106474172 Karen Hamaker Zondag Stundenastrologie

September 3, 2017 | Author: Noir333 | Category: Astrology, Horoscope, Uranus, Planets, Moon
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KAREN HAMAKER-ZONDAG

STUNDENASTROLOGIE

KAREN HAMAKER-ZONDAG

STUNDENASTROLOGIE Das Stundenhoroskop Praktische Entscheidungshilfe für wichtige Fragen und Probleme

für Henny M. van den Bor in Freundschaft

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel; Handboek voor Uurhoekastrologie bei Uitgeverij Schors, 1983, Amsterdam, Niederlande Erste deutsche Ausgabe: 1985 Kailash/Hugendubel (vergriffen) © Deutsche Ausgabe 1999 Iris Bücher & Mehr, Amsterdam, Niederlande © World: Uitgeverij Schors, Amsterdam, Niederlande Alle Rechte Vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Funk, Film und Fernsehen, durch fotomechanische Wiedergabe, Ton­ träger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Ge­ nehmigung des Verlags. Die Ratschläge in diesem Buch wurden vom Autor und vom Verlag sorgfäl­ tig erwogen und geprüft, dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors bzw. des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen. Übersetzung: Hildegard Höhr in Zusammenarbeit mit Peter Fraiss Lektorat: Linda Gräfe Umschlaggestaltung: Studio Paul C. Pollmann Layout: Seán Mallon ISBN 90 76274 223 Scan & OCR von Shiva2012

Inhalt Vorwort I

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Stundenastrologie Ein wenig Geschichte Einige Bemerkungen vorab

9 9 13

Die Frage oder das Ereignis 1 .Welche Art von Fragen können wir stellen? 2.In welchem Augenblick stellen wir die Frage? 3.Die Wirkungsdauer des Stundenhoroskops

17 17 20 23

III

Deutungseinschränkungen

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IV

Das Drehen des Horoskops

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Die ersten Schritte bei der Deutung

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Weitere Regeln für die Deutung 1. Belagerung 2. Schwächung 3. Kritische und andere Grade 4. Dekanate 5. Drachenkopf (nördlicher Mondknoten) und Drachenschwanz (südlicher Mondknoten) 6. Eklipsen 7. Übertragung des Lichts 8. Der Pars Fortuna und andere arabische Punkte 9. Rezeption 10. Rückläufige Planeten 11. Stationäre Planeten 12. Verlorengehen 13. Fixsterne 14. Verbrennung 15. Sammlung des Lichts

53 53 54 55 57

II

V VI

59 63 66 71 74 77 90 91 95 96 97

16. Erhöhung und Fall 17. Peregrinität 18. Vereitelung 19. Der "Void-of-Course"-Mond oder das Loch im Aspekt­ verlauf des Mondes

98 101 102

VII

Das Bestimmen der Wirkungsdauer des Stundenhoroskops

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VIII

Bestimmung von Ort, Richtung und Entfernung 1. Ort und Richtung 2. Die Entfernung

123 123 135

IX Die Beziehung zum Geburtshoroskop 1. Das angepaßte Stundenhoroskop 2. Der Zeitpunkt, an dem die Dinge geschehen 3. Das Stundenhoroskop als Hilfsmittel bei der Korrektur des Geburtshoroskops 4. Die Atmosphäre des Zeichens am MC und der Wechsel in ein anderes Zeichen 5. Der Zusammenhang der Stundenhoroskope untereinander X Das Konsultationshoroskop 1. Was ist ein Konsultationshoroskop? 2. Das Konsultationshoroskop und die persönlichen Progressionen XI Einige Beispiele 1. Kauf und Verkauf 2. Beruf und Geschäft 3. Beziehungen, Ehen und Ehescheidungen 4. Lotterie 5. Reisen 6. Schwangerschaft und Geburt 7. Erbschaften 8. Angsterregende Situationen XII Elektionen Literatur Worterklärungen

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141 141 143 147 150 152 155 155 158 171 172 177 185 191 192 197 199 201 215

221 223

Vorwort Die Stundenastrologie ist schon alt und besitzt ein eigenes System von Re­ geln, deren Handhabung nicht allzu schwer ist, auch wenn wir bei ihrer An­ wendung einige Fertigkeit entwickeln müssen. Ich habe versucht, diese Re­ geln mit ihren Ausnahmen und eventuellen Problemen so systematisch wie möglich darzustellen und sie anhand von Praxisbeispielen zu veranschauli­ chen. Die Stundenastrologie eignet sich insbesondere für die Beantwortung von Fragen zu alltäglichen Situationen, in denen wir uns oft bewegen, und bietet uns daher reichlichen Übungsstoff. Die Stundenastrologie macht ebenso wie die Charakterastrologie eine Entwicklung durch, obgleich sie dies in bescheidenerem Maß tut als die heutige psychologische Astrologie. Ich habe versucht, diese Entwicklungen soweit wie möglich zu berücksichtigen, was die speziellen Kapitel über meist vernachlässigte Themen wie den Zusammenhang zwischen Stundenund Geburtshoroskopen und zwischen Stundenhoroskopen und den RadixProgressionen zeigen. Wir alle wissen, daß unser gesunder Menschenverstand es uns nahelegt, ein Stundenhoroskop für eine Frage wie “Werde ich ein berühmter Filmstar” besser nicht zu deuten, wenn das Geburtshoroskop des Fragestellers nicht den geringsten Hinweis in dieser Richtung gibt, ganz gleich, wie positiv das Stundenhoroskop auch ausfallen mag. Denn letztlich ist das Geburtshoro­ skop ausschlaggebend. Wir werden solchen Situationen aber wahrscheinlich kaum begegnen, denn meine Erfahrung hat mir gezeigt, daß Stundenhoro­ skope sich mit einer erstaunlichen Genauigkeit auf Tendenzen im Geburts­ horoskop beziehen, so daß die Antwort aus einem derartigen Stundenhoro­ skop mit Sicherheit negativ ausfallen würde. Wenn es um die Beziehung zum Geburtshoroskop geht, so spielen mehre­ re Faktoren eine Rolle: Fragen wie “Warum passieren diese Dinge nun ge­ rade in diesem Augenblick und an diesem Tag?” oder “Warum stellt jemand genau in diesem Moment eine Frage?” und ähnliche werden untersucht. Wir werden auch den Wert eines auf den ersten Blick unwichtig erscheinenden Augenblicks kennenlernen: des Augenblicks, in dem jemand zu uns kommt, um sich ein Horoskop erstellen zu lassen. Das Stundenhoroskop kann in der Praxis erstaunliche Informationen liefern, Informationen, die es uns ermög7

liehen, die Progressionen genauer zu bestimmen. Und außerdem lassen all die Stundenhoroskope einen roten Faden in unserem Leben erkennen, wenn wir ein Auge dafür haben. Viele Stundenhoroskope scheinen miteinander verbunden zu sein und stehen zudem noch im Zusammenhang mit unserem Geburtshoroskop. Wenn wir erkennen, was dies bedeutet, dann werden wir die Stundenastrologie nicht mehr nur als eine einfache Ja/Nein-Antwort­ technik der Astrologie betrachten, sondern auch als ein Instrument, um ver­ borgene Zusammenhänge zwischen uns selbst und dem Leben, das sich um uns herum abspielt, entdecken zu lernen, ein echtes Abenteuer! Ich hoffe, daß ich dem Leser in diesem Buch genügend Ratschläge gegeben habe, so daß er selbst auf die Suche nach den verborgenen Zusammenhängen in sei­ nem eigenen Leben gehen kann. In ein paar Fällen kommen Primär- und Sekundär-Progressionen und ihre Transite zur Sprache. Über die Sekundär-Progressionen und ihre Transite ist man sich allgemein einig. Bei den Primär-Progressionen sind die Meinun­ gen jedoch geteilt. Die hier verwendete Methode ist diejenige, die von Wim van Dam entwickelt und jahrelang von ihm erprobt wurde. Diese Methode hat in meiner eigenen Praxis immer zu außerordentlich befriedigenden Re­ sultaten geführt. Das dabei verwendete Häusersystem ist das von Placidus, ein System, mit dem ich im Vergleich zu anderen Systemen immer die be­ sten Ergebnisse erzielen konnte. Mein besonderer Dank gilt Anneke und Carolien, die beide ihre Horosko­ pe zur Verfügung stellten und mit der Veröffentlichung ihrer Horoskope und der Schilderung ihrer Lebensumstände in diesem Buch einverstanden wa­ ren. Sie dienen in diesem Buch als Beispiele für den Zusammenhang zwi­ schen Stundenhoroskopen, dem Geburtshoroskop und den eigenen Progres­ sionen. Und natürlich danke ich auch Hans, meinem Mann, der auch dies­ mal wieder unter sehr schwierigen Bedingungen treu das Manuskript durchlas, zahlreiche Verbesserungen anregte und mit konstruktiver Kritik kommentierte. Karen M. Hamaker-Zondag

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I Was ist Stundenastrologie

EIN WENIG GESCHICHTE Die Stundenastrologie ist eine viel ältere Form der Astrologie als die Cha­ rakterdeutung. Ihre Regeln haben auch einen viel stärkeren Schwarz­ weißcharakter als die der modernen psychologischen Astrologie. Wo die Charakterdeutung für einen Planetenstand noch verschiedene Deutungs- und Wirkungsmöglichkeiten kennt, wird der gleiche Planetenstand in der Stun­ denastrologie mit einem unzweideutigen Ja oder Nein interpretiert. Um zu ei­ ner solchen Aussage zu kommen, bedient sich die Stundenastrologie klarer Regeln, aber das heißt noch lange nicht, daß der Umgang mit der Stunden­ astrologie keine Kunst wäre. Denn die einfachen und klaren Regeln haben auch Ausnahmen, und gegensätzliche Aussagen in Stundenhoroskopen müs­ sen gegeneinander abgewogen werden. Die Stundenastrologie bietet uns oft klare Antworten auf Fragen an, aber sobald wir auch nur eine einzige Regel übersehen, können wir zu einer völlig falschen Antwort kommen. Der Schwarzweißcharakter und die eindeutigen Aussagen, die wir mit Hil­ fe der Stundenastrologie erhalten können, haben diese zu einer beliebten Form astrologischer Praxis gemacht. Auch in früheren Zeiten erfreute sich diese Richtung der Astrologie schon großer Beliebtheit. Wir kennen verschiedene Arten von Stundenhoroskopen, die alle aus der mundanen Astrologie entstanden sind. Die mundane Astrologie ist wahr­ scheinlich die älteste Form der Astrologie überhaupt, und sie wurde vor al­ lem angewandt, um das Schicksal von Ländern und Fürsten vorhersehen und Voraussagen zu können. In der mundanen Astrologie spielten (und spielen noch heute) Faktoren wie Sonnenfinsternis, Mondfinsternis, Konjunktionen von Jupiter und Saturn und ähnliches eine große Rolle. In der modernen psychologischen Astrologie sind diese Faktoren etwas mehr in den Hinter­ grund gedrängt worden. Wie und wann die mundane Astrologie entstanden ist, wissen wir nicht. Vielleicht müssen wir sogar bis in die Urzeit zurückgehen, als der Mensch die Naturerscheinungen noch nicht intellektuell und logisch betrachtete, sondern sie innerlich erlebte. Der primitive Mensch erfuhr seine gesamte 9

Umwelt als “beseelt” und projizierte Geister und Seelen in alle möglichen stofflichen Dinge. Für ihn gab es Baumgeister, die Geister der Ahnen, den Geist der Sonne usw. Sonne und Mond wurden als Spender des Lichts an­ gesehen, das die Dunkelheit vertrieb, die Ängste hervorrief. Der Mond wur­ de nämlich manchmal bei Neumond unsichtbar. So haftete seiner Erschei­ nung etwas Mystisches an, zumindest so lange, bis der Mensch die Regel­ mäßigkeit im Zyklus seines Zu- und Abnehmens entdeckte und diesen Zyklus für sich nutzen konnte. Sonnen- und Mondfinsternisse regten natür­ lich stark die Phantasie an und jagten den Menschen stets große Angst ein, denn zu solchen Zeiten schienen die Geister der Dunkelheit das Licht zu überwältigen. In dieser Erlebniswelt wurden Sonne, Mond und Sterne als “Große Gei­ ster” angesehen, und die Anbetung insbesondere des Mondes wurde zu ei­ nem verbreiteten Ritual. Vielleicht ist die Einbeziehung der Rhythmen von Sonne, Mond und Sternen in das alltägliche Leben die älteste Form der Astrologie, eine Form übrigens, die in keiner Weise dem ähnelt, was wir heutzutage als Astrologie bezeichnen. Je klarer die Menschheit im Laufe ihrer Entwicklung jedoch die Zyklen von Sonne und Mond erkannte und die Rhythmen der Natur wie etwa den Wechsel der Jahreszeiten entdeckte, wandelte sich die Anbetung jener “my­ steriösen Himmelskörper” zur Nutzung des über sie gesammelten Wissens beispielsweise im Landbau. Diese neue Entwicklung machte das Erstellen eines Kalenders auf der Grundlage der astronomisch meßbaren Zeit not­ wendig, wobei der Mond die wichtigste Rolle spielte. Jedoch setzt die Er­ stellung eines Kalenders zunächst einmal die Schrift voraus und außerdem auch umfangreiche Untersuchungen der Himmelserscheinungen. Die Ka­ lenderkunde war daher eine Kunst, die ausschließlich von Spezialisten wie z.B. den Priestern des alten Ägyptens ausgeübt werden konnte. Die Assoziation der Kalenderkunst mit Tempeln (von wo aus die notwen­ digen Himmelsbeobachtungen durchgeführt wurden) und Priestern, die das Wissen über den Himmel besaßen, hat sehr wahrscheinlich zum Glauben an die Göttlichkeit der Sterne beigetragen, um so mehr, als in Ägypten die Ka­ lender nicht nur für landwirtschaftliche Zwecke aufgestellt und ständig ver­ bessert wurden, sondern auch zur Festlegung der Zeitpunkte für religiöse Handlungen und Feste. Bei vielen Völkern wie etwa den alten Ägyptern, den alten Chinesen, den Azteken und den Mayas wurde der Kalender in den Au­ gen des Volkes zum “Buch des Schicksals”. In Babylon hingegen glaubte man, daß die Götter durch Sternengruppierungen den Menschen Omen und Zeichen gaben. Im Gegensatz zur Kalen­ derdeutung (dem Verknüpfen feststehender Bedeutungen mit feststehenden 10

Zeiteinheiten, etwa Tagen) waren hier gerade die Veränderungen der Sternenstände wichtig. Nicht das Regelmäßige, sondern den ständigen Wandel sah man als den Ausdruck des Willens der Götter an. Um nachvollziehen zu können, was die Götter mit den vielen unerwarteten Sternengruppierungen sagen wollten, wurden alle beobachteten Himmelserscheinungen sehr genau notiert und mit allen gleichzeitig auf der Erde auftretenden Erscheinungen in Zusammenhang gebracht. Erstmalig wurden nun Übereinstimmungen nach dem Prinzip “wie oben so unten” systematisch aufgezeichnet. Wir wis­ sen deshalb so viel über Babylon, weil im Jahre 1847 in der Nähe der Rui­ nen von Ninive mehr als fünfundzwanzigtausend kleine Tontafeln mit Keil­ schrift ausgegraben wurden, die aus der Bibliothek des Königs Assurbanipal stammen, der von 669 bis 626 v. Chr. lebte. Viertausend dieser Tontafeln enthalten Wahrsagungen und Beschreibungen von Vorzeichen. Auch an anderen Orten der Welt wurde der Zusammenhang zwischen Konstellationen am Himmel und Erscheinungen auf der Erde untersucht. Astrologie und Astronomie waren zu jener Zeit noch eng miteinander ver­ bunden. Die Untersuchung all dieser Planeten- und Sternenstände führte zur Entdeckung von Rhythmen und Zyklen, und dies brachte den Menschen im fünften Jahrhundert v. Chr. einen großen Sprung vorwärts. Er war zum er­ sten Mal in der Lage, den Stand des Mondes und der damals bekannten Pla­ neten vorauszuberechnen. In dieser Zeit ist wahrscheinlich auch die bis heu­ te benutzte Einteilung des Tierkreises in zwölf gleiche Teile von jeweils 30 Grad als unentbehrliche Maßeinheit am Himmel entstanden. Eine Tontafel aus dem Jahre 419 v. Chr. führt zum ersten Mal alle zwölf Zeichen auf. Etwa seit dem vierten Jahrhundert v. Chr. gibt es Ephemeriden und Anlei­ tungen für die Berechnung von Planetenständen. In dieser Zeit kam es auch zur ersten Entzweiung zwischen Astronomen und Astrologen. Bekannte Er­ forscher des Himmelsgeschehens in jener Zeit stellten fest, daß das, “was man vorausberechnen kann, nicht länger unerwartet ist und darum auch kein Zeichen der Götter mehr sein kann.” Aber damit war keineswegs der Unter­ gang der Astrologie beschlossen, auch wenn es nun zu eingreifenden Um­ wälzungen kam. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Astrologie in erster Linie mit den allgemeinen Vorgängen innerhalb eines Staates und zwischen verschiedenen Staaten beschäftigt (mundane Astrologie), außerdem auch mit Wettervor­ hersagen und ähnlichem. Fragen wie: “Wie wird die Ernte ausfallen?”, “Werden wir den Krieg gewinnen?” und dergleichen waren Gegenstand all­ gemeinen Interesses. Derartige Fragen bezogen sich auf den Nutzen der All­ gemeinheit, nicht auf denjenigen des Individuums. Das älteste uns erhaltene persönliche Horoskop stammt aus dem Jahre 410 v. Chr. Der Übergang von 11

der mundanen Astrologie zur individuellen Astrologie war ein großer Schritt, der wahrscheinlich durch die Stundenastrologie zustande kam. Die Stundenastrologie ist eine Form der Astrologie, die uns hilft, die Antwort auf eine Frage mit Hilfe des Horoskops zu finden, das vom Augenblick der Fra­ ge erstellt wird. Eine solche Frage kann sich sowohl auf politische, allge­ meine wie auch auf individuelle Themen beziehen. Wir können also die Stundenastrologie sowohl für allgemein relevante Fragen als auch für indi­ viduelle Zwecke benutzen. Dieser Zweig der Astrologie hat sich allmählich aus der mundanen Astrologie entwickelt. Krasse Übergänge hat es dabei nicht gegeben. Das bezeugt das älteste Beispiel eines Stundenhoroskops, das uns als Inschrift auf der Statue des Königs Gudea von Lagasch aus dem Jahre 2000 v. Chr. erhalten geblieben ist. Dort steht geschrieben, daß die Götter dem König in einem Traum eine Tabelle mit günstigen Planetenstän­ den für den Bau eines Tempels offenbarten. Sehr wahrscheinlich haben Priester und andere in dieser Zeit schon Pla­ netenkonstellationen benutzt, um alle möglichen Fragen zu beantworten. So wissen wir, daß Tabellen von Sonnen- und Mondständen dazu benutzt wur­ den, um geeignete Zeitpunkte für Beschwörungen und andere religiöse Handlungen auszuwählen. Dies legt die Annahme nahe, daß die gleichen Ta­ bellen allmählich auch dazu benutzt wurden, um Fragen von Klienten zu be­ antworten und die günstigsten Zeitpunkte für deren Pläne herauszufinden. Die Geburt eines Kindes war natürlich ein besonders wichtiges Datum, zu dem man die Astrologen befragte. Aus der mundanen Astrologie haben sich folgende Hauptformen der Stun­ denastrologie entwickelt: - Die eigentliche Stunden- oder Frageastrologie (Interrogationen): Dabei erstellen wir ein Horoskop zu einer speziellen Frage, die sich uns stellt oder die uns gestellt wird. - Das Ereignishoroskop: Dies ist ein Horoskop, das wir vom Zeitpunkt und Ort erstellen, an dem etwas stattfindet, beispielsweise eine Hochzeit, ein Antrag, eine Schiffstaufe, das Ausbrechen politischer Unruhen, der Be­ ginn einer Wahlkampagne und ähnliches. Ein solches Horoskop verhilft zu Einsicht in den weiteren Verlauf eines solchen Geschehens. - Das Elektions- oder Stundenwahl-Horoskop: Dies ist ein Horoskop, das wir im voraus berechnen, um einen möglichst günstigen Augenblick für etwas zu bestimmen, das wir für wichtig halten, z.B. das Unterzeichnen

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eines Vertrages, das Gründen einer Vereinigung, eine Eheschließung (das Ja-Wort) und ähnliches. - Die politische Astrologie: Diese Form wird unterteilt in Horoskope für Länder und solche für wichtige politische Ereignisse wie Friedensverträ­ ge, Regierungsbeschlüsse und dergleichen. - Das Konsultationshoroskop: Eine heute immer noch wenig verwendete Technik der Stundenastrologie, die jedoch gute Resultate liefert und für den praktizierenden Astrologen ein brauchbares Instrument darstellen kann. Dabei wird vom Augenblick, in dem ein Klient zum Astrologen kommt, ein Stundenhoroskop erstellt. Aus diesem Horoskop können wir nicht nur die derzeitige Situation des Klienten ablesen, sondern auch Ent­ wicklungen in naher Zukunft. Die Grundregeln für all diese Formen sind stets die gleichen. Es gibt zwar einige kleine Unterschiede in der Vorge­ hensweise, aber darauf werde ich jeweils in den betreffenden Zusammen­ hängen eingehen.

EINIGE BEMERKUNGEN VORAB Ein Stundenhoroskop ist ein Horoskop wie jedes andere. Wir benötigen dafür die üblichen Unterlagen: das Datum, den Ort und den Zeitpunkt der Frage oder des Geschehnisses. Das Stellen der Frage ist eine Kunst für sich; wir werden uns damit im folgenden Kapitel näher beschäftigen. Wir sollten uns ständig vergegenwärtigen, daß ohne gute Frage keine gute Antwort möglich ist. Man wird zwar in jedem Fall schließlich eine Antwort finden, wenn man die Regeln des folgenden Kapitels anwendet, aber diese Regeln sind andererseits nur bei einer klaren und eindeutigen Frage sinnvoll. Wie sich später zeigen wird, spielen die Häuser bei der Beantwortung der Fragen eine zentrale Rolle; deshalb möchte ich hier kurz auf die Bedeutung der Häuser eingehen. Erfahrene Astrologen können diesen Teil des Kapitels ruhig überschlagen. Der Horoskopkreis besteht aus zwölf Tierkreiszeichen und wird außerdem in zwölf Häuser oder Lebensbereiche eingeteilt. Je nach der Zeit und dem Breitengrad, in dem und auf dem wir uns befinden, unterscheidet sich die Größe der jeweiligen Häuser. Den Anfangspunkt eines Hauses nennen wir Spitze oder Hausspitze. Wir sprechen also von Spitze II, Spitze V oder Spit­ ze IX, wenn wir die genauen Anfangspunkte des zweiten, fünften oder ne­ unten Hauses beschreiben wollen. Der Aszendent ist demnach Spitze I und die Himmelsmitte oder das MC Spitze X.

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Jede Spitze fallt in ein bestimmtes Zeichen. Manchmal fallen mehrere Spit­ zen in den Bereich eines Zeichens, manchmal ist es keine einzige. Auch dies ist abhängig von Zeitpunkt und Breitengrad des Horoskops. Das Zeichen, das an einer solchen Spitze steht, ist bedeutsam. Zu diesem Zeichen gehört nämlich ein Planet, den wir den Herrscher dieses Zeichens nennen. Wenn nun ein bestimmtes Zeichen an der Spitze eines Hauses steht, dann ist der Herrscher dieses Zeichens auch der Herrscher des Hauses, auch wenn das Haus außerdem noch einen Teil eines anderen Zeichens enthält. Gesetzt den Fall, daß wir Zwillinge an Spitze VI haben und sich ein Teil des Zeichens Krebs ebenfalls innerhalb des sechsten Hauses befindet, dann ist dennoch nur Merkur als Herrscher der Zwillinge Herrscher des sechsten Hauses. In der Stundenastrologie dreht sich alles um die Herrscher. Wenn wir bei deren Bestimmung Fehler machen, wird eine richtige Antwort unmöglich. Wir müssen also genau wissen, welche Planeten welchen Zeichen zugeord­ net werden: siehe Abbildung 1. Beim Bestimmen des Herrschers eines Hauses dürfen wir nur die Spalte “Tagesherrscher” beachten. Dieser Herrscher ist der Hauptherrscher des je­ weiligen Zeichens. Wenn noch ein anderer Planet aufgeführt wird, dann rückt dieser Planet an die zweite Stelle. Meistens wird er jedoch bei der Analyse nicht berücksichtigt. Eine Ausnahme bilden die transsaturnalen Planeten. In der Stundenastrologie arbeitet man gerne nur mit Sonne, Mond und den klas­ sischen Planeten, d.h. mit Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn. Zeichen Widder Stier Zwillinge Krebs Löwe Jungfrau Waage Skorpion Schütze Steinbock Wassermann Fische

Tagesherrscher

Nachtherrscher

Mars Venus Merkur Mond Sonne Merkur Venus Pluto Jupiter Saturn Uranus Neptun

Pluto Venus Merkur Mond Sonne Merkur Venus Mars Neptun Uranus Saturn Jupiter

Abbildung 1: Die Zeichen und ihre Herrscher

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Viele Astrologen ersetzen Pluto durch Mars (für Skorpion), Uranus durch Saturn (für Wassermann) und Neptun durch Jupiter (für Fische). In Kapitel 5 werde ich noch näher darauf eingehen. Wenn man mit den Häusern und ihren Herrschern arbeiten will, ist es von größter Wichtigkeit, genau zu wissen, welchem Planeten, welchem Zeichen oder welchem Haus eine Person oder ein Objekt zuzuordnen ist. Damit steht oder fällt die Deutung eines Stundenhoroskops! Das englische “The Rulership Book" von Rex Bills kann uns bei der Bestimmung helfen, wenn wir selbst die Lösung nicht finden können.

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II Die Frage oder das Ereignis 1. WELCHE ART VON FRAGEN KÖNNEN WIR STELLEN? Das Erstellen eines Stundenhoroskops ist sehr einfach; es wird genauso wie das Geburtshoroskop berechnet. Wir können den Augenblick, in dem wir ei­ ne Frage stellen oder in dem etwas geschieht, praktisch als die “Geburt” der Frage oder des Ereignisses ansehen. Die Berechnung eines Stundenhoro­ skops wirft demnach kaum Probleme auf. Was hingegen Schwierigkeiten bereiten kann, ist das Stellen der Frage. Wir müssen wissen, welche Art von Fragestellung zulässig ist und welche nicht. Die Frage selbst muß so einfach und klar wie möglich formuliert werden. Schreiben Sie die einmal formulierte Frage auf und verändern Sie nichts mehr daran. Wenn ein Klient eine Frage ungenau stellt, sollten Sie zunächst versuchen, zu einer guten Problembeschreibung zu kommen, bevor sie das Horoskop ausrechnen. Denn je chaotischer und unklarer die Frage ist, um so chaotischer und unklarer wird auch die Antwort des Stundenhoroskops ausfallen. Wenn uns während der Berechnung, Aufzeichnung oder Deutung des Horoskops eine weitere Frage einfällt, müssen wir für diese Frage ein ganz neues Stundenhoroskop erstellen, auch wenn diese neue Frage sich auf die Ursprüngliche bezieht. Jede Frage hat ihren eigenen Augenblick. Wenn wir dies negieren, werden wir mit der Deutung unweigerlich in Schwierigkeiten kommen. Ein anderes Problem kann auftreten, wenn die Frage zwar deutlich for­ muliert wurde, jedoch nicht die eigentliche Frage ist. Wir werden es gele­ gentlich erleben, daß sich jemand aus irgendwelchen Gründen oder einfach aus Angst scheut, seine wahren Probleme beim Namen zu nennen und aus diesem Grund mit einer ablenkenden, ausweichenden Frage zu uns kommt, in der Hoffnung, eine Antwort auf seine eigentliche Frage zu erhalten. Es dürfte einleuchten, daß das Stundenhoroskop in einem solchen Falle für den Astrologen ein sehr verwirrendes und sogar irreführendes Bild entstehen läßt und daß der Fragesteller auf diese Weise keinesfalls eine Antwort auf seine eigentliche, unausgesprochene Frage erhält. Es ist oft besser, dem Fra­ gesteller ehrlich zu sagen, daß das Bild des Stundenhoroskops chaotisch und schwer zu deuten ist, als zu versuchen, die echte Frage aufzuspüren. 17

Manchmal (glücklicherweise nicht oft!) entdecken wir auch weniger edle Motive des Fragestellers, wodurch die Beraterrolle eines Astrologen erheb­ lich erschwert wird. So stellte mir einmal jemand die vollkommen legitime Frage: “Bin ich im Testament von X als Erbe eingesetzt?” Normalerweise kann man eine solche Frage anhand eines Stundenhoroskops ganz einfach mit “ja” oder mit “nein” beantworten. Das Horoskop von dieser Frage ent­ hielt jedoch Widersprüche, unter anderem in bezug auf Neptun, wodurch kein eindeutiges Ja oder Nein möglich war. Es gab zwar einerseits positive Anzeichen, jedoch auch einige sehr unangenehme. Im nachhinein zeigte sich dann, daß die gestellte Frage in diesem Falle nicht die echte Frage war. Die betreffende Person hatte sich nämlich schon reichlich der erwarteten Erbschaft bedient und hoffte nun darauf, daß dies nicht entdeckt würde. Die positiven Hinweise des Stundenhoroskops zeigten an, daß der Fragesteller tatsächlich zu Geld und Besitz kommen würde, die negativen Hinweise hin­ gegen bezogen sich in diesem Fall auf die Unehrlichkeit des Klienten be­ züglich der Situation und der Frage. Da ein widersprüchliches Horoskop je­ doch nicht in jedem Fall auf Unehrlichkeit des Fragenden hindeuten muß, bleibt dies also stets ein lästiges Problem bei der Deutung. Sehr allgemeingehaltene Fragen können anhand des Stundenhoroskops ebenfalls nicht beantwortet werden. Wir müssen uns wirklich auf ein sehr konkretes und deutlich begrenztes Gebiet oder Thema beziehen. Auch ist in jedem Falle die zeitliche Begrenzung ein wichtiger Punkt, da ein Stunden­ horoskop nur eine bestimmte Geltungsdauer hat. Darüber ist im folgenden Kapitel näheres nachzulesen. Wenn wir eine allgemeingehaltene Frage stel­ len wie etwa: “Werde ich ein glückliches Leben haben?” (eine Frage, die nicht gerade selten gestellt wird), dann werden wir auf Grund des unspezi­ fischen Charakters dieser Frage keine oder nur eine nichtssagende Antwort erhalten. Wenn jedoch gefragt wird: “Ist es für mich gut, auf ein gewisses Angebot einzugehen?”, so haben wir einen sehr klar umrissenen Ausgangs­ punkt und erhalten deshalb auch ein leicht deutbares Stundenhoroskop. In den meisten Fällen sind auch Fragen wie: “Wird es wieder einen Welt­ krieg geben?” zu allgemein, um mit einem Stundenhoroskop beantwortet werden zu können. Dies sind kollektive, unpersönliche Fragen, und wir wer­ den feststellen, daß sie mit einem Stundenhoroskop schwierig zu erfassen sind. Aber wenn wir fragen: “In Kürze droht ein Krieg auszubrechen; be­ steht die Möglichkeit, daß ich an die Front geschickt werde?”, dann können wir darauf leicht eine Antwort finden, weil sich diese Frage konkret auf ei­ ne bestimmte Person bezieht. Ein anderes Problem ergibt sich, wenn der Fragesteller den Astrologen et­ was fragt, was nicht ihn, sondern jemand anderen betrifft. Manche Astrolo­ 18

gen weigern sich, Fragen über Dritte zu beantworten, weil Stundenhorosko­ pe in diesem Fall Schwierigkeiten aufwerfen würden. Abgesehen von even­ tuellen ethischen Einwänden, wenn es sich um intime Angelegenheiten han­ delt, sind Fragen über Dritte jedoch ohne weiteres anhand von Stunden­ horoskopen zu beantworten. Wir müssen nur genau wissen, welchem Haus des Stundenhoroskops die betreffende Person zuzuordnen ist. Es ist also möglich, Fragen über andere zu stellen, jedoch müssen wir als Stunden­ astrologen bei der Ableitung unserer Antwort die nötige Vorsicht walten las­ sen. Stundenastrologie in der Form des Beantwortens von Fragen funktio­ niert nun einmal am besten, wenn eine Frage uns selbst betrifft oder denje­ nigen, der uns die Frage stellt. Stellen Sie auch niemals die gleiche Frage mehrmals innerhalb eines kurzen Zeitraums! Dann zählt nur das erste Stun­ denhoroskop, und alle weiteren sind ungültig. Wir können die Frage zwar erneut stellen, wenn sich in der betreffenden Angelegenheit etwas Entschei­ dendes getan hat und die Situation sich dadurch verändert oder entwickelt hat. In diesem Fall kann ein neues Stundenhoroskop an die neue Entwick­ lung anknüpfen. In der Regel gilt jedoch, daß eine Frage nur einmal gestellt werden darf. Wie müssen wir eine Frage formulieren? Das hängt von der Art der Ant­ wort ab, die wir erhalten wollen. Wollen wir nur “ja” oder “nein” hören, so können wir die Fragen in folgender Form stellen: “Werde ich in Kürze mein Haus verkaufen?”, “Kann ich in Kürze eine Beförderung erwarten?”, “Wird mein entlaufener Hund zurückkommen?” und dergleichen. Wir können ein Stundenhoroskop aber auch dazu benutzen, uns Einsicht in eine Situation zu verschaffen, um das “Warum” einer Sache zu verstehen, und wir können Entwicklungen daraus ablesen. Wenn wir diese Absicht haben, sollten wir allerdings die Fragen etwa wie folgt stellen: “Welche Folgen wird es haben, wenn ich einen bestimmten Brief schreibe?”, “Welche Möglichkeiten eröff­ nen sich mir, wenn ich dieses Studium abschließe?”, “Welche Konsequen­ zen und Perspektiven ergeben sich, wenn ich im geschäftlichen Bereich ei­ ne Fusion mit dem Betrieb XYZ eingehe?” Selbst bei Entscheidungsschwierigkeiten kann ein Stundenhoroskop uns eine Lösung bieten. Wir können nämlich Fragen stellen wie: “Doktor A sagt dies und Doktor B jenes. Welchem Ratschlag sollte ich am besten folgen?”, “Ist es besser für mich, diese Anstellung anzunehmen, oder sollte ich mein Studium zunächst beenden und erst dann anfangen zu arbeiten?” Obgleich sich das Stundenhoroskop auf einen eng umgrenzten Bereich be­ zieht, seine Grenzen hat und ziemlich schwarzweiß zeichnet, können wir es auch bei psychischen Schwierigkeiten benutzen. Es kann deren Hintergrün­ de beleuchten und sogar Anknüpfungspunkte für eine eventuelle Therapie 19

aufzeigen. Obwohl Stundenhoroskope für diesen Zweck bis heute kaum ein­ gesetzt werden, könnten wir mit ihrer Hilfe alle möglichen Fragen beant­ worten, wie beispielsweise: “Welche Folgen hat es, wenn ich zu Psychiater C gehe?”, “Welche Art von Beschäftigung kann mir wieder auf die Beine helfen?”, “Sollte ich verreisen, damit ich mich entspannen und erholsame Ferien machen kann, oder sitzt das Problem tiefer und sollte ich besser ein­ mal mit einem Psychologen darüber reden?”, “Sollte ich in Gruppenthera­ pie gehen, oder ist eine individuelle Therapie besser für mich?”. Derartige Fragen können problemlos mit einem Stundenhoroskop beantwortet wer­ den. Hier noch einmal eine kurze Zusammenfassung der Punkte, auf die wir ach­ ten sollten: - Stellen Sie eine Frage nur einmal und wiederholen Sie sie, wenn es sich als notwendig erweisen sollte, frühestens nach einigen Monaten, nämlich dann, wenn sich neue Entwicklungen abzuzeichnen beginnen. - Stellen Sie keine allgemeingehaltenen Fragen. - Stellen Sie eine ehrliche und keine verschleierte Frage. - Seien Sie vorsichtig mit Fragen über Dritte. Wir müssen uns klar vor Augen führen, daß die Qualität der Deutung größ­ tenteils von der Qualität der Frage abhängt.

2. IN WELCHEM AUGENBLICK STELLEN WIR DIE FRAGE? Wann eignet sich eine Frage für ein Stundenhoroskop? Denn wenngleich die Formulierung der Frage wichtig ist, so ist natürlich letztlich der Zeitpunkt, an dem wir die Frage stellen, ausschlaggebend für das Stundenhoroskop. Wenn uns jemand eine Frage stellt oder eine Mitteilung macht, dann ist der Zeitpunkt dieser Frage ganz einfach der Augenblick, in dem uns die Frage zu Ohren kommt, in dem wir den Brief empfangen usw. Wenn wir uns hin­ gegen selbst eine Frage stellen, so ist der genaue Zeitpunkt etwas schwieri­ ger festzustellen. Wir tragen die Frage ja meist schon lange in uns. manch­ mal entfallt sie uns wieder, um dann irgendwann erneut für eine Weile un­ sere Gedanken zu beherrschen. Der genaue Anfang eines Problems kann nur in den seltensten Fällen präzise angegeben werden, und das macht das Er­ stellen eines Stundenhoroskops manchmal recht beschwerlich. Am besten folgt man in solchen Fällen der Praxis der meisten Astrologen und wählt den 20

Augenblick zum Ausgangspunkt, in dem uns zum erstenmal klar wird, daß wir über ein Problem, für das wir eine Lösung suchen, nachdenken. Wir al­ le kennen wohl jene Augenblicke, in denen uns eine Sache plötzlich in ihrem vollen Umfang und in ihrer ganzen Tragweite klar wird. Dies ist ein geeigneter Augenblick, das Stundenhoroskop zu erstellen. Aber auch hierbei müssen wir streng sein. Ein Astrologe kommt manchmal in Versuchung, gewisse “Tricks” anzuwenden. Wir könnten zum Beispiel im voraus einen für die Antwort günstigen Zeitpunkt errechnen (was allerdings ein ziemliches Puzzlespiel ist!) und anschließend einen befreundeten Astrolo­ gen anrufen und die bewußte Frage stellen. Für den Astrologen ist ja der An­ fang dieses Telefongesprächs der Zeitpunkt, der für das Stundenhoroskop ent­ scheidend ist, und dieses Stundenhoroskop dient dann als Grundlage zur Be­ trachtung der weiteren Entwicklungen. Meine eigenen Experimente mit derartigen Tricks und auch die mir bekannten Experimente anderer haben je­ doch gezeigt, daß sie letztlich nirgendwohin führen. Solche Versuche liefern keine gültigen Stundenhoroskope und funktionieren schlichtweg nicht. Das bedeutet andererseits auch, daß der Faktor der Spontanität eine große Rolle spielt. Eine Frage, die gestellt wird, muß spontan in uns auftauchen, wenn wir ein gültiges Stundenhoroskop erhalten wollen. Joan Tittsworth führt im Zusammenhang mit dem Faktor der Spontanität das Beispiel einer Frage an, die während einer ihrer Lehrstunden mit einem Schüler auftauchte. Es ging um Stundenhoroskope von Vermißten, und dieser Schüler hatte einen Bruder, der schon länger als fünfundzwanzig Jahre ver­ mißt wurde. Natürlich mußte der Schüler bei der Behandlung dieses Themas an seinen Bruder denken und stellte daher die Frage: “Lebt mein Bruder noch?” Das Stundenhoroskop gab als Aszendenten 0°15’ Zwillinge an, in der Stundenastrologie ein Hinweis darauf, daß wir dieses Horoskop nicht deuten dürfen (siehe Kapitel III). Frau Tittsworth erklärte dann auch, daß dies an der Tatsache läge, daß die Frage weder direkt noch spontan entstanden sei. Die Frage war durch einen äußeren Faktor (die Lehrstunden) ausgelöst worden. Frau Tittsworth nennt so etwas eine “forcierte Frage”. Meine eigenen Experi­ mente mit solchen nachträglich ausgelösten Fragen lieferten jedoch immer wieder deutbare Horoskope, denen sinnvolle Informationen zu entnehmen wa­ ren. Manchmal sind ja bestimmte äußere Umstände die Ursache dafür, daß ei­ ne Frage, die vage vorhanden war, plötzlich klar und aktuell wird. Es ist dann gleichgültig, wodurch solch eine Frage in den Vordergrund getreten ist; ent­ scheidend ist, daß sie uns plötzlich klar vor Augen steht. Das Lesen eines Buches über Stundenastrologie löst bei Schülern und Le­ sern natürlich oft eine ganze Reihe von Fragen über Themen aus, die in ei­ nem solchen Buch behandelt werden. Meine Erfahrung ist, daß diese Fragen 21

deutbare Horoskope liefern, doch sollte der Leser dies vielleicht besser selbst nachprüfen, indem er die Fragen untersucht, die ihm beim Lesen der verschiedenen Kapitel und Themen dieses Buches in den Kopf kommen. Notieren Sie das Datum, den Ort und den Zeitpunkt des Augenblicks, in dem eine solche durch das Lesen angeregte persönliche Frage auftauchte und prüfen Sie dann nach, ob die Antwort sinnvoll und zutreffend ist. Durch solche Experimente erfahren wir, wie wir selbst mit dieser Art von Fragen umgehen sollten. Wenn es sich um eine Frage handelt, die ein anderer uns stellt, können wir einfach den Augenblick zum Ausgangspunkt nehmen, in dem uns die Frage gestellt wird. Die Praxiserfahrung rechtfertigt ein solches Vorgehen völlig. Gewöhnlich geht der Astrologe dann von dem Ort aus, an dem ihm die Fra­ ge gestellt wurde; das ist in den meisten Fällen der Ort. an dem sich seine Praxis befindet. Ein einziger mir bekannter Astrologe geht vom Wohnort seines Klienten aus. Hierbei können jedoch Probleme entstehen, denn wie soll man vorgehen, wenn der Klient zufällig nicht von seiner eigenen Woh­ nung aus anruft, sondern von einem völlig anderen Teil des Landes oder gar vom Ausland aus? Obwohl einiges dafür spricht, den Aufenthaltsort des Kli­ enten zum Ausgangspunkt zu nehmen, haben Stundenhoroskope, die vom Aufenthaltsort des Astrologen ausgehen, stets gute Resultate geliefert. Es kann jedoch passieren, daß das Stundenhoroskop vom Aufenthaltsort des Klienten sich in großem Maße von demjenigen unterscheidet, das vom Auf­ enthaltsort des Astrologen erstellt wurde, wobei das Horoskop vom einen Ort in die Kategorie “schwer zu deuten” fällt, während das bei dem anderen Horoskop nicht der Fall ist. Bis heute konnten mich meine eigenen diesbe­ züglichen Erfahrungen noch nicht dazu bringen, eine der beiden Methoden zu bevorzugen. Ich habe jedoch mittlerweile erkannt, daß ein Stundenhoro­ skop vom Ort, von dem aus der Klient anruft, öfter einen exakten Aspekt des Aszendenten dieses Stundenhoroskops mit einem Radixplaneten des Klien­ ten aufwies, als dies bei den Horoskopen von meinem eigenen Wohnort der Fall war. Der Leser tut gut daran, auch hiermit selbst zu experimentieren und eige­ ne Erfahrungen zu sammeln. In jedem Fall empfiehlt sich folgendes: - Wenn es sich um die Frage eines anderen handelt, wählen wir als Aus­ gangspunkt für das Stundenhoroskop den Augenblick, in dem uns die Fra­ ge gestellt wird. - Wenn wir selbst die Frage stellen, wählen wir den Augenblick, in dem die Frage uns in aller Deutlichkeit klar wird.

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- Als Ort können wir in jedem Fall immer den Ort wählen, an dem wir die Frage hörten oder selbst stellten. Noch ein letzter Punkt: Bei Ereignishoroskopen gehen wir von dem Augen­ blick aus, in dem das Ereignis begann und von dem Ort, an dem das Ereig­ nis stattfand. Achten Sie dabei genau auf die Fragestellung! Denn nehmen wir einmal an, daß an einem anderen Ort als unserem Wohnort Unruhen aus­ brechen und wir den Zeitpunkt ihres Entstehens kennen. Um den Verlauf der Unruhen zu untersuchen, erstellen wir ein Stundenhoroskop für diesen Zeit­ punkt und diesen Ort. Wenn wir aber das Horoskop erstellen, weil wir wis­ sen wollen, ob diese Unruhen auch auf unseren Wohnort übergreifen wer­ den, dann sollten wir besser eine direkte Frage stellen und ein Fragehoro­ skop vom Zeitpunkt der Frage für unseren eigenen Wohnort berechnen. Der Zeitpunkt, der Ort und die Art der Frage stehen immer in engstem Zusam­ menhang!

3. DIE WIRKUNGSDAUER DES STUNDENHOROSKOPS Wenn ein Stundenhoroskop eine negative Antwort auf die gestellte Frage gibt, dann machen Sie nicht den Fehler zu glauben, daß dies “nein” in dem Sinne heißt, daß das Gefragte nie geschehen wird. Die Situation kann sich ändern, es kann zu neuen Entwicklungen kommen, wodurch sich auch die Antwort auf die Frage ändert. Wir könnten nun annehmen, daß derartige Veränderungen eigentlich auch im Stundenhoroskop zu sehen sein müßten, aber dies trifft nur in begrenztem Maß zu. Die besagten Veränderungen tre­ ten nur dann im Stundenhoroskop in Erscheinung, wenn sie sich innerhalb eines kurzen Zeitraums, also etwa innerhalb von wenigen Monaten ent­ wickeln. Viele Stundenastrologen setzen für ein Stundenhoroskop eine durchschnittliche Geltungsdauer von drei Monaten an, doch wir sollten die­ sen Zeitraum nicht zu ernst nehmen, da in beiden Richtungen große Abwei­ chungen möglich sind. Wenn das Gefragte sehr wichtig oder dringend für die betreffende Person ist, kann ein ursprüngliches “Nein” nach wenigen Monaten möglicherweise in ein “Ja” Umschlägen. Aber ebensogut kann natürlich auch dann eine ver­ neinende Antwort das Ergebnis sein. So werden beispielsweise in einer Zeit, in der es sehr schwierig ist, Häuser zu verkaufen, Stundenastrologen sehr oft gefragt, ob Verkaufsmöglichkeiten für ein Haus gegeben sind. Ich persön­ lich habe Fälle erlebt, in denen die Antwort jahrelang immer wieder “nein”

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lautete, plötzlich jedoch zu einem “Ja” umschlug, woraufhin das Haus dann auch tatsächlich verkauft werden konnte. Ein Stundenhoroskop, das sich auf eine Frage bezieht, hat nun einmal nicht ein ganzes Leben lang Gültigkeit. Es zeigt uns lediglich Facetten des Hier-und-Jetzt und der nahen Zukunft, die diesem Hier-und-Jetzt entspringt, und dies auch nur in bezug auf das Thema der Frage. Trotzdem sollten wir alte Stundenhoroskope nicht wegwerfen. Sie können immer noch von Nutzen sein. Ein Stundenhoroskop eignet sich nämlich aus­ gezeichnet zum Errechnen von Progressionen und Transiten, und wenn wir deren Verlauf im Stundenhoroskop untersuchen, werden wir überraschende Entdeckungen machen. Wir können dazu sowohl Fragehoroskope wie auch Ereignishoroskope verwenden. Letztere eignen sich sogar für Progressionen über einen längeren Zeitraum hinweg. Wenn wir beispielsweise ein Ereig­ nishoroskop von dem Zeitpunkt erstellen, an dem eine Regierung gebildet wird, ein Präsident vereidigt wird, ein König oder eine Königin gekrönt wird, ein Geschäft gegründet wird und ähnliches, dann ist dieses Horoskop für die gesamte Amtszeit dieser Regierung dieses Präsidenten, dieses “Kö­ nigs” für die gesamte Bestehenszeit dieses Geschäfts gültig. Und das ist meist länger als die paar Monate, die gewöhnlich für die Geltungsdauer ei­ nes Stundenhoroskops angesetzt werden. Progressionen und Transite können wir zum Bestimmen von Zeitpunkten benutzen. Aber in der Stundenastrologie werden auch andere Techniken an­ gewandt, um das Datum bestimmter Ereignisse zu bestimmen, die mit der Frage in Zusammenhang stehen. Darauf werde ich in Kapitel VII noch näher eingehen.

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III Deutungseinschränkungen Es gibt Horoskope, die nach traditioneller Anschauung gefährlich zu deuten sind, weil sie Hinweise darauf enthalten sollen, daß das Horoskop entweder keine Antwort auf die gestellte Frage zu geben vermag oder daß der Fra­ gesteller oder der Astrologe Fehler machen. Manchmal ist die Frage auch nicht mehr zutreffend. Es gibt die verschiedensten Gründe, weshalb be­ stimmte Stundenhoroskope nicht oder nur mit äußerster Vorsicht gedeutet werden sollten. Auch die Formulierung der Frage kann ein Grund hierfür sein. Nach alter Überlieferung müssen wir in folgenden Fällen auf der Hut sein: 1. Wenn der Aszendent in den ersten drei Graden eines Zeichens steht. In einem solchen Fall ist es schwierig, etwas zu sagen, weil die Situation, auf die sich die Frage bezieht, noch zu wenig Anhaltspunkte bietet. Es ist al­ so eigentlich noch zu früh für eine Antwort. Der eine oder andere Aspekt der Sache muß sich erst noch entwickeln, bevor diese Frage ausgereift genug ist, um sie mit Hilfe eines Stundenhoroskops beantworten zu können. 2. Wenn der Aszendent in den letzten drei Graden eines Zeichens steht. Die letzten Grade bedeuten eigentlich: es ist zu spät. Die Situation ist schon so weit fortgeschritten, daß der Fragesteller kaum noch Einfluß darauf neh­ men kann. Alles ist so, wie es ist, und die Entscheidung ist im Grunde schon gefallen, wenn sie auch noch nicht sichtbar ist. Der Fragesteller kann ledig­ lich den Verlauf (und das Ergebnis) abwarten. 3. Wenn Saturn in Haus VII steht. Derjenige, der die Frage stellt, wird dem ersten Haus zugeordnet. Der Astro­ loge, der das Horoskop deutet, fällt in den Bereich des siebten Hauses. Wenn nun Saturn im siebten Haus steht, bedeutet dies, daß der Astrologe in Schwierigkeiten gerät, die ihre Ursache beispielsweise in einem Rechenfeh­ ler haben können, einem falsch aufgezeichneten Horoskop oder ähnlichem. Die Erfahrung vieler Astrologen besagt auch tatsächlich, daß dies auftreten kann, wenn Saturn im siebten Haus des Stundenhoroskops steht. Es kann deshalb nicht schaden, ein solches Stundenhoroskop mit besonderer Sorgfalt zu behandeln. Die Praxis hat jedoch auch gezeigt, daß es nicht unbedingt 25

unbrauchbar sein muß. Wir können das Horoskop immer noch sehr gut ver­ wenden, obgleich in solchen Fällen Vorsicht geboten ist. Wenn nun ein Astrologe sich selbst eine Frage stellt, so gibt das erste Haus Aufschluß über den Deuter. In einem solchen Fall führt Saturn im ersten Haus die oben beschriebenen Schwierigkeiten herbei. Einige Stundenastrologen mißtrauen nicht nur Horoskopen mit Saturn im siebten Haus, sie beziehen die oben genannte Regel auch auf Steinbock oder Wassermann an der Spitze des siebten Hauses. Saturn ist ja Tagesherrscher von Steinbock und Nachtherrscher von Wassermann. Mit anderen Worten: Saturn als Herrscher des siebten Hauses begegnet man ebenfalls allgemein mit Mißtrauen. Hinsichtlich dieser letztgenannten Einschränkung herrscht übrigens unter den Fachleuten keine Einigkeit. Die Praxiserfahrungen geben nicht genügend Veranlassung, Steinbock und Wassermann an der Spitze des siebten Hauses eine derartige Rolle zuzusprechen. Für sich genommen sagt das Zeichen an dieser Hausspitze gar nichts aus. Abgesehen davon ist Saturn in VII nicht immer gleichbedeutend mit einer Einschränkung. Wenn das siebte Haus die Rolle des Astrologen oder den Astrologen selbst symbolisiert, besteht die Möglichkeit, daß ein satumaler Astrologe (ein Steinbock, oder jemand mit Mond oder Aszendent im Stein­ bock, oder jemand mit einem stark plazierten Saturn usw.) durch Saturn in VII repräsentiert wird. In einem solchen Fall braucht es kaum oder über­ haupt nicht zu einer Einschränkung durch Saturn zu kommen. Wenn sich die Frage speziell auf eine Angelegenheit des siebten Hauses bezieht (Heirat, gemeinschaftliche Arbeit, offene Feindschaft usw.), dann können wir nicht alle Horoskope mit Saturn in VII als undeutbar oder ge­ fährlich abqualifizieren. Das würde - logisch betrachtet - ja bedeuten, daß der Stundenastrologe keine saturnalen Ehepartner, Mitarbeiter, Feinde usw. haben dürfte, und das ist natürlich Unsinn. In der traditionellen Astrologie wird allerdings der “schlechte” Charakter von Saturn in VII betont. Jedoch können wir auf Grund von Praxiserfahrun­ gen konstatieren, daß Saturn in diesem Haus keineswegs immer so proble­ matisch sein muß. Vorsicht bleibt zwar stets geboten, aber wir können diesem Planeten wahrscheinlich am besten gerecht werden, wenn wir die Stunden­ horoskope, in denen er in VII steht, noch einmal überprüfen, beispielsweise nachsehen, ob wir die Sommerzeit berücksichtigt haben, und außerdem soll­ ten wir besondere Sorgfalt bei der Deutung walten lassen. Meistens stoßen wir dann auf eine Kleinigkeit, die wir falsch gemacht oder vergessen haben, und im allgemeinen ist die Sache damit erledigt. Vor allem die jüngsten Ent­ wicklungen in der Stundenastrologie bestätigen dies. Es können übrigens auch noch andere Dinge eine Rolle spielen. Der Klient kann beispielsweise 26

wenig mit dem Rat des Astrologen anfangen, schlägt diesen in den Wind oder- aber das kommt glücklicherweise selten vor- der Rat kann den Astro­ logen in Schwierigkeiten bringen. Denn Saturn ist nun einmal der Planet der Einschränkungen, und wenn ein Astrologe die (moralischen und ethischen) Grenzen seines Berufs nicht berücksichtigt, kann er bei einer solchen Plazie­ rung selbst in Schwierigkeiten geraten. Er kann z.B. einen eindeutig medizi­ nischen Ratschlag geben und Medikamente verschreiben, was ihm verboten ist, wenn er kein Arzt ist. In diesem Fall kann Saturn in VII ein Hinweis dar­ auf sein, daß er dabei erwischt wird. Jedoch hat ein Astrologe, der ethisch und moralisch verantwortlich handelt, von diesem Saturnstand keinerlei der oben beschriebenen Schwierigkeiten zu erwarten. 4. Wenn der Mond “Void of Course" läuft. Wir sprechen von einem Loch im Aspektverlauf des Mondes, wenn der Mond in der Periode, in der er das Zeichen, in dem er steht, durchläuft, kei­ ne Hauptaspekte mehr mit anderen Planeten bildet. Im Englischen heißt dies dann, daß der Mond “Void of Course” läuft. Er hat seine letzten Haupta­ spekte innerhalb dieses Zeichens also schon gebildet, und er geht keine wei­ teren Aspekte mehr ein, bis er in das nächste Zeichen eintritt. Für ein Loch im Aspektverlauf des Mondes gibt es verschiedene Deutungsmöglichkeiten (siehe Kapitel VI). Als einschränkender Faktor weist er bei der Deutung vor allem darauf hin, daß der Fragesteller mit der Antwort, die er erhält, nichts anfangen kann. Ein “Void of Course”-Mond nimmt jegliche Möglichkeit zu handeln, und die Dinge geschehen so, wie sie geschehen müssen, ohne daß der Fragesteller etwas daran ändern könnte. Ein Stundenhoroskop mit einem “Void of Course”-Mond kann aber trotz­ dem sehr hilfreich sein, und zwar dann, wenn man Angst vor etwas hat. Auch in diesem Fall zeigt der Mond an, daß nichts geschehen wird, also auch das nicht, wovor man Angst hat. 5. Wenn der Mond oder der Planet, der den Fragesteller oder den Befragten andeutet, sich in der “ Via Combusta ” befindet. Dies ist eine sehr alte Regel, die viele Stundenastrologen nicht mehr berück­ sichtigen. Die “Via Combusta” (= verbrannte oder versengte Straße) ist der Teil des Tierkreises zwischen 15° Waage und 15° Skorpion, mit Ausnahme des 23. und 24. Grades von Waage. Im Altertum galt die “Via Combusta” als gefährlichster Teil des Tierkreises, vor allem deshalb, weil sich in diesem Teil viele ungünstige Fixsterne befanden. Diese stehen jedoch schon seit langer Zeit nicht mehr an dieser Stelle im Tierkreis, so daß moderne Astro­ logen die alte Regel nicht mehr beachten. Die Ausnahme bei 23° und 24° 27

Waage ist verständlich: dies sind die Grade der (für die heutige Zeit) als günstig angesehenen Fixsterne Spica und Arcturus. Objektiv gesprochen gibt es also nicht den geringsten Grund, noch länger an der “Via Combusta” festzuhalten, und sicherlich auch keinen, ein solches Stundenhoroskop für undeutbar zu erklären. Ich rate dem Leser daher dazu, selbst zu experimentieren und dann je nach den Ergebnissen eine Entschei­ dung zu treffen. Auch die Regeln 1 und 2 (Aszendent in den ersten und letzten drei Gra­ den) bedürfen noch einiger zusätzlicher Erläuterungen. Diese Regeln ken­ nen ebenfalls Ausnahmen, aber leider streiten sich auch darüber die Fach­ leute. In jedem Fall gilt aber folgende Ausnahme: Wenn der Aszendent des Stundenhoroskops in den ersten oder letzten drei Graden eines Zeichens steht und wenn dieser Grad mit dem Aszendentengrad des Fragestellers übe­ reinstimmt (maximal 1° Orb), dann kann das Stundenhoroskop trotzdem ge­ deutet werden. Dies heißt nämlich nichts anderes, als daß der Fragesteller seine Frage in einem persönlich sehr wichtigen Augenblick gestellt hat, nämlich in dem Moment, in dem sein eigener Aszendentengrad aufsteigend war. Oft bedeutet eine solche Frage auch sehr viel für den Fragesteller. Eine andere Ausnahme, die für Regel 2 gilt, ist: Wenn das Alter des Fra­ gestellers der Gradzahl am Aszendenten entspricht, ist das Horoskop eben­ falls deutbar. Praktisch betrifft dies nur Leute zwischen 27 und 30 Jahren, denn nur sie können ein Alter haben, das den letzten Graden entspricht. Im Fall der ersten Grade wäre das Alter 0 bis 3 Jahre, und wir können da­ von ausgehen, daß kein so kleines Kind schon mit einer StundenhoroskopFrage zu uns kommt. Die Regeln 1 und 2 sollen angeblich auch dann nicht gültig sein, wenn der Aszendent des Stundenhoroskops bis auf einen Grad genau mit dem pro­ gressiven Aszendenten des Fragestellers zusammenfällt oder wenn der As­ zendent des Stundenhoroskops bis auf einen Grad genau in Konjunktion zu einem Radix-Planeten oder -Punkt des Fragestellers steht. Manche Astrolo­ gen haben diese letzte Ausnahme sogar noch erweitert und behaupten, wenn der Aszendent des Stundenhoroskops einen bis auf einen Grad genauen Hauptaspekt mit einem Radix-Planeten oder -Punkt bilde, so sei das Stun­ denhoroskop immer noch gut zu deuten. Ich selbst habe ebenfalls Erfahrun­ gen gemacht, die diese Erweiterung bestätigen. Es gibt demnach keine eindeutigen Antworten auf die Frage, wann ein Stundenhoroskop gedeutet werden kann und wann nicht. Die sogenannten nicht-deutbaren Stundenhoroskope enthalten manchmal trotzdem noch wertvolle Informationen. Wir müssen vor allem durch praktische Erfahrun­ gen lernen, wie wir diese Problematik, die die Stundenhoroskope aufwerfen, 28

geschickt umgehen können. Jedoch ist in jedem Fall Vorsicht beim Zutref­ fen eines der obengenannten Punkte geboten!

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IV Das Drehen des Horoskops Stellen Sie sich vor, daß Ihnen in ein und demselben Augenblick zehn ver­ schiedene Fragen gestellt würden. Dann müßte ein einziges Stundenhoro­ skop eine Antwort auf all diese Fragen geben. Es ist jedoch höchst unwahr­ scheinlich, daß die zehn Antworten alle positiv oder alle negativ ausfallen würden. Wie kann nun ein einziges Horoskop auf die eine Frage mit “ja” und auf die andere Frage mit “nein” antworten? Dies ist nur möglich, wenn wir die Methode der Drehung des Horoskops oder das System der abgelei­ teten Häuser anwenden. Wenn wir eine Frage stellen, müssen wir ganz genau wissen, zu welchem Haus der Fragesteller oder der Gegenstand der Frage gehört. Derjenige, der die Frage stellt, wird immer durch das erste Haus repräsentiert. Das heißt, daß das erste Haus den Fragesteller und seine derzeitige Situation be­ schreibt. Wenn wir als Astrologen selbst die Frage stellen, fallen wir eben­ falls in den Bereich des ersten Hauses. Wenn ein anderer die Frage stellt, fal­ len wir als Astrologen in den Bereich des siebten Hauses. Kommt allerdings jemand mit einer Frage über eine dritte Person zu uns, so müssen wir diese dritte Person einem der zwölf Häuser zuordnen. Wenn beispielsweise eine Mutter eine Frage über ihr Kind stellt, fällt die Mutter in den Bereich des er­ sten Hauses; ihr Kind fällt in diesem Fall in den Bereich des fünften Hauses des Stundenhoroskops, da dies ja das Haus der Kinder ist. Hat sie eine spe­ zielle Frage, z.B. bezüglich der Gesundheit ihres Kindes, so dürfen wir nicht das sechste Haus des Stundenhoroskops konsultieren, denn dieses Haus würde sich auf die Gesundheit der Fragestellerin selbst beziehen. Nein, wir müssen dann auf das Haus zurückgreifen, das vom fünften Haus aus gese­ hen das sechste ist, d.h. auf das zehnte Haus des Stundenhoroskops. Wir dre­ hen also das Horoskop, und zwar folgendermaßen: Nachdem wir die Person lokalisiert haben (in diesem Beispiel im fünften Haus), betrachten wir ihr Haus als erstes Haus (hier wird das fünfte Haus also zum ersten) und nu­ merieren die Häuser des Stundenhoroskops entsprechend neu. Die alten Be­ deutungen der Häuser werden durch die neuen Bedeutungen ersetzt. Das zehnte Haus des Stundenhoroskops hat also nichts mit der gesellschaftlichen Position des Kindes zu tun, sondern ist zum sechsten Haus des Kindes ge­ worden und sagt daher etwas über dessen Gesundheitszustand aus.

