152 - Putz Munter

August 26, 2017 | Author: gottesvieh | Category: Nature
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Band 153 Der zerrissene Regenwurm John Stave Für Leser von 8 Jahren an 1. Auflage 1982 Illustrationen von Rudolf Peschel © Der Kinderbuchverlag Berlin Inhalt: s. Rückseite, letzter Absatz; unpolitisch

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Der eine Mann hieß Herr Korkenbeutel, der zweite hieß Herr Pappelberg, und der dritte Mann hieß eigenartigerweise Herr Schaufler. Herr Schaufler wußte, daß Herr Korkenbeutel Herr Korkenbeutel hieß und Herr Pappelberg Herr Pappelberg. Herrn Korkenbeutel war bekannt, daß Herr Pappelberg Herr Pappelberg hieß, und genauso wußte Herr Pappelberg, daß Herr Korkenbeutel Herr Korkenbeutel war. Daß Herr Schaufler Herr Schaufler hieß, das wußte niemand! Die drei Männer waren Gartenbesitzer. Herr Korkenbeutel und Herr Schaufler hatten ihren Garten im Norden der Stadt Groß Pampig. Herr Pappelberg hatte seinen Garten im Süden der Stadt Groß Pampig. Herrn Korkenbeutels Garten war größer als der Garten von Herrn Pappelberg. Die

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Laube in Herrn Korkenbeutels Garten jedoch war kleiner als die Laube in Herrn Pappelbergs Garten. Herr Schaufler besaß überhaupt keine Laube! Damit wir die drei Männer noch etwas besser kennenlernen, wollen wir uns mit ihren Personen näher befassen. Die erste Person war Herr Korkenbeutel: Herr Korkenbeutel war ein ziemlich langer Mensch. Genau gerechnet maß er 190 Zentimeter. Er hatte ein völlig normales Gesicht, aber zwei gewaltig abstehende Ohren, deshalb trug er auch, wenn es irgend ging, eine Mütze. Mit dieser klemmte er die Ohren ein. Von Beruf war Herr Korkenbeutel Rundfunkmechaniker. Von Ackerbau und Viehzucht hatte Herr Korkenbeutel äußerst wenig Ahnung. Aber Herrn Pappelberg konnte er auf den Tod nicht leiden.

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Die zweite Person war Herr Pappelberg: Herr Pappelberg war ein alter Schulfreund von Herrn Korkenbeutel, wobei die Bezeichnung Freund nicht ganz stimmte. Herr Pappelberg war ein besserer Schüler als Herr Korkenbeutel gewesen. Deshalb hatte er es etwas weiter gebracht: Er wurde Architekt. Herr Pappelberg war auch der schönere der beiden Männer. Er hatte wasserblaue Augen, semmelblondes Haar, einen Bart, und seine Ohren lagen ganz tadellos am Kopf. Allerdings hatte Herr Pappelberg nur eine Länge von 155 Zentimetern. Die dritte und letzte Person war Herr Schaufler: Herr Schaufler hatte sehr kurze .Beine, aber die Hände waren ungewöhnlich groß, seine Augen hatten die Größe von Stecknadelköpfen, und die kleinen Ohren hatten keine äußeren Ohrmuscheln, so

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daß Herr Schaufler auch keine Brille tragen konnte. Aber das war sowieso nicht wichtig, weil er nicht lesen konnte. Herr Schaufler war nur 175 Millimeter lang. Für einen Menschen wäre das alles etwas ungewöhnlich gewesen, für einen Maulwurf hingegen nicht. Zu seinem Glück war Herr Schaufler jedoch kein Mensch. Herr Schaufler war ein Maulwurf! Soweit ist nun alles klar: Herr Pappelberg entwarf Häuser oder Brücken oder Kaufhallen; Herr Korkenbeutel reparierte Radios, manchmal auch Plattenspieler und so weiter. Was aber machte Herr Schaufler? Wovon lebte er? Und wie lebte er?

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DER UNTERIRDISCHE PFLANZENSCHÜTZER Herr Schaufler verrichtete seine Arbeit unter der Erde. Das müssen Maulwürfe so machen. Sie sind dafür zuständig, daß Insekten, Würmer und anderes Getier nicht an den Pflanzenwurzeln herumknabbern. Eine Pflanze kann das nämlich nicht vertragen, wenn ihre Wurzeln ständig angefressen werden. Die ganze Kraft, die eine Pflanze zum Leben braucht, zieht sie ja mit Hilfe ihrer Wurzeln aus dem Erdboden! So gesehen war Herr Schaufler eine wichtige Persönlichkeit. Man konnte getrost sagen, ein Pflanzenschützer. Und Herr Korkenbeutel hätte sich eigentlich glücklich schätzen müssen, daß ihm ein derart fleißiger Helfer zur Seite stand. Weshalb Herr Korkenbeutel aber ganz und gar nicht froh über die enge Nachbar10

