1890_Kundenmagazin_03_2014

May 29, 2016 | Author: vsorin | Category: N/A
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Sehr interessant...

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1890 Das Magazin der Allianz Deutschland AG

AUS ERFAHRUNG MEHR WISSEN

PFLEGEFALL Alter kann schön sein, mit und ohne helfende Hände. Über Rentnerglück in Arizona, Demenz unter Palmen – und warum unser Model Anna so leuchtet Ausgabe 03 / 2014

EDITORIAL

DA KOMMT WAS AUF UNS ZU Über den eigenen Lebensabend nachzudenken, ist nicht nur notwendig, es kann sogar Spaß machen. Ein Heft über die Möglichkeiten des Altwerdens

D Manuel Neuer Fußball-Nationalspieler und Allianz Kunde

Erraten Sie, was Manuel Neuer in seinen Koffer packt. Manuel Neuer muss seinen Koffer für das nächste Spiel packen. Helfen Sie ihm, seine 7 wichtigen Sachen einzupacken. Jetzt mitspielen auf www.1istmirwichtig.de/privatschutz

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Hoffentlich Allianz versichert.

ass niemand jünger wird, ist eine unbestreitbare Tatsache. Die Statistik zeigt sogar: Die Deutschen werden immer und erheblich älter, laut einer Allianz Studie wird jedes zweite Neugeborene seinen 100. Geburtstag erleben. Ein Grund zur Freude. Und zum Nachdenken. Kaum jemand beschäftigt sich allzu gern mit dem Älterwerden, weil Sorgen um Gesundheit und Familie das Thema begleiten. Dabei ist Verdrängen die schlechteste Lösung. Wer einen erfüllten Lebensabend verbringen will, sollte vorbereitet sein – sowohl finanziell als auch gedanklich. Um materielle Fragen zu klären und vorzusorgen, bietet die Allianz gezielte Beratung und maßgeschneiderte Angebote. Bei der Aufgabe, sich ideell auf das Älterwerden einzulassen, soll diese Ausgabe von »1890« helfen. Die Frau auf unserem Cover, Anna von Rüden, 63, erklärt, wie sie sich für ihren Job als Fotomodel fit hält. Im Heft finden sie weitere Fotos mit ihr. Der Pflege­beauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann, und meine Kollegin Dr. Birgit König, Vorstandsvorsitzende der Allianz Private Krankenversicherung, schlagen Wege vor, um die Pflege alter Menschen besser in die Gesellschaft zu integrieren. Eine Reportage aus Arizona, wo eine Stadt für rund 40.000 Pensionäre in die Wüste gebaut wurde, zeigt, wie bunt und bewegend der Ruhestand sein kann. Es würde mich freuen, wenn diese Ausgabe von »1890« dazu beitrüge, dass Sie mehr über die Chancen des Älterwerdens nachdenken als über die Probleme. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. ■

Dr. Markus Rieß, Vorstandsvorsitzender der Allianz Deutschland AG

DAS MAGAZIN FÜR WEB UND APP »1890« gibt es auch als Website sowie Gratis-App für iPads, Android-Tablets und iPhones. Das Pfeilsymbol weist im Heft auf multimediale Inhalte hin Dr. Markus Rieß

ALLIANZ   03 / 2014 

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INHALT

INHALT

Topmodel Anna von Rüden, 63, zeigt die schönen Seiten des Alters – ihre eigenen

Selbsterfahrung: Ein geschlauchter Vater radelt mit der Tochter über alle Berge

SEITE 34

Oberteil: COS

SEITE 70

Golfschläger statt Krückstock: Sun City, Arizona, die Stadt der aktiven Senioren SEITE 12

SCHWERPUNKT PFLEGE

SCHADENAKTE

12 ABENTEUER RUHESTAND Eine funktionierende Utopie: die US-Rentnerstadt Sun City

44 ZU GAST BEI NACHBARN Deutsche Pflege im polnischen Zabełków

22 ALTERSWEISHEITEN Der älteste Mensch, die teuerste Pflege – eine Anthologie

48 VERFLIXT UND ZUGENÄHT Familien verbindet mehr als Geld – wie sie sich nicht in die Wolle bekommen

24 ZURÜCK IN DIE GESELLSCHAFT Karl-Josef Laumann, Pflege­ beauftragter der Bundesregierung, kämpft um den Ruf von Heimen

52 DREI FÜR ALLE FÄLLE Einblicke in eine Allianz Vertretung mit Familienanschluss

28 PFLEGE UNTER PALMEN Thailand bietet 24-Stunden-Pflege mit Familienanschluss

56 ALPHATIER IM RUHESTAND Was wird aus Affen im Alter? Manchmal ein Tierpfleger

34 GEPFLEGTE SCHÖNHEIT Anna von Rüden zeigt Make-ups, die auch Frauen jenseits der 60 gut stehen 40 MEIN PFLEGER, DER ROBOTER Wie Maschinen alten Leuten unter die Arme greifen

RUBRIKEN 03 08 55 77 78

Editorial Verrückte Zeit Dellings Kolumne Allianz historisch Zu guter Letzt

Sie finden »1890« auch als Webseite und Gratis-App. Das Symbol links weist auf multimediale Inhalte hin

06 PIPPIS HAFTPFLICHTSCHUTZ Kommt die Allianz für Schäden in Taka-Tuka-Land auf?

DIE BLAUEN SEITEN 62 PFLEGEVERSICHERUNG Was Sie wissen müssen, was Sie haben sollten

UNSERE WELT 70 ÜBERN BERG Mit seiner Tochter im Anhänger radelte unser Autor über die Alpen

AUS ERFAHRUNG 76 ALLIANZ FÜR DEN FUSSBALL DFB-Präsident Niersbach und Allianz Vorstand Heinemann über die neue Frauen-Bundesliga

Unversicherbar: Warum Heino selbst in seinem Personalausweis mit Brille zu sehen ist SEITE 78

BILDNACHWEIS

IMPRESSUM

Titel: Sammy Hart S. 3: Illustration Julian Rentzsch, Titel App Sammy Hart S. 4–5: Sammy Hart, Enno Kapitza, Moritz Attenberger, Martin Hangen/SZ Photo S. 6–7: ddp images S. 8–11: picture alliance/dpa, Jeddah Economic Company/ Adrian Smith + Gordon Gill Architecture – Architekten: Adrian Smith and Gordon Gill, Allianz/Egbert Krupp, owayo custom sports, KircherBurkhardt Infografik/Nils Krämer S. 12–21: Enno Kapitza (10), Alex Maclean/Getty Images S. 22–23: KircherBurkhardt Infografik S. 24–27: Dominik Butzmann (3), Illustration KircherBurkhardt Infografik S. 28–33: Enno Kapitza (8) S. 34–39: Sammy Hart (4), Saskia Nathalie Betz S. 41–43: Fraunhofer IPA, Bestic AB, RIKEN RTC, Giraff Technologies AB, Shigeki Sugano LaboratoryWaseda University, Corbis, Illustration Katrin Rodegast S. 44–47: Enno Kapitza (6) S. 48–51: Illustration Dina Rautenberg S. 52–54: Frederik Laux (4) S. 55: Illustration Julian Rentzsch S. 56–61: Corbis, Theo Allofs/Picture Press, Corbis, Fotolia S. 62–69: Photocase, Christian Kaufmann (2), Illustration Jan Bazing, Istock, Font Cardenio Modern by Nils Cordes S. 70–75: Moritz Attenberger (9) S. 76–77: Allianz/Sörli Binder, KircherBurkhardt, Plakat Allianz/Firmenhistorisches Archiv S. 78: Jens Koch/Picture Press, Privat

»1890« – AUS ERFAHRUNG MEHR WISSEN »1890« benennt das Gründungsjahr der Allianz

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers.

Herausgeber: Hermann-Josef Knipper, Allianz Deutschland AG, Königinstraße 28, 80802 München Redaktion: Chefredakteur: Mario Vigl (V. i. S. d. P.); Stellv. Chefredakteur: Daniel Aschoff; Niclas Müller (frei), Anna Hieger (Volontärin) Autoren dieser Ausgabe: Michael Cornelius, Gerhard Delling, Katharina Fuhrin, Christian Gottwalt, Kerstin Leppich, Cord Riechelmann, Christian Thiele, Christiane Wild-Raidt Kontakt: Allianz Deutschland AG, Redaktion »1890« 80790 München; [email protected] Abo-Service: Britta Tietze, [email protected], Telefon: 089.3800-14350 Gestaltung, Produktion: KircherBurkhardt Stuttgart GmbH Anzeigen: Anzeigenverkauf Sebastian Veit [email protected] Druck und Vertrieb: arvato

Besuchen Sie uns auch unter www.allianz.de/1890

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ALLIANZ  03 / 2014

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SCHADENAKTE

SCHADENAKTE

SCHADENAKTE

ZWEI MAL DREI MACHT VIER? Pippi Langstrumpf kann schlecht rechnen – aber da sie sonst ein prima Mädchen ist, übernimmt das die Allianz sehr gern für sie

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in Pferd auf der Veranda, ein Affe als Haustier, ein Koffer voll Goldmünzen – und kein Erwachsener in Sicht. Pippi Langstrumpf geht es gut. Ihr Vater, der Südseekönig Efraim Langstrumpf, lässt sich selten blicken, während bei den Abenteuern der 10-Jährigen einiges kaputtgeht. Zum Beispiel im Film »Pippi in Taka-Tuka-Land« (1970). Hätte Papa Efraim eine Haftpflichtversicherung, würde Allianz Expertin Christiane Maderer zunächst einmal Fragen stellen: »Bevor Herr Langstrumpf Versicherungsschutz beanspruchen kann, muss geklärt werden, ob er nicht grob seine Aufsichtspflicht vernachlässigt hat.« Sie räumt aber ein, dass es sich bei Pippi wohl um einen Sonderfall handelt: »Immerhin ist sie das stärkste Mädchen der Welt, sogar die verantwortungsbewussten Eltern von Tommy und Annika vertrauen Pippi ihre Kinder an.« Aber wenn eigener Hausrat mutwillig beim Toben zerstört wird, zahlt keine Haftpflicht – wie im Fall des Bettgestells, das in der Villa Kunterbunt zusammenkracht, weil Pippi es als Trampolin missbraucht. Ein neues Bett (ca. 400 Euro) müsste Papa Langstrumpf aus eigener Schatztruhe bezahlen. Die Schäden, die Pippi im Taka-Tuka-Land hinterlässt, ent­s tehen dagegen nicht spaßeshalber, sondern in einer »akuten Notwehrsituation«, sagt Maderer. Schließlich muss Pippi ihren entführten Vater befreien. Dabei sprengt sie eine Festungsmauer (2500 Euro), wirft zwei Piraten durchs Fenster (200 Euro), zertrümmert einen Säbel (350 Euro) und durch­löchert eine Fahne (120 Euro). Ohne ihr Zutun wird ein Schiffsmast beschädigt (6000 Euro). Die Allianz würde den Langstrumpfs Versicherungsschutz gewähren – aber alle Ansprüche der Piraten abwehren, da unberechtigt. In Taka-Tuka-Land entsteht ein Schaden, auf dem die Halunken sitzen bleiben. Seine Höhe:

9170 Euro ALLE SCHÄDEN, ERKLÄRT UND BEWERTET VON ALLIANZ EXPERTEN, FINDEN SIE IN DER »1890«-APP UND IM WEB

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Bombig: Das stärkste Mädchen der Welt und seine Freunde Annika und Tommy heizen gleich den Piraten ein – aus Notwehr natürlich. Szene aus »Pippi in Taka-Tuka-Land«

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VERRÜCKTE ZEIT

VERRÜCKTE ZEIT

 + 70

PERSONALMANGEL

HILFE NAHT AUS DEM FERNEN OSTEN Weil Pf legekräfte fehlen, kommen nun 150 Chinesinnen und Chinesen nach Deutschland

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on »Computer-Indern« spricht heute kaum noch jemand, aber vielleicht wird es beim Thema Fachkräftemangel bald um »Pflege-Chinesinnen« gehen. In Deutschland fehlen zurzeit 40.000 Pflegerinnen und Pfleger, 2020 werden es nach Schätzungen bereits mehr als 100.000 sein. Um die Personalnot zu lindern, will der Arbeitgeberverband Pflege bis Ende des Jahres deshalb 150 Chinesinnen und Chinesen im Rahmen eines Pilotprojekts nach Deutschland holen. Im Frankfurter Seniorenheim Curanum arbeiten bereits fünf. Sie alle haben ein Bachelorstudium, ein einjähriges Pflegepraktikum und einen achtmonatigen Deutsch-Intensivkurs hinter sich. Um es den Betreuten einfacher zu machen, hat sich Song Xi, 25, aus Hubei den Spitznamen »Bettina« gegeben, die 27-jährige Jie Lu aus Hunan wird »Katja« genannt. Elke BachmannGörl, die für das Heim die Personalgespräche in China führte, ist von den neuen Mitarbeiter­ innen begeistert. »Sie sprechen bereits sehr gut Deutsch und verbreiten chinesische Lebensfreude«, sagt sie. Fünf Jahre sollen die Pfleger­innen laut Projektplan bleiben.

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BAUWERKE

DEMOGRAFIE

VERSICHERT – BIS ÜBER DIE WOLKEN

DEUTSCHLAND SIEHT HIER ALT AUS

In Saudi-Arabien entsteht das höchste Gebäude der Welt. Die Allianz ist dabei

Hisel ist der Ort mit der betagtesten Bevölkerung der Republik

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ieses Gebäude lässt nicht nur die Grande Nation klein aussehen: Wenn der Kingdom Tower in Jeddah in Saudi-Arabien Ende 2018 fer tiggestellt ist, wird er dreimal so groß wie der Eif felturm sein. Das dann höchste Gebäude der Welt soll Büros, Wohnungen und ein Hotel beherbergen. Versicher t wird es von der Allianz, die über ihren Industrieversicherer der führende Rückversicherer beim Bau ist.

Hisel

as Durchschnittsalter der Deutschen beträgt 45,3 Jahre, die Bewohner von Hisel sind im Schnitt fast 30 Jahre älter. Elf Menschen leben noch in dem Eifel-Örtchen zwischen der Bierstadt Bitburg und der Grenze zu Luxemburg. Drei Viertel von ihnen sind über 70. Werner Jüngels, Bürgermeister und selbst schon 74, verzeichnete den letzten Neugeborenen vor mehr als 35 Jahren. Der lebt längst woanders. Während Hisel das Dorf mit der ältesten Bevölkerung Deutschlands ist, steuert die Stadt Chemnitz sogar auf einen Europarekord zu: Laut einer Eurostat-Studie werden 37,5 Prozent der Bewohner 2030 über 65 Jahre alt sein. Schon heute leben hier prozentual mehr Senioren als in jeder anderen deutschen Großstadt. (Die wenigsten übrigens in Freiburg im Breisgau.) Weltweit wird sich nach Schätzungen der UN der Anteil der über 65-Jährigen bis 2050 auf 15,6 Prozent erhöhen.

MUSIKTHERAPIE

ZURÜCK AUF DEM GELBEN WAGEN Volkslieder bringen Menschen mit Demenz wieder zum Sprechen

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ls ihre Mutter langsam die Sprache verlor, erinnerte sich Wiebke Hoogklimmer an die Lieder, die sie früher gemeinsam gesungen hatten. »Hoch auf dem gelben Wagen«, stimmte sie an, »Alle Vögel sind schon da«, »Der Mai ist gekommen«. Und plötzlich sagte ihre Mutter: »Schön«, nickte ihr zu und sang sogar mit. »Ich war völlig überrascht, als ich merkte, dass wir durch die Musik wieder kommunizieren können«, sagt Hoogklimmer. Nach ähnlichen Erfahrungen mit anderen Alzheimerpatienten nahm die Opernregisseurin und Altistin Mitsing-CDs für Angehörige und Pfleger auf und startete eine Website mit Liedtexten (www.volksliedsammlung.de). Die Stücke auf den CDs sind in tiefer Tonlage gesungen, weil die Stimme im Alter Richtung Bass tendiert. »Auch den Angehörigen fällt es leichter, da einfach mitzubrummen«, sagt die Musikerin, »tolle Gesangseinlagen erwartet niemand.« Hoogklimmer, 54, ist gespannt, auf welche Musik ihre Generation einmal reagieren wird. »Wahrscheinlich auf die Beatles«, sagt sie.

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VERRÜCKTE ZEIT

VERRÜCKTE ZEIT

UNFALLFORSCHUNG

DIE ZIGARETTE DAVOR Straßen als Mülleimer zu nutzen, ist so unschön wie gefährlich INN GEW L SPIE

VERLOSUNG

WER DEN SCHADEN HAT …

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otorradfahrer kennen das Problem: Da öffnet sich das Fenster eines Autos und heraus fliegt eine Bananenschale, eine Getränke­ dose oder eine glimmende Zigarettenkippe. Für den Biker dahinter bedeutet die unschöne Abfallentsorgung Lebensgefahr. Bei dem Versuch, Wurfgeschossen auszuweichen, kommt es immer wieder zu Unfällen. Wie teuer das für Autofahrer werden kann, ist vielen nicht klar: »Grundsätzlich haftet der Halter des Fahrzeugs für die Unfallfolgen – auch wenn er den Gegenstand nicht selbst geworfen hat«, sagt Kerstin Stahl, Leitende Justiziarin bei der Allianz Deutschland. Wer seinen Müll in die dafür vorgesehenen Abfallbehälter entsorgt, schont Umwelt und Mitmenschen.

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… bekommt vielleicht ein neues Sportoutfit. Schicken Sie uns Fotos Ihres kuriosesten Versicherungsfalls – und gewinnen Sie eines von zehn exklusiven »1890«-Radtrikots Einsendungen mit der Angabe Ihrer Größe (S, M, L oder XL) an: [email protected] oder Redaktion »1890«, Königinstraße 28, 80802 München

REKORD

DER TEUERSTE MANN DER WELT Das Leben eines US-Milliardärs ist einzigartig gut versichert: mit 201 Millionen Dollar

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ielleicht ist es Larry Page von Google? Oder Larry Ellison von Oracle? Irgendwo im Silicon Valley hat ein »gut bekannter« Milliardär sein Leben für 201 Millionen Dollar (145 Millionen Euro) versichern lassen. Nach sieben Monaten Verhandlungen überzeugte ein Vermögensbe­rater ein Konsortium aus 19 Unternehmen, sich an der höchsten Todesfallleistung aller Zeiten zu beteiligen. Bislang war Hollywoodproduzent David Geffen der Rekordhalter (100 Millionen Dollar). Der neue Kunde will anonym bleiben, auch die Begünstigten sollen nichts von der Risiko-Lebensversicherung wissen.

35% der Enkel bekommen oder bekamen mindestens einmal pro Woche Hilfe von Oma oder Opa

SOZIOLOGIE

VERLASST EUCH NICHT AUF EURE ENKEL! Eine Studie belegt: Opa und Oma helfen dem Nachwuchs gern – aber nicht umgekehrt

Aber nur

12%

der Enkel helfen ihren Großeltern ebenso häufig

Anteil der Großeltern, die mindestens 180 Minuten von ihren Enkeln entfernt wohnen:

3 0%

A

uf der Suche nach der Generationengerechtigkeit haben wir jungen Leuten

zwischen 14 und 35 Jahren eine einfache Frage gestellt: Wie oft hilfst du Oma oder Opa? Und wie oft helfen sie dir? Die Antworten fielen, siehe die Zahlen links und rechts, ziemlich unterschiedlich aus. Hoffnungsvoll klingt, dass 22 Prozent der jungen Leute, die noch Großeltern haben, zu intensiver Pflege bereit sind. Umgekehrt heißt das aber auch, dass man sich bei fast 80 Prozent nicht sicher sein kann. Die Hälfte davon will sich einfach noch nicht festlegen. Die Ergebnisse der Studie im Detail unter www.allianzdeutschland.de

5 6%

der Enkel helfen ihren Großeltern überhaupt nicht

Jedes

5.

