156 - Der Verzauberte Regenschirm

August 26, 2017 | Author: gottesvieh | Category: Leisure, Foods, Nature
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Band 157 Besuch bei Florian Sibylle Hentschel (Inhalt: unpolitisch; Wochenausschnitt des Schülers Florian, in dessen Sommerferien sein Opa zu Besuch kommt.)

Für Leser von 8 Jahren an 2. Auflage 1983 Illustrationen von Inge Gürtzig © Der Kinderbuchverlag Berlin

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Florian erwachte kurz nach halb acht. Er brauchte eine Weile, bis er begriff, daß heute die großen Ferien begannen. Deshalb hatte auch der Wecker nicht geklingelt. Er stand auf und ging in die Küche, um nachzusehen, ob Mutter eine Nachricht für ihn hinterlassen hatte. Ja, an der Thermosflasche lehnte ein Zettel: lieber Flori, einen schönen guten Morgen an Deinem ersten Ferientag. Denk bitte an die Milch, ja? Und nimm Dir was Hübsches vor. Morgen kommt Opa. Freust Du Dich? Deine Mama. Ausgerechnet In der ersten Ferienwoche hatte sie Frühschicht. Das, war schade. Wäre sie erst nachmittags zum Dienst gegangen, hätte sie mit ihm lange frühstücken können. Florian legte sich noch mal ins Bett und hörte sich die Frühmusik an. Als der Sender eine Gratulations- und Grußsendung für ältere Geburtstagskinder

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brachte, schaltete er das Radio ab und nahm sich ein Buch vor. Er kannte es bereits. Schließlich stand er auf und trödelte herum. Was sollte‚ er mit soviel Zeit anfangen? Die Uhrzeiger schienen auf der Stelle zu stehen. Florian duschte in der Badewanne und nahm sich Mutters teures Duschspray. Ein Strahl kam heraus, und auf der Haut bildete sich eine Menge Schaum. Das Spray war ein Geschenk von Onkel Horst, der manchmal die Mutter besuchte. Bestimmt würde sie böse werden, wenn sie feststellte, daß Florian es benutzte. In ihrer alten Wohnung in der Lychener Straße hatte es kein Bad gegeben, nicht einmal Innentoilette. Sie mußten immer eine halbe Treppe tiefer. Und ein eigenes Zimmer hatte er auch nicht gehabt. Aber gefallen hatte ihm dort, daß er mit Mutter auf der großen Couch schlafen durfte. Sie sagte zu ihm: Du bist doch mein Einziger,

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und Florian dachte, daß Onkel Horst ihr nicht soviel bedeutete. Er kam ja so selten, und es passierte auch, daß er sie auf der Arbeit anrief und absagte. Dann versuchte Florian die Mutter aufzumuntern: Jetzt schliefen sie nicht mehr auf der großen Couch. Jeder hatte sein eigenes Zimmer. Schon ein halbes Jahr wohnten sie in dem Neubaugebiet. Nach dem Frühstück räumte Florian Teller und Tasse in den Spültisch. Mutter liebte es nicht, wenn alles stehenblieb. Und was nun? dachte Florian. Er steckte sich zwei Mark ein und verließ die Wohnung. “Guten Tag”, rief Silke und raste an ihm vorbei, die Treppe hinunter. Es gab viele Kinder in diesem Haus, anders als in der Lychener Straße, wo nur alte Leute und Kleinstkinder mit ihren Eltern gewohnt hatten. Auf dem Hof traf er Silke wieder. Sie beachtete ihn gar nicht. Oder tat sie bloß so? Sie tippte ihren doofen Ball

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immerfort auf dem Asphalt, als würde sie sich für nichts anderes interessieren. Nun, Florian kümmerte sich auch nicht um Silke. Er nahm seinen winzigen Ball aus der Hosentasche und schlug ihn mit der flachen Hand wie mit einen Tennisschläger gegen die Hauswand. Aus einem anderen Hauseingang kam Ernest, ein langer Kerl, der in Florians Klasse ging. Er gab patzige Antworten, wenn jemand ihn ansprach. Deshalb hatte er kaum Freunde. „Eh, Flori, wann fährst du‘n ins Ferienlager?” Die plötzliche Anrede erschreckte Florian Er mußte sich erst besinnen. Ernest kriegte doch sonst den Mund nicht auf. “In zwei Wochen.” Ernest nickte nur‚ und zog ab. Erst wollte Florian ihm nachgehen. Er dachte: Nein ich will mich nicht aufdrängen. Silke langweilte sich beim Ballspiel. Sie klingelte im Haus. Ihre Freundin Andrea

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öffnete oben ein Fenster. Andrea hatte dunkle, lockige Haare und ein blasses Gesicht. Florian betrachtete sie gern. „Kommste runter?” schrie Silke. “Ich muß auf den Kleinen aufpassen, bis Mama zurück ist.” “Ist er krank?” “Ja, aber du kannst hochkommen” “Ach nee, lieber warte ich unten auf dich.” Es erleichterte Florian, daß Silke nicht zu Andrea hinaufging. Er begann wieder seinen Ball gegen die Wand zu werfen. “Du kannst wohl auch nichts weiter?” Silke stand neben ihm. „Nein”, sagte Florian ruppig. „Ach, du bist vielleicht ‘ne trübe Tasse.” „Du mußt es ja wissen.” Florian hätte Silke am liebsten eine reingehauen Was bildete sie sich eigentlich ein? Er ließ sie stehen, drehte sich noch einmal um und sagte: „Blöde Ziege!”

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Silke streckte die Zunge heraus und lachte. Um ihren Mund zuckte es, als wollte sie losheulen. Was hatte er wieder angerichtet. Sich ausgerechnet mit Silke zu zanken! Er wurde selten böse. Meist ging er den anderen aus dem Weg. In der Kaufhalle schlenderte er an den Regalen vorbei, ehe er zwei Tüten Milch in den Korb legte. Zu Hause schmierte er sich ein paar Schnitten. Mutter kochte gern und nahm sich die Zeit, jeden Tag ein anderes schmackhaftes Gericht auf den Tisch zu stellen. Darauf freute er sich schon. Beim Essen würde sie erzählen, was sie auf der Arbeit mit den Kollegen erlebt hatte, und sie würde auch fragen, was sich bei Florian ereignet habe. Er konnte nie soviel berichten wie sie. Manchmal fing sie an mit ihm zu schimpfen, weil er immer nur rumhinge. Na ja, dachte Florian, jetzt in den Ferien müßte ich mir was vornehmen.

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Nachmittags ging er zur Schönhauser Allee. Er sah sich die Schaufenster an und reihte sich in die Schlange vorm Eisladen ein. Hier gab es gutes Eis. Von der Lychener Straße war es nur ein Sprung weit bis zur Schönhauser gewesen. Hinter ihm tauchten auf einmal zwei Mädchen aus seiner alten Klasse auf. „Mann, der Flori.” Sie kicherten. „Tach”, Florian nickte lässig. In seiner alten Klasse hatte er keine Freunde gehabt. Bei Ballspielen wurde er als letzte gewählt, obwohl er nicht ungeschickt spielte. Er interessierte sich nicht für Fußball, und da war er für die Jungen schon gestorben. Jetzt taten die Mädchen so, als wären sie mit ihm wer weiß wie befreundet gewesen. „Was machste denn so?” fragten sie. „Och, mir geht‘s gut. Die Wohnung ist prima. Mit Bad! Ein Zimmer hab ich auch für mich allein.”

