158 - Hanning Und Lösche

August 26, 2017 | Author: gottesvieh | Category: Nature
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Band 159 Der Mann mit dem traurigen Birnengesicht Reinhard Bernhof (Inhalt: unpolitisch; Kurzgeschichten zum Nachdenken über das gesellschaftliche Miteinander)

Für Leser von 9 Jahren an 1. Auflage 1982 Illustrationen von Olaf Nehmzow Zum 4 Gedenken an Tim © Der Kinderbuchverlag Berlin

WIE ICH EINEN FREUND FAND Als Kind ging ich oft auf die Müllkippe. Vielleicht kann ich dort etwas finden, dachte ich. Ich besaß nicht einziges Spielzeug. Als Schreibpapier für die Schule mußte ich mir Packpapier schneiden, und als Schreibstift besaß ich nur einen fingerlangen Bleistiftstummel, den ich an einem Bindfaden trug. Auch einen richtigen Freund hatte ich in dem Dorf noch nicht gefunden. Denn überall, wo ich hinkam nach dm Krieg, war ich fremd. Zwischen den Abfallbergen blühte der Stechapfel. Da und dort strebte eine Kartoffelpflanze ans Licht. Ich zog an einer, es hingen pflaumengroße Kartoffeln daran. Sie machten meine Hosentasche wie mit Fäusten prall.

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Ratten stoben auseinander und erschreckten mich. Eine Gasmaske fand ich und setzte sie mir auf. Ich spielte Krieg. In einem ausgeschlachteten Panzer kroch ich hinein und auf der anderen Seit wieder heraus. Getrocknete Lehmklumpen schleuderte ich auf den rostroten Turm und gingen in Deckung wie nach einer Explosion. Krähen erhoben sich ringsherum von den Feldern und sammelten sich zu einer schwarzen Wolke. Aus einem Haufen weggekippter fleckiger Äpfel, die schon säuerlich rochen, suchte ich mir eßbare heraus. In manchen fand ich nur noch einen Biß. An diesem Ort, wo es mächtig stank nach feuchter Asche und modrigen Lumpen, konnte ich immer etwas entdecken, sogar den abgebrochenen Kopf eines blauweiß-rot gestrichenen Schaukelpferdes.

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Darüber hatte ich mich am meisten gefreut. Dort finden sich auch auf die Dorfalten auf. Sie konnten immer etwas von dem Weggeworfenen gebrauchen: Fahrradrahmen oder Bretter, löchrige Töpfe oder lädiertes Porzellan. Manchmal erzählten sie mir, was ihnen schon als Kinder erzählt wurde, daß auf der Müllkippe Teufel hausen, die sich von Schuhnägeln und Glasscheiben ernähren. Fast jeden Tag gehen ich dorthin. Jeden neuen Abfallhaufen entdeckte ich sofort, untersuchte ihn, stocherte mit einem Stock darin herum. Ich stand vor einem kleinen Tümpel, der schon bis zur Hälfte zugeschüttet war. Darin spannten Wasserpflanzen ihr zartes Gerank. Frösche quarrten und gluckerten: „Brekekek koax koax.

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Brekekek koax koax.“ Ihnen hörte ich oft zu und trommelte auf einer zersprungenen Emailleschüssel, dann verstummten sie sofort und platschten ins Wasser. Einmal beobachtete ich am Holunderstrauch zwei Jungen: Pit und Sommersprosse. Sie gingen in meine Klasse. Sommersprosses Gesicht war immer mit Heftpflaster kariert. Schlitzohrig schlich ich an die beiden heran. Sie scharten in der Asche nach brauchbaren Kohlenresten. Vielleicht wollen sie ein Feuerchen machen, um sich Kartoffeln zu rösten, dachte ich. Sommersprosse hockte und scharrte, Pit, der kleinere, las mit flinken Händen die Kohlenstückchen heraus. Dann kletterten beide den Hang hinauf, scharrten erneut und kletterten – die

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Hände voller Kohlenstückchen – den Hang wieder hinunter. Dabei stritt sie sich. „Bist wohl ballaballa!“ rief Sommersprosse. „Selber ballaballa“, erwiderte Pit. Beide knieten um einen Holzstoß und legten die Kohlenstücke drumherum. Daneben lagen faustgroße Kartoffeln, die sie irgendwo geklaut hatten. Sommersprosse fingerte eine zerquetschte Streichholzschachtel aus seiner Hosentasche, zündete ein Streichholz an und hielt es an das mit getrocknetem Gras vermischte Holz. Dann pustete er tüchtig und eine dicke Qualmwolke stieg in den Himmel. Plötzlich rief Sommersprosse: „Da – ein Frosch!“ und seine Stimme wurde jubelnder Gesang. Er langte nach einem Kohlenstück, zielte und feuerte es ab.

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Pit war erschrocken und schrie: „Hör auf damit!“ Sommersprosse hatte taube Ohren. Er langte nach einem zweiten, dritten und vierten Kohlenstück, die sie sich mühsam für das Kartoffelfeuer herausgescharrt hatten, und schoß sie nacheinander ab. Pit aber, der ihm in den Arm fassen wollte, wurde mit geringer Mühe beiseite geschoben. Sommersprosse sagte: „Frösche sind doch Ungeziefer!“ Pit schrie hell auf. Sommersprosse hatte einen Frosch getroffen. Das Tier warf sich auf dem Rücken, den weißen Leib zur Sonne kehrend. Der Frosch hatte in seinen Todeszuckungen die Vorderfüße gegeneinandergelegt. Sommersprosse lachte und hüpfte von einem Bein auf das andere. Ich schlich an den Holunderstrauch

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und wußte nicht, was ich machen sollte. Denn Sommersprosse hatte mich schon einmal, will er mich für einen Polen hielt, verdroschen. Schweiß bildete sich auf meiner Stirn, die Hände schlossen sich krampfhaft zu Fäusten. Ich wagte nicht, zu schlucken. Dann stand ich vor Sommersprosse und sagte: „Was hat dir bloß der Frosch getan, daß du ihn totschmeißen mußtest?“ Sommersprosse, der immer ein rötliches Gesicht hatte, wurde knallrot , aber warnte leise: „Misch dich da nicht ein, sonst fehlt die gleich der Kopp.“ Er sah mich scharf an, schubste mich um und ging in Boxerstellung. „Nahe komm, du Hänfling!“ rief er. In diesem Augenblick stürzte sich Pit auf Sommersprosse, sie rauften sich, rollten zu einer Kugel aus Beinen und

