … Aber da�ür s“nd sie …   hier: ≈ Es ist so, dass … Aber sie sind auch …

das Heimweh intensiver Wunsch, in die Heimat zurückzugehen

Baden-Baden

,

sehen auf  ,

,

duzen  Du sagen zu

die Thermalquelle, -n Thermalwasser: Es hilft bei speziellen Krankheiten.

der Kreißsaal, ¿e  großer Raum � ür Geburten im Krankenhaus

das Reiseziel, -e Ort: Dorthin will man reisen.

die Haube, -n   hier: Ding aus speziellem Stoff: Man trägt es so auf dem Kopf, dass die Haare komplett darunter sind.

berühmt  sehr bekannt

der M¢ndschutz  Ding aus speziellem Stoff: Man trägt es über Mund und Nase. Es soll helfen, dass z. B. keine Bakterien aus dem Mund zum Patienten kommen.

,

,

,

,

,

Das lie gt „n … ≈ Das ist so, weil … so ist. ,

der Studiengang, ¿e Ausbildung: Man macht sie an der Universität in einem speziellen Sektor. ,

 ges¡tzlich   hier: so, dass es schriftliche Normen vom Staat gibt, dass man in einer Krankenkasse versichert sein muss ,

(der Staat  Land; Nation; hier: Regierung) ,

der staatliche Ges¢ndheitsdienst ≈ Gesundheitssystem � ür alle Einwohner von Italien ,

,

,

,

Mein Tipp

die Allee, -n Weg oder Straße mit Bäumen an beiden Seiten die Jahreszeit, -en z. B. Frühling, Sommer … ,

einheimisch ,

"

fremd

reich dekoriert  mit viel (und teurer) Dekoration ,

luxuriös   hier: so, dass die Einrichtung sehr teuer ist und es spezielle Angebote gibt ,

Deutsch perfekt 9 / 2017

SPRACHFEATURE

39

Ganz schlecht:     e Er will Kissen kaufen, die Verkäuferin versteht aber „Küssen“.

das Leben schwer m„chen  Probleme machen

E

s gibt sie immer. Diese Wörter, die dem Lernenden einer neuen Sprache das Leben schwer machen. Diese eine Grammatikform, die man immer wieder mit einer anderen verwechselt. Und diese eine Vokabel, die man jeden Tag wieder vergisst – und garantiert auch beim zehnten Mal falsch schreibt. Das alles wird im Unterricht immer wieder geübt. Aber um eine Sprache wirklich gut zu können, muss man sie auch sprechen können. Und das so, dass man verstanden wird. „Die Aussprache ist � ür die Verständigung wichtiger als zum Beispiel die

,

verw¡chseln   hier: die falsche Form benutzen ,

die Verstændigung   von: sich verständigen = miteinander sprechen und sich verstehen ,

au

f¶lgende (-r/-s)   hier: so, dass es im nächsten Textteil erklärt wird ,

das Niveau, -s franz.   hier: Qualität der Sprachkenntnisse ,

Grammatik“, sagt auch Phonetikexpertin

Daniela Niebisch. „Sie können bei dem Wort ‚Küche’ aus Versehen den falschen Artikel benutzen, Sie werden trotzdem verstanden. Wenn Sie aber ‚Küche’ komplett falsch aussprechen, weiß keiner, was Sie meinen.“ Niebisch weiß, wovon sie spricht. Sie trainiert seit vielen Jahren mit Deutschlernenden die korrekte Aussprache und ist Autorin des Praxisbuchs Phonetik . Wie wichtig dieses Thema ist, zeigt auch folgendes Phänomen: Hat ein Lernender Sprachkenntnisse auf dem sehr

   m    o    c  .    k    c    o    t    S    i    /    s    e    t    i    k    r    e    p    a    P  ,    o    c    t    s    a    N  ,    e    t    e    N      y    l    a    t    a    N  ,    o    t    o    h    p    s    u    n    e    v  ,    n    o    i    t    c    e    l    l    o    C    e    v    i    h    c    r    A    W    &    B    /    s    e    g    a    m    I    A    S    C   :    s    o    t    o    F

„Als ich nach Deutschland kam, habe ich ständig Schläger und Schlager verwechselt. Weil ich keinen starken englischen Akzent habe, dachten die Leute wahrscheinlich, ich wäre einfach ein bisschen verrückt.“

hohen Niveau C1, spricht aber mit einem extremen Akzent, halten ihn alle � ür einen An� änger. Umgekehrt werden die Sprachkenntnisse eines An� ängers von Muttersprachlern viel höher eingeschätzt, wenn

,

¢mgekehrt  genau das Gegenteil ,

einschätzen

  hier: vermuten, wie … ist

,

überhören  nicht hören ,

ausein„ndergehen   hier: sehr unterschiedlich sein ,

erleben   hier: ≈ als Erfahrung

,

machen ,

¡s geht ¢m …   hier: das Wichtigste ist … ,

f„lsch „nkommen   hier: nicht verstanden werden ,

oft überhört – und der Kommunikationspartner benutzt viel schwereres Deutsch,

was den Deutschlernenden wieder mehr Fortschritte machen lässt. Wie weit das Sprachniveau schriftlich und mündlich auseinandergehen kann, erlebt Niebisch immer wieder: „Ich habe in meinem Unterricht Schüler, die geniale Texte schreiben können, keinen Grammatikfehler machen und die Süddeutsche Zeitung lesen. Aber wenn sie den Mund

kommt. Wer kaum verstanden wird, wird

f ür … h„lten  meinen, dass jemand … ist

den M¢nd aufmachen m hier: etwas sagen

Inez Sharp aus Großbritannien

er oder sie eine gute Aussprache hat. Kleine Grammatikfehler werden dann

aufmachen, versteht keiner etwas.“ Diese schlechte Aussprache ist natürlich auch im Alltag ein Problem. Dabei geht es nicht nur darum, dass vielleicht die Bestellung beim Bäcker falsch an-

s Versehen

 ohne Absicht

,

stændig  immer; dauernd

der Schla ger, -  Lied mit einfachem Text

der Schlä ger,  Sportgerät, z. B. � ür Golf oder Tennis; auch: Person, die schlägt (s. Foto unten)

verw¡chseln   hier: nicht unterscheiden können

,

,

,

,

einfach

  hier: nur

,

40   SPRACHFEATURE

Deutsch perfekt 9 / 2017

¡rnst nehmen   hier: glauben, dass man z. B. seine Arbeit gut kann; ≈ akzeptieren

nämlich von deutschen Gesprächspart-

,

nern oft nicht ernst genommen. „Das pas-

siert ganz automatisch und ist keine bewusste Entscheidung des Gegenübers“, erklärt die 42-Jährige. „Aber wenn man das weiß, ist klar: Besonders bei Ämtern,

bew¢sst   hier: gut überlegt ,

das Gegenüber   hier: Gesprächspartner ,

Behörden oder auch bei der Arbeit bringt

die Behörde, -n Amt

ein extremer Akzent Nachteile.“ Gerecht ist das mit dem Akzent nicht. Denn � ür die meisten Europäer ist es natürlich viel leichter, Deutsch gut zu sprechen, als zum Beispiel � ür Asiaten.

,

 ger¡cht   hier: so, dass es � ür  jeden gleich schwierig oder einfach ist ,

¡ng verw„ndt   hier: ≈ ziemlich ähnlich

Besonders Muttersprachler von mit dem

Deutschen sehr eng verwandten Sprachen wie dem Niederländischen oder dem Schwedischen müssen nicht viel trainieren. Wer aber aus China kommt, muss erst einmal lernen, das „r“ und das „l“ richtig zu unterscheiden. Aber Asiaten sind nicht

allein mit ihren Problemen bei der Aussprache: Franzosen und Italiener finden Wörter wie „Hauptbahnhof“ schlimm, weil sie das „h“ aus ihrer Sprache nicht kennen. Spaniern, Russen und Arabern kann man mit Umlauten wie in dem Wort „Übung“ den Tag verderben. Und Engländer finden Eichhörnchen zwar meistens niedlich, aber auf zweimal „ch“ in diesem Wort würden sie sicher gern verzichten. Durch diese Schwierigkeiten kann es zu lustigen Missverständnissen kommen. Einer von Niebischs Schülern hat so etwas erlebt. „Er ging in ein Geschäft, um ein Kissen zu kaufen“, erzählt sie. „Aber statt nach einem Kissen fragte er die Verkäuferin nach Küssen. Die fand das natürlich ziemlich daneben.“ Und dann ist da natürlich auch noch die Frage der Betonung. Besonders Isländer und Polen bekommen hier wahrscheinlich Probleme: Denn im Isländischen ist der Wortakzent immer auf der ersten Silbe, im Polnischen auf der vorletzten. Im Deutschen aber wandert die

,

erst einmal

  hier: als Erstes

,

der }mlaut, -e  ä, ö, ü ,

„Ein iranischer Student wollte Selleriesaft. Ich hatte eine Flasche gefunden und schrieb ihm den Preis: acht Euro. Er schrieb zurück ‚Ein Stock?‘ Ich habe lange überlegt, was er meinte. Dann war klar: Es sollte ,Ein Stück?‘ heißen.“ Daniela Niebisch aus Deutschland

,

das Eichhörnchen, kleines Tier mit dickem, langem Schwanz, das auf Bäumen lebt ,

(der Schw„nz, ¿e  langes, meistens dünnes Stück am Ende des Rückens von Tieren) ,

niedlich  nett; süß ,

verz“chten auf    hier: freiwillig nicht sprechen wollen ,

das M“ssverständnis, -se  falsche Interpretation einer Aussage, Geste oder Aktion ,

(total) daneben f“nden m in dieser Situation nicht passend finden ,

die Betonung, -en   Intonation ,

die S“lbe, -n  Teil eines Wortes ,

w„ndern   hier: die Position ändern ,

Betonung gern und oft. Und dann hat das

Wort eine komplett andere Bedeutung. Ein Beispiel: Au gust Müller hat im Au gust Geburtstag und kann dann im Ca � é auf der Terrasse einen Kaf  fee trinken.

verd¡rben ≈ kaputt machen

der S¡llerie  weißes, rundes Gemüse, das unter der Erde wächst und ein starkes Aroma hat ,

der St¶ck, ¿e langer, dünner Gegenstand aus Holz (s. Foto unten) ,

Deutsch perfekt 9 / 2017

„Wird der Wortakzent falsch gesetzt, kann der Gesprächspartner die Aussage oft nicht mehr dekodieren“, erklärt Niebisch. „Oder wissen Sie, was ‚Blumento-Pferde’ sind? Richtig betont zeigt sich,

dass ‚Blumentopf-Erde’ gemeint ist.“ Wichtig ist es außerdem, dass Lernende bei ähnlich aussehenden Wörtern nicht einfach die Aussprache aus dem Englischen übertragen. Zwar wird zum Beispiel das Wort „Planet“ im Deutschen genauso geschrieben wie im Englischen – es klingt aber in beiden Sprachen sehr verschieden. Und wenn man sich die korrekte Aussprache absolut nicht merken kann? Dann kann man es mit Zungenbrechern probieren. Das klingt zwar erst einmal komisch, denn diese sind natürlich wirklich kompliziert. Aber sie helfen, im Gedächtnis eine Emotion und ein Bild zu erzeugen. Dann ist der Zungenbrecher wie eine Eselsbrücke, mit der man sich den richtigen Wortakzent merken kann. Und auch Muttersprachler haben mit Fischers Fritz, der frische Fische � ängt, ihre Probleme. Also: keine Angst! Da die deutsche Sprache aber nicht nur

aus einzelnen Wörtern besteht, muss ein Lernender außerdem auf die richtige Satzmelodie achten. So dürfen zum Beispiel Spanier den Rhythmus ihrer Sprache nicht einfach auf das Deutsche übertragen. Der ist dort nämlich komplett anders. Und Chinesen, die bekanntlich in einer tonalen Sprache zu Hause sind, müssen hier wieder einmal mehr lernen als andere. Eine andere Besonderheit des Deutschen: Man kann fast jedes Wort in einem

Satz durch eine Betonung hervorheben. Damit ändert sich die Bedeutung des Ge-

sagten. Ein Beispiel:

SPRACHFEATURE

Eine Regel ist im Deutschen bei der Satzmelodie auf jeden Fall sehr wichtig: Die Stimme geht am Ende eines Satzes sehr weit nach unten. Das ist auch sehr oft bei Fragesätzen so, was die Sache natürlich noch komplizierter macht. „Eine Kollegin von mir hatte eine Schülerin, die

wirklich sehr gut Deutsch sprach. Trotzdem hatte sie immer das Ge � ühl, dass sie in ihrer Firma nicht gut ankommt“, erzählt Niebisch. „Wir haben dann herausgefunden, dass sie mit der Stimme nicht runterging am Ende eines Satzes. Ihre deutschen Kollegen dachten deshalb

ständig, sie würde noch weitersprechen, was aber nicht so gemeint war. Das hat natürlich alle verwirrt.“ Generell rät die Phonetikexpertin ihren Schülern, im Deutschen mit tiefer Stimme zu sprechen. Denn das kommt beim Gegenüber viel seriöser an. Auch in deutschen Radioprogrammen oder in den Fernsehnachrichten hört man deshalb meistens Menschen, die eine tiefe Stimme haben. Aber können es Deutschlernende schaffen, wirklich wie Muttersprachler zu reden? Also so, dass man keinen Akzent mehr hört? Daniela Niebisch ist sich sicher: Auch wenn man erst als Erwachse-

ner mit dem Deutschlernen beginnt, ist das möglich. Viele haben damit trotzdem

ein Problem. „Als Erwachsener hat man seine eigene Identität gefunden. Und zu der kann es zum Beispiel nicht passen, dass man den Mund weit öffnet. Das � ühlt sich dann fremd und falsch an“, erzählt sie.

„Aber � ür manche Laute im Deutschen muss man den Mund weit aufmachen. Sonst bleibt der Akzent.“ Das ist aber nicht immer schlimm. Im Gegenteil: Es kann auch sehr charmant sein. Man muss nur an den niederländischen Showmaster und Entertainer Rudi

Heute kommt Karl zu uns : Hier wird    m    o    c  .    k    c    o    t    S    i    /    C    K    m    a    h    T  ,    r    a    t    s    a    n    a    v    i   :    s    o    t    o    F

betont, dass Karl an genau diesem Tag kommt und nicht, wie vielleicht ursprünglich geplant, morgen. Heute kommt Karl zu uns: Hier wird betont, dass genau diese Person kommt und nicht, wie vielleicht ursprünglich geplant,

sein großer Bruder Jochen.

