2009 the Porn Identity

October 2, 2017 | Author: Andra Pavel | Category: Pornographic Film, Michel Foucault, Erotica, Human Sexual Activity, Sexual Fetishism
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contemporary art...

Description

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THE PORN IDEN TITY EXPEDITIONEN IN DIE DUNKELZONE

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Konkret, Nr. 8, 1969, Cover

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WARUM WIRKT EIN PORNOFILM STIMULIEREND? Ist die artifizielle Darstellung einer filmischen Handlung real gesellschaftlich motiviert?

* * * Still aus: Un chant d’amour, 1950, R: Jean Genet, 35-mm-Film auf DVD, SW, 9 min, © Roland Dumas

Wenn die inszenierte filmische Handlung nicht real ist, ist dann der Pornofilm real? * * *

Still aus: Mansfield 1962, 2006, R: William E. Jones, DVD, SW, 9 min, Courtesy David Kordansky Gallery, Los Angeles

Und stimuliert analog dazu eine filmische Handlung zur realen Tat?

* * *

Ist dann nicht auch der Pornofilm eine filmische Gesellschaftslehre? Still aus: Bella’s Perversions 1, 2002, R: Belladonna, DVD, 92 min, © Sineplex Entertainment

Still aus: Tigresses and Other Man Eaters, 1979, R: Joseph W. Sarno, DVD, 90 min, © MMII Evart Enterprises Inc.

FLORIAN WALDVOGEL

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Ist es Zufall, dass in heterosexuellen Pornofilmen die Penetration der Frau dargestellt wird? * * *

Ist dies ein Symbol für patriarchale Gesellschaftsstrukturen und Frauenunterdrückung?

Still aus: Art School Sluts, 2004, R: Eon McKai, DVD, 80 min, © VCA Pictures

* * *

LIEGT DAS AN DER FORTPFLANZUNGSLOGIK DER BIOLOGIE? * * *

Und wenn in der Darstellung eines Spielfilms ein Mann eine Frau demütigt, ist das ein Symbol für patriarchale Gesellschaftsstrukturen und Frauenunterdrückung?

Oder liegt es an der Biopolitik der politischen und religiösen Autoritäten? Daily News (New York), Bd. 49, Nr. 296, 4. 6. 1968, Cover

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FLORIAN WALDVOGEL

Konkret, Nr. 11, 1968, Cover

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Hustler, 1970

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HANDELT ES SICH DABEI UM EINE VERWEIGERUNG DER LUST? Warum stimuliert die Naheinstellung die primären Geschlechtsmerkmale nicht mehr?

* * *

Hustler, Bd. 6, Nr. 12, Juni 1980, S. 20

Wird bei dieser Betonung das Männliche zugunsten des Weiblichen entmachtet?

* * *

Still aus: Belladonna Fucking Girls Again, 2005, R: Belladonna, DVD, 172 min, © Belladonna Entertainment

Ist der Pornofilm eine Suche nach dem Wissen der Lust? * * *

Still aus: Behind the Green Door, 1972, R: Jim und Artie Mitchell, DVD, 72 min, © Mitchell Brothers Film Group (eine Marke der Cinema 7 Inc.)

Ist die Erforschung der wissenschaftlichen Wahrheit mit ihren diskursiven Konstruktionen verantwortlich für die Existenz von Pornofilmen?

Still aus: Behind the Green Door, 1972, R: Jim und Artie Mitchell, DVD, 72 min, © Mitchell Brothers Film Group (eine Marke der Cinema 7 Inc.) FLORIAN WALDVOGEL

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Spiegeln Pornofilme die bestehenden gesellschaftlichen Macht- und Geschlechterverhältnisse?

Still aus: Fuses, 1964–1967, R: Carolee Schneemann, 16-mm-Film auf DVD, 18 min, Courtesy die Künstlerin und Video Pool Inc., © VBK, Wien, 2009

* * *

WELCHE SEXUALTECHNIKEN VERDANKEN WIR DEM PORNOFILM?

Wenn dem so ist, warum verwirklichen dann kaum Frauen pornografische Ideen, um das männliche Pornografiemonopol abzulösen?

* * *

* * *

Wie verhält sich die Rezeption, wenn der Pornofilm gar nicht stimulieren will? Still aus: Eastside Story mit Eon McKai, 2007, R: Vena Virago, DVD, 128:30 min, © Vivid Alt 8

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Hustler, Bd. 6, Nr. 12, Juni 1980, Cover

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Cropped Crotches, Bd. 4, Nr. 4, 1975, Cover

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WIRD DIE FRAU IM PORNO IMMER NUR AUF IHRE GESCHLECHTSORGANE REDUZIERT?

Still aus: Man’s Ruin mit Eon McKai, 2007, R: Octavio Winkytiki, DVD, 1:53 min, © Vivid Alt

* * *

Ist der Konsum von Pornografie ein * * * Versuch, den realen Verlust männlicher Macht zu kompensieren? * * *

Warum sieht man fast nie das Gesicht des männlichen Darstellers? Still aus: Café Flesh, 1982, R: Rinse Dream, DVD, 80 min, © VCA Pictures

Michel de Certeau behauptet in seinem Buch Kunst des Handelns, dass sich der Konsument bestimmte Codes aussucht, um sie zu transformieren, und sie gegen den Willen der Produzenten subversiv umdeutet. Was heißt das für den Konsum von Pornofilmen?

Still aus: Behind the Green Door, 1972, R: Jim und Artie Mitchell, DVD, 72 min, © Mitchell Brothers Film Group (eine Marke der Cinema 7 Inc.) FLORIAN WALDVOGEL

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HAT DIE DEPOTENZIERUNG MÄNNLICHER MACHT MIT DER FRAUENBEWEGUNG ZU TUN? * * *

Oder ist die Enttraditionalisierung der Geschlechterverhältnisse im Kontext der Moderne dafür verantwortlich?

Still aus: Girls Lie, 2006, Eon McKai, DVD, 116 min, © Vivid Alt.

* * *

Still aus: Girls Lie, 2006, Eon McKai, DVD, 116 min, © Vivid Alt.

* * *

Ist der heterosexuelle Porno nicht eine Performanz des idealen Mannes bzw. der idealen Frau und trägt somit zur Naturalisierung von Sexualität bei? 12

FLORIAN WALDVOGEL

Welchen Einfluss auf die Konstituierung von Geschlechterbeziehungen haben kulturell produzierte sexuelle Praktiken, die sich uns als natürlich und triebhaft präsentieren?

Hustler, Bd. 3, Nr. 11, Mai 1977, Cover

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Hustler Rejects, 1977, Cover

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FUNKTIONIERT SEX, SOBALD MAN LIEBT? Warum ist Sex natürlich, wenn man liebt, und Sexualität als Technik unterbewertet?

* * * Still aus: The Kiss, 1896, R: Thomas Edison, SW, ohne Ton, 0:47 min

Warum gibt es eine gesellschaftliche Übereinkunft, dass Pornografie schlecht ist? Still aus: Let My Puppets Come, 1976, R: Gerard Damiano, DVD, 41 min, © MCMXC Caballero Video Comp.

* * *

Ist der Mainstreamporno, obwohl er naturalisierte Geschlechtsidentitäten so triebhaft natürlich und in bestechend realistischer Pedanterie darstellt, fiktional?

Still aus: Girls Lie, 2006, Eon McKai, DVD, 116 min, © Vivid Alt.

Sind das Fehlen von Tabus und das Nicht-darüber-reden-Können im alltäglichen Leben verantwortlich für die Zerstörung der Sexualität?

Still aus: Girls Lie, 2006, Eon McKai, DVD, 116 min, © Vivid Alt.

* * * FLORIAN WALDVOGEL

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Muss das Ejakulat des Mannes die Wirklichkeit des sexuellen Aktes bezeugen? * * * Still aus: Pussy Talk, 1975, R: Claude Mulot, DVD, 87 min

Still aus: The Opening of Misty Beethoven, 1975, R: Radley Metzger, DVD, 86 min, © VCA Pictures

SIND DIE PERSONEN, DIE IN EINEM PORNOFILM SEX HABEN, SCHAUSPIELER? * * *

Muss sich die Heterosexualität im Dienste des hegemonialen Diskurses immer wieder als Original darstellen, um ihrer vermeintlichen Natürlichkeit Ausdruck zu verleihen?

* * *

* * *

Warum wird im Pornofilm immer auf ein festes Repertoire von Stellungen zurückgegriffen?

Sind sie verdoppelte Schauspieler, weil sie die Inszenierung von Geschlecht inszenieren? Still aus: The Opening of Misty Beethoven, 1975, R: Radley Metzger, DVD, 86 min, © VCA Pictures

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Linda Lovelace, 1973, Cover

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Groovie, Nr. 1, 1970

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WARUM SIND FRAUEN IN PORNOS ÜBERDIMENSIONIERT „WEIBLICH“? Stützt sich die Hässlichkeit der sexuellen Handlung in Pornofilmen auf die möglicherweise bewusst inszenierte Verletzung sozialer und ästhetischer Tabus?

* * *

* * *

Still aus: Stuntgirl, 2004, R: Jack the Zipper, DVD, 96 min, © Clockwork Productions

Kann hierin eine Symbolik des Triebhaften und Animalischen in Abgrenzung zur Schönheit und Korrektheit der Zivilisation gesehen werden? * * *

Still aus: Belladonna Fucking Girls Again, 2005, R: Belladonna, DVD, 172 min, © Belladonna Entertainment

Warum haben sie meistens große Brüste, lange Haare, lange lackierte Fingernägel, sind geschminkt und tragen weiblich konnotierte Accessoires wie Dessous, Strapse und hochhackige Schuhe?

Still aus: Bella’s Perversions 1, 2002, R: Belladonna, DVD, 92 min, © Sineplex Entertainment

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Lenkt diese überzeichnete Weiblichkeit vordergründig von ihrem männlichen Verhalten ab?

* * *

Findet sich im Mainstreamporno nicht eine formale Entsprechung des kapitalisierten Körpers?

WARUM KANN DIE FRAU NICHT PENETRIEREN?

* * *

Still aus: Belladonna Fucking Girls Again, 2005, R: Belladonna, DVD, 172 min, © Belladonna Entertainment

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Still aus: Belladonna Fucking Girls Again, 2005, R: Belladonna, DVD, 172 min, © Belladonna Entertainment 20

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Hustler, Bd. 6, Nr. 12, Juni 1980, S. 62

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Hustler, Bd. 4, Nr. 4, Oktober 1977, S. 2

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Sind nicht die Kritik am Mainstreamporno und die damit verbundene Reduktion der Geschlechtsorgane auf Handlungswerkzeuge eine Kritik an der Kapitalisierung des Körpers?

Still aus: Café Flesh, 1982, R: Rinse Dream, DVD, 80 min, © VCA Pictures

* * *

Still aus: Eastside Story mit Eon McKai, 2007, R: Vena Virago, DVD, 128:30 min, © Vivid Alt

Bedeutet die Sprache das Entkommen des Körperspektakels im Porno oder entkommt im Porno der Körper der Sprache? * * * Florian Waldvogel Geb. 1969. Studium an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste Städelschule, Frankfurt am Main. 2001–2003 künstlerischer Leiter der Kokerei Zollverein | Zeit-

Wenn wir von Shakespeare wissen, was Liebe ist, was können wir dann von der Pornografie als kultureller Praxis lernen? Dass Sex Spaß machen kann oder sogar darf?

genössische Kunst und Kritik, Essen; 2006–2008 Kurator am Witte de With, Rotterdam; seit 2009 Direktor des Kunstvereins in Hamburg. (Ko-)Kuratierte Ausstellungen (Auswahl): NIZZA TRANSFER, Frankfurt am Main (2004), Just Do It!, Linz (2005), Manifesta 6, Nicosia (2006), Das Große Rasenstück, Nürnberg (2006), KölnShow2 (2007), Bodypoliticx, Rotterdam (2007), Brussels Biennial 1 (2008).

Publikationen (Herausgeber): Frankfurter Positionen 01 (2001), Arbeit Essen Angst (Mitherausgeber, 2001), Campus (2002), Handbuch Antirassismus (2002), Die Offene Stadt. Anwendungsmodelle (2003), Critical Condition von Julie Ault und Martin Beck (2003), Bank 1–3 (2004), Just do it! (2005), KölnShow2 (2007), Alexandra Bircken (2008). Autor von Who let the dogs out (2001).

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Still aus: Girls Lie, 2006, R: Eon McKai, DVD, 116 min, © Vivid Alt. FLORIAN WALDVOGEL

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EDITORIAL * * *

Gerald Matt Direktor der Kunsthalle Wien * * *

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THE PORN IDEN TITY

EXPEDITIONEN IN DIE DUNKELZONE

The Porn Identity. Expeditionen in die Dunkelzone. Porno, sagt man, ist das, wobei wir uns nicht erwischen lassen wollen. Und doch ist Porno überall. Pornografie erobert den Mainstream und boomt in den Nischen, findet sich im Alltag, im Pop und in der Kunst. Die „Pornetration“ hat die Medien erfasst, die in ihrem voyeuristischen Charakter und ihrer Gier nach körperlichen Zeichen von Erregung selbst pornografisch agieren – immer auf der Suche nach Tabus, die es auszureizen, zu brechen und dabei doch zu erhalten gilt. Im Schatten des trüben Glamours der Porno-Oscars und des objektivierenden, latent gewalttätigen Zugriffs auf die (meist weiblichen) Körperöffnungen entstanden in letzter Zeit „postpornografische“ Gegenbilder zu Sexismus und heteronormativen Nummernrevuen. In den wuchernden Net-, Indie- und Alternative-Porn-Szenen agieren Produzenten, denen es um selbstbestimmte Lüste, störrische Ästhetiken und eigensinnige Identitätspolitiken geht, während umgekehrt Künstler Phänomene wie Voyeurismus, Stimulation, Transgression, sexuelle Raumordnungen, Genderkonstruktionen und das Verhältnis von Macht, Blick und Körper untersuchen. The Porn Identity konfrontiert den Wildwuchs der Pornografie mit Filmen, Skulpturen und Installationen, die das sexuelle Begehren reflektieren. Die Präsentation der schamlosen Bilder in einer Kunstinstitution durchbricht nicht nur den pornotypischen Zusammenhang von marktorientierter Veröffentlichung und privatem Konsum, sondern stellt durch die Komplizierung der pornografischen Identität auch die Frage nach Ähnlichkeiten und Unterschieden zwischen der Kunst und der visuellen Kultur der Stimulation. So wird die Ausstellung zu einem Bildermischwald, der verschiedenste unterirdische Verbindungen aufweist. Die Körper- und Mimikstudien des Avantgardefilmemachers Martin Arnold zum unbewussten ödipalen Horror im Hollywoodkino korrespondieren etwa mit einem Video von

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Terence Koh über die Maskierung des Gesichts; oder mit dem Verdrängten eines amerikanischen Waschmittelkonzerns, der ausgerechnet die Pornodarstellerin Marilyn Chambers zum Werbemodel machte. Ihr Skandalfilm Behind the Green Door wiederum inspirierte Johannes Wohnseifer zu einer Installation in Form einer grünen Tür, hinter der sich das pornotypische Wechselspiel von Verheimlichung und Enthüllung, Tabu und Transgression weitertreiben lässt. Neben dem repressiven Verhältnis von Macht, Blick und Körper (thematisiert etwa in einer Arbeit von John Miller über die Vielfalt sexueller Beziehungen, in William E. Jones’ neu bearbeitetem Polizeivideo von 1962 über homosexuellen Toilettensex oder in der lesbisch-feministischen Aneignung des Lolita-Stoffs durch Katrina Daschner) steht in einigen konzeptionellen Arbeiten der bewusste Umgang mit der erotischen Aufladung von Materialien und Objekten im Vordergrund. Beispiele dafür sind Tom Burrs schwarze Pferdestallskulpturen, die geglättet-minimalistische, „machtlose“ Architektur der Queer Bar von Elmgreen und Dragset oder der beklemmend-feingliedrige Fetischismusbezug in der Skulptur Totem von Tatiana Trouvé. Die Tendenz zur ästhetischen Abstraktion steht nicht nur im Widerstreit mit dem Wunsch nach einer scheindokumentarischen maximalen Sichtbarkeit im handelsüblichen pornografischen Phantasma, sondern auch mit den vielfältigen Fiktionen, die in den mit Punk-, Gothic- und Industrialversatzstücken angereicherten Filmen des Alternative-Porn-Filmemachers Eon McKai, den schwarzhumorig grellen Agit-Pornopop-Dramen von Bruce LaBruce, den selbstreflexiven Sadomasoszenen von Tobaron Waxman oder den anarchischen Genderverwechslungskomödien mit starkem Dildoeinsatz von Panik Qulture ihren Niederschlag finden. So scheint am Ende, wo der pornografische Wiederholungszwang die Form einer Videoinstallation aus farblich geordneten Pornoszenen annimmt, die allgemein gebräuchliche Definition der Pornografie als Darstellung sexueller Akte zum alleinigen

Zweck der Stimulation nicht mehr zu greifen: Es ist nicht immer Kunst, but is it still porn? Mein großer Dank gilt den Kuratoren Thomas Edlinger und Florian Waldvogel, denen es mit viel intellektuellem Gespür und einem guten Auge gelang, ein heikles Thema ansprechend aufzubereiten. Weiters möchte ich allen Künstlern und Filmemachern danken, die großartige Arbeiten beisteuerten. Zu besonderem Dank bin ich auch den Leihgebern verpflichtet, insbesondere dem Witte de With Center for Contemporary Art in Rotterdam, dessen Ausstellung Bodypoliticx von 2007 ein Ausgangspunkt dieses Projekts war. Zudem möchte ich Angela Stief, Thomas Mießgang und Sigrid Mittersteiner danken, die die Ausstellung vonseiten der Kunsthalle betreut haben. Mein Dank gilt wie immer auch dem Team der Kunsthalle Wien, Claudia Bauer von der Presse- und Marketingabteilung, Johannes Diboky, Technik, und Isabella Drozda von der Kunstvermittlung. Außerdem freue ich mich über diese gelungene Publikation. Sie erschöpft sich auf der Bildebene nicht in der Ausstellungsdokumentation, sondern riskiert den Flirt mit den spekulativen wie spektakulären Schauwerten des Pornografischen. Das grafische Konzept schließt daher auch Sujets aus einschlägigen Magazinen sowie Plakate und Stills von als erotisch geltenden Spielfilmen ein und versucht, diese bewusst verunreinigte Bildfolge in ein produktives Spannungsverhältnis zu den Texten zu bringen. Ich möchte an erster Stelle den Autoren Thomas Ballhausen, Thomas Edlinger, Linda Hentschel, Ramón Reichert, Angela Stief, Florian Waldvogel und Katherina Zakravsky für die umfassende und tiefgehende Beschäftigung mit dem Thema Pornografie danken; aber auch das Grafikerteam von MVD Austria hat mit einem tollen Design großartige Arbeit geleistet.

TEXT: GERALD MATT

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34 Ass Wide Shut Porno als Wille und Vorstellung Thomas Edlinger

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Das pornotopische Begehren der Kunst Linda Hentschel

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76 78 80 84 86 90 92 98 100

30

Marlene Haring Lickingglass Weil jedes Haar anders ist Angela Bulloch Baby Doll Saloon Jim und Artie Mitchell Behind the Green Door Johannes Wohnseifer In Front of the Green Door Andrew Blake Possessions Dorit Margreiter 10104 Angelo View Drive Katrina Daschner Dolores Edward Kienholz und Nancy Reddin Kienholz The Bronze Pinball Machine with Woman Affixed Also John Miller A Mutually Beneficial Encounter

104 106 108 110 112 116 120 122 124 * * *

Elmgreen und Dragset Queer Bar, Powerless Structures Monica Bonvicini These Days Only a Few Men Know What Work Really Means Tatiana Trouvé, Totem Tom Burr, Put Out

138 140 142 144 146

Hito Steyerl In/Dependence Olaf Metzel Frauen putzen besser Marcel Duchamp Bicycle Wheel Robert Müller La veuve du coureur (The Cyclist’s Widow) Erik Visser Seal/39/Peacock

148 150 154 156 158

Carolee Schneemann Fuses Lawrence Weiner A Bit of Matter and a Little Bit More

160 162 164

Ellen Cantor The Dictator and His Maid Terence Koh, 4'27'' Martin Arnold Alone. Life Wastes Andy Hardy William E. Jones Mansfield 1962 Tobaron Waxman True Spirit Eon McKai Art School Sluts Bruce LaBruce Skin Gang Panik Qulture How to Ass Ejaculate

166 168 170 172 174 176 178 180

Gregory Dark New Wave Hookers Doug Sakmann The XXXorcist Joseph W. Sarno Tigresses and Other Man Eaters Jean Genet Un chant d’amour Richard Kern, Fingered Claude Mulot, Pussy Talk Tinto Brass, Salon Kitty Radley Metzger The Opening of Misty Beethoven T. Arthur Cottam Pornographic Apathetic Eon McKai, Man’s Ruin Tseng Yu-Chin Who is listening?, Part 1

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126 The Porn Identity Expedition in Dunkelzonen Ein Rundgang durch die Ausstellung Angela Stief

THE PORN IDEN TITY EXPEDITIONEN IN DIE DUNKELZONE

184 Von der Kurzlebigkeit des Fleisches Notizen zum Konzept des Remakes, zum pornografischen Film und seinen Kontexten Thomas Ballhausen

2 26

206 Florian Waldvogel

Queer Porn Zum Verhältnis von Porn-Blogs, Geschlechterpolitik und Medienreflexion Ramón Reichert

Editorial Gerald Matt

* * *

216 218

Werkverzeichnis Impressum

Weitere Künstler/-innen Louisa Achille * Nic Andrews * Joanna Angel * Kenneth Anger * Fernando Arias * James Avalon Belladonna * Marilyn Chambers * Gerard Damiano * Nathalie Djurberg * Sachiko Hanai * Jenna Jameson * Ron Jeremy * Stanley Kubrick * Michael Laub/Dean Proctor * Joseph Maida * Dona Ann McAdams * Richard Prince * Rinse Dream * Iwata Roku * Rocco Siffredi * Snoop Dogg * Annie Sprinkle * Paul Thomas * Octavio Winkytiki * Nick Zedd * Jack the Zipper

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190 Porn-Chic im Web-2.0-Zeitalter Zu Zack and Miri, Shortbus, XTube und Brent Corrigan Katherina Zakravsky 31

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Plakat von Annie Sprinkle

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Plakat von Annie Sprinkle

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Eyes Wide Shut, 1999, R: Stanley Kubrick, © Warner Bros.

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ASS WIDE SHUT PORNO ALS WILLE UND VORSTELLUNG * * * Celebrity-Voyeurismus. Die Klicks der Internetdemokratie und die kursierenden Bilder der Verführung im öffentlichen Raum sprechen eine deutliche Sprache: Porno ist überall – im grobkörnigen, verhuschten Bild der Internet-Überwachungskamera, im erbarmungslosen Scheinwerferlicht der Großproduktion und im kollektiven Unbewussten der Werbung, als glitzernder Mehrwerteffekt an den Waren. Pornos finden sich nicht nur einen Mausklick entfernt auf jedem Computer, sondern speisen zum Beispiel das globale Archiv der Bilder von Celebrities wie Pamela Anderson oder Paris Hilton. (One Night in Paris heißt der von Hiltons damaligem Liebhaber gedrehte, angeblich private Promipornohit.) Sogar in Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett und nicht nur bei einer Pornomesse kann man mittlerweile eine Nachbildung des US-amerikanischen Pornostars Jenna Jameson bewundern. Auf MTV trat Jameson schon für die Schwermetaller Korn in Erscheinung, und 2002 peppte sie das Video zu Without Me von Rap-Meisterschandmaul Eminem mit ein wenig Porn-Chic auf. Dessen Westcoastkollege Snoop Dogg bastelt schon länger an Verwertungsketten zwischen seinen musikalischen Pimp-Stilübungen und eigenen Pornofilmproduktionen. Die angestrebte kommerzielle Synergie ergibt durchaus Sinn, steckt doch die Visualisierung des Hip-Hops ohnehin schon längst voller pornografischer Anspielungen. Der MTV-kompatible Poser-Hip-Hop verschmilzt Party und Porno, wenn er in losem Anschluss an die Blaxploitation-Ikonografie den übersprudelnden Champagner als Platzhalter für den pornoobligatorischen Money-Shot etabliert oder in seiner pseudokünstlerischen Variante in Videos wie Parisian Goldfish von Flying Lotus Tanzposen in explizite Sexposen mit gepixelten Geschlechtsteilen überführt. Bei so viel Freizügigkeit wollten auch zwei weiße Popprinzessinnen und die Königin nicht zurückbleiben: Der flotte Zungenkussdreier von Britney Spears, Christina Aguilera und Madonna bei den MTV Awards 2004 provozierte zwar höchstens noch den zittrigen Finger an der Fernbedienung

des österreichischen Pornojägers Martin Humer, zeigte aber deutlich, dass Pornoland, wie der Fotograf Stefano De Luigi und der Schriftsteller Martin Amis ihren Report von den milliardenschweren Produktionsstätten betitelt haben, kaum mehr Grenzen kennt. Die Modeindustrie schneidert für dreizehnjährige Girlies T-Shirts mit der Aufschrift „Pornstar“. Modemacher wie Calvin Klein kokettieren mit dem pädophilen Voyeursblick, Terry Richardson fotografiert melkende Models im Schweinestall, denen die Milch ins Gesicht spritzt, und im digitalen Wilden Westen, im Second Life, gedeiht die virtuelle Kinderpornografie. Verunreinigung und Nobilitierung in der Hochkultur. Doch das schmuddelige-glitzergeile Versprechen an die Affekte liefert mittlerweile auch verlässliche Aufregung für die sogenannte Hochkultur. Die neuere weibliche Bekenntnisliteratur von Catherine Millet (Das sexuelle Leben der Catherine M.) oder Charlotte Roche (Feuchtgebiete) führt monatelang die Bestsellerlisten an. Der Arthouse-Spielfilm thematisiert den Sex-Gewalt-Konnex als radikal bösen oder enervierend mechanischen Einbruch des Realen (Irreversibel von Gaspar Noé bzw. L’humanité von Bruno Dumont) oder als wüste, dystopische weibliche Orgie der Rache (Baise-moi von Virginie Despentes). Er entwirft voyeuristisch eingefärbte Bilder von stylish-unstylishen Jugendlichen (Ken Park von Larry Clark) oder queere Heterotopien (John Cameron Mitchell in Shortbus). In der bildenden Kunst erodiert die Grenze zwischen einer als Ästhetik der Erotik nobilitierten Sexualität, wie man sie in der Geschichte des (vorwiegend weiblichen) Aktes verfolgen kann, und einer auf den Schauwert der Pornografie spekulierenden visuellen Kultur der sexuellen Stimulation. Paul McCarthy müllt Installationen mit Pornobildern zu und erhält dafür den Ehrentitel „Pionier des Porn-Chic“1. * * * 1

Eva Karcher, www.hausderkunst.de/hdk.de/index.php?StoryID=2335.

TEXT: THOMAS EDLINGER

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Jeff Koons transformiert Pornosettings in grellbunte Pop-Art, die die popkulturelle Kommerzialisierung der Sexualität wie auch die Zerstörung der Intimität ironisch überhöht. Der Fotokünstler Thomas Ruff kokettiert in seiner Nudes-Serie mit der Reauratisierung pornografischer Dutzendware, indem er die Thumbnailbildchen aus dem Internet zu riesigen unscharfen Piktogrammen aufbläst. Andrea Fraser vollzieht gegen Honorar einen als Kunstwerk dokumentierten Beischlaf mit einem betuchten Sammler und richtet so den Standardvorwurf an die Pornografie, sie sei bloß ein abgefilmter Akt der Prostitution, gegen den Warencharakter der Kunst selbst. Schaulust und Fetischismus. Die „Pornification“2 führt so zur paradoxen Gemütslage einer Gesellschaft, die sich oversexed und underfucked zugleich fühlt. Die Sexindustrie verspricht ein Pornotopia der nimmermüden Lüste. Doch das Versprechen, Lust haben zu dürfen, schlägt oft genug in den Zwang um, Lust haben zu müssen. Wenn das (männliche) sexuelle Drama davon handelt, dem Eingeständnis der Unmöglichkeit der Bedürfnisbefriedigung zu entfliehen, dann fungiert die Sexindustrie als gut ausgestatteter Fluchthelfer. Ihre konsumistische Version von der sexuellen Selbstverwirklichung erfindet, produziert und rekombiniert Fetische und Gadgets für ein körperliches Begehren, das weder natürlich ist noch natürlich sein will: Swingerclubs, Intimpiercings, Lack- und Lederoutfits, SM-Spielzeug-Supermärkte, Telefonhotlines, Webkameras für exhibitionistische Ich-AGs und natürlich zehntausende nach sexuellen Vorlieben und 36

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Subgenres kategorisierbare Filme, Videos, Fotos und Animationen erzählen von den Umwegen des Sexuellen. Zehn bis fünfzehn Milliarden Dollar geben nach Schätzungen allein die Amerikaner für Pornografie aus, über siebenhundert Millionen Homevideos werden, trotz der massiven Konkurrenz im Internet, pro Jahr ausgeliehen. Sex wird zum Theater, zur Bühne des Fetischismus und der Maskeraden. Die zur Erregung gestalteten Vorführungen handeln nicht mehr von der Vorstellung einer zu befreienden natürlichen Sexualität, sondern inszenieren Umgangsweisen mit der Befriedigung von Wunschphantasien, die in ihrer Funktion als „abkürzende Rede“3 vom vermeintlichen Kern der Sache handeln. Gezeigt werden soll, mit mittlerweile zur Routine gewordenen Kameraeinstellungen, das gut ausgeleuchtete Detail. Das Reale der sexuell erregten Körper soll zum Vorschein kommen, und dabei soll nichts das Diktat der maximalen Sichtbarkeit stören dürfen. Deshalb gibt es im heutigen Porno keine Behaarung mehr, vor allem nicht an den Genitalien. Deshalb müssen die Haare aus dem von der Lust gezeichneten Gesicht gestrichen werden. Deshalb werden Sexstellungen so ausgewählt, dass die Kamera den Moment der Penetration bzw. der mimischen Reaktion darauf möglichst scharf zeigen kann.

trennen versuchen (man denke nur an das Erektionsverbot im Kino oder die Sprechverbote der „dirty words“). In diesen Grenzziehungen offenbart sich das für die Pornografie konstitutive prekäre Wechselspiel von Tabu und Überschreitung bzw. Scham und Schamlosigkeit. Hinter den Bestrebungen zur Bekämpfung von Pädophilie oder der Forderung nach Achtung vor dem verschleierten weiblichen Körper brodelt freilich die Erregung des Tabubruchs, deren phantasmatische Grundlage so wie die Pornografie von Zensurmaßnahmen nicht berührt wird. Dazu ein Beispiel aus der Werbewelt des Jahres 2003. Es zeigt, dass die heute stark ausgeprägte Sensibilität gegenüber Kindesmissbrauch und Pädophilie nicht nur nicht verhindert, dass auf ebendiesen Thrill spekulierende Bilder in die Öffentlichkeit gelangen, sondern möglicherweise in ihrer Ablehnung kindlicher und jugendlicher Sexualisierung den Reiz des Verbotenen und damit den Aufmerksamkeitswert von Bildern der Überschreitung erhöht: Ein mit PumaSportschuhen, kurzem Rock und Netzstrümpfen bekleidetes Mädchen kniet vor einem gestaltlos bleibenden Mann. Ihr Kopf ist vom Bildrand abgeschnitten, daher lässt sich das Alter nicht gut schätzen. Offensichtlich hat sie eben einen Blowjob erledigt, denn auf ihrem

Der Markt der Perversionen. Von der eilfertig beschworenen völligen Enttabuisierung kann aber trotz dieser Schamlosigkeit der Bilder keine Rede sein. Nach wie vor existieren veränderliche Codes des Erlaubten und Verworfenen, die die Bereiche des Seriösen vom Zwielicht des Pornografischen zu

* * * 2

Vgl. Susanna Paasonen, Kaarins Nikunen und Laura Saarenmaa (Hg.), Pornification. Sex and Sexuality in Media Culture, London/ New York 2007.

3

Albrecht Koschorke, „Die zwei Körper einer Frau“, in: Barbara Vinken (Hg.), Die nackte Wahrheit. Zur Pornographie und zur Rolle des Obszönen in der Gegenwart, München 1997, S. 83.

Hustler, Bd. 4, Nr. 4, Oktober 1977, Cover

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Illustrierte Film-Bühne vereinigt mit Illustr. Film-Kurier, Nr. 6150

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Lui, 1975, Cover

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nackten Oberschenkel findet sich ein Spermafleck. Die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes sah darin eine besonders raffinierte Inszenierungsvariante pädophiler Lolita-Träume. Sie beschwerte sich beim Sportartikelkonzern wegen der sexistischen Werbekampagne. Tatsächlich reagierte die Puma AG auf die gelungene Fälschung, distanzierte sich von Urheberschaft und Inhalt und ging juristisch gegen die weitere Verbreitung vor. Doch solche bewusst auf den Skandal schielenden Provokationen sind mittlerweile Einzelfälle. Die große Welle der Pornografisierung scheint, solange es sich um legale Sexualität handelt, niemanden mehr groß aufzuregen. So schreitet im Gefolge von 1968 die Enthysterisierung dessen, was man früher einmal Perversionen nannte, munter voran – zumindest solange die „Perversionen“ warenförmig bleiben: ein ironischer Zug der Geschichte, die das Ideal der sexuellen Befreiung als liberalisierte Praxis des Konsums realisiert hat. Der heutige gesellschaftspolitische Liberalismus versteht das Pornografische als „Darstellung konstitutioneller Ausübung von Sex“4, also als einen freiwilligen Akt im Rahmen der Legalität, während die politische Dimension der Subversion gegen soziale Ordnungen und der Befleckung von klerikaler Macht und Moral, die der Pornografie vor der Französischen Revolution attestiert wurde, nach ihrer Transformation zu einem medientechnisch angeheizten Willen zur Lust verschwunden scheint. Pornografie, die früher kultisch überhöht wurde, wandelte sich in den abgründigen Feiern de Sades zu einem radikal materialistischen Programm, das nichts anderes zu wollen scheint als

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der Natur der Neigungen folgen. (Der „Sinn“ dieser Natur bei de Sade ist gerade die exzessive Verneinung der biologischen Reproduktionsfunktion; auch deshalb wird die Analpenetration zur zentralen Obsession der modernen Pornografie.) Pornografie ist heute weitgehend von bewusst über sie hinausweisenden Bezügen entleert. Ihre einstige Begleitfunktion, ihre Fähigkeit zur Stimulation, ist zur Hauptfunktion geworden.5 Ihr kritisch-subversiver Bezug auf autoritäre Macht und Moral, auf Klerus, Politik und nicht zuletzt auch Kunst, wie ihn Kulturtheoretiker der sexuellen Befreiung wie Amos Vogel oder Peter Gorsen in den unreinen Mischverhältnissen von Kunst und Pornografie ausgemacht haben wollten, verfällt. Pornografie will heute in ihrem Erregungscharakter aufgehen (eine Funktion, die in gängigen Pornografiedefinitionen konsequenterweise auch zum zentralen und einzigen Kriterium der Zweckhaftigkeit der Darstellung geschlechtlicher Akte und Organe wird). Die Stimulation eines Publikums geht Hand in Hand mit einer medientechnisch beschleunigten und manipulierbaren Theatralisierung – weg vom Text und vom Tableau, hin zu performativen Szenarien und zu Laufbildern mit Darstellern, die die soziale Referentialität der Akteure im Reigen der meist klischierten Rollenspiele verformen, ohne freilich die überdeterminierten Geschlechterzuweisungen in Frage zu stellen. Vielleicht fällt es der Pornografie deshalb so leicht, die Schranken der Zensur zu durchbrechen und zugleich ihr Geschäft der Grenzziehung zwischen Scham und Schamlosigkeit, ohne

das ihre Anziehungskraft nicht aufrechtzuerhalten wäre, weiter zu betreiben. Man nimmt sie, wie ihre Kehrseite, die bürgerliche Moral, nicht mehr so ernst. Und vielleicht ermöglicht gerade die lockere Distanz zu beiden Phänomenen ihren nachhaltigen Erfolg. Gerade weil man nicht mehr an ihre gesellschaftsverändernde Macht glaubt, so könnte man vermuten, setzt sich die Pornografie endgültig durch. Porno als mediales Virus. Im Windschatten des Wiedererstarkens der Family-Values und der Diskurse über sexuelle Belästigung durchflutet die Pornografie konsequenterweise heute sämtliche Medien, die in ihrem voyeuristischen Charakter und ihrer Gier nach körperlichen Zeichen von Erregung selbst latent pornografisch agieren – immer auf der Suche nach dem Kitzel des Verborgenen, immer auf der Suche nach Tabus, die es auszureizen, zu brechen und zugleich zu erhalten gilt. Das Pornogeschäft ist mittlerweile diversifiziert. Diese Erweiterungen des Vokabulars, von Zehn-MillionenDollar-Hollywood-Aneignungen wie dem Pirates of the Caribbean-Rip-off Pirates bis zu japanischen Pink Movies, von Porno-Performance-Kunst-Hybriden bis zu trüben Gewaltorgien im SMBereich, bilden Formen aus, die den stereotypen Mann-Frau-Konstellationen neue Narrative entgegenhalten. Parallel zum fahlen Glamour der Porno-

* * * 4

Ebd., S. 86.

5

Vgl. Svenja Flaßpöhler, Der Wille zur Lust. Pornographie und das moderne Subjekt, Frankfurt am Main 2007, S. 15 f. THOMAS EDLINGER ASS WIDE SHUT

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Oscars und zu den überwiegend für einen männlichen Markt gemachten, nach speziellen Konstellationen und Fetischismen ausdifferenzierten Fließbandproduktionen der Hochglanz-Sexfabriken des San Fernando Valley formiert sich ein wuchernder Underground, dessen ästhetisches wie auch sexualpolitisches Programm zutiefst ambivalent ist. Begünstigt durch billige DV-Kameras und einfache Verbreitung über das Internet, bringt er einerseits misogyne Demütigungsrituale in Form von räudigen Gonzopornos in Umlauf, in denen meist Frauen buchstäblich auf klaffende Löcher und blutende Wunden reduziert werden. Andererseits haben in Pornoland auch experimentelle, an Andy Warhols Film Blow Job geschulte Serien zum Gesichtsausdruck beim Orgasmus wie Beautiful Agony, schwarzhumorig grelle Agit-Pornopop-Dramen (Bruce LaBruce), selbstreflexive SM-Clips (Tobaron Waxman) oder anarchische Genderverwechslungskomödien mit deftigem Dildoeinsatz (Panik Qulture) ihren Platz. Heutige Varianten des sich vom Kino über das Video in das Integrationsmedium Internet ausbreitenden Pornokommerzes wie Net-Porn, MicroPorn, Reality-Porn, Alternative Porn oder Indie-Porn spielen das aus der Popkultur bekannte Hase-und-IgelSpiel mit dem Mainstream. Sie bewegen sich im Spannungsfeld von Affirmation und Subversion der Industriestandards, während gleichzeitig die Industrie selbst „alternative“ Aushängeschilder wie den US-Filmer Eon McKai einkauft, um damit ihr Sortiment zu erweitern. (McKai, dessen Name als Hommage an den Sänger Ian McKai der Straight-Edge-Band Fugazi 42

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zu verstehen ist, rekrutiert das meist schwer tätowierte Personal für seine mit Punk-, Gothic- und Industrial-Versatzstücken angereicherten Filme wie New Wave Hookers oder Art School Sluts bevorzugt aus den Jugend- und Subkulturen der Vorstadt.) Vom Porn-Chic zum Reality-Porn. Der Porn-Chic der 1970er Jahre, von dem man im Anschluss an die Rezeption des enorm erfolgreichen und umstrittenen Oralsexklassikers Deep Throat sprach, wurde, so scheint es, in dem Maß zur alltäglichen Konsumpraxis abgeschliffen, wie sich der ursprüngliche Reiz des Verbotenen im Zuge der juristischen Aufweichung der Zensur seit den 1970er Jahren in weiten Teilen Europas verflüchtigt hat. Der Fetischismus, früher noch verschämte Praxis und denunziert als auf ein Objekt reduzierte und damit fehlgeleitete Spielart des Begehrens, gilt mittlerweile als salonfähig. Fetische gelten als Mode, und die Mode speist sich aus dem Inventar der sexuellen Subkulturen – das beweisen nicht nur Madonna, Marilyn Manson & Co., sondern auch alljährlich tausende Besucher des Life Ball in Wien. Der noch aus der Provokation bürgerlicher Moral durch die verruchte Plastikwelt der sexuellen Entfremdung geborene Sexshop von Malcolm McLaren und Vivienne Westwood ist heute längst ein Ideengeber von Haute Couture und Billigketten. Diese „Pornetration“ (der Begriff stammt von dem Kulturtheoretiker Dick Hebdige) tut nicht weh, denn sie wirkt nicht unmittelbar, sondern eher als imaginärer Mehrwert kapitalistischer Produktion. Die Pornografisierung der Warenwelt erscheint vermit-

telt und nicht als die Sinne unmittelbar affizierende nackte Wahrheit. Die Flut der billigen, narrativ meist komplett entleerten Amateur-Porn-Flicks operiert hingegen mit einer diffusen Ästhetik des Dokumentarischen. Es geht um den Kult des Authentischen, um angeblich echten Sex und seine ungekünstelte Darstellung, die ihn von der deutlich ausgestellten Gemachtheit des Industriepornos unterscheiden soll. Viele der Dreiminutenclips auf Do-it-yourselfPlattformen wie YouPorn oder XTube weichen daher nicht nur aus solchen naheliegenden Gründen von professionellen Inszenierungen ab, sondern versuchen erst gar nicht, die Posen und Gesten der Pornoprofis zu imitieren. Sie wirken eher so, als wären sie das Produkt einer Performance vor einer Überwachungskamera, vor deren gleichgültigem Blick man die Scham abstreifen kann wie die Unterhose. Es ist daher nicht verwunderlich, dass solche Foren nicht nur als Imaginationsspeicher für das nach Authentizität gierende „girl/boy next door“-Phantasma dienen, sondern längst von kommerziellen Reality-Porn-Anbietern infiltriert sind. „Caught in the Act“ heißt nicht umsonst eines der Stichwörter, mit denen man im Netz nach Pornos fahnden kann, die von einem „zufälligen“, die voyeuristische Schaulust am Heimlichen stimulierenden Überwachungskamerablick eingefangen wurden. Gewalt und Evidenz. Die im Reality-Porn oft frappant zutage tretende visuelle Armut, die Dürftigkeit der narrativen Dimension und die meist erkennbare Mühsal der abgefilmten Sexarbeit müssten eigentlich das Publikum

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Still aus: Romance, 1999, R: Catherine Breillat, DVD, 99 min, © PWE Verlag/defd-movies, Hamburg

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Hate, Nr. 3, 1970, Cover

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vergraulen. Offensichtlich ist aber das Gegenteil der Fall. Warum? Neben einer psychoanalytischen Begründung für die enorme Verbreitung, auf die ich unten eingehen werde, und der Vereinfachung des Zugangs für große Teile der Weltbevölkerung möchte ich an dieser Stelle noch eine andere Vermutung in den Raum stellen: Pornografie argumentiert nicht, sie trachtet, wie die darin strukturell sehr ähnlichen Gewaltvideos, zu überwältigen. Sie will unmittelbar wirken, sie will den Körper „bewegen“6. Möglicherweise radikalisieren pornografische Bilder eine Eigenschaft, die das Bild ganz allgemein auszeichnet. Bilder, schreibt der deutsche Kunsthistoriker Hans Belting, „verlangen nach unserem Glauben, aber sie werden nicht dazu gemacht, um uns zu überzeugen, sondern sie sind dafür bestimmt, uns zu beeindrucken“7. Pornografie verleugnet systematisch ihre offenkundigsten Inszenierungen und versucht sich stattdessen an der benjaminschen Spur, jenem medientechnischen Gegenbegriff zur Aura, der Nähe von etwas verspricht, was längst verloren ist. Pornos versuchen, „unfälschbare“ Zeichen von Körperlichkeit medientechnisch zu übertragen. Und davon gibt es, im Gegensatz zur symbolisch operierenden Erotik, immer zu wenig oder zu viel. Man muss hinschauen oder man muss wegschauen. Besonders derbe Reality-Pornos, die praktisch ohne Plotvorwand nur mehr am Krassen sich abarbeitenden Gonzos und Teile des „wilden“ Alternative Porn weisen das offenkundig Fiktionale, Überproduzierte zugunsten einer sich radikal gebenden Authentizität zurück. Der Körper spricht, und seine Worte werden als

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Realitätseffekte instrumentalisiert, die den Hunger nach dem realen Exzess (also im Regelfall der Unterwerfung des meist weiblichen Opfers) zu befriedigen vorgeben. Der Gonzopornoregisseur John Stagliano erklärt die seit den 1990er Jahren zunehmende Fixierung auf den Analsex im Heterosexuellenporno als Versuch der gewaltsamen Öffnung des Körpers: „Und der wirklich kennerische Zuschauer fragt sich (über seine pumpende Faust zusammengekrümmt) zwangsläufig: Ist das auch echt? Oder ist es Bullshit? […] Da kommt ihre Persönlichkeit heraus.“8 Penetration und Dokumentation – äußert sich so die pornografische Strategie für den Willen zum Wissen, wie ihn Michel Foucault am Beispiel der Sexualität analysiert hat? Bereits vor dreißig Jahren, mitten im Hangover der sexuellen Befreiung, diagnostizierte der Franzose den ausufernden „Geständniszwang“ als zentrales Merkmal des modernen Umgangs mit der Sexualität. Vom Beichtstuhl der katholischen Kirche über die Psychoanalyse bis zur modernen Sexualwissenschaft, der medialen Dauerbefragung und den therapeutischen Selbstbefragungen führe eine Linie der Intensivierung des Diskurses über den Körper und seine Lüste. Der Franzose wandte sich damit scharf gegen die auch in der (um den Pornohit Deep Throat kreisenden) historischen Dokumentation Inside Deep Throat vertretene linke Hypothese von der puritanischen Repression und Verdrängung. Foucault verstand das anschwellende Sprechen über Sex vielmehr als Indiz dafür, dass seit dem 17. Jahrhundert der Körper unter Verdacht gerät, Ursprung eines geheimen Wissens zu sein. Der Diskurs und nicht vorgän-

gige Praktiken, so seine Pointe, produziert Sexualität mit ihrem ganzen (be)gierig zu erforschenden Geheimnis. Der Diskurs verwissenschaftlicht, moralisiert und politisiert die Sexualität als eine Wissensform, die Aussagen über Subjekte und ihre Subjektivierungsweisen ermöglicht. Seitdem vermutet und findet man, angeheizt durch eine nimmermüde Scientia sexualis, stets neue verborgene „Wahrheiten“, die begutachtet, entschlüsselt und zur eigenen Lust am Wissen verwendet werden: Erzähle mir (bzw. zeige mir deinen) Sex, und ich sage dir, wer du bist. Foucault beschreibt die Verwissenschaftlichung der Rede vom Sex sowohl auf der Ebene der Regierungspolitik, die Massen in biopolitisch zu verwaltende Bevölkerungen verwandelt, als auch auf der Ebene des Individuums, das sich selbst zum Subjekt einer über den Diskurs der Sexualität laufenden Befragung macht. Die Schau- und Erkenntnislust dieser Scientia sexualis findet sich beispielsweise auch in den dystopischen, surrealen Romanen des britischen Science-Fiction-Autors James G. Ballard, der etwa in einem experimentellen Roman von 1970 schreibt: „Immerhin, Sie müssen bedenken, dass die Wissenschaft für Traven einen eklatanten Fall von Pornographie darstellt, da ihr analytisches Vorgehen darauf abzielt, die Gegenstände oder Ereig* * * 6

Richard Dyer, „Male Gay Porn. Coming to Terms“, in: Jump Cut. A Review of Contemporary Media, Nr. 30, 1985, S. 27.