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“Und die Schule?” “Soso, das Übliche. Ein paar in meiner Klasse sind nicht schlecht.” “Na ja, dann haste dich ja verbessert”, sagte das eine Mädchen. Florian kam es vor, als sei sie ein bißchen neidisch. Wirklich, wenn er es sich überlegte, vielleicht hatte er es gut getroffen. Und jetzt, wer weiß. Er dachte an Ernest. Der hielt sich bestimmt aus allen Cliquen raus, und Florian wäre nicht al1ein ein “Außenseiter”, wie es die Lehrer nannten. Um drei holte er Mutter vom Krankenhaus ab. Sie arbeitete als Schwester auf der Intensivstation. “Wart mal, ich will Onkel Horst noch anrufen. Vielleicht hatte er keine Zeit am Vormittag”, sagte sie und ging zur Telefonzelle an der Straßenecke. Florian hörte durch die Tür, wie sie Onkel Horst fragte, weshalb er sie nicht im Dienst angerufen

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hätte. “Aber du hattest doch versprochen”, sagte sie und ihr Gesicht wurde traurig. Sie legte schnell den, Hörer auf. “Mama, gab‘s heut viel zu tun?” fragte Florian, um sie abzulenken. „Ach, es war ganz ruhig. Die Woche fängt gut an. Und was hast du getrieben?“ „Nichts Besonderes“, sagte Florian. Sie schüttelte den Kopf. „Es gibt nun wirklich viele Kinder im Neubauviertel. Es müßte sich doch jemand finden für dich.“ „Laß mich in Ruhe“, brummte er. „Meine Güte, du mußt dich anstrengen und nicht alles auf dich zukommen lassen. Gibt es denn niemanden, der dir gefällt?“ „Schon. Aber ich kann doch nicht hingehen und sagen: Hier bin ich.“ „Das ist es eben. Zum Schluß passiert wieder dasselbe wie in der Lychener. Du hast überhaupt niemanden. Die Kinder

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fangen jetzt an, Freundschaften zu schließen. Bald wird es heißen, mit dem Flori ist nichts los.“ Je mehr Mutter ihn antrieb, um so widerwilliger wurde er. Aber so war sie nun einmal. Sie redete auf einen ein, daß einem alle Lust verging. Selbst Onkel Horst meinte das manchmal. Und wenn Florian wirklich etwas unternehmen wollte, war sie zu müde oder hatte keine Lust. „Gehen wir noch in die Kaufhalle?“ fragte er. „Jaja“, sagte sie und war gar nicht bei der Sache. Sie kaufte dennoch eine Menge ein, schon wegen des Großvaters, und fragte Florian immer wieder, ob sie noch etwas vergessen hätte. Vor der Kaufhalle nahm ihr Florian den Beutel ab. Auf dem Hof hopste Silke über ein mit Kreide aufgezeichnetes Feld. Andrea stand daneben. Immer dieselben Spiele.

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„Guten Tag, Silke“, sagte Mutter, weil Silke nicht grüßte. Das machte sie oft. Nicht nur Florian erzog sie, auch andere Kinder. Silke war es nicht peinlich. Sie lächelte die Mutter freundlich an. Für Florian hatte sie keinen Blick. „Ein nettes Mädchen“, sagte Mutter, als sie ins Haus gingen. „Ja.“ Florian wußte schon, was sie damit bezweckte. Das ist doch ein Mädchen für dich, Flori, sollte das heißen. Es gab Mohrrübeneintopf. Nicht gerade Florians Lieblingsgericht. Die Mutter streute viel Petersilie hinein und schmeckte mit Butter ab. Sie freute sich, als er ihr den leeren Teller noch. einmal hinhielt. „Und wegen Opa, stell du mal ein Programm auf“, sagte sie, als sie nach dem Essen ihre Tasse Kaffee trank. „Beispielsweise ‘ne Dampferfahrt. Das macht ihm bestimmt Spaß. Ich kann mir nur einen

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Tag freinehmen. Also, überleg du dir was. Opa soll sich bei uns wohl fühlen.“ Florian ärgerte sich über die Mutter. Sie hatte sich seit kurzem offenbar vorgenommen, ihn zur Selbständigkeit zu erziehen. Am nächsten Tag wachte Florian zeitig auf. Er freute sich auf Großvater und war aufgeregt. Lange vor der Ankunft des Zuges fuhr er nach Schönefeld. Auf den Bahnsteigen lag grelles Sonnenlicht. Er mußte die Augen zukneifen. An dem Fußgängertunnel suchte er sich einen Ausguck und beobachtete die einfahrenden Züge. Das machte Spaß. Wie die Menschen aus den Türen drängten! Erst kamen nur einzelne zum Abgang herauf, dann wurden es immer mehr, und schließlich mußte sich Florian ans Geländer pressen, um nicht von den vielen Reisenden weggeschoben zu werden. Dann verlor sich die Menge.

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Eine alte Frau mit sehr dicken Brillengläsern schleppte eine schwere Reisetasche. Mit einer Hand hielt sie sich am Geländer fest. Florian sah ihr zu und dachte, daß er ihr helfen müßte. Er konnte sich nicht gleich überwinden Doch hielt er es nicht aus, der alten Frau nur zuzusehen. „Darf ich die Tasche nehmen?“ sprach er sie an. „Das wäre nett“ sagte sie. „Die Treppe runter geht es, aber dann wieder hoch. Die Knie, weißt du. Keine Arzneien helfen. Das ist die Abnutzung, sagt der Arzt. Und mit der neuen Brille kann ich die Entfernungen nicht so gut abschätzen. Es ist eine Starbrille. Alles sieht man viel größer als in Natur.“ Die Frau redete und redete. Was Florian alles erfuhr! Er hätte viel früher nach Schönefeld fahren sollen, statt zu Hause mit Warten die Zeit totzuschlagen. Der Zug aus Karl-Marx-Stadt wurde angesagt. Hoffentlich blieb Großvater

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nicht bis zum Ostbahnhof sitzen. Von dort aus hätte er in der S-Bahn noch mal umsteigen müssen. Von Schönefeld gab es eine direkte Verbindung in das Neubaugebiet. Florian strengte sich an, den Großvater zu entdecken. Aber es waren einfach zu viele Menschen. Schließlich sah er ihn kommen. Florian ging ihm entgegen. Doch kam er gegen den Menschenstrom nicht an. Er wartete, bis sich Großvater auf wenige Schritte genähert hatte. „Opa“, sagte Florian und freute sich schon im voraus auf das überraschte Gesicht des Großvaters, der sich die ganze Zeit umgesehen hatte. „Flori“, sagte Großvater, strahlte und gab ihm einen Kuß auf die Wange. „Ist die Mama auch hier?“ „Mama hat Dienst.“. Sie gingen zusammen die Stufen hinunter. Florian fragte nach dem Gepäck des Großvaters. Er hatte nur eine Reisetasche

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aus blauem Leinen mit weißem Leder. „Prima Tasche.“ „Ja, die hat mir so ‘ne Junge in unserem Konsum verkauft, sie sagte, das wäre was Modernes.“ Fremd kam Florian der Großvater vor. Im Anzug, mit Schlips und Hut. In seinem Dorf im Erzgebirge trug er alte Hosen und abgenutzte Jacken, und er war auch in Florians Erinnerung viel größer gewesen. „Wenn du nichts weiter mit hast, können wir gleich essen fahren“, sagte Florian. „In die Grillbar am Alex.“ „Und was ißt man da?“ „Na, eben Gegrilltes. Pommes frites und gegrilltes Fleisch, ganz scharf.“ „Für mich würde schon was Einfaches reichen“, sagte Großvater. „Aber ich hab mir das ausgedacht.“ „Na gut, junger Mann.“ Großvater lachte.