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Gesäßen. Dabei gelang es Peter, Sommersprosse in den Schwitzkasten zu nehmen. Trotzdem rief er: „Hilf mir, ich kann ihn nicht halten!“ Ich stürzte mich auch auf Sommersprosse, und beide knieten wir auf seinen Oberarmmuskeln und massierten sie. „Ergib dich!“ riefen wir. „Ihr feigen Säcke!“ rief Sommersprosse. „Zwei gegen einen!“ Doch blitzschnell hatte er sich herumgeworfen, und Pit und ich, wir rollten den Hang hinunter. Als wir beide wieder auf der Böschung waren, sahen wir Sommersprosse nur noch in Entfernung. „Laß ihn laufen“, sagte Pit. Er hielt mir die Hand hin und sagte: „Freunde.“ Ich schlug ein. Wir rösteten gemeinsam die Kartoffeln, die drei faustgroßen von Pit und die pflaumengroßen aus meinen Hosentaschen. Und als die

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ersten Kartoffeln gar waren und wir die verbrannte Haut abpellten, da fühlte ich mich wie Hans im Glück. Nie mir schmeckten mir Kartoffeln so gut wie an jenem Tag, und unsere Herzen sprangen dabei wie Heuhupfer. DER MANN MIT DEM TRAURIGEN BIRNENGESICHT Der Mann wohnte in einer kleinen Straße, in einer großen Stadt. Er trug eine graugestreifte Hose, die nie eine Bügelfalte kannte, und eine schwarze grobgeriffelte Manchesterjacke. Das Hemd war ihm viel zu weit und ließ seinen dünnen Hals mit dem hervorstehenden Kehlkopf noch dünner erscheinen. Der Mann hatte große milde Augen, die, wenn er mit Kindern

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sprach, pfefferminzlikörgrün leuchteten. Er hatte kaum noch Haare auf den Kopf, einen kurzen Haarkranz nur, dessen Fransen ein wenig über die Ohren hingen. Seine Wangen waren eingefallen, und die Knochen stießen hervor. Ja, so sah ich ihn, den Mann mit dem traurigen Birnengesicht. Kinder können auch so aussehen, ich sehe sie noch auf Fotos, eines der Kinder war ich. Aber das war im Krieg und einige Jahre danach. Der Mann wohnte in einem alten Mietshaus, in dem es stets nach Moder roch. Zwei kleine Mansardenzimmer hatte er. Daran stand nicht viel: ein roter Schrank, ein Tisch mit fünf Ecken, drei dreibeinige Stühle, ein grüner Ohrensessel, ein Messingbett auf Rädern, eine gelbe Standuhr und ein selbstgebastelter Transistor. Jeden

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Morgen holte sich der Mann aus seinem Briefkasten die Zeitung herauf. Er las, während der frühstückte, und staunte, was in der Welt alles passierte. Danach machte er das Bett, räumte das Zimmer auf, öffnete das Fenster und legte Brotkrumen für die Vögel auf den Sims. Von seinem Fenster aus überblicke er den großen Hinterhof. Werkstätten waren zu sehen und eine alte Bierbrauerei, die abgerissen werden sollte, aber immer noch arbeitete. Aus ihrem Backsteinschlot quoll nachts heimlich Rauch und verrußte die Umgebung. Er sah auf die gelbe Standuhr, schloß das Fenster, zog sich die übergroßen Galoschen an und begab sich auf seinem täglichen Spaziergang. Der Mann wußte genau, wann die Schulpausen begannen, und wartete

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auf die Kinder. Viele Kinder kannten ihn rannten auf ihn zu. „Lange oder kurze Nase“, rief er, „stecke sie in jede Vase“. Oder er zitierte: „Rot wie Blut ist der Lümmel: Das ist nicht des Feuers Glut, das ist der Kümmel.“ Die Kinder lachten, und ein älterer Schüler sagte: „Du bist aber ein Clown!“ Und wenn er die Kinder zum Lachen und zum Nachdenken gebracht hatte, war er zufrieden mit sich, und seine Augen begann wieder pfefferminzlikörgrün zu leuchten. Sobald er jedoch die Kinder verließ, wurde der Mann traurig. Und wenn er sonntags an seinem fünfeckigen Tisch saß und die gebe Standuhr schlagen hörte, da überkam ihm eine grenzenlose Traurigkeit. Selbst wenn draußen

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die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und die Tauben gurrten. Sonntags waren alle Kinder mit ihren Eltern zusammen. Darum sehnte sich der Mann nach dem Montag und dem Gezwitscher der Schulhöfe. Montag blieb der Mann mit dem traurigen Birnengesicht wieder vor dem Schulhof stehen und fragte die Kinder: „Na, was habt ihr in Mathe gelernt?“ Dann sagte er: „Eins ist eine Primzahl.“ „Und fünf Einsen sind ein Blumenstrauß!“ rief ein Junge. Der Mann freute sich, daß die Kinder Phantasie besaßen. – „Und wie viele Knochen hat ein Mensch? – Fünfzig? Hundert? Hundertfünfzig? Oder gar zweihundert?“ Die Kinder sahen sich verdutzt an. „Es sind genau zweihundertdreiundvierzig

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Teile“, sagte der Mann, „fragt mal euren Lehrer, ob er das auch weiß.“ „Woraus wird Kaugummi hergestellt?“ Der Mann überlegte nicht lange und sagte: „Kinderleicht – aus dem Saft des Sapotillbaumes. Die Bäume werden abgeschnitten, und der milchig weiße Saft rinnt heraus. Er wird gekocht, bis er zäh und gummiartig wirdK“ „Mal sehen, ob das auch meine Lehrerin weiß!“ rief eines der Mädchen. Alles konnten die Kinder fragen, de Mann wußte sogar noch mehr. Einmal sprach er über die Zahl fünfzig Millionen. „Eine fünf und sieben Nullen sind das. Was ist das für eine Zahl? – Die Anzahl der Toten im Krieg. – Ich lag auch im Graben. Darin sah ich

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einen neuen Feuersalamander. ‚Magst du das Feuer nicht’, fragte ich. ‚Ich mag Menschen nicht, die Krieg machen’, sagte der Feuersalamander.’ Immer erzählte der Mann den Kindern eine lustige oder nachdenkliche Geschichte. Darum mochten sie ihn mit seinen traurigen Birnengesicht. Nur einmal kam der Mann von den Kindern so traurig nach Hause, als hätten sich alle Kümmernisse der Welt in sein Gesicht gelegt. Er hatte Äpfel in der Tasche. Die wollte er den Kindern geben. Aber die Kinder sagten, Äpfel hätten sie selber. Sie wollten lieber Bananen. Nie war der Mann trauriger als an diesem Tag. Er ließ sich nicht mehr am Schulzaun blicken. Die Kinder vermißten ihn und beschlossen, bei ihm zu klingeln. Sie mußten lange warten, ehe er öffnete.