Carrell denken. Er war in Deutschland sehr populär und eine echte Legende. Carrell konnte Deutsch fast ohne Akzent sprechen. Das hat er in seiner 50-jährigen Karriere aber nicht getan. Denn das durch

seine Muttersprache ge � ärbte Deutsch war sein Markenzeichen. Und das Publikum fand seine Aussprache einfach nur wunderbar.

einfach

  hier: nichts anderes

,

als; nur übertra gen   hier: in die andere Sprache bringen ,

kl“ngen   hier: zu hören sein

,

der Z¢ngenbrecher, kurzer Satz oder Text, der wegen ähnlicher Laute schwer auszusprechen ist ,

herausfinden   entdecken ,

r¢ntergehen m nach unten gehen ,

stændig  immer; dauernd ,

verw“rren   hier: unsicher machen ,

 gener¡ll   hier: ≈ immer

,

seriös   hier: gut in seinem Beruf;

(die Z¢nge, -n  Organ im Mund � ür das Schmecken und Sprechen)

,

das Gedæchtnis, -se ≈ Speicher im Kopf, mit dem man sich an Dinge erinnern kann

,

,

,

ernst sch„ffen   hier: lernen können s“ch … „n�ühlen   hier: … wirken; machen, dass man glaubt, dass … ,

erzeu gen   machen

charmant franz.  mit viel Charme

die Eselsbrücke, -n m Hilfe, um sich etwas leichter zu merken, oft in rhythmischer Form

 gefærbt

,

,

(der Esel, graues Tier, einem Pferd ähnlich) ,

bek„nntlich  wie bekannt ist; wie man weiß ,

zu Hause sein   hier: als Muttersprache haben ,

die Bes¶nderheit, -en   hier: spezielle Sache, die es nur da gibt ,

hervorheben  deutlich sagen ,

ursprünglich

  hier: früher einmal

,

… „nkommen   hier: m machen, dass man jemanden … findet; machen, dass man denkt, jemand ist … ,

41

,

  hier: mit ein bisschen anderer Aussprache ,

das M„rkenzeichen, ≈ typische Sache ,

42   SPRACHFEATURE

Deutsch perfekt 9 / 2017

Probleme mit dem „ch“? So klappt es: [x]

⋅ ⋅ ⋅ ⋅ ⋅

Üben Sie mit „Guck!“. Stoppen Sie bei „k“, und lassen Sie langsam Luft durch: guckchch ... Sagen Sie: Guck! Kuchen! Oder sagen Sie das „r“ [ʁ] im Hals: rrrrr ... Nehmen Sie die Vibration weg. Aus [ʁ] wird [x].

[ç]

Nehmen Sie einen Stift zwischen die Lippen, und versuchen Sie, „isch“ [ɪʃ] zu sagen. Es wird automatisch „ich“ [ɪç], oder? Sagen Sie „jjjj“ wie in „ja“, und werden Sie immer leiser. Nehmen Sie die Stimme komplett weg. Aus [j] wird [ç]. Stellen Sie Ihren Arm auf den Tisch, und drücken Sie mit der Faust fest unter das Kinn. Sagen Sie „ich“.

die L“ppe, -n weicher, oberer oder unterer Teil des Mundes

„Ich war einmal bei einer Zahnärztin und fragte sie, ob ich eine Caritas hätte. Sehr höflich erklärte sie mir, was der Unterschied zwischen Karies und Caritas ist. Ein bisschen peinlich war es mir schon.“

,

die Faust, ¿e  geschlossene Hand ,

f¡st   hier: stark; kräftig ,

So klappt es: Das deutsche „h“ ist vor allem Luft. Bei „h“ atmen Sie so aus, dass man es hören kann. Öffnen Sie den Mund, und atmen Sie lange aus – wie bei einer Meditation: hhhhhh. Stellen Sie sich vor, es ist kalt. Sie möchten Ihre Hände warm machen. Atmen Sie in die Hände: h-h-h ... Oder atmen Sie an ein Fenster oder einen Spiegel. Joggen Sie. Atmen Sie mit Energie aus: h-h-h ... „Lachen“ Sie, und sagen Sie: ha-ha-ha-ha, he-he-he-he, hi-hi-hi-hi, ho-ho-ho-ho ... Üben Sie mit diesen Wörtern: a – ha – Aha! o – ho – Oho! u – hu Uhu!

⋅ ⋅ ⋅⋅ ⋅

ausatmen

  hier: Luft durch den

,

s“ch vorstellen   hier: sich denken ,

Mund abgeben

Quelle: Praxisbuch Phonetik, Daniela Niebisch

Jeden Monat Phonetik   kurz � ür: Deutscher Caritasverband

,

= Organisation der katholischen Kirchen in Deutschland, die Menschen in sozialer Not hilft

peinlich unangenehm vor anderen ,

,

Probleme mit dem „h“?

Owen Connors aus Irland

die Caritas

das K“nn, -e  Teil des Gesichts unterhalb des Mundes

Das Thema fehlt in keiner Ausgabe: Jeden Monat üben Sie Phonetik ganz einfach mit Deutsch perfekt Audio . www.deutsch-perfekt.com/audiomini

die Ausgabe, -n   hier: Exemplar; CD ,

   s    e    g    a    m    i    s    u    i    t    i    r    u    a    m    /    n    e    i    r    B    ‘    O  .    J   ;    m    o    c  .    k    c    o    t    s    r    e    t    t    u    h    S    /    s    i    t    i    a    l    e    i    K    s    a    t    u    a    t    y    V   ;    m    o    c  .    k    c    o    t    S    i    /    9    7    a    y    o    k   :    s    o    t    o    F

48

DEUTSCH IM BERUF

Deutsch perfekt 9 / 2017

Frech, aber freundlich Wie reagieren Sie elegant auf verbale Attacken? Manchmal ist das schwer. Aber zum Glück kann man Schlagfertigkeit lernen. SCHWER PLUS

K

ennen Sie das? Sie kommen von der Arbeit

nach Hause und ärgern sich. Sie haben näm-

lich schon den ganzen Tag über einen blöden Satz Ihres Kollegen oder Ihres Chefs nachgedacht. Das ist jetzt vorbei: Mit diesen Strategien finden Sie in überraschenden Situationen schnelle und passen-



de Antworten! So werden Sie schlagfertig

welche Bemerkungen haben Sie sich in ⋅ Über letzter Zeit besonders geärgert? Schreiben Sie



sie auf, und suchen Sie dann zu jeder mehrere mögliche Antworten. Ohne den Stress, sofort reagieren zu müssen, fallen einem oft kreativere Antworten ein. Welche unangenehmen Situationen könnten Ihnen im Alltag passieren? Überlegen Sie sich schon jetzt mögliche passende Antworten auf blöde Kommentare. Dadurch sind Sie später nämlich nicht so leicht überrascht und deshalb schlagfertiger. Treffen Sie sich mit Freunden, und üben Sie!

die Schla gfertigkeit  Können, schnell und passend zu antworten ,



die Bem¡rkung, -en   hier: Aussage ,

   m    o    c  .    k    c    o    t    S    i    /    o    t    o    f    n    i    r    a    m    a    r    t    l    u   :    o    t    o    F

Deutsch perfekt 9 / 2017

⋅ ⋅

Üben Sie, ruhig zu atmen und eine lockere Körperhaltung zu haben, auch in Stresssituationen. Vergessen Sie nicht: Sie müssen nicht perfekt sein. Werden Sie frech – aber auf eine freundliche und freundschaftliche Art! Machen Sie bei verbalen Attacken den Mund auf! Es ist dabei nicht so wichtig, wie originell Ihre Antwort ist, Hauptsache, sie sagen überhaupt etwas und akzeptieren die Attacke nicht einfach schweigend.

DEUTSCH IM BERUF

die sich aus den Forderungen des Gesprächspartners ergeben könnte: Sie brauchen viel zu lange � ür diese Arbeit. Wäre es Ihnen lieber, wenn ich den Bericht bei Ihnen sofort, aber mit lauter Fehlern abgebe? und Erklärungen ⋅ Nachfragen verlangen: Sprechen Sie Ihr Gegenüber auf die verbale Attacke an, und verlangen Sie eine Erklärung da � ür. So muss der Angreifer reagieren und nimmt den Angriff vielleicht sogar zurück: Das Projekt sollte doch besser Ihre Kollegin machen. Wollen Sie damit sagen, dass Sie mich � ür nicht geeignet halten?

Techniken

zustimmen: ⋅ Unerwartet Wenn jemand Sie provozieren will, stimmen Sie ihm zu! Tun Sie einfach so, als ob der blöde Spruch des anderen � ür Sie kein Problem wäre: Du bist aber dick geworden. Ja, auf den Bauch habe ich auch lange  genug hingearbeitet.

Lösung anbieten: ⋅ Eine Bleiben Sie freundlich, und reagieren Sie mit einem Lösungsvorschlag. Das ist besser als jede Verteidigung: Warum haben Sie das immer noch nicht  gemacht? Das mache ich gleich. Sie bekommen die Sachen bis circa 14 Uhr. Ist das in Ordnung?

Kommunikation zum Thema ⋅ Die machen: Gehen Sie bei Unverschämtheiten nicht inhaltlich auf das Thema ein. So zeigen Sie, dass die Art des anderen nicht adäquat ist: Sie haben doch überhaupt keine Ahnung! Unsachliche Bemerkungen bringen uns hier nicht weiter. Ich bitte Sie, ein gewisses Niveau zu wahren. missverstehen: ⋅ Absichtlich Die meisten Menschen formulieren ungenau. Manche Wörter haben auch mehrere Bedeutungen. Verstehen Sie Wörter absichtlich anders, als der Sprecher sie gemeint hat: Idiot! Angenehm, … (sagen Sie hier Ihren Namen) Können Sie diese Pläne überhaupt lesen? Wenn genug Licht ist.

negativen Gegenvorschlag ⋅ Einen machen: Reagieren Sie auf Angriffe, wenn möglich, mit einer Gegenfrage und einer negativen Konsequenz,





Den Angriff als Problem des Angreifers sehen: Wiederholen Sie die Attacke, und zeigen Sie sich gleichgültig: Du findest also, ich sei hässlich. Tja, das ist dein Problem. / Damit kann ich leben. Meinungen deutlich zurückweisen: Sie wirken selbstsicher, wenn Sie einen Angriff deutlich zurückweisen: Das haben Sie falsch gemacht. Das ist Ihre Meinung. Ich habe nur schon einen Schritt weitergedacht. Es wird sich zeigen, dass meine Lösung angemessen ist.

Gegenangriff starten: ⋅ Einen Schlagen Sie mit dem gleichen Argument zurück: Du bist ja nicht gerade der Intelligenteste! Dann passen wir ja gut zusammen. ins Gegenteil umkehren: ⋅ Vorwürfe Geben Sie negativen Aussagen eine positive Bedeutung:

l¶cker   hier:  beweglich; ohne ≈

,

Stress

die Kœrperhaltung  Kontrolle über den Körper, z. B. wie man sitzt, steht oder geht ,



den M¢nd aufmachen   hier: m mit Worten reagieren ,

Hauptsache, … m Das Wichtigste ist, … ,

zustimmen  Ja sagen; hier:  sagen, dass der andere recht hat ≈

,

der Spr¢ch, ¿e   hier: m Aussage, die ein Klischee zum Inhalt hat oder provozieren soll ,

auf … h“narbeiten

 arbeiten, um … zu erreichen ,

49

[ngenehm.   hier:  Schön, Sie kennenzulernen. (Teil der Begrüßungsformel) ≈

,

der Ge genvorschlag, ¿e Vorschlag als Antwort auf einen Vorschlag ,

der [ngriff, -e   Attacke ,

lauter ,

m

nichts als; viele

nachfragen   hier: noch einmal und in Details fragen ,

auf … „nsprechen

  hier: … zum Thema eines Gesprächs machen ,

das Gegenüber, Person, die so steht, dass man sich gegenseitig ansieht; hier: Gesprächspartner ,

Detail antworten auf 

die Verteidigung, -en   hier: Aussage, mit der man auf eine Frechheit reagiert; Widersprechen

die }nverschämtheit, -en  Frechheit; Beleidigung; Provokation

s“ch gleichgültig zei gen  nicht reagieren; zeigen, dass einem etwas egal ist

¢nsachlich  unpassend; emotional; auch: beleidigend

Damit k„nn “ch leben. Das kann ich akzeptieren.

weiterbringen   hier: helfen, Probleme zu lösen

zur•ckweisen   hier: widersprechen

 gew“sse (-r/-s)   hier: minimal; ein bisschen

„ngemessen  passend; adäquat

das Niveau franz.   hier: Höflichkeit

zur•ckschlagen   hier: provozierend antworten

eingehen auf 

,

  hier: im

,



,

,

,

,

wahren   hier: bleiben bei

,

,

,

,

,

,

,

der Vorwurf, ¿e  negative Behauptung, Aussage oder Kritik ,

¢mkehren   hier: ändern ,

Ich bin mein Chef Migranten in Deutschland machen sich gern und oft selbstständig. Aber auf dem Weg von der Idee zur eigenen Firma müssen die neuen Chefs gut planen – und mit genug Zeit kalkulieren. Denn sonst kann der neue Job schnell ziemlich teuer werden. Von Claudia May MITTEL

Deutsch perfekt 9 / 2017

E

s ist ein bisschen wie Fallschirmspringen. Man braucht Mut zum Risiko. Außerdem sollte man vorher üben – und alles gut geplant haben. Auch einen Ersatzfallschirm dabeizuhaben, der sich bei Problemen automatisch öffnet, ist nicht verkehrt. Für den An� änger ist außerdem ein Tandemsprung nicht schlecht. Da kann er

   m    o    c  .    s    l    l    i    k    s    t    f    o    s    d    n    a    d    r    a    h   :    o    t    o    F   ;    m    o    c  .    k    c    o    t    S    i    /    l    e    d    r    o    B    a    c    i    n    o

   M    a    n    a    i    L   :    n    o    i    t    a    r    t    s    u    l    l    I