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schaft zu Herrn Schaufler war, leuchtete jedem ein, der die Gärten von Herrn Korkenbeutel und Herrn Schaufler im Norden und von Herrn Pappelberg im Süden der Stadt Groß Pampig genau betrachtete und verglich. Sehen wir uns zuerst einmal den Garten von Herrn Pappelberg im Süden der Stadt Groß Pampig an. Mindestens zwanzig Beete hatte Herr Pappelberg dort angelegt. Mohrrüben, Petersilie, Feuerbohnen, Erdbeeren, Tomaten, Blumenkohl, Kopfsalat, Liebstökkel, Senfgurken und so weiter und so weiter. Eines der Lieblingsgerichte von Herrn Pappelberg war Weißkäse und Schnittlauch. Deshalb hatte er auch Schnittlauch angebaut. Schon wenn Herr Pappelberg sah, wie der Schnittlauch langsam, aber sicher aus der Erde sproß, lief ihm das Wasser im Munde zusammen, weil er ja

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gleichzeitig an Weißkäse und Leinöl dachte. Und die Anlage überhaupt! Alles schnurgerade. Die einzelnen Beete waren mit umgestülpten Weinflaschen abgegrenzt. Ein herrlicher Anblickt! So meinte es jedenfalls Herr Pappelberg. Und im Vorgarten erst: Mitten auf dem Rasen lag ein alter LKW-Reifen, grün, blau, rot und gelb angepinselt. Alles sehr geschmackvoll! So meinte es Herr Pappelberg. Und kein Fünkchen Unkraut!! Herr Pappelberg war, obwohl er nur 155 Zentimeter maß, ein großer Gartenfreund.

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Wer aber die einzelnen Pflanzen, Gräser, Kräuter oder Salate einmal unter die Lupe nahm, der merkte, daß irgendwas nicht in Ordnung zu sein schien. Ein bißchen mickrig wirkte alles, als ob etwas an den Wurzeln nicht stimmte.

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DER GEMEINSCHAFTSGARTEN „KORKENBEUTEL & SCHAUFLER“ Nun aber setzen wir uns in die Straßenbahn der Linie 49 und fahren hinauf in den Norden der Stadt Groß Pampig zu dem Garten, der gemeinsam von Herrn Korkenbeutel und Herrn Schaufler bewirtschaftet wurde. Herr Korkenbeutel kniete an einem kleinen Sandhaufen und wühlte darin herum. Unter dem Sandhaufen arbeitete Herr Schaufler. Er hatte soeben einen drei Meter langen Gang gegraben, als er auf das Ende eines gewaltigen Regenwurms stieß. Herr Schaufler wollte schon zupacken, doch da wurde von oben an dem Regenwurm gezogen! Auch Herr Korkenbeutel hatte den Regenwurm entdeckt. Er nahm ihn behutsam zwischen Daumen und Zeigefinger, um

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ihn vorsichtig aus dem lockeren Erdboden zu ziehen. Da aber Herr Schaufler seinerseits den gewaltigen Regenwurm wieder gepackt hatte, begann ein Hinundhergezerre, das erst endete, als der Regenwurm in der Mitte durchriß! In diesem Augenblick war auch ein Loch im Erdboden entstanden, und Herr Schaufler konnte für eine Sekunde – wenn auch ziemlich undeutlich – sehen, wie Herr Korkenbeutel seine Hälfte des Regenwurms verzückt ansah. Da wußte Herr Schaufler, daß Herr Korkenbeutel unter anderem von Regenwürmern leben mußte. Das stimmte natürlich nicht. Richtig war vielmehr, daß Herr Korkenbeutel neben seinen Tätigkeiten als Rundfunkmechaniker und Gärtner auch noch hin und wieder die eines Anglers ausübte. Und Fische, das weiß ja jedes Kind, essen

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Regenwürmer für ihr Leben gern. Herr Schaufler allerdings wußte es nicht. Er hatte noch nie einen Fisch gesehen, ganz zu schweigen von einem Regenwürmer essenden Fisch ...

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HERRN SCHAUFLERS HÜGELKETTE Also der Garten von Herrn Korkenbeutel sah verheerend aus. Überall, zwischen den Beeten und auf den Wegen, waren Sandhaufen oder Erdhaufen aufgeschüttet. Manche waren, dreißig Zentimeter hoch! In einem einzigen Jahr hatte Herr Korkenbeutel einmal fast 64 Maulwurfshügel einebnen, also wieder glattmachen müssen. Das war Herrn Schauflers Werk gewesen! Herr Pappelberg und Herr Korkenbeutel waren jeweils 63 Jahre alt, Herr Schaufler war erst ganze zwei Jahre alt. Was die unterirdischen Gänge betraf, so hatte Herr Schaufler in den wenigen Jahren mehr geschafft als Herr Korkenbeutel und Herr Pappelberg zusammen. Allerdings hatte Herr Schaufler bedeutend weniger Rundfunkgeräte repariert und auch viel weniger Häuser entworfen – genaugenommen gar