7

Hans Belting, Das echte Bild. Bildfragen als Glaubensfragen, München 2005, S. 25.

8

In: Stefano De Luigi, Pornoland, mit einem Text von Martin Amis, München 2004. THOMAS EDLINGER ASS WIDE SHUT

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nisse aus ihrem Raum-Zeit-Kontext herauszulösen. Dieses Besessensein von der spezifischen Aktivität quantifizierter Funktion ist es, was Wissenschaft und Pornographie gemeinsam haben.“9 Was Ballard hier als Pornografie bezeichnet, ist aber eher seiner schriftstellerischen Pervertierung des Blicks der Scientia sexualis geschuldet. Denn dieser will ja in erster Linie erkennen und dadurch Macht ausüben und nicht stimuliert werden. Die Ähnlichkeit, die Ballard konstatiert, besteht also eher zwischen der Implantierung einer objektivierenden, distanzierten Neugier in das Sexuelle und der Wissenschaft als zwischen der involvierenden Pornografie und der Wissenschaft. Der Wunsch nach der Zerstörung von Intimität, die Dialektik von Tabu und Überschreitung und die Überbietungslogik der Transgression finden sich freilich schon bei einem der Wegweiser der modernen Pornografie, dem Marquis de Sade und seiner maschinellen Verkettungsobsession. Seine körpertechnischen Versuchsanordnungen sind unerbittliche Disziplinarmaschinen der Ausschweifung, exzessiv und freudlos. Sie bewegen sich auf dem Grat zwischen absoluter Freiheit und absolutem Schrecken, radikaler Demokratie und Willkür. Die jedes Tabu systematisch sprengenden Sex- und Gewaltorgien dienen einer Verkoppelung von Lust und Schmerz und daraus herausgepressten „Wahrheiten“ über das grundsätzlich amoralische Wesen des Sexuellen, dem man mit den „Lektionen“ einer schwarzen Erziehung auf die Sprünge helfen muss. In Die Philosophie im Boudoir sagt die bekehrte Eugénie, nun endlich frei von der von de Sade so furios bekämpften morali48

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schen Repression ihrer vermeintlich natürlichen Begierde und bereit, ein libertäres Leben ohne sexuelle Besitzansprüche zu führen: „Ich bin völlig gebrochen … Nun! Liebster, bist du zufrieden mit deiner Schülerin? Bin ich jetzt Hure genug?“10 Die Körper sollen sich ausdrücken, zu ihrer Wahrheit finden, die sich als Bestimmung oder gar Verdammung zur Lust definiert. Denn die Lust ist das einzige Moment von Selbstentäußerung und Selbsterfahrung, das einem radikal aufgeklärten, von Gott und jeder metaphysischen Sicherheit verlassenen Subjekt nach de Sade noch bleibt. Und dabei hilft eine visuelle pornografische Praxis, die sich unverstellt und ungekünstelt gibt und mit dem direkten Weg zum „Eine[n] ohne Phantasie“11 lockt. Dieser Kurzschluss mit dem Realen unter Umgehung der Symbolisierungsleistungen muss aber notgedrungen verleugnen, dass die vorgebliche Unmittelbarkeit ein medialisiertes Resultat von Regieanweisungen, Darstellungskonventionen, Schnittfolgen, Nachvertonungen und Techniken zur Produktion eines natürlichen Ausdrucks ist. Kurz: „Pornographie ist die reine Form der Fiktion, dass es Sex ‚einfach gibt‘.“12 Von dieser Einsicht geht auch Linda Williams in Hard Core, einem Klassiker der Porn-Studies, aus. Sie fasst die Phänomenologie des Pornofilms als kulturelle Praxis auf, die sich mit ihren Regeln als historisch entstandenes Genre lesen lässt. Dessen Neuinterpretation gipfelt aber nach wie vor meist im standardisierten Money-Shot, der die herrschende Geschlechterhierarchie besiegelt und bestätigt. Williams verweist zur Untermauerung ihrer These

von der Genrehaftigkeit der Pornografie insbesondere auf die strukturell dem Musical verwandte Nummernchoreografie und auf das Problem der „Unsichtbarkeit“ der weiblichen Lust. Ähnlich wie der wissenschaftliche Film sei der Porno an Evidenz und maximaler Sichtbarkeit13 interessiert. Er will das Unsichtbare sichtbar machen, deshalb entlarvt er auch die in Spielfilmen zur Tradition gewordenen Maskeraden des Weiblichen, die sonst das Feld des erotischen Fetischismus, also der Umwege, Verheißungen und Verdammungen, besetzt haben. Penetrierende Bilder. Was und wie wird dabei genossen, gefürchtet, begehrt? Wie lässt sich das Zusammenspiel einer medialen Apparatur zur Ansteuerung der sexuellen Kicks mit einem den Bildern ausgelieferten und zugleich dieses Ausgeliefertsein genießenden Betrachter beschreiben? Roland Barthes hat sich in seinen Überlegungen zur Wirkungsästhetik der Fotografie mit der Lücke befasst, die sich zwischen einem intentionalen, vernünftelnden Blickinteresse – als „studium“ zu operationalisieren – und der tatsächli-

* * * 9

J. G. Ballard, Liebe & Napalm, hg. v. Thomas Ballhausen, Wien 2008, S. 66 f.

10 Marquis de Sade, Die Philosophie im Boudoir, Hamburg 1980, S. 228. 11 Flaßpöhler 2007, a. a. O., S. 251. 12 Barbara Vinken, „Das Gesetz des Begehrens – Männer, Frauen, Pornographie“, in: Drucilla Cornell, Die Versuchung der Pornographie, Berlin 1995, S. 16. 13 Vgl. Linda Williams, Hard Core. Macht, Lust und die Traditionen des pornographischen Films, Frankfurt am Main 1995, S. 82.

Finger, Nr. 15, 1976, Cover

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Hustler, Bd. 4, Nr. 9, März 1978, Cover

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chen, affektiven Wirkung von Bildern auftut. In Die helle Kammer bezeichnet er das dem „studium“ der fotografischen Anordnung entgehende, unberechenbare und den Betrachter auch mit Lust oder Schmerz erfüllende Element als „punctum“. Dieses Element unterliegt nicht der Kontrolle des Betrachters, es „schießt wie ein Pfeil aus seinem Zusammenhang hervor, um mich zu durchbohren. […] dieses Wort entspricht meiner Vorstellung um so besser, als es auch die Idee der Punktierung reflektiert und die Photographien, von denen ich hier spreche, manchmal geradezu übersät sind von diesen empfindlichen Stellen […] Das punctum einer Photographie, das ist jenes Zufällige an ihr, das mich besticht (mich aber auch verwundet, trifft).“14 Die Rohheit des Realen. Jene Verletzung oder Verstörung des Betrachters, die Barthes als vom Subjekt nicht kontrollierbare Wirkung bei der Betrachtung einer Fotografie beschrieb, wird heute in diversen visuellen Subkulturen – auch jenseits der sexuellen Stimulation – bewusst angestrebt. Zum Beispiel so: Noch ein Tritt auf den schon auf dem Boden liegenden Gegner, und die verwackelte Kamera zoomt gierig hin. Auf dubiosen, im Internet problemlos zu bestellenden DVDs von und mit prügelnden Hooligans ist das Rohmaterial aus Polizei- und Amateuraufnahmen sowie Überwachungsbildern vor und in Fußballstadien zu meist anonymen, bloß mit Spielanlass und Datum versehenen Gewaltclips in Spielfilmlänge zusammengeschnitten. Ein Bilderstrom von verkeilten Leibern, hasserfüllten Gesichtern, Drohgebärden, fliegenden Fäusten und den

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Schlagstock schwingenden Polizisten, angetrieben von pumpenden Technobeats, akzentuiert durch abrupte Nahaufnahmen, penetrante Wiederholungen und genüssliche Verlangsamungen. All diese Techniken sollen die Expressivität des Rohen dramaturgisch überhöhen. Die Gewalt, so die endlos variierte und wiederholte, (hyper)realistische „Wahrheit“ in den skandalösen Bildern, lodert in jeder Masse und springt von Körper zu Körper. Wahrscheinlich nicht obwohl, sondern gerade weil der Simulationsverdacht gegen den visuellen Overload mehrheitsfähig geworden ist und das Misstrauen gegen die viel beschworene Macht der Bilder grassiert, haben solche dokumentaristischen Strategien der subjektlos-technisch exekutierten Schamlosigkeit Konjunktur. Ähnliche Phänomene sind Handy-Gewaltvideos oder die an Zynismus kaum zu überbietenden Kurzfilme über sogenannte Bum-Fights, mit Geld erkaufte Prügeleien und (Selbst-)Erniedrigungen von Obdachlosen und anderen gestrandeten Existenzen. Während man dem narrativen Kino attestiert, das Imaginäre zu verhandeln, trachten visuelle Hooligan-Subkulturen und Videos derber Prügelorgien danach, die Körper zum Äußersten zu treiben und ihnen ihre „Wahrheit“ zu entreißen, den Schmerz und die Wut als unmittelbares körperliches Zeichen sichtbar zu machen. Reality-Kicks. Sie spekulieren auf die Ausnahme im trüben Überwachungskamera-Geschwenk, in der pure Gewalt die Augen weiß werden lässt und die Worte verstummen. Was dabei systematisch verleugnet wird und werden soll, ist ähnlich wie in der Gonzopornografie mit ihrer sub-

jektiv-verwackelten Kameraführung das mediale Setting des Bildes. Die brutalisierten Extremformen von Gonzo handeln von den Übergangsbereichen zwischen Gewalt und Sexualität – Gangbangs, Bukkake-Orgien, Spanking und mehr oder weniger simulierten Vergewaltigungen –, ganz so, als sollte sich hier die alte feministische These „Pornografie ist die Theorie, Vergewaltigung die Praxis“ (Robin Morgan) in der Praxis der Theorie selbst bewahrheiten. Tatsächlich geht es in den „harten“ Gonzos (die allerdings auch längst Spielarten jenseits der sexistischen Heteronormativität entwickelt haben, in denen die Blickregime und Opferhierarchien teils perfide in und sogar zwischen straighten, schwulen und lesbischen Konstellationen vermitteln) nicht wie im herkömmlichen Porno um die Darstellung der Lust oder zumindest um die Darstellung einer gegen den vorgeblichen Willen durch Stimulation wachgerufenen Lust, sondern um den Genuss der Verzweiflung, Erniedrigung und Demütigung der Opfer, die nicht einmal mehr vorgeben, Lust zu empfinden. Die meist weiblichen Opfer werden geschlagen, beschimpft, verlacht und mit Körperflüssigkeiten überschwemmt – offensichtlich in der Hoffnung, dadurch jenen Grad an Ekel, Verängstigung, Entwürdigung und Selbstentblößung zu erreichen, der sich nicht mehr überspielen lässt und so etwas wie eine ungeschminkte Wahrheit der Empfindung preisgibt. Das Innere, im physischen wie auch im psychischen Sinn,

* * * 14 Roland Barthes, Die helle Kammer, Frankfurt am Main 1985, S. 35 f. THOMAS EDLINGER ASS WIDE SHUT

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soll sich entäußern, das Unsichtbare soll sichtbar werden. (In diesem Punkt fallen harte Pornografie und sublime Kunst zusammen – zumindest wenn man einer Kunstauffassung folgt, wie sie einst etwa Paul Klee formulierte. Nach Klee geht es in der Kunst nicht darum, das Sichtbare wiederzugeben, sondern etwas zuvor Unsichtbares sichtbar zu machen.) Diese Körpergeständnisse produzieren aber, im Unterschied zu Foucaults ambivalenter Lesart der Produktivität des sexuellen Diskurses, keine noch so gouvernemental geprägten Subjekte, sondern sie zwingen die objektivierten Darsteller in eine entsubjektivierte, mehr oder weniger glaubwürdig dargestellte Animalität der Posen.15 Der pornografische Geständniszwang ist nicht am Produktivmachen des unterworfenen Individuums interessiert, sondern an der Ausblendung des Subjektiven zugunsten der Stimulation durch sexuelle Rollen und Stereotype. Die pornografische Perspektive will zwar möglichst viel von der „Wahrheit“ des Sexuellen sichtbar machen, aber nicht um daraus ein subjektkonstituierendes Wissen zu schöpfen, sondern um die eng mit der Schaulust verbundenen Einsichten zu genießen. Während der foucaultsche Sexualitätsdiskurs die Erregung als eher störend für seine Rationalität empfindet und an einer nüchternen, distanzierten Darstellung zum Zweck einer objektivierenden, biopolitischen Handhabung der Erkenntnisse interessiert ist, gehorcht die Pornografie keinem Willen zum Wissen, sondern einem Willen zur Lust.16 Es geht nicht um die Forcierung eines Diskurses, dem in seiner kommunikativen Dimension stets 52

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ein unkontrollierbares Moment eignet und der somit auch Korrekturen und Gegenentwürfe zu herrschenden Rollenzuschreibungen auf den Plan ruft, sondern um die Darstellung des Ungestellten, um eine Wahrheit hinter der Wahrheit, die gerade in ihrem Umgehungsversuch der Vermittlung „zwangsläufig ins Utopische“17 kippt. Der Überschuss der Pornografie, die Verfehlung des Realen entsteht paradoxerweise gerade im Versuch, ganz zu sich zu kommen. Denn letztlich agiert, wie noch zu zeigen sein wird, die Pornografie etwas aus, was so in der Wirklichkeit nicht sein kann – ein Phantasma also. Ein Phantasma, das nicht trotz, sondern wegen seiner Distanz zur Wirklichkeit die Fähigkeit hat, zu stimulieren. Frauen als Opfer. Was sehen wir eigentlich, wenn wir uns Pornografie ansehen? Zunächst wirkt es einleuchtend, die vorherrschende pornografische Nummernrevue von „fuckers“ und „fuckees“ als rationalisierte und masturbationszentrierte Verwaltung der (männlichen) Blicklüste im MoneyShot-Korsett zu begreifen, so wie das ein Strang der feministischen Kritik an der Pornografie (von Andrea Dworkin in den USA bis zur 2007 neu belebten PorNO-Kampagne in Deutschland) seit den 1970er Jahren tut. Lässt man die ebenfalls prosperierenden schwulen und lesbischen Szenen beiseite, scheint sich Porno in seiner dominanten Erscheinungsform durchaus als symbolische Darstellung patriarchaler Macht in heterosexueller Lust fassen zu lassen. Oder aber Lust und Macht fallen gleich in eins, wie etwa Alice Schwarzer seit den 1970er Jahren immer wieder meint: „Es geht bei Porno-

graphie nicht um Lust. Es geht um Macht. Daß Männer nur zu gern Lust mit Macht verwechseln, ist bekannt.“18 Die Ausübung dieser Macht lässt Schwarzer zufolge Frauen zu Opfern werden, degradiert sie zu Objekten männlicher Willkür, zerstört ihre Subjektivität, prostituiert sie, zerstückelt ihren Körper, entindividualisiert sie zu einem Haufen willfährigem Fleisch und verletzt sie in der öffentlichen Zurschaustellung der dokumentierten Demütigungen noch ein zweites Mal. Aus dieser Sicht fordern Feministinnen wie die US-amerikanische Juristin Catharine MacKinnon daher eine gesetzliche Ächtung der Pornografie. Als Grundlage dient MacKinnon das Argument, dass visuelle Pornografie nicht bloß eine degradierende Form einer diskriminierenden, Frauen zu Objekten männlicher Gewalt- und Sexphantasien machenden Repräsentation, sondern selbst ein Akt der Degradierung ist. Pornografie, so ihre zentrale These in Only Words, tut das, was sie zeigt, nämlich Frauen demütigen, erniedrigen und verletzen. Sie sei Handlung und Rede, Darstellung und Herstellung einer Wirklichkeit zugleich; als performative „hate speech“ müsse sie daher im Klagefall auch vom Recht der Redefreiheit ausgenommen werden können,

* * * 15 Vgl. Manfred Hermes, „Bleakhouse. Über neue Formen pornographischer Schmähung“, in: Texte zur Kunst, Nr. 64, 2006, S. 73. 16 Vgl. Flaßpöhler 2007, a. a. O., S. 61. 17 Ebd., S. 80. 18 Alice Schwarzer, „Die Würde der Frau ist antastbar“, in: Emma. Das Magazin von Frauen für Frauen, hg. v. Alice Schwarzer, Nr. 12, 1987, S. 19.

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weil sie gegen das höherwertige Recht der Gleichbehandlung verstoße. Worin besteht aber nun diese Verletzung? Zunächst äußert sie sich laut MacKinnon in den Zwangs- und Gewaltverhältnissen, denen die Darstellerinnen am Arbeitsplatz ausgesetzt sind. Die zweite Ebene der Verletzung besteht in der medialen Vorbildwirkung der in der Pornografie ausagierten Geschlechterrollen: Frauen drohen zu Opfern der Projektionen des männlichen pornografischen Blicks zu werden. Und schließlich, in einer dritten düsteren Zuspitzung: Diese Projektionen können zu Handlungen werden – Männer stellen Unterwerfungsszenen der Pornos im realen Leben als Vergewaltigungen nach. Visuelle Pornografie, so MacKinnon, ist also keineswegs Resultat des Imaginären. Sie ist „echt“ und gleichzeitig unmittelbar wirksam, weil die männliche Rezeption des Pornos keine Wahl hat. Sie ist so konditioniert wie die Vorbildwirkung der „echten“ Bilder für das „echte“ Leben: „Der Konsument masturbiert dazu, spielt es im Kopf und auf den Körpern der Frauen nach, die er trifft oder mit denen er Sex hat, lebt es an den Frauen und Kindern um ihn herum aus. Sind die Opfer der Snuff-Movies zu Tode fantasiert worden?“19 Dieser Kurzschluss zwischen Repräsentation und Wirklichkeit, zwischen Pornografie und realer Sexualität ist im Feminismus selbst heftig kritisiert worden. Zum einen deshalb, weil ähnlich wie im Fall des oft behaupteten Zusammenhangs von medialer Gewaltdarstellung und imitierender Gewaltausübung bis heute keine empirischen Beweise für eine direkte kausale Verbindung von Pornografie und Sexu-

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alität, geschweige denn Vergewaltigungen, existieren. (Dass Gewalt-, Abhängigkeits- und Ausbeutungsverhältnisse innerhalb der pornografischen Produktion, so sie nicht ohnehin bereits verboten sind, juristisch verfolgt werden sollten, darüber besteht allerdings kein Zweifel.) Zum anderen, weil die Verächtlichmachung der Pornografie als Ganzes auch Sexarbeiterinnen, die sich dezidiert als Feministinnen begreifen, etwa der selbst ernannten ersten „Postpornografin“ Annie Sprinkle, in den Rücken fällt. Deren Bemühen um arbeitsrechtliche Verbesserungen, gesellschaftliche Anerkennung und nicht zuletzt die Veränderung der Industrie durch die Produktion eigener Bilder bzw. eigene Unternehmensgründungen wird mit dem Totschlagargument des attestierten falschen Bewusstseins der verblendeten Opfer die Unterstützung versagt – und so wird der beklagte Opferstatus nicht beseitigt, sondern festgeschrieben. Das Phantasma der Realität und die Wirklichkeit des Phantasmas. Der kulturtheoretisch gewichtigste Einwand kommt aber von psychoanalytisch informierten Feministinnen, die den simplen Realismusbegriff der Pornografie in Zweifel ziehen. Für Theoretikerinnen wie Gertrud Koch, Judith Butler, Barbara Vinken oder Drucilla Cornell ist entscheidend, dass der in der Pornografie zur Schau gestellte reale Sex in keinem direkten Abbildungsverhältnis zur außerpornografischen Wirklichkeit steht, sondern sich nur als Inszenierung eines Phantasmas begreifen lässt, die einen Realitätseffekt generiert. Gerade die penetrante Beharrlichkeit der Pornografie, Sexualität als per-

formatives Zusammenspiel von männlicher Kontrolle und weiblichem Kontrollverlust zu zeigen, weist darauf hin, dass es sich in der Wirklichkeit gerade nicht so verhält. Pornografie lässt sich demnach eben nicht als Darstellung patriarchaler Macht in heterosexueller Lust fassen, sondern als schwitzendes Eingeständnis der imaginären Struktur von männlicher Willensmacht und weiblicher Unterwerfung. Das pornografische Kino, schreibt zum Beispiel Gertrud Koch, ist nicht Ausdruck herrschender männlicher Sexualpraxis, sondern „vielmehr Ausdruck von deren Mangel und deren Umformung in beschädigte Phantasien“20. Judith Butler geht sogar noch einen Schritt weiter und beschreibt die Sucht nach maximaler Evidenz der Lust im Pornografischen als eine Allegorie, „die immer wieder angsterfüllt ihre eigene Unrealisierbarkeit durchspielt. Man könnte in der Tat behaupten, dass Pornographie unmögliche und uneinnehmbare Positionen darstellt, kompensatorische Phantasien, die fortlaufend einen Riss zwischen sich und der sozialen Wirklichkeit reproduzieren.“21 Die soziale Wirklichkeit ist im Porno aber nicht nur wegen der Entkontextualisierung des Subjektiven zugunsten des fiktional produzierten Eindrucks einer Unmittelbarkeit des Trieblebens suspendiert. Ihr fehlt auch * * * 19 Catharine MacKinnon, Nur Worte, Frankfurt am Main 1994, S. 27. 20 Gertrud Koch, Was ich erbeute, sind Bilder. Zum Diskurs der Geschlechter im Film, Frankfurt am Main 1989, S. 117. 21 Judith Butler, „Schmährede“, in: Vinken 1997, a. a. O., S. 111. THOMAS EDLINGER ASS WIDE SHUT

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abseits der Geschlechterrollen und Identitäten jede narrative Plausibilität. So kann jeder Raum, egal ob Lagerhalle, Büro oder Raumschiff, zum pornografischen Set umgewidmet werden und jede Geschichte (vom alten Rom oder aus Hollywood), jede Biografie (von Mozart bis zum amerikanischen Präsidenten) pornografisch angeeignet werden. Denn im Porno erscheinen die Körper der Darsteller und Darstellerinnen nicht als Träger individueller Bedürfnisse, Launen und Lieben, sondern als immer wieder neu verkoppelbare Lustmaschinen ohne Ablaufdatum. Sie sind auf Knopfdruck erregbar, ihr Wille zur Lust erlischt nie. Auch wenn manche Pornoplots das narrative Zugeständnis eines tugendhaften „Widerstandes“ gegen die Übermacht der sexuellen Stimulation machen, beweist gerade die mühelose und rasche Überwindung des vorgeblichen sexuellen Desinteresses am Verführer (die im Gewaltporno zur Darstellung mehr oder weniger lustvoll erlebter Vergewaltigungen führen kann) die phantasmatische Dimension der pornografischen Konstellation. Die Akteure im Mainstreamporno, egal ob Männer oder Frauen, „fucker“ oder „fuckee“ – oder im Schwulenporno „top“, „bottom“ oder abwechselnd beides –, wollen und müssen letztlich immer erregt werden. Und ihre sofortige Erregung infiziert jeden Hinzukommenden, der „nicht anders kann“ als mitmachen, ganz egal, welche fiktionalen Beziehungen oder Nichtbeziehungen zwischen den Akteuren bestehen. Pornografie ist also, trotz ihrer auf der Evidenz der Körper insistierenden Realitätseffekte, im Kern unwirklich. Sie agiert kompensatorische Wünsche 56

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und Begierden aus. Der ihr innewohnende Wiederholungszwang verweist auf die Macht des Phantasmas vom reinen Trieb, das die durch die psychischen Abwehrmechanismen entstellte bzw. erst zu dechiffrierende Wunscherfüllung immer wieder aufs Neue durchspielen muss. Der Grund für die Anziehungskraft der Wiederholung liegt in der Unmöglichkeit der Wunscherfüllung: Das pornografische Szenario verfehlt notwendigerweise, was es zu befriedigen vorgibt. Unermüdlich kreist es um den Verlust phallischer Allmacht, den es über den penetrant penetrierenden Einsatz des realen Penis zu kompensieren sucht. Doch der reale Penis ist, anders als in der Alltagsrede, nicht mit dem Phallus zu verwechseln. Der reale Penis ist im psychoanalytischen Sinn nicht der Phallus, sondern bloß ein (schlechter) Ersatz, ein Fetisch, der mit Zuschreibungen einer Macht überfrachtet wird, die er nicht hat. Der Phallus ist die Abstraktion der Mangellosigkeit, er versinnbildlicht die ozeanische Empfindung dessen, dass einem nichts fehlt. Der Phallus ist eine unmögliche, notwendigerweise idealisierte Erinnerung an einen Zustand vor dem Mangel, der im Moment der IchBildung und des damit verbundenen Aufbaus einer symbolischen bzw. sprachlichen Ordnung immer schon verloren ist. Der Phallusersatz, konkretisiert im Penis, soll dem Mann jene phallische Macht demonstrieren und ihn ihrer versichern, die er im Moment der Trennung von der als ganzheitlich, also phallisch zu denkenden Mutter unwiederbringlich verloren hat. Der Penis fungiert im Porno als Fetisch, als Ding mit magischen Kräften. Der Fetisch kann aber nach Freud erst dann

zum Fetisch werden, wenn man gerade nicht mehr an seine repräsentative Allmacht glaubt, sondern letztlich weiß, dass er das zu ersetzende Objekt eben nicht vollständig ersetzt. Der relativierte Glaube und nicht der absolute Aberglaube garantiert das Funktionieren des Fetischismus. Die visuelle Anbetung des Penis im heutigen Porno (der inzwischen hauptsächlich auf den erigierten Penis statt auf das weibliche Geschlecht blickt) ist damit die Kehrseite der Kastrationsangst. Die Pornografie ist „Symptom dieser Angst und Verleugnung der Spaltung im Subjekt. Sie befriedigt, indem sie Angst befriedigt.“22 Der unbewusste Wunsch, sich einer Macht zu versichern, die der Mann nicht hat, wird im Kult um den Penis und seine strafende, beherrschende Funktion offenbar. Die phantasmatische Struktur der Pornografie lautet: Der aufgerichtete Penis im Close-up muss unentwegt bestätigen, dass der Mann den Phallus doch hat (obwohl er letztlich weiß, dass er ihn nicht hat), und die Frau muss durch ihr Begehren bestätigen, dass der Penis doch der Phallus ist und sie ihn deshalb begehrt, weil er ihr fehlt (obwohl sie weiß, dass der Penis den Phallus nicht ersetzen kann). Gerade weil der reale Penis aber den imaginären Phallus nicht ins Leben zurückbringen kann, muss er ständig ficken und ständig steif sein, um die Lücke zwischen der phallischen Verkennung und der faktischen Unzulänglichkeit der sexuellen Begegnung zu überdecken. Der Penis muss so tun, als wäre er der Phallus und als könnte da-

* * * 22 Vinken 1997, a. a. O., S. 15.

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mit die unbewusste Identifizierung des Mannes mit der einst als phallisch erfahrenen Mutter in einen Akt souveränen Handelns zurückverwandelt werden. Das Phantasma schützt damit vor der zerstörerischen Erkenntnis, dass es den Phallus nur im Phantasma gibt. Und es bietet mit der Pornografie eine verführerische Form des Umgangs mit der Kastrationsangst an. Denn die durch die Pornografie in Aussicht gestellte Stilllegung der Angst durch den pornografischen „Racheakt“ am weiblichen Auslöser des Mangels ist erregend, gerade weil sie nicht Wirklichkeit rekonstruiert, sondern ein Phantasma inszeniert. Die Vorstellung, dass man das begehrte Objekt mit dem Penis beherrschen kann, ihm eine Wahrheit entlocken kann, es kontrollieren kann, während es selbst die Kontrolle und damit die insgeheim vermutete Macht verliert, erregt (daher auch das Missverhältnis zwischen männlicher und weiblicher Ekstasedarstellung im Mainstreamporno). Und sie erregt, weil die provisorische und temporäre Stilllegung der Angst immer den realen Grund verfehlt, ständig aufs Neue – und kann sich daher auch in tausende Varianten des Immergleichen übersetzen: „Gäbe es nicht diese Angst, diese unbewußte Furcht vor der noch genau erinnerten Frau und die Erinnerung an das Auslöschen der tatsächlichen Mutter, um sich im Unbewußten mit ihr zu identifizieren, könnte man die Verführung der Pornographie nicht erklären. Das Szenario der Pornographie ahmt als Verbotenes, als Eintritt in eine andere Welt den Aufstieg des Kindes in die erwachsene männliche Symbolik nach, in der es ein Mann wird, stolz auf seinen Schwanz, der Frauen beherr-

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schen kann und den Anderen zurückbringt.“23 Das weibliche Imaginäre. Wenn aber von der Pornografie das männliche Begehren solcherart in Szene gesetzt wird, wie lässt sich dann erklären, dass auch Frauen von Pornos erregt werden (ohne ihnen einfach ein durch männliche Macht beschädigtes, gleichsam entfremdetes Begehren zu unterstellen)? Der Schlüssel zum Verständnis der weiblichen Erregung liegt laut Judith Butler in der phantasmatischen Natur des Phallus. Weil der Phallus imaginär ist, kann er nicht nur auch von Frauen in Besitz genommen werden, sondern Frauen können ebenso von Kastrationsangst heimgesucht werden – und dementsprechend analog zu Männern in der Pornografie diese Angst in Erregung umwandeln: „So betrachtet, könnten Männer als (bereits) kastriert sowie vom Penisneid (besser begriffen als Phallusneid) getrieben verstanden werden. Umgekehrt könnten Frauen von Kastrationsangst getrieben sein, insoweit sich von ihnen sagen lässt, dass sie den Phallus ‚haben‘ und seinen Verlust fürchten […].“24 Diese dunklen Beweggründe garantieren die nachhaltige Anziehungskraft der Pornografie: Allein erklären können sie aber ihre massive Verbreitung nicht. Dazu müssen wohl auch medientechnische Aufrüstungen und tiefgreifende kulturelle, soziologische und politische Veränderungen seit der Moderne mitbedacht werden. Doch vor dem Hintergrund des pornografischen Angebots an das Unbewusste (und nicht an einen angeblichen Automatismus der Erektion) erscheint auch die partielle Nobilitierung der Pornoindustrie

zweifelhaft. Selbst die glamourösen und an der Schwelle zur gesellschaftlichen Anerkennung operierenden, mit Porno-Oscars ausgezeichneten weiblichen Pornostars sind nicht einfach nur entrückte Projektionsflächen eines Fanblicks, sondern zugleich wenigstens medial erreichbare Objekte von Erniedrigung und Demütigung, an deren Dokumentation der machtlos-tyrannische Fan durch die geborgte Macht des komplizenhaften männlichen Blicks auf den Starkörper teilhaben darf. Doch wenn an der phantasmatischen Struktur des männlichen Begehrens nicht zu rütteln ist, dann erscheint eine juristische Ächtung der legal produzierten Mainstreampornografie aus den bereits erläuterten Gründen nicht nur nicht argumentierbar, sondern auch sinnlos. Denn kann man eine unbewusste Struktur ändern, indem man ihre medialen Manifestationen verbietet oder zensiert? Wie soll man ein Begehren stilllegen, das kulturell verschoben werden kann? (Man denke nur an die zeitabhängige Einschätzung, was unter Pornografie fällt, wie auch die zutiefst unterschiedlichen Auffassungen regionaler Kulturen von Pornografie.) Würde Pornografie, so wie von MacKinnon, Dworkin und anderen Feministinnen, aber auch von der fundamentalistisch-religiösen Rechten gefordert, tatsächlich verboten, so entstünde in diesem Dunkel wohl ein riesiger Schwarzmarkt, in dem reale

* * * 23 Cornell 1995, a. a. O., S. 80 f. 24 Judith Butler, Körper von Gewicht. Die diskursiven Grenzen des Geschlechts, Frankfurt am Main 1997, S. 125. THOMAS EDLINGER ASS WIDE SHUT

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Unterdrückung und Gewalt vermehrt Einzug halten würden. Wenn also Pornografie nicht mehr aus der Welt zu bringen ist, dann kann es nur darum gehen, bessere, andere Pornografie zu produzieren: eine Pornografie, die das weibliche Imaginäre entwickelt, eine Sprache der Lüste, die Gegenbilder zum Diktat der herrschenden phallischen Ordnung anbietet und den Reduktionismus des männlichen Phantasmas aufsprengt. Express yourself? Der Status von Pornografie ist heute unhintergehbar. Vielleicht ist gerade der Unmut über ihre vorherrschende Ausprägung der Grund dafür, mit pornografischen Mitteln sexuelle Repräsentationen zu schaffen, die dazu Gegenbilder liefern. Dieser „postpornografische“ Aktivismus, den die Theoretikerin Beatriz Preciado in ihrem Kontrasexuellen Manifest als einen Kommunismus der Körper unter dem Äquivalenzprinzip des Dildos versteht, versucht die Lüste jenseits der Diktatur des Phallus aufzuspalten. Postpornografisch denken und handeln heißt demnach, die Pornografisierung der Gesellschaft nicht von einem imaginären Außen zu attackieren, sondern als Arena körperpolitischer Kämpfe zu begreifen. Im Gegensatz zur Auffassung der Pornografie als ein gegen Frauen gerichtetes Gewaltund Abbildungsverhältnis versucht diese Haltung, der Sexindustrie emanzipative Bilder und performative Selbstentwürfe entgegenzusetzen. Damit soll auch die unheilige Allianz mit konservativen und religiösen Kräften überwunden werden, die gerade über die Verdrängung des Sex diesen erst mit der unheilvollen, dunklen Macht ausstat60

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tet, deren Effekte in unseren Körper und unsere Lüste eingeschrieben sind. Der postpornografische Aktivismus bejaht die Entfremdung und den Fetisch, das Technische und das Gemachte an der Sexualität. Der gängigen Auffassung von Fetischismus ist allerdings eigen, dass er zwanghaft seine Objekte genießt, während das im Fetisch substituierte Subjekt, die körperliche Gesamtheit des Anderen, nebensächlich wird. Ja, mehr noch: Der Fetisch steht nicht nur als Ding gewordener Teil für das Ganze ein, sondern macht es obsolet. Der Fetischist begehrt nicht die Person hinter dem Fetisch, sondern befreit das Objekt aus seiner Stellvertreterschaft und liebt es schicksalhaft, während die Konfrontation mit dem ursprünglichen Referenten der fetischistischen Besetzung den Genuss eher stört als bereichert. Körper spalten sich so im sexuellen Fetischismus zu Partialobjekten auf. Der Nacken, die Armbeuge, das Haar, aber auch die Stimme, der Gang oder die Art zu rauchen verdichten sich zu Objekten aufgeschobener Lust, deren Genuss gerade nicht in der Einwechselung des Pars pro Toto besteht. Dazu gesellen sich im prinzipiell beliebig erweiterbaren und verschaltbaren Arsenal des Fetischismus (der im allgemeinen Sinn eine Aufladung von Objekten mit ihnen ursprünglich nicht zukommenden Bedeutungen meint) Verbindungen körperlicher Reize mit modischen Accessoires: das Strumpfband am Oberschenkel bei Egon Schiele und Henri de Toulouse-Lautrec, die Fußnägel in Stanley Kubricks Lolita oder in Quentin Tarantinos Death Proof. Eine postpornografische Aneignung des fetischistischen Arsenals geht davon

aus, dass es auch einen nicht zwanghaften Umgang mit dem Fetisch geben kann und muss. Denn das Postpornografische verneint die Wahrheit einer Biologie, die männliche und weibliche Sexualitäten zu fixieren versucht. Und es bricht mit der Überbietungslogik von Tabu und Überschreitung, deren Echos im New Yorker Cinema of Transgression eines Richard Kern nachhallen und die noch in den 1970er Jahren den vorgeblichen und tatsächlichen Kampf gegen Zensur und Verbote mitbestimmte. (Exemplarisch für den sich selbst abfeiernden Liberalismus steht die Rekonstruktion von Deep Throat in der Dokumentation Inside Deep Throat als Heldenepos, die die „revolutionäre“ Männerphantasie vom orgiastischen Blowjob zum Akt der sexuellen Befreiung erklärt, ohne die von Anfang an repressive Dimension dieser neuen Freiheit adäquat mitzubedenken.) Wirklich spannend könnte der postpornografische Autorenporno allerdings erst dann werden, wenn es nicht mehr bloß um eine additive Einschreibung der eigenen minoritären – beispielsweise schwulen oder lesbischen – Lüste in das bereits existierende und ohnehin expandierende pornografische Panorama geht. Zwar führt sie zu einer an sich begrüßenswerten Vielstimmigkeit und damit zur Aufweichung der normativen Heterosexualität durch andere Sexualitäten. Wenn sich diese aber selbst wieder identitär schließen (was im Sinne eines strategischen „Sexismus der Sexismusopfer“ durchaus verständlich ist), bleiben sie dem Wunsch nach einem klar umrissenen sexuellen Selbst verhaftet. Demgegenüber scheint das tatsächliche Ziel einer

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postpornografischen Praxis in einer prinzipiellen Unabgeschlossenheit der sexuellen Identität zu liegen. Was sowohl als Performanz wie auch als Repräsentationsform im pornografischen Akt als kühne Variation eingeübt werden könnte, handelte dann nicht von der Selbstwerdung, sondern vom „Fremdwerden, Anderswerden“25. „Warum kann dein Mann nicht lesbisch sein?“, fragte die deutsche Band F.S.K. einst in dem Stück 1 + 1 = 3. An dieser Stelle könnte die Pornografie tatsächlich sich selbst als etwas anderes träumen. Als eine kulturelle Praxis, die weder zum traditionellen Umweg der erotischen Verklausulierung zurückkehrt noch im falschen Hyperrealismus echter Täter-Opfer-Machtkonstruktionen versumpft, sondern das Drehbuch des Pornografischen ständig umschreibt: Erzähle mir von deinem Sex, und du sagst mir, was du werden willst.

* * * Thomas Edlinger

* * * 25 Diedrich Diederichsen, „Indie im Kampf mit dem Index“, in: Texte zur Kunst, a. a. O., S. 46.