ARBEITSWELT

seine Steuererklärung machen? Und welche Dokumente brauche ich � ür eine GmbH? Die Bürokratie bei Gründungen ist schon � ür Deutsche nicht einfach zu verstehen. Die meisten Migranten haben es noch schwerer. „Ich habe in der Zeit meiner Firmengründung extrem viele neue Vokabeln gelernt“, sagt Bourcier und muss lachen. „Zuletzt hatte ich Deutschunterricht nämlich während meiner Schulzeit in Frankreich.“ Und da-

sich die Sache ansehen – und jemand anders muss sich um alles kümmern. Véronique Bourcier hat sich da� ür entschieden, es allein zu versuchen. Ihren mals ging es natürlich nie um den Weg in Sprung in die Selbstständigkeit machte die Selbstständigkeit. „Ich habe dann exsie im Januar dieses Jahres. Letztes Jahr tra nach einem Notar gesucht, der auch hat die Französin, die seit elf Jahren in Französisch spricht. Dieser wollte aber Deutschland lebt, noch als angestellte trotzdem, dass ich einen Dolmetscher Programmiererin gearbeimitbringe, damit ich auch tet. Jetzt hat sie eine eigene wirklich alles genau verste„Ich habe Firma: die xxformat GmbH. he“, erzählt die IT-Expertin. in der Zeit „Ich biete Online-Kurse Außerdem ist sie an sechs meiner Firmenzu verschiedenen IT-TheAbenden zu einem kostengründung men an“, erklärt die Wahllosen Coaching � ür Unterkölnerin. „Man kann bei mir nehmer gegangen, das der extrem viele zum Beispiel Video-TutoVerein Neues Unternehneue Vokabeln rials bekommen oder auch mertum Rheinland angebogelernt.“ ten hat. „Ich konnte mit Exeine Serie von E-Mails mit Lernmaterial. Und natürperten reden, zum Beispiel lich auch eine Kombination aus beidem.“ Steuerberatern und Juristen. Das hat mir Um alles kümmert sich Bourcier allein. wirklich sehr geholfen“, erzählt Bourcier. Sie arbeitet von zu Hause aus, aber auch Solche Angebote gibt es in allen Bunin Coworking Spaces und in Cafés. Denn desländern. Verschiedene Vereine und die IT-Spezialistin ist mobil, braucht nicht Institutionen helfen Menschen auf ihmehr als einen Laptop. „Für mich ist es rem Weg in die Selbstständigkeit. Und wichtig, dass ich Kontakt mit Leuten das tun sie aus gutem Grund. „Wir wollen habe. Das Netzwerken ist � ür Unterneh- die regionale Wirtschaft stärken“, erklärt mer elementar“, erklärt sie. Deshalb geht Petra Ehrhardt vom Verein Unternehmer sie abends auch noch zu Veranstaltungen ohne Grenzen. Die Gründungsexpertin wie zum Beispiel dem Wordpress-Meet- berät in Hamburg Migranten, die in der up im Mediapark Köln. „Bei solchen Tref- Metropole selbstständig werden wollen. fen bekomme ich neue Ideen � ür mein Denn sie kennt die Probleme genau und Projekt und kann außerdem mich und weiß: Die oft komplizierten Formalitäten mein Produkt vorstellen“, sagt Bourcier. können eine große Hürde sein. Genau Auch sie selbst hat auf Face book eine wie die Sprache. „Jeder weiß, dass schon

Gruppe zum Netzwerken gegründet: Die Entrepreneurs francophones en Allemagne. Wie der Name schon sagt, treffen sich

� ür Muttersprachler die Dokumente vom

dort französischsprachige Unternehmer. Sie helfen sich gegenseitig bei Problemen, geben sich Tipps und erzählen von ihren Erfahrungen. Wie bekommt ein Selbst-

Finanzamt kompliziert sind. Wir erklären den Menschen deshalb alles so einfach wie möglich und verstehen, wenn öfter nachgefragt wird“, sagt Ehrhardt. „Natürlich geht es auch darum, eine erste Orientierung zu geben, wie eine Gründung

ständiger zum Beispiel eine Krankenver-

in Deutschland eigentlich funktioniert.“

sicherung? Wann muss ein Freiberufler

Denn da hat jedes Land andere Standards.

die F“rmengründung, -en   von: eine Firma gründen = eine Firma starten ,

das F„llschirmspringen   hier: Sport, bei dem man mit einem technischen Gerät mit einem großen Stück aus speziellem Stoff aus einem Flugzeug springt der Mut Angst; hier auch: Absicht, etwas zu tun, auch wenn es schwierig wird m„n s¶llte …   hier: es wird empfohlen, dass … der Ers„tzfallschirm, -e  Fallschirm, der sich im Notfall öffnet verkehrt   falsch der T„ndemsprung, ¿e  Fallschirmspringen als Tandem; hier: Start in die Selbstständigkeit mit Hilfe einer Person mit großer Erfahrung die Wahlkölnerin, -nen Frau, die nicht aus Köln ist, aber dort gerne wohnt n¡tzwerken m ein soziales Netzwerk formen und pflegen (das soziale N¡tzwerk, -e   hier: Gruppe von Personen, die sich immer wieder treffen und gegenseitig unterstützen) der Unternehmer, Besitzer und oft auch Leiter einer Firma; hier auch  � ür: Selbstständiger s¶lche (-r/-s)  von der genannten Kategorie der Freiberufler, Person, die selbstständig arbeitet und einen Service anbietet (z. B. Arzt, Journalist ...) ,

,

"

,

,

,

,

,

,

,

,

,

Véronique Bourcier

lebt und arbeitet in Köln. Die IT-Spezialistin ist vor elf Jahren aus Frankreich gekommen. Zuerst war sie angestellt – jetzt hat sie ihre eigene Firma.

57

die Steuererklärung, -en   Informationen � ür das Finanzamt über das Gehalt und das Geld, das man im letzten Jahr ausgegeben hat. Das Finanzamt entscheidet dann, wie viel Steuern man zahlen muss. die GmbH, -s   kurz  � ür: Gesellschaft mit beschränkter Haftung = spezielle juristische Form einer Firma ¡s schwer haben  Probleme haben ¡s geht ¢m …  das Thema ist … ¡xtra   hier: mit Absicht der Notar, -e  Jurist, der Dokumente mit Stempel und seiner Unterschrift offiziell macht der D¶lmetscher,  Person, die mündlich in eine andere Sprache übersetzt das Unternehmertum ≈ das Gründen und Leiten einer Firma das B¢ndesland, ¿er  Teil von einer � öderalistischen Republik aus   hier: mit stærken  stark machen; hier: verbessern; unterstützen die H•rde, -n   Konstruktion, über die ein Läufer im Sport springen muss; hier: Problem nachfragen   hier: noch einmal und in Details fragen ,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

58   ARBEITSWELT

„Die meisten Leute kommen mit einer Idee zu uns“, erzählt Ehrhardt. „Einige haben schon ein erstes Konzept. Und dann gibt es leider auch Menschen, die viel zu spät hier sitzen. Zum Beispiel einen Tag,

Deutsch perfekt 9 / 2017

genaue Uhrzeit mit ihm verabreden. Denn der 37-Jährige ist als Experte � ür Arbeitssicherheit viel unterwegs. Und das an Orten, an denen man das Klingeln

eines Handys oft nur schwer hören kann.

bevor sie den Mietvertrag � ür ihren neuen Laden unterschreiben.“

„Ich bin gerade auf einer Baustelle an der Nordsee“, sagt der Ingenieur laut ins Te-

Solche Aktionen kann Ehrhardt absolut nicht empfehlen. „Eine gute Planung ist das A und O. Jeder sollte sich Unterstützung holen“, sagt sie. Familie und Freunde sind oft nicht die besten Ansprechpartner: „Sie brauchen jemanden,

lefon. Dort kümmert er sich zum Beispiel

der neutral ist und sich gut auskennt. Das kann ein Berater von einem Verein wie

darum, dass alle Arbeiter die Sicherheitsvorschriften kennen – und auch die richtige Schutzausrüstung tragen. Passo ist seit rund 18 Monaten selbstständig. Vorher hat er in Hamburg studiert, sich weitergebildet, war Angestellter. „Für mich war es wichtig, zuerst

unserem sein, aber zum Beispiel auch Experten der örtlichen Handels- und Hand-

Berufserfahrung zu sammeln. Außerdem

werkskammern.“ Sich wirklich in der Nähe zu erkundigen, ist wichtig: In jedem Bundesland gibt es andere Fördermöglichkeiten � ür Gründer. Und auch die Regeln sind nicht überall gleich. So sind zum

digkeit gut planen muss“, erklärt er. Dazu

war mir klar, dass ich meine Selbststän-

gehörten finanzielle Rücklagen. „Die Anfangsphase ist immer schwierig. Man weiß ja nicht, ob man sofort Aufträge bekommt“, sagt der Kameruner. „Aber es hat alles gut funktioniert. Jetzt habe ich so viele Angebote, Beispiel die Ladenöffnungs„Mir war zeiten in Hamburg komplett dass ich Projekte ablehnen klar, dass ich anders als in Bayern. Und in muss.“ Das Gute: Genau wie meine SelbstVéronique Bourcier musste der norddeutschen Metroständigkeit gut pole muss man noch einmal er keine großen Summen unterscheiden, ob man sein in seine Selbstständigkeit planen muss.“ Geschäft in einem Ausflugsinvestieren. „Alles was ich brauche, habe ich in meinem gebiet hat oder nicht. Viele dieser Dinge stehen auch im In- Kopf“, fasst Passo zusammen. Angestellternet. Ideal ist es, wenn man sich schon te hat der Experte � ür Arbeitssicherheit auf den Beratungstermin vorbereitet: keine. Wenn Gründungswillige eine kleine SkizAber sind die beiden typische Grünze ihrer Idee mitbringen, können Berater der mit Migrationshintergrund? Jedes wie Petra Ehrhardt nämlich schon kon- Jahr machen sich in Deutschland 170 000 krete Details klären. Die Gründung funk- Migranten selbstständig. Damit sind sie tioniert dann meistens auch schneller. � ür jede � ünfte Gründung verantwortlich, Wie bei Bernard Passo. Der Kameruner zeigt eine aktuelle Analyse von KfW Rehatte beim ersten Besuch bei Unterneh- search. Das ist über dem Durchschnitt. mer ohne Grenzen nicht nur eine Skizze Arne Leifels, Autor der Untersuchung, dabei, sondern ein komplettes Konzept. hat da� ür mehrere Erklärungen. „Wer „Dieses Konzept haben wir beide dann sein Heimatland verlässt, um etwas Neugemeinsam überarbeitet“, sagt Ehrhardt. es zu wagen, der hat Mut zum Risiko“,

Aber Passo war nicht nur bei ihr: Auch bei der Industrie- und Handelskammer, bei der Agentur � ür Arbeit und bei anderen Selbstständigen hat er sich Tipps und Informationen geholt. Die gute Planung hat sich gelohnt. Wer heute mit Passo telefonieren will, muss ein konkretes Datum und eine

sagt der Ökonom. „Und � ür den Schritt in die Selbstständigkeit braucht man genau das.“ Außerdem hätten sie häufiger Unternehmer als Vorbilder, in der Heimat

und in Deutschland: Wenn Freunde und Bekannte, vielleicht sogar Familienmitglieder selbstständig sind – warum nicht auch ich?

einige (-r/-s)

 ein paar

,

das Konz¡pt, -e  Programm; Idee das A ¢nd O sein  sehr wichtig sein der [nsprechpartner, Person, die bei Fragen und Problemen hilft neutral   hier: ≈ objektiv; so, dass es kein persönliches Interesse gibt s“ch gut auskennen  viel Erfahrung haben œrtlich   hier: an dem Ort, wo man lebt und/oder arbeitet der H„ndel  Einkauf und Verkauf  die H„ndwerkskammer, -n   Organisation � ür die Interessen von Handwerkern (der H„ndwerker, Person, die beruflich mit Händen und Werkzeugen arbeitet) s“ch erk¢ndigen   fragen die Fœrdermöglichkeit, -en   hier: spezielle (finanzielle) Hilfe bei einer Firmengründung das Ausflugsgebiet, -e Region, die als Ausflugsziel populär ist der/die Gr•ndungswillige, -n Person, die eine Firma gründen will die Sk“zze, -n ≈ Bild; Plan klären   hier: eine Lösung finden � ür über„rbeiten   hier: noch einmal an etwas arbeiten, um es aktueller oder besser zu machen die Agentur f ür [rbeit ≈ Arbeitsamt s“ch lohnen  gut sein, dass man etwas macht ,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

die S“cherheitsvorschrift, -en   hier: Regel zur Arbeitssicherheit, an der man sich orientieren muss die Sch¢tzausrüstung   hier: spezielle Kleidung und Gegenstände, die man braucht, um sich am Arbeitsplatz zu schützen s“ch weiterbilden  eine neue Ausbildung oder einen Kurs machen, um aktuelles und mehr Wissen zu bekommen  gehören zu  ein Teil sein von die R•cklage, -n   hier: gespartes Geld, das man � ür schwierige Zeiten auf dem Konto behält m“t Migrationshinter grund ≈ mit ausländischen (Groß-)Eltern die KfW Research   kurz  � ür: Kreditanstalt � ür Wiederaufbau: ≈ Abteilung der KfW, die systematische Untersuchungen zur wirtschaftlichen Situation und ihrer Änderung macht (die Kreditanstalt, -en   Bank) (der Wiederaufbau   von: wiederaufbauen = hier: ein vom Krieg kaputt gemachtes Land wieder in einen guten Zustand bringen) verl„ssen   weggehen und nicht mehr zurückkommen wa gen  riskieren; ohne Angst etwas Neues oder Ge� ährliches versuchen der Schr“tt “n   hier: ≈ Entscheidung � ür häufig oft das Vorbild, -er   hier: Mensch, der ein positives Beispiel ist sogar   auch ,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

Bernard Passo

wurde in Kamerun geboren. Der 37-jährige Ingenieur ist seit 18 Monaten in Hamburg selbstständig – und hat sehr viel zu tun.

Deutsch perfekt 9 / 2017

Ein anderer Aspekt sind die oft nicht sehr attraktiven Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Wird zum Beispiel der Studienabschluss der ausländischen Universität in Deutschland nicht offiziell akzeptiert, ist es schwierig, als Angestellter einen adäquaten Job zu finden. Und wer möchte schon gern weit unter seiner Qualifikation arbeiten? „Besonders die Akademiker unter den Migranten machen sich häufiger selbstständig“, sagt Leifels. „Aber auch Migranten mit Ausbildungsabschlüssen gründen überdurchschnittlich oft.“ Das Klischee vom ungelernten Ausländer, dem nichts anderes bleibt, als einen kleinen Gemüseladen zu eröffnen, stimmt also nicht. Im Handel ist der Anteil der Migranten nur leicht über dem Durchschnitt. Und auch im Gemüseladen ist Know-how wichtig: Wer Erfolg haben will, muss mehr als nur Zeit investieren, genau wie in jeder anderen Branche vorher gut planen und sich externe Berater holen. Denn einen Fehler sieht KfW-Experte Leifels oft: „Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass Migranten in der Gründungsphase sehr oft den Dispokredit nutzen. Und das ist so ziemlich die teuerste Option, die es gibt“, sagt der 34-Jährige. „Das ist oft ein Hinweis auf Defizite bei der Planung.“ Denn mit etwas Vorlauf hätte man vielleicht den Finanzierungsbedarf besser einschätzen können. Außerdem kann man als Grün-

der bei verschiedenen Institutionen Kre-

   o    s    s    a    P   :    o    t    o    F   ;    m    o    c  .    k    c    o    t    S    i    /    l    e    d    r    o    B    a    c    i    n    o

   M    a    n    a    i    L   :    n    o    i    t    a    r    t    s    u    l    l    I

dite und Fördergelder zu viel besseren Konditionen bekommen – auch wenn das natürlich oft heißt, dass man sich einmal mehr um Anträge kümmern muss. Aber von Formalitäten sollte sich keiner abschrecken lassen. Oft ist es weniger schlimm, als viele denken. „Ich habe eigentlich überall sehr positive Erfahrungen gemacht“, erzählt IT-Spezialistin Bourcier. „Auch offizielle Stellen hatten sehr viel Geduld, wenn ich nach deutschen Wörtern gesucht habe.“

Und ganz neu sind die Bürokratie-Prozesse in Deutschland � ür Migranten auch nicht. „Ich glaube, alle, die hier leben, wissen unge� ähr, was da auf sie zukommt“,

sagt die Französin. Dann muss sie lachen.

