January 15, 2017 | Author: hildisvini | Category: N/A
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Bodengenese und -systematik Kausalkette der Pedogenese Faktoren der Bodenbildung Prozesse Merkmale Bodenbildungsfaktoren, Bodenbildungsprozesse und Bodenmerkmale als Kausalkette der Pedogenese Relief
Klima
Zeit Faktoren
Transformation
Abbau Aufbau
Gestein
Lebewesen
Verwitterung Mineralneubildung
Mineralisierung Humifizierung
Mineralkörper
Humuskörper
Aggregation Segregation
Gefügebildung
Prozesse
Translokation
Bodenkörper Poren Matrix
Mobilisierung Transport Immobilisierung
Nährorg. Gase Wasser stoffe, Kolloide Substanz Ionen Merkmale Bodenökologie, Gisi, 1997
Pedon
Bodenbildungsfaktoren
Ausgangsgestein (chemische und mineralische Zusammensetzung) Lebewesen (Tiere, Mikroorganismen, Pflanzen, -wurzeln, Mensch) Klima (Temperatur, Niederschlag) Relief (Lage und Form der Geländeoberfläche, Beziehung zum Grundwasserspiegel) Zeit (nicht beeinflussbarer Faktor)
Bodenbildung (Pedogenese) - vier grundlegende Bodenbildungsprozesse: Verwitterung Humusbildung Gefügebildung Verlagerung laufen miteinander ab und beeinflussen sich gegenseitig
Umlagerung/Verlagerung von Bodeninhaltsstoffen
Tonminerale Fe-, Al-Oxide Huminstoffe Salze, gelöste Stoffe
Bodenkunde
Bodengenese und -systematik - 1 -
Bodentyp Bodentyp: gekennzeichnet durch Kombination bestimmter Bodenmerkmale, die häufig gemeinsam vorkommen und miteinander gekoppelt sind (vgl. Bodenart, s. Körnung)
Prozesse der Bodenbildung Merkmale Horizonte Lagen mit gleichen Merkmalen, die durch bodenbildende Prozesse entstehen Horizonte Definition: annähernd parallel zur Bodenoberfläche verlaufende, durch Prozesse der Pedogenese entstandene und annähernd einheitlich ausgeprägte Bereiche des Bodens dagegen: Lagen aus gleichem Material im geologischen Ausgangsmaterial (Gestein) gebildet Schichten Horizonte sind in ihren Eigenschaften an der Bodenoberfläche streuähnlich und mit zunehmender Tiefe immer mehr gesteinsähnlich
Genetischer Bodentyp: 1) gleiche Horizontfolge 2) ähnliche Ausprägung der Horizonte 3) gleiche pedogene Eigenschaften (nicht notwendigerweise gleiche geogene (lithogene) Eigenschaften)
Allgemeine Regeln zur Definition und den Symbolen der Bodenhorizonte Horizonte durch Großbuchstaben symbolisiert ( = Hauptsymbole) z.B.: L = Streu, weitgehend unzersetzt; O = Auflagehorizont über Mineralboden, organisch A = oberster Mineralbodenhorizont B = Unterbodenhorizont, in dem Bodenbildung stattgefunden hat C = Ausgangsmaterial, evtl. verwittert Kennzeichnung der Horizontmerkmale durch Kleinbuchstaben ( = Merkmalsymbole) Geogene und anthropogene Merkmale vor dem Hauptsymbol (Materialkennzeichnung) z.B.: l = Lockermaterial, z.B. Kies m = festes Material, z.B. anstehendes Gestein f = fossil, alte Bodenbildung y = anthropogen umgelagertes, künstliches Substrat Pedogene Merkmale hinter dem Hauptsymbol z.B.: h = humos (Anreicherung von organischer Substanz) p = gepflügt, bearbeitet (Ackerflächen, auch ehemalige) v = verwittert, verbraunt t = tonangereichert l = tonverarmt z.B.:
mCv = verwittertes Festgestein, im wesentlichen im Gesteinsverband Bt = mit Ton angereicherter Unterbodenhorizont
Eine bestimmte Horizontkombination drückt aus, dass Böden den gleichen Entwicklungszustand unter einer bestimmten Kombination von bodenbildenden Faktoren besitzen. z.B.:
Bodenkunde
Bodentyp Braunerde Bodentyp Parabraunerde
Ah/Bv/C Ah/Al/Bt/C
Bodengenese und -systematik - 2 -
Beispiele für Profil-Differenzierung: Flussmarsch
Halbwüstenboden auf Basalt
Anmoorgley
Aufn.: H.H.Becher Hiddigwarden bei Bremen
nördl. Erivan (Armenien)
Kempten
Boden ist eine wesentliche Ressource, die nicht vermehrt werden kann: kein Substrat, das beliebig manipuliert werden kann, wie z.B. Kultursubstrate oder Bauschutt
Humusformen Humusform
L-Mull
F-Mull
Mullartiger Moder
Horizontfolgen
L/Ah/...
L/Of/Ah/...
L/Of/(Oh/)Ah/... z. T. L/Of/(Oh/)Aeh/...
Mull
Mächtigkeit des Ah-Horizontes
>8 cm häufig 10-15 cm
5 cm) bei schweren Böden auch deutlich ( SiO44- > MoO43- >> SO42- > NO3- ~ ClCl-, NO3-, SO42- nur im stark sauren Bereich, daher in Böden der gemäßigten Breiten kaum gebunden; deshalb Nitratbelastung des Grundwassers;
Anionensorption in Abhängigkeit vom pH-Wert PO4
3-
Sorbierte Menge
SO4 -
NO3 , Cl
3
2-
-
4
6
8 pH
34
PO sehr fest gebunden, besonders im sauren Bereich, Problem für P-Verfügbarkeit (Borat-, Molybdat-Mangel) in Fe-Oxid-haltigen Böden (Ferralsole bzw. Oxisole) und allophanreichen Böden (Andosole) Folgende Abb. zeigt die pH-Abhängigkeit der Sorptionsisotherme für Sulfat. Es ist außerdem zu erkennen, dass die Sorption im B-Horizont deutlich höher ist, da im A-Horizont die Konkurrenz von organischen Anionen höher ist. Sulfat-Adsorption des Ap- und B-Horizonts eines Oxisols in Abhängigkeit von der SO4Gleichgewichtskonzentration bei unterschiedlichen pH-Werten Scheffer/Schachtschabel,
Adsorbiertes SO4 (cmolc/kg)
2002
Bodenkunde
1,5
Ap-Horizont
1,5
B2-Horizont
pH 4,5 5,0
1,0
1,0 pH
0,5
0
4,5 5,0 6,0 6,5
0,5
6,0 6,5
0 0,1 0,2 0,1 0,2 SO4-Konzentration der Gleichgewichtslösung (cmolc/L) Anionenaustausch - 2 -
Bodenacidität pH-Wert des Bodens negativer dekadischer Logarithmus der H3O+-Aktivität in der Bodenlösung beruht auf Gehalt des Bodens an 1. austauschbaren/dissoziationsfähigen H+ 2. austauschbaren Al3+-Ionen Al3+ liegt in der Bodenlösung in hydratisierter Form vor und kann H+ dissoziieren
AI(H2O)63+
AIOH(H2O)52+ + H+
Al-Ionen treten erst ab pH < 5 in der Bodenlösung auf 6 Al-Konzentration (mmolc/L)
Beziehung zwischen dem pH und der AlKonzentration der Bodenlösung von sauren Sandböden unter Wald in den Niederlanden und in Dänemark
4
Scheffer/Schachtschabel, 2002
2
0 4
5 pH in der Bodenlösung
Die Messung des pH-Werts erfolgt meist in Aufschlämmung von 1 Teil Boden in 2,5 Teilen Lösung Wasser 0,01 M CaCl2 (oder 0,1 M KCl)
Die pH-Werte in Böden liegen meist zwischen 3 und 8. Einstufung der Böden nach dem pH-Wert (gemessen in 0,01 M CaCl2) Reaktionsbezeichnung neutral schwach sauer mäßig sauer stark sauer sehr stark sauer extrem sauer
Bodenkunde
pH 7,0 6,9 - 6,0 5,9 - 5,0 4,9 - 4,0 3,9 - 3,0 < 3,0
Reaktionsbezeichnung schwach alkalisch mäßig alkalisch stark alkalisch sehr stark alkalisch extrem alkalisch
pH 7,1 - 8,0 8,1 - 9,0 9,1 - 10,0 10,1 - 11,0 > 11,0
Bodenacidität - 1 -
Der pH-Wert beeinflusst viele wichtige Prozesse im Boden, wie z.B. die Nährstoffverfügbarkeit, Redoxreaktionen, die biologische Aktivität, Verwitterung und Mineralisierung. 3
4
5
6
7
8 pH (CaCl2)
sauer< Optimalbereich >alkalisch
chem. Verwitterung Mineralneubildung Mineralisierung Humifizierung biotische Aktivität Gefügebildung Tonverlagerung Al-Fe-Verlagerung Al-Toxizität H-OH-Toxizität N+S P+B Ca + Mg K Cu + Zn Fe + Mn Mo
Beziehung zwischen pH-Wert und verschiedenen ökologischen und pedogenetischen Faktoren. Je breiter das Band, desto intensiver ist der Vorgang bzw. die Verfügbarkeit der Elemente Bodenökologie, Gisi, 1997 (nach Schroeder 1992)
Protonenquellen im Boden Bildung von Kohlensäure Wurzelatmung mikrobielle Atmung (Oxidation von Biomasse)
CO2 + H2O
H2CO3
HCO3- + H+
aus Biokreislauf, unerschöpflich, schwache Säure CO2-Partialdruck in der Bodenluft zwischen 0,2 und 0,7 kPa Entsprechend steigt in der Bodenlösung die CO2-Konzentration und (oberhalb pH 5 - 5,5) die der Kohlensäure. Gegenüber dem biologisch gebildeten CO2 fällt das CO2 im Regenwasser kaum ins Gewicht. Da das CO2 nur oberhalb pH ~5 Kohlensäure bildet, ist diese für die Versauerung der meisten landwirtschaftlich genutzten Böden von erheblich größerer Bedeutung als bei den häufig stärker sauren, forstlich genutzten Böden. Dieser Prozess ist somit der Hauptversauerungsvorgang natürlicher Böden im pH-Bereich zwischen 7 und 5.
Freisetzung organischer Säuren aus der Pflanzenwurzel
Oxidation während der Humifizierung Abgabe von H+-Ionen durch die Wurzeln bei Kationenaufnahme Bodenkunde
Bodenacidität - 2 -
pH-Wert in der Rhizosphäre deutlich niedriger als im Boden
Eintrag saurer Niederschläge HCl, H2CO3 HNO3, H2SO4
Oxidation von NH4+ und NH3 Aus Pflanzenresten
NH4+ + R-OH
R-NH2 + H2O + H+
(N-Mineralisierung oder Ammonifikation)
NH4+ + 2O2
NO3- + 2H+ + H2O (Nitrifikation)
Weitere Quellen für NH4+ aus Düngern aus der Atmosphäre (stammt überwiegend aus Emissionen der Landwirtschaft)
Oxidation von Fe2+, Mn2+, Fe-Sulfiden
Fe2+ + 1/4 O2 + 3/2 H2O FeS2 + 33/4 O2 + 21/2 H2O
FeOOH + 2H+ FeOOH + 2H2SO4
Der Boden als Puffersystem Im Boden wirken verschiedene Puffersysteme, die H+-Ionen reversibel oder irreversibel binden (verbrauchen) und damit den pH-Wert stabilisieren können. Der pH-Wert wird auf einem bestimmten Niveau gehalten, bis die Puffersubstanz verbraucht ist. Dabei hängt der Pufferbereich von der Säurestärke der protonierten Puffersubstanz ab, die dem Puffersystem zugrunde liegt. Je schwächer die entsprechende Säure ist, desto höher liegt der pH-Bereich, in dem sie puffert. Im Boden wirken verschiedene Puffersysteme:
Carbonatpuffer
CaCO3 + CO2 + H2O CaCO3 + H+
Ca (HCO3)2
Ca2+ + HCO3-
In carbonathaltigen Böden wird der pH-Wert durch die Löslichkeit des CaCO3 und den CO2-Partialdruck (PCO2) bestimmt: pH
=
-0,67 log PCO2 + 7,23
für PCO2
=
0,03 - 1,0 kPa liegt der wirksame pH-Bereich des Carbonatpuffers zwischen 8,2 - 7,2
Das Carbonat löst sich bei dieser Pufferreaktion auf und wird als lösliches Hydrogencarbonat ausgewaschen. Solange in Böden feinverteiltes Carbonat vorhanden ist, sinkt der pH-Wert nicht unter ca. pH 7.
Variable Ladungen Bodenkunde
Bodenacidität - 3 -
Wichtigste Bodenbestandteile mit variabler Ladung: Organische Substanz, Eisen- und Aluminium(hydr)oxide; Tonminerale sind von geringerer Bedeutung. Im neutralen bis schwach sauren pH-Bereich sind diese meist mit Ca2+ belegt. Protonen werden wie folgt gebunden: -
R-COO Ca2 + + H+ [ Fe-O ]- Ca2 + + H+ [ Fe-OH] + H+
R-COOH + Ca2 + [ Fe-OH] 0 + Ca2 + [ Fe-OH2 ]+
Bodenökologie, Gisi, 1997
Pufferbereich pH 5,7 – 4,9 Durch diese Pufferreaktionen werden basisch wirkende Kationen von den Austauscherplätzen verdrängt. Bei nachfolgender Auswaschung werden sie aus dem Boden vollständig entfernt. Unterhalb ihres Ladungsneutralpunkts können die variablen Ladungen der Tonminerale und Oxide ein weiteres H+ anlagern und sind dann positiv geladen. Dadurch kann die Anionenaustauschkapazität ansteigen. Die Säureneutralisationskapazität ist im Oberboden von Ackerböden höher als im Unterboden, bei gleichem pH, da sie mehr organische Substanz enthalten. KAK und austauschbares Ca können durch Kalkung im Oberboden stärker erhöht werden als im Unterboden.
Silicate Reaktionen mit Silicaten, insbesondere Tonmineralen (Protolyse), und (Hydr)oxiden. Die Pufferung durch Silicate besteht in der Protonierung der Si-O-Me-Gruppen (s. Silicatverwitterung). Dabei entstehen Silanol-Gruppen (-Si-OH), und Metallkationen werden aus silicatischer Bindung freigesetzt.