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Wenn dieselbe Mutter etwas über die Situation des Kindes auf der Grund­ schule wissen will, müssen wir uns das dritte Haus vom fünften Haus aus gesehen anschauen, also das siebte Haus des Stundenhoroskops. Ist die Mut­ ter an der Situation des Kindes in bezug auf Freunde und Freundinnen in­ teressiert, so betrachtet man das Haus, das vom fünften aus das elfte ist, d.h. das dritte Haus des Stundenhoroskops. Stellen Sie sich jetzt einmal vor, daß die Mutter eine Frage stellt, die sich auf ein Kind aus ihrer Familie bezieht, das jedoch nicht ihr eigenes ist, sondern aus der ersten Ehe ihres Mannes stammt. In diesem Fall müssen wir ein ganz Gesundheit/Kind

Lernmöglichkeiten und -probleme, Grundschule/Kind

Kind Freunde/Kind

neuer Aszendent

Abbildung 2 anderes Haus zu Rate ziehen, als wenn es sich um ihr eigenes Kind handeln würde. Zu Anfang erfordert dies einige Überlegung, aber mit ein wenig Übung wird man feststellen, daß es gar nicht so schwierig ist. Wie müssen wir in diesem Falle verfahren? Es handelt sich um ein Kind ihres Mannes. Ihr Mann fällt in den Bereich des siebten Hauses des Stundenhoroskops. Ein Kind von ihm müßte also dem elften Haus zugeordnet werden, denn dieses ist vom siebten Haus aus gesehen das fünfte Haus. Wenn wir jetzt etwas über die Gesundheit dieses Kindes wissen wollen, betrachten wir also das sech32

ste vom fünften vom siebten Haus. Zählen Sie dies einfach im Stundeniioroskop ab (siehe Abbildung 3), und Sie erhalten dann das vierte Haus des Stundenhoroskops, das uns Informationen über den Gesundheitszustand des Kindes aus der ersten Ehe des Mannes gibt. Wir müssen, wenn wir eine oder mehrere Fragen über das Kind stellen wollen, das elfte Haus als das erste Haus ansehen und die Angelegenheit aus dieser Perspektive betrachten. Lemstörungen beispielsweise finden wir dann im dritten Haus vom elften aus gesehen, und das ist das erste Haus des ursprünglichen Stundenhoro­ skops. neuer Aszendent

Freunde/Stiefkind

Stiefkind

Lernmöglichkeiten und -probleme, Grundschule/Stiefkind

Gesundheit/Stiefkind

Abbildung 3

Es wird jedem Leser einleuchten, daß die Folgen für die Deutung fatal sind, wenn wir zur Beantwortung einer Frage nicht das richtige Haus aufsuchen! Vielleicht ist jetzt auch klar geworden, warum wir mit einem einzigen Stun­ denhoroskop zahllose verschiedene Fragen beantworten können, und daß diese Antworten auch sehr unterschiedlich ausfallen können. Nehmen wir einmal an, daß im selben Augenblick am selben Ort folgende Fragen gestellt werden: 33

-

Meine Schwägerin will ihr Haus verkaufen. Wird ihr dies bald gelingen? Kann ich meinen Arbeitgeber um eine Lohnerhöhung bitten? Wird mein Urlaub ohne Probleme verlaufen? Mein Hund ist entlaufen. Wird er wieder zurückkommen? Mein Bruder will mit X zusammen ein Geschäft gründen. Wird die Zu­ sammenarbeit erfolgreich verlaufen? - Ich habe mich in Y verliebt. Wird es zu einer Heirat kommen? - Mein Schwiegersohn will einen Prozeß anstrengen, um Geld, das ihm zu­ steht, einzuklagen. Wird er gewinnen? Schauen wir uns einmal die Häuser an, die bei diesen Fragen beteiligt sind. Welchem Haus muß ein Schwager oder eine Schwägerin zugeordnet wer­ den? Sie sind Schwester und Bruder unserer Ehegatten. Also müssen wir zu­ erst das Haus der Partner und von dort aus wiederum das dritte Haus aufsu­ chen. Der Partner fällt in den Bereich des siebten Hauses, seine Geschwister in den Bereich des dritten Hauses vom siebten Haus aus gesehen. Um eine Frage über eine Schwägerin beantworten zu können, müssen wir das neun­ te Haus als erstes wählen und von dort aus weiterschauen. In der Frage geht es um den Verkauf eines Hauses (siehe auch Kapitel XI, “Kauf und Verkauf’). Immobilien fallen in den Bereich des vierten Hauses, Käufer und Verkäufer werden durch die Achse erstes/siebtes Haus repräsen­ tiert, und das zehnte Haus gibt Aufschluß über den Preis, der zustande kommt. Da das neunte Haus unser Ausgangspunkt ist (die Schwägerin), müssen wir also das erste, vierte, siebte und zehnte Haus vom neunten Haus aus gesehen in Betracht ziehen, und das sind die Häuser neun (erstes), zwölf (viertes), drei (siebtes) und sechs (zehntes). Wir finden den Besitz der Schwägerin demnach im zwölften Haus dargestellt und den Verkaufspreis im sechsten Haus des ursprünglichen Stundenhoroskops. Im gedrehten Horoskop werden daraus allerdings viertes und zehntes Haus (siehe Abbil­ dung 4)! Bei der Frage nach der Lohnerhöhung sehen wir uns für den Fragesteller selbst das erste Haus an, für seinen Arbeitgeber das zehnte Haus. Ob der Ar­ beitgeber Geld für die Lohnerhöhung aufbringen kann, können wir auf fol­ gende Weise feststellen: Wir betrachten das zehnte Haus als erstes Haus, um Aufschluß über den Arbeitgeber zu erhalten. Über dessen finanzielle Situa­ tion gibt sein zweites Haus Aufschluß, das zweite Haus vom zehnten Haus des ursprünglichen Stundenhoroskops aus, also das elfte Haus. Wenn Fragen in bezug auf einen Urlaub gestellt werden, suchen wir das neunte Haus auf. In diesem Fall geht es um den Fragesteller selbst. Deshalb können wir das Horoskop in seiner ursprünglichen Form verwenden. Der 34

Fragesteller fällt in den Bereich des ersten Hauses; daher erübrigt sich hier das Drehen. Schwägerin neuer Aszendent Stiefkind

ihr Haus, das verkauft werden soll

Preis für das Haus der Schwägerin

Gegenpartei (= Käufer)

finanzielle Situation Käufer

Abbildung 4

Fragen über einen Hund sind oft schwierig zu beantworten. Hierbei ist ent­ scheidend, was der Hund für den Fragesteller bedeutet. Wenn er ein Wach­ hund ist, hat er eine nützliche Funktion, und eine solche fällt in den Bereich des sechsten Hauses. Ist der Hund jedoch mehr ein Kamerad, vielleicht so­ gar Ersatz für ein Kind, so müssen wir uns das fünfte Haus anschauen. Um ablesen zu können, was dem Hund zugestoßen ist, müssen wir also das fünf­ te oder das sechste Haus des Stundenhoroskops als Ausgangspunkt nehmen. Wenn wir eine Frage stellen, die sich auf einen Bruder oder eine Schwe­ ster bezieht, nehmen wir das dritte Haus als Ausgangspunkt. Dieses wird dann zum ersten Haus. Betrifft die Frage eine eventuelle Zusammenarbeit, so entnehmen wir die Information darüber dem siebten Haus, nun aber vom dritten Haus aus gesehen, d.h. dem neunten Haus des ursprünglichen Stun­ denhoroskops. 35

f

Das siebte Haus des Stundenhoroskops - ohne vorherige Drehung des Horo­ skops - betrachten wir, wenn die Frage sich auf eine eventuelle Heirat des Fragestellers selbst bezieht. Aber auch das fünfte Haus, das Haus der Ro­ manzen und der Zeit vor der Ehe, müssen wir uns anschauen, solange die beiden noch nicht Zusammenleben. Ein Schwiegersohn ist der Ehemann unserer Tochter. Ein eigenes Kind fällt in den Bereich des fünften Hauses. Der Partner dieses Kindes fiele dem­ nach in den Bereich des siebten Hauses, vom fünften Haus aus gesehen, d.h. in das ursprüngliche elfte Haus. neuer Aszendent Schwiegersohn

Urteil des Richters

Anwalt des Schwieger­ sohns

Anwalt der Gegenpartei

Gegenpartei des Schwiegersohns

Abbildung 5 Das elfte Haus wird zum ersten Haus, wenn wir etwas über unseren Schwie­ gersohn und dessen Prozeß erfahren wollen. Das Urteil des Richters liegt im zehnten Haus, vom elften Haus aus gesehen; im ursprünglichen Stunden­ horoskop also im achten Haus. Bei einem Prozeß gibt es immer eine Ge­ genpartei und diese fällt in den Bereich des Hauses der offenen Feinde, das siebte Haus. Vom elften Haus aus gesehen kommen wir dann in das fünfte Haus des ursprünglichen Horoskops. Ein einziges Stundenhoroskop enthält demzufolge eine beinahe uner­ schöpfliche Anzahl von Möglichkeiten, verschiedene Fragen zu beantwor­ ten, weil mit verschiedenen Fragen auch verschiedene Häuser und Zusam36

menhänge verbunden sind. Dabei müssen wir uns aber an die Regel halten, daß wir nur jeweils die Signifikatoren und Häuser anschauen dürfen, die mit der Frage in Zusammenhang stehen. Der Rest des Horoskops ist für die Fra­ ge schlichtweg bedeutungslos, und deshalb dürfen wir ihn auch nicht für un­ sere Antwort heranziehen. Bei der Zuordnung von bestimmten Personen und Sachverhalten zu be­ stimmten Häusern können wir in große Schwierigkeiten geraten. Wir haben schon gesehen, daß das Zuordnen eines Haustiers (fünftes oder sechstes Haus) von der Bedeutung abhängt, die das Tier für den Fragesteller hat. Be­ vor wir eine Frage beantworten, müssen wir dies zunächst klären. Es gibt aber noch mehr Dinge, die vom persönlichen Erleben des Fragestellers abhängen. So hat jemand, der auf Grund seines Berufs jeden Tag unterwegs ist, beispielsweise ein Fernfahrer oder ein Vertreter, eine völlig andere Vorstel­ lung von Entfernung als jemand, der in einer abgeschlossenen Landgemein­ de groß geworden ist und noch nie einen Schritt über diese hinaus getan hat. Für einen Vertreter ist eine 100 Kilometer entfernte Stadt noch “nahegele­ gen”, für einen Dorfbewohner jedoch kann das 15 Kilometer entfernte näch­ ste Dorf schon “eine andere Welt” sein. Es ist von größter Wichtigkeit, fest/.ustellen, was jemand als “weit weg” und “nahe” empfindet, wenn wir für diese Person eine Frage beantworten wollen, die mit Entfernung, d.h. mit dem dritten oder mit dem neunten Haus zu tun hat. Objektive Maßstäbe, z.B. in Kilometern ausgedrückt, sind für diese Häuser nicht anzugeben. Das Zuordnen von Häusern zu Eltern ist ebenfalls problematisch. Die ei­ ne Gruppe von Astrologen ordnet die Mutter dem vierten Haus und den Va­ ter dem zehnten Haus zu, die andere Gruppe bevorzugt die genau entgegen­ gesetzte Zuordnung, und noch eine dritte Gruppe macht keinen Unterschied und plaziert die Eltern zusammen auf die Achse viertes/zehntes Haus. Somit bietet die letzte Gruppe den geringsten Anhaltspunkt, obwohl dies mit den psychologischen Tatsachen am ehesten übereinstimmt. Das Kind erfährt als Säugling seine Eltern noch nicht als getrennte Personen. Es erlebt den Vater durch das Unbewußte der Mutter, so daß von einem Unterschied zwischen den beiden Eltern nicht die Rede sein kann. Erst zu einem späteren Zeit­ punkt erkennt das Kind mehr und mehr, daß es zwei verschiedene Eltern gibt und daß der Vater und die Mutter jeweils eine eigene Bedeutung für es haben. Durch die anfängliche Erfahrung der Einheit in der wichtigsten Pha­ se seiner Entwicklung, nämlich der Phase, in der zwischen den Gehirnzel­ len des Kindes die meisten Verbindungen entstehen, wird noch keine Unter­ scheidung gemacht, auf die es später aufbauen könnte. Wie müssen wir nun in diesem Falle mit der Zuordnung verfahren? Es gibt verschiedene Mög­ lichkeiten. Wenn beide Eltern noch leben und wir eine Frage haben, die ei­ 37

nen Elternteil betrifft, dann bietet das Stundenhoroskop selbst fast immer ei­ nen guten Anknüpfungspunkt. In sehr vielen Fällen werden wir merken, daß die Spitze des vierten und zehnten Hauses in das Sonnenzeichen eines der Elternteile fällt. Oder die Planeten in einem der beiden Häuser spiegeln ge­ nau die Situation des betreffenden Elternteils wider. Oder der Aszendent des Elternteils fallt in das vierte oder in das zehnte Haus des Stundenhoroskops usw. Dies vereinfacht in der Praxis oft die Entscheidung, so daß die Zuord­ nung trotz der theoretischen Schwierigkeiten nicht so problematisch ist. Wenn nur noch ein Eltemteil lebt, fällt dieser sehr oft in den Bereich des zehnten Hauses, obwohl es auch diesbezüglich Ausnahmen geben kann. Es gibt ein Haus im Horoskop, das als “Rest-Haus” fungiert, für alle Per­ sonen, die wir nicht eindeutig in einem bestimmten Haus unterbringen kön­ nen. Man nimmt an, daß jeder, der nicht leicht zugeordnet werden kann, durch das siebte Haus repräsentiert wird. Außerdem nimmt das siebte Haus auch Bezug auf Partner und Mitarbeiter, auf offene Feinde und auf jede Art von Beziehungen, die für uns - positiv oder negativ - eine emotionale oder geschäftliche Bedeutung haben. Wir werden mit der Zuordnung anfänglich Schwierigkeiten haben. Leider ist es nicht möglich, für all die zahllosen Varianten, die uns begegnen kön­ nen, Regeln aufzustellen; das Leben ist nun einmal sehr vielfältig, und Bei­ spiele und Regeln decken einfach lange nicht alle Möglichkeiten ab, die tatsächlich auftreten können. Deshalb ist es sinnvoll, die einmal erstellten Stundenhoroskope aufzubewahren. Ist uns ein Irrtum unterlaufen, so kann eine Überprüfung dieser Stundenhoroskope zu einem späteren Zeitpunkt von unschätzbarem Wert sein, wenn wir nämlich nachvollziehen, welche Fehler wir bei der Zuordnung gemacht haben oder was wir übersehen haben.

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V Die ersten Schritte bei der Deutung GRUNDREGELN Oie Deutung eines Stundenhoroskops weicht in einigen wichtigen Punkten von der Deutung eines Geburtshoroskops ab. Wie wir schon im ersten Ka­ pitel gesehen haben, kennt ein Stundenhoroskop viel weniger feine Nuancen und ist viel mehr auf Schwarzweißaussagen ausgerichtet. Um zu richtigen Aussagen zu kommen, müssen die Grundregeln immer beachtet werden. Zusätzlich zu diesen Grundregeln gibt es viele Verfeinerungen, auf die wir in einem der folgenden Kapitel noch eingehen werden. Wenn wir eine Frage gestellt haben oder jemand anders uns eine Frage ge­ stellt hat und wenn wir das Stundenhoroskop berechnet und aufgezeichnet haben, müssen wir folgendermaßen verfahren: a. Stellen Sie fest, ob das Horoskop deutbar ist: Schauen Sie zunächst nach, ob der Aszendent in den ersten oder in den letzten drei Graden eines Zei­ chens steht, ob Saturn in VII steht (wenn jemand anderes die Frage gestellt hat) oder in I (wenn Sie selbst die Frage gestellt haben) oder der Mond “Vo­ id of Course“ läuft. Finden wir einen oder mehrere dieser einschränkenden Hinweise, so müssen wir sehr vorsichtig vorgehen, da sich ein solches Horo­ skop weniger gut auswerten läßt (siehe Kapitel III). Gehen Sie bei der Deu­ tung auf keinen Fall ein Risiko ein und seien Sie so behutsam wie möglich. Wenn wir keine der obengenannten Einschränkungen vorfinden, können wir umgehend mit der Deutung beginnen. b. Der Fragesteller wird stets durch das erste Haus und durch den Mond re­ präsentiert. Es gibt immer ein paar Planeten, die auf den Fragesteller hin­ deuten, und diese Planeten nennen wir Signifikatoren oder Bedeuter. Der wichtigste davon ist der Herrscher von I, bzw. Herrscher des Aszendenten. Planeten im ersten Haus sind die Co-Signifikatoren des Fragestellers, und der Mond ist immer Co-Signifikator des Fragestellers, wo er sich auch be­ finden mag. Wenn keine Planeten in I stehen, haben wir zwei Signifikatoren für den Fragesteller, nämlich den Herrscher von I und den Mond. Auch wenn der Mond für weniger einflußreich gehalten wird als der Herrscher des

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Aszendenten, so dürfen wir ihn doch auf keinen Fall übersehen, da er in vie­ len Fällen von ausschlaggebender Bedeutung ist! Bezüglich des Mondes kann allerdings eine Schwierigkeit auftreten. Es ist nämlich sehr gut möglich, daß das Zeichen Krebs an der Spitze des Hauses steht, das wir befragen. Wenn wir beispielsweise eine Frage über unseren Partner stellen, müssen wir uns das siebte Haus anschauen. Steht aber Krebs an Spitze VII oder steht der Mond in VII, so wird der Mond auch Signifikator für die andere Partei oder für den Gegenstand der Frage. In einem sol­ chen Fall neigen die meisten Stundenastrologen dazu, den Mond als Signifikator für den Fragesteller zu ignorieren. Jedoch scheint der Mond in man­ chen Fällen auch dann noch Hinweise zu geben, die den Fragesteller betreffen. Dies ist vor allem deshalb so, weil der Mond eine sehr wichtige Funktion innehat: ohne Mondaspekte kann sich die Angelegenheit nicht weiterentwickeln, und nichts geschieht (siehe den Abschnitt “Void of Course’/Loch im Aspektverlauf des Mondes in Kapitel VI). Dies bedeutet, daß es in jedem Fall unumgänglich ist, den Mond in die Betrachtung mit einzube­ ziehen. Selbst wenn er Informationen über die Gegenpartei liefert, brauchen wir ihn auch noch für den Fragesteller selbst, und er ist unentbehrlich, wenn wir eine Aussage über die Entwicklung der Situation machen wollen. Planeten spielen also in ihrer Funktion als Herrscher von I und VII eine wichtige Rolle, die Rolle des Signifikators für den Fragesteller und den Be­ fragten. Sobald wir aber einem Zeichen bzw. Haus einen Herrscher zuord­ nen wollen, taucht ein neues Problem auf. In der traditionellen Stunden­ astrologie greift man immer noch auf die klassischen Herrscher zurück und läßt oft die transsaturnalen Planeten Uranus, Neptun und Pluto außer acht. Dabei erhalten wir Saturn als Herrscher von Wassermann statt Uranus, Mars statt Pluto als Herrscher von Skorpion und Jupiter statt Neptun als Herrscher der Fische. Andere Astrologen hingegen arbeiten mit den transsaturnalen Planeten als Herrschern, genauso wie es in der Charakterdeutung geschieht. Das heißt, daß der eine Stundenastrologe Mars als Herrscher von Skorpion ansieht, ein anderer hingegen Pluto. Daß dies Unterschiede in der Deutung ergeben kann, braucht nicht näher erläutert zu werden. Nach jahrelangem Experimentieren bin ich zu der Ansicht gelangt, daß beide Methoden brauchbar sind, und ich möchte den Gebrauch der klassischen Herrscher der Zeichen nicht missen. Barbara Watters sagt - sehr einleuchtend übrigens - daß ein Stundenhoro­ skop ein Diagramm dessen ist, was der Fragesteller bewußt oder unbewußt in dem Augenblick, in dem er die Frage stellt, weiß. Alles, was er in diesem Moment noch nicht weiß, was aber trotzdem Einfluß auf das Ergebnis hat,

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muß im Horoskop als rätselhafter oder unvorhersehbarer Faktor enthalten sein. Nach Frau Watters Ansicht werden diese Faktoren durch die transsaturnalen Planeten Uranus, Neptun und Pluto symbolisiert, und deshalb müs­ sen wir sie als eine Kategorie für sich ansehen. Als Herrscher eines Hauses dürfen wir sie dann ihrer Ansicht nach nicht mehr verwenden. Frau Watters hat folgendes herausgefunden: wenn die traditionellen Pla­ neten günstige Antworten geben, ein transsaturnaler Planet hingegen auf Schwierigkeiten hindeutet, ist die der Frage zugrunde liegende Idee zwar gut, jedoch wird das eine oder andere Ereignis, das sich dem Willen und der Einflußsphäre des Fragestellers entzieht, die Sache verderben. Wenn die Frage aber auf ein Thema Bezug nimmt, das besser durch die transsaturnalen Planeten wiedergegeben wird als durch die klassischen Herrscher, so müssen wir uns nach den transsaturnalen Planeten richten (auch das befin­ det sich in Übereinstimmung mit Frau Watters Aussagen). Eine Frage über Astrologie, moderne Technik, Luftfahrt und ähnliches, bei der wir das Zei­ chen Wassermann an der Spitze des betreffenden Hauses finden, müssen wir mit Hilfe von Uranus als Signifikator für den Gegenstand der Frage beant­ worten und nicht durch Saturn, da dieser mit einem derartigen Thema viel weniger zu tun hat als Uranus. Der Leser wird selbst entscheiden müssen, welcher der beiden Vorge­ hensweisen er folgen will - der der klassischen oder derjenigen der transsa­ turnalen Herrscher. Ich möchte den Rat geben, im Prinzip die klassischen Herrscher als Signifikator zu verwenden, diese zunächst einmal anzuschau­ en und dann anschließend die Deutung durch die transsaturnalen Herrscher zu verfeinern. Wir sollten uns jedoch für die transsaturnalen Herrscher als vollwertige Signifikatoren entscheiden, wenn der Fragesteller oder der Ge­ genstand der Frage eher Berührungspunkte mit dem Bereich der transsatur­ nalen Planeten als mit dem der klassischen Planeten hat. c. Bestimmen Sie, welches Haus oder welche Häuser mit der Frage in Zu­ sammenhang stehen. Es ist äußerst wichtig, das richtige Haus zu finden! Wenn uns dies nicht gelingt, kann das Nachschlagewerk “The Rulership Book” von Rex Bills - eine wahre Goldgrube für das Auffinden astrologi­ scher Zuordnungen - uns helfen. Der Gegenstand der Frage wird durch den Herrscher des betreffenden Hauses und durch die Planeten in diesem Haus symbolisiert. Gesetzt den Fall, wir haben eine Frage über das Fortsetzen un­ seres Studiums an der Universität. Dann ist der Herrscher von IX Signifika­ tor und die Planeten in IX sind Co-Signifikatoren für das Studium.

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d. Ergänzende Information finden wir bei den Planeten, die eine natürliche Verwandtschaft mit dem Gegenstand der Frage haben. Auch wenn diese er­ gänzende Information im allgemeinen derjenigen des Hauses, das mit der Frage in Zusammenhang steht, untergeordnet ist, wird die Deutung dadurch verfeinert, und wir erhalten größere Einsicht in den Verlauf des Geschehens. Wenn wir beispielsweise einen Ring verloren haben, handelt es sich dabei um einen verlorenen wertvollen Gegenstand, und wir müssen uns an das zweite Haus (also den Herrscher von II und die Planeten in II) wenden. Aber über wertvolle Gegenstände herrscht von Natur aus Venus, und die Position von Venus im Stundenhoroskop kann uns einige Information über den ver­ lorenen Ring geben. Es wird nicht immer einen Planeten geben, der speziell zum Gefragten in bezug steht. In einem solchen Fall können wir uns ruhig auf das zugeordne­ te Haus beschränken. Vor allem bei komplizierten Situationen, in denen ein Objekt durch mehrere Planeten symbolisiert wird, ist es sinnvoll, sich auf die Häuser zu beschränken. e. Drehen Sie das Stundenhoroskop, wenn die Frage sich auf eine andere Person bezieht. Wenden Sie die Regel an, die im sechsten Kapitel behandelt wird, wenn die Frage nicht uns selbst oder den Fragesteller betrifft. f. Achten Sie auf die traditionellen Hauptaspekte. Viele Stundenastrologen arbeiten ausschließlich mit der Konjunktion (0°), dem Sextil (60°), dem Quadrat (90°), dem Trigon (120°) und der Opposition (180°). Das Quincunx (150°) wird im allgemeinen nicht berücksichtigt (oder lediglich als Ergän­ zung herangezogen). Der Parallelaspekt spielt eine wichtige Rolle. Außerordentlich wichtig sind Aspekte zwischen den Signifikatoren für den Fragesteller und für das Gefragte. Wenn solche Aspekte nicht bestehen und auch nicht gebildet werden, fehlt buchstäblich jede Verbindung zwi­ schen dem Fragenden und dem Gegenstand der Frage, was ein negativer Hinweis ist. Wenn der Mond ebenfalls aspektlos ist, wird die Antwort nega­ tiv ausfallen. Zu dieser Regel gibt es ein paar kleine Ausnahmen, die jedoch nur selten zum Tragen kommen (siehe Kapitel VI). Wenn es viele Signifikatoren gibt, ist die Chance groß, daß wir es mit vie­ len Aspekten zu tun haben werden. Wenn wir nur einen einzigen Signifikator vorliegen haben (und den Mond natürlich), dann brauchen wir oft nur ei­ nen Aspekt zu untersuchen. Der Orbis eines Aspektes ist wichtig. Je exakter ein Aspekt ist, um so schneller ist seine Auswirkung spürbar. Je weniger exakt er ist, um so großer ist die Möglichkeit, daß Veränderungen, Komplikationen oder störende Fak­ 42

toren auftreten werden. Es können Situationen entstehen, in denen die Sig­ nifikatoren im Stundenhoroskop untereinander keinen Aspekt bilden, dies zukünftig jedoch tun werden. Der Aspekt steht dann in Aussicht und befin­ det sich zum Zeitpunkt der Frage noch außerhalb des Orbis. Ein solcher Fall bedeutet, daß zwar Hoffnung besteht, daß aber noch alles mögliche dazwi­ schenkommen kann. Im Zusammenhang mit dem Vorangegangenen ist es auch wichtig, auf zu­ nehmende Aspekte' zu achten, d.h. Aspekte, die erst noch exakt werden müssen. Sie zeigen den Verlauf der Frage an. Abnehmende Aspekte2, also Aspekte, die schon exakt gewesen sind, geben an, was alles schon geschah, bevor die Frage gestellt wurde oder bevor das Ereignis eintrat. Abnehmende Aspekte können wir demnach höchstens benutzen, um den Hintergrund zu beleuchten, für die Beurteilung der kommenden Entwicklung sind sie je­ doch nicht mehr von Nutzen. Ihre Wirkung ist einfach schon vorüber, und sie haben keinen Einfluß mehr auf das zukünftige Geschehen. Kurzum, wir sehen uns die zunehmenden Hauptaspekte an. Die Aspekte selbst werden ziemlich schwarzweiß interpretiert. In der Stundenastrologie kennen wir also im Gegensatz zur Charakterdeutung “gute” und “schlechte” Aspekte. Die Aspekte werden folgendermaßen be­ wertet: Konjunktion: Zusammenfügung. Dies weist darauf hin, daß zwei Menschen oder der Fragesteller und sein Ziel Zusammenkommen. Also: ein verlorener Gegenstand findet sich wieder, ein Wunsch geht in Erfüllung, eine Ehe wird geschlossen usw. Sextil: Es bestehen Möglichkeiten und es ergeben sich eine oder mehrere Gelegenheiten, durch die das Gefragte in Erfüllung gehen kann. Jedoch ist bei einem Sextil immer Eigeninitiative von Seiten des Fragestellers erfor­ derlich, um etwas gelingen zu lassen. Das Sextil bietet von daher zwar eine Gelegenheit oder Möglichkeit, aber der Fragende muß auch selbst etwas da­ zu beitragen. Trigon: Auch im Trigon sind Gelegenheiten und Möglichkeiten enthalten, die jedoch viel klarer und einfacher einzulösen sind als beim Sextil. Dies ist ein Aspekt, der Erfolg verspricht und Unterstützung bietet und bei dem der Fragende viel weniger Mühe aufwenden muß. 1 2

ln der astrologischen Fachsprache heißen diese Aspekte “Applikationsaspekte”. Der Fachbegriff hierfür ist “Separationsaspekt”.

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Quadrat: Ein spannungsgeladener Aspekt, der Hindernisse und Schwierig­ keiten ankündigt. Es erfordert ein großes Maß an Energie und Einsatz, das Ziel zu erreichen, oder aber das Ziel wird gar nicht erreicht oder nur unter Verlusten, oder wenn es doch erreicht wird, stellt es sich als enttäuschend heraus, wir haben nichts davon oder geraten dadurch anderweitig in Schwie­ rigkeiten. Opposition: Ebenfalls ein problematischer Aspekt. Er deutet auf Trennung hin. Wir bekommen nicht das, was wir uns wünschen. Und wenn wir trotz allem dennoch unser Ziel erreichen, enttäuscht uns das Erreichte. Wenn der Herrscher, der den Klienten oder Fragesteller repräsentiert, in eine Anzahl von Oppositionen einbezogen ist, dann nimmt der Fragesteller den Rat des Astrologen nicht ernst und schenkt der negativen Antwort des Stundenhoro­ skops keinen Glauben. Deshalb ist die Opposition ein lästiger Aspekt: der Fragesteller schlägt oft guten Rat in den Wind oder handelt wider besseres Wissen, was meist Enttäuschung zur Folge hat. Der Parallelaspekt': Dieser Aspekt ähnelt der Konjunktion ein wenig und bringt im allgemeinen den Fragesteller und den Gegenstand der Frage zu­ sammen. Vor allem die Traditionalisten unter den Stundenhoroskopastrolo­ gen machen von diesem Aspekt gerne Gebrauch. Aber nicht alle Stunden­ astrologen arbeiten mit diesem Aspekt. Auf Grund meiner eigenen Erfah­ rung kann ich seine Verwendung jedoch wärmstens empfehlen. Über die Art und Weise, wie er verwendet wird, gibt es unterschiedliche Meinungen. Manche unterscheiden den gewöhnlichen Parallelaspekt (also Nord- und Südparallele) und die Gegenparallele, wobei die gewöhnliche Parallele wie eine Konjunktion wirkt und die Gegenparallele wie eine Opposition. Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, daß alle Parallelaspekte eine positive, verbindende Wirkung haben, wenn ich auch bei Kontraparallelen ab und zu beobachtet habe, daß der Fragende manchmal kurz von Zweifel befallen wurde oder daß etwas geschah, was für eine Weile Zweifel am guten Aus­ gang aufkommen ließ. Quincunx: Ein im allgemeinen in der herkömmlichen Stundenastrologie sel­ ten benutzter Aspekt. Bei mundanen Horoskopen und in Ereignishorosko­ pen spielt er allerdings nach Ansicht einiger Astrologen (und auch nach mei' Diesen Aspekt erhält man durch Spiegelung über die 0° Krebs/0" Steinbock-Achse. Für die exakte Bestimmung muß man allerdings die Breite (in manchen Ephemeriden enthalten) nachschlagen, insbesondere für Pluto und den Mondknoten.

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ner eigenen Erfahrung) trotzdem eine Rolle. Der Quincunx steht manchmal mit Unfällen, Verletzungen, Vermißtenmeldungen usw. in Zusammenhang. Daher warnen die Stundenastrologen, die diesen Aspekt in Betracht ziehen, ernsthaft davor, eine Reise anzutreten, wenn das Stundenhoroskop zum Zeit­ punkt der Abreise viele Quincunxe aufweist. In einem Stundenhoroskop können Quadrate und Oppositionen tatsächlich auf Hindernisse hinweisen, Quincunxe hingegen können echte Gefahr ankündigen. g. Beschränken Sie sich bei der Deutung auf die Signifikatoren und auf die betreffenden Häuser. Wenn wir die Planeten bestimmt haben, die den Fra­ gesteller und das Gefragte symbolisieren, müssen wir den Rest des Horo­ skops ignorieren. Wie dramatisch und prächtig uns andere Aspekte auch er­ scheinen mögen, für die Beantwortung der Frage spielen sie einfach keine Rolle. Dies ist eine sehr wichtige Regel! Am besten schreiben wir die Sig­ nifikatoren, um die es geht, mit den Aspekten, die sie noch bilden werden und ihren Zeichen- und Häuserpositionen getrennt auf und machen uns da­ mit an die Arbeit, ohne einen weiteren Blick auf das Horoskop zu werfen. Es ist äußerst verführerisch, nach weiteren Hinweisen zu suchen, aber das übrige Horoskop hat mit der gestellten Frage schlichtweg nichts mehr zu tun, und deshalb finden wir dort auch keine weiteren Hilfen mehr. Die übri­ gen Aspekte und Konstellationen können aus diesem Grund nur Verwirrung in das Ergebnis bringen. Irren Sie deshalb nicht vom Thema ab, und lassen Sie den Rest unbeachtet! Sehr viele Fehler in Stundenhoroskopen rühren da­ her, daß das gesamte Horoskop herangezogen wurde. Obwohl dies in der Charakterastrologie ein “Muß” ist, ist es in der Stundenastrologie verboten! h. Schauen Sie in den Ephemeriden nach, ob die vielversprechenden Aspek­ te zwischen den Signifikatoren auch tatsächlich zustande kommen. Es kann nämlich Vorkommen, daß ein Planet rückläufig wird, kurz bevor er einen vielversprechenden Aspekt bildet, oder daß der andere Planet in das nächste Zeichen eintritt. In einem solchen Fall kann der Aspekt, der sich bilden soll­ te, noch so schön sein, das darin enthaltene Versprechen wird jedoch nicht eingehalten. In einem der folgenden Kapitel werde ich noch näher auf die­ ses Thema eingehen. i. Schauen Sie sich die Hauptaspekte an, die der Mond bilden wird, bevor er das Zeichen verläßt. Da der Mond immer der Co-Signifikator für den Fra­ gesteller ist, zeigen die zunehmenden Aspekte des Mondes und die Aspek­ te, die er später bilden wird, an, was in bezug auf die Angelegenheit oder die Frage noch zu erwarten ist. Wenn sowohl der erstfolgende Aspekt wie auch 45

der letzte Aspekt günstig sind, bedeutet dies, daß man einen guten Anfang und ein gutes Ende der Angelegenheit oder der Frage erwarten kann, unge­ achtet der dazwischenliegenden Aspekte. Diese können zwar Ungelegenhei­ ten bereiten, aber der Ausgang bleibt letztlich gut. Völlig anders liegt dies, wenn der erstfolgende Aspekt günstig, der letzte hingegen problematisch ist. Dann fängt die Sache zwar gut an, nimmt aber ein böses Ende. Oder das ei­ ne oder andere entwickelt sich ungünstiger als erwartet, bricht in sich zu­ sammen oder dergleichen. Ebenfalls kann uns ein Rückschlag treffen, wenn der Mond zuletzt einen rückläufigen Planeten aspektiert. Dieser Rückschlag kann in einer Meinungsänderung einer der Parteien begründet sein, in einem Hindernis von außen oder in einem Fehler des Fragestellers, wenn der rück­ läufige Planet sein Signifikator ist, usw. Wir können auch oft folgendes be­ obachten: wenn der letzte Aspekt des Mondes ein Quadrat ist, wird der Fra­ gesteller nicht nur in Schwierigkeiten geraten, sondern er bereut auch den von ihm eingeschlagenen Kurs oder wird ihn später bereuen. Bei den Aspek­ ten müssen wir auch den Parallelaspekt einbeziehen. Wenn der zuletzt gebildete Aspekt nicht exakt wird, weil der langsamere Planet, mit dem der Mond einen Aspekt bilden sollte, inzwischen das Zei­ chen, in dem er stand, verlassen hat, ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß sich die Angelegenheit zerschlägt oder der Fragende nicht das bekommt, was er wollte. Manchmal läßt auch der Fragesteller selbst die Sache fallen. Beispiele

Beistehendes Horoskop (Abb. 6) ist ein Beispiel für eine Deutungsein­ schränkung. Die Situation ist folgende: Als unser erstes Kind geboren wur­ de, erhielten wir einen Rundbrief von der Stiftung “Gesundes Gebiß in Am­ sterdam'’, in dem angeboten wurde, das Kind zwölf Jahre lang intensiv zahnärztlich zu betreuen. Bei Annahme des Angebots mußte die Mutter sich allerdings vom gleichen Zahnarzt behandeln lassen. Die Stiftung “Gesundes Gebiß” hilft bei der Suche nach einem ihr angeschlossenen Zahnarzt in der Wohngegend des Kunden, und so erhielt ich einen Brief mit Namen und Adresse meines neuen Zahnarztes. Das hier wiedergegebene Stundenhoroskop ist auf den Zeitpunkt gestellt, in dem ich den Brief öffnete. Ich war sehr erstaunt, in diesem Horoskop eine Deutungseinschränkung anzutreffen, und dies um so mehr, da der Aszendent in den letzten Graden eines Zeichens im allgemeinen darauf hindeutet, daß etwas zu spät ist, da die Sache schon beschlossen ist. Und für mich ging es doch hier um einen Neuanfang bei einem neuen Zahnarzt. Die Zeit war rich­ tig notiert, auch wenn wir bei aufsteigenden Fischen auf den Breitengrad 46

achten müssen, da der Aszendent dieses Zeichen sehr schnell durchläuft, so daß schon eine geringe zeitliche Abweichung das Ergebnis verändern kann. Das Horoskop war jedoch richtig berechnet.

Abbildung 6

Ich analysierte das Horoskop trotzdem. Meine eigenen Signifikatoren sind Jupiter (und eventuell Neptun) als Herrscher von Fische, Mars als Herrscher des eingeschlossenen Zeichens Widder, und natürlich der Mond. Der Mond steht in VI, im Haus der Zahnarztpraxis. (Ein Zahnarzt wird durch Mars und das Zeichen Skorpion repräsentiert, seine Praxis hingegen durch das sechste Haus). Signifikatoren für den Zahnarzt sind, wenn wir das sechste Haus neh­ men, die Sonne als Herrscher von VI und der Mond, der in VI steht. Der Mond ist also Signifikator sowohl für mich selbst wie auch für den Zahn­ arzt, wir dürfen demzufolge den Mond dann auch in zwei Richtungen deu­ ten. Der Mond bildet als Signifikator für mich selbst ein zunehmendes Trigon zu Mars. Wie wir schon gesehen haben, wird ein Zahnarzt ebenfalls Mars zu­ 47

geordnet, und außer der Tatsache, daß der Mond in VI steht, ist der zuneh­ mende harmonische Aspekt zwischen Mond und Mars ein Hinweis darauf, daß ich den Zahnarzt aufsuchen werde. Mars ist aber auch Co-Signifikator für mich selbst, aber darauf werde ich später noch eingehen. Die Sonne, Hauptsignifikator des Zahnarztes, steht in IX und geht in na­ her Zukunft keine Verbindung mit einem meiner Signifikatoren ein, also mit Mond, Jupiter (eventuell mit Neptun) oder mit Mars. Sie wird zwar an Nep­ tun vorbeiziehen, muß aber zunächst Venus passieren, und dies hemmt ihre Ausdrucksmöglichkeiten. Wir finden von daher folgende Anzeichen: es kommt ein Kontakt zustan­ de, auch wenn nicht alle Hinweise gleich stark sind, und es gibt etwas schon Feststehendes, etwas, daß mit “zu spät” in Zusammenhang steht oder etwas, das auf Grund von Deutungseinschränkungen nicht stattfindet. Ich machte mit dem Zahnarzt einen Termin aus, ging hin, und mir wurde sofort geholfen. Aber beim Abschied sagte der Zahnarzt: “Ich wünsche Ih­ nen alles Gute. Im nächsten Monat wird die Praxis von einem anderen Zahn­ arzt übernommen. Ich ziehe ins Ausland.” Sehen Sie sich den Herrscher des sechsten Hauses, die Sonne an, im neunten Haus des Stundenhoroskops, aber beachten Sie außerdem auch folgendes: Wenn wir das Horoskop für diesen Zahnarzt drehen und das sechste Haus als das erste ansehen, wird das zweite Haus des Stundenhoroskops zum neunten Haus, vom sechsten Haus aus gesehen. Über dieses neunte Haus herrscht Venus. Der erste Aspekt, den die Sonne bildet, ist eine Konjunktion zu Venus, der Herrscherin des “Aus­ lands”, in das der Zahnarzt zieht. Es gibt eine Regel, die besagt, daß eine neue Person oder ein neues Ob­ jekt immer durch das Haus repräsentiert wird, das durch Weiterdrehen um so viele Häuser erreicht wird, wie die Hauszahl des ursprünglichen Hauses angibt. Beispielsweise liegt unser Haus in IV. Ein neues Haus, das wir im Auge haben, liegt im vierten vom vierten Haus aus gerechnet, d.h. im sieb­ ten Haus des Stundenhoroskops. Hier liegt der neue Zahnarzt im sechsten des sechsten Hauses, also im elften. In diesem Haus finden wir Mars als Sig­ nifikator für den Zahnarzt, und Saturn ist Herrscher dieses Hauses. Saturn steht in 0°55’ Skorpion und ist gerade in ein neues Zeichen eingetreten. Wenn ein Planet soeben in ein neues Zeichen eingetreten ist, heißt das im allgemeinen, daß derjenige, der durch diesen Planeten repräsentiert wird, in eine neue Phase oder in eine neue Situation eintritt. Der neue Zahnarzt hat­ te erst vor kurzer Zeit die Praxis übernommen. Gehe ich jetzt auch zu seinem Nachfolger zur Behandlung? Ja, denn wie wir schon gesehen haben, bildet der Mond ein Trigon zu Mars, der auch den neuen Zahnarzt symbolisiert. Dies ist ein Zufall, da Mars an sich jeden be­ 48

liebigen Zahnarzt repräsentiert, hier aber im sechsten des sechsten Hauses sich merkwürdigerweise auf den zweiten Zahnarzt in dieser Praxis bezieht. Außerdem ist Mars in diesem Stundenhoroskop “zufälligerweise” auch mein Signifikator, und deshalb befindet sich mein Signifikator schon im Haus des zweiten Zahnarztes, ebenfalls ein Hinweis darauf, daß ich zu die­ sem Zahnarzt in Behandlung gehen werde. Es ist gut, das Trigon zwischen Mond und Mars noch kurz zu betrachten, da es hierfür verschiedene Deutungsmöglichkeiten gibt: - Der Mond als Signifikator für den Zahnarzt 1 (der Mond steht in VI) geht einen harmonischen Aspekt mit Mars als Signifikator ein. (Mars ist Ne­ benherrscher von I) - Der Mond als mein Signifikator bildet ein zunehmendes Trigon zu Mars als allgemeinem Signifikator für einen Zahnarzt. - Der Mond als mein Signifikator bildet ein zunehmendes Trigon zu Mars als speziellem Signifikator des zweiten Zahnarztes (Mars steht als Planet im sechsten des sechsten Hauses). Wir sehen also, daß zu beiden Zahnärzten ein Kontakt (im Hinblick auf das Trigon ein zufriedenstellender) auf Grund ein und desselben Aspekts zu­ stande kommt. Dies zeigt, daß wir ein Stundenhoroskop mit einer Deutungseinschrän­ kung dennoch verwerten können, wenn wir es nur vermeiden, voreilige Schlüsse zu ziehen. Und nun ein anderes Beispiel, das den Wert eines Parallelaspekts veran­ schaulicht. Eine Bekannte erzählte mir eines abends eine lange Geschichte über die Schwierigkeiten, die sie im Jahr zuvor mit einer Jugendfreundin ge­ habt hatte, mit der sie sich bis zu diesem Zeitpunkt immer gut verstanden hatte. Ihre Schwierigkeiten waren so groß geworden, daß es zu einem Bruch kam. Während ihres Berichts stellte sie mir plötzlich die Frage: “Was denkst du, werde ich jemals wieder etwas von ihr hören?” Im Stundenhoroskop dieses Augenblicks wird die Fragestellerin durch Mer­ kur (Aszendent Jungfrau) symbolisiert und durch den Mond. Der Aszendent fällt gerade noch nicht unter die Deutungseinschränkung. Übrigens fällt auf, daß Spitze XII und der Aszendent beide im selben Zeichen stehen. Dies zeigt, daß die Schwierigkeiten zum Teil auch der Haltung der Fragestellerin selbst zuzuschreiben sind, und im besagten Fall trifft das auch tatsächlich

zu. 49

Die Sonne als Herrscher von XI stellt die Freundin dar, da Löwe an der Spitze des elften Hauses steht. Wir sehen keine Verbindung, auch keine Zukünftige zwischen Merkur und Sonne. Wir sehen außerdem, daß der Mond im Begriff ist, sich von einer Opposition mit der Sonne zu entfernen, ein Anzeichen für den Bruch der beiden in jüngster Vergangenheit. Andere Hinweise liegen nicht vor, so daß wir auf Grund dieser Gegebenheit schließen müssen, daß vorläufig kein Kontakt mehr zustande kommen wird. Wenn wir aber die Aspekte betrachten, die der Mond noch bilden wird, se­ hen wir folgende Reihenfolge: eine Opposition zu Venus, ein Parallelaspekt zur Sonne, ein Quincunx zu Neptun, ein Parallelaspekt zu Venus, ein Qua­ drat zu Pluto und eine Opposition zu Merkur.

Abbildung 7

Der Mond bildet also einen Parallelaspekt zur Sonne, was auf eine Verbin­ dung hindeuten kann. Vorher geht der Mond aber noch eine Opposition zu Venus ein, was die Sache wieder verderben kann. Venus ist Herrscher über Stier, und Stier steht an der Spitze IX. Das neunte Haus ist das elfte des 50

elften Hauses, was sich also auf die Freundinnen der Jugendfreundin der Fragestellerin bezieht und außerdem auf die Haltung dieser Freundin in Freundschaften. Die Opposition kann zwar einen Kontakt bewirken, aber dieser wird ziemlich fragwürdig sein. Die Parallele läßt mehr erwarten, aber die darauffolgenden Aspekte des Mondes (bevor er das Zeichen verläßt) ge­ ben wenig Anlaß zu Optimismus. Vor allem der Mond in Opposition zum Signifikator für die Fragestellerin, Merkur, kann ein Hinweis darauf sein, daß die Fragestellerin sich keinen Rat in der Situation weiß. Ich zog aus all dem die Schlußfolgerung, daß zwar eine Art von Kontakt möglich wäre, daß die Fragestellerin aber keine großen Erwartungen daran knüpfen dürfe. Einige Tage später traf eine Neujahrskarte von der Freundin ein, worauf die Fragestellerin kurz darauf selbst telefonisch den Kontakt zu ihr aufnahm. Obwohl es zu einigen Besuchen in freundlicher Atmosphäre kam, wurde die Beziehung nicht mehr zu dem, was sie einmal gewesen war. Die Fragestel­ lerin ist noch immer etwas ratlos in bezug auf die Situation, und der spora­ dische Kontakt hat nur noch wenig zu bedeuten.

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VI Weitere Regeln für die Deutung Das vorangegangene Kapitel behandelt eine Anzahl von Grundregeln, die wir bei der Analyse eines Stundenhoroskops als erstes heranziehen müssen. Jedoch gibt es zu diesen Grundregeln viele Ergänzungen und Verfeinerun­ gen, die sogar manchmal die Aussage eines Stundenhoroskops vollständig verändern können. Wir haben schon gesehen, daß in bezug auf Themen wie etwa das der Deutungseinschränkungen keine einheitliche Meinung besteht. Das gleiche gilt für die nun folgenden Deutungsverfeinerungen. Wo es not­ wendig ist, werde ich auf die verschiedenen Betrachtungsweisen eingehen und den jeweiligen praktischen Wert dieser Regeln untersuchen.

1. BELAGERUNG Wir sprechen von Belagerung, wenn der zuletzt gebildete Aspekt des Mondes ein Konfliktaspekt mit einem sogenannten Übeltäter gewesen ist, und wenn der darauffolgende Aspekt, den der Mond bilden wird, ebenfalls ein Konflik­ taspekt mit einem Übeltäter ist. In der traditionellen Astrologie werden Mars und Saturn als “schlechte” Planeten angesehen und daher Übeltäter genannt. Nach der Entdeckung der transsaturnalen Planeten haben auch Uranus und Pluto (Neptun in geringerem Maße) von einer bestimmten Gruppe von Astro­ logen das Prädikat “übel” bekommen. Die astrologische Charakterdeutung kennt eigentlich keine ausgesprochen guten und schlechten Planeten. Jeder Planet hat bei ihr seine eigene Alt zu wirken und symbolisiert einen besonde­ ren Bereich der Psyche. In der Stundenastrologie hingegen haben wir es mit einer viel stärker schwarzweiß polarisierten Deutung zu tun, bei der Begriffe wie “gut” und “schlecht” noch eine Rolle spielen. Vor diesem Hintergrund müssen wir auch den Begriff “Belagerung” sehen. Der Mond ist der Formge­ ber, der die Dinge in Gang setzt. Wenn der zuletzt gebildete Aspekt proble­ matisch war, so ist dies ein sicheres Zeichen dafür, daß der Fragesteller schon Schwierigkeiten hinter sich hat. Wenn der nächste Aspekt auch wieder ungün­ stig ist, sind die Schwierigkeiten noch nicht überwunden, im Gegenteil. In ei­ nem solchen Fall ist die gesamte Situation, auf die sich die Frage bezieht, für den Fragesteller ungünstig, und demzufolge wird ein belagerter Mond als schlechtes Vorzeichen angesehen. Die Konfliktaspekte sind in diesem Fall die Konjunktionen, das Quadrat und die Opposition. 53

Manche Stundenastrologen haben diese Regel erweitert und auch noch auf die Signifikatoren für den Fragesteller oder den Gegenstand der Frage be­ zogen. Wenn demnach der Signifikator belagert ist, ist dies ebenfalls ein schlechtes Vorzeichen. Es spricht einiges für diese Interpretation, da gerade neu gebildete und sich bildende Konfliktaspekte auf Probleme in Vergan­ genheit und Zukunft hinweisen. De Vore schränkte den Begriff “Belagerung” auf die Situation ein, in der ein Wohltäter (ein “guter” Planet wie Venus oder Jupiter) sich zwischen zwei Übeltätern befindet, und zwar innerhalb des Orbis des Aspekts. Da­ durch wird natürlich die Möglichkeit, daß eine solche Belagerung auftreten kann, stark eingeschränkt. Dagegen ist Ivy Goldstein-Jacobson der Mei­ nung, daß ein Signifikator, der sich zwischen zwei Übeltätern befindet, zwi­ schen zwei “bösen Kräften” gefangen ist, ganz gleich, wieviele Zeichen da­ zwischenliegen oder ob Aspekte gebildet werden. Diese Autorin sieht vor al­ lem Mars und Saturn als Übeltäter an. Außerdem sagt sie, daß die Belagerung weniger bedrohlich ist, je weiter die Übeltäter vom Signifikator entfernt liegen. Für eine Belagerung in diesem Sinne habe ich in meiner Praxis keine überzeugenden Beweise finden können. Mit der obengenannten Regel (also der Mond als Signifikator, der gerade einen problematischen Aspekt hinter sich gebracht hat und im Begriff ist, einen neuen schwierigen Aspekt zu bil­ den) habe ich viel bessere Resultate erzielt.

2. SCHWÄCHUNG Ein Planet wird in seiner Wirkung geschwächt, wenn er in einem Zeichen steht, in dem er sich eigentlich nicht seinem Charakter entsprechend äußern kann. Wenn er in bezug auf das Zeichen zwar günstig gestellt ist, aber bei­ spielsweise viele problematische Aspekte mit sogenannten Übeltätern bildet oder wenn er rückläufig ist, keine Unterstützung von Wohltätern erhält oder ähnliches, so spricht man ebenfalls von Schwächung. Manchmal nennt man auch den Zustand, in dem ein Signifikator zwischen zwei Übeltätern steht, Schwächung, aber eigentlich handelt es sich in diesem Fall um eine Belage­ rung. Diese beiden Zustände stimmen hinsichtlich ihrer Bedeutung fast übe­ rein. Um zu bestimmen, in welchem Zeichen der Planet gut und in welchem Zeichen er weniger gut gestellt ist, müssen wir den Abschnitt über Erhöhung und Fall lesen.

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Der Zustand der Schwächung wird am besten charakterisiert als Zustand, in dem ein Planet durch seine Position im Zeichen, Haus und/oder in bezug auf seine Aspekte schon zuviel Energie verloren hat, um sich manifestieren zu können, da seine Plazierung ihn an der Entfaltung hindert. Es wird ein­ leuchten, daß der Fragesteller von einem Mond oder Signifikator, für den dies zutrifft, nicht allzuviel erwarten kann.

3. KRITISCHE UND ANDERE GRADE In der Hindu-Astrologie wird der Tierkreis in achtundzwanzig Teile aufge­ teilt, die Mondhäuser genannt werden. Jedes Mondhaus ist 12°51’25” groß, oder, grob gesehen, 13°. Wenn wir den Tierkreis von 0° Widder ab auf die­ se Weise unterteilen, erhalten wir folgende Anfangspunkte:

Zeichen

Grade

ab- bzw. aufgerundeter Grad

kardinale Zeichen

0° 12051’25” 25°42’50” 8°34’15” 21°25’40” 4°17’05” 17°08’30”

0° 13° 26° 9° 21° 4° 17°

feste Zeichen bewegliche Zeichen

Diese Grade sind die Anfangspunkte der Hindu-Mondhäuser. Diese An­ fangspunkte sind als wichtige Punkte in die westliche Astrologie aufgenom­ men worden. Wir nennen sie kritische Grade. Wir verwenden dabei den aufbzw. abgerundeten, der Mondhausspitze naheliegendsten Grad, so daß wir folgende kritische Grade erhalten: Widder, Krebs, Waage, Steinbock: 0°, 13° und 26° Stier, Löwe, Skorpion, Wassermann: 9° und 21° Zwillinge, Jungfrau, Schütze, Fische: 4° und 17° Die kritischen Grade bedeuten immer eine Krise. Wenn der Mond oder der Signifikator für den Fragesteller oder das Erfragte auf einem kritischen Grad steht, wird die Angelegenheit auf die Spitze getrieben, zu einem kritischen

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Punkt hin. Oder eine problematische Situation kündigt sich an, eine Krank­ heit naht oder Bedrohung, Streit, Zwietracht und ähnliches entstehen. Es können allerdings auch noch einige andere Grade wichtig sein. Wenn der Mond oder ein Signifikator auf 0° steht, also auf dem ersten Grad eines Zei­ chens, ist der betreffende Planet eben erst in ein neues Zeichen eingetreten. Dies zeigt an, daß in Hinsicht auf die Frage erst kürzlich Veränderungen ein­ getreten sind, die sich noch weiter entwickeln werden. Der Mond oder der Signifikator ist in eine neue Situation gekommen. Wenn der Planet in 29° eines Zeichens steht, also auf dem letzten Grad, so wird es sehr schnell zu Veränderungen kommen. Oft handelt es sich dabei sogar um einschneidende Veränderungen. Dieser letzte Grad wird oft als et­ was Ungünstiges oder Unangenehmes angesehen, und obwohl das zum Teil zutrifft, hängt es doch auch in großem Maß von der Art des Zeichenwech­ sels und vom Charakter des betreffenden Planeten ab. Wenn der Mond auf 0° Stier steht, so hat er gerade das Zeichen Widder verlassen, in dem er sich schlechter entfalten kann als im Stier. Die Veränderung ist schon eingetreten und ist für den Fragesteller von Vorteil. Daher wird auch die weitere Ent­ wicklung günstiger verlaufen. Sollte Mars auf 29 Grad Waage stehen und außerdem ein Signifikator für den Fragesteller oder für den Gegenstand der Frage sein, dann steht er in einem für ihn ungünstigen Zeichen. (Siehe auch den Abschnitt über “Erhöhung und Fall”.) Aber Mars ist auch im Begriff, in Skorpion einzutreten, über den er mit Pluto zusammen herrscht. Die Verän­ derung, die eintreten wird, wird also für den Fragesteller positiv sein. Soll­ te Mars auf dem letzten Grad von Jungfrau stehen und in Waage eintreten, so würde alles eine viel ungünstigere Wendung nehmen. In ähnlicher Weise kann ein Planet beurteilt werden, der auf 15°, also ge­ nau in der Mitte eines Zeichens steht. Bei dieser Position nimmt die Ange­ legenheit meistens einen gleichmäßigen und ruhigen Verlauf, und in dem be­ treffenden Bereich herrscht Stabilität. Nur bei den festen Zeichen müssen wir aufpassen: dort kann die 15°-Stellung manchmal auf die Gefahr einer Pattsituation hinweisen. Wenn wir uns mit der Herkunft der kritischen Grade beschäftigen, so kön­ nen wir feststellen, daß beispielsweise der neunte Grad eines festen Zei­ chens in Wirklichkeit eine Abrundung von 8°34’ 15” ist. Manche Astrologen, vor allem diejenigen, die von der Gradsymbolik Gebrauch machen, sehen den neunten Grad von 8°01’ bis einschließlich 9°00’ als kritischen Grad an. Andere hingegen sehen 9°00’ bis einschließlich 9°59’ als kritisch an. Das be­ deutet, daß verschiedene Gruppen unterschiedliche Grade als kritische Gra­ de ansehen. Die Mehrheit benutzt allerdings die letztere Möglichkeit, d.h. 56

9“00’ bis einschließlich 9°59’. Wenn ein Planet oder sensitiver Punkt ir­ gendwo in der Mitte eines Grades liegt (8°34’15”), ziehe ich stets beide Deutungsmöglichkeiten in Betracht, wobei ich allerdings der zweiten Mög­ lichkeit den Vorrang gebe.

4. DEKANATE Die Zeichen des Tierkreises nehmen jeweils 30° ein. Jedes Zeichen hat sei­ nen eigenen Herrscher, manche Zeichen haben sogar zwei. Unter diesen ist der Tagesherrscher wichtiger als der Nachtherrscher (siehe Kapitel 1). Wie wir schon gesehen haben, arbeiten wir in der Stundenastrologie vor allem mit den klassischen Herrschern als Hauptherrschern eines Zeichens, obwohl wir die Planeten Uranus, Neptun und Pluto nicht außer acht lassen dürfen. Jedes Zeichen können wir wiederum in sogenannte Dekanate unterteilen. Da jedes Dekanat 10° beträgt, enthält also jedes Zeichen drei Dekanate. Über die Dekanate herrscht sowohl der Herrscher des Zeichens wie auch ein für jedes Dekanat speziell festgesetzter Planet. Es gibt zwei Methoden, die Dekanatsplaneten zu bestimmen: - auf der Grundlage der Zeichenfolge innerhalb eines Elements, - nach der chaldäischen Methode. Die erste Methode wird vor allem in der Charakterdeutung benutzt, die chaldäische Methode ist dort ziemlich unbekannt. Die Bestimmung der auf der Zeichenfolge innerhalb der Elemente begründeten Dekanatsherrscher geht folgendermaßen vonstatten: - Das erste Dekanat, also die ersten 10° eines Zeichens, hat nur den Haup­ therrscher des betreffenden Zeichens als Herrscher. Z.B.: Die ersten 10° von Widder werden nur von Mars beherrscht, die ersten 10° von Stier wer­ den nur von Venus beherrscht usw. - Über die zweiten 10° herrscht der Tagesherrscher des nächstfolgenden Zeichens vom gleichen Element. Also: die zweiten 10° von Widder wer­ den von der Sonne beherrscht, da Löwe das nächste Feuerzeichen nach Widder ist. Der natürliche Herrscher über Widder (Mars) ist allerdings Mitherrscher über das zweite Dekanat. - Über die dritten 10° von Widder herrscht der Tagesherrscher des dritten Zeichens, das zum gleichen Element gehört. In unserem Fall des Widders (das erste Zeichen) wäre dies das Zeichen Schütze, über das Jupiter herr57

seht. Über das dritte Dekanat von Widder herrschen also sowohl Mars wie auch Jupiter. Wenn wir vom Erdzeichen Steinbock ausgehen, herrscht Saturn über das er­ ste Dekanat. Das zweite Dekanat wird sowohl von Saturn wie auch von Ve­ nus beherrscht, der Herrscherin des Stiers. Über das dritte Dekanat herr­ schen Saturn und Merkur, der Herrscher der Jungfrau. Wir verwenden dabei also das Zeichen, das wir unterteilen, immer als erstes Zeichen des Ele­ ments. In bestimmten Fällen können die Dekanate bei der Deutung nützlich sein. Wenn der Mond oder ein Signifikator in einem Dekanat steht, dessen Herr­ scher er gleichzeitig ist, so wird seine Kraft vergrößert, und er gewinnt da­ durch an Gewicht. Wenn er aber in dieser Funktion in einem für ihn ungün­ stigen Zeichen steht, nehmen die Schwierigkeiten, die er verursachen kann, zu, was vor allem dann der Fall ist, wenn er zudem noch problematische Aspekte bildet. Hierfür ein Beispiel: Der Mond ist von Natur aus im Zeichen Skorpion schlecht plaziert. Der Mond herrscht jedoch über das letzte Deka­ nat des Skorpions. In diesem Teil des Zeichens wird der Mond also betont, jedoch auf eine Weise, die sich nicht positiv auswirken kann. Die zweite Methode, die chaldäische, basiert auf folgendem: Der Tierkreis wird hier ebenfalls in 36 Dekanate unterteilt, wovon Mars das erste Dekanat des Tierkreises beherrscht, das von 0° bis 10° Widder reicht. Die Reihenfol­ ge der Dekanatsherrscher ist: Mars, Sonne, Venus, Merkur, Mond, Saturn und Jupiter. Dies bedeutet, daß das zweite Dekanat des Widders, das sich von 10° bis 20° erstreckt, von der Sonne beherrscht wird und das dritte De­ kanat von 20° bis 30° von Venus. Hier haben wir also eine andere Reihen­ folge als die der Elemente. Wir erhalten folgendes System: Zeichen Widder Stier Zwillinge Krebs Löwe Jungfrau Waage Skorpion Schütze 58

erstes Dekanat Mars Merkur Jupiter Venus Saturn Sonne Mond Mars Merkur

zweites Dekanat

drittes Dekanat

Sonne Mond Mars Merkur Jupiter Venus Saturn Sonne Mond

Venus Saturn Sonne Mond Mars Merkur Jupiter Venus Saturn

Steinbock Wassermann Fische

Jupiter Venus Saturn

Mars Merkur Jupiter

Sonne Mond Mars

In diesem System tauchen die transsaturnalen Planeten Uranus, Neptun und Pluto nicht auf. Außerdem beginnt und endet der Zyklus mit Mars. Der Grund dafür ist nicht bekannt. Obwohl diese Zuordnung der Herrscher nur selten verwendet wird, gibt es einige wenige Stundenastrologen, die dieses System der Dekanatsherrscher bevorzugen. Wenn wir ein Stundenhoroskop deuten und die zuerst beschriebenen Deu­ tungsregeln sowie auch die in diesem Kapitel beschriebenen Verfeinerungen berücksichtigen, so wird die Einbeziehung der Dekanate meist gar nicht er­ forderlich, da der Rest des Horoskops schon für sich selbst spricht. Sollten wir aber dennoch Zweifel haben, so können die Dekanate und ihre Herr­ scher als zusätzliche Beurteilungskriterien herangezogen werden. Dann wird deutlich werden, daß beide Methoden in der Praxis brauchbar sind, auch wenn dies widersprüchlich erscheinen mag. Der Leser wird wahr­ scheinlich trotzdem eines der beiden Dekanatssysteme bevorzugen und mit diesem dann auch die besten Resultate erzielen.

5. DRACHENKOPF (NÖRDL. MONDKNOTEN) UND DRACHENSCHWANZ (SÜDL. MONDKNOTEN) Weder in den älteren Quellen der Hindu-Astrologie noch in denen der west­ lichen Astrologie finden wir Informationen über die praktische Handhabung von Drachenkopf ( ) und Drachenschwanz ( ). Heutzutage werden sie je­ doch oft in der Praxis verwendet, obgleich die Ansichten über das Wie sehr unterschiedlich sind. Um ihre Rolle und ihre Bedeutung verstehen zu kön­ nen, müssen wir zunächst einmal wissen, was sie astronomisch gesehen dar­ stellen. Drachenkopf und Drachenschwanz sind keine Himmelskörper, sondern astronomische Schnittpunkte am Himmel. Wir alle wissen, daß die Planeten (zu denen wir der Einfachheit halber auch Sonne und Mond zählen) sich von der Erde aus gesehen mehr oder weniger in der Ekliptikebene bewegen. Die­ se Ekliptik ist für uns auf der Erde die Projektion der jährlichen scheinbaren Umlaufbahn der Sonne um die Erde auf dem Hintergrund des Tierkreises. Die Ebenen der Planetenbahnen weichen nur sehr wenig von der Ebene der Ekliptik ab. Die Bahnebene des Mondes hat eine Neigung von 5°09’ ge59

genüber der Ekliptikebene, die eigentlich die Bahnebene der Sonne ist. Auf seinem Weg um die Erde kreuzt der Mond zweimal die Ebene der Ekliptik, einmal auf seinem Weg aufwärts - dieser Schnittpunkt heißt nördlicher Mondknoten oder Drachenkopf, das zweite Mal auf seinem Weg abwärts im südlichen Mondknoten oder Drachenschwanz. Die Symbole dafür sind und . Drachenkopf und Drachenschwanz stehen sich im Tierkreis genau gegenüber. Da die Mondknoten zwar Punkte am Himmel sind, jedoch keine Himmels­ körper, dürfen wir sie nicht wie Planeten, d.h. als psychische Inhalte deuten. Ihre Bedeutung kann aus folgendem abgeleitet werden: Die Erscheinung betrifft die Schnittpunkte der Bahnebenen beider Lich­ ter: der Sonne und des Mondes. Symbolisch fallen beide Ebenen kurzzeitig zusammen, und eine Verschmelzung der Ebenen, auf der die beiden Lichter wirksam sind, zeigt eine Vereinigung an. Die Mondknoten können deshalb mit einer Art Vereinigung von Bewußtem und Unbewußtem assoziiert wer­ den. Aber was bedeutet eine solche Vereinigung?

Bahnebene des Mondes aufsteigender Mondknoten oder Drachenkopf

Ekliptik

Mond absteigender Mondknoten oder Drachenschwanz

Abbildung 8

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Sonne und Mond symbolisieren nicht nur Bewußtes und Unbewußtes, sie symbolisieren auch Yang und Yin, Tag und Nacht, männlich und weiblich usw. Diese Verbindung von Männlichem und Weiblichem verleiht der Ach­ se Drachenkopf/Drachenschwanz in der Beziehungs-Astrologie eine sehr wichtige Rolle, da sie sich konkret in der Beziehung zwischen Mann und Frau manifestiert. Und tatsächlich schafft dies eine Verbindung zwischen Bewußtem und Unbewußtem, wenn wir es aus der Sicht der Jungschen Psy­ chologie betrachten. Das Zusammenbringen und Integrieren des Bewußten und des Unbewußten ist die Bestimmung der Menschen. Indem wir uns in unseren intimen Beziehungen spiegeln, vor allem in unserem Lebenspartner, können wir die Inhalte unseres eigenen Unbewußten kennenlernen. Wir pro­ jizieren unsere unbewußten Inhalte auf einen anderen und können im Um­ gang mit dem anderen lernen, damit umzugehen. Mondknoten scheinen in Partnerschaften und tiefen Freundschaften eine wichtige Rolle zu spielen. Beziehungen bringen uns stets uns selbst und un­ serer Bestimmung näher. Daß dies nicht immer leicht ist, wird sicherlich einleuchten. Es erfordert, daß wir uns mit Dingen in uns selbst auseinander­ setzen, die wir für gewöhnlich lieber nicht sehen wollen, außerdem, daß wir Fehler erkennen, bestimmte Charakterzüge ausgleichen und daß wir Ver­ drängungen, die unserer Entfaltung im Wege stehen, anzusehen und anzu­ gehen wagen. Die Achse Drachenkopf/Drachenschwanz ist deshalb, auch wenn sie mit unserer Selbstverwirklichung in Zusammenhang steht, sicher­ lich nicht die einfachste Achse unseres Horoskops, im Gegenteil. Vielleicht ist das der Grund, weshalb die Hindu-Astrologie den Drachenkopf als etwas Unangenehmes und Schicksalhaftes betrachtet, obgleich diese Betrach­ tungsweise natürlich sehr stark schwarzweiß zeichnet. Die Stundenastrologie teilt die Ansicht der Hindu-Astrologie, mit anderen Worten: Drachenkopf und Drachenschwanz erfüllen eine schicksalhafte Funktion. Die Bedeutung von Planeten und Punkten wie der Aszendent oder die Himmelsmitte, die im gleichen Grad wie der Drachenkopf stehen - ganz gleich, in welchem Zeichen sie sich befinden - erhalt einen besonderen Nachdruck. Wenn der Drachenkopf beispielsweise in 3° 14’ Krebs steht und Saturn in 3°55’ Skorpion, so steht Saturn im gleichen Grad wie der Dra­ chenkopf. Daß er praktisch ein Trigon zum Drachenkopf bildet, ändert nichts an seiner Beurteilung, da wir in der Stundenastrologie nicht mit Aspekten des Drachenkopfs arbeiten. Allein die Tatsache, daß Saturn den gleichen Grad einnimmt wie der Drachenkopf, betont seine Stellung im Stundenhoroskop, eine Betonung, die manchmal als negativ, in jedem Fall aber als problematisch angesehen werden muß. Es droht eine Gefahr, etwas Unangenehmes steht bevor usw. Dies wird noch verstärkt, wenn Saturn 61

gleichzeitig der Signifikator für den Fragesteller oder für den Gegenstand der Frage ist. Aber nicht immer muß es sich unbedingt um eine Verstärkung im negati­ ven Sinn handeln. Wenn uns ein günstiges Stundenhoroskop vorliegt, kann ein gutgestellter Planet, der auf dem gleichen Grad steht wie der Drachen­ kopf (ungeachtet des Zeichens, in dem er steht) auch in anderer Weise schicksalhaft wirken, und dies um so mehr, je harmonischer die Aspekte zu diesem Planeten sind. Dann können beispielsweise Angelegenheiten, die ei­ gentlich Schrecken oder Angst oder ähnliches erzeugen, für uns in einer Weise vorteilhaft wirken, die wir nie hätten ahnen können. So könnten wir beispielsweise plötzlich befördert werden, da ein Vorgesetzter gestorben ist, oder das Unternehmen, das wir leiten, macht plötzlich hohe Gewinne auf Grund eines Fehlers von Seiten eines Konkurrenzunternehmens, oder wir entwickeln uns in geschäftlicher Hinsicht zu unserem Vorteil, weil die aus­ ländische Konkurrenz unter Streiks zu leiden hat usw. Wir haben dann zwar keine Kontrolle mehr über die Situation oder über das Geschehen, jedoch kann dies unerwartet günstige Folgen für uns haben. Das “Schwierige” dar­ an ist nur, ob wir darauf eingehen wollen und können. Die Achse Drachenkopf/Drachenschwanz stellt innerhalb der Stundenastro­ logie also das dar, was das Schicksal für uns bereithält und worauf wir keinen Einfluß nehmen können. Aber dies ist noch nicht ihre ganze Bedeutung. Wenn wir nämlich Fragen stellen, die eine Beziehung betreffen, dann hat der Dra­ chenkopf sehr oft noch eine zusätzliche Bedeutung, so wie es weiter oben schon beschrieben wurde. Wir werden mit einer Anzahl von Dingen konfron­ tiert, denen wir nicht länger ausweichen können und die wir angehen und ver­ arbeiten müssen, sei es, um die Beziehung aufrechtzuerhalten oder um damit ins reine zu kommen. Wir sollten es in einem solchen Falle als eine Art inne­ ren Auftrag ansehen oder als Botschaft: Stelle dich den Schwierigkeiten ehr­ lich, gehe die Probleme an und verarbeite die ganze Angelegenheit. Wenn wir nämlich erneut anfangen zu verdrängen, dann werden wir uns mit Sicherheit bald in einer ähnlichen Situation wiederfinden, in der ebenfalls der Drachen­ kopf/ Drachenschwanz eine Rolle spielt und in der wir erneut mit dem kon­ frontiert werden, was wir nicht wahrhaben wollten. Drachenkopf und Drachenschwanz werden auch noch jeder für sich ge­ trennt bewertet. Der Drachenkopf (der immer in den Ephemeriden angege­ ben wird) hat einen jupiterhaften Charakter, und der Drachenschwanz, der dem Drachenkopf genau gegenübersteht (im gleichen Grad und in der glei­ chen Minute des gegenüberliegenden Zeichens) hat einen saturnalen Cha­ rakter. Diese Bewertung benutzen wir vor allem, wenn wir uns die Position der beiden Punkte in den Häusern anschauen. 62

Wie dem auch sei, jedenfalls sollten wir stets denjenigen Planeten und Punk­ ten besondere Aufmerksamkeit schenken, die im gleichen Grad wie der Dra­ chenkopf stehen. Es handelt sich dabei oft um eine Warnung, um eine uner­ wartete Entwicklung oder auch um einen Lernprozeß. Für uns heute stellt sich in bezug auf Drachenkopf/Drachenschwanz noch ein weiteres Problem. Anfangs arbeitete man in der Astrologie mit dem Mit­ telwert der Position des Drachenkopfes, weil die tatsächlichen (wahren) Po­ sitionen der Schnittpunkte geringfügigen Schwankungen unterworfen sind, die nie notiert werden. In alten Ephemeriden werden daher auch immer die Werte der durchschnittlichen Positionen des Drachenkopfes angegeben. Heutzutage geht die Tendenz jedoch mehr und mehr dahin, die tatsächlichen Positionen zu benutzen, und in einigen modernen Ephemeriden werden die­ se auch aufgeführt, manchmal zusammen mit den durchschnittlichen Wer­ ten, manchmal auch ohne diese. Da sich bei der Arbeit mit dem wahren Dra­ chenkopf manchmal ein anderer Grad des Tierkreises ergibt, hat die unter­ schiedliche Verwendung entweder des wahren oder des durchschnittlichen Drachenkopfes natürlich auch Einfluß auf unsere Interpretation. In der Stun­ denastrologie wird allerdings grundsätzlich mit dem durchschnittlichen Dra­ chenkopf gearbeitet, und dies zur allgemeinen Zufriedenheit. Das Sicherste ist also, sich nach den Werten des durchschnittlichen Drachenkopfes zu rich­ ten, jedoch kann eigenes Experimentieren mit dem wahren Drachenkopf si­ cher auch nicht schaden. (Siehe u.a. die Horoskopabb. 11, Seite 87 als Bei­ spiel für einen Planeten, der auf dem gleichen Grad steht wie der Drachen­ kopf).

