Der Himmelsgott Dyaeus

September 6, 2017 | Author: Joannes Richter | Category: Religion And Belief
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Der Himmelsgott ist eine globale Gottheit, der zum Erbe aller indoeuropäischen Völker gehört. Ausgehend von einer Vielza...

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Joannes Richter

Der Himmelsgott Dyaeus

Für Heike - zum 50. Geburtstag -

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Joannes Richter

Der Himmelsgott

Dyæus Die Entdeckung der ursprünglichen Religion

Lulu Verlag -2010-

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© 2009-2010 by Joannes Richter Veröffentlicht bei Lulu www.lulu.com Alle Rechte vorbehalten ISBN: 978-1-4092-7630-2

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Inhalt 1 Einführung.............................................................................9 2 Übersicht..............................................................................13 3 Patriarchat und Matriarchat .................................................19 4 Steinzeitliche Kunstwerke ..................................................21 5 Unbenannte N-Kopf-Skulpturen..........................................29 6 Benannte N-gesichtige Skulpturen......................................45 7 Spiegelungen bei der Bestattung..........................................65 8 Manuskripte.........................................................................75 9 Die Bibel..............................................................................91 10 Die Gewänder..................................................................123 11 Das Denkmal der Farbe „Paars“......................................137 12 Flaggen.............................................................................141 13 Übersicht der androgynen Göttern ..................................143 14 Die Proto-indoeuropäische Sprache.................................147 15 Farben, Zwirn und Runen ...............................................157 16 Die Namen Deutsch und Dutch.......................................173 17 Die Psychoanalyse...........................................................175 18 Übersicht der androgynen Symbole.................................177 19 Moderne androgyne Symbole..........................................183 20 Zur Entstehung dieses Buches.........................................187 21 Zusammenfassung............................................................189 22 Anhang.............................................................................193

Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Der Kieselstein von Makapansgat..............................22 Abb. 2: Androgyne Steinzeitskulptur.......................................34 Abb. 3: Der erste Mensch - duales Prinzip.............................36 Abb. 4: Hermes von Roquepertuse..........................................41 Abb. 5: zweigesichtige Skulptur aus Holzgerlingen................42 5

Abb. 6: Hermes of Roquepertuse als Hörner-Gestalt..............43 Abb. 7: Die androgyne Gottheit Zurvan..................................46 Abb. 8: Die Zbruch-Skulptur...................................................52 Abb. 9: Männliche Seite des Odins auf Boa-Island.................57 Abb. 10: Westseite der androgynen Skulptur auf Boa-Island. .58 Abb. 11: Brahma-Skulptur im Halebidu-Tempel.....................59 Abb. 12: Janus-Skulptur (Vatikanstadt) .................................61 Abb. 13: Androgynes Paar (Mexiko).......................................63 Abb. 14: Androgyne Elfenbeinskulptur, Gagarino..................71 Abb. 15: Vergleich der Funde in Sungir und Gagarino............72 Abb. 16: Vierköpfiges Adam-Modell.......................................89 Abb. 17: Kopfzeilen aus mittelalterlichen Bibeln..................102 Abb. 18: Initialen in einem Codex des 14e JH......................103 Abb. 19: La Divina Commedia..............................................104 Abb. 20: Kopfzeile der Korczek-Bibel (Prag- um1410)........107 Abb. 21: Kopfzeile der Korczek-Bibel (Prag- um1410)........107 Abb. 22: Gottes Fingerzeig an Noah (Wiener Codex )..........109 Abb. 23: Madonna von Czestochowa....................................114 Abb. 24: Schöpfergott in roter und blauer Bekleidung .........116 Abb. 25: Der Judas-Kuss (1336)............................................117 Abb. 26: Männlicher Himmelsgott (Wiener Codex)..............120 Abb. 27: Gottes Fingerzeig an Noah (Wiener Codex)...........121 Abb. 28: Jesus Christus in Rot und Blau...............................123 Abb. 29: Heiliger in Rot und Blau.........................................124 Abb. 30: Ikone der Gottesmutter...........................................131 Abb. 31: Kaiser Heinrich (Codex Manesse)..........................133 Abb. 32: Register der Codex Manesse...................................135 Abb. 33: Französische Flagge in Blau-Weiß-Rot (1358).......141 Abb. 34: Keltisches Fürstengrab in Hochdorf.......................158 Abb. 35: Sephiroth in Farbdarstellung...................................163 Abb. 36: Die Koreanische Flagge..........................................166 Abb. 37: Die Prinzen-Flagge (1572)......................................167 6

Abb. 38: Androgynes Ehepaar (Ölgemälde von J. Richter)...176 Abb. 39: Maibaum in Baden-Württemberg (2008)................177 Abb. 40: Djed-Säule ..............................................................178 Abb. 41: Androgyner Davidstern...........................................179 Abb. 42: Wappen der Hansa-Stadt Brügge............................181 Abb. 43: Wappen der Hansa-Handelsgesellschaft.................181 Abb. 44: Androgynes Gesicht (Marc Chagall)......................183 Abb. 45: Androgynes Gesicht (2003)....................................185

Tabellen Tabelle 1: Zeittabelle für das Pleistozän..................................21 Tabelle 2: Schöpfungsphasen im Buch Genesis....................108 Tabelle 3: Kategorisierung einiger mittelalterlichen Bibeln. .119 Tabelle 4: Elementare Wortliste für die PIE..........................149 Tabelle 5: Androgyne Götter und ihre Pronomina................153 Tabelle 6: Symbole für die Farben Rot und Blau...................184 Tabelle 7: Übersicht der androgynen Göttern........................201

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1 Einführung Dieses Buch wird den Leser einführen in die Synthese der Etymologie, Religion, Mythologie, Geschichte und steinzeitlichen Kunst. Der Himmelsgott beschreibt die Reste einer alten androgynen Religion, in der die Menschen noch gewusst haben, dass sie eine gemeinsame Religion mit einem einheitlichen Himmelsgott geteilt haben. Obwohl das Reisen vor 20.000 Jahren gewiss nicht einfach gewesen ist, müssen Händler bereits in regelmäßigem Kontakt gestanden haben. Dabei haben sie die Sprache und das religiöse Wissen über Europa und die übrigen Kontinente verteilt. Steinzeitskulpturen verraten eine gemeinsame Basisidee, indem Schädel in einer dualen Anordnung zusammengesetzt wurden. Indem wir diese Symbole mit anderen geschichtlichen Spuren vergleichen, lernen wir sie als alte Schöpfungslegende verstehen, in der ein Schöpfergott eine männlich-weibliche Person erschafft und diesen ersten Menschen in Frau und Mann aufteilt. Es ist kaum zu glauben, dass die Menschen sich bereits vor 20.000 Jahren einem einzelnen androgynen Gott gewidmet haben, aber die steinzeitlichen Skulpturen sind ziemlich eindeutig. Es wurde eine große Zahl von N-köpfigen Figuren gefunden und eine der ältesten Skulpturen, die aus dem Elfenbein eines Mammuts geschnitzt worden ist und in der ukrainischen Siedlung gefunden wurde, ist bereits 22.000 Jahre alt.

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Beschriftungen und Schriftstücke enthüllen, dass die Götter durch einheitliche Vokale, beziehungsweise Buchstaben I und U symbolisiert wurden. Wir können die Standardzeichen (das weibliche U und das männliche I) in vielen Gottesnamen, in den Pronomina und sogar in den Symbol-Farben wiedererkennen. Die Bibel enthüllt eine Vielzahl Farbsymbole (Rot, Blau und Purpur-Zwirn) in den Büchern Exodus und Chronik, in dem Gott genaue Anweisungen für den Zeltbau und für den Tempelbau erteilt. Archäologen haben vergleichbaren Gewänder und Tücher in feinster Zwirn-Technologie mit den Symbol-Farben Rot und Blau in einem Fürstengrab bei Hochdorf gefunden. Mit diesem Zwirn wurde der Königsmantel in der speziellen Farbkombination Purpur hergestellt. Das wichtigste Buch der Kabbala, der Sohar, beschreibt die alte androgyne Schöpfungslegende, die mit der legendären Beschreibung in Platos Symposium übereinstimmt. Diese Texte erlauben uns, die Originalfassung der Bibelgeschichte zu rekonstruieren. Der Sohar hat jedoch vermutlich den wichtigsten Schlüssel zur androgynen Religion bereits verloren. Die Autoren des Sohars definieren die androgynen Schlüssel irrtümlicherweise als das männliche I und das weibliche H anstelle der richtigen Symbole, der Zeichen I (männlich) beziehungsweise U (weiblich).

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Der Himmelsgott beginnt nun mit einer Beschreibung der alten Skulpturen und entfaltet anschließend die androgynen Symbolik zur vollen Schönheit, so dass letztendlich kein Zweifel mehr an der Existenz dieses großen historischen Monuments übrig bleibt: Eine gemeinsame, androgyne Religion für die Menschheit.

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2 Übersicht Das Manuskript beginnt mit einer Kurzfassung der androgynen Religion.

Himmelsgötter in der indoeuropäischen Sprache In einer Einführung1 in die Religionsgeschichte beschreibt Mircea Eliade die Merkmale einer ersten, allgemeinen Gottheit, die er mit einer Donnerstimme und einem Lichtblitz als Himmelsgott oder Herrscher des Himmels identifiziert. In den indoeuropäischen Sprachen wurde ihr Name als Dyaeus dokumentiert. In der mongolischen Sprache heißt der oberste Gott Tengri, das man mit Himmel übersetzt. Das Chinesische Wort T'ien bezeichnet sowohl den Himmel als den Himmelsgott. Die Namen Zeus und Jupiter sind immer noch allseitig als Himmelsgötter bekannt. Wir werden jedoch auch lernen, die androgynen Merkmale in ihren Namen zu identifizieren. Im Laufe der Zeit wird der Himmelsgott durch andere Götterfiguren ersetzt, aber in einigen Religionen, die zum Monotheismus neigen, erreicht der androgyne Himmelsgott eine einzigartige Position.

Die Analyse der N-köpfigen Skulpturen Archäologen ordnen die gefundenen Skulpturen einer langen Periode von der Steinzeit bis zum Mittelalter zu. Die Fundorte sind weltweit verstreut. Die Idee der N-köpfigen Skulpturen scheint zu allen Kontinenten durchgedrungen zu sein. 1

In the Sacred and the Profane-The Nature of Religion, von Mircea Eliade (1956), ISBN 978-0-15-679201-1.

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Grabbeigaben im Hochdorfer Fürstengrab und an der Fundstelle der Nebra-Scheibe enthüllen die prähistorische Reisetätigkeit und die Handelsrouten zwischen den Kulturen Nordeuropas und der Mittelmeerregion, wobei die religiösen Ideen und die Tradition über riesigen Entfernungen weitergereicht wurden. Die Kontakte erklären, warum sich die zwei-, drei- und vierköpfigen Götter weltweit verbreitet haben, und zwar in einem Umfang, als ob das Reisen damals so einfach gewesen sei wie heute.

Die androgynen Antipoden in Skulpturen Eine Anzahl von alten Skulpturen zeigt die androgynen Gegensätze in Geschlechtsmerkmalen. Manche vierköpfigen Skulpturen (zum Beispiel die Brahma-Skulptur im HalebiduTempel) enthüllen androgyne Merkmale, indem sie zumindest ein bärtiges Gesicht und ein bartloses Gesicht aufweisen. Einige doppelgesichtige Skulpturen, zum Beispiel der Hermes von Roquepertuse deuten die androgyne Symbolik in einem etwa sieben- bis zehnprozentigen Unterschied in den Schädelgrößen an. Andere vierköpfige Skulpturen (zum Beispiel die Zbruch-Skulptur) weisen androgyne Symbole auf, indem sie jeweils zwei Personen mit Brüsten und zwei Personen ohne Brüste, aber mit Bärten darstellen.

Pronomina in der PIE-Sprache Die Prototypen für religiöse Konzepte und die Grundlagen für die Indo-Europäische Sprachen weisen vielleicht einige gemeinsamen Ideen auf. Zunächst darf man davon ausgehen, dass jede Sprache Wörter für einige Basisbegriffe und Grundelemente enthält. 14

Basierend auf linguistischen Theorien hat August Schleicher die wichtigsten Wörter der Proto-indoeuropäischen (PIE-) Sprache zusammengesetzt und geordnet. Diese Zusammenstellung gilt vermutlich sogar für nahezu alle Sprachen weltweit. In der PIE gelten demnach die Pronomina „Ich“, „Du“ und „Wir“ als die wichtigsten Wörter überhaupt. In unserem Konzept entwerfen wir nun zunächst drei Prototypen für die Proto-Pronomina in der Reihenfolge der Wichtigkeit: "I" , "U" und "UI". In Anbetracht der Wichtigkeit der drei Pronomina „Ich“, „Du“ und „Wir“ dürfen wir für diese Begriffe einen Bezug zu gleichwertiger, religiöser Symbolik in der androgynen Religion herstellen. Das wichtigste Proto-Pronomen "I" ist die erste Person Singular, die als männliches Symbol betrachtet wird und das religiöse Konzept des Lingams abbildet. An zweiter Stelle folgt das Proto-Pronomen "U" als weibliches Symbol mit der Bedeutung der Yoni. An dritter Stelle folgt in der Proto-IndoEuropeäischen (PIE-) Sprache das Proto-Pronomen "UI" oder "IU", das als Verschmelzung für die Einzelpronomina "U" und "I" gelten mag. Im religiösen Basiskonzept wurde die Verschmelzung von Mann und Frau offensichtlich mit "UI" oder mit der symmetrischen Form "IU" symbolisiert.

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Tetragrammatons Eine Übersicht der wichtigsten Götternamen liefert eine Korrelation zu den Grundlagen der religiösen Symbolik in den vierstelligen heiligen Namen (elementare Tetragrammatons). In den indoeuropäischen Sprachen werden die Hauptgötter Diaeus (Sanskrit "Dyaus", Griechisch Zeus oder Latein Deus) und Sius (der Sonnengott der Hethiter) etymologisch gleichwertig. Die kabbalistische Literatur beschreibt das hebräische Tetragrammaton IHVH als eine Kombination eines weiblichen Buchstabens (V) und eines männlichen Symbols (das kleinste Symbol und Kernbuchstabe Jod, das „I“).

Schöpfungslegenden Androgyne Schöpfungslegenden (wie z.B. Platos Symposium und die Legende aus dem Buch Sohar) basieren auf der Idee, dass die männliche und weibliche Hälfte des erstgeschaffenen oder erstgeborenen Menschen sich gegenseitig nicht sehen konnten. Obwohl sie miteinander verbunden waren, fühlten sie sich einsam, und aus Mitleid entschied sich der hebräische Gott, die beide Hälften zu trennen. Plato erzählt jedoch, dass Zeus die ersten Menschen nicht aus Mitleid, sondern aus Furcht in Mann und Frau getrennt hat. Unabhängig von diesen Beweggründen musste der Schöpfergott die Körper und die Schädel trennen, indem er die androgyne Menschengestalt ("Adam") in zwei MenschenKörper aufteilte und die weibliche Hälfte wie eine hübsch geschmückte Braut der männlichen Hälfte (dem Bräutigam) vorführte. Von Angesicht zu Angesicht sahen sich nun Braut und Bräutigam erstmalig in die Augen. 16

Diese Legende beschreibt offensichtlich eine Hochzeit, in dem die Braut während der Heiratszeremonie durch Entschleierung dem Partner präsentiert wird. In traditionellen Hochzeitstraditionen werden offensichtlich manchmal Spiegel verwendet, um das Hochzeitspaar einen Blick auf die „wiedervereinte“ Menschengestalt und ebenfalls auf das Abbild des Schöpfergottes zu lassen2

Symbolik in den Farben und im Webverfahren In einem alten, keltischen Fürstengrab beim badenwürttembergischen Hochdorf/Enz haben die Archäologen am bestatteten Körper des Fürsten Purpur-Kleider gefunden, die in feinster Zwirn-Technik gewebt sind. Der Zwirn besteht aus feinsten roten und blauen Fäden mit einer Webdichte von 80 Fäden pro Zentimeter. Diese hohe Webdichte führt dazu, dass ein menschliches Auge die roten und blauen Farben ohne optische Hilfsmittel nicht wahrnehmen kann, so dass es diese Tücher als homogen gefärbte Purpur-Kleider wahrnimmt. Im Hochdorfer Museum hat man diesen Zwirn mit größter Mühe auf modernen Maschinen rekonstruiert. Wir werden die gleiche Technologie auch in der Bibel finden. Dort wird bereits im Buch Exodus ein Webverfahren mit einem Zwirn dokumentiert, das in der Bibel Byssus genannt wird. Als Farben schreibt Gott mehrmals ausdrücklich die Farben Rot, Blau und Purpur vor. Wir werden die betreffenden Bibelzitate in den nachfolgenden Kapiteln genau beschreiben.

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Details zu den Afghanischen Hochzeitsritualen wurden von Khaled Hosseini in seinem Buch „Der Drachenläufer“ dokumentiert.

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Die Elementarfarben Rot, Blau und Purpur deuten auf androgyne Elemente, die sich bei blauer Farbe auf männliche, bei roter Farbe auf weibliche und bei Purpur auf göttliche Symbolik beziehen. Rot und Blau sind die klar erkennbaren Randfarben des Regenbogens, während wir Purpur als Mischfarbe von Rot und Blau kennen, die als einzige Farbe im Spektrum des Regenbogens fehlt.

Kleider, Ikonen und Gemälden Von Anfang an wurden für die Gestaltung der heiligen Kunstobjekte (Ikonen, Bibel, Kodizes und Gemälde) gewisse Regeln eingehalten. Diese Regel sind zumindest für die mittelalterlichen Fürstengewänder ebenfalls eingehalten worden. Auf ihrem Thron mussten die Kaiser Barbarossa und Heinrich VI nachweislich entweder Purpur oder eine Rot/BlauKombination tragen.

Flaggen Analog zu den Gewändern (aber genau genommen nach den Vorgaben aus dem Buch Exodus) wurden die Gestaltung der westeuropäischen Flaggen vorgenommen. Diese Flaggen bilden vermutlich die letzten Spuren der androgynen Religionen in unserer modernen Gesellschaft.

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3 Patriarchat und Matriarchat Der Himmelsgott wird oft „Himmlischer Vater“ oder „Vater im Himmel“ genannt. Die Idee eines Himmelsvaters muss zumindest bereits 500 vor Christus bekannt gewesen sein. In prähistorischer Zeit gab es jedoch auch ein Matriarchat, das uns zur Überlegung führt, ob es nicht zwischenzeitlich eine androgyne Übergangsphase gegeben haben mag. Vor der Studie der Bücher, die vor 1950 geschrieben worden sind, sollte man vielleicht einige Probleme beim Verständnis dieser Texte aus dem Weg räumen. Die wichtigsten Gründe für diese Missverständnisse liegen im Bereich der dramatischen Anpassung der sozialen Stellung der Frauen. Bis zum zweiten Weltkrieg wurden die Väter-Titel der monotheistischen Göttern leicht verstanden und akzeptiert. Bis zu dieser Zeit durften Frauen nicht wählen oder gar einen eigenen Besitz erwerben. In Prozessen, Wahlverfahren und Rechtsangelegenheiten vertrat der Ehemann die Frau als ob sie eines seiner Kinder gewesen sei. Die Bibel beschrieb die Frau als die Dienerin des Mannes und einige Hefte im Bereich der Eheanbahnung beschreiben die Frau sogar als ein Körperteil des Mannes. Während 25 Jahrhunderte war der „Mensch“ in erster Linie eine männliche Person, zu dem die Frau einfach als Anhängsel hinzu gerechnet wurde3. 3

Siehe dazu das Manuscript Core Dump von Joannes Richter

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(2009)

Tatsächlich bedeutet „Mensch“ eher ein Ehepaar als ein individuelle Einzelperson. Aus diesem Grund adressierte Papst einen Hirtenbrief "De Rerum Novarum" an die männlichen Mitglieder der Kirche. Selbstverständlich erwartete man dass die männlichen Mitglieder die Information an die weiblichen Personen und Kinder weiterreichen würden. Nun verursacht die Idee von „Mann“ als Gottes Ebenbild einige Probleme. Der Mann mit einer Frau als Anhängsel bildet eher ein Ehepaar, was jedoch dem Bild einer monotheistischen Religion nicht entspricht. Dieser Paradox resultierte in eine historische Phase, in dem Jahwe von einer Ehegatte Asjera begleitet wurde. Die Gläubigen haben das jedoch als ganz normal akzeptiert und das Ehepaar als monotheistischen Gott betrachtet. Nun sollte noch der ursprünglich als androgyn erschaffene Mensch Adam in zwei Hälften Mann und Frau aufgeteilt werden, die traditionell als unvollständigen und unfertigen Menschenhälften betrachtet wurden. In einer Ehezeremonie wurden diese beide Hälften zum ursprünglichen „Menschen“ als Gottes Ebenbild zurückgeführt und vereint. Die patriarchale Idee, welche die Frau zum männlichen Körperteil machte, hat in den Ländern am Mittelmeer zumindest seit 500 vor Christus bestanden.

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4 Steinzeitliche Kunstwerke Einführung zur Steinzeitkunst Einige wissenschaftliche Ausdrücke in diesem Manuskript beziehen sich auf die letzte Eiszeitphase, das Pleistozän, das sich von 1,8 Millionen Jahren bis etwa 10.000 vor Christus erstreckt. Zeitraum

Anzahl Jahre Bezeichnung

Pleistozän Vor 1,8 Millionen J.

Altpaläolithikum Industrie: Oldowan Industrie: Acheuléen Mittelpaläolithikum Industrie: Moustérien

Vor 30.000 J. Jungpaläolithikum Industrie: Châtelperronien Industrie: Aurignacien Industrie: Gravettien Industrie: Solutréen Industrie: Magdalenian Holozän

Vor 10.000 J. Jungsteinzeit (Neolithikum)

Tabelle 1: Zeittabelle für das Pleistozän

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Diese Zeit wird auch als Steinzeit oder Paläolithikum bezeichnet. Die Steinzeit wird aufgeteilt in eine frühe, mittlere und späte Steinzeit, wobei man die frühe und mittlere Steinzeit oft auch nach den Werkzeugtypisierung „Acheuléen“ beziehungsweise „Moustérien“ bezeichnet. Jede Werkzeugkategorie wird nach einer charakteristischen Werkzeugtypisierung benannt.

Das älteste steinzeitliche Kultobjekt

Abb. 1: Der Kieselstein von Makapansgat. Eines der ältesten bisher gefundenen steinzeitlichen Kultobjekte kann vielleicht als doppelgesichtiger 4 Menschenkopf gesehen werden.

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Der‘australopithecine’ Kieselstein von Makapansgat, Südafrika., gefunden durch W.I. EITZMAN - 1925

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Das Objektalter wird auf 3 bis 2,3 Millionen Jahre geschätzt und wurde von einem Urmenschen mit der Bezeichnung Australopitechus in Südafrika benutzt oder hergestellt. „Auf der Rückseite des Kieselsteins befindet sich ein zweites Abbild, das die Gesichtszügen eines Australopitechus aufweist. Wissenschaftler betrachten diesen Kieselstein als ein natürlich gewachsener Stein. Der Kiesel wurde jedoch vom Australopitechus als Gebrauchsobjekt behandelt und kann als eine Art VorKunstform betrachtet werden, das heißt die Verwendung unbearbeiteter Naturprodukte als KultObjekte für die Rituale. Wir haben das Original nie gesehen, aber falls es Bearbeitungsspuren aufweist, sollten wir es als Kunst einstufen“.5. Auch als unbearbeitetes Naturprodukt kann dieser Kieselstein als erstes doppelgesichtiges Kultobjekt benutzt worden sein, das man als Totem benutzt hat, das auf eine religiöse Dualität und / oder andere Symbolik hindeutet. Archäologen haben zahlreiche alte doppelgesichtige und andere N-köpfige Skulpturen gefunden, die Gottheiten darstellen. Obwohl prinzipiell jedes doppelgesichtige Objekt auf die androgyne Schöpfungslegende hinweisen kann, die der berühmten Schöpfungslegende in Platos Symposium ähnelt, wird der Nachweis einer Beziehung zwischen diesem etwa 2,5 bis 2,9 Millionen Jahre altem Objekt und Symbolik der späteren und modernen Religionen vermutlich kaum möglich sein. 5

Quelle: Museum of the Origins of Man - von Pietro Gaietto

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Der Australopithecus gehört zu einer sehr alten Hominiden-Art. In wesentlich jüngeren Zeitaltern, in der Zeit, die zwischen 45.000 und 30.000 Jahre zurückliegt, hat unsere Spezies (Homo sapiens sapiens) die vergleichsweise junge HominidenArt Homo sapiens neandertalensis ersetzt. Im besagten Zeitalter können wir eine Symbiose wahrnehmen, in der die Neandertaler mit den Neuankömmlingen zusammengearbeitet haben, die vielleicht aus Afrika eingewandert sind. In unseren weiteren Betrachtungen werden wir uns auf diese jüngeren Völker und ihre religiösen Ideen fokussieren.

Die Klassifizierung steinzeitlicher Objekte Die Klassifizierung steinzeitlicher Objekte erfordert viel Erfahrung und Hintergrundwissen im Bereich der unterschiedlichen Skulptur-Klassen, die man weltweit verstreut aufgefunden hat. Ich bin Pietro Gaietto und Licia Filingeri sehr dankbar, die mir großzügig den Zugriff auf die Dokumentation ihrer Webseiten6. für diese Studie gestattet haben. Pietro Gaietto, der die erste Skulptur mit Neandertaler-Gesichtszügen in Italien entdeckt hat, beschreibt die Entwicklung folgendermaßen: „Skulpturen der älteren und mittleren Steinzeit betreffen überwiegend Menschenköpfe als Abbild der natürlichen Gestalt. In nachfolgender Zeit ändert sich die Kopfform jedoch nach einer sich entwickelnden „Moden“-Folge. 6

"Museum of the Origins of Man" von Pietro Gaietto und “Paleolithic Art Magazine“ von Licia Filingeri.

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Die Form der Menschenkopf-Skulpturen variiert in den vergangenen drei Millionen Jahre beträchtlich, weil die dargestellten Gestalten unterschiedliche Spezies der menschlichen Rasse darstellen. Die älteren Skulpturen bilden den Kopf ohne Stirn und Kinn ab, während die jüngeren Skulpturen den Homo sapiens sapiens, abbilden, der sowohl Stirn als Kinn aufweist“7. Pietro Gaietto stuft die Skulpturen der Altsteinzeit und mittleren Steinzeit als religiöse Kultobjekte ein und klassifiziert diese folgendermaßen: 1. 2. 3. 4. 5.

Individueller Menschenkopf Individueller Tierkopf Doppelgesichtiger Menschenkopf Doppelgesichtiger Tierkopf Menschenkopf, der am Nacken mit einem Tierkopf verbunden ist. 6. Kombination eines Menschen- & Tierkopfes 7. Eine nackte Frauenskulptur (Venus) 8. Ein Tierkopf auf einer Menschengestalt. Die religiöse Bedeutung dieser acht Klassen wird in den Webseiten dokumentiert, wobei die Autoren Vergleiche zu jüngeren Zeitaltern heranziehen. „Wie man auf den Photos feststellt, haben die Künstler die Größe und Anordnung der Köpfe immer wieder variiert, sogar im gleichen Abbild. Die Gründe dafür sind uns bislang unklar. 7

Quelle: Einführung z. "Museum of the Origins of Man" von Pietro Gaietto

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Die Abbildung des individuellen Kopfes und der Kopfkombinationen bezieht sich auf die Schädelkult der Verstorbenen. Wissenschaftler haben diesen Kult Anfang der neunziger Jahre der älteren Steinzeit zugeordnet aufgrund der großen Zahl Schädelfunde im Vergleich zu den übrigen Körperteilen. Menschliche Schädelfunde sind in den Gräbern von der mittleren Steinzeit bis zu den historisch dokumentierten Zeiten bekannt. Auch die Aufbewahrung von Bärenschädeln wurde in der mittleren Steinzeit praktiziert“8. Von den zwei- zu den vierköpfigen Skulpturen Anschließend beschreibt Pietro Gaietto die evolutionäre Entwicklung von den zwei- zu den vierköpfigen Skulpturen wie folgt: „Im Zeitraum nach der Steinzeit entwickeln sich die acht Typen dramatisch in der Folge neuer Bearbeitungsmethoden und der Anwendung neuerer Materialien. Die Komposition und die religiöse Bedeutung werden komplexer. Der Künstler wird den beiden Köpfen weitere Köpfe hinzufügen, einen menschlichen Körper, viele Arme, sogar Augen auf den Körpern anbringen, Kleider, Farben, usw. anwenden – wie wir das bei den Indischen Göttern wahrnehmen.

