Bert Marco Schuldes & Jim Dekorne - Das Pilz Zucht Buch

April 4, 2017 | Author: Atzemanni | Category: N/A
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Bert Marco Schuldes Sam Lanceata

Das PilzZuchtBuch

Werner Pieper & The Grüne Kraft

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Impressum Bert Marco Schuldes Sam Lanceata

Das PilzZuchtBuch

Korrekturen: Achmed Khammas & Grit Rachow Gestaltung: Petra Petzold Scans von Bert Marco

Schuldes Fotografien Teil 1: Bert Marco Schuldes Zeichnungen: Göran Hielscher Fotografien Teil II: Sam Lanceata Verlegt durch

Werner Pieper & The Grüne Kraft Alte Schmiede, 69488 Löhrbach Fax: 0 62 01 / 2 25 85 www.

gruenekraft.com eMail: Versand@ gruenekraft.com

ISBN 3-930442-38-8 © 1999 bei den Autoren

„Zwei Bücher" - Zwei Vorworte

Dieses Buch hat zwei Vorworte und besteht aus zwei Teilen. Während ich noch mit der Arbeit an diesem Buch beschäftigt war, wurde meinem Verleger ein weiteres Pilzzuchtbuch angeboten. Dessen Autor hatte zufällig genau in den Bereichen viel Erfahrung, mit denen ich mich bisher wenig beschäftigt hatte. Kurz gesagt: wir ergänzten uns vorzüglich. Und deshalb beschlossen wir, beide Bücher zu einem zu vereinigen.

ren Dingen auch gibt es bei der Pilzzucht nicht nur einen möglichen Weg - mehr als eine Methode kann zum Erfolg führen. Ein Verfahren, das bei dem einen wunderbar funktioniert, kann für jemanden anderes in seiner speziellen häuslichen Situation problematisch sein. Dadurch, daß dieses Buch aus zwei Büchern besteht, werden Ihnen mehr erprobte Verfahren angeboten, und es wird Ihnen viel mehr an Erfahrungen vermittelt, als dies jeder der Autoren alleine hätte tun können. So Dadurch kommt es an einigen Stellen zu Überschnei- wird hoffentlich jeder Leser die Methoden finden, die dungen. Ja, es mag sogar den einen oder anderen seinen Verhältnissen und Neigungen am besten scheinbaren Widerspruch geben. Wie bei vielen ande entsprechen.

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Inhaltsverzeichnis

Teil 1 von Bert Marco Schuldes

Sporenkeimung ................................................................... 30

Aufbewahrung und Wachstum des Mycels ..........................31 Verunreinigung der Petrischalen: Schimmel,

1. Erstes Vorwort ........................................................... 8 2. Wissenswertes über Pilze ....................................... 10 Pilze: Pflanzen oder Tiere? ....................................................10 Der eigentliche Pilz ................................................................10 Pilze: Nutzen und Schaden aus Sicht der Menschen .... 11

3. Kleine Geschichte der Pilzzucht .........................14 4. Der Lebenszyklus der Pilze ................................. 15

Anmerkung zur Zucht psychoaktiver Pilze .......................... 16

5. Was man zur Pilzzucht braucht ............................17 Geräte .....................................................................................17

Materialien .............................................................................21

Bakterien, Hefen .................................................................. 31 Beseitigung durch Schimmel- oder Bakterienbefall

verunreinigter Petrischalen ............................................... 32 Vergiß es: Dikaryotes Mycel, Selektion eines

reinen Stammes ...................................................................32 Beimpfung von Agar-Nährböden mit Mycel ...................... 33

Mycelgewinnung aus Pilzen (Klonen) ................................ 36 Mycelgewinnung aus unsterilen Kulturen

oder Materialien ..................................................................38

9. Herstellung und Sterilisation der Getreidemischung ........................................39

Beimpfen der Getreidemischung ........................................ 42 Lagerung und Pflege der Brut ........................................... 43 Sporenspritzen: Herstellung von Getreidebrut

ohne vorherige Agarkultur ................................................. 45

6. Mikroorganismen, Sterilisation und Desinfektion................................................... 23

10. Herstellung von Deckerde ...................................46

7. Ein Überblick: Die Pilzzucht ............................... 25

11. Der Pilzanbau ...................................................... 48

Checkliste „Steriles Arbeiten in der Impfkiste" .................... 24

8. Mycel-Anzucht auf Agar ........................................26

Herstellung und Sterilisation von Agar-Nährböden .... 26 Eine wichtige Vorbemerkung zur Arbeit mit Petrischalen . 29 Das Beimpfen der Nährböden mit Pilzsporen ..............................29

Pilzanbau auf Getreide in Gläsern ....................................... 48 Ein erster Überblick ........................................................48

Herstellung von Mycel auf Getreide .................................... 48 Abdecken des Mycels und Durchwachsen

der Abdeckerde .............................................................. 48

Einleitung der Fruchtung ..................................................49 Die Pilze wachsen heran ................................................... 53

Die Ernte der Pilze .......................................................... 56 Ruhen des Substrats ..........................................................56

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Pilzanbau auf Getreide in Schalen ........................................57 Die Fruchtung wird eingeleitet .........................................61

Die Pilze wachsen heran .................................................. 63

Ernte der Pilze ................................................................... 64 Ruhen des Substrats ........................................................... 64

Pilzanbau auf Kompostsubstraten .....................................64

Kompostanbau in Plastiktüten .........................................64 Kompostanbau in Schalen ................................................. 66

Pilzanbau auf holzhaltigen Substraten ................................ 66 1. Anbau auf Ästen und Stämmen ................................... 66 Das richtige Holz ......................................................... 66 Die Beimpfung ............................................................. 67 Aufbewahrung und Durchwachsen

der beimpften Stämme................................................. 67

2. Anbau holzbewohnender Pilze auf Sägespänen ... 68

Schädlinge: Trauermücken und Milben .............................69

12. Konservierung und Lagerung von Pilzen .. 71 Konservierung der Pilze

13.

Pilze und Justiz ................................................ 72

Teil 11 von Sam Lanceata

1. Zweites Vorwort ................................................ 89 2. Generelle Arbeitsweise bei der sterilen Pilzzucht ............................................. 91 3. Anzucht von Myzelien und Pilzen aus Sporen ohne Stammkulturen vom Agar . . . 94 4. Die Myzelkultur auf Reis ................................. 96 5. Generelle Kulturmethoden von Pilzarten, die Holzreste bewohnen .................. 99 Kultur im Mulchsack............................................................. 99

Vorkultur der Holzbewohner auf Heimtierstreu ................. 100

1. Direkte Fruktifikation ..................................................... 102 2. Startkultur für Fruktifikation auf Mulch im Freien . . 102

3. Fruktifikation auf Pferdemistkompost ............................ 103 4. Variante: Weiterkultivierung auf Stroh ............................. 104

Heilpilze ...............................................................................72

6. Generelle Zuchtmethode für Dung und Kompost bewohnende Pilzarten ................................... 107 7. Charakteristik einzelner Pilzarten (II) . . . . 109

14. Pilze als Heilmittel ........................................... 73

7.2 Psilocybe azurescens .................................................... 110

Psychoaktive Pilze................................................................ 72

15. Charakteristik einzelner Pilzarten (1) . . . . 76,

15.1 Coprinus comatus - Schopftintling, Spargelpilz . . . 76 15. 2 Flammulina velutipes - Samtfußrübling.......................... 76 15.3 Ganoderma lucidum - Lackporling, Reishi, Ling-Zhi 77

15.4 Lentinula (Lentinus) edodes - Shiitake ...................... 78 15.5 Pholiota nameko - Nameko, Reisstrohschüppling. . 80

15.6 Pleurotus ostreatus - Austernpilz............................... 80

15.7 Psilocybe cubensis ....................................................... 81 15.8 Panaeolus cyanescens (Copelandia cyanescens)... 83

Selbstbau einer Impfkiste .................................... 84 Ein paar nützliche Adressen rund um die Pilzzucht ......................................... 85

7.1 Psilocybe cyanescens .................................................... 109 7.3 Psilocybe bohemica ........................................................ 111 7.4 Psilocybe stuntzii ............................................................111

7.5 Psilocybe baeocystis ....................................................... 112 7.6 Psilocybe mexicana ........................................................ 112 7.7 Psilocybe tampanensis .................................................. 113

7.8 Psilocybe natalensis ...................................................... 113 7.9 Psilocybe caerulescens .................................................. 114 7.10 Psilocybe aztecorum ................................................... 115 7.11 Psilocybe weilii ............................................................ 115 7.12 Psilocybe semilanceata................................................ 115

7.13 Panaeolus subbalteatus ................................................. 116 7.14 Gymnopilus purpuratus ............................................... 117

8. Kontaminationen studieren ........................... 119 Literatur ............................................................... 121 Fehlerliste und Lösungen ..................................... 122 Stichwortverzeichnis ............................................ 127 7

1. Erstes Vorwort

Vor Jahren kaufte ich mir das Buch: „Psilocybin Magic Mushrooms Growers Guide". Voll Interesse verschlang ich diese Anleitung geradezu und entschloß mich sofort, es doch auch einmal mit der Pilzzucht zu versuchen. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, daß mich dieses Thema in den nächsten Jahren nicht mehr loslassen würde. Damals begannen meine Schwierigkeiten aber schon mit der Beschaffung des Materials. Sporen oder gar Mycel auf Agar waren zu dieser Zeit so gut wie nicht erhältlich. Und als es mir nach langem Suchen endlich gelang, sogar lebendes Mycel des damals noch legendären Pilzes „Psilocybe astoriensis" aufzutreiben, wähnte ich mich im siebten mykologischen Himmel. Aber erst einmal mußte ich bittere Medizin schlucken: In den nächsten zwei Jahren sah ich vor allem Schimmel und Bakterien in den buntesten Farben meine Kulturen zerstören. Doch langsam entwickelten sich meine Kenntnisse und Fähigkeiten weiter. Eine Vielzahl kleiner Tricks und Kniffe, die ich nach und nach herausfand, machten mir das Leben immer leichter und ließen mich bei der Pilzzucht immer erfolgreicher werden. Nachdem ich mit dem Anbau der Psilocybe-Arten halbwegs zurechtkam, erwachte in mir das Interesse an der Zucht anderer Pilze. Champignons und Austernpilze waren mir zu banal - warum soll man mühsam etwas anbauen, was es billigst in jedem Super

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markt gibt? Da stieß ich auf die Medizinalpilze. Medizin schmeckt oft bitter - das lernte ich schon als Kind. Hier dagegen sollten angeblich hochwirksame Medikamente sogar in Form von schmackhaften Speisepilzen daherkommen. Und wieder war ich fasziniert und setzte meine Experimente fort. Inzwischen weiß ich, nicht zuletzt durch meine Pilzzucht-Workshops, daß nicht nur ich dieser Faszination erlegen bin. Auch andere sind den gleichen Weg gegangen: von der Zucht der psychoaktiven Pilze hin zu den eher exotischen Speise- und Medizinalpilzen. Die einfache Erklärung dafür: Es gab keine Literatur für die als Liebhaberei betriebene Pilzzucht - mit einer Ausnahme: der Heimanbau der psychoaktiven Pilze. Sicher existieren einige sogenannte Pilzanbaubücher. Schaut man sie einmal genau an, dann gleichen sie sich alle in einem wesentlichen Punkt. In ihnen steht geschrieben: „Leute, die eigentliche Pilzzucht ist für Euch viel zu kompliziert. Geht also hin, kauft fertige Pilzbrut und beimpft damit Baumstämme und Kompost, oder kauft Fertig-Sets und stellt sie Euch in den Keller." Mit Pilzzucht hat das natürlich so gut wie nichts zu tun. Wer es jetzt zu genau nimmt, der könnte sagen: auch das vorliegende Buch beschäftigt sich nicht mit der Zucht, d.h. mit der geschlechtlichen Vermehrung und der Auslese der Pilze mit dem Ziel, immer leistungsfähigere Rassen zu erhalten. Dem halte ich ent-

gegen: alle dafür notwendigen Techniken, speziell die Vermehrung aus Sporen, werden hier behandelt. Damit sind die wichtigsten Grundlagen gegeben, damit Interessierte immer wieder neue Rassen heranzüchten und weiterentwickeln können. Zugegeben: es ist nicht ganz einfach, sich seine eigenen Pilze zu züchten, wenn man nur Sporen, ein wenig Mycel, oder einen Pilz als Ausgangsmaterial zur Verfügung hat. Aber ungleich interessanter als der Kauf von Fertigpackungen ist die richtige Pilzzucht auf jeden Fall. Langfristig billiger ist sie auf diese Weise sowieso. Und nicht zuletzt: von den meisten prinzipiell zuchtbaren Pilzarten kann man überhaupt keine Fertigsets kaufen. Hat man endlich seine ersten selbst angebauten Pilze vor Augen, die grundlegenden Techniken gemeistert, dann kann das Abenteuer erst richtig losgehen: zahllose Pilzarten warten noch auf ihre Kultivierung. Einige der gefragtesten Pilzarten gelten (noch) als unzüchtbar: so z.B. der Steinpilz und der Pfifferling. Die Zucht von Morcheln beherrscht auf der ganzen Welt nur ein einziger Züchter. Wer diese Geheimnisse der Natur knackt, der hat finanziell ausgesorgt. Während bei High-Tech-Themen eine intensive Ausbildung und meist sehr viel Geld erforderlich ist, hat auf diesem Gebiet noch jeder Tüftler seine Chance. Aber bevor man sich an solche fortgeschrittenen Experimente wagt, muß man natürlich die Grundlagen beherrschen. Und die vermittelt dieses Buch. Trotz mehrjähriger Beschäftigung mit der hobbymäßigen Pilzzucht (im Gegensatz zum Erwerbsanbau mit den dort notwendigen erheblichen Investitionen) habe ich noch lange nicht ausgelernt. Pilze als

lebende Wesen bereiten mir auch heute immer wieder neue Überraschungen. Daher bin ich sicher, daß viele von denen, die dieses Buch als Leitfaden verwenden, neue Techniken entdecken und andere Erfahrungen machen werden. Ich würde das vorliegende Buch gerne weiterentwickeln. Senden Sie mir bitte Ihre Erfahrungen, Ihre Anregungen, Ihre Kritik. (Hysterische Kommentare über die Tatsache, daß in diesem Buch auch psychoaktive Pilze behandelt werden, landen allerdings kommentarlos im Papierkorb). Brauchbare Beiträge (die über ein paar Sätze hinausgehen) werden mit einem Freiexemplar der nächsten Auflage belohnt. Wegen der zahlreichen Zuschriften, die mich inzwischen erreichen, kann ich leider nicht mehr auf alle Fragen persönlich antworten. Ich bitte dafür um Verständnis. Wenn die Fragen von allgemeiner Bedeutung sind, werden sie in einer eventuellen Neuauflage sicher berücksichtigt. Meine Adresse: Bert Marco Schuldes Hauptstraße 70 D99759 Rehungen Ich bedanke mich bei all denen, die einen meiner Pilzzucht-Workshops besucht haben. Es hat mir Spaß gemacht, und nicht zuletzt habe auch ich eine Menge von Euch allen gelernt. Besonders bedanke ich mich bei meinem Co-Autor Sam Lanceata und bei meinem Verleger Werner Pieper für Vieles, nicht zuletzt auch für Ihre Geduld. Rehungen im Januar 1999 Bert Marco Schuldes.

2. Wissenswertes über Pilze

Pilze: Pflanzen oder Tiere

ende Auswüchse des unterirdischen Lebewesens Pilz. Dieser besteht im wesentlichen aus dem Mycel, einem Geflecht von Pilzfäden, die den jeweiligen Nährboden des Pilzes durchspinnen. Pilze können unglaublich groß und uralt werden: Ein einzelnes Exemplar des auch bei uns nicht seltenen Hallimaschs (Unterart Armillaria bulbosa) durchzieht in Nord-Michigan, USA, unterirdisch eine Waldfläche von ca. 120.000 m2. Sein geschätztes Alter liegt bei mindestens 1.500 Jahren. Ein anderer Hallimasch im US-Bundesstaat Washington soll sogar mehr als 4 Millionen m 2 Waldfläche durchspinnen! Demzufolge würden Pilze zu den ältesten und größten lebenden Organismen auf dieser Welt gehören. Nach der Art ihrer Nährstoffaufnahme kann man Pilze in drei Gruppen einteilen:

Lange Zeit wurden Pilze als eine Art von Pflanzen angesehen. In alten biologischen Systematiken (die Lebensformen noch nach äußerlichen Merkmalen einteilten) findet man sie noch in dieser Weise eingeordnet. Einige wesentliche Fakten sprechen aber gegen diese Einteilung: so zum Beispiel die Tatsache, daß Pilze über kein Blattgrün verfügen und daher auch keine Photosynthese betreiben. Die Zellwände der Pilze bestehen nicht etwa aus Zellulose, wie das bei den Pflanzen der Fall ist, sondern aus Chitin, dem Stoff, aus dem die Insekten ihren Panzer bilden. Nicht zuletzt aber waren es genetische Untersuchungen, die dazu führten, die Pilze als eigene Lebensform zu klassifizieren. Nicht nur das moderne „Five Kingdom System" ( Whittaker 1978) stellt die Pilze als selbständige Lebensform neben die Pflanzen und Tiere. Diese Ein- 1. Die Mykorrhiza-Pilze. Sie bilden ein Geflecht um Baumwurzeln herum, indem sie die feinsten Fadenteilung gilt inzwischen als wissenschaftlich anerkannt. wurzeln des Baumes ersetzen. Dabei kommt es zu einem Nährstoffaustausch - sowohl der Pilz als auch der Baum profitieren von dieser Symbiose. Fliegenpilz und Der eigentliche Pilz Steinpilz sind zwei bekannte Vertreter aus dieser Von den ungefähr 100.000 Pilzarten, die auf dieser Gruppe. Mykorrhiza-Pilze lassen sich nach heutigem Welt existieren, leben in Mitteleuropa schätzungsweise 3. Kenntnisstand nicht züchten. Die Zucht des Mycels 000 Großpilzarten. Was wir als Pilze kennen, nämlich die bereitet auf geeigneten Nährböden wenig Probleme charakteristischen Gebilde, die aus Hut und Stiel aber diese Pilze bilden ohne „ihren" Baum keine Fruchtkörper aus. bestehen, sind tatsächlich nur der Vermehrung dien

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Wer, so wie ich, schon seit über dreißig Jahren Pilze sucht, hat sicher auch schon den örtlich zum Teil erschreckenden Rückgang mancher Pilzarten bemerkt. Viele Arten, die ich früher gerne gesammelt habe, lasse ich heute wegen ihrer Seltenheit stehen, gelegentlich verstecke ich sogar seltene Speisepilze. Denkt man nun daran, daß die Mykorrhiza eine Symbiose zum gegenseitigen Vorteil ist, hat das Baumsterben hier vielleicht eine weitere, bisher noch viel zu wenig beachtete Mitursache. Womöglich könnte eine Wiederansiedlung entsprechender Pilze einiges bewirken. Immerhin haben Untersuchungen nachgewiesen, daß Bäume in Symbiose mit ihren Pilzpartnern schneller und kräftiger wachsen als ohne. 2. Saprophytisch wachsende Pilze. Hier finden sich die meisten züchtbaren Pilzarten. Sie ernähren sich von totem organischen Material, wie es sich z.B. in Kompost oder auch in abgestorbenem Holz findet. Wachsen die Pilze mit Vorliebe auf Dung, dann spricht man auch von koprophilen Pilzen. 3. Parasiten. Sie wachsen auf lebenden Pflanzen, manche auch auf Tieren, und zerstören nach und nach ihren Wirt. Einige Pilze können sowohl saprophytisch als auch parasitär vorkommen.

Pilze: Nutzen und Schaden aus Sicht der Menschen Pilze sind mit Sicherheit die Lebewesen, die in ihrer Bedeutung für den Menschen - zum Guten oder zum Schlechten - am meisten unterschätzt werden. Pilze können gewaltige Schäden an unseren Ernten anrichten. Hölzerne Dachstühle zerstört der Hausschwamm,

der sich so perfekt an unsere Lebensbedingungen angepaßt hat, daß er nur noch in unseren Häusern und nicht mehr in freier Natur angetroffen werden kann. Wegen der bedeutenden Zerstörungen, die er anrichten kann, ist er sogar meldepflichtig. Pilzerkrankungen der Haut, der Atem- und Verdauungswege sind nicht selten nur schwer zu behandeln und können manchmal tödlich enden. Berühmt wurde der „Fluch des Pharao": mancher, der die Totenruhe der ägyptischen Pharaonen störte, starb auf ungeklärte Weise. Heute vermutet man, daß es sich dabei um eine Infektion mit Schimmelpilzen handelt, die eine Lungenentzündung auslösen. Berüchtigt war auch das Antoniusfeuer des späten Mittelalters: mutterkornvergiftetes Mehl rief eine seuchenartig auftretende Erkrankung hervor, durch welche die Durchblutung der Gliedmaßen so stark behindert wurde, daß diese, begleitet von brennenden Schmerzen, brandig wurden. Die echten „Giftpilze", allen voran die berüchtigten Knollenblätterpilze, sind dagegen von geringerer Bedeutung, insbesondere auch deshalb, weil sich jeder durch ein wenig Kenntnis und Vorsicht zuverlässig vor einer solchen Vergiftung schützen kann. Der gleiche Pilz, der im Mittelalter das Antoniusfeuer verursachte, das Mutterkorn im Brotgetreide, wurde zur Basis vieler wichtiger Medikamente, die zur Behandlung von Migräne, Gefäßerkrankungen und in der Geburtshilfe eingesetzt werden. Nicht zuletzt basiert auch die halluzinogene Droge LSD auf Stoffen, die aus diesem Pilz gewonnen werden. Andere psychoaktive Substanzen, wie das Psilocybin, das Psilocin und das Baeocystin in den meisten Psilocybe- aber auch vielen anderen Pilzarten und die Ibotensäure der Fliegenpilze werden vermutlich schon seit Jahrtausenden in rituell-kultischem Zusammenhang genutzt: Schamanen der erdverbundenen Völker bedienten

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sich ihrer, um Visionen zur Heilung und zum Wahrsagen zu erlangen. In einer deutschen Universität - in Göttingen unter Prof. Dr. Hanscarl Leuner - wurde Psilocybin über Jahre hinweg erfolgreich in zahlreichen bis dahin therapieresistenten Fällen als Hilfsmittel der Psychotherapie eingesetzt, wobei es zu keinem einzigen ernsthaften Zwischenfall kam. Ohne Pilze gäbe es schließlich weder Brot noch Kuchen, kein Bier, keinen Wein, kein Penizillin. Auch Hefen und Schimmel sind schließlich Pilze. Die zahlreichen Edelschimmelsorten, die in Käsereien Verwendung finden, zaubern eine weite Skala von Geschmacksnuancen in alle möglichen Käsesorten. ( Daß man Milch erst schlecht und hart werden, schließlich gar absichtlich verschimmeln läßt, erfüllt nicht nur meine Frau Gie, sondern auch fast alle anderen Asiaten mit Grausen. Die Geschmäcker sind halt verschieden). Eine weitere, sehr wichtige Rolle spielen die Pilze im Kreislauf der Natur. Sie helfen dabei, schwer abbaubare organische Substanzen zu zersetzen und damit als Nährstoff wieder verfügbar zu machen. Speziell Holzabfälle aller Art können sie in Zusammenarbeit mit Bakterien in hochwertigsten Humus umwandeln. Allerdings zeigen auch solche Systeme schon Schäden: der vorher bereits erwähnte Hallimasch ist nicht nur ein äußerst nützlicher Zersetzer von totem Holz, sondern er kann auch lebende Bäume befallen. Als Holzschädling wird er von Förstern gefürchtet, wie kaum ein anderer Pilz. Sein zunehmend häufigeres massenhaftes Auftreten läßt vermuten, daß ihm die steigende Zahl vorgeschädigter Bäume in unseren Wäldern leichter zum Opfer fallen als vorher die völlig gesunden. Pilze als Nahrungsmittel: der bekannteste Nutzwert, der jedermann einfällt, wenn man von Pilzen

spricht. Lange Zeit glaubte man, Pilze wären relativ arm an Nährstoffen, enthalten sie doch 90 Prozent Wasser. Nun, das tut Milch auch. Ebenso wie diese enthalten Pilze im Schnitt etwa 3,5 Prozent Eiweiß. Allerdings bestehen die Zellwände der Pilze aus Chitin - dem gleichen Stoff, aus dem auch der Panzer der Insekten gebaut ist - und nicht etwa aus Zellulose, wie bei den Pflanzen. Chitin kann im Magen so gut wie nicht zerlegt werden. Dies verringert die Verfügbarkeit des enthaltenen Eiweißes. Gründliches Kauen hilft zumindest zum Teil gegen diesen Effekt. Weitere Nährstoffe sind 3-6 % Kohlenhydrate, bis zu 3 % Fette, ein vergleichsweise hoher Gehalt an den Vitaminen B 1, B2 und D sowie ein hoher Mineralstoff- und ein sehr hoher Gehalt an Spurenelementen. Aber das wichtigste: Pilze schmecken! Und das nicht etwa uniform „ pilzig , sondern zahlreiche Pilze haben einen sehr eigenen Geschmack, der sich deutlich von dem anderer Pilze unterscheidet. Eines der teuersten, wenn nicht das teuerste Lebensmittel der Welt stammt aus dem Reich der Pilze: die Trüffel. Spitzensorten erzielen Preise von bis zu 5.000.- DM pro Kilo! Auch unsere einheimischen Morcheln werden getrocknet mit Preisen um die 800.- bis 1.600.- DM je Kilo gehandelt! Nicht nur der Geschmack von Pilzen ist äußerst vielseitig, auch ihr Geruch ist es: sei es Kot, Knoblauch, Kokosnuß, Hering, Maggi, Anis, Stachelbeeren, Mehl oder sogar Jodoform - all diese und noch weitere Gerüche sondern verschiedene Pilzarten ab. Pilze können auch Heilmittel sein - nicht erst, seitdem das Penizillin und seine antibiotische Wirkung vor etwa 50 Jahren in einigen Schimmelpilzen entdeckt wurde. Chinesen und Japaner haben die medizinischen Wirkungen mancher Pilze schon vor mehr als 2000 Jahren entdeckt und beschrieben. Ja, ein Pilz rangiert in einem klassischen chinesischen Text in der

Wertschätzung an allererster Stelle - noch vor Ginseng! Aber auch im antiken Griechenland und im europäischen Mittelalter waren medizinische Pilzwirkungen wohlbekannt, wie alte Bücher beweisen. Unsere mittelalterlichen Vorfahren waren uns auf diesem Gebiet weit voraus. Erst seit wenigen Jahren beginnt man langsam - angesichts des teilweise dramatischen Artenrückgangs mit Sicherheit viel zu langsam - die

medizinischen Wirkungen mancher Heilpilze zu erforschen. Wenn man einmal ein Pilzbuch durchblättert und die zahlreichen Arten sieht, die einfach als ungenießbar klassifiziert werden, was nicht selten heißt: „ nichts Genaues weiß man nicht" - dann frage ich mich schon, ob sich hier die pharmazeutische Industrie nicht fahrlässig lange Jahre äußerst interessante potentielle Medikamente entgehen ließ.

3. Kleine Geschichte der Pilzzucht

Nicht wir Menschen haben die Pilzzucht erfunden, sondern lange vor uns die Ameisen und Termiten. In beiden Tiergruppen gibt es Arten, die unterirdisch Pilze züchten. Am bekanntesten sind vielleicht die tropischen Blattschneiderameisen, die innerhalb weniger Tage einen Baum vollständig seiner Blätter berauben können. Die abgeschnittenen Blattstücke tragen sie in ihren unterirdischen Bau. Auf diesen Blättern züchten sie einen Pilz, und nur von diesem ernähren sie sich. Tatsächlich züchten einige Termitenarten sogar Pilze, deren Fruchtkörper auch von Menschen gegessen werden. In Asien ist die Pilzzucht mehr als 2000 Jahre alt; besonders in China und Japan wurde damals schon

der Shiitake-Pilz gezüchtet. In Europa begann die Speisepilzkultivierung um 1700 herum in Frankreich mit den bekannten Champignons. Die Zucht von Riesenträuschlingen wurde in der ehemaligen DDR entwickelt. Seit etwa 30 Jahren werden darüber hinaus hierzulande auch vereinzelt Austern- und ShiitakePilze angebaut. Der klassische Anbau von Shiitake-Pilzen geschah auf Holzstämmen oder dicken Ästen. Dieser war nicht übermäßig wirtschaftlich. Seit einigen Jahren werden vermehrt Substrat-Blöcke aus Sägespänen mit Nährstoffzusatz verwendet, der Anbau auf diese Weise scheint rentabler zu sein. Mittelfristig ist wohl damit zu rechnen, daß solche fertigen Blöcke zunehmend häufiger angeboten werden, wohl auch solche anderer, bisher wenig bekannter Pilzarten.

4. Der Lebenszyklus der Pilze

Lassen Sie mich mit dem lebenden Pilz beginnen. Die bekannteren Pilze bestehen aus dem Stiel und einem Pilzhut. Auf der Unterseite des Hutes kann man, je nach Pilzart, eine von zwei verschiedenen möglichen Strukturen finden: entweder ein schwammartiges Gebilde, welches aus einer großen Zahl kleiner, senkrecht nebeneinander verlaufender Röhren besteht ( Steinpilz, Birkenpilz, u.a.). Oder die Lamellen, blättrige Gebilde, die radial vom Stiel zur Außenseite des Hutes verlaufen (Champignon, Fliegenpilz, Parasolpilz, Stropharia cubensis u.a.). Darüber hinaus existieren noch andere Strukturen, die aber bei weit weniger Arten auftreten und hier nicht weiter von Bedeutung sind. Diese Strukturen - entweder die Röhren oder die Lamellen - sind die Träger der Sporen. Bei den Sporen handelt es sich um so etwas ähnliches wie Geschlechtszellen. Sie weisen einen Durchmesser von etwa 5-20 Mikrometer (my) auf und besitzen eine für jede Pilzart charakteristische Form und Farbe. Sind die Pilze erst einmal reif, dann rieseln Stunden bis Tage lang aus den Lamellen oder Röhren die Sporen herab ( bei manchen Arten viele Millionen bis Milliarden pro Stunde) und werden mit dem Wind verteilt. Fallen sie auf einen geeigneten Nährboden und stimmt dessen Feuchtigkeitsgehalt und die Temperatur mit den Bedürfnissen der Pilzart überein, dann keimen diese Pilzsporen und bilden durch Zellteilung

ein primäres Fadengeflecht (Mycel) aus. Dieses primäre Mycel enthält einen Zellkern je Zelle, man spricht daher vom monokaryoten Mycel. Monokaryotes Mycel vieler Pilzarten ist nicht fruchtungsfähig. Treffen sich zwei Primärmycelien der gleichen Pilzart, dann kommt es zur Verschmelzung der Zellen: diese haben nun zwei Zellkerne, die aber noch nicht miteinander verschmelzen. Dikaryotes (zweikerniges) Mycel ist auf diese Weise entstanden. Dieses Mycel wächst in der Folge heran, bis es eine gewisse Mindestmasse ausgebildet hat oder bis der Nährboden, auf dem es wächst, vollständig besiedelt ist. Sobald die Umweltbedingungen günstig sind, das heißt vor allem die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit, die Lichtverhältnisse und der C02-Gehalt der Luft den Bedürfnissen der jeweiligen Pilzart entsprechen, dann bildet das Mycel wieder Pilze (= Fruchtkörper) aus. Diese beginnen als stecknadelkopfkleine Zusammenballungen von Mycel sichtbar zu werden kleine weiße Punkte von ca. 0,5-1 mm Durchmesser. Diese Mycelknoten wachsen sich innerhalb einiger Tage zu Primordien (= Jungpilzen) aus, Gebilden von etwa 2 mm Länge, bei denen der spätere Stiel und Hut schon klar erkennbar sind. Innerhalb von meist einigen Tagen wachsen sich diese Primordien zu ausgewachsenen Pilzen aus. In diesen Fruchtkörpern findet nun die Verschmelzung der Zellkerne und die anschließende Redukti

onsteilung statt; aus diesen Zellen entstehen die neuen Sporen. Damit ist der Kreislauf geschlossen. Nur der Vollständigkeit halber sei angemerkt, daß neben dieser geschlechtlichen Form der Fortpflanzung auch drei ungeschlechtliche Formen existieren. Bei einer dieser Formen der Fortpflanzung zerfällt Pilzgeflecht in einzelne Zellen, aus denen sich wieder neues Pilzgeflecht bilden kann.

Anmerkung zur Zucht psychoaktiver Pilze Die echte Pilzzucht - also die Vermehrung von Pilzen ausgehend von den Sporen und die eigene Herstellung geeigneter Substrate - als Freizeitbeschäftigung kann durchaus als ein Nebenprodukt des Interesses an psychoaktiven Pilzen bezeichnet werden. Schließlich beschäftigten sich die ersten Anbau-Anleitungen in Deutschland, welche die Pilzzucht von den Sporen bis zur Ernte beschrieben, ausschließlich mit dem Anbau dieser Pilze. Und nicht wenige, deren Interesse anfangs nur auf solche Pilze gerichtet war, interessierten sich später zunehmend für die Zucht von Medizinal- und seltenen Speisepilzen. Es gibt auch weiterhin gute Gründe, sich mit der Zucht mancher psychoaktiver Pilze zu beschäftigen, speziell mit der des Stropharia cubensis. Einmal ist dieser Pilz wie kaum ein anderer von seinen klimatischen Bedürfnissen her geeignet, in einer normalen Wohnung gezüchtet zu werden. Der Cubensis ist fehlertolerant wie kein anderer Pilz. Aus diesem Grund ist er der Anfängerpilz schlechthin. Auch ich verwende ihn immer noch gerne: als einfach zu handhabenden

Pilz in Modellsituationen, z.B. wenn ich den Einfluß verschiedener Faktoren (wie etwa Nährstoffzusammensetzung) auf den Ertrag testen möchte. Für diese Art von Untersuchungen stellt er sozusagen meine „ Labormaus" dar. Anfängern empfehle ich ihn, weil sie bereits genug damit beschäftigt sein werden, sich all die notwendigen Fertigkeiten anzueignen. Da braucht es nicht noch zusätzlich Pilze, deren Anforderungen an Klimakontrolle oder Ähnliches so hoch ist, daß dem Anfänger ein Erfolgserlebnis meist versagt bleiben wird. Wenn ein Pilz dem Einsteiger das erste Erfolgserlebnis zuverlässig verschaffen kann, dann ist es der Stropharia cubensis. Deshalb wird hier auch die Pilzzucht am Beispiel dieses Pilzes gezeigt. Die Zucht solcher Pilze ist weiterhin legal - auch noch nach der 10. Verordnung zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher Vorschriften. (Stand dieser Information: Januar 1999). Illegal wird solches Tun erst dann, wenn es dazu dient, Pilze zu erzeugen, die „als Betäubungsmittel mißbräuchlich verwendet werden sollen." Die Zucht aus biologischem Interesse oder anderen Gründen bleibt also legal, wenn das Endprodukt nicht konsumiert wird, oder Umstände dafür sprechen, daß es einmal konsumiert werden soll, als Rohmaterial für die Extraktion von Psilocybin dienen soll, oder ähnliches. Bleibt noch die Frage zu klären: was fängt man mit den so gezüchteten Pilzen an? Getrocknet und pulverisiert scheinen sie, ersten Versuchen nach zu schließen, einen guten biologischen Dünger für Zimmerpflanzen abzugeben. An Mitteilungen über weitere sinnvolle und legale Verwendungszwecke selbstgezogener Fruchtkörper psychoaktiver Pilze bin ich immer interessiert.