-(SiO)K + H+ -(SiO)3Al + 3H+
-(SiOH) + K+ -(SiOH)3 + Al3+ (unter pH 5)
Pufferbereich 5,0 – 4,2 Es kommt zur Freisetzung von Kationen (K, Na, Mg, Al) aus Silicaten, die dabei zerstört werden. Die freigesetzten Aluminiumionen hydratisieren und werden entweder in die Zwischenschichten von Tonmineralen eingebaut oder an den äußeren Oberflächen sorbiert. Sie ersetzen dann K, Na, Mg und Ca an den Austauschern.
Aluminium- und Eisenoxidhydroxide Protonierung von OH-Gruppen am Aluminiumhydroxid und dessen Auflösung, Pufferbereich < pH 4,2
Al(OH)3 + 3H+ FeOOH + 3H+
Al3+ + 3H2O
Fe3+ + 2H2O (nur bei pH 80°C, hochkonz. Salzlösungen, ph-Werte bis 0 oder >10) bisher kultivierte Arten extremophil, z.T. autotroph, z.T. heterotroph, häufig anaerob Bedeutung im Boden erst wenig bekannt Ammoniumoxidation durch Crenarchaeota Methanogene Archaeen in Reisböden für Methanbildung in der Rhizosphäre verantwortlich
Bodenkunde
Bodenlebewesen - 3 -
Pilze Eukaryoten, Zellen (in meisten Stadien) mit Wand, nur heterotrophe Organismen aus Einzelzellen (z.B. Hefen) oder längl. zusammenhängende Zellen, d.h. Hyphen (Pilzfäden), bilden Mycel, viele m lang; Durchmesser der Hyphen: 3 - 10 µm bevorzugen eher neutrale bis saure Umgebung Pilze dringen durch Hyphenwachstum in neue Substrate vor, können sich also neue Nährstoffquellen erschließen wesentlich am Abbau der org. Substanz im Boden beteiligt, Enzymsystem zum Abbau von Lignocellulosen Anzahl der Pilzindividuen schwer zu erfassen etwa 50 bis 500 x kleiner als Bakterienzahl, aber Biomasse der Pilze bis 5 x größer Mykorrhiza: Symbiose mit Pflanzenwurzel
Algen photoautotroph, meist einzellig, bilden auch Kolonien oder Filamente Lebensraum vor allem an der Bodenoberfläche oder in den obersten mm des Bodens Bodenalgen meist zu den Grünalgen gehörend, z.B. Chlamydomonas, Chlorella etwa 103 bis 104 Individuen / g Boden
Unterirdische Pflanzenorgane 1 - 6 g Trockensubstanz / Liter Boden (0,1 - 1,5 kg m-2) 2-3fache Biomasse sämtlicher Bodenmikroorganismen und –tiere; überwiegend Wurzeln größere Speicherwurzeln, Zwiebeln und Rhizome (unterird. Sprossorgane), heterotroph geben organische Substanzen als Exsudate an Boden ab variabler Anteil der gesamten Pflanzenbiomasse im Boden besonders hoch bei Dauergrünland (50-70 %) Pflanze
Samenexsudate
Wurzelexsudate
(mg pro 1000 Samen)
(mg pro 1000 Pflanzen)
Gerste
240
430
Weizen
200
500
Gurke
110
620
Bohne
520
560
(aus Gisi 1997)
Bodentiere Protozoen eukaryotische Bodentiere 3 Gruppen: Flagellaten (Geißeltierchen) Rhizopoden (Wurzelfüßer, = Amöben) Ciliaten (Wimpertierchen) Lebensraum: wassergefüllte Poren, Wasserfilm um Bodenpartikel häufigste Bodentiere: 104 bis 106 Individuen / g Boden fressen überwiegend Bakterien, aber auch Pilze, Algen und pflanzl. Material Bodenkunde
Bodenlebewesen - 4 -
Nematoden (Fadenwürmer) 10 - 1000 Individuen / g Boden Lebensraum: Wasserfilm, Rhizosphäre Lebensweise: Räuber, Mikrophagen, Omnivoren, z.T. Parasiten (Pflanzen, Tiere) Anneliden (Ringelwürmer) 2 wichtige Gruppen: Enchyträen: weiße/durchscheinende Würmer, kleiner als Lumbriciden, besonders in Waldböden, wesentlich geringere Biomasse als Regenwürmer Lumbriciden (Regenwürmer) 3 Kategorien nach Lebensform: Streubewohner (epigäisch) Horizontalbohrer (endogäisch) Vertikalbohrer (anözisch) auch Intermediärformen 5 % der Biomasse des Bodens wichtig für Bioturbation, Strukturbildung, Durchlüftung, Entwässerung bohren sich durch den Boden, produzieren Bioporen, mit Losungstapeten fressen Streu, z.T. auch Mineralboden, Transport in tiefere Bodenlagen, Ablagerung von Regenwurmkot häufig auf Bodenoberfläche Bildung von organo-mineralischen Komplexen während der Darmpassage wichtige Funktion im N-Kreislauf, Mobilisierung von P Arthropoden (Gliederfüßer)
Typische Vertreter von Bodenarthropoden (aus Gisi 1997)
Bodenkunde
Bodenlebewesen - 5 -
Anzahl und Biomasse der Bodenorganismen Anzahl lebender Organismen (in Zehnerpotenzen) -2 0 2 4 6 8 10 12 14 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14.
Bakterien (inkl. Actinomyceten) 3 Pilze (Hefe- und Fadenpilze) 2 Protozoen 5 Algen 11 Nematoden 6 Milben 12 Springschwänze 13 Enchyträen 7 Regenwürmer 4 Tausendfüßer (Hu und Do) 10 Fluginsekten (Käfer, Larven) 9 Schnecken 8 Asseln 14 Webespinnen 15
Ac
HuDo
Anzahl lebender Organismen (Mini- und Maximalwerte) in 1 dm3 von land- und forstwirtschaftlich genutzten Böden. Ac = Actinomyceten; Hu = Hundertfüßer; Do = Doppelfüßer. Die Zahlen 1-15 vor bzw. nach den Organismengruppen bedeuten Rang bezüglich Anzahl bzw. Biomasse Anzahl Organismen dm-3 (~Anzahl kg-1 Trockengewicht Boden), dividiert durch 1000, ergibt Anzahl g-1 Boden. Anzahl Organismen dm-3 x 100 x 2 ergibt Anzahl pro m2 und 20 cm Bodentiefe. (aus Gisi 1997)
Zur Beurteilung der Funktion und Umsatzleistung von Bodenorganismen ist Biomasse wichtiger als Zahl
Biomasse der Bodenorganismen Biomassea) Biomasse in g pro m2 u. 20 cm Tiefe in % durchschn. min. - max. mit / ohne Pflanzen
Organismengruppen
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
unterirdische Pflanzenorgane Pilze (Hefe- u. Fadenpilze) Bakterien (inkl. Actinomyceten) Regenwürmer Protozoen Nematoden Enchyträen Schnecken Fluginsekten (Käfer, Larven) Tausendfüßer (Hundertfüßer) Algen Milben Springschwänze Asseln Webespinnen
2 1 9 3 5 8 12 11 10 4 6 7 13 14
600 350 150 60 25 4 2 2 2 2 1 1 1 1200
b)
100 100 50 20 10 1 1 1 1 0,5 1 1 1 0,5 0,1 300
- 1500 - 1000 - 500 - 400 - 100 - 20 - 30 - 30 - 20 2 - 10 - 10 - 10 2 1 - 3600
50 29 13 5 2 0,3 0,2 0,2 0,2 0,1 100
58,5 25 10 4 0,7 0,3 0,3 0,3 0,3 0,2 0,2 0,2 100
1-15 = Rang bezüglich Biomasse, 1-14 = Rang bezüglich Anzahl
a) Biomasse in g m-2 x 10 / Bodentiefe (dm) ergibt Biomasse mg dm-3 b) Zum Vergleich: Wert für Nekromasse (Humus) ist ca. 8000 g m-2 (aus Gisi 1997)
Bodenkunde
Bodenlebewesen - 6 -
Nahrungsnetz im Boden hat komplexe Struktur Primärproduzenten
Primärzersetzer Sekundärzersetzer primäre Konsumenten sekundäre primäre Reduzenten Konsumenten
mykophage Springschwänze
rhizophage Schnecken
symbiotische Bakterien saprophytische Bakterien
Humus
F
mykophage Milben
F
symbiotische Pilze
Wurzel
Sekundäre Räuber (Zoophagen) Nekrophagen
mykophage Nematoden
rhizophage Nematoden
Sproß
Primäre Räuber (Zoophagen) Nekrophagen
saprophytische Pilze phytophage Regenwürmer phytophage Larven, Käfer
F F
bakteriophage Milben
zoophage Käfer
mikrophytophage Protozoen
zoophage Nematoden
bakteriophage Nematoden
zoophage Tausendfüßer
saprophage Milben
pantophage Nematoden
zoophage Nematoden
F F
F
saprophage Springschwänze
F
zoophage Spinnen
saprophage Nematoden
Nahrungsnetz beim Abbau des organischen Materials durch Bodenorganismen an einem Wiesenstandort. F = Fäzes (Detritus, Kot); Pfeile symbolisieren die Richtung des Kohlenstoff- und Nährstoffflusses (aus Gisi 1997)
Lebensraum der Bodenorganismen abhängig von verschiedenen Faktoren Zugänglichkeit bestimmter Bereiche des Bodens für Organismen abhängig von Körpergröße 0,05 0,1
0,5
1
5
Ton Feinporen
10
50 100
Schluff Mittelporen Bakterien
1 5 500 1000 µm
Sand
10
50 100
Kies / Steine
500 mm
Blöcke
Grobporen, Risse, Wurm- / Wurzelkanäle osmotroph Pilze
osmotroph
Algen WurzelGrobwurzeln, unterirdische Feinwurzeln haare Pflanzenorgane Protozoen mikrophytophag * mikro-, makro-phytophag
Nematoden Mikroarthropoden
Milben mikrophyto-, zoo-, makrophyto-,sapro-phag Urinsekten inkl. mikrophyto-, makrophyto-,sapro-phag Springschwänze Enchyträen * mikro-, makro-phytophag * saprophag
Regenwürmer
( * Körperlänge)
Webespinnen Fluginsekten Asseln
zoophag makrophyto-, sapro-, zoo-phag saprophag
Tausendfüßer
Mikroflora + Mikrofauna = Mikroorganismen
zoo-, makrophyto-phag
Schnecken
Meso-
Makro-
makrophytophag
Mega-fauna
Körperdurchmesser (Körperlänge) von Bodenorganismen im Vergleich zu Poren- und Partikeldurchmesser (aus Gisi 1997)
Bodenkunde
Bodenlebewesen - 7 -
Stoffmenge resp. Organismenanzahl (verglichen mit Wurzeloberfläche)
Nährstoffangebot; Wassergehalt, pH-Wert im Boden, Bodenklima 1/1
100
1/2
50
1/8
12,5
1/4
25
1/8 1/16
Pilze Fructose
12,5 0
Bakterien Glycin
0
2 4 6 8 10 12 14 16 Abstand von der Wurzeloberfläche (mm) Fructose Bakterien Glycin Pilze
18
Stoffmengen (Fructose, Glycin) und Organismenanzahl (Bakterien, Pilze) in der Rhizosphäre. Ausgangswert an der Wurzeloberfläche = 100% (1/1)
Bodenkunde
Bodenlebewesen - 8 -
Allgemeine Bodenkunde Einführung in die Bodenkunde I (WS) Prof. Dr. Ingrid Kögel-Knabner Dr. Hans Heinrich Becher Dr. Peter Schad
Lehrstuhl für Bodenkunde TU München 85350 Freising-Weihenstephan Tel. 08161 / 713677 • 715174 Fax 08161 / 714466 e-mail:
[email protected] http://www.wzw.tum.de/bk/
Grundlagen der Bodenkunde in 2 Veranstaltungen: Allgemeine Bodenkunde im WS (Ausgangsmaterial, Eigenschaften und Prozesse in Böden, Bodengenese und -systematik) Angewandte Bodenkunde im SS Teil 1 im Hörsaal, Teil 2 Geländeübungen
Bodenkunde
Einführung - 1 -
Allgemeine Bodenkunde (Gliederung und Inhalte) 1. Böden: Einführung Definition, Entstehung, Funktionen 2. Die Bodenfestphase Anorganisches Ausgangsmaterial Minerale und Gesteine, physikalische und chemische Verwitterung, primäre und sekundäre Minerale (Tonminerale, Oxide und Hydroxide) Körnung (Kornformen, Oberfläche, Korngrößenfraktionen, Bodenart) Organisches Ausgangsmaterial Pflanzenreste, Abbauprozesse, Humusbildung 3. Der Boden als Drei-Phasen-System Phasenverteilung (Gasphase, Flüssigphase, Festphase), Gefüge und Strukturdynamik, Wärmehaushalt, Wasserhaushalt 4. Der Boden ist belebt Bodenlebewesen (Edaphon: Pilze, Algen, Bakterien, Fauna), Funktion, Ernährungsweise, Anzahl und Biomasse 5. Interaktionen Bodenmatrix – Bodenlösung Zusammensetzung der Bodenlösung, Oberflächen in Böden Adsorption und Ionenaustausch (Kationen/Anionen), Bindung von Nähr- und Schadstoffen, Bodenacidität und Puffersysteme 6. Redoxprozesse Redoxpotential, Redoxreaktionen, Redoxverhältnisse im Boden, Profilausprägung 7. Bodengenese Entstehung von Böden in Abhängigkeit von Ausgangsgestein und Wasserhaushalt
Literatur Scheffer-Schachtschabel, Lehrbuch der Bodenkunde Spektrum Akademischer Verlag, 15. Auflage, Heidelberg, 2002; Gisi U., Bodenökologie Thieme-Verlag, 2. Auflage, Stuttgart, 1997; Hintermaier-Erhard und Zech, Wörterbuch der Bodenkunde Enke-Verlag, Stuttgart, 1997 Blum W., Bodenkunde in Stichworten Gebr. Borntraeger, Berlin, 6. Auflage, 2007; www.bodenwelten.de
Bodenkunde
Einführung - 2 -
1. Einführung 1.1 Was ist Boden? Boden = Umwandlungsprodukt der Lithosphäre, das sich an Ort und Stelle unter dem Einfluß von Atmosphäre und Organismen bildet oder gebildet hat; Böden entstehen als oberste Schicht der Erdkruste, die physikalischen, chemischen und biologischen Prozessen unterworfen ist. Pedosphäre - schmaler Grenzbereich der Erdoberfläche, in der sich Lithosphäre, Hydrosphäre und Atmosphäre überlagern Bodenbildung
Lebewesen
Klima
Verwitterung des Ausgangsgesteins Zerkleinerung und chemische Umwandlung
Boden
Ansiedlung von Pflanzen Humusbildung
Gestein
Zeit
Pedosphäre
Kompartiment Atmosphäre Baum-
StrauchKrautBiosphäre
Moosschicht Auflagehumus Oberboden
Pedosphäre Unterboden Lithosphäre Hydrosphäre
Rehfuss, 1990
1.2 Spezifische Eigenschaften der Pedosphäre drei Phasen: Gasphase, Flüssigphase und Festphase (anorganisch, organisch) entsprechend drei Lebensräumen, die durch diese Phase charakterisiert sind: Atmosphäre, Hydrosphäre und Lithosphäre Wechselwirkung kontaktierender Sphären Pedosphäre (oder der Boden) drei Phasen Luft, Wasser, Festphase überlagern sich zeitlich und örtlich
10-4m3
Vernetzung von Festphase (Bodenmatrix aus mineralischer Phase u. Humus) Gasphase (Bodenluft) Flüssigphase (Bodenwasser)
Daraus ergeben sich spezifische Eigenschaften, die die Pedosphäre definieren und sie zu einem eigenen Kompartiment der belebten Erdoberfläche machen. Bodenkunde
Einführung - 3 -
Grenzflächen und Stoffgradienten Pedosphäre hat starke Strukturierung: extrem große und vielfältig geformte, innere (spezifische) Oberfläche mit intensivem Stoffaustausch Gradienten im Boden werden nur sehr langsam ausgeglichen (im Gegensatz zu Hydrosphäre, Atmosphäre) Stofftransport läuft langsam ab Diese Grenzflächen zwischen den drei Phasen haben große Bedeutung als Zonen des stärksten Stoffaustausches und der intensiven Besiedlung. Die Bodenbildung findet an der Grenzfläche Atmosphäre/Lithosphäre statt Grenzflächen als Ort der Bodenbildung
Atmosphäre
totes organisches Material (2) min.