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Sie stiegen in den Zug in Richtung Friedrichstraße ein. An den Stationen las der Großvater die Namen laut vor sich hin. In Treptow sah er erfreut auf die Spree mit den Möwen und den Schiffen der Weißen Flotte an der Anlegestelle. „Wir könnten eine Dampferfahrt machen, wie?“ Mama hat‘s mal wieder gewußt, dachte Florian. „Ach nee, den ganzen Tag auf so ‘nem Kahn und nichts wie Wasser, Bäume und nur ein paar Häuser und ‘ne Fabrik von weitem, das ist nichts. Ich wünsch mir, daß du mit mir in den Kulturpark gehst.“ „Kulturpark? Was wird denn für Kultur geboten?“ „Na ja, Riesenrad und so was.“ Florian zeigte auf das Riesenrad am Horizont über der Spree, das noch bis zur nächsten Station zu sehen war. „Wegen ‘nem Rummel hab ich mich nicht nach Berlin aufgemacht.“ Großvater

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schüttelte den Kopf. „Ist doch kein Rummel wie auf dem Dorf“, sagte Florian. „Hier ist mehr los.“ „Nein, nein. Ich kann auch allein ‘ne Dampferfahrt unternehmen. Du mußt nicht mit.“ „Ach, Mensch, was hab ich dann von deinem Besuch.“ „Du denkst, ich bin nur deinetwegen nach Berlin gekommen?“ „Nicht so laut“, sagte Florian, denn die Leute im Abteil beobachteten sie schon. Sie merkten sicherlich, daß Großvater vom Dorf kam. „Man möcht denken, es sollt auch noch was anderes geben als den ... Kulturpark“, lenkte Großvater ein. „Ins Naturkundemuseum gehst du erst recht nicht mit“, maulte Florian, dem die ganze Stimmung verdorben war. „Ins Museum? Warum denn nicht. Da bildet man sich.“

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Florian atmete auf. Im Alex-Grill nahmen sie an der Theke Platz. Das Essen schmeckte dem Großvater. „Mal was ganz anderes“, sagte er und pickte das letzte saure Paprikaschnipsel vom Teller. Florian hatte sich also das Richtige ausgedacht. „Das geht auf meine Kosten“, sagte Großvater. „Hier nehmen sie teure Preise.“ Florian zählte sein Geld. „Ich hab aber genug.“ „Tu mir den Gefallen. Heut lad ich dich ein.“ „Dann will ich wenigstens bezahlen“, sagte Florian. Großvater schmunzelte und gab ihm sein zerfledertes ledernes Portemonnaie. Florian rechnete schnell das Trinkgeld hinzu und sagte dem Kellner, auf welche Summe er herausgegeben haben möchte. Der Kellner starrte ihn kurz an. Florian wurde verlegen. Er rutschte vom Hocker,

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schob sich das restliche Geld in die Hosentasche und lief zur Tür, so daß sich Großvater beeilen mußte, ihm zu folgen. „Wie du das machst! Aber möcht das nicht ein bißchen viel Trinkgeld gewesen sein? Oder?“ „Nein. Onkel Horst sagt, zehn Prozent, das wäre richtig.“ „Soso, wer ist denn Onkel Horst?“ Florian hatte sich verplappert. Womöglich sollte Großvater gar nichts von Mutters Freund wissen? „Ein Bekannter“, sagte er ausweichend. Sie stiegen aus der S-Bahn und liefen den restlichen Weg zu Fuß. Florian war gespannt, wie Großvater das Neubauviertel fände. Er beobachtete ihn von der Seite. Großvater sah sich unterwegs alles genau an, die Kaufhalle an der Ecke, die Wohnblocks, die asphaltierten Straßen, die Grünflächen und die Schwimmhalle. Er sagte

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nichts. Auch in der Wohnung wartete Florian vergeblich auf ein Wort Großvater war nicht sehr für die Stadt. Florian zeigte ihm das Bad. „Ja, das ist ein Komfort“, sagte Großvater nun endlich. Er sagte Komm-fort wie Geh-weg. Das war ulkig. Er sagte zum Beispiel auch Bonbondahlchen zu Blumen, die Pompondahlien hießen. Dann traten sie auf den Balkon, damit er die Aussicht bewundern könnte. Nebenan säte Frau Müller in einem Blumenkasten etwas aus. Sie war eine freundliche Frau, ein bißchen jünger als der Großvater, und ganz allein. „Was wird denn das?“ fragte Florian. „Gartenkresse. Ich müßte nur größere Kästen haben. Ich esse gern Salat.“ „Ja, sie schmeckt streng, aber angenehm würzig.“ Großvater beugte sich über den Rand des Balkons, um Frau Müller besser sehen zu können. „Gibt’s keine größeren

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Kästen zu kaufen?“ „Ab und zu schon.“ „Mama will Zwergkoniferen anpflanzen“, sagte Florian. „Na, ob die kommen“, sagte Großvater. „Mein Opa versteht ‘ne Menge davon.“ „Aha.“ Frau Müller sah den Großvater erfreut an. „Na, na, er übertreibt“, sagte Großvater. Ihm schien Frau Müller zu gefallen. „Er heißt Herr Thiel“, sagte Florian. Frau Müller lachte und nannte ihren Namen. Sie nickten ihr noch einmal zu und gingen in die Wohnung zurück. Florian konnte gar nicht erwarten, bis Großvater sich in seinem Zimmer etwas ausgeruht hatte. Aus dem halben Stündchen wurde jedoch bald eine Stunde. Florian schaltete den Fernseher ein. Schließlich kam Großvater mit verschlafenem Gesicht ins Wohnzimmer. „Bin ich doch eingenickt“,

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sagte er. „So was.“ „Gehen wir noch ins Museum?“ fragte Florian. „Heute? Ach nein. Morgen. Weißt du, ich mußte zu nachtschlafener Zeit aufstehen, damit ich den Bus und nachher den Zug nicht verpaßte. Mir fallen gleich wieder die Augen zu.“ Sie einigten sich, in eine Eisdiele zu gehen. Das war nicht so weit. Florian fand es gut, daß das Neubauviertel inmitten eines Altbaugebietes lag. Man konnte sich aussuchen, ob man in das Wohngebietsrestaurant oder in eine kleine Eckkneipe gehen wollte. Die Eisdiele war zu einer Hälfte eine Konditorei. Sie bestellten sich jeder einen Eisbecher mit Früchten und Sahne. Und als sie an dem Marmortischchen saßen, stellte sich der lange Ernest in der Reihe an. Florian konnte vor Aufregung nicht essen. „Guck mal“, sagte er zu Großvater.