5. Was man zur Pilzzucht braucht

Geräte Die als Hobby betriebene Pilzzucht ist, verglichen mit vielen anderen Freizeitbeschäftigungen, gar nicht einmal besonders teuer und kann in praktisch jeder Wohnung begonnen werden. Eine mittlere Skiausrüstung kostet z.B. sehr viel mehr Geld. Der Erwerbsanbau von Pilzen dagegen macht erhebliche Investitionen notwendig und läßt sich nur in eigens dafür konzipierten Räumen durchführen. Wer die Pilzzucht als Hauptberuf betreiben will, der sei auf Paul Stametis hervorragende Bücher „Growing Gourmet and Medicinal Mushrooms" und „The Mushroom Cultivator" verwiesen. Leider gibt es diese Bücher bisher nur in englischer Sprache. Für den Hobby- und Kleinzüchter allerdings haben die in diesen Büchern gegebenen Hinweise nur zum Teil Gültigkeit. Der Hobbyzüchter braucht die folgenden Geräte: Einen Autoklaven oder Dampfdruckkochtop£ Ein solches Gerät wird benötigt, weil die Temperatur von kochendem Wasser bzw. heißem Dampf ohne Druck zur zuverlässigen Sterilisation nicht ausreicht. Erhitzt man Wasser jedoch unter genügend starkem Druck, dann wird die nötige Temperatur von ca. 121 Grad Celsius erreicht. Der Autoklav ist der teuerste, gleichzeitig leider auch ein unverzichtbarer Teil der Ausrüstung. Auto

klaven sind in der Regel medizinisch oder industriell verwendete Geräte, in denen Material mit unter Druck stehendem Dampf sterilisiert (= keimfrei gemacht) werden. Ein großer Autoklav wäre die ideale Lösung, leider sind solche Geräte aber auch sehr teuer. Bei einer Praxisauflösung oder im Rahmen der Modernisierung eines kleinen Krankenhauses werden gebrauchte Geräte selten einmal günstig abgegeben. Die zweitbeste, dafür finanziell erschwingliche Lösung sind Dampfdruckkochtöpfe. Diese gibt es auch unter der Bezeichnung „Schnellkochtopf' in Haushaltswarengeschäften. Vorsicht: Manchmal werden unter der Bezeichnung Schnellkochtopf auch Töpfe angeboten, die nach irgendwelchen obskuren Verfahren arbeiten, aber nicht mit Dampf unter Druck. Solche Töpfe sind für die Sterilisation nicht geeignet. Leider sind Schnellkochtöpfe nicht ganz billig; unter 160.DM wird man nur selten einen in einer vernünftigen Größe finden. Tip: in ausländischen (meist türkischen oder asiatischen) Geschäften, die auch Haushaltswaren führen, gibt es solche Töpfe manchmal günstiger. Schnellkochtöpfe sind auch beliebte Hochzeitsgeschenke. Daher kann es sich durchaus lohnen, erst einmal im Familien- und Bekanntenkreis herumzufragen. Nicht selten landen solche Geschenke unbenutzt auf dem Dachboden. Muß man jedoch einen Dampfdruckkochtopf kaufen, dann sollte man auf einige Dinge achten. Faustregel: je größer, desto besser. Sinn

voll ist es, sowohl von den Petrischalen als auch von den Einmachgläsern, die später in diesem Topf sterilisiert werden sollen, drei Stück zum Einkauf mitzunehmen und auszuprobieren, wie viele nebeneinander hineinpassen. Der Preisunterschied von einer Topfgröße zur nächsten ist meist nur gering; und so können 10.- DM mehr oder weniger oft darüber entscheiden, ob man nur acht oder doch schon 12 Petrischalen, nur eine oder vielleicht drei Einmachgläser auf einmal sterilisieren kann. Und ob die Einmachgläser von der Höhe des Topfes her überhaupt hineinpassen! Wer plant, sich intensiver mit der Pilzzucht zu beschäftigen, der sollte sich von vornherein den Kauf eines wirklich großen Topfes überlegen. Derzeit (Stand Juli 1998) kostet ein 18Liter-Topf in Geschäften für Gastronomiebedarf ca. 430.- DM (siehe Photo). Darin kann man dann aber auch 8 Einmachgläser mit 0,75 1 Inhalt oder ca. 70 Petrischalen gleichzeitig sterilisieren.

Unwichtig ist dagegen der Typ bzw die Herstellerfirma des Gerätes. Solange es sich um europäische Fabrikate handelt, kann man davon ausgehen, daß sie die notwendige Temperatur von etwa 121 Grad Celsius bei höchstem vorgesehenen Dampfdruck erreichen und gleichzeitig betriebssicher sind. Abstand nehmen sollte man davor, Schnellkochtöpfe zu kaufen, die auf dem Flohmarkt angeboten werden. Die Hersteller neuer Schnellkochtöpfe garantieren in der Regel, daß man die notwendigen Dichtungen zehn Jahre lang nachkaufen kann. Bei den Töpfen auf dem Flohmarkt handelt es sich oft um solche, deren Dichtungen defekt oder nicht mehr vorhanden sind und für die diese Verschleißteile nicht mehr angeboten werden. Findige Bastler haben es sogar schon fertiggebracht, sich aus gebrauchten, druckfesten Metallrohren mit Flansch oder ähnlichem Material vom Schrott-

Rechts ein 6-Liter-Topf der

Fa. Fissler, auf der linken

Seite ein 18-Liter-Topf von

Sitram. Im Vordergrund

zum Größenvergleich ein

0,75-1 Einmachglas.

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platz einen Autoklaven selbst zu bauen - sogar bis zu 80 Litern Größe. Da gehört dann aber mindestens ein Sicherheitsventil und natürlich auch ein Manometer dran. Ein explodierender Selbstbau-Autoklav ist nicht spaßig - an solch ein Unterfangen sollte sich daher nur jemand wagen, der genau weiß, was er tut. Auf der anderen Seite wird der verwendete Druck oft auch überschätzt - tatsächlich entspricht die Größenordnung des Drucks in einem Autoklaven oder Schnellkochtopf etwa dem, der in einem Autoreifen herrscht. Gelochter Einsatz für den Schnellkochtopf. Ein gelochter, flacher Einsatz aus Metall, der genau in den Schnellkochtopf paßt. Auf diesem kann man, legt man ihn verkehrt herum in den Topf, die Petrischalen über Wasserniveau stapeln. Nicht allzu teuer, daher Selbstbaulösungen vorzuziehen.

Flamme zum Sterilisieren der Präpariernadel. Am besten eignet sich hierfür ein Spiritusbrenner, wie man ihn für etwa 12.- bis 15.- DM in Geschäften für Laboroder Biologiebedarf bekommt. (Geschäfte für Laborbedarf sind nicht immer über Privatkunden glücklich, die nur ein paar Artikelfür wenige Mark kaufen wollen. Ein Blick in die gelben Seiten und ein paar Testanrufe helfen, den richtigen Händler zu finden. Noch besser sind Geschäfte für Biologiebedarf Diese sind es gewohnt kleine Einkäufe, z.B. für Biologiestudenten, abzuwickeln). Ebenfalls geeignet sind kleine Gasbrenner jeder Art. Wichtig ist, daß die Flamme rußfrei brennt; Petroleum und Kerzen können aus diesem Grund nicht verwendet werden. Wichtig: in manchen älteren Pilzzuchtanleitungen sind Impfkisten abgebildet, in denen Spiritusbrenner stehen. Dies ist falsch! Der Brenner hat in der Impfkiste nichts verloren! Schließlich muß die

Ein einfacher Spiritusbrenner und eine Präpariernadel mit lanzettförmiger Spitze. 19

Impfkiste vor ihrer Verwendung mit alkoholhaltigen (= als Gas explosiven) Desinfektionsmitteln ausgesprüht werden. Beim Anzünden des Brenners sind den Leuten schon mehrfach die Kisten um die Ohren geflogen. Auf meinen Pilzzuchtseminaren wurde mir dies immer wieder bestätigt! Gut, wenn es nur eine Plastikkiste und keine aus Glas war. Scherben im Gesicht können unschön wirken! Außerdem verbrennt Spiritus wie auch Gas zu CO2 und Wasser; der Wasserdampf beschlägt die Scheiben der Kiste von innen und behindert die Sicht. Präpariernadel. Erhältlich wahlweise mit einer Spitze oder mit einer lanzettförmigen Schneide. Die Lanzettform ist die für unsere Zwecke geeignete. Präpariernadeln gibt es im Biologie- oder Laborfachhandel mit Metall- oder mit Holzgriff. In den alten Pilzzuchtbüchern werden anstatt dessen zwei Instrumente empfohlen: eine Inokulationsöse aus Platindraht zum Übertragen der Sporen und ein Skalpell zum Schneiden und Übertragen von Mycel auf Agar. Die Präpariernadel ist billiger als diese beiden Instrumente zusammen (mit Holzgriff ca. 4.- DM, mit Metallgriff ca. 12.- DM) und eignet sich für beide vorgenannten Arbeiten. Sie hat gegenüber dem Skalpell zusätzlich noch den Vorteil eines dünneren Stiels: der Deckel der Petrischale braucht nicht so weit geöffnet zu werden, wie dies bei Verwendung eines Skalpells notwendig wäre. Dadurch sinkt das Risiko einer Verkeimung drastisch ab.

Nährboden gibt es in Laborbedarfshandlungen und Apotheken für ca. 1,40 bis 2,50 DM je Stück, wobei meist mindestens zwei Dutzend gekauft werden müssen. Hier fällt zwar das Sterilisieren weg; da diese Petrischalen jedoch aus Plastik sind, kann man sie nur einmal verwenden. Beim Versuch, sie erneut zu sterilisieren, würden sie schmelzen. Ich ziehe daher die Petrischalen aus Glas vor. Dadurch, daß man sie immer wieder verwenden kann, sind sie viel wirtschaftlicher und umweltfreundlicher. Styroporkiste. Endlich gibt es mal etwas umsonst! Geschäfte für asiatische Lebensmittel bekommen meist einmal wöchentlich ihr Obst und Gemüse per Flugzeug frisch aus den Tropen angeliefert. Damit es kühl bleibt, wird es in großen Styroporkisten mit Deckel transportiert. Der Händler kann die Kisten aber nicht zurückgeben, muß sie also normalerweise wegwerfen. Daher sind die meisten Händler froh, wenn man Ihnen ein paar dieser Kisten aus dem Laden trägt. Daß man Ihnen dafür ein paar leckere Sachen abkauft, sollte sich von selbst verstehen.

Einmachgläser mit Deckel. Am wichtigsten: sie müssen in der Größe zum Dampfdruckkochtopf passen. Außerdem sollten die Wandungen der Gläser parallel verlaufen oder besser: sich nach unten verjüngen. Nur so ist es möglich, nachher einen durchwachsenen Block Roggen einfach herausgleiten zu lassen. Auch ziehe ich Gläser mit aufliegendem Glasdeckel solchen mit Schraubdeckel vor. Sie lassen sich schneller öffnen Petrischalen mit Deckel. Geeignet sind solche mit 8 und schließen und man braucht nur eine Hand dazu. oder 10 cm Durchmesser. Ich ziehe 10 cm Durchmesser Die schon von unseren Großmüttern benutzten Weckvor, da ich mit einer Kultur dieses Durchmessers eine Rundrandgläser in der sogenannten Sturzform (Fa. größere Anzahl von Roggenkulturen beimpfen kann. Weck, Weckstraße, 79664 Wehr-Öflingen) sind im allVorsterilisierte Petrischalen mit Malzextrakt gemeinen die robustesten und preiswertesten. Solche

Gläser findet man in Haushaltswarengeschäften, kann sie aber auch beim Hersteller bestellen. Wichtig ist die Angabe: „Sturzform" - sonst bekommt man nicht die oben erwähnten konisch zulaufenden. Ein solches Glas ist auf der Abbildung der Dampfdruckkochtöpfe mit dargestellt.

Materialien Agar-Agar. Dabei handelt es sich um ein natürliches Quellmittel ähnlich der bekannten Gelatine, das aus südostasiatischen Algen gewonnen wird. Spezieller Agar für Laborzwecke ist unverschämt teuer, glücklicherweise aber auch entbehrlich. Agar aus dem Bioladen, Reformhaus oder aus einem Asien-Laden tut es auch. Wichtig: in Asien-Läden verkaufter Agar ist manchmal schon mit Zucker vermischt (er wird in Asien häufig zur Bereitung von Süßspeisen verwendet) und ist so nicht für unsere Zwecke brauchbar. Agar gibt es in Form von Fäden und als hellbraunes Pulver. Ich empfehle auf jeden Fall das Pulver zu nehmen, da die Fäden ziemlich unpraktisch in der Handhabung sind.

Waage. Möglichst auf 1 Gramm genau, Meßbereich bis 250 Gramm. Gute Waagen mit großem Wägebereich und erträglicher Genauigkeit sind leider recht teuer. Wer nicht bereits über eine solche Waage verfügt, auch nicht aus anderen Gründen sowieso eine anschaffen will, der kann sich damit behelfen, daß er die benötigten Wasser- und Getreidemengen bei einem Bekannten abwiegt. Die abgewogenen Mengen gibt man in einen einfachen Meßbecher und markiert den Pegel mit einem wasserfesten Filzstift. Roggen für Speisezwecke. Vor allem kein Saatgetreide kaufen. Das ist gebeizt (= vergiftet!), unter anderem, Meßzylinder aus Glas oder Kunststoff. Sollte 250 ml damit es nicht von Pilzen befallen wird - also nicht fassen und eine Skaleneinteilung von 5 ml haben. Gibt verschimmelt. Ansonsten tut es jeder Roggen. Ich es z.B. in Spinnrad-Drogerien oder Photogeschäften. Da verwende „Sprießkornroggen" aus dem Neuformman unter laufendem Wasserstrahl die Teilstriche der Reformhaus. Eine andere Sorte, die ich vorher aus Skala oft schlecht sieht, habe ich mir die wichtig- einem anderen Bioladen bezogen hatte, war wohl stark sten Stellen auf der Skala mit verschiedenfarbigen verkeimt. Trotz Sterilisation hatte ich am Ende fast nur dicken, gut sichtbaren Filzstiftstrichen markiert. von Schimmel befallene Gläser. Nach Wechsel der Roggensorte wurde das schlagartig besser. Achtung: wer als Thermometer. Sollte einen Temperaturbereich von ca. Anfänger immer wieder verschimmelten Roggen erlebt, 7 bis 35 Grad C. umspannen. dem fehlt es in der Regel bloß an Übung und an Erfahrung. Die Roggensorte ist nur in den seltensten Hygrometer zur Messung der Luftfeuchtigkeit. Nicht Fällen schuld. Also nicht gleich aufgeben - zuerst unbedingt nötig, aber nützlich. Hilft besonders dann, die eigene Arbeitsweise kritisch hinterfragen, dann wenn einmal etwas nicht funktioniert, um Fehlerquel- erst versuchen, die Roggensorte zu wechseln. len auszuschließen. Impfkiste. Selbstgebaut - siehe Abschnitt „Selbstbau einer Impfkiste".

Malzextrakt. Gibt es als Pulver oder Sirup in Reformhäusern. Auch hier gilt: der Malzextrakt aus dem Laborbedarfshandel ist um ein vielfaches teurer. Falls

möglich, sollte heller Malzextrakt verwendet werden. Dunkler Malzextrakt ist karamelisiert und kann zur Degeneration des Mycels führen. Sittichfutter. Wenn jemand nur die klassische Hobbykultur in Gläsern oder Schalen durchführen möchte, dann ist das Sittichfutter entbehrlich. Bei der viel ertragreicheren Kultur auf Kompostsubstrat jedoch bringt es entscheidende Vorteile: Jede Getreidesorte weist eine bestimmte Anzahl einzelner Körner pro Gramm auf. Diese ist bei den kleinen Körnern, die handelsübliches Sittichfutter ausmachen, etwa 10 mal höher als bei Roggen. Vermischt man mit Mycel besiedelte Sittichfutter-Kerne mit Kompost, so wird das Mycelwachstums von viel mehr kleinen Punkten aus beginnen, als dies bei Roggen der Fall wäre. Die Besiedlung verläuft so schneller und sicherer. Sie haben das richtige Sittichfutter, wenn die Packung nur lauter kleine, etwa gleichgroße Kerne in der Größe von Hirsekörnern aufweist. Sonnenblumensaat oder ähnlich große Körner sollten nicht enthalten sein. Schauen Sie sich ein bißchen um: die Preisunterschiede sind enorm. Nehmen Sie die billigste Sorte. Für 2,5 kg zahle ich knapp unter 5.- DM. Gips (Calcium-Sulfat). Einfachster Gips ohne alle Zusätze.

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Desinfektionsmittel. Auf keinen Fall ein HaushaltsDesinfektionsmittel, wie etwa Sagrotan. Solche Präparate enthalten Seife, die nachher einen unangenehmen Schmierfilm bildet. Benötigt wird ein medizinisches, restlos verdunstendes Desinfektionsmittel wie etwa Sagrotan med. Dieses Präparat wird in der Apotheke verkauft, ist aber leider recht teuer (knapp 16. - DM für 250 ml). Da es jedoch über den besten Pumpzerstäuber verfügt, den ich kenne, empfehle ich, anfangs zumindest zwei oder drei Flaschen davon zu kaufen. Später kann man z.B. das etwas billigere Meliseptol kaufen (ca. 30.- DM/Liter) und den Zerstäuber damit nachfüllen. Nicht ganz so wirksam sind 80%iger Spiritus oder 70%iger Isopropylalkohol, den es vergleichsweise billig in der Apotheke gibt. Die geringere Wirksamkeit kann man kompensieren, indem man abwechselnd eines der zuverlässigen medizinischen Mittel und Isopropylalkohol oder Spiritus benutzt. Unangenehm ist das Vergällungsmittel beim Spiritus: dieses bleibt nach dem Verdunsten des Spiritus auf der Haut zurück. Wischt man sich dann einmal den Mund ab, so bleibt ziemlich lange ein eklig bitterer Geschmack zurück. Wer meint, mit 96%igem Spiritus oder 95%igem Isopropylalkohol mehr zu erreichen, der irrt: die oben aufgeführten Konzentrationen weisen die beste Desinfektionsleistung auf.

6. Mikroorganismen, Sterilisation und Desinfektion

Sicher haben Sie schon einmal an einem schönen Sommertag von der Seite her in einen Sonnenstrahl geschaut. Und sich über die plötzlich sichtbar gewordenen, in der Sonne tanzenden, unzählbaren Staubteilchen gewundert. Jedes dieser Staubteilchen ist mit Sporen von Bakterien und Schimmelpilzen besetzt. Und alle diese Sporen haben nur eines im Sinn: sich auf Ihren Nährböden und Kulturen niederzulassen, zu keimen und so Ihre Kulturen zu zerstören. Glauben Sie nicht? Sie werden es erleben! Neben den sichtbaren Partikeln schweben in der Luft noch viel mehr Teilchen, die so klein sind, daß man sie gar nicht wahrnehmen kann. Und schließlich stößt jeder Mensch in jeder Minute etwa 15.000 Partikel gebrauchte Haut ab - alle besetzt mit Bakterienund Schimmelsporen. Irgendwie muß man all diese Schaderreger wieder loswerden. Das gleiche Problem hatten die Mediziner auch bei ihren Operationen. Deshalb haben sie schon lange vor den Pilzzüchtern zwei Verfahren entwickelt, um solcher Keime Herr zu werden: die Sterilisation und die Desinfektion. Zuerst einmal die Sterilisation: Zumindest theoretisch werden dadurch alle Mikroorganismen und ihre Dauerformen, wie z.B. Sporen, abgetötet. Das kann durch eines der folgenden Verfahren geschehen (alle Temperaturangaben in Grad Celsius):

bei Metall durch Ausglühen. durch Hitzesterilisation bei Metall und Glas: 180 Grad 30 Minuten lang. durch Dampfdrucksterilisation bei einem atü und 121 Grad C: 20 Minuten. bei zwei atü und 134 Grad C: 5 Minuten. andere Verfahren wie das Beschießen der Substrate mit radioaktiven Teilchen oder die Sterilisation mit giftigen Gasen werden ebenfalls verwendet, kommen aber für den Privatmenschen kaum in Betracht. 120 Grad ist die übliche Temperatur in Schnellkochtöpfen, 134 Grad erreicht man nur in speziellen Autoklaven. Wichtig: Die angegebenen Zeiten gelten von dem Zeitpunkt an, an sterilisierenden Objekte die Temperatur angenommen haben!

dem die zu entsprechende

Ein weiteres Standardverfahren ist die Desinfektion: alles, was wir beim sterilen Arbeiten brauchen, aber wegen seiner Beschaffenheit nicht sterilisieren können, wird desinfiziert. Die eigenen Hände zum Beispiel würden die oben aufgeführten Behandlungen schwer verübeln. Deshalb greift man zu etwas weniger rabiaten Mitteln, die aber leider auch weniger perfekte Ergebnisse zur Folge haben. Desinfektion bedeutet: „einen Gegenstand in einen Zustand versetzen, so daß

er nicht mehr infizieren kann", d.h. Abtötung, Hemmung oder Entfernung aller Erreger. Im Gegensatz zur Sterilisation können so nicht alle Erreger und deren Dauerformen getötet werden. Nach dem Waschen der zu desinfizierenden Gegenstände mit Wasser, Bürste und Seife werden diese mit einem medizinischen Desinfektionsmittel (s.u. Material) oder 70%igem Isopropylalkohol oder 80 %igem Äthylalkohol (Spiritus) behandelt. Nach soviel Theorie nun zur Praxis. Die folgende Checkliste ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für alle Punkte, die beim sterilen Arbeiten mit der Impfkiste zu beachten sind.

nen Sprühnebel aus Wasser versprühen. Achten Sie jedoch auf Ihre Elektrogeräte, oder besser: führen Sie das Ganze im Bad durch - dieser Raum läßt sich meist am besten säubern und nimmt Feuchtigkeit nicht weiter übel. Verzichten Sie auf das Versprühen giftiger Desinfektionsmittel im Raum; sie bringen im Vergleich zum Wasser nur geringen Zusatznutzen.

Desinfektion der Kiste: Die Impfkiste wird 30 Minuten vor Beginn der Arbeit zum ersten Mal desinfiziert, indem ein Desinfektionsmittel (siehe Materialien) innerhalb der Kiste versprüht wird. Dabei kommt es darauf an, daß der feine Sprühnebel beim Herunterrieseln möglichst alle Schwebeteilchen in der Luft einfängt, mit zu Boden nimmt und dort deaktiviert. Also nicht die inneren Oberflächen der Kiste einsprühen, Checkliste „Steriles sondern von unten schräg nach oben sprühen. Arbeiten in der Impfkiste" Etwa 10 Minuten vor Beginn der eigentlichen Arbeit diese Sprühdesinfektion wiederholen. Vorbereitung: Zuerst werden alle Gegenstände in die Impfkiste gebracht, die später dort benötigt werden. Ausnahmen: offene Flammen (z.B Spiritusbrenner) Desinfektion der Hände: Händewaschen mit so haben in der Impfkiste wegen der Explosionsgefahr heißem Wasser wie möglich. Gründlich mit Seife und nichts verloren. Sporenabdrücke, die sich nicht in einer Bürste, besonders auch den Bereich unterhalb der FinPetrischale oder einem anderen Glasgefäß befinden, gernägel und den Nagelfalz reinigen. Unterarme nicht sondern nur in Papier oder in dünner Plastikfolie, vergessen. Abtrocknen nur mit einem frischen Handebenfalls nicht. Bei der folgenden Desinfektion könnten tuch. Nach dem Händewaschen wird mit den Händen sie ihre Keimfähigkeit verlieren. Stellen Sie auch sonst nichts mehr berührt, was nicht unbedingt berührt alle Gegenstände, die sie benötigen werden, in werden muß. Vor allem nicht der eigene Körper, z.B. die Haare. Reichweite. Die Hände und Unterarme dann mit dem Desinfektionsmittel einsprühen, bis sie naß von DesinfektiRaumdesinfektion: Wenn sich bei vorhergegangenen onsmittel sind. Nicht abtrocknen, sondern verdunsten Versuchen herausgestellt hat, daß Ihre Raumluft stark lassen. Anschließend kann mit der Arbeit in der Impfverkeimt ist, dann können Sie schwebende Keime entkiste begonnen werden. fernen, indem Sie vor der Arbeit im Raum einen fei

7. Ein Überblick: Die Pilzzucht

3. Schritt: Beimpfung des endgültigen Substrates mit der Getreidebrut. Dies wird in der Regel entweder eine spezielle 1. Schritt: Kompostmischung oder Holz sein. In der Hobbypilzzucht gibt es noch eine dritte Variante: die Getreidebrut Anzucht des Mycels in Petrischalen auf Nährböden, wird mit einer dünnen Schicht einer Erdmischung meist auf der Basis von Agar. Das Mycel wird entweder aus Sporen, aus bereits bedeckt und dient so als Substrat. vorhandenen Agarkulturen oder aus lebenden Pilzen („ 4. Schritt: Klonen") herangezogen. Wachstum, Ernte und evtl. Nachbehandlung der Pilze 2. Schritt: In den folgenden Abschnitten werden diese Schritte in Vermehrung des Mycels auf Getreide, um eine größere allen Einzelheiten dargestellt. Mycelmasse zu erhalten. Das Vorgehen bei der Pilzzucht läßt sich grob in die folgenden vier Schritte einteilen:

8. Mycel-Anzucht auf Agar

Herstellung und Sterilisation von Agar-Nährböden Gleich ob man die Pilzzucht mit Sporen, mit einer gekauften oder geschenkten Petrischale Mycel oder mit einem lebenden Pilz beginnt: stets wird man anfangs genug reines Mycel erzeugen müssen, um weitere Nährböden oder Roggen beimpfen zu können. Dies geschieht, wie in der Mikrobiologie üblich, auf sterilen Agar-Nährböden. Für die Herstellung dieser Nährböden gibt es hunderte von Rezepten, mit teils recht exotischen und ausgesprochen teuren Zutaten. Glücklicherweise können in der Pilzzucht relativ einfache Nährböden Verwendung finden, wie sie in den folgenden drei Rezepten beschreiben werden. 1. Der Kartoffel-Dextrose-Agar. Man nehme: 300 Gramm Kartoffeln 25 Gramm Agar 12 Gramm Dextrose ein Teelöffel Bierhefe Die Kartoffeln werden gewaschen, ungeschält in kleine Stücke geschnitten und eine Stunde lang in einem Liter Wasser gekocht. Anschließend wird durch ein Sieb abgegossen, wobei der Sud aufgefangen wird. Nicht filtern: ein Filter würde die Stärketeilchen im Sud zurückhalten, die das Mycel als Nahrung benötigt. Den Sud mit Wasser auf 1,1 Liter aufgießen. In die Flüssig

keit rührt man nun den Agar, die Dextrose und die Hefe ein. Die Hefe wird sich dabei nur teilweise auflösen, die sichbaren kleinen Teilchen in der Lösung schaden nicht. Die Lösung erhitzen, dabei neben dem Ofen stehen bleiben, weil die Flüssigkeit bei Erreichen des Siedepunktes ähnlich wie Milch zu heftigem Überkochen neigt. Etwa 3 Minuten lang köcheln lassen. Anschließend noch warm etwa 3-4 mm hoch in die vorbereiteten sauberen Petrischalen gießen. Mit einem Liter Lösung fülle ich ungefähr 30 Petrischalen von 10 cm Durchmesser. Noch einfacher zuzubereiten sind die folgenden zwei Rezepte. Einfach die Zutaten mischen, zum Kochen bringen, etwa drei Minuten kochen lassen und in die Petrischalen einfüllen. Die in manchen Rezepten zusätzlich angegebenen Salze wie z.B. Calziumcarbonat oder Kaliumphosphat sind überflüssig. 2. Der Hundefutter-Agar: 30 Gramm Hundefutter 25 Gramm Agar 1,1 Liter Wasser Kein Hundefutter aus Dosen verwenden, sondern Trockenfutter, am besten Pedigree-Pal Hunde-Biscuits. Andere Trockenfuttersorten funktionieren ebenfalls, aber manche davon stinken beim Kochen bestialisch. Vorteil: billigste Agarsorte, Zutaten am einfachsten zu besorgen. Nachteil: Der Agar bleibt trübe, das

Hundefutter löst sich nur zum Teil auf. Dadurch wird das Erkennen von Kontaminanten erschwert. 3. Der Malzextrakt-Agar: 20 Gramm Malzextrakt 25 Gramm Agar 1,1 Liter Wasser Wenn beim Einfüllen Tropfen der Agar-Lösung auf den Deckel der Petrischalen oder den Tisch gelangen, diese unbedingt sofort abwischen. Beim späteren Stapeln der Petrischalen würden diese Agar-Tropfen die Petrischalen zusammenkleben. Beim ungeduldigen Versuch so zusammengeklebte Petrischalen zu trennen, habe ich mir mehr als eine Petrischale zerbrochen. In heißem Wasser gelingt die Trennung gewöhnlich, ohne daß die Petrischalen brechen. Die Sterilisation: Den Schnellkochtopf ca. 3-4 cm hoch mit Wasser füllen. Auf den Boden des Schnellkochtopfes den umgedrehten gelochten Einsatz oder ein selbstgebasteltes Gestell legen, welches die untersten Petrischalen deutlich über das Niveau des Wassers heraushebt, damit die Petrischalen nicht vollaufen. Den Topf mit den Petrischalen füllen, indem man diese übereinander aufstapelt. Läßt man den Agar erkalten, bevor man die Petrischalen in den Topf stellt, so vermeidet man, daß man Agar-Lösung verschüttet. Den Deckel entsprechend der Gebrauchsanleitung verschließen. Nun den Topf auf den Herd stellen und auf höchster Stufe erhitzen. Nach einiger Zeit beginnt das Wasser zu kochen. Warten, bis der Topf seinen Betriebsdruck erreicht hat. Woran man dies erkennt, ist von Modell zu Modell verschieden. Bitte die Gebrauchsanleitung zu Rate ziehen. (Bei einem meiner Töpfe steigt z. B. ein Stift aus dem Deckel nach oben, der mit zwei gelben Ringen gekennzeichnet ist. Sobald ich den

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zweiten Ring sehe, weiß ich, daß der Maximaldruck erreicht ist). Nun dreht man die Temperatur am Ofen soweit zurück, daß dieser Maximaldruck gerade eben gehalten wird. Alle Typen von Schnellkochtöpfen lassen noch ein leichtes Zischen von ein wenig ausströmendem Dampf hören; das ist völlig normal. Wenn das Zischen allerdings sehr heftig ist und viel Dampf austritt, dann ist die Temperatur zu hoch. Dies kann bei längeren Sterilisationszeiten dazu führen, daß das Wasser im Topf zu schnell verdampft. In diesem Fall würde der Topfboden zu glühen beginnen, Topf und Inhalt könnten zerstört werden. Sobald der Topf seinen Maximaldruck erreicht hat, beginnt die Zeitmessung: In kleinen Töpfen (bis ca. 8 Liter) ist Agar meist nach 25 Minuten ausreichend sterilisiert, große Töpfe von 18 Liter Inhalt brauchen bis zu 35 Minuten. Nach Ablauf der Zeit läßt man den Topf am Besten an Ort und Stelle auskühlen. Wenn man ihn zum Abkühlen an eine andere Stelle trägt, dann sollte man daran denken, daß der Agar noch warm und damit flüssig ist. Vor allem dürfen keine Ventile geöffnet werden, bevor die Temperatur und der Druck sich normalisiert haben. Plötzlicher Druckabfall würde dazu führen, daß der noch heiße Agar aufschäumt und sich über den Stapel Petrischalen ergießt. Günstig ist es, ein feuchtes Handtuch über den Topf zu legen. Während des Abkühlens strömt infolge des Druckausgleichs unsterile Außenluft in den Topf ein. Damit können auch Kontaminanten in das Sterilisiergut geraten. Ein sauberes, feuchtes Tuch, das speziell den Bereich der Ventile und Dichtungen umschließt, verringert diese Gefahr. Hat man einen speziellen Arbeitsraum, den man z.B. mittels eines Raumluftfilters sauber hält, empfiehlt es sich, den Topf zum Abkühlen in diesen Raum zu bringen. Zuvor hat man diesen

Falsch: Der Deckel bedeckt das Unterteil der Petrischale nicht. Keime können ungehindert aus der Luft herabsinken und sich auf dem Nährboden niederlassen. Der Deckel der Petrischale sollte daher das Unterteil stets vollständig bedecken

Falsch: Zwar bedeckt nun der Deckel das Unterteil, jedoch ist die Petrischale viel weiter geöffnet, als dies zum Arbeiten not wendig wäre. Dadurch wird die Gefahr der Verkeimung unnötig erhöht.

Raum mit Wasser ausgesprüht und den Filter einige Das Beimpfen der NährZeit auf voller Leistung laufen lassen. So ist die Luft böden mit Pilzsporen weitgehend keimarm, und es werden kaum schädliche Speziell der Anfänger sollte, wenn sich ihm die Partikel ins Innere des abkühlenden Topfes gesogen. Möglichkeit dazu bietet, anfangs Mycel auf Agar als Ausgangsmaterial gebrauchen. Sporen verwendet Eine wichtige Vorbemerkung man in der Regel nur, wenn man eine bestimmte zur Arbeit mit Petrischalen Pilzart oder -rasse nicht in Form von Mycel zur Gleich, ob man etwas aus einer sterilisierten Petri- Verfügung hat. Trotzdem ist das Verfahren der Mycelgewinnung schale entnimmt oder ob man etwas in sie hineinaus Sporen immer noch wichtig: Nur hier ist es mögbringt: man versucht immer, den Deckel dabei nur so lich, zu neuen Rassen zu gelangen (Zucht besserer wenig wie möglich zu öffnen und arbeitet so schnell, Stämme) und Degenerationserscheinungen zu verwie es nur geht. Mit beiden Maßnahmen kann man das Risiko, daß Fremdkeime die eigenen Kulturen zer- meiden. Wenn man also nicht einfach nur Getreidebrut stören, ganz erheblich senken. Übung macht hier den erzeugen will, sondern aus einer größeren Zahl von Meister, deshalb sollte man ruhig erst einmal mit lee- genetisch verschiedenen Kulturen wählen möchte, ren Petrischalen trainieren. Damit man sehen kann, dann muß man mit Sporen arbeiten. Zuerst stellt man sich Petrischalen mit Agar her. worauf es ankommt, habe ich hier die wichtigsten Sind diese Nährböden fest geworden, dann bereitet Punkte ins Bild gesetzt man seine Impfkiste vor und desinfiziert schließlich

Richtig: Der Deckel bedeckt das Unterteil, der Deckel ist kaum geöffnet. Deutlich sichtbar ist hier, wie es der dünne Stiel der Präpariernadel erlaubt, mit einer nur minimalen Öffnung auszukommen. Mit einem Skalpell wäre dies nicht in so idealer Weise möglich.

die Hände. Petrischalen und Sporenabdruck befinden sich griffbereit in der Impfkiste. Als nächstes entzündet man seine Alkohol- oder Gasflamme (außerhalb der Impfkiste!) und nimmt die Präpariernadel zur Hand. Die Präpariernadel sterilisiert man, indem man sie bis zur Rotglut in der Flamme erhitzt. Man geht mit der Nadel nun in die Impfleiste und öffnet eine Petrischale gerade so weit, daß die Nadel von der Seite her hineingeschoben werden kann.Je kleiner der Spalt, den man dabei öffnet und je schneller man dabei vorgeht, desto geringer die Gefahr einer Verkeimung! Mit der noch heißen Nadel sticht man in den Agar. So wird die Nadel nicht nur abgekühlt, sondern sie überzieht sich auch mit einem klebrigen Film, der bei der Aufnahme der Sporen hilft. Mit der Spitze der Nadel tupft man nun auf den Sporenabdruck, so daß man dabei einige Sporen aufnimmt. Sind die Sporen auch nur halbwegs frisch, so wird dies keine Probleme bereiten. Ist der Sporenabdruck schon viele Monate oder gar Jahre alt und sehr stark ausgetrocknet, so kleben die Sporen oft recht fest auf ihrer Unterlage. Hier bleibt dann nichts anderes übrig, als vorsichtig ein paar Sporen abzukratzen. Wie auch bei der Aufnahme der Sporen bemüht man sich jedoch dabei, nicht kreuz und quer über die gesamte Oberfläche des Sporenabdrucks zu kratzen, sondern nur von einem kleinen, eng begrenzten Bereich Sporen aufzunehmen. Dies hat den folgenden Grund: Sporenabdrücke werden von frischen Pilzhüten abgenommen. Jede Desinfektion verbietet sich dabei von selbst, da sie auch den Sporen schaden würde. Die Folge: Sporenabdrücke können niemals ganz steril sein. Ein paar Kontaminanten sind immer dabei. Ist der Sporenabdruck jedoch fachmännisch hergestellt worden, dann ist die Wahrscheinlichkeit, einen der wenigen Kontaminanten mit aufzunehmen, nicht allzu groß. Kratzt man nun völlig unnöti

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gerweise die Sporen einer großen Fläche zusammen, so erhöht man die Chance, daß man auf diese Weise auch die Kontaminanten mit aufnimmt. Eine gerade sichtbare Menge Sporen, die der Spitze anhaften, sind mehr als genug für die Beimpfung einer Petrischale. Da Sporen so klein sind (ca. 6 my im Schnitt, selten größer als 20 my; ein my = 1/1000 Millimeter) entspricht eine gerade noch sichtbare Menge bereits Tausenden von Sporen. Auch deswegen gibt es keinen Grund zu versuchen, eine größere Menge Sporen zusammenzukratzen. Mit der sporenbehafteten Spitze der Nadel tupfen wir jetzt in der Mitte einer frischen Petrischale an drei verschiedenen Stellen auf den Agar. Auch hier achten wir darauf, den Deckel nur soweit und so lange zu öffnen, wie dies unbedingt notwendig ist. Anschließend wird die Petrischale am besten mit einem Streifen Frischhaltefolie oder mit Elektro-Isolierband verschlossen. Normales Klebeband, wie etwa Tesafilm ist hierfür nicht geeignet, da es zu steif ist und es sich der Rundung der Petrischale nicht anpaßt. Die schmale Rolle Frischhaltefolie erhalten wir, indem wir von einer ganz normalen Rolle Haushaltsfolie ein Stück abschneiden. Ändert sich die Raumtemperatur, z.B. mit dem Tag/Nacht-Rhythmus, dann dehnt sich die Luft in der Petrischale aus und zieht sich abwechselnd wieder zusammen. Dabei gelangen auch Kontaminanten von außen in die Petrischale. Dies geschieht auch als Folge von Änderungen des atmosphärischen Luftdrucks. Die Frischhaltefolie erlaubt den Druckaustausch, stellt aber für die meisten Kontaminanten ein Hindernis dar.

Sporenkeimung Bis zu einem Jahr alte Sporen keimen in der Regel nach etwa vier bis acht Tagen aus. Sehr viel ältere Sporen

brauchen oft deutlich länger. Die längste noch erfolgte Sporenkeimung, von der ich gehört habe, fand nach 24 Tagen statt. Ich persönlich entsorge den Inhalt von Petrischalen, in denen keine Keimung erfolgt ist, nach 14 Tagen.