6. EKLIPSEN Eine Eklipse ist eine Finsternis. Wir berücksichtigen in der Astrologie die Sonnen- und die Mondfinsternis. Dabei kann es sich um eine partielle oder auch um eine totale Sonnen- oder Mondfinsternis handeln, d.h., daß nur ein Teil der Sonne oder des Mondes bedeckt wird oder aber der gesamte Him­ melskörper nicht mehr sichtbar ist. Im Fall einer Sonnenfinsternis steht der Mond genau zwischen der Erde und der Sonne, so daß die Sonne oder ein Teil derselben von der Erde aus eine Zeitlang unsichtbar ist. Dies bedeutet, daß eine Sonnenfinsternis nur bei Neumond auftreten kann, also nur dann, wenn die Sonne mit dem Mond in Konjunktion steht. Aber nicht jeder Neumond bringt notwendigerweise eine Sonnenfinsternis mit sich.

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Bei einer Mondfinsternins steht die Erde genau zwischen Sonne und Mond, so daß das Licht der Sonne zum Mond hin unterbrochen wird und der Mond für eine kurze Zeit im Dunkel des Schattenkegels der Erde liegt. Zu einer Mondfinsternis kann es demnach nur bei Vollmond kommen, wenn die Son­ ne in Opposition zum Mond steht. Aber auch dann gilt noch, daß nicht jeder Vollmond notwendigerweise eine Finsternis mit sich bringt. Tatsächlich muß eine Anzahl von Voraussetzungen erfüllt sein, damit es zu einer Finsternis kommt. Wir haben schon beim Thema Drachenkopf/Dra­ chenschwanz gesehen, daß die Bahnebene des Mondes und die der Sonne in einem leichten Neigungswinkel zueinander stehen. Wenn nun die Konjunk­ tion (Neumond) oder die Opposition (Vollmond) zustande kommt, während der Mond sich in zu weiter Entfernung von der Drachenkopf/Drachen­ schwanz-Achse befindet, dann kommt es nicht mehr zu einer Finsternis, da sich beide Bahnebenen in zu großem Abstand voneinander befinden. Je näher die Konjunktion oder Opposition jedoch bei der Drachenkopf/Dra­ chenschwanz-Achse liegt (je mehr sich also die Bahnebenen von Sonne und Mond einander annähern), um so größer ist die Wahrscheinlichkeit einer partiellen Finsternis. Wenn sich die Bahnebenen einander während einer Opposition oder einer Konjunktion sehr stark oder fast völlig annähern, dann kommt es zu einer vollkommenen Finsternis. In vielen Ephemeriden wird der Tag und oft auch die Greenwichzeit einer Finsternis aufgeführt. Dies ist nicht nur für die politische Astrologie wichtig (für die eine Sonnen- oder Mondfinsternis immer von großer Bedeutung ist), sondern auch für die Stundenastrologie, da Eklipsen nun einmal eine be­ sondere Bedeutung haben. Wenn nämlich eine Frage am Tag einer Sonnen­ finsternis gestellt wird, wird der Gegenstand der Frage einer oder mehreren sehr einschneidenden Veränderungen unterworfen sein, oder aber die ganze Angelegenheit verläuft im Sande. Wie dem auch sei, so wie die Lage au­ genblicklich ist, wird sie nicht bleiben, denn eine Sonnenfinsternis wirft al­ les um, was zuvor als gesichert galt. Da Sonne und Mond sich in ihren Bahnebenen allmählich voneinander entfernen, um sich später wieder einander anzunähern, kommt eine Mond­ finsternis meist einmal innerhalb von ein paar Wochen vor oder tritt nach ei­ ner Sonnenfinsternis auf. Vorher und nachher ist die Dtachenkopf/Drachenschwanz-Achse wieder zu weit entfernt. Tritt nun eine Mondfinsternis nach einer Sonnenfinsternis auf, so können wir beobachten, daß die besagte ein­ greifende Veränderung hinsichtlich der Frage, die zum Zeitpunkt der Son­ nenfinsternis gestellt wurde, bei der Mondfinsternis einsetzt - oder zumin­ dest einsetzen kann. Denn manchmal ist das, wonach gefragt wurde, bei ei­ ner Sonnenfinsternis noch leicht zu retten - eventuell durch eine formale 64

Veränderung. Es muß dann allerdings zum Zeitpunkt der Mondfinsternis ei­ niges revidiert oder verbessert werden. Wenn dies nicht getan wird, werden Probleme die Folge sein. Das Haus, in das die Eklipse fällt, muß natürlich ebenfalls mit in die Be­ trachtung einbezogen werden, da die Dinge, die durch das Haus repräsen­ tiert werden, im allgemeinen auf den Kopf gestellt werden oder grundle­ genden Veränderungen unterworfen sind. Steht das Haus in einem Bezug zur Frage, so verstärkt dies die Notwendigkeit, einschneidende Veränderungen vorzunehmen, da andernfalls eine Krise folgen wird. Fällt eine solche Finsternis außerdem noch auf einen sogenannten Übeltä­ ter, also auf Mars oder Saturn, so wird die düstere Bedeutung der Eklipse verstärkt: die beiden Lichter (Sonne und Mond) werden noch stärker verfin­ stert durch das Hinzutreten der Übeltäter. Nicht selten stellt sich dann her­ aus, daß es im Zusammenhang mit der Frage ein geheimes oder ungeklärtes Problem gibt, etwas, das mit Unehrlichkeit, Gefahr oder ähnlichem zusam­ menhängt. Analog zu der besonders starken Verfinsterung der beiden Lich­ ter können wir feststellen, daß eine Person, die im Zusammenhang mit der Frage durch das Haus, in das die Eklipse fällt, symbolisiert wird, eine stär­ kere Brille benötigt. Und da der Mond Co-Signifikator für den Fragesteller ist, ist diesem in vielen Fällen anzuraten, einen Augenarzt aufzusuchen. Ei­ ne Finsternis in Konjunktion mit einem Übeltäter sagt allerdings nichts über die Ernsthaftigkeit des Augenleidens aus. Mars durchläuft in grob gesagt zwei Jahren den Tierkreis und bildet in die­ sem Zeitraum einmal eine Konjunktion mit dem Eklipsenpunkt, zweimal ein Quadrat und einmal eine Opposition. Dies sind in bezug auf die gestellte Frage für den Fragesteller kritische Zeitpunkte, da sich Mars in einer sol­ chen Position ziemlich negativ auswirken kann, und nicht selten nimmt die Angelegenheit während eines solchen Konfliktaspekts mit dem Punkt der Sonnenfinsternis eine ungünstige Wendung. Dies gilt vor allem in den Fäl­ len, in denen die notwendige Revision nicht stattgefunden hat. Das plötzliche Ausbrechen von Gewalt, die sowohl politischer als auch ge­ ologischer Art sein kann, hängt möglicherweise ebenfalls mit einer Sonnen­ finsternis zusammen. Wir können also Staatsstreiche, politische Morde, Un­ ruhen und Kriege mit einer Sonnenfinsternis in Verbindung bringen, ebenso aber auch Erdbeben und andere Naturkatastrophen. Auch die Neigung zu Verkehrsunfällen, Flugzeug- oder Eisenbahnunglücken ist größer, vor allem in den Ländern, in denen die Finsternis sichtbar ist. Aber wir benötigen das Horoskop dieser Länder, um die genaueren Auswirkungen der Sonnenfin­ sternis nachvollziehen zu können (u.a. dadurch, daß wir nachsehen, in wel­

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ches Haus die Eklipse fällt, welche Planeten von der Eklipse aspektiert wer­ den usw.). Es gibt noch eine andere Form der Finsternis, die Okkultation oder Be­ deckung genannt wird. Für die Deutung spielt diese im allgemeinen keine Rolle, aber wenn wir einen zusätzlichen Hinweis benötigen, kann eine Be­ deckung ein Hinweis im ungünstigen Sinne sein. Wir reden von Okkultati­ on oder Bedeckung, wenn sich der Mond in Konjunktion zu einem Planeten befindet und beide die gleiche Deklination haben. Von der Erde aus ist der Planet dann unsichtbar, da der Mond zwischen der Erde und dem betreffen­ den Planeten steht. Noch eine kleine Ergänzung zum Thema der Eklipse soll hier folgen: Wenn wir es nur mit einem Neumond zu tun haben (also Sonne in Kon­ junktion zum Mond), ohne daß es zu einer Eklipse kommt, dann handelt es sich um eine “finstere” Frage, falls sich der Neumond und außerdem der Herrscher des Fragestellers in jeweils einem der Häuser II, III, IV und V be­ findet. Dann liegt alles unterhalb des Horizonts, auf der Nachtseite des Horoskops, und die Frage ist meist undeutlich, falsch gestellt oder aus einer verheimlichten Motivation heraus entstanden. Kurzum, dies ist eine War­ nung, daß wir bei der Interpretation leicht auf einen Abweg geraten könn­ ten. Oft hilft es sehr, wenn vor der Interpretation des Stundenhoroskops noch ein Gespräch stattfindet, um die Frage klar herauszuarbeiten, zu präzi­ sieren. Manche Astrologen arbeiten mit einem noch größeren “Bereich der Finsternis”, nämlich mit dem Bereich, der sich von der Mitte des ersten Hauses bis zur Hälfte des sechsten Hauses erstreckt.

7. ÜBERTRAGUNG DES LICHTS Wenn die Signifikatoren für den Fragesteller und das Gefragte durch einen abnehmenden Aspekt miteinander verbunden sind, also durch einen Aspekt, der schon exakt gewesen ist, bedeutet dies, daß der Kontakt schon der Ver­ gangenheit angehört. Für die Entwicklung der Situation ist dies ungünstig, da kein neuer Aspekt - also keine neue Verbindung zwischen Fragesteller und Gefragtem - in Aussicht steht. Es besteht allerdings eine Möglichkeit, durch die doch noch ein Kontakt zustande kommen kann, und zwar durch einen (schnelleren) Planeten, der zuerst den einen Signifikator und sofort anschließend den zweiten Signifikator aspektiert. Man spricht dann davon, daß dieser dritte Planet “das Licht vom einen auf den anderen Signifikator überträgt”. Sehr oft symbolisiert dieser dritte Planet eine dritte Person, die freiwillig ihre Hilfe anbietet. Um feststellen zu können, wie sich dieser Pla­ 66

net auswirkt und was er bewirkt, müssen wir seinen eigenen Charakter wie auch den des Hauses zu Rate ziehen, das er beherrscht. Es ist jedoch wichtig, daß dieser dritte Planet die beiden Signifikatoren nacheinander aspektiert. Er darf also nicht zwischendurch noch einen Aspekt mit einem anderen Planeten bilden. Wenn dies nämlich der Fall ist, tritt die Situation ein, daß der vierte Planet, der zwischendurch aspektiert wird, wieder zwischen beide Signifikatoren treten kann, was eine negative Entwicklung für die Frage bedeutet. Manche Astrologen beschränken die Möglichkeit der Übertragung des Lichts nur auf den Mond. Dies ist verständlich, da der Mond auf jeden Fall immer der schnellste Planet ist; wir brauchen ja einen Planeten, der schnel­ ler ist als die beiden Signifikatoren. Es kann allerdings hin und wieder Vor­ kommen, daß auch andere Planeten schneller sind als die beiden Signifika­ toren, und zwar dann, wenn ein normalerweise schneller Signifikator (wie Venus oder Merkur) beinahe zum Stillstand im Tierkreis kommt in der Zeit, in der er rückläufig wird oder soeben wieder beginnt, sich rechtläufig zu be­ wegen. In einem solchen Fall kann Jupiter beispielsweise schneller als Mer­ kur oder Venus sein und daher die Rolle der dritten Partei darstellen. Wir haben es oft mit abweichenden Situationen zu tun. Deshalb gibt es zum Thema “Übertragung von Licht” einige Varianten. Aber wir dürfen zwei Dinge nicht vergessen: es wird kein Aspekt mehr zwischen den beiden Signifikatoren gebildet, und ein dritter Planet verbindet beide Herrscher nacheinander. Der Situation der “Übertragung von Licht” begegnen wir nämlich nicht oft in ihrer reinen Form. In abgewandelter Form jedoch wer­ den wir sie manchmal antreffen. Dazu will ich folgendes Beispiel beschrei­ ben: “Kommt es zu einer Versöhnung mit meinem Vater?” fragte mich einmal ein junger Mann, der schon jahrelang in Unfrieden mit seinem Vater lebte. Offensichtlich wurde diese Frage durch gute Vorsätze hervorgerufen, wie wir sie am ersten Tag eines neuen Jahres meist fassen, da seine Frage plötz­ lich so an ihm nagte, daß er noch am Neujahrstag selbst bei mir anrief. Der Fragesteller wird durch das erste Haus symbolisiert und durch die Pla­ neten in I sowie den Mond. Als Signifikatoren haben wir hier nur Merkur als Herrscher von I und den Mond, da keine Planeten im ersten Haus stehen. (Auffällig ist, daß der Fragesteller selbst auch einen Zwillings-Aszendenten im Geburtshoroskop hat!) Das Problem ist nun, welchem Haus wir den Vater zuordnen sollen. Wird der Vater durch Haus IV oder durch Haus X repräsentiert? Wie wir schon früher gesehen haben, gibt oft schon eines dieser Häuser klare Information über den betreffenden Elternteil, was die Zuordnung vereinfacht. In diesem 67

Fall war der Vater ein Wassermann, geboren im Februar 1922, und hatte ein Quadrat von Sonne und Mars im Geburtshoroskop. Durch Wassermann am MC und Mars in Haus X des Stundenhoroskops wird der Vater deutlich dar­ gestellt, so daß wir nicht weiterzusuchen brauchen. Es bleibt nun noch die Frage offen, welchen Planeten wir als Herrscher von Haus X betrachten: Sa­ turn als klassischen Herrscher von Wassermann oder Uranus? Ich beschloß in diesem Fall, mir beide Herrscher anzusehen. Die Signifikatoren für den Vater sind also Saturn, Uranus und Mars.

Abbildung 9

Wenn wir uns Merkur ansehen, können wir beobachten, daß dieser soeben Steinbock verlassen hat und auf 0° Wassermann steht. Nach dem Abschnitt “Kritische und andere Grade” weist dies auf eine erst kürzlich zustandege­ kommene Veränderung, in diesem Fall auf die Haltung des Fragestellers hin, da dessen Signifikator Merkur ist. Tatsächlich hatte sich die Haltung des 68

Fragestellers erst kürzlich geändert: nach jahrelangem geringem Kontakt bzw. vollständigem Abbruch des Kontakts zu seinem Vater wollte er plötz­ lich die Beziehung zu ihm wiederaufnehmen. Merkur ist jedoch im Begriff, ein Quadrat mit Saturn zu bilden, einem der Signifikatoren für den Vater. Es droht also ein erneuter Bruch, oder Schwie­ rigkeiten liegen in der Luft. Ein solches Quadrat zwischen Signifikatoren ist ein Hinweis darauf, daß ein Kontakt, wenn er überhaupt zustande kommt, unangenehm oder problematisch und meist auch enttäuschend verlaufen wird. Wenn wir uns die Ephemeriden von Januar 1983 ansehen, können wir feststellen, daß Merkur in den nachfolgenden Tagen immer langsamer und bei 2°34’ rückläufig wird. Saturn steht in 2°56’ im Skorpion; im letzten Mo­ ment wird das Quadrat also doch nicht exakt. Da es Merkur ist, der rück­ läufig wird, ändert sich die Haltung des Fragestellers erneut. Wenn das Stun­ denhoroskop keine weiteren Hinweise mehr enthält, würde dies bedeuten, daß der Fragesteller im letzten Moment doch noch von einer Wiederaufnah­ me des Kontakts absieht. Ein rückläufiger Signifikator zeigt an, daß sich die betreffende Partei zurückzieht, ihre Forderungen fallen läßt oder machtlos wird (siehe auch den Abschnitt über die rückläufigen Planeten). Der Mond, Co-Signifikator für den Fragesteller, hat zum Zeitpunkt der Frage eine Anzahl von Aspekten vom Zeichen Löwe aus gebildet, nämlich eine Opposition zu Merkur, was bedeuten kann, daß der Fragesteller selbst zwiespältig ist hinsichtlich der Richtung, die er einschlagen will. (Es han­ delt sich hier ja um die beiden Signifikatoren des Fragestellers.) Weiterhin ein Trigon zu Jupiter, ein Quadrat zu Saturn und ein Trigon zu Uranus. Wenn wir uns nun zuerst einmal die letzten beiden Planeten anschauen, so sehen wir, daß dies die beiden Signifikatoren für den Vater sind. Das Quadrat zu Saturn zeigt ohne Zweifel die Schwierigkeiten und die Distanz zwischen Va­ ter und Sohn in den vergangenen Jahren an, aber das Trigon zwischen Mond und Uranus ist im Gegensatz dazu ein positiver Hinweis. Der Fragesteller erzählte, daß er in der Zwischenzeit eine Begegnung mit seinem Vater ge­ habt habe, und bei dieser Gelegenheit beschlossen habe, keine schmerzhaf­ ten Themen aus der Vergangenheit anzusprechen, sondern so zu tun, als ob nichts geschehen sei. Deshalb verlief die Begegnung ruhig. Nun hatte aber der junge Mann ja eigentlich den Wunsch, mit offenen Karten zu spielen und über alles zu reden: Merkur ist soeben in ein neues Zeichen eingetreten. Aber dieser Wunsch hatte einen erneuten Bruch mit dem Vater in den Be­ reich des Möglichen gerückt: Merkur, der ein Quadrat mit Saturn zu bilden drohte, dem Signifikator für den Vater. Der Fragesteller ließ diesen Wunsch jedoch im letzten Augenblick wieder fallen (Merkur wurde rückläufig) und sah, wie er es nannte: “Von offener Konfrontation und offenem Kampf’ ab. 69

Aber der Wunsch, den Kontakt zu seinem Vater wiederherzustellen, blieb bestehen. Merkur hätte in der Zukunft ein Sextil zu Uranus gebildet, einem anderen Signifikator für den Vater, wenn das Quadrat zu Saturn nicht dazwischen ge­ legen hätte und wenn er nicht rückläufig geworden wäre. Es lag also eine Art Versprechen in der Luft. Aber der Fragesteller wußte auch nicht so recht, wie er die Angelegenheit angehen sollte. Er zweifelte und zögerte, was nicht erstaunlich ist bei einem rückläufigen Signifikator. Aber als dieser noch rechtläufig war, hatte er ein Sextil zu Jupiter gebildet, und während seiner Rückläufigkeit bildete er dieses Sextil erneut. Der Fragesteller bat einen Freund seines Vaters um Hilfe, und auch dies ist aus dem Stundenhoroskop ersichtlich. Denn wenn wir Haus X (das Haus des Vaters) als Haus I ansehen, wird Haus VIII des Stundenhoroskops zu Haus XI des Vaters, dem Haus seiner Freunde. Die Spitze dieses Hauses fällt in das Zeichen Schütze, über das Jupiter herrscht. Der Fragesteller kennt diesen Freund, was sich der Tatsache entnehmen läßt, daß der Mond schon ein Trigon zu Jupiter gebil­ det hat. Wir sehen Jupiter in 1°17’ im Schützen stehen, und er hat gerade ein Sex­ til zu Merkur gebildet, der zwar stets langsamer läuft, aber am Tag der Fra­ ge immerhin noch schneller als Jupiter ist. Wäre Jupiter der schnellere Pla­ net gewesen, so wäre die Aktion von ihm ausgegangen. In diesem Fall war es jedoch der Fragesteller selbst, der die Hilfe der Jupiter-Partei (des Freun­ des) erbat. Als Merkur langsamer wurde, nahm der durch Jupiter symboli­ sierte Freund den Kontakt auf und vermittelte zwischen Vater und Sohn. Wir sehen, wie Jupiter auf eine Konjunktion zu Uranus zusteuert, einem der Sig­ nifikatoren für den Vater, und Jupiter ist außerdem mit dem Fragesteller durch das Sextil zu Merkur verbunden. Durch die Vermittlung der JupiterPartei sind Vater und Sohn tatsächlich wieder zusammengekommen. Aller­ dings haben sie nicht wirklich über die Vergangenheit gesprochen, obschon der Sohn dies so gerne getan hätte; aber zumindest haben sie sich wieder versöhnt. Die dritte Partei, der Freund des Vaters, war ein Löwe mit Sonne in Kon­ junktion zu Neptun. In dem Haus, das diesen Freund symbolisiert (das elfte vom zehnten Haus aus, also das achte Haus des ursprünglichen Stunden­ horoskops), stehen sowohl Sonne wie auch Neptun! Die Hauptaspekte, die der Mond noch bilden wird, bevor er das Zeichen Löwe verläßt, sind: Mond parallel zu Jupiter (der Freund des Vaters, der den Kontakt herstellt!), Mond in Opposition zu Mars (der Signifikator für den Vater; Vater und Sohn waren sehr angespannt und sprachen sich kaum aus, weshalb sie auf ihren Standpunkten beharrten); Mond parallel zu Mars (die 70

Wiederherstellung der Beziehung) und außerdem noch ein Trigon zu Nep­ tun und ein Sextil zu Pluto, ebenfalls positive Hinweise darauf, daß der Kon­ takt zustande kommt und auch bestehen bleiben wird, daß jedoch einige Hindernisse überwunden werden müssen. Der letzte Aspekt des Mondes ist immerhin ein harmonischer Aspekt. Achten Sie außerdem auch auf die Position des Mondes in 9° Löwe, ei­ nem festen Zeichen. Dies bedeutet, daß der Mond in einem kritischen Grad steht. Die Sache wurde auch tatsächlich kritisch. Wir sehen hier die Anwendung einer Anzahl von Deutungsregeln. Außer­ dem hat in diesem Beispiel Jupiter, als Merkur langsamer und schließlich rückläufig wurde, für die Übertragung des Lichts von Merkur auf Uranus gesorgt.

8. DER PARS FORTUNA UND ANDERE ARABISCHE PUNKTE Der Pars Fortuna, bei uns auch unter dem Namen Glückspunkt bekannt, ist einer der sogenannten sensitiven Punkte, die im Mittelalter durch die Araber in Mode gekommen sind. Die arabischen Punkte sind sicherlich nicht ir­ gendwelche mathematischen Spielereien, wie manche glauben, sondern sie basieren auf den sogenannten solaren Häusern oder Sonnenhäusern. Wenn man den Grad der Sonne als Aszendenten ansieht (wenn keine Geburtszeit zur Verfügung steht, werden auf diese Weise manchmal Hilfshoroskope an­ gefertigt), kann man zwölf gleiche Häuser aufzeichnen, die jeweils 30° groß sind. Steht die Sonne beispielsweise in 13°24’ Zwillinge, so wird dieser Punkt zum Aszendenten. Das zweite Haus beginnt dann bei 13°24’ Krebs, das dritte bei 13°24’ Löwe usw. Wenn man nun ein solches Horoskop er­ stellt, in dem die Sonne am Aszendenten steht, so fällt die Position des Mon­ des in diesem neuen Horoskop mit der Position des Pars Fortuna oder Glückspunktes in der ursprünglichen geozentrischen Häuserverteilung zu­ sammen. Dies bedeutet, daß der Glückspunkt im ursprünglichen Horoskop ebensoweit vom ursprünglichen Aszendenten entfernt liegt wie der Mond im Sonnenhoroskop (in dem die Sonne die Rolle des Aszendenten spielt) von der Sonne entfernt ist. In gleicher Weise bestimmt Merkur den Punkt des Handels und Verkehrs, Venus den Punkt der Liebe usw. Damit wir nun nicht jedes Horoskop dre­ hen müssen, um von der Sonne als sogenanntem Aszendenten ausgehen zu können, haben die Araber Formeln aufgestellt, mit deren Hilfe wir die Posi­ tionen dieser sensitiven Punkte auf Grund des tatsächlichen Geburtsmonats berechnen können. 71

Schon bald wurden Verfeinerungen entwickelt und nach dem gleichen System zahlreiche weitere sensitive Punkte zusammengestellt. Denn wenn man als Ausgangspunkt für eine Reihe von sensitiven Punkten die Position der Sonne annimmt, die zum Aszendenten wird, kann man natürlich auch eine Reihe von Punkten bestimmen, deren Ausgangspunkt Mond, Merkur, Venus, Mars usw. sind. Und als nächsten Schritt könnte man dann die Häuserspitzen zum Aus­ gangspunkt wählen. Und dies ist auch tatsächlich geschehen. Die Formeln sind denkbar einfach. Ich will hier als Beispiel einmal den Pars Fortuna ausrechnen. Wir finden den Glückspunkt, indem wir die Posi­ tion des Aszendenten zur Position des Mondes hinzuaddieren, und ansch­ ließend die Position der Sonne abziehen: Glückspunkt = Aszendent + Mond - Sonne Nehmen wir einmal an, daß der Aszendent in 16*31 ’ Krebs steht, der Mond in 21°38’ Löwe und die Sonne auf 15°08’ Wassermann. Wir müssen diese Positionen zunächst auf die Gradzahl von 0° Widder aus umrechnen und er­ halten dadurch folgende Werte: Aszendent: 16°31’ Krebs (3 x 30° + 16°31’) = 106°31’ Mond: 21°38’ Löwe (4 x 30” + 21°38’) = 14T38’ Sonne: 15°08’ Wassermann (10 x 30“ + 15°08’) = 315°08’ Wir rechnen weiter: 106°31’ + 41°38’ 248°09’ Wir können den Längengrad der Sonne nicht von diesem Längengrad ab­ ziehen, deshalb addieren wir zu diesem Ergebnis 360°: + 360°00’ 608°09’ - 315°08’ 213°01’ oder 23°01’ Steinbock (9 x 30° + 23°01’).

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Über den Wert des Glückspunktes und der anderen arabischen Punkte wird immer noch heftig diskutiert. Die Meinungen darüber sind sehr geteilt. Es gibt ebensoviele scharfe Gegner wie überzeugte Anhänger dieser Theorie. Der Leser wird durch eigene Experimente herausfinden müssen, ob er mit diesen Punkten arbeiten kann und will. Sehr viele von ihnen sind ohnehin heute in Vergessenheit geraten, aber der Glückspunkt, der bekannteste der arabischen Punkte, hat überdauert. In der Stundenastrologie wird er noch oft verwendet, jedoch gilt das nicht für alle Stundenastrologen. W.J. Simmonite weist uns darauf hin, daß der Glückspunkt in einem Stun­ denhoroskop weniger wichtig ist als Drachenkopf und Drachenschwanz, daß wir aber die Position des Punktes bei Fragen, die Geld, Lotterien, Rech­ nungen und ähnliches betreffen, doch in unsere Deutung mit einbeziehen sollten. Er sagt sogar, daß der Glückspunkt den Ausschlag geben kann, wenn die Faktoren eines Stundenhoroskops, die auf “ja” hinweisen, genauso stark sind wie diejenigen, die auf “nein” hindeuten. Eine bekannte Stundenastro­ login, die oft mit den arabischen Punkten arbeitet, ist Ivy M. Goldstein-Jacobson. Nach ihrer Erfahrung hat der Glückspunkt in der Stundenastrologie eine eindeutig positive, verbessernde Wirkung. Wenn der Glückspunkt gün­ stig mit dem Mond aspektiert ist, tritt eine merkliche Verbesserung der Din­ ge ein. Wenn der Glückspunkt “Void of Course” steht (d. h. weiter als ir­ gendein anderer Punkt oder Planet in einem Zeichen) und nur noch parallel zum Mond, dann ist dies ihrer Meinung nach das beste Anzeichen für Erfolg ohne Rückschläge. Und sollte bei einer Frage der Glückspunkt im ersten Haus stehen, so weist dies häufig darauf hin, daß der Fragesteller Reichtum geistiger oder materieller Art zu erwarten hat. Der Pars Fortuna in einem Eckhaus ist zweifellos ein günstiges Zeichen, und nur in Haus VIII oder XII kann dieser Punkt ungünstig wirken, und dann auch nur, wenn er verletzt ist oder in Konjunktion zu einem ungünstigen Fixstern steht. Frau GoldsteinJacobson hält den Punkt auch für ein ungünstiges Vorzeichen, wenn er in den Zeichen Fische oder Skorpion, in einem Fisch- oder Skorpion-Dekanat steht oder wenn er einen Konfliktaspekt zu Mars oder Neptun bildet. Wenn der Glückspunkt auf dem gleichen Grad wie der Drachenkopf steht oder auf 29° eines Zeichens, so sind dies ebenfalls kaum positive Hinweise. Wir sollten jedoch vorsichtig mit derartigen Phänomenen sein, da wir bis heute noch nicht mit Sicherheit wissen, ob sich der Glückspunkt und die übrigen arabischen Punkte auch tatsächlich auswirken.

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Frau Goldstein-Jacobson führt noch die folgenden Punkte auf: Krankheit Ehe Eheschließung chirurgischer Eingriff/ Schnitt Tod Gefahr Legalisierung

Asz. + Mars Asz. + Desz. Spitze IX + Spitze Asz. + Saturn

III

Asz. + Spitze VIII Asz. + Herrscher von VIII Spitze IX + Spitze III

- Saturn - Venus - Venus -Mars - Mond - Saturn - Venus

Es gibt, wie ich bereits sagte, noch zahlreiche weitere sensitive Punkte. Ei­ nige davon sind: Weisheit Karma Ruhm, Expansion Reisen

Asz. + Sonne Asz. + Saturn Asz. + Jupiter Asz. + Merkur

- Saturn - Sonne - Sonne - Mond

Was aber den letzten Punkt anbetrifft: Bei anderen wird die Formel “Asz. + Merkur - Mond” Freunden, Vertrauen, Verlegenheit und Schüchternheit zu­ geordnet, also völlig anderen Dingen. Vertreter dieser Theorie sagen zum Thema Reisen: Reisen über Land: Reisen zur See:

Asz. + Spitze IX Asz. + 16° Krebs

- Herrscher von IX - Saturn

Meine eigene Erfahrung mit diesen Punkten ist, daß ich sie nicht vermisse, wenn ich sie unberücksichtigt lasse. Auch ohne die Deutung dieser Punkte ist ein Stundenhoroskop aussagekräftig genug. Das heißt aber nicht, daß manche Stundenastrologen nicht Resultate damit erzielen mögen. Ich kann dem Leser eigentlich auch nur empfehlen, die arabischen Punk­ te zu untersuchen und selbst zu einer Schlußfolgerung zu kommen.

9. REZEPTION Man spricht von einer Rezeption, wenn zwei Planeten wechselseitig im Zei­ chen des anderen stehen. Wenn Jupiter beispielsweise im Zeichen Krebs steht und der Mond in Schütze, dann steht Jupiter in dem Zeichen, das der 74

Mond beherrscht und der Mond in dem Zeichen, über das Jupiter herrscht. Wenn zwei Planeten in Rezeption stehen, so ist ihre Wirkung mit derjenigen der Konjunktion vergleichbar. Im Gegensatz zur Konjunktion kommt hier allerdings noch hinzu, daß eine Rezeption immer unterstützend wirkt und Hilfe bedeutet (mit einigen wenigen Ausnahmen). Wenn einer der beiden Planeten alleine nicht zur Geltung kommt, erhält er immer vom zweiten Pla­ neten Unterstützung. Wenn dieser Planet jedoch auch ungünstig steht, so ist die Hilfe, die er bieten kann, ziemlich wertlos. Bei einer Rezeption dürfen wir auch noch folgendes tun (in unserem an­ geführten Beispiel steht der Mond auf 19° Schütze und Jupiter auf 12° Krebs): Wir können dann auch sagen, daß Jupiter den Platz des Mondes ein­ nimmt - beide werden ja als eine Konjunktion angesehen, so daß wir bei der Deutung davon ausgehen können, daß Jupiter auf 19° Schütze, also im Grad des Mondes steht. Den Mond können wir auf 12° Krebs plazieren, also auf der Position des Jupiter. Alle Aspekte des Mondes werden gleichzeitig als Aspekte von Jupiter angesehen und umgekehrt. Wenn ein Planet ungünstig steht oder ungünstig oder schwach aspektiert ist, so erhält er also von seinem Rezeptionspartner Unterstützung; wenn er auf die Position (= Konjunktion) des Rezeptionspartners projiziert wird, so kann es beispielsweise sein, daß er plötzlich besser plaziert ist und mehr Aspekte bildet. Eine Rezeption wird natürlich bedeutsamer für die Frage, wenn einer der Signifikatoren für den Fragesteller oder für das Gefragte in die Rezeption mit einbezogen ist. Ein solcher Signifikator kann dann von einer dritten Par­ tei in großem Maße profitieren: von seinem Rezeptionspartner. Nicht selten stellt eine Rezeption durch den dritten Planeten einen Ausweg dar. Wenn wir zum Beispiel Gefahr laufen, eine Strafe bezahlen zu müssen, so kann uns der Rezeptionspartner dabei helfen, daß wir der Strafe entgehen oder daß sie uns erlassen wird. Wenn wir uns in geschäftlicher Hinsicht in einer schwie­ rigen Partnerschaft befinden, so gibt uns die Person, die durch den Rezepti­ onspartner repräsentiert wird, die Möglichkeit, die Partnerschaft ohne große Komplikationen zu beenden. Mit anderen Worten, eine Rezeption bietet uns oft einen Ausweg aus den Schwierigkeiten, eine Möglichkeit zu entkommen oder etwas ähnliches. Denken Sie bei den Rezeptionen daran, daß wir auch die klassischen Herr­ scher der Zeichen verwenden können, also Saturn (und nicht nur Uranus) für Wassermann, Mars (und nicht nur Pluto) für Skorpion und Jupiter (und nicht nur Neptun) für Fische. Dadurch vergrößert sich die Anzahl der möglichen Rezeptionen, aber in der Praxis der Stundenastrologie hat dies nachweisba­

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re Resultate ergeben. Also: Wenn der Mond in Fische und Jupiter in Krebs steht, dann sprechen wir ebenfalls von einer Rezeption. Eine Rezeption mit einem für die Frage wichtigen Signifikator kann ein Anzeichen dafür sein, daß gewisse Schwierigkeiten mit Hilfe des Rezepti­ onspartners überwunden werden können. Wenn der Rezeptionspartner aber selbst ziemlich problematisch plaziert ist, dann kann seine Wirkung auch ins Gegenteil Umschlägen, und wir müssen mit noch größeren Schwierigkeiten rechnen, als auf Grund des übrigen Horoskops zu erwarten gewesen wäre. Es kommt immer wieder vor, daß die Signifikatoren beider Parteien (z.B. bei der Frage über Kauf und Verkauf eines Hauses die Signifikatoren für Käufer und Verkäufer) miteinander in Rezeption stehen. Diese Rezeption legt das Schwergewicht auf einen eventuell auftretenden Aspekt zwischen diesen beiden Signifikatoren: - Wenn zwei Signifikatoren ein Quadrat oder eine Opposition zueinander bilden und gleichzeitig in Rezeption stehen, so sind höchstwahrscheinlich (große) Schwierigkeiten zu überwinden, bevor das Ziel erreicht werden kann. Es ist allerdings Unterstützung zu erwarten, um den Schwierigkei­ ten entgegentreten zu können, so daß das Ergebnis letztendlich positiver sein kann, als es auf den ersten Blick scheinen mag. - Wenn Rezeptionspartner ein Sextil oder ein Trigon bilden oder parallel zu­ einander stehen, so kommen beide Parteien sehr schnell zu einem Ent­ schluß und zu einer Einigung, die für beide Seiten von Vorteil ist. - Manchmal kann bei einer Gütertrennung (z.B. bei einem Ehepaar) eine Rezeption zwischen den beiden Signifikatoren, die außerdem auch noch in Opposition zueinander stehen, eine Übereinstimmung in bezug auf die Verteilung der Güter bedeuten. Die Verteilung und Trennung kommt in ge­ genseitigem Einvernehmen zustande. - Wenn kein Aspekt gebildet wird bzw. nur Nebenaspekte, so bietet die Re­ zeption die Möglichkeit, den Kurs zu ändern, bevor die Wege sich schei­ den, wobei beide Parteien sich um ihre eigenen Angelegenheiten küm­ mern, ohne sich in die des anderen einzumischen. Aber auch das kann für beide Parteien von Vorteil sein. Noch etwas anderes zum Thema Rezeptionen: Wenn der Signifikator des Fragestellers in Rezeption steht, erweist es sich oft als nützlich oder vorteil­ haft, wenn er in dem Bereich des Hauses seines Rezeptionspartners Akti­ vitäten entwickelt. So etwas kann von großem Vorteil sein, wenn dieses Haus zudem noch in Zusammenhang mit der Frage steht. Denn der Signifi­ kator des Fragestellers gelangt dann über die Rezeption sozusagen in dieses 76

Haus. Wenn das der Fall ist, ist es oftmals ein Anzeichen dafür, daß der Fra­ gesteller auch seinen Einfluß, seine Sachkenntnis und seinen Willen einsetzen kann, um den Verlauf der Situation zu beeinflussen; er hat eine gewisse Macht über die Entwicklung der Dinge. Wenn der Signifikator des Fra­ gestellers hingegen rückläufig ist, dann ist der Fragesteller ratlos oder er will sich zurückziehen, wird aber durch die Rezeption an die Frage gebunden. Oder er hat wenig Lust, sich in den Bereich seines Rezeptionspartners zu be­ geben. Wenn in einer Rezeption ein rückläufiger Signifikator auftritt, kann manchmal auch Angst oder Unwillen entstehen. Wie dem auch sei. wir dürfen Rezeptionen nie außer acht lassen, da sie dem Fragesteller im allgemeinen einen Ausweg bieten und einen guten Aus­ gang der Angelegenheiten ermöglichen.

10. RÜCKLÄUFIGE PLANETEN Die Planetenstände, die wir in der (Stunden-)Astrologie verwenden, sind die der Planeten, so wie wir sie von der Erde aus sehen. Diese Planetenstände nennt man geozentrisch. Wenn wir die Positionen in den Tierkreis einzeich­ nen, wie sie sich vom Zentrum unseres Sonnensystems, also von der Sonne selbst aus gesehen darstellen würden, so nennen wir dies heliozentrisch. Denn die Erde ist ja nicht das Zentrum des Sonnensystems, und die Plane­ ten drehen sich auch nicht in Umlaufbahnen um die Erde. Dadurch können scheinbare Unregelmäßigkeiten in den Planetenbahnen entstehen. Die Pla­ neten selbst, einschließlich der Erde, beschreiben immer eine Bahn um die Sonne und laufen auch in Wahrheit immer “vorwärts”. Aber von der Erde aus gesehen scheint es gelegentlich so, als ob ein Planet stillstünde oder manchmal sogar, als ob er rückwärts durch den Tierkreis liefe, also entge­ gengesetzt zur eigentlich zu erwartenden Richtung. Natürlich läuft er nicht wirklich rückwärts. Es handelt sich hier vielmehr um eine optische Täuschung, weil wir die sich mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten um die Sonne drehenden Planeten von der Erde aus betrachten, die sich ja ihrerseits ebenfalls um die Sonne dreht. Aber diese optische Täuschung ist sowohl für die Astronomie (bei der Po­ sitionsbestimmung) wie auch für die Astrologie wichtig (bei der Deutung dieser Position). Diese scheinbare Rückwärtsbewegung eines Planeten nen­ nen wir seine retrograde oder rückläufige Bewegung. Wir können uns den Mechanismus der Rückläufigkeit wie in Abb. 10 dar­ gestellt vorstellen. 77

Positionen im Tierkreis scheinbare Planetenbahnen

Planetenbahnen

Bahn der Erde um die Sonne

Abbildung 10 Wenn wir uns in dieser Zeichnung die Bahn der Erde um die Sonne an­ schauen und von der Erde aus eine gerade Linie zum betreffenden Planeten hin ziehen, der ebenfalls eine Bahn um die Sonne beschreibt, so hat diese Linie irgendwo auf dem Tierkreis einen Schnittpunkt. Die zweite Position der Erde, die sie nach einer Weile einnimmt, verbinden wir mit der zweiten Position des Planeten, und wieder erhalten wir einen Schnittpunkt auf dem Tierkreis. Dieser Schnittpunkt liegt “etwas weiter” auf dem Tierkreis. Bis hierhin verlief noch alles wie gewöhnlich. Mit den Schnittpunkten 3 bis 12 verfahren wir in gleicher Weise und erhalten dann folgendes Bild: der Ab­ stand zwischen den Punkten 3 und 4 der scheinbaren Planetenbahn ist klei­ ner als der Abstand zwischen den Punkten 1 und 2, so daß es den Anschein erweckt, als ob der Planet seine Umlaufgeschwindigkeit verringert hätte. In Wirklichkeit läuft er jedoch noch genauso schnell wie zuvor, aber durch die relative Bewegung der Erde in bezug auf den Planeten scheint es, als ob der 78

Planet langsamer würde. Bei Punkt 5 sehen wir sogar, daß der Planet für ei­ nen Beobachter auf der Erde im Tierkreis rückwärts zu laufen scheint, auch wenn er sich in Wirklichkeit ungestört in gleicher Richtung weiterbewegt. Dieser Prozeß des scheinbaren Rücklaufs dauert so lange an, bis die Erde in bezug auf den Planeten eine Position eingenommen hat, von der aus er wie­ der “vorwärts” läuft. Die normale Umlaufrichtung, also vorwärts, nennen wir rechtläufig oder direkt. In den Ephemeriden wird der Augenblick, in dem ein Planet wieder rechtläufig wird, mit einem D (für direkt) gekenn­ zeichnet. Den Rücklauf nennen wir retrograd; sein Symbol ist das R. Der Tag, an dem die Rückläufigkeit einsetzt, wird in den Ephemeriden durch dieses Symbol neben dem betreffenden Planeten angegeben. Die Rückläufigkeit ist also lediglich eine Folge der Tatsache, daß wir die Planetenbewegung von der Erde aus beobachten und nicht von der Sonne aus. Sonne und Mond können nie rückläufig sein, wohl aber alle übrigen Planeten. Es ist wichtig, das Symbol für den rückläufigen Umlauf in der Horoskopdarstellung neben den Planeten einzuzeichnen, da die Rückläufig­ keit für die Interpretation weitreichende Folgen hat. Ein rückläufiger Planet hat weniger Kraft und weniger Möglichkeiten zur Verfügung als ein rechtläufiger. Deshalb wird ein rückläufiger Planet im all­ gemeinen als ein nachteiliges Zeichen angesehen. Es gibt allerdings ein paar Ausnahmen, die mit der Symbolik der Rückläufigkeit Zusammenhängen. Der Planet bewegt sich im Tierkreis rückwärts, und dementsprechend ist ein rückläufiger Planet günstig, wenn man zu einer alten Situation zurückkeh­ ren will. Für eine Wiedervereinigung ist dies daher ein sehr günstiges An­ zeichen, denn auch sie ist die Wiederherstellung einer alten Situation. Bei Fragen über vermißte Personen, Tiere oder Gegenstände ist es immer von Vorteil, wenn der Signifikator rückläufig ist. Denn dies bedeutet ja eine Rückkehr zu einem alten Zustand, oder anders ausgedrückt: die vermißte Person, das entlaufene Tier, der verlorene Gegenstand oder das, was gestoh­ len wurde, kommt zurück. Bei Fragen über Entscheidungen kann ein rück­ läufiger Herrscher von I oder Herrscher von VII anzeigen, daß eine der bei­ den Parteien es noch einmal versuchen will, also zur alten Situation zurück­ kehren will. Dies hat gute Aussichten, wenn beide Signifikatoren nicht allzuviele Konfliktaspekte im Stundenhoroskop bilden. Wenn hingegen jemand in eine Liebesaffäre verwickelt ist, ist die Wahr­ scheinlichkeit groß, daß der andere noch verheiratet oder anderweitig ge­ bunden ist oder sich hin- und hergerissen fühlt und zögert, wenn der Herr­ scher von VII im Stundenhoroskop rückläufig ist. Die Rückkehr zum Alten ist in diesem Fall nicht gerade günstig für das Neue - für eine eventuelle Hei­

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rat. Kurzum, ein rückläufiger Planet bedeutet eine Hemmung für alles Neue und sich Erneuernde, begünstigt jedoch die Rückkehr zum Alten. Es sind aber noch mehr Deutungen möglich. Wenn der Signifikator einer bestimmten Person rückläufig ist, so kann das ein Anzeichen dafür sein, daß sich die betreffende Person in einer schwachen Position befindet, entweder in geschäftlicher Hinsicht oder in bezug auf das Gefragte, aber auch hin­ sichtlich ihres Gesundheitszustandes. Wenn wir beispielsweise einen Kauf abschließen wollen und der Signifikator des Verkäufers rückläufig ist, so be­ findet der Verkäufer sich aller Wahrscheinlichkeit nach in einer unangeneh­ men Lage. Und die Erfahrung lehrt, daß derjenige, der durch einen rückläu­ figen Planeten repräsentiert wird, es sich meistens anders überlegt und sich zurückzieht. Von einem rückläufigen Planeten geht wenig Aktivität aus. Oft stellt er die passive Partei dar. Ein Mensch, der durch einen rückläufigen Planeten re­ präsentiert wird, läuft eher Gefahr, zum Opfer der Umstände zu werden als ein Mensch mit einem rechtläufigen Signifikator. Der “rückläufige Mensch” ergreift ja kaum oder überhaupt nicht die Initiative (und kann dies meist durch die Umstände bedingt auch nicht tun), läßt alles über sich ergehen und zieht sich am Schluß oft zurück. Die Rückläufigkeit eines Planeten kann auch das Zurückhalten von Infor­ mation oder deren Fehlen bedeuten, falls der Planet Signifikator für den Ge­ genstand der Frage ist. Wenn wir beispielsweise ein Haus kaufen wollen und im Stundenhoroskop der Herrscher von IV (der Signifikator für das Haus) rückläufig ist, so kann es sein, daß Informationen über das Haus fehlen oder zurückgehalten werden. Oder aber der angehende Käufer hat sich nicht gut informiert, oder das Haus hat verborgene Mängel. Und wenn das Haus den­ noch gekauft wird, zeigt der rückläufige Signifikator oft an, daß es doch nicht den Erwartungen entsprechen wird. Die Folge ist dann meist, daß es schnell wieder verkauft wird. Es stimmt also irgend etwas nicht an der In­ formation (was nicht unbedingt ein Hinweis auf Betrug sein muß; es kann auch an der Schludrigkeit des Käufers liegen), das Gefragte wird nicht zu­ friedenstellen, und der Käufer wird es nicht lange in seinem Besitz behalten. Es gibt eine positive Ausnahme, die aber äußerst selten vorkommt: wenn ein Käufer etwas zurückkaufen will, was er früher besaß. In diesem Fall ist ein rückläufiger Signifikator ein gutes Vorzeichen! Es hat sich oft gezeigt, daß die Person, die durch einen rückläufigen Plane­ ten symbolisiert wird, zum Zeitpunkt der Frage krank war oder eine Krank­ heit ausbrütete. Auch dies stimmt mit der Theorie der Schwäche und Ver­ borgenheit überein. Was übrigens letzteres angeht: Wenn der Fragesteller durch einen rückläufigen Planeten repräsentiert wird, so ist die Wahrschein­ 80

lichkeit groß, daß er nicht alles erzählt hat, was er weiß, oder daß er größe­ re Schwierigkeiten mit dem Gefragten hat, als er zeigt. Wenn man etwas Neues anfangen will und der Signifikator dafür rückläu­ fig ist, ist es besser, abzuwarten und alle Pläne und Kalkulationen noch ein­ mal zu überprüfen. Sehr oft kann eine Sache oder ein Projekt, das unter ei­ nem rückläufigen Signifikator entstanden ist, eine sehr kostspielige und meist unangenehme Angelegenheit für uns werden. Am besten ist es, zum Alten zurückzukehren und später noch einmal neu zu beginnen, wenn kein rückläufiger Signifikator mit im Spiel ist. Ein rückläufiger Planet als Signifikator für den Fragesteller, den Gegenstand der Frage oder für eine an der Frage beteiligte Person bedeutet, daß gezögert wird, einen neuen Weg einzuschlagen. Die betreffende Person will lieber erst einmal sehen, “wie der Hase läuft”, und sich nicht auf irgendeine Wei­ se einmischen. Wenn der rückläufige Planet allerdings in einem festen Zei­ chen steht (also in Stier, Löwe, Skorpion oder Wassermann), dann wird die neue Richtung im allgemeinen früher oder später eingeschlagen werden müssen. Betrifft unsere Frage ein bestimmtes Objekt, so kann ein rückläufiger Sig­ nifikator darauf hinweisen, daß das Objekt der Frage sich nicht an der Stel­ le befindet, wo es eigentlich hingehört. Wenn dies aber doch der Fall ist, be­ findet es sich in schlechtem Zustand; es ist nicht gut instandgehalten wor­ den oder ähnliches. Manchmal kann ein rückläufiger Planet in seiner Funktion als Planet (nicht als Herrscher eines Hauses) eine bestimmte Bedeutung für die Frage haben. Es ist wichtig, darauf zu achten. Vor allem bei den klassischen Pla­ neten Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn kann dies der Fall sein. Über die Rückläufigkeit der transsaturnalen Planeten Uranus, Neptun und Pluto können wir nur sagen, daß die Gefahr einer subtilen Unterminierung be­ steht. Was unterminiert wird, wird oft erst dann klar, wenn der betreffende Planet wieder rechtläufig wird. Bei der Anwendung dieser Regel müssen wir allerdings vorsichtig sein, denn diese drei Planeten können sehr lange rück­ läufig sein, und es ist ziemlich unwahrscheinlich, daß wir ein ganzes Jahr lang mit allen möglichen Formen von Betrug und subtiler Unterminierung zu tun haben werden. Eine solche Interpretation wird allerdings höchst­ wahrscheinlich zutreffend sein, wenn der betreffende transsaturnale Planet im Stundenhoroskop auch direkt mit der Frage in Verbindung steht, wenn er z.B. in dem Haus steht, das sich auf den Gegenstand der Frage bezieht. Ein rückläufiger Saturn ist im allgemeinen ein Anzeichen für Verzöge­ rung, dafür, daß etwas dazwischenkommt. Oft ist in diesem Fall wenig Un­ terstützung von offizieller Seite, von der Regierung oder von Beamten jeg­ 81

licher Art zu erwarten. Wenn wir etwas Neues beginnen wollen, ist es rat­ sam, besondere Aufmerksamkeit auf Form, Struktur, Organisation und Wirt­ schaftlichkeit der Angelegenheit zu richten, denn ein rückläufiger Saturn kann Schwächen und Schwierigkeiten in diesen Bereichen anzeigen. Aber solche Schwierigkeiten können durch Bemühungen überwunden werden, obgleich eine Unternehmung mit einem rückläufigen Saturn in einem Grün­ dungshoroskop immer Probleme und Rückschläge mit sich bringen wird. Wir werden an dieser Stelle auch die Wirkungen der anderen klassischen Planeten kurz behandeln. Eigentlich ist es nicht schwer, sie zu deuten, wenn wir uns nur das Folgende einprägen: die Dinge und Personen, die durch solch einen rückläufigen Planeten symbolisiert werden, verursachen Rück­ schläge, Verzögerungen und Schwierigkeiten oder sind solchen unterworfen oder die Dinge werden erst gar nicht realisiert. Es muß erst noch einiges da­ mit geschehen, und die Wirkung des rückläufigen Planeten nach außen hin ist gehemmt. So gesehen ist ein rückläufiger Jupiter in Stundenhoroskopen, die sich um die Frage einer höheren Berufsausbildung oder eines Studiums drehen oder sich auf Fragen bezüglich Auslandsreisen und ähnliches beziehen, sehr un­ vorteilhaft. Jupiter ist der Planet der Expansion, jedoch wird es während sei­ ner rückläufigen Phase kaum zu einer Expansion in äußeren Dingen kom­ men. Wenn wir also etwas vergrößern oder erweitern wollen, während Jupi­ ter rückläufig ist, so wird uns kaum Erfolg beschieden sein. Ebenso wird der Erfolg einer politischen Partei oder eines Politikers, der eine Kampagne beginnt, unter dem Vorzeichen eines rückläufigen Jupiters gering sein, und sogar ein völliger Fehlschlag ist nicht auszuschließen. Wenn irgendwo ein Umsturz stattfindet und Jupiter rückläufig ist, werden die neuen Machthaber nicht lange an der Regierung bleiben. Ein rückläufi­ ger Jupiter verhindert die notwendige Festigung ihrer Macht. Und wenn ein Sänger oder eine Popmusikgruppe eine wichtige Tournee unter einem rück­ läufigen Jupiter beginnt, wird diese Tournee im allgemeinen nicht zu ihrer Popularität beitragen. Äußeren Dingen mag Jupiter in diesen Fällen seine wohltuende Wirkung versagen, aber auf Angelegenheiten, die die innere Entwicklung betreffen, kann er sich sehr positiv auswirken. Die Frage dabei ist, was wir als innerlich und was als äußerlich ansehen müssen. Es spricht viel dafür, Studium und geistige Aktivitäten zum inneren Bereich zu zählen. Aber ein rückläufiger Ju­ piter erzeugt beim Anfang eines Studiums Schwierigkeiten, und zwar des­ halb, weil ein Studium zu einer gesellschaftlichen und damit äußerlichen Karriere verhilft. Wenn es um ein Studium geht, das nicht von außen be­ stimmt wird und einem Prüfungssystem unterliegt, sondern um ein (Selbst-)82

Studium, das dem Bedürfnis nach geistiger Entwicklung entspringt und in­ neren Richtlinien folgt, ist ein rückläufiger Jupiter von großem Wert. Denn dann kann er seinen Expansionsdrang nach innen richten, während seine äußere Wirkung verborgen bleibt. Mars symbolisiert Aktion, Energie, Tatendrang, Unternehmungslust und ähnliches. Ist er jedoch rückläufig, so wird seine äußere Wirkung gehemmt. Trotzdem haben wir mit einem rückläufigen Mars oft das Bedürfnis, alles mögliche zu unternehmen. Nur scheinen sich in diesem Fall verschiedene Dinge vorzeitig zu zerschlagen oder wir bringen sie nicht zu Ende, werden ungeduldig oder machen Fehler, weil wir unachtsam handeln. Unachtsam­ keit ist schon bei einem rechtläufigen Mars eine Gefahr und wird bei einem rückläufigen Mars noch verstärkt, da dieser die positive Wirkung auf der äußeren Ebene verhindert. Alle positiven Äußerungen des Mars werden, wenn sie existieren, nicht wahrgenommen. Wenn wir also einen neuen Job annehmen, während Mars rückläufig ist, können wir unser Äußerstes geben, aber es fällt einfach nicht auf oder wir werden unterschätzt oder daran ge­ hindert, zu zeigen, was wir können. Aktionen, die wir unternehmen, laufen Gefahr, sich zu zerschlagen oder sie werden nicht beachtet. Dies bedeutet für eine Regierung, die während eines rückläufigen Mars gebildet wird, ei­ nen Fehlschlag nach dem anderen, da jede Aktivität und jede Entscheidung auf Widerstand und/oder Verzögerung stoßen wird. Es ist von daher ratsam, niemals eine leitende Stellung anzunehmen, wenn Mars rückläufig ist, denn die Widerstände werden groß sein und man wird in den Augen der Umwelt wenig Gutes vollbringen, wie gut die Absichten auch sein mögen und wie positiv das Ergebnis hinterher auch zu sein scheint. Mars symbolisiert den Anfang aller Dinge, die Aktionen. Wenn Mars nun rückläufig ist, ist dies ein Hinweis für die Partei oder die Person, von der diese initialisierende Aktion ausgeht. Wenn also ein Land einem anderen Land während eines rückläufigen Mars den Krieg erklärt, wird das angrei­ fende Land (wie lange es auch dauern mag) letztlich immer verlieren. Wenn man einen Prozeß gegen jemanden anstrengt und Mars rückläufig ist, sind die Chancen, ihn zu verlieren, groß. Wenn der andere aber den Prozeß an­ gestrengt hat, wird aller Wahrscheinlichkeit nach er der Verlierer sein. Mars tendiert mehr als andere Planeten dazu, während seiner Rückläufigkeit Unannehmlichkeiten zu bereiten. Manchmal weist er sogar auf Gefahr hin. Dies hängt damit zusammen, daß Mars in direkter Beziehung zum Blut, zu Streit, scharfen Gegenständen, Unfällen und ähnlichem steht. Ein rückläufi­ ger Mars im Stundenhoroskop für eine chirurgische Operation kann starken Blutverlust anzeigen. Meistens wird auch von einem chirurgischen Eingriff während eines rückläufigen Mars abgeraten. Nur in Notfällen operieren, 83

lautet in einem solchen Fall der Rat der Stundenastrologen. Ein rückläufiger Mars ist übrigens keineswegs ein Anzeichen für Tod. Dafür benötigt man andere Anzeichen. Die “Blutgefahr” besteht auch, wenn Mars in einem Stundenhoroskop für den Ankauf eines Autos rückläufig ist. Es hat sich verschiedentlich gezeigt, daß ein solches Auto viel anfälliger für Unfälle ist oder aber viele kleine Blechschäden erleidet. Man sollte sich auch nie an einem Rennen beteiligen, wenn Mars rückläufig ist, da dies zu einem bösen Ende führen kann. Und was Fahrzeuge oder Schiffe anbelangt, so besteht stärker als gewöhnlich die Gefahr von Zusammenstößen, Rutschpartien, Seenot und ähnlichem. Auf Grund des streitsüchtigen Charakters des Mars ist auch eine Ehe­ schließung während eines rückläufigen Mars nicht anzuraten. Dies zeigt zu­ mindest an, daß die Tendenz zu Streitereien in einer solchen Ehe groß ist. An dieser Stelle möchte ich aber betonen, daß ein Ehehoroskop alleine (der Augenblick des Ja-Wortes) nicht ausreicht, um ein unabwendbares Unglück vorherzusagen. Wir haben es ja immerhin mit zwei selbständigen Menschen zu tun, die innerhalb ihrer Beziehung sehr viel Verständnis füreinander ent­ wickeln und so selbst zu einem positiven Verlauf der Ehe beitragen können, so daß sich nicht unbedingt Dramen abspielen müssen. Angst vor einem sol­ chen Stundenhoroskop ist also unbegründet. Wenn es sich aber um Ehepart­ ner handelt, die kaum oder gar nicht dazu bereit sind, Verständnis füreinan­ der aufzubringen, und alles am anderen abreagieren wollen, kann ein rück­ läufiger Mars natürlich viel Böses anrichten. Manchmal weist ein rückläufiger Mars in einem Ehehoroskop auch auf sexuelle Probleme hin. Wenn wir eine wirklich wichtige Unterredung vor uns haben, muß ein rückläufiger Mars als eine ernstzunehmende Warnung vor Schwierigkeiten angesehen werden, vor allem dann, wenn sich das Horoskop auf den Beginn des Unternehmens bezieht. Stundenastrologen raten deshalb auch immer da­ von ab, während einer solchen Konstellation umzuziehen, lange Reisen zu unternehmen, geschäftliche Entscheidungen zu treffen usw. Was das Über­ nehmen eines öffentlichen Amtes betrifft, haben wir schon gesehen, daß dies mit einem rückläufigen Mars eine Menge Unannehmlichkeiten bereiten kann. In Ländern, in denen Gewalt und Terroranschläge an der Tagesordnung sind, kann ein rückläufiger Mars in einem solchen Horoskop sogar die Ge­ fahr gewalttätiger Anschläge beinhalten. Ein rückläufiger Mars übermittelt uns im wesentlichen die Botschaft: “Beende, was du im Augenblick tust und fange erst mit etwas Neuem an, wenn Mars wieder rechtläufig geworden ist.” Eine rückläufige Venus ist ein schlechtes Vorzeichen für die Frage, ob ei­ ne Liebesbeziehung in eine Heirat mündet. Die Rückläufigkeit beinhaltet ja, daß die äußere Form gehemmt wird. Wenn sich die Frage jedoch auf ein

Eheproblem bezieht und der Fragesteller die Ehe aufrechterhalten will, kann eine rückläufige Venus eine Hilfe darstellen. Sie ist dem Alten förderlich und erschwert das Neue. Wichtige Freundschaften sind auch mit Venus verbunden, da Venus unse­ re Art anzeigt, gefühlsmäßig zu reagieren. Eine rückläufige Venus verspricht wenig Gutes, was neue Freundschaften anbetrifft. Ein Diplomat, der seine Verhandlungen während der Rückläufigkeit von Venus beginnen muß, wird in Schwierigkeiten geraten, da die Rückläufig­ keit ja einem positiven äußeren Ergebnis im Wege steht. Dies bedeutet, daß die Unterhandlungen steckenbleiben, unterbrochen oder gar abgebrochen werden können, daß keine Einigung zustande kommt, oder, bei Friedens­ verträgen, daß diese ihren Zweck nicht erfüllen. Wenn es trotz allem zu ei­ ner Einigung kommt, ist die Gefahr groß, daß die Übereinkünfte nicht ein­ gehalten werden oder daß eine der beiden Parteien im nachhinein neue Un­ terhandlungen fordert und die Vertrage abändem will. Venus hat auch mit dem sozialen Geschehen zu tun, mit dem reibungslo­ sen Verlauf von Zusammenkünften (Venus als Herrscherin der Waage) und ähnlichem. Wenn man ein großes Fest zu Ehren eines Freundes organisieren will und Venus zu dem Zeitpunkt rückläufig ist, an dem dies beschlossen wird oder an dem die Vorbereitungen oder das Fest selbst beginnen, ist es sehr wahrscheinlich, daß sich Hindernisse auftürmen und Mißgeschicke passieren oder daß keine rechte Stimmung aufkommen wird. Aber Venus als Herrscherin von Stier hat noch eine andere Seite, nämlich die Seite des Geldes und der Zahlungsfähigkeit. Eine Regierung, die ihre Legislaturperiode während einer rückläufigen Venus beginnt, kann vor ernstliche finanzielle Schwierigkeiten gestellt werden. Manchmal droht ei­ ne Geldentwertung, steuerliche Probleme können entstehen oder Betrüge­ reien mit Geld (z.B. der Umlauf von Falschgeld) und ähnliches. Wenn wir uns selbst eine Frage stellen, die sich auf Kredite oder derglei­ chen bezieht, wird eine rückläufige Venus dazu beitragen, daß die Bank oder andere Institutionen uns nicht entgegenkommen. Wenn man sich allerdings ohne den Hintergedanken an Erfolg in künstleri­ sche Aktivitäten vertiefen will, wie Malen, Zeichnen, Töpfern, Blumen­ stecken usw., kann eine rückläufige Venus in großem Maße dazu beitragen, daß man dies genießt und sein Gefühlsleben dadurch bereichert, nur für sich selbst, ohne daß andere damit etwas zu tun hätten. Einen sehr starken Einfluß nimmt auch ein rückläufiger Merkur auf das Horoskop, in seiner Wirkung mit der des Mars vergleichbar. Als mentaler und unbeständiger Planet zeigt er an, daß eine oder beide der betroffenen Parteien ihre Meinung über das Thema des öfteren ändern werden, daß so85

gar einschneidende Revisionen notwendig sein werden, daß Mißverständ­ nisse auftreten können, falsche Interpretationen, Kontaktabbrüche usw. Manchmal (aber keineswegs immer!) ist Betrug von seiten eines Vertrags­ partners mit im Spiel. Oftmals ändert auch der Fragesteller seine Meinung über das Erfragte, wenn er durch einen rückläufigen Merkur symbolisiert wird. Ein rückläufiger Merkur zeigt auch an, daß Probleme auftreten kön­ nen, wenn wir etwas Neues anfangen oder einen neuen Plan in die Tat umsetzen wollen, etwas erneuern wollen usw. - und dies stimmt völlig mit der Theorie überein. Wenn ich meinen Unterricht zeitgemäß gestalten will und den Kursus noch einmal überarbeite, bietet mir ein rückläufiger Merkur ei­ ne ausgezeichnete Unterstützung. Wenn ich allerdings ein völlig neues Un­ terrichtsthema oder ein neues Astrologiebuch vorbereite, während Merkur rückläufig ist, verändere ich den Aufbau während des Schreibens jedesmal wieder, so daß ich am Schluß ein völlig anderes Resultat als das geplante vor mir habe. Der Unterrichtsstoff oder der Inhalt des Buches ist zwar noch der­ selbe, aber die Art der Darstellung, die Reihenfolge und die darin enthalte­ nen Beispiele verändere ich viel öfter, als wenn bei Beginn der Arbeit Mer­ kur rechtläufig ist. ) Merkur steht in engem Zusammenhang mit Handel und Verkehr, Kommu­ nikation, Verlagswesen, Postwesen und ähnlichem. Deshalb ist es besser, mit dem Planen von Unternehmungen in einem dieser merkurischen Berei­ che zu warten, bis Merkur wieder rechtläufig ist. Die Rückläufigkeit macht den Erfolg eines Unternehmens nicht sehr wahrscheinlich. Ein rückläufiger Merkur ist jedoch dann ein sehr positives Vorzeichen, wenn wir eine Frage über verlorengegangene Unterlagen, Dokumente oder ähnliches stellen, da die Rückläufigkeit das Auftauchen der verlorenen oder vermißten Papiere vermuten läßt. Auch wenn wir Zwiesprache mit uns selbst halten wollen, bietet uns ein rückläufiger Merkur Unterstützung. Wel­ che Form wir diesem Dialog geben, spielt dabei keine Rolle. Es kann durch aktive Imagination oder auf andere Weise geschehen. Merkur als hemmen­ der Planet gibt uns während seiner Rückläufigkeit die Möglichkeit, Teile in uns selbst miteinander zu verbinden und ist von daher eine günstige Gele­ genheit, uns mit uns selbst zu beschäftigen. Sobald aber andere in diesem Prozeß eine Rolle spielen (Veräußerlichung), z.B. in einer Therapie, tritt der nach außen hin hemmend wirkende Effekt der Rückläufigkeit wieder in den Vordergrund. Noch etwas anderes: Es kann passieren, daß Merkur nach dem Stellen einer Frage wenige Tage später rückläufig wird. In einem solchen Fall kann man sehr oft beobachten, daß der Fragesteller über kurz oder lang seine Vorstel­ lungen ändert, die Angelegenheit auf sich beruhen läßt, Dinge, die im Zu­ 86

sammenhang mit der Frage stehen, aufschiebt oder ähnliches. Dabei ist es wichtig, auf die Aspekte zu achten, die Merkur im Stundenhoroskop bildet, denn sie zeigen, ob die Veränderungen zum Vor- oder zum Nachteil für den Fragesteller ausfallen werden. Die Rückläufigkeit eines Planeten in seiner Funktion als Herrscher eines Hauses ist nur dann zu berücksichtigen, wenn er auch Signifikator für das Gefragte ist. Wenn ein Stundenhoroskop in bezug auf die Signifikatoren sehr günstig ist, aber ein Planet, der von seinem Charakter her mit dem Ge­ genstand der Frage zu tun hat, rückläufig ist, kann dieser für Verzögerungen oder für Schwierigkeiten sorgen, was das im übrigen positive Resultat je­ doch nicht verändert.