Geb. 1967 in Wien. Radiojournalist (FM4, Im Sumpf), freier Autor und Kurator; 2002–2004 Kurator im O.K Centrum für Gegenwartskunst, Linz, 2004–2006 Kurator im Lentos Kunstmuseum Linz. Herausgeberschaft und Redaktion von bzw. Beiträge für Publikationen zu zeitgenössischer Kunst, Politik und Literatur. Letzte kokuratierte Ausstellung: Bodypoliticx, Rotterdam (2007). THOMAS EDLINGER ASS WIDE SHUT

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DAS PORNOTOPISCHE BEGEHREN DER KUNST * * * Keine Grenze ist sicher, auch nicht die zwischen Kunst und Pornografie. Historisch, kulturell und politisch immer wieder neu verhandelt, ist sie ebenso ein Austragungsort medialer Reibungen. In diesem Beitrag möchte ich versuchen zu zeigen, welchen Anteil die Technik der Zentralperspektive daran hatte, in der visuellen Kultur der Moderne Kunst von Pornografie trennen zu wollen, und warum ihr dies nicht überzeugend gelingen konnte. Mit dem Begriff der pornotopischen Techniken des Betrachtens können traditionelle Unterscheidungen von Kunst und Pornografie ins Wanken geraten, weil deutlich wird, dass der weitgehende Ausschluss von Körperöffnungen im System der Kunst keineswegs zufällig parallel zu ihrer Faszination an der medialen Tiefenraumöffnung verläuft. Betrachten wir deshalb zunächst eine der bekanntesten Darstellungen einer weiblichen Körperöffnung, die ihren Betrachterinnen und Betrachtern mehr als ein Rätsel aufgab. Die Suche nach dem Ursprung der Welt: L’origine du monde von Gustave Courbet (1866). L’origine du monde von Gustave Courbet ist ein 1866 entstandenes kleinformatiges Gemälde, das einen unverstellten visuellen Zugang zu einer Vagina repräsentiert. Vermutlich stammt der Titel nicht von Courbet (Abb. S. 68). Seit seiner Anfertigung sorgte das Bild für Aufregung und Verwirrung. Das Interesse und die Aufmerksamkeit, die ihm bis heute entgegengebracht werden, finden ihren Ausgangspunkt jedoch weniger in der direkten Zurschaustellung dieser einen weiblichen Körperöffnung, sondern in der Spannung, die entsteht, wenn das vermeintlich Enthüllte verhüllt ist.1 Das Gemälde spiegelt auf mehreren Ebenen die

Lust an dem Akt der Enthüllung selbst und ist ein Spiel um die An- und Abwesenheit dessen, was entdeckt werden soll, weil es dem Blick entzogen wurde. Das in Courbets Bild Gezeigte war die meiste Zeit quasi unsichtbar, und exakt aus diesem Grund galt es als berüchtigt. Das lag zunächst an den wechselnden Vorhängen, die L’origine du monde verbargen, vor allem aber an der Geschichte der Aufbewahrungsorte des Gemäldes selbst: Es galt bis 1995 als verschollen, führte bis dahin eine Existenz als Reproduktion und war daher nie öffentlich ausgestellt oder als Original zu sehen. Linda Nochlin hat das Geheimnis um den Verbleib des Bildes als Paraphrase auf das Motiv beschrieben: Die Suche nach dem Ursprung („origine“) geriet der Kunstgeschichte zur Suche nach dem Original.2 Die in der Disziplin der (Kunst-)Wissenschaften verbreitete Phantasie, eine logische Suche führe zu einem „ultimate-meaning-to-be-penetrated“3, bezeichnet die Autorin als die Wiederholung eines Begehrens, dessen Ursprung wiederum im Bild des weiblichen Geschlechts repräsentiert sei.4

* * * 1

Werner Nekes’ Film Der Tag des Malers von 1997 kann als Paraphrase auf die Erotik des Ent- und Verhüllens gelesen werden. Er ist eine Hommage an den Ursprung der Welt als Ursprung des Bildermachens. Der Tag des Malers, 1997, R: Werner Nekes, 35-mm-Film, Farbe, 84 min.

2

Vgl. Linda Nochlin, „The Origin without an Original“, in: October, Nr. 37, 1986, S. 76–86.

3

Ebd., S. 77.

4

Vgl. hierzu auch Bernard Marcadé, „Le devenir-femme de l’art“, in: fémininmasculin. le sexe de l’art (Ausstellungskatalog Centre Pompidou), Paris 1995, S. 22–47.

TEXT: LINDA HENTSCHEL

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Von 1913 bis zum Zweiten Weltkrieg wird als Verbleib des Gemäldes die Privatsammlung von Baron Ferencz Hatvany in Budapest angegeben. Nun soll es von einer Tafel bedeckt gewesen sein, die ein Schloss im Schnee, Le château de Blonay (1874–1877), darstellte. Während des Krieges war das Bild zunächst von deutscher, dann von russischer Seite konfisziert und 1955 an einen unbekannten französischen Liebhaber (Amateur) verkauft worden. Dieser stellte sich nach über dreißig Jahren als Jacques Lacan heraus, der es in seinem Landhaus aufbewahrt und, entgegen seiner sonstigen Lust an Bildlektüren, nie darüber gesprochen hatte. Diesmal war das Gemälde von einem Holzpaneel mit einer Vexierzeichnung André * * * 5

Zur Rekonstruktion der Geschichte des Gemäldes vgl. Nochlin 1986, a. a. O.; Linda Nochlin, „The Origin of the World“, in: Sarah Faunce und Linda Nochlin (Hg.), Courbet Reconsidered, New Haven/London 1988, S. 176–178; Marcadé 1995, a. a. O., S. 22 f.; Günter Metken, Gustave Courbet. Der Ursprung der Welt. Ein Lust-Stück, München/New York 1997. Zur Person des Auftraggebers von L’origine du monde, Khalil Bey, vgl. Francis Haskell, „A Turk and His Pictures in Nineteenth-Century Paris“, in: The Oxford Art Journal, Nr. 5, 1982, S. 40–47; Michèle Haddad, Khalil-Bey. Un homme, une collection, Paris 2000.

6

Obgleich sich die Kunstsammlung Khalil Beys nicht wesentlich von der anderer reicher Europäer unterschieden haben dürfte, wird dieses „Kind des Islam“ immer wieder als Harembesitzer erotischer Kabinettstücke beschrieben. Seine angebliche Vorliebe für lesbische Motive, sein vermeintlicher Auftrag für L’origine du monde aufgrund einer Syphiliserkrankung und vieles mehr stilisieren Khalil Bey zu einer Art modernem König Sardanapal. Inwiefern das mit seinem Lebensstil zu tun hatte oder aber mit der europäischen Orientfaszination des 19. Jahrhunderts, ist die Frage. Vgl. Kathrin Hoffmann-Curtius, „Orientalisierung von Gewalt: Delacroix’ ,Tod des Sardanapal‘“, in: Annegret Friedrick et al. (Hg.), Projektionen, Marburg 1997, S. 61–78.

Gustave Courbet, L’origine du monde (Der Ursprung der Welt), 1866

Nun waren die kunsthistorischen Penetrationen erfolgreich. Sie konnten das Rätsel lösen und die Lücken weitgehend schließen. Sie seien hier nur kurz zur Orientierung skizziert, da sie bereits an anderer Stelle ausführlich beschrieben wurden.5 Auftraggeber von L’origine du monde war Halil Serif Pasa, ein türkischer Diplomat, Spieler und Kunstsammler in Paris. Sein europäisierter Name war Khalil Bey. Innerhalb weniger Jahre galt Beys Kollektion von Courbet, Corot, Delacroix, Ingres u. a. als eine der wichtigsten Privatsammlungen zur zeitgenössischen französischen Malerei.6 Vermutlich führte seine Geliebte Jeanne de Tourbey, eine 68

Pariser Schauspielerin, ihn in die Kunstund Literaturszene um den Kritiker und Philosophen Sainte-Beuve ein und vermittelte den Kontakt zu Gustave Courbet. Khalil Bey kaufte und bestellte mehrere Gemälde bei Courbet, so z. B. das später wegen seiner lesbischen Erotik diskreditierte Bild Le Sommeil (1866). Es galt als realistischer Kommentar auf das sich ebenfalls in seinem Besitz befindende idealistische Türkische Bad von Ingres (1862). L’origine du monde war nur einem kleinen Kreis von ausgewählten Besuchern und Besucherinnen zugänglich und auch nur, wenn sein grüner Vorhang zurückgezogen wurde. Wegen Spielschulden musste Khalil Bey seine Sammlung 1868 auflösen.

LINDA HENTSCHEL DAS PORNOTOPISCHE BEGEHREN DER KUNST

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Massons verhüllt, der durch das Nach- gehen nicht gemäß anatomischen Idealziehen weiblicher Körperumrisse zu konstruktionen ineinander über, verder Darstellung einer Hügellandschaft weisen daher nicht auf das Bild eines gelangte (Abb. unten). Ein Körper- und ganzen, homogenen und mit Vollstänein Raumbild überlagern sich hier digkeit assoziierten Körpers. Aus der Position des Künstlers hingegen, der sprichwörtlich. Das Rätsel um L’origine du monde dem Betrachterauge zu sehen geben wurde 1995 auf prosaische Weise gelöst: und es befriedigen möchte, ist dies eine Die Familie Lacans entschied sich für ei- ideale Anordnung, vorausgesetzt, man nen Tausch mit den Finanzbehörden, sie akzeptiert eine visuelle Verführungsbehielt die Erbschaftssteuer und gab da- absicht als Ursprung jeglicher Bildprofür das Bild.7 Seitdem ist Courbets klei- duktion. Statt die einzelnen Körpernes Meisterstück zum ersten Mal öffent- regionen aufeinander zu beziehen und lich zu sehen im Musée d’Orsay und sie somit als in sich geschlossene Eindiesmal mit einer Verhüllung aus Panzer- heit darzustellen, die vor und unabhänglas. Betrachten wir nun das enthüllte Objekt des (kunstwissenschaftlichen) Begehrens. L’origine du monde zeigt einen etwa lebensgroßen Körperausschnitt, der ähnlich einem klassischen Torso von den Oberschenkeln bis zur Brust reicht. Unklassisch hingegen ist die Perspektive, aus der das Fragment des weiblichen Körpers präsentiert wird: Die gespreizten Beine rahmen die Position der Bildbetrachtenden, nehAndré Masson, Panneau masque de L’origine du monde, 1955 men diese gleichsam in ihre Mitte und führen den Blick auf das Geschlecht zu, dessen Scham- gig von einem Angeblicktwerden zu lippen leicht geöffnet sind. Das dunk- existieren scheint, betont Courbet gele Schamhaar leitet über zur Bauchpar- rade ihre Bezüglichkeit zum Blick des tie, und von dort aus endet der Blick Betrachters. Der Akt wird dadurch auf einem halbverhüllten Oberkörper, als Akt des Sehens und des Zu-sehender gerade noch eine Brust zu sehen Gebens präsentiert.8 Die Erregung der gibt. Das weiße Tuch erscheint als eine Schau- sowie der Zeigelust stellt sich vermittelnde wie auch abgrenzende dabei als eine elaborierte Arbeit an ÖffZone zwischen Körperumriss und dem nungen und Winkeln von Körperumals schwarze Hintergrundfläche stili- rissen dar. Da Courbet nun diesen weisierten Raum. Die Körperabschnitte ten Öffnungswinkel wählte, verstieß er

gegen das Gebot der geschlossenen Umrisslinie und der undurchdringlichen Oberfläche des akademischen Aktes, die traditionell bis ins 20. Jahrhundert hinein die Grenze zwischen den Bereichen Kunst und Pornografie markieren sollte. […] Die Skopisierung des Begehrens. Das große Ideal der Moderne war, auf den illusionistischen Tiefenraum zu verzichten und die materielle Oberfläche zum Konzept zu erheben. Dies geschah jedoch unter Beibehaltung der Überlagerung von künstlerischem Akt und Sexualitätsakt bzw. der Wahrnehmung des zu kreierenden Objekts als weiblich. Erinnert sei hier nur an Lucio Fontanas Entwürfe des unendlichen Raumes seiner geschlitzten oder durchlöcherten Leinwände der 1950/60er Jahre. Doch fand die Verschiebung vom weiblichen Körper im Bild hin zu dem weiblichen Bildkörper nicht erst in der Moderne, sondern bereits in der Frühen Neuzeit statt. Ich schlage daher vor, Albrecht Dürers Holzschnitt Der Zeichner des liegenden Weibes (1538, Abb. S. 70), welcher häufig als paradigmatische Darstellung des albertinischen Fens-

* * * 7

Vgl. die tageszeitung, Berliner Ausgabe vom 24./25. 6. 1995, S. 3.

8

Zur Vorstellung eines intentionalen Sehens und einer Phänomenologie des Leibes vgl. Maurice Merleau-Ponty, Das Auge und der Geist. Philosophische Essays, hg. von Hans Werner Arndt, Hamburg 1984. 69

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Albrecht Dürer, Der Zeichner des liegenden Weibes, aus: Underweysung der Messung, 1538

ters zitiert wird, als ein „Vorspiel“ zu Courbets L’origine du monde zu betrachten. Courbet gibt zu sehen, was einst Dürers Zeichner vorbehalten war, dem Betrachter jedoch verborgen blieb. Ersetzt die Körperöffnung der Moderne die Bildraumöffnung der Frühen Neuzeit? Im Vergleich zu Dürers Holzschnitt erscheint der Bildraum bei Courbet um 90° nach links gedreht, wodurch hier die Betrachterperspektive der früheren Künstlerperspektive ähnelt, Schau- und Handlungsöffnung also zusammenfallen. Dürer bevorzugte noch die Aufspaltung der beiden Öffnungen: Es gibt zum einen den Künstlerblick durch ein Raster hindurch auf eine verdeckte weibliche Körperöffnung und zum anderen den ebenfalls durch den zentralperspektivischen Apparat ermöglichten Betrachterblick in illusionistische Raumtiefen. In Courbets Bild hingegen können diese beiden Blickbahnen als übereinandergeschoben gelesen werden, so dass Betrachter und Künstler nun dieselbe Sehposition einnehmen. Somit könnte Courbets Körperfragment als eine Anspielung auf das 70

zentralperspektivische Rasterungsverfahren gelesen werden, welches zur illusionistischen Herstellung angeblich natürlicher homogener Körper im kontinuierlichen Raum genau diese Schnitte und Fragmentierungen zugunsten einer ganzen Gestalt unsichtbar macht.9 Dotty Atties Fragmentierung des Fragments in Mixed Metaphors (1993, Abb. S. 71) bietet solch eine Argumentation an. Auch sie schiebt das Sehfeld des Zeichners durch das Gitternetz und den Anblick des weiblichen Genitals übereinander. Perspektivischer Bildraum und weibliches Geschlecht zelebrieren eine Spaltung des visuellen Feldes, von der Jacques Lacan sprach, als er das Sehen als den bewussten, den Anblick als unbewussten Aspekt der Augenfunktion beschrieb.10 Vonseiten feministischer Kunstkritik wurde, wiederholt am Beispiel des dürerschen Holzschnittes, darauf hingewiesen, dass die Relevanz, die der weibliche Akt in der Kunst seit der Frühen Neuzeit einnimmt, in Zusammenhang mit der Entwicklung eines Blicks aus räumlicher Distanz gesehen werden sollte. Es ist ein Blick, der selbst

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nicht gesehen werden will, weil er sich aus der Schaulust speist. Sigrid Schade machte explizit darauf aufmerksam, dass die zentralperspektivische Apparatur unbedingt in Zusammenhang mit der Genese eines voyeuristischen Blicks gesehen werden sollte.11 Um unertappt * * * 9

Vgl. Sigrid Schade, „Der Mythos des ,Ganzen Körpers‘. Das Fragmentarische in der Kunst des 20. Jahrhunderts als Dekonstruktion bürgerlicher Totalitätskonzepte“, in: Ilsebill Barta et al. (Hg.), Frauen. Bilder. Männer. Mythen, Berlin 1987, S. 239–260.

10 Vgl. Sigrid Adorfs inspirierende Lektüre der Repräsentation des weiblichen Genitals als verzerrten, anamorphotischen Blick der Zentralperspektive: Sigrid Adorf, „Eine Erektion des Bildes? Isolde Loocks Überdehnung einiger Ursprungs-Phantasien“, in: Dialoge und Debatten. Ein internationales Symposium zu feministischen Positionen in der zeitgenössischen Kunst, Nürnberg 2000, S. 82–89. 11 Vgl. Sigrid Schade, „Zur Genese des voyeuristischen Blicks. Das Erotische in den Hexenbildern Hans Baldung Griens“, in: Cordula Bischoff et al. (Hg.), Frauen Kunst Geschichte. Zur Korrektur des herrschenden Blicks, Gießen 1984, S. 98–110. Vgl. auch Sigrid Schade und Silke Wenk, „Inszenierungen des Sehens. Kunst, Geschichte und Geschlechterdifferenz“, in: Hadumod Bußmann und Renate Hof (Hg.), Genus. Zur Geschlechterdifferenz in den Kulturwissenschaften, Stuttgart 1995, S. 383 f.

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zu bleiben, so eine These von Daniela Hammer-Tugendhat und Regine Prange, verschwindet der voyeuristische Beobachter in der Folgezeit aus dem Bild und findet als unsichtbarer Betrachter seine Lust garantiert.12 Diese Position verbindet den neuzeitlichen Perspektiviker mit dem modernen Kinozuschauer, von dem Christian Metz sagte: „The spectator is absent from the screen: […] I take no part in the perceived, on the contrary, I am all-perceiving.“13 Inwiefern jedoch die Erziehung des Betrachters zum Voyeur, zum alles sehenden Ich und zur Überwachung von außen nicht nur auf den weiblichen Körper fixiert ist, sondern auch den medialen Raum als ein Objekt des Begehrens inszeniert, wurde in diesem Zusammenhang bislang vernachlässigt. Silvia Eiblmayr verweist nur am Rande auf die Parallelisierung von weiblichem Körper und Raum, wenn sie in ihrer Kritik am Zeichner das Machtverhältnis zwischen Künstler und Modell damit beschreibt, „daß die Figur und im besonderen der Kopf des Künstlers in betonter Vertikalität die Horizontlinie der durch das rechte Fenster sichtbaren Meereslandschaft überschneidet, während die auf- und absteigenden Linien des Körpers der schlafenden Venus ihre harmonische Entsprechung in der Hügellandschaft finden, auf die hin sich das hinter der Figur befindliche Fenster öffnet“14. Es sind exakt diese Modelle der „Entsprechung“, die auf ihre Voraussetzungen hin detaillierter befragt werden sollten. Dazu möchte ich die Beobachtung vom „Auszug des Mannes aus dem erotischen Bild“15 im Laufe des 16. Jahrhunderts aufgreifen und ergänzen, dass dieser Auszug mit dem Einzug der Zentralperspek-

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tive in das Bild parallel verläuft. Bereits im Dürer-Stich ist angelegt, was Courbets Aktdarstellung Jahrhunderte später offenlegt: der Zusammenhang

und Danaës, mit deren göttlichen Lustspendern der Betrachter sich identifizieren konnte und, wie Carlo Ginzburg es formulierte, eine „narzißtische Fül-

Dotty Attie, Mixed Metaphors, 1993

der zentralperspektivischen Suggestion räumlicher Tiefe und die Lust am visuellen Eindringen in weibliche Körpertiefen. In L’origine du monde sind die Beine geöffnet, so wie der Bildraum sich vormals öffnete. Die Tatsache, dass dem Betrachter erstmals im Bereich der hohen Kunst eine weibliche Körperöffnung visuell dargeboten wurde, angesichts deren Raumtiefen in den Hintergrund treten, ausschließlich mit zeitgenössischen Vorstellungen von Prüderie, Moral, Sittenkodex u. Ä. zu begründen, scheint unbefriedigend. Eingedenk des eindeutig Penetrationswünsche formulierenden Bilderrepertoires der Neuzeit mit all seinen Ledas

* * * 12 Vgl. Daniela Hammer-Tugendhat, „Erotik und Geschlechterdifferenz. Aspekte zur Aktmalerei Tizians“, in: Daniela Erlach et al., Privatisierung der Triebe? Sexualität der Frühen Neuzeit, Frankfurt am Main 1994, S. 367–445; Regine Prange, „Das Interieur als ,Frauenzimmer‘. Zur modernen Bildgeschichte des weiblichen Aktes im Innenraum“, in: kritische berichte, Nr. 23, 1995, S. 43–73. 13 „All-perceiving as one says all-powerful […]; all-perceiving, too, because I am entirely on the side of the perceiving instance […] the instance, in other words, which constitutes the cinema signifier (it is I who make the film).“ Christian Metz, The Imaginary Signifier. Psychoanalysis and the Cinema, Bloomington 1982, S. 48. 14 Silvia Eiblmayr, Die Frau als Bild. Der weibliche Körper in der Kunst des 20. Jahrhunderts, Berlin 1993, S. 68 (Herv. L. H.). 15 Hammer-Tugendhat 1994, a. a. O., S. 395. 71

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lung“16 erfuhr, drängt sich ein anderer Verdacht auf – nämlich der, dass der visuelle Raum feminisiert wird. Während Hammer-Tugendhat die Substitution des männlichen Geschlechts durch den Schwan oder den Goldregen als ein „Unsichtbarmachen des männlichen Begehrens“17 wertet, möchte ich diesen Umstand geradezu als eine Skopisierung dieses Begehrens auffassen. Meine These lautet, dass mit der Feminisierung des visuellen Raumes der sexuelle Akt nicht metaphorisiert, sondern das Sehen selbst sexualisiert wird. Daher findet m. E. die Repräsentation des Liebesaktes in der Kunst der Frühen Neuzeit keineswegs nicht, sondern in der Betrachter-BildPositionierung durch den zentralperspektivischen Apparat statt. Anders gesagt: Nicht der männliche Akteur ist beim Sex unsichtbar, sondern der Akt des Sehens ist eine sexuelle Technik. Daraus ergibt sich paradoxerweise, dass die zur Affektkontrolle und Sublimierung angetretene „Bändigung des Blicks“, von der Thomas Kleinspehn in Zusammenhang mit der Zentralperspektive sprach, die „Sexualisierung des Blicks“ keineswegs bekämpft, sondern überhaupt erst erzeugt.18 […] Der Wille zur maximalen Sichtbarkeit. Das Gegensatzpaar Kunst – Pornografie ist historisch relativ jung. Erst zwischen dem Ende des 18. und der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde eine Grenze immer deutlicher gezogen und von Zensuren sowie Bestrafungen überwacht. Die Konturierung beider Kategorien verlief entlang der Grenzziehung 72

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zwischen dem Bild des Körpers als einer ganzen, abgeschlossenen Gestalt einerseits und seinem Schatten des grotesken, unbegrenzten, offenen Leibes andererseits. Kunst und Pornografie sind daher gleichermaßen Produkte von Regulierungsverfahren, in denen Wis-

Befreiungsbewegung, die pornografische Produktionen den Fesseln der über sie wachenden Macht entreißen könnte.19 Vielmehr geht es darum, anzuerkennen, dass mit der Etablierung * * * 16 Carlo Ginzburg stellte die überzeugende These auf, dass die erotischen Bilder der Neuzeit gerade deshalb erotisch waren, weil sie den Betrachter in eine gottähnliche Position hievten: „In den Abbildungen der Amouren zwischen Jupiter und Danaë wird der Sexualakt zwar dargestellt, aber in symbolischer Form. […] Der Voyeurismus des Betrachters/Genießers bekommt so eine narzißtische Füllung: durch den Koitus wird […] irgendein Mann, ein Niemand, ein ,Menschlein‘ dem Höchsten, Jupiter, gleich, der mit seinem Donner die Himmel erzittern läßt.“ Carlo Ginzburg, „Tizian, Ovid und die erotischen Bilder im Cinquecento“, in: ders., Spurensicherungen. Über verborgene Geschichte, Kunst und soziales Gedächtnis, Berlin 1983, S. 174. Auch Ginzburg konzentriert sich neben der sozialhistorischen auf die narrative Ebene der Repräsentationen, nicht aber auf die Vergöttlichung der Betrachtenden durch den perspektivischen Apparat selbst.

Anonymer Kupferstich, Anfang 18. Jahrhundert

sen, Macht und die Lust daran zu unterschiedlichen Formationen geordnet werden. Eine dieser Formationen ist, pornografische Darstellungen mit einem verbotenen Wissen, einer verborgenen Macht und einer geheimen Lust in Verbindung zu bringen. Dies bedeutet, eine Grenze zur Kunst über das Gesetz des Verbotes oder der Unterdrückung zu ziehen. Daran schließt sich zumeist die wissenschaftliche Perspektive an, die Geschichte der Pornografie sei in erster Linie eine Geschichte ihrer Überwachung. Dem ist zuzustimmen, jedoch nicht im Sinne einer

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17 Daniela Hammer-Tugendhat, „Zur Repräsentation des Liebesaktes in der Kunst der Frühen Neuzeit“, in: Gisela Völger (Hg.), Sie und Er. Frauenmacht und Männerherrschaft im Kulturvergleich, Köln 1997, S. 198. 18 Thomas Kleinspehn, Der flüchtige Blick. Sehen und Identität in der Kultur der Neuzeit, Reinbek bei Hamburg 1989, S. 40–71. Kleinspehn spricht dort von einem der Renaissance eigenen Hass auf den Körper, der durch die Perspektive und vor allem auch die Anatomie reguliert werden sollte. Er begründet dies mit einer Angst vor visuellen Täuschungen. Im 16. Jahrhundert wurden verstärkt Kampagnen gegen die Zier und „das übertriebene Ausschmücken des Leibes geführt […]. Das Tragen von Schmuck oder besonders prunkvoller Kleidung erwecke falsche Vorstellungen in anderen.“ Ebd., S. 34. 19 Diesem Verdacht setzt sich Lynn Hunt tendenziell aus, wenn sie moniert, die Geschichte der Pornografie sei noch nicht geschrieben, sondern nur die ihrer Überwachung. Vgl. Lynn Hunt, „Obszönität und die Ursprünge der Moderne (1599–1800)“, in: dies. (Hg.), Die Erfindung der Pornographie. Obszönität und die Ursprünge der Moderne, Frankfurt am Main 1994, S. 9 f.

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eines gesellschaftlichen Machtsystems, welches sich seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert als zunehmend ausdifferenzierter Überwachungsapparat installierte, Pornografie überhaupt erst entstand und folglich nicht ein Opfer, sondern ein Teil offizieller, öffentlicher Darstellungsweisen ist. Wie Körper und Raum, innen und außen, Ich und Andere, Männlichkeit und Weiblichkeit kommunizieren auch Kunst und Pornografie als Verneinungssymbole miteinander, deren Trennungsrituale von angst- wie lustbesetzten Zusammenbruchsmodalitäten begleitet sind. Im Folgenden soll daher skizziert werden, wie Kunst und Pornografie strategisch als Gegensatzpaar konzipiert wurden, um gemeinsam an den Grenzen des Sichtbaren zu arbeiten. Thomas Kleinspehn zeigte in seiner Kulturgeschichte des Blicks, dass seit der Frühen Neuzeit Theorien über erlaubtes und verbotenes Sehen, visuelle Kontrolle und Verführung, Erkenntnis und Täuschung, Distanz und Verschlingen, Sein und Schein den weiblichen Körper zu ihrem Austragungsort erkoren. Vor allem der nackte weibliche Körper avancierte zur Verkörperung der Risiken und Grenzen des visuellen Feldes. An ihm verhandelt man die Suche nach Wahrheit (Abb. oben und S. 72).20 Auch Lynda Nead zufolge ist der weibliche Akt nicht irgendein künstlerisches oder pornografisches Motiv, sondern der paradigmatische Ort, der die Abgrenzungsdiskurse zwischen Kunst und Pornografie verkörpert. Der weibliche – aber auch der männliche – Akt ist daher keineswegs das natürliche Abbild realer Körper, als welches er sich gerne ausgibt. Er ist ein konstruierter Körper, ein

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Illustration zu den Fabeln Jean de La Fontaines, Mitte 18. Jahrhundert

Idealkörper, eine Verkörperung von autoritären Reden und ihre Naturalisierung dazu.21 Im Akt wird die Gestalt des ganzen Körpers als natürliche allegorisiert. Der Akt der Kunst sollte daher auch nicht als eine feststehende Kategorie, sondern als eine Form der Rhetorik angesehen werden. Eine dieser rhetorischen Formeln ist, einen Körperpanzer mit gestählter und undurchdringlicher Oberfläche zu repräsentieren. Hierzu kann, muss aber nicht ausschließlich der männliche Körper herhalten.22 Denn um die Arbeit, den Erfolg und letztlich das Können der Kunst/Künstler unter Beweis zu stellen, ist es sinnvoll, als unvollständig geltende Körper zu modellieren. Wie bereits dargelegt, wurde mit der Konsolidierung der bürgerlichen Kultur dem nackten Frauenkörper der Status des unabgeschlossenen Gehäuses zugewiesen. Erst dadurch konnte er zum Ort gesellschaftlicher und ästhetischer Separierungs- wie Ordnungspraxen avancieren, mussten doch seine gefaltete Umrisslinie und unterbrochene Oberfläche streng kontrolliert werden. Am weiblichen Akt sollte daher die

hohe Kunst der Abgrenzung exemplifiziert werden und die Kunst ihr Können ausstellen. Je zentraler jedoch der weibliche Akt für die Kunst und das System, in dem sie entsteht, wird, desto mehr verschwindet der Betrachter aus dem Bild. Der visuellen Rahmung des weiblichen Körpers entspricht folglich die Unsichtbarmachung einer männlich gedachten Subjektposition. Allerdings bleibt auch diese nicht ungerahmt. Beständig geht es darum, einem Blick, der nach anderem suchen könnte, nichts zu sehen zu geben. Dieser Wille, nichts zu sehen, ist es, der über Schönheit und Obszönität entscheidet, und zwar in dem Maße, in dem die Bildbetrachtenden ihre Fassung bewahren oder verlieren. Dies bedeutet, dass über die Grenze zwischen Kunst und Pornografie nicht nur auf der Produktionsseite, jener der Dar-

* * * 20 Kleinspehn 1989, a. a. O., S. 103–149, hier S. 131: „Besonders ihr [der Frau, L. H.] schon rein physiologisch ,verborgenes‘ Geschlecht reizt männliche Phantasie, ist nicht nur mit Tabus besetzt, sondern auch Gegenstand verstärkter ,Forschung‘. Der sexuelle Blick ist nicht zuletzt auch eine Suche nach dem unsichtbaren, unbekannten Geschlecht.“ Dort nämlich vermutete man Schmutz. 21 Silke Wenk hat mindestens drei Redetypen hervorgehoben, die sich des weiblichen Aktes in der Skulptur bedienen: Parlamentarismus, Bevölkerungspolitik und Künstlerideologie. Im Unterschied zur weiblichen Allegorie des 19. Jahrhunderts, die explizit auf das politische System oder den Staat verwiesen habe, solle der weibliche Akt des 20. Jahrhunderts scheinbar für sich stehen. Vgl. Silke Wenk, „Der öffentliche Akt. Eine Allegorie des Nationalstaates“, in: Barta et al. 1987, a. a. O., S. 217–238; Marcia Pointon, Naked Authority. The Body in Western Painting 1830–1908, Cambridge 1990, S. 19 f. 22 Zum männlichen Akt als Krieger und Kämpfer siehe Wenk 1987, a. a. O., S. 222 f. 73

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Giovanni Battista Moroni, Castitas, um 1550

stellung, sondern vor allem auch auf der Rezeptionsseite, jener der Betrachtenden, verhandelt wird. Das Problem wird, wie Silke Wenk schreibt, „vom Bild auf das Auge verschoben“23. In der Tat wurde seit Anbeginn darum gestritten, wem das verbotene Wissen zugänglich sein sollte und was als richtige, was als falsche Lesart weiblicher Körperbilder galt.24 Wenn nun der Akt – und speziell der weibliche – nicht nur die höchste 74

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Gattung, sondern auch den äußersten Rahmen des als Kunst definierten Bereiches verkörpert, so spricht er damit das Begehren aus, nach außen hin, den anderen Bereichen gegenüber klar abgegrenzt zu sein. Gleichwohl schließt sich hier die Frage an, warum sich ein solches Streben nach Separation im Laufe seiner Geschichte weniger über die männliche Variante des heroischen Rüstungskörpers mit seiner antiken Muskelarchitektur repräsentierte, sondern ein weibliches Grenzmodell wählte. Als eine beispielhafte Verkörperung der Kunstgrenze in der Frühen Neuzeit kann die Allegorie der Reinheit von Giovanni Battista Moroni (1550er Jahre) gelten (Abb. links). Eine weibliche Gestalt hält auf ihrem Schoß ein mit klarem Wasser gefülltes (!) Sieb, aus dessen Löchern nichts (!) heraustritt. Um das Bild des männlichen Körperpanzers, seine harte, glatte und stabile Oberfläche als unumstößlich und von Natur aus gegeben überhaupt imaginieren zu können, musste der weibliche Körper erst als sein Gegensatz konstruiert werden. Die weibliche Oberfläche wurde zum Ort der Durchlässigkeit, und diese zu kontrollieren ist eine weitaus höhere Kunst als einen ohnehin verschlossenen Container zu hüten. Kunst stellt über die strategische Positionierung des weiblichen Aktes als Kategoriegrenze ihre eigene formgebende Kunstfertigkeit zur Schau.25 Männliche Kreativität, das weiß man seit Pygmalion und Prometheus, verwandelt Natur in Kultur.26 Das Kunstsystem formt also seinen eigenen diskursiven Rahmen in Analogie zu dieser weiblichen Oberfläche. Da sich Kunst so sehr über die Konturierung des weiblichen Aktes definiert,

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spricht aus diesem Verschlussmechanismus ebenfalls die Tendenz, der Kategorie Kunst einen Rahmen zu verpassen, der ähnlich fragil ist, wie die Körpergrenzen des Weiblichen imaginiert werden. Über diese Ausschlussverfahren hält sich Kunst als ein System am Laufen, das selbst an seinen äußersten Rändern jungfräulich sein will und in die Hymne des Hymens einstimmt. Diese Strategie ermöglicht einerseits, über das Bild des reinen Aktes auszuhandeln, wie verführerisch Kunst, wie dehnbar ihre Außenhaut sein kann,

* * * 23 Ebd., S. 231. „Die Blickrichtung wird also umgewendet, weg von der Darstellung hin zum ,Inneren‘ des Betrachters. Ziel ist die Selbstbefragung, das Geständnis, in dem der Mann auch seiner ,Schuld‘ gewahr wird, die darin liegen könnte, ,nur‘ die Lust zu wollen.“ Ebd., S. 230. Wenk sieht hierin eine „Disziplinierung des pornographischen Blicks“. Diese Formulierung ist missverständlich, ist doch Pornografie bereits ein Ergebnis der Disziplinierung und Erziehung zum Sex. 24 So waren z. B. weibliche Allegorien, die ja gerade Sex und Erotik transzendieren sollten, nie davor gefeit, dennoch einer erotischen Rezeption ausgesetzt zu sein. Zur Funktion der Allegorie als einer weniger überwundenen als (bis ins Jenseits) hinausgeschobenen Sexualität vgl. auch Silke Wenk, Versteinerte Weiblichkeit. Allegorien in der Skulptur der Moderne, Köln/Weimar/Wien 1996, S. 118 f. 25 Marcia Pointon betont ebenfalls, dass der weibliche Körper als „raw material for the making of art magic“ funktionalisiert wurde, um männlich konnotierte Kreativität und weiblich imaginierte Verführungskraft des Bildes zu repräsentieren. Zum „topos of male artist/sculptor creating art which is female“ vgl. Pointon 1990, a. a. O., S. 24 f. 26 Zum Pygmalion-Motiv siehe Silke Wenk, „Pygmalions Wahlverwandtschaften. Rekonstruktion des Schöpfer-Mythos im nachfaschistischen Deutschland“, in: Ines Lindner et al. (Hg.), BlickWechsel. Konstruktionen von Männlichkeit und Weiblichkeit in Kunst und Kunstgeschichte, Berlin 1989, S. 59–82.

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ohne jedoch ihren Charakter als klar abzugrenzende Kategorie zu verlieren. Andererseits, und dies scheint mindestens genauso wichtig, schwingt in dem Bild der fragilen Kunsthülle der Appell nach Schutz und Sicherheit mit. Den Rahmen der Kunst in Form eines Siebes zu imaginieren und dem Außenbereich des Obszönen wie ein von seiner eigenen Durchlässigkeit bedrohter weiblicher Körper gegenüberzutreten, kann als Legitimationsstrategie zur Kontrollerhöhung und Grenzstabilisierung gelesen werden. Insofern sei die Frage gestattet, ob die Rede über Kunst und Pornografie überhaupt vorrangig daran interessiert ist, diese oder jene Körperbilder zu produzieren, oder ob es nicht vielmehr darum geht, dass sich die beiden Bereiche als weibliche Körper repräsentieren. Da die Kunst keinen Panzer hat, muss sie wie eine fragile, jungfräuliche Frau sorgsam geschützt und die Übergänge peinlichst genau kontrolliert werden, damit die Nichtkunst – das Hurengespräch, als das Pornografie immer schon galt – draußen bleibt. Mary Douglas zeigte jedoch, dass dieses System von „holding in“ und „keeping out“ überhaupt erst den Teil produziert, der den Rahmen zu sprengen droht. In der Angst vor dem Mangel an Abgrenzung spricht auch immer die Lust, den Mangel auszugrenzen. Kunst ist daher selbst „offscene“, weil sich ihre Grenze nur über die Differenz zu dem, was außerhalb ihrer Szenerie sein soll, herstellen lässt. Pornografie ist ein Verneinungseffekt von Kunst; sie kann nur unter der Prämisse produziert werden, dass sie einen anderen Ort als den der Kunst bezeichnet. Ohne Pornografie gäbe es also auch keine Kunst. Der Diskurs über Kunst

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ist somit immer auch einer über die Kunst der Grenze und ihrer Kontrolle; zu seinen elaboriertesten Überwachungsstrategien gehören die Praxis der Lustgeständnisse sowie die Zensur. Das Sieb, diese sensible Grenze, wird dadurch immer feinmaschiger. Kunst wird mit dieser Rede aber nicht etwa von Sex gereinigt, sondern als eine sexuelle Perversion im foucaultschen Sinne aktiv produziert. Dies zeigt nicht zuletzt die Lust der Kunst und Künstler daran, sich und ihre Arbeit über einen verführerischen nackten weiblichen Körper zu verkörpern. Und noch etwas bestätigt die These, dass Kunst und Pornografie keineswegs feste, sich gegenseitig ausschließende Kategorien, sondern ineinandergreifende Formen der Rhetorik sind: Wie sonst wäre es zu verstehen, dass künstlerische Aktdarstellungen durch ihre (foto)grafischen Vervielfältigungen und erleichterte Handhabbarkeit zu pornografisch verwerflichem Material mutieren können?27 * * * Der abgedruckte Beitrag ist ein neu montierter Ausschnitt aus: Linda Hentschel, Pornotopische Techniken des Betrachtens. Raumwahrnehmung und Geschlechterordnung in visuellen Apparaten der Moderne, Marburg 2001.

Linda Hentschel Dr. phil., Studium der Kunstgeschichte, Medienwissenschaft, Kulturwissenschaft und Romanistik in Marburg und Montpellier. 2001–2008 wissenschaftliche Assistentin an der Universität der Künste Berlin; 2009–2011 Gastprofessorin an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.

* * *

Arbeitsschwerpunkte: Geschichte der optischen Medien und der visuellen Wahrnehmung, Fotound Filmtheorie, Medien und Gewalt, Raumwissenschaften, Geschichte der Pornografie, Kulturwissenschaftliche Geschlechterforschung.

27 „Pornographie ist also auch, wenn die Obszönität des Bildes aufgehoben erscheint dadurch, daß die sexuelle Objekthaftigkeit des Dargestellten ungeschützt – außerhalb des auratischen Bildraums – hervortreten kann.“ Jutta Kolkenbrock-Netz, „Kunst und/oder Pornographie. Zur Diskursivität der Zensur im 19. und 20. Jahrhundert“, in: Lindner 1989, a. a. O., S. 499.

Publikationen (Auswahl): Pornotopische Techniken des Betrachtens. Raumwahrnehmung und Geschlechterordnung in visuellen Apparaten der Moderne, Marburg 2001; Fragmente einer Kunst des Lebens. Zum Verhältnis von Biografie, Kunst und Medien, Freiburg 2008 (Mitherausgeberin); Bilderpolitik in Zeiten von Krieg und Terror. Medien, Macht und Geschlechterverhältnisse, Berlin 2008 (Herausgeberin). 75

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* * * Marlene Haring, Lickingglass, 2007 Performance im Rahmen von Schaurausch, kuratiert von Paolo Bianchi und Martin Sturm, O.K Centrum, Linz Marlene Haring, Weil jedes Haar anders ist, 2005–2007 1 Billboard (2007), 357 x 252 cm (Porträtfotos entstanden 2005 für die Aktion Marlene Haarig oder In meiner Badewanne bin ich Kapitän) Courtesy die Künstlerin © VBK, Wien, 2009 76

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* * * Angela Bulloch, Baby Doll Saloon, 1992 Installation, Text, variable Dimensionen Courtesy Sammlung Schürmann, Deutschland Installationsansicht Bodypoliticx, Witte de With, 2007 © Foto: Bob Goedewaagen und Witte de With 79

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* * * Jim und Artie Mitchell Still aus: Behind the Green Door, 1972, DVD, 72 min © Mitchell Brothers Film Group (eine Marke der Cinema 7 Inc.) 80

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* * * Jim und Artie Mitchell Still aus: Behind the Green Door, 1972, DVD, 72 min © Mitchell Brothers Film Group (eine Marke der Cinema 7 Inc.) 82

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* * * Johannes Wohnseifer, In Front of the Green Door, 1996 Holztür, Lack, Türgriff (Design: Ludwig Wittgenstein), variable Dimensionen Courtesy Johann König, Berlin Installationsansicht Bodypoliticx, Witte de With, 2007 © Foto: Bob Goedewaagen und Witte de With 84

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* * * Andrew Blake Still aus: Possessions, 1997, DVD, 116 min © Studio A Entertainment 86

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* * * Andrew Blake Stills aus: Possessions, 1997, DVD, 116 min © Studio A Entertainment 88

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* * * Dorit Margreiter Stills aus: 10104 Angelo View Drive, 2004, DVD, 6:56 min Sammlung Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien Courtesy Galerie Krobath Wimmer, Wien 90

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* * * Katrina Daschner Still aus: Dolores (Edwarda Gurrola), 2005 Multimedia-Installation Courtesy die Künstlerin 92

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* * * Katrina Daschner Dolores (Edwarda Gurrola), 2005 Setfoto Courtesy die Künstlerin 93

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* * * Katrina Daschner Stills aus: Dolores (Edwarda Gurrola), 2005 Multimedia-Installation Courtesy die Künstlerin

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* * * Katrina Daschner Dolores (Lydia Romero), 2005 SW-Prints Courtesy die Künstlerin 96

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* * * Edward Kienholz und Nancy Reddin Kienholz, The Bronze Pinball Machine with Woman Affixed Also, 1980 Spielautomat, Bronze, Beleuchtungskörper, 190 x 100 x 200 cm, Exemplar 1 von 3 Courtesy Berlinische Galerie – Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur © Foto: Nancy Reddin Kienholz 99

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JUNG

* * * John Miller, A Mutually Beneficial Encounter, 2003 Textarbeit auf dem Boden, 300 x 300 cm Courtesy Hans Wiedauer

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ALLEGORISCH

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1 Lesbisches Paar sucht anonymen Samenspender mit rein solidarischer Motivation. Der Kontakt läuft über eine dritte Person und wir haben kein finanzielles Interesse. Chiffre Kinderwunsch. 2 Gesucht: Eine liebevolle, achtsame Beziehung mit einem Mann, der seine Stärke und Schwächen kennt und entwicklungsbereit ist. Nähe sucht und geben kann, der etwas eigenes mitbringt… ein großes Herz hat, Kinder akzeptiert, attraktiv, schlank (35 –45, b.m.B.) und natürlich ist. Dafür bekommt er; eine wirklich besondere Mädchenfrau mit vielen inneren Werten und äußerer Schönheit. Chiffre Suchen und finden. 3 Happy end gesucht! Dazu reicht mir (35, 166, 54) der Richtige völlig : intelligent, fantasievoll, humorvoll, ehrlich… Chiffre Happy End. 4 Mir wird wirklich schlecht, wenn ich die Anzeigen der Männer lese, durchweg Supertypen suchen absolut perfekte Frauen. Ich (36) möchte Dich kennen lernen wenn Du, wie ich, Spaß am Leben hast und gerne und viel lachst. Alles andere ist Luxus und sicher nicht so wichtig um hier aufgelistet zu werken. Chiffre Übelkeit. 5 Weil der Zufall nicht reicht… Wir sehen gut aus, wir sind aktiv + wir haben viele Freunde. Trotzdem sind wir solo. Weil der Zufall nicht reicht und wir keine Lust auf Smalltalk in coolen Kneipen haben, suchen wir (w36, w37) zwei charmante Männer, die auch endlich etwas gerne ihr Solistendasein unternehmen wollen. Hast du Lust mit uns essen zu gehen? Egal ob Einzelexemplar oder mit Freund im Doppelpack – wir freuen uns auf deine/eure Zuschrift und reservieren schon mal einen Tisch für 4 Personen. Chiffre Tischlein deck dich. 6 Deine blauen Augen – Denn Deine blauen Augen machen mich so sentimental – Kommt Dir bekannt vor? Dann hast Du schon mal das richtige Alter. Wenn du nun wenn möglich blaue Augen hast, Humor besitzt und nicht ganz unsportlich und NR bist, dann würde ich mich freuen, wenn Du Dich bei mir (kurze dunkle Haare 1,68, 64, kinderlos) mit o.g. Eigenschaften ausgestattet melden würdest. Wenn möglich mit Bild oder Bildkopie an blaue Augen. 7

Magische Hände verwöhnen Reiner Chiffre Hände.