Aufbewahrung und Wachstum des Mycels

Die Petrischalen lagert man, solange man auf die Keimung wartet, oder das Mycel noch wachsen soll, bei einer Temperatur von etwa 23 bis 27 Grad Celsius. Kühlere Lagerung ist ebenfalls möglich; allerdings werden die Wachstumsvorgänge besonders tropischer

und subtropischer Pilze dann nur stark verlangsamt ablaufen. Denken Sie daran, daß es in einer Wohnung immer oben am wärmsten ist. Wenn man seine Petrischalen z.B. in einer Styroporkiste auf einem Schrank lagert, dann wird es dort meist warm genug sein, um ein zügiges Mycelwachstum sicherzustellen. Woran erkennt man, ob tatsächlich Sporen gekeimt haben? Nun, erst einmal daran, daß an einer der Stellen, an der man mit der sporenbehafteten Nadel Sporen aufgetupft hat, weiße Gebilde wachsen, ähnlich feinen Wattefasern. Mycel überwächst in der Regel, je nach Art und Temperatur, in etwa 10-20 Tagen kreisförmig den Agar. Mycelien einheimischer Pilze, die mit Baumwurzeln in Symbiose leben, wachsen häufig deutlich langsamer. Man läßt das Mycel soweit heranwachsen, bis es etwa 0,5 bis 1 cm vom Rand entfernt ist. Dann ist der beste Zeitpunkt gekommen, um es zur Beimpfung weiterer Petrischalen oder von Getreide zu verwenden. Zum Einlagern genügt schon eine kleinere bewachsene Fläche. Mycel wird bei 2-4 Grad Celsius gelagert. Bei dieser Temperatur stellt es seine Lebensvorgänge fast vollständig ein und ist mindestens 5 Jahre haltbar. Minusgrade dagegen würden das Mycel abtöten.

Verunreinigung der Petrischalen: Schimmel, Bakterien, Hefen

Dieses sehr schön entwickelte Mycel hat gerade die richtige Größe, um es einzulagern. Möchte man eine größere Zahl von Petrischalen oder Getreidegläsern damit beimpfen, wird man es noch ein wenig weiter wachsen lassen.

Es empfiehlt sich anfangs, alle Petrischalen nach dem Sterilisieren acht Tage auf die Seite zu stellen. Weisen nach dieser Zeit mindestens 90 Prozent der Petrischalen immer noch keine Verunreinigung auf, dann wurden die Petrischalen ausreichend sterilisiert. Entwickeln sich in den Petrischalen gleichmäßig über die ganze Oberfläche verteilt Schimmel- oder Bakterien

kulturen, dann sollte man die Dauer der Sterilisation beim nächsten Mal verlängern. Tritt die Kontamination jedoch nur in unmittelbarer Nähe des äußeren Randes ein, dann ist es viel wahrscheinlicher, daß Verunreinigungen aus der Raumluft in die Petrischalen gelangt sind. Hier hilft nur weitere Übung in sterilem Arbeiten. Vor allem ist es wichtig, verunreinigtes Material nicht herumstehen zu lassen, sondern umgehend zu entsorgen. Bakterienkolonien sind im Gegensatz zu Mycel nicht faserig, sondern bilden runde, nach wenigen Tagen stecknadelkopfgroße, gallertartige Halbkugeln auf dem Agar, die nahezu jede Farbe aufweisen können. Hefen überziehen meist die gesamte Oberfläche des Agars innerhalb weniger Tage mit einer dünnen, schleimigen Schicht von meist graubrauner Farbe. Schimmel sieht anfangs fast wie Mycel aus, bildet aber um den vierten Tag herum einen farbigen Punkt in der Mitte aus, der bald die ganze Schimmelkolonie überzieht. Auch Schimmel kommt in fast jeder nur denkbaren Farbe vor, wobei Grünfärbungen am häufigsten sind. Von Keimen jeder Art besiedelte Kulturen müssen grundsätzlich sofort vernichtet werden. Manchmal jedoch gibt es den Fall, daß die letzte Kultur einer Art, die man besitzt, verunreinigt ist. Oder man hatte nur in einer Petrischale Sporenkeimung, und ausgerechnet diese weist zusätzlichen Fremdkeimbefall auf. Dann verfährt man, wie im Abschnitt „Mycelgewinnung aus unsterilen Kulturen oder Materialien" beschrieben. Auf keinen Fall jedoch läßt man den Fremdkeimen Zeit, um sich weiter auszubreiten. Wichtig ist, die betroffene Kultur sofort von anderen, gesunden Kulturen zu isolieren und entsprechende Maßnahmen möglichst sofort einzuleiten. Dies setzt

natürlich voraus, daß man seine Kulturen so oft wie möglich kontrolliert, so daß einem ein Befall auch rechtzeitig auffällt.

Beseitigung durch Schimmel- oder Bakterienbefall verunreinigter Petrischalen Wichtig: verschimmelte Petrischalen nicht in der Wohnung öffnen! Das, was am Schimmel farbig ist, sind die Sporen. Öffnet man eine verschimmelte Petrischale, dann steigt eine Wolke aus Milliarden von Schimmelsporen auf und verteilt sich innerhalb der nächsten Stunden gleichmäßig in der Raumluft der gesamten Wohnung. Die beste Lösung wäre es, die Petrischale vor dem Öffnen zu sterilisieren. Eine pragmatische Lösung ist es, die Petrischale außerhalb des Hauses in den Mülleimer zu entleeren, wobei man sich natürlich mit dem Rücken zum Wind stellt, damit einem der Wind nicht die ganzen unerwünschten Sporen in die Kleidung bläst und man diese so wieder in die Wohnung mitnimmt.

Vergiß es: Dikaryotes Mycel, Selektion eines reinen Stammes In vielen älteren Pilzzuchtanleitungen steht viel über die Notwendigkeit, auf dikaryotes Mycel zu achten und anschließend einen reinen Stamm zu selektieren. Dies hat zahlreiche Pilzexperimentatoren völlig unnötig verwirrt. Beginnen wir mit der Aussage, daß zwei Pilzfäden verschmelzen müssen, um dikaryotes Mycel zu erhalten. Jahrelang fragten sich viele angehende Hobbymykologen bang, nachdem sie erstmals reines Pilz-

geflecht in ihren Petrischalen entdeckten: „Ist es nun mono- oder dikaryot?" Und gab es in der Folge Probleme bei der Fruchtung, dann war der vermeintliche Übeltäter allzu schnell dingfest gemacht: Es war halt nur monokaryotes Mycel, das man verkauft bekommen oder aus Sporen gezogen hatte. Tatsächlich ist diese Frage in der Praxis bedeutungslos. In jahrelanger Arbeit mit Pilzmycel ist weder mir noch anderen Eperimentatoren jemals monokaryotes Mycel untergekommen. Und das ist ja auch nur zu verständlich: hat man seine Sporen in die Petrischale übertragen, dann besteht so ein Sporenpunkt aus Tausenden von Sporen, von denen stets entweder eine ganze Menge oder gar keine keimen. Hat also eine Keimung stattgefunden, dann sind stets genügend Pilzfäden da, die miteinander verschmelzen können. Ähnlich verhält es sich mit der Selektion eines reinen Mycel-Stammes. Dies war tatsächlich eine ganze Zeit lang geradezu ein Credo in der Pilzzucht, an das auch heute noch einige Züchter im Westen glauben. Pilzzüchter, die in großen Anlagen arbeiten und einiges Geld in diese investiert haben, möchten natürlich mit Rassen arbeiten, deren Verhalten so genau wie möglich vorhersagbar ist, und die unter genau definierten Umweltbedingungen auch zuverlässig ganz bestimmte Erträge bringen. Als Hobbyzüchter werden wir die Kontrolle der Umweltbedingungen und der Nährstoffzusammensetzung der Substrate sicher nie soweit treiben, wie dies die großen Anbauer tun - das wäre auch mehr als unwirtschaftlich. Wir haben es also mit nur in Maßen kontrollierten Bedingungen zu tun, die deutlich stärker schwanken, als es im Erwerbsanbau der Fall ist. Aber der vermeintliche Nachteil verwandelt sich sogar in einen Vorteil. Eine Petrischale mit aus Sporen gekeimtem Mycel enthält eine größere Zahl von Sorten

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derselben Art. Von diesen Sorten wird sich die durchsetzen, die am besten mit den Bedingungen zurechtkommt, wie sie bei dem jeweiligen Pilzzüchter herrschen. Es findet also ganz automatisch eine höchst sinnvolle Auswahl statt, ohne daß man allzu viel dafür tun muß. Würde man die Techniken, die zur Isolierung einer reinen Rasse in den alten Anleitungen empfohlen werden, anwenden, dann würde man irgend eine zufällige Rasse isolieren und weiterzüchten. Die Chance, daß sich die für den Experimentator brauchbarste Rasse durchsetzt, ist damit vertan. Später läßt sich durchaus sinnvoll Zuchtwahl betreiben: indem man Pilze mit erwünschten Eigenschaften klont. Klonen ist bei Pilzen ganz einfach und wird weiter unten beschrieben.

Beimpfung von AgarNährböden mit Mycel Dies ist die häufigste Form der Übertragung von Mycel. Vielleicht haben Sie ja Mycel gekauft oder geschenkt bekommen. Oder Sie haben Mycel aus Sporen angezogen und möchten es nun weiter vermehren. Vorbereitung: Desinfektion der Impfkiste, Waschen und Desinfektion der Hände wie im vorigen Abschnitt beschrieben. Sterilisierte Petrischalen mit Agar und eine Mycelkultur auf Agar bereitlegen. Sterilisation: Man beginnt damit, daß man die Präpariernadel in der Flamme erhitzt, bis sie rotglühend ist. Mit der heißen Präpariernadel sticht man ein- oder zweimal in den Agar der zu beimpfenden Petrischale. Dabei wird die Nadel abgekühlt, so daß sie das zu übertragende Mycel nicht verbrennt. Man achtet natürlich wieder darauf, den Deckel der Petrischale nur soweit zu öffnen, wie es unbedingt erforderlich ist.

Beimpfen einer frischen Petrischale mit Mycel. Die Deckel wurden der besseren Übersichtlichkeit wegen weggelassen.

Die folgende Abbildung wurden nur deswegen ohne Deckel gemacht, um den Vorgang besser sichtbar machen zu können. Übertragung: Mit der Präpariernadel schneidet man im Abstand von 2-3 mm einige Male parallel in das Mycel ein. Das Mycel mancher Arten kann, besonders wenn es ein wenig älter ist, erstaunlich zäh sein. Hier hilft es, wenn man die Schneiden der Präpariernadel gut nachschärft. Man schließt den Deckel, dreht die Petrischale um 90 Grad und schneidet nun rechtwinklig zu den ersten Schnitten wieder im Abstand von 2-3 mm so in den Agar, daß kleine Quadrate entstehen. Nun hebt man eines dieser kleinen Quadrate mit der Präpariernadel aus seiner Umgebung heraus, öffnet eine frische Petrischale, führt die Nadel mit dem Agarstückchen dort ein und legt dieses etwa in der Mitte der Schale ab. Auch hier sind Schnelligkeit und

nur minimal offene Deckel die wichtigsten Faktoren. Will das Agar-Stückchen nicht gleich von der Nadel auf den Agar fallen, dann zieht man die Lanzette einfach durch den Agar, schneidet also in ihn hinein und streift das Mycelstück auf diese Weise von der Nadel ab. Gerät das Mycel dabei in den Agar, oder fällt es mit der Mycelfläche auf den Agar, so macht das überhaupt nichts aus. Das Mycel wird in kurzer Zeit auf die Oberfläche hinaufwachsen und sich dann dort ausbreiten. Auf der vorhergehenden Abbildung ist die Petrischale, aus der die Mycelstücke entnommen werden, bereits vollständig vom Mycel überwachsen. Meist wird dies keine Probleme bereiten. Jedoch ist es sicherer, hierfür Mycel zu verwenden, welches die Oberfläche der Petrischale noch nicht vollständig überwachsen hat. Kontaminanten, die während der Lagerung in die Petrischalen eindringen, fallen praktisch

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immer direkt am Rand nieder. Befindet sich dort Agar, dann keimen die Kontaminanten dort aus und werden so sichtbar. Ist aber die Petrischale vollständig überwachsen, dann fallen die Bakterien- oder Schimmelsporen oben auf das Mycel. Dort können sie sich nicht entwickeln und bleiben ruhend. Wird aber das Mycel mit daraufliegenden Schadsporen für die Beimpfung von Roggen verwendet, dann finden die Sporen im Roggen einen unbesiedelten Lebensraum und keimen sofort aus. Die Folge sind unweigerlich verschimmelte Gläser mit Getreidebrut. Auf jeden Fall sollten aber bei jedem Beimpfungsvorgang aus einer Petrischale heraus - gleich ob weitere Petrischalen oder Getreide beimpft werden soll die Mycelstückchen weder direkt aus der Mitte noch unmittelbar vom Rand genommen werden, sondern von irgendwo dazwischen. Die Mitte und der Rand

sind die Stellen, die mit der größten Wahrscheinlichkeit kontaminiert sind. Weist das Mycel strang- oder fadenförmige und watteartige Abschnitte (Sektoren) auf, dann sollte man die strangförmigen Sektoren vorziehen. Watteförmiges Wachstum kann, muß aber nicht unbedingt ein Zeichen für Degeneration sein. Falls es sich um einen vitalen Stamm handelt, tritt bei einigen Pilzarten nach längerer Lagerung der Petrischalen spontane Fruchtung in den Petrischalen auf. Am sichersten ist es, sofort nach dem Beimpfen die Petrischale mit einem schmalen Streifen Frischhaltefolie oder flexiblem Isolierband zu versiegeln. Auch dies wirkt nicht immer hundertprozentig, reduziert Kontaminationen aber enorm. Die Lagerung und weitere Verwendung des Mycels erfolgt wie im Abschnitt „ Wachstum und Aufbewahrung des Mycels" beschrieben.

Spontane Fruchtung von Stropharia cubensis auf Agar.

Verschließen einer soeben beimpften Petrischale mit Haushaltsfolie.

Mycelgewinnung aus Pilzen (Klonen) Nicht erst seit Wissenschaftler das Schaf „Dolly" aus Zellen erzeugt haben, hat der Begriff „Klonen" für viele Menschen etwas Unheimliches. Viele verbinden ihn mit komplizierten Apparaturen in teuren Labors, an denen zwielichtige Erben Frankensteins hantieren. Tatsächlich bedeutet Klonen nichts anderes, als einem lebendem Organismus Zellen zu entnehmen und diese wieder zu einem vollständigen Lebewesen heranzuzüchten. Dieses wird dann eine genetisch identische Kopie des Originals, sozusagen ein später geborener Zwilling. So kompliziert und fragwürdig so etwas bei Säugetieren auch sein mag: bei Pilzen ist Klonen eine einfache und ganz natürliche Angelegenheit. Nicht wenige Pilzfreunde haben dies schon ganz zufällig entdeckt: nämlich dann, wenn sie beim Zube 34

reiten von Pilzgerichten aus selbst gesammelten Pilzen die Pilze geputzt haben und die weggeschnittenen Teile nicht einfach in den Müll, sondern auf den Kompost oder an eine geeignete Stelle des Gartens brachten. Unter günstigen Bedingungen können sich aus diesen Abfällen tatsächlich wieder Mycelien und daraus schließlich Pilze entwickeln, wenn man geeignete Arten verwendet hat. Überprüft man seine Pilzabfälle, so kann man oft schon nach wenigen Tagen sehen, wie daraus lebendes Mycel hervorgewachsen ist. Das Klonen, von dem hier die Rede sein wird, ist nichts anderes, als diesen Vorgang etwas kontrollierter ablaufen zu lassen. Man braucht: sterilisierte Petrischalen mit Agar und die zu klonenden Pilze. Natürlich vermehrt man nicht irgendwelche übriggebliebenen Kümmerlinge, sondern im Gegenteil nur Pilze ausgesuchtester Qua-

lität, die genau die Eigenschaften aufweisen, auf die es einem ankommt. Meistens klappt das Verfahren auch noch dann, wenn die Pilze einige Tage kühl gelagert worden sind; aber grundsätzlich wird das Klonen um so zuverlässiger funktionieren, je frischer die verwendeten Pilze sind. Nachdem man die Impfkiste und seine Hände entsprechend vorbereitet hat (siehe Kapitel 5, Checkliste „Steriles arbeiten in der Impfkiste") bringt man den Pilz in die Impfkiste hinein. Nicht etwa vorher, denn die zur Desinfektion verwendeten Mittel können die äußere Hülle der Pilze durchdringen und so die Zellen abtöten.

Keime nach innen ziehen und über die Schnittflächen verschmieren. Mit der gut geschärften, in der Flamme sterilisierten und in der Luft abgekühlten Präpariernadel schneidet man ein möglichst kleines Stück Pilzfleisch aus dem Pilz heraus. Ob man dieses Stück aus dem Hut oder dem Stiel entnimmt, ist völlig bedeutungslos. Man schneidet es einfach da heraus, wo der Pilz am dicksten ist. Wichtig ist dabei, das Stückchen Pilzfleisch vollständig aus dem Inneren des Pilzes zu entnehmen - es sollte keinen Anteil der keimbehafteten Außenhaut des Pilzes enthalten.

Vorbereitung des Klonens: Ein Pilz wird vorsichtig längs in zwei Hälften zerrissen.

Ein Gewebestück wird aus dem Inneren des Pilzes entnommen.

Nun reißt man den Pilz in Längsrichtung einmal durch, so daß man zwei halbe Pilze hat. Dabei achtet man besonders darauf, die Rißfläche nicht mit den Händen zu berühren. Den Pilz zu zerschneiden, empfiehlt sich weniger. Die Außenseite 40 des Pilzes ist immer mehr oder weniger stark mit Keimen verschmutzt; das Messer würde beim Schneiden diese

Manche Pilze weisen besonders im Stielbereich eine ziemlich faserige Struktur auf und sind dann schlecht zu schneiden. Am einfachsten kann man meist sein Gewebestückchen erhalten, indem man zuerst zwei parallelle Schnitte senkrecht zum Stiel führt. Danach lassen sich einzelne Fasern oder kleinste Stückchen Pilzfleisch leicht herausheben.

Diese kleinen Gewebeteile legt man einzeln in die Mitte einer frischen Petrischale mit Agar. Läßt sich so ein Teilchen nicht gleich abstreifen, dann schneidet man einfach mit der Spitze der Präpariernadel in den Agar und streift das Stückchen Pilz auf diese Weise ab. Nach etwa drei bis fünf Tagen kann man sehen, wie feine Pilzfäden aus dem Pilzstück herauswachsen; aus diesen wird sehr schnell vollwertiges Mycel werden, das sich genauso weiterentwickelt, wie jedes andere Mycel auch. Die Lagerung und weitere Verwendung des Mycels erfolgt wie bereits im Abschnitt „Wachstum und Aufbewahrung des Mycels" beschrieben.

Mycelgewinnung aus unsterilen Kulturen oder Materialien Betrachtet man die Anleitung im letzten Abschnitt, so stellt sich sofort die folgende Frage: Was macht man, wenn der Pilz, den man klonen will, so klein oder sein Stiel so dünn ist, daß ein Herausschneiden aus dem Stiel oder Pilzfleisch so gut wie nicht möglich ist?

In diesem Fall sollte der Pilz vor allem so geerntet werden (z.B. mit Hilfe einer Pinzette), daß man diesen nicht mit den Händen berührt. Für den Transport nach Hause muß ein möglichst sauberes Gefäß gewählt werden. Zu Hause angekommen, zerlegt man die Pilze in der Impfbox mit Hilfe einer hitzesterilisierten Schere und einer Pinzette in kleine Stückchen, die man einzeln in je eine frische Petrischale einbringt. Nachdem Pilze in der Regel außen verkeimt sind, werden gleichzeitig mit dem Mycel aus den Pilzstückchen auch Kolonien von Fremdkeimen wachsen. Meist geschieht das aber nicht gleichmäßig an allen Seiten des Pilzstückes, so daß zumindest kleine Bereiche jungen Mycels anfangs sauber erscheinen. Diese kleinen Bereiche schneidet man aus dem Agar heraus und bringt sie in frische Petrischalen. Manchmal muß man den Vorgang einige Male wiederholen, bis man schließlich wieder eine absolut saubere Kultur zur Verfügung hat.Auf genau die gleiche Weise kann man verfahren, wenn man eine Kultur aus einer Petrischale retten will, in die man z.B. Sporen eingebracht hat, und in der sich außer den Sporen zusätzlich Fremdkeime entwickelt haben.

9. Herstellung von Getreidebrut

Mit dem Mycel aus den Petrischalen ließe sich im Prinzip bereits das endgültige Substrat beimpfen, und ich habe das auch schon mehrfach mit Erfolg gemacht. ( Speziell mit einigen Holzbewohnern wie Shiitake, Reishi oder auch Psilocybe azurescens geht das oft ganz gut. In diesen Fällen haben wir kleine Mengen Holz mit Mycelresten auf Agar beimpft). Das Problem hierbei ist, daß die geringe Mycelmenge aus einer oder aus mehreren Petrischalen z.B. einen Strohballen oder einen Beutel Kompost nur sehr langsam durchwachsen würde. Somit bekommen Konkurrenten - Pilze und Bakterien - die Chance, das Substrat schneller zu besiedeln, als das Mycel. Deshalb wird in der Pilzzucht erst ein weiterer Schritt eingelegt: das Mycel wird auf Getreide vermehrt.

Herstellung und Sterilisation der Getreidemischung Gleich ob Roggen, Dinkel, Gerste oder Weizen: sie alle sind gleich gut für die Herstellung von Getreidebrut geeignet. Roggen ist in Bioläden am preiswertesten zu haben und stellt die in der Pilzzucht am meisten verwendete Getreidesorte dar. Wer Pilze in Schalen oder Gläsern züchten, oder Holz beimpfen will, der kommt mit Roggen alleine gut klar. Wer die ertragreichere Kompost-Kultur versuchen will, dem sei die Verwen

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dung eines Gemisches von ca. 40 % Sittichfutter (siehe auch 4.2 - Materialien) und ca. 60 % Roggen empfohlen. Je nach Größe des Einmachglases wird ein anderes Mischungsverhältnis von Getreide zu Wasser verwendet: Größe des Einmachglases

Getreidemenge

0,751

172 g

1,001 0,501

225 g

120 g

Wassermenge 275 ml

228 m1

180 ml

Man gibt die angegebenen Mengen Wasser und Getreide zusammen mit einem halben bis einem gestrichenen Teelöffel Gips in das Einmachglas und rührt kurz um. Dann schneidet man ein Stück Alufolie so zurecht, daß es an allen Seiten etwa 4 cm größer ist, als der Durchmesser des Einmachglases. Man legt nun die Alufolie auf das Einmachglas. (Ich gehe davon aus, daß Sie die empfohlenen Einmachgläser der Firma Weck mit Glasdeckel verwenden). Man legt dann den Glasdeckel auf die Alufolie und drückt den Deckel vorsichtig auf das Glas. Die überstehenden Reste der Alufolie biegt man nun nach unten um und drückt sie am Einmachglas fest. Für eventuelle Kontaminanten wird dadurch der zurückzulegende Weg verlängert und erschwert.

Die Alufolie wird vorsichtig mit dem Deckel in das Profil des Glases gedrückt.

Nun füllt man etwa 3-4 cm hoch Wasser in den Dampfdruckkochtopf. Die Gläser sollten nicht direkt auf dem Topfboden stehen, da sie sonst im kochenden Wasser „tanzen" und dadurch leicht Sprünge bekommen. Man verwendet entweder einen gelochten Einsatz oder man legt einfach ein Stück Baumwollstoff auf den Topfboden. Dann sterilisiert man die Gläser,

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Die Alufolie wird anschließend rundherum gut festgedrückt.

wie bereits bei der Herstellung der Agar-Nährböden beschrieben. In einem kleinen bis mittelgroßen (bis ca. 8 Liter) fassenden Schnellkochtopf beträgt die Sterilisationszeit etwa eine Stunde. Große Töpfe von 18 Litern Rauminhalt benötigen oft 1,5 Stunden. Auch hier ist eine Kontrolle einfach möglich: man läßt einen Satz Gläser acht Tage lang ungeöffnet ste

hen. Zeigen sich Schimmel oder Bakterienbefall, dann war die Sterilisation nicht ausreichend. Auch hier ist daran zu denken, daß während der Abkühlphase keimhaltige Luft in den Topf gesogen wird. Ein sauberes (frisch aus der Waschmaschine), feuchtes Tuch über den Ventilen filtert diese Luft. Das Abkühlen sollte im saubersten Raum der Wohnung erfolgen. Versprühen eines feinen Wassernebels am Beginn der Abkühlungsphase bindet in der Luft schwebende Kontaminanten und läßt sie mit den Wassertröpfchen zu Boden sinken. Man läßt das Getreide nicht völlig abkühlen, sondern entnimmt die Gläser möglichst handwarm, da das nun folgende Auseinanderschütteln der Getreidekörner bei noch warmem Getreide viel leichter möglich ist. Man schüttelt die Getreidekörner auseinander, indem man das Einmachglas wiederholt gegen einen flexiblen Gegenstand schlägt. Gewöhnlich erscheint

der Inhalt des Glases nach dem Steriliseren als ein Block zusammenklebender Körner. Nach dem Schlagen sollten alle Körner einzeln, von den anderen getrennt, im Glas liegen. Dies ist wichtig, da nur so Agarstückchen mit Mycel unter das Getreide gemischt werden können, bzw. später die besiedelten Körner gleichmäßig unter die noch unbesiedelten gemischt werden müssen. Gut geeignet für das Auseinanderschlagen sind z.B. alte Autoreifen oder Stücke davon. Wenn man das Glas gegen den Handballen schlagen will, muß man vorher unbedingt seine Hand schützen. Nicht nur, daß spätestens beim vierten Glas der Handballen zu schmerzen beginnt. Gelegentlich weist ein Einmachglas auch im Bereich des Glasbodens einen fast unsichbaren Sprung auf. Schlägt man solch ein Glas gegen den ungeschützten Handballen, dann springt der Boden ab und man zieht sich die scharfe Bruchstelle durch den

Das Glas Glaswird wirdsolange solangegegen gegenein Das ein Stück Gummi geschlagen, Stück Gummi geschlagen, bis die bis die Getreidekörner Getreidekörner darin nichtdarin mehr nicht mehr zusammenkleben. zusammenkleben. 41

Handballen. Ich habe mir deswegen aus einem Stück Autoreifen und etwas Stoff und Gummilitze einen Handschützer gebaut, der sich sehr bewährt hat. Es wird dringend empfohlen, zusätzlich noch Lederhandschuhe anzuziehen. Problem: Leider kann der Feuchtigkeitsgehalt von Getreide stark schwanken. Aus diesem Grund müssen die oben in der Tabelle angegebenen Wasser- und Getreidemengen (bei denen es sich um Durchschnittswerte handelt) nicht unbedingt auf Ihre Verhältnisse zutreffen. Ob Ihr Getreide feuchter oder trockener ist, merken Sie erst nach dem Sterilisieren und anschließenden Schütteln. Wenn nach dem Sterilisieren noch Wasser im Glas zu sehen ist, das von den Körnern nicht aufgenommen wurde, oder sich im unteren Teil des Glases eine Art Brei gebildet hat, der sich nicht mehr in einzelne Körner auseinanderschütteln läßt, dann müssen Sie beim nächsten Mal die Wassermenge um etwa 5-10 ml reduzieren. Wenn Sie dagegen das Glas nach dem Abkühlen aus dem Topf nehmen und umdrehen, und sich dabei eine größere Zahl ( deutlich mehr als ca. 50) trockener Körner vom Getreideblock löst, dann müssen Sie die Wassermenge um 5-10 ml erhöhen.

Beimpfen der Getreidemischung Zuerst wartet man, bis das Getreide vollständig abgekühlt ist. Als nächstes werden die sterilisierten Gläser und die Petrischalen in die Impfkiste gestellt und alles (vor allem auch die eigenen Hände) desinfi ziert, wie es in den vorangegangenen Kapiteln beschrieben wurde. Nun stellt man zwei Roggengläser nebeneinander auf. Man legt eine Petrischale mit Mycel oben auf eines

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der beiden Weckgläser. Die Idee, die dahinter steckt, ist die, daß man so beim Beimpfen einen weit kürzeren Weg zurückzulegen hat, als wenn die niedrige Petrischale neben dem hohen Einmachglas auf dem Boden der Impfbox stehen würde. Schlagen Sie die Alufolie um, so daß Sie den Deckel der Weckgläser schnell und einfach ein kleines Stück weit öffnen können. Öffnen Sie die Petrischale und schneiden Sie aus dem Agar kleine Vierecke von etwa 1 cm Seitenlänge. Gehen Sie dabei so vor, wie im Abschnitt „Beimpfen von Agar-Nährböden mit Mycel" beschrieben. Spießen Sie nun ca. drei dieser Agarstücke auf die Spitze der Präpariernadel. Öffnen sie mit einer Hand den Deckel des Einmachglases nur soweit unbedingt nötig. Führen Sie die Spitze der Präpariernadel mit den aufgespießten Agarstücken in das Einmachglas ein. Schließen Sie den Deckel und ziehen Sie die Präpariernadel zurück. Dabei werden die Agarstücke abgestreift und bleiben auf dem Roggen liegen. Verschließen Sie das Glas wieder mit der Alufolie. Drehen Sie das Einmachglas einige Male vorsichtig, so daß die Agarstückchen zwischen die Roggenkörner geraten. Anschließend schütteln Sie das Glas kurz durch. Dabei werden Mycelfäden vom Agar abgerissen, die später an mehreren Stellen des Glases zur Mycelbildung führen. Es kommt immer wieder vor, das der Agar an der Glaswand kleben bleibt und sich dann nicht mehr unter den Roggen mischen läßt. Das ist kein Beinbruch. Stellen Sie einfach das Glas so auf, daß das Agarstück, das der Glaswand anhaftet, rundherum von Roggenkörnern umgeben ist - wenn nötig, stellt man das Glas einfach auf den Kopf. Das Mycel wird innerhalb weniger Tage das Agarstückchen durch- und überwachsen haben.

Lagerung und Pflege der Brut

In gesunden Gläsern wird sich nach etwa vier Tagen um die Agarstückchen herum ein kleiner weißer Hof aus Mycel von etwa Markstückgröße entwickelt haben. Um ein schnelles, gleichmäßiges Wachstum zu fördern, wird der Inhalt des Einmachglases zu diesem Zeitpunkt kräftig durchgeschüttelt, so daß die „Mycelhöfe" zerrissen werden und sich die teilweise besiedelten Körner möglichst gleichmäßig im Glas vertei

Man lagert die so beimpften Gläser nun bei Temperaturen von 21-28 Grad Celsius im Dunkeln. Besonders subtropische und tropische Arten werden bei 25-28 Grad den Roggen schneller durchwachsen. Absolute Dunkelheit ist nicht erforderlich, gelegentlicher Lichteinfall schadet nicht. Am besten lagert man die fertig beimpften Roggengläser in einer Styroporkiste auf einem Schrank. Die Stoffwechselaktivität des Mycels erzeugt Wärme. Die Temperatur in der Kiste wird so um 2 - 3 Grad höher liegen als in der Umgebung. Darüber hinaus wird so ein übermäßiges Verdunsten von Feuchtigkeit vermieden. Man sollte seine Gläser mindestens alle zwei Tage auf Verkeimung kontrollieren. Das Öffnen der Styroporkiste während dieser Kontrolle genügt für die nötige Belüftung. Von Schimmel oder Bakterien befallene Gläser müssen umgehend entsorgt werden. Verkeimte Gläser, die lange zwischen gesunden stehen, stecken diese an; die Sporen der Schadorganismen werden mit der Zeit durch den Spalt am Deckel der Gläser austreten. Schimmel kann problemlos an seinen Färbungen erkannt werden. Etwas problematischer sind für den Anfänger die verschiedenen Bakterien. Der häufigste und problematischste Erreger erzeugt einen deutlich sichtbaren Schmierfilm auf den Roggenkörnern; zwei Tage später wirkt der Roggen ausgesprochen naß und läßt sich nicht mehr in die einzelnen Körner auseinanderschütteln. Öffnet man das Glas nur ein klein wenig und riecht am Spalt, so wird man einen absolut widerwärtigen Geruch bemerken, den man nie wieder vergißt, wenn man ihn nur einmal gerochen hat. Solche Gläser müssen unbedingt entsorgt werden. 5 Tage alte Roggenkultur, spätestens jetzt muß zum ersten Mal geschüttelt werden.

len. Nach solch einer Schüttelaktion ist ein bis zwei Tage lang kein Mycel mehr zu sehen. Das ist normal, es wird aber um den dritten Tag herum an vielen Stellen neu auftauchen. Wenn gleichmäßig über das ganze Glas verteilt

überall Mycel wächst, so daß keine Fläche größer als ein 5-Mark-Stück ohne besiedelten Roggen bleibt, dann kann man das Mycel sich selbst überlassen. Ansonsten muß im Abstand von etwa 4 Tagen noch einoder zweimal geschüttelt werden.

10 Tage alte Roggenkultur nach zweimaligem Schütteln. An zahlreichen Stellen, gut über das ganze Glas verteilt, wächst Mycel. Weiteres Schütteln ist nicht mehr erforderlich

15 Tage alte Roggenkultur, vollständig durchwachsen, fertig zur weiteren Verwendung.

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Sporenspritzen: Herstellung von Getreidebrut ohne vorherige Agarkultur Es gibt eine neuere Methode, Getreidebrut bei sehr geringem Kontaminationsrisiko herzustellen, ohne daß dazu eine vorherige Mycelkultur auf Agar notwendig wäre. Zumindest einige Pilzarten werden auch in Form sogenannter „Sporenspritzen" angeboten (Anbieter solcher Spritzen findet man z.B. im Anzeigenteil der Hanfpresse). Mit den Suchbegriffen „spore syringes" lassen sich im Internet weitere Anbieter (meist aus Holland) finden. Auf die Angabe von Adressen wird hier verzichtet, da dieser Markt häufigen Veränderungen unterliegt. Leider werden zur Zeit anscheinend noch keine Speise- und Medizinalpilze in dieser Form angeboten. Hoffentlich nimmt jemand diese Veröffentlichung zum Anlaß, sein Angebot entsprechend zu erweitern. Bei den Sporenspritzen handelt es sich um nichts anderes als um Pilzsporen, die in sterilisiertem Wasser unter sterilen Bedingungen in Injektionsspritzen gefüllt wurden. Hat man den Roggen sterilisiert, wie weiter oben beschrieben, dann kann man mit einer solchen Sporenspritze anschließend durch die Alufolie hindurch stechen und etwa 0,5 bis 1 ml der Suspension in das Glas einspritzen. Das entstandene sehr kleine Loch wird anschließend sofort mit Tesafilm verklebt. Der große Vorteil dieser Methode: da das Einmachglas hierzu nicht geöffnet werden muß und das Loch sehr klein ist, ist eine Kontamination so gut wie ausgeschlossen, wenn die Sporensuspension wirklich steril war. Das weitere Vorgehen unterscheidet sich nicht von den bereits beschriebenen Verfahren. Ein so hergestelltes Roggenglas läßt sich genauso verwenden,

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wie jedes andere auch. Die Nachteile dieser Methode: Man macht sich vom Lieferanten für Sporenspritzen abhängig und muß diese natürlich immer wieder bezahlen. Eine Selbstherstellung von Sporenlösungen kommt so gut wie nicht in Frage, da dies im Heimlabor nur selten steril genug gelingen wird. Bei Sporenspritzen gibt es den Alles-oder-Nichts-Effekt: war die Spritze steril, dann werden alle damit beimpften Roggengläser steril sein. Enthielten sie auch nur die kleinste Kontamination, dann wird sich diese mit großer Wahrscheinlichkeit in allen beimpften Gläsern ausbreiten. Die im Handel angebotenen Spritzen waren bisher von guter Qualität. Wer die Agar-Technik gut beherrscht, aber noch Probleme damit hat, Roggen-Gläser kontaminationsfrei zu beimpfen, kann die folgende Abwandlung der Sporenspritzen-Technik versuchen: man sterilisiert in einem kleinen Schraubglas ein wenig Wasser (Glas dabei nicht ganz zuschrauben, sonst springt es). Das Wasser zieht man auf eine sterile Einmalspritze (am besten 20 ml) auf. Wichtig ist es, hierfür eine Nadel der Größe 1 - dicke Nadel, gewöhnlich für intravenöse Injektionen benutzt - zu verwenden. Man öffnet eine Petrischale so weit, daß man gerade mit der Nadel das Mycel auf dem Agar erreicht. Nun spritzt man einige Tropen steriles Wasser auf den Agar und rührt mit der Nadelspitze kräftig im Agar herum. Die entstandene Mischung aus Pilzfäden, Agarbrei und sterilem Wasser zieht man auf die Spritze auf. Das geht nicht immer problemlos, die Kanüle verstopft häufig, man muß sie erst wieder freispritzen, aber schließlich wird es doch gelingen, einige Pilzfäden in die Spritze zu bekommen. Diese verschüttelt man so gut wie möglich in der Spritze. Anschließend kann man mit dieser Suspension eine größere Zahl von Roggengläsern so wie mit einer Sporenspritze beimpfen.