BLINDTEXT

attraktiv   hier: gut der Studienabschluss, ¿e   hier: Zeugnis einer Universität weit ¢nter   hier: ≈ viel schlechter als der Akademiker,  Person, die an einer Universität studiert hat überdurchschnittlich  mehr als der Durchschnitt n“chts „nderes bleiben „ls   hier: keine andere Möglichkeit haben als erœffnen   hier: starten der [nteil, -e   hier: Zahl der D“spokredit, -e   kurz � ür: Dispositionskredit = Summe, die man maximal von seinem Konto nehmen kann, obwohl gar kein Geld mehr darauf ist n¢tzen ≈ benutzen der H“nweis auf    hier: Signal � ür ,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

der Vorlauf    hier: ≈ alle Vorbereitungen, bevor man ein Projekt startet hætte … einschätzen kœnnen ,

Konj. II der Vergan genheit von: einschätzen können ≈ hier: vermuten, ,

wie etwas sein wird

der Finanzierungsbedarf  ≈ Geld, das nötig ist der [ntrag, ¿e   schriftliche Bitte; hier: Formular s“ch „bschrecken l„ssen  einen Plan nicht wirklich machen, weil man Angst bekommt Ged¢ld haben   hier: ruhig hören, was der andere sagt … w„s da auf sie zukommt.   hier: … wie viele Dinge passieren werden und erledigt werden müssen. ,

,

,

,

,

59

Informationen und Hilfe Das Bundeswirtschaftsministerium bietet auf dem Internetportal www.existenzgruender.de viele Informationen zum Thema Selbstständigkeit an. Dort gibt es zum Beispiel Tipps für den Businessplan und eine Übersicht über Förderprogramme. Antworten gibt es auch auf die Frage, mit welcher Nationalität man sich in Deutschland selbstständig machen kann. Und das nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf E nglisch, Französisch, Italienisch, Russisch und Türkisch. Helfen können außerdem lokale Beratungsstellen verschiedener Vereine, die Arbeitsagenturen, die Handwerkskammern und die Industrie- und Handelskammern. Es ist wichtig, Hilfe in der Nähe zu suchen, da es in jeder Region andere Möglichkeiten und Förderprogramme gibt. Detaillierte Informationen zu Förderprogrammen stehen auf der Website www.foerderdatenbank.de.

der Exist¡nzgründer, Person, die sich beruflich selbstständig macht die Übersicht, -en   hier: ≈ Liste; ≈ Zusammenfassung das Fœrderprogramm, -e  Programm, das finanzielle Unterstützung anbietet lokal   hier: von dem Ort, an dem man lebt und/oder arbeitet die [rbeitsagentur, -en ≈ Arbeitsamt ,

,

,

,

,

die H„ndwerkskammer, -n   Organisation � ür die Interessen von Handwerkern (der H„ndwerker, Person, die beruflich mit Händen und Werkzeugen arbeitet) die Industrie- ¢nd H„ndelskammer, -n   Organisation � ür die wirtschaftlichen Interessen von Firmen die Datenbank, -en  System zur elektronischen Administration von Daten ,

,

,

,

60

Deutsch perfekt 9 / 2017

GESCHICHTEN AUS DER GESCHICHTE

Sechs Wochen Angst Als Terroristen der Roten Armee Fraktion am 5. September 1977 Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer entführen, beginnt der „Deutsche Herbst“. Nie davor hatte die Bundesrepublik ein so großes Terrorproblem. MITTEL AUDIO PLUS

D

ie Terroristen kommen auf dem Heimweg. Am 5. September 1977 ist Hanns Martin Schleyer gegen halb sechs in einer Mercedes-Limousine auf dem Weg in seine Wohnung in Köln. Mit ihm sitzt sein Chauffeur Heinz Marcisz im Wagen, im Auto hinter den beiden fahren drei bewaffnete Polizisten. Kurz vor dem Ziel kommt ein gelber Mercedes aus einer Einfahrt und blockiert die Straße. Die Attacke passiert extrem schnell: Mindestens vier Terroristen schießen in eineinhalb Minuten mehr als 100-mal. 60-mal wird Reinhold Brändle getroffen, der Polizist, der den zweiten Wagen � ährt.

Er, seine beiden Kollegen und Schleyers Chauffeur sind nach kurzer Zeit tot. Schleyer lebt. Aber jetzt halten ihn Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) gefangen. In einem weißen Kleinbus bringen sie ihn weg. Schleyer und seine Familie wissen schon länger, dass der 62-Jährige in Gefahr ist. Seit Juni wird er von Polizisten begleitet. Er ist aus zwei Gründen ein ideales Ziel der Linksterroristen. Einerseits ist er als Präsident der Industrie- und Arbeitgeberverbände einer der wichtigsten Wirtschaftsbosse. Andererseits ist Schleyers Vergangenheit sehr problematisch: Von 1933 bis 1945 war er

der Arbeitgeberpräsident, -en  Chef der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände ,

(die B¢ndesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände ≈ Organisation � ür die Interessen von Firmen aller Branchen in ganz Deutschland) ,

(der Arbeitgeberverband, ¿e ≈ Organisation � ür die Interessen von Firmen aus der gleichen Branche) ,

entf ühren   jemanden gegen seinen Wunsch an einen Ort bringen und nicht mehr weggehen lassen ,

bew„ffnet  mit Waffen ,

(die W„ffe, -n   Gerät zum Kämpfen, z. B. Pistole) ,

die Einfahrt, -en   hier: Stelle oder Weg vor einem Haus ,

 gef„ngen h„lten ≈ fangen und in einen Raum schließen ,

“n Gef ahr sein  in einer ge� ährlichen Situation sein ,

begleiten   hier: an jeden Ort mitgehen ,

der W“rtschaftsboss, -e m Mann mit leitender Funktion in der Wirtschaft ,

   s    e    g    a    m    I    y    t    t    e    G    /    P    F    A   ;    m    o    c  .    k    c    o    t    S    i    /    N    A    C    Z    E    T    a    g    l    o    T   :    s    o    t    o    F

Deutsch perfekt 9 / 2017

GESCHICHTEN AUS DER GESCHICHTE

61

Hanns Martin Schleyer auf einem Foto, das die Linksterroristen von ihm publizieren

überzeugter Nationalsozialist und mach- Tagen das sogenannte Kontaktsperregete schon während des Krieges Karriere als setz. Auch wenn die Regierung es nicht Wirtschaftschef. Nach dem Krieg ging es so nennt: Die Bundesrepublik ist im Ausmit dieser Karriere fast ohne Pause weiter. nahmezustand. Schleyer hat außerdem viele Kontakte, Im Oktober eskaliert die Situation. Am auch in die Politik. Deshalb hofft die RAF, 13. Oktober ent� ühren vier mit der RAF dass die Regierung alles � ür seine Freilas- befreundete palästinensische Terroristen sung tun wird. Am Tag nach der Ent � üh- ein Flugzeug der Lufthansa, die Landshut, rung schicken die Terroristen ihre Forde- auf dem Weg von Palma de Mallorca nach rungen: Elf RAF-Mitglieder sollen sofort Frankfurt. Jetzt ist nicht nur das Leben aus dem Ge� ängnis freigelassen werden. von Hanns Martin Schleyer in Gefahr, Die RAF kann nicht wissen, dass Bun- sondern auch das von 82 Passagieren und deskanzler Helmut Schmidt die wich- � ünf Mitgliedern des Lufthansa-Teams. tigste Frage da schon entschieden hat. Die Piloten müssen auf einer verrückSein Motto: Der Staat darf sich von Ter- ten Route über Nordafrika und den Naroristen nicht erpressen lassen. Die Fehler hen Osten fliegen. Kein Land will sie lanvon 1975 sollen sich nicht wiederholen. den lassen. Mit fast leerem Tank kommt Damals ent� ührten Linksterroristen den das Flugzeug in Dubai an, wo es drei Tage Politiker Peter Lorenz. Die Regierung ließ lang in der Sonne steht. Vor den Augen � ünf Terroristen aus dem Geder Passagiere wird der Pilot Jürgen Schumann erschossen. � ängnis frei. Ein paar von ihnen nahmen schon wenig später Als die Ent� ührer sagen, dass Die Terroristen wieder an terroristischen Aksie auch die Passagiere erschiewissen nicht: tionen teil. Jetzt will Schmidt ßen werden, lässt man sie tanDie Regierung keine Kompromisse machen. ken und weiterfliegen. will keine Die Wochen nach der EntSchließlich landet die LandsKompromisse hut   am frühen Morgen des � ührung werden zum Nervenmehr machen. krieg. Mehrmals wechseln die 17. Oktober in Somalia. Die Ent� ührer stellen eine neue Ent� ührer mit ihrer Geisel den Ort, von Köln über Den Haag bis nach Frist bis zum Nachmittag, innerhalb derer Brüssel. Die Polizei findet die Verstecke die RAF-Terroristen freigelassen werden nicht. Alle paar Tage setzt die RAF neue sollen. Die Bundesregierung sagt, dass sie Fristen und schickt auch Fotos des Ent- einverstanden ist. In Wirklichkeit bereitet sie die Befreiung der Geiseln vor. In der � ührten: Schleyer, in Hemd und Jackett, sitzt vor einer Wand und hält ein Papp - Nacht zum 18. Oktober stürmen deutschild in die Kamera. Darauf steht die sche Elitepolizisten das Flugzeug. Drei Zahl der Tage, die er schon gefangen ist. der vier Ent� ührer sterben. Alle Geiseln Schleyers Familie bittet die Regie- können das Flugzeug lebend verlassen. rung, die Forderungen der RAF zu er � ülAls sie – trotz der Kontaktsperre – um len. Aber Schmidt ändert seine Meinung 0:38 Uhr im Radio von der Befreiung nicht. In der Hauptstadt, damals noch der Landshut  hören, nehmen sich die Bonn, koordinieren zwei Kommissionen RAF-Mitglieder Andreas Baader, Gudrun alle Aktionen: der Große und der Kleine Ensslin und Jan-Carl Raspe in StammKrisenstab. Darin sitzen außer dem Kanz- heim das Leben; Irmgard Möller überlebt ler wichtige Minister und der Chef des schwer verletzt. Bundeskriminalamtes. Die Medien sollen Für Hanns Martin Schleyer ist es das nicht über die Ent � ührung berichten, was Ende. Am 19. Oktober wird er tot im Kofdie meisten von ihnen auch akzeptieren. ferraum eines Audis im französischen Die RAF-Terroristen im Ge � ängnis Stutt- Mulhouse entdeckt. Wer ihn erschosgart-Stammheim werden voneinander sen hat, ist bis heute unbekannt. Aber isoliert, dürfen nicht einmal mit ihren An- 17 RAF-Mitglieder werden später verurwälten sprechen. Weil das illegal ist, ver- teilt, weil sie an der Ent� ührung beteiligt abschiedet das Parlament in nur wenigen gewesen sind. Barbara Kerbel

überzeu gt   hier: so, dass er absolut an die Ideale des Nationalsozialismus glaubte ,

ver„bschieden   hier: entscheiden, dass etwas gültig ist

die Freilassung, -en   von: freilassen = wieder in die Freiheit lassen

das Kont„ktsperregesetz  schriftliche Regel zur Kontaktsperre, die der Staat macht und an der sich alle orientieren müssen

,

die Entf ührung, -en   von: ent� ühren =  jemanden mit Gewalt an einen Ort bringen und dort gefangen halten ,

(m“t Gew„lt so, dass man Waffen benutzt oder schlägt) ,

die F¶rderung, -en   von: fordern = sagen, was man haben will ,

das Gefængnis, -se  Gebäude, in das kriminelle Personen geschlossen werden ,

erpr¡ssen  sagen, dass man etwas Unangenehmes tun wird, wenn der andere nicht tut, was man will ,

der N¡rvenkrieg, -e ≈ lang dauernder Kampf, der den Gegner nervös und schwach machen soll ,

(der Ge gner,   hier: ≈ Gruppe, gegen die man kämpft) ,

,

,

(die Kont„ktsperre, -n jurist.  Isolierung spezieller Häftlinge, damit sie keinen Kontakt besonders mit der Außenwelt haben können) ,

(der Hæftling, -e Person, die zur Strafe im Ge� ängnis ist) ,

der Ausnahmezustand  schwierige oder ge� ährliche politische Situation, in der manche Rechte reduziert werden ,

(das R¡cht, -e   hier: z. B. Pressefreiheit) ,

eskalieren  so schlimm werden, dass es eine Katastrophe gibt ,

befreundet ≈ so, dass … Freunde sind ,

der Nahe {sten  z. B. Ägypten, Syrien, Israel, Palästina, Saudi-Arabien … ,

erschießen   totschießen ,

die Geisel, -n   Person, die gefangen wird und erst wieder in die Freiheit gelassen wird, wenn andere z. B. Geld zahlen

die Befreiung, -en   von: befreien ≈ hier: machen, dass die gefangenen Menschen wieder frei werden

das Verst¡ck, -e   geheimer Ort; Ort, an dem man nicht leicht zu finden ist

st•rmen   hier: plötzlich und schnell hineinlaufen

,

,

s¡tzen   hier: mitteilen, dass etwas gültig ist ,

das P„ppschild, -er  Schild aus sehr dickem Papier ,

erf•llen   hier: tun, was  jemand will ,

der Krisenstab, ¿e ≈ offizielle Gruppe von Experten, die in Notsituationen entscheiden soll, was zu tun ist ,

das B¢ndeskriminalamt ≈ höchste Polizei in Deutschland ,

der [nwalt, ¿e  Person, die jemanden bei einem Streit berät und � ür dessen Interessen kämpft ,

,

,

verl„ssen   hier: hinausgehen aus ,

s“ch das Leben nehmen  sich selbst totmachen ,

überleben  nicht sterben ,

der K¶fferraum, ¿e  Raum hinten im Auto, in den man das Gepäck legt ,

verurteilen   hier: nach einem Gerichtsprozess eine Strafe bekommen ,

(der Ger“chtsprozess, -e  Untersuchung in einer offiziellen Institution, ob  jemand etwas Kriminelles gemacht hat) ,

beteiligt sein „n   hier: aktiv mitmachen bei ,

Wie geht es eigentlich dem Berufspolitiker? Kandidaten aus 48 Parteien hoff en, dass sie am 24. September in den Deutschen Bundestag gewählt werden. Viele von ihnen haben die Politik zu ihrem Beruf gemacht. Wie leben sie mit dieser Entscheidung? SCHWER AUDIO 2 0 1 7 