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Quelle: Einführung z. "Museum of the Origins of Man" von Pietro Gaietto

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Genauere chronologische Klassifizierungen sind möglich, wenn doppelgesichtige Skulpturen eine Verbindung zwischen zwei unterschiedlichen Hominiden darstellen, z.B. zwischen Neanderthalensis Homo sapiens und Homo sapiens sapiens”9. Dazu müssen wir berücksichtigen, dass diese evolutionären Wandlungen nicht vergleichbar sind mit dem Wechsel zwischen Monotheismus und den N-köpfigen Idolen, die Mircea Eliade in späteren Kapiteln dieses Buches beschreibt. Diese Einführung in die Klassifikation der Steinzeitobjekte wird uns in den nächsten Kapiteln des Buches unterstützen.

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Quelle: Einführung z. "Museum of the Origins of Man" von Pietro Gaietto

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5 Unbenannte N-Kopf-Skulpturen In der Regel haben die Skulpturen dieses Kapitels einen Namen erhalten, aber diese Namen beziehen sich nicht auf die vom Künstler vergebenen Namen.

Skulpturen aus der jüngeren Steinzeit Abbildungen von weiblichen Personen, die man im Zusammenhang mit der jüngeren Eiszeit findet, nennen die Archäologen üblicherweise „Venus-Figuren“. Diese Skulpturen bilden eine außergewöhnlich reiche Klasse von Artefakten. Bei Ausgrabungen sind im Eurasischen Kontinent zwischen Südfrankreich und Sibirien Hunderte von Venus-Figuren gefunden worden. Sie werden alle auf etwa 25.000 Jahre vor Christus datiert. Eine schöne Übersicht dieser Funde hat Karen Diane Jennett in ihrer These10 dokumentiert. Obwohl sie ihre Veröffentlichung auf weibliche Figuren beschränkt, beschreibt sie doch einige androgyne Merkmale, die wir als Ausgangspunkt für die Analyse der androgynen Symbolik heranziehen können. Auf dem Eurasischen Kontinent haben die Archäologen im Bereich zwischen den Pyrenäen und dem Baikalsee Hunderte Abbildungen von Menschengestalten ausgegraben, die Künstler der verschiedenen steinzeitlichen Kulturen11 hergestellt haben.

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„Female Figurines of the Upper-paläolithic" (2008) insbesondere die Gravettien-Phase, etwa 30.000 v. Chr. bis 25.000 v. Chr.

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Man hat unterschiedliche Materialien als Ausgangspunkt gewählt, um sowohl transportable als auch fest installierte Abbildungen nicht nur der weiblichen, sondern auch der männlichen, Mensch-ähnlichen und androgynen Personen abzubilden. Die These von Karen Diane Jennett unterscheidet folgende Skulpturen-Gruppen: • • • • •

die Pyrenäen-Aquitaine Gruppe die Mittelmeer-Gruppe die Rhein-Donau-Gruppe die Russische Gruppe die Sibirische Gruppe

Obwohl Mammutelfenbein in Italien gefunden wurde, haben die Archäologen in Italien niemals Mammutreste gefunden. Das Mammutelfenbein wurde offensichtlich aus entfernten Gegenden herbeigeschafft. Dieser Befund beweist, dass die Gruppen in Fernkontakt gestanden haben und religiöse Ideen und Handelswaren ausgetauscht haben.

Die Pyrenäen-Aquitaine Gruppe Diese Gruppe umfasst eine Region mit Skulpturen im Südwesten Frankreichs am Rand der Pyrenäen. In dieser Region soll nach Ansicht der Wissenschaftler zum Ende der letzten Eiszeit eine große Bevölkerung gelebt haben. Die Kunstwerke von Lascaux werden auf 15.000 B.C.E. datiert und sind erheblich jünger als die gängigen Steinfiguren, die in der Regel mehr als 22.000 Jahre alt sind.

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Die Mittelmeer-Gruppe Die Archäologen beurteilen die Mittelmeerregion als eine überdurchschnittlich reiche Fundstelle auf dem Kontinent, wo man eine Anzahl doppelgesichtiger Skulpturen gefunden hat. In der nun folgenden Übersicht werden wir uns dabei speziell auf die Zwitterskulpturen konzentrieren. Im Nordosten Italiens befindet sich die archäologische Fundstelle Savignano der Venus von Savignano, die zumindest einen Zwittercharakter aufweist. Margherita Mussi beschreibt die Figur folgendermaßen: „Die Skulptur gehört sicherlich zu eine prähistorischen und verloren gegangenen Kult, in dem die weiblichen und männlichen Antipoden in einer gewissen Beziehung zu einem höheren Wesen gestanden sind“. La Belle et la Bete12 ist “eine kleine weibliche Figur, die Rücken an Rücken mit einem Tier verbunden ist“. In dieser grün-gelblichen, schlangenförmige Statue sind die zwei geschnitzten Figuren am Hinterkopf, an den Schultern und an den Füßen verbunden. Das Tier könnte einen Hund, Fuchs oder Wolf, beziehungsweise auch ein Wiesel, einen Marder oder einen Vielfraß darstellen. Die „gelbe Speckstein-Statue“ mit der Janus-Figur ist ebenfalls als „Dame mit dem durchbohrten Nacken“ bekannt. Diese Skulptur ist eine grob geschnitzte Darstellung, die jedoch beidseitig des Kopfes ein ungewöhnliches Gesicht aufweist. Diese sogenannte ‘Janus’-Figur wurde so benannt, nachdem Jullien diesen Titel in einem Brief an Edouard Piette 1903 aufgrund der Ähnlichkeit mit dem Griechischen Traumgott ausgewählt hatte, den man sich als doppelgesichtig vorstellte. 12

Französisch: “Die Schöne und das Biest”

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Die „Frau mit zwei Köpfen“ beziehungsweise „Bi-Cephalos“13 ist eine weibliche Figur, die einen zweiten, etwas größeren Kopf aufweist, der mit einem gleichen Neigungswinkel wie der erste Kopf dargestellt wird. Skulpturen, die mit zwei unterschiedlich großen Schädeln dargestellt werden, sind ggf. Zwitterpaare oder Zwittersymbole.

Die Rhein-Donau-Gruppe Diese geografische Gruppe umfasst die Fundstellen, die sich im heutigen Deutschland, Österreich und Tschechien befinden.

Die Russische Gruppe Diese geografische Gruppe umfasst Funde im Südwesten Russlands und der Ukraine. Es gibt Ähnlichkeiten mit einer Zahl von Artefakten aus der Rhein-Donau-Gruppe. Obwohl Jennett in ihrer These den Fund der Zwitter-Skulptur in Gagarino nicht erwähnt, nimmt sie diese Figur trotzdem als Abbildung in ihrem Manuskript auf. Diese Figur ist ein Beispiel einer androgynen Elfenbein-Skulptur, in dem zwei Menschengestalten am Kopf verbunden dargestellt werden. Die Gestalten sind als komplette Körper geschnitzt. Wir werden diese Skulptur noch im nächsten Kapitel beschreiben.

Die Siberische Gruppe Obwohl man in letzter Zeit Ausgrabungen in gesamten nördlichen und zentralen Asienbereich durchgeführt hat, ist die prähistorische Bedeutung dieser Region noch kaum bekannt. 13

Griechisch: “Die Doppelköpfige”

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Zusammenfassung Die Doktorarbeit von Karen Diane Jennett liefert eine genaue Beschreibung der weiblichen Aspekte dieser Skulpturen, aber lässt die Diskussion über die androgyne Symbolik völlig offen. Wir werden uns jetzt der androgynen Elfenbeinskulptur aus Gagarino zuwenden.

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Die Zwitter-Skulptur aus Gagarino Doppelgesichtige Zwitterskulpturen können bereits sehr alt sein. Die unten abgebildete kleine Skulptur 14 aus Elfenbein eines bereits ausgestorbenen Mammuts mit einer Höhe von 14.8 cm (wobei die weibliche Figur 5.2 cm und die männliche Gestalt 9.6 hoch ist) wurde in einer Steinzeitsiedlung (datiert auf Gravettien , etwa 21.800 Jahre alt) bei Gagarino in der Ukraine gefunden. Die männliche und die weibliche Hälfte sind am Kopf verbunden und mit vollem Körper ausgearbeitet.

Abb. 2: Androgyne Steinzeitskulptur Nach Angaben des Instituts für die Eiszeitforschung hat L.M. Tarassov diese zylinderförmige Elfenbein-Skulptur bei Ausgrabungen in Gagarino in 1968 entdeckt. Tarassov hatte sofort festgestellt, dass sie am Schädel verbunden waren und stellt fest, „dass der Künstler die Verbindung der Schädeldecken nach Fertigstellung absichtlich intakt gelassen hatte“.

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Quelle: Institut für die Eiszeitforschung

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Zur Bestätigung dieser Behauptung fügte er noch hinzu: 1. Die gleichzeitige Bearbeitung der Skulpturen liefert keinen Vorteil, denn ein einziger Riss während der Handhabung könnte die komplette Struktur zerstören. 2. Eine Zurückhaltung beim Elfenbeinverbrauch wäre auch kein Argument, weil die russische Ebene ausreichende Vorräte an Elfenbein zur Verfügung stellt. 3. Der Einschnitt zwischen den Schädeln ist gleichmäßig tief und über die gesamten Länge gleichförmig sauber bearbeitet. Tarassov ging noch einen Schritt weiter und korrelierte diese Kopf-Verbindungsbeziehung mit der doppelten Beerdigung eines jungen Paars in Sungir, wobei zwei Einzelpersonen mit sich berührenden Schädel in einem Grab beerdigt worden sind. Für meine Begriffe ist diese Kopfberührung ein sicheres Indiz für eine (religiöse oder gar androgyne) Symbolik.

Die 2-gesichtige Skulptur der Gobi-Wüste Als Titelbild seines Buches15 wählte der Oberst James Churchward eine 2-gesichtige Skulptur, die aus der alten Hauptstadt Uighurs stammt. Zur Skulptur wurde dokumentiert: „Die Stadt wurde vor 18.000 bis 20.000 Jahren zerstört und die Skulptur ist vielleicht die älteste Darstellung der androgynen Menschengestalt. Vielleicht bilden die zwei Hälften Mann und Frau eine Gestalt, die zu damaliger Zeit noch eine Seele verkörperte.“ 15

The Sacred Symbols of Mu, published 1933 by James Churchward

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Selbstverständlich kann die moderne Forschung jedoch ein wesentlich jüngeres Alter für diese Skulptur festlegen...

Abb. 3: Der erste Mensch - duales Prinzip Abbildung von P. K. Kosloff – mehr als 20,000 Jahre alt. Aus der alten Hauptstadt Uighur unterhalb Karakhota, Gobi Wüste ( Material ohne Copyright )

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Hermes von Roquepertuse In der Nähe der Stadt Velaux beim südfranzösischen Marseille befindet sich die Ruine des Keltenheiligtums Roquepertuse. Das Heiligtum war in römischer Zeit immer ein zum nahe gelegenen Stadt Entremont gehörendes religiöses Zentrum, wo sich nur wenige Priester ständig für die täglichen Rituale und die Bewachung bereithielten. Marseille ist zu besagter Zeit eine griechische Kolonie, die sich bereits seit einigen Jahrhunderten auf den Fernhandel mit den Kelten spezialisiert hatte. Um 125 vor Christus bedrohen die Kelten in der Nähe dieser Stadt die griechischen Kolonien und greifen römische Legionen auf dem Durchzug nach Spanien an. Die Griechen rufen ihren mächtigen Bundespartner zur Hilfe, und Rom organisiert 124 v.C. eine erste Strafexpedition. Die Kelten verteidigen sich zunächst erfolgreich. Die Römer verlieren einige Soldaten und ziehen sich zurück. Römische Quellen berichten, dass die Barbaren die Körper der Römer enthaupten und die mumifizierten Schädel an die Wände ihrer Heiligtümer und Häuser nageln. Im nachfolgenden Jahr folgt eine zweite Expedition unter der Leitung des Konsuls Gaius Sextius Calvinus. Die Truppen marschieren jetzt mit schwerer Artillerie auf, die sechs Kilogramm schwere Steinkugeln schleudern. Die Römer postieren diese Waffen auf den Berghängen der Hauptstadt Entremont und des Heiligtums Roquepertuse. Nach wenigen Tagen Belagerung geben die Kelten auf und fliehen, während die Römer Entremont und Roquepertuse vollständig vernichten. Die Holzkonstruktionen der Bauten stürzen zusammen und verbrennen. 37

Ein Wiederaufbau wird untersagt, und die Legion gründet in der Nähe eine neue Stadt: Colonia Aquae Sextia, das heutige Aix en Provence. Die Römer verbreiten im Kelten-Land Gallien die Pax Romana. Das Salische Volk wird eliminiert und ersetzt durch andere Kelten, Römer und Griechen. Die Akropolis Roquepertuse wird vergessen, nachdem der Salische Keltengott sein Volk so schmählich im Stich gelassen hatte, und schlummert in der Erde bis 1929. In 1923 beginnt der französische Archäologe Henri de GérinRicard die Ausgrabungen in Roquepertuse, das inzwischen vollständig unter Laub, Erde und Stein begraben ist. Die Archäologen finden drei quadratische Säulen mit Aussparungen für Menschenschädel, zwei kopflose 62cm hohe Buddha-Statuen, eine große Vogelskulptur in 25 Teilen, eine Vielzahl römischer Steinkugeln und eine merkwürdige 20cm große Skulptur mit zwei Gesichtern. Henri de Gérin-Ricard nennt die doppelgesichtige Skulptur “Hermes von Roquepertuse”, und seine Funde werden im Museum Borély in Marseille ausgestellt. Die menschlichen Gesichter der doppelgesichtigen Skulptur sind etwa 20 cm hoch und in natürlicher Größe dargestellt. Die Schädel sind bartlos, und die Haartracht wird lediglich mit schwarzer Farbe angedeutet. Ursprünglich waren die Gesichter mit roter Farbe, die Augen in Schwarz gemalt. Der größere Schädel ist etwa sieben bis zehn Prozent größer als sein Partner, und diese Differenz deutet ggf. auf ein Zwitterpaar. In der Mitte befindet sich eine dreieckige, keilförmige geometrische Figur, die Archäologen normalerweise als Vogelschnabel deuten. Man glaubt, dass dieses Bild in einem Todesritual verwendet wurde, um die Seele des Verstorbenen in den Himmel zu geleiten. 38

Außerdem meinen die Archäologen, dass in Roquepertuse kein Göttersymbol gefunden wurde. Die Statuen mit der BuddhaHaltung seien dagegen Priester oder Soldaten. Offensichtlich haben die Archäologen die Symbolik Tuiscos bei der Analyse der Hermes-Statue ignoriert. Tuisco war ein androgyner Gott, der die Menschen nach seinem Ebenbild männlich-weiblich geschaffen hatte und erst danach aufgetrennt hat in Mann und Frau. Genau dieser Moment der Trennung wird in der Skulptur dargestellt, wobei ein Messer aus Feuerstein auf einem Altarstein die Verbindung zwischen Mann und Frau auftrennt. Die Skulptur aus Roquepertuse stellt deshalb eine Schöpfungslegende dar, aber gleichzeitig auch ein Ebenbild des Schöpfergottes Tuiscos. In Roquepertuse wurde offensichtlich doch ein androgynes Göttersymbol gefunden, und zwar das Ebenbild Tuiscos oder gar in einer französischen Variante „Djeu-piter“. Die Skulptur des Riesenvogels, der in 25 Scherben gefunden wurde, lenkt unsere Aufmerksamkeit auf eine andere, große Religion der Antike. Dieser Vogel, der sich verjüngt und aus seiner Asche aufsteigt, findet sich in vielen Religionen wieder. In Indien trägt der Vogel den Namen Garuda, und im Nahost ist sein Name Phönix, der Namenspate der Phönizier. Verschiedene andere Funde bei Ausgrabungen in den KeltenSiedlungen Entremont, Mouriès, Nages und Noves bestätigen die Bedeutung des Schädelkults, wobei Schädelpaare eine große Rolle spielen und wobei der Gott in einigen Fällen seine Hand auf dem Menschenschädel ruhen lässt. Die Augen sind manchmal geöffnet, aber oft auch geschwollen oder geschlossen, wie die Augen eines Neugeborenen. 39

Die in Roquepertuse gefundene Darstellung Tuiscos ist eine Ausnahme, denn Tacitus sagt uns zum keltischen Gottesdienst in seinem Werk „Germania“: „Im übrigen verträgt es sich nach germanischer Anschauung nicht mit der Hoheit der Himmlischen, die Götter in Tempelbauten einzuengen oder menschenähnliche Bilder von ihnen zu machen. Sie weihen ihnen Wälder und Haine und rufen jenes geheimnisvolle Wesen, das man nur dann schauen zu können meint, wenn man in ehrfurchtsvoller Andacht versunken ist, mit göttlichem Namen an“. Die Skulpturen der Provence enthalten alle keine Inschrift, aber die zugehörigen Symbole und Legenden sind weiter nördlich in den Namen der Städte und in der Sprache erhalten geblieben, wo die Germanen und Keltenvölker zu zahlreich waren, um von den Römern ausradiert zu werden. Es gibt jedoch noch einen weiteren Hinweis auf die androgynen Religionen: das Keltische Fürstengrab in Hochdorf an der Enz. Eine Analyse der Skulptur von Roquepertuse16 ermöglicht uns vielleicht noch eine genauere Interpretation des Objekts zwischen den beiden Schädeln der Hauptpersonen. Bisher sind drei Ideen geäußert worden: • ein Vogelschnabel (..von französischen Archäologen) • ein dritter Kopf (Vorschlag von Licia Filingeri17) • ein Obsideanmesser (Vorschlag von Joannes Richter18) 16

Museum Borland in Marseille, Frankreich im Palaeolithic Art Magazine 18 im Buch „Der Brenner- & Tuisc Codex, 2004 17

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Wenn wir in dieser Diskussion einen genaueren Blick auf die Skulptur werfen, sehen wir, dass dieses Objekt keinen Hals darstellt, aber dafür auf der Unterseite in einer scharfen Klinge endet. Die Unterseite bildet ein Steinmesser, womit man die zwei sich berührenden oder gar zusammengewachsenen Schädel auftrennen kann. Das Blatt endet keinesfalls in einem spitzen Schnabel, den man bei einem Vogelschnabel erwarten würde.

Abb. 4: Hermes von Roquepertuse Eine solche Auftrennung eines Schädelpaares gehört zu einer religiösen Prozedur, die durchaus mit Platos Schöpfungslegende im Symposium übereinstimmen könnte. 41

Der Hermes von Holgerlingen Eine zweigesichtige Skulptur gefunden in Holzgerlingen19 ist durchaus vergleichbar mit dem Hermes von Roquepertuse. Die Hörner (oder Ohren?) sind Spezialelemente, die an dieser 230 cm hohe Körper auffällig wirken.

Abb. 5: zweigesichtige Skulptur aus Holzgerlingen

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ausgestellt im Landesmuseum Stuttgart

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Im Vergleich zur Hermes-Gestalt von Roquepertuse fällt mir auf, dass die Ohren in der Mitte zerbrochen sein könnten. In einer Skizze kann man sich vorstellen, inwieweit die HörnerSkulptur mit der Statue aus Holzgerlingen übereinstimmt:

Abb. 6: Hermes of Roquepertuse als Hörner-Gestalt

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6 Benannte N-gesichtige Skulpturen Im Gegensatz zum vorangehenden Kapitel haben die meisten Skulpturen des nun folgenden Kapitels einen Namen erhalten, der sich mehr oder weniger auf den vom Schöpfer vergebenen Namen bezieht.

Die alt-Iranische Gottheit Zurvan Der Zurvanismus ist ein heute ausgestorbener Zweig des Zoroastrismus. In dieser Religion ist Zurvan die als Schöpfergott hypostasierte Zeit und Ewigkeit, wo er als Vater des Ahura Mazda und seines Widersachers Angra Mainyu galt. Die Schöpfungslegende, die nur außerhalb der Quellen des Zoroastrismus dokumentiert wurde, lautet: „Am Anfang war der große Gott Zurvan alleine. In seinem Wunsch nach Nachwuchs, der 'Himmel, Hell und Alles dazwischen' erschaffen konnte, opferte Zurvan eintausend Jahre. Zum Ende diese Periode erschlichen dem Zwitter-Gott Zurvan Zweifel an der Wirksamkeit der Opferperiode. Genau in diesem Zweifelsmoment erwachten Ohrmuzd und Ahriman zum Leben. „Nachdem er festgestellt hatte, dass Zwillinge unterwegs waren, beschloss Zurvan, seinem Erstgeborenen Kind die Gewalt über die Schöpfung zu erteilen. Ohrmuzd hatte Zurvan's Entscheidung erfahren und leitete die Nachricht seinem Bruder weiter. Ahriman kam dann Ohrmuzd zuvor, indem er den Zugang zum Schoß zerriss, um als Erster zur Welt zu kommen. 45

In Anbetracht seiner Entscheidung um Ahriman soviel Macht zu verleihen beschloss Zurvan nun, dessen Herrschaft auf eine Zeitraum von 9000 Jahre zu begrenzen. Anschließend würde Ohrmuzd in aller Ewigkeit regieren”.

Abb. 7: Die androgyne Gottheit Zurvan Eine Silberplatte20 dokumentiert die Geburt des bedeutenden Zoroastrischen Gott Ahura Mazdā und seinem Antipode Ahriman (der Teufel), die aus den Schultern der androgynen Gottheit Zurvan hervorgehen. 20

Cincinatti Art Museum, Ohio, USA

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Der Schöpfergott IHVH In einem Artikel Four-headed Hermea of Rome21 schreibt Pietro Gaietto: "Wir wissen mit Sicherheit, das heißt von schriftlichen Zeugnissen, dass die Skulpturen mit zwei, drei oder vier Köpfen, beziehungsweise Gesichtern, sich auf eine religiöse Symbolik beziehen, zum Beispiel, dass es sich um Gottheiten handelt“. Im gleichen Artikel zitiert Pietro Gaietto auch die bereits in einem früheren Werk veröffentlichten Bibelzitate mit Bezug auf die vierköpfigen Götterstatuen in der Bibel. Demnach dokumentiert Raffaele Pettazzoni, Professor der Religionsgeschichte an der Universität von Rom in seinem Buch "The all-Knowing God"22 die historischen Details zu den vierköpfigen oder viergesichtigen Skulpturen, welche die Bibel erwähnt: „In den Frühperioden des Christentums (namentlich in Syrien) und des benachbarten Judentums kann die Tradition eines bei den Hebräern verehrten Abbildes mit vier Gesichtern oder vier Köpfen an mehreren Literaturstellen lokalisiert werden“.

21

Die vier-köpfigen Hermen in Rom London, 1956; original edition: "L'onniscenza di Dio", Edizioni Scientifiche Einaudi, Torino, 1955 22

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1. Der Ba' al von Tyrus, der von Ahab, König von Israel, im IX Jahrhundert v.C. in Samaria eingeführt wurde, nach seinem Heirat mit Izebel, die Tochter des syrischen Königs (Könige 16. 29 und nachfolgendes): Eustachius von Antiochia (ca. 300 A.D.) beschreibt diese Abbildung als „vierfaltig“. 2. Die Skulptur, die Manasse, König von Juda (VII Jahrhundert) erstellt und im Tempel zu Jerusalem aufrichtet (2 Chr. 33. 7), aber dann wieder nach seiner Rückreise aus Babylon (2 Chr. 33. 15) entfernt. In der syrischen Version (Pesitta) in 2 Chr. 33. 7 wird die Statue als „viergesichtig“ beschrieben. Efrem Syrus (+ 373 a.D.) hat in seinem Gedicht gegen den abtrünnigen Julian und ebenso hat Jacob von Sarug (+ 521) in seiner Predigt „Sturz der Abgötter“ und in der Predigt zum Palm-Sonntag den Hebräern vorgeworfen einen „viergesichtigen“ Abgott verehrt zu haben. Dabei beziehen sie sich alle auf die Statue von Manasse. Die Skulptur im 2. Buch der Chronik wurde genau beschrieben von Barhebreus und George Syncellus, Cedrenus und Suida. Der griechische Name für den viergesichtigen Gott ist „Zeus“. Im Talmud verfügt die Skulptur von Manasse ebenfalls über vier Gesichter, während die Abbildung im syrischen Buch „Apokalypse von Baruch“ mit fünf Köpfen dokumentiert wird. - Ein Echo auf diese Idee liefert St. Girolamus.

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3. Die Statue von Jahwe, die Micha, der Sohn von Efraim für seinen eigenen (illegalen) Kult erstellt, stimmt lt. Talmud überein mit dem viergesichtigen Abbild von Manasse. Es wurde später von den Danitern übernommen und später in Dan-Lajis (Jew. 17 and 18) verehrt. 4. Auch das "Abbild der Eifersucht" im Jersualemer Tempel wurde laut Ezech. 8. 3, 5, in der jüdischen und christlichen Tradition als die Skulptur von Manasse identifiziert und verfügte demnach über vier Gesichter“. Diese Skulpturen markieren offensichtlich die frühen Israelischen Bemühungen, sich von der androgynen Symbolik, die damals immer noch aktiv im Gedächtnis verankert war, zu lösen. Mircea Eliade23 beschreibt diese frühe Phase der hebräischen Religion folgendermaßen: „Jedesmal, wenn die alten Hebräer eine Phase des Friedens und Wohlstand erfuhren, tauschten sie Jahweh gegen die Baals und Astartes ihrer Nachbarn aus. Nur historische Katastrophen führten das Volk wieder zurück zu Jahweh (1 Samuel, 12,10)“.

23

In the Sacred and the Profane-The Nature of Religion, von Mircea Eliade (1956), ISBN 978-0-15-679201-1, Seite126.

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Mircea Eliade dokumentiert auch ganz allgemein die paradoxe Situation in der primitive Völker ihre Fruchtbarkeits- und Wohlstandsgötter bei kosmischen Katastrophen aufgeben. Sie wussten, dass diese Wohlstandsgötter nicht weiterhelfen konnten. Mircea Eliade übersieht jedoch vielleicht die verschleierte Energiequelle im Namen des monotheistischen Ur-Gottes. Der Himmelsgott verfügt über ein eigenes Fruchtbarkeitssymbol innerhalb seines androgynen Namens, der die Fruchtbarkeit in Katastrophensituationen wiederherstellt. Wir werden diese Fruchtbarkeitssymbolik in den nächsten Kapiteln kennen lernen und analysieren.