10. Herstellung von Deckerde

Bevor man sich mit der günstigsten Zusammensetzung einer Deckerde auseinandersetzt, muß man sich erst einmal über die Funktion einer solchen Deckschicht klar werden. Jeder, der schon einmal Pilze über mehrere Tage hinweg beobachten konnte, war sicher beeindruckt von deren schnellem Wachstum. Pilze bestehen zu ungefähr 90 Prozent aus Wasser. Das bedeutet, daß das Pilzmycel in vergleichsweise kurzer Zeit eine große Menge Wasser an die wachsenden Pilze heranführen muß. Das Getreide wurde unter Zugabe von ca. 220 ml Wasser sterilisiert - d.h. mehr Wasser ist da auch nicht drin. Diese Menge würde nicht ausreichen, um ein optimales Wachstum sicherzustellen. Die Hauptfunktion der Deckschicht ist es folglich, die Pilze schnell mit viel Wasser zu versorgen. Darüber hinaus führt sie den wachsenden Pilzen zusätzliche Nährund Mine= ralstoffe zu. Schließlich zeigten Untersuchungen, daß sich auf so einer Deckschicht oft eine hilfreiche Mikroflora ansiedelt, die das Pilzwachstum unterstützt. Arbeitet man allerdings unsauber, oder wählt die falsche Erde, dann kann sich auch eine unerwünschte Mikroflora entwickeln Schimmel zum Beispiel. Nicht alle Pilze brauchen eine Deckschicht. Speziell holzbewohnende Pilze kommen meist ohne eine solche aus. Auch einige wenige Kompostbewohner fruchten direkt auf Getreide oder Stroh. Fast immer ist aber bei 4 diesen Pilzen die Ausbeute, d.h. die Erntemenge, 4

mit einer Deckschicht weit höher, als sie es ohne eine Schicht Abdeckerde wäre. Im Erwerbspilzanbau haben sich Deckerden durchgesetzt, die aus: 10 Teilen Torf 1 Teil Gips 1 Teil Kalk (z.B. Kreide) gut vermischt, bestehen. Die Angaben beziehen sich auf Volumenteile, nicht auf Gewicht. Diese Deckerde sollte sehr feucht, aber nicht so naß sein, daß die Mycelien darin „ertrinken" würden. Nimmt man eine Handvoll der Deckerde auf und preßt die Hand zusammen, dann sollen sich einige Wassertropfen herausdrücken lassen. Würde beim Zusammenpressen einer Handvoll Deckerde ein deutliches kleines Rinnsal entstehen, dann ist die Deckerde zu feucht. Ein Nachteil dieser Deckerde, mit dem ich lange zu kämpfen hatte, war der, daß darauf bei mir relativ häufig ein dunkelgrüner Schimmel wuchs. Der Tip eines Lesers meines Buches „Psychoaktive Pflanzen" brachte mich schließlich auf die richtige Idee: Rindenhumus! Bei Rindenhumus handelt es sich nicht etwa um Mulch. Mulch sind meist Abfälle aus der Forstwirtschaft, wie Baumrinde etc., die noch nicht zersetzt ist, und die zum Abdecken von Beeten verwendet wird. Rindenhumus oder Holzkompost oder Rindenkompost (drei verschiedene Handelsnamen für die gleiche

Substanz) ist verrottetes, durchkompostiertes Holzmaterial, also eine Art von Erde. Man findet Rindenhumus in 80-Liter-Säcken in der Gartenbauabteilung vieler Baumärkte, aber auch in Kompostierbetrieben (gelbe Seiten!). Der billigste Humus aus Kompostierbetrieben ist in der Regel der aus Holzabfällen gewonnene. Glücklicherweise weist dieser Rindenhumus natürlicherweise all die Eigenschaften auf, die eine gute Deckerde haben sollte: 1. Er bleibt auch nach häufigem Besprühen mit Wasser locker und luftig, anstatt zu verklumpen. 2. Er ist arm an Nährstoffen, die Schimmel und Bakterien begünstigen: der oben erwähnte grüne Schimmel tritt auf Rindenhumus weit seltener auf, als auf der klassischen Abdeckerde. 3. Er besitzt eine hohe Wasserbindungskapazität. Wenn auch der Rindenkompost so verwendet werden kann, wie er aus der Tüte kommt (er muß in der Regel nur ein wenig angefeuchtet werden - der Feuchtigkeitsgehalt sollte so eingestellt werden, wie oben beschrieben), so mische ich doch unter zwei Kilo Rindenhumus ca. 2-3 Eßlöffel Gips - die Erträge sind auf diese Weise ein wenig höher. Häufig muß der Rindenhumus nicht einmal sterilisiert werden. Allerdings könnte es sein, daß der

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Humus nicht nach einem Heißkompostierverfahren hergestellt wurde. Dann enthält er womöglich Eier oder Sporen von Schädlingen oder er ist von Larven von Trauermücken, Milben oder ähnlichem befallen. Um diese Art von Erregern loszuwerden, ist eine vollständige Sterilisation nicht nötig. Hier genügt es, die Erde 20 Minuten lang auf 70-80 Grad zu erhitzen. Dabei ist darauf zu achten, daß die Erde häufig außen schon heiß, innen aber noch immer kühl sein kann. Erst wenn die gesamte Erde die gewünschte Temperatur erreicht hat, darf die Zeitmessung beginnen. Man besorgt sich für das Erwärmen hitzefeste Plastiktüten aus dem Supermarkt. Das können z.B. Bratbeutel von Melitta sein. Sie sind zwar relativ teuer, können aber immer wieder verwendet werden, wenn man ein wenig sorgsam mit ihnen umgeht. Wenn man länger sucht, findet man auch Gefrierbeutel, die für die Erwärmung in der Mikrowelle geeignet sind. Diese Beutel füllt man mit Holzkompost, den man vorher auf die korrekte Feuchtigkeit gebracht hat, und verschließt sie locker, indem man einfach das obere Ende ein wenig umschlägt. Nicht verknoten! Entweder sterilisiert man die Beutel eine Stunde lang im Schnellkochtopf oder man legt sie für etwa 30 Minuten in die Mikrowelle. Nach dem vollständigen Abkühlen kann der Holzkompost als Deckerde verwendet werden.

11. Der Pilzanbau

Pilzanbau auf Getreide in Gläsern Dieses Verfahren wurde in der „klassischen" Literatur zur Zucht psychoaktiver Pilze (Oss & Oeric, 1972) als einziges neben dem Anbau auf Kompost beschrieben. Leider hat es einige gravierende Nachteile, vor allem die vergleichsweise sehr geringe Ausbeute. Da jedoch alle weiteren Methoden auf der Grundlage dieses Verfahrens entwickelt wurden, möchte ich es hier nicht vorenthalten. Ich empfehle, diesen Abschnitt sorgfältig durchzuarbeiten, da die in den nächsten Kapiteln beschriebenen Anbaumethoden auf den hier beschriebenen Verfahren beruhen.

6. Die Pilze werden geerntet und evtl. konserviert. 7. Eine Pause von wenigen Tagen wird eingelegt, dann kann der Zyklus ab Punkt (4.) insgesamt noch ca. drei weitere Male durchlaufen werden. Nach drei bis vier Ernten ist das Substrat verbraucht und es muß wieder bei (1.) begonnen werden. Sowohl die Zucht auf Brutgetreide in Schalen als auch die Zucht auf Kompost, der mit Brutgetreide beimpft wurde, laufen grundsätzlich genauso ab. Daher folgt hier eine genaue Beschreibung aller notwendigen Schritte für die Kultur in Gläsern, soweit sie nicht schon vorher abgehandelt wurden.

Ein erster Überblick

Herstellung von Mycel auf Getreide

Bei der Pilzzucht in Einmachgläsern werden die fol genden Schritte nacheinander durchgeführt:

Dieser Schritt - die Herstellung von Getreidebrut wurde bereits im Kapitel 8 ausführlich beschrieben.

1. Es wird Mycel auf Getreide (Brutgetreide) hergestellt. 2. Eine spezielle Abdeckerde wird vorbereitet. 3. Das von Mycel überwachsene Getreide im Glas wird mit Abdeckerde bedeckt. Das Mycel wächst von unten durch die Abdeckerde. 4. Die Fruchtung wird eingeleitet, indem verschiedene Umweltparameter verändert werden: Luftfeuchtig keit, Licht, Temperatur, C02-Gehalt. 5. Die Pilze wachsen heran.

Abdecken des Mycels und Durchwachsen der Abdeckerde Man benötigt ein Glas mit durchwachsenem Getreide, so wie es im Kapitel 8 „Herstellung von Getreidebrut" beschrieben wurde. Um optimale Ergebnisse zu erzielen, sollte ein solches Roggenglas möglichst frisch verwendet werden. Der ideale Zeitpunkt ist dann erreicht, wenn das Getreide im Glas gerade eben vollständig vom Mycel überwachsen wurde. Kann man das Glas

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nicht innerhalb einer Wochen nach diesem Termin verwenden, so sollte man es zumindest gut gekühlt lagern - optimal wären etwa 2-4 Grad Celsius. Dann ist es etwa 3 Monate haltbar. Grundsätzlich jedoch gilt: je frischer, desto lebenskräftiger. Das Getreide im Einmachglas bedeckt man ca. 2 cm hoch mit (evtl. sterilisierter) Abdeckerde, die man sich, so wie im Kapitel 9 beschrieben, hergestellt hat. Dann wird das Glas wieder verschlossen. Der Verschluß darf auf keinen Fall luftdicht sein, jedoch sollte die Feuchtigkeit, die im Getreide gespeichert ist, darin weitgehend erhalten bleiben. Die ca. 2 mm kleinen Trauermücken dürfen ebenfalls nicht ins Glas gelangen. Brauchbar ist z.B. die Art von Plastikfolie, die für das Kochen mit der Mikrowelle angeboten wird und eine große Zahl feinster Löcher aufweist. Ist es im Glas allerdings zu naß und es erfolgt kaum Ventilation ( Staunässe), dann besteht erhöhte Gefahr von Schimmelbildung. Plastikfolie fördert diese Staunässe, daher sollte man einmal täglich die Folie entfernen und so Frischluft zuführen. Man kann die Gläser auch unverschlossen in eine mit Plastikfolie ausgeschlagene Kiste mit Deckel oder in eine Styroporbox stellen. Noch einmal zur Erinnerung: Styropor ist nicht absolut wasserdicht! Einmal täglich muß durch kurzes Öffnen des Deckels gelüftet werden. Ideal ist es, wenn die Temperatur im Inneren der Box zwischen 23 und 27 Grad Celsius liegt. Je wärmer, um so schneller das Wachstum von Mycel und Pilzen. Allerdings steigt mit höherer Temperatur auch die Gefahr, daß das Wachstum von Schimmel gefördert wird. Ungefähr 23 Grad ist meist der beste Kompromiß. Nach etwa 7-10 Tagen wird das Mycel die Deckschicht durchwachsen haben. Es muß nicht die gesamte Oberfläche der Deckschicht weiß sein, son

dern es genügt, wenn Mycel gleichmäßig über die ganze Fläche in den „Tälern" der Deckschicht zu sehen ist, also etwa 10-20 Prozent der Oberfläche von Mycel überwachsen ist. Einleitung der Fruchtung

Die Fruchtung wird im allgemeinen durch die folgenden Faktoren eingeleitet: • Reduzierung des C02-Gehalts der Luft durch er höhte Frischluftzufuhr • Belichtung • Absenkung der Temperatur • Hohe Luftfeuchtigkeit Wie dies erreicht werden kann, wird in den nächsten Absätzen ausführlich erklärt. Hat man diese 4 Maßnahmen - Senkung des C02-Gehalts, Belichtung, Absenken der Temperatur, hohe Luftfeuchtigkeit - etwa eine Woche lang durchgeführt, dann wird sich das Mycel erst an einzelnen, dann an immer mehr Stellen zu kleinen weißen Knötchen zusammenballen. Diese Mycelknötchen sind etwa so groß wie kleine Stecknadelköpfe - also ca. 0,5 mm. Aus diesen Knötchen entwickeln sich dann im Verlauf einer weiteren Woche die sogenannten Primordien - Jungpilze von ca. 2-3 mm Größe, die aber bei genauer Betrachtung bereits Pilzhut und -stiel erkennen lassen. Aber nun zu den einzelnen Schritten, mit deren Hilfe die Fruchtung eingeleitet wird. A. Die Reduzierung des C02-Gehalts Im einfachsten Fall läßt sich der C02-Gehalt der Luft dadurch absenken, daß vermehrt Frischluft zugeführt wird. Meist genügt es schon, ca. 2-3 mal täglich den Deckel der Styroporbox zu öffnen und mit dem Deckel die verbrauchte Luft hinauszufächeln. Direkt an

schließend sollte man mit dem Zerstäuber einen oder zwei Sprühstöße Wasser in die Kiste geben (nicht direkt auf das Mycel!), da sonst mit der Frischluft die Luftfeuchtigkeit zu stark absinkt. Alternativ kann die folgende einfache technische Lösung verwendet werden. Sie hat nicht zuletzt auch den Vorteil, daß die zugeführte Frischluft bereits auf die ideale Luftfeuchtigkeit eingestellt wird und so sowohl die tägliche Lufterneuerung als auch das Besprühen entfallen können. Darüberhinaus wird die Luft sogar gefiltert und von Keimen weitgehend befreit. Hierfür werden benötigt: Ein Aquarienlüfter. Dieser sollte nicht zu klein sein, da sonst der notwendige Luftdruck nur schwer erreicht wird und der Lüfter zu schnell verschleißt. Vor

allem läßt sich mit einem ausreichend dimensionierten Lüfter mehr als eine Box versorgen. Der Preisunterschied beträgt nur wenige Mark. Ich empfehle den Lüfter „Elite 800". Der Stromverbrauch ist mit 2,5 Watt minimal. Ein Rückflußventil. Es geht auch ohne; aber so werden Wasserschäden durch zurückströmendes Wasser bei Ausfall des Lüfters zuverlässig verhindert. Ein etwas größerer Ausströmstein. Der Luftstrom wird durch ihn in zahlreiche kleine Bläschen zerlegt; dies erlaubt ein viel weitergehendes Anfeuchten der Luft, als es ohne Stein möglich wäre. 1 bis 2 Meter passender Schlauch. Ein großes Marmeladen- oder Gurkenglas mit luftdicht abschließendem Schraubdeckel.

Einfache Vorrichtung zur

Luftbefeuchtung.

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Die unter den ersten vier Punkten aufgeführten befeuchtete Luft aus dem Glas hinaus und wird von Dinge erhält man in jedem Zoogeschäft für ca. 30.DM. oben in die Styroporbox mit den Pilzen hineingeleitet. (Stand 1998). Die Stellen, an denen der Schlauch durch den Deckel geführt wird, werden mit einem wasserfesten Kleber Aufbau: Ein Ende eines kurzen Schlauchstückes wird luftdicht verklebt. mit der Austrittsöffnung des Lüfters verbunden (in Ein kleines Loch (Durchmesser ca. 5 mm) in der der Abbildung 1). An das andere Schlauchende kommt gegenüberliegenden Seite der Styroporbox in das Rückflußventil (im Bild 2). Aus der anderen Seite Bodennähe, das zum Schutz gegen Schädlinge mit des Rückflußventils führt ein etwas längeres Schlauch- Fliegengaze oder einem kleinen Stück Gardinenstoff stück durch den Schraubdeckel bis auf den Boden des verklebt wird, ermöglicht das Abfließen der C02Glases. Der Schlauch mündet in einen Ausströmstein ( haltigen Luft. im Bild 3a). Das Glas ist zu etwa 2/3 mit Wasser gefüllt. Je nach Größe der Box und Feuchtigkeit der RaumEin weiteres Schlauchstück wird so durch den Deckel luft kann die so zugeführte Luft immer noch zu geführt, daß sein Ende oberhalb des Wasserspiegels trocken sein. In diesem Fall führt man den aus dem bleibt. Durch diesen Schlauch strömt die Glas austretenden Schlauch (in der Abbildung Nr. 5) erst in ein weiteres Gurkenglas, wo er dann in einem

Styroporkiste, die mit einem „ Fenster" versehen und mit Folie ausgekleidet wurde.

zweiten Ausströmstein unter Wasser mündet. Erst die Luft aus diesem zweiten Glas wird in die Styroporbox geleitet. Die so zweifach befeuchtete Luft ist auf jeden Fall feucht genug. Die Kapazität einer solchen Anlage reicht in der Regel aus, um bis zu 3 Styroporboxen gleichzeitig mit feuchter Frischluft zu versorgen. Man bringt entweder zusätzliche Löcher im Deckel des Gurkenglases an oder (noch besser) verwendet kleine TStücke aus Plastik. Die Luftfeuchtigkeit aus einer solchen Anlage läßt sich noch zusätzlich regulieren, indem man eine elektrische Zeitschaltuhr anbringt und die Luftpumpe nur etwa 15 Minuten je 1-3 Stunden laufen läßt.

schneidet aus dessen Mitte das Styropor so heraus, daß nur ein etwa 5 cm dicker Rahmen erhalten bleibt. Das so erhaltene „Fenster" verschließt man anschließend mit klarer Plastikfolie, die man auf den Rahmen klebt. Nun kann man etwa 40 cm oberhalb der Kiste eine ganz normale Leuchtstoffröhre anbringen. ( Es ist kein besonderes Spektrum nötig, auf keinen Fall darf man eine Hochleistungslampe verwenden: viel zu teuer, viel zu hell, viel zu heiß). Die Lampe läßt man ca. 10-12 Stunden täglich brennen. Nicht selten genügt schon normales Tageslicht, wie es in Fensternähe herrscht. Direkte Sonnenbestrahlung muß jedoch unbedingt vermieden werden - durch den Treibhauseffekt käme es in kurzer Zeit zu einer B. Die Belichtung tödlichen Überhitzung des Mycels. Wieviel Licht eine Um die Kulturen belichten zu können, muß erst ein- bestimmte Pilzrasse braucht, läßt sich nicht generell mal eine Styroporkiste entsprechend präpariert wer- sagen. Es empfiehlt sich ein einfacher Versuch. Wachden. Hierfür nimmt man den Deckel der Kiste und sen die Primordien zu langen dünnen Stielen mit viel

Diese Pilze weisen einen deutlich zu stämmigen Stiel auf. Man sollte daher die Beleuchtung deutlich verringern. 50

zu kleinen Köpfen heran, dann braucht diese spezielle Rasse mehr Licht. Entwickeln sich dagegen frühzeitig starke Köpfe, aber nur sehr kurze, zu stämmige Stiele, dann sollte man weniger Licht geben. Ich selbst habe z.B. zwei Rassen des Psilocybe cubensis: eine der beiden ist sehr lichthungrig und will praktisch direkt vor dem Fenster stehen, während eine andere nur in der hintersten Zimmerecke zur richtigen Form heranwächst. C. Das Absenken der Temperatur Bei den meisten tropischen/subtropischen Pilzen ist ein Absenken der Temperatur nicht unbedingt erforderlich, kann aber das Einsetzen der Fruchtung beschleunigen. In diesem Fall genügt eine Temperaturverminderung um etwa 4-5 Grad. Demgegenüber fruchten viele Pilze aus gemäßigten Breiten überhaupt nicht, wenn die Temperatur nicht deutlich abgesenkt wird. Einige Pilze brauchen sogar einen ausgeprägten „Kälteschock." So lassen sich der Samtfußrübling, der Winterausternseitling und auch der Psilocybe cyanescens (europäische Sorte) dadurch, daß sie einige Tage im Kühlschrank aufbewahrt werden, zur Fruchtung anregen, letzterer aber leider nicht zuverlässig. Die Fruchtungstemperaturen liegen hier zwischen 7 und 12 Grad. Einige der Pilze aus gemäßigten Breiten lassen sich nur schwer mit künstlichen Mitteln zur Fruchtung bewegen. Bei Grifolia frondosa ist dies z.B. fast unmöglich. Diese Pilze fruchten im Freiland in der Regel besser und sicherer. Die jeweils nötigen Temperaturen sind bei den einzelnen Pilzen aufgeführt. Gelegentlich habe ich unerwartete Erfolge bei mir im Keller. Allerdings habe ich einen alten Gewölbekeller zur Verfügung, der fast das ganze Jahr über ca. 10-12 Grad kalt ist und der eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit besitzt. Solche Keller lassen sich oft

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günstig mieten, weil sich in Ihnen sonst kaum etwa lagern läßt - Eisen verrostet, Holz und Papier verschimmeln und verfaulen dort. D. Hohe Luftfeuchtigkeit Im Zusammenhang mit der Frischluftzufuhr wurde bereits eine Methode zur Aufrechterhaltung einer ausreichend hohen Luftfeuchtigkeit vorgestellt. Möchte man es einfacher, sprüht man mit einem möglichst feinen Zerstäuber alle zwei Tage einen bis zwei Sprühstöße in die Kiste. Aber Vorsicht: Anfänger neigen eher dazu, ihre Pilze zu ertränken, als sie vertrocknen zu lassen! Im Zweifel also lieber etwas weniger sprühen. Die leeren Sagrotan-med 250-mlZerstäuber sind auch hierfür ideal. Natürlich müssen die Zerstäuber sorgfältigst ausgespült und von allen Desinfektionsmittelresten befreit werden, bevor man mit ihnen Wasser auf die Kulturen sprüht. Die Pilze wachsen heran Hat man die Fruchtung, wie oben beschrieben, eingeleitet, dann werden sich nach etwa 5 bis 10 Tagen kleine weiße Knötchen von ca. 0,25 bis 0,5 mm Durchmesser zeigen. Wie bei allen anderen Wachstumsphasen auch, hängt diese Zeitdauer von der Pilzart und rasse und von der Luftfeuchtigkeit ab. Wichtig ist zu diesem Zeitpunkt eine möglichst hohe Luftfeuchtigkeit von ca. 95 %. Innerhalb von 5 bis 8 Tagen entwickeln sich aus den anfangs rundlichen Knötchen kleine Gebilde von etwa 2-3 mm Höhe, die bereits deutlich als kleine Pilzchen erkennbar sind: sowohl der spätere Hut als auch der Stiel zeichnen sich schon deutlich ab. Innerhalb von weiteren sieben Tagen wachsen diese Jungpilze zu ausgewachsenen Pilzen heran. Während

Jungpilze im Einmachglas.

Stropharia Cubensis im Einmachglas. Die Pilze sollten nun alle geerntet wer den. Die kleinen Pilze im Bild werden nicht weiter wachsen.

dieser Wachstumsphase sollte die anfangs sehr hohe Luftfeuchtigkeit ein wenig abgesenkt werden, sonst droht Fäulnis. Gerade auch in dieser Phase ist eine zu hohe Luftfeuchtigkeit einer der Standardfehler, die von Anfängern immer wieder gemacht werden. Sie „ ertränken" die wachsenden Pilze geradezu. Die ideale Luftfeuchtigkeit liegt in dieser Phase bei etwa 85%. Das Absenken der Luftfeuchtigkeit geschieht einfach durch selteneres Besprühen der Kulturen. Setzt man den oben beschriebenen Aquariumlüfter zur Frischluftzufuhr und Luftbefeuchtung ein, dann kann man die Feuchtigkeit absenken, indem man die Luft nur noch einstufig befeuchtet - das heißt, eines der beiden Marmeladengläser entfernt. Zusätzlich kann man die Zeitdauer der Befeuchtung ein wenig absenken, indem man die Luftpumpe über eine einfache Zeitschaltuhr automatisch immer wieder eine Weile abschaltet. Von den zahllosen Jungpilzen wächst immer nur ein klei

ner Teil zur vollen Größe heran. Das Wachstum eines Schubes ist beendet, wenn die ersten Pilze ausgewachsen sind. Es macht also keinen Sinn, zuerst die ausgewachsenen Pilze zu ernten und die kleinen stehen zu lassen, in der Hoffnung, daß diese noch zu voller Größe heranwachsen. Das werden sie nicht tun, stattdessen werden sie schnell Verschimmeln oder Verfaulen. Deshalb sind immer alle Pilze gleichzeitig abzuernten. Bei der Zucht in Gläsern, aber auch der in durchsichtigen Plastikboxen, passiert es häufig, daß sehr viele Jungpilze seitlich zwischen Substrat und Gefäßwand erscheinen, aber kaum welche an der Oberfläche. Die beste und einfachste Lösung ist es, den Pilzen ihren Willen zu lassen. Man stellt das Gefäß auf den Kopf und läßt den Substratkuchen herausgleiten. Anschließend stellt man diesen verkehrt herum auf einer Unterlage in die Styroporkiste. Die Pilze werden sich dann ganz normal entwickeln.

Fruchtkörperbildung an den Wänden eines Einmachglases. Das Substrat wurde einfach aus dem Glas herausgenommen.

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Die Ernte der Pilze Der Erntezeitpunkt Sind die Pilze herangewachsen, stellt sich die Frage nach dem optimalen Erntezeitpunkt. Hierbei muß man nach kulinarischer und sonstiger Nutzung unterscheiden: Will man die Pilze essen, so wird man in der Regel warten, bis der Pilz seinen Hut gerade eben vollständig geöffnet hat. Zu diesem Zeitpunkt kommen hohes Erntegewicht und vollständig entwickeltes Aroma zusammen, der Pilz ist aber noch frisch und fest. Dieser Zeitpunkt ist jedoch nur bei sofortiger Verwendung in der häuslichen Küche oder bei eigener Trocknung günstig. Will man die Pilze frisch verkaufen, so muß man sie weit eher ernten - schließlich müssen sie noch ein paar Tage auf dem Markt oder im Geschäft durchhalten und dabei ansehnlich bleiben. Dies geht nur, wenn man die Pilze erntet, solange der Hut noch vollständig geschlossen ist. An frischen Speisepilzen kennen wir in der Regel nur die Champignons: daß hier nur die kleinen geschlossenen Köpfe angeboten werden, hat genau diesen markttechnischen Grund. Würde man sie ein paar Tage später ernten, wären sie weit aromatischer. Anders sieht es dagegen aus, wenn man es, so wie zum Beispiel bei medizinischen Pilzen, auf besondere Wirk- bzw. Inhaltsstoffe abgesehen hat. Hier muß man sich in der einschlägigen Literatur informieren, in welcher Wachstumsphase der optimale Wirkstoffgehalt erreicht wird. Dies wird nicht immer einfach sein, leider fehlt es häufig noch an entsprechenden Untersuchungen.Als Anhaltspunkt mag gelten, daß häufig jüngere Pilze bereits den Hauptteil des Wirkstoffes gebildet haben, weiteres Wachstum nur zu einer „Verdünnung" des Wirkstoffes im Pilzfleisch führt. Daher sollte

man, wenn einem keine genaueren Angaben zu einem Wirkstoff vorliegen, die Pilze kurz vor dem Zeitpunkt ernten, zu dem sich die Hüte öffnen würden. Austernpilze, Reishi und Shiitake hingegen läßt man stets zu voller (Jugend-)größe heranwachsen, das heißt, man erntet sie gerade voll aufgeschirmt. Die Erntetechnik In nahezu allen Veröffentlichungen ist immer davon die Rede, daß die Pilze unbedingt sorgfältig am Stiel aus dem jeweiligen Substrat herausgedreht werden müssen. Beim Abschneiden entstehende Stielreste würden unvermeidlich in Fäulnis übergehen. Ich kann diese Angaben nicht bestätigen. Ich ernte Pilze stets so, wie es die entsprechende Pilzart am einfachsten zuläßt: lassen sich die Pilze problemlos am Stiel herausdrehen, dann wende ich diese Methode an. Sitzen die Stiele dafür jedoch zu fest am Substrat, dann schneide ich die Pilze möglichst nahe am Substrat mit einem sehr scharfen Messer ab. Bei dieser Vorgangsweise bilden sich Stielreste bei mir immer wieder zu flauschigen Mycelbällchen zurück. Fäulnis mag dann auftreten, wenn die Kulturen deutlich zu feucht gehalten werden. Ruhen des Substrats Nach der Ernte brauchen das Substrat und das Mycel eine Ruhephase, um sich für die nächste Erntewelle zu regenerieren. Etwa eine Woche lang überläßt man das Glas sich selbst. Das Substrat wird in dieser Zeit nicht gewässert, sondern sollte eher ein wenig abtrocknen. Nach Ablauf dieser Woche macht man das Substrat einmal richtig naß, läßt es anschließend aber an der Oberfläche abtrocknen. Das Substrat soll anschließend wieder gut feucht, aber nicht mehr naß sein. Der 54

Zyklus beginnt mit der „Einleitung der Fruchtung" • Sie sind lichtundurchlässig, daher kommt es kaum wieder von vorne. Nach drei bis vier Ernten ist das zur eher unerwünschten Fruchtung an den SeitenSubstrat verbraucht. Es muß wieder ganz von vorne wänden, sondern die Pilze fruchten auf der Oberbegonnen werden.Von einem Substratblock kann etwa fläche des Substrats. drei bis viermal geerntet werden, wobei im Normalfall • Sie haben ein ideales Größenverhältnis von Volujede Ernte deutlich geringer als die vorhergegangene men zu Höhe zu Breite. Die Breite der Kästen erlaubt ausfällt. Verbrauchte Substratblöcke eignen sich herden Einsatz von normaler Haushaltsfolie zur vorragend zum Kompostieren und geben einen hochAbdeckung. wertigen, nähr- und stickstoffreichen Kompost ab. Gelegentlich bilden sich beim Kompostieren ganz von selber noch weitere Pilze, die nicht selten größer ausfallen als die vorher gezüchteten.

Pilzanbau auf Getreide in Schalen Überblick: Am Anfang wird, wie in Kapitel 8 beschrieben, Mycel auf Getreide hergestellt. Man wählt dann eine beliebige Schale aus Plastik. Reizvoll für den Anfänger sind große durchsichtige Tupperboxen aus Kunststoff mit 4,5 bis 6 Litern Inhalt. So kann man das Wachstum des Mycels genau verfolgen. Dieser anfängliche Vorteil wird später zum Nachteil: der seitliche Lichteinfall führt während der Entwicklung der Primordien häufig dazu, daß sich viel mehr Fruchtkörper zwischen der Wandung der Box und dem Substrat bilden, als oben auf der Abdeckerde. Für den Dauergebrauch sind daher andere Gefäße geeigneter. Nach langer Suche habe ich die idealen Objekte für diesen Zweck gefunden: einfache braune Blumenkästen. Die von mir verwendeten sind etwa 40 cm lang, 15 cm breit und 13 cm hoch. Diese Kisten haben eine ganze Reihe von Vorteilen. • Sie sind mit Abstand die billigsten Behälter in die ser Größe (weniger als 2.- DM / Stück), sie sind leicht, robust und problemlos zu reinigen. Erster Schritt: Der Boden der Kiste wird mit einer halbtrockenen Rindenhumus-Schicht bedeckt.

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Das Verfahren im Einzelnen: Der Boden einer Plastikbox wird etwa 1,5 cm hoch mit Deckerde (Rindenhumus, s. Kap. 9) bedeckt. Die Deckerde sollte in diesem Fall nicht allzu feucht sein. Am besten verwendet man für die Unterschicht die Deckerde so, wie sie in den Handel kommt - halbtrocken. Diese Schicht hat die Funktion, überflüssige Feuchtigkeit aus darüberliegenden Schichten aufzunehmen.

Zweiter Schritt (1): Man steckt ein Glas Roggenbrut in eine Plastiktüte und schlägt einige Male auf den Boden des Glases.

Nun nimmt man ein Glas Roggenbrut. Die Brut wird im Glas als ein großer Klumpen vorliegen, in dem die einzelnen Körner relativ fest durch das Mycel miteinander verbunden sind. Diese Körner gilt es nun zu vereinzeln, ohne allzu viel Kontaminanten hineinzubringen. Entweder man schüttelt das Getreide auf, so wie ich es im Kapitel 8 beschrieben habe. Einfacher geht das Ganze, wenn man eine feste Plastiktüte

56 Zweiter Schritt (2): Das Brutgetreide gleitet in die Plastiktüte.

nimmt, den Deckel des Getreideglases abnimmt und das Glas mit dem Kopf nach unten in die Tüte steckt. Schlägt man einige Male auf den Boden des Glases, so gleitet der Klumpen aus mycelüberwachsenem Getreide in die Plastiktüte. Dann zieht man das leere Einmachglas aus der Tüte heraus, nimmt die Tüte fest in die Hand und schlägt sie zwei bis dreimal kräftig auf den Fußboden oder gegen eine Wand - aber bitte nicht

Zweiter Schritt (3): Nachdem man den Beutel einige Male gegen einen Türrahmen geschlagen hat, haben sich die Getreidekörner voneinander getrennt.

zu fest, sonst platzt die Tüte. Der Block zerfällt dann in die einzelnen Körner; verbliebene größere Brocken lassen sich von außen durch die Plastiktüte mit der Hand in die einzelnen Kerne zerdrücken. Für den Anfänger mag das Bild, daß sich dann bietet, erschreckend sein: fast das ganze schöne, mühselig gezüchtete, vormals weiße und flauschige Mycel scheint plötzlich verschwunden zu sein. Nur noch die

Dritter Schritt: Der Roggen wird in die Kiste gefüllt. Auf eine Kiste der beschriebenen Größe nimmt man eine bis zwei 0,75-Liter Gläser mit Roggen.

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blanken Getreidekörner sind zu sehen. Aber keine Sorge, das ist ganz normal. Tatsächlich sind die Körner so total von Mycel durchwachsen, daß Kontaminanten nahezu chancenlos sind. Es wird weniger als drei Tage dauern, bis die Körner wieder vollständig von Mycel bedeckt sind. Nun schüttet man das Getreide aus der Tüte in die Kiste und verteilt es dort gleichmäßig, wobei man an allen Seiten einen Rand von etwa einem Zentimeter Breite läßt. Den Rand deckt man am besten mit Hilfe einer Karton- oder Plastikschablone ab, bevor man den Roggen einfüllt. Diese Getreideschicht deckt man schließlich mit einer ungefähr 2 Zentimeter hohen Schicht Abdeckerde (siehe Kapitel 9 - Herstellung von Deckerde) ab. Diese Schicht Abdeckerde sollte genauso feucht sein, wie es in diesem Kapitel beschrieben wurde. Die Ab

deckerde wird danach geglättet und ganz leicht festgedrückt. Als nächstes verschließt man die Kiste mit Mikrowellenfolie. Diese ist in der Regel so breit, daß sie wunderbar zu den beschriebenen Blumenkästen paßt mit einem langen Gummiring läßt sie sich dort problemlos befestigen. Diese Folie weist eine Besonderheit auf zahllose kleinste Löcher ermöglichen den Luftaustausch, trotzdem wird der Inhalt der Kiste ausreichend gegen Feuchtigkeitsverlust geschützt. Um den Luftaustausch weiter zu verbessern, sticht man mit einer Gabel an etwa 10 Stellen weitere Löcher in die Folie. Alle drei Tage sollte die Folie ganz kurz vollständig geöffnet

58 Vierter Schritt: Das Substrat wird mit Abdeckerde bedeckt.

Fünfter Schritt: Die Box wird mit Plastikfolie verschlossen.

werden. Hierbei erfolgt ein vollständiger Luftaustausch; so wird Schimmelbildung weitgehend vorgebeugt. Gleichzeitig kontrolliert man dabei den Inhalt auf eventuelle Kontamination. Alle zwei bis drei Tage gibt man einen bis zwei Sprühstöße Wasser mit einem ganz feinen Zerstäuber auf die Kultur. Dabei gilt es stets nur, den Feuchtigkeitsverlust zu ersetzen, also die Kultur gleichmäßig feucht zu halten. Auf keinen Fall darf die Kultur naß, die Abdeckerde sumpfig oder schlammig werden. Ein bestens geeigneter Zerstäuber ist natürlich nur nach entsprechend gründlicher Reinigung - der Pumpsprühzerstäuber, in dem das Desinfektionsmittel Sagrotan med in Apotheken abgegeben wird. Nach ungefähr 7 Tagen wird die Abdeckschicht weit-

gehend mit Mycel durchwachsen sein. Dieses zeigt sich dann überall an der Oberfläche.

Die Fruchtung wird eingeleitet

Das geschieht, indem wie bereits beschrieben, verschiedene Umweltparameter verändert werden: Luftfeuchtigkeit, Licht, Temperatur, C02-Gehalt. Die oben beschriebene Folie scheint für praktisch alle Phasen ein nahezu ideales Klima herzustellen. Man läßt sie daher auf der Kiste, öffnet sie aber nun mindestens einmal täglich für einen kurzen Moment, um vermehrt Frischluft zuzuführen. Auch mit dem sparsamen Besprühen der Kulturen fährt man fort. Zusätzlich wird belichtet - entweder mit Tages- oder

Das Mycel hat die Deckschicht durchwachsen und sich über die Oberfläche ausgebreitet. Höchste Zeit, die Fruchtung einzuleiten. Oft sieht man bei sehr genauer Betrachtung schon in dieser Phase stecknadelkopfkleine Pilzanlagen.