Abbildung 11 Abbildung 11 ist das Stundenhoroskop der Frage: “Soll ich mein Auto ver­ kaufen und mir ein neues anschaffen?” Der Fragesteller hatte ein gut erhal­ tenes Auto, bei dem nur gelegentlich kleinere Reparaturen anfielen. Von Be­ kannten konnte er einen neueren Gebrauchtwagen kaufen, und dieses Ange­ bot erschien ihm attraktiv. Der Fragesteller wird durch Haus I symbolisiert. Wir finden Steinbock am Aszendenten und Wassermann im ersten Haus ein­ 87

geschlossen. Der Signifikator dieses Mannes ist vor allem Saturn (Tagesherrscher von Steinbock, Nachtherrscher von Wassermann) als klassischer Planet. Diejenigen, die zusätzlich noch mit den transsaturnalen Planeten ar­ beiten wollen, können außer Saturn auch Uranus als Signifikator für diesen Mann nehmen. Wie ich an anderer Stelle schon bemerkt habe, geben die Signifikatoren für bestimmte Personen oft auch tatsächliche Charakteristi­ ken derselben wieder. Auch in diesem Fall war der Fragesteller ein Wasser­ mann, mit einer Anhäufung von Planeten im Steinbock. Die Frage betraf ein Auto, das er als Beförderungsmittel benutzen wollte. Dies ist wichtig zu wissen, denn wenn jemand ein Auto nur als Luxus und als Statussymbol ansieht, fällt es in den Bereich des neunten Hauses, wie uns die Erfahrung lehrt. In diesem Fall geht es jedoch um Haus III. Der Sig­ nifikator des Autos ist Mars, da Widder an Spitze III steht. Die Frage betraf Kauf und Verkauf, also gibt es auch eine zweite Partei. Diese wird durch Haus VII symbolisiert, das zwei Herrscher hat, also zwei Signifikatoren, nämlich Mond und Sonne. Um einen Kauf oder Verkauf abschließen zu kön­ nen, muß es zu einer Verbindung zwischen den Signifikatoren des Fra­ gestellers und denen der zweiten Partei kommen. Weder die Sonne noch der Mond treten in Kontakt mit Saturn. Nun läuft die Sonne jedoch in fernerer Zukunft an Saturn vorbei, bevor Saturn das Zeichen Waage verläßt. Dies kann zwar darauf hinweisen, daß ein Kontakt entsteht und der Kauf zustan­ de kommt, aber bevor dies geschieht, hat der andere Signifikator der zwei­ ten Partei, Mars, schon eine Opposition zu Saturn gebildet, dem Signifika­ tor für den Fragesteller. Das kann bedeuten, daß der Kauf nicht zustande kommt. Wenn wir Uranus mit in Betracht ziehen, sehen wir, daß der Mond ein ab­ nehmendes Trigon zu Uranus bildet, ein Hinweis darauf, daß der Kontakt, der über das Angebot entsteht, für beide Parteien erfreulich ist. Die Sonne entfernt sich von einem viel früher gebildeten Sextil zu Uranus, was in die gleiche Richtung weist. Ein neuer Aspekt zu Uranus wird jedoch nicht mehr gebildet, was auch wieder auf das Nicht-Zustandekommen des Kaufs/Ver­ kaufs hinweist. Der Mond wirft bei der Deutung einige Probleme auf. Er ist Co-Signifikator für den Fragesteller, aber auch Signifikator für die zweite Partei. Als Co-Signifikator für den Fragesteller ist er im Begriff, ein Trigon zu Mars, dem Herrscher von II, zu bilden, und somit auch zum Signifikator für das jetzige Auto des Fragestellers. Der günstige zunehmende Aspekt ist ein deutlicher Hinweis, daß das jetzige Auto im Besitz des Fragestellers bleibt (zu seiner größten Zufriedenheit). Wenn wir den Mond als Signifikator für die andere Partei betrachten und deren Situation untersuchen wollen, müs­ 88

sen wir das Horoskop drehen. Haus VII wird zum ersten Haus, Haus VIII wird zum zweiten Haus, vom siebten Haus aus gesehen, Haus IX wird zum dritten vom siebten Haus aus. Haus IX stellt also das Auto der anderen Par­ tei dar. Das Auto macht einen guten Eindruck (Jupiter in IX), aber wahr­ scheinlich ist doch etwas nicht in Ordnung (Pluto an Spitze IX). Venus als Herrscher von IX wird zum Signifikator für das Auto der Gegenpartei, und wir können nun sehen, daß der Mond sich von einer Opposition zu Venus entfernt, ein deutliches Anzeichen dafür, daß die andere Partei das Auto ver­ kaufen will. Der Mond gibt uns also Informationen über beide Parteien, ganz gleich, wie wir ihn betrachten mögen. Wenn wir zwischen zwei Objekten wählen müssen, gehen wir folgender­ maßen vor: Wir nehmen das Haus, das das Objekt symbolisiert, als erste Wahlmöglichkeit, in unserem Fall das eigene Auto. Anschließend untersu­ chen wir das Haus, das gleichviele Häuser vom Objekthaus entfernt liegt, wie dieses vom ersten Haus entfernt ist. In unserem Beispiel repräsentiert Haus III das Auto des Fragestellers, und nach unserer Rechnung wird das dritte Haus vom dritten Haus aus zum Haus des Autos der Gegenpartei. Dies ist im Stundenhoroskop Haus V. Der Herrscher von V wird jetzt zum Signi­ fikator für das neue Auto, und das ist Merkur. Dieser ist rückläufig, was zwei Bedeutungen haben kann: Das Auto hat verborgene Mängel und/oder der Kauf wird nicht abgeschlossen. Der Mond bewegt sich auf eine Opposition zum rückläufigen Merkur hin - ebenfalls ein Hinweis, daß der Verkauf nicht zustande kommen wird. Aus dem Stundenhoroskop läßt sich auch entnehmen, daß das derzeitige Auto des Fragestellers noch gut funktioniert. Herrscher von III steht in X, ist also stark gestellt, da Planeten in einem Eckhaus immer stark gestellt sind. Außerdem steht er in Rezeption mit Jupiter. Mars steht im Schützen, der von Jupiter beherrscht wird, und Jupiter im Skorpion, dessen klassischer Herr­ scher Mars ist. Wir können daher davon ausgehen, daß Jupiter in Konjunk­ tion zu Mars steht und umgekehrt. Über Ausgaben in bezug auf das Auto gibt uns das zweite Haus von Haus III aus gesehen Auskunft, also Haus IV des ursprünglichen Stundenhoro­ skops. Dort herrscht Venus, die zudem noch im eigenen Zeichen steht, d.h. stark gestellt ist. Dies hat eine positive Bedeutung. Der Mond gibt uns einen Hinweis, daß auch der Fragesteller sein Auto wegen eventuell in Zukunft auf ihn zukommender Kosten verkaufen wollte: Er entfernt sich als Signifikator für den Fragesteller aus einer Opposition mit Venus. Über das andere Auto können noch mehr Aussagen gemacht werden. Mer­ kur, sein Signifikator, ist rückläufig, ein an sich schon schlechtes Zeichen. Aber außerdem steht er auch noch verbrannt (nämlich in genauer Konjunk­ 89

tion zur Sonne). Bei der Anwendung dieser Regel müssen wir allerdings vorsichtig sein. Darüber hinaus steht Merkur auf demselben Grad wie der nördl. Mondknoten, was auch gegen die Wahlmöglichkeit spricht. Im großen und ganzen zeigt das Stundenhoroskop eine deutliche Bevorzugung des alten Autos. Als ich den Fragesteller anrief, um ihm zu sagen, daß ich erwartete, daß er sein Auto behielte, teilte er mir mit, er habe schon am Vortag beschlossen, es nicht zu verkaufen, da es doch eigentlich ziemlich zuverlässig sei. Wir konnten sehen, daß das neue Auto durch zwei Häuser symbolisiert werden kann: durch Haus V als drittes vom dritten Haus und durch Haus IX als drittes vom siebten Haus. Beide Häuser geben Auskunft über das Auto, aber Haus V bezieht sich eher auf die Haltung des Fragestellers gegenüber dem neuen Auto und Haus IX eher auf die Haltung der anderen Partei: Das Kombinieren solcher Informationen funktioniert meist recht gut. Im Zusammenhang mit der Rückläufigkeit sollte noch folgendes beachtet werden: In diesem Stundenhoroskop ist Merkur auch Herrscher von VIII. Haus VIII gibt Auskunft über Kredite. Aber Merkur ist rückläufig, und für den Fall, daß der Fragesteller sich Geld hätte leihen müssen, um das neue Auto zu finanzieren, weist der rückläufige Herrscher von VIII darauf hin, daß er dieses Geld nur unter Schwierigkeiten oder möglicherweise über­ haupt nicht bekommen hätte.

11. STATIONÄRE PLANETEN Im Abschnitt “Rückläufige Planeten” haben wir gesehen, daß alle Planeten außer Sonne und Mond für kürzere oder längere Zeit im Tierkreis scheinbar rückwärts laufen können. Wenn sie wieder rechtläufig werden bzw. direkt laufen, bewegen sie sich bald wieder mit ihrer ursprünglichen Geschwin­ digkeit. und auch nachdem sie rückläufig geworden sind, nimmt ihre Ge­ schwindigkeit meist zu. Aber in der Zeit, in der sie ihre Richtung ändern, wenn die Rückläufigkeit in Rechtläufigkeit übergeht oder umgekehrt, wer­ den sie sehr langsam und kommen für eine kurze Zeit im Tierkreis zum “Stillstand”, einem Stillstand in erweitertem Sinne: ein Planet steht still, wenn er weniger als eine Bogenminute pro Tag zurücklegt. Solch einen still­ stehenden Planeten nennen wir einen stationären Planeten, und er spielt aus folgenden Gründen eine wichtige Rolle im Stundenhoroskop: - Da er selbst still steht, kann er keine zunehmenden Aspekte bilden. Alle anderen Planeten können einen stationären Planeten aspektieren. Das

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heißt, daß es möglich ist, daß ein normalerweise langsam laufender Planet einen zunehmenden Aspekt zu einem stationären Merkur bilden kann! - Da ein Stationärer Planet nicht in Bewegung ist, gleicht er einem “Be­ tonklotz”, der nicht von der Stelle zu bewegen ist. Man kann einen still­ stehenden Planeten nicht umgehen, man muß ihn beachten! Er verleiht da­ her auch im allgemeinen dem Stundenhoroskop eine besondere Prägung, und dies um so stärker, wenn er Signifikator für den Fragesteller oder für den Gegenstand der Frage ist. Als Signifikator ist der stationäre Planet ein Anzeichen dafür, daß die Person, die er repräsentiert, in der fraglichen An­ gelegenheit nicht die geringste Flexibilität oder Nachgiebigkeit zeigt. Am besten kennzeichnet man einen stationären Planeten beim Aufzeichnen eines Horoskops mit einem D.

12. VERLORENGEHEN Wir sprechen von Verlorengehen, wenn einer der Signifikatoren für den Ge­ genstand der Frage einen Aspekt zu einem anderen Signifikator bildet, das Zeichen jedoch verläßt oder rückläufig wird, bevor der Aspekt exakt wird. Im Prinzip liegt dann die Situation vor, daß der schnellere Planet (davon müssen wir ja bei zunehmenden Aspekten immer ausgehen!) rückläufig wird, bevor er einen vielversprechenden Aspekt exakt macht, oder daß der langsamere Planet das Zeichen verläßt, bevor der schnellere den Aspekt ex­ akt machen kann. In beiden Fällen geht das, was zunächst so vielverspre­ chend aussah, nicht in Erfüllung. Wenn es sich um einen rückläufigen Planeten handelt, zieht sich die Par­ tei, die durch diesen Planeten repräsentiert wurde, zurück. Wenn der Planet sein Zeichen verläßt, ändert die Partei, die durch diesen Planeten symboli­ siert wird, grundlegend ihre Meinung, wodurch die Angelegenheit so, wie sie sich ursprünglich darstellte, eine völlige Verwandlung durchmacht. Sehr oft bedeutet das: aufhören. Bei einem rückläufigen Signifikator verschwin­ det die durch ihn repräsentierte Person oft vom Schauplatz, entweder auf Grund zwingender Umstände (Krankheit, Unfall oder ähnliches) oder auf Grund einer eigenen Entscheidung. Die Aspekte, die dieser Planet außerdem noch bildet, können darüber nähere Information geben. Beim Verlorengehen kann eine vielversprechende Angelegenheit im San­ de verlaufen, aber gleichzeitig kann dadurch auch drohendes Unheil abge­ wendet werden. Wir dürfen das Verlorengehen nicht nur als etwas Schlech­ tes ansehen. 91

Wenn wir das Stundenhoroskop im Abschnitt “Übertragung von Licht” betrachten, können wir feststellen, daß Merkur rückläufig wird, kurz bevor sein Quadrat zu Saturn exakt wird. Hier liegt ein “Verlorengehen” vor, das einen günstigen Einfluß auf die Dinge ausübt. Schauen wir uns einmal die Horoskopabbildung 12 an. Der Fragesteller ist ein Mann, der mit großer Begeisterung an verschiedenen Yogakursen teilge­ nommen hat und jetzt auch selbst Unterricht gibt. Er hat ehrgeizige Pläne. Er will ein großes Yoga-Institut aufbauen und nicht nur Anerkennung innerhalb des Kreises der Yogainteressenten, sondern auch staatliche Anerkennung für sein Institut erlangen. Dafür muß er natürlich einen entsprechenden Antrag einreichen. Während er mir begeistert seine Wünsche und Pläne darlegte, fragte er mich plötzlich: “Denken Sie, daß ich die staatliche Anerkennung be­ kommen werde?” In diesem Augenblick sah ich auf die Uhr.

Abbildung 12

Das Horoskop entwirft folgendes Bild: Die Signifikatoren für den Mann sind Mars (der klassische Herrscher des Skorpions), Uranus (Planet im er­ sten Haus) und Pluto (wenn man auch die transsaturnalen Planeten mit ein­ beziehen will). Außerdem ist der Mond Co-Signifikator. Mars steht auf 0° 92

Widder, was seine Begeisterung, seinen Pioniergeist und sein Bedürfnis, et­ was Neues aufzubauen, widerspiegelt. Die 0°-Position weist darauf hin, daß die Idee erst vor kurzem entstanden ist und daß dieser Mann auch erst seit kurzer Zeit dabei ist, die Sache in die Tat umzusetzen. Welchem Haus müssen wir nun die staatliche Anerkennung, die er sucht, zuordnen? Es sind zwei Dinge für diese Anerkennung erforderlich, nämlich einmal der lange Instanzenweg und zum zweiten die Entscheidung des Mi­ nisteriums selbst. Der Teil des Weges durch die Instanzen fällt in den Be­ reich des Zeichens Jungfrau und dessen Herrscher, Merkur, und in den des sechsten Hauses. Der Behördenbescheid fällt in den Bereich der Sonne (Re­ gierung) und unter den des zehnten Hauses (das in diesem Fall von der Son­ ne beherrscht wird). Aber auch Saturn kann einen Einfluß ausüben. Der Signifikator des Mannes, Mars, ist zugleich Signifikator von Haus VI. Das ist an sich eine starke Kombination, die anzeigt, daß der Mann in bezug auf den Antrag die Angelegenheit selbst in der Hand hat. Aber Mars ist im Begriff, Oppositionen zu bilden, und das ist ein ungünstiges Zeichen, so­ wohl für den Fragesteller wie auch für den Instanzenweg, den sein Anliegen durchlaufen muß. Außerdem ist Saturn rückläufig, was ebensowenig Gutes in bezug auf das Ergebnis des ministeriellen Bescheids bedeutet. Auf jeden Fall wird dies eine zähe Angelegenheit werden. Der zweite Signifikator für den Mann ist Uranus, der aber rückläufig ist, was bedeuten kann, daß der Mann selbst nicht genügend Aktivität ent­ wickelt. Vor allem aber können wir bei Uranus im ersten Haus erwarten, daß unvorhersehbare Dinge geschehen oder daß sich der Fragesteller unvorher­ sehbar verhält oder daß er seine Meinung ändert. Dies ist ebenfalls kein po­ sitiver Hinweis. Hinzu kommt die Stellung des Mondes in Haus X. Dadurch entsteht auch hier wieder die Schwierigkeit, daß der Mond sowohl Co-Signifikator für den Fragesteller als auch Signifikator für die offizielle Anerkennung ist. Der Mond ist im Begriff, eine Opposition zu Merkur zu bilden, einem Planeten, der zu der Frage paßt, da er sich auf die administrativen Angelegenheiten be­ zieht, um die die Frage sich dreht. Diese Opposition verheißt wenig Gutes, denn selbst wenn der Mann sich durchsetzt und erreicht, was er will, wer­ den Rückschläge oder hohe Kosten damit verbunden sein. Bevor der Mond den Aspekt zu Merkur jedoch exakt machen kann, ist Merkur aus dem Zei­ chen Wassermann verschwunden und in das Zeichen Fische eingetreten. Der Aspekt findet also nicht statt (= Verlorengehen). Tatsächlich liegt hier ein “Loch im Aspektverlauf des Mondes” vor (siehe den Abschnitt “Mond, vo­ id of course/ Loch im Aspektverlauf’), was bedeutet, daß nichts mehr ge­ schehen wird. Das war dann auch tatsächlich der Fall: Der Mann hat nie die 93

notwendigen Schritte unternommen, um die staatliche Anerkennung zu be­ antragen, hat aber trotzdem eine blühende Yogapraxis aufgebaut. Wenn das bei diesem Horoskop auf den ersten Blick merkwürdig erscheint, müssen wir daran denken, daß wir unsere Antwort immer auf die gestellte Frage be­ schränken müssen und keinesfalls versuchen dürfen, etwas anderes aus dem Horoskop abzuleiten. Die mir gestellte Frage bezog sich nur auf die Aner­ kennung und nicht auf den Erfolg oder Mißerfolg der Yogaschule. Wir dür­ fen das Stundenhoroskop deshalb auch nicht danach befragen. Darin liegt eine große Gefahr. Wir haben oft die Neigung, mehr aus dem Stundenhoro­ skop entnehmen zu wollen als nur die Antwort auf die gestellte Frage. Obwohl es selten Vorkommen wird, müssen wir auch folgendes immer in Erinnerung halten: Es ist möglich, daß kein vielversprechender Aspekt mehr gebildet wird, weil keine Aspekte mehr entstehen, bevor der Mond in das nächste Zeichen eintritt. Aber während der kurzen Zeit, in der er das letzte Stück dieses Zeichens durchläuft, kann ein Planet bedingt durch Rückläu­ figkeit sein Zeichen verlassen und der Mond doch einen Aspekt mit diesem Planeten bilden, bevor er sein Zeichen verläßt. Wenn der Planet Signifikator für das Gefragte ist, ist das natürlich sehr bedeutsam. Auf diese Weise be­ wegen sich die Planeten Uranus, Neptun und Pluto in den achtziger Jahren dieses Jahrhunderts an den Zeichenübergängen. Steht Uranus zur Zeit der Frage in 0° Schütze und ist er Signifikator für das Gefragte, und steht der Mond z.B. in 3° Krebs, dann wird kein positiver Aspekt zwischen diesen beiden gebildet. Tritt Uranus jedoch durch Rückläufigkeit in Skorpion ein, bevor der Mond das Zeichen Krebs verlassen hat, wird gerade noch ein Tri­ gon zwischen den beiden Signifikatoren (der Mond ist ja immer Co-Signifikator für den Fragesteller) zustande kommen, und dies ist ein positiver Hin­ weis. Etwas kann z.B. hoffnungslos aussehen, aber ganz plötzlich tritt eine Veränderung zum Guten hin ein. Weil der Signifikator für das Gefragte je­ doch rückläufig ist, wird trotzdem nicht alles nach Wunsch verlaufen oder die Erwartungen und Pläne werden nicht in Erfüllung gehen, und die uner­ wartete positive Wendung kann in eine Enttäuschung münden. Trotzdem handelt es sich hier, ebenso wie in anderen Fällen von Rückläufigkeit, zwei­ fellos um einen Glücksfall, wenn es um die Rückkehr zu einem alten Zu­ stand geht, um eine Wiedervereinigung oder um das Auffinden oder die Rückkehr von Vermißtem oder Verlorenem. Es gibt keinen Namen für diese Erscheinung; wahrscheinlich deshalb nicht, weil dieses Phänomen selten vorkommt. Dennoch handelt es sich hier um einen wichtigen Faktor, der Einfluß auf die Geschehnisse nehmen kann, und wir müssen dieses Gegenstück zum “Verlorengehen” in unsere Be­ trachtungen mit einbeziehen. 94

13. FIXSTERNE Fixsterne nehmen einen relativ feststehenden Platz am Himmel ein. Sie er­ hielten im Altertum den Namen “Fixsterne”, um sie von den Himmelskör­ pern, die sichtbar ihre Position veränderten, (Sonne, Mond und die Planeten) zu unterscheiden. Obwohl auch Fixsterne ihre Positionen verändern, ist ih­ re jährliche Bewegung so gering, daß sie an einem festen Platz am Himmel zu stehen scheinen. Fixsterne wurden in der Astrologie verwendet, so weit wir zurückdenken können, obgleich bis heute noch nicht klar ist, ob man ihnen wirklich eine Bedeutung beimessen kann. Aus diesem Grunde ermutigen auch manche Bücher ihre Verwendung, während andere sich darüber in Stillschweigen hüllen. Ebenso ist es in der Stundenastrologie. Es gibt Astrologen, die auf die Verwendung von Fixsternen verzichten oder sich sogar dagegen aus­ sprechen, und es gibt Astrologen, die auf ihre Verwendbarkeit schwören. Die Anzahl dieser Sterne ist unvorstellbar groß, und es werden immer wie­ der neue entdeckt. Wir können sie keinesfalls alle verwenden, da das Horo­ skop sonst in eine Art Zielscheibe verwandelt würde: jeder Punkt ein Tref­ fer. Die Fixsterne, die wir eventuell benutzen können, müssen daher einige Bedingungen erfüllen. Die wichtigste ist, daß sie zur Gruppe der hellsten Fixsterne gehören und mit dem bloßen Auge zu erkennen sind. Die Hellig­ keit eines Sterns drücken wir in Größenklassen aus. Je mehr die Helligkeit abnimmt, um so hoher wird die Magnitudenzahl (Größenklasse). Wir kön­ nen Sterne bis zur Größenklasse 6 mit bloßem Auge wahrnehmen: um Ster­ ne mit einer höheren Magnitudenzahl sehen zu können, brauchen wir ein Fernrohr. Die Astrologen, die mit Fixsternen arbeiten, beschränken sich meist auf die hellsten unter ihnen. Die so ausgewählten Fixsterne müssen nach Ansicht mancher Astrologen noch eine zweite Bedingung erfüllen: wir müssen sie in die Ekliptik, d.h. in das schmale Band des Tierkreises plazie­ ren können. Diese Fixsterne müssen also eine solche astronomische Breite haben, daß sie auf den gemäßigten Breitengraden der Erde aufgehen und un­ tergehen können (also in Kontakt mit dem Aszendenten treten können). Trotz dieser einschränkenden Bedingungen bleiben noch ziemlich viele Fixsterne übrig. Die Art ihrer Wirkung wird durch die Charaktermerkmale der Planeten ausgedrückt. So hat der Fixstern Arcturus einen kombinierten Mars/Jupiter-Charakter usw. Diese Planetenbeschreibungen umreißen in et­ wa die Bedeutung der Fixsterne. Im Lauf der Jahrhunderte sind viele Fix­ sterne mit Geschichten umwoben worden. Merkwürdigerweise ist nicht je­ dem der Fixsterne bis zur Magnitudenzahl 6 eine Bedeutung zugeschrieben

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worden, und sie werden auch nicht alle verwendet. Über die Gründe dafür lassen sich nur Vermutungen anstellen. Wenn wir die Fixsterne in unsere Betrachtungen mit einbeziehen wollen, sollten wir uns besser an einen zu kleinen als an einen zu großen Orbis hal­ ten. Ein halber bis ein ganzer Grad ist gebräuchlich, aber sehr helle Sterne können ungefähr 1 1/2 Grad und die hellsten 2 Grad Orbis haben. Natürlich muß jeder selbst entscheiden, inwieweit er Fixsterne für brauchbar hält. Auf Grund meiner Erfahrung bin ich zu dem Schluß gekommen, daß einige Fix­ sterne in der Stundenastrologie und in der politischen Astrologie von Be­ deutung sind.

14. VERBRENNUNG Wenn ein Planet im selben Zeichen wie die Sonne steht und weniger als 8 1/2° von der Sonne entfernt ist, nennt man ihn “verbrannt”. Verbrennung be­ deutet, daß die Wirkung eines solchen Planeten abgeschwächt ist. Er kann nicht mehr so viel für die Frage ausrichten, und der Verlauf der Angelegen­ heit kann dadurch erschwert werden. Wenn jedoch die Sonne oder der ver­ brannte Planet Signifikator für den Fragesteller ist, verliert er seine negati­ ven Merkmale. Manche Astrologen gehen davon aus, daß dies auch dann der Fall ist, wenn die Sonne oder der Planet Signifikator für den Gegenstand der Frage ist, aber darüber gehen die Meinungen auseinander. Auch wenn ein Planet weiter von der Sonne entfernt ist, spricht man noch von Verbrennung, wenn auch von Verbrennung in abgeschwächter Form. Der Orbis beträgt dann höchstens 17“ und reicht über die Zeichengrenzen hinaus. Wenn der Signifikator innerhalb von 17° von der Sonne entfernt steht, wird seine Kraft etwas abgeschwächt. Wir sagen dann, daß dieser Pla­ net sich “unter den Sonnenstrahlen” befindet. Aber auch darüber gibt es un­ terschiedliche Meinungen, und viele Astrologen berücksichtigen dies nicht (mehr). In jedem Fall ist ein Planet, der innerhalb 17° von der Sonne entfernt steht, von der Erde aus nicht gut sichtbar. Deshalb behauptet die Astrologie, daß ein solcher Planet einen schwächeren Einfluß auf die Frage hat. Viele Stundenastrologen halten dies jedoch nicht für einen negativen Hinweis, und manche, die mit den Faktoren “Verbrennung” und “unter den Sonnenstrah­ len” arbeiten, sagen, daß Planeten mit einer Entfernung von weniger als 17° oder besser noch von 8 1/2" zur Sonne durch ihre Stellung auch die ihnen normalerweise zugeschriebene Wirkung nicht entfalten können.

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Eine dritte Möglichkeit ist die sogenannte “Via Combusta”, die “verbrannte Straße”, der Teil des Tierkreises zwischen 15° Waage und 15° Skorpion. In diesem Gebiet standen früher viele ungünstige Fixsterne, die sich aber schon lange von dort entfernt haben. Die als günstig angesehenen Sterne Spica und Arcturus befinden sich nun in 23° und 24° Waage, und diese beiden Grade werden nicht zur “Via Combusta” gerechnet. Wenn ein Signifikator in die­ ser “verbrannten Straße” steht, wird ihm nachgesagt, daß er sich nicht rich­ tig entfalten kann. Wegen einer ausführlichen Deutung und den im Zusam­ menhang damit auftauchenden Problemen siehe Kapitel III, in dem wir die­ ses Thema schon behandelt haben.

15. SAMMLUNG DES LICHTS Manchmal kommt es in einem Stundenhoroskop vor, daß die Signifikatoren von Fragesteller und Gefragtem oder für zwei Parteien keinen Aspekt mit­ einander eingehen. Im Prinzip ist dies ein negativer Hinweis: es kommt kein Kontakt zustande und der Fragesteller erreicht nicht das, was er will. Mit ei­ ner Ausnahme: wenn beide Signifikatoren einen zunehmenden Aspekt zu ei­ nem dritten Planeten bilden (der der langsamste der drei Planeten ist, da an­ dernfalls die Signifikatoren keinen zunehmenden Aspekt bilden könnten!). In diesem Fall kann der dritte Planet eine dritte Person symbolisieren. Durch diese Person kann der Kontakt zu guter Letzt doch noch entstehen, und bei­ de Parteien können sich an diese Person richten. Eine solche Rolle spielt z.B. ein Makler beim An- und Verkauf eines Hauses. Die Antwort kann in einer solchen Situation also doch sehr positiv sein. Wir sagen, daß dieser dritte Planet das Licht der beiden Signifikatoren sammelt und auf diese Wei­ se dem Unternehmen auf die Füße hilft. Dieser dritte Planet kann auch eine bestimmte günstige Situation symbo­ lisieren, aber auch hier ist eine Person oder eine Gruppe von Menschen dafür verantwortlich (z.B. bei einem Regierungsbeschluß), die für den indi­ rekten Kontakt sorgt. Um nähere Informationen über das “Wie” und “Was” zu erhalten, müssen wir feststellen, welches Haus der dritte Planet be­ herrscht und in welchem Haus er steht. Die Übertragung des Lichts kommt wahrscheinlich ebenso selten vor wie die Sammlung des Lichts. Beide Phänomene sind Ausnahmen. Da sie das Ergebnis eines Stundenhoroskops aber radikal verändern, müssen wir im­ mer darauf achten, ob diese Situationen nicht doch vorliegen.

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16. ERHÖHUNG UND FALL Wie wir schon beim Thema “Schwächung” sahen, kann ein Planet mit ei­ nem für ihn schwierigen Zeichenhintergrund wenig Gutes für den Fra­ gesteller ausrichten. Ein Planet, der im eigenen Zeichen steht, wirkt immer in völliger Übereinstimmung mit seinem Charakter. Er kann sich deshalb bestens entfalten und viel für den Fragesteller tun. Ein Planet, der dagegen in dem Zeichen steht, das seinem eigenen Zeichen gegenüberliegt, muß sich vor einem ihm fremden und entgegengesetzten Hintergrund äußern, wie fol­ gendes Beispiel zeigt: Mars steht im Widder in seinem Zeichen. Wenn er im Zeichen Waage steht, das dem Widder gegenüberliegt, erhält dieser ich-gerichtete, energievolle und manchmal aggressive Planet einen Hintergrund, der auf das genaue Gegenteil gerichtet ist, auf Nachgiebigkeit, Suche nach Gleichgewicht und das Eingehen von Kompromissen. Darum muß Mars zunächst einmal viel Energie auf die Überwindung der Hemmung verwen­ den, die der Zeichenhintergrund auf seine spontanen Äußerungen ausübt. Dadurch hat er viel weniger Energie zur Verfügung, um einen guten Verlauf der Dinge zu bewirken. Wenn ein Planet nun in einem Zeichen steht, das sei­ nem eigenen Zeichen gegenüberliegt, dann sagen wir, daß er “im Exil” steht. Wir können uns an folgendes Schema halten: Planet

eigenes Zeichen

Exil

Erhöhung

Fall

Sonne Mond Merkur

Löwe Krebs Zwillinge Jungfrau Stier Waage Widder (Skorpion) Schütze (Fische) Steinbock (Wassermann)

Wassermann Steinbock Schütze Fische Skorpion Widder Waage (Stier) Zwillinge (Jungfrau) Krebs (Löwe)

Widder Stier

Waage Skorpion

-

-

Venus Mars Jupiter Saturn

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Fische Steinbock Krebs Waage

Krebs Steinbock Widder

-

-

-

Jungfrau -

Erhöhung und Fall sind Begriffe aus der traditionellen Astrologie. Dies ist ein System, das angibt, in welchem Zeichen ein Planet schlecht zur Geltung kommt (Fall) und in welchem er sich gut entfalten kann (Erhöhung), mit den dementsprechenden Folgen. Diese Regeln gelten allerdings nur für die klas­ sischen Planeten. Die Planeten Uranus, Neptun und Pluto sind noch immer Thema zahlreicher Diskussionen hinsichtlich ihrer “guten” und “schlech­ ten” Zeichenstellung. Die Planeten Uranus, Neptun und Pluto halten sich lange in einem Zei­ chen auf und haben deshalb für die Stundenastrologie über eine Anzahl von Jahren den gleichen Zeichenhintergrund. Daher hat es wenig Sinn, diesen Hintergrund anzuschauen. Er ist zu kollektiv, um näheres darüber sagen zu können. Darum sind auch bei den Zeichen Skorpion, Wassermann und Fi­ sche in obenstehender Tabelle nur die klassischen Herrscher aufgeführt. Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, daß Nicholas de Vore er­ klärt, daß Merkur seiner Ansicht nach (und auch nach Meinungen anderer Astrologen) im Zeichen Wassermann in Erhöhung und im Zeichen Löwe im Fall steht. Das erscheint mir ziemlich einleuchtend. Wie wir schon gesehen haben, ist die Bezeichnung für einen Planeten, der in dem Zeichen steht, das einem eigenen Zeichen gegenübersteht, “im Exil”. Er muß sich in einem Zeichen ausdrücken, dessen Eigenschaften in wesent­ licher Hinsicht denen seines eigenen Zeichens entgegengesetzt sind. Das Zeichen, in dem ein Planet im Fall steht, gibt an, daß dieser sich in bezug auf den Inhalt auch nur schwer seinem Charakter entsprechend entfalten kann. Schauen wir uns z.B. den aktiven, energievollen und direkt reagieren­ den Mars an. Im Zeichen Krebs, das meist sehr emotional und von Indirekt­ heit geprägt ist und nicht zu energischen Schritten neigt, kann Mars seine Kraft nur sehr schwer entfalten. Er steht dort “im Fall”. Das ihm gegenü­ berliegende Zeichen ist das Zeichen, in dem Mars in Erhöhung oder in Exal­ tation steht. Auch hier ist wiederum eine ganze Achse mit einbezogen. Mars kann im Steinbock optimal seine Energie entfalten. Unter dem Zeichen Steinbock Geborene sind im allgemeinen harte Arbeiter, die sich trotz ihrer oft abwartenden Haltung dennoch durchsetzen können. Die brutale unge­ richtete Energie des Mars erhält hier eine Richtung, ein Ziel, und dadurch vermag Mars an dieser Stelle viel zu erreichen. Wir können also folgendes beobachten: - Ein Planet im eigenen Zeichen kann vollkommen er selbst sein, sich voll entfalten und wird von daher maximal in einem Zusammenhang wirksam.

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- Ein Planet, der in einem Zeichen steht, das seinem eigenen Zeichen ge­ genüberliegt, steht im Exil und kann wenig im Sinne der fraglichen Sache ausrichten. - Ein Planet hat meistens auch ein Zeichen, in dem er sich ziemlich gut ent­ falten kann und das ihm noch eine zusätzliche Qualität verleiht, wodurch seine Wirkung eine positive Dimension gewinnt. Er steht dann in Er­ höhung. So kann Mars seiner Energie im Steinbock Richtung geben, Sa­ turn erhält durch seine Position in Waage einen sozialen Charakter, der Mond wird im Stier stabiler und weniger unstet usw. ln diesem Licht be­ sehen könnte Merkur sehr gut in Wassermann erhöht sein. Die Flatterhaf­ tigkeit verschwindet, und das Denken erhält größeren Tiefgang. - Das Zeichen gegenüber dem Erhöhungszeichen ist das Zeichen, in dem ein Planet im “Fall” steht, was dem Exil ähnelt, da auch hier der Planet mit seinem Hintergrund nicht harmonisiert und deshalb für die Frage wenig ausrichten kann. Manche Autoren beschränken die Begriffe “Erhöhung”, “Fall” und “Exil” auf bestimmte Grade eines Zeichens. Der Ursprung dieser Betrachtungs­ weise ist nicht bekannt. Es gibt außerdem in der Astrologie keine entschei­ denden Argumente für oder gegen diesen Gebrauch. Hingegen ist klar, daß ein Planet in einem Zeichen besser als in einem anderen zur Geltung kom­ men kann, und daraus können wir Schlüsse ziehen. Es hat sich in der Stundenastrologie gezeigt, daß ein Mensch viel Energie zur Verfügung hat oder eine starke Position einnimmt, wenn seine Signifi­ katoren stark gestellt sind; dies ist ein positiver Hinweis. Wenn einer oder mehrere der Signifikatoren schlecht gestellt sind, ist dies ein negativer Hin­ weis. Wir können diese Tatsache auf alle möglichen Arten anwenden. Wenn z.B. der Signifikator für den Fragesteller schwach gestellt ist, ist der Fra­ gesteller nicht in der Lage, sich durchzusetzen oder das Gefragte zustande zu bringen. Wenn der Signifikator für das Gefragte schwach steht, ist das Resultat enttäuschend. Wenn wir einen Kauf abschließen wollen und der Signifikator für das Kaufobjekt schwach gestellt ist, kann dies ein Hinweis darauf sein, daß das Objekt in einem schlechten Zustand ist und repariert werden muß. Das muß nicht unbedingt ein Hinderungsgrund für den Kauf sein. Jemand, der oft Gebrauchtwaren kauft, um diese zu reparieren und weiterzuverkaufen, braucht sich nicht am Zustand dieser Ware zu stören, wenn er einen niedrigen Preis dafür bezahlt. Ich führe dieses Beispiel an, um zu zeigen, daß sogenannte negative Hinweise immer in ihrem Zusammen­ hang gesehen und nach den Absichten des Fragestellers beurteilt werden müssen. 100

Es gibt noch eine andere Situation, in der ein Planet an Wert gewinnt, näm­ lich dann, wenn er in einem Eckhaus steht. Es heißt, daß er von dort aus ei­ nen positiveren Einfluß auf die Dinge nehmen kann, als wenn er in einem anderen Haus stünde. Aber seinen Zeichenhintergrund werden wir dennoch stets bei der Beurteilung berücksichtigen müssen.

17. PEREGRINITÄT Ein Planet ist peregrin, wenn er in einem Zeichen steht, in dem er keine Kraft und keinen Wert hat hinsichtlich der Regeln über Erhöhung und Fall. Er befindet sich dann in einem Zeichen, in dem er sozusagen “fremd" und neutral ist. Er ist weder stark noch schwach. Der Mond steht beispielsweise im Zeichen Waage peregrin. Der Mond ist im Zeichen Krebs zu Hause, steht im Steinbock im Exil, ist im Stier erhöht und im Skorpion im Fall. In Fische (das dritte der Wasserzeichen) hat der Mond auf Grund der Elementenverwandtschaft mit Krebs noch genügend Möglichkeiten, sich seinem Charak­ ter entsprechend auszudrücken. Waage ist ein Zeichen, in dem der Mond nicht zu Hause ist, aber ebensowenig bedroht wird. Dieses Zeichen ist ein­ fach nur fremdes Terrain für ihn. ln der Charakterdeutung wird heutzutage nicht mehr so oft mit “Er­ höhung”, “Fall”, “Exil” und “Peregrinität” gearbeitet, und vor allem letzte­ res ist mit der Zeit in Vergessenheit geraten. In der Stundenastrologie wer­ den diese Faktoren jedoch immer noch gewürdigt. Ein peregriner Planet ist zu vergleichen mit dem sprichwörtlichen fünften Rad am Wagen. Er ist nicht stark und nicht schwach, kann aber wenig Einfluß ausüben. Wenn ein peregriner Planet in Rezeption steht, verliert er seine Eigen­ schaft als peregriner Planet. Er steht zwar in diesem Zeichen peregrin, aber die Bedeutung dieses Phänomens ist hier aufgehoben. Über den Begriff “pe­ regrin” herrscht einige Verwirrung. Die ursprüngliche Bedeutung habe ich schon erklärt. Es gibt ein paar Astrologen, die den Begriff “peregrin” nicht nur für Planeten benutzen, die nicht im Vollbesitz ihrer Kraft und Würde sind (wie obenstehend), sondern auch für Planeten, die nicht über andere Planeten herrschen, und für Planeten, die überhaupt keine Hauptaspekte bil­ den. Der Begriff der Peregrinität ist hier erweitert. Ein Planet, der keine Aspekte bildet, kann schon allein aus diesem Grunde wenig ausrichten. Und ein Planet, der nicht über andere Planeten herrscht, kann selbst wenig in Be­ wegung setzen mit Hilfe seiner Herrschaft, d.h., daß die alte Deutung im Sinne von “wertlos für die Frage” in beiden Fällen zutrifft.

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Wenn der Signifikator für den Astrologen (Herrscher von VII, wenn jemand anderes die Frage gestellt hat, und Herrscher von I, wenn der Astrologe selbst der Fragesteller ist) peregrin steht, sind verschiedene Deutungen mög­ lich: entweder hat der Astrologe keinen Einfluß auf die Frage, oder er hat ein falsches Bild von den Faktoren, die für die Frage eine Rolle spielen, wo­ durch die Antwort nicht befriedigend ausfällt und revidiert werden muß; oder ihm unterläuft ein Fehler bei der Interpretation, oder aber der Klient versteht ihn nicht richtig oder kann mit dem Ratschlag des Astrologen we­ nig anfangen oder ähnliches. Aber im Falle der Peregrinität liegen die Din­ ge meistens nicht so schlimm, wie sie aussehen, wir dürfen also keine allzu schwerwiegenden Schlüsse daraus ziehen. Ich selbst habe nie beobachten können, daß Planeten auf neutralem Gebiet wie in obenstehendem Beispiel von Mond in Waage eine negative Wirkung haben, wenn keine anderen Schwierigkeiten im Horoskop auftauchten. Ein unaspektierter Planet als Signifikator dagegen scheint in der Praxis unange­ nehme Folgen zu haben. Ich möchte nochmals betonen, daß man mit dieser Regel vorsichtig umgehen muß.

18. VEREITELUNG Wir sprechen von Vereitelung, wenn zwei Signifikatoren (der des Fragestel­ lers und der des Gefragten) im Begriff sind, einen harmonischen Aspekt mit­ einander zu bilden oder sich in Richtung einer Konjunktion zu bewegen, aber ein dritter Planet einen von beiden disharmonisch aspektiert, bevor die­ ser vielversprechende Aspekt zustande kommt. Dieser dritte Planet symbo­ lisiert eine dritte Person oder eine Situation, die entweder das vielverspre­ chende Ergebnis behindert oder aber oft sogar verhindert. Aber aufgepaßt! Dieser dritte Planet kann nur dann etwas verhindern, wenn er einen Span­ nungsaspekt bildet. Die Ursache der Schwierigkeiten liegt oft im Charakter des Planeten selbst begründet, aber öfter noch im Haus, das er beherrscht oder in dem er steht. So kann der Herrscher von II z.B. finanzielle Schwie­ rigkeiten anzeigen, die die Angelegenheit zunichte machen. Als ich einmal ein mir befreundetes Ehepaar besuchte, erhielt der Ehe­ mann einen Telefonanruf. Der Anruf kam von einem seiner Kollegen, mit dem er eng an einem wissenschaftlichen Projekt zusammenarbeitete. Dieser Kollege erzählte ihm, daß er gerade mit einem amerikanischen Wissen­ schaftler gesprochen habe, der sich sehr für das Projekt interessiere. Und da unser Freund eine wichtige Rolle dabei spielte, hatte der Amerikaner den Plan gefaßt, ihn zu einer Vorlesungsreihe nach Amerika einzuladen. Unser 102

Freund hatte den Zeitpunkt der Einladung notiert und fragte mich, ob ich aus dem Stundenhoroskop etwas darüber entnehmen könne. Wir müssen nun bei der Häuserzuordnung sehr vorsichtig verfahren, da hier etwas vorliegt, was wir unbedingt berücksichtigen müssen: Unser Freund stellte zwar eine Fra­ ge, aber es geht hier dennoch nicht um den Zeitpunkt der Frage “Kannst du dem Stundenhoroskop etwas entnehmen”, sondern um den Augenblick, in dem ihm per Telefon die Einladung mitgeteilt wurde. Deshalb handelt es sich hier auch nicht um ein “Frage-Horoskop” sondern um ein EreignisHoroskop. Und in einem solchen Horoskop wird der Initiator Haus I und der Empfänger des Telefonanrufs Haus VII zugeordnet. Unser Freund wird also durch das siebte Haus repräsentiert, und wir numerieren die Häuser zunächst einmal um. Haus VII wird zu Haus 1.

Abbildung 13

Wir müssen nun feststellen, welche Häuser außerdem noch wichtig sind. Vorträge können in den Bereich verschiedener Häuser fallen. Die Vermitt­ lung von Sachkenntnissen (oder Sachwissen) gehört zu Haus III, Meinungs­ austausch zu Haus IX. Ein Haus, das im Zusammenhang mit Vorträgen oft 103

übersehen wird, ist das elfte. Zum Zeichen Wassermann, zum Planet Uranus und zum Haus XI gehören auch Kongresse! Meine erste Frage war, bei wel­ cher Art von Zusammenkünften seine Vorträge gehalten werden sollten und was ihr Ziel sei. Wenn die Vorträge vor den amerikanischen Kollegen aka­ demischen Charakter hätten, so müßten wir uns das dritte Haus ansehen. Würde er jedoch in erster Linie in freiem Vortrag seinen Standpunkt darle­ gen, so würde dem neunten Haus die Hauptrolle zufallen. Wenn es aber um einen Kongreß ginge, wäre das elfte Haus das ausschlaggebende. Tatsäch­ lich sollten seine Vorträge im Rahmen eines Kongresses abgehalten werden, wo unser Freund zumindest einen, möglichst jedoch gleich mehrere Vorträ­ ge halten sollte. Ich nahm deshalb das elfte Haus des gedrehten Horoskops als Informanten, also das fünfte Haus des ursprünglichen Stundenhoro­ skops. Wir finden Steinbock an der Spitze von Haus V und müssen von daher Sa­ turn als Herrscher betrachten. Der Freund selbst wird durch Jupiter symbo­ lisiert, der der klassische Herrscher der Fische ist (und eventuell auch Nep­ tun). Wir finden tatsächlich einen prachtvollen Hinweis im Horoskop: im Haus der Zusammenkünfte (das siebte des gedrehten Horoskops) stehen Ju­ piter und Saturn in Konjunktion, und Jupiter ist im Begriff, die Konjunktion mit Saturn exakt zu machen. Unser Freund war auch wirklich fest ent­ schlossen, die Einladung anzunehmen. Aber bevor Jupiter einen exakten Aspekt zu Saturn bildet, tritt Merkur mit einem Quadrat dazwischen. Er bildet ein Quadrat zu Jupiter und ansch­ ließend zu Saturn, bevor Jupiter seine Konjunktion exakt machen kann. Die Reise kam nicht zustande, der Kongreß fand nie statt. Was war der Grund dafür? Um dies zu beantworten, müssen wir die Situation vom gedrehten Horoskop aus betrachten. Vom Standpunkt unseres Freundes aus war der Wissenschaftler aus Amerika “die andere Partei”, die in sein siebtes Haus fällt. Jungfrau steht an der Spitze des siebten Hauses des gedrehten Horo­ skops und Merkur ist folglich Signifikator für die andere Partei. Das Stun­ denhoroskop sagt im wesentlichen aus, daß der Urheber der Einladung die Sache selber verhindert. Dies erwies sich im nachhinein auch als zutreffend. Der Mann hatte Schwierigkeiten mit der Zusammenarbeit, und schon im Anfangsstadium der Planung des Kongresses brachte er so viele Menschen gegen sich auf, daß die ganze Angelegenheit Schiffbruch erlitt. Sein eigener Ehrgeiz war zu groß, und sein Ruf war schon vorher in einiger Hinsicht ge­ schädigt. Schauen Sie sich in diesem Zusammenhang einmal Merkur als Herrscher von X für die andere Partei an: sie steht in X (der Berufssphäre). Aber durch das Quadrat, das er bildet, ist er selbst eine der Quellen für die Schwierigkeiten. 104

19. DER “V01D-0F-C0URSE”-MOND ODER DAS LOCH IM ASPEKTVERLAUF DES MONDES Wir sagen, daß der Mond “void of course” läuft, wenn er in dem Zeichen, das er durchläuft, keinen Hauptaspekt mehr bildet, bevor er dieses Zeichen verläßt. Von dem Augenblick an, in dem er “void of course” läuft, hat er sei­ nen letzten Hauptaspekt im betreffenden Zeichen gebildet. Meistens läuft der Mond in den letzten Graden eines Zeichens “void of course”. Wenn je­ doch alle Planeten sich in den ersten Graden des Zeichens befinden, hat der Mond seinen letzten Hauptaspekt schon frühzeitig gebildet, nämlich eben­ falls in den ersten Graden des Zeichens. In einem solchen Falle läuft der Mond ziemlich lange “void of course”. Wenn aber viele Planeten am Ende des Zeichens stehen, geht der Mond erst spät seinen letzten Hauptaspekt ein; dann ist die Periode des “void of course” nur von kurzer Dauer (falls auch tatsächlich ein Hauptaspekt gebildet wird!). Um feststellen zu können, wann wir es mit einem Loch im Aspektverlauf des Mondes zu tun haben, ist es hilfreich, eine Ephemeride zu haben, in der die täglichen Aspekte aufgeführt sind, und zwar unter Anführung der Gre­ enwichzeit und des Augenblicks, in dem der Mond in ein neues Zeichen eintritt. In “The American Ephemeris” von Neil F. Michelsen finden wir sowohl die täglichen Aspekte wie auch eine spezielle Spalte mit den Monderschei­ nungen, die den Zeitpunkt des letzten Aspekts enthalten und den Zeitpunkt, an dem der Mond in ein neues Zeichen eintritt. Die Spalte sieht folgender­ maßen aus: “Void-of-Course”-Mond Last Aspekt 2 4 7 9 12 14

8 pm 39 11 pm 1 6 am 3 4 am 17 4 am 15 5 pm 19

Moon Ingress 2 5 7 9 12 14

9 pm 50 0 am 45 7 am 17 5 pm 14 5 am 27 6 pm 27

Diese Spalte ist von Januar 1983. In der Spalte “Last Aspekt” (letzter Aspekt) ist der Tag und die Zeit in Greenwichzeit angegeben, für den Zeit­ punkt, an dem der letzte Hauptaspekt des Mondes in dem Zeichen, in dem 105

er steht, exakt wird. Dies geschieht also am 2. Januar 1983 um 8 Uhr 39 abends (pm), um 20.39 Greenwichzeit. In diesem Augenblick beginnt der “Void-of-course”-Lauf des Mondes, bis er in das folgende Zeichen eintritt. Dies geschieht hier am 2. Januar 1983 um 9 Uhr 50 abends (pm), also um 21.50 Greenwichzeit. Der Mond ist dann nur kurz “void of course” gelau­ fen, nur 1 Stunde und 11 Minuten. Es kann aber auch Vorkommen, daß der Mond einen ganzen Tag lang oder sogar länger “void of course” läuft. Ein Loch im Aspektverlauf des Mondes hat schwerwiegende Folgen für die Deutung. Der Kernbegriff dafür ist “nichts”. Es geschieht also nichts, und wenn man sich Sorgen machen sollte, so erübrigt sich auch das. Wenn wir die Deutungsmöglichkeiten systematisieren, erhalten wir folgende Varian­ ten: - Der Fragesteller gibt den Gegenstand der Frage auf. - Der Fragesteller hört auf, sich Sorgen über die Frage zu machen. - Wenn der Fragesteller etwas Neues anfangen will, wird er keinen Erfolg damit haben. - Wenn der Fragesteller krank ist, verschlimmert sich sein Zustand nicht. Und da kein Grund zur Sorge gegeben ist, wird er oft schnell wieder ge­ sund. - Wenn etwas verlorengegangen ist oder vermißt wird (eine Person, ein Tier, ein Gegenstand), besteht auch kein Anlaß zur Sorge. Das Verlorengegan­ gene kommt zurück, die vermißte Person oder das entlaufene Tier eben­ falls. - Wenn der Fragesteller zu einer bestimmten Aktion übergehen will, bringt ihm dies keinen Nutzen. Er kann nämlich nichts tun, um die Situation zu verändern. Er kann auch nicht helfen. Die Dinge geschehen einfach. - Wenn der Fragesteller eine Idee hat, ist diese nicht erfolgversprechend. Dem “Void-of-course”-Mond wird eindeutig nachgesagt: das er “viel Lärm um nichts” macht. Wir müssen jedoch damit rechnen, daß in Ausnahmefällen dennoch etwas geschieht. Wenn der Mond kein direkter Signifikator für den Fragesteller oder für das Gefragte ist, sondern wie gewöhnlich nur Co-Signifikator für den Fragesteller, kann in folgenden Fällen doch noch etwas entstehen: - Wenn die Signifikatoren für den Fragesteller und für das Gefragte eng ver­ bunden sind (z.B. durch ein zunehmendes Trigon oder durch eine Rezep­ tion) und vielversprechende Aspekte bilden. Dies sind sehr positive An­ zeichen, so daß die Antwort “ja” lauten wird. Der Mond ist der Formge­ 106

her, und wenn er “void of course” läuft, während die Situation ansonsten uneingeschränkt günstig ist, dann kann er lediglich verzögernd wirken (meistens ungefähr drei Monate lang). Aber wirklich verhindern kann er dann nichts mehr. - Wenn der Mond innerhalb von drei Graden und über eine Zeichengrenze hinaus einen Hauptaspekt bildet. Auch dann wird das Loch im Aspekt ver­ lauf abgeschwächt. Manche Stundenastrologen lehnen diese Regel ab, an­ dere hingegen behaupten, daß der Mond gar nicht mehr “void of course” läuft, wenn er innerhalb von drei Graden über die Zeichengrenze hinaus einen Aspekt bildet. Gesetzt den Fall, der Mond steht in 29° 14’ Wasser­ mann “void of course”. Der nächstfolgende Hauptaspekt, der gebildet wird, ist ein Trigon zur Sonne, die in 0°55’ Krebs steht. Der Mond muß zuerst in das Zeichen Fische eintreten, bevor er einen Aspekt bilden kann, aber da die Distanz, die noch zurückgelegt werden muß, um den Aspekt exakt zu machen, weniger als drei Grad beträgt, wird die Wirkung des Lochs im Aspektverlauf abgeschwächt. Nach meiner Erfahrung wird die “Void-of-course”-Wirkung in einem solchen Fall nicht gänzlich aufgeho­ ben. Es kann noch einiges geschehen, aber wenn etwas geschieht, kommt es dabei zu Verzögerungen. - Wenn der Mond in den Zeichen Krebs, Schütze und Fische “void of cour­ se” läuft, kann sich nach Lillys Meinung trotzdem Aktivität entwickeln. Die Überlieferung sagt uns leider nicht, warum. Die Praxis lehrt, daß bei einem “Void-of-course”-Mond in diesen Zeichen tatsächlich Aktion mög­ lich ist, jedoch nicht immer. Wo genau die Grenze zwischen Aktion und Nicht-Aktion liegt, ist bis heute noch nicht klar. - Wenn ein “Void-of-course”-Mond eine Konjunktion, ein Sextil, ein Trigon oder eine Parallele zum Pars Fortuna bildet, können wir meistens mit Er­ folg ohne Verluste rechnen. Es findet eine Entwicklung statt. Wenn ein Quadrat oder eine Opposition zu diesem Punkt vorliegt, kann es immer noch zu einer Verbesserung kommen, auch wenn (große) Verluste damit einhergehen. Nicht nur der Mond kann ein Loch im Aspektverlauf haben. Auch andere Planeten können so plaziert sein, daß sie keinen einzigen Hauptaspekt mehr mit einem langsameren Planeten eingehen. Wir gehen immer vom schnelle­ ren Planeten aus, da es ja um zunehmende Aspekte geht. Wenn ein Planet “void of course” läuft, ist das Stichwort “nichts” auch auf diesen Planeten zutreffend; dieser kann dann einfach nichts ausrichten. Ist er Signifikator für den Fragesteller oder das Gefragte, dann weist dies darauf hin, daß in bezug auf das Gefragte nichts mehr zu erwarten ist. 107

Beispiel eines Stundenhoroskops (Abbildung 14): Ein guter Freund rief mich in seiner Begeisterung an und teilte mir mit, daß er ein sehr schönes Haus gesehen habe, das zum Kauf angeboten wurde. Es sei genau das, wo­ nach er suche. Obwohl es nach seiner eigenen Aussage noch stark renoviert werden mußte, hatte er sich doch in den Kopf gesetzt, es zu erwerben. Geld war kein Problem für ihn. Ich war neugierig, ob er das Haus tatsächlich kau­ fen würde, und notierte daher den Zeitpunkt seines Telefonanrufs.

Abbildung 14

Wir sehen, daß der Mond in 27°45’ Jungfrau steht und keine Hauptaspekte mehr eingeht, bevor er das Zeichen Jungfrau verläßt. Er läuft also “void of course”. An sich ist dies ein Zeichen für “viel Lärm um nichts”. Aber Ura­ nus steht auch in 0°38’ Schütze, d.h., er ist gerade noch innerhalb der drei Grade von einem Hauptaspekt mit dem Mond entfernt. Der Mond wird demnach ein Sextil zu Uranus bilden, sobald er in Waage eintritt, ein positi­ ver Hinweis in den Augen der Astrologen, die den Mond in einem solchen Fall nicht mehr als “void of course” ansehen. Mein Freund beließ es aller­ dings bei dem einen Telefongespräch. Wir haben ihn nie mehr von jenem 108

Haus reden hören, und er machte auch keine Anstalten mehr, das Haus zu kaufen. Offensichtlich ist dies der Wirkung des “Void-of-course”-Mondes zuzuschreiben. Möglicherweise müssen wir die Ansicht, daß kein Loch im Aspektverlauf vorliegt, wenn der Mond über die Zeichengrenze hinaus innerhalb von drei Graden einen Aspekt bilden kann, mit der Regel Lillys kombinieren, die be­ sagt, daß der Mond doch Handlungsmöglichkeiten offen läßt, wenn er in den Zeichen Stier, Krebs, Schütze oder Fische “void of course” läuft. Ich habe einige Bestätigungen in dieser Richtung erhalten, die weiteres Experimen­ tieren damit zu rechtfertigen scheinen. Wenn wir das uns vorliegende Stundenhoroskop weiter untersuchen, um eine Antwort auf die Frage zu erhalten, können wir folgendermaßen verfah­ ren: Es handelte sich um eine Frage, die einen Freund von mir betraf, d.h., wir müssen uns Haus XI ansehen. Die Spitze dieses Hauses steht im Zeichen Löwe (mein Freund ist ein Löwe!!). Wir betrachten nun Haus XI als erstes Haus. Es geht hier um Kauf und Verkauf eines Hauses, und mein Freund war der potentielle Käufer. Die andere Partei, den Verkäufer, finden wir im sieb­ ten Haus vom elften Haus aus gerechnet. Dies ergibt das Haus V des ur­ sprünglichen Stundenhoroskops. Der Signifikator unseres Freundes ist die Sonne, der Herrscher des potentiellen Verkäufers Saturn oder Uranus. Wir müssen nun feststellen, ob ein Aspekt zwischen beiden Signifikatoren zu­ stande kommt. Die Sonne steht in 27’58’ Löwe, Uranus in 0°38’ Schütze. Es entsteht also kein Hauptaspekt zwischen den beiden Signifikatoren. Dage­ gen wird in Zukunft, sobald die Sonne in das Zeichen Jungfrau eintritt, ein Quadrat gebildet. Aber ist es gerechtfertigt, dieses Quadrat über die Zei­ chengrenze hinaus als wirksam anzusehen? Wieder liegt ein Loch im Aspektverlauf vor: die Sonne bildet vom Zeichen Löwe aus keine Haupta­ spekte mehr, bevor sie dieses Zeichen verläßt. Uranus ist jedoch weniger als drei Grad von einem Hauptaspekt mit der Sonne entfernt, demzufolge wir es hier wiederum mit dem Fall zu tun haben, daß die Sonne nun nicht mehr als “void of course” betrachtet werden darf. Tatsächlich aber hat mein Freund, wie ich schon sagte, keinerlei Schritte mehr unternommen, er tat nichts, was bezeichnend für die “Void-of-course”-Situation ist. Es ist besser, die DreiGrad-Regel nicht allzu ernst zu nehmen, da sich gezeigt hat, daß sie keines­ wegs immer zutrifft. Die Sonne bildet auch keinen Aspekt mehr mit dem klassischen Herrscher von Wassermann, mit Saturn, so daß auch hier nichts auf einen zukünftigen Kontakt zwischen Käufer und Verkäufer hindeutet. Da Saturn in diesem Stundenhoroskop im ersten Haus steht und ich selbst die Frage stellte, warnte Saturn hier schon vor einem möglichen Interpreta­ tionsfehler. Wenn ich die Drei-Grad-Regel ohne weiteres angewendet hätte, 109

hätte ich aus dem Stundenhoroskop entnehmen müssen, daß auf jeden Fall ein Kontakt zwischen Käufer und Verkäufer entstehen würde, da sowohl die Sonne wie auch der Mond über die Zeichengrenze hinaus einen Aspekt zu Uranus bildeten. Der eine Aspekt war vielversprechend, falls eigene Akti­ vität entfaltet würde (das Sextil), der andere Aspekt wies auf Probleme (das Quadrat) hin. Der Kontakt zwischen Käufer und Verkäufer wäre aus diesem Grunde nicht ohne Schwierigkeiten verlaufen. Diese Schlußfolgerung wäre jedoch falsch gewesen, da kein Kontakt zustande kam und keine Aktivität entwickelt wurde. (Siehe Kapitel IV bezüglich der Rolle, die Saturn spielen kann.) Wir sollten daher bei der Anwendung der Ausnahmeregeln Vorsicht walten lassen.