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Svantovit In der deutschen Version der Wikipedia wird Svantovit folgendermaßen dokumentiert: Svantovit (auch Svantevit, Sveti Vid, Swantewit, Svetovit, Svatovit, Świętowit oder Святовит) ist eine slawische Gottheit. Er war der Kriegsgott und die oberste Gottheit der Ranen auf Rügen und anderer Elbund Ostseeslawen, vergleichbar mit dem obersten Gott Perun anderer slawischer Stämme. Slawische Gottheiten haben oft mehrere Köpfe. Svantovit ist vierköpfig, jeder Kopf schaut in eine Himmelsrichtung. Er wurde auf Rügen von den slawischen Bewohnern insbesondere als Orakelspender verehrt. Auf Kap Arkona auf der Insel Rügen stand eine Holzstatue, die ihn mit vier Gesichtern und einem mit Wein gefüllten Horn darstellte. Die Statue befand sich in einem quadratischen, säulengetragenen Tempel innerhalb der Jaromarsburg. Das Heiligtum galt als geistiges Zentrum der Slawen und insbesondere der auf Rügen ansässigen Ranen. Es wurde 1168 vom dänischen König Waldemar zerstört. Die Statue wurde im Freudenfeuer zur Christianisierung verheizt. Auch Saxo Grammaticus berichtet Ende des 12. Jahrhunderts von dem Svantovit-Kult. Er beschreibt genau die Kultstätte auf Kap Arkona: Ein Holztempel mit einem einzigen Eingang und einem roten Dach beherbergte das hölzerne, überlebensgroße Standbild von Svantovit. Von den vier Köpfen blickten zwei nach vorne und zwei nach hinten. Das Trinkhorn in der rechten Hand war aus Metall und wurde von einem einzelnen Priester einmal im Jahr mit Wein gefüllt, dessen Zustand der Weissagung über die kommende Ernte diente. 51

Die Zbruch-Skulptur Die mit Svantovit verwandte Zbruch-Skulptur24, die im National-Museum in Kraków, Polen ausgestellt wird, ist erhalten geblieben und weist einige androgyne Merkmale auf.

Abb. 8: Die Zbruch-Skulptur

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National-Museum in Krakau, Polen (Freies Foto aus der Wikipedia)

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Die Zbruch-Skulptur stammt aus dem neunten Jahrhundert und ist eine der seltenen Idole der vor-christlichen slawischen Religion. Die Statue steht nach einigen Wissenschaftlern in Verbindung mit der slawischen Gottheit Svantovit, obwohl noch keine Einigung über die Interpretation der Tiefen-Reliefs und ihrer Symbolik besteht. Die Zbruch-Skulptur ist eine vierseitige Säule aus grauem Kalkstein, 2,67 Meter hoch. Die Säule ist auf allen vier Seiten in drei Abschnitten graviert. Der untere Bereich ist 67 cm, der mittlere 40 cm und der obere Bereich 167 cm hoch. Bereits kurz nach der Entdeckung hat Joachim Lelewel ausgesagt, dass im oberen Bereich zwei männliche Bartträger und zwei weibliche, bartlose Figuren abgebildet werden. Boris Rybakov hat in seinem 1987 veröffentlichten Buch Paganism of Ancient Rus25 bereits dokumentiert, dass die vier oberen Bereiche der Säule vier unterschiedliche Götter (und zwar zwei männliche und zwei weibliche) darstellen, wobei die mittleren Säulenbereiche immer die Antipoden der Geschlechter darstellen. Rybakov identifizierte die Seite mit der männlichen Figur mit dem Trinkhorn als die Vorderseite der Statue. Als Begründung führt er die Sockelfigur an, die eine nach vorne gewandte Beingruppe präsentiert, während die Seitenteile auch Beine von der Seite zeigen und die vierte Seite als Rückseite gar nicht graviert worden ist.

25

Heidentum im Alten Russland

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Außerdem glaubt Rybakov, dass die Phallusform der Säule generell eine Umklammerung der Gottheiten symbolisiert, so dass aus der Gesamtheit aller Figuren ein Gesamtgott (als phallischer Gott) hervorgeht. Die vier Skulpturen (in der Abbildung 9 durchnummeriert mit 1,2,3 und 4 von links nach rechts) symbolisieren jeweils drei menschliche Körper in einer vertikalen Linie.

Die obere Personengruppe Die Personen der oberen Gruppe bedecken jeweils ihre Brust und verhüllen teilweise ihren androgynen Charakter. Den Bartwuchs kann man nur in genauen Studien identifizieren.

Die kleinen Skulpturen in der Mitte Die kleinen Idole in der Mitte zeigen ihre Brust mit geöffneten Armen und zeigen deutlich ihre androgyne Symbolik. • •

Die kleinen Skulpturen 1 und 4 zeigen ihre Brüste und können als weibliche Personen identifiziert werden. Die großen Skulpturen 2 und 3 zeigen dagegen keine Brüste und können als männliche Personen identifiziert werden.

Die untere Personengruppe Der untere Sockelbereich scheint keine besondere Symbolik aufzuweisen.

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Der androgyne Charakter Die Brüste symbolisieren eindeutig ein Gleichgewicht (50% männlich und 50% weiblich) in der Androgynität der Skulptur. Sowohl die Zbruch- als die Svantevit-Skulptur können die evolutionäre Übergangsphase von den zwei- zu den vierköpfigen Skulpturen nach Pietro Gaietto erfahren haben.

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Die androgyne Gottheit Odin Eine auffällig androgyne keltische Skulptur wird in Nordirland auf Boa Island geortet. Die große, androgyne Skulptur ist auf der Ostseite männlich mit erigiertem Phallus, auf der Westseite weiblich mit ausgestreckter Zunge. Beide Figuren werden mit einem Band zusammengehalten, die vielleicht auf eine Ehe-Band deutet. Auch ansonsten entspricht die Körperhaltung genau der Schöpfungslegende, die im Sohar und im Symposium von Plato dokumentiert wird. Sie können das jeweilige Partnergesicht nicht in die Augen schauen und werden trotzdem von einem fesselnden Band fixiert. Zwischen den Köpfen befindet sich ein Schlitz, der zur Auftrennung des androgynen Paares einlädt. Zwischen den Gesichtern ist in einem Kreuzmuster vielleicht eine Haartracht angedeutet. Eines der Augen wurde unvollständig ausgearbeitet oder zerstört. Dieses Merkmal könnte auch auf Odin deutet, der auf dem gleichen, linken Auge blind gewesen sei. Man beachte dabei, dass Odin als androgyne Gottheit bekannt ist, so dass die Skulptur durchaus Odin darstellen könnte.

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Abb. 9: Männliche Seite des Odins auf Boa-Island Die große Skulptur ist auf der Ostseite männlich mit ausgestochenem Auge und erigiertem Phallus unterhalb der gekreuzten Armen 57

Abb. 10: Westseite der androgynen Skulptur auf Boa-Island Die Skulptur auf der Westseite weiblich mit ausgestreckter Zunge Die ausgestreckte Zunge ist ein Symbol der Göttlichkeit (vergleiche mit den griechischen Gorgonen) und deutet auf Odins weibliche Seite. 58

Die vierköpfige Gottheit Brahma

Abb. 11: Brahma-Skulptur im Halebidu-Tempel Die Wikipedia-Seite „Brahma“ enthält folgende Information zu dieser Gottheit: „Brahma ist der Hinduistische Schöpfergott und gehört zu den Trimurti (Brahma, Vishnu und Shiva). Brahma sollte nicht mit Brahman aus der Vedantischen Philosphie verwechselt werden. Brahmā's Partnerin ist Saraswati, die Göttin des Lernens“.

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Die Brahma-Skulptur im Tempel in Halebidu weist androgyne Züge auf, da das Gesicht in der Vorderansicht einen Bartträger zeigt, während die Personen zur linken und rechten Seite beide keinen Bart tragen. Auch im Brahma-Tempel der Stadt Pushkar befindet sich ein überlebensgroßes Abbild der vierköpfigen Gottheit.

Die zwei- bzw. vierköpfige Gottheit Janus Nach Aussagen von Macrobius und Cicero bilden Janus26 und Jana zusammen ein Götterpaar, das als Sonne und Mond verehrt wurde. Aus diesem Grund wurden sie als Hauptgötter betrachtet, und es wurden ihnen Opfergaben vor allen anderen Göttern angeboten. Janus und Janua sind Varianten der Götternamen Dianus und Diana. Beide beziehen sich auf den Wortstamm für „Dies“, das heißt „Tag“, beziehungsweise „Deus“, das heißt „Gott“ (siehe auch „Dyaeus“). In der römischen Mythologie ist Janus (beziehungsweise Ianus) der Gott der Türen, Portale oder vielmehr jeglichen Anfangs und Endes. Seine klarste Spuren hinterlässt er im Monat „Januar“ und im englischen Wort „Janitor“ für den Pförtner. Janus wurde ursprünglich als Gottheit allen Anfang betrachtet. In römischen Gebeten wurde Janus immer an erster Stelle angerufen, und zwar sogar noch vor Jupiter. Obwohl er normalerweise mit zwei Gesichtern in entgegengesetzter Richtung dargestellt wird (Janus Geminus, Zwillings-Janus oder Bi-frons), sind auch Abbildungen als Janus Quadri-frons (der viergesichtige) bekannt. 26

Information aus: (Englischer) Wikipedia-Eintrag (Janus)

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Die beiden Gesichter symbolisieren zunächst die Sonne und den Mond. Dabei wurde Janus üblicherweise mit einem Schlüssel abgebildet. Ursprünglich wurde immer eines seiner beiden Gesichter mit Bart und das andere ohne Bart abgebildet, später jedoch beide Gesichter mit Bart abgebildet. Ggf. sind jedoch Sonne und Mond ursprünglich androgyne Symbole, die in der religiösen Tradition als Stellvertreter für Mann und Frau gelten.

Abb. 12: Janus-Skulptur (Vatikanstadt) Die Römer verglichen Janus mit dem Etrusker -Gott Ani, aber Janus war auch einer der wenigen römischen Göttern ohne älterem Vorbild oder einer entsprechenden mythologischen Vorgeschichte. Einige Wissenschaftler meinen sogar, dass dieser die wichtigste Gottheit im archaischen römischen Pantheon gewesen sei.

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Diese Einstufung wird begründet mit dem Titel Ianus Pater, der im klassischen Altertum immer noch in Betrieb gewesen ist. Ianus Pater wurde oft zusammen mit der offensichtlich ebenso androgynen Gottheit IU-piter (Jupiter) angerufen. Die Götterpaare Jupiter & Juno, Dianus & Diana, Zeus & Dione sind im Wesen und Ursprung identisch. Juno und Diana wurden als Mond identifiziert. Die Abstammung wird auf den indogermanischen Stamm "Di" mit der Bedeutung "Hell" zurückgeführt. Varro erwähnt, dass Janus mit einem Stock in der einen und einem Schlüssel in der anderen Hand der Himmelsgott war. Janus27 soll in den ältesten Tagen der römischen Geschichte in den Eichenwäldern des Janiculum geherrscht haben, jenes Gebirge am rechten Ufer des Tibers. Auch in Griechenland wurden Janus-ähnliche Götterschädel in Anlehnung an Hermes-Abbildungen gefunden. Diese Gottheiten bilden vielleicht zusammengesetzte Charaktere: Herm-athena (Eine Herme der Athena), Herm-ares, Hermaphroditus, Herm-anubis, Herm-Alcibiades und so weiter. Im Falle solcher Zusammensetzungen diskutiert man, ob diese eine Herme mit einem Kopf der Athena darstellt oder mit einem Janus-ähnlichen Gesichterpaar von Hermes und Athena, beziehungsweise einer zusammengesetzten Figur beider Gottheiten. In der Regel kann man diese doppelgesichtigen Gestalten immer auch als androgyne Symbole betrachten.

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The Golden Bough (1890-1900-1911/1915)-von James George Frazer

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Die androgynen Skulpturen in Mexiko

Abb. 13: Androgynes Paar (Mexiko) Im präkolumbischen Mexiko haben die Archäologen zahlreiche Dual-Skulpturen gefunden. Die linksseitige, weibliche Person in der Abbildung trägt eine Halskette, während der rechtsseitige (männliche) Partner geringfügig größer dargestellt wird.

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7 Spiegelungen bei der Bestattung Bereits Freud behauptete, „dass Rechts und Links als „männlich“ beziehungsweise „weiblich“ zu verstehen seien.“ Chris McManus28 beschreibt das alte Schema der Bestattungen der alten Kulturen. Obwohl das System von Kultur zu Kultur variierte sind jedoch einige systematische Zusammenhänge erhalten geblieben. Die älteste links-rechts-Symbolik können wir demnach bei den Bestattungsriten der Indo-Europäischen Kurganvölker identifizieren, die vom Schwarzen Meer kommend Europa im vierten Jahrtausend vor Christus zum Teil besiedelt haben.

Die Kurganperiode Die Ockergrab- bzw. Kurgankultur ist gekennzeichnet durch Einzelbestattung in Grabgruben (später Holzkammern), über die ein Grabhügel (Kurgan) aufgeworfen wurde. Die Gräber enthalten Einstreuungen von rotem Ocker. In der Kurgankultur wurden die Verstorbenen in einer Hockerstellung beerdigt, die der Fötushaltung im Mutterleib ähnelt. Der Körper kann dabei wahlweise auf der linken als auf der rechten Seite abgelegt werden. Üblicherweise wurden Männer und Frauen in entgegengesetzter oder „gespiegelter“ Lage bestattet. In der Kurgan III-IV-periode wurden die Körper in Ost-West-Richtung gelegt, wobei die Gesichter zum Süden gewendet wurden. Man bettete die Frauen auf der linken und die Männer auf der rechten Seite. 28

Right Hand, Left Hand: The Origins of Asymmetry in Brains, Bodies, Atoms and … by Chris McManus (2002)

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Die Glockenbecherkultur Als Glockenbecherkultur wird eine endneolithische Kultur bezeichnet, die in Süd-, West- und Mitteleuropa (im Osten bis nach Ungarn) ab 2600 v. Chr. aufkommt, etwa bis 2200 v. Chr. andauert und nur in Großbritannien bis ca. 1800 v. Chr. besteht. Sie stellt in diesen Regionen Europas eine Kultur am Übergang von der Jungsteinzeit zur Bronzezeit dar. Die Toten wurden als Hocker in geschlechtsspezifischer Orientierung und Seitenlage beigesetzt: • weibliche Individuen mit dem Kopf im Süden, Füße im Norden, die Extremitäten nach rechts gewandt • männliche Individuen mit Kopf im Norden, Füße im Süden, nach links gewandt. Beide Geschlechter wurden demnach mit dem "Blick" nach Osten bestattet. Diese Art der strikten geschlechtlich bipolaren Bettung erinnert an das Totenritual der zum Teil zeitgleichen Schnurkeramik, steht aber in seiner Ausführung in augenfälligem Gegensatz dazu - die Hauptorientierungsachse der Glockenbechkultur ist Nord-Süd, nach Osten gewandt, die der Schnurkeramik jedoch Ost-West, nach Süden gewandt. Einige Forscher sehen darin eine bewusste Abgrenzung der Träger der GBK von den Schnurkeramikern. Die bipolare Lage der Toten hält sich in einigen Regionen, z. B. der Unterwölblinger Gruppe Niederösterreichs bis in die Bronzezeit.

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Schnurkeramik Bereits 1883 entdeckte und definierte Friedrich Klopfleisch die Schnurverzierung als bezeichnendes Element für diese Kultur. Ein weiteres charakteristisches Kennzeichen ist die Art und Weise, wie die Träger der Schnurkeramik ihre Toten bestatteten. Während in der vorangegangenen Kulturen Kollektiv-bestattungen (mehrere Tote in einem Grab) üblich waren, sind nun Individualbestattungen unter Grabhügeln die Regel. Frauen und Männer legte man in Hockerlage auf der Seite. Während die Männer auf der rechten Seite mit dem Kopf im Westen niedergelegt wurden, lagen die Frauen genau umgekehrt auf der linken Seite mit dem Kopf im Osten. Beide blickten somit nach Süden. Diese Geschlechtsdifferenzierung im Grabritus ist ein Charakteristikum für das ausgehende Neolithikum im 3. Jahrtausend. Die Datierungen reichen von ca. 2800 bis 2200 v. Chr. Die großräumige Verbreitung der Schnurkeramik erstreckt sich schon während der Frühstufe ungefähr vom Kaukasus im Osten bis in die Schweiz im Westen, und von Dänemark im Norden reicht sie bis in das Alpenvorland im Süden. Im gesamten Gebiet handelt es sich im großen und ganzen um vergleichbare Ausprägungen von Kulturgruppen mit schnurverzierten Bechern. Während der frühen Zeitabschnitte wurde die Verzierung durch gedrehte Schnüre oder Textilien hervorgerufen, die horizontal in den noch feuchten Ton gedrückt wurden. Ebenso charakteristisch ist für diese Phase die Streitaxt aus Felsgestein sowie im östlichen Verbreitungsgebiet der Gebrauch von Kupfer, überwiegend in Schmuckform. 67

Ursprünglich bildeten die Gräber eine Reihe, so dass eine Reihe mit Gräbern wie auf einer Schnur aufgereiht wurde. Zu den gebräuchlichsten Grabbeigaben gehören die Gefäße der Schnurkeramik, die man sowohl in den Gräbern der Männer als Frauen antrifft. Bereits zu dieser Zeit wurden die Bestattungen für Mann und Frau unterschiedlich gehandhabt. Es gab wesentlich mehr Gräber für Männer als für Frauen. Noch seltener jedoch wurden die Kinder aufwendig bestattet.

Die Schnüre der Schnurkeramik Eine Schnur ist ein Faden, eine Textilie aus miteinander verbundenen/verdrehten Fasern. Ein Faden ist eine Textilie aus mehreren miteinander verbundenen/verdrehten Fasern. Ein Faden ist lang, dünn und sehr biegsam. Er kann gewebt, gestrickt, gewirkt, getuftet oder anders weiterverarbeitet werden, um daraus ein Flächengebilde – Stoff, Kleidungsstück oder andere Textilien wie Teppiche – herzustellen. In vorchristlichen und vorislamischen Religionssystemen stand der Faden kulturübergreifend für das Schicksal. Die griechischen Moiren und die norwegischen Nornen spannen das Schicksal, indem sie den Faden für jedes Leben spannen, ausmaßen und bei der vorherbestimmten Länge abschnitten. Aus diesem Schicksalsfaden wurde dann das Leben der Menschen gewebt. Noch heute spricht man von das Leben hängt an einem seidenen Faden oder sein Lebensfaden wurde durchgeschnitten.

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Faktisch kann die Schnur auch als Websymbol mit dem Namen „Byssus“ in der Bibel identifiziert werden. Auch im Fürstengrab von Hochdorf wurde die Webtechnologie als Symbol für die Einigung der männlichen und weiblichen Elemente angewandt. Man kann die einigende und bündelnde Kraft der Zusammenarbeit auch in der Beschreibung von Tacitus zurückfinden, der in seiner Germania29 die Hochzeitszeremonie folgendermaßen als Unterjochung des Ehepaares mit „Dies sagt ihr das Joch Ochsen“ beschreibt: „Auf diese Geschenke hin wird die Gattin in Empfang genommen und bringt ihrerseits selbst auch dem Mann irgend etwas an Waffen zu. Das betrachten sie als stärkstes Band, dies als geheimnisvolle Weihen, darunter verstehen sie die Götter des Ehebundes. Damit die Frau mutige Taten nicht außerhalb ihres Gedankenkreises und sich den Wechselfällen des Krieges enthoben glaubt, wird sie gleich durch die Eingangsfeier des beginnenden Ehestandes daran erinnert, dass sie als Gefährtin der Mühsale und Gefahren eintrete, um im Frieden wie auf dem Schlachtfeld Schicksal und Wagnisse zu teilen. Dies sagt ihr das Joch Ochsen, dies das aufgeschirrte Ross, dies die überreichten Waffen. So habe sie zu leben, so zu sterben; sie empfange, was sie unentweiht und in Ehren auf ihre Kinder bringen, was ihre Schwiegertöchter empfangen und wiederum auf ihre Enkel übergehen solle. „

29

Tacitus, Gernamia 69

Es ist schwer vorstellbar, dass die Schnur in der Schnurkeramik über Jahrhunderten von 2800-2200 v.C. nur zur Verzierung gedient haben soll. Stattdessen müssen wir annehmen, dass dieses Element eher als religiöses Symbol angewandt wurde um die Kräftebündelung in einer Hochzeit durch Einigung der männlichen und weiblichen Personen darzustellen. Es ist gewissermaßen die Schnur vergleichbar mit der Webtechnologie, die in späterer Zeit den Zusammenhalt der Bevölkerung im Weben der roten und blauen Fäden zum fürstlichen und göttlichen Purpurmantel darstellte. Eine solche Symbolik können wir auch heute noch im Buche Exodus und Chroniken ablesen. Diese Symbolik erhebt die Schnur in der Schnurkeramik zum religiösen Symbol, womit die Verwebung der männlichen und weiblichen Elementen der Gesellschaft verewigt werden konnten. Die Schnur ist zwar vergänglich, aber gepresst in den feuchten Ton konnte der Abdruck gebrannt und verewigt werden.

Der Vergleich zur Skulptur von Gagarino Sowohl die Kurgan Periode (Viertes Jahrtausend v.C.) als auch die Schnurkeramische Kultur (2880 v.C.-2000 v.C.) bestatteten ihre Frauen auf der linken Körperseite und ihre Männer auf der rechten Körperseite, als ob die Körperlage gespiegelt werden sollte. In beiden Fällen blickten die Verstorbenen in die Richtung des Sonnenaufgangs und/oder die Sonne.

70

Abb. 14: Androgyne Elfenbeinskulptur, Gagarino Diese Positionen sind vergleichbar mit der Anordnung der Körper in einer 14,8 cm kleinen Elfenbeinskulptur, der in einer steinzeitlichen Siedlung bei Gagarino30, Ukraine gefunden wurde. Die Skulptur wurde auf ein Alter von 21.800 Jahre datiert. Die männliche und die weibliche Hälfte sind am Kopf verbunden und mit vollem Körper ausgearbeitet. Nach Angaben des Instituts für die Eiszeitforschung hat L.M. Tarassov diese zylinderförmige Elfenbein-Skulptur bei Ausgrabungen in Gagarino in 1968 entdeckt. Tarassov hatte sofort festgestellt, dass sie am Schädel verbunden waren und stellt fest, „dass der Künstler die Verbindung der Schädeldecken nach Fertigstellung absichtlich intakt gelassen hatte“. Zur Bestätigung dieser Behauptung fügte er noch hinzu: 30

Quelle: Institute for Ice Ages Studies 71

1. Die gleichzeitige Bearbeitung der Skulpturen liefert keinen Vorteil, denn ein einziger Riss während der Handhabung könnte die komplette Struktur zerstören. 2. Eine Zurückhaltung beim Elfenbeinverbrauch wäre auch kein Argument, weil die russische Ebene ausreichende Vorräte an Elfenbein zur Verfügung stellt. 3. Der Einschnitt zwischen den Schädeln ist gleichmäßig tief und über die gesamten Länge gleichförmig sauber bearbeitet.

Die Bestattungsposition in Sungir Tarassov ging noch einen Schritt weiter und korrelierte diese Kopf-Verbindungsbeziehung mit der doppelten Beerdigung eines jungen Paars in Sungir, wobei zwei Einzelpersonen mit sich berührenden Schädel in einem Grab beerdigt worden sind.

Abb. 15: Vergleich der Funde in Sungir und Gagarino - von Libor Balák Beide Körper berühren sich am Schädel, womit die Symbolik der mannweiblichen Paarbildung demonstriert wird. 72

Links und Rechts bei den Gogo-Völkern Man kann die Geschlechtszuordnung der Begriffen Links und rechts auch in moderneren Sprachen identifizieren. In Zentral Tansania bezeichnen die Gogo-Völker die rechte Hand als muwoko wokulume, "die männliche Hand", und die linke Hand als muwoko wokucekulu, "die weibliche Hand". Die Gogo-Völker von Tansania bezeichnen die rechte Seite auch als die Körperseite: •

des männlichen Partners beim Geschlechtsverkehr



zur Beerdigung eine Mannes

Die linke Seite bezeichnet man dagegen als Körperseite: •

der weiblichen Partnerin beim Geschlechtsverkehr



zur Beerdigung einer Frau

Ocker31 Roter Ocker wurde häufig als Markierung für Bestattungen angewandt. In einer Untersuchung wurde diese Farbe als Symbol für das Leben als die Farbe des menschlichen, mütterlichen Blutes gedeutet wird.

31

Red Ochre and Human Evolution: A Case for Discussion 73

Bezug zur androgynen Symbolik Gespiegelte Bestattungspositionen beziehen sich ggf. auch auf andere symbolischen Elemente, zum Beispiel: •

Platons androgyne Schöpfungslegende im Symposium



Die androgyne Schöpfungslegenden des Sohars und weiteren Bibelauslegungen



Die zwei-gesichtigen Skulptur von Roquepertuse



Die Etymologie der Götternamen (z.B. Dyaeus, IHVH, IU-piter ,Tuisco und dUI).



und so weiter...

Eine Übersicht dieser Symbolik befindet sich in dem Dokument Der Himmelsgott Dyaeus .

74

8 Manuskripte Der Sohar Die wichtigste kabbalistische Quelle Sohar steht an verschiedenen Stellen im Web zur Verfügung. Im Sohar wird die Symbolik der vier Buchstaben des heiligen, geheimen Namen Tetragrammaton (YHVH bzw. IHVH) folgendermaßen dokumentiert: • Das große Wesen ist in sich sowohl männlich als weiblich. Und wer ist Er? Der ewige Eine, En Soph, der Grenzelose Eine, aus dem jegliches Leben, jeder Atem und Alles hervorgegangen sei32 ) • Die zwei Hauptbuchstaben des göttlichen Namens, Y und H dominieren die zwei übrigen Buchstaben, V und H, die ihren Wagen bilden33. • Die Buchstaben Yod und He symbolisieren den Vater und die Mutter34 • Der Buchstabe V im göttlichen Namen IHVH ist der Sohn oder das Kind der Eltern I und H, Vater beziehungsweise Mutter35 Der erste Mensch Adam wurde androgyn erschaffen, mit dem einen Gesicht nach rechts und dem anderen nach links. Beide Gesichter - männlich und weiblich - fühlten sich einsam und Gott entschied sich, die Hälften zu trennen. 32

Sohar (Web) - Kapitel 2 Sohar (Web) - Kapitel 3 34 Sohar (Web) - Kapitel 7 35 Sohar (Web) - Kapitel 12 33

75

Die Gottheit schmückte die weibliche Hälfte wie eine Braut und führte sie ihrem Partner zu, damit sie sich erstmalig in die Augen sahen36.

Die Trennung von Mann und Frau37 Es begann Rabbi Acha mit dem Schriftsatz: Und es sprach IHVH Elohim: „Nicht gut ist es, dass der Mensch allein sei38“. Warum beginnt der Satz mit diesen Worten? Es wurde gelehrt, dass aus dem Grunde vom zweiten Tage nicht gesagt wird: dass es gut ist, weil der Mensch vereinsamen sollte. War er denn aber einsam, wo doch gesagt wird: Männlich und weiblich erschuf Er sie? Auch haben wir gelernt, dass der Mensch doppelgesichtig erschaffen wurde, und du sagst: Nicht gut, dass der Mensch allein sei? Vielmehr bemühte er sich nicht um seine weibliche Hälfte und hatte keine Stütze an ihm, da dieser nur eine Seite bildete und sie rückwärts wie eines waren – so war doch der Mensch allein. Ich will ihm einen Gehilfen verschaffen ihm gegenüber39. Das heißt: seinem Antlitz gegenüber, dass eines am andern hafte, Angesicht zu Angesicht. Was tat der Allheilige? Er sägte an ihm und nahm das Weibliche von ihm. 36

Sohar (Web) - Kapitel 16 Sohar III. fol. 44b. 38 Die Bibel, 1. Moses 2, 18 39 Die Bibel, 1. Moses 2, 16 37

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Wie es heißt: Und Er nahm eine seiner Rippen40. Was bedeutet: eine: das ist seine weibliche Seite, in gleichem Sinne wie in den Worten: Eine ist sie, meine Taube, meine Reine41. Und er brachte sie zu Adam 42. Er rüstete sie wie eine Braut und ließ sie vor sein leuchtend Angesicht kommen: Angesicht zu Angesicht.