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keine. Aber die Gänge! Sie waren genau 67 Meter lang, mal etwas tiefer, mal direkt unter dem Erdboden angelegt. Es waren Laufgänge und Hauptgänge, und zwischendurch befanden sich Aufenthaltsräume. Das war für eine einzelne Person eine ziemlich große Wohnung. Herr Schaufler lebte ja allein. Seine Frau war ihm vor zwei Monaten weggelaufen. Herr Schaufler weinte ihr keine Träne nach. Das war jedoch ungerecht! Frau Schaufler war nämlich weggefangen worden. Als sie einmal etwas Luft schnappen wollte – es war nachts um halb drei gewesen –, schoß eine Eule vom Himmel herunter, packte Frau Schaufler, schleppte sie ins Eulennest und fraß sie auf. Eulen mögen Maulwürfe genau wie Herr Pappelberg Weißkäse mit Leinöl und Schnittlauch.

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HERR PAPPELBERG WAR FIES ZU HERRN KORKENBEUTEL Damit wir Herrn Pappelberg nicht ganz vergessen, müssen wir nun ein paar Sätze über ihn sagen, schon um zu erfahren, was für eine Type er darstellte. Herr Pappelberg war ein bißchen eingebildet, aber im Leben vorangekommen. Er, Herr Pappelberg, war Architekt, der Häuser auf dem Papier baute. Was aber tat Herr Korkenbeutel? Der fummelte nur an Radios herum, na und! So sah Herr Pappelberg, obwohl er recht kurz geraten war, auf Herrn Korkenbeutel hinab. Einmal hatte Herr Korkenbeutel sogar den Rundfunkapparat von Herrn Pappelberg ganz gemacht. Und was hatte Herr Pappelberg da gesagt? Er sagte: „Das haben Sie fein hingekriegt, lieber Korkenbeutel. Deshalb gebe ich Ihnen auch ein so gewaltiges Trinkgeld, daß Sie die Ohren

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anlegen werden!“ So fies war Herr Pappelberg zu seinem ehemaligen Schulkameraden! Nur weil der abstehende Ohren hatte. Möglich auch, weil Herr Korkenbeutel viel länger war ... Vielleicht aber fand sich Herr Pappelberg auch komisch, urkomisch. Denn nach jeder Bemerkung über Herrn Korkenbeutels Ohren lachte er sich geradezu schekkig. Er bereitete sich auf die Begegnungen mit Herrn Korkenbeutel sogar richtig vor. „Na, heute wieder gutes Segelwetter? fragte Herr Pappelberg Herrn Korkenbeutel, als er ihn in der Kaufhalle traf, und bekam vor Lachen fast gar keine Luft mehr. Wenn man bedenkt, daß Herr Pappelberg den ganzen Abend zuvor nachgegrübelt hatte, wie er Herrn Korkenbeutel hänseln konnte, war das eine schwache Leistung, oder? Das schlimme war nur, daß Herr Korken-

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beutel kein bißchen schlagfertig sein konnte. Vielleicht hatte er auch zuviel Hochachtung vor Herrn Pappelberg, dem Häuserausdenker. „Ich nähme Sie ja gern ein Stückchen mit dem Auto mit“, sagte Herr Pappelberg, als er Herrn Korkenbeutel an der Straßenbahnhaltestelle warten sah. „Aber bei dem starken Gegenwind und Ihren Ohren kämen wir ja nicht vom Fleck weg!“ Herr Pappelberg lachte, kurbelte die Scheibe hoch und gab Gas. So war Herr Pappelberg zu Herrn Korkenbeutel. Ist es da ein Wunder, daß Herr Korkenbeutel Herrn Pappelberg auf den Tod nicht leiden mochte?! Aber Herr Korkenbeutel konnte auch Herrn Schaufler nicht besonders ausstehen. Allein schon wegen der vielen Hügel. Und weil Herr Korkenbeutel Herrn Pappelberg nicht direkt bekämpfen konnte oder wollte oder durfte, richtete sich sein

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ganzer Zorn gegen den emsigen Herrn Schaufler. Denn vor lauter Maulwurfshügeln sah Herr Korkenbeutel nicht, daß sein Blumenkohl, seine Petersilie, seine Tomaten, seine Feuerbohnen, seine Mohrrüben, sein Liebstöckel, sein Kopfsalat, seine Erdbeeren und seine Senfgurken viel besser wuchsen, viel kräftiger waren. Nicht so mickrig. Bei Schnittlauch entfiel der Vergleich, weil Herr Korkenbeutel sich nichts aus Weißkäse mit Leinöl machte, also auch keinen Schnittlauch brauchte.