Menge
max.
2 1 Porenvolumen (1)
1m
3
anorganisches Material (3)
Lithosphäre Tiefe
aus Gisi, Bodenökologie, 1997
Begrenzung: Dicke:
Streuoberkante bis Gesteinsoberkante wenige cm bis mehrere Meter; meist 1-2 m
Boden und Landschaft Pedosphäre = Kontinuum, das die Kontinente überzieht; keine klaren, vorgegebenen Grenzen Während der Bodenbildung entstehen neue Stoffe aus Stoffen der Lithosphäre: Gestein = anorganisches Ausgangsmaterial, bildet Mineralkörper Phytosphäre: Pflanzenreste = organisches Ausgangsmaterial, bildet Humuskörper (pedogene) Minerale = anorganische Feststoffe Humus = organische Feststoffe
Böden sind vielfältig Alter der heutigen Böden in Mitteleuropa: etwa 10.000 Jahre Beginn der Bodenentwicklung nach der letzten Eiszeit Rendzina (Terebratulabank des Wellenkalks)
Zezschwitz 1971
Bodenkunde
Braunerde aus Grauwacke und Schiefer
aus: AID
BraunerdeBraunerde-Podsol
Niedermoor geschichtet über Gyttja
Göldenitz, Kr. Rostock
Gley aus Niederterrassenschotter über Geschiebe
Tachering bei Trostberg
Einführung - 4 -
1.3 Bodenfunktionen: Pedosphäre als Lebensraum für Bodenorganismen Böden sind selbständige Naturkörper mit spezifischen Eigenschaften und Funktionen: nährstoffreich, gepuffert, kleinräumig sehr heterogen; komplexes Substrat, mit großer spezifischer Oberfläche; vgl. Atmosphäre: unwirtlich für Organismen, da nährstoffarm, extreme Klimaschwankungen; vgl. Lithosphäre: sehr schwer besiedelbar, Licht (als Energiequelle) fehlt, geringe Oberfläche; vgl. aquatische Systeme: relativ nährstoffarm, gut besiedelt, aber Organismendichte geringer, meist über das ganze Tiefenprofil verteilt; Wechsel der Lebensbedingungen beim Übergang ins Bodeninnere starke Temperaturschwankungen schwache Temperaturschwankungen niedrige relative Luftfeuchtigkeit sehr hohe relative Luftfeuchtigkeit Licht völlige Dunkelheit Lebensraum Boden: Umweltbedingungen an der Grenzfläche Atmosphäre/Boden Luftfeuchtigkeit Höhe
Licht
Biomasse Pfl.
Anzahl MO
min. 0
Tiefe
Folge:
max. aus Gisi, Bodenökologie, 1997
Temperatur
10 cm
photoautotrophe Organismen (Algen, oberirdische Pflanzenteile) an Erdoberfläche chemoheterotrophe Organismen (Bakterien, Pilze, Pflanzenwurzeln, Tiere) im Boden Organismenmaximum (Biomasse oder Anzahl) an der Bodenoberfläche
Böden besitzen ein System von Poren mit unterschiedlichen Durchmessern - dient den Bodenorganismen (Edaphon) als Lebensraum Feinporen (< 0,2 µm): unbesiedelt Mittelporen (0,2 – 10 µm): Bakterien, Pilze, Algen, Wurzelhaare, Protozoen Grobporen & Sekundärporen (> 10 µm): Wurzeln, Nematoden, Milben, Collembolen und restliche Fauna Zahl der Organismen: Biomasse im Boden; oberirdische Biomasse Lebensraumfunktion des Bodens
Pflanzen Nematoden Wurzelfresser
Arthropoden Zerkleinern
Arthropoden Räuber
Vögel Nematoden Pilze
Pilz- und Bakterienfresser
Regenwürmer
Humus
Bodenkunde
Bakterien
Protozoen Amoeben
Bodentiere
Einführung - 5 -
1.4 Bodenfunktionen: Produktionsmedium, Puffer, Speicher und Filter weitere wichtige Funktionen des Bodens, zusätzlich zur Funktion, den Organismen als Lebensraum (Standort) zu dienen eng verknüpft mit dem Begriff intakter Boden: Bodenfruchtbarkeit oder Produktivität = Fähigkeit eines Bodens, Wachstum und Erträge von Organismen, vor allem von Pflanzen, zu ermöglichen wird durch die Gesamtheit der physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften des Bodens und deren Wechselwirkungen bestimmt: Gründigkeit (durchwurzelbare Tiefe), Textur und Struktur, Luft- und Wasserhaushalt, Säuregrad (pH), Redoxpotential, Humushaushalt, Sorptionseigenschaften (Bindung von Nähr- u. Schadstoffen) und Nährstoffhaushalt, Wärmehaushalt, Gehalt und Aktivität der Bodenlebewesen. Ertrag auch abhängig von anderen Faktoren wie Klima, Topographie, Pflanzenbestand, Anbautechnik, Bodenbearbeitung, Düngung, Pflanzenschutz, Schadstoffeinwirkung, etc. Boden reagiert auf äußere Einflüsse träger als Medien wie Wasser oder Luft, d.h. starke Pufferung = Speicherung großer Mengen verschiedener Stoffe: Wasser, Nährstoffe, Schadstoffe in der organischen und anorganischen Matrix (Festphase).
Der Boden ist ein wesentliches Glied im Stoffkreislauf der Landschaft. Boden ist ein offenes System - der Bilanzierung der Stoffe (Import, Export, Speicherung) kommt eine zentrale Bedeutung zu; durch Stoff- und Energieflüsse starke Verzahnung mit Nachbarkompartimenten.
Eintrag
Eintrag
Austrag von Stoffen und Energie
Austrag
Bodenfunktionsraum Eintrag
Austrag
Atmosphä äre Atmosph Atmosphäre natürliche und künstliche Stoffzufuhr (Wasser, Nährstoffe, Schwermetalle, Agrochemikalien, ...)
Gestein
Boden
Pflanze
Filter- und Pufferfunktion des Bodens Bekanntes Beispiel für Pufferfunktion: Belastung des Grundwassers mit Nitrat oder Pestiziden.
Grundwasser Bodenkunde
Einführung - 6 -
Nitrattiefenverlagerung bei unterschiedlicher N-Düngung 0
40
80
120 0
40
80
120
0
40
120 kg NO3 -N ha-1
80
0.3 Tiefe (m) 2.3 4.3 6.3 8.3 659
976
Σ 0-9.8m
kg NO3 -N ha-1
1238 Ι, ΙΙ, ΙΙΙ Nitratpeaks infolge überhöhter N-Düngung zu Gurken
Mittelwert Standardabweichung
aus Maidl & Fischbeck (1987)
1.5 Bodenfunktionen: Funktion als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte Böden mit naturhistorischer und geowissenschaftlicher Bedeutung Fossiler Boden Schichtfolge
Seltene Bö Böden
ehemalige Ziegelei Steinheim Löss, Lösslehm (Jung-Pleistozän) Fossiler Boden (Pleistozän) Hochterrassenschotter (Mittel-Pleistozän)
landesweit/ naturräumlich selten Sideritbildung im Ampermoos bei Freising
Kalktuff, Sinter, Alm (Holozaen)
Memmingen aus: Geotopkataster Bayern
1.6 Bodenfunktionen: Nutzungsfunktion Nutzungsfunktion als Rohstofflagerstätte, Fläche für Siedlung und Erholung, Standort für die land- und forstwirtschaftliche Nutzung und als Standort für sonstige wirtschaftliche und öffentliche Nutzungen, Verkehr, Ver- und Entsorgung
Bodenkunde
Einführung - 7 -
Welche Probleme treten auf?
Auswirkung der intensiven Nutzung Versauerung Erosion Versteppung Schadstoffbelastung Filter- und Pufferfunktion Bodenerhaltende Maßnahmen
Reine Verschwendung Da auf versiegelten Flächen nur wenig Wasser versickern kann, wird der größte Teil des Niederschlags über Kanäle abgeführt. Das Wasser geht ungenutzt ins Abwassersystem und steht weder für Pflanzen oder den Menschen, noch für Neubildung und Auffüllung der Grundwasserreservoirs zur Verfügung.
Wohin mit dem Wasser, wenn es nicht versickern kann?
Flächenverbrauch gegenwärtig etwa 130 ha/Tag entspricht etwa der Fläche der Stadt München im Jahr
Schadstoffe und Altlasten
Emissionen
Boden
Mineralöle Teeröle
Nitrat Schwermetalle NO3PB, Cd, Zn PAK As, Cu, .... Dioxine/Furane
Cl
Pestizide z.B. Atrazine
H C2H5
N
N
N N
CH3 N
C
H
CH3
H
9
10 0
1
6
0 5
4
8
2
7 xCl
3 yCl
Grundwasser = Trinkwasser
Bodenkunde
Einführung - 8 -
Bodenverdichtung führt zu Staunässe Staunässe und Sauerstoffmangel haben zur Folge, dass Abbauprozesse gehemmt werden. Bodenorganismen brauchen ebenfalls Sauerstoff, um die Nährstoffe im Boden umzusetzen. Fehlt dieser, entstehen Moderprozesse. Zusätzlich wird davon ausgegangen, dass bei Stoffwechselprozessen unter Luftabschluss Treibhausgase wie Lachgas (N2O) und Methan (CH4) entstehen, die zur Klimaerwärmung beitragen.
Bodenschutz: Zielsetzung Böden und deren Funktionen nachhaltig zu sichern oder wiederherzustellen Vorsorge vor nachteiligen Einwirkungen auf den Boden Sorgsamer Umgang mit Böden als endlichen Ressourcen Auszug aus dem Bodenschutzgesetz Paragraph 1 Die Funktionen des Bodens sind nachhaltig wiederherzustellen, schädliche Bodenveränderungen abzuwehren, der Boden und Altlasten sowie hierdurch verursachte Gewässerverunreinigungen zu sanieren und Vorsorge gegen nachteilige Einwirkungen auf den Boden zu treffen Bei Einwirkungen auf den Boden sollen Beeinträchtigungen der natürlichen Funktionen sowie seiner Funktion als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte soweit wie möglich vermieden werden (Bundesgesetzblatt I, 1998, 502)
Was wollen wir in der Bodenkunde wissen? Entstehung Entwicklung Zusammensetzung Eigenschaften räumliche Verbreitung ökologische Bedeutung Nutzung Ziel der Vorlesung Verständnis - der Eigenschaften - des Zustandes - der Prozesse Fähigkeit zur Beurteilung der Auswirkungen von Eingriffen Ordnungsgemäße Bodennutzung: Was ist das? Bodenkunde
Einführung - 9 -
2. Die Bodenfestphase - Teil 1
Mineralische Komponente Geologisches Ausgangsmaterial Verwitterung Körnung Organische Komponente
Geologisches Ausgangsmaterial Minerale feste, stofflich einheitliche Bestandteile des Gesteins, natürlich vorkommende chemische Stoffe der Erdkruste Minerale bilden die Gesteine und die anorganische Festphase der Böden
Gesteine Mineralgemisch (magmatische und metamorphe Gesteine) Struktur:
schematische Anordnung der Bausteine Eigenschaften der Gesteine sind Funktion der Struktur
kristalline Phase: geometrisch regelmäßige Anordnung im Raum: Kristallgitter anisotrop, d.h. physikalische Eigenschaften in verschiedene Richtungen verschieden (z.B. Lichtbrechung, Spaltbarkeit, Härte) amorphe Phase:
feste Körper, z.B. Glas, rein zufällige, statistisch gleichartige Verteilung der Bausteine, d.h. amorphe Körper haben in jeder Richtung physikalisch gleiche Eigenschaften = isotrop
Korngemisch (Sedimentgesteine) Struktur:
gleich große oder unterschiedlich große Körner eckig oder gerundet, Zwischenräume teilweise mit anderem Material gefüllt
2.1. Magmatische Gesteine (primäre Gesteine) Entstehung der Gesteine in sehr unterschiedlichem Milieu, erklärt chemische Vielfalt Herkunft aus Schmelze unter oder über der Erde, erkaltet bei Annäherung an die oder beim Heraustreten an die Erdoberfläche = Mineralgemisch aus primären Mineralen Sekundäre Gesteine und Minerale aus Umwandlung der primären durch Verwitterung → Boden, Sedimentgestein Metamorphose Diagenese
Kreislauf der Lithosphäre Sch/Sch Abb. 2.1-1
Biogenes Material Sedimente
Sediment Gesteine
Ablagerung Transport
Metamorphose
Böden Verwitterung Pedogenese
Metamorphe Gesteine
Magmatische Gesteine Metamorphose
Anatexis
Magma
Kristallisation Erkalten
primäres Material
Eigenschaften der Minerale Spezifisches Gewicht: Bodenminerale
2,50 - 3,00 g/cm3
Quarz
2,65 g/cm3
Kalkspat/Calcit
2,70 - 2,72 g/cm3
Schwerminerale
2,80 - 3,00 g/cm3
Abtrennung im Boden über Dichte, viel schwerer als Humus
etwa 1,40 g/cm3
Spaltbarkeit entlang/parallel der Kristall(isations)flächen: Anisotropie: Zusammenhalt in verschiedenen Richtungen verschieden stark; beim Zertrümmern entstehen glatte Flächen (z.B. Spate als Mineralbezeichnung) Bruch: wo nicht spaltend, muschelig Farbe: nicht sehr typisch; viele sind weiß; jedoch hell und dunkel, im Boden Farbe von großer Bedeutung, bei Fe-Oxiden, Mn-Oxiden
Wichtige magmatische Minerale (primäre Minerale) Funktion für Bodengenese, -fruchtbarkeit und Pflanze Zusammensetzung: Nährstoffgehalt Verwitterbarkeit: Freisetzung von Nährstoffen, Rate der Bodenbildung
Chemische Zusammensetzung der Lithosphäre *IonenElement radius Masse- Volumennm % % O 0,14 47,0 88,2
Mittlere Elementzusammensetzung der Erdkruste (bis in 16 km Tiefe) Sauerstoff 47,0% übrige Elemente Kalium 1,9 2,1 Natrium 2,3 Magnesium 5,0% Calcium
Silicium 26,9%
5,1% 8,1%
Eisen
Aluminium
vor allem Si-O-Verbindungen = Silicate Al3+, Fe2+, Fe3+, Ca2+, Mg2+, Na+, K+, H+, kein P!