Enkelkind ist bereit zu intensiver Hilfe, jedes sechste (16 %) sogar rund um die Uhr

9%

der Enkel haben eine schlechte oder gar keine Beziehung zu Oma und Opa. Zum Glück bewerten acht von zehn Enkeln das Verhältnis aber als ausgezeichnet oder gut

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Kein Schaukelstuhl weit und breit. In Sun City sind die Alten fitter als die Enkel. Warum? Man erfindet sich jeden Tag neu TEXT MICHAEL CORNELIUS FOTOS ENNO K APITZA

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Elektromobilität: Ellen Curry fährt ihren Wagen fast täglich zum Golfplatz. Die 77-Jährige schreibt Ratgeber über positives Denken und ist so aktiv, dass von Ruhestand keine Rede sein kann

Großes Theater: Noch lang nach Sonnenuntergang hören die Bewohner von Sun City einer Coverband zu, die Hits aus den 60er-Jahren spielt. Einige der Tänzer fühlen sich fast so jung wie damals

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USA

ARIZONA SUN CITY

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Mein großer grüner Kaktus: Gisella Clubb und ihr an Demenz erkrankter Mann Wes im eigenen Garten

er ins irdische Paradies will, muss in die Wüste fahren. Ein paar Kilometer von Phoenix, Arizona, entfernt, werden die Straßen plötzlich breiter und das Auge badet im Grün und Blau der künstlich angelegten Seen und Golfplätze. Wie in einem Traum in Zeitlupe sitzen bunt gekleidete Senioren in elektrisch betriebenen Golfwagen und fahren an gepflegten Vorgärten mit gewaltigen Kakteen und weiß getünchten Orangenbaumstämmen vorbei. Es fühlt sich an, als hätte eine höhere Macht das Tempo und den Realismus aus allem genommen. Die Sonne geht unter in Sun City und als ginge es nicht symbolischer, stehen die Senioren auf und fangen an zu tanzen. 7000 sind gekommen zum Open-Air-Konzert von »Frankie Valli & The Four Seasons«, die zum Höhepunkt des Abends »Silence is golden« spielen. »Silence is golden, but my eyes still see«, stimmt das Publikum dankbar mit ein. Selbst die weniger rüstigen Damen und Herren in den ersten Reihen, die mit Bussen und Begleitung aus den Pflegeheimen hergebracht wurden, wippen mit den Krücken. Einige halten Smartphones hoch und filmen. Die Musiker der Sixties-Revival-Band sind erst Mitte 20, so alt wie die meisten aus dem Publikum vor 50 Jahren waren, als die Hits der Four Seasons in den USA populärer als die der Beatles waren. Für einen Augenblick scheint es, als wäre die Bühne ein Zauberspiegel, in den die Zuschauer wie in einen Jungbrunnen blicken. Es ist ein Déjà-vu, ein bewegender Moment voller Würde, in dem alles zusammenkommt, das Altsein und die Sehnsucht, für immer jung zu bleiben. Del Webb, ein schillernder Bauunternehmer, der mit Hollywoodstars und dem Milliardär Howard Hughes Golf spielte, hatte die Idee für eine Seniorenstadt mit »Lifestyle«. Seine Vision war Garten Eden statt Altengetto – und warum eigentlich nicht: möglichst wie

Zum Kuckuck: Im Wohnzimmer der Rheinländerin Gisella Clubb hängt eine Uhr aus dem Schwarzwald an der Wand

in der Bibel mit der Garantie auf ewigen Spaß und ewiges Leben. Na ja, fast. Der Schöpfer hat sicherheitshalber auch Krankenhäuser, Pflegeheime und Friedhöfe bauen lassen. »Einäscherung nur 587,25 Dollar, Komplettservice«, steht überlebensgroß auf einem Werbebanner am Del Webb Boulevard. Nebenan im Museum, das wie die Straße nach dem Gründer benannt ist, zeigt Paul Herrmann den deutschen Gästen die rosa Fliesen im Bad der einstigen Musterwohnung: original Sixties-Style. »Genau hier, am 1. Januar 1960, hat alles angefangen«, sagt der Leiter des Besucherzentrums und bleibt vor einem Foto stehen. 100.000 Menschen kamen zur Eröffnung von Sun City, zehnmal mehr als erwartet. Innerhalb von Stunden waren 272 Häuser verkauft – ein Bungalow für zwei Personen kostete damals 10.000 Dollar. Auf dem Luftbild sieht man fünf Modellhäuser mitten im Nichts und eine Autokolonne auf der einzigen Zufahrtsstraße. Heute leben in Sun City fast 40.000 Menschen und in den Erweiterungen Sun City West, Grand und Festival noch einmal so viele. Herrmann, dessen Eltern zu den ersten Siedlern gehörten, beschreibt das Lebensgefühl der Stadt: »You

»VERGREISEN? ICH BIN VIEL ZU BESCHÄFTIGT, DAS LEBEN ZU GENIESSEN« Ellen Curry, 77

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SCHWERPUNKT PFLEGE

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Doppelleben: Bilder von Familie Heucks neuer und alter Heimat

Heiter bis wolkig: Ellen Curry in ihrem himmlischen Schlafzimmer

FOTOS, VIDEOS UND AUDIOCLIPS AUS SUN CITY IN WEB UND APP

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retire from your job, not from life.« Nach dem Berufsleben im Schaukelstuhl sitzen und auf den Tod warten? Nicht in der Mutter aller Seniorenstädte. Man hat Del Webb Größenwahn vorgeworfen, als er 37 Quadratkilometer Land kaufte und es zu einer utopischen Siedlung ausbauen ließ, in der sich vom abgesenkten Bordstein bis zur medizinischen Betreuung alles radikal nach den Bedürfnissen alter Menschen richtet. Der unglaubliche Erfolg hat alle Skeptiker überrascht. Mittlerweile gibt es allein in Arizona 52 Sun Citys und mehr als 440 ähnliche Rentnerkolonien in ganz Amerika. Heute ist Del Webbs »Active Retirement Community« gefragter denn je. Gestern waren Delegationen aus Shanghai und Tokio zu Besuch, erzählt Herrmann, der mit seinen 68 Jahren noch zu den jüngeren Bewohnern zählt. Das Durchschnittsalter in Sun City liegt bei 72,4. Die Asiaten wollen das Modell kopieren und planen vertikale Rentnerstädte in Wolkenkratzern. Ein Chinese habe gesagt: »Wir haben 6,5 Millionen Menschen über 65 – und ehrlich gesagt, wir wissen nicht, wohin mit ihnen.« Auch in Deutschland mangelt es an ernst zu nehmenden Konzepten. Die ersten

aus der geburtenstarken Generation der zwischen 1946 und 1964 geborenen Babyboomer haben schon das Rentenalter erreicht. Es fehlen laut Bundesbauministerium kurzfristig bis 2020 rund 2 bis 2,5 Millionen altersgerechte Wohnungen. Nach Schätzungen des Instituts der deutschen Wirtschaft wird im Jahr 2050 jeder Dritte Deutsche älter als 65 sein. Die große Frage ist doch, wie wir alt werden wollen und die 30 Jahre, die uns vielleicht noch bleiben, sinnvoll leben können.

D

er seit zwei Tagen 100-jährige Donald Smitherman ist, was diese Frage betrifft, aus dem Gröbsten raus. Er strahlt eine ansteckende Gelassenheit aus. Seinen Geburtstag wollte er diesmal nicht bei Kaffee und Kuchen verbringen und kam auf die Idee, ein Golfturnier mit lauter 100-Jährigen zu veranstalten. Doch obwohl in Sun City die meisten 100-Jährigen Amerikas leben, rund 100, fand er auf die Schnelle keinen, der rüstig genug war. Seine Party feierte er trotzdem auf einem der elf Golfplätze. Smitherman lud seine

Stehen drüber: Parkinson, Schlaganfall? Die Familie Heuck hält auch der Humor zusammen. Die beiden Walters, Vater und Sohn, im Garten mit Wichtel

Großfamilie, zwei Kinder, fünf Enkel und vier Urenkel samt Anhang und Freunden zu einem Turnier ein. Worauf es im Leben ankommt? Smitherman überlegt nicht lange: »Think big, and hope for the best!« Vor 60 Jahren hatte sich der angesehene Psychologe eine Ranch in Colorado gekauft, den Universitätsjob gekündigt und in der Natur eine neuartige Ehetherapie erfunden, bei der man Bäume umarmt und sich von der Schönheit der Berge inspirieren und heilen lässt. »Ich habe immer meinen Träumen vertraut«, sagt der 1914 in Kansas Geborene. Smitherman hat sich mehrfach im Leben neu erfunden. Mit 88 heiratete er ein zweites Mal (eine 20 Jahre jüngere Frau), mit 90 lernte er Golf spielen, zum Jubi-

läum veröffentlicht er sein erstes Buch: »100 und immer noch da«. »Wer stillsteht, stirbt«, sagt er und kneift ein Auge zu, unfreiwillig. Seit einer Nervenkrankheit ist er rechts blind, was ihn nicht daran hindert, jeden Morgen auf dem Quail Run Golf Course zu stehen. Wenn Smitherman abschlägt, schwungvoll und präzise, ist er ganz bei sich. »Es ist so einfach«, sagt er, »den Kopf nach unten und dann mit einem Schwung die Sterne treffen.« Ellen Curry lebt im Himmel. Die Kanadierin führt die Besucher in ihr himmlisches Schlafzimmer mit gemalten Wolken und aufgeklebten weißen Tauben. »Mein verstorbener Mann Brian hat es eingerichtet, er war der Meinung, dass wir bereits im Traumland

»ES IST SO EINFACH: DEN KOPF NACH UNTEN UND DANN MIT EINEM SCHWUNG DIE STERNE TREFFEN« Donald Smitherman, 100-jähriger Golfer

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SCHWERPUNKT PFLEGE

leben«, sagt die 77-Jährige. Seit Frau Curry Witwe ist, schreibt sie Ratgeber über die Kunst des positiven Denkens. Im Guinnessbuch, Ausgabe 1982, hält sie den Rekord für Scuba Diving: 68 Stunden unter Wasser. Das Erlebnis dieser Grenzerfahrung hat sie geprägt. »Think positive!« Auch das Jungbleiben sei reine Kopfsache. »Vergreisen? Nicht mit mir«, sagt sie, »ich bin viel zu beschäftigt damit, mein Leben zu genießen.« Dreimal die Woche geht sie zum Yoga oder spielt Golf. Sie ist ein Snowbird, sechs Monate im Winter lebt sie in Sun City, die andere Zeit in Cobourg, Kanada. Wenn sie sich mit ihren gleichaltrigen Freundinnen dort vergleicht, fühlt sie sich um zwei Jahrzehnte jünger. Doch auch sie ahnt, wie brüchig ihr selbst gezimmerter Traum ist. Sie erzählt von einer Freundin, die im »Royal Oaks«, einem der Pflegeheime, lebt. Rund 4000 Dollar kostet ein Platz. »Die Versorgung in Sun City ist fantastisch, wenn man sie bezahlen kann.« Im Ernstfall würde Ellen Curry zurück nach Kanada gehen, denn ihre Pflege- und Krankenversicherung gilt nur dort. »Was soll’s«, sagt sie, »es gibt immer Schlag­ löcher auf dem Weg, es kommt darauf an, wie man sie möglichst heil umfährt.« Sun City ist die Stadt der Optimisten und der Möglichkeiten: Golfen, Gewichtheben, Square Dance oder im hohen Alter noch die Senior Olympics gewinnen wie Inge Natoli. Die 92-jährige Synchronschwimmerin steht beängstigend fit im Badeanzug am Becken des Marinette Recreation Center, eines der sieben Fitnesstempel der Stadt, die neben Spa und Sport auch Vorlesungen und Kurse für mehr als 120 Hobbys anbieten. Sie hat die Grazie einer Balletttänzerin und den Charme eines jungen Mädchens: »Ich kann sie beruhigen«, sagt sie, »ich habe auch Freunde, die nichts tun.« Die Kölnerin emigrierte 1948 nach Michigan, der Liebe wegen. Seit 30 Jahren lebt sie in Sun City. Sie ist die Älteste in ihrem Club und trainiert »die Jungen«: Frauen in den Siebzigern. Regelmäßig zeigen sie ihr Können bei Wettbewerben und Shows. Inges Soloauftritt ist dabei der Höhepunkt. Über das Altwerden denkt sie nicht nach. »Solange ich schwimmen kann, schwimme ich. Wenn mir das nicht mehr gefällt, höre ich auf.« Es sieht

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USA

nicht so aus, als wäre das bald. Mit einem seidenweichen Hechtsprung gleitet sie in den Pool, taucht nach ein paar Metern auf und tanzt durch das Wasser. Einige Regeln von geradezu alttestamentarischer Strenge garantieren seit den 60ern die Stabilität der Gemeinschaft. Das Eintrittsalter liegt bei 55 Jahren, die jüngste Person, die in einem Haushalt lebt, muss mindestens 19 Jahre alt sein. Kinder sind zwar willkommen, aber nur als Besucher. Die Vorschrift bedeutet bares Geld. Weil die Rentnerstadt keine Kindergärten, Schulen oder Universi­ täten braucht, zahlen die Einwohner nur geringe Steuern. Ehrenamtliches Engagement spart der Gemeinde Kosten in Höhe von rund 34 Millionen Dollar. Beinahe jeder Zweite arbeitet bei den »Prides«, einer Straßenreinigungscrew, fährt Essen auf Rädern aus oder ist Freund und Helfer bei der Freiwilligen­ polizei »Sheriff’s Posse«.

80 Fahrenheit: Inge Natoli, 92, bleibt auch bei 30 Grad cool: »Mach dein Ding, solange es geht«, sagt die Synchronschwimmerin

I

Sonnenstadt: Die Sonne scheint hier 312 Tage im Jahr und auch von oben macht Sun City dem Namen alle Ehre

Wer seinen Lebensabend in Sun City verbringen will, muss mindestens 55 Jahre alt sein. Ohne Greencard ist ein dauerhafter Aufenthalt nicht möglich. Auch wird der Abschluss einer Langzeit-Auslandskrankenversicherung empfohlen. Viele Deutsche gehen nach Arizona deswegen als »Snowbirds« mit einem B-2-Visum, das sechs Monate gilt. Kranken- und Pflegeversicherung: Bei einem vorübergehenden Aufenthalt besteht bei einer privaten Krankenversicherung die Möglichkeit einer Ausdehnungsvereinbarung. Für die private Pflegeversicherung kommt bei längerer Abwesenheit eine Anwartschaftsversicherung infrage, weil Leistungen nicht gezahlt werden. Weitere Infos unter www.allianz.de/1890

Nachwuchstalent: Der 100-jährige Donald Smitherman spielt erst seit zehn Jahren Golf. Sein Handicap: 18. »Aber ich hab ja noch Zeit, um noch besser zu werden«

m Garten der Familie Heuck stehen Zwerge unter Palmen. In der Küche hängt ein gerahmtes Foto des hauseigenen Pools, bestickt mit »Unser kleines Paradies« in alter Schrift. Das Idyll hat Risse bekommen, seit Betty Heuck, 77, vor ein paar Wochen einen Schlaganfall bekam. Dabei war sie immer die Gesunde, die sich um ihren Mann Walter, 80, kümmerte, der seit 18 Jahren Parkinson hat. Jetzt ist der Sohn aus Chicago hergeflogen, um seinen Eltern beizustehen. Die Welle der Hilfsbereitschaft war überwältigend. Spontan hatten sich Freunde und Nachbarn im Zweistundentakt abgewechselt, bis der Sohn übernehmen konnte. Die Heucks kamen in den 50erJahren aus Schleswig-Holstein nach Chicago und blieben. Seit 13 Jahren leben sie im Ruhestand in Sun City West. »Es waren ihre besten Jahre«, sagt der Sohn, der nur noch gebrochen Deutsch spricht. »Sie gingen fast jeden Tag aus.« Der Vater ist trotz des Schicksalsschlags optimistisch, dass alles gut wird. »Die Pflegeheime sind wie Country Clubs«, sagt er scherzhaft, trotzdem möchte er zu Hause bleiben, so lange wie möglich. Sein Sohn organi-

siert gerade die Betreuung rund um die Uhr. Mutter Betty liegt in der Rehaklinik Santé und kämpft sich zurück ins Leben. Die Behandlung koste pro Tag 1000 Dollar, sagt Walter, die Kosten übernehme fast vollständig die Versicherung. Beim Besuch im Krankenzimmer, das wie eine Hotelsuite aussieht, sagt Betty, jetzt erst sei ihr klar geworden, wie schnell sich das Leben ändern könne. Dann setzt sie sich an den Tisch zu ihrem Mann und Sohn. Sie wollen Phase 10 spielen, eine Art Rommé. Die Karten sind schon gemischt. Gisella Clubb, 75, hat vor Kurzem einen hohen Zaun im Garten bauen lassen, damit ihr Mann nicht mehr weglaufen kann. »Jetzt sitzen wir in der Falle«, sagt sie, halb im Spaß. Wes, 80, ist an Alzheimer erkrankt und lebt immer mehr in einer anderen Welt. Er ist ein freundlicher Hüne mit sonnengegerbter Haut und einem Händedruck wie ein Schraubstock. Der Amerikaner war mal Kranfahrer und Funker bei der Air Force. Jetzt sind seine Augen leer. Gisella, die aus Mönchengladbach stammt, ist eine starke Frau. Sie meistert die Situation mit einer Mischung aus rheinländischer Gemütsruhe und Galgenhumor. »Ich habe keine andere Wahl«, sagt sie. Die US­ Army würde zwar zwei Drittel der Pflegeheimkosten zahlen, allerdings dürfte ihr Mann dann nur 2000 Dollar Vermögen besitzen. Gisella müsste das Haus aufgeben, sich verkleinern. Zweimal die Woche verschafft sie sich Luft und bringt ihren Mann nach »Benevilla«, zu einer Tagespflegestelle für Demenzkranke. »Solange ich ihn gut behandle, bleibt er friedlich. Er ist jetzt ein Kind.« Im mexikanischen Restaurant bestellt sie ihm einen Drink und schneidet liebevoll die Tortillas auf seinem Teller. Wes leert das Glas mit einem Schluck, schlingt das Essen herunter. Den Rest des Abends schaltet er auf Autopilot. Als Gisella später den Geländewagen in die Garage fährt, springt Wes verwirrt aus dem Fahrzeug und rennt ins Haus. Sie läuft ihm nach, damit er das Wohnzimmer nicht mit der Toilette verwechselt. Dann telefoniert sie ganz entspannt mit einer Freundin vom deutsch-amerikanischen Freundschaftsclub, es geht um ein Rezept für gedeckten Apfelkuchen. Das Leben muss ja weitergehen. ■

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SCHWERPUNKT PFLEGE

ZAHLEN UND FAKTEN

969 Jahre Noch heute ist die biblische Gestalt Methusalem ein Synonym für Langlebigkeit. In der Tora der Samaritaner kommt Methusalem allerdings »nur« auf 720 Lebensjahre.

ALTERN NACH ZAHLEN

2012

~1880

METHUSALEM

74,2

36

Jahre

Jahre

DER ÄLTESTE MENSCH war nachweislich Jeanne Calment (21.2.1875–4.8.1997). Die Deutsche Augusta Holtz zählte immerhin 115 Jahre, bevor sie 1986 starb.

38

81,3

DURCHSCHNITTSALTER

Jahre

Jahre

122 Jahre

Alter kennt viele Gesichter. Und genauso viele Zahlen. Unsere Übersicht zeigt: 100-jährige Damen haben’s schwer, sich einen gleichaltrigen Partner zu angeln. Die DDR war der Bundesrepublik in der Pflegewissenschaft 20 Jahre voraus. Und im Jahr 2011 ließen sich 708.000 Menschen die Augenlider korrigieren. Eine Übersicht kurioser und wissenswerter Daten

2012 sind in Deutschland im Schnitt Männer 74,2 Jahre, Frauen 81,3 Jahre alt geworden. Damit hat sich die Lebenserwartung in Deutschland innerhalb von 130 Jahren verdoppelt: Im Deutschen Reich betrug im Zeitraum 1871 bis 1881 die durchschnittliche Lebenserwartung für neugeborene Jungen 36 Jahre und für neugeborene Mädchen 38 Jahre.