8 Effektiv suchen ! PARTNER-SCHAFFT – die außergewöhnliche Herzensagentur bundesweit. »Positive Ausnahme« (test-Heft 2 /98). Unsere kostenlosen Info-Unterlagen bestellen unter Telefon 0800/ 22 88 444 (gebührenfrei) oder im Web downloaden : www.partner-schaft.de. 9 Blind-Date-Dinnerparty für Singles am 15. 06. 2002 in der Kölner Wolkenburg. (Alter 28 –45 Jahre). Infos und Anmeldung: 0221/ 68 00 99 22. www.dates-and-more.de. 10 Getrennt nach längerer Beziehung. Äußerlich ist alles geregelt teilweise ist der Krieg noch nicht beendet, Kinder, alles ist anders – dennoch die Entscheidung war richtig. Keine Lust auf Affären, sondern Sehnsucht nach neuer Liebe, Leichtigkeit und fester Beziehung… Kommt Dir davon einiges bekannt vor? Wenn Du: ab 35, schlank, jungenhaft, attraktiv (b.m.B.), eher tief – als leichtsinnig, anspruchsvoll und sensibel, wider Platz in Deinem Herzen hast, würde ich zierlich mit Ausstrahlung dich gern kennen lernen. Chiffre Neue Liebe-Leicht und Zuverlässig. 11 Funke Opjepass! Eigenständige und selbstbewußte, große 33 jährige, blauäugige schlanke Öko-Tussi, sucht Dich für die Freibadsaison. Chiffre Wer seid das ihr. 12 Liebe kann nur gelebt werden, wenn sie bedingungslos und kompromißfähig ist. Ich bin bereit für den Mann, der das versteht, denn tolle Kerle hatte ich genug. Frau 34, 1,70 m, nicht schlank, dafür hübsch, nicht blöd, redegewandt und von schwarzem Humor, exzentrisch, direkt und herausfordernd sucht hinreißend charmantes intelligentes, witziges, zärtlichkeitsliebendes aber auch sinnlichdurchtriebenes hübsches Luder mit Familienwunsch zum einfach nur zusammen Glücklichsein. Chiffre Das große Los? 13 Ultimativer Hauptgewinn zu vergeben an Mann, groß, schlank, attraktiv, unkonventionell, verbindlich, bindungsfähig, ohne klebrig zu sein, tags eine gleichberechtigte Partnerin suchend, nachts gern zum zartharten Macho mutierend, das Meer, den Sommer und die Seile an Bord unseres Schiffes liebend. Du liest und tanzt gern und überhaupt eroberst du mein Herz im Sturm. Der Hauptgewinn bin ich: W, 34, 168, attraktiv, feminin, schlank, tiefgründig, spannend, voller Ideen und überhaupt nicht eingebildet ! Chiffre Muy facil! 14 Ich will auch einen. Was soll man da schon sonst schreiben? (w, 30, 1,72) Willst du auch eine? Hier wäre eine. Laß mal treffen und schaun was passiert. Chiffre lass mal schaun. 15 Wenn Dich eine gute Idee mehr in Anspruch nimmt als Deine Garderobe und falls ein gutes Buch Dich eher in Extase versetzt als Dein Kontostand, dann bist Du auf dem richtigen Weg der Mann meiner (25) schlaflosen Nächte zu werden. Chiffre Extase. 16 Welcher Mann mit Humor und Intelligenz lebendig, spontan, aufmerksam und auseinandersetzungsfähig, zärtlich, anregend, gutgebaut und mit Sinn fürs Praktische, hat Sehnsucht nach einer Frau für alle Lebenslagen, Anfang 4zig, 176 cm, schlank, charmant und kratzbürstig, offen und direkt mit vielseitigen Interessen und Talenten, um gemeinsam eine Beziehung mit einer ausgewogenen Balance aus Nähe und Distanz aufzubauen. Chiffre Schatzkiste. 17 Frau, 37, kluger dunkelhaariger Kopf auf 170 cm ausgeprägten weiblichen Rundungen sucht Mann mit Rückgrat. Ungebunden, Unabhängig, Geistreich, Lebhaft, Herausfordernd, Freimütig, Gebildet, Satirischer Geist, Charme, Höflich und geradeheraus. Chiffre Mon Ami. 18 Sie, 32, 173, NR sucht Mann mit Herz und Verstand, der sich wie ich wieder nach einer Beziehung sehnt. Ich bin aktiv, offen, tolerant, natürlich, lebendig, gefühlvoll, unabhängig, gerne unterwegs (Kino, Theater, Kabarett) lese viel… Neugierig auf mehr? Na dann los ! Chiffre Neugier. 19 Manchmal träume ich dich… Du bist der nette, symp. Mann mit Lachfalten und einer Schulter zum anlehnen. Der Mann, auf den ich mich abends freue. Der Mann, der mein Bett zerwühlt und die Wanne zum überlaufen bringt. Der Mann, neben dem ich gern aufwache. Der Mann, mit dem auch der Alltag Spaß macht. Der Mann zum lieben, leben, lachen, streiten und versöhnen. Dann wach ich auf und… Falls es dich da draußen irgendwo gibt, schreib mir. Die Träumerin ist im Wachzustand eher realistisch, optimistisch, mit beiden Beinen, eins so schön wie das andere, fest im Leben stehend, humorvoll, gut aussehend, schlank, sehr nett. 43 und 170 groß. Chiffre Traumpfad. 20 Offen und neugierig. Frau (Ende 30), mit Sinn für Tiefsinn, Ästhetik, meine Kinder und schöne Natur hat Lust auf mehr Leben bei einem guten Gespräch und einem schönen Glas Wein. Warum gerade mit Dir? Chiffre mehr Leben. 21 Das Leben ist gefährlich ! Die meisten Leute sterben im Bett. Soll ich, Mitte 40, attraktiv, deswegen alleine im Stehen schlafen ? Hast du reifer, gebildeter Charakter, zwischen 40 + 50 rheinländisch un+vernünftig noch Lust auf Leben und Gemeinsames, dann schreib mir du holdes Getüm ! Chiffre Lat.

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31 Frau, 32, sucht lieben, ehrlichen, intelligenten Freund (gerne Musiker, Lehrer o. a. liebenswerte Menschen). Ich mache professionell Bewegungstheater, arbeite als Künstlerin und als Lehrerin. Ich denke, ich bin lieb, ehrlich, intelligent, hübsch, Zuschriften gerne mit Bild. Chiffre Gemeinsame Zukunft II. 32 Balu gesucht oder doch besser Filou ? Auf jeden Fall Optimist und auf Neues gierig. Bin flexible, chaotische, neugierige, unentschlossene 43jährige mit Jeans und kleinem Schwarzen. Chiffre Bärenfellfoto. 33 Einen Sommerlang, wünsche ich mir einen liebenswerten Mann, der eine 40-Jährige Frau mit einer frechen Tochter sucht. Zu großer Wunsch? Chiffre Sommertraum. 34 Rauschhaftes, naturfröhliches großes (181/ 35) + schlankes Wesen, Baumeisterin, will Lachtäubchen zum Luftschlösser basteln… Chiffre Relax and do it. 35 Gibt es Dich? Romantische, attraktive, Sie, südl. Typ, sucht Dich, mit Charme, Niveau und Esprit. Du bist ehrlich, treu, zuverlässig, magst es dich ins Nachtleben zu stürzen sowie romantische Abende zu zweit ? Dann melde Dich! Chiffre Sunshine. 36 Wir (w 39 u. m 10) suchen jemanden, dem wir noch wichtig sind. Bist du ehrlich und treu ? Glaubst du auch noch daran, daß eine Beziehung für immer halten kann, dann spring über deinen Schatten – jetzt – ich habs doch auch getan. Chiffre Schattenspringen. 37 Welcher humorvolle Mann weiht mich in die Geheimnisse des Tango Argentino ein ? Ich (32, 1,67, 52) bin schon über die allerersten Schritte hinaus und würde gerne weiter tanzen. Ich freu mich auf deine Antwort. Chiffre Tango. 38 Mr. Perfect suche ich nicht, dafür aber warmherzigen Mann mit Humor, Charme, Intelligenz und Sinn für leise Töne, der ebenso gern über verregnete Äcker stapft wie in die Philharmonie geht Sensibler, eigenwilliger Blondschopf (38, Akad.), neu in NRW und derzeit nur in den Job verliebt, freut sich über Post! Chiffre Juni.

28 Was glaubst du ? Ist Mensch nun Einzelgänger oder Herdentier? Laß uns darüber diskutieren ! Bin 49/ 165/ 50 Chiffre Herdentier. 29 Therapieerfahren/ Meditation ? größer als 180, um die 50, lebenserfahren, jung, dynamisch, aber nicht flippig? Einfühlsam, selbstbewußt, warm? WELCOME ! Chiffre stella. 30 Hübsche Akademikerin (10 jähr. Anhang) wünscht sich sehr, daß du (ca. Mitte 40) für sie da bist. Chiffre Lust auf . . . ?

65 Facettenreiche weltoffene warmherzige sozial engagierte Romantikerin 36, 174 mit meerwasserblauen Augen schlank sucht großen lebenslustigen charakterfesten Kerl zum Pferde stehlen Chiffre Picknick am See. 66 Muß ich wirklich erst Raupen essen, um Schmetterlinge in meinen Bauch zu kriegen ? Wenn du zw. 29 & 33 bist, nicht wesentl. kleiner als 1900 mm, Sinn für Natur, Kultur, Kommunikation & Stil hast, intelligent, vielseitig, sportl. Kreativ & emotional bist. Chiffre Smetterlinge. 67 Et kütt wie et kütt ! Offen für Eindrücke, Begegnungen, Kontakte und mehr. Freundschaften sind Bereicherungen, verlieben ein Genuß ! W, 31 J., 1,69 m Chiffre Offen. 68 Die Natur Verausgabt sich, um mir knospende Sprosse & trillernde Vögel zu bieten, die Blüten blühen & die Sonne sonnt auf mich herab, aber trotzdem; irgend etwas fehlt ! Ein Mann muß her, toll soll er aussehen, Humor muß er haben, das Beste wäre natürlich, wenn er mich nett finden würde & ich ihn ! Ich bin 85 kg auf 176 cm (hey, ich hab nie behauptet, ich sei schlank !), 25 Jahre alt & hab nix zum Anziehen, also ist ein Rendezvous eigentlich was mach ich hier überhaupt ? Egal, jetzt kannst du mir auch schreiben, vielleicht wird’s ja gar nicht so schlimm ! Chiffre Natur.

41 Bruchpilotin (41/ 172/ 55) braune Augen, dunkelbl. mit Flugbegleiter (12) sucht warmherzigen fröhlichen Kapitän für Langstreckenflug. Mag Musik, Kabarett, Sauna. Unw. Bild (?) Chiffre Neustart.

71 Afrodeutsche Frau (33, 160 cm, 55 kg) berufstätig mit Kind sucht einen weltoffenen Mann zum Kennenlernen. Chiffre Tsjakkaa.

43 Sensibler Dickschädel, cineastischer Bodybuilder, Betriebsrat mit Tango im Blut, bärbeißiger Bücherfreund ? Ich (39, 160) suche einen Mann, der in keine Schublade paßt: eben einen handfesten Kerl ohne Angst vor Gefühlen. Einen Mann mit kräftig – muskulösen Körper – sinnlicher Gegenpol zu meinen weiblich – weichen Formen. Einen Menschen mit sozialem Bewußtsein, konfliktfähig und solidarisch Zuviel verlangt ? Ich gebe die Suche so schnell nicht auf. Und du, sehnst dich nach einer Frau für alle Lebenslagen, offen, kratzbürstig und zärtlich ? Dann schreib ! Chiffre SchatzSuche. 44 Ganzkörpermassage einfühlsam, individuell von liebevoller spiritueller Chiffre Massage. 45 Unternehmungslustige, sensible, attraktive, dunkelhaarige 40jährige Frau mit Kindern sucht großen, kräftigen, sensiblen, offenen, humorvollen, aka. Mann, der Vater ist, seinen Familiensinn nicht verloren hat u. noch mal sein Glück sucht, der Kino, Joggen Kantine, Wochenendausflüge mit Kind + Kegel, Holland + Griechenland mag. Chiffre Sommerglück. 46 Frau 37/ 150/ 48 stud., sportlich, NR, kultur- u. naturverbunden, mit viel Sinn für Unsinn, sucht vielseitig interessierten, unkonventionellen feinsinnigen Mann für dies u. das. Chiffre Andiamo. 47 Vielleicht nur ein Traum, wie du mir die Haare aus dem Gesicht streichst, während wir uns spannende Geschichten aus dem Leben erzählen, zu. Tanzen/Moped fahren, steile Berge erklimmen, Gedanken versunken Zeitung lesen, Kochorgien veranstalten, uns streiten + versöhnen, wär’ schön, wenn er wahr würde Chiffre Traumzeit. 48 Rothaarige Amelie (34, klein, schlank, stud.) so reisefreudig wie ihr Gartenzwerg möchte dich im Fotofix-Paßbildautomaten finden… Chiffre fabelhaft. 49 Fisch-Frau, 44, 159, attraktiv, sportlich, Stud., natur- und musikliebend, Element stiller See ; sucht Liebhaber, der mitplanscht, gern gefühlvollen Landbewohner mit trockenem Humor und Niveau. Chiffre wasserfreundlich. 50 Attrakt. Frau (34, 165 cm, 55 kg, stud.) sucht Mann, dessen Hirn größer als eine Murmel ist, zum Klickern… Bild wäre nett. Chiffre Murmel. 51 Lieber heute als morgen, lieber Köln als Aachen, lieber nette Kneipe als Großraumdisco, lieber groß als klein, lieber Sommer als Winter, lieber vegetarisch als Eisbein, lieber Radtour als Skifahren, lieber ein gutes Buch als ein langweiligen Film, lieber reisen als Häusle bauen, lieber eine Kontaktanzeige als gar keine Überraschung. Sie (1,86/ 33) sucht gleichgesinnten Ihn ! Chiffre lieber als. 52 Sie (41), 164, 72, dkl.haarig, sensibel, begeisterungsfähig, selbsterfahren, wünscht sich männl. Gegenüber (39 –44) mit od. ohne Kind/er. Du solltest Humor haben, einfühlsam, eigenständig, wahrhaftig, stark und schwach sein. Ich möchte mit dir lachen, träumen, die Natur genießen, wandern, Alltag teilen, Kölsch trinken mich über Gott und die Welt auseinandersetzen und neue Horizonte entdecken. Chiffre Gemeinsam. 53 Attraktive Frau mit Lebensfreude u. Ausstrahlung, 37 J., selbst i. med. Bereich, sucht Mann mit Herz u. Verstand, Humor, Offenheit, Familiensinn, Freude a. a. Natur, Interesse an Konzerten u. Ausstellungen aller Art, für gemeinsamen Lebensweg, gerne m. Bild. Chiffre gemeinsame Weiterentwicklung. 54 Michaela, 38 J, selbständig, Bereich Umweltberatung, witzig, lebenslustig, offen, unternehmenslustig sucht ehrlichen, humorvollen, liebevollen Mann, der mit beiden Beinen im Leben steht für eine verständnisvolle gleichberechtigte Partnerschaft. Ich freue mich auf deinen Brief Chiffre Mach was draus. 55 Gutaussehende Männer Alle gutaussehenden Männer ab 30 und 1,80 schon vergeben oder noch nicht frei ? Selbstbewußte, freche Frau, nett anzusehen, sucht Mann, der nicht nur Frau zum Ansehen sucht (nein, auch zum Unterhalten !) Chiffre Unterhalten !

57 Overseas Club. Freizeitclub mit eigenem english Pub am Barbarossaplatz ! Bei uns lernst Du schnell und unkompliziert neue Leute Kennen ! Treffabende mittw./ freitags, Wochenendprogramm. www.overseasclub.de 0221/ 99 90 056, 0179/ 51 95 906.

27 Sie, 32, 180 humorvoll und lebensfroh sucht Mann mit Herz und Verstand, der mit beiden Füßen fest auf dem Boden steht aber nichts gegen Luftsprünge hat. Chiffre Luftsprünge.

64 Harmonie wenn du sportlich und tierlieb bist, verläßlich, zw. 40 –45 J. und weißt wo’s im Leben lang geht. Dann erwarte ich, sportliche Tänzerin musikalischem Interesse, deine Antwort Chiffre Melodie.

70 Schwerer Fall sucht leichte Kost. W, 48, schwer, aber nicht schwierig, sucht zuverlässigen, humorvollen Mann mit Tiefgang zum Ausgehen, Radfahren, für gute Gespräche und vielleicht mehr. Chiffre Schwerer Fall.

23 ich, 43, 170, schlank im kultur. Bereich tätig, suche Mann mit herz und gutem Geschmack, ich mag musik, flohmärkte, spaziergänge, helge schneider, kunst. Chiffre wer wird…

26 Helle Architektin 34/ 170/ 53 sucht Projekt zum Aufbau eines gemeinsamen Fundamentes. Deine Bausubstanz sollte gefestigt sein, eine Höhe von 180 cm nicht unterschreiten, mindestens 30 Jahre sein und ein dunkles Dach haben. Objektfotos sind erwünscht, garantiert zurück. Chiffre Projekt.

92 Meine Traumfrau gesucht: sie ist intelligent, charmant, aufregend, Selbstbewußtsein und eigener Freundeskreis kein Hindernis. Biete Deinen Traummann; witzig, attraktiv, mit Geschmack und Begeisterung für Film und Musik. Chiffre Geraubte Küsse.

40 Wenn du in Köln wohnst, könnte ich (41, 177, 64) dich doch besuchen, dann und wann, mit dir vögeln und plaudern… du darfst gern älter, größer, schwere sein, und nicht auf der Suche nach Liebe Chiffre urbane Freuden.

56 Mann gesucht, der mit beiden Beinen im Leben steht. Ich (30) suche schon viel zu lange »den Richtigen«. Du mußt auch nur fast ein Traumprinz sein ! Chiffre Traumprinz.

25 Mathe konnte (stud./ 39 Jhr. üppig u. rund) noch nie. Deshalb suche ich einen Mann mit dem ich rechnen kann. Willst du wie ich eine verbindliche Beziehung, bist du geistig beweglich u. neugierig, dann melde dich doch. Chiffre Mathe.

unter nehmen wir diese Dinge zusammen. Jetzt mußt Du mir (43, 185, ohne die 3 Bis, studiert) nur noch schreiben. Bitte NR und bis ca. 40. Chiffre Aldi nicht.

63 Sie, 38 J., Neukölnerin, akad., schlank, humorvoll, vielseitig interessiert, sucht netten Partner (NR, stud., – 45 J.) Mit dem man sich gut unterhalten kann, der humorvoll und unternehmungslustig ist. Er sollte mit beiden Beinen im Leben stehen. Freue mich auf deine Post! Bild wäre nett. Chiffre Sympathie.

69 Sie, 29 Jahre, möchte sympathischen Ihn kennen lernen, der auch gerne sportlich aktiv ist z. B. Joggen, Inliner oder Tennis. Weitere Interessen z. B. Kino Theater, Tanzen, Malen u. Zeichnen. Vielleicht ergibt sich gute Freundschaft oder mehr. Freue mich auf ein Kennenlernen ! Chiffre Joggen.

42 Äußerst attraktive sportliche und unterhaltsame Akad… mit sexy Ausstrahlung (Typ Michelle Preiffer) (34, 169, 56) sucht attraktiven, klugen und ungebundenen Ihn (33 –40) zum Aufbau einer Freundschaft u. mehr. Chiffre Freundschaft.

58 Große nette Frau Große nette Frau sucht großen netten Mann. Bin 31, mit Hang zur rheinischen Ironie, französischem Wein und spanischen Tapas. Weitere Interessen, Ansichten, Kinovorlieben, Lieblingsgerichte, usw. Nur nach einem 1. und Lust auf ein 2. Treffen. Chiffre 2. Treffen. 59 Ich bin Single – und möchte es bleiben. Dennoch hätte ich (32/ 178/ 65) gerne schönen Sex. Diese Anzeige habe ich in der Januar-Ausgabe aufgegeben. Viele Männer haben geantwortet. Der Richtige war leider nicht dabei. Deshalb suche ich immer noch einen Mann, der etwas älter, größer und schwerer ist als ich, um ihn ein-, zweimal in der Woche zu treffen. Chiffre Gerne Sex. 60 Augenblick! Dich suche ich (40/ 172/ 54/ Akad.) den Mann in den Vierzigern, der sich für Politik und Kultur interessiert, ein bißchen sportlich mit einem Schuß Eleganz, in den ich mich für immer leidenschaftlich verlieben will. Mit Zeit für sich, seinen Beruf und seine Hobbies und natürlich für uns… Mit genug Phantasie für gemeinsame Pläne und dem Willen, sie zu verwirklichen. Chiffre Rollschuhe und Milchkaffee. 61 Singende Löwin (33 J., 1,9 m schlank) sucht einen interessanten, aufgeschlossenen »Riesen« bis 40 Jahre mit Herz und Verstand, der auch gerne auf Reisen geht. Solltest du im Raum Köln leben, würde ich mich über eine Zuschrift mit Bild freuen ! Chiffre Musica. 62 Freiheit und Familienglück ? Attr. F, 36; 1,76, brünett; schlank; chic; nichtrauchend; aka; berufl.engagiert (kulturell) interessiert; sportlich; lebensfroh; einfühlsam, mensch- u. tierlieb, sinnl, ehrlich, zuverlässig sucht innerlich ähnlichen, attr. M zw 30 u. 50, mit

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Herz, Humor, berufl. Engagement, sozialer Kompetenz und Wunsch nach Freiheit, Liebe u. Familienglück. Chiffre Das Ja zum Leben.

39 Natürliche Frau, 35/ 1,70, schlank, mag Natur, Kunst Kultur. Bin kreativ, lebendig und liebe das schöne in kleinen Dingen. Suche ausgeglichenen Mann für eine lebendige Partnerschaft. Chiffre Harmonie.

22 You’ve got it! Humorv., sehr attr., sinnl., kreative, unkonvent., vielschichtige Frau (35) sucht Mann mit Herz + dem gewissen Extra für möglichst lange. (Foto !!) Chiffre You’ve got it !

24 Bin 45 Jahre, habe 2 kids und einen interessanten Beruf: Bin eher alternativ als konform: attraktiv und sportlich. Suche Mann zwischen 35 –55 Jahren Chiffre Partnerschaft I.

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72 Sommer tut gut ! Suche nicht nur für einen Sommer souveränen Mann mit Ausstrahlung Herz Hirn und Humor (35 –41) – biete temperamentvolles Wesen (35) in ansehnlicher Hülle (155/ 55), stud., eigenständig + anlehnungsfähig mit sechsjährigem Anhang. Mag Lesen, Kulturelles, Konzerte, Bewegung. Freunde Chiffre Sonnige Zeiten. 73 Bei OBI gab es dich nicht, Neckermann macht es nicht möglich, bei TUI habe ich es mir nicht verdient und ein Nachbar, mit dem es klappen könnte, ist auch nicht da ! Darum mache ich jetzt lieber für mich »Werbung« und hoffe, daß mir (38 J. 165, 51) ein netter sympathischer, interessanter, humorvoller… Mann schreibt (am besten mit Foto), um sich mit einer eben solchen Frau zu treffen. Chiffre Werbung. 74 NEU! DEN RICHTIGEN PARTNER FINDEN ! Die neue Dimension in der Partnersuche: Das Erlebnis- Begegnungswochenende in der Gruppe mit Anspruch, Spaß und Tiefgang. Die ersten Single-Seminare Deutschlands in Köln, München, Hamburg, Bremen, Berlin, Freiburg, Saarbrücken. YADU – Zum Dornbusch 21, 51766 Engelskirchen. Tel 02263/ 48 19 77 Fax 48 19 78 e-mail [email protected] Internet www.yadu.de. 75 Bist Du überdurchsnittl. attraktiv, sportl., karriereorientiert, intelligent, gebildet aber nicht eingebildet, humorvoll und unkompliziert ? Vielleicht kann aus uns etwas werden ? Ich (28, 191, 90) besitze die oben genannten Eigenschaften und möchte Dich kennen lernen. Bitte mit Bild Chiffre 123456. 76 Nett. symp. Wuschelbär a. R. MS-NL. 52/ 183, schlk. Noch jgl. Dusshed. Lg. Dki. Krause Haare led. NR, NT, su. led. fröhl. jg. zierl. schlk. Mädchenfrau, lieb, ehrl. 24 b. 35 J ca. f. Wochenendtreffs z. red. schmus, klass. Musik hör. wand. fotograf. histor. Baut. Malerei, zart, Erotik, mö. gerne mal TV sein. B. Symp. feste Partnerschaft.erw ! Ernstgem.seriöse Zuschr. Chiffre Pu. 77 begegnung – freundschaft – partnerschaft mit einem klugen, wachen, bewußten, lustvollen, mutigen, neugierigen, sinnlichen Weib wünscht lebendiger, offener, begieriger, starker & feinfühliger, großer, schlanker Mann (45) email: [email protected] Chiffre tasten. 78 Frust............, gibt es denn nur Frauen, die eine feste Beziehung suchen ? Für das Eine sucht attraktiver Mittvierziger interessierte Frau. Foto ? Chiffre Freizeit. 79 Lachen und kuscheln… ist allein ziemlich blöd. Daher möchte ich (34/ 191/ R) dich hier gern finden. Was ich mag? Offenheit + Ehrlichkeit, Kölsch + Cappuccino, Nähe + Freiheit, den Rhein, lange Gespräche, und viel Zärtlichkeit… aber wo bist du ? Die (vielleicht auch mollige) Frau mit dem Herz am rechten Fleck den mit Ecken und Kanten, die sie ausmachen ? Chiffre Look of Love. 80 Strandspaziergänge, Wind durchs Haar, Händchen halten und Sand in den Schuhen. Welche nette und unternehmenslustige Frau sehnt sich danach, dies und vieles mehr zu zweit zu erleben. Attraktiver Mann mit Feinsinn und Verstand (33/ 182/ schlank) freut sich Dich kennenzulernen. Chiffre strandkorb. 81 Mit dir tanzen, lachen, glücklich sein ! Mit dir die Welt auf den Kopf stellen tanzen von Tango bis Disco-Fox, Shopping, Kino, Lesen, Inliner romantische Abende und mehr ! Junger Mann (41/ 184/ 74) sucht junge Frau, die sich solch eine Partnerschaft wünscht. Bilderwunsch ! Chiffre Tanzen und lachen. 82 Körper erspüren, mit einer Frau zw. 30 und 50, die Lust hat, sich gelegentlich zum wohligen, aber intensiven Sex mit mir zu treffen. Ich bin 41, dunkelblond, Schnauzbart, 1,78, 84, schöner Hintern. Schreib doch ein paar Zeilen – getrost ohne Foto! Chiffre Körper. 83 Netter, attraktiver 33-jähriger (180, 75) sucht sympathische Sie, die sich eher der Generation Käfer (oder Ente) zugehörig fühlt und mit Generation Golf nichts am Hut hat. Chiffre Maikäfer. 84 Er 34 mit Tiefgang sucht sie für Nordspanien – nicht – nur – Surfurlaub im Juli mit Campingbus und netten Leuten. Weiter reise durch gem. Zukunft möglich Chiffre MFG. 85 Verwandelst Du meine Konjunktive in Indikative ? Wenn du Hauptrolle in meinem Leben spielen wolltest, könntest Du bei mir (34/ 186) finden: Neugier und Nachdenklichkeit, Vertrauen, Nähe, eine verträgliche Mischung aus Humor und Ironie, Leidenschaft in Gefühl und Denken, strategischen Zufall, Musik, Worte und viele Bücher. Und Du ? Gehst Du mit offenen Augen und wachem Blick durchs Leben ? Verfügst Du über mehr Intelligenz als Charme ? Was würde ich finden, wenn ich mich auf Dich einließe ? Chiffre Potentialis. 86 Hast auch du Lust auf eine Entdeckungsreise zu gehen ? Bist auch du offen für ein neues Du, ein neues Wir, und gespannt auf das, was sich daraus entwickeln kann ? Dann laß uns näher kommen – mit Respekt, Achtung, sinnlicher Neugierde, zärtlich, einfühlsam, leidenschaftlich… Melde dich bei Mann, 48, 172, attraktiv, schl., studiert und nicht nur beruflich engagiert. Chiffre Entdeckungsreise. 87 Mann, eher im Sein als im Haben, eher im Jetzt als im Später, offen, gelassen, künstlerisch-freiberuflich, attraktiv (41, 179, schl.) wünscht sich die geistige wie körperliche Begegnung mit einer beziehungswilligen, natürlichen, undogmatischen, tierlieben, innerlich wie äußerlich schönen Frau: email [email protected] Chiffre Jetzt. 88 Frau mit viel Humor, Gefühl, Spontanität, Begeisterung, Zärtlichkeit, Lebensfreude, Gelassenheit, Charme und dem gewissen Etwas gesucht ! Du magst das Meer, den Körper zu spüren bei Tanzen, die letzten Sonnenstrahlen des Tages, sich vertraut sein, gemeinsames Ausbrechen in die Welt, Musik, Freiraum und Nähe, die Stille vor dem Morgen, Bücher, mal Kultur und mich (34/ 185/ NR) immer Mehr! Chiffre Frau gesucht. 89 Superküsser (35) sucht nette, hübsche, Sie für das Eine; na ja das Andere ergibt sich dann schon von selbst. Chiffre das Eine und Andere. 90 Märchenprinzen gibt es nur im Märchen ? Akademiker an der Hochschule (165, NR, 40 J) wartet auf selbstbewußte, schlanke SIE, die auch über sich selbst lachen kann und die beziehungsfähig ist. Chiffre Märchenprinz. 91 Im Aldi nicht, nicht beim Tennis oder Volleyball, auch nicht in der Sauna, im Biergarten oder am Baggersee, geschweige denn in der U-Bahn. Doch vielleicht finde ich Dich ja hierüber. Und dann

93 Humorvoller Löwe sucht dich, 27 –40 im Dschungel der Zivilisation. Mit dir die Zeit genießen – doppelt so lange, verliebt Pläne schmieden, Träume erfüllen u. realistisch durchs Leben gehen das wünsch ich mir mit dir!! Chiffre Löwe. 94 Überlebende (45 & zeitlos) sucht »beste Freundin« für lebenlieben-lernen Gärtnere, massiere, rauche & tanze gerne, bin etwas entrückt, chaotisch & OK welcome: Chiffre »beste Freundin«. 95 GEMEINSAM SCHMUSEN – GETRENNT WOHNEN ? Ausgehen (Kulturereignisse) joggen, evtl. golfen ? Ein Akademiker/ Künstler mit Persönlichkeit/Humor und Ausstrahlung wäre ein großartiges Pendant zu einer attraktiven, liebevollen Autorin (52, brünett, schlank). Bitte ein Foto. Chiffre Partnerschaft. 96 Ich bin klein und alt und häßlich, bin auch fies, gemein und gräßlich und dazu bin ich noch arm und es fehlt mir auch an Charme, hab ne Nase wie Mike Krüger und bin manchmal auch ein Lügner. Von M 36, R, natürlich, nur die Größte, Jüngste, Schönste, Reichste und Charmanteste gesucht. Chiffre Shrek. 97 Sex am Telefon gibt es nicht. Trotzdem ist was los. Bei www.waslos.de findest Du über 100.000 Leute für Sport, Hobby und Freizeit. 98 Overseas Club. Freizeitclub mit eigenem english Pub am Barbarossaplatz ! Bei uns lernst Du schnell und unkompliziert neue Leute Kennen! Treffabende mittw./ freitags, Wochenendprogramm. www.overseasclub.de 0221/ 99 90 056, 0179/ 51 95 906. 99 Sportlicher Typ. jung (36 Jahre) groß (1,88 m) und schlank (78 kg) nett und selbstverständlich mit Humor, Herz und Verstand. Akademiker sogar, fragt: welche ebenso nette, natürliche Frau möchte diesen Mann Kennen Lernen, und zwar nicht nur zum Inline-Skaten (aber auch), sondern für vieles, vieles mehr? Chiffre Nur Mut! 100 Du findest ihn auch im Internet! www.jesus-online.de. 101 Akademiker, 35/ 188/ NOR vielseitig interessiert, ruhiges Naturell, zugezogen aus FFM, sucht Sie zwecks gemeinsamer Freizeitgestaltung (Kino, Stadtbummel, Open-Air-Veranstaltungen etc.) in Raum BN/K. Vielleicht entwickelt sich ja mehr daraus? Chiffre Freizeit ! 102 Das ist sicher: Ich bin kein Mensch für eine Dauerbeziehung. Welcher Frau geht es genauso ? Das ist auch sicher: Aussehen, Erotik, Grips Gepflegtheit, Respekt, Diskretion, Chiffre Sicher. 103 Looking for U ? Selbständigkeit und Unabhängigkeit kennzeichnen Dich ! Vertrauen, Offenheit und Begeisterungsfähigkeit stehen für Dich in einer Beziehung im Mittelpunkt. Du wünscht Dir, Zeit mit eben so einem Partner zu verbringen. Du liebst das Leben und die Welt, die Dich umgibt, kannst noch die kleinen Dinge und das Ursprüngliche entdecken und genießen, wie eine Radtour an einem schwülen Sommerabend oder einen morgens ans Bett Gebrachten Kaffee, magst Reisen, Kultur, gutes Essen und bist nicht ganz unsportlich, Kannst lachen, weinen, träumen ! Dabei wünscht Du Dir einen Partner an Deiner Seite, zu dem eine Verbundenheit besteht, die es Dir ermöglicht, dies alles und ein bißchen mehr auch immer wieder durch seine Augen zu sehen und umgekehrt. Wenn dies auf Dich zutrifft, dann solltest Du Dich bei mir, M 30, ziemlich vorzeigbar, charmant und auch ansonsten mit überwiegend netten Eigenschaften ausgestattet melden. Chiffre lookingforude 104 Beim Frühstück wider von frischgeduschten Augen angeleuchtet werden, den Tag über die Vorfreude auch noch im kleinen Zeh spüren, … Ich, eben doch nur eine Hälfte, aber mit einer guten Portion Lebensfreude, Witz, Engagement, Ehrlichkeit und Größe suche die naturbegeisterte wissbegierige, spontane Frau +/30, die sagt, was sie meint und meint was sie sagt, mit Spaß an LiveMusik, Filmfestivals, Kleinkunst… Chiffre Kleiner Zeh. 105 NEU! DEN RICHTIGEN PARTNER FINDEN ! Die neue Dimension in der Partnersuche: Das Erlebnis- Begegnungswochenende in der Gruppe mit Anspruch, Spaß und Tiefgang. Die ersten Single-Seminare Deutschlands in Köln, München, Hamburg, Bremen, Berlin, Freiburg, Saarbrücken. YADU – Zum Dornbusch 21, 51766 Engelskirchen. Tel 02263/48 19 77 Fax /48 19 78 e-mail [email protected] Internet www.yadu.de. 106 Ich (32/ 178/ 78, Kölner mit Dialekt) frage mich, wie eine Anzeige aussehen muß, auf die Du antwortest. Chiffre Wie? 107 Gemeinsam Gemeinsam Sommergenießen, Sonneanbeten, Urlaub am Meer, ins Kabarett, Saunieren, Seeleverstehen, Körperverwöhnen, Lebensfreudesteigern. Du (NR) sehnst dich auch nach solchen Gemeinsamkeiten ? Dann schreib mir (42, 186, Akademiker, Kinderlos, sehr sportaffin.) Chiffre Urlaub am Meer. 108 Torschlusspanik ? Nein, eher Torschußpanik. Gutes Spiel bis zum Strafraum, doch dort nie die Chancen genutzt. Das wird sich ändern! Sportl. Typ (27, 185, 75) sucht dich ! Chiffre Torschluss.

Intellekt, chic und sexy, die zu Tiefgang fähig ist, ohne immer tiefgründig sein zu müssen, zärtliche und leidenschaftliche phantasievolle Erotik mag, allein nicht unglücklich ist, sich zum vollen Glück aber noch eine anspruchsvolle Beziehung wünscht und dafür auch wirklich einsetzen würde. Chiffre Träumer. 121 Gut aussehender Mann, Anfang 30, 181 groß, in der Musikbranche tätig, charmant mit guten Umgangformen, wertbewußt und treu, humorvoll und sensibel, sucht selbstständige Partnerin mit ähnlichen Eigenschaften, brünetter südl. Typ bevorzugt, gute Allgemeinbildung vorausgesetzt, nur Bildzuschriften ! Chiffre Musikus. 122 Mann, 42, Dr. Paed., 1,83, kurze Haare, sportlich, Suche beziehungswillige Frau, die wie ich einfühlsam, lebendig, liebevoll ist. Bitte mit Bild Chiffre Liebesglück. 123 Langfristige Tanzpartnerin f. Goldkurs u. weitere K. ges. Bis 166 cm, von Stiermann 37 J. mit 16 Tanzerf. Es wäre schön, wenn du zwischen 27 u. 38 J. u. ungebunden bist. Hast du auch noch ein rundes Gesicht + Figur, große runde blaue Augen, bist im Sternzeichen Krebs, Fisch, Steinbock o. Jungfrau, dann wärst du sogar evt. Meine Traumfrau. Es freut sich Chiffre Tanzparnerin. 124 Sex ist nicht verdächtig, verboten, verdammt, verrucht, verdreckt oder verliebten Ferkeln vorbehalten. Sex ist notwendig, äußerst angenehm, und eigentlich einfacher als man denkt. Und im Idealfall der Beginn einer langen Freundschaft. Somit ganz einfach. Schöner, intelligenter, interessanter, schlanker, dunkeläugiger Mann sucht schöne, intelligente, interessante, schlanke, zierliche, nichtblinde Frau bis Mitte 30 für Sex und mehr. Chiffre Sex und mehr. 125 Im Moment möchte ich mich beziehungsmäßig nicht binden (abgesehen davon ist zur Zeit ohnehin keine geeignete Kandidatin in Sicht). Einerseits brauche ich nach längerer Partnerschaft eine Pause, anderseits bin ich im Moment beruflich ziemlich eingespannt. So fehlt mir also in meinem derzeitigen »Lebensabschnitt« Zärtlichkeit, Nähe und Sexualität (zur Zeit befinden sich meine diesbezüglichen biologischen Funktionen unterhalb der Toleranzgrenze). Da mir in diesem Zusammenhang Freundschaft, Sympathie, Vertrauen, Offenheit und Kontinuität wichtig sing, helfen mir One-night-stands nicht weiter. Also, liebe Leserin, wenn es Dir ähnlich geht, Du attraktiv, schlank und sympathisch bist, Zärtlichkeit vermißt, Humor genauso schätz wie tiefergehende Gespräche, dann schreib mir, m 43 J, 174 cm, schlank, attraktiv, gefühlvoll und sehr sympathisch gerne mit Bild. Chiffre Hier un Jetzt. 126 Sinnliches liertes Wesen für leidenschaftliche Stunden von 36 J, schlanken großen Typen gesucht. Chiffre Beisammensein. 127 Netter Eigenbrödler, 42, 183 schlank kreativ, sucht liebevolle schlanke Frau um Gegenwart und Zukunft gemeinsam zu gestalten. Chiffre Ab sofort. 128 Mann, 35 (185 u. 13,5 cm) mit Herz u. Verstand, braunen Augen u. schwarzem Humor sucht attraktive u. diskrete Frau (–35), die ihre Grenzen gerne überspringt. In deinen Augen blitzt die Lebenslust und beide suchen wir nach einer Beziehung, die sich durch lachen, gekonntes Streiten u. Leidenschaft entwickelt. Schreib mir (gerne mit Bild) unter Chiffre Liebesleben. 129 Gut auss. Typ sucht attr. Zierl. F. bis 33 mit schönen Händen u. Füßen für unkomplizierte, tolle Stunden u. Unternehmungen zu zweit. BmB Chiffre Begierde u. Genuß. 130 Welche nette Frau hat Lust, mir (m, 46 J) tanzen (gern auch Tango) und lieben zu lehren o.f.l. Biete meine ehrlich Aufmerksamkeit. Chiffre Liebe(n) tanzen. 131 Bist du die nette Sie, die sich ein Baby wünscht, aber der Mann fehlt? Ich, m, 37 Jahre würde Dir den Wunsch erfüllen, und Dir ein Baby Schenken. Chiffre Babyglück.