Männlich und weiblich43 Rabbi Schim’on sprach: „Männlich und weiblich hat Er sie erschaffen.” Darum ist ein Geistesbild, in dem nicht Männlich und Weiblich vereinigt sind, nicht himmlischer Art. Und in der geheimen Überlieferung fanden wir dieses bestätigt. So merke denn auch: An einem Orte, wo sich nicht ein Männliches und ein Weibliches vereinigt finden, schlägt der Allheilige nicht Seinen Wohnsitz auf und auch der Segen findet sich nur an einem Orte, der Männlich und Weiblich vereinigt.

40 41 42 43

Die Bibel, 1. Moses 2, 21 Die Bibel, Hohelied 6, 9 Die Bibel, 1. Moses 2, 22 Sohar I. fol. 55b

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So heißt es denn auch: „Und Er segnete sie und nannte ihren Namen Adam44, am Tage da sie geschaffen wurden45”, und nicht: „Er segnete ihn und nannte seinen Namen Adam”. Denn sogar der Name „Mensch” wurde nur dem Männlichen und Weiblichen zusammen gegeben.

Vom Ur-Zusammenhang der Geschlechter46 „...Wenn sie sich dann verbinden, erscheinen sie als ein Körper wahrhaftig. Daraus folgt, dass das Männliche allein nur als ein halber Körper erscheint ... und ebenso das Weibliche. Erst wenn sie sich verbinden, werden sie zur Einheit. Und wenn sie sich zur Einheit verbunden, freuen sich alle Welten, weil von einem vollkommenen Körper alle Menschen Segen empfangen. Was darum nicht Männlich und Weiblich enthält, wird ein halber Körper genannt. Und es kann kein Segen walten an einem makeligen, mangelhaften Dinge, sondern nur an einem vollkommenen Orte und nicht an einem halben, denn halbe Dinge können in Ewigkeit nicht bestehen und in Ewigkeit keinen Segen aufnehmen ...” 44

Die Wörter „Adam“ und „Mensch“ enthalten in der hebräischen Sprache die gleichen Konsonanten und sind damit austauschbar. Quelle: Fußnote in Genesis 5, der World English Bible im Internet 45 Die Bibel, 1. Moses 5,2 46 Sohar, III. fol. 296a

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Vom ersten Menschen47 Rabbi Jizchak sagte: „Der Mensch wurde doppelgesichtig erschaffen. Darauf verweist die Stelle, wo Gott eine seiner Rippen nahm, sie ihm absägte, und zwei Wesen entstanden, von Osten und von Westen, was in dem Satze ausgesprochen ist: Rückwärts und vorne hast Du mich gebildet48. Rückwärts – das ist die Seite des Niedergangs, vorne – jene des Aufgangs.” Und Rabbi Chija sagte: „Was tat der Allheilige? Er gestaltete jenes Weibliche, vollendete ihre Schönheit über alles und brachte sie dem Menschen. Wie geschrieben ist: Und es baute JHWH Elohim die Rippe, die er vom Menschen genommen, zum Weibe49. Und wenn es vorher heißt: Und er nahm eine von seinen Rippen, so ist dies im gleichen Sinne gemeint wie in den Worten: Eine ist sie, meine Taube, meine Reine, eine ihrer Mutter50. Und Rippe bedeutet einfach Seite, wie in den Worten: An der Seite des Stiftzeltes51”. Der Allheilige gab eine höhere Seele in den Menschen und legte in sie Weisheit und Vernunft – alles zu wissen. Aus welcher Region nahm er diese Seele? 47

Sohar II. fol. 54b-55a Die Bibel, Psalm 139,5 49 Die Bibel, 1. Moses 2,22 50 Die Bibel, Hohelied 6,9 51 Die Bibel, 2. Moses 26,20) 48

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Und Rabbi Jehuda setzte hinzu, dass dies gemeint sei in dem Satze: „Es bringe die Erde hervor lebende Seele!”52. Die Erde – das ist die Stätte, darin das Heiligtum sich befand. Lebende Seele – das heißt: lebende Seele schlechthin – es ist die Seele des Urmenschen. Rabbi Abba sagte: „Der erste Mensch bestand aus Männlichem und Weiblichem, wie es heißt: Und es sprach Gott: Lasset uns einen Menschen machen in unserem Abbild, nach unserem Gleichnis. Hiernach wurden also Männliches und Weibliches in einem geschaffen und trennten sich erst später.” Der Sohar beschreibt den ersten jüdischen Menschen als doppelgesichtig, nach Seinem Abbild, mannweiblich in einem. Erst später wird er aufgetrennt, genauso, wie es auch Platon beschrieben hat. In unmissverständlicher Weise sind der Name „Elohim“ und die Verben in diesem biblischen Kontext im Plural geschrieben, denn dem biblischen Autor stand selbstverständlich noch die androgyne Dualität klar vor Augen, obwohl doch das androgyne Ehepaar als monotheistischer Gott bekannt war. Doch nicht nur die Geschichte, auch die Kernbuchstaben (I und U) der jüdischen und keltischen Religion stimmen überein, denn hierzu sagt der Sohar:

52

Die Bibel, 1. Moses 1,24

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Der Ur-Glanz, aus dem alle Worte geschaffen53 „Dies ist Sohar, der Ur-Glanz, aus dem alle Worte geschaffen wurden im Geheimnis der Ausbreitung jenes verborgenen Punktes. Und wenn hier das Wort schaffen (Bara) steht, so ist es nicht zu verwundern, dass dann wieder folgt: Es schuf („bara“) Elohim den Menschen in Seinem Ebenbild. Dieses Geheimnis ist das des Uranfangs, da alles in Seinem Namen enthalten war. Erst nachher, als es zum Namen Elohim entwickelt war, brachte es die Geschlechterfolgen hervor aus jenem Samen, den es empfangen hatte. Welches ist aber der Same selbst? Die Laut-Zeichen, geprägt im Geheimnis der Thora, die in jenem Punkte ihren Ursprung haben. Denn es ging von jenem Punkte als der Same in die Palasteshülle das Geheimnis der drei Vokalpunkte: Cholem (O), Schurek (U), Chirik (I), sich vollendend aneinander und ein Geheimnis bildend.“ Schurek (U) und Chirik (I) sind jedoch genau die androgynen Symbole in den Namen der wichtigsten Götter, des römischen Diu-piter, des keltisch- und germanischen Gottes Tuisco. Der Sohar betont in erhabenen, klaren Worten die Bedeutung der Ehe als ein unzerbrechlicher, von Gott geheiligter Verbund zwischen Ehemann und Ehefrau. Die Beschreibung dokumentiert eine auffällige Übereinstimmung mit der androgynen Schöpfung im Symposium. 53

Sohar I. fol. 15b-16a

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Der erste Mensch wurde doppelgesichtig in Zwittergestalt erschaffen. Dessen zwei Gesichter waren rücklings verbunden und konnten sich nicht in die Augen sehen. Sie waren einsam, obwohl sie doch miteinander verbunden waren. Erst einige Zeit nach der Erschaffung wurden sie von göttlicher Hand getrennt, und Gott führte sie zueinander, von Angesicht zu Angesicht, wie ein Brautpaar. Der Sohar fügt dem noch hinzu, dass der erste Mensch weder männlich noch weiblich gewesen sei, sondern männlichweiblich. Da jedoch Gott diesen Zwittermenschen nach seinem Abbild geschaffen hatte, muss aber auch der biblische Schöpfer zur Zeit der Schöpfung eine Zwittergestalt gewesen sein. Der Regenbogen spielt in der symbolischen vierseitigen Darstellung eine besondere Rolle, wobei die Gottheit auf drei Tiere (Löwe, Stier und Adler) projiziert wird. Dazu dokumentiert der Sohar: Er wird Regenbogen genannt, weil der Lichtstrahl in drei andere zerbricht.... So wird das Himmelslicht vom göttlichen Himmelswagen über die vier Engelsformen herunter gebrochen. Deshalb war es auch nicht gestattet, in den am Himmel stehenden Regenbogen zu schauen, weil es den Schekina, dessen Abbild er darstellt, verunreinigen würde. Oberhalb des Bogens befindet sich das glitzernde Firmament, dessen Kardinal-Quadrate jeweils ihre Form mit den ihnen eigenen Farben widerspiegeln.

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Sie sind wie ein Löwe, wie ein Stier, wie ein Adler und wie ein Mensch geformt. In dreien deren ist die menschliche Gestalt so hervorgehoben, dass der Löwe wie ein Löwenmensch, und bei den anderen beiden ebenso wie ein Adlermensch, beziehungsweise wie ein Stier-Mensch aussehen54. Das Firmament reflektierte jedoch nicht nur ihre Form, sondern auch ihre speziellen Farben und die zugeordneten vier Buchstaben des heiligen Namens I. H. V. H. Die vier den Menschen sichtbaren Farben sind grün, rot, weiß und blau55 Die Vater- und Muttersymbole identifizieren diesen ursprünglichen Gott deutlich als androgynes Symbol, und zweifellos sollte die androgyne Gottheit En Soph nach seinem Abbild des „Elternpaares“ auch einen Zwittermenschen namens Adam erschaffen.

Die Matres Lectionis In der hebräischen und in einigen anderen semitischen Sprachen steuern die sogenannte Matres Lectionis (Latein "Mütter zum Lesen") die Anwendung von bestimmten Konsonanten als Ersatz für Vokale. Die dazu benötigten Buchstaben sind in Hebräisch: ‫ א‬Aleph, ‫ ה‬He, ‫ ו‬Waw (oder Vav) und ‫ י‬Yod (oder Yud). Speziell das Yod beziehungsweise Waw werden öfters als Vokal als Konsonant angewandt.

54 55

Die Bibel, Ez. 1:10 Sohar (Web) - Kapitel 57

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Die vier Buchstaben des Tetragrammatons werden üblicherweise aus dem Hebräischen folgendermaßen übersetzt: • IHVH in Latein, • JHWH in Deutsch, Französisch und Niederländisch und • YHWH in Englisch. Gemäß dem Eintrag “Tetragrammaton” in der englischen Wikipedia sollte nun der dritte Buchstabe "V" oder „W“ als Platzhalter für einen "O"/"U" Vokal gelesen werden. Generell ersetzt der Buchstabe Yod ‫ י‬bei Anwendung der Regel der Matres Lectionis das Yod durch einen Vokal „I“ oder „E“, während Vav ‫ ו‬den Buchstaben „V“ durch einen Vokal „O“ oder „U“ ersetzt. Falls jedoch der dritte Buchstabe "V" beziehungsweise "W" ein Platzhalter für die Vokale "O"/"U" darstellt, können wir das Tetragrammaton reduzieren auf den androgynen IU-Kern, in dem der erste Buchstabe das männliche Element und das dritte Symbol „V“ beziehungsweise „U“ das weibliche Element symbolisiert. Dieser IU-Kern im geheiligten Namen stimmt exakt überein mit IU-piter's Kern "IU" und dem äquivalenten Kern "UI" in Tuiscos Namen, die beide ebenfalls androgyne Symbole darstellen. Diese These widerspricht jedoch der Auslegung des Sohars, in dem "I" zwar das männliche, aber der erste "H" das weibliche Element des Tetragrammaton darstellen soll.

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Beide Buchstaben "H" (He) im Tetragrammaton scheinen keine besonderen weiblichen Merkmale im Tetragrammaton zu symbolisieren. Autoren, die den Buchstaben "H" im Tetragrammaton als das weibliche Hauptelement einstufen, haben offensichtlich bereits den Schlüssel zur Symbolik verloren. Dieser Verlust ist demnach bereits in der Webversion des Sohars und in der Kabbala von Papus aufgetreten. Helena Blavatsky interpretiert die androgyne Symbolik in JHVH jedoch korrekt, indem sie Hargrave Jennings zitiert56. Das Zitat kann man nachlesen in The Secret Doctrine 57: „Wir wissen aus den jüdischen Aufzeichnungen, daß die Lade eine Steintafel enthielt; und wenn gezeigt werden kann, daß dieser Stein phallisch war, und doch identisch mit dem heiligen Namen Jehovah oder Yeboyah, welcher in unpunktiertem Hebräisch mit vier Buchstaben geschriebenen J-E-V-E ist oder J-H-V-H ist (das H ist bloß ein Hauchlaut und dasselbe wie E). Dieses Verfahren lässt uns die beiden Buchstaben I und V (oder in einer anderen von seinen Formen U) übrig; wenn wir dann das I in das U setzen, so haben wir das „Allerheiligste“; wir haben auch die Linga und Yoni und Argha der Inder, den Iswarra (îshvara) oder „höchsten Herrn“; und hier haben wir das ganze Geheimnis seiner mystischen oder erz-himmlischen Bedeutung, in sich selbst bestätigt durch seine Wesensgleichheit mit dem Linyoni (?) der Bundeslade“. 56 57

aus dessen Werk Phallicism: Celestial and Terrestrial (p. 67) Die Geheimlehre, veröffentlicht 1888

85

Rashi's und Rashbam's Genesis Die nachfolgenden Zitate beschreiben einige Quellzeilen in den mittelalterlichen Varianten der Genesis:

Rashi's Genesis „Gott schuf den Menschen. Ein Wesen, das sowohl männlich als weiblich gewesen sei und das später in zwei Personen aufgeteilt wurde. Gott hat sie geschaffen“ 58.

Rashbam's Genesis „Gott schuf die Menschheit in Engelsgestalt; nach dem Abbild de Engeln. Gott erschuf die Menschheit; Gott schloss die Frau im Manne und trennte sie später auf“ 59.

58

Rabbi Rashi 1040-1105, Nordeuropa (Kapitel 27)

59

Rasbam, Rashi's Nachfahre, 1085-1174, Nordeuropa (Kapitel 27)

86

Das Symposium von Plato Der griechische Philosoph Platon veröffentlicht um 380 v.C. ein berühmtes Buch mit dem Namen Symposium (Gastmahl), in dem er die androgyne Menschwerdung erstmalig öffentlich dokumentiert. Das Symposium ist nach Meinung der Historiker nicht so sehr ein Lehrbuch als vielmehr eine Dichtung, in der Philosophen, Dichter und Gelehrte dargestellt werden bei Gelegenheit eines geselligen Zusammenseins. Der junge Dichter Agathon veranstaltet eine Siegesfeier in seinem Hause, und nach Beendigung des Mahles macht Phaidros, ein Jüngling aus dem Kreise des Sokrates, den Vorschlag, jeder der Teilnehmer solle eine Rede halten, und zwar zum Preise des Eros, der von den Dichtern niemals würdig genug besungen sei. Das Buch enthält insgesamt sechs Reden, die nacheinander von verschiedenen Teilnehmern gehalten werden. Platon untersucht im Gastmahl alle Aspekte der Liebe, das Geben und Nehmen in der Liebe, die Knabenliebe, die Vergänglichkeit der Körper, die Leidenschaft, usw. Die sechs Gäste tragen jeweils eine Rede in dieser Reihenfolge vor: Phaidros, Pausanias, Eryximachos, Aristophanes, Agathon und Sokrates. Die beiden Hauptreden sind jedoch die vierte und die letzte, sechste Rede. Der Komödiendichter Aristophanes will nun aber auf andere Weise die Macht des Eros beweisen. Er erzählt den Mythos von einem ursprünglich reinmännlichen, reinweiblichen bzw. androgynen Kugelmenschen, die von den Göttern aus Angst vor deren Kraft und Stärke entzwei geteilt wurden und seither verzweifelt nach ihrer getrennten Hälfte suchen. Das Streben nach der verlorenen Ganzheit sei nun der Eros, der ihnen mit einem passenden Geliebten die höchste Glückseligkeit spende. 87

Demnach habe es früher drei Geschlechter von Menschen gegeben. Das männliche Geschlecht stamme von der Sonne ab, das weibliche von der Erde und das aus den beiden zusammengesetzte vom Mond. Es gab also Mann-Männer, Frau-Frauen und Frau-Männer. Diese Kugelmenschen hatten je vier Hände und Füße und zwei entgegengesetzte Gesichter auf einem Kopf. Sie waren stark und schnell und wurden in ihrem zum Himmel stürmenden Hochmut selbst den Göttern gefährlich. Zur Strafe zerschnitt der Göttervater Zeus jeden von ihnen in zwei Hälften. Seitdem gehen die beiden Teile getrennt aufrecht auf zwei Beinen, und beide haben Sehnsucht danach, sich mit dem jeweils anderen Teil wieder zu vereinen. Dieser Drang der zwei Hälften, sich zu vereinen, wird als Liebe (Erôs) bezeichnet: Der Grund hiervon nämlich liegt darin, dass dies unsere ursprüngliche Naturbeschaffenheit ist, und dass wir einst ungeteilte Ganze waren. Und so führt die Begierde und das Streben nach dem Ganzen den Namen Liebe. Und vor Zeiten, wie gesagt, waren wir eins; nun aber sind wir um unserer Ungerechtigkeit willen getrennt worden von dem Gott.. Mit diesem Mythos versucht Platos Figur des Aristophanes Eros als die sexuelle Anziehung zwischen zwei Menschen zu erklären, die auf Wiederherstellung einer ursprünglichen Einheit und Ganzheit ausgerichtet sei; die homosexuelle zwischen zwei Männern (Sonnengeschlecht) und zwischen zwei Frauen (Erdgeschlecht), und die heterosexuelle zwischen Mann und Frau (Mondgeschlecht), wobei der heterosexuellen wegen der angeblich geringeren Zahl an Frau-MannKugelmenschen (Androgynes) eine mindere Bedeutung beigemessen wird.

88

Abb. 16: Vierköpfiges Adam-Modell Um nun diese drei Kombinationen männlich-männlich, männlich-weiblich, weiblich-weiblich aus der Platonischen Legende zu modellieren benötigen wir eine vierköpfige Struktur gemäß og. Modell. Die Kombination „männlichmännlich“ entspricht einer homosexuellen Beziehung, während die Kombination „männlich-weiblich“ die normale androgyne, heterosexuelle Beziehung darstellt. Eine drittmögliche Relation „weiblich-weiblich“ wird zur Vereinfachung der Skizze nicht dargestellt. Diese Darstellung könnte als Begründung der vierköpfigen Gestalt herangezogen werden. Der griechische Philosoph Plato war der erste Schriftsteller, der die allgemeine Schöpfungslegende der Hindus, der Hebräer, Araber, Griechen, Römer, Germanen und Kelten niedergeschrieben hat. 89

Plato hat das Sakrileg einer Veröffentlichung der Geheimlehre unbeschadet überstanden. Wohl haben sich einige Eingeweihte darüber aufgeregt. Das war nicht ungefährlich, denn obwohl die Griechen den Neuerungen aufgeschlossen gegenüber standen, konnten sie bei Gotteslästerung recht ungemütlich reagieren. Der Philosoph beschreibt aber auch keinen androgynen Gott, sondern nur eine Schöpfungslegende, und er stellt auch nicht die göttliche Allmacht in Zweifel. Zeus tritt letztendlich als Sieger vor das Publikum.

90

9 Die Bibel Die symbolische Codes in der Bibel Die bereits bekannte Atbash- und Abbam-Codierungen in der Bibel lassen vermuten, dass die Autoren noch andere Codierungen eingebaut haben. Eine von diesen Codierungen mag das Farbcode-System aus den Büchern Exodus und Chronik sein. Im Buch Exodus60 erhält Moses sage und schreibe 25 Mal die göttlichen Anweisung, Tücher und Gewänder mit den Farbangaben "Blau, Purpur und Scharlachrot" zu erstellen als Bestandteile des Offenbarungzeltes. Im Buch 2. Chronik61 erhält Salomon zudem dreimal eine ähnliche Anweisung Gottes für die Ausstattung des Tempels in Jerusalem. Die Farbkombinationen Salomon sind jedoch: "Blau, Purpur und Karmesinrot". Andere Farbanweisungen in z.B. Gelb oder Grün werden nicht erwähnt. Die Farben Scharlach-Rot62 und Karmesin-Rot63 sind jedoch gleich, und beide stammen von der og. Schildlaus. Laut Wikipedia stammt der Name Karmin von dem ArabischPersischen Wort Kermes für die "Scharlachbeere".

60

Kap. 25->27 und 35->39

61

Kap. 2 & 3

62

Englisch: Scarlet

63

Englisch: Crimson

91

Die deutsche Einheitsübersetzung der Bibel64 dokumentiert die Farben an den entsprechenden Stellen etwas genauer65: "Mach einen Vorhang aus violettem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus; wie Kunstweberarbeit soll er gemacht werden, mit Kerubim". Anstatt "Blau" erwähnt die deutsche Einheitsübersetzung in den diskutierten Bibelstellen im Exodus "Violett". Falls damit die Randfarbe des Regenbogens angedeutet werden soll, ist die Farbe "Violett" genauer als das "Blau" der "World English Bible", denn Violett ist tatsächlich die Randfarbe des Regenbogens. Diese Bibelzitate beweisen m.E., dass die Farben Rot, Blauviolett und Purpur im Altertum (oder genauer: zumindest zwischen dem Zeitalter Moses, 12 JH. bis zur Niederschrift des Hohen-Liedes im 6. JH. vor Christus) bedeutende, religiöse Symbole darstellen, die insbesondere in den Tüchern und Kultgewändern zum Ausdruck kommen. Nicht nur die Farben der Hochdorfer Tücher, sondern auch die Webtechnologie stimmen mit der biblischen Vorschrift überein. Zwirn war in beiden Fällen das bevorzugte Verfahren für die Fädenherstellung und garantiert einen sehr haltbaren, aus mehreren gedrehten Fäden bestehenden, rissfesten Webfaden. Der biblische Byssus ist offensichtlich ein Leinen Tuch. Leinen wurde nebst Hanfbast, Schafwolle und Dachswolle auch in der Hochdorfer Tuchkollektion registriert.

64

ISBN 3-460-33007-4

65

Zum Beispiel in Exodus 26-31

92

Aus dieser auffälligen Übereinkunft könnte man schließen, dass die biblische Fertigungsvorschrift für die Tücher des Offenbarung-Zeltes und des Tempels auch für einige der Hochdorfer Tücher gelten. Insgesamt kann man nun für die Codierungen in der Bibel folgende Symbole identifizieren: • • • •

• •

Rot / Scharlach / Karmesin = weibliches/Yin-Symbol Blau = männliches/Yang-Symbol, das auch in Einzelfällen für Priester reserviert wurde. Purpur = androgynes, Verschmelzung- bzw. Heiratssymbol. Byssus, feines Leinen, vom Hebräischen būṣ 'feines Leinen', das sich auf Leinen und gezwirntes Tuch bezieht. Zwirnen = intensiv verschmelzen (->> die Heirat, das Hochzeitspaar) Der Regenbogen = Religiöses Symbol aus der Genesis mit den Randfarben Rot und Blau, jedoch ohne Purpur.

Wir können das Biblische Code-System mit der Zwirn- und Farbcodierung erst verstehen wenn wir es mit der identischen Web- und Färbungtechnologie des Tüchern im Fürstengrab von Hochdorf vergleichen. Aus der Lutherbibel von 1912 werden nun alle relevanten Webund Farbcodierung der Büchern Exodus und Chroniken aufgelistet:

93

Das Buch Exodus66 26: 3Das ist aber das Hebopfer, das ihr von ihnen nehmen sollt: Gold, Silber, Erz, 4blauer und roter Purpur, Scharlach, köstliche weiße Leinwand, Ziegenhaar, 5rötliche Widderfelle, Dachsfelle, Akazienholz, 6Öl zur Lampe, Spezerei zur Salbe und zu gutem Räuchwerk, 7Onyxsteine und eingefaßte Steine zum Leibrock und zum Amtschild 26: 1Die Wohnung sollst du machen von zehn Teppichen, von gezwirnter, weißer Leinwand, von blauem und rotem Purpur und von Scharlach. 4Und

sollst Schleifen machen von blauem Purpur an jegliches Stück am Rand, wo die zwei Stücke sollen zusammengeheftet werden; 14Über

diese Decke sollst du eine Decke machen von rötlichen Widderfellen, dazu über sie eine Decke von Dachsfellen. 31Du

sollst einen Vorhang machen von blauem und rotem Purpur, Scharlach und gezwirnter weißer Leinwand; und sollst Cherubim daran machen von kunstreicher Arbeit. 36Und

sollst ein Tuch machen in die Tür der Hütte, gewirkt von blauem und rotem Purpur, Scharlach und gezwirnter weißer Leinwand.

66

Aus: Bibel online (Luther-Bibel 1912)

94

27: 9Du sollst auch der Wohnung einen Hof machen, einen Umhang von gezwirnter weißer Leinwand, auf einer Seite hundert Ellen lang, gegen Mittag, 10und zwanzig Säulen auf zwanzig ehernen Füßen, und ihre Haken mit ihren Querstäben von Silber. 16aber

im Tor des Hofes soll ein Tuch sein, zwanzig Ellen breit, gewirkt von blauem und rotem Purpur, Scharlach und gezwirnter weißer Leinwand, dazu vier Säulen auf ihren vier Füßen. 18Und

die Länge des Hofes soll hundert Ellen sein, die Breite fünfzig Ellen, die Höhe fünf Ellen, von gezwirnter weißer Leinwand, und seine Füße sollen ehern sein. 28: 5Dazu sollen sie nehmen Gold, blauen und roten Purpur, Scharlach und weiße Leinwand. 6Den Leibrock sollen sie machen von Gold, blauem und rotem Purpur, Scharlach und gezwirnter weißer Leinwand, kunstreich; 7zwei Schulterstücke soll er haben, die zusammengehen an beiden Enden, und soll zusammengebunden werden. 8Und sein Gurt darauf soll derselben Kunst und Arbeit sein, von Gold, blauem und rotem Purpur, Scharlach und gezwirnter weißer Leinwand. 15Das

Amtschild sollst du machen nach der Kunst, wie den Leibrock, von Gold, blauem und rotem Purpur, Scharlach und gezwirnter weißer Leinwand. 28Und

man soll das Schild mit seinen Ringen mit einer blauen Schnur an die Ringe des Leibrocks knüpfen, daß es über dem Gurt des Leibrocks hart anliege und das Schild sich nicht vom Leibrock losmache.

95

35: 5Gebt unter euch ein Hebopfer dem Herrn, also daß das Hebopfer des Herrn ein jeglicher willig bringe, Gold, Silber, Erz, 6blauen und roten Purpur, Scharlach, weiße Leinwand und Ziegenhaar, 7rötliche Widderfelle, Dachsfelle und Akazienholz, 8Öl zur Lampe und Spezerei zur Salbe und zu gutem Räuchwerk, 9Onyxsteine und eingefaßte Steine zum Leibrock und zum Amtschild. 23Und

wer bei sich fand blauen und roten Purpur, Scharlach, weiße Leinwand, Ziegenhaar, rötliche Widderfelle und Dachsfelle, der brachte es. 25Und

welche verständige Weiber waren, die spannen mit ihren Händen und brachten ihr Gespinnst, blauen und roten Purpur, Scharlach und weiße Leinwand. 35Er

hat ihr Herz mit Weisheit erfüllt, zu machen allerlei Werk, zu schneiden, zu wirken und zu sticken mit blauem und rotem Purpur, Scharlach und weißer Leinwand, und mit Weben, daß sie machen allerlei Werk und kunstreiche Arbeit erfinden. 36:8Also machten alle weisen Männer unter den Arbeitern am Werk die Wohnung, zehn Teppiche von gezwirnter weißer Leinwand, blauem und rotem Purpur und Scharlach, und Cherubim daran von kunstreicher Arbeit. 11Und

machte blaue Schleifen an jegliches Stück am Rande, wo die zwei Stücke sollten zusammengeheftet werden, 35Und

machte den Vorhang mit dem Cherubim daran künstlich von blauem und rotem Purpur, Scharlach und gezwirnter weißer Leinwand.