M

it nur drei Zahlen lässt sich über weltweit nicht besonders beliebt ist, wie Stefan Kaufmann einiges erzäh- die GfK festgestellt hat. Ob er sich darüber ärgert, wenn über len: 14, 14, 598. Der 48-Jährige arbeitet 14 Stunden am Tag in einem Beruf, „die da oben“ geschimpft wird und Politidem laut einer Umfrage der GfK aus dem ker ohne Unterschied kritisiert werden? Jahr 2016 nur 14 Prozent der Deutschen „Ja, darüber ärgere ich mich schon“, sagt vertrauen. Kaufmann sitzt als Abgeord- Kaufmann. „Viele Kollegen nehmen ihre neter � ür die Christlich Demokratische Aufgabe sehr ernst und geben in Berlin Union (CDU) im Deutschen genauso Vollgas wie im WahlBundestag. Seit 2009 vertritt er kreis.“ Das heißt: Sie leben an Nur 14 Prozent seinen Wahlkreis Stuttgart-Süd der Deutschen zwei Orten und wechseln wöin Berlin. In diesem September vertrauen laut chentlich zwischen Berlin und bewirbt sich der Jurist zum drit- einer Umfrage ihrer Heimat. Sie sitzen in Ausschüssen und im Plenum, lesen ten Mal um einen der mindes- ihren Berufspolitikern. tens 598 Sitze im Parlament. Akten, suchen Kompromisse, empfangen Besucher, sind dauFür die Parlamentarier in ernd auf Reisen. Dem, der nicht Berlin und die Mitglieder der Bundesregierung ist die Politik ihr Be- glauben will, dass er � ür sein Geld wirklich ruf, genauso wie � ür die Abgeordneten viel arbeitet, schickt Kaufmann schon mal der Landesparlamente, die Mitglieder eine Kopie seines Terminkalenders zu. Kaufmann war 30, als er Mitglied in der Landesregierungen, die Landräte der Landkreise und die vielen hauptamtli- der Stuttgarter CDU wurde. Er arbeitete chen Bürgermeister von Städten und damals an seiner Promotion und wollte Kommunen. Sie alle sind Berufspolitiker – etwas � ür die Bildung tun. „Ich wusste, und gehören damit zu einer Gruppe, die dass es als Parteiloser völlig unrealistisch

der B¢ndestag  deutsches Parlament

hauptamtlich   hier: angestellt

die GfK

¡rnst nehmen   hier: wichtig finden und sich deshalb anstrengen

,

  kurz � ür: Gesellschaft

,

� ür Konsum-, Markt- und

Absatzforschung (der [bsatz   hier: Verkauf von Waren) ,

“n … s“tzen   hier: Mitglied in … sein ,

der [bgeordnete, -n  Mitglied im Parlament ,

vertreten   hier: � ür die Interessen der Bürger seines Wahlkreises sprechen ,

das L„ndesparlament, -e  Parlament eines deutschen Bundeslandes ,

(das L„nd, ¿er   hier: Bundesland) ,

der L„ndrat, ¿e   oberster Beamter der Administration eines Landkreises

,

,

V¶llgas geben m mit höchster Geschwindigkeit fahren; hier: sehr aktiv sein; sehr viel arbeiten ,

der Ausschuss, ¿e   hier: Gruppe von Politikern aller Parteien im Parlament, die sich um ein spezielles Thema kümmert ,

die [kte, -n   Sammlung von Dokumenten zu einem speziellen Thema ,

die Promotion, -en   hier: Beschäftigung mit einer wissenschaftlichen Untersuchung, um den Titel Doktor zu bekommen ,

,

(der L„ndkreis, -e mehrere Kommunen mit gemeinsamer Administration) ,

die B“ldung   hier: Ausbildung in Schulen und Universitäten ,

Deutsch perfekt 9 / 2017

SPRACHKURSE UND SPRACHFERIEN Einer von Tausenden Kandidaten: Stefan Kaufmann will wieder ins Parlament gewählt werden.

   m    o    c  .    k    c    o    t    S    i    /    h    g    y    R    n    e    K  ,    8    x    e    d    e    r    F  ,    t    a    n    g    o    B    r    d    n    a    x    e    l    A   ;    n    n    a    m    u    a    B    a    h    c    s    a    S    /    o    t    o    f    4    l    l    a   :    s    o    t    o    F

ist, etwas zu bewegen“, sagt er. Er entschied sich � ür die konservative Partei – und outete sich fast gleichzeitig als homosexuell. Kein leichter Weg im konservativen Baden-Württemberg. „Ich habe von Anfang an gesagt: Ich verstecke mich nicht“, sagt er. Was macht die Politik � ür die attraktiv, die sich da � ür entscheiden? Der Wunsch, etwas zu bewegen, steht am Anfang – und da � ür wird erst einmal im Lokalen gearbeitet: im Ortsverband einer Partei, im Gemeinde- oder Stadtrat. „Politisches Engagement beginnt fast immer im Ehrenamt“, sagt Michael Edinger von der Universität Jena, der die Motivation und Karrierewege von Politikern in Deutschland untersucht hat. Politik zum Beruf zu machen – das kann man schlecht planen. „Bei den meisten dauert es viele Jahre bis zum ersten bezahlten Mandat“, sagt der Politikwissenschaftler. Das bezahlte Mandat: Kaum ein Thema wird in der Öffentlichkeit so kritisch gesehen wie die Gehälter von Berufspolitikern. Bundestagsabgeordnete bekommen monatlich vor Steuern rund 9500 Euro plus eine steuerfreie Kostenpauschale in Höhe von rund 4300 Euro, um zum Beispiel die Bürokosten im Wahlkreis und die Zweitwohnung in Berlin zu bezahlen. Bundeskanzlerin Angela Merkel verdient monatlich fast 19 000 Euro. Hauptamtliche Bürgermeister und Landräte sind Wahlbeamte. Sie werden, in Abhängigkeit von der Einwohnerzahl, nach dem Beamtentarif der Länder bezahlt. In München zum Beispiel bekommt der Oberbürgermeister ein Grundgehalt von rund 12 000 Euro, in Erfurt sind es rund 9000 Euro. „Für viele Leute ist ein Gehalt als Politiker attraktiv“, sagt Edinger. „Aber � ür den, der vor allem viel Geld verdienen will, sind andere Bereiche viel lukrativer.“ Der Bundestag soll die Gesellschaft repräsentativ abbilden – und die Ab geordneten sollen nicht nur den politischen Betrieb kennen, sondern auch den Alltag. „Und es gibt ein Leben nach der Politik, sagt Edinger. Deshalb

¡twas bewe gen   hier: Dinge in einem Land positiv verändern ,

        

s“ch „ls … outen engl.   hier: öffentlich sagen, dass man … ist ,

s“ch verst¡cken   hier: seine wirkliche Person und Emotion nicht zeigen

          

,

attraktiv   hier: ≈ interessant

                                                      

,

 “m Lokalen  in einer Kommune

DEUTSCH LERNEN IN MÜNCHEN

,

der {rtsverband, ¿e  kleine Gruppe in einer Region als Teil einer großen Organisation ,

der Gemeinderat, ¿e  Parlament einer Kommune ,









Intensivkurse für Anfänger und Fortgeschrittene Prüfungszentrum für DSH und TestDaF Studienbegleitendes Wissenschaftssprachprogramm Sommerkurse

www.dkfa.de

Deutschkurse bei der Universität München e.V.

der St„dtrat, ¿e  Parlament in einer Stadt ,

das Engagement franz.   hier: freiwillige Aktivität ,

das Ehrenamt, ¿er ≈ Arbeit ohne Bezahlung ,

… kritisch sehen   hier: meinen, dass … nicht adäquat ist

Haben Sie Fragen zu Anzeigenschaltungen in Deutsch perfekt?

,

die K¶stenpauschale, -n fester Betrag, um Kosten bezahlen zu können

www.learnenglishincornwall.co.uk  Julie Tamblin MA - 0044 (0) 1208 871 184

IM

,

vor Steuern so, dass die Steuern vom Gehalt noch nicht weggenommen sind

Lernen Sie Englisch in Cornwall

V

Y

U

N

LI

H

IN ENGLAND

Tel. +49 (0)89/8 56 81 -131/ -135

One-to-one English courses Living in your teacher’s home. 

     

[email protected]

,

der Oberbürgermeister,  Bürgermeister mit höchster Position in einer größeren deutschen Stadt, in der es mehr als einen Bürgermeister gibt ,

lukrativ  so, dass man gut verdient ,

www.deutsch-perfekt.com

DEUTSCH INTENSIVKURSE

rund um das Jahr bei Alpha-Aktiv. Sommerkurse, Jugendkurse, DSH, Test DaF.  Alpha-Aktiv, Hans-Böckler-Strasse 2, 69115 Heidelberg, Tel. 06221-5880269 [email protected] www.alpha-heidelberg.de

SPRACHPRODUKTE

„bbilden   hier: ≈ wie ein Spiegel

,

zeigen der politische Betrieb ≈ alle Aktivitäten in der Politik

 Von unseren Sprachprofis für Sie zusammengestellt:

,

sprachenshop.de

Bücher, Filme, Lernsoftware u.v.m für Sprachbegeisterte.

68

Deutsch perfekt 9 / 2017

WIE GEHT ES EIGENTLICH ...?

müssen sie ihren Erstberuf nicht aufge- „Die Partei muss einen kennen“, sagt ben und dürfen zusätzlich zu ihrem Man- Kaufmann. War sein Weg eine Ochsentour? „Ich habe sehr viel an der Basis geardat Geld verdienen. Wie viel sie nebenbei verdienen, müs- beitet“, sagt er, „also war es das schon.“ Als sen Parlamentarier publizieren. Da � ür Bezirksgruppenvorsitzender verdoppelte müssen sie ihre Nebeneinkünfte aller- er die Mitgliederzahl. „Irgendwann steht dings nur einer von zehn Stufen zuord- man dann plötzlich im Fokus.“ nen. Stufe 1 zum Beispiel geht von 1000 Jetzt hofft der 48-Jährige, dass er es bis 3500 Euro, Stufe 9 von 150 000 bis noch einmal in den Bundestag schafft. 250 000 Euro. Die Onlineplattform ab- „Acht Jahre als Abgeordneter sind zu geordnetenwatch.de untersucht regel- kurz, um wirklich etwas zu erreichen, mäßig, was Parlamentarier verdienen. zum Beispiel Vorsitzender einer ArbeitsIm Zeitraum 2013 bis 2016 hatte der gruppe zu werden.“ Trotzdem sieht er seiCSU-Abgeordnete Philipp Graf Lerchen- ne Zeit in der Politik begrenzt. „Ich kann feld die meisten Nebeneinkünfte: Der mir nicht vorstellen, das 45 Jahre lang zu Landwirt verdiente in diesen drei Jahren machen“, sagt er. Gut möglich, dass er sich täuscht. Zwar zusätzlich zu seinem Mandat rund zwei Millionen Euro. Nicht nur die Redaktion planen die wenigsten eine lebenslange von abgeordnetenwatch.de fordert kom- Karriere als Berufspolitiker. Aber viele plette Transparenz bei diesem bleiben dann doch in der PoliThema. „Da gibt es Grenz � älle, Wer politisch tik, sobald sie einmal gewählt die schwer vermittelbar sind“, Karriere machen werden. Bei der Bundestagssagt auch Edinger. „Das Verfah- möchte, muss in wahl 2013 waren rund ein der deutschen ren sollte transparenter sein.“ Drittel der Abgeordneten neu Demokratie Kaufmann ist zurzeit nicht im Parlament. „Im Vergleich unten anfangen. als Anwalt tätig. Zehn Jahre hat zu vielen anderen Ländern sein Weg von der ehrenamtlisind die Wiederwahlquoten chen Lokal- in die bezahlte Bundespolitik in Deutschland sehr hoch“, sagt Michael gedauert. 2005 war er zum ersten Mal als Edinger. Bundestagskandidat im Gespräch. Aber Bei vielen bekannten Politikern kann damals galt seine Homosexualität noch sich kaum jemand erinnern, ob sie je etals Risiko – und seine Partei nominierte was anderes gemacht haben. Im Juli hat der Grünen-Abgeordnete Hans-Christian einen anderen. Deutschland ist eine Parteiendemo- Ströbele den Bundestag verlassen – mit kratie. „Die Parteien entscheiden, wer � ür 78 und nach mehr als 40 Jahren in der Poein Amt oder Mandat infrage kommt“, litik. Finanzminister Wolfgang Schäuble sagt Edinger. Auch deshalb lässt sich eine (74) sitzt seit 1972 im Parlament. Und Karriere als Berufspolitiker nicht sicher Bundeskanzlerin Angela Merkel (63) ist planen. In Gemeinde- und Stadträten sit- seit 1990 Vollzeit-Politikerin. zen viele parteilose Abgeordnete. Anders Politik als Beruf ist ein Knochenjob. Poin der Landes- und Bundespolitik: Quer- litiker stehen unter Beobachtung – durch und Seiteneinsteiger ohne Parteibuch Journalisten, Bürger, Konkurrenten. Fast haben dort kaum Chancen. Im aktuellen  jeden Abend haben sie irgendwo einen Bundestag ist nur eine einzige Abgeord- Termin. Das gilt � ür Parlamentarier in Bernete kein Mitglied einer Fraktion. lin genauso wie � ür einen Bürgermeister. Weil die Parteien in Deutschland Von Merkel heißt es, dass ihr � ünf Stunso wichtig sind, gibt es dort � ür die ge- den Schlaf reichen. Mehr bekommt sie wöhnliche Karriere eines Politikers den vermutlich auch nur selten. Ausdruck der Ochsentour: Wer ein atDas Telefon mal ausschalten und die traktives Amt oder Mandat bekommen Ruhe genießen? Macht er nicht, sagt Stemöchte, muss in einer Partei unten an- fan Kaufmann. Auch im Urlaub ist der fangen – und � ür den Ortsverband Plaka- Mann immer erreichbar. Die Politik steht Barbara Kerbel te kleben oder Luftballons verschenken. an erster Stelle.

zusätzlich   hier: noch dazu ,

die Nebeneinkünfte Pl.  Einnahmen, die man zum Haupteinkommen dazu hat ,

(die Einnahme, -n Geld, das man z. B. durch Arbeit, Vermietung oder Verkauf bekommt) ,

die CSU   kurz � ür: Christlich-Sozi-

,

ale Union der Graf, -en  früher: aristokratischer Beamter; heute: Namensteil ,

der L„ndwirt, -e ≈ Bauer ,

die Redaktion, -en   hier: ≈ Team aller  Journalisten ,

die Transpar¡nz   hier: Offenlegung der Nebeneinkünfte ,

(die {ffenlegung   von: offenlegen = hier: öffentlich machen) ,

der Gr¡nzfall, ¿e ≈ Beispiel, bei dem es mehrere Möglichkeiten der Interpretation und Entscheidung gibt ,

schwer verm“ttelbar so, dass etwas schwer zu erklären ist ,

„ls … “m Gespr äch sein  öffentlich diskutiert werden, dass man vielleicht … wird

der L¢ftballon, -s ≈ Ball mit dünner Haut aus elastischem Material, der mit Luft ge� üllt ist ,

der Bez“rksgruppenvorsitzende, -n ≈ Chef einer Bezirksgruppe einer Partei ,

(die Bez“rksgruppe, -n   hier: ≈ Gruppe einer Partei in einem Teil eines Orts) ,

“m Fokus stehen ≈ öffentliches Interesse bekommen ,

begr¡nzt   hier: so, dass sie nicht � ür immer dauert ,

s“ch täuschen etwas Falsches glauben ,

 je   hier: einmal in ihrem

,

Leben der Kn¶chenjob, -s m sehr harte Arbeit ,

der Konkurr¡nt, -en   hier: Politiker, der dieselbe Position erreichen möchte ,

reichen   hier: ausreichen; genug

,

sein  genießen ≈ sich freuen über ,

„n ¡rster St¡lle stehen  am wichtigsten sein ,

,

f ür … infra ge k¶mmen   hier: vielleicht … bekommen ,

der Quereinsteiger,   Seiteneinsteiger ,

(der Seiteneinsteiger, Person, die aus einem anderen(politischen) Bereich kommt und schnell Karriere macht) ,

das Parteibuch, ¿er  Dokument darüber, dass man Mitglied in einer Partei ist ,

die {chsentour, -en m hier: langsamer, anstrengenderKarriereweg ,

(der {chse, -n  männliches, kastriertes Rind, das früher schwere Arbeiten � ür Bauern machte) ,

Eine Übung zu diesem Text finden Sie auf Seite 54.