150 Mann (37) mit Stil und Stiel sucht unanständiges Vollweib für Lust und Laune, Fränk Chiffre Stil. 151 Ich biete Dir. 39jähriges Unikat, 76 kg verteilt auf sportl. 182 cm, grünblaue Augen, Schalk im Nacken, Lachen auf den Lippen, schöne Hände, warme Füße, Ohren die zuhören, ein Herz am rechten Fleck u. vieles mehr, der nur darauf wartet, von einer wunderbaren Frau entdeckt zu werden Wer wagt gewinnt, dann schreib mir. [email protected] Chiffre entdecken. 152 Schmusekatze sucht Schmusekater du solltest Romantisch und liebevoll sein, deinen Sinn für Humor nicht verloren haben, du suchst genau wie ich eine feste Beziehung, dann melde dich. Ich bin 30/ 174/ 68/ R/ blond, sehr verschmust und liebevoll. Bildzuschrift wäre echte super. Chiffre Schmusekatze. 153 Es wird ein schöner Sommer, wenn du mich kennst, 37, 173, 73, Südländischer Typ aufgeschlossen, lieb und ganz nett, sucht nette Frau für einfühlsame Zweisamkeit und schöne Stunden zu zweit. Kind kein Hindernis. Melde dich ! Chiffre Ferdi. 154 Willst du mit mir gehen? Ich, 31/ 180/ 74, Ing., attraktiv, spontan, gebildet, leider nicht reich, etwas albern, kann aber auch ernst und faul sein und gut zuhören, suche dich, wenn du so- oder auch ganz anders bist. Also, nicht länger die Anzeigen lesen, sondern lieber mir schreiben, bitte mit Bild. Chiffre Born in June. 155 Romantischer, lieber Mann, 38/ 190/ 86 sucht weibliches Gegenstück für Beziehung, Partnerschaft, und Kindersegen. Trau dich, ich bin kein Macho und beiße nicht. Chiffre Familie. 156 Du sehnst dich nach leidenschaftlichen Stunden ohne Beziehungsstreß. Sportlicher Mann, Anf. 40, attraktiv, unkonventionell, ungebunden, groß, schlank, NR, NT, sucht aufgeschlossene Sie (25 –45) mit Sinn für Romantik und Esoterik. Mit Bild und Tel. wäre nett. Chiffre Romantik. 157 Bist du aufgeschlossen, mitteilsam, verläßlich und liebevoll; liebe Leserin, und manchmal voller Sehnsucht nach geistigem u. seelischem Austausch und körperlicher Nähe, Kuschelstunden und zärtlichem Sex ? Dann melde dich doch einfach bei getrennt lebendem, warmherzigem und vielseitig interessiertem männlichem Wesen (44), der gern mit dir vieles erleben möchte und kleine Unternehmungen wie Kino, Sauna, etc., machen möchte; ohne sich gegenseitig einzuschränken Chiffre Lust auf Leben. 158 Last Minute! Flug in Glücklichen Lebensabschnitt schon an Bord: Ich, 39, 1,81, m, sportlich, unternehmungslustig, vielseitig, aufmerksam und mit viel Humor ausgestattet. Willst du mitfliegen? Chiffre Last Minute.

134 Attr. Typ, Fuß- u. Schuhfetischist sucht gut auss. F. mit Schuhtick. Bin 35, sympathisch, kreativ, chaotisch, ein bißchen verrückt, schreibe ein Buch über Mode. Bitte ab Größe 38. Chiffre Sommersignale.

160 Raum BN – K: netter junger Mann (27) schlank, gutaussehend sucht nette Frau! Chiffre Sokrates.

135 GROSSSTADTLIEBE. Welche FRAU (bis Mitte 40) hat wie ich (Ende 40) schon vieles erreicht, große Wohnung/ ausfüllender Beruf/ erwachsenes Kind/ reiches Kulturleben/ Therapie, aber eins fehlt: die alltagstaugliche, weil schonende, gleichwertige, bleibende Partnerschaft. MANN, groß, schlank, restblond, charmant, geistvoll, witzig, reif aber auch noch jungenhaft sucht Frau, dunkelhaarig, weibliche Figur, eher schwerblütig mit Humor und gerne mit Kind ! Bitte Bild. Chiffre Großstadtliebe. 136 Magst Du dich gerne mit anderen unterhalten, offen für Arbeit mit Menschen und Tieren, gehst gerne mal tanzen und ins Kino, hast Vielleicht längere Haare, bist max. 35 ? Netter Mann, 40, 184, selbständig, sucht nette, natürlich Frau für einfach alles. Chiffre Kino.

112 Lust auf ein Abenteuer? Oder suchst Du was Festes? Letzteres kann sich aus Erstem ergeben – wenn nicht, waren es wenigstens lustvolle Stunden ohne Reue mit einem gutaussehenden Mann (33, 174) oder vielleicht lieber ein langsames, sinnliches Herantasten? Interesse ? Chiffre Abenteuer.

139 Emanzipiert, arrogant, dominant, attraktiv, weibliche Erscheinung, selbstbewußt, erfolgreich, mit beiden Beinen im Leben stehend, das bist Du ? Dir ist Karriere im Beruf wichtiger als Hausmütterchen zu spielen ? Du bietest einem Mann oft die Stirn und läßt Dich gerne auf Händen tragen ? Du magst auch gerne mal gemütliche Abende zu zweit, läßt dich gerne verwöhnen, gehst gerne essen, Kino, treibst gerne Sport? Du hast bisher noch nicht den Mann gefunden, der mit Deinen Eigenschaften klar kommt? Ich 33/ 181/ 90, gutaussehend, gepflegt, ohne Bart, Bauch, unbehaart, sportliche Figur, denke, daß ich der Mann ben. Ich suche eine Frau wie Dich, stark, selbstbewußt, erotisch, die Frau, die sich wie eine Frau anzieht, die trotz all ihrer Eigenschaften lieben kann, Gefühl zeigt, ehrlich und treu ist und mit der Mann über alles reden kann, die zärtlich sein kann, jedoch in bestimmten Momenten einer Beziehung dem Partner klar zu verstehen gibt, daß sein Platz kniend zu ihren Füßen zu sein hat und er ihr zu dienen hat. Gibt es diese Frau nur in den Medien um über etwas diskutieren zu wollen? Wenn es sie gibt, will ich sie kennen lernen. Ich bin nicht für eine Nacht zu habe, eher für 1001. Melde Dich am Besten mit Foto. Chiffre Emanzipiert.

113 Du bist jung, hübsch, elegant, schlank, devot, nicht über 35, aber du bist alleine. Weil es dir an Gelegenheiten fehlt. Mir Geht es ähnlich, ich werde für dich da sein und mich um dich kümmern. M, 38, 1,86, dkl.hr., schl., sportl., attr., humorvoll, lieb. BmB. Chiffre Erfüllung.

140 Attraktiver und weitgereister Mann, mit unkonventionellem Blick sucht offene Frau mit weitem Horizont für Lust, Liebe und eventuell Beziehung. Du solltest weniger an Konventionen als an einem aufregenden Leben und Inhalten Interesse haben. Ich bin 37, 180 groß, schlank, Chiffre Horizont.

114 Ein ruhiger, großer Mann, 39, schlank und mit Vorlieben u.a. für Musik, Literatur, Motorradfahren und schöne Landschaften, zunächst eher an Zweisamkeit interessiert, nicht studiert, attraktiv, sucht eine warmherzige Frau für ein vertrauensvolles, vielseitiges und sich entwickelndes Miteinander. Bis bald? Chiffre Das Leben ist schön.

141 Männerhände (schön), neugierig auf lebendige Weiblichkeit. Welche Frau geht mit mir, meinem Geist, meinem wohlriechenden Körper und meinen Händen auf sinnliche Entdeckungsreise. Mann ist selbst, kreativer Akad., 44 J, 72 kg also schlank und fit. 180 cm, NR Chiffre Männerhände.

115 Schönster Mann von Deutschland sucht Erotisierung des Alltags zu zweit. Wer hat den Mut, sich auf Liebe, Lust und Leidenschaft einzulassen ? Chiffre Schönster Mann.

142 Effektiv suchen! PARTNER-SCHAFFT – die außergewöhnliche Herzensagentur bundesweit. »Positive Ausnahme« (test-heft 2/92). Unsere kostenlosen Info-Unterlagen bestellen unter Telefon 0800/22 88 444 (gebührenfrei) oder im Web downloaden: www.partner-schafft.de.

118 Rüstiger Endreißer, 180, 78 sportlich, NR, mit Führerschein, finanziell unabhängig, vielseitig interessiert, sucht Sie ab 30. Chiffre bleibt alles anders ?

149 Jeans, Leder, Motorrad, Natur, Kneipe, Kino, Tanz, Welche nette Frau bis 45 J hat Lust mit mir (m, 187, schlank, blond 46 J) etwas Schönes zu unternehmen. Freue mich auf jeden Brief. Chiffre nette Frau.

159 Zärtlicher Mann, 40, 1,8m, 78 kg. Jünger aussehend, total verschmust, vielseitig interessiert Kunst, Kultur, Musik, Natur, Motorradfahren, Kino und vieles mehr sucht liebe sympathische Sie, 28 – 38 zum Aufbau einer festen, harm. Beziehung, Wenn für dich Treue + Ehrlichkeit keine Fremdwörter sind dann melde dich Chiffre Zärtlichkeit.

110 Such liebe Sie zwecks Freizeitgestaltung und eventl. Auch mehr. Bin 33/ 173, schlank, Langweilige Anzeige ? Präziser bitte ? Also… hmmm : Sternenhimmel lieber als Sport, die Nacht durchtanzen oder früh raus zum wandern ; Radel statt Generation Golf: leben ohne Netz und doppelten Boden. Obwohl?! Ich würde dich liebend gern mit meinem Netz aus dem Wasser fischen, nur um dich zu umgurren und zu verwöhnen wie Weiland der arme Fischerjunge die Meerjungfrau. Lasse einen Traum wahr werden ? Chiffre Fischerjunge.

117 Vielbeschäftigter (3 Kinder) sucht Vielbeschäftigte, um kostbare Abende und Wochenenden gemeinsam mit kulturellen und anderen Unternehmungen zu verbringen. Suche lebendige und selbstbewußte Frau, die Interesse an einem Musik und Sport liebenden Mann (36, 181, 68) hat, um mit ihm eine interessante und lustvolle Beziehung aufzubauen. Chiffre Begegnung.

148 Romantischer Intellektueller (1,78, schlank, blond, Mitte 40) mit Realitätssinn (fester Job, teilzeitfähig) und Verantwortungsbewußtsein (nach tollen Erfahrungen mit meiner Tochter offen für mehr Kids) hat Sehnsucht nach ihr (30 –40, schlank, ehrlich und warmherzig) und einer lebendigen, erotischen und dauerhaften Beziehung, Zuschriften bitte mit Bild. Chiffre Romantischer Intellektueller.

133 Lieber langbeinig als langweilig, auch wenn du (lieb + frech, spontan + verläßlich, nicht dumm im Kopf ) mir die Decke wegziehst, meine Schokolade aufißt und das Sofa vollkrümelst, würde ich (38/ 1.90, stud., mittelblond. After shave: Azzaro, nur dunkle Socken) mit dir den Tango tanzen und dies nicht nur einen Sommer lang. Chiffre Taktgefühl.

137 Bin kein Macho und noch weniger ein Brutalo, aber ich spiele gern mit dem Feuer oder besser mit dem Wechselspiel zwischen Schmerz und Lust. Ich suche deshalb keine »devote Frau«, sondern eine Partnerin die diese Erfahrungen so schätzt wie ich und sie vertiefen möchte. M, 37, 180, 74 kg Chiffre Apollinaire.

116 Ein Mann etwas anderen Stils (39/ 196) temperamentvoll ruhig, gut zuhörend, tiefgängig und humorvoll sucht Gleichgesinnte. Liebe Musik, reise gerne, bin viel draußen und neugierig auf alles was etwas besonderes ist. Habe Mut und wir tanzen gemeinsam durch das Leben. Chiffre Blauwal.

147 Ich stelle mir vor: Irgendwohin zu gelangen, um mit Dir auf dem Motorrad Kurven zu umrunden; Sinnvolles zu tun, indem wir im Gras liegend, die Sonne genießen und uns ansehen; Zu klettern, um nach oben zu kommen; Die Zeit zu verbringen, um unsinnige, akademische Gespräche zu führen; Dich zu erregen, indem meine Hand über Deinen schlanken Bauch streichelt. Teil mir doch mal mit, was Du Dir so vorstellst. Vielleicht sogar mit Bild? Ach so, ich bin 37, 1,86 cm, 70 kg (und noch ein paar Sachen mehr) Chiffre Vorstellen.

132 Junger Mann (blind) 44 J. sucht Partnerin. Eigene Behinderung kein Hindernis, eigene Wohnung vorhanden.

109 Unglaublich, aber wahr: Abnehmen ohne zu hungern ! Endlich fit werden ohne aufzustehen ! Jetzt möglich mit einem schönen, kräftigen und außerdem noch klugen Mann (39, mittelblond, 181) der deinen (W, 35 –45) Bedarf an Zärtlichkeit, Sinnlichkeit und guten Gesprächen während der Vormittagstunden der Woche deckt und dich aufatmen läßt. Bin sehr offen und tolerant, hoffe, du bist neugierig, liebvoll und lachst auch mal gerne. Dann schreib mir einfach ! Chiffre Fitneß.

111 Er/ 38/ 196, schlank, attraktiv, Musiker kreativ, bodenständig und lebenslustig sucht eine attraktive, beziehungsfähige, liebevolle Frau für eine gemeinsame Zukunft, Bitte nur Bildzuschriften Chiffre Gemeinsame Zukunft.

als Begleitung fehlst. Bitte Bildzuschriften. Chiffre Neu auf dem markt.

138 Suche Catherine M. und/oder Gleichgesinnte, Chiffre Mut zur Lust.

143 Nettes und großzügiges Paar (w35/ m38) ohne Bart, Bauch und Buckel sucht nette und schlanke bis mollige Sie (bi, 18 –40) für erotische Stunden oder Nächte (bei Sympathie gerne Dauerfreundschaft.) Chiffre Großzügiges Paar. 144 Auf in den Frühling der Gefühle. Der Wind ist günstig, es richt nach Liebesabenteuer. Ich werfe mein Herz ins Spiel der Lüfte: Flugsaat für die guten Seiten glücklichen Entdeckens. Lebensoffener, sehr interessierter, natürlicher und begeisterungsfähiger Mann, 36/ 1,90, schlank, NR, sportlich, natur- und kulturinteressiert und zufrieden, sucht spannende Sie, 30 –42 Jahre, zum aktiven, romantischen und bereichernden Verlieben. Chiffre Glück.

119 Anzeigenüblicher Mann (also ohne jeden Nachteil – na ja, fast) 39, 190/ 88, fände es schön, sich ab und zu mit einer sympathischen und fantasievollen Frau zu treffen, die genau wie er Diskretion und Niveau schätzt. Chiffre Diskretion.

145 Sommer Welche nette sympathische Frau möchte mit mir (m, 1,77, 36) den Sommer genießen. Ich mag von Kino bis Oper, von Geschichte bis Psychologie, von Doppelkopf bis tanzen (so Walzer mäßig) alles was Spaß macht. Also melde Dich doch einfach mal Chiffre Sommer.

120 Get out of my dreams ! Akademiker (41/ 182/ 74) angeblich nicht unansehnlich, gebildet, sensibel, zuverlässig, realistisch und romantisch, beruflich engagiert, genussfreudig, aber nicht vergnügungssüchtig, vielseitigst interessiert (Wellness, Sport, Natur, Kultur, Discothek u.a.m.) träumt von entsprechendem Pendant einer selbständigen, attraktiven Frau mit Stil, Charme, Eleganz und

146 Neu auf dem Markt Nach mehreren Jahren bin auch ich jetzt wieder dabei. Raucher, 43 Jahre, 175 cm, 79 kg, blaue Augen, Sternzeichen Schütze sucht die einfache Frau um die 40, die auch nochmal einen Neuanfang wagen will. Unternehme viel mit meiner Tochter 4 Jahre, weshalb ein Kind von Vorteil wäre. Gehe gelegentlich in die Kneipe zum tanzen oder auf ein Bier, wozu. Du mir

161 Nur die Liebe zählt ! Ich 32 J/ 1,78 lieb und treu suche Sie treu und zuverlässig zum gemeinsamen Kuscheln und Lieben. Bin sehr sportlich und mache Musik, Vielleicht können wir uns ja schon bald bei einem guten Glas Kölsch näher kommen. Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn du dich bei mir meldest. Chiffre Daylight. 162 Sportler, 33/ 180/ 74, mit vielseitigen Interessen, sucht nicht die perfekte Traumfrau mit den Maßen 90-60-90, denn Aussehen, Alter und Nationalität ist für mich unwichtig. Für mich zählen nur die inneren Werte und der Charakter eines Menschen, Jeder weibliche Single mit oder ohne Kind kann mir schreiben, wenn sie einen toleranten und charmanten Mann mit Niveau und einem gepflegten & ansprechendem Äußeren kennen lernen möchte, der sich z. Zt. In Haft befindet. Ich bin offen, ehrlich u. aufgeschlossen und freu mich über jede (Bild)-Zuschrift, Rückantwort ist Ehrensache ! ! Chiffre Einsames Herz. 163 Dominanter, seriöser Er (30), konsequent-streng, aber nicht brutal sucht devote, exhibitionistische Sie, die einerseits gehorsame, unterwürfige Sklavin, andererseits Geliebte, geachtete Partnerin sein will. Biete aussagefhg. Zuschrift, keine Möchtegerne und Spinner! Chiffre Liebesbeziehung. 164 Sehr zärtlicher u. einfühlsamer Po-Liebhaber (44) sucht weibl. Haut zum Streicheln, Massieren, ankuscheln. Nicht nur deine Haut, sondern auch deine Gedanken und Gefühle interessieren mich. Einfach nur wohl fühlen und liebevoll, aber nicht einengend miteinander umgehen. Vielleicht können wir auch 1 x wöchentlich in die Sauna gehen und anderes unternehmen. Bin nicht unansehnlich, vielleicht etwas zurückhaltend, aber bei Vertrauen sehr aufgeschlossen. Chiffre Liebevoll. 165 VORSICHT UND MISSTRAUEN IST BESSER ALS… Alte Kamelle aber leider ganz besonders auch bei Kleinanzeigen wahr! ALSO FRAUEN: Seid zurückhaltend mit Eurem Namen und

Adresse, nehmt lieber eine Freundin mit und behaltet miese Erlebnisse nicht für Euch. Mitteilungen und Fragen Chiffre Kamelle. 166 Schick mir bloß kein Bild. Sympathischer Mann (40, 192, 96, akad., Nichtraucher, braunäugig) will Dich so kennen lernen, wie Du bist. Vielleicht interessiert Dich auch so wie mich: Kino, Kleinkunst, Konzerte, soziales Engagement oder Reden und Zuhören bei Menschen, die man mag. Ich suche die jüngere Co-Pilotin, die Ihre ersten Flugversuche überlebt hat, und nun neue Ziele gemeinsam anfliegen möchte. Kinder herzlich willkommen. Chiffre CoPilotin. 167 Frühling, Zeit zum Verlieben. Ich, 43, 184, 85 suche die nette schlanke Frau, die mit einem Nichttänzer, aber sonst vielseitig interessierten Mann dieses Gefühl erleben möchte. Falls es diese Frau in Köln gibt, sollte sie mir unbedingt schreiben. Also, bis bald? Chiffre Verlieben. 168 Ungewöhnliche Frau gesucht, die sich auch eine offene Zweierbeziehung wünscht. Ich (38/ 184/ schlank/ attraktiv) möchte das Leben gern mit dir – einer attraktiven, klugen, aufgeschlossen, langhaarigen Frau (30 –40) in Liebe genießen, aber weiterhin sollte für beide die Möglichkeit bestehen, Nähe und Sexualität auch mit anderen Menschen leben zu können, ohne krankhafte Eifersüchtelein. Bin ein lebhafter, offener, sehr humorvoller, wacher, therapieerfahrener, sinnlicher und leidenschaftlicher Mann, mit Sinn für Schönes. Freu mich auf deine e-mail: freiheit_und_beziehung@ gmx.de oder Chiffre Freiheit und Beziehung. 169 Jung doch nicht unerfahren sucht interessante 18 –25 zum kennenlernen und anderes ! Ich 18-177-59 NICHT langweilig warte auf dich !! Chiffre Jung. 170 Hey! Ich steh auf Parties arrogant rum, trage im Gloria nur Schwarz, gucke Fußball, weiß mein Sternzeichen, versuche beim 1000 mal Cher nicht auf die Tanzfläche zu brechen, trinke gelegentl. sogar Tee… und was passiert? Genau… also schreib mal. Chiffre Crying at the discotheque. 171 Bin 48, feminin, 167 cm gross, sportlich, schlanker Typ, vielseitig interessiert, kreativ begabt. Suche eine zärtliche Partnerin

* * * John M e A Mu ua y Bene c a Encoun e 2003 Te a be ü Po e L aß äu e 230 230 cm Cou e Han W edaue 101

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* * * John Miller, A Mutually Beneficial Encounter, 2003 Litfaßsäule, Poster, Text, 230 x 300 x 300 cm Courtesy Hans Wiedauer Installationsansicht Bodypoliticx, Witte de With, 2007 © Foto: Bob Goedewaagen und Witte de With 103

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* * * Elmgreen und Dragset, Queer Bar, Powerless Structures, 1998 Holz, Metall, Barhocker, Fußablage, Zapfhähne, 120 x 300 x 300 cm Courtesy Haubrok Foundation 104

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* * * Monica Bonvicini, These Days Only a Few Men Know What Work Really Means, 1999 Stellwände, C-Prints auf Duraclear, 239 x 679 cm Sammlung Thaddaeus Ropac, Salzburg/Paris © VBK, Wien, 2009 106

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* * * Tatiana Trouvé, Totem, 2006 Metall, Leder, Piercing, Seil, 195 x 165 x 90 cm © Foto: Marc Domage 108

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* * * Tom Burr, Put Out, 2003 Installation, verzinkter Stahl, Holz, Farbe Jeweils 230 x 149 x 259 cm Courtesy Galerie NEU, Berlin 111

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* * * Hito Steyerl Still aus: In/Dependence, 2007 DVD, 3 min Courtesy die Künstlerin © VBK, Wien, 2009 112

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* * * Hito Steyerl Still aus: In/Dependence, 2007 DVD, 3 min Courtesy die Künstlerin © VBK, Wien, 2009 114

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* * * Olaf Metzel, Frauen putzen besser, 2002 15-teilige Installation, verschiedene Materialien, jeweils 130 x 40 x 50 cm Courtesy Produzentengalerie, Hamburg © VBK, Wien, 2009, © Foto: Olaf Metzel 116

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* * * Olaf Metzel, Frauen putzen besser, 2002 15-teilige Installation, verschiedene Materialien, jeweils 130 x 40 x 50 cm Courtesy Produzentengalerie, Hamburg © VBK, Wien, 2009, © Foto: Peter Sander 119

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* * * Marcel Duchamp, Bicycle Wheel, 1913/2007 Replikat, Metall, Holz, 129,5 x 63,5 x 41,9 cm Installationsansicht Bodypoliticx, Witte de With, 2007 © Foto: Bob Goedewaagen und Witte de With 120

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* * * Robert Müller, La veuve du coureur (The Cyclist’s Widow), 1957/2007 Replikat, Home-Trainer, Dildo, 120 x 150 x 50 cm Installationsansicht Bodypoliticx, Witte de With, 2007 © Foto: Bob Goedewaagen und Witte de With 123

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* * * Erik Visser, Seal, 2005 Buntstift auf Papier, 10 x 15 cm Erik Visser, 39, 2006 Buntstift auf Papier, 10 x 15 cm Courtesy der Künstler 124

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* * * Erik Visser, Peacock, 2005 Buntstift auf Papier, 10 x 15 cm Courtesy der Künstler 125

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Hustler, Bd. 10, Nr. 4, Oktober 1983, Cover

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THE PORN IDENTITY EXPEDITION IN DUNKELZONEN EIN RUNDGANG DURCH DIE AUSSTELLUNG

* * * Die von Thomas Edlinger und Florian Waldvogel kuratierte Ausstellung The Porn Identity. Expeditionen in die Dunkelzone in der Kunsthalle Wien konzentriert sich auf Installationen und Filme/Videos. Auf Fotografie und Malerei wurde weitgehend verzichtet. Man wollte nicht einer genüsslichen Kontemplation Vorschub leisten, einem frivolen Delektieren an unbewegten Objekten der Begierde, die sich dem penetrierenden Blick in passiver Verfügbarkeit zum Gebrauch anbieten. Die Bilder haben laufen gelernt und sie laufen alle gleichzeitig. Und der Besucher läuft hinterher und muss sich aus den zerstückelten Erzählungen und erotischen Stimuli seine eigene Ausstellung komponieren. Der handfeste Gebrauchswert der Pornografie, ihr Zweck der Produktion von sexueller Erregung verschiebt sich ins Imaginäre. Körperteile und narrative Fragmente entfalten, aus dem Kontext gerissen, einen ganz eigenen Zauber der Uneigentlichkeit. Es geht, mit Roland Barthes gesprochen, um eine „metonymische Ausdehnung des Körpers“; das Sehen kippt in die Blindheit oder in die Halluzination: „Lieber die Trugbilder der Subjektivität als der Schwindel der Objektivität. Lieber das Imaginäre des Subjekts als seine Zensur.“1 Was bleibt vom Begehren, wenn es aus dem Rückzugsraum der privaten Triebabfuhr in die öffentliche Sphäre des kulturellen Genusses verlagert wird? Findet durch die anästhesierende Wirkung des White Cube eine Entsexualisierung statt, die die Erotika ihrer möglicherweise skandalträchtigen Inhalte beraubt und zu austauschbarem Material im unendlichen Flackern der wuchernden Bilderwelt macht? The Porn Identity will keine Antworten geben auf jene Fragen, die im Zusammenhang mit Pornografie immer gestellt werden, und keine Lösungen für das Mangelerleb-

nis im visuellen Dschungel des Begehrens anbieten. Stattdessen wird durch eine Vielzahl von Werken und künstlerischen Zugängen, aber auch profanen Artefakten aus dem mehr oder weniger kommerziellen Pornomilieu ein Spektrum zwischen sexuellen Möglichkeiten und Unvorstellbarem gezeigt, das Bild, Phantasie und Diskurs in ein produktives Spannungsverhältnis setzt. Im Bruch, den der Ausstellungsraum als Schnittstelle zum wirklichen Leben einführt und der den phallozentrischen Blick zersplittert, könnte also etwas sichtbar werden, von dem wir noch nichts wissen: ein Inkommensurables zwischen Begehren und Jouissance, eine prickelnde Anregung, durch die zumindest eine bildsprachliche Annäherung an das lacansche Sinthom möglich wäre. Marlene Harings installative Arbeit Show Me Yours, I’ll Show You Mine, erstmals 2008 umgesetzt, basiert auf einer Performance der Künstlerin während der Eröffnung der Schau: Angesprochen mit dem Satz „Show me yours, I’ll show you mine“ werden die Besucher in einer Mischung aus kindlicher Naivität und unverblümter Direktheit von der Künstlerin aufgefordert, sich in die ovale Kabine zu begeben, um sich in einer wenige Sekunden dauernden Aktion zu entblößen. Indem sie die Grenzen gesellschaftlicher Verhaltensnormen und des individuellen Schamgefühls austestet und Reaktionen provoziert, stellt die Künstlerin die erotische Enthül* * * 1

Zit. nach Christian Linder, „Fragmente der Wollust. Außenseiter und Verführer. Über Leben und Werk von Roland Barthes“, in: Lettre International, Nr. 82, 2008, S. 98.

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lungslust und Prüderie der Ausstellungsbesucher auf die Probe. Das bei der Performance verwendete Requisit, eine Kabine aus Holz, wird in der Ausstellung zum skulpturalen Platzhalter mit Werkcharakter, in dem ein Dokumentationsvideo der Interaktion zwischen Künstlerin und Publikum zu sehen ist. Angela Bullochs Anordnung von gedruckten Regeln für einen Arbeitsbereich, der sich gemeinhin gegen jede Transparenz sperrt, stammt aus dem New Yorker Striplokal Baby Doll Lounge und ziert nun, groß ausgeplottet, die Eingangswand zur Ausstellung. In Baby Doll Saloon überträgt die Künstlerin die an einer Toilettentür entdeckten Anleitungen für einen störungsfreien Betrieb in den Kunstraum. Als erstes Element der 1992 begonnenen Rules Series reflektiert das Werk die soziale Spezifität von Verhaltensregeln. Durch die Kontextverschiebung werden die Handlungsanweisungen einem Publikum dargeboten, das sie distanziert als Text unter anderen wahrnehmen kann und sich nicht, wie die Stripperinnen an ihrem Arbeitsplatz, mit dem Kodex als Instrument der Kontrolle auseinandersetzen muss: „If you take drugs try not to bring them to work with you“, steht da, oder, ganz im Sinne der Einübung einer gouvernementalen Selbststeuerung, die den Unternehmerwunsch als Eigenverantwortung verkleidet: „You must be flexible about your choice of music. You are not the only one listening to it.“ Bereits der Titel eines der erfolgreichsten US-Pornos aus dem Jahr 1972, Behind the Green Door, thematisiert die Dialektik von Heimlichkeit und Enthüllung. In dem Film bleibt die in 128

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einem Theater auftretende Hauptdarstellerin Marilyn Chambers stumme Sex-„Schauspielerin“ im wörtlichen Sinn. Ihr Gesicht wird in einer zur Entstehungszeit skandalträchtigen siebenminütigen psychedelischen Sequenz mit Sperma überströmt. Johannes Wohnseifer erweist diesem tabuverletzenden Film mit seiner Installation In Front of the Green Door von 1996 Reverenz. Hinter Wohnseifers Tür wird der in John Lautners Sheats-Goldstein Residence gedrehte Porno Possessions von Andrew Blake gezeigt. Das architektonische Monument der kalifornischen Moderne trägt die Adresse 10104 Angelo View Drive in Beverly Hills, die zum Titel der 2004 entstandenen Filminstallation von Dorit Margreiter wurde. Die Künstlerin lotet das futuristisch-geisterhafte Potenzial dieses Gebäudes aus: Decken und Wände sind verschiebbar, die Raumarchitektur somit flexibel. Die exzentrische, großzügige Eleganz des Hauses führte dazu, dass es als Kulisse für Hollywoodfilme (etwa The Big Lebowski) ebenso wie für Pornos verwendet wurde. Die queere kalifornische Künstlerinnengruppe Toxic Titties kommentiert in Margreiters Video mit eingefügten genderkritischen Szenen die Geschichte der unterschiedlichen Nutzungen. Im Licht dieser ideologiekritischen Appropriation können die vorgeführten ein- und ausfahrbaren Architekturelemente mit einem erotischen Maschinenballett assoziiert werden. An der Biografie von Marilyn Chambers lässt sich das komplexe Verhältnis von Sauberkeit und Schmuddeligkeit oder pathetischer formuliert von Heiliger und Hure exemplarisch zeigen: Chambers lächelte als Werbe-

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ikone von der Verpackung des prototypischen Produktes einer sauberen Hausfrauenwelt – eines Waschmittels – , bevor sie sich in die „schmutzigen“ Niederungen der Sexindustrie begab und prompt ihren Werbejob verlor. Doch stellen die scheinbar unvereinbaren Rollen vielleicht eher wechselnde Projektionen dar als einen schroffen Gegensatz. Denn einem fetischisierenden Blick macht es keine Mühe, gerade die Reinste in der Vorstellung zu besudeln und umgekehrt jede Wichsvorlage zur Sexgöttin zu erheben. Katrina Daschners in sechs Sequenzen unterteilte installative Arbeit Dolores von 2005 bezieht sich auf Vladimir Nabokovs Roman Lolita von

Illustrierte Film-Bühne vereinigt mit Illustr. Film-Kurier, Nr. 6150, Cover

1955 bzw. auf Stanley Kubricks Verfilmung von 1962. Daschner liefert nicht nur eine lesbische Version der literarischen Vorlage und deren Adapti-

Plakat zum Film Behind the Green Door, 1972, R: Jim und Artie Mitchell, DVD, 72 min, © Mitchell Brothers Film Group (eine Marke der Cinema 7 Inc.)

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Stills aus: Behind the Green Door, 1972, R: Jim und Artie Mitchell, DVD, 72 min, © PWE Verlag/defd-movies, Hamburg

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on für den Kunstraum, sondern eine komplexe multimediale Erzählung, die vom Erwachsenwerden und der Selbstbestimmung der vierzehnjährigen Dolores (von Humbert Humbert, dem pädophilen Erzähler im Roman, verniedlichend Lolita genannt), von ihrer Sexualität, ihrer Liebe und ihrem Leben berichtet. Am Beginn erzählt die Halbwaise von ihrem Vergnügen an der Masturbation, dann von ihrer Verbindung mit Humbert und mit einer wesentlich älteren Künstlerin, die sie schließlich verlässt und von deren Exmann Quilty sie vergewaltigt wird. Die Arbeit endet mit einem Video, das Dolores und ihre neue, gleichaltrige Partnerin beim Sex zeigt. Daschners Neufassung der Geschichte von der Fixierung eines reifen Mannes auf eine Kindfrau legt den Schwerpunkt auf die verschiedenen Stationen der Identitätsbildung: von der Entdeckung der eigenen sexuellen Orientierung über Situationen des Ausgeliefert- und Alleinseins, der Flucht und des Opferwerdens bis zur Emanzipation von einer traumatischen Vergangenheit. In der Ausstellung sorgt das Ehepaar Ed und Nancy Kienholz für Entertainment bei der Biker-Bierpause an der nächsten Bar und errichtet den Freizeitgelüsten ein am Sockel golden schimmerndes, prachtvolles Denkmal. The Bronze Pinball Machine with Woman Affixed Also von 1980 ist eine skulpturale Verbindung von auf dem Flohmarkt gefundenen Objets trouvés, ein Playboy-Flipper mit zwei herausragenden gespreizten Frauenbeinen aus Bronzeguss – ein bastardisierter Flipper als böse Wunschmaschine. John Miller verneint in A Mutual Beneficial Encounter von 2003 hinge-

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gen die sexuelle Ausschließlichkeit der Paarbildung und deren Besitzansprüche und kappt die unhinterfragte Verbindung zwischen sexuellem Begehren und romantischer Liebe. Stattdessen breitet er auf einer Litfaßsäule und einem Koordinatensystem auf dem Boden die Vielzahl sexueller Kontaktanbahnungen aus, die im Zeitalter des Internets eine allzu vorhersehbare, zufallsfreie Möglichkeit zu einer ersten amourösen Zusammenkunft bieten. Michael Elmgreen und Ingar Dragset lassen sich von Foucault und seiner Geschichte der Sexualität zu ihren machtlosen oder besser machtverweigernden Architekturentwürfen wie Queer Bar, Powerless Structures von 1998 inspirieren: „It’s only how you deal with structures already being there, and all structures can be altered or mutated.“ Die Sexualisierung des White Cube, die Aufladung einer Struktur mit metallisch glänzenden Zapfsäulen und -hähnen, die Verwandlung eines Ortes in ein dysfunktionales, minimalistisches Objekt wird hier mit der Inversion einer Raumarchitektur, einer queeren Bar, bei der außen und innen vertauscht sind, vorangetrieben. Das Plakatprojekt These Days Only a Few Men Know What Work Really Means (1999) der italienischen Künstlerin Monica Bonvicini zeigt überlebensgroße nackte Bauarbeiter, riesig aufgeblasene Fotos aus Schwulenpornos, die mit Zitaten von Architekten versehen sind. Die Bauarbeiter waren bereits in einer anderen Arbeit, einem Fragebogen mit dem Titel What Does Your Wife/Girlfriend Think about Your Rough and Dry Hands?, Gegenstand einer soziologischen Studie. Bonvicini, die bereits als Studentin Hirn- und

Handarbeit verbinden wollte, widmete die künstlerische Umfrage den Bauarbeitern und wollte durch öffentliche Aufmerksamkeit deren soziale Stellung aufwerten. Die Künstlerin, die als Domina der Kunstszene bezeichnet wird und sich bereits seit den 1990er Jahren dafür interessiert, wie sexuelle Identität durch Architektur erzeugt werden kann, benutzt in dieser Billboardarbeit das gesellschaftliche Klischee und die Fetischisierung des Mannes. Sie macht sich über eine abstrakte Idee von Männlichkeit lustig und lässt sie im Warencharakter der Kunst verkommen. Die 2006 entstandene zweiteilige Skulptur Totem der französischen Künstlerin Tatiana Trouvé erscheint als Balanceakt zwischen filigran und locker verwobenen Materialien, die sich zu einem anmutigen, gänzlich funktionslosen Netz aus Leder, Metall und Seil verbinden, und massivem Stein, der das Werk im Raum verankert. Die Künstlerin, die sich als Bildhauerin begreift und deren Arbeiten immer etwas Grafisches haben, erzeugt in der ästhetischen Reduktion subtile Anspielungen: „I have started to sculpt echoes.“ Schwarze Gürtel, Leder und Schnürbänder, die Stangen umhüllen, Gummi, Stecksysteme, Piercings, Lederummantelungen, Halfter, glänzende Metallstangen, schwarze maskenartige Lederobjekte mit eingestanzten Löchern und Kandaren erinnern an Instrumente und modische Accessoires der sadomasochistischen Szene. „Das Leder erinnert an Korsagen, die Stütze und Handicap zugleich sind“ (Monica Bonvicini). Die Künstlerin verwendet Objekte der Lust, die das Begehren kanalisieren und potenzieren. Die Ab-

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wesenheit des menschlichen Individuums in den fetischisierenden Gesten der Kunst von Tatiana Trouvé suggeriert durch die mechanistische Zurichtung von Gegenständen und die erotisch aufgeladenen Werkzeuge dennoch die Anwesenheit eines Subjekts. Trouvés räumliche Arrangements und Objektfindungen bahnen sich einen Weg durch den Dschungel einer zwischen Realismus und Abstraktion taumelnden Kunstwelt, im unaufhörlichen Takt von Anziehung und Zurückweisung, der auch Marcel Duchamp zu seinen Rotoreliefs veranlasste. Catherine Millet hat Tatiana Trouvés Arbeiten als Junggesellenmaschinen bezeichnet. Ein Begriff, der Harald Szeemann einst zu einem Ausstellungstitel inspirierte: „Junggesellenmaschinen: Scheinbar unmöglich, irrational, unnütz, widersinnig, Hirngespinste, Phantasmen, spielen sie ein radikales Spiel der Illusionen und imaginären Lösungen.“ Der US-amerikanische Künstler Tom Burr hat bereits 1995 mit einer Ausstellung in der New Yorker Galerie American Fine Arts auf die Umgestaltung des Times Square reagiert. Dessen frühere architektonische Elemente hat Burr verfremdet, indem er ihre Formen und Materialien in Anlehnung an die entsubjektivierte Ästhetik der Minimal Art zu sexuell konnotierten Skulpturen mit Titeln wie Video Booth verarbeitete. Der ästhetisch gebrochene Transfer verdrängter Gegenstände des urbanen Raums wie Toiletten oder Videokojen in den White Cube erzeugt so eigensinnige wie erinnerungsmächtige Objekte, die auf ausgelöschte Subkulturen verweisen. Auch mit seinen jüngeren Arbeiten Put It Down und Put Out (2003) betreibt Burr seine Archäologie 132

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verschwundener, unreglementierter, „wilder“ Lebensräume. Seine schwarzen Pferdestallskulpturen, das Zaumzeug, die Maske und die Decke im weißen Kunstraum erzählen von der Dressur des Triebs, von der Domestizierung des Animalischen und umgekehrt vom wohlkalkulierten Exzess im trauten SM-Heim. In der „Skistockspieß-Installation“ Frauen putzen besser (2002) von Olaf Metzel penetrieren zahlreiche Skistöcke Teile von Fußabtretern, Schaumstoffund Gummifetzen, Druckplatten von Pornozeitschriften sowie Aluminiumteile und bohren sich wie überdimensionale Dartpfeile in die Wand des Ausstellungsraumes. Der Titel der Arbeit zitiert ironisch die Überschrift eines FAZ-Artikels mit dem Untertitel „Natürliche Voraussetzungen“. Dieser Bericht einer deutschen Qualitätszeitung beruft sich auf Untersuchungen, die angeblich belegen, dass sich Frauen aufgrund ihrer natürlichen Voraussetzungen besser zum Putzen und Haareschneiden eignen. Wie so oft sucht Olaf Metzel die wunden Punkte einer auf Demokratie und Gleichberechtigung basierenden Gesellschaft, spürt Political Incorrectness auf und setzt sich mit skandalträchtigen Themen wie Ausländerproblematik, Sexismus, Diskriminierung und Stereotypisierung auseinander. Das Werk betont durch die banale Analogie symbolischer Zuordnungen der Penetration und des Penetriertwerdens auf polemische Weise traditionelle Rollenbilder. Robert Müller sieht die Erotik nicht als Begegnung von Körpern, sondern – wie Marcel Duchamp und Jean Tinguely in ihren Fahrradkonstruktionen – als Verkoppelung von Mensch und Ma-

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schine. In Bicycle Wheel von 1913 zeigte Duchamp die Maschinisierung der Sexualität ebenso wie die Sexualisierung der Maschine. Müllers Nachbau, die Skulptur La veuve du coureur von 1957, ist eine Metall gewordene autoerotische Phantasie, ein ins Absurde kippender komplizierter technischer Apparat zur Herstellung von Schmerz und Lust. In Anlehnung an Marcel Duchamps Bezeichnung des unteren Teils des Großen Glases und an Autoren wie Alfred Jarry, Raymond Roussel und Franz Kafka nannte Müller das Werk eine „Junggesellenmaschine“. Es handelt sich um eine Obsession, ein technisiertes Begehren, das in den zeitgenössischen Penetrationsmaschinen der Sexindustrie und in pornografischen Inszenierungen kommerziell genutzt wird, aber auch klandestine Anwendungen im privaten Hinterzimmer kennt. Im Zentrum der Schau The Porn Identity. Expeditionen in die Dunkelzone stehen künstlerische und pornografische Filme/Videos: Das Reich der Begierde wird durch Bildschirme, die von der Decke hängen, als kulturell bestimmter Wildwuchs inszeniert, in dem man sich selbst und seine Lüste neu erfinden und verkoppeln kann. Die gezeigten Arbeiten stammen sowohl von etablierten Künstlern wie Carolee Schneemann, die vor allem durch Performances bekannt wurde, und dem Concept-Artist Lawrence Weiner, dem Schriftsteller Jean Genet und dem Filmemacher Kenneth Anger, als auch von Repräsentanten einer jüngeren Generation wie Nathalie Djurberg, Ellen Cantor und Terence Koh. In Nathalie Djurbergs Trickfilm

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Aus: Fritz Ostermayer, Gott ist ein Tod aus der Steckdose, Klagenfurt/Wien 1994, S. 25

Badain von 2005 wird das pornografische Setting einer Ménage-à-quatre zu einem irrwitzigen und zugleich abgründigen Reigen der Stellungswechsel. Die Machtverhältnisse zwischen Mann und Frau sind dabei nicht nur durch die numerische Konstellation, sondern auch durch die koloniale Perspektive (weiße „Herrin“ und schwarzer „Sklave“) verschoben. Drei Damenpuppen mit offenbar aristokratischem Hintergrund turnen mit einer – zu Beginn wie ein Geschenk verpackten – männlichen Sexpuppe herum. Der