HO

VII Das Bestimmen der Wirkungsdauer des Stundenhoroskops Obwohl es feststehende Regeln gibt, mit denen man die Zeitpunkte von Er­ eignissen vorausbestimmen kann, ist die Anwendung dieser Regeln in der Praxis nicht immer einfach. Wir brauchen dazu in großem Maße unsere In­ tuition und unseren Einfallsreichtum. Das Bestimmen der Zeit im Stunden­ horoskop ist daher auch ein umstrittenes und in den Augen vieler Astrolo­ gen heikles Thema. Die Schwierigkeiten fangen schon gleich bei der Wahl eines Planeten an, den wir als Ausgangspunkt nehmen können. Es ist üblich, vom Signifikator für den Fragesteller auszugehen oder manchmal auch von demjenigen des Gefragten. Aber da dies problematisch sein kann, nimmt man oft auch den Mond als Ausgangspunkt, denn dieser ist schließlich nicht nur Co-Signifikator für den Fragesteller, sondern auch prägend für die Art und Weise, wie die Dinge zustande kommen. Wenn der Signifikator für den Fragesteller selbst nämlich rückläufig ist oder mit anderen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, dann kann er nicht immer für die Zeitbestimmung benutzt werden. Wir müssen zunächst einmal feststellen, wo der Signifikator oder der Mond sich befindet, in welchem Haus und in welchem Zeichen. Dies legt nämlich die Zeiteinheit fest, die wir im konkreten Fall benutzen müssen. Zum Bestimmen der Zeitpunkte von Ereignissen gehen wir nicht von der Umlaufgeschwindigkeit des Planeten durch den Tierkreis aus, sondern von ihrem Abstand in Graden bis zum nächstfolgenden positiven Kontakt zwi­ schen den (Co-) Signifikatoren für Fragesteller und Gefragtes. Jedem Grad ordnen wir eine bestimmte Zeiteinheit zu, und zwar anhand des Zeichens und des Hauses, in dem der Mond oder ein anderer Signifikator steht, der unseren Ausgangspunkt darstellt. Wenn wir vom Mond ausgehen und dieser einen Aspekt zu einem Signifikator für das Gefragte bildet, dann sind Haus und Zeichen, in dem er steht, für die Zeiteinheit ausschlaggebend. Wenn wir von einem anderen Planeten als Signifikator für den Fragesteller ausgehen (der dann auch einen Aspekt mit dem Signifikator für das Gefragte bilden muß), dann bestimmen Haus und Zeichen die Zeiteinheit dieses Planeten. Diese Zeiteinheit stellen wir mit Hilfe der nachfolgenden Tabelle fest. Zugegeben, es sind einige Tricks vonnöten, um bei Wahlmöglichkeiten die richtige Zeiteinheit zu finden. Deshalb ist es wichtig, den Charakter der Fra111

ge in diese Überlegungen mit einzubeziehen. Bei einem Telefongespräch, das wir erwarten, verwenden wir kürzere Einheiten, bei Stundenhoroskopen anläßlich einer Geschäftsgründung natürlich längere. Komplizierte Prozes­ se können sich oft über Jahre hinziehen. Manchmal ist es dann ratsam, alle Einheiten durch eine größere Einheit zu ersetzen. Mit anderen Worten: Wir müssen uns bei der Wahl der Zeiteinheit von unserem gesunden Menschen­ verstand und von unserer Intuition leiten lassen. Eckhäuser kardinale Zeichen: bewegliche Zeichen: feste Zeichen:

Tage oder Stunden Wochen oder Tage Monate oder Wochen

Mittelhäuser kardinale Zeichen: bewegliche Zeichen: feste Zeichen:

Wochen oder Tage Monate oder Wochen Jahre oder Monate

Endhäuser kardinale Zeichen: bewegliche Zeichen: feste Zeichen:

Monate oder Wochen Jahre oder Monate unbestimmt lang oder Jahre

Noch etwas, das man berücksichtigen muß: In der Praxis scheint sich eine Angelegenheit schneller als vorgesehen zu entwickeln, wenn alle bestäti­ genden Hinweise von kardinalen Zeichen und von Eckhäusern stammen. In einem solchen Fall dürfen wir allerdings nicht auf eine größere Zeiteinheit zurückgreifen. Wir müssen in diesen Fällen die verwendete Zeiteinheit bei­ behalten und mit einer etwas verfrühten Wirkung rechnen. Gesetzt den Fall, unser Ergebnis ist sechs Tage, wobei “Tag” die Zeiteinheit darstellt. Wir dür­ fen dann nicht sagen, daß es nur sechs Stunden sein werden. Es wird sich zeigen, daß das Ereignis zwischen dem vierten und dem sechsten Tag statt­ finden wird, höchstwahrscheinlich im Verlauf des fünften Tages, also etwas früher, aber immer noch in bezug auf die gleiche Zeiteinheit. Was müssen wir tun, um zu einer gültigen Zeitbestimmung zu kommen? Schritt für Schritt das folgende: a) Gehen Sie vom Signifikator für den Fragesteller aus, der in Zukunft einen Aspekt zum Signifikator für das Gefragte bilden wird oder aber zum Mond, falls dieser auch einen Aspekt mit dem Signifikator für das Gefragte bildet. 112

Denn falls kein Kontakt zustande kommt, kann man auch keine Zeit be­ stimmen. Wir benötigen immer einen Hinweis in Form eines zunehmenden Aspekts oder eines Aspekts, der in absehbarer Zeit zwischen den beiden Sig­ nifikatoren entstehen wird oder aber einen Aspekt zwischen dem Mond und dem Signifikator für das Gefragte. Wenn der Signifikator für den Fragestel­ ler rückläufig ist, müssen Sie den Mond wählen. b) Schauen Sie nach, wie groß der Gradabstand zu einem exakten Aspekt der beiden Signifikatoren ist, gleich, ob sie eine Konjunktion, ein Sextil oder ein Trigon bilden. Wenn also der eine auf 14° Krebs steht und der andere auf 18° Fische, beiträgt der Abstand 4°. c) Stellen Sie fest, in welchem Zeichen und in welchem Haus der schnelle­ re Signifikator steht, den wir benutzen, um die Zeiteinheit zu bestimmen, oder aber in welchem Zeichen und Haus der Mond steht. (Wenn nur ein Sig­ nifikator für den Fragesteller oder der Mond als ausschlaggebend anerkannt wird, muß man sich natürlich auf diese beiden beschränken und den Signi­ fikator für das Gefragte unberücksichtigt lassen.) Suchen Sie nun in der Ta­ belle auf Seite 112 die Zeiteinheit auf, die zu benutzen ist, und überprüfen Sie auch, ob diese zur Frage paßt. d) Die Graddifferenz, die wir gefunden haben, wird mit der gewählten Zeit­ einheit multipliziert, und das Ergebnis gibt den Zeitraum bis zum Eintreten des Ereignisses an. Wenn die Zeiteinheit also “Monate” ist, gibt eine Diffe­ renz von 4° den Zeitraum von vier Monaten an. Es kann noch ein weiteres Problem auftauchen, wenn wir mit einem gedrehten Horoskop arbeiten (sie­ he Kapitel IV). Wir können in folgendes Dilemma geraten: Müssen wir von den ursprünglichen Häusern ausgehen oder müssen wir die Eckhäuser, die Mittelhäuser und die Endhäuser des gedrehten Horoskops für unsere Be­ rechnung verwenden? Es ist nicht einfach, diese Frage zu beantworten. Ich selbst habe beide Systeme in der Praxis funktionieren sehen, aber das ge­ drehte Horoskop sollte meiner Ansicht nach bevorzugt werden. Nehmen wir die Stundenhoroskopabbildung 15 einmal als Beispiel. Ein sehr guter Freund unserer Familie verließ im August 1982 Amsterdam, um seine australische Freundin aufzusuchen. Er beabsichtigte, in Australien zu blei­ ben und sie zu heiraten. Da dies für uns den Verlust einer engen Freund­ schaft bedeutete, fragte ich mich, ob er dort für immer bleiben würde, ei­ nerseits in der Hoffnung, daß er bald wieder zurückkehren möge und ande­ rerseits mit dem Wunsch, daß er dort glücklich werden solle. Zugegeben, 113

eine etwas dualistische Haltung, aber so war es nun einmal. Dies geisterte mir eine ganze Weile durch den Kopf, bis ich den Freund plötzlich sehr klar vor mir sah und die Frage formulierte. Von diesem Zeitpunkt erstellte ich das Stundenhoroskop.

Amsterdam 24-08-1982 18:44 G.M.T.

Abbildung 15

Der Aszendent steht in 2'46’ Fische, was eine Deutungseinschränkung be­ inhaltet: Die Frage ist zu früh gestellt. Aber inzwischen war Fred, unser Freund, schon längst in Australien, und mir wollte nicht einleuchten, wieso die Frage zu früh gestellt sein sollte. Ich beschloß, das Stundenhoroskop dennoch weiter zu untersuchen. Signifikatoren für mich selbst sind Jupiter und Neptun als Herrscher von Fische und Mars als Herrscher von Widder. Signifikator für Fred, unseren Freund, ist Saturn, da Steinbock an Spitze XI steht. Da es um seine Abreise ins Ausland ging, drehte ich das Horoskop so, daß das elfte Haus zu seinem ersten Haus wurde. Das siebte Haus wurde folglich das neunte vom elften Haus aus gerechnet. Wir finden Saturn, Freds Signifikator, in seinem neun­ ten Haus: er ist im Ausland. Außerdem sehen wir, daß Merkur als Herrscher 114

seines neunten Hauses auch in diesem neunten Haus steht. Dies ist immer ein deutlicher Hinweis darauf, daß dort etwas Wichtiges für den Betreffen­ den geschehen wird. Auch der Herrscher seines zehnten Hauses, Pluto, steht in seinem neunten Haus (zumindest Pluto wenn wir ihn als Herrscher von Skorpion betrachten). Er wollte sich eine selbständige Existenz in Australi­ en aufbauen. Wenn wir uns für Mars als Herrscher von Skorpion entschei­ den, finden wir diesen als Freds Herrscher von X in seinem zehnten Haus. Das Ausland tritt in diesem Horoskop stark in den Vordergrund. Bei meinen Signifikatoren, wozu natürlich auch der Mond als Co-Signifikator zählt, sah ich nur, daß Neptun in Zukunft ein Sextil zu Saturn bilden würde, zu Freds Signifikator. Neptun ist rückläufig: ich selbst konnte in der Angelegenheit nichts unternehmen, sondern nur abwarten. Zwischen 24° 19' (Neptun) und 18°58’ (Saturn) liegen 5°21\ Gehen wir zunächst einmal vom ursprünglichen Horoskop aus. Sowohl Freds Signifikator wie auch der mei­ ne stehen in einem Eckhaus, sein Signifikator in einem kardinalen Zeichen, mein Signifikator in einem beweglichen Zeichen. Das hieße, daß das ganze eine Frage von Tagen oder Wochen wäre. Da ein bewegliches Zeichen an Spitze VII steht (das Haus, in dem sich Freds Signifikator befindet), könnte es sich um Wochen handeln. Aber in Anbetracht der Umstände erschien mir dies nicht die geeignete Zeiteinheit. Wenn wir dagegen das gedrehte Horo­ skop zum Ausgangspunkt nehmen, sehen wir, wie Freds Signifikator in des­ sen Haus in einem kardinalen Zeichen steht. Ein Endhaus in Kombination mit einem kardinalen Zeichen läßt auf Monate schließen. Ich beschloß un­ ter anderem auch, weil die Aktivität von ihm ausgehen mußte, Monate als Zeiteinheit zu wählen. Eine Graddifferenz von 5°21 ’ würde dann einen Zeitraum von ungefähr fünf Monaten und zehn Tagen ergeben. Ich stellte die Frage am 24. August 1982, und Fred würde nach meiner Berechnung ungefähr am 3. Februar 1983 ent­ weder Kontakt aufnehmen oder zurückkehren. Mit dieser Aussage mußte ich allerdings vorsichtig sein. Der Aszendentengrad enthält immerhin eine Deu­ tungseinschränkung. Wie dem auch sei, am 20. Januar 1983 stand Fred plötz­ lich wieder vor uns. Er war aus Australien zurückgekehrt, früher, als meine Berechnung erwarten ließe. Das Horoskop gibt auch den Grund dafür an. Neptun, mein Signifikator, war nämlich rückläufig, bewegte sich also auf Sa­ turn zu. Wenn sich zwei Planeten auf diese Weise aufeinander zu bewegen, tritt ihre Wirkung meist etwas früher ein, wie es auch hier der Fall war. Weshalb nun aber die Deutungseinschränkung, die angab, daß die Frage zu früh gestellt war? Fred und seine Freundin hatten beschlossen, nicht in Australien, sondern in England zu heiraten, dort noch eine Weile zu arbei­ ten und Freunde zu besuchen. Anschließend wollten sie einige Zeit in den 115

Niederlanden verbringen, um dann nach Australien zurückzukehren. Meine Frage über die Endgültigkeit des Australienaufenthaltes war demnach tatsäch­ lich zu früh gestellt. In diesem Horoskop haben wir also die Eckhäuser, die Mittelhäuser und die End­ häuser verwendet, vom ersten Haus des gedrehten Horoskops aus gerechnet. Manchmal können auch die Mondtransite für die Zeitbestimmung herange­ zogen werden. Der Mond legt ungefähr alle zwei Stunden einen Grad im Tier­ kreis zurück. Bei einer Zeiteinheit von Stunden können wir mit Hilfe des Mon­ des oft zu einer genauen Zeitbestimmung kommen. Wenn beispielsweise eine Frage um 11.30 Uhr gestellt wird und der Mond noch 3°30’ benötigt, um einen positiven Aspekt mit einem Signifikator exakt zu machen, dann findet das Er­ eignis wahrscheinlich sieben Stunden nach dem Stellen der Frage statt, also un­ gefähr um 18.33 Uhi". Mit dieser Methode können wir oft gute Resultate erzielen, aber sie hat auch ihre Schattenseiten. Manchmal zeigt es sich nämlich, daß der Grad, multipli­ ziert mit der Zeiteinheit unserer Wahl ebensogute Resultate liefert. Bei einer Zeiteinheit von Stunden würde das Ereignis demzufolge nach der Berechnung dreieinhalb Stunden später stattfinden. Es gibt keine Regeln dafür, wann wir die eine und wann wir die andere Methode verwenden sollten. Wir werden uns auch dabei von unserem Gefühl leiten lassen müssen. Wenn wir uns für die Methode entscheiden, bei der für jeden vom Mond zurückgelegten Grad zwei Stunden berechnet werden, müssen wir (nach der Überlieferung) den Breitengrad des Mondes berücksichtigen (der in guten Ephemeriden neben der Spalte mit den Deklinationen vermerkt ist). Wenn der Breitengrad des Mondes 0 beträgt, können wir die Stunden genau einhalten. Wenn der Breitengrad allerdings nördlicher liegt, kommen die Dinge schneller ins Rollen. Bei südlicheren Breitengraden entwickeln sie sich etwas langsamer. Natürlich dürfen wir es nie versäumen, die gesamte Situation des Horoskops in unsere Zeitberechnung mit einzubeziehen, vor allem aber die Frage, ob die Eckpunkte in kardinalen Zeichen stehen und die Signifikatoren von Eckhäu­ sern aus wirksam sind. Dies beschleunigt in jedem Fall die Entwicklung. Zur Methode der Zeitbestimmung haben sich viele Variationen entwickelt. Manche Astrologen arbeiten mit dem Gradabstand zu einem exakten Aspekt zwischen beiden Signifikatoren, und dies ist theoretisch die beste Methode. Die beiden Signifikatoren in einem zunehmenden Aspekt geben ja an, daß etwas geschehen wird, und die Graddifferenz bis zu ihrer Exaktheit müßte demnach auch ausschlaggebend sein. Aber leider führt diese Methode nicht immer zu ei­ nem Ergebnis. Der Grund dafür ist bis heute unklar. Deshalb hat man nach an­ deren Methoden gesucht, um eine Graddifferenz zu erhalten, die als Grundla­ ge für die Zeitbestimmung dienen kann. 116

Aber auch diese Varianten können nicht immer erfolgreich angewendet werden (einige darunter funktionieren sogar überhaupt nicht). Als Varianten fungieren die Abstände zu einem exakten Aspekt zwischen: dem Signifikator für das Gefragte und dem Mond; der Spitze des Hauses, wel­ ches das Gefragte repräsentiert, und dem Mond; der Spitze des Hauses, wel­ ches das Gefragte repräsentiert und dem Signifikator desselben; der Spitze des Hauses des Gefragten und dem Herrscher von I; dem Signifikator für das Ge­ fragte und dem Grad des Aszendenten; dem Signifikator für das Gefragte und dem Aszendenten und ähnliches. Es ist nicht so einfach, aus diesen vielen Möglichkeiten eine Wahl zu treffen. Obwohl die weiter oben aufgeführten Re­ geln ein paar Anhaltspunkte bieten, um die Lücken zu füllen, werden wir uns doch, wie ich bereits sagte, auf unsere Intuition verlassen müssen. Schon allein deshalb ist es sehr empfehlenswert, bereits gedeutete Stundenhoroskope auf­ zubewahren, wenn wir uns in die Stundenastrologie vertiefen wollen, damit wir später nachprüfen können, welche Zeiteinheit und welcher Zeitpunkt sich im nachhinein als richtig erweisen. Wir haben dann Material aus erster Hand zur Verfügung, um herauszufinden, welche Fehler uns unterlaufen sind und war­ um. Es gibt nichts, woraus wir mehr lernen könnten.

Abbildung 16 117

Ein ermutigendes Beispiel, das zeigt, daß die Signifikatoren im Aspekt den­ noch ganz gute Information über den Zeitraum zwischen Frage und Ereig­ nis liefern können, ist die Stundenhoroskopabbildung 16. Es ist ein Ereig­ nishoroskop von dem Augenblick, in dem wir ein Schreiben der Gemeinde Amsterdam empfingen. Wir wurden gebeten, mit einem bestimmten Sozial­ arbeiter Kontakt aufzunehmen. Wegen umfangreicher Stadtteilerneueningen in unserer Wohngegend sollten wir zwangsweise umgesiedelt werden, wes­ halb uns die Stadt eine Wohnung anbieten wollte. Das Gespräch sollte dazu dienen, die Art und die Lage der neuen Wohnung zu besprechen. Es war die Stadt, die diese Aktion in die Wege geleitet hatte. Deshalb fällt sie in den Bereich des ersten Hauses. Wir selbst fallen dann in den des sieb­ ten Hauses des Stundenhoroskops. Das Zeichen Widder steht an Spitze VII, so daß Mars unser Signifikator ist. Unsere alte Wohnung wird in diesem Horoskop durch das zehnte Haus repräsentiert, das ja auch das vierte vom siebten Haus aus gesehen ist. Die zukünftige Wohnung wird durch das vier­ te vom vierten vom siebten Haus aus repräsentiert, d.h., durch das erste Haus des ursprünglichen Horoskops. Die Spitze dieses Hauses fällt in Waa­ ge, und demnach ist Venus der Signifikator. Wir sehen, daß Venus in diesem Horoskop ein Sextil zu Mars bildet, d.h., daß beide Signifikatoren harmonisch durch einen zunehmenden Aspekt ver­ bunden werden, was das Ereignis in die Zukunft verlegt. Der Abstand zwi­ schen beiden ist 5°05’ (Mars) - 2°04’ (Venus) = 3o01\ was etwas mehr als drei Zeiteinheiten entspricht. Da Venus, der Signifikator für das neue Haus, in einem kardinalen Zeichen und in einem Endhaus steht (sowohl im ur­ sprünglichen wie auch im gedrehten Horoskop), müssen wir Monate oder Wochen als Zeiteinheit wählen. Monate sind angesichts des langen Amts­ weges wahrscheinlicher, und so kommen wir zu einer Zeitspanne von etwa drei Monaten. Das Schreiben der Stadt empfingen wir am 19. Mai. Also mußte um den 19. August etwas bezüglich des Umzugs geschehen. Am 18. August wurden uns nachmittags die Schlüssel unseres neuen Hauses über­ geben, und am 19. August begannen wir mit dem Umzug. Wenn wir in Stundenhoroskopen mit Angelegenheiten zu tun haben, die sich möglicherweise dahinschleppen werden oder die viel Zeit erfordern, sollten wir auch auf Transite und Sekundärprogressionen innerhalb des Stunden­ horoskops achten. Wenn die Frage sich auf eine Angelegenheit bezieht, die sich über viele Jahre hin erstrecken kann, können sogar Primärprogressio­ nen Zeithinweise liefern. Meine Erfahrungen beim Gebrauch von Transiten und Sekundär- und Primärprogressionen im Stundenhoroskop sind so posi­ tiv, daß ich nur jedem anraten kann, Stundenhoroskope aufzubewahren und 118

ihre Progressionen zu verfolgen. Wenn im Laufe der Monate mehrere Fra­ gen bezüglich einer einzigen Angelegenheit gestellt werden, verwenden wir für die Untersuchung der Progressionen stets das erste Horoskop. Dieses scheint sich am besten dafür zu eignen. Manchmal wird eine Kombination von Progressionen, Transiten und von der Graddifferenz zwischen den Sig­ nifikatoren uns die sinnvollsten Zeithinweise liefern. Im folgenden wollen wir uns ein Beispiel für Progressionen und Transite eines Stundenhoroskops anschauen. Das Horoskop (Abbildung 17) wurde auf den Augenblick erstellt, als in Gdansk (Danzig) in Polen ein Abkommen zwischen der polnischen Regierung und der freien Gewerkschaft Solidarität feierlich unterzeichnet wurde. Es beinhaltet die gesetzliche Anerkennung dieser Gewerkschaft, was zur Folge hatte, daß viele politische Gefangene freigelassen wurden.

Abbildung 17 Bei Verträgen und Abkommen sind immer die Häuser I und VII beteiligt. Haus I gibt Auskunft über die Partei, die die Initiative für das Abkommen er­ griffen hatte. Die Gegenpartei fällt in den Einflußbereich des siebten Hau­ ses. Bei Verträgen spielen außerdem Merkur und der Herrscher des dritten Hauses eine Rolle. 119

Solidarität war in diesem Falle die Partei, die alle Initiativen ergriffen hatte, daher wird sie dem ersten Haus zugeordnet. Jupiter ist Signifikator für die Solidarität, neben Neptun, der in I steht und natürlich dem Mond als Co-Signifikator. Die polnische Regierung wird durch das siebte Haus und durch Merkur als Herrscher von III symbolisiert, durch Venus als Planet in VII und auch durch den Mond als Herrscher des eingeschlossenen Zeichens Krebs. Wir können hier auf den ersten Blick eine ernste Warnung für die Solida­ rität erkennen. Neptun im ersten Haus besagt, daß die Dinge anders verlau­ fen werden, als man annimmt, und daß die Gegenpartei falsch eingeschätzt wird. Aber das Stundenhoroskop enthält noch weitere (versteckte) Warnun­ gen. Der Signifikator für die Solidarität, Jupiter, und derjenige für die Re­ gierung, Merkur, bilden eine Konjunktion. An sich ist das ein sehr gutes Zei­ chen, aber Merkur ist dabei eindeutig der Stärkere. Er steht in seinem eige­ nen Zeichen, wohingegen Jupiter in einem Zeichen steht, in dem er sich schlecht entfalten kann. Dies weist tatsächlich auf die schwache Position der Solidarität innerhalb des Staatssystems hin. Die Konjunktionen der beiden Signifikatoren stehen außerdem im Quadrat zum rückläufigen Neptun in I, was die Gefahr eines Vertragsbruchs beinhaltet, eines Betrugs oder einer Täuschung, einer chaotischen Entwicklung der Angelegenheit usw. Diese Gefahr ist ungeheuer groß, da das Quadrat erst noch exakt werden muß. Zu allem Überfluß steht Neptun genau auf dem Grad des Drachenkopfes - eine zusätzliche Warnung. Jupiter spielt in diesem Horoskop eine Doppelrolle: er ist Herrscher von I und klassischer Herrscher von III. Die Solidarität und der Vertrag haben denselben Herrscher, was bedeutet, daß die Solidarität anfangs eine starke Position hatte. Aber als Herrscher des dritten Hauses ist Jupiter auch an ei­ nem zunehmenden Quadrat mit dem rückläufigen Neptun beteiligt, wodurch der bestehende Vertrag brüchig wird. Wir haben schon festgestellt, daß Ju­ piter in bezug auf das Zeichen ungünstig gestellt ist, was sowohl für die So­ lidarität als auch für den Vertrag Folgen hat. Der Mond bildet nur noch ei­ nen Aspekt, bevor er das Zeichen Stier verläßt, und das ist ein ungenügen­ des Gegengewicht zu den problematischen Seiten dieses Horoskops. Wie die politische Entwicklung zeigte, ging die Sache auch tatsächlich schief. Wir sehen Jupiter in 17°59' Jungfrau und Neptun in 19°54’ Schütze stehen, eine Graddifferenz von 1°55’. Wenn wir den Abstand in Zeit - und zwar in Jahren - ausdrücken, erhalten wir einen Zeitraum von zwei Jahren. Neptun ist jedoch rückläufig und bewegt sich in diesem Falle auf Jupiter zu, was eine beschleunigte Wirkung anzeigt. Die feierliche Unterzeichnung fand am 31. August 1980 statt. Nicht ganz sechzehn Monate später wurden mitten in der Nacht vom 12. zum 13. Dezember 1981 etwa 15.000 Mitglie­ 120

der der Solidarität inhaftiert, und am 2. Oktober 1982, ungefähr zwei Jahre nach der Unterzeichnung des Abkommens, wurde die Solidarität offiziell durch das polnische Parlament verboten. Ein genaues Zeitmaß konnte uns der Abstand in Graden nicht liefern. Aber schauen wir uns einmal die Tran­ site und die Primär- und Sekundärprogressionen an. 13. Dezember 1981 Primärprogressiv sind folgende Hauptaspekte: Planet im Aspekt zu exakt Jupiter Quadrat Aszendent 7. Dezember 1981 Quadrat Neptun 2. März 1982 Uranus Opposition Mond 3. Dezember 1983

Ungefahr in dieser Zeit bildete der MC des Stundenhoroskops auch ein Se­ miquadrat zu Merkur (exakt am 1. November 1981). Wir wissen, daß eine Primärprogression sich über einen langen Zeitraum erstrecken kann, aber die Monate vor und nach dem Zeitpunkt des Exaktwerdens sind besonders bedeutsam. Wir finden hier eine Anzahl sehr gut anwendbarer Primärpro­ gressionen von und zu den Signifikatoren für die Solidarität: Jupiter, Nep­ tun und Mond. Genau diese Signifikatoren waren an den gefährlichen Kon­ flikten beteiligt. Das plötzliche Eintreten des Notstandes am 13. Dezember 1981 wird zutreffend durch Uranus wiedergegeben, der eine Opposition zum Mond exakt macht. Die Sekundärprogressionen liefern keine Hinweise, die Transite hingegen schon. Die Planetenstände vom 13. Dezember 1981, mitternachts (0.00) sind: 20°53’21” Die Sonne ist im Stundenhoroskop Herrscher von VIII und hat soeben den Aszendenten passiert. 13°59’07” Um Mitternacht im Sextil zum Signifikator für die Regierung.

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22°13’ Merkur, Signifikator für die Regierung, bildet hier ein exaktes YOD zu Mond und Venus, zu denen er jeweils ein Quincunx bildet. Eine YOD-Figur hat oft dramatische Auswirkungen. 2°40’ (Hat etwa einen Grad vorher ein Quadrat zu Mars gebildet) 28°34’ (ist etwa einen Grad vorher an Saturn vorbeigezogen, Saturn ist Co-Signifikator für die Solidarität.) 2°59’ Steht in einem fast exakten Quadrat zur Spitze VIII! 20°11’ Saturn als Co-Signifikator für die Solidarität bildet eine fast exakte Kon­ junktion zu Pluto. 1°37’ 24°26’ 26°17’ Pluto steht am MC mit einem Orbis von weniger als einem Grad und gibt dadurch einen unmißverständlichen Hinweis auf unterschwelligen Macht­ kampf und offene Gewaltausbrüche. 24° 12’ Dies ist der Durchschnittswert des Drachenkopfs. 22°43’ Der wahre Drachenkopf ist auf demselben Grad, auf dem Mond und Venus stehen: Signifikatoren für die beiden Parteien. Eine ernste Warnung! Außer­ dem steht er in Konjunktion zu Uranus, dem Signifikator für die Regierung. Pluto blieb monatelang auf 26° Waage stehen, stand also auch monatelang am MC des Stundenhoroskops. Als Pluto nach seiner Rückläufigkeit wieder innerhalb von 1° Orbis am MC stand, wurde die Solidarität vom polnischen Parlament offiziell verboten: am 2. Oktober 1982. Bei den in diesem Bei­ spiel angeführten Transiten beiträgt der Orbis maximal 1°.

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VIII Bestimmung von Ort, Richtung und Entfernung 1. ORT UND RICHTUNG In der Stundenastrologie gibt es auch Regeln für die Bestimmung des Auf­ enthaltsortes von Menschen oder Gegenständen. Das Bestimmen von Ort, Richtung und Entfernung ist jedoch ebensowenig unfehlbar wie die Zeitbe­ stimmung. Obwohl auch hier die Regeln eindeutig sind, benötigen wir ein großes Maß an eigener Erfindungsgabe. Die Zeichen und Häuser geben uns direkte Hinweise auf die Himmelsrichtungen und zwar nach folgenden Kri­ terien: - Die vier kardinalen Zeichen geben die Haupthimmelsrichtungen an: Wid­ der ist Osten, Krebs ist Norden, Waage ist Westen und Steinbock ist Sü­ den. - Die übrigen Zeichen eines Elements enthalten die Himmelsrichtung des kardinalen Zeichens als Komponente, d.h., daß beispielsweise alle Feuer­ zeichen eine östliche Richtung angeben. - Das kardinale Zeichen zeigt die Richtung in ihrer reinsten Form an; Wid­ der ist also genau Osten. Bei festen und beweglichen Zeichen ist die zwei­ te Komponente eine der beiden angrenzenden Himmelsrichtungen. Die dem kardinalen Zeichen gegenüberliegende Himmelsrichtung darf nicht verwendet werden. Der Aufenthaltsort eines Gegenstandes oder einer Per­ son kann nun einmal unmöglich im Westosten liegen. - Das feste Zeichen eines Elements enthält immer eine nördliche oder öst­ liche Komponente, das bewegliche Zeichen eine südliche oder eine west­ liche Komponente. Also: Löwe ist ein Feuerzeichen mit der Hauptrich­ tung Osten. Aber Löwe ist auch das, was nördlich vom genauen Osten liegt. Und Schütze bedeutet östlich, aber etwas südlich vom genauen Osten. Die nebeneinanderliegenden Zeichensektoren gehen ohne scharfe Trennungslinien ineinander über.

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Zusammen ergeben diese Regeln folgendes Bild: Widder: Löwe: Schütze: Krebs: Skorpion: Fische: Waage: Wassermann: Zwillinge: Steinbock: Stier: Jungfrau:

Osten Osten in nördlicher Richtung Osten in südlicher Richtung Norden Norden in östlicher Richtung Norden in westlicher Richtung Westen Westen in nördlicher Richtung Westen in südlicher Richtung Süden Süden in östlicher Richtung Süden in westlicher Richtung

Auch die Häuser können wir nach Himmelsrichtungen unterteilen. Dies ge­ schieht nach einer einfachen Methode, und zwar - nach der traditionellen Li­ teratur über Stundenastrologie - wie folgt: I II III IV V VI VII VIII IX X XI XII

-

Osten Nord gen Osten Nordosten Norden Nord gen Westen Westnordwest West West gen Süden Südwesten Süden Südost gen Süden Ostsüdost

Wenn wir diese Himmelsrichtungen jedoch in eine Kompaßskala einzeich­ nen (die schwarzen Punkte bezeichnen die verwendeten Himmelsrichtun­ gen), dann können wir sofort erkennen, daß sich die gewählten Richtungen durch reine Willkür auszeichnen. So beträgt beispielweise der Winkel zwi­ schen Nord und Nord gen Osten eine Einheit (11 1/4°), zwischen Norden gen Osten und Nordost drei Einheiten (33 3/4°) und zwischen Nordost und Ost vier Einheiten (45°). In den anderen Quadranten liegen wieder andere Abstände vor (siehe Abbildung 18). 124

Jetzt, da sich allmählich herausstellt, daß das Bestimmen von Zeit und Rich­ tung zum Teil von der eigenen Imagination und den persönlichen Vorlieben für bestimmte Methoden abhängt, erscheint es sehr gut möglich, daß eine gleichmäßig über die Kompaßskala verteilte Richtungsordnung ebensogute, wenn nicht sogar bessere Resultate ergeben kann. Wir können deshalb eine

Abbildung 18

Zuordnung wie in Abbildung 19 dargestellt entwerfen. Da die Häuser (durchschnittlich 30° groß) und die hier verwendeten Himmelsrichtungen (22 1/2° groß) nicht deckungsgleich sind, müssen wir uns auch hierbei auf grob geschätzte Sektoren beschränken. In jedem Fall folgen die Häuser in ihrem Kreis den Himmelsrichtungen, im Gegensatz zu den Zeichen. Es ist folglich möglich, daß das Zeichen Fische Norden in Richtung We­ sten angibt (etwas westlicher als Norden), während das damit korrespondie­ rende zwölfte Haus Ostsüdost anzeigt. Die Zeichen und die Häuser werden in jedem Fall getrennt verwendet, auch wenn keine einheitliche Meinung über die Art der Verwendung besteht. Manche Astrologen bestimmen die 125

Richtung, indem sie das Zeichen und das Haus, in dem der Signifikator steht, miteinander kombinieren. Wenn das Probleme aufwirft, dann nehmen Sie den Mond als Co-Signifikator und lassen dessen Zeichen und Haus den Ausschlag geben, ln der Praxis kann dies einiges Jonglieren und Abwägen erforderlich machen. Wenn wir beispielsweise einen Signifikator wie den

Süden SSO

SSW

OSO

WSW

Westen

Osten

ONO

WNW

NNO

NNW Norden Abbildung 19

obigen vor uns haben (im Zeichen Fische im zwölften Haus), haben wir die Richtungen Nord in Richtung Westen (oder Nordnordwesten) und Ostsüdo­ sten zur Auswahl, die sich nicht miteinander verbinden lassen. Gesetzt den Fall, der Mond steht in diesem Beispiel im Zeichen Waage in VII. Dadurch erhalten wir zwei zusätzliche Hinweise, und zwar auf den Westen, so daß die Hinweise in ihrer Gesamtheit etwas stärker auf eine westliche Richtung hin­ deuten. Diese Methode ist und bleibt unzureichend und vage. Unser eigenes Gefühl ist in jedem Fall unentbehrlich! Eine andere Methode besteht darin, daß man zuerst das Zeichen an der Spit­ ze des Hauses, das das Gefragte repräsentiert, in Betracht zieht und somit 126

"

die Hauptrichtung erhält, und dann anschließend feststellt, in welchem Zei­ chen und welchem Hause der Signifikator für das Gefragte steht. Diese Richtungen können uns dann helfen (wenn wir einmal die Hauptrichtung festgelegt haben), von dort aus wiederum in bestimmten Richtungen in dem betreffenden Gebäude oder dem betreffenden Gebiet weiterzusuchen. Diese zweite Methode habe ich des öfteren mit Erfolg angewendet, obwohl sie auch ihre Nachteile hat. Manche Astrologen nehmen das Haus, in dem der Signifikator steht, zum Ausgangspunkt. Dieses gibt dann die Hauptrichtung an, die durch das Zei­ chen, in dem der Signifikator steht, detaillierter bestimmt wird. Bei unserem Beispiel Fische/zwölftes Haus weist das Haus auf die Richtung Ostsüdost, die zu unserer Hauptrichtung wird. Und das Zeichen Fische deutet auf Nor­ den in Richtung Westen, was der Hauptrichtung eine etwas stärker östliche Tendenz gibt oder aber darauf hinweist, daß wir von der Hauptrichtung des betreffenden Gebiets aus in nordwestlicher Richtung weitersuchen müssen. Es kann nicht schaden, alle Methoden auszuprobieren. Ich selbst konnte in vielen Fällen mit der zweiten Methode Erfolge verbuchen, aber auch die letztere Methode hat mir manchmal zum Ziel verholfen. Obwohl es also festumrissene Deutungsregeln gibt, befindet sich dieser Teil der Stunden­ astrologie noch immer in einem experimentellen Stadium. Eine weitere Methode, die auch in der Praxis von Nutzen sein kann, ist folgende: Nach der Bestimmung des Signifikatoren für das Gefragte muß man nachsehen, in welchem Zeichen und Haus dieser steht. Das Element, zu dem das Zeichen gehört, dient der groben Richtungsbestimmung, und das Haus kann die relative Entfernung angeben. Bei dieser Methode handelt es sich also um eine Bestimmung der Entfernung, auch wenn es dabei nur um relative Entfernungen geht. Wir bestimmen diese Entfernung folgender­ maßen: Eckhäuser (also I, IV, VII und X) geben an, daß der Gegenstand der Frage sich in unmittelbarer Nahe befindet. Wenn wir beispielsweise etwas verlo­ ren haben, liegt der verlorene Gegenstand meistens bei uns zu Hause oder dort, wo er hingehört (ein Ordner befindet sich in unserem Büro oder ähnli­ ches). Mittelhäuser (II, V, VIII und XI) geben an. daß der Gegenstand der Frage weder im Haus ist noch an der Stelle, an dem wir ihn gewöhnlich gebrau­ chen. Aber er kann nicht weit entfernt sein und muß sich innerhalb unserer Reichweite befinden. Wenn wir z.B. einen Kochtopf vermissen, können wir ihn im Schuppen, im Garten oder an ähnlichen Stellen wiederfinden. 127

Endhäuser (III, VI. IX und XII) stellen für den Gegenstand der Frage den schwierigsten Hinweis dar. da es sich um weit entfernt liegende Orte han­ delt, außerhalb unserer Reichweite, oder aber um Verstecke. In diesen Fäl­ len besteht die Gefahr, daß das Verlorene nicht zu uns zurückkehrt oder daß das Gefragte nicht erreicht werden kann. Das dritte Haus bildet in gewisser Hinsicht eine Ausnahme, da es sich auf die nähere Umgebung bezieht. Aber auch dann kann das Auffinden des Verlorenen noch Schwierigkeiten mit sich bringen. Man kann an den Häusern auch ablesen, wie lange es dauern wird, bis man das Verlorene oder Gefragte gefunden haben wird. Wenn der Signifikator in einem Eckhaus steht, wird das Verlorene oder Gefragte schon bald ohne all­ zuviel Suchen gefunden werden. Wenn der Signifikator sich in den Mittelhäusern befindet, müssen wir uns schon mehr anstrengen, und das Gesuch­ te ist in diesen Fällen nicht so leicht auffindbar, während die Endhäuser an­ geben, daß wir es nicht finden werden, wie sehr wir uns auch bemühen. Wenn der Signifikator in einem Endhaus steht, finden wir das Verlorene wenn wir es überhaupt finden - nur auf indirektem Wege, also höchstens durch Zufall. Um feststellen zu können, ob etwas (oder jemand) überhaupt gefunden werden kann, müssen wir auch die Grundregeln beachten, d.h.: zuerst müs­ sen wir nachsehen, ob die Signifikatoren für den Fragesteller und für das Gefragte eine positive Verbindung eingehen (werden), die vermuten läßt, daß das Verlorengegangene oder Gefragte wieder auftauchen wird. Wenn in einem solchen Fall der Signifikator für das Gefragte in einem Endhaus steht, können wir davon ausgehen, daß das Verlorene oder Gefragte (wieder) in den Besitz des Fragestellers gelangt, aber daß dies nur auf indirektem We­ ge, also durch Zufall geschehen wird, aber unerwarteterweise und nicht auf Grund von Bemühungen von Seiten des Fragestellers. Die Stellung des Signifikators in einem Eckhaus beinhaltet aber auch nicht notwendigerweise, daß der verlorengegangene Gegenstand zurücker­ langt wird. Wir müssen auch hier zunächst einmal überprüfen, ob die Signi­ fikatoren für Fragesteller und Gefragtes eine positive Verbindung eingehen. Wenn dies der Fall ist, kann die Stellung in einem Eckhaus bedeuten, daß dieser positive Hinweis schnell zur Realität wird, und zwar schnell in bezug auf die Zeit, die der Zeitbestimmung entsprechend dafür vorgesehen ist.

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Die Elemente geben bei dieser Methode folgende Orte an: Feuerzeichen (Widder, Löwe, Schütze): bezüglich der Höhe zwischen Boden und Decke oder in mittlerer Höhe; in einem Haus die etwas höher gelegenen Zimmer, nicht aber das höchstgelegene; die östliche Seite eines Zimmers, eines Hauses und ähnliches; Orte, die mit Feuer oder Eisen in Verbindung stehen: Schornsteine, Ofen, Kamine, die Stelle, an der das Bügelbrett steht usw. Erdzeichen (Stier, Jungfrau, Steinbock): in bezug auf Höhe das Bodenniveau in Zimmern, das Erdgeschoß von Häusern und Gebäuden; auf Fliesen, im Keller, auf der Türschwelle oder auf dem Boden, dem (Kies-)Weg oder den Steinplatten um das Haus herum; die Südseite eines Zimmers, einer Mauer usw. Luftzeichen (Zwillinge, Waage, Wassermann): die oberste Etage eines Hau­ ses. der oberste Teil eines Zimmers, das Dach und der Dachrand, die ober­ sten Aufbewahrungsplätze in einem Zimmer oder in einem Haus (das ober­ ste Brett im Bücherregal beispielsweise); die westliche Seite aller Dinge. Wasserzeichen (Krebs, Skorpion, Fische): niedriggelegene Teile vom Haus oder vom Zimmer, vor allem dort, wo wir mit Wasser zu tun haben, bei­ spielsweise der Spülstein, das Badezimmer, die Umgebung der Wasserlei­ tungen, der Teich im Garten, die Regenrinne oder - falls dies vorhanden ist - die Umgebung des Swimmingpools im Garten; die nördliche Seite aller Dinge. Diese Hinweise können wir noch durch folgendes ergänzen: Wenn der Sig­ nifikator an der Spitze oder in der Nähe der Spitze eines Hauses steht, be­ gibt er sich sozusagen in ein neues Gebiet (in ein neues Haus). Dies ruft die Assoziation eines Ein- oder Ausgangs hervor, und es hat sich auch tatsäch­ lich gezeigt, daß Verlorenes sich in einem solchen Fall oft in der Nähe einer Tür, eines Fensters, eines Zauns, einer Grenzmarkierung des Gebiets oder von ähnlichem wiederfindet. Außerdem werden auch jedem Zeichen eine Anzahl von Orten speziell zu­ geordnet, so daß wir die Hinweise, die die Elemente uns liefern, weiter ver­ feinern können, wenn sich dies als notwendig erweist. Mit etwas Phantasie können wir die Orte, die unter die jeweiligen Zeichen fallen, aus dem Oben­ stehenden und unserem Wissen über die Zeichen des Tierkreises selbst her­ leiten. Alle Luft und Feuerzeichen stehen beispielsweise mit höhergelege­ nen Orten in Verbindung, die Feuerzeichen mit wärmeren Gegenden usw. Im 129

folgenden wird eine Anzahl von Orten mit ihrer Zuordnung zu den ver­ schiedenen Zeichen aufgeführt. Manche Orte können mehreren Zeichen zu­ geordnet werden. Welches wir dann wählen, hängt von dem Merkmal ab, das wir hervorheben wollen. Widder: Erst kürzlich erschlossenes Gebiet, frisch gepflügtes Land, noch

jungfräulicher Boden, der urbar gemacht werden muß, sandiger oder hüge­ liger Boden; durch Hitze oder Sonne verbrannter oder durch Brand ge­ schwärzter Boden; Gebiete, in denen sich Pioniere, bahnbrechende Men­ schen und individualistische Freidenker versammeln, z.B. auch Nacktsträn­ de und ähnliches. Geschäfte und Arbeitsplätze, in denen (scharfe) Werkzeuge verwendet werden, wie Autowerkstätten, Schmieden, Friseurläden, Zahnarztpraxen, Eisenwarengeschäfte usw. Auch Geschäfte und Arbeitsplätze, bei denen Hit­ ze eine Rolle spielt, werden dem Zeichen Widder zugeordnet, so zum Bei­ spiel die Hochöfen. Oder Orte, wo etwas zerschnitten wird: Metzgereien und Operationssäle (letztere können auch Skorpion zugeordnet werden). Der Back- und Ofenraum einer Bäckerei fällt in den Bereich des Widders, das Brot und das Mehl dagegen in den des Krebses und der Jungfrau. Im Haus gehört zu Widder der offene Kamin, der Ofen, der Backofen, der Herd, der Kessel der Zentralheizung; außerdem noch der Zwinger des Wachhundes und auch die Decke oder das Dach des Hauses, die östliche Seite von Zimmer und Haus und ähnliches. Stier: Gärten, vor allem gut gepflegte Zier- und Vorgärten, Grasflächen,

Sträucher und Bäume am Haus, die Viehställe und die Gebiete, die mit dem Land- und Bauemleben in Verbindung stehen; Büros von Maklern und Schätzern, Tresore und andere Aufbewahrungsplätze für wertvolle Besitztü­ mer wie ein Geheimfach oder ein Privatzimmer; Orte, an denen wertvolle Besitztümer aufbewahrt oder verwaltet werden oder an denen mit diesen Gütern Geld verdient wird. Im Haus: Lagerplätze, ruhige Zimmer, Zimmer mit gedämpftem Licht, Zimmer mit niedrigen Decken, Souterrains, Keller. Die Südostseite von Zimmern, Mauern oder Häusern. Zwillinge: In Bezug auf Landschaften Hügelland oder Hochland, meist in

näherer Umgebung, aber der Weg zu ihnen hin ist ansteigend; im Bereich der Stadt die Stellen, an denen Wegweiser stehen, die Straßen, die Ver­ kehrsampeln und Werbeplakate.

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Orte, an denen Informationen eine Rolle spielen: Bibliotheken, Verlage, Buchläden, Vorlesungsräume, Schulen; aber auch Orte, die das, was wir für das Umgehen mit und Weitergeben von Information benötigen, beherbergen: Geschäfte für Büro- und Schreibmaterial, Schreibtische, Telefonapparate und Telefonzentralen; außerdem auch die Orte, die mit Post zu tun haben und mit dem Transport von Post, Personen und Dingen, also: Zuge, Busse Schiffe, Autos, Fahrräder, Parkplätze, Bahnhöfe, Flughäfen, Fahrradschuppen, Gara­ gen usw. Im Haus: das Arbeitszimmer, der Platz, an dem das Telefon steht, die Treppe und die Türen (die die Verbindung zwischen den verschiedenen Räu­ men des Hauses herstellen!) die höhergelegenen Zimmer, der höchste Teil des Zimmers oder des Hauses, der oberste Teil von Bücherregalen, Möbel­ stücken usw; der Boden von Ställen und Nebengebäuden; die Westsüdwest­ seite von Zimmern, Haus und Garten. Krebs: Plätze, die Wasser enthalten, in der Nähe von Gewässern liegen oder mit Wasser zu tun haben, wie Springbrunnen, Seen, Kanäle, Flüsse. Brun­ nen, Wasserleitungen, Talsperren und außerdem die See- und Küstengebie­ te, die Flußufer und ähnliches. Büros von Ämtern, die hauptsächlich mit der Wasserverwaltung und der Nahrungsmittelkontrolle zu tun haben wie Was­ serwerke, die Nahrungsmittelabteilungen des Warenkontrolldienstes, Instal­ lateursbetriebe und ihre Zulieferer. Im Haus: alles, was mit Wasser in Verbindung steht, wie Badezimmer, Du­ sche, Spülbecken, eventuell auch Waschküche/Keller, die Wasserpumpe oder die Wasserhähne; auch alles, was mit Nahrungsmitteln in Verbindung steht: der Lebensmittelvorrat in der Küche und im Keller, das Eßzimmer; die Nordseite von allen Dingen. LÖWE: Plätze von elegantem oder dekorativem Charakter, Plätze, an denen

Kinder spielen, wie Kindergärten, Spielplätze und dergleichen; auch andere Plätze, an denen Vergnügen und Erholung im Vordergrund stehen wie Verg­ nügungsparks, Tiergärten, Theater und Kinos, Spielkasinos. Als Feuerzeichen steht Löwe landschaftlich mit höher gelegenen und fel­ sigen Orten in Verbindung. Auch Feuer spielt hier wieder eine Rolle, dies­ mal jedoch eher im Freizeitbereich: beispielsweise in Form eines Grillplat­ zes. Zum Löwen gehören auch Naturschutzgebiete, in denen wilde Tiere le­ ben, wie Reservate, zum Naturschutzgebiet erklärte Wälder und Urwälder. Im Bereich des Hauses steht Löwe für das Kinderzimmer, für die Orte, an denen die Kinder spielen, für das Zimmer, das zur Entspannung dient, den Hobbyraum, das Wohnzimmer, den Raum, in dem man Karten spielt; außer­ 131

dem auch für die Feuerstellen wie den offenen Kamin und den Ofen (der al­ lerdings mehreren Zeichen zugeordnet wird). Manchmal fällt auch ein (hin und wieder sehr) unordentliches Zimmer in den Bereich des Löwen; die Ostnordostseite aller Dinge. Jungfrau: flaches, produktives Bauland, Getreidefelder, (Gemüse-) Gär­

ten, Weideland, zu Produktionszwecken bearbeiteter Boden, die Ställe von Groß- und Kleinvieh, Lagerräume für Landwirtschaftsprodukte und Betrie­ be, die Milchprodukte hersteilen, außerdem: Kühlhäuser, Schuppen, (Ge­ treidesilos und ähnliches sowie Betriebe, die in einem Zusammenhang da­ mit stehen. Im Haus: die Orte, die der Aufbewahrung von Lebensmitteln dienen, vor allem aber von Lebensmitteln, die lange Zeit aufbewahrt werden. Die Tief­ kühltruhe, der Futterlagerungsplatz, aber auch: der Arzneimittelschrank und das Krankenzimmer. Außerdem gehören zum Zeichen Jungfrau noch: das Zimmer, in dem wir unsere Schreibarbeiten verrichten, auch das Arbeits­ zimmer, außerdem: Bücherschränke, Schreibtische (die auch wieder mehre­ ren Zeichen zugeordnet werden) und ähnliches; manchmal fällt auch ein vermietetes Zimmer unter das Zeichen Jungfrau, ebenso die südsüdwestli­ che Seite aller Dinge. Waage: Gegenden mit klarer, reiner Luft wie Almen, Hügelland, vor allem

die Hügelspitzen, vereinzelt stehende Gebäude (die oft auf unbearbeitetem Boden oder auf steinigem Boden stehen). Luftige Orte wie Balkons oder helle Zimmer oder die obersten Zimmer ei­ nes Hauses sowie die Speicher; Orte, an denen wir Kleidung und luxuriöses Geschirr aufbewahren und auch Geschäfte und Betriebe, die mit Kunstge­ genständen, Kleidung und luxuriösem Geschirr handeln; Plätze, an denen sich die Menschen zu gemütlichem Beisammensein treffen. Im Haus außerdem noch das Schlafzimmer, das Ankleidezimmer, das Zimmer, in dem die Kunstgegenstände aufbewahrt werden, die Garderobe und außerdem die höhergelegenen Bereiche des Zimmers oder des Hauses; der westliche Teil aller Dinge. Skorpion: Sumpf- und Moorgebiete, stehende Gewässer, Plätze, wo Nage­

tiere, Schlangen, Würmer, Reptilien und ähnliches zu finden sind; außerdem Plätze, an denen Fäulnisprozesse stattfinden oder an denen Abfall liegt. Betriebe, die mit der Verarbeitung von Abfall zu tun haben, weiterhin Be­ triebe, die nach Öl bohren (ein Abbauprodukt) und es verarbeiten, Kanali­ sationen und Dienste und Betriebe, die Kanalisationen anlegen und instand­ 132

halten. Oftmals fallen auch Toiletten und Jauchegruben unter das Zeichen Skorpion. Friedhöfe und Krematorien und die Büros von Bestattungsunternehmen zählen ebenfalls zum Bereich des Skorpions. Obwohl man Orte, an denen Medikamente aufbewahrt werden, normalerweise dem Zeichen Jungfrau zu­ ordnet, gehört der Platz, an dem gefährliche Medikamente aufbewahrt wer­ den, zum Bereich des Skorpions. Dieser Aufbewahrungsort ist meist ver­ borgen und verschlossen. Nicht-öffentliche Räume und unterirdische Ge­ wölbe haben ebenfalls einen Skorpioncharakter. Die Nordseite aller Dinge. Ruinen werden sowohl dem Zeichen Skorpion wie auch dem Zeichen Steinbock zugeordnet. Wenn sie aber in oder am Wasser liegen, gehören sie nur zum Skorpion. Schütze: Wie alle Feuerzeichen hat auch Schütze mit hügeligen und höher­

gelegenen Landschaften, die deutlich sichtbar sind, zu tun. Meist sind Schützelandschaften für große Gebäude geeignet. Unter den Landschaften fallen vor allem die Wälder in den Einflußbereich des Schützen (und die Na­ turschutzgebiete, in denen wir jagen dürfen). Heilige Stätten und Wall­ fahrtsorte, Tempel, Moscheen, Kirchen, Klöster und ähnliches gehören da­ zu (obwohl religiöse Gebäude auch zum Zeichen Fische gehören). Plätze, an denen Pferderennen oder Hunderennen stattfinden, die Buchmachereien, die dazu gehören, und die Pferdeställe, ebenso wie Sportplätze und Autorennbahnen. Militärbaracken und -zelte und nach Ansicht einiger Astrologen auch die Orte, an denen Munition gelagert wird. Büros von Rechtsanwälten und der Aufenthaltsraum von Dozenten; Uni­ versitätsgebäude und -gelände, Gerichtshöfe (diese gehören aber auch oft zu Waage). Auch Feuer kann eine Rolle spielen, also auch wieder Plätze, die nahe beim Feuer liegen oder in der Nähe der Ofenwärme und ähnlichem. Im Haus: warme Orte, die Stelle, an der sich eine Waffe oder ein Jagdge­ wehr und Munition befindet, die großen Zimmer eines Hauses und/oder et­ was höher gelegene Zimmer; Zimmer, in denen sich ein Tresor befindet oder in denen einige wertvolle private Besitztümer untergebracht sind, wie z.B. kostbare Erbstücke. Die Ostsüdostseite aller Dinge. Steinbock: Sehr einsame, abgelegene Orte. Wüsten und trostlose Gebiete

wie etwa brachliegende, verlassene Gegenden, Geisterstädte, Stadtteile, die abgerissen werden sollen, Elendsviertel und ähnliches; Bergspitzen, kalte und unnahbare Berge, aber auch Minen und Minenbaugebiete sowie Gebie­ te, die viel Holz für die Produktion liefern. Ruinen und Friedhöfe.

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Regierungsgebäude und Gebäude von anderen offiziellen Institutionen. Stadt­ teile, in denen sich das Geschäftsleben konzentriert. Gemeinsam mit Skorpi­ on: Friedhöfe, Steuerbüros, Finanzämter, Lagerräume für Holz, Steinkohle und anderes unterirdisches Material sowie für Landbaugeräte. Im Haus: dunkle, bedrückend möblierte Räume, die sparsam beleuchtet sind oder wenig Außenlicht mitbekommen; dunkle Ecken in Zimmern, der kalte Keller, Orte mit niedriger Decke, direkt am Boden, Orte, an denen alte, oft beschädigte Güter aufbewahrt werden. Die Südseite aller Dinge. Wassermann: In der Landschaft hügeliger, unebener Boden, dessen Nut­ zung sich oft verändert hat. z.B. Landbaugebiet, das zu einem Wohnungs­ bau- oder Industriegebiet umgewandelt wurde; der Natur entrissenes Gelän­ de oder Land, das durch Technik und Erfindungsgabe gewonnen wurde, wie Wüstengebiete, die fruchtbar gemacht worden sind oder Polder. Alle Orte, an denen moderne Technik, Erfindungen, Elektronik, Luftfahrt und ähnliches eine wichtige Rolle spielen, wie Flughäfen, Fernseh- und Rundfunkstudios, technische Laboratorien und Betriebe, die technische Überprüfungen vornehmen; auch alle Orte, die mit fortschrittlicher Kom­ munikation und mit Forschung zu tun haben, fallen in den Bereich des Was­ sermanns. Wassermanngebiete sind oft gut erschlossen, d.h. sie liegen in der Nähe guter Transport- und Verkehrsverbindungen. Auch: Hochspannungskabel und der Ort, wo ein Generator steht, der Elektrizität erzeugt, und der tech­ nische Teil von Kernreaktoren (das Element Uran gehört zu Wassermann, seine tödliche Strahlung hingegen zu Skorpion). Im Haus: die oberen Teile des Zimmers, die höher gelegenen Zimmer, die Stromleitungen, der Stromzähler, Zimmer, die architektonisch modern ge­ staltet sind oder eine moderne Einrichtung haben; die Steckdosen und die modernen Küchengeräte wie auch ihr Aufbewahrungsort. Die Westnord­ westseite aller Dinge. Fische: Flachland, das regelmäßig überflutet wird, wie etwa Flußufer; außerdem Küstengebiete (die auch zum Krebs gehören), Buchten und Quel­ lengebiete; morastiger Boden, der allerdings heller und weniger naß ist als der Sumpfboden, der zum Skorpion gehört. Des weiteren gehört alles, was mit Baden und Schwimmen im Zusammenhang steht, zum Zeichen Fische, wie Schwimmbäder, Badehäuser und dergleichen. Überall dort, wo wir es mit Fisch zu tun haben, herrscht das Zeichen Fische, also beispielsweise Fischgeschäfte, Fischerboote, Fischgewässer, Fischrestaurants. Sehr feuch­ te Gebiete, in denen viele Parasitenpflanzen gedeihen; Krankenhäuser, Sa­

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natorien, Reinigungsbetriebe, Betriebe, in denen mit Chemikalien gearbei­ tet wird und Betriebe, die mit Gasen zu tun haben; Gasleitungen, Lagerplät­ ze für Gase, Chemikalien und Putzmittel. Orte, an denen mit Wasser oder mit anderen flüssigen Stoffen (etwa Ge­ tränken) gearbeitet wird oder mit berauschenden Mitteln, und Orte, an de­ nen giftige Medikamente aufbewahrt werden (hinter Schloß und Riegel); Kneippkurorte, an denen mit der Heilkraft des Wassers gearbeitet wird und andere Plätze, an denen die Heilkunst, vor allem die alternative (wie z.B. durch Magnetismus) ausgeübt wird. Orte, an denen mit Illusionen gearbeitet wird oder am Erzeugen von Illu­ sionen im weitesten Sinne des Wortes: das Rauschgold von Theatern, Foto­ studios und Geschäfte, die fotografische Artikel verkaufen, Filmstudios (die auch Traumfabriken genannt werden) und ähnliches; auch die Umklei­ deräume von Theatergruppen gehören meist zum Zeichen Fische. Wasser und das Zeichen Fische sind untrennbar miteinander verbunden, und deshalb fällt alles, was mit Tauchen und Aquarien zu tun hat, in den Bereich dieses Zeichens. Gefängnisse gehören auch zu diesem Zeichen, ebenso wie die Gefängnis­ zellen. Im Haus sind es die Zimmer mit niedrigen Decken, Zimmer mit kal­ ten und/oder feuchten Böden, die Dunkelkammer des Fotografen. Die Nord­ nordwestseite des Hauses oder des Zimmers.

2. DIE ENTFERNUNG Waren schon die Richtungen trotz der bestehenden Regeln schwer zu be­ stimmen, dann ist die Bestimmung der Entfernung erst recht eine heikle An­ gelegenheit. So heikel sogar, daß viele moderne Stundenhoroskopspeziali­ sten erst gar nicht damit arbeiten. Die Praxis des Bestimmens von Entfer­ nungen ist noch nicht so alt und ist, wie schon die Verwendung der englischen Meile (= 1.609 Meter) anzeigt, in englischsprachigen Ländern entstanden. Abgesehen davon, daß sich mit einer Maßeinheit von 1.609 Me­ tern nur schwer rechnen läßt, können wir dieser Meile kaum allgemeingül­ tige Verwendungsmöglichkeit zusprechen. Trotzdem können wir mit Hilfe dieser Maßeinheit und mit Hilfe der gegebenen Regeln recht gute Resultate erzielen. Aus diesem Grunde will ich das Thema hier kurz behandeln. Da es ohnehin eher um annähernde Entfernungshinweise geht als um genaue, ar­ beite ich selbst mit abgerundeten “Meilenwerten”, d.h. mit einer Einheit von 1500 Metern anstatt von 1.609 Metern, und diese Annäherung hat sich in der Praxis bewährt. 135

Sehen wir uns erst einmal an, was uns die Regeln sagen: Wie gewöhnlich nehmen wir die Signifikatoren für das Gefragte oder für das Vermißte, die fast immer Herrscher des betreffenden Hauses sind, und untersuchen fol­ gendes: steht der Planet, der Signifikator ist, auf einem nördlichen oder süd­ lichen Breitengrad oder auf annähernd 0°? Der Breitengrad der Sonne ist immer Null, derjenige der Planeten kann variieren. Suchen Sie dies in der Spalte “latitude” neben den Deklinationen in den Ephemeriden auf. Der Breitengrad für den Signifikator gibt gemeinsam mit dem Haus, in dem der Signifikator steht, an, welche Entfernungseinheit wir als Grundeinheit ver­ wenden müssen. Wir gehen folgendermaßen vor: Planet in: Eckhaus Mittelhaus Endhaus

Breitengrad 0 nahebei + - 0,75 km + - 1 , 5 km

nördl. Breite

südl. Breite

+ - 1,5 km + - 3 km + - 4,5 km

+ - 3 km + - 4,5 km unendlich

Nehmen Sie nun den Grad, in dem der Mond in seinem Zeichen steht und den Grad, in dem der Signifikator in seinem Zeichen steht und errechnen Sie die Differenz zwischen beiden, wobei der Abstand zwischen den beiden Zei­ chen unberücksichtigt bleibt. Zum Beispiel: Mond auf 12° Waage und Sig­ nifikator auf 23° Löwe. Differenz: 23° - 12° = 11°. Multiplizieren Sie diese Graddifferenz mit der Grundentfernung. die wir zuvor schon bestimmt ha­ ben. Wenn der Mond selbst Signifikator für das Vermißte oder Gefragte ist (al­ so wenn die Spitze des betreffenden Hauses in das Zeichen Krebs fällt), dann nehmen wir die Graddifferenz zwischen dem Grad, in dem der Mond in seinem Zeichen steht, und dem Grad der Spitze des Hauses, über das der Mond herrscht. Diese Methode liefert jedoch nicht in jedem Fall fruchtbare Resultate. Es gibt allerdings auch noch eine Variation dieses Verfahrens, die ebenfalls brauchbar zu sein scheint. Auch in diesem Fall benutzen wir das obige Sche­ ma. Ansonsten verfahren wir in der oben beschriebenen Weise, wobei wir al­ lerdings auch das Haus, in dem der Mond steht, zu unserem Ausgangspunkt machen. Sehen wir uns beide Methoden einmal anhand des Stundenhoroskops (Ab­ bildung 16) aus dem vorangegangenen Kapitel an. Venus war dort der Sig­ nifikator für unsere zukünftige Wohnung und Mars der Signifikator für uns selbst. Venus steht in einem Endhaus. Am 19. Mai 1980 stand Venus in ei­ nem nördlichen Breitengrad, d.h., daß wir als Entfernungseinheit +- 4,5 km 136

annehmen müssen. Die Differenz zwischen Venus und Mond beiträgt 14°43’ - 2°05’ = 2°38\ Dezimal ist 2°38’ = 2,63. 2,63 x 4,5 km = 11,84 km (unge­ fähr, da unsere Entfernungseinheiten keine genauen Werte sind). Nach die­ ser Berechnung würde unsere Wohnung ungefähr 12 km von unserer alten Wohnung entfernt liegen, was sich im nachhinein als falsch erwies. Wenn wir jedoch den Mond als Ausgangspunkt für den Breitengrad ansehen, erhalten wir ein völlig anderes Resultat. Der Breitengrad des Mondes war am 19. Mai 1980 ein südlicher, und das ergibt eine völlig andere Maßeinheit. Der Mond steht in einem Eckhaus, und da er auf einem südli­ chen Breitengrad stand, erhalten wir eine Entfernung von 3 km als Grund­ einheit. Nun erreichen wir die Graddifferenz von Mond und Venus (2°38’ oder 2,63°) und multiplizieren diese mit 3 km. Auf diese Weise erhalten wir eine Entfernung von 7,89 km. In Wirklichkeit war die neue Wohnung unge­ fähr 7 km von unserer alten Wohnung entfernt (nicht Luftlinie, sondern als kürzester Weg zwischen den beiden Häusern). Dieser Fall spricht also für die zweite Methode, bei der wir den Mond zum Ausgangspunkt nehmen. Wir müssen aber trotzdem mit dieser Regel vorsichtig sein, solange sie als noch nicht völlig gesichert gilt. Obenstehende Methode der Entfernungsbestimmung wird vor allem dann angewendet, wenn es um entlaufene Tiere oder um vermißte Personen geht. Wenn es sich um verlorene Wertgegenstände handelt, wird oft auf eine an­ dere Methode zurückgegriffen: Nehmen Sie für den Fragesteller den Herr­ scher von I und für das vermißte Objekt den Herrscher von II und errechnen Sie die Graddifferenz zwischen diesen beiden, wobei auch hier der Abstand zwischen den Zeichen unberücksichtigt bleibt. Das Zeichen, in dem der Mondsteht, bestimmt den Multiplikationsfaktor, und zwar folgendermaßen: Mond Mond Mond

in einem kardinalen Zeichen in einem festen Zeichen in einem beweglichen Zeichen

= Differenz x 2 = Differenz x 1/4 = Differenz x 1/2

Bei der Graddifferenz rechnen wir eine englische Meile pro Grad, d.h. un­ gefähr 1,5 km. Wenn der Mond sowohl Herrscher von I wie auch Herrscher von II ist, be­ trachten wir den Mond nur als Herrscher von I und den Grad von Spitze II als Signifikator für das Vermißte; anschließend wenden wir einfach oben­ stehende Regeln an. Natürlich können wir Entfernung und Richtung kombinieren. Mit etwas Phantasie eignen sich obenstehende Regeln auch für andere Situationen. Ei­ 137

nes Abends fütterte ich unser Neugeborenes, als das Telefon läutete. Ich konnte das Gespräch nicht annehmen, war aber neugierig, wer es wohl ge­ wesen sein mochte. Also notierte ich die Zeit, um später ein Stundenhoro­ skop erstellen zu können: siehe Stundenhoroskopabbildung 20. Ein Telefonanruf fällt in den Bereich des dritten Hauses. Der Signifikator für den Anrufer ist Merkur. Mein eigener Signifikator ist die Sonne. Der An­ rufer hat mehrere Signifikatoren, die zwar weniger wichtig sind als der Herrscher des Zeichens, in das Spitze III fällt, aber möglicherweise doch ei­ ne Rolle spielen. Es sind Venus (das Zeichen Waage ist vollkommen einge­ schlossen), Pluto und der Mond, obwohl der Mond auch Co-Signifikator für mich war. Keiner der Signifikatoren für den Anrufer stand in Verbindung zu meinem Signifikator. Ich hatte das Gespräch ja auch nicht angenommen. Wie konnte ich nun bestimmen, wer es gewesen war oder woher der An­ ruf kam? Ich nahm Herrscher von I und Herrscher von III und berechnete ih­ re Graddifferenz. Der Abstand zwischen Sonne und Merkur ist 15°52’ -2°34’ = 13“ 18’. Diesen Wert mußte ich noch mit einer Grundeinheit multiplizie­ ren, und damit tauchte das Problem auf: welche Grundeinheit sollte ich in diesem Falle nehmen? Sollte ich mich für die Methode entscheiden, bei der der Breitengrad von Mond oder Merkur der Ausgangspunkt war, oder sollte

Abbildung 20 138

ich nach einer anderen Methode verfahren? Da ich die erste Methode nicht allzu oft mit Erfolg angewendet hatte, entschied ich mich für die andere, die besagt, daß wir die Entfernung mit der Zahl Zwei multiplizieren müssen, wenn der Mond in einem kardinalen Zeichen steht. Der Mond steht in die­ sem Fall im kardinalen Zeichen Waage, also rechnete ich 2 x 13,18, was 26,6 ergibt. Dies multiplizierte ich wiederum mit 1,5 km, so daß ich das Er­ gebnis 39,9 km erhielt. Dies ist natürlich nur der annähernde Wert und nicht die exakte Anzahl von Kilometern. Ich mußte also den Anrufer in einem Umkreis von 40 km von meiner Wohnung suchen. Jetzt fehlte nur noch die Richtung. Eine Methode, mit der ich oft gute Re­ sultate erziele, ist diejenige, bei der die Hauptrichtung durch das Zeichen bestimmt wird, das an der Spitze des betreffenden Hauses steht, und die Stellung des Herrschers dieses Hauses die zweite Richtung liefert, die als Verfeinerung dient. An Spitze III steht das Zeichen Jungfrau, was Süden in westlicher Richtung ergibt. Merkur steht im Zeichen Wassermann in III. Wassermann weist auf Westen in nördlicher Richtung hin, und das sechste Haus (ebenfalls) Westnord westen. Ich beschloß nachzusehen, ob ich einen geeigneten Ort in dem Sektor finden konnte, der ungefähr südwestlich oder südsüdwestlich von Amsterdam lag. Von dort aus mußte ich dann in nordwestlicher bis westnordwestlicher Richtung weitersuchen. Am nächsten Tag stellte sich heraus, wer angerufen hatte: ein Freund, der in Zoetermeer wohnte (auf ungefähr 216° oder süd­ westlich im Süden unseres Hauses), etwa 40 km von Amsterdam entfernt. Er wohnte im nordwestlichen Teil dieses Ortes. Leider treffen wir nicht immer so genau ins Schwarze. Manchmal geht es auch völlig daneben. Feste Regeln gibt es nicht, aber Experimentieren und Kombinieren liefern dennoch meist brauchbare Resultate. Ein weiterer Nachteil dieser Methode ist, daß wir über eine bestimmte Entfernung hinaus nichts mehr berechnen können, denn wir können keine Graddifferenz zwischen dem Signifikator und dem Mond erhalten, die mehr als 30° beiträgt und deren Multiplikationsfaktor großer ist als 4,5 km, so daß die größtmögliche berechenbare Entfernung ungefähr 130 km beiträgt. Al­ les, was darüber hinaus geht, liegt im Unendlichen. Experimente mit weiter entfernt liegenden Plätzen haben leider noch kein klares Bild ergeben, aus dem wir Regeln ableiten könnten. Zum Schluß will ich noch ein Beispiel beschreiben, für das wir uns erneut die Stundenhoroskopabbildung 20 aus dem vorangegangenen Kapitel vor­ nehmen müssen. Wir können die Frage stellen, wo die neue Wohnung liegt, also in welchem Teil der Stadt. Ihr Signifikator, Venus, steht im Zeichen 139

Krebs im neunten Haus. Aber die Spitze des Hauses, das unsere neue Woh­ nung repräsentiert, steht in Waage. Wenn wir Waage als Ausgangspunkt neh­ men und das Haus des Herrschers als eine Ergänzung dazu, liefert uns das Zeichen Waage den Hinweis auf eine westliche Richtung. Das neunte Haus ergibt eine südsüdwestliche Richtung. Tatsächlich stellte sich heraus, daß unsere neue Wohnung westlich von unserer alten Wohnung und südsüd­ westlich vom Stadtzentrum lag. Das Zeichen Krebs (Norden), in dem Venus steht, spielte für das Bestimmen der Richtung keine Rolle.