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HERRN SCHAUFLERS MISSGLÜCKTER PLAN Also: Wie mancher den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, sah Herr Korkenbeutel vor Maulwurfshügeln nicht die Vorteile, die ihm Herr Schaufler durch Fleiß und Ehrgeiz verschaffte. Und Herr Schaufler war fleißig und ehrgeizig! Er hatte sich vorgenommen, seine unterirdischen Gänge auf eine Länge von hundert Metern zu bringen. Das heißt, er wollte auch in der letzten Ecke von Herrn Korkenbeutels Garten Ordnung schaffen – unterirdisch zumindest. Leider sollte dieser Wunsch nicht in Erfüllung gehen! Herr Schaufler arbeitete emsig. Wenn er einen neuen Gang buddelte, kamen ihm seine riesigen Hände zugute. Er schob mit ihnen die Erde an seinem geschmeidigen Körper vorbei und verteilte sie hinter sich

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mit seinen kleinen Hinterbeinen. Aber hin und wieder mußte Herr Schaufler überflüssige Erde oder Sand nach oben bringen, denn er brauchte ja Platz für die Gänge. So entstanden die Maulwurfshügel, die Herrn Korkenbeutel ein gewaltiger Dorn im Auge waren. Also: Herr Schaufler, der Maulwurf, warf die Erde oder den Sand überhaupt nicht mit dem Maul aus dem Gang an die Oberfläche! Und doch war Herr Schaufler nicht etwa eine Ausnahme unter den Maulwürfen, nein, kein einziger Maulwurf machte seinem Namen eigentlich Ehre. Alle schaufelten mit ihren großen Schaufelhänden Erde und Sand hinter sich und warfen Erde und Sand an die Oberfläche. So hätten sie genaugenommen Erdwerfer heißen müssen... Und so hießen sie ja auch! Als sie ihren Namen von den Bauern oder Gärtnern vor vielen hundert Jahren

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bekamen, da redeten die. Leute noch ganz anders, hatten eine völlig andere Sprache. Althochdeutsch oder später auch mittelhochdeutsch. Das waren recht eigenartige Worte in dieser Sprache. Heute würde kein Mensch mehr ein Wort davon verstehen. Höchstens Professoren der Sprachwissenschaften. Also die Landleute, die zum ersten Mal Ärger mit diesem wunderlichen Tier hatten, das unter ihnen lebte und von Fall zu Fall Erde oder Sand nach oben beförderte oder einfach warf, nannten den ungebetenen Gast zum Beispiel Muwerf, Mulwerf, Moltwerf, Multwerf oder auch Moldwerp, was nichts anderes hieß als Erdwerfer, denn Molte bedeutete soviel wie Erde. Im Laufe der Jahre oder der Jahrzehnte oder Jahrhunderte entwickelte sich die Sprache, weil die Menschen sich auch entwickelten, immer klüger wurden. Sie 28

verbesserten die Sprache, machten sie schöner, und manchmal vereinfachten sie die Sprache auch. So wurde aus dem Moltwurf der Maulwurf. Das war zwar falsch, aber es blieb dabei. Herr Schaufler interessierte sich nicht im geringsten für Sprachen, weil er weder lesen noch schreiben konnte. Er wußte noch nicht einmal, daß ein Regenwurm Regenwurm heißt, aber er wußte, daß ein Regenwurm vortrefflich schmeckte. Das war die Hauptsache.

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HERR KORKENBEUTEL WOLLTE HERRN SCHAUFLER BESEITIGEN In einem Geschäft für Siedlerbedarf stand Herr Korkenbeutel nachdenklich vor den vielen Angeboten für Schädlingsbekämpfung. Da gab es allerlei Fallen, in denen man Maulwürfe fangen konnte, aber es gab auch Patronen, die übelriechende Gase entwickelten und Maulwürfe wie Herrn Schaufler vertreiben oder gar töten konnten! Nun war es ,aber mit Herrn Korkenbeutel so, daß er eigentlich ein Tierfreund war. Er liebte Elefanten, Tiger, Löwen, Nashörner, Karnickel, Katzen, Hunde selbstverständlich, Wellensittiche, Fische und sogar Maulwürfe. Elefanten, Tiger, Löwen, Nashörner, Karnickel, Katzen, Hunde und Wellensittiche liebte Herr Korkenbeutel überhaupt und ohne Einschränkungen. Fische liebte er

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nur, wenn sie ihm ins Netz oder an die Angel gegangen waren, und ganz besonders liebte er die Fische, wenn sie in der Pfanne brutzelten. Natürlich liebte Herr Korkenbeutel auch Regenwürmer, selbst zerrissene, weil sie ihm die Fische anlockten. Maulwürfe liebte Herr Korkenbeutel ebenfalls. Sie sahen so niedlich aus auf den vielen Bildern, die Herr Korkenbeutel betrachtet hatte. Nur den Maulwurf namens Schaufler liebte er ganz und gar nicht. Er haßte ihn sogar. Deshalb gab sich Herr Korkenbeutel in dem Geschäft für Siedlerbedarf einen Ruck und kaufte, obwohl es ihm äußerst unangenehm war, ein paar Fallen und Schlingen, einen Spaten und mindestens zehn Schachteln Gaspatronen. Der Verkäufer im Siedlerbedarfsladen hatte erklärt, daß das mit den Fallen und Schlingen und den Gaspatronen Blödsinn 32

sei. Besser sei ein Spaten. Wenn der Maulwurf mal aus dem Loch gucken sollte, müsse man ihm eins mit dem Spaten vor den Nüschel geben – fertig. Herrn Korkenbeutel wurde bei dem Ratschlag beinahe übel. Aber um sich nicht zu blamieren, kaufte er den empfohlenen Spaten ebenfalls. So war Herr Korkenbeutel nun einmal ... Jedenfalls hatte er nun alle Vorbereitungen getroffen, um Herrn Schaufler das Handwerk zu legen!