HAHN IM KORB Im Alter von 80 Jahren kommen auf:

KOSTEN Die Pflege von Frauen kostet im Alter durchschnittlich 84.000 Euro – und damit doppelt so viel wie die von Männern (42.000 Euro). Das hängt mit der höheren Lebenserwartung von Frauen zusammen. Der Eigenanteil an den Pflegekosten beträgt bei Frauen 45.000 Euro, bei Männern 21.000 Euro.

Frauen

ALS DIE PFLEGE AKADEMISCH WURDE

84.000 €

3

Mann

PFLEGE

42.000 €

Frauen

Pflege ist teuer, Gesichtspflege noch viel mehr. Kein Wunder, bei den Rohstoffen:

Estée Lauder bedient sich aus der Arktis.

990 €

Im Alter von 100 Jahren kommen auf:

Männer sind im Schnitt 78,5 Jahre alt, wenn sie ins Pflegeheim eintreten, Frauen 82,5 Jahre.

Männer

Die Wurzeln der modernen Pflegewissenschaft liegen in den USA. Ab der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre entstanden dann auch in der Bundesrepublik Deutschland pflegebezogene Studiengänge, zum Beispiel an der Fachhochschule Osnabrück.

1

78,5

DIE TEUERSTEN PFLEGEPRODUKTE

7,5

82,5

Frauen

16

Monate

1

Helena Rubinstein setzt auf schwarze Perlen.

420 €

Mann

RIESENUMSATZ Das jährliche globale Marktvolumen von Anti-Aging-Produkten entspricht dem Verteidigungshaushalt Deutschlands für dreieinhalb Jahre.

Männer verbringen im Durchschnitt 16 Monate in Pflege.

396 € La Prairie benutzt Kaviarperlen.

394 € 421 € kostet es bei Lancôme.

verlangt Guerlain.

DIE HÄUFIGSTEN SCHÖNHEITS-OPS weltweit nach Art des Eingriffs im Jahr 2011. Angaben in Tausend

32

Monate

1900 22 

1907

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1960

1980

2000

Frauen verbringen im Durchschnitt 32 Monate in Pflege.

115,5 Mrd. €

1.268

1205

Fettabsaugen

Brustvergrößerung

704

553

Augenlidkorrektur

Bauchdeckenstraffung

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23

INTERVIEW

2,5

MILLIONEN

PFLEGEBEDÜRFTIGE LEBTEN 2011 IN DEUTSCHLAND

»PFLEGE IST EINE MAMMUTAUFGABE«

65 % DAVON SIND FRAUEN

4,5

Karl-Josef Laumann, Pflegebeauftragter der Bundes­regierung, und Birgit König, Vorstandsvorsitzende der Allianz Private Krankenversicherung, im Interview: Wie kann sich Deutschland künftig würdige Pflege leisten?

2,5 INTERVIEW DANIEL ASCHOFF UND MARIO VIGL FOTOS DOMINIK BUTZMANN

2011 2050 IM JAHR 2050 WIRD DIE ZAHL AUF 4,5 MIO. STEIGEN

EIN PFLEGEHEIM KOMMT AUF 3300 BÜRGER

Pflegegipfel: Dr. Birgit König und Karl-Josef Laumann trafen sich für »1890« Anfang Mai in Berlin

Herr Laumann, mit Ihnen hat die Bundesregierung zum ersten Mal einen Pflegebeauftragten berufen. Was ist Ihre drängendste Aufgabe? Laumann: Pflege muss einen höheren Stellenwert im Gesundheitssystem bekommen. Über die aktuelle Reform der Pflegeversicherung wird schon ab 2015 mehr Geld ins System fließen, und meine wichtigste Aufgabe wird sein, dafür zu sorgen, dass dieses Geld wirklich bei den Pflegebedürftigen ankommt. Es muss für den da sein, der pflegebedürftig ist, das heißt aber auch, es muss bei denen ankommen, die die Arbeit am Pflegebett leisten. Denken Sie da vor allem an professionelle Pfleger? Laumann: Nicht nur. Wir haben zurzeit in Deutschland rund eine Million Menschen, die in den Pflegeberufen tätig sind, in den Pflegeeinrichtungen, den ambulanten Pflegediensten und den Krankenhäusern. Wenn es daneben nicht so einen hohen Anteil häuslicher Pflege gäbe, bräuchten wir ein Vielfaches mehr. So viele Menschen, die den Pflegeberuf ausüben wollen und können, gibt es nicht, und es wäre auch gar nicht zu finanzieren. Frau Dr. König, welche Herausforderungen sehen Sie? König: Wir sind eines der am schnellsten alternden Länder der Welt. Daraus ergibt sich die Frage: Wie

können wir uns würdige Pflege in der Breite leisten? Die staatliche Pflegeversicherung wird dafür nicht ausrei­ chen. Für die Notwendigkeit einer zusätzlichen privaten Absicherung müssen wir erst das Bewusstsein schaffen. 60 Prozent der Deutschen sagen in Umfragen, dass sie vom Thema Pflegezusatzversicherung zwar gehört haben, aber nur wenige beschäftigen sich auch damit. Und dann meist erst mit 50, 60 Jahren, wenn erste Pflegefälle im näheren Umfeld ins Bewusstsein rücken. Wie wichtig war es, dass mit der Einführung des PflegeBahrs private Vorsorge staatlich gefördert wird? König: Das war ein erster großer Schritt, weil das Thema dadurch in der Öffentlichkeit breit diskutiert worden ist. Inzwischen gibt es 400.000 geförderte Pflegever­ sicherungen in Deutschland. Das ist ein Zeichen dafür, dass sich die Menschen zunehmend mit der Frage auseinandersetzen, wie sie sich gegen die finanziellen Belastungen einer möglichen Pflege absichern können. Laumann: Im Grunde ist der PflegeBahr ja nur ein vergleichsweise kleiner Anreiz, nicht mehr und nicht weniger. Aber ich sehe das als den Anfang einer positi­ ven Entwicklung. Ich halte private Vorsorge, also eine Zusatzversicherung zur gesetzlichen Pflegeversiche­ rung, für richtig. Alles, was uns hilft, das Risiko der Pflegebedürftigkeit auch finanziell zu bewältigen, ist vernünftig.

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SCHWERPUNKT PFLEGE

Das heißt: die Sozialversicherung als Basisabdeckung? Laumann: Die staatliche Pflegeversicherung in Deutschland ist eine Teilkasko-Versicherung. Wenn man ehrlich ist, zahlt die Sozialversicherung bei einer stationären Pflege meiner Erfahrung nach rund die Hälfte der Kosten. Der Rest liegt bei den Familien. König: Und dabei muss man sich bewusst sein, dass es kein geringes Risiko ist, pflegebedürftig zu werden. Etwa 50 Prozent der Männer werden zum Pflegefall, bevor sie sterben, bei den Frauen sind es sogar zwei Drittel. Laumann: Ja, das ist ein allgemeines Lebensrisiko geworden, was natürlich auch mit der höheren Lebens­ erwartung zusammenhängt. Ein Beispiel: Wer früher mit 50 an Blinddarmentzündung gestorben ist, weil man das nicht operieren konnte, der ist natürlich nicht mit 75 an Demenz erkrankt. Ein Thema, das lange vernachlässigt worden ist. Laumann: Als wir vor 20 Jahren die Pflegeversicherung eingeführt haben, war ich als junger Abgeordneter dabei, ich bin Zeitzeuge. Damals hat Demenz schlicht keine Rolle gespielt, wir hatten vielmehr vor Augen, dass ein Mensch bestimmte Dinge nicht mehr leisten kann, weil er es körperlich nicht schafft. Er kann nicht mehr essen, weil er seine Hände nicht bewegen kann. Wir haben nicht vor Augen gehabt, dass er vergisst, zu essen, vergisst, sich zu waschen. Deshalb werden wir bis zum Ende der Legislatur den neuen Begriff der Pflegebedürftigkeit umsetzen, eine Mammutaufgabe … König: … aber dringend notwendig. Jeder zweite Pflege­ bedürftige leidet heute an Demenz. Sind wir als Gesellschaft ausreichend auf diese Entwicklung vorbereitet? König: Aus meiner Sicht hängt es sehr stark davon ab, ob wir eine Druckentlastung in der Finanzierung erreichen können. Das muss zum einen die private Vorsorge sein, zum anderen sind es die Strukturen, in denen häusliche und professionelle Pflege zusammenspielen. Laumann: Wir müssen weg vom Kästchendenken. Vielen Familien wird es helfen, wenn sie das Geld aus der Pflegeversicherung flexibler einsetzen können, zum Beispiel für hauswirtschaftliche Leistungen oder die bessere Kombinationsmöglichkeit von Kurzzeit- und Verhinderungspflege sowie Tages- und Nachtpflege. Die entsprechende Gesetzesänderung dazu wird zum 1. Januar 2015 in Kraft treten. König: Häusliche Pflege bedeutet eben auch: Es sind keine ausgebildeten Kräfte, sondern Familienmitglieder, die einen Angehörigen pflegen. Und das ist anstren­

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INTERVIEW

58 % 90 + 38 % 14 % 75–84

85–89

SIND IM ALTER PFLEGEBEDÜRFTIG

661.000

MENSCHEN ARBEITEN IN DER PFLEGE

87 % DAVON SIND FRAUEN König: »Jeder zweite Pflegebe­ dürftige leidet heute an Demenz.«

Laumann: »Es gibt Handwerks- und Ärztekammern. Warum soll es keine Pflegekammern geben?«

gend! Für diese Menschen brauchen wir Strukturen, die es möglich machen, auch mal mit gutem Gewissen in den Urlaub zu fahren. Das ist heute nicht immer gegeben. Es gibt heute leider noch eine virtuelle Mauer zwischen Pflegeheimen und häuslicher Pflege. Woran liegt das? Laumann: Pflegeeinrichtungen werden heute noch nicht als normale Infrastruktureinrichtungen des öffentlichen Lebens begriffen. Sie stehen noch zu sehr am Rande der Gesellschaft, und das meine ich nicht räumlich. Kranken­ häuser sind hoch akzeptiert, jeder war mal drinnen, jeder weiß, wo sie stehen. Aber fragen sie mal Leute, ob sie das nächstgelegene Pflegeheim kennen. Die meisten sagen: Nein. Vielleicht sollten wir einen bundesweiten Tag der offenen Tür in Pflegeheimen einführen. König: Es wäre sehr hilfreich, wenn Pflegeheime besser integriert wären. Dann könnten Pflegende ihre Mutter leichter für ein paar Tage in die stationäre Pflege geben, weil Mutter und Kinder dieses Pflegeheim schon kennen. Ich fände auch sogenannte »Quartiers­ lösungen« gut, in denen es ein enges Zusammenspiel zwischen Pflegeheimen, ambulanter Pflege und Servi­ ces, wie zum Beispiel Essen auf Rädern, gibt. Das würde es alten Menschen ermöglichen, länger in den eigenen vier Wänden zu bleiben, aber das Pflegeheim schon einmal kennenzulernen, etwa bei einem Musikabend. Das würde viel Angst nehmen. Laumann: Heute sind 70-Jährige nicht mehr zu verglei­ chen mit 70-Jährigen vor 50 Jahren. Die sind heute zum

Glück oft in einer Verfassung, in der sie noch gewaltige Dinge unternehmen können. Die spannende Frage ist: Was bietet die Infrastruktur, wenn die Kräfte nachlassen? König: Heute kennen wir nur: ganz familiär oder voll bezahlt. Dazwischen ist wenig. Darüber müssen wir unbedingt nachdenken. Wird der Beruf des Pflegers ausreichend geschätzt? Laumann: Wir wären gut beraten, wenn wir diesen Beruf mehr wertschätzen würden. Und das hängt auch mit der Bezahlung zusammen. Wenn wir qualifizierte Pflege haben wollen, müssen wir die Menschen, die diesen Beruf ausüben, auch fair bezahlen. Was heißt fair? Laumann: Wer professionell Menschen pflegt, sollte so gut bezahlt werden wie ein guter Handwerker oder Mechaniker. Das ist heute nicht immer so. Ich persönlich halte 15, 16 Euro pro Stunde für realistisch. Aber natürlich ist der Verdienst Sache der Tarifpartner und nicht der Politik. Hier wünschte ich mir ein wenig mehr Selbstver­ trauen bei den Pflegekräften. Denn: Tarifverträge fallen nicht vom Himmel. Und dann finden wir künftig genug Pflegekräfte? Laumann: Da gibt es noch mehr zu tun. Es ist doch verrückt: Sie können in allen Bundesländern Medizin studieren, ohne dafür zu bezahlen. Wir haben aber sechs Bundesländer, da zahlen sie als angehender Altenpfleger noch Schulgeld. Auch das ist ein Grund,

warum ich dafür bin, dass wir in Deutschland Pflege­ kammern kriegen, die diesen Beruf professionell vertreten. Es gibt Handwerkskammern, Architekten­ kammern, Ärztekammern. Warum soll es keine Pflege­ kammern geben? Was halten Sie von Pflegerobotern, die heute schon eine Vielzahl von Aufgaben übernehmen können? Laumann: Den Einsatz von Technik halte ich für richtig. Aber nicht als Ersatz für menschliche Pfleger, sondern als Unterstützung. Eine Matratze, die Druckstellen am Körper so ausgleicht, dass ein Patient nicht dreimal in der Nacht gewendet werden muss, finde ich gut. Einen Roboter, der füttert, nicht. König: Ich kann mir vorstellen, Maschinen zu haben, die beim Aus-dem-Bett-Steigen oder beim Aufrichten helfen, also dort, wo die körperlichen Kräfte weniger werden. Aber ich glaube nicht, dass Roboter soziale Kontakte ersetzen können. Wie stellen Sie sich Ihr eigenes Alter vor? Laumann: Angst habe ich nicht davor. Denn es gibt nur eine Alternative zum Altwerden, und das ist, früh zu sterben. Ich wünsche mir, zu Hause bleiben zu können und dass es meinen Kindern nicht ganz egal ist, wie ich lebe. Aber das hat man selbst nicht in der Hand. König: Ich hoffe, dass ich auch im hohen Alter noch die schönen Momente erlebe: warmen Sonnenschein, Vogelgezwitscher im Frühling, fröhliche Kinder im Park. Wenn mir das gelingt, hat das Alter wenig Schrecken. ■

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Thailand ist nicht nur beliebt bei jungen Rucksacktouristen. Im Norden des Landes hat der Schweizer Martin Woodtli ein ungewöhnliches Heim etabliert. Demenzkranke leben hier in der Fremde – und zugleich in einer Familie Dschungelpfad: Zweimal am Tag treffen sich Bewohner und Pfleger im Park, um Karten zu spielen

TEXT K ATHARINA FUHRIN FOTOS ENNO K APITZA

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THAILAND CHIANG MAI THAILAND

Kopfsache: Margrits Krankheit lässt sie vieles vergessen, aber mit ihrer Pflegerin hat sie noch schöne Momente

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W

enn Gerri am Morgen aufwacht, liegt neben ihm Chanja. Möchte er im Dorf spazieren, begleitet ihn Chanja. Geht ihm etwas im Kopf herum, erzählt er es Chanja. Sie macht ihm das Abendessen und passt auf, dass er genug isst, sie sucht die Kleidung aus, die er trägt, sie streichelt ihn, wenn er unruhig wird, und sie legt seine Lieblingsmusik auf, um mit ihm zu tanzen. Chanja ist nicht Gerris Frau, auch nicht seine Schwester oder Tochter. Und doch gehört er für sie zur Familie. Bis sie ihn nach ihrer Schicht an eine Kollegin übergibt.

Im Norden Thailands hat der Schweizer Martin Woodtli eine Möglichkeit gefunden, Menschen mit Alzheimer betreuen zu lassen, ohne dass sie dafür in ein klassisches Heim einziehen müssen. Wer seine pflegebedürftigen Angehörigen zu ihm ins »Baan Kamlangchay« schickt, rund 9000 Kilometer von Deutschland entfernt, dem geht es nicht um eine billige Alternative im Ausland. Mit 3500 Schweizer Franken, umgerechnet knapp 2900 Euro im Monat, kostet ein Platz deutlich mehr als die derzeitige Standardrente in Deutschland (rund 1100 Euro) und für thailändische Verhältnisse ein Vermögen. Doch dafür bietet die

Einrichtung etwas, das sonst für kein Geld zu haben ist: eine 24-Stunden-Betreuung mit Familienanschluss. Für Elisabeth und Margrit gibt es an diesem Abend Reis mit süßsaurem Fisch vom Markt. Die Zwiebeln, die Elisabeth nicht gut verträgt, hat Pflegerin Mey für sie schon herausgepickt. Elisabeth ist 92, Margrit wird in einigen Monaten 70. Beide sind körperlich fit und auch sonst gut drauf. Sie teilen sich ein Haus mit Wohnzimmer, offener Küche, zwei Bädern und zwei kleinen Schlafzimmern. Außerdem haben sie einen Raum, in dem ihre Haushaltshilfe die Wäsche trocknen lässt und sie anschließend bügelt. Zu der WG gehören auch Elisabeths und Margrits Pflegerinnen. Neben Mey ist Phung heute da, die mit den beiden Damen am Esstisch sitzt. Nach ein paar Happen Fisch von ihrem eigenen Teller schaut sie zu Margrit und gibt ihr noch etwas Soße auf den trockenen Reis. Mey ist währenddessen mit Elisabeths Haaren beschäftigt, die Lockenwickler müssen raus. Einer nach dem anderen landet neben der Schale mit dem Fisch. Elisabeth genießt das Kämmen und Toupieren. »Machst du mich zu einem hübschen Mädchen?«, fragt sie amüsiert. Elisabeth hat seit ihrer Kindheit sehr oft im Ausland gelebt. Einige Jahre ist sie in England zur Schule gegangen, später hat sie ihre drei Töchter in Indien zur Welt gebracht. Hier in Thailand spricht sie lieber Englisch als Deutsch. Von ihrem Bett aus, in dem sie auch tagsüber gerne ein Nickerchen hält, blickt sie auf zwei DIN-A4-Zettel, die an ihrem Schrank hängen. »I am in Thailand«, steht auf dem einen. »I am on holiday«, auf dem anderen. Ihr Urlaub dauert jetzt fünf Jahre. »Wissen Sie, wo ich bin?«, fragt Elisabeth dennoch mehrmals am Tag. »Wann kann ich nach Hause?« Sie wird jedes Mal traurig, wenn sie die wahre Antwort hört. Ihre Pflegerinnen halten sich nicht an die Mär vom Urlaub. Aber Elisabeth mag das warme Wetter, die freundlichen Leute und die exotischen Pflanzen, die im Dorf wachsen. Auf jedem Spaziergang zählt Mey ihr die Namen auf. Weil die Demenz Elisabeth noch klare Momente lässt und sie sich gern unterhält, hat

Alte Schule: Gerri gibt Betreuerin Chanja einen Handkuss, nachdem sie zu Schweizer Liedern getanzt haben

Woodtli für sie Pflegerinnen mit guten Englischkenntnissen ausgesucht. Das ist nicht das einzige Kriterium bei der Zuteilung. »Es ist ein Experimentieren wie bei einer Paarvermittlung«, sagt Woodtli. »Sympathie und Antipathie spielen eine große Rolle. Pfleger und Gast verbringen so viel Zeit miteinander, da entsteht eine intensive Verbundenheit.« Auf jeden Gast kommen drei persönliche Pflegekräfte, die sich abwechseln. Eine Schicht dauert von 8 bis 16 Uhr, die andere von 16 bis 8 Uhr. So ist rund um die Uhr eine feste Bezugsperson für die Pflegebedürftigen da. Beim Essen, beim Schlafen, beim Waschen und vor allem dazwischen. »Dieses innere Abdriften durch Langeweile, das man in vielen Heimen beobachten kann, versuchen wir hier zu vermeiden«, sagt Woodtli. Sechs Häuser hat er für seine Gäste teils gekauft, teils gemietet, die verteilt in dem 2000-Einwohner-Dorf Faham stehen. In jedem Haus können zwei bis drei Bewohner leben, insgesamt nimmt Woodtli aber nie mehr als 14 Gäste auf. Das siebte Haus ist das Haupthaus, in dem Woodtli mit seiner Frau Nid und dem vierjährigen Sohn Pepino wohnt. Auf der großen Terrasse gibt es morgens Bircher

»WISSEN SIE, WO ICH BIN? WANN KANN ICH NACH HAUSE?« Die 92-jährige Elisabeth geht davon aus, dass sie im Urlaub ist

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SCHWERPUNKT PFLEGE

THAILAND

Müsli und Graubrot für alle zum Frühstück, am Mittag bereitet der Koch ein Essen nach europäischem Geschmack zu. Feste Zeiten gibt es nicht, die Bewohner kommen mit ihren Pflegern Hand in Hand und unter einem großen Sonnenschirm, wenn sie Lust und Hunger haben.