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Der Mann freute sich und führte die Kinder an seinen fünfeckigen Tisch, auf dem eine Schale voll Äpfel stand. „Sind das nicht die schönsten Äpfel der Welt“, sagte er und forderte die Kinder auf, sie zu essen. Die Kinder langten zu, bissen krachend in die Äpfel hinein, bis keiner mehr übrigblieb. Dann öffnete der Mann einen Schrak und holte eine Schuhkarton hervor. Er sagte: „Ich kann euch keine lustigen Elefanten ankündigen, die sich mit dem Rüssel am Schwanz halten und um die Manege marschieren, keinen Akrobaten, keinen Muskelprotz, keine Seiltänzerinnen, keinen Degenoder Feuerschlucker, keine tanzenden Kamele und keinen Zauberer mit einem Hut, aus dem weiße Tauben fliegen. Nein, ich bin schon lange in Rente,

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Kinder. Ab ich will euch noch einmal ein Liedchen spielen und meine gute alte Nase aufleuchte lassen.“ Der Mann packte seine gute alte Nase aus, schob sie auf seine schlanke echte Nase und entnahm dem Schuhkarton noch eine winzige Geige aus Mahagoniholz. Er klemmte sie unters Kinn, nahm den der Geigenbogen und fidelte ein wunderbares Lied. „Er ist ein Clown, das habe ich gleich gewußt“, sagte eines der Kinder. Sie klatschten Beifall und wünschten sich noch ein zweites und ein drittes Lied. Der Mann spielte und ließ zwischendurch seine Nase, in der sich eine kleine Glühbirne befand, wie ein Fahrrad Rücklicht aufleuchten. Und als ihm bei einer besonders traurigen Stelle des Liedes sogar ein Wasserstrahl aus den Augen stürzte, da wollten die

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Kinder gar nicht mehr aufhören zu lachen. Auf dem Heimweg hatten die Kinder plötzlich ein sonderbareres Gefühl. Es war ihnen, als würden sie rückwärts laufen, immer wieder zum Mann mit dem traurigen Birnengesicht zurück. Die Menschen liefen rückwärts: Eine Oma mit einem Schnauzer und eine Dame mit einem Drahthaarterrier an der Leine liefen rückwärts. Die Autos und Straßenbahnen fuhren rückwärts, und ein Mopedfahrer bog rückwärts in die Kurve ein. Dem Kohlenmann auf seinem Anhänger flogen die Briketts aus dem Sack, über die Waage mit einem Getöse – und von dort über die Schaufel zum Brikettberg zurück. Er spuckte aus – und auch die schwarze Spucke lief ihm wieder in den Mund zurück. Das Geigenspiel lag

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über allen Häusern der Stadt, und die Kinder kamen sich wie verzaubert vor.

DIE FAMILIENTIERE Petricks Eltern haben Tiere sehr lieb. Sie besitzen nicht nur einen Hund, sondern seit kurzem auch eine Katze. Sie gaben ihr den Namen Ritschi. „Das klingt pfiffig“, sagte der Vater. „So wie die Katze zu sein scheint“, sagte die Mutter. Und wenn ich den Namen der Katze schon nenne, dann darf ich den des Hundes nicht verschweigen. Nicht Foxi und nicht Flocki, nicht Bello und nicht Schlappi heißt er, sondern – na wie wohl? Doch bevor ich auch den Namen des Hundes verrate, muß ich

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sagen, daß es sich um ein ganz besonders großen Hund handelt. Es ist ein Neufundländer mit kohlschwarzem, zotteligem Fell und müden Augen. Also mußte es ein Name sein, der seinen Körpermaßen entspricht. Wie aber kann er den Körpermaßen entsprechen? Die Eltern berieten sich lange. Fast zwei Wochen vergingen , bis sie auf den Namen kamen, der, wie sie glaubten, den Körpermaßen ihres Hundes entsprach. Bumba sollte er von nun an heißen. „Bumba, das klingt wie ein schwere Pauke“, sagte der Vater. „Oder wie wenn man auf die Pauke geschlagen hat“, sagte die MutterK Ritschi aber, das neue Haustier, kann man es eigentlich beschreiben? Sie ist grau und doch nicht. Sie ist schwarz und doch nicht. Sie ist bohnerwachsgelb

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und doch nicht. Sie ist weiß und doch nicht. Ja, wie ist sie überhaupt? – Ihre linke Vorderpfote ist dort grau, wo sie hätte schwarz sein sollen. Ihre rechte Vorderpfote ist dort weiß, wo sie hätte bohnerwachsgelb sein sollen. Und mit den Hinterpfoten verhielt es sich ebenso. Auch ihre Schnurrbarthaare sind dort schwarz usw. Petrick mag jedoch weder Ritschi noch Bumba. Sie gehorchen ihm nicht. Vielleicht, weil er sie nie bei ihren Namen nennt. Und wenn Petrick in Bumbas Nähe steht, muß er stets gähnen, so ansteckend wirkt Bumbas Gemächlichkeit auf ihn. „Das reinste Schlafmittel“, sagt er, wenn er mit Petra vom Nachbarhaus über ihn schimpft. „Vielleicht hättet ihr euch einen Terrier anschaffen sollen“, sagt Petra. „Der wäre meinem Vater zu flink und

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zu beweglich. Mein Vater sagt, an Bumbas Art findet er Ruhe.“ „Und Ritschi?“ „Pfff“, macht Petrick. „Warum magst du auch Ritschi nicht?“ hakt Petra nach. „Das ist doch eine sehr liebe Katze.“ „Die Katze gehorcht nicht.“ „Wenn du sie eben nie bei ihrem Namen nennst.“ „Wird auch nie vorkommen. Für mich heißt sie einfach nur Katze, und damit basta.“ „Also wird sie dir auch niemals gehorchen“, sagt Petra. „Schiet egal“, sagt Petrick. Manchmal, wenn die Katze neugierig durch die Wohnung stromert, bekommt Petrick Wut. Dann sperrt er sie raus. Einmal blieb Ritschi drei Tage fort. Plötzlich tauchte sie wieder auf,

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und Petrick sagt zu seinen Eltern: „Die Katz ist wieder da.“ „Sag nicht noch Katz zu Ritschi“, sagt die Mutter. „Wenn du sie schon nicht bei ihren Namen nennst, dann verhunze nicht noch ihren Gattungsnamen.“ Und zu Vater sagt sie: „Wenn man Ritschi sucht, läßt si sich nirgends blicken.“ „Katzen sind so“, sagt der Vater. „Sie sind oft unberechenbar und haben immer den längeren Atem.“ Es dauerte nicht lange, und Ritschi gewöhnte sich langsam an die Familie, sie blieb kaum noch fort. Auch Bumba, der die Katze anfangs jagte, hält inne und knurrt sie nur an. Neuerdings darf Ritschi sogar aus Bumbas Freßnapf mahlzeiten, und danach liegen Bumba und Ritschi friedlich zusammen. Na, und das mag Petrick schon gar nicht.