SiIV
0,026
26,9
0,32
AlVI AlIV
0,0535 0,039
8,1
0,55
Fe2+ Fe3+
0,0780 0,0645
3,3 1,8
1,08 0,32
Ca
0,100
5,0
3,42
Mg
0,072
2,3
0,60
Na
0,102
2,1
1,55
K
0,138
1,9
3,49
*Koordinationszahl VI, außer Si und Al (IV)
Siliciumdioxid und Silicate > 80% der Magmatite sind Silicate und SiO2 Silicate aus magmatischer Lösung oder infolge Metamorphose entstanden; wesentliche Ausgangsminerale für die bei der Verwitterung neu entstehenden pedogenen Minerale
Grundeinheiten: SiO4 - Tetraeder, z.T. auch Al-Oktaeder (KZ 6 statt 4) Silicate aus Tetraedern und Oktaedern aufgebaut: Si als Zentral-Atom im Tetraeder, Al als Zentral-Atom im Oktaeder Verknüpfung zwischen Tetraedern und/oder Oktaedern über Sauerstoff-Atome führt zu typischen Strukturen: Insel-, Band-, Ketten-, Schicht-, Gerüstsilicat Grundbausteine der Silicate Sch/Sch Abb.2.1-2
Darrell G. Schulze
isomorpher Ersatz bei Gerüst- und Schichtsilicaten Ersatz des Si4+ im Tetraederzentrum durch Al3+ Ersatz des Al3+ im Oktaederzentrum durch Mg2+, Fe2+ → negativer Ladungsüberschuss, → Kationen (z.B. K+, Na+, Ca2+) zum Ladungsausgleich notwendig
Inselsilicat z.B. Olivin (Mg,Fe)2SiO4 grünlich leicht verwitterbar wegen Struktur
aus Sposito, 1998
2+
(geringe Vernetzung, Fe -Gehalt) nährstoffreich: Ca, Mg, aber kein K!
Ketten- und Bandsilicate Si-Tetraeder-Ketten und -Bänder, Vernetzung über Ca2+, Mg2+, Fe2+ Pyroxene:
Kettensilicate aus Si-Tetraeder-Ketten, wichtigster Vertreter: Augit (Ca,Mg,Fe,Al,Ti)2(Si,Al)2O6
Amphibole: Bandsilicate aus Si-Tetraeder-Bändern, wichtigster Vertreter: Hornblende Ca2(Mg,Fe,Al)5(Si,Al)8O22(OH)2 aus Sposito, 1998
Modell der kettenartigen Vernetzung von Si-Tetraedern in einem Pyroxen Die großen Kugeln sind die Ca2+-, die kleinen die Mg2+-Ionen Sch/Sch Abb.2.1-8
Blattsilicate (Schichtsilicate) aufgebaut aus SiO4-Tetraeder-Schicht (Metallkationen mit 4 O) und AlO4(OH)2-Oktaeder-Schicht (Metallkationen mit 6 O bzw. OH) Tetraeder-Si2O5-Schichten in 3. Raumrichtung verknüpft mit Oktaeder-Schicht, O gehören auch Tetraeder an, wichtigster Vertreter: Glimmer Elementarschicht aus 2 Tetraederschichten und einer dazwischen liegenden Oktaederschicht, 2:1- oder Dreischicht-Minerale isomorpher Ersatz im (Zwischenschichtkationen)
Tetraeder,
Bindung
von
K+-Ionen
zum
Ladungsausgleich
Glimmer (Muskovit) (Darrell G. Schulze)
fixiertes K+ = Zwischenschicht
K-Ionen passen sehr gut in die Oberfläche der Schichten (Sauerstoffsechserringe), Schichtabstand ca. 1nm
Tetraeder- und Oktaederschichten Tetraederschicht (Darrell G. Schulze)
obere4+ Sauerstoff-Ionen Si untere Sauerstoff-Ionen
Oktaederschicht (trioktaedrisch) (Darrell G. Schulze)
Oktaederschicht (dioktaedrisch) (Darrell G. Schulze)
Elektronenmikroskopische Aufnahme der Sauerstoff-Sechserring-Konfiguration an der Basisfläche des Muskovits (l) und der 2:1-Schichtstruktur des Muskovits (r) Sch/Sch Abb.2.1-5
Muskovit (heller Glimmer): KAl2(Si3Al)O10(OH)2 zwei von drei Oktaederzentren mit Al3+ besetzt: dioktaedrisch Biotit (dunkler Glimmer, da eisenhaltig): K(Mg,Fe2+)3(Si3Al)O10(OH)2 alle Oktaederzentren mit Fe2+ oder Mg2+ besetzt: trioktaedrisch Eigenschaften: weich H 2,0-2,5, leicht spaltbar, „Fensterglas“ Bedeutung für Böden: K-Gehalt 5-9% Biotit < Muskovit leichter verwitterbar als Orthoklase (s. Feldspäte), da von der Seite „offen“ Biotit leichter verwitterbar als Muskovit Vorkommen: Magmatische Gesteine (vor allem Biotit), in Sedimenten und Metamorphiten wird Muskovit neu gebildet und reichert sich an
Gerüstsilicate Hauptgruppe der Silicate Feldspäte isomorpher Ersatz: Al3+ an Stelle von Si4+ (1 von 4 oder 2 von 4), dadurch Einlagerung von 1 K+ bzw. Na+ pro Al3+ bzw. 1 Ca2+ pro 2 Al3+ Kationen nicht zur Vernetzung, da Gerüststruktur, aber Kationen zum Ladungsausgleich durch isomorphen Ersatz aus Sposito, 1998
Kation Gruppe
Formel
K+:
Kalifeldspat
KAISi3O8
Na+:
Natronfeldspat: NaAISi3O8
Ca2+:
Kalkfeldspat:
wichtige Feldspatminerale
CaAI2Si2O8
Orthoklas Albit Anorthit
häufig Minerale mit unterschiedlicher Mischung dieser Kationen: Plagioklase aus Albit und Anorthit; lückenlose Mischungsreihe bei Na und Ca, da ähnlicher Ionenradius wichtig
Orthoklas
14% K
wichtig
Plagioklase 0-9% Na, 0-14% Ca
Gerüststruktur, daher hart u. widerstandsfähig, aber etwas weniger als Quarz, da Si-Al-Ersatz; Härte 6 Erkennbarkeit im Gestein (Granit): Feldspat; glatte Spaltflächen; helle Minerale Vorkommen und Bedeutung für Böden Abbau bei Verwitterung: Magmatische Gesteine 60%, Böden und Sedimente 65% 2°) auf gefrorenem Untergrund als wassergesättigter Brei bewegten. In Mitteleuropa während des Pleistozäns entstanden und heute in den meisten Mittelgebirgslagen als eine 1-4 m mächtige, mehr oder weniger geschlossene Decke anzutreffen hangparallel eingeregelte Steine
Firneisgrundschutt über Granitzersatz, Bänderung erhalten, große Steine horizontal eingeregelt
Hakenschlagen in Granitzersatz infolge Bodenfließen
Aufn.: H.H. Becher Waldhäuser (Bayr. Wald) FRG
Aufn.: H.H. Becher Waldhäuser (Bayr. Wald) FRG
Chemische Ausfällungen, biologische Ausscheidungen (werden auch als chemische bzw. biogene Sedimente bezeichnet)
Carbonatgesteine Calcit und Dolomit Kalksteine > 75%, Mergel 25 - 75% Carbonat Korallenkalk (biogene Sedimente) nichtcarbonatischer Verwitterungsrückstand (vorw. Glimmer und Tonminerale) ist relevant für Bodenbildung Salz(steine)
Bodenkunde
Kainit, Steinsalz
Apatit
Gips, Anhydrit
(K-Quelle)
(P-Quelle)
(S-, Ca-Quelle)
Geologisches Ausgangsmaterial - 7 -
2.3. Metamorphite infolge Druck- und/oder Temperatur-Einwirkung veränderte Gesteine aus magmatischen Gesteinen (Orthogesteine) oder Sedimenten (Paragesteine) Gneise, Hornfels, Marmor
Metamorphose verschiedener Gesteine Ton
Tonschiefer Schieferung
Phyllit
Fältelung
Glimmerschiefer Kristallvergröberung
Gneis Aufschmelzung
Granit
Gneis
Basalt
Grünschiefer
Kalkstein
Amphibolit Marmor
Verbreitung der Ausgangsgesteine
Sedimente locker Ton Sand und Kies Mergel und Lehm
Hamburg
Löss
Sedimente verfestigt
Berlin
Hannover
Schieferton Münster
Sandstein Mergel- u. Tonstein
Köln
Erfurt
Kalkstein
Magmatite Frankfurt
Prag
Granit u. ä. Basalt u. ä.
Trier
Metamorphite
Stuttgart
Gneis u. ä. Schiefer u. ä.
München Linz
Bodenkunde
Geologisches Ausgangsmaterial - 8 -
Gasphase Zusammensetzung der Bodenluft Die Bodenluft enthält grundsätzlich dieselben Komponenten wie die oberirdische Atmosphäre, allerdings in variabler und stark abweichender Zusammensetzung der einzelnen Komponenten. Atmosphäre Vol. %
Zusammensetzung der Bodenluft
Bodenluft Vol. % gut durchlüftet
N2 O2 CO2
78 20,7 0,035
schlecht durchlüftet
79 - 83 18 - 21 1- 2
0- 5 5 - 12
Durch das Bodenleben (Wurzelatmung, Bodenfauna, mikrobieller Abbau von organischer Substanz) ist mehr CO2 und weniger O2 in der Bodenluft als in der Atmosphäre, selbst bei guter Bodendurchlüftung. Unter reduzierenden Bedingungen entstehen neben wesentlich erhöhten CO2-Gehalten außerdem CH4 (Sumpfgas, in Moorböden), H2S (Schwefelwasserstoff, in Moor-, Grundwasserböden), N2O (Lachgas, bei Denitrifizierung). Maximum der CO2-Produktion meist nahe an der Bodenoberfläche, unmittelbar an der Bodenoberfläche aber geringere CO2-Produktion wegen stärkerer Austrocknung. CO2-Produktion (mg m-2 cm-1 h-1) 0
Co2-Produktion in Abhängigkeit von der Tiefe in einer Parabraunerde aus Löss unter Ackernutzung aus Sch/Sch (2002)
0
10
20
30
40
50
60
10
20
30
40
Der Wasserdampfgehalt in der Bodenluft ist höher als in der Atmosphäre; bei Wasserspannungen < pF 4,2 ist die relative Feuchte der Bodenluft > 95%.
Formatiert: Schriftart: 13 pt
Durchlüftung des Bodens Vereinfachend wird meist der Luftporenanteil als Maß für den Durchlüftungszustand eines Bodens benutzt. PV-FK=LK (Porenvolumen - Feldkapazität = Luftkapazität), Anteil nicht mit Wasser gefüllter Poren entscheidend; je schneller Grobporen sich entleeren können, desto besser ist die Durchlüftung des Bodens, gewährleistet durch Gasaustausch mit der Atmosphäre. Notwendig hierfür ist hohe Kontinuität der luftgefüllten Poren, indirekt gemessen als Luftdurchlässigkeit. Ein Wassermeniskus quer über einen Porendurchmesser unterbricht den Gasaustausch. Bodenkunde
Einführung - 1 -
Diffusion ist der dominierende Mechanismus für den Gastransport in Böden, aufgrund von Konzentrationsunterschieden des betreffenden Gases; abhängig vom entsprechenden Diffusionskoeffizienten, der wiederum abhängig von Wasserbzw. Luftgehalt und der Temperatur ist.