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„Ja, was ist denn?“ „Der im roten Hemd, das ist Ernest.“ „Dein Freund?“ „Ja“, log Florian. Er wußte gar nicht, wie ihm der Schwindel so schnell von den Lippen gegangen war. „Dann soll er sich doch zu uns setzen“, sagte Großvater. „Ich würde ihn gern kennenlernen." „Das geht nicht.“ Florian wurde über und über rot. „Er will das nicht.“ „Schade.“ Ernest blickte stur geradeaus. Bestimmt hatte er Florian und den Großvater entdeckt und tat, als würde er sie nicht bemerken. „Das ist schön, daß du jetzt Freunde hast“, sagte Großvater. „Na ja, nicht direkt“, sagte Florian, der die Freude des Großvaters ein bißchen dämpfen wollte. „Übrigens hat sich das Rudolph-Kläusel

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nach dir erkundigt.“ „Ja?“ Florian freute sich. Das RudolphKläusel war ein Jahr älter als Florian, und wohnte im Haus neben dem Großvater. „Kannst ihm auch einen Gruß bestellen. Vielleicht will er mal nach Berlin.“ „Wenn deine Mutter einverstanden ist“, sagte Großvater. Florian hatte einen Jungen eingeladen. Er staunte über sich. Und er wurde sogar noch mutiger. „Nächste Woche beispielsweise habe ich Zeit“, sagte er. „Das Kläusel wollt schon gerne“, sagte Großvater. „Und wo ihr jetzt zwei Zimmer habt.“ „Ach ja“, seufzte Großvater später. „Nun mit der neuen Wohnung zieht’s euch erst recht nicht mehr zu uns. Viele junge Leute kommen aus der Stadt und finden Gefallen an unserer Gegend.“ Florian dachte an das Dorf des Großvaters, die Riesenställe, die großen

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Maschinen, die gut gewartet werden mußten, und den dichten Mischwald um den Ort mit den Schonungen und Holzschlägen. „Vielleicht gehe ich später aufs Dorf“, sagte er. „Ja? Könnt dir das gefallen?“ Großvater wurde vergnügt. Er arbeitete halbtags und machte sich überall im Dorf handwerklich nützlich. Und natürlich wollte er Florian und die Mutter oft bei sich haben. Am Abend lungerte Florian noch eine Weile auf dem Wohnhof herum. Großvater wollte mit der Mutter allein reden. Aus einem Trabant stieg Andrea mit ihren Eltern. Sie faßte den kleinen Bruder bei der Hand, der nun wohl wieder gesund war. Als Florian die Familie sah, kam er sich allein mit der Mutter bedauernswert dagegen vor. Aber ihm fiel ein, daß der Großvater zu Besuch war und daß sie morgen ins Museum gehen würden. Und

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während er überlegte, tauchte Ernest im roten Hemd am Ende der Straße auf. Florian bemühte sich, in eine andere Richtung zu sehen. „Hallo, Flori“, sagte Ernest, und Florian war nicht so überrascht wie am Tag zuvor. „Hallo, Ernest.“ Ernest blieb vor Florian. stehen, der sich auf die steinerne Umfassung eines Blumenbeetes gesetzt hatte. „War das dein Großvater in der Eisdiele?“ Hm, wollte Florian sagen. Es erschien ihm zuwenig, wenn Ernest sich schon die Mühe machte, ein Gespräch mit ihm anzuknüpfen. „Ja, das ist mein Großvater“, sagte er. Das war immerhin schon ein Satz. „Er kommt wohl vom Dorf?“ „Aus dem Erzgebirge“, sagte Florian. Und ihm fiel ein, was er noch über den Großvater sagen konnte. „Er arbeitet im Forst.“

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„So kommt er mir auch vor“, sagte Ernest. „Meine Großeltern leben in Mecklenburg. So ‘ne winzige Klitsche mit einem großen See ganz in der Nähe.“ „Fährst du in den Ferien oft hin?“ „Manchmal. Meine Alten sind nicht so sehr für diese Gegend zu haben. Sie behaupten, es wäre langweilig auf der Klitsche.“ „Aber deswegen kannst du doch hinfahren“, sagte Florian. „Ach, ich weiß nicht. Ich kenne niemanden. Allein ist öde." Florian stimmte ihm zu. Er fühlte sich unheimlich zufrieden, weil er sich mit Ernest einig war. Am liebsten hätte er noch gesagt, daß er mit dem Großvater in das Naturkundemuseum gehen wollte. Das könnte Ernest womöglich als Einladung auffassen. Florian wollte nicht, daß Ernest ihn aufdringlich fand. Am Morgen frühstückten Großvater und

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Florian ausgiebig. Florian kochte mit der Kaffeemaschine von Onkel Horst Bohnenkaffee. Er wärmte Schrippen auf, die Großvater Brötchen nannte, und war stolz, Gastgeber zu sein. Großvater sagte nichts. Florian aber spürte, daß es ihm gefiel. Auf der Treppe sprang ihnen Silke entgegen. Sie wollte schnell an ihnen vorbei Florian sagte ganz laut: „Morgen.“ „Morgen“, sagte Silke. „Wir gehen ins Naturkundemuseum, willste mit?“ fragte Florian voller Übermut. „Ach“, sagte Silke. „Nee, nee.“ Sie kam gar nicht wieder zu sich. Nun glaubte der Großvater wirklich, daß Florian mit vielen Kindern befreundet war. Etwas Besseres als das Naturkundemuseum hätte ihm nicht einfallen können. Das riesige Skelett eines Sauriers war die Hauptattraktion, und Großvater bestaunte

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es wie Florian. In jeder Vitrine las Großvater aufmerksam durch, was zu den Funden geschrieben war, während Florian lieber schnell durchgegangen wäre. Großvater betrachtete Stück um Stück die Versteinerungen, die Knochenfunde. Florian blieb nichts anderes übrig, als auch die Erklärungen zu lesen. Er merkte, es war interessanter, als durch das Museum zu hetzen. Als sie die Ausstellungen besichtigt hatten, zeigte die Uhr Mittag an. Sie verließen das große Gebäude und standen einige Minuten unschlüssig auf dem Platz. „Hier in der Nähe ist die Charité", sagte Florian. „Ja, die kennt man.“ Sie entschlossen sich, nicht essen zu gehen, sondern nach Hause zu fahren. Großvater war vom vielen Laufen und Stehen müde geworden. Aber Florian auch. Er schlug ein paar Eier in die Pfanne.