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Zuerst scheucht er Ritschi aus der Wohnung, und danach trottet Bumba gemächlich hinterher. Heute hat sich Oma zu Besuch angemeldet. Sie wohnte in der Bezirksstadt, wo gelbe Straßenbahn rumpeln. Petrick wollte sie abholen. Doch statt auf dem Bahnhof steht Oma schon auf den Hof, als er aus der Schule kommt. „Tag, Oma, gerade wollte ich dich abholen“, sagt Petrick. „Ach, ich hab grad noch den Frühzug geschafft“, sagt Oma, die, wenn sie verreist, tüchtig nach Parfüm riecht. Das mag Petrick an ihr sehr. „Nimm Platz“, sag Petrick und zeigt stolz auf Vaters selbstgebastelten Gartenbank aus Birkenholz. „Hält die auch?“ fragt Oma, als sie sich

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mit ihrem mächtigen Hinterteil setzt. „Auf dieser Bank saß auch schon die Frau Kluge von gegenüber“, sagt Petrick. „Da kommst du nicht mit, Oma. Sie soll mehrere Zentner schwer sein, sagen die Leute.“ „Na, da kann mir ja nichts passieren“, sagt Oma, die ein wenig aus den Bronchien pfeift. „Oma“, sagt Petrick, „ich muß die erst mal eine ganz große Neuigkeit mitteilen.“ „So, dann schieß mal los.“ „Wir haben wieder ein Tier.“ „ich weiß doch, daß ihr Bumba habt“, sagt Oma. „Wir haben noch eine Katze“, sagt Petrick. „Was, ein Katzenvieh? So ein Tier riecht doch. Das habt ihr bald im ganze Haus. Wie könnt ihr euch bloß

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mit einer Katze anfreunden.“ „Mutter brachte sie von Möllenkampfs mit. Die haben doch schon zwei.“ „Kater oder Katze?“ fragt Oma. „Das Gegenteil von einem Kater.“ „Na ja“, sagt Oma, „da wird ihr bald Junge haben. – Aber damit müßt ihr selber fertig werden. Da kann ich mich nicht einmischen. – Eine Katz, tss, tssK“ „Ich mag sie auch nicht.“ „Wo ist denn eigentlich Bumba?“ fragt Oma. „Bumba? – Der muß im Garten herumstreunen“, sagt Petrick. „Dort bellt er ja – dort am Gartenzaun!“ Bumba kommt mit plumpen Bewegungen aus der offenstehenden Gartentür geprescht. „Hilfe!“ schreit Oma. „Hilfe! – Der frißt uns ja beide auf!“

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Bumba stößt mit seiner großen Schnauze an Omas Knie und will ihre braunfleckigen Hände lecken. „Pfui!“ ruft Petrick. „Platz!“ Bumba sackt schwerfällig auf die Erde und äugt mit müden Augen auf Oma und schnuppert ihr Parfüm. „Und was macht die Schule?“ fragt Oma. „Ooch, die Schule, was soll sie machen“, sagt Petrick. „Na ja, ganz gut.“ „Was heißt ganz gut?“ „Pendele so zwischen Eins und Drei. Neulich hatte ich in der Mathearbeit eine Drei und im Diktat eine Eins. Vorige Woche war’s umgekehrt: im Diktat eine Drei und in Mathe die erste Eins überhaupt. Da konnte ich selber nichts dafür.“ „Das reicht vollkommen“, sagt Oma.

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„Was heute so alles in der Schule verlangt wird. Und trotzdem tröppeln überall die Wasserhähne.“ Petrick überlegt, was er sich zum Geburtstag schenken lassen soll. In zwei Wochen ist es so weit. Jetzt müßte er es ihr sagen. Nachher, wenn die Eltern von der Arbeit kommen, darf er dieses Thema nicht anschneiden. Denn immer, wenn er einen Wunsch hat, sagen die Eltern, daß die Oma sehr wenig Rente bekomme . „Oma“, sagt Petrick, „weißt du überhaupt, wie alt ich werde?“ „Und ob ich das weiß, mein Junge. Ich werde doch wohl wissen, wie alt mein einziges Enkelkind wird. – Neun. Das ist schon ein ganz schönes Alter. Und ich weiß auch, was ich dir zum Geburtstag schenke. Ich habe nämlich

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gespart, damit ich es dir kaufen kann.“ „Ich weiß schon“, sagt Petrick. „Du willst mir ein Fahrrad kaufen. Stimmt’s?“ „Zu deinem neunten Geburtstags sollst du ein Fahrrad bekommen, mein Junge. Das hatte ich dir schon lange versprochen.“ Aber Petrick – und das erstaunte seine Oma – wünschte sich plötzlich kein Fahrrad mehr, kein Fahrrad mit einer herrlichen Rückleuchte hintendran. Nein, Petrick wünschte sich viel lieber einen Hamster oder einen Singsittich. „Was, einen Hamster? – Einen Singsittich?“ fragt fassungslos Oma. „Wieder solche Stinktiere. Da könnt ihr ja gleich einen Zoo aufmachen.“ Sie steht auf, schüttelt den Kopf:

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„Einen Hamster, einen Singsittich K“ „Ich wünsche mir einen Hamster oder einen Singsittich zum Geburtstag, Oma“, wiederholt Petrick, „einen haselnußbraunen Hamster oder einen sonnengelben Singsittich.“ „Wie bist du denn überhaupt auf diese Schnapsidee gekommen?“ fragt Oma. Petrick überlegt. Dann sagt er: „Bumba geht nur mit Vater spazieren, und die Katze nur bei Mutter. Ich möchte auch ein Tier, um das ich mich ganz alleine kümmern muß.“ „Na gut“, sagt Oma. „mir ist es gleich, was du dir zum Geburtstag wünscht. Dann sollst du eben ein Tier haben. – Jedem sein Tier!“ Die vierzehn Tage bis zu Petricks Geburtstag vergingen wie im Fluge. Den