Deutsch perfekt 9 / 2017

69

KOLUMNE � ALIAS KOSMOS

„Das Zentrum der Emotionen“

Alia Begisheva wurde in Moskau

geboren. Heute lebt die 42-Jährige mit ihrem kanadischen Mann und ihren zwei Kindern in Frankfurt am Main und weiß viel besser als viele ihrer deutschen Nachbarn, dass man Papier und Glas nicht in dieselbe Mülltonne wirft. Jeden Monat schreibt sie diese Kolumne.

Bei Gefühlen sprechen die Deutschen gern von ihrem Bauch. Unsere Lieblingsrussin findet das wunderbar. Auch wenn der bekannte Psychoanalytiker Sigmund Freud ihre Meinung definitiv nicht teilen würde. SCHWER AUDIO

I

   l    r    e    p    S    n    a    h    p    e    t    S   :    o    t    o    F

ch habe eine sehr nette E-Mail von einer Leserin bekommen. Sie bat mich, über Bauchge� ühle zu schreiben. Sie wollte auch wissen, ob sich die Deutschen wirklich darauf verlassen. „Bauchge� ühl“ ist ein wunderbarer Ausdruck, eines von diesen deutschen Wörtern, die eine Geschichte erzählen. In meiner Muttersprache, dem Russischen, haben Ge� ühle nichts mit dem Bauch zu tun. Im Deutschen dagegen ist der Bauch das Zentrum der Emotionen – das zeigen die vielen alltagssprachlichen Ausdrücke zu diesem Thema, die das Wort „Bauch“ enthalten. „Sich gebauchpinselt � ühlen“ bedeutet, dass man sich nach einem Lob gut � ühlt. „Eine Bauchlandung machen“ steht � ür ein Ge� ühl des Misserfolgs. Die Deutschen können sich ein „Loch in den Bauch freuen“ und vor Aufregung „Schmetterlinge“ oder sogar „Flugzeuge im Bauch“ haben. Wer etwas „aus dem hohlen Bauch“ tut, ist unvorbereitet. Wer vor jemandem „auf dem Bauch liegt“, ist unterwürfig. Vor Lachen halten sich die Deutschen den Bauch, die Wut lebt auch darin. Außerdem gilt: „Ein voller Bauch studiert nicht gern.“ Die Ge� ühle entstehen am gleichen Ort wie das Leben. Eine Frau spürt nämlich – ganz real – etwas in ihrem Bauch, wenn sie ein Kind erwartet. Auch das Hungerge� ühl entsteht dort. Ohne Essen können wir nicht leben, also ist der Bauch die Heimat � ür das Essenzielle. Im Deutschen gehören auch die Ge� ühle dazu. Insofern ist es gar nicht so überraschend, dass die Deutschen, wenn es ums Geld geht, vor allem auf ihr Bauchge� ühl

hören. Das war vor einigen Jahren das Ergebnis einer Studie. Die Geldanlage ist in Deutschland ein sehr wichtiges Thema. Wichtiger als Aussehen, Essensqualität und Hausausstattung. Ein Deutscher hat vielleicht keinen Wäschetrockner und trocknet seine Bettlaken im Wohnzimmer. Aber eine Altersvorsorge hat er ganz sicher. Und wen soll man bei den wichtigsten Entscheidungen zurate ziehen, wenn nicht die Brutstätte des Lebens? Heute sind Bauchge� ühle wichtiger denn je. In fast jedem Ratgeber wird der Mensch dazu aufgefordert, sich auf sein Bauchge� ühl zu verlassen – egal, ob es um das Thema der Firmengründung, der Partnerwahl oder der Mitarbeiter � ührung geht. Von der „Macht der Intuition“ wird oft gesprochen. Bauchge� ühle gehören heute zur „emotionalen Intelligenz“. Viele Menschen verdienen ihr Geld damit, dass sie anderen beibringen, sich auf ihr Bauchge� ühl zu verlassen. Und zwar umso mehr, je komplexer die Situation ist. Vermutlich deshalb begründen viele deutsche Firmen ihre Ablehnung gegen Cloud-Technologien mit ihrem schlechten Bauchge� ühl, so eine zweite Umfrage. Der große österreichische Psychoanalytiker Sigmund Freud würde sich im Grab umdrehen, wenn er das wüsste – er glaubte, dass der Mensch 90 Prozent seiner Entscheidungen aus dem Unbewussten heraus trifft. Das fand er schrecklich. Ich habe mich jetzt auch zu einem Training angemeldet, bei dem die Intuition trainiert wird. Ich glaube, ich könnte es � ür eine Kolumne nutzen! Mein Bauchge� ühl sagt mir das.

die Bauchlandung, -en eigentlichFliegersprache: schlechte Landung; ,

Landung nicht auf den Rädern, sondern auf dem Hauptteil eines Flugzeugs, in dem die Passagiere sitzen stehen f ür   bedeuten ,

der Schm¡tterling, -e  schönes, bunte Insekt, das fliegen kann ,



hohl

,

 leer



die Brutstätte, -n Platz, an dem Vögel brüten; hier ironisch: Ort, an dem neues Leben entsteht ,

(brüten so lange auf den Eiern sitzen, bis die jungen Vögel herauskommen) ,

w“chtiger d¡nn je   hier:  wichtiger als zu  jedem Zeitpunkt davor in der Geschichte ≈

,

¢nterwürfig  so, dass man alles tut, um einer Person mit einer höheren hierarchischen Position zu gefallen

der Ratgeber,   hier:  Buch mit Tipps

das Essenzi¡lle  Wesentliches; extrem Wichtiges

w•rde s“ch “m Grab ¢mdrehen   hier: würde es schrecklich finden, wenn er noch leben würde

,

,

insof¡rn   hier:  deshalb ,



hören auf    hier: sich orientieren an ,

die Studie, -n   wissenschaftliche Untersuchung ,

die G¡ldanlage, -n  Investition ,



die Hausausstattung, -en  alles, womit man ein Haus einrichtet ,



,

beibringen   unterrichten ,

,

das }nbewusste  Bereich der menschlichen Psyche (z. B. Intuition, Instinkt) ,

eine Entscheidung tr¡ffen   entscheiden ,

n¢tzen  benutzen ,





das B¡ttlaken,   Betttuch ,

die [ltersvorsorge  private Rente ,



zurate ziehen um Rat fragen ,

Eine Übung zu diesem Text finden Sie auf Seite 45.

70  

Deutsch perfekt 9 / 2017

REISETIPPS

LEICHT

f ühren

KROMLAUER PARK

  hier: ≈ gehen

,

Schöner Kitsch

br„chten   Prät. von: bringen

,

Für viele ist sie die schönste Brücke Deutschlands: Die Rakotzbrücke aus Basalt. Sie � ührt über den Ra-

kotzsee in Sachsen. Über das populäre Fotomotiv gehen dürfen Besucher aber nicht: Die Brücke von 1860 ist nicht sehr stabil. Besser ist ein Spaziergang durch den circa 200 Hektar großen Park von Kromlau. Friedrich Hermann Rötschke hat dort ab 1844 nicht nur Pflanzen aus der Heimat kultiviert, sondern auch viele exotische Bäume und Blumen. Zum Beispiel die jetzt 150 Jahre alten Tulpenbäume, aber auch Magnolien und Zypressen. Die Pflanzen waren nicht nur schön, sie brachten auch Geld. So haben die Kromlauer Rhododendren nach Berlin verkauft – als Dekoration � ür die Olympischen Spiele im Jahr 1936. Das Geld haben sie dann in Kunst und Kitsch investiert. Immer wieder sehen Spaziergänger Kunstwer-

1

ke in der Vegetation, auch einen kleinen See oder eine Grotte. Besonders schön ist der Blick über den

die K¢nst ästhetische Dinge (z. B. Bilder, Literatur, Musik oder Skulpturen) ,

das K¢nstwerk, -e  ästhetisches Produkt ,

der Eichenhügel,  kleiner Berg: Darauf stehen Eichen. ,



(die Eiche, -n Baum mit Blättern und harten Früchten) ,

GRAZ

Zu Besuch im Universum

– und vier Ecktürme. Basis da � ür war der damals neue gregorianische Kalender mit seiner Struktur der Jah-

reszeiten, Tage, Stunden und Minuten. Im Norden des Grazer Schlossparks gibt es außerdem einen Planetengarten.

ganzen Park vom Eichenhügel. Von dort sehen Besucher auch alle seine Farben: Im Sommer sind es viele

www.graztourismus.at

Nuancen von Grün. Im Herbst machen die Bäume

das Pr¢nkzimmer, sehr großes Zimmer mit einer Dekoration mit viel Luxus (s. Foto)

den Park gelb, rot und braun. www.kromlau-online.de

2

Das Barockschloss Eggenberg mit seinen Museen ist ein kleines Universum: Sein Architekt hat ihm pro Stock 365 Fenster und 31 Zimmer gegeben. Es hat 24 Prunkzimmer mit 52 Türen und 60 Fenstern

,

damals  zu der Zeit ,

die Jahreszeit, -en  z. B. Frühling, Sommer … ,

NATURPARK HOHES VENN�EIFEL

Deutschlands Westen

Die Landschaft in Rheinland-Pfalz an der Grenze zu Belgien kennen nicht viele. In manche Zonen im Hohen Venn dürfen normale Menschen nicht gehen.

Denn in den Biotopen leben seltene Tiere. Dort re-

3

giert die Natur. Andere Zonen dürfen Besucher aber besichtigen. Der Name „Venn“ bedeutet „Moor“. Im

Naturpark Hohes Venn-Eifel gibt es aber nicht nur Moor, sondern auch Wiesen, Wälder und kleine Dör-

fer. Ideal � ür warme Herbsttage ist eine Wanderung am Grenzweg durch das Brackvenn. Dann zeigt das Hochmoor seine schönsten Seiten. www.naturpark-eifel.de

das s¡ltene Tier, -e Tier: Das gibt es nicht oft. ,

das Moor, -e Landschaft mit sehr nassem, weichem Boden ,

(der Boden, ¿ Ort: Darauf geht und steht man.) ,

die Wiese, -n  großer Platz in der Natur: Dort gibt es viele kleine, grüne Pflanzen. ,



das Hochmoor, -e  Moor: Es wird durch viel Regen geformt. ,

die Seite, -n   hier: Aspekt einer Landschaft ,

   n    n    a    m    p    e    i    S    n    i    t    r    a    M    /    s    e    g    a    m    i    s    u    i    t    i    r    u    a    m   ;    m    o    c  .    k    c    o    t    s    i    /    n    e    e    r    a    M    e    k    i    M   :    s    o    t    o    F

Deutsch perfekt 9 / 2017

Herausgeber Rudolf Spindler Chefredakteur Jörg Walser Art Director Michael Scheufler Redaktion Barbara Duckstein (in Elternzeit), Katharina Heydenreich, Sonja Krell, Claudia May, Cornelia Osterbrauck, Eva Pfeiffer, Janina Schalkhaußer (in Elternzeit), Sabine Weiser Bildredaktion Sarah Gough, Judith Rothenbusch Redaktionelle Mitarbeit Tanja Haas, Anne Wichmann Autoren Ana Maria Michel Korrespondenten Marcel Burkhardt (Mainz), Joseph Gepp (Wien), Barbara Kerbel (Berlin), Astrid Labbert (Bremen), Swantje Zorn (Zürich)

IM NÄCHSTEN MONAT

Gesamt-Anzeigenleitung Matthias Weidling +49 (0)40/32 80-142 [email protected] Leitung Kooperationen Key Account Manager Sprachenmarkt Iriet Yusuf Tel. +49 (0)89/8 56 81-135 [email protected] Sales Manager – Sprachenmarkt Eva-Maria Markus Tel. +49 (0)89/8 56 81-131 [email protected]

Deutsch perfekt wird besonders umweltfreundlich auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.