Formatiert: Abstand Nach: 9 pt
Bereiche der O2-Diffusionsraten in Abhängigkeit von der Bodentiefe
Ausgangsmaterial Bodentyp
lehm. Geschiebe- Parabraunerde mergel (Riß) Pseudogley Tonreicher Braunerde Geschiebemergel Braunerde-Pseudogley (Würm) Pseudogley
O 2-Diffusionsrate (10 -8 g cm-2 min-1) ---------Tiefe (cm) ---------10 30 80 20 - 30 20 - 30 ~5 20 - 60 5 - 10 1- 5 20 - 40 20 - 40 0 - 20
10 - 30 10 - 30 Tonböden. Die Durchlüftung im Boden ist kleinräumig sehr variabel, aufgrund der mikroskopischen Heterogenität des Porenraums und der Abhängigkeit der Gasleitfähigkeit von der Wassersättigung. Bei Feldkapazität sind die Grobporen um ein Aggregat luftführend, während die Feinporen im Aggregat wassergesättigt sind. Der O2-Partialdruck nimmt von der Aggregatoberfläche ins Aggregatinnere kontinuierlich ab. Kleinräumige Variabilität der Bodendurchlüftung von aeroben zu anaeroben Verhältnissen. Die Krümel sind mit Wasser gesättigt und von einem Wasserfilm umgeben, der Porenraum zwischen den Krümeln ist größtenteils mit Luft gefüllt.
Wasser
anaerob
Luft aerob 500 µm
Bodenkunde
aus Gisi (1997)
Einführung - 2 -
Formatiert: Abstand Nach: 9 pt
Gefüge 1. (Boden-)Gefüge (oder Bodenstruktur) räumliche Anordnung der festen Bodenbestandteile
Aggregierungsmechanismen Adhäsionskräfte Molekularkräfte zwischen Atomen und Molekülen verschiedener Art (Wasser - Festsubstanz) Kohäsionskräfte Molekularkräfte zwischen Atomen und Molekülen gleicher Art (Wasser - Wasser) Grenzfläche Wasser - Festphase
Adhäsion Benetzbare Flüssigkeiten: Adhäsionskräfte > Kohäsionskräfte Festphase
Kohäsion Wasser
Bindung zwischen FestFest- und Flü Flüssigphase
Physikochemische Ursache: VAN DER WAALS-Kräfte, COULOMBsche Kräfte, Dipol-Kräfte, IonenBindungskräfte, Meniskenkräfte; jede Kraft bzw. Kräftegruppe unterschiedliche Reichweite. Dipolkräfte: besonders ausgeprägt beim H2O-Molekül Ionenbindungskräfte: hauptsächlich auf unterschiedliche Ladung der Bestandteile zurückzuführen Kittsubstanz: Fe-Oxide, Humus, Carbonate, Si-Oxide.
Aggregatbildung bei blättchenförmigen Materialien: a) peptisiert, b) aggregiert Fläche-Fläche, c) aggregiert Fläche-Kante, d) aggregiert Kante-Kante (punktiert: Wasserhülle der Doppelschicht). aus Sch/Sch (2002)
Selbst unter trockenen Bedingungen sind Teilchen mit dünnen Wasserfilmen umhüllt; Beispiel für Zusammenhalt zwischen unterschiedlichen Ladungsträgern:
Bodenkunde
Gefüge - 1 -
Modell der Anordnung von Tonmineralpaketen, organischer Substanz und Quarz in einem Bodenkrümel Quarz D
A
A: Quarz - organische Substanz - Quarz
C1
B: Quarz - organische Substanz - Tonmineral D
B Quarz
B
C: Tonmineral - organische Substanz - Tonmineral C1: Fläche - Fläche C2: Kante - Fläche C3: Kante - Kante
Quarz
C3 C2
D: Tonmineral – Tonmineral Kante - Fläche
D C1
aus Sch/Sch (2002)
Summenwirkung Aggregierungsmechanismen: I. Feinmaterial haftet auf bzw. umhüllt grobe Teilchen II. Feinmaterial verbindet/verkittet grobe Teilchen III. Wassermenisken verbinden Teilchen ⇒ Zusammenhalt eines Bodens; feste Bestandteile = Bindemittel, Kittsubstanz; Einfluss des Wassergehalts sehr groß: bewirkt sowohl die Kohäsion oder Konsistenz als auch die Quellung und Schrumpfung.
Konsistenz Kohäsion oder Konsistenz entscheidend für a) Tragfähigkeit von Baugründen bzw. Stabilität von Böschungen oder Aufschüttungen b) Tragfähigkeit für landwirtschaftliche u.a. Maschinen, Bodenbearbeitbarkeit und Beweidung. Wichtige Kenngrößen sind die Fließgrenze (Wl), die Ausrollgrenze (Wp) und Plastizitätszahl (kw) (= Differenz zwischen Fließ- und Ausrollgrenze); oberhalb Fließgrenze zerfließt Boden, unterhalb Ausrollgrenze bricht (bröckelt) Boden.
Wassergehalt
trocken
pF Konsistenz
7
Kräfte
gesättigt
4,5
fest
halbfest
2,8 steif
Kohäsion
-o -oo
weich breiig Adhäsion
Wl
Wp
Relative Konsistenz
1,0
Plastizitätszahl (kW)
flüssig
0,75
0,50
0
Tragfähigkeit Bearbeitung
Schollen
Bröckel Krümel
Pflugsohlen Bodenfließen
Tieflockern Tiefpflügen (Kuntze et al. 1994)
Bodenkunde
Gefüge - 2 -
Quellung und Schrumpfung
Porenziffer n
Volumenzunahme des Bodens durch Aufnahme von Wasser besonders stark bei Böden mit vielen Kolloiden, insbesondere quellfähigen Tonmineralen. fest brüchig plastisch flüssig Bis zu einem substrattypischen Grenz-Wassergehalt Fliessgrenze entspricht die Volumenabnahme der WassergehaltsAusrollgrenze abnahme: Normalschrumpfung. Schrumpfgrenze Bei weiterer Wassergehaltsabnahme nimmt Volumen nicht in gleichem Maße ab, weil Teilchen nur dichter aneinander treten können, wenn die Bindung zwischen Teilchengruppen unterbrochen wird: Restschrumpfung. Wasser
Schrumpfprozess eines trockenden Bodens und Konsistenzgrenzen (nach Atterberg)
Luft 1
(aus Gisi 1997)
Matrix Wassergehalt θ g
Sichtbar am Auftreten von (Zug-)Rissen im Substrat bzw. Boden; Risse umso breiter und tiefer, also größer, je stärker die Entwässerung und/oder je höher der Tongehalt; weitere Entwässerung ⇒ von diesen ersten (Haupt-)Rissen gehen weitere Zugrisse aus:
Entstehung von Aggregaten durch Ausbildung eines Systems aus Zugrissen in vier aufeinander folgenden Generationen (I bis IV) aus Sch/Sch (2002)
Entstehung von Aggregaten bzw. Aggregatgefügen Schrumpfriss-Generationen (Polygone) in Feuerletten-Ton, Aufn.: H.H.Becher, nordöstl. Bayreuth
Wiederbefeuchtung ⇒ Quellung, Risse schließen sich ⇒ Bodenoberfläche angehoben; Ausprägung abhängig von Tongehalt; aber ursprünglicher Zustand nicht erreichbar, weil Teilchen infolge dichter Packung nicht mehr frei beweglich; Bodenoberflächensenkung infolge Entwässerung: Setzung.
Bodenkunde
Gefüge - 3 -
2. Gefüge- und Aggregatformen Gefügeformen Grundgefüge: Bindungskräfte zwischen benachbarten Primärteilchen sind gleichförmig, Aggregierung nicht erkennbar Aggregatgefüge: Gruppen von Primärteilchen untereinander stabiler verbunden, Ausbildung von Aggregaten Grundgefüge
Aggregatgefüge
ungegliedert
gegliedert
Bodenfragmente zertrümmert < 5 cm o/
nicht verklebt verklebt verkittet
EinzelkornGefüge
Gliederung und Ansprache des Makrogefüges im Boden
KohärentGefüge
KittGefüge
Bröckel
> 5 cm o/
Klumpen
Kuntze et al. 1994 Aufbaugefüge
Absonderungsgefüge Aggregat-Querachse meist >5 cm
Aggregat-Querachse Ca2+ > Mg2+ > NH4+ = K+ > Na+ Bodenkunde
Kationenaustausch - 4 -
1 00
Na
Relativer Austausch von Na+, K+, Mg2+ und Ca2+ gegen NH4+ in % der gesamten austauschbaren Menge des jeweiligen Kations in Abhängigkeit von NH4+-Konzentration der Gleichgewichtslösung bei einem Ap-Horizont einer Parabraunerde aus Löss,
Mg
80
K
60 Ca
Scheffer/Schachtschabel, 2002
40 20 0
0
100 200 500 N H 4 -Konzentration in der G leichgewichtslösung (mmol L-1 )
Allerdings werden bei bestimmten Austauschern einzelne Ionen wegen besonderer Bindungsverhältnisse stärker bevorzugt. So wird z.B. K+ in den Zwischenschichten von Illiten besonders gut gebunden und ist dann nicht mehr austauschbar (Kaliumfixierung).
Selektivitätskoeffizient Die Selektivität eines Austauschers für ein bestimmtes Kation kann z.B. mit einer Gleichung beschrieben werden, wie sie hier für den Austausch zwischen Na und K dargestellt ist:
K+ Na +
aK
=k
aNa L
S
Bei fester Bindung (höherer Selektivität) des K+ gegenüber Na+ ist k= Selektivitäts-Koeff. groß: bei einem gegebenen Verhältnis K/Na in der Lösung befindet sich dann relativ mehr K am Austauscher.
In dieser einfachen Form der Gleichung wird der Einfluss der Ionenladung nicht berücksichtigt; sie gilt daher nur für gleichwertige Ionen. Beim Austausch zwischen Ionen unterschiedlicher Wertigkeit muss diese berücksichtigt werden. Der Ansatz nach K aK Gapon beschreibt empirisch das Selektivitätsverhalten beim = k G Austausch zwischen ein- und zweiwertigen Ionen. Für den Fall des Ca S √ a Ca L K/Ca-Austausches ist der Gapon-Koeffizient kG definiert durch:
Aufgrund der unterschiedlichen Eintauschstärke der einzelnen Kationen ergeben sich in der Zusammensetzung der Austauscherbelegung und der Bodenlösung deutliche Unterschiede. Verteilung von Kationen zwischen Bodenlösung und Ionenbelag eines sauren Waldbodens
Bodenlösung Σ 100% 0,151 cmolc/L +
H 16% 0,024 Al3+ 4% 0,006 2+
Ionenbelag Σ 100% 14,3 cmolc/kg
K+ 22% 0,033
Al3+ 72% 10,2 Na+ 20% 0,030
Ca 31% Mg2+ 0,047 cmolc/L 7% 0,011
Ca2+ 15% 2,2 cmolc/kg K+ H+ 3% 7% 0,4 1,1
Mg2+ + 2% 0,3 Na 1% 0,1
Bodenkunde
Kationenaustausch - 5 -
Organische Substanz im Boden Definition und Einteilung alle in und auf dem Mineralboden befindlichen abgestorbenen pflanzlichen und tierischen Stoffe und deren organische Umwandlungsprodukte; lebende Organismen (das aus Bodenflora und -fauna bestehende Edaphon) sowie lebende Wurzeln gehören nicht zur organischen Substanz der Böden;
Nach dem Grad ihrer Umwandlung im Boden unterteilt man Streustoffe: nicht oder nur schwach umgewandelt, Gewebestrukturen morphologisch sichtbar; abgestorbene Pflanzenreste (auch tote Wurzeln) und Bodenorganismen; Verweilzeit ("turnover time") im Boden ist kurz Huminstoffe: stark umgewandelte (hochmolekulare) Substanzen ohne makroskopisch erkennbare Gewebestrukturen, gegen Mineralisierung stabilisiert, niedrige Umsatzrate bzw. hohe Verweilzeit im Boden
Gesamtheit der organischen Substanz des Bodens = Humus Auflagehumus Humus im Mineralboden: mit dem Mineralkörper vermischt im Bodenwasser gelöste organische Substanzen: "DOM" = dissolved organic matter
Abbau organischer Substanzen = Zersetzung: Mineralisierung: vollständiger mikrobieller Abbau zu anorganischen Stoffen (CO2, H2O), dabei auch Freisetzung der in den organischen Stoffen enthaltenen Pflanzennährelemente (z.B. Mg, Fe, N, P, S), Humifizierung: Umwandlung in Huminstoffe Im Bodenprofil steigt der Zersetzungsgrad meist von oben nach unten an Durchschnittliche Verweilzeit der organischen Substanz in Böden 30 - 40 Jahre, große Schwankungsbreite Pools
SOM Fraktionen
Umsetzungszeit
labiler/aktiver Pool
pflanzliche/mikrobielle Rückstände ein Jahr
langsamer/intermediärer Pool
okkludierteorganischer Substanz
Jahrzehnte
träger/passiver Pool
humifiziertes Material/Huminstoffe
hunderte/tausende Jahre
Zusammensetzung: C, H, O, N, S und P; Kohlenstoffgehalt der organischen Substanz im Durchschnitt um 50 %; Gehalt an organischer Substanz (bzw. der Humusgehalt) variieren in weiten Grenzen Gehalt an SOM in Böden
Böden Auflagehorizont Ackerböden Grünlandböden Rendzinen,Schwarzerden Waldböden Anmoore Moore Hochmoore Bodenkunde