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Eltern erzählte er nicht, daß er seinen Wunsch an Oma geändert hatte. Sie glaubten, er bekomme sein lange gewünschtes Fahrrad. Um so größer ist die Verwunderung, als Oma zum Geburtstag erst spätnachmittags per Taxi eintrifft. Petrick läuft ihr entgegen und umarmt sie. „Und hier ist dein Geburtstagsgeschenk“, sagt sie ganz trocken. „Wie du dir’s gewünscht hast.“ Der Taxischofför hebt einen kuppelrunden, chromblitzenden Vogelbauer aus dem Kofferraum heraus, und darin zappelt ein sonnengelber Singsittich Als sie alle an Petricks Geburtstagskaffeetisch sitzen, auf dem neun weiße, schlanke Kerzen brennen, rückt Petrick ganz nahe an seine Oma heran und streichelt ihre braunfleckige Hände. Oma sagt: „Damit du Bescheid 39

weißt. Der Käfig ist ebenso teuer wie ein Fahrrad.“ Und Petrick, der nicht gerade freundlich ist zu Bumba und Ritschi, freut sich über den sonnengelben Singsittich. Er muß den überraschten Eltern versprechen, von nun an freundlich zu Bumba und Ritschi zu sein. Beide liegen im Wohnzimmer, fast Seite an Seite und tun sehr müde. Jeden Tag, wenn Patrick aus der Schule kommt, geht er zuerst an seinen Käfig. Eine Schaukel befindet sich in ihm und ein Rad zum Darinherumlaufen, ein Kletterbaum und Napf als Brunnen. Er öffnet das Türchen, fährt behutsam mit der Hand hinein und läßt den Singsittich auf die Seitenfläche seines tintigen Zeigefingers springen. „Quiri koik“, macht der

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Vogel, pickt und knappert vertraulich am Finger. Die Eltern können kaum begreifen, daß Petrick so behutsam zu einem Tier sein kann. An einem der nächsten Tage entdeckte er, daß Ritschi den Käfig umgeschmissen hat. Die Tür ist geöffnet. Der Singsittich sitzt auf der Gardinenstange und zittert. Und Ritschi lauert wie ein Tiger auf dem Fensterbrett. „Diese verfluchte Katze!“ schreit Petrick. Die Katze macht einen Satz und stiebt nach draußen. Er nimmt neues Futter, streute es in die kleine Schale des Käfigs, füllt frisches Wasser in den Brunnennapf und geht nach draußen. Nach einer Weile kommt er wieder herein – und siehe, der Singsittich sitzt wieder auf der zierlichen Kletterstange

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in seinem Käfig und sagt irgend etwas. „Ich werde dich schon bald verstehen“, sagt Petrick. „Quiri koik koik“, sagt der Singsittich. „Quiri koik koik“. Petrick fährt mit der Hand in den Käfig, und der Singsittich hüpft auf seinen tintigen Zeigerfinger. „Zuerst brauchst du einen anständigen Namen“, sagt Petrick. „Bist zwar ein niedlicher kleiner Vogel. Aber ich will dir keinen niedlichen Namen geben, keine, den man von dir erwartet: Bubi oder Coco K So sollst du nicht heißen. Du sollst heißen richtig wie ein KerlK“ Petrick überlegt noch eine Weile, er ist sich nicht ganz sicher. Namen drängen sich auf, überschlagen sich in seinem Kopf: „Ich nenne dich einfach

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Gustav“, sagt er. „Diesen Namen wird man von dir nicht erwarten. Also sollst du von nun an so heißen, wie man es von dir nicht erwartet: Gustav.“ Am Abendbrottisch erzählt Petrick voller Wut, was die Katze getan hat. Aber der Vater sagt ruhig und gelassen: „Hätte es die Katzen nicht getan, dann wäre es keine Katze.“ Petricks Augen werden immer größer. Der Vater fügt hinzu: „Es wird noch eine Zeitlang dauern, Petrick, bis Ritschi begreift, das Hausgenossen keine Mahlzeiten für sie sind.“ Die Mutter ergänzt: „Auch Bumba brauchte mehrere Wochen, bis er Ritschi ein und aus gehen ließ.“ „Na – wollen abwarten“, sagt mißtrauisch Petrick. Ein paar Tage später, es ist Sonnabend, Ritschi kommt mit einer Taube

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im Maul. Petrick und die Eltern sind erschrocken und ratlos. Petrick will sich auf Rischi stürzen und die verdreschen. Aber die Mutter hält ihm am Arm fest, und der Vater sagt plötzlich: „Laß sie, Petrick. Sie kann nicht anders.“ „Wieso?“ fragt Petrick. „Rührt Ritschi etwa deinen Vogel an?“ „Du meinst Gustav!“ Der Vater schaut Patrick verdutzt an und fährt sich ins schwarzgraue Bartgebüsch. – Petrick antwortet zögernd: „Eigentlich nicht mehr.“ „Na siehst du“, sagt der Vater. „Großer Fortschritt, daß Ritschi von nun an begriffen hat, daß Gustav zu uns gehört und ihm nichts mehr tut.“ „Gustav“, sagt die Mutter. „Tss, tss“, macht sie.

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DAS MÖWENNEST Der Junge stand das erste Mal in seinem Leben am Meer. Er beobachtete das Wellenspiel, staunte über das große Auge in einem angeschwemmten Baumstumpf, der aussah wie ein erstarrter Krake, suchte im Sand nach kleinen Muscheln, Muschelschnecken und Steinen. Doch einen ganz besonderen Stein, einen Stein mit einem Loch, ein Hühnergott, den hatte der Junge noch nicht gefunden. Die Mutter lag in der Sandburg, wollte lesen, schlafen und ab und an, wenn die Sonne zwischen den Wolken hervorkam, sich bräunen. Von Zeit zu Zeit cremte sie sich ein, tastete nach einer Zigarette und drehte am Recorder. Dem Jungen war es langweilig, sich immer nur zwischen Sandburg und

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Meer zu bewegen, in Bilderbüchern zu blättern oder in Illustrierten. Er wollte lieber die Gegend erkunden, herumstromern wie zu Hause in seiner großen Stadt, Freunde kennenlernen. „Spazieren kannst du gehen“, sagte die Mutter, „aber nicht zu weit weg. Und nicht ins Wasser, hörst du. Es ist auch viel zu kühl!“ Der Strand war kaum bevölkert, und der Junge hielt Ausschau nach einem Spielgefährten. Vielleicht lerne ich einen Fischerjunge kennen, dachte er. Aber weit und breit war kein Fischerjunge zu sehen. Er kam an ein Fischerboot. Dahinter waren Netze aufgespannt zum Trocknen und Flicken. Ein Fischer stand davor und sog an seiner kurzen Pfeife. Er breitete ein Netz, das zwischen zwei