A

Schirmherrin: Mey spaziert mit Elisabeth durchs Dorf und erklärt ihr auf Englisch die Pflanzenwelt

An die Hand nehmen: Häufig ist nonverbale Kommunikation wichtiger als Sprache

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uf dem achten Grundstück hat Woodtli einen kleinen Park mit Terrasse, Pool und Buddha anlegen lassen. Hier treffen sich alle am Vormittag und noch einmal am Nachmittag, um Obst zu essen oder einfach gemeinsam Zeit zu verbringen. Elisabeth spielt hier gerne Karten, der 59-jährige Beda Badminton. Die Pfleger setzen sich manchmal auch einfach rund um den großen Tisch, ihren Schützling jeweils neben sich. Sie unterhalten sich dann und machen Scherze, knuffen den Senioren in die Seite oder wuscheln ihnen durch die Haare. Die Gäste lachen mit. Sie verstehen zwar kein Thai, aber viele sind ohnehin in einem Stadium, in dem sie auf gar keine Sprache mehr reagieren. »Ich spüre das irgendwie, was er gerade braucht«, sagt Pflegerin Chanja, die sich um Gerri kümmert. Gerri ist 64 und ständig in Bewegung. Wenn die anderen ihr Obst essen, marschiert er entschlossen durch den Park. Chanja versucht, ihm ab und zu ein Stück Banane in den Mund zu schieben, was nicht ganz einfach ist, da Gerri ununterbrochen Monologe hält, die nicht nur für Chanja unverständlich sind. In dem Schweizer Heim, in dem er vorher war, hat er starke Beruhigungsmittel bekommen. Hier legt Chanja ihren Arm um seine Hüften, wenn er in die falsche Richtung läuft, und sagt: »Papi, nein!« Er gibt ihr dann manchmal einen Kuss auf die Hand. Das Streicheln, Umarmen und Küssen ist für die Thai selbstverständlicher Teil der Pflegekultur. Den Gästen tut es gut – das hat Martin Woodtli damals bei seiner Mutter beobachtet, mit der er vor zwölf Jahren wegen ihrer Krankheit nach Thailand gekommen ist. Auch die vielen neuen Eindrücke, sagt er, seien bei der Entwicklung eher förderlich.

Sein Alzheimer-Dorf hat gerade zehnjähriges Bestehen gefeiert. Es läuft so erfolgreich, dass Investoren aus der Schweiz ihn überreden wollten, die Anlage zu vergrößern. Weil Woodtli ablehnte, wollen sie nun ein Konkurrenzprojekt auf der anderen Seite von Chiang Mai aufbauen. Sorgen um sein Projekt hat Woodtli deshalb nicht. »Ich bin überzeugt, dass unser Modell nur deswegen funktioniert, weil es klein und familiär ist. Das entspricht dem Thailändischen«, sagt er. Ebenso wichtig sei die Integration der Demenzkranken in das Dorfleben. »Die Bewohner treffen auf normale Leute und leben ein fast normales Leben.« Das sei auch für die Pflegekräfte ein wichtiger Punkt. In Thailand, sagt Woodtli, sei Arbeit nicht von Freizeit getrennt. »Die Betreuerinnen suchen einen Job, wo sie sich wohlfühlen und sie selbst sein können.« Die meisten von ihnen leben selbst im Dorf oder in der näheren Umgebung. Altenpflege ist in Thailand eine hoch angesehene Arbeit. Gleichzeitig ist sie etwas absolut Natürliches, mit dem die Menschen in ihren Familien aufwachsen. Die Senioren haben das Recht, zu Hause bleiben zu können und dort mit großem Respekt von den Jüngeren umsorgt zu werden. »Eine Idealvorstellung«, findet Woodtli, »die hoffentlich noch lange so bleibt.« ■

Familiäre Heimleitung: Martin Woodtli, seine Frau Nid und Sohn Pepino

»PFLEGER UND GAST VERBRINGEN VIEL ZEIT MITEINANDER, DA ENTSTEHT EINE INTENSIVE VERBUNDENHEIT« Martin Woodtli, Gründer der Einrichtung

Wer ein thailändisches Konto eröffnet und darauf umgerechnet 18.000 Euro einzahlt, bekommt ein Rentnervisum, das jährlich erneu­ ert werden kann. Damit sichert sich der Staat ab, weil der Resident im Krankheitsfall die Kosten selbst tragen kann. Da Rentenansprü­ che bei einer Auswanderung verfallen, geben viele Bewohner offiziell einen »Ferienaufent­ halt« an und bleiben in Deutschland angemel­ det. Da wenig geprüft wird, ist dies eine Grau­ zone. Normalerweise zahlt die Pflegekasse im Falle einer Pflegestufe den entsprechenden ambulanten Satz bei vorübergehendem Aus­ landsaufenthalt für sechs Wochen. Zusätzlich haben viele Neuthailänder eine Auslands­ krankenversicherung abgeschlossen. Weitere Infos unter www.allianz.de/1890

Im Land des verlorenen Lächelns: Bedas Mimik ist wie eingefroren, doch niemand gibt den Versuch auf, ihn noch einmal zum Lachen zu bringen

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SCHWERPUNKT PFLEGE

SCHÖNHEIT WILL GEPFLEGT WERDEN TEXTE CHRISTIAN GOTTWALT FOTOS SAMMY HART MAKE-UP SUSAN VOSS-REDFERN STYLING DAGMAR MURKUDIS

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Pullover: Hemisphere, Ohrringe: Vintage Love (München)

Werte Damen, dürfen wir ein wenig Farbe in Ihr Leben bringen? Topmodel Anna von Rüden zeigt vier klassisch-elegante Make-ups, die auch Frauen jenseits der 60 gut stehen. Nur Mut!

SIXTIES MEMORIES Ein Lidstrich aus den frühen Sechzigern kombiniert mit einem der ultrafeinen Teints von heute. Und als Ausrufe­ zeichen Lippen in kraft­ vollem Magenta. Für den Look zunächst eine Feuch­ tigkeitscreme mit Sonnen­ schutz (z. B. von Helena Rubinstein) auf die Haut geben. Eine helle Foundation mit HD-Textur (z. B. von Dior) dünn auftragen. Darüber ein zartes, apricot­ farbenes Cremerouge (z.B. von Armani) legen. An die äußeren Oberlider künstliche Wimpern setzen (z. B. von Misslyn), stark tuschen und mit Liquid Eyeliner betonen. Die Augenbrauen dezent mit einem Brauenstift (z. B. von Estée Lauder) in Hellbraun schraffieren.

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SCHWERPUNKT PFLEGE

Links und Seite 39: Pullover und Hose: Max Mara Rechts: Abendkleid: Kostas Murkudis, Armreif: Vintage Love (München)

INDIAN GLAMOUR So ein glattes Haar mit Mittelscheitel weckt Erinne­ rungen an die Blumen­ kinder. Das Nude-Make-up verstärkt den Effekt, weil es nur verfeinern, aber ansonsten wie ungeschminkt aussehen will. Die Lippen sind reduziert, die Brauen leicht betont. Um die Frisur derart glatt zu bekommen, empfiehlt sich ein Glätteisen (z. B. von ghd), ein Haarserum mit Hitzeschutz (z. B. »Frizz Ease« von John Frieda) sowie eine Bürste mit Wildschweinborsten (z. B. von Mason Pearson). Als Highlight eine Extension (z. B. von Great Lengths) ins Haar klipsen.

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EVENING STAR Ein gelungenes AbendMake-up setzt starke optische Akzente und wirkt dennoch leicht und elegant. Es hilft, wenn sich die Farbtöne mögen, so wie hier das Grün der Augen (ein Mix aus Lindgrün und Türkis von Shu Uemura) und der Blaubeerton der Lippen (von Tom Ford). An der Farbe braucht man nicht zu sparen, wohl aber an der Zahl der Farben. Deshalb die gleiche Nuance von Lippen und Nägeln. Für die Galafrisur die Haare stark toupieren, locker nach oben stecken und mit Haarspray (z. B.»Elnett« von L’Oréal) fixieren. Einige Strähnchen asymmetrisch herausziehen, auf diese Weise wirkt die Frisur insgesamt weicher.

BEAUTY

FOREVER RED Tiefrote Lippen sind natür­ lich der Klassiker schlecht­ hin, allerdings gehört dazu mehr als Lippenstift und Nagellack: nämlich auch Mut. Besonders, wenn man den Look jenseits der 60 tragen möchte. Und profes­ sionell geschminkt sollte das Make-up auch sein: Zunächst mit einem LippenPrimer (z. B. von MAC) grundieren, dann mit einem Lipliner präzise die Kontu­ ren ziehen und mit dem tiefroten Lippenstift (z. B. von Chanel) ausmalen. Ein Tupfer Gloss in die Mitte von Ober- und Unterlippe lässt den Mund voller erscheinen. Die Rillen der Nägel zunächst mit Base Coat füllen, dann zweimal mit blutrotem Nagellack (z. B. von OPI) lackieren.

»JETZT FÜHLE ICH MICH BOMBE!« Model Anna von Rüden über die Schönheit hinter ihrem Make-up

Ist Ihr Vater zur Maniküre gegangen? Nein, das hat er selbst gemacht. Seine Hände habe ich immer geliebt. Als er gestorben ist, habe ich seine Handschuhe genommen. Welchen Anteil haben die Gene an der Schönheit? Jeder kann sich schön fühlen und schön machen. Mit den Genen habe ich es nicht so. Und die Seele? Welchen Anteil hat die? Die Seele ist alles, wirklich alles.

Bei einem Frauenmagazin wäre die erste Frage: Wie lautet Ihr Schönheitsgeheimnis? Ich bin gerne mit jüngeren Menschen zusammen, immer schon. Ich habe kein Geheimnis, ich sauge immer nur alles auf. In welchem Lebensjahrzehnt haben Sie sich am schönsten gefühlt? Jetzt. Weil ich erst jetzt bei mir angekommen bin. Als ich jünger war, gefiel mir dies nicht und das nicht an mir. Jetzt fühle ich mich bombe. Was hat Ihnen an sich nicht gefallen? Ich fand meine Arme zu dünn, ich mochte die Proportionen nicht. Und ich war immer mehr Junge als Frau. Aber nachdem alle vier Kinder da waren, wurde ich gelassener. Seitdem bin ich richtig gut drauf. Welches der vier Make-ups ist Ihr Favorit? Das mit den glatten Haaren ist mir nicht fremd. Mit ganz wenig Make-up fühle ich mich am wohlsten. Da kann ich am besten arbeiten und denken. Mit dem AbendMake-up ist das schon ein bisschen schwieriger. Wie schminken Sie sich privat? Was ich immer dabeihabe, ist mein schwarzer Kajal. Ich muss einmal die Konturen ziehen, sonst bin ich nicht da.

Oberteil: COS

schon unheimlich gepflegte Hände. Das war gar nicht üblich in meiner Umgebung. Ich fand das einfach nur schön.

Wird Schönheit überbewertet? Katalogschönheit, ja. Aber es gibt noch eine andere Schönheit, die von innen strahlt. Die hat damit zu tun, ob alles stimmig ist, nicht aufgesetzt und nicht operiert. Wie war Ihr erstes Shooting? Das war vor 45 Jahren, in Berlin. Ich war für ein Tennisdress gebucht. Das Herz schlug mir bis, ich weiß nicht, wohin. Das war eigentlich mehr Angst, aber ich habe es trotzdem gemacht. Heute hat sich das ein bisschen verlagert. Inwiefern? Ich liebe die Mode, seit ich ein Kind bin und trage daher gerne die Sachen von verschiedensten Designern. Ich kann es viel mehr genießen. Und das tollste Shooting, der Gipfel Ihrer Karriere? Den habe ich noch nicht erreicht. Da kommt noch was, das weiß ich. ■ Interview: Christian Gottwalt

MEHR FOTOS UND VIDEOS DES COVERSHOOTINGS GIBT’S IN UNSERER APP UND IM WEBMAGAZIN

Welchen Anteil hat die Hautpflege an der Schönheit? Ich halte sie für wichtig, aber nicht allzu wichtig. Ich habe nie teure Cremes ausprobiert, sondern wie mein Vater immer nur Nivea verwendet. Er hatte noch die in der blauen Dose. Meine ist weiß, aber auch sehr preiswert. Mein Vater hat mich geprägt. Er hatte damals als Mann

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SCHWERPUNKT PFLEGE

ROBOTER

M A C H T E I N E N S AT T Fütterroboter »Bestic«, Schweden. Status: auf dem Markt. Preis: 5000 Euro

WOLLEN DIE MICH AUF DEN ARM NEHMEN? Sie haben einen harten Kern aus Prozessoren – und zeigen ritterliche Tugenden. Roboter servieren Getränke, helfen beim Mittagessen und spielen auch sonst gerne eine tragende Rolle

TEXT CHRISTIAN GOTTWALT ILLUSTRATION K ATRIN RODEGAST

GIBT GERNE EINEN AUS Serviceroboter »Care-O-bot«, Deutschland. Status: Forschungsmodell. Preis: 250.000 Euro Care-O-bot steckt voller Ideen. Beispiels­w eise gebraucht er seinen Tablet-Computer nicht nur als Computer, sondern tatsächlich auch als Tablett, um jemandem ein Glas Wasser zu servieren. Und er merkt sich, wem er das Wasser serviert hat, sodass alle im Pflege­heim genug trinken. Er sucht selbst seinen Weg, weicht Hindernissen aus und kann mit Türklinken umgehen. Sein Arm stammt von einem Industrieroboter; aus Sicherheitsgründen bewegt er ihn nur sehr langsam und in der Nähe von Menschen gar nicht. Von Care-O-bot existieren sieben Exemplare, mit denen verschiedene Institute nach neuen Anwendungen im Bereich Pflege suchen. Das Fraunhofer-Institut hat ihn bewusst als Maschine gestaltet, weil menschenähnliche Roboter in Deutschland nicht gerne gesehen sind. Dafür kann Care-O-bot singen, etwa »Junge komm bald wieder« von Freddy Quinn.

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In einem Punkt übertrifft der Fütterroboter Bestic menschliche Pfleger: Er hat beliebig viel Zeit. Professionelle Pflegekräfte stehen oft unter Druck, was Hilfsbedürftige natürlich spüren. Der Roboter dagegen erscheint ihnen wie ein Werkzeug und vermittelt ihnen das Gefühl, selbstbestimmt zu speisen. Entwickelt hat den Roboter der Schwede Sten Hemmingsson, der mit 15 an Polio erkrankte und seither seine Arme nicht mehr bewegen kann. Bei Tisch übernimmt das jetzt sein Roboter. Dessen Arm führt den Löffel in die Suppe, streift ihn am Tellerrand ab und hebt ihn auf Höhe des Mundes. Hemmingsson muss nur noch seinen Kopf wenige Zentimeter nach vorne schieben. 150 Exemplare des Bestic sind in Europa im Einsatz. Die Investition von 5000 Euro soll sich laut Hersteller schnell amortisieren, schließlich koste einmal von der Pflegerin füttern lassen 15 Euro.

TRÄGT SIE AUF HÄNDEN Transportroboter »Riba-II«, Japan. Status: Prototyp. Geplanter Marktpreis: ab 40.000 Euro Altenpflege ist ein Knochenjob, weil bettlägerige Menschen bewegt werden müssen. Riba-II soll den Pflegern dabei helfen, als erster Roboter, der stark genug ist, einen Menschen zu heben – so die Entwickler. Allerdings stößt Riba-II bereits bei 61 Kilogramm an seine Grenzen. Und auch die Bezeichnung »Roboter« erscheint übertrieben: Eher handelt es sich um eine menschenfreundlich gestaltete Hebebühne, die sich auf Kommando bewegt. Dafür genügt es, ihn sanft am Arm oder am Rumpf zu berühren. Zusätzlich kann er Geräusche loka­ lisieren sowie Gesichter erkennen und so einer Pflegerin folgen oder auf ihre Rufe reagieren. Rumpf und Arme sind weich gepolstert, um das Getragenwerden möglichst angenehm zu machen. Sein Design soll Patienten die Nervosität nehmen und Berührungsängste mindern. Wobei es schon einen Unterschied macht, ob man einen Teddybären herumträgt – oder von einem Teddybären herumgetragen wird.

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SCHWERPUNKT PFLEGE

ROBOTER

B R I N G T E S T O TA L Haushaltsroboter »Twendy-One«, Japan. Status: Forschungsprojekt. Preis bei Serienproduktion: 80.000 bis 160.000 Euro

LEISTET GESELLSCHAFT Telemedizin-Avatar »Giraff«, Schweden. Status: im Testbetrieb. Leasing-Preis auf Anfrage. Giraff wurde entwickelt, damit Pflegekräfte öfter mal vorbeischauen können, ohne gleich vorbeikommen zu müssen. Wie viele der vorgestellten Systeme ist es nicht als Ersatz für menschliche Zuwendung gedacht, sondern als Ergänzung. Auch Familienange­ hörige und Freunde nutzen das Gerät, um einen Plausch per Video zu halten. Solche Videotelefonate wären zwar auch mit einem Tablet-Computer möglich, allerdings kann Giraff ferngesteuert durch die Wohnung fahren und dank seiner Größe nehmen ihn Pflegebedürftige eher wie einen realen Gesprächspartner wahr. Das System wird gerade erweitert, im Rahmen eines europäischen Forschungsprojektes unter Führung der Universität von Örebro. Zusätzliche Sensoren in der Wohnung können den Schlaf der Bewohner überwachen, den Blutdruck aufzeichnen und feststellen, ob der Herd ausgeschaltet wurde. Fraglich ist, wie viele Nutzer derart tiefe Eingriffe in die Privatsphäre tolerieren werden. Derzeit rollen Giraffs im Testbetrieb durch fünf schwedische Haushalte.

Das Vorgängermodell namens »Wendy« war der erste Roboter, der ein rohes Ei aufschlagen konnte. Twendy-One ist noch feinfühliger: In der einen Hand spielt er mit einem Strohhalm, in der anderen hält er einen dieser dünnen Plastikbecher, die schon für menschliche Hände eine Herausforderung sind. Der 145 Zentimeter große und 111 Kilo schwere Roboter kann eine Scheibe Toast mit einer Zange aus dem Toaster nehmen und das Frühstück auf einem Tablett servieren. Auf Wunsch hilft er Leuten aus dem Bett in einen Rollstuhl, wobei sich die Hilfe auf festen Halt beschränkt, denn aufstehen muss der Betroffene selbst. Seine Entwickler bezeichnen Twendy-One als »symbiotischen Roboter«. Von einer echten Symbiose zwischen Mensch und Maschine sind sie aber noch ein Stück entfernt. Allein schon deshalb, weil TwendyOne ein dickes Kabel hinter sich herzieht.

S T R E I C H E LT D I E S E E L E Kuschelroboter »Paro«, Japan. Status: auf dem Markt. Preis: 5700 Euro Dieses künstliche Robbenbaby sieht wirklich zum Knuddeln aus. Und wenn nach fünf Stunden Betrieb die Akkus leer sind, kommt der Ladestecker zum Einsatz, der aussieht wie ein Schnuller. Paro ist eben komplett aufs Liebhaben programmiert. Die Robbe bewegt ihre Flossen, wenn sie Aufmerk­ samkeit will. Sie gibt Robbenlaute von sich, wenn sie sich nach Zuwendung sehnt. Sie schließt die Augen, wenn sie gestreichelt wird. Das alles, um Demenzkranken zu helfen, an eine oft tief vergrabene Emotion heranzukommen: Liebe. Mit weltweit 3000 verkauften Exemplaren, davon 100 in Deutschland, entwickelt sich Paro zu einer ernsten Konkurrenz für Therapiehunde. Paro hält länger durch. Und Angst kann man vor einem Robbenbaby auch nicht haben. Beim Einsatz wird Paro stets von einem Menschen begleitet. Erfahrungsgemäß erkennen zwei von drei Demenzpatienten in ihm den Roboter. Die anderen halten Paro für echt.