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Das konnte er gut. Er servierte sie mit Ketchup und Brot. Warmes Essen würde es erst abends geben, wenn Mutter nach Hause kam. „Meine Güte, was du alles fertigbringst“, sagte Großvater und aß hastig das Ei mit Brot. „Ist doch nur Spiegelei. Ich kann noch mehr: Bratkartoffeln und Eierkuchen.“ „Ja, selbst ist der Mann“, sagte Großvater. „Jetzt fehlt mir ein Bierchen.“ Er lehnte sich in den Sessel zurück. Zum Glück fand Florian im Kühlschrank eine Flasche. Er war zufrieden, daß er Großvater bedienen konnte. Irgendwie gefiel er sich selbst. Ja, er konnte, wenn er wollte. Großvater hörte Frau Müller auf dem Balkon nebenan. Er stand auf, ging hinaus und unterhielt sich mit ihr. Florian staunte, wie schnell das bei Großvater ging mit dem Bekanntschaftenmachen.

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Am Nachmittag fuhren sie ins Stadtzentrum. Großvater wollte nicht auf den Fernsehturm, weil sie ihn schon beim letzten Besuch im Winter besichtigt hatten. So schlenderten sie die Rathauspassage entlang. „Meine Güte, wieviel Menschen hier herumlaufen. Man möcht denken, es werden immer mehr“, sagte Großvater. Sie blieben lange an den Wasserspielen sitzen und genossen den kühlen Hauch, wenn der Wind Wasserspritzer von den Fontänen in ihre Richtung trieb. Großvater beobachtete das Treiben auf den Gehsteigen und vor den Geschäften. Florian erzählte ihm von der Geschichte des Neptunbrunnens, der immer wieder von Touristen fotografiert wurde. Dem Großvater gefielen die Urlauber, die unternehmungslustig hin und her liefen und überall nach Sehenswürdigkeiten suchten.

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„Und was machen wir morgen?“ fragte Florian den Großvater. Er hatte sich schon vollkommen daran gewöhnt, den Stadtführer zu spielen. „Morgen?“ „Du könntest mit mir rausfahren nach Grünau zum Baden.“ „Nein, nein.“ „Oder Tierpark. Aber bei der Hitze.“ „Ach“, sagte Großvater, „ich ... ich hab eine Einladung zu einem Maler.“ „Was?“ Florian sperrte den Mund auf. Woher kannte Großvater einen Maler? „Vielleicht ist’s deiner Mutter möglich, sich morgen freizunehmen. Dann brauch ich nicht allein hin.“ „Und ich?“ „Du? Ich weiß nicht. Vielleicht ist’s erlaubt, daß ich meinen Enkel mitbringe. Doch, doch. Nur ... weißt du, er hat ein Bild von mir gemalt. Und das soll ich mir ansehen. So ein Maler ist vielleicht ein

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empfindlicher Mensch. Und wenn es dir womöglich nicht gefällt, darfst du es dir nicht anmerken lassen. Weil, er hat sich ja große Mühe gegeben, da bin ich sicher.“ „Also, nur so tun als ob? Wie soll er denn deine wahre Meinung erfahren? Großvater, du hast wohl ein bißchen Angst vor dem Maler?“ „Nein, nein, so ist es ja nicht“, sagte Großvater. „Ich möchte eben nicht unhöflich sein.“ „Na ja, aber wenn dir das Bild nicht gefällt? Außerdem weißt du das ja noch gar nicht.“ „Wirklich, da hast du recht. Vielleicht bin ich ganz begeistert.“ Abends wartete Florian vor dem Haus, ob Silke oder Andrea oder vielleicht sogar Ernest herunterkommen würden. Er warf Steinchen in die Luft, die er mit dem Handteller aufzufangen versuchte, und

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pfiff vor sich hin. Großvaters Besuch und die Aussicht, einen Maler kennenzulernen, stimmten ihn froh. Florian hatte Glück. Es gab Tage, die brachten alles, was er sich wünschte. Und heute war so ein Tag. Schon von weitem erkannte er das rote Hemd. Er hätte am liebsten gerufen oder gewinkt. Statt dessen blieb er stumm und rührte sich nicht von der Stelle. Doch Ernest sollte nicht glauben, er, Florian, beachte ihn nicht. Er blickte dem Jungen entgegen. Und es wirkte: Ernest blieb stehen. „Na“, sagte er. „Na?“ sagte Florian. „Was gibt’s Neues von deinem Großvater?“ Es half ihnen, daß sie mit Großvater einen Gesprächsstoff hatten. „Heute waren wir im Naturkundemuseum“, sagte Florian. „Interessiert er sich für so was?“

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„Ja. Das hatte ich auch nicht gedacht.“ „Und du?“ „Ach, für mich war’s auch interessant.“ „Sammelst du etwa?“ fragte Ernest. Florian wußte nicht, was er sagen sollte. Entweder gefiel es Ernest, daß er sammelte, oder Ernest lachte ihn aus. So genau merkte man das seinem Ton nicht an. Florian wollte gern etwas sagen, was dem anderen gefiel. Doch er entschloß sich, für alle Fälle bei der Wahrheit zu bleiben. „Nein.“ „Mein Alter sammelt“, sagte Ernest. Noch war nicht zu erkennen, ob er das gut fand. „Er hat einen Haufen Steine. Jetzt brachte ihm eine Tante von mir einen Stein aus Brasilien mit.“ „Deine Tante war in Brasilien?“ „Ach wo, nee, sie hat ihn drüben in einem Laden gekauft. Steine sind groß in Mode.“ „Ich hab keine Tante drüben“, sagte Florian

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und wurde plötzlich böse. „Na und?" sagte Ernest. „Ich würd keine Steine sammeln. Ich sammle überhaupt nichts, nicht einmal Briefmarken. Und ich bau auch keine Flugzeuge.“ „Du bist ja drollig“, sagte Ernest. „Ich sammle auch keine Briefmarken. Deswegen mußt du nicht gleich beleidigt sein. Was mich interessiert, ist Sport.“ Da haben wir’s, dachte Florian. Wahrscheinlich ist er ein großer Fußballfan. Patzig war Ernest jedoch nicht. Florian hielt das für ein gutes Zeichen. „Und was?“ fragte er. „Fußball?“ „Fußball? Wo sie wie irre hinter einem Ball herrennen? Nicht unbedingt. Judo. Ich trainiere seit ‘nem halben Jahr beim SC Dynamo.“ „Ach ja?" Judo zu können mußte gut sein. Bei dieser Sportart spielte es keine Rolle, daß Florian kein Muskelprotz war. In der

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Klasse würde er womöglich bewundert werden. Aber noch nie hatte er sich überwinden können, in eine Trainingsgruppe einzutreten. Er befürchtete, ausgelacht zu werden. „Soll ich dir mal einen Griff zeigen?“ fragte Ernest. Florian nickte. Ernest streckte Florians Arm nach vorn, legte seinen eigenen unter und drückte Florians Hand nach vorn, so daß dessen Oberkörper kippte. Florian schaffte es nicht, sich aus dem Griff zu lösen. „Aua“, sagte er. Ernest lachte. „Kleinigkeiten.“ „Zeigst du’s mir mal?“ „Hm.“ Ernest führte jede Bewegung langsam vor. Es gelang Florian nicht, den anderen ins Wanken zu bringen. „Na ja, bißchen Kraft gehört auch dazu.“ Florian war niedergeschlagen. „Mann, du gibst wohl immer gleich auf.“