96

37Und

machte ein Tuch in der Tür der Hütte von blauem und rotem Purpur, Scharlach und gezwirnter weißer Leinwand, gestickt, 3818Und das Tuch in dem Tor des Vorhofs machte er gestickt von blauem und rotem Purpur, Scharlach und gezwirnter weißer Leinwand, zwanzig Ellen lang und fünf Ellen hoch, nach dem Maß der Umhänge des Vorhofs. 23und

mit ihm Oholiab, der Sohn Ahisamachs, vom Stamme Dan, ein Meister zu schneiden, zu wirken und zu sticken mit blauem und rotem Purpur, Scharlach und weißer Leinwand. 391Aber von dem blauen und roten Purpur und dem Scharlach machten sie Aaron Amtskleider, zu dienen im Heiligtum, wie der Herr Mose geboten hatte. 2Und er machte den Leibrock von Gold, blauem und rotem Purpur, Scharlach und gezwirnter weißer Leinwand. 3Und sie schlugen das Gold und schnitten's zu Faden, daß man's künstlich wirken konnte unter den blauen und roten Purpur, Scharlach und weiße Leinwand. 4Schulterstücke machten sie an ihm, die zusammengingen, und an beiden Enden ward er zusammengebunden. 5Und sein Gurt war nach derselben Kunst und Arbeit von Gold, blauem und rotem Purpur, Scharlach und gezwirnter weißer Leinwand, wie der Herr dem Mose geboten hatte. 8Und

sie machten das Schild nach der Kunst und dem Werk des Leibrocks von Gold, blauem und rotem Purpur, Scharlach und gezwirnter weißer Leinwand,

97

21daß

das Schild mit seinen Ringen an die Ringe des Leibrocks geknüpft würde mit einer blauen Schnur, daß es über dem Gurt des Leibrocks hart anläge und nicht vom Leibrock los würde, wie der Herr dem Mose geboten hatte. 22Und machte einen Purpurrock zum Leibrock, gewirkt, ganz von blauem Purpur. 24Und

sie machten an seinen Saum Granatäpfel von blauem und rotem Purpur, Scharlach und gezwirnter weißer Leinwand. 27Und

sie machten auch die engen Röcke, von weißer Leinwand gewirkt, Aaron und seinen Söhnen, 28und den Hut von weißer Leinwand und die schönen Hauben von weißer Leinwand und Beinkleider von gezwirnter weißer Leinwand 29und den gestickten Gürtel von gezwirnter weißer Leinwand, blauem und rotem Purpur und Scharlach, wie der Herr dem Mose geboten hatte. 30Sie machten auch das Stirnblatt, die heilige Krone, von feinem Gold, und gruben Schrift darein: Heilig dem Herrn. 31Und banden eine blaue Schnur daran, daß sie an den Hut von obenher geheftet würde, wie der Herr dem Mose geboten hatte.

Das zweite Buch der Chroniken67 26So sende mir nun einen weisen Mann, zu arbeiten mit Gold, Silber, Erz, Eisen, rotem Purpur, Scharlach und blauem Purpur und der da wisse einzugraben mit den Weisen, die bei mir sind in Juda und Jerusalem, welche mein Vater David bestellt hat. 67

Aus: Bibel online (Luther-Bibel 1912)

98

312 So sende ich nun einen weisen Mann, der Verstand hat, Huram, meinen Meister 13(der ein Sohn ist eines Weibes aus den Töchtern Dans, und dessen Vater ein Tyrer gewesen ist); der weiß zu arbeiten an Gold, Silber, Erz, Eisen, Steinen, Holz, rotem und blauem Purpur, köstlicher weißer Leinwand und Scharlach und einzugraben allerlei und allerlei kunstreich zu machen, was man ihm aufgibt, mit deinen Weisen und mit den Weisen meines Herrn, des Königs Davids, deines Vaters.

Das Mittelalter Das wahre Leben der Gattung Mensch ist wie alles dreigeteilt und besteht aus einem Altertum, Mittelalter und Neuzeit. Im Altertum hat man gewartet bis der Mensch heran gereift ist. Es ist gewissermaßen die Kinderstube des Menschen, in dem man noch nicht richtig denken kann und die Zeit einem später als eine unendliche, verplemperten Wartezeit vorkommt. Die Jugend kann man genau genommen als verlorene Zeit betrachten. In der Neuzeit empfindet man sich bereits als zu alt für einen Neuaufbruch. Man hat das Leben hinter sich und betrachtet mit Wehmut die verlorenen Jugend. Dazwischen liegt das Mittelalter, das genau genommen unsere besten und produktivsten Jahren darstellen soll. Eigentlich ist immer der mittlere Lebensbereich als DAS Lebensalter schlechthin zu betrachten. Was aber hat man im Mittelalter für wirklich wichtig gehalten? War nicht das wichtige, ja vielmehr einzige Buch die Bibel und hat man nicht auf das Jenseits gestarrt und mit diesem Ziel dahin gelebt? 99

Ja, genau und was waren denn die wichtigsten Bibel? Das waren doch die Prachtbibel68 mit den ausufernden Dekorationen, die man in unendlicher Geduld fleißig kopiert und vervielfältigt hat: die Kremser Prachtbibel, die Utrechter Prachtbibel, der neapolitanischer Bibel und Hunderte andere mehr... Was waren denn in diesen Bibeln die wichtigste Stellen. Kann man das ablesen? Sicherlich doch. Die wichtigste Stellen waren in den Prachtbibeln die Seiten, auf dem die Mönche mit den wunderbarsten Dekorationen ausgestattet haben. Das waren jedoch immer die gleichen und zwar das Buch Genesis mit der Schöpfungslegende. Hier hat man in den schönsten Farben ausgemalt, wie der Schöpfergott die Welt, die Tiere und den Menschen erschaffen hat. Den Menschen? Waren es nicht zwei? Nein, das war es ja gerade. Da es nur einen Gott gibt, kann er auch nur einen Menschen als sein Ebenbild erschaffen haben. Bereits die Pharisäer haben aufgrund der unterschiedlichen Aussagen in Genesis 1, 27 und Genesis 2, 7 gelehrt 69, dass Adam als mannweiblich (androgyn) erschaffen wurde. Dabei legte man die Bibelstelle Genesis 1, 27 als "männlich und weiblich" anstatt "Man und Frau" aus.

68

Siehe dazu Die prächtigsten Bibeln von Andreas Fingernagel – veröffentlicht 2008, ISBN: 978-3-8365-0297-6 69 aus der Jewish Encyclopedia, Eintrag: Adam Kadmon

100

Die Auftrennung der Geschlechter wurde aus Sicht der Pharisäer dagegen in einer späteren Operation auf Adams Körper vollzogen.... Warum hat man das dann nicht korrigiert? Die Bibel ist eine heilige Schrift. Da kann man bei vermeintlichen Fehlern oder Unklarheiten nicht einfach den Text korrigieren. Falls die Mönche noch etwas anderes dem Text hinzufügen möchten, steht ihnen nur die Dekoration zur Verfügung. Was könnte man in der Dekoration dann für wichtiges unterbringen? Soviel steht da nicht zur Verfügung... In den Farben kann man einiges codieren. Ist es dir nicht aufgefallen, dass so viele Textzeilen abwechselnd rote und blaue Buchstaben verwenden? Ich denke mal, dass ist ein Zufall, oder die Idee, dass die Mönche ihre Farben möglichst gleichmäßig verbrauchen möchten.. Glaubst Du das wirklich? Dann schau dir mal den folgende Text an. Der Schöpfer trägt nicht nur ein rot-blaues Gewand! Nein, auch der gesamte Text daneben ist abwechselnd in roten und blauen Buchstaben geschrieben. Dabei ist es nicht einmal gut leserlich oder schön. Im 14en Jahrhundert hat man mit diesen roten und blauen Buchstaben etwas sagen wollen. Es handelt sich um eine Art Geheimschrift, um einer Codierung... Diese rot/blau-Markierung findet man in fast allen dekorierten Bibeln des Mittelalters. Die Hauptfarben für diese abwechselnden Markierungen waren immer Rot und Blau. Obwohl man nicht alle Abbildungen versteht ist es doch klar eine Kombination von Rot und Blau... 101

Abb. 17: Kopfzeilen aus mittelalterlichen Bibeln

102

Abb. 18: Initialen in einem Codex des 14e JH. Sogar die Armenbibel70 weist die abwechselnd rote und blaue Initiale auf, die auf die androgyne Symbolik deutet: Warum denn ausgerechnet Rot und Blau? Weil diese Farben im Buch Exodus der Bibel fünfundzwanzig mal als göttliches Kommando erwähnt werden. Die Utrechter “historische” Bibel71 von Evert van Soudenbalch (in niederländischer Sprache) enthält übrigens eine Vielzahl von Buchstaben., die eine Kombination von Rot und Blau darstellen:

70

Biblia pauperum im Codex Palatinus Latinus 871 (14e Jahurhundert) Biblioteca Apostolica Vaticana 71 Codex 2772, fol. 198v (III Maccabeorum = Josephus Flavius, Antiquitates XIII-XVI)

103

La Divina Commedia Sogar Dantes Manuskript beginnt mit der gefärbten Zeile La Divina Commedia:

Abb. 19: La Divina Commedia

104

Die Initiale der ersten Zeile verwenden purpurfarben und gold für die Ornamente. Der Text gestaltet sich als horizontal und vertikal alternierenden Zeichenketten:

N

EL MEZ ZO DEL CA MMI N

DI NOSTRA VITA

mi ritrovai per una selva oscura, ...

Dante Alighieris Codex für die Divina Commedia (1308) enthält Initialen wie sie im Mittelalter üblicherweise für Bibeln angewandt worden sind...

105

Wörter weben In der Regel beobachten wir in den mittelalterlichen Bibeln die Farben Rot und Blau als religiösen Symbole für die Verzierung. Die Menschheit ist der Legende nach bekanntlich als Paar zweier Einzelpersonen entstanden, die jeweils mit der Farbe Rot, beziehungsweise Blau symbolisiert wurden. Die Menschheit wuchs und die Zahl der Individualpersonen nahm erheblich zu. Die Vielzahl der roten und blauen Elemente erscheint jedoch von einer Distanz als Purpur gefärbten Masse. Die mittelalterlichen Manuskripte verwendeten dieses Webverfahren mit Buchstaben in vielen Kopfzeilen, Initialen und anderen Ornamenten. Dieses Webverfahren mit Wörtern ähnelt dem extrem dicht gewebten Stoffen des Kelten-Priesters in Hochdorf, der um 500 vor Christus mit einem Purpur-gewebten Mantel beerdigt wurde, dessen roten und blauen Einzelfäden jedoch nur mit einer modernen Lupe unterscheidbar sind. Das nachfolgende Beispiel zeigt an einem Abschnitt des Buches Genesis wie die Mönche im Mittelalter Wörter als Stoffe in Rot und Blau gewebt haben, indem wir einige Sätze der Lutherbibel abwechselnd in Rot und Blau in winziger 4ptSchrift wiedergeben. Der Text wird eingeschlossen zwischen zwei Kopfzeilen der Korczek-Bibel aus Prag, die um 1410 erstellt wurde.

106

Abb. 20: Kopfzeile der Korczek-Bibel (Prag- um1410) Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis 5und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag.

Abb. 21: Kopfzeile der Korczek-Bibel (Prag- um1410)

Die Komplementärphasen in Rot und Blau Die ersten sechs Phasen der Schöpfung sind wohl als Trennungsphasen zu verstehen, deren Trennelemente mit Symbolfarben gekennzeichnet wurden. Abgesehen von den Fischen, den Vögeln und den Menschen scheinen alle rot gefärbten Schöpfungsobjekte als erste genannt zu werden. Traditionell hat man Mann und Frau mit verschiedenen Farben symbolisiert, aber die genaue Symbolik ist im Laufe der Zeit verschleiert worden.

107

Tag

Zuerst genannt

Zuletzt genannt

1

Licht - Tag

Finsternis - Nacht

2

unter der Feste (Meereswasser )

über der Feste (Süßwasser)

3

Erde

Meer

4

großes Licht (Sonne-Tag) kleines Licht (Mond-Nacht)

5

Wasser (Fische)

Erde (Vögel)

6

Mann / Mann

Weib / Weib

Tabelle 2: Schöpfungsphasen im Buch Genesis Wir werden nun die Einzelphasen genauer analysieren. Die Schlüsselwörter und einige Zeilen werden in den zugehörigen mittelalterlichen Symbolfarben Rot und Blau dargestellt werden.

Der erste Schöpfungstag72 Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag. Traditionell haben die Ägypter das große Licht (die Sonne) rot gemalt und das kleine Licht (Mond) blau. 72

Als Beispiel werden nur im Text des ersten Schöpfungstages die Buchstaben abwechselnd rot und blau dargestellt.

108

Der zweite Schöpfungstag Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, und die sei ein Unterschied zwischen den Wassern. Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. Und es geschah also. Und Gott nannte die Feste Himmel. Da ward aus Abend und Morgen der andere Tag.

Abb. 22: Gottes Fingerzeig an Noah (Wiener Codex ) Standardfarben können in diesem Kontext nur verstanden werden, wenn wir den Himmel als Regenbogen verstehen, der die blaue Farbe am oberen und die rote am unteren Rand aufweist. Der Regenbogen war bekanntlich ein bedeutendes religiöses Symbol. Merkwürdigerweise erwähnt die Bibel nicht den sekundären Regenbogen, der eine umgekehrte Farbfolge aufweist.

109

Der dritte Schöpfungstag Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besondere Örter, dass man das Trockene sehe. Und es geschah also. Und Gott nannte das Trockene Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, dass es gut war. Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das sich besame, und fruchtbare Bäume, da ein jeglicher nach seiner Art Frucht trage und habe seinen eigenen Samen bei sich selbst auf Erden. Und es geschah also. Und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut, das sich besamte, ein jegliches nach seiner Art, und Bäume, die da Frucht trugen und ihren eigenen Samen bei sich selbst hatten, ein jeglicher nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war. Da ward aus Abend und Morgen der dritte Tag. Als Allgemeinwissen kann man in diesem Abschnitt die Erde rot und das Meer blau darstellen.

Der vierte Schöpfungstag Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre und seien Lichter an der Feste des Himmels, dass sie scheinen auf Erden. Und es geschah also. Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch Sterne. Und Gott setzte sie an die Feste des Himmels, dass sie schienen auf die Erde und den Tag und die Nacht regierten und schieden Licht und Finsternis. Und Gott sah, dass es gut war. Da ward aus Abend und Morgen der vierte Tag. Traditionell haben die Ägypter das große Licht (die Sonne) rot gemalt und das kleine Licht (Mond) blau. 110

Merkwürdigerweise ist die Nacht nicht schwarz, sondern beleuchtet vom kleinen Licht des Mondes.

Der fünfte Schöpfungstag Und Gott sprach: Es errege sich das Wasser mit webenden und lebendigen Tieren, und Gevögel fliege auf Erden unter der Feste des Himmels. Und Gott schuf große Walfische und allerlei Getier, daß da lebt und webt, davon das Wasser sich erregte, ein jegliches nach seiner Art, und allerlei gefiedertes Gevögel, ein jegliches nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war. Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehrt euch und erfüllt das Wasser im Meer; und das Gefieder mehre sich auf Erden. Da ward aus Abend und Morgen der fünfte Tag. Als Allgemeinwissen kann man in diesem Abschnitt die Erde rot und das Meer blau darstellen.

Der sechste Schöpfungstag Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendige Tiere, ein jegliches nach seiner Art: Vieh, Gewürm und Tiere auf Erden, ein jegliches nach seiner Art. Und es geschah also. Und Gott machte die Tiere auf Erden, ein jegliches nach seiner Art, und das Vieh nach seiner Art, und allerlei Gewürm auf Erden nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war. Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.

111

Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie einen Mann und ein Weib. Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan und herrscht über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht. Die Übersicht des sechsten Tages zeigt nur eine einzige Auftrennungsphase am sechsten Tag: die Auftrennung des ersten Menschen in Mann und Frau, die erst später im Genesis genauer dokumentiert wird. Und Gott sprach: Seht da, ich habe euch gegeben allerlei Kraut, das sich besamt, auf der ganzen Erde und allerlei fruchtbare Bäume, die sich besamen, zu eurer Speise, und allem Getier auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das da lebt auf Erden, dass sie allerlei grünes Kraut essen. Und es geschah also. Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag.

112

Die Bekleidung Gottes und der Heiligen Die Schrift der Ikonen Ikonen werden geschrieben und verfügen deshalb über einer eigenen Sprache. Die wesentliche Essenz dieser Sprache ist die göttliche Präsenz in den Darstellungen73. Man kann sich heute kaum noch vorstellen, welche Bedeutung die religiösen Symbolik im Mittelalter bei den Menschen auslöste. Vermutlich haben auch diejenigen, die nicht lesen konnten, wenigstens die mystische Bedeutung der Farbcodes „lesen“ können. Vielleicht wurde es den gehobenen Ständen von den Gelehrten während einer privaten Ausbildungsphase erklärt. Ausgehend von den religiösen Vorschriften zur Verwendung der Farben "Blau, Purpur und Scharlachrot", die Gott im Buche Exodus74 in 25-facher Detaillierung und im Buch 2. Chronik75 dreimal ausführlichst dokumentiert hat, wurde im Mittelalter eine Reihe von Vorschriften zur Gestaltung der Gottesbilder und Heiligen einzuhalten seien. Ikonen werden deshalb nach traditioneller Farbmustern in Rot und Blau gemalt. Für die Farbzuweisung der Gewänder gilt laut Web-Eintrag76 folgende Regel: 73 74 75

76

Auf der Web-Seite gibt es eine Galerie mit Beispielen. Kap. 25->27 und 35->39 Kap. 2 & 3 http://www.kirstenvoss.my-kaliviani.com/Einleitung/Theorie/Symbolik/symbolik.html

113



Für Maria gilt ein rotes Obergewand und ein blaues Untergewand.



Für Christus gilt ein blaues Obergewand und ein rotes Untergewand.

Abb. 23: Madonna von Czestochowa Im 7. und 8. Jahrhundert ist ein Bild in den Ost- und Westkirchen nur eine Ikone, das in seiner Gestalt und Form dogmatisch und unantastbar bleibt. Erst in der karolingischen Synodalentscheidung wurde das heilige Bild wieder für die schöpferische Phantasie des abendländisch-christlichen Künstlers freigegeben. Der Maler war nun nicht mehr an das verpflichtende Modell des Archetypus gebunden. Deshalb wächst in späteren Jahren die Bereitschaft der Künstler die Farbcodierung nach eigenem Ermessen zu gestalten.

114

Dante (1265-1321) deutet auf die religiöse Symbolik77 in seinem Werk „Göttliche Komödie“. Nur deshalb wird die religiöse Dichtung wieder gebilligt. Ab dieser Zeit kann man deshalb Abweichungen von den Standards und Normen erwarten, aber: „der abendländische Kunst wird noch einige Jahrhunderte brauchen um sich von den Archetypen wirklich zu lösen“78.. Erstaunlicherweise stimmen die Farbcodierungen überein mit der fürstlichen Bekleidung, die im Grab des Keltenfürstes von Hochdorf gefunden wurde. Der Purpurmantel wurde bekanntlich gewebt in feinstem Zwirn aus Rot und Blau. Das Grab stammt aus etwa 530 vor Christus.

77 78

dabei unterstützt von der abwechselnd roten und blauen Buchstaben Zitat aus Ernesto Grassi, Kunst und Mythos (1957), Seite 149

115

Die Bekleidung des Schöpfergottes Im Mittelalter wird der Schöpfergott wird allgemein mit roter und blauer Bekleidung dargestellt79. Oft wird auch Gelb als Gold zur Verzierung angewandt.

Abb. 24: Schöpfergott in roter und blauer Bekleidung

79

Codex 1179, fol. 1v (Genesis)

116

Die Bekleidung von Jesus Christus Auch die Bekleidung von Jesus Christus wird oft in rot und blau dargestellt, wie ersichtlich aus den Beispiel in “Speculum Humanae Salvationis” (datiert 1336):

Abb. 25: Der Judas-Kuss (1336)

117

Schöpfungslegenden in den Prachtbibeln In der Regel stellen die Bibeldekorationen die Erschaffung einer erwachsenen Eva dar, die aus der Rückseite (es handelt sich dabei um die korrekte Übersetzung der „Seite“) des androgynen Adams. Der (in diesem Fall dreifältige) Schöpfergott trägt entweder ein Purpurgewand, eine weiße Bekleidung oder eine rot-blaue Kombination. So könnte man nun annehmen, dass die Farben Blau und Rot der Prachtbibeln sich auf die Schöpfung von Mann und Frau beziehen. Man beachte auch, dass Gott oft auch in blau-roten oder in Purpur gefärbten Gewändern gekleidet ist. Die nachfolgende Tabelle dokumentiert eine Übersicht der 15 wichtigsten Prachtbibeln, die im Kunsthistorischen Museum in Wien zur Verfügung stehen. Abgesehen vom Rado-Bibel enthalten sie durchweg auffälligen Dekorationen in den Farbkombinationen Rot und Blau., die wahlweise in den Initialen, Kopfzeilen, Bekleidung oder weiteren Dekorationen angewandt werden.

118

Codex

Jahr

Hauptfarben

Farben Initiale & Kopfzeilen

Göttliche Bekleidung

Wien

550

Rot/Blau/white

-

Rot/Blau/ Weiß

Rado

875

Gelb/Rot/ Grün

Gelb/Rot/ Grün

-

Paris

1250

Rot/Blau

Rot & Blau

Rot/Blau

Admont

1150

Rot/Blau/Grün

Rot

Rot/Blau

Lilienfeld

1225

Rot/Blau/Grün

Rot & Blau

Rot/Grün

Krems

1275

Rot/Blau

Rot & Blau

Rot/Blau

Wenzel

1390

Rot/Blau/Gold

Rot/Blau/Gold

Rot/Blau

Korczek

1400

Purpur/Grün/ Gold

Rot & Blau

Purpur

Neapel

1360

Rot/Blau

Rot & Blau

Weiß

Eberler

1464

Rot/Blau/Grün

Rot

Rot/Blau/ Grün

Schreier

1472

Rot/Blau/Grün

Rot & Blau

Rot/Purpur/ Grün

Utrecht

1430

Rot/Blau/Gold

Rot ; Initiale in Rot & Blau

Purpur

Hieronymos

1488

Rot/Blau/Gold

Rot & Blau

Rot/Blau

Utrecht

1460

Rot/Blau/Grün

Rot ; Initiale in Rot & Blau

Purpur

Paris

1225

Rot/Blau/Gold

1308

Rot/Blau/Gold

80

Dante

Rot/Blau Rot/Blau

Rot/Blau

Tabelle 3: Kategorisierung einiger mittelalterlichen Bibeln 80

Vatikanischer Codex der Divina Commedia (etwa 1308)

119

Das Gottesbild im frühen Mittelalter Frühe biblische Darstellungen symbolisieren Gott als ein Mann im Himmelsbereich, innerhalb einer Sonne oder Wolke. Folgende Abbildung aus dem Wiener Codex des sechsten Jahrhunderts symbolisieren Gott als rot gefärbten Mann, der goldgelben Strahlen an Josef auf seinem Bett ausstrahlt. Der Mond zeigt eine Frau mit Kuhhörnern wie eine ägyptische Göttin. Die Sterne sind wie in einem ägyptischen Grab dargestellt.

Abb. 26: Männlicher Himmelsgott (Wiener Codex) Offensichtlich glaubte man im frühen Mittelalter an einem männlichen Himmelsgott, der in der Sonne oder in einer Wolke wohnte und von einer Frau begleitet wurde.

120

Eine weitere Abbildung des Wiener Codex symbolisiert Gott als rotfarbigen Hand, der aus dem Himmel Noah und seiner Verwandtschaft gereicht wird.

Abb. 27: Gottes Fingerzeig an Noah (Wiener Codex) Obwohl ein eindeutiger Nachweis fehlt, darf man doch annehmen, dass Rot und Blau als religiöse Symbole verwendet wurden. Offensichtlich repräsentieren die Farben die Sonne und den Mond, die als religiöse Symbole für Mann und Frau im Einsatz waren. Diese Symbolik findet man auch in biblischen Dekorationen. Sonne und Mond werden immer als gegensätzliche Geschlechter dargestellt. Am Mittelmeer identifiziert man die Sonne (“Sol”) als männlich, begleitet vom weiblichen Mond (“Luna”). In der ägyptischen Tradition malt man die männliche Sonne als roten Zirkel (und in Ausnahmefällen als gelbe Scheibe) während der Mond mit Blau identifiziert wird. 121

Nördlich der Alpen sind die Geschlechter umgepolt. In den germanischen Sprachen ist die Sonne weiblich und der Mond männlich. Damit bleibt die Identifizierung der männlichen und weiblichen Symbolfarben ungeklärt. Es gibt eine klare Geschlechtertrennung zwischen Blau und Rot, aber wir wissen nicht welche Farben weiblich, beziehungsweise männlich sind. Nur zur Mischfarbe Purpur (rot & blau) ist die göttliche Symbolik wohl allgemein gültig.

122

10 Die Gewänder Die Bekleidungscodes der Heiligen Kann man die rot und blau gefärbten Bekleidungscodes denn auch woanders ablesen? Ja, es hat sich herausgestellt, dass die Mehrheit der mittelalterlichen Gemälden die Heiligen, einschließlich Gott, Jesus und Maria in einem roten und blauen Gewand darstellen. Zeig mir mal einige Beispiele, damit ich es auch glauben kann...

Abb. 28: Jesus Christus in Rot und Blau

123

Abb. 29: Heiliger in Rot und Blau Diese Kombination Rot und Blau wird gelegentlich mit einer Spur Weiß ergänzt, was jedoch vielleicht auch auf eine symbolische Darstellung der Dreifaltigkeit deuten könnte...

124

Die Gewänder der Heiligen Im Mittelalter wurde Heiligen und Gottesdarstellungen zunächst nach genau festgelegten Regeln gemalt, die wir auch heute noch in den Ikonen zurückverfolgen können. Im Mittelalter wurde die Gottesmutter Maria nach einer ziemlich genau festgelegten Konvention gemalt, die man mit statistischen Methoden überprüfen kann. In der Regel waren die Obergewänder für Maria in Blau und die Untergewänder in Rot gemalt. In einigen Fällen fügte der Künstler gelbe Schleier oder Schleifen hinzu. Man kann solche Details am besten in einem Museum wie in der Münchner Pinakothek untersuchen, In der ersten Übersicht werden die Abweichungen von der Norm Obergewänder (blau) und Untergewänder (rot) für die in gelber Farbe markiert. Die Kunstwerke wurden willkürlich aus einem Band „Kunst von A bis Z in 1200 Bildern“ 81 entnommen. Reines Schwarz ist eine seltene Farbe in Ölbildern, kann jedoch in den Abbildungen anstelle Dunkelblau erscheinen oder im Laufe der Jahrhunderten aus Dunkelblau entstanden sein. Die 33 selektierten Bilder von 1295 bis 1938 weisen 21 Übereinstimmungen mit dem Standard auf. Das entspricht einer 66% Übereinstimmung. Dieser Standard bleibt in etwa bis zum Ende des 18ten Jahrhundert erhalten, geht dann aber verloren. Die Farbkombinationen stammen vermutlich aus den göttlichen Farbvorgaben für Purpur, Blau und Rot im Buche Exodus.

81

Schilderkunst van A tot Z, ISBN: 9036605970, 9789036605977

125

Die zweite Statistik untersucht auf Basis der 5555 freigegebenen Meisterwerke82 die Farbkombinationen für die Gewänder der Gottesmutter. Eine Auswertung der 510 Bilder 83 für alle Künstler mit dem Anfangsbuchstaben „A“, beziehungsweise „B“ liefert darin eine Übersicht mit 50 Einträgen mit einer Maria-Abbildung zwischen 1350 und etwa 1600 AD. Die statistische Analyse ergibt eine Übereinstimmung der Standardkomposition „Blaues Obergewand und rotes Untergewand“ in 34 Fällen beziehungsweise etwa 66%. Beide Analysen resultieren in 66% Übereinstimmung der Farbkombinationen mit dem Standard „Rot für Marias Untergewänder und Blau für Marias Obergewänder“.