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Beginn der Fruchtung: Der kleine Punkt unter (1) ist eine Zusam menballung von Mycel, aus dem dann ein Primordium (im Bild unter 2) wird. Wer genau schaut, wird noch viele weitere Mycelknoten und einige Primordien finden.

mit Kunstlicht. Achtung: stets auf ausreichenden Abstand der Lichtquelle zur Folie achten, damit durch den Treibhauseffekt keine zu hohen Temperaturen in der Box entstehen. In der Regel werden innerhalb der nächsten drei Tage die ersten Mycelknötchen sichtbar. Nun dauert es noch ungefähr vier weitere Tage, bis sich deutlich sichtbar die ersten Jungpilze von etwa 0,5 1 cm Höhe ausgebildet haben. Hat man durchscheinende Kulturgefäße verwendet, dann bilden sich häufig die Primordien nicht auf der Oberfläche, sondern auf der Gefäßunterseite und an den Seiten. In diesem Fall läßt man die Kultur vorsichtig aus der Box herausgleiten und stellt sie verkehrt herum auf eine Unterlage in eine Styroporbox, In Gefäßen mit durchscheinender Wandung erfolgt die die man durch leichtes Besprühen alle zwei bis drei Fruchtung oft an den Seiten. Am besten entfernt man dann Tage feucht hält. das Gefäß.

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Die anfangs zusammengepreßt erschienenen Pilze entwickeln sich normal.

Die Pilze wachsen heran

Die auf Seite 62 gezeigte Kultur nach zwei weiteren Tagen.

Die auf Seite 62 (oben) gezeigte Kultur zwei Tage später.

Die selbe Kultur nach zwei weiteren Tagen. Deutlich ist sichtbar, wie einige Pilze im Wachstum zurückbleiben.

Ab diesem Zeitpunkt geht die Post so richtig ab - die Pilze wachsen nun nicht selten 1 cm und mehr am Tag. Die größere Oberfläche und die insgesamt höhere Substratmenge mit größerem Wasservorrat erlauben Ernten, die mengenmäßig weit über denen der anfangs beschriebenen Kultur in Gläsern liegen.

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Nur einen Tag später sind die Pilze ausgewachsen. Speisepilze würde man am gleichen Tag ernten, will man Sporenabdrücke gewinnen (siehe auch Teil 2, Abschnitt 1), dann sollte man mit der Ernte noch einen weiteren Tag warten.

Ernte der Pilze

Die Ernte der Pilze erfolgt wie schon im Kapitel 10, Abschnitt „Die Ernte der Pilze", beschrieben.

Ruhen des Substrats

Eine Pause von wenigen Tagen wird eingelegt, dann kann der Zyklus ab dem Abschnitt „Die Fruchtung wird eingeleitet" insgesamt noch ca. drei weitere Male durchlaufen werden. Nach drei bis vier Ernten ist das Substrat weitgehend verbraucht. Weitere Hinweise zur Ruhepause finden Sie im Kapitel 10, Abschnitt „Ruhen des Substrats".

Pilzanbau auf Kompostsubstraten Kompostanbau in Plastiktüten

Dies ist ein sehr einfaches und recht zuverlässiges Verfahren, welches ich selbst gerne und häufig einsetze. Zuerst besorgt man sich Stroh. Der Großstädter bekommt es in den Kleintier- bzw. Tierfutterabteilungen der Supermärkte in kleinen Ballen. Es darf nicht mit Preßheu verwechselt werden, da Heu viel stärker als Stroh zum Schimmeln neigt. Gutes Stroh ist goldfarben ohne jeden Grünstich. Das Stroh schneidet man in etwa fingerlange Stücke, gibt diese in ein großes Gefäß und übergießt das Stroh vollständig mit ko

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chendem Wasser. Das Gefäß wird nun abgedeckt und man läßt das Ganze über Nacht stehen. Am nächsten Tag wird Holzkomposterde auf die passende Feuchtigkeit gebracht (siehe Kapitel 9, Herstellung von Deckerde). Bevor man das Stroh verwendet, läßt man es kurz abtropfen, aber nicht austrocknen. 1,5 Kilo feuchte Holzkomposterde werden nun mit einer guten Handvoll Stroh vermischt und in eine hitzefeste Plastiktüte gegeben. Die Tüten werden nun entweder im Dampfdruckkochtopf eine Stunde lang gekocht oder im Mikrowellengerät ca. 30 Minuten lang erhitzt. Die Beutel dürfen dabei weder zu fest verschlossen sein, noch völlig geöffnet werden, weil sie sonst austrocknen würden. Am besten schlägt man den oberen Teil der Tüte locker unter den unteren Teil, etwa so wie in der folgenden Abbildung. Anschließend läßt man die Beutel gut auskühlen, am besten über Nacht. Vorsicht: wenn sich die Beutel außen bereits kühl anfühlen, können sie innen immer noch so heiß sein, daß sie Pilzmycel abtöten würden. Nach dem Abkühlen entfernt man von einem Glas mit Brutgetreide den Deckel und steckt das Glas mit dem Kopf nach unten in die Plastiktüte. Die Tüte hält man so, daß sie das Einmachglas fest umschließt. Durch einige Schläge auf den Boden des Glases löst sich das von Mycel überwachsene Getreide aus dem Glas und gleitet in die Plastiktüte. Dann zieht man das leere Glas heraus und verschließt den Beutel mit der Hand. Von außen läßt sich der Klumpen Brutgetreide jetzt problemlos mit der Hand zerkleinern und gut mit dem Kompost vermischen. Die Tüte läßt man nun an einem warmen Ort stehen, bis die Kompostmischung vollständig durchwachsen ist (ca. 14 Tage). Dabei wird die Tüte nicht völlig verschlossen, sondern einfach der obere Teil der

Tüte so locker unter den unteren geschlagen, daß ein Luftaustausch noch möglich ist. Gut geeignet zur Lagerung sind auch die bereits beschriebenen Styroporboxen. Werden diese verwendet, so muß darauf geachtet werden, die Boxen nicht übermäßig mit gefüllten Beuteln zu füllen. In diesem Fall kann die Temperatur in den Tüten zu schnell ansteigen, was Schimmel und Fäulnis fördert. Um jeden der Beutel herum muß ein freier Raum von mindestens 2-3 cm verbleiben.

Kompostkultur in Plastiktüten. Das Oberteil der Tüte wird nicht luftdicht verschlossen, sondern locker unter das Unterteil geschlagen.

Während dieser Phase des Durchwachsens entfällt jedes Besprühen mit Wasser. Lediglich bei der Lagerung in Styroporboxen muß etwa einmal alle zwei bis drei Tage die Box geöffnet und durch Wedeln mit dem Deckel die verbrauchte Luft entfernt werden. Hat das Mycel erst einmal den gesamten Kompost durchwachsen, dann erscheint der Kompost nicht mehr als lockeres Substrat, sondern als fester Block. Sobald die Kultur dieses Stadium erreicht hat, wird es Zeit, die Fruchtung einzuleiten. Dies geschieht auf die bereits mehrfach besprochene Weise: 63

Neben der Zufuhr von Licht ist es nun besonders wichtig, ein-, besser zweimal täglich Frischluft zuzuführen. Dies geschieht durch kurzes Öffnen der Plastiktüten und befächeln der Kulturen mit Frischluft. Etwa alle drei Tage kann es notwendig werden, ein- bis zwei Sprühstöße Wasser mit dem Zerstäuber auf die Kulturen zu geben. Es empfiehlt sich, im Zweifel eher zuwenig als zuviel Wasser zu geben. Erst wenn das Pilzwachstum dies notwendig macht, wird der Beutel geöffnet. Der ganze Block mit dem unten und seitlich noch anliegenden Beutel wird in eine Styroporkiste gestellt. Ab diesem Zeitpunkt erfolgt die Behandlung des Blocks so, wie es in der vorhergegangenen Abschnitten bereits beschrieben wurde.

aus Stroh, Holzkomposterde und Getreidebrut als Substrat verwendet. Eine spezielle Abdeckung ist nicht unbedingt nötig, eine dünne Schicht Abdeckerde führt aber meiner Erfahrung nach zu seltenerer Kontamination. Anstatt der empfohlenen Mischung kann auch in einem Champignonzuchtbetrieb gekaufter Pferdemistkompost verwendet werden. Meiner Erfahrung nach ist dabei die Ausbeute gelgentlich höher, aber die Kontaminationsrate leider ebenso.

Pilzanbau auf holzhaltigen Substraten An dieser Stelle werden die klassischen Verfahren des Anbaus holzbewohnender Pilze besprochen. Ihnen allen gemeinsam ist, daß sie von Getreidebrut der jeweiligen Pilzart ausgehen. Andere Verfahren sind im zweiten Teil dieses Buches beschrieben. 1. Anbau auf Ästen und Stämmen

Das richtige Holz Hierzu wird Holz ab einem Durchmesser von etwa 10 Zentimeter verwendet. Ideal ist es, wenn das Holz nach dem Schlagen etwa zwei bis drei Monate gelagert worden ist. Ganz frisches Holz enthält oft noch fungizid Fruchtende Kompostkultur in Plastikbeutel. Der Plastikbeutel wirksame Substanzen, die von lebenden Bäumen zu wurde oben umgeschlagen, um den wachsenden Pilzen Raum zu ihrem eigenen Schutz gebildet werden. Mit zunehgeben. mend höherem Alter steigt die Gefahr, daß sich bereits andere Pilze in den Ästen oder Stammstücken eingeKompostanbau in Schalen nistet haben. Völlig unbrauchbar ist in der Regel altes Dieser erfolgt genauso, wie der Pilzanbau auf Getreide morsches, oder auch das rindenlose, völlig ausgein Schalen. Nur wird hierzu die im Abschnitt trocknete und ausgelaugte, bereits hellgraue Holz, das „Kompostanbau in Plastiktüten" beschriebene oft noch im Wald herumliegt. Im Prinzip ist jede Art Mischung

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von Holz geeignet, gleich ob Weich- oder Hartholz. Allerdings sollte man sich in der Regel auf Laubholz beschränken, weil viele Pilzarten mit den Harzen der Nadelbäume nicht zurecht kommen. Hartholz hat den Nachteil, daß es langsamer von Mycel durchwachsen wird, dafür trägt es aber bis zu sechs Jahre lang Pilze. Weichholz ist schneller durchwachsen, ist aber meist schon nach etwa drei Jahren erschöpft. Länge und Durchmesser der Holzstücke spielen keine große Rolle. Man schneidet die Stücke so zurecht, daß man sie gut handhaben kann. Dicke Stammstücke wird man wegen des Gewichts nicht viel länger als etwa 40 Zentimeter werden lassen, Äste von ca. 10 cm Durchmesser dürfen ohne weiteres einen Meter lang bleiben. Wichtig ist, daß das Holz noch ausreichend feucht ist. Sägt man das Holz an, und fängt man das Sägemehl auf, dann soll sich dieses mit der Hand zu einem Klumpen zusammendrücken lassen, der nicht von selbst auseinanderfällt. Fällt der Klumpen jedoch auseinander, dann muß das Holz vor der Verwendung etwa zwei Tage gewässert werden. Am einfachsten geschieht dies, indem man sich mit einer starken Plastikplane ein flaches Wasserbecken schafft, in das man die Stämme einlegen kann. Die Beimpfung Es gibt mehrere Methoden, Stämme und Äste zu beimpfen. Die einfachsten und effektivsten sind die folgenden Verfahren: Die Bohrlochmethode. Mit einem elektrischen Bohrer werden spiralförmig einmal um den ganzen Stamm herum möglichst tiefe Löcher von etwa 1,5 cm Durchmesser gebohrt. Diese Löcher füllt man mit Brutgetreide und verschließt sie anschließend mit aufgetackerter Plastikfolie, Baumwachs oder Lehm.

Eine Besonderheit stellt die neuere Methode dar, von Pilzmycel überwachsene Holzdübel einfach in Bohrlöcher hineinzustecken. Die Keilschnittmethode. Man schneidet mit einer Säge einen Schlitz etwa 2/3 tief leicht keilförmig in den Stamm. Eine Schlitzbreite von ca. 1,5 bis 2,5 cm ist optimal. Den Schlitz füllt man anschließend mit Getreidebrut und verschließt ihn gut mit aufgetackerter Plastikfolie. Die Kopfbeimpfung. Man sägt an einem Ende des Stammes eine dünne Holzscheibe ab. Die Schnittfläche des Stammes bedeckt man mit einer etwa 1 cm dicken Schicht Getreidebrut. Die abgesägte Holzscheibe wird nun oben wieder aufgenagelt. Die entstandene Fuge wird mit Plastikfolie verschlossen. Aufbewahrung und Durchwachsen der beimpften Stamme Die frisch beimpften Stämme sollten an einem feuchten und schattigen Platz möglichst eng zusammen gelagert werden, bis sie vom Mycel durchwachsen sind. Am besten schichtet man sie auf und bedeckt sie anschließend mit Laub, feuchter Wellpappe, Lumpen oder ähnlichem Material, unter dem die Stämme feucht bleiben. Sind im Hochsommer längere Trockenperioden, dann muß man darauf achten, die Stämme bzw deren Abdeckung immer ein wenig feucht - nicht tropfnaß - zu halten. Die beste Zeit für die Beimpfung ist im späten Frühjahr. Dann kann man meist noch im gleichen Jahr zum ersten Mal ernten. Beimpft man im Herbst, so kommt natürlich erst der nächste Herbst als erster Erntetermin in Frage. Nach dem vollständigen Durchwachsen der Stämme mit Mycel (erkennbar am Mycel, welches an den Schnittflächen sichtbar wird) werden die Stämme an ihren endgültigen Standort gebracht. Dies sollte der schattigste und feuchteste Ort

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des Gartens sein. Dort gräbt man die Stammstücke etwa 15-20 cm tief senkrecht in den Boden ein. (Das gilt nicht für Shiitake-Pilze - siehe dort). Dadurch wird sichergestellt, daß die Stammstücke über die ehemaligen Saftbahnen des Holzes ausreichend mit Wasser und Mineralien aus dem Boden versorgt werden. Im trockenen Hochsommer muß gelegentlich zusätzlich gewässert werden. Einmal eingegraben, verbleiben die Stammstücke an ihrem Platz, bis sie nach einigen Jahren erschöpft sind und keine Ernte mehr liefern.

messer. Man mischt die einzelnen Bestandteile in folgenden Gewichtsanteilen: 20 Teile Sägespäne, 10 Teile Hackschnitzel, 1 Teil Gips Die Mischung sollte sich noch feucht anfühlen, aber nicht naß sein. Um Kontamination mit fremden Pilzen und Milben zu verhindern, empfiehlt es sich, die Mischung durch kurzes Erhitzen zu pasteurisieren. Dies kann mit heißem Dampf, durch Übergießen mit kochendem Wasser oder durch Erhitzen in der Mikrowelle geschehen. Die fertige Mischung wird mit Getreidebrut der entsprechenden Pilzart vermischt. Dabei 2. Anbau holzbewohnender braucht man weniger Getreidebrut pro GewichtseinPilze auf Sägespänen heit, als bei der Beimpfung von Kompost. Ein AchtLiterHierzu besorgt man sich - am besten in einem Säge- Beutel sollte sich so mit einem halben Glas Brut werk - Sägespäne und Hackschnitzel von Laubholz und beimpfen lassen. Eine solche fertig durchwachsene einfachen Gips aus dem Baumarkt. Hackschnitzel sind Sägespan-Mischung bildet einen weißlichen festen grobe, flache Holzfetzen von wenigen cm Durch Klumpen gummiartiger Konsistenz.

Meine Frau Gie mit Shiitake-Pilzen auf Sägespan-Substrat. Selbst die kleine Kultur aus einem Einmach glas liefert bereits eine kleine Mahl zeit. Im allgemeinen rechnet man aber bei Holzbewohnern mit etwas größeren Substratmengen als bei den Kompostbewohnern.

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Psilocybe azurescens auf Hackstücke-Sägespan-Mischung. Die Anzucht in einem kühlen Raum ist, wie hier gezeigt, grundsätzlich möglich. Meist jedoch werden die Jungpilze in Innenräumen kaum 1 cm groß und sterben dann ab. Die Anzucht im Freiland funktioniert zuverlässiger

Die weitere Vorgangsweise entspricht der, wie sie bereits in den Abschnitten „Pilzanbau auf Getreide in Schalen" und „Kompostanbau in Plastiktüten" beschrieben wurde. Eine Abdeckung mit Erde ist in der Regel nicht erforderlich. Die in manchen Pilzzuchtbüchern beschriebenen Nährstoffzusätze, wie Melasse, Kleie und anderes erhöhen zwar tatsächlich die Ausbeute. Leider erhöhen sie aber auch die Anfälligkeit für Schimmel- und andere Kontaminationen sehr stark. Daher möchte ich von der Verwendung solcher Zusätze in der HobbyZucht, in der es ja nicht unbedingt auf allerhöchste Erträge ankommt, abraten.

Schädlinge: Trauermücken und Milben

Trauermücken: Mit die schlimmsten Schädlinge überhaupt, die eine Pilzkultur befallen können, sind die Trauermücken. Es handelt sich dabei um kleine, vollständig schwarze Fliegen von etwa 2-5 mm Länge.

Sie sehen nicht wie kleine Fliegen, sondern eher wie kleine Mücken aus. Trauermücken reagieren offensichtlich sehr stark auf den Geruch von Pilzmycel und werden geradezu magisch davon angezogen. Einmal auf einer Kultur gelandet, lassen sie sich leicht fangen, da sie zwar versuchen, dem Fänger auszuweichen, aber kaum mehr auffliegen. Sie legen ihre Eier in die Kulturen. Aus den Eiern schlüpfen in ganz kurzer Zeit die Larven, kleine, weiße wurmartige Gebilde von etwa 6 mm Länge. Diese wachsen sehr schnell zu jungen Fliegen heran, die selbst wieder nach wenigen Tagen Eier legen. Eine Kultur kann sich so innerhalb von 14 Tagen in eine übelriechende dickbreiige Masse verwandeln, in der tausende von Maden leben und aus der nahezu pausenlos junge Trauermücken schlüpfen. Abhilfe: Alle befallenen Kulturen vernichten und aus dem Haus schaffen. Den gesamten Raum von Fliegen säubern. Werden Insektizide verwendet, dann sollte man zumindest darauf achten, daß diese nur natürliches Pyrethrum und keine synthetischen Pyrethroide enthalten. Während erstere relativ schnell 67

abgebaut werden, sind die Pyrethroide sehr lange haltbar und stehen im Verdacht, bei längerem Kontakt neurologische Störungen auszulösen. Vorbeugung gegen die Pilzmücken: klebrige Gelbtafeln (helfen nur zum Teil, aber man merkt zumindest frühzeitig, daß Probleme unterwegs sind). Aufstellung von elektrischen Insektenfängern, Aufstellung von mit Citronelleöl imprägnierten Tafeln (scheint die Fliegen einigermaßen zuverlässig zu vertreiben, stinkt leider in der wirksamen Konzentration impertinent nach Citronelle) . Ansonsten den Raum, in dem die Kulturen stehen, geschlossen halten, evtl. auch das Schlüsselloch mit Tesafilm abdichten. Möglichst keine Zimmerpflanzen, vor allem nicht solche mit eher nasser Erde im Zuchtraum stehen lassen. (Trauermückenlarven halten sich gerne in solchen sehr feuchten Erden auf). Milben: Weit weniger problematisch sind die Milben, denn diese können wenigstens nicht fliegen. Es han

delt sich dabei um kleine Tiere, die kaum die Größe eines i-Punkts erreichen. Mit bloßem Auge sind sie gerade eben noch sichtbar. Stellt man eine befallene Kultur auf eine dunkle Unterlage, dann erkennt man den Befall nach einigen Stunden daran, daß sich um die Kultur herum ein Kreis aus kleinen weißen Punkten gebildet hat. Die Milben, die versuchen, neue Lebensräume zu finden, vertrocknen außerhalb der Kulturen bereits nach wenigen Zentimetern. Deshalb besteht die erfolgreichste Verbreitungsmethode dieser Tiere darin, sich von einem unachtsamen Pilzzüchter von einer Kultur zur nächsten tragen zu lassen. Die Milben schädigen bei massivem Auftreten das Mycel. Milben traten bei mir gelegentlich dann auf, wenn ich Holz aus dem Freiland zur Kultur verwendet habe, ohne es vorher zu entkeimen. Vollständige Sterilisation ist nicht nötig; eine Desinfektion durch übergießen mit kochendem Wasser, kurzes erhitzen im Backofen oder in der Mikrowelle reichen hier vollständig aus.

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12. Konservierung und Lagerung von Pilzen

Frisch geerntete Pilze lassen sich problemlos einige kann man bis zu 10 Siebe mit Trockengut (jedes Tage im Gemüsefach des Kühlschranks lagern, wenn sie etwa 30 cm Durchmesser) auf dem Grundgerät stapeln. dabei vor Austrocknung geschützt werden. Pilze sind dann trocken, wenn sie sich wie Kekse brechen lassen. Sind sie noch ledrig, dann enthalten sie noch genug Feuchtigkeit, um verschimmeln zu können. Die fertig getrockneten Pilze lagert man entweder Konservierung der Pilze gemahlen als Pilzpulver oder ganz in luftdicht verDie traditionelle Methode der Pilzkonservierung ist schließbaren Schraubgläsern. Pilze lassen sich auch einfrieren; dabei wird jedoch das Trocknen. Korrektes Trocknen sollte in mäßig wardie Zellstruktur zerstört. Die aufgetauten Pilze wirken mer, strömender Luft erfolgen. Eine Temperatur von dann ein wenig „matschig" und unansehnlich, was maximal 30-35 Grad Celsius schont in optimaler Weise aber bei Pilzsaucen und -suppen keine Rolle spielt. alle Inhaltsstoffe. Die einfachste Möglichkeit ist es Sonst empfiehlt es sich, die Pilze erst zuzubereiten und häufig, die Pilze auf Garn aufzufädeln und so über die die fertigen Pilzgerichte einzufrieren. Eine traditioHeizung gehängt zu trocknen. Backöfen sind eher nelle Methode ist das Einlegen der Pilze in einem Essigungeeignet. Selbst auf kleinster Stufe erzeugen sie in der Salz-Sud. Junge und feste Pilze können auch, wie andere Regel eine zu große Hitze. Eine weitere Methode ist es, Gemüsearten, in Weckgläsern eingemacht werden. bei einem Karton oder einer Kiste unten auf einer Seite Diese Methoden der Konservierung werden unter eine Öffnung anzubringen. Dann stellt man in die Kiste anderem in „Pilzsammlers Kochbuch" von Rose Maria eine Lampe. Über die offene Oberseite der Kiste legt Dähncke genau beschrieben. Eine weitere dort man ein Sieb oder einen Rost, auf dem man dann die genannte Methode ist die Herstellung eines PilzPilze trocknen kann. Die beste, wenn auch teuerste Lösung ist es, sich einen Trockenapparat (Dörrex) extraktes. Dabei werden hitzeempfindliche Inhaltsanzuschaffen, den man über Haushaltswarengeschäfte stoffe natürlich zerstört, und das Resultat ist nur beziehen kann. Bei einem solchen Trockner kann die noch als - allerdings recht interessantes und wohlschmeckendes - Gewürz zu gebrauchen. Temperatur stufenlos gewählt werden. Außerdem

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13. Pilze und Justiz

Psychoaktive Pilze

Heilpilze

Seit dem 1.2.1998 ist in Deutschland ein geändertes Betäubungsmittelgesetz in Kraft. Darin werden „ Pflanzen und Pflanzenteile und Tiere und tierische Körperteile..." dann zum Betäubungsmittel erklärt, wenn sie „als Betäubungsmittel mißbräuchlich verwendet werden sollen" und Stoffe enthalten, die im Betäubungsmittelgesetz aufgeführt sind - hier also Psilocybin und Psilocin. In diesem Fall unterliegen sie also all den erheblichen Strafandrohungen des BtMG, wenn dies auch im Falle von Pilzen nicht ganz klar ist, die ja nach aktuellem wissenschaftlichen Stand eben weder Tiere noch Pflanzen sind. Bei einzelnen Kulturen, die man aus biologischem Interesse besitzt, wird der Nachweis der beabsichtigten mißbräuchlichen Verwendung wohl kaum gelingen, wenn nicht andere Anhaltspunkte für eine Mißbrauchsabsicht sprechen. Hat jemand jedoch eine größere Zahl von Kulturen der gleichen Pilzart in seinem Besitz und vielleicht gar noch eine größere Menge getrockneter Pilze, so wird er mit zunehmend größerer Menge auch immer größer werdende Schwierigkeiten zu erwarten haben.

Der Verkauf von Speisepilzen, zu denen ja die meisten Medizinalpilze gehören, ist in Deutschland prinzipiell problemlos möglich, wenn sie als Speisepilze deklariert werden. Wird jedoch beim Verkauf zugleich auch auf heilfördernde Wirkungen hingewiesen, dann verstrickt man sich sehr schnell in allen möglichen Verordnungen und Gesetzen. Am besten weist man nicht direkt auf solche Wirkungen hin, sondern verwendet höchstens allgemeine Begriffe wie „gesundheitsfördernd" und verweist zur näheren Information auf entsprechende Literatur. Natürlich kann auch jeder Pilzzüchter, der das möchte, seine eigene kleine Broschüre zum Thema „Medizinalpilze" schreiben und diese z.B. für 1 DM separat verkaufen. Hinweise wie „ tumorhemmende Wirkung" an der Ware verstoßen auf jeden Fall gegen geltendes Recht, gleichgültig ob solche Wirkungen wissenschaftlich nachgewiesen sind oder nicht.

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14. Pilze als Heilmittel

Heilkräuter sind uns in Europa zur Behandlung von Krankheiten schon immer vertraut. Daß aber auch Pilze über medizinische Wirkungen verfügen, ist ein Wissen, das uns in Europa verloren gegangen ist, obwohl in deutschen Kräuterbüchern des späten Mittelalters Pilze durchaus ihren Platz hatten. Die Asiaten, besonders die Chinesen und Japaner verfügen dagegen auch in diesem Bereich über eine mehrtausendjährige ununterbrochene Tradition. Eine umfassende Darstellung der Heilwirkung einzelner Pilze würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Ich beschränke mich daher hier auf einige der wichtigeren Pilze und werde deren Inhaltstoffe und Wirkungen eher stichpunktmäßig abhandeln. In dem sehr informativen Buch „Die Heilkraft der Pilze", von Prof. Dr. Jan Lelley, Econ-Verlag 1997, können ausführlichere Informationen gefunden werden. Darüber hinaus findet man mittlerweile im Internet viele interessante Artikel zu diesem Thema. Wer Internet-Zugriff hat ( und den hat eigentlich jeder, sei es über Freunde oder Bekannte oder einen Besuch im nächsten Internet-Cafe), der findet auch über eine Recherche in der medizinischen Datenbank medline viele interessante Artikel. Austernpilz - Pleurotis ostreatus. Er produziert Lovastatin7E, eine cholesterinsenkende Substanz. Darüberhinaus konnte an Labormäusen eine Tumorhemmung nach Fütterung mit Austernpilzen nachgewiesen wer

den. Wieweit sich die Tumorwirksamkeit auf den Menschen übertragen läßt, ist noch nicht klar. Fest steht aber, daß sich durch den Verzehr von 5-10 Gramm getrockneter oder der zehnfachen Menge frischer Austernpilze der Cholesterinspiegel senken läßt. Klapperschwamm - Grifola frondosa (Maitake). Seine wirksamen Inhaltsstoffe sind verschiedene Polysacharide, insbesondere Grifolan. Bei Laborversuchen (in vitro) wurde sowohl in japanischen als auch in USStudien eine deutliche Anti-AIDS-Aktivität gefunden. Versuche mit Kranken laufen, es sind mir bis jetzt aber noch keine Ergebnisse bekannt. Vor allzu großem Optimismus im Falle von AIDS muß gewarnt werden. Auch der Klapperschwamm weist im Experiment eine Tumorhemmung auf, die noch deutlicher ausfällt, als etwa beim Austernpilz. Zusätzlich werden diesem Pilz noch blutdruck- und cholesterinsenkende und immunstimulierende Wirkungen nachgesagt. Eine wirksame Dosis liegt bei etwa 5 Gramm des getrockneten Pilzpulvers. Allerdings empfiehlt es sich hier nicht, den Pilz in Form eines Tees einzunehmen, da die wesentlichsten Wirkstoffe nicht in Wasser, sondern nur in Alkohol löslich sind. Es empfiehlt sich daher, entweder das Pilzpulver so, wie es ist, (am besten zusammen mit Vitamin C, das die Wirkstoffaufnahme verbessert), oder in Form eines selbst hergestellten alkoholischen Extraktes einzunehmen.

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Lackporling - Ganoderma lucidum (Reishi, ling zhi). Dieser Pilz stellt fast eine komplette Apotheke dar. Es finden sich die folgenden aktiven Inhaltsstoffe bzw. Wirkstoffgruppen: Die Polysacharide Ganoderan und Beta-d-Glukan sowie mindestens 6 weitere Polysacharide mit den folgenden Wirkungen: blutzuckersenkend, immunstimulierend, tumorhemmend. Ein antiallergisches und immunstimulierendes Protein, ein leberschützendes Steroid (Ganosteron). Eine ganze Zahl von Triterpenoiden, meist als sog. ganoderische Säuren, welche die Histaminausschüttung hemmen (also antiallergisch wirken), und den Blutdruck und Cholesterinspiegel senken. Dazu wirkt der Lackporling schlaffördernd und wirkt den Sauerstoffmangelerscheinungen, wie sie in großer Höhe auftreten (Bergkrankheit) entgegen. Kein Wunder also, daß dieser Pilz in China nachweislich seit ca. 4000 Jahren hochgeschätzt wird. In frühen Zeiten war er so selten und gesucht, daß jeder Fund dieses Pilzes dem Kaiserhof abgeliefert werden mußte. Ich persönlich kann mit diesem Pilz eine über 30 Jahre lang bestehende Nebenhöhlenentzündung erfolgreich im Griff behalten. Alle bisherigen Versuche, dieser Sinusitis beizukommen, waren gescheitert. Wenn es mal wieder besonders schlimm wurde, mußte ich eine Kur mit Antibiotika einlegen, die mir für einige Wochen Erleichterung verschaffte. Aber spätestens nach 2 Monaten war die Sinusitis wieder da. Die Symptome eines ebenfalls langjährigen saisonalen Heuschnupfens haben sich unter Reishi zu etwa 80% gebessert. Hier ist mein persönliches Rezept: Ich trockne den Pilz, bis er richtig „knusprig" ist und mahle ihn dann in einer Küchemaschine zu Pulver. Von diesem Pulver lasse ich jeden morgen 3 Gramm

mit einer großen Tasse Wasser etwa 5 Minuten lang aufkochen und anschließend etwa eine halbe Stunde lang ziehen. Diesen Tee trinke ich täglich. Kündigt sich eine Erkältung an, dann erhöhe ich die Dosis ein paar Tage lang auf etwa 5 Gramm. Meist gelingt es so, den Ausbruch der Erkältung noch zu stoppen. Was ich leider aus persönlicher Erfahrung nicht bestätigen kann, ist eine deutliche Blutdrucksenkung. Hier gab es bei mir allenfalls eine leichte Wirkung. Was natürlich nicht heißt, das jemand anderes hier nicht bessere Erfahrungen machen kann. In der traditionellen chinesischen Medizin gilt dieser Pilz als eines der ganz großen Tonika. Zur Krankheitsvorbeugung kann er schadlos täglich eingenommen werden. Shiitake - Lentinula edodes. Der Shiitake wird neuerdings verstärkt auch hierzulande frisch angeboten. Damit gibt es nicht nur eine Alternative für den ewigen Champignon aus den Supermärkten, sondern man kann seinen Speisezettel sogar um einen wohlschmeckenden und gleichzeitig gut erforschten und durchaus interessanten Medizinalpilz erweitern. Neben anderen immunaktiven Wirkstoffen bildet der Shiitake Lentinan. Dessen Hauptwirkung besteht in einer Erhöhung der Aktivität der Killer-Zellen und der Interferon-Produktion. Diese nachweisliche Unterstützung der körpereigenen Abwehr macht diesen Pilz zu einem wertvollen Medikament, wenn es darum geht, Infektionskrankheiten, besonders auch Viruserkrankungen zu bekämpfen. In Japan ist Lentinan als Zusatzmedikament in der Krebstherapie zugelassen. Darüber hinaus konnte eine cholesterinsenkende Wirkung nachgewiesen werden. In der traditionellen chinesischen Medizin gilt der Pilz als allgemeines Tonikum, das sowohl bei Beschwerden älterer Menschen, 72

bei überlasteten jüngeren Personen mit eingesetzt werden kann. ,>artigerweise scheint dieser Pilz am besten l, n, wenn er nicht täglich, sondern nur etwa 2„, 7öchentlich eingenommen wird. Vorbeugend g otwa 5 Gramm getrocknet bzw. 50 Gramm eingenommen werden, bei bestehenden ,s ungen kann diese Dosis bis auf 15 Gramm bzw. 150 Gramm Firschgewicht erhöht wer

?,j3rübling - Flammulina velutipes (Enoki). Im y einer japanischen epidemiologischen Studie saß die Bewohner einer japanischen Gemeinde T; züchtern eine überdurchschnittlich niedrige j Krebsfällen aufwies. Dies führte man in der stlf den häufigen Verzehr der von diesen Men;•z üchteten Samtfußrüblinge zurück. Diese entljn Polysacharid namens Flammulin, das offen die körpereigenen Abwehrkräfte zu steigern

ii,intling - Coprinus comatus. Der SchopftintQuelle eines neuartigen Antibiotikums, das

derzeit näher untersucht wird. Er hat außerdem sowohl frisch als auch getrocknet - einen deutlichen blutzuckersenkenden Effekt. Darüber hinaus zeigten auch hier Tierversuche eine ausgeprägte tumorhemmende Wirkung. Gängige Speisepilze und ihr Wert. Der gesundheitliche Wert von Pilzen wird häufig grob unterschätzt. Selbst in einer Runde von Pilzliebhabern hörte ich kürzlich noch das Märchen, Pilze hätten einen relativ geringen Wert als Nahrungsmittel und einen sehr niedrigen Eiweißgehalt. Auf meinen Einwand hin, daß der Eiweißgehalt ja immerhin dem von Milch entsprechen würde, reagierten die Versammelten überrascht so hatte man das wohl noch nicht gesehen. Immerhin wird ja die Milch - lassen wir einmal dahingestellt sein ob zu recht oder nicht - als eines unserer wertvollsten Nahrungsmittel betrachtet. Auch sonst brauchen sich die Pilze nicht zu verstecken. Enthalten sie doch eine breite Auswahl wertvoller Mineralien - u.a. Kalium, Magnesium, Calzium, Mangan, Zink, Kupfer und dazu Vitamine, besonders aus der B-Gruppe. Regelmäßiger Pilzverzehr kann daher durchaus dazu beitragen, entsprechende Mangelerscheinungen auszugleichen.

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15. Charakteristik einzelner Pilzarten (1)

Anmerkung: Diese Beschreibungen haben nicht den Zweck, eine korrekte botanische Identifikation zu ermöglichen. Dazu müßten sie mykologische Charakteristika aufführen, mit denen der Durchschnittsleser nichts anfangen kann. Auf eine mykologisch korrekte, vollständige Beschreibung wurde daher verzichtet. Intention der Beschreibungen ist, daß sich der Leser ein Bild vom Aussehen der Pilze machen kann.

Substrat: Der Schopftintling wächst am besten auf auf Stroh, dem Pferdemist zugefügt wurde (siehe Teil Il - Abschnitt 6: „Generelle Zuchtmethode für Dung und Kompost bewohnende Pilzarten"). Die Kultur kann in Plastiksäcken oder auch in Schalen erfolgen. Eine Schicht Abdeckerde erhöht die Ernte beträchtlich. Wer diese Pilze im Garten heimisch machen will, kann mit gutem Aussicht auf Erfolg eine oder mehrere dieser Kulturen in seiner Wiese eingraben. Temperaturen: Diese Art benötigt etwa 16-21 Grad Coprinus comatus Celsius für die Keimung von Jungpilzen. Während des Schopftintling, Spargelpilz Wachstums sind später Temperaturen von 18 bis 24 Aussehen: Ein länglich-walzenförmiger, anfangs rein- Grad optimal. weißer Pilz, der von Schuppen bedeckt ist. Ältere Exemplare öffnen den Hut glockenförmig, wobei der Flammulina velutipes - Samtfußrübling Hut beginnt, vom Rand her schwarz zu zerfließen. Der weiße Stiel ist hohl, die Lamellen sind erst weiß, Aussehen: Ein klassischer japanischer Zuchtpilz, der später rosa, dann schwärzlich. Die Hüte werden etwa 6- dort eine allgegenwärtige Beilage in den meisten Sup12 cm hoch. In der freien Natur findet man diesen pen bildet. Bei uns ist dieser Pilz im Wald nicht allzu selten Pilz fast auschließlich auf Wiesen und Feldern. Meist - und kaum zu verwechseln, da er einer der wenigen tritt er in großen Gruppen auf. Man findet ihn von Mai Pilze ist, die am besten im Winter gedeihen. Der 15 cm bis November, jedoch häufiger im Herbst. Der breite Hut dieses gelblichen bis bräunlichen Pilzes trägt Schopftintling ist ein hervorragender Speisepilz, der gelbliche Lamellen. Der im unteren Teil samtige Stiel ist sich einfach züchten läßt. Man findet ihn nur deshalb dunkel- bis schwarzbraun gefärbt. An der Basis ist er nicht in den Geschäften, weil er höchstens 48 Stunden stets dunkler als an der Spitze. Der Pilz wächst meist haltbar ist - am besten verwendet man ihn sofort nach auf totem, seltener auf lebendem Laubholz, häufig auf der Ernte. Läßt man ihn zu lange liegen, wird er wegen Baumstümpfen, von Oktober bis April. Die Stiele sind des dann einsetzenden Auflösungsprozesses zäh und werden daher nicht mitgesammelt. ungenießbar.