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DIE PFLEGEMASCHINEN IN AKTION: IN UNSEREM WEBMAGAZIN UND DER »1890«-APP FINDEN SIE EINIGE BEMERKENSWERTE FILME, DIE DIE ROBOTER IM EINSATZ ZEIGEN

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POLEN

Altersfrohsinn: Wilhelm Theuer ist topfit, zog aber mit ein, um seiner Frau nah zu sein

E König Fußball: Viele Bewohner kamen im Rollstuhl – und können heute wieder im Garten kicken

In Polen kostet ein Pf legeplatz viel weniger als in Deutschland. Werner Gratza hat deshalb in Oberschlesien ein Heim für – sagen wir – Sehrspätaussiedler gebaut. Dank deutschsprachigen Pf legern, gewohntem Kaffee und guter Betreuung fühlen sich 40 Senioren hier fast wie zu Hause

TEXT K ATHARINA FUHRIN FOTOS ENNO K APITZA

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ZABEŁKÓW

mmi Kirchner trägt die weißen Haare vorn kurz abgeschrägt und hinten durchgestuft. »Gut siehst du aus, Mutter!«, sagt ihr Sohn Berthold, der sie das letzte Mal vor einem halben Jahr gesehen hat. Die 82-Jährige geht neuerdings regelmäßig zum Friseur. Sieben Euro kostet ein Haarschnitt. Die kann sie sich wieder von ihrer eigenen Rente leisten. Emmi Kirchner aus Bayern lebt seit Herbst 2013 in der »Seniorenresidenz an der Oder« – nicht in Frankfurt, sondern sehr viel weiter südöstlich im oberschlesischen Zabełków, Polen, nahe der tschechischen Grenze. 40 Bewohner hat das Heim. Die Älteste hier ist 92, die drei Jüngsten 69. Manche haben Parkinson, viele sind dement, einige hatten in der Vergangenheit Alkoholprobleme. Und sie alle sind auf der Suche nach einem bezahlbaren Pflegeplatz zu Auswanderern geworden. Die Voraussetzung dafür schuf Werner Gratza, ein Unternehmer, der im Ruhrgebiet bereits ein gutes Dutzend Altenheime hoch­ gezogen hat. Als Trockenbauer, im Auftrag eines regionalen Trägers. Irgendwann kam er auf die Idee, seine eigene Residenz zu bauen. Für Deutsche, nach deutschem Standard. Aber nicht in Deutschland, sondern in seiner Heimat Polen, wo er ohnehin noch ein Baugrundstück hatte. Von seinem Schwiegersohn, einem Unternehmensberater, ließ er sich sein Konzept durchrechnen. Die Erfolgsformel aber ist denkbar einfach. »Mit 1300 Euro Rente können sich die Deutschen einen Heimplatz für 3300 Euro nicht leisten«, sagt Gratza. »In Polen ist es ganz genauso: Mit 1300 Złoty Rente kann ich kein Heim für 3300 Złoty bezahlen. Jetzt rechnen Sie aber mal um.« 1300 Euro Rente entsprechen ungefähr 5200 Złoty. »Und

schon haben Sie in Polen Ihren Heimplatz«, sagt Gratza. Wie ein Raumschiff steht die Residenz in dem etwas schmucklosen Durchfahrtsdörfchen Zabełków. Es ist das größte, neueste, schönste Haus im Ort, ein heller Bau, umgeben von Feldern und einem hübschen Garten mit Zaun. Ein Weg führt zur nächsten Straße, auf der die Lastwagen entlangrauschen. Wenn Wilhelm Theuer spazieren geht, kehrt er an dieser Stelle um. Er muss auf sich aufpassen, seiner Frau zuliebe. Seit ihrer Hochzeit 1952 haben die Theuers jeden Tag gemeinsam mit einem Kuss begonnen, fast 50 Jahre lang in derselben Wohnung in der Nähe von Hanau. Nach Else Theuers Schlaganfall 2010 trennten sie plötzlich zehn Kilometer. Halbseitig gelähmt und stark sprachgestört kam sie in ein Pflegeheim. Obwohl er sich nichts sehnlicher wünschte, als zu ihr zu ziehen. »Das Geld reichte nicht für einen zweiten Heimplatz«, sagt Theuer. Zumindest nicht in Deutschland. Nachdem er einen Fernsehbeitrag über Zabełków gesehen hatte, zogen die Theuers – er 88, sie 83 – im Oktober 2013 zusammen nach Polen. 1200 Euro zahlen sie hier pro Person jeden Monat, plus jeweils 100 Euro Einzelzimmeraufschlag. Das ist deutlich mehr, als ein durchschnittlicher Heimplatz in Polen kostet, aber dafür verfügt er über zahlreiche Importe aus der Heimat: »Probieren Sie mal den Kaffee, wie gut der hier schmeckt«, sagt Wilhelm Theuer. Dallmayr prodomo, so viel man möchte. Ein Taschengeld von umge-

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SCHWERPUNKT PFLEGE

POLEN

rechnet 100 Euro für jeden ist auch schon inklusive. Für einen Friseurbesuch reicht das locker. Und trotzdem ist Emmi Kirchner nicht ganz zufrieden: »Ich kann mir überhaupt nichts kaufen«, klagt sie, während ihr Sohn sie vorbei an Ständen mit Obst, Blumen, Oberhemden und Schrotflinten über den Markt im Ort schiebt. »Warum denn nicht?«, fragt er. »Weil wir alles haben«, antwortet seine Mutter, »selbst Obst bekommen wir ständig!« Und die kleinen Seifen und Cremes, die Emmi Kirchner so gerne hat, gewinnt sie freitagabends beim Bingo.

D Liebe fürs Leben: Else und Wilhelm Theuer beginnen jeden Tag mit einem Kuss

ie alte Dame aus Würzburg hätte auch am Balaton oder in Karlsbad landen können. Denn ihr Sohn hatte sich bereits bei diversen Einrichtungen im Ausland erkundigt. »Ich habe anfangs nur ans Finanzielle gedacht«, erzählt er. Die Entscheidung für Zabełków fiel, nachdem auch Berthold Kirchner den Beitrag im Fernsehen gesehen hatte. Doch als er seine Mutter tatsächlich mit dem Auto die 800 Kilometer aus Unterfranken nach Polen gebracht hatte, musste er sich in

seinem Bekanntenkreis lange für diesen Schritt rechtfertigen. »Aber ich habe kein schlechtes Gewissen mehr. Null. Wäre meine Mutter in Deutschland geblieben, wäre sie heute tot.« Die Pflegeleiterin Latifa Dehbi hat schon viele Bewohner beobachtet, die bettlägerig nach Polen kamen und heute im Garten mit den Pflegerinnen Fußball spielen. »Zuallererst holen wir sie von den Beruhigungsmitteln runter, dann geht es ihnen oft sehr schnell besser«, sagt sie. Schon als sie selbst noch als Altenpflegerin in Deutschland arbeitete, hat sie sich an der gängigen Praxis gestört, die alten Leute mit Medikamenten ruhigzustellen. »Dort war ich allerdings auch oft mit einer Schülerin für 15 Leute alleine da, unter diesen Bedingungen geht es kaum anders.« In Zabełków leitet die 30-jährige Dehbi ein Team aus 19 Pflegerinnen. Etwa 80 Prozent von ihnen sprechen Deutsch – eine bessere Quote haben auch viele Heime westlich der Neiße nicht. Für die anderen bietet das Haus einmal pro Woche einen Sprachkurs an. Wird der Raum im zweiten Stock nicht für den Unterricht gebraucht, gibt es hier Filmabende mit deutschen Klassikern und Bastelstunden. Je nach Jahreszeit und Feiertag wird das ganze Haus mit den Handwerksarbeiten der Bewohner geschmückt.

»Vor grauem Haar sollst du auf­ stehen und die Person eines Greises ehren« (3. Buch Mose, Kapitel 19): Gottesdienst in der Seniorenresidenz Des Pudels Kern: Pflegeleiterin Latifa Dehbi kann sich mit ihrem Team intensiver um Bewohner kümmern als einst in Deutschland

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Auf der anderen Seite des Gangs hat Werner Gratza eine kleine Kapelle einrichten lassen, in der ein Pfarrer einmal pro Woche einen Gottesdienst auf Deutsch abhält. Nur seine musikalische Begleiterin an der Orgel singt manche Lieder auf Polnisch. Wer keine Lust auf Kirche hat, kann in einem der drei Aufenthaltsräume Spiele spielen, deutsches Fernsehen schauen oder einfach Musik hören: »Kreuzberger Nächte«, »Aber bitte mit Sahne«, »La Bamba«. In diesen Bereichen, die als offene Wohnküchen eingerichtet sind, bekommen die Gruppen auch Frühstück (Graubrot mit Schinken und Käse), Mittagessen (ein Restaurant in der Nachbarschaft kocht die deutschen Lieblingsessen der Bewohner, nur Spargel ist in Polen schwierig zu bekommen), Kaffee (mit Kuchen, den die Bewohner selbst backen) und Abendbrot (wer möchte, darf sich Pizza liefern lassen). »Unser Ziel ist, möglichst individuell auf die Wünsche der Bewohner einzugehen«, sagt Latifa Dehbi. Das neueste Projekt für die tierliebenden Hausbewohner ist die Malteser-Hündin Daisy, die gerade eingezogen ist. Eine Katze soll folgen – sobald Werner Gratza das zweite Haus nebenan fertig gebaut hat. 40 weitere Plätze für die deutsche Pflegeexklave in Polen. ■

»ICH HABE KEIN SCHLECHTES GEWISSEN MEHR. WÄRE MEINE MUTTER IN DEUTSCHLAND GEBLIEBEN, WÄRE SIE HEUTE TOT« Berthold Kirchner

MEHR FOTOS UND VIDEOS AUS POLEN IN WEB UND APP

Wer in ein polnisches Pflegeheim um­ ziehen möchte, meldet sich erst bei der zuständigen Meldestelle um und reicht das unterschriebene Formular »S1« bei seiner Krankenkasse ein. Damit wechselt man in die gesetzliche polnische Krankenkasse, die NFZ, die medizinische Leis­ tungen in der Folge mit der Krankenkas­ se in Deutschland abrechnet. Die Kasse erstattet die Leistungen entsprechend dem polnischen Standard. Die deutsche Pflegeversicherung bezahlt bei selbst beschaffter Pflege das Pflegegeld je nach Pflegestufe. Bei einer privaten Versiche­ rung ändert sich nichts. Für deutsche Rentenbezieher im Ausland ist das Finanzamt Neubrandenburg zuständig. Weitere Infos unter www.allianz.de/1890

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SCHWERPUNKT PFLEGE

FAMILIENRECHT

35.000 ALLIANZ KUNDEN

GROSSELTERN zahlen für ihre Enkel, falls die Eltern nicht für sie aufkommen können, weil sie zum Beispiel krank oder arbeitslos geworden sind (sogenannte Ersatzhaftung).

VERFÜGEN ÜBER DAS PFLEGEZUSATZTAGEGELD BEST*

18.000 MENSCHEN Wenn’s ums Geld geht, kriegen sich Verwandte schnell in die Wolle. Doch zum Glück ist das deutsche Familienrecht nicht mit heißer Nadel gestrickt. Wir zeigen, wie die Generationen füreinander sorgen müssen – viel Stoff für Diskussionen

HABEN 2013 BEI DER ALLIANZ EINE GEFÖRDERTE PFLEGEZUSATZVERSICHERUNG (PFLEGEBAHR) ABGESCHLOSSEN*

TEXT CHRISTIANE WILD-RAIDT ILLUSTRATION DINA RAUTENBERG

DARAN LÄSST SICH NICHT RÜTTELN: DIE RECHTSLAGE BÜRGERLICHES GESETZBUCH § 1601: »Verwandte in gerader Linie sind verpflichtet, einander Unterhalt zu gewähren.« Was der Gesetzgeber so nüchtern auf den Punkt bringt, ist in der Realität ziemlich komplex: Das Unterhaltsrecht regelt die Verantwortung zwischen den Generationen. Und die ist messbar. Monat für Monat. Euro für Euro. Die Sandwichgene­ ration trifft das am härtesten. Wenn alles zusammenkommt, zahlt sie Unterhalt für ihre ELTERN, hat minderjährige KINDER, die finanziert werden müssen – und Oma und Opa sind auch noch da. Nur stecken sie in diesem Fall keinen Schein zu, sondern brauchen selbst Geld: Rein rechtlich haben die GROSSELTERN unter bestimmten Umständen das Recht auf monatliche Zuwendungen ihrer Enkel, wenn sie bedürftig sind. Immerhin: Bei Tante Erna ist endgültig Schluss. Denn: Enkel, Kinder, Eltern, Großeltern und Urgroßeltern sind unter­ haltspflichtig. Für Geschwister, Tanten, Onkel, Cousinen und Cousins gilt das nicht.

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EHEPARTNER müssen gegenseitig füreinander aufkommen. •B  evor Kinder für ihre Eltern aufkommen müssen, ist das Ehe­ paar wechselseitig in der Pflicht. • N achehelicher Unterhalt: Nach einer Scheidung muss jeder der Ehepartner für sich selbst sorgen. Es gibt aber Ausnah­ men: Betreut er ein gemeinsames minderjähriges oder krankes Kind, ist man selbst krank oder zu alt, um zu arbei­ ten, dann ist der Expartner unterhaltspflichtig. Das gilt auch, wenn einer der ehemaligen Ehepartner arbeitslos ist oder er ohne eigene Schuld nicht genug verdient, um davon leben zu können. Nach langer Ehezeit ist der ergänzende Auf­ stockungsunterhalt üblich, er soll den gewohnten Lebens­ standard ermöglichen. • Hat einer der Ehepartner zugunsten der Ehe eine Ausbil­ dung abgebrochen oder ganz auf sie verzichtet, dann muss im Scheidungsfall der Ehepartner, der vom Verzicht des an­ deren profitiert hat, für eine Ausbildung aufkommen.

Ehepartner müssen gegenseitig füreinander aufkommen.

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SCHWERPUNKT PFLEGE

MIO.

ALLEINERZIEHENDE GAB ES IM JAHR 2012 IN DEUTSCHLAND*

PFLEGEELTERN bekommen Pflegegeld, wenn das Pflegekind in seiner Entwicklung eingeschränkt ist. STIEFELTERNTEIL hat Recht auf Kindergeld, wenn er das Stiefkind in seinen Haushalt aufnimmt.

DIE UNTERHALTSFRAGE: WER MUSS FÜR WEN WIE VIEL ZAHLEN?

GROSSELTERN siehe Seite 49

BERECHNUNG • Z ur Berechnung des Unterhalts dient das Nettoeinkommen der Kinder, bei Selbstständigen der Gewinn, den sie machen. Ange­ rechnet werden Belastungen wie: Krankenversicherung, monatliche Abgaben für Ver­ sicherungen, Kredite, Kosten für Kinderbetreuung, Altersvor­ sorge, der Unterhalt für eigene Kinder und für Expartner. • N ettoeinkommen: Dem Kind müssen mindestens 1600 Euro im Monat zum Leben bleiben, dem Ehepartner in der Regel 1100 Euro. • S chonvermögen: Dieser Betrag wird nicht zum Unterhalt heran­ gezogen und variiert je nach Bundesland. Er beträgt mindes­ tens 26.000 Euro. • E igenheim: Das Eigenheim der Kinder wird in der Regel nicht zur Leistung von Unterhalt herangezogen, da es der eige­ nen Altersvorsorge dient. • N eben dem Einkommen kann zur Berechnung des Unterhalts auch das Vermögen der Kinder heran­ gezogen werden, z. B. Schmuck, Aktien, Mietwohnungen. • Kinder müssen auch dann be­ zahlen, wenn sie selbst zwar nicht arbeiten, aber einen sol­ venten Ehegatten haben (»Haus­ mann-Rechtsprechung«).

DER EXPERTE

Bodo Schäftlmeier arbeitet als Fachan­ walt für Familienrecht in der Region Stuttgart. Er ist Partner der Kanzlei Merz, Schmid und Schäftlmeier. »Unterhaltsrecht ist emotional. Kein Fall ist wie der andere, das macht es für mich so spannend und reizvoll.«

Bei Scheinvaterschaft ist nicht der leibliche/biologische Vater, sondern der rechtliche Vater, also der Scheinvater, unterhaltspflichtig.

Ehepartner müssen gegenseitig füreinander aufkommen.

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KINDER sind finanziell für ihre Eltern verantwortlich, wenn diese zum Sozialoder Pflegefall werden. Als Mindestbedarf wird dabei das Existenzminimum angesetzt. Reichen Pflegeversicherung, Rente oder Vermögen der Eltern nicht aus, um deren Pflege zu bezahlen, werden die Kinder in die Pflicht genommen. Wie hoch der Unterhalt ist, wird individuell ermittelt. Siehe »Berechnung« Seite 50. Grundsätzlich wird zunächst das Vermögen der Eltern herange­zogen, bevor die Kinder Unterhalt bezahlen müssen. Sind die Eltern der eigenen Unterhaltspflicht mehrere Jahre nicht nachgekommen, obwohl sie leistungsfähig waren, oder liegt eine schwere Verfehlung der Eltern gegenüber dem Kind vor, ist das Kind nicht unterhaltspflichtig für die Eltern (§ 1611 BGB). Haben die Eltern lediglich den Kontakt zum volljährigen KInd abgebrochen, sind die Kinder in der Pflicht. Aus­ nahme: ein schweres Fehlverhalten der Eltern gegenüber ihrem Kind.

ENKEL zahlen für ihre Großeltern, wenn ihre Eltern nicht für die Großeltern aufkommen können.

45 %

DER ENKEL SIND BEREIT, IHRE GROSSELTERN FINANZIELL ZU UNTERSTÜTZEN*

KINDER sind juristisch gesehen: eheliche, nicht eheliche und adoptierte Kinder. Stiefkinder und Pflegekinder zählen nicht dazu.

ELTERN sind unterhaltspflichtig für ihre Kinder, solange diese minder­ jährig oder noch in der Ausbildung sind. Die Kinder müssen ihren Ausbildungswunsch mit den Eltern besprechen und auf deren wirtschaftliche Lage Rücksicht nehmen – fällt das Kind mehrfach durch die Prüfungen, führt das dazu, dass der Unterhaltsanspruch wegfällt (es sei denn, das Versagen des Kindes ist durch eine Krankheit bedingt). Grundsätzlich sind die Eltern nur für einen Ausbildungsweg des Kindes unterhaltspflichtig. Die rechtliche Verantwortung der Eltern endet in der Regel, wenn die Kinder volljährig sind. Ausnahme: Bei Krankheit oder Behinderung des Kindes können die Eltern zu Betreuern werden.

ELTERN können in einem Testament festlegen, wer Vormund für ein minderjähriges Kind werden soll, falls sie selbst zu Tode kommen.

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*Quelle: Seite 49: beide Zahlen Allianz; Seite 50: Statistisches Bundesamt 2014; Seite 51: Enkel & Großeltern 2014. Repräsentative Studie der Allianz.

2,7

SCHWIEGERKINDER zahlen auch für die Eltern des Partners indirekt mit, denn Eheleute haben ein Familieneinkommen.

FAMILIENRECHT

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SCHWERPUNKT PFLEGE

KUNDENPFLEGE

Stift, Papier – und Füße. Da ich lange kein Telefon hatte, ging ich die Leute besuchen. In den 70ern kam eine Rechenmaschine dazu, später ein Kopierer, ein halbes Jahr vor meiner Pensionierung ein Computer. Den nutzte ich aber nie.

1988, Ausbildung in Hüfingen. Auf dem zweiwöchigen Lehrgang verkaufte ich gleich eine Unfall- und fünf Lebensversicherungen. Ein verdammt guter Start für mich.