82 83

Die virtuelle Gemäldegalerie, ISBN: 3-932544-65-X 9% of a total of 5555 paintings

126

Die Ikonenmalerei Die Sprache der Ikonenmalerei Ikonen werden „geschrieben“ und verfügen deshalb über einer eigenen Sprache. Die wesentliche Essenz dieser Sprache ist die göttliche Präsenz in den Darstellungen84. Bilder und Schrift waren gleichwertig, aber im Gegensatz zur Schrift in der Sprache Latein waren die Bilder für jeden verständlich. Man kann sich heute kaum noch vorstellen, welche Bedeutung die religiösen Symbolik im Mittelalter bei den Menschen auslöste. Vermutlich haben auch diejenigen, die nicht lesen konnten, wenigstens die mystische Bedeutung der Farbcodes „lesen“ können. Vielleicht wurde es den gehobenen Ständen von den Gelehrten während einer privaten Ausbildungsphase erklärt. Im Mittelalter betrachtete der Mensch seine Welt als eine Übergangsstation zum Jenseits. Jeder Gegenstand, jede Abbildung und jedes Wort wurde dabei mit einer religiösen Symbolik ausgestattet, die es jederzeit erlaubte den Weg ins Jenseits zu finden und begleiten. Selbstverständlich galt das insbesondere an den geweihten Stellen, wie die Kirche und die rudimentäre Stätte mit Altar und Statue daheim. Bekehrte Völker erinnerten sich vielleicht ihrer ursprünglichen Religion mit dem androgynen Schöpfergott Tuisto, der vielleicht in den häufig vorkommenden sog. Hermes-Statuen symbolisiert wurde, weil er als ug. doppelt-gesichtige Gestalt abgebildet sein mag. 84

Auf der Web-Seite gibt es eine Galerie mit Beispielen.

127

Im zweiten Jahrhundert entscheiden die Vertreter der Apologetik und der Patristik zur Ablehnung der Kunst 85. Die Natur is Gottes Werk, die Kunst ist des Teufels. Erst später wird bei Augustinus das irdisch Schöne vorübergehend wieder als Abbild des Göttlichen akzeptiert. Im 7. und 8. Jahrhundert ist ein Bild in den Ost- und Westkirchen nur eine Ikone, das in seiner Gestalt und Form dogmatisch und unantastbar bleibt. Erst in der karolingischen Synodalentscheidung wurde das heilige Bild wieder für die schöpferische Phantasie des abendländisch-christlichen Künstlers freigegeben. Der Maler war nun nicht mehr an das verpflichtende Modell des Archetypus gebunden. Dante (1265-1321) deutet auf die religiöse Symbolik86 in seinem Werk „Göttliche Komödie“. Nur deshalb wird die religiöse Dichtung wieder gebilligt. Ab dieser Zeit kann man deshalb Abweichungen von den Standards und Normen erwarten, aber: „der abendländische Kunst wird noch einige Jahrhunderte brauchen um sich von den Archetypen wirklich zu lösen“87..

85

Info aus Ernesto Grassi, Kunst und Mythos (1957), Seite 148 dabei unterstützt von der abwechselnd roten und blauen Buchstaben 87 Zitat aus Ernesto Grassi, Kunst und Mythos (1957), Seite 149 86

128

Die Gewänder in Rot und Blau Ikonen werden geschrieben und verfügen deshalb über einer eigenen Sprache. Die wesentliche Essenz dieser Sprache ist die göttliche Präsenz in den Darstellungen88. Man kann sich heute kaum noch vorstellen, welche Bedeutung die religiösen Symbolik im Mittelalter bei den Menschen auslöste. Vermutlich haben auch diejenigen, die nicht lesen konnten, wenigstens die mystische Bedeutung der Farbcodes „lesen“ können. Vielleicht wurde es den gehobenen Ständen von den Gelehrten während einer privaten Ausbildungsphase erklärt. Die verwendeten Codes beziehen sich auf die göttlichen Vorgaben zu den Farben Rot, Blau und Purpur aus dem biblischen Buche Exodus. Ikonen werden deshalb nach traditioneller Farbmustern in Rot und Blau gemalt, die lt. vorliegenden Studien jedoch eher auf die ursprünglich androgyne Religionsbasis basiert. Für die Farbzuweisung der Gewänder gilt laut Web-Eintrag89 folgende Regel, in dem die heute • Die bedeckt rote Kleidung90 Mariens (Obergewand) und Christi (Untergewand). • Die blaue Kleidung91 Mariens (Untergewand) und Christi (Obergewand). 88 89

Auf der Web-Seite gibt es eine Galerie mit Beispielen. http://www.kirstenvoss.my-kaliviani.com/Einleitung/Theorie/Symbolik/symbolik.html

90

Die rote Farbe verweist auf die königlich-göttlichen Seelen. Die Abtönung (Laka) des Rot zu rotbraun bzw. rotviolett kennzeichnet die erlangte Selbstlosigkeit. 91 Die blaue Farbe steht für ihre irdische Existenz.

129

Merkwürdigerweise entspricht diese Norm nicht der im vorhergehenden Kapitel beschriebenen Standard für die mittelalterlichen Gemälden. Genau genommen sind die Einzelfarben an sich undefiniert. Nur die Kombination Rot/Blau und die Mischfarbe Purpur gilt als göttlich-androgyn. Als Einzelfarbe gelten Rot oder Blau als Halbfarben, die den halben Menschen (individueller Mann oder individuelle Frau) darstellen. Weitere Regeln dokumentieren weitere Standardsymbole: • Das rote Tuch ist über Dächer und Kuppeln gelegt92. • Die Roten Schuhe Mariens93. • Stets in der oberen Bildecke und allgemein als die Hand Christi interpretiert (alternativ die Hand Gottes)94. • Die Taube, meist in einem Strahl lokalisiert, bedeutet die Anwesenheit und Segnung Gottes bzw. des Heiligen Geistes. Ein Teil dieser Symbole (insbesondere die Taube und die Hände aus den Wolken) findet man auch in den Prachtbibeln und gilt vermutlich für alle mittelalterliche Darstellungen als Norm.

92

Das Tuch über Dächer und Kuppeln gilt als Zeichen dafür, dass alle Welt an dem dargestellten Thema Anteil nimmt. z.B. Maria Verkündigung 93 Die Schuhe symbosieren ihre königliche, im Sinne göttliche Existenz 94 Die Hand gibt sie ihren Segen und Kraft für die auf der Ikone dargestellte Person

130

Die Gewänder in Purpur Im Gegensatz zur og. Konvention sind in der Wikipedia auch Ikonen mit Purpurgewändern verfügbar:

Abb. 30: Ikone der Gottesmutter Bildnachweis: Ikone der Ikonostase im Kloster Decani von Zar Dušan, um 135095

95

freigegeben vom Wikipedia-Mitglied: Orjen

131

Die Gewänder der Codex Manesse Die Regel zur Kleidungsgestaltung in der Ikonenmalerei wurde nun im Mittelalter auch für die kaiserliche und königliche Bekleidung angewandt, was man sehr gut in der sog. Codex Manesse96 ablesen kann. Dieser Codex ist vollständig im Internet verfügbar. Die Farbcodierung mit Rot und Blau wird nicht nur in der fürstlichen Kleidervorschrift, sondern auch in der Farbgestaltung der Schrift angewandt. Es wird gar ausschließlich die Farbkombination Rot und Blau für Initialen verwendet. Von diesen Farbcodierungen werden jeweils einige Beispiele und die vollständigen Adressen im Internet dargestellt.

Die komplette Handschrift Aus dem Internet kann man die komplette Handschrift der Codex Manesse (als PDF-Datei , 101 MB) laden und anschauen. Dabei fällt auf, dass die Textseiten analog an den üblichen mittelalterlichen Prachtbibeln abwechselnd mit rot und blauer Schrift geschrieben worden sind.

Der Kaiser Heinrich Kaiser Heinrich wird mit nach religiöser Kleidervorschrift mit einem Purpur-roten Obermantel und blauen Untermantel dargestellt. Auch die Umrandung wird in den göttlichen Farbcodes Rot und Blau (ggf. auch das Weiß ?) gestaltet97. 96

Cod. Pal. germ. 848, Große Heidelberger Liederhandschrift (Codex Manesse), Zürich, 1305 bis 1340 97 → Siehe das komplette Bild: Kaiser Heinrich 132

Abb. 31: Kaiser Heinrich (Codex Manesse)

König Tyro von Schotten König Tyro von Schotten wird mit nach religiöser Kleidervorschrift mit einem blauen Obermantel und roten Untermantel dargestellt. Seine Partnerin oder Partner trägt einen roten Obermantel und einen blauen Untermantel. Der König erfüllt die Ikonenvorschrift für Christus und die Partnerin die Vorschrift für Maria. Auch die Umrandung wird in den göttlichen Farbcodes Rot und Blau (dazu jedoch auch: Gold) gestaltet. • 8r: König Tyro von Schotten

133

König Wenzel von Böhmen König Wenzel von Böhmen wird gemäß religiöser Kleidervorschrift mit einem blauen Obermantel und roten Untermantel auf einem purpur-farbenen Thron dargestellt. Der König erfüllt die Ikonenvorschrift für Christus. • 10r: König Wenzel von Böhmen

König Konrad der Junge König Konrad der Junge trägt einen grünen Mantel, der vielleicht deshalb von der Norm abweicht, weil er sich auf der Jagd befindet. Die Bildumrandung wird jedoch in den göttlichen Farbcodes Rot und Blau gestaltet. • 7r: König Konrad der Junge

Der untere Adel Der untere Adel wird kaum mit den göttlichen Farben Rot und Blau ausgestattet. Die Umrandungen sind jedoch überdurchschnittlich oft in Rot und Blau dekoriert.

134

Das Register Bereits das Register der Codex Manesse wird mit abwechselnd roten und blauen Initialen ausgestattet. → Siehe: 4v: Register

Abb. 32: Register der Codex Manesse

135

136

11 Das Denkmal der Farbe „Paars“ Gelegentlich erwache ich in der Ahnung, dass wieder ein Wort gefunden wurde, welches nur noch in der niederländischen Sprache übrig geblieben ist. Weder in Englisch, Deutsch oder Französisch ist vergleichbares vorhanden. Es ist ein totes Wort, „Paars“, das wir erst dann verstehen, wenn wir uns mit der alten, religiösen Farblehre auseinandersetzen. Angefangen hatte alles mit Stefans Aussage, dass ein Germanist mit dem Wort keinerlei religiöse Assoziation verknüpfen könne, weil Purpur einfach von einer Schnecke abstammt, der im Mittelalter am Mittelmeer zur Farberstellung gezüchtet worden ist. Mit meiner Rede, dass die Farbe Purpur ursprünglich ihre religiöse Bedeutung durch Weben einer Vielzahl dünnster roten und blauen Fäden, konnte er nichts anfangen. Für ihn wurde Purpur erst mit der Verarbeitung der Purpur-Schnecke zum religiösen Symbol. So blieb mir nichts anderes übrig als die Etymologie des niederländischen Wort „paars“ (übersetzt Purpur) genau zu dokumentieren. International akzeptiert man heute die Farbcodierung Rosa für die weibliche und Hellblau für die männliche Geschlechter. Den Beweis zu dieser These werden wir noch an einigen Beispielen liefern müssen. Bekanntlich ist Purpur die Mischfarbe der Farben Rot und Blau und bei dieser Konstellation könnte man sich fragen, inwieweit man die alten Symbolik der Farben Purpur, Rot und Blau wiederaufleben lassen kann.

137

„Paars“ ist die Farbe der „Peers“ Die regionale Anwendung der Wörter für Purpur, Violett und „paars“ wurde dokumentiert im Niederländischen 98 etymologischen Wörterbuch in einer Karte von P.J. Meertens, Taalatlas afl. 4, 14. Vielleicht kann man in dieser Karte ablesen im welchen Bereich das Wort „paars“ entstanden ist. Die etymologische Ableitung des Wortes "paars" ist unsicher. Die Etymologen vermuten einen Zusammenhänge mit Persae 'Perser', Persia 'Persien' und perzik (Pfirsich) obwohl doch die zuvor beschriebene, einfachere Erklärung sich anbietet. Die Datenbank http://www.etymologie.nl/ dokumentiert einige mittelalterlichen Zitate für dieses Wort um 1300 AD: paars Substantiv (als 'Farbe') Mnl. perse 'Purpur (Laken)' [1294; VMNW], perse saye 'Purpur wollene Stoffe' [1296; VMNW], peers bruxsch lakene ' Purpur Laken aus Brugge' [134344; MNW], groen of blaeu of root of paers [ca. 1475; MNW]. Zwei Dokumente aus dem Jahr 1672 und 1742 enthalten jedoch Verweise auf Substantive „Paars“ sowie „Pers“. Wir werden diese Zitate kurz analysieren. Die interessante Stelle ist gelb markiert. Es handelt sich in beiden Fällen um einen Saal, den man „Paars“ oder „Pers“ nennt. Es betrifft wohl den Versammlungssaal für die freien Bürger, der Stadt Leiden die man in England „Peers“ nennt und im britischen Adel als Sammelbegriff für adlige Personen verwendet wird. 98

von J. de Vries, F. de Tollenaere, Maaike Hogenhout-Mulder

138

Prinzipiell stammen diese Begriffe aus dem Latein: „Pares“, d.h. die Gleichen. Korte besgryving van het Lugdunum Batavorum nu Leyden door Simon van Leeuwen – 1672 Het selve Stadhuys is soo onder als boven in verscheide plaatsen verdeelt, elk tot sijn byfonder gebruyk, als fijn boven de Grote Vroedschaps-kamer, Burgermeesters kamer, Schepens kamer, Secretarie, Griffie ende Weeskamer, voor ende tussen dewelke een groote Wandelplaats, dat men de Paars nomt, ten eynde van dewelke twee vertrekken voor sijn, daar de Burgen alle nagten de wagt houden. Boven deselve Paars is de Artelerie ende Wapen-kamer, Hedendaegsche historie... - Seite 523 Thomas Salmon, Jan Wagenaar, Matthias Van Goch – 1742 Langs den eerst beschreeven' Buiten-opgang van twintig trappen naar bovengaande, komt men op eene ruime Zaal, gemeenlyk de Paars of Pers genaamd, die zeventig treden lang is. Zum Verständnis, warum „paars“ die religiöse, adlige Farbe geworden ist, müssen wir die mittelalterlichen, biblischen Farblehre im nächsten Kapitel bemühen.

139

140

12 Flaggen Um 1328 schmückten sich die Herren des Haus Valois, d.h. eines französischen Königshauses, aus dem dreizehn Könige von Frankreich stammten in Blau mit goldenen Fleurs-de-lis in einer roten Umrandung. Seitdem tragen die französische Könige auf Vignetten und Manuskripte ein rotes Gewand unter einem blauen Obergewand, das mit goldenen Fleurs-de-lis geschmückt wird. Diese Kleiderordnung stimmt jedoch genau überein mit der Farbcodierung für die Christus-Ikone.

Abb. 33: Französische Flagge in Blau-Weiß-Rot (1358) Die symbolische Farben für die Stadt Paris sind seit 1358 traditionell Blau und Rot, als der Pariser Revolutionsführer Etienne Marcel sie gegen den König und Dauphin eingeführt hat. Kommandant Lafayette hat dann 1794 daraus durch Hinzufügen von der Farbe Weiß die französischen Flagge in Blau-Weiß-Rot gestaltet. Aus einer analogen Entwicklung seien ggf. auch die Flagge der Niederlanden, die Union Jack, die US-Flagge und die russische Flagge aus der göttlichen, bzw. biblischen Vorschrift zur Farbkombination der Bücher Exodus bzw. Chroniken entstanden.

141

142

13 Übersicht der androgynen Göttern Die Autoren Mircea Eliade, Rens van der Sluijs und Helena Blavatsky dokumentieren eine lange Liste mit den höchsten, androgynen Göttern in ihren Büchern: • Der erste Mensch Adam war ursprünglich ein Zwitter: Adam und Eva waren Rücken zu Rücken an ihren Schultern miteinander verbunden. Gott trennte die beiden mit einer Axt oder entzweite den beiden. Andere Autoren meinen: Der erste Mensch Adam war rechtsseitig ein Mann und linksseitig eine Frau, aber Gott trennte den ersten Menschen entzwei99 • Mehrere Götter im alten Ägypten waren bi-sexuell100. • Tammuz, Enki und Ninurta waren androgyn veranlagt101. • Bel und Belit waren ggf. ursprünglich Zwitter102. • Aštarte kann in männlicher Gestalt auftreten und manchmal auch männliche Attribute annehmen103. • Einige Autoren vermuten, dass Ištar ein Zwitter gewesen sein könnte104. 99

Bereshit Rabbah I. 1, fol. 6, col. 2 (Source: Patterns in Comparative Religion : 423) 100 Patterns in Comparative Religion : 421f. 101 D. N. Talbott, The Saturn myth; a reinterpretation of rites and symbols illuminating some of the dark corners of primordial society, 1980: 88 102 Patterns in Comparative Religion : 422 103 J. Leclant: ‘Asurté à Cheval, d'après les Représentations Egyptiennes’, Syrie, 37 (1960): 7, cited in Z. Rix, ‘The androgenous comet’, SIS Review, I. 5 (1977): 17-19 104 J. Leclant: ‘Asurté à Cheval, d'après les Représentations Egyptiennes’, Syrie, 37 (1960): 7, cited in Z. Rix,

143

• Die süd-arabische Gottheit Atar war vermutlich ebenfalls androgyn105. • Die Bezeichnung ‘duplex Amathusia’ für Aphrodite von Amathus106 basiert auf der Doppelgeschlechtlichkeit der Zypriotischen Gottheit. Sie wurde in Kunstwerken mit Bart abgebildet107. • Kronos wird mit dem Titel Mann-Frau geführt 108. • Dyaus, der alte Himmelsgott, und Purusha, der erste Mensch, waren Zwitter109. • Plato’s ‘Erster Mensch’, mit einem kreisrunden Körper (Plato, Symposium) wird als androgyne Person beschrieben, die von Zeus zweigeteilt wurde110. • Die germanischen Gestalten Odin, Loki, Tuisco und Nerthus tragen androgyne Züge111. • Die Chinesen kannten eine hermaphrodite Oberste Gottheit, die ein Gott der Finsternis und des Lichtes gewesen ist 112. • Australische und pazifische Ureinwohner gehen von ‘The androgenous comet’, SIS Review, I. 5 (1977): 17-19) 105 U. Oldenburg, ‘Über den Sternen von El: El in der alten südarabischen Religion’, Zeitschrift für alt-testamentliche Wissenschaft, 82 (1970): 199f., zitiert in E. Cochrane, ‘Mars Gods of the New World’, Aeon IV. 1 (1995): 60) 106 Catullus 68. 51 107 A. de Grazia & P. James, ‘Aphrodite - The Moon or Venus’, SIS Review I. 3 (1976): 8-14) 108 (->> Great Magical Papyrus of Paris) K. Preisendanz, Papyri Graecae Magicae; Die Griechischen Zauberpapyri, 1928, I: 64, cited in D. Cardona, ‘Child of Saturn (part III)’, Kronos VII. 3 (1982): 3-14) 109 Rig-Veda X. 90; Quelle: Patterns in Comparative Religion : 421 110 Patterns in Comparative Religion : 1958: 423 111 Patterns in Comparative Religion : 422f. 112 Patterns in Comparative Religion: 422

144

• • • • •

einem androgynen ersten Menschen aus113. Quetzalcoatl tragen androgyne Züge114. Im chinesischen, androgynen System werden Yin und Yang in der heiligen Frau T’ai Yuan gebündelt. Die Zuni-Indianische Hauptgottheit Awonawilona ist eine androgyne Er-Sie-Gestalt. IU-piter wird „gleichzeitig Vater und Mutter“ genannt115. Die androgyne Gottheit Zurvan erzeugt die Hauptgottheiten Ahura Mazdā und seinen teuflischen Antipoden Ahriman aus seinen Schultern.

Literatur zu dieser Übersicht: • Übersicht von Rens van der Sluijs, Januar 2001 in Ignis-e-coelo • Die Geheimlehre, von H.P. Blavatsky, 1888 • Patterns in Comparative Religion , by Mircea Eliade, Rosemary Sheed, John C. Holt, 1958 • Symposium by Plato • Zweiundzwanzig Bücher zur „Theokratie“ vom H. Augustin

113

Patterns in Comparative Religion : 423 D. N. Talbott, The Saturn myth; a reinterpretation of rites and symbols illuminating some of the dark corners of primordial society, 1980: 88 115 Augustinus in Zweiundzwanzig Bücher zur Theokratie. 114

145

146

14 Die Proto-indoeuropäische Sprache Sir William Jones (* 28. September 1746 in London; † 27. April 1794 in Kalkutta) war ein britischer Indologe und Jurist und seit 1783 Richter am Obersten Gericht in Kalkutta. Heute ist William Jones bekannt dafür, als erster die Ähnlichkeit des Sanskrit mit dem Griechischen und dem Lateinischen erkannt zu haben. In seinem Buch The Sanscrit Language (1786) schlug er vor, dass alle drei Sprachen einen gemeinsamen Ursprung hätten, und dass sie auch mit dem Gotischen und den keltischen Sprachen sowie dem Persischen verwandt seien. Dies war der erste Hinweis auf die Existenz der Indo-Germanischen Sprachfamilie und die erste Anwendung der vergleichenden Sprachwissenschaft. Am Anfang des 19. JH. definierte der Norweger Rasmussen Rask das Gesetz der Übereinkunft zwischen dem griechischen ph oder f und den germanischen Laut b. Diese Übereinkunft verkoppelt das griechische Wort "phrater" mit dem englischen "brother". Zur Mitte des 19. JH. startete August Schleicher eine Rekonstruktion der PIE116, die als Ausgangsbasis für alle indoeuropäischen Sprachen gilt. Der australische Archäologe Gordon Childe (der in England arbeitete) analysierte die Regionen der Proto-indoeuropäischen Sprache und schlug als Ausgangsbasis die Region nördlich des Schwarzen Meeres vor. Seine Arbeit wurde von Maria Gimbutas, welche die Kurgantheory formulierte, fortgeführt. 116

PIE ist die Abkürzung für Proto-Indo-Europäische Sprache

147

Pronomina in der PIE-Sprache Nachfolgende Tabelle117 enthält in Reihenfolge die bedeutendsten Wörter der PIE, der Proto-Indoeuropäischen Sprache, ausgearbeitet von Morris Swadesh (zitiert in einem Buch von C. Renfrew118 1988). Die Reihenfolge der Prioritäten beginnt mit den Pronomina: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

Pronomina (Ich, Du, wir) Indikatoren (dies, jenes, nicht) Standardfragen (wer, was) Mengen (alle, viel, eins, zwei) Umfang (gross, lang, klein) Personen (Frau, Mann, Person) weitere Kategorien (Fisch, Vogel, Hund, Laus, Baum, Samen, Blatt, Wurzel...) 8. Himmelskörper (Sonne, Mond, Stern) 9. weitere Kategorien (Wasser, Regen, Stein, Sand, Erde, Wolke, Rauch...) 10.Farben (Rot, Grün, Gelb, Weiß, Schwarz) 11.Qualität (voll, neu, gut, trocken) 12.weitere Kategorien (Name, ....)

Die Personalpronomina belegen in dieser Rangliste eindeutig den wichtigsten Platz.

117

von Morris Swadesh und C. Renfrew 1988 C. Renfrew 1988, "Archeology and Language, The puzzle of IndoEuropean Origins, Cambridge University Press, New York, 1988. 118

148

Index/ Rang

Englisch (alt)

Niederländisch

Deutsch (alt)

Kategorie

1

I (I)

Ik

Ich (Ih)

Pronomen

2

You (Thou) Jij

Du (Thu)

Pronomen

3

We

Wij

Wir

Pronomen

4

This

Dit

Diese

Indikator

5

That

Dat

Jene

Indikator

6

Who

Wie

Wer

Frage

7

What

Wat

Was

Frage

8

Not

Niet

Nicht

Indikator

9

All

Alles

Alles

Menge

10

Much/ Many

Veel

Viel

Menge

11

One

Een

Ein

Menge

12

Two

Twee

Zwo

Menge

13

Big

Groot

Gross

Größe

14

Long

Lang

Lang

Größe

15

Small

Klein

Klein

Größe

16

Woman

Vrouw

Frau

Individu

17

Man

Man

Mann

Individu

18

Person

Persoon

Person

Individu

Tabelle 4: Elementare Wortliste für die PIE

149

Auf den Positionen 1-18 dieser Liste können wir einige Paare mit Antipoden identifizieren, die auf Dualismus deuten: • • • • •

Ich ↔ Du (wobei: Ich & Du= “Wir”) auf Positionen 1, 2 und 3 Dieses ↔ Das (auf Positionen 4 & 5) Eins ↔ Zwei (auf Positionen 11 & 12) Groß ↔ Klein (auf Positionen 14-15) Frau ↔ Mann (auf Positionen 16-17)

PIE Pronomina Die Rekonstruktion der Pronomina im PIE ist schwierig wegen der großen Schwankung in späterer Zeit. Dieses gilt speziell für die Demonstrativpronomina. PIE kannte Personalpronomina der ersten und zweiten Person, aber nicht für die dritte Person. Die Personalpronomina der ersten und zweiten Person passen zur androgynen Religion, in dem nur zwei Antipoden eine religiöse Bedeutung zukommt. Es gibt keine offensichtlich religiösen Symbole in der Rangordnung auf Platz 1 bis 100. Es wurden jedoch zwei Gottheiten in der PIE identifiziert.

Der Himmelsgott als Proto-Gottheit in PIE Die Ursprünge der Indoeuropäer können bisher nicht archäologisch zugeordnet werden. Die Zuordnung der Indoeuropäer wird über vorhandenen Gerätschaften (Wagen, Rad, usw.) durchgeführt. Das Pferd gehört z.B. nicht zum ältesten, gemeinsamen PIE-Sprachkern. Zum Grundbestand gehören jedoch Vater, Mutter, Bruder, Schwester, usw. …

150

Nur zwei Götter gehören zum Grundbestand 119: der HimmelsVater (Dyaeus, Zeus, Tyr, Ti-Father, usw.) und eine Göttin der Morgenröte, Eos oder eigentlich "Haeoos" / Aurora. Aurora wird abgeleitet aus dem Griechischen: "ausosa" von Eos, vgl. ->> Niederländisch Ooster-, Deutsch: Oster-. Es scheint sich dabei einfach um die im Osten aufsteigende Sonne zu handeln. Auch ein allgemeines Wort für Gott ist vorhanden. Bronze kam erst auf, als die Trennung in Einzellinien bereits weit fortgeschritten war (2000 vor C.). Wegen der Struktur der griechischen und hethitischen Sprache muss der Ansatz der urindoeuropäischen Sprache vor dem 3. Jahrtausend v.C. gesucht werden. Aus der Sicht der androgynen Religion können wir jedoch zumindest drei Proto-Pronomina im PIE definieren: • • •

I für die erste Person Singular (Ich), U für die zweite Person Singular (Du) und UI für die erste Person Plural (Wir).

Diese Proto-Pronomina sind die Basiselemente für die religiöse, androgyne Symbolik, in dem zum Beispiel der Name Tuisco durch Verkettung der Pronomina "Thou"/"Thu" und "I"/"Ih" entsteht. Im Gegensatz zu den Standard-Göttern (z.B. Zeus, IU-piter, IHVH, usw.) kann Tuisco nicht als Himmelsgott eingestuft werden. In der Germania beschreibt Tacitus Tuisco als eine aus der Erde geborene Gottheit, und Julius Cäsar vergleicht Tuisco mit Dis-Pater, dem Vater der Finsternis und Unterwelt120. 119

Quelle:. dtv-Atlas Weltgeschichte , ISBN:978-3-423-08598-3 (Seite 41) De Bello Gallico – Julius Cäsar, Buch VI, 53 b.C.