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DIE FALLEN SCHNAPPEN NICHT ZU Herr Schaufler konnte natürlich nicht ahnen, daß es ihm an den Kragen gehen sollte. Er schaufelte brav und fleißig seine Gänge oder hielt sie in Ordnung. Hin und wieder hatte es in letzter Zeit unangenehm in manchen Gängen gerochen, aber da genug Entlüftungslöcher vorhanden waren, zog der Gestank bald darauf wieder ab. Wenn es manchmal zu arg roch, dachte Herr Schaufler bei sich: Es müßte ganz kleine Nasenklemmer geben! Herr Schaufler hatte nämlich eine sehr gute Nase, dennoch konnte er nicht riechen, daß der oberirdische Gartenbesitzer, Herr Korkenbeutel also, diesen Gestank mit Hilfe seiner Gaspatronen fabrizierte. Aber, wie gesagt, Herrn Schaufler war das zwar unangenehm, doch das war auch alles. Er arbeitete weiter, warf Hügel

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um Hügel auf und sammelte Regenwürmer sowie tote Käfer. Herr Korkenbeutel wunderte sich über der Erde, daß er sowenig Erfolg hatte, nämlich gar keinen. Er ließ die Gaspatronen Gaspatronen sein und setzte seine ganze Hoffnung in die Fallen und Schlingen.

Das waren alles Spezialgeräte, extra für oder gegen Maulwürfe angefertigt. Da gab es die Doppelzangenfalle mit einfachem Auslegeplättchen – kein Erfolg. Auch die Attenkofersche Falle und die sonst so zuverlässige Döringsche Zangenfalle ver-

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sagten kläglich. Und als selbst die berühmte Bayrische Drahtfalle Herrn Schaufler nicht zur Strecke brachte, da wußte Herr Korkenbeutel keinen anderen Rat mehr. Er ergriff, wenn auch widerwillig, den Spaten ...

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EIN SEUFZER VON HERRN PAPPELBERG Im Süden von Groß Pampig, an der Endstation der Straßenbahnlinie 69, lag an einem Mittwoch in seinem gepflegten garten und in einem Liegestuhl ein Mann mit semmelblondem Haar und Bart. Jetzt richtete er sich ein wenig auf und blickte über die vielen Beete und die sauber geharkten Wege. In seiner rechten Hand hielt der Mann einen Brief, in dem er schon des öfteren gelesen hatte, und viele Male hatte er auch einen ganz bestimmten Satz laut vor sich hin gesprochen. Der Satz lautete: „Bis Freitagabend müssen Sie sich entschieden haben. Es war Herr Pappelberg, der nun aufstand und noch einmal den Weg hinunter zum Komposthaufen machte, hinter dem zwei mächtige Kürbisse wuchsen. „Ach ja", seufzte Herr Pappelberg und sah beinahe 37

ein bißchen wehmütig aus, etwa so wie sonst Herr Korkenbeutel. Aber plötzlich straffte sich seine ein wenig kurz geratene Gestalt, und er sprach: „Nein und nochmals, nein! Das ist mein letztes Wort!“ Herr Pappelberg faltete den Brief zusammen und steckte ihn in die Brieftasche: Dann trug er die Harke in den Schuppen hinter der Laube.

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WIE HERR SCHAUFLER DEM TOTENGRÄBER VON DER SCHIPPE SPRANG Ganz nach Vorschrift hatte Herr Korkenbeutel den Laufgang, des Maulwurfs freigelegt. Die Gangenden hatte er sorgfältig verstopft, und wenn Herr Schaufler zufällig in dieser Ecke des Gartens seine Arbeit verrichtete, mußte er unweigerlich auf die Zerstörungen stoßen. Jetzt ist ein Maulwurf ein recht ordentliches Tier, das eingestürzte oder zerstörte Gänge sofort wieder herrichtet. Professoren und Wissenschaftler, die sich ihr Leben lang mit den Gewohnheiten des Maulwurfs beschäftigten und weiter nichts getan haben, berichten in Büchern, daß der Maulwurf einen zerstörten Gang unterwandert oder unterschaufelt. Und wenn einer genau aufpaßt, kann er bemerken, wie das Tier den neuen Lauf-