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„Quatsch.“ Schnell überlegte Florian, wie er die Schlappe wieder wettmachen konnte. „Morgen gehen wir zu einem Maler.“ Er beobachtete, ob das einen Eindruck auf Ernest machte. „Nicht zu einem für die Wände. Zu einem, der Bilder malt.“ Er wollte sicher sein, daß Ernest ihn richtig verstand. „Er hat meinen Großvater gemalt, und der soll sich nun das Bild ansehen.“ Ernest sagte nichts. „Er ist ein paar Wochen im Erzgebirge gewesen und hat Landschaften gemalt und auch meinen Großvater. Wie findest du das?“ „Allerhand“, sagte Ernest. „Ein Kunstmaler. Ich habe noch nie einen erlebt Ob ich mitgehen könnte, morgen?“ „Natürlich“, sagte Florian, erst dann fiel ihm ein, daß Großvater nicht einmal ihn hatte mitnehmen wollen. Aber er mochte Ernest den Wunsch nicht abschlagen.

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Irgendwie würde er Großvater schon überzeugen. „Oder vielleicht will’s dein Großvater nicht.“ „Doch, doch. Bestimmt. Er liebt Gesellschaft. Du mußt aber kommen, sonst steh ich blöd da vor ihm.“ Mutter holte am nächsten Morgen ihr schönstes Kleid aus dem Schrank. Sie schminkte sich länger als sonst. Großvater sah vor Aufregung bleich aus. Florian mußte seinen Sonntagsanzug anziehen. Er fragte sich, ob Ernest wohl vor dem Haus stünde. Als er die herausgeputzten Erwachsenen betrachtete, schien ihm immer unwahrscheinlicher, daß Ernest mitgehen würde. Weil Mutter nicht fertig wurde, gingen Großvater und er schon hinunter. Die Mutter würde sich dann sicher beeilen. Vor den Wohnblocks war kein Ernest zu sehen. Silke stand mit anderen Mädchen

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vor einem Kinderwagen. Sie drehte sich kurz zu Florian um. Er merkte, wegen des Großvaters wagte sie nicht, irgendeine Bemerkung zu machen. Florian nickte ihr zu und lachte verlegen. Er fühlte sich in seinen guten Hosen und der hellen Jacke, mit dem stumm wartenden Großvater zusammen, nicht wohl. Die hübsche Andrea war bestimmt mit ihren Eltern und dem Bruder in Urlaub gefahren. So hatte Silke keine feste Freundin. Noch immer tauchte Ernest nicht auf. Florian nahm es als Zeichen, daß er nicht kommen würde. Nebenan wurde die Haustür mit einem Ruck geöffnet, und Ernest sprang die beiden Stufen herunter. Er trug wieder das rote Hemd. Ernest gab dem Großvater die Hand und machte einen Diener. Florian starrte ihn an. Ernest glaubte wohl, er müsse bei Großvater besonders brav

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sein? Florian nickte er nur zu. „Ich kann nicht mit“, sagte er, und seine Stimme klang, als hätte er einen Frosch verschluckt. „Ich hab gestern nicht dran gedacht.“ „Na ja, kann man nichts machen“, erwiderte Florian. Er war froh, daß der andere überhaupt gekommen war. Und wenn auch nur, um sich zu entschuldigen. „Vielleicht sehen wir uns heut abend.“ Florian fiel es gar nicht schwer, solch einen Vorschlag zu machen. „Vielleicht.“ Ernest hatte es auf einmal sehr eilig. „Ich muß...“ „Ein höflicher Junge ist ‘ne wahre Seltenheit.“ Großvater lächelte belustigt. „Ja“, sagte Florian. „Sonst ist er nicht so.“ Endlich trat die Mutter aus der Haustür. Großvater und Florian nahmen sie in ihre Mitte.

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Der Maler wohnte im Prenzlauer Berg. Als sie vor einer Eckkneipe anlangten, dachten sie zuerst, sie hätten sich in der Adresse geirrt. Doch durch die Fensterscheiben sahen sie Bilder an den Wänden. „Hm.“ Großvater betrachtete die Straße mit den alten Häusern, alle fünf Stockwerke hoch, mit großen Hausfluren, die zu Hinterhöfen führten. „Ich habe gedacht, ein Maler wohnt mitten im schönsten Grün. Wo bekommt er denn hier Anregungen her? Scheußlich“, sagte Großvater und schüttelte den Kopf. Mutter lächelte. Sie kannte seine Abneigung gegen die Stadt. „Wenigstens ihr wohnt jetzt besser“, sagte Großvater. Florian fühlte sich in dieser Straße wie zu Hause. Der kaputte Kinderwagen, der auf der Straße stand und in dem sich die Kinder gegenseitig herumfuhren, die alten

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Tratschtanten, die aus den Fenstern der Erdgeschosse lehnten, und die kleinen Läden, all das gab es im Neubaugebiet nicht mehr. Florian überfiel ein bißchen Heimweh. Aber hier hatte er nie Freunde gehabt und war überall allein herumgestromert. Und duschen konnten sie sich nur im Bad in der Oderberger Straße. „Soll ich klingeln?‘ fragte Florian. Der Maler öffnete die Tür. Das soll ein Künstler sein, dachte Florian enttäuscht. Nicht einmal einen Bart hat er. Immerhin saugte er an einer Pfeife. In der ehemaligen Kneipe fühlte sich Florian doch beklommen. Auf dem Boden aneinandergestellt, in Regalen gestapelt, an den Wänden aufgereiht – überall Bilder! An die Kanten der Regale waren mit Reißzwecken Fotos geheftet. Dazu Zeitungsausschnitte und Plakate von Ausstellungen. In einem Glaskasten schimmerten Schmetterlinge. Ein Stroh-

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blumensträußchen in einer Papiermanschette schwebte an einem rosa Schleifchen unter einem gußeisernen geschwungenen altertümlichen Armleuchter. Auf dem Fußboden standen braune und blaue Töpfe aus Steingut. In einem steckten Pinsel, ein anderer diente als Vase für einen Strauß zartrispigen Grases, das ständig zitterte. Überall, auf dem Tisch in der Mitte des Ateliers, in den Regalen, auf den Fensterborden, drängten sich Flaschen mit Flüssigkeiten. Farbtuben lagen in einem Holzkasten. Flaschen und Gläser stauten sich in den Ecken. Es herrschte Wirrwarr, und doch schien ein jedes Ding hierherzugehören. Die Unordnung machte einen bunten, vergnügten Eindruck. „Ach, ist das schön“, sagte Mutter mit einem begeisterten Seufzer vor einem Bild, das, einen Hafen zeigte. Vielleicht erinnerte sie sich an ihren Urlaub auf der Insel Rügen.