österreichische Avantgardefilmemacher Martin Arnold arbeitet mit Found Footage aus alten Hollywoodfilmen. In Alone. Life Wastes Andy Hardy (1968), der Bearbeitung einer um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts populären Filmreihe mit Mickey Rooney, dechiffriert er mit einem dramaturgisch ausgefeilten filmtechnischen Dekonstruktivismus die audiovisuelle Grammatik des Unbewussten. Die Banalität und die Harmlosigkeit bürgerlicher Szenarien verkehren sich in ihr Gegenteil. Arnold zerrt so lange an der Ton-

spur und rüttelt an den Filmkadern, bis sich die Subtexte von Gewalt und Leidenschaft offenbaren. In der Ausstellung stehen Arnolds radikaler Künstlichkeit die dokumentarischen Strategien von Filmemachern wie William E. Jones und Fernando Arias gegenüber, die die Überschreitung der Intimität und die Ambivalenz medientechnischer Aufzeichnung zwischen Entblößung, Erniedrigung und Selbstermächtigung drastisch vor Augen führen: Die zwei im Abstand von zweiundvierzig Jahren entstandenen

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Kurzfilme dokumentieren die erotischen Exzesse auf Männertoiletten, jenen heimlichen und doch in der Szene wohlbekannten Treffpunkten für flüchtigen, meist anonymen schwulen Sex. Mansfield 1962 von William E. Jones ist eine neu geschnittene persönliche Rekonstruktion eines nur mehr im Internet in schlechter Qualität kursierenden Polizeiüberwachungsfilms, auf dessen Grundlage die Justiz in Ohio über dreißig Männer wegen Sodomie verurteilte. Der Kameramann saß damals versteckt hinter einem Einwegspiegel auf einer Toilette und machte zwei Wochen lang Aufnahmen. 1964 veröffentlichte die örtliche Highway Safety Foundation unter dem Titel Camera Surveillance einen Lehrfilm für die Exekutive, der auf den Erfahrungen der Toilettenüberwachung beruhte. Public Inconvenience von Fernando

Valerie Solanas, Manifest der Gesellschaft zur Vernichtung der Männer – S. C. U. M., Darmstadt 1969, Cover 136

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Arias ist 2004 entstanden und greift das Schlüssellochmotiv wieder auf. Im Unterschied zu Jones verwendete Arias aber nicht Found Footage, sondern montierte sein Werk aus eigenem Material, das in Bedürfnisanstalten, den Orten der „public convenience“, aus der Perspektive der Genitalien aufgenommen worden war. Arias war vor allem an den sozialen Spannungen in den Londoner Toiletten interessiert, die permanent überwacht und von der Polizei inspiziert werden. Das mit Handycam aufgenommene Video True Spirit von Tobaron Waxman hat eine ähnliche sadomasochistische Stoßrichtung wie die Arbeiten von Monica Bonvicini, Hito Steyerl und Tatiana Trouvé. Es zeigt eine zwanzigminütige Szene zwischen drei männlichen Jugendlichen, die einander in einem Treppenhaus sexuell befriedigen und missbrauchen. Dabei spielen die Jungen, die ihr zartes Alter auch mit ihren Hardcore-Rockeroutfits nicht kaschieren können, alle möglichen Befriedigungs- und Demütigungsformen einer Ménage-à-trois durch. Je nach Kräfteverhältnis variieren die sexuellen und hierarchischen Positionen in der Gruppe. Wer genau was und wen begehrt und genießt, ist in der Dialektik von Spannung und Entspannung kaum auszumachen. Die Rollen der beiden aktiven „Täter“ wechseln, während der passive Part in ein Wechselbad von Zuneigung und Gewalt, Vergewaltigung, Strafe, Geißelung, Schlägen, Knebelung, Zwang zur Fellatio, Liebe und Zärtlichkeit getaucht wird. Sexuelle Wünsche, Bedürfnisse und Phantasien werden (scheinbar) rücksichtslos ausgelebt; so werden sie zum Mittel einer Strategie der Demütigung, Manipula-

ANGELA STIEF RUNDGANG DURCH DIE AUSSTELLUNG

tion und Erniedrigung. Die Szene kippt dann aber unversehens: Es wird gewissermaßen das Außen gezeigt, nämlich Bilder der Zärtlichkeit, die auf den Vertragscharakter des SM-Szenarios hinweisen. „Mitleid ist das letzte Tabu“, schreibt der Künstler auf seiner Homepage. Ausgehend von ihrer Suche nach einer verlorenen Fotografie, für die sie sich in den 1980er Jahren während eines Studentenjobs in Tokio im japanischen Bondagestil hat fesseln lassen, setzt die deutsche Filmemacherin Hito Steyerl in ihrer Situationskomödie Lovely Andrea von 2007 eine weitere pornografische Phantasmagorie in Szene. In ihrer assoziativ angelegten Filmmontage (von der in der Ausstellung eine dreiminütige Selbstfesselungsszene namens In/Dependence zu sehen ist) gibt sie den spektakulärsten Fesselungen vom Superheldencomic über den GuantánamoHäftling bis zu Musikclips von Depeche Mode Raum. Dabei stehen die Herrund-Knecht-Spiele für mehr als einen ausschließlich sexuellen Zeitvertreib und exemplifizieren im metaphorischen Sinne und in direkter Übersetzung von Bondage aus dem Englischen – Unterwerfung, Unterdrückung – politische, gesellschaftliche und persönliche Machtverhältnisse zwischen Abhängigkeit und freiwilliger Unterwerfung. In/Dependence ist eine der faszinierendsten Szenen in Lovely Andrea. Meisterhaft entfaltet Hito Steyerl die Wechselwirkungen in der Darstellung dokumentarischer, bildnerischer und politischer Inhalte. Die nach den Farben der Filme geordnete Rainbow Wall im letzten Raum ist eine kuratorische Ergänzung des filmischen Programms. Gezeigt

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wird eine Auswahl handelsüblicher Pornofilme, zum Beispiel der Klassiker Behind the Green Door von Jim und Artie Mitchell oder Werken des IndiePorn-Starregisseurs Eon McKai, der etwa in Art School Sluts von 2004 mit Spielfilm- und Avantgarde-Versatzstücken experimentiert und von der Industrie mittlerweile als AlternativeAushängeschild vermarktet wird. Der Amerikaner hat ein Faible für alles, was nach Dissidenz oder zumindest jugendlichem Eigensinn riecht: Skater, Punks, japanische Gothic Girls, tätowierte Kunststudentinnen und brachiale Sounds aus der Postpunk-IndustrialEcke. Ähnlich anarchisch betreibt der Autor, Fotograf und Filmemacher Bruce LaBruce ein provokantes AgitPorn-Unternehmen. In seinen derben, punkigen und teilweise auch komischen Pornomutationen, etwa The Raspberry Reich, lässt er linksradikale RAF-Epigonen vom Zusammenhang zwischen sexueller und politischer Revolution schwadronieren. Oder er heftet sich, wie in Skin Flick von 1999, an die Fersen einer Skinheadgang, die den Vergnügungen des Low Life nachjagt: Schneller, gleichgeschlechtlicher Sex, vorzugsweise Gangbangs und das schnelle Geld, das man mit Sex verdienen kann, stehen im Zentrum. Bei der Rainbow Wall geht es aber auch um das Spannungsverhältnis zwischen klassischer heterosexueller Pornoproduktion und alternativen, homosexuellen oder postpornografischen Filmen aus Kunst und Alltag. Pornografie hat lange schon die Grenzen von weiblichen und männlichen Rollenklischees überschritten und ist in die Nischen von gesellschaftlich marginalisierten, kaum sichtbaren Gruppen ein-

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gedrungen. Das Angebot des verfügbaren Materials hat sich verbreitert und ermöglicht Selbstermächtigungsstrategien und Identitätspolitiken, die noch in den 1980er Jahren utopisch erschienen. Auch Frauen haben sich von ihrer passiven Opferrolle emanzipiert. So dokumentiert Louisa Achille in ihrem Film The Naked Feminist von 2003 mit den Interviews von (Post-)Porn-Ikonen wie Annie Sprinkle und Marilyn Chambers, wie sich Affirmation und Subversion in den Produkten einer Bildermaschine verschränken, die lange nur als industrialisierte Männerphantasie galt. Das Kollektiv Panik Qulture geht ebenfalls mit expliziten Mitteln gegen die herrschende Ordnung der sexuellen Bilder und der damit verbundenen Diskurse an. In Filmen wie Pop Porn Party oder Le fabuleux destin d’Amélie Putain von 2005 versuchen die Künstler, die in und zwischen Körpern angelegte und Subjektivität transzendierende Queerness als fundamentales Prinzip der Differenz gegen normative Konzepte von Sexualität in Stellung zu bringen. Die Gruppe organisierte 2005 den ersten französischen Pornoworkshop, um in einem Akt gemeinschaftlicher Aneignung die Repräsentation von Sexualität „platzen“ zu lassen. So könnte die Pornografie erwachsen werden. Das infantile Cum-Shot-Korsett, es will nicht mehr passen.

* * * Angela Stief Geb. 1974 in Augsburg. Studium der Kunstgeschichte und Philosophie in Wien. Redaktion und Herausgeberschaft von zahlreichen Ausstellungskatalogen. Viele Veröffentlichungen zur zeitgenössischen Kunst. Seit 2003 Lehrveranstaltungen zu Kunsttheorie und Ästhetik. Kuratorin in der Kunsthalle Wien und künstlerische Leiterin des ursula blickle videoarchivs. Einzelausstellungen: assume vivid astro focus, Nathalie Djurberg, Paloma Varga Weisz, Wangechi Mutu, Gert & Uwe Tobias. Themenausstellungen: Traum & Trauma. Werke aus der Sammlung Dakis Joannou, Athen; True Romance. Allegorien der Liebe von der Renaissance bis heute. Wissenschaftliche Mitarbeit an der Ausstellung Western Motel. Edward Hopper und die zeitgenössische Kunst. 137

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* * * Carolee Schneemann Stills aus: Fuses, 1964–1967, 16-mm-Film auf DVD, 18 min Courtesy die Künstlerin und Video Pool Inc. © VBK, Wien, 2009 138

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* * * Lawrence Weiner Stills aus: A Bit of Matter and a Little Bit More, 1976 DVD, 23 min Courtesy EAI Electronic Arts Intermix © VBK, Wien, 2009 140

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* * * Ellen Cantor Stills aus: The Dictator and His Maid, 2008 Super 8 auf Video, 18 min Courtesy die Künstlerin 142

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* * * Terence Koh Stills aus: 4’27”, 2006, Videodokumentation einer Performance, DVD, SW, ohne Ton, 4:27 min Courtesy Peres Projects, Berlin/Los Angeles 144

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* * * Martin Arnold Stills aus: Alone. Life Wastes Andy Hardy, 1998, 16-mm-Film auf DVD, SW, 15 min Courtesy Galerie Martin Janda, Wien 146

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* * * William E. Jones Still aus: Mansfield 1962, 2006, DVD, SW, 9 min Courtesy David Kordansky Gallery, Los Angeles 148

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* * * Tobaron Waxman Stills aus: True Spirit, 2001, DVD, 20 min Courtesy der Künstler 150

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* * * Rainbow Wall Installationsansicht Bodypoliticx, Witte de With, 2007 © Foto: Bob Goedewaagen und Witte de With 152

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* * * Eon McKai Stills aus: Art School Sluts, 2004, DVD, 100 min Courtesy VCA Pictures 154

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* * * Bruce LaBruce Stills aus: Skin Gang, 1999, DVD, 88 min Courtesy Cazzo Film, Berlin 156

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* * * Panik Qulture Stills aus: How to Ass Ejaculate, 2005, DVD, 8:22 min Courtesy die Künstler 158

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* * * Gregory Dark Still aus: New Wave Hookers, 1985, DVD, 90 min © VCA Pictures 160

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* * * Doug Sakmann Stills aus: The XXXorcist, 2006, DVD, 46 min © Burning Angel Entertainment 162

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* * * Joseph W. Sarno Stills aus: Tigresses and Other Man Eaters, 1979, DVD, 90 min © MMII Evart Enterprises Inc. 164

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* * * Jean Genet Stills aus: Un chant d’amour, 1950, 35-mm-Film auf DVD, SW, 9 min Courtesy Roland Dumas 166

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* * * Richard Kern Stills aus: Fingered, 1986, Super 8 auf DVD, SW, 24 min Courtesy der Künstler 168

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* * * Claude Mulot Still aus: Pussy Talk, 1975, DVD, 87 min 170

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* * * Tinto Brass Stills aus: Salon Kitty, 1976, DVD, 133 min © Cinema Seven Film 172

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* * * Radley Metzger Still aus: The Opening of Misty Beethoven, 1975, DVD, 86 min © VCA Pictures 174

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* * * T. Arthur Cottam Stills aus: Pornographic Apathetic, 2003, DVD, 5:26 min Courtesy Big Phatty Productions 176

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* * * Eon McKai Still aus: Man’s Ruin, 2007, R: Octavio Winkytiki, DVD, 1:53 min Courtesy Vivid Alt 178

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* * * Tseng Yu-Chin Still aus: Who is listening?, Part 1, 2003–2004, DVD, 7:55 min Courtesy der Künstler 180

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* * * Tseng Yu-Chin Stills aus: Who is listening?, Part 1, 2003–2004, DVD, 7:55 min Courtesy der Künstler 182

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Motiv aus der Serie Der Wiener Akt, 1905, Foto: Otto Schmidt, © H. Seemann, Wien/Filmarchiv Austria, Wien

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VON DER KURZLEBIGKEIT DES FLEISCHES NOTIZEN ZUM KONZEPT DES REMAKES, ZUM PORNOGRAFISCHEN FILM UND SEINEN KONTEXTEN

* * * „Come with me now, no one will miss you Do what you want, don’t expect me to kiss you“ Arab Strap, Stink Modernisierungen und Definitionen. Unlängst war in den Zeitungen von der Aktualisierung des angeblichen „timeless guide to lovemaking“1 zu lesen: Das seit seinem ersten Erscheinen zum Klassiker der Ratgeberliteratur avancierte Werk The Joy of Sex sei „fully revised and completely updated for the 21st century“2 in der Gegenwart angekommen. Wirft man einen Blick auf das Inhaltsverzeichnis, das nicht zufällig der Menüfolge einer klassischen Speisekarte nachempfunden ist, scheint von „love“ über „real sex“ bis hin zur finalen „termination“ alles abgedeckt zu sein. Die oftmals ausgesparte „pornography“ wird zwischen den Begriffen „voyeurs“ und „gadgets and gimmicks“ auf einer knappen Seite verhandelt. Hier darf die sexuell erfüllte Beziehung über das Substitut triumphieren, einen beschränkten Platz schenkt man dem Streitbegriff in der Aktualisierung aber doch. So wie in dieser auflagenstarken und breitenwirksamen Publikation die Pornografie überdacht wird, soll auch hier die Aktualisierung und Akzentverschiebung zumindest ansatzweise versucht werden. Im Zentrum der – in Anbetracht des weiten Feldes wohl notgedrungen vorläufigen – Gedanken steht der pornografische Film, dessen Geschichte und Kontexte in Hinblick auf die Definitionen, die Verschiebungen, die historisch-politischen Brüche, die körpergeografischen Strukturen und adaptiven Strategien beleuchet werden. Jenseits eines so gut wie unerfüllbaren

Vollständigkeitsanspruchs soll das Feld von den Rändern her vermessen werden, ausgehend von einer medienkomparatistischen Sicht: So soll Film als literarisch geerdetes Medium gedacht werden, Definitionen im Sinne ihrer unausgesetzten diskursiven Verhandlung. Der im Zentrum stehende, liegende, sitzende oder sonst wie platzierte Körper soll in seiner teilweisen oder gar vollständigen Ersetzbarkeit gedacht werden, wenn etwa normative Strukturen greifen, Vanitas und Gravitas aufeinanderprallen, sich das neue Fleisch unter dem vernutzenden Blick schneller verbraucht als das Trägermedium. Eine solche Untersuchung der Mediengeschichte der Pornografie führt bei fortdauernder Lektüre zu einer bemerkenswerten, nicht zu übersehenden Tendenz, die auch für die Welt des Films von wesentlicher Bedeutung ist: Seit der Ära des Stummfilms erzeugte das pornografische Feld genuine Blockbuster, imitierte also die Konzepte, die Logik und die narrativen Strategien erfolgreicher Mainstreamfilme. Diese etablierten Techniken des Erzählens, des Vetriebs und der Vermarktung, die für die historischen Produktionen der österreichischen Saturn-Film (1906–1910) ebenso von Bedeutung sind wie für das zeitgenössische Beispiel Pirates (2005), muss man bei der Betrachtung des pornografischen Neuentwurfs, des „adult remake“ als Nachbildung, im Kopf behalten. * * * 1

Alex Comfort, The Joy of Sex, New York 2008 (Werbephrase auf dem Umschlag).

2

Ebd.

TEXT: THOMAS BALLHAUSEN

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Doch schon die Definition der Pornografie stellt den Suchenden vor eine unlösbar scheinende Aufgabe, handelt es sich dabei doch, will man den Belegen trauen, weniger um einen Begriff als vielmehr um eine diskursive Debatte, die nicht aus ihrem sozialen, politischen und ästhetischen Kontext zu lösen ist. Auch die aktuelle Forschung ist von diesem Dilemma durchaus noch geprägt, ist sich also der Schwierigkeiten bewusst: „Not only do definitions of pornography have an inhibiting moral force to them, but as a result of their blanket definitions, adequate means of writing and portrayal of sexuality have not been developed. Pornography is difficult to discuss because there is no discourse that is analytic yet nevertheless engages the subjectivity of the individual uttering that discourse. We are caught between personal confessions and general theoretical systematizations – mutually exclusive modes, each inadequate to the problem addressed.“3 In allen Punkten kann man John Ellis, trotz seines umfassenden Problembewusstseins, wohl nicht zustimmen, doch gilt es angesichts der Herausforderung, einen sinnvollen Diskurs zu etablieren oder daran teilzuhaben, so adäquat wie möglich zu sein. Mehr als einen Anknüpfungspunkt zur facettenreichen Produktions- und Rezeptionsgeschichte der Pornografie bieten die Thesen von Lynn Hunt, die daran erinnert, dass Pornografie sich nicht vor dem 19. Jahrhundert als distinkte Kategorie schriftlicher oder visueller Repräsentationen festmachen lässt. Vielmehr gilt es von einem pornografischen Anhängsel auszugehen, das bis 1800 zumindest auch als möglicher Auslöser von Schock und Kritik – etwa in der 186

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literarischen Form des Romans – fungierte. Trotz des in die Entwicklungen der Aufklärung und Moderne eingeschriebenen Ungleichgewichts in der Geschlechterdarstellung4 findet sich in der strategischen Ausrichtung zumindest der Versuch einer Befreiung der Lüste, die sich von den wesentlichen Momenten der westlichen Moderneerfahrung nicht ganz trennen lässt: „Pornography came into existence, both as literary and visual practice and as a category of understanding, at the same time as […] the long-term emergence of Western modernity. It has links to the major moments in that emergence: the Renaissance, the Scientific Revolution, the Enlightenment and the French Revolution. Writers and engravers of pornography came out of the demimonde of heretics, freethinkers and libertines who made up the underside of those formative Western developments. For this reason, a historical perspective is crucial to understanding the place and function of pornography in modern culture. Pornography was not a given; it was defined over time and by the conflicts between writers, artists and engravers on the one side and spies, policemen, clergymen and state officials on the other. Its political and cultural meanings cannot be separated from its emergence as a category of thinking, representation and regulation.“5 Archiv und Geschichte. Pornografie, ob in der Literatur oder im Film, ist deshalb immer auch Teil politischer Debatten, politischer Philosophie und ein Modus der Politik selbst (wie wird mit etwas umgegangen?) – trotz des Umstandes, dass Sexualität und ihre Darstellung stets durch den öffentli-

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chen Diskurs gerahmt bzw. limitiert werden. Als „Gebrauchskunst“6 ist sie im Rahmen einer potenziellen Emanzipation der Lüste eben nicht zwangsläufig eine moralisch-ethische Unternehmung, sondern vielmehr in einer konstruktiv-kritischen Herangehensweise wohl als konstituierende Kraft zu verstehen. Sie macht aus dem Körper, der in die politische Ordnung der Geschlechter eingespannt bleibt, den sexualisierten „corpus“: „Sweating naked bodies and improbable sexual acrobatics are only one side of the story. The other is the way pornography holds us in the thrall of its theatrics of transgression, its dedication to crossing boundaries and violating social structures. […] [Therefore] [p]ornography provides a realm of transgression that is, in effect, a counter-aesthetics to dominant norms for bodies, sexualities, and desire itself. […] It’s an archive of data about both our history as a culture and our own individual histories – our formations as selves.“7 Die Konzepte des

* * * 3

John Ellis, „On Pornography“, in: Peter Lehman (Hg.), Pornography. Film and Culture, New Brunswick 2006, S. 25–47, hier S. 25 f.

4

Vgl. Barbara Vinken, „Cover up. Die nackte Wahrheit der Pornographie“, in: dies. (Hg.), Die nackte Wahrheit. Zur Pornographie und zur Rolle des Obszönen in der Gegenwart, München 1997, S. 7–22, hier S. 8 f.

5

Lynn Hunt, „Introduction: Obscenity and the Origins of Modernity, 1500–1800“, in: dies. (Hg.), The Invention of Pornography. Obscenity and the Origins of Modernity, 1500–1800, New York 1993, S. 9–45, hier S. 10 f.

6

Albrecht Koschorke, „Die zwei Körper der Frau“, in: Vinken 1997, a. a. O., S. 66–91, hier S. 66.

7

Laura Kipnis, „How to Look at Pornography“, in: Lehman 2006, a. a. O., S. 118–129, hier S. 119 u. S. 121 f.

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Die Macht der Hypnose, ca. 1908, © Filmarchiv Austria, Wien

Archivs und des Depots sind diesem Zitat von Laura Kipnis ebenso eingeschrieben wie die damit verbundene Geschichte einer andauernden Politik des Remakes in der Pornografie, die für Literatur wie Film gleichermaßen Gültigkeit hat. Wirft man etwa einen Blick auf die dahingehend viel diskutierte französische Literatur des 18. Jahrhunderts, wird man sich deutlich bewusst, welche Wichtigkeit sie wie die nicht minder marktdominanten britischen Vergleichsbeispiele für die Ausbildung des gängigen Pornografiebegriffs hatte.

Die klassische französische Literatur freilich enthielt den Begriff noch nicht, der erst mit Rétif de la Bretonnes Le Pornographe von 1796 größere publizistische Bedeutung erlangte; das Werk selbst war aber als Handreichung zur legalen Abwicklung von Prostitution gedacht und damit auch stärker an die Etymologie des Begriffes gebunden.8 Ungeachtet der entsprechenden Lücken in der Encyclopédie von Diderot und D’Alembert war die erwähnte Periode voll pornografischer Schriften, die in einschlägiger Verpackung einen meist

politischen Inhalt transportierten und für die Zensoren deshalb in die gleiche Kategorie wie die ähnlich ausgerichteten philosophischen Schriften fielen – zielten doch beide auf das Überdenken oder auch Verändern von Normen und Regulierungen ab. Lässt man sich auf ein „close reading“ der publizierten

* * * 8

Vgl. Jean Marie Goulemot, Ces livres qu’on ne lit que d’une main. Lecture et lecteurs de livres pornographiques au XVIIIe siècle, Aix-en-Provence 1991, S. 14 f. 187

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Arbeiten ein – und sachkundige Bibliografien von Guillaume Apollinaire oder Pascal Pia listen die enorme Menge solcher Werke auf9 –, wird man den Großteil davon als Remakes erkennen können, manche gar als Fort- und Umschreibungen vertrauter Texte. Diese Art der Abwandlung fand sich aber zumindest stellenweise auch schon vorher und erfuhr wohl nicht zuletzt durch den technologischen Impuls der sich ausbildenden Druckkultur eine Multiplizierung – etwas, was sich formal in der Geschichte der Pornografie wiederholen sollte. Auch die österreichische Filmgeschichte ist eng mit der Schaumanie verbunden, die das Medium Film und das Aufführungssystem Kino mit sich brachten. Der „Vorrang der Sichtbarkeit“10, auf den das „empfangende Auge“11 zu reagieren bereit ist, spielt mit der Trägheit des Organs, das zur freundlichen Illusion eines bewegten Bildes beiträgt. Schon die Anfänge der österreichischen Filmproduktion, die Werke der Firma Saturn, trugen den Stempel des Erotischen und zogen sich den Vorwurf des Pornografischen zu. Eine solche zweifach adaptive Bindung war schließlich ein ganz wesentlicher Grund für das Ende des Betriebes. Der Begriff der „Herrenabende“ fand aber schon vor der Saturn-Film Anwendung, als etwa 1903 der Wiener Praterkinobesitzer Josef Stiller medizinische Filme nur unter der Auflage der Publikumseinschränkung zeigen konnte. Der entsprechende Aufdruck „Nur für Herren“ auf den Werbeplakaten für die Filme des französischen Chirurgen Eugène-Louis Doyen gewährleistete eine zweifache Erfolgsgeschichte: die des Begriffs und die der damit unscharf 188

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bezeichneten Filme. Die Verknüpfung des Erotischen bzw. des Pornografischen mit dem Medizinischen geht hier erneut den Weg über den weiblichen Körper. Der Katalog der Saturn-Film und die erhaltenen Filmbestände, die nach einer Erstedition derzeit restauriert werden, sprechen eine ähnliche Bildsprache, wenngleich der darin angeschlagene Ton wesentlich unterhaltsamer ist als in den genannten medizinischen Werken. In bester Manier des „adult remake“ wurden neben der Umsetzung eigener Ideen auch französische Vorlagen verschärft nachgeahmt. Der Erfolg ließ nicht auf sich warten, die Behörden freilich versuchten, dagegen vorzugehen. Wurde etwa das Militär bloßgestellt, verbot man den Film, ebenso wenn der gesellschaftlich nicht opportune Seitensprung einer Ehefrau oder die karnevaleske Verkehrung der Rollen von Freier und Prostituierter gezeigt wurden. Nachweislich gefälschte, tatsächlich pornografische Aufnahmen, die mit einem nachgeahmten Saturn-Logo, dem unverkennbaren Markenzeichen der Firma, versehen waren, boten den Behörden schließlich einen Vorwand, gegen den unliebsamen Produzenten und Eigentümer Johann Schwarzer vorzugehen. Trotz der umfassenden Absicherung gegenüber den Endkunden war der Stern der Firma nun im Sinken. Die Remakes hatten zum Erfolg beigetragen, nun führten sie in anderer Form zum Ende einer wichtigen Phase der nationalen Filmproduktion. Die adaptive Strategie freilich blieb erhalten und prägte, wenn man in der Zeit nach vorne springt, insbesondere auch den Aufschwung des formal und technisch anspruchsvolleren pornografischen Films zu Beginn

THOMAS BALLHAUSEN VON DER KURZLEBIGKEIT DES FLEISCHES

der 1990er Jahre, der in Produktionsvolumen, Genrekonventionen und erzählerischen Strukturen dem nachgeahmten Film stets verbunden blieb. Trotz des zahlenmäßig eher geringen Anteils hat aber just diese der historischen Entwicklung verbundene Spielart des pornografischen Films erneut zu seiner Etablierung und Diskussionswürdigkeit beigetragen. Pirates schließt den Kreis der zweifachen Remakes, weil es sich nicht nur in die Reihe der pornografisch ausgerichteten Remakes einfügt, sondern wegen seines Erfolgs in gekürzter Fassung sogar wieder als schlichter Piratenfilm in den regulären Filmmarkt eingegangen ist. Kontrakte und Kontexte. Die Wirkung der Körper der Dargestellten auf die Körper der Darsteller und Zuseher bedeutet nicht zwangsläufig das Erzeugen sozialer Realität in umfassenderer Weise. Die Wechselbeziehungen zwischen Pornografie und sozialer Wirklichkeit sind aber unleugbar, eben weil die (auf literarischen Vorbildern aufbauende) filmische Pornografie in einer konstruktiven Lesart dem Konzept des Wünschens genauso verpflichtet ist wie der Annahme, Sex würde einfach existieren, losgelöst von allen rahmenden Elementen und Umständen. Pornogra* * * 9

Die bezeichnenden Titel der Werke lauten L’Enfer de la Bibliothèque nationale (1911) und Les Livres de l’Enfer du XVIe siècle à nos jours (1978); vgl. auch Goulemot 1991, a. a. O., S. 21 ff.

10 John Berger, „Über Sichtbarkeit“, in: ders., Das Sichtbare & Das Verborgene. Essays, Frankfurt am Main 2004, S. 235–238, hier S. 236. 11 Ebd.

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fie ist somit ein „adult remake“ der Wirklichkeit, in der sich die Geschlechter ja gar nicht finden, sondern in ihren imaginären Beziehungen nur zu deutlich verfehlen. Eben in diesem Verfehlen, diesem Verpassen der sogenannten vereinbarten Wirklichkeit des Sozietären und Kontraktuellen liegt wohl auch ein besonderer Reiz ihres Angebots.12 Kritik muss durchaus möglich sein – die pornografische Relation zur Realität allein adelt das Artefakt nicht, macht es nicht zwangsläufig zum positiven Teil eines andauernden Projekts der Moderne. Die Gefahr eines vereinfachenden Rechtspositivismus und das damit einhergehende stumpfe, die Komplexität geschlechtlichen Begehrens ignorierende Urteil, Pornografie würde schlicht Wirklichkeit erzeugen, gilt es aber gleichfalls zu meiden, denn in beiden Fällen ist man der filmischen Pornografie in die Falle gegangen. Auf die falsche Frage des Entweder-oder kann es somit keine richtige Antwort geben, eine generelle Kriminalisierung des Feldes löst seine Probleme im gesamtgesellschaftlichen Rahmen keineswegs. Im Anschluss an Susan Sontag sollte man wohl eher in einer intensiven Auseinandersetzung nach der Form von Pornografie fragen, oder mit Bezug auf Drucilla Cornell nach den einzurichtenden Zonen der Indienstnahme – nicht zuletzt auch in Zusammenhang mit der immer wieder neu geführten Definitionsdebatte im Rahmen historischer Kontextualisierungen.13 Diese wird stets Teil der Sozialgeschichte bleiben, stets als Ausdruck des Verständnisses oder eben als Mangel daran zu begreifen sein. Die neue, durchaus berechtigte Aufmerksamkeit, die das Feld erfährt – sei es durch ein erneuertes

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Problembewusstsein für die politische Ordnung der Geschlechter, die Ansprüche der Subkultur oder auch die Verschiebung der Produktionsmittel hin zum Rezipienten –, macht nicht zuletzt auf das Ausagieren geschlechtlicher Stereotype im gesamtgesellschaftlichen Rahmen aufmerksam. Mit diesem Rahmen und seiner Umsetzung befassen sich die unterschiedlichsten Künste, sie tun das eben auch mit den Mitteln der Pornografie. Es wäre ja durchaus wünschenswert, um auf das Eingangsbeispiel zurückzukommen, den Begriff der Pornografie ernsthaft und konstruktiv-kritisch in neuen begrifflichen Zusammenhängen zu diskutieren. Passende Wahlverwandtschaften, auch über die Mediengrenzen hinweg, gäbe es ja mehr als genug. „My sharp exit could not have been quicker / But my excuse could have been a bit slicker / Just be polite now and get down and lick her / I think it’s time we both get dressed“ Arab Strap, Stink

* * * Thomas Ballhausen

* * * 12 Vgl. Vinken 1997, a. a. O., S. 19 f. 13 Vgl. Susan Sontag, „The Pornographic Imagination“, in: dies., Styles of Radical Will, New York 2002, S. 35–72; Drucilla Cornell, The Imaginary Domain. Abortion, Pornography & Sexual Harassment, New York 1995.

Geb. 1975 in Wien. Autor, Film- und Literaturwissenschaftler. Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft und der Deutschen Philologie an der Universität Wien, Lehrbeauftragter ebendort. Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Filmarchiv Austria; literarische, essayistische und wissenschaftliche Publikationen. Zuletzt erschienen: Delirium und Ekstase. Die Aktualität des Monströsen, Wien 2008. 189

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PORN-CHIC IM WEB-2.0-ZEITALTER ZU ZACK AND MIRI, SHORTBUS, XTUBE UND BRENT CORRIGAN

* * * Ich werde im Folgenden zwei Filme und zwei Websites besprechen, wohl wissend, dass diese zwei Medien sehr unterschiedlichen Gesetzen gehorchen. Dennoch gilt in Hinblick auf die Pornografie für Film und Internet noch mehr als für andere Medien, dass sie einander nicht ablösen, jedes neue Medium verändert auch die Produktions- und Rezeptionsbedingungen früherer Medien, die es weniger ersetzt als vielmehr modifiziert. Über die Beziehung zwischen dem älteren, scheinbar einkanaligen Medium Film und dem interaktiven Medium Internet wäre gerade hinsichtlich des Genres der Pornografie wesentlich mehr zu sagen, als hier möglich ist. Bedeutsam ist jedoch nur die Feststellung, dass Film und Internet einander wohl eher befruchten als blockieren. Nicht zuletzt ist das Internet ein großer Markt- und Werbeplatz für Filme; so bin ich auf den ersten hier zu besprechenden Film, die Arthouse-Komödie Zack and Miri Make a Porno (in Österreich – noch? – ohne Verleih), durch einen geposteten YouTube-Trailer auf brentcorriganinc.com aufmerksam geworden. Womit sich schon jetzt der Kreis dieses Essays schließt. Zack and Miri Make a Porno oder Porno wird gesellschaftsfähig. Für beide Filme, Zack and Miri Make a Porno1 und Shortbus, gilt, dass sie als Arthouse-Komödien doppelt abgesichert sind, um pornografische Themen in milder Form in ein nichtpornografisches Filmsegment einzuspeisen. Bedeutsamer als ihre Codierung als Arthouse-Film ist aber der Umstand, dass die Kombination mit Humor sexuell explizite Bilder grundsätzlich akzeptabler macht. Das birgt aber ein Paradox, da das soziale Schmiermittel des Komischen dem Pornografischen diametral entgegensteht. Richard Dyer2 hat in einer ebenso verblüffend einfachen wie wenig beachteten Beobachtung darauf hingewiesen, dass die etablierten

Genres Horror, Melodrama, Komödie und „erotischer Film“ je nach ihrem vermeintlichen künstlerischen Niveau mehr oder weniger auf eine spezifische physiologische Beteiligung des Zuschauers zielen. Je bewusster die körperlichen Reaktionen des Erschreckens, Weinens, Lachens und Erregtwerdens hervorgerufen werden, desto geächteter das Genre. Und genau über die mehr oder weniger physische Rezeption wird traditionell der gehobene erotische Film vom Porno unterschieden. Die brachiale Komödie strebt zwar ebenfalls eine physische Antwort an, nur scheint sie gerade deshalb mit der einschlägigen Reaktion auf Pornografie inkompatibel. Comedy macht Pornografie sozial kompatibler, allerdings um den Preis ihrer Entpornografisierung. Die Entschärfung des Pornografischen ist in Zack and Miri Make a Porno besonders gut zu erkennen. Schon die leicht groteske narrative Rahmung des Films macht klar, dass Pornografie inzwischen eher ein soziales als ein sexuelles Thema darstellt. Und in dieser Verschiebung zeigt sich Porno, wie Constance Penley3 scharfsinnig analysiert hat, mit

* * * 1

Zack and Miri Make a Porno (USA 2008, R: Kevin Smith, D: Seth Rogen, Elizabeth Banks u. a.), www.zackandmiri.com/cast.html.

2

„It [Porn] is like genres such as the weepie and the thriller, and also low or vulgar comedy. Like all of these, it is supposed to have an effect that is registered in the spectator’s body – s/he weeps, gets goose bumps, rolls about laughing, comes. Like these genres, porn is usually discussed in relation to a similar, but ‘higher’ genre which doesn’t have a bodily effect.“ Richard Dyer, „Male Gay Porn. Coming to Terms“, in: Jump Cut. A Review of Contemporary Media, Nr. 30, 1985, S. 27–29, www.ejumpcut.org/archive/onlinessays/JC30folder/GayPornDyer.html.

3

Vgl. Constance Penley, „Crackers and Whackers. The White Trashing of Porn“, in: Peter Lehman (Hg.), Pornography. Film and Culture, New Brunswick 2006, S. 99–118.

TEXT: KATHERINA ZAKRAVSKY

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der aktuellen Version der White-TrashExistenz verzahnt. Einst wurde Pornografie also mit einem niedrigen sozialen Status assoziiert, weil sie einem sexuellen Tabu unterlag. Inzwischen ist Sex nicht mehr tabuisiert, Pornografie aber schon, weil ihr immer noch das soziale Tabu anhaftet. Die zwei Helden des Films, Mann und Frau, sind Unterschichtslacker, die die heraufdämmernde Finanzkrise nach verzweifelten Lösungen suchen lässt. Nun ist ja bekannt, dass sowohl die juristische wie auch die ästhetische Definition von Pornografie schließlich darauf hinausläuft, dass die Darstellung sexueller Handlungen „um ihrer selbst willen“ stattfindet und mangels eines Mehrwerts zu ächten sei. In Zack and Miri Make a Porno fällt auf, dass Pornografie im Zuge ihrer allmählichen Akzeptanz für etwas anderes steht als für Sex. Hier steht sie scheinbar für Geldbeschaffung und dient als symbolisches Kennzeichen für verschiedene soziale Milieus. Wie in meinen anderen Beispielen ist die Einführung homosexueller Charaktere auch hier bedeutsam. Während die heterosexuellen Helden nur vom Elend in die Pornografie getrieben werden, wirkt Pornografie dermaßen in die schwule Kultur integriert, dass in ihr tätige Charaktere gut angezogen und insgesamt mit ihrem Leben im Reinen erscheinen. Pornografie bedeutet im schwulen Milieu keine Ächtung; das hat aber seinen Preis: Als Parodie auf schwule Zickigkeit angelegt und zusätzlich als hispanisch charakterisiert, bleibt dieses Milieu radikal minoritär. Die wenig wahrscheinliche Begegnung des Heteroslackers mit dem gut aussehenden schwulen Pornodarsteller 192

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Brandon bei einer Maturafeier entwickelt sich daher als komisches Missverständnis. Nachdem Zack und Brandon (mit kehliger Stimme verkörpert von Justin Long) in männlicher Kumpanei die hilflosen Verführungsversuche der Heldin gegenüber Brandons schwulem Geliebten verspottet haben, entspinnt sich folgender Dialog: „Zack: What are you doing, what brings you here? […] Brandon: I am from LA. Zack: LA, California? That’s awesome, man! What are you doing out there? Brandon: I am an actor. Zack: Wow, that’s really impressive. In fucking movies? Brandon: In fucking (pause) movies, pretty much. Zack: What movies? Anything I’ve seen? Brandon: All sorts of movies with all male casts. Zack: All male casts. Like Glengarry Glen Ross4, like that? Brandon: Like Glen and Gary suck Ross’s meaty cock and drop their hairy nuts in his eager mouth. Zack: (puzzled) Is that like a sequel? Brandon: Sort of, its a re-imagining. Zack: Oh, like the wiz? Brandon: More heroic, and with less women, no women to be exact. Zack: (pause) I apologize in advance if I am out of wine here but are you in gay porn? Brandon: (lifts his left hand) Guilty as charged! […] You’re not my demographic so I’m not insulted.“ Auch wenn hier in bester Komödientradition die Begriffsstutzigkeit weit über jedes wahrscheinliche Maß

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hinausgetrieben wird, ist doch die Verwechslung eines Arthouse-Problemfilms mit schwuler Pornografie bezeichnend; so fremd ist diese minoritäre Kultur selbst einem progressiven Slackermilieu. Dennoch wird sie in leicht ausbeuterischer Absicht schnell assimiliert: Zack kommt auf die Idee, einen Porno zu drehen. Von Anfang an ist aber auch klar, dass dieses Vorhaben auf ein simples „Making of the Couple“5 hinausläuft, das hier allerdings nur durch das alle Attraktivitätsklassen grau färbende platonische Hänsel-und-Gretel-Elend motiviert erscheint; denn dem leicht struppigen rundlichen Helden, gespielt von Seth Rogen, steht mit Elizabeth Banks wenig passend eine schlanke blonde Schönheit gegenüber – ein umgekehrt wohl selbst für eine Arthouse-Komödie kaum denkbares „Down-Dating“. In den verbal komischen Szenen – den wenig erotischen Sequenzen, die die

* * * 4

Glengarry Glen Ross (USA 1992, R: James Foley), www.imdb.com/title/tt0104348/. Das auf einem Drehbuch von David Mamet basierende Charakterdrama im Immobilienmaklermilieu prunkt mit einem „all-male, all-star cast“: unter anderem Al Pacino, Jack Lemmon und Alec Baldwin. Zwar herrschen zwischen den Charakteren enorme Spannungen, eventuelle homosexuelle Subtexte müsste man aber doch erst mit dem Skalpell freilegen.

5

„And really, in spite of an avalanche of verbal filth (and a smaller quantum of the visual variety), ‘Zack and Miri’ is not very shocking at all. Mr. Smith has been tinkering with the dirty-mind/soft-heart combination for quite some time, forming a link of sorts between the humanist sexual anarchy of John Waters and the smutty Victorianism of Judd Apatow. He and his characters revel in dialogue that riffs on body parts and bodily fluids, but Mr. Smith’s stories are bathed – metaphorically! – in syrup and schmaltz“; http://movies.nytimes. com/2008/10/31/movies/31zack.html.