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gang errichtet. Nun braucht er bloß noch im rechten Moment mit dem Spaten zuzuschlagen, und schon ist das Problem gelöst. Das ist die Theorie, das heißt: so steht es geschrieben. Wie aber sieht es in der Praxis aus, das heißt: Wie geht es in der Wirklichkeit vor sich? Herr Korkenbeutel, der sich in Drähten, Röhren, Steckern und Transistoren gut auskannte, betrachtete den Spaten in seinen Händen wie eine verbotene Waffe. Er sah ein paarmal um sich, ob ihn niemand beobachte, aber dabei erblickte er auch die unzähligen Hügel, mit denen Herr Schaufler den Garten verunziert hatte. „Es muß sein“, sagte Herr Korkenbeutel halblaut vor sich hin und packte den Spaten fester. Herr Schaufler war an diesem Tag besonders gut gelaunt, weil er gerade einen

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mächtigen Käfer gefangen und in seine Vorratskammer geschafft hatte. Er pfiff fröhlich vor sich hin und wanderte durch die Gänge. Aber plötzlich hielt er inne. Kein Zweifel, der Gang war an dieser Stelle eingestürzt! „Hach!“ machte Herr Schaufler, aber dann machte er sich auch gleich an die Arbeit. Genau wie es die Wissenschaftler und Professoren herausgefunden haben, ging Herr Schaufler zu Werke, denn er war ein Maulwurf wie alle anderen Maulwürfe auch. Er grub sich also eine Etage oder ein Stockwerk tiefer einen zweiten Gang – schaufel, schaufel, schaufel, schaufel. Und wie er so mitten im schönsten Schaufeln war, da sauste auf einmal mit rasender Geschwindigkeit eine stählerne Wand herunter und hätte Herrn Schaufler um ein Haar erschlagen! Die Erde öffnete sich, Herr Schaufler

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schloß geblendet die Augen und blieb wie erstarrt sitzen. Herr Korkenbeutel, der sehr aufmerksam in der ausgehobenen Grube gehockt hatte, bemerkte, daß sich der Erdboden ein ganz klein wenig bewegte. Das war Herr Schaufler, wir wissen es. Herr Korkenbeutel wußte: Das war der Maulwurf! Eine kleine Weile ließ Herr Korkenbeutel das Tier noch arbeiten. Dann packte er den Spaten mit beiden Händen, schloß die Augen und – stieß zu. Aber es war gar kein Quieken oder Schreien zu hören – so hatte Herr Korkenbeutel sich die Sache vorgestellt. Es war still. Herr Korkenbeutel öffnete die Augen, und da sah er zu seinem großen Erstaunen den Maulwurf unbeweglich, aber auch unbeschädigt herumliegen. Vorsichtig streckte er die linke Hand nach ihm aus, und als er schon ganz dicht dran war,

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packte Herr Korkenbeutel Herrn Schaufler! Der wurde im selben Augenblick hellwach, strampelte heftig und biß wild um sich. Herr Korkenbeutel betrachtete den kleinen Kerl ganz genau. Wann sah man einen lebendigen Maulwurf schon mal aus allernächster Nähe? Herr Schaufler war ungefähr 17 Zentimeter lang. Die Beine waren ungemein kurz, aber die Hände, die konnte man getrost als Schaufeln bezeichnen. Allein die Krallen waren mindestens so lang wie ein menschlicher Fingernagel! Die Augen waren fast gar nicht zu sehen. Ohren hatte Herr Schaufler nicht, also am Kopf waren keine zu entdecken. Und er hatte ein prachtvolles Fell. Es glänzte dunkelbraun – wie gebürstet. „Du Teufelsbraten!“ sagte Herr Korkenbeutel. Er hob Herrn Schaufler in die Höhe. „Hier, sieh dir das an, was du hier

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angerichtet hast!“ Herr Korkenbeutel deutete auf die unheimlich vielen Maulwurfshügel, und da kam ihm plötzlich die Idee! Das war ja die Idee! Herr Schaufler dachte schon, daß sein letztes Stündlein geschlagen hatte, und er wehrte sich nun auch nicht mehr. Er ergab sich in sein Schicksal. Er wußte noch nicht, daß er dem Totengräber in letzter Sekunde von der Schippe gehopst war.

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HERRN SCHAUFLERS GROSSE REISE Im Wagen der Straßenbahnlinie 49 saß Herr Korkenbeutel am Fenster und blickte hinaus. Auf seinem Schoß befand sich eine Blechschachtel, die ehemals Kekse enthalten hatte. In den Deckel, der die Schachtel fest verschloß, hatte Herr Korkenbeutel eine Anzahl Löcher gebohrt, ungefähr zwölf. Wenn die Straßenbahn nicht so laut geklappert hätte, wäre es nicht zu überhören gewesen, daß in der ehemaligen Keksschachtel etwas rumorte.