Bezeichnung Auflage schwach humos mäßig humos stark humos stark humos anmoorig moorig moorig
org. Substanz (g kg-1) nahe 1000 < 20 20 - 40 40 - 100 50 - 100 150 - 300 > 300 nahe 1000 Organische Substanz - 1 -
Menge, Anteile und Verteilung von Pflanzenresten als Ausgangsmaterialien für die Humusbildung im Boden Oberirdische Biomasse (Blätter, Nadeln, Zweige), abgestorbene Wurzeln, organische Ausscheidungsprodukte der Wurzeln und Mikroorganismen, abgestorbene Bodentiere und Mikroorganismen In landwirtschaftlich genutzten Böden: eingepflügte Ernterückstände, Zufuhr organischer Stoffe auch durch Düngung und Abfallbeseitigung (z.B. Gülle, Kompost, Klärschlamm)
Zwei Gruppen von Materialien: Primärressourcen: Reste von Pflanzen Sekundärressourcen: Reste und Ausscheidungsprodukte von Mikroorganismen
Faktoren für die Steuerung der Humifizierungsprozesse in Böden Menge der Streu Anteile verschiedener Pflanzenteile und ihre Verteilung (oberirdisch, unterirdisch) Anteile unterschiedlicher Gewebe chemische Zusammensetzung
Gewebetypen der Pflanzenreste parenchymatisches Gewebe: im lebenden grünen Gewebe der Blätter und im Cortex (Rinde) junger Zweige und Feinwurzeln: Cellulosewände, proteinreicher Protoplast, Vakuole
Verholztes Gewebe: Holzteil (Xylem), Stützgewebe (Sklerenchym) von Stielen, Blattepidermis, Blattrippen und Rinde, Schichten der verholzten Zellwand (Mittellamelle, Primär-, Sekundär- und Tertiärwand): Mittellamelle: Pektin, in verholzten Geweben auch aus Lignin, Primär-, Sekundär- und Tertiärwand: Cellulose, Polyosen, Hemicellulosen und Lignin Aufbau der verholzten Zellwand
Zellwandschicht
Bodenkunde
Cellulose Hemicellulose Lignin und Pektin %
Mittelschicht (P+ML)
14
27
59
Sekundärwand 1 (S1)
35
35
30
Sekundärwand 2 (S2) incl. Tertiärwand (T)
60
14
26
Organische Substanz - 2 -
Inhaltsstoffe der Pflanzen Zellinhaltsstoffe und Speichersubstanzen Proteine Polypeptide, lange Ketten verschiedener Aminosäuren Enzyme, Transportproteine, Regulatoren, Speichersubstanzen, Strukturproteine Proteine der pflanzlichen und mikrobiellen Gewebe können von einer Vielzahl von Mikroorganismen abgebaut werden weniger stabile Pflanzeninhaltsstoffe
Stärke wichtiges Speicherpolysaccharid in Höheren Pflanzen, auch in einigen Algen und Bakterien, besteht aus zwei verschiedenen Glucosepolymeren, Amylose und Amylopektin; Amylose im Durchschnitt CH OH CH OH etwa 25 % der Stärke O O 2
2
O
O OH
CH2OH H
CH2OH
O
H
H
H
OH O OH
O
H
Amylopektin
H
O
CH2OH O
OH
H
OH
H
H
OH
H
OH
OH
n
CH2OH
O
O
O OH
6 CH 2 5
O
O
4
1
OH
O
O
O
Amylose
OH
OH 3
OH
CH2OH
O
2
OH
OH
OH
Zellwandbestandteile der Pflanzen Polysaccharide Cellulose, das am häufigsten vorkommende Biopolymer Gerüstsubstanz in den Zellwänden niederer und höherer Pflanzen Hohe Cellulosegehalte in Stielen und Stämmen und in anderen verholzten Teilen von Pflanzen; auch Bestandteil der Zellwände von Algen und Pilzen, in Bakterien nur selten linearpolymeres Glucan, Glucose-Einheiten (>10.000), die ß-(1-4)-glycosidisch miteinander verbunden sind; regelmäßige Anordnung der Hydroxylgruppen entlang der Cellulosekette, Ausbildung von H-Brücken, Fibrillenstruktur mit kristallinen Eigenschaften, nur 15 % des Cellulosemoleküls hat amorphe Struktur CH2OH
in der verholzten Zellwand eng mit Polyosen und Lignin vergesellschaftet; im sogenannten LigninCellulose-Komplex über Ester- oder Etherbindungen an Lignin gebunden
H
OH
OH
H
O H
H O OH
H
H
OH
H
H
H O
H O CH2OH
n
Nichtcellulosische Polysaccharide Polyosen oder Hemicellulosen: Aufbau aus verschiedenen Zuckereinheiten, mit Seitenketten und Verzweigungen; HO HO HO O O Zuckereinheiten: Pentosen, Hexosen, O O O OH OH OH Hexuronsäuren und Desoxyhexosen; in Höheren Pflanzen, OH O O O O O O OH auch in Bakterien, Pilzen und Algen 2
HOOC
HOH2C H 3CO
OH
O
O
O
O
5
OH OH
OH
Bodenkunde
Organische Substanz - 3 -
Lignin hochmolekulare, dreidimensionale Substanz aus Phenylpropaneinheiten Bestandteil der Zellwände von Gefäßpflanzen Moose, Algen, aquatische Pflanzen und Mikroorganismen enthalten kein Lignin in der Primärwand, der Sekundärwand und in der Mittellamelle in Zwischenräumen der Cellulose-Mikrofibrillen Verbindung zwischen den Zellen, Verstärkung der Zellwände des Xylemgewebes, schützt die verholzte Zellwand vor mikrobiellem Angriff Neben den Polysacchariden häufigstes Biopolymer Cγ
CH2OH
CH2OH
CH2OH
Vorstufen des Lignins in der Pflanze: p-Cumarylalkohol (p-Hydroxyphenylpropan ) (I) Coniferylalkohol (Guaiacylpropan) (II) Sinapylalkohol (Syringylpropan) (III)
Cβ Cα 1 6
2
5
3
OCH3
4
CH3O
OCH3
OH
OH
OH
I
II
III
dreidimensionales Makromolekül mit Vielzahl von C-C- und Etherbindungen, auch Bindungen zu den Hydroxylgruppen der Zellwandpolysaccharide (Cellulosen und Hemicellulosen): Lignin-Polysaccharid-Komplexe unterschiedliche chemische Zusammensetzung: Laubholzlignin, Nadelholzlignin, Graslignin Lignin der Gymnospermen fast ausschließlich Guaiacylpropaneinheiten Lignin der Angiospermen etwa gleiche Anteile von Guaiacylpropaneinheiten und Syringylpropaneinheiten Lignin der Gräser etwa gleiche Anteile von Guaiacylpropan-, Syringylpropan- und p-Hydroxyphenylpropaneinheiten + etwa 5-10 % p-Cumarsäure und Ferulasäure Bindungen im Ligninmolekül nicht hydrolysierbar Wichtige Bindungstypen im Ligninmolekül C C C C
O
C
C
C
C
C
C
C
O
C
C
C
O O
β-O-4
O
α-O-4
O
4-O-5
Strukturmodell des Fichtenlignins (nach Adler 1977)
C
H2COH
C
C
C
C
C
C
C
C
C
O
H2COH
HC
CO
HCOH
CH2
H2COH H2COH
CH3O
OCH3
HC
H2COH
OCH3
CO O
O
β-5
O
5-5
O
CH
C
C C
C
C
C
C
C
C
OCH3 1 /2 HCO
OH
OCH3
OH
HC
HC
CH HC
1/2 H2COH
HC
H2COH O
O
CH HC
CH3O
HC
HC
H2COH
HC
C
CH
CH2
H2COH
H2COH
CO
OCH3 O
O
OC
CH2
HC
HC
CH
HCOH
HC
HCOH
OH
O
β-1
O
β-β
OCH3
O
OCH3 H2COH H2COH HC
O
OCH3 H2C
HCO(C6H10O5)nH
OCH3 O
OH
OCH3 O
CH
HC
CH
HC
CH2 O
CH3O OH
H2COH O
CH CH3O HC
O
CH HCOH
H2COH HC
OCH3 O
HC
CH3O O OCH3
Bodenkunde
Organische Substanz - 4 -
Lipide, Cutin und Suberin Lipide in Wasser unlöslich, aber extrahierbar mit unpolaren Lösungsmitteln wie z.B. Chloroform, Hexan, Ether oder Benzol; heterogene Substanzklasse Lipide im Boden stammen sowohl von Pflanzen wie auch von Mikroorganismen Oberflächenlipide von Pflanzen überziehen in einer dünnen Schicht die Oberflächen von Blättern und Nadeln als Bestandteil der pflanzlichen Cuticula
Cutin makromolekulares Gerüst (Polyester) der pflanzlichen Cuticula, aus Hydroxy- und Epoxyfettsäuren der Kettenlänge C16 und C18, darin niedermolekulare Wachse und Fette eingebettet, in der C16-Gruppe Dihydroxypalmitinsäure, in der C18-Gruppe Ölsäure und Hydroxyölsäure
Suberin Zellwandbestandteil der Korkzellen, in der Peridermschicht von oberirdischen wie auch unterirdischen Teilen verholzter Pflanzen, in der Endodermis und in den Bündelscheide-Zellen von Gräsern; in der Rinde und in Pflanzenwurzeln Gehalte an Suberin besonders hoch Suberin dem Cutin ähnlich, enthält aber auch Monomere mit höherer Kettenlänge von C20 C30, 1-Alkanole, Fettsäuren, Hydroxyfettsäuren, phenolische Säuren; über Esterbindung im Makromolekül vernetzt
Spezifische Bestandteile von Pilzen und Bakterien Pilze Zellwände von Pilzen vorwiegend aus Polysacchariden, homo- wie auch heteropolymere Polysaccharide, relativ hohe Anteile von Proteinen, Lipide und Melanine mengenmäßig untergeordnete Bestandteile Zellwände aus Chitin: N-Acetyl-D-Glucosamin in β-(1-4)-glykosidischer Bindung, daneben verschiedene Glucane als Zellwandbestandteile
Bakterien Bakterienzellwände bestehen aus einem Peptidoglucan, dem Murein, sowohl Kohlenhydrat- wie auch Aminosäurebestandteile Kohlenhydratkette des Mureins besteht aus zwei N-haltigen Zuckern, N-Acetylglucosamin und N-Acetylmuraminsäure Glucosamin auch im Chitin der Insekten und Pilze, Muraminsäure nur in Bakterien Neben den üblichen 20 Aminosäuren der Proteine enthalten Bakterienzellwände zusätzlich eine Reihe ungewöhnlicher Aminosäuren Zellwände grampositiver Bakterien aus etwa 20 - 40 Mureinlagen, Zellwände der gramnegativen Bakterien aus wenigen, manchmal sogar nur einer Mureinlage, Murein 50 % des Trockengewichts der der Zellwand der grampositiven, nur etwa 10 % des Trockengewichts der Zellwand der gramnegativen Bakterien Zellwandpolysaccharide der Mikroorganismen relativ gut abbaubare Substanzen Bausteine wie z.B. Glucosamin, Galactosamin oder Mureinsäure lassen sich in Böden nachweisen, reichern sich während des Streuabbaus an Vielzahl weiterer Strukturbestandteile wie Teichon-, Teichuron-, Lipoteichonsäuren und Lipopolysaccharide, Verhalten im Boden wenig bekannt Bodenkunde
Organische Substanz - 5 -
Zusammensetzung pflanzlicher Rückstände
Cellulose Fichte (Picea abies) 40 Holz 48 Rinde 15 Nadel Buche (Fagus sylvatica) Holz 32 38 Rinde Blätter 20 Wurzelholz 33 Feinwurzeln 19 Weidelgras (Sproß) 19 - 26 Luzerne (Stiel) 13 - 33 27 - 33 Weizenstroh Bakterien 8 - 60 (Chitin) Pilze Phytoplankton (Seen)
Hemicell. Lignin % TS 31 28 17 38 13 14 - 20 43 23 17 18 10 16 - 23 8 - 11 21 - 26 4 - 32 2 - 15 18 + 50
24 39 11 - 16 22 33 4- 6 6 - 16 18 - 21 0 0 0
Protein
Lipide
C/N
C-OH
c) negative und positive Ladungen hydratisierter Eisen- und Aluminiumoxide
+ 2H2O
OH-
COO- + H2O
H+ OH-
>C-O- + H2O
H+ OH-
>FeOH >FeOH2+
>FeO- + H2O
H+ OH-
>FeOH + H2O
H+
Böden mit hohen Gehalten an Tonmineralen und organischer Substanz haben einen Ladungsneutralpunkt im stark sauren Bereich. Im üblichen pH-Bereich überwiegt in diesen Böden daher die Anzahl der negativen Ladungen bei weitem. Bei oxidreichen Böden mit variabler Ladung können dagegen unterhalb pH 6-7 auch relevante Anteile Anionen gebunden werden. Positive und negative Ladungen auf Goethit und den drei Tonmineralen Smectit, Illit und Kaolinit Umweltorientierte Bodenkunde, Wild, 1995
9 pH
8 Goethit
Kaolinit
Illit
Smectit
7 6 5 4 3 8
0
8
positive
16
24
72
80
negative
Ladungen (cmolc/kg Ton)
Oberflächenladung und elektrische Doppelschicht: Ausgleich der Oberfläche durch äquivalente Menge an Gegenionen Ionenaustauschreaktionen verlaufen schnell, stöchiometrisch und sind reversibel
Stern-Schicht Teilchen mit negativer Oberflächenladung
Diffuse Schicht
Bodenkunde
Gleichgewichtslösung
Sorptionseigenschaften - 2 -
Adsorption Als Adsorption bezeichnet man die Anlagerung von Teilchen (Ionen, Atomen, Molekülen) an Oberflächen. Werden die Teilchen wieder von der Oberfläche entfernt, spricht man von Desorption. Solche Reaktionen sind entscheidend für die Verfügbarkeit von Nährstoffen in Böden sowie für ihre Filterfunktion.