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Dreharbeiten eines Pornofilms parodieren, himmelweit überlegen – beweist Rogen allerdings seinen genrespezifischen Mehrwert. Zacks Team plant ein aufwendiges Remake von Star Wars mit dem Titel Star Whores, wird aber durch den unerwarteten Abbruch der als Drehort vorgesehenen Halle daran gehindert. In einem furiosen Monolog, der die entscheidende diegetische Wende von Frustration zu Entschlossenheit bringt, entdeckt Zack, dass sein geschmähter Arbeitsplatz in einer Starbucks-artigen Kaffeerösterkette nach Ladenschluss den idealen Schauplatz für einen Porno abgeben könnte.6 Nachdem Zack von seiner schwesterlichen Freundin streng daran erinnert wurde, dass seine Erzählungen mit dem Thema „How I got laid after hours“ nur Wunschträume sind, verkündet er in seinem Enthusiasmus: „That’s what porno is, it’s fantasy. It’s taking the normal [er schnappt sich einen grotesk kleinen Hund und hält ihn sich vor das Becken] and it’s making it abnormal [er deutet koitale Bewegungen an] by fucking it.“ Auch wenn darauf sein schwarzer Kumpel, mit dem ultimativen Bestialitätstabu konfrontiert, mit versteinerter Miene murmelt: „Don’t do that. I don’t like that“, hat Zack damit doch den Nagel auf den Kopf getroffen: Genau diese Qualität, mitten in einer Alltagssituation in eine sexuelle Handlung zu verfallen, diese unmotivierte Plötzlichkeit des Durchbruchs in eine andere Welt, die Linda Williams7 zu ihrem schon klassischen Vergleich mit dem Musical veranlasst hat, macht das Wesentliche des Genres aus. Und genau diese Qualität kommt in den hier besprochenen billigen zeitgenössischen Formen des

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narrativ kaum strukturierten Amateurund Internetpornos eher zum Tragen als in aufwendigen Spielfilmadaptationen. Die Verschmelzung von Banalität und Außerordentlichkeit ist umso verblüffender, als grundsätzlich ja jeder das dafür nötige Startkapital mit sich herumträgt. Shortbus oder Porno wird künstlerisch wertvoll. Anders als in Zack and Miri Make a Porno ist Pornografie in Shortbus8 nicht Film-im-FilmThema, sondern Referenzmedium für den Film selbst. Während Zack and Miri weit davon entfernt ist, Genitalien zu präsentieren, und lediglich in einer an Freakshows erinnernden Akrobatik zeigt, wie die skandalumwitterte Pornodiva Traci Lords von unterhalb des Bildrands Seifenblasen aufsteigen lässt, setzt Shortbus herzhaft und entschlossen das männliche Genital ins Bild und überschreitet damit zweifellos eine der letzten klaren Grenzlinien, die nach US-Standards den „seriösen“ Film vom Porno trennen. Das nicht nur im Sinne eines Penisspotting bei diversen Stars von Bruce Willis bis Ewan McGregor punktuelle, sondern vielfache Auftauchen schlaffer und erigierter Penisse hat auch entsprechendes Echo gefunden und dem Film großes Lob für seine offene und positive Darstellung von Sex eingetragen.9 So einfach ist die Sache aber nicht. Die Überschreitung wird auch hier durch die weitestgehende Einbettung in ein homosexuelles Milieu begünstigt, und das hat seltsame narrative Auswirkungen. Ironischerweise steht dem offenherzig präsentierten männlichen Genital die gänzliche Abwesenheit des weiblichen Geschlechtsorgans gegenüber. Es wäre nun ebenso

verkürzt wie heuchlerisch, dies mit dem Argument zu verteidigen, die weibliche Anatomie werde nicht nur in der Pornografie zur Genüge ausgebeutet; denn dem visuellen Ungleichgewicht entspricht auch ein inhaltliches. Schwule und heterosexuelle Schicksale erscheinen mit auffallenden Asymmetrien ineinander verwoben. Zwar haben auch die schwulen Charaktere Probleme, jedoch nie mit dem Sex. Auf der Heteroseite stehen jeweils die Frauen im Mittelpunkt. Die zwei Heldinnen Sofia und Severin (Sook-Yin Lee und Lindsay Beamish) ähneln einander in ihrer sozial autoritativen Stellung als Paartherapeutin und Domina, haben aber niemals – oder erst am Schluss nur angedeutet – guten Sex. Seltsam anachronistisch bildet das Leitmotiv die Anorgasmie der einen Heldin, die nur durch deren ethnischen Status als Kanadochinesin plausibel gemacht wird. Während der Film für seine ebenso witzigen wie

* * * 6

„A change of location to the coffee shop necessitates a title change to Swallow My Cock-ucinno. You get the point. In Smith’s playful hands, amateur porn isn’t hot, it’s hysterical“; www.rollingstone.com/reviews/ movie/19744455/review/24012456/.zack_ and_miri_make_a_porno.

7

Vgl. Linda Williams, „Generic Pleasures. Numbers and Narrative“, in: Lehman 2006, a. a. O., S. 60–87.

8

Shortbus (Kanada 2006, R: John Cameron Mitchell, D: Sook-Yin Lee, Paul Dawson, Lindsay Beamish, Jay Brannan), www.imdb. com/title/tt0367027/.

9

„Zwar zeigt Regisseur Mitchell in seinem Film echten Sex. Aber Schmuddelkino ist das noch lange nicht, sondern etwas völlig Neues im Mainstream-Kino. Weil der Film sowohl explizit als auch optimistisch ist.“ Süddeutsche Zeitung vom 19. 10. 2006, www.sueddeutsche. de/kultur/26/407801/text/. 193

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sinnlichen schwulen Szenen viel beachtete und überzeugende Lösungen findet, bleiben die Szenen mit der Heldin blass und klischeehaft. Wieso erregt sie die Vision einer Bank am Strand? Wieso kann sie nur mit angehobenem Becken masturbieren und wird dabei begreiflicherweise von einem Wadenkrampf ereilt? Für ihre Erlösung stellt der Film schließlich ein Heteropärchen bereit, das in gängiger Hundestellung, ohne Sichtbarwerden der Genitalien, doch innig verbunden durch ein passendes Kettentattoo, Geschlechtsverkehr hat. Der Fokus liegt auf dem ekstatischen Gesicht der Frau, das ist nichts Neues. Und auch nicht der Schluss, wenn die Großaufnahme der entrückten Miene unserer Heldin ganz im Dunkeln lässt, was genau es denn ist, das sie am Ende das Licht sehen lässt. Die Botschaft ist ebenso klar wie stereotypisch: Weibliche Sexualität ist schwierig und mühsam, und wo sie einmal gelingt, entzieht sie sich wie eine mystische Vision jeglicher Darstellung. Ganz anders erscheint in einer wunderbaren schwulen Dreierszene, die sich erstaunlich nahe an pornografische Ikonografie heranarbeitet und dennoch den entscheidenden Abstand wahrt, männliche Sexualität als spielerisches Theater, das auf bekannten Grundstellungen aufbaut, um ihnen jeweils einen ganz eigenen performativen Dreh zu geben. Ich beziehe mich hier nicht einmal so sehr auf das schon oft erwähnte Absingen der amerikanischen Nationalhymne in eine Gesäßspalte, das in all seinem Charme doch wiederum das Sexuelle dem Komischen opfert, sondern vielmehr auf einen kurzen gestischen Moment davor, wo der 194

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Dritte im Bunde des Paares Jamie und James, der verführerische Jüngling Ceth (genial dargestellt von dem Songwriter Jay Brannan), zunächst ganz wie in einem Porno dem Mann unter ihm einen bläst. Jedoch hält er plötzlich inne und fordert mit erhobenem Finger seinen Neunundsechzig-Partner unter ihm auf, eine etwas andere Technik anzuwenden. Die verbale und gestische Intervention im sexuellen Ablauf, die ihn zugleich kommentiert und modifiziert, durchbricht das Pornoklischee und gibt uns doch auch eine Idee, wie es bereichert werden könnte, wenn es sich nicht so stur auf den Kult der ununterbrochenen nonverbalen Ekstase verließe. Wie die Vertikale des erigierten Penis durch die kleinere Vertikale des Zeigefingers kommentiert wird, hält visuell die Schwebe zwischen Komik und Erotik und erscheint in diesem Augenblick mehr als die übertrieben ausgestatteten Orgienszenen10 im „Anything goes“-Swingerclub wie das Versprechen einer tatsächlichen Erweiterung beider Genres, des Arthouseund des pornografischen Films.

Shortbus, 2006, R: John Cameron Mitchell, © John Cameron Mitchell

XTube oder Porno wird anarchodemokratisch. Die wohl berühmteste Szene in Shortbus ist aber gleich zu Beginn die durch eine Yogastellung ermöglichte Autofellatio. Sie konnte nur jene Rezensenten wie eine unerhör-

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te, nie gesehene Sensation begeistern11, die nicht vertraut sind mit der neuen Landschaft selbst gebastelter Pornografie, wie sie sich paradigmatisch auf XTube ausbreitet. Im Unterschied zum Hauptkonkurrenten YouPorn, wo fast alle Clips mit ihren stereotypen Handlungsabläufen, edierten Halbtotalen und silikonbewährten Darstellerinnen

* * * 10 Diese Analyse hebt nur bestimmte Momente des Films hervor; über Shortbus wäre weit mehr zu sagen als etwa über Zack and Miri Make a Porno; möglicherweise ist der Film nämlich kein Film über guten Sex, sondern viel eher eine nostalgische Liebeserklärung an New York. Die beiden Motive vereinen sich in dem Brooklyner Club, in dem sich einige vielschichtige Szenen abspielen. Verblüffend ist an dem Club, der gewiss einige reale Vorbilder hat, die zwanglose Ausübung von Sex in der Masse, die aber durch ein völlig asexuelles Programm ergänzt wird. Auch hier scheint Sex mit seiner Enttabuisierung schließlich zum Vorwand für etwas anderes zu werden. Das wird besonders in der Einführungssequenz gezeigt, in der Justin Bond, der charmant androgyne Maître de la Maison, Sofia, die erschütternd underdressed ist, auf den „performance room“ aufmerksam macht und mit einem tuntigen Seuzfer kommentiert: „Tonight we’re having a film festival. [Flüstert Sofia zu] They’re boring as hell. But I find the more boring they are, the more intelligent people think they are for watching.“ Wir sehen kurz die Leinwand, eine Großaufnahme von weichem weißem Fleisch mit rosigen Falten. Was eigentlich ganz gut als Porno hätte durchgehen können, entpuppt sich in einem blitzartigen Übergang zur Totale als Baby. Das Ganze hat nichts mit Kinderpornografie zu tun, es erscheint eher wie ein kindisches Bilderrätsel im Film. 11 In der Frankfurter Rundschau hieß es: „Dennoch gibt es da ein pornografisches Moment, eine Nummer höchster Akrobatik, deren Reiz man sich schwer erwehren kann. Ein junger Mann bläst sich tatsächlich selbst einen, und dies ist kein Trick oder eine Computeranimation. Nicht jeder wird es nachmachen können, aber es ist doch beruhigend zu wissen, dass so etwas grundsätzlich geht.“ Zit. nach http://de.wikipedia.org/wiki/Shortbus.

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samt Stöhnkonzert wie Kopien oder Ausschnitte gewöhnlicher Profipornos erscheinen, ist XTube wirklich ein Forum für alle nur denkbaren visuellen Codes, die in ihrer Vielfalt selbst die cineastisch vorgebildete Seele erschauern lassen. Auf XTube regieren neben halbwegs gut ausgeleuchteten, geschnittenen und von Außenstehenden gefilmten Formaten die fixe Standkamera und die Handkamera des meist männlichen Solitärs. Bemerkenswert ist das Gleichgewicht von (männlich) schwulen und Heteroclips.12 Die für XTube kennzeichnendste Kategorie ist aber die gern unter My cock getaggte Selbstaufnahme des einsamen Mannes. Hier finden wir die Penisdraufsicht einer subjektiven Mikrovogelperspektive als perfekten Kurzschluss von genitalem Narzissmus und visuellem Exhibitionismus. Die Verfügbarkeit von Videotechnologie und Webspace hat dazu geführt, dass Pornografie im Web 2.0 gleichsam wieder bei ihrem Ausgangspunkt angelangt ist. Beherzte Amateurhaftigkeit paart sich dabei mit der stolzen Vorführung akrobatischer Kunststücke: Selbstpenetration13, Einführen von Metallrohren (Sounding) und diverse Abbindeverfahren geben dem ewigen Theater der Schwänze neue Wendungen. Von der Häufigkeit der Autofellatio ganz zu schweigen. In der Clipkultur von XTube, die sich zwischen dreißig Sekunden und zehn Minuten bewegt, kommt es zu einer weiteren Reduktion des narrativen Spektrums der Pornografie. Gerade als die Porn-Studies beschlossen, dass die lineare Mikronarration einer sexuellen Nummer immer mit dem Money-Shot einer alles abschließenden männlichen Ejakulation enden muss14, zerlegt die nichtkom-

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merzielle Community von XTube sexuelle Abläufe in verschiedenartige Teilstrecken, die auch aus Gründen der begrenzten Kapazität des sich selbst Filmenden selten mit einer Ejakulation enden; und wenn doch, werden die Cum-Shots als eigene Clips getaggt. Somit ist Amateurpornografie im Zeitalter von Web 2.0 bei der NouvelleVague-haften Geste des Open Ends angelangt. Es könnte ewig so weitergewichst und -gefickt werden, als gäbe es kein Morgen und kein Kommen. Handelt es sich um eine unfreiwillige Avantgarde weit après la lettre? In jedem Fall stellt diese wirklich auf den härtesten Kern reduzierte Pornokultur so etwas wie einen zweiten Weg der Filmgeschichte dar, der ihr seit ihren Anfängen in der Spektakelkultur des 19. Jahrhunderts offengestanden wäre. Statt sich als narrativer Spielfilm an einen stillgestellten aufmerksamen Zuschauer zu richten, hätte der Film sich auch auf Hintergrundunterhaltung in Form punktueller und spektakulärer Ereignisse verlegen können. Der berühmte lumièresche Zug, der das Publikum in Schrecken versetzte, als er auf den Zuschauerraum zuraste, befand sich am Ausgangspunkt dieser zwei Möglichkeiten. Das anatomische Filmtheater auf XTube steht jedermann (auch -frau) offen. Es ist basisdemokratisch. Aber es führt unter dem Konkurrenzdruck der immergleichen Anatomie zur Ausstellung des Anormalen, des allzu Großen, des allzu Kleinen, des allzu Schmerzhaften, Dreckigen und Grotesken. Porno wird hier zur anarchodilettantischen Freakshow und läutet das biopolitische Zeitalter der postnormierten Humanspezialisierung ein. Wenn hier noch einer jemanden brutal aus-

beutet, dann nur noch der Kameramann/Darsteller sich selbst. Brent Corrigan oder Porn-Chic im Web-2.0-Zeitalter. Ungewöhnlich genug, bildet der zweiundzwanzigjährige, in San Diego ansässige Pornodarsteller Sean Paul Lockhart mit dem Künstlernamen Brent Corrigan, der bereits seine eigene Produktionsfirma für „gay adult movies“ besitzt, eine Art gemeinsamen Nenner der bislang besprochenen Beispiele. Er hat nicht nur sein fotobewährtes Profil auf XTube gepostet15, um neue „Modelle“ für seine auf das Twink-Genre spezialisierten

* * * 12 Gerade angesichts der zunehmenden Vielfalt von sexuellen Spielarten sind die Ungleichgewichte umso bezeichnender. Zwar findet sich auf XTube nicht die skandalöse Dreiteilung Straight – Gay – Cocks wie bei YouPorn, doch ist unter den Channels My cock mit über neunzehntausend Clips eine der meistgenutzten Kategorien. My pussy hingegen existiert nicht einmal. Auf YouPorn gibt es die Kategorie Lesbian gar nicht (obwohl einige wenige lesbische Clips zu finden sind), auf XTube ist Lesbian eine marginale Unterkategorie, statt auf der Hauptebene Straight – Gay aufzutauchen; „gay“ heißt also immer männlich homosexuell. 13 Siehe unter anderem http://cdn71.xtube.com/ e8/watch_video.php?v_user_id=jack222&idx =2&v=99iP0JXxftC&cl=R2rFozaixZ7&from=& ver=3&ccaa=1&qid=&qidx=&qnum=&preview_ flag=. Dieser mit Self Rape betitelte Clip ist dank einfacher editorischer Tricks fast so etwas wie ein lustiger Animationsfilm. 14 So vor allem die Schule machenden Grundthesen von Linda Williams; siehe den mit Arbeiten ihrer Schüler bestückten Sammelband Linda Williams (Hg.), Porn Studies, Durham 2004. 15 http://x16.xtube.com/community/profile.php? user=BrentCorrigan. 195

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Pro-Am-Filme16 zu rekrutieren, sondern er grüßt die Site auch in einer koketten Geste am Anfang seiner Solonummer auf der DVD Just the Sex17: „Okay, XTube, this is for you!“18 In Erwartung möglicher Synergien betreibt Corrigan neben seiner Produktionsfirma Prodigy Pictures nun schon seine zweite, um einen zentralen Blog organisierte Website brentcorriganinc.com. In einem Eintrag vom 30. Oktober 200819 um halb zwei Uhr Nacht postet er den Trailer zu Zack and Miri Make a Porno und wünscht sich, er hätte diesen Film gemacht. Er treibt dann aber die ökonomische Pointe des Films noch etwas weiter und sorgt sich: „Yeah, they’re making the porno to pay the bills … but if the economy collapses bad enough will anyone out there even be able to afford to buy it? Which is why, again … this trailer and film is so personal for me.“ Dann ignoriert er in jugendlicher Unbekümmertheit die schwule Berührungsangst mit der weiblichen Anatomie und bemerkt zu Traci Lords’ Seifenblasenakrobatik: „Best of luck Zack and Miri. We’ll both need it. And by the way, I hate Bush – and I’m totally not talking about pussy. I can handle pussy. My mom squeezed me outa one. I totally see the relevance of pussy.“ Schließlich bekennt Corrigan in einem neueren Interview auf die Frage, wo er in fünf Jahren stehen will: „Wow, five years … I have no clue. I have some ideas, but I know more than anyone that plans can easily change. Where would I like to be? Directing cutting edge gay films that mesh the adult world into mainstream indie cinema! John Cameron Mitchell and Shortbus are right around where I want to be.“20

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Solcher Ehrgeiz wäre bei jedem Pornodarsteller und -regisseur neu und verblüffend, umso mehr aber bei einem jungen Mann, der 2004 mit siebzehn Jahren, also minderjährig, unter düsteren Umständen dazu überredet wurde, für die auf Ephebophilie spezialisierte Firma Cobra21 Pornos zu drehen, um finanziell für sich selbst sorgen zu können.22

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Diese Karriere nahm mehrere dramatische Wendungen. So wurde Corrigan und nicht sein Produzent und ihm halb aufgezwungener Lebenspartner Bryan Kocis nach der Bekanntgabe von Corrigans Minderjährigkeit zum Aus-

kamera und schlechter Beleuchtung auch im Porno eine Art „Dogma-Film“, der auf XTube schließlich nicht mehr unterschreitbar ist. 17 www.dirtybirdpictures.com/DVDdetails/ justthesex.html; man möge aber bei Interesse die DVD auf brentcorriganinc.com bestellen, da Corrigan dann – wie er nicht müde wird, zu bemerken – den größten Anteil erhält. 18 In seinem Blog (www.brentcorriganinc.com/ blog/?p=49) bekennt Corrigan sich am 10. November 2007 zudem in aller Freimütigkeit als Opfer von XTube: „Aside from that, my dick really hurts. And it’s Xtube that did it to me! I’ve been spending mass amounts of time on Xtube and Myspace frantically trying to cast this little thing I’m filming soon. What what what?! Have I been withholding precious details from you?! Yeah, I know. Take me out back and beat me. Yeah, harder. Where are those ankle restraints? […] I spend all day logged into Xtube, reading my messages and sending invitations to random boys. It can be tough because there are so many people on there hiding behind photos of others that aren’t really them. […] And then there’s the constant distraction of free porn! Oh my god! My dick hurts because I must have jerked off 8 times in the last 36 hours! It’s terrible because I’ll get off to one little clip and 15 minutes later I’m erect and dripping because I’ve run across another clip that makes it impossible to ignore my sustained erection. […] If I don’t find an effective way to keep my right hand busy doing something else, my poor dick is going to resent the day I logged on to Xtube.“ 19 www.brentcorriganinc.com/blog/?m=200810.

* * * 16 Zu Pro-Am (dem Genre, das zwischen amateurhaften und professionellen Pornos angesiedelt ist) vgl. Chuck Kleinhans, „The Change from Film to Video Pornography. Implications for Analysis“, in: Lehman 2006, a. a. O., S. 154–167. Aus gebührendem zeitlichem Abstand betrachtet haben Spiel- und Pornofilme einer Epoche ihre intimen Ähnlichkeiten. So kann man, wie nicht zuletzt die Nostalgie rund um Deep Throat beweist, schon Parallelen zwischen dem „New Hollywood“ der 1970er Jahre und der goldenen Ära des pornografischen Langspielfilms derselben Zeit erkennen. Mit dem Aufkommen des pornografischen Videos entstehen amateurhafte Formen, die schließlich wegen ihrer Authentizität (und wohl auch Billigkeit) von Profis übernommen werden; dann gibt es mit dem Aufkommen des Internets mit Hand-

20 www.chicagopride.com/news/interview.cfm/ articleid/125721. 21 http://en.wikipedia.org/wiki/Cobra_Video. Der Firmenchef Bryan Kocis setzte Corrigan, nachdem dieser mit der privaten auch die professionelle Beziehung zu beenden versucht hatte, systematisch unter Druck und schüchterte ihn ein, um „the product“, wie er ihn nannte, unter Vertrag zu behalten. Besonders perfid mutet dabei an, dass er Corrigan der Gefahr ungeschützten Verkehrs aussetzte, weil „bareback“ wesentlich bessere Verkaufszahlen erzielt, dann aber im Wissen um das Tabu der Industrie Corrigan erklärte, keine andere Firma würde einen „bareback performer“ engagieren. 22 Diese dramatische Geschichte hat Brent Corrigan selbst unter dem poetischen Titel A Siren’s Tale erzählt, unter anderem auf www.brentcorriganuncensored.blogspot.com/ 2007/08/sirens-tale.html. 199

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sätzigen der Industrie23 erklärt. Schließlich aber haben zwei Herren aus der Escortszene, die sich eine lukrative Filmkarriere mit Corrigan als Zugpferd wünschten, Kocis im Januar 2007 grausam ermordet, weil sie annahmen, er würde seinen Star nicht aus dem Vertrag entlassen.24 Diese wüste, eines Hollywooddramas würdige Biografie25 hätte wohl jeden anderen zum sofortigen Rückzug aus dem Pornogeschäft und zum Einschlagen eines anderen Lebensweges gebracht, zumal es für den damals Zwanzigjährigen alles andere als zu spät gewesen wäre. Corrigan aber war sich seines einmaligen Marktwerts als nicht nur attraktiver, sondern auch in der spezifischen erotischen Performance außerordentlich begabter Darsteller viel zu bewusst, um wieder in der Versenkung zu verschwinden.26 Teils unterstützt und teils betrogen von diversen väterlichen Freunden, nahm er eine eigene Website und eine Produktionsfirma in Angriff. Die mittlerweile wegen eines betrügerischen Kompagnons verschwundene erste Website brentcorriganonline.com brachte es bis zur Memberwebsite und bot neben Blog und Fotogalerien umfassendes Videomaterial mit wechselnden Partnern und zwei Webcam-Soloshows. Hier begegnen wir einem Zwitter zwischen dem Profipornogenre des Videozeitalters und dem kurzen Amateurclip im Stile von Web 2.0. Corrigan ist darin aber in fast brechtscher Manier ein bewusster Reduktionist. Er gleicht dem Gitarrenspieler, dem Brecht in proletarischer Gerissenheit riet, er möge einige Akkorde verlernen. Bei seinem ebenso erfolgreichen wie frivolen Gastauftritt als lüsterner Spielball zweier im Stile von Romeo und Julia/Westside 200

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Story rivalisierender Pornoclans in Falcons The Velvet Mafia27, dessen Skript Corrigans Biografie unheimlich

* * * 23 Insbesondere der auf dekadente europäische Motivik spezialisierte New Yorker Pornomogul Michael Lucas fand es unverzeihlich, dass Corrigan durch das Verbrechen der Fälschung eines Führerscheins unzählige Pornokonsumenten zu unfreiwilligen Päderasten gemacht hatte; vgl. www.jasoncurious.com/desk/ 2007/02/have-you-seen-this-stud.html. 24 Zu dieser schwer durchschaubaren Geschichte gibt es unzählige Debatten und mehrere eigens der „Kocisphere“ gewidmete Blogs im Internet, die sich in einander bekriegende Corrigan-Fans und -Gegner aufteilen: http://handjtrial.blogspot.com/2008/11/ affidavit-in-support-of-application-for.html, http://elmysterio.blogspot.com/2007/04/ who-framed-harlow-cuadra.html, http://silenceofthechinchillas.blogspot.com/, http://www.kruezeratnight.com/ (ein besonders wüster Corrigan-Gegner). Für Informationen über Corrigan aus erster Hand und die Richtigstellung diverser Denunziationen empfiehlt sich der Blog seines persönlichen Freundes Dewayne: http://dewayneinsd. blogspot.com. – Unterdessen hat aber einer der Beteiligten, Joseph Kerekes, ein Geständnis abgelegt und so allen, die eine Beteiligung Corrigans an der Ermordung seines verhassten Produzenten vermuteten, den Wind aus den Segeln genommen. Peter Wilkinsons mit einem gewissen sozialpornografischen Zynismus gewürzter Artikel „Death of a Porn King“ in Rolling Stone (20. 9. 2007) trug das Seine dazu bei, die Biografie von Lockhart alias Corrigan zugleich populär zu machen und zu verzerren. 25 Genau dieser Umstand hat den jungen kanadischen Filmstudenten James Somerton dazu veranlasst, mehrere genial gefakte Trailer auf YouTube zu posten, die suggerieren, Gus Van Sant hätte unter dem Titel Cobra Lockharts Biografie mit dem oft wegen seiner Ähnlichkeit mit Corrigan verglichenen Disney-Kid Zac Efron in der Hauptrolle verfilmt: www.network54.com/Forum/523328/ thread/1202217005/last-1202260949/ February+Teaser+Trailer+%26quot% 3BCOBRA%26. Und zur Auflösung der

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Täuschung: http://dewayneinsd.blogspot. com/2008/02/bait.html. 26 Dazu kommt der schon anlässlich der Umsiedlung der Familie von Seattle nach San Diego erwachte Ehrgeiz des jungen Lockhart, im Filmgeschäft Fuß zu fassen. In Widerspruch zu dem zynischen Kommentar eines CorriganHassers, dass die Castingcouch wohl zur Karriere jedes Hollywoodschauspielers gehört, aber nur abseits der Dreharbeiten, gelang es Corrigan 2008, in nichtpornografischen Filmen Achtungserfolge zu erzielen, so in einer Hauptrolle in Jody Wheelers schönem Horrorkurzfilm In the Closet (www.doorq.com/Blog. aspx?b=1969) und als hinreißende männliche Meerjungfrau in Todd Stephens’ überdrehter Schwulenkomödie Another Gay Sequel (www.imdb.com/title/tt1051981/). Corrigans Szenen finden sich gepostet auf YouTube (http://de.youtube.com/watch?v=_Algk-LaYW8). Eine Hauptrolle in J. T. Tepnapas Projekt Judas Kiss ist in Planung (www.judaskissmovie. com/JudasKissMovie/Home.html). 27 http://store.falconstudios.com/index.cfm? fuseaction=search.results&searchString= velvet+mafia. Dieser erfolgreiche Langspielfilm eines der ältesten Studios für schwule Pornografie ist eine seltsame Kreuzung aus komplexem Skript, hohen „production values“ (so überzeugt etwa ein schöner, visuell und musikalisch den State of the Art wahrender Vorspann im Stile eines Noir-Krimis) und steroidgeschädigten Darstellern, die mit ihren bescheidenen Dialogzeilen ringen. In der Umgebung dieser Muskelberge wirkt der gut einen Meter siebzig große Corrigan tatsächlich wie das Kleinod, das er auch mimt. Das Studio gab dem Druck von Kocis nach, der das Eigentum an der Marke Brent Corrigan beanspruchte, und nannte den Darsteller kurzerhand nach seiner Rolle „Fox Ryder“. Und dieser hat eine in der Tat verblüffende erste Szene mit dem Muskelveteranen Eric Rhodes. In einer Film-im-Film-Inszenierung soll Rhodes in einer billigen Schulzimmerkulisse den strengen Lehrer mimen, während Corrigan trotzigschlampig auf einem Sessel hockt. Anscheinend nah an der Realität, beklagt sich Rhodes bei seinem Regisseur über den mangelnden Respekt des Jüngeren, wird aber durch einen Hinweis auf das Hinterteil des arroganten Jünglings eines Besseren belehrt. Die lange, von Corrigans akrobatischen Reitleistungen geprägte Szene verblüfft am Ende mit einer unerwarteten Wendung, wenn der zarte „bottom“ schließlich diesen gewaltigen Muskelberg penetriert und, als gelte es eine Festung zu nehmen, mit vollem Körpereinsatz zu springen beginnt, um genug Hebelwirkung zu erzielen. Eine typische Reaktion auf diese verkehrte Welt fand sich auf einem Forum: „This is just wrong.“

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vorwegnimmt, hat dieser bewiesen, dass er genau weiß, wie Profipornos gemacht werden. Und sich für das Gegenteil entschieden. Die Szenen auf brentcorriganonline.com zeichnen sich aus durch sehr nah am Echtzeitverlauf bleibendes Editing, intime alltägliche Wohn- und Schlafzimmerszenarien, vor allem aber durch authentischen Raumsound.28 Die diskreten Seufzund Stöhngeräusche sind nicht nachsynchonisiert. Lediglich die übermäßige Ausleuchtung, die extensive Untersicht und der obligatorische finale Money-Shot sind dem Genre geschuldet. Von besonderem Charme und ganz den Möglichkeiten von Web 2.0 verpflichtet sind aber die WebcamShows, bei denen Corrigan zwanglos

Fragen über sein Leben, seinen Sinn für Humor und seine Zukunftspläne beantwortet, während er sich entkleidet. Unterstützt von einem Mann hinter der Kamera, der eher Assistent als Kameramann ist, dreht er den Schirm der Kamera herum und beginnt sich selbst zu filmen, stellt die Optik auf seine Lenden scharf, zoomt in narzisstischer Unschuld auf seiner eigenen Körperlandschaft herum und spricht schließlich die unsterblichen, die klebrige Allianz von Porno und Technik zusammenfassenden Worte: „I’m gonna get this remote control all luby.“ Während die Nahaufnahme zeigt, wie sein Finger in den Anus gleitet, räsoniert seine Stimme über die Unerquicklichkeit des zwanghaft narrativen por-

nografischen Spielfilms und kündigt für die nahe Zukunft selbst produzierte Filme an, die sich auf das Wesentliche

* * * 28 Es war wiederum Linda Williams, die auf die Wichtigkeit des Sounds im Porno hinwies. Er ähnelt nicht nur in seiner nachsynchronisierten Künstlichkeit, sondern auch in seiner oft kaum an Mundbewegungen orientierten Gleichförmigkeit einer musikalischen Soundkulisse. Vgl. Williams 2006, a. a. O. Wenn wir nun aus Berichten wissen, dass der Regisseur/ Produzent die intimen Szenen ständig mit Zwischenrufen wie „Tu den Arm da weg“ und „Lauter stöhnen“ unterbrochen hat (manchmal kann man diese Momente bei Corrigans Cobra-Filmen durch einen kurzen genervten Gesichtsausdruck erahnen), schätzen wir einen ungestörten Ablauf mit Naturton sicher umso mehr. 201

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konzentrieren, nämlich Just the Sex.29 So der fast programmatische Titel einer DVD-Reihe, von der bisher zwei Folgen erschienen sind. Bedenkt man die genretypische Unartikuliertheit der Pornografie, in der neben nonverbalem (weiblichem) Stöhnen und stumpfsinnigen (männlichen) Befehlen für Konversation und Reflexion kaum Raum bleibt, ist erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit Corrigan hier zugleich einen Körper und eine Stimme zum Sprechen bringt; und beide artikulieren sich in völliger Gleichwertigkeit, die Stimme reflektiert, was der Körper tut, und der Körper orchestriert, was die Stimme sagt. Allerdings stellt sich diese Gleichzeitigkeit auch 202

deshalb mit solcher Natürlichkeit ein, weil Corrigan, als bekennendes EmoKid mit Big Brother und Internet aufgewachsen, zu seinem niemals um eine Erektion verlegenen Körper ein distanziertes und objektiviertes Verhältnis pflegt. Er hat ihn erfolgreich zur Marke gemacht, sich gegen alle Widerstände die Rechte an ihm gesichert und ihn zu seinem achtzehnten Geburtstag durch Tätowierung eines blauen Sterns über der rechten Hinterbacke im wahrsten Sinn des Wortes gebrandmarkt, um seine Legalität unter Beweis zu stellen. Als Produktionseinheit aus Geschäftsidee, Marke und Produkt lässt Corrigan seinen Körper jetzt im eigenen Namen abfilmen und bis in sein Innerstes entblößen.

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* * * 29 Seinen Einstand als Regisseur feierte Corrigan mit dem auftrumpfenden Titel Brent Corrigan’s Summit, einer Art Bubengipfeltreffen am Lake Tahoe. Damit war eine Ansage gemacht, die nur zum Erfolg führen konnte, um nicht in Peinlichkeit zu versinken. Was auch geschah. Allerdings sind sich die Kritiken und Foren darin einig, dass dies mehr am Darsteller als am Regisseur Corrigan lag (unter anderem http://mannet.com/cgi-bin/ultimatebb.cgi? ubb=get_topic&f=2&t=002008). Dem müssen wir vorerst zustimmen. Die gezielte Unterbrechung der „Nummern“ durch fröhliches Behind-the-Scenes-Material, dessen Zweck Corrigan auch noch während des Filmens reflektiert (so entblößt er in einer informellen Morgenszene sein Hinterteil und erläutert dem Kameramann, wie wichtig dieses Behind-the-Scenes-Zeug sei), weist ihn aber als sowohl an Warhol wie auch an den Konventionen von MTV geschulten Filmemacher aus.

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So freizügig wie in den Videos ist Corrigan auch in seinem Webtagebuch – nur in einem ganz anderen Sinn. Wo dort ein Körper alles zeigt, enthüllt sich hier eine jugendliche Seele und schreckt vor Selbstmitleid, sich wiederholenden Klagen und Tiraden gegen die feindselige Umwelt sowie manisch-depressiven Stimmungsschwankungen keineswegs zurück. Was nun aber so privat erscheint und wohl auch gemeint ist, ergibt in Kombination mit der Pornoidentität einen komplex komponierten Charakter, der insgesamt als eine neue Art von Star funktioniert. Die Offenlegung des Privaten ist selbst Teil einer künstlich inszenierten Identität; und da erhöht der mit kindlich aufgerissenen Rehaugen aus seinen Schnappschüssen blickende Jüngling von nebenan den Marktwert des versierten Sexualvirtuosen.

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Gerade in dem fürs Bloggen so typischen Selbstreflexionsgestus eines undisziplinierten Schreibens, das sei-

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nen Schriftcharakter ständig reflektiert und zugleich dementiert, versteht der komplexe Charakter Corrigan es meisterlich, sich als Lustobjekt zu inszenieren, indem er zugleich in bester Beavis and Butt-Head-Tradition den um die passenden Worte verlegenen, vor dem Computer hockenden Teen mimt: „I’m plopped down here at my computer dripping wet. My wet ass keeps slipping off my cheap vinyl computer chair. I’ll be lucky if I don’t electrocute myself sitting here naked and wet as can be! BZZZ. ZAP! And I’m gone, just like that. Kinda exhilarating, huh? I just achieved the longest running ‘cold shower’ ever recorded in history. I got home from New Orleans Monday night and I’ve been rinsing away the lust, sex, passion and pain ever since ;-) And yeah, yes. It HAS taken me this long to scrub it all away from my sexually ravaged and aching body.“30 Gerissenheit und Unschuld kommen da zur Deckung, wo Corrigan als sein offenherziges Blogger-Selbst Stills der eigenen Videoproduktion postet und kommentiert, um in seiner dritten Identität als Produzent das Produkt an den Mann (und manchmal auch an die Frau) zu bringen; dies aber im Ton eines so schamlosen Bettelns, dass am Ende das Blogger-Kid die Oberhand gewinnt: „On my birthday, all I asked for was for you to buy a copy of JUST THE SEX. […] It can be extremely disheartening to sit here and pour out my heart and soul and share intimate details about myself only to get a fraction of it all back in return. I’m not the least bit materialistic! I would love to just sit back and make love, art and porn for you. […] But, unfortunately Love and Art and Creativity don’t put food on

the table, and in many cases you can’t distribute, produce and create this stuff without some revenue.“31 Alle vier Beispiele zeigen auf unterschiedliche Weise nicht nur die Annäherung von Pornografie und (einer Art von) Mainstream im Allgemeinen, sondern auch die wachsende Gesellschaftsfähigkeit schwuler Pornografie als speziellen Teilaspekt dieser Entwicklung. Dazu wäre wesentlich mehr zu sagen, als hier möglich ist. Was aber Brent Corrigan als rasch aufgehenden Stern am Web-2.0-Himmel betrifft, so ist er ein auch politisch aktiver Teil der amerikanischen „gay community“. Außer in einem Kurzfilm führt für ihn kein Weg zurück „in the closet“. Dennoch ist der Wirkungsbereich seiner multiplen Produktionen größer, wie nicht zuletzt seine weibliche Fangemeinde beweist. Auch dieser Aufsatz wurde ja nicht als Teil einer „queer theory“ verfasst, sondern behandelt schwule Pornografie als ein Subgenre, das nicht seine Bindung an eine bestimmte Klientel, sondern seine besondere Qualität in den Hauptstrom der Pornografie und der Kultur insgesamt vorstoßen lässt. Wenn es, wie verstohlen auch immer, tatsächlich ein weibliches Interesse an schwuler Pornografie geben sollte, dann straft dieser Umstand die etwas verkürzte These Lügen, der passive männliche Part werde im schwulen Porno mit derselben Verachtung und Dominanz behandelt wie die Frau im

* * * 30 www.brentcorriganinc.com/blog/?m=200810, 29. 10. 2008. 31 www.brentcorriganinc.com/blog/?m=200811, 20. 11. 2008. 203

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Heteroporno.32 Mag das vielleicht für das eine oder andere Beispiel gelten, Brent Corrigan hat jedenfalls als Darsteller und Regisseur sein Bestes getan, dieses Klischee zu zerstören. Die Attraktivität des schwulen Genres für Frauen beginnt ja schon da, wo die Rolle des Mannes im Heteroporno zumindest problematisch bleibt. Er soll als der dominante Teil, der Phallusträger dem männlichen Konsumenten als Identifikationsfigur dienen und doch nicht allzu sehr im Mittelpunkt des Kamerablicks stehen, auf dass nicht jener schreckliche Moment eintrete, von dem der bekennende Sexsüchtige David Duchovny, über jeden Schwulheitsverdacht erhaben, in einer Anekdote berichtet: Er fand es entsetzlich, zur Großaufnahme eines Penis zu kommen. Frauen, denen die Geschlechtsgenossin als Identifikationsfigur nicht reicht, werden entsprechend im schwulen Porno fündig. Viel wäre allein über die signifikanten Unterschiede des omnipräsenten und wohl meistgefilmten sexuellen Akts, der Fellatio, in schwulen und Heteropornos zu sagen. Hier genügt aber zum Abschluss ein Hinweis auf die besondere Darstellung der analen Penetration in Corrigans Just the Sex. Von Anfang an verdankte sich Corrigans Ruf in der Branche seiner Rolle als „bottom“, als passiver, empfangender Teil der sexuellen Begegnung. Dies lag schon wegen seiner zarten, relativ kleinen Gestalt nahe, die er aber unterdessen in die zwittrige Form des „muscle twink“ transformiert hat. Kaum den despotischen Regieanweisungen des besessenen Ephebenliebhabers Kocis entronnen, fängt Corrigan auch als „bottom“ schnell an, die Szenen zu bestimmen.33 204

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der Tat hat man ihn selten so geschmeidig, sanft und nachgiebig gesehen wie bei der Penetration dieses etwas älteren, auf mediterrane Art gut aussehenden Mannes. An einer Stelle hält er inne, als müsste er seine eigene Erregung abklingen lassen, und reibt unter leisem Grunzen seine Nase zärtlich an der seines Partners. Dann lässt er seinen leichten Körper auf dessen ange-

* * * 32 So etwa Todd Morrisons kleine empirische Studie „‘He Was Treating Me Like Trash, and I Was Loving It …’. Perspectives on Gay Male Pornograpy“, in: Todd G. Morrison (Hg.), Eclectic Views on Gay Male Pornography. Pornucopia, Binghamton 2004, S. 167–185. Still aus: Smoke and Mirrors, © Grant Roy, 2006

In seinen Duos auf brentcorriganonline.com ist immer er es, der das Tempo bestimmt, den Positionswechsel herbeiführt, den anderen auffordert, in Stellung zu gehen, und ihm auch während der Penetration Anweisungen gibt. „Long strokes, just like that.“ Zu dieser Rolle des „power bottom“ kommt noch das, was branchenintern „versatility“ heißt, also die Fähigkeit, als „bottom“ wie als „top“ zu agieren. Eine Duoszene, in der jeder einmal „top“ und „bottom“ ist, heißt Flipflop. Und seit Just the Sex scheint Corrigan sich zunehmend auf solche Szenen zu verlegen. Nun wäre es aber wohl für einen solchen Virtuosen zu primitiv, wenn er seine Flipflopszene mit Luke Hass34 zum Anlass nehmen würde, als „top“ seinem offensichtlichen Hang zum Alphatier freien Lauf zu lassen. Und in

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33 In den zum Glück kaum geschnittenen Szenen auf brentcorriganonline.com treibt dieses Regieführen des Hauptdarstellers einige witzige und charmante Blüten. Während einer ekstatisch langen Flipflopszene mit Brad Davis, die sehr passend Brent and Brad sweat it out betitelt ist, schaut die Kamera Corrigan über die Schulter, während er in seinen Partner eindringt. Durch die Erregung leicht nuschelnd, beklagt Corrigan sich aber über die störenden Schatten, die dabei auf den Körper des anderen fallen. In Smoke and Mirrors mit Chris Bowen erweist er sich dann als wahrer Konzeptualist. Schon die Titelgebung ist von feiner Ironie, meint die Wendung doch den fürs Filmgeschäft so typischen auftrumpfenden Prunk und Bombast, auf den Corrigan auch hier nur in allerbescheidenstem Ausmaß Wert legt. So wird gegen Ende ein mannshoher Spiegel unter der Couch hervorgezogen, auf dass die zwei jungen Herren mit gespreizten Beinen über ihm kopulieren können. Die Kamera filmt das Spiegelbild. Corrigan betrachtet in jugendlichem Narzissmus sein eigenes Konterfei. Nun kann er endlich seine eigene, genretypische Untersicht sehen und kontrollieren. Es hat etwas vom dekonstruktiven Gestus eines experimentellen Films, wenn Corrigan am Ende das eigene Bild mit dem Regen seines Spermas bedeckt. 34 Auch Luke Hass hat einen PornStarBlog. Und beweist zu Halloween durch die Verkleidung seines gut entwickelten Schwanzes als französisches Zimmermädchen Sinn für Humor (www.lukehassxxx.com/).

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winkelte Beine sinken, bis Hass eine seiner berühmten Hinterbacken ergreift und langsam zu bewegen beginnt: So lässt Corrigan das vermeintliche Werkzeug der Dominanz so weit in den Herrschaftsbereich des anderen gleiten, dass dieser sich mit seinem Geschlecht gleichsam selbst penetriert. So leicht, so elegant kann das Spiel der Umkehr von aktiv und passiv – ein zentrales Motiv jeder höheren erotischen Kunst – gespielt werden. Wenn diese Umkehr im Heteroporno so selten und – wie in BDSMund Strap-on-Filmen – allenfalls schwerfällig gelingt, ist zumindest die Anatomie sicher nicht daran schuld.