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Holzpfählen hing, auseinander und flickte es mit einer großen hölzernen Nadel. Der Junge staunte über die geschickten Handbewegungen. Als der Fischer fertig war, nahm er das Netz von den Pfählen und wickelte es zusammen. Dann langte er nach einem runden Balken, schob ihn unter das Boot, lief zur Seilwinde und zog das teergepichter Boot weiter hinauf zum Strand. Der Junge wunderte sich, warum der Fischer nicht auf das Meer hinausfuhr. Das Meer stand still, nur winzige Wellen rollten in federnden Bewegungen ans Ufer und wieder zurück. „Warum fahren Sie nicht auf das Meer hinaus?“ fragte der Junge. „Es wird Sturm geben“, sagte der Fischer. „Aber am Himmel sind doch keine

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dunklen Wolken“, sagte der Junge. Der Fischer zeigte auf die Möwen. Sie liefen mit ihren rosafarbenen Füßen über den Sand und ließen kreuzartige Spuren zurück. „Ja, so ist das“, sagte der Fischer, „läuft die Möwe übern Sand, bleibt der Fischer an Land!“ Der Junge eilte zur Sandburg zurück und sagte der Mutter, sie solle sich nicht erst eincremen. Es werde Sturm geben! „Woher willst du das wissen?“ sagte die Mutter. „Ich habe mit dem Fischer gesprochen. Deswegen fahren sie heute nicht hinaus.“ Eine Stunde später zog eine mächtige Wolkenwand herauf und verdeckte die Sonne. Auch der Wind wurde kühler, so daß die wenigen Leute den Strand verließen.

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„Der Fischer hatte recht“, sagte der Junge, und die Mutter fügte hinzu: „Ja, Fischer sind kluge Leute.“ Am nächsten Tag gingen beide wieder zum Strand. Die Sandburg mußte erneut gebaut werden, und der Jungen buddelte mit seinen Baggerhänden und schob mit seinen Planierraupenarmen. Wind und Regen hatten die Burg fast eingeebnet. Nur an der weißen Lappenfahne, die der Junge am Vortag gehißt hatte, erkannten sie ihre Stelle wieder. Der Junge stromerte am Strand entlang. Er kletterte auf die Hügel und karstigen Felsen, die von vereinzelten Kiefern umkrallt waren. Weit über das Meer sah er, und am Horizont entdeckte er mehrere Schiffe, die wie kleine Metallsplitterchen aussahen. Er dachte, ob sie wohl Bananen und süße

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Orangen geladen haben? Möwen segelten unter ihm, und er beugte sich ein wenig über einen Absturz. Da entdeckte er auf einem kurzen Vorsprung, der von Wurzelschlangen der Kiefern durchflochten war, eine brütende Möwe in ihrem Nest. Sie bemerkte den Jungen und rief: „Na, naa!“„ Der Junge freute sich über die brütende Möwe, kletterte so schnell wie er konnte den karstigen Felsen hinunter, um es der Mutter zu erzählen. Sie stand in der Sandburg und hielt Ausschau nach ihm. Als sie ihn kommen sah, rief sie: „Wo warst du bloß die ganze Zeit. Du kannst doch nicht stundenlang Weg bleiben.“ Atemlos erzählte Junge, was entdeckt hatte. Nachmittags kletterte der Junge erneut

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den karstigen Fels hinauf und beugte sich übern Absturz. Wieder rief die Möwe: „Na, naa!“ Warm saß sie über den Eiern. Der Junge freute sich, daß sich die brütende Möwe nicht vor ihm erschreckt hatte. Er lief zum Strand hinunter und wollte den Fischer fragen, ob er ihm für die brütende Möwe einen Fisch besorgen könnte. Aber an der Stelle, wo er gestern noch mit dem Fischer gesprochen hatte, war nichts zu sehen, auch am Horizont kein tuckernder schwarzer Fleck, der ein Boot hätte sein können. Gegen Abend entdeckte der Junge das Fischerboot – es hing bereits an der Seilwinde, aber es schaukelte noch im Wasser. Der Fischer, mit dem der Junge

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gestern gesprochen hatte, hantierte im Boot, zog an den Netzen und schmiß einige Heringe in einen Holzbottich. Ein zweiter Fischer stand im Wasser, er hatte hohe Gummistiefel an, die ihn fast an den Bauch gingen. Beide waren so beschäftigt, daß sie den Jungen nicht kommen sahen. „Kann ich einen Hering kaufen!“ rief der Junge. „Einen Hering willst du kaufen!“ erwiderte verwundert der Fischer in den hohen Gummistiefeln. „Ah, das ist doch der Junge von gestern!“ sagte der Fischer im Boot. „Für was brauchst du denn den Hering?“ Der Junge zeigte zum karstigen Fels hinauf und sagte: „Dort oben brütet eine Möwe. Ihr möchte ich den Hering bringen.“ „Ach, die holt sich schon, was sie

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braucht“, sagt der Fischer. Er griff aber ins Netz und reichte dem Jungen einen zuckenden Fisch. „Danke“, rief der Junge. „Vielen Dank!“ Er sauste mit dem Hering davon, stieg so schnell er konnte den karstigen Fels hinauf, beugte sich übern Absturz und hörte wieder das vertraute „Na, naa!“ der Möwe. Er zeigte ihr den zuckenden Hering, aber sie blieb ruhig. Sie traut sich nicht, dachte der Junge. Er legte den Fisch, so daß ihn die Möwe sehen konnte, in einem Felsspalt hinein. Am nächsten Tag besuchte er wieder die Möwe. Der Hering war verschwunden. „Na, naa!“ rief sie. „Na, naa! Na, naa!" Sie rief es, so schien es ihm, sehr

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aufgeregt. Vielleicht wollte sie ihn fragen, ob er ihr wieder einen Hering mitgebracht habe. Einige Tage später konnte der Junge die Mutter überreden, mit auf den karstigen Fels zu steigen. Als sie sich beide über das Möwennest beugten, da wurden sie begrüßt mit dem vertrauten „Na, naa!“ „Siehst du“, sagte der Junge, „sie kennt mich schon und weiß, daß ich sie beschütze.“ „In den Eiern träumen schon die kleine Möwenkinder hinter geschlossenen Augen“, sagte die Mutter, als sie wieder unten am Strand spazierengingen. „Vielleicht ahnen sie schon das Rauschen des Meeres“, sagte der Junge. „Besonders wenn Sturm ist und die Wellen heftig an Land schlagen.“