Adsorptionsmechanismen Bindungsmechanismen zwischen Adsorbens und Adsorbat im Boden, Bodenökologie, Gisi, 1997 Bindungsart Vorgang
Beispiel
Dipol-Dipol
Kohlenwasserstoff an Huminstoffen
Wasserstoffbrücken
elektrostatische Anziehung zwischen induzierten oder permanenten Dipolen R–O–H Ö H
R
Ion-Ion H+ SäureBasenReaktionen Ligandenaustausch
K+
Ionen an Tonoberfläche (Ionenaustausch)
Ca2+
O – H + :B
-
-
O + BH -
+ M OH2 + H2PO4 O – PO(OH)2 + H2O M
Ionenbrücken
-
Ca2+
Wasser an Tonoberfläche; Wasser an Huminstoffen; Huminstoffe an Tonoberfläche
-
gewisse Pflanzenschutzmittel an Oxidoberflächen und an Huminstoffen Phosphat an Oxidoberflächen
Humus an Tonoberfläche; Aggregierung von Ton; Mikroorganismen an Ton
Adsorptionsisothermen Für die Beschreibung der Adsorption von Stoffen in Böden benutzt man meist eine Adsorptionsisotherme, z.B. nach Freundlich. x an Boden pro Masse des Sorbenten m = Menge gebunden -1 -1
x = K • C 1/n m
(mmol g , mg g ) K = Konstante, Index für Sorptionskapazität, häufig auch Kf oder KF C = Gleichgewichtskonzentration in der Bodenlösung (mmol L-1, mg L-1) 1/n
= Konstante, Index für Sorptionsintensität, häufig auch n
1/n Isotherme = Gerade, wenn x =1 = K • C 1 , Steigung m -1 -1 Einheit für K = L g bzw. L kg
40 Ah-Horizont
Cd2+ Adsorbierte Menge (mmol kg-1)
Adsorptionsisothermen von Cadmium für 3 Horizonte einer Parabraunerde
30
pH 5,5 KAK 111 mmol kg-1
20 Al-Horizont pH 4,1 KAK 58 mmol kg-1
Bodenökologie, Gisi, 1997
10 Bt-Horizont pH 4,2 KAK 103 mmol kg-1
0 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 Konzentration in der Gleichgewichtslösung (mmol L-1)
Adsorptionskoeffizienten (K) einiger Pflanzenschutzmittel Mittel DDT Lindan 2,4-D Atrazin Simazin Paraquat Bodenkunde
K (1 - 10) x 104 7 - 50 2 26 1-7 200 - 5000
Die K-Werte hängen von den Bodeneigenschaften und der Gleichgewichtskonzentration der Bodenlösung ab. Die großen Zahlen bei DDT und Paraquat bedeuten, dass die Bodenlösung extrem geringe Konzentrationen dieser Wirkstoffe aufweist. Umweltorientierte Bodenkunde, Wild, 1995
Sorptionseigenschaften - 3 -
Verwitterung unverwittertes Ausgangsmaterial ist mehr oder weniger lebensfeindlich ⇒ für pflanzliches und/oder tierisches Leben muss Ausgangsmaterial aufbereitet oder umgewandelt werden
1. Physikalische Verwitterung: Zerkleinerung ⇒ relative Vergrößerung der Oberfläche (im Vergleich zur Masse) Druckentlastung: Steinschlag, Geröll-, Schutthalden im (Hoch-) Gebirge Gravitation oder Schwerkraft: Schlag, Aufprallwirkung bei Fall, Druckentlastung Temperaturwirkung (Insolation): unterschiedliche Ausdehnung bei Erwärmung der Minerale in Gesteinen, Temperatursprengung bei örtlich unterschiedlicher Erwärmung (bei Festgesteinen), Farbe; Bodenkomponente Quarz Calcit Muskovit
Wärmeleitfähigkeit (λ λ) [J/(cm • s • °C)]
Wärmekapazität (c) [J/(cm3 •°C)]
8,8 • 10-2
2,10 2,50 2,59
Orthoklas Tonminerale
2,9 • 10-2
2,14 2,10
Humus Wasser
2,5 • 10-3 5,7 • 10-3
2,50 4,20
Eis Luft
2,2 • 10-2 2,5 • 10-4
1,90 1,3 •10-3
⇒ Haarrisse, bevorzugt an Grenzen zwischen den einzelnen Mineralen oder deren Spaltflächen Entstehung von Haarrissen entlang der Spaltflächen von kristallinen Mineralen
aus Pape
Risse zwischen Mineralen
Korngrenze Spaltriß Spaltriß
Ausgangsgestein
Bodenkunde
Verwitterungsschutt
Verwitterung und Körnung - 1 -
Eissprengung/Frostwirkung Frostwirkung mit Wasser: in Haarrisse eingedrungenes Wasser gefriert, Eis dehnt infolge seiner Volumenzunahme (10%) Haarrisse; Haarriß Haarriß
Eis
Frostsprengung
Frostschutt an Hängen im Glazial, wichtig für Bodenbildung Salzsprengung Festvolumen größer als Flüssigvolumen der gesättigten Lösung Wirkung infolge Hygroskopizität der Salze, d.h. nur wirksam, wenn (ausreichend) Wasser vorhanden Salzlö Salzlösung
Salzkristalle
übersä bersättigte Lösung Salzverwitterung
Abrieb (Mechanische Beanspruchung) Transport durch Wasser von 20 cm ∅ auf 2 cm ∅: Granit 11 km, Gneis 5-6 km, Sandstein 1,5 km Transportstrecke Transport durch Wind Springen, Sandstrahlgebläsewirkung → auch in feinen und feinsten Kornfraktionen Quarz in Form von Gesteinsmehl vorhanden Transport durch Eis Gletscherrand, -boden (Eisschliff, Eisschurf) Transport durch Permafrost Würgung, Knetung im Periglazialbereich (Kryoturbation)
Druck während der physikalischen Verwitterung Frostsprengung 2000 bar Temperatursprengung 500 bar Druckentlastung 250 bar Salzsprengung 100 bar Wurzelwachstum 10 bar
Bodenkunde
Verwitterung und Körnung - 2 -
2. Chemische Verwitterung: Voraussetzungen relativ große Oberfläche, d.h. physikalische Verwitterung muss vorausgegangen sein Wasser als Lösungsmittel muss vorhanden sein → in ariden Gebieten kaum chemische Verwitterung
Hydratation Auflösung durch Anlagerung von H2O-Molekülen an Ionen der Minerale, insbesondere der Alkali- und Erdalkaliionen; vorwiegend in salzhaltigen Böden, aride Klimate NaCl + H2O → Na+ + ClAnlagerung von H2O-Molekülen Auflösung (Hydratation) entscheidend Löslichkeit der Minerale: H O H H "Salze" > Gips > Carbonate > Silicate O H H H H O K O O Cl ionische Bindung > nichtionische Bindung -
+
H
H
O H
H
H
H H
O
Scheffer/Schachtschabel, 1998
z.B. NaCl + H2O Na+ + Cl- (hydratisiert)
Hydrolyse Auflösung durch Reaktion der Minerale bzw. deren Ionen mit dissoziierten H2O-Molekülen, d.h. mit H+ oder/und OH-, Reaktion mit H+ → Protolyse: Brechung der O-Brückenbindung zwischen Metallen und Si bzw. C → Hauptverwitterungsprozess unter humiden Bedingungen; je mehr H+, d.h. je saurer, desto intensiver erfolgt Verwitterung, kann bis zur vollständigen Auflösung der Minerale führen. (Herkunft der H+-Ionen siehe Abschnitt Bodenacidität) Protolyse von Carbonaten CaCO3+ H2CO3 Ca(HCO3)2 allgemein: CaCO3 + H+ → Ca2+ + HCO3Sprengung der Bindung Ca-O-C durch H+ steigt mit pCO2 der Luft; Entkalkung wichtiger Prozess in Böden, Säurepufferungsreaktion, da H+ verbraucht werden Protolyse von Silicaten Beispiel: Orthoklas KAlSi3O8 + 4 H+ → K+ + AI3+ + 3 SiO2 + 2 H2O 2 KAlSi3O8 + 2 H+ + H2O → 2K+ + AI2Si2O5(OH)4 + 4SiO2 Verwitterungsprodukte: SiO2, Aluminiumhydroxid, Tonminerale (z.B. Kaolinit) 1. Entfernung und Ersatz der Zwischenschicht Grundgerüst bleibt erhalten -K -K Vermiculit Glimmer Illit Smektit +K 2. Völliger Zerfall des Gitters Neubildung aus Produkten Feldspäte Pyroxen -(Ca,Mg,K,Na,Si) Amphibol Olivin u.a.
-Si Zerfallsprodukte
+K +Mg,Ca
+Al sekundärer Chlorit -Al
Goethit,Hämatit,Gibbsit Allophan,Kaolinit,Halloysit Illit Smectit,Vermiculit
z.T. nur Entfernung und Ersatz der Zwischenschichtbesetzung oder einzelner Schichten (besonders bei Glimmern), Grundgerüst bleibt erhalten, → Illit, Kaolinit völliger Zerfall des Gitters in Si, Al etc., Neubildung aus Zerfallsprodukten (am Ort oder nach Transport), Abfuhr von Si» Al» Fe mit steigender Abfuhrintensität von K, Mg, Si werden immer mehr Minerale gebildet, die arm an Akali-, Erdalkali- und Si-Ionen sind, bis freie Oxide (Al, Fe) übrigbleiben, tropische Verwitterung Bodenkunde
Verwitterung und Körnung - 3 -
Oxidation Anlagerung von O2 an Fe2+, Mn2+ und/oder S unter Bildung von Fe3+-, Mn3+-, Mn4+- und SO42-haltigen Verbindungen → Fe3+-Oxide, Mn3+- und Mn4+-Oxide gleichzeitig Freisetzung von H+. Pyrit 4FeS2 + 10H2O + 15O2 → 4FeOOH + 8H2SO4 Bildung starker Säure, Problem bei Halden oder Kippen aus pyrithaltigem Abraummaterial Steinkohle-, Braunkohlebergbau) Olivin Fe2SiO4+ 1/2 O2 + 3H2O→ 2FeOOH + H4SiO4 Amphibol 4CaFeSi2O6+ 8CO2 + O2 + 22H2O→ 4Ca(HCO3)2 + 4FeOOH + 8H4SiO4
Komplexierung Komplexierung von Al, Fe, Mn und Schwermetallen durch organische Säuren (Oxal-, Wein-, Apfel-, Zitronen-, aromatische, Benzoesäuren), erzeugt von Flechten, Algen, Moosen, Pilzen, Bakterien; mikrobielle Oxidation; Freisetzung organischer Säuren beim Abbau der Pflanzenreste Komplexierung von Metallen (besonders Al, Fe, Mn, Cu, Pb)
COO
-
COO OH
+ Cu
2+
OH2 Cu
O
+
+ H OH2
Scheffer/Schachtschabel, 1998
→ An- oder Auflösung schwerlöslicher Gesteine und Minerale, u.a. P-Quelle aus schwerlöslichem Apatit; organische Säuren entstehen bei mikrobiellem Abbau der Streu
ständige Störung des Gleichgewichts durch Abfuhr der Verwitterungsprodukte über Ausfällung oder Auswaschung
3. Verwitterungsstabilität von Mineralen und Gesteinen Verwitterungsstabilität der Minerale hängt ab von: Spaltbarkeit Wasserlöslichkeit; Verwitterbarkeit: leichtlösliche Salze > Gips > Calcit > Dolomit für schwerer lösliche Silikate: Struktur der Silicate; Verwitterbarkeit: Insel > Ketten > Blatt > Gerüst (Feldspäte > Quarz) Fe(II)-Gehalt (Oxidierbarkeit); z.B. Biotit verwittert leichter als Muskovit Reihe steigender Verwitterungsstabilität: Olivin < Pyroxene < Amphibole < Biotit < Plagiklase < Muskovit ≅ Orthoklas < Quarz Mittlere Lebenszeit eines 1mm-Kristalls
Mineralbestand in den Kornfraktionen Sand, Schluff und Ton
Ca-Feldspat Na-Feldspat K-Feldspat Muskovit Quarz
100
Feldspäte
Glimmer
80
Tonminerale und Oxide
Gewichtsanteil 60
0.0001
0.001
0.01 0.1 1 Millionen Jahre
10
100
%
40
Quarz
20
Verwitterungsgrad von Böden
Bodenkunde
Verwitterungsgrad
Leitminerale
schwach mäßig stark sehr stark
Gips, Calcit, Olivin Biotit, Illit, Smektit Kaolinit Gibbsit, Hämatit, Goethit
0
Sand
Schluff
Ton
Verwitterung und Körnung - 4 -
Körnung Korngrößenzusammensetzung, (Textur) Bodenart
Skelett: >2 mm
Bezeichnung
grob (g)
mittel (m)
Blöcke kantig, gerundet
> 200 mm
Geröll, Steine kantig, gerundet
63-200 mm
Kies Grus
(gerundet) (kantig)
20-63 mm
fein (f)
6,3-20 mm
2-6,3 mm
Feinboden/Feinerde < 2mm (Einteilung der Korngrößenfraktionen der Feinerde in der BRD) Bezeichnung Sand 2000 – 63 µm Schluff 63 - 2 µm Ton 50% U, ≤18% T Tonböden >45% T Lehmböden 18-45% T
Bodenkunde
Fluss-Sedimente, Urstromtäler, Schutthalden Fluss-Sedimente, Sander, Sandsteine; Grundgebirge Löss, Schluffsteine Marschen, Kalksteine, Tonsteine Moränen, Grundgebirge, Kalksteine
Verwitterung und Körnung - 6 -
Körnung verbreiteter Böden unterschiedlicher Ausgangsgesteine aus Mitteleuropa Sch-Sch Abb.5.1-4
Eigenschaften dieser Böden bodenphysikalische Eigenschaften je sandiger, desto durchlässiger, desto geringer Wasserspeicherung, weil grobporenreich je toniger, desto undurchlässiger, desto höher Wasserspeicherung und desto mehr Totwasser, weil feinporenreich je schluffiger, desto größer Speicherfähigkeit für pflanzenverfügbares Wasser, weil mittelporenreich, sonst Mittelstellung zwischen Sand- und Tonboden bodenchemische Eigenschaften je sandiger, desto nährstoffärmer und desto geringer Pufferfähigkeit je toniger, desto nährstoffreicher und desto größer Pufferfähigkeit
Schluff: Mittelstellung zwischen Sand- u. Tonboden Sch/Sch-Aufl.11 Abb.10
100
100 höchste Bodenzahl
Boden- 80 zahl 60
Kartoffeln
80 Ertrag (relativ) 60
Roggen
40
40 geringste Bodenzahl
20 0
Bodenkunde
S
0
Sl lS SL sL
L
LT
20 40 60 Fraktion < 10µm [%]
T
80
20 0
Verwitterung und Körnung - 7 -
Flüssigphase Bodenwasser 3 Zustandsformen: • fest (= Eis), • flüssig (= Wasser), • gasförmig (= Dampf) Ohne Wasser kein Leben in und auf der Erde und damit nicht in und auf dem Boden möglich Wasser ist lebenswichtig, aber kaum vermehrbar; Problem des übermäßigen Wasserverbrauchs, Wasserverschmutzung, anthropogene Verunreinigung (anorganische Schadstoffe, organische Schadstoffe, Keime, Versalzung, etc.); Bodenwasser enthält immer gelöste Salze und Gase (vgl. Bodenlösung).