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Selten sah Florian die Mutter so, wie sie heute war. Eine große, sehr schlanke Frau mit rötlichem, hinten zusammengebundenem Haar und heller Haut. Der Maler beobachtete sie. Florian fand es ein bißchen unverschämt, weil man Leute nicht so lange anguckte. Ob man Künstlern nachsehen mußte, daß sie manchmal besonders neugierig waren? Florian ließ seinen Blick über die Stadtlandschaften und Porträts wandern. Einmal glaubte er die Straße zu erkennen, in der der Maler wohnte. Aber sie sah anders aus. Viel schöner, mit viel Blau. Florian konnte sich nur an graue Häuser erinnern. Der Großvater, die Mutter und Florian standen eine Zeitlang schweigend. Auch der Maler sagte nichts, erklärte nichts. Endlich griff er hinter die Staffelei. „Am besten können Sie es betrachten, wenn Sie ein paar Schritte zurücktreten“, sagte er.

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Das Bild des Großvaters. Im Hintergrund eine Landschaft. Deutlich zu erkennen eine Gegend aus dem Erzgebirge. Und Großvater? Florian sah schnell vom Bild auf den leibhaftigen Großvater, der sich nicht rührte. War er dem Bild nun ähnlich? Nein. Wie er hier stand, im Anzug, mit dem Hut in der Hand, überhaupt nicht. Der auf dem Bild machte einen starken, gelassenen Eindruck, als ob ihn nichts aus der Ruhe brächte. Das war der Großvater vom Dorf, den alle Leute um Hilfe fragten und der immer Rat wußte. Opa Thiel nannten sie ihn alle. Florian drehte sich zur Mutter und zum Großvater, die beiden starrten auf den Boden. Der Maler schaute weg. „Toll“, sagte Florian. „Wirklich, Großvater, wie du aussiehst. Das Bild würde ich mir über mein Bett hängen und jeden Abend ansehen.“ „Ja, gefällt es dir?“ fragte der Maler.

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„Zuerst war ich erschrocken. Ist doch was anderes als auf einem Foto.“ „Das will ich meinen.“ Der Maler wandte sich Großvater zu. „Und was halten Sie von dem Bild?“ „Es stimmt schon, was der Junge sagt, Herr Wagner. Es ist ungewohnt, wenn man sich selber gegenübersteht. Man kennt sich ja aus dem Spiegel. Aber so ein Bild ...“ Großvater zwinkerte, dankbar, daß Florian dem Maler seine ehrliche Meinung gesagt hatte. „Doch, eine Ähnlichkeit ist deutlich zu erkennen“, sagte nun auch Mutter übertrieben erfreut. „Es kommt nicht auf äußere Ähnlichkeit an“, sagte Herr Wagner. „Dafür ist ein Foto besser. Ein Maler geht über die äußerliche Abbildung hinaus.“ „Ach.“ Mutter war von Herrn Wagner eingeschüchtert. Sie tat Florian leid. Wie streng ging der Maler mit ihr um.

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„Und doch ist das Bild Großvater auch ähnlich“, sagte Florian widerspenstig. „Warum hätte Großvater herkommen sollen, wenn das egal ist.“ Herr Wagner nickte. „Natürlich spielt das auch eine Rolle. Aber ich will etwas über den Charakter des Menschen aussagen, über seine Haltung zum Leben, zur Umwelt.“ „Deshalb zeigen Sie auch im Hintergrund das Dorf, nicht?“ Florian wunderte sich, wie er mit dem Maler immer weiter redete. Vielleicht, weil der ihm so ernsthaft auf alles antwortete. Herr Wagner seufzte. Es klang zufrieden. „Ich glaube, ich werde das Bild in eine Ausstellung geben. Ich konnte mich bisher nicht entschließen, aber die Freude des Jungen ...“ „In eine Ausstellung? Du liebe Zeit“, sagte Großvater. „Wo sich das Bild jeder ansehen kann. Das wäre furchtbar.“

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„Meine Güte, Opa“, sagte nun Mutter. „Freu dich doch. Du wirst noch berühmt.“ „Das hat mir gerade gefehlt.“ Der Großvater brummte. „Wo wird die Ausstellung sein?“ fragte Florian. „Ich möchte mit meinem Freund hingehen.“ Er merkte, wie ihn die Mutter erstaunt musterte. Sollte sie nur. „Erst muß eine Jury entscheiden, ob das Bild in die Ausstellung kommt. In vier Wochen oder in sechs, da weiß ich es“, sagte Herr Wagner. „Darf ich noch mal vorbeikommen?“ fragte Florian. „Natürlich, ich freue mich über Besuch.“ „Florian malt auch ganz hübsch“, sagte Mutter. „Aber er hat selten Lust. Er kann Ihnen ja mal paar Zeichnungen mitbringen.“ Florian wurde schrecklich heiß. „Ich

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verschmiere immer alles.“ Herr Wagner sog an seiner Pfeife. Sie war ausgegangen. Er hielt ein brennendes Streichholz an den Pfeifenkopf, und sie dampfte wieder. „Bring ruhig was mit.“ „Recht schönen Dank, daß wir kommen durften“, sagte Mutter. „Ich danke Ihnen“, sagte der Maler, „und besonders Ihnen, Herr Thiel, daß Sie Wort gehalten haben. Vielleicht gewöhnen Sie sich noch an Ihren Anblick auf der Leinwand.“ „Könnte man ein Foto von dem Bild haben?“ fragte Großvater. Florian hätte gern gelacht. Er verzog keine Miene. „Ein Dia oder Schwarzweiß, ich werde sehen“, versprach der Maler. Mit einem Mittagessen im Operncafé feierten Großvater, Mutter und Florian das Bild. Florian nahm sich vor, später viel Geld zu verdienen, um das Bild zu kaufen.

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Dann würde ihn jeden Tag der Großvater ansehen, obwohl er in Wirklichkeit nicht bei ihm war. Oder vielleicht lernte Florian selber malen? Immerhin hatte er in Zeichnen gute Zensuren. Am Abend hielt Florian auf dem Wohnhof nach Ernest Ausschau. Leider war er nirgendwo zu erblicken. Florian nahm seinen Mut zusammen und klingelte. Die Haustür wurde geöffnet. Ernests Mutter war an der Wohnungstür. „Was gibt’s?“ fragte sie. „Kommst du wegen Flaschen und Altpapier?“ „Nein.“ Florian wurde verlegen. „Ist Ernest da?“ Sie drehte sich um. „Ernest! Für dich!“ Er kam zur Tür geschlappt. „Nanu? Flori?“ Er steckte das Hemd in die Hose. Die Mutter verschwand in der Wohnung. „Ich wollte nur Bescheid sagen, wegen des Malers.“ Diesen Satz hatte sich Florian zurechtgelegt. Er war kurz, so daß er ihn

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sich merken konnte. „Ach so, ja“, sagte Ernest. „Wie war’s dort?“ „Schön. Das Bild kommt in ‘ne Ausstellung. Wahrscheinlich. Da können wir’s uns ansehen.“ „Willst du reinkommen?“ fragte Ernest. „Ich? Nein, eigentlich nicht.“ „Du kannst wirklich reinkommen.“ Florian wußte nicht, was er tun sollte. „Ich muß zurück zu meinem Großvater“, sagte er schließlich. „Er fährt morgen.“ Das war eine gute Ausrede. „Am Freitag?“ sagte Ernest. „Wir fahren aufs Grundstück raus. Also dann, bis Montag.“ Ernests Mutter sah aus der Küchentür. „Mußt du denn den Jungen draußen stehenlassen!“ „Nein.“ Ernest war gereizt. „Er hat’s eilig.“ „Na, tschüs dann“, sagte Florian. „Bis