Verlag und Redaktion Spotlight Verlag GmbH Fraunhoferstraße 22 82152 Planegg Tel. +49 (0)89/8 56 81-0 Fax +49 (0)89/8 56 81-105 Geschäftsführer Rudolf Spindler, Jan Henrik Groß Leiter Lesermarkt Holger Hofmann Vertriebsleitung Monika Wohlgemuth Leserservice Birgit Hess Leitung Marketing B2C & PR Heidi Kral Leitung Marketing B2B & Kooperationen  Susanne Mürbeth Vertrieb Handel DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH www.dpv.de

   t    s    u    r    t    e    g    a    m    i    /    h    a    K    t    r    e    b    o    R    i   :    o    t    o    F

Gerda Gavric-Hollender, Gezim Berisha, Bettina Goedert, Vanessa Schäfer Tel. +49 (0) 2 11/8 87-23 47 Fax +49 (0) 2 11/8 87-97-23 47 [email protected]

KUNDENSERVICE Abonnenten- und Kundenservice customer service, subscriptions Spotlight Verlag GmbH Kundenservice Postfach 1251 82141 Planegg/ Deutschland

Anzeigenpreisliste Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 12 Privatkunden und seit Ausgabe 1/17. Buchhandlungen Tel. +49 (0)89/8 56 81-16, ISSN 1861-1605 Deutsch perfekt Fax +49 (0)89/8 56 81-159 erscheint monatlich. Montag bis Donnerstag: 9 bis 18 Uhr, Freitag: 9 bis 16 Uhr © 2017 Spotlight Verlag, auch [email protected] für alle genannten Autoren, Fotografen und Mitarbeiter

Repräsentanz Gestaltung Michael Nolan, Anna Sofie Werner, Empfehlungsanzeigen Nerina Wilter Anzeigenleitung Produktionsleitung Ingrid Sturm iq media marketing GmbH Anke Wiegel Leitung Redaktionsmanagment Speersort 1, 20095 Hamburg Thorsten Mansch Tel. +49 (0) 40/32 80-3 45 Mobil +49 (0) 1 60/90 17 28 99 Litho [email protected] Mohn Media Mohndruck GmbH 33311 Gütersloh Katja Bredemeyer, Susanne Druck Vogel Druck & Medienservice GmbH, 97204 Höchberg

International Sales Empfehlungsanzeigen

 to be r  i m O k / 2 01 7  He f t 1 0  a b de m g i b t es .  te m be r  2 7. Se p

Janzen, Ulrich Rasch, Simone Teichgräber, Marion Weskamp Kasernenstraße 67 40213 Düsseldorf Tel. +49 (0) 2 11/8 87-20 55 Fax +49 (0)2 11/8 87-97-20 55 [email protected] Thomas Wolter, Annelore Hehemann, Oliver Mond, Christian Leopold Eschersheimer Landstraße 50 60322 Frankfurt Tel. +49 (0) 2 11/8 87-23 35 Fax +49 (0) 2 11/8 8 7-97-23 35 [email protected] Jörg Bönsch, Axel Schröter, Kerstin Jeske Nymphenburger Straße 14 80335 München Tel. +49 (0) 2 11/8 87-20 53 Fax +49 (0) 2 11/8 8 7-97-20 53 [email protected] Jörg Bönsch, Dieter Drichel, Kerstin Jeske Mörikestraße 67, 70199 Stuttgart Tel. +49 (0) 2 11/8 87-20 53 Fax +49 (0) 2 11/8 8 7-97-20 53 [email protected]

Andreas Wulff, Sandra Holstein, Matthias Schalamon Brandstwiete 1, 20457 Hamburg Bankverbindungen Tel. +49 (0) 2 11/8 87-23 40 Commerzbank AG, Düsseldorf IBAN DE46300800000212865200 Fax +49 (0) 2 11/8 8 7-97-23 40 [email protected] SWIFT (BIC) DRESDEFF300 Credit Suisse AG, Zürich Andreas Wulff, Michael Seidel, IBAN CH1204835055483341000 Matthias Schalamon, Berlin SWIFT (BIC) CRESCHZZ80C Tel. +49 (0) 2 11/8 87-23 40 Fax +49 (0) 2 11/8 8 7-97-23 40 [email protected]

Lehrer, Trainer und Firmen Tel. +49 (0)89/8 56 81-150, Fax +49 (0)89/8 56 81-119 Montag bis Donnerstag: 9 bis 18 Uhr, Freitag: 9 bis 16 Uhr [email protected]

So erreichen Sie uns Leserbriefe [email protected] Anzeigen [email protected] Sprachenshop www.SprachenShop.de [email protected] Tel. +49 (0)7 11/72 52-245 Fax +49 (0)7 11/72 52-366

Konditionen Jahresabonnement Deutschland € 85,20 inkl. MwSt. und Versandkosten Österreich € 85,20 inkl. MwSt. plus € 10,20 Versandkosten Schweiz sfr 120,60 plus sfr 18,00 Versandkosten übriges Ausland € 85,20 plus Versandkosten Studenten bekommen gegen Nachweis eine Ermäßigung. Die Lieferung kann nach Ende des ersten Bezugsjahres jederzeit beendet werden – mit Geldzurück-Garantie für bezahlte, aber noch nicht gelieferte Ausgaben. CPPAP-Nr. 1019 U 88497

Bestellung Einzelhefte / ältere Ausgaben [email protected] Einzelverkaufspreis Deutschland: € 7,90 Im Spotlight Verlag erscheinen Spotlight, Business Spotlight, Écoute, Ecos, Adesso und Deutsch perfekt www.spotlight-verlag.de

Deutsches Design Apple-Marketing-Genie Steve Jobs liebte seine Ideen: Dieter Rams designte ab den 60er-Jahren Fernseher, Radios und andere Geräte � ür die deutsche Firma Braun und inspirierte damit später den Kalifornier. Heute ist Design made in Germany international berühmt. Was zeichnet es aus?

Nicht sehen, schmecken! Essen, ohne etwas zu sehen? Geht nicht? Geht doch. Der Besuch in einem Dunkelrestaurant ist die ideale Methode, um das zu testen. Unser Autor hat es ausprobiert.

auszeichnen

  hier: charakteristisch

,

sein � ür

71

72

Deutsch perfekt 9 / 2017

TIERE

Ein Eichhörnchen besucht unsere Autorin jetzt jeden Tag. Sie hat ihm den Namen Mars gegeben.

Frühstück bei Eva In Deutschlands Städten leben immer mehr Tiere. Unsere Autorin bekommt in ihrer Wohnung oft Besuch von Eichhörnchen – der Anfang einer kleinen Liebe. Von Eva Pfeiff er LEICHT PLUS

Deutsch perfekt 9 / 2017

A

TIERE

das Eichhörnchen, -

lles beginnt letztes Jahr im Metropolen, sondern auch Waschbären, kleines Tier mit dickem, dickem, Frühling mit einem Topf Pfef- Füchse, Hasen, Wildschweine und ande- langem Schwanz: Es lebt ferminze. Oder besser gesagt: re Tiere. So hat der Deutsche Jagdverband auf Bäumen (s. Foto). mit den Resten davon. Seit Berlin den Namen „Wildschweinhaupt- (der Schw„nz, ¿e  langes, meistens dünnes ein paar Monaten steht der Topf auf dem stadt“ gegeben: Bis zu 10 000 Wildschwei- Stück am Ende vom Rücken Brett draußen vor dem Küchenfenster ne leben dort. In Köln gibt es bis zu 1000 von Tieren) meiner Wohnung in München. Die Pfef- Füchse, in München rund 3000. Alle der T¶pf, ¿e  hier kurz ür: Blumentopf ≈ kleiner ferminze hat schon lange keine Blätter Zahlen sind Schätzungen, aber sicher ist:  � ür: Eimer ür eine Pflanze � ür mehr. Aber plötzlich werden auch die tro- In den Städten leben immer mehr Tiere. ckenen, braunen Zweige weniger. War das Denn die Metropolen werden größer,und (der Eimer, -  Ding, meistens aus Metall: Da hinein ein Tier? Aber welches Tier nimmt trocke- die Tiere brauchen einen Ort zum Leben. tut man Substanzen wie ne Zweige? Und das vom Fensterbrett eiNicht alle Menschen sind darüber Wasser, z. B. zum Putzen.) ner Wohnung im zweiten Stock? glücklich. Ein Wildschwein im Garten – die Pf¡fferminze   PflanDie Erklärung bekomme ich kurze Zeit darüber freut sich nicht jeder. Auch nicht ze: Ihre Blätter schmecken intensiv, und man macht später beim Frühstück. Ich höre ein lautes über Waschbären, die im Müll Nahrung intensiv, daraus z. B. Tee (s. IllustraTippeln und sehe zum Fenster. Da ist es: suchen. Kleine, süße Eichhörnchen aber tion links). das Eichhörnchen. Sein Fell ist auf dem sind populär. Auf Instagram findet man der R¡st, -e   hier: Teil Rücken rot und am Bauch zu den Tieren Hashtags wie von der Pflanze: Er ist weiß. Es stellt sich auf die #eichhörnchenliebe, #eich- noch da. Hinterbeine und untersucht hörnchenbaby, #eichhörn- das Br¡tt, -er   hier: den Inhalt des Topfes. Viel gibt chenblick oder #eichhörn- langes Stück draußen direkt unter dem Fenster, z. B. � ür ür es darin nicht mehr zu sehen. chendesign. Youtube-Stars Blumen Nach einem Blick durch das sind die Tiere schon lange. der Zwei g,  g, -e   dünnes Fenster in die Küche tippelt es Auch ich mache jetzt bei dem Stück Holz mit Blättern Hype mit und erzähle Freun- t“ppeln m hier: zurück auf den Vorsprung der Hofmauer. Von dort springt den und Kollegen von den kleine, schnelle Schritte es circa drei Meter weit in den Besuchen auf meinem Fens- machen terbrett. Die Reaktion ist fast (der Schr“tt, -e   Setzen Baum im Hof. von einem Fuß vor den Nicht nur das rote Eichimmer: „Oh, wie süß!“ Oder anderen) Mit den hörnchen kommt zurück. nur: „Ohhh!“ trockenen das F¡ll, -e  Haare von Auch ein dunkelbraunes unTrotzdem merke ich nach einem Tier Resten einer tersucht immer wieder den ein paar Wochen: Ich brau- der Vorsprung, ¿e PfefferminzTopf. Ich bin begeistert. Die che eine Strategie � ür ür den   hier: ≈ Teil von der pflanze Hofmauer: Er ist breiter als zwei Eichhörnchen sind jetzt Kontakt mit den Tieren. Es auf dem die Mauer. oft da. Sie jagen sich im Hof, wird Sommer, und ich habe Fensterbrett das Küchenfenster gern ganz (die Hofmauer, -n spielen im Baum, tippeln auf   hier: ≈ hohe, extrem fängt alles an. mein Fensterbrett – und das offen, weil es im Hof schön lange Wand um einen Hof) alles mitten in München. Ich kühl ist. Einmal sitze ich im (der Hof, ¿e   hier: Platz spreche mit James Brückner von der Aka- Wohnzimmer mit einem Buch auf dem hinter einem Haus zwischen demie � ür ür Tierschutz darüber. Er ist Chef Sofa und höre das Tippeln ziemlich laut. den Mauern von den Nachbarhäusern) der Abteilung Arten- und Naturschutz. Ich sehe ins Schlafzimmer. Neben dem „Eichhörnchen „Eichhörnchen finden in Städten heute Bett steht das rote Eichhörnchen auf sei- spr“ngen ≈ kurz durch die Luft fliegen und so oft passenderen Lebensraum als auf dem nen Hinterbeinen. In diesem Moment er- schnell von einem Ort zu Land oder im Wald“, erklärt Brückner. schrecken wir beide – und das Tier flüch- einem anderen wechseln „Einer von vielen Aspekten ist das Klima: tet in die Küche und aus dem Fenster. begeistert sein   hier: toll finden In Städten ist es wärmer. Außerdem hat Ich will die Eichhörnchen besser kenMünchen viele Grünareale mit Bäumen. nenlernen. Und weil wir Menschen das s“ch ja gen   hier: ≈ eines Das ist ideal � ür ür Eichhörnchen.“ so gern tun, gebe ich ihnen als Erstes Na- hinter dem anderen laufen und so machen, dass es Es gibt keine genauen Zahlen dazu, men. Aber woher weiß ich, ob es männli- schneller läuft wie viele Eichhörnchen in deutschen che oder weibliche Tiere sind? Ich frage m“tten “n Städten leben. „In München sind es wahr- Brückner. „Von außen kann man das nur  im Zentrum von scheinlich viele Tausend“, sagt Brückner. sagen, wenn man sie sehr genau unterUnd nicht nur Eichhörnchen mögen die sucht“, antwortet er. „Im Frühling jagt ,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

   m    o    c  .    k    c    o    t    S    i    /    s    t    r    a _    o    o    h    s   ;    r    e    f    f    i    e    f    P    a    v    E   :    o    t    o    F

,

,

,

73

die Akademie f ür Tierschutz ≈ Institution: Dort arbeiten Experten an Ideen ür den Tierschutz. � ür ,

(der Tierschutz   von: Tiere schützen ≈ aufpassen, dass es Tieren gut geht) ,

die Abteilung, -en   hier: Teil von einer Institution ,

der Arten- ¢nd Naturschutz ≈ schriftliche Normen: Sie sagen, dass man Tiere und Blumen in der Natur nicht kaputt machen darf und so leben soll, dass es � ür ür die Natur gut ist. ,

der Lebensraum, ¿e   hier: ≈ Zone oder Areal: Dort leben Eichhörnchen. ,

auf dem L„nd ,

"

in der Stadt

der W„schbär, -en schwarz-graues Tier Tier mit einem sehr dicken Schwanz: ≈ Es wäscht sein Essen (s. Foto S. 74 links). ,

der F¢chs, ¿e orangerotes Tier mit langem, dickem Schwanz (s. Foto S. 75) ,

der Hase, -n kleines Tier mit mit langen Ohren ,

das W“ldschwein, -e Schwein: Es lebt in der Natur (s. Foto S. 74 unten). ,

der Deutsche Ja gdverband   Organisation � ür ür die Interessen von Jägern in Deutschland außer in Bayern ,

(der Jä ger,   hier: Person: Sie macht Tiere im Wald tot.) ,

die Schætzung, -en   von: schätzen = hier: ≈ meinen, dass es circa so viele Wildschweine und Füchse sind ,

die Nahrung   hier: Essen ,

schön   hier: m

,

es gut findet

so, dass man

erschr¡cken   hier: Angst bekommen ,

fl•chten  schnell weglaufen ,

74  TIERE

Deutsch perfekt 9 / 2017

Auch Waschbären (großes Bild) leben in deutschen Städten. Und Berlin ist bei Wildschweinen (kleines Bild unten) besonders populär: Bis zu 10 000 der Tiere gibt es dort.