* * * Katherina Zakravsky Philosophin, Kulturtheoretikerin, Performancekünstlerin und Dramaturgin. Studium der Philosophie (Ph. D.). 1996–2008 diverse Lehraufträge; 2001/02 Researcher für Theorie an der Jan van Eyck Akademie, Maastricht. Diverse Publikationen zu politischer Theorie und Kulturtheorie. Forschungen und „Lecture Performances“ zu Science-Fiction-Film, Tanz und Performance (Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften, Wien, Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin). Seit 2007 Pathosbüro (Performance, Theorie, Video) mit Daniel Aschwanden. Letzte Publikationen (Auswahl): „‘Homo Sacer’ and the Consequences. Two remarks on Holocaust commemoration and ‘bare life’ in contemporary art“, in: Documenta Magazines und Frakcija, Nr. 42, 2007; „A Brief History of Cultural Genitals“, in: Johannes Grenzfurthner, Mark Dery u. a. (Hg.), prOnnovation? Pornography and Technological Innovation, San Francisco 2008. 205

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QUEER PORN ZUM VERHÄLTNIS VON PORN-BLOGS, GESCHLECHTERPOLITIK UND MEDIENREFLEXION

* * * Porno ist in der Alltagskultur bildwürdig geworden. Pornografische Bilder, Medien und Diskurse haben tendenziell den Status einer Überschreitung gesellschaftlicher Normen eingebüßt. Der Tendenz pornografischer Selbstthematisierung kommt das emphatische Individualitätskonzept von Weblogs und sozialen Netzwerken entgegen. Vor diesem Hintergrund hat sich eine Selfmadepornografie zwischen Emanzipation und marktfähiger Verwertbarkeit entwickelt. Die jüngsten Tools der Onlinekommunikation – Weblogs und soziale Netzwerke – haben diesen Trend beschleunigt und maßgeblich dazu beigetragen, die visuelle Kultur der Sexualität zu verändern.1 Jenseits der klassischen Medienkanäle haben sich die Diskurse der Trans-, Homo- und Intersexualität, des Transgender, des Gender-Crossing, des Drag und der Travestie mit Hilfe der Web-2.0-Vernetzungstechnologien verbreitet, um für die Möglichkeiten einer nicht regulierten Sexualität, die mit geschlechtsspezifischen Identitätsmerkmalen spielt, zu plädieren.2 Der politisch-strategische Begriff „queer“ hat sich in den USA seit Beginn der 1990er Jahre in Abgrenzung zur Hetero-homo-Dichotomie3 sowohl als Bezeichnung einer neuen Art von politischem Aktivismus (Queer Nation, Transgender Nation) wie auch als Bezeichnung für eine theoretische Richtung (Queer Theory, Queer Studies) etabliert. Als kulturelle Praxis steht der Begriff „queer“ für eine Interpretation, die gängige Darstellungen „gegen den Strich“ liest und sie sich dabei subversiv aneignet. Queere Lesarten gegen den Strich entlarven die Sehnsucht, sich über „reinen“ Sex zu verwirklichen und sich zu einer „natürlich-triebhaften“ Identität aufschwingen zu können, als Illusion, ja sogar als Dystopie. Sie versuchen, Prozesse der Disidentifikation einzuleiten und die Mehrdeutigkeit der zweigeschlechtlich-heterosexuellen Ordnung über die Defragmentierung und Dezentrierung von Körperbil-

dern und Selbstentwürfen zu enthüllen. Eine queere Pornografie geht von der Grundannahme aus, dass Sexualität keinen privilegierten Zugang zur Wahrheit ermöglicht, sondern vielmehr selbst als Produkt von Machtkonstellationen gesehen werden muss, die bestimmte Bilder von Sex als natürlich oder unnatürlich erscheinen lassen.4 Fraglich bleibt allerdings, ob dieser kritisch-transformatorische Anspruch sich in letzter Konsequenz von allen Wahrheitseffekten der medialen Vermittlung befreien kann. Das Ziel, der Reproduktion heteronormativer Körperbilder zu entkommen, muss widersprüchlich bleiben, wenn die Rolle der Medien in der Erzeugung stereotyper Körperbilder nicht berücksichtigt wird. Denn eine Umsetzung queerer Strategien hat erst dann als Verweigerung repräsentativer Normen zu gelten, wenn die den Medien eingeschriebenen Momente des Widerständigen artikuliert werden können. Die Feststellung, dass die heteronormative Ordnung ihre sexuellen Machtverhältnisse mit Hilfe der visuellen Kultur stabilisiert, rückt also eine „reflexive Praxis des Sehens“5 ins Zentrum queerer Projekte. Sie verknüpft die kritische Revision des visuellen Feldes stets mit repräsentationspolitischen Fragestellungen. In den queeren Debatten um sexuelle

* * * 1

Vgl. Nina Wakeford, „Cyberqueer“, in: David Bell (Hg.), The Cybercultures Reader, New York/London u. a. 2000, S. 403–415.

2

Vgl. Zabet Peterson, „Going On-line. Consuming Pornography in the Digital Era“, in: Linda Williams (Hg.), Porn Studies, Durham 2004, S. 104 f.

3

In diesem Kontext bedeutet Dichotomie, dass nur zwei Kategorien denkbar sein sollen. Innerhalb der dichotomen Ordnung gibt es kein Dazwischen, sondern zwei Pole, die keine Überschneidung zulassen.

4

Vgl. Sara Ahmed, Queer Phenomenology. Orientations, Objects, Others, Durham 2006, S. 17 ff.

5

Johanna Schaffer, Ambivalenzen der Sichtbarkeit. Über die visuellen Strukturen der Anerkennung, Bielefeld 2008, S. 58.

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Identitätskonstruktionen und visuelle Praxen ist das Feld der Sichtbarkeit einerseits mit der Normierung von Körper und Subjektivität belastet6, andererseits lassen sich Herrschaftsund Machtverhältnisse auch im Bereich des Visuellen verändern7. Welche Rolle kann „queer porn“ bei den Verschiebungen und Unterbrechungen sexueller/pornografischer Identitätskonstruktionen spielen? Queerer Net-Porn versteht sich nicht nur als politisch-strategischer Kampf um Repräsentationsverhältnisse, sondern ist selbst von einer Politik der Repräsentation gekennzeichnet.8 Seine Medienformate im Internet locken vor allem mit der Erinnerung an eine politische Do-ityourself-Kultur und stellen einen neuen sozialen Aktivismus in Aussicht.9 Die folgenden Streifzüge thematisieren queere Netzpraktiken im visuellen Feld pornografischer Blogs, Foren und Portale. Dabei werden unterschiedliche Strategien im Umgang mit der heterosexuellen (Männer-)Pornografie sichtbar, die die pornografische Bildwelt dominiert. Sie lassen sich vereinfacht in drei Ansätze unterteilen: (1) Es gibt im Netz zahlreiche Projekte, die versuchen, queere Bilder der Lust zu konzipieren. Dabei handelt es sich um eine pornografische Bildproduktion, die erregen soll. In diesem Zusammenhang wird weitgehend die pornografische Authentizitätssuggestion akzeptiert. (2) Ausgehend von einer queer-dekonstruktivistischen Pro-SexIntervention experimentiert ein weiterer Ansatz mit der performativen Herstellung von Sexualität („doing sex“) jenseits der normalisierenden Zweigeschlechtlichkeit. Geschlechtsspezifische Identitätsmerkmale erscheinen aus die208

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ser Sicht als ein zitathaftes Spiel und als eine durch besondere Darstellungskonventionen erzeugte Fiktion. (3) Eine ironisierende Herangehensweise entwickelt eine Metapornografie und dekontextualisiert die vorgefundene Bildwelt mit den rhetorischen Mitteln der Parodie, der Satire und der Travestie. Da diese rhetorische Figur in der Selbstthematisierung queerer Pornografie weniger als politisch-strategische Intervention gehandelt denn als taktische Manöverkritik verwendet wird, wird auf sie nicht näher eingegangen.10

www.artporn.com

Da die drei Ansätze in ihren strategischen Perspektiven nicht zwingend miteinander vergleichbar sind, können sie auch nicht gegeneinander ausgespielt werden. Trotz aller Unterschiede gibt es eine Gemeinsamkeit: Bei allen hier aufgeführten Ansätzen queerer Bildproduktion spielt die kritisch-distanzierte Auseinandersetzung mit der sexualitätsnormierenden Mainstreampornografie11 eine große Rolle.

Independent Pornography: Sehnsucht nach Authentizität. Mit der „DIY web culture“ ist eine queer-feministische Independent Pornography („Indie-Porn“) entstanden, die mittlerweile ein wichtiger Träger der Netzkultur geworden ist, da die meisten Blogs durch Linkage, Trackbacks und gegenseitiges Posten miteinander vernetzt

* * * 6

Der Höhepunkt der für den männlichen Voyeurismus sichtbar gemachten Lust ist der sogenannte Cum-Shot, der das Ende einer pornografischen Sequenz markiert und einen außerhalb der Frau ejakulierenden Penis zeigt. Der Cum-Shot soll den visuellen Beweis für die „nackte Wahrheit“ liefern. Bei erfolgreichem Abschluss werden die männlichen Pornodarsteller für diese auch „Money-Shot“ genannte Einstellung extra bezahlt.

7

Vgl. zur kritischen Reflexion der eigenen Wahrnehmungsmuster Kaja Silverman, Threshold of the Visible World, New York/ London 1996, S. 184 f.

8

Vgl. Randal Woodland, „Queer Spaces, Modem Boys and Pagan Statues. Gay/ Lesbian Identity and the Construction of Cyberspace“, in: Bell 2000, a. a. O., S. 416–431.

9

Vgl. Katrien Jacobs, „Netporn. DIY Web Culture and Sexual Politics“, Lanham 2007; John Edward Campbell, Getting It on Online. Cyberspace, Gay Male Sexuality, and Embodied Identity (Haworth Gay & Lesbian Studies), New York/London 2004.

10 Im Internet hat sich eine queere Metapornografie im Feld der künstlerischen Produktion herausgebildet. Zu den bekanntesten Blogs dieser Kategorie zählen www.artporn.com, www.fleshboat.com und www.erosblog.com. 11 Heterozentrismus, Misogynie und Rassismus charakterisieren den Pornomainstream und seine normativen Identitätszuschreibungen; vgl. Christina Elizabeth Sharpe, „Racialized Fantasies on the Internet“, in: Signs, Nr. 4, 1999, S. 1089–1096; Linda Williams, „Skin Flicks on the Racial Border. Pornography, Exploitation and Interracial Lust“, in: Williams 2004, a. a. O., S. 271–308.

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sind.12 Das Modeln vor der Kamera unter selbstbestimmten Bedingungen ist Bestandteil der sexualitätsbejahenden visuellen Kommunikation einer Vielzahl von Gothic- und BDSM-Seiten. Die Mehrzahl dieser Websites verlangt monatliche Gebühren und bietet für jene, die ihre Fotos und Filme auf die Seite stellen wollen, ein Geschäftsmodell an. Neben der männlich, weiß und heterosexuell orientierten Punkkultur hat der Independent Net-Porn als Ausprägung der Pro-Porno-Kultur einen ausgeprägten Bezug zum lebensreformerischen „sex-positive feminism“13, der sich als Gegenbewegung zur PorNO-Kampagne von Catharine MacKinnon und Andrea Dworkin in den frühen 1980er Jahren formierte.14 Eines der kommerziellen Erfolgsmodelle der Independent Pornography ist die seit 2001 online befindliche Website www.suicidegirls.com, die ihren Hauptsitz in Los Angeles hat. Sie entstand im Umfeld des Mitte der

www.suicidegirls.com

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1990er Jahre boomenden Gothic Porn, der sich im Netz mit konventionellen Pornobildern und -videos von Frauen im Dark-Wave-Look etablierte. Sie bietet den Usern und Userinnen eine Vielzahl von überwiegend weißen und weiblichen Amateurmodellen (Gothics, Punks und Emos), die sich im Medienverbund von Foto, Webcam und Chat präsentieren. Im Vergleich zu kommerziellen Websites haben die Modelle eine weitergehende Kontrolle über die Bilder und Cams und können ihre eigene Seite gestalten. Die Profilfeatures umfassen unter anderem ein „Tagebuch“, das persönliche Erlebnisse und Ansichten für sich, die Freunde oder alle Benutzer festhält, und ein „Gästebuch“, in das sich Freunde und Besucher des Profils eintragen können. Schließlich können Fotostrecken integriert werden, welche die pornografischen Sujets in das persönliche Umfeld der Teilnehmerinnen einbetten. Mit ihnen entsteht ein Wahrheitsdiskurs, der sexuelle Neigungen, Zugehörigkeiten und Disparitäten sicht- und sagbar macht. Die Website der Suicide Girls verkündet auf programmatische Weise, dass nicht allein der Körper, sondern die gesamte Persönlichkeit der queeren Girls im Mittelpunkt steht: „These girls are not being paid to play the part in member’s fantasies, they are being paid to be themselves.“ Umweht vom Hauch feministischer Selbstbestimmung hat jede Teilnehmerin einen persönlichen Bereich für ihr Profil und zum Bloggen. Die biografische Anreicherung der einzelnen Einträge soll Pornos mit individuellen Persönlichkeiten erzeugen. Damit soll klargestellt werden, dass die weiblichen Models keine Sexobjekte mehr sind.

Andererseits erwarten die Betreiber/-innen eine Selbstdarstellung in vollständiger Nacktheit. Allerdings werden Fotos mit weit gespreizten Beinen, Nahaufnahmen des Geschlechts und Penetration nicht gezeigt. Die Modelle können aber ihre Fotos selbst einschicken, für die Rechte werden pauschal dreihundert Dollar gezahlt. Ein ähnliches Geschäftsmodell bietet die von der australischen Pornoholding gmbill.com betriebene Internetplattform www.ishotmyself.com an

www.ishotmyself.com

(auch hier sind die meisten Frauen weiß). Diese Social-Networking-Site ist als simuliertes Konzeptkunstprojekt

* * * 12 Hier sind die Grenzen zwischen E-Commerce, pornografischer Selbstausbeutung und genderpolitischer Selbstermächtigung unklar und vage. Scheinbar fließend gehen Pornoindustrie und Kulturkritik ineinander über. In vielen Sexblogs wird mittlerweile kommerzielle Werbung zwischen den Einträgen im Lauftext geschaltet. 13 Vgl. Carol Queen, Real Live Nude Girl. Chronicles of Sex-Positive Culture, Pittsburgh 1997. 14 Vgl. Catharine MacKinnon, „Pornography, Civil Rights, and Speech“, in: Janet A. Kourany (Hg.), Feminist Philosophies. Problems, Theories and Applications, Englewood Cliffs 1992, S. 295–313; Andrea Dworkin, Pornography. Men Possessing Women, New York 1981. 209

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von Frauen entworfen, die sich selbst in pornografischen Posen fotografieren. Die Fotos sind auf unterschiedliche Weise mit spezifischen Authentizitätsmerkmalen versehen (private Aufnahmesituation, natürliche Lichtquelle u. a.). Auch hier wird die pornografische Authentizitätssuggestion der nackten Haut durch rhetorische Register der Personifizierung erweitert. Zusätzliche Abbildungen zeigen die Modelle in ihrer Freizeitkleidung. Außerdem wird die Authentizität durch 210

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mediale Präsentationstechniken gesteigert, die das eigene Selbst im Rahmen seiner Internetpräsenz gut aussehen lassen sollen. Profilfeatures, Tagebuch und Diskussionsforen sorgen für eine immer intensivere Diskursivierung. Beide Indie-Porn-Blogs operieren sowohl mit persönlichen Ranglisten als auch mit intimen Selbstreflexionen und verknüpfen Pornografie mit kulturellen Prozessen des Unterscheidens und Klassifizierens; es entsteht ein „Komplex der Realitätskonstruktion“15.

Eine weitere Gemeinsamkeit der Indie-Porn-Blogs für scheinbar enthierarchisierte Frauen besteht darin, die sexuelle Lust mit der Lust am Wissen über die Lust zu verknüpfen. Kennzeichen ihrer Ästhetik ist das Konzept von Authentizität und Evidenzstiftung – das auf der Basis von Fotostrecken und * * * 15 Susanne Lummerding, „Weibliche“ Ästhetik? Möglichkeiten und Grenzen einer Subversion von Codes, Wien 1994, S. 14.

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Videoclips, der Erreichbarkeit der Modelle über Chats und weitergehende persönliche Weblogs und Homepages bis hin zu richtigen Webcommunitys, wo über den Chat ein reger Meinungsund Informationsaustausch stattfindet, in Szene gesetzt wird. Dabei agieren die Blogger/-innen in der vertrauten Umgebung ihres Internetzugangs und machen ihr persönliches Text- und Bildmaterial der Öffentlichkeit zugänglich. Damit verwischen sich die Grenzen zwischen Privatsphäre/Öffentlichkeit und Arbeit/Freizeit. So setzt sich im Queer-Chic-Porn-Blog ein Trend fort, der sich Anfang der 1990er Jahre mit der Popularität der TV-Formate der Realityshows abzuzeichnen begann. In dieser Hinsicht überlagert sich die queere Ästhetik der alternativen Netzpornografie tendenziell mit den evidenzstiftenden Darstellungsstilen hegemonialer Medienästhetik. Alternative Porn überlagert pornografische Rollenspiele und Intimgeständnisse von Privatpersonen: „Suicide Girls are not only physically naked; they are also emotionally fleshed out.“ Im Bereich der Onlinepornografie hat sich unter der Bezeichnung „Realcore“ ein eigenständiges Genre der Amateurproduktionen herausgebildet, das mit den ästhetischen Stilmitteln der Unschärfe, der niedrigen Bildauflösung, der Handkamera und des Filmmaterials im Rohschnitt operiert: „Realcore is mostly for free: this is the ultimate evidence of the desire to be seen. Because in all types of Realcore, hetero or gay, kinky or vanilla, what matters to users is the truth of what they see. In this respect it is very similar to much of Reality TV. […] quality doesn’t matter at all. […] And, oddly

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enough in the age of surgical perfection, neither does beauty: this is the revolution of the normal – me, and perhaps you too.“16 Porn-Blogs wie www.suicidegirls. com und www.ishotmyself.com operieren mit einer Reihe von Darstellungskonventionen, mit denen das pornografische Selbst als möglichst authentisch präsentiert werden kann. Der Verzicht auf ein Fotostudio, die Verwendung einer einfachen Automatikkamera und die unprofessionellen Posen des Modells erzeugen eine „ungezwungene“ Visualität, die auf eine amateurhafte Unmittelbarkeit abzielt. Die pornografischen Selbstpraktiken im Netz erhalten somit zusätzliche Erzählstrukturen und sind in vielschichtige mediale Strategien eingebunden, die darauf abzielen, das Selbst zum Sprechen zu bringen. In spezifischen Diskursritualen werden die „Girls“ aufgefordert, sich Geständnistechniken anzueignen, um Selbstzeugnisse abzulegen und Befragungen und Beratungen über sich ergehen zu lassen. Nach Michel Foucault ist das Geständnis, der produktive Zwang des „SprechenMachens“, die höchstbewertete Technik bei der Produktion von Sexualität.17 Der spezifische Zusammenhang von Macht, Wahrheit und Subjektwerdung ist weniger das Ergebnis repressiver Unterdrückung als vielmehr in einer immer intensiveren Diskursivierung begründet. Im „unabhängigen“ und „selbstverwalteten“ Porn-Blog wird Pornografie zur Freiheitstechnologie: Das pornografische Wissen wirkt also umso unvermittelter und unverfälschter, je amateurhafter es die beteiligten Subjekte – mangels Medienreflexion – über sich selbst preiszugeben scheinen.

Der Dildo als sexueller Signifikant. Das im Jahr 2000 erschienene Manifeste contra-sexuel der Philosophin Beatriz Preciado hat sich zu einer wichtigen Referenz queerer Medienreflexion, Bildkultur und Diskursproduktion im Netz entwickelt.18 Während die PorNOFeminismen den Dildo als symbolische Repräsentation männlich-dominanter Sexualität innerhalb lesbischer Praktiken zurückweisen, sieht Preciado ihn

Die Produktion des Orgasmus oder Butlers Vibrator aus: Beatriz Preciado, Kontrasexuelles Manifest, 2003

* * * 16 Der italienische Onlineaktivist Sergio Messina prägte als einer der Ersten den Begriff „Realcore“, mit dem er die Aktivitäten von Sexgroups im Usenet zusammenfasste (vgl. seine Installation Brave New Porn von 2001 zur Amateurpornografie im Netz und seine Website www.realcore.radiogladio.it). 17 Vgl. Michel Foucault, Sexualität und Wahrheit I. Der Wille zum Wissen, Frankfurt am Main 1983, S. 22 f. 18 Vgl. Beatriz Preciado, Kontrasexuelles Manifest, Berlin 2003. 211

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Dildotopia aus: Beatriz Preciado, Kontrasexuelles Manifest, 2003

als „parasitäre Mimesis des Penis“19 und damit als ein dekontextualisiertes Zitieren eines sexuellen Signifikanten, der sich über sexuelle Konventionen lustig macht: „Der Dildo ist die parodistische Wahrheit der Heterosexualität.“20 Diese Position ist jedoch nicht grundsätzlich neu. Bereits in den Anfangsjahren der Queer Theory plädierte eine dekonstruktivistische Argumentationslinie für die Resignifizierung des Dildos vor dem Hintergrund der queerfeministischen Geschlechterparodie.21 Im Kontrasexuellen Manifest (so der deutsche Titel) soll nun aber der sexuelle Kontrakt eine neue Regelung erfahren: Es soll nicht mehr der Penis als Phallus im Mittelpunkt stehen („Der Penis ist die falsche Pose einer Herrschaftsideologie“22), sondern der Dil212

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do als Lustgenerator für alle möglichen Sexualitäten. Für Preciado ist der Dildo ein synthetisches Element, das in der Lage sein soll, sexuelle Praktiken zu politisieren: Er erinnert uns daran, dass Sexualität nur Performance und Geschlechtsidentität die Verinnerlichung einer Konstruktion ist. Kontrasexueller Sex besteht aus Körpern, die sich gegenseitig oder selbst mit Dildos bearbeiten. In Preciados Gesellschaftsutopie werden Operationen der Geschlechtsumwandlung zur Gebrauchschirurgie. Für sie steht der Dildo im Zeichen der geschlechtlichen Transgression und wird dementsprechend als emanzipatorisches Tool aufgewertet. Damit einhergehend plädiert sie für die Abschaffung der Familie. An deren Stelle treten Sexarbeiter/innen als Multimedia-Körperperformer/-innen. In zwölf Artikeln verordnet Preciado der „kontrasexuellen Gesellschaft“ die Grundsätze der neuen Ordnung. Sie fordert eine schwullesbische Widerstandstechnologie des Dildogebrauchs und plädiert für eine radikale Trennung der sexuellen Praktiken von Fortpflanzungsaktivitäten. In diesem Zusammenhang erklärt sie den Anus zum universalen Lustzentrum, der sich jeder geschlechtlichen Zuordnung entziehen sollte. Dieser kritisch-experimentelle Blick auf die Möglichkeiten der Repräsentation von Pornografie eröffnet auch einen Raum der Medienreflexion: etwa im Kontext der Erzeugung bildrhetorischer Unschärfen, Zweideutigkeiten oder perspektivischer Verschiebungen, die sowohl ihre Textstrategien als auch ihre Bildkomposition kennzeichnen. In dem Essay „Multitudes queer“, den sie 2003 im französischen Online-

journal Multitudes. Revue politique, artistique, philosophique publizierte, beschreibt Preciado eine queere Praxis der „Multitude“, die sich weigert, eine feste sexuelle Form anzunehmen.23 Damit skizziert sie eine vielversprechende Möglichkeit, Subjektivität als prozessualstrategisch neu denken zu können. Die an Preciados sexueller Multitude orientierte queere Bildpolitik im Netz stellt nicht nur die Natürlichkeit der Geschlechter in Frage. Sie proklamiert eine polymorph libidinös besetzte Sexualität: Körperorgane mit „syntaktischen Entsprechungen“ fungieren als mögliche Fortsetzungen des Dildos: Finger, Zungen, Peitschen, Gürtel oder Kondome bilden ein variables und bewegliches Repertoire von Spielmöglichkeiten jenseits der Grenzziehungen zwischen natürlich und künstlich. Mit Donna Haraway, der Autorin von Cyborg Manifesto (1991)24, verbindet Preciado die theoretische Geste, eine neue Epoche ausrufen zu wollen. Haraway führte in die feministischen

* * * 19 Ebd., S. 62. 20 Ebd., S. 64. 21 Vgl. June L. Reich, „Genderfuck. The Law of the Dildo“, in: Discourse. Journal for Theoretical Studies in Media and Culture, Nr. 1, 1992, S. 112–127. 22 Preciado 2003, a. a. O., S. 64. 23 Vgl. Beatriz Preciado, „Multitudes queer“, in: Multitudes. Revue politique, artistique, philosophique, Nr. 3, 2003, http://multitudes. samizdat.net/Multitudes-queer. 24 Donna Haraway, „Ein Manifest für Cyborgs“, in: dies., Die Neuerfindung der Natur. Primaten, Cyborgs und Frauen, Frankfurt am Main 1995, S. 33–72.

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Debatten die Denkfigur des Cyborgs ein, um ihr „doing gender“ zu verhandeln; Preciado versteht den Dildo als Akteur in sexuellen Aneignungspielen, die für alle gleichermaßen frei verfügbar sein sollen. Beide gehen von einem Subjekt aus, das immer wieder neu entworfen und produziert wird, und erklären Sexualität zu einer Frage der technischen Performance und zum „Ort des Widerstands“25. Eingebunden in eine queere Technologie kann die von Preciado skizzierte „Dildotektonik“ die starre und hermetisch wirkende Geschlechterordnung zwischen Norm und Subjekt aufbrechen: „Die Dildotektonik ist eine Gegenwissenschaft, sie untersucht Erscheinung, Entwicklung und Nutzung des Dildos. Sie macht die Deformationen sichtbar, die der Dildo am Sex/ Gender-System bewirkt. Die Dildotektonik – als zentraler Zweig der Kontrasexualität – begreift den Körper als Fläche, als Terrain der Verschiebung und der Anwendung des Dildos.“26 Anstelle der Betonung von Normierung und Disziplinierung kann sich der Dildo als flexible und wandlungsfähige Technologie der Sexualität erweisen. Im Anschluss an Michel Foucault begreift Preciado die Geschichte der Sexualität als eine Geschichte der Machtund Selbsttechnologien.27 Vor diesem Hintergrund kann der Dildo als neues Medium queerer Körpertechnologien angesehen werden. So kann er an verschiedenen Körperteilen befestigt werden und wird auf diese Weise zu einem flexibilisierten Signifikanten, der eine Vielzahl möglicher Lüste generiert. Mit dem Dildo wird weniger die Identifizierung sexueller Praktiken gemeint als vielmehr die Affinität zwischen sexu-

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ellen Spielformen „ungleicher und beweglicher Beziehungen“28 gesucht. Ohne eine feste Form geschlechtlicher Identität anzunehmen, ist der Dildo kein abgeschlossenes Identitätsmerkmal, sondern wird in vielgestaltigen Diskursnetzen und Selbstpraktiken ausgehandelt. Preciados Dildosophie hat von daher eine ausgeprägte Affinität zum Bild des Netzes und zum Netzwerk als Denkfigur einer radikalen Durchlässigkeit von Körpern, Lebensformen und Machtbeziehungen: „Vernetzung ist nicht nur eine multinationale Unternehmensstrategie, sondern auch eine feministische Politikform – das Weben von Netzen ist die Praxis oppositioneller Cyborgs.“29 Eine neue Vielfalt der Sexualitäten? Die neue Vielfalt der Sexualitäten im Netz wird häufig als Chance auf „sexuelle Gleichberechtigung“ und als „demokratisierender Prozess“ angese-

www.queerdating.co.uk

hen. In den aktuellen Debatten firmiert „queer“ keineswegs als Nischenprogramm, das für sich eine eigene Materialität oder Positivität in Anspruch nehmen würde. Seine Abgrenzung zu dem, wovon es sich unterscheidet, begründet es „notwendigerweise relational und nicht oppositionell“30. Diese gemäßigte Konzeption subjektiver und politischer Handlungsfähigkeit kann für die strategische Verortung queerer Pornografie geltend gemacht werden. Auch eine minoritäre Selbstpraxis wie etwa die Dildotechnologie kann sich nicht außerhalb von Machtverhältnissen als eine „autonome“ und „unverfälschte“ Instanz positionieren. Das queere Denken distanziert sich aber vom Heroismus des enthierarchisierten Individuums und ver-

* * * 25 Preciado 2003, a. a. O. (Anm. 18), S. 126. 26 Ebd., S. 37. 27 Vgl. Michel Foucault, „Technologien des Selbst“, in: Luther H. Martin et al. (Hg.), Technologien des Selbst, Frankfurt am Main 1993, S. 24–62. 28 Foucault 1983, a. a. O., S. 115. 29 Haraway 1995, a. a. O., S. 60. www.malapecora.noblogs.org

30 Annemarie Jagose, Queer Theory. Eine Einführung, Berlin 2001, S. 128. 213

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Tim Stüttgen auf www.myspace.com

ortet Selbstpraktiken im ambivalenten Spannungsfeld von Subjektivierung und Entsubjektivierung. Wenn Michel Foucault die Entsubjektivierung zur „letzten“ Möglichkeit widerständiger Praxis ausruft, muss in diesem Zusammenhang gefragt werden, wie das Verweigern von Subjektivität möglich sein kann. Zunächst verfährt Foucault ex negativo und stellt der befreienden Selbstbehauptung die Entsubjektivierung und das Anderswerden als Prozess gegenüber. Wenn wir im Anschluss an Foucault also davon ausgehen, dass Subjektivierungsprozesse in diesem Sinne immer auch ein Effekt bestehender Machtverhältnisse sind, dann hat eine solche Annahme weitreichende Konsequenzen für die pornologische Subjektwerdung, die weder den Status der Abhängigkeit noch den Status der Freiheit erreichen kann und damit ihren immanenten Widerspruch aushalten muss. Queere Pornografie distanziert sich von essentialistischen Identitäts214

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diskursen pornografischer Sexualität. Ausgehend von Foucaults Denken gelten für queere Theorien Geschlecht und Sexualität nicht länger als naturgegebene, jenseits von Geschichte und Gesellschaft existierende Größen, die einen privilegierten Zugang zur Wahrheit des Subjekts eröffnen. Als eine „radikale Politik der Sexualität“31 oszilliert die queere Pornografie zwischen Freiheit und Regulierung und weigert sich, eine feste Form geschlechtlicher Identität anzunehmen – ohne sich jedoch in Selbstauflösung zu verlieren. Mit ihren Gesten des öffentlichen „Zu-Sehen-Gebens“32 inszenieren sich queere Pornblogger/-innen also immer auch als Subjekte, die die politische Wirksamkeit von Bildern zu erproben versuchen. Ihr Widerstand gegen hegemoniale Machtverhältnisse zielt nicht auf ein einfaches Ersetzungsverhältnis ab, sondern beabsichtigt grundlegend, einen politischen Handlungsraum bereitzustellen.

* * * Ramón Reichert

* * * 31 Gayle Rubin, „Thinking Sex: Notes for a Radical Theory of the Politics of Sexuality“, unter anderem in: Andreas Kraß (Hg.), Queer Denken. Gegen die Ordnung der Sexualität, Frankfurt am Main 2003, S. 31–79. 32 Sigrid Schade und Silke Wenk, „Strategien des ‚Zu-Sehen-Gebens‘. Geschlechterpositionen in Kunst und Kunstgeschichte“, in: Hadumod Bußmann und Renate Hof (Hg.), Genus. Geschlechterforschung und Gender Studies in den Kultur- und Sozialwissenschaften, Stuttgart 2005, S. 302–342.

Univ.-Doz. Mag. Dr. phil. habil. Seit 2003 Assistent am Institut für Medientheorie der Kunstuniversität Linz. 2008 Habilitation im Fachbereich Medientheorie und Medienwirtschaft an der Kunstuniversität Linz. Forschungsund Lehraufenthalte u. a. in Berlin (HU), Bochum, Canberra (ANU), Columbia (SC), London und Zürich. Stipendien und Preise des FWF, des ÖAD, der ÖFG, der Science Foundation (Sydney), des Theodor-Körner-Fonds und der Universität Wien. Seit 2008/09 Research Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien und Visiting Fellow am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, Mass. (MIT Comparative Media Studies).

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WERKVERZEICHNIS The Porn Identity. Expeditionen in die Dunkelzone

* * * Monica Bonvicini These Days Only a Few Men Know What Work Really Means, 1999 Stellwände, C-Prints auf Duraclear 239 x 679 cm Sammlung Thaddaeus Ropac, Salzburg/Paris

* * * Angela Bulloch Baby Doll Saloon, 1992 Installation, Text Variable Dimensionen Courtesy Sammlung Schürmann, Deutschland

* * * Tom Burr Put Out, 2003 Installation, verzinkter Stahl, Holz, Farbe Jeweils 230 x 149 x 259 cm Courtesy Galerie NEU, Berlin

* * * Marilyn Chambers Ivory Snow, 1972 Waschmittelkarton 21,5 x 5,5 x 15 cm Courtesy Privatsammlung, Deutschland

* * * Katrina Daschner Dolores, 2005 Multimedia-Installation Courtesy die Künstlerin

* * * Marcel Duchamp Bicycle Wheel, 1913/2007 Replikat, Metall, Holz 129,5 x 63,5 x 41,9 cm

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Elmgreen und Dragset Queer Bar, Powerless Structures, 1998 Holz, Metall, Barhocker, Fußablage, Zapfhähne 120 x 300 x 300 cm Courtesy Haubrok Foundation

* * * Marlene Haring Show Me Yours, I’ll Show You Mine, 2008 Performance, Installation Variable Dimensionen Courtesy die Künstlerin

* * * Edward Kienholz und Nancy Reddin Kienholz The Bronze Pinball Machine with Woman Affixed Also, 1980 Exemplar 1 von 3 Spielautomat, Bronze, Beleuchtungskörper 190 x 100 x 200 cm Courtesy Berlinische Galerie – Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur

* * * Stanley Kubrick Korova Milkbar, 1971/2007 Replikat (Design: Liz Moore), verschiedene Materialien 210 x 80 x 80 cm

* * * Dona Ann McAdams Club 90, 1984 Silbergelatineabzug 40 x 50 cm Courtesy die Künstlerin

* * *

* * * Tatiana Trouvé Totem, 2006 Metall, Leder, Piercing, Seil 195 x 165 x 90 cm Courtesy Johann König, Berlin

* * * Johannes Wohnseifer In Front of the Green Door, 1996 Holztür, Lack, Türgriff (Design: Ludwig Wittgenstein) Variable Dimensionen Courtesy Johann König, Berlin

FILME

Marilyn Chambers Insatiable, 1980 R: Godfrey Daniels Filmausschnitt auf DVD, 4 min

* * * T. Arthur Cottam Pornographic Apathetic, 2003 DVD, 5:26 min Courtesy Big Phatty Productions

* * * Nathalie Djurberg Badain, 2005 DVD, 5:24 min Courtesy die Künstlerin, Zach Feuer Gallery, New York, und Gió Marconi, Mailand

* * * Jean Genet Un chant d’amour, 1950 35-mm-Film auf DVD, SW, 9 min Courtesy Roland Dumas

* * * Louisa Achille The Naked Feminist, 2003 DVD, 58 min Courtesy die Künstlerin

* * * Kenneth Anger Scorpio Rising, 1964 DVD, 28 min

* * * Fernando Arias Public Inconvenience, 2004 DVD, 4:30 min Courtesy der Künstler

Olaf Metzel Frauen putzen besser, 2002 15-teilige Installation, verschiedene Materialien Jeweils 130 x 40 x 50 cm Courtesy Produzentengalerie, Hamburg

* * *

* * *

Ellen Cantor Pinochet Porn: The Dictator and His Maid, 2008 Super 8 auf Video, 18 min Courtesy die Künstlerin

John Miller A Mutually Beneficial Encounter, 2003 Litfaßsäule, Poster, Text 230 x 300 x 300 cm Courtesy Hans Wiedauer

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Robert Müller La veuve du coureur (The Cyclist’s Widow), 1957/2007 Replikat, Home-Trainer, Dildo 120 x 150 x 50 cm

Martin Arnold Alone. Life Wastes Andy Hardy, 1998 16-mm-Film auf DVD, SW, 15 min Courtesy Galerie Martin Janda, Wien

* * *

Ron Jeremy Real Dolls, 1999 R: Ambrosia Vynne, DVD, 34 min Courtesy Real Doll

* * * William E. Jones Mansfield 1962, 2006 DVD, SW, 9 min Courtesy David Kordansky Gallery, Los Angeles

* * * Richard Kern Fingered, 1986 Super 8 auf DVD, SW, 24 min Courtesy der Künstler

* * * Terence Koh 4’27”, 2006 Videodokumentation einer Performance, DVD, SW, ohne Ton, 4:27 min Courtesy Peres Projects, Berlin/Los Angeles

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Bruce LaBruce Skin Flick, 1999 DVD, 67 min Courtesy Cazzo Film, Berlin

* * * Bruce LaBruce Skin Gang, 1999 DVD, 88 min Courtesy Cazzo Film, Berlin

* * * Michael Laub/Dean Proctor Out of Sorts, 1999 Videodokumentation einer Performance mit Richard Crane, Grand Theatre Groningen, Niederlande, ca. 20 min Video Henk van Dijk Courtesy die Künstler

* * * Joseph Maida amailstripper4u: 4mike, 4gerald, 4dwight, 2006 DVD, 6:30 min Courtesy der Künstler

* * * Dorit Margreiter 10104 Angelo View Drive, 2004 DVD, 6:56 min Sammlung Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien Courtesy Galerie Krobath Wimmer, Wien

* * * Eon McKai Art School Sluts, 2004 DVD, 100 min Courtesy VCA Pictures

* * * Eon McKai Dana DeArmond Does the Internet, 2006 R: Dana DeArmond DVD, 93 min Courtesy Vivid Alt

* * * Eon McKai Eastside Story, 2007 R: Vena Virago DVD, 128:30 min Courtesy Vivid Alt

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Eon McKai Man’s Ruin, 2007 R: Octavio Winkytiki DVD, 1:53 min Courtesy Vivid Alt

Carolee Schneemann Fuses, 1964–1967 16-mm-Film auf DVD, 18 min Courtesy die Künstlerin und Video Pool Inc.

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* * *

Eon McKai Neue Wave Hookers, 2006 DVD, 144 min Courtesy VCA Pictures

Rocco Siffredi Fashionistas, 2003 R: John Stagliano DVD, 280 min

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Eon McKai Skater Girl Fever, 2006 R: Dave Naz DVD, 179 min Courtesy Vivid Alt

Hito Steyerl In/Dependence, 2007 DVD, 3 min Courtesy die Künstlerin

* * * Eon McKai The ReBelle Rousers, 2006 R: Octavio Winkytiki DVD, 138 min Courtesy Vivid Alt

* * * Panik Qulture How to Ass Ejaculate, 2005 DVD, 8:22 min Courtesy die Künstler

* * * Panik Qulture La culture hétéro vous savez où je me la mets?, 2004 DVD, 6:02 min Courtesy die Künstler

* * * Tobaron Waxman True Spirit, 2001 DVD, 20 min Courtesy der Künstler

* * * Lawrence Weiner A Bit of Matter and a Little Bit More, 1976 DVD, 23 min Courtesy EAI Electronic Arts Intermix

* * * Tseng Yu-Chin Who is listening?, Part 1, 2003–2004 DVD, 7:55 min Courtesy der Künstler

* * * Panik Qulture Le fabuleux destin d’Amélie Putain, 2005 DVD, 8:19 min Courtesy die Künstler

* * * Panik Qulture Pop Porn Party, 2005 DVD, 4:22 min Courtesy die Künstler

Rainbow Wall, feat. Nic Andrews, Joanna Angel, James Avalon, Belladonna, Andrew Blake, Gerard Damiano, Gregory Dark, Sachiko Hanai, Jenna Jameson, Eon McKai, Jim und Artie Mitchell, Richard Prince, Steve Siffredi, Iwata Roku, Doug Sakmann, Snoop Dogg, Paul Thomas, Octavio Winkytiki, Nick Zedd, Jack the Zipper

* * * Rinse Dream Café Flesh, 1982 DVD, 80 min Courtesy VCA Pictures

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Erschienen im Verlag für moderne Kunst Nürnberg Luitpoldstraße 5 D-90402 Nürnberg Tel.: +49 911 240 21 14 Fax: +49 911 240 21 19 Printed in Austria ISBN 978-3-852470-72-6 (KUNSTHALLE wien) ISBN 978-3-941185-10-4 (Verlag für moderne Kunst Nürnberg)

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Herausgeber KUNSTHALLE wien, Thomas Edlinger, Gerald Matt, Florian Waldvogel Redaktion Thomas Edlinger, Michael Rieper, Florian Waldvogel Texte Thomas Ballhausen, Thomas Edlinger, Linda Hentschel, Ramón Reichert, Angela Stief, Florian Waldvogel, Katherina Zakravsky Lektorat Birgit Trinker Grafische Gestaltung MVD Austria Michael Rieper, Christine Schmauszer, Georg Skerbisch Druck REMAprint Ges. m. b. H. © 2009 KUNSTHALLE wien, Verlag für moderne Kunst Nürnberg © 2009 für die abgebildeten Werke bei den Künstlern und siehe Bildnachweis; VBK, Wien, 2009: Fernando Arias, Monica Bonvicini, Marlene Haring, Olaf Metzel, Carolee Schneemann, Hito Steyerl, Lawrence Weiner; Dian Hanson, The History of Men’s Magazines, Bd. 5, Köln 2005: S. 24, 25, 28, 29, 65, 134, 215, 219, 220; Dian Hanson, The History of Girly Magazines, Köln 2006: S. 61; für die abgebildeten Heftseiten aus dem Magazin Hustler wurden uns dankenswerterweise die Abbildungsrechte von der LFT Publishing Group, LLC, zur Verfügung gestellt © 2009 für die Texte bei den Autoren Falls die KUNSTHALLE wien trotz intensiver Recherchen nicht alle Inhaber von Urheberrechten ausfindig machen konnte, ist sie bei Benachrichtigung gerne bereit, Rechtsansprüche im üblichen Rahmen abzugelten. 218

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Vertrieb Großbritannien Cornerhouse Publications 70 Oxford Street Manchester M1 5 NH, UK Tel.: +44 161 200 15 03 Fax: +44 161 200 15 04 Vertrieb außerhalb Europas D.A.P./Distributed Art Publishers, Inc., New York 155 Sixth Avenue, 2nd Floor New York, NY 10013, USA Tel.: +1 212 627 19 99 Fax: +1 212 627 94 84 Cover Stanley Kubrick, Korova Milkbar, 1971/2007, Replikat (Design: Liz Moore), verschiedene Materialien, 210 x 80 x 80 cm, Installationsansicht Bodypoliticx, Witte de With, 2007, © Foto: Bob Goedewaagen und Witte de With

Produktionsleitung Sigrid Mittersteiner Presse, Marketing Claudia Bauer (Leitung), Katharina Murschetz (Presse), Michaela Zehetner (Marketing) Kunstvermittlung Isabella Drozda (Leitung) Technik Johannes Diboky Restauratoren Ursula Brandl-Pühringer, Andreas Gruber, Sascha Höchtl Transporte hs art service austria GmbH Ausstellungsgrafik MVD Austria Michael Rieper, Christine Schmauszer

Direktor Gerald Matt Geschäftsführerin Bettina Leidl Leitender Kurator Thomas Mießgang Die KUNSTHALLE wien ist die Institution der Stadt Wien für moderne und zeitgenössische Kunst und wird durch die Kulturabteilung MA 7 unterstützt.

Mit freundlicher Unterstützung von

* * * AUSSTELLUNG

The Porn Identity. Expeditionen in die Dunkelzone KUNSTHALLE wien, Halle 2 13. Februar bis 1. Juni 2009 Kuratoren Thomas Edlinger, Angela Stief, Florian Waldvogel Ausstellungskoordination Thomas Mießgang Kuratorische Assistenz Martin Walkner

Danken möchten wir insbesondere Witte de With Center for Contemporary Art, Rotterdam, Isaac und Lily Waldvogel, Virginia Dellenbaugh

THE PORN IDEN TITY EXPEDITIONEN IN DIE DUNKELZONE

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