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Substrat: Die Kultur ist auf Laubholz und auf holzhaltigen Substraten (Sägemehl-Mischungen, Papier) möglich.. Alle für Holzbewohner beschriebenen Kulturverfahren sind anwendbar. Besonders nett sind Flaschen mit Sägemehl auf der kühlen Fensterbank. Der Pilz wächst dann in dekorativen, langstieligen Büscheln aus dem Flaschenhals heraus. Temperatur: Um die Keimung der Jungpilze einzuleiten, ist eine Temperatur von 6-10 Grad Celsius erforderlich (Kälteschock). Während der anschließenden Wachstumsphase kann die Temperatur etwa 8 - 16 Grad betragen.

kurzen, stämmigen Stiel, der aus einem Baumstamm herauswächst, sitzt ein muschelförmiger Hut mit einer Breite von bis zu 15 cm. Die Oberfläche ist rotbraun glänzend, wie frisch lackiert, der Hutrand wird von einem matten, samtigen weißen Saum gebildet. Substrate: Den Reishi züchtet man am besten auf Stammholz oder auf holzhaltigen Substraten (Sägemehl-Hackstück-Mischung). Neben der Temperatur ist der CO2-Gehalt der Luft von Bedeutung: Stiele entwickeln sich oft nur in einer C02-reichen Umgebung. Bleibt der C02-Gehalt hoch, entwickeln sich anstelle der breiten Hüte interessant aussehende, geweihartige Pilze. Temperaturen: Zur Fruchtung werden Temperaturen von ca. 18 bis 24 Grad Celsius benötigt. Das WachsGanoderma lucidum tum der Pilze erfolgt bei 21 bis 27 Grad. Aufgrund dieLackporling, Reishi, Ling-Zhi ser Temperaturbedürfnisse sind diese Pilze nach unseAussehen: Der Lackporling, der auch in Deutschland ren Erfahrungen hervorragend für den Anbau in der nicht selten an Bäumen gefunden werden kann, ist Wohnung geeignet. kaum mit anderen Pilzen zu verwechseln. An einem

Reishi auf Sägespan-Holzsubstrat ( Buche) im Einmachglas. Beginn des Wachstums mit reinweiß-samtiger Wachstumszone.

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Bei hohem C02-Gehalt während des Wachstums entwickelt sich die Geweihform. Der Pilz erscheint wie lackiert.

Lentinula (Lentinus) edodes - Shiitake Aussehen: Ein Pilz, der in Mitteleuropa nicht natürlich, sondern nur in Kultur vorkommt. Der Hut ist 515, seltener bis 20 cm breit und weist je nach Rasse und Standort eine hell- bis dunkelbraune Farbe auf. Charakteristisch sind weiße, flockenartige Schuppen, die sich in der Hutmitte kaum, und zum Rand hin immer dichter finden. Die Lamellen sind weißlich, der Stiel weißlich bis bräunlich. Der Pilz erscheint seitlich an Holz angewachsen in kleinen Gruppen. Der Pilz riecht roh stark aromatisch, lauchartig und ist von mildem Geschmack.

Natürlich entwickelter Reishi. (Zeichnung: Göran Hielscher)

Substrate: Laubholz, wächst auch sehr gut auf Sägespan-Hackschnitzel-Mischungen. Im Gegensatz zu anderen Pilzen mag es der Shiitake nicht, wenn die Stämme, auf denen er wächst, in die Erde eingegraben werden. Auch die Abdeckung mit Erde wird nicht vertragen. Temperaturen: Shiitake-Pilze gibt es in verschiedenen Zuchtstämmen - sowohl für kühle als auch für warme Jahreszeiten. Zur Keimung der Jungpilze benötigen die kälteliebenden Sorten etwa 10-16 Grad Celsius, die wärmeliebenden Sorten 16-21 Grad. Das Pilzwachstum verläuft bei den kälteliebenden Sorten bei etwa 16-18 Grad, bei den wärmeliebenden Sorten

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Kleiner Block (Buchenholz-Sägemehl-Hackstück-Mischung) mit schön entwickelten Shiitake-Pilzen. Die braunen Flecken auf der Myceloberfläche sind arttypisch.

bei 21-27 Grad optimal. Gerade die wärmeliebende Sorte gedeiht hervorragend bei den Temperaturen, wie sie in einer durchschnittlichen deutschen Wohnung herrschen. Wir haben diesen Pilz oft im Haus gezüchtet, ohne uns weiter um die Temperaturen zu kümmern. Besonderheiten: Das Mycel - sowohl in Petrischalen als auch auf Roggen und auf den Kulturen bekommt mit zunehmender Reife braune bis dunkelbraune Flecken. Dies ist bei Shiitake-Mycel normal. Züchtet man Shiitake-Pilze auf Sägespan-Hackschnitzel-Mischungen in Blöcken, dann wartet man, bis die Blöcke gut zusammenhalten und deutliche braune Stellen aufweisen. Im Falle von Substratblöcken erkennt man die beginnende Fruchtung beim Shiitake daran, daß das Mycel kleine Ausbuchtungen bildet, die ähnlich wie Popcorn aussehen. Nach der Ernte müssen die Substratblöcke vollständig austrocknen. Anschließend - nach etwa 8 Tagen Ruhezeit - gibt man die

Für Shiitake typische Wuchsform an Stammholz.

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Blöcke für 24 Stunden in kaltes Wasser, wobei man sie sogar beschweren sollte, damit sie an allen Seiten Wasser aufsaugen können. Kurze Zeit nach dieser Behandlung wird sich die nächste Erntewelle zeigen. Insgesamt kann dieser Zyklus ca. 4 mal durchlaufen werden. Phollota nameko - Nameko, Reisstrohschüppling

Aussehen: Ein in Japan mit Recht sehr populärer, viel gezüchteter, außerhalb Japans leider so gut wie unbekannter Pilz. Der Hut ist 3-8 cm breit, erst halbkugelig, später fast flach von braun-oranger Farbe. Der rohe Pilz ist von einer dicken Schleimschicht bedeckt, die beim Kochen vollständig verschwindet. Die weißlichgelben Lamellen werden im Alter bräunlich. Der junge Pilz weist zwischen Stiel und Hut einen Schleier auf. Der Stiel ist an der Basis verbreitert. Substrat: Holz und Sägemehl-Hackschnitzel-Substrate. Keine Abdeckschicht erforderlich. Dieser Pilz braucht besonders hohe Luftfeuchtigkeit während der Keimungsphase. Im Falle von Substratblöcken kann man dies sowohl durch häufiges besprühen mit einem Zerstäuber erreichen, als auch damit, die Plastiktüte nur oben zu öffnen, auf keinen Fall aber vollständig zu entfernen. Häufig tritt vor der Fruchtung ein elastischer Schleim auf; dies scheint eine Feuchtigkeitsreserve des Mycels zu sein und sollte nicht mit einer Kontamination verwechselt werden. Temperaturen: 10 bis 15 Grad Celsius zur Keimung von Fruchtkörpern. 13-18 Grad beim Wachstum der Pilze. Anmerkungen: Meinen ersten Substratblock mit Nameko legte ich zum Fruchten in einen alten Gewölbekeller mit hoher natürlicher Luftfeuchtigkeit und einer konstanten Temperatur von 12 Grad. Nachdem

sich zwei Wochen lang nichts tat, vergaß ich die Kultur zeitweilig. Etwa drei Wochen später kam ich zufällig wieder in diesen Teil des Kellers und fand die Pilze voll entwickelt, fast schon überständig vor. Eine eiligst anberaumte Pilzmahlzeit bescherte mir einen der geschmacklich (leicht nußartig, angenehm festes Fleisch) besten Pilze, die ich kenne. Für mich steht der Nameko qualitativ auf der gleichen Stufe wie Steinpilze und Morcheln.

Nameko-Substratblock, Buchenholzsägemehl-HackstückMischung mit Zusatz von 50 % Rindenhumus. Die Pilze waren ein wenig überständig, schmeckten aber trotzdem noch köstlich.

Pleurotus ostreatus - Austernpilz

Aussehen: Muschelförmige, blaugraue, völlig graue oder bräunliche Hüte, die mit einem kurzen Stiel seitlich an den Baumstämmen angewachsen sind. Die Pilze wachsen in dichten Gruppen. Die Hüte werden 5 bis 15 Zemtimeter breit. Die Lamellen und Stiele sind weißlich. Roh weisen die Pilze keinen besonderen Geruch oder Geschmack auf. Die Fruchtkörper wild

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wachsender Pilze erscheinen von Oktober bis Februar. Zum Fruchten brauchen die Austernseitlinge einen Kälteschock. Dies gilt nicht für die aus Florida stammende Variante (Sommerausternseitling, FloridaVarietät), die das ganze Jahr über fruchten kann. Es gibt verschiedene nahe Verwandte des Austernpilzes in verschiedenen Farben (unter anderem rosa und knallgelb), die sich alle ähnlich gut züchten lassen. Substrate: An lebenden und toten Laubholzstämmen, auf Stroh, auf Sägespänen, mit Hackschnitzeln vermischt. Grundsätzlich auf allen zellulosehaltigen Materialien, wie alten Zeitungen, als Gag sogar auf Klopapierrollen züchtbar. Abdeckung nicht erforderlich. Temperaturen: Keimung bei etwa 12-16 Grad Celsius (Winterausternseitling) bzw. 21-25 Grad (Sommerausternseitling). Pilzwachstum bei 16-18 Grad ( Winterausternseitling) bzw. 22-25 Grad (Sommerausternseitling).

Psilocybe cubensis Aussehen: Der unter Züchtern bekannteste psychoaktive Pilz. Ein mittelgroßer bis großer Pilz, der in tropischen und subtropischen Regionen vorkommt. Der Hut ist 1 bis 8 cm breit, je nach Rasse und Alter hellbis dunkelbraun. Der 4 bis 20 (30) cm lange Stiel kann sowohl kurz, kräftig und gedrungen als auch lang und dünn vorkommen. Auch dies hängt von der Rasse, aber auch von den Lichtverhältnissen am Standort ab. Die Form des Hutes ist erst kegelig, dann glockig, später aufgebogen. Die Lamellen sind grau bis grauviolett. Der Pilz verfärbt bei Verletzung bläulich. Meiner Ansicht nach einer der am einfachsten zu züchtenden Pilze überhaupt, daher wunderbar als Einstieg in die Pilzzucht geeignet. Die Zucht darf aufgrund der derzeitigen Rechtslage (Stand Januar 1999) nicht die mißbräuchliche Verwendung als Betäubungsmittel zum Ziel haben.

Diese Sommerausternseitlinge wuchsen bei uns auf dem Kompost, nachdem wir eine kontaminierte Sägespan-RindenhumusKultur dort entsorgt hatten.

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Stropharia cubensis. Vielleicht der am einfachsten zu züchtende Pilz überhaupt.

Panaeolus cyanescens. Abgedeckte Roggenkultur.

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Substrate: Die Zucht auf Stroh ist möglich, aber nicht optimal. Viele schöne (und oft sehr große) Exemplare erhält man, wenn man auf Kompostsubstraten in Schalen züchtet. Temperaturen: Sehr gut hat sich bei mir eine Temperatur von 23 Grad Celsius in allen Phasen bewährt. Höhere Temperaturen (bis etwa 27 Grad) führen zu schnellerem Wachstum, begünstigen aber auch Kontaminanten. Deutlich niedrigere Temperaturen verlangsamen das Wachstum stark. Panaeolus cyanescens ( Copelandia cyanescens)

Aussehen: Dieser Pilz, der gelegentlich (vor allem in

den Niederlanden) als Hawaiianer bezeichnet wird, wird noch nicht allzu lange gezüchtet. Der braungraue bis hellgraue Hut wird 1,5 bis 4 cm breit und sitzt auf einem langen, dünnen, gelblich-grauen Stiel. Seiten vereinzelt, oft zu hunderten auftretend. Sowohl der Pilz als auch das Mycel können bei Verletzung stark bläuen. Substrate: Roggen oder Stroh mit Abdeckerde, Pferdemist- und andere Kompostmischungen. Temperaturen: Gut hat sich bei mir eine Temperatur von 23 Grad Celsius in allen Phasen bewährt. Höhere Temperaturen (bis etwa 27 Grad) führen zu schnellerem Wachstum, begünstigen aber auch Konta. minanten. Deutlich niedrigere Temperaturen verlangsamen das Wachstum stark.

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Selbstbau einer Impfkiste

Sogar Leute mit nur einer linken Hand können es schaffen, sich selbst eine Impfkiste zu bauen. Im Prinzip geht es um folgendes: ein luftdicht abgeschlossener Raum, in den man hineinblicken kann, und in den man durch zwei Löcher in der Seite die Hände hineinstecken kann, um darin zu arbeiten. Die einfachste Version ist ein simpler Karton, dessen Boden und eine Seite entfernt und mit Plastikfolie bezogen werden. An der anderen Seite bringt man eine kleine Klappe an, durch die man Material hineinund hinausbringen kann. In die Plastik-Vorderseite schneidet man zwei runde Löcher, durch die die Hände gerade hindurchpassen. Vor diesen zwei runden

Einfache selbstgebaute Impfbox. Die Vorderseite ist an zwei Scharnieren befestigt. Die im Bild offenen Eingriffe sollten durch einen kleinen Plastikvorhang verschließbar sein.

Löchern bringt man noch zwei Plastikvorhänge an, damit die Löcher ein wenig verschlossen sind, wenn man gerade die Hände draußen hat. Es empfiehlt sich, die Innenseite des Kartons mit Plastikfolie auszukleiden, damit sich das ganze leichter reinigen läßt und der Karton beim Kontakt mit den Desinfektionsmitteln nicht durchweicht. Die Luxusvariante einer Selbstbau-Impfbox kann so aussehen: ein Resopal-Brett aus dem Baumarkt, auf das mit Latten und Winkelstücken ein quaderförmiges Gestell aufgebaut wird. Die Vorderseite wird mit zwei Scharnieren befestigt, so daß sie sich aufklappen läßt. Alle Seiten werden mit dünnem Plexiglas aus dem Baumarkt verkleidet (leider nicht ganz billig). In die Plexiglasscheibe der Vorderseite werden die zwei Löcher für die Hände geschnitten. Die Profivariante (teuer): fünf Plexiglasscheiben werden zusammengeklebt und auf einer Resopalplatte aufgestellt. In die vordere Plexiglasscheibe werden zwei kreisrunde Löcher geschnitten, und in diese zwei haltbare Gummihandschuhe mit ausreichend langem Arm eingeklebt. Entweder man versieht eine Scheibe mit einem Scharnier, oder man hebt die Plexiglaskiste, die ja keinen (festen) Boden hat, einfach an, um Sachen hinein- oder hinauszubringen.

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Ein paar nützliche Adressen rund um die Pilzzucht

Bücher & Pflanzen, Bert M. Schuldes verschiedene Mycelien. Nur Versand. Bücher & Pflanzen, Hauptsstraße 70, 99759 Rehungen Elixier Kollwitzstrasse 54, 10405 Berlin, Tel./Fax: 030 - 442 60 57 Homepage: http://www.snafu.de/-elixier/ Treibhaus Kassel. Verschiedene Mycelien. Fertigkulturen von Speiseund Medizinalpilzen. Ladengeschäft und Versand. Treibhaus, 34121 Kassel, Frankfurter Str. 153 Tel.: 0561-24305 / Fax: 0561-285912 Homepage: http:// www.treibhaus.de Biologische Pilze Thomas Ziegler, An der Mainleite 4 97828 Marktheidenfeld Tel.: 093 91 - 91 61 05 / Fax 093 91-10 33. Homepage: http://home. t-online.de/home/ Biologische.Pilze/ Ausschließlich Medizinalund Speisepilze. Impfdübel, Fertigkulturen.

Mycelia bvba Jean Bethunestraat 9, B-9040 Gent (Belgien) Tel.: 00 32 - 9 - 2287090 / Fax: 00 32 - 9 - 2288028 Speisepilzbrut und Fertigkulturen. Schwarzwälder Pilzlabor Werderstr. 17, 78132 Hornberg Tel.: 078 33 - 6800 / Fax: 078 33 - 8370 Speisepilzbrut und Fertigkulturen. Der Tintling, Karin Montag, Lebacher Str. 3, 66839 Schmelz Tel.: 06881 2206 Eine sehr schöne, durchgehend farbige, regelmäßig (4 mal jährlich) erscheinende Pilzzeitung, allerdings nicht pilzzuchtorientiert, sondern eher etwas für den Pilzsammler & -Liebhaber. Internet: http://shroomery.lycaeum.org/index.html Eine hervorragende Seite über psychoaktive Pilze. Interessante Bilder, vor allem aber viele gut beschriebene Hobbyzuchtverfahren, die sich alle auch für nichtpsychoaktive Pilzarten abwandeln lassen. Leider durchgehend in englischer Sprache.

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Die Homepage der deutschen Gesellschaft für Mykologie: http: //www.mannheim-netz.de/user/fungus/dgfm.html bietet einen sehr guten Einstieg in die pilzkundliche Welt des World-Wide-Web. Unter dem Menüpunkt „ Hinweise auf andere mykologische WWW-Seiten"

findet sich eine hervorragende Sammlung von mykologischen deutsch- und englischsprachigen InternetAdressen, die keinen einzigen Wunsch offenlassen. Auch wer „nur" wissen will, wie ein beliebiger Pilz aussieht, wird mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ein oder mehrere schöne Farbphotos im Internet finden.

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Teil 11 von Sam Lanceata

1. Zweites Vorwort

Mein besonderes Interesse galt der Zucht psychoaktiver Arten. Die gewonnenen Erfahrungen lassen sich aber ohne weiteres auf die Zucht zahlreicher anderer Pilzarten, wie z.B. Speise- und Medizinalpilze, übertragen. Die hier beschriebenen Kultivierungsmethoden wurden selbst erarbeitet, sind in der Anwendung sicher und führen meist zum Zuchterfolg. Andere Stämme dieser Arten, als die von mir verwendeten, können jedoch auch deutlich verschiedene Kulturzeiten und -temperaturen haben. In seltenen Fällen kommt es sogar vor, daß isolierte Wildstämme überhaupt nicht fruktifizieren'. Jedoch kann man dann neben der Isolierung neuer Stämme immer noch auf die Methode der Anzucht von reinem Myzel auf Getreide zurückgreifen. Dagegen funktioniert die Methode der Zucht von Holzbewohnern durch Transplantation natürlich gewachsenen Myzels auf neuem Mulch fast immer und bringt im nächsten Jahr Pilze hervor. Die hier beschriebenen Methoden der Anzucht sind auch auf andere Dung- und Holzbewohner der tropisch/subtropischen und gemäßigten Klimazonen anwendbar (vgl. Literatur). Es ist nicht so schwierig, wie es zunächst erscheint, Pilzmaterial zu finden. Findet man Blätterpilze ( = lamellentragende Pilze) von Dungund Holzstandorten in verschiedenen Ländern, dann kann man sich die Pil

ze in den biologischen Sektionen der Universitäten, bei mykologischen Gesellschaften oder bei Pilzberatern, die es auch in anderen Ländern gibt, bestimmen lassen. Interessierte Mykophile können auch lokale mykologische Zeitschriften von Pilzvereinen studieren. Dort werden relativ oft die hier interessierenden Arten meist von mykologischen Anfängern beschrieben, die begeistert über ihre Neufunde berichten und gern ihr Wissen und die Pilze zur weiteren Bestimmung austauschen, besonders wenn man glaubt, ähnliche Funde an entsprechenden Standorten schon gemacht zu haben. Manche mykologische Koryphäe fühlt sich bestätigt und wittert neue Veröffentlichungen, wenn sie unbekannte Pilze vom letzten Ferientrip z.B. aus den Tropen/Subtropen mit der Bitte um Bestimmung zugeschickt bekommt. Bei solchen Funden sollten von den Pilzen stets Sporenabdrücke genommen werden. Zweckmäßigerweise legt man die reifen Hüte mit den Lamellen auf das weiße Papier, das bevorzugt aus dem Inneren eines Schreibblockes stammen sollte (weniger anhaftende Kontaminationskeime). Über die Hüte werden Trinkgläser oder ähnliches gestülpt, um eine feuchte Atmosphäre zu garantieren. Nach 12-45 h sind die Sporen vollständig abgefallen und liefern das typische Abdruckbild der Lamellen auf dem Papier. Die Hüte werden entfernt und das Papier schnell mit den Abdrücken nach innen als Brief gefaltet. So können die Abdrücke auch verschickt werden.

fruktifizieren: Fruchtkörper (Pilze) bilden.

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Bei den Pilzfunden sollten für die erwähnte nach folgende Fachbestimmung folgende „grobe" mykolo gische Merkmale vor Ort notiert werden: • Abmessungen der Stiele (Dicke, Länge) und der Hüte etwa in cm. Besonders nützlich sind Minimal/ Maximalwerte aus mehreren Pilzmessungen. • Form (gerade od. gewellt verbogen) und Farbe der Stiele. • Lamellenfarbe der jungen und reifen Pilze sowie die Farbe des Sporenabdruckes. • Hutfarbe bei frischen und abgetrockneten Pilzen. Zum Beispiel sind Psilocybe-Pilze tiefbraun und nehmen nach dem Abtrocknen auf Papier strohfarbene bis weißliche Hutfarben an. • Auftreten und Schnelligkeit einer Verfärbung bei Druck auf Hut und Stiel der Pilze und/oder Vorhandensein einer Spontanverfärbung bei alten Pilzen am Standort. Auch Madengänge können schon verfärbt sein.

Durch diese Eigenbeschreibung der Pilze sind später die Mykologen auch interessierter und kooperativer, die Artbestimmung vorzunehmen und dann auch diese wiederum mitzuteilen. Dabei kann die Eigenbeschreibung ruhig laienhaft klingen. Auf mykologischem Gebiet tummeln sich glücklicherweise der typische Wald- und Wiesensammler genauso wie der vor lauter hochwissenschaftlicher DNA-Bestimmung nur im Labor hockende Akademiker, der es verlernt hat, die Pilze in der Natur zu sehen oder dieses nie konnte. Da ich nach weit über 10 Jahren Pilzkultur diese nun durch äußere Umstände aufgegeben habe, wünsche ich mit diesen Methoden allen Interessierten viel Spaß und ein allzeit gutes Pilzwachstum. Die dargestellten Varianten sind immer offen für Verbesserungen im Detail, insbesondere auch bei Verwendung der vielen anderen noch existierenden Arten rund um die Welt.

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2. Generelle Arbeitsweise bei der sterilen Pilzzucht Die Anzucht von Pilzen unterscheidet sich vom Pflanzenanbau in verschiedener Hinsicht. Grundlage ist zunächst immer die Vermehrung von Myzel auf organischen Resten. Erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt unter günstigen Umständen die Pilzbildung. Das Ereignis kann je nach Pilzart bereits beim Durchwachsen des Substrats mit Myzel eintreten oder erst später, wenn die Nährstoffe weitgehend aufgebraucht worden sind. Bei der Pflanzenzucht erfolgt dagegen sehr früh der Austrieb mit immer weiterem Wachstum der Pflanze (Photosynthese). Durch Veränderung der äußeren Umstände (Nährstoffe, Wetter) ändert sich die Biochemie, das vegetative Myzelwachstum „schaltet um" auf die Phase der Pilzbildung (Fruktifikation). Typischerweise erfolgt die Bildung von Pilzen aus dem Myzel, wenn:

• die Temperatur etwas abgesenkt wird, • eine hohe Luftfeuchtigkeit eingestellt wird, • die Kulturen beleuchtet werden. Für alle hier vor-

• die Konzentration des durch das Wachstum des gestellten Arten ist diffuses Tageslicht nötig.

Myzels gebildeten Kohlendioxids durch Entlüftung ohne Austrocknung herabgesetzt wird, dieses jedoch nur für geschlossene Systeme wie Kulturgefäße. Obwohl hier auch effektive Varianten der unsterilen Myzelvermehrung und Pilzanzucht beschrieben wer

den, führt bei der speziellen Kultur verschiedener Arten kein Weg an einer anfänglich sterilen Arbeitsweise vorbei. Längerfristig ist wegen der effektiven, bequemen und sicheren Arbeitsweise die Anschaffung entsprechender Reinluft-Filter (99,97 % Reinheit / sog. HEPA-Filtere) zu empfehlen.

Steriles Arbeiten unter der offenen Gasflamme Es kann aber auch anders steril beimpft werden: Grundlage ist die Verwendung einer großen Propanoder Butanflamme zur Schaffung eines begrenzten, keimfreien Raumes. Dazu ist eine entsprechende Gasflamme mit Brenner, der voll aufgedreht eine Flamme von ca. 30-40 cm Länge erzeugt, nötig. Verschiedene Mykophile wie auch ich haben so z.B. erfolgreich in Hotelzimmern vorsterilisierte Petrischalen steril mit Sporen oder herausgeschnittenem Fruchtfleisch junger Pilze beimpfen können. Bei dieser effektiven und

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Es gibt mittlerweile günstige HEPA-Luftfilter für Allergiker, die sich recht gut für die Pilzzucht gebrauchen lassen. So stellt z.B. Philips zwei Luftfilter-Typen (HR 4320, HR 4330) her. Diese wer den in größeren Elektromärkten für ca. 350 DM bzw. 450 DM (Stand Ende 1998) angeboten. Legt man diese auf die Seite, so kann man in der ausströmenden gefilterten Luft weitgehend steril arbeiten. BMS

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sicheren Arbeitsweise muß natürlich streng auf Brandschutz geachtet werden! Der Brenner wird auf einen glatten Holz- oder Steintisch, bei Bedarf auch noch zusätzlich auf eine glatte Erhöhung (keine Tischtücher!) gestellt. Dann läßt man die Flamme 15 min lang schräg nach oben brennen. Dabei wird die Luft entkeimt und die sterilen Verbrennungsgase drücken von oben auf den Tisch, ein steriler Raum wird so dazwischen geschaffen. Die Zimmer dürfen wegen des Sauerstoffverbrauches nicht zu klein sein, es kann aber verhalten gelüftet werden, wenn kein Gegenzug geschaffen wird. Besonders zu empfehlen ist das Öffnen von Verbindungstüren zu ebenfalls geschlossenen Nachbarräumen. Vor dem Beimpfen werden die Hände oder bei Bedarf Handschuhe desinfiziert; die alkoholhaltigen Desinfektionsmittel sowie die benetzten Hände strikt vom Brenner fernhalten! Die Tischplatte braucht nicht desinfiziert zu werden. In der Brennerflamme wird auch der Metallspatel sterilisiert. Im Raum zwischen dem weiter in Betrieb befindlichen Brenner und dem Tisch wird dann schnell beimpft. Den Spatel mit der sterilisierten Spitze jeweils so auf ein Glas in dem Sterilraum ablegen, daß diese nie die Tischplatte oder andere Gegenstände berührt. Wichtigste Kontaminationsquelle ist der Mensch, du! Daher stets die Luftbewegung vom Brenner zum Tisch beachten, keine Ärmel, Hände oder Gegenstände zwischen Nährboden und Flamme schieben. Händedesinfektionsmittel töten nur Keime, jedoch in der kurzen Einwirkungszeit nicht deren Sporen! Auch größere Gläser und Beutel können so beimpft werden. Eine Impfbox ist durch die ständige Ausdehnung der Gase nicht mehr nötig. Als einzigen Nachteil neben

der unangenehmen Hitze, ist nur noch zu nennen, daß die Gefäße nacheinander in den Sterilraum gebracht werden müssen, im Gegensatz zur Impfbox (vorteilhaft mit HEPA-Filter) ist kein Abstellen im sterilem Bereich möglich. Dabei ist aber wieder von Vorteil, daß keine potentiell kontaminierend wirkende Behälter unordentlich herumstehen. Zum sterilen Verschluß von Gefäßen und Beuteln ist Zellulose in verschiedener Form wie Watte, Zellstoff oder Baumwolle verwendbar. In älteren mikrobiologischen Handbüchern finden sich Vorschriften zum Drehen von Stopfen aus Watte. Aber so weit braucht man nicht zu gehen. Das Zellulosematerial muß lediglich so dicht sein, daß die durchströmende Luft zur Ruhe kommt und sich Staub, Bakterien, Sporen u.s.w. im Inneren ablagern und den Nährboden nicht mehr erreichen können. Dreht oder knotet man Watte vom langen Strang je nach Größe der Öffnung des Kulturgefäßes zusammen und fixiert dann das so zusammengedrückte Material mit Rollenpflaster, dann erhält man bereits einen brauchbaren Stopfen. Vorteilhaft läßt sich auch zur Herstellung eines Verschlusses mit vom Hersteller ausreichend dicht gewickelten medizinischen Baumwollbinden arbeiten. Von diesen wird soviel abgedreht, bis der verbleibende feste Kern längst als passender Stopfen nach Fixierung mit Pflaster in die Gefäßöffnung hineingeschoben werden kann. Ist die Öffnung etwas breiter, dann können gefaltete Zellstofftaschentücher oder Mullbinden fest an die Binde gelegt und mit Pflaster fixiert werden. Solche Verschlüsse sind mehrfach verwendbar. Vor jeder Dampfsterilisation und nach jedem Beimpfen wird der Stopfen mit Alufolie überzogen, indem diese über den Stopfen und den Gefäßrand übergestülpt und am Gefäß drehend festgekniffen wird. Dadurch erfolgt beim Sterilisieren keine Durch89

nässung durch den Wasserdampf. Beim Beimpfen die Stopfen stets nach oben gedreht lagern. Die feuchte, dem Inneren zugewandte Seite darf die Unterlage nie berühren. Bei der Kultivierung wird die Alufolie lediglich mit einem kleinen Loch zwecks Luftaustausch versehen. Sie wird auch jetzt verwendet, da so bei der mehrwöchigen Kultur nicht zuviel Wasser aus dem

Gefäß oder Beutel verdunsten kann und die Grenzfläche Stopfen/Wandung immer zuverlässig abgedichtet ist. Heute wird in mikrobiologischen Labors oft mit Stopfen aus teurem Polyurethan gearbeitet. Dies ist aber in Anbetracht der 100 Jahre bewährten Arbeitsweise mit Zelluloseverschluß nicht nötig.

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3. Anzucht von Myzelien und Pilzen aus Sporen ohne Stammkulturen vom Agar

Zur Stammerhaltung und zur Vermeidung von Degenerierungen (d.h. schlechteres Wachstum unter Bildung watteartiger Myzelabschnitte) ist es immer nötig, wertvolle Zuchtstämme auf Agar von mindestens 2 verschiedenen Zusammensetzungen abwechselnd zu kultivieren. Auf Agar (2% in Wasser) unter Zusatz von 3% Malzextrakt bzw. mit 3% festem Hundefutter (Pedigree PAL Biskuits) wachsen alle hier beschriebenen Arten und viele weitere schnell mit Ausbildung dichter Myzelien. Andere, komplizierte Agarmischungen brauchen nicht mehr verwendet zu werden. Insbesondere der oft beschriebene Kartoffelagar kann durch seinen Gehalt an Traubenzucker (Glukose) eine Degeneration beschleunigen. Pollock hat vor 20 Jahren erstmalig trockenes Hundefutter als Agarbestandteil verwendet. Generell sollte aber bei der Isolierung neuer Stämme nur Malzagar verwendet werden, da im Gegensatz dazu der mit Hundefutter trübe und nicht homogen erscheint und dadurch Kontaminationen (Bakterien, Hefen) nur schlecht sichtbar sind. Dagegen bewährt sich dieser Agar hervorragend zur Weiterzucht. Überimpft man vom Malz- auf den Hundefutter-Agar, dann werden die Myzelien oft noch dicker und schnellwüchsiger als vorher. Manche Arten, wie Austernseitlinge oder Psilocybe cubensis, bilden auf diesem Agar schon spontan Pilze. Daneben gibt es noch eine Methode, Sporen oft sogar unsteril zum Keimen zu bringen und Myzel zu

erzeugen, ohne den Weg über die sterile Agarkultur gehen zu müssen. Dieser ist Anfängern zu empfehlen, die noch keine Erfahrungen im Sterilarbeiten haben. Kernstück ist das Keimen der Sporen auf frischem Pferdemistkompost3. Diese Arbeitsweise ist für alle hier beschriebenen Arten, auch für die Holzbewohner, anwendbar. Der Kompost besitzt eine gewisse Widerstandskraft gegenüber der Besiedlung durch niedere Organismen wie Schimmelpilzen, solange er nicht sterilisiert wurde. Für schnellwüchsige Pilzmyzelien, so von Austernseitling, Riesenträuschling, Kubanischer Kahlkopf, Psilocybe cyanescens, Psilocybe azurescens, sowie von Düngerlingen wie Panaeolus subbalteatus u.a. ist es bei der beschriebenen Arbeitsweise meist nicht nötig, den Kompost zu sterilisieren, wenn er nur feucht und nicht naß verwendet wird. Auch braucht dabei keine Luftsterilität vorzuliegen. Arbeitsweise: In einem Glasgefäß werden auf den Boden etwa 2 cm Vermiculit4 aufgebracht. Darüber Pferdemistkompost kauft man am besten in einem nahegelegenen Champignon-Zuchtbetrieb (siehe Branchenbuch). Man muß nur darauf achten, daß man Kompost bekommt, der nicht bereits mit Champignonbrut beimpft wurde.

Durch Hitze aufgeschäumter Glimmer, erhältlich z.B. in biologischen Baustoffhandlungen.

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werden etwa 200 ml Pferdemistkompost aufgeschichtet und leicht besprüht, wobei der Kompost dann nur sichtbar feucht aber nicht tropfnaß erscheinen darf. Bei schneller Arbeitsweise wird ein ganzer Sporenabdruck vom Papier mit dem Spatel so abgekratzt, daß er auf den Kompost rieselt. Dann wird dieser mit einer unter fließendem Wasser abgewaschenen Gabel etwas gewendet, damit die Sporen ins Innere gebracht werden, ohne das Vermiculit mit dem Kompost zu vermischen. Danach wird durch Besprühen die Oberfläche nochmals leicht angefeuchtet, das Gefäß mit Zellstoff/Alufolie (kleines Loch darin) verschlossen und bei Raumtemperatur im diffusen Tageslicht stehen gelassen. Weißes Myzel wird dann nach 3 bis 14 Tagen sichtbar, besonders ältere Sporenabdrücke keimen langsamer. Ich habe auf Agar noch 4 Jahre alte Sporen der Psilocybe cyanescens (USA) zum Keimen gebracht, ähnliches ist auch auf Kompost zu vermuten. Sporenabdrücke sollten generell kühl auf Papier in verschlossenen kleinen Plastikbeuteln gelagert werden. Bei größeren Ansätzen als hier angegeben ist es immer besser, die Zahl der Gefäße zu erhöhen als in voluminöseren Flaschen oder Gläsern zu arbeiten. Nach 5-7 Wochen bildete Psilocybe cubensis Pilze, wobei nach 3 Wochen alle 3 Tage leicht besprüht wurde, danach wurde das Gefäß jeweils wieder wie erwähnt verschlossen. Auch Panaeolus subbalteatus bildete so nach 5 Wochen Pilze aus. Die Hauptanwendung dieser Arbeitsweise besteht jedoch in der Gewinnung von Startmyzel für die weitere Beimpfung von Materialien zur Pilzzucht wie frischer Kompost, Stroh oder Laubholzhäcksel oder auch Rindenmulch. Diese Vorkultur wird generell 4 Wochen durchgeführt, das spätere Besprühen wie bei der Pilzzucht wird hier unterlassen.

Mit 5 dieser Ansätze (Psilocybe cyanescens, Psilocybe azurescens) kann ein Mulchsack entsprechend der „ natürlichen Kultivierung" beimpft werden, im nächsten erfolgt dann das erste Pilzwachstum und der natürliche Kreislauf mit Anfall immer neuer Myzelien zur Beimpfung ist damit eröffnet. Entschließt man sich, das Verfahren steril durchzuführen, auch aus Vergleichsgründen, dann wird der Kompost stärker angefeuchtet, aber auch nicht tropfnaß! Nach der Sterilisation und dem Abkühlen wird ebenfalls steril mit einem ganzen Sporenabdruck analog beimpft. Im Gegensatz zu anderen Sterilverfahren ist die Keimfreiheit hier nicht total, weil am Papier noch Keimspuren sitzen können, die dann aber auf dem Kompost nie beobachtet worden sind. Das Vermiculit nimmt überschüssige Feuchtigkeit auf, verhindert ein Anbacken des Komposts während der Sterilisation und ist hilfreich beim Myzelwachstum von unten in den Kompost hinein. Bei Psilocybe cubensis und den Düngerlingen ist es auch möglich, mit Vermiculit und reinem Pferde-oder Kuhdung nach Anfeuchtung völlig analog zu arbeiten. In diesen Fällen muß aber immer sterilisiert werden, um die Pilzsporen im Dung abzutöten. Dagegen kann dann mit dem Sporenabdruck unsteril beimpft werden. Tropfnässe muß wieder vermieden werden, die Kultivierungsdauer ist analog wie beim Kompost. Die Arbeitsweise der Beimpfung von Kompost ist so einfach und zugleich reizvoll, daß auch erfahrene Mykophile, die sonst nur steril arbeiten, es mal so probieren sollten. Wird die Pilzzucht in dieser Weise als Kreislauf unter Verwendung von Sporen oder Myzel für immer neue Ansätze gestaltet, dann spürt man eindrücklich den ewigen Prozeß des natürlichen Werdens und Vergehens.