Hilfe für junge Tiere Eichhörnchen sind in Deutschland gesetzlich besonders geschützt. Auch auf ihre Kobel muss man gut aufpassen. Wenn man auf dem Balkon oder vor dem Fenster einen Kobel findet, darf man diesen auf keinen Fall kaputt machen. Speziell im Frühling sind darin oft Jungtiere. Dann ist es am besten, zu warten, bis die kleinen Eichhörnchen von selbst aus dem Kobel kommen. Das dauert mehrere Wochen. Wenn junge Eichhörnchen direkt zu Menschen laufen, brauchen sie oft Hilfe. Manchmal lebt ihre Mutter nicht mehr, oder ihr Kobel ist kaputt. In dieser Situation ist es wichtig, die Kleinen vor Hunden oder Katzen zu schützen. Außerdem sollte man warten, bis man weiß, ob die Mutter zurückkommt – oder ob noch andere Jungtiere in der Nähe sind. Oft haben die Kleinen Hunger, Durst und ihnen ist kalt. Auch erwachsene Eichhörnchen brauchen Hilfe, wenn sie sich verletzt haben. In Deutschland gibt es für diese Fälle einen Eichhörnchen-Notruf: Eichhörnchen-Notruf: 07 00 / 20 02 00 12. Dort beraten Experten am Telefon. Telefon. Viele Städte haben eigene Hotlines und Hilfsstationen für die Tiere.

das Eichhörnchen, kleines Tier mit dickem, dickem, langem Schwanz: Es lebt auf Bäumen (s. Foto S. 72). ,

(der Schw„nz, ¿e  langes, meistens dünnes Stück am Ende vom Rücken von Tieren) ,

 ges¡tzlich gesch•tzt   hier: ≈ so, dass es schriftliche Normen gibt: Man muss auf Eichhörnchen gut aufpassen, darf sie nicht verletzen und ihr Wohnareal Wohnareal nicht kaputt machen. ,

der Kobel,   Wohnplatz � ür ür ein Eichhörnchen ,

vor … sch•tzen   hier: helfen, dass … sie nicht verletzen ,

m„n s¶llte   hier: es wird empfohlen, dass … ,

der F„ll, ¿e   hier: Situation ,

der Notruf, -e   hier: Telefonnummer: Dort kann man im Notfall anrufen. ,

Diesen Text können Sie mit einem Premium-Abo hören: www.deutsch-perfekt.com/service

zum Beispiel oft das männliche Tier das weibliche.“ Wer hat also wen gejagt? Bei den beiden Tieren im Hof war das unterschiedlich. Also gebe ich dem Eichhörnchen mit dem roten Fell den Namen Mars – so wie der rote Planet. Bei dem dunkelbraunen Tier ragt ein langer Zahn aus dem Mund. Deshalb heißt es Orlok. Das ist der Name des Vampirs in dem deutschen Filmklassiker Nosferatu. Nächste Frage: Darf ich Mars und Orlok � üttern? üttern? Wann darf man das bei Tieren in der Stadt eigentlich? „Grundsätzlich

ra gen aus …   hier: ≈ stehen aus … ,

f•ttern   Essen geben ,

 gr¢ndsätzlich ≈ prinzipiell; hier auch: eigentlich ,

Deutsch perfekt 9 / 2017

   a    p    d    /    e    c    n    a    i    l    l    a    e    r    u    t    c    i    p   ;    m    o    c  .    k    c    o    t    S    i    /    a    n    i    d    r    T    t    u    r    o    B  ,    g    n    i    n    n    a    C    n    e    K  ,    t    r    a _    e    n    i    p    E   :    s    o    t    o    F

brauchen Wildtiere kein Futter von Menschen“, sagt Brückner. „Bei vielen empfehle ich, ihnen keines zu geben. Wenn man zum Beispiel Füchse � üttert, üttert, wird die Nähe zu Menschen � ür ür sie normaler. So kann es zu Konflikten kommen.“ Die gute Nachricht: Bei Eichhörnchen sieht Brückner keine Probleme. Futter von Menschen ist � ür ür sie ein Extra. Extra. Sie finden auch ohne Hilfe genug zu fressen. Geben darf ich den Tieren zum Beispiel Haselnüsse und Walnüsse, Karotten- und Apfelstücke. Ich fange mit Karotten an, schneide sie in kleine Stücke und lege sie auf das Fensterbrett. Es passiert: nichts. Mars und OrEs ist schon Frühling, als ich morgens lok kommen nicht, und ich sehe sie auch mit einer Tasse Kaffee am Küchentisch nicht im Hof. Am Abend liegen immer sitze. Plötzlich höre ich das Tippeln und noch die jetzt trockenen Stücke vor mei- sehe etwas Rotes am Fenster. Mars ist zunem Fenster. So geht das mehrere Tage rück! Meine Motivation ist es sofort auch. lang. Ich erzähle meinen Kolleginnen von Das Eichhörnchen untersucht das FensDeutsch perfekt von meinem Eichhörn- terbrett. Dann blickt es zu mir herein, chen-Projekt. Sie wollen mitmachen und und weg ist es. Ich lege Haselnüsse und bringen mir am nächsten Tag Walnüsse. Walnüsse Walnüsse auf das Fensterbrett. Und jetzt Die kombiniere ich mit den fangen wir richtig an. Mars Karottenstücken. Aber auch kommt fast jeden Tag, fast imdas fressen die Tiere nicht. Wo mer morgens zwischen 7 und sind die beiden? 7.30 Uhr. Manchmal nimmt „Die Reviere von Eichhörnes die Nüsse mit. Manchmal chen können mehrere Hektar knackt es sie gleich auf dem groß sein“, erklärt mir BrückFensterbrett mit den Zähnen ner. „Außerdem legen sie an und frisst sie. Nur Orlok sehe Walnüsse unterschiedlichen Orten Koich leider nicht wieder. helfen bel zum Schlafen an.“ Ich kann Mein zweiter Sommer mit unserer also noch hoffen. Mars ist toll. Ich stelle ihm jeAutorin, Aber jetzt kommt der den Tag frisches Wasser auf Herbst. Und das bedeutet: Die das Fensterbrett. Das trinkt die beiden Eichhörnchen werden immer Eichhörnchen es ziemlich laut. Ich will weweniger aktiv. Im Sommer niger Distanz zwischen uns kennensammeln sie Futter. Im Winter und komme direkt ans Fenszulernen. können sie die Vorräte dann ter. Bei den ersten Malen fressen und so Energie sparen. gluckst Mars, flüchtet auf die Hofmauer, stoppt und tippelt nervös Winterschlaf machen sie nicht. Es wird kälter, aber ich habe Glück. wieder zurück auf mein Fensterbrett. Das Orlok kommt ein paarmal und frisst die wiederholt es mehrere Male. Ich imitieWalnüsse. Die Karottenstücke ignoriert re das Glucksen, weil ich gelesen habe, es. Mars macht es genauso. Alles klar: kein dass Eichhörnchen so kommunizieren. Gemüse mehr. Aber dann ist der Winter Nach wenigen Wochen wird Mars ruhida. Und auch wenn die Eichhörnchen kei- ger. Jetzt kommt es morgens und abends, nen Winterschlaf machen – mein Projekt frisst, trinkt, nimmt Nüsse mit – und ich tut es: Zwei Wochen lang bin ich auf einer freue mich über jeden Besuch. HoffentReise. Als ich wiederkomme, schneit es. lich bleibt Mars im Herbst und Winter Die Tiere sehe ich nicht mehr. bei mir.

TIERE

75

Anders als Eichhörnchen soll man Stadtfüchse nicht füttern.

das F¢tter   Essen � ür ür Tiere ,

k¶mmen zu   hier: ≈ plötzlich da sein ,

das ]xtra, -s   hier: etwas Spezielles: Das gibt es nicht jeden Tag. ,

fr¡ssen

,

≈ essen

die Haselnuss, ¿e  runde, kleine Nuss ,

(die N¢ss, ¿e  hartes, kleines Ding als Frucht von einem Baum: Man kann es essen.) ,

die Walnuss, ¿e große Nuss (s. (s. Illustration links) ,

die Kar¶tte, -n orangefarbener Teil Teil von einer Gemüsepflanze: Er wächst unter der Erde. ,

(w„chsen   groß werden) ,

(die Erde   hier: braune/schwarze Substanz: Pflanzen brauchen sie zum Leben.) ,

„nlegen   hier: aus Pflanzenstücken machen ,

der Kobel,   Wohnplatz � ür ür ein Eichhörnchen ,

der Vorrat, ¿e   Reserve ,

Energie sparen   wenig(er) Energie brauchen ,

 genauso   hier: gleich wie ,

kn„cken   hier: stark zusammendrücken, bis sich die Nuss mit einem Laut öffnet ,

(der Laut, -e Einen Laut kann man hören.) ,

 gl¢cksen

  hier: ≈ leise Laute

,

machen kommunizieren   hier: ≈ sich unterhalten ,

das Revier, -e   hier: Zone oder Areal: Dort lebt ein Eichhörnchen. ,

Eine Übung zu diesem Text finden Sie auf Seite 45.

76

Deutsch perfekt 9 / 2017

D�A� CH�MENSCHEN � EINE VON 98 MILLIONEN

„Ich will nicht auf Hilfe warten“

Silja Korn (51) ist im Alter

von 17 Jahren komplett erblindet. Heute gibt sie Malkurse und hat ein Kinderbuch geschrieben. Die Erzieherin und Mutter lebt in Berlin.

Malen, Mutter sein, mit Kindern arbeiten – Silja Korn will anderen zeigen, dass blinde Menschen alles erreichen können. MITTEL

Frau Korn, erinnern Sie sich daran, wie Farben aussehen? Ja, ich habe das nie vergessen. Ich erinnere mich immer wieder bewusst daran, wie Dinge aussehen. Dann kommt das Bild davon in meinem Kopf zurück. An Ihren Kursen nehmen vor allem Menschen teil, die nicht blind sind. Wie kommen diese damit zurecht, beim Malen nichts zu sehen? Die meisten sind neugierig und glauben am Anfang nicht, dass das geht. Aber dann sind sie überrascht. Man braucht nur die richtigen Techniken. Um die Farben voneinander zu unterscheiden, stelle ich sie in einer Reihe von hell nach dunkel auf. Auch mische ich Materialien wie Eierschalen, Sand und Sägespäne darunter. Um mir zu merken, an welcher Stelle ich zuletzt gemalt habe, halte ich den Finger darauf. Ich will den Menschen zeigen, was man als Blinde alles machen kann. Haben Sie selbst nach Ihrer Erblindung mit dem Malen begonnen? Ich war schon als Kind sehbehindert, malte aber trotzdem gern. Aber nach meiner kompletten Erblindung hörte ich auf. Ich dachte, ich werde das nie wieder tun können. Erst vor ein paar Jahren las ich einen Bericht über blinde Kinder, die malen. Da suchte ich mir jemanden, der mir eine Ein� ührung gab. Mein Problem war die Angst davor, auf eine Leinwand zu malen. Nachdem ich diese überwunden hatte, machte es immer mehr Spaß. Ein Motiv Ihrer Bilder ist Berlin. Wie erleben Sie die Stadt? Es kann sehr hektisch, aber auch ruhig sein. Berlin ist toll. Ich bin hier

aufgewachsen und will an keinem anderen Ort leben. Zwar ist es sehr anonym. Aber jeder kann so sein, wie er ist. Außerdem gibt es hier so viele Möglichkeiten, kulturelle Angebote, Cafés. Die meisten Menschen sind sehr offen und helfen mir im Alltag. Zum Beispiel, wenn ich in der U-Bahn einen freien Platz suche. Sie arbeiten als Erzieherin und sind Mutter. Wie ist Ihr Alltag mit den Kindern? Für die staatliche Anerkennung meiner Ausbildung musste ich kämpfen. Ich hatte schon ein Jobangebot, aber der Senat wollte mich nicht als Erzieherin arbeiten lassen. Nach vier Monaten ging es dann doch. Am Anfang wusste ich nicht, ob die Kinder auf mich hören würden. Oder ob sie es ausnutzen würden, dass ich nichts sehen kann. Aber dann erkannten sie, dass ich sehr gut hören kann – und sehr schnell merke, was um mich herum passiert. So bekam ich ihren Respekt. Man kann als Blinde so viel erreichen. Es ist viel mehr möglich, als manche Menschen denken. Ich will anderen Mut machen. Sind Sie deshalb auch im Internet so aktiv? Ja! Ich sammle Informationen und publiziere sie � ür andere auf meiner Website. Ich habe einen Blog und bin bei Facebook, Instagram, Youtube und Twitter aktiv. Im Januar dieses Jahres habe ich außerdem eine Stiftung � ür Blinde und Taubblinde gegründet. Es ist mir besonders wichtig, selbst etwas zu tun – und nicht darauf zu warten, dass andere mir helfen. Nach meiner Erblindung dachte ich, die Welt sei zu Ende. Aber das ist sie nicht. Ich bin ein selbstbestimmter und selbstständiger Mensch. Interview: Eva Pfeiffer

erbl“nden  blind werden ,

(bl“nd  so, dass man nichts sehen kann) ,

die Erzieherin, -nen ≈ Pädagogin ,

bew¢sst   hier: mit Absicht ,

voneinander  eines vom anderen ,

überhaupt   hier: wirklich ,

¶ffen   hier: interessiert; ohne Klischeedenken; auch: so, dass man gern hilft ,

die [nerkennung  offizielle Akzeptanz ,

der Senat   hier: Regierung des Bundeslandes Berlin ,

(das B¢ndesland, ¿er   Teil einer � öderalistischen Republik) ,

hören auf    hier: ≈ Entscheidungenakzeptieren von ,

die Eierschale, -n dünner, harter Teil außen um das Ei ,

die Sä gespäne Pl.   Holzspäne als Abfall beim Sägen ,

(die H¶lzspäne Pl.   sehr dünne, kleine Holzstücke) ,

(sä gen  mit einem Werkzeug Holz schneiden) ,

die Ein�ührung, -en   von: ein� ühren = hier: zeigen und erklären, wie man … ,

ausnutzen

  hier: � ür den eigenen Vorteil benutzen ,

Resp¡kt bek¶mmen   hier: zeigen, dass sie ihre höhere Position akzeptieren ,

Mut m„chen   hier: Angst nehmen, weil sie ein positives Beispiel ist ,

die St“ftung, -en  Organisation mit einer speziellen Aufgabe ,

die Leinwand, ¿e   hier: großes Stück aus Leinenstoff, auf das ein Maler malt

der/die Taubblinde, -n blinde Person, die nichts oder nur wenig hören kann

(das Leinen ≈ stabiler Stoff)

 gr•nden   starten

… überw“nden   hier: erreichen, dass man … vergisst

s¡lbstbestimmt   hier: so, dass sie selbst entscheidet, wie sie ihr Leben leben möchte

,

,

,

erleben   hier: ≈ hören, � ühlen und riechen ,

h¡ktisch   hier: so, dass dort viele Menschen eilig hin und her laufen ,

,

,

sei

,

Konj. I von: sein ,

s¡lbstständig   hier: so, dass sie fast ohne fremde Hilfe leben kann ,

In Deutschland, Österreich und der Schweiz (D -ACH) leben 98 Millionen Menschen. An dieser Stelle interviewen wir jeden Monat einen davon. Eine Übung zu diesem Text finden Sie auf Seite 45.

   t    a    v    i    r    p   :    o    t    o    F

View more...

Comments

Copyright ©2017 KUPDF Inc.
SUPPORT KUPDF