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Montag.“ Er sprang in großen Sätzen die Treppe hinunter. Ernest wohnte im fünften Stock. Natürlich hätte Florian auch den Fahrstuhl nehmen können. Aber er mußte jetzt überschüssige Kraft loswerden. Nun brauchte er nur ein Wochenende zu warten, bis der Montag kam. Zu Hause stritt sich Mütter mit dem Großvater. „Warum mußt du denn schon am Freitag fahren“, sagte sie. „Du bist ein richtiger Dickkopf.“ „Ich habe es dir schon hundertmal gesagt. Willst du mich nicht verstehen?“ „Ich habe das Wochenende frei! So was Verrücktes“, sagte die Mutter. „Ich könnte mich aufregen.“ Ihre Stimme klang schrill. „Du kommst, du fährst, wie es dir paßt. Nach uns fragst du gar nicht. Aber so seid ihr Männer. Einer wie der andere. Horst will mir auch einreden, so was wäre modern Das ist ja bequem.“ Mutter schneuzte sich. Florian begriff, daß sie

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enttäuscht war von Onkel Horst. Großvater blieb still. Florian wagte sich ins Wohnzimmer. „Wo bleibst du denn so lange?“ sagte die Mutter, immer noch böse. Er zog es vor, keine Antwort zu geben, bis sie sich beruhigte. Onkel Horst war wieder auf Dienstreise, oder er gab es vor. Manchmal glaubte Florian ihm nicht mehr. Und Mutter wollte unbedingt, daß Großvater noch das Wochenende bliebe. Das verstand Florian. Zu dritt war es angenehmer. Aber Großvater hatte seinen eigenen Kopf. „Nun ärgert euch mal nicht“, sagte er. „Ich komme ja wieder.“ „Ja, wann denn“, rief Mutter. „Im nächsten Sommer, ja?“ „Nein, noch im Herbst, wenn’s euch recht ist.“ Mutter war plötzlich ganz still. „Nanu, was steckt dahinter?“

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„Nichts. Ich denke, ich soll öfter kommen.“ „Ja, aber daß du gleich im Herbst kommen willst! Entschuldige, sonst kann man dich nie herkriegen.“ „Der Herbst kann ja auch schön sein in der Stadt. Vor allem, wenn man rausfährt und beispielsweise ‘ne Dampferfahrt macht. Ich hab mich schon mit Frau Müller verabredet.“ „Frau Müller?“ fragte Mutter. „Die Frau vom Balkon nebenan“, erklärte Florian. „Na gut“, sagte Mutter. „Wenn eine Frau Müller nötig ist, damit du zu uns kommst, meinetwegen.“ „Ich brauch eben ein bißchen Gesellschaft in meinem Alter. Ein alter Mensch will sich über andere Probleme austauschen als ein junger. Und da treffen sich die Wünsche von Frau Müller und mir.“ „Du hättest wenigstens das Wochenende

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bleiben können“, sagte Mutter nun ganz ruhig. „Gut, das nächste Mal bleibe ich über Sonntag. Es ist nur ein wenig schwierig mit dem Vieh, das will ja auch versorgt sein. Im Bett dachte Florian noch einmal an den vergangenen Tag: wie Ernest sich am Morgen entschuldigt hatte, und wie aufregend es bei Herrn Wagner gewesen war. Er dachte an Frau Müller, die sich mit Großvater für den Herbst verabredet hatte, und er dachte an seine Verabredung mit Ernest. Vielleicht würde der ihn sogar zum Judotraining mitnehmen? Florian schlief zufrieden ein. Am nächsten Tag brachte er den Großvater zum Bahnhof. Während sie auf die Einfahrt des Zuges warteten, sagte Großvater plötzlich: „Na, was soll ich dem RudolphKläusel bestellen?“ „Nächste Woche ist vielleicht ein bißchen

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kurz, in den Herbstferien könnte er kommen.“ „Ja, ich denke auch“, sagte Großvater. „Kann ich’s ihm schon ausrichten?“ Florian nickte. „Wenn Mama einverstanden ist. Mußt du denn wirklich heute schon wieder zurückfahren?“ Großvater lachte. „Der Garten, das Häuschen, Tante Leni, alle brauchen mich.“ „Und wir? Und Frau Müller?“ setzte Florian schnell hinzu. „Bei euch bin ich nur auf Besuch, das ist was anderes.“ „Wenn ich zu dir komme, bin ich doch auch auf Besuch. Und trotzdem bleibe ich lange.“ „Nein, das ist nicht wahr“, sagte Großvater. „Bei mir seid ihr nicht auf Besuch. Bei mir seid ihr zu Hause.“ „Dann haben wir zwei Zuhause?“ „Wenn man in so ‘ner Stadt überhaupt zu

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Hause sein kann“, brummte Großvater. „Doch“, sagte Florian. „Wir kommen oft zu dir. Du mußt nicht traurig sein.“ „Ich ärgere mich über mich selber. Ich hatte nur einen kurzen Aufenthalt bei euch eingeplant. Na, wenn du mit Mama im Urlaub warst, liefert sie dich bei mir unten ab. Da gibt’s schon Pflaumen und Äpfel. Es sind ja nur ein paar Wochen.“ Auf dem Rückweg vom Bahnhof traf Florian Silke. „Ist dein Opa noch da?“ Sie schien nicht mehr eingeschnappt. „Ich hab ihn zur Bahn gebracht. Im August fahr ich runter zu ihm.“ „Wo ist ‘n er zu Hause?“ „In Ottenhain, Erzgebirge.“ „Toll“, sagte Silke. „Da kannst du immer wegfahren.“ „Hast du auch einen Großvater?“ „Eine Großmutter“, sagte Silke. „Die wohnt in Berlin.“ „Ach so“, sagte Florian. „Wo hast ‘n deine

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Freundin gelassen“, setzte er hinzu, damit das Gespräch nicht so schnell zu Ende ging. „Andrea? Die ist mit ihren Eltern weggefahren und mit dem kleinen Bruder.“ „Hab ich mir schon gedacht.“ Florian nickte. Dann drehte er sich weg. Es sollte nicht aussehen, als ob er sich dauernd mit Mädchen abgab. Am Nachmittag holte er Mutter vom Krankenhaus ab. „Du hast ja so gute Laune“, sagte sie. „Ja, weil du morgen mit mir rausfährst, zum Strandbad in Grünau.“ „Das sind ja ganz neue Töne“, sagte Mutter. „Du bestimmst so einfach über mich.“ „Sonst wird uns am Wochenende wieder langweilig. Wozu hab ich ‘ne Mutter, wenn sie nirgendwo mit mir hingeht.“ „Das sind nun meine Erziehungserfolge.“ Mutter fing an zu lachen.

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„Bist selber dran schuld, nun weiß ich Bescheid“, sagte Florian und lachte auch.

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