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4. Die Myzelkultur auf Reis

Die Myzelkultur auf Getreide (mit oder ohne Bildung von Sklerotien) ist weit effektiver und sicherer als die Pilzkultur mit Bildung von Fruchtkörpern, die sich oft über mehrere Monate hinzieht. Hierbei wird nur eine Getreideart verwendet: Reis. Reis hat gegenüber anderen Getreidearten besondere Eigenschaften. Seine Nährstoff- und speziell die Mineralstoffzusammensetzung weicht von anderen Körnern wie Roggen ab, und nach der Sterilisation unter Wasserzusatz kleben die nun voluminösen Körner zusammen. Dadurch ist bei Verwendung als Pilzbrut das Schütteln zur schnellen Myzelverbreitung nicht möglich. Dieser Nachteil führt dazu, daß eine Besiedlung mit Myzel nur allmählich von der Oberfläche her möglich ist. Neben dieser für die Impfstoffherstellung negative Eigenschaft existieren jedoch andere, positive Eigenschaften, die Reis für die Pilzzucht dennoch attraktiv machen. Pollock verwendete schon vor 20 Jahren einfache Reis/Wasser-Mischungen ohne jegliche Deckschicht zur Sterilkultur der Psilocybe cubensis. Danach wurde z.B. ein Gemisch aus 100 g Reis mit 160 ml Wasser verwendet, nach mehreren Wochen trat ohne Deckschicht Fruktifikation ein. 10 Jahre später beschrieb „Psilocybe Fanaticus" die Beimpfung von Reis/Wasser-Mischungen durch eine VermiculitSchicht hindurch mit Sporen des gleichen Pilzes mit dem Ziel der Pilzzucht.

Heute ist folgende Kultur der Myzelien ohne Abwarten der Bildung von Pilzen angebracht. Am besten bewährt sich Rundkornreis für Reisbrei, wobei auch weißer Reis entgegen mancher Meinung gleichwertig verwendbar ist. Arbeitsweise: 100 g Reiskörner werden mit 170-180 ml Wasser sterilisiert und nach dem Abkühlen mit einem Myzelstück vom Agar steril beimpft. Die Alufolie über dem Verschluß wird bei der Kultivierung wieder mit einem kleinen Loch versehen. Allmählich breitet sich das Myzel über die Reisoberfläche aus und dringt dabei immer weiter ein. Hierbei wird nicht geschüttelt. Erst wenn alles überwachsen ist, wird einmalig so geschüttelt, daß der angeklebte und noch nicht überwachsene Reisboden sich von der Gefäßwand löst. Als Faustregel gilt, daß bei den Pilzen, die nur Myzel bilden, weitere 2 Wochen nach Überwachsung dieses Reisbodens weiterkultiviert wird. Verblüffend ist bei der Pilzkultur auf Getreide, daß z. B. Roggen schnell überwachsen wird. Zerstört man nach der Überwachsung aber diesen Verband, dann sieht man noch weitgehend ganze Roggenkerne. Im Gegensatz dazu erfolgt beim langsamen und kompakten Wachstum auf Reis eine nahezu vollständige Verwertung der Nährstoffe, die dann auch weitgehend zu

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Ende sind, wenn alles überwachsen ist, spätestens 2 Wochen danach. Nach dem Zerkleinern der Myzelmasse z.B. mit einer Gabel, Zerschneiden und Trocknen bei Raumtemperatur werden etwa 30-40 g Trockenmasse erhalten. Es ergeben sich etwa folgende Kultivierungszeiten, wobei die Schnelligkeit je nach Stamm, Reismenge, Größe des Myzelstückes vom Agar sowie der Temperatur etwas differiert: Pilz

Kulturzeit (Wochen) bei 20-23 Grad

Psilocybe cubensis Psilocybe cyanescens Psilocybe azurescens Psilocybe bohemica

4-7 5-8 5-8 6-9

Vergleichbare Kulturzeiten sollten sich bei der Kultur von Speise- und Medizinalpilzen ergeben. Diese Myzelgewinnung hat hinsichtlich Platzersparnis und Ausbeute auf kleinem Raum Vorteile gegenüber der Pilzzucht auf Kompost. Beide Kulturen sind für die Beobachtung interessant, da die Überwachsung jeweils anders aussieht und auch in den späteren Myzelfarben differiert. Die gleiche Reismischung dient auch zur Sklerotienbildung bei Psilocybe mexicana und Psilocybe tampanensis. Unter den Medizinalpilzen bildet z.B. Grifola Frondosa unter noch nicht ausreichend erforschten Bedingungen Sklerotien aus. Speisemorcheln sind ebenfalls Sklerotienbildner. Bisher wurden von den wenigen Eingeweihten, denen diese Kulturen zur Verfügung standen, die Sklerotien nach Pollock auf einem Grassamen(Lolium)/Wasser-Gemisch (1:2) kultiviert. Der Nachteil ist eine stark wechselnde Ausbeute, wahrscheinlich

bedingt durch eine rasche Austrocknungsmöglichkeit der kleinen Samen. Auf Reis bildet Psilocybe mexicana ab 2 Wochen Kultur gelbbraune Sklerotien, die sich sowohl auf der Oberfläche als auch an der inneren Glaswand bilden. Nach 10 Wochen wird die Masse mit der Gabel entfernt und dann die harten Massen ( Sklerotien) mit der Hand sorgfältig ausgelesen. Jetzt sind auch in der Masse noch Sklerotien enthalten, die leicht „erfühlt" und ausgesondert werden können. Im Gegensatz zu den starken Myzelien der vorn beschriebenen Arten sind diese jetzt fein und die Masse in den Sklerotien konzentriert. Die Reste des Nährbodens sind jedoch noch zur Beimpfung von frischem Pferdemistkompost verwendbar. Bei Speise- und Medizinalpilzen können die Sklerotien mit einer Schere vorteilhaft zerkleinert werden, die möglichst kleinen Stücke könnten dann bei Raumtemperatur getrocknet werden. Das Myzel der sehr ähnlichen Psilocybe tampanensis wird schnell bräunlich und bildet ab der 3. Woche Sklerotien, die nach der 12. bis 16. Woche analog geerntet werden könnten. Sie sind meist tiefbraun und noch härter als bei Psilocybe mexicana. Sie werden analog aufgearbeitet. Verschiedene Berichte sprechen für eine eher stärkere Aktivität als die der anderen Psilocybe-Arten. Psilocybe mexicana und besonders Psilocybe tampanensis bilden ebenfalls im Dunkeln und bei Raumtemperatur auch auf feuchtem Stroh Sklerotien. Dazu wird eine normale Vorkultur mit schnellem Durchwachsen auf Roggen, unter gelegentlichem Schütteln, durchgeführt (100 g Roggen/160 ml Wasser). Nach 3 Wochen wird feuchtes Stroh (siehe Kapitel 5 ) in durchsichtigen Plastiksäcken mit kleinen Perforationen ohne Staunässe mit dieser Vorkultur beimpft, wobei das Verhältnis Stroh zu Impfstoff etwa 5:1 beträgt.

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Die Sklerotienbildung kann problemlos durch gelegentliches Herausnehmen der Säcke aus der Dunkelheit überprüft werden. Diese Dauerformen können einen Durchmesser von 3-5 cm erreichen. Nach 3-4 Monaten, wenn keine weitere Vergrößerung erfolgt,

werden sie mit der Hand vom Stroh abgelesen. Zerschneiden, Trocknen bei Raumtemperatur und kühle, trockene Lagerung erfolgt bei Speise- und Medizinalpilzen analog zu den bereits beschriebenen Verfahren.

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5. Generelle Kulturmethoden von Pilzarten, die Holzreste bewohnen

Eine Vielzahl von Pilzarten aus gemäßigten und subtropischen Gebieten rund um die Welt bewohnen Holzreste. Darunter finden sich auch aggressiv und schnell wachsende Träuschlingsarten wie der Riesenträuschling, aber auch dessen Verwandte, wie Psilocybe-Arten. Daneben sind auch für den Pilzzüchter noch blauende Flämmlings-(Gymnopilus)Arten von zunehmendem Interesse. Solche Arten können in der Natur auf einer Vielzahl von Pflanzenresten wachsen, angefangen von Schilf- und Brennnesselresten bis hin zu Zapfen, Holzstückchen und Sägespänen. Gegenwärtig breiten sich in Regionen Nordamerikas und Europas diese Arten stürmisch aus, vor allem Psilocybe cyanescens. Dabei werden Rindenmulch und Laubholzhäcksel besiedelt, die in Parks und Gärten vorteilhaft und ökologisch sinnvoll zur Bodenabdeckung und -verbesserung eingesetzt werden. Es wird deutlich, daß solche Arten aus ihrem vorherigen Schattendasein heraus schnell künstliche Standorte besiedeln können, wenn nur genügend Holzsubstrat zur Verfügung steht („Kulturfolger"). Die einfachste Kultivierung solcher Arten besteht, jenseits der Sporenverbreitung, im simplen Hineinstecken durchwachsener Holzreste in neuen Mulch. Erfahrungen zeigen, daß so bei feuchtem Wetter mit Sicherheit neue Standorte entstehen. Am besten sind die Myzelien auf dem Holz im Herbst sichtbar, wenn die erwähnten Pilze gerade wachsen. Die dicken Myze

lien, die bei manchen Arten oft bei Druck auch schnell verfärben, sind sehr gut sichtbar. Vorteilhafterweise besiedeln diese Arten, hauptsächlich Riesenträuschlinge, und Psilocybe-Arten Rindenmulch von Koniferen, der, im Gegensatz zu Laubholz, nur von wenig Konkurrenzpilzen besiedelt wird. Bei Kulturversuchen von Medizinal- und Speisepilzen dagegen wird man vermutlich mit Laubholzmulch oder auch mit Hackschnitzeln von Laubholz aus dem Sägewerk mehr Erfolg haben.

Kultur im Mulchsack Zur Heimkultur ist zu empfehlen, Säcke von Rindenmulch (Gartenmarkt) mit natürlichem Myzel zu beimpfen. Der Sack sollte nicht prallgefüllt sein, notfalls sollte etwas Mulch entnommen werden. Er wird auf einer breiten Seite mit der Schere auf ganzer Länge aufgeschnitten, dann werden die durchwachsenen Hölzchen im Abstand von mehreren Zentimetern hineingesteckt. Natürlich können auch Hölzchen anderer Kultivierungen als Startmyzel verwendet werden. Der Schnitt wird dann mit dickem Klebeband verschlossen und etwa alle 15 cm ein kleines Loch mit der Schere gebohrt. Es kommt hierbei nicht auf exakte Abstände der Löcher an. Der Sack wird im so Herbst beimpft

96

und über den Winter in Schuppen oder Kellern gelagert, die Temperatur sollte über 0 Grad Celsius liegen, aber 15 Grad nicht überschreiten. Gelegentliches Absinken unter 0 Grad schadet aber nichts. Etwa Mitte April des nächsten Jahres wird der Sackinhalt an einem schattigen Gartenplatz ausgeschüttet und leicht festgetreten. Es ist genauso möglich, den Mulch in Erdgruben von bis zu 20 cm Tiefe auszuschütten und leicht festzutreten. Nun braucht der durchwachsene Mulch bis zum Herbst nur noch in Abhängigkeit von der Witterung feucht gehalten zu werden (Gießkanne), hier ist nichts falsch zu machen.' Gelegentliches Austrocknen (Sommerurlaub) schadet nichts. Im Herbst erfolgt dann die Pilzbildung ab Ende September. Hierbei bestehen deutliche Artunterschiede:

Herbst nach der Fruktifikation neuer Mulch auf den Haufen geschüttet und seitlich angesetzt, dann läßt sich die Kultur über viele Jahre fortsetzen und benötigt neben dem Feuchthalten keine weitere Pflege. Auch lassen sich die durchwachsenen Rindenstücke natürlich als Startmyzel weiter verwenden. Gelegentlich kommt es nach mehreren Jahren vor, daß sich auf dem älteren Mulch kleine braune Pilze ansiedeln, die nicht blauen und im Sommer erscheinen. Sie sind aber keine Konkurrenten und scheinen andere Bestandteile des schon zersetzten Mulches zu mögen.

Psilocybe cyanescens (USA) Psilocybe azurescens Psilocybe baeocystis Psilocybe stuntzii fruktifizieren alle schon bei 10-14 Grad ab Ende September, während P cyanescens (Europa) und vor allem P bohemica sogar durch kurze Nachtfröste zur Fruktifikation angeregt werden, sie kommen gewöhnlich ab Ende Oktober bis zu den ersten längeren Frösten vor, bei günstigen Bedingungen bis in den Dezember hinein. Diese „Outdoor" Kultur läßt sich von der z. Zt. stürmischen natürlichen Verbreitung von P cyanescens in Europa nicht unterscheiden, die durch die großen Sporenfreisetzungen noch eskaliert wird. Wird jeweils im

Höhere Ausbeuten zumindest im ersten Jahr bringt ein Verfahren, daß anfänglich von steriler Roggenbrut ausgeht, ansonsten aber auch sehr einfach ist. Kernstück ist die Verwendung von handelsüblicher, abgepackter Kleintierstreu (Sägespäne!) als Zwischensubstrat. Diese weichen Sägespäne sind sehr rein, weitgehend steril und saugen sich schnell mit Wasser voll. Etwa eine halbe Packung wird mit den Händen in einen Wassereimer zerkrümelt und mit kaltem Leitungswasser aufgefüllt. Die geringen Chlormengen im Wasser stören das Wachstum der höheren Pilze generell nicht und können verschiedene Bakterien eher noch abtöten. In einem durchsichtigen Plastikbeutel werden mehrere feine Löcher über die Fläche verteilt mit der Schere eingestochen und beide Zipfel werden so abgeschnitten, daß jeweils Löcher mit etwa 1 cm Durchmesser entstehen. In den Beutel werden abwechselnd durchwachsene Roggenkörner und die nassen Sägespäne gefüllt. Dann

s Übermäßiges Wässern mit Staunässe wirkt sich nach meiner Erfahrung nicht gut auf das Mycel aus. BMS

Vorkultur der Holzbewohner auf Heimtierstreu

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wird der Beutel mit Gummi oder Bindfaden verschlossen. Das überschüssige Wasser läuft aus den Löchern der vorherigen Zipfel. Wichtig ist, den Beutel so zu legen, daß sich die Auslauflöcher am tiefsten Punkt befinden, damit der Überschuß abläuft. Sollte sichtbar noch Wasser angestaut sein, kann der Beutel gedreht werden und /oder sanfter Druck auf den Beutel wird ausgeübt. Notfalls wird das Loch durch weiteres Abschneiden mit der Schere noch etwas vergrößert. Nach mehreren Minuten versiegt der Strom bis auf ein paar Tropfen und es ist Zeit, die Löcher der abgeschnittenen Zipfel mit Gummi oder Bindfaden zu verschließen. Dabei wird der Beutel gedreht, so daß beide Zipfel nach oben ragen. Sie werden so straff verschlossen, daß große Luftblasen aus dem Beutel dabei herausgedrückt werden. Der Luftaustausch verläuft dann durch die kleinen, durch das Plastik gestochenen Löcher. Als Impfmaterial wird durchwachsener Roggen verwendet (100g Roggen und 170 ml Wasser). Dieser wird bei gelegentlichem Schütteln in 2-4 Wochen durch die erwähnten Arten durchwachsen. Wichtig ist, daß vor Verwendung des durchwachsenen Roggens dieser mit einer Gabel in Stücke zerteilt wird und erst nach ein bis zwei Tagen die Brut zur Beimpfung der Sägespäne verwendet wird. In dieser Zeit muß ein deutlicher Austrieb neuer, kleiner lien zu sehen sein. Verwendet man jedesmal neue Beutel (wichtig!), dann wird praktisch nie Kontamination beobachtet, wenn man bei 15-23 Grad arbeitet. Die Beutel sollten während der Kultivierung in trockenen Räumen gelagert werden. Diese Methode ist als Vorkultur bei allen Holz verwertenden Pilzen anwendbar, auch bei subtropischen

Arten, die in Mexiko vorkommen, wie z.B. Psilocybe caerulescens. Auffällig ist, daß beim Wachstum neben der Ausbildung der weißen Myzelien auch eine bräunliche Verfärbung (Braunfäule) der Späne zu sehen ist. Dabei wird, neben anderen Vorgängen, die weiße Zellulose aus dem Holz verwertet.

Pilzbrut der Psilocybe cyanescens (Sägespäne).

Bei den angegebenen Mengen wurden folgende Durchwachszeiten, d.h. der ganze Beutel ist mit Myzelien durchzogen und bräunlich verfärbt, gefunden: 98

Pilz

Kulturzeit (Wochen)

gemäßigteZone:

Psilocybe azurescens 3 Psilocybe cyanescens( USA) 3 Psilocybe cyanescens(Europa) 4 Psilocybe bohemica 6 Psilocybe baeocystis 5 Psilocybe stuntzii 7 subtropische Zone:

Psilocybe caerulescens 7 Psilocybe aztecorum (Mexiko) 6 Psilocybe weilii (USA) 4 Gymnopilus purpuratus (Argentinien) 4

Bei P baeocystis und P stuntzii können nur Kulturen der Holzvarietät aus dem Nordwesten verwendet werden. Die Graslandvarietäten wachsen auf gedüngtem Boden. Diese Zwischenkultur auf Kleintierstreu kann auf 4 verschiedenen Wegen weiter verwendet werden:

1. Direkte Fruktifikation Nach Herausnehmen des durchwachsenen Späneklumpens und Transfer in ein kleines Gewächshaus wird durch sachtes Bekratzen mit einer Gabel die Myzelaktivität angeregt. In 90% Luftfeuchte und bei gelegentlichem Besprühen fruktifiziert G. purpuratus zuverlässig in 3-5 Wochen in meist 3 Ertragswellen. Bei Einbetten in eine feuchte Erdgrube und gleichem Feuchthalten erfolgt bei Raumtemperatur (19-23 Grad Celsius) ebenfalls Fruktifikation nach der gleichen Zeit. Von den anderen Arten bildeten nur P cyanescens und P azurescens bei etwa 10 Grad und ebenfalls hoher Luftfeuchte nur wenige Pilze. Diese Methode ist daher nicht generell anzuwenden.

2. Startkultur für Fruktifikation auf Muich im Freien Diese Arbeitsweise ist äußerst effektiv und versagt praktisch nie bei P cyanescens (Europa, USA), P bohemica, P azurescens und P stuntzii. Ein bis zwei Mulchsäcke werden an immer weitgehend schattiger Gartenstelle so aufgeschüttet, daß zuerst der Boden oder eine Grube (bis 20 cm Tiefe) mit Rindenmulch mehrere Zentimeter dick bedeckt ist. Dann wird die mit der Hand zerkrümelte durchwachsene Streu gleichmäßig darauf gestreut. Schließlich wird der Restmulch bis in eine Höhe von etwa 10-15 cm gleichmäßig auf das Myzel gegeben. Bei Ansatz im März/April werden im Herbst des gleichen Jahres bei hoher Luftfeuchte massenhaft Pilze geerntet. Dieses mykologisch als „rasig" bezeichnete Wachstum fällt lediglich bei P bohemica etwas verhaltener aus. Hier treten nur mehrere Dutzend Pilze auf. Alle Arten können Jahrzehnte lang dann im Garten wachsen, wenn jedes Jahr nach der Ernte frischer Mulch aufgefüllt bzw. angesetzt und danach mit der Harke vorsichtig vermischt wird. Natürlich ist das Verfahren auch mit Laubholzhäcksel (Schredder) durchführbar, längerfristig können sich dann aber Pilzkonkurrenten ansiedeln. Dieses vermeidet man, indem nach Fruktifikation auf Laubholz im Herbst mit Rindenmulch aufgefüllt wird. Auch hier können einzelne durchwachsene Holzstückchen zur Beimpfung von neuem Mulch in Parks/Gärten oder in den beschriebenen Säcken nach Art der „natürlichen Kultur" dienen. Günstig ist, wenn sich der Mulchhaufen unmittelbar neben dem Komposthaufen im Garten befindet. Das Pilzmyzel kann dann überwachsen und im Herbst dort ebenfalls Pilze ausbilden. 99

Der Mulch wird vom Frühjahr bis Herbst so feucht gehalten, wie bereits im Abschnitt der Kultur im Mulchsack beschrieben wurde. 2.a Vorkultur auf Pappe

Neben den beschriebenen allgemeinen Methoden kann man auch bei einigen Pilzarten eine Vorkultur auf nasser Pappe vorteilhaft verwenden. Normale Verpackungspappe wird in kaltem Leitungswasser 15 min untergetaucht. In einem durchsichtigen Plastikbeutel passender Größe, der nur einmal verwendet wird ( sonst Kontaminationsgefahr!), wird Alufolie als Knäuel zusammengedrückt und innen auf den Boden des liegenden Beutels gelegt. Die Funktion der Folie ist, die nasse Pappe luftig zu legen, damit darunter keine Staunässe entsteht. Die Pappe wird aus dem Wasser genommen und nach kurzem Abtropfen des überschüssigen Wassers in den Beutel auf das Knäuel gelegt. Auf die Pappe werden nun die durchwachsenen Roggenkörner in Abstand von mehreren Zentimetern oder näher gelegt. Unsterile, aber schnelle Arbeitsweise reicht aus. Dann wird der Beutel mit einem kleinen Wattestopfen und Bindfaden verschlossen, hier ist Alufolie nicht nötig, da ausreichend Feuchtigkeit im Beutel gehalten wird. Die obere Beutelwandung sollte die nasse Pappe nicht berühren. Nach ein bis zwei Wochen Kultur in Dunkelheit oder diffusem Tageslicht bei Raumtemperatur, möglichst von 15 bis 25 Grad, ist die Pappe völlig überwachsen. Sie kann jetzt als Impfmaterial für Schredderholz oder Mulch verwendet werden. Nachdem eine Holzschicht als Unterlage verwendet wird, schüttet man dann mehrere Zentimeter weiteres Substrat auf die Pappe. Die Arbeitsweise entspricht völlig den be

schriebenen allgemeinen Kulturmethoden für Holzzersetzer. Auch für Nestkulturen an natürlichen Standorten läßt sich dieses Impfmaterial einsetzen. Anfang Oktober eines Jahres wurden 2 Kulturen Psilocybe cyanescens an einem See auf Schilf angelegt. Dabei wurden in etwa 150 m Abstand vollständig überwachsene Pappen (ca. 20 x 30 cm) mit europäischem bzw. amerikanischem Myzel in Schilfresten am Ufer so deponiert, daß im feuchten Material die Myzelien schließlich noch ca. 10 cm nach oben und zur Seite etwa 60 cm durchwachsen konnten. Vermieden wurden Standorte mit total durchnäßtem Schilf oder sogar modrigem Grund. Mitte Oktober des nächsten Jahres erschienen 82 Pilze der nordamerikanischen Varietät, 14 Tage später, vor dem ersten Frost, 55 Pilze des europäischen Stammes am 2. Standort. Aus räumlichen und zeitlichen Gründen waren dann Begehungen zu dieser Zeit in späteren Jahren nicht mehr möglich. Nur einmal habe ich eine Kontamination der Pappe mit einem tiefgrünen Schimmelpilz (Trichoderma?) erlebt, die sich allerdings von Staunässe durch nicht ausreichendes Abtropfen und der Verwendung eines verhältnismäßig langsam wachsenden Stammes ableiten läßt. Auf alle Fälle soll die Pappe aber naß sein, nach dem schnellen Ablaufen überschüssiger Wassermengen ist sie verwendbar 3. Fruktifikatlon auf Pferdemistkompost

Wie schon erwähnt wurde, können die Holz bewohnenden Arten auf einer Vielzahl von Nahrungsquellen wachsen. Nach der Beobachtung, daß die Pilze auf dem Komposthaufen im Garten wachsen können, wurde auch 100

entdeckt, daß sie herkömmlichen Pferdemistkompost ebenfalls schnell besiedeln. Es ist günstig, wenn diesem zusätzlich noch etwas Holzreste beigemengt werden. Diese Methode eignet sich sowohl für die Zucht subtropischer Arten im Gewächshaus als auch für die Anzucht der im Herbst erscheinenden Pilze. Dabei wird zum Pferdemistkompost die nasse Kleintierstreu im Volumenverhältnis von etwa 4:1 gegeben. Es wird z. B. in einer Holzkiste, die mit durchsichtiger Plastikfolie (kleine Löcher) ausgelegt ist, gearbeitet, indem zunächst der so vermischte Kompost etwa 6 cm als Boden locker aufgeschüttet und per Hand leicht angedrückt wird. Der durchwachsene Streuhaufen wird aus dem Beutel entfernt und mit einem Sägemesser einmal in der Mitte zerteilt. Wichtig ist, daß der Klumpen ansonsten erhalten bleibt und nicht zerkrümelt wird. Er wird wieder mit der Gabel überall leicht aufgerauht und dann jeweils mit der aufgeschnittenen Seite nach unten auf den Kompost gelegt. Die Kiste u.s.w. wird so gewählt, daß seitlich jeweils etwa 5-10 cm Kompost aufgefüllt werden kann, und auch ungefähr die gleiche Dicke an Kompost dann auf dem Klumpen darüber liegt. Bei diesen Mengen sind optimale Verhältnisse zwischen Impfstoff und Kompost geschaffen worden. Bei hoher Luftfeuchte (Gewächshaus oder Räume) und bei gelegentlichem Besprühen ohne Staunässe werden folgende Arten nach verschiedenen Kultivierungszeiten ohne Verwendung einer Deckschicht erhalten:

Pilz Psilocybe caerulescens Psilocybe weilii Psilocybe aztecorum Gymnopilus purpuratus

Kulturzeit (Wochen) 6-7

5-6 7-8 4-5

Diese Zeiten resultierten aus der Kultivierungstemperatur von 16-24 Grad und könnten variieren, wenn z. B. beim Durchwachsen 25-28 Grad eingehalten würden und nach 4 Wochen auf 20 Grad abgesenkt wird. Hier bietet sich noch ein weites Experimentierfeld an. Bei den Pilzen der gemäßigten Klimazone wurde folgende Verfahrensweise angewendet:

• Durchführung der Zwischenkultur auf Streu mit • Beimpfung des Kompost analog der anderen Arten Beendigung Ende Juli.

und einmonatige Kultur bei Raumtemperatur und hoher Luftfeuchte. • Ausbringung der Kisten o. ä. Anfang September auf einen schattigen Gartenplatz, Vergrößerung der Löcher der Bodenfolie (etwa auf 1 cm) zur Verhinderung von Staunässe bei Niederschlägen. Feuchthalten erfolgt in Abhängigkeit von den Niederschlägen. • Fruktifikation von Ende September bis November in Abhängigkeit von der Pilzart. Mit diesem Verfahren wird bei P azurescens, P cyanescens (USA, Europa), P bohemica und P stuntzii ein massives Wachstum erreicht. Diese Kurzkultur ist einjährig, das verbleibende Myzel kann aber im Spätherbst wiederum zur Beimpfung neuer Mulchsäcke benutzt werden, im nächsten Jahr sind bei der „natürlichen Kultur" dann mit Sicherheit wieder Pilze zu ernten und die Kurzkultur kann in eine dauerhafte Gartenbereicherung umgewandelt werden. 4. Variante: Weiterkultivierung auf Stroh

Alle genannten Pilzarten können auch Stroh zersetzen und darauf fruktifizieren. Ein Speisepilz, der beson-

101

ders gerne auf Stroh wächst, ist der Riesenträuschling. Stroh wird schneller als Rindenmulch oder Laubholzreste zersetzt und kann als Kurzkultur innerhalb weniger Monate ähnlich wie auf Kompost hohe Pilzausbeuten bringen. Alle Stroharten sind nur in der für sie typischen braunen, gelbbraunen oder gelben Verfärbung zu verwenden. Heu oder im grünen Zustand getrocknetes Stroh enthalten zuviele Beiprodukte, die sofortiges Verschimmeln bewirken. Es wird lufttrockenes Weizen- oder Roggenstroh aus der letzten Ernte verwendet. Es ist nicht nötig, das Stroh mit heißem Wasser zu behandeln (es zu pasteurisieren). Das Stroh wird 24 h in Wasser aufgequollen und kann so direkt zur Kultur verwendet werden. Zur Zucht subtropischer Arten wird Ende Mai in 2530 cm tiefen Erdgruben, die sich an schattiger Stelle im Garten befinden, das nasse Stroh lagenweise festgetreten, bis die Schicht etwa 20-25 cm stark ist. Die Grubenränder ragen dadurch etwas über die Strohschicht hinaus. Ein Meter Beetfläche entsprechen etwa 15 kg trockenem Weizen- oder Roggenstroh. Der durchwachsene Streuklumpen wird mit der Hand in etwa kastaniengroße Stücke zerteilt und diese werden etwa 4-5 cm tief in das Stroh gesteckt, wobei sich die Löcher in etwa gleichem Abstand voneinander befinden, und durch Ziehen am Stroh wieder verschlossen werden. Es kann auch zusätzliches nasses Stroh zum besseren Verschließen der Löcher verwendet werden. Die Erdgruben befinden sich in herkömmlichen Frühbeeten oder kleinen Gewächshäusern. Die späte Nachmittagssonne kann diese erreichen, mehr Bestrahlung sollte aber vermieden werden. Zum Schutz gegen Austrocknung wird das Stroh mit alten Baumwolltüchern o. ä. abgedeckt, die alle 2-7 Tage durch Begießen feucht gehalten werden. Ende Juli werden dann die Tücher

entfernt und eine Standarddeckschicht aus Torf/Kalk (2: 1), enthaltend etwa 1,3 Teile Wasser, aufgebracht, die weiterhin feucht gehalten wird. Pilze erschienen nach folgenden Zeiten: Pilz Psilocybe caerulescens Psilocybe aztecorum Psilocybe weilii

Wochen nach Abdeckung 3 2 1-3

Bis Ende September konnten von jeder Pilzart 3 Ertragswellen beobachtet werden. Bei G. purpuratus wurde keine Deckschicht verwendet und 3 Wochen nach Entfernung der Tücher begann die Fruktifikation direkt von der Strohoberfläche aus. Züchtet man die Herbstpilze nach diesem Verfahren an, dann arbeitet man wie bei G. purpuratus, beginnt jedoch die Kultur durch Einbringen der durchwachsenen Stücke des Streus erst Ende Juli. Anfang September wird die Feuchtigkeit haltende Tuchschicht sowie das Gewächshaus bzw. die Beetfenster entfernt und die Kultur in Abhängigkeit von den Niederschlägen feucht gehalten. Die Fruktifikation läuft wieder je nach Art von Ende September bis November massiv ab, wenn Temperatur und Luftfeuchte ideal sind. Auch hier sind die Strohreste nach der letzten Pilzwelle im Spätherbst wiederum als Impfmaterial für Mulch verwendbar und garantieren so auch im nächsten Jahr Pilze. Durch Aufzehrung der Nährstoffe ist das Myzel auf Stroh aber nicht mehr in der Lage, für sich allein im nächsten Jahr wieder Pilze hervorzubringen. Achtung: große Anbauflächen psychoaktiver Pilzarten im eigenen Garten könnten im Rahmen der neuen Bestimmungen des BtMG als Indiz dafür gewertet wer

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den, daß die resultierenden Pilze für den Konsum bestimmt sind, während bei einer eher kleinen Beetfläche die Zucht aus biologischem Interesse noch glaubwürdig erscheint. Bei Speise- und Medizinalpilzen stellt sich diese Problematik natürlich nicht. Zusammenfassend läßt

sich feststellen, daß die Kulturvarianten mit Sägespänen aus Kleintierstreu als Zwischenkultur für subtropische und einheimische Holzrestebewohner effektiv und sicher sind. Sie bieten ein weites Betätigungsfeld für weitere Experimente und sind sicher noch im Detail weiter optimierbar.

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6. Generelle Zuchtmethode für Dung und Kompost bewohnende Pilzarten

Diese Kultivierungsmethode ist für viele dungbewohnende Speisepilzarten, aber auch für Psilocybe- und Panaeolus-Arten geeignet und lehnt sich eng an die Arbeitsweise für Holz bewohnende Pilze an. Auch hier ist Stroh die Hauptquelle an Nährstoffen. An sich sind die hier erwähnten Pilze auch schon allein auf Stroh anzüchtbar. Allerdings bringt der Zusatz von Pferdedung in jedem Fall eine Erhöhung der Ausbeute, bei vielen Stämmen auch eine zeitigere Fruktifikation und/oder auch größere Pilze im Vergleich zu reinem Stroh hervor. In seltenen Fällen fruktifizieren Stämme auf Stroh überhaupt nicht, bringen aber auf der Dungmischung reichlich Pilze. Das Aufquellen des Strohs in Wasser, die Anlage der Beete sowie das Beimpfen mit Roggenvorkultur ist völlig analog wie bei der Methode der Holzbewohner (Teil II, Kapitel 5). Der Dungzusatz wird durch Übergießen von etwa 2 Liter Pferdeäpfel mit 2 Wassereimern (20 Liter) kochendem Wasser in einem Trog (Gartenmarkt, alte Zinkbadewanne) im Freien bereitet. Die so entkeimte, heiße Mischung wird auf das aufgequollene, nasse Stroh (von etwa 10 kg Trockengewicht) unter Rühren gegeben, noch platzsparender und zweckmäßiger ist die umgekehrte Arbeitsweise im gleichen Trog. Wichtig ist ein richtiges Vermischen, wenn nötig mit weiterem Stampfen. Nach dem Abkühlen und der Herausnahme der Mischung aus dem überschüssigen

Wasser wird analog wie bei den Holzbewohnern beimpft und kultiviert. Es ergaben sich folgende Kulturzeiten bis zum völligen Überwachsen der Mischung: Pilz

Kulturzeit (Wochen)

Psilocybe mexicana Psilocybe tampanensis Psilocybe semilanceata Psilocybe natalensis Panaeolus subbalteatus

4 6 10 4 3

Es wurden verschiedene Deckschichten zur Pilzbildung verwendet, wobei natürlich auch andere bei den einzelnen Arten erfolgreich sein könnten. Pilz

Deckschicht

Fruktifikation nach Abdeckung (Wochen)

Psilocybe mexicana Torf /Kalk (2:1) 2 Psilocybe tampanensis Torf/Kalk (2:1) 3 Psilocybe semilanceata Torf/Kalk/Vermiculit (2:1:1) 3-5 Psilocybe natalensis Blumenerde 2 Psilocybe subbalteatus 2 (vgl. 7.13) (ohne, nur Tageslicht)

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Diese Arbeitsweise stellt eine sichere und effektive Kul- comatus, Psilocybe cubensis und Panaeolus cyanestivierungsmethode dar. Sie sollte auch bei anderen cens sehr erfolgreich sein, da sie alle sehr leicht Pilze Arten wie z.B. Stropharia rugoso-annulata, Coprinus bilden und schon auf reinem Stroh gezüchtet wurden.

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7. Charakteristik einzelner Pilzarten (11)

7.1 Psilocybe cyanescens Der Pilz wurde 1946 erstmalig aus dem Botanischen Garten in Kew (England) beschrieben. Über seine Verbreitung ist nur wenig bekannt. Er breitet sich z.Zt. aber stürmisch in Europa und Nordamerika auf unbeabsichtigt geschaffenen, neuen Standorten aus (Holzreste). Europäische Aufsammlungen sind nicht völlig identisch mit nordamerikanischen Pilzen. Das Myzel der amerikanischen Variante wächst auf Agar und Getreide etwas schneller als die europäi

schen Stämme. Beide sind herbstliche Massenpilze. Die europäische Variante fruktifiziert, wie schon erwähnt, zwar später als die anderen Myzelkulturen, ist aber toleranter gegenüber geringerer Luftfeuchtigkeit. Sie wurde schon an natürlichen Standorten gefunden, die im Sommer starker Sonneneinstrahlung unterliegen. Obwohl das „europäische" Myzel reinweiß ist, wirken die amerikanischen Isolate noch weißer. Auch tritt beim Zerkleinern von durchwachsenem Roggen ein anderer, stärkerer Geruch auf als bei den ursprünglich

Psilocybe cyanescens (USA) auf Rindenmulch.

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europäischen Stämmen. Die dicken Myzeistränge ( Rhizomorphen) halten die durchwachsenen Hölzer stark zusammen und man erntet beim Herausziehen eines blauenden Pilzes eine gehörige Portion Substrat mit. Dadurch kann man aber sicher sein, dieses anhängende Material gleich für die beschriebene natürliche Kultur auf Mulch benutzen zu können. Psilocybe cyanescens eignen sich auch hervorragend für die in Abschnitt 2.a beschriebene Methode der Vorkultur auf nasser Pappe.

unter diesen Bedingungen erreichen kann. Kleinere Pilze bilden sich bei nicht so idealen Bedingungen mit Stiellängen von etwa 6 bis 8 cm. 1979 wurde bei Astoria (Oregon, USA) der sehr stark blauende Pilz am Pazifik inmitten Dünengräsern auf Holzresten erstmalig gefunden. Es besteht keine besondere Beziehung zum Gras, lediglich eine feuchte Atmosphäre wird dadurch gefördert. Der Pilz wurde danach „Psilocybe astoriensis" genannt und erst 1995 bekam er mit lateinischer Diagnose den gültigen Artnamen Psilocybe azurescens.