Herr Korkenbeutel war schon im Norden der Stadt, unweit seines Gartens, in die 49 eingestiegen: Nun, am Pampigen Markt,

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an der Endhaltestelle, mußte er aussteigen und in die Linie 69 umsteigen, die in den Süden der Stadt fuhr. Er erwischte wieder einen Sitzplatz, saß wieder am Fenster und blickte hinaus. Die ehemalige Keksschachtel auf seinen Knien hielt Herr Korkenbeutel mit beiden Händen fest. Herr Schaufler, der sich in der ehemaligen Keksschachtel befand, wußte gar nicht, was los war.

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DER BESITZER HIESS PAPPELBERG Es war schon dunkel geworden, als Herr Korkenbeutel mit seiner Schachtel an der Endstation ausstieg. Er sah sich nach allen Seiten um, ob ihn jemand verfolgt habe, aber das war nicht der Fall. Von der Endstation bog Herr Korkenbeutel nach rechts ab, lief bis zur Küchendampfstraße, bog wieder rechts ab, und dann, die zweite Querstraße links, das war der Blechmützenweg. Jetzt brauchte Herr Korkenbeutel nur noch die Nummer 33 zu finden. Das nächste Grundstück, hinten an der Ecke, mußte es sein. Da war die Gartentür. Herr Korkenbeutel holte sein Feuerzeug aus der Tasche und knipste es an. Richtig: 33. Und unter der Nummer war das Namensschild des Besitzers angebracht. Er hieß Pappelberg. Herr Korkenbeutel sah sich erneut nach

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allen Seiten um, doch kein Mensch war weit und breit zu sehen, alle saßen vor den Fernsehapparaten. Da kletterte Herr Korkenbeutel behende über den niedrigen Gartenzaun, was bei seinen 190 Zentimetern kein besonderes Kunststück war. Er schlich durch den Vorgarten mit dem wunderschönen Autoreifen, vorbei an der Laube, die etwas größer war als die Laube in seinem eigenen Garten, aber dann stand Herr Korkenbeutel inmitten der gepflegten Beete und der geharkten Wege. Der Vollmond schien, und Herr Korkenbeutel kniete nieder. Er stellte die Schachtel auf den Boden und rieb sich die Hände. Drinnen in der Schachtel rumorte es. Herr Schaufler hatte Hunger. Er war von Natur aus gefräßig und hatte schon fünf Stunden nichts mehr zu sich genommen.

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„Nun sei schön fleißig“, sagte Herr Korkenbeutel zu Herrn Schaufler und öffnete die ehemalige Keksschachtel. Herr Schaufler richtete sich auf, sah über den Rand, peilte kurz die Lage, sprang mit einem Satz aus der Schachtel, landete mitten auf dem Senfgurkenbeet und war in wenigen Sekunden unter der Erde verschwunden. Ein paar Meter weiter machte er schon einem Regenwurm den Garaus. Herr Korkenbeutel kletterte über den Zaun zurück auf die Straße. Er trällerte vor sich hin und warf die leere Keksschachtel in einen Müllcontainer. Vorher hatte Herr Korkenbeutel noch die Fingerabdrücke abgewischt! Herr Korkenbeutel war vergnügt. Er freute sich auf das Wochenende...

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DER NEUE GEMEINSCHAFTSGARTEN „PAPPELBERG & SCHAUFLER“ Als die Sonne am anderen Morgen über Herrn Pappelbergs Garten hochstieg, da traute sie ihren Augen kaum. In den sonst so gepflegten Beeten und auf den sonst so tadellos geharkten Wegen war der Teufel los! Eine Unmenge Erdhaufen verunstalteten die bisher mustergültige Landschaft. „Eine Unmenge“ war vielleicht etwas übertrieben, aber an die zwanzig Hügel waren es, genaugenommen elf. Herr Schaufler, der sich unterhalb der Beete und Wege aufhielt, hatte sich schnell in seiner neuen Umgebung zurechtgefunden. Und Regenwürmer gab es hier in Hülle und Fülle, herrliche saftige gelbe Regenwürmer, so daß, einem das Wasser im Munde zusammenlief. Ein

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grünes Heuschreckenbein hatte Herr Schaufler auch schon erobert. In seiner Vorratskammer sah es also nicht schlecht aus, und ein warmer Aufenthaltsraum war auch vorhanden. Hier lag Herr Schaufler, der Maulwurf, müde, aber glücklich. Müde deshalb, weil die Erde im Garten von Herrn Pappelberg ganz schön fest war, nicht locker genug. Sicherlich hatte hier noch kein Kollege vor ihm Hand angelegt. Schaufler war der erste Maulwurf im Gelände. Eine schwere, aber schöne Aufgabe, Deshalb war Herr Schaufler auch glücklich. Diesmal wollte er seine hundert Meter schaffen. So oder so. Um jeden Preis. Und ein ganz klein wenig dachte Herr Schaufler auch an eigene kleine Kinder, also natürlich auch an eine kleine eigene Maulwurfsfrau. Er wußte noch nicht, wie und wo, aber er träumte davon.