Wasserbindung im Boden Beschreibung mit Potentialtheorie (Gesamt)potential eines Bodens: Arbeit pro Masseneinheit Wasser, die geleistet werden muss, um dem Boden eine bestimmte Menge Wasser zu entnehmen bzw. zuzuführen (Standardbedingung: freies Wasser bei 1 atm Luftdruck, 298 K / 25°C)
ψ = ψz + ψm + ψo Gesamtpotential ψ ist Summe aus:
Gravitationspotential ψz (ψz entspricht z) Matrixpotential ψm osmotisches Potential ψo Wasser bewegt sich immer von Punkten höheren Potentials zu Punkten niedrigeren Potentials Das Gravitationspotential ψz ist auf die Wirkung der Erdanziehung zurückzuführen, daher allgegenwärtig, und bewirkt die Abwärtsbewegung von Wasser im Boden; abhängig vom Niveau des Bodenwasserteilchens über Grundwasserniveau; positives Vorzeichen (über Grundwasserniveau); gemessen als Höhe (z) über Bezugsniveau (= Grundwasserniveau). Das Matrixpotential ψ m beruht auf physikochemischen Kräften, die von der Festsubstanz oder Matrix auf die Wasserteilchen im Porenraum ausgehen; Sie sind für die Wasserbindung auf den Oberflächen der Teilchen und die Entstehung von Menisken verantwortlich (Kapillar- und Adhäsionskräfte); negatives Vorzeichen; gemessen mit Tensiometer. Die Bindungsstärke der Wassermoleküle und damit der Wasserfilme ist um so größer, je geringer der Abstand zur festen Oberfläche, je dünner also der Wasserfilm; je trockener der Boden, desto fester ist das Restwasser gebunden und desto kleiner (negativer) ist das Matrixpotential. Je weniger Wasser ein Boden enthält, desto stärker wird es durch die matrixbedingten Kräfte festgehalten, desto schwieriger ist es also, das Wasser dem Boden zu entziehen. Als Haftwasser bezeichnet man das durch Bindungskräfte der Matrix am Abfließen gehinderte Wasser. Bodenteilchen mit Adsorptions-, Kapillarund Gravitationswasser (= Sickerwasser). Die Wasserdipole richten sich mit ihrem positiv geladenen Ende an der negativ geladenen Partikeloberfläche aus; dieser Bereich heißt auch Schwarmwasser. Im Sickerwasser sind die Dipole dagegen ungeregelt.
Adsorptionswasser
Kapillarwasser
Gravitations wasser
Haftwasser
Bodenteilchen
(aus Wörterbuch der Bodenkunde)
Bodenkunde
Flüssigphase - 1 -
Die Summe aus Gravitations- und Matrixpotential bezeichnet man auch als hydraulisches Potential
ψH = ψz + ψm = (z + ψm) Das osmotische Potential ψ o ist auf die osmotische Wirkung der gelösten Salze in der Bodenlösung zurückzuführen, entscheidet über Wasseraufnahme durch Pflanze, ist von Bedeutung in ariden Böden und Küstenbereichen (weil Bodenlösung dort salzreich); negatives Vorzeichen; gemessen mittels osmotischer Zelle. Potentialgleichgewicht im Boden Hydraulisches Potential, Matrixpotential, Gravitationspotential und Wassergehalt in einer homogenen Bodensäule im Gleichgewicht, bei Versickerung und kapillarem Aufstieg. Abb. 5.4-3 aus Sch/Sch (2002) Hydraulisches Potential = Matrix+ Gravitationspotential
Boden
Höhe über WO z (cm)
ψm
ψH
Wassergehalt
ψZ Abwärtsbewegung
z
(feuchter als Gleichgewicht)
50 Gleichgewicht
Aufwärtsbewegung (trockener als Gleichgewicht)
WO
0
-100
0 +100 Potential ψ (cm WS)
20 40 Wassergehalt θ (Vol.%)
Matrix-Potential und Boden-Wasser-Charakteristik Das Matrixpotential beschreibt den Anteil des Wasserpotentials, der mit dem Wassergehalt im Porenraum variiert. Die Beziehung zwischen Wassergehalt und Matrixpotential ist eine charakteristische Eigenschaft eines Bodens: Boden-Wasser-Charakteristik (auch pF-Kurve oder Desorptionskurve). Die Bindungsstärke (Wasserspannung) wird als Logarithmus des negativen Matrixpotentials angegeben. Die Einheit für das Potential ist hPa. Nach Teilen durch Dichte (des Wassers) und Gravitationskonstante entsteht eine äquivalente Längeneinheit. Bei Gravitationspotential einer Wassersäule ist dies gerade die negative Höhe. Deshalb wird als cm WS diese negative Länge genommen. Dimensionen der Wasserspannung (Saugspannung) Länge der Wassersäule :
cm WS
(negativer) Druck = Saugdruck : Pa log cm WS =
log h Pa = pF
log 1 cm WS =
log 1 h Pa = pF0
log 100 cm WS =
log 100 h Pa = pF2
log 1000 cm WS =
log 1000 h Pa = pF3
Für die Boden-Wasser-Charakteristik wird der pF-Wert gegen den Wassergehalt (Θ) aufgetragen. Daraus ergibt sich die Wasserverfügbarkeit.
Bodenkunde
Flüssigphase - 2 -
pF S(hPa)
Desorptionskurven eines Sandund Tonbodens mit dazugehörenden Wasserverfügbarkeitsbereichen und Porenklassen. Wasserspannung ausgedrückt als pF-Wert oder Saugspannung S. PWP = permanenter Welkepunkt, FK = Feldkapazität, mWHK = maximale Wasserhaltekapazität, Θ = Wassergehalt
PWP
d(µm) Feinporen 0,2
4 10 000 Tonboden
FK
3
1000
2
100
1
10
Sandboden
Mittelporen 10 enge Grobporen 50 weite Grobporen
mWHK 0
aus Gisi (1997)
0,2
0,4
0,6 θ cm3 cm-3
Ton Sand nicht verwertbares Wasser
pflanzenverfügbares Wasser
Gravitationswasser
Bei Wassersättigung: alle Poren sind vollständig mit Wasser gefüllt, Boden steht im Gleichgewicht mit freier Wasserfläche, Matrixpotential = 0; Wird der Wasserspiegel abgesenkt, entsteht ein Unterdruck, das Matrixpotential wird erniedrigt und dem Boden Wasser entzogen (Desorption). Grobporen (> 10 µm) binden Wasser nicht und werden daher durch die Schwerkraft leicht entwässert, sofern keine Stauschicht verhanden ist. Die Grobporen sind deshalb vor allem für die Durchlüftung des Bodens wichtig. Wurzeln haben aufgrund ihrer Größe nur Zugang zu den Grobporen. Das Wasser in den Grobporen wird als Gravitations- oder Sickerwasser bezeichnet. In den engen Grobporen (10 – 50 µm) ist es wegen der geringen Sickergeschwindigkeit pflanzenverfügbar. Mittelporen (0,2 – 10 µm) speichern kapillares Wasser, das für Pflanzenwurzeln aufgrund ihres Saugdrucks verfügbar ist. In die Mittelporen eindringen können nur Wurzelhaare und Mikroorganismen. Die Menge an Wasser, die in den Mittel- und Feinporen eines Bodens gegen die Schwerkraft festgehalten werden kann, wird als Feldkapazität (FK) bezeichnet. Bei Feldkapazität sind die Grobporen nach Wassersättigung durch die Schwerkraft soweit dräniert, dass das Gravitationswasser aus ihnen abgeflossen ist. In terrestrischen Böden wird die Feldkapazität auf die Mittel- und Feinporen bezogen (= -300 hPa), in hydromorphen Böden bezieht man auch die engen Grobporen zusätzlich zu den Mittel- und Feinporen ein (Matrixpotential = -60 hPa). Feinporen (< 0,2 µm) binden Wasser so stark, dass es im Allgemeinen nicht mehr für Pflanzen verfügbar ist. Die Feinporen sind unter humiden Klimabedingungen praktisch immer wasserführend. Die Feinporen sind unbelebt. Bei einem pF-Wert von 4,2 (= -15000 hPa) ist der permanente Welkepunkt (PWP) erreicht (Wassergehalt, nach dessen Unterschreiten Pflanzen irreversibel welken). Die Luftkapazität (LK) wird meist in Vol.-% angegeben. Sie bezeichnet den Porenraum, der bei freiem Wasserabfluss luftgefüllt ist, entspr. Grobporen (terrestrische Böden) oder weiten Grobporen (hydromorphe Böden), (Matrixpotential >-300 hPa bzw. >-60 hPa). Die Menge des in den Mittelporen gespeicherten Wassers ist die nutzbare Feldkapazität (nFK). Sie entspricht dem Potentialbereich zwischen Feldkapazität und permanentem Welkepunkt. Das in den Feinporen durch die starken Bindungskräfte am Abfließen gehinderte, nicht pflanzenverfügbare Wasser nennt man auch Totwasser.
Bodenkunde
Flüssigphase - 3 -
Abschätzung der nutzbaren Feldkapazität (nFK), angegeben in Vol.-% oder mm (potentiell) pflanzenverfügbares Wasser pro Horizont: nFK [mm] = (FK [Vol.-%] -PWP [Vol.-%]) Horizontmächtigkeit [dm] pro Profil: nFK [mm] = Σ((FK [Vol.-%] -PWP [Vol.-%]) Horizontmächtigkeit [dm]) Berechnungsbeispiele
Horizont
Tiefe
FK
[cm]
Sand-Braunerde
Parabraunerde
Pelosol
Ap Bv1 Bv2 Bv3 Summe Ah Al Agl Bt1 Bt2 Summe Ap P1 P2 P3 P4 Summe
PWP
nFK
Vol.-%
[mm]
23 18 7 9 57 14 86 41 30 53 224 12 15 12 28 21 88
0 - 25 25 - 55 55 - 78 78 - 100
14 10 7 7
5 4 4 3
0- 5 5 - 38 38 - 55 55 - 75 75 - 100
40 34 33 33 36
12 8 9 18 15
0 - 20 20 - 45 45 - 62 62 - 85 85 - 100
37 40 39 39 38
31 34 32 27 24
Effektiver Wurzelraum und pflanzen-verfügbare Bodenwassermenge in Abhängigkeit von der Bodenart (bei mittlerer Lagerungsdichte), (aus Sch/Sch 2002)
Bodenart
mittlerer effektiver Wurzelpflanzenverfü Wurzelpflanzenverfügbare raum bei Getreide (dm) Bodenwassermenge (mm)
Grobsand Mittelsand Feinsand lehmiger Sand schluffiger Sand lehmiger Schluff sandiger Lehm schluffiger Lehm toniger Lehm lehmiger und schluffiger Ton
Bodenkunde
5 6 7 7 8 11 9 10 10 10
30 55 80 115 140 220 155 190 165 140
Flüssigphase - 4 -
Wasserbewegung im Boden Wasser kann sich nur bewegen, wenn ein Gefälle oder Potentialgradient vorhanden ist. Wasser bewegt sich nur in den Hohlräumen, also Poren, des Bodens. Infolge von Reibungsverlusten an der Oberfläche, also der Porenwand, ist Wasserbewegung in kleinen Poren (Röhren) wesentlich kleiner als in großen Poren. Die Wasserbewegung ist im Idealfall zu berechnen für Kapillaren/Röhren nach HAGEN-POISEUILLE: r 4 • π • ∆p
q=
8•η•l
q = Durchflussmenge pro Zeiteinheit, r = Kapillar-(Poren-)radius, ∆p = Druckdifferenz, η = Viskosität des Wassers, l = Länge der Kapillare (= Fließstrecke); vorausgesetzt wird laminare Strömung, die im Boden wegen der insgesamt geringen Fließgeschwindigkeit vorliegt, und Durchgängigkeit oder hohe Kontinuität der Poren. Da Boden ein Gemisch aus sehr variablen Kapillaren ist (s. Abb. in Gefüge), wird seine Wasserleitfähigkeit berechnet nach DARCY:
Q = k•i = k•
∆Ψ ∆l
Q = Wassermenge pro Flächen- und Zeiteinheit, k = Wasserleitfähigkeitskoeffizient [Vol./(Fläche·Zeit)], i = Gradient (dimensionslos), ∆ Ψ = Potentialdifferenz [‘Länge’], ∆ l = Fließstrecke [Länge]. Es liegt eine Volumenflussdichte vor; Kürzung ergibt die Dimension einer Geschwindigkeit.
gesättigte Wasserbewegung gesättigte Wasserleitfähigkeit kf, bezogen auf Einheitsgradient (cm Druckdifferenz pro cm Fließstrecke), Alle Poren mit Wasser gefüllt (Grundwasser, Stauwasser, zugehörige hydromorphe Bodentypen: sehr stark vernässter Pseudogley, Gley, Auenböden, Niedermoor, Hochmoor und Zwischenformen); antreibender Gradient = hydrostatische Druckdifferenz oder Gravitationspotentialgradient (∆ Ψ z); gesättigte und damit schnelle Wasserbewegung nur in weiten Grobporen (>50 µm). Je grobkörniger ein Boden ist, desto grobporenreicher, desto höher ist die gesättigte Wasserleitfähigkeit (gesWL); bei lehmigen und tonigen Böden ist der Anteil an Sekundärporen (= weite Grobporen) entscheidend; auch in Tonbodenhorizonten kann deshalb die gesWL so groß wie in Sandböden sein. Häufige Werte der Wasserleitfähigkeit von wassergesättigten Böden verschiedener Körnung (aus Sch/Sch 2002)
Bodenart
Wasserleitfä Wasserleitfähigkeit
Sande
(cm/sec) ~4 • 10-1 bis ~4 • 10-3
(cm/Tag) ~3 • 104 bis ~3 • 102
Schluffe
~4 • 10-1 bis ~5 • 10-5
~3 • 104 bis ~4
Lehme
~4 • 10-1 bis ~1 • 10-5
~3 • 104 bis ~1
Tone
~4 • 10-1 bis ~1 • 10-7
~3 • 10-1 bis ~1 • 10-2
Unterbrechung der leitenden Poren, z.B. durch Verdichtung oder Substratwechsel, behindert oder stoppt Wasserbewegung. Es kommt zum Wasserstau. Für die Profildurchlässigkeit sind also Querschnitt und Kontinuität der leitenden Poren ausschlaggebend. Bodenkunde
Flüssigphase - 5 -
ungesättigte Wasserbewegung: hat ebenfalls Dimension einer Geschwindigkeit, ungesättigte Wasserleitfähigkeit (ku) bezeichnet, wenn auf Einheitsgradient (cm Druckdifferenz pro cm Fließstrecke) bezogen, Teil der Poren mit Luft gefüllt, Matrixpotential