7.2 Psilocybe azurescens Die Pilzart ist wahrscheinlich die psychoaktivste und gleichzeitig eine der größten unter allen PsilocybeArten. Ihr Myzel wächst sehr aggressiv und schnell in verschiedensten Substraten. Unter Idealbedingungen können die Stiele bis 20 cm, die immer kegeligen Hüte bis zu 12 cm Durchmesser erreichen! Es wurde gefunden, daß die Art eine sehr feuchte Atmosphäre liebt und die Größenverhältnisse nur

107 Psilocybe azurescens auf Rindenmulch.

Beim Zerkleinern des mit Myzel durchwachsenen Roggens tritt ein identischer Geruch wie bei Psilocybe cyanescens (USA) auf. Das Myzel von Psilocybe azurescens ist in dicker Schicht ähnlich weiß und imponiert eher noch weißer als das von Psilocybe cyanescens ( USA). Auch hier bewährt sich die schnelle Kultur auf nasser Pappe wie im Abschnitt 2.a beschrieben. Bei Verwendung von 2 Pappen (je 20 x 30 cm) nebeneinander an dem erwähnten See auf Schilfresten ( Ansatz: Ende September) wurden im nächsten Jahr von Anfang bis Mitte Oktober 251 Pilze gezählt, weitere Jahre wurde dieser Standort nicht mehr kontrolliert.

Sporenabdrücke können so nicht genommen werden, die natürliche Verbreitung durch Sporen ist dadurch erschwert. Im Gegensatz dazu bilden Psilocybe cyanescens und Psilocybe azurescens bei Reifung der Pilze immer große Sporenmengen.

7.3 Psilocybe bohemica Die Pilzart wurde 1942 erstmalig in Böhmen an einem Flußufer im Wald nahe der Stadt Sazava gefunden. Typisch sind die braunen Hüte, die nach weißlich abtrocknen und im Gegensatz zu Psilocybe cyanescens niemals wellig verbogen oder sogar am Rand hochgeschlagen sind. Als stark blauender Waldpilz liebt er eine sehr feuchte Atmosphäre. Das weiße Myzel verfärbt sich oft bei längerer Kultur auf Agar spontan blaufleckig und wächst etwas langsamer als Psilocybe cyanescens. Auch die Kultur auf Pappe ist effektiv und sicher. Sie dauert bis zum vollständigen Überwachsen etwa 35 Tage länger als bei Psilocybe cyanescens, die Rhizomorphen sind aber oft noch dicker als bei dieser Art. Eine analoge Kultur am erwähnten See bei Verwendung von 2 Pappen als Startmaterial (Ansatz: Ende September) brachte im nächsten Jahr auf Schilfresten von Ende Oktober bis Mitte November insgesamt 46 Pilze hervor. Ein Charakteristikum der Pilze ist die oft fehlende Bildung von Sporen auf den Lamellen.

Psilocybe bohemica auf Mulch.

7.4 Psilocybe stuntzii

Die Pilze wurden erstmalig 1973 auf dem Campus der Universität in Seattle (USA) aufgefunden und zeigen auch neben der Blauung einen deutlichen Ring („blue veil"). 1975 wurden sie dann gültig benannt. Die weißen Myzelien sind nicht so dicht wie bei Psilocybe cyane108

scens und wachsen verhaltener. Für die Kultur sind nur Stämme der Mulchvarität verwendbar. Allerdings ist es nach meiner Beobachtung der Pilz, welcher von allen hier kultivierten am dichtesten wächst. Von oben sieht man dann vor lauter Pilzhüten meist überhaupt keinen Mulch mehr. Auch diese Art kann Pappe vollständig durchwachsen, allerdings nicht so dicht und schnell wie Psilocybe azurescens oder Psilocybe cyanescens.

Psilocybe stuntzii auf Mulch.

7.5 Psilocybe baeocystis

Die ersten Pilze wurden 1945 in Eugene (Oregon, USA) gefunden. Nicht alle Myzelstämme können unter Zuchtbedingungen fruktifizieren, auch nicht von der einzig verwendbaren Mulchvarität. Aus unerklärlichen Gründen bleibt auch bei Stämmen, die schon fruktifiziert haben, die Pilzbildung unter scheinbar identischen Bedingungen manchmal völlig aus. Das weiße Myzel hat ähnliche Merkmale wie

das von Psilocybe stuntzii, auch das Wachstum auf Pappe ist identisch. Wenn der Pilz fruktifiziert, bildet er charakteristische Cluster von 6 bis 50 Pilzen. Zukünftige Kulturversuche würden sicher das Verständnis der Wachstumsbedingungen dieser interessanten Pilzart weiter vertiefen. 7.6 Psilocybe mexicana

Diese Art ist vielleicht der wichtigste Pilz, der früher in Mexiko rituell gebraucht wurde („Teonanacatl"), und ist vom Aussehen und Vorkommen auf feuchten, gedüngten Grasflächen ein naher Verwandter der einheimischen Psilocybe semilanceata. Auch die Blaufärbung ist wie bei dieser nur diskret und tritt erst nach mehreren Minuten auf. Das zuerst weiße, feine Myzel kann später lebhafte Farbenspiele auf Agar zeigen: Die dann bräunlichen Myzelien zeigen später manchmal bläuliche Abschnitte und bilden oft gelbbraune Sklerotien aus. So muß man aufpassen, daß man diese Veränderungen der Morphologie nicht mit plötzlich sich entwickelnden Schimmelkontaminationen verwechselt. Neben der allgemeinen Kulturmethode (siehe Kapitel 6) fruktifiziert der Pilz auch nach 4 bis 8 Wochen auf verschiedenen Kompostarten wie auch auf gewöhnlichem Pferdemistkompost unter Anwendung von Standarddeckschichten wie Blumenerde oder Torf/Kalk. Sklerotium der Psilocybe mexicana.

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7.7 Psilocybe tampanensis

Der Pilz ist sehr ähnlich der Psilocybe mexicana. Alle Zuchtstämme stammen ursprünglich von der Sporenkultur eines Pilzes ab, der bei Tampa (Florida) 1977 gefunden wurde. Einige spätere Myzelkulturen resultierten aber auch von Sporen der Zuchtpilze, sc daß Kulturen deutlich verschiedene Wachstumseigenschaften haben können. Das Myzelverhalten ist auch ähnlich wie bei Psilocybe mexicana. Die Myzelien sind aber bei Psilocybe tampanensis brauner und die gebildeten Sklerotier eher tiefbraun bis schwarzbraun. Auch dieser Pil2 wächst auf verschiedenen Kompostarten sowie auch auf ausgelaugtem Pferde- oder Kuhdung bei Anwendung der üblichen Deckschichten und benötigt bis zui Fruktifikation 7 bis 10 Wochen.

schnell und aggressiv wachsen wie Psilocybe cubensis und leicht fruktifizieren. Die Art bildet dichte, weiße Myzelien auf Agar, die bei Druck leicht und schnell blauen und sich später teilweise bräunlich färben können. Schließlich wird eine spontane Blaufärbung der alten Myzelien beobachtet. Auch Getreide wie Roggen, Weizen oder Gerste werden schnell durchwachsen und als Impfmaterial benutzt. Neben der allgemeinen Zuchtmethode (Kap. 6) auf Stroh/Dung fruktifizierte der Pilz auch nach etwa 6 Wochen Kultur auf Pferdemistkompost mit einfacher Blumenerde als Deckschicht. Die Myzelien sind aber auch in der Lage, auf anderen Kompostarten zu wachsen und nach Anwendung der Standarddeckschicht Torf/Kalk Pilze zu bilden. Auf Grund der dicken, schnell wachsenden Myzelien erscheint der Pilz auch sehr geeignet für eine reine Myzelkultur auf Reis, um z.B. Brutgetreide zu erhalten.

Psilocybe tampanensis auf Agar.

7.8 Psilocybe natalensis

Der Pilz wurde erstmalig Anfang 1994 in Südafrika aufgefunden. Heute zirkulieren dort wie auch in Europa und den USA verschiedene Stämme, die ähnlich

Psilocybe natalensis auf Kompost, Deckschicht Blumenerde.

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7.9 Psilocybe caerulescens Die Art wurde erstmalig 1923 in Alabama (USA) gefunden. Sie erwies sich später als eine wichtige Art innerhalb des mexikanischen Teonanacatls. R. G. Wasson hat am 29. Juni 1955 wahrscheinlich als erster Weißer 6 Paare des Pilzes in einer rituellen Zeremonie zu sich genommen und die Wirkung des Teonanacatl überwältigend erfahren. Die dichten weißen Myzelien sind schnellwüchsig, verfärben bei Druck blau und färben sich später teilweise bräunlich. Mehrere Formen des Pilzes existieren, die in der Natur auf Kompost oder Mulch wachsen. So fruktifiziert die Art auch auf verschiedenen Kompostarten mit Deckschicht, wie Heim schon in den 50er Jahren fand.

Psilocybe aztecorum auf Mu 1, h.

j

N

oben: Psilocybe caerulescens auf Stroh rechts: Psilocybe caerulescens auf Mulch.

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7.10 Psilocybe aztecorum

7.11 Psilocybe weilii

Die im mexikanischen Hochland vorkommende, Holzstückchen besiedelnde Pilzart gehört auch zu den Arten des Teonanacatls. Ihr Myzel wächst ähnlich schnell wie das von Psilocybe caerulescens und ist vom Aussehen und der Blauung kaum zu unterscheiden. Neben der allgemeinen Kultivierungsmethode (Kap. 6) fruktifiziert der Pilz auch auf Kompost verschiedener Pflanzenarten nach 6 bis 10 Wochen ohne Dungzusatz. Der Pilz ist ein subtropischer Verwandter von Psilocybe baeocystis und Psilocybe bohemica.

Der Pilz wurde erst 1 9 9 5 in Georgia (USA) als enger Verwandter der Psilocybe caerulescens aufgesammelt. Die Art fruktifizierte dort auf Holzresten und unmittelbar danach zirkulierten Myzelstämme von Sporenisolaten in den USA. Die dichten, weißen Myzelien blauen bei Verletzung und werden im Alter bräunlich und können dann auch spontane bläuliche Flecken zeigen. Sie wachsen auf Agar, Getreide, Kompost und Holz eher noch schneller als die beiden vorherigen Arten. Auf verschiedenen Kompostarten erfolgt Fruktifikation ohne Deckschicht. Auch auf Malz- und Hundefutteragar werden nach mehrmonatiger Kultur kleine, sporulierende Pilze gebildet. Auch diese Art erscheint auf Grund des Myzelwachstums als sehr geeignet für die Oberflächenkultur auf Reiskörnern. 7.12 Psilocybe semilanceata

Psilocybe weilii auf Hundefutteragar.

Die in Europa bekannteste, natürlich wachsende Psilocybe-Art wächst auf zersetzten Grasresten, die mit Stickstoff und anderen Mineralien durch Auslaugung von Dung (Reh, Rind) angereichert sind. Unter allen hier vorgestellten Pilzen wächst ihr Myzel am langsamsten auf Agar, Getreide, Stroh und Kompost. Das reinweiße und zarte Myzel blaut bei Druck nur sehr langsam mit geringer Intensität oder gar nicht. Nur einmal verfärbte sich Myzel eines Stammes nach Herausnahme aus dem Kühlschrank bei Verletzung unmittelbar und kräftig. Von 1 5 0 Stämmen aus mehreren Ländern Europas und der USA konnten nur 2 isoliert werden, die bei relativer Schnellwüchsigkeit nach einigen Wochen fruktifizierten. 112

Neben der allgemeinen Kultivierungsmethode (Kap. 6 ) fruktifizierten diese Stämme auch auf Pferdemistkompost (9 bis 11 Wochen Kultur) bei Verwendung einer Torf/Kalk Deckschicht. Ein Ansatz einer Nestkultur am natürlichen Standort verlief erfolgreich. Dabei wurde durchwachsener Roggen/Wasser (1:1,7) nach der Vorkultur von 7 Wochen in Pferdemistkompost gegeben und im mit Löchern versehenen Plastiksack 10 Wochen kultiviert. Dabei wurde 5 1 Kompost und 1 1 Brutmaterial verwendet. Im feuchtem September eines Jahres wurde der durchwachsene Kompost auf einer Wiese (Lichtung) ausgebracht, die durch die Vegetation und starke Feuchtigkeit (Bach, Baumschatten) den natürlichen Standorten des Pilzes völlig entsprach. Vorherige, mehrjährige Begehungen ergaben, daß die Art dort nicht natürlich vorkommt. Zur Nestkultur wurde das Gras abgestochen und in die etwa 20 cm tiefe Grube der durchwachsene Kompost in etwa 10 cm Dicke gegeben. Dann wurde von der ausgehobenen Erde etwa 2 cm Dicke daraufgegeben und die weitgehend unversehrten Grasbüschel aufgebracht. Es wurde einmal gründlich angegossen. Im nächsten Jahr Ende September/Anfang Oktober erfolgte dann die Fruktifikation mit 162 Pilzen auf einer Fläche von ca. 3 m2. Das Myzel hatte sich also über den beimpften Bereich erheblich ausgebreitet. Im nächsten Jahr wurden überraschenderweise etwa 50 m entfernt 15 Pilze gefunden. Aber die Überraschung legte sich wieder etwas, als ich jetzt auch mehrfach Rehkot feststellen konnte, offenbar waren ideale Bedingungen für Sporenkeimung und Myzelwachstum vorhanden. Leider brachte eine analoge Kultur auf einer zweiten Wiese überhaupt keine Pilze hervor.

7.13 Panaeolus subbalteatus

Dieser Düngerling ist vor etwa 100 Jahren zuerst aus England bekannt geworden und hat früher mehrfach unbeabsichtigte „Intoxikationen" verursacht, indem er sich auf Grund seiner Schnellwüchsigkeit auf Kompost für Champignons, oder auf Stroh für Riesenträuschlinge spontan angesiedelt hat und vor den Speisepilzen erschien und dann verspeist wurde. Das knäuelförmige, weiße Myzel kann später bräunlich werden und bildet auf Malzagar rasch bläu liche Sklerotien, die als Schimmelinfektion (Penicillium) verkannt werden kann. Diese wachsen allerdings sehr schnell und bilden rasch die bläulichen Sporen. Im Gegensatz dazu keimt ein Sklerotium auf neuem Nährboden wieder als weißes Myzel aus, und bis zur Bildung neuer Sklerotien vergehen einige Tage. Während bei uns der Pilz meist auf Kompost vorkommt, besiedelt er zum Beispiel in den USA auch große Ablagerungen von Heu aus geschnittenen Rasenflächen ohne daß im Gegensatz zum Namen „Düngerling" Dung zugesetzt wurde. Die Pilzart kann auf verschiedenen Kompostarten wachsen, vom klassischen Pferdemistkompost bis zum Kompost aus unterschiedlichen Pflanzenresten. Das Myzel wächst bei höheren Temperaturen, am besten bis 30 Grad, außerordentlich schnell, der Pilz fruktifiziert dann bei Raumtemperatur nach nur 3 bis 6 Wochen. Eine Deckschicht ist nicht nötig, sie kann aber mitunter die Ausbeuten bei der Kultur auf Kompost um das Doppelte ansteigen lassen, wobei Torf/Kalk verwendet wird. Die allgemeine Zuchtmethode auf Stroh/Dung ist im Kap. 6 beschrieben.

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7.14 Gymnopilus purpuratus

1887 wurde der Pilz ebenfalls im Botanischen Garten in Kew (England) an einem Holzstamm erstmalig gefunden. Es erwies sich, daß er in Australien und Südamerika (Chile, Argentinien) heimisch ist. Auch in Nordamerika gibt es Verwandte, die ebenfalls blauen und psychoaktiv sind. Das weiße, knäulige und bei Druck blauende Myzel wächst sehr schnell auf Agar verschiedener Zusammensetzung, auf Getreide und Holz. Alte Agarkulturen sind schließlich graublau verfärbt. Die Fruktifikation ist sehr eindrucksvoll, eine Deckschicht wird nicht benötigt. Aus dem weißem Myzel bilden sich gelbe Primordien, die sich dann zum orangegefärbten Pilz differenzieren, dessen Hüte mit rötlichen Schuppen bedeckt sind. Die Stiele verfärben bei Druck blaugrün und der Sporenstaub ist orange. Die Myzelien (keine dicken Rhizomorphen) können Holzstückchen oder Sägespäne nicht so zusammenhalten wie Psilocybe cyanescens oder Psilocybe azurescens. Beim Herausziehen der Pilze aus den Spänen fallen diese weitgehend ab. In Kulturgefäßen mit schlechter Belüftung werden wie bei manchen Holz bewohnenden Speisepilzen auch skurrile, keulenförmige Gebilde ohne Hut gebildet, die ebenfalls orange Sporen direkt auf der Oberfläche bilden können. Neben der Fruktifikation auf Getreide, Getreide/Holzspäne-Mischungen, reinen Holzspänen sowie Stroh oder Kompost kann die Art ähnlich wie bei Speisepilzen auch auf frisch geschnittenen, kompakten Hölzern gezüchtet werden. Dieses Wachstum ist dann vergleichbar mit der natürlichen Fruktifikation auf Holzstämmen, verläuft aber durch das massive Aufbringen von Impfmaterial schneller und in größerer Ausbeute.

Bei dieser Zuchtmethode wird Schnittholz von Buche, Erle, Ahorn, Pappel oder Linde verwendet, indem Hölzer von ca. 5 x 5 cm Breite verwendet werden. In einem schattig gelegenen Gewächshaus, ab Mai im Freien oder in einem Folienzelt in einem größeren, hellen Raum während des ganzen Jahres wird folgendermaßen verfahren: Als unterste Schicht über dem Boden wird eine 2-3 cm dicke Schicht von Vermiculit verwendet, das in einem Durchmesser von etwa 60 cm aufgebracht wird. Darauf wird eine lückenlose Schicht von mit Myzel durchwachsenen Sägespänen (Streu) (Kap. 5) aufgebracht. Die frisch geschnittenen Hölzer werden auf diese gelegt, zwischen die einzelnen Stücke kommt weiteres Myzel. Dann werden 2 weitere Schichten aus Hölzern daraufgegeben, indem jede Verbindung zu anderen Hölzern seitlich, oben und unten durch Myzel auf den Sägespänen hergestellt wird. Schließlich wird die oberste Schicht als Abschluß ebenfalls durch lückenlos aufgebrachtes Myzel gebildet. Der so errichtete Holzhaufen wird allseitig mit alten, aber sauberen Baumwolltextilien bedeckt und ständig feuchtgehalten. Nach 2-3 Monaten ist das Holz gut durchwachsen und die Textilien werden entfernt. Während das Durchwachsen bei 20-30 Grad erfolgen sollte, ist für die anschließende Fruktifikation 18-23 Grad optimal. Bei 95% Luftfeuchte und täglichem, mäßigen Besprühen fruktifiziert der Pilz nach 2-3 Wochen in mehreren Ertragswellen. Diffuses Tageslicht ist zur Pilzbildung nötig, direkte Sonne sollte aber vermieden werden. Nach der Ernte können die Hölzer, wenn kein grüner Schimmel zu sehen ist, wieder als Impfmaterial verwendet werden. Sie werden dazu einmal gespalten und mit den frischen Schnittstellen dann anstelle des

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Myzels auf Sägespäne auf, zwischen und unter die neuen Hölzer gegeben, dabei muß auf direkte Berührung geachtet werden. Die weitere Verwendung ist analog der Arbeitsweise mit Sägespänen. Ergänzend dazu kann völlig analog wie bei Psilocybe cyanescens auch mit durchwachsener Pappe gearbeitet werden. Von der durchwachsenen Roggenbrut aus wird die Pappe in 2 Wochen überwachsen. Sie kann dann ebenfalls und vorteilhaft als Impfmaterial für die Hölzer in völliger Analogie verwendet werden, indem sie die jeweilige Verbindung zu den Hölzern herstellt. Als weitere Arbeitsweise im Gewächshaus verfährt man so: In den Boden wird eine Grube von ca. 15 cm Tiefe gegraben. Das Substrat ist nasse Streu (Kap. 5), die aber nicht im Beutel beimpft wird. Die nasse Streu wird in die Erdgrube gegeben. In Schichthöhe von etwa 4 cm wird dann die durchwachsene Pappe gebracht und mit nassen Spänen aufgefüllt. Überschüssiges Wasser versickert. Bei weitgehendem Abdecken mit feucht gehaltenen Textilien wird 8 Wochen kultiviert und nach deren Entfernung bei 95 Luftfeuchte unter leichtem Besprühen die Pilzbildung induziert. Diese Kultivierungsarten lassen sich auch bei weiteren Gymnopilus-Arten anwenden. Das Faszinierende an der Pilzzucht ist, daß immer wieder unvorhergesehene Ereignisse eintreten, die den scheinbar planbaren Prozeß plötzlich auf den Kopf stellen. Der Pilz offenbart hier seine Urgewalt, gleichzeitig aber auch seine Anfälligkeit gegenüber Nährstoffkonkurrenten (Kontaminationen) unter bestimmten Bedingungen. Es gibt durchaus auch unerwartet Positives wie plötzliche Fruktifikation nach langem, ergebnislosen Warten und sogar eine Pilzbildung, wenn sie überhaupt

nicht (mehr) erwartet wurde. Unter diesen Umständen kann man sich oft nicht erklären, was diese ausgelöst hatte, auch nicht nach jahrelanger Praxis. So wollte Gymnopilus purpuratus in einem Fall auf Sägespäne im Beutel überhaupt keine Pilze ausbilden. Nach der Anzucht im Herbst wurde der Beutel schließlich eher zufällig über den Winter in einem kalten Schuppen gelagert, wo die Temperatur oft unter 0 Grad absank. Im Frühjahr wurde er ins Freie gestellt und im Schatten gelagert. Plötzlich bildeten sich im April massiv Pilze aus! Dieses Verhalten eines subtropischen Pilzes war absolut nicht vorhersehbar.

115 Gymnopilus purpuratus auf Sägespänen.

8. Kontaminationen studieren

Wie schon mehrfach ausgeführt, können durch Unachtsamkeit oder auch durch schwer vorhersehbare Umstände in verschiedenen Stadien der Myzel- und Pilzzucht bakterielle und vor allem pilzliche Kontaminationen auftreten. Es ist deshalb zu empfehlen, deren spontane Ausbildung vor Beginn der Zucht der höheren Pilze ausgiebig zu studieren. Dabei ist es zweckmäßig, Malz- und Hundefutteragar sowie sterilisierten feuchten Reis und Roggen gezielt zu infizieren und staunend zu erleben, was es für Kontaminationsmöglichkeiten überhaupt gibt. Es reicht dazu völlig aus, den Deckel der sterilisierten Petrischalen ohne vorherige Beimpfung einfach zu öffnen. Ich empfehle 10 Sekunden, 1,5 und 30 min. Dann wird der Deckel geschlossen, und in den nächsten Tagen siedeln sich Schimmelpilze in verschiedenen Farben an. Auch unterschiedliche, die Agarschicht milchig verfärbende Bakterien sowie Hefen, die schmierige, helle Schichten bilden können, sind möglich. Dabei sollten auch die Gerüche überprüft werden, von scharfen, medizinisch wirkenden Düften bis zur brotartigen Nuance (manche Hefen) ist alles möglich. Zu empfehlen ist weiterhin, die Deckel in der Wohnung und im Freien zu öffnen, unterschiedliche Keime sind möglich. Lehrreich sind diese Versuche auch in unterschiedlichen Jahreszeiten und bei unterschiedlichen Außentemperaturen (4-30 Grad). Jeweils andere Kon

taminationen können sich entwickeln und man bekommt die gesamte mögliche Palette mit. Ihr Kennzeichen ist Schnellwüchsigkeit bei Raumtemperatur sowie eine schnelle Farbentwicklung durch Sporenbildung bei Schimmelpilzen. Zusätzlich kann man auch etwas Schimmel von verdorbenen Lebensmitteln wie Brot oder Früchten auf die Nährböden aufbringen und deren Entwicklung beobachten. Die gleichen Experimente werden mit dem sterilisierten Getreide durchgeführt. Neben Schimmel siedelt sich sehr gern ein Bakterium an, das die Mischung z.T. verflüssigen kann. Die aufgequollenen Körner werden immer nässer, an ihrer Oberfläche ist der schleimartige Erreger zu sehen. Sollte das Bakterium bei Überimpfung mit hineingelangen, dann erfolgt nur ein geringer Myzelaustrieb aus dem Impfstück. Noch bevor man den Erreger sieht, kann man durch Watte- oder Baumwollschichten hindurch den scharfen Geruch der Kontamination riechen. Solche Kulturen sind genau wie die mit Schimmel befallenen unwiderruflich verloren! Die kontaminierten Nährböden wegen der Sporenbildung nie in den Kulturräumen öffnen und wegschütten. Entweder werden sie sofort im Dampfkochtopf sterilisiert oder sie werden im Freien entsorgt. Man könnte verführt sein, Nährböden, die beginnende Kontamination zeigen, nach der Sterilisation wieder mit dem Kulturpilz zu beimpfen. Die Erfahrung

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hat gezeigt, daß die Kontaminationen oft schon in dieser Phase wachstumshemmende (antibiotische) Substanzen bilden, die auch nach dem Abtöten der Erreger noch das Wachstum hemmen oder verlangsamen. Dadurch ist diese Praxis generell nicht zu empfehlen. Durch diese eigene „Kontaminationsschulung" ist man später leicht in der Lage, das Myzel der gewünschten Kulturpilze zu erkennen. Diese wachsen generell langsamer, oft viel kompakter von der Beimpfungsstelle aus als die Kontaminationen. Allerdings bilden manche schnellwüchsige Kulturpilze nach mehreren Tagen plötzlich mehrere mm oder cm entfernt vom Beimpfungspunkt Tochterkolonien aus. Anfänglich sind die Verbindungsmyzelien so fein, daß sie mit dem bloßen Auge nicht sichtbar sind und diese Myzelanhäufungen können zuerst als Kontaminationen imponieren. Jedoch sind diese leicht auszuschließen, da bei allmähligem Zusammenwachsen sich die Myzelien schließlich ohne Trennlinie vereinigen und alle Myzelien die gleiche reinweiße6 Farbe haben, die erst später

6

bräunlich oder mit blauen Flecken sich verändern können. Nur Psilocybe mexicana und Psilocybe tampanensis färben eher bräunlich. Generell ändern schnellwachsende Schimmelpilze innerhalb von sehr kurzer Zeit ihr Aussehen und werden durch Sporenbildung farbig (grün, blau, gelb, braun, schwarz), während Veränderungen am Myzel der Kulturpilze stets langsam innerhalb einiger Tage oder Wochen ablaufen. So läuft die Sklerotienbildung direkt am Myzel an. Auch die sehr langsam sich entwickelnde bräunliche oder bläuliche Verfärbung läuft ab, wenn die Oberfläche in fast allen Fällen bereits vollständig überwachsen ist und diese Farbentwicklung eine Wandlung der schon bestehenden weißen Myzelien darstellt. Stockendes Myzelwachstum ist sehr oft ein Zeichen, daß schon Kontaminationen vorhanden sind, die erst einige Tage später massiv sichtbar werden. Hier kann nur wiederum darauf hingewiesen werden, daß bei unsterilen Prozessen stauende Nässe der Anfangspunkt für Schimmelkontaminationen darstellt.

Einige Speise- uind Medizinalpilze haben allerdings von Haus aus farbiges Mycel. So ist z.B. das Macel von Morcheln häufig brain, das Mycel von Schwefelporlingen orangefarben.

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Literatur:

Dittmer: Frische Pilze selbst gezogen, BLV (1990) J. Gartz: Narrenschwämme. Editions Heuwinkel, Basel/Genf (1993) G. Guzman: The genus Psilocybe (1983) H. Kreisel: Handbuch für Pilzfreunde, Band 1, G. Fischer (1978) J. Lelley: Die Heilkraft der Pilze, Econ-Verlag (1997) 0. T. Oss und 0. N. Oeric: Ein Handbuch für die Pilzzucht, Volksverlag, Linden (80er Jahre) J. Ott und j. Bigwood: Teonanacatl-Hallucinogenic mushrooms of North America, Seattle, USA (1978)

S. H. Pollock: Magic mushroom cultivation, San Antonio, Texas (1977) Rätsch/Liggenstorfer: Pilze der Götter, AT-Verlag, ( 1998) R. Rippchen: Zauberpilze, Der grüne Zweig 155, Nachtschatten & MedienXperimente (ca. 1995) P. Stamets und J. S. Chilton: The Mushroom Cultivator, Agarikon Press, Olympia, USA (1983) P Stamets: Growing Gourmet and Medicinal Mushrooms, Ten Speed Press, Berkeley, (1993) H. Steineck: Pilze im Garten, Ulmer, Stuttgart (1976) J. Stevens und R.Gee: How to identify and grow Psilocybin mushrooms. Sun Magic Publishing, Seattle, USA (1987)

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Fehler und Hindernisse bei der Pilzzucht

Die folgende Tabelle soll helfen, verschiedene Fehler und Hindernisse bei der Pilzzucht zu erkennen. Die Fehlermöglichkeiten sind vielfältig, resultieren aber meist aus Kontaminationen und falschen Zusammensetzungen der Nährmedien und Deckschichten.

Problem Agar-

Ursache

Lösung

Kultur

1. Lösung erstarrt nicht nach dem Abkühlen 2. Keine Sporenkeimung

3. Sporenkeimung mit Kontaminationen 4. Schlechtes Mycelwachstur

5. Kontamination nach Überimpfung

Zu wenig Agar

Notwendige Menge: 15-25g pro Liter (1, 5 - 2,5%), je nach Reinheit

Zu alte Sporen => nicht mehr keimfähig, abhängig von Art (bis 4 Jahre als keimfähig beschrieben)

Verwendung frischer Sporen, Lagerung in verschlossenen Plastikbeuteln (15-23 Grad), (kein Kühlschrank)

Selten anhaftende Keime, meist Luft- oder Geräteverunreinigung

Generell: Verschiedene Ansätze, möglichst wenig Sporen keimen lassen, Sauberkeit

Falsches Nährmedium, zu wenig Nährstoffe

Malzextrakt und Hundefutter-Agar für alle Pilze geeignet, Mengen überprüfen

Zu lange Sterilisation

30 min. Dampfkochtopf ausreichend

Schlechter Stamm Unsterile Luft, Instrumente, Stammreinheit

Isolation neuer Stämme Sauberkeit, Überprüfung des Stammes auf Keime (Bakterien, Hefen, Schimmelpilze)

Mögliche Alterung beginnt 6. Unterschiedliches Mycelaussehen („sectoring")

Entnahme von Impfmaterial nur von dicken Mycelien (Rhizomorphen), Wechsel der Nährmedien 119

Problem

Ursache

Lösung

Getreide-Kultur 1. Ansatz kontaminiert nach Unvollständige Sterilisation, Sterilisation ohne Beimpfung besonders bei geringem Wasseranteil, sehr selten nach 45 min. und vollem Druck im Drucktopf 2. Kein Mycelwachstum

Zu trocken Bakterielle Kontamination ( Geruch, Verfärbung, Schleim)

Kontamination beim Beimpfen 3. Getreide erscheint anfänglich Zu wenig Impfmaterial rein, später neben Mycelwachstum Kontaminationen ( Wachstum artspezifisch Schimmel, Bakterien) 4. Mycel wächst nur zögernd Kultur auf Sägespänen 1.

Schlechte Ausbreitung Bakterielle Kontamination

Langsames Wachstum 2. Wachstumstop nach Initialwachstum Stroh-Kultur

Zu geringe Impfmenge Beginnende Kontamination durch zuviel Nässe

1. Grüner oder schwarzer Schimmel auf Stroh

Verwendung von Getreide anderer Herkunft oder Einweichen der Körner über Nacht mit folgender Sterilisation Korrekter Wasseranteil Sauberkeit Sauberkeit, auch Keime in Agarkultur möglich, die erst im Getreidf

Mehr Impfmaterial Versuch der Isolation besserer Stämme Öfter Kulturen schütteln (außer Rei: Sauberkeit, neue Ansätze

Vergrößerung der Menge an Start mycel Beimpfung neuer Beutel mit korrekter Wassermenge

Nässestau, eventuell auch zu hohe Temperaturen Erneute Kultivierung an anderer Stelle ohne Staunässe, Temperatur einstellung

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Problem

Ursache

2. Keine Pilzbildung

Ungünstige Wachstumsbedingungen Veränderung der Feuchtigkeit, Temperatur und/oder Belichtung Schlechter Stamm

3. Mycelium produziert defor- Schlechter Stamm mierte oder unvollständige Pilze

Lösung

Neuer Stamm, möglichst mit bekannter Pilzbildung Neuer Stamm

Ungünstige Wachstumsbedingungen Veränderung der Temperatur, Feuchtigkeit und/oder Belichtung Insekten-, Nematoden- oder Milben- Erneute Kultur an anderer oder befall desinfizierter Stelle 4. Zweite und dritte Fruktifikationswelle fällt aus

Schlechter Stamm

Neuer Stamm

Ungünstige Wachstumsbedingungen Veränderung der Feuchtigkeit, Temperatur und/oder Belichtung

Pilzkultur mit Deckschicht 1. Schnelle Kontamination Unvollständige Durchwachsung des nach Aufbringen der unste- Substrates rilen Deckschicht 2. Zögernde und dünne Mycel- Deckschicht zu trocken ausbreitung in Deckschicht Falsche Zusammensetzung der Deckschicht

Abdeckung erst nach Ende der Kultivierung

3. Anfänglich gutes Durchwachsen der Deckschicht, dann Verlangsamung oder Wachstumsstop

Weniger Besprühen, eventuell neue Schicht

Zunehmende Überwässerung, Zeichen: klumpig

Anfeuchtung Andere Deckschicht

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Problem

4. Keine Pilzbildung nach Durchwachsen der Deck schicht

5. Bildung nur weniger Pilze einer Pilzwelle

Ursache

Lösung

Fortschreitende Austrocknung hohe Temperatur, Luftzug? Zeichen: pulverförmige Schicht

Anfeuchtung auf optimalen Gehalt

Temperatur zu hoch

Optimale Temperatur

Luftfeuchte zu gering

Erhöhung auf 95-100 %, keine Überwässerung der Schicht

Unzureichende Belichtung

Tageslicht ohne direktes Sonnenlicht

Deckschicht zu dünn

Mehr Deckmaterial nötig

Schlechter Stamm Absterben der oberen Mycelschicht des Substrates

Neuer Stamm Kratzen mit Gabel, neue Deckschicht in

Kontamination sichtbar Austrocknung der Deckschicht

neue Kultur Korrekte Befeuchtung, evtl. dickere Schicht

6. Erste Pilze unvollkommen, Normales Verhalten mancher Stämme Keine Maßnahmen danach Entwicklun nor maler Fruchtkörper 7. Pilze mit langen Stielen und Lichtmenge zu gering unvollkommenen Hüten Überschuß an Kohlendioxid 8. Bildung vieler Pilzvorstufen Schlechter Stamm bei gerinter Bildung ent wickelter Fremdkörper Überschuß an Kohlendioxid Nicht optimales Substrat

Bessere Belichtung Mehr Luftwechsel, Austrocknungs gefahr Besserer Stamm Besserer Luftaustausch, Austrock nungsgefahr Ausgewogene Nährstoffe für Wachstum und Pilzbildung

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Problem 9. Pilzdeformierung

Ursache Kontamination Zu wenig Luftzirkulation

Zu hohe Luftfeuchte und Wässerung

Lösung Neue Kultur Verbesserung durch feuchte Frischluft Verringerung der Feuchte und des Besprühens. Hüte müssen abtrocknen können Besserer Stamm

Schlechter Stamm

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Stichwortregister

Abdeckschicht, Funktion 46 Agar 21, 26ff Bakterien 43 Beleuchtung 52f Betäubungsmittelgesetz 16, 72 Brandschutz 92 Chitin 10 C02-Gehalt, absenken 49ff Dampfdruckkochtopf 17 Degeneration, von Mycel 35 Desinfektion 23ff Desinfektionsmittel 22 dikaryot 15,32 Einmachgläser 20 Erntetechnik 56 Erntezeitpunkt 56, 64 Fliegenpilze 11 Fortpflanzung 16 Getreide, auseinanderschütteln 41ff Gips 22 Hackschnitzel 68 Hallimasch 10 Heilwirkung: Austernpilz 73 Heilwirkung: Klapperschwamm 73 Heilwirkung: Lackporling 74 Heilwirkung: Samtfuflrübling 75 Heilwirkung: Schopftintling 75 Heilwirkung: Shiitake 74

HEPA-Filter 91 Kälteschock 53 Lamellen 15 Luftbefeuchtung 50f Luftfilter 91 Malzextrakt 21, 27 Meßzylinder 21 monokaryot 15 Mutterkorn 11 Mycelsuspension 45 Mykorrhiza 10 Nährstoffzusätze 69 Nahrungsmittel 12 Nestkulturen 103 Parasiten 11 Petrischalen 20 Petrischalen, verschließen 27ff, 36 Pferdemistkompost 94 Photosynthese 10 Präpariernadel 20 psychoaktive Pilze 16, 72 Psychotherapie 12 Riesenträuschlinge 14 Rindenhumus 46f Rindenmulch 99 Roggen 21 Röhren 15 saprophytisch 11

Schimmel 41, 43ff Schnellkochtopf 18ff Sektoren, im Mycel 35 Sittichfutter 22 Sklerotien 97ff Spiritusbrenner 19 Sporen 15 Sterilisation 23, 26 Sterilisation, Agar 27 Stroh 64 Styroporkiste 20, 43 Termiten 14 Trocknung 71 Trüffel 12 Vermiculit 95 Wattestopfen 92

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