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IX Die Beziehung zum Geburtshoroskop 1. DAS ANGEPASSTE STUNDENHOROSKOP Wenn wir ein Stundenhoroskop aufgezeichnet haben, können wir am Außenrand des Kreises auch die Planeten - und eventuell die Häuserspitzen - aus dem Geburtshoroskop desjenigen, für den wir das Stundenhoroskop er­ stellt haben, einzeichnen. Diese können wir bei der Deutung des Stunden­ horoskops mit einbeziehen. Oft erhalten wir auf diese Weise nützliche In­ formationen. Im Englischen heißt dies: “Adjusted Horary Chart”. Obwohl es nur wenig erprobte Regeln für den Umgang mit angepaßten Stundenhoroskopen gibt, können wir mit etwas Phantasie und mit astrologi­ schem Grundwissen gute Ergebnisse erzielen. Im folgenden möchte ich ei­ ne Reihe von Verwendungsmöglichkeiten darlegen: Schauen Sie nach, ob ein Radixplanet in das erste Haus eines Stunden­ horoskops fällt. Ein Planet aus dem Geburtshoroskop, der in einem Stun­ denhoroskop aufgeht, gibt oft ergänzende Information zu den Problemen oder Dingen, mit denen sich der Fragesteller herumschlägt oder mit denen er konfrontiert wird. Dies kann in Zweifelsfällen den Ausschlag für die Deu­ tung des Stundenhoroskops geben. Auch Radixplaneten in anderen Häusern des Stundenhoroskops können wir deuten. Berücksichtigen Sie den speziel­ len Charakter des betreffenden Planeten in folgender Weise: Gesetzt den Fall, unser Radix-Uranus fällt in das zehnte Haus des Stundenhoroskops. Dies kann ein zusätzlicher Hinweis darauf sein, daß einschneidende plötzli­ che Veränderungen auftreten werden in bezug auf Angelegenheiten, die das zehnte Haus betreffen, wie z.B. unsere gesellschaftliche Stellung. Wir können noch einen Schritt weiter gehen und unsere Radixplaneten in ihrer Funktion als Herrscher der Radixhäuser in die Deutung des Stunden­ horoskops mit einbeziehen. Gesetzt den Fall, Uranus ist in unserem Ge­ burtshoroskop Herrscher von IX und fällt im Stundenhoroskop in Haus I. Dies kann ein Hinweis darauf sein, daß wir uns sehr intensiv mit einem Stu­ dium oder mit Reisen beschäftigen und uns in nächster Zeit davon in Be­ schlag nehmen lassen. Wenn das Stundenhoroskop aber sonst nicht in die Richtung weist, die der Radixplanet oder -herrscher angibt, wird er kaum von Einfluß sein. Weist das Stundenhoroskop jedoch die gleiche Tendenz 141

auf, so können die Radixpositionen im Stundenhoroskop diese Tendenz sehr verstärken und deshalb als zusätzliches Beurteilungskriterium herangezogen werden. Natürlich können wir auch die Aspekte zwischen Stundenhoroskop- und Radixplaneten untersuchen. Da das Stundenhoroskop selbst schon als ein Transit über unser Geburtshoroskop aufgefaßt werden kann, können wir al­ lein aus diesem Grunde Information über den Verlauf der Ereignisse erhal­ ten. Nach meiner Erfahrung brauchen wir uns bezüglich solcher Entwick­ lungen nicht nur auf die Transite zu beschränken. Wir können ohne weiteres auch die übrigen Progressionen wie etwa die Primär- und die Sekundärpro­ gressionen verwenden. Wenn wir ganz ausführlich und vollständig arbeiten wollen, ziehen wir unser Geburtshoroskop mit allen Progressionen hinzu. In der Praxis sind Stundenhoroskopfragen aber selten so tiefgreifend, daß das Gefragte nicht auch ohne die Progressionen der betreffenden Person zu be­ antworten wäre. In der Regel erhalten wir mehr als genug Information aus dem Stundenhoroskop selbst, das eventuell noch durch Radixplaneten und punkte ergänzt wird. Wir können unser Geburtshoroskop zwar mit einbeziehen, aber es kann entgegengesetzte Tendenzen des Stundenhoroskops nicht aufheben, sondern nur abschwächen. In den Bereichen unserer Stundenhoroskophäuser, in die unser RadixMond, Radix-Saturn und Radix-Uranus fallen, kommt es oft zu Verände­ rungen. Dort, wo unsere Radix-Sonne, Radix-Venus oder unser Radix-Jupiter stehen, treten oft Verbesserungen ein oder uns wird geholfen; hingegen haben wir dort, wo Saturn steht, oft Sorgen und Angst oder Hindernisse zu erwarten. Das Haus, in dem wir den Radix-Saturn antreffen, ist oft das Haus, das uns sehr beschäftigt und das für das Stundenhoroskop dadurch beson­ ders wichtig wird. Auch das Haus, in dem sich der Radix-Merkur befindet, kann für das Stundenhoroskop von besonderer Bedeutung sein: dort werden ja die Gedanken des Fragestellers widergespiegelt. Der Radix-Mars kann schockierend und turbulent wirken, kann aber ebensogut mit chirurgischen Operationen und ähnlichem in Zusammenhang stehen. Wenn sich eine Fra­ ge auf den Gesundheitszustand bezieht und wir den Radix-Mars in I, VI, VIII oder XII antreffen, ist es gut möglich, daß eine Operation bevorsteht. Ein Radix-Neptun wirkt sich etwas verschleiernd und chaotisch auf das Haus aus, in dem er im Stundenhoroskop steht, und er stiftet im allgemei­ nen Verwirrung. Radix-Pluto ist schwer zu deuten. Seine Auswirkung ent­ zieht sich oft unserer Wahrnehmung, da er im Bereich des Verborgenen und Verdrängten wirkt. Aber Pluto kann, wenn der Rest des Stundenhoroskops ebenfalls darauf hindeutet, eine Zeitbombe darstellen, den Zeitpunkt, an 142

dem ein Machtkampf ausbricht oder den Bereich, in dem eine Konfrontati­ on stattfindet. Oft merken wir nichts von Plutos Einfluß und sehen erst spä­ ter, was er tatsächlich angerichtet hat. Es gibt noch eine andere Methode, bei der unser Geburtshoroskop eine Rolle spielen kann. Zeichnen Sie die Radixplaneten in den Außenrand des Horoskopkreises ein und sehen Sie nun nicht nach, welches Haus er im Ra­ dix beherrscht, sondern welches Haus er im Stundenhoroskop beherrschen würde. Wenn Venus in unserem Geburtshoroskop z.B. Herrscher von II und Herrscher von IX ist, kann sie im Stundenhoroskop auf Grund der anderen Häuserverteilung z.B. Herrscher von V, Herrscher von VI und Herrscher von X sein. Wir müssen nun unsere Radix-Venus im Haus des Stundenhoroskops als Herrscherin über die Stundenhoroskophäuser deuten, die unter Venus fal­ len. Wir haben dann im Stundenhoroskop zwei Herrscher von V, zwei Herr­ scher von VI und zwei Herrscher von X, nämlich die Venus des Stunden­ horoskops, die darüber herrscht, und die Venus unseres Geburtshoroskops. Die Praxis hat gezeigt, daß wir dies ohne weiteres in unsere Beurteilungen mit einbeziehen können, wenn wir vor Unklarheiten stehen. Dieser Faktor kann jedoch nicht die Grundbedeutung des Stundenhoroskops zunichte ma­ chen, ebensowenig wie ein “gutes” Stundenhoroskop einen schwierigen Ausgangspunkt in unserem Geburtshoroskop aufheben kann, sondern ihn nur abzuschwächen vermag.

2. DER ZEITPUNKT, AN DEM DIE DINGE GESCHEHEN Im täglichen Leben geschehen in willkürlichen Augenblicken alle mögli­ chen Dinge, und wir können uns fragen, warum diese Dinge nun gerade in diesem Augenblick geschehen oder warum gerade in jenem. Wollen wir die­ se Frage beantworten, so können wir nur eins tun, und zwar von jedem Zeit­ punkt solcher Ereignisse ein Ereignishoroskop anfertigen und schauen, ob wir damit etwas anfangen können. Gerade weil wir für die astrologische Sei­ te der alltäglichen oder in regelmäßigen Abständen wiederkehrenden Ereig­ nisse kein Verständnis haben, lassen wir uns meiner Ansicht nach eine ganze Menge wichtiger Informationen entgehen. Denn die Verbindung zwischen dem Geburtshoroskop und dem Zeitpunkt der alltäglichen Geschehnisse hat sich als sehr bedeutsam erwiesen. Dabei fällt auf den ersten Blick schon auf, daß zumindest einer der vier Eckpunkte (AC, DC, MC, IC) des Stundenhoroskops in den meisten Fällen entweder in Konjunktion zu einem Radix-Planeten oder einer Radix-Spitze oder in einem anderen Hauptaspekt zu ihnen steht. Ich könnte eine große 143

Anzahl von Beispielen dafür anführen, aber die nun folgenden wenigen Bei­ spiele werden ausreichen, um zu veranschaulichen, was ich meine. In einem Zeitraum von zwei Monaten hatten wir dreimal eine Reifenpan­ ne mit unserem Auto. Dies war uns weder vorher noch nachher jemals pas­ siert. Die Tatsache, daß die Reifenpannen sich in einem solch kurzen Zeit­ raum häuften, konnte aus den Progressionen meines Mannes wie auch aus meinen eigenen Progressionen abgeleitet werden, aber die Augenblicke, in denen dies geschah, waren sehr merkwürdig. Das erste Mal platzte der Vor­ derreifen auf der rechten Seite, der Seite, an der ich meistens sitze. Der As­ zendent des Ereignishoroskops von diesem Augenblick fiel genau mit mei­ nem Radix-Uranus zusammen! Kein Planet paßt besser zu einer Reifenpan­ ne als Uranus. Die zweite Reifenpanne trat ebenfalls an der Vorderachse des Autos auf. Zu diesem Zeitpunkt stand der MC des Stundenhoroskops genau auf meinem Radix-Uranus mit einem Orbis von weniger als einem Grad. Das dritte Mal platzte links vorne ein Reifen, an der Steuerradseite, an der mein Mann immer sitzt. “Das wird wahrscheinlich mein Uranus sein”, stöhnte er. Der MC des Stundenhoroskops stand auf 18° Zwillinge, tatsäch­ lich genau dort, wo auch sein Radix-Uranus stand! Ich hatte - um ein anderes Beispiel zu nennen - einer Freundin verspro­ chen, sie sonntags anzurufen. Aber wie oft ich es auch versuchte, sie nahm den Hörer nicht auf. Später am Tag versuchte ich es noch einmal, diesmal mit Erfolg. Sie behauptete aber, den ganzen Tag zu Hause gewesen zu sein. Bei meinem Versuch, sie anzurufen, fiel der Aszendent des Stundenhoro­ skops genau mit ihrem Radix-Neptun zusammen, fast auf die Bogenminute genau. Dieser Telefonanruf mußte daher folglich auch völlig vergebens sein. Das genaue Zusammenfallen einer Stundenhoroskop-Spitze mit einem Radixpunkt habe ich sehr oft beobachten können. Einmal hatte ich einen Termin bei meinem Hausarzt und erschien pünktlich in seiner Praxis. Es war jedoch niemand zu Hause. Ich beschloß, noch etwas zu warten. In der Zwi­ schenzeit versammelten sich noch weitere Patienten, die ebenfalls alle einen Termin hatten. Es stellte sich heraus, daß der Arzt wegen eines Notfalls un­ terwegs war. Er kam erst sehr viel später zurück und nahm seinen Dienst in der Praxis wieder auf, nachdem er einige Telefonate erledigt hatte. In dem Augenblick, in dem ich sein Sprechzimmer betrat, befand sich der Aszen­ dent des Stundenhoroskops an der gleichen Stelle wie mein Radix-Mond. Eine ähnliche Erfahrung machte ich bei meinem Besuch bei einem neuen Zahnarzt. In dem Augenblick, in dem ich das Wartezimmer betrat, stand das MC des Stundenhoroskops genau im Quadrat zu meiner Radix-Venus, der Herrscherin meines zweiten Hauses. “Dies wird mich teuer zu stehen kom­ men”, schoß es mir durch den Kopf, was sich im nachhinein auch als wahr 144

erwies. Als ich endlich an der Reihe war, stand das MC des Stundenhoro­ skops in Konjunktion zu meinem Radix-Saturn, dem Herrscher über den Be­ reich der Knochen, Haare und Zähne. Die Konjunktion war exakt und sehr zutreffend. Ich war offensichtlich erst dann an der Reihe, als mein Radix-Sa­ turn von einem der umlaufenden Eckpunkte des Stundenhoroskops aktiviert wurde. Es ist fast unmöglich, von jedem kleinen Vorfall ein Stundenhoroskop an­ zufertigen. Sehr praktisch sind deshalb Mini-Häusertabellen, die wir selbst für den Breitengrad unseres Wohnorts aufstellen können. Aber noch besser sind die verschiedenen Scheiben mit Häusertabellen, auf denen wir nach ei­ nem Blick auf unsere Armbanduhr sofort alle Hausspitzen ablesen können. Wenn wir besonders schnell arbeiten wollen, ist die “Astrowatch”, eine astrologische Armbanduhr mit einer drehbaren Scheibe, auf der der aktuel­ le MC und der aktuelle Aszendent direkt abzulesen sind, ein ausgezeichne­ tes Hilfsmittel. Sie versetzt uns in die Lage, in jedem beliebigen Augenblick die kleineren Vorfälle astrologisch zu verfolgen. Diese Form von Instant-Stundenastrologie kann sehr klärend wirken, da sie uns Einblick in das große Räderwerk der Astrologie verschafft. Dies gibt uns manchmal die Möglichkeit, schnell auf bestimmte Dinge zu reagieren. Ich kenne z.B. viele Horoskope von Freunden und Verwandten auswendig. Wenn mein Privattelefon klingelt, kann ich oft ziemlich erfolgreich erraten, wer der Anrufer ist. In vielen Fällen berührt einer der vier Eckpunkte des Stundenhoroskops einen persönlichen Punkt aus dem Horoskop desjenigen, der anruft. Und oft zeigt der Planet, der auf diese Weise berührt wird, auch das Thema des Gesprächs an oder die Gründe für den Telefonanruf. Manchmal passiert es auch, daß man über jemanden spricht, während ein wichtiger Planet oder ein Eckpunkt aus dessen Horoskop direkt vom aktu­ ellen Aszendenten oder vom MC des derzeitigen Stundenhoroskops aktiviert wird. Sogar wenn man plötzlich an jemanden denken muß, scheint oft des­ sen Sonne oder Mond oder ein anderer markanter Bestandteil des Horo­ skops vom Aszendenten oder MC des betreffenden Augenblicks aktiviert zu werden. Dies alles hat mich allmählich zu der Überzeugung gebracht, daß die Astrologie bis in die kleinsten Details wirksam ist. Es ist ja eigentlich äußerst merkwürdig, daß man plötzlich an jemanden denken muß, wenn gleichzeitig etwas im Horoskop dieses Menschen stärkeren Nachdruck er­ hält. oder daß man Lust bekommt, etwas zu tun, während ausgerechnet dann das Charakteristische dieses Bedürfnisses am MC oder Aszendenten abzu­ lesen ist. Mein Mann bat mich beispielsweise wochenlang, seine Haare wie­ der einmal zu schneiden. Diese Arbeit verlangt jedoch große Sorgfalt, so daß 145

ich sie jedesmal nur ungern verrichte. Ich schob sie also immer wieder auf, bis ich eines Tages plötzlich meine Tipparbeit unterbrach. Obwohl ich in­ tensiv an der Vorbereitung einer Vorlesung arbeitete, sagte ich plötzlich zu meinem Mann: “Wenn du die Schere holst, schneide ich dir jetzt schnell die Haare.” Ich war selbst erstaunt darüber, daß mir die Idee so plötzlich kam, aber ich staunte noch mehr, als ich feststellte, daß der MC dieses Augen­ blicks an der gleichen Stelle stand wie der Radix-Saturn meines Mannes, der Planet, der mit seinen Knochen, Zähnen und Haaren in Verbindung steht ! Offensichtlich kennt mein Unbewußtes die innere Uhr meines Mannes, denn aus welchem Grunde sonst konnte ich in einem so geeigneten Augen­ blick reagiert haben? Aber mir fielen auch noch andere Dinge auf. Weil ich ein sehr beschäftig­ tes Leben führe und dazu neige, mir viel vorzunehmen, gibt es immer wie­ der Zeiten, in denen ich mich ziemlich abgespannt fühle. In diesen Zeiten fallen die täglichen Tiefpunkte jedesmal wieder mit den Augenblicken zu­ sammen, in denen der MC oder der Aszendent eine Konjunktion oder einen Konfliktaspekt zu meinem Radix-Saturn bilden. Ich könnte noch eine endlose Reihe von Beispielen anführen, die alle fol­ gendes bestätigen: Offensichtlich geschehen die Dinge in ihren eigenen, für sie besonders ge­ eigneten Augenblicken. Diese Augenblicke sind sehr stark von der betref­ fenden Person abhängig. Die Eckpunkte der jeweiligen Stundenhoroskope müssen aber immer mit den Punkten des Geburtshoroskops des Betreffen­ den in Verbindung stehen. Die astrologischen Gesetzmäßigkeiten scheinen sich selbst auf die unbe­ deutendsten Vorfälle unseres Lebens auszuwirken. Jeder hat einen eigenen, sozusagen astrologischen Rhythmus, der anhand der täglichen Bewegung des MC und des Aszendenten durch den Tierkreis untersucht werden kann. Die Dinge geschehen in den für sie geeigneten Augenblicken. Der Aszen­ dent und der MC bilden jeweils alle vierundzwanzig Stunden jeden Aspekt mit jedem Planeten und jedem Punkt im Geburtshoroskop. Trotzdem ge­ schehen jeden Tag andere Dinge. Deshalb gilt folgendes - wenn auch nur mit Vorbehalten: wenn etwas geschehen soll, so geschieht es meistens in einem geeigneten Augenblick. Wenn sich jedoch nichts ankündigt, wird auch nichts aktiviert, und wir spüren dann auch nichts davon. Deshalb bin ich auch nicht jeden Tag müde, wenn mein Saturn aktiviert wird. Wenn ich al­ lerdings zuviel zu tun habe, spüre ich den Einfluß von Saturn deutlich. Aus diesem Grund ist es auch nützlich, die eigenen Progressionen zu untersu­ chen, um feststellen zu können, welcher Punkt im Horoskop in einer be­ 146

stimmten Zeit betont wird und aller Wahrscheinlichkeit nach im täglichen Lauf des MC und Aszendenten eine Rolle spielen wird. Der Zusammenhang zwischen Geburts- und Stundenhoroskop ist folglich bedeutsamer, als wir denken. Ich erhielt beispielsweise einmal einen Tele­ fonanruf, in dem man mir mitteilte, daß ich an einem längerfristigen Projekt mitarbeiten könne. Das Stundenhoroskop von diesem Telefongespräch war positiv und wies darauf hin, daß ich die Einladung tatsächlich annehmen würde. Allerdings stand der Aszendent während des Telefongesprächs genau auf meinem Radix-Saturn. Ich habe die Einladung auch wirklich angenom­ men, und die Arbeit an dem Projekt bereitet mir an sich große Freude. Aber jedesmal kommt mir die Arbeit ungelegen, immer dann, wenn ich gerade keine Lust dazu habe oder zu müde bin oder andere wichtige Arbeiten erle­ digen muß. Kurz gesagt, mein Radix-Saturn spielt mir jedesmal wieder ei­ nen Streich, etwas, das sich nicht aus dem Stundenhoroskop allein ablesen läßt, sondern nur aus der Kombination von Stunden- und Geburtshoroskop ersichtlich wird.

3. DAS STUNDENHOROSKOP ALS HILFSMITTEL BEI DER KORREKTUR DES GEBURTSHOROSKOPS Sobald ich feststellte, daß bei den verschiedensten alltäglichen Ereignissen wichtige Inhalte des Geburtshoroskops aktiviert wurden, insbesondere Ra­ dix-Sonne, -Mond, -Merkur, -Aszendent und -MC, beschloß ich auszupro­ bieren, inwieweit Stundenhoroskope für die Geburtszeitkorrektur von Nut­ zen sein können. Die Wahrscheinlichkeit, daß ich dabei auf einen Radix-Aszendenten oder -MC stoßen würde, war ja relativ groß, obwohl man die Möglichkeit, dabei auch andere Radixpunkte zu finden, nicht außer acht las­ sen darf. Ich beschloß, die Dinge einfach auf mich zukommen zu lassen und demjenigen, dessen Horoskop korrigiert werden mußte, alle Initiative zu überlassen. Schon sehr bald bot sich mir eine ideale Gelegenheit. Eines Ta­ ges suchte ein Ausländer den Betrieb auf, in dem ich zur damaligen Zeit ar­ beitete. Dieser Mann hielt sich nur gelegentlich in den Niederlanden auf. Er interessierte sich für Astrologie und hätte sich gerne ein Horoskop erstellen lassen, kannte aber seine genaue Geburtszeit nicht. Seine Mutter hatte ihm erzählt, er sei zwischen viertel nach elf und zwölf Uhr abends geboren. Mehr wußte er nicht. Ich fragte ihn nach wichtigen Vorfällen in seinem Le­ ben, um die Geburtszeit korrigieren zu können, aber er konnte mir damit nicht weiterhelfen. Durch einen Unfall hatte er einen Gedächtnisverlust er­ litten und konnte sich daher zwar noch verschwommen an Atmosphären und 147

Gefühle erinnern, jedoch nicht mehr an bestimmte Vorfälle, geschweige denn an Daten, die damit zusammenhingen. Dies war natürlich ein äußerst komplizierter Fall. Ich beschloß, jedesmal, wenn er zu uns kam, Aszenden­ ten und Himmelsmitte dieser Zeitpunkte zu notieren, um zu sehen, ob ich aus den Besuchen etwas ablesen könnte, da er ein paarmal pro Jahr zu uns kam. AC auf 17° Waage. Einige Monate später erschien er wieder, diesmal aber, als das MC auf 17° Waage stand. Danach ließ er eine Zeitlang nichts mehr von sich hören, bis er plötzlich wieder vor mir stand: mit dem Aszendenten auf 17° Waage. Dies schien mir ausreichende Infonnation. Ich fing an, eine Zeit zwischen 11.15 Uhr und 12.00 Uhr abends zu suchen, die ein MC, IC, einen Aszendenten oder Deszendenten auf 17° Waage aufwies. Bei der Uhr­ zeit 23.38 stand der Aszendent auf 17° Waage, also ein Volltreffer. Um si­ cherzugehen, ging ich die Progressionen für das kommende Jahr mit ihm durch, und überprüfte, ob sie mit der Wirklichkeit übereinstimmten. Zu un­ ser beider Überraschung und Freude wiesen sie tatsächlich Übereinstim­ mungen auf. Kurze Zeit später hatte ich einen ähnlichen Fall. Ein guter Freund von mir rief mich an und fragte, ob ich ein Horoskop für einen sei­ ner ausländischen Freunde anfertigen könne, einen Orchestergitarristen, der in Schwierigkeiten geraten war. Seine Geburtszeit war jedoch nicht bekannt, und er fragte, ob das ein Problem sein würde. Sofort notierte ich den Zeit­ punkt, an dem das Horoskop des Freundes zur Sprache gekommen war. Ich antwortete, daß das Fehlen der Geburtszeit ein fast unüberwindliches Hin­ dernis sei, daß ich aber trotzdem den Versuch unternehmen wolle. Ich schrieb Geburtsdatum und -ort auf und hörte, daß der Mann irgendwann zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang geboren war. Die ungenaue An­ gabe seiner Geburtszeit rührte daher, daß man bei seiner Geburt annahm, er sei tot. Erst Stunden später entdeckte man ein Lebenszeichen. Ich erfragte ein paar Korrekturdaten aus dem Leben des Mannes, die man mir per Telefon mitteilen wollte. Ich nannte keine bestimmte Zeit, zu der ich erreichbar sein wurde, da ich alles vom “geeigneten Augenblick” abhängig machen wollte. Zwei Tage später erhielt ich den Antwortanruf. Auf dem Grad, auf dem am Vortag der Aszendent gestanden hatte, stand dieses Mal das MC: 24° Jungfrau. Es folgten noch weitere Telefongespräche, bei denen jedesmal 24° Jungfrau eine Rolle spielte. Dies ließ mich Vertrauen fassen. Ich versuchte, ob ich innerhalb der angegebenen Zeit einen Eckpunkt, vor­ zugsweise den Aszendenten oder MC, auf 24° Jungfrau finden konnte. Das MC stand anderthalb Stunden nach Mitternacht auf 24° Jungfrau, deshalb schien mir dies ein geeigneter Ausgangspunkt für die Korrektur zu sein. Der

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Mann war ein paar Mal verheiratet gewesen (immer ausgezeichnete Kor­ rekturdaten) und hatte einen Unfall gehabt. Die Daten und Progressionen stimmten völlig überein, daher blieb ich bei dem errechneten Horoskop. Am folgenden Wochenende wollte er zusammen mit meinem Freund und dessen Frau zu Besuch kommen, wobei der Freund gegebenenfalls als Dol­ metscher einspringen sollte. Wir halten verabredet, um zehn Uhr morgens zu beginnen. Unsere Freunde waren zwar pünktlich, aber der Mann, um den es ging, erschien nicht zur vereinbarten Zeit. Ich schaute auf der astrologischen Uhr nach und sah, daß der MC erst nach 32 Minuten auf 24° Jungfrau ste­ hen würde. Daher sagte ich zu meinen Freunden: “Er wird um zwei Minu­ ten nach halb elf hier sein.” Genau um diese Zeit klingelte es, und der Mann trat ein... Noch ein weiteres Beispiel für den “richtigen Augenblick”: Wie ich schon sagte, bin ich oft sehr beschäftigt und arbeite am liebsten so effektiv wie möglich. Aus diesem Grunde benutze ich jede freie Zeit, um Horoskope aus­ zurechnen und vorzubereiten. Als ich wieder einmal eine freie halbe Stunde dazu benutzte, erstellte ich ein Auftragshoroskop per Computer. Ich schaute aus Gewohnheit kurz auf die astrologische Uhr und sah, daß der Aszendent auf 8° Skorpion stand. Zu meinem Erstaunen erschien genau im gleichen Augenblick der Aszendent des Auftragshoroskops auf dem Computerbild­ schirm: 8° Skorpion. Und jetzt, wo ich dies alles aufschreibe, steht der Des­ zendent dieses Augenblicks auf 8° Skorpion. Natürlich gibt es auch Fälle, bei denen wir etwas mehr herumrätseln müs­ sen. Denn wie ich schon sagte, sind es nicht immer der Aszendent oder das MC, die aktiviert werden. AC oder MC des Stundenhoroskops können auch die gleiche Position wie persönliche Planeten einnehmen und Korrekturver­ suche dadurch erschweren. Ich habe sogar festgestellt, daß Stundenhoroskop-AC und -MC (oder -DC und -IC) auch auf progressive Horoskopstän­ de einwirken können und diesen Nachdruck verleihen, insbesondere Stände der Primär- und Sekundärprogressionen (siehe im Kapitel X, “Konsultati­ onshoroskop”, Abb. 24, das Stundenhoroskop des Augenblicks, in dem die Frau anrief: Der IC stand auf demselben Grad wie ihr progressiver Aszen­ dent). Dies bedeutet, daß wir zwar mit Hilfe von Stundenhoroskopen korri­ gieren können, daß wir dabei jedoch ständig auf der Hut sein müssen. Das Korrigieren mit Hilfe eines Stundenhoroskops ist außerdem auch sehr zeit­ raubend. Es muß eine ausreichende Anzahl an Kontaktmomenten gegeben haben, bevor man sich für einen bestimmten, immer wiederkehrenden Grad entscheiden kann.

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4. DIE ATMOSPHÄRE DES ZEICHENS AM MC UND DER WECHSEL IN EIN ANDERES ZEICHEN Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, daß zu manchen Zeiten viel mehr Men­ schen auf der Straße zu sein scheinen als gewöhnlich? Und machen Sie auch oft die unangenehme Erfahrung, daß Sie furchtbar lange in der Post oder im Supermarkt anstehen müssen? Sehen Sie sich dann einmal die Stunden­ horoskope von solchen Augenblicken an. Ich möchte wetten, daß in diesen Momenten höchster allgemeiner Betriebsamkeit, in denen mehr Menschen als gewöhnlich unterwegs sind, der MC (und in geringerem Maße auch der AC) in ein anderes Zeichen eintreten. Der MC tut dies - grob gesagt - alle zwei Stunden. Der Übergang, der beim Zeichenwechsel stattfindet, erfolgt nicht allmäh­ lich, sondern im Gegenteil oft ziemlich abrupt, als ob sich eine scharfe Tren­ nungslinie zwischen den einzelnen Zeichen befände. Auch hierfür gibt es wieder zahllose Beispiele. Es lohnt sich übrigens, diesen Sachverhalt einmal selbst zu überprüfen. Während man intensiv mit einer Arbeit beschäftigt ist, bekommt man plötzlich Appetit auf irgend etwas und legt eine Pause ein. In vielen Fällen wechselt dann der MC sein Zeichen. Oder man hat plötzlich keine Lust mehr, das, womit man beschäftigt ist, fortzusetzen, und fängt mit etwas an­ derem an. Auch in solchen Fällen tritt der MC oft in ein anderes Zeichen ein. Das Zeichen am MC gibt sogar manchmal Aufschluß über den Charakter der Aktivität oder über die Bedeutung, die sie für uns hat. Aber darauf will ich später noch genauer eingehen. Wir gehen auf Reisen. Wir verstauen das Gepäck im Auto, erledigen noch verschiedene Kleinigkeiten, und wenn wir dann früher oder später als ge­ plant einsteigen, um loszufahren... ist oft Zeichen Wechsel. Oder man be­ schließt, ein Fest zu verlassen, gerät aber - ohne es zu wollen - noch in ein Gespräch, und wenn man dann endlich nach Hause geht, wechselt das Zei­ chen. Ebenso im Supermarkt oder im Postamt. Beim Zeichenwechsel kommen offenbar viele Leute auf die Idee, schnell einen Einkauf zu erledigen, was stets Warten zur Folge hat. Ich habe es mir inzwischen angewöhnt, vor mei­ nen Besorgungen erst nachzusehen, ob kein Zeichenwechsel erfolgen wird. Das erspart mir viel Warten. Eine Bekannte von mir erlebt jedoch regel­ mäßig folgendes: In ihrem Geburtshoroskop steht der Mond genau auf 0° ei­ nes Zeichens. Wenn sie beim Zeichenwechsel irgendwo ansteht, wird plötz­ lich eine zusätzliche Kasse oder ein zusätzlicher Schalter geöffnet, so daß sie doch schnell an die Reihe kommt. Kein Wunder: Ihr Mond zeigt an, daß 150

0° “ihre Zeit” ist. Das Entstehen von Aktivitäten können wir also vor allem dann beobachten, wenn der MC oder Aszendent Radixpunkte aktiviert oder in ein anderes Zeichen eintritt. Das Zeichen, das am MC steht, zeigt in vielen Fällen die Atmosphäre der kommenden zwei Stunden an. Ich merke sehr oft, daß Gesprächsthemen in Zusammenhang mit dem Zeichen am MC stehen. Es ist sehr amüsant, mit diesen Informationen im Hinterkopf Vorträgen auf astrologischen Kongres­ sen beizuwohnen. Ein Sprecher eröffnete z.B. einen Vortrag im Zeichen Stier. Es war ein ruhiger, gut aufgebauter, ab und zu etwas langweiliger Vor­ trag. Die Zuhörerschaft verhielt sich ausgesprochen ruhig. Als jedoch das Zeichen Zwillinge am MC stand, wurde es im Saal unruhig, es entstand mehr Geflüster und das geschäftige Wesen der Zwillinge war deutlich spür­ bar. Nachdem der Mann seinen Vortrag beendet hatte (übrigens kurz nach dem Zeichenwechsel), wurde er mit Fragen überhäuft, was ebenfalls cha­ rakteristisch für das Zwillingszeichen ist. Ein anderer Astrologe begann seinen Vortrag mit dem Zeichen Waage am MC. Das Thema betraf die Ethik der Astrologie, ein passendes Thema für dieses Zeichen. Nach einiger Zeit sah er sich im Saal um und sagte: “Dies ist übrigens ein geeigneter Augenblick, um Ihnen die vorläufigen Resultate meiner Untersuchungen über den Tod im Horoskop mitzuteilen!” In diesem Moment war das MC gerade in das Zeichen Skorpion eingetreten. Der Astrologe wußte selbst nicht, daß er ausgerechnet in diesem Augenblick auf 0° Skorpion stand. Trotzdem hatte er zweifellos einen äußerst treffenden Zeitpunkt für seine Ankündigung “gewählt”. Die Atmosphäre des Zeichens am MC können wir auch auf unser persön­ liches Horoskop beziehen. Es hat sich nämlich herausgestellt, daß wir bei wichtigen Unternehmungen, bei denen das MC in einem Zeichen steht, das nicht zu unserem Geburtshoroskop oder zu unserem Charakter paßt, mehr Unannehmlichkeiten und Schwierigkeiten bekommen, als wir zuvor erwar­ ten konnten. Deshalb sollten wir versuchen, eine wichtige Besprechung auf einen Zeitpunkt zu legen, in dem ein Zeichen am MC steht, das gut zu un­ serem Geburtshoroskop paßt. Im Zusammenhang mit der Erscheinung des Zeichenwechsels möchte ich noch folgendes bemerken: die letzten Grade eines Zeichens scheinen in Hin­ sicht auf unsere Aktivitäten oft mit einem Energieverlust einherzugehen, mit verringertem Konzentrationsvermögen usw. Etwas Neues liegt in der Luft (das neue Zeichen nämlich), aber es ist noch nicht da. Die letzten Grade sind daher Grade, in denen Pläne manchmal verhindert werden, Dinge nicht zu Ende geführt werden und ähnliches. So gesehen ist es nicht verwunderlich, daß die letzten Grade eines Zeichens am Aszendenten eine Deutungsein­ 151

schränkung beinhalten. Meine Praxiserfahrungen bestätigen dies. Die Din­ ge geschehen aber trotzdem, wenn sie in Beziehung zum Geburtshoroskop stehen; und diese Ausnahme gilt - wie wir schon gesehen haben - auch für die Regel der Deutungseinschränkung.

5. DER ZUSAMMENHANG DER STUNDENHOROSKOPE UNTEREINANDER Ich habe des öfteren feststellen können, daß die Stundenhoroskope von ver­ schiedenen Ereignissen ineinander “übergehen” und daß ein Zusammen­ hang zwischen ihnen und auch zu den Horoskopen derjenigen, die am Ge­ schehen beteiligt sind, besteht. Folgendes Beispiel veranschaulicht diesen Sachverhalt. Eines Abends rief mich ein Organisator eines alljährlich wiederkehrenden Kongresses an und bat mich, einen Vortrag zu halten. Das MC war gerade in Wassermann eingetreten, kein unpassendes Zeichen also. Später stellte sich heraus, daß der Merkur des Organisators ebenfalls in dieser Position stand. Ich versprach, den Vortrag zu halten. Monatelang hörte ich nichts mehr von der Sache, bis die Sonne in das Zeichen Wassermann eintrat, also die Posi­ tion des MC des Stundenhoroskops einnahm. Da rief der Organisator wie­ der an. Das MC zeigte damals 17° Widder an. An dem Tag, an dem ich den Vortrag hielt, stand die Sonne auf 17° Widder. Kurzum, ein Stundenhoro­ skop scheint oft in merkwürdiger Weise mit einem anderen verwoben zu sein. Mir ist außerdem aufgefallen, daß Progressionen und Transite in Stunden­ horoskopen oft parallel zu den Radix-Progressionen und -Transiten verlau­ fen. So hatten wir eines Tages einen Unfall; unser Auto wurde gerammt, und ein ziemlich großer Blechschaden entstand. Sowohl in meinem Horoskop wie auch in dem meines Mannes konnte ich Hinweise finden, die auf einen Unfall hindeuteten, unter anderem Konflikte im dritten Haus (der Unfall er­ eignete sich auch in der Nähe unseres Wohnortes). Als ich jedoch das Stun­ denhoroskop für den Ankauf des Autos hervorholte und seine sekundären Progressionen berechnete, fand ich zu meiner Verwunderung ein genaues Quadrat zwischen Mond und Pluto zur Zeit des Unfalls, ein sehr treffender Aspekt, der parallel zu unseren eigenen Progressionen verlief. Der Unfall geschah, als das Stundenhoroskop-MC in Konjunktion zu meinem RadixMerkur stand (meinem Herrscher von III, der Verkehr und kleinere Ausflü­ ge im eigenen Wohnort betrifft!). Der Aszendent des Stundenhoroskops für den Unfall spielte ebenfalls eine wichtige Rolle. Als nämlich die Sonne ex­ 152

akt in Konjunktion zu diesem Aszendenten stand, waren die Folgen des Un­ falls behoben: das Auto war repariert, die Verhandlungen mit der Versiche­ rung waren erledigt. Am Tag des Sonnentransits erhielten wir den letzten Brief von der Versicherung, der die Sache abschloß. Als ich später unser Hochzeitshoroskop untersuchte (der Augenblick, in dem das Ja-Wort gegeben wird), war auch darin die Warnung vor einem Un­ fall enthalten. Alle möglichen Ereignisse, wichtige und unwichtige, schei­ nen durch einen unsichtbaren roten Faden untereinander und mit der Person verbunden zu sein, die an den Geschehnissen beteiligt ist. Die Stunden­ astrologie kann uns Einblick in den Verlauf dieses roten Fadens verschaffen.

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X Das Konsultationshoroskop 1. WAS IST EIN KONSULTATIONSHOROSKOP? Ein Stundenhoroskop, das uns eine große Hilfe beim Deuten von Progres­ sionen von Familienmitgliedern, Freunden, Bekannten und Klienten sein kann, ist das sogenannte Konsultationshoroskop. Dies ist ein Horoskop von dem Augenblick, in dem derjenige, um den es geht, zur Horoskopdeutung zu uns kommt. Mal für Mal hat sich mir auf überzeugende Weise gezeigt, daß die Situation dieser Person treffend durch ein solches Stundenhoroskop wiedergegeben wird. Ein paar Jahre habe ich mit folgendem Verfahren experimentiert: wenn mich ein Klient anrief, um einen Termin mit mir zu vereinbaren, schrieb ich Datum und Zeitpunkt dieses Gesprächs neben die Geburtsangaben des Kli­ enten, um ein Stundenhoroskop davon zu erstellen. Ich erstellte außerdem auch noch ein Stundenhoroskop von der verabredeten Zeit, weiterhin ein Horoskop vom tatsächlichen Augenblick seiner Ankunft und eines vom Au­ genblick, in dem wir mit der Deutung begannen. Insgesamt sind das vier Stundenhoroskope. Die meisten Leute kommen nicht pünktlich. Der eine ist zehn Minuten zu früh, der andere sieben Minuten zu spät. Der eine irrt sich in der Zeit, der andere verpaßt den Bus oder die Straßenbahn oder gerät in einen Stau; kur­ zum, es sind starke Abweichungen vom verabredeten Zeitpunkt möglich. (Glücklicherweise kommen die meisten Menschen nicht mehr als zehn Mi­ nuten zu früh oder zu spät.) Es kommt oft vor, daß ich mich nach der An­ kunft des Klienten noch kurz mit ihm bei einer Tasse Tee unterhalte und da­ nach erst anfange: wieder ein neues Horoskop. Ich habe mich gefragt, wel­ che der vier Möglichkeiten die treffendsten Informationen über die Situation des Ratsuchenden liefert und welches Stundenhoroskop am brauchbarsten ist. Ich kam zu folgendem Ergebnis: a. Der Augenblick, in dem die Leute anrufen, steht oft im Zusammenhang mit ihrem Geburtshoroskop (siehe Kapitel VI). Vor allem die Aspekte des Stundenhoroskop-AC, des -MC, der -Sonne und des -Mondes zum Radix­ horoskop werfen oft ein Licht auf die Motive des Telefonanrufs. Oft gab das 155

Radixhaus, in dem der Mond des Stundenhoroskops stand, das Gesprächs­ thema an. b. Der Zeitpunkt, den wir vereinbart hatten, gab des öfteren ausgezeichnete Informationen über den Verlauf der Entwicklungen, in denen sich der Klient befand, besonders aber in den Fällen, in denen der Klient auch den verein­ barten Termin in etwa einhielt. c. Das Stundenhoroskop des Augenblicks, in dem wir tatsächlich mit der Deutung anfingen, zeigte zwar oft Berührungspunkte mit dem Geburtshoro­ skop auf, hatte ansonsten aber keine besondere Bedeutung . d. Wenn die vereinbarte Zeit und der tatsächliche Zeitpunkt der Ankunft stark differierten, lieferte das Horoskop der tatsächlichen Ankunftszeit die besten Resultate. Dann waren die anderen Horoskope sogar überflüssig. Wenn ich im folgenden also vom “Konsultationshoroskop” rede, meine ich das Horoskop von dem Augenblick, in dem der Ratsuchende ankommt. Ein Problem kann auftauchen, wenn zwei Menschen gleichzeitig zu einer Horoskopdeutung erscheinen und beide gemeinsam an der Sitzung teilneh­ men wollen; dies kommt allerdings nur selten vor. Nach meinen Beobach­ tungen gilt das Ankunfts-Horoskop dann nur für denjenigen, der zuerst an der Reihe ist. Der Augenblick, in dem wir unsere erste Sitzung beendet ha­ ben und mit der zweiten beginnen, wird dann zum Zeitpunkt des Konsulta­ tionshoroskops für die zweite Person; allerdings nur dann, wenn die Betref­ fenden selbst entscheiden, wer der erste und wer der zweite ist. Die Regeln für das Konsultationshoroskop unterscheiden sich nicht von de­ nen des gewöhnlichen Stundenhoroskops. Alles, was im Vorangegangenen besprochen wurde, ist auch auf das Konsultationshoroskop anwendbar. Ein paar Dinge sind jedoch wichtig genug, um gesondert behandelt zu werden, nämlich: a) Planeten im ersten Haus: Diese geben Umstände an, die schnell in den Vordergrund treten oder sich entwickeln werden. Betrachten Sie diese Pla­ neten auch in ihrer Funktion als Herrscher der Häuser mit den Aspekten, die sie bilden werden. b) Das Haus, in dem der Mond steht: Dies ist immer ein Haus, in dessen Be­ reich sich alle möglichen Entwicklungen vollziehen, und meistens finden in diesem Lebensbereich einige Veränderungen statt; z.B. Mond in IV: Umzug 156

oder Renovierung oder Veränderungen in der Familienstruktur und ähnli­ ches. c) Das Haus, in dem der Herrscher von / steht: Dieses Haus sollte beson­ ders beachtet werden. In vielen Fällen beschäftigt sich der Fragesteller schon mit Themen, die damit in Zusammenhang stehen. d) Das Haus, in dem Merkur steht: Der Bereich dieses Hauses kann eventu­ ell in der Gedankenwelt des Fragestellers eine wichtige Rolle spielen. Eben­ so kann das Haus, in dem Saturn steht, den Bereich darstellen, in dem er sich Sorgen macht oder mit Problemen konfrontiert wird oder sich vor solchen fürchtet. e) Der Aszendent des Konsultationshoroskops: Dieser fällt in ein bestimm­ tes Haus des Geburtshoroskops und verleiht diesem Haus meist besonderes Gewicht. Auch die Aspekte des MC und des AC des Konsultationshoroskops zu Radixplaneten und -punkten können wertvolle Hinweise darstellen. So­ gar dazwischenliegende Spitzen des Stundenhoroskops, die in Konjunktion zu Radixplaneten oder -punkten stehen, können manchmal Informationen liefern. Ich habe auch sehr oft festgestellt, daß Informationen, die den persönlichen Progressionen und Transiten entnommen wurden, in die gleiche Richtung weisen wie das Konsultationshoroskop. Als Progressionen verwende ich so­ wohl die Primär-Progressionen wie auch die Sekundär-Progressionen und natürlich die Transite. So sah ich einmal in den Progressionen einer meiner Klientinnen in einem bestimmten Jahr harmonische Primär-Progressionen des Herrschers von VII und der Venus, was auf eine Beziehung oder eine Heirat hinweisen konnte. Aber dem Stundenhoroskop von dem Augenblick, in dem diese Frau zur Konsultation kommen sollte, ließ sich nichts über ei­ ne mögliche Beziehung oder Heirat entnehmen. Als ich Vorbereitungen für die Besprechung traf, verstand ich dies überhaupt nicht, da mir so etwas noch nie zuvor begegnet war. Erst am Tag der Besprechung wurde mir der Grund dafür klar: Die Besprechung fand nicht statt, da die Klientin plötzlich krank geworden war, wodurch das Stundenhoroskop ungültig wurde. Im neuen Konsultationshoroskop waren Hinweise auf eine Beziehung zu fin­ den, und dies hat sich einige Zeit später auch bewahrheitet.

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2. DAS KONSULTATIONSHOROSKOP UND DIE PERSÖNLICHEN PROGRESSIONEN Mit folgendem ausführlichen Beispiel möchte ich illustrieren, wie bestimm­ te Stundenhoroskope mit dem persönlichen Horoskop Zusammenhängen und welche Rolle das Konsultationshoroskop dabei spielen kann. Die Frau, um die es in diesem Beispiel geht (siehe Geburtshoroskopabbil­ dung 21), kennt sich selbst in der Astrologie aus, sie wollte jedoch gerne mit mir einmal über ihr Horoskop und ihre Progressionen sprechen. Sie erzähl­ te mir, daß sie in ihrem Leben keine Richtung finden könne, sehr auf der Su­ che sei und sich eigentlich in einer Art Vakuum befände. Sie studierte Eng­ lisch und mußte nur noch zwei (allerdings umfangreiche) Prüfungen ablegen, um einen Doktortitel zu erlangen. Sie hatte ihr Examen als Dolmetscherin und Übersetzerin bereits abgelegt. Aber Dolmetscherin woll­ te sie nicht werden, die Arbeit als Übersetzerin war ihr zu einsam und zu langweilig, und ihr fehlte auch die notwendige Motivation, um ihr Studium zu beenden. Sie hatte schon eine ganze Weile nichts mehr dafür getan. In der Zwischenzeit hatte sie durch ein Zeitarbeitvermittlungsbüro Arbeit als Se­ kretärin gefunden, aber diese wollte sie auch nur kurzzeitig verrichten.

Abbildung 21 158

Außerdem mußte sie sich mit Beziehungsproblemen auseinandersetzen und konnte ihre Gefühle nur schwer äußern. “Was soll ich nur tun?” fragte sie mich. “Ich bin es satt, immer so orientierungslos vor mich hinzuarbeiten, und ich ruiniere all meine Beziehungen. Ich habe immer wieder das Gefühl, in einem Loch zu sitzen, aus dem ich nicht herauskommen kann.” Kurz bevor sie mich anrief, hatte sie eine Therapie bei einem Psychologen angefangen, der nach der Gestaltmethode arbeitete. Sie wollte unter allen Umständen ihre Situation ändern. Schauen wir uns einmal den Augenblick an, in dem sie mich anrief (Stun­ denhoroskopabbildung 22). Der Aszendent steht im Krebs, und zwar in ei­ nem Grad, der unter die Deutungseinschränkung fällt. Dieser Aszendenten­ grad bildet jedoch ein exaktes Quadrat zur Radix-Venus der Fragestellerin und ein Trigon zu ihrem Radix-Neptun. Dies hebt die Deutungseinschrän­ kung wieder auf.

Abbildung 22 Venus hat in jeder Hinsicht mit dem Ausdruck unserer Gefühle und mit Lie­ besbeziehungen zu tun. Von ihren Problemen in dieser Richtung erzählte mir die Fragestellerin schon beim ersten Telefongespräch, und sie zeigen sich 159

astrologisch in Form des Quadrats zwischen Stundenhoroskop-Aszendent und Radix-Venus. Der Stundenhoroskop-Aszendent bildet auch ein Trigon zu ihrem RadixNeptun. Neptun ist der Herrscher ihres neunten Hauses, des Hauses, das mit dem Studium in Verbindung steht. Auch dieser Faktor wurde im Telefonge­ spräch deutlich. Der Aspekt ist auch hier sehr exakt, mit einem Orbis von weniger als einem Grad. Der Mond im Stundenhoroskop vom Augenblick des Telefonanrufs (Ab­ bildung 22) fällt eben noch in das zwölfte Haus ihres Geburtshoroskops (Abbildung 21), und der Aszendent dieses Stundenhoroskops fällt in ihr elftes Haus. Als sie über ihre Beziehungen redete, meinte sie nicht nur ihre Liebesbeziehung, sondern auch ihre Freundschaften. Dies paßt zu dem Stundenhoroskop-Aszendenten in ihrem elften Radixhaus. Aber der Mond in ihrem zwölften Haus war noch schlimmer. Der Stundenhoroskop-Mond im Radixhoroskop gibt oft einen sehr wichtigen Hinweis, und in diesem Fal­ le betonte er die Rolle ihres zwölften Hauses. Dieses Haus schien auch in ihrem Geburtshoroskop sehr wichtig zu sein. Um das zu verstehen, wollen wir zunächst einen kleinen Abstecher zum Geburtshoroskop der Frau ma­ chen (Horoskopabbildung 21). Dort steht Uranus im zwölften Haus, und der Mond ist Herrscher dieses Hauses. (Krebs steht an der Spitze des zwölften Hauses.) Ich habe immer wieder beobachten können, daß das, was ein Kind in der letzten Phase der Schwangerschaft und in der Säuglingszeit erlebt, im zwölften Haus und in der Position des Herrschers von XII gespiegelt wird. Uranus in XII gibt an, daß Spannungen entstanden sind, entweder zwischen den Eltern untereinan­ der oder zwischen den Eltern und Dritten, oder daß ein Elternteil sehr ange­ spannt war. In jedem Fall bedeutet dies Unruhe für das Kind und manchmal auch Angst. Der Herrscher des zwölften Hauses steht im siebten Haus die­ ser Frau, und zwar in Konjunktion zu ihrer Radix-Sonne. Herrscher von XII in Konjunktion zur Sonne habe ich sehr oft beobachten können, und zwar in Horoskopen von Kindern, deren Vater in der Säuglingszeit keine wichtige Rolle gespielt hat, weil er z.B. immer unterwegs war (ein viel reisender Ge­ schäftsmann oder Seefahrer) und sein Kind selten gesehen hat. Oder weil der Vater gestorben war oder infolge eines Unfalls oder ähnlichem längere Zeit abwesend war. Oder es handelte sich um einen Vater, der zwar physisch anwesend war, aber seine ganze Zeit in seinem Arbeitszimmer verbrachte, psychisch unerreichbar war oder ständig betrunken. Oder die Mutter hatte innerlich viele Probleme mit dem Vater. Wie dem auch sei, Herrscher von XII in Konjunktion zur Sonne zeigt in überdurchschnittlich vielen Fällen an, daß das Kind in der Säuglingszeit kein Vaterbild aufbauen konnte. Und die 160

Säuglingszeit ist wichtiger als wir denken mögen, ln dieser Zeit werden die meisten Verbindungen zwischen den Gehirnzellen hergestellt, die dann eine Matrix für unser späteres Leben bilden. Wenn in dieser Zeit etwas schief­ läuft, kann das schwerwiegende Folgen für unser weiteres Verhalten und Gefühlsleben haben. Bei dieser Frau schien sich der Herrscher von XII in Konjunktion zur Sonne auf eine solche Weise ausgewirkt zu haben; ihr Va­ ter war ein Alkoholiker gewesen, der erst nach ihrem dritten Lebensjahr wie­ der ansprechbar war. Die Sonne im Horoskop dieser Frau ist für das Bild von Bedeutung, das sie sich von ihrem Lebenspartner aufbaut und für die Erwartungen, die sie an ihn stellt. Ich habe sehr oft bestätigt gefunden, daß Frauen mit dem Herr­ scher von XII in Konjunktion zur Sonne mit diesen Dingen Schwierigkeiten haben. Entweder wußten sie sich keinen Rat in der Beziehung oder sie wuß­ ten nicht, was sie am anderen nun eigentlich genau anziehend fanden, oder es gab andere Probleme, die mit ihrem unvollständigen, manchmal chaoti­ schen Bild von Erwartungen an andere zusammenhingen. Die heutigen aktuellen Probleme der Frau in bezug auf ihren Partner ste­ hen zweifellos mit dieser frühen Kindheitssituation in Zusammenhang. Dafür ist nicht nur die Sonne in Konjunktion zum Herrscher von XII ver­ antwortlich. Der Herrscher von XII steht darüber hinaus auch noch in ihrem siebten Haus, was darauf hinweist, daß sie sich im Grunde eine ideale Ehe wünscht, in der sie sich für ihren Partner aufopfern kann. Tatsächlich beob­ achte ich aber bei dieser Position oft, daß die Erwartungen zu hochge­ schraubt sind, der Partner oft zu sehr idealisiert wird, auf einen Sockel ge­ setzt und mit einem Heiligenschein umgeben wird, was einer wirklichen persönlichen Beziehung nur im Wege steht, weil der andere nicht gesehen und angenommen wird, wie er wirklich ist, sondern so wie er - in ein gött­ liches Kleid gehüllt - sein soll. Früher oder später führt dies zu Enttäu­ schungen, wenn sich zeigt, daß der Partner auch nur ein Mensch ist. Und wenn er dann von seinem Sockel fällt, meint jemand mit Herrscher von XII im siebten Haus, daß dieser Partner entweder überhaupt nicht zu ihm paßt oder sich sehr verändert hat. Natürlich entspricht dies in den meisten Fällen nicht der Realität, denn lediglich die Projektionen der betreffenden Person haben sich verändert. Wie dem auch sei, es können sehr idealistische und spirituelle Beziehungen mit dem Herrscher von XII im siebten Haus entste­ hen, aber in vielen Fällen wird doch das chaotische Element als Folge der übermäßigen Idealisierung in den Vordergrund treten. Auch in unserem Bei­ spiel sehen wir eine Situation, in der das geformte Bild in bezug auf den Le­ benspartner und die Ehe eine Rolle spielen. Deshalb müssen wir vor allem auf das zwölfte Haus des Konsultationshoroskops sowie der anderen Stun­ 161

denhoroskope und ihrer Progressionen achten, um zu sehen, was in ihren Bereichen geschieht. Dort liegt der Schlüssel. Der Mond des Stundenhoro­ skops vom Zeitpunkt des Telefonanrufs (Abbildung 22) im Radixhaus XII der Fragestellerin ist ein ziemlich eindeutiger Hinweis darauf, daß wir die­ sem Haus besondere Aufmerksamkeit widmen müssen. Im Stundenhoroskop vom Zeitpunkt des Telefongesprächs steht Merkur im Steinbock, und auf das Geburtshoroskop der Frau übertragen fällt dieser Planet in ihr sechstes Haus. Oft zeigt Merkur auch ein wichtiges Thema in­ nerhalb eines Gesprächs an, und daß ihre Arbeit das zentrale Thema unserer Deutung werden sollte, zeigte schon das Telefongespräch. Wir finden also in der Beziehung dieses Stundenhoroskops zum Geburtshoroskop schon meh­ rere treffende Hinweise. Folgende Konstellationen besitzen besondere Be­ deutung: - der Stundenhoroskop-Aszendent, der mit einem Grad Orbis ein Trigon zum Radixherrscher von IX und ein Quadrat zu der Radix-Venus bildet; - der Stundenhoroskop-Mond im Radixhaus XII; - der Stundenhoroskop-Aszendent im Radixhaus XI; - Der Stundenhoroskop-Merkur im Radixhaus VI. Darüber hinaus gab es noch einen weiteren auffälligen Berührungspunkt. Ihr progressiver Aszendent war auf 24° Löwe angekommen, einem Grad, den wir an der Spitze des vierten Hauses, dem IC des Stundenhoroskops, wie­ derfinden (Stundenhoroskopabbildung 24). Die Klientin erschien pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt (siehe Stun­ denhoroskopabbildung 23), von dem ich das Konsultationshoroskop erstell­ te. Im Außenkreis dieses Horoskops sind die Positionen der Hausspitzen eingetragen, die ich dem Horoskop des Deutungsbeginns entnommen habe. Wir hatten uns vor Beginn der Sitzung noch kurz unterhalten, da wir uns schon seit Jahren kannten. Das Horoskop vom genauen Zeitpunkt des Sitzungsbeginns wies wieder einige Berührungspunkte mit dem Geburtshoroskop der Fragestellerin auf: - der Stundenhoroskop-Aszendent bildete ein Trigon zu ihrer Radix-Sonne innerhalb 1° Orbis; - die Stundenhoroskopspitze VI befand sich in Konjunktion zu ihrem Ra­ dix-Neptun; - der Stundenhoroskop-MC bildete eine Konjunktion zu ihrem Radix-Nep­ tun; - der Stundenhoroskop-MC bildete ein exaktes Sextil zu ihrem Radix-MC; 162

- ihr sekundärer Mond nahm in ihrem Radix genau die gleiche Position wie das MC des Stundenhoroskops vom Deutungsbeginn ein; - der Drachenkopf war an die Stelle getreten, an der der Aszendent des Stundenhoroskops vom Telefonanruf stand und bildete von daher die glei­ chen Aspekte wie dessen Aszendent: Trigon Radix-Neptun und Quadrat Radix-Venus. Dies verlieh wiederum diesen Planeten, die in direktem Be­ zug zu der Frage standen, besonderes Gewicht. Daß der Drachenkopf in den Vordergrund trat, erstaunte mich nicht. Wichti­ ge Beziehungen und auch unsere innere Bestimmung gehören immerhin zum Bereich des Drachenkopfes, und dies war ja auch die Kernproblematik dieser Frau.

Abbildung 23

Wir wollen zuerst einmal einige Fragen, die sich in diesem Zusammenhang stellen, genauer betrachten. Die Fragestellerin hatte schon am Telefon ge­ sagt, daß sie eine Gruppentherapie angefangen habe. Während unseres Ge­ sprächs stellte sich allerdings heraus, daß ihr die Therapie nicht sehr zusag163

te. Sie fühlte keinen Kontakt zum Therapeuten, der sich ihr gegenüber auf Distanz hielt. Auch hatte sie das Gefühl, daß er ihre Probleme nicht richtig verstehe und seine Arbeit hauptsächlich Routine und Technik sei, dem nur sehr wenig eigene Substanz gegenüberstünde. Dies empfand sie als einen großen Mangel. Außerdem wollte der Therapeut ihr nicht erklären, wie und warum er bestimmte Dinge tat. Da aber ihre Sonne und ihr Mond in Was­ sermann stehen, ist für sie das Gespräch mit Menschen auf gleichberechtig­ ter Basis, auf der Grundlage von Verständnis und der intellektuellen Klärung eine Grundvoraussetzung dafür, daß sich ein Kontakt weiterentwickeln kann. Sie sagte auch, sie sei bereit, sich emotional gehen zu lassen und auf die Therapie einzugehen, wenn sie nur das “Warum” wüßte. Da der Thera­ peut ihr jedoch nichts erklären wollte, verschloß sie sich und fühlte sich da­ durch nur um so stärker frustriert. Vorherrschend war für sie das Gefühl, auf diese Weise die Therapie nicht fortsetzen zu können. Im Stundenhoroskop des Telefonanrufs (Horoskopabbildung 22) finden wir den Mond als Signifikator für diese Frau (der Aszendent ist Krebs). Sa­ turn wird zum Signifikator für ihren Psychiater, da Steinbock an der Spitze VIII steht. Wir sehen, daß der nächstfolgende Aspekt des Mondes ein Qua­ drat zu Saturn ist, dies ist ein Hinweis auf den wachsenden Konflikt zwi­ schen ihr und dem Therapeuten. Im Stundenhoroskop des Augenblicks, in dem sie zu mir kam (Horo­ skopabbildung 23), ist Merkur ihr Signifikator und der Mond ihr Co-Signifikator. Merkur hat in diesem Stundenhoroskop ein Trigon zu Saturn gebil­ det, der auch hier wieder Signifikator für den Therapeuten ist, da auch in diesem Horoskop Steinbock an Spitze VIII steht. Das Trigon ist schon exakt gewesen, was darauf hinweist, daß der Kontakt in der Vergangenheit ent­ standen ist. Aber Saturn ist rückläufig, und beinhaltet, daß der Therapeut wenig für diese Frau tun kann. Wie wir im Abschnitt über rückläufige Pla­ neten schon gesehen haben, kann derjenige, der durch einen rückläufigen Planeten repräsentiert wird, wenig oder nichts ausrichten, zieht sich zurück, sieht von Ansprüchen wieder ab, hält Information zurück oder sieht die Din­ ge nicht so, wie sie wirklich sind. Wie gut der Therapeut auch sein mochte, in ihrem speziellen Fall konnte er wenig ausrichten. So gibt auch dieses Stundenhoroskop einen negativen Hinweis hinsichtlich der Therapie. Ein solcher Hinweis taucht auch im Horoskop vom Augenblick des Deutungs­ beginns auf. Die Frau beschäftigte sich selbst mit Astrologie. Sie hatte ein Stunden­ horoskop von dem Augenblick angefertigt, in dem sie und der Therapeut sich zum ersten Mal zu einem einleitenden Gespräch getroffen hatten (Horo­ skopabbildung 24). Wir haben hier ein Ereignishoroskop vorliegen, kein 164

Fragehoroskop. Deshalb müssen wir zunächst einmal feststellen, welche Partei die Initiative ergriffen hat, da diese dem ersten Haus zugeordnet wird. Die Klientin hatte selbst die Initiative ergriffen, mit der Therapie zu begin­ nen, und fällt deshalb in den Bereich des ersten Hauses. Auf den ersten Blick können wir sehen, daß dieses Stundenhoroskop durch die Stellung des Aszendenten in den ersten drei Graden eines Zei­ chens unter die Regel der Deutungseinschränkung fällt. “Es ist noch zu früh”, besagt der Aszendent in diesen ersten Graden. Innerhalb eines Orbis von einem Grad bildet der Aszendent jedoch einen Aspekt zu ihrem Ge­ burtshoroskop, und zwar eine Opposition zu Saturn, was auf Schwierigkei­ ten hindeuten kann. Deshalb sollten wir bei der Deutung des Stundenhoro­ skops vorsichtig sein. Der Psychologe fällt in den Bereich des achten Hauses, Schütze steht an Spitze VIII, also ist Jupiter der Signifikator für den Therapeuten. Neptun steht in VIII und wird damit Co-Signifikator für den Therapeuten.

Abbildung 24

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Wir sehen, daß Merkur auf 2“21 Wassermann steht und ein Sextil zu Jupiter auf 2°03 Schütze bildet, ein Sextil, das erst kürzlich exakt gewesen ist. Dies ist ein Hinweis auf das vorangegangene Telefongespräch, durch welches das erste Gespräch zustande kam. Dieser positive Aspekt, der auf einen guten Kontakt hindeutet, liegt in der Vergangenheit. Auch das Sextil zwischen Mond und Jupiter gehört der Vergangenheit an. Außerdem enthält das Stun­ denhoroskop noch einige Schwierigkeiten. Mars ist in diesem Horoskop unaspektiert, wenn wir den gewöhnlichen Orbis von 6° für die Hauptaspekte (und 4° für Sextile) berücksichtigen. Dies läßt auf verschwendete Energie oder auf Richtungslosigkeit in der therapeutischen Behandlung oder der­ gleichen schließen. Ein unaspektierter Planet manifestiert sich das eine Mal sehr stark und ein anderes Mal sehr schwach. Er trägt die Tendenz in sich, sich bezüglich seiner Wirkung “aufzublähen”. Damit ist in diesem Stunden­ horoskop die Gefahr signalisiert, daß es zu Streitigkeiten und Meinungsver­ schiedenheiten kommen kann und daß beide Parteien ihre Energie falsch einsetzen. Außerdem ist Mars Herrscher von Haus XII, ein für die Fra­ gestellerin wichtiges Haus. Der unaspektierte Herrscher von XII kann anzeigen, daß die Therapie keinen Einblick in diese Facetten ihrer Psyche gibt. Möglicherweise ist dies also nicht die geeignete Therapieform für sie. Ein weiterer Gesichtspunkt ist, daß ihr Signifikator Merkur kurz darauf rückläufig wird. Dies ist zweifellos ein Hinweis darauf, daß sie sich alles noch einmal überlegen wird, es in einem anderen Licht sehen wird. Meist zieht sich die rückläufige Partei zurück. Aber Merkur bewegt sich während seiner Rückläufigkeit auch wieder in Richtung des Signifikators für den Therapeuten, nämlich Jupiter. Offensichtlich besteht doch noch die Mög­ lichkeit zu einem positiven Kontakt, obwohl die Frau sich dann in einer Si­ tuation befände, über die sie keine Kontrolle mehr hätte - denn die hat ein rückläufiger Signifikator nicht. Ihre Unzufriedenheit über den Verlauf der Angelegenheit zeigte die Fragestellerin deutlich in unserem Gespräch. Eine Woche später unterbreitete sie dem Therapeuten während einer Gruppensit­ zung ihre ganze Situation, um darzulegen, daß sie so nicht weitermachen könne und aufhören wolle. Und nun geschah etwas, was sie überhaupt nicht erwartet hatte: der Therapeut behandelte sie plötzlich so, wie sie es sich zu­ vor immer gewünscht hatte. Er erklärte ihr die gesamte Situation, worauf sie völlig in Verwirrung geriet. Genau dies zeigt das zu diesem Zeitpunkt wie­ der exakt werdende Sextil zwischen den beiden Signifikatoren an. Diese Wandlung genügte ihr aber nicht, und so verabschiedete sie sich noch in der­ selben Sitzung von ihrem Therapeuten: die rückläufige Partei zog sich zurück.