Eine Lebensver­ sicherung, die ich während des Ausbildungs-Lehrgangs verkaufte. Leider ging die Police beim Versand aus un­ geklärtem Grund verloren und der Kunde ging zu einem anderen Vertreter. Doch kein so guter Start für mich.

Funker auf einem Frachtschiff. Als ich mich mit der Radiotechnik aber näher befasste, war klar, dass ich das niemals begreifen würde. Versicherungen fand ich dann keine schlechte Idee.

Der Taschenrechner. Damit ist es mir immer am besten gelungen, den Kunden Renditen, Relationen und Wahrscheinlichkeiten auszurechnen. Mittlerweile nutze ich aber auch den Computer.

Ein paar Tage zuvor hatte ich bereits die Registratur unserer Agentur in ein Büro umgewandelt. Als ich am 1. Juli 2013 anfing, konnte ich gleich voll loslegen.

Ich verkaufte einem älteren Herrn eine Unfallversicherung. Vor Kurzem hatte er tatsächlich einen Bänderriss – und kam mit der Versicherung wieder zu mir. Er bekam mehrere Hundert Euro.

Erzieher, Soldat und Zimmerer. Erst machte ich eine Ausbildung zum Zimmermann, dann wurde ich Zeitsoldat. Gegen Ende des Dienstes begann mein Vater, über die Rente nachzudenken. Das Timing passte und ich lernte Versicherungskaufmann.

Mein Laptop. Papa hat fast alle Kunden im Kopf, ich muss immer wieder nach­ schauen, wie jemand bei uns abgesichert ist.

DREI FÜR ALLE FÄLLE

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Wie viele Brände, Rohrbrüche und anderes Unheil das Trio im schwäbischen Albstadt bereits bearbeitet hat, lässt sich nicht genau sagen. Sicher ist nur: Die Versicherungsagentur der Rollers ist eine Institution. Was Karl vor 51 Jahren in seinem Wohnzimmer begann, führen Sohn und Enkel weiter. Einblicke in eine Allianz Vertretung mit Familienanschluss

GENERATIONEN IM ZEITRAFFER: IN UNSERER APP SEHEN SIE, WIE AUS ENKEL HEIKO SEIN VATER UND OPA WIRD – UND UMGEKEHRT

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HEIKO ROLLER, 34

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Ich wollte Eisenbahner bei der Württembergischen Eisenbahngesellschaft werden. Mein Onkel war dagegen, weil ich dort nicht genug verdienen würde. Er sorgte dafür, dass man mich nicht einstellte. Ich bin ihm bis heute dankbar.

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Eine Autoversicherung, der Kunde war mein Chef. Hauptberuflich arbeitete ich damals in einer Textilfirma. Ich verdiente 200 Mark Provision an dem Abschluss. Zwei Wochen später begann ich als Ver­ treter.

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PAUL-GERHARD ROLLER, 62

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1963 fing alles in meinem Wohnzimmer an. Ich hatte damals einen kleinen Kundenstamm von meinem Schwager übernommen und betrieb das Versicherungsgeschäft von zu Hause aus. Das war gar nicht so einfach: Wir hatten noch nicht einmal Telefon.

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KARL ROLLER, 85

TEXT DANIEL ASCHOFF FOTOS FREDERIK LAUX

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Wie der Vater, so der Sohn und Enkelsohn: Die Rollers bilden eine Allianz – fürs Leben und im Geschäft

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SCHWERPUNKT PFLEGE

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Es gab keinen. Meine Frau ist höchstens mal ans Telefon gegangen, wenn einer anrief, oder hat die Tür geöffnet, wenn es klingelte. Ich war Einzelkämpfer.

Anfang der 80er verkaufte ich einem Mann eine Lebensversicherung mit doppelter Leistung im Todesfall. Er starb wenig später bei einem Unfall. Seine Frau konnte das Haus nur halten, weil die Lebens­ versicherung ausbezahlt wurde.

Ich hatte einen Kunden, der in Moskau bei einem Hotelbrand ums Leben kam. Das war schlimm – vor allem für die Frau, die zwei kleine Kinder hatte. Ich half der Witwe bei den Formalitäten zur Überführung des Leichnams aus der Sowjetunion. Das war der Tag, als mir mein Sohn am Telefon mitteilte, dass einer meiner besten Kunden gerade Insolvenz angemeldet hatte. Ich war da im Urlaub in Südtirol. Mittlerweile geht’s dem Unternehmen zum Glück wieder besser.

Meine Ungeduld. Und ich bin eigentlich ein schlechter Verkäufer. Ich könnte jedenfalls keinen Kühlschrank nach Grönland verkaufen.

Mein Sohn soll seinen eigenen Weg gehen, und das tut er erfolgreich. Heiko ist sehr viel hartnäckiger, als ich es je war.

Meine Frau als Bürokraft und mein Sohn. Zu Hause gilt die Regel: Es wird nicht über die Agentur geredet.

Vor ein paar Jahren überzeugte ich eine ältere Dame, die Vollkasko für ihr drei Jahre altes Auto nicht in eine Teilkasko umzuwandeln. Kurze Zeit später hatte sie einen Unfall mit Totalschaden und kam guter Dinge zu mir in die Agentur.

Früher hatte ich mit meinen Eltern kein einfaches Verhältnis, jetzt läuft’s sehr gut. Wenn mein Vater mir die Agentur übergibt, werden er und Mama noch drei Jahre arbeiten. Danach hilft mir meine Frau, die sich jetzt noch um unsere Kinder kümmert.

2011 wollte eine Kundin ihre Berufsunfähigkeitsversicherung beitragsfrei stellen, weil sie wegen eines Leidens nicht mehr arbeiten konnte. Ich überredete sie, ihren Zustand der Allianz zu melden, und ihr wurden mehr als 15.000 Euro ausbezahlt.

Noch keiner. Aber natürlich habe ich manchmal Sorgen: Ab nächstem Jahr verkaufe ich nicht nur Versicherungen, sondern leite eine ganze Agentur. Das wird eine große Aufgabe und Verantwortung.

Meine Ungeduld.

Ich habe zwei Töchter, aber die sollen zunächst schauen, ob sie etwas Kaufmännisches interessiert. Wenn dem so ist, werde ich ihnen eine Agenturnachfolge gerne nahelegen. Eine vierte Generation in der Agentur wäre eine schöne Sache.

PAUL-GERHARD ROLLER

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Meine Ungeduld.

KARL ROLLER

HEIKO ROLLER

Ich riet Paul-Gerhard, immer fleißig zu sein. Aber ganz ehrlich: Lange Zeit hatte er keine Lust, meine Nachfolge anzutreten. Er wusste, dass er dann keinen Feierabend mehr haben wird. Irgendwann änderte er aber seine Meinung.

Mut zum Träumen Als Realist weiß Gerhard Delling: Im Alter wird jede Treppe zum Hindernis. Und trotzdem rät er, sich eine gute Zukunft auszumalen. Denn was man sich vorstellt, geht oft in Erfüllung

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ie wollen wir als Rentner leben? Das ist für mich die entscheidende Frage. Die wichtigste Grundvoraussetzung, um einen schönen Lebensabend zu verbringen, ist, sich über seine individuellen Wünsche klar zu werden – und zwar deutlich vor der Rente. Wer weiß, was er will, hat große Chancen, seine Zukunft in diese Richtung zu beeinflussen. Natürlich kann, wie immer im Leben, etwas dazwischenkommen. Für diesen Fall empfiehlt es sich, zusätzlich zur Idealvorstellung einen Notfallplan B zu haben. Bleibt der im Hinterkopf, treffen einen mögliche Schicksalsschläge weniger hart. Wer seine Ziele realistisch kalkuliert, an guten und schlechten Tagen durchdenkt, vielleicht sogar in regelmäßigen Abständen verbessert und konkretisiert, der macht schon vieles richtig. Solange man etwas bewegen kann, sollte es getan werden. Denn die Zeit kann kommen, in der man nicht mehr in der Lage ist, zu wählen oder die Entwicklung aktiv zu beeinflussen. Ich habe es in der eigenen Familie erlebt. Mein Vater wurde krank. Lebte aber so weiter wie zuvor. Als das Schicksal zuschlug, war es zu spät, etwas zu ändern. Und vor allem zu spät, die neue Situation mental so anzunehmen, dass sich auch daraus noch ein erfüllter Lebens-

abend hätte ergeben können. Dabei ist nicht nur der finanzielle Aspekt entscheidend. Es braucht persönliche Vorsorge auf allen Ebenen. Wobei schon das Wort »Vorsorge« problematisch ist. Man muss keine »Sorge« haben, sondern es ist gewiss, dass die körperlichen und geistigen Möglichkeiten im Alter reduzierter werden. Wer sich frühzeitig eine »Vorstellung« davon macht, kann die erwartbaren Lebensumstände optimieren. Das beginnt bei so elementaren Entscheidungen wie der Wohnungswahl. Ist nicht klar, dass steile Treppen irgendwann zum Hindernis werden? Türen? Zumindest müsste ein Rollstuhl oder Rollator hindurchpassen. Im Ernstfall: Heim oder Pflege zu Hause? Sind die Voraussetzungen geschaffen und ist es machbar, dass eine fremde Person in der Nähe nächtigen kann? Soll es eine aufregende Innenstadt sein oder der Blick auf Felder und Auen? Ist schnelle medizinische Hilfe gewährleistet? So viele elementare Fragen. Man sollte sie sich stellen, solange man mehrere Antwort- und Wahlmöglichkeiten hat. Das ist der eine Vorteil. Der andere, der übrigens nichts kostet: Das, was man in seiner Vorstellung entwickelt hat, wird oft auch Realität. Deswegen kann es nicht schaden, die Ansprüche an sein Leben im Ruhestand nicht zu gering zu halten. ■

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SCHWERPUNKT PFLEGE

AFFE IN ELTERNZEIT Lernen von den Alten: Was wird aus Alphatieren im Ruhestand? Manchmal ein Tierpfleger

TEXT CORD RIECHELMANN

H

elfen macht glücklich. Wer sich so­ zial engagiert, das hat die Glücks­ forschung nachgewiesen, tut sich selbst genauso etwas Gutes wie den anderen Menschen. Gilt das auch im Tierreich? Unbedingt! Die amerikanische Primatologin Sarah Blaffer-Hrdy geht sogar noch einen Schritt weiter. Ihre evolutionäre These ist ebenso radikal wie einfach: »Am Anfang war die Freundlichkeit.« Der Moment, als unsere Vorfahren das Miteinander entdeck­ ten, stimulierte auch das Gehirn. Dadurch erst wurden wir Menschen. In ihrem Buch »Mütter und andere. Wie die Evolution uns zu sozialen Wesen gemacht hat« erzählt sie die erstaunliche Geschichte von Tiermüttern, die sich gegenseitig helfen. Die Kinder bilden dabei den sozialen Kitt, um die sich die sozialen Netze spannen. »Fürsorge macht also schlau«, so die Verhaltensfor­ scherin, die die verschiedenen Helfersysteme im Tierreich

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untersucht hat. Bei vielen sozial lebenden Säugetieren wie Affen, Gorillas, Löwen oder Elefanten bilden die Weibchen den Kern der Gruppen. Diese »Großfamilie« bleibt immer zusammen. Ein Elefantenkalb zum Beispiel wird von Ge­ burt an nicht nur von der Mutter, sondern auch von seinen Tanten mütterlicherseits und der Großmutter beschützt. Die Elefanten haben für ihre Kleinen sogar »Kinder­ gärten« zum Spielen eingerichtet, mit einem ausgeklügelten Betreuersystem. Dabei werden auch die Teenager mit ein­ gebunden. Die noch nicht geschlechtsreifen Weibchen sol­ len so spielerisch den Umgang mit den Kindern erlernen. Die Hierarchien werden bei Elefantenkühen über die Erfahrung herausgebildet, nicht über Stärke und Kraft. Die Leitkuh ist die mit der größten Erfahrung in allen Belangen des Gruppenlebens. Die Männer spielen, außer bei der Paarung, kaum eine Rolle im Gruppenleben. Auch bei den Löwen kümmern sich hauptsächlich die

Klarer Fall von Affenliebe Z Ä R T L I C H E V ÄT E R Bei den Berberaffen übernehmen die Männchen gleich nach der Geburt die Kinderbetreuung. Das Erstaunliche: Es ist dabei egal, ob es sich um leibliche oder fremde Kinder handelt.

SCHWERPUNKT PFLEGE

VERHALTENSFORSCHUNG

Frauen um den Nachwuchs. Löwen sind die einzig sozial lebende Katzenart, bei der die Weibchen gemeinsam ja­ gen. Jeder Einsatz wird strategisch geplant: Während der Jagdzeiten gibt es einen Kinderhort, für den jeweils ein Weibchen als Aufpasserin abgestellt wird. Auch beim Säu­ gen unterstützen sich die Mütter gegenseitig. Wie bei den Elefanten laufen alle Fäden des Clans bei der erfahrensten Löwin zusammen, die oft, aber nicht zwingend die Groß­ mutter sein kann. Bei den Gorillas funktioniert das Zu­ sammenleben durch ein vergleichbares Mütter-TantenTöchter-Großmütter-System. Matrilinien nennt die Verhaltensforschung solch stark ausge­prägte Bindungen von Koalitionen genetisch eng ver­ wandter Weibchen. Großväter und, wenn man so will, »Senioren« oder ausgemusterte ältere Männchen helfen bei einigen Affen­ arten bei der Kinderbetreuung. So bei den Dscheladas oder Blutbrust­ pavianen, die in riesigen Her­ den von bis zu 600 Tieren auf den baumlosen Wiesen des äthiopischen Hoch­ lands leben. Das Zu­

sammenleben ist in Harems organisiert. Die Weibchen bleiben ihr Leben lang in der Gruppe mit ihren Müttern, Tanten und Töchtern in enger Verbindung, während das Alphamännchen von einem anderen, stärkeren, abgelöst werden kann. Der amerikanische Stressforscher Robert M. Sapolsky beschreibt drastisch, was mit den ausgemus­ terten Strombergs passiert. Es ist für das Ego nicht leicht, ein Ex-Alphamännchen zu sein. Die Trauer abgelöster und ihrer Weibchen beraubter Pavian-Harem-Machos ist fast immer tief und endlich. Ihre vorher hellen Gesichter werden in wenigen Tagen dunkel. Sie magern ab, das Fell geht in Büscheln aus. Zurückgelassen von der Herde haben die geschwächten Männchen keine Überlebenschance. Sapolsky berichtet aber auch von zwei Ausnahmen. Von einem Exchef, der sich freiwillig von seinem Amt als Alphamännchen zurückzog, sich aus allen Streitigkeiten unter den Männchen der Gruppe heraushielt und sich nur noch um die Kinder der Gruppe kümmerte und mit ihnen spielte. Ein anderer machte es ähnlich, entwickelte dabei aber eine seltsame Macke. Er grüßte jedes vorbeikommen­ de Weibchen wie geistesabwesend mit einem hektischen Winkewinke. Vielleicht, so der Stressforscher, macht sich der Affe so unbewusst zum Affen. Die automatisch wie­ derholte Grußgeste ist wie eine Unterwerfung aus Angst,

verstoßen zu werden. Der eigentlich ausgemusterte »Opa« darf in der Gruppe bleiben, wenn er sich um die »Enkel« kümmert. Ob er wirklich der Großvater ist, ist wegen der extremen Promiskuität unter Affen niemals sicher. Es spielt auch keine Rolle. Für die Betreuungsqualität ist die genetische Verwandtschaft unerheblich.

I

m Vergleich zu den Pavian-Machos sind die Berberaffen regelrechte Kinderversteher. Bei der Betreuung teilen sich die Männchen die Arbeit fast zu glei­ chen Teilen mit den Weibchen. Schon kurz nach der Ge­ burt entwickeln sich intensive und enge Beziehungen zu den neugeborenen Kindern, egal, ob es eigene oder fremde Kinder sind. Männchen tragen bereits wenige Tage alte Kinder, pflegen ihnen das Fell oder spielen mit ihnen. Die männlichen Betreuer entwickeln Präferenzen für ein ganz bestimmtes Kind und ihr zeitlicher Betreuungsanteil in den ersten drei Monaten nach der Geburt kann bis zu 50 Prozent betragen. Und gerade die älteren Männchen der Gruppe können durch spezielle Freundschaften zu den Müttern zu beliebten langjährigen Bezugspersonen

Ein Herz wie eine Löwin MUTIGE MÜTTER Wenn es ums Helfen und Pflegen geht, übernehmen den Löwenanteil die Frauen. Wenn die Löwinnen gemeinsam jagen gehen, kommen die Kleinen in den Kinderhort. Oma passt auf.

Am längeren Rüssel STARKE FRAUEN Kleine Elefanten gehen in den Kindergarten, dort werden sie von Großmüttern, Tanten und Schwestern betreut. Die Männer müssen draußen bleiben, ihnen trauen die Elefantenkühe nur so weit, wie der Rüssel reicht.

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werden. Wobei Sex in der Helferbeziehung keine besondere Rolle spielt, es sind häufig rein platonische Freundschaften mit den Müttern. Auch in diesem Fall ist es nicht ausge­ schlossen, dass die alten Affen tatsächlich die Großväter sind. Die biologische Verwandtschaft ist aber weder eine Bedingung noch der Grund des Engagements der Alten. Uneigennützig ist es trotzdem nicht. Gute Kinderbetreuer sind bei Berberaffen hoch angesehen. Als weise Alte schlichten sie Streitfälle zwischen jungen Hitzköpfen. Solche »Großväterengagements« sind allerdings bei Säuge­ tieren die Ausnahme.

A

uch bei manchen Vogelarten hat die Qualität der Betreuung wenig mit genetischer Ver­ wandtschaft zu tun. Bei den australischen Prachtstaffel­ schwänzen zum Beispiel leben bis zu vier Männchen mit nur einem brütenden Weibchen zusammen. Die Herren arbeiten bei der Verteidigung des Reviers zusammen, be­ schützen die Küken gemeinsam und lösen sich beim Füt­

tern ab. DNA-Vaterschaftstests australischer Ornithologen haben nun gezeigt, dass die große Mehrzahl (über 75 Pro­ zent) der Staffelschwanzküken von Männchen außerhalb (!) der Gruppe gezeugt worden waren. Man braucht eine Weile, um das in seiner ganzen Tragweite zu verstehen. Da lebt ein Weibchen mit vier Männchen zusammen, die sich aufopfernd um die Kleinen gekümmert haben – doch die meisten Küken wurden von Männchen gezeugt, die nicht zu dieser Gruppe gehören! Aus der Vogelperspektive betrachtet, sieht die Sache wun­ derbar aus. Denn das Entscheidende ist: Die Brutpflege war erfolgreich, die Jungen sind flügge. Egal, welcher Vo­ gel der Vater war. Und genau in diesem Sinn versteht die Forscherin Sarah Blaffer-Hrdy die Unterstützung durch andere bei der Aufzucht der Kinder: als Freundlichkeit. Ü b e r d e n A u t o r : Cord Riechelmann ist Biologe und Philosoph. Als Lehrbeauftragter forschte er über das Sozial­ verhalten von Primaten. Der Journalist und Kolumnist ist Autor zahlreicher Bücher. Zuletzt erschien von ihm das Buch »Krähen. Ein Portrait« im Verlag Matthes & Seitz Berlin. ■

Die haben einen Vogel SE LBSTLOSE MÄNNER Bei den australischen Prachtstaffelschwänzen nehmen es die Weibchen mit der Vaterschaft nicht so genau. Die Männer kümmern sich trotzdem um den Nachwuchs, auch wenn es nicht ihr eigener ist.