120

151

Äquivalente Proto-Gottheiten Die androgynen Schöpfungslegenden sind sicherlich nicht nur auf Platos Symposium begrenzt. In der Geheimlehre erinnert Helena Blavatsky an eine alten, vergleichbare Legende aus Persien; Meshia und Meshiane waren gemeinsam eine individuelle Gottheit in Persien. Die Perser lehrten auch, dass der Mensch an einem Lebensbaum als androgynes Paar gewachsen sei, bis sie aufgetrennt wurden für eine neue, nachfolgende Lebensform. Und sogar viele Jahren später war die Idee noch nicht verloren gegangen. Laut Blavatsky haben der Christ Eugibinus und die Rabbis Samuel, Manasseh ben Israel, und Maimonides gelehrt: "Adam hatte zwei Gesichter und eine Person und von Anfang an war er sowohl männlich als weiblich – männlich auf der einen und weiblich auf der anderen Seite (analog an Manu's Brahma). Später jedoch wurden die männliche und weibliche Hälften getrennt." Es gibt eine Vielzahl weiterer Verweisungen auf androgyne Götter, zum Beispiel im Sanskrit devas, im Latein deus, im Litauen dievas, im Altirischen dia und der alte nordische Plural tivar. Diese Titel waren alle Götternamen (Mallory, p. 128). Als Übersicht aus der Geheimlehre von Blavatzky können wir mit einigen Zusatzdaten eine Übersicht zusammenstellen:

152

Zugehörige Pronomina

Sprache

Gottheit

Proto-IndoEuropean

dyeus-peter

Ägypter

Teut

Perser

Sire

Magi

Orsi

Griechen

Zeu-Pater, Theos

Alt-Türkisch

Esar

Sanskrit

dyaus-pita

Italien / Latein

d'Ju-piter

D'u und J

Umbrien

d'Iuve-patre

D'u und J

Illyrien

Dei-patyros

Hittitisch

DSius

Französisch

Dieu

Nordisch

Ti-var (Tyr-Father) T(u) und I

Keltisch

Tuisco

Thu und Ih

Arabisch

dUI

UI

Du und Je

Tabelle 5: Androgyne Götter und ihre Pronomina Diese Zusammenhänge deuten auf eine Korrelation zwischen den androgynen Schöpfungslegenden, Zwittergottheiten und Pronomina. Die Korrelation beschränken sich jedoch nicht auf die PIE-Sprachen und gelten auch für andere Sprachfamilien.

153

Die androgyne Pronomina U, I und UI Vermutlich basiert jede Sprache auf einigen Basisworten, die Grundgedanken dokumentieren. Gemäß linguistischer Theorie sind die wichtigsten (drei) Wörter der Proto-indoeuropäischen (PIE-) Sprache (in der durch August Schleicher klassifizierten Liste) oder wohl auch jeder anderen Sprache (in genau dieser Reihenfolge): "Ich", "Du" und "Wir". Ausgehend vom modernen Englisch kann man aus diesen Wörtern auch drei Proto-Pronomina bilden, und zwar wiederum in derselben Reihenfolge: "I" , "U" und "UI". In Anbetracht ihrer Priorität in den linguistischen Studien dürfen wir zunächst annehmen, dass sich diese persönliche Pronomina auf bedeutsame religiöse Konzepte beziehen. Das wichtigste Proto-Pronomen "I" ist die erste Person Singular (Ich), die das männliche, religiöse Element in der Form des Lingam symbolisiert. Das zweitwichtigste Proto-Pronomen "U" ist die zweite Person Singular (Du), die das weibliche, religiöse Element in der Form der Yoni symbolisiert. Das drittwichtigste Wort in der (PIE-) Sprache ist das Proto-Pronomen "UI" oder "IU", das wir als Verschmelzung der einzelnen Proto-Pronomina "U" und "I" betrachten können. Im religiösen Basiskonzept bildet die Verschmelzung des weiblichen und des männlichen Elements eine der Gottheit ähnliche Gestalt, die durch "UI" oder in einer symmetrischen Version durch "IU" symbolisiert wird.

154

Die steinzeitliche Kontinuitätstheorie PCT Die PCT121 geht von einem frühestmöglichen Ursprung für die Europäische Version der PIE-Sprache um etwa dem 10. Jahrtausend vor Christus aus. Diese PCT ist eine Theorie, die davon ausgeht, dass der Ursprung der hypothetischen PIE-Sprache bis in die Steinzeit zurückreicht, d.h. Zehntausende von Jahren vor den geschätzten Chalcolithischen oder Neolithischen Angaben in anderen Szenarien der Proto-indoeuropäischen Geburtsstunden. Ihr wichtigster Vertreter ist der Linguist Mario Alinei, der sich zusammen mit dem Prähistoriker Marcel Otte und weiteren Mitgliedern in der Arbeitsgruppe "PCT Workgroup" organisiert hat. Die bedeutendste Veröffentlichung der "PCT" ist Alinei's Werk „Origini delle Lingue d’Europa“, das in zwei Teilen jeweils 1996 und 2000 veröffentlicht wurde. Die PCT datiert die Ursprünge der indoeuropäischen Sprache auf die Ankunft des aus Afrika eingewanderten Homo sapiens sapiens in Europa und Asien, die in der jüngeren Steinzeit stattgefunden hat. Diese PCT passt hervorragend zu den verbundenen Schädeln wie die archäologischen Überreste aus der Androgynen Religion.

121

Paleolithic Continuity Theory Deutsch: steinzeitliche Kontinuitätstheorie Italiänisch: La teoria della continuità

155

PIE-Pronomina in Afghanistan Im seinem Buch „Drachenläufer“ (2003) verwendet Khaled Hosseini eine Vielzahl afghanischer Wörter. In der Regel betrifft es arabische Wörter. Auf der Suche nach indoeuropäischen Wörter identifizierte ich Padar (Vater), Madar (Mutter) und Tu, das mit dem französischen Wort "Du" übereinstimmt. Das persönliche Pronomen "tu" (das vertrauliche „Du“) wird für nahestehende Beziehungen (wie zum Beispiel Ehemann und Ehefrau) benutzt. Dagegen verwendet man wie in Deutsch "shoma" (das respektvolle „Sie“) für die ehrenvolle und distanzierte Beziehungen (sogar zwischen Eltern und Kindern). Ursprünglich mag das vertrauliche Wort "tu" (Du) exklusiv für die Gespräche zwischen Ehemann und Ehefrau reserviert gewesen sein, um das göttliche Eheband zwischen den Eheleuten zu symbolisieren.

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15 Farben, Zwirn und Runen Das Fürstengrab in Hochdorf Das Kelten-Museum in Hochdorf122 an der Enz birgt noch mancherlei Überraschung. Das Fürstengrab enthielt bereits bei der Entdeckung in 1968 eine Sensation: die nicht beraubte Prunkbestattung eines frühkeltischen Fürsten. Im Rückblick ist die wahre Sensation jedoch der violettfarbene Mantel, den der Fürst getragen hat. Denn dieser Mantel symbolisiert die Religion des keltischen Volkes. Das Fürstengrab mit seinen einmaligen technischen Funden sowie deren archäologische und historische Einordnung stehen im Zentrum des Museums. Die Grabkammer und die Beigaben wurden mit „alten” Werkzeugen und handwerklichen Techniken in originalgetreuen Materialien rekonstruiert. Die Präsentation vermittelt einen authentischen Eindruck der Bestattung vor 2500 Jahren. Ein Symposium Das Fürstengrab, so erklärt unsere Begleiterin im Museum, symbolisiert ein Symposium, das der König zu Lebzeiten im Stil eines griechisch-platonischen Gastmahls als Höhepunkt des gesellschaftlichen Lebens oft genossen hat. Der Prunkwagen mit Pferdegeschirr, das komplette 9-fache Speiseservice und die hochwertige Liege des Fürsten sind als technische Höchstleistung für jedermann klar erkennbar. Ein überdimensionales Gefäß war für das Symposium mit Honigwein gefüllt. 122

Hochdorf bei Stuttgart, etwa 500 bC

157

Dieses löwengeschmückte Kupfergerät wurde über uralte Handelsrouten, über Marseille, Rhone und Schweiz, aus Griechenland importiert. Das wahre Wunder sind jedoch die Tücher, die das Grab enthält.

Abb. 34: Keltisches Fürstengrab in Hochdorf

158

Die Farben Rot und Blau Im Vortrag beschreibt die begeisterte Referentin ausführlich, dass die Grabbeigaben in Tücher gewickelt aufgefunden wurden. Diese Tücher sind überwiegend in den königlichen Farben Rot und Blau gehalten, die für die Kelten besonders kostspielig gewesen sein müssen. Als Besonderheit erwähnt die Vortragende, dass der violette Mantel des Fürsten aus sehr fein rot- und blaukariertem Stoff gewebt wurde. Die Webtechnologie erreicht eine ungeheure Webdichte von 80 Fäden pro cm! Die rote, haltbare Farbe wurde durch Trocknen und Auskochen einer Schildlaus gewonnen123. Dabei handelt es sich um die auf den Kermeseichen (Quercus coccifera L.) lebenden KermesSchildläuse (Coccus ilicis oder Kermes vermilio Planchon), der polsnischen Kermeslaus (Porphyrophora polonica L.) oder aus der armenischen Kermeslaus (Porphyrophora hameli Brandt), die auf Wurzeln bestimmter Gräser zu finden war. Das Blau stammt aus einer Pflanze mit dem Namen Waid (Isatis tinctoria oder „deutscher Indigo“) und stimmt chemisch mit dem Indigo überein. Im De Bello Gallico erwähnt Julius Cäsar, dass die britischen Krieger sich vor der Schlacht den Körper und das Gesicht blau färben mit der Waid-Farbe, um damit ihren Feinde zu imponieren. Jetzt jedoch werden wir sehen, wie die blaue Indigo-Farbe vielleicht auch die männliche Mitgliedergruppe in einer androgynen Religion symbolisieren kann.

123

Eine artverwandte Conchenilla-Schildlaus wird auch heute noch auf den Kanaren gezüchtet.

159

Braut- und Geburtskleider Weiße Brautkleider wurden erst 1840 mit der Hochzeit der Königin Victoria eingeführt. Zuvor war die übliche Brautfarbe Rot. In China wird die Braut in einem roten Brautkleid und einer roten Sänfte zum Ort der Hochzeitsfeier getragen. Dort schreitet sie auf einem roten Teppich ihrem Bräutigam entgegen, und dieser begrüßt sie, indem er ihren roten Seidenschleier hebt. Analog dazu kleiden wir unsere neugeborenen Töchter in leichtes Rot und unsere Söhne in leichtes Blau, das heißt in den androgynen Symbolfarben. In den frühen Kulturen wurde das dunkle Rot des Blutes noch dem Weiblichen und das Blau dem Männlichen zugeordnet. Die "Mutter Erde" spendete den Völkern der Steinzeit den roten Ocker, dem man lebenerhaltende Kräfte zuschrieb. In Japan wird das Rot noch heute eher dem Weiblichen zugeordnet. Erst später wurden die Farbsymbole verfälscht und die rote Farbe in ein männliches Machtsymbol verwandelt124. Die Farbe Purpur Rot und Blau ergeben in einer Mischung Purpur, und diese Kombination ist bereits im Altertum als Herrscherfarbe bekannt. Im Mittelmeerbereich waren die Purpur-Kleider damals nur den Herrschern vorbehalten und für die Untertanen strengstens verboten. Diese Stoffe wurden jedoch direkt aus Purpurfarben hergestellt. Die Phöniker haben die Purpurfarbe in Tyros aus einer Schneckenart gewonnen und dieses gewinnträchtige Monopol lange Zeit als einen Schatz gehütet.

124

Quelle: Lexikoneintrag: Farbe

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Es wäre für die keltischen Weber(innen) leicht möglich gewesen, einen einfarbigen Webfaden in demselben Purpur herzustellen und damit einen Stoff zu weben. Die Kelten haben diese Farben jedoch nicht gemischt. Wie in Hochdorf im Museum klar unter Lupen dargestellt, webten sie die roten und blauen Fäden zu einem violetten, karierten Tuch. Diese Technik ist jedoch kein primitiver Ersatz für die extrem teure Purpurfarbe aus Tyros, sondern ein religiöses Symbol, das man auch heute noch verstehen kann. Denn das Rot ist das weibliche und das Blau ist das männliche Symbol, womit wir auch heute noch die Geburt unserer Kinder feiern. Die intensive Farbgebung in Rot und Blau symbolisiert offensichtlich den erwachsenen, ausgereiften Menschen, während die leichte Farben Hellrot und Hellblau unsere Kinder repräsentieren. Der Hochdorfer Fürst hat dieses blau-rote Kleid offensichtlich als religiöses Symbol getragen. Der Regenbogen Rot und Blau sind die lang- bzw. kurzwelligen Farben an dem Rand des sichtbaren Lichtspektrums und bilden gegensätzliche spektrale Elemente. Die Mischfarbe Purpur ist dagegen die einzige Farbe, die im Regenbogen fehlt und aus dieser Eigenschaft den Status eines göttlichen Attributs erhält. Tatsächlich ist nicht so sehr der Regenbogen, sondern sind vielmehr die Randfarben Rot und Blau sowie die Mischfarbe Purpur das Symbol des Verbunds zwischen Gott und seinem Volk.

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Rot und Blau sind außerdem elementare Bestandteile in den Flaggen verschiedener Länder: Großbritannien, die USA, Frankreich und die Niederlande. Sind diese Farben die alten Symbole für die männlich-weiblichen Gegenpole? Im Altertum hat man diese Farben im Regenbogen als göttliche Symbolik wahrgenommen (Genesis 9:17): „Steht der Bogen in den Wolken, so werde ich auf ihn sehen und des ewigen Bundes gedenken zwischen Gott und allen lebenden Wesen, allen Wesen aus Fleisch auf der Erde.” Und der Sohar fügt dem hinzu125: „Wenn aber die Erde diesen Bogen sieht, dann ist dies der Ursprung aller heiligen Beständigkeit. Und er werde zum Bundeszeichen zwischen Gott und allen lebenden Wesen. Dies ist es, was gesagt wird von drei Farben und einer, die zwischen den anderen gefasst ist – und es ist nur ein Geheimnis, das in der Wolke zur Erscheinung kommt.”

125

Sohar, I. fol. 71b

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Die Sephiroth Sephiroth ist die hebräische Bezeichnung für die zehn göttlichen Emanationen im kabbalistischen Lebensbaum. Sie bilden in ihrer Gesamtheit symbolisch den himmlischen Menschen, den Adam Kadmon. Sephiroth ist der Plural des hebräischen Wortes Sephira, was Ziffer bedeutet.

Abb. 35: Sephiroth in Farbdarstellung

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Die Sephiroth126 werden in drei getrennte Säulen oder gimel kavim ("drei Linien" in Hebräischer Sprache) aufgeteilt:

Die zentrale Säule Kether bildet den Kopf der zentrale Säule und wird mit dem hebräischen Buchstaben Aleph, "der Atem" und der Luft assoziiert. Einige Lehren betrachten die Sephiroth der Zentralsäule geschlechtlich neutral, gewissermassen als Bilanz der männlichen und weiblichen Seiten. Andere weisen den Sephiroth wechselnde sexuellen Attribute zu. Die Zentralsäule enthält Purpur (Rot & Blau) und andere Mischfarben.

Die rechte Säule Chokhmah bildet den Kopf der rechten Säule, wird mit dem hebräischen Buchstaben Shin, mit dem Männlichen und mit dem Feuer assoziiert. Diese Säule enthält die blaue Farbe und andere bläuliche Farben.

Die linke Säule Binah bildet den Kopf der linken Säule, wird mit dem hebräischen Buchstaben Shin, mit dem Weiblichen und mit Wasser assoziiert. Diese Säule enthält die rote Farbe und andere rötliche Farben.

126

Bild aus Wikipedia-Commons

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Die Purpurfarben im Adoniskult Byblos an der Küste Syriens war (mit Paphos auf Zypern) eine Hochburg der Aphroditen- bzw. Astarte-Verehrung. Byblos rühmte sich als die älteste Stadt Phöniziens und wurde der Legende nach vom großen Gott "El" gegründet, den Griechen und Römer mit Chronos, bzw. Saturn identifizierten. Im Altertum war es ein heiliger Ort an der Mittelmeerküste, in dem die Riten des Adonis abgehalten wurden. Der Fluss Nahr Ibrahim, der etwas südlich von Byblos ins Meer mündet, trug im Altertum den Namen Adonis. Der letzte König von Byblos hieß Cinyras und wurde von Pompeius dem Große enthauptet. In Aphaca, das etwa eine Tagesreise von Byblos entfernt liegt, befindet sich die Quelle des Adonis-Flusses. Dort befanden sich ein heiliger Hain und ein Heiligtum der Astarte, die Konstantin zerstörte. Der Tempel liegt bei einem Dorf Afka, inmitten von Hainen mit Walnussbäumen. Der Fluss entspringt in einer hochgelegenen Höhle und setzt dann seinen Weg über riesigen Wasserfällen fort. An dieser Stelle soll Adonis zum ersten und letzten Mal Aphrodite begegnet sein, und hier wurde sein von einem Eber verstümmelter Körper beerdigt. Jährlich wurde danach Adonis in den Bergen zu Ostern tödlich verwundet und färbte sich das Antlitz der Natur mit seinem heiligen Blut. Während der Blütezeit der roten Anemonen und roten Rosen strömte das rote Wasser des Adonis-Flusses in das blaue Mittelmeer und färbte das Meer im Frühling bei landeinwärts wehendem Wind wie mit einem schlängelnden Purpurband127 (Seite 477). 127

The Golden Bough (1890-1900-1911/1915) - Von James George Frazer

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Yin und Yang Rot und Blau sind elementare Bestandteile in den Flaggen verschiedener Länder: Großbritannien, die USA, Frankreich und die Niederlande. Sind diese Farben die alten Symbole für die androgynen Gegenpole? Gefärbte Yin/Yang-Symbole werden dargestellt in Rot (Sonne / Erde / weiblich) beziehungsweise Blau (Mond / Himmel / männlich). Die Symbole deuten immer auf Antipoden und bilden die Grundlage des Tao.

Abb. 36: Die Koreanische Flagge Es gibt einen merkwürdigen Zusammenhang zwischen dem klassischen Yin/Yang-Symbol und der ältesten Flagge der Welt (die niederländische Tri-Colore), und zwar benutzen beide die Symbolfarben Orange und Blau. Die erste niederländische Flagge benutzte die Farbe Orange anstatt Rot.

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Abb. 37: Die PrinzenFlagge (1572)

Vom Ursprung der US-Flagge Man weiß eigentlich erstaunlich wenig über die Ursprünge der US-Flagge, sagt Marc Leepson. Es soll eine Näherin aus Philadelphia gegeben haben, die ein erstes Exemplar hergestellt hat. Die meisten Amerikaner sind jedoch der Meinung, dass ihre Flagge von der britischen Flagge abstammt. Andererseits waren fast alle Gründerväter Freimaurer und die Sterne wie auch die Farben gehören zur Freimaurer-Symbolik. In 1777 legt ein Kongress als Nationalflagge einen Entwurf fest in Rot, Weiß, Blau mit 13 Streifen und 13 Sternen. Weitere Sterne sind im Laufe der Zeit mit neuen Staaten hinzugekommen bis zum heutigen Stand mit 13 Streifen und 50 Sternen.

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Es gibt durchaus Hinweise zur Annahme, dass die Farben Rot, Weiß, Blau in den Flaggen einiger Ländern von den Tempelrittern und Freimaurer abstammen. Zur Zeit der Festlegung der Nationalfarben vieler Ländern (z.B. Holland, Frankreich, England, die USA) gehörten eine Mehrheit der Oberschicht zur den Tempelrittern bzw. Freimaurern. So gehörten zum Beispiel folgende US-Präsidenten zu den Freimaurern: Washington, Monroe, Andrew Jackson, Polk, Buchanan, Andrew Johnson, Garfield, Theodore Roosevelt, Taft, Harding, Franklin D. Roosevelt, Truman and Ford. Als Freimaurer kannten sie sicherlich die Ursprünge ihrer Farben-Codierung der Randfarben des Regenbogens - auch wenn sie dabei keine Ahnung hatten von deren zugrunde liegender Symbolik. Traditionell haben die Tempelritter und Freimaurer in ihren Studien immer die Kernfrage einer heiligen Geometrie zu Grunde gelegt, die man in der Bibel (im Exodus, in Königen und in Chroniken), sowie auch in den pythagoräischen, vitruvischen, hermetischen, neu-platonischen, hebräischen und islamischen Büchern identifizieren kann. Als Basisquelle nennen die Freimaurer traditionell Huram, der im zweiten Buch der Chroniken,3:12 folgendermaßen auftritt: "So sende ich nun einen weisen Mann, der Verstand hat, Huram, meinen Meister (der ein Sohn ist eines Weibes aus den Töchtern Dans, und dessen Vater ein Tyrer gewesen ist);

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der weiß zu arbeiten an Gold, Silber, Erz, Eisen, Steinen, Holz, rotem und blauem Purpur, köstlicher weißer Leinwand und Scharlach und ein zu gravieren allerlei und allerlei kunstreich zu machen, was man ihm aufgibt, mit deinen Weisen und mit den Weisen meines Herrn, des Königs Davids, deines Vaters". Rot und Blau im Buch Exodus Nach Angaben der Bibel hat Hiram Abiff den Gottesbefehl zum Tempelbau in Rot und Blau durchgeführt. Die Ausführung Salomos war jedoch nicht die erste Aufgabe, die in Rot und Blau ausgeführt werden sollte. König Salomo erhielt seine Anweisung von seinem Vater David, aber die erste Fassung der göttlichen Anweisung stammt von Moses im Buche Exodus (38 - 23), wo ein anderer Spezialist Oholiab vom Stamme Dan mit blauem und rotem Purpur arbeitet: "und mit ihm Oholiab, der Sohn Ahisamachs, vom Stamme Dan, ein Meister zu schneiden, zu wirken und zu sticken mit blauem und rotem Purpur, Scharlach und weißer Leinwand". Und obwohl die Bibel die Symbolik für die Farben Purpur, Rot und Blau nicht verrät, werden sie doch traditionell für die männlichen und weiblichen Farbcodierung der SephirothSäulen angewandt. Wir können in den Sephiroth-Säulen auch die beiden eisernen Säulen mit den Namen B=Bohaz (für die männliche Kraft) und J=Jakin (für die weibliche Beständigkeit) identifizieren. Diese beiden Säulen gehören zum Inventar des Freimaurer-Tempels.

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Androgyne Symbolik in der Runenschrift Runen sind die ältesten Schriftzeichen der Germanen. Sie waren vor allem vom 2. bis zum 12. Jahrhundert für geritzte und gravierte Beschriftungen auf Gegenständen und auf Steindenkmälern in Gebrauch. Ihre Verbreitung zeigt von Anfang an einen deutlichen Schwerpunkt in Südskandinavien einschließlich Jütlands. Das Vorbild der Runen soll ein Nordetruskisches Alphabet sein bzw. aus dem Kreis der zahlreichen verschiedenen Alphabete Norditaliens und des Alpenraums (4. bis 1. Jahrhundert v. Chr.) genommen sein. Das stärkste Argument für die Italisch-Etruskische These sind die Buchstabenformen, der Schreibduktus und das Verfahren der Worttrennung durch Punkte. In keiner anderen Schrift finden sich so viele Übereinstimmungen mit einzelnen Runenzeichen128. Die Proto-indoeuropäische Sprache enthielt bereits 3000 vor Christus den Namen des bedeutendsten, androgynen Himmelsgottes (Dyaeus, Zeus, Tyr und vermutlich auch den deutschen Schöpfergott Tuisco) und zudem ein Wort für einen normalen, allgemeinen Gott. Die nordischen Völker haben diesen Begriffe spezielle Runen Tyr, beziehungsweise Ansuz gewidmet. In isländischer Sprache bedeutet Tyr auch jedes große, wildes Tier (Der Stier), was vielleicht auf den Stierkult deutet, der in prähistorischer Zeit im indoeuropäischen Raum verbreitet war. 128

Info aus dem Wikipedia-Eintrag: Runen

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In englischer Sprache ist ein "Steer" dagegen der kastrierte Ochse, d.h. die gezähmte Form des wilden Tiers. Der Stör ist ein großer, länglich (wie ein Stab) gestreckter Fisch. Von den Runen kommen für die religiöse (insbesondere androgyne) Symbolik namentlich die Tyr-Rune und die drei Ur-Vokale129 A, U, I in Frage.

↑ ist die Tyr-Rune - das Symbol für teiwaz, tīwaz (der „Himmelsgott, Tyr“)



ist die I-Rune - das männliche Symbol für eisa-, īsan („Eis“)



ist die U-Rune - das weibliche Symbol für ūruz („Ur, Auerochse“) Die A-Rune ist das Symbol für ansuz („Ase“) (ein allgemeiner Gott). Die graphische Verschmelzung der androgynen Urvokalrunen U und I bilden zusammen die Tyr-Rune: ↑ Eine ähnliche Verschmelzung mag stattgefunden haben bei der Zusammensetzung eines um 90 Grad gedrehten Buchstaben "U" und eines "I" zu einem "D".

129

Das Runen-Wörterbuch: (1844) von Udo Waldemar Dieterich,

171

172

16 Die Namen Deutsch und Dutch In Licht der androgynen Religion ist auch die Frage für das deutsche und niederländische Volk und deren Sprachen Deutsch, bzw. Dutch neu zu beurteilen. Im dtv-Atlas der Deutschen Sprache wird die Geschichte des Wortes „Deutsch” ausführlich beschrieben. Erstmalig taucht das Wort in einem lateinischen Text des Jahres 786 auf. Das Wort „theodiscus” bezeichnet zunächst die Volkssprache „Germanisch” im Gegensatz zur Gelehrtensprache Latein. Das althochdeutsche Wort „diutisk” setzt sich nur sehr langsam durch und wird erst um 1090 im Annolied auf Sprache, Volk und Land angewendet. Die Deutschen heißen darin Diutischin Liute. Man kann sich fragen, wie diese Menschen sich wohl selbst genannt haben. Nach der offiziellen Lehre haben sie sich „Leute, die eine Volkssprache sprechen” genannt. Diese Bezeichnung ist jedoch unwahrscheinlich gegenüber einer anderen Auslegung, nach der sie sich auf Tuisco beziehen und sich somit nach ihrer wichtigsten, androgynen Schöpfergottheit genannt haben. Genau genommen bedeutet „theodiscus“ buchstäblich: „Leute, die Theo sagen” oder in einem religiösen Kontext „Leute, die ihren Gott Theo nennen”. Theo ist jedoch Theos, das griechische Wort für Gott. Diese androgyne Gottheit ist verwandt mit Thuis. Das Volk hat sich vielleicht eher „Tuitisc” genannt, und bezeichnenderweise heißt das deutsche Volk auch heute noch in der niederländischen Sprache „Duitsch”.

173

Wir werden jedoch in der Analyse der Städtenamen noch viel mehr Beweise anführen, die sich auf Thuih und Tuisco beziehen. Aus dem Vergleich dieser Namen kann mit großer Sicherheit auf die Korrelation zwischen dem Schöpfergott Thuih und dem Namen Deutsch geschlossen werden. 130

130

Herman L. Hoeh bestätigt diese Idee in seiner Thesis: Compendium Of World History, Volume 2. Autor: Herman L. Hoeh, 1963-1969.