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„Dann schlagen auch die Möwenherzen in den Eiern schneller – und die Möwemutter hört sie.“ Der Junge sah, während die Mutter erzählte, zum karstigen Fels hinauf, dache an die Geduld der Möwenmutter und an ihre Jungen, die bald die Sonne sehen werden. „Sie werden bald ausschlüpfen“, sagte die Mutter. „Ob sie auch schon piepsen in den Eierschalen?“ fragte der Junge. „Ganz leise vielleicht werden sie schon piepsen“, sagte die Mutter, „und diese Töne erfüllen die Möwemutter mit großer Freude.“ Der Junge dachte sehr lange nach über die Möwenmutter in ihrem Nest. Dabei schaute er aufs Meer, sprang zu den Wellen und ließ sich die Füße vom salzigen Schaum überspülen. 57

„Als ich noch in deinem Bauch war“, sagte der Junge, „hast du mich da auch schon gespürt?“ „Aber natürlich. Du hast mächtig gestrampelt in den letzten Monaten“, sagte die Mutter. „Da fühlte ich mich stark und mutig.“ Mit großer Ungeduld kletterte der Junge am nächsten Morgen wieder zum karstigen Fels hinauf, um die vertraute Stimme der Möwenmutter zu hören. Doch als er sich diesmal über den Abgrund beugte, da piepsten in vier kleine schnäbelnde Möwenkinder entgegen. Ihre Federn waren noch feucht und klebrig, und die Eierschalen lagen am Rand des Nestes verstreut. Die Möwenkinder warteten auf ihre Mutter. Der Junge raste zur Strandbug hinunter, um es zu erzählen. Am letzten Tag stand der Junge sehr

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lange am Meer. An seinem Hals baumelte ein Hühnergott. Er beobachtete die Möwen mit ihren breiten Schwingen, wie sie auf das Wasser niederschossen, um nach einem Fisch zu schnappen. Und ständig sah er zum karstigen Fels hinauf, wo sich das Möwennest befand. Da kam eine Möwe ganz tief angeflogen und hatte etwas im Schnabel. Sie zog mehrere Kreise über den Jungen und rief: „Na, naa! Na, naa! Na, naa!“ Vielleicht ist es die Möwenmutter, die sich für den Hering bedanken will, dachte der Junge.

DAS FÜNFMETERBRETT Seit Tagen kämpft Jochen mit sich. Er will den Sprung vom Fünfmeterbrett

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wagen. Immer schiebt er ihn hinaus und schleicht um den Ton herum. Der Andrang vor dem Freibad ist heute besonders groß. Es ist schwül, und die Sonne scheint molkig trüb. Als Jochen ans Schwimmbecken kommt, hat er es nicht mehr eilig. Er grübelt, ob er gleich auf den Sprungturm steigen oder sich zunächst auf die Wiese legen soll. Dabei blickte er zum Fünfmeterbrett hinauf. Ein älterer Schüler mit brauner, geölter Haut, der eine kurze Dreieckhose an hat, wippt in die Höhe und zeigt einen herrlichen Kopfsprung. Sein Rücken ist durchgedrückt, seine Brust vorgewölbt. Wenn ich einen solchen Kopfsprung könnte, denkt Jochen neidvoll und beklommen. Er sieht den älteren Schüler aus dem Wasser auftauche. Flüssig sind dessen Kraulschläge.

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Am Beckenrand stützt er sich auf und zieht sich mit leichtem Schwung heraus. Jochen springt ins Wasser und schwimmt erst einmal zum Einmeterbrett. Am Beckenrand hievt er sich ebenso elegant und kraftvoll aus dem Wasser, wie er es von dem älteren Schüler gesehen hat. Dann steigt auf das Einmeterbrett, wippt, versucht auf Zehenspitzen die Balance zu halten, rutscht ab und fällt seitwärts ins Wasser. Beim Auftauchen hört er das Gekicher einiger Mädchen und Jungen. Jochen ärgert sich und will es noch einmal versuchen. Diesmal nimmt er Anlauf, federt gut und hoch ab, überschlägt sich in der Luft und klatscht mit der Rückenfläche auf. Wie betäubt scheint seinen Körper. Doch beim

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Auftauchen verkneift er sich den Schmerz. Und beim dritten Versuch ist Jochen zu vorsichtig und landet breitbeinig wie ein Frosch im Wasser. Unlustig bleibt er am Beckenrand stehen. Er beobachtet, wie der ältere Schüler wieder auf den Sprungturm klettert. Jochen denkt: der ist sich im Verein und trainiert regelmäßig. Der ältere Schüler dreht eine Schraube und taucht so gerade ein, daß nur wenig Wasser aufspritzt. Ohne auszuruhen, zieht er sich wieder schwungvoll aus den Becken, eilt erneut die Treppen des Sprungturms hinauf, konzentriert sich, wippt noch einige Male auf der Spitze des Fünfmeterbretts und zeigt einen vollendeten Doppelsalto. Einige Mädchen und Jungen am Beckenrand rufen: „Oh!“

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und „Ah! – Der kann aber springen!“ Jochen fühlt sich entmutigt und denkt gar nicht mehr daran, den Turm hinaufzusteigen. Vielleicht, wenn Elke aus seiner Klasse käme, ihr würde er beweisen, daß er vom Fünfmeterbrett springen kann Er liegt auf der Decke und versucht zu lesen, aber es fällt ihm schwer, sich auf die Handlung zu konzentrieren. Immer wieder taucht das Fünfmeterbrett auf. Diese lächerlichen fünf Meter, denkt Jochen. Er schaut zum Sprungturm. Von unten sieht es gar nicht so hoch aus. Als ihm sehr warm wird, springt er ins Becken. Es sind inzwischen so viele Menschen gekommen, daß er gar nicht mehr richtig schwimmen kann. Da stößt ihn jemand an, da schießt

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einer an seinem Bein entlang, da wäre beinahe ihm einer auf den Rücken gesprungen, da schlägt er beim Wenden die Hand in das Gesicht eines braungebrannten Opas mit Vollbart. Der ruft: „Paß doch auf, du Dussel!“ Jochen ärgert sich und hat keine Lust mehr, noch länger in diesem Gewimmel zu bleiben. Doch als er sich am Beckenrand hochzieht, steht Elke aus seiner Klasse vor ihm. Beide sehen sich mit großen Augen an. „Warst du schon im Wasser?“ fragt Jochen. „Nein, bin doch gerade erst gekommenen“, sagt Elke. Sie schauen zum Sprungturm hoch. Dort steht wieder der ältere Schüler und lenkt die Aufmerksamkeit auf sich. Er federt kurz, schwingt sich in die Luft und zeigt einen einfachen, aber gut