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HAFTPFLICHT So viel kostet der Schutz von E-Bikes und Hunden S. 66

UNFALLSCHUTZ Vier gute Gründe für die Absicherung S. 68

DIE BLAUEN SEITEN Die passenden Versicherungen für Sie im Überblick VORSORGE

PFLEGEVERSICHERUNG: DAS SOLLTEN SIE WISSEN Wer im Alter gut leben möchte, sollte jetzt die richtigen Fragen stellen Kann mein Chef meine Vorsorge für die Pflege bezuschussen? Fragen Sie bei Ihrem Arbeitgeber nach, ob er Ihnen bei der Pflege­ vorsorge unter die Arme greift. Beim »5+5+5-Prinzip« der Allianz zahlen Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Staat zu gleichen Teilen den Mindestbeitrag in Höhe von 15 Euro. Dafür erhält die versicherte Person die üblichen Leistungen des PflegeBahr. Das Angebot ist nicht auf die Basisvorsorge beschränkt. Als Mitarbeiter können Sie zum Beispiel durch den vom Chef abgeschlossenen Gruppen­­versicherungsvertrag vergünstigt zum PflegeBahrPlus aufwerten.

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Haften Kinder für ihre pflege­ bedürftigen Eltern? In nicht wenigen Fällen: ja. Kann ein Bedürftiger die Kosten für seine Pflege nicht selbst aufbringen, weil dazu zum Beispiel die Rente nicht reicht, prüft das Sozialamt zunächst, ob der Betroffene in den vergangenen zehn Jahren größere Vermögenswerte verschenkt hat, und fordert diese gegebenenfalls zurück. Sind alle Vermögenswerte aufgebraucht, kann das Sozialamt auch Verwandte in gerader Linie dazu verpflichten, Kosten zu übernehmen. Das sind insbesondere die Kinder.

Trägt die gesetzliche Pflegever­sicherung alle Kosten? Nein, sie ist eine Teilkostenversicherung und kommt deshalb nicht für alle tatsächlich anfallenden Ausgaben auf. Die Höhe der Leistungen richtet sich nach der Pflegestufe und der Art der Betreuung. Die geringste Zahlung beträgt in der sogenannten Pflegestufe 0 (zum Beispiel für Demenzkranke bei Pflege durch Angehörige) derzeit monatlich 120 Euro, die höchste 1550 Euro für Pflegestufe III. Ein Pflegeheimplatz in Pflegestufe III kann mit monatlichen Kosten von durchschnittlich 3250 Euro zu Buche schlagen – wer privat vorgesorgt hat, kann diese Versorgungslücke schließen.

DIE BLAUEN SEITEN

S NE W Wie flexibel bin ich bei meiner Absicherung?

Wie investiere ich die geschenkten fünf Euro vom Staat richtig? Seit 2013 fördert der Staat den Abschluss einer privaten Pflegezusatzversicherung: Wer selbst mindestens zehn Euro im Monat investiert, bekommt fünf Euro dazu, im Jahr also 60 Euro. Der Kunde hat nun die Wahl: Entweder er investiert sein Geld in den günstigen, aber relativ leistungsschwachen PflegeBahr. Oder er entscheidet sich für eine solidere Absicherung, die beispielsweise der PflegeBahrPlus bietet. Hierbei fällt die lange Wartezeit auf den Versicherungsschutz weg, die beim PflegeBahr fünf Jahre beträgt. Außerdem profitieren Kunden von umfang­reichen Assistance-Leistungen und haben die Möglichkeit, deutlich mehr Tagesgeld zu vereinbaren. Für einen monatlichen Beitrag von rund 25 Euro erhält ein 30-Jähriger rund 2000 Euro pro Monat im Pflegefall (bei Pflegestufe III).

Einmal zahlen, immer abgesichert sein: Geht das auch bei der Pflegevorsorge? Wer über freies Kapital verfügt, das am Ende vielleicht ohnehin vererbt werden soll, sollte darüber nachdenken, die Versorgungslücke im Pflegefall mit einem Einmalbeitrag zu schließen. Bei der Allianz PflegeRente Klassik sichert sich beispielsweise ein 55-Jähriger gegen einen Einmalbeitrag von rund 33.400 Euro eine monatliche, lebenslang garantierte Pflegerente von 1000 Euro in Pflegestufe III. Stirbt der Versicherte, fließt das vorhandene Kapital an die Hinterbliebenen – das Geld ist also nicht verloren. Außerdem sind während der Laufzeit jederzeit Kapitalentnahmen möglich. Die vereinbarte Pflegerente ändert sich dadurch nicht.

Mit der neuen PflegePolice Flexi führt die Allianz im Juli eine umfangreiche Pflegeabsicherung ein, die dem Kunden eine größtmögliche Flexibilität und eine erstklassige Absicherung im Pflegefall bietet. Kunden können bei Vertragsabschluss die Höhe der gewünschten Absicherung in den drei Pflegestufen sowie die Gestaltung der Beitragszahlungen frei wählen. So kann der Beitrag entweder lebenslang, abgekürzt oder in Kombination mit einem Einmalbeitrag gezahlt werden. Durch den integrierten Hinterbliebenenschutz ist sichergestellt, dass immer eine Leistung aus der Police fällig wird.  Daniel Aschoff

Nicht jeder kann das Alter ohne fremde Hilfe genießen

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DIE BLAUEN SEITEN

DIE BLAUEN SEITEN

VORSORGE

PFLEGEVERSICHERUNG: DAS SOLLTEN SIE HABEN Die Allianz bietet für jede Situation die passende private Vorsorge. Fünf Produkte für jede Lage PflegeRente nach Einmalzahlung

Spitzenleistung mit PflegetagegeldBest Für umfassende Leistungen auf höchstem Niveau sorgt der Abschluss des PflegetagegeldBest. Er leistet den vollen Tagessatz bei stationärer Pflege im Pflegeheim – unabhängig von der Pflegestufe (Pflegestufen I–III). Und ganz wichtig: Mit der integrierten Dynamik können Inflationsentwicklungen ausgeglichen und der Versicherungsschutz ohne erneute Gesundheitsprüfung angepasst werden. Außerdem enthalten: Assistance-Leistungen wie die Vermittlung von ambulanten Pflegediensten und Pflegeheimen sowie Beitragsbefreiung in Pflegestufe III. Bei erstmaliger Einstufung in Pflegestufe III erhalten Kunden zusätzlich eine einmalige Kapitalzahlung in Höhe des 50-fachen Tagessatzes, zum Beispiel um Umbaumaßnahmen zu finanzieren. Ein weiterer Vorteil des PflegetagegeldBest: Auch wenn die notwendigen Unterlagen erst verspätet eingereicht werden, zahlt die Allianz Private Krankenversicherung rückwirkend ab dem Tag, für den von der sozialen oder privaten Pflegeversicherung der Leistungs­ beginn mitgeteilt worden ist.

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Keine Wartezeit mit dem PflegeBahrPlus Die Grundversorgung durch die gesetzliche Pflegeversicherung lässt sich – mit staatlicher Förderung – jetzt noch besser ergänzen: Wer zum PflegeBahr den Zusatztarif PflegetagegeldPlus abschließt, der erhält ab der sogenannten Pflegestufe 0 eine solide Absicherung ohne Wartezeiten. Auch auf AssistanceLeistungen wie die Vermittlung von ambulanten Pflegediensten und Pflegeheimen und auf den Hausnotruf besteht Anspruch.

Flexibel bleiben – mit der PflegePolice Flexi Umfangreiche Pflegeabsicherung mit größtmöglicher Flexibilität. Kunden können die Höhe der gewünschten Absicherung in den drei Pflegestufen und die Gestaltung der Beitrags­ zahlungen frei wählen. Durch den integrierten Hinterbliebenenschutz ist sichergestellt, dass immer eine Leistung aus der Police fällig wird.

Ein Angebot für Kunden, die einmalig einen bestimmten Geldbetrag in die Pflegevorsorge investieren wollen. Zum Pflegeschutz kommt die Möglichkeit, das Kapital zurück­ zuerhalten, beispielsweise für Hinterbliebene. Der Vorteil: Tritt keine Pflegebedürftigkeit ein, ist das Geld nicht verloren. Außerdem ist eine Kapitalentnahme während der Laufzeit jederzeit möglich.

Guter Einstieg mit dem PflegeBahr Seit einem Jahr fördert der Staat mit dem sogenannten PflegeBahr die private Absicherung des Pflege­ risikos. Wer selbst mindestens zehn Euro im Monat investiert, dem legt der Staat nochmals fünf Euro dazu, im Jahr also 60 Euro. Förderfähige Tarife gibt es demnach ab 15 Euro Monatsbeitrag. Diese Tarife schließen die Lücke zwar nicht, erleichtern jedoch den Einstieg in die private Absicherung. Daniel Aschoff

PFLEGE

»ICH WILL NIEMANDEM ZUR LAST FALLEN«

E MEIN HTE C HI GESC

Weil er bei seiner Oma die Folgen der Altersdemenz erlebte, kümmerte sich Manuel Göres frühzeitig um eine eigene Pf legevorsorge

D

as Ereignis, das Manuel Göres’ Blick auf die Zukunft richtete, liegt jetzt 16 Jahre zurück. 20 war er, als seine geliebte Oma zunehmend von dieser Welt verschwand. Diagnose: Demenz. »Am Anfang haben wir sie noch selbst zu Hause gepflegt«, erinnert sich der heute 36-Jährige. Fünf Jahre ging das so. Doch als die Demenz stärker wurde, da führte an einem Platz im Pflegeheim kein Weg mehr vorbei. »Am Ende war da nur noch ein Mensch in einem leblosen Körper«, erinnert er sich. Manuel Göres, Trockenbauer von Beruf, besitzt im Münchner Umland einen eigenen kleinen Handwerksbetrieb mit drei Mitarbeitern, den er von seinem Vater übernommen hat. Ein Mann, der anpackt. Der sein Haus selbst gebaut hat. Der Freunden im Bekanntenkreis stets unter die Arme greift. Doch gegen die Krankheit seiner Oma war auch Göres machtlos: Eine Pflegeversicherung hatte die alte Dame, wie so viele, nicht ab­geschlossen. Da die Kosten für das Altenheim die gesetzlichen Leistungen um rund 800 Euro überstiegen, hatten die Angehörigen hohe finanzielle Belastungen zu tragen. »Das haben wir dann halt gezahlt«, sagt Göres. Gleichzeitig war es der Moment, in dem er gemerkt hat, was Pflege eigentlich kostet. Ein Jahr lebte die demente Oma noch im Altenheim, erst mit Pflegestufe II, dann mit III. Nach ihrem Tod war für Göres klar, dass er es besser machen wollte. »Ich habe damals einige Gespräche mit meinen Eltern geführt.« Am Ende war sich die gesamte Familie einig:

Sie wollten für den Fall der Pflegebedürftigkeit vorsorgen. Göres’ Wahl fiel schließlich auf ein Produkt der Allianz. »Schließlich hatte ich hier auch schon meine Autoversicherung, eine Berufsunfähigkeitsversicherung und die Betriebshaftpflicht für meine Firma abgeschlossen.« Er entschied sich – genauso wie seine Eltern und die Schwiegereltern – für den Pflegezusatztarif PZTBest, eine umfassende Tagegeld­ versicherung, die viele AssistanceLeistungen bietet. Göres profitiert dabei von seinem niedrigen Einstiegsalter. 26 Euro monatlich bezahlt er. Heute ist der 36-Jährige froh, dass er sich für die Absicherung entschieden hat. Schließlich ist er mittlerweile nicht nur verheiratet, sondern hat auch zwei Kinder, ein und drei Jahre alt. »Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass ich denen im Pflegefall nicht zur Last fallen werde.« Deshalb sind die 26 Euro auch gut investiertes Geld. »Es gibt viele Sachen, über die ich mich nach dem Kauf geärgert habe – meine Pflegever­ sicherung gehört definitiv nicht dazu.« Daniel Aschoff

Handwerker und Familienvater: Manuel Göres hat sich abgesichert

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PFLEGEBERATUNG

PRIVATE HAFTPFLICHT

GEBREMSTES RISIKO

DIE WEISHEIT DER »WEISSEN LISTE« Mithilfe des Vorsorgerechners kann Allianz Vertreter Manuel Vilgertshofer individuelle Lösungen anbieten

P

flegeberatung kann abstrakt und kompliziert sein. Oder konkret, individuell und glaubwürdig wie bei der Allianz. Mit dem Pflegevorsorgerechner wird Kunden im Beratungsgespräch systematisch vor Augen geführt, wie viele Alten- und Pflegeheime es in ihrem Umfeld gibt, wie viel sie kosten, was sie bieten und wie viel man vorsorgen muss, um dort ohne Extrakosten einen Platz zu bekommen. »Wenn Kunden das sehen, ist das in aller Regel ein Aha-Effekt für sie«, sagt Manuel Vilgertshofer (Foto), Generalvertreter der Allianz aus Fürstenfeldbruck bei München. In vier Schritten erfolgt seine Beratung. Zunächst zappt Vilgertshofer über Informationsseiten und Schaubilder, die die Wahrscheinlichkeiten einer späteren Pflegebedürftigkeit und die rechtlichen Aspekte erläutern. Als Nächstes vergleicht er die potenziellen Kosten für ambulante oder stationäre Pflege mit den Beiträgen der gesetzlichen Pflegeversicherung. Bei Pflegestufe III zahlt die Kasse lediglich 1550 Euro für einen Pflegeplatz, der schnell mehr als 3000 Euro kosten kann. Dann kommt die Weiße Liste ins Spiel, die von einem unabhängigen Herausgeber, der Bertelsmann Stiftung, stammt und die durchschnittlichen Preise der Pflegeheime im eigenen PLZ-Gebiet verrät. Anhand des präferierten Pflegeheims in der Nachbarschaft ermittelt Vilgertshofer schließlich den geeigneten Tarif und den notwendigen Beitrag auf Basis der Kundenpräferenz. Vilgertshofer: »Es gibt kein besseres Instrument, um Kunden zum Thema Pflege zu beraten.« Daniel Aschoff

Eine Daten­ bank der Bertelsmann Stiftung zeigt die Preise von Pflege­ heimen an

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PEDELECS UND E-BIKES Pedelecs bis 25 km/h und nicht mehr als 250 Watt Motorleistung zählen als Fahrräder und sind in der PrivatHaftpflichtversicherung eingeschlossen. Versicherungspflicht besteht für alle Sport-Pedelec- und E-BikeModelle. Diese Fahrzeuge benötigen ein Versicherungskennzeichen. ⊲ Die Privat-Haftpflicht Basis Single gibt’s bei der Allianz ab 41,80 Euro pro Jahr.

JAGD Die Hege und Pflege des Reviers, der Gebrauch von Jagdwaffen, das Führen von Hunden: Selbst bei größter Achtsamkeit kann jemand zu Schaden kommen. Aus gutem Grund schreibt der Gesetzgeber den Abschluss einer Jagd-Haftpflichtversicherung vor. ⊲ Eine JagdHaftpflicht kostet ab 51,27 Euro im Jahr.

Eine kleine Unaufmerksamkeit kann große finanzielle Konsequenzen haben. Deshalb ist eine Privat-Haftpf lichtver­s icherung so wichtig – nicht nur dort, wo sie das Gesetz vorschreibt. Fünf beispielhafte Produkte für jede Lebenslage MOTORRAD

HUND UND PFERD Selbst bei gehorsamen und gutmü­ tigen Tieren lässt sich nicht immer verhindern, dass Ihr Vierbeiner einen Schaden verursacht. Die Verantwortung liegt bei Ihnen: Auch ohne eigenes Verschulden nimmt das Gesetz Sie als Halter in die Pflicht. Für Hunde ist in manchen Bundesländern – etwa in Hamburg und Berlin – eine Tier­ halter-Haftpflichtversicherung gesetzlich vorgeschrieben. ⊲ Die Allianz Tierhalter-Haftpflicht­ versicherung gibt es bereits ab 7,54 Euro pro Monat.

Biker können mit der neuen Motorradversicherung ihre Haftpflichtund Kaskoversicherung flexibel zusammenstellen und den hoch­ wertigen Grundschutz durch optionale Bausteine erweitern. ⊲ Das Paket aus Haftpflicht- und Vollkaskoversicherung (mit 500 Euro Selbstbehalt) kostet zum Beispiel für eine neue BMW R1200 GS, Baujahr 2013, mit einem Neuwert ab 14.500 Euro 287,63 Euro brutto im Jahr. Dieser Beitrag gilt für einen 50-jährigen Fahrer mit einer Schadenfreiheitsklasse 15.

BOOTE Jeder Wassersportler haftet für Schäden, die er anderen im Zusammenhang mit dem Besitz oder Gebrauch eines Sportbootes schuldhaft zufügt. ⊲ Die ESA, das Kompetenzcenter der Allianz für Bootsund Yachtversicherungen, bietet auch eine SkipperHaftpflicht für gecharterte Boote ab 73,86 Euro pro Charter-Törn, maximal zwei Monate.

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Lebens-/Rentenversicherung:  08 00 / 4 10 01 04 Krankenversicherung: 08 00 / 4 10 01 09 Kfz-Versicherung: 08 00 / 4 10 01 01 Sach-/Haftpflichtversicherung: 08 00 / 4 10 01 05

60 Prozent der Deutschen haben keine Unfallversicherung. Dabei gibt es jede Menge guter Gründe, eine abzuschließen

70 PROZ DER UNF ENT PASSIER ÄLLE IN DER FEN REIZEIT

STARKE LEISTUNGEN FÜR ÄLTERE SCHUTZ ES FÜR KLEIN GELD

Alle vier Sekunden ereignet sich in Deutschland ein Unfall – damit verunglücken jährlich rund acht Millionen Menschen. Die gesetzliche Unfallver­ sicherung leistet hier zwar Hilfe – allerdings nur bei Unfällen von Arbeitnehmern während der Arbeit beziehungsweise Kindern in der Schule oder Betreuungseinrichtung und auf dem direkten Weg dorthin und zurück. Beim Gros der Unfälle, rund 70 Prozent, kann man nicht mit der gesetzlichen Unfallversicherung rechnen.

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Diese Servicenummern sind für Sie kostenfrei. Alle weiteren Fragen beantworten wir unter 0 89 / 3 80 00

L A T PI DEN STEN A K R MM FÜ HLI SC LL FA

Eine Unfallversicherung mit sinnvollem Schutz gibt es bei der Allianz bereits ab zehn Euro pro Monat. Für Kinder kostet sie sogar nur die Hälfte. Entsprechend der persönlichen Lebenssituation und dem sich daraus ergebenden Absicherungsbedarf können Kunden sich ihren Unfallversicherungsschutz individuell in dem von ihnen gewünschten Umfang zusammenstellen und zum Beispiel durch eine lebenslange Unfallrente oder ein Krankenhaustagegeld erweitern.

Insbesondere ältere Menschen trifft ein Unfall oft doppelt. Mit der Unfallver­ sicherung 60 Aktiv der Allianz bekommen Versicherte zu Hause für bis zu sechs Monate Unterstützung durch einen Menü- und Wäscheservice und Hilfe bei der Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger. Auch bei einer eventuellen Suche nach einem Altenoder Pflegeheimplatz, unabhängig von einem vorangegangenen Unfall, ist die Allianz behilflich. Mehr als 10.000 geprüfte Servicepartner stehen bei der Allianz für schnelle Hilfeleistungen vor Ort bereit.