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Schauen wir uns noch einmal die Aspekte an, die der Mond bildet, bevor er sein Zeichen verläßt: Sextil Uranus, Quadrat Sonne, Trigon Mars, Gegen­ parallele Pluto, Sextil Neptun und Konjunktion Pluto. Der letzte Haupta­ spekt des Mondes ist immer wichtig. Steht Mars in Konjunktion mit Pluto, so haben wir es wiederum mit Spannungen zu tun. Die Konfrontation ist nicht ausgeblieben, und auch dies deutete auf Probleme in der Therapie hin. Zu der Zeit, in der diese Konflikte im Zusammenhang mit ihrer Therapie eine Rolle spielten, stand in ihrem Geburtshoroskop Pluto in Transit auf 29° Waage und war stationär. Dies verstärkt seine Wirkung und unterstreicht sei­ ne Bedeutung. Der Transit bildete ein exaktes Quadrat zu ihrem Radix-Ura­ nus, der in ihrem Horoskop Herrscher von VIII ist. Pluto, der Planet der Konflikte, Machtkämpfe und Umwälzungen spiegelte hier deutlich das Spannungsfeld zwischen ihr und dem Therapeuten wider. Wir haben nun gesehen, daß sowohl ihr eigenes Horoskop wie auch die Stundenhoroskope der Telefonanrufe, ihrer Ankunft, des Deutungsbeginns und des ersten Gesprächs mit dem Therapeuten jedesmal um das gleiche Thema kreisen, nämlich: die Schwierigkeiten mit dem Therapeuten! All die­ se oberflächlich unzusammenhängenden Augenblicke stehen eindeutig in Verbindung miteinander. Es scheint sogar, daß die Dinge nur in den zu ih­ nen passenden Augenblicken, im “geeigneten” Moment geschehen. Ein anderer wichtiger Gesichtspunkt war ihr Studium. In ihren Primärund Sekundärprogressionen waren verschiedene Hinweise enthalten, daß ei­ ne Fortsetzung des Studiums sinnvoll wäre, obgleich Saturn im Transit dies behinderte, indem er über ihrem Radix-Neptun hin und her lief, ihrem Herr­ scher von IX und somit Herrscher des Hauses für den Bereich der höheren Berufsausbildung. Im Konsultationshoroskop (Horoskopabbildung 23) kön­ nen wir sehen, daß das neunte Haus auch in das Zeichen Steinbock fällt und daß Saturn hier also nicht nur den Therapeuten repräsentiert, sondern auch ihr Studium. Aber so schwierig wie die Situation mit ihrem Therapeuten auf Grund des rückläufigen Saturn auch sein mag, um so positiver ist die Situa­ tion für ihr Studium. Ein rückläufiger Planet ist ja ein wahrer Segen, wenn man an eine alte Situation wieder anknüpft, und das heißt in diesem Fall: die Wiederaufnahme des Studiums. Merkur, der Signifikator für die Fragestel­ lerin, wird noch eine Parallele zu Saturn bilden, ein positives Zeichen, das sich aber auf Grund der Bedeutung des rückläufigen Saturn auf den Kontakt mit ihrem Therapeuten nicht positiv auswirken kann. Für die Wiederaufnah­ me des Studiums ist dies hingegen ein ausgezeichnetes Vorzeichen! Auch im Stundenhoroskop des Telefonanrufs können wir sehen, daß der Mond nach einem Quadrat zu Saturn in folgender Reihenfolge Aspekte bil­ det: Gegenparallele Uranus, Trigon Jupiter, Gegenparallele Merkur, Gegen­ 167

parallele Sonne, Trigon Neptun und Sextil Pluto. In diesem Stundenhoro­ skop ist Uranus Herrscher von IX und von daher Signifikator für das Studi­ um. Wir sehen eine positive zukünftige Verbindung zwischen dem Mond als Signifikator für die Frau und Uranus als Signifikator für ihr Studium, zuerst durch die Gegenparallele (auch wenn dieser Aspekt nicht alle Zweifel aus dem Weg räumen kann), und kurze Zeit später durch das Trigon. In dieser Reihenfolge scheint es, daß zuerst die Schwierigkeiten mit dem Therapeu­ ten bewältigt sein müssen (das Quadrat zu Saturn), und nach einem zögern­ den Neuanfang wird sie eine wichtige Entscheidung in bezug auf ihre Arbeit treffen, da der Mond sich auf ein Trigon zu Jupiter hinbewegt und Jupiter der Nebenherrscher von VI ist. Dann kann das Studium mit Erfolg wieder­ aufgenommen werden. Der letzte Aspekt dieser Reihe ist ein Sextil zu Plu­ to, das einen guten Verlauf der Dinge verspricht. Ein weiteres Problem war für sie ihre Beziehung zu ihrem Freund. Sie liebte ihn, war aber nicht seine einzige Freundin, wenngleich sie immerhin an der Spitze seiner “Rangliste” stand. Ihr Freund wollte keine feste Bezie­ hung eingehen und auch keinerlei Verantwortung für die Beziehung oder in der Beziehung übernehmen. Dies ließ sie daran zweifeln, ob sie auf diese Weise weitermachen wollte oder konnte. Die Beziehung wurde unter ande­ rem aus diesem Grunde von vielen Spannungen überschattet. Wir sehen, daß sich der Saturn Ende 1982 und im Jahre 1983 im Bereich des Skorpions be­ wegt. Wir sahen auch schon, daß er in dieser Zeit über Neptun läuft, ihrem Herrscher von IX, was sie mit der Problematik hinsichtlich ihres Studiums konfrontierte. Aber gleichzeitig bildet Saturn im Transit ein Quincunx zu ih­ rer Venus. Dies ist eine unangenehme Hemmung für ihre Gefühlsäußerun­ gen. Bei einem solchen Transit können wir oft beobachten, daß sich die be­ treffende Person einerseits innerlich blockiert fühlt und nur schwer ihre Ge­ fühle ausdrücken kann und daß andererseits in einer solchen Periode auch Situationen entstehen, die die Äußerungen von Liebes- und Freundschafts­ gefühlen erschweren. Das Quincunx zeigt außerdem an, daß der Betreffen­ de das Gefühl hat, die Situation nicht im Griff zu haben und sozusagen mit dem Rücken zur Wand steht. Angesichts der Spannungen in der Beziehung dieser Frau ist dies ein sehr passender Transit. Aber in bezug auf die Transite tut sich noch mehr. Pluto und Saturn sind auf den letzten Graden von Waage ebenfalls recht- und rückläufig, von wo aus sie sich ständig in Konflikt zu Merkur wie zu Uranus befinden. Diese beiden Planeten stehen im Geburtshoroskop in Opposition (siehe Horo­ skopabbildung 21), so daß Pluto und Saturn durch ihre Transite ein T-Quadrat bilden. Dies erzeugt ein starkes Spannungsfeld, das eine Lösung erfor­ dert. In diesem Fall ist die Angelegenheit um so akuter für die Beziehung der 168

Frau, da Uranus der Herrscher ihres achten Hauses ist, das unbewußte In­ halte repräsentiert, die das Funktionieren einer Beziehung mitbestimmen. Der Animus der Frau und die Anima des Mannes werden ja durch das ach­ te Haus symbolisiert. Pluto ist der Herrscher des fünften Hauses, des Hauses der Romanzen u.a., und wir treffen hier auf einen für die Situation äußerst wichtigen Transit: sie hat einen Freund und wünscht sich eine feste Beziehung - im Gegensatz zu ihm. Im Transit steht der Herrscher von V also im Quadrat zum Herrscher von VII und zum Herrscher von VIII. Hinzu kommt die niederdrückende Wirkung von Saturn in diesem durch Transite gebildeten T-Quadrat, die die ganze Angelegenheit noch weiter zuspitzt. Neptun ist ebenfalls an dieser Si­ tuation beteiligt, indem er ständig über ein Quincunx zu Uranus hin- und herläuft, dem Herrscher von VII und VIII dieser Frau. Dadurch läßt sich die Gefahr der Desillusionierung, des verschwommenen und chaotischen Ele­ ments in der Beziehung und der mühsame Verlauf der Dinge erklären. (Ungefähr zur gleichen Zeit bildet der laufende Neptun jedoch ein Trigon zu Jupiter und Pluto. Dies wirkt sich günstig auf ihr Studium aus, denn Nep­ tun ist der Herrscher ihres neunten Hauses. Diese Transitaspekte können die problematische Wirkung von Saturn auf ihrem Radix-Neptun etwas ab­ schwächen und ihr bei einem Neuanfang helfen.) Bei den Primärprogressionen bildet Pluto als Herrscher von V ein Quin­ cunx zu ihrem Mond und ein Quadrat zu Mars, was für eine Liebesbezie­ hung kein wünschenswertes Zeichen ist. Und bei den Sekundärprogressio­ nen finden wir einen ähnlichen Aspekt wie bei den Transiten, nämlich ein Quincunx zwischen der Venus der Sekundärprogression und dem Radix-Saturn. All diese Hinweise lassen darauf schließen, daß die Schwierigkeiten in der Beziehung wahrscheinlich noch eine Weile andauern werden. Dies müß­ te dann auch aus den Stundenhoroskopen ersichtlich sein. Das Horoskop (Abbildung 22) vom Augenblick des Telefonanrufes birgt folgende Deutungsmöglichkeiten: Die Beziehung ist der Fragestellerin sehr wichtig. Sie würde mit ihrem Freund gerne weiter durchs Leben gehen, wie das siebte Haus anzeigt. Aber da die Beziehung selbst noch nicht so weit entwickelt ist, müssen wir uns auch das fünfte Haus ansehen. Herrscher von V ist in diesem Horoskop Merkur. Wir sehen keinen einzigen zunehmenden positiven Aspekt zwischen dem Mond (Signifikator für die Frau) und Mer­ kur (Signifikator für ihren Freund), und außerdem steht Merkur an Spitze VIII. Ein Planet an einer Spitze gibt an, daß die dadurch symbolisierte Per­ son vor Veränderungen steht. Das achte Haus ist das vierte vom fünften aus gesehen, und dies bedeutet, daß Merkur als Repräsentant des Freundes in das vierte Haus eintritt. Das vierte Haus hat manchmal mit dem Ende einer 169

Sache zu tun und könnte in diesem Fall Abbrechen oder Beenden der Be­ ziehung bedeuten. Wenn wir nun den Herrscher von Haus VII der Frau im Stundenhoroskop 22 aufsuchen, so können wir feststellen, daß der Signifikator Saturn ist (der außerdem Signifikator für den Therapeuten ist). Der Mond bildet ein zu­ nehmendes Quadrat zu Saturn, wieder ein Hinweis darauf, daß die Gefahr eines Kontaktabbruchs besteht. Inzwischen war es auch soweit gekommen, und zwar bevor sie zu mir kam. Wenn wir nun das Stundenhoroskop (Abbildung 23) betrachten (das Horoskop ihrer Ankunft, also das Konsultationshoroskop), können wir se­ hen, daß der Abbruch der Beziehung darin enthalten ist. Jupiter, der Herr­ scher des siebten Hauses, und dadurch auch einer der möglichen Signifika­ toren für ihren Freund, löst sich gerade aus einer Konjunktion zu Uranus. Ei­ ne solche Kombination zeigt stets an, daß es zu Spannungen gekommen ist. Aber Merkur, der Signifikator für die Frau, geht in Form eines zunehmen­ den Quadrats zu diesem Uranus und diesem Jupiter erneut Spannungen ent­ gegen. In ihrem Inneren war sie sich noch nicht darüber im klaren, ob sie die Beziehung nicht doch fortsetzen wollte, trotz des Abbruchs. Aber dieses zu­ nehmende Quadrat zeigt eindeutig an, daß ein neuer Kontakt zwar möglich ist, aber bestenfalls enttäuschend sein wird und sehr wahrscheinlich wieder zu einem Bruch führen würde. Dies ist um so wahrscheinlicher, als Merkur auch Herrscher von V ist und damit gleichzeitig Signifikator für ihren Freund. Auch in diesem Fall ergeben die Progressionen und die verschiede­ nen Stundenhoroskope das gleiche Bild. Natürlich kam wählend unseres Gesprächs noch viel mehr zur Sprache, zuviel, um es hier wiedergeben zu können. Ich hoffe jedoch, daß das oben­ stehende ausreichend veranschaulicht, wie man ein Konsultationshoroskop oder ein Stundenhoroskop von einer telefonischen Vereinbarung benutzen kann, um eine Situation besser zu verstehen und Progressionen besser einordnen zu können. Es gibt uns jedesmal einen - wenn auch bescheidenen Einblick in den Zusammenhang der Dinge, die sich in den merkwürdigen Übereinstimmungen zwischen Geburtshoroskop, Progressionen und Stun­ denhoroskopen von sogenannten willkürlichen Augenblicken widerspie­ geln. Jeder Augenblick in unserem Leben ist mit vergangenen und zukünf­ tigen Augenblicken verbunden, aber auch jeder einzelne Augenblick sagt uns etwas, das speziell für uns von Bedeutung ist.

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XI Einige Beispiele Wir können von einer unerschöpflichen Anzahl von Fragen und Ereignissen Stundenhoroskope erstellen. Das zentrale Problem, das dabei immer wieder auftaucht, ist, was wir als Signifikator für das Gefragte oder für das Ereig­ nis nehmen müssen. Für bestimmte Dinge gibt es in der Stundenastrologie eine Anzahl von feststehenden Deutungsregeln, so etwa für den Kauf und Verkauf von Immobilien, für verlorene Gegenstände, Erbschaften, Reisen usw. Wir werden im vorliegenden Kapitel einige dieser Themen behandeln. Die folgenden Beispiele veranschaulichen, daß sich sowohl die Frage wie auch die Antwort selten oder nie auf ein einziges Haus beschränken lassen. Auch wenn der Gegenstand der Frage - auf Grund der Position seines Signifikators, von dessen Aspekten, der Position des Signifikators für den Fra­ gesteller usw. - einem bestimmten Haus zugeordnet werden kann, sind meist mehrere Häuser für das Resultat von Bedeutung. Deshalb ist es nicht immer leicht, den einzelnen Häusern bestimmte Fra­ gen stichwortartig zuzuordnen. Aus der Antwort läßt sich nämlich oft schon entnehmen, daß ein solches Haus lediglich der Ausgangspunkt ist, nicht aber das einzige, worum es geht. Deshalb bin ich in diesem Kapitel mehr von bestimmten Themen und ihren Regeln und eventuellen Zusammenhängen mit dem Stundenhoroskop ausgegangen. Außerdem will ich in diesem Kapitel auch zeigen, daß wir in jedem Fall Stundenhoroskope erstellen können, ganz gleich, welche Planetenkonstella­ tion vorliegt. Mir ist vor allem in bezug auf den Beginn der achtziger Jahre des öfteren die Frage gestellt worden, ob nicht alle Antworten ähnlich ausfallen müssen in Perioden, in denen sich viele Planeten in einem kleinen Teil des Tierkreises befinden oder in denen die langsamen Planeten in die Nähe einer Zeichengrenze rücken. Aus diesem Grund liegen die meisten Beispie­ le in diesem Kapitel (und auch im restlichen Buch) zeitlich nahe beieinan­ der, um aufzuzeigen, daß die Stundenastrologie in jedem Fall anwendbar ist, unabhängig vom Charakter der Planetenkonstellationen. Wichtig ist nur, daß wir die Regeln beachten.

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1. KAUF UND VERKAUF Bei Fragen zu den Themen Kauf und Verkauf spielen die Eckhäuser immer eine wichtige Rolle. Das erste Haus symbolisiert stets den Fragesteller, gleich, ob er Käufer oder Verkäufer ist. Das siebte Haus repräsentiert die an­ dere Partei. Das vierte Haus gibt Auskunft über den Besitz, unabhängig da­ von, ob es zum Verkauf kommt oder nicht, und das zehnte Haus gibt uns In­ formation über den Preis. Manche Stundenastrologen glauben, daß der Verkäufer immer durch das erste Haus repräsentiert wird und der Käufer stets durch das siebte (Rapha­ el), andere hingegen behaupten das genaue Gegenteil. Nach meiner Erfah­ rung darf man diese Unterscheidung nicht machen: der Fragesteller, ob Käu­ fer oder Verkäufer, fällt immer in den Bereich des ersten Hauses. Bei der Frage über Kauf und Verkauf müssen sehr viele Kleinigkeiten be­ achtet werden, aber vor allem gelten natürlich die Grundregeln für die Stun­ denhoroskopdeutung. Zunächst sehen wir nach, ob es auch tatsächlich zum Kauf oder Verkauf kommt, d.h., ob eine Verbindung zwischen dem ersten und siebten Haus oder zwischen dem Mond und dem siebten Haus zustande kommt. Ist dies nicht der Fall, so können wir das Stundenhoroskop gleich zur Seite legen. Besteht eine solche Verbindung, so können wir uns in die weiteren Details vertiefen. Beim Kauf und Verkauf spielt Geld immer eine wichtige Rolle. Suchen Sie die Signifikatoren für beide Parteien auf. Wenn der Herrscher von I der stärkere ist oder in I steht, ist der Fragesteller im Vorteil. Wenn der Herrscher von VII stärker gestellt ist oder in VII steht, wird die andere Partei am mei­ sten von dem Geschäft profitieren. Wenn die andere Partei der Verkäufer ist und sein Signifikator ungünstig gestellt ist, weist dies im allgemeinen darauf hin, daß er sich in Schwierig­ keiten befindet und dringend Geld braucht. Meistens ist dies auch gleich­ zeitig ein Anzeichen für einen ziemlich niedrigen Verkaufspreis. Detaillier­ tere Preisinformationen können wir dem zehnten Haus entnehmen: Wir müssen bei der Deutung Vorsicht walten lassen: Jupiter in X heißt nicht, daß der Preis gut ist, und Saturn in X nicht, daß der Preis ungünstig ist. Das ist vollkommen situationsabhängig. Im allgemeinen bedeutet Jupiter in X, daß der Preis (viel) zu hoch liegt oder daß es sich um eine Prestigeangelegenheit handelt, in der der Preis keine Rolle spielt. Jupiter im zweiten Haus kann ei­ ne ähnliche Bedeutung haben, und nach Meinung mancher Astrologen gilt dies sogar für Schütze oder Fische an Spitze II (die Zeichen, die Jupiter als klassischen Herrscher haben). 172

Saturn im zehnten Haus kann ein Hinweis auf einen niedrigen Preis sein, und dies ist für den Käufer oft ein klarer Vorteil! Steht Mars in X, so müs­ sen wir aufpassen; ein starker Preissturz kann die Folge sein. Mars scheint ein Stück aus dem Preis herauszuschneiden. Wenn wir also unser Haus ver­ kaufen wollen und Mars im zehnten Haus dieses Stundenhoroskops steht, ist es besser, noch eine Weile zu warten. Aber leider treffen wir Mars meistens in dieser Position an, wenn wir nicht mehr warten können und das Geld kurzfristig benötigen. Daher auch die Bereitschaft, den Preis sinken zu las­ sen. Auch wenn der Herrscher von X in seinem Zeichen schwach gestellt ist und nicht in einem Eckhaus steht, ist der Preis oft niedrig. Bildet der Herr­ scher von X dazu noch Konfliktaspekte, so ist auch dies ein Hinweis darauf, daß der Verkäufer sich in finanziellen Schwierigkeiten befindet. Dies hat an sich nichts mit der Qualität des Angebots zu tun; darüber geben uns die Sig­ nifikatoren für die Mobilien oder Immobilien Auskunft. Ist der Herrscher von X stark gestellt und/oder befindet er sich in einem Eckhaus, so wird meist ein guter Preis verlangt, oft sogar ein relativ hoher Preis. Wenn der Herrscher des zehnten Hauses jedoch kurz nach dem Stel­ len der Frage (innerhalb von ein paar Tagen oder höchstens innerhalb einer Woche) rückläufig wird, so verändert sich der Preis doch noch. Dies ge­ schieht auch dann fast immer, wenn Merkur rückläufig wird, gleich, wo er steht oder ob er Signifikator ist oder nicht. Es kommt in einem solchen Fall meist zu Meinungsänderungen über den Preis und den weiteren Verlauf der Angelegenheit. Bei der Frage nach dem Preis kann noch ein anderer Faktor eine Rolle spielen, nämlich Betrug und Hehlerei. Diese Gefahr besteht in großem Maße, wenn Neptun in X oder ein Übeltäter im siebten Haus steht (es sei denn, er ist Herrscher von VII). Die andere Partei spielt dann ein falsches Spiel. Dies kann auch der Fall sein, wenn der Herrscher von X oder der Herrscher von VII schwach gestellt und rückläufig ist. Dieser Sachverhalt muß noch durch weitere Hinweise aus dem Horoskop bestätigt werden, aber er mahnt auf jeden Fall zur Vorsicht. Auch Konflikte des Mondes mit dem MC, mit dem Herrscher von IV oder mit Planeten in IV vergrößern die Wahrscheinlichkeit von zusätzlichen, unvorhergesehenen Ausgaben. Übri­ gens sind Konfliktaspekte des Mondes ohnehin schon eine Warnung vor Enttäuschungen. Man darf auch hier nicht den letzten Aspekt des Mondes außer acht lassen, den der Mond bildet, bevor er sein Zeichen verläßt. Denn wenn es ein problematischer Aspekt ist, ist damit eine kleinere oder größe­ re Enttäuschung verbunden. Das gleiche gilt - wenn auch in geringerem Maße -, wenn er seinen letzten Aspekt mit einem rückläufigen Planeten bil173

det. Der Charakter des Aspekts ist dabei nicht so wichtig, er stellt in jedem Fall ein gewisses Hindernis dar. Wenn es um größere Käufe oder Verkäufe geht, kann auch die Finanzie­ rung eine Rolle spielen. Dazu müssen wir uns folgendes anschauen: Wenn wir selbst der Verkäufer sind und wissen wollen, ob der Käufer seinen Ver­ pflichtungen nachkommen kann, müssen wir uns vor allem an sein zweites Haus wenden, in diesem Fall das zweite Haus vom siebten aus gesehen, d.h. das achte Haus. Dies müssen wir genau wie alles andere im Stundenhoro­ skop beurteilen. Ein gutgestelltes achtes Haus bedeutet, daß finanziell alles in Ordnung ist. Wenn wir selbst kaufen wollen, gibt das zweite Haus Auskunft über unse­ re finanzielle Situation. Wenn wir allerdings größere Finanzierungen beab­ sichtigen und einen Kredit oder eine Hypothek aufnehmen wollen, müssen wir das achte Haus des Stundenhoroskops analysieren. Es besteht noch eine andere Möglichkeit, die finanzielle Situation einzu­ schätzen. Dazu benötigen wir das Haus, in welches das Kaufobjekt fällt. Wenn wir z. B. eine Wohnung kaufen wollen, müssen wir uns das vierte Haus ansehen. Wenn wir aber schon eine Wohnung besitzen oder gemietet haben, ist das Haus, das wir kaufen wollen, unsere zukünftige Wohnung und wird dem vierten vom vierten Haus aus zugeordnet, also dem siebten Haus des Stundenhoroskops. Das zweite Haus vom vierten des vierten aus gese­ hen bzw. das zweite vom siebten ist das achte Haus des ursprünglichen Horoskops. Es gibt uns Information über die finanzielle Lage. Wenn dieses Haus positiv ist, brauchen wir uns keine Sorgen über die finanzielle Seite zu machen. Steht aber Saturn in diesem Haus, so müssen wir uns vorsehen. Wenn wir z.B. einen Ring oder einen anderen Wertgegenstand kaufen wollen, schauen wir uns das zweite Haus an. Dabei müssen wir aufpassen! Denn normalerweise reicht es aus, das zweite Haus zu untersuchen. Wenn dieser Ring aber ein Ersatz für einen anderen Ring sein soll, den wir nicht mehr tragen wollen, entsteht die gleiche Situation wie beim Kauf einer Woh­ nung. Wir müssen uns dann das zweite vom zweiten Haus aus gesehen an­ schauen, denn dort finden wir Informationen über den neuen Ring! Und das zweite Haus von dort aus gibt wiederum an, was die finanziellen Folgen die­ ses Kaufes sein werden. Wir schauen also wegen des Rings in II nach, we­ gen des Ersatzrings in III und wegen der damit verbundenen finanziellen Si­ tuation im zweiten Haus vom dritten aus gesehen, d.h. im vierten Haus des Stundenhoroskops. Es mag sich vielleicht kompliziert anhören, aber die Sa­ che ist nur halb so schlimm. Wenn wir uns selbst etwas kaufen wollen, sollte das zweite Haus des Stun­ denhoroskops ein positives Bild ergeben; denn das bedeutet, daß keine Ver­ 174

luste damit verbunden sind. Steht jedoch der absteigende Mondknoten in II, so kann der Kauf Probleme verursachen. Wenn wir wissen wollen, ob das Kaufobjekt sich in gutem Zustand befin­ det, müssen wir das Haus untersuchen, das das Objekt symbolisiert. Handelt es sich um einen Wertgegenstand, so wird dieser dem zweiten Haus zuge­ ordnet. Ein Gegenstand, den wir kaufen wollen, befindet sich noch im Be­ sitz eines anderen. Deshalb müssen wir das zweite Haus vom siebten aus un­ tersuchen, also das achte Haus, um den Zustand des Objekts beurteilen zu können. Handelt es sich um die Wohnung eines anderen, müssen wir das vierte Haus vom siebten aus in Betracht ziehen, also das zehnte Haus. Pla­ neten in diesem Haus und die Herrscher dieses Hauses werden uns weitere Informationen geben. Wenn sie gut gestellt sind, kann es auch nichts scha­ den, den Kauf abzuschließen. Ein letzter Punkt, der bei mit Kauf und Verkauf zusammenhängenden Horoskopen noch von Bedeutung sein kann, betrifft die Rolle einer mögli­ chen Mittelsperson. Beim Kauf oder Verkauf einer Wohnung ist dies in vie­ len Fällen ein Makler. Er fällt in den Bereich des zweiten Hauses des Stun­ denhoroskops. Planeten in II und Herrscher von II können uns Informatio­ nen über die Rolle und die Fähigkeiten des Maklers geben. Ich habe mehrere Male festgestellt, daß ein Makler, der durch einen rückläufigen Herrscher von II repräsentiert wurde, nichts in der Angelegenheit unternahm, Informa­ tion zurückhielt oder nicht vertrauenswürdig war oder ähnliches. Ein schwach gestellter Herrscher von II bedeutet oft auch, daß ein Makler nichts ausrichten kann. Da in manchen Fällen die vermittelnde Person den Verlauf der Angelegenheiten entscheidend beeinflußt, ist es sinnvoll, auch das Haus, das diese Person repräsentiert, in die Analyse mit einzubeziehen. Wir wollen einmal ein Beispiel untersuchen: das Stundenhoroskop der Abbildung 25. Eine Frau stellte die Frage, ob sie endlich ihr Haus verkau­ fen könne. Ihre Signifikatoren im Stundenhoroskop sind Merkur und Mond. Ein potentieller Käufer wird durch Jupiter und Neptun repräsentiert. Wir se­ hen, daß der Mond sich auf ein Quadrat zu Neptun hinbewegt. Dies kann zwar ein Anzeichen für einen Kontakt sein, aber dieser Kontakt wird höchst­ wahrscheinlich nicht zu einem Verkauf führen. Merkur, ihr anderer Signifikator, hatte ein Sextil zu Jupiter gebildet, was bedeutet, daß eventuell schon eine Gelegenheit zum Verkauf bestand oder daß es einen Interessenten gab. Der Aspekt ist jedoch schon exakt gewesen und weist nicht auf etwas hin, das noch in Aussicht steht. Auf Grund dieser beiden Hinweise können wir schließen, daß es vorläufig nicht zum Verkauf kommen wird.

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Abbildung 25 Allerdings: Wenn wir in den Ephemeriden nachschauen, sehen wir, daß Merkur am 7. Januar rückläufig wird (die Frage wurde am 4. Januar 1983 gestellt) und in seiner Rückläufigkeit ein Sextil zu Jupiter bildet, dem Sig­ nifikator für den Käufer. Dies könnte doch wieder auf einen Verkauf hinweisen. Die Frau wird jedoch wahrscheinlich wenig davon profitieren kön­ nen, da ein rückläufiger Signifikator seine Forderungen (oft gezwungener­ maßen) fallen läßt. Dies könnte bedeuten, daß sie sich mit einem niedrigen Verkaufspreis zufriedengeben muß. Ihre finanzielle Lage ist nicht gut, und sie benötigt dringend Geld, so daß sie zur Not den Preis vielleicht herunter­ setzt. Mars im zehnten Haus weist ebenfalls in diese Richtung, und der klas­ sische Herrscher von X, Saturn, steht auf 3°08’ Skorpion, auf demselben Grad wie der aufsteigende Mondknoten! Außerdem steht Saturn in einem Endhaus, und dies ist für Herrscher X, der Auskunft über die Höhe des Prei­ ses gibt, kein günstiger Stand. Das Stundenhoroskop gibt an, daß die Frau zwar einen Käufer finden wird, daß sie dann aber mit einem (sehr) niedrigen Preis vorlieb nehmen muß. Es ist fraglich, ob sie das tun wird.

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Der Makler wird hier durch den Mond als Herrscher von II symbolisiert, und der Mond bewegt sich auf ein Quadrat zu Neptun zu. Es besteht die Möglichkeit, daß ein Betrug von seiten des Maklers vorliegt - etwas, was die Fragestellerin zum Zeitpunkt ihrer Frage tatsächlich schon wußte. Auch Neptun in VII weist darauf hin, wie wir schon früher gesehen haben. Der Käufer hat Geld genug: die Sonne steht nämlich im achten Haus, dem zwei­ ten vom siebten Haus aus gesehen, das finanzielle Haus des Käufers. Die Frau befand sich in einer äußerst schwierigen Lage, die den Verkauf ihres Hauses dringend notwendig machte. Achten Sie einmal auf die kriti­ schen Grade! Sowohl die MC/IC-Achse wie auch der Herrscher von IV, die Sonne, stehen auf einem kritischen Grad! Es wurde ihr tatsächlich ein Angebot für ihr Haus gemacht, aber dieses Angebot war absurd niedrig. Und obwohl sie sich in einer Notlage befand, wies sie es ab, da sie sich dadurch in eine nur noch schlimmere Lage ge­ bracht hätte. Während der Wirkungsdauer des Stundenhoroskops (die durch­ schnittlich drei Monate beträgt) hat sie das Haus nicht verkaufen können.

2. BERUF UND GESCHÄFT Auch über Beruf und Geschäft werden oft Fragen gestellt. In den meisten Fällen wollen die Leute wissen, ob sie die Anstellung, für die sie sich be­ worben haben, auch tatsächlich bekommen werden, oder ob sie bei einer be­ stimmten Gelegenheit gute Geschäfte machen können. Wir wollen dieses Thema anhand einiger Beispiele näher untersuchen. Abbildung 26 ist das Stundenhoroskop eines Antiquars, der fragte, wie ei­ ne internationale Messe mit antiquarischen Büchern für ihn verlaufen wür­ de. Der Fragesteller wird durch Merkur und Mond repräsentiert. Potentielle Käufer und Verkäufer der Messe werden durch das siebte Haus repräsentiert, und ihre Signifikatoren sind Jupiter und Neptun. Der Mond steht in VI, und tatsächlich betraf die Frage etwas, das mit Arbeit in Zusammenhang steht. Es ist von Bedeutung, daß der Mond eine zunehmende Konjunktion zu Ju­ piter bildet, dem Signifikator für die andere Partei. Es wird also mit Sicher­ heit eine Transaktion stattfinden. Es handelt sich um Bücher, und Bücher fallen unter Merkurs Einflußbe­ reich und den des dritten Hauses. Der Herrscher des dritten Hauses ist in diesem Fall der Mond. Mond und Merkur sind demnach sowohl Signifika­ toren für den Fragesteller wie auch für seine Geschäfte. Wenn diese Signifi-

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katoren zusammenfallen, ist das immer von Vorteil für den Fragesteller; er hat die Sache im Griff. Unser Besitz wird durch das zweite Haus repräsentiert, aber der Markt­ wert desselben fällt in den Bereich des dritten Hauses! Planeten in III und Herrscher von III können uns darüber weitere Informationen liefern. Wir se­ hen hier den Herrscher von III, den Mond, sich auf eine Konjunktion zu Ju­ piter hinbewegen, d.h., daß der Marktwert der Güter, die der Fragesteller einkauft, hoch ist oder noch weiter ansteigen wird. In den meisten Fällen können wir mit einer Wertsteigerung der Waren rechnen, die wir bei einer solchen Gelegenheit erwerben.

Abbildung 26 Abschließend will ich noch kurz auf die anderen Aspekte eingehen, die der Mond bildet. Er steht zuerst in Konjunktion zu Jupiter, dann in Konjunktion zu Uranus, im Quadrat zu Mars, im Sextil zur Sonne, parallel zu Uranus, parallel zu Neptun, in Konjunktion zu Neptun und als letztes im Sextil zu Pluto. Außerdem wird eine Parallele zwischen Merkur und Jupiter gebildet, was wiederum eine Verbindung zwischen dem Fragesteller und der anderen Partei oder den anderen Parteien ist. Der letzte Aspekt des Mondes ist ein harmonischer Aspekt (zu Pluto), der günstig ist. Pluto ist zwar rückläufig, 178

was normalerweise ein weniger günstiges Anzeichen ist, aber das Stunden­ horoskop ist ansonsten so positiv, daß der Fragesteller gute Geschäfte er­ warten kann. Der Signifikator der anderen Partei, Jupiter, steht im zwölften Haus vom siebten Haus aus gesehen, ein für diese Partei wenig günstiger Stand. Auf Grund dessen können wir erwarten, daß der Gewinn eher dem Fragesteller als der anderen Partei zugute kommen wird. Der Fragesteller konnte tatsächlich erfolgreiche Geschäfte abschließen. Abbildung 27 ist ein Stundenhoroskop, das sich auf eine Anstellung be­ zog. Die Fragestellerin hörte, das ihre Schwägerin sich nach vielen geschei­ terten Versuchen wieder einmal für eine Anstellung beworben hatte, und sie wollte wissen, ob diese damit Erfolg haben würde. Die Fragestellerin wird dem ersten Haus zugeordnet. Ihre Schwägerin ist die Schwester des Man­ nes, also müssen wir uns das dritte Haus vom siebten Haus aus gesehen an­ schauen, d.h. das neunte Haus. Dieses wird zum ersten Haus der Schwäge­ rin, und das zweite Haus des Stundenhoroskops wird demnach das neunte, das Haus für ihre Arbeit. Die Spitze des neunten Hauses liegt im Zeichen Stier (die Schwägerin ist ein Stier!), so daß Venus zu ihrem Signifikator wird. Das sechste Haus, vom neunten Haus aus gerechnet, fällt in das Zei­ chen Waage, das auch von Venus beherrscht wird. Wenn die Herrscher vom

Amsterdam 11-03-1983 16:40:30 G.M.T.

Abbildung 27 179

Haus des Fragestellers und vom Haus des Gefragten die gleichen sind, so ist das ein positives Zeichen. Der Mond ist Co-Signifikator für die Schwägerin (da die Fragestellerin nicht die zentrale Person dieses Stundenhoroskops ist), und wir sehen, daß der Mond ein zunehmendes Sextil zu Venus bildet, ein Hinweis auf eine erfolgreiche Bewerbung. Der Mond steht im zehnten Haus, vom neunten Haus aus gesehen, also in einem Eckhaus, wenn man vom Haus der Schwägerin ausgeht. Dies vergrößert die Wahrscheinlichkeit, daß sich die ganze Angelegenheit schnell entwickeln wird. Die Aspekte, die der Mond außerdem noch bildet, sind: ein Trigon zu Pluto (Planet im sechsten Haus, vom neunten Haus aus gesehen!) und ein Sextil zu Neptun. Kein ungünstiger letzter Mondaspekt also, was wiederum als positi­ ver Hinweis verstanden werden kann. Das einzige bedenkliche Element in diesem Stundenhoroskop ist Pluto; er ist rückläufig im sechsten Haus, vom neunten Haus aus gesehen, und dies kann auf Schwierigkeiten hindeuten. Die anderen Hinweise haben jedoch einen solch positiven Charakter, daß sie er­ warten lassen, daß die Frau diese Anstellung bekommen wird. Neunzehn Tage später rief die Schwägerin die Fragestellerin an, um ihr mitzuteilen, daß sie die Anstellung erhalten habe. Der rückläufige Pluto im sechsten Haus der Schwägerin schien jedoch unangenehme Folgen gehabt zu haben: ihr früherer Arbeitgeber hatte versucht, die ganze Angelegenheit zu verderben, glücklicherweise jedoch ohne Erfolg. Der Mond steht auf 16°24’ Wassermann und Venus auf 20°37’ Widder, ei­ ne Differenz von 4° 13’. Da der Arbeitgeber gesagt hatte, daß er schon bald jemanden brauche, hielt ich Monate als Zeitmaß für den Mond in einem festen Zeichen und in einem Eckhaus für ungeeignet. Ich entschied mich al­ so für Wochen, und auf der Grundlage der Graddifferenz zwischen Venus und Mond konnte der Arbeitsbeginn ungefähr vier Wochen nach dem Zeit­ punkt der Frage angesetzt werden. Tatsächlich verstrichen bis zum Termin des Arbeitsbeginns drei Wochen und sechs Tage, also fast genau vier Wo­ chen. Obwohl die errechnete Zeit ungefähr stimmte, zeigt dieses Beispiel, wie vorsichtig wir mit den Zeiteinheiten umgehen müssen. Nicht alles ver­ läuft immer so, wie wir es gerne hätten. Das Stundenhorokop wies - astro­ logisch gesehen - eine Schwachstelle auf: der Signifikator für die Schwäge­ rin, der gleichzeitig auch Signifikator für ihre Arbeit ist, Venus, steht im Zei­ chen Widder und ist dadurch sehr schwach gestellt. Die Schwägerin war während ihrer Bewerbungzeit in eine leichte Depression verfallen. Außer­ dem hatte sie die Arbeit, die sie annehmen wollte, noch nie vorher verrich­ tet, obwohl sie vollen Einsatz und große Begeisterung dafür aufbrachte. Möglicherweise würde ihr dies noch einiges Kopfzerbrechen bereiten.

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Manchmal drückt ein schwach gestellter Herrscher aus, daß wir einer Arbeit nicht lange nachgehen werden. Das folgende Stundenhoroskop, Abbildung 28, betrifft eine Vertrauenskrise zwischen einem Werkmeister und seinem Chef. Die Frage des Werkmeisters lautete: “Wird mein Chef sich aus dem Geschäft zurückziehen?” Die Frage war zweideutig, da hier nicht die Rede von einer Kündigung war, und der Chef hatte auch ebensowenig zu verstehen gegeben, daß er sich zurückzie­ hen wollte. Da ich durch den rückläufigen Neptun im ersten Haus vorgewarnt war, fragte ich den Werkmeister, ob er Informationen zurückhielte, die die Deutung beeinflussen könnten. Dieser sagte, daß schon seit geraumer Zeit Spannungen zwischen ihm und dem Chef bestünden, über die jedoch nicht gesprochen werde. Es sei eine Atmosphäre des Mißtrauens entstanden, und seine heimliche Hoffnung sei, daß sich der Chef ins Privatleben zurück­ ziehen würde, so daß der Betrieb nicht unter den Spannungen zu leiden hät­ te. Beiläufig bemerkte er, daß die Zusammenarbeit früher sehr gut gewesen sei und daß er seinen Chef eher als Kompagnon und Teilhaber des Betriebs denn als Arbeitgeber angesehen habe. Vor allem letztere Information ist von größter Bedeutung für die Interpre­ tation: Wir ordnen den Chef nun nicht dem sechsten Haus zu, dem Haus des Arbeitgebers, sondern dem siebten, dem Haus der Teilhaberschaft und der

Abbildung 28 181

Zusammenarbeit. Mir ist im Laufe meiner Praxis aufgefallen, daß die emo­ tionale Bedeutung, die einer Person beigemessen wird, ausschlaggebend ist für deren Zuordnung zu den Häusern! Die Signifikatoren für den Fragesteller, den Werkmeister, sind Jupiter (Herr­ scher von I) und Neptun (Planet in I) und natürlich der Mond. Der Signifi­ kator für den Chef ist Merkur. Wir sehen, daß Merkur ein Quadrat zu Nep­ tun gebildet hat, ein eindeutiger Hinweis auf die Mißverständnisse in der Vergangenheit. Wir sehen gleichzeitig, daß Jupiter noch in Konjunktion zu Saturn steht (diese aber verläßt), ein Hinweis auf den vom Fragesteller emp­ fundenen Druck und seine Schwierigkeiten. Aber da der Mond im Begriff ist, eine Konjunktion zu Merkur zu bilden, kann es dennoch zu einer Wie­ dervereinigung und Versöhnung der beiden Parteien kommen. Neptun in I warnt davor, daß der Werkmeister seinen Chef falsch beurtei­ len könnte. Bei Neptun in I besteht immer die Gefahr, daß Situationen falsch eingeschätzt und Menschen falsch beurteilt werden. Mit Neptun in I verlau­ fen die Dinge daher meist anders, als wir denken. Das Stundenhoroskop wies eindeutig auf eine Wiederherstellung des Kontakts hin, und allein dies durchkreuzte schon die Erwartungen des Fragestellers. Es kam auch tatsächlich zu einer Versöhnung, und der Werkmeister er­ zählte mir später, daß er nicht gewußt habe, daß sein Chef sich privat in ei­ ner sehr schwierigen Situation befunden hatte. Wenn wir uns das sechste Haus dieses Stundenhoroskops anschauen, können wir uns eine Vorstellung von der Situation des Chefs machen. Das zehnte Haus des Stundenhoro­ skops wird zu dessen viertem Haus, und mit Saturn und Pluto in diesem Haus kämpfte er mit familiären Spannungen. Saturn ist der Herrscher des achten Hauses vom siebten Haus aus gerechnet (im ursprünglichen Stun­ denhoroskop das zweite Haus), und dies weist auf einen möglichen Todes­ fall hin. Tatsächlich war ein ihm nahestehendes Familienmitglied verstor­ ben, und der Chef benötigte eine lange Zeit, um darüber hinwegzukommen. Hinzu kommt, daß Uranus im zwölften Haus des Stundenhoroskops steht, d.h. im sechsten vom sechsten Haus aus gesehen, also im Haus der Arbeit des Chefs. Uranus weist hier auf die Gefahr übermäßiger Anspannung hin. Tatsächlich reagierte der Chef in der bewußten Periode angespannt und ge­ reizt, war schneller verletzt als gewöhnlich und manchmal sogar vollkom­ men ungenießbar. Mars im achten Haus des Stundenhoroskops fällt in das zweite Haus des Chefs, und auch finanzielle Probleme blieben ihm nicht er­ spart. Durch dieses Zusammenspiel von Umständen hatte er sich verschlos­ sen, war mürrisch und unzugänglich geworden, was zu Kommunikations­ schwierigkeiten im Betrieb geführt hatte. Da er nicht über das sprach, was ihn quälte, entstand eine Entfremdung, die das Mißtrauen seines Werkmei­ 182

sters nährte und zu obenstehender Frage führte. Der Kontakt zwischen den beiden konnte nach einigen Gesprächen wiederhergestellt werden. Bei Teilhaberschaften und anderen wichtigen Formen der Zusammenarbeit müssen wir stets das siebte Haus analysieren. Der Fragesteller fällt in den Bereich des ersten Hauses, das zweite Haus gibt Aufschluß über seine fi­ nanzielle Situation. Der Kompagnon oder Geschäftspartner wird durch VII repräsentiert, und seine finanzielle Situation kann Haus VIII entnommen werden. Das Geschäft selbst wird Haus X und die Finanzen dieses Geschäfts Haus XI zugeordnet. Wenn wir ein Geschäft mit jemand anderem abschließen wollen, müssen wir auf folgende Faktoren im Stundenhoroskop achten: - ob eine positive Verbindung zwischen dem ersten und dem siebten Haus besteht. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, da sie anzeigt, daß beide Partner sich verstehen und daher Zusammenarbeiten können. Wenn ein schwieriger Aspekt vorliegt, müssen wir darauf achten. - ob der Herrscher von VII oder Planeten in VII schwierige Aspekte zu den problematischen Planeten wie Mars, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto bilden und ob problematische Planeten in VII stehen. Dies bringt nämlich die Gefahr mit sich, daß die Zusammenarbeit erschwert wird oder ausein­ anderbricht, da der Partner Schwierigkeiten verursacht. - ob beide Signifikatoren rechtläufig sind und vorerst nicht rückläufig wer­ den. Wenn einer der Signifikatoren nämlich innerhalb einer Woche rück­ läufig wird, wird derjenige, der durch diesen Planeten repräsentiert wird, sich zurückziehen oder seine Meinung ändern und damit das Geschäft in seiner derzeitigen Form und Planung gefährden. - ob Merkur rückläufig ist oder Konflikte mit Neptun eingeht. Merkur ist der Signifikator für Verträge, und die Wahrscheinlichkeit, daß ein Kontakt abgebrochen oder verändert wird, ist bei einem rückläufigen Merkur größer als bei einem rechtläufigen. Bei Neptun-Konflikten können alle möglichen (absichtlichen oder unabsichtlichen) Fehler im Vertrag stehen oder wichtige Papiere verlorengehen. - ob Saturn gut gestellt ist. Ein gut gestellter Saturn wird immer hilfreich sein, wenn es um Behörden geht. Mit einem schwierigen Saturn besteht die Möglichkeit, daß wir durch gesetzliche Regelungen eingeschränkt werden oder steuerliche Probleme bekommen. - ob Aspekte, die der Mond außerdem noch bildet, bevor er das Zeichen ver­ läßt, nicht auf eine unangenehme Entwicklung schließen lassen.

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Wenn es um ein Ereignishoroskop geht, dürfen wir nicht vergessen, daß die Partei, die den Vorschlag einer Geschäftspartnerschaft macht, in den Bereich des ersten Hauses fällt und derjenige, dem der Vorschlag gemacht wird, in das siebte. Ansonsten gelten die üblichen Regeln. Wir wollen uns einmal das folgende Stundenhoroskop (Abb. 29) ansehen. Es betraf die Frage eines Mannes, der einen Betrieb gründen wollte und eine seiner Meinung nach fähige Frau kannte, die er einstellen oder zur Teilhabe­ rin machen wollte. Er fragte, wie sich die Sache wohl entwickeln würde. Er selbst wird durch Venus und den Mond symbolisiert. Die Frau ist die andere Partei. Im Falle einer Einstellung wird sie dem sechsten Haus zuge­ ordnet, und ihr Herrscher ist Mars. Im Falle einer Teilhaberschaft muß sie dem siebten Haus zugeordnet werden. Dort ist ihr Herrscher zufällig auch Mars. Wir können uns also mit einer Analyse begnügen. Venus und Mars bilden keinen Aspekt, auch nicht in Zukunft, und sie ste­ hen ebensowenig in Rezeption. Dies ist eine Situation, die wenig Gutes ver­ spricht. Der Mond, der zweite Signifikator für den Fragesteller, ist im Be­ griff, ein Quadrat zum Signifikator der Frau zu bilden, nämlich zu Mars, was auf Mißverständnisse, Schwierigkeiten und andere Unzulänglichkeiten hin­ deuten kann. Mars ist außerdem im Zeichen Stier nicht besonders günstig gestellt.

Abbildung 29 184

Merkur liefert ebenfalls negative Hinweise. Bevor er das Zeichen verläßt, bildet er keinen einzigen Aspekt mehr. Außerdem hat er eine Opposition zu Neptun hinter sich, was bedeuten kann, daß schon jetzt Unstimmigkeiten in den geschäftlichen Vereinbarungen und in den Vorstellungen über den Be­ trieb herrschen. Der letzte Aspekt, den der Mond bildet, bevor er sein Zei­ chen verläßt, ist ein Quadrat zu Uranus, und dies stellt uns vor drei Proble­ me gleichzeitig: das Quadrat zu Uranus kann auf plötzliche, unangenehme Veränderungen hinweisen, die den Fragesteller seine Unternehmungen bzw. die Art seiner Unternehmungen bereuen lassen. Des weiteren liegt ein Kon­ fliktaspekt zu einem rückläufigen Planeten vor, was die Sache noch ver­ schlimmern kann, und schließlich ist Uranus Herrscher von IV, und das vier­ te Haus steht oft mit dem Ende von Dingen in Zusammenhang. Mars ist im Begriff, eine Opposition zu Uranus zu bilden, was bedeutet, daß die andere Partei Spannungen verursachen wird, gleich, ob sie einge­ stellt oder zum Teilhaber gemacht wird. Wenn wir Auskunft über den Ge­ winn des Betriebs erhalten wollen, müssen wir uns das elfte Haus anschau­ en (das zweite vom zehnten Haus aus). Dort steht zwar Jupiter, aber er ist rückläufig. Es ist nicht einmal mehr notwendig, die Planeten in diesem Haus zu untersuchen; Merkur ist ja der Herrscher dieses Hauses und bildet keinen einzigen Hauptaspekt mehr. Er wird also nichts ausrichten können und der Betrieb wird wenig oder überhaupt keinen Gewinn einbringen. Dieses Stundenhoroskop verspricht keinerlei gute Aussichten. Und ob­ wohl der Fragesteller begeistert und unverdrossen an den Vorbereitungen weiterarbeitete, wurde er kurze Zeit später mit einer veränderten Haltung der Frau konfrontiert. Es gab mehrere Streitpunkte, und zu guter Letzt gin­ gen beide im Streit auseinander.

3. BEZIEHUNGEN, EHEN UND EHESCHEIDUNGEN Viele Fragen, die uns gestellt werden, betreffen Ehen oder Ehescheidungen, die natürlich in den Bereich des siebten Hauses fallen. Wenn wir die Regeln, die im allgemeinen gültig sind, auch hier befolgen, werden die meisten Stundenhoroskope mit diesem Thema keine Probleme bereiten. Eine Ehe ist möglich, wenn die Signifikatoren für den Fragesteller und für den Partner einen positiven zunehmenden Aspekt bilden. Wenn sie einen negativen zu­ nehmenden Aspekt bilden, sind Schwierigkeiten zu erwarten. Wenn über­ haupt keine zunehmenden Aspekte gebildet werden, geschieht meist nichts. Für eine Ehescheidung müssen problematische Aspekte vorhanden sein: Uranus im ersten Haus eines Stundenhoroskops, der Signifikator für den 185

Fragesteller und für den Partner in einem zunehmenden problematischen Aspekt und ähnliches. Die Stellung der Signifikatoren für beide Parteien in Zeichen, in denen sie sich nicht entfalten können, trägt ebenfalls regelmäßig zu Problemen oder zu besorgniserregenden Situationen bei. Bei Fragen über Ehen und Ehescheidungen spielt ein rückläufiger Signi­ fikator eine wichtige Rolle, ln einem solchen Falle müssen wir die wirkliche Situation der beiden Partner sorgfältig untersuchen. Wenn die Frage sich auf die Schwierigkeiten in einer Ehe bezieht und der Signifikator des potentiel­ len zukünftigen Partners rückläufig ist, müßten wir auf Grund der Bedeu­ tung, die einem rückläufigen Planeten zukommt, nämlich “ungünstig für al­ les Neue”, schließen, daß keine Möglichkeit für eine Heirat besteht. Aber die Praxis lehrt, daß dies nicht immer der Fall ist. Ein rückläufiger Signifi­ kator kann bedeuten, daß die betreffende Person noch gebunden ist oder schon verheiratet gewesen ist. Dann kann eine erneute Heirat für diese Per­ son die Rückkehr in einen alten Zustand bedeuten, denn sie ist schon einmal verheiratet gewesen (oder ist es noch immer). In einem solchen Fall kann ein rückläufiger Signifikator sehr positiv wirken. Wenn der andere jedoch nie verheiratet gewesen ist und auch nicht mit ei­ nem Partner zusammengewohnt hat, kann ein rückläufiger Signifikator die Gefahr in sich tragen, daß sich die betreffende Partei zurückzieht oder daß andere Hindernisse auftreten. Wenn wir mit der Frage zu tun haben: “Soll ich mich scheiden lassen”, gibt der rückläufige Signifikator die Partei an, die zum alten Zustand zurückkehren will und demnach gegen eine Scheidung ist. Oft heißt es dann: “Kann es denn nicht wieder so werden wie früher? Können wir nicht einen neuen Anfang machen?” Wenn der Signifikator für den Fragesteller rück­ läufig ist, wird der Fragesteller selbst keine weiteren Schritte mehr unter­ nehmen, um sich scheiden zu lassen, im Gegenteil, er wird versuchen, die bereits unternommenen Schritte wieder rückgängig zu machen. Wenn der Scheidungswunsch aber von der anderen Partei ausgeht und der Fragesteller dagegen ist, sein Signifikator jedoch rückläufig ist, kann der Fragesteller noch so gerne zum alten Zustand zurückkehren wollen: nichts spricht dafür, daß er damit Erfolg haben wird. Denn wenn die beiden Signifikatoren durch zunehmende schwierige Aspekte miteinander verbunden sind, ist die rück­ läufige Partei der Verlierer. Heutzutage taucht oft die Frage auf: “Kommt es nur zum Zusammenwohnen oder werden wir heiraten”. Astrologisch gesehen läßt sich dies nicht so leicht beantworten, da der Partner unabhängig von seinem Status in das sieb­ te Haus fällt. In einem solchen Fall ist es sinnvoll, das neunte Haus in seiner Beziehung zu den Häusern I und VII (Fragesteller und Partner) zu analysie­ 186

ren. Dem neunten Haus werden nämlich alle Arten von Zeremonien, auch Hochzeitsfeiern, zugeordnet. Ein gut gestelltes neuntes Haus, das mit einem oder beiden Signifikatoren in Verbindung steht, weist eher auf eine Ehe als nur auf ein informelles Zusammenleben hin. Planeten in VIII können manchmal Auskunft über die Ehesituation geben. Wenn sich der Fragesteller in Schwierigkeiten befindet und wissen will, ob er mit weiteren Problemen rechnen muß, sollte man die Häuser I und VII, die den Fragesteller und den Partner symbolisieren, und Haus IV und X (das vierte vom siebten Haus aus gesehen), die die letztendliche Situation des Fragestellers wiedergeben, analysieren. Das vierte Haus gibt Auskunft über das “Ende der Dinge”. Im zehnten Haus sehen wir das mögliche “Ende der Ehe”. Aber Vorsicht! Problematische Planeten in diesem Haus müssen nicht unbedingt ein Ende bedeuten, wenn die Signifikatoren ansonsten günstig ge­ stellt sind oder aber einen zunehmenden positiven Aspekt bilden. In diesem Fall müssen allerdings noch eine Menge Hindernisse überwunden werden. Stundenhoroskop (Abbildung 30) ist das Horoskop von dem Augenblick, in dem mir eine besorgte Mutter erzählte, daß ihre Tochter einen Freund hätte. Die Tochter hatte gerade erst ein paar schwierige Jahre hinter sich gebracht und sich vor kurzem scheiden lassen. Die Mutter fragte sich, ob es mit der neuen “Freundschaft” gutgehen würde. Im Stundenhoroskop wird die Mutter durch das erste Haus symbolisiert. Venus ist ihr Signifikator und steht im Zeichen Widder (die Mutter war ein Widder!). Saturn im ersten Haus weist bei Fragen, die aus Angst gestellt werden, immer darauf hin, daß die Angst unbegründet ist und daß alles nur halb so schlimm ist. Ein erster positiver Hinweis also. Ihre Tochter fällt in den Bereich des fünften Hauses, der Freund ihrer Tochter (es war noch nicht die Rede vom Zusammenwohnen oder Heiraten) ins fünfte vom fünften Haus aus gesehen, also in den Bereich des neunten Hauses. Der ehemalige Mann ihrer Tochter, mit dem die Tochter noch einen freundschaftlichen Kontakt wegen der Kinder unterhielt, fällt ins siebte vom fünften Haus aus gesehen, also ins elfte Haus des ursprünglichen Stunden­ horoskops. (Die Scheidung hatte gerade erst stattgefunden, und die Zukunft wird zeigen müssen, ob ihr Ex-Mann zu ihrem Freundeskreis gehören wird und demnach durch das elfte Haus repräsentiert wird oder ob er nur ihrem Bekanntenkreis und damit dem dritten Haus zugeordnet werden muß.) Die Signifikatoren für die Tochter sind: Mond, Merkur und Sonne als Pla­ neten in V und Saturn und eventuell Uranus als Herrscher von Wassermann an Spitze V. Die Spitze des fünften Hauses steht in den letzten Graden eines Zeichens, was immer ein Hinweis darauf ist, daß die betreffende Person, in unserem Fall die Tochter, Veränderungen zu erwarten hat. 187

Abbildung 30 Der Signifikator für ihren Freund ist Merkur und der für ihren früheren Mann die Sonne. Sonne und Merkur sind auch ihre eigenen Signifikatoren, denn sie befinden sich in ihrem Haus. Dies ist ein eindeutiger Hinweis auf ihre Bindung zu beiden Männern. Wir müssen die Tatsache, daß der aufstei­ gende Mondknoten auf demselben Grad steht wie der Mond, als eine War­ nung ansehen, da der Mond ja einer der Signifikatoren für die Tochter ist (der Mond ist Herrscher von VI für die Tochter; sie hat ihren Freund durch ihre Arbeit kennengelernt). Dies kann ein Hinweis auf eine positive schick­ salhafte Entwicklung sein, aber dennoch muß man auf der Hut sein, wenn ein Drachenkopf mit im Spiel ist. Merkur, der Signifikator für ihren Freund, hat gerade ein Quadrat zu Ura­ nus gebildet und ist im Begriff, ein Quadrat zu Jupiter exakt zu machen. Wä­ re Uranus ein vollwertiger Signifikator für die Tochter (Wassermann an Spitze I), so würde dies die jüngere Vergangenheit der beiden in ein schlech­ tes Licht rücken. Es ist schwierig, hier den richtigen Signifikator für die Tochter zu finden; sie besitzt zwar einige eindeutig uranische, aber auch stark saturnale Züge. Sie hat viele Planeten im Widder und Stier stehen (es ist bezeichnend, daß Saturn im Stundenhoroskop in I steht und Uranus im 188

Stundenhoroskop in II!). Ich beschloß, beide Herrscher in Betracht zu zie­ hen. Dadurch erhielt das abnehmende Quadrat zwischen Merkur (dem Freund) und Uranus (der Tochter) eine wichtige Bedeutung. Die Mutter er­ zählte mir auch, daß ihre Tochter der Situation etwas ratlos gegenüberstün­ de. Es ging ihr alles viel zu schnell, und so kurz nach der Scheidung von ihrem Ex-Mann fühlte sie sich der Situation nicht gewachsen. Sie war je­ doch sehr verliebt. Merkur ist im Begriff, ein Quadrat zu Jupiter zu bilden. Da das erste Haus ihres Freundes das fünfte vom fünften Haus aus gesehen ist, ist das dritte Haus des ursprünglichen Stundenhoroskops sein siebtes Haus. Darüber herrscht Jupiter. Er ist noch verheiratet, hat aber vorher schon einmal seine Frau verlassen und will sich nun endgültig scheiden lassen. Das abnehmen­ de Quadrat zwischen seinem Signifikator und Uranus und das zunehmende Quadrat zwischen seinem Signifikator und Jupiter bestätigen dies. Das Quadrat zwischen Merkur (dem Freund) und Uranus (der Tochter), das schon exakt gewesen ist, wird im Stundenhoroskop durch das (ebenfalls) abnehmende Trigon zwischen Merkur und ihrem anderen Signifikator, Sa­ turn, abgeschwächt. Dies deutet wiederum auf einen positiven Kontakt in der Vergangenheit, trotz des rückläufigen Saturn. (Die Initiative ging auch tatsächlich von ihrem Freund und nicht von ihr selbst aus.) Ein rückläufiger Signifikator kann auch ein Anzeichen für Krankheit oder ähnliches sein. Die Frau litt lange Zeit an ernsten Rücken- und Beinbeschwerden. Es ist mög­ lich, daß sich die Rückläufigkeit nicht auf die bestehende Situation, sondern auf ihre Gesundheit bezieht. In jedem Fall zeigt der rückläufige Saturn als ihr Signifikator an, daß sie dazu neigt, alles auf sich zukommen zu lassen und daß sie etwas labil ist. Der Mond wird in Zukunft noch zahlreiche Aspekte bilden. Zunächst ein Trigon zu Saturn, das eine positive Verbindung zwischen ihren beiden Sig­ nifikatoren herstellt. Dies kann bedeuten, daß sie der Situation ausgegliche­ ner und ruhiger gegenüberstehen wird (was inzwischen geschehen ist). Anschließend folgt ein Quadrat zwischen Merkur und Jupiter: ihr Freund hat die Scheidung eingereicht, um der neuen Beziehung Raum zu geben. Des weiteren bildet der Mond ein Quadrat zu Uranus und ein Quadrat zu Ju­ piter: sie geriet durch die Situation aus ihrem Gleichgewicht, wußte nicht, was sie tun sollte und konnte sich nicht entscheiden, ob sie mit ihrem Freund zusammenbleiben wollte oder nicht. Danach bildet der Mond eine Kon­ junktion zu Merkur: die Verbindung zwischen den beiden. Sie wohnen jetzt auch tatsächlich zusammen. Außerdem bildet der Mond noch eine Parallele zu Saturn, eine Gegenparallele zu Venus, eine Parallele zu Merkur, eine Konjunktion zur Sonne, eine Gegenparallele zu Pluto, eine Gegenparallele 189

zu Mars und ein Quadrat zu Neptun. Besonders der letztere Aspekt ist un­ angenehm, da er ein ziemliches Chaos in Aussicht stellt, daß die Beziehung überwinden muß. Dies muß aber nicht bedeuten, daß die Beziehung ausein­ andergeht. Allerdings können Probleme auftreten, die unbedingt gelöst wer­ den müssen, wenn beide Partner zusammenbleiben wollen. Das einzig Vor­ hersehbare bei Neptun ist, daß er auf chaotische Weise Dinge erschwert. Wenn wir uns außerdem noch das neunte vom fünften Haus aus ansehen (das erste Haus im Stundenhoroskop), das das Haus der Zeremonien für die Tochter ist, finden wir dort Pluto und einen rückläufigen Saturn - kein gün­ stiges Vorzeichen für eine offizielle Heirat. Aber da Saturn ihr Signifikator ist, ändert dies etwas an der Sachlage und eröffnet eine Möglichkeit, auch wenn wir mit einer verzögerten Entscheidung von ihrer Seite rechnen müs­ sen. Die Mutter erklärte mir, nachdem ihre Tochter mit ihrem Freund zu­ sammengezogen war, daß eine Heirat vorläufig noch nicht zur Debatte ste­ he. Wenn wir uns das neunte Haus des Freundes ansehen wollen, müssen wir das fünfte Haus des Stundenhoroskops betrachten. Dort steht auch sein Sig­ nifikator, ebenso wie der Signifikator für seine Freundin. Wir finden hier weniger Hindernisse als bei ihr. Er war dann auch tatsächlich bereit dazu, sie gleich nach seiner Scheidung zu heiraten. Die Beziehung wird also noch einiges an Höhen und Tiefen verkraften müssen. Das meiste wird von der Tochter abhängen, da Merkur als Signifi­ kator für ihren Freund im Zeichen Fische schwächer gestellt ist als Saturn, der Signifikator für die Frau, der im Zeichen Skorpion steht. Aber die Rück­ läufigkeit ihres Signifikators läßt keine schnelle innere Entwicklung erwar­ ten. Das Stundenhoroskop spiegelt das Bild einer Beziehung wider, die nicht reibungslos verlaufen wird, die aber auch nicht unbedingt auseinanderbre­ chen muß. Eine Beziehung, die einfach noch etwas reifen muß, genau das, was der Mond in Verbindung zum Mondknoten (gleicher Grad) anzeigt. Vielleicht sollte noch folgendes hinzugefügt werden: Wenn ein Aspekt erst in der Zukunft zustande kommt (wie hier Mond und Merkur), muß das nicht bedeuten, daß dazwischenliegende ungünstige Aspekte die Sache be­ einträchtigen. Es kann nämlich sehr gut sein, daß sie sich trotz der zwi­ schenzeitlichen schwierigen Aspekte weiterentwickelt (wie hier der Mond im Quadrat zu Uranus und Jupiter). Allerdings beinhalten diese Aspekte Ge­ fahren, die man berücksichtigen muß, da die Möglichkeit zu versagen eben­ falls vorhanden ist. Aber ein guter Aspekt in etwas fernerer Zukunft stellt immer eine Chance dar, und ich habe oft gesehen, daß sich solch ein Aspekt trotz kleinerer oder größerer Probleme letztendlich durchsetzen konnte. Vor allem in Beziehungen scheint ein Stundenhoroskop weniger schwarzweiß 190

zu zeichnen, da innerlich erwachsene Menschen Schwierigkeiten bewälti­ gen können, ohne das Wertvolle einer Beziehung zu gefährden.