174

17 Die Psychoanalyse In seinem vielleicht wichtigsten Buch „Die Kunst des Liebens“ 131 aus dem Jahr 1956 diskutiert der Psychoanalytiker Erich Fromm die Liebe in all ihren Aspekten: Die Mutterliebe, die Vaterliebe, die Nächstenliebe, Erotik, Eigenliebe und die Liebe zu Gott. Der Psychoanalytiker beschreibt die gesunde Mutterliebe als eine bedingungslose Bejahung des Lebens und der Bedürfnisse des Kindes. Die Mutter vermittelt dem Kind die Liebe zum Leben. Charakteristisch für die Mutterliebe ist die Tatsache, dass ein Kind die Mutterliebe nicht erwerben kann. Andererseits verkörpert der Vater die Welt des Denkens, die Welt der von Menschen geschaffenen Gesetzen, Ordnung und Disziplin. Der Vater soll dem Kind den Weg ins Leben zeigen. Im Gegensatz zur Mutterliebe muss sich das Kind die Vaterliebe verdienen, indem es sich zum Gehorsamkeit bekennt. Beides, die Liebe zum Leben und eine gewisse Disziplin, sind die Voraussetzungen für ein gesundes Leben. Schließlich hat der reife Mensch dann den Punkt erreicht, an dem er seine eigene Mutter und sein eigener Vater ist. Er besitzt dann sozusagen ein mütterliches und ein väterliches Gewissen. Der reife Mensch hat sich von der äußeren Mutter- und Vaterfigur freigemacht und sie in seinem Inneren aufgebaut. Die Entwicklung von der Mutter- zur Vaterbindung und ihre anschließende Synthese bildet die Grundlage für seelischgeistige Gesundheit und Reife. Eine Fehlentwicklung in dieser Synthese bildet ein Grund für Neurosen. 131

Die Kunst des Liebens, ISBN 978-3-548-36784-2, 1956, Erich Fromm (1900-1980)

175

Fromm beschreibt auch die Analogie der sich evolutionierenden Religionen zur Entwicklung des reifenden Menschen. Parallel zur Mutterliebe entwickelt sich zunächst ein Matriarchat mit einer Muttergöttin. In einer nachfolgenden Phase folgt eine Entwicklungsstufe parallel zur Vaterliebe und dem zugehörigen Patriarchat mit einem männlichen Gott. Zuletzt wird die Reife des Menschen mit der Synthese des Elternpaares abgeschlossen. Das im Innern eines reifen Menschen synthetisierte Elternpaar wird in der Religionsgeschichte im idealen Fall von einer androgynen Gottheit repräsentiert. Matriarchale und patriarchale Religionen entsprechen demnach Entwicklungsphasen einer unausgereiften Gesellschaft, während die androgyne Religion einer abgeschlossenen menschlichen Reife entspricht. Die revolutionäre Verdrängung eine existierenden, androgynen Religion durch einer patriarchalen Religion ist aus dieser Sicht jedoch unverständlich.

Abb. 38: Androgynes Ehepaar (Ölgemälde von J. Richter)

176

18 Übersicht der androgynen Symbole Eine Vielzahl von Symbolen (in den Farben Rot, Blau, Purpur, Maibäumen, Djed-Säulen, Zwirn-Technologie, etymologischen Elementen und Traditionen) verraten den Umfang der ursprünglichen androgynen Religion.

Abb. 39: Maibaum in Baden-Württemberg (2008) 177

Die Liste umfasst u.a.: •



Ägyptische Könige und Pharaonen trugen Kronen, die hauptsächlich aus den Farben Rot, Weiß und Blau in Kombination mit Gold (Gelb) bestanden haben. Der Maibaum ist ein altes androgynes Symbol, in dem die Säule den männlichen Phallus beziehungsweise die Ringe die weibliche Yoni darstellen. Das deutsche Verb „maien“ bedeutet „sich lieben“. Die ägyptische DjedSäule ist eine antiker Vorläufer des Maibaums132.

Abb. 40: Djed-Säule

132

Geheimlehre by Will-Erich Peuckert, Seite 501, Nikol (1988), ISBN 3933203-66-X.

178



• •



Das Verbunds-Zelt sollte nach Angaben des Herrn in den Kombinationen Rot, Blau und Purpur aufgebaut werden, die wohl als intensive Webverschmelzung von Rot und Blau verstanden werden sollen. Salomons Tempel enthielt einen Schleier von Blau, Purpur, Karmesinrot und feinem Leinen. In der hebräischen Sephiroth finden wir als Basisregel: - eine linke Säule mit den Attributen weiblich, rot - eine rechte Säule mit den Attributen männlich, blau - und eine mittlere Säule mit den Attributen androgyn, purpur. Der David-Stern besteht aus zwei ineinander verschachtelten Dreiecksymbole (ein männliches133 und ein weibliches134 Element).

Abb. 41: Androgyner Davidstern

133 134

Blaues Dreieck, mit der Spitze nach oben gerichtet Rotes Dreieck, mit der Spitze nach unten gerichtet

179



• • •







Nach Angaben des Britischen Museums in London waren die Friesskulpturen des Parthenon in Athene und vielen alt-ägyptischen Tempeln ursprünglich in hellen Farben Rot, Weiß und Blau koloriert. In der Etymologie bildet der Dualis ggf. den Rest einer androgynen Symbolik. Die britischen Krieger haben ihre Gesichter vor einem Kampf mit Indigo-Blau gefärbt135. In einem keltischen Fürstengrab Hochdorf bei Stuttgart wurde der „Fürst“ in einem extrem feinen ZwirnLeinen-Mantel bestattet. Der Mantel sieht zwar purpurfarben aus, wurde jedoch mit einer Dichte von 80 Fäden / cm gewebt mit Fäden der Einzelfarben Rot und Blau. Diese Farben Rot, Blau und Purpur sind religiöse Symbole. Die Verschleierung scheint die Farbe Rot für die weibliche Person (die Braut) zu bevorzugen und gehört vielleicht zur Symbolik der alten Schöpfungslegenden. Die Missionarsposition wurde im Altertum als exklusiv menschliche Option betrachtet und vielleicht deshalb als Basis für die Schöpfungslegende mit der „Angesicht-zu-Angesicht“-Haltung betrachtet. Das Notfeuer gilt wie der Maibaum als androgynes Symbol und wurde in den jährlichen Fruchtbarkeitsriten gefeiert136.

135

Caesar: De Bello Gallico Seiten 502-510 in Deutsche Mythologie unter XX. Notfeuer und auf Seite 175 im Appendix zur Deutschen Mythologie unter XX. Elements 136

180

• •



Die niederländische Flagge erschien 1572 als PrinzenFlagge in den Farben Orange-Weiß-Blau Yin/Yang-Symbole werden dargestellt in Rot (Sonne / Erde / weiblich) beziehungsweise Blau (Mond / Himmel / männlich). Der niederländische Gruß “Dui” ist wohl ein Rest einer alten androgynen Religion, die in der Frankenzeit am Unterrhein um den Tuiscoburgen Duisburg, NL-Doesburg, Deutz und Duisdorf-Bonn existiert hat. Die Hanse verwendete überwiegend Rot, Weiß und Blau in ihren Emblemen.

Abb. 43: Wappen der HansaHandelsgesellschaft

181

Abb. 42: Wappen der Hansa-Stadt Brügge

182

19 Moderne androgyne Symbole

Abb. 44: Androgynes Gesicht (Marc Chagall) Das Wiener Albertina Museum verfügt über einer lithographisches Bild137 mit dem Titel David & Bethsabée und kreiert von Marc Chagall in 1956. 137

Marc Chagall (1887-1985) 183

Marc Chagall (1887-1985) verwendete genau die gleichen Symbole um die weiblichen bzw. männlichen Komponenten des Paares anzudeuten. Es bleibt jedoch unklar, ob Rot weiblich und Blau männlich sein soll. Nach der gängigen Tradition hat Chagall wohl Rot als weiblich und Blau als männlich angewandt... Ja, da muss aber nicht immer gegolten haben. Es gibt genau genommen zwei Theorien, in dem immer der Mond mit Blau und die Sonne mit Rot symbolisiert wird. Sonne (Rot)

Mond (Blau)

nördlich der Alpen

weiblich (die Sonne)

männlich (der Mond)

südlich der Alpen

männlich (Le Soleil)

weiblich (La Lune)

Tabelle 6: Symbole für die Farben Rot und Blau Ja, das leuchtet ein. Was ist denn jetzt für dich das Symbol des ersten Menschen? Schwer zu sagen. Es könnte eine Gestalt sein, der bereits von Plato im Symposion beschrieben worden ist. Ich habe es jedoch schon mal gemalt. Mal sehen...

184

Neue androgyne Symbole Der Author dieses Buches hat 2003 anlässlich einer Ausstellung zu diesem Thema folgendes Gemälde einer androgynen Gestalt erstellt:

Abb. 45: Androgynes Gesicht (2003)

185

186

20 Zur Entstehung dieses Buches Bei der Studie der androgynen Religionen entdeckt man eine Fülle an weltweit vorhandener Symbolik, die auf die Existenz androgyner Gottheiten deutet. Androgyne Skulpturen wurden 22.000 Jahre zurückdatiert, und die älteste Inschrift des Namens JHVH stammt aus dem Jahr 850 vor Christus. Die androgyne Religion lehrt uns die genaue Interpretation der Götternamen (IHVH, Deus, Zeus, Dieu, dIU-piter, …) und zeigt uns die Deutung der religiösen Codierung der Farben Blau, Rot und Purpur aus den Büchern Exodus und den Chroniken. Wir verstehen die Symbolik des Zwirns und der Farbkombination der fürstlichen Bekleidung im Keltengrab zu Hochdorf. Die androgyne Religion hat sich weltweit verbreitet, und die Pronomina „Du“, „Ich“ und „Wir“ bilden religiöse Symbole und Bestandteile der heiligen Namen, die sich auch jenseits der indoeuropäischen Grenzen orten lassen. Die androgyne Religion ist vielleicht sogar eine globale Idee. Zunächst hatte ich nur den Schöpfergott meiner Vorfahren suchen wollen, aber gefunden habe ich letztendlich einen globalen androgynen Himmelsgott. Ein Großteil der Ergebnisse dieser Studie (z.B. die Farb- und Zwirncodierung und die Symbolik der Pronomina und Götternamen) wurden bereits in einer ersten Studie ("Der Brenner & TUISC Codex") veröffentlicht

187

Ein bedeutender Durchbruch wurde jedoch erreicht durch eine ausgezeichnete Übersichtsstudie der Multifrons- und Hermaphroditen-Skulpturen in den Webseiten Paleolithic Art Magazine und The Museum of Origin of Man von Licia Filingeri und Pietro Gaietto.

188

21 Zusammenfassung Es gibt eigentlich keinen Zweifel dass die Farben Rot und Blau im Mittelalter zur Codierung bestimmter religiösen Symbolik verwendet worden ist. Die Zahl der Beispielen ist überwältigend. Unklarheit besteht noch über die genaue Geschlechterzuordnung der Farben Rot und Blau. Purpur dagegen wurde seit jeher als göttliche Mischfarbe von Rot und Blau betrachtet. Die Kleidercodierung folgt sicherlich die 25 göttlichen Anweisungen im Buche Exodus für die Kleiderordnung der Priester und die Gewänder des Offenbarungszeltes. Einer der berühmtesten Rabbis des Mittelalters, Solomon ben Isaac (“Rashi”, 1040-1105), hat bereits frühzeitig die symmetrische, korrekte Darstellung der androgynen Schöpfungslegende veröffentlicht, in dem zunächst ein androgyne Menschengestalt erschaffen wurde, der anschließend in Mann und Frau aufgeteilt wurde... Es sind diese androgyne Menschengestalt der als Purpur und Mann und Frau, die als rote beziehungsweise blaue Farben symbolisiert wurden. Diese Symbole bilden somit die wichtigsten Farbelemente der mittelalterlichen Prachtbibeln. Die Androgyne Religion mit dem einheitlichen Himmelsgott muss als Vorläufer der meisten modernen Religionen betrachtet werden. Aus den bisher gefundenen Skulpturen lesen wir ein beachtliches Alter von mindestens 20.000 Jahre für die ältesten androgynen Skulpturen ab. Zum Charakter dieser Religion 189

können wir genauere Details aus den geschriebenen Schöpfungslegenden ableiten: aus der Bibel, aus dem Buch Sohar und aus Platos Schöpfungslegende im Symposium. Diese Legenden beziehen sich auf einen allgemeinen Zwittergott, dessen Name bereits die männlich-weibliche Gestalt signalisiert. Eine stattliche Zahl dieser androgynen Namen wird in den indoeuropäischen Sprachen identifiziert, ist jedoch nicht darauf begrenzt. Die Liste enthält auch den hebräischen Namen IHVH. Der Zwittercharakter wird in den Buchstaben U und I codiert, die jeweils die religiöse weiblichen Komponente (U) beziehungsweise männliche Komponente (I) markieren. Die Basiselemente U und I werden immer noch identifiziert in unseren Proto-Pronomina („Du“, „Ich“ und „Wir“). Etymologen betrachten diese Pronomina als die wichtigsten Bestandteile unserer Sprache. Der Zwittercharakter wird auch in den Basisfarben Rot, Blau und Purpur festgelegt, die wir in den biblischen Büchern Exodus und den Chroniken als Gottes Vorschriften für die Priesterbekleidung und den Tempelbau wiederfinden. Die Codierung mit den fundamentalen Farben Purpur, Rot und Blau ist ebenfalls erkennbar in den Grabfunden im Keltengrab bei Hochdorf. An dieser Stelle wurde für die Bekleidung eine Hochtechnologie für die Herstellung der Tücher gewählt, bei dem durch ein extrem dichtes Webverfahren ein rot-blauer Zwirn mit einer Webdichte von 80 Fäden pro cm erreicht wurde.

190

Die Codierung mit den Basisfarben Purpur, Rot und Blau wird immer noch angewandt für die Herrscherfarben, beziehungsweise für die Weiblichkeit (Rosa-Rot) und für die Männlichkeit (Blau). Obwohl die androgyne Religion offensichtlich Tausende von Jahren ein weltweites Phänomen gewesen ist, scheint sie vor etwa 30 Jahrhunderten mit der Einführung der Schreibkunst ausgestorben zu sein. Die Entfernung der weiblichen Komponente aus der androgynen Religion zerstörte das elementare Gleichgewicht zwischen Mann und Frau und verursachte einen massiven Identitätsverlust der weiblichen Bevölkerungshälfte. Nur durch Verständnis der geschichtlichen Entwicklung, Akzeptanz und Wiederherstellung der androgynen Wurzeln der Religion kann man diese Störung beseitigen. Die Studie über die Ursprünge der Religion haben meinen Blick auf die Religion geändert. Ich war beeindruckt von dem gigantischen Einfluss einer 25.000 Jahre währenden Stabilisierung der Menschheit. Die Einsicht transformierte meine Idee eines väterlichen Gottes in die Gestalt eines Elternpaares als göttliches Bild, das einen androgynen Menschen als sein Abbild gestaltete. Die Einsicht änderte auch mein Verständnis für die Ehe als göttliches Symbol. Nun wurde mir klar, warum man im Altertum die Scheidung als eine Zerstörung eines Gottesbildes abgelehnt hat. Die alten Völker betrachteten jeden individuellen Menschen als einen „halben“ Menschen, der sich erst mit einem Ehepartner zu einem Gottesabbild komplettieren konnte.

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Die alten Kulturen codierten diese Ideen in die PersonalPronomina und in das Farben- und Zwirn-System, das wir in den Büchern Exodus und Chroniken finden können. Die hier verankerte Philosophie garantiert eine außergewöhnlich schöne Harmonie zwischen den männlichen und weiblichen Hälften der Menschheit, und das Gleichgewicht ist vollkommen... Als Wissenschaftler habe ich mich zu keiner Zeit vom Glauben führen lassen müssen. Für die Argumentationskette wurden nur wissenschaftlich prüfbare Quellen herangezogen, und ein Glaube ist für die Beweisführung auch nicht erforderlich. Der Ursprung der Religionen im indoeuropäischen Himmelsgott Dyaeus ist m.E. wissenschaftlich nachprüfbar.

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22 Anhang Appendix I – Zeittafel 20.000 v.C.: Skulptur aus Gagarino, Ukraine Doppelgesichtige Zwitter-Skulptur aus Mammut-Elfenbein, (Gravettian, etwa 21,800 Jahre alt) aus Gagarino, Ukraine

4000 v.C.: Spiegeling der Körperlage Sowohl die Kurgan Periode (Viertes Jahrtausend v.C.) als auch die Schnurkeramische Kultur (2880 v.C.-2000 v.C.) bestatteten ihre Frauen auf der linken Körperseite und ihre Männer auf der rechten Körperseite, als ob die Körperlage gespiegelt werden sollte.

3000 v.C.: Himmelsgott in der PIE-Sprache Zum PIE-Grundbestand gehört der Himmelsvater (Dyaeus, Zeus, Tyr, Ti-Vater, usw.)

2000 v.C.: Das Buch Exodus Die Zwitter-Symbol-Farben Purpur, Rot und Blau und die Zwirntechnologie werden in Exodus dokumentiert.

900 v.C.: Ba' al of Tyrus Ahab, der König von Israel führt die vierköpfige Tyrische Götterskulptur Ba' al ein.

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850 v.C.: IHVH Die Buchstaben I und V im Namen IHVH bzw. YHVH symbolisieren die männlichen, bzw. weiblichen Antipoden in der 34-zeiligen Mesha-Stele.

530 v.C.: Das keltische Fürstengrab in Hochdorf Die androgyne Symbolfarben Purpur, Rot und Blau und die Zwirntechnologie werden in der Grabkammer des Fürstengrabs dokumentiert.

500 v.C.: Die Farben des Parthenons Das Parthenon auf dem Athener Akropolis soll nach Analyse der Archäologen ursprünglich rot, weiß und blau gewesen sein.

400 v.C.: Das zweite Buch der Chronik Die androgyne Symbolfarben Purpur, Rot und Blau und die Zwirntechnologie werden in Chroniken dokumentiert.

385 v.C.: Symposium Plato liefert eine genaue Dokumentation der androgynen Religion in Symposium.

300 v.C.: Keltische Kunst Das weibliche Yin und männliche Yang werden bereits in der keltischen Kunst dokumentiert.

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124 v.C.: Hermes von Roquepertuse Der römische Consul Gaius Sextius Calvinus zerstört 124 v.C. die Tempelanlage für die Skulptur von Roquepertuse. Ein Größenunterschied von 7-10% deutet auf androgyne Symbolik.

30 AD: Pharisäer betrachten Adam als androgyn Bei der Studie der Genesis gehen die Pharisäer 138 von einer mannweiblichen, d..h androgynen Adamgestalt aus, indem sie das Bibelzitat Gen. i. 27 als „männlich und weiblich“ anstelle „Mann und Frau“ lesen und dass die Geschlechter erst später durch operativer Auftrennung der Adamgestalt gebildet wurden.

98: Tuisco Tacitus beschreibt Tuisco in Germania139. Tuiscos Name weist androgyne Symbolik auf140. Als Zentren für die Verehrung kommen als Tuiscoburgen Doesburg (NL), Duisburg, Deutz, Duisdorf-Bonn und ggf. auch Zürich (Schweiz) in Frage.

150: Androgyner Adam Jeremiah ben Eleazar141, ein Gelehrter aus dem 2en Jahrhundert, dokumentiert, dass Adam zweigesichtig, und zwar mit einem männlichen und mit einem weiblichen Gesicht erschaffen und erst später von Gott aufgetrennt wurde.

138

Aus der Jüdischen Enzyklopädie: Adam Kadmon ( Er. 18a, Gen. R. viii.) De origine et situ Germanorum liber 140 Die deutsche Mythologie – von Jacob Grimm (1888) 139

141

Info from the website: Jewish Encyclopedia 195

350: Talmud In dem Talmud wird die Skulptur von Manasse als viergesichtig dokumentiert.

900: Die Zbruch-Skulptur Die Zbruch-Skulptur im National-Museum in Kraków, Polen weist androgyne Merkmale auf.

ca. 1100: Rashi's Genesis (1040-1105) “ … Gott erschuf den Menschen, der sowohl männlich als weiblich war, der dann danach in zwei Personen aufgeteilt wurde“ (Kapitel 27).

ca. 1150: Rashbam's Genesis (1085-1174) “ … Gott die Menschheit; Gott fügte die Frau in den Menschen ein und trennte sie später auf“. (Kapitel 27).

1168: Svantevit Die Tempelanlage des vierköpfigen Svantevit wird 1168 zerstört.

1240: Die Farbcodierung der Bibeln Die Mehrheit der mittelalterlichen Bibeln verwenden Farbcodierungen, die überwiegend aus Rot, Blau und Purpur gestaltet werden, und zwar insbesondere für die Initialen, Kopfzeilen und Hintergrundverzierungen.

196

1294: Die Farbe „Paars“ Erster Vermerk der Farbe Paars in einem niederländischen Dokument: perse 'Purpur (Laken)' [1294; VMNW], perse saye 'Purpur wollene Stoffe' [1296; VMNW],

1300: Der Sohar Moses de Leon dokumentiert (inkorrekt) im kabbalistischen Buch Sohar die androgyne Symbolik des heiligen Namens IHVH.

1572: Die Prinzenflagge Die niederländische Trikolore Orange-Weiß-Blau wird 1572 erstmalig dokumentiert. Die französische Trikolore verwendet Symbolfarben von Paris (eine alte Kelten-Siedlung).

1814: 15-Sternenflagge (USA) Es gibt durchaus Hinweise zur Annahme, dass die Farben Rot, Weiß, Blau in den Flaggen einiger Ländern von den Tempelrittern und Freimaurer abstammen. Zur Zeit der Festlegung der Nationalfarben vieler Ländern (z.B. Holland, Frankreich, England, die USA) gehörten eine Mehrheit der Oberschicht zur den Tempelrittern bzw. Freimaurern.

1898: Flagge der Philippinen Die Flagge der Philippinen wurde erstmalig am 12. Juni 1898 gehisst. Die Elemente basieren hauptsächlich auf die Freimaurer-Symbolik.

197

Appendix II – Links zu Google-Bücher Für Details siehe auch: Google Gruppe und Meine Bibliothek

Zohar , Bereshith to Lekh Lekha (1300) veröffentlich bei Forgotten Books, ISBN 1605067466, 9781605067469 Online Dokument – ungenaue Dokumentation der androgynen Kabbala, indem die weibliche Hauptsymbolik irrtümlicherweise im Buchstaben „He“ des Tetragrammatons definiert wird142. Dabei wird der Buchstabe V im heiligen Namen IHVH als Sohn oder Kind der Eltern I und H (Vater und Mutter) interpretiert. Der Sohar : Das heilige Buch der Kabbala (1300) ausgewählt und übersetzt von Ernst Müller, 319 Seiten. Verlag: Diederichs, 1998, ISBN 3424014575, 9783424014570, Diese deutsche Version ist genauer, aber unvollständig. Phallic Worship (1870) von Hodder M. Westropp (1870) (online) veröffentlich bei Forgotten Books, ISBN 1606200437, 9781606200438, Umfang: 14 Seiten Sehr kurzes Manuskript (14 Seiten) mit einer Übersicht der Phallus und Yoni-Verehrung. Patterns in Comparative Religion (1958) by Mircea Eliade, Rosemary Sheed, John C. Holt Reprint: Universität von Nebraska Press, 1996, ISBN 0803267339, 9780803267336, 484 pages Übersicht der bi-sexuellen / androgynen Gottheiten

142

Sohar - Chapter 7 (in englischer Sprache)

198

Die Geheimlehre / The Secret Doctrine , Vol. 1 und Vol. 2 . von Helena Petrovna Blavatsky u.a. veröffentlicht bei Forgotten Books, ISBN 1605065455, 9781605065458 and 160620131X, 9781606201312 Übersicht der alten Kabbala (einschließlich Phallus-Kulte und androgyne Religionen) Phallicism: Celestial and Terrestrial ; (1884) Subtitle: Heathen and Christian and Its Connection with the Rosicrucians and the Gnostics and Its Foundation in Buddhism by Hargrave Jennings, Kessinger Publishing, 1884 & 1996, ISBN 1564596486, 9781564596482, 324 Seiten. Exakte und korrekte Dokumentation der Buchstaben im Tetragrammaton J-E-V-E bzw. JHVH: es bleiben nur die Buchstaben I und V (oder U) Die Kunst des Liebens (1967) von Erich Fromm. Verlag: Ullstein, 1967 Psycho-analytische Rollenbeschreibung für die Vater- und die Mutterrolle. Deutsche Mythologie (1854) von Jacob Grimm (1854) Edition: 3, veröffentlicht bei Dieterichsche Buchhandlung, Archaeology and Language , Subtitle: The Puzzle of IndoEuropean Origins by Colin Renfrew Edition: reprint, illustriert von CUP Archive, 1990, ISBN 0521386756, 9780521386753, 368 Seiten. Dokumentiert die Prioritäten für die persönliche Pronomina (Ich, Du, Wir) in einem PIE-Basisvokabular auf Seite 114 in der Web-Version dieses Manuskripts.

199

Der Brenner& TUISC Codex (2006) Untertitel: über die Bernsteinrouten und die teutsche Religion von Joannes Richter, veröffentlicht bei R.G.Fischer, 2006, ISBN 3830109652, 9783830109655, 128 Seiten Dokumentation der androgynen Religion in einer Synthese der steinzeitlichen Skulpturen, Legenden, Religion und Etymologie. Drachenläufer von Khaled Hosseini (2008) übersetzt von Angelika Naujokat, Michael Windgassen. Verlag: Berlin Verlag, ISBN 3827008042, 9783827008046 … mit der Dokumentation eines afghanischen Ehezeremoniells einschließlich Verschleierungstradition. In Search of the Indo-Europeans : Language, Archaeology and Myth (1973) by J. P. Mallory illustrierter Reprint: Thames und Hudson, 1991, ISBN 0500276161, 9780500276167, 288 Seiten Das Runen-Wörterbuch: (1844) von Udo Waldemar Dieterich, Abstammung und Begriffsbildung der ältesten Sprachdenkmäler Skandinaviens- 387 Seiten, Veröffentlicht von Marix, 2004, ISBN 3937715134, 9783937715131

200

Appendix III - Androgyne Götter

143

Sprache

Androgyne Proto-Gottheit

Skandinavisch

Tivar (Ti-Father)

Britisch

Tui (aus Deutschland übernommen)

U (you) and I

Alt-deutsch

Tui (Vater des Tuisco / Tuisto)

Thu und Ih

Niederländisch

Tui (Vater des Tuisco / Tuisto)

U und Ic

Französisch

Dieu

Du und Je

Italiänisch

Dios

Tu und io

Spanisch

Dios

Tu und yo

Griechisch

Zeus (Dyaeus)

Hittitisch

Sius (Sius-summa)

Etruskisch

Tinia (also: Tin, Tins or Tina)

Römisch

IU-piter

Hebräisch

YHVH (von: IhUh -> IU)

Arabisch

dUI

Iranisch

Zurvan

Proto-Pronomina

UI ("I")

Tabelle 7: Übersicht der androgynen Göttern 143

(im Gegensatz zu Blavatzky) basierend auf Tuisco

201

Appendix IV – Links zu Web-Seiten Google Gruppen und Blogs •

Androgynous Creation and Androgynous Religion

Steinzeit und Archeologie •

Paleolithic Art Magazine



The Museum of Origin of Man



The Burial Tomb at Hochdorf



Thesis: Female Figurines of the Upper Paleolithic von Karen Diane Jennett (Mai 2008)

Geschichte, Religion, Etymologie, Linguistics •

Religion: Proto-Indo-European (PIE) Religion und Mythologie



Online translation of Herodot's Histories (in deutscher Sprache)

Verschleierung •

Wikipedia: Veil



Wedding facts

202

Literatur zu androgynen Gottheiten • Zusammenfassung (Englisch) in Ignis-e-coelo von Rens van der Sluijs, Januar 2001 • Das Symposium von Plato • Zweiundzwanzig Bücher zur Theokratie, von St. Augustinus

Farbsymbolik •

Lexikon: Farben (in Deutscher Sprache)

Wikipedia •

Folgende deutsche Seiten der dokumentieren einige gute Details zum Thema androgyne Religion: http://de.wikipedia.org/wiki/Dualseele

203

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