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Irgendein Fräulein Schippke oder so ähnlich schwebte ihm vor. Ach was! Herr Schaufler rekelte und streckte sich und setzte seine Arbeit fort. Er grub einen Gang vom Senfgurkenbeet zu den Feuerbohnen...

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FREITAG, DER 13. Herr Pappelberg saß in seinem Büro und an seinem Schreibtisch und wartete auf den Feierabend. Vor ihm lag der bewußte Brief. „Bis Freitagabend müssen Sie sich entschieden haben!“ So stand es dort, schwarz auf weiß. Herr Pappelberg trommelte nervös mit den Fingern auf der. Tischplatte. Dann nahm er den Telefonhörer ab und wählte eine zweistellige Nummer. Eine Frauenstimme meldete sich. Sie sagte: „Fünfzehn Uhr siebenundfünfzig, fünfzehn Uhr siebenundfünfzig, fünfz –“ Der Hörer, lag wieder auf der Gabel des Apparates. Herr Pappelberg räumte seinen Krempel zusammen, nahm auch den Brief an sich und schloß das Büro ab. Unten vor der Tür stand Pappelbergs Wartburg, der ihn in knapp dreißig Minuten zum Blechmützenweg im Süden von

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Groß Pampig brachte. Genau vor der Gartentür mit der Hausnummer 33 stoppte Herr Pappelberg das Auto. Es war 16 Uhr sechsundzwanzig. Um 16 Uhr siebenundzwanzig blieb Herrn Pappelberg der Mund offenstehen: Unzählige Maulwurfshügel durchzogen seinen Garten. „Unzählige Maulwurfshügel“ war vielleicht etwas übertrieben, aber an die dreißig Erdhaufen waren es, genaugenommen sechzehn. Der Garten sah verheerend aus, konnte man sagen. Herr Pappelberg schloß den Mund zu, aber das Gartentor gar nicht erst auf. Er setzte sich in den Wagen und startete. Wie stand in dem geheimnisvollen Brief? „Bis Freitagabend müssen Sie sich entschieden haben!“ Herr Pappelberg blickte auf die Uhr. Es war 16 Uhr dreißig. „Und ob ich mich entschieden habeO“, sagte Herr Pappelberg ernst. Das Auto setzte sich in Bewegung.

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ENDE GUT - ALLES GUT? Am Sonnabendmorgen nun saß Herr Korkenbeutel am Ufer eines Kanals, nicht allzu weit von seinem Garten entfernt – höchstens zehn Kilometer –, und angelte. Herr Korkenbeutel hatte Gummistiefel an, eine alte Hose, eine noch ältere Joppe, und auf dem Kopf trug er eine Schiffermütze, unter der die Ohren ganz wunderbar eingeklemmt waren. Am Angelhaken unter dem Wasserspiegel befand sich ein halber Regenwurm, der eine verdammte Ähnlichkeit mit dem Regenwurm hatte, dessen andere Hälfte Herr Schaufler eroberte, Plötzlich, huschte ein Lächeln über das Gesicht von Herrn Korkenbeutel. Ihm war ein Garten im Süden der Stadt Groß Pampig eingefallen, der einem gewissen Herrn Pappelberg gehörte. Genaugenommen huschte, das Lächeln

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gar nicht über das Gesicht von Herrn Korkenbeutel, im Gegenteil, es blieb eine ganze Weile. Beinahe konnte man es als breites Grinsen bezeichnen. Es stand auf dem Gesicht von Herrn Korkenbeutel, und wer weiß, ob es sich dort nicht überhaupt festgesetzt hätte. Aber es kam etwas dazwischen. Plötzlich ertönte das Geräusch eines Bootsmotors. Es wurde lauter, kam näher. Ein Kajütboot kam den Kanal herauf. Es hieß „Havelglück“, war blendend weiß angestrichen, hatte an jeder Seite zwei Bullaugen und oben eine breite Windschutzscheibe. Dahinter stand der Kapitän. Sein semmelblondes Haar wehte im Fahrtwind. Als das Kajütboot Herrn Korkenbeutels Angelstelle erreicht hatte, stellte der Kapitän den Motor ab, formte mit den Händen einen Trichter und rief: „Hallo, Segelohr!“

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Herr Korkenbeutel hatte Herrn Pappelberg sofort erkannt und war auf das Schlimmste gefaßt. „Was sagen Sie zu meiner neuen Errungenschaft?“ fragte Herr Pappelberg. „Seit gestern bin ich stolzer Besitzer!“ Herr Korkenbeutel war mit der Angel in der Hand aufgestanden und fragte ganz verdattert: „Es war sicherlich teuer?“ „Es hat keinen Pfennig gekostet sagte Herr Pappelberg schlau. „Ich hab’s Freitagabend eingetauscht, mit Wertausgleich, gegen meinen Garten im Blechmützenweg.“ So. Das war die Geschichte von Herrn Korkenbeutel, Herrn Pappelberg und Herrn Schaufler und von dem zerrissenen Regenwurm.

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