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ausgeführten Kopfsprung. „Der kann aber springen!“ ruft Elke. „Da ist nicht viel dabei“, sagt Jochen selbstbewußt. „Bist wohl schon mal vom Fünfmeterbrett gesprungen?“ fragt sie. „Nicht nur einmal“, sagt Jochen. „Das will ich aber mal sehen“, sagt Elke. Sie lächelt mißtrauisch, und Jochen beobachtet, wie eine Ader an ihrem Hals zuckt. „Ist doch ein Klacks“, sagt Jochen. „Dann zeig’s doch“, hakt Elke nach. „Sofort?“ fragt Jochen. Elke nickt, und Jochen schaut in ihre großen braune Augen, in denen die Sonne gelbe Reflexe spiegelt. „Da ist nicht viel dabei“, sagt Jochen noch einmal und eilt davon. Er fühlt kaum noch die Beine, als er die Treppen des Sprungturms hinaufsteigt. 67

Jetzt steht er auf dem Fünfmeterbrett, spürt das leicht federnde Holz unter den Füßen und überblickt das ganze Freibad: die hinteren Liegewiesen, den Zaun, die Sportplatzanlagen, das Feld und die ferne Pappelreihe, von wo die weißen Samenwatte, der Pappelblust, herweht. Er weiß, er muß springen. Jetzt gibt es kein Zurück. Oder er gäbe sich dem Gelächter preis. Und er erkennt Elke in ihrem weißgepunkteten Badeanzug, die zu ihm hinaufschaut. Klein steht sie neben dem Aufsichtsstand. Für sie springt er, für sie wagt er den ersten Mutsprung. Ein Kopfsprung soll es werden. Jochen spürt nicht mehr das federnden Holz unter den Füßen, die Knie werden weich. Aber er weiß, er muß springen. Noch einen winzigen Schritt, dann der Abgrund. Er sieht

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noch einmal nach unten – das aufgewühlte Wasser. Einer taucht auf, der sofort wieder zur Seite schwimmt. Alles schaut zu Jochen. Keiner wagt mehr, in der Nähe des Sprungturms zu schwimmen. Jochen wippt, fängt sich noch einmal ab und hält mit den Zehenspitzen, die sich ans Holz krallen, Balance. All seine Gefühle scheinen sich im Magen versammelt zu haben. Da ertönt plötzlich eine Stimme im Lautsprecher: „Bitte sofort herunterkommen! Das springen vom Fünfmeterbrett ist wegen Überfüllung des Freibad ist ab sofort nicht mehr gestattet! Bitte sofort herunterkommen!“ Jochen denkt, er träumt. Sein Körper entspannt sich. Er weiß nicht, ob er sich ärgern oder ob er froh sein soll.

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Doch irgendwie ist ihm wohler zumute. Bewiesen hat er ja, kein Feigling zu sein. Einer – der springt. Langsam geht er zurück. Gewichte scheinen vom Körper zu fallen. Seine Füße spüren wieder festen Boden: den Zementboden der Stufen. Er will zu Elke, sie ist verschwunden, verschluckt von der noch zahlreicher gewordenen Menschenmenge. Sollte sie etwa enttäuscht sein? Jochen geht zu seiner Decke, und bleibt stehen und hält Ausschau noch ihr. Er sieht, wie sie mit anderen Jungs aus der Parallelklasse herumalbert und lacht. Warum bin ich nicht gleich gesprungen, denkt er, vielleicht säße Elke jetzt mit auf meiner Decke. Vielleicht war es auch gut so, bei einem Überschlag wäre die Blamage um so großer gewesen. Warum ist Elke bloß so gleichgültig?

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Sie hätte doch warten und sagen können: Gut so, Jochen, du bist trotzdem große KlasseK Alle Gedanken, die ihm kommen, verwirft er sofort wieder. Er sieht auf die Uhr und denkt an die Mutter. Sie muß bald nach Hause kommen. Sonst hat es Jochen nie eilig, nach Hause zu kommen. Oft bleibt er bis zum Schluß im Freibad, hilft manchmal sogar Papierkörbe säubern, um sich für den nächsten Tag eine Freikarte zu sichern. Mutter wird sich wundern, wenn er heute so früh nach Hause kommt. Vielleicht ruht sie schon, denkt er. Die Arbeit an der Stanze macht müde, besonders bei dieser Schwüle. Als Jochen die Wohnung betritt, sieht er die Mutter auf der Wohnzimmercouch liegen. Das Zimmer ist abgedunkelt, und sie schnarcht ein

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wenig. Leise zieht er sich in die Küche zurück und schnüffelt im Kühlschrank. Er trinkt einen Schluck kalte Cola und nascht zwei Scheiben vom Bierschinken. Danach entschließt er sich, daß Abendbrot zurechtzumachen. Dabei denk er an Elke: Warum sie wollen wieder abgehauen ist? Ich hätte sofort springen müssen. Die fünf MeterK „Du bist ja schon da, Jochen“, sagt hinter ihm die Mutter. „Hast dich wohl gestritten? Jochen beantwortet ihre Frage nicht und sagt: „Ich war im Wohnzimmer, wollte dich aber nicht aufwecken.“ „Lieb von dir“, sagt die Mutter. „Aber warum bist du nicht länger im Freibad geblieben?“ „Ach, es war zu voll. Die liegen da wie in Büchsen. Außerdem hab ich mächtigen Hunger.“

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Die Mutter sieht ihn mißtrauisch an, dann sagt sie: „Bist du heute vom Fünfmeterbrett gesprungen?“ Jochen durchzuckt es. Dann erklärt er, daß er beinahe gesprungen wäre. „Samstag gehen wir mal gemeinsam ins Freibad“, sagt die Mutter, „ganz früh gleich, da ist noch nicht viel los, Jochen. Samstag schaffst du es. Ich werde unten stehen und dir die Daumen drücken.“ Jochens Ärger über diesen Tag ist wie weggefegt. Übermorgen ist Samstag. Dann wird er ihr den Sprung vom Fünfmeterbrett zeigen. An Elke denkt er nicht mehr. Samstag wird der springen.

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INHALTSVERZEICHNIS Wie ich einen Freund fand Der Mann mit dem traurigen Birnengesicht Die Familientiere Das Möwennest

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Das Fünfmeterbrett

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