Nach einem Unfall, der zu einer dauer­haften Invalidität führt, kann es sein, dass der Versicherte sein komplettes Leben umstellen muss. So ist zum Beispiel bei einer Querschnittslähmung der roll­ stuhlgerechte Umbau der Wohnung und des Autos notwendig. Die Unfallversicherung springt hier mit einer Kapitalzahlung ein. Im schlimmsten Fall – der Vollinvalidität – können für den oben genannten Beitrag Zahlungen bis zu 250.000 Euro erwartet werden. Nicht zu vergessen sind auch zusätzliche Kosten für eine Haushaltshilfe und unter Umständen entstehende Einkommens­einbußen. Hierfür empfiehlt es sich, eine Unfall­rente abzuschließen.  Daniel Aschoff

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NICHT OHNE MEINE TOCHTER Unser Autor ist auf dem Mountainbike und mit Stella im Anhänger über die Alpen geradelt. Dabei musste er sich erstens um sein kleines Mädchen kümmern. Zweitens um das Material. Und drittens, gelegentlich, wenn Zeit war, ein bisschen um sich selbst TEXT CHRISTIAN THIELE FOTOS MORITZ ATTENBERGER

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Geschafft: ohne größere Blessuren am Gardasee angekommen

UNSERE WELT

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rodeln als im Anhänger sitzen. Ich will Strecke machen. Und gegen einen 41-jährigen Vater hat ein dreijähriges Mädchen ungerechterweise selten eine Chance. Als Ausgleich machen wir Pause an der Passhöhe. Am Fernsteinsee mieten wir uns ein Schwanentretboot – die erste große Attraktion für Stella. Ab jetzt geht es für mich nur noch bergab. Ich teste die Bremsen, sie halten, also sausen wir der Abendsonne entgegen nach Westen, nach Imst. Im Internet hatte ich einen Bauernhof gefunden, drei Kühe, einen Spielzeugtraktor und nicht weit eine Pizzeria: Das Kind ist glücklicher, als es in jedem Fünf-Sterne-Hotel sein könnte. Von dem Feenkostüm, das ich im letzten Moment noch aus dem Rucksack schmuggeln konnte, keine Rede. Es läuft also. Zwei Tage geht es den Inn entlang hinauf. Aus dem trägen, breiten Strom in einem trägen, breiten Tal wird kurz vor der Schweiz ein rassiger, rauschender Gebirgsfluss. Die gelben und blauen Wasserrutschen in den Schwimmbädern am Weg erkennt meine Tochter Kilometer im Voraus, wie ein Radarsystem. Wir lassen keine einzige aus – und garnieren die Pausen stets mit einem Eis danach und manchmal noch einem davor. Ihrem Teddybären erklärt Stella, soweit ich das von vorne hören kann, mit großer Geduld die Streckenführung. Er hört ihr dabei mit ebenso großer Geduld zu. Die Gewitter kommen zuverlässig immer dann, wenn ich unser tägliches Soll abgestrampelt und unser Gespann

Verstaut: Soooo viel Gepäck passt in soooo wenig Raum

Kilometer insgesamt

Höhenmeter Aufstieg

1826 m 902 m

7. Tag: 62,5 km Gardasee

Andalo

5. Tag: 60,2 km 6. Tag: 44,5 km Neumarkt

4. Tag: 62,3 km Glurns

3. Tag: 62,7 km Pfunds

2. Tag: 54,8 km Imst

1. Tag: 59,2 km

1162 m

1519 m

1054 m

1225 m

den nächsten Tagen viel stillsitzen muss. Und dann geht es los, Richtung Fernpass. Der Wetterbericht kündigt knallheiße Julitage an – mit Gewittern am Nachmittag. Stella sitzt in einem geländegängigen Anhänger, vollgefedert, mit Überschlagbügel. Geplant ist ein absolut kinderfreundlicher Rhythmus: nach dem Frühstück rumtoben; dann zwei, drei Stündchen radeln; dann rumtoben, Eis essen, Freibad; dann weitere zwei, drei Stündchen radeln; ankommen. Es ist ein absolut vaterfeindlicher Rhythmus: spät losfahren, durch die Hitze ackern, spät ankommen, das würde man ohne Kind genau andersherum machen. Es geht über den Fernpass. Tausende Male bin ich den gefahren, mit meinen Eltern, mit diversen Exfreundinnen, glücklich auf dem Weg nach Süden, ein wenig traurig auf dem Heimweg. Aber das war immer auf der Autostraße. Jetzt fahre ich ihn zum ersten Mal auf der alten Römerstraße. Vorbei an einer Sommerrodelbahn, da mault meine Tochter das erste Mal. Natürlich will sie lieber

Höhenmeter Abstieg

564 m

Bepackt: 15 Kilo Rucksack, 5 Kilo Anhänger, 15 Kilo Kind

Meran

419,41 6483 7188

Garmisch

W

as es wirklich heißt, mit dem Kleinkind im Anhänger über die Alpen radeln zu wollen, wird mir ein paar Wochen vorher klar. In der Kinderabteilung von H&M. »Stella, jetzt suchen wir dir ein praktisches Kleid aus, das schnell trocknet, und das nehmen wir dann mit, wenn wir mit dem Fahrrad an den Gardasee fahren.« – »Okay, Papa, DAS hier!« Sie zeigt auf ein hellgrünes Feenkleid aus Tüll mit rosa Flügeln dran, es ist so ziemlich das unpraktischste Kleidungsstück, das man sich für einen Fahrradanhänger oder einen Rucksack oder einen Ausflug in die Berge nur vorstellen kann. Aber was soll ich machen? Sie soll Lust haben auf die Sache. Es wird also ein Feenkleid gekauft. Und dann ist da Tag X. Wir wachen später auf als geplant. Wir kommen später in Garmisch an als geplant. Wir kommen später in Garmisch los als geplant. Ich will mit meiner Tochter über die Alpen fahren. Sie heißt Stella, sie ist drei, und sie mag Feenkleider. Ich fahre mit dem Mountainbike, sie sitzt hinten im Anhänger. Sieben Tage, Garmisch – Gardasee, das ist der Plan. Zu diesem Plan muss ich mir einige Fragen anhören, von Freunden, Verwandten, Bekannten: Warum über die Alpen? Na, weil ich im Allgäu aufgewachsen bin und die Berge nach Jahren im Ausland meine Heimat sind. Warum mit dem Fahrrad? Weil es langsam genug ist, um etwas von der Welt mitzubekommen. Warum mit deiner Tochter? Weil sie gerade robust genug ist, um so etwas auszuhalten. Und leicht genug, um sie über die Alpen zu karren. Warum ab Garmisch? Weil da meine Schwester wohnt, dort kann ich mein Auto abstellen, sie holt uns dann ab – entweder am Gardasee oder auf der Strecke, wenn etwas schiefgeht. Warum zum Gardasee? Weil er in Italien liegt. Weil man dort Eis essen kann. Weil meine Tochter Stella heißt. Weil die Route schwer genug ist, um mich zu fordern. Und doch machbar genug, um sie mit Kind im Hänger und Rucksack auf dem Rücken zu bewältigen. Bei Uta und Stefan im Garten steht ein Trampolin. Stella hüpft mit einer Ausdauer, als wüsste sie, dass sie in

REISE

UNSERE WELT

geparkt habe. Wir frühstücken mal im Altersheim (von Imst), später auch mit Silberbesteck am Büfett eines in die Jahre gekommenen Grandhotels (in Meran) und mal auch direkt an der Hauptverkehrsstraße (im Café in Neumarkt). Mal gibt es fürs Kind ein paar Kühe zu streicheln, mal für mich einen Reifen zu flicken und mal für uns beide eine Runde auf der Schaukel, bevor wir in den Tag starten. Elf verfluchte Passkehren hinauf nach Nauders, in der prallen Mittagshitze. Im Takt von Nähmaschinen surren eine Handvoll Rennradfahrer an mir vorbei, in Italienischbunt. Ich komme mir vor wie ein ausrangierter Traktor im Wettrennen mit 911ern. Bis ich an einer Frau vorbeikeuche, die von Kiel bis Pisa radelt. Sie ist die Einzige, die noch mehr Gepäck dabeihat, als ich. Pause, strampeln – und da weht schon die grün-weiß-rote Flagge über dem Reschenpass. »Stella, wir sind in Italien!«, schreie ich – »Juhu!«, schreit sie pflichtgemäß und erklärt dem Teddybären, dass auch er nun in Italien sei. Was auch immer das für ihn und sie bedeuten mag, für mich bedeutet es erstmal einen Espresso doppio, so heiß und stark und schwarz, dass sich das Koffein praktisch schon beim Inhalieren in meiner Antriebsmaschinerie breitmacht. Der Vinschgau mit seinen Apfelplantagen rauscht an uns vorbei. Das Südtiroler Unterland mit seinen Weinbergen rauscht an uns vorbei. All die Höhenmeter, die ich mich über den Fernpass und das Inntal hinaufgequält habe, verpulvere ich jetzt wieder. Doch der Radweg wird mir zu voll, zu viele deutsche und holländische E-Bike-Touristen pro Quadratmeter, ich will wieder ein Stück alpine Abgeschiedenheit. Und quäle mich – vielmehr uns – hinauf in die Paganella-Hochebene westlich von Trento.

REISE

Geplatzt: »Oh, toll, eine Reifenpanne! Darf ich mitpumpen, Papa?«

MANCHMAL MACHT EINEM DIESER KLEINE DIKTATOR DAS LEBEN EINFACH NUR SCHÖN

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tella kräht: »Papa, ich habe das weiße Kissen vergessen.« Vergessen? Ich kehre jetzt nicht mehr nach Neumarkt um. Ein weißes Kissen hat sie eh keins, sie hat ein gelbes. Ich strample weiter, kämpfe gegen Mittagshitze, Schwerkraft, Hunger, Durst. Jetzt weint Stella, schluchzt, ihre Worte sind schwer zu verstehen, es geht offensichtlich immer noch um das vermeintlich vergessene, vermeintlich weiße Kissen. Ich ignoriere sie,

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nächste Kurve. Aus dem Weinen wird Flehen, sie klingt schon fast heiser, na gut, da vorne ist Schatten, da halte ich kurz an, um sie zu trösten. Schnell ist mir klar: Sie hat tatsächlich den gelben Überzug vom weißen Kissen abgezogen und das Kissen aus dem Anhänger fallen lassen. Jenes Kissen, das ihr und dem kleinen Bären ein so kuscheliges Polster war. Ich Idiot! Umgekehrt, zwei, drei, vier Kehren hinab – und da liegt es, das gottverdammte weiße Kissen. Alles ist gut. Nur für meine Beine sind es 150 Höhenmeter mehr. Aber die fragt eh keiner nach ihrer Meinung. Manchmal macht das Kind, das da hinten mit seinen 15 Kilogramm im Anhänger sitzt; dessen Kleider und Kekse und Kikeriki-Flaschen man über die Alpen schleppt; das einem den Rhythmus aufdiktiert; das nachts, wenn man die müden Knochen und das wunde Fleisch endlich dem Schlaf übergeben will, noch eine einzige Einschlafgeschichte braucht und dann noch eine; manchmal also macht einem dieser kleine, unbarmherzige Diktator das Leben einfach nur leicht und schön und wunderbar. Zum Beispiel in Margone, einem Kaff rund 30 Kilometer vor Torbole: Einen Platten habe ich gerade schon geflickt. Jetzt, am Ortseingang von Margone, macht der Reifen zum zweiten Mal »pffft«. Wieder flicken, wieder wechseln, am Ortsausgang schon wieder »pffft«. Meine Nerven

sind ziemlich runter. Aber Stella ist begeistert: Sie darf schon wieder pumpen helfen! Und da gibt es eine Katze! Und man kann auf der Straße verstecken spielen! Alles eben eine Frage der Perspektive. Und ich weiß, meine Laune wäre jetzt tausendmal schlechter, wenn ich alleine den dritten Schlauch hätte wechseln müssen. Die letzten Kilometer hat Stella keine Lust mehr. Ich kann sie verstehen. Aber jetzt sind es nur noch zehn, neun, acht Kilometer bis Torbole, bis zum Gardasee. Und es ist allerhöchste Pizzazeit, da mache ich jetzt keine Pause mehr. Steige in die Pedale, ignoriere ihr Quengeln. Und dann ist da dieser Weg am Campingplatz vorbei. Wir stellen das Rad ab und staksen über Kieselsteine. Nach 420 Kilometern, 6483 Höhenmetern Aufstieg und 7188 Metern Abfahrt, stehe ich plötzlich vor einer großen, dunklen Wasserfläche. Die letzten Sonnenstrahlen leuchten uns noch, die Szene wäre zu kitschig für einen Hollywoodfilm. Ich nehme meine Tochter in die Arme. Sie hat durchgehalten. Ich habe durchgehalten. Das Material hat durchgehalten. Ich küsse sie. Glücklich, erschöpft, stolz, mit Tränen in der Kehle rufe ich: »Juhuuuu, Stella! Wir sind …«, und sie ergänzt: »… am Gardasee!« ■

SATTELFEST ABGESICHERT

Verschaukelt: Zu einem anstän­ digen Urlaub mit Kleinkind gehört morgendliches Schwungholen

WER IM AUSLANDSURLAUB KRANK WIRD ODER SICH VERLETZT, muss das mitunter teuer bezahlen – zumal, wenn er gesetzlich versichert ist und keine Auslandsreise-Krankenversicherung hat. Ein Beispiel: Der Rücktransport aus der Dominikanischen Republik kostet 70.000 Euro, wenn der Ambulanzflug medizinisch notwendig ist. Startet der Jet zum Beispiel aus der Südtürkei, werden immerhin noch bis zu 20.000 Euro fällig. Wer solche Kosten ausschließen möchte, sollte eine AuslandsreiseKrankenversicherung im Gepäck haben. Mit dem Testsieger der Allianz (Finanztest, Aus­g abe 6/2013) ist man im Ausland Privatpatient und genießt eine leistungsstarke Absicherung inklusive einer 24-StundenHotline. Und das, ohne die Urlaubskasse stark zu belasten: Bei der Allianz ist dieser Schutz schon für 9,80 Euro pro Person und Jahr zu haben. Wer statt mit dem Flugzeug lieber mit dem Auto unterwegs ist, kann sich mit dem ELVIA Autojahresreiseschutz absichern. Schon ab 45 Euro im Jahr bietet der Rundumreiseschutz eine Reiserücktritt-, Reiseabbruch- und Reisegepäck-Versicherung. Außerdem werden eventuell anfallende Umbuchungsgebühren vor Reiseantritt erstattet. Die 24-Stunden-Hotline bei Notfällen gehört ohnehin zum Service dazu, damit einem unbeschwerten Urlaub nichts im Wege steht.

UNSER AUTOR IN ACTION: IN UNSERER APP UND DEM WEBMAGAZIN KANN MAN CHRISTIAN THIELE SCHWITZEN SEHEN

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SPONSORING

ALLIANZ HISTORISCH

EINE ALLIANZ FÜR FRAUENFUSSBALL Die höchste deutsche Frauen-Spielklasse heißt jetzt »Allianz Frauen-Bundesliga«. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Allianz Vorstand Bernd Heinemann über eine klassische Win-win-Situation

Spielmacher: Allianz Vorstand Bernd Heinemann (links) und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach

Herr Niersbach, Herr Heinemann, erstmals wird eine deutsche Fußballliga den Namen eines Unternehmens tragen. Warum hat sich der DFB dazu entschlossen? Niersbach: Wenn so ein großer Partner wie die Allianz sagt: »Ja, wir bekennen uns zum Frauenfußball«, dann ist das ein starkes Signal für unsere Sportart. Wir sind diesen Schritt gegangen, weil dahinter eine lang­ fristige Partnerschaft steht. Es ist Anerkennung für Geleistetes und Ansporn für Zukünftiges, zumal von den Sponsoring-Geldern nahezu ausschließlich die Vereine profitieren. Und was hat die Allianz davon? Heinemann: Frauenfußball bietet eine fantastische Plattform, um in der Breite und den Regionen wahrge­ nommen zu werden. Wir wollen künftig viel stärker mit Fans und Freunden des Frauenfußballs in Interaktion treten und sie mit besonderen Erlebnissen rund um diesen Sport begeistern. Braucht der DFB Unterstützung? Niersbach: Wir haben rund 6,8 Millionen Mitglieder, aber auch uns bereitet der demografische Wandel Probleme. Deshalb ist es wichtig, verstärkt an der Basis zu arbeiten und viel Kommunika­ tionsarbeit zu leisten. Die Allianz ist dafür der ideale Partner.

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Was wird konkret geschehen? Heinemann: Ein Schwerpunkt liegt auf der Interaktion in den sozialen Netzwerken. So können Fans der Allianz Frauen-Bundesliga sich auf der Facebook-Seite austauschen, über Ergebnisse diskutieren und mit Spiele­ rinnen in Kontakt treten. Wir werden aber nicht nur auf bundesweiten, sondern auch auf vielen regionalen Plattformen aktiv sein. Außerdem werden sich die Vereine und Spielerinnen an der jährlich stattfindenden Turnierserie »Allianz Girls Cup« beteiligen, an der schon bisher jährlich bis zu 16.000 Fußballerinnen teilgenommen haben. Wird es auch spezielle Versicherungen der Allianz geben? Heinemann: Wir überlegen, ob wir bei Spielen zum Beispiel »Stadion-Unfallver­ sicherungen« oder »Ticket-Versicherungen« anbieten. Das Potenzial für umfassendere Angebote im Bereich des Sports werden wir analysieren. Welche Police könnte dem DFB nützen? Niersbach: Jedenfalls keine, die uns gegen den Erfolg schützt. Versicherungen, die für Prämien bei einem WM-Sieg aufkommen, wurden uns schon häufiger von anderen Unternehmen angeboten. Wir haben die aber nie abgeschlossen, weil wir auch ein bisschen abergläubisch sind. Und die Allianz ist ohnehin die beste Versicherung für unseren Erfolg.  Interview: Daniel Aschoff

GESCHICHTE

1953

IM REGEN STEHEN GELASSEN Kein Hoch in Sicht: Mit der Reisewetter-Versicherung ging die Allianz baden

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it Schlagzeilen wie »Auf Regen folgt Geld« oder »Ärger über Sonnenschein?« betitelte 1953 die Presse die neue Reisewetter-Versicherung der Allianz. Urlauber konnten sich damit in 340 Orten gegen verregnete Ferien versichern. Als unerwartete Konsequenz drohten Wetterbeobachter dem deutschen Wetterdienst kurz darauf mit Arbeitsniederlegung, weil sie von zahlreichen datenhungrigen Urlaubern belagert wurden. Mit Feuereifer notierten diese die Niederschlagsmengen und ver­ glichen sie mit den Tabellen der Allianz. Darin war genau festgelegt, wie viel Niederschlag es geben musste, damit die Reisekosten erstattet wurden. Aber auch sonst lohnte sich das Geschäft mit den Hochdruckgebieten für die Allianz nur bedingt. Nach einem geringen Verlust im ersten Jahr ging der Versicherer in der folgenden Reisesaison mit einem deutlichen Fehlbetrag von 2,3 Millionen Mark komplett baden. Folglich erlebte die Regenversicherung nicht mehr viele Sommer. Im Jahr 1967 nahm sie die Allianz aus dem Verkauf.  Anna Hieger

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4 6 aren Sie %!

ZU GUTER LETZT

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OHNE BRILLE BIN ICH NACKT Es gibt Dinge, die selbst wir nicht versichern können: etwa die Sonnenbrille von Schlagersänger Heino

M Ein Pass mit Brille war sein Wille: Dank Ausnahmeregelung ist Heino auch in seinem Personalausweis mit Brille abgebildet

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eine Sonnenbrille und ich – das ist eine ganz besondere Beziehung. Ich trage sie seit 1971, also fast so lange, wie ich mit meiner Hannelore zusammen bin. Damals hatte ich eine Augenkrankheit, mein Professor aus Düsseldorf empfahl mir, eine Sonnenbrille zu tragen. Aber natürlich geht es bei meiner Brille längst nicht mehr um die Krankheit, die ist längst ausgestanden. Und Dioptrien habe ich auch nur ganz wenige drauf. Es geht viel mehr um ein Gefühl: Ohne die Sonnenbrille fühle ich mich nackt! Ich trage sie immer. Und dabei meine ich: wirklich immer! Auch wenn es dunkel ist, in der Disco, in der Kirche, selbst beim Schwimmen. Sie anzuziehen, ist das Erste, was ich morgens tue, und das Letzte am Abend. Es gibt mich gar nicht ohne Brille. Selbst auf dem Foto in meinem Personalausweis habe ich sie auf. Klar: Ohne würde mich ja gar keiner erkennen. Rund zehn Exemplare von ihr habe ich zu Hause. Ich kaufe sie immer bei meinem Brillenmann in Kitzbühel, rund 2500 Euro kostet sie und ist übrigens ein ganz ähnliches Modell wie es der Karl Lagerfeld trägt. Meine Sonnenbrille ist zeitlos cool. Das war 1971 so – und heute immer noch. Ich habe die Brille übrigens noch niemals verlegt oder verloren. Noch nie! Das würde mir nie passieren. Und deswegen gilt auch für mich: Mein letzter Wille? Wenn ich einst begraben werde, dann nur mit meiner Sonnenbrille! ■

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