4. LOTTERIE Eine Frage, die sich Millionen von Menschen zu bestimmten Zeiten stellt, ist: “Ich habe Lose gekauft. Werde ich den Hauptgewinn bekommen?” Es ist viel einfacher, diese Frage zu beantworten, als ein Gewinnlos zu ziehen. Wir müssen uns dazu das fünfte Haus anschauen. Dorthin gehört alles, was mit Glücksspiel, Lotterien und Spekulationen in Zusammenhang steht. Wenn der Herrscher von V günstig gestellt ist, besteht die Möglichkeit, daß wir ei­ nen Preis gewinnen. Unter “günstig gestellt” verstehen wir: in einem Eck­ haus und in einem Zeichen, in dem er sich gut entfalten kann, nicht rück­ läufig und nicht im Aspekt zu einem Übeltäter. Ein zunehmender günstiger Aspekt zum Herrscher von II oder des Herrschers von II vergrößert die Ge­ winnchancen, ebenso wie ein zunehmender günstiger Aspekt zum Herrscher

Abbildung 31 191

von VIII oder des Herrschers von VIII, da größere Summen Geld dem ach­ ten Haus zugeordnet werden. Im Stundenhoroskop (Abb. 31) sehen wir, daß der Signifikator für den Fragesteller und dessen Lose ein und derselbe Planet ist, nämlich Merkur. Dies ist an sich ein gutes Vorzeichen, aber es besteht wenig Hoffnung. Mer­ kur ist rückläufig, und dies schwächt die Position des Fragestellers und zeigt darüber hinaus an, daß das Versprechen nicht eingelöst wird. Ein großer Preis ist ausgeschlossen. Außerdem steht Merkur in einem Endhaus, was ebenfalls kein positives Zeichen ist. Der zweite Signifikator für den Fragesteller ist der Mond. Dieser bewegt sich zwar auf Merkur zu, begegnet aber zuerst der Sonne. Merkur bewegt sich zwar in Richtung Mond, der auch Herrscher von II ist, begegnet aber ebenfalls zuerst der Sonne. Manchmal stellt solch ein dritter Planet eine Hil­ fe dar (siehe die Abschnitte zur “Übertragung und Sammlung des Lichts”), aber die Rückläufigkeit des Signifikators für den Fragesteller und für die Lose (Herrscher von I und Herrscher von V) sind derartig negative Hinwei­ se, daß die Hilfe nichts nutzen wird. Der Fragesteller gewann nichts.

5. REISEN Eines Morgens rief mich eine Freundin kurz vor ihrem Urlaubsantritt an. Sie wollte zusammen mit einem Freund der Familie und ihrem Sohn ein paar Wochen in einem sonnigen Urlaubsland verbringen, wurde aber von einem unangenehmen Vorgefühl gequält. Schließlich rief sie mich an, um zu fra­ gen, ob es gut für sie sei, in Urlaub zu fahren oder ob etwas Unangenehmes in der Luft liege; sie wollte wissen, ob ihr Vorgefühl berechtigt sei. Wäre es nicht besser, die Reise zu annullieren, gleich wie teuer sie das zu stehen kommen würde? Sie wird aber trotz allem in Urlaub fahren. Dies ist sonnenklar, da Uranus als ihr Hauptsignifikator (sie ist Wassermann) und Jupiter als Co-Signifikator beide im neunten Haus stehen: das Haus des Auslands. Der Mond bildet, bevor er das Zeichen Wassermann verläßt, ein Trigon zu Mars, eine Paralle­ le zu Pluto, ein Sextil zu Neptun und eine Konjunktion zu Pluto. Mars ist der Herrscher von Skorpion, ebenso wie Pluto. Wir sehen hier, wie der Mond als Signifikator für die drei Urlauber dreimal einen verbindenden Aspekt (Tri­ gon, Parallele und Konjunktion) zu den beiden Herrschern des neunten Hau­ ses bildet. Auch dies bestätigt, daß sie den Urlaub wie geplant verbringen werden und daß er zufriedenstellend verlaufen wird.

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Abbildung 32

Der Mond hatte schon ein Trigon zu Venus gebildet (Herrscher von III) und zu Merkur (Nebenherrscher von VII), was darauf hinweist, daß die Planung schon gemacht ist. Der Mond hatte auch ein Quadrat zur Sonne gebildet, ein Anzeichen dafür, daß die Fragestellerin schon einmal mit der Frage gekämpft hatte, ob sie auch wirklich in Urlaub fahren sollte. Einer der Grün­ de, die dagegen sprachen, war, daß sie - ohne einen konkreten Anlaß - Angst davor hatte, eventuell Schwierigkeiten mit ihrem Reisegenossen zu bekom­ men. (Wenn es sich um eine Reise handelt und Merkur im zwölften Haus ei­ nes Stundenhoroskops steht oder rückläufig ist, bedeutet dies, daß der Fra­ gesteller oder die Fragestellerin die Reise nur ungern antritt. Wir finden Merkur hier in XII.) Bei der Zuordnung des Reisegenossen treten einige Probleme auf: er ist ein Freund der Familie, aber die Fragestellerin erlebt ihn eher als jemanden, mit dem sie gut reden und verreisen kann, weniger aber als einen Freund im Alltagsleben. Er ist allerdings mehr als nur ein Bekannter. Personen, die wir nur schwer zuordnen können, fallen in den Bereich des siebten Hauses. Sig-

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nitikator für den Reisegenossen sind daher Merkur, Sonne und Mond. Der Mond spielt hier also eine dreifache Rolle: er ist Signifikator für den Reise­ genossen, da er in VII steht, und Signifikator für ihr Kind, da Krebs an der Spitze von V steht. Wenn wir das Stundenhoroskop noch weiter untersuchen, können wir fest­ stellen, daß Mars auf ein Sextil zu Neptun zuläuft, also Herrscher von IX im Sextil zu einem Signifikator für die Fragestellerin (Neptun als transsaturnaler Herrscher von Fische). Neptun selbst bewegt sich auf ein Sextil zu Pluto hin, und wir finden hier zwei transsaturnale Signifikatoren, den für die Fra­ gestellerin und den für das Ausland, harmonisch miteinander verbunden. Aber selbst wenn wir diesen Aspekt nicht benutzen wollen, da er sich nicht aus den klassischen Planeten zusammensetzt, rechtfertigen allein schon die vorangegangenen positiven Aspekte den Schluß, daß die Reise stattfinden und positiv verlaufen wird. Merkur, der Signifikator für den Reisegenossen, bildet außerdem ein zu­ nehmendes Sextil zu Uranus, Signifikator für die Fragestellerin und Planet in IX, was ebenfalls auf einen harmonischen Verlauf der Reise hindeutet. Hinzu kommt, daß Mars, Herrscher von IX, im Begriff ist, ein Trigon zu Pluto zu bilden (transsaturnaler Herrscher von IX) und ein Sextil zu Neptun (Co-Signifikator für die Fragestellerin). Wenn wir Pluto als Herrscher von IX ansehen und in Betracht ziehen, daß er “void of course” läuft, können wir daraus schließen, daß die Zweifel unserer Fragestellerin unbegründet sind. Trotzdem tauchen drei unangenehme Hinweise auf, die jedoch nicht sehr bedeutsam sind. Erstens läuft der Mond durch die “Via Combusta”, was ei­ gentlich eine Deutungseinschränkung beinhaltet. Aber nach meiner Erfah­ rung weist dies nur auf etwas Veränderliches, etwas Unvorhersehbares in be­ zug auf den Gegenstand der Frage hin. Zweitens steht Saturn in Beziehung zum Mondknoten (gleicher Grad), und Saturn als klassischer Herrscher von Wassermann ist einer der Signifikatoren für diese Frau. Dies könnte eine Art Warnung sein. Drittens ist Merkur im Begriff, ein Quadrat zu Saturn zu bil­ den. Merkur ist Herrscher von IV und Nebenherrscher von VII. Als Neben­ herrscher von VII könnte er auf Streit mit dem Reisegenossen hinweisen. Aber da Merkur ein abnehmendes Sextil zu Jupiter bildet und ein zuneh­ mendes Sextil zu Uranus (beides Signifikatoren für unsere Fragestellerin), hatte ich den Eindruck, daß das Quadrat nicht auf große Unstimmigkeiten hindeutete. Also blieb Merkur nur die Rolle des Herrschers von IV. Schwie­ rigkeiten mit der Unterbringung oder mit dem Essen vielleicht? Der Urlaub verlief harmonisch, ohne daß es zu Schwierigkeiten zwischen beiden Reisegefährten kam. Nur wurde ihnen bei ihrer Ankunft auf dem Flughafen mitgeteilt, daß das ursprünglich für sie vorgesehene Hotel ausge­ 194

bucht sei und sie anderweitig untergebracht werden sollten. Aber alles war gut organisiert, und es gab keine Probleme. Bei Reisen können wir auch auf andere Weise vorgehen. Wir nehmen dann nicht eine Frage zum Ausgangspunkt, sondern ein Stundenhoroskop vom Augenblick der Abreise (oder vom geplanten Zeitpunkt der Abreise). Bei der Deutung dieses Stundenhoroskops müssen wir neben den gewöhnlichen Regeln eine Anzahl spezieller Faktoren in Betracht ziehen. Natürlich müs­ sen wir gleich zu Anfang entscheiden, ob es sich um eine kurze Reise (drit­ tes Haus) oder um eine lange Reise (neuntes Haus) handelt, ln beiden Fäl­ len spielt Merkur eine wichtige Rolle. Planeten im dritten oder im neunten Haus können einiges über die Reise aussagen. Günstige Planeten wie Venus oder Jupiter versprechen eine ange­ nehme Reise, Übeltäter hingegen deuten auf Schwierigkeiten hin. Aber wenn ein Übeltäter in einem für ihn günstigen Zeichen steht und zudem noch harmonische Aspekte bildet, kann er die Reise zu einem sehr wichti­ gen Ereignis werden lassen; er verleiht der Reise sozusagen besondere Be­ deutung - in welchem Sinne auch immer. In unserem Beispiel stand Jupiter in IX in Schütze, ein klarer Hinweis auf eine angenehme Reise. In einem Reisehoroskop gibt das erste Haus immer das Beförderungsmit­ tel an, gleich, ob es sich um unser eigenes Auto, den Bus eines Reiseunter­ nehmens, um ein Flugzeug oder um ein Fahrrad handelt. Der Zustand die­ ses Beförderungsmittels wird auch durch das erste Haus repräsentiert. Wie immer verstehen wir unter dem ersten Haus nicht nur die Planeten in I, son­ dern auch die Position seiner Herrscher. Das vierte Haus bezieht sich auf den Zeitpunkt der Abreise. Mir ist des öf­ teren aufgefallen, daß wir bei einem rückläufigen Herrscher von IV im Stun­ denhoroskop eines geplanten Abreisetermins nicht rechtzeitig losfuhren, sondern schon gleich zu Anfang mit Verzögerungen zu tun hatten. Bei ungünstigen Aspekten des Herrschers von IV kann es sogar zu einem Ab­ bruch der Reise kommen! Das siebte Haus gibt die Gebiete an, die wir durchreisen, und die Erleb­ nisse während unserer Durchreise. Übeltäter in diesem Haus weisen also auf Probleme unterwegs hin. Je nach dem Charakter des Planeten haben wir mit bestimmten Schwierigkeiten zu kämpfen: Saturn bedeutet Aufenthalt, Nep­ tun Nebel oder daß wir vom richtigen Weg abkommen, Mars kann auf Un­ fälle hinweisen, manchmal auch auf Diebstahl. Aber auch Merkur kann mit Diebstahl zu tun haben. Aspekte des Herrschers von VII zu diesem Planeten können uns ebenfalls Informationen geben. Wenn wir eine Schiffsreise ma­ chen, gibt das siebte Haus den Hafen unseres Ziels an.

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Im siebten Haus finden wir die eigentliche Bestimmung unserer Reise, das Ziel und auch die Bestimmung im übertragenen Sinn, also das “Schicksal” des Reisenden. Ein rückläufiger Herrscher von X bedeutet, daß man den Zielort nicht erreicht. Wenn der Herrscher von X jedoch ansonsten gut ge­ stellt ist, ist es sehr wahrscheinlich, daß man unterwegs seine Pläne ändert und einfach ein anderes Reiseziel auswählt oder irgendwo bleibt, wo man es schön findet, oder daß man ohne festes Reiseziel losgefahren ist. Wir müs­ sen mit dieser Regel allerdings vorsichtig umgehen. Durch den Massentou­ rismus kommt es nämlich vor, daß in manchen Jahren während der Hoch­ saison unwahrscheinlich viele Urlauber entweder ihren Bestimmungsort nicht erreichen oder auf gut Glück losziehen. Es gibt eine Konstellation, die eine ernste Warnung vor einer Reise ent­ hält. Man sollte eine Reise nicht antreten, wenn das Stundenhoroskop eine YOD-Figur oder viele Quincunxe enthält oder wenn der Mond im gleichen Grad steht wie der aufsteigende Mondknoten. Dies sind oft Reisen, die voll von Pech, Mißgeschicken und Schwierigkeiten sind. Veränderungen, die unterwegs auftreten, z.B. in bezug auf unser Reiseziel, können wir oft aus den Aspekten, die der Mond noch bilden wird, ablesen. Ein Aspekt zu Herrscher von I, Herrscher von III, ein Planet in III oder Mer­ kur zeigen oft eine bevorstehende Veränderung an. Schauen Sie sich auch das Haus an, in dem der Mond steht, und gehen Sie sechs Häuser zurück. Die Veränderungen, die stattfinden werden, stellen dieses Haus auf den Kopf. Fragen Sie nicht, warum dies so ist. Es handelt sich hier um eine die­ ser unerklärlichen Regeln, die bestens funktionieren. Z.B.: Der Mond steht in VII. Zählen wir sechs Häuser rückwärts, so finden wir das zweite Haus. In diesem Fall bringen die Veränderungen die Finanzen durcheinander. Die Planeten, zu denen der Mond einen Aspekt bildet, können Informa­ tionen über die Ursache der Veränderung oder die Art der Veränderung ge­ ben, z.B.: die Sonne hat die Tendenz, nichts zu verändern, Merkur bewirkt Veränderung durch Wettereinflüsse oder durch andere äußere Einflüsse; Ve­ nus weist auf Veränderungen durch gesellschaftliche Einflüsse hin, Mars deutet auf impulsive Veränderungen hin, Jupiter auf Veränderungen, die die Situation verbessern, Saturn auf sorgfältig geplante Veränderungen, Uranus bringt unerwartete und erzwungene Veränderungen mit sich, Neptun Verän­ derungen, die heimlich geplant waren oder intuitiv geschehen und Pluto ver­ ändert, um Konfrontationen, Unannehmlichkeiten, Krawallen und ähnli­ chem aus dem Wege zu gehen.

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6. SCHWANGERSCHAFT UND GEBURT Abbildung 33 bezieht sich auf die Frage eines Mannes. Eine Freundin von ihm und seiner Frau war in fortgeschrittenem Alter zum erstenmal schwan­ ger geworden. Obwohl die Schwangerschaft an sich ohne Komplikationen verlief, befielen den Mann manchmal dunkle Vorahnungen. Jedesmal fragte er sich wieder, ob die Geburt gutgehen würde, ob das Kind gesund sein wür­ de etc. Er wußte, daß seine Besorgnis möglicherweise überflüssig war, konnte diese aber nicht abstellen, und ihm lag nun einmal so viel an der Freundin, daß ihm ihr Wohl sehr wichtig war. Da seine Angst ebensogut unberechtig sein konnte, stellte er die Frage: "Wie wird die weitere Schwan­ gerschaft und die Geburt verlaufen, und wird das Kind gesund sein?” Da er eine Frage über eine Freundin stellte, müssen wir das elfte Haus des Stundenhoroskops als unser erstes Haus behandeln. Signifikator für die Freundin ist Merkur. Ihr Baby fallt in den Bereich des dritten Hauses, also in das fünfte Haus vom elften aus gesehen. Signifikatoren für das Baby sind Ju­ piter als Herrscher für dieses Haus und Neptun als Planet in diesem Haus.

Amsterdam 18-02-1983 21:38 G.M.T.

Abbildung 33 197

Wir sehen, daß Merkur in Wassermann steht und im Begriff ist, ein Sextil zu Jupiter zu bilden, mit anderen Worten, daß die Signifikatoren für Mutter und Kind einen harmonischen Aspekt bilden. Dies ist ein wichtiger positiver Hinweis, und zwar darauf, daß das Kind gesund sein wird und daß die Mut­ ter sich darüber freuen wird. Nach Rex Bills Ansicht fallen alle Arten von Geburt unter den Einflußbe­ reich von Pluto und Sonne. Da die Stellung Plutos in einem Zeichen eine ganze Generation betrifft, sollten wir uns besser auf die Sonne beschränken. Diese steht in den letzten Graden von Wassermann und bildet keine Haupta­ spekte mehr, bevor sie in das Zeichen Fische eintritt, mit anderen Worten: wir haben es hier mit einem Loch im Aspektverlauf der Sonne zu tun, und dies kann bedeuten: “Mach dir keine Sorgen, es wird nichts geschehen”. Einen weniger positiven Hinweis gibt Neptun im Hause des Babys und die Tatsache, daß der Signifikator des Kindes, Jupiter, genau in Konjunktion zu Uranus steht, im zweiten Haus des Stundenhoroskops. Dies ist das vierte Haus, vom elften Haus aus gesehen. Das Kind finden wir demnach zwar in einem Haus wieder, aber es handelt sich um das zwölfte Haus des Babys, und dies weist auf eine Krankenhausgehurt hin, bei der etwas Plötzliches und Unerwartetes (Uranus) geschehen wird. Daß möglicherweise etwas nicht in Ordnung ist, wird außerdem auch von Neptun im fünften Haus, vom elften aus gesehen, unterstrichen. Es kann zu Komplikationen bei der Geburt kommen, die aber nicht allzu schlimm sein werden, da die Sonne gut gestellt ist und ein zunehmendes Sextil zwischen Merkur und Jupiter vorliegt. Außerdem stehen im Haus des Fragestellers, dem ersten Haus, die Planeten Saturn und Pluto beide rückläufig. Sie spiegeln seine Angst wider, aber Sa­ turn in I und die Rückläufigkeit sind beides Hinweise darauf, daß die Angst unbegründet ist. Bevor er das Zeichen Stier verläßt, bildet der Mond eine Gegenparallele zu Saturn, eine Gegenparallele zur Sonne, ein Sextil zu Mars und ein Sextil zu Venus. Da dies keine negativen Hinweise sind, können wir folgern: das Kind wird gesund sein. Es gibt wenig Anlaß zur Besorgnis, außer daß (leich­ te) Komplikationen bei der Geburt auftreten können. Das Kind kam gesund zur Welt. Bei der Geburt hatte es allerdings tatsäch­ lich Komplikationen gegeben: Das Kind mußte mit der Saugglocke geholt werden. Interessant ist noch folgendes: Der Signifikator für den Fragesteller, der dem ersten Haus zugeordnet wird, ist Venus. Venus steht im Zeichen Fische und der Fragesteller ist ein Fisch. Der Mond steht in Stier und Spitze XI in Jungfrau. Die Freundin ist ein Stier mit dem Aszendenten Jungfrau.

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7. ERBSCHAFTEN Fragen über Erbschaften kommen - leider- häufig vor. Obwohl sie vom juri­ stischen Standpunkt aus gesehen vielleicht schwierig sind, sind sie in der Stundenastrologie sehr einfach zu deuten. Wir müssen dabei auf folgendes achten: - Es kommt zu einer Erbschaft, wenn der Herrscher des ersten Hauses (der Fragesteller) einen zunehmenden günstigen Aspekt zum Herrscher des achten Hauses (des Hauses der Erbschaften) bildet. Das gleiche gilt bei ei­ nem zunehmenden günstigen Aspekt zwischen Mond und Herrscher von VIII. - Handelt es sich um allgemeinen Familienbesitz und ist die Frage nicht speziell auf ein Familienmitglied gerichtet, so müssen wir uns das zweite, vierte und fünfte Haus ansehen. Es kann nämlich sein, daß der Fragestel­ ler eine Frage stellt im Sinne von: “Kann ich in Kürze eine Erbschaft aus der Familie erwarten?”, ohne daß er an ein bestimmtes Familienmitglied denkt. Das fünfte Haus ist das zweite vom vierten aus gesehen und bezieht sich auf den Familienbesitz. Wenn eine zunehmende günstige Verbindung zwischen den beiden Signifikatoren (Haus IV und V) besteht oder wenn sie in Rezeption oder in ihren gegenseitigen Häusern stehen oder wenn beide Signifikatoren zufällig ein und derselbe Planet sind, dann kommt es zu einer Erbschaft. - Wenn wir wissen, welches Familienmitglied möglicherweise stirbt, müs­ sen wir anstelle des vierten und fünften Hauses die Häuser in Betracht zie­ hen, in deren Bereich der Betreffende fällt. Bei Brüdern und Schwestern ist das also außer dem zweiten vom dritten Haus aus auch das dritte Haus, usw. Wir wenden ansonsten die gleichen Regeln wie oben an. - Eine Erbschaft kann auch Probleme erzeugen, z.B. wenn die Schulden größer sind als der Wert der Güter. Wenn einer der Signifikatoren einen problematischen Aspekt zu Saturn bildet, ist die Gefahr sehr groß. Sogar ein harmonischer Aspekt von Saturn scheint in der Praxis den Wert der Erbschaft zu vermindern, entweder durch Schulden oder durch Schaden an den Gütern und ähnliches. Wenn auch Neptun beteiligt ist, kann es zu Betrug und Fälschung kommen, etwa durch einen unehrlichen Rechtsan­ walt, durch verlorengegangene Dokumente (die absichtlich unterschlagen worden oder versehentlich abhanden gekommen sind) usw. Auch harmonische Neptun-Aspekte können manchmal eine Gefahr dar­ stellen ! Wenn der Herrscher des Hauses, das den Besitz des betreffenden 199

Familienmitgliedes symbolisiert, rückläufig ist, ist die Erbschaft oft ge­ ringer, als man erwartet hatte. - Eine Erbschaft ist groß, wenn einer der Signifikatoren einen positiven Aspekt zur Sonne oder zu Jupiter bildet. Das folgende Beispiel (Abbildung 34) bezieht sich auf die Frage eines Man­ nes. "Erbe ich etwas von meinem Großvater?” Wir sehen schon sofort eine Deutungseinschränkung, nämlich den Aszendenten in den ersten drei Gra­ den eines Zeichens: es ist noch zu früh, um dies zu beantworten. Wir wollen das Horoskop trotzdem vorsichtig anhand der soeben beschriebenen Regeln untersuchen. Der Großvater kann in den Bereich zweier Häuser fallen: in das erste (als das vierte vom zehnten Haus aus gesehen), oder in das siebte (als das vierte vom vierten Haus aus). Da das erste Haus immer den Fra­ gesteller repräsentiert, wähle ich in solch einem Fall das siebte Haus als Haus der Großeltern. Die Sonne als Signifikator für den Fragesteller steht im Haus der Großel­ tern. Der Großvater scheint sehr an diesem Mann zu hängen, ebenso wie auch der Fragesteller an seinem Großvater hängt. Der Fragesteller wird außerdem noch durch den Mond repräsentiert, der Großvater durch Saturn

Abbildung 34 200

als Herrscher von Wassermann, ebenso wie durch die Sonne als Planet in VII. Saturn ist außerdem Herrscher von VIII, Herrscher vom zweiten des siebten Hauses und daher Signifikator für den Besitz des Großvaters. Es werden keine zunehmenden günstigen Aspekte zwischen den Signifi­ katoren für den Fragesteller und Saturn gebildet. Der Signifikator für das zweite Haus des Fragestellers ist die Sonne, und diese gibt ebensowenig po­ sitive Hinweise. Es steht sogar ein Quadrat zwischen dem Mond (Signifika­ tor für den Fragesteller) und der Sonne (Signifikator für den Fragesteller und dessen Großvater) in Aussicht. Die Antwort auf die Frage ist also negativ, verbunden mit der Mitteilung, daß es in Hinblick auf den Aszendentengrad noch zu früh ist, um diese Fra­ ge zu stellen. Kurze Zeit später hörte der Fragesteller, daß sein Großvater noch gar kein Testament gemacht und nichts dergleichen veranlaßt hätte, so daß der Fragesteller tatsächlich zu früh gefragt hatte. Übrigens müssen wir, wenn ein Testament vorhanden ist, darauf achten, ob Merkur oder der Herrscher des Geldhauses des Familienmitglieds rück­ läufig ist. In diesem Fall würde das Testament abgeändert werden. Es hängt von den Aspekten dieser Planeten zu den Signifikatoren für den Fragesteller ab, ob diese Änderung für den Fragesteller zum Vor- oder Nachteil ausfällt.

8. ANGSTERREGENDE SITUATIONEN Manchmal werden uns Fragen über den Tod gestellt. Solche Fragen berühren das heikelste und ethisch umstrittenste Thema der Astrologie: die Frage der Todesvorhersage. Denn abgesehen von der stundenastrologischen Seite ist hierbei auch die ethische Seite zu bedenken, und dies ist ein sehr schwerwiegender Faktor. Ein Mensch hat an kaum etwas so schwer zu tra­ gen wie an einer Todesvorhersage. Es ist wichtig, zunächst einmal darüber nachzudenken, bevor wir uns der astrologischen Seite zuwenden. Es können nämlich aus den verschiedensten Gründen Fragen über den erwarteten oder möglichen Tod eines Menschen oder eines Tieres gestellt werden. Es gibt edle und weniger edle Motive für die Frage, ob jemand am Leben bleiben wird. Im schlimmsten Fall kann jemand eine solche Frage stellen, weil er ei­ nem anderen heimlich den Tod wünscht, aber die Frage kann auch ehrlicher Besorgnis entspringen. Ein Irrtum des Astrologen kann hier einen bleibenden Schaden anrichten, unabhängig davon, ob er “recht” hat oder nicht. Denn auch wenn der Be­ treffende nicht stirbt, kann die Vorhersage gefährliche psychische Prozesse auslösen. Der Fragesteller kann in der Zeit, die ihm angeblich noch mit dem 201

anderen verbleibt, versuchen, sich emotional gegen die Konfrontation des Todes abzuschirmen. Dies kann bedeuten, daß er sich gefühlsmäßig aus der Beziehung zurückzieht, da sonst der Schock für ihn zu groß werden würde. Wenn er dies jedoch tut, gerät die Beziehung in eine Sackgasse. Trifft die Vorhersage dann nicht zu, so hat sich eine Entfremdung in die Beziehung eingeschlichen, die nicht mehr rückgängig zu machen ist. Außerdem wird der Fragesteller mit Sicherheit von Angst befallen, so daß er bei jedem Seuf­ zer in Panik gerät, und auch dies trägt nicht zu einer guten Atmosphäre bei. Natürlich ist es völlig verwerflich, dem Betroffenen selbst mitzuteilen, daß er nach dem Stundenhoroskop nicht mehr lange zu leben hat. “Hoffnung läßt leben”, lautet ein bekanntes Sprichwort, und mit einem “astrologischen Todesurteil” können wir unbewußt am Tode des anderen beteiligt sein, da wir ihn dadurch seiner Hoffnung berauben und ihm die Lebenskraft neh­ men. Als Astrologen müssen wir nicht nur äußerst vorsichtig mit der Frage nach Leben und Tod umgehen, sondern dürfen eigentlich prinzipiell keinen end­ gültigen Tod Vorhersagen. Der Preis, den der Fragesteller für sein Wissen darüber bezahlt, ist einfach viel zu hoch. Ich habe deshalb lange gezweifelt, ob ich dieses Thema hier überhaupt behandeln sollte. Zwei Dinge haben schließlich den Ausschlag gegeben, es dennoch zu erwähnen. Zum einen gibt es viele Astrologen, die selbst mit der Frage über den Tod konfrontiert werden und diese anhand des Stundenhoroskops untersuchen wollen. Ich habe oft bemerkt, daß ihre Angst sie bei der Interpretation auf Abwege brachte, wodurch sich die ganze Angelegenheit nur noch verschlimmerte. Und zum anderen kommt es manchmal vor, daß Leute vor der Frage stehen, ob sie ihr krankes Haustier nicht besser töten lassen sollten. Um falsche In­ terpretationen infolge von Angst und Spannungen in solch delikaten Ange­ legenheiten zu verhindern, möchte ich auch astrologisch anhand einiger Bei­ spiele näher auf dieses Thema eingehen. Manchmal enthält ein Fragehoroskop, das nach dem Tod einer bestimm­ ten Person fragt, eine Deutungseinschränkung. Interpretieren Sie dann das Stundenhoroskop auf keinen Fall weiter! Es liefert viel zu wenig Anhalts­ punkte, um ein einigermaßen verläßliches Urteil fällen zu können. Wir wollen hierzu einige Beispiele untersuchen. Die Abbildung 35 zeigt ein Ereignis-Horoskop. Es ist das Stundenhoroskop des Augenblicks, in dem ein Ehepaar mit seiner kranken Katze das Sprechzimmer eines Tierarztes betrat. Die Katze wurde jede Woche untersucht, da sie sehr krank war. Es war noch keine Besserung eingetreten, und im Sprechzimmer erlitt die Kat­ ze einen epileptischen Anfall. Nach der Untersuchung sagte der Tierarzt, daß sich der Zustand des Tieres noch verschlimmern würde, daß es Schmer202

Wir wollen hierzu einige Beispiele untersuchen. Die Abbildung 35 zeigt ein Ereignis-Horoskop. Es ist das Stundenhoroskop des Augenblicks, in dem ein Ehepaar mit seiner kranken Katze das Sprechzimmer eines Tierarztes betrat. Die Katze wurde jede Woche untersucht, da sie sehr krank war. Es war noch keine Besserung eingetreten, und im Sprechzimmer erlitt die Kat­ ze einen epileptischen Anfall. Nach der Untersuchung sagte der Tierarzt, daß sich der Zustand des Tieres noch verschlimmern würde, daß es Schmer­ zen habe und blind sei. Außerdem sei zu erwarten, daß es immer häufiger epileptische Anfälle erleiden und langsam aber sicher sterben würde. Er riet deshalb, das Tier einzuschläfern. Das Ehepaar konnte sich nicht sogleich hierzu entschließen und wollte die Katze noch weiter beobachten. Es hoffte immer noch auf eine Besserung und war bereit, sein Möglichstes für das Tier zu tun.

Amsterdam 16-08-1982 16:52 G.M.T.

Abbildung 35 Das Stundenhoroskop zeigt folgendes: Bei einem Ereignishoroskop wird die handelnde Partei, in diesem Fall das Ehepaar, durch das erste Haus reprä203

zwar in Jungfrau im eigenen Zeichen, aber der einzige Aspekt, den er von diesem Zeichen aus in der fernen Zukunft bildet, ist ein Quadrat zu Neptun - kein günstiges Zeichen. Bevor Merkur jedoch ein Quadrat zu Neptun bil­ det, bildet er noch eine Parallele zu Pluto und eine Parallele zu Saturn. An sich könnte die Parallele zu Saturn bedeuten, daß Eigentümer und Haustier Zusammenkommen, wenn der letzte Aspekt von Merkur nicht ungünstig wä­ re, und zwar sehr ungünstig, da Neptun rückläufig ist. Der Mond steht im Krebs im eigenen Zeichen. Bevor er Krebs verläßt, bil­ det er ein Quadrat zu Pluto und eine Gegenparallele zu Neptun, was beides ungünstige Zeichen sind. Vor allem die Parallele zu Neptun kann hier ge­ fährlich sein: Neptun steht nämlich im achten Haus der Katze (das zwölfte ist das achte vom fünften aus gesehen) und hat damit einen direkten Bezug zum Leben und Tod des Tieres. Sowohl Merkur wie auch der Mond gehen demnach als letzte Aspekte ei­ ne Verbindung mit diesem Planeten ein, was sehr ungünstig ist. Hinzu kommt, daß Venus, Herrscherin vom zwölften Haus der Katze, sich auf ein Quadrat zu Jupiter, dem Herrscher vom achten Haus der Katze, hinbewegt. All diese Hinweise sind negativer Natur. Für das Tier besteht nur noch we­ nig Hoffnung. Bevor ich das Ergebnis des Stundenhoroskops vorsichtig mitteilen konn­ te, hatte das Ehepaar schon beschlossen, das Tier einschläfern zu lassen. Es starb, noch bevor die gesamte Schlafmittelüberdosis eingespritzt worden war. Das nächste Beispiel (Abbildung 36) ist wieder ein Ereignishoroskop, und zwar von dem Augenblick, in dem mich eine gute Freundin in Panik anrief. Ihr neun Jahre alter Sohn war in aller Eile ins Krankenhaus eingeliefert wor­ den und lag auf der Intensivstation. Er war von einem zu schnell fahrenden Auto angefahren worden, sieben Meter durch die Luft geflogen und auf sei­ nen Kopf gefallen. Die Frau stand Todesängste aus, daß der Junge dies nicht überleben werde oder daß das Unglück bleibende Schäden hinterlassen wür­ de. Ihr Signifikator ist der Mond, da Krebs am Aszendenten steht (die Frau ist ein Krebs!). Das Kind hat viele Signifikatoren: Venus als Herrscher des Zei­ chens Waage, in das Spitze V fällt, und außerdem Jupiter, Merkur, Sonne und Uranus im fünften Haus. Wenn wir das fünfte Haus nun als das erste Haus betrachten, sehen wir eine Pluto/Jupiter-Konjunktion am Aszendenten des Kindes. Um festzustellen, ob etwas ein schlechtes Ende nimmt, müssen wir immer die Planeten in VIII und XII, die Herrscher von VIII und XII und in gewis­ ser Hinsicht auch das vierte Haus untersuchen. Merkur ist der Herrscher des 204

achten und zwölften Hauses des Kindes und steht im ersten Haus des Kin­ des, was ein schlechtes Zeichen ist. Aber Venus als Signifikator für das Kind und Merkur werden ein Sextil bilden, ohne daß ein anderer Aspekt dazwi­ schentritt, und dies ist ein positiver Hinweis auf einen guten Ausgang. Das Gehirn steht nach Rex Bills Ansicht unter dem Einfluß von Merkur, Widder und Mond, und er fügt die Häuser I und III und die Sonne in Klam­ mem hinzu. Wir sehen den Mond in Widder im sechsten Haus des Kindes stehen, und er hat soeben eine Opposition zu Saturn gebildet, dem Herrscher des dritten Hauses des Kindes. Diese abnehmende Opposition weist auf ei­ ne schwierige Situation hin, die schon besteht: das Kind hatte sich eine schwere Gehimverletzung zugezogen. Merkur jedoch verschlimmert diese Situation nicht. Im Gegenteil, wir haben gesehen, daß dieser Planet eine po-

Abbildung 36 sitive Entwicklung anzeigte. Saturn als Herrscher von III steht jedoch in XII, ein Zeichen, daß doch etwas nicht in Ordnung ist. Die Aspekte, die der Mond noch bilden wird, sind folgende: Trigon Nep­ tun, Gegenparallele Saturn, Opposition Pluto, Opposition Jupiter und Paral­ lele Pluto. Der letzte Aspekt ist eine Parallele, und Pluto ist der transsatur205

nale Herrscher von Skorpion und dadurch Nebenherrscher vom ersten Haus des Kindes. Dadurch können wir diesen Aspekt positiv interpretieren. Es wird also noch einiges Auf und Ab geben, aber das Bild als Ganzes läßt kei­ nen schicksalhaften Ausgang erkennen. Saturn, Jupiter und Merkur stehen in der Via Combusta, was aber höchstens bedeuten kann, daß die ganze Sa­ che etwas schlimmer, aber nicht viel schlimmer ist, als das Stundenhoroskop erkennen läßt, oder daß das Ausmaß und die Dauer der Verletzung nicht so­ fort festgestellt werden konnte. Bleibender Schaden ist unwahrscheinlich: der Herrscher des sechsten Hauses des Kindes (also das zehnte Haus des Stundenhoroskops) ist Jupiter, und Jupiter bildet von dem Zeichen aus, in dem er steht, keine Hauptaspek­ te mehr. Es besteht kein allzugroßer Anlaß zur Sorge. Pluto steht aber in Ver­ bindung mit dem aufsteigenden Mondknoten (gleicher Grad), ein Zeichen, daß es sich um eine schwere Verletzung handelte. Der Unfall geschah am 9. November 1981. Am 17. November bildeten Venus und Merkur das bewußte Sextil am Himmel auf fast exakt 12° Skor­ pion. Auffällig ist, daß sich der Zustand des Kindes acht Tage nach dem Un­ glück plötzlich merklich verbesserte, so daß ein Teil der Überwachungsap­ paratur entfernt werden konnte. Das Kind wurde wieder gesund. Stundenhoroskop (Abbildung 37) betrifft die Frage einer Mutter, die selbst Astrologin ist: “Wie wird morgen die Operation meiner Tochter ver­ laufen? Wird sie sie überleben?” Sie hatte am 11. Februar 1981 eine Toch­ ter zur Welt gebracht, die von Geburt an einen Herzfehler hatte. Die Ärzte erklärten ihr, daß das Mädchen in absehbarer Zeit einer schweren Operation unterzogen werden müsse, und daß es nicht sicher sei, ob es diese überleben würde. Eine Zeitlang ging alles gut, aber im Frühling 1982 verschlechterte sich der Gesundheitszustand des Mädchens derart, daß es operiert werden mußte. Dies sollte am 11. Mai geschehen. Am Vorabend der Operation stand die Frage der Mutter plötzlich so klar vor Augen, daß sie ein Stundenhoro­ skop erstellte. Im Stundenhoroskop wird die Mutter durch Jupiter als Herrscher des Schützen repräsentiert, außerdem durch den Mond und durch Neptun. Jupi­ ter ist rückläufig: die Mutter kann selbst nichts tun und kann lediglich die Entwicklung der Dinge passiv abwarten. Neptun in ihrem ersten Haus ist ein schlechtes Vorzeichen. Es bedeutet immer, daß etwas anders gehen wird, als man denkt, und in vielen Fällen heißt dies einfach, daß etwas schieflaufen wird. Aber wir wollen erst einmal weitersehen. Ihre Tochter fällt in den Be­ reich des fünften Hauses und wird durch Venus symbolisiert, die Herrsche­ rin des Stiers ist, und durch die Sonne, die in V steht. Venus ist im Zeichen

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Abbildung 37 ter ist rückläufig: die Mutter kann selbst nichts tun und kann lediglich die Entwicklung der Dinge passiv abwarten. Neptun in ihrem ersten Haus ist ein schlechtes Vorzeichen. Es bedeutet immer, daß etwas anders gehen wird, als man denkt, und in vielen Fällen heißt dies einfach, daß etwas schieflaufen wird. Aber wir wollen erst einmal weitersehen. Ihre Tochter fällt in den Be­ reich des fünften Hauses und wird durch Venus symbolisiert, die Herrsche­ rin des Stiers ist, und durch die Sonne, die in V steht. Venus ist im Zeichen Widder nicht stark gestellt, ebensowenig wie die Sonne im Zeichen Stier, d.h., beide Signifikatoren für das Kind sind nicht stark gestellt. Das Herz des Kindes liegt astrologisch gesehen im fünften vom fünften Haus, d.h. im neunten Haus des Stundenhoroskops. Dort finden wir Saturn und Mars vor, die beiden Übeltäter, die zudem noch rückläufig sind. Auch dies ist ein schlechtes Zeichen. Vor allem ein rückläufiger Mars ist ein Pro­ blem, da dies ein schlechtes Vorzeichen für eine Operation ist. Hinzu kommt, daß er im Zeichen Waage sehr schwach gestellt ist. Am nächsten Tag, also am Tag der Operation, würde er zum Stillstand kommen, um da­ nach wieder rechtläufig zu werden. Dies ist ebenfalls ein ungünstiger Hin­ weis. Mars ist der Herrscher des zwölften Hauses des Kindes (dieses Haus 207

Wir müssen uns auch das achte Haus ansehen, und zwar das achte Haus des Kindes. Dort steht Uranus rückläufig, was eine Warnung vor plötzlichen Schwierigkeiten beinhaltet. Herrscher von VIII ist Jupiter, der ebenfalls rückläufig ist. Ein rückläufiger Planet hält sein Versprechen nach außen hin meist nicht, was in kritischen Situationen manchmal die Rettung bedeuten kann. Hier könnte ein rückläufiger Herrscher von VIII also einen Trost dar­ stellen, wenn er nicht mit einem rückläufigen Pluto zusammen im sechsten Haus des Kindes stehen würde, was alles andere als ein positiver Hinweis auf eine Besserung ist. Ganz im Gegenteil. Wir sehen, daß Saturn auf dem gleichen Grad wie der aufsteigende Mond­ knoten steht - ebenfalls eine Warnung. Saturn steht in dem Haus, das das Herz des Kindes symbolisiert, das fünfte vom fünften Haus aus. Sowohl Jupiter wie auch Mars bilden beide keine Hauptaspekte mehr und stehen sozusagen unverbunden im Horoskop. Das Wort “nichts” beschreibt ihre Bedeutung am besten. Aber dies bedeutet, daß sie auch nichts Positives ausrichten können. Ihre Rückläufigkeit verstärkt dies noch. Auch dies sind wiederum ungünstige Zeichen. Die Sonne, Co-Signifikator für das vierte Haus des Kindes, steht im ersten Haus des Kindes. Als Herrscher über das “Ende der Dinge” weist auch sie auf Schwierigkeiten hin. Vom Zeichen Stier aus bildet die Sonne zudem kei­ ne Hauptaspekte mehr. Sie bezieht sich ebenfalls auf das Herz, und die Tat­ sache, daß auch sie hier unaspektiert ist, hat eine ungünstige Bedeutung. Der Herrscher des fünften Hauses, vom fünften Haus aus gerechnet, also vom Herz des Kindes, ist Merkur. In bezug auf das Zeichen ist er sehr gün­ stig gestellt, nämlich im Zeichen Zwillinge. Aber der letzte Aspekt, den er in diesem Zeichen bilden wird, ist eine Opposition zum rückläufigen Nep­ tun, eine Tatsache, die für sich selbst spricht. Der Mond bildet nach seiner Konjunktion zu Neptun als letzten Aspekt eine Parallele zu Neptun. Eine Parallele ist eine Verbindung, aber Neptun steht nicht in direkter Beziehung zur chirurgischen Operation, so daß diese Verbindung nicht zu einem posi­ tiven Ergebnis beitragen kann. Jupiter, Neptun und Mond, die drei Signifikatoren für die Mutter, verbin­ den sich nicht in näherer Zukunft durch einen zunehmenden Aspekt mit den beiden Signifikatoren für das Kind, d.h. Venus und Sonne. Wenn wir keine Verbindung zwischen Mutter und Kind in der näheren Zukunft sehen und diesen (an sich weniger wichtigen Tatbestand) mit allen vorangegangenen Hinweisen kombinieren, können wir folgern, daß die Situation sehr proble­ matisch ist. Vielleicht stellen die rückläufigen Signifikatoren von VIII und XII die Rettung dar, aber viel Hoffnung scheint nicht zu bestehen. Eventu­ ell bewirken sie eine Verzögerung. 208

Die Operation verlief äußerst mühsam und dauerte den ganzen Tag. Am nächsten Tag sah es sehr schlecht für das Mädchen aus, aber durch eine ho­ he Dosis von Medikamenten trat eine leichte Besserung ein. Diese dauerte aber nur ein paar Tage an. Am 23. Mai starb das Kind, nachdem es zuvor schon ein paar Tage lang zwischen Leben und Tod geschwebt hatte. Die Mutter erzählte, daß eine Vergiftung oder eine Gehirnhautentzündung hin­ zugekommen war. (Beachten Sie die letzten beiden Aspekte des Mondes. Eine Konjunktion und eine Parallele zu Neptun!) Die Progressionen von Mutter und Kind hätten die Ergebnisse des Stun­ denhoroskops bestätigen können, obgleich man einen Tod niemals nur an­ hand der Progressionen vorherbestimmen kann. Siehe Abbildung 38 und 39. Die Progressionen der Mutter zum Zeitpunkt der Geburt, am 11. Februar 1981, sind: Primärprogressionen: im im in in

zum MC, exakt am 15. Juni 1981; zu , exakt am 14. November 1981; , exakt am 4. Oktober 1981; zu zur , exakt am 2. Juli 1981.

Sekundärprogressionen: im im

zum MC, exakt am 2. April 1981; exakt am 11. April 1981; zu

Transite (Orbis 1 °) in im im und im

zum AC; zu zum AC, im in ZU zu

zum

und in

zu

»

209

Wie wir wissen, erstrecken sich Primärprogressionen über einen größeren Zeitraum. Sie haben oft länger als ein Jahr Einfluß, obwohl sie sich in den Monaten vor und nach dem exakten Datum am stärksten manifestieren (am Tage des exakten Datums geschieht selten etwas!). Aber das Trigon zum MC ist ein positiver Hinweis für die Mutterschaft. Bei Progressionen müs­ sen wir allerdings immer berücksichtigen, daß die Grundlage, die im Ge­ burtshoroskop gelegt wird, auch eine Rolle spielt. Und wir sehen hier einen Mond in einem Quincunx zum MC im Geburtshoroskop. Die Möglichkei­ ten eines solchen Quincunx kommen bei einem (erneuten) progressiven Kontakt zwischen zwei Punkten (immer) wieder zum Vorschein. Mond und Pluto stehen im Geburtshoroskop dagegen im Sextil, bilden nun aber ein Quadrat. Dieses Sextil könnte das Quadrat abschwächen, aber wir müssen vorsichtig sein! Es handelt sich hier nämlich um eine sogenannte YOD-Figur: zwei Quincunxe zu einem Punkt (in diesem Fall Mond und Pluto im Quincunx zum MC), mit einem Sextil als Grundlage (hier Mond im Sextil zu Pluto). Eine solche YOD-Figur zeigt oft eine dramatische Wirkung bei progressiver Aktivierung, eine Wirkung, die große Umwälzungen im Leben

Medan, Indonesia 29-10-1951 14:24 G.M.T.

Abbildung 38 210

weise bedeuten kann, die aber meistens auch mit Spannungen und mit von außen kommenden Schwierigkeiten Hand in Hand geht. Die YOD-Figur wird zur Zeit der Geburt durch mehrere Primäraspekte aktiviert. Bei einer solchen Aktivierung geschehen oft Dinge, die wie ein “von oben verfügtes Schicksal“ aussehen. Dieses Schicksal brachte in diesem Fall ein Kind mit einem Herzfehler. Durch die Sekundärprogressionen wird die YOD-Figur, die auch durch die Primärprogressionen aktiviert wird, noch einmal verstärkt, wodurch sie be­ sonderen Nachdruck erhält. Und wenn wir uns die Transite anschauen, se­ hen wir Neptun in Opposition zum Aszendenten, was auf Schwierigkeiten hindeutet. Aber Vorsicht! Wir dürfen niemals auf der Grundlage dieser Pro­ gressionen die Schlußfolgerung ziehen, daß das Kind, das sie trägt, nicht in Ordnung ist oder sein wird! Es gibt so viele Formen, in denen sich Progres­ sionen manifestieren können, daß es nicht nur unmöglich ist, so etwas vor­ herzusagen, sondern auch gegen die Ethik verstößt. Wenn wir aber die Pro­ gressionen im nachhinein untersuchen, scheinen sie auf die Situation der Mutter zuzutreffen, die im Jahr nach der Geburt mit sehr vielen Problemen und großem Kummer konfrontiert wurde. In der Zeit, in der ihre Tochter starb, sind die Progressionen der Tochter wie folgt (23. Mai 1982): Primärprogressionen: MC im AC im AC im im im im

zu , exakt am 8. Januar 1982; zu , exakt am 21. Februar 1982; zu , exakt am 16. April 1982; zum MC, exakt am 18. November 1982; zu , exakt am 10. November 1982; zum MC, exakt am 6. März 1982.

Sekundärprogressionen: im in im

zu , exakt am 3. März 1982; zu , exakt am 15. Februar 1982; zum aufsteigenden Mondknoten, exakt am 27. April 1982.

211

Transite (Orbis 1 °) im zu in zum Der “wahre” aufsteigende Mondknoten in

zu

Wir sehen bei den Primärprogressionen eine weitere Aktivierung der YOD-Figur durch das MC im Trigon zu Pluto (die von Natur aus ein Quin­ cunx ist), aber noch stärker durch Pluto, der selbst in Opposition zum MC stand. Dies ist an sich schon ein starker Krisenaspekt, der manchmal von emotional schwierigen Situationen oder von einem Todesfall begleitet wird. Der Aszendent bildet ein Sextil zu Venus, Herrscher von V. Im Geburts­ horoskop bilden sie ein Quadrat, das bei dem jetzt gebildeten harmonischen Aspekt doch noch eine Rolle spielt. Und bei den Sekundärprogressionen ist Venus mit Neptun zusammengekommen. Die Sonne, die bei ihrer Sekun­ därprogression ein sonst sehr geschätztes Trigon zu Jupiter bildet, geht ein Quincunx zu Jupiter im Geburtshoroskop ein und behält diesen Hintergrund

Abbildung 39 212

in den Progressionen, wodurch das Trigon einen problematischen Charakter erhält. Dadurch liegen in der Zeit zwischen Geburt und Tod der Tochter ei­ nige sehr problematische Aspekte vor, vor allem die Aspekte innerhalb der YOD-Figur. Und im Hinblick auf diese Aspekte bietet das vorher bespro­ chene Stundenhoroskop natürlich wenig Hoffnung. Im Horoskop der Tochter (Abbildung 39) bilden Merkur und Mars keine Hauptaspekte mehr. Es handelt sich um eine unaspektierte Konjunktion (wenn wir nur die Aspekte innerhalb der Zeichengrenze berücksichtigen, und immer mehr Astrologen sehen die Zeichengrenze auch als Grenze für die Aspekte an). Merkur ist jedoch Herrscher von VIII und Mars Herrscher von V (das Herz!). Diese Konjunktion spielte in den Progressionen des Kindes, obgleich es so jung war, eine wichtige Rolle. Uranus im Transit bildete ein Quadrat zu Mars, und bei seinen Primärprogressionen bildete Mars eine Konjunktion zu Merkur, die am 27. Februar 1982 exakt wurde. Bei den Sekundärprogres­ sionen näherte sich Merkur in seiner Rückläufigkeit immer mehr Mars, um am 30. Juni eine exakte Konjunktion zu bilden. Diese problematischen Hin­ weise bezogen sich alle drei auf den Herrscher von VIII und den Herrscher von V des Kindes, also auf die Häuser, die mit Leben und Tod und dem Her­ zen des Kindes in Zusammenhang standen. Dies waren genau die Dinge, um die es ging. Über die Progressionen und die Transite läßt sich natürlich noch viel mehr sagen. Es geht hier aber lediglich darum aufzuzeigen, daß Progressionen und Stundenhoroskope immer wieder Übereinstimmungen aufweisen und ähnliche Informationen geben, wie ich schon an anderer Stelle beschrieben habe. Betrachten Sie einmal die YOD-Figur im Horoskop der Mutter, die ak­ tiviert wurde. Die dabei beteiligten Planeten sind Mond und Neptun in Kon­ junktion, die ein Sextil zu Pluto und ein Quincunx zum MC bilden, und Plu­ to im Quincunx zum MC. Wenn wir uns das Stundenhoroskop anschauen, sehen wir, daß dort eine YOD-Figur durch die Sonne, das MC und die Mond/Aszendent-Konjunktion gebildet wird. Der Mond wird aber von Nep­ tun und das MC von Pluto flankiert, die dadurch indirekt in die YOD-Figur mit einbezogen werden. Dies sind ausgerechnet die Planeten, die im Ge­ burtshoroskop der Mutter so eindeutig mit dem Problem in Verbindung ste­ hen.

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XII Elektionen Ein Elektionshoroskop ist ein Horoskop von einem im voraus festgelegten astrologischen Zeitpunkt, von dem wir annehmen, daß er für eine bestimm­ te Handlung oder ein Unternehmen am günstigsten ist. Wir suchen dafür in den Ephemeriden ein geeignetes Datum, an dem die Planeten “am günstig­ sten stehen”, und an diesem Tag suchen wir weiter nach einem günstigen Zeitpunkt. Bei einem solchen Elektionshoroskop können wir auf zwei ver­ schiedene Arten vorgehen. Eine Methode besteht darin, in den Ephemeriden nachzusehen und einen günstigen Zeitpunkt am gefundenen Tag zu bestim­ men. Bei der anderen Methode gehen wir von unserem Geburtshoroskop aus und nehmen dieses zum Ausgangspunkt, um ein Datum und einen Zeitpunkt zu bestimmen. Die verbreitetste Vorgehensweise ist folgende: - Wählen Sie im Geburtshoroskop das Haus aus, das in Bezug zu der Frage steht. Bei Krankheit ist dies z.B. das sechste Haus. Betrachten Sie nun die Spitze dieses Hauses als Aszendenten des Elektionshoroskops. Wir müs­ sen nun noch einen geeigneten Tag in den Ephemeriden aufsuchen. Es kann Vorkommen, daß zu dem auf diese Weise gefundenen Aszendenten ein für uns unbrauchbarer Zeitpunkt in diesem Teil des Jahres gehört. So wird es uns zum Beispiel nicht gelingen, uns um 3.37 Uhr nachts operie­ ren zu lassen, auch wenn das Elektionshoroskop dieses Zeitpunktes unse­ re Radix-Spitze als Aszendent hätte. Ein Elektionshoroskop, in dem der Aszendent einen harmonischen Aspekt zu unserem Radix-MC bildet, kann aber die gleiche Funktion erfüllen. Nach den Regeln für das Elekti­ onshoroskop erhalten wir auch ein gutes Resultat, wenn die Sonne im zehnten oder elften Haus steht oder in dem Haus, das das Gefragte reprä­ sentiert. - Wenn wir auf diese Weise den Grad des Aszendenten bestimmt haben, können wir den zugehörigen MC in der Häusertabelle aufsuchen und die Greenwichzeit für den gewählten Tag bestimmen, um die Planeten zu be­ rechnen. Man muß meistens ziemlich lange herumprobieren bevor man den geeigne­ ten Tag und den geeigneten Zeitpunkt errechnet hat. Dabei stellt sich natür­ lich die Frage, ob sich die Mühe überhaupt lohnt. 215

Viele haben Vorbehalte gegenüber der Elektions-Astrologie. Zum einen er­ fordert die Elektion, daß wir alle astrologischen Einflüsse und Systeme ken­ nen (und dies ist angesichts der großen Vielfalt in der Astrologie unmög­ lich), und daß wir diese Einflüsse untersuchen und fehlerlos bestimmen kön­ nen und außerdem auch noch ein großes Maß an Objektivität besitzen. Letzteres ist wichtiger, als wir denken mögen. Unter welchen Umständen er­ stellen wir denn eigentlich ein Elektionshoroskop? Doch wohl vor allem in Situationen, die uns Angst einflößen oder das Bedürfnis nach Sicherheit her­ vorrufen. Und dies sind für uns Situationen, an denen wir persönlich betei­ ligt sind und denen wir beim besten Willen nicht mehr objektiv gegenüber­ stehen können. Angst ist meist ein schlechter Ratgeber. Wenn wir dazu noch in Betracht ziehen, daß viele Astrologen (und nicht nur die Anfänger) auch Angst vor Planeten wie Saturn, Uranus, Neptun und Pluto haben, kann es sehr gut zu einer langwierigen Suche kommen, bevor der Tag und der Zeitpunkt gefunden werden, an denen sich diese Planeten von ihrer sanfteren Seite zeigen. Aber dann werden wahrscheinlich an an­ deren Stellen im Horoskop Probleme auftauchen, die wir durch unsere Fi­ xierung auf die sogenannten “schlechten Planeten” völlig übersehen haben und die sich trotzdem auswirken werden. Ein hundertprozentig günstiges Datum und einen ebensolchen Zeitpunkt gibt es einfach nicht. Dies bedeu­ tet aber, daß wir beim Erstellen des Elektionshoroskops Schwerpunkte set­ zen müssen. Solche Entscheidungen können von Ängsten beeinflußt wer­ den. Dies alles spricht nicht allzu sehr für die Anwendung dieser Form von Astrologie. Abbildung 40 ist ein Elektionshoroskop, das von einem Astrologen (A) er­ stellt ist, der mit einem anderen Astrologen (B) zusammen ein Unternehmen gründen wollte. Beide wollten über einen längeren Zeitraum hinweg ge­ meinsam an einem Projekt arbeiten. Der Astrologe, der das Elektionshoro­ skop erstellte, war sehr darauf aus, Jupiter (den er als großen Wohltäter an­ sah) am Deszendenten stehen zu haben. Er war der Meinung, daß dies die Zusammenarbeit begünstigen würde. Das Horoskop sollte auch möglichst viele harmonische Jupiteraspekte enthalten und Saturn, Neptun und Pluto durften keine Konfliktaspekte zum Aszendenten und zum MC bilden. Ura­ nus war ebenfalls wichtig, da es um Astrologie ging. Es kam zu einem lan­ gen Herumgesuche und Herumprobieren, bis A einen seiner Meinung nach günstigen Tag und einen geeigneten Zeitpunkt gefunden hatte. Also rief er B an, um ihm mitzuteilen, an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit er bei ihm erscheinen würde. Sie wollten genau zum vorausberechneten Zeitpunkt mit dem Besprechen ihrer geplanten Aktivitäten beginnen.

216

A stand tatsächlich zum vereinbarten Zeitpunkt vor der Haustür, und die Un­ terredung der beiden begann pünktlich. Aber kaum hatten sie damit begon­ nen, da läutete die Türglocke. B bekam unerwartet Besuch, wodurch das Ge­ spräch für einige Zeit unterbrochen wurde. Beide Astrologen setzten ihre Unterhaltung später wieder fort, es wurden einige Vereinbarungen getroffen, und... dann geschah nichts mehr. B hat nie mehr etwas von A gehört, was er bis heute noch nicht versteht.

Abbildung 40

Wir wollen uns das Elektionshoroskop einmal näher ansehen. Jupiter stand tatsächlich am Deszendenten, allerdings im Zeichen Zwillinge, in dem er nicht besonders gut gestellt ist. Außerdem nähert er sich vom sechsten Haus aus dem Deszendenten, was ebenfalls kein gutes Haus für diesen Planeten ist. Jupiter nimmt aber gleichzeitig eine markante Position in diesem Horo­ skop ein, da er Herrscher von I ist (und damit Signifikator von A, der die in­ itiative Partei war). Seine Stellung ist also der erste schwache Punkt dieses Horoskops. Da A Jupiter mit aller Gewalt am Deszendenten plazieren woll­ te, mußte er Neptun im ersten Haus in Kauf nehmen, obwohl bei Neptun in 217

I die Dinge immer anders verlaufen als geplant und die Gefahr des Entgleitens besteht. Hier haben wir also eine “unterbewußt gewählte Gefahr” vor uns, die der bewußten Wahl eines anderen Planetenstandes entspricht. Jupiter bildet tatsächlich sehr positive Aspekte, kann aber durch seine ungünstige Stellung wenig ausrichten, da er sich nicht seinem Charakter ent­ sprechend entfalten kann. Auch der Mond bildet eine Anzahl von wunderschönen Aspekten, aber ei­ nige davon sind schon exakt gewesen. Es entsteht noch ein zunehmendes Trigon zu Mars (sehr schnell) und eines zu Pluto, aber auch eine zuneh­ mende Opposition zu Saturn. Letzterer stellt aber nun gerade eine Gefahr für die Zusammenarbeit dar. Es wäre besser gewesen, früher anzufangen, bei einer größeren Zahl von zunehmenden Aspekten des Mondes; aber dann wä­ re Jupiter wiederum nicht am Deszendenten gewesen. Hier steht man vor der Entscheidung: Jupiter am Deszendenten oder mehr zunehmende Monda­ spekte? Letzteres wäre, wie ich schon sagte, besser gewesen. Der Ersteller des Elektionshoroskops übersah bei diesem Zeitpunkt offen­ bar ein paar sehr schwierige Konstellationen: Herrscher von VH, Merkur, ist nämlich im Begriff, eine zunehmende Konjunktion zu Mars zu bilden, ein deutlicher Hinweis darauf, daß es zu Uneinigkeiten kommen kann! Und anschließend würde Merkur eine Konjunktion zu Pluto eingehen, dem Herr­ scher von XII des Stundenhoroskops. Dies ist alles andere als ein ideales Vorzeichen für eine gute Zusammenarbeit. Schauen Sie sich einmal Merkur und Mond an: ihre ersten Aspekte sind jeweils eine Konjunktion und ein Trigon zu Mars. Wenn wir den anderen Astrologen, B, mit dem A Zusammenarbeiten wollte, dem siebten Haus zu­ ordnen, sehen wir, daß Mars Herrscher von B’s zehntem und elftem Haus ist. Die zunehmenden harmonischen Aspekte zwischen dem Signifikator dieses Astrologen und dem Signifikator für seine Freunde (elftes Haus) war der Anlaß, daß fast sogleich nach Beginn des Gesprächs zwischen A und B die Freunde von B zu Besuch kamen. Es war aus dem Elektionshoroskop ab­ zulesen, aber der Ersteller dieses Horoskops konnte dies nicht berücksichti­ gen. Obgleich man über dieses Horoskop noch mehr sagen könnte, hoffe ich, daß das Gesagte ausreichend veranschaulicht, daß es zahllose Faktoren gibt, die wir übersehen können, wenn wir ein Elektionshoroskop erstellen, daß wir vor Entscheidungen gestellt werden, die nicht einfach sind und daß wir durch unsere Fixierung auf einen bestimmten Faktor die großen Schwierig­ keiten an einer anderen Stelle des Horoskops übersehen können. Schon al­ lein deshalb ist das Thema “Elektionshoroskop” sehr umstritten, und des­ halb verzichten viele Astrologen auch ganz darauf. 218

Eine Frage, die wir übrigens in unserem “Eifer”, einen guten Augenblick zu bestimmen, auch leicht übersehen, ist: “Was ist eigentlich der Anfang einer Sache?” Ist es die erste Aktion oder die Planung, oder ist es vielleicht noch ein anderer Augenblick? Denn wir können zwar ein Elektionshoroskop er­ stellen, um den Beginn einer Aktion festzulegen, aber zuvor haben wir die Aktion schon ausführlich geplant. Könnte der Augenblick, in dem die Idee der Aktion geboren wird, nicht ebenso wichtig sein? Aus meiner eigenen Er­ fahrung mit Stundenhoroskopen bin ich zu dem Schluß gekommen, daß der Augenblick, in dem wir eine Idee haben oder in dem uns etwas einfallt, ein wichtiges Stundenhoroskop liefert, das sowohl für die Zeitbestimmung wie auch für die Deutung seiner Transite und Progressionen sehr geeignet ist. Das spätere Stundenhoroskop vom tatsächlichen, äußeren Beginn der Akti­ on liefert ebenfalls ein brauchbares Horoskop, aber das beste Resultat erhält man, wenn man sie beide in Betracht zieht. Und solch ein “erster” Augen­ blick, solch ein plötzlich auftauchender Gedanke läßt sich nun einmal nicht steuern. Und könnte der Augenblick, in dem wir aktiv mit einem Elektions­ horoskop beginnen, nicht schon ein äußerer Anfangspunkt sein? Als letzte kritische Randbemerkung über Elektionen möchte ich noch fol­ gendes hinzufügen. Für etwas, das wir bewußt gewählt haben, tragen wir auch die volle Verantwortung. Die Möglichkeit, daß eine Elektion Enttäu­ schungen mit sich bringt, ist groß. Es gibt nun einmal keine idealen Horo­ skope, vor allem auch deshalb nicht, weil ein Stundenhoroskop nie und nim­ mer das, was in unserem Geburtshoroskop festgelegt ist, aufheben kann. Worin diese Enttäuschung besteht, können wir (manchmal erst im nachhin­ ein) aus den Elektionen ablesen. Aber wir haben uns dann selbst dafür ent­ schieden, indem wir diesen bestimmten Augenblick gewählt haben. Bei sehr gravierenden Angelegenheiten ist dies jedoch schwerer zu ertragen, als wir vielleicht denken. Stellen Sie sich vor, daß etwas sehr Wichtiges fehlschlägt. Die Elektion erweckt auch oft Hoffnungen, selbst wenn dies aus der Illu­ sion heraus geschieht, daß sich das Leben steuern läßt. Das Leben läßt sich nicht auf diese Weise kontrollieren. Was geschehen muß, wird ohnehin ge­ schehen, wie auch immer. Die Hoffnung, die ein Elektionshoroskop er­ weckt, ist trügerisch, wenn wir auf Grund einer solchen Illusion zu der Überzeugung gelangen, daß wir bestimmte Qualitäten in uns selbst haben, die wir in Wirklichkeit gar nicht besitzen. Dann wird uns auch das beste Elektionshoroskop bei einer Bewerbung nicht erfolgreich durch die Bewer­ bungsprozedur leiten können. Wir müssen realistisch bleiben. Nach meiner Erfahrung geschehen die Dinge ohnehin in treffend “geeigneten” Augen­ blicken, die astrologisch gesehen verständlich sind. (Siehe auch Kapitel IX und X.) Wenn eine Situation positiv ist, kann eine problematische Elektion 219

oder ein anderes Stundenhoroskop sie nicht wirklich verschlechtern, son­ dern höchstens behindern. Wenn eine Situation schlecht ist, kann kein gutes Elektionshoroskop die Schwierigkeiten beseitigen und die erhoffte Verbes­ serung herbeiführen. Diejenigen, die trotzdem mit der Elektionsastrologie experimentieren wollen, können einfach die aufgeführten Regeln für Stundenhoroskope her­ anziehen. Sie gelten in gleicher Weise für die Elektionen. Achten Sie daher auf Deutungseinschränkungen und auf zunehmende harmonische Aspekte zwischen den Signifikatoren für den Fragesteller und für das Gefragte. Ach­ ten Sie auch darauf, daß der Mond so harmonisch wie möglich gestellt ist und daß die Signifikatoren für den Fragesteller und das Gefragte auf keinen Fall rückläufig sind. Einen rückläufigen Mars oder Merkur müssen wir ebenfalls vermeiden. Versuchen Sie, sowohl die Planeten in dem Haus, um das es geht, wie auch den Herrscher des Hauses möglichst konfliktfrei zu halten. Schauen Sie, ob es möglich ist, noch einen “guten” Planeten wie die Sonne oder Jupiter in das Haus, das das Gefragte symbolisiert, zu plazieren (oder im Aspekt zum Herrscher dieses Hauses). Verhindern Sie außerdem, daß Saturn, Uranus, Neptun oder der absteigende Mondknoten im ersten Haus stehen, und sorgen Sie dafür, daß keine Signifikatoren auf dem glei­ chen Grad wie der aufsteigende Mondknoten stehen. Wenn eine schnelle Aktion erwünscht ist, dürfen nicht zu viele Planeten oder Punkte in fixen Zeichen stehen, auf keinen Fall aber der Aszendent oder der Mond, da sonst eine Verzögerung eintritt (obwohl dies auch auf eine solide Entwicklung der Dinge hinweisen kann). Wenn Sie mit dem Glückspunkt arbeiten, dann sor­ gen Sie dafür, daß dieser nicht in Skorpion oder in Fische oder in das achte oder zwölfte Haus fällt. Und für diejenigen, die mit den Fixsternen arbeiten, gilt: Vermeiden Sie, daß der Aszendent, der Mond und die Signifikatoren mit der Position eines schwierigen Fixsterns zusammenfallen. Natürlich gibt es noch viel mehr Dinge, die wir den Regeln entsprechend besser vermeiden sollten. Aber die aufgeführten Voraussetzungen sind so schwierig zu erfüllen, daß ich selbst noch kein Elektionshoroskop gesehen habe, das alle diese Bedingungen erfüllt. Deshalb kann ich eigentlich nur empfehlen: “Verlassen Sie sich nicht zu sehr auf die Elektionen, denn dafür hat die Sache zu viele Haken.” Ich selbst bin übrigens sehr glücklich ohne Elektionen.

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